Die Awaren in Europa 9025607365, 9789025607364

Übersetzung: Uršula Nováková. Von Anfang des 18. Jh. an wurde den Awaren in Europa erhebliche Aufmerksamkeit gewidm

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Die Awaren in Europa
 9025607365,  9789025607364

Table of contents :
Einleitung 7
Das Schwarzmeergebiet im 6. Jh. 13
1. Das nördliche Schwarzmeergebiet vor den Awaren 15
2. Die Awaren im Schwarzmeergebiet 37
3. Awarische Invasionen in das Frankenreich und die Veränderungen der awarisch-byzantinischen Beziehungen 57
Das awarische Khaganat in Pannonien 65
4. Pannonien in der ersten Hälfte des 6. Jh. und die Ankunft der Awaren 67
5. Die awarischen Eroberungszüge bis zum Jahr 626 85
6. Die Offensive gegen die Awaren 123
7. Die Krise und der neue Aufschwung der Macht des Awarenreiches 149
8. Der Zerfall des Awarenreiches 179
Exkurs I — Awaren und Duleben in der Nestorchronik 191
Exkurs II — Die Datierung der awarisch-byzantinischen Kämpfe an der unteren Donau Ende des 6. Jh. 219
Schlußbemerkungen 223
Anmerkungen 227
Quellen und Literatur 267

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ALEXANDER AVENARIUS

DIE AWAREN IN EUROPA

A. M. H A K K E R T B. V., AMSTERDAM V E D A . VE RL AG DER S L O WA K I S CH E N AKADEMI E DER WI SS E NS CHAF T E N B R AT I S L A V A 1974

EINLEITUNG

Von Anfang des 18. Jh. an wurde den Awaren in Europa erhebliche A u fm erksam keit gewidmet, so daß m an heute eine fa st u nü bersichtliche Menge von Literatur, die einzeln en Problem en gewidmet ist, jedoch nich t eine einzige S y nth ese der a w a risch en G eschichte find en kann, wenn man die Arbeit von A. Kollautz und H. Miyakawa, G eschichte und Kultur eines völkerw anderungszeitlichen Nomadenvolkes (Die Joujan der Mongolei und die Awaren in M itteleuropa) n ich t rech n et, die e h er eine w ertvolle Synthese der aw a risc h en Kultur ist, als der a w arisc h en Geschichte. So lch ein sc h e in b a re s Paradox ist nicht zufällig: es weist ein erseits auf die w ich tige Rolle hin, die die Awaren im 6 . - 8 . Jh., in der G esch ich te Ost- und M itteleuropas spielten, indem sie durch ihr W irken h au p tsäch lich in die S c h ic k s a le des B yzan tin isch en Reiches und der umliegenden Sla w en eingriffen , a n d ererseits beweist das, daß die Aufm erksam keit, die den Awaren gewidmet wurde, relativ einseitig war. Die M öglichkeit, die in n ere G eschichte des A warischen Reiches k e n n e n ­ zulernen, zu ergän zen und dessen W irken nach au ßen umzuwerten, wurde während der letzten Jah rzeh n te erw eitert durch g ro ß a n g e leg te a rch äo lo g isch e Forschu n gen auf dem Gebiet, das die Awaren bewohnten oder zumindest beherrschten, also vor allem in Ungarn, der Slow akei und Österreich. Die Perspektiven, die die Zusamm enarbeit von A rchäologie und G esch ich tsw issen sch aft auf dem Gebiet der E rforschu n g der aw arisch en G esch ich te erö ffn et, sind jed o ch eh er erah n t und gew ünscht als in der Praxis realisiert. Wie in der G esch ich tsw issen sch aft, so befinden sich auch in der Archäologie zum geg e n w ärtig en Zeitpunkt viele grund­ sätzliche Probleme der a w arisch en G eschichte im Zustand der Diskussion und der en tgegen gesetzten, m an chm al sich gegenseitig au ssch ließen d en Theorien. Unter so lch en Umständen ist es erschw ert, wenn nicht au sge­ sch lo ssen , die Ergebnisse der einen w issen sch a ftlich en Disziplin für die an d ere auszunutzen. Der H istoriker muß sich vorläufig mit dem Ergebnis zufriedengeben, das er auf Grund sein er eigen en h istorischen Methode erlangt, und er kann dieses E rgebn is mit existierend en a r c h ä ­

ologischen Th eorien ko n fro n tie ren und auf Berührungspunkte und sich gegenseitig ergänzende E le m e n te hinw eisen, aber auch auf Ansichten, die sich w idersprechen. Die direkte Ausnutzung w ec h se lseitig er Ergeb n isse und deren Appli­ kation ist von der Lösung der th e o retis c h e n Problem e abhängig. Es geht dabei um die Abgrenzung des W irk un gsbereiches vor allem der Archäologie, die sich aus dem Rahmen der beschreibenden W issen sch aft gelöst h at und neue M öglichkeiten ih rer Anwendung sucht. Vom S ta n d ­ punkt arc h ä o lo g isc h er Forschu n gen aus k a n n m an in diesem Zusammen­ hang auf zwei Probleme hinw eisen: die M öglichkeit, die Migration neuer B evölkerungen a u ssc h ließ lich mit Hilfe arc h ä o lo g isc h er Methoden f e s t ­ zusetzen, und die M öglichkeiten, einzeln e eth nisch e und Sta m m e s e in ­ h eiten in einem g egeben en geo p olitisch en Rahmen festzu stellen. Mehr und m ehr h errsch t die Ansicht vor, daß m an im Prinzip einzelne Kultu­ ren, bzw. Typen n ich t genau abgegren zten eth n isch en Ganzen zu schreiben kann, um so weniger einzeln en Stäm m en, weil auch die Unterscheidung des nom adischen und n ich tno m ad isch en Anteils in einzelnen Kulturen relativ sch w er ist (M artin ov ka). E le m e n te rein nom adischen Ursprungs, ob in der Ausschmückung, in der V erarbeitung oder im Bestattungsritus setzen sich durch und werden w en igsten s in den h öh eren S ch ich te n der s e ß h a fte n eth nisch en Gruppe s c h n ell h eim isch (Durchdringen des B esta ttu n gsritu s). Der C harakter der m aterie lle n Kultur, bei dem man n ich t von eth n isch en Zusam m enhängen sprechen kann, weist doch nur auf den ursprünglichen geo politisch en Rahmen hin, in dem diese Kultur entstand. Dadurch ist auch die M öglichkeit gegeben, arch ä o lo g isch e E rk en n tn isse bei der Beurteilung von eth nisch en , bzw. m a c h th a b eri­ s c h e n Durchdringungen und K o n tak ten des a w arisch en N om adenreiches und des se ß h a fte n V olkes auszunutzen, und das bei gleich zeitig em E rk en n en a n d erer Umstände der k o n k re ten Situation. Ein Beispiel dafür k an n wiederum die Martinovka-Kultur sein : obwohl man sie keinem bestim m ten Volkstum zuschreiben kann, bedeutet ihr V orkomm en in der Slow akei im 7. Jh., daß sie h ie rh e r aus dem Sch w a rz m ee rg eb iet kam, was unter den gegeben en Umständen nur in Zusam m enhang mit den Awaren g esch eh en konnte, d. h. sie bew eist das Durchdringen des a w a ­ rischen E in flu sses in das gen an n te Gebiet. Obwohl Archäologie und G esch ich tsw issen sch aft noch n ich t in der Lage sind, eine gem einsam e Grundlage für die Lösung von Problem en der aw a risch en G eschichte zu erre ich en , hat jede neue a rch äo lo g isch e E ntdeckung ob nun u nm ittelbaren oder indirekten E in flu ß auf die U mbe­ w ertung oder Bestätigung ex istieren d er h istorisch er Standpunkte.

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Diese Arbeit folgt im g ro ß en und ganzen den Richtungen und T e n ­ denzen h istorisch er Forschung, die sich in der a w arisch en Problem atik sc h o n traditionell auf zwei Hauptprobleme kon zen triert: einm al auf die aw a risch -slaw isch e, zum an deren auf die aw arisch -b yzan tin isch e B ez ie­ hung. In der letzten Zeit tritt die Problem atik des aw arisch en Ursprungs und die der inneren G esch ich te des A w arischen R eiches hinzu. Was das a w arisch -slaw isch e V erh ältn is anbetrifft, so hat sich schon von Anfang des system atisch en In tere sses an den Awaren an eine Ansicht eingebürgert, die am p rägn an testen von J. P eisker ausgedrückt wurde: die Slaw en waren ein ständig unterdrücktes, Unrecht erdulden­ des Volk, Hirten, die den Awaren als Sk lav en dienten. Damit war das aw arisch -slaw isch e V erhältnis überhaupt grob ch ara k terisiert, das ohne irgendeinen n äh er bestim m enden, bzw. u nterscheidenden ch ro n o lo g i­ sch en und geo graph isch en Aspekt verstanden wurde. Gegen diesen allgem ein akzep tierten Standpunkt, der a n n ähernd bis in die d reißiger Jahre dieses Jah rh un d erts v orh errsch te, erhob sich Kritik, die die sch em atisch e Ansicht von der aw arisch -sla w isch en Bezie­ hung als einer kon stan ten und unv erän derlich en E rsch einu n g ablehnte. Diese Kritik wies hin auf die W ich tigkeit des Zugangs zur kon kreten Situation vom Standpunkt von Zeit und Raum aus (J. Mal, J. E is n e rJ. Die historisch e Forschung, die sich in diese Richtung begab, ging etwa auf zweierlei Art vor: ein e rseits wurde die U nverm eidbarkeit eines v or­ sich tig en Zugangs zu den Quellen n a chg ew iesen , die über die awarischslaw isch e Beziehung berichten, an dererseits tau ch ten V ersuche auf, die gegenseitig en a w arisch en und slaw isch en Beziehungen vielseitig zu erfa ssen (G. Labuda, B. G rafe n a u er). Man begann das aw a risch -sla w i­ sc h e V erh ältn is vor allem vom Aspekt w irtsch aftlich e r Zusam m enarbeit aus zu untersuchen (Kollautz betont die Arbeitsteilung zw ischen Awaren und S law en ; G rafenau er spricht vom doppelten Charakter des A w aren­ reiches, dessen Zentrum die Nomaden mit weitem, slaw isch en H inter­ land b ild eten ). F a ß t man die Problem atik des a w arisch -slaw isch en V erh ältn isses zusammen, kann man folgendes feststellen : der Weg, liber den wir zu einem w ah ren und unverzerrten E rfassen dieses V erh ältn isses gelangen, ist angedeutet, jedoch n ich t im mer und in jedem k on kreten Fall voll angew andt. Am deutlichsten zeigt sich das in Zusamm enhang mit dem R eich e Sam os: obwohl die M ehrzahl der F o rs c h e r th e o retisc h einen k ritisch en Zutritt zu dieser Problem atik proklam iert und auf die N ich t­ übereinstim m ungen in bestimmten E in zelheiten hinweist, wird doch in letzter Konsequenz das aw arisch -sla w isch e V erh ältn is und die Entste-

hung des R eich es Sam os so traditionell verstan den wie zu Anfang d es 20. Jh. Eine der Aufgaben dieser Arbeit ist der Versuch, die th e o re ti­ sch en Ford eru n gen n a ch einem d ifferen zierten Zutritt zu den s c h r if t ­ lichen Quellen und seine Verbindung mit den Ergeb n issen a rc h ä o lo g i­ sc h e r F o rsch u n g kon sequ en t zu applizieren. Wenn man in Zusam menhang mit der a w a risch -slaw isch en Beziehung von bestim m ten M einungskonzeptionen sprechen kann, so kon zen trierte sich auf dem Gebiet der aw arisch -b yzan tin isch en Beziehungen die bisherige A ufm erksam keit h au p tsäch lich auf einzelne Problem e h eu risti­ sch en C harakters. Es ging in der M ehrzahl um Fragen der Datierung der aw arisch -b yzan tin isch en Kriege, des Durchdringens der Awaren ins Innere der B alkan h alb in sel, der Ankunft der Serben und K roaten auf dem Balkan, die vor allem mit einer kritisc h en Analyse der zum groß en Teil strittigen sc h riftlic h e n Quellen verbunden sind. Die vorgelegte Arbeit b erührt alle diese Probleme, w eist jedoch entgegen den tra d i­ tion ellen Auffassungen au ch auf die Aufgabe der Awaren auf dem Balkan n ach dem Jahre 626 hin, h au p tsäch lich in Zusam m enhang mit der Gründung des B u lgarischen Staates. Gleichzeitig zeigt sie die Auf­ gabe, die die byzantinische Diplomatie den Awaren zusprach, und damit au ch auf den h istorischen Platz einer nom ad isch en G esellsch aft in der Nähe der h oc h en tw ic k elten byzantinischen Zivilisation. Die innere Situation des A w a ren reich es bleibt auch w eiterh in das dunkelste Problem der aw a risch en G esch ich te in Hinblick auf die a n g e­ deuteten Problem e der Zusam m enarbeit von A rchäologie und G esch ich te, von der die Lösung dieses F ra g e n k re ise s am m eisten abhängt. Damit wird in bedeutendem M aße die M öglichkeit abgegrenzt, die Dimensionen des aw arisc h en Einflu sses und W irkens in Europa real zu beurteilen, wie au ch das B esteh en einer n om adischen g esellsc h a ftlic h -ö k o n o m isc h e n Form ation inm itten s e ß h a fte r Völker und Stäm m e und in der N ach­ b a rs c h a ft Byzan tin isch en R eiches zu bew erten. Eines ist sic h e r: die Vorstellung von den Awaren als einer G esellschaft, die v ern ich tet und keine W erte sch a fft, ist ein v erein fa c h tes Bild des kom plizierten Cha­ ra k te rs n om ad isch er R eiche im allgem einen. Es ist unumstritten, d aß das 2 50 jä h rig e W irken der Awaren in Mittel- und Südosteuropa Spuren h in terließ , deren E in flu ß in der n ach fo lg en d en En tw icklu n g d ieser Gebiete n ich t zu v ern a ch lässigen sind.

Bei dieser G elegenheit m öchte ich d an kbar an alle die erinn ern, die bei der E n tstehu n g d ieser Arbeit durch ihren liebensw ürdigen Beitrag

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b eh ilflich w aren. Vor allem danke ich Doz. Dr. Peter R atkoš für sein u nerm üdliches Interesse, mit dem er das E n tste h e n der ganzen Arbeit verfolgte. Ich bin ihm für viele Diskussionen dankbar, in denen sich meine Konzeption der aw arisch en G esch ich te v erfeinerte. Dr. Bohumila Zástěrová und Doz. Dr. Ján Dekan w aren so liebenswürdig, die ganze Arbeit im Manuskript durchzulesen: ih re Ansichten und B em erkungen h alfen mir in vielem, tiefer in die strittigen Problem e einzudringen. Dr. Čilinská und Doz. Dr. Dekan danke ich auch für eine Auswahl von Photographien und für die Gewährung von Photographien für die Bildbeilage. Ebenso bin ich Doz. Dr. Bohuslav Chropovský für die w issen sc h aftlich e Redaktion des B uch es verbunden. Dr. Darina B ialeková, Dr. Zlatica Čilinská und Dr. Eudmila K raskovská bin ich für die E rlä u teru n g vieler a rc h ä o lo g isc h e r Probleme der aw a risch en Ep och e zu Dank verpflichtet.

DAS SCHWARZMEERGEBIET IM 6. JH.

1. DAS NÖRDLICHE SC H W ARZ ME ER GE BIE T VOR DEN AWAREN

M achtauftrieb und k u lturelle Blüte — das sind zwei c h a ra k te ris tisc h e Züge der E ntw icklung des byzantinischen R eiches zur Zeit der H err­ s c h a f t des Kaisers Justinian (5 2 7 — 56 5). Auf der einen Seite die weit konzipierte und zielstrebig v erw irk lich te Absicht, das universale Rö­ m isch e Reich zu ern eu ern , verbunden mit u nu n terbro ch en en Kriegen in Afrika, Italien und im Kaukasus, auf der and eren Seite der g r o ß ­ artige, w eltlich e und k ir ch lic h e Aufbau K onstantinopels und an derer b yzantinischer Städte, der seinen Höhepunkt in der E rrich tu n g der Hagia Sophia fand.1 Diese beiden Seiten der Justin ian sch en Epoche h a b e n einen gem einsam en Zug: eine unverh ältn ism äßige B elastun g des byzantinisch en Finanzsystems. Die endgültige Folge dessen war eine Fin an zkrise und eine mit ihr verbundene Krise in der Armee, die während der Regierungszeit Justinians m eh rm als e rn sth a ft die E rfü llu n g auch der w esen tlich sten Pläne des K aisers bedrohte. Es genügt, an d ie ser Stelle auf das erfo lglo se W irken des H eerfü h rers B elisarius in Italien in den Jahren 544 — 548 hinzuweisen. Belisarius wurde in den Krieg gegen den gotischen König Totila gesandt, ohne daß der Kaiser ihm Mittel zur Anwerbung einer Armee zur Verfügung geste llt hätte. Er war so gezwungen, mit seinem eigen en Geld ein Heer zu gew innen.2 Die b yzantinischen Heere, die für das Reich glänzende Siege erfo ch ten , zeich n eten sich in der ersten Hälfte des 6. Jh. n ich t durch gro ß e Zah len ­ m äß ig k eit aus. Im W andalischen Krieg z. B. käm pften nur fü n fzeh n ­ tausend Soldaten, im Kriege gegen die Goten zehntausend, usw.3 Die Krise der byzantinischen E roberu n gspolitik zeigte sich mit g rö ß e re r N ach d rü cklich keit gegen Ende der Regierung Justinians. Im Jah re 557 Kommt es zur gän zlichen Ein stellu ng k rie g e risc h e r Aktionen auf dem persisch en S c h la c h tfe ld 4 und die Armee, die in Italien käm pfte, b rauch te zur Erob eru n g des w estlich en Gebietes jen seits des Po aus den Händen d er g esch w äch ten Goten und einiger frä n k is c h e r Garnisonen ganze zehn Ja h re .5 Diese T atsach en muß man ein fac h in Zusam m enhang mit dem Stand der sta atlich en Kasse sehen (die beim Regieru n gsan tritt Justins nur mit Schulden belastet w a r) und mit dem gänzlich desolaten Zustand des H eeres.6

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Obwohl die finanzielle Krise zur Zeit Justinians die Hauptursache für den unzureichenden zah len m äßigen Stand und die B e re itsc h a ft des Heeres für die Ziele war, die ihm die m ach tp o litisch en Aspirationen des Kaisers bestim mten, war das n ich t der einzige Grund. Die H err­ sc h a ft des Kaisers Anastasios ist das beste Beispiel dafür. Es ist eine bekan nte Tatsach e, daß dieser K aiser in n ich t geringem M aße durch seine d urch dach te Ökonomie- und Steu erpolitik zur B ereic h eru n g der S taa tsk asse beitrug, w obei er sich a b er mit den b a rb a risc h e n Truppen, die A ngriffe auf die byzantinischen Provinzen auf der B alk an h alb in se l u nternahm en, n ic h t zu h elfen wußte. E r versuchte, diesen u ngünstigen Zustand n ich t durch die E rrich tu n g einer Armee zu kom pensieren, sondern w en ig sten s in unm ittelbarer Nähe Konstantinopels durch ein Festungssystem . Die Krise in der byzantinischen Armee in der ersten Hälfte des 6. Jh. ist das E rgebn is einer langw ährend en Entw icklung, die mit den R efo r­ men Diokletians und K onstantins des Großen im 4. Jh. begann. Vor allem : zur Zeit Justinians verschw and das System der ob ligato risch en Einberufung in die Armee fast g a n z ;7 die Armee wurde fast a u s s c h lie ß ­ lich auf Grund des E in tritts von Freiw illig en — ob nun von Byzantinern oder von Zugehörigen b en a c h b a rte r Stämm e — ergänzt, w as se lb stv er­ stän dlich a u ß ero rd e n tlic h e Ausgaben für den Sold erfo rd erte. Die Haupttendenz, die einen ungünstigen Ein flu ß auf den k ritisch en Stand im byzantinischen Heer ausübte, war die fo rtsch reite n d e Umwandlung von Beru fssoldaten in Soldaten, die Land b esa ß en oder Handw erker waren, die gerade im Zeitraum der H errsch aft Justinians ih ren Höhe­ punk e rre ic h te .8 So verw ischte sich der Hauptunterschied zwischen den Heeren, die in den G renzgebieten an gesied elt w aren — lim itanei — , und die von je h e r Land in ihrem Besitz hatten für die Verteidigung der Grenzen, und den com itaten ses (stra tio ta i), die einstm als ein b ew eg ­ lich e s Heer ohne V erp flich tun gen bildeten. Diese Umwandlung hatte einige u nangenehm e Folg eersch e in u n g en : die Kam pfm oral des Heeres san k,9 es m eh rten sich F ä lle von Spekulationen mit H eereseigentüm ern, die die Soldaten in Pacht erh ielten , so daß die Zivilbevölkerung in ihre Abhängigkeit geriet. Justinian verbot das V erp ach ten von Heeresbesitz, womit er die stratiotai um eines ih rer bedeutenden Privilegien beraub te.10 In den Grenzheeren war die Situation noch ungünstiger. Das ergab sich aus der fixierten Ansicht, daß diese Heere m inderw ertige Teile der Armee sein en ,11 und aus dem C harak ter und den Zielen der Justin ian sch en Politik, die vor allem auf die E roberu ng neuer Territorien a u sgerich tet

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war. Deshalb ü b errasch t die Behauptung des Prokopios nicht, daß Justinian den lim itanei ganze Ja h re lang den Sold schuldig war, auch wenn man aus der m ehr oder w en ig er u nklaren Form ulierung nicht auf eine gän zliche Liquidierung dieser Heere sc h lie ß e n kan n .12 Es ging w a h rsch ein lich um eine teilw eise Auflösung der Grenzgarnisonen, was auch Agathias bestätigt, wenn er davon spricht, daß viele Garnisonen ohne Besatzung b lieben .13 Es ist unum stritten, daß die Sp arm aßn ahm en die G renzheere am m eisten trafen : w egen der Ausgaben für B efestigu n ­ gen n ach dem Gotenkrieg griff Justinian notw endigerw eise zu Reduk­ tionen. In einem so lch en Zustand konnte dem Byzantinischen Reich die E n t­ wicklung und die gän zliche Situation nicht gleich gültig sein, die sich an der n ördlich en Grenze des R eich es h erausbildete. Das Gebiet, das an die Donau, das Sch w arze Meer, das Kaspische Meer und an den K aukasus angrenzte, das bei den an tiken Autoren Skythia Maior gen an n t wurde, war schon von a lte rs h er von B arb a ren besiedelt — von einem Konglom erat von Stäm m en und k rieg erisch en Truppen des u n tersch ied lich sten eth nisch en Ursprungs, das u nau fh örlich en V erän d e­ rungen unterlag. Sehr viel ern stere Änderungen, die im S c h w a rz m e e r­ gebiet vor sich gingen, w aren jed o ch a n d erer Natur. Die eigen tlich en W anderungsprozesse b etrafen die S ic h e rh e it der byzantinischen Grenzen n ich t so sehr. Für das Reich w ich tiger w aren Prozesse, die die M ach t­ k on stellation der Kräfte in u nm ittelbarer Nähe se in er Grenzen v erä n ­ derten. Im Grunde ging es um den Kampf zen tralisieren d er und in te g rie ­ renden Tendenzen, die auf die S c h a ffu n g von Reichen w iesen und deren Träg er immer bestim m te starke, eth n isch e oder k rieg erisc h e Gruppierungen waren, mit en tgegen gesetzten Kräften. Zeiten relativer Z entralisierung w ech selten sich ab mit Zeitspannen gä n z lich er Desinte­ gration und Macht- und Stam m eszersch lagu n g. Einem so lch en zwei­ fa c h en E ntw icklu ngstrend h a lf vom 4. Jh. an die g roß e M igrations­ bewegung, b ekan nt unter der B ezeichnung Große V ölkerw anderung, die ungewöhnlich m ächtig auch auf die Labilität der politischen V erh ä lt­ nisse in diesem Gebiet einw irkte. Vom ch ron olo gisch en Standpunkt aus w aren der erste zen tralisieren d e F a k to r in der h istorisch en Zeit im Sch w arzm ee rg eb iet die Skythen (700 v. u. Z.— 200. n. u. Z.), n ach ihnen die Goten (200 n. u. Z. — 375 n. u. Z.) und die Hunnen (bis zum Jahre 4 5 3 ).14 Nach ihnen tritt eine län ger andauernde D esintegration ein bis zur Ankunft der Awaren. Die byzantinische Politik m ußte ständig mit d ieser am bivalenten E ntw icklung in der b arb arisch en Umgebung r e c h ­ nen, und in der Zeit des Justinian um so eh er, als infolge der Gesamt-

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Situation, in der sich das Reich befand, ein adäquates diplom atisches E in g re ifen in diese V erh ältn isse oft das einzige Mittel war, mit dem sich das Reich eine gew isse S ic h e rh e it sein er Nordgrenzen e rre ic h e n konnte. In der ersten Hälfte des 6. Jh. — im U nterschied zur vorausgehenden und n a ch fo lg en d en hunnischen, bzw. a w arisch en Epoche — bietet das n örd lich e Sch w arzm ee rg eb iet ein Bild gän zlich er Macht- und S tam m es­ desintegration. Nach der Zerschlagung der Hunnen und dem Abzug der Goten gab es dort keine Kraft, die fähig gewesen w äre, die einzelnen Stäm m e in einer Form ation zu zen tralisieren , die gegen das Byzanti­ n isch e R eich als ein h eitlic h er In teressen s- und M ach tblock a u fg etreten w äre. Damit steigt die Bedeutung eines jeden einzelnen Stam m es, einer jeden n om adischen Gruppierung, die beim gegebenen Stand ihre Hal­ tung n ich t nur gegenü ber ihren N achbarn, sondern au ch gegenüber dem B yzantinischen Reich hat. Trotz der eth n isch en Spaltung und S ta m m eszersch lagu n g zeichnen sich im Sch w arzm ee rg eb iet zwei Gebiete ab, von denen jedes in seiner Art in die politische E n tw icklu n g im Grenzgebiet des B yzantinischen R eiches eingriff. Das ö stlich e Territorium , das sich an den Kaukasus a n sch lie ß t, war von Stäm m en besiedelt, die von zwei Seiten eingeengt w aren : vom B yzantinischen Reich und von Persien, und ihre Bedeutung liegt nur darin, daß sie das Zünglein an der Waage k rie g e risc h e r E rfolge wurden, indem sie aus der F e in d sch a ft ih rer N achbarn Nutzen zogen. Sonst w ar ihr Anteil an der S ch a ffu n g von Beziehungen des Byzanti­ nisch en R eich e s zu seinen n ördlich en N achbarn gering. Um so g rö ß er war die Bedeutung des w estlich en Gebietes, das sich zur Donaugrenze des B yzantinischen R eich es h inneigte und sich im Grunde von der Mün­ dung der Donau bis an den Don, bzw. bis dort au sbreitete, wo die Wohnsitze der Utiguren endeten. Unter den Völkern, die h ier siedelten, fä llt einer der bedeutendsten Plätze den Slaw en zu. Die Epoche, in der sie die röm isch en und g r ie c h i­ sch en Autoren kaum von anderen V ölkern unterschieden und sie unter einem Namen zusam m enfaßten, war vergangen. Die byzantinischen und latein isch sch reiben d en Autoren v ergegenw ärtigten sich zwar die eth n isch e sla w isch e Einheit und führten Bezeichnungen an, die allen oder zumindest dem g röß ten Teil der Slaw en gem einsam w aren (Jordanes — Venedi für alle Slaw en, Prokopios — Sporoi für Anten und S lo w en en ), h atten ab er eine k la r e re V orstellung von der Struktur und den sozialen und w irtsch aftlich e n V erh ältn issen . Nach den ü bere in stim ­ menden Angaben des Jordanes und Prokopios teilt man die Slaw en in

die zwei gro ß en Gruppen der Anten und Slow enen auf, w as in der w issen sc h aftlich en Literatur die Grundlage dazu gab, zwei Hauptzweige der Slaw en zu unterscheiden — einen w estlich en und einen ö stlich en .15 Jordanes selbst h at jed och neben dieser Gliederung eine w eitere V a­ riante, in der der Terminus Venedi eine an dere Bedeutung hat: er ist keine gem einsam e Bezeichnu ng für alle Slow enen. E r sagt, daß sich die Slaw en im allgem einen in Veneden, Slow enen und Anten u n te rte ile n ;16 die Veneden bezeichnen hier also nur den w estlich en Zweig neben den östlich en Anten und den südlichen Slow enen. Dieses zweite V erhältnis, zusammen mit dem B ericht des Prokopios ü ber die Sporen, stim mt damit überein, was die S p ra c h fo rsc h e r über die Anfänge sla w isc h er D ifferen ­ zierung sagen. Die Slaw en d ifferen zierten sich aus der ursprünglichen sp ra ch lic h en Ureinheit zunächst in zwei Gruppen: in eine w estlich e und eine östliche. Prokopios e r fa ß te in se in er N ach rich t über die Sporen diese erste Teilung, bei der die Süd- und Ostslawen eine E inheit bilden und von den w estlich en Veneden d ifferen ziert sind.17 Jordanes zeich n ete die fo rtg e s c h ritte n e re Phase der sla w isch en Aufspaltung auf, wenn er die Anten, Slow enen und auch die Veneden als selbständig anführt. Im S tre it um die Festsetzung der slaw isc h en Differenzierung im 6. Jh. hat Jordanes entscheid end e Bedeutung als Quelle. Das b e trifft vor allem die Passage, wo er die Wohnsitze beider sla w isch er Gruppen bestimmt. Die Anten, die er von allen Slaw en für die tap fersten hält, sind ansässig zw ischen den Flüssen Dnjestr und Dnjepr en tlan g des Ufers des S c h w a r ­ zen Meeres. Die Slow enen haben ihre W ohnungen im Territorium von der Stadt Noviedunum und dem lacu s Mursianus bis zum D njestr und n ach Norden bis an die W eichsel. Beide Bezeichnungen, die die w est­ liche, bzw. südliche Grenze der Ausbreitung der Slow enen bestimmen, sind strittig, vor allem lacus Mursianus, unter dem man in der Literatur entw eder den heutigen B alaton oder die Sum pfgebiete um den Zusam­ m enflu ß von Save und Donau versteh t.18 In dem Falle, daß sich unter dem lacu s Mursianus der B alaton verborgen hielte, h ätte die ä ltere Ansicht, die von der N ach rich t des Jordanes über die doppelte Gliede­ rung der Slaw en ausgeht, ihre Richtigkeit, weil in dem B egriff Slawen — falls die Anten die östliche Gruppe der Sla w en bezeichnen würden — neben den Slaw en an der unteren Donau auch die pannonischen Slaw en und die, die nördlich von Pannonien bis zur W eichsel siedelten, d. h. das übrige slaw isch e Volk, ein b eg riffen wären. Der lacu s Mursianus, diesmal als ,stagnus M ursianus’, kommt in der Getica des Jordanes noch einmal vor, und das bei der Bestimmung der w estlich en Grenze Skythiens. N ähere Orientierung bieten zwei A nhalts­

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punkte: erstens, Skythien grenzt im Westen äri Germanien an, und a u ßer des um strittenen Sees ist als Grenzpunkt der Platz angegeben, wo der ,Iste r’ en tsteh t.19 Bei den an tiken Geographen und H istorikern w ar eine Einteilung der Donau in die obere (g en a n n t Danuvius) und in die untere (gen an n t Iste r) in Gebrauch, die mit den D o naukatarakten b egann.20 Demnach könnte man die Worte „oritur I s t e r “ in dem Sinne erk lären , daß der Autor n ich t die Quellen des Flusses im Schw arzw ald im Sinne hatte, sondern die Stelle, wo die Donau einen an deren Namen erh ält. Jordanes ab er h ält diese Regel der an tiken Geographen n ich t ein. Einige Zeilen w eiter sp rich t er vom unteren Lauf des F lu sses I s t e r , der auch Donau gen an n t wird.21 Das bedeutet, daß die Bezeichnung Ister und der Name Donau für identisch geh alten werden. Skythien bedeutet für Jordanes n ich t nur einen g eo graph isch en Begriff, sondern im Falle der Goten gerade auch einen eth nisch en . Sein er Ansicht n a ch sind die Goten Skyth en auch dem Namen nach, d. h. n ach der Lage ih rer Wohnsitze in Skythien, ab er auch danach, daß ihr G e sch lech t skythisch ist, d. h. der e th n isch en Zugehörigkeit nach. Die Bew ohn er Skythiens, die Skythen, sind das Oppositum des Germanen, des Bew ohn ers G erm aniens.22 Es ist e rsich tlich , daß Jordanes die Goten für Skythen hält. Ebenso h ä lt er auch die Gepiden, die von den Goten abstamm en, für Sk yth en .25 Damit kann man sich erk lä ren , daß die Gepiden, sonst ein g erm an isch e r Stamm, als erste in das V erzeichnis der Stäm m e gerieten, die den W esten Sk yth ien s bew ohnten. Die gepidischen Wohnsitze breiteten sich in der erste n Hälfte des 6. Jh. zusam ­ m enhängend am w eitesten n a ch Westen im Flu ßgeb iet der Th eiß und in der Umgebung von Sirm ium aus, also gerad e dort, wo Jordanes — wie man annim m t — den lacu s Mursianus lo kalisierte. Danach könnte Noviedunum nur das heutige Isa k c a an der u nteren Donau sein, wo es auch zumeist gesuch t wird. Die Lokalisierung des lacus Mursianus in die Gegend des Zusammen­ flusses von Save und Donau d efiniert die Slow enen des Jord anes als südliche Gruppe der Slaw en, die en tla n g der unteren Donau siedelte. Obwohl sc h riftlic h e Quellen die Gegenwart der Slow enen auf dem linken Ufer der Donau sch on in der erste n Hälfte des 6. Jh. b ekräftigten , ist diese T atsa ch e a rc h ä o lo g isc h bisher noch n ich t bestätigt. Als älteste slaw isch e Siedlung auf dem Territorium der W alach ei wird Sä rata Monteoru b etrach tet, a b er auch diese Lokalität ist nicht eindeutig in das 6. Jh. d atiert; der g röß te Teil der F o rs c h e r legt sie erst in das n a c h ­ folgende Jah rh un d ert.24 Die K eram ik aus den ä ltesten slaw isch en Loka­ litäten wurde in Übereinstim mung mit ältere n h istorisch en Folgerungen

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für w estslaw isch, für den Prager Typ, gehalten, was sc h ein b a r die Annahme w estslaw isch e r Besiedlung des Gebietes an der unteren Donau unterstützte. Durch eingehend ere U ntersuchung gelang te man jedoch zu der Sch lu ßfolgeru n g, daß die ä lteste slaw isch e Keramik aus diesem Territorium mit dem o stslaw ischen Typ K orcak zusam m enhängt, und in Übereinstimmung damit setzt man voraus, daß die slaw isch e E x p a n ­ sion aus der Moldau kam .25 Der Zusam menhang der Gebiete der unte­ ren Donau mit den o stslaw ischen wird auch aus der n achfo lgen d en Entw icklung deutlich. In der zweiten Hälfte des 7. und im V erlauf des 8. Jh. v erbreitete sich in den Gebieten zu beiden Seiten der unteren Donau der Typ der ostslaw ischen Keram ik Luka R a jk o v e c k a ja .26 Neben der slaw ischen, se ß h a fte n Bevölkerung siedelte im S c h w a rz ­ m eerg ebiet eine Menge von Völkern und Stäm men, vor a llem n om a ­ dischen Ursprungs, die vorwiegend im V erlau f des 3. und 4. Jh. h ierh er gelang ten in Zusam m enhang mit der g roß en Bew egung der asiatisch en Nomaden, die in den byzantinischen Quellen in ih rer Gesam theit Hun­ nen genannt werden. Von diesen Stäm m en waren im V erlauf der ersten Hälfte des 6. Jh. für die E n tw icklu n g im Donaugrenzgebiet vor allem drei von Bedeutung, d eren Namen sich in den Quellen, die die V e r­ h ältnisse im S ch w arzm eergeb iet in dieser Zeitspanne b eob achteten , ständig w iederholen. Es sind Bulgaren, Utiguren und Kutriguren: in keinem einzigen zeitgenössisch en W erk sind alle drei B ezeichnungen g leichzeitig zu finden. W ährend Jordanes imm er die Bulgaren anführt, nennt Prokopios grundsätzlich die Kutriguren und Utiguren. Ähnlich ist das auch bei anderen Autoren: die lateinisch sch reib en d en Zeit­ genossen erw äh n en vorwiegend die Bulgaren, die byzantinisch en w ie ­ derum die Kutriguren und Utiguren. Es ist möglich, auch auf eine andere, nicht weniger gew ichtige Abweichung hinzuw eisen: Jordanes u nterscheidet ganz sich er die E thnizität der Hunnen und Bulgaren, Pro­ kopios h ält die Kutriguren und Utiguren für zwei h unnische Stämme. Wenn sich trotzdem in der Literatur die Überzeugung trad iert, daß B ulgaren die zusam m enfassende Bezeichnu ng für zwei verwandte Stämme, Kutriguren und Utiguren, sind, ergibt sich das daraus, daß es nötig war, die Texte der beiden berufensten Inform atoren über die V erh ältn isse in der ersten Hälfte des 6. Jh. bei ih rer K onfrontation in E in klang zu bringen und so ihren hohen doku m en tarisch en Wert zu bew ah ren .27 Beide Autoren haben in ihren Werken Passagen, die man in den h istorisch en und geo grap h isch en A rbeiten aus je n e r Epoche nicht häufig lesen kann. Diese Passagen sind Besch reibu n gen eth n o ­ g ra p h isch er und eth n isch er V erh ältn isse im S ch w arzm eergeb iet, deren

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K enntnisse sie unm ittelbar aus der Autopsie schöpfen konnten. Anhand des W erkes des Prokopios k an n man sich leich t überzeugen, w elche u ngew öhnliche Aufgabe e r unternahm . Die überm äßige A bhängigkeit von an tiken V orbildern bew irkte, daß viele der ihm zeitgenössischen Stäm m e an tike Bezeichnungen erh ie lten und viele Realien aus dem Zeitraum des 6. Jh. in k la s sis c h e r Gestalt ü berliefe rt wurden, was die fa k tisc h e Seite seines W erkes im u nvorteilh aften Sinne ken n zeich n ete. Das h istorisch e Vorgehen des Jordanes hat nicht jen e deutliche a n ti­ kisierende Tendenz; die Besch reibu n g v erm ißt jedoch die gen au ere g eo grap h isch e Bestimmung der einzelnen Stäm m e und ist obendrein seh r unvollständig. Nach der B esch reibu n g des Jord anes befinden sich die Wohnsitze der B u lgaren am Nordufer des S ch w arzen Meeres. Mit in d irekter Hilfe des Jord anes selbst kann m an die w estlich e Grenze ih re r Wohnsitze bestimmen: es ist der Dnjepr; so weit reic h e n die w estlich sten Siedlun­ gen der Anten. Im Osten wiederum führt Jordanes als b en ach b arten Stam m die Hunuguren an, die er im U nterschied zu den B ulgaren für Hunnen hält. Die Hunuguren sind eigen tlich die Onoguren a n d erer zeit­ g en össisch er Quellen, und man muß ihre Wohnsitze am Ostufer des Asowschen M eeres suchen, am w eitesten jed och bei der Meerenge von K ertsch .28 Jord an es sagt eigen tlich n ich t ausdrücklich, daß sich die Wohnsitze der Bulgaren am Ufer des Sch w arze n Meeres befinden. Das wird nur daraus deutlich, daß er sie zw ischen Akatziren, die irgendwo am w estlich en Ufer des S ch w arzen Meeres ansässig waren, und zwi­ sc h e n den Sabiren, die n a ch Prokopios am Meer unweit des F u ßes der ka u k asisch e n B erge siedelten, anführt. Dieses g roß e Territorium ist durch zwei Stäm m e ab gegrenzt: durch die Akatziren und die Sab iren ; es en tsp rich t im g ro ß en und ganzen dem Gebiet, in dem sich n ach Prokopios die Wohnsitze der Utiguren und Kutriguren ausbreiten. Prokopios widmet diesen beiden Stäm m en g roß e Aufm erksam keit. Er b e ric h te t darüber, daß die Utiguren und Kutriguren irgendwann am ö stlich en Ufer des Asowschen M eeres in gem einsam en Siedlungen wohnten, bis ihnen eines Tages eine Hirschkuh den Weg durch die M eerenge von K ertsch bis in die Länder zeigte, von denen sie bisher gar n ich ts wußten. Beide Stäm m e begeb en sich gem einsam auf das an dere Ufer und besiegten die dort lebenden Goten, die nach der N ie­ derlage abzogen und sich in T h rakien auf Grund der E rlau b nis des byzantinischen Kaisers n ied erließen . Die Kutriguren blieben in den neuen Wohnsitzen, und die Utiguren k eh rten in die ursprü n glich en zurück. Auf dem Rückw eg tra fe n sie auf die Goten, tetraxistoi genannt,

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und weil w eder sie, noch die Goten es fertigb rach ten , den Gegner zu besiegen, sch lo ssen sie ein Abkommen und Frieden. Nach der a u s­ d rü ck lich en Angabe des Prokopios spielte sich das in der Zeit ab, als sich die W estgoten in Spanien n ied e rlie ß en und die W andalen Lybien besetzten, d. h. etwa nach den Jah ren 4 2 9 — 458.29 Die Inhom ogenität und die c h ron olo gisch e U nzusam m enhängigkeit dieser Sage sind sic h tb ar; Prokopios als einziger der b yzantinischen Autoren k on kretisierte eine Fabel, die im 5 . - 7 . Jh. sehr v erb reitet w ar; bei den a nd eren Autoren a b er treten in diesem Zusam m enhang die Hunnen auf, die n ach dem Jahr 370 zum Ostufer des S ch w arzen M eeres d urchd ringen.30 Trotz der zeitlich en Angabe u nterscheid et sich auch Prokopios n ich t von der ü bereinstim m enden Version der an d eren Autoren. Die erw äh n te Datie­ rung des E reign isses mit Hilfe der W estgoten und W andalen der ersten Hälfte des 5. Jh. ist seh r v erdäch tig plaziert und erw e ck t den Eindruck ein e r Einschiebung. Der Satz, der die Zeitangabe enthält, wird im Text als frem des E lem ent empfunden, das das flüssige Erzäh len ü ber die d ra m a tisch en E reign isse der Besetzung des w estlich en S c h w a rz m e e r­ g eb ietes durch die Nomadenhorde stört. Bedeutungsvoller sind jedoch Angaben in der eig en tlich en E rzählung, die der zeitlich en Einordnung in das 5. Jh. w idersprech en . W enn Prokopios sagt, daß die Kutriguren in ihren neuen Wohnsitzen mit den Goten käm pften, die infolgedessen ih re Siedlungen v erließ en und sich mit der E rlau b nis des Kaisers auf der an deren Seite der Donau an siedelten, kann von keinen anderen Goten die Rede sein als von den W estgoten, w as bedeutet, daß Prokopios selbst das E reign is indirekt in das Jahr 375 datiert. Ebenso dort, wo von den Goten — tetraxisto i — , die sich den zurückkehrend en Utiguren en tgegen stellten , und von ih re r S tä rk e die Rede ist, mit der sich die Utiguren n ich t zu h elfe n w ußten, kann es sich nur um die Ostgoten handeln, die gerad e infolge dieser Kämpfe im Rahm en des H unnenrei­ ch es v erbleiben und dort lebten, was ern eu t die E reign isse indirekt in den Zeitraum kurz n ach dem Jah re 375 datiert. Die Stärk e und die Anzahl der Goten — tetraxistoi k o n tra stie rt in diesem Fall s c h a r f mit dem Zu­ stand, in dem Prokopios die Goten in der ersten Hälfte des 6. Jh. an traf. Die U noriginalität der Fabel, die von Prokopios in Zusam m enhang mit den Utiguren und Kutriguren g eb ra u ch t wurde, e rw e c k t ern sth a fte Zweifel am Wesen seiner Erzählung: an der ursprüngliche S ta m m esein ­ heit und an der Teilung schon n ach der Ankunft im Schw arzm eergeb iet, wovon Theorien über den zusam m enfassenden C harakter der B e z e ic h ­ nung Bulgar für zwei verwandte Stäm m e ausgehen. Die N ach richt des M enander von der g ro ß en eth n isch en Nähe beider Stäm m e, die in der

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gem einsam en Sp rache, in der übereinstim m enden Lebensw eise Ausdruck findet, ist zwar ein stich h a ltig e s Argument, jedoch ergibt sich aus ihr kein Beweis für die gem einsam e Stam m esein h eit der Kutriguren und Utiguren; sie deutet nur auf die Ausgliederung einer bestimm ten eth n isch en Gruppe im Rahm en eines gro ß en v erschied enstäm m igen K onglom erats hin, das sich unter dem B eg riff Hunnen v erbirgt.31 Die geo graph isch e Plazierung der Utiguren und Kutriguren sch ein t im Grunde vom dritten V iertel des 4. Jh. bis zum 7. Jh. konstant zu sein, als die Kutriguren zum letzten Mal erw ä h n t werden. Die Kutriguren siedelten am Ufer des S ch w arzen Meeres, auf einem Teil der K rim h alb­ insel und am w estlich en Ufer des Asowschen Meeres bis zum Flu ß Don, die Utiguren am Ostufer des Asowschen Meeres vom Don bis nach K ertsch. Die B ulgaren dagegen kommen in d em selben Zeitabschnitt in versch ied en en g eo graph isch en Gebieten vor, und das ist der Grund, warum die Ansichten über ih ren Ursprung und ihre Wohnsitze so sehr au seinandergehen. Es scheint, daß der ch ron olo gisch e Aspekt in dieser Problem atik erstran gige Bedeutung hat. Die B ulgaren tauch en zum ersten Mal in der Chronik des Anonymus unter dem Jah re 354 als Volk auf, das östlich des Sch w arzen M eeres und nördlich des Kaukasus sied elte.32 W eitere Angaben über die B ulgaren beziehen sich bis auf das 5. bis 7. Jh. und werden fast a u ssc h ließ lic h von la tein isch en Quellen geliefert. In teressan t ist der B e ric h t des Paulus Diakonus über die Kämpfe der Bulgaren mit den Langobarden irgendwo an der w estlich en B ergleh n e der K arpathen zu Anfang des 5. Jh .33 Diese N ach rich t zeigt, daß die B ulgaren n ach Mitteleuropa gelangten, kon kret in das Gebiet Pannoniens. Wann und unter w elch e n Umständen das geschah, ist n ich t bekannt. Die an n eh m b a rste E rk lä ru n g verbindet das Auftauchen der B u lgaren in Mitteleuropa mit dem hunn isch en Feldzug und der En tstehu n g des R eiches Attilas in P annonien.34 Ein Teil der B ulgaren blieb sch ein b a r auch n ach dem Zerfall des H unnenreiches dort bis zum Abzug der Langobarden und m öglich erw eise auch danach. Die B e ric h te des Paulus Diakonus sind aus an d erer Sich t a u ß e r g e ­ wöhnlich w ichtig: sie weisen darauf hin, daß zur Zeit der h u n n isch en E in fä lle nach Mittel- und Südosteuropa ein Volk, bzw. eine eth n isch e Gruppe existierte und an den Feldzügen gem einsam mit den Hunnen teilnahm , das in der h un n isch en Umgebung le ich t zu u nterscheid en war, und das die B ezeichnu ng B ulgaren erhielt. Ähnlich war das auch in der Epoche der Awaren. Die w esteurop äisch en Quellen m ach ten nicht immer einen Unterschied zwischen Hunnen und Awaren, füh rten die Bulgaren jedoch stren g als selbständ iges eth n isch es Ganzes an.35

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Nach der N iederlage und dem Zerfall des H unnenreiches am Flu ß Nedao im Jah re 454 k eh rten die Ü berreste der Hunnen in das S ch w a rz ­ m eerg ebiet zurück und mit ihnen auch einige Teile der Bulgaren. Nur so ist die Kontamination b u lg arisch er und h u n n isch er H errsch er m ög­ lich, die sich im Imennik b u lg a risch er Chane erh ie lt.36 Ein b estim m ter Teil der Bulgaren blieb jedoch in Pannonien. W eitere B eric h te b estäti­ gen nur die Existenz von zweierlei B ulgaren — der S c h w a rz m ee rb u l­ g aren und der pannonischen. Es ist nicht ganz klar, w elch e B ulgaren im Jah re 482 der K aiser Zenon g egen die W estgoten zu Hilfe rief, deren E in fä lle das R eich n ich t aus eigen er K raft ab w eh ren kon n te.37 Ebenso ist es n ich t sicher, ob die Bulgaren, die im Jah re 502 T h rakien an fielen , aus dem S c h w a rz m e e r­ g ebiet stam m en oder aus P annonien.38 Dagegen sind jedoch die Bulgaren, die sich in den Jah ren 504— 505 in die kom plizierten Ereign isse und Beziehungen der Ostgoten und des B yzantinischen R eiches einm ischten, o ffen sic h tlic h pannonische. Zu Beginn des 6. Jh. begann der H eerfü h rer Mundon, der gotischen Ursprungs war, feindlich e Aktionen gegen das Reich. Im Jahre 505 stellten sich ihm die byzantinischen Abteilungen des H eerfü h rers Sabinian entgegen, die bald darauf am Flu ß Morava g e sch la g en w urden.39 Das g eschah h au p tsäch lich durch das Verdienst des w estgo tisch en H eerfü h rers Picia, der zu der Zeit Sirm ium aus den Händen der Gepiden eroberte. Picia ü berred ete Mundon, in die Dienste des gotischen Königs Th eoderich zu treten .40 Das g le ich e E reign is b esch reib t auch Cassiodor Senator. Er erw äh n t zwar Picia nicht, b esch reib t ab er ebenso die E ro b e ­ rung Sirmiums, die er in das Jahr 504 legt. Als B esch ü tzer Sirmiums bezeich n et er — im U nterschied zu Jordanes — die B ulgaren .41 Es ist se h r w a h rsch ein lich , daß in der Zeitspanne zwischen B ulgaren und Gepiden aliierte V erh ältn isse h errsch ten , und daß sie gem einsam mit dem Byzantinischen Reich Sirmium sch ützten .42 Aus den B eric h ten des Cassiodor Comes e rfa h re n wir auch den Namen eines w eite ren goti­ sch en Häuptlings, der sich an der Erob eru n g Sirmiums beteiligte. Es handelt sich um Tolnuin, dem der Ruhm zufällt, bei der erw ä h n ten F estung „die auf der ganzen Welt s c h re c k lic h e n Bulgaren vernichtet zu h a b e n “.43 Die Bulgaren sch lo ssen sich n a c h ih rer N iederlage den Ostgoten an, denn gleich a n sch lie ß en d an das Jahr 505 käm pfen sie im Heer Mundons, das gem einsam mit den Ostgoten das Byzantinische Reich anfällt. Dieser Feldzug endete jedoch mit einem M ißerfolg.44 Ein w eite res Ereignis, bei dem au ch die B ulgaren erw äh n t werden, ist der Aufstand des Vitalian in den Jah ren 512 — 513. A usführlicher

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b e sc h re ib t ihn Johannes Malalas. Neben den Hunnen findet er in den Reihen der V erbündeten Vitalians au ch B u lgaren .45 Das ist eine der w en ig en Andeutungen über diesen Stam m in b yzantinischen Quellen aus dem 6. Jh. Die B eric h te über den Aufstand des Vitalian wurden auch von w e ite ­ ren b yzantinischen C hronikern b ew ahrt: Jo h an n es Lydos, Prokopios und Euagrios. Von ihnen b eob ach tete nur der letztere auch die Teilnehm er d es Aufstandes, die allgem ein Hunnen gen an n t w erden.46 Über die Bul­ ga ren ä u ß e rt er sich nicht. Die erh a lte n e n Ä ußerungen ü ber die E reign isse des Ja h res 530 g e h ö ­ ren von unserem Standpunkt aus zu den wichtigsten. Übereinstim m end ü berliefe rn sie der latein isch e Autor M arcellinus Comes wie au ch der byzantinische C hroniker Johannes M alalas. In diesem F a lle h aben wir zum erste n Mal die M öglichkeit, einen B e ric h t über ein und dieselbe B egeben h eit, au fg ezeich n et in beiden Sp rachen, in Lateinisch und in Griechisch, zu v ergleich en . M alalas b ezeich n et die Angreifer als Hunnen, M arcellinus dagegen erw äh n t den E in fall der Bulgaren nach Thrakien, denen sich damals ein sta rk e s Heer en tg eg en stellte.47 Den B efeh l h atte d er H eerfü h rer Mundon, der im vorangehenden Jahr in den Dienst des byzantinischen K aisers getreten war und die Aufgabe erhielt, Th rakien gegen die Angriffe b a rb a risc h e r n om adisch er Truppen zu sichern. Der latein isch e Autor Viktor von Tonenna wiederum e r fa ß te die B u l­ g a re n aus dem Sch w arzm eergeb iet, die im Jahr 560 das byzantinische Territorium an fielen .48 W ich tiger ist die syrisch e Quelle Z ach arias Rhetor, der seine Chronik um das Jah r 555 sch rieb. Der B e ric h t über die B ulgaren ist o ffen sic h tlich an die erste Hälfte des 6. Jh. gebunden. Ihre W ohnsitze befinden sich zwischen den S a b iren und Kutriguren, also im Grunde genom m en dort, wo n ach Prokopios die Utiguren s ie d e l­ ten.49 In tere ssan t ist die Angabe über die Onoguren; ihre Wohnsitze muß man im K aukasus suchen, w orüber auch Agathias K enntnis bewahrt, d er die Existenz einer Festung Onoguris am Flu ß Fasis als E rinneru ng an deren län gst v ergangene Kämpfe mit den K olchen v erzeichn ete.50 Chronologisch die letzte Gruppe von N a ch rich ten über die Bulgaren, die in Beziehung steh t zur gelösten Problem atik, b e trifft das Reich des Kubrat in der ersten Hälfte des 7. Jh. und das E n tstehen des ersten b ulgarisch en S ta ates im Jah re 680. Im Gegensatz zu Jordanes w erden als Bulgaren die Onogunduren, d. h. Onoguren der übrigen Quellen, an gefü hrt. Kubrat, der Gründer Großbulgariens, nennt sich H errsch er der Onogunduren — der B ulgaren und Kotragen (K utrigu­ ren J. Ähnlich werden auch die B ulgaren Asparuchs, die n ach dem Z er­

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fa ll von Kubrats B ulgarien an die untere Donau kamen, als BulgarenOnogunduren b ez eich n et.51 Es ist also e rsich tlich , daß im V erlau f des 4 . - 7 . Jh. das Appellativum Bulgar eine bestim m te En tw icklu n g durchlief, daß sich Bedeutung und B e g riff in versch ieden en zeitlich en Abschnitten bei v ersch ied en en Autoren verän derten und ü bertrugen. Im Grunde en tw ick elte es sich von einem einm aligen B eg riff zu ein e r w eiter gültigen B enennung. Bei latein isch en Autoren, die mit dem z ah len m äßig groß en b u lg a risch en Volk in Zusam menhang mit den H unneneinfällen zusam m entrafen, wird d ieser B eg riff zu einer zu sam m enfassenden Bezeichnung einer b estim m ­ ten eth n isch en Gruppe; byzantinische und östlich e Autoren, die im Sch w a rzm ee rg eb iet eine k le in ere Gruppe von B ulgaren e rfa ß te n , id en ­ tifizieren diese mit den Utiguren. Das ergibt sich n ich t nur aus Z a c h a ­ rias Rhetor, sondern h au p tsäch lich aus sp äteren B eric h ten aus dem 7. und n achfo lgen d en Jh. Wenn sich Kubrat H errsch er der Kotragen (K utrigu ren ) und Onoguren — B ulgaren nennt, m ußte er notw en diger­ weise auch Häuptling so lch ein es Stam m es sein, der ursprünglich als Bulgar b ezeich n et ist. Onoguren sind an fän g lich n ich t als Bulgaren b etra c h te t worden. Der Stamm, der in diesem Zusam m enhang in Frage kommt, sind die Utiguren, deren Wohnsitze zw ischen den Kutriguren und Onoguren belegt sind.52 Der Autor ließ den Onoguren, die erst w ährend des Prozesses der S ch a ffu n g des R eiches Kubrats mit den Utiguren in eine zen tra lisierte Stam m esgruppierung zu v ersch m elzen begannen, ihre v orausgehende Stam m esbezeichnung, so wie er sie auch den Kutriguren ließ. Hinter dem zusam m engesetzten Namen O noguren-Bulgaren v e rb e r­ gen sich eigen tlich zwei u rsprüngliche Stam m esbestan dteile, Onogur und Utigur (B u lg a r). Zur gegeben en Problem atik muß noch eine E rk läru n g hinzugeführt werden, warum Jordanes die Onoguren, obwohl sie s c h e in b a r des g le i­ c h e n eth nisch en Ursprungs sind wie die Utiguren und Kutriguren, nicht fü r Bulgaren hält, sondern für Hunnen, und warum er sie n ich t auch nach dem Usus der w estlich en Quellen unter diesem Term inus zusam ­ m en faß t. Die Unterscheidung und B enennung einer bestim m ten Gruppe als B ulgaren wurde den latein isch sch reiben d en Autoren dank den hun n isch en Feldzügen nach Mitteleuropa erm öglicht, während d e rje n i­ g en sie mit diesem Volk g rü n dlich er bekan nt wurden. An diesen F eld ­ zügen nahm en nur Utiguren und Kutriguren, bzw. an dere b ulgarische Stäm m e und Horden teil. Onoguren w aren zu der Zeit noch nicht im Schw arzm eergeb iet. Sie kam en erst mit der zweiten hunn isch en Welle dorthin und gem einsam mit ihnen die Oguren und Saraguren, verwandte

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Stämme, die von den Sab iren aus ih ren W ohnungen in Asien v ertrieben worden w aren, in deren Wohnsitze sich wiederum die Awaren drängten. Um das Jahr 463 ersch ien en die Onoguren am byzantinischen Hof, wo sie wohlwollend aufgenomm en, b esch en k t und mit der Bew ach un g der k a u k asisch e n Grenzen b etraut wurden.53 Die Identifizierung der Bulgaren (n ach byzantinisch er Auffassung) mit den Utiguren in der ersten Hälfte des 6. Jh. ergab sich aus eth n o g ra p h i­ sch en Beziehungen und Sied lu n gsverh ätnissen im Sch w arzm eergeb iet, die für m ehr oder w eniger beständig g eh alten werden. Gleichzeitig s c h a fft die Existenz der Bulgaren au sserh alb des Rahm ens des S c h w a rz m e e r­ gebietes den sc h ein b a ren W iderspruch ab, der sich in dem d iam etral u nterschied lichen V erh ältn is von Utiguren und B ulgaren zum Byzanti­ nisch en Reich ausdrückte, wie es zeitgenössische Quellen ü berliefern. Die Kutriguren werden in den b yzantinischen Quellen als einer der größ ten Feinde des R eiches vorgestellt, die — obwohl sie von Byzanz Geschenke an n eh m en — ständig dessen Territorium an greifen . Diese allgem eine Bew ertung des Prokopios, abgegeb en im Zusamm enhang mit dem k on kreten E in fa ll des Zabergan, findet ebenso allgem eine B estä ti­ gung in den N a ch rich ten la tein isc h er Autoren über die ständigen Angriffe der Bulgaren .54 Die Utiguren können dagegen auf Grund dessen, was wir über sie aus dem W erk des Prokopios wissen, n ich t für solche, für das Byzantinische Reich g e fä h rlic h e Nomaden geh alten werden, wie sich die Bulgaren erwiesen. Von den Utiguren sprich t man in der Häflte des 6. Jh. wie von b esten traditionellen V erbündeten des Byzantinischen Reiches, die an den E in fällen der Kutriguren n ich t te il­ nehm en. Es scheint, daß dieser W iderspruch durch die U nterscheidung zwischen pannonischen Bulgaren und Sch w arz m ee rb u lg aren (U tigu ren ) e rk lä rt w erden kann, vor allem damit, daß la tein isch e Autoren die Benennung B ulgar im w eiteren ü berstäm m lich en Sinn g eb ra u ch t haben, indessen byzantinische und östlich e Autoren diese Bezeichnung jed och nur für einen Stam m g eb rau ch ten . B ulgaren haben bei diesen zwei Gruppen von Autoren qualitativ einen ganz v ersch ied en en Sinn. Abgesehen davon, zeigt die K onfrontation dieser Worte des Prokopios, die nicht als rein e F eststellu n g eines F a k tes an gefü hrt wurden, sondern zur reproduzierten Rede des byzantinisch en Gesandten gehören, der die Utiguren zum Kampf gegen die Kutriguren gewinnen wollte, mit den übrigen Angaben und der Gesamtsituation im Sch w arzm ee rg eb iet am besten, inwieweit so lch e V erabsolutierun gen einseitig sind. M arcellinu s selbst erw äh n t einen u tigurischen E in fall nach Byzanz durch den k a u ­ kasisc h en Gebirgspaß,55 und im gleich en Satz, in dem Prokopios über

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die F reu n d sch aft der LJtiguren zum B yzantinischen Reich spricht, m erkt er an, daß die Utiguren schon vorher vom Reich viele „ G e sc h en k e“ e rh a lte n hätten. Der C harak ter dieser G eschenke ist im 6. Jh. nicht eindeutig: es ist möglich, daß es auch im gegeben en Fall um Lösegeld ging, mit dem das Reich sich gegen Angriffe schützte. A ndererseits auch die „ tra d itio n ellen “ Feinde des R eich es kann man sich n ich t nur in einem gänzlich negativ istisch en V erh ältn is zum Reich vorstellen. Die Anten, Slowenen, B ulgaren und Hunnen nahm en m an chm al trotz ih rer unau fh örlichen Invasionen in das R eich gem einsam mit diesem als Teil des byzantinischen Heeres an E rob eru n gskriegen teil.50

Die Gefahr b a rb a risc h e r Angriffe auf die byzantinischen Provinzen auf dem Balkan kam im V erlauf des 5. Jh. vor allem aus Pannonien, bzw. von der B alk an h alb in se l selbst. Die Hunnen und n a ch ihnen die Ost­ goten w aren in diesem Zeitraum die Kraft, mit der die byzantinische Regierung in Zusammenhang mit der S ic h erh eit ih rer n örd lich en G ren­ zen am m eisten rech n en m ußte. Der Abzug der Ostgoten im Jah re 492 v erm erkt hier einen Grenzstein, mit dem an gefan gen die Bedeutung der pontischen Stäm m e und der k rieg erisc h en nom adischen Horden in den E reign issen an der unteren Donau je w eiter desto m ehr zunimmt.57 Gegen Ende des 5. und Anfang des 6. Jh. war das Verteidigungssystem der Donaugrenze in absolut desolatem Zustand. Das b etrifft sowohl das Befestigungssystem , als auch die Organisation der Heere, die die Auf­ gabe hatten, es zu schützen. Wenn sich im Jahre 493 den d u rch d rin ­ genden „ S k y th e n “ noch der H eerfü hrer T hrakiens, Julian, en tg eg en ­ stellte, der in diesem Kampf fiel, so mußte beim n achfo lgen d en E in fall der m agister militiae Illyriens den Schutz der th ra k isc h en Provinzen übernehm en, bis es s c h lie ß lic h im Jah re 502 niem anden m ehr gab, der sich den eindringenden B ulgaren in den Weg g estellt h ätte.58 Kaiser Anastasios, obwohl er mit bedeutenden Mitteln disponierte, w ar m achtlos, diese A ngriffe zu verhindern. Das ergibt sich vor allem aus der absoluten Gleichgültigkeit, die er beim selbständ igen Schutz der Donaugrenze — äh n lich wie sp äter Justinian — an den Tag legte. Den Schutz vertraute er fast a u ssc h lie ß lich den verbündeten H eeren an, die vor allem aus Goten, ab er au ch aus Hunnen und B ulgaren b e sta n ­ den. U nreguläre Zahlung, an der h au p tsä ch lich die Provinzverwaltung die Schuld trug, war eine der Ursachen der Meuterei dieser Heere unter der Führung des Vitalian. Die Liquidierung des g e fä h rlic h e n Aufstandes,

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in den a u ch die Nomaden jen se its der Donau, im Sch w arzm eergeb iet, einbezogen w aren, dauerte drei Jah re.59 Auch das trug zur bedeutenden S ch w ä ch u n g des Grenzbefestigungssystem s bei. Der Aufstand zeigte vor allem, daß auch die zweite V o rsich tsm aß n ah m e des Anastasios, die durch den Mangel einer reg u lä re n Armee — lim itanei — an der Donau diktiert wurde, trotz ih rer Kostspieligkeit w en ig w irksam war. Die Lange Mauer, die Anastasios in den Jah ren 507— 512 zum Schutz K on stanti­ nopels und se in er Umgebung e rric h tete, und die sich von Selym bria bis n ach Drekos in einer Länge von 420 Stad ien zog, bew ahrte das Reich nicht vor den Invasionen der Slaw en und Bulgaren, gegen die die Lange Mauer g e ric h te t war.60 Die w id ersp rü ch lich e Situation, die sich zur Zeit des Anastasios durch eine v erh ä ltn ism äß ig e innere Stab ilität des R eiches auf der einen Seite und einen Krisenzustand im Grenzgebiet des Balkan auf der an deren Seite äu ß erte, blieb im Grunde auch in der erste n Hälfte des 6. Jh. erh alten , auch wenn zur Regierungszeit des Justinian die Krise in bedeutendem M aße au ch die übrigen L eb en sb ereich e des B yzantini­ sch en R eiches zeichnete. Kurz n ach dem R eg ieru n gsan tritt Justins fielen die Anten das Reich an, wurden jedoch durch das V erdienst des neuen Häuptlings Thrakiens, Hermann, g esch la g en .61 Über die w eitere Tätig keit H erm anns existieren keine B e ric h te ; im Jah re 529 tau ch te in dieser Rolle Mundon auf, der ehem alige Feind der byzantinischen M acht auf dem B alkan .62 Sch on im n ach fo lgen d en Jah r käm pfte er an der Spitze eines sta rk en ständigen Heeres gegen die Bulgaren. In diesen Zeitraum geh ört w a h rsc h ein lic h auch die großzügige b aulich e Ern eu eru n g der Grenzbefestigung en tlan g der ganzen Länge der Donaugrenze, mit der Justinian zum bew ährten, kom binierten Schutz der Grenzen durch ein System von Befestigun gen und Garnisonen, die die einzelnen Festu n gen b ew achten, zu rü ck k e h rte.63 Es war in den ersten Jah ren der Regierung Justinians, als das Reich seine m ilitä risch en K räfte noch auf den Schutz sein er Grenzen kon zen trieren konnte. Es war in einer Zeit rela tiv e r Ruhe, als die w eltb eh errsch e n d e n Pläne erst noch vorb ereitet wurden und der Krieg mit Persien, durch häufige Verhandlungen über W affen ­ stillständ e u nterbrochen, aus p ersisch er Initiative gefü hrt wurde.64 Mundons W erk wurde von Chilbudius w eitergefü hrt, der im Ja h re 530 dessen N ach folger wurde. Drei Jah re lang w eh rte er die Angriffe der Slaw en e rfo lg reic h ab, a b er au ch er selbst u ntern ah m Feldzüge in ihr Gebiet. Bei einer so lc h en Expedition wurde er e rsc h la g en und „nach diesem Vorkom m nis wurde der Fluß (die Donau] für immer zugänglich für die Übergänge der B a rb aren nach ihrem Wunsch, und die rom äisch e

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Gegend w ar für ihre E in fä lle gänzlich g e ö ffn e t“.65 In den folgenden Jah ren des dritten und vierten Jah rzeh n ts w erden die slaw isch en und bu lg a risch en Invasionen n ach Th rakien und Moesien, aber auch nach Dürres, Griechenland und C hersones k on stan te T atsach en .66 Die Gründe für diesen Zustand, der im Grunde die ein wenig rh eto risch vorgetragene N ach rich t des Prokopios und die des Jordanes über die Ein fälle der Slaw en, Anten und B u lga ren bestätigt, muß man in den weiteren Zusam m enhängen der byzantinisch en Grenzpolitik suchen. Im Juni des Jah res 533 stand das b yzantinische Heer und die Flotte in ein e r Zahl von etwa fünfzehntausend Sold aten und zwanzigtausend Ruderern in B e re itsc h a ft zum Abzug n ach Afrika gegen die Wandalen, womit Justinian seine Restau ration spolitik erö ffn ete.67 Die Wendung zur M achtpolitik bedeutete auch eine V eränderu ng an der Donaugrenze. Obwohl die Quellen darüber schw eigen, kommt es zw eifellos zur V errin ­ gerung des Standes der ständigen Besatzungen. Es ist eine bekannte Tatsach e, daß gerad e Thrakien ein sehr bedeutender Lieferan t von hoch geschätzten Soldaten w ar.68 In diesem Zusam menhang wird die Bem erk im g des Prokopios völlig verständlich, daß Chilbudius auf seinem letzten Feldzug nur mit ein e r z ah len m äßig geringen S c h a r in den Kampf zog. Etwa zur g le ich en Zeit tritt in der byzantinischen Poli­ tik eine Wendung auch in der F ra g e der Sich eru n g der Donaugrenze ein. Nach Chilbudius wird für lange Zeit n ich t ein einziger Häuptling Thrakiens erw äh n t; sc h ein b a r wurde er gelegen tlich eingesetzt. Das ist au ch daraus zu ersehen, daß Germanos, der in Th rakien ern eu t um das Jah r 550 erschien , um ein Heer für den gotischen Krieg anzuwerben, sich auf B efeh l Justinians zunächst gegen die Slaw en wenden mußte, die gerad e zu der Zeit n ach Th rakien eind ran gen.69 Diese Situation nutzten die slaw isch en und n om adischen Stäm m e und Horden vollkommen aus. Im Jah re 538 ist ein E in fall n ach Skythien, Moesien und Th rakien verm erkt,70 im Jah re 540 drangen die Bulgaren bis n ach K onstantinopel vor,71 in den Jah ren 547— 48 fand ein g ro ß er slaw isch er E in fall nach Dalmatien bis n ach Dürres statt, im Jah re 549 ein w eiterer sla w isc h er Angriff auf Illyrien und T h rakien .72 Die Regierung Justinians m ußte in diesem Zustand zu den bewährten Methoden sp ätrö m isch er Politik greifen. Sie beendete ihre Bemühungen, sich mit den b arb arisch en E in fällen aus eig en er K raft au sein a n d er­ zusetzen und wandte sich an die n om adischen und n ichtnom ad ischen N ach b arn selbst, um sich auf diplom atischem Wege S ic h erh eit zu sic h e rn .73 Die gängigste Art mit der das spätröm isch e und frühbyzanti­ n isch e Reich seine Beziehung zu einem b a rb a risch en Volk regelte, waren

V erbündetenverträge. In der Zeit des 6. Jh. kommt es zu einer term in o­ logischen Änderung: unter Föderaten beginnt man angew orben e b a rb a ­ ris c h e Soldaten zu verstehen, die in das reg u läre b yzantinische Heer eingegliedert wurden, w ährend für .F ö d e rate n ’ im e ig en tlich en Sinne des W ortes der B eg riff sym m achoi aufgenom m en wird.74 Das Wesen dieser Institution ändert sich auch in diesem Zeitraum nicht und beruht auf dem Anwerben ganzer Stäm m e oder Truppen, die unweit der Grenze ansässig waren, in die Dienste des Reiches, damit sie als selbständige, von den m ilitärisch en Organen des R eiches unabhängige E inheiten mit ihrem Häuptling — rex — an der Spitze die byzantinische Grenze gegen die Angriffe der übrigen Nomaden schützten. Für diesen Dienst e r h ie l­ ten die F öd eraten vom Reich jä h rlic h e reg e lm äß ig e Zahlungen und Geschenke und m an chm al a u ch Wohnsitze in n erh alb des Rahm ens byzantinischer T e rrito rien .75 Diese letzte Form von föderativen B ezie­ hungen wurde in der Folgezeit für das Byzantinische Reich b esonders unangenehm, und das je mehr, desto sc h w ä c h e r die m ilitärisch en K räfte des R eiches selbst allm äh lich wurden. Aus den Verbündeten, die die Grenze schützten, wurden Feinde, die sich gegen das Reich wandten. Das ist der F a ll bei den Westgoten, die im Jah re 376 mit Zustimmung des Kaisers n ach T h rakien zogen und sich dort n ied e rlie ß en und im Jahre 379 dem Kaiser V alents eine v ernichtende N iederlage bereiteten . Die N iederlassung b a rb a risc h e r Stäm m e war n ich t immer Ausdruck der Einwilligung der b yzantinischen Regierung, sondern eine Tatsach e, die diese gezw u n gen erm aßen akzep tierten und so den w irk lic h en Zustand eingesteh en m ußte. Das ist w ieder der F a ll mit den Slaw en, die im V erlauf des Endes des 6. und des Anfangs des 7. Jh. den ganzen Balkan ü berschw em m ten. Das V erh ältn is dieser Slaw en zum Reich sch w an kte von fa k tisc h e r A bhängigkeit bis zur gän zlichen U nabhängigkeit und bildete sich m ehr von Seiten der Slaw en h erau s als von der des Byzan­ tinischen R eich e s.76 Das alles h atte ein Absinken der Bedeutung der föderativen V erträge zur Folge, die auch die Ford erung n a c h Gewährung von Wohnsitzen in n erh alb der byzantinischen Territorien b ein h alteten . Aus der Zeit Justinians ken n en wir nur einen einzigen freiw illigen V ertrag dieser Art. Um das Jahr 540 bot Justinian den Anten die v erlassen e Festung Turris an der Donau und ihre Umgebung an und ford erte dafür von ihnen den Schutz der Grenze gegen die Angriffe an d erer Stäm m e.77 Die byzantinische Regierung wagte es nicht, sta rk e verbündete Stämm e ins Reich zu rufen; ihr Abkommen mit den Anten wurde sic h e rlic h dadurch bewirkt, daß die Anten — besiegt und g e sch w äch t im Krieg mit den

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Slow enen — für das Reich keine mom entane Gefahr vorstellten. W a h r­ sch ein lich w aren diese Anten n ich t zahlreich, vielleicht ein k le in erer Stamm, wenn ihnen eine Festu n g und das dazugehörige Gebiet g e ­ nügten. Der Sch w erpun kt der b yzantinischen Politik verschob sich in der ersten Hälfte des 6. Jh. definitiv auf das direkte diplom atische E in ­ w irken auf die Umwelt der b a rb arisc h en Stäm m e im n ördlichen Sch w a rz ­ m eergebiet. Das Wesen dieser Politik und ihre M öglichkeiten einerseits und die sich ändernden Beziehungen der einzelnen Stäm m e und des Byzantinischen R eiches a n d ererseits beleu ch ten am besten zwei kutrigu risch e Invasionen, die sich im Jah re 551 und 558 unter der Führung Zabergans abspielten. Der erste E in fall Zabergans n ach Th rakien fand auf Veran lassu ng der Gepiden statt, die die Kutriguren durch ihre Territorien in die Balkanprovinzen durch ließen. Das g esch ah d es­ wegen, weil die Donaugrenze wie in Illyrien als au ch in Thrakien dies­ mal gut geschü tzt war. Daraus kann man jedoch kaum auf eine w esen tlich e B esserung der m ilitärisch en Verteidigungsm acht in den Grenzgebieten sch ließ en , weil sich Justinian um Hilfe an den F ü h ­ rer der Utiguren, Sandilchos, wenden mußte. Prokopios und h aup t­ sä c h lic h Agathias unterscheiden sehr k lar die faktisch e und formalr e c h tlic h e Stellung dieser beiden Stäm m e gegenüber dem Reich. Die Kutriguren, obwohl sie von Byzanz unaufhörlich groß e Geldsummen e rh alten , fa llen ohne irgen d w elch e Hindernisse ständig die byzanti­ n isch en Provinzen an und plündern sie. Die Utiguren dagegen sind byzantinische Verbündete, Föderaten, die vom Kaiser für ih re Dienste Geschenke erhalten. Dem byzantinisch en Gesandten gelang es, die Uti­ guren zu überreden, gegen Zabergan aufzutreten und gegen dessen Stam m esgenossen, die in ihren Wohnsitzen geblieben w aren und sich n ich t am Feldzug beteiligten. Ein Teil der besiegten Kutriguren floh vor San d ilch os und bat die byzantinische Regierung um die Erlaubnis, sich auf ihrem Gebiet niederzulassen, was Justinian mit g ro ß er B ereitw illig­ keit gestattete. Darum bem ühten sich auch jen e Kutriguren, die gem ein ­ sam mit Zabergan auf dem Feldzug w aren, sobald sie von der Niederlage ih rer Stam m esgenossen erfu h ren . Diese Kutriguren begaben sich auf den Rückzug zu ihren Siedlungen; vorher erzwangen sie sich jedoch das V ersprechen, daß Justinian sie als Föderaten ins Reich aufnähm e, fa lls sie in ihren ursprünglichen Wohnsitzen night bleiben könnten. Dieses Vorgehen der byzantinischen Regierung hetzte San diich os auf, und Justinian m ußte ihn erneut mit reich e n G eschenken für sich gewinnen.

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Der zweite ku trigu risch e E in fa ll fand im Jah re 558 noch vor der Ankunft der Awaren ins Sch w a rzm ee rg eb iet statt. Die Kutriguren fielen in zwei Ström en in das Byzantinische R eich ein: ein Teil n ach Thrakien, der zweite in das th rak isc h e Chersones. Zu Anfang leistete ihnen n ie­ mand W iderstand, was nur aufs neue den kritisc h en Zustand des V e r­ teidigungssystem s an der Donaugrenze bestätigt. E rst später tritt gegen Zabergan in T h rakien der alte H eerfü h rer Belisarius auf, und ebenso wie ein a n d erer H eerfü hrer in C hersones sch lu g er die Kutriguren. Trotzdem h a tte Zabergan n ic h t die Absicht zurückzuw eichen, was in d irekt beweist, daß die E rfolge der b yzantinischen Heere n ich t so eindeutig w aren und man mit der Tendenziösität der Quellen rec h n en muß. Zabergan ford erte soviel Gold, wie die Utiguren vom Reich e r h ie l­ ten, und Justinian m ußte sich von neuem an San dilch os w enden; diesmal kam es an g eb lich zur gän zlichen Ausrottung der K utriguren.78 Die k u trigu risch en Invasionen zu Beginn der zweiten Hälfte des 6. Jh. bieten viel M aterial für die A ufklärung der Natur der B eziehungen des Byzantinischen R eiches und se in er Umgebung, vorwiegend nom adischen, in der Zeitspanne der M achtdesintegration, an n ähernd bestim m t durch den Abzug und Fall der Hunnen, bzw. den Abzug der Goten n a ch Italien im Ja h re 492, und auf der anderen Seite durch die Ankunft der Awaren im Schw arzm eergeb iet. Gleichzeitig decken sie die S c h a tten seiten der Politik des „G leich g ew ich tes“ auf, die das Byzantinische Reich in der g egeben en Situation in der Beziehung zu den Sch w arzm eerstäm m en geltend m ach en konnte. Diese Politik b eruh te auf der E rh altun g von beständiger Spannung und Feindseligkeit zwischen den einzelnen Stäm m en oder Gruppierungen, wobei die byzantinische Regierung sehr darauf ach tete, daß es n ich t zur ü berm äßigen V erstärk un g eines ein zel­ nen Stam m es oder einer Horde auf Kosten eines anderen kam. Der Schutz, den Justinian den besiegten Kutriguren vor seinen Verbündeten v ersprach, ist dafür das beste Beispiel. Ähnlich nahm der K aiser auch die g esc h lag en en Anten unter seinen Schutz. So sch uf Byzanz selbst schon durch seine Politik einen Zustand,' bei dem die U nterteilung der S c h w arzm eerstäm m e in „ freu n d lich e“ und „verbünd ete“ und in „ fein d ­ lic h e “ in Hinblick auf die Perspektive Bildung von stab ilen M ach t­ v erh ältn issen nur Fiktion war, die um so eh er die b a rb a risc h e n V ölker und ih re Häuptlinge n ich t resp ektierten . Aus Fu rch t vor dem En tstehen eines sta rk e n Macht- und M ilitärzentrum s in der Umwelt der pontischen Stäm m e untergrub die b yzantinische Regierung durch eine solche Haltung einen w esen tlich en Bestandteil ih rer Politik in einem Gebiet, wo sie nicht w enig F le iß daran setzte, sich ein w eites Gebiet ruhigen

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Landes an ih re r Nordgrenze zu sch a ffen . Diese Fu rch t ist bis zu einem gew issen Maße berech tigt. Sie kommt aus der E rken n tnis der unstabilen V erh ältn isse in der Umwelt des nom adischen Konglomerats. Bei der Aus­ w ahl der zukünftigen Verbündeten spielten versch ieden e Umstände eine bedeutende Rolle, vor allem geo g ra p h isch er und s tra te g isc h e r Natur. E i­ ner der Stämme, auf den sich in diesem Sinne die A ufm erksam keit der by­ zan tin isch en Politik rich tete, w aren die Utiguren. Ihr Siedlungsgebiet, das sich geograph isch an den Kaukasus und sein e Pässe an lehnte, w ar die Voraussetzung dafür, daß es dem B yzantinischen Reich gelang, ihre A ufm erksam keit von der em pfindlichsten Donaugrenze abzulenken und sie gegen Persien zu dirigieren, sie mit dem Schutz der K aukasuspässe zu beauftragen , sie g eg e b en en falls gegen einzelne Sch w arzm eerstäm m e auszunutzen. W eitere Ereign isse zeugen jed o ch davon, daß diese A nnäherung der Utiguren an die In tere ssen des Byzan tin isch en R eiches n ich t d au erh aft war, denn ohne Zweifel kam es durch das Zutun des R eiches zu ih rer U nterw erfung durch die Awaren. Ein ä h n lic h er M ißer­ folg war auch der V ersuch dem Reich einige h un n isch e Stäm m e anzu­ n ähern, die in der Umgebung der Krim lebten, und von d enen in Hinblick auf H andelspläne auf dieser H albinsel viel abhing.79 Der Kaiser versuchte, den byzantinischen Ein flu ß auf diese Hunnen mit Hilfe des Christentums durchzusetzen; der Häuptling Grod nahm es in K onstanti­ nopel an. Die Annahme des C hristentum s h ä tte für die Hunnen n ich t nur ku ltu rellen sondern auch politischen E in flu ß des B yzantinischen R eiches bedeutet, der mit Hilfe ein e r zen tralen , von den e in fa ch en Stam m esm itglied ern getren n ten , ch ristian isie rte n S c h ich t von Häupt­ lingen, die mit Byzanz in Verbindung ständen, angewandt worden wäre. Es ist jedoch e rsich tlich , daß zen tralisieren d e Tendenzen in der Umwelt dieser Nomaden nicht fest Fuß g e fa ß t hatten — der Stamm lehnte sich • gegen seinen Häuptling auf und setzte einen anderen an sein e Stelle. Also auch h ier e rre ic h te die byzantinische Politik ihr Ziel n ich t durch d iplom atisches Ein w irken und m ußte die V erh ältn isse auf der Krim durch eine m ilitärisch e Expedition ordnen. Die U nbeständigkeit der V erh ältn isse im Schw arzm eergeb iet, die man als c h a ra k te ris tisc h ste n Zug betonen kann, und die sich aus ihr e r g e ­ benden M ißerfolge der b yzantinischen Politik des G leichgew ichts, b eruh en auch auf der in n eren w irts ch a ftlic h -g e se llsc h a ftlic h e n Struktur der Sch w arzm eerstäm m e und der Stufe ih rer E ntw icklung. Gegenüber einem an dersgebü rtigen Volk, das in der Umgebung ih rer Grenze an sässig war, war die byzantinische Politik auf eine H äuptlingschicht au sgerichtet, die den ganzen Stamm b eh errsc h te. Föderative und an dere

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V erträge ä h n lic h er Art w aren Abkommen, die zwischen dem Reich und dem Häuptling als souveränem H errsch er des Stam m es ab gesch lo ssen wurden. Das ergibt sich auch aus der T atsache, daß der Stam m eshäu pt­ ling auf Grund des Abkommens der m ilitärisch e Fü hrer des föderativen Heeres wird. Die Beziehung und das Vorgehen, die Byzanz gegenüber den Nomaden au sarbeitete, setzte eine bestimmte Stufe von Z en trali­ sierung voraus und ebenso auch eine bestim m te g e s e lls c h a ft lic h ­ fun ktio nelle H ierarchie, die eine Stam m esgruppierung m ilitärisch, poli­ tisch und ökonom isch b eh errsc h te. Diese Beziehung setzt die Existenz einer h errsc h en d en S c h ich t voraus: das ist der H äuptlingsapparat mit unu m sch rän kter Macht. Ein so lc h er Apparat sind z. B. die prim ates im H unnenreich zur Zeit Attilas.80 Der Fall Grods zeigt, daß die E n tw ic k ­ lung im Sch w a rzm ee rg eb iet eine so lch e Stufe n och n ich t e rre ic h t hat. Das niedrige w irts ch a ftlic h e Niveau der Nomadenstämme im S c h w a rz ­ m eergebiet war ein w eite rer Faktor, der die Gefahr von Invasionen in die reich e n byzantinischen Provinzen erh öh te und damit die U n bestän ­ digkeit der V erh ältn isse an der Nordgrenze des R eiches v erg rö ß erte. Einzelne h un n isch e Stäm m e kan n ten keine s e ß h a fte Lebensweise, kan n ten keinen Getreideanbau: die einzige Quelle ihres L eb en su nter­ h a ltes w aren Viehzucht und Jagd. Die sic h e rste Art, sich eine Existenz zu sichern, w a r es also, die reich en Territorien an zugreifen oder das Byzantinische Reich zu nötigen, Gebühren zu zahlen, entw eder in der Form von Steu ern oder „G e sch e n k e n “ für die verbündete Hilfe. Das Byzantinische Reich befand sich in der Situation, g roß e Summen fast allen n om adischen und nich tnom ad isch en Stäm m en gew äh ren zu müssen, ohne R ü cksich t darauf, ob sie selbst sich für Verbündete oder Feinde des R eiches hielten. Dieser Zustand w ar u ntragbar n ich t nur aus fin an zieller Sicht, sondern in Hinblick auf die byzantinischen Pläne zur Zeit Justinians auf dem Gebiet der Außenpolitik. Die u n u n terbro­ ch en e Aufm erksam keit, die das B yzantinische Reich dem S c h w a rz m e e r­ gebiet widmen m ußte, führte es von W elth errsch aftsp län en ab, die von Justinian a b gesteckt worden w aren. Auch das war einer der Gründe, warum es am Ende se in er H errsch a ft zu einer Änderung der Politik an der Nordgrenze kommt und zu einem v erh ältn ism äßig leich ten Übereinkommen mit der neuen M achtgruppierung, die dort au ftau cht — den Awaren.

2. DIE AWAREN IM SC HW ARZ MEE RGE BI ET

Die Veränderung, zu der es in den S c h w a rz m ee rg eb ieten durch die Ankunft der Awaren kam, wurde h erv orgeru fen durch die Expansion des türkisch en Volkes in M ittelasien. Die G eschichte dieses großen Aufschw unges beginnt um das Jahr 493, als sich das G esch lech t des A-shih-na, das m ongolischen Ursprungs war, im L eb en sb ereich der tü r­ k ischen Jou-jan ansiedelte. Im V erlauf der erste n Hälfte des 6. Jh. gelan g t A-shih-na (schon mit dem tü rk isch en Volk v ersch m olzen ) an die Spitze des Stam m es Tou-Kiue d. h. Türken, der nach erfo lg re ic h e n Kämpfen mit den tölösischen Stäm m en W estchinas im Jahre 552 sein e frü h eren Herren Jou-jan b esiegte.1 In ihrem M achtanlauf, der sich gegen die w estlich sten Ränder Asiens au sric h tete und in sein er definitiven F olg eersch e in u n g auch die osteu rop äisch en Steppen erre ic h te , trafen die Türkuten im Jahre 555 auf das H ephthalitische Reich.2 Die Tü r­ ken wurden durch den K onflikt mit den H ephthaliten unm ittelbar in den geograph isch en und h istorisch en Rahmen hineingezogen, in dem sich der ja h rh u n d ertea lte Kampf zwischen Byzanz und Persien um die V orm ach tstellun g im Nahen Osten abspielte. Die Grundursache dieser Auseinandersetzung war öko no m isch er Art; es ging vor allem darum, das Monopol in allen w ich tigsten Zweigen des F ern h a n d els mit Asien zu erlangen, und dies im Handel mit c h in esisc h er Seide. Obwohl für Persien eine En tscheidun g dieser R ivalitäten von Anfang an als eine N otwendigkeit erschien , und auch das Byzantinische Reich schon zur Zeit Justinians immer n a c h d rü c k lic h e r den C harakter eines R eiches annahm , dessen In tere ssen sp h äre ihr Zentrum im Nahen Osten hatte, gab es h ier eine Menge störend er und n e b e n sä c h lic h e r U rsachen, die eine endgültige Lösung au fschoben . Auf der einen Seite Byzanz, umgeben an se in en w estlich en und n örd lich en Grenzen von der b a rb arisc h en Welt, auf der an d eren Seite Persien, vom 4. Jh. an durch das H ephthali­ tische Reich bedrängt. Beide R eiche form ten in gew isser Weise Zentren, um die sich vorübergehende und u nbeständige eigen artige K oalitionen bildeten, die — was die Interessen a n b e trifft — das zivilisierte Reich mit den b arb a risc h en Nomaden verbanden. Das war schon so zur Zeit der Hunnen, als Attila als Antwort auf M arcians Ablehnung, den Hunnen

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Abgaben zu zahlen, zur gleich en Zeit in das O ström ische Reich einfiel, als Persien mit feind lich en Aktionen b egann — die Folge w ar ein heph th alitisch -b yz an tin isch er Bund.3 Außerdem w ar das Byzantinische Reich selbst n ach dem Z erfließ e n des gotischen und h un n isch en Druckes zur Zeit Justinians von der Idee der E rn eu eru n g des Röm ischen Im pe­ riums b eh errsch t, die ih re A ufm erksam keit vor allem n a ch Europa rich tete. Persien konnte diese In tere ssierth e it der b yzantinischen Politik und die E in gen om m en h eit ih re r m ilitärisch en K räfte in Europa in n ich t genügendem Maße ausnutzen. Die h ep h th alitisch e N a ch b a rsc h a ft wurde h aup tsä ch lich von zwei Siegen über Peroz im Jah re 484 an besonders sch w er. Persien m ußte sich v erpflichten, den Hephthaliten, deren Reich sich zu der Zeit in der Gegend des w estlich en T u rkestan ausdehnte, Steu ern zu zahlen.4 Es ist seh r sch w er eine au ch nur o b e rflä c h lic h e C h arak teristik der g esellsc h aftlich en , ökonom ischen und sozialen Lage des H ephthalitisch en R eiches in je n e r Zeitspanne zu geben, wie w ich tig es au ch für eine Beob ach tu n g der h ep h th a litisch -p e rsisch e n Beziehung w äre. Die Quellen gehen auch im W ichtigsten au sein an d er: die c h in esisch en Quellen sp rech e n von den H ephthaliten als Nomaden, die in Zelten w ohnen; Prokopios und vor allem M enander h eb t sie von den übrigen b en a ch b a rten B a rb aren heraus, und sagt, daß sie in Städten lebten.5 Es ist jedo ch T atsache, daß die Hephthaliten sich in ih rem V erh ältn is zum P ersisch en Reich als typische Nomaden zeigen — sie stellen sich mit Steu ern zufrieden, die ihnen Persien jä h rlic h abführte, häufig h alfen sie im p ersisch en Heer als Hilfstruppen, ab er sie g riffe n n ich t in die ökonom ischen und kom m erziellen Verbindungen Persiens ein: sie bem ühten sich n ich t um Partizipation, bzw. um ein V erd rän gen der P erser aus ih rer Rolle als Hegemonen im Osthandel mit Seide. Deshalb g elang es dem Persisch en Reich, sich seine Monopolstellung durch die ganze Hälfte des 6. Jh. zu erh alten . Auch die Bem ühung Justinians h alf nicht, durch Abessinien mit Ceylon Beziehungen anzuknüpfen; au ch h ier verh in derte Persien diesen Plan.0 Obwohl die Zahlungsverpflichtungen und Abhängigkeit von den Hephthaliten für Persien in seinen H andelsabsichten keinen Hindernis waren, b eg rü ß te das Reich die M öglichkeit, sich ih rer zu entledigen, w elch e sich ihm durch die Ankunft der Türken bot.7 Deshalb schlu g eine p ersisch e G esan d tsch aft sch on im Jah re 555 den Türken ein gem einsam es Vorgehen gegen die H ephthaliten vor.8 Es gibt kein e Zwei­ fel darüber, daß für die Türken ein Bündnis mit Persien im Kampf gegen die Hephthaliten von Vorteil gew esen w ä re; die M achtverteilung

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der K räfte an der Grenze zw ischen Asien und Europa gestalte te sich jed o ch kom plizierter, als daß es sich die Türken erlau b en konnten, sich eindeutig auf die Seite eines der haup trivalisieren d en R eich e —■ des byzantinischen und des p ersisch en — zu stellen. Bei ih rem Feldzug n a ch Europa tra fen sie n ich t nur auf die Hephthaliten, sondern auch au f die ogu rischen Stämme, von denen sie sich den g rö ß te n Teil u n ter­ w arfen, der kle in ere Teil jedoch, der in eu rop äisch er Umgebung den Namen Awaren erhielt, floh vor den Türken gerade infolge ih res Kampfes mit den Hephthaliten in den byzantinischen E in flu ß b ereich . Das tü rk isc h e In teresse an den Awaren, das sich bis zu den ersten B erü h run gen mit dem B yzantinischen R eiche im V erlauf von m ehr als zwanzig Jah ren äu ßerte, kann man n ich t nur mit den W orten Silsibuls erk lä ren , als wenn es nur um ein Zurückgeben von tü rk isch en U nter­ gebenen ginge, die sich aus dem V erband des R eiches gelöst h ätten .9 Die Türken vergegenw ärtigen sich die re a le Gefahr, daß ihnen in den Awaren mit der Zeit ein s t a rk e r Feind im W esten erw ac h se n könnte, der ein ebenso g ro ß es Hindernis fü r die M achtausbreitung d arstellen würde, wie die Hephthaliten im Osten. Deswegen h atten die Türken auch ein In teresse an guten Beziehungen zum B yzantinischen Reich als G egengew icht gegen eine m ögliche a w a risch e Feind schaft. Eine aku tere Gefahr, die von Seiten der H ephthaliten drohte, nötigte die Türken, sic h zu Anfang der sech ziger Ja h re enger an Persien an zulehnen.10 Doch auch diesmal war es kein eindeutiges Zuneigen; der p e rsisc h -tü rk i­ sch en Koalition fehlte die Hauptschneide, für die Persien einen g em ein ­ sam en A ngriff auf Byzanz hielt. Die doppelte Politik der Türken, die mit einem Bündnis, bzw. der Unterstützung Persiens und des Byzanti­ nisch en R eich es rech n ete, erw ies sich als se h r herv ortreten d im Jah re 563, als sich die Türken en tsch lossen , in einen en tsch ied en en Kampf mit den Hephthaliten zu treten. Die Gesandtschaft, die in jen em Jahr in K onstantinopel erschien, v ersich e rte sich des Schutzes des Byzanti­ n isch en R eiches vor den Awaren, woraus sich v erstän d lich erw eise auch eine Sondierung der byzantinischen Haltung zum p ersisch -tü rk isch en Bund gegen die Hephthaliten ergibt.11 In einer so lch en Lage war für Byzanz ein Bündnis mit den Awaren günstiger und wirkungsvoller, als ein Bündnis Persiens mit den Türken. Persien bewies im Jah re 562, daß es auch alle in fähig war, die H ephthaliten zu sch la g e n ; am b eid er­ seitigen Kampf nahm en die Türken erst in der Endphase teil.12 Die p ersisch e Diplomatie m ußte gegenü b er den Türken, die ein m ächtiges, o rga n isiertes Reich d arstellten, rü ck sich tsv o ller und w a c h sa m er sein, w ährend die zyzantinische Politik in E rinneru ng an die tü rkisch e

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Bereitw illigkeit für den Fall eines Konfliktes mit den Awaren ih re For­ derungen n a c h d rü c k lic h e r stellen konnte, um so eher, als die Awaren nach ih rer Ankunft in Europa anfangs ziem lich abhängig von Byzanz waren, h ap tsäch lich ökonomisch. A ndererseits verband die Türken und Persien nur der gem einsam e Feind, den das H ephthalitische Reich darstellte. Deshalb gelang es Byzanz, die Awaren auch dort auszunutzen, wo Persien dasselbe bei den Türken n ich t e rre ich te — die aw arisch e Hilfe ist zw eifellos bei der Befestigung der Stellung des Byzantinischen R eiches im Kaukasus n ach dem W a ffen stillstan d mit Persien n ach dem Jahre 557 fühlbar, was E in flu ß hatte auf die E rgebn isse des endgültigen Friedens, u n tersch rieb en im Jah re 562. Der tü rk isch -p ersisch e Bund, gegründet auf dem gem einsam en Interesse am Kampf gegen die Hephthaliten, zerfiel, sobald die Hephthaliten im Jah re 567 definitiv gesch lag en worden waren. Jedoch auch schon vorher — nach der N iederlage der Hephthaliten durch die Tür­ ken, wodurch die H ephthaliten schon dam als eigen tlich unschädlich wurden — begannen sich W idersprüche zwischen Persien und den Türken zu zeigen. Die Türken — sich vom h ep h th a litisch en Druck b efreiend — begannen, die Stäm m e der Chazaren, B ulgaren und Belendžeren anzufallen und zu u nterw erfen, und forderten von Persien die Steuern, die das Reich ursprünglich diesen Stäm m en zahlte. Eine der U rsachen des definitiven B ru ch s w a ren Streitigkeiten um das u nterw orfene h ep h thalitisch e Territorium und Volk. Firdousi zeichnet auf, daß die Hephthaliten n ach der N iederlage ihren König absetzten und sich dem p ersisch en S ch ah u n terw arfen .13 Ein bestim m ter Teil der H ephthaliten m ußte jed och im Rahm en des Tü rkischen R eiches v er­ blieben sein, weil der tü rkisch e Gesandte Maniach bestätigte, daß sich die Türken sogar a lle Hephthaliten unterw orfen hätten, die ihnen jetzt Abgaben zahlten. Im Hintergrund des ganzen persisch -tü rk isch en Konfliktes war der Streit um den Handel mit Seide. Es w ar ein s c h ic k ­ sa lh a fte r F eh le r der p ersisch en Diplomatie, daß sie durch ihre Hilfe zur V eränderung der Situation an der n ordöstlich en Grenze des R eiches beitrug, w as zur Folge hatte, daß die h ep h th alitisch e N ach b a rsc h aft durch die tü rk isch e abgelöst wurde. Die Türken w a ren unum stritten auf einer h öh eren g esellsch aftlich -ö k o n o m isch e n Stufe als die Heph­ thaliten. Sie w aren g e s c h ic k te Handw erker — sie förd erten noch in China für die Jou-jan E isen erz und v era rb eiteten es, was schon von selbst eine m eh r oder w eniger se ß h a fte Lebensweise voraussetzt. Im Unterschied zu den Hephthaliten en tw ick elten sie nach der Ü b erw äl­ tigung von Sogdiana, das selbst zu einem bedeutenden Seidenproduzen­

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ten wurde, eine eigene Handelsaktivität, indem sie versuchten, ins P ersische Reicli vorzudringen. Die Ablehnung eines tü rkisch -p ersisch en Handels durch den p ersisch en Hof führte lo gisch erw eise zur Su che nach einer H an d elsp artn ersch aft mit Byzanz.14 Im Jahre 569 kam eine tü r­ kisch e G esand tschaft n ach Konstantinopel, die über den Handel zwischen Sogdiana und dem Byzan tin isch en Reich v erh an d elte.15 Die V erhandlung konnte im groß en und ganzen in einer günstigen Atmos­ phäre stattgefunden haben: die türkisch-byzantinischen Beziehungen w aren vom Jahr 563 an zumindest neutral, wenn nicht freu n dschaftlich . Die Neigung der Türken zu Byzanz war einer der Gründe der harten Haltung Justins II. gegenü ber den Awaren im Jah re 565 und führte s c h lie ß lic h au ch zu deren Abzug n a ch Pannonien. Durch das Anknüpfen von H andelsbeziehungen zwischen Byzanz und den Türken kam es zum Bru ch der Hegemonie Persiens im Se id en ­ handel, und das bedeutete infolgedessen eine gän zliche w irts ch a ftlic h e Sch w äch u n g des P ersischen Reiches. Aus dem persisch-ttirku tschen B ru ch zog das Byzantinische Reich auch in Zusam menhang mit den Awaren Nutzen. In diesem h istorisch en Rahmen en tw ick elte sich im V erlauf von zehn Jah ren auf dem Boden des Sch w arzm ee rg eb ietes die G esch ich te der Awaren. Ihr Ursprung und ihre eth n isc h e Zugehörigkeit sind bis heute nicht ganz geklärt. In der ältere n Literatur wurden sie gle ich g ese tz t mit den Jou-jan, den eh em aligen H erren der Türken. Man a rgu m en tierte damit, daß au ch die Awaren, auch die Jou-jan von den Türken besiegt worden waren, und daß ihr Zufluchtsort gleich war — China.16 Später v erließ man jedoch diese Theorie, und man weist nach, daß das Gebiet, in das die Jou-jan flohen, das Reich B e j-c i im nordöstlichen China w ar,17 w ährend die ta ts ä c h lic h en Awaren n ach Taugast-Tabgac (n o rd w estli­ ch es C hina), bzw. n ach Mukri (M andschurei, D sungarei), flü c h te te n .18 Gegenwärtig gehen alle Versuche, den Ursprung und die eth n isch e Zugehörigkeit der europäischen Awaren von Theophylaktos Sim okattes aus, n ach dem diese Awaren eigen tlich Pseudoaw aren sind. Sie stam m en von den Stäm m en w ar und chun ab, deren Siedlungen man im Gebiet zwischen Wolga und Ural, bzw. am Sy r-d arja suchen m uß.19 W ar und chun, d. h. w arch ioniten, w arch un iten, flohen vor den Türkuten, die gegen die Hephthaliten käm pften, in einer Anzahl von etwa zwanzig­ tausend K riegern (zwei Tüm en) nach Europa. Die B enennung Awar erh ie lten sie von den Sabiren, Onoguren und B arselten, die sie mit den w irklich en Awaren verw ech selten , vor denen sie selbst vor m ehr als einem Jah rh un dert geflü ch tet w aren .20

