Deutschlands Umkehr und seine Stellung zur Orient-Frage: Zeitgemässe Betrachtungen eines Reichsfreundes [Reprint 2018 ed.] 9783111528991, 9783111160849

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Deutschlands Umkehr und seine Stellung zur Orient-Frage: Zeitgemässe Betrachtungen eines Reichsfreundes [Reprint 2018 ed.]
 9783111528991, 9783111160849

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Deutschlands Umkehr und seine Stellung m Orient-Frage
England
Russland
Oesterreich-Ungarn
Frankreich
Serbien
Türkei
Deutschlands Umkehr und seine Stellung m Orient-Kage

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Deutschlands Umkehr und

seine Stellung m Orient-Kage.

Zeitgemäße Betrachtungen eines Reichsfreundes.

Berlin, 1876. Verlag von Z. Guttentag (D. Göttin).

Äls Deutschland aus dem letzten französischen Kriege mit einem gewaltigen, die Machtverhältnisse sämmtlicher Europäischen Großmächte umgestaltenden Krastzuwuchs hervorging, da wurden überall in außer­ deutschen Ländern Stimmen laut, welche dem Geiste des deutschen Volkes fernere Kriegs- und Annexionsgelüste unterschieben wollten. Bald sprach man von Holland, bald von Dänemark und anderen Ländern, auf welche die kriegslustigen Nachkommen des Arminius ihr lüsternes Auge gerichtet haben sollten. Ein weniger begründeter Verdacht ist wohl nie erregt und aus­ gesprochen worden.

Deutschland als solches ist stets eine vor allen

andern friedliebende conservative Nation gewesen, wogegen das ein­ zelne hervorragende Glied derselben, Preußen, allerdings durch ein Jahrhunderte dauerndes Kriegsgetümmel, durch eine immer wachsende Wehrkraft und kriegerischen Sinn seine geschichtliche Mission: „die Eini­ gung

der

deutschen Stämme"

verfolgen

mußte.

Es

war

dieser

Kampf Preußens mehr ein interner deutscher Prozeß, welcher eine direete Bedrohung des Auslandes nicht involvirte. Dem Kaiser Wilhelm war es vorbehalten, diesen Jahrhunderte dauernden Zersetzungsprozeß

glorreich zu

beendigen;

und

mit

der

Einigung Deutschlands unter Führung des Hauses Hohenzollern ist die geschichtliche Mission Preußens in Bezug auf die gewaltige Ent­ wickelung einer schlagfertigen Wehrkraft erfüllt; denn das sittliche Motiv in der kriegerischen Mission Preußens war eben, daß, nach Einigung der deutschen Stämme unter seiner Aegide, dem deutschen Volke Stärke und Frieden wiedergegeben werde, daß das Waffen-

4 getöse verstumme, und daß das Volk, zum Pfluge, zur Industrie, zur productiven Arbeit zurückkehrend,

nach und

nach

einem

ähnlichen

Wohlstände entgegengehe, wie ihn die älteren Culturvölker England und Frankreich seit einem Jahrhundert genießen. Es sind jedoch nicht allein diese Hoffnungen unerfüllt geblieben, sondern fast das Gegentheil ist eingetreten.

Seit dem Ende des

französischen Krieges bemächtigt sich der Nation ein Gefühl der wach­ senden Unbehaglichkeit in geistiger wie in materieller Beziehung. Bevor daher auf die Stellung Deutschlands zur orientalischen Frage näher eingegangen wird,

wäre es wohl an der Zeit,

des

Krankheitszustandes

Nation

eine

der

eigenen

zu

gedenken

durch

klare Darstellung desselben, welche auf alle Fälle den Vorzug hat, daß sie von irgend welcher Furcht, die Wahrheit zu sagen, nicht beein­ flußt ist. Wenn Kindern oder

ungebildeten Leuten ein Spiel verdorben

wird, so pflegen die Genossen des Spieles dann wohl in maaßlosen Anschuldigungen sich auszulassen gegen einander; und die Hitze des Streites verhindert, daß ein jeder in sich gehe und sehe wo er ge­ fehlt hat. — Zn diesem Stadium befindet sich heute die deutsche Nation; jeder Stand, jede Partei überhäuft die andere mit Vorwürfen.

Die Agrarier

eifern gegen das Groß-Kapital und gegen die socialdemokratische Partei; die Bourgeoisie oder das Klein-Bürgerthum eifert gegen die Groß­ macht des Kapitals und gegen die sogenannten Gründer; die Social­ demokraten sind wiederum spezielle Feinde des Klein-Bürgerthums und des Großkapitals. bitterung gekämpft.

Ueberall wird mit maaßloser krankhafter Er­

Und in diesem krankhaften Kampf ums Dasein

erschlaffen die edleren Gefühle, es stockt die naturgemäße Entwicklung des Volkes;

Parlament und Abgeordnetenhaus zehren am Ruhme

ihrer früheren Größen, während der junge Nachwuchs ausbleibt; die Preßorgane greifen zu den außerordentlichsten Reorganisationsmitteln, theils in der Gestalt von Gründerhetzen, theils indem sie Erneuerung der Schutzzoll-Principien befürworten; und nur wenige Blätter ver-

5 mögen sich auf objectivem Standpunkte zu erhalten, aber mit einer Aengstlichkeit, die jeder frischen Aufwallung widerstrebt. Gewerbe gehen unaufhaltsam bergab.

Handel und

Von Kunst und Wissenschaft

vermögen nur einzelne Zweige den früher erworbenen Vorrang gegen­ über der internationalen Concurrenz siegreich zu behaupten. Um diese trübe Periode zu überwinden, kann der wahre Patriot vor allem nur den Wunsch hegen: „der schleunigsten Umkehr unsrer Nation zu den Künsten des Friedens!" Dieses ist die erste Nothwendigkeit; die zweite ist: das Aufhören des unbedingten Personen-Cultus für Staatsmänner, deren Namen zwar unvergänglich mit dem Geschick der dankbaren Nation verbunden, die aber weder unfehlbar sind, noch selbst irgendwie darauf Anspruch machen, es zu sein! Unser größter Staatsmann und unser größter Feldherr, welche dem Kaiser zur Erreichung glorreicher Ziele die kräftigsten Stützen waren, bilden ein Zwiegestirn, dessen Theile sich gegenseitig bedingen. Das scharfe Schwert des einen konnte nicht zur Geltung kommen ohne den hellen Blick und die eiserne Consequenz des andern, und umgekehrt. So finden wir sie zusammen bei Sedan, so finden wir sie heute vereint als Stützen des Reichs-Eisenbahn-Projectes — unablässig bemüht, die Wehrkraft und Schlagfertigkeit der Nation zu erhöhen; ein gewaltiges Streben, bei welchem

aber kleinere friedliche Sterne

längst erbleichen mußten. Es achte nur ein jeder in seinen Kreisen darauf, wie die Er­ höhung der Wehrkraft, die erweiterte Machtstellung des Reichs, einem rothen Faden gleich durch alle Verhältnisse sich schlingt; und unter diesem Einflusie können die Künste des Friedens nicht gedeihen. Es ist wohl selbstverständlich, daß idealistische Wünsche plötzlicher allgemeiner Abrüstung bei keinem Vernünftigen Anklang finden können. Gewiß bedarf Deutschland zur Zeit einer tüchtigen Armee. will ein jedes Ding seinen Anfang haben. unser Voll nur wieder zu dem vollen

Auch

So möge zum Anfang

Bewußtsein gelangen, daß

6





Kriegsruhm nicht der Güter höchstes ist — es möge die Zugend nicht durch die unzähligen Kriegsspiele, Kriegsbilder und endlose KriegsLiteratur als ersten Gedanken, der ihr zum Bewußtsein kommt, den­ jenigen

des Krieges

einsaugen.

