Die Arzneikunde. Der Kopten [Reprint 2022 ed.] 9783112621288, 9783112621271

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German Pages 160 [187] Year 1952

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Die Arzneikunde. Der Kopten [Reprint 2022 ed.]
 9783112621288, 9783112621271

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TILL / DIE ARZNEIKUNDE

DER

KOPTEN

DIE

ARZNEIKUNDE

DER

KOPTEN

V O N P R O F . DR. W A L T E R C. T I L L

195 1

AKADEMIE-VERLAG



BERLIN

Copyright 1931 by Akademie-Verlag GmbH., Berlin Alle Rechte vorbehalten

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH., Berlin NW 7, Schiffbauerdamm 19 Lizenz-Nr. 156 • 6760/49 — 8718/49 Satz, Druck und Einband: (12) VVB Druck (Z) Werkdruck Gräfenhainichen - 1 3 1 Bestell- und Verlagsnummer: 5003

VORWORT Ursprünglich war dieses Buch als Band einer Reihe gedacht, die das Arzneiwesen aller Zeiten und Völker behandeln sollte. Seit ich zu dieser Arbeit durch Herrn Professor Dr. OTTO ZEKERT (Wien) bewogen wurde, haben sich die Umstände grundlegend geändert. Die Arbeit hat der Akademie-Verlag in Berlin zur Veröffentlichung übernommen, wofür ich ihm sehr verbunden bin. Die in der „Einleitung" (S. 2) festgelegte Unterscheidung von koptischen Ausdrücken, die unübersetzt übernommen (kursiv) und solchen, die übersetzt wiedergegeben, aber nicht wörtlich zu verstehen sind (Anführungszeichen), ist durch meine Schuld durcheinander gekommen, was ich zu entschuldigen bitte. Der Schaden ist nicht groß, da solche Ausdrücke auf jeden Fall in der einen oder der anderen Weise kenntlich gemacht sind und die beiden Arten untereinander nicht verwechselt werden können. Die Interessenten für die arabischen Ausdrücke möchte ich noch auf die folgenden beiden Bücher verweisen, die hier nicht benützt wurden: M. MEYERHOF and G. P. SOBHY BEY, The abridged version of „The book of simple drugs" of Ahmad ibn Muhammad al-Ghäfiqi by Gregorius Abu'l-Farag (Barhebraeus). The Egyptian University. The Faculty of Medicine. Publication Nr. 4. 5 Bände. Kairo 1932—1940. Nach MEYERHOFS Tod wurde das Werk leider nicht fortgesetzt. K . GARBERS, Kitäb kimiyä al- itr wat-tasldät. Buch über die Chemie des Parfüms und die Destillationen von Ya'qüb b. Ishäq al-Kindi. Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes 30. Leipzig 1948. W i e n , im August 1950 W A L T E R C. T I L L

INHALTSVERZEICHNIS

Seit*

Vorwort

V

Einleitung



Die Quellen A. Die Bezeichntingen der Heilmittel B . Gewichte und Maße

1 .

5 7 11

Die behandelten Krankheiten

13

C. D. E. F. G. H. I. J. K. L. M. N. O. P. Q. R. S. T. U. V. W. X. Y. Z.

13 14 19 20 21 22 22 23 23 24 25 26 26 28 29 35 37 38 40 41 42 42 43 43

Kopf Augen Ohren Mund Brüste Blutspucken . . . . Magen Leber, Nieren, Milz . Nabel ? Gedärme After Blase Geschlechtsorgane Glieder Hautkrankheiten Die Wam-Krankheiten Geschwülste Verletzungen Innere Krankheiten Klopfen Rheuma; Schlafmittel Allgemeines Unbekanntes

. .

. . .

.

