Die Auswirkungen der internationalen Wanderungen auf Bayern [1 ed.] 9783428478354, 9783428078356

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Die Auswirkungen der internationalen Wanderungen auf Bayern [1 ed.]
 9783428478354, 9783428078356

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R. KOLL . W. OCHEL . K. VOGLER-LUDWIG

Die Auswirkungen der internationalen Wanderungen auf Bayern

Schriftenreihe des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung Nr. 134

Die Auswirkungen der internationalen Wanderungen auf Bayern

Von

Robert KolI, Wolfgang Oehel Kurt Vogler-Ludwig unter Mitarbeit von Carlotta Frank und Erich Langmantel

Duncker & Humblot . Berlin / München

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

KolI, Robert: Die Auswirkungen der internationalen Wanderungen auf Bayern / von Robert Koll ; Wolfgang Ochel ; Kurt Vogler-Ludwig. Unter Mitarb. von Carlotta Frank und Erich Langmantel. Berlin ; München: Duncker und Humblot, 1993 (Schriftenreihe des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung ; Nr. 134) ISBN 3-428-07835-7 NE: Ochel, Wolfgang:; Vogler-Ludwig, Kurt:; Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung (München) : Schriftenreihe des Ifo-Instituts ...

Alle Rechte vorbehalten © 1993 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0445-0736 ISBN 3-428-07835-7

Vorwort

Die anhaltend hohe Einwanderung in die Bundesrepublik Deutschland hat eine breite gesellschaftliche Debatte über die Bewertung der gegenwärtigen Wanderungswelle ausgelöst. In einer Studie im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen hat das ifo Institut dieses Thema aufgegriffen. Dabei standen weniger die Probleme der gesellschaftlichen Akzeptanz von Einwanderern oder die juristischen Fragen einer adäquaten Einwanderungspolitik im Vordergrund. Das Gutachten zeigt vielmehr mit Hilfe von Szenarien bis zum Jahr 2010 die Konsequenzen der Einwanderung für Bevölkerungsentwicklung und -struktur in Bayern auf und analysiert ihre Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt, Infrastruktur und Flächenverbrauch. Bei der Durchführung der Untersuchung wurde das ifo Institut von zahlreichen Personen und Institutionen unterstützt. Ihnen wie auch den Teilnehmern zweier Workshops möchten wir an dieser Stelle danken.

München, im Juni 1993

Prof. Dr. Karl Heinrich Oppenländer Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung

Inhalt

Zusammenfassung

"

XVII

Zielsetzung der Studie

1

Internationale Wanderungen und Bayern, 1960 bis 1990

3

1.

Internationale Wanderungen insgesamt

3

1.1 Außenwanderungen der Bundesrepublik Deutschland 1.2 Bayerns Außenwanderung und Binnenwanderung mit anderen Bundesländern

3

Wanderungen der Deutschen

9

2.

3.

4.

5.

9

2.1 Aussiedler 2.2 Übersiedler 2.3 Übrige Deutsche

12 17

Wanderungen der Ausländer

17

3.1 Arten von Wanderungen 3.2 Die Zuwanderung in die Bundesrepublik Deutschland nach Herkunftsländern und Wanderungsarten 3.3 Die Zuwanderung nach Bayern nach Herkunftsländern und Wanderungsarten

17

26

Wichtige Kategorien der Zuwanderung von Ausländern

32

4.1 Erwerbstätige 4.2 Asylbewerber

32 35

Bevölkerungsentwicklung

43

111 Szenarien der zukünftigen Zuwanderung nach Deutschland und Bayern

1.

7

Die Wanderungen der Deutschen

VII

18

48 48

1.1 Aussiedler 1.2 Übrige Deutsche

48 50

Zukünftige Rahmenbedingungen und Szenarien tür die Zuwanderung von Ausländern

53

2.1 Rahmenbedingungen 2.2 Szenarien

53 58

Die zukünftigen Wanderungen von Ausländern zwischen Deutschland und Bayern sowie den übrigen Industrieländern

61

3.1 Institutionelle Rahmenbedingungen 3.2 Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung 3.3 Prämissen und Ergebnisse der Vorausschätzung

61 63 64

Süd-Nord-Wanderung

66

4.1 Auswanderungspotential der Entwicklungsländer 4.2 Niveau und Struktur der zukünftigen Süd-Nord-Wanderung

66 71

Ost-West-Wanderung

77

5.1 Auswanderungspotential 5.2 Niveau und Struktur der zukünftigen Ost-West-Wanderung

77

Die zukünftige Nettozuwanderung insgesamt

92

6.1 Die Nettozuwanderung nach Deutschland 6.2 Die Nettozuwanderung nach Bayern 6.3 Szenario 111: sehr hohe Zuwanderung

92 103 112

IV Auswirkungen auf Bevölkerungsentwicklung und -struktur

120

2.

3.

4.

5.

6.

84

1.

Methodik der Bevölkerungsvorausschätzung

120

2.

Langfristige Bevölkerungsentwicklung

122

2.1 Gesamtbevölkerung 2.2 Altersstruktur 2.3 Bevölkerung nach Nationalität 2.4 Regionale Bevölkerungsentwicklung

122

VIII

124 132 133

V

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

137

Angebot an Arbeitskräften

137

1.1 Methodik der Erwerbspersonenprognose 1.2 Erwerbspersonen 1.3 Qualifikationen

137 138 144

Nachfrage nach Arbeitskräften

150

2.1 Trendprognose .~ach dem MIDAS-Modell 2.2 Grundsätzliche Uberlegungen zur Absorption von Einwanderern 2.3 Simulation der Zuwanderung im gesamtwirtschaftlichen Modell

153 156

Zuwanderung und soziale Sicherung

165

1.

2.

3.

