Deutsche und nordamerikanische Auslandsforschung in den ibero-amerikanischen Ländern [Reprint 2021 ed.] 9783112514269, 9783112514252

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Deutsche und nordamerikanische Auslandsforschung in den ibero-amerikanischen Ländern [Reprint 2021 ed.]
 9783112514269, 9783112514252

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FRANZ TERMER

Deutsche und

nordamerikanische

Auslandsforschung in den ibero-amerikanischen

Ländern

Deutsche und nordamerikonische Nuslandsforschung in den ibero-omerikonischen sondern

von

Professor Dr. Franz Termer Hamburg

Jamburg 1936

Frieclecichsen, de Gruyter L Co. m. b. f).

Druck von Walter de (Beugtet & do.f Beeiln w 35

Printed in Germany

Die Neuordnung des deutschen Hochschulwesens hat die Pflege der Auslandsstudien an ihnen vor neue Ausgaben gestellt, die für die deutsche Wissenschaft höchste Bedeutung besitzen. Wie für alle Wissenschaftszweige, die sich auf die Belange unseres Volkes beziehen, neue Wege vorgezeichnet sind, so ergibt sich auch für die Wissenschaften, die sich mit autzerdeutschen Stoffgebieten befassen, die Notwendigkeit, die bisherigen Ergebnisse zu prüfen und kritisch zu den Mitteln und Wegen Stellung zu nehmen, durch die in einer erst kurz zurückliegenden Vergangenheit ein möglichst weit­ gehender Einsatz deutscher Mitarbeiter zu erreichen gesucht worden ist. Seitdem bestimmten Hochschulen und Instituten in Deutschland, dar­ unter besonders der hansischen Universität unter den übrigen wissen­ schaftlichen Anstalten unseres Vaterlandes die Aufgabe zugefallen ist, eine Pflanzstätte der deutschen auslandskundlichen Forschung und vornehmlich der Überseeforschung zu werden, erwächst für alle daran Beteiligten und Interessierten als eine der vornehmsten Pflichten, entsprechende Zorschungen nicht nur im Hinblick aus die Forderungen unseres neuen Staates und auf die Gegenwartsfragen unseres Volkes auszubauen und anzu­ regen, sondern auch stets daran zu denken, daß die deutsche Wissenschaft und gerade ihre auslandskundlichen Zweige als ein Faktor der Weltgeltung deutscher Leistung, deutscher Intelligenz und deutscher im Volke wur­ zelnder, sich immer wieder erneuernder Kraftquellen zu werten sind. Dabei kann die Wissenschaft nicht auf die Behandlung von Fragen verzichten, die zunächst nicht streng zeitgebunden erscheinen. Sie ganz zu vernachlässigen, hieße die deutsche Wissenschaft bewußt einer ihrer starken Positionen berauben, auf der ihr Ansehen im Auslande bisher sich auf­ gebaut hat. Käme einmal die Zeit, in der auch solche heute abseits liegende Themen wieder tiefere Bedeutung erhielten, so würde sich vor jeder For­ schung ein weites, jahrelang brachgelegenes Feld ausbreiten, das nur schwer völlig, wenn überhaupt noch intensiv durchpflügt werden könnte. Andere Nationen besäßen statt dessen üppig blühende Gärten, ständig gepflegt und daher leichte (Ernten erstattend. Nur zu leicht würden wir durch freimütigen Verzicht in eine ähnliche Lage geraten wie in den Nach-

4 kriegsjahren, in denen sich die abgebrochenen Verbindungen zur auslän­ dischen Wissenschaft und die klaffenden Lücken in der fremdsprachlichen wissenschaftlichen Literatur so nachteilig ausgewirkt haben, daß wir noch heute darunter zu leiden haben. Gewiß muß betont werden, daß uns heute die Gegenwartsprobleme unseres Volkes am nächsten stehen und bevorzugt werden sollen, vergessen wir aber darüber nicht, daß wir unserem Volke auch darin einen hohen Dienst erweisen, wenn wir die Zäden der Auslandsforschung weiterspinnen, mag auch das gesponnene Gewebe den Zeitumständen entsprechend weitmaschiger als früher werden.