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Ein Teil der Literatur akzep tiert die N ach rich t des Theophylaktos ohne irg en dw elch e E rläu teru n gen ,21 oder versucht, sie mit der ä ltere n Theorie zu verbinden.22 Eine an dere Richtu ng in der L iteratur ü ber den Ursprung der eu rop äisch en Awaren gab J. M arquart an, der auf den Zusam m enhang von Awaren und Hepthaliten hin w ies.23 Bei diesen beiden Gruppen tauch t näm lich die g le ich e Stam m esbezeich nu n g auf — w ar und chun. Die b ish er ab gesch lo ssen ste Theorie in diesem Sinne gab H. Haussig. E r nimmt an, daß um die Hälfte des 4. Jh. der Stam m War im n örd li­ c h en A fghanistan sied elte und der Stam m Hun im w estlich en Turkestan. Das ist ein Gebiet, das in an tiker Zeit von einem Stam m Apar bew ohnt gew esen war, und diese B ezeichnu ng ü bertru g sich auf die erw äh n ten zwei Stäm me. Vor dem Jah re 471 m ußte die erste Aussiedlung von War und Chun n a c h E uropa stattfinden, weil Priskos sie in diesem Zeitraum im K au ka ­ sus e r f a ß t .24 N ach Haussig sind das jene, die den Gesandten Targitios n a ch K onstantinopel au ssch ickten . Aus dem B eric h t des Priskos geht jed o ch in kein e r Weise hervor, daß die Awaren vor dem Jah r 471 bis zum K aukasus gelang t w aren, und ebenso k an n man aus ihm n ich t s c h ließ en , daß die Awaren des Priskos die War und Hun des Theophylaktos Sim okattes sind. Die Existenz des „A w ar“ in Dahgestan kann ebenso gut in die Zeitspanne n ach dem Jah r 471 d atiert sein.25 Die Passage ü ber die Awaren im Kaukasus, die sich im W erk des Z ach arias Rhetor befindet, ist e b en falls eine spätere Einfügung und ist dem N ach ­ folger des Z ach arias zuzuschreiben, der bis zum Ja h re 569 w e ite r­ sc h rie b .26 Die N a ch rich t des Priskos e r f a ß t eine nom adische M assenbewegung, die sich in den Ja h ren 46 0— 71 in Richtung aus Sibirien n ach Europa bewegte. Die U rheber d ieser Bewegung w a ren die Völker, die in der Gegend des Ozeans siedelten, w orüber auch die c h in esisch en Quellen sp rech e n .27 Die Awaren, die von diesem Volk v ertrieb en w orden w aren, fielen die S ab iren an, die Sab iren wiederum die Onoguren, Sara g u re n und Uroguren. Alle diese Völker gelan g ten in die byzantinische Sphäre und s ch ic k te n G esan d tsch aften an den Hof in Konstantinopel. Von ihnen sind aus den byzantinischen Quellen die Onoguren und Sab iren n äh er bekannt. Die Onoguren hatten ihre Siedlungen ursprünglich am Sy r­ d a rja und I li;28 sp äter um die Hälfte des 7. Jh. weist Theophanes — wie sch on gezeigt wurde — sie in der Gegend des Asowschen M eeres nach. Inzw ischen jedoch — in einer n ich t n ä h e r bestim m ten Zeitspanne — sied elten sie sich im Kaukasus an, also dort, wo zur Hälfte des 6. Jh. die

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Sa b iren b elegt sind, deren u rsprü ngliche Siedlungsgebiete in W est­ sibirien w aren. N ach dem Weg zu urteilen, den die Onoguren b e w ä l­ tigten, kann man den B e ric h t des Priskos in geo grap h isch em Sinne so in terpretieren , daß die Awaren in das Gebiet des w estlich en Turkestan gelangten, von dort die Sab iren vertrieben, und diese verdrängten die erw äh n ten drei Stäm m e aus dem Kaukasus an das Asowsche Meer. Die T atsach e, daß sich die Awaren in Turkestan n ied erließen , belegt Theophylaktos.29 Er sagt, daß die Awaren von Istämi Chan z ersch la g en wurden und n a c h Mukri und T au gast (beide im w estlich en China] gin ­ gen.30 Die R ü ckkeh r einer gew issen Gruppe n a ch China vom Amu D arja b eleg en auch die c h in esisch en Quellen, die von ih rem Häuptling sp r e ­ c h en ; d ieser Häuptling wird mit der ch in esisch en Bezeichnung für Amu Darja g en a n n t.31 Theophylaktos kennt jed o ch au ch an dere Awaren, die ab er keine w irk lich en Awaren sind. E r sagt w eiter: der Khagan m ach te sich alle Oguren u n t e r t a n . . . Die ä lteste n H errsch er dieses Volkes w a ren War und Hun und diese Klane flohen n ach Europa.32 Onogur, Sab ir und B a rse lt (die h ier an stelle der Urogen, bzw. Sarag u re n des Priskos auftreten, ab er u nbestritten Oguren sind — War — Silt (Silt = S y r - d a r ja j) v erw ech se lten diese War und Hun und h ielten sie für Awaren. Es scheint, daß die Träger d ieser zwei Namen jed o ch sch on im Jah re 558 H ephthaliten waren, die dieses Gebiet besetzten und die Benennungen der H äuptlingsklane der dortigen Oguren ü bern ah m en .33 Die Problem atik des Ursprungs der Awaren ist also n ich t gelöst. Der Historiker, der eine Bearb eitu ng ih rer G esch ich te unternimm t, verm ißt einen grundlegenden Ausgangspunkt. Die F ra g e der e th n isch en Zuge­ h örigkeit der Awaren ist n äm lich n ic h t nur ein ak ad em isch es Problem. Die einzelnen asiatisch en Stäm m e lebten n ich t auf der gleich en öko no­ m is ch -g e se llsc h a ftlic h e n Stufe: z. B. die H ephthaliten und noch m ehr die Türkuten standen auf einem h ö h eren Niveau als die Welt, die sie umgab, weil sie die w ich tige Kreuzung Sogd b eh errsch ten . Was die eu ropäisch en Awaren anbetrifft, ken n en wir ihr Milieu und die k o n ­ k reten Bedingungen, aus denen sie hervorgingen, nicht, und ü ber ihr w irts ch a ftlic h e s und g e s e llsc h a ftlic h e s Niveau kön n en wir nur daraus, w as wir ü ber sie aus ih rer G esch ich te auf eu ropäisch em Land wissen, B eleh ru n gen gewinnen. Die Awaren (eig en tlich die Pseudoawaren n ach der Bezeichnu ng des Th eoph ylaktos] o rgan isierten sich se h r sc h n e ll und bildeten eine zen ­ tralisierte, k äm p ferisch e O rganisation mit einem Khagan an der Spitze, dessen Ausmaß an p ersö n lich er M acht bedeutend war. Um das Jah r 558

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knüpften sie Beziehungen an mit dem a lan isch e n Häuptling Sarosios, durch dessen Verm ittlung die aw arisch en Abgesandten dem byzanti­ nisch en H eerfü h rer im Kaukasus, Justin, v orgestellt wurden, und so gelang ten sie im Jah re 558 n ach Konstantinopel und erw e ck te n durch ihr Aussehen das große E rsta u n en der Bevölkerung, die bis dahin die Awaren n ich t kan n te.34 Die W ahl des Sarosios war nicht zufällig und weist auf den guten Ü berblick der Awaren ü ber die diplom atischen und politischen V erh ältn isse im K aukasus hin. Sarosios und die Alanen w aren in der letzten Phase des persisch -byzan tinisch en Krieges um Lazika byzantinische Verbündete, gleichzeitig hatten sie jed o ch ein zumindest m iß tra u isc h es V erh ältn is zu den Türken. Darauf weist eine Episode aus der sp äteren Zeit hin; im Jah re 568 nach dem Abschluß des tü rkisch-byzantinischen Abkommens m ach te bei den Alanen eine byzantinische G esan d tsch aft halt, die gem einsam mit den Gesandten der Türken nach K onstantinopel zu rückkehrte. Die Alanen nahm en die B yzantiner freu d lich auf, die Türken m ußten jedoch vor dem E intritt ins Lager die W affen ab leg e n .35 Der positive Empfang, der der aw arisc h en G esand tschaft in K on stan ­ tinopel zuteil wurde, geht n ich t nur aus den zerrütteten und u n ü b e r­ sic h tlic h e n V erh ältn issen an der Nordgrenze des R eiches hervor, wie sch on oben gezeigt wurde, sondern auch aus den E rw ägu ngen am Hof in Konstantinopel, die k o n k re t die Awaren betrafen. Trotz des s e lb s t­ bewußten A uftretens des aw arisch en B o tsc h a fters Kandich (fa lls ihn allerd in gs Menander g lau b h aft a u fz e ic h n e te ), zeigte sich bald, daß die Awaren es n ich t w agten — in Hinblick auf ihre kleine K am pfkraft — die byzantinischen Provinzen allein anzufallen, sie zu besetzen und die Regierung in Konstantinopel vor eine fertige S a c h e zu stellen . Die m om entane Zerlegung der m a c h th a b e ris c h e n Kräfte, bei der die Tür­ ken für das B yzantinische Reich ein ev en tuelles Gegengew icht gegen die Awaren blieben, erm ah n te die neu hinzugekom m enen Nomaden auch zum vorsichtigen Handeln. Für das Byzantinische Reich war es a u ß e r ­ dem günstig, daß im S ch w arz m ee rg eb iet im Unterschied zu den au s­ ged ehn ten und wenig d au erh aften K onglom eraten eine gut orga n isierte k rie g e risc h e Truppe ersc h ien en war, die im Dienste des R eich es eine bedeutende Hilfe bei der Befriedigung des Step pengebietes bedeuten konnte. Der Vertrag, den die Awaren und das Byzantinische Reich a b s c h lo s ­ sen, träg t alle Anzeichen der in dieser Zeit üblichen föderativen V er­ trä g e.36 Die Awaren ford erten vom Reich reg e lm ä ß ig e jä h rlic h e Steuern, au ßerd em Sonderzahlungen und G eschenke und auch fru ch tb a re s Land

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zum Ansiedeln im Rahm en des Reiches, v erstän d lich erw eise auch mit der ansässigen Bevölkerung, die fäh ig war, es la n d w irtsch a ftlich zu bearbeiten. Die Awaren v ersp rach en dafür dem Reich Schutz vor dessen Feinden. Die Forderun gen fin a n zieller Natur erfü llte die byzantinische Regierung, Siedlungsgebiet erh ie lten die Awaren jed och nicht. Byzanz schob die Erfü llu n g dieser Ford eru n g hinaus und band sie an die E rfü llu n g der m ilitärisch en V erp flich tun gen der Awaren. Es gibt keine Zweifel darüber, daß die ersten Sch ritte, die die Awaren auf e u ro ­ päischem Boden u nternahm en, von den In teressen der byzantinisch en Politik angesp ornt wurden. Die Kämpfe vorwiegend mit der nom adi­ sch en Bevölkerung im Gebiet des Kaukasus konnte den Awaren das Ziel, das sie sich in Form einer Forderung gesetzt hatten, und das u nerfüllt blieb, n ich t n ä h er bringen: das E rlan g e n von Siedlungsgebiet. Ebenso konnten sie ih re ökonom ische Situation n ich t v erbessern, weil jen e Stäm m e auch vorwiegend nur vom Raub lebten und von dem ärm lich e n Gewinn, den ihnen die nom adische H irtenlebensw eise zusicherte. Der Krieg mit Persien um Lazika, der vom Jah re 549 bis 557 andauerte, wurde durch die Initiative des Byzan tin isch en R eiches e n tfa c h t.37 Im vorausgehenden Krieg fiel ganz Lazika in die Hände der Perser. Den Impuls zum Krieg gab der H errsch er Lazikas, Gubaz, der die byzanti­ nisch e Regierung um Schutz vor der U nterdrückung der neuen Herren — der Perser — bat. Der Krieg, der vorwiegend mit Hilfe angeworb en er k a u k a sisc h e r Stäm me gefü h rt wurde, wurde im Jah re 557 durch ein en W affenstillstand beendet. Dadurch wurde jedoch n ich ts gelöst: beide Seiten kam en überein, den Status quo zu erh alten . Lazika blieb geteilt. Im Unterschied zu Persien, das mit dem Krieg gegen die Hephthaliten b esch ä ftigt war, fuhr das Byzantinische Reich in seinen indi­ rek ten m ilitä risch en Aktionen fort, die gegen Persien g erich tet waren. Es ging um die Festigung des b yzantinischen E in flu sses unter den k au kasischen Stämmen, der sich w ährend des K rieges g elo c k e rt hatte, und um die ern eu te Einführung dieser Stämme, die auf w as für eine Weise auch im mer von Byzanz ab hängig waren, in die ursprünglichen Relationen zum Reich. Diese Stäm m e wurden n äm lich durch ihre A bw ehrhaltung gegenüber dem Reich zu n atü rlich en V erbündeten seines Gegners. So fort n ach dem Abschluß des W affen stillstan d es m ußte der H eerfü hrer der lazischen Heere, Theodor, in das Territorium der Tsanen eindringen, die ursprünglich byzantinische Verbündete waren, jedoch vom Reich ab gefallen w aren .38 Im Gebiet des Kaukasus treffen wir ern eu t auf die g le ich e E r s c h e i­ nung, die wir an der Donaugrenze des Byzantinischen R eiches fest­

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geste llt haben: die Unbeständigkeit der V erhältnisse, die h äufige Hal­ tungsänderung einzeln er Stämm e und Stam m esgruppierungen g e g e n ­ über dem Reich. Der b este Bew eis dafür sind die Alanen. Am Ende des Lazischen K rieges wurden sie aus Feinden zu byzantinisch en V erbün­ deten, a b er sch on im Jah re 562 bei der U nterzeichnung des definitiven F ried en s ist Persien v erpflichtet, die b yzantinischen Grenzgebiete gegen E in fä lle b a rb a risc h e r Stäm m e zu schützen, unter denen auch die erw ä h n ten Alanen an gefü h rt w erden.59 Im Jah re 568 sind die Alanen ern eu t byzantinische Verbündete. Von diesem Standpunkt aus w aren die Sab iren das größ te Hindernis für die byzantinische Politik im Kaukasus. N achdem sie von den Awaren aus ih ren Siedlungen v ertrieben worden w aren, lie ß e n sie sich um die Hälfte des 5. Jh. im exponierten Gebiet des kau k a sisch en V orgebirges und des Ufers des Kaspischen M eeres nieder.40 Der Z en tralisation sp ro­ zeß in n erh alb des sa b irisc h en V olkes ä u ß e rte sich nur sehr sc h w ac h : die Abhängigkeit der einzelnen Stäm m e (G e sc h le ch te r) von der z e n t r a ­ len Regierung w ar oft nur m inim al — die Sab iren tra ten n a ch außen hin n ich t a ls e in h eitlic h es politisch es Gebilde auf. Die doppelte Haltung der Sab iren gegenü ber P ersien und dem B yzantinischen Reich,41 wie sie die zeitgenössisch en Autoren h ervorh eben , war also n ic h t nur durch von au ßen kommenden Druck und E in flu ß gegeben, die von beiden rivalisieren d en Reichen, abw ech seln d von Byzanz und Persien, au sgin­ gen (die Folge dessen w ar z. B. eine Invasion der Sab iren n ach Persien im Jah re 515, und im Jah re 516 w iederum n ach Byzan z),42 sondern auch durch die innere g es e llsc h a ftlich -o rg a n isa to risc h e Stru ktur im Rahm en des sa b irisc h en eth nisch en Ganzen. Im Jah re 527 nahm die sa b irisch e Königin B oarex eine probyzantinische Haltung ein und trat m ilitä risch gegen zwei sab irisch e H eerfü hrer auf, die Verbündete des Kavad waren, aber sch on in den Jah ren 528 und 531 befinden sich im persisch en Heer sa b irisch e Abteilungen, die im zweiten F a lle in der Plünderung byzan­ tin isch en Territorium s fortfu hren, auch n achd em das Byzantinische Reich und das P ersisch e einen W affen stillstan d ab gesch lo ssen h atten .45 Eine ä h n lich e Situation im V erh ältn is der Sab iren zu beiden Reichen ist b elegt aus der Zeit der b yzantinisch -persisch en Kriege um Lazika. Ein Teil der Sab iren käm pte auf der Seite von Byzanz, ein an d erer auf der Persiens. Zu Anfang wurden die Sab iren von Gubaz, dem H errsch er Lazikas, angew orben, damit sie die gem ein sam en byzantinischen und lazisch en In teressen gegen Persien verteidigen. Als län gere Zeit kein Sold ankam , ging ein Teil auf die Seite der Perser über, ein Teil keh rte n ach E rh a lt des Soldes auf die byzantinische Seite zurück. Im Jah re 552

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ist eine Abteilung von Sa b iren im p ersisch en Heer nachg ew iesen , im Ja h re 555 wiederum im byzantinisch en .44 E s ist klar, daß die Sabiren, auf einer niederen Stufe politisch er Z en tralisation stehend, nur als Reservoir m ilitä risch er Kräfte für beide Seiten dienten. Für die byzan­ tin isch e Politik, die n a c h einem sich e re n und zuverlässigen Hinterland an ih rer Nordgrenze strebte, w ar das vom geo grap h isch en Standpunkt aus se h r unvorteilhaft. Deshalb kommt es zu einem a w a risch en Ein fall in die sa b irisch en Territorien und zur „V ern ich tu n g“ des sab irisch en V olkes.45 Man kann diese Angabe der Quelle kaum w örtlich nehmen, das Ziel war jedoch ohne Zweifel e r r e ic h t — von Seiten der Sab iren drohte Byzanz keine Gefahr mehr. Über den zweiten Stamm, auf den die Awaren tra fe n — die Zaloi — ex istieren keine n ä h eren B erichte. Die Stam m esbezeich nu n g kommt in d ieser Form in den zeitgenössischen Quellen nur in diesem einzigen F a lle vor. Es ist n ich t au sgesch lossen, daß es sich um Tsanen handelt, die sch on Theodor unterw arf, und daß diese N ach rich t eine A ufzeich­ nung der Teilnahm e der Awaren an dieser Aktion ist. Das E rgebn is des b yzantinischen Ringens um eine Festigung der Po­ sitionen im Kaukasus n ach dem W affen stillstan d mit Persien, in das auch die Awaren hineingezogen wurden, fand Ausdruck in dem end ­ gültigen V ertra g des Jah res 562. Die byzantinische Politik e rre ic h te zwei Hauptziele: sie gewann ganz Lazika — wenn auch zum Preis der Zahlung einer Abfindung — und v erp flich te te sich Persien zum Schutz der byzantinischen Grenzen gegen b arb arisch e E infälle. In der Aufzählung von Stäm m en des Menander, mit denen die Awaren n ach ih rer Ankunft kämpften, wird an e rs te r Stelle ein Stam m angeführt, dessen Name in den versch ieden en H andschriften von M enanders Text v ersch ieden an gefü hrt ist: in der H andschrift CB ounigoron, in der H andschrift E ouigouron, in P ouigoron und n ach der K onjektur Niebuhrs als utigouron.46 Abgesehen von seh r viel jü ng eren Autoren, die diese Bezeichnung schon aus der L iteratur allein ü bern eh m en konnten, kommt ein Stamm, a u fegsch rieb en in der Form ouiguron, in den Quellen der dam aligen Zeit nicht vor. Außer der m öglichen Id entifizierung der Ouiguren mit den Utiguren kommt auch die Alternative Ouigur — Onogur in B etrac h t.47 In einem so lch en F a lle könnte man eine P arallele zw ischen den Texten des M enander und des Theophylaktos suchen. Der letztere notiert in Zusam m enhang mit der Bezeichnung W archuniten für die Awaren als Urheber dieses Irrtum s die Stäm m e B arselt, Savir und Onogur, d. h. die letzten zwei Stäm m e sind identisch mit denen, die n ach M enander von den Awaren zu allererst a n g eg riffen wurden.

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Abgesehen von der strittig e n K onjektur kann man au ch auf Grund /der in d irekten Dokumente über die U nterw erfu ng der Utiguren durch die Awaren V erm utungen a n stellen . Dazu geh ört die Forderung des Khagans an den byzantinischen Kaiser, ihm die Abgaben auszuzahlen, die vorm als den Utiguren bestimm t gew esen w aren (und den Kutrig u ren ), denn jetzt befänden sich diese Stäm m e unter a w a risc h er H err­ s c h a ft und seien dem K h a g an u ntertan. Die T a tsa ch e allein, daß die Awaren au f die Utiguren tre ffe n m ußten, wird au ch durch die weiteren E reign isse im Sch w arz m ee rg eb iet bestätigt, die sich unter der T e il­ nahme der Awaren abspielten. Die a w arisc h en Kämpfe mit den Anten, die gleich zu Anfang der sech ziger Jah re des 6. Jh. begannen, sind ein Beweis für die a w a risch en V ersch iebu n gen von den ö stlich en Ufern des Sch w arze n M eeres in dessen w estlich e Gebiete, w estlich des Dnjepr, und das kurz n ach dem Jahre 558. Das Auftauchen der Awaren in der Umgebung des A sowschen Meeres und in den süd russischen Steppen wird m anchm al in Zusam­ m enhang g e b ra c h t mit der Invasion Z abergans in die byzantinischen Balkanprovinzen; in der U nterw erfung der Utiguren, der byzantinischen Verbündeten gegen Zabergan, su cht man eine Abwendung von der pro byzantinischen Politik der v orangehenden Zeit.48 Es wird angenom m en, daß die Awaren als Z abergans V erbündete die Aufgabe hatten , die Utiguren zurückzuhalten, und Zabergan zu erm ög lich en n ach B alkan einzudringen, was an geb lich auch Theophanes und M alalas erw ähnen. Eine so lch e Interp retation trifft jedoch vor allem auf ein ch ron olo gisch es Hindernis. Agathias, der von a llen byzantinischen Autoren am a u sfü h r­ lichsten über den E in fall Zabergans inform iert, führte seine g e s c h ic h t­ lichen A ufzeichnungen bis zum Jah re 558, d. h. in die Zeit vor dem Ankommen der Awaren oder g leich zeitig mit ihm. Auf der anderen Seite ist der hun n isch e und slaw isch e E in fall nach Thrakien, von Theophanes ins Jahr 559 datiert und auch von Johannes M alalas besch rieb en , nicht identisch mit dem Ein fall Zabergans wegen der absoluten U n te rsch ied ­ lich k eit der Realien und der geo graph isch en Angaben, die bei Agathias ein e rseits und bei Theophanes und Johannes M alalas bis nach K onstan­ tinopel bis zum Hl. Straton ik os vor.49 Es ist nur sch w er vorstellbar, daß die Utiguren, die nach dem angenom m enen ku trigu risch -a w arisch en Abkommen von den Awaren bew acht und u nterw orfen werden sollten, sich mit den Kutriguren als g leich w ertige Partner in den Kampf hätten einlassen können. Es ist undenkbar, daß Agathias n ich t w enigstens mit einem Worte die aw a risch e Rolle in diesen Kämpfen erw ähnt hätte. In der Ankunft der Awaren in den süd russischen Steppen muß man

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zw eifellos eine Fortsetzung ih re r probyzantinischen Politik sehen. Es ist w ah rsch ein lich , daß den Impuls dazu die E reign isse gaben, die sich nach dem Ein fall Zabergans und n ach der gegenseitigen u tigurischku trigu rischen V ernichtung im S ch w arzm eergeb iet abspielten. Die Worte des Agathias, mit denen er die w eitsichtige Politik Justinians in der Beziehung zu Utiguren und Kutriguren lobt, sind ohne Zweifel aufg etragen . Das b etrifft vor allem die Passage, die über die g eg e n ­ seitige Ausrottung beider Stäm me b e ric h te t.50 Wenn die Awaren so viele Kutriguren mit sich n ach Pannonien führen konnten, daß sie mit ihnen eine Abteilung von zehntausend Mann au fstellen konnten, die in Dalm atien kämpfte, kann man ihre Verluste in den A useinander­ setzungen mit Byzanz und den Utiguren nicht für au ß erg ew ö h n lich g ro ß h a lten .51 Es ist n ich t bekannt, aus w elchen Stäm m en sich jen e hunnischen Abteilungen zusamm ensetzten, die im Jah re 559 n ach Thrakien eindrangen (n ach Viktor von Tonenna — B u lg aren ), und die bis in eine E ntfernu ng von zehn Kilom etern von der K onstantinopler Mauer gelangten (Hl. Straton ikos in D e k ato n ); es ist sicher, daß Zaber­ gans E in fa ll nicht der letzte Angriff auf die byzantinische Grenze war, der vom Sch w arzm eergeb iet aus gefü h rt wurde. Wenn wir uns im Falle der Utiguren — in Zusam m enhang mit ihrer Unterw erfung durch die Awaren — wenigstens auf eine so lch e u m strit­ tene Angabe stützen können, wie es M enanders N ach rich t über die 0 utiguren, in der K onjektur Niebuhrs Utiguren ist, so haben wir, was die Kutriguren anbetrifft, n ich t einmal eine so lch e Möglichkeit. Aus der Chronologisierung a llein geht schon hervor, daß man nach dem Jahr 558 von keinerlei aw arisch -k u trigu risch em Bündnis m ehr sprechen kann. Man kann sich nicht auf die Angabe stützen, n ach der am Hofe des Khagan ein gew isser Kutrigur eine ein flu ß re ic h e Stellu ng in n e ­ hatte, weil es in nom adisch er Umgebung allgem ein B rau ch war, daß die h e rrsc h e n d e Sch ich t eines u nterw o rfen en Stam m es oder eth n isc h er Gruppe zu g leich w ertigen Partnern ih rer Ü berwinder wurde (z. B. der b ulgarische Chan sch m auste mit den von ihm selbst unterw orfen en slaw isch en Fü rsten wie einer unter G le ic h e n ).52 Die Forderung des Khagans nach Auszahlung b yzantinischer Abgaben, die den Utiguren und Kutriguren gezahlt wurden, begründet damit, daß diese Stäm me aw a risch e U ntertanen geworden wären, ist in A n betrach t ih res Cha­ ra k te rs (E in treib en ) und der sehr fra g lic h en Auffassung des B egriffes „U n te rtän ig k eit“ bei den Nomaden n ich t so seh r bew eiskräftig. Dage­ gen zeugt die N ach richt von zehntausend Kutriguren, die der Khagan n ach Dalmatien sch ick te und von denen er mit sic h tb a rer V erachtung

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spricht, oder das V erschleppen von K utriguren nach Pannonien, ihr Widerstand und V ertreiben u nzw eifelhaft vom C harak ter des g eg e n ­ seitigen aw arisch -k u trig u risch e n V erhältnisses. Der aw a risc h e Ü b erfall auf die Kutriguren ist vom Standpunkt des In tere sses byzantinisch er Politik aus in Hinblick auf die v orangehend en V orkom m nisse verständlich. Dagegen ruft der E in g riff gegen die Utiguren in dieser Richtung Zweifel hervor. Wenn wir jed o ch in E rw ägung ziehen, daß das B yzantinische R eich sich fürch tete, Sand ilchos direkt in seine eigen en Territorien gegen die Kutriguren zu sch icken , daß es die besiegten Kutriguren gegen die Utiguren in Schutz nahm, daß es s c h lie ß lic h mit der gegenseitigen V ern ich tun g beider Stäm m e h ö ch st zufrieden war, kann man n ich t anzw eifeln, daß das Bündnis, das M enander so a u sfü h rlich b eschreibt, keine dauernde Basis hatte und nur eine reine ad h oc Nutzverbindung gegen einen m om en­ tan g e fä h rlic h e re n Gegner war. Die N iederlage der Utiguren und K utriguren ö ffn ete den Awaren den Weg zur u nm ittelbaren B erü h run g mit einem w eiteren eth n isch en Gan­ zen, das in der G esch ich te der Sch w arzm eersteppen eine bedeutende Rolle spielte — das w a ren die Anten. Trotz einiger w ertv oller Details gibt n ich t einm al der Bericht, den Menander ü ber die aw arisc h -an tisc h e n Kriege h in terließ , Antwort auf viele Fragen, die in diesem Z usam m enhang au ftau chen. M enander zeich n et w eder den V erlauf der a w a risc h -a n tis c h e n Kämpfe, ih ren C harak ter auf, n och gibt er irg en d w elch e Angaben ch ro n o lo g isch er Natur an. Er fü h rt sein en Leser m itten hinein in die V erhandlungen des a n tisch en Gesandten Mezamir mit dem aw arisch en K hagan über die F reila ssu n g g efan g en er Anten. Der Khagan h ielt dabei n ich t den B rau ch ein, der auch in nom ad ischem Milieu gültig war, und ließ Mezamir auf Anraten eines bestim m ten Kutriguren erm orden. Der Tod Mezamirs sollte den Awaren ein le ic h te re s D urchdringen in die a n tisc h en T erritorien m öglich m a ch en .53 Nicht einm al im F a lle der Anten kan n die probyzantinische Politik der A w aren Zweifel in Hinblick auf die Haltung der Anten gegenü ber dem R eich in der ersten Hälfte des 6. Jh. h ervorru fen . Aus der T a t­ sach e, daß Justinian den Anten Siedlungen angeboten hatte, kann man keine w eitreich en d en Sch lü sse ziehen, denn dabei h an d elte es sich nur um einen klein en Teil des an tischen Volkes. Die aw arisch en Invasionen in a n tisch e Gebiete kan n m an jed o ch — im U nterschied zu v oran geh en d en ä h n lic h en Aktionen — n ich t nur vom Gesichtspunkt byzantinisch er In tere ssen aus w erten. Die an tisch e Bevölkerung war

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eine se ß h a fte, la n d w irtsc h a ftlic h e und h a n d w erk lich e Bevölkerung. Das bestim m te auch das In teresse der n om ad ischen Awaren, denen es n ich t gelungen war, Sied lungsgebiete mit einer lan d w irtsch aftlich tätigen Bevölkerung zu erlangen. Auf die u ntersch ied lich e Haltung der Awaren zu den Anten ein e rseits und zu den Nomaden, ko n k re t den Sab iren an dererseits, w eist M enander hin, wenn auch nur lü cken h aft. Die Sab iren w aren durch den aw arisch en Angriff „ v e rn ic h te t“ worden, die Anten wurden von den Awaren eingenom m en. Die Anten, ähn lich wie die Byzantiner, h atten für die Awaren zw eierlei Bedeutung: sie w aren eine w ertvolle Beute, für die die Awaren hohe Lösegelder fordern konnten, und au ß erd em b edeu teten sie au ch A rbeitskraft, gew öhnt an h a n d w erk lich e und la n d w irtsc h aftlic h e Arbeit. Die a bw eich en d e Haltung gegenü b er den Anten wird auch durch den C h ara k ter der aw arisch en E in fälle in die an tisch en Gebiete g e k e n n ­ zeichnet. Es ging n ich t so seh r um eine sto ß a rtig e V ernichtung des erw äh n ten Volkes, sondern um „Plünderung, Verschleppung von Men­ sc h e n und um R au b“. Eine so lc h e Ausrichtung der a w a risch en Inva­ sionen muß für den and auernden C harak ter der a w a risch -an tisch e n Kriege vorausgesetzt werden, die v erh ä ltn ism äß ig b reite a n tisch e Gebiete erfa ssen m ußten, die an b yzantinische und nom adische T e r­ ritorien angrenzten. Das territo ria le Ausmaß der aw a risc h en E in fälle in die an tisch en Gebiete kann man auf Grund der N ach richten , die die n achfo lgen d en Ereignisse, die in Zusam m enhang mit den Awaren steh en , relativ genau abgrenzen. Wenn die Awaren im Ja h re 558 ihre Forderun g nach Siedlungsgebieten noch n ich t n äh er bestim mten, so ford erten sie im Jah re 562 von Justinian sch on ein ko n k re tes Gebiet — Skythia Minor, dessen Lage und Vorzüge sie sc h ein b a r die M öglichkeit hatten, relativ gut kenn en zulern en .54 Das bedeutet, daß sie sich durch das Gebiet en tlan g des Sch w arzm ee ru fe rs d u rch sch la g en mußten, das von Utiguren, Kutriguren, ab er au ch von Anten besiedelt war, die im Gebiet zw ischen Dnjepr und D njestr bis zur Donau an sässig waren. Andererseits w eist eine N a ch rich t aus der Nestor-Chronik über die Duleben auf ein relativ tiefes Eindringen der Awaren in die slaw isch en Territorien im W aldsteppengebiet des D n jep r-D njestr-Zw ischenflußlandes.55 Es ging also um ein g ro ß es Siedlu n gsareal, das sich im Grunde mit dem Territorium deckte, das Prokopios und Jordanes den Anten zuschrieben. Das Problem, das in diesem Zusam menhang auftaucht, b eruht darin, ob man Menander Anten mit irgendeinem der h isto ri­ sch en Stäm m e der russischen G esch ich tssch reib u n g identifizieren kann.

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die an die Steppenregionen des nom adischen S c h w arzm eergeb ietes an gren zten .56 Die Gliederung des ein h eitlich en sla w isch en Volkes in k le in ere S ta m ­ mes- oder Sippeneinheiten wird in dieser Zeitspanne auch dem a u ß e n ­ stehenden B eo b a c h te r deutlich.57 Die k on k re te Angabe der N esto rch ro ­ nik über die Duleben ist dafür das beste Beispiel; gleichzeitig ist es jed o ch auch ein Beweis für die U nbeständigkeit der organ isatorisch en Stru ktur und der Stam m esein h eiten auf dem Gebiet der Ostslawen in der Zeitspanne zwischen dem 6. Jh. und dem Kiewer Rußland. Nach den Duleben ersch ein t an diesem Platz der Stam m der Buzanen, den man vielleich t mit den übrigen h istorisch en Stäm m en der Chronik sy n ch ron isieren kann. Wenn wir uns an die Quellen wenden, die uns zur Lösung des Problems die Archäologie bietet, stellen wir fest, daß das Bild der slaw isch en Besiedlung Osteuropas in bedeutendem Maße u neinheitlich und lü cken h a ft ist. Es handelt sich gerad e um die Zeit des 6.—-7. Jh. Die grundlegende Frage, von der die ganze Problem atik ausgeht, ist die Datierung und die eth n isch e Zugehörigkeit der Cernachov-Kultur, die bis jetzt nicht eindeutig g ek lä rt ist. Im Grunde k an n man aus der gesam ten Problem atik zwei gegenseitig am w eitesten voneinander en tfern te Konzeptionen hervorheben. Der einen zufolge kann man die Cernachov-Kultur für eine h eterogene nom ad isch -slaw ische (a n tisc h e ) Kultur des Steppen- und W ald steppenstreifens Osteuropas h alten , die überdauert, bzw. im 6 . - 7 . Jh. ihre Kontinuität bewahrt, und ihr muß man gen etisch jene D enkm äler zuschreiben, die für „ a n tisc h e “, bzw. „ ru ssisch e“ geh alten werden. Das Areal dieser Denkm äler zerfällt in das F lu ß ta l der Ros bis n ach Kiew (au f der r e c h te n Seite des Dnjepr) und in die F lu ßran d geb iete der Desna und Sejm a (auf der linken Seite des D n je p r).58 Die zweite Konzeption datiert das Ende der CernachovKultur in die Waldsteppe und Steppe des 5. Jh. und sc h reib t ihren Untergang der h un n isch en Invasion zu. In diesem Strom von Meinun­ gen differen ziert man dann die Ansicht über die a n tisch en (ru ssisc h e n ) D enkm äler: entw eder w erden sie für w irklich an tisch -sla w isch e g e h a l­ ten und werden in Zusam m enhang g e b ra c h t mit der Kultur des Typs Korcak, und man sc h reib t ihr also einen n örd lich en C harak ter zu, oder sie werden überhaupt n ich t für sla w isch e geh alten .59 Die Meinungen über den n ach fo lgen d en ch ron olo gisch en Abschnitt, der durch Gruppen c h a ra k te ris ie rt ist, die sich im Rahm en eines sch on unbestritten s l a ­ w ischen a rch äo lo g isch en V erm äch tnisses d ifferenzieren, n ä h ern sich m ehr an ein an der an. Im groß en und ganzen wird an erkan n t, daß die

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rom en o -b orschevsch e Kultur, die am rec h ten Ufer des Dnjepr ins 8. Jh. d atiert ist, ein a rc h ä o lo g isc h es V erm äch tnis der h isto risch en Stäm me der Se w erer und der W jatitsch en ist. Sie b reitet sich zwischen Desna, S e jm a und Sula aus und ist sich tlich abw eichend von der v ora n geh en ­ den E n tw icklu n g der m ateriellen Kultur.60 Wenn wir den extrem en Standpunkt ablehnen, nach w elch em man dem sla w isch en (a n tisc h e n ) Volk im Steppen- und Waldsteppengebiet des Dnjepr bis zum 7.— 8. Jh. n ich ts zu schreiben kann, kann man „ a n tis c h e “, resp. ru ssisch e Antiquitäten für das w ah rsc h ein lic h ste a rc h ä o lo g isc h e V erm ächtnis der Anten h alten . Für eine c h a r a k te r is ti­ sc h e Komponente, die das Slaw en tum dieser D enkm äler beweist, w e r­ den F rau en sch m u ck und c h a ra k te ris tisc h e Sch n a llen gehalten. Der Anteil der Slaw en gem einsam mit Nomaden ist auch an so lch en Fund­ stellen belegt, wie es Martinovka und Chatzki sind. Rybakov versuchte, sie h istorisch mit dem Stamm Ros, und dann mit den Stäm m en Sew er und Poljan zu verbinden.61 Die Existenz des Stam m es Ros wird aus der Toponymie abgeleitet, h au p tsäch lich aus dem F lü ß c h en Rosa am r e c h ­ ten Ufer des Dnjepr, w elches die Achse des Stam m es Ros bilden sollte, und das h a u p tsäch lich aus Z ach a ria s Rhetor, der zum Jahr 555 den Stam m Hrws, d. i. Ros erw ähnt. Diese B ezeichnu ng wurde dann auf die Poljanen und S e w erer übertragen und wurde zum zusam m en fas­ senden Namen aller Ostslawen. Die Gleichsetzung von HRWS und Ros ist jedoch seh r problem atisch. Z ach arias erw äh n t dreizehn u nb estreit­ bar b elegte oder glau b hafte Nom adenstämm e in u nm ittelbarer Nähe des Sch w a rz en Meeres, vor allem im Gebiet der k au kasischen Berge und des östlich en Sch w a rz m eeru fers. Dringt man tiefer Jn das nörd­ liche S ch w a rzm eergeb iet vor, so werden seine E intragu ngen eine Anhäufung von p h an tastisch en Namen und Bezeichnungen, die man kaum mit irg en d ein er h istorisch en R ealie in Verbindung bringen kann (z. B. Amazruten, Hundemenschen, Am azonen). Zu dieser p h an tasti­ sc h en Aufzählung gehört au ch Hrws — von den Menschen mit den langen Gliedern.62 Die geringe Anzahl und die Uniform iertheit der antischen Denkm äler, die nur auf Sch ätze begrenzt sind, ersch w e rt die Bestimmung n ä h e re r e th n isc h er und k u ltureller Zusam menhänge, vor allem geben sie nicht die M öglichkeit, eindeutig ihren Ursprung festzustellen. Die Theorie, die die an tischen Denkm äler in Zusam m enhang bringt mit dem Aus­ klingen der Cernachov-Kultur, h at — wie es sch ein t — eine gründ­ lic h e re Argumentation. Man kann von der N ach richt des Jordanes über die Existenz einer an tisch en e th n isch en Einheit im W aldsteppengebiet

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des Sch w arzm ee rg eb ietes schon im 4. Jh. ausgehen.63 Der Kampf der Anten mit den Goten kurz n a ch der Ankunft der Hunn'en ist g le ic h ­ zeitig ein G egenargum ent gegen eine Ü berw ertung der negativen, katastro p h a len Folgen des H unneneinfalles, wenigstens für die W ald­ steppengegend. Gleichzeitig w eist die a rch ä o lo g isc h e Forsch u n g auf das Überdauern k e ra m isch e r Form en hin, von Typen von Behausungen und an d eren Anzeichen a rc h ä o lo g isc h e r Natur, die eine Verbundenheit der Cernachov-Kultur und der n ach fo lgen d en slaw isch en Zeit zeigen.6'1 Im 6. Jh. tritt neben der ausklingenden Cernachov-Kultur in Polesie und in der Region von Zitomir sic h tb a r der Typ K orcak auf, dessen Anfänge tie f in die vorangehende E n tw icklu n g eingreifen . Das zeigt sich in sein em Zusam m enhang mit dem k u lturellen z aru binisch en V e r­ m ächtnis. Der Typ K orcak v erb reitete sich bald bis in das südliche Bug-Gebiet, die Moldau, Rumänien und B ulgarien.65 Er w eist eine bedeutende V erw a n d tsch aft mit der Rom enskoje-K ultur am lin ken Ufer des m ittleren Dnjepr vor, die dort im 8. Jh. au fta u ch t und für ein arc h ä o lo g isc h es V erm äch tnis der S e w erer geh a lten wird oder w e­ nigstens für ein Anzeichen der „n ö rd lic h en “ E x p a n s io n 66 Auf diesen gem einsam en Ursprung zweier Kulturen könnte v ielleicht die Existenz einer Stam m esbezeich nu n g Sew er bei den Süd- und Ostslawen hinweisen. Mit dem Typ K orcak kann man jed och auch die vorangehende k u l­ turelle S c h ich t am linken Ufer des Dnjepr vor dem 8. Jh. n ich t v erb in ­ den, die aus an tisch en D enkm älern besteh t. Dagegen sprich t vor allem die geo grap h isch e Verbreitung beider Kulturen: die südliche Grenze des Korcak-Typs v erlief h ier im 6 . - 7 . Jh. entlang des Flusses Desna, d. h. dort wo zur gle ich en Zeit die n ördlich e Grenze der an tisch en Denkm äler verlier.67 W enn im „ a n tisc h e n “ a rc h ä o lo g isch en V erm ä ch t­ nis doch nur zaru binische Züge g esuch t und gefunden werden, die au ch im Korcak-Typ belegt sind, kann das nur daraus folgen, daß die Cer­ nachov-Kultur die ä ltere zaru binische gerade im Rosen-Tal au f der Linie K iew — Zitomir am intensivsten ü berd e ck te .68 Das geo grap h isch e Areal der z aru binisch en Kultur zerfiel in den darau ffolgen d en Zeit in zwei selbständige a rch ä o lo g isc h e Regionen. Die slaw isch en Stäm m e w ich en von hier n ic h t zurück — sie lebten h ier Seite an Seite und in einer Symbiose mit den Nomaden. Aus dieser gem einsam en Beteiligung an der S c h a ffu n g der gem isch ten Cerftachov-Kultur und der ihr n a c h ­ folgenden en tstand en die Denkm äler des Typs M artinovka und C h a t z k i69 Aus dem Ü berblick der a rc h ä o lo g isc h en Situation kann man also für die h istorisch e F o rsch u n g mit gew isser V orsicht eine wertvolle Angabe

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gew innen: es ist w a h rsch ein lich , daß man die Anten nicht mit den ru ssisch en h istorisch en Stäm m en, vor allem den P oljanen und Sew erern , deren Ursprung gem einsam zu sein scheint, in Verbindung bringen kann. Die an tisch e Kultur w ä c h st sc h ein b a r aus der örtlich en, čerň ach ov sch en Basis empor. Über die O rganisation und Struktur, die g e s e llsc h a ftlic h e n und w irt­ sc h a ftlic h e n V erh ältn isse von M enanders Anten kann man n ich ts K on­ k re te s aussagen. Bisher können wir uns nur auf eine m arginale B e m e r­ kung über das Wesen der M acht des Mezamir b esch rän k en . Die T a t­ sach e, daß die Quelle n ich t nur seinen, sondern auch den Namen seines V aters — K elagast — und seines Großvaters — Idagriz — kennt, zeugt vom in stitutioneilen C harak ter sein er Macht, die erb lich ist und sich auf einem verh ältn ism äßig stab ilisie rte n Gebiet ausbreitet. Wir haben hier v ielleicht die erste n Keime einer zukünftigen Entw icklung, die in Richtung von einer Stam m esgruppierung zu einer te rrito r ia le n O rganisation zielt. Dieser Übergang in ru ssisch er Umgebung hängt unum stritten mit nom adischen E in fällen zusammen, n ich t zuletzt auch mit den Awaren. Über die gegenseitig en Beziehungen des slaw isch en V olkes und der Awaren blieb ein ausdrucksvoller B eric h t in der N estor­ ch ro n ik erh alten , der in le g en d en artig er Form das Unrecht, das die Slaw en von den Awaren zu e rtra g e n hatten, schildert. Die N ach richt von den Awaren und Duleben in der N estorch ron ik ist a u ß erg ew ö h n lich w ichtig in Hinblick auf das a w arisch -b yzan tin isch e V erhältnis. Die U nterw erfung der Duleben am Bug, der eine Invasion in das F r a n k e n ­ reich nachfo lgte, weist auf die zielbew ußte Bemühung der byzanti­ n isc h e n Politik hin, die die Awaren in ih re Dienste zog. Die Kämpfe mit den Duleben erh alten dann eine logische E rklärung, wenn wir das Territorium um den Bug als ein Sp rungbrett in das F ra n k e n re ic h b etrachten . Mit den byzantinischen B erich ten über die Unterwerfung der Anten kann man diese N a ch rich t nicht verbinden, weil — wie aus der a rc h ä o lo g isc h en Situation h erv orgeh t — die Awaren w äh ren d ih rer Kämpfe mit den Anten kaum w eiter als bis zur Desna vorrückten.

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3. AWARISCHE INVASIONEN IN DAS FRANKENREICH UND DIE VERÄNDERUNG DER AWARISCH-BYZANTINISCHEN BEZIEHUNGEN

Ein w ied erh olter Ü berfall auf das F ra n k en reic h in den Jah ren 562 und 566 ist in der aw a risch en G esch ich te ein in se in er Art v ereinzeltes und au ßerg ew ö h n lich es Ereignis. Die Awaren w agten bis zu der Zeit nicht, die u nm ittelbar b en a ch b arten b yzantinischen T erritorien anzugreifen, die bald d arauf zum Hauptziel ih rer Feldzüge wurden. Andererseits h atten sie keine B efü rchtu ngen durch das pazifizierte Territorium der Anten und Duleben bis zu den en tfern te n Grenzen des F ra n k e n re ic h e s durch polnisches Gebiet zu ziehen. Dort tre te n aw a risch e Denkm äler nur sporadisch au f.1 Inform ationen über den eigen tlich en V erlauf beider E in fälle b ew a h r­ ten zwei Chronisten: der F ra n k e Gregorius von Tours und der langobard ische Historiker Paulus Diakonus.2 Abweichungen beider Autoren, die vor allem geo grap h isch er Natur sind, wurden vor allem zum O bjekt textologisch er Studien, die sich h a u p tsäch lich k on zen trieren auf die Feststellu n g der m öglichen Inform ation squelle des Paulus Diakonus über die S c h la c h t zwischen Awaren und F ra n k en in Thüringen an der Elbe, w orüber Gregor n ichts erw ä h n t.3 Es sch ein t jedoch, daß die Fra g e w ichtiger bleibt, ob sich die Angabe des Paulus Diakonus diam etral u nterscheidet und sich a u ssch lie ß t von der W iedergabe Gregors, der die a w arisch -frän k isch en Kämpfe nach Gallien legt. Der Text Gregors, in dem vor allem über den erste n a w a risch en E in ­ fall gesprochen wird, ist vor allem in zwei Punkten diskutabel. Es geht in erster Linie um die Bedeutung des W ortes appetunt (d. i. G allias), aus dem n ich t eindeutig h ervorgeht, ob die Awaren w irklich Gallien anfielen, oder das nur im Sinne h atten .4 Die zweite strittige F ra g e ist der geograph isch e B eg riff Gallien in der A uffassung Gregors. Am g eb räu ch lich sten und häufigsten kommt bei ihm Gallien in der antiken Bedeutung vor. Das ist v erständlich, da doch der Autor selbst antike Quellen anführt, aus denen er seine Kenntnisse über die G esch ich te Galliens im Altertum sch öpfte.5 Gallien tau ch t in dieser alten, im Grunde geo graph isch en Auffassung in Gregors W erk n ich t nur in Zusam m en­ hang mit sein en häufigen E xku rsen in die an tike G eschichte auf. Auch in den Besch reibu n gen der frä n k is ch e n G esch ich te findet man Gallia

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häufig als E rläu teru n g w en ig er b ek a n n ter geo g ra p h isch er Realien, die sich in der Regel in Gallien befinden, in ihrem an tiken Ausm aß.6 Die Iden tität des B e g riffes Gallien bei Gregor und in der Antike ersc h ö p ft n ich t a lle Bedeutungen dieses B egriffes, mit dem wir beim frä n k is ch e n C hroniker Zusam m entreffen.7 Unter Gallien verstand Gre­ gor — und h au p tsä ch lich dort, wo er n ich t von antiken Quellen b eein ­ flu ßt w ar — au ch das frä n k is ch e K önigreich als solches. Ganz k la r zeigt sich diese Kontam ination in der Rede, die Gregor in seinem W erk den König Chlodwig (um das Jah r 580] sp rechen lä ß t.8 S c h lie ß lic h können wir auch auf einen Fall hinweisen, wo Gallien in Zusam m enhang mit ein und dem selben E reign is in beiden Bedeutungen a u ftau cht: in der älteren, g eo g ra p h isch en und in der n eueren, politischen. Bei der Gele­ gen h eit des E in falls G u ntrachtam s n ach Septim ania wird einm al von diesem Gebiet als einem Teil Galliens g esp roch en (also eine geo grap h i­ sch e A u ffasun g), ein an d eres Mal als von einem Gebiet, das unm ittelbar an Gallien an grenzt (also eine p olitisch e Auffassung, weil Septim ania noch n ich t B estan dteil des F rä n k isc h e n R eich es w a r ) .9 Wenn wir die M öglichkeit einer K ontamination Galliens mit dem K önigreich der F ra n k e n au ch in dem F a lle der N ach rich t ü ber die A waren zulassen, dann wird auch die Angabe des Paulus Diakonus Gregor n ich t w idersprechen, sondern sie nur kon k re tisie ren . Auf Grund ein e r so lch en Interp retation ist es möglich vorauszusetzen, daß die Awaren die frä n k is ch e Grenze, die etwa von der Elbe g e s c h a ffe n wurde, erre ich te n , bzw. ü b ersch ritten . Die vorausgesetzte, in h a ltlic h e Übereinstimmung beider Quellen e r k lä r t nicht, w oher Paulus Diakonus seinen B eric h t über den Kampf an der E l b e schöpfte, die er u nrichtig n ach Thüringen lokalisierte. A ußer Gregor, der H auptinform ator des lan go bard ischen H istorikers über die frä n k is ch e G eschichte ist, kom m t ein v erlo ren gega n gen es W erk des Secundus Tridentinus in B etrach t. Dieser Autor in form iert über den d ritten a w arisc h en E in fa ll n a c h Thüringen im Ja h re 595. Die Annahme, daß die N ach ric h ten über die Awaren im Jah re 562 und 565 aus dieser Quelle übernom m en wurden, kan n man w eder beweisen, n och gänzlich ablehnen. Es ist jed och nötig anzum erken, daß Secundus Tridentinus m it g rö ß te r W a h rsc h ein lich k eit die E reign isse erst vom Ende des 6. Jh. bis zum Jah re 612 besch reib t. E ine andere M öglichkeit der Interp retation der strittigen Stelle bietet die K enntnis der h istorisch en Methode des Paulus Diakonus. In der Literatur wurde schon auf einige c h a ra k te ris tisc h e Züge sein es h isto ­ risch en Stils hingew iesen. Vor allem darauf, daß sich der langobardi-

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se h e H istoriker n ich t mit einer direkten und w örtlich en Zitierung der en tsp re ch en d en Stelle der V orlage zufrieden gab, sondern auf Grund a n d e re r E rkenntnisse, die er irgendw ann aus der gleich en Quelle gew onnen hatte, die zugrundeliegende Inform ation v erän d erte und ergänzte und sie oft dem Zustand an paßte, den er selbst k a n n te .10 Man kann auch nicht die K enntnis aus der Autopsie au ssch ließ en : das geht aus sein en eigenen W orten hervor. Als er die Erzäh lu n g von König G u ntrachtam anführt, k on statiert er mit Staunen, daß er sie n ich t in den frä n k is ch en Annalen gefunden habe — an sch ein en d k an n te er sie also auf Grund m ündlicher Ü b erlieferu ng .11 Ähnlich auch eine so lch e K leinigkeit, wie die V ertau schung der Residenzstadt des Sigisbert gegen Metz (Gregor h a t Reim s) beweist, daß ihm die Welt der F ra n k e n n ich t u nb ekan n t war, weil in sein er Zeit Metz w irklich die Residenz des a u stra sis c h en K önigreiches war, also des eh em aligen Teiles Sigisberts. Niehl w en ig er kom pliziert ist au ch die h istorisch e Problem atik, die m it den aw arisch en E in fällen in das F ra n k e n re ic h zusamm enhängt. Es ist n ich t klar, w elch e B ew eggründ e die Awaren in die w estlich en Gegenden Europas g efü h rt hatten. Es w äre in teressan t zu wissen, w oher sie die nötigen geo grap h isch en K enntnisse über das F ra n k e n re ic h gewannen, und das um so eher, als sie selbst nicht einm al genügende K enntnisse der n äch sten Umgebung des S ch w arzen M eeres h a tte n .12 In Hinblick auf die v orangehenden Ereignisse, mit denen die Tätigkeit der Awaren im Sch w arz m ee rg eb iet verbunden ist, kann m an au ch in diesem F a lle annehm en, daß an den aw arisch en Ü b erfällen auf das F rä n k is c h e Reich die b yzantinische Diplomatie ein Verdienst h atte.13 Aus einer so lch en th e o retisc h e n Voraussetzung ergibt sich jedoch die F rage, w elch e s Interesse das B yzantinische Reich kon kret im Jahre 562, bzw. 566 an einem aw a risch en Feldzug gegen Sigisbert haben konnte. Die b y zantinisch -fränk isch e Rivalität in Norditalien fügt sich in den allgem einen Rahm en kom plizierter und sich änd ernd er B eziehungen beider R eiche ein, in denen es bei w eitem n ich t nur um Italien ging. E s w ar ein Kampf zweier Reiche mit u niversalistisch en Konzeptionen oder w enigstens Anläufen. Die byz an tin isch -frä n k isch en Beziehungen gestalte te n sich anfangs v orteilh aft für beide R eiche; Ausdruck dessen war auch die Verleihung des Titels eines Röm ischen Konsuls an Chlodwig durch K aiser Anastasios.14 Zur Zeit der Regierung Justinians kommt es zum Umschwung; das hängt zusammen mit der Politik des byzantinischen Hofes, die auf eine E rn eu eru n g des Röm ischen Imperiums a u sg erich tet war, a b er auch m it dem Anwachsen der m a c h th a b eris c h en Bedeutung des F rä n k isc h e n

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R eich es u nter Chlodw igs N ach folg ern . Der E in tritt des F ra n k e n re ic h e s in die d am alige M ach tp olitik der W elt fand gerad e durch das D u rch­ dringen n ach Ita lie n sta tt, worum sich der ä lte ste Zweig des G e sch lech ­ tes Chlodw igs v erd ient m ach te. In der Zeit der g o tisch -b y zan tin isch en K riege b esetzte das frä n k isch e H eer im Ja h re 538 N orditalien , und im Jah r d arau f zog T h eu d ebert d urch den Po.15 Trotz des Abkom m ens mit den G oten b esie g te er zu erst sie und w andte sich dann gegen das b yzan tin isch e H eer. T h eu d eberts P läne w aren jed och w e itreich en d er als der eig e n tlich e Kam pf um Ita lien . E r bem ühte sich , gegen die uni­ v e rsa listisch e n A nsprüche des B yzan tin isch en R eich es eine K oalition m it den Gepiden und Langobard en zu sc h a ffe n ; er h ielt Pannonien für ein G ebiet, von dem aus er b ea b sich tig te, gegen den B alk an an zu treten und das ganze B yzan tin isch e R eich zu u n terw erfen .16 Diese u n iv e rsa­ listisch e n A nläufe des frä n k isch en H errsch ers gin gen mit sein em Tode u nter. Die frä n k isch e P olitik in Ita lien än d erte sich von ein er offen siven in ein e d efensive. Man kann glauben, daß in Ju stin ian s Pläne, die E rn eu eru n g des Röm ischen R eich es b etreffen d , auch die Provinz G allien e in b eg riffen w a r.17 D eshalb w ar der Feldzug B u tilin s und L eu th aris’ m it einem alem an n isch en H eer zur U nterstützu ng der Goten ein le b e n s­ w ich tig es In tere sse des F ra n k e n re ic h e s und fand s ic h e rlic h m it Zu­ stim m ung Theudebalds s ta tt.18 Die A ufgabe d ieses Feldzuges w ar es, das V erh ältn is der g o tisch -b y zan tin isch en K räfte in Ita lien au szu gleich en . Der alem a n n isch e Feldzug im Jah re 552 w ar der letzte g rö ß e re V er­ such der F ran k en , in die E n tw ick lu n g in Ita lien ein zu greifen . In fo lg e der Käm pfe um das E rbe Theudebalds u n ter sein en N achkom m en kon n ten die F ran k en dem z erfa llen d en g o tisch en K ön igreich k ein e w irksam e H ilfe leisten , dessen d efin itives Ende im Ja h re 555 ein tra t. Byzanz besetzte die ganze A p en n in en h alb in sel bis an den Po, au f dessen an d e­ rer Seite die Ü b erreste der Goten Z u flucht su ch ten . Ein frä n k is c h ­ b y zan tin isch es Abkom m en aus dem Ja h re 556 sic h e rte den F ran k en den ö stlich en Teil N ord italien s zu — h a u p tsä ch lich V enedig — , w as jed o ch n ich t das Ende by zan tin isch er A spirationen, ganz Ita lien zu gew innen, b ed eu tete.19 Ein B ew eis dafür ist auch die Besetzu ng des g otisch en M ailand im Jah re 558.20 Die p olitisch e E n tw icklu n g des F ra n k e n re ich e s, h au p tsäch lich nach dem A n tritt C h loth ars im Ja h re 558, bew egte sich in eine g än zlich an d ere R ichtu ng, a ls ih r T h eu d ebert gab. N ach lä n g e re r A llein h err­ sc h a ft au f dem frä n k isch en Thron, b esch ä ftig ten C hloth ar die Käm pfe mit den S a ch se n und der W iderstand Chram s, der mit U n terbrech u n gen bis zu C hloth ars Tode an d au erte.

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Das a w a risch e E in g re ifen in das F ra n k en reich , das gegen das K önig­ re ic h S ig isb erts g e ric h te t w ar, fand z w eifello s sein en N ied ersch lag auch in d er Situ ation in Ita lien . Bei der A ufteilung des K ön ig reich es fie len die Ü b erreste der frä n k isch e n H errsch a ft in Italien n äm lich n ach dem Jah re 558, bzw. 561 S ig isb ert zu.21 Der erste aw arisch e E in fa ll fand zu ein er Zeit sta tt, als in Ita lien N arses einen w ich tig en Stützpunkt der frä n k is c h e n V erbünd eten, der Goten, — V erona — ero b erte. Das E in ­ g reifen des N arses h än gt etw a m it dem A ufstand des g o tisch en M agnats Vidin gegen das B y zan tin isch e R eich im Jah re 562 zusam m en.22 Der zw eite a w a risch e A n g riff im Ja h re 566 fand sch on zur Zeit der R egie­ ru ng des K aisers Justin II. u nter g än zlich ab w eich en d en Bedingungen s ta tt.25 Die A w aren b esieg ten Sig isb ert, der m it ih n en ein Abkommen ab sch lo ß , ih n en re ich e G esch en ke m ach te und ihnen V o rräte gew äh rte. (Die Q uelle sp rich t ü ber den A bschluß ein es Feudum, w as v ielleich t auf einen reg elm äß ig en Tribut hin w eist, der den Awaren au sgezah lt w urde.) D ieser a w a risch e Ü b erfall h än g t z eitlich m it dem d efin itiven F a ll der frä n k isch en H errsch a ft im tra n sa lp in en G ailien zusam m en.24 Der König, b ed rän gt von zw ei Seiten , rü stete w a h rsch ein lich noch im Jah r 566 n ach dem zw eiten a w a risch en Ü b erfall eine G esan d tsch aft n ach K on stan ti­ n op el aus, die einen F ried en ssch lu ß fo rd e rte .25 Der zw eite a w a risch e E in fa ll in das F ra n k e n re ich sp ielte sich in einer S itu atio n ab, die sich a u ffa llen d von den letzten Jah ren der R egierung Ju stin ian s u n tersch ied .20 Justin II. (5 6 5 — 5 7 8 J tra t m it ein e r and eren A uffassung von P olitik g eg en ü b er der W elt auf, die das B yzan tin isch e R eich umgab, a ls die, au f der Ju stin ian au fb au te. Man kan n jed och n ich t sagen, daß die u n tersch ied lich e p olitisch e K onzeption, die sich nur a llm ä h lich h e ra u sk rista llisie rte , ein ab solu tes Leugnen der Bem ü­ hungen Ju stin ian s w ar, und das vor allem n ich t in ih ren A nfängen. E h er kann man sie a ls seh r treffen d e R eak tion auf den Zustand, den Justinian z u rü ck ließ , bezeich n en . Justin II. v ollen d ete gleich zu Beginn sein er H errsch a ft das W erk, das Justin ian n ich t m ehr beenden konnte — e r e ro b erte ganz Ita lien und sch lo ß dam it das Leben sw erk sein es V or­ g ä n g ers ab. In den Händen von Byzanz k o n zen trie rte sich die M acht über den g rö ß eren Teil des eh em aligen R öm ischen Im perium s; mit P ersien w ar ein F ried en g esch lo ssen , von dem m an ab er w ußte, das er n ich t definitiv w ar. Justin II. w andte in d ieser Situ ation sein e Auf­ m erk sam k eit in R ichtu ng auf die nom ad isch e W elt — also d arauf, was von Ju stin ian am m eisten v e rn a ch lä ssig t w orden w ar. Ju stin s Kredo w ar: den Fried en erkäm p fen, n ich t e rk a u fe n .27 Er k eh rte also eig en tlich zu dem zurück, w as auch Justinian p ra k tizierte, bevor er sein e W elth err-

sch e rp iä n e zu v erw irk lich en begann. E s ging um ein E rsetzen des System s unproduktiv a b g efü h rter „L ö seg eld er“, Steu ern und G eschenke, m it denen sich das R eich zur Zeit m axim aler m ilitä risch e r B elastu n g den F ried en von sein en b a rb a risch en N ach barn e rk au fte, durch den eig en en Sch u tz der G renzen des R eich es. Obwohl es k ein en Grund gibt, dem Jam m ern des Corippus ü ber den se h r sch w eren Stand der b y zan tin isch en S ta a tsk a sse n ach Ju stin ian s Tod n ich t zu g lau ben , sc h e in t es, daß die Situ ation n ich t so k atastro p h al w ar; au f jed en F a ll kan n man die A blehnung der reg elm äß ig en jä h r li­ ch en Steu ern fü r die A w aren n ic h t nur dam it m otiv ieren .28 Justin II. e rlie ß n ach sein em A n tritt g roßzügig die Sch u ld en , die die B ev ölkeru n g dem S ta a t g egen ü b er h atte, und die n ic h t ä lte r w aren als a ch t Jah re. Auch w ar des K aisers p e rsö n lich er B esitz n ich t k lein , w as m an in der g eg e­ benen Situ ation n ich t ü b erseh en d arf. Die K aiserin Sophia b ezah lte aus eig en en M itteln private Sch u ld en . Kurz n a ch sein em R eg ieru n g san tritt nahm Justin II. die B a u tä tig k eit w ied er auf, die von Ju stin ian so g ro ß ­ a rtig u n terstü tzt w orden w ar. Im Ja h re 567 erw e iterte er den k a is e r­ lich e n P alast in d er Stad t und erb au te eine K irch e; au ß erh a lb der Stad t erb au te e r im Ja h re 568 zw ei P aläste und ein e K irch e.29 Ju stin s V orsatz, ein e eig en e V erteid igu ng zu sch a ffe n , b ed eu tete jed o ch k ein esw eg s ein e g ä n z lich e A bneigung von der Politik des W irkens in der b a rb a risch en W elt, die Ju stin ian so g e s c h ick t b e h e rrsch t h atte. Justin e rre ic h te ab er ein e Ä nderung in dem Sinne, daß er die U n sich er­ h eit und gew isse A bhängigkeit, die das R eich in der N a ch b a rsch a ft der unbestän d igen N om aden b ela steten , in S ic h e rh e it v erw an d elte, und daß er es fe rtig b ra c h te , die T ä tig k eit der n ö rd lich en B arb aren zu lenken und zu k o n tro llie ren . In diese P olitik fü g te sich das Bündnis und die N a ch b a rsch a ft m it den Türken, denen das B yzan tin isch e R eich vor den A w aren den V orran g gab, b esser ein. Die Türken, d eren In tere ssen in das G ebiet des Sch w arzen M eeres re ic h te n und gegen die Awaren g e ric h te t w aren , w aren in H inblick au f gem einsam e ökonom isch e und kom m erzielle In te re sse n ein e fe ste re V erbindung m it dem R eich als die n om ad isch en A w aren. Die n eu e A uffassu ng der V erteid igu ng des R eich es und das Bündnis m it den h o ch en tw ick elten Türken b esie g elten s c h lie ß lic h das S c h ick ­ sa l der A w aren im n ö rd lich en Sch w a rz m eerg eb iet und sp ielten eine w ich tig e R olle b ei ih rem Abzug n ach Pannonien. Kurz n ach dem R eg ie­ ru n g sa n tritt Ju stin s II. kam an den byzan tin isch en Hof ein e aw arisch e G esan d tsch aft, die die ü b lich en jä h rlic h e n A bgaben fo rd e rte .30 Justin le h n te es ab er ab, die g efo rd erten Steu ern auszuzahlen, leh n te die

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m ilitä risch e H ilfe der A w aren a ls u nnötig ab. So gibt M enander die V erh an d lu ng am Hof w ieder, und d ieses V orgehen en tsp räch e gän zlich den h e ra u sk rista llisie rte n V orsätzen und Plänen Justin s. Es sch ein t jed och , a ls sei das n ich t ganz so. Die A w aren kam en an den Hof Ju stin s in ein e r Zeit, a ls Ju stin s p o litisch e und m ilitä risch e A ktivität n och im Bann der K onzeption Ju stin ian s w ar: e r b ereitete g erad e den letzten Sch la g g egen die F ra n k e n h e rrs c h a ft in Italien vor. In einem so lch en F a lle h ä tte er kaum au f die a w a risch en D ienste v erzich tet. M enander ist o ffe n sic h tlic h tend enziös, w enn e r sagt, d aß das Geld, das Justin den A w aren au szah lte, n ich t fü r D ienste und n ich t aus der N otw endigkeit h erau s g ew äh rt w urde, sond ern aus M itleid und Gnade. S c h lie ß lic h d eutet M enander se lb st an, daß in Zukunft die A w aren nur das e rh a lten w ürden, w as der K aiser fü r a n g e b ra ch t h ielte . Die Z u sam m enarbeit zw ischen dem R eich und den A w aren w urde n ich t u n terb ro ch en — im Jah re 566 ersch ie n e n die A w aren ern eu t b ei K aiser Justin II. und boten ihm ih re D ienste an .31 N ach Beendigung des K rieg es m it den F ran k en , in der Z eitspanne der V orb ereitu n g en fü r den K rieg g egen P ersien , h a tten sich die p o liti­ sch en und a lliie rte n V erbindungen und O rien tieru n gen des B yzan ti­ n isch en R eich es sch on n ach der n eu en A uffassung Justin s h e ra u sk ri­ sta llisie rt. Die A w aren h a tten n eb en den Türken, den byzan tin isch en V erbün d eten und ih ren eigen en Feind en, im Sch w arzm eerg eb iet k ein en Platz m ehr. Ihr Abzug n ach Pannonien w ar ein lo g isch er Ausweg, im ü brigen au ch von der b y zan tin isch en P olitik u n terstü tzt, die die A w aren au ch au f diesem letzten , u nru higen A bsch nitt der n ö rd lich en R e ic h s­ gren zen ausnutzen w ollte.

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DAS A V A R I S C H E K H A G A N A T IN P A N N O N I E N

4. PANNONIEN IN DER E R ST E N HÄLFTE DES 6. JH. UND DIE ANKUNFT DER AWAREN

Die N ied erlage am F lu ß Nedao im Ja h re 454, die den en d gü ltigen F a ll des H u n n en reich es bed eu tete, ste h t am A nfang tie fe r e th n isch e r und m a ch th a b e risch e r V eränd eru ngen, die sich in P annonien im V erlau f des n ach fo lg en d en Jah rh u n d erts a b sp ie lten .1 Der o stg o tisch e Sieg ü ber die K oalition p an n on isch er und a u ß erp a n n o n isch er Stäm m e am F lu ß B oili im Ja h re 469 elim in ie rte od er sch w ä ch te zum indest in bedeutendem M aße die p o litisch -m a ch th a b erisch e B edeutung der Rugier, Sueben, S k ire r und H eruler im R ahm en der eh em alig en röm isch en Provinz P annonien I. Der Abzug ins u ntere M oesien im Jah re 472 m ach te den o stg o tisch en A spirationen au f eine H egem onie an der n ord w estlich en G renze des B yzan tin isch en R eich es ein E nd e; als sich n ach 32 Jah ren d ieses g o tisch e In tere sse ern eu ert, is t es nur au f das u n m ittelb are b y zan tin isch e G renzgebiet g e rich te t, bzw. au f b y zan tin isch es T erritoriu m selb st, k o n k re t au f das sirm isch e Pannonien II. S c h lie ß lic h m ach te die N ied erlag e der Rugier, die sie im Ja h re 487 von O doakar e rlitte n , den Langobard en Rugiland frei, fü r das im allg em ein en das G ebiet am N ord­ u fer der Donau zw ischen dem W iener W ald und der Mündung der Enns g eh alten w ird.2 Drei S ch la ch te n , die n ach dem Zusam m enbruch der h u n n isch en M acht in Pannonien n a ch fo lg ten , sch u fen ein e Situ ation , die bis zum E in fa ll der A w aren ins K arp aten beck en an d au erte. Im V ergleich zum S ch w arz­ m eerg eb iet kan n m an au f die d eu tlich u n tersch ied lich e S tellu n g d ieses G ebietes in H inblick au f das B y zan tin isch e R eich hin w eisen . P annonien und das T erritoriu m , das m it ihm geo p olitisch zusam m enhing, w ar b esied elt und b eh e rrsc h t von g erm an isch en Stäm m en, deren Beziehung zum B y zan tin isch en R eich — in H inblick au f die U n te rsch ied lich k eiten öko n o m isch er Bedingungen und g e s e lls c h a ftlic h e r E n tw icklu n g — sich n otw en d igerw eise an d ers en tw ick eln m uß te als die Bezieh un g der nom ad isch en W elt im S ch w arzm eerg eb iet. Der zw eite sp e zifisch e Zug P ann onien s in Z usam m enhang m it der G esam tkonzeption der b yzan ti­ n isch en P olitik w ar die T atsa ch e, daß Pannonien ein e eh em alige rö ­ m isch e Provinz w ar m it n ich t g erin g er öko n o m isch er und m ilitä ris ch ­ stra te g isc h e r Bedeutung. Diese R olle e rh ie lt sich Pannonien au ch n ach

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dem E n tsteh en des B yzan tin isch en R eich es a u frech t. Die stra te g isc h e Stellu n g d ieser Provinz in ih re r B eziehung zu den ö stlich en Provinzen des R öm isch en R eich es zeigt a n sch a u lich die Situ ation , die sich zur Zeit der h u n n isch en O b erh errsch a ft in Pannonien h erau sb ild ete. Das G ebiet des sirm isch en P annoniens w ar der A usgangspunkt, von dem aus zw ei w ich tige S tra ß e n ins B alk an in n en lan d au sein an d erliefen : den Hunnen g elan g es, sie in gen ü gen d er W eise auszunutzen. A ntw ort au f die F rag e, bis zu w elch em M aße sich die byzan tin isch e Politik d iesen ab w eich en d en und gew ich tig en C h arak ter der pannonisch en eth n isch en und g eo p o litisch en U m gebung k la r m ach te und in w ie­ w eit sie fäh ig w ar, eine sp ez ifisch e p o litisch e Konzeption für P annonien zu sch a ffe n oder n ich t zu sc h a ffe n , ist v ie lle ich t das w ich tig ste Problem , das in vielem die B edingungen und V orau ssetzu ngen k lä ren kön n te, u nter denen sich der a w a risch e E in fa ll n ach Pannonien v erw irk lich te. Ein ig e d ieser B edingungen sind k la r und ste lle n kein Problem dar: das sind jen e, die die in n eren p an n on isch en V erh ä ltn isse b etreffen . Aus den W orten des Prokopios und des Paulus D iakonus sk izziert sich die e ig e n t­ lich e E n tw icklu n g in Pannonien in v erh ä ltn ism äß ig k la re n U m rissen. Die zw eite S eite der P rob lem atik — die ä u ß ere, die Beziehungen b e tr e f­ fend — bleibt in vielem v e rsc h le ie rt. Vor allem ist die byzan tin isch e B eteiligu n g an der aw a risch en Invasion in das K arp aten b eck en n ich t k la r genug. Die ch ro n o lo g isch erste B eg eb en h eit, die in en tsch eid en d em M aße in die E reig n isse des n a ch fo lg en d en Jah rh u n d erts ein g riff, w ar die Besetzu ng Sirm ium s durch die Gepiden n ach dem Abzug der O stgoten aus Pannonien w a h rsch ein lich im Ja h re 472.3 Das u rsp rü n g lich e und ä lte re gep id isch e Sied lu n g sgeb iet, das a rch ä o lo g isch vor allem im F lu ß tal der Th eiß, in Sieben bü rgen und im F lu ß g eb ie t des Hornad und Bodrog b eleg t ist, erw e iterte sich um die k lein ere, ab er se h r w ich tig e sirm isch e Gegend.4 W enn w ir in Erw ägung ziehen, daß die Gepiden m ach th ab erisch noch dazu au ch das sa rm a tisch e Gebiet im Z w isch en ­ flu ß lan d von T h eiß und Donau b e h e rrsc h te n ,5 wurde aus ihnen fü r die Zukunft ein er der e rn sth a fte ste n b y zan tin isch en Gegner im G ebiet der m ittlere n Donau. Im geg eben en Moment konnten die Gepiden diese E rru n g en sch a ft jed o ch kaum in w esen tlich em M aße geltend m achen. Die N iederlassu ng der O stgoten als byzan tin isch e V erbündete in M oesien — obw ohl ih re Beziehung zum R eich au f k ein en F a ll eindeutig als freu n d ­ s c h a ftlic h oder a lliie rt c h a ra k te ris ie rt w erd en kann — w ar doch ein zu v erlässig er R iegel vor der G efahr, die den b yzantinisch en Provinzen von Seiten a n d erer e th n isch e r und m a ch th a b erisch er G ruppierungen

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drohen kön n te. Die Ü b erfä lle der Slow en en , Anten und auch der B u l­ g aren , die bald v erh ä ltn ism ä ß ig tie f en tla n g der Donau eind rin gen , begin n en erst n ach dem Abzug der O stgoten aus M oesien. Wenn au f der einen Seite die G egenw art der Goten in den b y zan ti­ n isch en Provinzen einen u n b estritten gü nstigen E in flu ß auf die E n tw ick ­ lung au f dem sü d östlich en B alkan au sübte, w ar die G efahr selb st, die dem R eich e von Seiten d ieser O stgoten d rohte, allzu groß, a ls daß der byzan tin isch e Hof n ich t v ersu ch t h ätte, sich ih re r zu en tled igen . Die G egenw art der O stgoten m it Theodor Amal an der Spitze im B y zan tin i­ sch en R eich b ed eu tete n ich t nur ein e g elä u fig e G efahr, w ie sie dem Reich gew ö h n lich von den „ b a rb a risc h e n “ Stäm m en in Form von Raub­ ü b e rfä lle n d rohte. Das g o tisch e E lem ent, n och dazu v erstä rk t durch eine w eite re g o tisch e, m ilitä risch e G ruppierung u nter der Führung T h eo d erich Strab on s, drang in g e fä h rlic h e r W eise in die m ilitärisch en und überhaupt in n eren A n g elegen h eiten des B yzan tin isch en R eich es ein und m ach te n och n ich t einm al vor dem Plan h alt, den K on stantinop ler Thron zu ero bern . Der b y zan tin isch en D iplom atie gelan g es im g ro ß en und ganzen, die Spannung zw ischen beid en o stg o tisch en Gruppen a u f­ rech tz u erh a lte n . Nach der N ied erlage und dem Tode T h eo d erich S tr a ­ bons v errin g e rte sich der E in flu ß und die Bedeutung der einen der g o tisch en Gruppen in einem so lch en M aße, daß die Goten des Amal ih re Bedeutung als G egengew icht v erlo ren .6 Das B yzan tin isch e R eich e rre ic h te d esh alb einen u n b estritten en E rfo lg a ls es ihm im Ja h re 488 g elan g , T h eo d erich Amal zu einem Feldzug gegen O doakar zu ü berred en ." Es g elan g dem R eich jed o ch n ich t, die A u fm erksam keit der O stgoten für im m er von den B a lk a n ­ provinzen, vor allem von Sirm ium , abzu lenken . Sch on im Ja h re 488 m ußten sich die O stgoten au f ihrem Feldzug n ach Ita lien durch das g ep id isch e, sirm isch e Pannonien d u rch sch lag en . Die Gepiden, zu der Zeit in zw ei unabh ängige Ganze — das sirm isch e und das des T h e iß ­ g eb ie tes — u n terteilt, w urden g esch la g e n ; aus der N ied erlage kan n m an jed o ch kein e allzu w eitreich en d en S ch lü sse zieh en .8 Die Um stände, u nter denen es zur ern eu ten E rob eru n g Sirm ium s durch die Goten kom m t, sind n ich t k la r genug. Man kann nur annehm en, daß ein ev en tu eller p o litisch er E in flu ß au f das sirm isch e G ebiet den Goten n ich t genü gte. Sirm ium w urde im Ja h re 505 ero b ert, und das trotz d er H ilfe, die die B ulgaren den Gepiden g ew äh rten .9 Das o stg o tisch e T erritoriu m , das sich n ach einem Abkom m en mit der b yzantinisch en R egieru ng a u ß erh a lb Ita lien s in D alm atien e rs tre c k te , w urde durch das G ebiet P annonien II ergän zt. Damit w ar das u rsp rü n g lich e Panno­

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nien I vom b y zan tin isch en T erritoriu m au f dem B alk an ab g esch n itten . S ch ein b a r au ch in Zusam m enhang dam it sch w eig en sich die b yzan ti­ n isch en Q uellen ü ber die E reig n isse in Pannonien und über die Gepiden zw anzig Ja h re lang aus, obw ohl es gerad e in diesem Z eitraum je n se its des o stg o tisch en E in flu ß b e re ich e s zu ein er w ich tigen V erän d eru n g kommt. N ach der N ied erlage der R ugier im Ja h re 487 ließ en sich die Lan go­ barden in R ugiland n ied er.10 Ende des 5. Jh. zogen sie, b esiegt und von ih ren w estlich en N achbarn, den H erulern, v ertrieb en , die im G ebiet der heutigen w estlich en und sü d lich en S lo w a k ei11 sied elten , in ein Gebiet, das von Paulus D iakonus a ls feld b ez eich n et w ird, dessen L okalisieru n g n ich t eind eu tig ist.12 E s sc h e in t ab er, a ls en tsp räch e die K leine U nga­ risc h e T iefeb en e durch ih re Lage den g eo g rap h isch en und d em ograp h i­ sch en V orau ssetzu ngen am eh esten , ü ber die m an in Zusam m enhang m it der w eiteren la n g o b ard isch en G esch ich te in Pannonien E rw ägu ngen a n stellen kann. Aus der ganz b ere ch tig te n Annahm e, das der h eru lisch e A n griff aus slo w ak isch em G ebiet zielte, kann m an eine A ltern ativ e au ssch ließ en , die feld in das M äh rische Feld lo k a lisiert, das ein B estan d ­ teil R ugilands w ar. Die la n g o b a rd isch en W ohnsitze h ätten sich n ach der N ied erlage n ich t zw ischen die u rsp rü n g lich en Siedlu ngen der He­ ru ler und dem n eu ero b erten Teil des w estlich en Rugilands, das von den H eru lern b esetzt w ar, ein g e k eilt. A n d ererseits kon n ten sich die Lango­ bard en n ich t allzu w eit von Rugiland en tfern en , das au ch w eiterh in ih re In tere ssen sp h ä re blieb. N ach d reijä h rig em A u fenth alt in feld (die D atierung sch w a n k t zw ischen den Ja h ren 5 0 0 — 505) b esiegten die Lan­ gobarden die H eru ler d efin itiv und b eh errsch ten von neuem R u giland .13 Irgen d w an n zu A nfang der R eg ieru n g des K önigs W acho b esiegten die Langobard en die Suaven, die a llg em ein fü r die Ü b erreste der Quaden g eh alten w erden, die irgendw o im n o rd w estlich en U ngarn sied elten .14 Diese beid en A ktionen sind dann v erstän d lich , w enn w ir die lan g o b a r­ dischen W ohnsitze in der N ähe d ieser Stäm m e vorau ssetzen . N ach ih re r N ied erlage zogen die H eru ler zu den Gepiden, ab er bald w aren sie gezw ungen, w egen der grau sam en Behand lu ng, die ih n en zuteil w urde, w egzugehen. E in T eil begab sich au f den W eg in die u rsp rü n glich en W ohnsitze in N ordeuropa, w obei er durch das slaw isch e T erritoriu m n ö rd lich der Donau zog. Der zw eite T eil ließ sich m it E rlau b n is des K aisers A nastasios im Ja h re 512 in Illy rien n ied er und zog zur Zeit Ju stin ian s in die U m gebung von Singidon um.15 Die Besetzu ng der K leinen U n garisch en T iefeb en e w ar die V orau s­ setzung fü r ein w eite res a llm ä h lich e s D u rchdringen der Langobard en

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n ach P annonien, dem k e in e rle i g eo g ra p h isch e oder m ilitä risch e H inder­ n isse im W ege stand en. So m üssen w ir uns w a h rsch ein lich — in einem a llm ä ch lich en V o rsch reiten — die Besetzu n g P annoniens durch die Lan­ gob ard en v orstellen . Die E rw ägu ngen, die au f K om binationen von zw ei N ach rich ten des Prokopios, bzw. des Paulus D iakonus ü ber ein 4 2 jä h riges V erb leib en der L angobarden in Pannonien, bzw. über die Sch en ku n g der Stad t N oricum und des G ebietes in der Um gebung Pannoniens, n ach denen es zur B esetzu n g der röm isch en Provinz im Jah re 527 au f Grund ein e r b yzan tin isch en E rla u b n is kam , re sp ek tieren die k o n k rete h isto ­ risch e Situ ation n ich t.16 Das Ja h r 527 b ed eu tete vom byzan tin isch en Stan d pu nkt aus in Pannonien k e in e rle i G renzstein in der E n tw icklu n g d er eth n isch en und m a ch th a b erisch en Situ ation . Es ist n ich t k la r, w arum es gerad e in d ieser Z eitspanne zur N ied erlassu n g ein es verbün deten g erm a n isch en Stam m es au f p an n on isch em G ebiet kom m en so llte . Der S tre ife n der o stg o tisch en H errsch a ft, der sich von Ita lien bis n ach Sirm iu m au sb reitete, m ach te je g lic h e n b yzan tin isch en E in flu ß in Panno­ n ien unm öglich. Auch vom la n g o b a rd isch en Standpunkt aus kon n ten in P ann onien n ach dem Jah r 500, a ls sie n ach feld kam en, und vor dem Ja h r 527 k ein e so g ew ich tig en V erän d eru n gen ein treten , die ihnen ein sc h rittw e ise s B esetzen d ieses G ebietes u nm öglich gem ach t h ätten . Die N ied erlassu n g der L angobard en v e rlie f fü r das B yzan tin isch e R eich u nbem erkt. Die In tere ssen der Langobarden, die v ersu ch ten , durch V erbün d eten bezieh u n gen ih re S tellu n g in P annonien zu festig en , w andten sich in eine an d ere R ichtu ng. A usdruck d ieser Bem ühungen w ar die V erm ählung des la n g o b ard isch en K önigs W acho m it der gepid isch en P rin zessin A strigusa (im Ja h re 5 1 9 ).17 Es ist n a tü rlich , d aß die N a ch b a rsch a ft der O stgoten die Langobarden n ötigte, au ch h ie r V er­ bünd etenband e zu su chen. Nur h y p oth etisch kann man vorau ssetzen , daß s ic h das E in d ringen der L an gobard en in die sü d lich en Teile P annoniens u nter M itw irkung der O stgoten a b sp ie lte.18 Auf jed en F a ll sind gute lan g o b a rd isch -g o tisch e Beziehungen in d irek t im Jah re 539 b eleg t, als die O stgoten die L angobarden um H ilfe gegen das B yzan tin isch e R eich e rsu ch ten .19 Die Ablehnung d ieser H ilfe geh t n ich t aus der fein d lich en H altung der Langobard en h ervor, sond ern aus der v erän d erten S itu a­ tion, die im G ebiet Pannoniens n ach dem Jah r 536 ein tra t. Ä hnlich en tw ick elten sich au ch die B eziehungen zum F ra n k e n re ich an fan g s günstig fü r die Langobard en. In den d reiß ig er Jah ren kom m t es zur V erm äh lu n g der T ö ch ter W achos und A strigusas m it T h eu d eb ert und T h eu d ebald .20 In diesem F a lle ging es um die In itiativ e des frä n k isch en K önigs in Zusam m enhang mit sein en m ach th a b erisch en A spirationen.

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1 Pannonien g elan g t im Ja h re 536 ern eu t in das B lick feld b y zan tin isch er A ufm erksam keit. Die Gepiden nutzten den beginnenden b y zan tin isch ­ g o tisch en K rieg aus und b esetz ten Sirm iu m .21 Von der an d eren Seite b esetzte das F ra n k e n re ich den w estlich en Teil des K ü sten gebietes von N oricum : Th eu d ebert fü h rt in se in er A ntw ort an den K aiser Ju stin ian , in der e r ihn ü ber das A usm aß se in es R eich es in form iert, Pannonien als G renzgebiet a n .22 Die frä n k isch e und g ep id isch e N ach folge in den eh em aligen o stg o ti­ sch en G ebieten au f dem B alk an w urde n ich t in vollem Ausmaß v er­ w irk lich t. Das B y zan tin isch e R eich gew ann ern eu t E in flu ß ü ber ganz P annonien. A usdruck d essen ist die T a tsa ch e, daß die Langobarden es ab leh n ten , den O stgoten gegen das B y zan tin isch e R eich zu h elfe n , und vor allem die Beziehungen, die sich zw ischen den Gepiden, L an gob ar­ den und dem F ra n k e n re ic h en tw ick elten . In den kü hn sten frä n k isch en P länen w ar die E rob eru n g des ganzen B y zan tin isch en R eich es en th a lten . Diese P läne w aren au fg ebau t auf dem Bündnis m it den Langobard en und Gepiden. Im Jah re 539, als T h eu debert dieses P ro jek t v erw irk lich en w ollte, zeigte sich die v erän d erte Haltung der Langobard en und Gepiden zum Bündnis m it dem F ra n k en reich . Die In tere ssen der Gepiden und F ra n k en in der Beziehung zum B yzan tin i­ sch en R eich w aren ü berein stim m en d : sie gingen h erv or aus den B e­ m ühungen, ih re Landgew inne zu sch ützen , die sie au f K osten der n a tü r­ lich e n b y zan tin isch en A nsprüche von den O stgoten ero b ert h atten . Ausdruck dessen w ar ein g le ich z eitig er Feldzug der F ran k en und Gepi­ den gegen die ita lien isch en , bzw. b alk a n isch en Provinzen des R eich e s.23 Die Langobard en nahm en an d ieser g em einsam en Aktion n ich t teil, w as b estätig t, daß sie die b y zan tin isch en In te re sse n und den E in flu ß , der sich in Pannonien u n b estritten ä u ß erte, re sp ek tierten . Dabei ist es jed o ch fra g lich , ob man von ein e r d irek ten Besetzung P ann onien s durch b yzan tin isch e B esatzu ngen sp rech en kan n und das au f Grund der a rch ä o lo g isch en Situ ation nachzu w eisen verm ag. Auf d ieses Problem wird noch h in gew iesen w erd en. Auf jed en F a ll b ild ete sich um das Ja h r 540 im n o rd w estlich en B a l­ k an g ren zg eb iet eine Situ ation h erau s, d eren Folge die d efin itive A bw en­ dung der Langobard en von einem frä n k isch -g ep id isch en Bündnis w ar. Das B yzan tin isch e Reich bot den Langobard en zur Besiedlu ng ein Gebiet an, das Prokopios a ls N orikon poleis b ez eich n ete, und an d ere Länder in der Um gebung Pannoniens, d. h. Poetovio und C illy.24 Damit sporn te es die R iv alität und die F ein d sch a ft der F ra n k en und Gepiden au f der einen und der Langobard en au f der an d eren S e ite an.

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Trotzdem w ar der la n g o b ard isch -b y zan tin isch e Bund n ich t die id e a l­ ste G aran tie der by zan tin isch en In te re sse n im G ebiet P ann onien s II. W enn Ju stin ian den Gepiden fö d erativ e Z ahlungen u nter dem Vorw and, daß sie die b y zan tin isch en G ebiete a n fielen , v erw eigerte, so taten das au ch die Langobard en, die w ährend ein e r Invasion n ach Illy rien und D alm atien bis n ach Epidam os g ela n g te n .25 Auch das erste g ep id isch -lan g o b ard isch e A u fein an d ertreffen im Jah re 54726 und eben so au ch die w eitere E n tw icklu n g zeugen n ich t von ein er eind eu tigen la n g o b ard isch -b y zan tin isch en K oalition, die gegen die Gepiden g e ric h te t w ar. Diese in gew isser W eise ü b errasch en d e F e s ts te l­ lung kann m eh rere E rk lä ru n g en haben, die sich g eg en seitig n ich t au s­ sc h lie ß e n m üssen. W enn sich zu B eginn des K rieges, dessen Vorw and die V ertreibu n g des la n g o b a rd isch en T h ro n fo lg ers w ar, der m it dem g ep id isch en K önigshaus verw andt w ar, n ich t nur die Langobarden, so n ­ dern au ch die Gepiden um b y zan tin isch e U nterstützung bem ühten, kann man zu lassen, daß die Gepiden Byzanz für die H ilfe ein ige der G ebiete, die sie b esetzt h ielte n , — ob nun einen T eil des Pannonien oder sogar Sirm ium — an boten. Für Byzanz kon n te nur ein so lch es A ngebot von S eiten der Gepiden v erlo cken d sein , w eil es ih n en eine Z u rückeroberun g se in er G ebiete au f frie d lich em W ege erm ö g lich te. Für ein e ad äquate Bew ertu n g der w ech se lseitig en la n g o b ard isch -g ep id isch -b y zan tin isch en B eziehungen ist au ch das Sp iel der by zan tin isch en Politik gegenü ber den b a rb a risch e n V ölkern von Bedeutung, deren H auptziel es w ar — w ie sch on am B eisp iel des S ch w a rz m ee rg eb ietes au fg ezeig t w urde — , ein G leich g ew ich t der K räfte zw ischen den ein zeln en G ruppierungen zu e rre ic h e n . Vom by zan tin isch en Stan d pu nkt aus h ätte die end gü ltige N ied erlage der Gepiden zu einem E rsa tz der gep id isch en O b erh errsch a ft ü ber Sirm ium durch eine la n g o b ard isch e O b erh errsch a ft und zur B il­ dung ein e r lan g o b ard isch en H egem onie (bzw . im F a lle ein es g eg e n te i­ ligen E rg eb n isses — ein er g ep id isch en ) im p an n on isch en G ebiet fü h ren können. D esw egen sp ielte die F ra g e der A u frech terh altu n g des K rä fte ­ g le ich g ew ich tes in der E n tsch eid u n g ü ber die G ew ährung von U n ter­ stützung den beiden sich darum bem ühenden R ivalen eine w ich tige R olle. Es ist nur n a tü rlich , daß eine so lch e K onzeption der b y zan tin isch en P olitik in den erste n Phasen der g ep id isch -lan g o b ard isch en Käm pfe n ich t so seh r in den V ordergrund tritt. Die Langobarden e rh ie lte n von Byzanz m ilitä risch e U nterstützung, die dem Zustand der byzan tin isch en Arm ee gleich k am , v o rb ereitet au f ein en Feldzug. Auch beim zw eiten A u fein an d ertreffen im Jah re 549 h a lf das byzan­

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tin isch e H eer den L angobard en, gegen die sich die Gepiden die K utrigu ren zu H ilfe rie fe n .27 Der Kam pf an zw ei F ron ten , zu denen noch eine d ritte, die sla w isch e, hinzukam , w ar für Byzanz eine zu g ro ß e B elastu n g und desw egen sch lo ß es m it den Gepiden Fried en , auf den au ch die Langobard en ein geh en m u ß ten .28 Die b y zan tin isch e Bem ühung um die A u frech terh altu n g des G leich ­ g ew ich tes in Pannonien tra t zum ersten Mal im Jah re 551 gän zlich offen zum V orsch ein . Die Langobarden b esieg ten die Gepiden und erw arteten eine b yzan tin isch e H ilfe, die ein e en d gü ltige N ied erlage h erb eig e fü h rt h ätte. Das b yzan tin isch e H eer bew egte sich jed o ch au f B efeh l n ich t, im G egenteil, Ju stin ia n sc h lo ß ern eu t m it den Gepiden einen F ried en ab, der ihn das a u re lia n isch e D acien ein tru g und au ch die Gepiden selb st in eine g ew isse A bhän gigkeit ste llt, die nun gezw ungen w aren — äh n lich den Langobarden — , dem b yzan tin isch en H eer in Ita lie n beizu ­ ste h e n .29 In ein e r so lch en Situ ation fü h lten sich die Langobarden in der pannon isch en U m w elt n ich t m ehr sic h e r und su ch ten ern eu t ein e V erbindung m it den F ra n k en . W enn die F ra n k en noch im Jah r 552 das H eer des N arses n ich t n a ch Ita lien d u rch lassen w ollten , w eil in diesem an g eb lich ih re Feind e, die L an gobard en ,30 seien (ein e se h r naive A usrede, die jed o ch trotzdem den w irk lich en Stand der lan g o b a rd isch -frä n k isch en Bezieh un gen w id ersp iegeln m u ß te), sc h e in t es, daß es sch on im d arau ffo lg en d en Jah r zur V erm ählu ng des lan g o b ard isch en K önigs Alboin m it C hlodosw inth, der T o ch ter C h loth ars I., kam .31 D anach verstum m en die Q uellen eine län g ere Zeit ü ber P annonien, es konnte jed o ch kaum in den Ja h ren n a ch der lan g o b a rd isch -frä n k isch en H ochzeit zu d urch d ring en d en V erän d eru n g en kom m en. Als im Ja h re 562 in ein er kurzen Notiz ern eu t P annonien erw äh n t w ird, w eist das se h r d eu tlich au f die Situ ation hin, die sich dort e n tw ick elt h a tte. Das B yzan tin isch e R eich bot den A w aren die eh em alig en Siedlu n gen der H eruler an (d. i. die Um gebung Singid ons, a n sch ein en d m it einem T eil des u n teren P a n n o n ien s).32 Das w ar ein fe in d lich er S ch ritt, ohne Zw eifel gegen die g ep id isch e H egem onie in Sirm ium g e rich te t, ab er au ch Aus­ d ru ck zum indest von M ißtrauen geg en ü b er den Langobarden, die ä h n li­ c h e s A ngebot eig en tlich sch on im Jah re 546 erh ie lten . Die A w aren nahm en d ieses Angebot n ich t an, und das G ebiet P ann onien s en tzieh t sic h ern eu t d er A u fm erksam keit der by zan tin isch en Autoren. Die letzte Phase der g ep id isch -lan g o b ard isch en Käm pfe b eg in n t im Jah re 565. W iederum ta u ch t ein e allzu e in fa ch e E rk läru n g auf, die n ich t das w irk lich e W esen der sc h ic k s a lsh a fte n F ein d sch a ft au fd eck t (die

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E n tfü h ru n g der Gepiden Kunigunde durch A lb oin ). Zum d ritten Mal ä u ß e rt sich die b yzan tin isch e P olitik des G leich gew ich tes, die in P anno­ nien angew and t w urde. Die Gepiden fie le n die Langobarden an, wurden jed o ch g esch la g en und m ußten Byzanz um H ilfe an geh en , ohne Z w eifel für den G egenw ert der H erausgabe Sirm iu m s.33 Die Langobarden e rlitte n ein e N ied erlage im Kam pf m it den verbün d eten gep id isch -b y zan tin isch en K räften , jed o ch au ch d ieses Mal gab en die Gepiden Sirm ium n ich t h era u s.34 Alboin rie f in zw isch en die A w aren zu H ilfe. Obwohl sich die S itu atio n fü r die A w aren im Sch w a rz m eerg eb iet se h r u n v o rteilh aft g e sta lte te , gingen sie sc h ein b a r n ic h t g le ich auf das lan g o b ard isch e A ngebot ein. Ih re F ord eru n gen w aren zu h och — sie fo rd erten die H älfte der Beute und gep id isch e W ohnsitze zur A nsiedelung. A ußerdem w ar A lboin gezw ungen, sie über die V o rte ilh a ftig k e it der p an n on isch en Sied lu n g en in H inblick au f A n g riffe au f das B yzan tin isch e R eich zu überzeugen, die au ch w eiterh in ih r H auptziel b lieben . Alboin gelang auch ein w eite re r d ip lom atisch er S c h ritt; er ü berzeu gte Ju stin davon, daß Byzanz in einem K on flikt m it den Gepiden N eu tralität b ew ah ren m üsse.35 Justin, sch ein b a r u n ter dem E in d ru ck v erg eb lich en W arten s au f ein e freiw illig e H erausgabe Sirm ium s durch die Gepiden, ging auf die Ford eru n g der L angobard en ein. E s ist n ich t b ek an n t, w ie sich die b y zan tin isch e D iplom atie zum en tsteh en d en la n g o b ard isch -aw arisch en Bündnis ste llte . Man kann jed o ch vorau ssetzen , daß sie ü ber ein so lch es Bem ühen der L angobard en in fo rm iert w ar und dam it rech n ete, daß sie beim E in fü h ren ein er d ritten K raft n ach Pannonien die Gepiden le ic h te r zur A ngabe Sirm ium s zw ingen könne. Das S ch ick sa l der Gepiden w ar b e sie g e lt.36 E rw ägu ngen darü ber, w elch en W eg die A w aren n ach Pannonien nahm en, k önnen rein sp eku lativ a n g eleg t sein, sie finden kein e U n ter­ stützung, bzw. A blehnung in den s c h riftlic h e n Q uellen. Im w esen tlich en kom m en zw ei M öglichkeiten in B e tra c h t: der D urchgang durch die K ar­ paten von O sten aus, bzw. von N ordosten, oder der D urchzug ü ber die D o n au straße, der sich ohne byzan tin isch e H ilfe n ich t h ätte v erw irk li­ ch en kön n en .37 Im F a lle s ein es D onauüberganges der A w aren sind zw ei A ltern ativ en m öglich: en tw ed er en tla n g des re ch te n U fers ü ber byzan­ tin isch es Territorium , oder an der lin k en S e ite durch sla w isch es Gebiet. Beide M ö glich keiten sind g le ich u n w a h rsch ein lich : aus e in e r b yzan ti­ n isch en Zustim m ung m it ein e r a w a risch en In terv en tion im K riege kan n m an n ich t a b leiten , daß das R eich den Durchzug durch eig en es G ebiet erla u b te — die A w aren m ach ten kein G eheim nis aus ih ren A bsich ten , den b y zantinisch en B alkan zu b eh errsch en , w as ihnen das R eich se lb st

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dam it e rle ic h te rt h ätte. Ä hnlich w äre der D urchgang durch sla w isch e s T erritoriu m b esch w erlich gew esen — diese Slaw en w aren zu der Zeit n a tü rlich e B ü n d n isp artner der Gepiden. A ußerdem m ündeten beide W ege n otw en d igerw eise n ach Sirm ium , wo sich die g rö ß te n Käm pfe h ätten ab sp ielen m üssen. Die A w aren h ä tten im F a lle ein es S ieg es n ich t die G elegenh eit v erpaßt, diese w ich tige Festu n g zu b esetzen .38 Das D u rchd ringen der A w aren in das K arp aten b eck en und die B e­ setzung P annoniens kann m an a u ssch lie ß lich auf der G rundlage des a rch ä o lo g isch en M a terials v erfolg en . Indem sie sich au f die W ah rn eh ­ mung des sp ezifisch a w a risch en B eitra g e s in der m a terie lle n Kultur Pannoniens stü tzt, für den m an lan g o h rig e Steigbü gel und einen bestim m ten Typ von Lanzen h ä lt (w obei die D atierung durch einen Fund b y zan tin isch er Münzen b eleg t is t) , k onnte die a rch ä o lo g isch e M ethode den C h arak ter und das A usm aß des u rsp rü n g lich en a w arisch en B esied ­ lu n gsau sm aßes fe s ts te lle n .39 Die a rch ä o lo g isch e Situ ation k o rrig ie rt in gew issem M aße die V or­ stellu n g en ü ber eine a w a risch e B esied lu n g des u rsp rü n g lich en gepidisch en G ebietes, die lo g isch erw eise aus der aw arisch -lan g o b ard isch en V erein baru n g h erv org eh en , und der zu folge die A w aren h au p tsäch lich den Körös — Sam os — und das Z w isch en flu ß g eb iet von T h eiß und Donau besetzt h ätten . Auf gep id isch em T erritoriu m fanden sich die A w aren m it der Besetzung w ich tig er stra te g isc h e r Punkte ab (z. B. K unszentm arto n ), die die B efried u n g des besiegten gep id isch en V olkes g a ra n ­ tierten und die M ö g lich keit fein d lich er A ktionen von d ieser Seite liq u i­ d ierten. Sch on im Ja h re 568 e rsch ien en die A w aren in P annonien. Das w ar eine sic h tlic h e V erletzun g der la n g o b a rd isch -aw arisch en V ere in ­ barung, die m an jed o ch aus der v erän d erten Situ ation n ach der B e­ setzung Sirm ium s, d. h. der g ep id isch en Stad t durch Byzanz erk lä ren kann. Sirm ium und sein e Um gebung w ar fü r die A w aren bei w eitem das a ttra k tiv ste T erritoriu m u nter den g ep id isch en W ohnsitzen, denn es w ar der S ch lü ssel, den ihnen Alboin v ersp roch en h a tte, und der ih n en den W eg in die reich e n b yzan tin isch en Provinzen ö ffn en kon n te. D eshalb bem ühten sie sich n ich t, die G ebiete sü d lich der Linie P écs— K eszthely — Szom bathely zu b esetz en .10 Die A nkunft der A w aren im la n g o b ard isch en Pannonien (etw a durch D u n aszekcö) rief in der la n g o b a rd isch -a w a risch en Beziehung eine K on­ flik tsitu atio n h ervor, au f die nur in d irek t zwei T atsach en hin w eisen . Vor allem h at die p rim äre Besetzu n g P ann onien s durch die A w aren au sd rü ck lich en O k k u p ation sch arak ter, w eil sie au f die B eh errsch u n g s tra te g isc h e r P ositionen a u sg erich tet w ar, für die m an die eh em aligen

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röm isch en S tra ß e n e in e rse its en tla n g der Donau und die S tra ß e von der D onaubiegung bis zum B alato n h a lten k an n .41 S ch ein b ar kann man sich au ch den Abzug der Langobard en aus Pannonien n ich t so v o rste l­ len, w ie es Paulus D iakonus b esch reib t, als eine freiw illig e Abgabe des p an n on isch en T erritoriu m s den verbün d eten A w aren u nter der B ed in ­ gung, daß die L angobarden jed erz eit in die u rsp rü n g lich en W ohnsitze zu rü ck k eh ren kön n ten .42 E h er m uß man diese lan g o b ard isch e E n tsch e i­ dung a ls die einzige F lu ch tm ö g lich k eit vor ein e r aw arisch en U n terw er­ fung b ew erten . Ein w en ig sten s allg em ein stes und o b e rflä c h lic h ste s Bild der h is to ­ risch e n E n tw icklu n g in Pannonien in der Zeit der K on stituieru ng des aw a risch en K hag anats zu geben , ist in H inblick au f den ab solu ten M an­ gel an sc h riftlic h e n Q uellen u nm öglich. Trotzdem erm ög lich en es die arch ä o lo g isch en Q uellen und die Situ ation , k o n fro n tie rt m it h isto risch en Erw ägu n gen und Stand pu nkten, w en ig sten s ein ige Problem e au fzu w er­ fen und auch in w enigem ein ig e S eiten des in n eren Lebens des e n tste ­ henden aw arisch en R eich es k la rz u stellen . Im w esen tlich en zeigt sich ein e so lch e M öglich keit in Zusam m enhang m it zwei P rob lem kreisen , die vom G esichtspu nk t tie fe re n E rk en n en s des aw arisch en W irkens in Europa k e in e sfa lls zu v ern a ch lä ssig en sind. Der erste P rob lem kreis b eru h t in der A u fklärung e th n isch e r V erän d eru n gen in folge des a w a ri­ sch en E in fa lle s und der eth n isch en Zusam m ensetzung des ankom m enden a w a risch en K on g lom erates; das W esen des zw eiten b ild et die B ezie­ hung der A w aren zur u rsp rü n g lich en p an n on isch en Bevölkerung. Eine so lch e Form u lieru ng und die A ufw erfung der P roblem atik e rfo r­ d ert vom m eth od ologisch en Stand pu nkt aus einige V orbem erku ngen. Es ist vor allem k lar, daß der a rch ä o lo g isch e und h isto risch e Zugang und ih re g eg en seitig e Beziehung in beiden F ällen n ich t gleich sein w erden. Im ersten P rob lem kreis ist die R olle beider D isziplinen bei der Festsetzu n g e th n isch er V erän d eru n gen in Pannonien g le ich : au f der G rundlage sc h riftlic h e n oder m a terie lle n M aterials m üssen die ein zeln en eth n isch en B estan d teile der p an n on isch en B ev ölkeru n g au sg eg lied ert und u n terteilt w erden. Zur h isto risch en F orsch u n g komm t h ie r o b e n ­ drein die A ufgabe hinzu, au f die re a le m a ch th a b erisch -p o litisch e W irkung der ein zeln en Gruppen in n erh a lb und a u ß erh a lb Pannoniens hinzuw ei­ sen in der v oraw arisch en und a w a risch en Zeit. Im zw eiten P roblem kreis u n tersch eid en sich die Ziele und der Zugang beider D isziplinen zur P roblem atik: die A rch äologie, die sich au f die U ntersch eid u n g der ein ­ zelnen eth n isch en Gruppen stützt, ist um ein e C h arak terisieru n g der Beziehung au f sozial-ökon om isch em G ebiet bem üht, die G esch ich tsw is­