VI Auswirkungen der Wanderungen auf den Wohnungsmarkt in Bayern 1.

2.

168

Grundsätzliche Überlegungen

168

1.1 1.2 1.3 1.4

168 170 175 177

Das Gut Wohnung, der Wohnungsmarkt Wohnungsbedarf Wohnungsbestand Wohnungsfehlbestand/-überschuß

Die Entwicklung der Wohnungssituation

179

2.1 Der Wohn bedarf in Bayern 2.2 Der Wohnungsbedarf in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen 2.3 Der Wohnungs bedarf in der Region München 2.4 Der Wohnungsbedarf im 'übrigen Bayern' 2.5 Zusammenfassung für den Wohnungsmarkt

179

VII Auswirkungen der Wanderungen auf Infrastrukturbeanspruchung

1.

158

180 183 185 187

190

Kindergärten

190

1.1 Die Kapazitäten 1.2 Der Bedarf an Kindergartenplätzen 1.3 Der Bedarf an Kindergartenplätzen in Bayern

190 195 195

IX

2.

3.

4. VIII 1. 2. 3. 4. 5.

6.

7.

1.4 Der Bedarf an Kindergartenplätzen in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen 1.5 Der Bedarf an Kindergartenplätzen in der Region München 1.6 Der Kindergartenbedarf im 'übrigen Bayern'

197 197 200

Volksschulen

202

2.1 Die Entwicklung der Grund- und Hauptschulen in Bayern 2.2 Die Volksschulen in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen 2.3 Die Volksschulen in der Region München 2.4 Die Volksschulen im 'übrigen Bayern' 2.5 Zusammenfassung der Ergebnisse im Volksschulbereich

206 208 208 211 211

Der Bedarf an Krankenhausbetten

213

3.1 3.2 3.3 3.4 3.5

215 215 218 218 218

Der Bettenbedarf in Bayern Die Regionen mit großen Verdichtungsräumen Der Bedarf an Krankenhausbetten in der Region München Das 'übrige Bayern' Zusammenfassung für den Krankenhausbereich

Ausländerspezifische Einrichtungen

222

Flächenverbrauch

226

Vorüberlegungen Der Flächenverbrauch durch zusätzliche Der Flächenverbrauch durch zusätzliche Der Flächenverbrauch durch zusätzliche Der Flächenverbrauch durch zusätzliche Der Flächenverbrauch durch besondere Unterbringung von Asylbewerbern Abschließende Bemerkungen

Wohnungen Kindergärten Volksschulen Krankenhäuser Einrichtungen zur

226 229 232 232 235 235 238

Anhang

242

Uteraturverzelchnls

245

Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen Tab.-Nr.

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Saldo der Außenwanderungen der Bundesrepublik Deutschland, 1960 bis 1990 Saldo der Außenwanderungen Bayerns, 1960 bis 1990 Wanderungsgewinne Bayerns, 1990 Außenwanderung und Binnenwanderung insgesamt von und nach Bayern Aussiedler in die Bundesrepublik nach Herkunftsländern, 1960-1990 t::Jach Bayern geleitete Aussiedler, 1960 bis 1990 Ubersiedler in das frühere Bundesgebiet und nach Bayern, 1960 bis 1990 Die Altersgliederung der deutschen Bevölkerung, der Aussiedler und der Übersiedler, 1988 Saldo der Zu- und Fortzüge von Deutschen in die/aus der Bundesrepublik Deutschland nach Ländergruppen, 1965 bis 1990 Zu- und Fortzüge von Ausländern in die / aus der BRD nach Anwerbeländern, 1960 bis 1973 Saldo der Zu- und Fortzüge von Ausländern in die/aus der Bundesrepublik Deutschland nach Ländergruppen, 1960 bis 1990 Zuwanderung von Ausländern aus Osteuropa und der Sowjetunion in die Bundesrepublik Deutschland, 1986 bis 1990 Zuzüge von Ausländern nach Deutschland nach Wanderungsgründen, 1974 bis 1989 Zuzüge von Ausländern in die Bundesrepublik Deutschland nach Herkunftsregionen und Wanderungsgründen, 1986 bis 1989 Die Altersgliederung der deutschen Bevölkerung, der ausländischen Bevölkerung und der Zuzüge von Ausländern in die Bundesrepublik Deutschland, 1988 Saldo der Zu- und Fortzüge von Ausländern nach/aus Bayern über die Grenzen des Bundesgebietes nach Ländergruppen, 1960 bis 1990 Zuzüge von Ausländern nach Bayern über die Grenze des Bundesgebietes nach Wanderungsgründen, 1975 bis 1990 Außenwanderung und Binnenwanderung von Ausländern von und nach Bayern, 1975 bis 1990