I.

Wie der Kaufmann nach altem Brauch draußen im Auslande der bewußte Hüter und Schützer seiner Volkstums und der Vertreter des deutschen Ansehens sein soll, so mutz auch der deutsche Wissenschaftler, der ins Ausland zieht, diese gleiche hohe sittliche Verpflichtung in sich tragen. Mit der Befähigung zu hohen wissenschaftlichen Leistungen allein ist es nicht getan, vorüber hinaus muß die ganze Persönlichkeit in dem neuen Wirkungsbereich zur Geltung kommen und für unser Volk und Vaterland werben, ver deutsche Wissenschaftler im Auslande ist ein Pionier unseres Volkes, der in der fremden Umgebung für sein eigenes Volkstum und dessen Geisteskultur wirbt. Leicht ist die Arbeit nicht, heißt es doch entweder Neuland roden, um den Boden für die Saat oorzubereiten, oder, was noch schwieriger ist, Dickicht und Unkraut zu vernichten, die auf altem Rodungsland emporgewuchert sind. Wie der einzelne seine Arbeit auffaßt und durchführt, ist eine Zrage, die nicht leicht zu entscheiden ist, die jedenfalls niemals einseitig nach einem womöglich in der Heimat aufgestellten Schema angepackt werden darf. Jedes Land hat seine eigene Natur, jedes Volk seinen eigenen Tharatter: aber nicht jeder besitzt die Zähigkeit, die feinen Schwingungen einer fremden psgche an allen Orten gleich empfänglich mitzufühlen. Woraus sich als wichtige Lehre immer schon ergeben hat, den rechten Mann an den rechten Platz zu stellen. Seit Jahren durch eigene wissenschaftliche Tätigkeit mit übersee­ ischen Zorschungsgebieten bekannt geworden, ist es mir vergönnt ge­ wesen, dank dem großzügigen Verständnis in den Reihen der deutschen Wirtschaft und besonders der Hamburger Kaufmannschaft fast vier Jahre hindurch als deutscher Wissenschaftler in den mittelamerikanischen Tropen

4 kriegsjahren, in denen sich die abgebrochenen Verbindungen zur auslän­ dischen Wissenschaft und die klaffenden Lücken in der fremdsprachlichen wissenschaftlichen Literatur so nachteilig ausgewirkt haben, daß wir noch heute darunter zu leiden haben. Gewiß muß betont werden, daß uns heute die Gegenwartsprobleme unseres Volkes am nächsten stehen und bevorzugt werden sollen, vergessen wir aber darüber nicht, daß wir unserem Volke auch darin einen hohen Dienst erweisen, wenn wir die Zäden der Auslandsforschung weiterspinnen, mag auch das gesponnene Gewebe den Zeitumständen entsprechend weitmaschiger als früher werden.

I.

Wie der Kaufmann nach altem Brauch draußen im Auslande der bewußte Hüter und Schützer seiner Volkstums und der Vertreter des deutschen Ansehens sein soll, so mutz auch der deutsche Wissenschaftler, der ins Ausland zieht, diese gleiche hohe sittliche Verpflichtung in sich tragen. Mit der Befähigung zu hohen wissenschaftlichen Leistungen allein ist es nicht getan, vorüber hinaus muß die ganze Persönlichkeit in dem neuen Wirkungsbereich zur Geltung kommen und für unser Volk und Vaterland werben, ver deutsche Wissenschaftler im Auslande ist ein Pionier unseres Volkes, der in der fremden Umgebung für sein eigenes Volkstum und dessen Geisteskultur wirbt. Leicht ist die Arbeit nicht, heißt es doch entweder Neuland roden, um den Boden für die Saat oorzubereiten, oder, was noch schwieriger ist, Dickicht und Unkraut zu vernichten, die auf altem Rodungsland emporgewuchert sind. Wie der einzelne seine Arbeit auffaßt und durchführt, ist eine Zrage, die nicht leicht zu entscheiden ist, die jedenfalls niemals einseitig nach einem womöglich in der Heimat aufgestellten Schema angepackt werden darf. Jedes Land hat seine eigene Natur, jedes Volk seinen eigenen Tharatter: aber nicht jeder besitzt die Zähigkeit, die feinen Schwingungen einer fremden psgche an allen Orten gleich empfänglich mitzufühlen. Woraus sich als wichtige Lehre immer schon ergeben hat, den rechten Mann an den rechten Platz zu stellen. Seit Jahren durch eigene wissenschaftliche Tätigkeit mit übersee­ ischen Zorschungsgebieten bekannt geworden, ist es mir vergönnt ge­ wesen, dank dem großzügigen Verständnis in den Reihen der deutschen Wirtschaft und besonders der Hamburger Kaufmannschaft fast vier Jahre hindurch als deutscher Wissenschaftler in den mittelamerikanischen Tropen