Der Jüngling

möge überall

er­

kennen, daß Wissenschaft, Kunst, Industrie und Handel die einzig Völker beglückenden und höchst zu schätzenden Elemente sind, und daß gymnastische Spiele, Turnen und so manches andere genügt, um ein Volk

vor

Verweichlichung

zu

schützen.

Der

Mann

widme

einen

größeren Theil seiner Zeit zur Erkennntniß der Verhältnisse seiner eigenen, so wie derjenigen anderer Volksklassen.

Wie wenige, selbst

Gebildete, sind über die Verhältnisse und Entwicklung der Arbeiter­ partei wirklich genau unterrichtet.

Wie außerordentlich gering ist noch

die Verbreitung der national-ökonomischen Wissenschaft!

Um

in neue Bahnen einzulenken,

energischen, frisch vorangehenden Presse.

bedarf es vor allem

einer

Wohl ist es noch manchen

erinnerlich, wie nach dem französischen Kriege, bei dem scheinbar gewaltigen

Aufschwünge

unsrer

wirthschaftlichen

Verhältnisse,

die

deutsche Presse schwelgte in selbstgefälliger Betrachtung französischer Zustände, in väterlich fürsorglichen Rathschlägen für das geschlagene Nachbarvolk — anstatt unaufhörlich der eigenen Nation zu predigen über alles das,

was wir zu lernen haben von den Franzosen be­

züglich Verbesserung unsrer industriellen und materiellen Verhältnisse. Hat auch in dieser Beziehung die neueste Zeit einige Besserung ge­ bracht, so ist doch nur ein schüchterner Anfang zu erkennen, und namentlich die hauptstädtische Presse hat vieles nachzuholen, um die Nation wieder zum richtigen Bewußtsein ihrer Lage zu führen.

Wenn

nun,

stets

von

dem

Principe

ausgehend,

daß

nach

Wiederaufbau des deutschen Reiches die kriegerische Mission Preußens beendet ist, das deutsche Volk den eigenen Angelegenheiten vor allem Aufmerksamkeit schenken soll, so darf unsre Nation doch nicht theilnahmlos bleiben

gegenüber großen Fragen der Civilisation,

in Europa ausgekämpft werden.

Es

giebt außer

welche

dem politischen

7 eben auch einen Standpunkt der Humanität, welcher es dem deutschen Volke zur Pflicht macht, in der Orient-Frage Farbe zu bekennen, damit bei der schließlichen Entscheidung über diese Frage, welche der sogenannten sechsten Großmacht, der öffentlichen Meinung, vorbehalten ist, auch unser Volk seine Stimme in die Waagschaale werfen kann. Somit zur Tages-Frage: „der Regeneration der Balkan-Halbinsel" übergehend,

möge zuerst

die Stellung sämmtlicher Großmächte zü

dieser Frage einer versuchsweisen Beurtheilung unterworfen werden.

England. Das brittische Reich hat aus dem Continent nur einen einzigen durch Natur und Geschichte ihm zugewiesenen Bundesgenossen, dieser ist Deutschland.

Es bilden beide Länder, durch Stammes-Verwandt-

heit verbunden, keiner Collidirung irgend welcher Interessen ausgesetzt, so recht eigentlich das Ideal einer durch alle Verhältnisse bedingten Allianz, welche, wenn richtig verstanden, die maßgebende Macht in der Welt sein würde, ohne deren Zustimmung kein Schuß in Europa fallen darf. Nicht Deutschlands, sondern Englands Schuld ist es, daß solches Freundschaftsbündniß nicht unverbrüchlich fest gehalten wurde.

Durch

eine unbegreifliche Politik Englands wurde Deutichland zur engen Verbindung mit Rußland getrieben, auf welchem Wege es anfangs widerwillig, bei der wachsenden Popularität des Kaisers Alexander aber mit größerer Bereitwilligkeit fortschritt. Von dem Augenblicke, wo England anfing, diese falschen Wege zu wandeln, hörte es auf, die erste Stimme im Rathe der europäi­ schen Völker zu haben.

Es konnte sich auch anfangs darüber trösten,

indem die brittischen Staatsmänner, mehr und mehr der Nichtinter­ vention und dem Frieden ä tont prix huldigend, gewissermaßen offieiell die Entsagung alles Einflusses auf die Angelegenheiten des Continents proclamirten.

Es brach aber ein Tag an, wo bei wachsender Macht-

8 ausbreitung Rußlands in Asien die englischen Staatsmänner einsahen, wohin die Zsolirung ihres Landes führt. Die Demüthigungen Englands folgten Schritt auf Schritt, bis der englische Nationalstolz erwachte. Nun sollte auf einmal, und wie aus heiterem Himmel, der Welt gezeigt werden, daß England noch existire. Der muthmaßliche Er­ folg des Suez-Canals genügte nicht, sondern der brittische Löwe erschien plötzlich am Bosphorus und bewirkte eine Thronumwälzung, welche an Ort und Stelle gesehen, mehr komische als ernste Seiten hat. Die muhamedanische Religion ist nicht dazu geeignet, sich dem Fortschritte anzubequemen, und England würde schwerlich Erfolg haben mit diesen Regenerations-Versuchen, selbst wenn es starke Alliirte hätte in Europa, welche den Versuch unterstützen wollten. Es hat aber deren keine. Ein Bündniß mit Frankreich könnten die Britten nur unter gleichzeitiger Stipulation erlangen, für die Wiedererlangung von Elsaß-Lothringen den Franzosen behülflich zu sein. So weit gehen aber Englands Zntereffen nicht. Oesterreich wird schwerlich noch einmal ähnliche Consequenzen wie diejenigen des Krimkrieges auf sich laden, und Deutschland hat gewiß vollkommen Recht, mit seinem treuen nordischen Bundesgenossen Hand in Hand zu gehen, so weit es seine Interessen nur irgend erlauben. So steht England, obgleich in sich eine gewaltige Macht bildend, doch isolirt da und muß die Erfahrung machen, daß Allianzen sich nicht aus der Erde stampfen lassen, sondern daß sie erworben werden sollen durch Klugheit, Beständigkeit und Treue.

Russland. Rußlands Stellung in der Orient-Frage und die Zwecke, welche es verfolgt, scheinen jedem Gebildeten bekannt und klar. Rußland erfüllt das sogenannte Testament Peter's des Großen, welches wohl vornehmlich den Zugang der Russischen Macht zum Mittelmeere durch die Beherrschung der Dardanellen-Straße bedeutet; überdies hat es

9 einige Millionen stammverwandter Slaven auf der Balkanhalbinsel; und überhaupt ist ja die Sehnsucht der nordischen Völker nach Süden immer eine mächtige gewesen. Die Russischen Politiker haben seit Jahrhunderten immer dahin gestrebt, sich mit allen Mächten so zu stellen, daß ihnen für alle Operationen in der östlichen Hälfte Europa's möglichst freie Hand gelassen werde. Gesetzt den Fall, Rußland wäre auf diesem Wege so weit vor­ geschritten, daß es sein Ziel nunmehr klar vor Augen hätte.

Welches

ist dieses Ziel? An eine effective Annexion der Balkan-Halbinsel durch Rußland kann wohl Niemand im Ernste denken.

Welche Eventualitäten bleiben

dann übrig?

Ein Byzantinisches Kaiserreich unter einem Russischen

Großfürsten?

Das scheint unmöglich, denn die erste Folge der Er­

richtung eines solchen Reiches müßte unfehlbar dessen Lossagung vom russischen

Einflüsse sein.