XI

4

8 8 10 13 14 14 15 16 21 22 23 24 25 27 28 30 31

Tab.-Nr. 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39

Saldo der Zu- und Fortzüge ausländischer Erwerbstätiger in die / aus der Bundesrepublik, 1974 bis 1989 Saldo der Zu- und Fortzüge ausländischer Erwerbstätiger in die / aus der Bundesrepublik nach Ländergruppen, 1986 bis 1989 Zugänge von Asylbewerbern in die Bundesrepublik und nach Bayern, 1975 bis 1991 Zugänge von Asylbewerbern in ausgewählten europäischen Ländern, 1983 bis 1990 Zugänge von Asylbewerbern in die Bundesrepublik Deutschland nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten Anerkennung von Asylbewerbern durch das Bundesamt tür die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge, 1985 bis 1991 Schätzung des Saldos der Zu- und Fortzüge von Asylbewerbern in die / aus der Bundesrepublik, 1986 bis 1991 Saldo der Zu- und Fortzüge von Ausländern nach Wanderungskategorien, 1986 bis 1989 Bevölkerung in der Bundesrepublik, 1960 bis 1989 (Früheres Bundesgebiet) Bevölkerung in Bayern, 1960 bis 1990 Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung in ausgewählten Industrieländern Ausländische Bevölkerung nach Nationalitäten, 1961 bis 1989 Ausländische Bevölkerung in Bayern nach Nationalitäten, 1960 bis 1989 Synopse der Prognosen von Aussiedlern nach Deutschland, 1991 bis 2010 Die Zuzüge von Aussiedlern nach Deutschland und Bayern, 1991 bis 2010 Vorausschätzung der Nettozuwanderung von Ausländern aus den Industrieländern, 1991 bis 2010 Die Entwicklung der Weltbevölkerung nach Ländergruppen, 1990 bis 2025 Die Entwicklung der Bevölkerung in ausgewählten Ländern Westeuropas und des Mittelmeerraumes, 1990 bis 2025 Wachstum des Pro-Kopt-Einkommens nach Ländergruppen Saldo der Zu- und Fortzüge von Ausländern nach Wanderungskategorien und Ländergruppen, 1986 bis 1989 Vorausschätzung der Salden der Zu- und Fortzüge von Asylbewerbern nach / aus Deutschland, 1991 bis 2010

XII

33 33 36 37 38 40 42 42 44 44 45 46 47 51 52 66 68 69 70 72 74

Tab.-Nr. 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57

Vorausschätzung der Nettozuwanderung von Ausländern aus den Entwicklungsländern nach Deutschland und Bayern, 1991 bis 2010 76 Die Entwicklung der Bevölkerung in Osteuropa und den GUS-Staaten, 1990 bis 2050 77 Schätzungen des Pro-Kopf-Einkommens von Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion 78 Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung Osteuropas 81 Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in der ehemaligen Sowjetunion 82 Mittelfristige Prognosen der Auswanderung aus der ehemaligen Sowjetunion, 1992 bis 1995 85 Prognosen der Ost-West-Migration 87 Vorausschätzung der Nettozuwanderung von Ausländern aus Osteuropa und den GUS-Staaten nach Deutschland 89 nach Wanderungskategorien, 1991 bis 2010 Vorausschätzung der Nettozuwanderung von Ausländern aus Osteuropa und den GUS-Staaten nach Bayern, 1991 bis 2010 91 Vorausschätzung der Nettozuwanderung nach Deutschland, 1991 bis 2010 93 Vorausschätzung der Nettozuwanderung nach Deutschland, 1991 bis 2010 94 Vorausschätzung der Nettozuwanderung nach Deutschland 94 nach Herkunftsregionen, 1991 bis 2010 Vorausschätzung der Nettozuwanderung von Ausländern nach Deutschland nach Wanderungskategorien, 1991 bis 2010 98 Ausgewählte Prognosen der Nettozuwanderung nach Deutschland 99 Vorausschätzung der über die Grenzen des Bundesgebietes erfolgenden Nettozuwanderung nach Bayern, 1991 bis 2010 104 Vorausschätzung der über die Grenzen des Bundesgebietes erfolgenden Nettozuwanderung nach Bayern, 1991 bis 2010, (Jahresdurchschnittswerte in Tsd.) 105 Vorausschätzung der über die Grenzen des Bundesgebietes erfolgenden Nettozuwanderung nach Bayern nach Her105 kunftsregionen, 1991 bis 2010 Vorausschätzung der über die Grenzen des Bundesgebietes erfolgenden Nettozuwanderung von Ausländern nach 105 Bayern nach Wanderungskategorien, 1991 bis 2010

XIII

Tab.-Nr. 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76

77

78 79 80

81 82 83 84

Der zukünftige Saldo der Binnenwanderung Bayerns mit den alten Bundesländern, 1991 bis 2010 Die zukünftigen Wanderungen zwischen neuen und alten Bundesländern, 1991 bis 2000 Salden der Außenwanderung und Binnenwanderung insgesamt von und nach Bayern, 1991 bis 2010 Die zukünftigen Wanderungsgewinne Bayerns, 1991 bis 2010 Die zukünftigen Wanderungsgewinne Bayerns, 1991 bis 2010 Vorausschätzung der Nettozuwanderung von Ausländern nach Deutschland, 1991 bis 2010 Vorausschätzung der Nettozuwanderung nach Deutschland und Bayern, 1991 bis 2010 Vorausschätzung der über die Grenzen des Bundesgebietes erfolgenden Nettozuwanderung nach Deutschland und Bayern Die zukünftigen Wanderungsgewinne Bayerns, 1991 bis 2010 Bevölkerungsentwicklung in Bayern nach Altersgruppen, 1990/2010 Bevölkerungsentwicklung in Bayern nach Altersgruppen, 2010/2030 Bevölkerungsveränderung nach Nationalität, 1990-2010 Bevölkerung in Bayern nach Regionen, 1990-2010 Ausländische Bevölkerung in Bayern nach Regionen, 1990-2010 Erwerbspersonen in Bayern, 1990/2010 Anteil ausländischer Erwerbspersonen in Bayern Regionale Verteilung der Erwerbspersonenzahl Absolventen der berufsbildenden Schulen und der Hochschulen Arbeitslose in Bayern nach Art der abgeschlossenen Berufsausbildung Trendprognose der Arbeitsplätze in Bayern, 1990-2010 Arbeitslosigkeit, 1990-2010 Langfristige Wirkungen der Zuwanderung Notwendiger Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung Größe der Haushalte Anzahl der Haushalte Wohnungsbestände, Fertigstellungen und Abgänge Wohnbedarf in Bayern

XIV

106 107 109 110 111 115 116 118 119 126 128 133 134 136 140 142 143 147 151 154 155 160 166 172 174 178 181