5 zu wirken. Daher erscheint es mir angebracht, aus eigenen Erfahrungen heraus über die Belange der deutschen auslandskundlichen und speziell der Überseeforschung in den Ländern Iberoamerikas einige Bemer­ kungen zu veröffentlichen, hierbei soll nur auf zwei für die Auslands­ arbeit neben der Medizin besonders wichtige Disziplinen eingegangen werden, auf die geographische und völkerkundliche Zorschung, die beide den Inhalt der eigenen Reisen gebildet haben. Beide sind auch deshalb so wichtig, weil sie den Harscher in enge Berührung mit den weitesten Kreisen der Bevölkerung bringen. Angefangen bei den einfachen Eingeborenen wird der Wissenschaftler in Beziehungen treten zu den Schichten der Mschlinge (Mestizen) und zu den obersten Gesell­ schaftskreisen in den Hauptstädten oder auf deren größeren Landsitzen. Schon hieraus ist ersichtlich, daß derjenige, der ins Ausland zieht, ein erhebliches Maß von persönlicher Anpassungsfähigkeit sein eigen nennen muß, damit er sich dem jeweils verschiedenen Eharakter und der unterschiedlichen Lebensführung der Eingeborenen, der mittleren und der der modernen europäisch-nordamerikanischen Zivilisation an­ gepaßten Oberschichten entsprechend einstellt. Ze leichter das möglich ist, um so größer wird die Unterstützung durch die Landeseinheimischen sein, um so reicher die wissenschaftliche Ausbeute, um so größer die Wahrscheinlichkeit, Sympathien für sich und sein Volk, als dessen Ex­ ponent man gilt, zu erlangen. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß es nur wenige Menschen geben wird, die sich in jede fremde Umgebung, in jedes fremde Volk gleichmäßig einfühlen können, daß vielmehr Sympathien und Anti­ pathien gegenüber Land und Volk verschieden verteilt sind. Dies läßt sich öfters an der Einstellung deutscher Wissenschaftler und Angehöriger anderer Berufe gegenüber den Eingeborenen beobachten. Überall, wo ich selbst Männer traf, die vormals in den deutschen Kolonien Afrikas oder überhaupt in afrikanischen Gebieten sich aufgehalten und dort das Negerelement naher kennen gelernt hatten, fand ich bei ihnen ein Un­ vermögen, dem Indianer Sympathien entgegenzubringen, vielmehr eine verächtliche Abneigung. Gewiß ist nicht abzuleugnen, daß zwischen dem Eharakter der Neger und Indianer erhebliche Unterschiede bestehen, die sich in Lebensbejahung und Aufgeschlossenheit des Wesens gegen andere Menschen bei ersteren, in dumpfer Skepsis des Lebens und innerer Ab­ geschlossenheit gegen jeden Außenstehenden bei letzteren am ehesten dem fremden einprägt. Deswegen aber liegt kein Grund vor, den