Oder sollte

es

Rußlands Absicht sein,

daß, bei immer größerer Machtentwickelung der südslavischen Völker­ schaften, diesen schließlich die Türkei überlassen würde, mit einziger Ausnahme von Constantinopel, welches mit seiner Beherrschung der Dardanellen-Straße gewährt würde?

den Russen als Preis für ihre Unterstützung

Auch dieses ist unwahrscheinlich,

denn ein- süd-

slavisches Reich ohne seine Hauptstadt Byzanz ist ebenso undenkbar, wie ein Italien ohne Rom. alle

Actionen

Rußlands

auf

Ebenso unwahrscheinlich ist es, eine direktere

Bedrohung

daß

Indiens

hinauslaufen; denn der Seeweg nach Ostindien ist den Engländern durch die Suez-Canal-Erwerbung gesichert, und für den Landweg der Russen nach Indien bildet der Kaukasus den naturgemäßen An­ knüpfungspunkt. Es ist also nicht so leicht wie es scheint, sich Rechenschaft zu geben über die directen Ziele der russischen Politik. Dagegen ist anzunehmen, daß jede Vermehrung des russisch-christ­ lichen Einflufles im Orient geeignet ist, diesen gesegneten Gegenden das Glück der Civilisation, des Handels und Verkehrs zu Theil wer-

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den zu lassen, ein Vortheil namentlich für Deutschland als dem Verkehrsvermittler zwischen dem westlichen und östlichen Europa. Sollten aber im Laufe von Jahrhunderten die vereinigten slavi­ schen Reiche im Osten Europa's allzugewaltig und drohend auftreten, dann würden auch die germanischen Stämme naturgemäß zusammen­ halten, und würden im Stande sein, den östlichen Nachbarn die Spitze zu bieten, um Europa zu schützen vor den Schrecken einer neuen Völkerwanderung.

Oesterreich-Ungarn. Bei einer Beurtheilung dieses interessanten Staates tritt stets zuerst die Frage hervor: Was ist Oesterreich? — Oesterreich ist ein aus drei Völkerstämmen zusammengesetztes Reich, aus Deutschen, Slaven und Magyaren, welche drei Stämme unter sich einander nicht sonderlich zugethan sind. Von diesen drei Völkerschaften sind Deutsche und Magyaren die mächtigsten und maßgebenden. Während aber die deutschen Oesterreicher eine arbeitsame, still vorwärtsstrebende Bevölkerung sind, so haben dagegen die Magyaren, welchen eine außerordentlich starke Entwickelung des Selbstbewußtseins eigen ist, doch in letzter Zeit vermocht, der Politik des österreichischen Staates vornehmlich ihren (den magyarischen) Stempel aufzudrücken. Es zeigt sich aber, daß bei diesen einstmaligen heldenmüthigen Verthei­ digern Europa's gegen den Halbmond der Türkenhaß längst ver­ drängt ist durch eine glühende Feindschaft gegen den Slavismus. Ungarn fürchtet, daß durch die Machtausdehnung der Serbischen Völkerschaften die slavischen Kroaten und ungarischen Serben nach jener Seite könnten hinübergezogen werden, daher jene Freundschaft für die Türkei — während andrerseits die D eutschösterreicher gut genug einsehen, welchen enormen Zuwachs an Handel und Ver­ kehr die Civilisation der Balkan-Halbinsel gerade ihnen gewähren würde.

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So bleibt Oesterreich in seinen Interessen und seinem Thun und Lassen eine räthselhafte Sphinx und wird auch bei dem gegenwärti­ gen Conflicte über eine weise Sicherung seiner Grenzen schwerlich hinausgehen.

Frankreich. Von allen Großmächten hat Frankreich heute die klarste, leichtest erkennliche Politik; ihm schwebt nur ein einziges Ziel unverrückt vor Augen: die Wiedererlangung von Elsaß-Lothringen; seine Stel­ lung irrt europäischen Concerte gleicht in mancher Beziehung der­ jenigen Deutschlands. Auch dieses hat für seine Politik nur ein erkennliches Ziel: Die Erhaltung von Elsaß-Lothringen und die Sicherung gegen erneuerte Kriege mit Frankreich. So stehen sich Germanien und Gallien gerüstet gegenüber; es ist aber Frankreich dasjenige Land, welches von beiden die günstigere Position hat; ohne Furcht, von seinem Nachbar angegriffen zu werden, kann es den­ selben fortwährend zu großen Rüstungen zwingen und kann den ge­ eigneten Moment zum Angriff abwarten. Deutschland aber, welchem keineswegs nach der Erwerbung neuer Provinzen gelüstet, sondern welches nur die Erhaltung des einmal Erworbenen anstrebt, isk ge­ zwungen, in gewaltiger Wohlstand verzehrender Rüstung Schildwache zu halten. So stehen beide Nachbarn einander gegenüber, sich scharf beob­ achtend. Währenddessen sinkt beider Einfluß auf die Gestaltung der europäischen Verhältnisse. Frankreich aber sieht nicht ohne Bedauern die wachsende Miß­ stimmung zwischen England und Rußland. Bei jedem der beiden hätte es gar zu gern Sympathien erweckt für die Wiedererlangung seiner verlorenen Provinzen; was kümmern Frankreich die orienta­ lischen Wirren! Es hält sein Auge unverrückt nur auf einen Punkt gerichtet: die Wiedererlangung von Elsaß-Lothringen!

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Nun speciell zu Deutschlands Stellung zur orientalischen Frage übergehend, möge voraus bemerkt sein, daß es dem Verfasser fern steht, den leitenden Staatsmännern heilsame Rathschläge zu ertheilen. Die

Führung der

auswärtigen

Politik

Deutschlands

ist

eine

so

meisterhafte, daß dieselbe auch dem anmaßendsten Privat-Beobachter Schweigen gebieten muß. verstanden,

daß

Zm Uebrigen sind ja auch alle dahin ein­

ein ruhiges

neutrales Verhalten

einstweilen das

einzig richtige ist. Es sollte jedoch das deutsche Volk sich nicht s o sehr von den eigenen schwierigen Verhältnissen in Anspruch nehmen

lassen,

um

allzu gleichmüthig zu werden gegenüber großen civilisatorischen Er­ eignissen, deren Schauplatz Europa ist.

Auch Deutschland soll, wie

schon im Anfang dieser Schrift bemerkt, seinen Antheil haben an der öffentlichen Meinung Europa's.

Ze energischer diese öffentliche

Meinung auftritt, um desto rascher wird der heutige wirre Zustand im Orient zu Gunsten des Fortschritts seine Lösung finden. fängt auch schon an, in dieser Beziehung bei uns zu tagen;

Es schon

haben Männer wie Treitschke ihre Stimmen hören lassen, schon be­ ginnt die Presse der öffentlichen Meinung voranzuschreiten — und zwar alle in nicht türkenfreundlichem Sinne. Und in der That, Europa

derjenige,

an

es war kein sonderlich glücklicher Tag für welchem

europäischen Boden setzte!