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se n s c h a ft k o n z en trie rt sich au f die A nalyse der Steilu n g der pannonisch en B ev ölkeru n g zu den A w aren vom p o litisch en und m ilitä risch e n Standpu nk t aus, und au f d ieser G rundlage sk izziert sie die k o n k re ten Form en der a w a risch en K oexistenz m it dem ä lte re n eth n isch en Su b strat. Der w ich tig ste B esta n d teil, der die m a te rie lle K ultur P annoniens in der erste n a w a risch en E poch e bild et (b is zum Jah r 6 8 0 ), ist die Pro­ duktion des Typs M artin ovka-C ad javica, m it der ein Kom plex m it dem c h a ra k te ris tisc h ste n A usdruck h e rv o rtritt — m it ein e r in B le ch g e p re ß ­ ten G arnitu r (P u n kt-Strich -M u ster, R osetten, M en sch en m asken v erzieru n ­ g e n ).43 W ie sch o n g ezeigt w urde, k lin g en die A n sich ten ü ber die e th n isch e Z u geh örig keit d ieses k u ltu re lle n A usdrucks im n egativ en Sin ne aus, und in den an g efü h rten D enkm älern, so lan ge m an ü ber sie in Z usam m enhang m it dem u rsp rü n g lich en p on tisch en G ebiet ih re s A u ftreten s sp rich t, sie h t man den A usdruck ein e r m a terie lten Kultur, d eren E n tsteh u n g m an m it der h ellen istisch -b y z a n tin isch en Einw irkung in der nom ad isch en und n ich tn o m ad isch en Um welt ohne ein d eu tig e eth n isch e Z u g eh örig k eiten in Z usam m enhang b rin gen muß. Die A nw en­ dung d ieser E rk en n tn isse au f Pannonien, g en au er au f die eth n isch en V erh ältn isse im R ahm en des a w a risch en K onglom erats, erlau b t es n ich t, den Kom plex der m artin ov sch en D enkm äler a ls Ganzes, zu gehörig a u s­ s c h lie ß lic h zu e in e r einzigen e th n isch en Kom ponente — ob nun zu den K utriguren, Gepiden oder B u lg aren — , zu b ezeich n en , die sch on vor der A nkunft der A w aren in P annonien w ar.44 Jedw ege w eitere E rw ägu n ­ gen, die au f d er A nnahm e e in e r k o n k reten eth n isch en Z u geh örigkeit des m a terie lle n A usdruckes in Pannonien bauen, sind n ich t genügend b elegt. Es geh t vor a llem um ein e a p riori H ypothese über das u n te r­ w orfene g ep id isch e V olk, das sich in den G egensatzt s te llte zur aw arisch -sla w isch e n , h errsch en d en S ch ich t, für die die Gepiden gezw ungen sind, ein e m a te rie lle Sich eru n g zu b eso rg en .45 Eine bestim m te Kom po­ n en te der m a terie lle n K ultur h a t u n b estritten , durch n ich ts b eein flu ß t, n om ad isch en C h arak ter. Das sind einm al T eile des P ferd eg esch irrs und kurze Lanzen.46 Gem einsam dam it tau ch t in den frü hen aw arisch en G rab stätten d er g erm an isch e E in flu ß au f — Környe, O roszläny.47 W enn es m öglich ist, in der m a terie lle n K ultur des a w arisch en Z eit­ raum s m it g rö ß e re r oder g e rin g e re r W a h rsch ein lich k eit au f eine e th n i­ sch e oder k u ltu re lle Z u geh örigkeit ein e r bestim m ten K om ponente h in ­ zuw eisen, dann kann m an ü ber die ro m a n isierte B ev ölkeru n g und ü ber das Ü berleben von röm isch -p rov in ziellen Trad ition en (b eleg t z. B. in F d n e k )48 und ü ber die Slaw en E rw ägu ngen a n stellen . A n d ererseits kann m an in den ein zeln en A usdrücken der m a teriellen K ultur, die als ,,b y­

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z a n tin isc h “ b ezeich n et w urden, und d eren E xisten z im v o raw aren zeit­ lich e n Pannonien b eleg t ist, n ich t den B ew eis b y zan tin isch er B esatzu n ­ gen au f pan n on isch em T erritoriu m vor dem Ja h re 545 se h en .49 T h eo re­ tisch w äre diese b y zan tin isch e G egenw art n ach dem Jah re 536 m öglich, a ls d er o stg o tisch e G ürtel b rach , der Pannonien vom B y zan tin isch en R eich ab tren n te, jed o ch ist diese Annahm e u n w ah rsch ein lich in H inblick au f die frä n k isch e n und gep id isch en Landgew inne. Das A ngebot des sirm isch en P ann onien s und ein es T eils von N oricum , das den Lango­ bard en im Ja h re 546 g em ach t w urde, w eist auf ein e Begrenzu n g des b y zan tin isch en In te re sse s auf den D onauraum hin. Die h isto risch e Fo rsch u n g tr ifft in eth n isch en F rag en in Pannonien im w esen tlich en auf die g le ich en S ch w ierig k eiten w ie die A rch äologie, w eil es k ein e s c h riftlic h e n Q uellen gibt, die es erlau b en w ürden, diese P rob lem atik m erito risch zu lösen. Die N ach rich t des Paulus D iakonus über Stäm m e, die gem einsam m it den Langobarden Pannonien v erließ en (es w erd en h ier die Gepiden, Suaven, Sarm aten , P ann onier, N orici und S a ch se n g en a n n t) ist in diesem F a lle kein v e rlä ß lic h e r A usgangs­ punkt.50 Aus der au sd rü ck lich en A ngabe des Paulus D iakonus geh t h erv or, daß m an sich unter den ein zeln en eth n isch en und m an chm al nur g eo g ra p h isch en B ezeich n u n gen n ich t im m er S tam m esein h eiten v o rstellen k a n n ; es h an d elte sich um G efangene, die n ich t nur zur Zeit K önig A lboins, sond ern au ch u nter den v oran geh en d en H errsch ern zu den L angobard en gelan g ten (z. B. die Gepiden und w a h rsch e in lich au ch die S a c h s e n ). A ußerdem ist n ich t k la r genug, w en die Namen P annonier und N orici re p re se n tie re n .51 Die E xisten z ein es ä lte re n eth n isch en S u b strate s in P ann onien lä ß t sich in vorw iegendem M aße nur au f der G rundlage rein lo g isch er Erw ägu ngen, bzw. der a rch ä o lo g isch en S itu atio n v orau ssetzen . Mit H ilfe d ieser zw eiten M ö g lich keit lä ß t sich au f das B e h a rren ein es gew issen T eils der L angobard en in ih ren W ohnsitzen sch lie ß e n , und das trotz der eind eutigen B ehauptung der s c h riftlic h e n Q uellen, die von einem v ollständ igen Abzug d er Langobarden n ach Ita lie n sp re ­ ch en .52 Es ist dabei c h a ra k te ris tisc h , daß ein ige lan g o b ard isch e Frau en a ls E h efra u en von A w aren in a w a risch en G rab stätten b eig esetzt w u r­ den, w ährend die übrigen L angobard en se p arat b e sta tte t w urden. Die ärm lich en G räber — ohne die u nu m gän glich en Rüstungen als Z eichen der M acht — zeigen au f eine D ien ststellu n g d ieser Residuen gegenü ber den A w aren h in .53 N eben den v ersch ied en en eth n isch en Gruppen, die im R ahm en der p an n on isch en B evölkerung im v o raw arisch en Zeitraum m it g rö ß e re r

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S ic h e rh e it b eleg t w erden können, s te llt die E xisten z sla w isch er B e­ sied lu ng ein Problem dar, das m an nur in h y p o th etisch er Form sk izzie­ ren k an n .54 Die F orm u lieru n g d ieses Problem s allein , das v erstan d en w ird als A nkunft d er Slaw en in den m ittleren D onauraum und in das K arp aten b eck en , ist n ich t treffen d und en tsp rich t au ch n ich t dem h eu tigen Stand der E rk en n tn isse, w ie w enig e r au ch im m er au sg ea r­ b eitet sein m ag. E s erw e ck t n äm lich den E in d ru ck, als ginge es um einen einm aligen , zum indest g le ich z eitig en Akt der Besetzu ng des ganzen K arp aten b eck en s durch das sla w isch e Volk. D abei v erb irg t sich u nter dem B re g riff K arp a ten b eck en ein w eites T erritoriu m , das sow ohl die Slow ak ei n ö rd lich der Donau a ls auch Pannonien, das F lu ß ­ g eb iet der T h eiß und das T errito riu m je n se its der T h eiß ein sc h lie ß t, deren S ic k sa le sich h a u p tsä ch lich von den röm isch-ppovinziellen Zeiten an se h r u n tersch ied lich g e sta lte te n , und diese U n te rsch ied lich ­ k eit e rh ie lt w ährend der Zeit der V ölk erw an d eru n g noch au sd rü ck ­ lich e re K onturen d arin, w as für die M ög lich keit ein er slaw isch en A nkunft am w ich tig sten ist — in d er d em ograp h isch en Situ ation und den Sied lu n g sv erh ältn issen . W enn Pannonien zum am m eisten freq u en ­ tie rte n T erritoriu m in der Zeit der g ro ß en M igration sv ersch iebu n gen w urde, so ste llte n die G ebiete, die sich h a u p tsä ch lich n ö rd lich der Donau a n sch lie ß e n , einen m ehr oder w en ig er v orü bergeh en d en Zu­ flu ch tso rt v erch ied en er eth n isch e r G ruppierungen dar. Die V e rsch ie ­ d en artig k e it des eth n isch en , k u ltu re lle n und d em ograp h isch en M ilieus b ew irk te, daß auch in Z usam m enhang m it der F ra g e der A nkunft der Slaw en m it ein e r d ivergenten Evolution in P annonien und im Gebiet nörd lich der Donau g e re ch n e t w erden m uß. Jedoch n ich t einm al das Gebiet der Süd- und O stslow akei kann von diesem Standpu nkt aus fü r hom ogen g eh a lten w erden. In der O stslow akei, an g efan g en m it dem d ritten Jah rh u n d ert, ist eine E n tw icklu n g w ah rn eh m bar, gem einsam m it der der w estlich en G ebiete Polens und der U kraine. A usdruck d essen ist die P rzew orsk-K ultur, deren slo w a k isch e V arian te den N am en Presover Typ erh ie lt. Diese Kultur zeigt n eben dem g erm an isch en (w a n d a lisch e n j A nteil au ch Z eichen, die für u n b estritten sla w isch g eh a lten w erd en.55 In der W estslow akei e rsc h e in t v erm u tlich sch on vom 5. Jh. an die slaw isch e m a terie lle K ultur, die abw eich en d vom P rager Typ ist und frü h er a ls d ieser.56 Auf jed en F a ll sind die Slaw en in der Slow akei n ich t die F olge des a w a risch en E in g riffes. Die sla w isch e B esied lu n g n örd lich der Donau in der ersten H älfte des 6. Jh. ist in der Ü berzahl (zur Donau g elan g te sie w a h rsch ein lich

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n ach dem Abzug der Langobard en n a ch Pannonien, und dem Abzug der H eru ler), sie ist h isto risch b eleg t d urch die Episode von H ildigis, dem N ach folg er auf dem lan g o b ard isch en Thron, den W acho v ertrieb . Hil­ digis fand Z uflucht bei den Slaw en , von denen er zu den Gepiden überging und dann ern eu t zu den Slaw en zu rü ck k eh rte.57 Die an n eh m ­ b arste E rk läru n g , die die N ähe sow ohl der gep id isch en als au ch der slaw isch en Sied lu ngen resp ek tieren m uß, ist die, daß H ildigis zu den Slaw en n örd lich der Donau floh, irgendw o in der Südslow akei. W enn also für die erste H älfte des 6. Jh. eine slaw isch e B esied lu n g in der W alach ei en tlan g der Donau bis zur T h eiß u n b estritten belegt ist, au f der an d eren S eite in M ähren und der Südslow akei, so ist die A nnahm e ein es w eiteren D u rch d rin gen s der Slaw en ins F lu ß g eb iet der T h eiß, bzw. n ach Pannonien in diesem Z eitraum ganz b erech tig t. Eine A ntw ort au f diese F rag e, die m an m it w eiteren s c h riftlic h e n oder arch ä o lo g isch en M aterialien b eleg en kön n te, gibt die k o n k rete S itu a ­ tion in Pannonien jed o ch n ich t. In diesem F a lle, m ehr als in irg en d ­ einem an d eren , sind w ir au f lo g isch e K on struktion en an gew iesen , die sich vor allem aus der Sied lu n g ssitu ation im w eiten Rahm en des K arp a ten k essels erg eb en .58 Die n ach fo lg en d en E rw ägu ngen sind also eh er ein Abwägen der M ö glich k eiten ein es slaw isch en E in d rin gen s n ach Pannonien als eine Bestim m ung des A usm aßes der w irk lich en slaw isch en B esiedlung. Die e rste M ö g lich keit ein es sla w isch en D u rch drin gen s aus den Ge­ b ieten , die ohne Z w eifel slaw isch sind, gibt das sü d lich e T h eiß g eb iet und se lb st der geo g rap h isch e C h arak ter der gep id isch -slaw isch en G renze, b ek an n t aus der B esch reib u n g des Jord an es. Die o ffen e Grenze in einem so lch exp o n ierten T erritoriu m , w ie es der Zusam m enfluß von T h eiß und Drau mit der Donau w ar m it Sirm ium im H intergrund, w ar für die Gepiden ein e rn ste r Bew eggrund, m axim ale Bem ühungen um frie d lic h e Beziehungen zu den Slaw en zu en tw ick eln . Das sein e tat dazu au ch das gem einsam e an tib y z a n tin isch e In tere sse, obw ohl koo rd i­ n ierte A ktionen an der D onaugrenze nur ein m al b eleg t sind, und das au ch n ich t m it genü gend er K larh eit. Der C h arak ter der g ep id isch -sla­ w ischen B ezieh un gen sch lo ß die M ö g lich keit ein es frie d lich en und allm ä h lich en D u rch d rin gen s der Slaw en in die gep id isch e Um gebung n ich t aus, obw ohl es unm öglich ist, d essen Ausm aß festzu stellen . Ä hnlich konnte sich auch die Situ ation in dem zw eiten G ebiet h e ra u s­ bilden, wo sich die Slaw en und Gepiden u n m ittelbar b erü h rten — im G ebiet der oberen Theiß, des Bodrog und in der O stslow akei ü berhaupt. In diesem Zusam m enhang ist eine sla w isch e Besied lu n g im Z w isch en ­

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flu ß lan d von T h eiß und Donau le ich t v o rstellb ar, das v erh ältn ism äß ig dünn b esied elt w ar von Ü b erbleib seln der sarm a tisch e n Bevölkerun g, die von den Gepiden b eh e rrsc h t w urde. In H inblick au f die gü nstigen K on tak te der Gepiden m it den Slaw en im N orden, kon n te ein e sla w i­ sch e B esied lu n g au f dem T erritoriu m zw ischen Gepiden und den fein d ­ lich e n L angobard en nur w illkom m en sein . D agegen kön n te m an ein en D urchgang der Slaw en durch die ostk a rp a tisch e n Pässe in die zen tra len gep id isch en G ebiete kaum als ein a llm ä h lich e s und ru h iges E in d ring en b eu rteilen . Beide Gruppen — durch die K arp aten g etren n t — e rh ie lte n kaum so lch e leben d igen K on takte a u fre ch t, die ihnen ein e G rundlage zu ein er gew issen frie d li­ ch en K oexistenz g e lie fe rt h ä tten . Man kann h ier auch kein g em ein ­ sam es In te re sse v orau ssetzen : die n örd lich g e le g e n e n .. slaw isch en Stäm m e h a tten n ich t die M ö glich keit und au ch n ich t das B ed ü rfn is in die le b h a ften E reig n isse ein zu g reifen , die sich im Gebiet der unteren Donau a b sp ielten . Ebenso sch w er ist es, eine sla w isch e B esied lu n g P annoniens von der sü d w estlich en Slo w ak ei aus, bzw. durch das M äh rische Tor anzu­ nehm en. Der M ittellau f der Donau vom Zusam m enfluß m it der M arch bis zur D onaubiegung w ar eine allzu bed eu tende stra te g isch e Linie, die a llein in der Lage w ar, ev en tu elle A n griffe von N orden au fzu h alten : das v erg eg en w ärtig en sich die L angobard en und au ch die A w aren, und w ährend ih re r O b erh errsch a ft in Pannonien wurde die Donau zu e in e r sta rk b efestig ten Grenze. Die A w aren b esetzten au ch das lin ke Donau­ u fe r; also w aren sie es, die die B edingungen für ein w eite res V orrü cken n ach N orden sch u fen . Der sic h e r b eleg te sla w isch e Strom , der Pannonien tra f, h än gt mit dem W irken der A w aren im Sch w a rz m eerg eb iet zusam m en und m it ih re r A nkunft in Pannonien. Das b eleg t au ch die a rch ä o lo g isch e S itu a ­ tion: in der pan n on isch en , a w a risch en Um welt w erden Sp angen des o stslaw isch en Typs gefu n d en .59 Die Beziehung der sla w isch en K oloni­ satio n zum a w a risch en E in fa ll ist jed o ch n ich t k lar genug: h an d elt es sich um Slaw en , die au f der F lu ch t vor den A w aren n ach P annonien kam en, oder geh t es um Slaw en , die äh n lich den U tiguren und Kutriguren zu einem Teil des a w a risch en K on glom erats w urden? E s b leib t eine T a tsa ch e, w ie noch b eton t w erden wird, daß in der zw eiten H älfte des 6. Jh. in Pannonien ein e sta rk e slaw isch e Besiedlung e x istiert. Diese B esied lu ng kann m an n ich t nur der A nkunft der Slaw en, die die A w aren als D ienstvolk h erb eisch lep p ten , zu schreib en . E h er m uß man zu der A nnahm e neigen, daß zu ein e r bestim m ten, w enn auch

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sch w a ch en , ab er doch existieren d en , sla w isch en Kom ponente im voraw are n z e itlich e n Pannonien eine K olonisation h in zu tritt, die h erv o rg eru fen w urde durch den F a ll der gep id isch en M acht. Mit e in e r bestim m ten, n ich t allzu g ro ß en sla w isch en W elle m üssen w ir auch in direktem Zusam m en­ h an g m it dem a w a risch en E in fa ll rech n en . Die G enese der sla w isch en B esied lu n g P annoniens und ih re ch ro n o ­ lo g isch e Einordnu ng b leib t also noch in vielem u nklar. B ish er kann man keine ad äq u ate E rk läru n g der T a tsach e abgeben, daß die Slaw en im Z eitraum der aw a risch en O b erh errsch a ft zu einem der w ich tig sten eth n isch en F a k to ren w erden. Um so w en ig er ist es m öglich, die C ha­ ra k te ristik der sla w isch -a w a risch en Beziehungen und ih ren sp ezifi­ sch en C h arak ter in Pannonien, also im G ebiet der lan gan d au ern d en Sym biose zu geben. E ine so lch e M ö glich keit b ietet sich nur im F a lle der Gepiden, ab er auch h ier m uß m an sich m it nur ein ig en d eta illie rte n , sich obendrein w id ersp rech en d en B eob ach tu n g en b y z a n tin isch er Autoren, bzw. A nga­ ben a rc h ä o lo g isc h e r Q uellen zu fried en geben . Die byzan tin isch en Q uel­ len im allg em ein en sp rech en ü ber eine sch w ere K n e ch tsch a ft der Gepiden, die von den A w aren u n te rjo c h t w urden.60 Gegen diese a llg e ­ m eine C h a ra k te ristik kann m an ein ig e ü b errasch en d e A ngaben a n ­ fü h ren , die die k o n k reten S itu atio n en b e tre ffe n . In tere ssa n t ist vor allem die Begründung, w arum die Gepiden k einen eigen en König h aben — n ich t d esh alb, w eil sie ins A w aren reich geh ören und also dem aw a risch en K hagan u n terlieg en , sond ern desw egen, daß n ach dem aw a risch en A n griff so w enige von ih n en ü b rig b lieben , daß sie k ein en K önig w äh len k on n ten .61 Trotzdem b lieben die Gepiden im Rahm en ih re r Sied lu n gen m ehr oder w en ig er selb stän d ig — sie w aren n ich t allzu se h r m it dem aw a risch en Zentrum in Pannonien verbunden. W ährend des a w a risch -b y zan tin isch en K rieg es drang P riskos bis an die T h eiß vor und ü b erra sch te die n ich ts ahnenden Gepiden, die ih ren F e stta g fe ie rte n .62 E rn eu t kann man h ier ein A nzeichen w en igsten s zw eier Züge der g ep id isch -aw arisch en Beziehung seh en : n ich t a lle Gepiden m uß ten an den a w a risch en Feldzügen teiln eh m en und auch n ich t im m er. A ußerdem tasteten die A w aren das in n ere Leben der Gepiden n ich t an, w as man auch aus der a rch ä o lo g isch en Situ ation v erfo lg en kann. Nur w enige Gepiden ü bernahm en die aw arisch e O rien ­ tieru n g der B estattu n g : es w aren nur G epidinnen, die G attinen von A w aren w aren und n ach ihrem Tode in der gep id isch en G rab stätte b e sta tte t w urden, bzw. Gepiden, die eine gew isse Stellu n g am Hof des K hagan erla n g t h a tten (es wird erw äh n t, daß z. B. der W ah rsag er des

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K hagans, B ook alab ra, Gepiden a ls H elfer h a tte ).63 Aus dem B e rich t ü ber den Feldzug des Priskos kann man sich kein Bild ü ber die Gepiden als u nbew affn etem , u n tergeben em V olk m achen, w ie z. B. die Ü b erreste der Langobard en ersch ein en . Die P erser w andten sich im Jah re 626 n eben der Ford erung, die sie den A w aren v orlegten, auch an die S la ­ wen und die Gepiden um H ilfe.64 Auf Grund d ieser w enigen A ngaben kann man sich kein ad äq u ates Bild vom C h arak ter des g ep id isch -aw arisch en V erh ältn isses sch a ffe n . Trotzdem s c h a fft auch diese u nvollstän d ige C h arak teristik eine n ü tzli­ ch e B asis für die B eu rteilu n g des W esens der aw arisch en Beziehung zu den a n d eren ethnischen- Gruppen. Man muß aus ih r vor allem die E rk en n tn is h erv orh eb en , daß au ch au f dem G ebiet des eig en tlich en A w aren reich es die Beziehung der A w aren zu einem u n terw o rfen en V olk n ich t eind eutig d esp otisch und z e n tra listisch in dem Sin ne w ar, in dem sie die by zan tin isch en Q uellen v erallg em ein ern d und sim p lifizieren d d arstellen .

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5. DIE AWARISCHEN EROBERUNGSZUGE B IS ZUM JAHR 626

A) DIE AWARISCHEN INVASIONEN IN DIE BYZANTINISCHEN PROVINZEN Die V eränd erung, die durch den Einzug der A w aren n ach Pannonien ein tra t, w ar vom Standpunkt der g ren zp o litisch en Konzeption aus, die K aiser Justin II. n ach sein em R eg ieru n g san tritt durchzu setzen begann, für das B yzan tin isch e R eich u n b estritten gü nstig. Vor allem der Ge­ winn Sirm ium s w ar die con d itio sin e qua non dafür, daß Byzanz an einen Sch u tz der B alkan provin zen durch eigen e K räfte denken konnte. Ein zw eiter B eitrag , den die by zan tin isch e P olitik m it einem se lten en Sinn fü r die m om entane Situ ation , a b er dafür m it einem um so g erin ­ geren Sinn für die Dynam ik der zu kün ftigen E n tw icklu n g vorau ssah, w ar die V erän d eru n g in den K rä fte v e rh ältn issen und Bezieh un gen in Pannonien. Die Bew ertung des voran geh en d en Z eitrau m es der langobard isch -g ep id isch en K riege ä h n elt vom byzan tin isch en Standpu nkt aus der B ew ertu ng, die sich aus der Situ ation im S ch w arzm eerg eb iet der v oraw arisch en Zeit ergab. Die P olitik des „G leich g ew ich tes“ ersch ö p fte die S ta a tsk a sse, die gen ötig t w ar, „V erb ü n d ete“ und Feind e zu b este­ chen. Die sch w an k en d e und u nbestän d ige H altung der byzantinisch en P olitik g egenü ber den riv a lisieren d en P a rteien m ach te es dem b yzan ti­ n isch en R eich u nm öglich, sich eine v e rlä ß lich e Bündnisbeziehung zu ein e r der käm pfend en Seiten zu sc h a ffe n , die den Schu tz der by­ zan tin isch en In teressen im n o rd w estlich en G renzgebiet des R eich es g e sich e rt h ä tte. Die by zan tin isch e R egieru ng kan n te im Grunde das H ee­ resp o ten tia l d er A w aren gut, a ls sie einem aw arisch en E in g riff in P ann o­ nien zustim m te. Z w eifellos sch ä tz te sie eine gru ndlegende und für das Reich in den ersten Jah ren der R egieru ng des Justin bedeutende T at­ sach e gut ein: die Awaren w aren im Grunde n ich t in der Lage, das Byzan tin isch e R eich zu g efä h rd en .1 Die v erh ältn ism äß ig e E n e rg ie lo sig ­ keit der A w aren in den e rste n Ja h ren n ach der Besetzung P annoniens kann u nter and erem auch durch die in n eren V erh ältn isse im A w aren­ reich e rk lä rt w erden: m it der D esorgan isation der m ilitärisch en K räfte, ih rer V erstreu th eit, die sich auch aus der N otw endigkeit rep ressiv e r M aßnahm en gegenü ber der u nterw orfen en Bevölkerun g erg eb en konnte. G leich im Ja h re 568 v ersu ch ten die A w aren, Sirm ium zu ero bern , jed o ch ohne E rfo lg .2 Das b estätig t sch on von selb st die R ich tig k eit der

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E in sch ätzu n g der a w a risch en M ö glich k eiten von S eiten des B yzan tin i­ sch en R eich es, beson d ers w enn man in E rw ägu ng zieht, daß das R eich Sirm ium nur kurze Zeit vorh er erru n g en h a tte, daß die V erteidigu ng der Stad t n ich t p erfe k t o rg a n isie rt g ew esen sein kon n te, und daß die Stad t se lb st, die im V erlau f des 6. Jh. m eh rm als von Hand zu Hand gegan gen w ar, n ich t v ollen d et b efestig t sein kon n te. Auch die B e­ w oh n er Sirm ium s w aren sich an sch ein en d ih re r S ic h e rh e it bew ußt, als sie es ab leh n ten , den A w aren einen re ic h e n tributum p acis zu zahlen. Die V erg eltu n g sak tio n des K hagan, die A ussendung von zehntau send K utriguren au f Raub n a ch D alm atien, k lin g t in der V ersion M enanders w ie ein e Tat der M ach tlosig k eit und des im voraus v erlo ren en Kam p­ fe s.3 Die W orte des K hagan, der w ohl das V erd erben des zeh n tau sen d ­ köp figen H eeres v orau sah nte, sind ü b errasch en d , denn in . der Zeit Ju stin ian s w urde ein so lch es H eer fü r u n a u fh altb ar g eh alten . Auch darau s seh en w ir, daß es in den erste n Ja h ren der R egieru n g Justin s zu einem g ro ß en Um schw ung in der S ich e rste llu n g der S ich e rh e it der b yzan tin isch en Provinzen vor b a rb a risch en E in fä llen kam. Es w äre jed o ch n ich t passend, die A w aren au f Grund ein zeln er A ngaben ä h n lic h e r Art in d iesen Jah ren fü r eine passive M acht zu h a l­ ten. N ach dem erfo lg lo sen V ersuch , Sirm ium zu ero b ern , gaben die Aw aren w eitere ä h n lich e A ktionen au f. Sie began nen m it Byzanz le b ­ h a fte V erh an d lu ngen ü ber die A u slieferu ng der Stad t.4 In diesen U n ter­ h andlungen ging es jed o ch b ei w eitem n ich t um Sirm ium a lle in . Die Aw aren h a tten im n eu besetzten Pannonien o ffe n sic h tlic h S c h w ierig ­ keiten, ein e V ersorg u ngsgru nd lage und p ro d u k tiv -w irtsch aftlich e B asis zu o rg an isie ren . Die A ussendung d er K utrig uren au f einen Raubzug b estätig t das nur. Das w ar jed o ch n ich t der einzige A ngriff, den die A w aren in diesem Z eitraum untern ah m en . U nm ittelbar n ach der E r ö ff­ nung der e rste n V erh an d lu ng en fo rd erte der aw arisch e K hagan Löse­ geld dafür, d aß er w ährend der V erhand lu ng en die E in fä lle in das R eich , die zw eifelsoh n e rä u b erisch en C h arak ters w aren, ein ste llte . V italian , der b y zan tin isch e G esandte, der sich an Ort und S te lle vom w irk lich en Stand und der G ew ich tig k eit der aw arisch en Invasionen ü berzeugen kon n te, sch lu g ih n en diese Ford eru n g n ich t ab und gab ihnen ach th u n d ert N om ism en.5 Als der a w a risch e G esandte T arg itios au ß er der Ford erung, Sirm ium und den Gepiden Usdibad h erau szu g e­ ben, au ch Ford eru n gen fin a n z ie lle r Art — A bgabe von Steu ern , die das R eich irgend w ann einm al den K utriguren und U tiguren, die je tz t aw a­ risch e U n tergeben en w aren, g ezah lt h a tte — ste llte , leh n te die b y zan ti­ n isch e R eg ieru n g es jed o ch ab, sie zu e rfü llen . Ebenso leh n te sie au ch

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die Ford eru n gen ab, die T a rg itio s w ied erh olt am b yzan tin isch en Hof vortrug und m it denen zu je n e r Zeit h ä u fig er aw arisch e G esandte n ach K on stantinopel kam en.6 E in er der Gründe, der im kom p rom ißlosen V erh alten der B yzan tin er sic h e rlic h ein e bedeutende R olle sp ielte, w ar au ch die tü rk isch e Interv en tion . Im Jah re 568 fo rd erte eine tü rk isch e G esan d sch aft den K aiser auf, n ich t m it den A w aren F ried en zu sch lie ß e n und ih n en ein e N ied erlassu ng in P annonien n ich t zu erla u b en (m an v ersteh t d aru nter ohne Z w eifel Pannonien I I ) .7 Auch n ach dem zw eiten M iß erfo lg bei der E rringu n g Sirm ium s — diesm al au f d ip lom atisch em W ege — gaben die A w aren ih re A ngriffe auf das B y zan tin isch e R eich n ic h t auf. Im Jah re 570/71 w urden sie au f einem d ieser Feldzüge von T iberios b esie g t.8 Von d ieser Zeit an kan n man in den a w a risch en A n g riffen ein e A bsicht v erfolgen , die sich durch ein gan zes Jah rzeh n t bis zum F a ll Sirm ium s h in zieht. Diese A bsicht bestand in der Ausnutzung v o rte ilh a fte r A u gen blicke, w enn das R eich gerad e m ilitä risch und d ip lom atisch m it ern ste re n A n gele­ gen h eiten b e sch ä ftig t w ar, die sein e m ilitä risch en K räfte ersch ö p fte n und die A u fm erksam keit von der n o rd w estlich en Grenze ab len k ten . Die erste d ieser G elegenh eiten bot sich w ährend des p ersisch en F eld ­ zuges Justins. Im Ja h re 573, a ls Byzanz im O sten ein en M ißerfolg zu v erzeich n en h a tte und die Festu n g Dara verlo r, fie len die Aw aren in das B yzan tin isch e R eich ein und b esieg ten T iberios.9 Damit e rre ich te n sie ih ren erste n E rfo lg im Kam pf m it dem R eich, das sich in fo lg e ­ dessen v erp flich te te, jä h rlic h ach tzig tau sen d Goldnom ism en als trib u ­ tům p acis zu zah len . Diese V erp flich tu n g des B y zan tin isch en R eich es gen ü gte den A w aren jed o ch n ich t. N ach dem S ch e ite rn beid er M ög lich k eiten, m it denen die A w aren v ersu ch t h atten , Sirm ium zu erla n g en und sich so den W eg in die b yzan tin isch en Provinzen w eit zu ö ffn en , m ach ten sie den V ersuch, dieses Ziel durch die Um gehung Sirm ium s zu v erw irk lich en . Irg en d ­ w ann zw ischen den Jah ren 5 7 4 — 578, eh esten s 576/77, sch ic k te n die Aw aren G esandte zu den Slaw en , die an der n örd lich en S eite des D onaudeltas sied elten , m it der Ford erung, sich ihnen zu u n terw erfen und Steu ern zu z ah len .10 Die In terp reta tio n d ieser, von M enander ü b e rlie fe rte n N ach rich t ist n ich t ohne Problem e. Vor a llem in Z usam m enhang m it der G estalt des D avretas a ls O berhaupt der Slaw en au f der n örd lich en S eite der Donau tritt das Problem der v o rsta a tlich en O rganisation und G liederung d ieser Slaw en und der geo g rap h isch e Rahm en ih rer Stam m es-, bzw. Ü b er­

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stam m es-F o rm ation auf. Die by zan tin isch en A utoren der zw eiten H älfte des 6. Jh. ken n en in der W alach ei m eh rere slaw isch e Stam m eso b er­ häup ter, die zur g le ich en Zeit reg ierten . Die N ordseite der Donau, die von ein zeln en sla w isch en Stäm m en bew ohnt w ar, s te llte kein e in h e it­ lich e s p o litisch -te rrito ria le s Ganzes dar. Die b y zantinisch en H eere, die m it den Slaw en käm pften, kam en m it ihnen nur auf einem v e rh ä ltn is­ m äßig k le in en Gebiet in Berü hrung. Das erg ib t sich aus den g eo g rap h i­ sch en Indizien, die in den b yzantinisch en Q uellen an gegeben sind: erw äh n t wird z. B. der Flu ß Iliv akia, D urostorum . Die H altung der Slaw en , die in dem Gebiet, das an die D o n au katarakte an gren zt, a n sä s­ sig w aren, zu den G esch eh n issen an der u n teren Donau ist n ich t bekan nt. Das G ebiet des D avretas befand sich o ffe n sich tlich irgendw o an den D onau flu ßarm en, unw eit der Mündung. D ieses T erritoriu m w ar au ß erg ew ö h n lich exp o n iert und für die A w aren anziehend. Die Steu ern , die die A w aren von den Slaw en ford erten , w aren n ich t nur ein b lo ß es Sym bol p o litisch er A bhängigkeit. Die a w a risch en Ford eru n gen b etrafen w a h rsch ein lich eine d irek te B esetzu ng sla w isch en G ebietes. In diesem Zusam m enhang h ätten die g efo rd erten A bgaben eine v erstän d lich e Fu nktion : sie w ürden die P flich t b ezeich n en , den aw arisch en B e­ satzu ngstruppen an der u nteren Donau einen U n terh alt zu gew äh ren. Die Slaw en le isteten den A w aren W iderstand und v erteid igten ih re U nabhängigkeit. Sie w aren sta rk genug, um ih r Ziel au ch ohne aw arisch e H ilfe zu rea lisie re n . D ieses Ziel w ar das E in d ringen in die b yzan ­ tin isch en Provinzen. In der zw eiten H älfte der a ch tzig er Jah re w erden die slaw isch en Invasionen in das B yzan tin isch e R eich g e fä h rlic h e r als se lb st die der A w aren. Im Jah re 578 kom m t es zu einem g roß en E in fall der D onauslaw en n ach H ellas.11 Der n ich t ganz eindeutige Term inus H ellas b ezeich n et in diesem F a lle sc h ein b a r T h rakien und M oesien, w ie das aus dem w eiteren V erlau f der E reig n isse h erv orgeh t. K aiser Tiberios w ar n ich t in der Lage, ih r V orrü cken au fzu h alten , und rie f die A w aren zu H ilfe, m it denen er von Anfang se in er R egieru ng an Fried en gew ah rt h atte. Der a w a risch e K hagan kam der b yzantinisch en F o rd e­ rung um so b ereitw illig er n ach , a ls er sich an den Slaw en w egen D av retas’ W iderstand rä ch en w ollte. W iederum ergab sich fü r die A w aren eine G elegenh eit, in sla w isch es Gebiet einzu dringen und sich damit einen W eg in die b yzantinisch en Provinzen zu öffn en . Die ü b er­ ra sch en d e F ord eru n g erg ab sich o ffe n sich tlich aus dem letzten aw arisch -b y zan tin isch en V ertra g n ach der N ied erlage des T iberios, in dem sc h ein b a r die Zahlung des jä h rlic h e n T ribu tes form al zum E n tg elt fü r V erbü n d eten d ienste e rk lä rt w urde. Der a w a risch e K hagan — gefü h rt

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vom b y zantinisch en G esandten — ü b e rs ch ritt die Donau m it einem sech zig tau sen d k ö p fig en H eer und zog durch Illy rien , d. i. ü ber die b y zantinisch en S tra ß e n in T h rak ien und M oesien, n ach Sk yth ia Minor, von wo er sich über die Donau setzen ließ . E r g riff die Slaw en an, die vor den A w aren in die B erg e flo h en . D am als b efreiten die A w aren w ah rsch ein lich Byzan tin er, die von den Slaw en gefan g en genom m en w orden w aren , und nahm en sie m it. V or Beginn der V erh an d lu ngen ü ber die A bgabe von Sirm ium im Jah re 579 ü berg aben sie sie dem B yzan tin isch en R eich. Die N ied erlage der Slaw en h atte au ch auf die aw a risch -sla w isch e Beziehung E in flu ß . Die Slaw en v erp flich te ten sich , den A w aren Steu ern zu zah len . Das kann m an aus der Forderung, mit der sich die A w aren im d arau ffo lg en d en Jah r an das R eich w andten, an n eh m en: sie baten Byzanz, ihnen den D urchzug durch sein e G ebiete zu erlau b en , und es ihnen so zu erm ög lich en , die Slaw en an zu g reifen , die die aw a risch en G esandten ersch la g e n h atten und sich w eigerten . Steu ern zu zah len .12 U n g each tet d essen, daß ein e so lch e E rk läru n g nur ein Vorw and w ar, u nter dem sich die A w aren bem ühten, ih re A bsicht zu v ersch le iern , Sirm ium erobern zu w ollen, gibt es k einen Grund, n ich t an die E xisten z sla w isch er A bgaben, die n ach der N ied erlage den A w aren gezah lt w urden, zu glau ben. Der B erich t des Joh an n es von E p h esos ü ber die Awaren zu Beginn der R egieru n g des T iberios u n tersch eid et sich d iam etral von der V er­ sion des M enander. Auf Grund der A ngaben des sy risch en C hron ikers, kann m an die Sch lu ß fo lg eru n g ziehen, daß K aiser T iberios bei sein em R eg ieru n g sa n tritt n ich t nur von Slaw en , sondern auch von A w aren bedroht w urde.13 Diesen W id erspru ch zu ü berb rü cken , erm ö g lich t uns die Chronik des Joh an n es von B icla ro : zu den Jah ren 5 7 7 — 578 gibt e r zw ei E in fä lle an: einen sla w isch en und einen aw arisch en . Seh r in te ­ ressa n t ist die A ngabe ü ber den a w a risch en E in fa ll — die A w aren besetzten die U fer T h rak ien s und sch a d eten der b y zan tin isch en S c h iff­ fa h rt auf dem M eer. N ach einem Jah r plünderten die A w aren T h rakien und bed rohten sc h lie ß lic h so g ar K on stantinop el, indem sie die Lange M auer a n fie le n .14 Diese N a ch rich ten sind vom Standpu nkt der v oran ­ gehenden E reig n isse aus se h r ü b errasch en d . Die A w aren, denen es n ich t g elang , Sirm ium zu ero bern , noch D av retas’ Slaw en zu u n ter­ w erfen und sich dadurch gü nstige V oraussetzungen für ein e Invasion in das B yzan tin isch e R eich zu sc h a ffe n , befinden sich p lötzlich in u n m ittelb arer Nähe K onstantinopels. Es kann nur eine einzige E r k lä ­ rung geben: die by zan tin isch e R eg ieru ng sch ä tz te die aw arisch e G efahr doch n ich t rich tig ein und b erie f sie gegen die Slaw en h erb ei. Auf dem

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R ü ckzu g aus den sla w isch en T e rrito rie n fie len die g le ich en Aw aren T h rak ien und die Sch w arzm eerk ü ste an. Joh an n es von Eph esos verband also zw ei ein an d er n ach fo lg en d e B eg eb en h eiten m iteinan d er, den E in ­ fa ll der Slaw en und den der A w aren. Ä hnlich v erm erkt au ch Joh an n es von B icla ro u n ter e in e r Ja h resa n g a b e G esch eh n isse, die sich im V erlau f 'von d rei Ja h ren a b sp ielten . In die Ja h re 578— 579 re ih t er rich tig den Abzug der A w aren aus T h rak ien ein, a b er g le ich z eitig sp rich t e r von ih re r N ied erlassu n g in Pannonien und G riech en lan d , w as sich w ah r­ sch e in lic h au f das Jah r 582 bezieh t, g e g e b en en fa lls au f Eroberu ngszüge, die dann n a c h fo lg te n .15 Die an tib y z a n tin isch en A ktionen der A w aren h atten die erh ö h te W ach sam k eit und das M ißtrau en der R eg ieru n g in K on stantinop el zur Folge. Im Ja h re 579 v ersu ch ten die A w aren, Sirm ium durcii ein e List zu gew in n en .16 Der K hagan B aian zog m it sein em H eer bis an die Save zw ischen Sirm ium und Singidunum und begann, ü ber den Flu ß eine B rü ck e zu bauen. Der B e feh lsh a b er Singidunum s g lau b te der aw ari> seh en Begründung, es ginge um die V orb ereitu n g ein es a w a risch e n Ü b erfalls au f die Slaw en n ich t und sc h ic k te die a w arisch en G esandten n ach K on stantinop el. Auch K aiser T iberios w ar es k lar, daß es sich nur um ein en Vorw and h an d elte, m it H ilfe dessen die A w aren Sirm ium erlan g en w ollten , obw ohl die Ford eru n g des K hagans im Grunde n ich t absurd w ar. E r v ersu ch te, den b y zan tin isch en K aiser davon zu ü b er­ zeugen, daß es eig en tlich nur um die W ied erholu ng des Feld zuges des voran geh en d en Ja h res geg en den gem einsam en Feind — die Slaw en — ginge. Der K aiser san d te dem bed roh ten Sirm ium zwei H eere zu H ilfe: ein es aus Illy rien , das zw eite aus D alm atien. Die A nnahm e des K aisers und sein e M aßnahm e w aren a n g eb ra ch t: in der Z w isch enzeit begann der K hagan, o ffen die H erausgabe Sirm ium s zu fo rd ern , und begann m it der B lo ck ad e der Stad t. Die V erteid igu ng der Stad t erw ies sich a ls unzu reichend. Es feh lte ein H eer, vor a llem w egen des P ersisch en K rieges, wo im H erbst des Ja h res 582 die A ktionen begonnen h a tte n .17 Die Stadt, au f sich se lb st an gew iesen , ohne w eitere V erstärk u n g en , ersch ö p ft durch Hunger, und d eso rg an isiert d urch D ifferen zen zw ischen den B efeh lsh ab ern , ergab sich au f B efeh l des K aisers T ib erio s.18 Die T atsach e, daß die Stad t kurz d arau f n ied erb ra n n te, bew eist, daß die A w aren kein In tere sse an S ir­ mium als an einem k o m m erziellen und ökonom isch en Zentrum h atten , und au ch n ich t a ls stra teg isch e m V erteidigungspunkt. Das bew eist ern eu t, daß die A w aren ein o ffen es T erritoriu m fü r Raubzüge haben w ollten .

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Mit der E rob eru n g Sirm ium s end et die erste Phase der aw arisch en In v a sio n en in die Provinzen an der u nteren Donau. So lan g e Sirm ium n ich t e ro b e rt w ar, kon n ten die A w aren n ich t an ein e n e rg isc h e re s V or­ d rin g en n a ch M oesien und Sk y th ia M inor denken, denn au ch die B ezie­ h u n g en zu den Slaw en an der ob eren Donau en tw ick elten sich ungün­ stig. D adurch daß sich die Slaw en u nter der Führung des D avretas g e g e n den a w a risch en D ruck zur W ehr setzten — und d ieser Zustand än d erte sich trotz der N ied erlage der Slaw en im Jah re 579 n ich t w e se n tlic h — , m ach ten sie es den A w aren unm öglich, von N orden h er d u rch zu d rin gen . Zu A nfang der a ch tz ig er Ja h re stan d en sich an der u n teren Donau also drei M ach tzen tren gegenü b er, d eren Z iele sich e rh e b lic h von ein an d er u n tersch ied en .19 N och vor der Einnahm e Sirm ium s d urch die A w aren u ntern ah m en d ie Slaw en im Ja h re 581 von der a n d eren S eite der u nteren Donau aus eine g ro ß e Invasion in die b y zan tin isch en Provinzen, die drei Jah re d a u e rte .20 Ohne H indernisse b esetzten sie ein en b edeu tenden T eil des sü d ö stlich en B a lk a n .21 Die Q uelle b egrü nd et eine so lch e au sged eh n te sla w isc h e A ktion m it der G ebundenheit des byzan tin isch en H eeres in P ersien . Man kan n hinzufügen, daß auch die g le ich zeitig e Bindung b y za n tin isch er K räfte bei Sirm ium das D u rchdringen der Slaw en e r ­ le ich te rte , w orin m an jed o ch n ich t nur einen n egativ en A spekt seh en d a rf. Die lan gan d au ern d e G egenw art der Slaw en im R eich ist — neben dem z w eifello s d estru ktiv en C h arak ter — au ch durch die en tg eg en ­ g esetz te Tendenz g ek en n zeich n et. E s ist n ich t ü b errasch en d , w enn w ir e rfa h re n , daß die Slaw en im R eich b lieben und sich au f dessen T e rri­ toriu m a ls ru hige, la n d w irtsch a ftlich tätig e B ev ölkeru n g n ied e rlie ß en . Man kan n m it R ech t vorau ssetzen, daß ein sla w isch er E in fa ll von so lch em A usm aß und so lc h e r R eich w eite, w ie er sich in den Jah ren 5 8 1 — 584 ab sp ielte, auch in an d eren zeitg en ö ssisch en , vor allem byzan­ tin isch en Q uellen einen N ied ersch lag gefu nden h at. Trotzdem ist das V erfo lg en der Zusam m enhänge und der p a ra lle le n N ach rich ten , die mit den en des Joh an n es von E ph esos k orresp o n d ieren , n ich t ohne P ro b le­ m e. Diese P roblem e sind vor allem m it der tex to lo g isch en und in h a lt­ lich e n S e ite der Sy risch en C hronik verbunden. Eine S tre itfra g e ist die des te rrito ria le n Rahm ens, der durch den slaw isch en A n griff g etro ffe n wurde. Von d rei g eo g rap h isch en A ngaben des Joh an n es von Ephesos ist nur eine eind eutig: Th rakien . Diese E in d eu tigkeit erm ö g lich t es, die N ach rich t des Joh an n es von E phesos m it der des M enander zu v erb in ­ den, der zum Ja h re 582 von einem E in fa ll der Slaw en n ach T h rakien sp ric h t.22

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Ein w e ite re r Term inus des Joh an n es von E phesos h at vom Standpunkt der Q u ellen filiatio n aus ein e g rö ß e re Bedeutung. Es geh t darum , ob w ir in ihm T h essalien oder T h essalo n ik i — Salo n ik i — seh en so lle n .23 W enn sich h in ter der u m stritten en B ezeichn u n g Salo n ik i v erb irgt, kann m an b e rech tig terw eise annehm en, daß au ch die B earb eitu n g der hagiograp h isch en Q uelle M iracula san cti Demetrii eine W iderspiegelung d ieser E reig n isse ist. In dem F a lle, daß es sich um T h essalien h an delt, sch w ä ch t sich diese M ö g lich keit in gew issem M aße ab, obw ohl m an sie au ch in diesem F a lle n ich t a u ssch ließ en kann. Der Weg aus T h ra ­ kien n ach T h essa lien fü h rte durch die Gegend von Salon iki. W enn w ir in B e tra c h t ziehen, daß der sla w isch e E in fa ll vor allem gegen die byzan tin isch en Städ te g e ric h te t w ar, ist es sch w er anzunehm en, daß er Salo n ik i, das neben K on stantinopel am re ich ste n w ar, um gangen h at. Die in h a ltlic h e Ü bereinstim m ung der B erich te des Joh an n es von Ephesos und der M iracula stö ß t au ch von ein er an d eren S eite au f S ch w ierig k eiten . Die M iracula se lb st sind ein sch on tra d itio n elles Problem der Text- und In h a ltsk ritik . A llgem ein wird an erk an n t, daß das erste Buch der M iracula w äh ren d der R eg ieru n gszeit des H erakleios g esch rieb en w urde.24 Für die ch ro n o lo g isch e Einordnung der Invasion, die im Zusam m enhang m it Joh an n es von Eph esos in B e tra ch t käm e,25 gibt der Text selb st w enig Indizien, von denen ein ig e keinen D atierun gsw ert haben. E n tg egen der v o rh errsch en d en ä lte re n A nsicht, die — in Ü bereinstim m ung m it der E in reih u n g im e rh a lten en Text der M iracula — den sla w isch en Feldzug aus dem 12. K apitel als den ersten b etra ch tet, nim m t man in der n eu eren L iteratu r an, daß ihm in der u rsp rü n g lich en V ersion der M iracula ein E in fa ll vorau sgeh t, der in den K apiteln 13— 15 b esch rieb en ist.26 E in ig e der Argum ente, an g efü h rt zur U nterstützung der einen oder der an d eren A nsicht, kann man n ich t akzep tieren . B esond ers aus A ndeutungen in K apitel 12, wo davon gesp roch en w ird, daß die Slaw en den B ew ohnern von Salo n ik i b ekan n t gew esen seien , sogar der S p ra ch e n ach , ist es unm öglich, die P riorität des 13. K apitels der M iracula zu en tn eh m en .27 Es gibt k ein en unum ­ stritten en B ew eis dafür, daß der erste sla w isch e A ngriff, der in den M iracula b esch rieb en wird, auch in W irk lich k eit der erste gew esen sein m uß: der Autor kann im 12. K apitel Invasionen im Sin ne geh abt haben, ü ber die er n ich t sch reib t. Von einem W erk m it au sgesp roch en h ag io g rap h isch en Tendenzen kann m an n ich t erw arten , daß es einen v ollständ igen Ü berblick über die h isto risch en E reig n isse gibt: diese sind aus dem V ordergrund des In tere sses verd rän gt und dienen nur

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’z ur Illu stra tio n der G röße und U n w ied erh olb arkeit des W unders des H eiligen. A n d ererseits ist die E rw äh ru n g der m esostylos des Ziborium s im 15. K apitel kein au sreich en d es A rgum ent fü r deren ch ro n o lo g isch e E in reih u n g h in te r das 12. K apitel. In K apitel 12 wird vom Brand des Ziborium s g esp roch en , im 6. und 10. K apitel über den Bau ein es neuen, d as se ch s Säu len und se ch s toichoi h a tte. Kaum kann man jed o ch ohne irg en d w elch e w eiteren Zusam m enhänge das Ziborium aus dem 10. K a­ pitel für id en tisch m it dem Ziborium , bzw. den m esostylos in Kapitel 15 h a lte n .28 W enn w ir uns au f die w ich tig sten A rgum ente zu Gunsten der einen od er an d eren A ltern ativ e b esch rä n k en , dann können w ir fü r die P rio­ ritä t des 12. K apitels und der d orthin geh örend en Invasion und des W unders die E in leitu n g zu diesem K apitel an fü h ren . Der Autor deutet an, daß er ü ber zw ei W under sp rech e n wird, die er in den folgenden K apiteln, also im 12. und 13., b esch reib en w ill. Es ist n atü rlich , daß w ir ein e so lch e E in leitu n g v o r den beiden W undern annehm en und das W under, das u nm ittelbar an die E in leitu n g a n sch lie ß t, für das erste h alten m üssen .29 In den M iracula, K apitel 13, fin d et sich jed o ch ein e P assage, die lau tet: . . Gott rie f in der Stad t u n au ssp rech lich e Angst h erv or und gab uns vor allem (d ie G eleg en h eit) b a rb a risch e A bteilungen zu sehen . N iem and h a tte die Feind e v orh er so nah h era n tre te n sehen , und viele B ü rger k an n ten sie n ich t, a u ß er denen, die in den H eeresreg istern ein g e tra g en w a ren “.30 D araus, daß niem and die Feinde in ein er so lch en N ähe der Stad t geseh en h atte, geh t noch n ich t hervor, daß sie frü h er keinen A ngriff gew agt h ä tten : ein so lch er A n griff h ätte jed och die Stad t n ich t d irek t g etro ffe n . In der Beziehung zum K apitel 12 ist diese In terp reta tio n jed och n ich t m öglich : h ier h e iß t es, daß die Slaw en das S tad tto r a n g riffen . Aus der a n g efü h rten P assage der M iracula, 13. K a­ p itel, könnten w ir d ah er u rteilen , daß er dem E in fa ll im K apitel 12 voran geh t. Diese In terp reta tio n steh t a b er im W id erspruch zu dem, w as Joh an n es von Eph esos ü ber die slaw isch en Invasionen in die Um gebung von S alo n ik i in den Jah ren 5 8 1 — 584 sag t. Der A n griff aus K apitel 13 ist, wie w eite r bew iesen w erden w ird, frü h e sten s in das Jah r 586 d atiert. W enn w ir ihn für den erste n sla w isch en A n griff auf T h essalo n iki überhau pt h ielten , so stim m te das n ich t ü berein m it den Angaben der sy risch en C hronik. Auch das W esen der N ach rich t se lb st in K apitel 12 gibt eh er der D atierung d ieser Invasion in die Ja h re 5 8 1 —584 R ech t. In der Um ge­

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bung der Stad t zeigte sich nur ein e k le in e fü n ftau sen d köp fige A bteilung von Slaw en , die beim Tem pel der Hl. M atrone b eo b ach tet w urde. Das th e ssa lo n ik isch e H eer w a rtete n ich t bis die Slaw en an die F estu n g s­ an lag en h eran kam en , sond ern v erließ die S tad tb efestig u n g en und tra f m it ih n en bei der K irch e der Hl. E iren e, Chios und Agape zusam m en. Beim V ersuch , das Sta d tto r einzunehm en, w urden die Slaw en endgü ltig v erjag t. A n gesichts der klein en Anzahl der sla w isch en A bteilung (in diesem F a lle kann m an der Q uelle G lauben sch en k en , denn ih re Tendenz w äre es eh er zu ü b ertre ib e n ] ist es w a h rsch e in lich e r, daß es um eine der ersten Berü h ru n g der Slaw en m it T h essalo n ik i ging. Die Slaw en , die zur Stad t vorgedru ngen w aren , kann m an a ls Spähtrupp b etra ch ten , der an der Spitze ein es g ew altig en sla w isch en Strom es, der im V erlau f von drei Jah ren von je n se its der u n teren Donau ausging, h ie rh e r g elan g t w ar.31 Der sla w isch e E in fa ll, der von N ordosten ausging, tra f m it ein er g le ich z eitig en „E n tlad u n g “ der A w aren zusam m en. Der F all Sirm ium s sch w ä ch te das by zan tin isch e G renzsystem bedeutend, und die Awaren gew an n en den Sch lü ssel zu zw ei H auptw egen, die in das b yzantinisch e Inn en land fü h rten : die Donau und die th ra k isch e S tra ß e , verbunden durch die W ege, die en tla n g des Tim ok und des Osäm fü h rten .32 Die n ach fo lg en d en E reig n isse zeigten, d aß die übrigen Punkte der B e fe s ti­ g u ng slinie fü r die A w aren kein w esen tlich es H indernis w aren . U nge­ a c h te t dessen, daß sich das R eich v e rp flic h te t h atte, den A w aren a c h t­ zigtau send Nom ism en jä h rlic h zu zahlen, fo rd erte der K hagan ein e E rh öh u n g au f h u n d erttau sen d . Die A blehnung d ieser Ford eru n g h a tte den Feldzug des Ja h res 584 in das R eich zur F o lg e.33 Das a w a risch e H eer bestan d g ew ö h n lich n ich t nur aus Aw aren a llein , sond ern au ch aus W estslaw en und L angobarden, die als a w a ri­ sch e U n tertanen b ezeich n et w erd en .34 An ein e r S te lle wird au sd rü ck ­ lich b estä tig t, d aß die Slaw en aus einem Land w estlich der Donau stam m en, d. h. aus Pannonien. Die p an n on isch en E inw ohner, beson d ers die Slaw en , nahm en n ic h t zum erste n Mal an ein er aw arisch en Invasion teil. B ei der B elag eru n g Sirm ium s im Ja h re 579 nahm en S c h iffe te il, die der K hagan im ob eren P annonien g esam m elt h a tte (also in P an n o­ nien I, so g en an n t zur U n tersch eid u n g vom sirm isch en P an n o n ien ). E in e T eiln ah m e von Leuten, die im B ootsh an dw erk und der S c h iffa h rt E rfah ru n g h atten , m uß man auch bei dem E in fa ll vorau ssetzen , den Joh an n es von B icla ro dem Ja h re 578/79 zu sch reib t. Das erste H indernis, au f das die A w aren bei ihrem Feldzug stieß en , w ar Singidunum . Obwohl Theoph ylaktos au sd rü cklich bem erkt, daß die

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Stad t n ich t b efestig t w ar und nur se h r w enig W affen h atte, v erteid igte sie sich doch v erh ä ltn ism ä ß ig gut, denn der Sieg B aian s w ar ein „Kadm ossieg “. D anach zogen die A w aren an der Donau en tlan g, und w ährend ein es einzigen Feld zuges ero b erten sie fa st a lle bedeutenden Stü tzp un kte an der Donau — A ugustae, V im inacium und A n ch ialos.35 Die a w a risch en E rfo lg e kan n m an ab er an sch ein en d n ich t nur auf das Konto der sch w ach en byzan tin isch en V erteidigu ng an der Donau­ gren ze sch reib en . Sie m uß ten sich aus der ganzen m om entanen Situ ­ ation ergeben , die sich n a ch dem Tode des Justin in Zusam m enhang m it dem P erse rk rieg en tw ick elte. E s ist d esh alb kein W under, daß auch K aiser M aurikios v ersu ch te, zu e in e r P olitik zu rü ckzu keh ren , w ie sie in der B eziehung zu ein e r b a rb a risc h e n Um gebung Ju stin ian anw andte. W ir h aben N a ch rich t d arü ber, daß M aurikios Anten anw arb und sie gegen die Slaw en in P ann onien 36 san d te, w a h rsch ein lich ü ber die D o n au straß e in M oesien, dam it sie den Slaw en an der Donau au sw i­ ch en , d eren A n g riff zu d ieser Zeit sein en H öhepunkt e rre ic h te . Der E in g riff der A nten w ar o ffe n sic h tlic h unw irksam , eben so w ie die erste M ission des E lp id ios und des K om entiol. S c h lie ß lic h b e fre ite noch n ich t einm al die Zustim m ung des b yzan tin isch en H ofes zu ein er zu sätzlich en A uszahlung der g efo rd erten zw anzigtausend Solidi das R eich von der G efahr, die diesm al von d er S e ite der Slaw en aus kam .37 Der F a ll Sirm ium s und die D u rch brech u ng der G renzbefestigun g am n ö rd lich en U fer der Donau b ra ch te au ch ein e Änderung der aw arisch slaw isch en B eziehungen m it sich . Die A w aren g elan g ten in die unm it­ te lb a re N a ch b a rsch a ft der D onauslaw en (W a la c h e isla w e n ), ab er es lieg t ihnen sch on n ich t m ehr daran, d eren G ebiet zu ero b ern w ie zur Zeit des D avretas. Durch Sirm ium ö ffn ete sich ih n en ein n eu er Weg in die by zan tin isch en Provinzen. A n d ererseits m ußten au ch die Slaw en seh en , daß der Kam pf au f zw ei S e iten — sow ohl gegen die A w aren, a ls au ch gegen Byzanz — ü ber ih re K räfte ging. Es kom m t zu ein er K oord inieru ng der In tere ssen der A w aren und der der D onauslaw en, d eren gem ein sam es Ziel das b y zan tin isch e T erritoriu m sü d lich der Donau w ird.38 A usdruck der neuen Situ ation in den m a ch th ab erisch en V erh ältn issen an der u n teren Donau w ar ein E in fa ll der Slaw en , die auf V e ra n la s­ sung der A w aren im F rü h ja h r des Ja h res 584 u nter der Fü hrung Ardag asts in b y zan tin isch es G ebiet ein fie le n . Es ist n ich t au sg esch lo ssen , daß d ieser A n griff sich sch on vor den b y zan tin isch -aw arisch en V e r­ h an d lu n gen re a lis ie r te ; au f jed en F a ll w ar er sch on gep lan t, w eil der K aiser gezw ungen w ar, die a w a risch en F ord eru n gen zu e rfü llen , um

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sich die Hände für den Kam pf m it den Slaw en fre i zu m ach en . Die Slaw en v ersu ch ten , zur Langen M auer d urchzudringen, w urden jed o ch am Flu ß E rg in ia (h eu te E rk e n e ) von K om entiol und dann bei Adrianopolis g esch la g e n .39 N ach diesem Feldzug sch w eig en die Q uellen fü r eine län g ere Zeit ü ber gem ein sam e A ktionen der A w aren und Slaw en an der u nteren Donau. Im H erbst des Ja h res 584 u ntern eh m en die A w aren einen selb stän d ig en Feldzug n a ch M oesien und Sk ytliien u nter dem Vorw and, daß Byzanz die V erein baru n g v erletz t h ätte, als es den A w aren Book a la b ra n ich t a u sg e lie fe rt h atte, der vom Hofe dese K hagans g efloh en w ar; der K aiser — erzü rn t ü ber diese B esch u ld igu n gen — nahm T arg itios gefan g en , der w ie gew ohnt w egen der A bgaben gekom m en w ar. Die Awaren zogen ü ber die D o nau straße und v ern ich tete n R atiaria, Bononia, Aquae, Durostorum , Zaldapa, Panosa, M arciano p olis und Tropaeum .40 Der aw a risch e E in fa ll in das B yzan tin isch e R eich rie f byzan tin isch e G egenm aßnahm en hervor. Im Ja h re 585 w urde K om entiol zum m agister utriusqu e m ilitiae ern a n n t und gegen die Aw aren au sgesan dt. Der hohe R ang des H eerfü h rers zeigt, w elch e Bed eutung die R egieru n g dem Kam pf m it den A w aren zu sch rieb . K om entiol o rg a n isie rte das H eer in A n chialos, te ilte es in zw ei T eile ein und v ertrau te K astos und M artinos den B efeh l an, die die A w aren b esieg ten : das erste Mal bei Zaldapa, dann bei Tom is. N ach a n fä n g lich en E rfo lg en jed och , als K om entiol das Heer beim G ebirgspaß Sab u len te-C an alion sam m elte, w urde K astos g esch la g en , w a h rsch ein lich am F lü ß ch en Kanysos — K am cia. Die A w aren z erstreu ten sich ü ber ganz T h rak ien und d rän gten K om entiol in die B erg e. Sie nahm en die G renzfestun g A piaria (R u se) ein, doch die Städ te im Innland , gegen die sie sich w andten (B ero e [S ta ra Zag o ra ], D iokletian opolis, Philippopolis und A d rian op olis), v erteid igten sich . Die V erstärk u n g, die der K aiser m it Joh an n es und D rokton an der Sp itze san d te, zw ang die A w aren zum Rückzug.41 N ach diesem E in fa ll tritt an der U nterd onaugrenze ein e la n g jä h rig e Ruhepause ein, u n terb ro ch en nur durch die Invasion en von Slaw en, die T h eop h ylaktos Geten n ennt, n ach T h rakien im Jah re 588.42 Es ist m öglich, daß sich g erad e in d ieser Zeit die A u fm erksam keit der A w aren in ein e an d ere R ichtu ng w andte — au f das D urchdringen nach M akedonien und M ittelg riech en la n d und au f den Peloponnes. Das kann man fo lg ern au f Grund der A ngaben in den M iracula, K apitel 13— 15, doch au ch d iesm al, ä h n lich w ie beim e rste n slaw isch en Ü b er­ fa ll, ist die ch ro n o lo g isch e E inordnung des slaw isch en A n griffes auf T h essalo n ik i n ic h t eindeutig.

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Vor allem m uß m an den absolut ab w eich en d en C harak ter der ersten zw ei E in fä lle betonen, die in den K apiteln 12, bzw. 13 — 15 der M iracula b esch rieb en w erd en.43 E n tg egen dem ersten E rsch ein e n der Slaw en bei T h essalo n ik i, das man a ls E rku nd u ngsvorhut der g ro ß en slaw isch en W elle c h a ra k te ris ie re n kann, g eh t es im zw eiten F a lle um ein e In v a­ sion, die den C h arak ter ein es a u sg esp roch en en Plünder- und E ro b e­ ru ng sfeld zu ges hat. Die a w a risch e Ford erun g, die dem K aiser M aurikios v org etrag en w urde, ist n ich t n ä h er bestim m t, b etrifft ab er zw eifellos die E rh öh un g der jä h rlic h e n A bgaben. Als A ntw ort au f die ab leh n en d e Haltung des K aisers san d te der K hagan ein h u n d erttau sen d köp fig es H eer n ach T h essalo n ik i, das h a u p tsä ch lich aus Slaw en zusam m enge­ s te llt w ar, die die Q uelle a ls „einen tie risc h e n Stam m , den Aw aren gän zlich u n te rta n “ b ezeich n et. E s ist n ich t m öglich zu en tsch eid en , um w elch e Slaw en es sich in dem g eg eben en F all h an d elt: die b yzan tin i­ sch en Q uellen k onnten au ch die Slaw en von je n se its der u n teren Donau als a w a risch e U ntertanen b ezeich n en , au ch w enn ein e so lch e B en en ­ nung in ih rem F a lle n ich t ganz ad äqu at w ar. Doch die T atsach e, daß sich n eben den Slaw en auch an d ere B a rb a ren an diesem E in fa lle b etei­ ligten, letzten Endes so g ar A w aren — w ie das der aw arisch e F ü h rer des g esam ten Feld zuges bezeugt — , w eist vor allem n ach Pannonien, aus dem das H eer in ein er so lch en eth n isch v ersch ied en g eb ü rtig en Zu sam m enstellung re k ru tie rt w orden sein konnte. Der sla w isch e E in fa ll n ach T h essalo n ik i gelan g t in der w eiteren Fortsetzu n g der M iracula auch in an d ere Zusam m enhänge. W enn die Anzahl des sla w isch en H eeres a ls so rie sig (h u n d erttau sen d ) b ez eich ­ net wird, daß a lle M akedonier, T h essa lier und A chäer ih n en gegenü ber a ls in der M ind erheit gen an n t w erden, so ist das n atü rlich ein e unpro­ p o rtio n ierte Ü bertreibu n g der h a g io g rap h isch en Q uelle.44 Doch d arf m an die A ngabe selb st n ich t ganz v ern a ch lässig en . Es ist im g roß en und gan zen m öglich, daß in der N ach rich t der M iracula ein Zustand verm erkt w ar, der sich auf dem B alk an zu d ieser Zeit h erau sb ild ete: au f d er ein en Seite die d u rchd ring end en a w a risch -slaw isch en Invasio­ nen, g efü h rt aus Pannonien, a n d ererseits die slaw isch e B esied lu n g in der Gegend von T h essalo n iki, die ih ren U rsprung in ein er rein slaw isch en M igration h a tte, die von dem je n se its der u nteren Donau geleg en en Ge­ biete ausging. Beide M igration sström e, in das In n ere des B alkan v ord rin ­ gend, sind fü r das Ende des 6. Jh. genügend b eleg t. Trotz der g ew altigen Ü berm acht des sla w isch -aw arisch en H eeres wurde T h essalo n ik i n ach sieb e n tä g ig er B elageru ng, dank dem g röß ten W under des Hl. Dem etrius, g e re ttet, und die E ro b erer zogen ab .45

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Die T atsach e, daß sich an diesem A n g riff au ch A w aren b eteilig ten , ist vom Stand pu nkt ein e r ch ro n o lo g isch en E inordnu ng der Invasion aus von g ro ß e r Bedeutung. Die M iracula geben an, daß d ieses w ährend der R eg ieru n gszeit des M aurikios am Sonntag, den 22. Septem ber, g e sch a h .46 Mit g ew isser Z u rückh altu ng, zu der eine so lch gen au e A nga­ be im m er n ötigt, kom m en zw ei M ö g lich keiten in B e tra c h t: das Jah r 586 und das Ja h r 597.47 Im Ja h re 596 leh n te M aurikios die a w a risch e Ford eru n g n ach ein e r E rh öh u n g der jä h rlic h e n A bgaben ab ,48 w as w ir als gew issen in h a lt­ lich en B erü h ru n g sp u n k t zw ischen T h eop h ylaktos und den M iracula b e tra ch te n kön n ten : der a w a risch e Ü b erfa ll kann a ls A ntw ort au f diese A blehnung b eu rteilt w erden. Die E reig n isse des Ja h res 597 ab er, w ie sie T h eop h ylaktos b esch reib t, b e sch rä n k te n sich a u ssch lie ß lic h au f den Raum der u nteren Donau und ih r G esa m tch arak ter b e re ch tig t n ich t zur A nnahm e, daß die A w aren im w eiteren V erlau f der Käm pfe durch T h rakien bis n ach T h essalo n ik i d u rch ged ru n gen w ären . Die zw eite M ö glich keit, d aß der K hagan g le ich z eitig sow ohl an der u n teren Donau käm pfte, a ls au ch ein H eer n a ch T h essa lo n ik i au srü stete, ist h ö ch st u n w ah rsch ein lich . Im G egenteil, im Zeitraum des Ja h res 586 wird in V erbindung m it den A w aren über k ein e a n d eren E reig n isse g esp roch en , w as eh er au f die M ö glich keit e in e r so w eit a n g eleg ten a w a risch -sla w isch en B elag eru n g der Stad t h in w eist. W enn die D atierung des a w a risch -sla w isch en Ü b erfalls au f T h essalo ­ n iki im Ja h re 586 an n eh m bar ist, dann g eh ö rt die diesen G egenstand b etreffen d e N a ch rich t der M iracula zu den an d eren Q uellen, die das aw arisch -sla w isch e D u rchd ringen n a ch M ittelg riech en lan d , M akedonien und ev en tu ell au ch au f den Peloponnes w id ersp ieg eln ; eine Gruppe d ieser Q uellen leg t den B eginn der a w a risch -sla w isch en K olonisation des P eloponnes in das Jah r 587, w as im g ro ß en und ganzen in E in klan g steh t m it der v orau sg esetzten C hronologie der slaw isch en Invasion aus dem 13. K apitel der M iracula. Die M ö glich k eit ein es a w a risch -sla w isch en E in g re ifen s ins In n ere der sü d ö stlich en T eile des B a lk a n s w urde sch on in der v o ran g eg an ­ gen en E n tw ick lu n g g e sch a ffe n . Sch on von der Zeit der ostg o tisch en H errsch a ft au f dem n o rd w estlich en B alk an an, die m it dem engen S tre ife n des N orikum M editerraneum und der Provinz Savia bis n ach Sirm ium v erlief, w ar je g lic h e Art des Sch u tzes der b yzantinisch en G renzgebiete w estlich d ieser F estu n g p ra k tisch u ndenkbar. An d ieser

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S te lle k an n m an auf den u n gestörten Ü bergang des K hagan ü ber die Save hin w eisen , n ach der B esch reibu n g , w ie die B ew ohn er Singidunum s den Ü bergang v erw eh rten . Es ist u n b estritten , daß die Aw aren zusam m en m it den Slaw en die n o rd w estlich en G ebiete des B alk an s b esetzten und bis zum d alm atisch en U fer g elan g ten . A ußer e in e r ein ­ zigen k o n k reten A ngabe (sieh e Anm. 34, Kap. 5b) ü ber einen A n griff au f D alm atien sind w ir a lle in au f K on stantin P orph yrogen etos an g e­ w iesen , der den Zustand b estätig t, d er sich vor dem 7. Jh. en tw ick elte: er sp rich t von A w aren und Slaw en , gegen die H erakleios die K roaten und Serben rie f. Auch die a rc h ä o lo g isc h e Situ ation ist u n ü b e rsich tlich : im Z w isch en flu ß g eb iet von Save und Drau und in D alm atien gibt es nur sp o rad isch e Funde.49 Ü ber das V ord ringen und die G egenw art der A w aren und Slaw en im Innland der B a lk a n h a lb in se l ex istieren m eh rere s c h riftlic h e Q uellen, obw ohl die ganze P roblem atik n ich t vollkom m en g e k lä rt ist. Das erg ib t sich aus der T atsa ch e, daß a lle Q uellen ziem lich sp ät d atiert sind (die ä lte s te aus dem 10. Jh .). E s ist n a tü rlich , daß die S tre itfra g e n ich t die G egenw art der Slaw en im m ittlere n G riech en lan d b erü h rt, die für das Ende des 6. Jh. fü r d ieses G ebiet fra g lo s b eleg t ist; die A w aren g elan g ten zu der Zeit bis n ach A then.50 E s geh t um die B reite des te rrito r ia le n A usm aßes der sla w isch en K olonisation und des aw arisch en E in g re ifen s, k o n k re t um die a w a risch -sla w isch e Besetzu ng des P elo­ ponnes, d eren A nfänge in das Ja h r 587 d a tie rt w erd en.51 Diese ü b errasch en d genau e D atierung, die von sich aus sch on V er­ d ach t erw eck t, w enn w ir ü ber den C h arak ter dieses P rozesses n ach denken, stü tzt sich au f eine ü berein stim m en d e Behauptung e in e r g an ­ zen Gruppe von Q uellen, n a ch der die Slaw en , bzw. die A w aren den P eloponnes im a ch te n Jah r d er R eg ieru n g des M aurikios für einen Zeitraum von 218 Jah ren b eh e rrsc h te n bis zu dem Tage, an dem die B isch o fssta d t P atras, die im Ja h re 810 ern eu t b esied elt w urde, durch den K aiser N ikephoros b e fre it w urde (8 0 5 ). Die w ich tig ste d ieser Q uellen ist die C hronik von M onem basia, frü h er ins 1 4 .— 15. Jh., je tz t ins 10. Jh. d a tiert.52 A ußer der strittig e n Angabe en th ä lt die C hronik von M onem basia m eh rere In fo rm ation en über die A w aren; a lle diese — bis au f ein ig e unbed eutende A usnahm en (die A w aren ü b ersch ritte n den H ellesp o n t) — sind aus Theophanes, Euagrios, T h eop h ylaktos übernom m en.53 Die P assage, die in k e in e r Q uelle ein e B estätig u n g fin d et und die die A w aren und Slaw en b e trifft, en th ält d rei m itein an d er zu sam m enhängende A ngaben. Die erste sp rich t von einem E in fa ll der Aw aren n ach T h essalien ,

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H ellas, ins a lte Spirus, n ach A ttika und Euboä. Das g leich e, u nter W eg­ lassu ng von H ellas und E pirus, v erz eich n et au ch die G losse des B isch o fs A retas (aus dem Ja h re 9 3 2 J.51 E in w ich tig er U n tersch ied zw ischen beid en Q uellen beruh t d arin, daß A retas die Slaw en als U rh eber d ieses E in fa lle s b ezeich n et. Die zw eite Angabe ist die sch on an g efü h rte N ach rich t über die Besetzu n g des Peloponnes fü r 218 Ja h re; beide Q uellen geben sie ü b er­ einstim m end an, bis au f die A bw eichung A w aren — Slaw en . Die Ü ber­ lieferu n g e rfa ß te auch der B rie f des K on stantinop ler P atriarch en Nikolaos an den K aiser A lexios (1 0 8 4 — 1 1 1 1 ), der der C hronik von Monemb asia treu fo lg t.55 Die C hronik e n th ä lt noch eine d ritte A ngabe, die kein e an d ere Q uelle e n th ä lt. Sie gibt an , daß sich die O b erh errsch a ft der A w aren n ich t au f der ganzen H albin sel d u rch setzte — der ö stlich e T eil von K orinth bis zum Kap M alé w eh rte sich gegen die S l a w e n und blieb in die ad m in istrative O rganisation des R eich es ein g eg lied ert, ln diesem Z eitraum w ird h ier ein b y zan tin isch er S tra té g erw äh n t. Das steh t jed o ch in d irektem W id erspruch zu dem, w as der B rie f des P atria rch en a u s­ sag t. N ach diesem b e tra t im V erlau f von 218 Jah ren der Fu ß ein es R om äers (i. e. ein es b y zan tin isch en W ü rd en träg ers) n ich t die H alb­ in sel. Gegen die R ich tig k eit und A u th en tizität der e rh a lten en Ü b erlieferu n g ü ber die B esetzu ng des P eloponnes w urden Einw ände erh o b en von Seiten der T extk ritik und der fa c h lic h e n In h a ltsk ritik . Es ist h au p t­ s ä c h lic h die in h a ltlic h e und stilistisc h e Ä h n lich k eit m it dem B erich t des Prokopios über den A n griff der Hunnen, der fü r die V orlage der C hronik g eh a lten wird. In der Praxis b y zan tin isch er C hroni­ k e r kam es ta ts ä c h lic h m an chm al zu K on tam ination en und V er­ w ech slu n g en b eid er B ezeichn u n gen , und es ist n ich t au sg esch lo ssen , daß das au ch in diesem F a lle g esch eh en ist. Doch der V erg leich b eid er Texte des Prokopios und der C hronik zeigt, daß die lo ci com m unes ohne B edeutung sind und eh er ein zeln e A usdrücke b e tre ffe n als g eo ­ g rap h isch e Bestim m ungen, und daß aus ihnen keine w eitreich en d en S ch lu ß fo lg eru n g en gezogen w erd en k ön n en ,56 so h at z. B. Prokopios Illy rien , T h essa lien bis zu den Therm ophylen, w as man kaum m it dem g eo g rap h isch en Rahm en der C hronik von M onem basia id en tifizieren kann. Die A u th en tizität der Ü b erlieferu n g , die in der Chronik von M onem ­ basia erh a lte n ist, wird in der Regel m it H ilfe unabhängiger Q uellen n ach g ew iesen . Man nim m t an, daß die Chronik in diesem F a lle In fo r­

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m ationen aus E u ag rios sch ö p fte und diese h isto risch rich tig in te rp re ­ tie rte .57 D essen B erich t über den A n griff der Awaren au f Singidunura, A n chialos und H ellas h at ab er ein e u n b estritten e P a ra llele in der N ach ­ ric h t des Th eoph ylaktos zum Ja h re 584, die die E reig n isse in den U n ter­ donauprovinzen n ach dem F a ll Sirm ium s b e trifft. N ichts w eist n ach , daß der Term inus H ellas bei E u ag rios in diesem F a lle m ehr b edeu tet als T h rak ien , resp. M oesien. Es ist in teressa n t, daß d ieselb e A ngabe des E u agrios zum Argum ent fü r den g eg en teilig en Standpunkt w urde. Sie wird für die B asis g e h a l­ ten, auf der das sp ä tere b y zantinisch e h isto risch e S ch rifttu m die sag e n h a fte Ü b erlieferu n g von der aw arisch en Besetzu ng des Peloponnes im 6. Jh. k o n stru ierte.58 U nabhängige Q uellen, die die E xisten z sla w isch er Besiedlu ng auf dem P eloponnes, beginnend m it dem Ende des 6. Jh., u nterstü tzen könnten, m üssen aus der Zeit vor dem Ja h r 746 stam m en. N ach diesem Jah r ist n äm lich die sla w isch er K olonisation u n b estritten . Sie w ar eine F o lg e ­ ersch ein u n g der g roß en Pest, die die B alkan provin zen h eim su ch te und en tv ö lk erte.59 G rund sätzlich kom m en d rei Q uellen in B e tra ch t; jed e ist in ih re r Art p ro blem atisch . In der Vita des Bischofs W illibald, der in den Jah ren 7 2 3 —728 „ad urbem M an a fa ria m “ (M o n em b asia?) „in Slav in ia te r r a e “ g elan g te, ist der W ert d ieser B erich te seh r d isk u tab el in H inblick auf den u n klaren g eo g rap h isch en Term inus.60 E in e B em erkung ü ber die sla w isch e B esied lu n g des P eloponnes hat au ch der a rm en isch e E pitom ator Ptolem aeos, die aus den Jah ren 6 7 0 — 680 stam m t. In H inblick au f die g eo g rap h isch e und sp ra ch lic h e Abge­ leg en h eit kan n sie kein e en tsch eid en d e B edeutung h ab en .61 M ichael der Sy rer bew ah rte einen B erich t ü ber einen Ü b erfall au f K orinth durch die A w aren, Isid or von Kiew sp rich t von den Onoguren. Im F a lle M ichaels kan n es um P erin th os, d. li. um H erakleia gehen, und in diesem F a lle w ürde sich sein e N ach rich t auf das Jah r 592 beziehen, auf die G esch eh nisse an der u n teren Donau.62 Die E xisten z u n ab h än g iger Q uellen lö st die F ra g e der G laubw ürdig­ k eit der C hronik von M onem basia n ich t. E in e m ögliche A ntw ort d arau f gibt ab er die h isto risch e A nalyse ih re r Angaben. Das sch w erw ieg en d ste Problem der ganzen Chronik von M onem basia ist das Problem der A ustauschung und A ltern ieru n g der e th n isch en B ezeichn u n gen Aw aren/Slaw en: den Peloponnes b esetzten die Aw aren, a b er ein Teil der H albinsel setzte sich ein er Invasion der S l a w e n zur W ehr. Vom sa ch lich e n Stand pu nkt aus h at eine so lch e A ltern ation

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im R ahm en e in e r C hronik und im R ahm en e in e r gan zen Gruppe von Q uellen b ish er n ich t an erk a n n te Bedeutung, die sich b ei der K on fron ­ tation m it den B erich ten der M iracula au fh ellt. Aus ih n en g eh t hervor, wie sch o n g ezeig t w urde, daß es sich im F a lle des zw eiten aw arisch en A n g riffes au f T h essalo n ik i e ig en tlich um einen gem ein sam en aw arisch slaw isch en Feldzug h an d elte, im F a lle eines w eiteren E in fa lle s dringen die Slaw en m it U nterstützu ng der A w aren bis n ach T h essalo n ik i vor. Wie im w eite ren gezeigt w erd en w ird, end et d ieser Z eitab sch n itt des g em einsam en a w a risch -sla w isch en V ord rin gen s ins In n ere des B alk an s sp ätesten s im Ja h re 626. Auf ein g em ein sam es a w a risch -sla w isch es D u rchdringen Ende des 6. Jh. w eist au ch die a rc h ä o lo g isch e Situ ation in der Gegend von K orinth h in ; die m a te rie lle K ultur zeigt h ier bedeu ­ tende nom ad isch e E in flü sse au f.63 Die C hronik von M onem basia h at also im Grunde genom m en die A blösung der g em isch ten a w arisch slaw isch en Inv asion en durch eine rein sla w isch e B esiedlu ng, die sich in den e rste n Ja h rz eh n ten des 7. Jh. ab sp ielte, ric h tig e rfa ß t. Das ist e ig en tlich ein e rn stes A rgum ent zugunsten ih re r A uth en tizität. Die Q uelle, aus d er sie sch ö p fte — aus w elch em Z eitraum sie au ch im m er stam m en m ag — , m ußte au f den A ngaben vom Ende des 6. und A nfang des 7. Jh. b a sieren , also au f A ngaben, die den b esch rieb en en E re ig n is­ sen zeitlich p a ra lle l w aren . A llein in diesem Zeitraum ist im G ebiet der m ittlere n und sü d lich en B a lk a n h a lb in se l das E n tsteh en e in e r Ü b erlie­ feru n g m öglich, die A w aren und Slaw en id en tifiziert und a lte rn ie rt. Es ist n ic h t k la r, au f Grund w essen und w arum ein e so lch e „Ü b erlie­ feru n g “ in e in e r Zeit h ä tte en tsteh en können, a ls sch on niem and m ehr aus der A utopsie etw as von den A w aren w u ßte. Die gesam te G laubw ür­ d igk eit der C hronik von M onem basia und ein e w a h rsch ein lich e, s e lb ­ stän d ige A uslegung der E reig n isse am Ende des 6. und am A nfang des 7. Jh. w eisen au f die g ro ß e G laubw ürd igkeit ein e r so lch en ein zeln en Angabe h in, w ie es das a w a risch -sla w isch e E in d rin gen au f den P elo­ ponnes ist. A nfang der n eu nziger Ja h re w andten die A w aren ern eu t ih re Auf­ m erk sam k eit den U nterdonauprovinzen des B y zan tin isch en R eich es zu. Ihr D ruck ging in d er zw eiten H älfte d ieses Jah rzeh n ts in einen zusam m enhängenden aw a risch -b y z a n tin isch en K rieg ü ber. Die ch ro n o ­ lo g isch e E inord nu ng d er ein zeln en G esch eh n isse d ieses K rieg es ist dis­ k u tab el und b eein flu ß t im n eg ativ en Sin ne die In terp reta tio n der zuge­ h örigen A ngaben b y zan tin isch er H istorik er.64 Die erste k rie g e risc h e A ktion des M aurikios im Jah re 591 gegen die A w aren en th ü llt in bedeutendem M aße die Situ ation , die sich in den

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Balk an p rovin zen des B y zan tin isch en R eich e s h erau sg eb ild et h atte. A w arisch e und sla w isch e Inv asion en gingen o ffe n sich tlic h au ch in der zw eiten H älfte der a ch tz ig er Ja h re w eiter, obw ohl die zeitg en ö ssisch en A utoren sich d arü ber n ich t ä u ß ern . In fo lg e d ieser E in fä lle w urden die A w aren und Slaw en zu B e h e rrsc h e rn des sü d östlich en B alk an s. K aiser M aurikios, der im Ja h re 591 von e in e r v o rb ereiteten a w arisch en In v a­ sion erfu h r, w agte es n ich t, ih n en m it dem Heer w eiter als bis n ach A n ch ialos en tgegen zu geh en . Das bed eu tet, daß er den A w aren G elegen ­ h eit gab, ohne Beh in d eru n g bis zum Sch w arzen M eer vorzudringen, und daß es sein a llein ig es B estreb en w ar, die Zugangsw ege in s ö stlich e T h rak ien und dam it n a ch K on stantinop el ab zu sich ern . E in e so lch e Situ ation erg ab sich aus den P ersisch en K riegen, die a lle m ilitä risch en K räfte des R eich es v ersch lu n g en h atten . Die H altung des M aurikios ging aus der K enntnis der k o n k reten Situ ation und der g eg eben en M ö g lich k eiten hervor. Sch on in H erakleia, an d er Küste des M arm orm eeres, tra f der K aiser auf Spuren a w a risch er P lü nd eru n gen ; er spend ete Geld fü r die A u sbesserung der von den Aw aren z erstö rten K irch e d er Hl. G lyk eria.65 Der K aiser v erließ das H eer bald und ging n ach K on stantinop el. Es ist n ich t b ekan n t, w ie der ganze Feldzug en d ete. In den aw arisch en Invasionen tritt eine Pause ein ; au f jed en F a ll fü h rt T h eop h ylaktos k ein e E reig n isse an, die den sü d ö stlich en B alk an b eträfen . Die Awaren w aren zu d ieser Zeit in an d eren Gegenden gebunden — sie d u rch liefen Käm pfe m it den Langobarden, B ayern und F ran k en , wovon in d irek t au ch die G egenw art frä n k is ch e r G esand ter des K önigs Th eu d ebert II. am b y zan tin isch en Hof zeugte, die m it dem Plan e in e r a n tiaw arisch e n , frän k isch -b y z a n tin isch en K oalition kam en. Im Ja h re 596 gin gen die a w a risch en Invasionen an der u n teren Donau in einen an d au ernd en a w a risch -b y z a n tin isch en K rieg ü ber. E r b rach kurz d an ach aus, als M aurikios die a w a risch e Ford erun g, die A bgaben zu erh öh en , ab leh n te. Der K hagan b efa h l den Slaw en — in denen m an fra g lo s Slaw en aus Pannonien seh en m uß — , an der Donau u nw eit Singidunum s S c h iffe a u fzu stellen . Die B ew ohn er Singidunum s h in d erten die Slaw en in ih re r A rbeit und, indem sie S teu ern zah lten , gin gen sie ein er B ela g eru n g der Stad t von S e iten der A w aren aus dem W ege. Die A w aren v e rsu c h te n , in der Gegend von Sirm ium ü b er die Save ku setzen , und bald d arau f g elan g ten sie n a ch Bononia. K aiser M aurikios ern a n n te P riskos zum O b erb efeh lsh a b er utriusqu e m ilitiae, der sich jed o ch n ich t w eiter vorw agte a ls bis zum B a lk an g eb irg sp aß P roklian e. Der H ypostrateg des P risk os, Salv in ian , b esieg te zw ar die Aw aren, ab er

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T u n m ittelb ar d arau f v erließ das b y zantinisch e H eer die Pässe. Die Aw aren dran gen bis n ach Sab u len te-C an alion , A nchialos, Dezipera und Hera k le ia d urch. Priskos w ich zurück bis n ach Tzurullos und Didim otike. Das B yzan tin isch e R eich en tled ig te sich se in er G egner m it H ilfe ein er List und sc h lo ß m it ih n en F ried en m it einem v erh ältn ism äß ig gerin gen Lösegeld . Priskos e n tlie ß das H eer und k eh rte n ach K onstantinopel zu rück.66 Im F rü h ja h r des Ja h res 597 zeigte sich die N otw endigkeit, slaw isch en Invasion en n ach T h ra k ien die Stirn zu b ieten , gegen die sich ern eu t P riskos ste llte . Man kann unm öglich bezw eifeln , daß der aw arisch e K liagan m it den Slaw en in V erbindung stan d : als Priskos n ach Durostorum g elan g te, besch u ld ig te ihn der K hagan, daß er den F ried en g eb ro ­ ch en h abe. P riskos v erteid igte sich jed o ch m it ein e r Begründung, die se h r an sch a u lich au f die a w a risch -sla w isch e B eziehung in diesen Ge­ genden h in w eist. E r v ersich e rte dem K hagan, daß die V erein baru n g mit den A w aren in K raft b liebe, daß nur der K rieg m it den Slaw en fo r t­ g esetzt w erde. E s ist k lar, daß in den Augen des P riskos und überhaupt irg en d ein es b elieb ig en u n b eteiligten by zan tin isch en B eo b a ch te rs die A w aren und die Slaw en an der u nteren Donau zw ei von ein an d er u n ab ­ h än gige eth n isch e M achtganze w aren . Es sch ein t, daß au ch die H altung des K hag ans m it ein e r so lch en A uffassung überein stim m t, w a h rsc h e in ­ lich h ie lt er eine so lch e E rk lä ru n g für au sreich en d . Auf jed en F a ll m ach te e r keine Einw ände, denn Prisk os g elan g te ohne H indernisse auf die an d ere S eite der Donau.67 Die A w aren h ielten die U n terdonauslaw en an sch ein en d n ich t für ein en T eil ih res R eich es, und au ch w ir können ihre Z u geh örigkeit in k ein e r W eise vorau ssetzen . Der byzan tin isch e E in g riff in die slaw isch en T errito rien b ra c h te n otw en d igerw eise n ich t nur ein e m ilitä risch e, sond ern au ch eine ökonom isch e Sch w äch u n g m it sich . Die A w aren w ürden ein er Invasion in ein Gebiet, das sie als ihr Eigentu m b etra ch te te n , n ich t stillsch w eig en d zu geseh en haben. P riskos tra f sich n ach dem Ü bergang ü ber die Donau im Kam pf mit dem sla w isch en O b erb efeh lsh a b er A rdagast und sp äter m it dem König M usokios. Ü ber die g eg en seitig e S tellu n g d ieser beiden slaw isch en S tam m esoberh äu p ter kan n n ich ts B estim m tes g esag t w erden. D araus, daß M usokios „ re x “ g en an n t wird, erg ib t sich keine dem A rdagast ü berg eord n ete Stellu ng . Man kann zw ar annehm en, daß die beiden s la ­ w isch en H äuptlinge in V erbindung stand en, jed o ch h atte diese V erb in ­ dung o ffe n sic h tlic h n ich t den C h arak ter k o o rd in ierter, an tib y z a n tin i­ sc h e r A ktionen. W enn w ir d ah er zu lassen, daß im slaw isch en G ebiet an der Donau zur Zeit der b y zan tin isch -aw arisch en K riege der Zustand

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e in e r M ach td isin teg ratio n h e rrsc h te , b leib t ein es u n an g efo ch ten : die a n tib y zan tin isch e Zielsetzung, die das gem einsam e Z eichen a lle r s l a ­ w isch en Gruppen an der u nteren Donau w ar. Der B efeh l des K aisers M aurikios, daß das byzan tin isch e H eer auf slaw isch em T erritoriu m ü b erw in tern so llte, h atte eine M euterei zur Folge, die P riskos n ötig te abzuziehen. Der K hagan, dem die Bew egung in der A rm ee des P riskos b ekan nt w ar, benutzte das D u rch ein an d er, das in ih r in folg e der M eu terei en tstand , und b efah l den Slaw en , über den Flu ß zu setzen . E r se lb st b ereitete ein en A n griff vor.68 Aus dem K ontext des B e ric h te s geh t n ich t eind eutig hervor, um w elch e Slaw en es sich h an d elt. Nur d araus, daß sich die voran geh en d en G esch eh n isse auf dem G ebiet der w a la ch isch e n Slaw en a b g esp ielt h atten , kann m an n ich t mit S ich e rh e it annehm en, daß es gerad e diese w aren , die der K hagan der Arm ee des Prisk os en tg e g e n sch ick te .69 Es kon n ten au ch pan n on isch e Slaw en sein , a w a risch e U n tertanen, und die stän d igen B e g le ite r auf aw a risch en Feldzügen. Der a w a risch e K hagan lie ß sich dieses Mal dank dem beson n en en E in sch reite n des G esandten Theodor ein e Invasion ausred en , fo rd erte ab er die H älfte der Beute, die P riskos w äh ren d des Feld zuges gegen die Slaw en erw o rben h atte. Der K hagan begrü nd ete sein e Ford eru n g dam it, daß P riskos in sein G ebiet eingedrungen sei und u n b erech tig terw e ise sein e U n tertan en a n g e fa lle n h ab e.70 Der K hagan b ew ertet in sein em A nspruch am Ende d esselb en Feldzuges des P riskos die a w a risch -sla w isch e B eziehung d iam etral u n tersch ied lich , a ls sein e Stellu n g zu A nfang g ezeigt h atte. Diese N a ch rich t en tzieh t sich den b ish erig en E rk en n tn issen ü ber die aw a risch -sla w isch e Beziehung an der u nteren Donau, w eil sie zum ersten m a l eind eutig die A bhängigkeit der Slaw en von den A w aren b e stä ­ tigt. Die v erein zelte, oben d rein dem ganzen v oran geh en d en K ontext w id ersp rech en d e N ach rich t genü gt jed o ch n ich t fü r ein e allg em ein e C h a ra k te ristik der a w a risch -sla w isch en V erh ältn isse in einem gew issen geo p o litisch en Rahm en. E s ist nötig, ih ren W ert durch K on fron tation m it an d eren A ngaben n achzu p rü fen . A ußerdem muß m an au f die lo g i­ sch e und p sy ch o log isch e U n w a h rsch ein lich k eit der ganzen P assage des T h eop h ylaktos h in w eisen : der K hagan erh ob kein e Einw ände gegen das Plündern se in e r eig en en T e rrito rien und als E n tsch äd igu n g fo rd erte er die H älfte dessen, au f das er ein volles A n rech t h at! Die B ed in gth eit der A ussprüche, m it denen der K hagan sein e A nsprüche begrü nd et, ist evid ent. E r h ä lt sich für den H errsch er ü ber a lle V ölker, w eil u nter der Sonne niem and ist, der sich ihm w idersetzen kön n te/ 1 Der K hagan u n tersch eid et daher sein e M acht in ein e w irk lich e und ein e p o ten tielle.

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D iese A u ffassu ng sp ielt ein e b ed eu tend e R olle in den aw arisch en poli­ tisch en V orstellu n g en . In zw isch en w ar a n ste lle des P riskos P etros, der Bru der des K aisers, zum S tra teg e n e rn a n n t w orden. E r kam im F rü h ja h r des Ja h re s 598 zum H eer und tra f b ei M arcian o p olis au f die Slaw en . E n tg egen der F o rd e­ ru ng des K aisers, in T h rak ien zu b leiben , ü b e rsc h ritt P etros, n ach einem g ew issen z iello sen U m h erirren durch die th ra k isc h e n Städ te, die Donau und tr a f sich sie g re ic h m it einem w eiteren sla w isch en A nführer, P iragast, an d em selb en F lü ß ch e n Iliv a k ia , an dem P risk os m it A rdagast gek äm p ft h a tte. Doch im w eiteren V erla u f des K am pfes w urde er b esieg t und ab b eru fen . N ich ts w eist au f ein en a w a risch en E in g riff hin oder zum indest au f In te re sse für diese G esch eh n isse.72 Der altn eu e S tra té g Priskos zog m it sein em H eer im F rü h lin g des Ja h re s 599 zur Donau und ü b e rsc h ritt sie in der Gegend von Novae su p erio r. Der E in tritt in das T erritoriu m des e ig en tlich en aw arisch en R eich es r ie f ein e bei w eitem h e ftig e re R eak tion des K hagans h erv or als dam als, a ls er in die sla w isch en Sied lu n gen ü bergin g. Der K hagan v e rn ich te te a ls V erg eltu n g Singidunum , w as den u rsp rü n g lich en Plan des P risk os än d erte, der m it einem E in fa ll in die slaw isch en G ebiete in sein em R ü cken g e re c h n e t h a tte. Der b y zan tin isch e F eld h e rr zog d es­ w egen zur D onauinsel in der N ähe von Singidunum und kam der Stad t zu H ilfe. Die A w aren h ie lte n dem A ndrang des b y zan tin isch en H eeres n ich t stan d und fie le n lie b e r D alm atien an .73 D anach tritt in den K äm pfen an der Donau eine e in e in h a lb jä h rig e Pause ein, die vom F rü h ja h r 599 bis zum H erbst des Ja h re s 600 an d au ­ e rte .74 Kurz d an ach v ersch ob en sich die Käm pfe an die u n tere Donau, n ach Tom is; w ie es zu d ieser V ersch ieb u n g kam , ist n ich t n äh er b ekan nt. U n g each tet des W in ters b lieb en beide H eere in den Lagern. Zu der Zeit, als im b y zan tin isch en H eer ein M angel an N ahru n gsm itteln sp ü rb ar w urde, kam K om entiol dem P riskos zu H ilfe (O stern 6 0 1 ). Der neue F eld h e rr z eich n ete sich n ich t d urch g ro ß en Mut aus. Das aw arisch e V orrü ck en rie t ihm vom W eg n a ch N ikopolis ab, d esh alb w ich e r n ach Ja n tra zu rück und flo h s c h lie ß lic h vom H eer n ach K onstantinopel. Trotzdem h ie lt sich das H eer zu A nfang, m ußte ab er sc h ie ß lic h den Rückzug a n treten , und die A w aren d ran gen bis n ach D izipera vor.75 Trotz d ieses M iß erfo lg es g ela n g es den b y zan tin isch en U n terh änd lern , Fried en zu sc h lie ß e n (im Ja h re 6 0 1 ), dem zu folge die A w aren ein en um zw anzigtausend N om ism en h ö h eren tributu m p acis e rh ie lte n .76 So n st ist vom V ertra g nur die w ich tig ste V erfü gun g e rh a lten , n ach der die Donau zur G renze zw ischen dem B y zan tin isch en R eich und den A w aren wurde.