6 Indianer dem Neger gegenüber herabzusetzen. Selbst in den Schriften mancher deutscher Ethnologen, die in Afrika und Südamerika gearbeitet haben, und zwar zuerst in den altweltlichen, danach in den neuwelt­ lichen Tropen, ist diese Einstellung zuungunsten des amerikanischen Ein­ geborenen zu bemerken, die zu ungerechten Allgemeinurteilen über sie führt. Interessant ist der umgekehrte Zoll, wo ein Forscher, der jahre­ lang unter Indianern lebte, dann längere Zeit in Innerafrika sich auf­ hielt, den Indianern weitaus den Vorzug vor den Negern gibt. hieraus ergeben sich wichtige Tatsachen. Wer einmal längere Jahre in einem Überseegebiet sich aufgehalten und zu dessen eingeborener Be­ völkerung engere Kühlung bekommen hat, tut sich hernach schwer, sich aufs neue einer andersrassigen Eingeborenenbevölkerung gegenüber einzustellen. Tritt das wissenschaftlich auch nur bei völkerkundlichen Studien abträglich in Erscheinung, so kann es immerhin auch bei geo­ graphischen Reisen erschwerend wirken, bei denen man auf die Mit­ hilfe von Zarbigen angewiesen ist. Daher wäre zu bedenken, ob nicht bei wiederholten Zorschungen in ein und denselben Gebieten, nament­ lich wenn es sich um längere und größere Unternehmungen handelt, auf Männer zurückgegriffen werden sollte, die schon von früher her dort oder in Nachbargebieten bekannt sind und sich bewährt haben1). Es würde dazu beitragen, ihnen bei wiederaufenthalt im fremden Lande Tür und Tor zu öffnen und ihnen ein Wirken für die deutsche Sache zu ermöglichen. Zreilich steht dem der berechtigte Einwand entgegen, daß für die Betreffenden die Gefahr einer zu starken Spezialisierung besteht, die sie in einem zu engen Zachwissen gefangen zu halten droht, wissenschaftliche Ablehnung und praktische Erfordernisse der Auslands­ forschung stehen sich hierbei entgegen, vom Standpunkt der letzteren aus ist es zu wünschen, daß bei wichtigen größeren Unternehmungen möglichst auf Persönlichkeiten zurückgegriffen wird, die schon eine ge­ wisse Kenntnis der betreffenden Gebiete und ihrer Bevölkerungen be­ sitzen, die zumindest aber die Landessprache beherrschen. Manche Summen können erspart und viele Kehler vermieden werden, wenn man es unterläßt, unerfahrene Neulinge zu großzügigen Expeditionen anzusetzen. Anders verhält es sich, wenn der noch Unerfahrene auf so lange Zeit ins Ausland geschickt wird, daß er Zeit findet, mit Land und Bewohnern enger vertraut zu werden, ehe er sich an größere Unter« *) vgl. die Reisen und Erfolge von Sven hedin.