der erste

Türke

seinen Fuß

auf

Von jenem Tage an, wo das herrliche

Byzanz mit allen seinen Schätzen

der Kunst und Wissenschaft in

Flammen aufloderte, hat die Entwickelung der Balkan-Halbinsel still gestanden,

wie eine Uhr,

die

seit 400 Zähren

nicht

aufgezogen

wurde! Die Religion der Muhamedaner hat das Licht der Welt erblickt in jenen baumlosen, sonnverbrannten Wüsten Arabiens, wo das finnlose und träumerische Dahinleben

der Bewohner einer gewaltigen

13 Sinnes-Erregung, eines Korans mit all seiner Poesie und allen seinen Unmöglichkeiten bedurfte. Europa aber ist kein günstiger Boden für diese Religion, bei welcher jeder Fortschritt unmöglich; daher vom Anfange der Türken­ herrschaft an jene gesegnete Halbinsel, die an räumlicher Ausdeh­ nung Deutschland übertrifft, die eines der wichtigsten Glieder des europäischen Körpers ist, gewiffermaßen abgebunden war, so daß europäisches Leben nicht ferner in ihm pulsiren konnte. Viel Sympathie hat die Türken-Wirthschaft in Deutschland und aller Orten nie gefunden; dagegen war stets und ist noch heute ein beliebtes Schlagwort, daß auch jene zahlreichen Völkerstämme slavi­ schen und anderen Ursprungs, welche von den Türken beherrscht werden, für Civilisationszwecke nicht taugen, sondern schwerlich ein besseres Loos verdienen, als eben von den Türken beherrscht zu werden. Um solche vielfach verbreitete Ansicht näher zu beleuchten, mögen hier diese Völkerschaften (den Petermann'schen Angaben gemäß) kurz erwähnt werden. 1) Der zahlreichste Volksstamm in der europäischen Türkei sind die Griechen mit circa 4 Millionen Seelen. 2) Der Zahl nach am nächsten stehen diesen die Rumänier (Moldo-Wallachen) dacischen Ursprungs. 3) Die Bulgaren, ein Volk ugrischen Ursprungs, mit slavischen Elementen stark vermischt, zum Theil aber materieller Vortheile wegen zur muhamedanischen Religion übergetreten, circa 2,800,000 Seelen. 4) Die Serben, im 7. und 8. Jahrhundert aus der preußischen Lausitz ausgewandert, Slaven, welche unter den verschiedenen Namen Serben, Bosnier, Herzegoviner, Montenegriner — alle aber den Zu­ sammenhang als Serben festhaltend — den nordwestlichen Theil der Balkan-Halbinsel bewohnen, circa 2,000,000 zählend. 5) Die Türken, deren Zahl kaum 2 Millionen beträgt. 6) Die Albanesen, welche man illyrischen Ursprungs vermuthet,

14 auch Arnauten genannt, theils katholischer, theils griechischer, theils muhamedanischer Religion — ein kriegerisches Bergvolk, welches den Türken vielfach Söldner-Dienste leistet, circa V/2 Million Seelen.

Von diesen Völkerstämmen scheinen die Rumänen kaum bestimmt, eine Rolle im gegenwärtigen Kampfe zu spielen.

Durch die Donau

von allen übrigen Völkern der Balkan-Halbinsel getrennt, sehen sie der Entwicklung der Dinge noch ruhig zu,

doch würden auch sie

schwerlich abgeneigt sein, den letzten Rest der türkischen Oberhoheit zu beseitigen. Ebenso verhalten sich die Griechen noch auffallend ruhig.

Der

kriegerische Geist scheint den Nachkommen der alten Hellenen abhanden gekommen zu sein.

Zm eigentlichen Königreiche Griechenland jedoch

gährt es stark, und nicht ohne Neid sieht man Serbien sich an die Spitze der Bewegung stellen. Und dieses Serbien ist es, welches muthig die Kriegsfahne ent­ faltet hat.

Wir Deutschen wissen doch, daß es im Völkerleben Mo­

mente giebt, wo

absolute geschichtliche Nothwendigkeit alle anderen

Bedenken beseitigt.

Warum sollten die Serben

nicht

auch

dieser

gebieterischen Nothwendigkeit gehorchen! Wer immer eine Reise durchs serbische Land gemacht hat, mußte sich davon überzeugen,

wie rasch dasselbe emporgeblüht ist, seitdem

es, zu Anfang des Jahrhunderts theilweise und

1866 erst ganz,

seine eigene freie Verwaltung im Innern erlangte.

Es herrschen

dort vollkommen sichere und geordnete Zustände, und zeigen sich die Serben als ein fleißiges, ackerbauendes Volk, im eigenen Lande so­ wohl als auch im Banate, jenem unvergleichlich fruchtbaren Land­ striche in Ungarn, welcher meistens von Serben bewohnt ist. Hauptstadt Belgrad besitzt einen bedeutenden Handel,

Die

eine blühende

Universität und findet man einen so allgemeinen Bildungstrieb, daß dem etwa aus der Türkei kommenden Deutschen hier schon lebhafte Erinnerungen an die Heimath wieder auftauchen. So ist dies Ländchen beschaffen, welches jetzt eine Armee von

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nahezu 100,000 Mann zusammengebracht hat, eine Armee, in welcher viele Deutsche und Russen als Freiwillige dienen, und welche den Zufällen des wechselnden Kriegsglückes ausgesetzt ist gegenüber den keineswegs zu verachtenden türkischen Truppen, in deren Reihen zahl­ reiche Ungarn und Polen kämpfen. Auf alle Fälle haben die Serben schon in Bezug auf Fortschritt und Civilisation Genügendes geleistet, um nicht in Europa als eine halbwilde Völkerschaft zu gelten, welche bestimmt ist, als Werkzeug Rußlands von diesem beliebig je nach dieser oder jener Seite hin gelenkt zu werden. Gewiß trägt Rußland seinen Stammesgenossen lebhafte Sympathien entgegen, doch hätte es, selbst mit dem besten Willen, schwerlich vermocht, die Erhebung der südslavischen Völker zu verhindern. Wohl Mancher der heutigen Generation erinnert sich noch der Zeit des Freiheitskampfes, durch welchen das heutige Königreich Griechenland der Türkei entrissen wurde. Wie ein Sturmwind ging die Begeisterung durch ganz Europa. Damals hatte das überall gepriesene England die Führung übernommen. Heute giebt es keinen Lord Byron mehr. Sind die Völker des Westens alt geworden? Jedenfalls leben wir in einem nüchternen Zeitalter; aber auch das allernüchternste Gemüth muß gewisse Sympathien empfinden, wenn ein kleines Volk wie die Serben zum Kampfe um seine Existenz selbstständig vorgeht. Die ganze orientalische Frage wird in diesem Jahrhundert noch nicht gelöst werden. Wenn aber die gegenwärtige Fehde damit endigt, daß das nordwestliche Viertel der Balkan-Halbinsel unter slavischem Scepter vereinigt wird, so ist ein gutes Theil geschehen, um den Halbmond zurückzudrängen dahin, wo er seiner Natur nach gehört — nach Asien und Afrika. Der Umstand, daß es dem christlichen Rajah nicht gestattet ist, auf türkischem Gebiete Grund und Boden zu erwerben, genügt, um die Unmöglichkeit eines segensreichen Fortschrittes zu beweisen.

16

Und darin besteht eben die Macht und der Einfluß Rußlands: daß es auf derjenigen Seite steht, wo frisches Leben pulsirt, während England die entgegengesetzte Seite begünstigt. Unser Vaterland aber, welches, mit eigenen Schwierigkeiten über­ bürdet, nicht Veranlassung hat, im Orient activ einzugreifen, kann nichts Besseres thun als durch kräftige Aeußerung der öffentlichen Meinung zum Siege der gesunden Sache beizutragen.

Serbien. Um die Mitte des siebenten Jahrhunderts beginnt der slavisch­ serbische Stamm, gedrängt durch von Nordosten heranstürmende Völkerschaften, seine ungefähr in der Gegend der heutigen Preußischen Lausitz gelegenen Wohnsitze zu verlassen und wendet sich nach Süden. Zu den Ufern der Donau gelangt, werden durch den Byzantinischen Kaiser Heraclius die Serben zu Hülfe gerufen gegen die Avaren und erhalten dafür zum Lohne jene Länderstriche zwischen der Donau und dem Adriatischen Meere, welche sie noch heute inne haben. Bemerkenswerth ist, daß damals die Kroaten oder Slavonier eine Unterabtheilung des serbischen Stammes bilden, daher auch beide häufig unter dem Collectiv-Namen „Serben" erscheinen, bis zur Zeit, wo, nach Verleihung der genannten Länderstriche durch den Kaiser Heraclius, diese Stammes-Genossen anfangen abgesonderter aufzutreten, indem die Serben das heutige Serbien, Bosnien, Her­ zegowina und Montenegro oceupiren, während wir die Kroaten nord­ westlich im heutigen Kroatien und Slavonien angesiedelt finden. Der einzig hervortretende Unterschied zwischen Kroaten und Serben ist derjenige des Ritus. Die Kroaten bekennen sich zur römischkatholischen Kirche, während die Serben Mitglieder der griechischen Kirche sind.