Die Arzneistoffe

45

Übersetzung der Rezepttexte

110

Register Deutsch Koptisch Ägyptisch Griechisch Lateinisch Arabisch

138 138 141 147 147 149 150

Abkürzungsschlüssel



154

EINLEITUNG Was wir von der Medizin der Kopten wissen, ist außerordentlich wenig. Wie in der heidnischen Zeit so wurden auch in der christlichen gegen Krankheiten vielfach magische Praktiken angewendet. Auch von wunderbaren Heilungen wird in der koptischen Literatur oft berichtet. Doch bilden diese Seiten der Heilkunde hier nicht den Gegenstand der Betrachtung. Was uns von den rationalen Heilmethoden der Kopten bekannt ist, kennen wir ausschließlich aus Rezeptsammlungen, die ziemlich verbreitet gewesen sein müssen, wenn auch verhältnismäßig wenig davon bisher ans Licht gekommen ist. Freilich finden sich in manchen Rezeptsammlungen neben rationalen Methoden auch magische Heilanweisungen, was zeigt, daß die Kopten hier nicht immer streng unterschieden. Wenn wir nach dem, was wir von der koptischen Heilkünde bisher zu Gesicht bekommen haben, urteilen dürfen, stand sie auf einer viel niedrigeren Stufe als die altägyptische. Die koptische Heilkunde ist auch nicht als Tochter der altägyptischen anzusehen. Diese ist im großen und ganzen untergegangen. Die Kopten schöpften ihre heilkundlichen Kenntnisse teils aus griechischen, teils aus arabischen Quellen. Ich habe daher bei der Behandlung der Arzneistoffe ständig auf die entsprechenden griechischen und arabischen Benennungen hingewiesen, um den Anschluß an die nächst verwandten Gebiete herzustellen und die Abhängigkeit der koptischen Arzneikunde von diesen Quellen deutlich zu machen. Ich habe mich bezüglich der griechischen Arzneikunde an B E H E N D E S ' Bearbeitungen der Werke des Dioskurides (BD) und des Paulos von Aegina (BP) gehalten, dessen deutsche Bezeichnungen ich auch in der Regel übernahm. Die arabischen Benennungen entnahm ich den Bearbeitungen des Werkes von Ibn al-Baithär von S O N T H E I M E R (S mit folgender römischer Bandzahl und Seite) und L E C L E R C ( L mit Angabe der Nummer). Wenn auch die Bearbeitung von S O N T H E I M E R veraltert und fehlerhaft ist, habe ich sie doch immer angeführt, weil L E C L E R C manchmal nur einen Auszug bietet, wo bei S O N T H E I M E R der Text in extenso übersetzt ist. Das Hauptstück des Buches ist der Behandlung der in den koptischen Rezepttexten vorkommenden Drogenbezeichnungen gewidmet. Diesem Hauptteil mußte ich aber einige kurz gehaltene Kapitel vorausschicken, vor allem über die angeführten Krankheiten. Sprachliche Probleme habe ich nur insofern behandelt, als es zur Ermittlung der Bedeutung nötig war. Unerläßlich für den Benutzer sind die Rezepttexte selbst, auf die ich, um öftere Wiederholungen zu vermeiden, ständig verweise. Diese sind außerordentlich verstreut, vielfach in Zeitschriftenaufsätzen, veröffentlicht und daher mühsam zusammen zu finden. Außerdem gibt es von ihnen keine deutsche Übersetzung. Ich habe sie daher alle neu übersetzt. Wo ich mit den früheren Bearbeitern nicht übereinstimme, habe ich das nur ganz gelegentlich erwähnt. Freilich wäre es nützlich, auch die koptischen Texte beizugeben, um eine ständige Kontrolle zu ermöglichen. Es ließ sich das aber mit Rücksicht auf die zeitbedingten Erschwerungen derzeit nicht durchführen. Der Aufschließung der Materie dienen nicht nur die Zusammenfassungen in den einzelnen Kapiteln, sondern auch die Wortindices, die auch dem nützlich sein werden, der neu auftauchende koptische Rezepte bearbeiten will. CRTTM konnte in seinem