7 nehmungen heranwagt, vor allem auch, ehe er Einblicke in die Taktik der anderen mit Deutschland im Wettbewerb stehenden Nationen und ihr vorgehen in den betreffenden Ländern getan hat. Noch eine Fülle von anderen allgemeinen Fragen ließen sich im Anschluß hieran behandeln, wir wollen uns jedoch im folgenden auf die ibero-amerikanischen Länder beschränken, um in einem Über­ blick zu prüfen, in welcher Weise dort seit dem Weltkrieg die deutsche Auslandsforschung gewirkt hat. hierbei ist es lehrreich, sie in vergleich zu setzen zu dem Wirken der nordamerikanischen Wissenschaftler, wobei sich interessante Ausblicke für die Zukunft ergeben. Als Deutschland nach dem Versailler Diktat geknebelt am Boden lag, erkannte man bald den wert, den die wissenschaftliche Mitarbeit deutscher Fachgelehrter in ausländischen Forschungsgebieten für die Anerkennung Deutschlands in der Welt bedeutete. Gerade auch in der geographischen, besonders länderkundlichen Forschung der Vorkriegszeit war der Mangel an Kennern des Auslandes unter der jüngeren Gene­ ration bemerkbar geworden, so daß wir während des Krieges manche Erfahrungen machen mußten. Gab es doch vor dem Kriege keinen deutschen Geographen, den man etwa als speziellen gründlichen Landes­ kenner von Frankreich oder Großbritannien oder gar der vereinigten Staaten hätte bezeichnen können, um nur diese drei Beispiele heraus­ zugreifen. Dagegen gab es vor dem Weltkriege eine ganze Anzahl von deut­ schen Wissenschaftlern in fremden Staatsdiensten, etwa in Mexiko, Argentinien, Chile, Brasilien u. a., die als Naturwissenschaftler und Völkerkundler ausgezeichnete Landeskenner waren. Sn der Heimat machte man sich allerdings ihre Kenntnisse und Erfahrungen für die Lehre und Forschung an deutschen Hochschulen kaum zu nutze, was ein Fehler war, der nach dem Kriege eingesehen wurde und zur Berufung einiger solcher Männer nach Deutschland Anlaß gab. Nach dem Kriege kam es zu dem Ruf, möglichst viele junge Geo­ graphen in die Welt auszusenden, um sie dort zu Kennern größerer Gebiete sich heranbilden zu lassen. Da 1919 uns die Welt fast ganz verschlossen war, richtete sich das Augenmerk vornehmlich auf die iberoamerikanischen Staaten, die teils während des Krieges uns ihre wohl­ wollende Neutralität bewahrt hatten oder nach Ende der Feindselig­ keiten in Bewunderung zu den Leistungen der Mittelmächte auf­ sahen und daher den Deutschen dank ihrer Ritterlichkeit und Gastfreiheit

8 gern Aufnahme gewährten. Die erforderlichen Mittel wurden durch die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft und durch private Kreise aufgebracht, und es wird immer mit besonderer Dankbarkeit daran zu erinnern sein, daß gerade in Hamburger Kaufmannskreisen durch tat­ kräftige Unterstützung von Reisen Derständnis für diese Zorderungen gezeigt worden ist. Gelegentlich wurden deutsche Zorscher von ausländischen Unter­ nehmungen zur Teilnahme an Expeditionen aufgefordert, was nicht immer den Erwartungen entsprach. Es braucht nur an die nordameri­ kanische Expedition ins obere Grinoko-Gebiet im Jahre 1924 erinnert zu werden, wo durch Leichtfertigkeit und Starrköpfigkeit des amerika­ nischen Leiters einer der besten deutschen Ethnologen, Theodor KochGrünberg sein Leben lassen mutzte. Im übrigen sind zwei Arten der Durchführung der Reisen damals zu unterscheiden. Entweder bereiste der Betreffende auf einige Monate kleinere Gebiete ibero-amerikanischer Staaten, wobei meist in den Landes­ hauptstädten oder an anderen grötzeren Plätzen Dorträge gehalten wurden,- oder der Reisende begab sich auf längere Zeit, auf ein bis drei Jahre, nach Übersee und fand Gelegenheit, grotze Gebiete geographisch und völkerkundlich zu untersuchen. Da diese Leistungen bereits an anderer Stelle gewürdigt worden sindT), erübrigt sich, hier weiter auf sie einzugehen. Erwähnt sei nur, üatz außer den rein wissenschaftlichen Expeditionen auch solche von einem mehr sportlichen Lharakter zu ver­ zeichnen sind, die die Andenländer aufsuchten. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß bis auf Denezuela und Guagana fast in allen süd­ amerikanischen Ländern deutsche Geographen und Geologen, aber nur wenige Ethnologen tätig waren. Mittelamerika stand von jeher in seiner Erforschung hinter Süd­ amerika und Mexiko zurück, wo Alexander v. Humboldt in weitem Um­ fang den Einsatz deutscher Wissenschaftler gefördert hatte. 3n den Nachkriegsjahren hielten sich nur wenige Geographen dort auf. Deutsche Dölkerkundler vermissen wir so gut wie ganz. Interessant ist, zu beob­ achten, daß bei den Nordamerikanern das Derhältnis umgekehrt ist. Bei ihnen fehlten Geographen fast gänzlich, dagegen haben Ethnologen und Archäologen um so eifrigere Tätigkeit von Mexiko bis Panama entfaltet. *) Rhode, Hans, Die deutsche Kurlands- und Meeresforschung seit dem Weltkriege. Berlin 1931.