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W enn sich jed o ch die N otw endigkeit ein es K am pfes gegen die Slaw en erg ib t, d arf der Flu ß ü b e rsc h ritte n w erden. W ie u nd eu tlich und u nv oll­ stän d ig d iese N ach rich t au ch im m er sein m ag, so h at sie doch a u ß e r­ g ew ö h n lich e Bedeutung fü r das V erstän d n is des W esens der aw arisch sla w isch en Beziehung an d er u n teren Donau und für das E rfa sse n des C h a ra k ters des a w a risch en R eich es ü berh au p t.77 Aus der voran geh en d en E n tw ick lu n g d er E reig n isse erg ib t sich , daß die Slaw en , ü ber die g esp ro ch en wird, D onauslaw en sind. W enn w ir die E reig n isse aus dem Ja h re 578 b erü ck sich tig en , a ls die A w aren en tlan g des re c h te n D onau­ u fers gegen die Slaw en zu Feld e zogen und den Flu ß e rs t irgendw o bei D obrudscha ü b erq u erten , kön n te m an E rw ägu ngen d arü ber a n stellen , daß es au ch in diesem F a lle um ein e ä h n lich e E rlau b n is geh t, die das R eich den A w aren g ew äh rt. W ie jed o ch g ezeig t w urde, h a tte sich die S itu a tio n im V erg leich zum Ja h re 578 von Grund au f g eän d ert. Der C h arak ter der a w a risch -sla w isch en B ezieh un g w ar d erg estalt, daß er die N otw endigkeit ein es d irek ten a w a risch en E in g riffe s n ich t h e rv o r­ rie f. Die E rla u b n is b e trifft o ffe n sic h tlic h das B yzan tin isch e R eich , das sich gegen sla w isch e E in fä lle zur W ehr setzen m ußte. Die aw arisch sla w isch e B eziehung d agegen w ar n ic h t d erart b estän d ig und fest, w enn die A w aren n ich ts gegen ev en tu elle Feldzüge gegen die Slaw en einzu ­ w enden h atten . Wie }ist a b er dann die T a tsa ch e zu e rk lä re n , daß die A w aren das ganze G ebiet bis zur Donau — es v ersteh t sich die u n tere Donau — fü r ein en Teil ih res R eich es h ie lte n ? E rn eu t tre ffe n w ir au f die Form u ­ lieru n g und C h a ra k te ristik ein es b estim m ten Zustandes, den w ir aus a w a risch er S ich t b eg reifen m üssen und n ic h t vom Standpu nkt z eitg e­ n ö ssisch er p o litisch er und s ta a ts r e c h tlic h e r V orstellu n gen der h ö h er o rg a n isie rte n b yzan tin isch en G e sellsch a ft. Der erw äh n te Punkt im aw arisch -b y z a n tin isch en V ertra g bed eu tet, daß die A w aren ih re A n griffe au f das B yzan tin isch e R eich au fg eben und sich m it dem G ebiet n örd lich der Donau zu fried en e rk lä re n . Die G renzbestim m ung b e trifft d ah er n ich t die K onsolid ierung fa k tisc h e r p o litisch e r G renzen zw ischen dem B yzan ­ tin isch en R eich und den A w aren, sond ern b egren zt die Sp h äre, die die A w aren fü r das G ebiet ih re r m öglich en Invasionen h alten . E rn eu t kan n m an ü ber ein g ew isses p o ten tielles A usm aß des aw a risch en R eich es sp rech en , w ie das im F a lle der Slaw en im Z usam m enhang m it dem Feldzug des P risk os im Ja h re 597 galt. Die V orstellu n g von einem gew issen „ p o te n tie lle n “ Ausm aß des aw a­ risch e n R eich es konnte nur in ein e r ty p isch nom ad isch en Um gebung en tsteh en . Der grundlegend e Rahm en des eigen en R eich es re ic h te n ich t

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1 aus, die L eb en sb ed ü rfn isse der Nom aden zu d ecken , und so w urden Raubzüge zu einem bed eu tend en B esta n d teil ih res W irtsch aftssy stem s. Die T errito rien , die der A usgangspunkt zu den reich e n B eu teq u ellen w urden, w urden in A n b etrach t ih re r stra te g isc h e n Lage als Sp h äre aw aris c h e r In tere ssen b etra ch tet. S e h r au fm erksam v erfo lg ten die A w aren die E n tw icklu n g in diesen G ebieten und bem ühten sich , in ihnen ih ren E in flu ß gelten d zu m achen — ob nun d irek t durch m ilitä risch e M acht oder Ü b ereinku n ft. Der V ertra g m it dem B y zan tin isch en R eich, in dem die A w aren au f E in fä lle in die Donauprovinzen v erzich teten , konnte n ich t von lan g er Dauer sein . Noch im g le ich en Jah r kom m t es zu n eu en m ilitä risch en A ktionen bei Singidunum . Priskos und K om entiol h ielte n sich zu A nfang m it dem H eer au f d er In sel V im inacium au f,78 doch sp äter v erleg te P riskos sein L ager auf die an d ere S eite der Donau. In fü n f S ch la ch ten , die sich au f aw arisch em T errito riu m a b sp ielten (zw ei davon an d er T h eiß ) sieg te P risk os und nahm beim letzten G efech t dreitau sen d Awa­ ren, sech sta u sen d an d ere B a rb a ren und ach ttau sen d Slaw en g e fa n ­ g en .79 W enn w ir diesen Z ahlen glau ben können, so tritt der A nteil der p an n on isch en Slaw en in den a w a risch en Ü b erfällen und ih re Bedeutung im R eich ü berh au p t au sd ru cksvo ll in den V ordergrund. K om entiol k eh rte u nterd essen von V im inacium n ach K on stantinopel über die so g en an n te T ra ia n isch e H eere sstra ß e zurück, die durch T h ra­ kien fü h te. E r stie ß jed o ch au f ein H indernis, denn er fand niem anden, der b ereit gew esen w äre, ihn zu fü h ren . Die S tra ß e w ar an g eb lich sch on neunzig Ja h re n ich t in G ebrauch und im W inter ab solu t u ngangbar. Die Q uelle ü b ertrieb sic h e rlic h , w ah r ist jed och , daß K om entiol vor Beginn des W in ters nur bis n a ch P hilippopolis g ela n g te (6 0 1 — 6 0 2 ), und e rs t im F rü h ja h r des Ja h res 602 n ach K on stantinopel kam .80 Die m eh rfa ch b e stä tig te F e ig h eit und U n tätigkeit des K om entiol h a tte die E rn en n u n g ein es neuen F eld h e rrn zur Folge, zu dem P etros beru fen wurde. G leich im Som m er des Ja h res 601 m ach te er sich zur Donau auf und kam n ach P alastol (an der Mündung der Vit in die D onau) und sp ä ter n ach D ard anien. Er v erh in d erte den V ersu ch des A psich, die K atarak te zu ero b ern , die w a h rsch ein lich in fo lg e des V ertra g es au s dem Ja h re 600 das by zan tin isch e H eer b esetzt h a tte .81 Ganz am Ende des a w a risch -b y z a n tin isch en K rieges steh en sich zw ei K oalition en g egen ü b er: die ein e, a llm ä h lich Im V erlau f der zw eiten H älfte des 6. Jh. durch die A nnäherung a w a risch er und sla w isch er In te re sse n g e s c h a ffe n ; die zw eite, ad h oc g e sch a ffen , in der die an g ew orbenen Anten fü r b y zan tin isch e In tere ssen käm pften. Beide Haupt-

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P rotag on isten k o n z en trierten sich au f die V ern ich tu n g der H ilfsk räfte des G egners. Der Feldzug des P etros gegen die Slaw en an der u nteren Donau w ar e rfo lg re ic h ; ü ber den A usgang des a w arisch en Feldzuges gegen die Anten, g efü h rt von Apsich, w issen w ir n ich ts.82 D urch die M eu terei im b y zantinisch en H eer, die n ach dem e rfo lg re i­ ch en Feldzug gegen die Slaw en und dem B efeh l des K aisers, auf sla w i­ sch em T erritoriu m zu ü berw in tern , n a ch fo lg te, wird n ich t nur die R eg ie­ ru n g szeit des M aurikios beend et, sond ern au ch das ganze, le b h a fte Jah rz eh n t des aw arisch -b y z a n tin isch en K rieges. In der Zeit, die unm it­ te lb a r n a ch fo lg t, wird das Problem der A w aren a llm ä h lich aus dem M ittelpunkt b y zan tin isch er A u fm erksam keit verdrän gt. Das E rg eb n is des aw arisch -b y z a n tin isch en K rieg es in den Jah ren 5 9 2 — 602 w ar der d efin itive F a ll der by zan tin isch en G renzbefestigun gen an der u n teren Donau. Diese w ich tige V erän d eru n g ist au ch a rc h ä o ­ lo g isch se h r d eu tlich b eleg t. Am k la rsten zeigt sich das in D inogentia (G a rv a n ), wo zw ei k u ltu re lle S ch ich ten aus dem 4 . - 6 . , bzw. 10.— 12. Jh. b eleg t sind, zw ischen denen Spuren ein er Besied lu n g n ich t festzu stellen sind .83 Ä hnlich auch au f d er F estu n g Cäpidava, die im V erlau f des 6. Jh. d reim al z erstö rt w urde, en d et die B esied lu n g A nfang des 7. Jh.84 Es w ar jed o ch n ich t nur die Situ ation an der u nteren Donau als F o l­ g eersch ein u n g des lan gen K rieg es, die ein e slaw isch e M assenm igration erm ö g lich te und ih r den Raum ö ffn e te und auch das aw arisch e D u rch­ drin gen in die byzantinisch en Provinzen e rle ic h te rte . Die U rsach e d ieses Z ustandes m uß m an in der G esam tsitu ation su ch en , in der sich das B yzan tin isch e R eich in den letzten Jah ren der R egieru n g des M aurikios und h a u p tsä ch lich zur Zeit des K aisers Phokas (6 0 2 — 610) befand. Die u n au fh ö rlich en Intrigen am Hofe, der A ufstand des N arses im Osten, der U surpator Theodosios, der vom p ersisch en Hof gesand t w urde, eine V ersch w öru n g gegen den K aiser im Ja h re 604, der M iß erfolg in den K äm pfen gegen P ersien — das a lle s sind Sym ptom e ein es tie fe n Z erfalls, in dem sich das R eich b efan d .85 Vor allem erw ies sich ab er der M angel an Truppen a ls k a ta stro p h a l — zur R eg ieru n gszeit des Phokas und in der ersten H älfte der H errsch a ft des H erakleios v errin g e rte sich ih re A nzahl so seh r, daß der K aiser im Jah re 628 nur zw anzig Sold aten zä h lte.86 In Zusam m enhang m it der E n tw icklu n g an der u n teren Donau n ach dem Jah re 602 m uß man auf ein g ew isses Paradox h in w eisen : über die G esam tsituation und das V erh ä ltn is byzan tin isch er und b a rb a risch e r K räfte b eleh ren uns eh er a llg em ein e F eststellu n g en , h äu fig nur m arg i­ n ale B em erk ungen der ein zeln en A utoren als d irek te Angaben der

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Q uellen. Vor a llem g ib t es w enig k o n k rete A ngaben ü ber das V ordringen der A w aren und Slaw en ins Inn en land des B alk an s, die w ir gerad e in diesem Z eitrau m in v erh ä ltn ism ä ß ig g ro ß e r Zahl erw arten könnten. Aus dem Zeitraum der R eg ieru n g des Phokas e x istieren eig e n tlich nur zw ei N a ch rich ten , jed e in ih re r A rt p ro b lem atisch . Der Autor ist Theop h an es — zum Ja h re 603 b eleg t e r ein en E in fa ll n ach T h rak ien , also in ein G ebiet, das v orh er n ich t so seh r, bzw. n ich t h a u p tsä ch lich v er­ n ich ten d en E in fä lle n a u sg esetzt w ar.87 G erade Th rakien , w ie m an aus Th eoph anes en tnehm en kann, w urde zu Beginn des 7. Jh. zum H auptziel a w a risch e r Ü b erfä lle. So kan n man sich au ch eine S te lle -in den M iracula e rk lä re n , die ü ber F lü ch tlin g e aus Nis und So fia sp rich t, aus Städ ten , die die a w a risch en Inv asion en im 6. Jh. n ic h t b erü h rten .88 Das ergibt sich daraus, daß sich au ch die S tra ß e n , ü ber die sich die aw arisch en A n griffe in die Tat um setzten, än d erten : die A w aren b eg an n en vor allem , die th ra k isc h e S tra ß e zu g eb ra u ch en . Die U rsach e d ieser ü b er­ rasch en d en V erän d eru n g en in der E in stellu n g und in den W egen der a w a risch en E in fä lle w aren die Slaw en , w orau f noch h in g ew iesen w e r­ den w ird. Auch die zw eite Q u ellen an gabe der C hronik des Joh an n es von Sy rien , d atiert in das Jah r 609, sa g t n ich t viel aus: sie sp rich t von irg en d w el­ ch en K önigen, die zu jen en Zeiten gem einsam m it b a rb a risch e n V ölkern ch ristlic h e Städ te p lü n d erten und die B ev ölkeru n g gefan g en n ah m en.89 D iesem A n griff h ie lt nur T h essalo n ik i stand, dank der festen M auern und der H ilfe Gottes, sa g t die Q uelle. Der Kern d ieser N ach rich t b erü h rt ohne Z w eifel die g le ich e P roblem atik w ie au ch die M iracula und b e ric h ­ te t ü ber einen sla w isch -a w a risch en A n g riff au f T h essalo n ik i; son st ist diese N a ch rich t jed o ch allzu allg em ein und u nbestim m t, a ls daß m an ü ber k o n k re te F ilia tio n e n E rw ägu ngen a n stellen könnte. Aus den d irek ten N a ch rich ten , die die R eg ieru n g des Phokas b e tr e f­ fen, kan n m an sich also ü ber die a w a risch -sla w isch e In itiativ e au f dem B alkan kein k la r e s Bild m ach en . Aus ih n en geh t einzig und a llein eine g än zlich e Plünderung T h ra k ien s h erv or, w as T h eophanes n och einm al zu Beginn der R eg ieru n g des H erak leios b eleg t. Zum Ja h re 611 fü h rt er ein en p ersisch en E in fa ll n a ch K appadokien an, also ein e k o n k re ti­ sie rte A ngabe.90 Die n ach fo lg en d e P assage, daß die P erser ganz Asien und die A w aren ganz Europa plün d erten , kann m an n ich t einzig und a lle in diesem Jah r zu sch reib en . Das ist die B ew ertu ng des G esam tzustan ­ des, in dem sich das R eich zu B eginn der R egieru n g des H erakleios b efan d .91 Auch im w eiteren V erlau f se in er R eg ieru n g b esse rte sich die Situ ation

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n ich t. Aus der N a ch rich t des Isid or von Sev illa kann m an zur U n ter­ stü tzu ng ein es zeitigen A n tritts d er Slaw en in M akedonien und im m itt­ le ren G riech en lan d ein e w ertv olle B estätig u n g der N ach rich ten der M iracula g ew innen — Isidor d a tiert ihn in s Jah r 615. Obwohl der T e r­ m inus G raecia, m it dem Isid or das G ebiet des slaw isch en E in g re ifen s b ezeich n et, m an chm al au ch a ls Illy rie n b en an n t w erden kann, bed eu tet das n ich t, d aß das die einzige In terp reta tio n sm ö g lich k eit ist. Das w ar in dem Zeitraum , a ls das B y zan tin isch e R eich au ch von der an d eren S e ite aus b ed ro h t w urde — die P erser nah m en in der g le ich en Zeit Ägypten und Sy rien ein .92 Die Ü bereinstim m ung der M iracula und Isid ors von S ev illa ist w eder ein e v erb ale Ü bereinstim m ung, noch ein e Filiatio n sü b erein stim m u n g .93 G em einsam ist nur ih r fa k tisc h e r, in h a ltlich e r K ern, aus dem die E rk en n tn is d ieses ta k tisch en Zustandes h erv org eh t: die slaw isch e B e­ sied lu n g G riech en lan d s, h a u p tsä ch lich M akedoniens zu Beginn des 7. Jh. Die Slaw en , die d ort sied elten , w erd en in ein zeln e Stäm m e a u fg e ­ te ilt, die in den M iracula e rfa ß t sind : die D ragoviten, Sagudaten , B elesg iten , V a ju n iten , B esiten , die au f ih ren M onoxylen zu den K ykladen g elan g en , zu den In seln in d er Um gebung von T h essalo n ik i und ü ber den M eeresw eg dringen sie n a ch A chaia, Epirus und K lein asien ein. E rn eu t kann m an k o n sta tieren , d aß ein e so lch e A ufzeichnung in ein er Q uelle w ert h a t a ls allg em ein e K on statieru n g des w irk lich en Zustandes, der sich im V erlau f ein es lä n g eren Z eitab sch n ittes h erau sb ild ete. Die M iracula b esch reib en jed o ch au ch k o n k rete Episoden d ieses s la ­ w isch en V ord ringens. E in e davon ist der slaw isch e A n griff au f T h essa­ loniki, g le ich z eitig sow ohl vom M eer aus, als au ch vom Festlan d , der u nter der Fü hrung des Chazon sta ttfa n d . Die B elag eru n g der Stad t h a tte jed o ch au ch in diesem F a lle k ein en E rfolg . Die genau e D atierung des S e e a n g riffe s und der B elag eru n g des Chazon ist n ich t m öglich. Alle N ach rich ten ä h n lich en C h arak ters ( I s i­ dor, Joh an n es von Nikiu, und ä h n lic h e ]04 sind zu allg em ein : es w äre n ich t ad äquat, m it ein e r von ih n en die k o n k reten Angaben der M iracula zu v erbind en. Zu so lch en N ach rich ten g eh ört au ch G eorgios Pisida — sein e V erse, ern eu t in a llg em ein er Form , b estätig en ohne ch ro n o lo g i­ sch en G esich tspu nkt die E xisten z der E in fä lle vom M eer aus. Das g le ich e kan m an auch aus dem a rm en isch en H istoriker Sebeos h e ra u sle sen .95 Thom as P resb yter h a t zw ar k o n k rete A ngaben ü ber einen slaw isch en E in fa ll n ach K reta im Ja h re 623, diese N ach rich t stim m t je ­ doch aus g eo g ra p h isch er S ich t n ich t m it der zugehörigen Passage in den M iracula ü b erein .96 Der K ontext a lle r d ieser N ach rich ten bild et den mög-

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lieh en R ahm en fü r die D atierung der B elag eru n g K on stantino p els durch Chazon. D ieser Z eitraum ist ein e rse its b egren zt durch den Beginn der R egieru n g des H erak leios (6 1 0 ), a n d ererseits h ö ch sten s durch das J. 626. Kurz n ach diesem E in fa ll (die M iracula geben zwei Jah re a n ) fand ein w eite rer sta tt. Die Slaw en kon n ten ern eu t T h essalo n ik i n ich t ero bern und fo rd erten die H ilfe der A w aren, indem sie ihnen re ich e G eschenke san d ten .97 D ieser B e ric h t h at für die a w a risch -sla w isch e B eziehung in Z usam m enhang m it dem D urchd ringen ins b alk a n isch e L an d esinn ere ein e au ß erg ew ö h n lich e Bedeutung, au ch wenn ih re In terp retatio n n ich t ganz eind eutig ist. In der e rste n B eg eben h eit der M iracula sp ieg elt sich n äm lich ein g ew isses In tere sse der A w aren w ider, n ach M ittelg rie­ ch en lan d durchzudringen. In diesem F a lle sch ein t es jed o ch , daß sich die sla w isch e A ktivität im G ebiet von T h essalo n ik i n ich t in die Sp häre der aw arisch en Bem ühungen einfü gt, w eil die H ilfe der A w aren durch re ich e G esch en ke gew onnen w erden m uß te. A ber die T atsach e allein , daß die Slaw en aus der Gegend von T h essalo n ik i die p an n on isch en Aw aren um H ilfe an geh en , w eist w en ig sten s auf ein e v oran geh en d e V erb in d u n g hin, deren E rin n eru n g bis zu jen en Zeiten au fb ew ah rt w or­ den w ar. Das E reig n is m uß vor das Jah r 626 d a tiert w erden, m öglich erw eise in die Ja h re 5 1 7 — 519. In diesem Zeitraum , w ie ü berh au p t w ährend der e rste n Ja h re der R eg ieru ng des H erakleios, w andte sich die aw arisch e A u fm erksam keit vor a llem n ach T h rak ien . Es ist m öglich, daß in Zu­ sam m en h an g m it der M ig ration sflu t der Slaw en in die n äh ere Um gebung T h essalo n ik is und in die b en a ch b a rten G ebiete G riech en lan d s — der Slaw en , die n ich t aus Pannonien stam m ten, sondern von der u nteren D onau — die A w aren n ic h t in der Lage w aren, sich die H egem onie in d ieser Gegend zu bew ah ren . D esw egen kom m t es sch on irgendw ann vor dem erste n oder zw eiten Jah rzeh n t des 7. Jh. zur Ä nderung der aw a­ risch en In tere ssen und zur Sch w äch u n g des aw arisch en V ord rin gen s in ■diese G ebiete. N ach dem Jah r 626 ist ein a w a risch er E in flu ß , bzw. ein In tere sse au f dem m ittleren B alk an n ich t b eleg t. Die T atsach e, daß T h essalo n ik i kurz n ach dem slaw isch en Ü berfall (vor dem Ja h re 626) F lü ch tlin g e aus dem u nteren Pannonien, Dazien, D ardanien in sein en Sch u tz aufnim m t, w eist nur n eb en bei au f das te rrito ria le Ausm aß der Unruhen hin, die sch ein b a r durch die A ktivität der U nterd onauslaw en h erv o rg eru fen w orden w aren, ab er auch durch die der Aw aren und Slaw en in P annonien. Über diese E reig n isse b lieben nur ein zeln e N a ch rich ten e rh a lten , die Episoden der u n zw eifelh aft w eiten und sch w eren Käm pfe in den B alkan provin zen erfassen .

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E ine d ieser Episoden w ar au ch der a w arisch e A ngriff n ach dem Tode des a w a risch en K hagans. Der K aiser H erakleios san d te A nastasios und K om entiol zum neuen K hagan n a ch P annonien, m it dem die b yzan ti­ n isch en G esandten F ried en sch lo ssen und ein T re ffen des K aisers und des K hagans bei H erakleia v erein b a rten . Der K hagan v erletzte das Abkom m en und fiel den K aiser v errä te risc h an, dem es nur m it Mühe g elang , sich zu retten . Das a w a risch e H eer g elan g te ohne S ch w ierig ­ k eiten bis n ach K on stantinopel, plünd erte die K irch e der Hl. Kosm as und Damian in B la ch ern und die K irch e des Hl. A rch an iel in der V or­ sta d t von K onstantinopel. In Ü bereinstim m ung m it den c h a ra k te ris ti­ sch en V erh ä ltn issen je n e r Zeit e rfa h re n w ir, daß sich dem H eer niem and in den W eg s te llte .98 Die D atierung d ieser Episode, die im Chronicon P aschale und bei T h eoph anes b esch rieb en ist, ist n ich t sich e r. T h eophanes d atiert das E reig n is in das Ja h r 6 1 9 ," in H inblick au f die gesam te U n zu v erlässigkeit sein es ch ro n o lo g isch en System s ist das an gegeb en e Datum p ro b lem a­ tisch . Aus dem Chronicon P asch ale e rfa h re n w ir das gen au e Datum: Sonntag, den 5. Juni, ab er ohne Ja h resa n g ab e. Es kom m en zw ei M öglich ­ k eiten in B e tra c h t: das Ja h r 617 und 623.100 In der n eu eren L iteratu r wird fa st eind eu tig das Jah r 617 a k zep tiert, obw ohl die Einw ände, die gegen ein e D atierung ins Jah r 623 an g efü h rt w erden, n ich t au sreich en d sind. Als e rs te r Grund w ird an g egeb en , daß im Jah re 623 H erakleios den ganzen F rü h lin g und Som m er au f einem Feldzug gegen P ersien w ar, w as bed eu tet, daß er n ich t von den A w aren bei H erakleia ü b e rfa lle n w erden k o n n te.101 Es wird jed och im w eiteren d arau f h in gew iesen , daß zum indest ein A nzeichen e x istiert, daß H erakleios vom p ersisch en F eld ­ zug einm al n ach K on stantinopel zu rü ck k eh rte gerad e w egen der Aw aren — es ist n ich t a u sg esch lo ssen , daß das gerad e im Jah re 623 w ar. E benso u n sich er ist auch die z eitlich e E inord nu ng der R eise H erakleios n ach P ersien im Ja h re 623. Die beiden erw äh n ten Q uellen geben zw ar genau e D aten an, ab er diese sind e ig en tlich se h r unpräzis. W enn der K aiser K on stantinopel am 15. M ärz (od er 20. M ärz] v erließ und am 27. März das O sterfest in N ikom edia fe ie rte , kon n te er n ich t sch on am 20. April in P ersien sein, w ie die Q uellen an geb en . Die In terp reta tio n des Aus­ d ru ck s eisbaiein eis Persida im Sin n e von „sich au f die R eise n ach P er­ sien b eg eb en “ ist n ich t eind eutig b eleg t,102 und sie b eseitig t n ich t alle Z w eifel. Die F rag e der D atierung des B eginn s des Feldzuges des He­ ra k leio s ist u nsich er, und g le ic h fa lls fra g lic h ist auch die ch ro n o lo g i­ sch e F olge der aw a risch en E in fä lle in das R eich vor dem Ja h re 626.

Im Ja h re 619, bevor der K rieg gegen P ersien begann, zur Zeit sein er V orb ereitu n gen , v erp flich te te sich H erak leios, den A w aren erh ö h te A bgaben zu zah len und dem K hagan M itglied er se in e r F am ilie als Gei­ se ln zu g eb en .103 Die vorau sgeh en d en a w a risch en Invasionen in das R eich sind n ich t k o n k ret beleg t, jed o ch bew eist die Q uelle eindeutig, daß es um ein e E rk au fu n g des F ried en s ging, der nötig w ar zur V o r­ b ereitu n g des K rieges m it Persien . U nter dem E in flu ß des a b g e sch lo sse ­ nen F ried en s ü b erfü h rte K aiser H erakleios den g rö ß te n Teil sein es H eeres von Europa n ach A sien. N och u n m ittelbar vor dem Abzug m ußte der K aiser den K hagan erm ah n en ; er erin n e rte ihn an sein e V e rp flich ­ tungen und em pfahl sein en Sohn in dessen O bhut.104 Ein u n k la res A nzeichen irg en d w elch er a w a risch e r U nruhen sind in der Zeit beleg t, a ls der K aiser sch on au f dem Feldzug gegen Persien w ar. D iese E reig n isse nahm en sc h ein b a r ein b ed en k lich es und lan g an ­ dauernd es A usm aß an. D eshalb e rfo rd erten sie die G egenw art des K aisers in K on stan tin o p el.105 Die lü ck en h a fte n B eric h te , die die aw a risch -b y zan tin isch en V e rh ä lt­ n isse n ach dem Jah re 602 erw äh n en , bew eisen — trotz a lle r U n vollstän ­ d igk eit — gerad e in ih re r ep isod en h aften E in stellu n g und der Kom m en­ tieru n g der d ram atisch en E in zelh eiten u n b estritten , daß die aw arisch en Ü b erfälle au f das B y zan tin isch e R eich in diesem Zeitraum n ich t sch w ä ­ ch er w urden im V erg leich zur voran geh en d en Zeit. Ihr H öhepunkt und lo g isch e Mündung ist die B elag eru n g K on stantinop els im Jah re 626 — ein U nternehm en, das die A w aren v orh er n iem als gew agt h atten . Auch das w eist von se lb st auf das V erh ä ltn is der a w arisch -slaw isch en K räfte zu A nfang des 7. Jh. hin. Die a w a risch -sla w isch e B elag eru n g K on stantino p els im Jah re 626 sp ielte sich im w eiteren h isto risch en Rahm en des letzten b y zan tin isch ­ p ersisch en K rieg es ab. Die E rob eru n g Ä gyptens w ar der letzte groß e E rfolg , den P ersien au f K osten des B y zan tin isch en R eich es erla n g te . Im Jah re 621 u ntern ah m K aiser H erakleios n ach ein e r v orh ergeh en d en V or­ bereitu n g sein e erste E xped ition n ach P ersien .106 Die E rg eb n isse des Feld zuges sind n ich t b ek an nt. Sch on im Ja h re 623 ero b erte er ab er bei der erste n G elegen h eit Dvin, Ganzak und für den W inter zog er ins k a u k asisch e A lbanien. Das ganze n ach fo lg en d e Jah r v erlief in Käm pfen in A rm enien, wo sich ihm d rei p ersisch e H eere e n tg eg en stellten : das des S c h a ch ra p la sa n , des S c h a c h rb a r a s und des S ch ach in . Trotz des Sieg es ü ber die le tz tere n g ela n g te H erak leios n ich t aus A rm enien und blieb den W inter ü ber am V ansee. Im Ja h re 625 h atte der K aiser keinen E rfo lg im Kam pf gegen S c h a c h rb a ra s, der ihn zw ang, sich zum Pontus

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zu rückzu ziehen. A lle Gew inne der v orau sgeh en den Käm pfe und Jah re w aren v erlo ren , und zur V erg eltu n g tra t Chozroe an. Den K rieg in A rm enien ü b erließ er S ch a ch in , und S c h a ch rb a ra s wurde abgesan d t, um m it den A w aren V erbindung anzuknüpfen und mit ihnen einen g le ic h ­ zeitig en A n g riff au f K on stantinopel zu v erein b aren .107 Am a w a risch en Feldzug nahm en n ich t nur A w aren teil — n eben ihnen ist au ch die T eiln ah m e der Slaw en , Gepiden und B u lgaren v erm erkt. Der K hagan n ä h erte sich am 29. Juni K on stantinopel und lie ß sich bei Sely m b ria n ied er. N ach einem M onat zog er bis zu den Sta d tb e festig u n ­ gen h eran . G em einsam m it den Slaw en um zingelte er die Stad t vom M eer und au ch vom F estlan d aus. Z unächst fo rd erte er die freiw illig e H erausgabe d er Stad t; es w urde ihm a b er nur Lösegeld an geboten . N ach zehn Tagen B elag eru n g b ra ch ein e g ro ß e S ch la ch t au f dem M eer aus, in der die k lein en sla w isch en S c h iffe g esch lag en wurden. Die N ieder­ lag e der F lo tte ü bertru g sich au ch ins Landheer, in dem ein e Panik au sb ra ch . Der K hagan v ersu ch te au ch je tz t noch zu v erh an deln , h atte a b er k ein en E rfo lg und w ar gezw ungen den Rückzug an zu treten . Die P erser, a ls sie so ih re V erbünd eten v erlo ren h atten , zogen eben so ab — sie h a tten n ich t genügend K räfte, um sich allein der Stad t en tg eg en ­ z u stellen .108 Die N ied erlage der A w aren bei K on stantinopel h atte au ch au f dem p ersisch en S c h la ch tfe ld W id erhall. H erak leios san d te noch im Jah re 625 sein en G esandten A ndreos zum tü rk isch en D2agbu Chan, dem S te llv e r­ tre te r des g roß en Chans auf dem T erritoriu m der C hazaren, und gew ann dessen U nterstützu ng.109 Die Tü rken fie len im Jah re 626 D erbent und dann T b ilisi an, die sie jed o ch n ic h t ero b ern ko n n ten .110 Bald kom m t es u nter dem E in flu ß der Stärk u n g der tü rk isch en M acht zur U neinig­ k eit. A bgesehen davon g ela n g te H erak leios bis zum K tesifon und im Jah re 628 n ach dem Stu rz des Chorzoe sch lo ß er m it dessen N ach fo lg er Sch iro e ein Abkommen. Dem zufolge kam en alle sein e u rsp rü n glich en und ero b erten T e rrito rien zusam m en m it A rm enien zu Byzanz zurück. Der p ersisch e Sch ah kan n te die O berh oh eit des b yzan tin isch en K aisers an, und als er starb , leg te er ihm die So rge um sein en Sohn an s H erz.111 Das B y zan tin isch e R eich en tled ig te sich so im V erlau f von m eh reren Ja h ren zw eier H auptgegner. Die d efin itive N ied erlage P ersien s b edeu tete fü r das R eich durch das Zusam m enspiel der Um stände kein en b e stä n ­ digen F ried en an den ö stlich en G renzen — n ach einigen Jah ren , n och zu L ebzeiten des H erakleios, en tstan d an dessen S te lle ein e neue, noch g e fä h rlic h e re G roßm acht — das a ra b isc h e R eich. Dafür erw ies sich ab er der E rfo lg gegen die A w aren im V erlau f der w eiteren E n tw icklu n g

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als dauern d er B eitrag zur N euerringu ng ein e r relativ en Ruhe an den n ord w estlich en G renzen des R eich es und vor allem zur N eu b eh errschu n g der Balkan provin zen .

B J DAS AWARISCHE DURCHDRINGEN NACH WESTEUROPA Die g le ich en V erän d eru n gen , die den Slaw en den W eg n ach Pannonien öffn eten , m ach ten ihnen au ch das D u rchd ringen ins ö s te rre ich is c h e D onaugebiet und in die ö stlich en Alpen en tla n g der Drau m öglich. E s ist jed och fra g lich , bis zu w elch em M aße jed es d ieser E reig n isse die s la ­ w ische K olonisation in beiden G ebieten b eein flu ß te. Der Abzug der Langobard en aus R u giland 1 und sp äter aus P annonien ö ffn ete den W eg für die Slaw en , die aus M ähren und der Slow akei d u rch d ran g en ; die A nkunft der A w aren bed eu tete auch u n b estritten die A nkunft der Slaw en aus dem tra n sk a rp a tisch e n Gebiet. D ieser M igra­ tion sstrom w ar jed och au ch ü ber einen eig en stän d igen Weg m öglich dank der Z erschlagu n g der Gepiden: und das durch die n o rd ö stlich en K arp aten p ässe oder durch das V orrü cken der Slaw en von der u nteren Donau in das F lu ß g eb ie t der Drau.2 Das D urchdringen der Slaw en n ach K aran tan ien , dessen W esen, Im pulse und A usm aß sind in E in zelh eiten n ich t k la r. A llgem ein nim m t man an, daß der Bew eis d ieses V ordrin gen s zwei N ach rich ten ü ber die k irch lic h e n V erh ä ltn isse im eh em alig en m a­ ritim en N oricum sind. Im Jah re 579 w erden au f der Synode von A quileia die B isch ö fe Joh an n es von Cilly und P atriciu s von Em ona [L ju b lja n a ) erw äh n t.3 Im Ja h re 586 bei G eleg en h eit ein e r w eiteren Synode w erden beide ohne B ezeichn u n g ih re r F u nk tion en an g efü h rt, w orau s a b g ele itet wird, daß diese B istü m er durch den eind rin gen d en D ruck der Slaw en liq u idiert w orden w aren .4 Im V erlau f der a ch tzig er Jah re kom m t es zum U ntergang der B isch o fsstä d te in N oricum : Tibu rnia (St. Peter im Holz bei S p itta l) und m it g rö ß te r W a h rsch ein lich k eit Aguntum (S tirb a ch bei Lienz) und Virunum (Z olifeld bei K la g e n fu rt).5 Das bedeutet jed o ch n ich t, daß die d u rch d ringen d en Slaw en n otw en ­ d igerw eise au f den W iderstand der frä n k isch e n H errsch aft im m a riti­ m en N oricum tre ffe n m u ß ten ; die frä n k isch e n B isch ö fe, die in den n o ri­ sch en D iözesen erw äh n t w urden, w aren nur das Residuum der frä n k i­ sch en O b erh errsch a ft in N oricum , die der König Theu d ebert erla n g te .6 Das sla w isch e V ord rin gen n ach K aran tan ien begann also allem A nschein n ach g le ich z eitig m it der a w a risch en E rob eru n g Sirm ium s und dem V ord rin gen zur u n teren Donau. Es ist se h r fra g lich , inw iew eit diese

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beiden Prozesse Zusam m enhängen und w elch e Form das gem ein sam e a w a risch -sla w isch e V ordringen n a ch K aran tan ien annahm . Den A w aren ging es u n b estritten w en ig sten s um die stra te g isc h e Sich eru n g der u rsp rü n g lich en by zan tin isch en G renzen im W esten von Sirm ium , jed o ch w ar ein tie fe r e s E ind ringen in die Alpen für sie w egen deren U ngang­ b ark eit, ob nun n ach Ita lien oder B ayern , w ertlos. Außerdem muß m an in d ieser P roblem atik die A nkunft und die sp ätere B ezieh un g7 u n te r­ sch eid en , die sich zw ischen den A w aren und den Slaw en in diesem G ebiet h erau sb ild ete. In d ieser R ichtu ng h ilft uns n ich t einm al die arch ä o lo g isch e Situ ation — ein paar aw a risch e Funde im G ebiet der Drau können in k ein e r W eise zugunsten irg en d ein er en g eren , lan gan d au ern d en Sym biose sp rech en , auch n ich t von ein er m ilitä risch en B eh errsch u n g dieses T errito riu m s.8 Die U m gebung von Lienz ist der w estlich ste Punkt, den m an a ls von den Slaw en im 6. Jh. e rre ic h te n b eleg en kann. Die Slaw en drangen nach P u stertal durch, w ie die sla w isch e B ezeichn u n g andeutet, und tra fe n v ielleich t h ier irgendw o m it einem an alog en K olo nisation sstrom zusam ­ m en, d er von der N ordseite der Alpen, aus Bayern, ausging. Aus ih ren u rsp rü n g lich en W ohnsitzen zw ischen Lech und Inn9 gelan g ten die Bayern am Ende des 6. Jh. bis zu den A lpenpässen und dam it au ch in die N a ch b a rsch a ft der Langobard en (d ie Grenze zw ischen ihnen v erlief auf der Linie M eran o — P a sse r— E ta c h — B ozen — Brau nzoll J und auch in die der Slaw en .10 Die A lpenübergänge im P u stertal sind ein es der m öglich en G ebiete, in denen sich der Kampf der B ayern und Slaw en ab sp ielte. Den erste n b ay risch en A n griff v erw irk lich te G raf Tassilo, ern an n t von C hildebert — e r b rach in das sla w isch e T erritoriu m ein und k eh rte m it g ro ß er Beu te zurück. Der Ü b erfall sp ielte sich um das Jah r 595 ab oder kurz v o rh er.11 Der E in fa ll w ied erh olte sich im Jah re 595, ab er diesm al g riffe n die A w aren ein und tö teten zw eitausend B ay ern .12 Der aw arisch e E in ­ g riff kann in diesem g eo p o litisch en R ahm en v ielleich t allein durch die aw arisch e B efü rch tu n g e rk lä rt w erden, daß die frä n k isch e M acht mit H ilfe der B ayern n ach P annonien ein d rin gen könnte. In diesem Zusam m enhang kann man auch die an d ere A ltern ativ e n ich t um gehen, die au f der g rö ß eren Zahl der Q uellen b asiert, zw ischen denen eine bestim m te g eg en seitig e A bhän gigkeit existieren kön n te. Ge­ m einsam m it dem D urchd ringen der Sü d slaw en — den V o rfah ren der Slow en en — n ach K aran tan ien kann m an e b e n fa lls das Eind ringen des g le ich en sla w isch en S u b strates auch n a ch N ied erö sterreich (sü d lich der Donau) n ich t a u ssch ließ en , je n se its dessen sich u n b estritten ein ver-

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h äln ism ä ß ig d ich ter S tre ife n sla w isch er B esiedlu ng e rs tre c k te . Das V erh ältn is des w est- und o stsla w isch en A n teils am K olo n isation sp rozeß ist n ich t k la r .13 W enn m an jed o ch — h a u p tsäch lich in der ju g o slaw i­ sch en L itera tu r14 — annim m t, daß die Slaw en sch on um die H älfte des 6. Jh. n ach N ied erö sterreich sü d lich der Donau g elan g ten , dann muß m an au f Grund der Sied lu n g sv erh ä ltn isse im N orden an n eh m en, daß es Slaw en von der a n d eren Seite der Donau w aren. Diese F rag e ist vom Standpu nkt der a w a risch -sla w isch en B ezieh un gen aus n ich t ab g eleg en . W enn w ir n äm lich die K olonisation N ied erö sterreich s den g le ich en S la ­ w en zu sch reib en w ie die in K aran tan ien , i. e. den ankom m enden S la ­ wen, oder w en ig sten s denen, die durch Pannonien h in d urch zogen , m üssen w ir in g ew isser W eise dam it rech n en , daß d ieser Prozeß m it den A w aren zusam m enhängt. A n d ererseits w äre die K olonisation des G ebietes durch die Slaw en vom N ordufer der Donau selb stän d ig , au f keinen F a ll m it den A w aren zusam m enhängend. D essen u n g e ach tet ist die F ra g e der K olonisation sström u n g für die sla w isch -a w a risch e B ezie­ hung, w ie sie sich n ach der K olonisation form te, n ich t erstran g ig . En tsch eid en d ist in d ieser R ichtu ng die g eo g rap h isch e Lage N ied er­ ö ste rre ic h s, die ein e V erbindung m it Pannonien ohne H indernisse erm ög­ lich te, w as die A w aren jed erz eit ausnutzen kon n ten ; a n d ererseits w iede­ rum kon n ten sie sich von d ieser S eite bed roh t fühlen. Über das A usm aß der sla w isch en K olonisation in N ied erö sterreich vor dem Ende des 6. Jh. gibt es k ein e d irek ten B eleg e. In der Zeit, als so lch e N a ch rich ten au fzu tau ch en b eg in n en ( 8 . - 9 . Jh .), ist von den Slaw en das ganze G ebiet im W esten bis n ach Trau n gau k o lo n isie rt.15 Vom Stand pu nkt der Sied lu n g sgeo grap h ie aus ist es jed och w a h rsch ein ­ lich e r, daß die Slaw en d ieses w eite G ebiet sch on n ach dem Abzug der Langobard en zu k o lo n isieren began nen. Man kann kaum vorau ssetzen, daß das g erm an isch e E lem ent, das dort blieb, das G ebiet bis zum 8.— 9. Jh. g eh a lten h ätte. So u n k lar w ie das A usm aß der sla w isch en K olonisation ist, so u nklar ist au ch der b a y risch e V orm arsch in die G egen rich tun g. W enn jed och allg em ein a n erk a n n t w ird, daß die B ayern um das Jah r 700 bis zur Enns g elan g ten , dann ist die erste B erü h ru n g der B ayern m it den Slaw en Ende des 6. Jh. n ich t a u sg esch lo sse n .16 Ein in R ichtu ng auf Pannonien g eö ffn etes T erritoriu m w ürde ein e m öglich e a w a risc h e Einm ischu ng e rk lä re n , da der zw eifach e b ay risch e A n g riff sc h ein b a r aus einem w eiter kon zip ierten frä n k isch en Plan hervorging. Die Aw aren v erteid ig ­ ten — ohne R ü ck sich t darau f, w elch e S tellu n g die Slaw en in Ö sterreich ihnen g eg en ü b er einn ah m en — auch ih re Positionen in Pannonien.

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Die a w a risch -sla w isch -b a y risch en S tre itig k eiten au f dem G ebiet N ie­ d erö ste rre ich s w ürden die Bew eggründe und Ziele des a w arisch en E in ­ fa lle s ins F ra n k en reich im Ja h re 596 k la rste lle n .17 Der In fo rm ato r, Paulus Diakonus, der diese N a ch rich t von Secundus Trid en tin us ü b er­ nahm , fü h rt an, daß das G ebiet, in das die A w aren ein fiele n , Thüringen w ar, i. e. das T erritoriu m zw ischen Main, S aale, W erra und der A lt­ m ark .18 Es ist eh er w a h rsch ein lich , daß d ieser A n griff durch M ähren und das E lb eta l v e rlie f; doch ist au ch die zw eite A ltern ativ e, daß sie e n tla n g der Donau v o rrü ck ten , n ich t au sg esch lo sse n .19 In der B esch reib u n g des Paulus D iakonus klin gt das aw a risch -frä n k isch e T re ffen w ie eine Episode, die durch die Zahlung d er ü blich en Gebühren an die A w aren g e s c h lic h te t w urde. Die m oderne G esch ich ts­ w issen sch a ft kan n d ieses E reig n is jed o ch kaum au f die g le ich e Art b ew erten . Paulus D iakonus se lb st sag t, daß die A w aren und F ran k en „ b ella grav issim a g e se ru n t“. Zum U n tersch ied von den voran geh en d en Feldzügen w aren von diesem Feldzug beide H errsch er des F ra n k e n re i­ ch es, die n ach C hild ebert im Ja h re 595 n a ch fo lg ten — Theu d erich und T h eu d eb ert — , b e tro ffe n .20 Auf beiden Seiten w urden die nötigen V or­ b ereitu n g en g e tro ffe n : die A w aren käm p ften sch on einige Jah re n ich t m ehr m it Byzanz und sch lo ssen im Ja h re 596 ern eu t Fried en m it den Langobarden. Auch die F ra n k en sch lo ssen mit den Langobarden Fried en . Auf den E rn st der ganzen Situ ation w eist au ch ein an d erer Um stand hin. Im Ja h re 596 kam eine G esan d tsch aft des Königs T h eu d erich ins B yzan tin isch e R eich, die sich bem ühte, den b yzan tin isch en K aiser Maurik io s fü r ein gem ein sam es V orgehen gegen die A w aren zu g ew in nen.21 Es ist n ich t k la r, ob ein a w a risch e r A n griff den Im puls dazu gab oder die Folge d ieser V erhand lu ngen w ar — w ir kön n en in H inblick auf die ch ro n o lo g isch e U n zu län g lich keit der Q uellen n ich t ü berzeugend genug b eu rteilen , w er der In itia to r der a w a risch -frä n k isch en S tre itig k e ite n und Käm pfe w ar. Allem A nschein n ach w aren es die F ran ken , die v erm ittels der B ayern in zw ei R ichtu ngen in sla w isch e G ebiete durchzu dringen b eg an n en ; diese T errito rien h ingen u n m ittelbar m it denen der A w aren zusam m en. Die A w aren begnügten sich dam it, den frä n k isch en Druck abzuw enden, und bem ühten sich , die F ran k en in den u rsp rü n g lich en G renzen zu h alten . N ach k län g e der a w a risch -frä n k isch e n R iv alität im sla w isch en Gebiet sind noch im Jah re 610 an zu treffen , a ls die Slaw en bei Aguntum den eind rin gen d en T assilo sch lu g en .22 Eine aw a risch e H ilfe wird in diesem F a lle n ich t erw äh n t. Die A u fm erksam ­ k eit der A w aren w ar in diesem Z eitraum vor allem au f das G ebiet N ord­ ita lie n s und au f die Langobarden g erich tet.

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Es ist w ah rsch ein lich , daß mit dem V orm arsch der Slaw en in die Alpen au ch das Vordringen der Slaw en in den äu ß ersten nord w estlichen Winkel Dalmatiens, Istrien s und der byzantinischen und lan gobardischen Gebiete in Italien zusamm enhängt. Dieser V orm arsch der Slaw en ist sic h tb a re r mit den Awaren verbunden als das Vordringen in die k aran tanisch en Alpen. Bei ih rem Durchdringen g riffen die Awaren und Slaw en in eine sehr kom plizierte Situation ein, die sich in Italien n ach der Ankunft der L an ­ gobarden im Jah re 568 herau sgeb ild et hatte. Bei der Einnahm e Italien s stie ß en die Langobarden auf b yzantinischen Widerstand. Ebenso trafen ih re E xpansionsabsichten, auf die Gebiete jen seits der Alpen gerichtet, auf eb en so lch e Expansionsziele der frä n k is ch e n Könige, die sich bem üh­ ten, die u rsprü nglichen frä n k is ch en Gebiete in Norditalien zu erlangen, und das um so eher, als es vom lan go bard ischen Italien aus zu einem gew issen E in g riff in die dynastischen S treitig k eiten um die frä n k is ch e Krone kommen konnte.23 Aus dem gem einsam en Interesse h erau s an der N eueroberung Italien s aus den Händen der Langobarden entstand der frän kisch -b yz an tin isch e Bund, b elegt schon zur Zeit Justins II., der über ein gem ein sam es Vorgehen gegen die Langobarden sowohl mit Sigisbert verhandelte, als auch mit dessen Rivalen Guntram.24 C h a ra k ­ teristisch ist die Situation zur Zeit des Tiberios. Eine Delegation der Stadt Rom kam, um den K aiser um Hilfe gegen den lan go bard ischen V ersuch einer Einnahm e der Stadt anzugehen; Tiberios konnte der Stadt jedoch mit dem E inverständnis des Sen a tes nur fin an zielle U n ter­ stützung gew ähren. Er wandte sich ab er an Chilperich, den er zu einem E in fall n a ch Italien zu ü berred en v ersu ch te.25 Ebenso sandte auch der Kaiser Maurikios Childebert fünfzigtausend Solidi.26 Es sind m eh rere E in fä lle C hildeberts n a ch Italien belegt, die jed och in ih rer Gesam t­ wirkung keine g roß e Bedeutung hatten. Im Ja h re 584 k eh rte das Heer ohne g rö ß e re Erfolge zurück, im Ja h re 595 wurde es nach Unruhen besiegt, im Ja h re 588 gelang es den F ran ken , einen deutlichen Sieg zu errin gen und gleich darauf sch lo ssen sie mit den Langobarden Frieden. Sie gew annen Susa, Aosta und Trident. Das Byzantinische R eich erh ie lt nur einen K üsten streifen .27 Es ist w ah rsch ein lich , daß der Fried en ssch lu ß mit den Langobarden mit der V eränderung in der M ach tkon stellation zusammenhing, die die in n eren V erh ältn isse des F ra n k e n re ic h e s direkt betraf. Als Gegenge­ w icht gegen die frän kisch -b yzan tin isch e Koalition su chten die Lango­ barden eine Verbindung mit den Bayern, die durch die Z en tralisation s­ bemühungen des frä n kisch en Hofes bedroht w a ren .28 Die frän k isch en

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Könige h atten also einen w eiteren Grund m ilitä risch gegen die Lango­ barden aufzutreten. Zu Anfang der neunziger Jah re än d ert sich die Situation. Die Bayern v erlieren ihre Selb ständigkeit (w as die Einsetzung Tassilos auf den bayrisch en Fü rsten sitz durch König Childebert be­ w eist.29 Der E in g riff der Awaren und Slaw en, die mit dem lan go bard ischen und b yzantinischen Reich in Italien auf zw eierlei Art in Berührung kommen konnten — über die a lte röm isch e Stra sse Cilly— Emona — Aquileia oder durch Istrien,30 bedeutete jed o ch keine Unterstützung für irgendeine der käm pfenden Seiten. Die Awaren stellten sich von Anfang an F ran k en und Byzanz, wie auch den Langobarden, feindlich g e g e n ­ über. Auch das konnte einer der Gründe für den frän kisch -lango bard isch en Fried en sein. Die erste N ach rich t über die a w arisch en Aktionen in Italien stam m t aus dem Jah re 592 — dam als kam es zum erste n Mal zur E in stellu ng fein d lich er Aktionen zw ischen Langobarden und Awa­ ren, über die sonst n ich ts w eiter b ekannt ist.51 Die Aufm erksam keit der Langobarden wurde in der Folgezeit von b yzantinischen Aktionen a b g e ­ lenkt — um das Jahr 595 nahm der E x arch von Ravenna, Romanus, Sutrium, Polimartium (B o m a ris), Hortas (O rt), Tudez (Tudi), Ameria (A m alia) und Perusia ein.32 Zu einem w eiteren Frieden der Awaren mit den F ran k en im Jahre 596 — über vorausgehende feindliche Handlun­ gen gibt es erneut keine N a ch rich ten .33 In je n e r Zeit began nen die Slaw en ihre Angriffe, die durch Istrien das byzantinische Venedig anfielen. Papst Gregor besch w erte sich zwei­ mal über diese slaw isch en Angriffe auf Italien: einm al in einem B rief an den byzantinischen E x arch en Kallinikos im Jahre 599, und einm al wiederum erw äh n t er einen E in fa ll durch Istrien n ach Dalmatien und Italien in den Jah ren 6 0 1 — 602.34 Um das Jahr 602 wurde erneut zwischen Awaren imd Langobarden ein Frieden abgesch lossen — die Langobarden sandten den Awaren Leute, die mit dem Bau von S c h iffe n v ertraut w a ren .35 Die Awaren r ev a n c h ierten sich damit, daß sie den Langobarden eine slaw isch e H ilfsabteilung sch ickten , die an der Eroberu n g von Cremona teilnah m .36 Die Zusam m enarbeit ä u ß erte sich in diesem Zeitraum auch noch anders: Langobarden, Slaw en und Awaren fielen um das Jah r 602 gemeinsam nach Istrien ein.37 Die byzantinische Macht in Italien w ar gerad e um dieses Jahr seh r sch w ach , das beweist die T atsache, daß der Ex a rch von Ravenna verjagt wurde, jedoch bald darauf von neuem seinen Platz einnahm .38 Die Langobarden w u ßten diese Situation durch einen w e ite ­ ren Ü berfall auf den Mons Sicilis auszunutzen.

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N ach diesem lan gobard ischen, gew altigen Anlauf zur B eh errsch u n g ganz Italien s kam es zu einem gewissen R eg reß: um das Jahr 604 sc h lo s­ sen sie Frieden mit den F ra n k en ,39 dann kurz darauf mit Byzanz für ein Jah r durch Verm ittlung des E x a rc h e n Sm aragd, wobei das Reich sich verpflich tete, zwölftausend Solidi auszuzahlen. Dieser Frieden war n ich t von la n g er Dauer — die Langobarden fielen Tuscia, B alneu s Regis (B a g u a re a ) und Urbs Vetus (Orvieto) an. Nach diesem Ü berfall wurde au f drei Ja h re Frieden gesch losse n und in den Jah ren 611 und 612 b estätigt.40 Die Abwendung der Langobarden von der b ish erigen Politik war den Awaren w a h rsc h ein lic h n ich t rech t, die im Jah re 611 n ach Venedig ein fiele n .41 Es stellte sich ihnen Gisulf, dux Foriuliensis, entgegen, konnte der Ü b erm acht ab er n ich t stan d h a lten — die Awaren ü b e r­ sch w em m ten mit ih rer Gegenwart ganz Friaul und ero b erten die Stadt. O ffen sich tlich hängt damit auch der gleich zeitige Ü berfall der Slaw en auf Istrien zusammen. Nach dem Tode Gisulfs kommt es zu einer W en ­ dung zum S c h le c h te n — seine Söhne Tasso und Caco b egannen gegen die Slaw en in den Alpen vorzugehen und u nterw arfen slaw isch e T e rri­ torien zw ischen Cilly (Z elia) und Medara (W indische M atrei). Damit ersch ö p fen sich die N ach richten über das V ordringen der S l a ­ wen und Awaren in die k a ra n ta n isc h e n Alpen, n ach Italien und Histrien für das 7. Jh. Sie sind so weit unvollständig, daß es nicht m öglich ist, ein d etailliertes Bild von den Sied lu n gsv erh ältn issen und gegenseitigen B eziehungen von Awaren, Slaw en und Langobarden und Byzanz zu geben. F rag lich ist au ch das Problem der sla w isc h -aw a risch en B ezie­ hung in dieser Gegend. Ihre gegenseitig e Verbundenheit beim D urch­ dringen n ach Italien ist zw eifellos b eleg t und n ichts deutet an, daß sie sich im V erlauf des ganzen zeitlich en A bschnittes g eän d ert hätte. Es ist jed och seh r schw er, das W esen dieser a w arisch -slaw isch en Zusammen­ a rb eit zu erfassen : die Awaren senden zwar den Langobarden Slaw en zu Hilfe, g riffe n gem einsam mit ihnen das byzantinische Istrien an; a lle i­ nige a w arisch e A ngriffe auf Italien w ären ohne die slaw isch e Mitwir­ kung n ich t möglich. Es ist jedoch nicht m öglich zu entsch eiden , ob diese slaw isch e Teilnahm e an den a w arisch en Feldzügen freiw illig oder erzwungen war. Die a w a risch -slaw isch e Beziehung in diesen Gebieten und Zusam m enhängen ist n ich t genau d efin ierb ar.42

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6. DIE O F F E N S IV E GEGEN DIE AWAREN

Das Jahr 626 wird allgem ein für einen m arkan ten Grenzstein in der E n tw icklu n g des A w aren reich es geh alten , das b esonders für das By­ zan tin isch e Reich aufhörte, eine aku te Bedrohung zu sein. E in e so lch e allgem eine K onstatierung kann man ein erseits mit g ew issen Einw änden annehm en, a n d ererseits muß man die Ursachen, bzw. den Komplex von U rsach en n ä h er abgrenzen, deren Folge dieser Zustand war. Vor allem muß man die au ffä llig e Geizigkeit, bzw. das völlige S c h w e i­ gen der Quellen über die Awaren n ach dem Jah re 602 und h a u p tsäch lich n a c h dem Jah re 626 betonen. Die V orstellung, die wir uns über die Awaren zw ischen den Jah ren 602 — 626 m ach en können, ist etwa so: die Awaren gelang en auch w eiterh in auf den byzatinischen Balkan , in der Regel gesch ieh t das in Zusam m enhang und mit der Unterstützung an d e­ re r ä u ß e re r Kräfte — beim Durchdringen ins innere, zen trale G riech en ­ land geh ört die Initiative zw eifellos den Slaw en; die Ü berfälle auf die sü döstlichen Gebiete steh en o ffe n sic h tlich in Zusam m enhang mit g le ic h ­ zeitigen Aktionen der Perser. Zu d ieser allgem einen C harak teristik muß man die Ein sch rän ku n g hinzufügen, daß eine V erallgem ein eru ng auf Grund einer solch kleinen Anzahl von sc h riftlic h e n Quellen m ehr oder w eniger hypothetisch ist, um so eher, als die Situation um das Jahr 626 sich n ich t seh r von der Zeitspanne zwischen den Jah ren 5 9 2 —602 u n ter­ scheidet. Das skizzierte Bild des a w a risc h en W irkens in Europa n ach dem Jah re 602 ko n trastie rt eig en tlich n ich t so seh r mit dem ganzen Zeitraum des aw arisch en W irkens, als eh er mit dem kurzen Abschnitt der aw arisch -b yzan tin isch en Kriege an der u nteren Donau in den Jah ren 592 — 602. E h e r muß man sich in dem letzten Fa ll die Fra g e stellen, w oher die Awaren die K raft nahm en, mit der sie die byzantinischen Positionen an der Donau an griffen . Problem atisch ist das Maß des Einflusses, den die Ankunft der ogurisch en Stämm e aus dem W olgagebiet n ach Pannonien gerade zur Zeit der Hälfte der neunziger Jah re hatte. Der Chan der w estlich en Türken, Kara-öurin, bemühte sich, bevor er einen Feldzug gegen China u n ter­ nahm, die w estlich en Grenzen seines R eiches zu sichern. E r u nter­

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drü ck te einen Aufstand der Oguren, von denen zehntausend von den Stäm m en Tarn iach , Zabender und Kotziagir n ach Pannonien flo h e n .1 Vom aw arisch en Standpunkt aus war diese V erstärk un g sic h e r n ich t zu v ern a c h lä ssig en ; sie konnte jed och kaum in en tsch eid en d em Maße die a w arisc h en Positionen gegenüber dem B yzantinischen Reich b e e in ­ flussen. Auf den bedeutenden Anteil der Slaw en bei der E roberu ng des b yzantinischen G renzw alles ist schon h in gew iesen worden — in der Mitwirkung dieser beiden K räfte m uß man die a w arisch en E rfo lg e su chen und ih re U rsach en in den neunziger Jahren und um gekehrt: der N iedergang des a w arisc h en W irkens in Mitteleuropa und auf dem B a l­ kan h ä n g t zusammen mit den V eränderu ngen im V erhältnis zu den S la ­ wen. Wenn wir also trotz der Einwände über einen Zerfall des A warischen Reiches als so lch em sp rech e n und von der V errin geru ng sein es E in ­ flusses n ach au ßen nach dem Jah re 626, müssen wir auf solch evidente Zeichen der aw arisc h en A bschw ächung hinweisen, wie es die folgenden sind: der unbew ältigte Widerstand der Slaw en unter der Führung Samos, in n ere Unruhen im A w arenreich, a b er au ch Veränderungen, die in der byzantinischen Politik in der zweiten Hälfte der Regierung des H erakleios eintraten .

A) DIE AWAREN UND DAS REICH SAMOS Für die B eu rteilung der a w arisch -slaw isch en Beziehungen in Zusam­ m en h ang mit der En tstehu n g des Sam o-R eich es h a t auch dessen geo ­ grap h isch e Lage eine au ß erg ew ö h n lich e Bedeutung. Die Problem atik ist n ich t a b g esch lo ssen und im g ro ß en und ganzen kann man die Existenz von drei Theorien feststellen . Jede von ihnen kann in gew issem Maße Recht haben, und sie müssen sich gegenseitig n ich t a u ssch ließ en . Die k a ra n ta n isc h e Theorie h at z. B. u nbestritten einen V orrang darin, daß die Langobarden, wenn sie den F ra n k e n gegen die Slaw en h alfen , mit diesen b en a ch b a rt gewesen sein m ußten, und das ist n ich t anders möglich, als das Reich n a ch K aran tan ien zu lo k alisieren .2 Die „ t s c h e c h is c h e “ Theorie stützt sich auf die sic h e re Zugehörigkeit der se rb isch en Slaw en des Fü rsten Dervan zum Reich des Samo und auf die pro blem atisch e Lage des Ortes W ogastisburg, der gew öhnlich nach Kadan lo kalisiert wird.3 Gegen die tsc h e ch isc h e Theorie muß man jed och betonen, daß das Ausmaß und der geo graph isch e Rahm en des Sam o-Reiches ein Problem ist, und dessen Zentrum, i. e. der territo riale

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Kern, in dem der Kampf der Slaw en mit den Awaren begann, ist eine an dere Frage, und das die w ich tigere — vor allem vom Standpunkt der aw a risc h en G esch ich te aus. Der Sinn und die Bedeutung des R eiches Samos, wie u nzw eifelhaft aus der Gesamtsituation h ervorgeht, ist der Kampf gegen die Awaren. Das ist die Grundvoraussetzung, von der m an ausgehen muß und die es erlaubt, das Zentrum des R eiches Sam os auf einem Gebiet zu suchen, das u nm ittelbar mit dem A w aren reich zusam m enhängt, wo sich — ob nun direkt oder indirekt — ein a w a risc h e r E in flu ß zeigen konnte, oder w en igsten s ein Anspruch d arauf.4 Die Abgrenzung eines so lch en Territorium s ist a rc h äo lo g isc h möglich, au ch wenn m an hier auf Mängel a u fm erksam m ach en muß, die diese Methode hat. A bgesehen von der Frage, in w elchem Sinne und in w el­ c h e r evident e r fa ß b a re n Form sich der a w arisch e Einfluß, bzw. sogar eine politische und m a c h th a b eris c h e O b erh errsch aft in der a rc h ä o lo g i­ sc h e n Situation n ied e rsch la g en könnte, genügt es an dieser Stelle auf das gän zliche F eh len „ a w a ris c h e r“ Denkm äler dort hinzuweisen, wo wir sie auf Grund der s c h riftlic h e n Quellen am m eisten erw arteten , d. h. in der Gegend von Sirmium.5 Trotzdem ist es nötig, w enigstens auf Grund jen er a rc h ä o lo g isc h en Quellen, die zur Verfügung stehen, zu versuchen, den a w a risch en E in ­ fluß oder das Durchdringen in Gebiete zu erfa ssen , die unm ittelbar mit dem Gebiet des eigentlichen a w a risc h en R eich es Zusammenhängen. Im V erlauf des 7. Jh. kommt es zum Eindringen der Awaren in die Slow akei. Dieses Eindrigen h at o ffe n sic h tlic h m ilitärisch en C harakter. Was die a rc h ä o lo g isc h e Situation a n betrifft, ist h ier vorwiegend die m aterielle Kultur des Types C adjavica-M artinovka vertreten, die unbe­ stritten ihre Wurzeln im S c h w a rz m eergeb iet hat, was bedeutet, daß sie in das Donaugebiet in Zusam m enhang mit den Awaren und auch in Abhängigkeit von ihnen gelangte, w elchem Volke sie auch immer gehört haben mag. Die Verteilung dieses Types von D enkm älern ist in den G räberfeld ern festzustellen, die sich in einem engen S tre ifen en tla n g des linken Donauufers ziehen (Holiare, Stürovo, Devinska Nova V e s ),6 was man für ein Anzeichen der stra te g isc h e n Dislokation eines V erteid i­ gungssystem s halten kann. A ußerhalb dieses Territorium s gibt es aus dem 7. Jh. nur seh r wenig Denkm äler, die mit den Awaren Zusammen­ hängen, z. B. in einem Teil der G rabstätte in Prsa, der ins 7. Jh. datiert ist; er en th ält a b er nur zwei Gräber.7 Damit ersch ö p ft sich der Umkreis von D enkm älern und Funden in der Slowakei, die man den Awaren oder w enigstens dem a w a risch en E in flu ß

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für die Hälfte des 7. Jh. zu schreiben kann, i. e. für die Zeit, die in Zu­ sam m en h an g mit der Problem atik des R eiches Sam os in B e tra c h t kommt. Es ist c h a ra k te ris tisc h , daß in diesen ersten Grabstätten die prozentuale Anzahl von R eitern seh r gering ist — nur Devínska Nová Ves hat 9,6 % ; Štúrovo 3,5 % , Holiare 3 % (h ieru n te r sind auch die Gräber zu sam m engefaßt, die in die zweite Hälfte des 7. Jh. g e h ö r e n ).8 Der Beginn von Beisetzungen auf diesen G räb erfeldern ist in Devínska Nová Ves relativ genau festgehalten. Wenn die Datierung des aw arisch slaw isch en G räberfeldes n ach dem Jah r 626 rich tig ist,9 dann kann man n ich t annehm en, daß die südw estlich en Slow akei zum Reich Sam os gehörte, w eil gerad e zu je n e r Zeit das Territorium , das zum Reich gehörte, sein e Selbständ igkeit erlang te, die vor allem im Abzug awarisc h e r Besatzungen und damit auch des aw a risc h en Volkes Ausdruck finden mußte. Auf den G räberfeldern, die sich ch ron ologisch und t e r r i­ torial in den Rahmen des Sam o-R eich es einfügen, kann man eine so lch e weite aw h risch -sla w isch e Symbiose n ich t voraussetzen, wie sie in Devín­ ska Nová Ves war. Im Gegenteil, wenn eine so lch e a w arisch -sla w isch e G rabstätte in diesem Zeitraum am Zusamm enfluß von Donau und March mit einem v erh ältn ism ä ßig hohen Prozentsatz des reite risch en E le m e n ­ tes entstand, muß man darin eh er V erteidigu ngsm aßn ahm en sehen, a u sg eric h tet auf die B eh errsch u n g des sla w isch en Volkes im Gebiet, das sich dem aw a risch en Ein flu ß versch loß, und auch auf einen Schutz der Grenze des R eiches selbst. Es ist nicht au sgeschlossen, daß man auch die E n tstehu n g der ü brigen sla w isch -a w a risch en Lokalitäten in der Süd­ slow akei in der ersten Hälfte des 7. Jh. den gle ich en Bemühungen zuschreiben muß. Es ist nur natü rlich , daß die Plazierung der a w a ri­ sch en Besatzungen am linken Donauufer die Slaw en in die Abhängigkeit der Awaren w arf; es ist jedoch fra glich , inw iew eit wir mit einer te rrito ­ ria len Ausweitung der a w a risch en M acht in der Slow akei rech n en können. Auf der an d eren Seite der M arch in N iederö sterreich und in Mähren ist die Situation gänzlich abw eichend, und es gibt h ier keine Spur von „a w a ris c h e n “ D enkm älern aus der ersten Hälfte des 7. Jh. Die u nm ittelbare slaw isch e Umgebung des A w aren reich es im Norden und Nordwesten ers c h ein t also in der Beziehung zu den Awaren vom a rc h ä o lo g isc h en Standpunkt aus nicht in dem gleich en Licht. In der Slow akei kön n en wir auf Grund der b ish erigen a rc h ä o lo g isc h en F o r ­ schungen eine direkte a w arisch e Okkupation voraussetzen, die um das Jahr 626 begann, in Mähren und N ied erö sterreich kann man Spuren eines direkten aw arisch en E in w irken s n ich t e rk e n n e n .10 Es ist wahr-

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sch einlich , daß diese u n tersch ied lich e Situation ihre Bedeutung hat, und v ielleich t kan n man aus ihr ableiten, daß das Gebiet der Slow akei in en g ere r Verbindung mit den Awaren stand, und daß es von awarisch en Besatzungen perm an en t b e h e rrs c h t wurde. Das kann man nicht über die m ä h risch e und ö s te r re ic h is c h e Region sagen — das Feh len eines a w a risch en m ateriellen E in flu sses zeigt zumindest, daß dieses Territorium vom w irts ch a ftlic h e n Standpunkt aus von den Awaren nicht ausgenutzt wurde. Für die B eu rteilung der rea len a w arisch -sla w isch en Beziehung in diesen Gebieten ist die a rc h äo lo g isc h e Situation kein eindeutiges Kriterium ; es ist jedoch eine Tatsach e, die man n ich t um ge­ hen kann. Die a rch ä o lo g isc h e E rken n tnis ist beim jetzigen Stand der Forsch u n g in einem entscheidend : die E n tstehu n g des Reichs des Samo k an n man n ich t in die Südslow akei lo kalisieren , weil sie gerade in der ersten Hälfte des 7. Jh. in ihrem südlichen Teil von aw arisch en Besatzungen b eh errsc h t wurde. Das s c h lie ß t jed och n ich t die M öglichkeit aus, d aß sich Sam os Reich im V erlauf sein er Existenz bis ins Gebiet der Stadt Nitra ausdehnte. Es ist am w a h rsch ein lich sten , daß der W iderstand Sam os im Gebiet N ied erö sterreich s und dem sü d lich en M ähren b egan n.11 Auf dieses eth n isch -g eo g rap h isch e Territorium m üßten sich also auch die Angaben Fred e g a rs über die a w a risch -slaw isch e Relation beziehen, deren Cha­ ra k te r s c h lie ß lic h zum slaw isch en Widerstand führte. Die Genese des R eiches Sam os erw e c k te in der h istorisch en Literatur keine Zweifel. Der B eric h t Fred egars, der durch das Zeugnis der ru ssi­ sch en Chronik bestätigt wird, war für lange Jah re ein rich tun gsgebender Anhaltspunkt für die Bew ertung der a w a risch -slaw isch en Beziehung, absolutiert in Zeit und Raum. Diese These fand ihren vollsten Ausdruck in der Annahme, daß die Slaw en n ich t in u n u n te rb ro ch en er Unter­ drückung die gek n ech teten Hirten in den Diensten der Awaren oder an d erer n om ad isch er oder n ich tn o m a d isch er V ölker w aren .12 Das E n t­ steh en des Sam o-Reiches wurde auf Grund ä h n lic h er E rw ägu ngen logisch eindeutig als Aufstand der Slaw en gegen die a w arisch e Unter­ drückung in terp re tiert und die e rfo lg re ic h e Vollendung dieses Aufstan­ des als Befreiun g von der aw arisch en H errsch aft. Die w eitere Forschu n g v erließ den sc h em a tisc h en und ah isto risch en Zutritt zur Fra g e des aw a risc h -sla w isc h en V erh ältn isses und wies auf den v ersch ie d en artig en C harak ter dieses V erh ältn isses vor a llem in Abhängigkeit von der Nähe sla w isc h e r Siedlungen zum aw arisc h en R eich hin.13 E in er k ritisch en Um bewertung entging in diesem Zusam-

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■ m en h ang auch die N ach rich t F red e g a rs in ih ren einzelnen Punkten nicht. Trotzdem blieb die Ansicht von der Genese des R eich es Sam os auch nach dieser Um bewertung im W esen u nangetastet. Die N ach rich t Fred e g a rs selbst kann in einige Komponenten unterteilt werden: gegen die Awaren erhoben sich die Söhne von Slaw innen und Awaren, denn sie konnten die Unterdrückung n ich t ertragen , die darin beruhte, daß: 1. die Slaw en a w a risch e befulci w aren, die gezwungen w aren, gem einsam mit den A waren zu käm pfen, 2. die Slaw en den Awaren Steu ern zahlten, 3. die Awaren zum Winter zu den Slaw en kamen, slaw isch e Frau en v ergew altigten und ihnen v ersch ied en es an d e­ res U n rech t antaten. 1. B efulci — Das Wort befulci ist ein c h a ra k te ris tis c h e r Terminus, mit dem F red e g a r die gegenseitig e a w a risch -slaw isch e Beziehung b e­ zeich n en wollte. Es ist ganz o ffen sich tlich , daß dieses Wort in F red e g a rs Interp retation einen gew issen Zusam m enhang h at mit der m ilitä risch en Beziehung der Awaren und Slaw en. Zweimal e rk lä rt Fred e g ar diesen Terminus, der sich tlic h au ch ihm Sch w ierig k eiten b ereitet, mit dem Hinweis auf die m ilitärisch e Zusam m enarbeit der Awaren und Slawen, jedoch ist seine E rk läru n g bzw. Unterscheidung in beiden F ä llen a b w e i­ chend. Auf den ersten B lick w irkt diese U n tersch ied lich k eit so gar w ider­ sprüch lich , man kann jed och n ich t a priori die M öglichkeit v ersc h ie­ d ener Form en der aw a risc h -sla w isc h en m ilitä risch en Zusam m enarbeit au ssch ließ en . A ußerdem gibt Fred e g a r im ersten Fall nur eine a llg e ­ m eine C harakteristik, im zweiten v ersu ch t er, au ch auf die ta k tisch e Seite der Kam pfesführung der Awaren in Zusam m enarbeit mit den S l a ­ wen hinzuweisen. Die erste E rk lä ru n g lautet: Winedi befulci fuerant Chunis iam ab antiquito, ut, cum Chuni in exercitu co n tra gentem qualibet adgrediebant, Chuni pro c a s tra adunatum illorum stab an t exercitum , Winedi vero pugnabant; si ad vincendum prevaleban*, tune Chuni predas capiendum adgrediebant, sin autem Winedi su perabantur, Chunorum auxilis fulti virebus resum ebant. Die zweite E rkläru n g: Ideo befulci vocab atur a Chuni, eo quod dublicem in con gression e certam in e vestilia priliae facien tes ante Chunis p raeced erin t.14 Im e r s te n F a lle zogen also die Slaw en als befulci in den Kampf, w äh ren d die Awaren beim Lager blieben und e rs t dann eingriffen , wenn die Slaw en s c h w a c h zu w erden b egan n en ; wenn die Slaw en siegten, nahm en ihnen die Awaren die Beute ab. Im zweiten Falle käm pfen die Slaw en n ich t selbständig, sondern als Vorhut ziehen sie in doppelten

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Kampflinien vor den Awaren her, die sich fürchten, sich von Anfang an zu beteiligen.15 Der B eric h t Fred egars, der sic h e r n ich t alle Formen und Zusammen­ h änge der a w arisch -sla w isch en Zusam m enarbeit auf m ilitärisch em Gebiet erfa ß t, erfo rd ert eine weiter g e fa ß te Konfrontation, die vor allem auf die drei folgenden Aspekte a u sg erich tet sein sollte: a) die Form en der a w arisch -sla w isch en m ilitärisch en Zusammenarbeit, b) die stra teg isc h -ta k tis c h e Seite der slaw isch en und aw arisch en Art der Kriegsführung, c ) die gegenseitige Beziehung der Slaw en und Awaren, die gem einsam e Ü b erfälle verw irklichen. An dieser Stelle muß man einzelne F ä lle rekapitulieren, von denen schon in and eren Zusam m enhängen die Rede war. Die Awaren g e b ra u ch ­ ten die Slaw en einmal als Helfer beim Schiffsbau, d. h. als h elfend es Arbeitsheer, zum anderen käm pften die Slaw en ganz selbständig, ab er mit dem Wissen, bzw. auf Anforderung der Awaren, oder sie zogen als Bestandteil des a w arisch en Heeres in den Kampf. Es gesch ah m anchm al, daß auch die Awaren den Slaw en halfen , wenn sie a n g efallen wurden, ob nun aus eigenen B ew eggründen oder deswegen, weil die Slaw en sie gegen eine re ic h e Belohnung anw arben. Ähnlich en tw ickelte sich auch die a w a risch -slaw isch e Beziehung in gem einsam en Feldzügen versch ied en artig. Wenn wir von F ä llen absehen, als die Slaw en das Byzan tin isch e R eich ganz selbstän d ig und m an chm al sogar gegen die A bsichten der Awaren anfielen, ergab sich aus der m ilitärisch en Zusam m enarbeit an der u nteren Donau k e in e s­ w egs eine Beziehung slaw isch er Zu gehörigkeit zum A warischen Reich, n ich t einmal direkt im aw arisch en Heer kann man alle Teiln eh m er als aw arisch e Untertanen b etra ch ten — an den a w arisch en Feldzügen nahm en auch B arb a ren teil [h au p tsäch lich S la w e n ], die nördlich und w estlich des A warischen R eiches lebten ,16 ja sogar ein V ersuch des Khagans, V erstärkung bei den baltischen Slaw en für reic h e G eschenke zu gewinnen, wird an gefü hrt.17 Es ist also nicht au sgeschlossen, daß die Teilnahm e der Slaw en an aw arisch en Eroberungszügen n ich t im m er nur das E rgebn is von Zwang gew esen sein mußte, daß wir auch mit ein e r freiw illigen slaw isch en Teilnahm e rec h n en müssen, und mit selbständ igen E in fällen .18 Die B e ­ ziehung zwischen Awaren und Slaw en kann man nur auf Grund der kon kreten Situation bestim m en; sie ist n ich t immer und ü b erall e in ­ deutig. Zur Frag e des taktisch en Vorgehens sagen die B erich te über die Sla-

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wen das Gegenteil dessen, was F red e g a r b erich tet. Die Slaw en fanden keinen Gefallen an Kam pfreihen, sondern sie führten Überfälle in Hau­ fen und h eim lich aus.19 Es ist möglich, daß diese Taktik den Awaren z u gesch rieben werden muß, obwohl man über sie n ichts Bestim m tes sagen kann. F red e g ars N ach rich t über den C harak ter der m ilitärisch en Z usam m enarbeit zwischen Awaren und Slaw en wird in anderen Quellen n ich t bestätigt. * Es ist n ich t au sgeschlossen, daß die zweite Charakteristik, die Fred e­ gar ü ber die sla w isch -a w a risch e Taktik gibt, vom Autor selbst ausgeht und also eine rein logisch e Spekulation ist, begründet auf se in er V o r­ stellu ng vom Worte befulci, das er als duplicem -bi und vestilia -fulci in terp re tierte.20 Das bedeutet, daß Fred e g a r im Worte eine la te in is c h ­ germ an isch e Korruptel b e(b i) — zwei (doppelt] und fulk, folk — R eg i­ ment, G efechtslin ie sah. Die Interp retation Fred e g ars muß jedoch n ich t rich tig sein, d. h. sie muß n ich t die ursprü n glich e Bedeutung erfassen , die dieses Wort in der Version des Info rm ato rs hatte. Im Worte befulcus fühlt man unbestritten die latein isch e Basis bubulcus (der H irte], in den Form en der m ittela lte rlich en la tein isch en Sp rache befulcus, bifulcus.21 In der Form bifulcus ist es eine Dialektform , die ih ren Ursprung im sa m n isch-u m brisch en Sp ra c h k re is h a t.22 Gegen die Theorie, die ab er die u rsprüngliche Bedeutung des strittigen W ortes F red egars aus dieser s p ra ch lic h en Umgebung durch Verm ittlung des Langobardischen a b lei­ tet, muß man ern ste Einw ände erh eb en . Wenn das Wort befulci auf dem k la ssisc h -la te in isc h en bubulcus beruht, dann kom men zwei Mög­ lich k eiten in F rage: entw eder hatte dieses Wort in dieser Form nur se h r eng begrenzte Wirkung im u m brisch-sam nischen B ereich — also in einem Gebiet, das von den Langobarden en tfern t war, und damit au ch von Awaren und Slawen, und keine Beziehung zu Fred egar hat; oder es war allgem ein als Ausdruck verbreitet, der Hirte bedeutete, und dann w äre es für Fredegar, der das Latein ische b eh errsc h te, kein Problem gewesen, das Wort rich tig zu b egreifen , und es w äre n ich t nötig g ew e­ sen, es mit einer so lch en Portion Phantasie und etym ologischer E rfin ­ dungsgabe zu in terpretieren . Wenn sich F red e g ar trotzdem verpflich tet fühlte, die Bedeutung des Wortes zweim al zu erläutern , so ist es o ffe n ­ sichtlich, daß er es n ich t für ein latein isch es in der dam aligen lateini­ sch en Sp rach e g eb räu ch lic h es Wort hielt. Es ist deshalb w a h rsch ein lich er, daß der Terminus befulcus in F re d e ­ gars W erk gelangte, entw eder etwa direkt aus der aw arisch en oder der germ an ischen Umgebung (z. B. der lan g o b ard isch e n ], aus der dann dieses Wort von den Awaren zur Bezeichnung der Slawen übernommen

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wurde. Es ist n äm lich möglich, dieses Wort au ch für ein rein g e r m a n i­ sc h es zu h a lten — ursprünglich Beivolk.23 Daraus ginge jed o ch hervor, daß der Terminus selbst weder in Fredeg ars n och im u rsprü nglichen W ortlaut den V iehh irten b ezeichnete, für die man die Slaw en v ielleicht h alten könnte.24 Außerdem würde dieser Terminus das Wesen der aw arisch -slaw isch en Beziehung überhaupt n ich t erfassen : an an deren S tellen wurde, bzw. wird n achgew iesen , daß die Awaren die Slaw en und überhaupt alle se ß h a fte n V ölker schätzen und bei der la n d w irtsch aftlich e n und h an dw erk lich e n Arbeit g e b ra u ch ­ ten, also dabei, was die Awaren selbst verm issen ließen. 2. Steu ern — Für einen der Hauptbeweise der Abhängigkeit der Donauslawen von den Awaren wird eine w eitere N ach rich t Fredegars ü ber die Zahlung eines Tributs geh alten . Es ist interessan t, daß dieser Frag e fast gar keine A ufm erksam keit gewidmet wurde, w ährend die übrigen B eric h te Fred e g ars häufigen Analysen unterw orfen wurden. Der Tribut, der bei Fred egar erw ä h n t wird, kann für eine K rieg s­ abgabe geh a lten werden. Diese Steu ern sind alten Ursprungs, die dem besiegten Volk der Sieger au ferleg te, und die wir h ier mit einer gew issen Zurückhaltung für den Ausdruck einer bestim m ten A bhän­ gig keit der Stellu ng des zahlenden Stam m es halten können, dessen Abhängigkeit aus sein er N iederlage hervorging.25 In der Zeit der Stam ­ m eskäm pfe und des en tsteh en d en S ta ates m ußten sie n ich t immer nur diese Bedeutung haben. Es ex istieren v ereinzelte U nterlagen, die es erlaub en zu beurteilen, daß die Steuern, die dem Feind au sgezahlt w u r­ den, eine Erkau fun g des Fried en s bedeuteten, die Wahl einer frie d li­ chen, ruhigen Beraubung vor der k rie g e risc h e n V ernichtung, d. h. in W irk lich keit ein w irklich es tributum pacis, eine Zahlung für die E r h a l­ tung des Fried en s.26 Es geht darum, auf Grund konkreten M aterials zu bestimmen, w elch e Art von Steu ern im n om adischen und n a m en tlich im aw arisch en Milieu eine g rö ß e re Rolle spielte. Vor allem ist die Feststellu n g wichtig, daß der g röß te und bis auf kleine Ausnahmen fast einzige Zahler das Byzantinische R eich ist, das nicht nur den Awaren, sondern auch anderen Nomaden, z. B. den Kutriguren, Abgaben zahlt. Die N ach rich t über die Abgaben für die Kutriguren ist sehr instruktiv und weist auf das Ziel hin, das durch diese Zahlungen verfolgt wurde. K aiser Justinian fordert die Utiguren auf, ihre gem einsam en Feinde zu vernichten. E r argu m en tiert damit, daß die Kutriguren, obwohl sie vom Reich Abgaben erh alten , trotzdem u nau fhörlich das byzantinische Territorium a n fa lle n .27 In einer so g e g e ­ benen Form ulierung spiegelt sich der Zweck der Zahlung von Abgaben

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wider: das Byzantinische Reich zahlt sie deswegen, damit es sich von zerstö rerisch e n Angriffen nom adisch er Truppen befreite. Die Mehrzahl der sc h riftlic h e n B erichte, die die Steu er erw ähnen, bezieht sich auf das Byzantinische Reich und die Awaren. Diese N ach­ rich ten en thü llen gänzlich den Sinn ein e r Zahlung von Steuern. Schon das erste A u feinand ertreffen der Awaren und des B yzantinischen Rei­ ch es im Jah re 558 deutet an, daß die Awaren nur dann auf Kämpfe und Plünderungen verzichten würden, wenn ihnen der byzantinische Kaiser ein reg e lm ä ß ig e s Einkom m en in Form von Geschenken aus der byzanti­ nisch en Kasse sic h e rste llte .28 Justinian erk lä rte sich mit der Bedingung einverstanden, ab er sch on sein N ach folger Justin II. lehn te es ab, die ü blich en Geschenke zu geben, die den Awaren zur Zeit seines V orgän ­ gers au sgezahlt worden w aren .29 Daß unter dem B eg riff G eschenk eu ph e­ m istisch und für das Reich günstiger .S teu er’ verstanden wird, kann man daraus urteilen, daß der a w arisch e Gesandte, der die Auszahlungen dieser Geschenke forderte, den byzantinischen Kaiser darauf a u fm e rk ­ sam m achte, daß die G eschenke die Bedingung für die Bew ah ru ng des Frieden s von Seiten der Awaren w aren .30 Obwohl das Byzantinische Reich den Awaren eine reg e lm ä ß ig e Steuer zahlte, ersp arte es ihm nicht die aw a risch en E in fälle, die sich fast jä h rlic h w iederholten. Im Gegenteil dienten diese Ü b erfälle als Mittel, ständig g rö ß e re Zahlungen zu erre ich en . Theophanes C onfessor k o m ­ m en tiert eine Steu ererhö hu n g um zwanzigtausend Numismen nach der E roberu n g Sirmiums derart, daß der Kaiser auf eine Erh öh un g der Abga­ ben eingegan gen war, weil er Frieden w ü n sch te.31 Abgesehen von F red e g a r ist au ch aus der Umwelt der Slaw en ein Fall von Steu erzah lu n g an die Awaren b ekannt. Die N ach richt b etrifft den sch on an g efü h rten K onflikt mit Davretas. Sie bringt die Steu erzahlu ng und die U nterw erfung des slaw isch en Stam m es an der unteren Donau eindeutig in Zusammenhang. Aus dem Gesam tkontext geht hervor, daß es den Awaren nicht um irg en d ein e unbestim m te A nerkennung der aw a risc h en O b erh errsch aft ging, sondern mit der Forderung n ach Steu ern verbanden sie die unm ittelbare Besetzung slaw isch en T e rrito ­ riums, um sich den Weg in byzantinisches Gebiet zu öffnen. Das gelang ihnen nicht, und in der folgenden N achricht, die über die Abgabe b erichtet, weist man in dem gleichen Milieu schon unbestritten auf eine Steu er hin, die den C harak ter eines tributum pacis hatte. Man kann also resüm ieren: die Steuer, die in den Quellen in Zusam­ m enhang mit den Awaren auftaucht, h a t in der Regel den C harakter eines tributum pacis, der als Lösegeld für die Ein sch rän ku ng des awa-

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risch e n Ü berfalles au sgezahlt wurde. W enn auch Steu ern an d erer Art au ftau ch e n als Ausdruck einer gew issen Abhängigkeit, muß ihre E ff e k ­ tivität durch eine d irekte a w arisch e B eh errsch u n g des zugehörigen Gebietes g aran tiert sein. 3. Sex u eller M ißbrauch, versch ied en e Form en von Unrecht, die Fredegar n ich t n ä h er spezifiziert — das alles können B eg leitersch ein u n g en der aw a risc h en Anfälle in sla w isch e Territorien sein, die keine ständige und langandauernde Ersch einu n g sein konnten, besonders n ich t zu F rie ­ denszeiten.32 Ein län gerer a w a risc h e r A ufenthalt in sla w isch en Ländern in der Form einer Überwinterung, w oraus eine z ah len m äßig g rö ß ere S c h ich t einer gem isch ten Bevölkerung en tstand en sein könnte, könnte nur unter den Bedingungen einer direkten Okkupation und Pazifizierung des ganzen sla w isch en Gebietes, organisch verbunden mit dem eig en tli­ chen a w a risch en Reich, Platz haben. Diese Verbindung m üßte sich n ot­ w end igerw eise auch in der m aterie lle n Kultur widerspiegeln. Die strik t verstandene N ach rich t Fred e g a rs über den Aufstand der Söhne von Awaren und Slaw in n en würde zur Voraussetzung einer intensiven slaw isch -aw arisch en Symbiose schon Ende des 6. Jh. führen, was man kaum zulassen kann. Als Abschluß der Analyse von F red e g a rs B erich t kann man resüm ie­ ren: n ich t einer der Belege über die sla w isch e U nterw erfung ist von sich aus ein eindeutiger Beweis. Es zeigt sich, daß jed er vor ihnen wegen des E rk en n en s der eindeutigen Bedeutung eine Analyse des k o n ­ kreten Milieus erfo rd ern würde, an das sie gebunden ist, weil ein und dieselbe N a ch rich t in v ersch ied en en Umgebungen gänzlich u n tersch ied ­ liche Bedeutung haben kann, w as die Beziehung zum aw arisch en Reich angeht. Jeder dieser B erich te ist bedeutungsam bivalent — z. B. die Steuerzahlung: in der Beziehung zum B yzantinischen Reich ist sie ein tributum pacis, in der Beziehung zum besetzten Gebiet ist sie nur ein w eite rer Ausdruck einer abhängigen Stellu ng des b etreffen d en Volkes. Ebenso auch die Fra g e der m ilitä risch en Zusam m enarbeit: unter den Bedingungen der b altisch en Slaw en hat sie den C harakter einer aus­ s c h lie ß lic h m ilitärisch en Unterstützung, die mit Hilfe re ic h e r Geschenke gew onnen wird, im Gebiet der Donauslawen einer m ehr oder w eniger g le ic h b e rec h tig te n Zusam m enarbeit, an gelegt auf der Bemühung das gleich e Ziel zu erreich en , in Pannonien des Dienstes eines u nterw or­ fen en Volkes. Damit diesen Notizen Fred e g a rs ko n k re te Bedeutung und Sinn in Zusamm enhang mit der E n tstehung des R eiches Sam os gegeben werden kann, ist es unvermeidbar, das w irk lic h e V erh ältn is der Slaw en auf dem

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Territorium des zukünftigen Sam o-Reiches zu den Awaren zu bestim m en und zu ko n k re tisie ren — au ch in a n d erer Weise als auf Grund von Fred e g ars B ericht. In F red e g a rs Erzäh len über die aw arisch -sia w isch e Beziehung z e ich ­ nen sich deutlich zwei sich gegenseitig w idersprech en d e E lem en te ab: e in e rseits die m ilitärisch e Zusam menarbeit, die die M öglichkeit einer G e w a lth errsch a ft a u ssch ließt, an d ererseits das Ein treiben von Steuern mit m ilitä ris ch er K raft mit den B egleitersch ein u n gen von Gewalt, was seh r äh n lich der Situation ist, die aus den aw arisch -b yzan tin isch en V erh ältn issen b ek an n t ist.33 Es existiert n atü rlich die Möglichkeit, F red e g ars N ach rich t n ich t a u ssc h ließ lic h für eine C h a rak teristik der aw arisch -sla w isch en Beziehungen im Gebiet des zukünftigen SamoR eich es zu halten, sondern für eine V erallgem ein eru ng dieser B ezie­ hungen überhaupt, in ihren v ersch ied en en Kundgebungen und Stufen und in v ersch ieden en Gebieten.34 Auch eine so lch e Interp retation würde Unterstützung in F red e g a rs Text finden: z. B. die Fra g e des doppelten Ausnutzens der Slaw en im aw a risch en Heer. So könnten wir dann auch den Term inus befuicus erk lären , wenn wir auf seinem nord italien isch en , langobardischen Ursprung b eh a rren würden. Wir m üßten zugeben, daß bei dieser Interp retation in der Beziehung zu den Awaren nur die S l a ­ wen aus Pannonien oder den b en a ch b a rten slaw isch en Alpen als Hirten b ezeich n et werden könnten, mit denen die Langobarden in Berührung komm en und unm ittelbar deren A bhängigkeit von den Awaren b em erken konnten. Man kann jedoch auch über die zweite Alternative, die in die­ sem Zusam m enhang m öglich ist, Erw ägungen an stellen. Es wurde schon darauf hingew iesen, daß sich in den neunziger Jah ren des 6. Jh. der Druck der B ayern — und durch deren Verm ittlung au ch der des F ra n k e n re ic h e s — in die ö stlich en Gebiete M itteleuropas verstärkte. Ausdruck dessen war auch die Anknüpfung von Kontakten mit dem Byzantinischen Reich gegen die Awaren und der b ayrisch e E in fa ll in slaw isch e T e rritorien im Jah re 595. In diesen Phasen des s l a ­ w isch-b ayrisch en W ettkam pfes war das Bündnis mit den Awaren für die Slaw en das einzige G egengew icht gegen die Bayern. V ielleich t kann man h ierh er au ch Fred e g a rs N ach richt über die m ilitärisch e Zu­ sam m en arb eit legen, auf jeden Fall kann man so ohne Sch w ierigk eiten die Beziehung von Awaren und Slaw en im W esten der aw arisch en Gren­ zen in diesem Zeitraum c h a ra k teris iere n . In der gegeben en Situation p aß t am besten eine so lch e Interp retation der N ach rich t über die m ili­ tä risc h e Zusam m enarbeit, wie sie für eine äh n lich e Beziehung an der u nteren Donau gilt. Es war eine m ehr oder weniger g le ich b e rech tig te

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Beziehung, an gelegt auf dem gem einsam en Ziel: das Durchdringen der B ayern und des F rä n k is ch e n R eiches aufzuhalten. In der gegebenen Situation konnte es kaum auf dem slaw isch en Gebiet N iederösterreichs, g e g e b en en falls auch in Mähren zu so lch en Exzessen kommen, wie sie F red egar w eiter b eschreibt. Die sla w isch e Bevölkerung, vor die A lter­ native gestellt, in den Rahm en des F rä n k is ch e n R eiches eingeglied ert zu werden und sich in m ehr oder w eniger politisch er A bhängigkeit von den Bayern zu befinden einerseits und der aw arisch en Unterdrückung und G e w a lth errsch aft an d ererseits, hätte zw eifellos die erste A lter­ native gew äh lt.35 Nach dem Jahre 596 v erschw ind et das ö s terreic h is c h -m ä h ris c h e Do­ naugebiet aus dem Horizont der frä n k is ch en Politik, was o ffen sich tlich mit der Gesam tentw icklung im F ra n k e n re ic h zusam m enhängt.36 Die S ch w äch u n g des F ra n k e n re ic h e s und dessen Resignation in der Ost­ politik bedeuteten, daß ein Hindernis und eine Alternative g efa llen waren, die den Awaren eine rü ck sich tsv olle Haltung gegenü ber den ö s terreic h is c h e n und m ä h risch en Slaw en diktierte. Gerade in jen er Zeit (n ach dem Jah re 6 0 2 J kommt es zu einer gew issen Um orientierung der a w arisch en A ufm erksam keit für die w estlich en Gebiete, wohin sie w ährend des ständigen Fried en s n ich t g erich tet gew esen war. Es wurde schon d arauf h ingew iesen, wie h a rtn ä c k ig die Awaren um die Territorien käm pften, die ihnen n ach dem V ertrag mit den Lango­ barden gehörten. Sie ero berten Sirmium, besetzten gepidische Gebiete, und vom ehem aligen lan gobardischen H errsch aftsg eb ie t blieb nur Rugiland allein, das — wie die arc h äo lo g isc h en Funde zeigen — zwar in der Sp häre ih rer Einw irkung und eines gew issen m ilitärisch en E in flu s­ ses, ab er doch nur unbesetzt blieb. Es war jedoch n ich t nur eine form ale Seite, die v ielleicht die g rö ß e re A u fm erksam keit der Awaren auf die ö s terreic h is c h -m ä h ris c h e n slaw isch en Gebiete lenkte. In E in k lan g mit der gän zlichen Einstellung der a w a risch en Politik zu Beginn des 7. Jh. übern ah m en die Awaren bei der A bschw ächung der F ra n k en die Initia­ tive. Unter an d erem ging es ihnen auch um einen E rsatz für die v errin ­ gerten Gewinne, ob nun in Form von Geld oder Lebensmitteln, die ihnen im voraufgehenden Zeitraum aus Raub und Lösegeldern in den byzanti­ n isch en Gebieten zugeflossen w aren. H ierher in diesen Zeitraum kann man als zweite Phase der a w arisch -slaw isch en Beziehungen Fredegars B erich t über die aw a risc h en Ein fälle, G ew alttätigkeiten und S te u e r­ zahlungen legen. Die Situation im sla w isch -a w a risch en Grenzgebiet wurde mit Interesse vom F rän k isch e n Reich verfolgt, b esonders n ach der Thronbesteigung

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Dagoberts, der in gewissem Sinne für einen E rn eu erer der frä n k isch en Ostpolitik geh alten wird.37 Die B eh errsch u n g und Besetzung des ö s te r­ reic h isc h en Donauraumes würde für das F ran k en reic h die u nm ittelbare Gefahr eines a w a risch en Durchdringens bedeuten. Auf die Tatsach e, daß die Fra g e der frä n k is ch -a w a risc h en -sla w isch en Beziehungen in die­ ser Zeitspanne auch w eiterh in lebendig und aktuell und unlösbar war, weisen a n sch au lich zwei Angaben aus der Zeit Dagoberts hin: das Program m dieses frä n k is ch e n Königs ist auf die U nterw erfung und S i­ c h eru n g von Stam m esgebieten au sgerichtet, die mit Awaren und Slaw en ben a ch b a rt sind, damit es sich so den Weg in diese Gebiete ö ffn ete.58 In diesen Plan paßt auch im großen und ganzen die G esand tschaft an den Konstantinopler Hof, die eine Zusam m enarbeit gegen die Awaren anknüpfen w ollte.39 ln den Slaw en sah Dagobert einen der m öglichen Wege, seine A bsich­ ten zu rea lisieren . Es ist n ich t klar, w elch e Sendung Samo und sein Gefolge w irklich h atten ,40 das in der Umwelt der Slaw en auftau chte, die ihre Positionen gegen die Awaren verteidigten. Es ist jedoch u nb estrit­ ten, daß seine Ankunft wie au ch seine n a ch fo lgen d e Tätig keit ih ren Platz im Rahm en der frä n k is ch en Ostpolitik fanden, die jetzt das erre ich te , w as ihr in den neunziger Jah ren des 6. Jh. n ich t gelungen war. Für die Hilfe gegen die Awaren e r re ic h te es das V ersp rech en einer v asallisch en Abhängigkeit der Slaw en und Sam os selbst. Die A ltern a­ tive von vor d reißig Jah ren löste sich wenigstens zeitweilig: gegen den stä rk e r w erdenden Druck der Awaren, der auf eine g än zliche Besetzung sla w isc h er T erritorien g eric h tet war, w äh lten die Slaw en eine bestim m te Form politisch er Abhängigkeit vom F ra n k en reic h , um so eher, als sich diese A bhängigkeit bald in einem seh r illu sorisch en Licht zeigte. Zum Jah re 631/32 datiert F red e g a r den Beginn des Zerw ürfnisses zw ischen Dagobert und den Slaw en und e rk lä r t es mit einem V orfall um die Erm ordung und Beraubung frä n k is ch e r Kaufleute und einer unpassenden Reaktion S ia g rio s’ (des Gesandten D a g o b ertsJ.41 Fred egar selbst dokum entiert jed och se h r klar, daß es h ier um F ra g e n w eitrei­ ch en d er Natur ging. Vor allem sind Samo und sein Volk durch eine bestim mte V erpflichtung gegenü ber dem König gebunden, die Fredegar als servicium bezeichnet. Samo verneint diese Ansicht des frä n k is ch e n Königs, durch S ich a rio s verm ittelt, n ic h t — im Gegenteil, durch seinen Mund erläu tert Fred e g ar das Wesen dieses servicium n ä h er: „Auch das Land, das wir haben, geh ört Dagobert, auch wir geh ören ih m “, aber mit der E in sch rän ku ng, daß „falls er F reu n d sch aft b e w a h re “. Es scheint, daß in Dagoberts Plänen eine vollständige Unterw erfung der slaw isch en

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Territorien v orgesehen war und ih re adm inistrative Eingliederung in den Rahm en des F ra n k e n re ic h e s. Den g roß en Einfall, der diesem n a c h ­ folgte, kann man n ich t nur mit pu n ifikatorisch en Zielen erk lä ren . F redegar sprich t von drei K olonnen des frä n kisch en Heeres (von den F r a n ­ ken selbst, den Alemannen und L an gob ard en ), die gegen das Reich Sam os zogen. Es ist in teressan t, daß er die B ayern ü berhaupt n ich t erw ähnt, obwohl man erw a rten würde, daß gerad e sie in diesen E r e ig ­ nissen die Hauptrolle spielen würden.42 Die Gegenwart der Langobarden im Heer der F ra n k en weist auf das t errito ria le Ausmaß des Sam o-R eich es hin, das sich im V erlauf der e rfo lg reic h e n Kämpfe mit den Awaren v ergröß erte. Auf Grund der langobardischen Gegenwart im frän k isch en Heer kann man annehm en, daß auch die Slaw en aus K aran tan ien dem Reich Sam os b eitragen. Ihr S ch ick sa l, sow eit es die B eziehungen zu den Fran ken betrifft, ist evident gle ich ; aus den Quellen kann man jed o ch urteilen, daß zur Zeit Sam os die k a ra n ta n isc h e n Slaw en eine absolute Unabhängigkeit und Selbstän digkeit erlang ten. Als Beleg für diese Unabhängigkeit kann man an fü h ­ ren, daß sie die besiegten und v ertrieb en en B ulgaren aufnahm en, nach deren erfolglosen Versuch, die Regierung im A w arenreich an sich zu re iß e n (um das Jahr 6 3 5 ) .43 Es w äre nicht denkbar, daß diese Slaw en den aw a risc h en Feinden im slaw isch en K aran tan ien eine Z ufluch tsstätte g ew äh rt hätten, wenn diese Slaw en in irg en d w elch er Weise von den Awaren ab hängig gew esen w ären. Die Eingliederung von K aran tan ien in das Sam o-Reich w ar jedoch n ich t allzu organisch: die Bew ohner von K aran tan ien beh ielten auch w eiterh in ih ren Fü rsten Valluk. Das Sc h ick sa l des frä n kisch en Heeres auf dem Feldzug gegen die Slaw en war n ich t gleich. Die Alemannen, in deren Heer sich auch B ayern befanden, sch ritten en tlan g der Donau vor und siegten über die Slawen. Ebenso siegten au ch die Langobarden, die von Süden n ach K a ra n ­ tanien einfielen. Aber die H auptmacht der Fran ken , gefü hrt von Dago­ b ert selbst, wurde bei W ogastisburg g eschlagen . Die Lokalisierung die­ ser Burg an den Main44 ist sehr w a h rsch ein lic h in Hinblick auf die Nähe Thüringens als häufigstes Ziel sla w isch er Feldzüge und in Hinblick auf die g eo graph isch en M öglichkeiten, die als Weg Dagoberts ins Reich Sam os aus Metz in B e tra c h t kommen. Die N iederlage ö ffn ete den Slaw en den Weg n ach Thüringen. Das E rgeb n is des Feldzuges war ein A nschluß der Tsch ech ei an Samos Reich und der Serben an der Elbe, die mit Dervan an der Spitze sich vom F rä n k is c h e n Reich loslösten und sich Samo an sch lossen . Slaw ische Ü berfälle auf das F ra n k en reic h sind noch in den Jah ren 6 3 3 —634 belegt und wiederum war Thüringen das Hauptziel.45

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Wenn sich die Politik des R eiches Sam os gegenü ber den F ra n k en nur in sehr u nklaren Zügen ab zeich n et und vieles um stritten bleibt, wissen wir über die Beziehung und die Kämpfe mit den Awaren, die der Haupt­ grund der En tstehung von Sam os Reich waren, im Grunde nichts. F redegar b em erk t nur, daß die Venedi zur Zeit von Samos Regierung viele Kämpfe mit den Hunnen führten. Dank sein er Beso nn en h eit und F ä h ig ­ keiten besiegten sie die Hunnen im m er.46, Es existieren keine Angaben über das Ende und das S c h ick sa l von Sam os R eich; es ist jedo ch o ffen sich tlich , daß n ach dem Tode Samos, den der Chroniker 35 Jah re über die Slaw en h e rrs c h e n lä ß t (d. i. etwa bis zum Jah re 660 ), sein Reich w a h rsc h ein lic h unter dem Andrang der Awaren zerfiel.