17 Sprache und Sitten sind jedoch in engster Uebereinstimmung ge­ blieben und so wie heute der Serbische Bauer den Kroaten zwar an einigen Provinzial-Eigenthümlichkeiten leicht erkennt, jedoch voll­ kommen versteht, so bildet auch die Literatur beider Stammesgenossen bis zum heutigen Tage ein harmonisches Ganzes. Diese Zusammengehörigkeit ist von Alters her ein Gegenstand des tiefsten Mißbehagens für Oesterreich gewesen und wir brauchen nur ein Blatt wie die Wiener Neue freie Presse heut zu lesen, um zu verstehen: „Inde ira!“ Die alte Verfassung der Serben war eine durchweg freisinnige und derjenigen der Nord-Amerikanischen Freistaaten ähnliche. Jeder Canton, an dessen Spitze ein erwählter Chef (Dschoopan) stand, hatte eine möglichst ausgebildete Selbstverwaltung; und nur bei großer gemeinsamer Gefahr von außen versammelten sich Abge­ sandte aller Cantone zu gemeinsamer Berathung unter dem Namen Skuptschina. Den Uebergang der Staatsform zur Monarchie verdankt Serbien der Zunahme von außen drohender Gefahren. Namentlich sind es die Ungarn und Bulgaren, welche Eroberungszüge in serbisches Gebiet unternahmen. Unter der Dynastie der Familie Nemanya sehen wir im liten Jahrhundert unter Stephan dem Mächtigen das serbische CzarenReich in höchster Blüthe; doch war auch zu dieser Zeit die Monarchie eine constitutionelle und als höchste Autorität galt die „gesetzgebende Versammlung". In jenem Jahrhundert, wo das serbische Reich zuerst die Handelsfreiheit proclamirte, befanden sich Handel, Industrie und Ackerbau des Staates in höchster Blüthe, und Belgrad wurde Emporium des ost-europäischen Handels. Es vermochte daher auch kein Volksstamm der Balkan-Halbinsel den eindringenden Türken einen kräftigeren Widerstand zu leisten als Serbien, welches jedoch, als einer der ersten Vorposten europäischer Civilisation nach Osten, den Türken erlag durch die Schlacht bei Kossovo im Jahre 1389.

18 Nur einen einzigen Theil des serbischen Reiches sind die Türken trotz der ungeheuersten Anstrengungen zu erobern nicht im Stande gewesen, nämlich die „Schwarzen Berge" (das heutige Montenegro). Hierhin hatte sich der Rest der tapfer kämpfenden serbischen Streiter zurückgezogen, deren Nachkommen die heutigen Montenegriner sind; und zur Zeit als die Türken vor Wien standen und als ganz Europa vor ihnen zitterte, vermochte Montenegro bei unausgesetzten Kämpfen durch fast übernatürliche Anstrengungen seine Unabhängigkeit zu er­ halten. Aber auch außerhalb des eigenen Landes finden wir die Serben zur Bekämpfung des Halbmonds unter österreichischen und polnischen Fahnen.

Unter der Führung von Georg Brankowitsch kämpfen serbi­

sche Truppen in den Reihen der Oesterreicher und zum Dank für solche Dienste weist Kaiser Leopold den Serben Wohnsitze an im jetzigen Banat,

wohin 40,000 serbische Familien im Jahre 1691

übersiedeln, deren Nachkommen eben auch jetzt den größten Theil der Bevölkerung

des Banats

bilden

und

den Ungarn ein Dorn im

Auge sind. Das alte Serbien aber erlischt unter den Tritten der asiatischen Eroberer.

Der Historiker Bystranowsky schreibt in seinem verhältniß-

mäßig objectiv gehaltenen Werke: „Es ist kaum zu beschreiben, auf welche entsetzliche Weise die Türken während 400 Jahren in Serbien gehauset haben. Person noch Eigenthum wurde geachtet.

Weder

Die serbischen Weiber waren

willenlos der Brutalität asiatischer Truppen hingegeben, die entwaff­ neten Männer wurden als Sclaven fortgeführt; — so daß die Ver­ zweiflung zu Revolten trieb, welche dann blutig unterdrückt wurden." Es bildeten sich jene Banden, welche vor der Türken-Herrschaft in die Berge flohen und unter dem Namen Hayducken den GuerillaKampf mit den Türken fortsetzten; zuerst jede Gruppe für sich allein — später aber schlossen dieselben eine engere Verbindung, welche so bedeutende Erfolge gegen die Türken erzielte, daß zu Anfang dieses

19 Jahrhunderts die Aufmerksamkeit der europäischen Mächte erregt wurde. Rußland trat im Jahre 1812 zuerst mit der Idee hervor, einem Theile des alten Serbiens seine wenigstens innere unabhängige Ver­ waltung wiederzugeben; es folgen erneuerte entsetzliche Repressalien seitens der Türken, und erst im Jahre 1815 sehen wir nach wieder­ holten blutigen Aufständen unter Milosch Obrenowicz ein Fürsten­ thum Serbien entstehen, dessen Grenzen diejenigen des heutigen Fürsten­ thums sind. Allerdings behielten die Türken das Besatzungsrecht der drei Festungen des Landes und befestigten sich namentlich in Belgrad, wodurch gewissermaßen ein Damocles-Schwert stets über dem Lande schwebte und dessen Entwickelung gehemmt wurde. So oetroyirte die Türkei dem Fürstenthum im Jahre 1838 eine Constitution, jede Aeußerung serbischen Nationalitäts-Gefühles wurde unterdrückt, und die Intriguen der benachbarten Mächte brachten es dahin, daß Fürst Milosch im Jahre 1839 das Land verlassen mußte, nachdem er zu Gunsten seines Sohnes Milan abgedankt hatte. Von 1839—1859 finden wir das Fürstenthum Serbien häu­ figen Krisen ausgesetzt. Die Unzufriedenheit des Volks mit der Dynastie Obrenowich wächst. Die Familie Karageogewicz wird zu­ rückberufen — Constitutionen werden gemacht und wieder verworfen, und die allgemeine Unruhe Europas zu dieser Zeit spiegelt sich auch in den serbischen Verhältnissen wieder, bis im Jahre 1859 eine bessere Zeit zu beginnen scheint. Die Obrenowicz kehren zurück, das Land ermannt sich zu ge­ meinsamer Action, und obgleich im Jahre 1862 Belgrad nochmals durch ein türkisches Bombardement verwüstet wird, gelingt es den Serben unter Mitwirkung der Großmächte im Jahre 1866 die Ent­ fernung der Türken aus der Festung Belgrad anzubahnen und das Verhältniß des Fürstenthums zur Türkei auf den Punkt zu bringen, 2*

20 welcher bis zum Ausbruch des heutigen Krieges bestanden hat.

Serbien

zahlt dem Sultan einen Tribut von ca. 500,000 Reichsmark, dafür übernimmt die Türkei Serbiens Vertretung nach außen und behält dem Namen nach die Souverainetät. Das heutige Fürstenthum Serbien hat einen Umfang von circa 1000 lD Meilen, ist also an räumlicher Ausdehnung etwa mit dem Königreich Dänemark inclusive seiner früheren Besitzungen bis zur Eider zu vergleichen.