9 Daß außerdem noch eine Reihe von deutschen Gelehrten auf Vor­ tragsreisen schnell ibero-amerikanische Länder durchstreiften, Mediziner, Juristen, Philologen, sei nur nebenbei bemerkt. In dieser Hinsicht hat sich die “Institution cultural Argentino-Germana” in Buenos Aires als eine Vermittlerin deutschen wissenschaftlichen Gedankenaustausches er­ wiesen, der veutschland für die geleistete Hilfe nur dankbar sein kann.

II.

Betrachten wir nun die nordamerikanische Auslandsforschung in Jbero-Amerika nach dem Weltkriege, so bietet sie ein wesentlich anderes Bild als die deutsche. Bleiben wir wieder bei unseren beiden Sachgebieten, der Geographie und Völkerkunde, so sind von nordameri­ kanischer Seite fast ausnahmslos ethnologische und archäologische For­ schungen in Ibero-Amerika ausgeführt worden. Geographen finden wir vereinzelt tätig, wie Isaiah Bowman in Peru, w. N. Thager in Mexiko, einige andere Forscher in Westindien. Vie Geologen treten zurück, was aber keineswegs eine Vernachlässigung geologischer Forschungen bedeutet. Im Gegenteil sind sie eifrig gefördert worden, seitdem die Glgesellschaften ihr Interessengebiet auf die Länder des amerikanischen Mittelmeeres ausgedehnt hatten. Sie ließen zwar ge­ naue Untersuchungen in den atlantischen Niederungen von Mexiko, in Chiapas und Tabasco, in Venezuela und Kolumbien vornehmen, unter­ breiteten jedoch niemals die Ergebnisse den Sachkreisen, was für die wissenschaftliche Landesforschung abträglich war. Um so mehr erfuhr die Öffentlichkeit von wichtigen ethnologischen und archäologischen Unter­ nehmungen, die gegenwärtig geradezu zu einem Aushängeschild dec nordamerikanischen Forschung in Jbero-Amerika geworden sind. Demgegenüber hat im Bereich geographischer Forschung nur ein Unternehmen weiteste Beachtung gefunden, die Herstellung einer Karte von Jbero-Amerika, die von der Geographischen Gesellschaft in New yort betreut wird. Seit 1920 ist eine größere Anzahl von Kartographen an diesem wichtigen Werk tätig, das in dem “Department of Hispanic American Research” seine Zentrale besitzt. Ein Aufnahmegebiet von Mexiko bis Feuerland wird in 50 Einzelblättern im einheitlichen Maß­ stab 1 :1 Million auf Grund von mehr oder weniger genauen topo­ graphischen Aufnahmen, von Routenaufnahmen und der Verarbeitung älterer Karten erfaßt. Trotz vieler Ungenauigkeiten wird diese Karte

9 Daß außerdem noch eine Reihe von deutschen Gelehrten auf Vor­ tragsreisen schnell ibero-amerikanische Länder durchstreiften, Mediziner, Juristen, Philologen, sei nur nebenbei bemerkt. In dieser Hinsicht hat sich die “Institution cultural Argentino-Germana” in Buenos Aires als eine Vermittlerin deutschen wissenschaftlichen Gedankenaustausches er­ wiesen, der veutschland für die geleistete Hilfe nur dankbar sein kann.

II.