B ) DIE AWAREN UND DIE ANKUNFT DER KROATEN UND SERBEN AUF DEM BALKAN Das Byzantinische Reich war n ich t nur ein passiver B eo b a c h te r der e rs te n a w a risch en M ißerfolge. Der m äch tige Antritt des K aisers He­ rakleios gegen das P ersische Reich und dessen endgültige Zerschlagung, die N iederlage der Awaren im Ja h re 626 bei K onstantinopel sind u ntrü g­ liche Zeugnisse einer gew issen Wendung im B yzantinischen Reich. Im w es en tlic h en kann man auf zwei en tsch eid en d e F ak to re n hinweisen, die zu d ieser V eränderung beitrugen. Im ersten F a lle können wir von genau festgesetzten und zielbew ußt d urch gefüh rten in n eren Reform en sp rech e n : von ihnen h atten die Kürzung der k ir ch lic h e n Renten und die R eform der Finanzbehörden, die auf Sp arm a ß n ah m en a u sg erich tet w a ­ ren, gerin g ere Bedeutung. Der Hauptbeitrag war eine H eeresreform . Der g ro ß e Mangel, den die erste Hälfte der Regierung des H erakleios aus den Zeiten des Maurikios und Phokas erbte, war die Desorganisation des m ilitärisch en Systems, das h au p tsä ch lich auf einem a n gew orben en Söld­ n e r h e e r beruhte. Auf Grund der Reform en des H erakleios b egannen sich sc h o n zur Zeit sein er Regierung m ilitärisch -ad m in istrative E in h eiten — Them en — zu bilden.1 Ihr Ziel w ar es, einen ständigen Kader der Armee aufzubauen und den F am ilien der Soldaten eine au sreich en d e Rente zu gew äh ren. Eine reg u läre Armee ergänzte sich dann nur im F a lle der N otwendigkeit durch ein gem ietetes Heer aus den Reihen der ö rtlic h e n b a rb a risc h e n Stämme. Der zweite Komplex von M aßnahm en des H erakleios wird schon nicht mehr ganz so deutlich, und wir können nur auf gew isse Tendenzen

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se in er Außenpolitik hinw eisen, die auf ein W irken in der b arb a risc h en b en ach b arten Umgebung a u sg e ric h te t war. Es wurde an passenden Stellen schon darauf hingew iesen, wie die byzantinische Politik geg e n ­ über der umgebenden Welt der B a rb a ren zwischen zwei Tendenzen sch w an kte, die es m an chm al zu verbinden su chte: auf der einen Seite wurde N achdruck auf die selbstän dige Leitung des Kampfes mit den ankom m enden Angreifern gelegt, auf der anderen Seite die Ausnutzung der einen Stäm me und Stam m esgruppierungen gegen andere je nach den Intentionen des byzantinischen Interesses. Kaiser Justin II. bemühte sich folgerich tig, eine Linie der eigenen Verteidigung einzuhalten, zur Zeit des Mauriokios kann man in im mer grö ß erem Maße die Neigung zur zweiten, zur Justinianschen Tradition, verfolgen, die zur Zeit des Herak leio s eine vollständige R en aissan ce erlebte. Im Grunde kann man auf vier Kundgebungen dieser Tendenz hinweisen, die sich unter v er­ sch ied enen Bedingungen äu ßern und deren R eichw eite und Wirkung deshalb au ch ziemlich u nterschied lich sind: das ist die Ankunft der K roaten und Serben auf dem Balkan, das Bündnis des Byzantinischen R eich es mit den Chazaren, die E ntstehu ng von Kubrats Großbulgarien im S ch w arzm eergeb iet und die Existenz eines slaw isch en Bundes in Moesien.2 ♦ Nur ein einziger, und das auch v erh ältn ism äßig später Autor ver­ m erkte die Tradition über die Ankunft der Serben und Kroaten auf dem B alkan — Konstantin Porphyrogenetos.3 Das Wesen sein er N ach rich t — wie wir noch a u sfü h rlich er zeigen werden — beruht darin, daß er die gem einsam e a w arisch -slaw isch e Eroberu n g der w estlich en Teile der B a l­ ka n h alb in sel einerseits und deren N euerwerbung durch das B yzanti­ nisch e Reich mit Hilfe a n d erer Slaw en an d ererseits, in einen Gegensatz setzt; diese Slaw en sind gar n ich t mit den Awaren verbündet, sondern im Gegenteil, sie treten von Anfang an gegen die Awaren und die mit ihnen verbündeten Slawen feindlich auf. Wenn es überhaupt einen Sinn hat, über die ganze N ach rich t und Tradition, die in ihr erfa ß t wurde, Erw ägungen anzustellen, ist es notwendig, von dieser Grunder­ kenntnis auszugehen, sonst m üßten wir die ganze N a ch rich t des g e ­ lehrten Kaisers als reine Phantasie ablehnen. Es ist deshalb n ich t mög­ lich, die Ankunft der Kroaten (und S e rb e n ) mit der u rsprü nglichen Kolonisation des n ord w estlichen Ba lka n s und der anliegenden Gebiete zu verbinden, die mit den Awaren zusam m enhing; es ist ebenso n ich t möglich, ein m assen h aftes Eindringen von jen seits der Donau v orau s­

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zusetzen, das man in die zweite Hälfte des 6. Jh. legen könnte, weil es sich mit a w a risch em W iderstand treffen würde.4 Das Durchdringen der Slawen, die n ich t mit den Awaren verbündet w aren, sondern im Gegenteil feindlich gegen sie eingestellt w aren, kann m an in der aw arisch en Epoche in zwei Richtungen annehm en. Nach der En tstehu n g des R eiches Sam os ö ffn ete sich der Weg vom M ährischen Tor durch K aran tan ien, n ach dem Jah re 602, bzw. 626 wurde die Donau­ s t r a ß e frei. Es wird noch gezeigt werden, wie sich n ach dem Jah re 602 bei der Sch w äch u n g der a w a risch en E in fä lle die Haltung der Slawen, die in M assen in die byzantinischen Gebiete eindrangen, gegenüber dem Reich von einer feindlich en und erobernd en in eine im g ro ß en und ganzen n eu trale bis verbündete zu ändern begann, was den sla w isch en Stäm m en erm öglich te, von Norden (aus dem T ra n sk a rp a ten g eb ietJ en tlan g der Donau au ch in die Gebiete des nord w estlich en B alk an s durchzudringen.5 Beide A lternativen sind in Zusam menhang mit der Ankunft der Kroaten und Serben auf dem B alk an m öglich; es ist jedoch gegenw ärtig n ich t m öglich, sich für irgendeine von ihnen zu e n tsc h e i­ den. Das wird verhindert durch die u n sich ere und n ich t eindeutige Lokalisierung der u rsprü nglichen Heimat, aus der beide V ölker auf den B alkan kamen, und die K onstantin G ro ßkroatien oder W eißes Kroatien, bzw. Serbien nennt.6 Außerdem wies die ä lte re Literatur gegen einen m öglich en g en etisch e n Zusam m enhang der süd- und w estslaw ischen Stäm m e auf ihre Zugehörigkeit zu zwei v ersch ied en en Zweigen der Slaw en hin. G egenw ärtig än d ert sich jed o ch diese Ansicht über die Fra g e einer s p ra ch lic h en Differenzierung in dem Sinne, daß man sie kaum sch on in den Bedingungen eines gem einsam en A ufenthaltes in einer slaw isch en Urheim at voraussetzen kann, und es h e r r s c h t die Mei­ nung vor, daß diese Ersch einu n g das Ergeb n is einer langandauernden, s p r a ch lic h e n E n tw icklu n g unter g eteilten h istorisch en und g eo g ra p h i­ sch en Bedingungen sei.7 Die Interp retation der Tradition, die Konstantin P orphyrogenetos über die Anfänge der kroatisch en und se rb isc h en G esch ich te auf der B a lk a n ­ halb in sel au fschrieb, trifft auf bedeutende Sch w ierigkeiten , die in der s ic h tb a re n Uneinheit und bis zu einem gewissen M aße sogar W ider­ sp rü c h lich k e it der erh a lten en N ach rich t beruhen. Mit a nd eren Worten, es geh t um die Möglichkeit, in K onstantins Text einige zumindest g e g e n ­ seitig n ich t übereinstim m ende Traditionen festzustellen, die sich über die gegeben e h istorisch e Ta tsa ch e in v ersch ied en er Umgebung erh alten konnten. Das erste Wort bei der Lösung dieser Frage fällt der Text- und Inhalts-

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kritik des W erkes Konstantins zu, die mit absoluter Klarheit zeigte, daß die Kapitel 29 und 31— 36 des zugehörigen W erkes ein a b g esch lo ssen es Ganzes bilden — sowohl form al als auch in h altlich — , w äh ren d sich das Kapitel 30 aus diesem e in h eitlich en Rahmen entzieht.8 Hier jedoch enden Meinungsübereinstim m ungen und unbestritten belegte Ta tsach e — w eitere Zusamm enhänge sind das Objekt von Diskussionen. Im Grunde treten in der Literatu r zwei m ögliche A lternativen auf, die von den Angaben des 30. Kapitels au sgehen — bei einer gleichzeitigen V ern ach lässigu n g oder Betonung gew isser form aler Anzeichen. An der angefü hrten Stelle h eißt es, daß die K roaten (es v ersteht sich aus G roß­ k ro a tien ) einen eigenen Fü rsten haben, Otto dem Großen, dem f r ä n k i­ sch en und sä ch sich en König, untergeben sind und F reu n d sch a fte n und E h eg em ein sch a ften mit den Türken (M agyaren) a b sc h lie ß e n .9 Am kon ­ k retesten ist die Angabe über die A bhängigkeit der K roaten von Otto dem Großen. Für den erw äh n ten Fü rsten wird allgem ein Boleslav II., d er T sch ech ische, gehalten, und diese Interp retation sch ein t am w a h r­ s c h ein lich sten zu sein. Wenn die Siedlungen der K roaten th eoretisch in das Gebiet gelegt werden können, das von der T sch ech ei und der W eich ­ sel, beziehungsweise dem Gebiet jen se its dieses Flusses ab gegrenzt wurde, kommt am eh esten ein ts c h e c h is c h e r Fürst in B etrach t, der in den zeitgenössischen Quellen als Herr von Prag, Bujm a und K rakau 10 b ezeich n et wird, bzw. der Provinz Wag, die unbestritten au ch ein Teil der nörd lichen Slow akei w ar.11 Die Angabe über die n ich t getau ften Kroaten ist n ich t glaubwürdig, und man kann aus ihr keine w e itr e ic h e n ­ den Sch lüsse ziehen — K onstantin h ält auch G roßm ähren für nicht g etau ft.12 Da das Entstehungsdatum des 29. Kapitels (und damit auch der Kapitel 31— 36) genau ist — Konstantin selbst gibt das Jahr 949 an,13 muß man versuchen, eine m öglich st genaue Datierung des 30. K a­ pitels zu erlangen. Zugunsten sein es sp ä teren E n tste h e n s wurde in der Literatur das Argument angefü hrt, daß der T sch ech e Boleslav II., die deutsche O b erh errsch aft erst im Ja h re 950 an erkan n te, d. h. die E n ts te ­ hung der Passage und des ganzen Kapitels muß frü hesten s in dieses Jah r gelegt w erden.14 Im w eiteren V erlauf der Diskussion wurde auf die M an gelhaftigkeit dieses Arguments hingew iesen — das deutsche Kaisertum konnte die T sch ec h ei sch on von dem Jah re 929 an formal als V asallen geb iet betrachten , als sich der Fü rst Václav verpflich tete, regelm äßig e Abgaben zu zah len .15 Man kann jed och zugunsten einer späteren Datierung des 30. Kapitels w eitere Argumente anfüh ren . Man kann nach dem Jahre 955 am w a h rsch ein lic h sten freu n d sch aftlich e tsch ech isch -m ag y a risch e Kontakte an n eh m en.16 Außerdem sprich t das

31. Kapitel von Ein fä llen der F ran ken , die sic h e rlic h einer U n terw er­ fung der T sch ec h ei (des „ k ro a tis c h e n “ Fü rsten tu m s] vorausging, w o r­ über das 30. Kapitel b erich tet. Es ist offen sich tlich , daß die U rsach en für eine Datierung des 30. Kapitels und damit auch für eine Bestimm ung sein er Beziehung zu den ü brigen Teilen bis jetzt nicht unum stritten sind. Obwohl die Kapitel 29 und 31, mit denen sich das 30. Kapitel in h a lt­ lich deckt, ein v erh ältn ism äßig r e ic h e re s Q uellenm aterial zur a n fä n g li­ ch en G esch ich te der K roaten und Serben en thalten, kann m an das sp ä tere Kapitel n ich t a priori für einen rein kom pilatorisch en und w e r t­ losen Auszug aus den vorangehenden Teilen halten. V erglich en mit dem 29. Kapitel taucht im 30. Kapitel — abgesehen von form alen und logischen Amplifikationen, die im sp äteren Kapitel durch eine Kürzung des u rsprü nglichen Textes h erau sfielen — nur eine einzige Abweichung auf, die in der L iteratu r Aufm erksam keit erw e c k en und zu w eitreich en d en Erw ägungen führen kon n te.17 E s geht um die B ezeichnu ng der E ro b e re r von Salona: im 29. Kapitel w erden sie als Awaren bezeichnet, die auch Slaw en gen an n t werden, im 30. sind es schon nur Awaren. Dieses Problem hört jed o ch auf ein Problem zu sein, wenn w ir uns k lar m achen, daß eig en tlich K onstantin selbst diesen U nterschied in der W iedergabe beider Kapitel erk lärt. Indem er von den E ro b e re rn S a lo n a s spricht, bem erkt er, daß es Slaw en seien, auch Awaren genannt, die jen se its des Flu sses Donau siedelten, d. h. in P an ­ n onien.18 Der g eleh rte byzantinische Kaiser konnte die Tatsach e, die ihm n ich t u nbekannt blieb, nicht treffen d er zum Ausdruck bringen: die tiefe und w eitreich en d e a w a risch -slaw isch e Symbiose im Territorium des eigen tlich en A warischen Reiches. Es ist deshalb nur eine S a ch e der Form ulierung, ob er die E ro b erer Salon as nur Awaren (Kap. 30] oder A w aro-Slaw en (Kap. 29) oder nur Slaw en (Kap. 29) nennt. Es gibt deshalb keinen Grund, die W iedergabe aus dem 30. Kapitel der Tradition des 29. Kapitels als Gegensatz g egenü b erzustellen.19 Es ging h ier nicht um zwei v erschiedene E in fälle, sondern um eine zusätzliche Ergänzung des g le ic h en E in fa lles durch eine w eitere Angabe, die offen sich tlich aus der einh eim isch en d alm atinischen Ü b erlieferu ng stam m te.20 An der a n gefü h rten Stelle lesen wir näm lich, daß die B ew ohner von Ragusa irgendwann einm al die Stadt Epidaurum bewohnten, die von Slawen ero b ert worden war, und die Bew ohner, soweit sie sich retteten , fanden Zuflucht in den u nzugänglichen Bergen. Ihnen sch lossen sich aus dem gleich en Grund auch die B ew ohn er Salon as an. Das Datum, das von K onstantin angegeben wird, ist p h an tastisch — er legt die Eroberu ng Salon as durch die Slaw en in das Jahr 449. Aus

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v ersch ied en en V erbesseru ngen und angenom m enen Irrtü m ern von A bsch reibern lä ß t sich in diesem F a lle wohl n ich t au sgeh en .21 E rn eu t muß m an th e o retisch eine F ra g e au ftisch en : in w elch e m Zeitraum ist die Besetzung Salon as und an d erer d alm atin ischer Städte durch die Slaw en real, und w elch e Slaw en könnten das sein. Nach dem, was sch on über das M asseneindringen der Slaw en in die n ord w estlich en Gebiete des B a lk an s gesagt wurde, wird deutlich, daiV das Ende des 6. Jh. geschah, und daß m an die Kolonisation dieser Ge­ biete w en igsten s in ihren A nfängen in Zusam m enhang mit dem awarisch en Durchdringen bringen kann, w orüber sc h lie ß lic h selbst K onstan­ tin spricht. Salona konnte nur von Slaw en aus Pannonien b e h e rrsc h t werden, und so kann dieses Ereign is zu Beginn des 7. Jh. d atiert w e r­ den.22 Berührungspunkte der Kapitel 30 und 31 bildet die Tradition über die Ankunft der Kroaten. Grundlegende Abweichungen, die über die versch ied en en Traditionen und ihre u n tersch ied lich e politische, bzw. p ropagandistische oder nation ale Zuspitzung in B e tra c h t kommen könnten, sind folgende: das Kapitel 30 sp rich t über die Ankunft der Kroaten, ohne daß es seinen Zusam m enhang mit der Politik des Reiches und n am en tlich des K aisers erw ä h n t hätte, w ährend das 31. Kapitel k lar bestätigt, daß die Ankunft der K roaten auf Impuls des H erakleios st a t t ­ fand. Das Kapitel 30 führt fünf Brüder an: Klukas, Lovesos, Kosnetic, Muchlo und Chorvat, und zwei Sch w este rn : Tuga und Boga, die die K roaten auf den B alkan führten, w ährend das 31. Kapitel einen Häupt­ ling erw ähnt, den „Vater des P orgos“.23 Vor allem muß man kon statieren , daß sich die Angaben der Kapitel 30 und 31 in keinem einzigen F a lle a u sdrücklich w idersprech en : H erak­ leios konnte infolge stilistisch e r V erb esseru ngen aus dem 30. Kapitel h erau sfa llen , und es steh t dem n ic h ts im Wege, daß einer der a n g e ­ führten fünf Brüder für den V ater des Porgos geh alten werden könnte. Im F a lle der Serben ist die Situation anders: die Ü b erlieferu ng über die Anfänge ih rer G esch ich te auf dem B alkan ist in sich ab g esch lo ssen und e in h eitlich ; es gibt k e in e rle i Anzeichen frem d artiger E lem ente, dia in sie gelang t sein könnten. Es ist n ich t klar, ob wir auf Grund dieser einzelnen Abweichungen in den Kapiteln 30 und 31 von einer komplexen kroatisch en und byzan­ tinischen Tradition über die Ankunft der Kroaten auf dem B alkan s p r e ­ ch en können, die sich g eg e n ü b ergestellt werden könnten.24 Die E rw ä h ­ nung der fünf Brüder und zwei Sch w estern , die schon in Hinblick auf die n ich t trad itionelle Zahl und Zusam m enstellung Glaubwürdigkeit

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1 b ean spru cht,25 hat im Grunde keine Bedeutung. Die Akzeptierung der A lternative in Kapitel 30 oder Kapitel 31 ändert n ich ts am C harakter der h isto risch en T a tsach e und des h istorisch en Prozesses der k r o a ti­ sc h e n Migration auf dem B alkan. Vom Standpunkt einer Gegenoffensive gegen die Awaren aus h at jedoch die Fra g e einer Mitwirkung, bzw. N ichtm itw irkung der b yzantinischen Politik in diesem Prozeß große Bedeutung. Der C harak ter elh a lte n e r N ach rich ten erlaubt es nicht, einen en tsch ied en eren Standpunkt darüber zu äu ßern , w elch e der e rh a lte n e n „T rad ition en “ ric h tig e r und w elche tendenziöser ist. Im w esen tlich en h aben wir h ier n äm lich eine bestim m te, in sich a b g esch lo ssen e und m ehr oder w en ig er ein h eitlich e Tradition, auf Grund w elch e r wir eine v erh ältn ism äß ig zusam m enhängende Auslegung d er E reign isse im n ord w estlich en Territorium des B alk a n s zu Beginn des 7. Jh. geben können. Die N ach rich t Konstantins ergän zt die E rk e n n t­ nisse über ein Durchdringen von Awaren und Slaw en ins Inn ere des Balkan s, wie wir es aus den M iracula, von Johannes von Ephesos und an deren verwandten Quellen kennen, über Angaben über die Situation an der d alm atinischen Küste. Hier kommt es in Übereinstim m ung mit der G esam tentw icklung zu a w arisch -slaw isch en Angriffen auf einzelne Städte, unter ihnen Salon a und Epidaurum, die durch diese v ern ich tet wurden. Gleichzeitig — wie noch gezeigt w erden wird — kommt es im Jah re 602, bzw. 626 zu einem m a ssen h a ften sla w isch en Eindringen auf den Balkan, das ab er nicht mit den Awaren in Zusamm enhang stand, sondern gegen sie g eric h tet war. Man kann im Grunde akzeptieren, daß sich auch die Ankunft der Kroaten und Serben im Rahm en dieses P ro­ zesses abspielte. Obwohl die slaw isch e M igrationsbew egung spontan war, ist es n ich t au sgesch lo ssen, daß die Regierung in K onstantinopel gewisse K ontakte mit den Slaw en im Sch w arzm eergeb iet h atte und v ielleic h t au ch in der tra n sk arp atisch e n Region, wie es die Zusammen­ arb eit mit den Anten ganz zu Anfang des 7. Jh. im Kampf gegen die Awaren zeigt. Obwohl man über eine Initiative des H erakleios bei der Ankunft der Kroaten und Se rb e n auf dem B a lk an n ich ts Bestim m tes sagen kann, war die Veränderung, die durch die B eh errsch u n g der eh em aligen aw arisch sla w isch en Positionen in Dalmatien und auf dem n ord w estlich en B alkan überhaupt stattfand, für das B yzantinische Reich unbestritten günstig, und das Reich w u ßte sie auszunutzen. Sie fügte sich im gro ß en und ganzen in die Bem ühungen um eine ern eu te E rringu ng der byzantini­ sch en Obrigkeit in den B alkanprovinzen ein, denn sie entledigte das Reich se in er g e fä h rlic h ste n Feinde — der Awaren.

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Die Kapitel des zweiten Buch es der M iracula des hl. Dem etrios, die die Ereign isse n ach dem Jah re 626 b etreffen , illu strieren am besten die neue Situation auf der Ba lka n h a lb in sel. Wenn im ersten Ü b erfall auf Thessaloniki das erste Wort den Awaren gehörte, so b esch rä n k t sich im zweiten Jah rzeh n t des 7. Jh. ihr Wirken in den in neren B a lk a n p ro ­ vinzen auf Aushilfe für die Slaw en, n ach dem Jahre 620 verliert sich der a w arisch e E in flu ß in diesen Gebieten ganz. Obwohl n ach den unum strittenen Zeugnissen der zeitgenössischen Autoren, ab er vor allem der v orangehenden Kapitel der M iracula, besonders der m ittlere Teil der B alk a n h a lb in se l dicht von Slaw en b e ­ setzt war, gab das Byzan tin isch e Reich seine Ansprüche auf diese Gebiete n ich t auf und b e tra c h te te sie w eiterhin als einen se in er B estan d ­ teile. Diese Ansprüche w a ren vor allem in Krisenzeiten, für die man die ganze erste Hälfte des 7. Jh. h alten kann, m ehr oder w en ig er nom i­ nal. Sobald das Reich in der Lage ist, gewisse Gegenaktionen zu u nter­ nehmen, werden seine Ansprüche W irklich keit. Die Beziehungen der Slaw en und des B yzantinischen R eich es en tw ickeln sich also re c h t m an nigfaltig und hängen ab von der m om entanen V erteilung der Kräfte und ändern sich dan ach.26 Die erste Möglichkeit, die sich dem Byzantinischen Reich bot — auf jeden Fall die erste Möglichkeit, die von den Quellen belegt wurde —, w ar der Feldzug des Kaisers Konstantin n ach Slawinien, i. e. M ake­ donien, im Jah re 658. Die Quelle g eb rau ch t eine allgem eine und w ort­ karge Form ulierung — der K aiser u n terw a rf viele Slawen. Es ist nicht klar, w elch e Slaw en das w aren, s ic h e r ist jedoch, daß es zu einer gew is­ sen Ern eu erun g der byzantinischen Autorität in der Umgebung von Thessaloniki kam .27 Bildlich zeigt das der G esam tch a ra kter der Legende, die im 4. Kapitel der M iracula w iedergegeben wird. Perbund, der Häupt­ ling der Rynchiner, die unweit Th essaloniki an sässig w aren , wurde verdächtigt, unlautere Absichten gegen das Reich zu hegen und wurde n a ch K onstantinopel gesandt. Auf die Forderung der R ynchiner und Strim on cer wurde er aus der G efangenschaft en tlassen, v ersu chte aber aus K onstantinopel zu en tflie h e n und wurde deshalb h in g eric h tet.28 Es ist unbestritten, daß die Vorladung eines slaw isch en Häuptlings nach Konstantinopel, die T atsach e selbst, daß es möglich war, ihn durch behördliche M acht n ach K onstantinopel zu ü berfü h ren — daß das alles auf die Existenz einer gewissen fo rm a l-re ch tlic h e n Beziehung zwischen dem Reich und den Slaw en hinweist, die auf seinem Territorium lebten. Wenn m an die Genese und die Anfänge der slaw isch en Besiedlung kennt, lä ß t sich voraussetzen, daß sich ein so lc h er Zustand infolge eines

bestimmten rad ikalen E in griffes des R eich es en tw ickelte, das dauernden C harak ter hatte. Der Tod des Perbund h atte einen slaw isch en Angriff auf Th essaloniki zur Folge und dessen zw eijäh rige Blockade, bei der neben den R ynchinern und den Strim on cern auch die Dragoviten erw ä h n t werden. Die Reaktion der Slaw en kann in diesem F a lle nicht an ders als ein Aufstand gegen den byzantinischen Hof und dessen Poli­ tik gegenü b er den Slaw en gew ertet werden. Der Kaiser konnte der belagerten Stadt nicht w irksam h elfen, weil er mit an deren Ereign issen b esch ä ftigt war, am w a h rsch ein lich sten mit dem Kampf gegen die A ra­ ber, die die Quellen vorher erw äh n en ; der a ra b isc h e Krieg und die B elageru ng Th essalonikis fallen in das 5. Jahr der Indiktion.29 Am Angriff auf Thessaloniki nahmen nicht alle Slaw en teil, die in der Umgebung der Stadt a n sässig waren. Die Velesgiten h ielte n auch w e ite r­ hin mit der Stadt und dem Reich den Fried en au frecht, w as daraus zu erseh en ist, daß die Bew ohner von Th essaloniki Boote mit der Bitte um Lebensm ittel zu ihnen sandten. Es ist n ich t leich t zu klären, ob die freu n d ­ sc h a ftlic h e Haltung der Velesgiten dauernd war, ob sie freiw illig war oder durch die Umstände erzwungen. Es bleibt jedoch eine Tatsache, daß das Reich auch unter den Bedingungen des 7. Jh. w eiterh in die traditio nellen Methoden sein er Außenpolitik (in der gegeben en Situation wurde sie schon zur Inn en politik} verfolgte, indem es in seinem eingenen In teresse die einen Stämm e gegen die anderen ausnutzte. Die Dienste äh n lic h en C harakters, wie es der velesgitische war, konnten in gewissen, besonders g efä h rlich en Situationen den C harakter einer föderativen Hilfe haben. Die Stadt wurde dank dem Wunder des hl. Demetrius gerettet, aber die Strim o n cer und R ych in er ü bertru gen ihre Aktionen auf das Meer, wo sie byzantinische H andelsschiffe ü berfielen. Gegen sie zog n ach der Beendigung des a ra b isch en Krieges der K aiser zu Felde und unterw arf dem Reich die au fstän d isch en Slaw en .30 Für die Datierung dieser E reig n isse ,31 deren term inus post quem sic h e rlic h das Jahr 658 ist, bietet die Quelle drei Angaben: die Ankunft des Perbund in K onstantinopel in einer Zeit, als der Kaiser den Krieg gegen die Araber vorbereitete, die Blockade Th essalonikis durch die Slaw en, datiert durch die 5. Indiktion, als der Kaiser auf dem Feldzug w ar; der term inus ante quem ist der Feldzug Justinians II. im Jah re 688, w ährend dessen die m akedonischen Slaw en endgültig u nterw orfen w u r­ den.32 (Ausdruck dessen U n terw erfen s ist auch die Sch affu n g eines zwei­ ten eu ropäisch en Themas, Helladikoi genannt, das zum ersten m a l im Ja h re 695 erw äh n t wird.33 Trotz seines unbestimm ten geograph isch en

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Ausmaßes geh ört h ierh er sich e rlic h das m ittlere G riechenland und die Umgebung von Thessaloniki, wo man auf Grund der eindeutigen N a ch ­ ric h ten der M iracula (4. und 5. K apitel) zu den unbestritten u nterw or­ fen en Stäm m en die Rynchiner, Dragoviten, S trim on cer und die Velesgiten rech n en kann. Aus dem Text des B erich tes über den Feldzug Justinians geh t hervor, daß die Slaw en endgültig besiegt wurden. Es ist dabei ch a ra k teris tisc h , und von neuem wird dadurch die d ifferen zierte Beziehung des Byzantinischen R eiches gegenü ber den Slaw en im 7. Jh. bestätigt, daß der Kaiser die einen Slaw en u nterw arf, ab er mit den an deren ein Abkommen a b sch lo ß und sie in das Thema Opsikion umsiedelte — also wiederum tre ffe n wir auf eine bestim m te Form von föderativen Beziehungen, die sch on aus dem vorangehenden Zeitraum bekan nt sind.) Im Zwischenraum zwischen den Ja h ren 658 und 688 fä llt die fünfte Indikation auf die Jahre 662, 672, 677, 682, 687.34 Die Kriege mit den A rabern wurden nach dem W affenstillstand, der in Zusam m enhang mit Unruhen im a ra b isc h en K alifat Ende der fünfziger Jahre nachfo lgte, im Jah re 663 wieder aufgenom m en.35 Die Awaren u nternahm en jed es Jahr A ngriffe auf K leinasien; das w aren jedoch nur G renzstreitigkeiten. Eine a ra b isc h e Gefahr eines so lch en Ausmaßes, daß sie die Gegenwart des K aisers erfo rd ert hätte, kann man in die Jah re 6 7 4 — 78 legen. Zu der Zeit n äh erten sich die Araber bis n ach Konstantinopel. E rst n ach dem Ja h re 678, n ach der N iederlage der Araber und dem Fried en ssch lu ß, der auch n a ch dem Tode M uawijas im Jah re 680 und n ach den n a c h f o l­ genden A useinandersetzungen im a ra b isc h en Reich n ich t gestört wurde,36 konnte der Kaiser bestimmte Heere n ach Europa versch ieben und sich den E reign issen auf dem Balkan widmen, w orüber auch die Kämpfe mit den in Moesien ankom m enden Bulgaren Zeugnis ablegen. Deshalb ist es auch am eh esten w ah rsch ein lich , den slaw isch en Aufstand und die Perbund-Affaire in die Jah re 6 7 4 — 79 zu datieren.

7. DIE K R ISE UND DER N EUE AUFSCHWUNG DER MACHT DES AW AREN REICH ES

A j DAS SCHWARZMEERGEBIET IN DER ZEIT 55 8— 680 Die G eschichte des Awarischen R eich e s fand nach dem Jahr 626 in den Quellen der zeitgenössischen W elt derart wenig Widerspiegelung, daß die Frage, ob es ü berhaupt vom h isto risc h en Standpunkt aus mög­ lich ist, über die aw arisch e Problem atik in diesem Zeitraum Erw ägu n ­ gen anzustellen, in gew issem Maße ihre B erech tigu n g hat. Im v orau f­ gehenden Zeitraum der G eschichte der Awaren ist die h istorisch e F o r ­ sch un g in der Lage, einen b efriedigen d en B lick nur auf die G eschichte der ä u ß e re n E reign isse zu geben, die entw eder die Awaren direkt b e tr a ­ fen, oder deren Sch öp fer die Awaren se lb st w aren. Nach dem Jah re 626 — bis auf einige h istorisch e Momente, die jed o ch ih ren Platz in den h istorisch en W erken in Zusamm enhang mit anderen E reign issen und an deren V ölkern und Stäm m en fanden, wo die Rolle der Awaren nur u ntergeord n et w ar — haben wir p raktisch n och nicht einm al diese M öglichkeit. Diese T atsach e ist b esonders in Hinsicht auf das Sch w eigen der byzantinischen Quellen seh r belehrend. Die Tradition des byzanti­ nischen, g e s c h ic h tss ch re ib e ris ch e n und h istorisch en S ch a ffen s, das in seinen Anfängen bis in die späte Antike zurückgeht, und das seinen k la ssisch e n V ertreter in Prokopios fand, rich tete sich in seinem In te ­ resse an der umgebenden Welt n ach der Inten sität und Gewichtigkeit ih rer B eziehungen zum Reiche — ob nun im positiven oder negativen Sinne. Anstelle einer w ahrnehm end en E instellung tritt in der byzanti­ n isch en h istorisch en Literatur eine u tilitaristisch e Haltung voll hervor; aus der Frequenz einzeln er Gebiete oder eth n isc h er Gruppen auf ihren Seiten kann man v erh ältn ism äßig zuverlässig ihre W ichtigkeit und V ertretu ng in einer Welt, mit der das Reich in Kontakt kam, bestimmen. Deshalb ist das fast gänzliche Sch w eigen der byzantinischen Quellen ü ber die Awaren für sich selbst b eredet und bedeutet viel für B ew e r­ tung ih rer En tw icklu n g n ach dem Jahr 626. Im 7. Jh. — im U nterschied zum vorangehenden — erm ög lich en w en i­ g er z ah lreich e Quellen, h öch sten s mit N ach richten eh er episodischer Natur, sich über einige Probleme des in neren Lebens und der G esch ich te des A w aren reich es in Pannonien Gedanken zu m achen. Diese ganze Problem atik ist mit einem sehr weiten geo grap h isch -h istorisch en R ah­

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men verbunden, den Osteuropa und vornehm lich die Sch w arzm eerstep p en und w eiter ganz M ittelasien bilden. In der bisherigen Literatur wurde auf m ögliche gegenseitige Zusam m enhänge hingewiesen, über die an dieser Stelle gesagt w erd en kann, daß sie nicht in dem gle ich en Maße genügend b elegt und a u ch n ich t w ich tig sind. Im Grunde kann über diese Zusam m enhänge folgendes zu sam m en gefaßt werden: 1. der Aufstand der pan n on isch en B ulgaren und die En tstehu n g von Kubrats G roß-Bulgarien. Damit ist auch die Problem atik des zweiten aw a risch en K haganats verbunden; 2. die M öglichkeit der Ankunft n eu er n om adischer Gruppen n ach P an ­ nonien in Zusam m enhang mit dem Z erfall G roß-Bulgariens; 3. die Veränderung der m a terie lle n Kultur in Pannonien n ach dem Jah re 680, deren U rsach en unter anderem in den Ereign issen auf dem Gebiet von den ostru ssisch en Steppen bis zum A ltaischen V orgebirge zu su chen sind. Auf den erste n Blick ist es o ffen sich tlich , daß es um einen Komplex von drei Fragen geht, die in ihrem Wesen voneinander en tfern t sind. Im erste n Fall handelt es sich um die F eststellu n g des fa k tisc h en Aus­ m aßes des m a c h th a b eris c h en E in flu sses des A w aren reich es im 7. Jh., im zweiten Falle um eine Analyse der m ach th ab erisc h en Beziehungen im Sc h w arz m eergeb iet und ih ren ev entuellen W iederhall im b en a ch b a rten geopolitisch en Rahm en des A w arisch en Reiches, im dritten um die Problem atik ev entueller Rezidive und Ausklänge der M igrationsprozesse unter den Bedingungen des 7. Jh. Die n achfo lgen d e Studie der V e rh ä lt­ nisse im Sch w arzm ee rg eb iet will kein ersch ö p fen d er h isto risc h er Ü ber­ blick sein, sie ist au ssc h ließ lic h vom Standpunkt dieser drei Aspekte aus eingestellt. N ach dem Abzug der Awaren n a ch Pannonien fiel die führende m a c h t­ h ab e risch e Rolle im Sch w arz m ee rg eb iet den Türken zu. Aus der v or­ an gehend en Auslegung der E reign isse bis zum Jahre 568, deren w e s e n t­ lich ster Zug in der Bemühung des B yzantinischen R eiches beruhte, sich mit tü rk isc h e r Hilfe der a w a risch en N a ch b a rsc h aft zu entledigen, ließe sich erw arten , daß das Reich die V erh ältn isse an sein er Nordgrenze sehr vorteilh aft regelte. Die G esch ich te w iederholte sich jed och ab erm als in ihrem w esen tlich en Sinne: der eine sta rk e Gegner wurde durch einen an d eren ersetzt. Deshalb sind auch die kühle Aufnahme, die den byzan­ tin isch en Gesandten bei einem der w estlich en türkisch en Chane, Turxanth, im Jah re 576 zuteil wurde, und der n achfo lgen de Bru ch n ich t unv erstän d lich.1 Die tü rkisch en Vorwürfe, die an das Byzantinische Reich ad ressiert

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sind, sind doppelseitig: die einen b etreffen offen sich tlich Persien, gegen das an der Seite der Türken an zutreten das B yzantinische R eich im Jah re 570 zögerte, die anderen b etreffen ganz eindeutig die Awaren. Schon im Ja h re 568 forderten die Türken das Byzantinische Reich auf, den Awaren n ich t zu erlauben, sich in Pannonien niederzulassen, weil sie ihre Feinde seien.2 Diese Forderung der Türken ist in gew is­ sem M aße verblüffend. W elch ein Interesse konnten sie d aran haben, daß die Awaren n ich t in das sirm isch e Gebiet g elan g te n ? Die Türken begriffen sic h e rlic h eines, was sowohl dem B yzantinischen Reich als auch den Awaren k la r war — daß durch den Gewinn oder Verlust Sirmiums der Sch lü ssel zu den Unterdonauprovinzen auf dem B alkan gew onnen oder verloren wurde. Doch n ich t einm al durch eine so lch e Interp retation k lä ren sich das Problem und das Rätsel um eine tü r­ kische Forderung dieser Art auf. In der Antw ort Turxanths ist u nbestritten belegt, daß in das türku t­ sc h e Chanat schon dam als die Utiguren gehörten, d. h. d em nach war die w estlich e Grenze der Türken am Don, die gleichzeitig in der L iteratur auch für die Grenze mit den Kutriguren g eh alten wird, die U ntergebene des aw arisch en K hagans waren. Es ist nicht klar, warum den Türken bei einem so lch en Stand an den Awaren gelegen gew esen sein sollte, die in Pannonien w aren, wenn doch eh er die, die im Sch w a rz m ee rg eb iet w aren, ihre A ufm erksam keit h ätten fesseln sollen. Es ist lo gisch er anzunehmen, daß sich die tü rk isch e Macht od er zumin­ dest der türkisch e Ein flu ß in n ich t n ä h er bestim mter Form über das ganze Sch w a rz m ee rg eb iet au sbreitete. Dann ist ihr Interesse an der unteren Donau absolut deutlich. Es ist interessan t, daß wir von byzanti­ n isch er Seite aus noch einm al etw as über die Ausbreitung des tü rk i­ sch en E in flu sses erfah ren , obwohl der C harak ter der N ach rich t nicht b ew eisk räftig genug ist. Beim Versuch der Awaren, im Jah re 579 im Donaudelta auf das linke Ufer des Flu sses durchzudringen, drohte ihnen der byzantinische Kaiser, daß die Türken sie h ier an falle n könnten.3 Zwei E rw ähnungen, aus denen sich auf eine Ausbreitung der tü rk i­ sch en M acht über den Don hinaus s c h lie ß e n ließe, sind n atü rlich nicht a u sreich en d ; sie sind jedoch im E in klang mit der w eiteren Entw icklung und mit der tü rkisch en Expansion wie auch der Situation, die sich aus dem a w a risch en W irken an der u nteren Donau im letzten Jah rzeh n t des 6. Jh. en tw ickelte. Die tü rkisch en Vorwürfe, die dem Byzantinischen Reich und seiner Politik w egen Persien und h a u p tsäch lich wegen der Awaren gem ach t wurden, sind nicht am Platze.4 In der Situation, in der es sich befand,

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konnte sich Byzanz gegenü ber den Awaren keinen anderen Weg als den der Zugeständnisse erlauben, der sch on um das Jahr 570 erk e n n tlich wurde. Das jed o ch beunruhigte die Türken. Fo lg en sc h w erer jedoch w a ren die Uneinigkeiten, die eine für die Türkuten leben sw ich tige Fra g e b etra fen : im Jah re 574 sc h lo ß das B y­ zan tin isch e Reich m it Persien Frieden, und die Türken blieben bei der E roberu ng der Kaukasusgebiete allein. Sch on im Ja h re 576 u nternahm en sie desw egen gegen das Reich erste feindlich e Aktionen: sie sandten ein Heer gegen die Stadt Bospor, die im gleich en Jahr fiel.5 Die Türken v ersu ch ten auch, Chersones zu ero bern .0 Nach dem Tode des gro ß en Tobo-Chan, Arslan genannt, im Jah re 581 kommt es im Tü rkischen Reich zum Kampf um die Macht zwischen den einzelnen Th ron an w ärtern , der erst im Jah re 593 endet.7 In dieser Zeit stellte das Byzantinische Reich Bospor wieder her,8 und die Tü r­ ken w a ren mit dem Aufstand der S c h w arzm eerstäm m e b eschäftigt, die nur kurz vor dem Jahr 598 in den Rahm en des Tü rkischen R eiches zu rückkehrten . Aus der Interp retation der tü rk isch en Gesandten aus dem Jah re 598 geht hervor, daß die Türken die Oguren u nterw arfen, die gegen sie rev oltiert h ätten .9 Es ist w ah rsch ein lich , daß die O ber­ h e rrs c h a ft der Türken über die Regionen, die vor dem Jah re 581 in ihr Reich gehörten, in vollem Maße restitu iert wurde. Die N ach richt b estätigt gleichzeitig die Ern eu eru n g eines b yzantinisch-tü rkischen Bündnisses. In der Inform ation aus dem Jah re 598 findet man eine Passage, die in Hinblick auf die Kontakte des Sch w a rz m ee rg eb ietes mit Pannonien wie auch in Hinblick auf die a w a risch e G eschichte ü berhaupt seh r bedeutsam ist. Theophylaktos sagt, daß sich von den Oguren zeh n tau ­ send M enschen aus den Stäm m en T arn ia ch und Kotzagir, die von den Stäm m en v ar und hun abstam m ten, a b sp alteten .10 Den gleich en Ur­ sprung h at auch der Stam m Zabender, der jedoch n ich t n ach Pannonien zog, und es ist nicht klar, warum er in diesem Zusamm enhang a n g e ­ führt ist. Die Lokalisierung dieser Stämme, die aus anderen Quellen nicht b ekan nt sind, v eru rsach t Sch w ierigk eiten . Beim Stam m Kotzagir ist die V erw an d tsch aft mit äh n lic h en Benennungen bei Agathias deut­ lich, die o ffen sich tlich mit der ersten hun n isch en W elle Zusammen­ hängen, die im Jah re 376 ins Sch w a rz m ee rg eb iet gelangte. Über T a r­ niach kann man nichts sagen; Zabender ist verbunden mit einer Stadt und Topik, bekan nt im n örd lich en Daghestan.11 Aus der Notiz des T h eo­ phylaktos ergibt sich eine w ichtige Sch lu ßfolgeru n g: das S c h w a rz m e e r­ gebiet behielt auch n ach dem Jahre 568 seinen Kontakt mit Pannonien;

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im Sch w a rzm ee rg eb iet lebten au ch w eiterh in gewisse Ü berreste des a w arisch en Volkes. Im Jah re 604 kommt es im T ü rkischen Reich zu ern eu ten Unruhen, die zur Teilung des Chanats in ein östlich es und ein w estlich es führten. Der H auptchan K ara-čurin v erschw and spurlos, und der duluische Stam m esverband kam an die Macht. Von da an wird der Kampf der zwei bedeutendsten Stam m esgruppierungen — Dulu und Nušibi — zur H aupttriebkraft der in n eren E n tw icklu n g des tü rk isch en Staates. Die letzteren komm en im Jah re 611 an die Macht, und ihre Regierung dauert bis zum Ja h re 630 (zuerst Sh e-kuei und dann Tun-Džagbu, 6 1 8 —6 3 0 ) .12 Unter diesen Umständen kommt im Jahre 619 ein h u n n isch er H err­ s c h e r n ach K onstantinopel, der den Titel „P atrizier“ e rh ä lt und das Christentum annim m t.13 Da in dieser Epoche das ganze Sc h w a rz m ee r­ gebiet, auf jeden Fall w en igsten s das nom adische, in den Rahm en des Tü rkischen R eiches gehörte, hängt die Ankunft eines h u n n isch en H errsch ers in K onstantinopel ohne Zweifel mit dem byzantinisch -tü r­ kischen V erhältnis zusammen. In diesem Zeitraum wissen wir jedoch n ich ts über sie, und man kann n ich t beurteilen, w elch e n C harak ter sie im gegeben en Momente hatten. Die Ankunft des H errsch ers eines nom adischen Stam m es selbst und seine gute Aufnahme in Konstantinopel w a ren n ichts B esond eres. Der F all des frü her lebenden Grod und des sp äter lebenden B ulgaren Tervel14 beweisen, daß sich das Byzan tin isch e Reich bemühte, mit Hilfe von Verleihungen h ö fis c h e r Titel und der Verbreitung des Christentums in der b a rb a risc h e n H äuptlingsschicht die einzelnen Stäm m e in seinen E in flu ß b ereich zu ziehen oder sich w enigstens ihre loyale Haltung und eventuelle Hilfe zu sichern. Im gegeben en Fa ll kom m en zwei A ltern ati­ ven in B etra c h t: entw eder ist das E reign is aus dem Jah re 619 eine logische Fortsetzung der im Grunde lallierten, tü rkisch -byzan tin i­ s ch en Beziehungen, die zuletzt im Jah re 598 belegt wurden, oder umge­ kehrt, die byzantinische Politik fand für sich im Rahm en des türkisch en Chanats, irgendwo an dessen Peripherie, eine bestim m te Kraft, die sch on von sich aus gegenüber der h errsch en d en Sc h ich t der Türken feind­ lich gestimm t war oder überhaupt gegenü b er dem türkischen, e th n isc h ­ politischen Übergewicht, und die zum Gegengewicht der tü rk isch en M acht im S ch w a rz m eergeb iet w erden sollte. Die zweite M öglichkeit ist u nw ah rsch ein lich . Im zweiten Jah rzeh n t des 7. Jh. kommt es zum g rö ß te n Aufschwung der p ersisch en Macht, die das Byzantinische Reich im Osten auf K leinasien b esch rän kte. Nach den Plänen des Herakleios zur E rn eu eru n g des B yzantinischen R eiches in

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* den Ostprovinzen, die im Jah re 619 in K onstantinopel sch on a u sg ea r­ beitet waren, h a tte es keinen Sinn, daß Byzanz sich um einen Umsturz der V erh ältn isse im Tü rkischen Reich bemühte. Die gegen Persien g e ric h te te Offensive war trotz a ller ev entuellen D ifferenzen eine Basis, auf der es zwischen Türken und dem B yzantinischen Reich immer zu ein e r Ü bereinkunft kam, w as das Vorgehen von Türken-C hazaren und von Byzanz im Jah re 626 a n sch au lich zeigt. Es ist deshalb w a h rsch ein lich , daß der h unnische Häuptling einer der tü rk isch en Chane od er ein Stam m eshäuptling war, der den Türken und dem h errsc h en d en G esch lech t A-shih-na vollständige Loyalität bew ahrte. Die Bedeutung der Patrizierw ürde bezeugt eh er einen tü r­ kischen Chan, der v ielleicht M ochedu-cheu sein konnte, der H errsch er des w estlich sten der a c h t tü rk isch en T eilch an ate, der in den c h in e s i­ sch en Chroniken erw äh n t wird. M ochedu-cheu wird mit Organ, dem Onkel des Kubrat, identifiziert.15 Die politische Tätigkeit Organs als H errsch er der Bulgaren, und n ach der Ü b erlieferu ng Kubrats Regent, ist für die V erh ältn isse im w esttü r­ kischen Chanat sehr a u fs c h lu ß reic h . Ohne R ü cksich t darauf, ob er mit Mochedu identisch ist oder nicht, sch w an k t sein e politische Haltung zwischen Dulu und Nusibi. Auf der einen Seite m ußte er als Sta m m es­ häuptling oder als Chan, der dem oberen Chan u n terste llt war, im V er­ lauf von zwanzig Jah ren eine Linie einh alten , die für die nusibische Seite v orteilh aft war. Auf der anderen Seite zeigt die Begünstigung des ihm verw andten Kubrat — der sich in der sp äteren Zeit selbstän d iger Regierung als au sgep räg ter V ertreter der produluischen Orientierung erw ies — , daß er in der bu lgarisch en Umgebung, wo diese Orientierung v orh errsch te, mit ihr als einem realen und bedeutenden F ak tor rec h n en mußte. Daraus kann man jed och kaum die Sch lu ß fo lg eru n g ziehen, daß im bulgarisch en Milieu, und k on kret bei Organ, die produluische O rientie­ rung sch on in den zwanziger Jah ren zum offen en Bruch mit der nusibischen Konföderation und deren konsequenten Anhängern, den Chazaren, in einem so lch en M aße führen konnte, daß eine türkisch -chazarische Gesandtschaft, die im Namen des obersten Chans ausgesandt iwurde, sich vor den B ulgaren v ersteck en m ußte und deshalb einen gänzlich u n b egreiflich en und g efä h rlic h en Weg aus dem Kaukasus n ach K onstantinopel durch Derbent, Kura, Kolchida zum Sch w arzen Meer w ählte.16 Nach der N iederlage Persiens, die lo gisch erw eise eine V erstärk un g der Türken mit sich brachte, än d ert sich die Situation in den byzan­ tin isch -tü rk isch en Beziehungen. Die Stelle der Perser nahm en die

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Türken ein, die sich eigen tlich sch on damit, daß sie au ch n ach der N iederlage Persiens am Krieg festh ielten und in Armenien käm pften, gegen die byzantinischen Absichten stellten, weil ihr Ziel der Gewinn des Seidenmonopols war, um das sich auch das Byzantinische Reich durch die B eh errsch u n g der K ara w a n en stra ß en aus dem Fern en Osten n a c h Europa bemühte. Dem B yzantinischen R eich kam desw egen der Aufstand der duluischen Stam m eskon föd eration gelegen, an dessen Spitze sich Mochedu stellte, und n ach dem Sturz des Tun Dzagbu wurde er Chan unter dem Namen Sibir-Chan. Bald jed o ch kam die Reaktion der Nugibi, und n ach dem gew altsam en Tode Sibir-Chans setzten sie den gesetzm äßigen N ach fol­ ger Ibris-Chan auf den Thron.17 Wenn wir das Selbständigw erden des K ubratsch en B ulgariens sch on in die Zeit der Regierung Sibir-Chans legen können (so lä ß t sich die B em erkun g der Quelle in terp re tieren : „ganz zu Anfang teilte er vom Reich nur ein k lein es Chanat a b “ )18, dann bew äh rt sich die Identifizie­ rung Organs mit Mochedu-Sibir-Chan wohl nicht, und w ir haben h ier zwei eth n isch und m a c h th a b e ris c h sich ausdrucksvoll g e g e n ü b erste­ hende Gruppen, die durch den R ep räsen tan ten der zen tralen tü rkisch en Macht, Mochedu, und den Stam m eshäuptling der Bulgaren-Onogunduren, Organ, und später Kubrat re p rä se n tie rt werden. Es ist jed och w ah rsch ein lich , daß erst nach dem Tode Sibir-Chans Kubrat die Ab­ sch w äch u n g des R eiches ausnutzte und tren n te sich von ihm ab, womit er den Grund legte zur E n tstehu n g eines neuen politischen Ganzen im n örd lich en S ch w a rz m eergeb iet — Groß-Bulgarien. Er b efreite von der tü rk isch en O b erh errsch aft o ffen sic h tlic h zwei b ulgarische Stämme, die sich am n ächsten w aren: die e ig en tlich en Bulgaren und die Onogunduren, deren h eim isch er Stam m eshäuptling er war. Er gründete die DuloDynastie, womit er offen sich tlich sein e frü h e re produluische O rientie­ rung zum Ausdruck brachte. Der zweite Sch ritt Kubrats auf dem Weg zum G roßbu lgarischen Reich war der Anschluß der Kotragen-Kutriguren, die er um das Jahr 635 von der a w a risch en O b erh errsc h aft befreite, indem er das a w a risc h e Volk (also die B esatzu ngen), die der Khagan im Sch w arzm ee rg eb iet gelassen hatte, vertrieb. Dann ging er n a ch Konstantinopel, wo ihm die Patrizier­ würde erteilt wurde.19 Er sc h lo ß mit K aiser H erakleios Frieden, d. h. freu n d sch a ftlich e Beziehungen, die er bis zu seinem Tode einhielt. Diese Orientierung Kubrats nach Byzanz ist n ich t zufällig — in se in er Jugend war er in Konstantinopel erzogen worden, und h ier nahm er auch das Christentum an.20

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Die N a ch rich t des Nikephoros ist der einzige Beleg über die Existenz einer a w a risch en H errsch aft als M a ch tfa kto r im Sch w a rz m ee rg eb iet n a ch dem Jah re 568. Das in diesem Sinne verstandene Problem sc h lie ß t die M öglichkeit aus, sich auf die reine Existenz bestim m ter Residua des aw arisch en eth n isch en Sub strates im S ch w arzm eergeb iet zu berufen, die z. B. in der Vita Konstantins erh a lten sind.21 Über den C harak ter der aw arisch en O b erh errsch a ft im S c h w a rz m e e r­ geb iet n ach dem Jah re 568 h e rrs c h t unter den Anhängern dieser Kon­ zeption keine Meinungseinheit: die H istoriker b egreifen in v orw iegen­ dem M aße das a w a risch e S c h w a rzm eergeb iet als Bestandteil des Awa­ risch e n Reiches, dessen einziges Zentrum in Pannonien war, und sie verbinden die Befreiun g der K utriguren mit dem fast gleichzeitigen Aufstand der pan n on isch en B u lg a ren ;22 die A rchäologen dagegen s p r e ­ chen von einem zweiten aw a risch en Khaganat, in dem die m a te rie lle Kultur durch die überdauernden Typen Martinovka, Polesien, Chatzki rep rä sen tiert wurden.23 Die V oraussetzung eines m öglichen a w a risch en E in flu sses im S c h w a rz ­ m eerg ebiet n ach dem Jahre 568 in irg en d w elch er Form stö ß t jed och a u f Sch w ierigk eiten , sobald wir die Situation im Sch w a rzm ee rg eb iet k o n ­ fron tieren und seine Rolle in den Ereign issen an der unteren Donau in der zweiten Hälfte des 6. Jh. b eu rteilen wollen. Es geht nicht nur um einzelne T atsach en und Fakten des aw arisch en V orrü cken s ins In n en ­ land des Balkans, die sich bei der Annahme einer aw arisch en O ber­ h e rrs c h a ft im Sch w arz m ee rg eb iet in ein e r seh r pro blem atisch en Form zeigen würden. Es geht überhaupt um den ganzen Sinn des W ettkam pfes um die südöstlichen Balkan gebiete, die im V erlauf fast eines h alb en Jahrhunderts durch den system atisch en Druck aus ein e r Richtung — von W esten — ero b ert worden w aren. Es w äre — im F a lle einer Aner­ kennung einer aw arisch en O b erh errsc h a ft im S ch w a rzm eergeb iet — überhaupt n ich t verständlich, w arum dieses Gebiet vom m ilitärisch en Standpunkt aus unausgenutzt blieb. Ein doppelter Antritt aus Pannonien und aus den Sch w arzm eersteppen h ä tte den Awaren ein sc h n e lle re s und sc h la g k rä ftig e re s Durchdringen in die byzantinischen Provinzen an der unteren Donau erm öglicht. Außer den sch on erw äh n ten Anzeichen einer Ausbreitung des tü rk i­ sch en Einflu sses über den Don hinaus, m öglicherw eise bis zur Donau, kann man auch auf andere k on krete Zusam menhänge hinweisen, die die N ach richt des Nikephoros in ein p ro blem atisch es Licht stellen. Die erste N ichtübereinstimm ung b e trifft die Situation im S ch w a rz ­ m eerg ebiet selbst. Bei den bekan nten aw a risc h -tü rk is c h e n V e rh ä ltn is­

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T sen h ä tte das enstehende R eich des Kubrat in den Awaren seine n a tü r­ lich e n Verbündeten gefunden. Trotz der zerrü tteten V erh ältn isse im T ü rkischen Reich hätte es Kubrat kaum gewagt, auf zwei Seiten g le ic h ­ zeitig sowohl gegen die Awaren als auch die Türken zu kämpfen. W eitere Gründe b e tre ffe n das b a lk a n is ch e Gebiet. Die Awaren h ätten sich o ffen sich tlic h kaum um ein D urchdringen in das sla w isch e T e rri­ torium des Davretas an der unteren Donau über den Weg bemüht, den sie zweimal unternom m en hatten. Ihr Eindringen vom S c h w a rz m e e r­ gebiet aus w äre seh r viel leichter, und die Slaw en könnten sich nicht gegen einen u nm ittelbaren Druck der Awaren halten, der von den awarischen, b en ach b a rten Gebieten au sgeh en würde. Ebenso w ären die E reign isse des Jah res 602 unverständlich, d. i. das an tisch e Bündnis mit dem Byzantinischen Reich, und Apsichs E in g re ifen gegen die Anten, das aus Pannonien gefü h rt wurde. Eine Verbindung der ku trigu risch en S ch w arzm ee rg eb iete mit Pannonien war auf jeden Fall nur durch das slaw isch e, an tisch e Territorium m öglich, dessen Zugehörigkeit zum A w aren reich eine unum gängliche Bedingung für den a w a risch en E in ­ flu ß in den Gebieten wäre, die w eiter östlich lagen. Es ist h öch stw ah rsc h ein lic h , daß die E rw ähnung des Nikephoros — die einzige dieser Art in der ganzen zeitgenössischen, h istorisch en Lite­ ra tu r — ein Irrtum des byzantinisch en Autors ist. Vom h istorisch en Standpunkt aus kann man über die Existenz des A w arischen R eiches oder dessen Ausbreitung ins Sch w arzm ee rg eb iet n ichts Positives b ele­ gen. In einem so lch en Falle tau ch t jedoch das Problem des Anschlusses der Kutriguren an Kubrats Reich auf, denn es ist ersich tlich , daß die Kutriguren sich dem Aufstand der übrigen B ulgaren nicht an sch lossen ; im Gegenteil, sie m ußten durch m ilitärisch e Macht an g esch lo ssen w e r­ den. Die U rsach en dieser a bw eich en d en Haltung sind n ich t klar: wenn man nur eine logische Hypothese au ssp rechen kann, könnte man darin eine u ntersch ied lich e Orientierung der Kutriguren sehen — eine nusibische Orientierung. Aus den an gefü hrten E rw ägu ngen ergibt sich t eine im V erhältnis g e ­ nügend fundierte Sch lu ß fo lg eru n g in dem Sinne, daß der Aufstand der panponischen Bulgaren und der W iderstand Kubrats und der A nschluß der Kutriguren an G roß-B ulgarien zwei sich voneinander u n te rs c h e i­ dende B egeben h eiten sind, die sich in zwei versch ied en en geopolitischen Umgebungen abspielten. * Die V erh ältn isse in Groß-Bulgarien u nm ittelbar n ach Kubrats Tod, der kurz n ach dem Tode des H erakleios eintrat, sind n ich t genügend

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geklärt. Es ist fraglich , ob der ä lteste Sohn Kubrats, Batbai, noch eine gew isse Zeit lang das ganze Reich a u fr e c h t erh ie lt und ob er als H err­ sc h er, der unter dem Namen Bezm er im Imennik b u lgarisch er Chane erw äh n t wird, noch drei Ja h re reg ierte.24 Auf jeden Fall zerfiel n ach Kubrats Tod sein Reich im V erlauf einer kurzen Zeit in fünf Teile, wie übereinstim m end zwei unabhängige Quellen behaupten — Th eoph anes und die Arm enische Chronik. Es ist jedoch auf den erste n B lick e rs ic h t ­ lich, daß die Tradition, die in beiden Quellen erh alten ist, in b ed eu ten ­ dem Maße problem atisch ist. N ach Theophanes und Nikephoros teilte man G roß-Bulgarien in fünf Teile auf, von denen je einen ein e r der Söhne Kubrats als Anteil erhielt: der ers te Sohn Batbai blieb im v äte rlich en Gebiet, und er erk a n n te die c h a z a risc h e Oberhoheit an, der zweite Sohn Kotrag zog über den Don, der d ritte Sohn Asparuch zog an die u ntere Donau, der vierte, n ich t mit Namen genannte Sohn g elang te n ach Pannonien, wo er sich dem Khagan u nterw arf, bzw. eine Übereinkunft mit den V ölkern ab sch loß, die dort unter der a w a risch en Macht lebten ; der fünfte, e b en falls nicht n am en tlich g en an n te Sohn zog n ach Pentapolis und wurde Untertan c h ristlic h e r H errscher, gen au er der Rom äer.25 Die fünf Teile des u rsprü nglichen G roß-Bulgariens stellen drei Typen eth n isch -d em og rap h isch er V eränderungen vor, zu denen es n ach dem Z erfall des R eiches kom m en konnte: eine G esellschaft, die durch die m assen artige M igrationsbew egung m itgerissen wurde — die M assen em i­ gration erlau b te es der gegeben en O rganisation bei der Erh a ltu n g der ursprünglichen, eth nisch -politisch en Struktur, sich auch unter neuen Bedingungen als c h a ra k te ris tis c h e s eth n isc h es Ganzes und m a c h th a b e ­ rischen F a k to r durchzusetzen (Asparuch, K otrag) — , die G esellschaft, die in den u rsprü n glich en Siedlungen blieb (B a tb a i), und sc h lie ß lic h B ru ch stü cke eines bestim m ten eth n isch en Ganzen und einer S tam m es­ g em ein sch aft, die sich unter den neuen Bedingungen entw eder assim i­ lierten oder wenigstens dort keine Rolle spielten (der vierte und fünfte Sohn K u b ra ts). Der erste Sohn, Batbai, und das ihm ergeben e Volk ist wohl der w esen tlich e Teil des b u lg a risch en Volkes, der in den u rsprünglichen Siedlungen blieb. Ihre Existenz ist unbestritten, und den grundlegenden Bestandteil bildet o ffen sic h tlic h der ursprüngliche Stam m der B ulgaren und der Teil der Onogunduren, der n ich t mit Asparuch n a ch Moesien abzog. Asparuch ist der Häuptling der Onogunduren, wie es aus der B ezeichnung der B egründer des B ulgarischen R eiches an der unteren Donau und aus anderen Quellen hervorgeht, z. B. des jü d isch en Autors

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Joseph Rabi, der sie unter dem Namen V eneter kennt.26 Dagegen ist der Name Kotrag wohl das Eponym des Stam m es der Kutriguren; das bedeutet jed o ch nicht, daß die Tradition unrichtig ist — irgendw ann Ende des 7. Jh. und Anfang des 8. Jh. entstand jen seits des Don im W olgagebiet das Reich der W olgabulgaren, deren Ursprung unb estritten in den Bulgaren des eh em aligen K ub ratsch en R eiches zu su chen ist.27 Der B erich t des Theophanes e r fa ß t also in Übereinstim mung mit der v orangehenden G eschichte von Kubrats G roß-Bulgarien drei w esen tlich e Komponenten, aus denen das Reich hervorging: Onogundur, Kutrigur, eigen tlich e Bulgaren. Die letzten zwei Söhne und also auch die Teile der Bulgaren, die mit ihnen fortzogen, w erden im allgem einen für eine Erfindung der Chroniker gehalten, die entstand ob nun aus dem B e­ w u ßtsein heraus, daß „ b u lg a r“ fünf Ugrer bedeutet, oder aus der Kenntnis der Verbreitung der bulgarisch en eth nisch en E lem ente in Pannonien, bzw. Italien .28 Man kann das Problem jed och n ich t so m erito risch lösen. E s ist unbe­ streitbar, daß auch im Falle der R ichtigk eit der Tradition die letzten zwei Gruppen von auswandernden B ulgaren so klein und unbedeutend waren, daß sie sich — auch wenn ihre Bewegung v ielleicht reg istrie rt wurde — in der neuen Umgebung in keiner Weise n a c h d rü c k lic h e r kundtun konnten. Es konnte sich um B ru ch stü ck e irgen d ein es der drei w irklich existierenden Stäm m e handeln. Mit R ü cksich t darauf, daß die K ontakte Pannoniens mit dem Sch w arzm ee rg eb iet nach dem Jahre 568 n ich t u nterb roch en waren, und daß eine äh n lich e Wanderung mit S i­ c h e rh e it schon einm al belegt ist, steh t th eoretisch dem n ich ts im Wege, daß es zu einem äh n lich en Prozeß auch in der n ach fo lg en d en Zeit­ spanne kommen könnte. Die Quellen erm ög lich en es nicht, eine kon ­ k rete B egeben h eit dieser Art zu belegen oder abzustreiten. In Zusam­ m enhang mit dem fünften Sohn des Kubrat ist es nötig, auf eine gän zlich a b w eich en d e Tradition hinzuweisen, die sich über die B ulgaren im 7. Jh. in den w estlich en Quellen einerseits und bei Theophanes und Nikephoros an d ererseits erh alten hat. Nach der ersten Ü berlieferu ng sind die Bulgaren — ob sie nun gleich zeitig mit Asparuch fortzogen oder später — immer mit dem lan go bard ischen Territorium verbunden, n ach der byzantinisch en Tradition mit dem Gebiet und dem M ach tein flu ß des B yzantinischen Reiches. Die zweite Quelle, die A rm enische Chronik, ist seh r problem atisch und wird v ersch ied en artig in terp retiert. Sie sprich t wiederum von fünf Teilen der B ulgaren — Kupi-Bulgar, Duci-Bulgar, Cdar und Oghondor und obendrein erw ähnt sie auch Asparuch und seine Bulgaren .29 Allge-

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mein wird akzeptiert, daß Kupi soviel wie Kuban bedeutet und also die erste n B ulgaren die des B atbai sin d ;30 m ehr oder w eniger ist au ch die K on jektur Duci n a ch Kuci-Koco, unter denen man die Kutriguren jen seits des Don versteht, a n erk an n t.31 Wenn diese Interp retation rich tig ist, bildet der B e ric h t der Chronik eine bedeutende Ergänzung zu den b yzantinischen Quellen darin, daß sie nur eine teilw eise W anderung der K utriguren an die Wolga bestätigt. Es ist n ic h t klar, w as Cdar-Bulgar bedeutet — Cdar kann kaum der Don sein, denn dort w aren die W ohn­ sitze der K oco-Bulgar, die sich vom Dnjepr bis zum Don zogen.32 O ghondor-Bulgar w erden mit den Onogunduren Asparuchs identifiziert auf Grund dessen, daß von ihnen als von Ankömmlingen gesproch en wird.33 In diesem Falle würden die Onogunduren zweimal auftau chen. Es ist möglich, daß in der Tradition der Z erfall eines u rsprü n glich en Stam m es in zwei Teile en th alten ist. M anchm al versteh t man unter O ghondor-Bulgar auch den Stamm der B ulgaren an der W olga.34 Wie se h r auch die Interp retation der einzelnen Benennungen und b u lgari­ sc h e r Teile in der Chronik strittig sind, a b erm als b ew ah rt sie einen w es en tlic h en und u nb estritten en Kern — die Existenz d reier b u lg a­ ris c h e r Stämm e, die die Basis von Kubrats R eich bildeten. Resüm iert man die Analyse des Z erfalls des R eiches des Kubrat und ev entuelle Zusam m enhänge dieses Prozesses mit dem zeitgenössischen Pannonien, k an n man das Ergebn is n ich t eindeutig form ulieren. Die h istorisch en Zusam m enhänge s c h lie ß e n die M öglichkeit einer gewissen M igrationsw elle aus dem Sch w a rz m ee rg eb iet n ach Pannonien n ich t aus. Es wurde ab er aufgezeigt, daß es auf jeden Fall nur um die Ankunft eines klein en Teils irgendeines der bu lgarisch en Stäm m e gehen konnte, was n ich t einm al in den h istorisch en Quellen einen an g em essen en Wi­ d erh all finden konnte. Die neue bulgarisch e Komponente selbst konnte in Pannonien keinen fü h lb are n E in flu ß erlangen .

B ) DIE SITUATION IN PANNONIEN NACH DEM JAHR 626 Die Wendung, die zur Zeit der Regierung des H erakleios in den B ez ie­ hungen zwischen Awaren und Byzanz ein tra t und das K räfteverhältnis zugunsten des R eiches veränderte, tat sich sehr deutlich in der v errin ­ gerten Aktivität der A waren auf der B a lk an h alb in se l kund. Dieser Zu­ stan d h at — trotz a lle r positiven Seiten der Reform en des H erakleios und se in er Gesam tpolitik — seine Wurzeln vor allem in den in neren Verh ältn issen des A w aren reich es n ach dem Jahre 626, die sich n ach

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au ßen hin in aw arisch en N iederlagen in den Kämpfen mit Byzanz und den Slaw en ä u ß erten . Es scheint, daß der Zeitraum von 626 — 680 in Hinblick auf die innere a w a risch e G esch ich te eine Sch lü sselstellu n g einnimmt. An sein em Anfang steh t die Krise des K hag anates und an seinem Ende die Konsolidierung des Reiches. Diese stü rm isch e Um­ wälzung blieb auch n ich t ohne Ein flu ß auf die innere O rganisation des Awarischen Reiches. Die O rganisation des A w arischen R eich es beruhte in diesem Zeitraum auf der u n e in g esch rä n k ten M acht des Khagan, der von einer h öh eren H äuptlingsschicht umgeben war. Diese S c h ich t ist sehr gut n a ch g ew iesen in den G räberfeld ern der frühen und m ittleren Awarenzeit. Kreisförm ige Form ationen, zu denen die einzelnen G räb er­ gruppen geform t sind, sind Ausdruck der sozialen Stellung eines jeden Individuums: in der Mitte war in der Regel der Häuptling des G e sc h le c h ­ tes b estattet; je g rö ß er die E n tfernu n g von der Mitte war, desto n ied ri­ ger war die soziale Stellu ng.1 Diese S c h ich t hat jedoch keine Macht zen traler Natur. Aus dem Namen Targyt, der mit dem Häuptlingsnamen bei den Stäm m en der Hunnen — nu — und bei den Türken — shan yü — in Zusam m enhang g eb ra c h t wird, lä ß t sich n ich t auf die Existenz eines Doppelkönigtums sch ließ en , wie das bei den an d eren Nomaden­ völkern g eb räu ch lich ist.2 Targyt tritt als a w a risc h er Gesandter auf; ihm steh t also u nbestritten ein h erv orragen d er Platz in der 'a w a risch en G esellsch aft zu, und er gehört zum zen tralen Apparat des Khagans, auf keinen Fall ab er bezeugt das Wesen se in er Funktion eine Teilnahm e an der m a c h th a b erisc h en B eh errsch u n g der aw a risch en G esellschaft. Im V erlauf einer system atisch en Auslegung der aw a risc h en G eschichte bis zum Jah re 626 war es möglich, m eh rm als auf den p rägnant a u sged rü ck­ ten Gedanken einer u n ein gesch rä n kten M acht des Khagans h a u p ts ä ch ­ lich in Zusam m enhang mit sein er p otentiellen Auffassung von der a w a ­ risch e n O b erh errsch aft über die um liegenden V ölker hinzuweisen. Im erste n (und im zw eiten) Zeitraum der aw a risch en G eschichte käm pfte diese nom adische G e sellsch a ft mit Problemen der B esch affu n g der notwendigen Lebensbedürfnisse. Das bezeugt auch die Analyse der früh- und m ittelaw a risch en G räberfelder. Ihre relativ klein e Anzahl, ihr n ich t g ro ß e r Umfang zeigen deutlich den k riegerisch en , b eu tegie­ rigen C harakter der G esellschaft, die vorwiegend aus Kampftruppen bestand. Dieser C harakter der G esellsch aft hat auch ihre V orstellung von der Organisation eines N om adenreiches beeinflußt. Die Awaren u n tersc h ie­ den deutlich drei Sphären in n erh alb des Rahmens, in dem sich ihre Geschichte abspielte. Das Gebiet Pannoniens und das Z w ischenflußland

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von Theiß und Donau, bzw. das ursprünglich gepidische Gebiet ist das eigen tlich e aw a risch e Territorium, ein organ isiertes Reich, in dem einem jeden Bestandteil der Bevölkerung eine spezifische Aufgabe zufiel — Awaren und Nomaden sind Krieger, die Slaw en — H ilfsheere und Bauern, die Gepiden — H andwerker. Das slaw isch e Territorium , das das Reich im Norden und im Süden umgibt, ist ein potentieller Teil des Awarischen Reiches, den der Khagan in gew isser Weise b eh errsc h t und für seine Ziele ausnutzt. Im g roß en und ganzen behält es jedoch seine autonome Stellung gegenüber den Awaren und tritt oft feindlich gegen sie auf (D av retas). Das ist eine Beziehung einer ungleichen Allianz. Die dritte In teressen sp h ä re ist das Gebiet der byzantinischen Provinzen, bzw. des F rä n k isc h e n Reiches, die ein Gebiet für R äu bereien sind. Die zweite aw arisch e Epoche, h istorisch begrenzt auf 6 2 6 — 680, ist ein Zeitraum, in dem diese ganze politische Reichskonzeption im w esen tlich en erh a lten bleibt, aber infolge der Krise beginnen sich doch schon einzelne Institutionen und Basen aufzubauen. W ährend die V er­ änderung der u n ein gesch rän kten Macht des Khagans zugunsten des Doppelkönigtums ebenso wie das Christentum in einem verh ältn ism äßig späten Zeitraum eintreten (8. Jh .), wird die Vorstellung einer „poten­ tie lle n “ H errsch aft unter dem E in flu ß ä u ß e re r und in n erer E reignisse — Sam os Reich, das Eindringen der Slaw en auf den B alkan — durch eine andere Konzeption ersetzt. Diese Konzeption beruht in der Bem ü­ hung, die Randgebiete nördlich des eig en tlich en R eiches enger an dieses zu fesseln, a n d ererseits in der Erhaltung, bzw. der a llm ä h lich en Aus­ weitung der Territorien auf dem Balkan. Die erh a lten en Fragm en te dei Quellen, die V erh ältn isse im A w arenreich berühren, erlauben es nicht, die inneren U rsachen des unbestritten en aw arisch en Z erfalls zu e r f a s ­ sen; von der eigen tlich en Krise des A warischen R eiches sind nur b e­ stim mte Momente und Ersch ein u n gen erfa ß b a r. Es ist offen sich tlich , daß die m ilitärisch en N iederlagen des a w a ri­ sch en Khaganats im Inneren des Reiches ein m a c h th a b erisc h es Ringen h erv orrief, in dem es vor allem um die Person des neuen Khagans ging.3 Diese Seite des Prozesses ist in sein er th e oretisch e n Position m ehr oder w eniger klar: die G esellschaft, deren Organisation durch m ilitärische, ero beru n gssü ch tige Feldzüge gebildet wurde, kommt im Falle ä u ß erer M ißerfolge noch sc h n e lle r in Bewegung, als eine G esellsch aft höh eren Typs, weil es h ierbei um eine grundlegende Existen zfrage der n om a­ dischen G esellsch a ft geht. An dem Streit und Ringen um die Macht im Jah re 631 ist jed och in teressan t, daß nicht nur zwei m a c h th a b erisch e Gruppen m iteinander kämpfen. Der Kampf um die Macht ist auch

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eth nisch gefärb t: die Quellen ü berliefe rn ihn als einen Kampf von B u l­ garen und Awaren. Der a w a risch -b u lg a risch e Zwist in Pannonien ist um so ü berrasch end er, weil — auch wenn man die untergebene Stellung der B ulgaren (K utriguren) n ich t anzw eifeln kann — der b ulgarische B estandteil im aw arisch en K haganat sc h ein b a r eine w ichtige Rolle spielte. Das w ar schon im S ch w arzm eergeb iet ersich tlich , wo einer der K utriguren ein e r der H auptberater des Khagans war. Die Position der Bulgaren konnte auf zwei von ih ren Funktionen gegründet sein: als Käm pfer und als T räger bestim m ter Traditionen in der m a teriellen Kultur des aw arisch en Pannoniens. Nicht einm al eine solch b egrenzte Bedeu­ tung der B ulgaren ist nicht unbestritten: gegen den ersten Grund kann man auf die Beziehung hinweisen, die der Khagan gegenüber den Kutri­ guren kund tat, als er sie im J. 568 n a ch Dalm atien sch ickte, gegen den zweiten wiederum muß man die g rö ß e re Rolle der se ß h a fte n B ev ölk e­ rung in der w irtsch a ftlich e n Basis des Awarischen R eiches hervorheben. Eines ist jedoch unumstritten, daß das b ulgarisch e eth n isch e Elem ent in Pannonien stark war. Es war ein Substrat, das h ier sch on vor den Awaren siedelte, und das durch die Ankunft der Kutriguren verstärkt wurde, und es ist auch eine w eitere, spätere, wenn auch n ich t m asse n ­ h a fte Ankunft nicht au sgeschlossen. Der Aufstand der B ulgaren gegen die Awaren bestätigt erneut, daß die eth n isch e Symbiose im aw a risch en K hag anat weder w eitreich en d noch tiefgehend war. Die Bulgaren bew ah rten sich ih ren e th n isch en C harakter, auch wenn man Ä ußerun­ gen einer teilw eisen gegenseitigen eth n isch en Assim ilation nicht bestreiten kann. Das beweist z. B. der F a ll Kubers, des bulgarisch en Häuptlings, der auf B efeh l des Khagans Häuptling der g efan gen en Rom äer wurde, die sich eth nisch n ich t nur mit den B ulgaren und an d e­ ren Stäm m en m ischten, sondern auch mit den Awaren.4 Aus dem aw a risch -b u lg a risch en Kampf um die Macht gingen die Awaren als Sieger hervor. Neuntausend bulgarisch e Männer verließen mit Frauen und Kindern Pannonien und suchten Zuflucht bei Dagobert, der ihnen in Bayern Siedlungen zuwies, sie jedoch kurz darauf n ie d e r­ m etzeln ließ. Nur Alciok rettete sich, der mit siebenhu ndert Menschen zu Valluk, dem k aran tan isc h en slaw isch en Häuptling floh, und dort blieb er — wie die Quelle b eric h tet — viele Ja h re lang. Es lä ß t sich durch nichts beweisen oder b estreiten, daß dieser Alciok mit einem gewissen Alzec identisch sein könnte, der sich um das Jah r 660 von seinem Volk trennte, zum lan go bardischen Fürsten kam — zuerst zu Grimuald und dann zu Romuald, von dem er im langobardischen Italien die E igentüm er Sepinum, Bovinum und Isern iam erh ie lt.5

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1 Das Sc h ick sa l der v ertrieb en en B ulgaren und die Episode von Alciok c h a ra k te ris ie rt in lap id arer Kürze die Situation und die w ech se lseitig en Beziehungen der Awaren und ih rer w estlichen, bzw. südw estlichen N achbarn. Die B ulgaren w äh lten sich zum Zufluchtsort das F rä n k isc h e Reich aus, das sch ein b ar in einem feind lich en V erh ältn is zu den Awaren verblieb. Die Gründe, d eren tw egen sich Dagobert zu einer Liquidierung der b u lg a risch en Flü ch tlin ge en tsch loß, sind n ich t klar. Eine der E r k l ä ­ rungen kann sein, daß er Kom plikationen fü rch tete, die von Seiten der Awaren h ätten ein treten können, wenn er den B ulgaren Zuflucht g e ­ w ährte. Auf jeden Fall trägt die Reaktion der Franken, durch w elch e Beweggründe sie auch im m er m otiviert sein könnten, den Stem pel poli­ tisch er U nsicherheit, gek e n n z eich n et durch die Bemühung, m öglichen K onflikten auszuweichen. Dagegen zeigt die Aufnahme Alcioks bei den k a ran ta n isc h en Slawen, die sic h e r einen Teil des R eiches Sam os b il­ deten, n ich t nur eine gän zliche Selbständigkeit, sondern auch eine bedeutende Stärke, die n ich t auf die In tere ssen ih rer N ach barn R ü c k ­ sich t n eh m en mußte, b esonders da es N achbarn w aren, über deren vor­ angehende feind lich e Haltung keine Zweifel bestanden.6 Die inneren V erh ältn isse im a w a risch en K haganat kann man o ffe n ­ sic h tlic h ganz gut als u nu n terbro ch en e Folge von S tre itereien und Kämpfen zwischen den einzelnen e th n isch en und m a c h th a b eris c h en Gruppen c h a ra k te ris ie re n . Die Quelle e r f a ß t noch einen der Momente dieses Kampfes. Der erw ä h n te Kuber, der zum Häuptling der Romäen eingesetzt wurde, lehnte sich gegen den Khagan auf, besiegte ihn und zog gem einsam mit den g efa n gen en Rom äen ins Byzantinische Reich. Hier ließ er sich nah den m akedon isch en Slaw en in einem Gebiet nieder, das K eram eu sisches Feld gen an n t wird, und auf Befeh l des Kaisers wurde er vom slaw isch en Stam m der Dragoviten versorgt. Dieses Vor­ kommnis ist sechzig Jah re n ach der Verschleppung der Romäen in die aw a risch e G efa n gen sch a ft (d. h. sechzig Jah re n ach dem Fall Chatzons), also etwa in die ach tziger Jahre des 7. Jh. datiert. Die Dragoviten, die h ier erw ä h n t werden, sind im Unterschied zu den M iracula (II, Kap. 4) byzantinische U ntertanen. Das w ar die Folge eines Feldzuges des K ai­ se rs gegen die Slaw en um das Jahr 680, also auch von diesem S tan d ­ punkt aus ist die Datierung der Ankunft Kubers am a n n eh m b arsten .7 Auf Grund dessen, w as über Kubrat gesagt wurde, kann man kaum dessen Identifizierung mit Kuber, der au ssc h ließ lic h zur G eschichte der Awaren in Pannonien ein V erh ältn is hat,8 in Erwägung ziehen. Der B erich t über Kuber könnte darauf hinweisen, daß Streitigkeiten und der Z erfall des R eiches w enigstens bis zum Jahre 680 andauerten. Eine

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so lch e Vorstellung, die aus der M an gelhaftigkeit der sc h riftlic h en Quellen hervorgeht, w äre jedoch zu einseitig. Gerade zum Jahre 680 ä u ß ern sich sich tb are Anzeichen einer gewissen Konsolidierung des Reiches, was einm al in den in n eren V eränderungen, die nur a r c h ä o ­ logisch zu e rfa s se n sind, zum Ausdruck kam, zum anderen nach außen, w orüber im Grunde übereinstim m end, wenn auch indirekt und nur in Andeutungen die a rch ä o lo g isch e Situation wie auch die sc h riftlic h en Quellen sprechen. In der zweiten Hälfte des 7. Jh. kommt es in der m ateriellen Kultur in Pannonien zu einer Änderung, die auf den ersten B lick u nverkennbar ist: an die Stelle der bisherigen Produktion, die durch B le ch g arn itu ren und P reß tec h n ik c h a ra k te ris ie rt war, tritt die Produktion von gego s­ senen Bronzegegenständen, deren c h a ra k te ris tisc h e Äußerung der Greif und die Ranke als typischstes V erzieru ngselem ent sind. Die A rchäologen haben sich bisher in einem w ichtigen Punkt geeinigt: es wurde u n strit­ tig die zeitlich e Aufeinanderfolge beider Äußerungen der m a terie lle n Kultur erw iesen, auf Grund einer beleg ten Superposition und durch die Ausarbeitung der geo graph isch en Siedlungssituation der G räberfeld er beider Gruppen.9 In w eiteren Fra gen sind die A nsichten der A rchäologen en tsch ieden u n terschied lich. Zwischen beide Gruppen wird eine Übergangszeit ein ­ geschoben, die in der Mehrzahl in die Jah re 6 80 — 720, oder auch 650 — 700 datiert wird, sie wird jedoch n ich t gleich a u fg efaß t.10 Nach F ettich geht es w irklich um eine Übergangszeit, w ährend der auf einem G räb er­ feld p arallel zwei Typen Vorkommen, n ach Csalläny handelt es sich um eine ku ltu relle Äußerung, verbunden mit der Ankunft der OnogurenB ulgaren an der unteren Donau.11 Bei ein e r so lch en Auffassung ist Csallänys Theorie sc h w e r h altb ar — a rch äo lo g isch (weil sie sich diam etral von der Situation im B ulgarien Asparuchs u nterscheid et J und au ch historisch, sch on aus dem e in fa ch en Grunde, daß zu Anfang die Grenzen des bu lgarisch en Sta ates und obendrein die feindliche Haltung der Awaren jedw eges Durchdringen unmöglich gem ach t hätten. Als Hypothese könnte diese Theorie angenom m en werden in einer tra n s fo r­ m ierten Formulierung, daß es um irgend einen b ulgarisch en Stam m geht, bzw. irgendein Element, das aus den gleich en Gründen n ach Pannonien eingedrungen wäre, die auch die Ankunft Asparuchs h ervorriefen. Es ist bezeichnend, daß gerad e in dieser m ittleren aw arisch en Zeit sich der Prozentsatz von W affen in den aw a risch en Grabstätten erh ö h t.12 Die Übergangszeit wurde im 8. Jh. von der ku lturellen Blüte des B ron ­ zegusses abgelöst. Die Frage sein er E ntstehu ng ist das umstrittenste und

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diskutierteste Problem der gegenw ärtigen a rch ä o lo g isch en Forschung. Entgegen den traditionellen Ansichten, die in der Veränderung der Pro­ duktion eine den Awaren eigen e ku lturelle Äußerung sehen, werden Stimm en laut, die auf den vorwiegend nich tnom ad isch en Ursprung dieser Gruppe hinweisen. Die Ausarbeitung dieser zweiten Meinungskonzeption ist bis jetzt in den Anfängen; die Analyse kon zen trierte sich b ish er h au p tsä ch lich auf die k le in ere Gruppe des Bronzegusses mit dem Ausschmückungsmotiv m e n sch lich er Gestalten und wies auf den sta rk en E in flu ß der sp ä th e l­ le nistisch en und byzantinischen Traditionen in der Ikonographie und in der gän zlichen Bearb eitu ng dieser D enkm äler hin, ebenso in n ich t geringem Maße b eein flu ßt von der Kunst der Sasaniden, die wiederum nur durch den byzantinischen ku lturellen Kreis verm ittelt wurde. Das D urchdringen dieses neuen Styls ist eh er mit der Ankunft einzelner h an dw erk lich e r Gruppen verbunden, die den kü nstlerischen G eschm ack beein flu ßten und veränderten, als mit der Invasion einer neuen W elle.13 Die ä ltere Ansicht über den Ursprung der Bronzeguß-Produktion hat eine g rö ß e re Tradition, und man kann sie für au sg earb eiteter halten. Akzeptieren kann man sie allerdin gs nur in einer so lch en Formulierung, daß das Auftauchen der Bronzeindustrie bedingt ist und hervorgerufen wurde von einer neuen Welle a w a risc h er Nomaden, die um die Jahre 6 7 0 —680 in Pannonien a u fta u ch ten .14 Die Voraussetzung, daß es die ursprüngliche m aterielle Kultur der in n erasia tisch en Awaren sei, die bis jetzt in irgend einer Weise durch die gep reß te Technik in den H inter­ grund ged rängt worden war, und die sich um das Jahr 680 erneut ä u ßerte, kann man durch keinerlei akzeptable Begründungen u nter­ stützen.15 Der Ursprung der Bronzegußindustrie wird verstän d lich erw eise im Gebiet M ittelasiens gesucht, vor allem im oberen Altaigebirge, wo auf die frappan testen Ähnlichkeiten und Übereinstim mungen in den Aus­ sch m ücku n gselem en ten , wie auch den Form en und in der Technik h in ­ gew iesen wird, z. B. aus der bekan ntesten altaisch en Fundstelle dieser Art — Kudyrge, die sich jed och sporadisch auch in anderen asiatisch en Gebieten auf dem weiten Territorium von der Mongolei bis nach Europa finden (z. B. auch in Sogd — eine Gürtelgarnitur, au sgearb eitet in der G u ß te c h n ik ].16 Bei der Suche der n ä ch ste n P arallelen und Gebiete, aus denen diese a w arisch e T ech n ik und Kultur nach Pannonien gelangte, wurde gew öhnlich auf das Territorium des Flusses Kama hingewiesen, und man sieh t kon kret einen Zusam menhang mit der Lomovatovo-Kultur, die sich — entstanden unter dem starken Ein flu ß v ersch ied en er

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ku ltu reller Traditionen (der byzantinischen, der sasanid isch en , alanischen, a siatisch en und der des D n jep rgeb ietes) — im 8 . - 9 . Jh. ( !) an der m ittleren und oberen Kama au sbreitete, indem sie aus der h eim i­ sch en Basis schöpfte. Es wird auf die Analogie im B estattungsritu s in Pannonien und an der Kama hingewiesen. Man kann auf den Zusam m en­ hang der pannonischen gelben K eram ik verweisen, die sich mit der Ke­ ram ik des Sieben strom lan des und des Gebietes von Sogd verbindet.17 Vom Standpunkt der G esch ich te aus kann man zu diesen a rc h ä o lo g i­ sch en Problem en nur wenig hinzufügen. In einem solch weiten g e o ­ graph isch en Rahmen, der obendrein ch ron olo gisch seh r ungenau ist, kann man keine ko n k re teren Zusam menhänge, geschw eige denn Kon­ takte suchen. Eines ist sich e r: mit dem Fa ll des o sttü rkisch en Khaganats und sein em A nschluß an das Chinesische Reich im Jah re 630, mit den S treitig k eiten im w esttü rkisch en Reich zur gleich en Zeit und der E n tstehung G roß-B ulgariens und des C hazarischen R eiches ers c h la ffte n die Fesseln, die Osteuropa politisch und m ac h th ab erisc h mit den zen­ tra len Gebieten Asiens verbanden, erh eb lich . Dieser Zeitraum ist für ganz W estsibirien bis zum A ltaigebirge g ekenn zeichn et durch den sich fortsetzenden, trad itionellen W ettstreit von Dulu und Nusibi und den sich m ehr und m ehr verstärken d en Druck des C hinesischen Imperiums, das s c h lie ß lic h im Jahre 659 dem w esttü rku tsch en K haganat ein Ende m achte. Der Aufstand der Dulu auf der Seite Tibets gegen China ist das letzte Ereignis, das w enigstens th eoretisch einen W iderhall in Panno­ nien in Form irg en dein er erzw ungenen Migration der besiegten Auf­ stän d isch en haben könnte (im Jah re 6 79 ). Aus d ieser Zeit hören wir nur zweimal, daß die türkisch en A ngele­ gen h eiten — und damit au ch die A ngelegenheiten Zen tralasien s — eine n äh ere Beziehung zu Osteuropa haben oder zu der Region, die damit kulturell und historisch verbunden ist. Chalyg-Chan, duluischer Orien­ tierung, m ischte sich um das Jahr 640 zur Zeit der Abschw ächung des P ersischen R eiches in dessen A n gelegenheiten ein. Die zweite N ach richt ist bedeutungsvoller — Chalygs Vorgänger, Ibris, der von den Nusibi eingesetzt worden war, fand w a h rsch ein lich , als er den Thron verlor, bei den Chazaren Zuflucht. Es ist n ich t au sgeschlossen, daß im Falle eines Sieges der Nusibi die A nhänger von Dulu auf der Su che nach einem Zufluchtsort ihre Blicke auf das Sch w arz m ee rg eb iet rich teten , z. B. auf die W olgabulgaren, und das um so eher, als in der Zeit des 7. Jh. der Weg n ach Westen für sie die einzig m ögliche A lternative war — im Osten grenzte das feindlich e China an, im Süden die Araber, im Norden dehnte sich die unbewohnte sibirisch e Taiga aus.18

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Die arc h äo lo g isc h en Konzeptionen — ob sie nun den nom adischen oder n ich tno m ad isch en Ursprung der Gußindustrie akzep tieren — stim ­ men darin überein, daß man u nm ittelbare Parallelen , bzw. Zusam m en­ hän ge dieser Kultur im w eiten Territorium der Sch w arzm eersteppen, bzw. des ru ssisch en W aldsteppenstreifens suchen muß. Zur U n ter­ stützung des Standpunktes Gy. Läszlos kann man jed o ch h istorisch k ein e rlei kon krete Argumente bringen, weil zu der Zeit das Gebiet des Flusses Kama noch n ich t in das B lickfeld der byzantinischen Chroniker und H istoriker gelangt war. Wenn man einen byzantinisch-pontischen Ursprung der B ro n zeg u ß ­ verzierung annimmt, könnte man sich th e o retisch Gedanken über einen Zusamm enhang m it dem Zerfall G roß-Bulgariens m achen, ko n k re t mit dem vierten Sohn Kubrats, der n ach der Tradition n ach Pannonien kam. Die a rc h ä o lo g isc h e Konzeption, die eine tiefe V eränderung in Pannonien voraussetzt, impliziert notw endigerw eise die Vorstellung einer M assen­ m igration des neuen eth nisch en Ganzen und re c h n e t selbstv erstän d lich auch mit einer Veränderung in der m a c h th a b eris c h en Sphäre zugunsten des ankom m enden Volkes. Es ist m öglich zu erw ähnen, daß im Jah re 598 die Ankunft zweier ganzer Stäm m e T a rn iach und Kotzagir in Pannonien keine g rö ß e re n b em erkbaren, eth nisch en , bzw. m a c h th a b erisc h en V e r­ änderungen h ervorrief. Auch von diesem Aspekt aus ist es o ffe n sic h t­ lich, daß der B erich t über den vierten Sohn Kubrats, so wie ihn Theophanes ü b erliefe rt (d aß sich das ankom m ende Volk dem Khagan u n te rw a r f], mit dieser Vorstellung sch w er zu vereinb aren ist. Vom Standpunkt dieser arc h ä o lo g isc h en Konzeption aus ist Nikephoros an n eh m b arer, der im U nterschied zu Theophanes davon spricht, daß das ankom m ende Volk mit den Stäm m en, die von Khagan u nterw o rfen w o r­ den waren, ein Abkommen ab sch loß. Wir kön n ten in diesem Falle einen Berührungspunkt mit der E rzählung über Kuber in den M iracula s. Dem etrii sehen, der sich in Zusam m enarbeit mit den u nterw o rfen en Rom äern gegen den Khagan a u fleh n te .19 Dennoch erw e c k t der Gesam t­ w ortlaut des B e ric h te s der M iracula über Kuber und der des Nikephoros über die Ankunft des vierten Soh nes des Kubrat nicht den Eindruck, als ob es sich um eine allzu gro ß e Gruppe handelt, die fähig w äre, die U rsache w eitreich en d er V eränderungen in Pannonien zu sein. Die F ra g e des Ursprungs der m aterie lle n Kultur, die durch den B ro n ­ zeguß c h a ra k te ris ie rt wird, bleibt also w eiterh in offen und mit ihr auch ein Problem, das eng mit ihr zusam m enhängt. Das Areal der D enkm äler dieser zweiten Epoche bedeckt näm lich einen im V erh ältn is g rö ß eren

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g eo g rap h isch en Raum, als es beim ersten Zeitraum der Fa ll war. Sollen wir in dieser Ta tsa ch e einen Beleg einer Konsolidierung des Awarischen R eiches sehen, das dank dem Zufluß einer neuen Welle in der Lage war, seine Invasionen zu ern eu ern und seine Umgebung zu b e h e rrsc h e n ,20 oder müssen wir in Funden dieser Art an den v ersch ied en sten S tellen des K a rp a th e n b eck en s den g le ic h en E n tw icklu n gstren d wie in Panno­ n ien sehen, d. h. im Grunde als Äußerung der heim isch en m ateriellen Kultur? In den Gebieten, die an Pannonien angrenzten, tra t der B ronzeguß n ich t in dem gleich en Maße hervor. In Mähren, w oher sie entw eder als v ereinzelte Funde b ek a n n t sind (Havlín, Lišno, V elatice, P oh ořelice) und nur in drei F ällen als M assenfunde (Krumvíre, Moravský Ján, Dolní D u n ajov ice), oder als Teil des slaw isch en vorm äh risch en Horizontes (M ik u lčice), kann m an nicht über etw as an d eres als ein zufälliges und sp o rad isch es Durchdringen sprechen. Beim gegebenen Stand kan n man aus den a w a risch en Funden in M ähren k ein e rlei Sch lu ß fo lg eru n g en ziehen, und man kann sie au ch n ic h t in irg en dw elch e h istorisch e Zusam m enhänge bringen.21 Ähnlich ist die Situation in Ö sterreich. Funde dieses Typs kommen h ier erst n ach dem Jah r 700 vor und gruppieren sich fast a u ssc h lie ß lic h im Norden der Donau. Die g röß te Fundstätte, M istelbach, h at eine d irekte Verbindung mit Dolní Dunajovice; au ßerd em existieren die b ed eu tenderen Lokalitäten Katzelsdorf, M ünchendorf, Sch w ec h a t, WienSt. Veit, Linz-Zizlau und Leithaprodesdorf. Das Wesen der aw a risch en Funde in Ö sterreich ch a ra k terisiere n d , sp rach M itscha-M ärheim die A nsicht jaus, daß die Awaren in Ö sterreich südlich der Donau nicht siedelten, sondern es im 8. Jh. m a c h th a b e ris c h b e h e rrsc h te n .22 Im 8. Jh. ist das D urchdringen der B ronzegußindustrie au ch n ach Sieben bü rgen w a h rn eh m bar.23 Die Funde k on zen trieren sic h auf den M ures; in der Regel w erden sie in R eiterg rä b ern gefunden. Am deut­ lich sten ä u ß e rte sich jed och ihr E in flu ß in den slo w a k isch e n Lokali­ täten, und das in einem b reitere n te rrito r ia le n Ausmaß — in der zwei­ ten Hälfte des 7. Jh. ü b ers c h reitet sie die Linie des linken Donauufers und tauch t in Sal'a auf und im 8. Jh. in Ipel-Tal ( P r s a ) .24 Der zweite B e ­ reich, in dem von der Hälfte des 7. Jh. Bronzegüsse au ftau chen, ist die O stslow akei — belegt ist ein G räberfeld in B a rc a aus der zweiten H älfte des 7. Jh.25 Im V erlauf des 8. Jh. nehm en die L okalitäten mit B ronzeguß in der S low akei zu, und ihre erh öh te Anzahl zeigt sich besonders in ä lte re n Lokalitäten, die noch den vorangehenden, unv erh ältn ism äßig s c h w ä ­

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c h eren kulturellen Horizont der B le ch g arn itu ren enthalten . An s t r a t e ­ gisch w ich tigen Punkten tauch t ein erh ö h ter Prozentsatz von Reitern auf — z. B. Zitavská Tön 27 °/o, Bernolákovo 7,3 % . Dagegen zeichnen sich die Fundorte, die von den D onau straßen und an d eren w ich tigen K notenpunkten w eiter en tfern t waren, durch einen h a n d w erk lich -b ä u ­ erlic h en C harak ter aus — so z. B. w aren in Prsa keine W affen, in Nové Zámky nur 2 % Reiter. Das Slaw entum so lc h er Siedlungen, wie es Prsa und Sal’a sind, wird für unbestritten gehalten. Auf Grund der Angaben und Sch lu ßfolgeru n gen , die man aus der a rc h ä o lo g isc h en Situation in den Gebieten, die unm ittelbar mit dem aw arisch en Siedlungsgebiet in Pannonien Zusammenhängen, ziehen kann, ist es bisher n ich t möglich, über das Wesen der gegenseitigen Beziehungen von Awaren und Slaw en Erw ägungen anzustellen, obwohl die Zugehörigkeit der Südslow akei zum Aw arischen Reich in diesem Zeitraum unstrittig zu sein sc h e in t.26 Es zeigt sich, daß von drei g eo g ra ­ phischen und g leich zeitig Interessen sphären , die den Rahmen der aw a ­ rischen G eschichte bilden (s. Kap. 4 ), gerade die Sp häre der „poten­ tiellen aw arisch en H e rrsc h a ft“, d. h. das Gebiet der slaw isch en Umge­ bung in sein er Beziehung zu den Awaren die g rö ß te n V eränderungen durchlief. Diese Änderung kann man jedoch nur sehr unvollständig erfassen : ihre s ic h tb a re re n Äußerungen b e sch rä n k en sich nur auf ein bestim m tes Territorium nördlich der m ittleren Donau; sie beruhte — wie es aus der ru higeren Art der v erh ältn ism äß ig reich v ertreten en aw arisch -sla w isch en G räb erfeld er herv orgeh t — in der Aufhebung der Potentialität der a w a risch en H errsch aft, sonst rein eroberu n gssü ch tig angelegt, und durch seinen E rsatz durch eine w irklich e Zugehörigkeit dieser Gebiete zum A w arischen Reich. Diese zweite T atsa ch e muß nicht allgem ein v erw irklich t sein: im Gegenteil, an der unteren Donau kommt es bei der Aufhebung der p otentiellen Ansprüche des K hagans zur gän zlichen Lösung der Verbindung mit dem A warischen Reich — was man aus den Ereign issen um die En tstehu n g des Bulgarischen R eiches sc h lie ß e n kann. Wenn wir also au ch in Zusamm enhang mit den Veränderungen der m ateriellen Kultur in Pannonien resign ieren müssen in der Suche nach einer Antwort auf die Frage, in w elch em Zustand sich das A warische Reich in der zweiten Hälfte des 7. Jh. befand, so haben wir doch noch eine M öglichkeit, die Entw icklung real zu beurteilen, die vom Jah re 626 an vor sich geht. Diese M öglichkeit auszunutzen, bedeutet, die Rolle der Awaren in den Ereignissen, die das En tstehen des ersten b ulgarisch en Sta ates begleiteten, adäquat zu erfassen .