Die Bevölkerungszahl beträgt nach dem Census

von 1866 1,215,000, während die Zahl sämmtlicher Serben mit Einschluß der Bosnier und Herzegovzen auf nahezu 2 Millionen zu veranschlagen ist. Die Regierungsform ist eine erbliche, constitutionelle Monarchie. Die National-Versammlung ist in ein Oberhaus und Unterhaus ge­ theilt, letzteres wird durch 2/a vom Volke, zu '/3 vom regierenden Fürsten gewählt — ersteres wird vom Volk allein gewählt und zwar wählen je 3000 Steuer zahlende Bürger je einen Deputirten. Im Uebrigen ist geprägt,

sowie

die

communale Selbstverwaltung

stark

auch Religions- und Preßfreiheit zum Gesetze

aus­ er­

hoben sind. Das Budget des Fürstenthums belief sich im Jahre 1869 an Einnahmen auf 69 Millionen Piaster, die Ausgaben auf 59 Mil­ lionen Piaster (ein Piaster — ca.

2

Silbergroschen).

Die direkten

Steuern waren bis jetzt gering und der auf eingehende Waaren er­ hobene Zoll ist ebenfalls ein mäßiger.

Der Export und Import des

Ländchens ist stark im Wachsen begriffen, und stieg der Werth desselben im Jahre 1864 auf 178 Millionen Piaster. Die erwachende Prosperität des Landes erheischt dringend den Bau von Eisenbahnen, welcher auch bei Ausbruch des jetzigen Krieges so gut wie gesichert war. Die Verbindung Belgrads mit Schienensträngen einestheils nach Constantinopel und Salonichi — andrerseits nach Pesth wird Serbiens Hauptstadt zur rechten Vermittlerin

des

dereinstigen

orientalischen



21

Handels machen; es schreibt darüber Ubieini in seinem Werke über die Serben, daß Belgrad mit seiner dominirenden Lage an der Save und Donau bestimmt ist, als Freihafen das „Hamburg" des Orients zu werden. Zm Allgemeinen steht die Statistik in einem so jungen Lande noch auf schwachen Füßen, und manches erscheint vom europäischen Standpunkte betrachtet äußerst primitiv. Es kann jedoch nicht genug hervorgehoben werden, daß Serbien nicht so sehr betrachtet werden darf als: was es ist, sondern als: welche Fortschritte es gemacht hat seit Aufhören der Türken-Herrschast. Zn dieser Beziehung sind die Schulen hervorzuheben, welche allein in den Zähren 1863—1869 von 318 auf 441 angewachsen sind mit 23,000 Schülern in 1869 gegen 13,000 im Jahre 1863. Die Stadt Belgrad zu Anfang des Jahrhunderts ein elender Flecken mit hölzernen Häusern, ohne jeden Handel und Verkehr, hatte nach dem Census von 1866 bereits 24,786 Einwohner. Nachdem nun das Fürstenthum Serbien seit seiner wenigstens theilweisen Unabhängigkeit von der Türkei so gewaltige Fortschritte gemacht, darf es wohl natürlich erscheinen, daß die übrigen serbischen Völker, welche noch unter türkischer Botmäßigkeit stehen, eine ge­ waltige Sehnsucht empfanden, auch ihrerseits die Unabhängigkeit zu erringen und mit dem Mutterlande vereint zu werden! Und ebenso ist es ein erklärlicher Drang, wenn das Mutterland den Stammes­ genoffen zu Hülfe eilt. Wer nicht in jetziger Zeit mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört hat, kann sich kaum einen Begriff machen von der Einmüthigkeit, welche im Lande über die Nothwendigkeit des Krieges herrscht; und es muß hier unter anderm auch hervorgehoben werden, daß die ziemlich zahlreiche jüdische Bevölkerung Serbiens den größten Patriotismus an den Tag legt. Es herrscht im Lande nur eine Stimme über die Opferwilligkeit der Juden und über ihren Widerwillen gegen den Halbmond.

22

Ueber die serbische Armee und ihre Führer möge noch folgen­ des gesagt sein. An Tapferkeit wird es den serbischen Truppen schwerlich fehlen, auch ist es ein kräftig gebautes und abgehärtetes Volk, dessen Infanterie im Vorbeiziehen dem Zuschauer einen günsti­ gen Eindruck hinterläßt; weniger die Cavallerie, da die Serben kein Reitervolk sind und ihre Pferdezucht auf einer sehr niedrigen Stufe steht. Die Bewaffnung der Truppen ist bezüglich der Schußwaffen eine mittelmäßige, und der Vorderlader ist noch zahlreich vertreten; die Artillerie erscheint noch wenig geübt. Daher werden bei der besseren Bewaffnung der Türken und deren unzweifelhafter hervor­ ragender Tapferkeit die serbischen Streiter jedenfalls einen schweren Stand haben.

Türkei. Um aber die moralischm Motive der serbischen Erhebung recht zu erkennen, müssen die Entwickelung und die Verhältnisse des türki­ schen Staates näher ins Auge gefaßt werden. Das Reich des Sultans besteht aus Besitzungen in den drei Welttheilen Europa, Asien und Aftika. Es hat dieses Reich ineluftoe aller Schutzstaaten eine Bevölkerung von 40 Millionen Ein­ wohnern. Rechnet man diese sogenannten Schutzstaaten, nämlich Aegypten mit 8 Millionen, Rumänien und Serbien mit 5'/2 Mil­ lionen von der Einwohnerzahl des türkischen Reiches ab, so bleiben kaum 25 Millionen übrig, also eine Zahl, welche, selbst wenn sie concentrirt und von einem einigen Volkswillen geleitet wäre, kaum den Namen einer Großmacht verdienen würde. Von diesen 25 Millionen ist eine compacte Masse einheitlicher Stämme nur in Klein-Asien zu finden. Hier in Klein-Asien oder Anatolien ist der eigentliche Kern der türkischen Bevölkerung, während

23 in der europäischen Türkei, selbst mit Einschluß der theils später zum Zslam übergetretenen Bulgaren, die Zahl der Türken kaum 3 Mil­ lionen beträgt.

Diese letzteren,

zusammen mit den

10 Millionen

Einwohnern Anatoliens -- also ca. 13 Millionen Köpfe, bilden das­ jenige Material, aus welchem die türkische Wehrkraft sich recrutirt. Es ist bekannt, daß die Osmanen durch keine anderen Bande als

durch diejenigen

der Religion zusammengehalten werden.

dieser Religion wurzelt

ihre Tapferkeit

und

ihre Ausdauer.

Zn Zn

dieser Religion wurzelt aber auch zugleich die absolute Abwesenheit jeder Entwickelungsfähigkeit. Zn der ganzen

Geschichte

der Türkei

seit der Eroberung der

Balkan-Halbinsel tritt nicht ein einziges Moment hervor, wo von der Blüthe irgend eines Zweiges der Kunst, Wissenschaft oder Industrie irgendwie hätte die Rede sein können. Der Ackerbau steht auf der allerniedrigsten Stufe — überdies verzichtet der Türke selbst ganz auf die Ackerarbeit und überläßt dieselbe dem christlichen Rajah, welcher seinen Zehnten oder seinen Fünften dem asiatischen Eroberer abzugeben hat. Kunststraßen besitzt die Türkei

so gut wie gar nicht, und die

Landwege sind, selbst in der Umgegend von Constantinopel, so schlecht, daß sie fast nur Saum-Wege und für das landesübliche Fuhrwerk zu benutzen sind. Zn der ganzen Weltgeschichte ist überhaupt kein Beispiel ähnlicher völliger Stagnation zu finden.

Wie weit sind die Türken überflügelt

durch ihre früheren asiatischen Nachbarn, die Chinesen!

Dabei hat

der ungebildete Osmanli der niederen Klaffen manche gute Eigen­ schaften, denn es ist ihm weder gesunder Verstand noch Mäßigkeit, Gastfreiheit und ein rechtlicher Sinn, neben hervorragender Tapferkeit abzusprechen;

dieser Türke kennt auch die Vielweiberei nur dem

Namen nach.