2

Einleitung

Dictionnary etliche verarbeiten, die noch nicht veröffentlicht sind. Ich hoffe, daß sich bald Gelegenheit geben wird, daß geeignete Kräfte auch diese Texte der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die koptischen Wörter sind im Index nicht wie üblich in erster Linie nach den Konsonanten geordnet, sondern in der bei europäischen Sprachen üblichen Weise. Ob das einen Vorteil bietet, muß die Praxis erweisen. Der Einfachheit halber habe ich gleichlautende Wörter auch bei verschiedener Bedeutung im Index unter einem Stichwort vereinigt. Da der hier verarbeitete Stoff vermutlich auch Leute interessieren wird, die keine Kenntnisse im Koptischen haben, füge ich einige kurze Bemerkungen über das Koptische an. Die Fähigkeit, das Griechische zu lesen, darf beim Benutzer wohl vorausgesetzt werden. Wenn er das Arabische nicht lesen kann, wird das in keiner Weise stören. Er wird die betreffenden Bemerkungen einfach beiseite lassen, kann aber auch jeweils den betreffenden Abschnitt in einer der beiden stets angeführten Übersetzungen nachlesen. Ich habe im Interesse der Vereinfachung des Satzes die Vokalbezeichnungen bei den arabischen Wörtern weggelassen, ebenso auch den Vokalstrich im Koptischen, der ja gewöhnlich auch in den Rezepttexten fehlt. Dem Benutzer möchte ich noch zu bedenken geben, daß die Begriffe, die man in alter Zeit mit den Wörtern verband, keineswegs so präzis waren, wie es die heutige Wissenschaft fordert. Das ist besonders bei den Drogennamen stets zu bedenken, gilt aber auch für die Krankheitsbezeichnungen. Mit letzteren sind sicherlich oft nur Symptome gemeint, die verschiedenen Krankheiten eigen sind. Es deckt sich also meistens eine koptische Bezeichnung nicht mit einer modernen. Eine präzise Übersetzung ist daher oft unmöglich. Wenn ich eine koptische Bezeichnung in der Übersetzung beibehalten habe, ist sie kursiv gedruckt. In anderen Fällen kann man die koptische Benennung wörtlich übersetzen. Wenn diese Übersetzung im Deutschen keine entsprechende Bezeichnung ergibt, habe ich sie unter Anführungszeichen gesetzt, wie z. B. bei den Augenkrankheiten „Wasser", „Stern", „Nebel" usw. Um die Verweisung deutlich und einfach zu gestalten, habe ich die Abschnitte des ersten Teiles (Arzneibezeichnungen, Maße und Gewichte, Krankheiten) mit Großbuchstaben bezeichnet; die nachfolgende Zahl gibt die Unterabteilung an. Die Abschnitte des die materia medica behandelnden Hauptteiles haben bloß Zahlen; die seltenen Unterabteilungen sind durch Kleinbuchstaben bezeichnet. Die Rezeptsammlungen sind stets mit mehr als einem Buchstaben abgekürzt. Wer sich für den Urtext interessiert, findet die nötigen Angaben in den Vorbemerkungen zur Übersetzung. Einer Rechtfertigung bedarf noch der Umstand, daß ich alle koptischen Rezepte ohne Rücksicht auf ihr verschiedenes Alter behandle. Sie gehören immerhin mehreren Jahrhunderten an. Abgesehen davon, daß ihr vermutliches Alter von den Herausgebern oft nicht angegeben wurde, dürfte sich das summarische Verfahren auch sachlich rechtfertigen lassen, denn es ist kaum eine Entwicklung zu bemerken, was j a für die medizinischen Kenntnisse dieser Zeit überhaupt charakteristisch zu sein scheint. Nur einige Texte (z. B. MK, Ryl) weichen insofern von den anderen ab, als sie sprachlich eine größere Abhängigkeit von arabischen Quellen verraten. Der Stillstand der medizinischen Kenntnisse in jenen Jahrhunderten gestattet es auch, die materia medica der koptischen Rezepte trotz ihrer zeitlichen Verschiedenheit mit der des Dioskurides, Paulos von Aegina und Ibn al-Baithär zu vergleichen. Der Mangel an Kenntnissen auf den Gebieten der Naturwissenschaft und Medizin war mir bei der Bearbeitung des Stoffes selbstverständlich äußerst hinderlich. Ich mußte alles auf diesen Gebieten Vorgearbeitete kritiklos hinnehmen. Die Drogenbenennungen, die ja in ihrer großen Mehrheit aus dem Griechischen oder Arabischen stammen, waren fast durchwegs schon bestimmt, soweit das überhaupt zu machen ist. Bei den Krankheitsbezeichnungen war das aber nicht der Fall. Richtig zu be-