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C)

DIE AWAREN UND DIE ANFÄNGE DES ERSTEN BULGARISCHEN STAATES

Nach der N iederlage der Awaren bei K onstantinopel im Jahre 626 verschw inden für mehr als ein h alb es Jahrhundert jeg lich e Angaben über a w arisch e Überfälle auf die südöstlichen Balkanprovinzen des Byzantinischen R eiches aus den Seiten byzantinischer h isto risch er W er­ ke. Der erste B ericht, der zum Jah re 680 auftaucht, hält eine Situation fest, die sich diam etral vom Zustand Ende des 6. und Anfang des 7. Jh. unterscheidet. Die Bulgaren-Onogunduren gelang ten unter Führung Asparuchs aus der Hipoischen E ben e in V orkaukasien unter dem Druck der Chazaren in unm ittelbare Nähe des B yzantinischen R eiches und ließen sich im Donaudelta nieder an einem Ort, der Oglos, bzw. Peuke, d. h. die g röß te Insel des Donaudeltas, genannt wird. Es ist n ich t m ög­ lich, einen genauen Term in anzugeben, wann Asparuch ins Donaudelta kam .1 Es ist jedoch in Hinblick auf die innere und ä u ß ere Situation des B yzantinischen Reiches zur Zeit K onstantins IV., Pogonatos (6 6 8 — 6 8 5), w a h rsc h e in lich , daß sich der Kaiser erst im Jahre 678 oder später auf einen Feldzug gegen die im Delta auftau chend en Bulgaren begab. Sein Feldzug h atte keinen E rfolg — das k a iserlich e Heer wurde geschlagen , und die Bulgaren, über die Donau einfallend, gelangten bis n ach Varna. Hier u nterw arfen sie die slaw isch en Stäm me, von denen sie die Sew erer aussandten, das Land, das an Byzanz angrenzte, kon kret den BeregavPaß zu b ew ach en ; die anderen „sogen ann ten sieben S täm m e“ (G e sch le c h ­ t e r ? ) sandten sie nach Süden und W esten n ach Awarien, damit sie die mit ihm b en ach b a rten Gebiete schützten. Die B ulgaren selbst begannen die Gebiete anzufallen, die „unter byzantinischer M ach t“ w aren ; ein w iederholtes E ingreifen gegen sie w ar nicht erfo lg reich , und der Kaiser war gezwungen, Frieden zu sch ließ en , und verpflich tete sich, Steu ern zu zahlen.2 Die N ach rich t des Theophanes und des Nikephoros hat eine grund­ legen d e Bedeutung für das K en nenlern en der Anfänge des b ulgarisch en Staates, und es ist n atürlich, daß sie vor allem in diesen Zusam m en­ hängen e rfo rsc h t wurde. Die E inzigartigkeit dieser N a ch rich t m ach te e s unmöglich, sie zu vergleichen und auf der Grundlage an d erer g le ic h ­ zeitiger Quellen zu präzisieren, und deshalb beruhte der Schw erpunkt vor allem auf ein e r d etaillierten, k ritisch en Analyse des Textes des Theophanes, oft mit weiten textologisch en Kom parationen. Trotz vieler V ersuche kam es bis jetzt n ich t zu einer v erläß lic h en und allgem ein akzep tierten Interp retation dieses Berichts, vor allem n ich t in den F r a ­

gen, die verbunden sind mit den B eziehungen der Slaw en zum Byzan­ tin isch en Reich und zur n eu angekom m en en e th n isch en Gruppe und mit der Stellu ng der Slaw en im en tsteh en d en B ulgarischen Reich. M einungs­ u nterschied e sind bedingt durch die U n klarh eit und Doppeldeutigkeit des B e g riffes hypo ton pakton ontas, der sowohl einen Bund, ein Bünd­ nis, eine föderative Beziehung wie auch eine Steu er als Ausdruck der U n terjochung b ezeichnen kann.3 Es ist unklar, auf wen sich d ieser T e r­ minus bezieht — er kan n die Beziehung der Slaw en zu den Bulgaren , zum B yzantinischen R eich oder die gegenseitig e Beziehung zw ischen den Slaw en se lb st ausdrücken. Auf Grund dessen e n tw ick elten sich drei Theorien: n ach der ersten w aren die Slaw en von den B ulgaren u n ter­ jo ch t,4 der zweiten zufolge bildete sich zwischen ihnen ein gew isser Bund zum Schutz gegen das Byzantinische Reich h erau s; Bu lgaren und Slaw en h an delten n ach dem Prinzip gegenseitig er Ü b ereinkunft.5 Zu diesen zwei tra d itio n ellen Theorien kam in n eu erer Zeit eine dritte hinzu: M. Vojnov nimmt an, daß die Slaw en Föd eraten des Byzantini­ sch en R eich es w aren .6 Eine so lch e Auffassung, zu der der Weg vor allem durch die Textanalyse führt, die die Ausdrücke hypospoudoi — hypo ton pakton ontas identifiziert, sc h a f ft jed o ch das Problem der Doppel­ deutigkeit des strittigen B eg riffes n ic h t ab. Das Problem erfo rd ert vor allem eine h istorisch e Analyse der Beziehungen und Zusammenhänge, b efreit von der B elastung der term in ologischen Unklarheit. An dieser Stelle geht es nur um ein even tuelles Bündnis der Slaw en und des Byzantinischen R eich es ohne R ü cksich t darauf, was der strittige B eg riff bedeutet. Es wurde sch on gezeigt, daß man n ach dem Fall der G renzb efesti­ gungen an der u nteren Donau eine ü b erra sc h en d e V eränderung der Wege und auch der Gebiete des sü döstlichen B a lk an s b eob achten kann, die das Ziel der a w arisch en Ü b erfälle wurden. Es kommt zu einem a w a risc h en E in fall n ach T h rakien ; die Städte Nisch und Sofia sind bedroht, die in der voran geh en d en Epoche der aw arisch -b yzan tin isch en Kriege n ich t erw äh n t werden. Das alles deutet an, daß die Awaren begannen, zu Anfang des 7. Jh. die th ra k isc h e S tra ß e zu benutzen, die jedoch bei w eitem sc h w ie rig er und län ger war. Diese Ta tsa ch e ist um so u nverständ licher, als n ach dem Ja h re 602 als E rgeb n is des Krieges die Grenze an der Donau p rak tisch zerstört und geö ffn et war. Die Änderung der Situation wurde von den Slaw en vollkom m en aus­ genutzt, indem sie m asse n h a ft auf die andere Seite der Donau ü b e r ­ gingen. Im Jahre 6807 existiert sch on der Stam m esverband der „so ge­ nannten sieben S tä m m e“ auf dem Territorium der Provinz Moesien, und

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au ß er diesen wird noch der einzelne Stam m der Sew erer erw ähnt, der sc h ein b a r nicht zu diesem slaw isch en Verband geh örte.8 Die Genese, die Anfänge der sla w isch en Besiedlung wie au ch die n ä h e re n Zusammenhänge, die zur Sch a ffu n g eines solch en Zustandes führten, sind nicht bekannt. Die a rc h ä o lo g isc h e Situation auf dem Gebiet B ulgariens ist bis jetzt n ich t so weit geklärt, daß sie einen Anhaltspunkt für das V erfolgen des Ursprungs d ieser Slaw en bieten könnte, die sich h au p tsä ch lich auf den Trüm m ern der röm ischen und byzantinischen Festungen, z. B. Razgrad, ansiedelten. Vor allem die Typologie der s la ­ w isch e n K eram ik ist nicht ausreichend, die sich mit der ostslaw ischen Keram ik verbindet — Hlincea, S a rata Monteoru und Luka R a jk o v e c k a ja , a b er auch mit dem Prager Typ.9 In der ersten Hälfte des 6. Jh. stellte das slaw isch e Volk, in Anten und Slow enen unterteilt, eine ebenso g e fä h rlic h e Bedrohung für die Unterdonauprovinzen vor. Nach dem w ech selseitigen Krieg des Jahres 533 kommt es doch zu einer gew issen Polarisation der Kräfte: die Anten, w a h rsch ein lic h nur ein bestim m ter Teil, w erden zu Föderaten des By­ zan tin isch en Reiches. Von da an ist über die Anten in Zusammenhang mit E in fä llen in die byzantinischen Territorien nichts m ehr zu hören, und man kann über die Stellung dieser Slaw en als Ganzem zum Reich n ich ts sagen. Abermals — und das zum letzten Mal — tre ffe n wir sie im Ja h re 602, als sich e rlic h zumindest die Mehrzahl der Anten als byzantinische Verbündete belegt ist, die gegen die Awaren und also au ch gegen die Slow enen kämpft. In dem Falle, daß die Basis der Kolo­ n isationsw elle in das Gebiet M oesiens die Anten waren, könnte man erw arten , daß diese slaw isch e Besiedlung auf Anregung oder w en ig s­ te n s mit dem Einverständnis der byzantinischen Regierung stattfand, die n ach der Liquidierung b efestigter Grenzen und beim desolaten Zustand der Armee keine M öglichkeit hatte, sich ihre voraufgehenden Positionen nur mit Hilfe der Slaw en zu erh alten , mit denen sie in gew is­ s e r Weise als Verbündete rec h n en konnte. Die N iederlassung der Anten im byzantinischen Moesien w äre in einem so lch en Fa lle ein an alog er d iplom atischer S c h ritt zur Ansiedlung der K roaten im Nordwesten der B alk a n h a lb in se l im Jahre 630. Ein Versuch, die kon kreten Zusammen­ hänge zw ischen den Slaw en in Moesien und den Anten im S c h w a rz ­ m eerg ebiet auf Grund einer linguistischen Analyse und der Analyse eines bestimm ten Typs von Spangen festzusetzen, fand keine Zustim­ mung.10 Jeglich e E rw ägu ngen über eine eventuelle, vorwiegend an tisch e Kolonisation Moesiens sind bisher nur in ein e r h ypothetischen Ebene möglich. Auch deshalb h at v ielleicht die Mehrzahl der b isherigen Ü ber­

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legungen über die Stellung der Slaw en in Moesien die Tendenz, die byzantinisch-slawische Beziehung in Moesien im Sinne einer feindlichen Einstellung, bzw. einer Abhängigkeit der Slaw en vom Reich zu b e w e r­ ten.11 Die Existenz eines bestim mten slaw isch en Stam m esverbandes in Moesien im Jah re 680 vor dem b u lg a risch en E in fall ist unumstritten durch den Ausdruck des Chronikers tas legom enas hepta geneas belegt. Das W örtchen ,so g en an n t’ deutet an, daß der zeitgenössische Autor sich offensichtlich vergegenw ärtigt, daß der Terminus — g eb ra u ch t für ein Ganzes, das keine reine Summe von Stämmen, geschw eige denn von Geschlechtern war — inadäquat ist.12 Es ist eine bestim m te zen tralisierte Formation, d eren Wesen und Ziel n ich t deutlich genug sind. Wenn wir von Musokios, Piragarst, Chazon und den ihnen u ntergebenen Slaw en absehen, bei denen man auf Grund der Quellen noch n ich t einm al soviel sagen kann, ob es um irgendeine g rö ß e re slaw isch e Gruppierung, oder nur einzelne Stäm me ging, so sind die „so genannten sieben S täm m e“ nach dem Reich Sam os in der R eihenfolge der zweite belegte, slaw isch e Stammesverband. Man kann das Reich Sam os zweifellos als eine Z en tra­ lisation slaw isc h er Stäm m e bezeichnen, die infolge ä u ß e re r Gefahren entstand. Von irg en dw elch en inneren, sozial-ökonom ischen V o ra u s­ setzungen kann im gegebenen Fall noch n ich t die Rede sein .13 Obwohl wir n ich t einen einzigen Beleg über das gesellsch a ftlich -ö k o n o m isch e Niveau in der slaw isch en Umgebung an der u nteren Donau kennen, ist es w ah rsch ein lich , daß wir bei Ü berlegungen über die Ursachen der Entstehung dieser zen tralisierten Form ation von a n alog isch en V oraus­ setzungen ausgehen müssen, w orauf letzten Endes die M ehrzahl der Literatur auch mit gebüh rend er Betonung hinweist. Aber die Annahme einer byzantinischen Gefahr, gegen die dieser Verband lo gisch erw eise hätte g eric h tet sein können, erw eist sich bei einer a u sfü h rlich eren Ana­ lyse als ungenügend. Der erzw ungene aw arisch -slaw isch e Bund an der unteren Donau, der um das Jahr 584 entstand, dauerte w a h rsc h ein lic h nicht län ger als bis zum Jahr 602. Das Bündnis, daß durch ein gem einsam es Ziel a u frec h t erhalten wurde — die D urchbrechung der byzantinischen befestigten Donaugrenze — , verlor n ach dem E rlan gen dieses Zieles seine B e r e c h ­ tigung für eine w eitere Existenz. Aus dem zeitweiligen Verbündeten werden die Awaren zu potentiellen Feiden, die jederzeit ihre Invasionen nach Moesien, das diesmal schon slaw isch ist, ern eu ern können. Nach dem Ja h re 602 müssen die Absichten der Awaren und Slaw en n otw en ­ digerweise au seinand er gehen. Das ist gegeben durch den C harak ter der

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ökonom isch en Basis und die Stufe der sozialen und g e s e llsc h a ftlic h e n Entw icklung. Für die Awaren bedeutete die Öffnung des Zugangs in die byzantinischen Provinzen das E rre ic h e n n eu er R au bm öglichkeiten und Beutezüge, für die Slaw en den Gewinn von Territorien, v orteilh a ft zum se ß h a ften , la n d w irtsch a ftlich e n Leben. Es ist möglich, daß wir in der Änderung von Richtung und Region, in die sich die aw arisch en Ein fälle n ach dem Jahr 602 begaben, das E rgeb n is einer m assenh aften slaw i­ sch en Besiedlung Moesiens sehen können, das eh er b efäh igt war, sein Territorium vor Überfällen zu schützen als das Byzantinische Reich. Es ist deshalb ganz gut m öglich, daß es auf Grund dieses antiawarischen In teresses zu einer gewissen A nnäherung der m oesischen S l a ­ wen und des Byzantinischen R eich es kommen konnte. Am Beispiel der M iracula wurde schon gezeigt, daß die Politik des R eiches gegenüber den Slaw en im 7. Jh. eine en tsch ieden flexible Form annimmt. Auf jeden Fall ist sie n ich t auf eine V ertreibung der Slaw en aus dem Rahm en des B yzantinischen R eiches au sg erich tet; dazu hätte sie auch keine Kraft gehabt. E h er geht es um eine A nerkennung des fak tisch en Zustandes — d. h. um die A nerkennung der slaw isch en Kolonisation und die S c h a f ­ fung bestim m ter Beziehungen zw ischen den Slaw en und dem Reich, die es ihm erm öglichen würden, sich in gewissem Maße einen E in flu ß in den slaw isch en Territorien zu erh a lten . Im Falle der Kroaten ist sogar eine eigene Initiative des R eiches zur Besiedlung der Grenzgebiete durch eine Bevölkerung belegt, deren G esam teinstellung wenigstens in einem, und das dem w ichtigsten, dem R eich en tsp rach : es w ar kein destruktives Element, das die byzantinischen T e rritorien verwüstete, sondern im Gegenteil eine Bevölkerung, die selbst gegen so lch e K räfte kämpfte. Deshalb ist es möglich, das auch in der Region der U nterdonauprovin­ zen die byzantinische Regierung den V ersuch m achte, mit den Slawen gew isse Beziehungen und Kontakte anzuknüpfen, und b etraute sie mit dem Schutz der Reichsgrenzen. Ähnlich wie in der Umgebung der m a k e ­ d onischen Slaw en ist auch an der u nteren Donau trotz der slaw isch en Besiedlung ein em pfindliches, auf jede V eränderung reagieren des, byzantinisches Interesse spürbar, und jede Änderung wird als B edro­ hung der Sich erh eit des R eiches a u fg efa ß t. Nach der Niederlassung der B ulgaren im Donaudelta griff gegen sie das byzantinische Heer mit dem Kaiser persönlich an der Spitze ein, um ein w eiteres Vordringen zu verhindern, obwohl der erste Angriff der Bulgaren gegen das von Slawen bewohnte Moesien g eric h tet w ar.14 Im Fa lle einer feindlichen Haltung der m oesischen Slaw en dem Byzantinischen Reich gegenüber w äre ein solch sc h n eller E in g riff des Reiches, das nicht nur „ s e in e “,

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sondern au ch die slaw isch en Gebiete verteidigte, sch w er genug zu e rk lä re n .15 Die Tatsach e, daß die Awaren au ch noch in der Zeit n ach dem Jahre 626 für das Byzantinische Reich eine re a le Bedrohung vorstellten, ist u nbestritten in der Einladung des H erakleios für die K roaten und Serben belegt. Nach einem gew issen Absinken in der ersten Hälfte des 7. Jh. kommt es o ffen sic h tlic h zu einer R en aissan ce der a w arisch en Macht und zur W ied eraufnahm e der rä u b erisc h en Feldzüge. Diese T atsa ch e g eh t se h r deutlich aus den M aßnahm en Asparuchs n a ch der Ankunft in Moesien hervor. Uber seine Zwistigkeiten mit den Awaren sprich t direkt die A rm enische Chronik.16 Trotz der offen sic h tlic h en feind lichen Haltung des B yzantinischen Reiches, von dessen Seite aus den B ulgaren die g rö ß te Gefahr drohen sollte, sandte Asparuch nur einen einzigen Stam m zum Schutz der mit dem Byzantinischen R eiche gem einsam en Grenze — die S ew erer, w ährend er gegen Awarien einen ganzen S l a ­ w ischen Verband, die sogen ann ten sieben Stäm m e, plazierte. Die u n gleich m äßig e V erteilung der V erteidigu ngskräfte zeigt deutlich, von w elch e r Seite die Bulgaren vor allem die Gefahr eines A ngriffes e rw a r­ teten. Jedoch ist auch das m öglich, daß eine so lch e Dislokation der slaw isch en Stäm m e sich unter dem E in flu ß k o n k re ter Bedingungen in der Umgebung der m oesisch en Slaw en abspielte. Unter der V orau s­ setzung, daß die Se w erer mit den B ulgaren verbündet w aren, w ährend die sieben Stäm m e n ich t in ein so lc h es Bündnissystem gehörten, ist es v erständlich, daß die B u lga ren sich bem ühten, einem eventuellen Bündnis d ieser Stäm m e mit dem B yzantinischen Reich vorzubeugen. Auch diese ev entuelle M öglichkeit h at keinen Ein flu ß auf die T atsach e, daß das B u lg arisch e Reich von Anfang an auch gegen die Awaren geschützt sein m ußte, gegen die Asparuch noch zu der Zeit kämpfte, als die B ul­ garen im Donaudelta ihre Wohnsitze fanden. Ü b errasch en d an der P lazie­ rung der „sieben S täm m e“ selbst ist das, daß sie n ach W esten und n ach S ü d e n von Awarien gesandt werden. Auf Grund dieser Erw äh n un g nahm Awarien das Gebiet auf den n örd lich en B ergh än gen des m ittleren B alkan s ein, bis wohin n ach der allgem ein a kzep tierten Meinung die südlichen Grenzen des H e rrsch a ftsb ereich es Asparuchs re ic h te n .17 Diese Lokalisierung wurde auch durch spätere N ach richten belegt. Das ist vor allem die Angabe vom Sieg des Nikephoros über Krum, n ach dem der byzantinische Kaiser versuchte, n ach Se rd ica zu gelang en ; er wurde ab er von Awaren und den b en ach b arten sla w isch en Stäm m en an g efallen (im Jah re 8 1 1 ) .18 Es gibt keinen Grund, das erw äh n te Awarien und die Awaren am Bergfu ß des m ittleren Ba lkan s zu suchen. Nach der E ro b e ­

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rung Sirmiunis ü bersch ritte n sie den Rahm en Pannoniens, und eine intensive aw arisch e Besiedlung ist h au p tsä ch lich im Zwischenstrom land von Save und Drau und im Ban at verzeichnet, i. e. sie d ehnt sich mit ihren Ausläufern bis zu den n ord w estlich en Bergh än gen des w estlich en Balkans, bis zu den K atarakten aus.10 E n tlan g des Flusses Morava waren sla w isch e Stäm m e ansässig, die in gew issem Sinne von den Awaren ab hän gig waren, sonst h ätten die Awaren keinen Zugang zur thrakisch en S tra ß e . Die Angaben über Awarien, das sich w estlich der moesis c h e n Slaw en ausdehnte, sind deshalb v erstän d lich und treffen n ich t auf In terp reta tion ssch w ierigkeiten . In gewissem Sinne problem atisch ist die Plazierung Awariens südlich von Moesien. Aus den Analysen der B eric h te über die Wege, über die sich die aw arisc h en Nomaden ins Inn ere der byzantinischen Provinzen im östli­ chen Teil der B alk an h alb in se l begaben, tritt die weit g rö ß ere Bedeutung der Donaustraße im V ergleich mit der hunn isch en Epoche in den V or­ dergrund. Das hängt w a h rsch ein lic h damit zusammen, daß das Ziel der aw a risch en Invasionen Dobrudscha war. Mit der Veränderung, die zu Beginn des 7. Jh. in Zusam m enhang mit den aw a risch en E in fällen ein ­ trat, gelang t die th ra k isc h e S tra ß e in den Vordergrund. Die Angabe der Quelle über die Besiedlung der Slaw en n ach Westen und Süden von Awarien muß man sch ein b ar so verstehen, wie die Erw ähnung der Se w erer eindeutig v erständlich ist, deren Aufgabe es vor allem ist, die Zugangswege aus dem Byzantinischen Reich nach Moesien zu schützen. Ähnlich hatten auch die „sogenannten sieben S täm m e“ die Aufgabe die Wege zu schützen, die von Süden n ach Moesien führten, i. e. die V er­ bindung der th ra k isc h e n S tra ß e mit der durch das Donaugebiet, en t­ w eder en tlan g des Timok oder des Osäm. Die B ulgaren gew annen so in gew issem Sinne auch die K ontrolle über die th rak isch e Straß e . In einem so lch en Zusam m enhang m üßte also n ich t einmal die Ansicht, die auf Grund von Funden b y z a n t in is c h e r . Münzen in a w a risc h er Umgebung voraussetzt, daß nach dem Jah re 680 als Folg eersch e in u n g der E n ts te ­ hung des B ulgarischen R eiches die Verbindung zwischen dem Byzanti­ nisch en Reich und den Awaren u nterb roch en wurde, u n w ah rsch ein lich sein, und das obwohl Nisch und Sofia in byzantinischen Händen b lie ­ ben.20 Es ist w ah rsch ein lich er, daß der Timok die w estlich e Grenze des H errsch aftsg eb ie te s Asparuchs bildete, und das deswegen, weil er das Territorium , das von Awaren bewohnt war, begrenzte.21 Die a r c h ä o lo ­ gische Situation erlaubt es n ich t anzunehmen, daß die Awaren über den Timok n a c h Moesien eindrangen, äh n lich wie sie au ch nicht für immer in die b en a ch b arten ru m änisch en Gebiete eindrangen. Der strittige Fund

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von Sadowetz, der für a w arisch geh alten wird, ab er auch m an chm al für g erm an isch, kann keine Grundlage für w eitreich en d e E rw ägu ngen in dieser Richtung sein.22 Die Existenz der a w a risch en Gefahr im 7. Jh. kann noch mit einem an deren Argument b eleg t werden, das allerd in gs hypoth etisch en C ha­ ra k te r hat. Nach der N iederlage der Awaren durch Krum löste sich im Ja h re 818 der Stam m der Tim ocan er aus dem bulga risch -sla w isch en Verband (so c ie ta s) und su ch te Schutz im F rä n k is c h e n R eich.23 Durch den Sieg Krums wurde die S ich e rh e it und Selb ständ igkeit eines weiteren slaw isch en Stam m es der Predezenter bedroht, die im U nterschied zu den Tim ocan ern n ich t der so cieta s a n geh örten .24 Dieser B erich t ist von zwei Standpunkten aus w ichtig: er zeigt die Grenze des B ulgarischen R eiches vor der Zeit Krums, die der Timok war, und deutet gleichzeitig den Zweck des sla w isch en Verbandes der „so genannten sieben S tä m m e“ an. Es war die aw arisch e Gefahr. Es ist n ich t sicher, ob die Tim ocaner zu den u rsprü nglichen „sieben Stäm m en “ g eh örten ; es ist w a h rsc h e in ­ lich, daß sie dem Bund aus Gründen der Verteidigung gegen die a w a r i­ sch e Gefahr beitraten. Sobald diese Gefahr verschwand, hörte auch das Band auf zu w irken, das sie zur G em einschaft verband, und die Tim ocaner m ach ten sich selbständig. Es ist also ganz w a h rsch ein lich , daß im Falle des sla w isch en Bundes der sieben Stäm m e von einem letzten Kettenglied in ein e r w e itr e ic h e n ­ den a n tiaw arisc h e n Offensive sp rech e n kann, die an der unteren Donau mit dem W iderstand Sam os begonnen wurde, mit der k ro a tisc h en Nie­ derlassung im w estlich en Teil der Balkan h alb in sel fortgesetzt wurde und in der Absicherung der Unterdonaugrenze durch den slaw isch en V erband der sieben Stämm e ih ren Höhepunkt fand. Wenn man sich im ersten F a ll mit einer reinen Hypothese über die byzantinische T e il­ nahme, bzw. ein byzantinisches In teresse zufriedengeben muß, wird diese Hypothese im Falle einer Besiedlung der Kroaten und Serben zu einem unstrittigen Faktum. In Zusamm enhang mit den U nterd onausla­ wen nimmt sie auf dem Hintergrund der E reign isse des 7. Jh. ganz reale Konturen an.

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8. DER ZERFALL DES AWARENREICHES

Die Ereignisse, die das En tstehen des ersten b ulgarisch en S ta ates in Moesien begleiten, w eisen andeutungsw eise auf die w ichtige Rolle hin, die die Awaren n ich t au fh ören auf dem Balkan zu spielen, n ich t einm al n ach der N iederlage des Ja h res 626. Es ist jed och fraglich , inw iew eit sie ihre Stellu ng auch im n achfo lgen d en Jahrhund ert in u nm ittelbarer N a ch b arsch aft des en tsteh en d en B u lg arisch e n R eiches und des m ächtig w erdenden K roatisch en S ta a te s h ielten. Aus diesem Zeitraum fehlen schon jeg lic h e N ach richten über die Beziehungen der Awaren zur B a l­ kan h albin sel. Dennoch kann man auf Grund dieser b ru ch stü ck h a ften Berichte, die der h istorisch en Forschu n g zur V erfügung steh en — und teilw eise in Übereinstim mung mit der a rc h ä o lo g isc h en Situation — , voraussetzen, daß sich das W irken der Awaren als m a c h th a b erisc h em wie auch eth n isch em Elem ent im 8 . Jh. auf P annonien und auf die u nm ittelbar angren zen d en Gebiete im Osten, Norden und W esten von Awarien b esch rän kte. K onkret kann man es im Territorium der k a ra n ta n isc h e n Slaw en belegen und in N ied erösterreich, d. h. auf einem Gebiet, das den ursprünglichen und grundlegenden Rahm en des R eiches Sam os bildete. Die a llgem eine Behauptung, daß die B ayern am Ende des 7. Jh. — h au p tsäch lich dank der D esintegration des Zentrums des Sam o-Reiches — bis zum W iener Wald vordrangen und das ganze Donaugebiet Ö ster­ reic h s b eh errsch ten , ist keinesw egs überzeugend fun d iert .1 Die Awaren käm pften vor dem Jahr 695 am Flu ß Enns mit den B ayern und v ern ic h te­ ten das anliegende Gebiet zu beiden Seiten des Flusses, wobei n ich t einm al Lorch versch on t b lieb .2 Auf Grund dieser T atsach e muß man zugeben, daß der bayrische Ein flu ß, bzw. die territo ria le Ausbreitung den Flu ß Enns ü berragen m ußte. Es ist jedoch h öch st fraglich , ob wir irgendein dauernderes Durchdringen der Bayern bis zum Wienerwald ausdehnen können. Ein v erh ältn ism äßig gew ichtiges Argument zugun­ sten einer so lch en Auffassung w äre die Anerkennung Lorchs als bay­ risch e Hauptstadt, inmitten des Landes g e le g e n .3 Das läßt sich jedoch nicht bew eisen — alle Umstände bezeugen R egen sbu rg .4 Bei einem einzigen Feldzug g elang ten die Awaren wohl kaum so tief in das u nbestreitbar geschützte b ayrisch e Gebiet, und im Gegenteil, eine

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einzige N iederlage könnte n ich t das gän zliche V erlassen N ied erö ster­ reich s durch die Bayern zur Folge haben. Wir m üßten schon in diesem Zeitraum einen ständigen aw arisch en Druck annehmen, der sich aber auch für das n achfo lgen d e Jahrhundert nicht beweisen läßt. Die Grenze zwischen Bayern und Awaren war sic h e rlic h die Enns; es sch ein t aber, daß die V erh ältn isse am besten von der Annahme e r f a ß t werden, daß das strittige Gebiet vom W ienerwald bis zur Enns Niemandsland w a r .5 G rößere a w a risch e Funde an der W estgrenze sind auf der Linie W ie n e r­ wald — Kamp — Horn — Dyja belegt. Gerade diese Unklarheit in der Abgrenzung der M achtsphären war für die slaw isch e Kolonisation günstig, mit der die Bayern n ach dem Jahre 791 bei ihrem Vorm arsch nach Osten zu sa m m en trafen .6 W idersprü chlich e N ach richten , die über die aw a risch -b ay risch en V er­ hältn isse e rh a lte n blieben, b estätigen nur die u nklare Situation. E in e r ­ seits ist im Ja h re 776 Wels als Grenzfestung gegen die Awaren in T rau n ­ gau b eleg t ,7 an d ererseits Kämpfe mit den Awaren irgendwo am Fluß Ybbs im Jah re 788,8 was wiederum auf eine gewisse V erschiebung der bayrischen Interessen, bzw. E in flu ß sp h äre n nach Osten des Flu sses Enns hinweist. Es ist w ah rsch einlich , daß jede der sich gegenü bersteh en d en Seiten die strittige Region potentiell als ihre eigene b etrach tete, und der re a le Anspruch, gege b en en fa lls Kämpfe um sie w eisen auf eine m o­ m entane M achtverteilung hin. Die Niederlage, die die Awaren im Jah re 788 am Fluß Ybbs erlitten, hat ihren h istorisch en Hintergrund, der zwar bis zu einem gewissen Maße mit den Awaren zusammenhängt, in dem ab er die H auptbew eg­ k ra ft der Prozeß der Z entralisierung des F rä n k is ch e n R eiches ist. Nach dem Jah re 595 ist das erste feind lich e T reffen der aw a risch en und b ayrisch en Interessen im Ja h re 745 belegt. Damals v ersu chten die Awaren, von neuem K aran tan ien zu besetzen und bedrohten die dorti­ gen, selbständ igen Slawen. Der Fürst Boruta rie f die Bayern gegen die Awaren zu Hilfe, jedoch führte dieser Sch ritt, der zur Rettung der Selb ständ igkeit unternom m en worden war, zu deren Verlust. Boruta m ußte seine v asallisch e V erpflichtung a n erken n en und sich den Bayern unterw erfen. In diesem Zusam m enhang wird erw ähnt, daß auch die N achbarn der K aran tan ier in den Zustand der S teu erp flich tigkeit g e r ie ­ ten .9 Es wird n ich t an geführt, um w elch e N ach barn es sich k on kret handelt, es ist jed o ch n ich t ausgesch lossen, daß sich die Bayern eines gew issen Teils des a w arisch en Pannoniens b em ächtigten, das an K a ra n ­ tanien angrenzte. Das w äre also der erste direkte Ein griff in die Ganz­ heit des eig en tlich en A w arischen R eic h e s .10

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Im Jah re 782 stellten sich die Awaren beim König am Fluß Lippe ein, um mit ihm über einen Frieden zu v erh an d e ln .11 Aber schon im n a c h ­ folgenden Jahr drangen sie erneut zur Enns, e rre ic h te n jed och kein Ergebnis. Irgendw ann in den ach tziger Jah ren des 8 . Jh. begann sich das b ay risch -aw arisch e V erh ältn is zu än d ern ; der b ayrisch e Fürst T a s­ silo III., dessen Bund mit dem F ra n k e n re ic h verh ältn ism äßig lo ck er und nicht n äher bestimmt war, sch w an ken d und h au p tsäch lich von der m om entanen königlichen M acht abhängig, konnte dem konsequ enten und zielbew ußten Bemühen Karls des Großen um die E rrich tu n g eines zen tra listisch en R eiches nicht entgegenkom m en, in dem alle z en trifu ­ galen Tendenzen, die in der Existenz, bzw. den Reminiszenzen an S tam ­ m esfü rstentüm er ih ren Nährboden fanden, u nterdrü ckt worden w ären. Der Ersatz des heim ischen, aus dem eigenen Stam m hervorgeg angenen F ü rsten g esc h le c h ts durch einen k a is erlic h en Kandidaten bedeutete eine gän zliche Fesselun g Bayerns an das Reich als seine organ isatorische, adm inistrative Einheit. Im Jah re 788 kommt es also zur En tfernu n g Tassilos, und vor dem Gericht in Indelsheim war eine der B esch u ld i­ gungen, die gegen ihn erhoben wurden, auch die Aufhetzung der Awaren gegen die F r a n k e n .12 Verbunden mit den Awaren, o ffen sic h tlic h zum Preis einer stillen Zustimmung zur Besetzung des Territorium s bis zur Enns, wollte sich Tasillo seine Positionen gegen Karl verstärken. Die Veränderung, die durch die E n tfernu n g Tassilos im Inn eren des F ra n k e n re ich e s eintrat, fand in den frä n k isch -a w arisc h en Beziehungen ein w eites Echo. Noch in dem gleich en und im darau ffolgen den Jahr unternahm en die Awaren einen E in fa ll n ach B a y ern ,13 wie au ch n ach Italien. Besonders langandauernde Kämpfe fanden in Bayern statt — die Quelle v erzeichnet drei Sch la ch ten , von denen eine — am Fluß Ybbs — schon erw äh n t wurde. Ihr Ergebnis w ar die N iederlage der Awaren und die Organisation eines Grenzschutzes, sc h ein b a r in der Gegend von Traungau, das n ach dem Jahre 791 ein Teil der neuen Ostmark wurde .14 Im Jah re 790 kam en Abgesandte des K hagans nach Worms, um dort über die a w a risc h -frä n k isc h en Grenzen zu verhandeln, jedoch e rg e b n is­ lo s .15 Es ist n ich t klar, worum es in diesen V erhandlungen ging. Die Grenze an der Enns wurde für sic h e r gehalten, und Karl gab im Jahre 789 zum Ausdruck, daß er sie an erken n e. Der M ißerfolg der a w arisch en V erhandlungen hatte jedoch w eitreich en d e Folgen. Die Ü bereinstim mung der n ä h eren und w eiteren Ziele der Außenpo­ litik Karls, die von der Notwendigkeit der Pazifierung der Rand- und N ach b argeb iete des F ra n k e n re ic h e s und von der Bemühung um eine S ch a ffu n g eines W eltreich es ausging, mündete im letzten Jahrzehnt des

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1 8 . Jh. in einen rad ikalen E in g riff in die a w a risch en V erhältnisse. Der

erste Feldzug des Kaisers im Jah re 791 war gründlich vorbereitet. Drei Heere zogen gegen die Awaren — Karl selbst über die D onaustraße, die S a ch se n und Friesen kam en vom Flu ß Kamp und aus Italien zog Pippin n ach Südpannonien. König Karl v ern ich tete bei seinem V orm arsch zwei aw arisch e Festungen — eine an der Enns und die zweite im W ienerwald an einem Ort, der Komagen gen an n t w u rd e .16 Die Existenz zweier Grenz­ festungen, relativ voneinander entfern t, kan n bis jetzt, bis die a r c h ä ­ ologische Situation n ich t k la r ist, n ich t als eindeutig in terp re tiert werden. Es ist m öglich vorauszusetzen, daß sich die a w arisch e Grenze im V erlauf von einigen Jahrzeh n ten in w es tlic h er Richtung verschob. Es ist a b er nicht au sgeschlossen, daß irgendein m eh rstreifig es B efestigungssystem s ex is­ tierte, das beim W ienerwald die in n ere Grenze und an der Enns die ä u ß e re Grenzlinie bildete. Karl der Große gelang te mit sein em Heer bis zum Raab und dessen Mündung in die Donau. N ach m eh rtägigem La­ gern befah l er den Rückzug durch Savaria (S z o m b a th e ly ) und sch ein b ar über die Donaustraße durch Carnuntum. Der Weg, über den Karl der Große von den Donauufern beim Raab ins F ra n k e n re ic h zu rückkehrte, ist vom geo grap h isch en Standpunkt aus ein ü berflü ssiger Umweg. Sein Ziel w ar es w ah rsch ein lich , den w ichtigen Weg, der durch das w estlich e Pannonien führte, zu sichern, dessen Bedeutung sich schon vorher die L angobarden und auch die Awaren vergegenw ärtigten . Den S a c h se n und F rie se n b efah l der König durch die T s ch ec h ei zu rü ck ­ zukehren. Wenn wir die Ergeb n isse des Feldzuges K arls ins aw arisch e Panno­ nien beurteilen, so sto ß e n w ir auf zwei Unklarheiten, die durch die W ortkargh eit der g e s c h ic h tlic h e n N a ch rich ten v eru rsach t w erden. Auf der einen Seite wird au sd rücklich gesagt, das Karl nur den Raab e rre ic h te , auf der a n d eren wiederum, daß er kreuz und quer einen g ro ß e n Teil Pannoniens geplündert habe. Es ist verständlich, daß die Unstimm igkeit durch eine gew isse Ungenauigkeit und U n sach lich keit des Stils, der im zweiten Falle die E rfolge des Königs au fbauscht, erk lä rt werden kann. Man kann sie jedoch au ch so erklären , daß der Annalist unter Pannonien — äh n lich wie auch an dere ihm zeitgenössische Quellen — ein Gebiet verstand, das sch on an der Enns begann. Im V ergleich mit dem Ergebnis, das Pippins sp ä terer Feldzug im Jahre 796 erlangte, sch ein t das E rgebn is des Feldzuges Karls, der unum­ stritten w eiter angelegt war, wenig effektiv zu sein, wenn wir in E rw ä ­ gung ziehen, daß der König bisher nur an den w estlich en Rand des A warischen R eiches gelang t war. Dieses Gebiet war jedoch am stärksten

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geschützt. Die w irklich e Bedeutung von Karls Feldzug muß man in der V ernichtung dieses Gebietes sehen. Damit öffn ete sich der Weg ins Innere des A w arenreiches. Der Feldzug K arls des Großen h a tte im Awarischen R eich seinen N achhall. Wie in vorangehenden äh n lich en Fällen kommt es au ch jetzt n ach v erlo ren er S c h la c h t zu einer. Krise im Inn eren des Khaganats. In der aw arisch en H äuptlingsschicht äu ß ern sich Tendenzen — unter dem E indruck einer kla ren frä n k is ch en Ü berlegenheit — , die Obrigkeit des frän k isch en Königs an zuerken nen und dessen V asallen zu werden. Im Jahre 795 kam zu K arl dem Großen nach Lem berg eine G esandtschaft eines der a w arisch en Tudunen und gab dessen B ereitsch a ft, das C hri­ stentum und eine V asallen v erpflich tu n g anzunehmen, kund .17 Der Tudun kam w irklich ein Jahr später persönlich zum K aiser .18 Ä hnliche E rw ä ­ gungen und Absichten traten au ch direkt im Zentrum des a w arisch en K haganats auf — auch der Khagan, der Jugur und die erste Frau des Khagans, Katun, ä u ßerten In teresse an einer so lch en Regelung ihrer Beziehung zum F rän k isch e n R e ic h .19 Das rief jedoch offen sich tlich Widerstand im Aw arischen Reich hervor, der zu einem M achtringen führte, in dem der Khagan und der Jugur ums Leben k a m en .20 Der furland ische M arkg raf E ric h nutzte die Situation aus. Ein Heer, an dessen Spitze er den Slaw en Vojnim ir setzte, plünderte einen der w ichtigsten aw arisc h en Hringe und erb eu tete einen Reichtum, der ja h rh u n d ertela n g an g eh ä u ft worden war, wie die Quelle übertreibend s a g t .21 Vojnimirs Einfall, der o ffen b ar irgendwohin in das sirm isch e Pannonien stattfand, war ein typischer Raubzug, ab er auch so sch w äc h te er das aw arisch e Khaganat. Der Zwist zw ischen dem Khagan und dem Juguren m ach te dem Doppelkönigtum und der Institution des Juguren, zum ersten m a l bei der G elegenheit der V erhandlung an der Lippe im Jah re 782 belegt, ein Ende. Obwohl man die Existenz des Doppelkönigtums au ch auf den sp ätaw a ren zeitlich en G räb erfeld ern v erfolgen k a n n ,22 ist es fraglich , ob wir dem Juguren als dem „zweiten König“ eine so lch e g roß e Bedeutung zuschreiben sollen. Es ist n ich t bekannt, unter w elch e n Umständen es zu sein er Hervorhebung kam ; es ist sich er, daß er noch um das Jah r 650 in der aw arisch en G esellsch aft s c h e in b a r n ich t so eine g roß e Rolle gespielt hat. Im Ja h re 796 können wir eine bestimmte, wenn auch geograph isch begrenzte Konsolidierung des Awarischen R eiches verfolgen. Wenn wir unter einem Tudunen den Häuptling einer bestimmten territorialen, bzw. Stam m eseinheit verstehen, dann muß man die E reign isse des Jah res 796 als ein u nstrittiges Anzeichen einer politischen und m ac h th a b erisc h en

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Desintegration des R eiches sehen. W ährend der erw äh n te Tudun zu König Karl zog, wurde auf dem übrigen Gebiet des aw arisc h en Khaganats ein neuer Khagan gewählt, der sich an die Spitze des a n tifrä n k i­ schen W iderstandes stellte. Im gleich en Jahr (796) wurde der K önigs­ sohn Pippin gegen ihn gesandt, der bis in das Z w ischenflußland von Donau und Theiß vordrang, wo man in dieser Zeit das Zentrum des v erklein erten Awarischen R eichs sehen muß. Das geht daraus hervor, daß die ü b erfallen en Awaren über den Fluß Theiß flohen. Bei diesem Feldzug raubte Pippin einen der aw a risch en Ringe a u s .23 Das w eitreich en d e E rgebn is des Feldzugs Pippins war jedoch die d efi­ nitive U nterw erfung der Awaren, die in Abhängigkeit vom F rä n k is c h e n Reich gerieten . Das Reich selbst hörte in gew isser Form n ich t auf zu ex istieren ; auch w eiterh in wird der Khagan als sein h ö ch ster R ep rä­ se ntan t erw ähnt. Es sch ein t jedoch, das es schon in jen em Jahr zum Zerfall des einigen aw arisch en Khaganats in w enigstens zwei Teile kommt, von denen der eine sich nach W esten neigte und eng mit dem F ra n k e n re ic h verbunden war, der an dere wiederum n ach Süden; sein Sc h ick sa l ist mit dem Aufschwung des b u lg arisch en H e rrsc h a ftsb e re i­ ch es verbunden, das seinen M ach tein flu ß ins sirm isch e Pannonien ausdehnte. Dennoch wurde der w esen tlich e Teil des a w a risch en Territorium s, der fast die ganze ehem alige röm ische Provinz Pannonien einnahm , ins F rä n k is c h e R eich eingegliedert. Aus dem ganzen Gebiet wurde die Ost­ m ark, die ein M arkg raf verw altete. Gleichzeitig wurde auf einer Synode, die Pippin am Ufer eines u nbekannten Flusses in der Nähe Pannoniens hielt, das Fundam ent der C hristianisierung des neuerw orb en en T e rrito ­ riums gelegt, die an die erste n Ergebn isse der vorangehenden Missions­ tätigkeit, von Bayern ausgehend, anknüpfen sollte. Es gibt allerd in gs keine Belege, die ein e rfo lg re ic h e s Durchdringen des Christentum s vor dem Jah re 796 b estätigen w ü rden .24 Die Awaren fanden sich n ich t mit der Stellung, in die sie im Jahre 796 gerieten, ab. Obwohl sie im Jah re 797 mit reich en G esch en ken nach H erstelle kamen, verletzten sie sch on in dem g leich en Jahr das Abkom­ m en; in der S c h la c h t mit ihnen fiel der bayrisch e M arkg raf Gerold im Jah re 799 .25 Es ist w ah rsch einlich , daß sie sich in gewissem M aße a b e r ­ mals Selb ständigkeit erkäm pften, denn im Jah re 802 m ußten sie die a lliierte Expedition der zwei M arkgrafen, Kadolah und Goteram, abwehren, die in den Käm pfen bei Güns fie le n .26 Unter so lch en Umständen kommt es im Ja h re 803 zum Feldzug des K aisers Karls des Großen n ach Pannonien, der die definitive U n ter­

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w erfung und Pazifikation des aw arisch en Gebietes bed eu tete .27 Zwei Ja h re später ü b ersch reitet der Chan Krum den ursprünglichen Rahm en des b u lg a risch en Staates, der bis zum Timok reichte, und schlu g die Awaren, deren Wohnsitze sich in der Umgebung von Sirm ien b efa n d e n .28 Diese Awaren stellen wir zuletzt in Krums Heer im Jah re 811 fest, als sie gem einsam mit den Bulgaren das byzantinische Sofia a n fie le n .29 Nach der N iederlage des Jah res 803 taucht in Pannonien ein neues Problem auf: Anstelle der aw a risc h -frä n k isc h en Rivalitäten tre te n aw a risch -sla w isch e Streitigkeiten in den Vordergrund. Aus dem Conversio ergibt sich, daß die F ran k en nach den a w a risch en Niederlagen in Pannonien h a u p tsäch lich „ Ü b erreste“ von Awaren und Slaw en fan d en .30 W ährend im ersten F a lle der Terminus qui rem ansit im Grunde den w irklich en Stand e rfa ß t, paßt im zweiten Fa ll diese B ezeichnung nicht. Das Conversio se lb st sagt ausdrücklich, daß n ach der Vertreibung der Awaren die Slaw en und Bayern deren Platz einn a h m e n .31 In den frä n k is ch e n Annalen haben wir eine k o n k re tere Unterlage über das Ü bergew icht des sla w isch en Volkes in Pannonien zu Beginn des 9. Jh. Im Ja h re 805 kam der a w a risch e Kapkan Theodor nach Aachen und bat den Kaiser um die Erlaubnis, sich zw ischen Sabaria und Carnuntum n ied erlassen zu dürfen, weil er sich w egen der Angriffe der Slawen nicht in den u rsprü nglichen Wohnsitzen h alten kö n n e .32 Die Funktion des Kapkans ist n ich t ganz klar. Wenn wir sie jed och an die Funktion eines K aw chans bei den Protobulgaren an n äh ern können, dann tritt ern eu t das Problem des Doppelkönigtums bei den Awaren in den Vordergrund, au ch wenn in einem so lch en F a lle die Beziehung des Kapkans zum Juguren überhaupt nicht a u fg ek lä rt ist. Der Kaiser en tsp rach seiner Forderung — die Annalen e rk lä re n das damit, daß Theodor Christ war. In tere ssa n t ist die Festsetzung der neuen Wohnsitze der Awaren. Ihre Achse wurde sch ein b ar von der ehem aligen röm isch en S tra ß e gebildet, über die im Jah re 791 Karl der Große zog und sie sic h e r auch gründlich a b sich erte. Eine E in sch rä n ku n g der a w arisch -slaw isch en Auseinandersetzungen verfolgte auch eine Anord­ nung K arls des Großen aus dem Jah re 805 über das Verbot, den Awaren und Slaw en W affen zu v erk a u fen .33 Auf die Zerüttetheit der dam aligen V erh ältn isse in Pannonien weist die k a iserlich e Verordnung hin, der zufolge im F a lle einer Notwendigkeit gegen die Awaren 5/6 der s ä c h s i­ sch en B ereitsc h a ft ausgesandt w erden sollte, gegen die T sch ech en h in ­ gegen nur 2/3.34 Nach dem Tode Theodors b etrach tete der neue Khagan sein V a sa llen ­ verh ältn is gegenüber dem F rä n k isch e n Reich als selbstv erstän d lich ; sein

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ers te r S c h ritt war es, die Zustimmung K aiser Karls zu sein er Wahl zum Häuptling der Awaren zu gewinnen. G leichzeitig nahm er die Taufe an und den neuen Namen A braham .35 Die Awaren h atten keine andere Möglichkeit. Der Druck der Slaw en ließ auch im n ach fo lgen d en Zeit­ raum n ich t n ach — im Jahre 811 e rfo rd erten erneute Unruhen und Kämpfe das p ersön lich e E in g re ifen des K a ise rs .36 Danach werden die Awaren als selbständige eth n o g rap h isch e und politische Einheit nur noch ein einziges Mal erw äh n t — im Jah re 822 kommen ihre V ertreter zum P arlam ent n ach F r a n k fu rt .37 Eine Antwort auf die Frage, w elch e Slaw en n ach dem Jahr 800 die Awaren bedrohten, bleiben uns die frä n k is ch e n Annalen schuldig. Das Problem hat jedoch a u ß erg ew ö h n lich e Bedeutung für die C h a ra k te ­ ristik und die in h altlich e Fülle, wie wir sie in diesem Zeitraum der Bezeichnung Awar zuschreiben. Wenn man n äm lich unter den Slawen, die die Awaren bedrohen, Slaw en aus Pannonien v erstehen soll — also ehem alige aw arisch e Untertanen — , m üßten wir zugeben, daß die Awaren sich noch n ach m ehr als h u n d ertjä h rig em Zusammen-, bzw. N ebenein an derleb en mit den Slaw en ihre eth n isch e O riginalität und eigene sozial-ökonom ische Stellung bew ah rt hatten, die sie zu einer privilegierten Stellung gegenü ber dem ansässigen, n ic h ta w a risc h en Volk vorbestimm ten. Das Ringen von Slaw en und Awaren hätte in diesem Fa lle einen e th n isch en Akzent. Im u m gekeh rten Falle, wenn wir die Slaw en für ein bestimmtes, neues Ink ollat h alten können, das n ach den N iederlagen der Awaren m a ssenh aft aus den b en a ch b arten slaw isch en Territorien n ach Pannonien ein d ra n g ,38 m üßten wir annehm en, daß zw ischen den Ü b erfa llen en au ch Slaw en gew esen w ären , die zur älteren, mit den Awaren zusam m enhängenden S ch ich t der p annonischen Bevölkerung gehörten. Diese zweite M öglichkeit ist w a h rsc h ein lic h er. Sie findet in der Gesam tsituation und im Wesen der aw arisch -slaw isch en Beziehung Unterstützung, wie sie sich auf Grund von B erich ten am d eutlichsten bei Konstantin Porphyrogenetos ä u ß ert; sie findet ab er auch in dem unstrittigen m ächtigen slaw isch en Koloni­ sationsstrom Bestätigung, der an gefan gen mit dem 9. Jh. nach Pannonien gelangte. Es ist allerd in gs fraglich , ob man auf einer so lch en Grundlage und gem einsam mit den N ach rich ten des Conversio E in h ard s 39 und den des N otker Balbulus40 über eine vollständige Ausrottung der Awaren w irk ­ lich einen gän zlichen Untergang des a w arisch en , bzw. genau er f o r ­ m uliert des a w arisierte n Su b strats in Pannonien im 9. Jh. voraussetzen kann. Nach dem Jahre 822 blieb eine E rinneru ng an die Awaren in

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Pannonien nur in Form einer geo graph isch en Bezeichnung für ein e v erh ältn ism ä ß ig genau bestimmte Region zwischen Raab und Enns e r h a lt e n .41 Sie u m faßte also ein Gebiet, das die Awaren mit E rlau bnis des K aisers n ach dem Jah re 805 besiedelten. Doch auch h ier kann man nicht von ein e r kompakten aw arisch en Besiedlung sp rechen — es sind nur lo ca avaroru m ,42 und in einem Fa lle wird sogar für die g leich e k le in e Region sowohl die Benennung Awarien als auch Slaw in ien a n g e­ fü h rt .43 Typisch ist auch die B ezeichnu ng des Dorfes — Obrinisdorf, das sich auf slaw isch em Gebiet befindet ( 8 8 9 ) .44 Im gro ß en und ganzen ist es möglich, auch in der Term inologie eine E ntw icklung zu beobachten, die auf ein Ü bergew icht des slaw isch en Volkes über das a w arisch e hinzielt. W ährend zu Anfang die Mark im Osten, bzw. ihre B eschützer als „ co n tra A varos“ bezeich n et wurden, versch w in d et in der Zeit der d reiß ig er Jah re des 9. Jh. diese Benennung und wird durch das fo lg e­ rich tig e m arca co n tra Sclavos, W inidorum m arca u. ä. ersetzt .45 Über die eth nisch en V erh ältn isse im eigen tlich en Pannonien haben wir keine N achrichten, es ist jed och w ah rsch ein lich , daß sich die S itu a­ tion, wie es auch schon aus der v orhergehend en E ntw icklung h erv o r­ geht, noch ungünstiger für die Awaren entw ickelte. M eritorisch kann man über die Frage des aw a risch en Volkes und sein er Dichte und um so eh er über die aw arisch -m a g y a risch e Kontinuität nicht entscheiden. Die Theorie Gy. Läszlös von der Ankunft einer neuen W elle nom adischen V olkes n a ch Pannonien ist mit der Voraussetzung verbunden, daß es eigen tlich um die erste Welle des m agyarisch en eth n isch en Ganzen geht, das er n ach Nestor W eiße Ugrer nennt. Gy. Läszlö begründet seine Annahme mit v erschied enen Argum enten a rch äo lo g isch er, h istorisch er, fo lk o lo ristis c h e r und k u n sth istorisch er N atur .46 Es zeigt sich jedoch, das die Abbildung des Tierkam pfes auf späteren aw arisch en Spitzen n ich t n om adischen Ursprungs ist und also keine k ü n stlerisch e Transkription der m agyarisch en Sage von Hunor und Magor sein kann, sondern es h an d elt sich um eine typische Äußerung k lassisch e r, an tiker Vorlagen, der nom adischen Welt durch die byzan­ tinische Umgebung v erm ittelt .47 Im ersten Teil dieser Arbeit wurde d arauf hingewiesen, daß auch die Sage von der Hirschkuh eine epische Erzählung ist, die im Milieu der nom adischen Welt im S ch w a rz m e e r­ gebiet geläufig verb reitet war, und daß man sie kaum irgendeinem k o n ­ k reten eth nisch en Ganzen zu schreiben kann. Interp retation sv ersu ch e K onstantins Porphyrogenetos ’48 wie auch Beweise arc h ä o lo g isch e r Natur sind bis jetzt in dieser Richtung n ich t ü berzeugend .49 Zusammen mit der Frage der aw a risch -m ag yarisch en Kontinuität ist

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es m öglich, au ch über die Kontinuität des Sam o-Reiches mit G ro ß­ m ähren, also über die Verbindung der aw arisch -slaw isch en Epoche mit der Blüte der S ta a tlic h k e it bei den W estslawen Erw ägungen anzustellen. Die F ra g e des a w arisch en E rb es in der En tw icklu n g der umliegenden sla w isch en Gebiete wird in k o n k re ter Form am häufigsten als Problem der K ontinuität des R eiches Sam os mit G roßm ähren aufgew orfen. Diese Frage hat jedoch nur für d iejen igen H istoriker Sinn, die das Zentrum des R eich es Sam os im Gebiet des m ittleren, n ördlich en Donauraums voraussetzen. Der Ausgangspunkt der Ü berlegungen über die K ontinuität zwischen beiden Reichen und die Rolle, die den Awaren zufiel, ist die au ffällige und u nzw eifelhafte Tatsach e, daß die einzelnen slaw isch en Stäm m e, durch deren Zentralisation z. B. der T sch ec h isc h e S taat e n t­ stand, das Serbien an der Elbe und Polen, sich als h isto risch existent bis in eine v erh ätn ism äßig späte Zeit erh ielten , w ährend sie bei den Slaw en in unm ittelbarer Nähe des Awarischen R eiches untergingen, ohne w enigstens als Reminiszenz in sp äteren Q uellenangaben e rh a lte n zu bleiben. Diese E rsch ein u n g wird gew öhn lich so in terpretiert, daß es in den Gebieten nördlich der Donau, in Mähren und der Slow akei w ährend des Kam pfprozesses gegen die Awaren zur S ch a ffu n g einer ü bersta m m lich en zen tralisierten Form ation kam, die mit dem Tode Sam os gänzlich verschwand. Im Untergang der einzelnen Stäm m e sieht man einen Bew eis der besch leu n igten En tw icklu n g und gleich zeitig auch die Grundlage, aus der das Fürstentum Pribinas und Mojm irs hervorging — der direkten V orgänger G ro ß m äh ren s .50 Die skizzierte Konzeption geht von der Vorstellung aus, daß man das Zentrum des Sam o-Reiches ebenso in Mähren als auch in der Slow akei su chen muß; sie nimmt also die E in h eit des slaw isch -m ä h risch en geopolitischen Rahm ens in .d er aw arisch en Epoche an. Diese Annahme stimm t jed o ch — wie schon gesagt wurde — n ich t mit der a rc h ä o lo g isch en Situation überein, die in der ersten Hälfte des 7. Jh. eine divergente Entw icklung der Slow akei und M ährens mit einer u nterschied lichen E instellung den Awaren geg e n ­ über zeigt. Es ist h öch sten s möglich, einen erst späteren Anschluß der Slow akei vorauszusetzen, vor allem ih res Gebietes um Nitra, an das Reich Samos. Über die En tw icklu n g auf dem Territorium des Reiches Sam os n ach der Hälfte des 7. Jh. haben wir fast keine N ach richten . Es ist jedoch auffällig, daß die a w arisch en V ersuche, erneut die O b erh errsc h aft in Karan tan ien zu erlangen , erst um die Hälfte des 8 . Jh. datiert werden. Auch das erste Anzeichen eines a w arisc h en Durchdringens n ach N ieder­ ö sterreich ist zum Ende des 7. Jh. datiert. Die Awaren b eh errsc h ten im

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8 . Jh. auch Mähren zwischen Donau und Dyja, w eiter drangen sie jedoch nicht vor. Dagegen war die Slow akei bis n ach Nitra ganz in der Sphäre des A w arischen Reiches. N ach dem Tode Sam os dauert also die Diver­ genz in der En tw icklu n g Mährens und der Slow akei weiter an. Wenn wir bedenken, daß die Entw icklung, die auf die Sch affu n g von ü berstam m lich en Form ation en hinzielte, in der Zeit des 9. Jh. ihre Anfänge sch on w enigstens um ein Jah rh un d ert eh er haben m ußte, dann müssen wir in ihrem endgültigen Ergebnis, das sowohl in der Slow akei als auch in Mähren übereinstim m end ist — trotz der u nterschiedlichen Stellu ng beider Gebiete gegenü ber den Awaren — , einen Beweis sehen, daß man n ach dem Reich Sam os den a w arisch en E in flu ß in der S lo ­ w akei in keiner Richtung ü b erb ew erten kan n — es griff n ich t w esen t­ lich in die innere org an isa torisch e und w irts ch a ftlic h e Struktur der hiesigen Slaw en ein. Im Gegenteil, an der P eripherie des Awarischen R eiches en tw ickelten sich Bedingungen, die das E n tstehen einer e n t­ w ick elten G esellsch aft im 9. Jh. erm öglichte, die den ersten wirklichen slaw isch en S taat gründete — Großm ähren.

EXKURS

EXKURS I — AWAREN UND DULEBEN IN DER NESTORCHRONIK

Die N ach richt der ru ssisch en Chronik — der N estorchronik — über die Beziehungen der Awaren und der sla w isch en Duleben ist eines der u m strittensten Probleme des a w a risch -sla w isch en Studiums, bei dem man trotz der g roß en und heu ristisch an spru chsvollen Analyse nicht einm al in der grundsätzlichen Ansicht zur E in h eit gelangte: die A useinan­ dersetzungen werden wie über die ch ron olo gisch e als auch die geo ­ graph isch e Einreihung des fa k tisc h e n Kerns, der sich in dieser Sage verbirgt, geführt. Die Uneinigkeit der Meinungen wird vor allem durch die E inzigartigkeit der V ersion Nestors im territo riale n Sinne v e ru r­ sacht, wodurch die gegen stän d lich e N ach richt für jeg lic h e andere Quellen u nko ntro llierb ar wird, sei es für die byzantinischen oder die slaw isch en . A ndererseits wiederum findet der lite ra ris ch e Charakter, die Form der Darbietung P ara llelen sowohl in der byzantinischen, als auch in der w estslaw ischen Umgebung. Die M einungsverschiedenheit geht au ßerdem auch aus einem ab w eich en d en Zugang zur g egenstän d ­ lichen Passage der N estorch ron ik hervor: einmal kann man sie als Teil des Ja h rb u ch es au ffassen, der seh r kom pliziert ist durch seinen Ur­ sprung, und auch seine Quellenbasis. In einem so lch en Fa lle wird der B erich t über die Awaren und Duleben, verstanden als B estandteil einer gewissen lite ra ris ch en und h istorisch en Form ation, zum Objekt einer form alen, stru ktu rellen Analyse ohne R ü cksich t auf ih ren in n eren Ge­ halt. Auf der anderen Seite kann man die g leich e Passage der N estor­ chronik in den Komplex der Quellen über die Awaren und die aw arischslaw isch en Beziehungen einreih en und in dem Kontext ihre h istorisch e Eignung und ihren W ert untersuchen. Es ist nur natü rlich , daß man beide Standpunkte nicht stren g voneinander a b tren n en kann, der grund­ legende Aspekt, von dem aus man zur E rforsch u n g antritt, bleibt ü ber­ geordnet. Die N estorchronik als Ganzes ist eine sehr komplizierte Formation, die in drei Etappen entstand. Die erste Version der Chronik stellte am Ende des Fürstentum s Sw jatopolks der Mönch Nestor der P e c e rsk a ja Laura zusammen. Das Jahrbuch, das Sw jatopolks Regierung deutlich h erv o r­ hebt, ist unter den v eränderten Bedingungen n ach dem Antritt Vladimir

Monomachs nicht mehr passend. Auf Befeh l dieses Fürsten wurde die Chronik von Silvester, einem Mönch des Vydubischen Klosters, im Jah re 1016 ü berarbeitet. Aber auch diese Redaktion war nicht passend — im Jah re 1118 wurde sie im Kreis des Sohnes Monomachs bearbeitet, v ielleicht unter der Leitung Vasilkos, des Geistlichen des Fürsten M ichail .1 Gegenwärtig kann man in der Literatur zwei M einungskonzeptionen zum Problem der Awaren und Duleben in der Chronik verfolgen. Beide gehen von der Forschu n g Sachm atovs aus. Die V ertreter der Theorie der heim ischen Provenienz stützen sich auf eine Q uellenangabe über den ru ssischen Ursprung des Sp rich w ortes ( „ . . . u n d v erschw and en wie die O bri“ ), diejenigen, die von einem n ich tru ssisch en Ursprung der ganzen Erzählung sprechen, gliedern sie dem Skazanie o gram ote slovenskoj zu, das w estslaw isch er Provenienz ist. N ebenbei muß man a n ­ merken, daß keine ein h eitlich e Ansicht über die Frage des Ursprungs der Legende bei den Autoren h errsch t, die deren ru ssisch e Herkunft abstreiten. Neben der m äh risch en und pannonischen Provenienz wird auch ih re bulgarische, bzw. byzantinische Entstehung zu gelassen .2 Die letzte Ansicht findet Unterstützung im Werk des byzantinischen P atri­ arc h en Mystik, der mit einer biblischen Wendung in Zusam m enhang mit den Awaren genau das gle ich e sagt, wie das „ ru ssisch e“ S p ric h w o rt .5 Die Theorie über die E n tstehung der Legende von den Awaren und Duleben a u ß erh alb des ru ssischen Territorium s beruht vor allem auf fünf Argumenten: 1. die Existenz von Duleben in der T sch ech ei und in Pannonien, 2. die Existenz eines ä h n lich en Sp rich w ortes im Werk des P atria rch en Mystik, 3. die Ähnlichkeit und der übereinstim m ende W ort­ laut der N ach rich t Fred e g ars und der Legende der Chronik, 4. die Existenz einer, bzw. m eh rere r w estsla w isch er Quellen in der Chronik, 5. der w estslaw ische Ursprung des W ortes obor zur Bezeichnung g ro ß er M enschen (G igan ten], Einige dieser Argumente kann man sofort als ungenügend bezeichnen. Man kann vor allem durch die Übereinstimmung der byzantinischen Quelle mit dem Sp rich w ort der Chronik die Herkunft der Legende nicht e rk lären : in ihr ä u ß e rt sich offen b ar eine slaw isch e Provenienz, au sg e­ drückt durch den V ergleich des obor als des großen M enschen. Es ist nicht denkbar, daß dieses Elem ent in byzantinischer Umgebung erh a lten geblieben wäre. Der übereinstim m ende W ortlaut beider Quellen kann dennoch mit Hilfe der Bibel e rk lä rt werden, in der die Redewendung Mystiks seinen Ursprung hat, und eine äh n lich e Kenntnis der Bibel kann man auch bei einem gebildeten russischen Mönch vorau ssetzen .4 A u ßer­

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T dem ist es nicht au sgeschlossen, daß in diesem Fall der E in flu ß irg en d ­ eines byzantinischen W erkes w irksam wurde — die Erzählung über die Obri muß nicht nur aus einer Quelle stam m en, sie kann m eh rere Unter­ lagen haben. Ebenso sa gt auch die Argum entation über die Existenz tsch ech isc h er, bzw. pan n on isch er Duleben von selbst n ichts aus. Die unstrittige E x is­ tenz ru ssisch er Duleben kann in diesem F a lle ein ad äquates Gegen­ argum ent se in .5 Das- dritte Argument zum n ich tru ssisch en Ursprung der Legende beruh t auf dem V ergleich und der Konstatierung von Analogien mit Fred e g a rs B e ric h t über die Beziehung der Awaren und Slawen, den der frä n k is ch e C hroniker in Zusamm enhang mit der E ntstehu ng des R eiches Samos notierte. In W irk lich keit haben ab er beide Quellen nur die Kon­ statieru n g aw a risc h er G ew alttaten am slaw isch en Volk, vor allem an Frauen, gemeinsam. Die konkreten Form en dieser Unterdrückung sind versch ied en artig: während es bei F red e g a r um eine ta ts ä c h lic h e V er­ gew altigung von slaw isch en Frauen geht, um eine Ü berw interung in slaw isch en Wohnsitzen, zeich n et die Chronik eine Unterdrückung auf, deren B esch reibu n g als episch es E lem ent volkstüm lichen Erzäh len s b ezeich n et werden kann, das mit u ngew öh n lich er Suggestion ausgemalt ist (z. B. das E insp annen von M enschen in W agen ). Ebenso u n te r­ sch ied lich wird in beiden Quellen die bedeutsame Frage des aw arisch en E rb es bew ertet. W ährend F red egar von Söhnen der Awaren und S la ­ winnen spricht, führt die Chronik dagegen an, daß die Awaren ohne Spuren, ohne N achkom m enschaft, verschw anden. Es ist in teressan t zu verfolgen, wann eine solche Tradition vom absoluten Untergang der Awaren en tsteh en kon n te .6 In pan n on isch er Umgebung findet man kaum einen Zeitraum, mit dem man die Worte der Chronik in Verbindung bringen könnte. Das Jahr 626, als die Awaren bei Konstantinopel eine vernichtende N iederlage erlitten, kann kaum für einen so lch en M ark­ stein gehalten werden, und das nicht einmal vom byzantinischen Stan d ­ punkt aus. Die Awaren blieben ein ständiger m a c h th a b e ris c h e r Faktor n ich t allein in Pannonien, sondern auch auf dem Balkan. In Pannonien kam es im Jahre 796 zur entscheidenden Änderung, als die Awaren von Karl dem Großen gesch la gen wurden. Ein w eiterer Sch la g war der Umsturz des u nterpannonischen Zentrums der Awaren durch den Chan Krum. Doch n ich t einm al nach diesen Niederlagen verschw anden die Awaren — ihre Ü berreste hielten sich im oberen Pannonien und in der Ostmark neben den Slawen, worauf auch die Bezeichnung A w arische Mark hinweist.

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In der Literatur wurde schon in genügendem Maße auf das allseitige In teresse des C hronikers Nestor an einer a llslaw isch en G eschichte gedeutet, die dem Autor der Chronik als Ausgangspunkt und als H inter­ grund diente, auf dem er die g e s ch ich tlic h e n Anfänge der Ostslawen d arb ot .7 Aus dem einleitenden Teil (i. e. dem undatierten) der Chronik wird deutlich, daß Nestor die G esch ich te des Slaw entum s vor allem als die G eschichte dreier sla w isc h e r Sch lü sselg e b iete a u ffa ß te, in denen sich n ach der Anschauung des Autors — eines m ittelalte rlic h en M önches — am vollsten der Sinn und das Ziel einer gesc h ic h tlic h e n n ation alen En tw icklu n g äu ß erte — die Annahme des Christentum s und zusammen mit ihm au ch von Bildung, S c h rift und Kultur. Das ist das T e rritorium der Slaw en an der m ittleren Donau, der m äh risch en und der p annonischen Slaw en, das der Unterdonauslaw en (der b u lg a ri­ s c h e n ) und Ostslawen (der r u ssisc h e n ). Dabei lä ß t Nestor sein en Leser nicht im Zweifel darüber, daß er vor allem der Chroniker ru ssisch er Stäm m e ist. Während er bei den übrigen Slaw en nach der an fän g lich en obligaten E inleitung k ir c h lic h e r Chroniken über die Sintflut in Zusam­ m enhang mit der sla w isch en Expansion und dem Sied lu ngsau sm aß nur ihre zusam m enfassenden Bezeichnungen, bzw. g rö ß te n Stam m esgrupp ie­ rungen erw ähnt, führt er bei dieser G elegenheit schon die vorwiegende M eh rh eit der o stslaw ischen Stäm m e an, die er gleich zeitig auch erk lä rt: ih r g rö ß te r Teil ist von den Flü ssen abgeleitet, an denen sich diese Stäm m e nied erließen . So e rh ä lt der Leser ein Bild der einzelnen Stäm me und der geo grap h isch en Lage ih rer Wohnsitze in ein e r knappen Auf­ zählung: dieses Vorgehen wird nur im F a lle der Slow enen u nterbroch en , wo sich deren H aupt-„grad“ Novogrod nennt, was w a h rsch ein lic h eine sp ätere E inschiebu ng eines v a rja g o filsc h en Redaktors ist. In der ersten Aufzählung Nestors sind an gefü hrt: die Poljanen, D rew ljanen, Dregowitschen, Polotschanen, Slow enen und Se w erer ( 5i0- 19, 6 1 - 10 ). Die T at­ sache, daß wir h ier n ich t alle ru ssisch en Stäm m e finden, die der Autor gut kennt, ü b e rra sc h t und stimmt n ich t mit sein er Gesamtkonzeption überein. In dem Verzeichnis feh len die Kriwitschen, der g röß te ru ssi­ sc h e Stamm, die W jatitschen, Radim itschen, Buzanen, Duleben, Wolhynier, Ulitschen, und die Tiwerzen, mit denen wir uns im w eiteren Text oft treffen . Wir könnten annehm en, daß Nestor hier die se ch s Stäm me betonte, die in se in er V orstellung Rußland im en geren Sinne bilden. Es ist jedoch unzweifelhaft, das die Aufzählung der Stämme, die in Zusam m enhang mit dem Siedlungsausm aß a n gefü h rt sind, n ich t in der u rsprünglichen Form erh alten geblieben ist. Ganz sic h e r kann man sie um den Stam m der Bu2anen ergänzen, auf die wir in der Chronik bei

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der Abgrenzung des B egriffes Rus’ treffen ( 1 0 i 5_i 6).8 Gegen eine E in ­ ordnung in den Kontext, in dem er e rh a lte n blieb, sprich t auch die unstrittige stilistisch e und s a c h lic h e Abweichung vom umgebenden Text. E rneu t wird das Prinzip der geo grap h isch en Bestimmung der Wohnsitze angew andt und damit auch die E rk lä ru n g der Stam m esbezeichnung n ach dem Flu ß Bug. Außerdem sind die Wohnsitze der BuZanen mit der geo graph isch en Lage der Wolhynier erk lärt, die nach den Buzanen das Bug-Tal besiedelt haben. Der la ko n isch e Stil ist in E in klang mit der Art, die beim ersten B erich t über die einzelnen Stäm m e g eb rau ch t wurde. Die Tatsach e, daß die Buzanen n ich t in den B egriff ,Rus’ geh ö­ ren, b estätigt auch die ganze Konzeption der Chronik: die Buzanen werden nur ein einziges Mal erw ähnt, w äh ren d die Stäm me der Poljanen, Dregowitschen, Polotschanen, Sew erer, D rew ljan en und Slow enen der Mittelpunkt der Aufm erksam keit Nestors sind und m eh rm als auch an an d eren Stellen der Chronik in dieser Gruppierung au ftreten. Es ist h ö c h stw a h rsch ein lich , daß auch die R adim itschen und Wjatitsch en in diese erste Aufzählung der o stslaw ischen Stäm m e gehören. Zum ersten Mal w erden sie in der Chronik in ein e r Passage aufgefunden, die zw eifellos das Ergebnis der u nvorsichtigen E in griffe sp äterer Re­ d aktionen ist, und die sich aus kurzen Abschnitten zusammensetzt, die gegenseitig w eder sach lich noch g ram m atisch Zusammenhängen. Auch hier lernen wir die Radim itschen und W ja titsc h en n ach dem sch on be­ kan n ten Vorgehen kennen: die Wohnsitze w erden n ach den Flüssen bestimmt, an denen die Stäm m e siedeln, und die E rkläru n g der S ta m ­ m esbezeichnu ngen wird diesm al nach den Eponymen geg e b en .9 Eine w eitsch w eifig ere E rzählung über die beiden Stämme, deren Ursprung der Autor in der Umgebung der ,lja c h is c h e n ’ Slaw en sucht, kann man mit der Anführung der polnischen Slaw en in Zusam menhang bringen, bei denen im U nterschied zu den ü brigen slaw isch en Gebieten nicht nur ein Sam m elnam e, sondern au ch die einzelnen Stam m esgruppierungen gen an n t werden. Zur ursprünglichen Aufzählung der Stäm m e kann man auch die Kriw itschen hinzuzählen, bzw. ih re Gegenwart voraussetzen — wenn auch unter einer anderen Benennung. Nestors Vorstellung zufolge kam en die Slaw en aus ih re r Urheimat, für die Nestor Noricum hält, schon in ein ­ zelne Stäm m e aufgeteilt in ihre neuen Gebiete. Der Prozeß der Bildung einzeln er h istorisch er ru ssisch er Stäm m e war jedoch in der Zeitspanne der Expansion noch nicht ab gesch lo ssen . Nestor e r fa ß te noch die letzte Phase ih rer Teilung als Vollendung eines jah rh un d erted au ern d en Pro­ zesses. Ein an sc h au lich es Beispiel gibt das zweite zusam m enhängendere

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1 Stam m esverzeich n is in der Chronik. Jeder Stamm tritt h ier schon als eth n o g rap h isch e Einheit auf, ab er auch als territorial-p o litisch e F o r ­ mation, die als Fü rstentu m b ezeich n et wurde. Wenn man das erste V erzeichnis in die Zeit n ach der a w a risch -a n tisch e n Epoche legen kann, d. h. in die zweite Hälfte des 6 . - 7 . Jh., spiegelt das zweite die Situation vor dem Kiewer Rußland wider. Der Prozeß, der in der Zwischenzeit im Territorium der ostslaw ischen Stäm m e vor sich ging, ist wenigstens in der Bem erkung über die Kriwitschen angedeutet. Es ist unbekannt, ob Nestor ab sich tlich , oder nur sch em a tisch vor­ gehend, die T atsach e klar m acht, warum sich dieser Stam m nicht im ersten Stam m esverzeich n is befindet, in Zusam menhang mit dem Sied­ lungsausm aß der Ostslawen. Nestor sprich t in diesem Bru ch stü ck mehr von den Kriwitschen als von den anderen Stämmen, die dem Leser auch so bekan nt sind aus dem vorangehenden Text. E r gibt die Lage der Wohnsitze der K riw itschen n ach den Flüssen an. Am w ichtigsten ist die Angabe, die auf den Ursprung und die gen etisch e n Zusam m enhänge der K riw itschen hinweist, von denen n ach Nestor die Polotschanen ab sta m ­ men (10,;—7). Es ist klar, daß er unter den Polotschanen, von denen Nestor in seinem ersten V erzeichnis spricht, einen seh r viel g röß eren Stamm versteht, als es der war, der am F lü ß c h en Polota siedelte. Als er von den P olotschanen spricht, plaziert er sie unlogisch ins Flu ßgeb iet der Dvina, die gem einsam mit Wolga und Dnjepr im „ Fü rsten v erzeich ­ n is “ die Wohnsitze der K riw itschen bestimmt. In diesem Bru ch stü ck nehm en die W ohnsitze der Polotschanen bereits nur das Territorium in der Umgebung der Polota ein. Über einen gem einsam en Ursprung der Polotschanen und K riw itschen und ih rer Stam m esein h eit ä u ß e rt sich Nestor indirekt noch einm al in se in er Chronik (2 0 i 9). Der gem einsam e Ursprung der Polotschanen und Kriwitschen, obwohl er o ffen sich tlich seh r eng und in einer v erh ältn ism äßig späten Zeit belegt war, so daß e r noch in der Zeit Nestors evident war, war nicht das einzige Binde­ mittel der ostslaw ischen Stämme. Nestor ist es bekannt, oder er nimmt v ielleicht auf Grund des Namens Slow enen rich tig an, daß auch andere o stslaw ische Stäm m e einen Ursprung haben, der mit den Slowenen zusam m enhängt. So stam m en die Polotschanen von den Slow enen ab, von ihnen wiederum die K riw itschen und auch die Sew erer. Nach Nestors V orstellung sah das eth n o grap h isch -h isto risch e Bild Rußlands zur Zeit der sla w isch en Expansion und der Sied lu n gsau sb rei­ tung der Ostslawen folgen d erm aßen aus: die Poljanen siedelten am Dnjepr, die Dregow itschen zwischen Pripjat und Dvina, zwischen ihnen die D rew ljanen, die Polotschanen (unter denen man auch die Kriwit-

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sehen v erstehen m uß ) an der Polota und zwischen Wolga, Dnjepr und üvina, die Slow enen um den Ilm en-See, die Se w erer zwischen Sejm a und Sula, die Buzanen am Bug, die W ja titsc h en an der Oka und die Radim itschen am Fluß Sosh. Auf den erste n Blick ist e rsich tlich , daß es sich um ein Territorium handelt, das im 9.— 12. Jh. das territo riale Ausmaß des Kiewer Rußlands einnahm und für ru ssisch es Gebiet g e h a l­ ten werden ko n n te .10 Nestor widmet diesem Gebiet seine A ufm erksam ­ keit; von diesem Standpunkt aus kann man auch klarlegen, warum im ersten Verzeichnis ru ssisch er Stämm e, das in Hinblick auf das V orhaben des Autors notw endigerw eise Vollständigkeit bean spru chen muß, die U litschen und Tiwerzen n ich t en thalten waren. Das Gebiet der S c h w a rz ­ m eersteppen, die südlichen Flu ß g eb ie te des Dnjepr und Dnjestr, also die ursprünglichen und späteren Wohnsitze d ieser beiden Stäm m e w aren zur Zeit Nestors durch die n om adischen P etsch en egen und Polowzer vom ru ssischen Staat abgesch n itten. Den übrigbleibenden Stäm m en, die zum östlich en Slaw entum g eh ö r­ ten, den Tiwerzen, Ulitschen und Duleben, ist in der Chronik eine Passage gewidmet, die sich in einen Textstreifen einfügt, der durch spätere Bearb eitu ng en stark gestö rt ist ( 1 2 ^- 10). Dieser Teil befindet sieh an sch ein en d nicht am u rsprünglichen Platz. Gemeinsam mit den Tiwerzen und Ulitschen treten h ier auch die Duleben und auch die Kroaten auf. Die Quelle, aus der der Autor in diesem F a lle schöpfte, m ußte irgen dw elch e E reign isse im w estlich sten Zipfel des östlichen Slaw entum s berühren. Die B em erk un gen über jen e Stäm me sind in der erw äh n ten Passage von einem Kom m entar begleitet, der sich in vielem von der ü blich en Explikation bei den übrigen Slaw en u nterscheidet, und das nicht nur durch seine Form, sondern au ch seine in h altlich e Seite. Die Duleben sind zur Zeit der Chronik in der ru ssisch en Umgebung schon keine b ekan nte Tatsach e mehr. Deshalb treten in der Chronik ern eu t die Wolhynier auf, die dem Leser in der Funktion einer e r k l ä ­ renden Glosse die geo gra p h isch e Lage des Stam m es der Duleben deutlich m ach en sollen. Im U nterschied zu den Buzanen, bei denen diese E rlä u teru n g unoriginal w irkt — schon deswegen, weil die Wohn­ sitze des Stammes, die durch den geo grap h isch en B eg riff absolut klar abgegren zt sind, nicht durch einen geopolitischen B eg riff bestimmt w erden müssen —, ist diese Explikation in Zusam m enhang mit den Duleben am Platze. Das w ech selseitige V erh ältn is beider N am enspaare und ihre A utorschaft ist nur seh r sch w er festzustellen. Im Grunde kann man mit zwei Alternativen rech n en (wir gehen dabei davon aus, daß die W olhynier ursprünglich nicht bei den Buzanen w aren, bei den

Duleben h ingegen w aren s i e ) : 1. wir können voraussetzen, daß die Sätze Buzane, zane sedosa po Bugu und Duleby, kde nyne Volyöane Nestor geh ören und die E rk läru n g posleze Velynane bei Buzanen einem an deren Autor. 2. Die zweite Möglichkeit: B u z a n e . . . geh ören einem Autor (N estor) und D u l e b y ... zusammen mit der E rk lä ru n g zu den BuZanen einem zweiten Autor. Zu entscheid en, w elch e der A lternativen rich tig e r ist, ist auf Grund der Textanalyse nicht möglich. Auf jeden Fall fand in diesen beiden B erich ten ein lan gan dau ern d er h isto risch er Prozeß in den w estru ssisch en Gebieten seine Widerspiegelung, der in drei Stadien e r fa ß t wurde: die Duleben stellen einen slaw isch en Bund in der Zeit der an ti-aw a risch en Kämpfe des 6 . Jh. vor, die Buzanen sind mit den h istorisch en Stäm m en der Chronik in der Zeit der s l a ­ w ischen Expansion syn ch ron isiert und noch vor dem E n tsteh en der Kiewer Rus, und die Wolhynier wiederum weisen auf den Zerfall einer Stam m esform ation und ihren E rsatz durch eine territoria l-p o litisch e Gliederung im 10.— 12. Jh. hin. Die Bem erk un g über die Duleben, die in h altlich ins 6 . Jh. gehört, ist ch ron olo gisch verbunden mit einer Angabe der Chronik, die die Tiwerzen und Ulitschen b etrifft. Der N estorchronik zufolge sied elten diese Stäm me irgendw ann zwischen Dnjepr und Bug und ihre grady zogen sich bis zum Meer hin: die Griechen n an nten dieses Territorium Skythia Maior. Dann zogen sich die U litschen und Tiwerzen zurück und zogen zwischen Dnjestr und Donau. Die u rsprü nglichen Wohnsitze beider Stämm e sind in versch ied en en S c h rifte n der Chronik u n te r­ sch ie d lich ü berliefert, auch die Angaben der einzelnen C hro n ikab lei­ tungen u n tersch eid en sich v on ein an der .11 Man kann jedoch die W ohn­ sitze der Tiwerzen und Ulitschen kaum nur auf das F lu ßgeb iet des Dnjepr b e sc h rä n k e n — die Betonung der Menge der grady der Tiwerzen und U litschen w iederholt fast w örtlich die Bem erkung Prokopios’ über die Unzählbarkeit der an tisch en Wohnsitze. (Die B ez eic h ­ nung Skythia Maior selbst in den b yzantinischen Quellen deutet an, daß es um ein v erh ältn ism äßig weites Territorium im S ch w a rz m e e r­ gebiet ging.12) Auch die N ach rich ten des zweiten Inform ators aus dem 6 . Jh. w erden teilweise durch die Chronik bestätigt. Im U nterschied zu Jordan, der die Anten ins Gebiet zwischen Dnjepr und D njestr an sie ­ delt, legt der C hroniker sie zw ischen Dnjestr und Bug; beiden Autoren ist jed o ch das gemeinsam , daß die Wohnsitze der Anten, resp. der Ulitschen und Tiwerzen bis ans Meer reich en . Diese ch ro n ik arisc h e Abgrenzung spiegelt u nbestritten den Zustand im 6 . - 7 . Jh. vor der Ankunft der Chazaren wider.

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Eine so lch e Auffassung von den Anfängen des östlich en Slaw entum s en tsp rich t Nestors V orstellung nicht. Aus jen en Passagen, die nicht durch sp ä tere red aktio n elle B earbeitu ngen gestört wurden, gewinnen wir ein an deres Bild der Genese der Ostslawen. Es scheint, daß man die Anfänge der Slaw en irgendwo in das Gebiet der Donau lokalisieren muß (der Autor sprich t von Noricum [resp. Illy rien ] 5 3i). Von dort gelangten sie an die m ittlere und untere Donau, und — u n terteilt in einzeln e Stäm m e lie ß e n sie sich in den neuen Gebieten nieder. So gelang te die Mehrzahl der o stslaw ischen Stäm m e n a c h Rußland. A n dererseits können wir gegen eine so lc h e Auffassung Nestors mit gew isser V orsich t eine Konzeption stellen, in der sich der Zusam­ m en h ang zw ischen den Passagen ü ber die Wohnsitze der Tiwerzen und Ulitschen und der Legende von Andreas, der sich auf eine Missionsreise zu den Slaw en den Dnjepr „ a u fw ä rts“ von der Flußm ündung begab, äu ßert. Dabei wurde unstrittig bewiesen, daß die Legende von Andreas n ich t das W erk Nestors ist, sondern erst bei der zweiten Redaktion in die Chronik kam ( 7 j _ 20, 8 i _ 12).13 Man kann auch auf ein w eite res Anzeichen hinweisen, das die Autor­ s c h a ft N estors bei der Passage ü ber die U litschen und Tiwerzen in F ra g e stellt und v ielleicht auch der über die Duleben, die mit ihnen in ch ro n o lo g isch er Hinsicht verbunden sind. Es steh t au ß er Frage, daß die Stäm m e der Tiwerzen und Ulitschen b ekan nt waren. Dennoch k o n ­ t ra stie r t g erad e die geringe Aufm erksam keit, die er ihnen in dem d atierten Teil der Chronik widmet, sc h a r f mit den v erh ältn ism äßig w ertvollen Angaben im u nd atierten Teil. Nestor erw äh n t diese Stäm m e nur dort, wo sich ihre S c h ick sa le — vorwiegend in Zusam m enhang mit Feldzügen ru ssisc h er Fü rsten — mit denen der Stäm me v erflech ten , die unum stritten „ ru ssisc h “ sind. Auf Nestors In teresselosigkeit an den Ulitschen und Tiwerzen weist auch das hin, daß er die w ich tige Notiz der N acalnoj letopisi über die U nterw erfu ng des grad der Ulitschen, Perestsch en , durch Igors H eerfü h rer Sweneld, umgeht (2 4 7_ 8).14 Obwohl die Annahme eines sp äteren E in sch u bs über die Tiwerzen und Ulitschen (und damit um so m ehr ü ber die Duleben, die mit ihnen nur ch ron olo gisch in Zusam m enhang ste h e n ] nur hypothetisch ist, darf man sie bei der Analyse der Chronik n ich t umgehen. Die Einordnung dieser Passage in den u rsprünglichen Text Nestors würde bedeutende Sch w ierig k eiten v erursachen. Im Grunde komm en zwei M öglichkeiten in B etrac h t: das erste Stam m esverzeichnis, das das Bild ih rer Sied ­ lungsausbreitung wiedergibt, und das zweite, das schon die stab ile E xistenz b estim m ter Stam m esfo rm ation en e rfa ß t, die in der Chronik

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Fü rsten tü m er gen an n t werden. In keines dieser V erzeichnisse fügt sich die strittige Passage ein. Im ersten Falle ä u ß erte Nestor a u ß e r g e ­ w öh n liches h isto risch es Bew ußtsein. Sein Bild der Ansiedlung der s l a ­ w ischen Stäm m e ist ch ron olo gisch ebenbürtig: Nestor e r f a ß t e h ier einen Zustand, der einem bestim m ten Moment in der Entw icklung ru ssisch er Stäm m e entspricht. Der beste Beweis dafür sind die Kriwitsc h e n , die zu dem Zeitpunkt mit den P olotschanen eine E in h eit bilden und deshalb in der Aufzählung n ich t au ftau chen. Nestor hätte in die­ sem V erzeichnis wohl kaum die Buzanen und Duleben neb en ein an der eingeordnet, denn diese stellten o ffen sic h tlic h zwei E n tw ick lu n g sp h a­ sen in der G esch ich te der w estru ssisch en Gebiete vor. Außerdem ist die Existenz der Duleben im Zeitraum a w a risc h er O b erh errsc h aft im Sch w arzm ee rg eb iet belegt, w ährend das erste V erzeichnis den Zustand nach den an tisch -aw arisch e n Kämpfen w iderspiegelt. Ebenso kann man die Zugehörigkeit der Duleben zum zweiten Verzeichnis nicht voraussetzen, das ch ron olo gisch noch w eiter vom 6 . Jh. en tfern t ist. Jedoch ist die A u torschaft Nestors für diese Passage über die Duleben nicht au sgeschlossen. Es ist unstrittig, daß beide B em erkungen über die Duleben Zusammenhängen — ihre g eo grap h isch e L okalisierung ist wie ein Kom m entar und eine E rlä u teru n g zur Legende über die Awaren und Duleben. Ein solch v ereinzeltes Vorkommen der Duleben in Nestors Redaktion ist ein w eite rer Grund für die Untersuchung der Chronik vom Standpunkt der Q uellenunterlage aus, und in gewissem Maße e rw e ck t es b erech tig terw eise den Eindruck, daß diese Teile von Nestor aus ein e r n ich tru ssisch en Quelle geschöpft wurden. Für eine solche Quelle wird das Skazanie o gram ote slovenskoj geh alten in der Form, wie es A. A. Sachm atov au ssond ert; es wird ab er au ch eine bei weitem breitere und u m fan greich ere Grundlage der Chronik zugelassen. Im Grunde kann man in der Chronik drei Gruppen von B erich ten bestimmen, bei denen man über ihren w estslaw ischen Ursprung E rw ä ­ gungen a n stellen könnte. In die erste Gruppe geh ören die Teile, die den Ursprung der Slaw en, ihre Siedlungsausbreitung und ihre slaw isch e E inheit betreffen . Hierher gehören: 1. der Einschub Slovene nach Iljurik in dem Teil, in dem die V ölker im Japh etisch en Teil der Welt n ach der babylonischen Sp rachenv erm isch u n g a n gefü h rt werden ( 3 i ).15 Nestor ü bernahm diese Passage von Georgios Hamartolos und konnte nicht zulassen, daß die Slaw en zw ischen den erste n Völkern fehlten, die n ach der g roß en Katastrophe aufkam en. Slovene bilden wohl eine E rläu teru ng zur g eo graph isch en Bezeichnung Iljurik, auch wenn die M öglichkeit, daß Nestor ihnen ein selbstän diges Territorium , das

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an Iilyrien angrenzt, zuordnete, nicht au sgesch lo ssen ist. Eine so lch e E rk läru n g würde den W iderspruch zwischen dieser und der w eiteren Passage der Chronik ü berbrü cken , in der diesmal speziell über den Ursprung der Slawen gesproch en wird, die eines der 72 Völker waren, die im Teil Japhets siedelten. 2. Das ist der Satz: Norici, ize sut’ Slovene (5o ).16 In zwei B ru ch stü cken der Chronik w erden also die s l a ­ w ischen W ohnsitze noch vor der Trennung der einzelnen Stäm m e durch zwei geo graph isch e B egriffe festgelegt: Norikum und Illyrikum. Geo­ grap h isch und historisch hängen diese beiden Territorien eng m iteinan ­ der zusammen. Von der Zeit Diokletians an hatte Illyrikum nach den territo riale n Reorganisationen des Röm ischen R eiches zwei Bedeutun­ gen: einm al als Bezeichnung der zweiten röm ischen Präfektur, zum a n d eren als eine der Diözesen. Die Diözese Iilyrien um faßte die Pro­ vinzen Norikum, Pannonien und Dalmatien. In einem bestim m ten h isto­ rischen Zeitraum verstand man unter dem B egriff Iilyrien also im w eiteren Sinne des W ortes auch Norikum. Dieser Zusam menhang blieb jedoch n ach dem Fall des W eström ischen R eiches nicht erh alten . Im 0. Jh. verstand man unter Iilyrien auch die b alk an isch en Gebiete, die mit Th rakien b en ach b art waren und an das rec h te Donauufer bis zur Grenze Pannoniens angrenzten, und w a h rsch ein lich auch die Gebiete vom Zusamm enfluß von Drau und Donau n ach Westen. Das kann man aus dem Text des Prokopios sc h ließ en , der im Zusammenhang mit den Ü berfällen der Slawen, die von jen seits der Donau ausgingen, von Iilyrien und Thrakien spricht. Ebenso sprich t auch Menander vom Ü bergang der Awaren aus Pannonien durch Iilyrien n ach Skythien, 1. e. Dobrudscha: er hat also das ganze rec h te Donauufer von Pannonien bis zu deren Mündung im S in n e .17 Auch Hamartolos selbst bestimmt Iilyrien im Grunde ebenso, und von diesem übernahm Nestor die Passage über die Völker Japhets. Unter dem B egriff Iilyrien verbindet er h ier nicht Thrakien, Makedonien und Dalm atien (den K üstenstreifen am Adriatischen M eer): er ist begrenzt auf das b a lk a n isch e Innenland, das sich an die Donau anlehnt. Die Lösung einer gewissen Unklarheit, die aus der doppelten B estim ­ mung der ursprünglichen Wohnsitze der Slaw en hervorgeht, kann man bei Nestor selbst finden — im dritten Bruchstück, das in den Rahmen dieses B ereich s paßt. 3. Der Satz Po m’nozecli ze vrem enech’ seli sut’ Slovene na Dunaje, k’de jest’ nyne zem ija Ug’r ’ska i B’lg a r’ska ( 5 10- u ) beweist, daß die V orstellung des Autors dieser Passagen über den Ursprung und das prim äre Sied lu n gsau sm aß überarbeitet ist, auch wenn es den heutigen Erken n tnissen nicht ganz en tsp ric h t .18 Aus den

u rsprünglichen slaw isch en Gebieten in Norikum gelang ten die Slaw en po m nozěch vrem eněch zur Donau und drangen en tlan g ih res Laufes w eiter n ach Süden vor. Ug’r ’ska zem lja i B’lg a r’ska sind Länder, die den m ittleren und unteren Lauf der Donau einnehm en. Vor allem B u l­ g arien e n tsp rich t dem Terminus Illyrien, der in den byzantinischen Quellen und au ch bei Nestor g eb rau ch t wird. 4. U nzw eifelhaft gehört auch die letzte N achricht, die die g eo g rap h i­ sch e Angabe ü ber Illyrien en thält, in den erste n K reis von Berichten , obwohl sie sich in h altlich n ich t ganz in den Kontext einfügt. Es h a n ­ delt sich um die Legende vom Wirken des Apostels Paulus bei den Russen und in Illyrien „wo die Slaw en zuerst w a r e n “ ( 2 8x_ is)- Im Rahm en der Chronik existiert also eine ganze Gruppe von B r u c h ­ stücken, die m iteinan d er durch den B eg riff Illyrien als ursprünglich sla w isc h e r Region verbunden sind. Die H erkunft dieser B ru ch stü cke ist u nklar, die theoretisch sowohl aus ein e r ru ssisch en als auch w e s ts la ­ w ischen Quelle stam m en können. Das zen trale Problem bei der Lösung d ieser F ra g e ist der Ursprung der Legende vom Apostel Paulus

(2721—28ß). Die Legende vom Apostel Paulus knüpft sich direkt an den Satz an, der ursprünglich aus der Vita des hl. Methods übernom m en wurde (w ei­ ter als VM). Der VM zufolge nahm K o cel’ Method mit groß en E h ren auf und sandte ihn mit zwanzig ehrw ürdigen Männer zum Papst, damit er ihn zum Bischof für Pannonien weihe, auf den Thron des hl. Andronikus, eines Apostels von siebzig, was au ch g e s c h a h .“ In der Chronik ist g esch rieb en : Posem ’ že K o cT k’n jaz’ postaví Mefodija jepiskopa v’ Panonii, na sto l’ apoštola sv. Andronika, jedinago ot 70, u č e n í k a s v j a t a g o a p o š t o l a P a v ’ l a . (Die fett ged ru ckten Teile h ielt A. A. Šachm atov für ru ssisch e Einfügungen in die cyrillom eth odianisch e Quelle.) Danach folgt eine Passage, die aus der VM stammt, und n ach dieser k eh rt der Autor zum Thema über den Apostel Paulus zurück: . . Těm že Sloven’sku jazyku učitel* je s ť Andronik’ apoštol’, v Moravy bo dochodil’ i Apoštol’ P avT tu bo Slovensku běsa Slověne p’rvoje. Těm že jazyku učitel* jest* Pavel o t n e g o ž e j a z y k a m y j e s m ’ R u s ’; t ě m ž e i n a m ’ R u s i u č i t e l ’ j e s ť P a v ’ 1’, p o n e ž e u č i l ’ j e s ť j a z y k ’ S l o v ě n s k ’, i p o s t a v i l ’ j e s ť j e p i s k o p a i n a m ě s ť n i k a p o s o b ě A n d r o n i k a s l o v ě n’ s k u j a z y k u “

(2815_ 17, 29 i _2). Der cy rillo m eth odianisch e Ursprung, resp. der w estsla w isch e dieser Passage, die aus dem v erlo ren gegan gen en Skazanie kom m en könnte, ist jedoch seh r sch w er zu verteidigen, und das nicht einmal zum Preis

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d er Auslassung der unum stritten ru ssisch en Einschiebungen. Die ganze Passage über Paulus ist eine Legende, die n ich t mit der k ir ch lic h e n Tradition übereinstim m t. Wenn der Apostel Andronikus der erste pannon isc h e B ischo f war, einer von Christi d irekten Jüngern, so konnte er n ic h t gleich zeitig au ch der Sc h ü ler und N ach folger des Apostels Paulus sein, der ebenso ein direkter S c h ü ler Christi w a r .19 Die kon stru ierte Legende über das W irken des Apostels Paulus in sla w isc h er Umgebung m ußte das W erk eines so lch en Autors sein, der m it ihr eine bestimmte Absicht verfolgte. Ein so lc h er Autor konnte nur N estor sein. Da die VM nur Andronikus — nur auf dem Territorium P annoniens wirkend — erw ähnte, m ußte irgendein w eiterer Apostel existieren , der n ich t nur der Leh rer des Andronikus war, sondern auch des ganzen, auch des östlich en Slawentum s. Weil: wenn der Apostel Paulus der L ehrer aller Slaw en war, so war er auch Lehrer der Russen, denn die Russen sind eigen tlich die Slaw en, die sich irgendw ann Poljan en nan nten ( 2 9 1 —2 ). So war N estors Auffassung zufolge die ur­ sp rü n g lic h e Einheit der sla w isch en Kultur und Bildung begründet. Die Betonung der sla w isch en Einheit ist ein Motiv, mit Hilfe dessen sich Nestor bemühte nachzuw eisen, daß die Ostslawen als Teil des ein h eitlic h en Slaw entum s an allen E rru n g en sc h a ften des w estlich en und südlichen Slaw entum s auf dem Gebiet k ir c h lic h e r Kultur und B il­ dung b eteiligt waren, w as in den Augen des m ittela lte rlich en Mönches der beste B ew eis für die Reife und A ltertü m lichkeit des ku lturellen Niveaus der ru ssisch en Stäm m e war. Diese bew ußte Tendenz der B etonung der slaw isch en Ein h eit kann man in den cyrillom ethodianisc h e n Texten n ich t finden. Unzw eifelhaft findet man h au p tsä ch lich in der VM n ich t wenige Stellen, die auf eine slaw isch e Ein h eit hinweisen. Das ist jed o ch nur eine indirekte Erwähnung, die in dieser Umgebung gänzlich n a tü rlich ist. Die cyrillo m eth od ianisch en Texte müssen die sla w isch e E in h eit nicht betonen; sie war in der Zeitspanne des 9. Jh. in der Umgebung der pan n on isch en Slawen, d. h. d erjenigen, die zen tral gelegen waren, eine lebendige und absolut deutliche Tatsache. Wenn also der byzantinische K aiser Konstantin und Method n ach M ähren s c h ic k t mit der Begründung, daß sie aus Th essaloniki aus Makedonien, stammen, wo slaw isch gesproch en wird, also eine S p ra ­ che, die au ch den m äh risc h en Slow enen verstän d lich war, so ist das eine rein e Konstatierung eines existierend en Zustandes, als diese Tat­ sa ch e a llgem ein bekan nt war. Es ist deshalb n a tü rlic h er anzunehm en, daß die Teile über die s l a ­ w isch e Einheit, ähn lich wie auch die mit dieser Them atik verbundenen

Teile über Illyrien wie auch über die Urheimat der Slaw en, nicht aus einer w estsla w isch en Quelle stammen. Nur der Teil, in dem von der E in h eit der M ährer, T sch ech en und „ L ja c h e n “ die Rede ist, geh ö rt vielleicht zur polnischen cyrillo m eth odianisch en Tradition, denn er hat im ru ssisch en Chronograph aus dem Jah re 1494 eine P a rallele; dieser bew ah rte die Tradition, daß Cyrill gem einsam mit den T sch ec h en auch die Polen getau ft h a b e .20 Auch das letzte Bru ch stü ck, in dem die Mährer als die ersten in Zusam menhang mit der Siedlungsausbreitung der slaw isch en Stäm m e erw äh n t werden, fällt nicht ins Gewicht. Man kann näm lich d arauf hinweisen, daß sich gerade in diesem Teil die g röß te Aufm erksam keit Nestors den polnischen Slaw en zuwendet, die er nicht nur mit einem Sam m elnam en bezeichnet, sondern im U nter­ schied zu den Mährern, Kroaten und anderen slaw ischen V ölkern auch die B enennungen der einzelnen grö ß eren Stam m esgruppierungen an füh rt ( 5 « , 6 1 - 2 )-

Es zeigt sich also, daß man aus dem ersten Kreis von N achrichten dem w estslaw ischen bzw. m äh risch en oder pannonischen Schrifttum n ich ts zu schreiben kann, obzwar es k la r ist, daß Nestor diese Passagen unter Beeinflussung durch die Cyrillo-M ethodianische Tradition g e­ sch rie b en hat. Die zweite Gruppe der Chronikberichte, die hypothetisch mit der w estslaw ischen Umgebung verbunden wäre, bildet eine B esch reibu n g der Kämpfe der Slaw en mit nom adischen Völkern. B erichte dieser Art werden in der Chronik als zusam m enhängende E rzählung w ied ergege­ ben, die nur einmal gestört wird: aus der Passage über die Ugrer (Ugri) wurde ein w esen tlic h er Teil h era u sgerissen und in den datierten Teil der Chronik ü b ertragen ( ll y - is , 256- 10). Obwohl dieser Teil der Chronik in h altlich ebenbürtig ist und den Anschein eines komplexen originalen W erkes erw eckt, ist es unum stritten, daß er aus versch ied en en Quellen zusam m engestellt ist, und daß man ihn nicht für z. B. nur die B esch reibu n g der Kämpfe der Donauslawen mit den Nomaden halten kann. Als erstes Nomadenvolk, das mit den Slaw en an der Donau kämpft, werden die Bulgaren genannt. Die Herkunft dieser Angabe ist nur sehr s ch w er festzustellen. Obwohl die C harakteristik der zeitgenössischen byzantinischen Quellen in Zusam m enhang mit dem b u lg arisch -slaw i­ sch en V erh ältn is im Grunde übereinstim m end mit der Chronik klingt, d. h. daß sich die B ulgaren die Slaw en unterw arfen, finden wir dennoch in diesen W erken nicht jene eindeutige Form ulierung, wie das bei Nestor der Fall ist. A ndererseits ist es n ich t au sgesch lossen, daß

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sich in der bulgarisch en Umgebung eine Tradition über die Ankunft einer nom adischen Truppe ins Donaudelta in der zweiten Hälfte des 7. Jh. erh a lten hat, und daß gerade diese Tradition gem einsam mit anderen Quellen n ach Rußland gelangte. Die n achfo lgen d e Passage, in der von Angriffen der W eißen Ugrer g esp roch en wird, blieb in der ursprü n glich en Version erh alten . Der Satz, der über die W eißen b erich tet, daß sie „die W lachen, die vorher das sla w isch e Land besetzt hatten, v e rtrie b e n “, gehört a u gen sch ein lich nicht in diesen Kontext. Die u rsprü nglichen Sc h rifts tü ck e der Lavrentin isch en und Ipatjev sch en Chroniken haben ihn nicht. (E rst Sach m atov ergänzte ihn auf Grund sp ä terer Versionen; es ist eine äh n lich e Dub­ lette, wie wir sie im Kontext über die Ansiedlung der slaw isch en Stäm m e finden ( l l 4_=i, Anm. auf der Seite 11), und die das zusam m en­ hängende E rzäh len s tö rt). Die Bezeichnung „W eiße U grer“ selbst v errät eine ru ssisch e Herkunft; sie ist das Gegenteil der B ezeichnung „Sch w arze U grer“ (i. e. die M agyaren) und findet keine Analogie in anderen Quellen. Deshalb bereitet seine Identifizierung auch Proble­ m e .21 Wenn die Angabe über die Angriffe der W eißen Ugrer auf die Slaw en die Existenz irgendeiner heim ischen, ostslaw ischen Tradition voraussetzt, so wurden aus der byzantinischen Quelle des H am artolos die Bem erk un gen über den E in fall ins Persische Reich zur Zeit Choz roes und des H erakleios übernom m en. Die N ach richt der ru ssisch en Chronik über die Weißen Ugrer ist u n e rm eß lich wichtig: nicht im Sinne eines fa k tog rap h isch en W ertes, sondern für das E rk en n en der Methode des Autors. Es zeigt sich, daß der Autor auch im F a lle ein und d essel­ ben Nomadenvolkes seine Angaben aus versch ied en en Quellen schöpfte, die er organ isch zu einem Ganzen zusamm enfügte. So ist das auch im Falle eines weiteren nom adischen Volkes — der Obri, i. e. der Awaren. Der erste Teil der Passage über die Obri ist byzantinischen Ursprungs — er spiegelt eine w irklich e B egeben h eit wider, die sich im Jahre 619 abspielte, und die zwei byzantinische Autoren au fzeichneten, die Nestor mit S ic h erh eit kannte: Theophanes und N ikephoros .22 Der zweite, w esen tlich e Teil ist sic h e rlic h sla w isch en Ursprungs und muß aus dem Gebiet stammen, in dem das Appelativum Awar und Obor in einen B eg riff zusam m enschm elzen. Dieser ganze Teil hat unumstritten das Wesen v olkstü m licher Sagen, was versch ied en e epische E lem ente b ekräftigen: das Einspannen von Frau en in Wagen an stelle von Tieren, das plötzliche Aussterben a ller Obri, u. ä .23 Es ist nicht au sgeschlossen, daß zu dieser slaw isch en Sage zum S c h lu ß das Sprichw ort h inzugege­ ben wurde, das sein en Ursprung in der byzantinischen Umgebung hat.