Tab.-Nr. 85 86 87

88 89

90 91

92 93 94 95

96 97

98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114

Wohnbedarf in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen Wohnungsbedarf in der Region München Wohnungsbedarf im 'übrigen Bayern' Beobachtete und erforderliche Nettozugänge zum Wohnungsbestand Betreute Kinder und Kindergartenplätze am 1.10.1990 Kindergärten in Bayern Kindergärten in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen Bayerns Kindergärten in der Region München Kindergärten im 'übrigen Bayern' Volksschulen und -schüler am 1.10.1990 Volksschulen und Schüler je Volksschule Volksschulen in Bayern Volksschulen in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen Bayerns Volksschulen in der Region München Volksschulen im 'übrigen Bayern' Krankenhäuser in Bayern Krankenhäuser in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen Bayerns Krankenhäuser in der Region München Krankenhäuser im 'übrigen Bayern' Bettenmehrbedarf in Plankrankenhäusern im Jahre 2010 Die Entwicklung der ausländischen Bevölkerung Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber in Bayern Siedlungs- und Verkehrsfläche in Bayern, 1985 und 1989 Wohngebäude und Grundstücksflächen Flächenbedarf an genutzter Fläche durch zusätzlichen Wohnungsbau Flächenbedarf für zusätzliche Kindergärten Flächenbedarf für zusätzliche Volksschulen Flächenbedarf für zusätzliche Krankenhäuser Flächenbedarf für die Unterbringung von Asylbewerbern in neu zu errichtenden Unterkünften in Bayern Flächenbedarf und Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche insgesamt bis zum Jahre 2010

XV

182 184 186 188 192 196 198 199 201 202 204 207 209 210 212 216 217 219 220 221 223 224 228 230 231 233 234 236 237 239

Abb.-Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

Wanderungssalden der Bundesrepublik Deutschland Außen- und Binnenwanderung Bayerns Rechtliche Grundlagen des Zuzugs von Ausländern nach Deutschland Schema der Szenarien für die Zuwanderung von Ausländern, 1990 bis 2010 Nettozuwanderung nach Deutschland, Deutsche und Ausländer Nettozuwanderung nach Deutschland, 1991 bis 2010, Szenario I Nettozuwanderung nach Deutschland, 1991 bis 2010, Szenario 11 Nettozuwanderung nach Deutschland, 1991 bis 2010, Szenario 111 Bevölkerungsentwicklung in Bayern Altersstruktur der Bevölkerung, 1990 Altenquote - Bayern Jugendquote - Bayern Erwerbsquoten, 1990 und 2010 Erwerbspersonen in Bayern, 1975-2010 Absolventen von berufsbildenden Schulen und Hochschulen Arbeitskräfte mit beruflicher Bildung Wanderungssaldo und Beschäftigung Simulation eines "Einwanderungsschocks" Kindergärten, Plätze und betreute Kinder Kindergärten Volksschulen in Bayern

5 11 19 62 95 96 97 117 123 125 130 131 139 141 145 148 152 162 193 194 203

Zusammenfassung

(1) Das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen hat das ifo Institut für Wirtschaftsforschung im November 1991 mit der vorliegenden Studie über "Die Auswirkungen der internationalen Wanderungen auf Bayern" beauftragt. Die Untersuchung greift einen Problembereich auf, der gegenwärtig eine zentrale Rolle in der gesellschaftspolitischen Diskussion der Bundesrepublik Deutschland einnimmt. In dieser Untersuchung stehen weniger die Probleme der gesellschaftlichen Akzeptanz von Einwanderern und die juristischen Fragen einer adäquaten Einwanderungspolitik im Vordergrund. Auftragsgemäß befaßt sie sich mit der Zuwanderung nach Deutschland und Bayern seit 1960 und der voraussichtlichen Entwicklung bis zum Jahr 2010 sowie ihren Konsequenzen für Bayern in Bezug auf Bevölkerungsentwicklung, Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt, Infrastruktur und Flächenverbrauch. Dabei wird die Szenarientechnik verwendet, die mögliche und wahrscheinliche, nicht aber notwendigerweise eintretende Entwicklungen und ihre Auswirkungen vorauszudenken versucht. (2) Die Bundesrepublik Deutschland und Bayern bilden wichtige Zielländer für internationale Wanderungen. Kamen zwischen 1960 und dem Erlaß des Anwerbestopps im Jahre 1973 per saldo 3,6 Millionen Menschen in die Bundesrepublik, so ebbte der Zustrom danach beträchtlich ab. Erst ab 1986 stieg der Zuzug von Deutschen und Ausländern, bedingt durch den Umbruch in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion, wieder rapide an. In den fünf Jahren bis einschließlich 1990 siedelten sich (netto) 2,9 Millionen Menschen in Deutschland an. Davon waren 56 % Deutsche und 44 % Ausländer. Etwas mehr als 15 % davon, d.h. 445.000 Menschen, zog es nach Bayern. Von diesen waren 51 % Deutsche und 49 % Ausländer. (3) Die ansteigende Zuwanderung von Deutschen zeigt sich in der Entwicklung der Aussiedler- und Übersiedlerzahlen. Lagen die Aussiedlerzahlen in den sechziger Jahren bei jahresdurchschnittlieh 22.000 und in den siebziger Jahren bei 36.000, so stiegen sie zwischen 1986 und 1991 auf 220.000 im Jahresdurchschnitt an. Ebenso dramatisch erhöhten sich die Übersiedlerzah-

2 Koll u. a.

XVII

len von jährlich 15.000 in den siebziger Jahren auf 133.000 pro Jahr zwischen 1986 und 1990, bezogen auf die Bundesrepublik insgesamt. (4) Von den nach Deutschland zugewanderten Ausländern waren 20 % Erwerbstätige, 16 % Asylbewerber und 64 % sonstige Personengruppen (1986 bis 1989). In den letzten Jahren hat die Zahl der Asylbewerber beträchtlich zugenommen. Die Zugänge entwickelten sich wie folgt: 1986: 1987: 1988: 1989:

100.000 57.000 103.000 121.000

1990: 1991 : 1992:

193.000 256.000 440.000

In der Bundesrepublik Deutschland lebten 1990 5,2 Millionen Ausländer. Das entspricht einem Ausländeranteil von 8,2 %. In Bayern lebten 1990 856.000 Ausländer (= 7,5 %). (5) Die Nettozuwanderung in den drei Szenarien unterscheidet zwischen den internationalen Wanderungen der Deutschen, denen der Ausländer sowie (beschränkt auf Bayern) der Binnenwanderung von Deutschen und Ausländern mit den anderen Bundesländern. Die internationalen Wanderungen von Deutschen werden ganz überwiegend aus dem Zuzug von Aussiedlern bestehen. Es wird davon ausgegangen, daß von den von der Bundesregierung geschätzten 3,5 Millionen Deutschen, die in den Aussiedlungsgebieten leben, zwischen 1,9 und 2,5 Millionen im Zeitraum 1991 bis 2000 nach Deutschland umsiedeln werden. Von diesen wird Bayern 15 % aufnehmen.

(6) Die zukünftige Nettozuwanderung von Ausländern hängt vom Auswande-

rungspotential in den Herkunftsländern und (in entscheidendem Maße) von der Immigrationspolitik Deutschlands ab. Die Immigrationspolitik umfaßt alle Maßnahmen, welche die Zuzüge, die Verweildauer und die Fortzüge von Ausländern beeinflussen. Die wesentlichen Elemente der Immigrationspolitik bilden die Anwerbepolitik, die Asylpolitik und Regelungen der Familienzusammenführung. Im Gegensatz zu den ersten beiden Elementen werden Änderungen im Familienzusammenzug zur Zeit nicht erwogen.

XVIII

(7) Die Größenordnung der zukünftigen Nettozuwanderung von Ausländern wird mit Hilfe von Szenarien abgebildet: Es werden vier Szenarien unterschieden: Szenario 0: Szenario I: Szenario 11:

Szenario 111:

keine Zuwanderung gemäßigte Zuwanderung (Beibehaltung des Anwerbestopps, restriktive Asylpolitik) hohe Zuwanderung (Lockerung des Anwerbestopps, gleichbleibende Asylpolitik) sehr hohe Zuwanderung (wie Szenario 11, aber dramatische Verschärfung des Einwanderungsdrucks) .

Nach Auffassung des ifo Instituts grenzen die Szenarien I und 11 die wahrscheinliche Entwicklung der Zuwanderung ein. (8) Unter Zugrundelegung der oben getroffenen Annahmen wird die Nettozuwanderung von Ausländern über die Grenzen des Bundesgebietes nach Bayern im Zeitraum von 1991 bis 2010 folgende Größenordnung haben: Szenario I: Szenario 11: Szenario 111:

480.000 880.000 1.210.000

Die zukünftige Nettozuwanderung in Szenario 11 entspricht der jahresdurchschnittlichen Zuwanderung von etwa 44.000 Ausländern im Zeitraum von 1986 bis 1990. (9) Bei der Vorausschätzung des Saldos der Binnenwanderung Bayerns mit den alten Bundesländern wird davon ausgegangen, daß sich der bisherige Trend leicht steigender Wanderungsgewinne auch in Zukunft fortsetzen wird. Bezüglich der Wanderungen mit den nauen Bundesländern werden positive, aber abnehmende Nettozuzüge nach Bayern bis zum Ende dieses Jahrzehnts unterstellt. Der Saldo der Binnenwanderung wird sich im Zeitraum von 1991 bis 2010 auf insgesamt 756.000, d.h. im Jahresdurchschnitt auf 38.000 Personen belaufen.

2'

XIX

(10) Faßt man die drei Wanderungskategorien zusammen, so zeigt sich, daß die gesamte Nettozuwanderung nach Bayern bis zum Jahre 2001 gegenüber dem Beginn der neunziger Jahre abnehmen und dann auf dem erreichten Niveau verharren wird. Im Zeitraum zwischen 1991 und 2010 werden per saldo 1,5 Millionen 2,0 Millionen 2,3 Millionen

(Szenario I) (Szenario 11) (Szenario 111)

Deutsche und Ausländer nach Bayern zuwandern. (11) Die Einwanderung wird die Bevölkerungsentwicklung für Bayern grundlegend verändern. Wäre ohne Wanderungen bis zum Jahr 2010 ein Rückgang der Gesamtbevölkerung um 450.000 zu erwarten, wird die Bevölkerungszahl in den Wanderungsszenarien bis zum Jahr 2000 um 1 bis 1,5 Millionen zunehmen. Nach 2000 wird sich der Anstieg zwar verlangsamen, aber dennoch weitere 300.000 bis 600.000 zusätzliche Einwohner bedeuten. Aufgrund des demographisch bedingten Rückgangs bleibt der Bevölkerungszuwachs in den Wanderungsszenarien unter der Gesamtsumme der Zuwanderungen. (12) Mit der Einwanderung werden vermehrt junge Menschen nach Bayern kommen oder hier geboren werden. Dies wirkt dem Anstieg des Durchschnittsalters der ansässigen Bevölkerung entgegen. Der Anteil der älteren Menschen (über sechzig) an den Personen im erwerbsfähigen Alter (Altenquote) wird nach den Bevölkerungsberechnungen bis zum Jahr 2010 nur wenig ansteigen ~nd vor allem in den darauffolgenden 20 Jahren deutlich unter dem Niveau liegen, das aufgrund der demographischen Entwicklung zu erwarten wäre. Im Jahr 2030 dürfte die Altenquote unter Berücksichtigung der Wanderungen ein Niveau von 50 % erreichen, statt 78 % ohne Wanderungen. (13) Ohne Veränderung der gegenwärtig beobachtbaren regionalen Verteilung der Zuwanderer ist anzunehmen, daß insbesondere die Region München ein starkes Bevölkerungswachstum erleben wird. Der Bevölkerungszuwachs für die Region München dürfte bis zum Jahr 2010 zwischen 23 und 38 % liegen. Es ist allerdings wahrscheinlich, daß sowohl die ökonomischen Bedingungen im Ballungsraum München als auch die aktive politische Einflußnahme