Einleitung

3

urteilen, welche Krankheit jeweils gemeint ist, wird dadurch noch erschwert, daß außer dem bloßen Namen der Krankheit oder des erkrankten Organes so gut wie nichts über die Krankheit gesagt wird. Auf diesem Gebiete konnte ich mich bei etlichen Problemen des fachmännischen Rates des Herrn Dr. med. KARL GREISENEGGER erfreuen, der mir viele wertvolle Aufschlüsse gab, die mich oft vor einem falschen Schluß oder einer unrichtigen Ausdrucksweise bewahrten und der Arbeit oft auch in positiver Weise zugute kamen, ohne daß dies bei jeder Stelle bemerkt werden kann. Herr Dr. GREISENEGGER konnte nur von mir gestellte Fragen beantworten, aber nicht den ganzen Stoff durcharbeiten, so daß er also für nichts verantwortlich ist. Auch Herrn Dozenten Dr. OTTOKAR CHIARI verdanke ich einige Hinweise. Ich danke den Genannten auch hier herzlichst für ihre Bemühungen. Trotz dieser Beratungen bleibt das Buch natürlich doch die Arbeit eines Koptologen. Ich lege hier das gesamte derzeit veröffentlichte Material geordnet und aufgeschlossen vor. Die fachkundige Auswertung dieses Stoffes für die Geschichte der Medizin und Arzneikunde muß in einem anderen Rahmen erfolgen und kann nun auch von jemandem durchgeführt werden, der das Koptische nicht versteht.

Anhang: Zur koptischen Sprache Koptisch nennen wir die ägyptische Sprache in der Zeit, da man sie mit griechischen Buchstaben schrieb, was etwa seit dem 3. Jh. n. Chr. der Fall war. Nach der Eroberung Ägyptens durch die Araber in der Mitte des 7. Jahrhunderts verdrängte die Sprache der Eroberer schrittweise die einheimische Sprache, bis diese zu einer nicht mehr feststellbaren Zeit als lebende Sprache ganz verschwand. Jetzt ist das Koptische nur noch als tote Liturgiesprache im Gottesdienst der christlich gebliebenen Ägypter (Kopten) in Gebrauch. Vom Koptischen sind fünf Dialekte bekannt: das Saidische, das Achmimische und das Subachmimische (auch Assiutische genannt) in Oberägypten, das Faijumische in Mittelägypten und das Bohairische in Unterägypten. Für uns kommt hauptsächlich das Saidische in Frage, das in älterer Zeit die literarische Gemeinsprache der Kopten war. Es gibt allerdings auch einige Rezepte im faijumischen Dialekt. Da Rezepte nicht eigentlich als Literatur anzusehen sind, bediente man sich bei ihrer Abfassung nicht der literarischen Hochsprache, sondern schrieb sie in der Volkssprache. Ihre Sprache kann man daher als vulgär-saidisch bzw. vulgär-faijumisch bezeichnen. Von etwa einem Zehntel des erfaßten koptischen Wortschatzes ist die Bedeutung derzeit noch unbekannt. Die Unregelmäßigkeiten der vulgären Sprache und Schreibung erhöhen noch die Schwierigkeiten des Verständnisses oft ganz wesentlich. So darf es nicht wundern, wenn manche Stellen in der Übersetzung als unsicher bezeichnet werden müssen. Bei der schriftlichen Fixierung der ägyptischen Sprache fand man mit den griechischen Buchstaben nicht das Auslangen, da das Koptische Laute besaß, die im Griechischen nicht vorkommen und für die daher die griechische Schrift auch keine Zeichen hatte. Es mußten daher einige Zusatzbuchstaben geschaffen werden, die am Schluß des Alphabetes angereiht sind. So ergeben sich folgende Buchstaben, denen ich die derzeit bei uns übliche Aussprache beifüge.