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Das ist um so eh er möglich, da — wenn man diese Passage stilistisch w ertet — es eigen tlich um irgendeinen Zusatz geht, eine gekürzte R ek a ­ pitulation dessen, w as schon a u sfü h rlic h er und ep isch er gesagt worden war: daß von den Obri w eder eine E rin n eru n g noch eine Spur z u rück­ blieb. Die erh a lte n e Tradition in der Chronik weist gleich zeitig darauf hin, daß eine Sage dieser Art irgendwo in einem slaw isch en Gebiet en tsteh en mußte, das n ich t einem dauernden a w a risch en Druck und seinen F olg eersch e in u n g en ausgesetzt war, sondern mit dem die Awa­ ren nur von Zeit zu Zeit bei der G elegenheit ih rer Raubzüge oder ihres Durchzugs in Kontakt kam en. Die E n tstehu n g einer V orstellung über den g ro ß e n Wuchs der Awaren konnte in der ä ltere n Tradition auch dort einen Platz haben, wo sich die Awaren au fh ielten und mit den Slaw en lä n gere Zeit Kontakt hatten, dennoch konnte die Bem erkung über ihr plötzliches Verschw inden nur dort entstehen, wo die awarisc h e N ach b arsch aft, bzw. H errsch aft keine dauernden Spuren h in t e r ­ lassen hatte. Als letzter Nomadenstamm, der die Slaw en — diesmal die ru ssisch en und pannonischen — an fielen , werden in der Chronik die S ch w arzen Ugrer gen an n t — die Magyaren. Das F ragm en t ist ern eu t ein Beispiel für die Benutzung m e h re re r Quellen in Zusam m enhang mit einem e in ­ zigen Volk. Der erste Teil des Bru ch stü ckes, der an seinem ursprüngli­ c h en Platz blieb, ist u nbestritten ru ssisch er Herkunft. Darauf weisen auch die Realien aus einer rein ru ssisch en Umgebung hin — der V e r­ gleich der Ugrer mit den Polowzern, das Topikum U grischer Berg bei Kiew, das in dem d atierten Teil in Zusammenhang mit Olegs Ankunft in Kiew an g efü h rt wird (236). Die w eitere Fortsetzung, die sich im Kontext cyrillo m eth od ianisch er Rem iniszenzen befand, ist n ich t mehr ru ssisch en Ursprungs. Sie sp rich t von den Sch w arzen Ugrern, die die U grischen B erg e (o ffen sic h tlic h die K arpaten ) ü b ersch ritte n — ein Beleg der v ersch ied en en Quellen, die der Autor über die Ugrer zur Verfügung h a tte — , und die mit den W alach en und Slow enen käm pften. Die W alach en fielen irgendwann die Slow enen an und u nterw arfen sie; die Ugrer v erjag ten die W alach en und u n terjo ch ten die Slow enen. Der Zusam m enhang der pannonischen Tradition, die sich in u n garisch er (und s ic h e rlic h auch in sla w is c h e r) Umgebung e rh a lte n hat, mit der Angabe der ru ssisch en Chronik ist im Falle der W alach en besonders bew eis­ kräftig: auch der anonym e Autor Bela III. n otierte die W alach en in Pannonien, die nach der Ankunft der Magyaren a u sein a n d erliefen .24 Die w eitere Fortsetzung über die Magyaren en th ält wertvolle Angaben

wie über die Provenienz der ganzen Passage als auch über ihre E n ts te ­ hungszeit. Nach der Vertreibung der W alachen und der Unterwerfung der Slaw en (es versteht sich in Pannonien) begannen die Ugrer, in G riechenland zu käm pfen; sie plünderten Makedonien und Th rakien bis nach Th essaloniki und begannen die T sch ec h ei und Mähren anzufallen. Dieses B ru ch stü ck ist also ch ron ologisch abgegrenzt durch die Jah re 895 (a ls die Ugrer Pannonien b esetzten) und 907 (das angenom m ene Datum des F a lles Großm ährens, der sich e r sein Echo in der Tradition gefunden h ä tte ). Die geo grap h isch en Realien, die in der Passage über die Überfälle der Ugrer a n gefü hrt werden, lassen wiederum ahnen, daß das B ru c h ­ stü ck in der Form, in der es in die ru ssische Chronik gelangte, seinen Ursprung auf dem Balkan haben m ußte. Die m agyarisch en Angriffe, die n ach der E roberu ng Pannoniens in die umliegenden Länder zielten, werden vom Standpunkt eines balka n isch en B eob ach te rs aus b e sc h rie ­ ben. Die E in fälle in die T sch ec h ei und Mähren werden nur allgem ein erw ähnt. Von einem Autor, der in einer pannonischen Umgebung oder seiner nördlichen N ach b arsch a ft sc h reib en würde, würden wir vor allem N ach rich ten über Invasionen n ach Bayern aus den Jahren 898 und 900 erw arten , die große m ilitärisch e Bedeutung h a tte n .25 Darüber wird jedoch überhaupt nicht gesp roch en ; dagegen beob achtet der Autor genau die m agyarischen Angriffe auf den B alkan und beweist g e o ­ gra p h isch e Kenntnisse der Balkan h alb in sel und auch Interesse an die­ sem Gebiet. Das a lles bezeugt, daß die Passage über die Magyaren, die in die ru ssisch e Chronik kam, aus den Balkanprovinzen kommt. Ande­ rers eits lä ß t das Interesse des Autors, das er in diesem Zusam menhang an der T sch ec h ei und an Mähren ä u ß erte (was besonders deutlich ist, wenn wir uns vergegenw ärtigen, daß er die übrigen E reign isse dieser Art ignoriert, die vom m agyarischen und europäischen Standpunkt aus bedeutsam er w a re n ), die Annahme zu, daß irgendein Werk oder w e­ nigstens eine Notiz, die S c h ick sa le Mittel- und Südosteuropas nach dem m agyarisch en E in fall betreffend, in der Umgebung g esch rieb en wurde, wo sich die cyrillom eth od ianisch e Tradition und Sch rift erh alten h a t ­ ten, im Bew ußtsein ih rer Verbindung mit G roßm ähren. In einem so l­ c h en F a lle würde sich dieses B ru ch stü ck in den Rahm en der dritten Gruppe von N ach richten einfügen, die in ihrem ausgeprägt cyrillom ethodianischen Wesen unbestritten mit der w estslaw ischen Umgebung verbunden ist (oder mit der sü d sla w isch en ). Zum Abschluß der Analyse der zweiten Gruppe von N achrichten, die die Kämpfe der Nomaden mit den Slaw en betreffen , kann man also

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resüm ieren : der g röß te Teil der Angaben stam m t aus der ru ssisch en Umgebung, wo sie in Form einer volkstüm lichen Tradition erh a lten blieb, und aus der byzantinischen, von wo sie in die ru ssisch e Chronik v erm ittels der byzantinischen h isto risch en Literatur gelangten, die in Rußland entw eder schon in der Übersetzung (H am artolos) oder im Original fTheophanes, Nikephoros, u. a.) b ekan nt war. F ra g lich ist nur der Ursprung der Passage über die Bulgaren, w ährend die einzige u nstrittige E n tleh n un g aus dem sla w isch en Milieu, die Ugrer b e tre f­ fend, ih re endgültige lite ra ris ch e Gestalt w a h rsch ein lich auf dem B a l­ kan erhielt. Die dritte Gruppe von B eric h ten der Chronik ist im Unterschied zu den erste n beiden in ihrem ganzen Ausmaß zw eifellos n ich tru ssisch er H erkunft und gelang te in die Chronik aus irgendeinem Zentrum s l a ­ w ischen Schrifttum s, das seine E n tstehu n g dem W irken der cyrillom eth odian ischen Mission entw eder direkt oder der Tätigkeit der S ch ü ler der sla w isch en Glaubensapostel verdankt. Im Lichte n eu erer Annahmen und Hypothesen ers c h ein t in diesem Zusam m enhang als ern steste s P roblem der C harak ter und das Ausmaß der En tleh n un gen aus dem a u ß erru ssisc h en Milieu des slaw isch en Sch rifttu m s in die ru ssisch e Chronik. Mit an d eren Worten: ist es möglich, im Rahm en der Chronik irgendein kom plexes w estslaw isches, bzw. sü dslaw isch es W erk v oraus­ zusetzen, oder haben wir es in diesem F a lle mit einzelnen B r u c h ­ stücken, Angaben und Inform ationen zu tun, die aus v erschiedenen cyrillom eth od ianisch en und anderen Quellen geschöpft w u rd en ? In Hinblick auf die Lösung der Provenienz der Sage von den Awaren und Duleben h at diese Frag e a u ß erg ew ö h n lich e Bedeutung. Bis auf ein B ru ch stü ck aus dem Satz (/ I tako razidesja Slověnskyi jazyk; t ě m ž e і gramota proz’vasja S l o v e n ’ s k a j а) ( б п - 12 ) bildet die cy rillo m eth od ianisch e Them atik in der Chronik eine in sich a b g e sc h lo s­ sene Passage (2 6 i— 287). Den w esen tlich en B estand teil bildet eine w ö rt­ liche E n tleh n un g aus der Vita Methods ( V III— 2 29 ]. Diese zugrundelie­ gende Quelle formt im groß en und ganzen die ganze zweite Hälfte der cyrillo m eth odianisch en E n tlehnung in der N estorchronik. Die Teile, die aus der VM übernom m en wurden, sind mit E in sch iebu n gen aus einer anderen, ab er ebenso u nb estritten cyrillom eth od ianisch en Quelle ver­ floch ten , von wo auch der erste Teil des N estorschen Textes mit dieser Problem atik stam m t. Man kann die ganze erste Hälfte in einzelne B ru c h ­ stü cke zergliedern und sie mit v erch ieden en Texten der cy rillo m e th o ­ d ianischen Zeit und der ihr n a ch fo lgen d en E poche vergleichen. 1. „Sinť bo p’rvoje přeloženy k’nigi Moravě, jaže proz’vasja gram ota

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Sloven’sk aja, jaze gram ota jest’ v’ Rusi i v' B’lg a ra ’ch Dunaiskich’“ f 2 6 i_ 3). Diesem Bru chstü ck kom m t die Form ulierung der Legende Diffundente sole am n ä ch sten : Inventisque novis apicibus sive litteris vetus et novum testam entum pluraque alia de greco sive latino serm one in sclavonicum tran stu lit ydeom a missa ceterasq u e can on icas horas reso n are sclavonicum voce in ecclesia statuendo, quod usque h o d i e in U ngaria e t i n p l u r i b u s Sclavonicorum regionibus ob servatu r.26 Obwohl die Angabe über die V erbreitu ng der gram ota in Rußland unbestritten ein Zusatz des ru ssisch en Autors (N estors) ist, ist der E in flu ß des Textes, aus dem auch Diffundente schöpfte, e rsich tlich . Auch die ch ron olo gisch e Reihenfolge der V erbreitung der slaw isch en S c h rift von Mähren aus in die übrigen slaw isch en Gebiete ist erh a lten (investique — usque hodie, prvoje — jest'). 2. Die B esch reibu n g der G esand tschaft und die Forderung m äh risch er Fü rsten beim byzaniinischen Kaiser n ach Glaubensverkündern, die das Volk b eleh ren und die Heilige S c h rift in dessen Sp rac h e auslegen könnten ( 264 - 1 1 ), ist in h altlich zwar in absoluter Übereinstim mung mit der VM und v ielleicht noch m eh r mit der Vita Konstantins, ab er die Stilisierung der gleich en Gedanken ist bei Nestor selbständig, nur hier und da kann man den E in flu ß der Viten auch auf der stilistischen Seite b eobachten, z. B. i n est’ u n as’ uöiteTa und poslite ny u citel’a vgl. mit u citel’a neim am a posli ny u citel’a (VK Kap. 11, S. 199, ed. Pastrn e k ). Die Form ulierung oni bo ny inako ucat a oni onako ist prägn an ter au sged rü ckt in der VM uöasce n as’ razno. Die in teressan te Verbindung aller drei sla w isc h er Fü rsten Svätopluk, Rastislav und Kocef, die die Glaubensverkünder gem einsam einladen, h at o ffen sich tlich auch seinen Ursprung in der VM, bzw. im B rief des Papstes Hadrian, der an alle drei F ü rsten a d ressiert war. 3. Der w eitere Teil von Nestors Text hat in keiner cyrillomethodianischen oder sp äteren Quelle auch n ich t die en tfern te ste P arallele; diese Episode ist anders überhaupt n ich t bekannt. Es geht um das Suchen und Finden des Philosophen Cyrill und seine Beau ftragun g mit der Mis­ sionsreise n a ch Mähren (265_ i 8). Von der fak to g ra p h isch en Seite aus ist diese Angabe jedoch w ertlos — sie ist gegründet auf Viten, die vom Vater der Glaubensverkünder, Leo, sp rechen, von ihrem Geburtsort T hessaloniki und ih rer Kenntnis der sla w isch en Sp rache. Der n a c h ­ folgende Text ( 2 6 18— 272) ist eine P araph rase des Textes (264_ i 8). 4. Der Text „Sima ze pris'd ’sem a, n acasta s ’stavlivati pismena a ’zbuk’v’naja Sloven’sky“ hat eh er eine P a ra llele im Text Diffundente (oben

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z itie rt), weil die S ch affu n g der S c h rift n ich t mit einer göttlich en Inspi­ ration in Verbindung g eb ra c h t wird, wie das in den Viten der F a ll ist. 5. „I preložista apoštol’ i euangelje . . . Posenť že preložista p saltyr’ i och taik ’ i p ročaja k ’nigi.“ Das ist äh n lich wie beim Fragm en t ( 2 ) . Alle Komponenten, die das fa k tisc h e Wesen des B ru ch stü ck es formen, sind in den Viten nicht zu finden. In VK (Kap. 15, S. 201) wird von einer Übersetzung der ganzen Kirchenordnung gesproch en , im Kapitel 14 (S. 199) davon, daß Cyrill, n achd em er die S c h rift übersetzt hatte, begann die Worte des Evangelium s zu sch reiben . Die VM (Kap. 15, S. 229) befiehlt, den Apostel und das Evangelium n ich t nur im L atei­ nischen, sondern auch im sla w isch en zu lessen, und weiter, daß Method gem einsam mit Cyrill zunächst Psalterium, Evangelium und den Apostel und au sgew äh lte Gottesdienste übersetzten sollten, w orunter man v ielleicht das Oktoichon v erstehen muß (VM, Kap. 15, S. 23 6). Dann ü bersetzte Method zusammen mit seinen Sch ü lern den Nomokanon und an d ere B ücher. 6 . Es folgt eine zu sam m enhängende Entlehnung aus der VM, in der sich a u ß e r zwei unbedeutenden Verbindungssätzen zwei w ichtige V er­ änderungen gegenü ber der u rsprü nglichen Quelle befinden. Die Text­ stelle in der VM III, S. 229: ašte že k’to o ť s’branyich’ vam ’ u čitel’ slyšašich ’ sluchy i oť istiny o ťv ra stja ju šticlť na bljadi, n a č ’ net d r’znuv’ inako ra zv raštjatl vy, gadja k’nigy jazyka vašego“; in der Chronik klingt sie folgen d erm aßen : „da ašče k’to c h u liť gram otu slověnsku“. Diese Änderung der u rsprü nglichen Version zwischen zwei w örtlich en Zitaten weist in Hinblick auf die übrigen S tellen in der Chronik, in denen über die gram ota gesproch en wird, auf eine bew ußte Ersetzung der Form u­ lierung der VM durch eine ein h eitlich e Term inologie hin und beweist, daß wir mit der Existenz eines in sich ab gesch lo ssen en W erkes rech n en müssen, das Šachm atov mit R echt Skazanie o gram ote nannte. Der zweite bedeutsame Einschub ist der Satz „K onstjantin’ že v’zvrativ’sja v’spjat, ide u č iť B’lg a r’ska jazyka a Mefodii osta v’ M oravě“. Die T ra ­ dition über das Wirken Cyrilis in B ulgarien ist in den Viten n ich t belegt; es han delt sich jedoch n ich t um einen zufälligen Irrtum oder eine Erfindung des russischen Chronikers, weil sie sowohl in der Diffundente sole als auch in der B u lgarischen Legende e rh a lte n ist und wir sie auch aus der dalm atin ischen Umgebung des 12. Jh. k e n n e n .27 Die Existenz dieser Tradition, die in drei territorial und ch ron olo gisch voneinander en tfern ten B ereich en erh alten ist, zeugt von ih rer weiten Publizität und Lebensdauer. Die geo graph isch e U n tersch ied lich keit der Umgebungen bewirkte gleichzeitig, daß ihre lite ra ris ch e B earbeitung

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~ in versch ied en en Zusam m enhängen bedeutend abw eich en und in versch ied en en Kontexten ausgenutzt is t .28 Es ist möglich, den C harak ter und die Q uellenunterlage des kom ­ plexen W erkes mit der cyrillom eth od ianisch en Tradition, das in die ru ssische Chronik gelangte, v erh ältn ism äßig genau abzugrenzen. Die zugrundeliegende Quelle des S c h rifts tü c k e s war die VM; beim Schöpfen aus dieser Quelle ging der Autor in zweierlei Weise vor: das Skazanie ü bern ah m ein e rseits aus der VM w esen tlich e Teile im w ortgetreuen Wortlaut, a n d ererseits stützte es sich auf die VM als auf die Haupt­ quelle, aus der es die w ichtigsten Fakten gewann. Diese en tw ickelte das Skazanie dann weiter und gab sie frei wieder (wenn auch m a n c h ­ mal unter Benutzung d erselben Ausdrucks- und Stilelem en te ). So ging der Autor des Skazanie auch im Falle der VK vor. Es h andelt sich vor allem um jene Passagen, in denen von der Ü b ersetzertätigkeit Cyrills und Methods die Rede ist. Die Betonung der Übersetzung von Büchern kann man mit Gedanken in Zusam menhang bringen, die in den Viten keine P a ra llele finden, und deren Hauptmotiv die Zusam m enstellung der Sch rift, die Übersetzung und Auslegung von Büchern und die B e ­ deutung der S c h rift ist — des „ B u ch b ildes“ und vor allem der gram ota: dieser Terminus ist für diese Stellen des Skazanie besonders c h a r a k ­ teristisch . Außer dieses m on oth em atisch en Ganzen findet man in der Chronik nur zwei Elem ente, die ihrem Wesen nach nicht in dieses Ganze geh ören (das Suchen des Philosophen und das W irken Cyrills in B u lg a rie n ), die ab er sic h e rlic h einen B estandteil des Skazanie b il­ deten. Die Q uellengrundlage des W erkes, das Nestor in seine Chronik e in ­ gliedert, m ußte in Mähren en tsteh en — noch vor der Vertreibung der S c h ü ler Methods. Die Textanalyse des Skazanie weist — wenn wir die Viten zur Seite lassen — darauf hin, daß die n äch sten P arallelen dennoch in der tsc h ec h isc h en Umgebung au ftau chen, h au p tsäch lich in der Legende Diffundente sole, und das P arallelen stilistisch er Art, die irgendeinen gem einsam en Ursprung haben müssen. Das E cho dieser ursprünglichen Q uellenunterlage finden wir auch in der Umgebung der b ulgarisch en lite rarisch en Schule, in der B ulgarischen Legende, und das n ich t nur im G e sam tch arakter des Werkes, in dem man solch klare stilistisch e P arallelen nicht finden kann, sondern vor allem darin, daß die g riec h isc h e Übersetzung des Textes den ausdrucksvollsten Terminus erh alten hat, der in dem Skazanie geb rau ch t wird, und das in der Form ton sklabenikon gram m aton.29 Es ist nicht m öglich zu entscheiden, wann und wo dieses Werk genau entstand; wichtig ist jedoch, daß es

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ein in sich ab g esch lo ssen es m on oth em atisch es W erk war, das sich an das W irken Cyrills und Methods in Mähren band und aus M aterialien vor dem Abzug der S ch ü ler Methods zusam m engestellt wurde. Man darf also die w estslaw ische Komponente in Nestors W erk nicht ü berschätzen : n ich t einmal, w as die B reite der h istorisch en Aufnahme an betrifft, denn sie b erüh rte a u ssc h ließ lic h die cyrillom eth odianisch e Mission und ihr Ende (der A ngriff der M a gyaren ), und auch nicht, was die M annigfaltigkeit und Menge der Q uellenunterlage betrifft, weil es bis auf die N a ch rich t über die m ag y a risch en Angriffe, die aus der Umgebung des b a lk a n isch en slaw isch en lite ra ris ch en Zentrums stammt, um ein einziges kom plexes W erk geht, das in die ru ssisch e Umgebung und den einleiten den Teil der Chronik gelangte. Von diesem S ta n d ­ punkt aus ist die Annahme einer m öglichen w estslaw isch en Provenienz der Sage über die Obri und Duleben p raktisch au sgesch lossen. Kaum kann man eine isolierte Ü bernahm e der Erzäh lu n g voraussetzen, die zur ru ssisch en Umgebung und G eschichte k e in e rlei Beziehung hätte, und die obendrein einer ch ron olo gisch so weit en tfern te n Epoch e g eh ö ­ ren würde. In der cy rillo m eth od ianisch en lite ra ris ch e n Fassung erh ielt diese Sage keinen Platz, und die Voraussetzung einer m ündlichen Ü berlieferung und Übertragung ist undenkbar. Trotzdem ist es möglich, aus der Sage über die Obri und Awaren ein se h r gew ichtiges Argument zugunsten einer w estslaw ischen Provenienz zu gewinnen. Das ist das Appellativum Obor als B ezeichnu ng für die Awaren und gleichzeitig die Benennung für einen Riesen, die nur in der polnischen, slow akischen, tsc h e c h isc h e n und slow en ischen Sp rache vorkommt, d. h. in den Sp rachen, die mit den Awaren als N ach barn in B erührung k am en .30 Doch gerade in diesem Falle ü b e rr a sc h t die Tatsach e, daß auch in der poln isch en Sp ra ch e eine so lch e E rinneru ng an die Awaren e rh a lte n blieb. Ein ep h em erisch es Zusam m entreffen der Awaren mit der p o ln isch -slaw isch en Umgebung nur im F a lle awarisc h e r Angriffe auf die F ra n k e n h ätte keine so tiefe Spur h interlassen. Das Problem kann man jed o ch klären , wenn man die Duleben und die ganze Erzählung über sie dort lokalisiert, wo sich jene m eldet — nach Wolhynien. Aus ein e r einzigen Benennung ,K roaten ’, die in der Chronik gerade in dem Text e rh a lte n blieb, der von den Duleben spricht, kann man sch ließ en , daß der Autor dieser Passage irgendeine Quelle zur Verfügung hatte, die nicht nur die ru ssisch en Stämme, sondern au ch die b en ach b a rten w estslaw ischen Gebiete betraf. Die toponym ische Situation erlau b t es, v erh ältn ism äßig genau das ur­ sprüngliche Siedlungsgebiet des dulebischen Stam m es zu skizzieren —

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I

es han delte sich im Grunde um ein Gebiet, das durch den ob eren W est­ lichen Bug, Pripjat, Horynja und den oberen Dnjestr eingegrenzt w a r .31 Das ist das Gebiet, das sich teilw eise ü berd eckt oder u nm ittelbar b en ach b art ist mit dem Territorium des Roten Rußlands, das das Objekt von Streitigkeiten und m ilitärischen Expeditionen des en tsteh en d en pol­ nischen und des ru ssischen Staates w ährend des ganzen 10. und der erste n Hälfte des 11. Jh. w a r .32 Für das Meritum der Fra g e ist jedoch noch n ich t einmal die politische Zugehörigkeit des strittigen Gebietes so wichtig, die man auf Grund von relativ a u sreich en den Angaben der Chronik ohne Sch w ierigk eiten in den einzelnen Phasen dieser Epoche verfolgen kann, sondern vor a llem die eth n isch en V erh ältn isse in Wol­ hynien und der Umgebung in der Zeit n ach der sp rach lich en D ifferen ­ zierung der Slawen. Gerade diese Fra g e ist h öchstum stritten, und man kann sie auch für einen im V erhältnis späteren Zeitraum, z. B. für die Zeit Nestors, n ich t eindeutig lösen. Die ru ssisch en lite ra risch en Denk­ m äler, a n gefan gen mit dem 11. Jahrhundert, w eichen nur seh r wenig — eh er als sei es „ irrtü m lich “ — von der Norm des K irch en slaw isch en ab und geben nicht einmal nur andeutungsweise Material zur Unter­ scheidung existieren der D ialektu nterschiede in den einzelnen te r r ito ­ ria len Einheiten und einer eventuellen in tersp rach lich en , bzw. einer zw ischenm u n d artlich en Beein flu ssu ng .33 Die ersten lite ra ris ch en Denk­ m äler aus Gallizien — Dokumente aus dem 14. — 15. Jahrhundert — zeich ­ nen sich durch einen eindeutig u krain isch en sp ra ch lic h en C harakter aus. A ndererseits kann man den w estslaw ischen sp ra ch lic h en Einfluß, z. B. in den gallizien isch e Sch riftstü ck en der Chronik, nicht übersehen, die schon im Titel die ,Povest’’ vrem jannych d’ej N estora anführen — was man ohne Zweifel mit dem polnischen dzieje in Verbindung brin ­ gen k a n n .34 Mehr B elehrung über die ursprünglichen eth nisch en V erh ältn isse im slaw isch en Wolhynien, als die sc h riftlic h e n Denkm äler geben, die aus einer v erh ältn ism äßig späten Zeit stammen, bieten toponymische Anga­ ben, auch wenn wir in diesem Fa lle nur über ein seh r b ru ch stü ckh a ftes und w enig b ew eiskräftiges Material verfügen. Dennoch kann man auf Namen so lc h er Art hinweisen, wie es die toponymischen Angaben sind, belegt im 10. Jh., — Beiz und Przemysl, die unstrittig auf einen w est­ slaw isch en S p ra c h c h a ra k te r h in w eisen .35 Die sporad ischen Belege, die zur Verfügung stehen, können k ein e s­ falls au sreich en d sein zur Lösung einer solch kom plizierten Frage, wie es die eth n isch e Zugehörigkeit der w olhynischen B evölkerung zu Beginn des M ittelalters ist. Sie genügen jedoch dazu, bis zu einem

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I gew issen Maß die logische Voraussetzung einer gegenseitigen s p r a c h ­ lichen Beeinflussung und v ielleicht auch die teilw eise Assimilation zweier sprach lich verw andter slaw isch er Gebiete zu b ekräftigen. Die Voraussetzung der Übernahm e der kon tam in ierten Ausdrücke obor/avar ist die erste der m öglichen E rkläru n gen des Auftretens eines w e s t­ slaw isch en S p rach e lem en tes im Rahm en der russischen Chronik. Die zweite M öglichkeit bieten toponymische Angaben — zwei Fälle von Namen Duleb in einer sic h e rlich polnischen, d. h. w estslaw ischen Umgebung, und das in der Nähe des Flusses Stripa über dem Städ tch en Certkovo und am Fluß Wislok w estlich der Stadt Jaslo .36 Auf Grund zweier isolierter Topiken kann man n atü rlich keine w eitreichend en Sch lü sse ziehen — man kann jedoch w enigstens hypothetisch vermu­ ten, daß der Stam m der Duleben aus dem 6 . Jh. nicht nur a u s s c h lie ß ­ lich das Gebiet des o stiaw isch en sp rach lich en Territorium s einnahm, sondern v ielleicht auch die Randgebiete der w estslaw ischen Welt. In diesem Zusamm enhang können wir nur bem erken, daß es in Nestors Chronik kein isolierter Fall w äre, wenn sich der Autor den w estlich sten Ausläufern des ö stlich en Slaw entum s mit beson d erer Auf­ m erksam keit auf Polen zuwendet, über das er v ielleicht irg en d w elch es u m fa n greich eres Q uellenm aterial besaß — man kann auf ein a u sfü h rli­ c h eres In teresse an Polen in Zusammenhang mit der Sied lu n gsau sb rei­ tung der einzelnen Stäm me hinweisen, und auf die ü berrasch end e, sonst nicht k o n tro llie rb are Angabe über den polnischen Ursprung der W jatitsch en und Radimitschen. Abgesehen von der hypothetischen Annahme eines E in greifen s der Duleben in polnische Gebiete, haben wir für die Bew ertung des Ausmaßes, des W esens der Zen tralisation sstu fe und der M äch tig­ keit dieses angenom m enen Stam m esverbandes keine w enigstens grund­ legende Angaben, die eine h eu ristisch e Q uellenkritik aushielten. Das b etrifft vor allem die B erich te Masudis, des a ra b isch en Geographen aus der ersten Hälfte des 10. Jh. Wenn die h istorisch e Literatur, die sich auf M arquarts Auslegung stützt (der den Stam m esnam en des sla w i­ sch en Stam m es, der in einem bestim m ten Zeitraum über alle s la w i­ sch en Stäm m e h errsc h te, als Valinana auslegte, w oraus Volynane wurde, und den Namen des H errsch ers Mad'zak e rk lä rte er als Medzam ir),37 eine Theorie von einem m ächtigen slaw isch en Stam m esver­ band, der zum Schutz gegen die Awaren entstand, schuf, so muß die h istorisch e Forschu n g n ach den Arbeiten einiger Arabisten diese Konstruktionen a u fg eb e n .38 Die gegenw ärtige Arabistik weist auf die Uneindeutigkeit der Auslegung des Stam m esnam en .als Vali-

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nana hin und neigt eh er zur Form V elitaba, i. e. V eleti .39 Die F ra g e ist par ex c e lle n ce orien ta listisch — paleographisch und philologisch. Von h isto risc h er Seite aus kann man nur darauf hinweisen, daß — wenn die vorangehende Auslegung Volynane vom h isto risch en Stan d ­ punkt aus akzeptabel war — die K onjektur n ach Veleti eine S ch lu ch t zwischen der B esch reibu n g Masudis und der h istorisch en W irklich keit öffnet, wie wir sie aus den ku lturell wie auch territoria l n ä h e rste h e n ­ den frän kisch en Quellen kennen. Wenn Masudi von einer p rivilegier­ ten Stellung der Veleti unter den Slaw en spricht und ihre unifizierende Mission, so kann man seinen B ericht mit dem Zustand in Zusam m en­ hang bringen, der aus den frän k isch en Annalen hervorgeht, die die Veleti erst vom Ende des 8 . Jh. erw äh n en . Auf Grund dessen kann man die Entw icklung der Veleti in diesem Zeitraum als verspätet bew erten, obwohl auch in Zusammenhang und im V ergleich mit den benach b arten Obodriten; die zen tralisieren de Tendenz begann sich nur im Rahmen dieses Stam m es n a ch d rü ck lich e r erst zur Hälfte des 9. Jh. zu äußern, zur Hälfte des 10. Jh. b em erkt jedoch ein an d erer a ra b isc h e r W elt­ reisender, Ibrahim, daß die V eleti keine zentrale Regierung h a b e n .40 Ohne daß wir von den zugänglichen F akten abw eichen, kann man in Zusam m enhang mit der C harak teristik des dulebischen Bundes nur konstatieren, daß es eine Gruppierung war mit w a h rsch ein lich bedeu­ tendem territo riale n Ausmaß an der Grenze der w estslaw ischen und ostslaw ischen eth nisch en Welt. Man kann weiter annehm en, daß die Duleben in gew issem Sinne von den Awaren pazifiziert wurden, und infolge der m ilitärisch en N iederlage der M öglichkeit eines o rg a n isie r­ ten Widerstandes beraubt wurden. Diese Voraussetzung geht aus der Tatsach e hervor, daß das d ulebische Territorium für die Awaren ein sich e res D urchgangsgebiet bei deren E in fä llen ins Fran k en reich wurde.

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EXKURS II — DIE DATIERUNG DER AWARISCHBYZANTINISCHEN KÄMPFE AN DER UNTEREN DONAU ENDE DES 6. JH.

ln Zusam m enhang mit der letzten Epoche der awarisch-byzantin isch en Kämpfe an der unteren Donau im 6 . Ih. tritt das Problem der rich tigen ch ron olo gisch en E in reih un g der einzelnen N ach richten des Theophylaktos und Theophanes in den Vordergrund, die mit diesen E reig n isse n verbunden sind .1 Die erste m ilitärisch e Aktion in dieser R eih en folge ist fo lg en d er­ m a ß en datiert: durch die Beendigung des Krieges in Persien, durch das neunte Jahr der Regierung des Maurikios (14. 8 . 5 9 0 — 13. 8 . 591) und eine So n nenfinsternis, die man n a ch der neuesten F eststellu n g auf den 4. 10. 590 legen muß und nicht, wie es bisher an gefü hrt wurde, a u f den 19. 3. 592 — diese F in sternis war in K onstantinopel nicht zu b eo b a c h ten .2 Theophylaktos gibt zwar an, daß die Fin sternis zur Zeit des M arsches des Maurikios eintrat, aber in Hinblick auf den Sp äth erb st muß m an annehm en, daß der Feldzug erst im Frühling des Jah res 591 stattfand, was dem neunten Jahr der H errsch a ft en tspricht. Maurikios v erließ das Heer bald — n ach 15 Tagen A ufenthalt in Achialea ging er n ach Konstantinopel. Das m ußte noch im F rü h ja h r des gleich en Jahres g escheh en . In Konstantinopel e rw a rteten ihn sch on die persisch en Abgesandten, und nach drei Tagen kam en die B o tsc h a fter des f r ä n k i­ sc h e n Königs Theuderich an, der erst im Jah re 595 den Thron bestieg ( V I - 3 ).3 Wir stehen also vor der ersten c h ro n o lo g isch en N ich tü berein stim ­ mung, die man kaum dadurch a b sc h a ffe n kann, daß wir einen Irrtum des Theophylaktos bei der Erw äh n un g der frä n k isch en Könige (ins Jahr 595 — wie schon an passender Stelle gezeigt wurde — fügt sich die frä n k isch e G esandtschaft lo gisch erw eise ein) annehmen, oder daß wir den gut datierten Feldzug des Jah res 591 ins Jahr 595 verschieben. Hier ex istiert jed och eine w eitere, wenn auch nicht u nbestritten b e ­ w eisbare, aber doch seh r w a h rsch ein lic h e Möglichkeit: die Datierung des erste n Feldzuges ins Jahr 591 unverändert zu lassen, und au ch die Datierung der frä n k isch en G esandtschaft ins Ja h r 595, und für einen Irrtum des Theophylaktos den Ausdruck „am dritten T a g “ halten, mit dem die ch ron olo gisch e Anknüpfung beider Ereign isse bestim mt wird.

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Auf jeden Fall führt Theophylaktos — gleich nach der Episode mit den F ra n k en — die Forderung dese K hagans nach einer Steu ererhöhu n g an, und das ohne irg en d w elch e zeitliche Relationen. Die N ich te rfü l­ lung dieser Forderung hatte einen a w arisc h en Feldzug in die byzanti­ n isch en Provinzen zur Folge und die Ern en n un g des Priskos zum S t r a ­ tegen. Nichts weist nach, daß der Feldzug des Maurikios, die E r n e n ­ nung des Priskos und die V orbereitungen auf den Krieg ch ron olo gisch an ein an d er anknüpfen. Vor allem : Maurikios e rw a rtete einen a w a ri­ sch en E in fall im Jah re 591, und es wird dam als nicht von irgen d w elch en vorh ergeh en d en V erhandlungen oder aw arisch en Ford erungen gesp ro­ chen. Hingegen erfo lgte die a w arisch e Invasion zur Zeit der E rnennung des Priskos als Folge der N ichterfüllung der Forderungen. Die Tatsach e, daß Priskos ein neu angew orben es Heer erh a lten m ußte, zeugt nicht davon, daß er der u nm ittelbare N ach folger des Maurikios in der Führung des Feldzuges wurde. Es steh t dem n ich ts im Wege, daß der Feldzug des Priskos ins Jahr 596 d atiert wird, im Gegenteil, auch der w eitere Verlauf der E reign isse davon. Wenn wir den Angriff des K hagans in das Jahr 596 legen, — der Herbst (V I-5 ), als Priskos das Heer en tließ, fällt auch in das Jahr 596 — , dann verw irklich te sich die n achfo lgen d e Expedition gegen die Slaw en im Frü h lin g 597 (V I- 6 ), die Forderung des Maurikios, daß das Heer den Winter über auf slaw isch em Territorium bleiben solle, und die n achfo lgen d e Meuterei fallen in den Sp äth erb st des Ja h res 597 (VI-10), der Abzug des Priskos aus dem slaw isch en Gebiet ans Ende des Herbstes 597 (VI-11), die Ankunft des n eu ern ann ten Stra teg e n Petros zum Heer in das F rü h ja h r 598 (V II-1), sein M ißerfolg an der Donau au ch in das Jah r 598 (V II-3-5). Nach der B esch reibu n g des Feldzuges des Petros folgt der Satz: das gesch a h (d. h. der Feldzug des Petros) vier Jahre nach dem Tode des P atriarch en Joannes (sein Tod ist durch das Jahr 595 d a t i e r t ).4 Da die E reignisse von der ersten aw arisch en Invasion (V I-5) bis zum Feldzug des Petros (VII-5) ohne irgen d w elch e ch ron olo gisch en Unklarheiten b esch rieb en sind und eine an die andere in u nu n terbro ch en er Folge F r ü h lig —Herbst anknüpft, dann kann man ihren Anfang in Hinblick auf die Angabe des Theophy­ laktos über den Tod des P a triarch en ohne Probleme in das Jahr 596 datieren. W eitere E reign isse der aw a risch -b yzan tin isch en Kämpfe kann man folgen d erm aßen datieren: der Feldzug des Priskos nach Singidunum ins F rü h ja h r des Ja h res 599 (V II-7), ebenso kann der n achfolgen de Ü berfall des K hagans auf Dalmatien datiert werden (V II-12), danach

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kommt es zu einer 18 m onatigen U nterbrechung (VII-2] — Frühling 5 9 9 — Herbst 600. Ende des Herbstes des Ja h res 600 (Theophylaktos gibt als Datierung das 19. Jahr des Maurikios a n ) findet ein genau datierter E in fall der Awaren n ach Tomis statt, wo beide Heere auch den Winter über verbleiben (V II-13 ). Die Expedition des Kommentiol fä llt d anach in das F rü h ja h r des Jah res 601 nach Ostern (V II-13-15). Die Ankunft Komentiols bei Priskos, der bei Singidunum war (V III-2), und neue Kämpfe bei Vim inacium gehören in den S o m m er— Herbst 601 (V III-3). Im Widersprucli dazu (V II-13) sagt Theophylaktos (V III-4), daß im 19. R eg ieru n gsjah r des Maurikios n ichts vor sich ging — er hatte wohl den ach tzehn m on atigen W affen stillstan d im Sinne (V II-12 ). Komentiols Abgang vom Heer fällt in den Winter des Jahres 601 ( V II-4) und seine R ü ckkeh r n a c h K onstantinopel in das F rü h ja h r des Jah res 602 (V III-4 ). In der Zwischenzeit — im zwanzigsten R e­ g ie ru n g sja h r des Maurikios (d. h. n ach dem August 601) — wurde P etros. zum Strategen ern an n t (V III-4), wohl noch im Frü hherbst, den er begann sofort Aktionen (V III-5 ), die sich bis in den Sommer 602 hinzogen (V III-5). Der Tod des Maurikios im Jah re 602 ist das letzte Datum in d e n 'a w a r isc h -b y z a n tin isc h e n Kämpfen an der Donau.

SCHLUSSBEMERKUNG

In der vorgelegten Arbeit habe ich versucht, auf Grund sc h riftlic h e r Quellen und a rc h ä o lo g isc h e r Ergeb n isse einen in sich a b gesch lo ssen en Ü berblick über die G eschichte der Awaren im europäischen E n tw ic k ­ lungskontext zu geben mit besonderer B erü cksich tigu n g der aw arisch byzantinischen und der a w arisch -sla w isch en Beziehungen. Die F rag m en th aftig k eit der Q uellengrundlage und die Lücken in der arc h ä o lo g isc h en E rk en n tn is der a w arisc h en E poch e der m ittele u ro ­ päischen G esch ich te bewirkten, daß einige Problem e, die mit der Ge­ gen w art der Awaren auf dem eu ropäisch en Kontinent verbunden sind, nur aufgew orfen, bzw. in h ypoth etisch er Form gelöst werden konnten. Für die Hauptprobleme, die die Substanz dieser Arbeit bilden, halte ich: 1. Die Fra g e des Ursprungs der Awaren. Diese bleibt w eiterh in strittig: neb en dem rein n om adischen C harakter der Awaren können wir auch die Beeinflussung einer G e sellsch aft voraussetzen, die auf einem h öh eren Niveau steht, falls sich die Berech tigu n g der Hypothese eines teilw eise h ep h thalitisch en Ursprungs der Awaren erweist. 2. Die aw arisch -b yzan tin isch e Beziehung. Man kann auf ih re Evolu ­ tion hinweisen. Nach der Ankunft ins Sch w arz m ee rg eb iet zeigt sich ganz k lar das föderative Wesen der aw arisch -b yza n tin isch en Beziehung in sein en Umrissen. Die Awaren käm pften im S ch w arz m eergeb iet im In teresse der byzantinischen Politik, und geleitet von ih ren Intentionen unternahm en sie w a h rsc h ein lic h den Feldzug ins F ra n k en reic h . Trotz­ dem stellten die Awaren für das Reich eine zu groß e Gefahr dar, und Byzanz bem ühte sich, sich ih rer zu entledigen. So kommt es zum Abzug der Awaren n ach Pannonien und zur Gründung des Aw arischen Rei­ ches. Nach dem Abzug n a ch Pannonien wird das aw arisch -b yzan tin isch e V erh ältn is offen feindselig. Allein oder mit Hilfe der Slaw en greifen die Awaren die b yzantinischen Provinzen auf dem südöstlichen und m ittleren B alkan an und drangen vor dem Ende des 6 . Jh. w ah rsch ein lieh sogar bis auf den Peloponnes vor. Die zweite Hälfte der Regierung des H erakleios und h aup tsäch lich das Jahr 626 ist ein Wendepunkt,

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n ach dem der aw arisch e Ein flu ß auf dem Balkan sich tlich e rs c h la fft; man kann ihn erneut für eine v erh ältn ism äßig kurze Zeit in Zusam­ m enhang mit der Gründung des b ulgarisch en S taa tes im Unteren Moesien erfassen . Die Abschw ächung der aw arisch en Macht hängt auf der einen Seite mit den V eränd eru ngen und der En tw icklu n g in Pannonien (Zwiste im Inneren des K hag anats) und in dessen n ä c h s te r Umgebung (V erän d eru n g in der Beziehung zu den Unterdonauslawen, En tstehen des R eiches Sam os] und mit der neuen Einstellung der byzantinischen Politik zur Zeit des H erakleios zusammen, die einen w irksam en Schutz der byzantinischen Provinzen erm öglich te. Die Bem ühung des H erakleios um eine Ern eu erun g der byzantini­ sc h en M acht auf der B alkan h alb in sel traf sich mit dem slaw isch en Kampf gegen eine aw arisch e Expansion an der m ittleren und unteren Donau. Unter Mitwirkung d ieser zwei a n tia w a risch e n Tendenzen e n t­ stand im 7. Jh. ein a n tiaw arisch e s Verteidigungssystem, dessen erstes Glied das Reich Samos ist, das zweite der en tsteh en d e k ro atisch e und se rb isc h e Staat, der dritte der sla w isch e Stam m esverband an der u nteren Donau. W ährend das Reich des Samo n ach n ich t einm al einem h alb en Jah rh un d ert sein es B esteh en s zerfiel, blieb der B alk a n für die Awaren für immer v erschlossen. 3. Die a w a risch -slaw isch e Beziehung. E n tgegen der sch em a tisch en Auffasung Awar — die ständig h e rrsc h e n d e Komponente, Slawe — das ständig u n terjo c h te Volk — ist es möglich, h ier auch auf U nterschiede hinzuweisen, die den geo grap h isch en Aspekt respektieren , und auf die Evolution des a w a risch -sla w isch en V erhältnisses. Im groß en und g a n ­ zen kann m an u nterscheiden : a) die Slaw en im Rahm en des eig en tli­ chen Aw arischen R eiches in Pannonien in einer unterw orfen en S t e l­ lung, die jedoch n ich t allzu grau sam w ar; b) die Zusam m enarbeit von Awaren und Slaw en an der u nteren Donau, die n ach dem E rreic h e n des gem ein sam en Zieles — n ach dem D u rch brech en des byzantinischen G renzw alles und dem Öffnen der byzantinischen Provinzen — im Jahre 602 unterging. Das gesch ah infolge der u n tersch ied lich en sozial-ökon o­ m isch en V erh ältn isse in der aw arisch en und der sla w isch en G esell­ sch a ft: die Awaren sah en im b yzantinischen Territorium nur ein neues Gebiet zum Beutegewinn, die Slaw en ein günstiges Land zum Nieder­ lassen und für die L and w irtschaft, c ] Die Gebiete im Westen und Norden des A warischen R eiches — h ier ist die aw arisch -slaw isch e Beziehung am w enigsten deutlich, sie ist jedoch eh er eine V erb ün d eten ­ beziehung gegen die F ran ken . Der Versuch der direkten Besetzung der Gebiete führte zum W iderstand und zur En tstehu n g des R eiches Samos.

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d] Die grausam e Behandlung der Slaw en — das sind B e g le ite rs c h e i­ nungen der Feldzüge der Awaren gegen die Slawen, die keinen dauernden C harakter haben konnten. 4. Die Problem atik der inneren a w a risch en Geschichte im w eitesten Sinne des Wortes, die in vorwiegendem Maße a rch ä o lo g isch e rfa ß b a r ist. Man kann nur auf einzelne Probleme hinweisen, die man auf Grund b ru c h stü c k h after N ach richten lösen kann. Die Beziehung zum u n te r­ w orfe n e n Volk, das vorwiegend s e ß h a ft war und la n d w irtsch aftlich und h a n dw erklich tätig, w ar n ich t allzu hart. Das geht daraus hervor, daß die s e ß h a fte Bevölkerung die Grundlage der aw arisch en ökonom i­ sch en Basis bildete, deren Ergänzung die Beute aus Raubzügen war. An der S c h a ffu n g einer m ateriellen Kultur nahm sowohl die nom adi­ sch e als au ch die nichtnom adische Komponente der Bevölkerung teil. Das n ich t gelöste a rch ä o lo g isc h e Hauptproblem der aw arisch en Ge­ sc h ic h te — die Änderung der m aterie lle n Kultur in der zweiten Hälfte des 7. Jh. — m ach t es unmöglich, den C harakter eth n isch er und dem o­ g ra p h isch er V eränderungen und damit auch m a c h th a b eris c h er V e rä n ­ derungen in Pannonien unverzerrt wiederzugeben. Es ist jed och evident, daß die Slaw en zu B eginn des 9. Jh. in Pannonien das Ü bergew icht erlang en und die Awaren in den Hintergrund drängen, die sc h lie ß lic h sogar in der a w arisch en Umgebung zerflossen. Das war das S ch ick sa l von Nomaden, die als käm p ferisch e Truppen nach Europa d urch drin ­ gen, das Hinterland und den K ontakt mit dem eth nisch en Substrat, aus dem sie hervorgingen, verlierend. Das A w arische Reich trägt sich tb ar das Siegel des Dualismus, das ihm die nom adische und die nich tnom ad isch e Komponente au fdrückten: ein erseits der nom adische C harak ter des Reiches, mit einer m ilitäri­ sch en und beutegierigen Einstellung, an d ererseits seine Grundlage, g e s ch a ffe n durch das Leben und die Arbeit der se ß h a ften Bevölkerung. In Zusam m enhang mit dem n om adischen aw a risch en B eitrag kann man jedoch n ich t nur negative Seiten allein suchen: ih re G eschichte in Europa ist ein a u sreich en d er Beleg dafür, daß ihre Bemühung neben rä u berisch en Expeditionen auf eine Einigung und Zentralisierung eines bestim m ten geopolitischen Rahm ens zielte, dessen Mitte die w ichtige alte röm isch e Provinz Pannonien bildete. Ihr Wirken h in te rlie ß in dem Sinne unter den Bedingungen der sp äteren V ölkerw anderung seine Spuren in der n achfolgenden G esch ich te dieses Gebietes.

ANMERKUNGEN

1. KAPITEL

1 Eine G esam tbearbeitung der Justinianschen Epoche: CH. DIEHL, Justinian et la civilization byzantine au VIe siecle, Paris 1901. B. RUBIN, Das Z eitalter Justinians, Gruyton 1960. ? PROKOPIOS, Historia arkana, 4, 39, ed. J. Haury, Opera om nia III, Lipsiae 1963, S. 30. J. KULAKOVSKIJ, Isto ria Vizantii, II, K ijev 1912, S. 165 und 303. Aus den zah lreich en Dokumenten über un regelm äßige Zahlungen Tür das Heer: PROKOPIOS, Bellum Goticum, III/ ll, ed. Haury, S. 342. 3 PROKOPIOS, Bellum Vandalicum , 1/11, ed. J. Haury, S. 368. Ch. DIEHL, Justinian et la civ ilisation. Über den großen M angel an S tre itk rä fte n sp rich t auch AGATHIAS, V/13, ed. L. Dindorf; in: H istorici g rae ci m inores, II, Lipsiae 1871, S. 368. S ein er Schätzung nach hätte das Reich zur Zeit Justinians etwa sechshundertundfünzigtausend Soldaten haben sollen, und dabei überstieg der w irklich e Stand nicht einhundertundfünfzigtausend. 4 MENANDER, Fragm ente, ed. L. Dindorf, HGM, II, Fragm ., 11, S. 10 f. J. KULAKOV­ SKIJ, Isto ria Vizantii, II, S. 204—207. 5 J. BURY, H istory of the L ater Roman Em pire, II, London 1924, S. 281. Z. UDALCOVA, Italia i Vizantia v 6. v., Moskva 1959, S. 438. 6 N ovella Justiniani, 148 praef., ed. R. S ch oll — G. Kroll, B erlin 1885, S. 722. CH. DIEHL, Justinian et la civ ilisation, S. 112. 7 TH. MOMMSEN, Das röm ische M ilitärw esen seit D iokletian, Hermes, XXIX (1889), S. 246. L. BRfiHIER, Les institutions de l’em pire Byzantine, Paris 1949, S. 336. 8 J. KULAKOVSKIJ, Istoria Vizantii, II, S. 360. R. GROSSE, Röm ische M ilitärgesch ich te, B erlin 1920, S. 279. 9 PROKOPIOS, BG, III/ ll, 342. Die Soldaten, die aus Illyrien stam m ten und im Heer des B elisarios dienten, v erließen die Armee, als sie im Jahre 545 in Bononia erfu hren, daß ihre Besitztüm er durch einen H unneneinfall bedroht wurden. ERKLÄRUNG DER ABKÜRZUNGEN AE AH AR Bsl

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A rcheológiai É rtesító A rchaeologica H ungarica A rcheologické rozhledy Byzantinoslavica Český časopis h istorický P rávně-historické studie Slovenská archeológia

— Studijné zvěsti — V estnik drevnej istoríi — Vznik a počátky Slovanů — Zurnal m inisterstva narodnogo prosvečenija

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10 Codex Justinianus, 4; 65, 35, ed. P. Krüger, CIC, II, Lipsiae 1892, S. 191. J. KULAKOVSKIJ, Isto ria, S. 300. 11 Codex Theodosianus, 7, 23, ed. M ommsen-Mayer, B erlin 1905, S. 8. TH. MOMMSEN, Das röm ische M ilitärw esen, S. 199. 12 PROKOPIOS, H istoria A rkana, 24, S. 149. J. BURY, History, S. 358, zieht die S ch lu ß ­ folgerung, daß die lim itan ei definitiv au fg elöst worden w aren; äh n lich TH. MOMMSEN, Das röm ische M ilitärw esen, S. 199, und J. KULAKOVSKIJ, Istoria, S. 310. Die w ah rsch ein lich ste A nsicht hat R. GROSSE, Röm ische M ilitärgesch ich te, S. 275, daß es um eine zeitw eilige und lo kale Ein schrän kun g ging. Vgl. auch V. CHAPOT, La fro n tiěre d’E uphrate ä la conquěte arabe, Paris 1925, S. 243— 46. 33 AGATHIAS, V/13, S. 369. lj G. VERNADSKY, A ncient Russia, New Haven 1943, S. 49. 15 K. ZEUSS, Die Germ anen und N achbarstäm m e, Göttingen 1904, S. 594. E. SKRZINSKAJA, Jordanes o proischoždenil i d ejan iach Getov, Moskva 1960, S. 210. Anm. 108 m odifiziert diese A nsicht: Slow enen — der w estlich e Zweig der südlichen Slawen, Anten — der östlich e Zweig. JORDANES, G etica, ed. Skržin skaja, S. 137. 76 JORDANES, G etica, 119, S. 150. 17 Über die E in h eit der Ost- und Südslaw en: A. A. SACIIMATOV, O čerk d revnejšego perioda istorii russkogo naroda, Peterburg 1915. Vgl. H. LOWMIANSKI, Poczatki Polski, II, W arszaw a 1963, S. 13 f. G. LABUDA, Fragm enty z dziejow Slow ianczyzny zachodniej I, Poznaň 1960, S. 38. 11 Ä ltere T rad itionen .und ein Ü berblick über die einzelnen Meinungen bei H. LOW­ MIANSKI, Lacus M ursianus, Opuscula Casim ira Tym ieniecki dedicata, Poznan 1959, S. 211 f. E. SKRZINSKAJA, Jordanes, S. 214, Anm. 110. 19 JORDANES, G etica, 30, S. 135. 2» PAULY-WISSOVA, Realencyklopädie, IV, col. 1203. 21 JORDANES, G etica, 32, S. 135. 22 JORDANES, Getica, 29, S. 135 und 31, S. 136 ( S k y t h i a ... h a b e t . .. ab o ccid ente G erm anos). 23 JORDANES, G etica 95, S. 146. 21 I. NESTOR, L’dtablissem ent des Slaves en Roumanie á la lum iěre de quelques découvertes archéolog iqu es récen tes, Dacia, 5 f 1961J , S. 433; ins 7. Jh. v erlegt sie M. QHISVASI-COMSA, La p énétration des Slaves dans le te rrito ire de la Rouma­ nie en tre le 6e et 9e siě cle ä la lum iěre des re ch e rch e s archéologiqu es, Slavia antiqua, 7 (1960), S. 175—76. 25 Ä ltere A nsicht: M. 5HISVASI-COMSA, La p énétration, S. 175; neuere A nsicht: M. gHISVASI-COMSA, Studii si c e rc e ta re arch eo log ie vecche, 11 (I9 6 0 ), S. 165. 20 In Rumänien wird sie H lincea genannt. M. QHISVASI-COMSA, Studii, 9 (1958), S. 85. I. NESTOR, Studii, 10 (1959), S. 52, verbindet die H lincea mit dem o stsla ­ w ischen Rom eno-Boršev-Typ. 27 PROKOPIOS, BG, IV/4—5, S. 501 f. JORDANES, G etica, 36—37, S. 136. L iteratu r und Ansichten siehe A. AVENARIUS, Prabulhari v pram eňoch 6 . - 7 . stör. Slovanské štúdie, 1966, S. 188 f. Dazu D. SIMONYI, Die Bulgaren des 5. Jahrhun derts im K arpatenbecken, Acta arch aeo log ica H ungarica, 10 (1959); V. BEŠELIEV , Aus der G esch ichte der Protobulgaren, Etudes B alkaniques, 6 (1970), Nr. 2, S. 44 f. n JORDANES, G etica, 36, S. 136. J. MORAVCSIK, Zur G eschichte der Onoguren, Unga­ risch e Jahrbü cher, 10 (1930), S. 73.

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29 PROKOPIOS, BG, IV/5, S. 503. V. ZLATARSKI, Isto rija na b älg arsk ata država prez sred n ite vekove, 1/1, Sofia 1919, S. 38. 30 SKR2INSKAJA, E .— JORDANES, S. 271, Anm. 386. A. AVENARIUS, P rabulhari, S. 191. 34 MENANDER, Fragm ., 3, S. 3. 32 Chronographus anni CCCLIII, ed. Th. Mommsen, MGH AA, IX, S. 105. 53 PAULUS DIACONUS, Historia Langobardorum , H annoverae 1878, I, S. 16—17, 62— 63. L. SCHMIDT, G eschichte der deutschen Stäm m e (Die O stgerm anen). München 1943, S. 575. S. LIŠEV, P rab älg arite i prabälgarsk oto narodnostno lme v Europe okolo načaloto na 5. vek, Izvestia na In stitu ta za B älg arskata istoria, 5 (1954), S. 353. 54 A. BURMOV, K voprosa za proischoda na P rabälg arite, B älgarsko isto ričesk o druž­ stvo, kn. X X II— XXIII, 1948, 35—36. A. BURMOV, Voprosy za istoriata na Prabälga­ rite, GSU, XLIV, SoHa 1948, S. 3— 5, 8 —9. 35 E inzelne Angaben bei S. LIŠEV, P rab älg arite i p rabälgarskoto, S. 355. 38 A. THOMPSON, A History of A ttila, London 1948, S. 152— 160. G. FEHÉR, A ttilas Sohn Irnik. Zur Frage der u ngarischen und bu lg arischen H unnenüberlieferungen. U ngarische Jahrbü cher, 19 (1935), S. 490 f. F. ALTHEIM, G eschichte der Hunnen I, Berlin 1960, S. 18— 19, wendet ein, daß Ernak nicht Irnik sein kann, denn um das Jahr 469, als A ttilas Sohn auftaucht, kam en die Onoguren erst allm ählich an. (S ieh e ebenso: F. ALTHEIM, Die Hunnen in Osteuropa, Baden-Baden 1959, S. 9.) Wie gezeigt w erden wird, muß man unter den Bulgaren n ich t nur die Onoguren verstehen, denn die Bulgaren sind im Sch w arzm eergebiet eh er belegt als im Jahre 463. BEŠEVLIEV, Aus der G eschichte, S. 44, und D. SIMONYI, Die Bulgaren des 5. Jahrhunderts, S. 227, setzen die A nkunft der Bulgaren in Pannonien vor 480 voraus, jed och ohne gew ichtige U nterlagen anzugeben. 37 Ioannes ANTINOCHENUS, Excerpta de insid iis; ed. Boor, B erolini 1905,S. 135. 38 MARCELLINUS COMES, Chronicon ad 502, MGH AA, XI, S. 95. 39 MARCELLINUS COMES, ad 505, S. 96. 40 JORDANES, Romana, 300, ed. Th. Mommsen, MGH, V/1, 1882, S. 39. 41 CASSIODOR SENATOR, Chronica ad 504, S. 252 MGH AA, XI. 42 ENNODIUS, Panegyricus, XII, S. 211, MGH AA, XI. 43 CASSIODOR, ibid., S. 252. 44 ENNODIUS, ibid., S. 211. 45 Johannes MALALAS, S. 402, ed. L. Dindorf. 46 EUAGRIOS SCHOLASTICOS, H istoria e c c le sia sic a ; ed. Bidez— Parm entier, S. 96. 47 MARCELLINUS COMES, ad 530 ibid. (MGH AA, X I). Johannes MALALAS; ed. L. Dindorf, S. 405. 46 VICTORIS TONNENSIS Chronica, MGH AA, XI, S. 205. V. ZLATARSKI gibt ihn überhaupt n ich t an; A. BURMOV, K voprosa, S. 320, un tersch ätzt seinen W ert, denn er w ar ein Frem der und h atte keinen Ü berblick über die E reig n isse am Schw arzen M eer. Diese Angabe kann man jed och n ich t — wie es im allgem einen akzep tiert wird — mit dem E in fall Zabergans gleich setzen . In h altlich hängt sie zusammen mit THEOPHANES CONFESSOR, ad 559, ed. Boor, S. 233: dieser E in fall hat mit Zabergan n ich ts gem einsam . 49 Z acharias Rhetor (Die sogenannte K irch e n g e sch ich te ), ed. K. A hlens — G. Krü­ ger, Leipzig 1889, S. 353. Vgl. V. ZLATARSKI, Isto ria, S. 35. J. MORAVCSIK, Zur G eschichte, S. 61. 50 AGATHIAS, I II/5, S. 243. J. MORAVCSIK, Zur G eschichte, S. 32. ?1 Theophanis Confessoris Chronographia, ed. C. Boor, Lipsiae 1883, S. 356

(w eiter

THEOPHANES). N icephoris. Opuscula h isto rica, ed. C. Boor, Lipsiae 1880, S. 24 • —w eiter NICEPHOROS). 52 Die T atsach e, daß Prokopios die Onoguren nicht kannte und N icephoros und Theophanes wiederum die U tiguren nicht, v eran laß te G. HOMAN, G esch ichte des ungarisch en M ittelalters I, B erlin 1941, S. 34, zu der Annahme, daß die Utiguren durch eine Verbindung der Sabiren und Onoguren entstanden. Aber — wie w eiter gezeigt werden wird — die Onoguren sind sp ätere Zuzügler in die Sch w arzm eer­ steppen. Vgl. auch JORDANES, der die O nogunduren—Onoguren nicht für Bulgaren, sondern Hunnen hält. 53 P risci Fragm ente, HGM, I, Fragm ., 30, S. 341. J. MORAVCSIK, Zur G eschichte, S. 54—55. 54 JORDANES, Romana, S. 383 und 363, MGH, V/1, ed. Th. Mommsen, S. 52 und 47. 55 MARCELLINUS COMES, S. 98. 50 PROKOPIOS, BG, V/27, S. 130. 57 G esam tbearbeitung der b arb arisch en A ngriffe auf die Donaugrenze: P. LEMERLE, Invasions et m igrations dans les B alkans depuis la fin de 1’époque rom aine ju sq ’au VIII*' siěcle. Revue H istorique, CCXI, 2 (1 9 6 4 ); M. DRINOV, Zaselenie Balkanskogo poluostrova slavianam í, Moskva 1873; I. DUJČEV, B alk an sk ijat jugoistok prez prvata polovina na VI. v. Belom orski pregled, I (1 9 4 2 ); V. ZLATARSKI, Istoria na balgarskata država, 1/1, 1919; B. GRAFENAUER, N ekaj v ap rašanij iz dobe naselvania južnih Slovenov, Zgodovonski časopis, IV (1950). « MARCELLINUS COMES, ad 493, S. 94; ad 499, S. 95; ad 502, S. 96; unter den Skythen v ersteh t man gew öhnlich Bulgaren, vgl. L. HAUPTMANN, Les rapports des Byzantins avec les Slaves et Avares pendant la seconde m oitié du VIе siěcle. 59 J. KULAKOVSKIJ, Istoria Vizantii, S. 508 f. E. STEIN, H istoire du Bas Em pire, Byzanlion, 4 (1927. 28), S. 144. B ru xelles 1949, S. 539—40. I. DUJČEV, B alk an sk ijat jugoistok, S. 61—70. 60 V. VELKOV, Gradt v T rak ija і D akija, Sofia 1959, S. 46. V. ZLATARSKI, Istoria, S. 48. 61 PROKOPIOS, BG, 111/40, S. 476. « MARCELLINUS COMES, ad 530. I. DUJČEV, B alk an sk ijat jugoistok, S. 247. B. GRA­ FENAUER, N ekaj vap rašanij, S. 38. 65 Darüber au sfü h rlich im Buch V. VELKOVS, passim. J. KULAKOVSKIJ, Istoria V izantii, S. 59 f. 6‘: PROKOPIOS, BG, 111/14, S. 353. 66 Vgl. O čerki po istorii SSSR III.— IX. v., Moskva 1958, S. 107. 67 PROKOPIOS, BV, I/ ll, S. 368. 68 V. TAPKOVA-ZAIMOVA, N ašestvía i e tn ičesk i prem eni na B alkanite, Sofia 1966, S. 38. 09 7" 71 72 7j

PROKOPIOS, BG, 111/40, 475. Johannes MALALAS, S. 437—38. THEOPHANES, S. 217. PROKOPIOS, BP, S. 163, ed. J. Haury. PROKOPIOS, BG, III/30, S. 423, 111/40, S. 475. Zur Politik des Byzantinischen R eich es gegenüber den B arbaren in ih re r G esam t­ h e it: D. OBOLENSKY, The P rinciples and Methods of Byzantine Diplomacy, X IIе Congrěs International des Etudes byzantines, Ochrid 1961. V. TAPKOVA-ZAIMOVA — M. VOJNOV, La politique de Byzance dans ses rapports avec les b arbares. Etudes H lstoriques, 1959, S. 31 f.

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74 TH. MOMMSEN, Das röm ische M ilitärw esen, S. 195. J. MASPERO, Foideraten e t stra tio ta i dans l’arm öe byzantine au VIR siöcle. Byzantion, 1912, S. 99. V. TAPKOVA-ZA1MOVA, N asestvia, S. 89 f. 75 E. STEIN, G esch ichte des spätröm ischen R eiches, S tu ttgart 1919, S. 6 f. TH. MOMMSEN, Das röm ische M ilitärw esen, S. 215. GROSSE, Röm ische G esch ichte, S. 80 f. 76 Vgl. Teil II dieser A rbeit. 77 PROKOPIOS, BG, II1/14, S. 359. 78 PROKOPIOS, BG, IV/18— 19, S. 582—89. AGATHIAS, V/20—25, 38. 79 THEOPHANES, ed. C. Boor, S. 175—76. V. ZLATARSKI, Istoria, S. 62. 30 Zur Problem atik sieh e das grundlegende W erk F. ALTHEIMS, G esch ichte der Hunnen, I, B erlin 1960, S. 361.

2. KAPITEL 1 L. N. GUMILEV, D revnije Tjurki, Moskva 1967, S. 28. M. I. ARTAMONOV, Istoria Chazar, Leningrad 1962, S. 104. Q uellen: N. I. BIČURIN, Sobranie sved enij o narodach obytavšich v Sredn ej Azii v d revn ije vrem ena I, S. 228, Moskva 1950—63; S. KISELEV, D revňaja isto ria južnoj Sibiři, Moskva 1951, S. 495 f. CHAVANNES. Docum ents sur les Tou-Kiou, St. Peterburg 1903, S. 219— 222. 2 L. N. GUMILEV, D revnije T ju rki, S. 35. M. I. ARTAMONOV, Istoria Chazar, S. 105. 5 Lazarus de PHARBI, 42, in: V. LANGLOIS, C ollection des historien s ancien s de 1’A rm énie II, 1869, S. 305; K. HANNESTADT, Les relatio n s de Byzance avec la T ran scau casie et l’Asie cen trale au 5e et 6e siěcle, Byzantion, 25—27 (1955/57), S. 438. 4 F. ALTHEIM, G eschichte der Hunnen, B erlin 1960, S. 259. K. HANNESTADT, L es relation s, S. 440. 5 K. HANNESTADT, Les relatio n s, S. 450, glau bt den ch in esisch en Q uellen; F. ALT­ HEIM, G eschichte, II, S. 271, v ersu ch t diese geg en sätzlich en Angaben zu v e re in i­ gen, daß sie im Grunde Nomaden sind, ab er die herrsch en d e S ch ich t stark iranlsie rt ist; K. CZEGLÉDY, IV — IX. századi népm ozgalm ak a steppén, Budapest 1954, S. 8, u n terscheid et die ansässigen H ephthaliten, die die byzantinischen Quellen kennen, und nom adische H ephthaliten, die nur aus o rien talisch en Q uellen bekannt sind. L. N. GUMILEV, E ftality і ich sosedi v IV. v., V estnik drevnej istorii, 1959^2, S. 136. H. W. HAUSSIG, Zur Lösung der A w arenfrage. Bsl, 34 (1973), S. 176 f., unterscheidet die ansäßigen H epthaliten bei Segd iana und die Äbdal-Ye-ta, die die Nomaden waren. 6 R. HENNIG, Die Einführung der Seidenraupenzucht im B yzantinenreich, BZ, 35/1933, S. 300—301. 7 Man kann die h ep h th alitisch -p ersisch e Beziehung kaum als Bündnisrelation und den Bund mit den Türken als überraschend e Veränderung bezeichn en ; K. HAN­ NESTADT, Les relatio n s, S. 449. 8 N. I. BlCURIN, Sobranie, II, S. 269. L. N. GUMILEV, D revnije T jurki, S. 31. 9 MENANDER, Fragm ., 10, ed. L. Dindorí, HGM, S. 9. 40 FIRDOUSI, Le livre de rois, zit. bei L. N. GUMILEV, E ftality , S. 39. 11 Theophanis C onfessoris Chronographia, ed. C. Boor, Lipsiae 1883, S. 239.

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42 MENANDER, Fragm ., 11, S. 17. N. L. GUMILEV, E ftality , S. 40. M. I. ARTAMONOV, Istoria Chazar, S. 133. 43 L. N. GUMILEV, E ftality , S. 41, 47. 11 L. CAHUN, Introduction ä l ’histoire de l’Asie, Paris 1896, S. 43. 4S MENANDER, Fragm ., 18, S. 45. 1« CHAVANNES, Documents, S. 229— 33. H. PELIOT, La Haute Asie, S. 12. G. VER­ NADSKY, A ncient Russia, S. 178. J. MARQUART, E ran sah r nach der Geographie des ps. Moses C horenaci, B erlin 1901, S. 53— 54. 17 M. I. ARTAMONOV, Isto ria Chazar, S. 65: h ier ist die L iteratu r zusam m engefaßt. 18 L. N. GUMILEV, Tri izceznuvsich naroda, Strany i narody Vostoka, II (1961), Moskva, S. 107— 108. H. HAUSSIG, T heophyiaktes’ Exkurs über die skyth isch en Völker, Byzantion, 23 (1953), S. 279, sch reib t, daß Taugast eine Stadt im w estli­ chen Turkestan sei. Eine solch e In terp retation würde die N ach richt des Theophnnes von Byzanz über der K erm ichion-Türken unterstützen, die am Ozean sie d e l­ ten (n ach der häu figsten In terp retatio n das K aspische M eer) in der N ach bar­ sch a ft der Awaren. Nur A. KOLLAUTZ — H. MIYAKAWA, G esch ichte und Kultur eines v ölkerw and erun gszeitlichen N omadenvolkes, K lagenfurt 1970, I, S. 146, setzt die Jou-jan den Awaren gleich. 49 L. N. GUMILEV, D revnije Tjurki, S. 35, vgl. Anm. 104. 20 Theophylactes, Sim m ocatta, H istoriae, ed. C. Boor, Lipsiae 1887, VII/7—8, S. 256— 58 (w eiter THEOPHYLAKTOS). 21 ARTAMONOV, H istoria Chazar, S. 106. 22 L. BERNSTAM, Oöerk isto rii Gunov, Leningrad, 1951, S. 172. 23 J. MARQUART, Über das Volkstum der Komanen, A bhandlungen der kaiserlich en G esellsch aft der W issenschaften zu Göttingen, Phil.-hist. Klasse, 13 (1914), S. 74. 24 PRISKOS, Fragm en te, ed. L. Dindorf, S. 158. 25 H. HAUSSIG, Theop hy iaktes’, S. 365, sagt, daß sie sich auf die Zeit vor dem Jah r 471 bezieht. 26 ZACHARIAS RHETOR (Die sogenannte K irch en g esch ich te), S. 353—54. J. MORAVCSIK, Zur G eschichte, S. 61. 27 J. MORAVCSIK, Zur G eschichte, S. 59. 23 H. HAUSSIG, Theophyiaktes’, S. 363. 29 THEOPHYLAKTOS, VII/7, S. 267. 30 H. HAUSSIG, Theophyiaktes*, S. 539—41. 31 H. HAUSSIG, ibid., S. 341. 32 THEOPHYLAKTOS, VIII/8, S. 258— 59. 33 H. HAUSSIG, Theophyiaktes’, S. 278— 387. Ders. in: G eschichte M ittelasiens, Köln 1966, S. 106 f. Zu den H ephthaliten vgl. F. ALTHEIM, G esch ichte der Hunnen, II, S. 258. 31 MENANDER, Fragm ., 4, S. 4. JOHANNES MALALAS, S. 489. 35 MENANDER, Fragm ., 22, S. 55. 3,5 MENANDER, Fragm ., 4, S. 4. A. KOLLAUTZ — H. MIYAKAWA, G esch ichte, S. 155. J ' Zum V erlau f und E rgebnis des Lazischen K rieges s. J. BURY, The History of the L ater Roman Em pire, II, S. 113. f. J. KULAKOVSKIJ, Istoria, II, S. 188. 50 A gathlas, 1/5, S. 12. J. KULAKOVSKIJ, H istoria, II, S. 203— 204. 39 MENANDER, Fragm ., 11, S. 21. J. BURY, History, S. 119—20. 40 PROKOPIOS, BG, IV/3, S. 497. 41 AGATHIAS, IV/13, S. 312— 13.

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THEOPHANES, S. 160—61. JOHANNES MALALAS, S. 406. PROKOPIOS, BP, 1—15, S. 74. THEOPHANES, S. 175. Johannes M alalas, S. 430—31. AGATHIAS, III/17, S. 267. Prokopios, BG, IV/11, S. 538, IV/13, S. 553, IV/14, S. 558. MENANDER, Fragm ., 4, S. 4. Gy. MORAVCSIK, B yzantinotu rcica, II, Berlin 1959, S. 219. Izvori za B alg arskata isto ria — G racki izvori, III, Sofia 1960, S. 234. J. MARQUART, Die Chronologie der tü rkisch en In sch riften , Leipzig 1903, S. 81. M. I. ARTAMONOV, Istoria Chazar, S. 108. L. N. GUMILEV, D revnije T ju rki, S. 37, setzt sogar voraus, daß alle K riege der Awaren nach ih rer Ankunft in Europa gegen byzan tin isch e Interessen g efü h rt wurden. THEOPHANES, S. 233— 34. JOHANNES MALALAS, S. 490. AGATHIAS, V/25, S. 392. MENANDER, Fragm ., 27, S. 48 B. GRAFENAUER, N ekaj v ap rašanij, S. 48. THEOPHANES, S. 491. V. ZLATARSKI, Isto ria, 1/1, S. 261. MENANDER, Fragm ., 6, S. 5. MENANDER, Fragm ., 6, S. 6. B. GRAFENAUER, N ekaj vaprašanij, S. 44. Theophanes Confessor, S. 232, daß die Awaren g leich im Jahre 558 nach Skythia Minor und M oesien gekom m en seien, kann nicht rich tig sein, und auch die V oraus­ setzung nicht, daß die Awaren schon in dieser Zeitspanne die Donauslawen b e ­ herrsch ten . — L. HAUPTMANN, Les rapports, S. 153, G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 50. Über die Problem atik der Awaren und Duleben in der N estorchronik siehe Ex­ kurs I. H. EOWMIANSKI, Poczatki Polski, II, S. 101, id en tifizierte die Anten mit den Sew erern; J. MARQUART, O steuropäische und o stasiatisch e Streifzü ge, Leipzig 1903, S. 147, mit den U litschen und den Tiw erzen oder Duleben. B. GRAFENAUER, N ekaj v ap rašan ij, S. 46, zeigte, daß man M enanders Anten nicht mit den Duleben g le ich ­ setzen kann. JORDANES, 34, ed. Skržin skaja, S. 136: V enetharum n a t io . . . quorum nom ina lice t nunc in varias fam ilias et loca m utentur. B. RYBAKOV, Anty i K ijev skaja Rus, V estnik drevnej isto rii, 1939/1, S. 323. B. A. GREKOV, K ijev sk aja Rus, Moskva 1949, S. 371. B. RYBAKOV, D revnije Rusy, Sovets k a ja archeolog ia, XVII (1953), S. 60. — Abgrenzung des geographischen A reals der an tisch en Denkm äler. Vgl. E. A. SYMONOVIČ, O svjazach lesných i lesostepnych rannosrednevekovych ku ltu r Podneprovja, SA, 4 (1968), S. 40 f. G. F. KORZUCHINA, K istorii srednego Podneprovja v seredine I. ty sia ča le tia n. e. SA, XXII (1955), S. 62 f. N. P. TRETJAKOV. Fino-Ugry, Balty i Slovjane na Dnepre i Volge, Moskva 1966, S. 224 f. Ders., Z aru bin eckaja ku ltu ra i podneprovskije S lav jan e, SA, 4 (1968), S. 65 f. J. EISN ER, Rukověť slovanské arch eo log ie, Praha 1965, S. 121. B. A. RYBAKOV, D revnije Rusy, S. 62 f. N. V. PIGULEVSKAJA, Im ja Rus v sirijsk o m ístočnike VI. v. n. e., Sborník sta te j akadem iku B. Grekovu, Moskva 1952, S. 4 2 —48. Vgl. H. LOWMIANSKI, Poczatki Polski, II, S. 347—48. Gegen die Teilung des an tisch en T erritorium s in einen nörd­ lichen (sew erisch en ) und p oljanischen Teil auf Grund des arch äolo gisch en Ma­ te ria ls: N. TRETjAKOV, Z aru bineckaja kultura, S. 60—61 — denn die sp iralen fö r­ m igen O hrbehänge sind nicht auf das lin ke U fer des Dnjepr begrenzt — sie sind also kein Stam m eskennzeichen.

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JORDANES, G etíca, 247, S. 170. J. EISN ER, Rukověť, S. 114. J. EISNER, ibid., S. 118. . I. LJAPUŠKIN, D neprovskoje leso step n o je levobrežie v epoche železa, Moskva 1961r S. 357. N. P. TRETJAKOV, Z aru bin eckaja kuHura, S. 60 f. 67 N. P. TRETJAKOV, FIno-Ugry, S. 223— 24. B. A. RYBAKOV, D revnije Rusy, S. 40—59. 66 N. P. TRETJAKOV, Finno-Ugry, S. 225—28. E. A. SYMONOVIČ, S everň aja granica pam iatnikov čerňachovskoj kultury, M ateriály, 116, Moskva 1964, S. 7 —43. 69 Man kann die M artinovka-K ultur n ich t für a u ssch lie ß lich slaw isch halten (B. RYBAKOV, D revnije Rusy, S. 76—89, auch n ich t für n o m ad isch-k u trigu risch), N. FETTICH, A rchäologische Studien zur G esch ichte der sp äthun nischen M etallkunst, AH, XXI (1951), S. 139 (oder sp äth u n n isch ), G. LÄSZL0, Etudes archéologiqu es sur l’histo ire de la société des A vares, Budapest 1955, S. 115.

3. KAPITEL 1 K. SZYMANOWSKI, Uwagi w kw estii zabytkow aw arskich znalezionych na terenie Polski, A rcheologie Polski, 7 (1962), S. 286—314. 2 G regorii episcopi Turonensis H istoriarum Libri, ed. K rusch-Buchner, B erlin 1961,. IV—23, S. 224, IV—29, S. 232— 34. PAULUS DIAKONUS, H istoria Langobardorum , H annoverae 1878, 11—10, S. 93. MENANDER, Fragm ., 23, S. 56. 3 Über die Quellen des PAULUS DIAKONUS — R. JACOBI, Die Q uellen der Lango­ b ard en g esch ich te des Paulus Diaconus, H alle 1877. TH. MOMMSEN, Die Quellen d er L angobard engeschich te des Paulus Diaconus, Gesam m elte S ch riften , VI (1 9 1 0 )r S. 506 f. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 332. 4 H. LOWM1ANSKI, Poczatki, II, S. 376. 5 Zum B eispiel I I —9, S. 89 führt als Quelle Orosios an. 6 GREGORIUS I I —3, S. 70 — Albigensern Calliarum urbem ; I I —5, 6, S. 72, 74 — ein E in fall der Hunnen nach Gallien, er erw ähnt die Städ te Metz und O rleans. 7 So eng begrenzt den B eg riff G allien bei Gregor z. B. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 339, auch H. LOWMIANSKI, Poczatki, II, S. 376. 8 E cce m ortuos fra tre s meus, ad me re stitit omne regum mihi universae G alliae subicientur, impérium mihi que universum fata larg ita sunt. GREGORIUS, V—39, S. 352. 9 GREGORIUS, V III—28, S. 194. Septim aniam , quae adhuc infra G alliarum term inům h abetu r; V III— 29, S. 198, Septim aniam . . . G alicis est propinqua. 10 B eispiele führt G. LABUDA, Pierw sie panstvo, S. 337, an. u PAULUS DIAKONUS, 111/34, S. 139. 12 ü b e r die günstige Lage von Dobrudscha m ußten sich die Awaren auf Grund ih rer eigenen E rken n tn isse bis 562 überzeugen, äh n lich hatten sie keine V orstellu ng von Pannonien. l j Als e rs te r äu ß erte E. STEIN, H istoire du Bas Em pire, II, S. 610, diese Annahme. K. GROH, G esch ichte des oström ischen R eiches des K aisers Justin II., Leipzig 1889, S. 63, nahm an, daß die Sach sen die Awaren riefen. 11 W. SCHULTZE, D eutsche G esch ichte, S. 73. 15 PROKOPIOS, BG, 111/33, S. 443 und IV/24, S. 617. J. BURY, History, II, S. 257. W. SCHULTZE, D eutsche G eschichte, S. 119.

16 AGATHIAS, I —5, S. 146. L. SCHMIDT, G esch ichte der deutschen Stäm m e (Die O stgerm anen), M ünchen 1939, S. 536. V AGATHIAS, 1— 5, S. 148. Z. V. UDAECOVA, Italia, S. 422. 1* PAULUS DIAKONUS, II/2, S. 89. Z. V. UDAECOVA, Italia, S. 422. J. BURY, History, II, S. 275, nimmt an, daß Theodebald h eim lich die A lem annen sch ick te, dagegen AGATHIAS, 1—5, S. 148, daß Theodebald mit dem Feldzug n ich t einverstanden war. Vgl. J. HARTMANN, G eschichte, S. 330, K. SCI-IULTZE, D eutsche G eschichte, S. 123. 19 M arii episcopi A venticensis C hronica, MGH AA. X I—2, 1894, ad 556, S. 237. Z. V. UDAECOVA, Italia, S. 437. 20 Regesta pontificium rom anorum , ed. P. Jaffe, I, 1885, Nr. 983, S. 130, Nr. 1018, S. 133. 21 Vgl. die Korrespondenz des E xarchen von Ravenna und Childebert II., s. Anm. 24. 22 GREGORIUS, V II—36, S. 140. E. STEIN, Studien, S. 15. L. HARTMANN, G eschichte Italiens, I, S. 348 f. 23 Die Datierung des E in falle s ist n ich t sich er. G. RICHTER, A nnalen des frän kischen R eiches im Z eitalter der M erow inger, H alle 1873, S. 63. 24 A ngelli Liber pontificalis eccle sia e Ravennatis, MGH, Scrip to res rerum Langobardorum et Italicarum , 1887, 79, S. 331. JOHANNES MALALAS, S. 492, der definitive Fall der frän k isch en H errsch aft: AGNELLUS, 90, S. 336. Vgl. Z. V. UDAECOVA, Italia і Vlzantia v 6. v., Moskva 1959, S. 437— 38. J. BURY, History of the Later Roman Em pire, II, S. 281. J. KULAKOVSKIJ, Istoria, III, S. 185. L. M. HARTMANN, G eschichte Italien s im M ittelalter I, S tu ttg art 1923, S. 338—39. Gegen den d efin i­ tiven F all des Fran k en reich es in Ialien : R. HÄUBERGER, Rätien, Innsbruck 1932, S. 261, sich berufend auf den B rief des E xarchen von Ravenna an Childebert, nach dem dennoch ersich tlich ist, daß der frän k isch e König das ford ert, was S ig isb ert geh örte (E p isto lae A ustrasii, MGH, II, Nr. 40, S. 145—4 7 ). Das bedeutet aber nicht, daß Sigisbert nach dem Jah re 566 Italien nicht v erlieren konnte. 25 GREGORIUS, IV —40, S. 252. 25 Zur Regierung Justins II. vgl. E. STEIN, Studien, S. 3 f. Cambridge Medieval History, II, 1926, S. 263 f. J. KULAKOVSKIJ, Isto ria, II, S. 335—78. K. GROH, G esch ichte des oström ischen R eich es und des K aisers Justin II. J. BURY in: Cam bridge M edieval History, II, S. 265. 2Ь CORIPPUS, In laudem Iustini, MGH AA, III, 1879, II, S. 260. f. Novella 148, prof. E. STEIN, Studien, S. 2. G. OSTROGORSKY, History of the Byzantine State, New Brunsw ick, 1957, S. 73. 29 J. KULAKOVSKIJ, Istoria, II, S. 342 f. K. GROH, G eschichte, S. 49 f. 30 MENANDER, Fragm ., 14, S. 33 f. Johannes von EPHESOS, VI/24; B. GRAFENAUER. Neka) v ap rasanij, S. 45. 31 Johannes von EPHESOS, VI/24. (B. GRAFENAUER. N ekaj vapraSanij, S. 45.)

4. KAPITEL 1 Eine G esam tbearbeitung der G eschichte Pannoniens nach dem Jahr 454 fehlt, ein ­ zelne Seiten der Entw icklung beobach ten : A. ALFÜLDI, Der U ntergang der R öm er­ h e rrsch a ft in Pannonien. Berlin 1924, S. 97 f. C. D. GORDON, The Age of A ttila, M ichigan 1961, S. 157 (vor allem die G esch ichte der G oten). F. ALTHEIM, Ge­ sch ich te der Hunnen, IV, S. 336 f. H. MITSCHA-MÄRHEIM, Dunkler Jahrhun derte

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goldene Spuren, Wien 1963. Einen treffen d en Ü berblick m it L iteratu r: J. DOBIÁŠ,. D ějiny československého území před vystoupením Slovanů, P raha 1964, 306 f. Zum Sch lu ß: F. LOTTER, Zur Rolle des Donaubeckens in der V ölkerw anderungszeit, MIÖG, 75 (1968). E. KLEBEL, Langobarden, Bajuw aren, Slaw en, MIAG Wien, 69 (1934), S. 62. Die Interp retation J. WERNERs, Langobarden in Pannonien, München 1962, S. 12, daß Rugiland ein Gabiet zw ischen W aldviertel und Korneuburg sei, ist te rritorial zu eng abgegrenzt. ENNODIUS, XII, 60, S. 210. L. SCHMIDT, Die Ostgerm anen, S. 533. C. DICULESCU, Die Gepiden, Leipzig 1923, S. 71, bestim m t die W ohnsitze der Gepiden durch die Flüsse Donau, T heiß, Olt. D. CSALLÁNY, A rchäologisch e Denk­ m äler der Gepiden im M itteldonaubecken, Budapest 1961, S. 310 f., führt arch äo ­ logisch die Sied lungssitu ation an. D. CSALLÄNY, A rchäologisch e D enkm äler, S. 310. H. SEVIN, Die Gebiden, M ünchen 1955, S. 127, sp rich t dagegen von einer gepid ischen Besiedlung zw ischen T h eiß und Donau. C. D. GORDON, The Age, S. 157. J. KULAKOVSKIJ, Istoria, II, S. 404. MARCELLINUS COMES, ad 488, S. 93. ENNODIUS, 27, S. 205—6. L. SCHMIDT, Die O stgerm anen, S. 293. So C. DICULESCU, Die Gepiden, S. 108—9, daß das Abkommen zw ischen T rasarik (dem Sohn T rap stils) und den Goten eine abhängige Stellung der sirm ischen Gepiden von den Goten bedeutete. E benso kann man die N ach rich t des Johan­ nes MALALAS, XVIII, S. 450, über den Ü bergang des Mundon zu den Goten hier n ich t m ehr auf das Jahr 488 beziehen, an d ererseits muß die N ach richt des PAULUS DIAKONUS, H istoria rom ana, 15, S. 15, MGH AA, II, S. 213, daß Theoderich T rap stila erm orden ließ , nicht unrichtig sein. Vgl. ENNODIUS, X II, 28, S. 32. L. SCHMIDT, Die O stgerm anen, S. 294 und S. 533. Vgl. Kap. 1. PAULUS DIAKONUS, 1—19, S. 64—65. PROKOPIOS, BG, 111/14, S. 210— 11. J. DOBIÁŠ, Dějiny, S. 304—306 über eventuelle Siedlungen in der Tschechei. In Grunde werden in der L iteratu r diese M öglichkeiten angeführt: Alföld, Kissalföld, M archfeld, die Umgebung W iens. I. BÖNA, Die Langobarden in Ungarn, Acta arch aeo log ica H ungarica, VII (1956), S. 233, sch lo ß auf Grund der a rc h ä ­ ologischen Situ ation Alföld aus. Origo gen tis Langobardorum , C. 4, S. 3, MGH SR Langobardorum , 1878. PAULUS DIAKONUS, I, 20, S. 67. L. SCHMIDT, DieO stgerm anen, S. 578,v erschieden e D atie­ rungen des A ufenthaltes der Langobarden in ,feld ’ und der heru lisch en N iederlage E. KLEBEL, Langobarden, S. 56. H. PREIDEL, Langobarden in Böhmen, MAGW, 58 (1928), S. 279. PROKOPIOS, BG, 11/14, S. 212— 13, 11/15, S. 214—15, 111/33, S. 447. PROKOPIOS, BG, 111/33, S. 443. PAULUS DIAKONUS, I I —7, S. 89, so in terp retiert, z. B. I. BÖNA, Langobarden, S. 234. A. KOLLAUTZ— H. MIYAKAWA, G eschichte, S. 168.

17 Origo, c. 4, S. 3. PD, 1— 21, S. 68. E. KLEBEL, Langobarden, S. 55. L. SCHMIDT, Die Ostgerm anen, S. 579, d atiert ins Jahr 510. 18 J. WERNER, Die Langobarden, S. 11. 1,1 PROKOPIOS, BG, 1/22, S. 348—49, dam als ford erten die Goten auch ven Persien H ilfe.

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2° GREGORIUS, II1/20, S. 27. 21 PROKOPIOS, BG, 111/33, S. 443. C. DICULESCU, Die Gepiden,S. 125, nimmt an, daß schon dam als die Fein d sch aft zw ischen den Gepiden und Byzanz entstand, das Abgaben ableh n te und Sirm ium ford erte. E her bezieht sich das jedoch auf das Jahr 548 (L. SCHMIDT, Die O stgerm anen, S. 585), H. SEVIN, Die Gebiden, S. 137, daß Sirmium mit dem E inverständ nis der Goten übernom m en wurde. 22 J. BURY, History of the L ater Roman Em pire, II, S. 257, ist un rich tig erw eise der Meinung, daß auch Pannonien zum Fran k en reich gehörte. Vgl. G. LÖHLEIN, Die A lpenland- und Italien p o litik der M erow inger im VI. Jh., E rlangen 1932, S. 8. Dagegen M. LINTZEL, Theudebert und die Sach sen in Pannonien, U ngarische Jahrbü cher, X (1940), S. 125, läß t eine H errsch aft Theu deberts über Pannonien zu. Vgl. die Quelle E pistola, Nr. 20. Epp. A ustrasii, III, ed. Grundlach, MGH, B erlin 1892, S. 133. 25 PROKOPIOS, BG, 111/33, S. 443. C. DICULESCU, Die Gepiden, S. 129. L. SCHMIDT, Die Ostgerm anen, S. 536. 21 R. EGGER, Civitas Noricum, W iener Studien, 47 (1929), S. 146— 54. I. ZIEBERMAYR, Noricum, Bayern und Ö sterreich, M ünchen 1944, S. 312, daß Noricum Virunum sei, urbs Panonia aus dem Codex Goth., S. 8 —9 sei Sirmium . Das hält nicht stand, denn Sirmium blieb in den Händen der Gepiden. 25 PROKOPIOS, BG, 111/43, S. 443. L. SCHMIDT, Die O stgerm anen, S. 137. 2P PROKOPIOS, ibid. S. 444—58. C. DICULESCU, Die Gepiden, S. 137. 27 PROKOPIOS, BG, IV/18, S. 582. 2® PROKOPIOS, BG, IV/25, S. 624. 2a PROKOPIOS, BG, IV/25 und 27, S. 626—27, 638— 39. C. DICULESCU, Gepiden, S. 144 und 150. L. SCHMIDT, Die O stgerm anen, S. 539. 30 PROKOPIOS, BG, IV/26, S. 638. 5! Origo, c. 5, S. 4. Cod. Goth., c. 5, S. 9. 52 MENANDER, Fragm ., 9, S. 7.Das Byzantinische Reich w ollte w ahrscheinlich, daß die Awaren an sein er S te lle Sirmium erkäm pften. ZEUSS, Die Germanen und N achbarstäm m e, S. 483. 35 THEOPHYLAKTOS SIMOKATTES, V I— 10, S. 240. C. DICULESCU, Gepiden, S. 153. H. SEVIN, Gebiden, S. 162. 54 THEOPHYLAKTOS, V I—11, S. 242, AGATHIAS, II, S. 58. C. DICULESCU, Die Gepiden, S. 154. 33 MENANDER, Fragm . 25, S. 58. C. DICULESCU, Die Gepiden, S. 158. H. SEVIN, Die Gebiden, S. 168. 36 Die erste A nsicht: C. DICULESCU, Die Gepiden, S. 160, die zw eite: L. SCHMIDT, Die O stgerm anen, S. 541. Auch SIMONYI, Die K ontinuitätsfrage und die E rsc h e i­ nung der Slaw en im K arpatenbecken, Studia Slavica, I (1955), Budapest, S. 354, betont die Bedeutung des V eregava-P asses für die Besiedlung des K arpaten­ k essels überhaupt. 37 E. STEIN, Studien, S. 5— 7. 38 T. NAGY, Studia avarica, I, A ntiquitas H ungariae, I (1947), S. 56—63, v ertritt die A nsicht, daß die Awaren durch O ltenien und den Banat zogen. 39 I. KOVRIG, Contribution au probleme de l’occupation de la Hongrie par les Avars, Acta arch aeo lo g ica H ungarica, VI (1955), S. 175. 10 I. BÖNA, B eiträge, S. 62. I. KOVRIG, Contribution, S. 177. 42 PAULUS DIAKONUS, I I —7, S. 89.

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13 D. CSALLÄNY, Grabfunde der Frühaw arenzeit, Folia arch aeo log ica, I — II (1939), S. 175—76, te ilt die Entw icklung in Pannonien aus arch äo lo g isch er S ich t ein: 1. die erste H älfte des VI. Jh. — gegossene S ch n allen und durchgebrochene s il­ berne G ürtelzierstücke — in Pannonien verbreiteten sie die Gepiden. 2. Pseudoschnellen und Pseudofibel — H älfte des 6. Jh. — 590. 3. 580—670 byzantinische g ep reßte Technik, die die K utriguren m itbrachten. 1. KOVRIG, Das aw aren zeitliche Gräberfeld von A latyan, Budapest 1963, S. 227. GY. CSALLÄNY, A kutugur-bolgárok (H unok) régészeti hagyatékán ak m eghatórozása, AE, 90 (1963), S. 21— 38. 44 A. MAROSI — N. FETTICH, Trouvailles avares de Dunapentele, A rchaeologia Hung arica, 18 (1936), S. 61 und 98, sch rieb sie den K utriguren zu, ähn lich wie Csallány. Die Problem atik ist zusam m engefaßt bei B. ZÁSTĚROVÁ, Avaři a S lo ­ vané, VPS, II (1958). Die Einw ände D. SIMONYIS, Die Bulgaren, S. 230, gegen eine D atierung und Superposition der B leche und Bronzen sind unw esentlich. Simonyi h ält die B lech garn itu ren für b ulgarische aus der ersten H älfte des 6. Jh. N. F ettich m od ifizierte in der letzten Zeit seinen Standpunkt — er sp rich t schon n ich t m ehr vor der ku trigu risch en m ateriellen Kultur, sondern g esteh t ein, daß an ihrer Bildung auch Slaw en und Gepiden ihren A nteil h atten. N. FETTICH, Das aw aren zeitlich e G räberfeld von P ilism aro t-B esah arac, Budapest 1963, S. 94. 45 N. FETTICH, P ilism arot-B esaharac, S. 111, und hau p tsächlich S. 116. 40 I. KOVRIG, Contribution, S. 176 f. 47 A. SÖS, Das frü haw aren zeitlich e G räberfeld von Oroszlány, Folia arch aeo log ica, 10 (1958), S. 125. 48 ALFÖLDI, U ntergang, II, S. 56. FETTICH, Pilism arot, S. 13— 19. A. KOLLAUTZ—II. MIYAKAWA, G eschichte, S. 184. K. SÄGI, Das Problem der pannonischen Romanisation im Spiegel der völkerw and erun gszeitlichen G esch ichte von Fénekpuszta, Acta antiqua, 18 (1970), S. 147 f. 19 So z. B. SALAMON, Über die ethnischen und historisch en Beziehungen des G räber­ feld es von Környe im 6. Jh., Acta arch aeo lo g ica, 21 (1960), S. 268. BARKÖCZY, A 6th cen tury cem etry from K eszthely-Fénekpuszta, Acta arch aeo log ica, 20 (1968), S. 309. Auf die Aufgabe des Handels weist rich tig N. FETTICH hin in: Bronzeguß und Nom adenkunst, Skythika, 2 (1929), S. 135. Vgl. I. BÓNA, B eiträg e zu den ethnischen V erh ältn issen des 6.—7. Jh. in W estungarn, Alba Regia 1963. 30 PAULUS DIAKONUS, 11— 26, S. 103. 51 Die Frage der S ach sen hängt auch m it der M öglichkeit ein er langobardischen H errsch aft über die T sch ech ei und M ähren zusamm en. J. DOBIÁŠ, Dějiny, S. 308. 52 PAULUS DIAKONUS, I I —7, S. 89. A. KOLLAUTZ, S. 183. 33 J. WERNER, Die Langobarden, S. 47. 54 L. NIEDERLE, Slovanské starožitn osti, II/2, Praha 1906, S. 99 f., sam m elte einige Angaben aus antiken Q uellen, die für die A nw esenheit der Slaw en in Pannonien schon vor dem 5. Jh. sprech en könnten. Diese Angaben halten gegenw ärtig einer k ritisch en A nalyse nicht stand. Vgl. B. ZÁSTĚROVÁ, Les débuts de1’établissem en t d éfin itlf des Slaves en Europe m éridionale, VPS, 5 (1960), S. 34 f. H. LOWMIANSKI, Poczatki, S. 166—83 ( I), S. 252 f. (II ). 55 A. TOČIK, Slovania na strednom Dunaji, in: O počiatkoch slovenských dejin, B ra­ tislava, 1965, S. 23 f. V. BUDINSKÝ-KRIČKA, Sídlisko z doby rím sk ej a zo začiatkov sťahovania národov v Prešove, SA, XI/1, 1963, S. 33. Zum Przeworsk-Typ vgl. J. EISN ER, Rukověť, S. 103.

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56 D. BIALEKOVÄ, Nové včasno-slovanské nálezy z Juhozápadného Slovenska, SA, X/l 1962, S. 120, auch eine T abelle. J. DEKAN, Vývoj a stav arch eo log ick ý ch výskumov doby predvefkom oravskej, SA, 19 (1971), S. 566. 57 PROKOPIOS, BG, 111/35, S. 456. PAULUS DIAKONUS, 1—21, S. 68. 53 So ging auch D. SIMONYI, K ontinuitätsfrage, S. 356, vor, der drei Phasen s la ­ w ischer Besiedlung in Pannonien un tersch eid et: 1. 500— 567 — schw aches D urch­ dringen, nach I. BÖNA, S. 303, gab es dort noch keine Slaw en; 2. 5 6 7 —650 erzw ungene Ankunft mit den A w aren; 3. 803 — M assenkolonisation nach den Awaren. r>0 J. WERNER, Neues zur Frage der slaw ischen B ügelfibeln aus südosteuropäischen Ländern, Germ ania, 38 (1960), S. 119. Ders. Slaw isch e Bügelfibeln des VIII. Jh., R einecke F e stsch rift, M ünchen 1950, S. 150— 172. 60 MENANDER, Fragm ., 28, S. 63. THEOPHYLAKTOS, 1/8, S. 54. PAULUS DIAKONUS, 1— 27, S. 81. 61 PAULUS DIAKONUS ,1—27, S. 81. 62 THEOPHYLAKTOS, V III—3, S. 288. 63 D. CSALLÁNY, Die D enkm äler der Gepiden, S. 347. Über B ookalabra: THEOPHY­ LAKTOS, 1—8, S. 53 f. 6i TIIEOPHANES, S. 315.