xx

auf eine gleichmäßigere regionale Verteilung der Zuwanderung innerhalb Bayerns hinwirken. (14) Der Anteil der ausländischen Bevölkerung wird bis 2010 je nach Szenario auf 11 bis 16 % ansteigen, wobei Szenario I davon ausgeht, daß eine restriktive Einwanderungspolitik betrieben wird. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß der Ausländeranteil aufgrund demographischer Veränderungen auch ohne Wanderungen auf 8,4 % ansteigen würde. (15) Das Angebot an Arbeitskräften (Erwerbspersonen) wird mit dem Bevölkerungszuwachs bis zum Jahr 2010 um 16 bis 25 % zunehmen. Damit wird sich die Expansion des Arbeitsangebots fortsetzen, die Bayern in den siebziger und achtziger Jahren erlebte. Ein Abbruch der Zuwanderungen aus dem Ausland würde hingegen zu einem Rückgang der Erwerbspersonenzahlen führen. Im Gegensatz zur Entwicklung auf Bundesebene wäre dieser Rückgang allerdings nur schwach ausgeprägt. (16) Das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften wird im Zuge der Zuwanderung bis zum Jahr 2010 um 30 bis 50 % zunehmen. Der starke Rückgang an Absolventen berufsbildender Schulen und Hochschulen, der bereits im Gange ist bzw. in den neunziger Jahren wirksam wird, wird durch den Zustrom junger Menschen abgemildert. Darüber hinaus wandern bereits ausgebildete Arbeitskräfte zu, die - im Gegensatz zu den Einwanderungswellen der sechziger und siebziger Jahre - häufig eine nutzbare Berufsausbildung mitbringen. (17) Gesamtwirtschaftlich betrachtet, gehen von der Zuwanderung markterweiternde Effekte-aus, die zu höherer Beschäftigungsdynamik und größerem Wachstum des Bruttosozialprodukts führen können. Dazu ist es notwendig, daß die öffentliche Hand bereit und in der Lage ist, in der Anfangsphase die erforderlichen Sozialtransfers zu leisten und bei der Beschaffung von Wohnraum mitzuwirken. Langfristig ist dies, nach den Ergebnissen der Simulationsrechnungen des ifo Instituts, ohne eine Verschlechterung des staatlichen Budgetsaldos möglich. Kurzfristig erscheint es hingegen fraglich, ob angesichts der immensen Aufwendungen, die im Zuge der deutschen Vereinigung notwendig werden, die erforderlichen Sozialtransfers geleistet werden können. Darüber hinaus bleiben die gesellschaftlichen Probleme, die mit der Zuwanderung aus dem Ausland verbunden sind (Integration, sozialer Friede, Sicherheit) in dieser Betrachtung unberücksichtigt. Auch wenn es möglich wäre, die XXI

Sozialtransfers zu leisten und Wohnraum zur Verfügung zu stellen, würde die Zunahme der Beschäftigung nicht vollständig ausreichen, alle einwandernden Arbeitskräfte zu absorbieren. Es ist mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote von 7 % zu Beginn der 90er Jahre auf etwa 10 % zu rechnen. Allerdings ist nicht davon auszugehen, daß die Abschottung der Grenzen eine ökonomisch und insbesondere beschäftigungspolitisch bessere Lösung erbrächte. Die nachlassende Investitionsdynamik, insbesondere bei Bauten, würde in diesem Fall das Wachstum reduzieren und der Produktivitätsfortschritt die Beschäftigungsmöglichkeiten begrenzen. Auch in diesem Szenario wäre mit einem etwa gleichstarken Anstieg der Arbeitslosigkeit zu rechnen. (18) Ohne Zuwanderung steht die Sozialversicherung, insbesondere die Rentenversicherung, vor einem Finanzierungsproblem, dessen Lösung in Leistungseinschränkungen und/oder längeren Beschäftigungszeiten zu suchen wäre. Die Zuwanderung junger Menschen kann hier Entlastung schaffen und schon in der Periode bis zum Jahr 2010 den ansonsten notwendigen Anstieg der Beitragssätze zur gesetzlichen Rentenversicherung vermeiden helfen. Dieser Effekt hält allerdings nur so lange an, als die Zuwanderung die Auswirkungen der niedrigen Geburtenraten kompensieren kann. Soweit sich dieses Regenerationsverhalten nicht verändert, sind immer neue Einwanderungsströme notwendig. Ähnliche Bedingungen wie bei der Rentenversicherung gelten im Prinzip auch für die Krankenversicherung. (19) Eine Prognose von Wohnungsmarktprozessen über 20 Jahre ist nicht möglich. Nur Bedarfsschätzungen erlauben eine derart langfristige Vorausschau. Geht man vom gegebenen Versorgungsgrad mit Wohnungen aus, dann stellen sich vor allem für die Regionen mit großen Verdichtungsräumen und insbesondere die Region München - je nach Stärke der Zuwanderung erhebliche Versorgungsprobleme. Bei 'hoher Zuwanderung' etwa übersteigt für das Jahr 2010 der jährlich erforderliche Nettozugang an Wohnungen in beiden Gebietseinheiten massiv den in den letzten Jahren beobachtbaren Umfang an Wohnungsfertigstellungen. In der Region München müßte der Wohnungszugang nahezu das Zweieinhalbfache des zuletzt beobachteten Wertes betragen. Für das 'übrige Bayern' stellt sich in keinem Szenario ein ernsthaftes Überlastproblem. (20) Im Kindergartenbereich ist auf bayerischer Ebene die Überlast bis zum Jahre 2010 in jedem Szenario wieder verschwunden. Die Regionen mit großen