Das Unglück dieses Kerns der türkischen Bevölkerung

aber ist die absolute Gleichgültigkeit, sogar Abneigung gegen jeden Fortschritt, seine vollständige Apathie gegenüber allem, was von den Machthabern in Constantinopel ausgeht;

diesem Türken ist alles

24 gleichgültig, wenn er nur behaglich und ungestört fortvegetiren kann. Nur wenn sein religiöser Fanatismus angefacht wird, so greift er zu den Waffen und schlägt sich tapfer, auch ohne Sold zu erhalten. Der

einzige Schwerpunkt türkischer

Verhältniffe

liegt

also

in

Constantinopel, und über das Gebühren der hier vertretenen Spitzen und Träger der Verwaltung braucht wohl, als von einer männiglich bekannten Thatsache, nicht geredet zu werden. Unter solchen Verhältnissen bietet die Türkei schon seit Anfang des Jahrhunderts ein Bild

allmähliger Auflösung

dar;

ein ver­

zweifelndes Volk, welches bald bei dieser bald bei jener auswärtigen Macht Hülfe sucht, häufig sogar gegen die eigenen Unterthanen. Zur Zeit des Krimkrieges wurden die Westmächte um Beistand angerufen, aber auch die Nachsuchung um Hülse bei Rußland, welche Veranlassung zum Sturze des verstorbenen Sultans Abdul Aziz gab, ist keineswegs eine neue Erscheinung, denn wir lesen in der Geschichte der Türkei folgendes: „Als im Jahre 1832 Mehemed Ali von Aegypten dem türki­ schen Sultan den Gehorsam aufkündigte und sein Sohn Ibrahim in Klein-Asien der türkischen Armee entscheidende Niederlagen beibrachte, rief

die Pforte

im Februar 1833 Rußlands Hülfe

an, worauf

Ibrahim das Vorrücken seiner Armee einstellte und Mehemed Ali sich bereit erklärte, Frieden zu schließen. Flotte bei Constantinopel erschienen.

Inzwischen war eine Russische Es wurde ein Friedensvertrag

mit Mehemed Ali entworfen, und, auf die Annahme deffelben bauend, lehnte der Sultan die

russische Hülfe ab.

Mehemed Ali jedoch

nahm den Vertrag nicht an, worauf der Sultan abermals die Hülse Rußlands erbat." So finden wir die Türkei schon damals zu schwach, sich selbst zu vertheidigen, und so hatte auch zweifellos der verstorbene Sultan jetzt wieder die russische Hülfe angerufen.

Als aber auch England

zur Stütze sich erbot, schwankte das Zünglein der Waage, und der Sturz des russenfreundlichen Abdul Aziz erfolgte, als auch Deutsch-

25

land, welches man in Constantinopel für engstens alliirt mit Rußland hielt, zu Folge des Salonichi-Mordes eine Flotte von Wilhelmshafen auskaufen ließ. Ein türkischer Staat, welcher sich selbst gegen die eigenen Unter­ thanen zu behaupten weiß, ist also schon seit langer Zeit nicht mehr zu finden. Und es braucht sich Europa darüber nicht zu beklagen, denn wenn für die Türkei eine solche Kraftanstrengung überhaupt möglich wäre — dann wäre eben alles anders; dann würden die Türken vielleicht auch noch einmal Wien bedrohen. Derartige Völker, welche jeder Civilisation abhold, müssen entweder erobern oder untergehen.

26

Es möge also die öffentliche Meinung in Deutschland prüfen, auf wessen Seite in der Orient-Frage die Zukunft ist und auf wessen Seite die Vergangenheit. Was auch immer das momentane launenhafte Kriegsglück ent­ scheiden möge, so steht doch für den Beurtheiler, sowohl vom diplo­ matischen als auch vom geschichtlich-humanen Standpunkte, wohl unbe­ dingt fest, daß, nach Eroberung eines fremden Landes, desien dauernder Besitz nur dann erhalten werden kann, wenn es dem Eroberer ge­ lingt, durch höhere Civilisation und segensreiche Regierung die Be­ völkerung eroberter Provinzen sich selbst zu assimiliren, und sie im Laufe der Zeit mit dem Ganzen zu verschmelzen. — Umsonst hat sich Dänemark Jahrhunderte lang bemüht, SchleswigHolstein dem deutschen Reiche zu entfremden und dänisches Wesen, dänische Sprache in diesen deutschen Landen zu verbreiten. Es gelang ihm nicht, weil das deutsche Licht heller und mächtiger brannte als das dänische. Anders erging es Preußen mit dem durch die Macht der Geschichte ihm zugefallenen Theile von Polen. Hier schreitet die Germanisirung des Landes unaufhaltsam fort, weil der deutsche Geist Arbeit, In­ dustrie, Schulunterricht und Civilisation gegen Osten vorschiebt. In dem uns so nahe verwandten Elsaß und Lothringen sind besonders glückliche Erfolge noch nicht erzielt. Von der segensreichen Entwickelung Deutschlands hängt es ab, ob der Assimilations­ Proceß rascher oder langsamer von Statten gehen wird. Die Pro­ sperität Deutschlands in Handel und Industrie, seine Erfolge in Wissenschaft und Kunst, das sind die moralischen Eroberer jener neuen Provinzen, denn stets zieht das Vollkommnere das Unvollkommnere an sich — aber niemals umgekehrt.

27 Daß aber die Türkei nicht im Stande ist, moralische Eroberungen zu machen, möchte einem jeden bald klar werden; daß ein Sieg des Halbmonds und dessen wachsende Macht der Entwicklung jenes Theils von Europa, der Welt nicht zum Segen gereichen würde, muß schließlich wohl jeder einsehen, sogar die deutschen-Börsen, welche heute noch die vermeintlichen Siege der Türken mit einer Steigerung der Werthe begrüßen. Es ist als ob dem deutschen Volke nach den gewaltigen Auf­ wallungen und Anstrengungen des französischen Krieges und seiner Consequenzen eine gewisse Erschlaffung in den Gliedern läge. Dies ist auch nicht so sehr überraschend. Nur soll sich in solcher trüben Periode nicht die eine Volksklasse gegen die andere, die eine Berufs­ klaffe gegen die andere in bitterem Unmuthe Luft machen, sondern ein jeder möge in sich gehen und sich Zeugniß davon ablegen, daß wir nicht allein durch den Sturz unserer Erbfeinde, der Napoleoniden, und durch die gerechte Zurückweisung französischer Eroberungslust be­ geistert wurden, sondern daß wir übermäßig geschwelgt haben in der Bewunderung über die plötzlich erlangte Machtstellung Deutschlands in Europa, über jene imponirende Haltung, welche wir in erster Linie doch nur unserer ungeheuren Wehrkraft verdanken. Möchte auch die Vervollkommnung der Künste des Friedens zuirjener impon enden Haltung beitragen! Wir stehen heute einer Frage gegenüber, in welcher nicht deutsche Waffengewalt entscheidet. Wohl aber ist die Gunst der öffentlichen Meinung in Deutschland ein mächtiger Bundesgenosse für diejenigen, welche heute in Europa mit den Waffen kämpfen. Daher sollte ein jeder den Grund der Dinge erkunden und seine Meinung sich bilden, denn Gleichgültigkeit ist der schlimmste Feind aller Wohlfahrt. Mit dieser so wie mit jeder anderen Frage innerer und äußerer Politik sich zu beschäftigen, dieses heißt einen frischeren Hauch in Deutschland zur Geltung bringen und uns des gewonnenen Kriegsruhmes würdig geigen. @3 ist nichts neu in der Weltgeschichte: Vor über 2000 Jahren

28 sprach Pericles tn ewig mustergültiger Rede zu den siegesbewußten Athenern nach den über Sparta erlangten Vortheilen folgendes: „Zst unser Staat in Bezug auf kriegerische Einrichtungen der Bewundemng werth, so ist er es auch in anderen Dingen. Wir lieben das Schöne, welches mit der Mäßigkeit besteht; und

lieben die Wissenschaften,

machen.

ohne daß sie uns weichlich

Den Reichthum zeigen wir, wo sich die Gelegenheit

dazu darbietet, mehr durch die That als durch prahlende Rede. Keinem bringt es Schmach seine Armuth zu gestehen; aber schimpflich ist es, wenn man sich nicht bestrebt sie abzuwenden. Derjenige, welcher für sein Hauswesen Sorge trägt, nimmt auch das Wohl des Staates in Acht und während

er sich

mit seinen Arbeiten beschäftigt, ist er zugleich der öffentlichen Angelegenheiten wohlkundig.