KAPITEL 5a 1 L. HAUPTMANN, Les rapports, S. 249— 50. 2 MENANDER, Fragm ., 27, S. 59. Die G esch ichte der aw arischen E in fälle in das B yzantinische Reich in den Jahren 568— 602 ist am au sfü h rlich sten e rfa ß t bei S. STANOJEVIC, Vizantia i Srbi, I, Novi Sad 1903, S. 172—216. J. KULAKOVSKIJ, Isto ria, II, S. 395 f., 449 f. L. NIEDERLE, Slovanské starožitn osti, II/l, S. 210 f. Am n eu esten: B. GRAFENAUER, N ekaj vaprašanij, S. 43—75. Vgl. auch L. HAUPT­ MANN, Les rapports, S. 48 f. 3 MENANDER, Fragm ., 27, S. 62. B. GRAFENAUER, N ekaj v aprašanij, S. 48. 4 MENANDER, Fragm ., 28, S. 62—63. B. GRAFENAUER, N ekaj vaprašanij, S. 49. 3 MENANDER, Fragm ., 28, S. 62. 6 MENANDER, Fragm ., 28, S. 63, Fragm ., 29, S. 66. E. STEIN, Studien, S. 12. 7 THEOPHANES BYZANTIOS, Fragm en te, ed. L. Dindorf, HGM, I, S. 4 4 6 —447. 8 Johannes von BICLARO, Chronica m inora, MGH AA, XI, Berolini 1893, S. 212. L. NIEDERLE, Starožitnosti, II, S. 203 f., verbindet diese N achricht mit Euagrios und Theophanes Confessor. (Vgl. nachfolgend e A nm erkung.) Das ist jedoch unmöglich, weil dort von einem aw arischen Sieg gesprochen wird. Anmerkung zur Datierung des Johannes von B iclaro : der Autor, der seine Jugend in einem spanischen K loster verlebte, d atiert das E reig nis zw eifach: mit Hilfe der R egierungszeit des w estgotischen Königs Leowigild und des byzantinischen K aisers Justin II. Die Jahre der H errsch aft des Leowigild sind rich tig angeführt; er reg ierte 18 Jah re in der Zeit von 569—596. Wenn Leowigild nach dem Chro­ niker im dritten R egierungsjahr des Justin zu herrsch en begann, bedeutet das, daß Johannes von B iclaro das Jahr 567/68 als e rstes R egieru ngsjahr des Justin rech n et, also in W irklich keit das d ritte Jahr der Regierung desselben. Johannes von B iclaro begann nicht rich tig zu rechnen und kürzte dann die Anzahl der Jah re des Justin am Ende nicht, wie TH. MOMMSEN, MGH AA, XI, S. 209, und

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L. NIEDERLE, SS, II, S. 203, annehm en, sondern irrte sich schon zu Anfang. Die R ich tig keit dieser Annahme wird bestätigt m it H ilfe des THEOPHANES, S. 227, der den Beginn der M itregierung des Tiberios mit dem 7. Dezember 574 angibt. Johannes von B iclaro hat das 8. Jahr., d. h. 567/68 + 8 = 574/75. Damit sind jed och n ich t a lle U nstim m igkeiten beseitigt. Johannes von B iclaro id en tifiziert das 10. Jahr des Justin mit dem 8. Jahr des Leowigild, d. h. 576/77, und gleich darauf das 1. Jahr des Tiberios, d. i. 578/79 mit dem 9. Jah r des Leowigild, d. i. 577/78 {also 577/78 ist auch nach Johannes von B iclaro das 11. und letzte Jahr des Justin, das m it keinem Jahr des Leowigild übereinstim m t). Damit entsteh t ein D urcheinander auch im Rahm en des fe h le rh a fte n chronologischen System s, das Johannes von B iclaro schuf, denn die Jahre des w estgotischen Königs stim ­ men nicht mit denen der byzantinischen K aiser überein. Für die Synchronisierung des 1. Jahres des T iberios mit dem 9. Jahr des Leowigild und ihre Ü berführung in ein fortlau fend es System existieren daher zwei A lternativen: die Jah re 577/78 und 578/79. EUAGRIOS, ed. J. Bider — L. Parm entier, V— 11, S. 207. THEOPHANES, I. S. 246. Zum P ersischen K rieg: Istoria Vizantii, II, Moskva 1967, S. 355. BAYNES, In CMH, II, S. 272. STEIN, Studien, S. 38 f. A. VASILIEV, Byzance et A rabes III, Bruxelles 1935, S. 20—21. MENANDER, Fragm ., 48, S. 100. N. ŽUPANIČ, Staroslov enski vojvoda D auritas i obarski kagan Bajan, Isto rijsk i časopis, Beograd, 5 {1954—55), S. 117—28. B. GRAFENAUER, S. 50, nimm t an, daß es sich um eine neue Eroberung der O b erh errsch aft über die slaw ischen Stäm m e handelt, die nach dem Abzug der Awaren aus dem Sch w arzm eergebiet u n terbroch en worden w ar [vgl. T eil I ). Über den C harakter und das Ausmaß der M acht des Davretas, s. H. LOWMIANSKI, Poczatkl Polski, II, S. 392— 93. Es ist jed och kaum m öglich, diese und äh n lich e Form ationen aus den inneren Bedingungen der ökono m isch -gesellsch aftlich en E n t­ w icklung der slaw ischen Stäm m e abzuleiten, so A. BURMOV, K voprosa za otnošeniata meždu slav jan i a prabälgarite v 7. v., Isto ričesk i Pregled, Sofia, 10 (1954), Nr. 1, S. 22. MENANDER, Fragm ., 48, S. 99— 100. Zum Term inus H ellas: P. CHARANIS, Hellas in th e Greek sou rces of the 6th, 7th and 8th Century, Late c la ssica l and medieval studios in honor of M. Friend jr., New Jersey 1965, Various rep rin ts L. 1972, S. 161—70. MENANDER, Fragm . 63, S. 123. Auf Grund dessen nimmt L. HAUPTMANN, Les rapports, S. 168, an, daß von d ieser Zeit an die Slaw en den Anten un tergeben w aren. Aber schon im darauffolgend en Jahr lehnten sie diese Abgaben ab. Johannes von EPHESOS, III—25, vgl. L. NIEDERLE. SS, II, S. 205. D ieser v er­ bindet sie mit der N ach richt MENANDERS, Fragm ., 47, S. 98, wo er das vierte Jah r des Tiberios als das vierte Jahr der gem einsam en Regierung mit Justin in te r­ p re tie rt (vgl. w eiter Anm. 20 ). Johannes von BICLARO, ed. Th. Mommsen, S. 214 und 215. A. KOLLAUTZ, Die Awaren auf der B alk an h albin sel und die Kriegszüge gegen die Byzantiner, Studijné zvěstí AU SAV, 16 (1968), S. 135, verbindet beide A ngriffe mit dem folgenden (vgl. w eitere Anm.) und sagt, daß es Invasionen der Awaren w aren, an denen sich die Slaw en b eteiligten. Johannes von BICLARO, S. 215. Man kann deshalb diese N ach richt n ich t mit der des Johannes von Ephesos verbinden, und nicht mit der M ichaels des Syrers

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und des Euagrios und a lle E reig n isse in die Jah re 581—84 d atieren. So A. BON, La Péloponněse byzantine ju squ’au 1204, Paris 1951, S. 34. Vgl. auch L. NIEDERLE, SS, II, S. 206 Anm. 2. 15 MENANDER, Fragm ., 63, S. 123. 17 Die H eere begannen den Kampf auf dem persischen Sch lach tfeld im Herbst des Jah res 582 — CMH, II, S. 27. 18 MENANDER, Fragm ., 63—66, S. 121—31. EUAGRIOS, S. 208. N ach der Einnahm e Sirm ium s durch die Awaren v erlor die Stadt ihre strate g isch e Bedeutung. Ein Jah r danach bran nte sie nieder, und die Awaren verließen sie. A. KOLLAUTZ, Die Awaren, ŠZ AU SAV, S. 138. 19 E inzelne A nsichten über die aw arisch -slaw isch e Beziehung an der unteren Donau in der zweiten H älfte des 6. Jh.: DRINOV, Zaselenie, S. 105. STANOJEVIČ, Vizantia 1 Srbi, I, S. 171. TAPKOVA-ZAIMOVA, N ašestvia, S. 68. L. NIEDERLE, SS, II, S. 204. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo slow ianske — pafistwo Sam ona, Poznaň 1949, S. 173, halten die Slaw en für unabhängig (Labuda nimm t nach dem Jahr 582 Zusam m en­ arbeit, nach dem Jahr 600 A bhängigkeit a n ). L. HAUPTMANN, Les rapports, S. 168, setzt A bhängigkeit zw ischen den Jahren 578—602 voraus. B. GRAFENAUER, Nekaj v aprašanij, S. 87, hält die Slaw en für abhängig zw ischen den Jahren 560—67 und 583— 600. 20 Johannes von EPHESOS, V I—25, bei L. HAUPTMANN, Les raports, S. 158, w el­ ch er versu chte, die drei Jahre nach dem Tode Justins, als es zur slaw ischen Invasion kam, auf d rei M onate zu b erich tig en . E r nimmt das auf Grund dessen an, daß Johannes von Ephesos (V I— 24) von der E rrich tu n g ein er Brücke spricht, die nach ihm drei Jah re nach dem Tode des Justin gebaut worden war, in W irk­ lich k eit schon im Jahre 579. Aber Johannes von Ephesos sagt deutlich, daß die slaw isch e Plünderung vier Jahre lang d auerte bis zum heutigen Tage, d. h. bis zum Jahre 895 (583—84) nach sy risch er Zeitrechnung. Vgl. L. NIEDERLE, SS, II, S. 207, Anm. 4. Vgl. auch die Einw ände H. LOWMIANSKIS, Poczatki Polski, II, S. 367. L. Hauptmanns K onjektur akzep tierte B. GRAFENAUER, N ekaj v aprašanij, S. 54. 21 H ierher muß man w ah rsch ein lich auch die N ach richt M enanders über den E in fall im 4. Jahr des T iberios einreihen, Fragm ., 47, S. 98. Vgl. Anm. 13. 22 MENANDER, Fragm ., 47, S. 98. 23 Über den Term inus H ellas vgl. M iracula, 1— 13. Zu den v erschieden en Lesearten und Interp retation en : Saloniki/Thessalien: L. NIEDERLE, SS, II, S. 207: Thessalien. L. HAUPTMANN, Les rapports, S. 158: T hessaloniki, wie auch K. JIREČEK, Ge­ s ch ich te der Bulgaren, Praha 1876, S. 88. VASMER, Die Slaw en, S. 13. Zur P roble­ m atik vgl. A. BON, La Peleponnese, S. 31. H. GREGOIRE, Les O rigines, S. 109, Anm. 21. 24 PG, ed. Migne 116, col. 1203—1324. P. LEMERLE, La com position des deux prem iers liv res des M iracula s. Dem etrii, BZ, 46 (1953), S. 354. F. BARIŠIČ, Cuda D im itrija Solunskogo kao isto riski izvori, Beograd 1953, S. 7 5 —80. A. BURMOV, Slav jan sk ite napadenia sreču Solun i ťachnata chronologia, Sborník fil. fak. Sofijskogo univ., 2 (1953), S. 176. B. GRAFENAUER, K ronološka vaprašania selitv e južnih Slovenov ob podatkih spisa M iracula s. Dem etrii, Zbornik fil. fak., L ju bljan a, 2 (1952), S. 32— 33. In diesen S ch rifte n ist auch die ä lte re Literatu r enthalten und k ri­ tisch kom m entiert. 25 M iracula, 1— 12, PG 116, col. 1273—84.

20 Die ä lte re A nsicht: vgl. O. TAFRALI, Thessalonicjue au quatorziěm e sié c le , Paris 1913, S. 3. legt ihn in das Jahr 582. TAFEL, De T h essalon ica eiusque agro dissertatio, B erlin 1839, S. IX, d atiert ihn vor das fahr 592. 27 A. BURMOV, S lav jan sk ite napadenia, S. 179, sp rich t davon, daß es slaw isch e S ch reie w aren. MASLEV, in ein er Rezension in der „Izvestia na Instituta za Balgarsk ata isto ria “, 6 (1950), S. 678, daß es b arb arisch e w aren. Mir., 12, col 1273. 2fi Mir., I — 10, col. 1266, 1— 15, 1317, 1— 12, 1273. BARIŠIČ, Cuda, S. 55, Anm. 27. 29 Mir., 1— 15, col. 1317, 1— 12, col. 1273. BARIŠlC, Cuda, S. 53, Anm. 10. 30 Mir., 1—13, zit. g riech isch er Text m it einer Ergänzung von TOUGARD, nach FGHB, VI. S. 114. 31 F. BARIŠIČ, Cuda, S. 52, daß es Slaw en sind, die schon im Jahre 584 in der Nähe von Salon ik i sied elten. Das ist un w ahrschein lich in H insicht auf ihre geringe Anzahl. Ins Jahr 609 und mit Johannes von Nikiu verbinden die N ach richt der M iracula: B. GRAFENAUER, N ekaj vaprašanij, S. 80, und STANOJEVlC, Vizantia, II, S. 16— 17. 32 Zu den S traß en vgl. P. LEMERLE, Invasions. S. 289—90. K. JIRECEK, Die H eeres­ straß e, S. 18—20. Im Gegensatz zu den Q uellen behauptet P. MUTAFClJEV, Balgary i Rumyny v isto riata na dunavskite zemi, Sofia 1927, S. 91, daß die M ehrzal der aw arischen Invasionen durch Nisch und Sofia verliefen. 33 THEOPHYLAKTOS, 1—3, S. 46. THEOPHANES, I, S. 252— 53. 31 M ichael der SYRER, X—21 (zit. nach HAUPTMANN, Les rapports, S. 157). Diese Q uelle kann man den erw ähnten E reig n issen nur hypothetisch zuordnen. Über die Langobarden wird in keiner and eren Q uelle im Zusamm enhang mit aw arischen Invasionen gesprochen, ab er die and eren Angaben w eisen in das Jahr 583, denn es wird gesagt, daß die Awaren sich nach Sirmium zurückziehen, das schon im Jah re 584 verlassen worden war. W eiter b e trifft die Angabe über ach t S te u e r­ ken ten arien anscheinend eine Erhöhung um zwanzigtausend Numismen, über die and ere Q uellen sprechen. 33 THEOPHYLAKTOS, 1—4, S. 4 6 —47. W ährend die Awaren Sirmium einnahm en und besetzten, gaben sie sich bei den übrigen Städten mit deren E roberung und m ili­ tä risc h e r Ausm usterung zufrieden. Diese Städte wurden dann durch das Byzan­ tin isch e Reich erneu t b efestigt, z. B. Singidunum, vgl. F. BARIŠIČ, V izantinski Singídon, Zbornik radova V izantološki institut, 3 (1955), S. 10, w elches im Jahre 592 ero b ert worden war. Über die Eroberung Singidunums d eta illie rte r: F. ŠIŠIC, Poviest Chorvata, Zagreb 1925, S. 218. ^ M ichael der SYRER, X —21 (in HAUPTMANN, Les rapports, S. 157). H ierher reiht auch P. TRETJAKOV, V oslo čn oslav jan sk ije plem ena, Moskva 1953, S. 192, diese Erwähnung ein. Vgl. auch L. HAUPTMANN, Staroslovanská in staroslověn ská „svo­ boda“, Cas, 17 (1923), S. 311. 37 THEOPHYLAKTOS, 1—4, S. 47 f., 1—6, S. 51. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 169. 39 THEOPHYLAKTOS, 1—6, S. 51—53. THEOPHANES, S. 254. 49 THEOPHYLAKTOS, 1—8, S. 53— 55. 41 THEOPHYLAKTOS, 11— 10, S. 90—105. THEOPHANES, S. 257— 59. verbindet den aw arischen E in fall und den Feldzug des Komentiol in einem Jahr und d atiert ihn in das Jah r 587. 42 THEOPHYLAKTOS, I II —4, S. 116— 17. 43 M iracula, PG 116, col. 1283—1324.

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Mir., PG 116, col. 1292, 1281. Ibid., C O l. 1314. Mir., PG 116, col. 1288. MURALT, E ssai de C h ronograph ie byzantine, St. Petersbourg, S. 669 (rev. Aufl. 1855). F. BARISlC, Cuda, S. 62. THEOPHYLAKTOS, VI— 3, S. 225. A. KOLLAUTZ, Die Ausbreitung der Awaren, S. 272. J. KOROSEC, Slaw isch e frü h ­ m itte la lte rlich e K ulturreste im nord w estlichen Jugoslaw ien und ö stlich en Alpen­ gebiet. A cta arch eolog ica, 17 (1965), S. 62. B. VINSKI, 0 nalazim a 6. і 7. stor. passim. Cod. Vind. Vita Pan. 141, fol. 3, nach KOLLAUTZ, S. 282. Autoren, die die N achrichten d ieser Quelle in ganzer B reite aufnehm en: K. JIRECEK, Die Romanen in den Städten D alm atiens, D enkschrift der W iener Akademie, XLVIII, 1852, S. 192. id., G esch ichte der Serben, I, S. 89. J. BURY, A History, S. 144. F. DVORNIK, Les Slaves, S. 15. VASMER, Die Slaven, S. 13. Chronicon M onembasiae, ed. P. Lem erle, La chronique im proprem ent dit le Monem vasie: la con texte historique et lögendaire, Revue des 6tudes byzantines, Paris, 21 (1963), S. 11 f., wo auch die A nalyse und Übersetzung der Quelle gegeben ist. Zur Datierung vgl. GY. MORAVCSIK, Byzantinoturcica, I, S. 237. P. LEMERLE, La chronique, S. 16, nimmt an, daß das H auptkriterium der Datierung, die Bem erkung über N ikephoros den Jungen, d. h. des II., eine sp ätere Einfügung ist, daß die Chronik selbst ä lte r ist, und daß A retas aus ihr schöpft. P. CHARANIS, The Chronicle of Monemvasia and the Slavonic S ettlem en ts in G reece, Dumbarton Oaks Papers, 5 (1950), versu cht eine Bew ertung der Chronik als h isto risch er Quellen entgegen der allgem ein akzeptierten ungünstigen Anschauung. Vgl. auch A. BON, La Peloponnese, S. 33. P. LEMERLE, La chronique, S. 11 f. Die Glosse des A retas, publiziert von B. KOUGEAS in „Neos H ellenoum enon“, 9 (1912), S. 437, ist für mich nicht zugänglich; ich zitiere nach A. BON, La Peloponese, S. 33. PG, col. 880. P. CHARANIS, On the Settlem ents, S. 91. EUAGRIOS, S. 228. P. CHARANIS, On the Slavonic Settlem ent in Peloponesus, BZ, 46 (1953), S. 95, m acht den Versuch zu bew eisen, daß H ellas bei Eugrios auch Peloponnes bedeutet. Obwohl einige F älle des G ebrauchs des Term inus Hellas bei diesem V erfasser — wie Charanis belegt — tatsäch lich auch einen w eiteren te rrito ria le n Rahmen bezeichnen können als G riechenland, ist das im gegebenen F alle nicht so. Vgl. dazu A. BON, La Peloponnese, S. 32. K. M. SETTON, The Em peror Constans and the Capture of Corinth by O nogur-Bulgars, Saeculum 1952, S. 345. P. LEMERLE, La chronique, S. 13. So bem üht sich K. AMANTOS, H istoire de I’Em pire Byzantin, I, S. 282, den Wert der Chronik herabzusetzen. Auch w eitere zwei Versuche, die W ertlosigkeit der Chronik nachzuw eisen, sind nicht au sreich end : D. ZAKYTHENOS, Hoi Sklaboi en H elladi, АЛІіеп 1945, S. 37—43, versu cht zu bew eisen, daß es um m ündliche Ü berlieferung geht. Wenn das w irklich der F all ist, konnte diese Ü berlieferung e rst Ende des 6. und Anfang des 7. Jh. entsteh en (s. u.) und m ußte daher w ahr sein. Auch gegen S. P. KIRIAKIDES, Etudes byzantines, VI, S. 56—58, erheben sich Einw ände. K iriakides setzt voraus, daß das S ch riftstü ck des P atriarch en

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N ikolaos die Chrysobullen zur Grundlage hat, die im 10.—11. Jh. dem P atras gegeben wurden und aus den Bullen Leos VI. übernom m en worden w aren, und diese w iederum schöp ften aus dem S ch riftstü ck des N ikephoros, das eine F ä l­ schung ist. (D er V erfasser kennt die A nschauungen von K. Amantos, D. Zakythenos, S. P. K iriakides aus den W erken von B. ZÁSTĚROVÁ, Les origines, S. 47, und P. CHARANIS, Slavonic Settlem en ts, BSL, X(1949), S. 86.) A bgesehen davon, daß es n ich t m öglich ist, den W ert der Q uelle,die nicht e rh alten ist, zu beurteilen , ist kein Grund vorhanden, warum es in ihr nötig gew esen w äre, ein solch es Detail zu fälsch en , wie es die E in fä lle der Awaren oder Slaw en sind. Vgl. auch P. CHA­ RANIS, N icephorus I., Saviour of Greece, B yzantina m etabyzantina, I (1946), S. 75. THEOPHANES, S. 422—23 und 429. Die slaw isch e Besetzung nach diesem Zeitpunkt ist un bestreitbar, vgl. auch K onstantin PORPHYROGENETOS, De Tem atibus, II, 6, PG, CXIII, col. 125, doch er sch lie ß t eine vorausgehende slaw isch e Kolonisation nicht aus. Vgl. L. NIEDERLE, SS, II, S. 212. Vita s. W ilibaldi, MGH SS, XV, S. 93. V erschied ene Standpunkte zu dieser Q uelle: DVORNIK, Les Slaves, S. 15— 16, stützt sich gän zlich auf sie. D. ZAKYTHENOS, Hol Sklaboi, S. 44, und A. BON, La Peloponnese, S. 37, m essen ihr keine Bedeutung bei. FALLMAYER, G esch ichte der H albinsel M orea, S. 202, 205. VASILIEV, S lav jan e v G recii, V izan tijsk ij vrem ennik, 5 (1855). A. BON, La P elo­ ponnese, S. 36, Anm. 5. D. ZAKYTHENOS, Hoi Sklaboi, S. 37, v erbessert die Angabe in Perinthos, i. e. H erakleia, und bringt sie in Zusam m enhang m it dem Ü berfall im Jahre 592 bei Theophanes und Theophylaktos. K. M. SETTON, The Em peror, S. 353. P. CHARANIS, On the Question of the S la ­ vonic Settlem en t in G reece during the Middle Ages, Byzantinoslavica, X (1949), S. 257. Vgl. zur Datierung des aw arisch-by zantinischen K rieges Exkurs II. THEOPHYLAKTOS, V - 1 6 , VI— 3, S. 218—25. THEOPHYLAKTOS, V I—3, V I— 6, S. 225— 30. THEOPHYLAKTOS, V I—6, S. 230—32. THEOPHANES, S. 270—71. THEOPHYLAKTOS, V I—11, S. 242. So verm utet H. LOWMIANSKI, Poczatki Polski, S. 390, Anm. 1180. THEOPHYLAKTOS, V I—11, S. 244—45. Vgl. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 171: v erschieden e Auslegungen. Labuda selb st lä ß t die M öglichkeit zu, die N ach richt im Sinne einer p otentiellen H errsch aft der Awaren aufzufassen. Diese A lternative deutet 2UPANIČ, Slovenski vojvoda D auritas, S. 126, k lar an. Vgl. vorausgehende Anm. THEOPHYLAKTOS, V I—11, S. 242, V II— 1, S. 245, V II—4—6, S. 252—54. THEOPHA­ NES, S. 275. THEOPHYLAKTOS, V II— 10— 12, S. 262—66. THEOPHANES, S. 276—77. THEOPHYLAKTOS, V II— 12, S. 266. THEOPHYLAKTOS, V II— 13, S. 268—71. THEOPHANES, S. 278. THEOPHYLAKTOS, V II— 15, S. 271—72. THEOPHANES, S. 279— 80. D ieser hat eine Ergänzung, daß der Khagan die G efangenen, die M aurikios nicht freikau fen w ollte, töten ließ. THEOPHYLAKTOS, V II—15, S. 273. L. HAUPTMANN, Les rapports, w eist auf die U nklarheit des Textes hin; G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 173, fa ß t die N ach­ rich t im Sinne einer E rlaubnis für die Awaren auf. Dagegen J. KULAKOVSKI),

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Istoria, II, S. 466. M. DRINOV, Zaselenie, S. 112, und V. TAPKOVA-ZAIMOVA, Nasestvia, S. 69, für das Byzantinische Reich. THEOPHYLAKTOS, V III—1—2, S. 284—86. THEOPHANES, S. 280—81. THEOPHYLAKTOS, V III—3, S. 287. THEOPHYLAKTOS, V III—4, S. 289—90. THEOPHYLAKTOS, V III—4, S. 292 f. THEOPHANES, S.284. Zur an tisch en Frage nach dem Jahre 602 vgl. Kapitel 2 und Exkurs I. G. STEFAN, Santierul arch eolog ie Garvan-Dinogentia, M ateriale si c e rce ta ri arch eologice, 4 (1957), S. 205. FLORESCU-DIACONU, Capidava, B ucuresti 1958, S. 251—52. Zur Regierung des Phokas vgl. J. KULAKOVSKIJ, Istoria, III, S. 3 f. Istoria Vizantii, I, Moskva 1967, S. 363 f. THEOPHYLAKTOS, V III— 12, S. 308. THEOPHANES, S. 290. M iracula, II—2, PG 116, col. 1337. Johannes von NIKIU, ed. Zotem berg, 1883, S. 109. F. BARISIC, Cuda, S. 94. THEOPHANES, S. 299—300. Gegen die trad itio n ellen Auslegungen der aw arisch-byzantinischen Beziehung und der E reig n isse, die im Grunde auch ich verfolge (s. z. B. STANOJEVlC, Vizantia i Srbi, II, S. 6—7. B. GRAFENAUER, N ekaj vap rasanij, S. 74—7 5 ), trat F. BARlSlC auf in: Car Foka i podunavski avaro-sloveni, Zbornik radova, XLIV, V izantoloski Institut, 4 [1956], S. 74—81. Er nimmt an, daß es zur Zeit des Phokas n ich t zu einem aw arischen E in fall kam, denn Theophanes übernahm eine N achricht, in der über die Zerschlagung der byzantinischen Armee gesprochen wird, und die er selbst ins Jahr 603 d atiert nach Theophylaktos, der das jedoch auf den ganzen Zeitraum von 602—628 bezieht. D araus kann man jed och schw erlich ableiten, daß die Awaren im Jahre 603 keinen A ngriff auf Thrakien v erw irklichten , über den Theophanes in dem g leich en Fragm ent sp rich t. Paulus DIAKONUS, IV—20, sp rich t klar von einer langobardischen H ilfe für die Awaren bei der Einnahm e Thrakien s nach dem Jah re 602. Isidori iuniori episcopi H ispaniensis H istoria, ed. Th. Mommsen, S. 478, MGH AA, 1. B. GRAFENAUER, N ekaj vaprasanij, S. 76. P. CHARANIS, G raecia in Isidor of Sevilla, BZ, 46 (1971), S. 22— 25. Mir., II— 1, PG 116, col. 1324. Mit Isidor verbindet diese N ach richt der M iracula: F. BARISIC, Cuda, S. 95. STA­ NOJEVlC, Vizantia i Srbi, I, S. 209. Mit Johannes von Nikiu: K. JIRECEK, G eschichte der Serben, I, Gotha 1911, S. 94. Georgios PISIDA, Bellum Avaricum, 7 1 —78; PG 92, col. 1269—70. Mit ihnen ver­ bindet die N achricht der M iracula: N. H. BAYNES, The Date of the Avar Surprise, S. 118, und d atiert sie in das Jahr 616. Ä hnlich auch B. GRAFENAUER, N ekaj vapraäanij, S. 81. THOMAS PRESBYTER, zit. nach L. NIEDERLE, SS, II, S. 236. A. BON, La Peloponnese, S. 35 f, Anm. 4. Mir., II— 2, PG 116, col. 1336—38. F. BARISIC, Cuda, d atiert es ins Jahr 618, L. NIEDERLE, SS, II, S. 236, vor das Jah r 626, O. TAFRALI, Thessalonique, S. 117, ins Jah r 626, A. BURMOV, S lav jan sk ite napadenia, S. 195, verbindet es mit Thomas dem Syrer. THEOPHANES, S. 302. Chronicon P aschale, ed. FGHB, VI, S. 77. J. KULAKOVSKIJ,

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Istoria, III, S. 53 f. 99 Das nim m t noch B. GRAFENAUER, N ekaj vap rašanij, S. 77, und Isto ria Vizantii, I, Moskva 1967, S. 365, an. 100 Das erste Datum: N. H. BAYNES, The date of the Avar surprise, BZ, 21 (1912), S. 110 f. G. OSTROGORSKY, History of the Byzantine State, S. 86; das zw eite ver­ su chte E. GERLAND zu begründen in: Die persischen Feldzüge des K aisers H erakleios, BZ, 3 (1894), S. 331 f. Einen Zusamm enhang zw ischen diesem E in fall und dem persischen A ngriff auf Byzanz (CMH, II, S. 292) zu suchen oder schon von Beginn des 7. Jh. an von einer persisch -aw arisch en K oalition zu sprechen, kann dem Geist der Zeit entsprechen, lä ß t sich aber aus den Q uellen nicht ableiten . L. GUMILEV, D revnije T ju rki, S. 168. N. H. BAYNES, The Date, S. 114. 1(,2 ibid., S. 113. 103 NIKEPHOROS, S. 17. THEOPHANES, S. 302. J. KULAKOVSKIJ, Isto ria, III, t>. 60. 304 THEOPHANES, S. 303. J. KULAKOVSKIJ, Istoria, III, S. 60. 105 Georgios PISIDA, De expeditione P ersica, III, PG, 92, 319, col. 1251. J. KULAKOV­ S K IJ, Istoria, III, S. 65. G. OSTROGORSKY, History, S. 93, nimmt an daß hierher auch die Steuererhöhung gehört. So auch CMH, II, S. 293. 106 E. GERLAND, Die Feldzüge, S. 331, legt sie ins Jah r 622. THEOPHANES, S. 302. Georgios PISIDA, De expeditione, I, 132, col. 1206. J. KULAKOVSKIJ, Istoria, III, S. 57. 107 THEOPHANES, S. 306, 308, 312, 315, 317. E. GERLAND, Die Feldzüge, S. 332—35. N. H. BAYNES, The Date, S. 113 f. J. KULAKOVSKIJ, Istoria, III, S. 65—75. CMH. II, S. 293. t06 NIKEPHOROS, S. 17— 19. THEOPHANES, S. 316. De obsidione constantinop olis hom oiia, ed. FGHB, VI, S. 414— 15. J. KULAKOVSKIJ, Isto ria, III, S. 7 6 —89. A usführliche B earbeitu ng: N. TEVJAŠOV, Osada K onstantinopola Avarami і Slavjan am i, 2MNPr, 1914 (5 2 ), S.229 f. und hau ptsächlich F. BARlSlC, La siěge de Constantinople par les Avares, Byzantion, 24 (1954). V. GRUMEL, La défense m aritim e de Constan­ tinople du cöte de la Corone d’Or et le siěg e des Avares, B yzantinoslavica, 25 (1964). 109 Istoria Avgan, S. 109— 10, in ARTAMONOV, Istoria Chazar, S. 145. 110 Istoria Avgan, S. 105, 107 (ARTAMONOV, Istoria, S. 147—48). L. GUMILEV,Drevnije T ju rki, S. 194. 111 ARTAMONOV, Istoria, S. 149.

KAPITEL 5b 1 L. HAVLlK, K otázce karolinské kolonizace a slovanského osídlení na území d nešních Dolních Rakous v 9. stol., Slovanské h istorické studie, III (I9 6 0 ), S. 66, nimmt an, daß das so gesch ah unter dem Druck der durchdringenden Slaw en. 2 M. KOS, Isto ria Slovenaca, Beograd 1960, S. 30, 23. 3 M. KOS, Gradivo za zgodovinu Slovencev, I. L jubljana 1903, S. 85. M. KOS, K poročilom Pavla Diakona o Slovencech, Gasopis za zgodovina in narodopise, 26 (1931), S. 203. B. GRAFENAUER, Razm erje med Slovani in Obri do oblegania Carigrada in negovo gospodarsko-družebne podstavje, Zgodovinski ěasopis, IX (1955), S. 145. 4 PAULUS DIAKONUS, III—26, S. 132. M. KOS, Istoria, S. 204. 5 M. KOS, Istoria. S. 205. A. JAKSCH, G esch ichte K ärntens, K lagenfurt 1928,

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E. KLEBEL, S ied lu ngsgeschlch te des deutschen Südostens, M ünchen 1940, S. 29. L. HARTMANN, G eschichte Italien s im M ittelalter, I, Stu ttgart, S. 348. Z IEBER MAYR, Noricum, S. 78, behauptet, daß das Sch reib en Theudeberts n ich t Noricum b e trifft, sondern das T erritorium nörd lich der Donau. Auch kann man kaum zulassen, daß der B rief auch die G ebiete der ö sterreich isch en Donau b e trifft. L. HAVLlK, K otázce, S. 67; vgl. M. VANCSA, G esch ichte Nieder- und O b eröster­ reich s, W ien 1959, S. 113. J. MAL, Problem e aus der F rü h g esch ich te der Slow enen, L ju b ljana 1939, S. 18—19, sp rich t von einem unzusam m enhängenden Eindringen der Slaw en. M. KOS, Istoria, S. 42, erk en n t auch die Rolle der Awaren in diesem Prozeß an. M. BÜDINGER, Ö sterreich isch e G eschichte, Leipzig 1858, S. 64, sch reib t das au ssch lie ß lich e V e r­ dienst am slaw ischen D urchdringen in die Alpen den Awaren zu. So auch L. HAUPTMANN, Kroaten, Goten und Sarm aten, G erm anoslavica, III (1935), S. 337_ Ein V erzeichnis der Funde vgl. J. EISNER, Devlnska Nová Ves, S. 213. L. SCHMIDT, Die W estgerm anen, S. 202—203. S. RIEZLER, G eschichte Bayerns, I, Gotha 1878, S. 74.E. KLEBEL. Sied lungs­ gesch ich te, S. 28. V erschied ene Datierung vgl. M. KOS, K poročilom , S. 207. In n eu ester Zeit wird fast allgem ein das Jahr 595 angenom m en, vgl. L. HAVLlK, Tři kapitoly z n e j­ starších česko-polských vztahü, Slovanské h istorické studie, III (1961), S. 67. ZIEBERMAYR, Noricum, S. 77. B. GRAFENAUER, U stoličevanie koroških vojevod in država k arantanskih Slovenov, L ju bljana 1953, S. 246, 432. M. KOS, K poro­ čilom , S. 207. PD, IV/7, S. 146. PD, IV/10, S. 150. M. KOS, K poročilom , S. 208. L. NIEDERLE, SS, II, S. 334. M. KOS, Zgodovina Slovencev, L ju bljana 1958, S. 23. M. KOS, K postanaku s lo ­ venské m eje zapadne, Rozpravě zgodovinskog družstva, 5—6 (1930). Passim, Istoria naroda Jugoslávie I, Zagreb 1953, S. 52. L. HAVLÍK, K otázce, S. 68 und K arten. L. HAVLlK, Staří Slované v rakouském Podunají v době od 6 .—12. stol., Rozpravy ČSAV, Řada společenských věd 1963, Jahrgang 73, S. 15. E. KLEBEL, Sied lungs­ g esch ich te, S. 42, verschiebt die Bayern in diesem Zeitraum bis zum W iener Wald. K. DEER, Karl der Große, I, Düsseldorf 1965, S. 733. PD, IV/11, S. 150. K. KRETSCHMER, H istorische G eographie von M itteleuropa, B erlin 1908, S. 168. G. LABUDA, Pierw síe paňstwo, S. 338, s te llt trotz Regels präziser Feststellu n g der thü ringischen Grenzen (Die Thüringen, 1882, S. 13) Erw ägungen über das Ausmaß Thüringens nach Süden bis zur Donau an. PDM, IV/11, S. 150. J. POUCHA, Avarská problem atika, Sborník k II. balkánském u kongresu, Brno 1970, S. 61, daß Brunhilde die Awaren gegen Theuderich gem ein­ sam mit Theudebert einlud, hält nicht stand (Ep. Wiss. III. MGH, S. 677). FREDEGAR, IV, C . 16, S. 127.

27 PD, IV/37, S. 167. J. MAL, Problem e, S. 18. 23 P. GOUBERT, Byzance avant Islam, II, Byzance et Orient, Paris 1965, S. 16. GREGORIUS, IV/42, S. 255. IV/44, S. 257. PD, III/8, S. 88. L. SCHMIDT. Die W estg er­ manen, S. 599, über das frän k isch e In teresse in Italien : L. HARTMANN, in: CMH, II, S. 198—99. 24 GREGORIUS, IV/40, S. 252. Zu den frän kisch-byzan tin isch en Beziehungen vgl. auch

D. de GULDENCHRONE, L’Italie byzantine, Paris 1914, S. 109 f. 2» GREGORIUS, IV/2, S. 5 (II. B and ). CH. DIEHL, Etudes sur l’ad m inistration byzan­ tine de l ’ex a rch a t Ravenne, 1888, S. 206. D. de GULDENCHRONE, L’Italie, S. 113. E. STEIN, Studien, S. 79. P. GOUBERT,Byzance, S. 17. 20 MGH — ep. austr. Korrespondenz un ter der Nr. 25— 48, S. 138—53. 22 GREGORIUS, VIII/18, S. 184. PD, 111/22, S. 127. PD, 111/29, S. 133, PD, III/31, S. 137— 138. GREGORIUS, X/3, S. 332. Vgl. P. GOUBERT, Byzance, S. 18. 23 Z. B. A uthari sandte dem bayrisch en Fü rsten G aribald ein Gesuch um Verm ählung mit dessen T och ter. PD, 111/30, S. 133. L. SCHMIDT, Die Ostgerm anen, S. 590 f. L. HARTMANN, in CMH, II, S. 20. 23 PD, IV/7, S. 146. 3° ü ber die S tra ß e n : J. MAL, Problem e, S. 11. L. HAUPTMANN, P olitische Umwälzun­ gen unter den Slow enen vom Ende des 6. bis zur Mitte des 9. Jh. MIÖG, 1915, S. 221. B. GRAFENAUER, U stoličevanie, S. 246. 31 PD, IV/1, S. 144, IV/4, S. 145. 32 PD, IV/8, S. 146. 33 PD, IV/12, S. 150. B. GRAFENAUER, N ekaj v ap rašanij, S. 68. 31 MGH epp. II, S. 154 und 249. Vgl. M. KOS, K poročilom , S. 209. K. JIREČEK, Die Romanen, S. 22. DÜMMLER, Über die älteste G esch ichte der Slaw en in Dalm atien, W ien 1858, S. 12. M. DRINOV, Zaselenie, S. 123. 33 PD, IV/20, S. 249. 33 PD, IV/28, S. 157. 32 PD, IV/24, S. 156. 33 PD, IV/25, S. 156. 39 PD, IV/30, S. 259. 40 PD, IV/32, S. 159, IV/40, S. 168. CMN, II, S. 202. P. GOUBERT, Byzance, S. 118 DÜMMLER, Über die G eschichte, S. 14. 41 PD, IV/37, S. 168. M. KOS, K poročilom , S. 212. Zur G esam tproblem atik vgl. B. GRAFENAUER, R azm erje, S. 145—49. 42 L. HAUPTMANN, Umwälzungen, S. 232, sp rich t über den E in flu ß der turanischen Sp rachelem ente auf die slaw ischen D ialekte im Ros-Tal im nord östlich en Friaul, w oraus er eine d irek te aw arisch -slaw isch e Sym biose ab leitet. Dagegen J. MAL, Problem e, S. 39.

KAPITEL 6a 1 THEOPHYLAKTOS, V II—7, S. 260. 2 L. HAUPTMANN, P olitische Umwälzungen, S. 246—49. B. GRAFENAUER, N ovejšaja lite ratu ra o Samovi i n jen i problem i, Zgodovinski časopis, IV (1950), S. 159. •’ J. GOLL, Samo und die k aran tan isch en Slaw en, MIÖG, 11 (1890), S. 493— 96. V. NOVOTNÝ, České dějiny, I, Praha 1912, S. 210. P. CHOC, Samova říše a je jí zápasy. H istorie a vojenství, 1957, Nr. 2, S. 14. V. VANĚČEK, Souvislost Velké Mo­ ravy se slovanským svazem Samovým, P ráv ně-historické studie, 9 (1963), S. 215— 217, sucht das Zentrum von Sam os Reich w estlich der T schechei. Als Begrün­ dung dient ihm der A nspruch D agoberts auf diese Gebiete. Diese E rkläru ng ist n ich t ausreich end, diese T atsach e kann man auch anders in terp retieren (s. u .). 4 D ieser V oraussetzung en tsp rich t am besten die Lage N ied erö sterreichs und Süd­ m ährens. Vgl. J. PEKAR, D ějiny československé, Praha 1925, S. 5. B. HORÁK,

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Sam ova říše, Časopis pro dějiny venkova, 10 (1923), S. 129—32. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 139—44. An an d erer S te lle (K otázke polohy a vzniku Samov e j říše, H istorické štúdie, 1968, S. 185 f.) habe ich v ersu ch t zu zeigen, daß auch die au sd rü cklich e Angabe über Sam os Regierung in K arantan ien nicht in W ider­ spruch steh en muß zu ein er solchen L okalisierung. Dort auch w eitere L iteratu r. Z. VINSKI, 0 nalazim a 6. і 7. stör, u Jugoslavia s posebnim obzirom na arch eo lošku ostavštinu iz vrem eni prvog avarskog kaganata, Opuscula arch aeo log ica, 3 (1958), S. 15. A. TOČÍK, Stav arch eo log ickéh o bádania n a jsta rších dejín slovenského národa, AR, XV (1963), S. 596. Z. ČILINSKÁ, W kw estii pobytu Awarov w K arpatach slow ackich , Acta arch aeo log ica Carpatica, IV (1962), S. 162. L. KRASKOVSKÄ, Slovansko-avarské pohrebisko v Z áhorskej Bystrici, Bratislava 1972, S. 92. A. TOCÍK — J. DRENKO, Výskům v Prši na Slovensku, AR, II (1950), S. 166. Z. ClLINSKA, Sociálno-ek onom ická problem atika vo svetle pohrebísk juhozápadného Slovenska, in: O počiatkoch slovenských dejín, B ratislava 1965, S. 38. J. EISN ER, Devínska Nová Ves, B ratislav a 1952, S. 331—33. Zu Anfang d atiert er die G rabstellen in das Jahr 650 in: Pour d ater la civ ilization avare, Byzantinoslavica, IX (1947), S. 53—54. Der U nterschied in der m ateriellen Kultur in der Slow akei, resp. in M ähren und Ö sterreich im 7. Jh. in Zusamm enhang m it „awarisc h e n “ Funden ist evident; es ist jed och frag lich , ob die Datierung in die erste H älfte des 7. Jh. sich im V erlau f w eiterer Forschungen in der Slow akei als genügend überprüft erw eist und hau ptsächlich, ob sich dieser erste „aw arische“ Ho­ rizont als stark genug erw eist, um aus der Annahme einer Besetzung der Slow akei in diesem Zeitraum eine bew iesene T atsach e werden zu lassen. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 139—44, nimmt es trotz der arch äo logisch en Situ ation an. Die L iteratu r, die Samos Reich in Südm ähren lo k alisiert, sieh e unter Anm. 4. In die Umgebung W iens wird es von E. ZÖLLNER, Die p olitische Stellung der V ölker im F ran k en reich , W ien 1950, S. 194, gelegt. K. OETINGER, Das Werden W iens, 1951, S. 352. J. PEISKER, Neue Grundlagen der slaw ischen A ltertum skunde, B erlin 1920, S. 5. J. MAL, Problem e, S. 29, 39. G. Labuda versu chte, eine d reifach e m ögliche Bezie­ hung zw ischen Awaren und Slaw en zu un terscheid en : gän zliche A bhängigkeit, gän zliche U nabhängigkeit, gegenseitige Zusam m enarbeit auf dem v erhältnism äßig un klaren Prinzip einer gegenseitigen Beziehung. Ein Ü berblick über die A nsichten und ihre A nalyse: B. ZÁSTĚROVÁ, Avaři a Slované, Vznik a počátky Slovanů, II (1958), S. 40 f. FREDEGAR, IV—48, S. 144. B. GRAFENAUER, N ekaj vaprašanij, S. 114, daß die Slaw en und Awaren in zwei zeitlich abgetren nten „A ntritten“, die voneinander unabhängig sind, käm pfen. De obsidione Constantinopolis Homilia, ed. FGHB, VI, S. 42. THEOPHYLAKTOS, V I—2, S. 223. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 166. P. TRETJAKOV, V ostočn o slavjan sk ije plem ena, S. 191. L. NIEDERLE, SS, ІІІ2, S. 490 f. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 330. P. RATKOŠ, Pram ene k d ějin ám V elk ej Mo­ ravy, B ratislava 1964, S. 59. V. KIPARSKY, Die gem einslaw ischen Lehnw örter aus dem G erm anischen, A nnales academ iae Fen nicae, В XXXII, 2, H elsinki 1934, S. 208—9.

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21 Du CANGE, Glossarium , I, S. 617. 22 A. WALDE, L atein isch es Etym ologisches W örterbuch, H eidelberg 1910, S. 99. N. MAYER, Zur Frage von Fred egars B erichten über die Slaw en, MIÖG, ergbd. XI (1929), S. 118. 23 Die A nsicht Prof. Lew ickis v erö ffen tlich e G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 331. 21 N. MAYER, Zur Frage, S. 119, sp rich t von der M öglichkeit befulcus-byvolcus. 23 V. PROCHÁZKA, Daňová a jiná břem ena u polabsko-pobaltských Slovanů, PHS, I (1955), S. 166. V. CHALOUPECKÝ, Kníže český V áclav, CCH, 1947, S. 26. 26 V. PROCHÁZKA, Daňová a jin á břem ena, S. 170. HELMHOLDUS, Chronica Sclavorum , MGH, S. XXX— 1, H annoverae 1868, S. 38. 27 PROKOPIOS, BG, 111/18, S. 581—82. 28 MENANDER, Fragm . 4, S. 4. 29 MENANDER, Fragm . 14, S. 34— 35. 39 MENANDER, Fragm . 28, S. 62. 31 THEOPHANES, S. 252. 32 J. EISNER, Devínska Nová Ves, S. 211. P. CHOC, Samova říše, S. 16. 33 H. PREIDEL, Die A nfänge, S. 66—68, u n terscheidet deswegen reine Slaw en — Sklaven, ausgebeutete und M ischlinge — Käm pfer und aw arische H elfer. Diese These ist jed och vom soziologischen Standpunkt aus nicht tragbar. 34 P. CHOC, Sam ova říše, S. 11. 35 Zur Frage slaw isch-b ay rischen Zusam m enlebens in N ied erösterreich, das auch ruhig, fried lich gew esen sein konnte, vgl. F. ZAGIBA, Tulln als M issionszentrum für Mähren vor Cyrill und Method, A rchaeologica au striaca, 40 (1966), S. 188. 36 GEBHARDT, Handbuch, S. 124 f. 37 Zur Politik D agoberts vgl. R. BARROUX, La politique extérieu re de Dagobert, Revue d’h isto ire diplom atique, 52 (1938), S. 219 f. 38 FREDEGAR, IV— 58, S. 150. R. BARROUX, La politique, S. 220. 39 FREDEGAR, IV—62, S. 151. 4n PREIDEL, Die Anfänge, S. 29, daß es ein Agent w ar; CHALOUPECKÝ, Considérations sur Sam o, Bsl. 1950, S. 231, daß es einer der M ächtigen Dagoberts sei. 41 FREDEGAR, IV— 68, S. 154. 42 J. GOLL, Samo, S. 445, sp rich t un rich tig erw eise von vier Kolonnen. Vgl. P. CHOC, Samova říše, S. 30. 43 FREDEGAR, IV—72, S. 157. J. MAL, Problem e, S. 19. 44 R. GRÜNWALD, W ogastisburg, VPS, II (1958), S. 102—4. 43 FREDEGAR, IV—75, S. 168— 69. 48 FREDEGAR, IV —48, S. 145.

KAPITEL 6b 1 Zur E in richtu ng der Themen vgl. A. PERTUSI, La form ation des thěm es byzantines, B erich te zum XI. In tern atio n alen B yzantinischen K ongreß, München 1958, S. 184 — er nimmt an, daß die Them en in der zw eiten H älfte des 7. Jh. entstanden. Zu dem gleich en Problem : G. OSTROGORSKY, ibid., d atiert vor das Jahr 620. Vgl. P. CHARANIS, Some Rem arks on the Changes in Byzantium in the 7th century, Recueil des travaux de l’Institut des Etudes byzantines, I, S. 74—76. 2 Zur Regierung des H erakleios vgl. G. OSTROGORSKY, History, S. 83 f. J. KULAKOVSKIJ, Istoria, III, S. 56—85. N. H. BAYNES, The Su ccessors of Justinian, CMH,

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II, S. 287 f. Ein w esen tlich es W erk zu den Them en: H. GELZER, Die Genesis der byzantinischen Them enverfassung, Leipzig 1889. CH. DIEHL, L’origine du régím e d es thěm es, Etudes byzanlines, Paris 1905. K onstantin PORPHYROGENETOS, De adm inistrando im perio, ed. Gy. M oravcsik. Budapest 1949, S. 137 f., Kap. 29— 36. An d ieser S te lle beschränke Ich mich a n ste lle einer A nalyse des langen V erzeichnisses der Literatur, die der Problem atik der Ankunft der Kroaten und Serben gewidm et ist, auf eine Benennung der L ite­ ratur, die einzelne Konzeptionen und W erke an aly siert. Das sind: L. NIEDERLE, SS, II, S. 2 6 0 —61; F. ŠIŠIC, Poviest Hrvata u vrem ie narodnih vladara, Zagreb 1925, S. 236—66; eine k ritisch e Analyse ein zeln er Problem e bei B. ZÁSTĚROVÁ, Hlavní problémy z d ějin slovanských národů, VPS, I, 1956, S. 34—45. K onstantins N ach richt als Dokument des aw arisch-slaw ischen D urchdringens auf den Balkan verstanden: V. JAGIČ, Ein K apitel aus der G eschichte der südslaw i­ schen Sprachen, A rchiv für slaw ische Philologie, 17 (1895), S. 60 f. L. NIEDERLE, SS, II, S. 261. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 223, sp rich t von einem Durchdringen durch das M ährische Tor, verbindet das aber mit dem Eindringen der Slaw en nach Karantanien, d. h. mit den Awaren. H. LOWMIANSKI, Poczatki Polski, II, S. 120, sprich t von einem m ittleren Strom , d. h. durch Pannonien, mit and eren W orten, wiederum eine mit den Awaren verbundene K olonisation. Beide sind unw ahrscheinlich. L iteratu r zu dem strittig en Problem sieh e Anm. 3. Im großen und ganzen wird G roßkroatien und G roßserbien in die T sch ech ei plaziert, bzw. Jenseits des K ranzes tsch ech isch er Berge von der Elbe bis zur W eichsel. Vom Standpunkt der aw arisch en Problem atik aus ist diese Frage im Grunde irrelevan t, deshalb besch äftige ich m ich nicht mit ihr. Die ä ltere A nsicht en tw ick elte V. JAGIC. E in K apitel, S. 58 f. und passim, vgl. G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 220. J. BURY, The T reatise of Constantinus Porphyrogenitus. ,De adm inistrando im perio’, BZ, 1906, S. 524. L. HAUPTMANN, Dolazak Hrvata, Zbornik kralja Tom islava, Zagreb 1925, S. 121, f. G. LABUDA, Pierw sie panstwo, S. 228. Korfstantin PORPHYROGENETOS, Kap. 30, S. 142. IBRAHIM IBN JAKUB, zit. in: CCM, 1878, S. 295. V. NOVOTNÝ, České dějiny, I, S. 569 f., W ESTBERG, Ibrahim ihn Jakubs B erich t über die Slaw enlande, Zapiski im peratorskoj akadem ii nauk, III (1898), S. 111. J. WIDAJEWICZ, Krakow i Powazie v dokum entach biskupstw a praskiego z r. 1086, Poznaň 1936, S. 96. V. CHALOUPECKÝ, S taré Slovensko, B ratislava 1921, S. 29. Konstantin PORPHYROGENETOS, Kap. 40, S. 176, G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 213, daß man Boleslav für einen H albheiden halten konnte. Vgl. V. NOVOTNÝ, České dějiny, I, S. 471, lehnte diese M öglichkeit rich tig kateg orisch ab. K onstantin PORPHYROGENETOS, Kap. 30. S. 137. A. RAMBAUD, L’em pire grec au Xe siěcle, P aris 1870, S. 172. J. BURY, The T reatise, S. 524 f. G. LABUDA, Pierw sie panstwo, S. 230. Vgl. V. NOVOTNÝ, České dějiny, I, S. 468— 469. V. CHALOUPECKÝ, Kníže český, S. 26, 46—47. B. GRAFENAUER, Prilog k ritici izveštaja Konstantina Porfirogenitu o doslevanju Hrvata, H istoriski zbornik, V (1952), S. 15. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 227, hebt den U nterschied hervor und en tw ickelt die A nsichten Hauptmanns w eiter.

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1H So verstand die M ehrzahl der Autoren das Problem , angefangen mit V. JAG1C, Ein Kapitel, S. 57. lu Vgl. Anm. 23. 2fl J. BURY, The T reatise, S. 558. 21 Ü. LABUDA, Pierw sie panstwo, S. 230, versu ch te nachzuw eisen, daß 1. der Autor die Ära D iokletians gebrau chte, 2. daß man X— 600 in 500 v erbessern muß und damit erh alten wir 632/33. Ä hnlich auch F. RACKI, B iela Horvatia i Biela Srbia, Rad Jugoslovenske akadem ie znanosti i um etnosti, 52 (1880), S. 163. Diese Theorie ist zu spekulativ und rech n et mit zufälligen Kom binationen. 22 Auch NIEDERLE, SS, II, S. 224, d atiert um das Jah r 614. 23 Die These von den u n tersch ied lich en Traditionen wurde in die L iteratu r eingefü h rt von L. HAUPTMANN, Dolazak, S. 121, und K onstantin P orfirog enit o porieklu stanovista dubrovaCkog zaleda, Zbornik iz dubrovaßka proSlosti M. R esetara, Dub rovnik 1931, S. 17—24. 21 B. GRAFENAUER, Prilog, S. 32, fü h rte den Gedanken Hauptmanns, daß das Kapitel 30, das re ich e r an Angaben und heim ischen k ro atisch en Ursprungs ist (Kap. 29 und 31 sind byzan tin isch ), drei Q uellen hat: 1. die Ü berlieferung vom Fall T h e ssa ­ lonikis, 2. die Legende von den Awaren und ih rer Ankunft, 3. die Ü berlieferung von der U nterw erfung der Kroaten durch die Franken. 23 J. MIKOLA, A w arisches, ZfSPh, 1927, S. 158— 59, daß Tuga und Buga ursprünglich w eibliche Namen seien. GREGOIRE, L’origine, hat in diesem Zusammenhang phan­ tastisch e Etym ologien, z. B. Kosentz — Kosice, S. 193. 26 E. FRANCES, V izan tijsk o je gosudarstvo i levobre2ie Dunaja v VI. v. V izantinskij vrem ennik, 20 (1961), S. 14—22. 27 THEOPHANES, S. 347. P. LEMERLE, Philipe et la M acedoine o rien tale ä l’epoque C hrötienne et byzantine, P aris 1945, S. 115, bew ertet den Feldzug nur als Episode. Vgl. V. ZLATARSKI, lsto ria I —1, S. 136. 28 Der vollständige Text in: FGHB, III, S. 146—47. 20 M iracula, FGHB, III, S. 147— 51. 3f> Ibid., S. 157. P. LEMERLE, Invasions, S. 300— 301. F. BARISIC, Cuda, S. 106 f. 31 E ine Datierung vor das Jahr 658 kann man nicht akzeptieren. (Z. B. L. NIEDERLE, SS, II, S. 235—36, d atiert in das Jahr 634. O. TAFRALI, ebenso, T hessalonique, S. 121, obwohl er den k aiserlich en Feldzug mit K onstans verbindet. Das and ere Extrem ist eine D atierung ins 8. Jh. in Zusam m enhang mit einer neuen W elle von Slaw en nach der Pest des Jah res 746. So S. LAURENT, Sur la date, S. 427— 30. STANOJEVIC, Vizantia, II, S. 93. 32 THEOPHANES, S. 34. NIKEPHOROS, S. 36. P. LEMERLE, Invasions, S. 300. 3a Zur Problem atik des Them as H elladikoi siehe G. OSTROGORSKY, Postanak tema H eladikoi i Pelopones, Zbornik radova V izantoloskog in stitute, 1 (1952), S. 64. P. LEMERLE, Philipe, S. 116— 17. CH. DIEHL, Etudes byzantines, S. 284. Die Aus­ einandersetzungen — solange sie um den geographischen Rahmen des Them as gefü hrt w erden — b etreffen hau ptsächlich den Peloponnes — O strogorsky ist gegen eine Z ugehörigkeit zu H elladikoi, Diehl dafür. 34 A. BURMOV, Slav jan sk ite napadenia, S. 203. 35 G. OSTROGORSKY, History, S. 111. 30 G. OSTROGORSKY, History, S. 111. BAYNES, CHM, II, S. 454. F. TAUER, ln: Dejiny lidstva, III, S. 146. A. VASILEV. V izantia i Araby, S. 28. F. BA RlSlC, Cuda, S. 122.

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KAPITEL 7a 1 2 5 1 5 *

MENANDER, Fragm ., 43, S. 8 4 —89. Theophanes Byzantios, Fragm enta, ed. L. Dindorf, HGM, I, S. 44. MENANDER, Fragm ., 64, S. 126. L. GUMILEV, D revnije Tjurki, S. 49. ARTAMONOV, Isto ria Chazar, S. 137. MENANDER, Fragm . 43, S. 81, Fragm ., 64, S. 125. V. ZLATARSKI, Istoria, I— 1, S. 82, sp rich t un rich tig erw eise von einer E roberung von Chersones. Vgl. A. JAKOBSON, V izantia v isto rii rannesrednevekovoj Tavriki, SA, 21 (1954), S. 163.

7 L. GUMILEV, V elik aja rasp rja v pervom tjurskom chagan ate v svete vizan tijskich istoCnikov, V izan tijsk ij vrem ennik, CC, XX (1961), S. 82. V. ZLATARSKI, Istoria, I—1, S. 83. 8 J. KULAKOVSKIJ, Istoria gotskoj je p a rch ii v Krymu v 8. v. ZMNPr, 315 (1898), S. 178—79. 9 THEOPHYLAKTOS, V II—7 —8, S. 256—68. L. GUMILEV, Drevni je Tjurki, S. 138. 1(1 THEOPHYLAKTOS, V II—7, S. 260. 11 Vgl. ARTAMONOV, Istoria Chazar, S. 140—41. 12 A usführlich, vgl. L. GUMILEV, D revnije T jurki, S. 154 und S. 185 f. 13 NIKEPHOROS, S. 12. 14 Über Tervel: NIKEPHOROS, S. 41. V. ZLATARSKI, Istoria, S. 171. 15 Die G leichsetzung Organs mit Mochedu schlug L. GUMILEV vor (zit. Artamonov, S. 162), MARQUART, S. 21, id en tifiziert den hu nnischen H errsch er mit Organ. V. ZLATARSKI, Istoria, I— 1, S. 85—86 und L. GUMILEV, D revnije T ju rki, S. 202, id entifizieren ihn mit Kubrat. Das ist ab er nicht m öglich, weil Kubrat die P a tri­ zierwürde nicht zweimal — im Jahre 619 und 635 — erh alten konnte (vgl. w eiter u n ten ). Außerdem war Kubrat in sein er Jugend in K onstantinopel getau ft worden (J. von N ikiu) und nicht als E rw achsen er. Vgl. die Einw ände A. BURMOVS, Voprosi za blgarska istoria, S. 28—30. 16 Das setzt ARTAMONOV, Istoria Chazar, S. 145 und 162, Anm. 15 voraus. Man muß zur In terp retatio n J. KULAKOVSKIJ, Istoria, III, S. 345— 46, zurückkehren, daß eine erw idernde G esandtschaft eine Erfindung der C hroniker sei. 17 L. GUMILEV, D revnije T jurki, S. 201—203. 18 BlCURIN-JAKINF, Sobranie svedenij, I. S. 284. L. GUMILEV, D revnije T ju rki, S. 210. 19 NIKEPHOROS, S. 24. 20 Chronique de Jean evöque de Nikiu, trad. Zotenberg, Paris 1883, S. 400. 21 Vita C onstantini, ed. Pastrnek, S. 205. So arg u m en tiert H. LOWMIANSKI, Poczatki, II, S. 320. 22 V. ZLATARSKI, Istoria, I—1, S. 93. J. MARQUART, Ausdrücke, S. 21. L. GUMILEV, D revnije Tjurki, S. 202. Nur LOWMIANSKI, Poczatki, II, neigt zur A nerkennung eines selbständigen Sch w arzm eerkhagan ats. 23 GY. LÄSZLÖ, Etudes, S. 252—56. N. FETTICH, M etallkunst (AH, 21 — 1951), S. 302. H. LOWMIANSKI, Poczatki, II, S. 364 sieht eine Verbindung mit der SaltovoGruppe, aber die A rchäologen haben eine ein h eitlich e Meinung über ihre E n tste­ hung. Im Flu ßgebiet des Don tau cht sie aber erst im 8. Jh. auf. Vgl. M. LJAPUSKIN, P am jatniki saltov sk o -m ajacko j kuTtury v b asse jn e Dona, MIA, 62 (1958), S. 137—47.

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24 V. ZLATARSKI, Isto ria, S. 112, dagegen: ARTAMONOV, Istoria Chazar, S. 167, Anm. 25. N ichts bezeugt jed och, daß Bezm er der H errsch er der K utriguren war, wie das Artamonov behauptet. 2 > THEOPHANES, S. 357—58. NIKEPHOROS, S. 33— 34. 23 V. ZLATARSKI, Istoria, I— 1, S. 109. J. MARQUART, Streifzü ge. S. 8. ARTAMONOV, Istoria Chazar, S. 171—72. 27 V. ZLATARSKI, Istoria, S. 99 hat eine rich tig e Auslegung, daß die Kotragen in Richtung von W esten nach Osten zogen. Zu den unklaren A nfängen der W olga­ bulgaren: P. SMIRNOV, Istoria S SS R , I, S. 333. 24 J. MORAVCSIK, Zur G esch ichte der Onoguren, S. 86. ARTAMONOV, Istoria Chazar, S. 166. Istoria SSR, I, S. 331. Nur V. Z latarski bemüht sich, auf Grund der Id en ­ tifizieru n g des vierten Sohnes mit Kuber und des fünften mit A lcek (vgl. u.) die Glaubw ürdigkeit d ieser W iedergabe zu bew eisen. 29 A rm enische Chronik, ed. Patkanov, Iz novogo spiska geografii, pripisyvajem oj M oiseiu Chorenskorau, ZMNPr, 26 (1883), S. 29. 3i) f . WESTBERG, K analizu vostočnych istočnikov o vostočnoj Jevrope, ZMNPr, 14 (1908), S. 4 8 —49. V. ZLATARSKI, Istoria, I — 1, S. 107. PATKANOV, Iz novogo spiska, S. 29. 51 J. MARQUART, Die altb u lg arisch en A usdrücke, S. 5 —6. F. WESTBERG, K analizu, S. 45, v erbesserten Kuči, bzw. Kočo. Ähnlich V. ZLATARSKI. Istoria, I— 1, S. 107. ARTAMONOV, Istoria, S. 168. 32 Daß es der Don sei, nimmt F. WESTBERG an, K analizu, S. 49. 33 ARTAMONOV, Isto ria Chazar, S. 168. 34 F. WESTBERG, K analizu, S. 49.

KAPITEL 7b 1 2 3 4 5

I. BÖNA, La cim etiěre avare Ürböpuszta, AE, 84 (1957), S. 174. H. HAUSSIG, Exkurs, S. 358. GY. MORAVCSIK, B yzantinotu rcica, II, S. 299. FREDEGAR, IV, c. 72, S. 157. M iracula, I I —5, col. 1363, ed. Migne, PG, 116. PD, V—29, S. 196— 97. L. HAUPTMANN, Umwälzungen, S. 245, verbindet die beiden bu lg arisch en Häuptlinge m iteinander. V. ZLATARSKI, Istoria, I —1, S. 114, nimmt an, daß sie nichts m iteinand er zu tun haben. K. JIRECEK, G esch ichte der Serben, l, S. 100, setzt den Ü bergang des A lciok von Dagobert zu den Langobarden voraus. 6 f. MAL, Problem e aus der F rü h g esch ich te, S. 99. 1 Auch im F a lle Kubers geht die Datierung ziem lich auseinander. Es ist nicht rich tig, das V erschleppen der Byzantiner durch die Awaren m it dem E in fall der Slaw en bei Johannes von Ephesos in Verbindung zu bringen, der m it den Awaren nichts gem einsam hat. So d atieren in das Jahr 640: L. NIEDERLE, SS. II, S. 205, H. GELZER, Die Genesis, S. 60, K. JIREČEK, G esch ichte der Serben, S. 100. Auch A. BURMOV, Napadenia, S. 205, d atiert die Verschleppung in die Jah re 582—602. H. GRÉGOIRE, L’origine, S. 132 d atiert in das Jah r 635. B. GRAFENAUER, Kronološka vaprašania, S. 55, d atiert Kubers Ankunft zw ischen die Jahre 668—74. P. LEMERLE, La composition, S. 312, ins Jahr 635. V erschied ene ä ltere D atierungen: F. BARIŠlC, Čuda, S. 128 f. — er selb st d atiert sie in die ach tzig er Jahre, S. 135. 0 So iden tifizieren a lle Autoren, die Kuber in das Jahr 635 d atieren. Vgl. auch

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SETTON, The Bulgars, S. 521. H. GRßGOIRE, L’origine, S. 104, id entifiziert mit ihnen sogar Chorvat, der seine Slaw en auf den B alkan führte. S. auch H. ANTONIADISBIBICOU, A propos de la prem iére mention ďun stratěge des Caraviensis, Byzantinoslavica, 27 (1966), S. 74 — sie d atiert den Aufstand Kubers in das Jahr 649. Gegen die Identifizierung Kubrats mit Kuber s. G. FEHÉR, Prvata pojava na prab alg arite v M akedonija. M akedonski Pregled, 4 (1928), S. 91, und MILEV, Kubrat ot isto riata i Kuber v Cudesach na sv. D im itrija, Periodičesko spisanie, 71 (1910), S. 556, der auf alle U nterschiede in der Version Kubers und Kubrats hinwies. Eine solche In terp retatio n ist jed och nicht ausreich end, weil immer die M öglichkeit existiert, daß sich ein und derselben Begebenheit Legenden in zwei un terschied ­ lichen Umgebungen bem ächtigten und zwei u n tersch ied lich e Traditionen e rd ich ­ teten. 9 MAROSI— FETTICH, Trou vailles Avares de Dunapentele, AH, 18 (1936), S. 94—99. D. CSALLÁNY, Grabfunde der Frühaw arenzeit, Folia arch aeolog ica, I — II (1939), S. 121—155. J. DEKAN, A ntropom orfné motivy na liatych bronzových kovaniach predvefkom oravsköho typu, Stud ijné zvěsti AU SAV, 14 (1964), S. 87. 10 I. KOVRIG, Das aw aren zeitliche G räberfeld von Alatyan, Budapest 1963, S. 188. hat nach seinen M aterialien eine Einteilung in die Gruppen: 1. 690—650, 2. 650—700. 3. 700. 11 D. CSALLÄNY, Grabfunde der Frühaw arenzeit, S. 133—34, I. KOVRIC, A latyan, S. 229. J. WERNER, Zum Stand der Forschung über die arch äolo gisch e H in terlassen schaft der Awaren. ŠZ AU SAV, 16 (1968), S. 280 — G egenargum ente. 12 I. KOVRIG, A latyan, S. 124. 13 ]. DEKAN, Motivy, passim. N. FETTICH, A rchäologische Studien zur G eschichte der späthunnischen M etallkunst, AH, XXI (1951), S. 157. J. DEKAN, H erkunft und Ethnizität der gegossenen Rronzeinduslrie des 8. Jh. Slovenská archeológia, X X I—2 (1972). 14 G. LÄSZLO, Etudes archéologiqu es sur l’histoire de la société des Avars, Budapest 1956, S. 179— 80. J. DEKAN, Vývoj, S. 572. 15 MAROSI— FETTICH, D unapentele, S. 96—98. FETTICH, Bronzeguß und Nomadenkunst, Skythika, II, Praha 1929, S. 49 f. Dazu J. DEKAN, Motivy, S. 88. 10 Auf den Zusamm enhang mit Kudyrge wies als e rster N. FETTICH hin, Bronzeguß, S. 29. Vgl. A. A. GAVRILOVA, M ogilnik Kudyrge kak istocnik po istorii a lta jsk ich plemen, Moskva 1965, S. 32 f. — hier sind auch G reife, die das ch arak te ristisch ste Zeichen der zw eiten pannonischen Epoche sind. A. P. RASPOPOVA, Pojasnoj nabor Sogda 7 . - 8 . vv. SA, 4 (1968), S. 78. S. KISELEV, Drevňaja istoria južnoj Sibiři, Moskva 1951, S. 493 f. u n terscheidet das Gebiet des Orkhan. *7 G. LÁSZLÓ, Etudes, S. 179—80, hält den G reif Tür asiatisch , die Ranke für ein uralisches E lem en t; beide gelangten nach Pannonien aus dem Flu ßgebiet der Kama. I. KOVRIG, Alatyan, S. 230, sieh t eine Verbindung m it den Bulgaren, die zur Wolga kam en und auch nach Pannonien gelangen konnten. GY. LÄSZLÖ, A kettös honfo glalásró l, S. 161—90, A rchaeológiai É rtesító (1970—72). Dagegen: J. WERNER, Zum Stand, S. 282. Zur arch äolo gisch en Situ ation am Flu ß Kama und über die Lomovatov-Kultur: A. P. SMIRNOV, O čerkí srednevekovoj istorii narodov srednego Povolžia i Prikam ja, MIA, 28 (1952), S. 118 f. (Einw ände gegen diese A nsicht: I. KOVRIG: Bulgaren werden doch für die H auptträger der M artinovka-Kultur geh al­ ten, wie konnten sie plötzlich ihre m aterielle Kultur än d ern ?) Zur gelben Keram ik: D. BIALEKOVÄ, Zur Frage der Genesis der gelben K eram ik aus der Zeit des zweiten

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aw arisch en K haganats im K arpatenbecken, SZ AU SAV, 16 (1968), S. 21 f. E. GaRAM, Die sp ötaw arenzeitlich e gelbe Keram ik, AE, 1969, S. 241. L. GUMILEV, D revnije T ju rki, S. 202—237, ARTAMONOV, Isto ria Chazar, S. 170 über das E in tre ffen She-kueis bei den Chazaren. S. SZADECKÝ-KARDOS, K uvrat fiának K ubernek td rténete és az av arko ri rég eszeti leletany ag, A ntik tanulm ányok, 15 (1968), S. 84— 86. L. HAUPTMANN, H istoria mundi, V, B ern 1954, S. 304, setzt auch eine neue Flut einer neuen nom adischen eth n isch en E in h eit voraus. J. POULÍK, K ultura m oravských Slovanů a Avaři. Slavia antiqua, 1 (1948), S. 331. Ders., Slované na Moravě, Praha 1948, S. 72. Ders. Hroby staroslovan ských zem ě­ dělců v Dolních D unajovicích, AR, 1949, S. 37. Z. KLANICA, V orgroßm ährisch e Siedlung ln M ikulčice und ihre Beziehungen zum K arpatenbecken, ŠZ AU SAV, 16 (1968), S. 121. M. MITSCHA-MÄRHEIM, F rü h g esch ich tlich e G räberfunde in W ien— St. Veit, A rchaeo logica au striaca, 28 (1960), S. 55 f. M. MITSCHA-MÄRHEIM, Die Awaren in Ö ster­ reich , Der M ittelschü ler und die M ittelschule, 6 (1955), Sep. S. 2 f. Vgl. auch J. EISNER, Devínska Nová Ves, S. 224. Das bedeutendste G räberfeld in der letzten Zeit: M. MITSCHA-MÄRHEIM, Der A w arenfriedhof von Leithaprodesdorf, E isen ­ stadt 1957. K. HOREDT, Das Aw arenproblem in Rumänien, ŠZ AU SAV, 16 (1968), S. 103. Vgl. auch J. KUDRNÁČ, Slované na územ í bývalé Dacie, VPS, I (1958). A. TOČlK, Slovania na strednom Dunaji, in: O p očiatkoch slovenských dejin, B ratislava 1965, S. 27 f. Z. ČILINSKÁ, Sociálno-ekonom ická problem atika vo svetle pohrebisk juhozápadného Slov enska zo 7 . - 8 . stor. Ebenda, S. 37 f. A. TOČlK, Stav arch eo lo g ic­ kého bád ania o n a js ta rš ích d ějin ách slovenského národa, AR, XV (1963), S. 596. B earbeitu ng w ich tig er G rabstätten: A. TOČÍK, Slaw isch -aw arisch es G räberfeld in Štúrovo, B ratislava 1968. Ders., Slaw isch -aw arisch es G räberfeld in H oliare, B ra­ tislav a 1968. Z. ClLINSKÄ, S law isch -aw arisch es G räberfeld in Nové Zámky, B ra­ tislava 1966. J. PASTOR, A varsko-slovanské pohrebisko v B arci, SA, II (1954), S. 136. A. TOČlK, Slovania na strednom Dunaji, S. 29. Z. ClLINSKÄ, Sociálno-ekonom ická problem atika, S. 38. K. DEÉR, K arl der Große, S. 763, bezeichn et diese Erscheinu ng als M ilderungsprozeß.

KAPITEL 7c 1 A rm enische Chronik, ed. Patkanov, S. 31. Vgl. bel V. ZLATARSKI, S. 127— 31.

Istoria,

1—1,

2 THEOPHANES, S. 357—60. NIKEPHOROS, S. 34—35. 5 I. DUJČEV, Protobulgares et Slaves, Sem inarium Kondakovianum, X (1938), S. 147, A nalyse und V erg leich des pakton mit and eren Quellen führte n ich t zu eindeutigen Sch lü ssen. G. CANKOVA-PETKOVA, Beležki k n ačafn y j period ot isto ria na B älgarska država, Izvestia na Instituta za b algarska istoria, 5 (1954), S. 319 f. W. SWOBODA, Pow stanie paústwa bulgarskiego v D. Mezii, Slavia o ccid en talis, 22 (1962), S. 59—61. Ü berblick und Analyse der L iteratu r bis zum Jahre 1956: B. ZÁSTĚROVÁ, Hlavní problém y z d ejin slovanských národů, VPS, 1 (1956). 4 J. BALASČEV, V rchu državnogo i vojennogo u strojstva na staro b alg arsk a država,

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Minalo, 1 (1909), S. 207—208. Die M einung wurde von I. Dujčev in seinen Arbeiten entw ick elt, Unterstützung fand er bei GY. MORAVCSIK, De adm inistrando imperio, S. 236, und G. OSTROGORSKY, H istory, S. 113. Vgl. W. SWOBODA, Pow stanie, S. 62—63. V. ZLATARSKI, Istoria, I— 1, S. 142— 45, sp rich t von föderativen Beziehungen mit den Bulgaren. A. BURMOV, K voprosa za otnošeniata meždu Slav jan i i P rabälg arite VII. v. Istoriceski pregled, 10 (1954), Nr. 1, S. 74—61, auf Seite 77 sagt er, daß Ausdrücke wie kratou si (d. i. Bulgaren über den Slaw en ), die in den Q uellen über die Beziehung von Bulgaren und Slaw en sprechen, keinen W ert haben. M. VOJNOV, Za prvija dopir na A sparuchovite B älg ari s Slavianite i za datata na osnovanieto na Balgarska država, Izvesttia na Institu te za b algarska istoria, 4 (1956), S. 453— 66. Ders., Otnovo za voprosa za vozniknovenieto na balgarska država, Izvestia instituta istorii, 9 (1960), S. 269. J. TROFINOV, Izvestieto na sirijsk i previter K onstantin i Isperichova pobeda na vizan tijcite, Izvestia na isto ričesk o družstvo, Sofia, XI— XII (1931— 32), S. 200, gegen alle vorangehenden Autoren, die ins Jahr 679 datierten, d atiert er mit dem Jahr 681. G. CANKOVA-PETKOVA, Beležki, S. 334—46, ins Jahr 680. I. DUJČEV, Protobulgares, S. 143 f. D. KRANDŽALOV, Vznik bulharského Státu a národa, Slavia antiqua, 16 (1969), S. 14, M. DRINOV, Zaselenie, S. 33. Dagegen: L. NIEDERLE, SS, II, S. 407. W. SWOBODA, Pow stanie, S. 57 und M. VOJNOV, Otnovo, S. 270, halten die sieben Sew erer für einen von sieben Stämm en. 2. VAŽAROVA, Slav jan sk i i slav jan o-b alg arsk i selišča v b alg arsk ite zemi V I.—IX. veka, Sofia 1965, S. 115. S. GEORGIEVA, O m aterialn o j ku ltu ře Slav jan i Prabolgar na Nižném Dunaje, Izsledovania v čest na Marin Drinov, Sofia 1960, S. 360. P. TRETJAKOV, V ostočn o slavjan sk ije plem ena, S. 195— 200. H. LOWMIANSKI, Poczatki, II, S. 471, Anm. 1239. Einwände vgl. B. ZÁSTĚROVÁ, Hlavní problémy, S. 49. Vgl. A nsichten der Autoren unter Anm. 4, 5. M. VOJNOV, Za prvija dopir, S. 456, sagt, daß die Stämm e untereinand er in keiner W eise o rg an isato risch verbunden w aren; von G esch lech tern sp rich t G. CANKOVAPETKOVA, Beležki, S. 319. I. DUJČEV, O bjedinenieto na slav jan sk ite plemena v Mezii prez 7. v. Izsledovania v čest na M arin Drinov, Sofia 1960, S. 420, daß die Zahl sieben m agisch sei und nicht die w irklich e Anzahl kennzeichne. Von ihnen sp rich t z. B. A. BURMOV, K voprosa, S. 75. THEOPHANES, S. 358. NIKEPHOROS, S. 34— 35. Aus einem byzantinischen E in griff gegen die Bulgaren leitet D, KRANDŽALOV, Vznik, S. 12, relativ un begreiflich ab, daß die Slaw en die Bulgaren ang riffen . P. LEMERLE, Invasions, S. 305, hebt in diesem Fall den G egensatz: slaw isches T e rri­ to riu m -b y z a n tin isc h e s Territorium hervor. V. ZLATARSKI, Istoria, I— 1, S. 109 und 127. V. ZLATARSKI, Istoria, I —1, S. 151—55. G. CANKOVA-PETKOVA, O teo rii bolgarskogo gosudarstva v V II.—IX. vv. V izan tijsk ij vrem ennik, 17 (1960), S. 139. D. KRANDŽALOV, Vznik, S. 14. I. DUJČEV, Novi dani za pochoda N ikefora v Balgaria prez 611 g., Izvestia BAN, LIV (1936), S. 149—50. G. CANKOVA-PETKOVA, O teorii, S. 140. Z. VINSKI, O nalazim a, passim. D. CSALLÁNY, V izan tijskije monety v avarskich nachodkach, Acta ach aeo lo g ica H ungaríca, II (1952), S. 241. G. FEHÉR, A varovizantijsk ije snošenia i osnovanie bo lgarskoj deržavy. Acta arch aeo log ica H ungarica, V (1954), S. 56 f.

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21 I. DUJČEV, O bjedinenieto, S. 418, bew eist (gegen die arch äolo gisch en B ele g e ), daß die w estbu lgarische Grenze bis an den Timok re ich te und auch das obere M oesien um faßte. 22 V. VELKOV, Germ ania, 11 (1935), S. 149. J. EISN ER, Rukovät, S. 111, I. NESTOR, L’établissem en t, S. 441. 23 E inhard i ann ales ad 818, S. 149. A nnales regni francorum , ed. Kurze, H annoverae 1895, S. 149. 21 A nnales, ad 824, S. 165—66. A. BURMOV, K voprosa, S. 83 — ungenau, daß auch sie sich von der societas ablösten.

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H. LÖWE, Die k aro lin g isch e Reichsgründung, Stu ttgart 1937, S. 73. E. KLEBEL, Sied lu ng sg eschich te, S. 43. L. HAVLÍK, S taří Slované v rakouském Podunají, S. 60. K. DEÉR, Karl der Große, S. 741. Vita s. Haim rham mi, ed. Krusch, MGH SRM, S. 32. Conversio, S. 26—27. I. ZIEBERMAYR, Noricum, S. 110. E. ZÖLLNER, in der Rezension in MIÖG, 66 (1968), S. 132. L. HAVLÍK, S taří Slované, S. 60. I. ZIEBERMAYR, Noricum, S. 106 f., 267 f. ]. CIBULKA, Velkom oravský kostel v Modré, P raha 1958, S. 142. A. JUSTOVÄ, Poznámky k západní h ran ici Avarie, Časopis českého muzea H istorie, 134 (1965), S. 155—62. D arüber au sfü h rlich m it der dazugehörigen L iteratu r: L. HAVLÍK, Slované, S. 61 h au p tsäch lich und passim. F reisin g er Traditionsbuch, I, S. 99. A nnales regni Francorum , ad 788, ed. Krusch, H annoverae 1895, S. 82. A nnales E in ­ hardi, S. 83. Conversio, S. 27— 28. A nnales M etenses Prior, MGH SS, I, H annoverae, 1905, ed. Simon, S. 35. P. RATKOŠ, H istorische Q uellen und die sog. aw arisch-m agyarische K ontinuität, ŠZ AU SAV, 16 (1968), S. 184. J. MAL, Problem e, S. 26. M. MITSCHA-MÄRHEIM, Die Zeit der Awaren und Slaw en, Landeskunde des Burgen­ landes, W ien 1951, S. 290, daß die aw arisch -bay risch en Beziehungen im m er gut w aren. Dagegen H. LÖWE, Reichsgründung, S. 73, und K. DEÉR, Karl d er Große, S. 754, daß ein Bündnis nur von 787 an bestand. A nnales E inhard i und A nnales reg ni Francorum , S. 59—61. P. RATKOŠ, H istorische Quellen, S. 184. A nnales s. Em m eram i, Ratisponensls m aiores MGH SS, I (1905), S. 92.

12 A nnales reg ni Francorum , ad 188, ed. Krusch, S. 80. Zu Tassilos E in fall sieh e: GEBHARDT, Handbuch, S. 174. 13 JAFFÉ, B iblioth eca rerum germ anicarum , B erlin 1864, VI, S. 167. P. RATKOŠ, Histo­ risch e Quellen, S. 184. 14 A nnales regni Francorum , ad 788, S. 84. A nnales Einhardi ad 788, S. 85. 15 A nnales E inhard i ad 790, S. 87. 16 A nnales E in hard i und A nnales reg ni Francorum , ad 791, S. 86— 91. P.RATKOŠ, H istorische Q uellen, S. 184. A nnales Laureshannenses, ad 791, MGH SS, I, S. 34. 17 A nnales E inhard i, ad 795, S. 97. E. DÜMMLER, Über die südöstlichen M arken, S. 15. 18 A nnales regni Francorum , ad 796, S. 98.

19 Rhytmus de Pipini reg is v ictoria av arica, MGH poetae lat, aevi Carolini I, B erolini 1881, S. 116— 17. P. RATKOŠ, H istorische Q uellen, S. 185. 20 A nnales regni Francorum , ad 796, S. 98. 21 Ebenda, S. 98. 22 I. KOVRIG, A latyan, S. 218. 23 A nnales reg ni Francorum und A nnales Einhardi, ad 796, S. 98— 101; die Situation nach der N iederlage der Awaren vgl. GEBHARDT, Handbuch, S. 34. I. ZIEBERMAYR, Noricum, S. 278. E. DÜMMLER, Über die süd östlichen M arken, S. 6. H. PIRCHEGER, K arantan ien und U nterpannonien zur K arolin gerzeit, MIÖG, 33 (1912), S. 273. 24 Über die C hristianisierung au sfü h rlich : J. CIBULKA, Velkom oravský kostel, S. 174 f. Vgl. das Zeugnis Alkuins in seinem B rief an Arno aus dem Jah re 795 — MGH Ep. Kar. II Alcuini, ep. 144, S. 235— 36. I. BÖNA, „Cundpald F e c it“. Der K elch von Petöhäza und die A nfänge der b ay risch -frän k isch en A w arenm ission in Pannonien. Acta arch aeolog ica H ungarica, 18 (1966), S. 308. KOLLAUTZ—MIYAKAWA, Ge­ sch ich te , II, S. I— XVIII. 25 A nnales Einhardi, S. 103, ad 797 und ad 799, S. 109. A nnales A lam anici, ad 797, MGH SS, I, S. 48. P. RATKOŠ, H istorische Quellen, S. 185. E. DÜMMLER, Über die südöst­ lich en M arken, S. 7. H. BULÍN, Podunajští Abodriti, SHS, III (1950), S. 93. 26 A nnales s. Em m eram i Rastisponensis, MGH SS, I, S. 93. 27 A nnales L aureshannenses, MGH SS, I, S. 191. A nnales M ettenses, SGR, S. 90. mit K arl kam auch ein gew isser Zodan nach A achen und lie ß sich taufen. 2fl I. DUJÜEV, N o v í dani, S. 149— 50. 29 Suidae lexikon, ein B ruchstück zitiert in: G. KAZAROV, Die Gesetzgebung des bul­ g arisch en Fü rsten Krum, BZ, 19 (1907), S. 254 f. 30 Conversio, S. 132. 31 Conversio, S. 132: Q ualiter Huni inde expulsi sunt et Slavi in h abitare coeperunt, Sclavi post Hunnos inde expulsos venien tes coeperunt istis partibus Danubii diversas regiones h ab itare . . . S. 135: Coeperunt populi sive S clabi vel B agoarii inha'bitare terram , unde illi expulsi sunt Huni. ■ Vgl. J. CIBULKA, V elkom oravský kostel, S. 168. 32 A nnales E inhard i, ad 805, S. 135. H. BULlN, Obodriti, S. 40. K. DEÉR, Karl der Große, S. 774. I. BÖNA, Cundpald, S. 322. Zum K apkan: V. BEŠEV LIEV , W hat was the title etzirgon boilus in the protobu lgarian in scriptions, Byzantinoslavica, 16 (1955), S. 121. M anchm al wird der Kapkan m it der Institution kopanya in V erbin­ dung gebrach t. Siehe J. NÉMETH, Die petschen eg ischen Stam m esnam en, U ngarische Jahrbü cher, 1930, S. 29. 33 G. FRIEDRICH, CDB, I, S. 1. P. RATKOŠ, H istorische Quellen, S. 187. 34 G. FRIEDRICH, CDB, I, S. 2. 35 A nnales s. Em merami, ad 805, S. 93. A nnales Iuvavenses m aiores, MGH SS, I, S. 87. A nnales E inhardi, ad 805, S. 119. 36 A nnales regni Francorum , ad 811, S. 134— 35. 37 A nnales reg n i Francorum , ad 822, S. 159. 3S A ußer den Belegen zitiert aus dem Conversio vgl. SIMONYI, K ontinuitätsfrage, S. 333 f. J. STANISLAV, Slovenský juh v stredoveku, M artin 1942, S. 11— 12, vom sp rach lich en Standpunkt aus. Vgl. L. NIEDERLE, SS, II, S. 365, daß es Slow enen seien. 39 EINHARD, Vita Caroli Magni, Kap. 13, MGH SS, H annoverae 1911, S. 1— 5.

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40 N otkerus Balbulus, ed. Pertz, MGH SS, II, S. 734. Dazu vgl. P. RATKOŠ, H istorische Q uellen, S. 188. u Angaben über Avvarien: E. DÜMMLER, Über die südöstlichen M arken, S. 12. P. RATKOŠ, H istorische Quellen, S. 188. Zitiert sind bei KOS, Gradivo, II: im Jahre 821 — Awaria an der P ielach (40, S. 40), im Jahre 830 — Awaria am Flu ß Wach (106, S. 91—92), im Jah re 832 — die Provinz Awaria an der E rlau f an der Mündung des Flu sses In die Donau (110, S. 93—94J, im Jahre 833 die Provinz Awaria an der Leitha, die Quelle Schönbrunns (112, S. 96 ], im Jahre 836 jdie Provinz Awaria an der Leitha K irsch b ach —Kumberg (115, S. 97). Urkunde, aus dem Jahre 808 — in der Gegend W olsbach, W interbach, W iesach. WAGNER, Urkundenbuch des Burgenlandes I, Graz— Köln 1955, S. 1. P. RATKOŠ, H istorische Q uellen, S. 228. « KOS, Gradivo, II, Nr. 115, S. 97. 41 Ebenda, Nr. 220, S. 194. 45 L. IIAVLlK, Slované. S. 62—63. 40 GY. LÄSZLÖ, A kettös honfogialásról, S. 161—90. Ders., K érdések a m agyar honFoglalásról, V alóság, 1 (1970), S. 4 8 —64. 47 J. DEKAN, H erkunft, hau ptsächlich S. 437. D. CSALLÄNY, Neue Ergebnisse der aw aren zeiilich en Forschungen in Ostungarn, ŠZ AU SAV, 16 (1938), S. 66, versuchte, die ungarisch en Stämm e bei K onstantin Porphyrogenetos als aw arisch e Stäm m e zu in terp retieren — in Ü bereinstim m ung damit grenzt er arch äo log isch neun aw arische Stam m esterrito rien in Pannonien ab. Er geht von zwei Präm issen aus: Kér bei K onstantin Porphyrogenetos ist obor, Avar ist auch obor, d. h. die Stam m esbezeichnung Kér bezieht sich auf die Awaren. Außerdem w eist er auch auf eine Ü bereinstim m ung der toponym ischen B ezeich ­ nungen nach den un garisch en Stäm m en hin und auf die K onzentration iw arisch e r Fundorte in ihrer Umgebung. Diese Erscheinu ng e rk lä rt aber J. SZABÓ, Topo­ grap hische Angaben zur sp ätvölkerw anderungszeitlichen S ied lungsgeschich te dos M atragebietes, ŠZ AU SAV, 16 (1968), S. 245, d erart, daß alle E ro b erer Pannoniens — Germanen, Hunnen, Awaren, wie auch die späteren Awaren — im Grunde immer die gleich en W ohnsitze besetzten. GY. LÁSZLO, Les problěm es soulevés par le groupe á la cein tu re ornée de griffo n s et des vinceaux de 1’époque avare finnissante, Acta arch aelo g ica, 17 (1965), S. 74—75, daß 160 G räberfeld er aus der spä­ teren aw arisch en Epoche in einem rein ungarischen Gebiet gefunden wurden, 50 G räberfelder in ungarisch-slaw ischem Gebiet und nur 5 in rein slaw ischem Gebiet. Die aw arischen und un garisch en W ohnsitze überdecken sich aber nicht, sie sind nebeneinander, d. h. man muß zwei aw arisch e W ellen voraussetzen — die W eißen und die Schw arzen Ugrer. GY. LÄSZLO, A kettös honfog ialásról, AE, 1972/2, S. 161—90. ! A rchäologisch ist die K ontinuität schw er nachzuw eisen. I. KOVRIG, Alatyan, S. 235. I. BÖNA, V ierteljah rh u n d ert, S. 328. • s') G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 290—94. H. BULlN, Z diskuse o p očátcích V elko­ moravské říše, Slavia orien talis, 22 (1962), S. 68 f.

EXKURS I ’• Eine k ritisch e Ausgabe b ereitete A. A. ŠACHMATOV vor, Povest vrem ennych let I,

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Petersburg 191ö (Z itate sind direkt im T ext). Über die Chronik ebenda, S. I—LXXX. ß. A. RYBAKOV, Drevňaja Rus, Moskva 1963, 216 f. A. A. ŠACHMATOV, Skazanie o preloženii na slovenski] jazyk, Zbornik u slávu V. Jagiče, B erlin 1908, S. 172— 188. Eine Analyse der einzelnen A nsichten treffen d bei В. ZÁSTĚROVÁ, Avaři a Dulebové v svědectví Pověsti vrem ennych let, VPS, 3 (I9 6 0 ), S. 29 f. N eustens: H. LOWMIANSKI, Poczatki, II, S. 352 f. M anchmal wird der w estslaw ische E in flu ß auf die ru ssische Chronik unverhältnism äßig vergrö­ ßert. N. NIKOLSKIJ, Povest vrem ennych let как istočnik dla istorii načafnog.) perioda ru ssko j kultury i pism ennosti, Leningrad 1930, passim. PG 111, col. 81. S. GEDEONOV, V arjagi i Rus, II, Petersburg 1876, S. 45. M. WEINGART, Byzantské kroniky v literatu ře církevněslovanské, B ratislava 1922, zeigte, wie Nestor im U nterschied zu Georgios Bildung ach tete und hervorhob. Toponym ische Angaben auf der K arte bei H. LOWMIANSKI, Poczatki, II, S. 106. Dagegen: R. JAKIMOWICZ, Szlak wyprawy kijov sk ej Boleslaw a Chrobrego w sw ietle archeolog ii, Rocznik W olynski, 3 (1933). S. M. KUCZYNSKI, Stosunki polsko-ruskie do schylku wieku XII, Slavia orientalis, 7 (1958), S. 227. H. LOWMIANSKI, Poczatki, II, S. 363 — beruft sich auf Streznevski, daß pogiboša eine politische Dekadenz bedeutet, aber diese Bedeutung paßt nicht in den Kontext. В. A. RYBAKOV, in: Očerki istorii SSSR I II .— IX. v., Moskva 1958, S. 775—80, 787— 831. Ders., D revňaja Rus, S. 242—247. Nach ŠACHMATOV, Povesť, S. 376 und В. RYBAKOV, D revňaja Rus, S. 228, ist der ganze Teil des Textes und also auch das Wort Bužane eine Einfügung des dritten Redaktors. В. A. RYBAKOV, D revňaja Rus, S. 230. Istoria SSSR, I— 1, S. 571 — K arte. Die lau ren tinisch e Chronik hat deren W ohnsitze zw ischen D njestr und Bug, S. 13; die Ipatjev-C hronik zw ischen Bug und Dnjepr, S. 10. Vgl. A. A. ŠACHMATOV, Povest, S. 12, verschiedene Angaben der einzeln en S ch riftstü ck e der L aurentinischen Chronik. Das Territorium zw ischen Dnjepr und Donau deckt sich jedoch geographisch nicht mit dem gesam ten Gebiet, das als Skythia Maior bezeichn et wird. Der Term inus Skythien selb st bezeichnet schon zur Zeit H erodots das Gebiet zw ischen Don und Donau. Strabon verstand unter Skythien alle Stämm e, die nördlich von Byzanz bis in asisch e Gebiete sied elten. Im 6. Jh. grenzte Jordanes Skythia Maior in sein er „G atica“, 30—37, S. 135— 36, ab. Unter S kythien versteh t er etwa das Gebiet von Pannonien und der Theiß bis zum K aspischen Meer und von der O stsee bis zur Donau, dem Kaukasus und bis nach Persien. Vgl. PAULY—WISSOWA, R ealencyklopädie der d a ss . A ltertum sw issenschaften, S tu ttgart 1921, IIA, S. 942. В. A. RYBAKOV, Drevňaja Rus, S. 226— 27. NačaTny letopis, S. 313, und Povest, S. 61, ed. A. Sachm atov. L. NIEDERLE, Rukověť slovanských starožitn osti, Praha, 1953, S. 18. ILJIN SKIj, Rezension N ikolskis, in: Bsl, II (1930), S. 439. LICHAČEV, Povest vre­ m ennych let, II, Moskva 1950, S. 213. — der erste Autor nimmt einen w estslaw ischen Ursprung an, der zweite — ru ssischen. MENANDER, Fragm ., 48, S. 99. PROKOPIOS, BG, 111/38, S. 449. В. A. RYBAKOV, D revňaja Rus, S. 222 und 237 versu chte zu bew eisen, daß dieser Satz nicht in den Kontext gehört (so wie auch die Bem erkung die W alachen 5, 16— 17, sich e r nicht h ierher geh ört) und fügte ihn an den Anfang der Passage über die A ngriffe hinzu. Nestor sprich t jed och hier nur von A ngriffen, deshalb

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könnte die Angabe über die Sied lungsausbreitang n ich t ursprünglich als Über­ sch rift fungieren. Im G egenteil, vom Standpunkt der Konzeption N estors aus hat e r an der S telle, an der er gefunden wird, Sinn, denn er zeigt auf die Phasen der Besiedlung und ih r V orrücken. Vgl. S. LICIIAÜEV, Povesť, II, S. 261. M onumenta poloniae h isto rica, I, 1864, S. 89. B. ZÁSTĚROVÁ, Avaři, S. 22, Id entifiziert sie mit den Chazaren. Ä hnlich S. LICHAČEV, Povesť, II, S. 22, was am w ah rsch ein lich sten ersch ein t. Eine nicht akzeptable Ansicht äu ß ert GY. MORAVCSIK, Zur G eschichte, S. 87, daß die W eißen Ugri B ulgaren seien, denn diese treten in der N estorchronik unter ihrem eigenen Namen auf. B. A. RYBAKOV, O čerki, S. 785, es seien Onoguren oder Saragu ren. B. ZÁSTĚROVÁ, Avaři, S. 22. Diese S eite betonte V. A. KOROLUK, Avaři i Duleby ru sskoj letopisi, A rcheografič esk ij ježegodnik, 1962, S. 25 f. A. KOLLAUTZ in sein er D issertation (die mir nicht zugänglich ist, zitiert bei B. ZÁSTĚROVÁ, Avaři, S. 24) sieht im Einspannen ein byzantinisches Motiv, belegt durch Theophylaktos. Anonymus 9, ed, I. Szentpétery, S crip to res rerum hungaricorum , I, 1937, S. 45. F. ALTHEIM, G esch ichte der Hunnen II, S. 241. Die Beziehung zw ischen dem Ano­ nymus und der N estorchronik ist n ich t klar, an einer S telle hat der Anonymus die g leich e Form ulierung wie die N estorchronik: ad civitatem Kiev tra n s ie ru n t. . . ei dum per civitatem Kiev tran sisse n t (Kap. 8, S. 42 ). Man nimmt an, daß es im F alle der W alachen um eine überlebend e röm ische, bzw. rom anisierte Bevölkerung geht. N. DRAGANU, Rom anii in veacu rile IX — XIV. Bucuresti 1933, S. 7— 40 — toponym ische Angaben. H. BÄLINT, M agyar tö rtenet, I, S. 133. D iffundente sole, ed. Fontes rerum Bohem icarum 1—2, Praha 1872, S. 191; ähn lich auch C hristian, ebenda, S. 200, wo dieses Motiv au sfü h rlich er auseinand ergesetzt wird und aus and eren slaw ischen Gebieten B ulgariens herau sgehoben wird. ). PEKAfi, Die W enzel- und Ludmila-Legenden und die E ch th eit Christians, Praha 1905, S. 184. In der Legende ,D iffundente’ wird die M ission Cyrills in Bulgarien vor sein er Ankunft nach M ähren erw ähnt, aus der bu lg arischen Legende geht hervor, daß Cyrill die S ch rift erfand und den Bulgaren Bücher übersetzte, bei Nestor ging Cyrill nach seinem Besuch in Rom nach B ulgarien. Die B u lgarisch e Legende, ed. N. L. TUNICKIJ, M ateriály día izučenia isto rii žizni i d ejatefn o sti učenikov sv. K irila a M efodija, Sergiev Posad 1918, S. 66—151. C.ramota, S. 74. Die Fragen der Datierung und Filiation der tsch ech isch en Legenden und P arallelen m it den übrigen slaw ischen Quellen, die die cyrillom ethodianische Ü berlieferung bew ahren, gehören n ich t in den Rahmen dieser Studie. Es sch ein t jedoch, daß die E rgebnisse dieser Analyse die Annahme V. CHALOUPECKÝS, Pram eny X. stole tí legendy Kristiánovy, Sborník svatováclavský, II—2, Praha 1931, S. 65— 116, bestätigen, daß irgendeine gro ßm äh risch e Q uelle existierte, die nach dem Tode M ethods in M ähren g esch rieben wurde und die Grundlage der tsch ech isch en und b ulgarischen cyrillom eth od ianischen Legendentradition bildete. D iese Sch lu ßfolgeru n g Chaloupeckýs, beleg t durch eine stilistisc h e Analyse der .D iffundente’ und der bu lg arisch en Legende, sch ein t trotz a lle r Einw ände, die vorwiegend seine w eiteren Thesen b etreffen , genügend fundiert zu sein. A bweichende A nsichten von Linguisten vgl. B. ZÁSTĚROVÁ, Avaři, S. 15—17, die

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trotz a lle r U neinigkeit der A nschauungen der Linguisten auf einen un b estrittenen Zusamm enhang von avar-obor hinw ies, ob nun durch Ü bertragung oder K onta­ m ination. Toponym ische Angaben häu fte N. P. BARSOV an in: O čerki ru sskoj isto ričesk o j geog rafii, W arszaw a 1885, S. 102. Vgl. H. LOWMIANSKI, Poczatki, II, S. 105 f. B. A. GREKOV, K ijev skaja Rus, Moskva 1949, S. 443. J. WIDAJEWICZ, Poludniowo-wschodnie křesy Polskl v X,— XI. w., Poznaň 1937, S. 1 f. H. LOWMIANSKI, Problem atyka historyczna grodow czerw onnych, K w artalnik historyczny, 60 (1953), Nr. 1, S. 58— 85. N. DURNOVO, Vvedenie v istoriu russkogo jazyka, I, Brno 1927, S. 8 —10. A. A. ŠACHMATOV, Povesf, S. XVIII. W. KURASZKIEWICZ, Zarys d ialektologii w schodno-slow ianskej, W arszawa 1963, S. 85. M. RUDNYCKIJ, Frankonia i Polska przed X. w., Slavia o cc id e n ta ls , VII (1928), S. 388, führt an, daß an der W eichsel der Ausdruck ty obrzyme eine Beschim pfung ist. J. WIDAJEWICZ, Poludniowo-wschodnie křesy, S. 55. N. P. BARSOV, O čerki, S. 102. J. MARQUART, O steuropäische Streifzü ge, S. 91—101. V. O. KLJUČEVSKIJ, Kurs ru sskoj istorii, I, Moskva 1953, S. 103— 107. B. GREKOV, K ijev sk aja Rus, S. 442. T. LEWICKI, Sw iat slow ianski w oczach piszarzy arab skich , Slavia antlqua, II (1949— 50), S. 356. Ders., Jeszcze o W ieletach u al M asudiego, Pam ietnik slow ianski, II (1949), S. 107 f. H. BULÍN, Počátky státu veletského, P ráv něhisto rické studie, V (1959), S. 11—29. J. WIDAJEWICZ, Masudi o W ieletach, Pam ietnik slow ianski, II (1949), S. 55 f., v ersu ch te den B eg riff h isto risch auf die V eleten zu in terp retieren ; aus seinen eigenen S ch lü ssen geht jedoch hervor, daß dieser Versuch ungenügend ist (S . 65).

EXKURS II 1 J. BURY, The Chronology of Theophylactus Sim ocatta, The English H istorical Review, 3 (1888), S. 313, nahm an, daß in der E rzählung des T heophylaktos keine ch ron o ­ logische Lücke festzu stellen sei. Davon geh t aus: G. LABUDA, Pierw sie paňstwo, S. 345, und d atiert die E reig nisse, anfangend mit dem Jahr 595. B. GRAFENAUER, N ekaj vap rašanij, S. 64—74, d atiert mit dem Jah re 592 beginnend und bem üht sich, die einzelnen Angafoen zw ischen die Jah re 591— 602 zu verteilen. Vgl. auch HAUPTMANN, Staroslovanská sloboda, S. 316 f. 3 H. HAUSSIG, T heophylaktes’ Exkurs, S. 410. Vgl. THEOPHANES, S. 267—68. Die A nfangsdaten sind bei den einzelnen Autoren v erschieden : G. VERNADSKY, A ncient Russia, S. 185. N. H. BAYNES, CMH, II, S. 280, G. OSTROGORSKY, History, S. 75, d atieren in das Jah r 592. L. NIEDERLE, SS, II, S. 217, in das Jahr 591. 3 FREDEGAR, IV, c. 16, S. 127. GEBHARDT, Handbuch, S. 1 5 0 - 5 1 . Vgl. G. REVERDY, Les relatio n s de Childebert II et de Byzance, Revue historiqu e, CXIV (1913), S. 61—85, setzt voraus, daß es um C hildebert und nicht um Theu derich geht. 4 THEOPHANES, ad 6087. NIKEPHOROS, S. 118.

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QUELLEN UND QUELLENEDITIONEN

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INHALT

E i n l e i t u n g ..................................................................................................................... Das Sch w arzm ee rg eb iet im 6. Jh ....................................................................... 1. Das n örd lich e S ch w arz m eergeb iet vor den Awaren . 2. Die Awaren im S c h w a r z m e e r g e b i e t .................................................. 3. Aw arische Invasionen in das F ra n k e n re ic h und die V erän d e­ rungen der aw,arisch-byzantinischen Beziehungen Das aw arisch e K haganat in P a n n o n i e n .......................................................... 4. Pannonien in der ersten Hälfte des 6. Jh. und die Ankunft der A w a r e n ................................................................................................... 5. Die aw arisch en Eroberungszüge bis zum Jah r 626 . 6. Die Offensive gegen die Awaren .................................................. 7. Die Krise und der neue A ufschwung der Macht des A w aren ­ r e ic h e s ............................................................................................................. 8. Der Z erfa ll des A w a r e n r e i c h e s .......................................................... Exkurs I — Awaren und Duleben in der N estorchronik . . t E xkurs II — Die Datierung der a w arisch -b yzan tin isch en Kämpfe an der unteren Donau Ende des 6. J h ....................................... S c h l u ß b e m e r k u n g e n ........................................................................................... A n m e r k u n g e n ............................................................................................................ Quellen und L i t e r a t u r ...........................................................................

7 13 15 37 57 65 67 85 123 149 179 191 219 223 227 267

Abb. 2. M oliare. S ilb e r n e R iem en zu n g e — V II. Jh.

Abb. 3. Holiare. Silberne Schmuckstücke — VII. Jh. Abb. 4. Zelovce. V ergoldete G ürtelverzierungen — VII. Jh.

Abb. 3. Holiare. Silberne Schmuckstücke — VII. Jh. Abb. 4. Zelovce. V ergoldete G ürtelverzierungen — VII. Jh.

Abb. 5. Zelovce. Goldene Ohrringe und Broschen — V II.— VIII. Jh. Abb. 6. Südw estslow akei. Goldene und silbern e Ohrringe — V II.— V III. Jh.

Abb. 5. Zelovce. Goldene Ohrringe und Broschen — V II.— VIII. Jh. Abb. 6. Südw estslow akei. Goldene und silbern e Ohrringe — V II.— V III. Jh.

Abb. 8. Nové Zám ky. B ro n z e v e rz ie ru n g e n e in e s

G ü rtels und P fe r d e g e s c h irrs — V III. Jh.

Abb. 10. Ž itav sk á T oň. P h a le re — V III. Jh .

A bb. 13. Z itav sk á Tůň. E is e rn e P h a le re — V III. Jh.

Abb.

14.

Zltavskä

Töft.

Vergoldete

Bronzeverzierungen

eines

Gürtels



VIII.

Jh.

Abb. 16. Zitavskä Tön. Vergoldete scheibenförm ige Schm iedearbeit — Ende des VIII. Jh.

A bb. 17. Pobed im . R iem en zu n g e — V III.— IX. Jh.

Abb.

18.

Saia-V eza.

Gegossene

Bronzegarnitur eines Anfang des IX. Jh.

Gürtels

(b latn isch er

S tilJ

Abb. 19. Z itavskü Töft. V e rg o ld e te B ro n z o v e rz ie ru n g e a e in e s P fe r d e g e s c h ir r s —* V III. Jh.

Abb. 20. B latn ica. Schw ert und Schm uck eines slaw ischen M agnaten — V III.— IX. Jh.