XXII

Verdichtungsräumen haben auch 2010 noch einen geringen Mehrbedarf an Kindergartenplätzen, der in der Region München jedoch deutlich höher liegt. Das 'übrige Bayern' hat nur bis zum Jahre 2005 leichte Überlastprobleme und kommt im Jahre 2010 bereits mit deutlich weniger Kindergartenplätzen aus als im Ausgangsjahr 1990. Weitergehende Analysen zeigen allerdings, daß die Zahl der zu betreuenden Kinder nach 2015 wieder ansteigen wird. (21) Auf bayerischer Ebene werden Grund- und Hauptschulen getrennt betrachtet, auf regionaler Ebene ist das nicht möglich. Anders als bei den Kindergärten treten hier auf jeder Betrachtungsebene deutliche Überlastphänomene auf; sie sind stärker bei den Hauptschulen als bei den Grundschulen, in den Regionen mit großen Verdichtungsräumen, insbesondere München, gravierender als für ganz Bayern und insbesondere das 'übrige Bayern'. Aber auch im 'übrigen Bayern' ist im Jahre 2010 noch ein Mehrbedarf an Volksschulen in allen Zuwanderungsszenarien vorhersehbar. Natürlich steigt der Mehrbedarf mit der Stärke der Zuwanderung. Die hier prognostizierten Schülerzahlen übersteigen deutlich jene des Kultusministeriums. Weitergehende Analysen zeigen auch in diesem Bereich, daß die Volksschülerzahlen nach 2015 (verstärkt) ansteigen werden. (22) Der Mehrbedarf an Krankenhausbetten lehnt sich eng an die Entwicklung der Wohnbevölkerung an und steigt daher - je nach Wanderungsszenario bis zum Jahr 2010 an. Im Szenario 11 etwa entsteht in der Region München im Jahre 2010 ein um gut 30 % höherer Bedarf an Krankenhausbetten als im Ausgangsjahr 1990. Auch für das 'übrige Bayern' ist ein deutlicher Mehrbedarf an Krankenhausbetten zu erwarten. (23) Bei den Schätzungen zum Verbrauch an Freifläche zeigt sich, daß der Wohnungsbereich der mit Abstand größte Flächenkonsument ist. Obwohl die den Wohnungen zurechenbaren Grundstücksflächen in den Regionen mit großen Verdichtungs räumen und insbesondere in der Region München kleiner sind als im bayerischen Durchschnitt, ist die Flächenbeanspruchung, gemessen an der jeweils vorhandenen Freifläche, dort deutlich höher. Im Jahre 2010 wird in der Region München durch die hohe Zuwanderung (Szenario 11) insgesamt 3,1 % der vorhandenen Freifläche für die betrachteten Nutzungen (zusätzlich) beansprucht, auf bayerischer Ebene sind es knapp 0,7 %. Die 1989 genutzte Siedlungs- und Verkehrsfläche wird nach diesem Szenario um 7,6 % zunehmen. In der Region München beträgt der Zuwachs 25 %. XXIII

Zielsetzung der Studie

Im November 1991 hat das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen das ifo Institut für Wirtschaftsforschung beauftragt, eine Studie über

Die Auswirkungen der internationalen Wanderungen auf Bayern durchzuführen. Das ito Institut legt hiermit seinen Schlußbericht zu diesem Projekt vor. Es wurden zwei Workshops mit deutschen und internationalen Experten abgehalten. Diese Veranstaltungen brachten wertvolle Hinweise, die in diesen Bericht aufgenommen wurden. Die Studie greift einen Problembereich auf, der gegenwärtig eine zentrale Bedeutung in der politischen Willensbildung der Bundesrepublik Deutschland einnimmt. Die anhaltend hohe Einwanderung hat zu extremen Reaktionen in der Bevölkerung geführt, aber auch eine breite gesellschaftliche Debatte über die Bewertung der gegenwärtigen Wanderungswelle ausgelöst. Diese Studie versucht, dazu einen Beitrag zu leisten. Dabei stehen weniger die Probleme der gesellschaftlichen Akzeptanz von Einwanderern und die juristischen Fragen einer adäquaten Einwanderungspolitik im Vordergrund. Der Beitrag der Studie besteht auftragsgemäß darin, für Bayern Szenarien über die Entwicklung der zukünftigen Wanderungen bis zum Jahr 2010 zu entwickeln, die Konsequenzen dieser Szenarien für Bevölkerungsentwicklung und struktur aufzuzeigen, ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zu ermitteln, die Effekte tür den Wohnungsmarkt festzustellen und

die Infrastrukturbeanspruchung sowie den Flächenverbrauch zu berechnen. Die Wirkungsanalyse benutzt zum einen Methoden der Bedarfsrechnung, die im wesentlichen von gegebenen Standards ausgehen und daraus Gesamtbedarfe im Hinblick auf Wohnung und ausgewählte Infrastrukturbereiche (einschließlich des Flächenverbrauchs) ermitteln. Zum anderen wurden ökonomische Methoden eingesetzt, die die Effekte der Einwanderung auf Wachstum und Beschäftigung im gesamtwirtschaftlichen Kontext erfassen. Die Abschätzung der zukünftigen Einwanderung nach Bayern und ihrer ökonomischen Wirkungen muß notwendigerweise mit erheblichen Unsicherheiten behaftet bleiben. Die weitere Entwicklung in Osteuropa und den GUS-Staaten ist mehr als ungewiß und ihre Rückwirkungen auf den Westen lassen sich in ganz unterschiedlichen Denkmodellen abbilden. Darüber hinaus muß im Rahmen einer zukunftsbezogenen Studie an vielen Stellen zu Vereinfachungen und Abstraktionen gegriffen werden, die der Realität nur mehr oder weniger nahe kommen. Deshalb diskutiert dieser Bericht nur mögliche Szenarien und ihre Rückwirkung auf Bayern. Er ist nicht im Sinne einer Prognose unausweichlicher Entwicklungsverläufe zu verstehen.