Denn wir halten sogar einen

Bürger, der sich hierum nicht bekümmert, zwar nicht für un­ thätig, aber dem Staate für unnütz." Leuchtet nicht aus jeder Zeile dieser Rede hervor wie Pericles die Athener vor dem allzustarken, narkotisch wirkenden Genuffe des Kriegsruhmes warnen will? Den narcotischen Genüssen folgt unfehlbar die Erschlaffung.

Diese

Erschlaffung wird aber wiederum abgeschüttelt durch eine rege geistige Theilnahme an den Ereigniffen der innern und der auswärtigen Po­ litik, und die kritische Lage der letzteren ist wohl angethan, daß jeder deutsche Bürger die Pflicht hat, der Mahnung des Pericles zu folgen und der öffentlichen Angelegenheiten wohlkundig zu sein.

Zn demselben Verlage erschienen:

Handelsgesetzbuch. Das allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch herausgegeben mit Kommentar in Anmerkungen von £}. Makower, Rechtsanwalt und Notar. 6. Aufl. Lex.-8. 15 Mark, gebunden M. 16,25.

Personrnstandsgrseh. Das Reichsgesetz über die Beurkuudung des Personenstandes und die Eheschließung vom 6. Februar 1875. Mit Kommentar in Anmerkungen herausgegeben von Dr. p. Hinschius, ord. Professor der Rechte an der Universität Berlin, Mitglied des Reichstags. Oetav. 1875. 240 Seiten. Cartonnirt 3 Mark.

Hastpflichtgesetz. Die Haftpflicht der Eisenbahnen, Bergwerke re. für die bei deren Betriebe herbeigeführten Tödtungen und Körperverletzungen. Erläute­ rungen des Reichsgesetzes vom 7. Zuni 1871 von Dr. W. Endemann, ord. Professor an der Universität zu Bonn. gr. 8. 2. Aufl. 1876. 2 Mark.

Patentgesrtzgebung. Die Patentgesetzgebung aller Länder nebst den Gesetzen über Musterschütz und Markenschutz. Systematisch und vergleichend dargestellt von Dr. N. Äloftrrmann, Geh. Bergrath und Professor der Rechte. Mit einem Anhang: Die Nrichsgrsrhr über das Urheberrecht an Mustern und Modellen vom 11. Zanuar 1876 und über den Marken, schütz vom 30. Nov. 1874. Zweite umgearbeitete Auflage. 1876. 10 M.

Uechtshülfegesetz. Die Rechtshülfe im Norddeutschen Bunde.

Erläuterungen des Bundes- (jetzt Reichs-) Gesetzes vom 21. Zuni 1869, herausgegeben von Dr. W. EnLrmann, ord. Professor und Ober-Appellationsgerichtsrath zu Jena. gr. 8. 2 Mark.

prrßgrsetz. Das Reichsgesetz über die Presse vom 7. Mai 1874. Mit Einleitung und Kommentar von Dr. H. Marquardsen, ord. Professor der Rechte in Erlangen. Oktav. Cartonnirt 5 Mark.

Lirch engesehe. Die Preußischen Kirchengesetze der Jahre 1874 und 1875 nebst dem Reichsgesetze vom 4. Mai 1874 herausgegeben mit Einleitung unv Kommentar von Dr. p. Hinschirrs, ord. Professor des Kirchenrechts an der Universität Berlin. 5 Mark. Die Preußischen Kirchengesetze des Jahres 1878 herausgegeben mit Einleitung und Kommentar von Dr. p. Hinschius. Mark 5,50.

Stempelgesetzgebung. Die Preußische Stempelgesetzgebung für die alten und neuen Landestherle. Kommentar für den praktischen Gebrauch von Hoyer, Reg-Rath Hk"vinzial- Stempelfiskal. Zweite, umgearbeitete Auflage. Lex.-8. 15 Mark.

Expropriationsrecht. Das Gesetz über die Enteignung von Grundeigenthum vom 11. Zuni 1874. Aus den Materialien und der Rechtslehre erläutert von 2V Dalcke, Ober-Staatsanwalt. Oktav. Cartonnirt M. 2,40.

Grnndbuchrecht. Die Preußischen Gesetze über Grundeigenthum und Hypotheken­ recht vom 5. Mai 1872 herausgegeben mit Kommentar in Anmerkungen von Alex. Achilles, Stadtgerichtsrath in Berlin. und vermehrte Ausgabe. 6 M, gebunden 7 M.

Zweite, verbesserte

Sammlung von Erörterungen über das Preuß. Grundbuchrecht. Nr. 1: John, Kreisgerichts-Rath, Erörterung einiger praktischen tragen. 1873. M. 1,80. Nr. 2: Neubauer, Kreisgerichts-Rath, Controversen aus dem prruß. Orundbuchrecht. 1874. M. 1,50. Nr. 3: Die Grundbuch-Ordnung im Lichte und Dunkel der Praxis. Griesgrämliche Herzensergießungen eines alten Praktikers. 1874. M. 1,20. Nr. 4: Lorbell, Kreisgerichts-Rath und Abtheilungs-Dirigent, Studien zur Grundbuch-Ordnung. 1875 1 Mark. Nr. 5: Schultzenstein, Kreisrichter, Drei tragen aus dem Grundbnchrecht. 1876. M 1,60. (Alle 5 Schriften auf einmal bezogen für 5 Mark.) Erläuterungen zur Grundbuch-Ordnung vom 5. Mai 1872 für das mit Grundbuchsachen befaßte Publikum. Von W. Neubauer, Kreis­ gerichtsrath. 1874. 1 Mark.

Vormund sch astsrcch t. DaS Vormundschaftsrecht der Preuß. Monarchie nach der Vormundschaftsordnung vom 5. Juli 1875 von Dr. H. Dernburg, ord. Prof, d. Rechte an der Universität Berlin, Mitglied des Herrenhauses, gr. 8. Zweite Aufl. 6 Mark.

Bergrecht. Das allgemeine Bergesetz für die Preußische« Staaten nebst Einleitung und Kommentar von Dr. N. Klostrrmann, Geheimer Bergrath und Professor in Bonn. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. 1874. gr. 8. 9 Mark.

Lehrbuch des Preußischen Bergrechtes mit Berücksichtigung der übrigen Deutschen Bergrechte. Von Dr. N. Llostermann, Geheimer Bergrath und Professor in Bonn. 1871. gr. 8. 8 Mark.

Provinzial-Ordnung. Provinzial - Ordnung für die Provinzm Preußen, Brandenburg, Pomment, Schlesien und Sachsen. Vom 29. Juni 1875. Aus den Regie­ rungsmotiven, den Verhandlungen des Landtags und den hierauf bezüg­ lichen Gesetzen erläutert von Oskar Hahn, Landrath. gr. 8. M. 5,50.

Äreis-Ordnung. Die Kreis-Ordnung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen. Vom 13. Dezember 1872. Aus den Re­ gierungsmotiven, den Verhandlungen des Landtags und den älteren Ge­ setzen erläutert von Oskar Hahn, Königl. Landrath, Mitglied des Ab­ geordnetenhauses. gr. 8. 1873. 6 Mark.