11 Internationale Wanderungen und Bayern, 1960 bis 1990

Internationale Wanderungen insgesamt 1.1 Außenwanderungen der Bundesrepublik Deutschland Die Bundesrepublik Deutschland (in Kapitel 11: nur alte Bundesländer) und Bayern bilden wichtige Zielländer für die europäischen Wanderungsbewegungen. Dominierten bis zum Bau der Mauer im August 1961 die Übersiedler aus der DDR die Zuzüge in die Bundesrepublik, so wurden in den folgenden Jahren Arbeitnehmer aus Griechenland, Italien, Jugoslawien, Marokko, Portugal, Spanien, Tunesien und der Türkei angeworben, um den Arbeitskräftebedarf zu befriedigen. Zwischen 1960 und dem Erlaß des Anwerbestopps im Jahre 1973 kamen per saldo 3,6 Millionen Ausländer (vor allem Gastarbeiter) in die Bundesrepublik. In den folgenden Jahren wechselten Phasen eines negativen Wanderungssaldos (Zuzüge minus Fortzüge) für Ausländer mit Phasen eines positiven Saldos ab. Die wirtschaftliche Rezession als Folge der ersten Ölkrise rief eine Umkehr der Wanderungsströme bis einschließlich 1977 hervor. Gegen Ende der siebziger Jahre wuchs die Ausländerzahl, bedingt durch den Familiennachzug, wieder an. In der ersten Hälfte der achtziger Jahre führte die Zahlung von Rückkehrhilfen nochmals zu einer Nettoabwanderung von Ausländern. Im Zeitraum von 1974 bis 1985 nahm die Ausländerzahl wanderungsbedingt um insgesamt 309.000 ab. Dem stand ein positiver Wanderungssaldo bei den Deutschen in Höhe von 601.000 gegenüber. Der durchschnittliche jährliche Saldo der grenzüberschreitenden Wanderungen insgesamt belief sich zwischen 1974 und 1985 auf 24.300. In diesem Zeitraum beeinflußten die grenzüberschreitenden Wanderungen die Bevölkerungsentwicklung nur geringfügig (vgl. die Tabellen 1 und A 1 sowie Schaubild 1). Erst ab 1986 stieg der Zuzug von Deutschen und Ausländern nach Deutschland rapide an. Der Saldo der Zu- und Fortzüge insgesamt betrug 188.383 (1986). 213.671.(1987),481.945 (1988), 977.223 (1989) und 1.040.998 (1990), d.h. im Jahresdurchschnitt 580.000.

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Tabelle 1:

Saldo der Außenwanderungen der Bundesrepublik Deutschland, 1960 bis 1990 8 Zeitraum 1960-1973

1974-1985

1986-1990 8

Einheit

Insgesamt

Deutsche

insgesamt

3.578.169

- 21.469

3.599.683

pro Jahr

255.584

- 1.534

257.117

insgesamt

292.030

601.299

- 309.269

pro Jahr

24.336

50.108

- 25.772

insgesamt

2.902.220

1.633.454

1.268.766

pro Jahr

580.444

326.691

253.753

Ausländer

Ab 1975 einschließlich Zu- und Fortzüge aus der / in die DDR.

Quelle: Vgl. Tabelle A 1.

Der in den letzten Jahren zu verzeichnende starke Anstieg der Zuwanderung nach Deutschland geht zum größeren Teil auf den Zuzug von Deutschen zurück. Lagen die Aussiedlerzahlen in den sechzig er Jahren bei jahresdurchschnittiich 22.000 und in den siebziger Jahren bei 36.000, so stiegen sie im Zuge des Transformationsprozesses, d.h. der Umwandlung der Plan- in Marktwirtschaften, in Osteuropa und in der Sowjetunion zwischen 1986 und 1990 auf fast 220.000 im Jahresdurchschnitt an. Ebenso dramatisch erhöhten sich die Übersiedlerzahlen von jährlich 15.000 in den siebziger Jahren auf 133.000 pro Jahr zwischen 1986 und 1990 (vgl. Abschnitt 11.2). Der Zustrom von Ausländern nahm ebenfalls stark zu. Der Saldo der Zu- und Fortzüge erhöhte sich auf 254.000 im Durchschnitt der Jahre 1986 bis 1990. Von den Zuzügen an Ausländern waren 18 % Asylbewerber (vgl. die Abschnitte 11.3 und 11.4). Zwischen 1960 und 1990 hat sich das Gewicht der einzelnen Wanderungsströme erheblich verändert. Bildete im Zuge der Gastarbeiteranwerbung die Süd-Nord-Wanderung den Schwerpunkt, so hat in den letzten Jahren, bedingt durch den Transformationsprozeß in Osteuropa und der Sowjetunion, die OstWest-Wanderung stark an Bedeutung gewonnen.

4

U1

Deutsche und Ausländer in 1000 Personen

1960 - 1990 1 )

Wanderungssalden der Bundesrepublik Deutschland

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1965

J1 ~ pa

da ~ Pa Mg

1970

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Quelle: Statistisches Bundesamt.

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