Betrachten wir nun die nordamerikanische Auslandsforschung in Jbero-Amerika nach dem Weltkriege, so bietet sie ein wesentlich anderes Bild als die deutsche. Bleiben wir wieder bei unseren beiden Sachgebieten, der Geographie und Völkerkunde, so sind von nordameri­ kanischer Seite fast ausnahmslos ethnologische und archäologische For­ schungen in Ibero-Amerika ausgeführt worden. Geographen finden wir vereinzelt tätig, wie Isaiah Bowman in Peru, w. N. Thager in Mexiko, einige andere Forscher in Westindien. Vie Geologen treten zurück, was aber keineswegs eine Vernachlässigung geologischer Forschungen bedeutet. Im Gegenteil sind sie eifrig gefördert worden, seitdem die Glgesellschaften ihr Interessengebiet auf die Länder des amerikanischen Mittelmeeres ausgedehnt hatten. Sie ließen zwar ge­ naue Untersuchungen in den atlantischen Niederungen von Mexiko, in Chiapas und Tabasco, in Venezuela und Kolumbien vornehmen, unter­ breiteten jedoch niemals die Ergebnisse den Sachkreisen, was für die wissenschaftliche Landesforschung abträglich war. Um so mehr erfuhr die Öffentlichkeit von wichtigen ethnologischen und archäologischen Unter­ nehmungen, die gegenwärtig geradezu zu einem Aushängeschild dec nordamerikanischen Forschung in Jbero-Amerika geworden sind. Demgegenüber hat im Bereich geographischer Forschung nur ein Unternehmen weiteste Beachtung gefunden, die Herstellung einer Karte von Jbero-Amerika, die von der Geographischen Gesellschaft in New yort betreut wird. Seit 1920 ist eine größere Anzahl von Kartographen an diesem wichtigen Werk tätig, das in dem “Department of Hispanic American Research” seine Zentrale besitzt. Ein Aufnahmegebiet von Mexiko bis Feuerland wird in 50 Einzelblättern im einheitlichen Maß­ stab 1 :1 Million auf Grund von mehr oder weniger genauen topo­ graphischen Aufnahmen, von Routenaufnahmen und der Verarbeitung älterer Karten erfaßt. Trotz vieler Ungenauigkeiten wird diese Karte

10 von 89 qm Fläche ein wichtiges Instrument des interamerikanischen kulturell-wissenschaftlichen Austausches sein, das auch in der Praxis (Luftverkehr) und bei schwebenden politischen Fragen (Grenzregulie­ rungen) schon seine Bedeutung erwiesen hat und noch weiter erweisen wird. Schon seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bestanden in den vereinigten Staaten verschiedene wissenschaftliche Institute, teils in Verbindung mit einzelnen Universitäten, teils unabhängig davon als selbständige Einrichtungen, die, mit großen Mitteln ausgestattet und vortrefflich organisiert, die naturwissenschaftliche und völkerkundliche Erforschung der Neuen Welt betreuten. Sm Vordergrund stand dabei aber doch immer Nordamerika, wo wir dem Smithsonian Institut, dem Naturkundlichen Museum in New ljork, demjenigen in Ehikago und den Instituten in Berkeley (Kalifornien) eine ebenso ausgedehnte wie gründliche Landeserforschung des Gebietes der Union verdanken, wobei hier von anderen wichtigen Einrichtungen, wie dem Geological Survey, dem Weather Bureau u. a. abgesehen sei. Sbero-Amerika wurde da­ mals weniger in den Aufgabenkreis einbezogen, es sei denn, daß einige Archäologen und Ethnologen nach Mexiko und Mittelamerika entsandt wurden oder daß man in jenen Ländern ansässige Forscher unterstützte, so z. B. den deutschen Arzt und Ethnologen Hermann Berendt. Auf seinen zahlreichen Reisen in Mittelamerika hat er ein ungewöhnlich reich­ haltiges Material sprachlicher und kulturlicher Art über die Eingeborenen gesammelt, das die Grundlage der modernen Forschung über die Bevöl­ kerungen Mittelamerikas bildet. Es ruht heute in Philadelphia. Ge­ legentlich sandte man kleinere Expeditionen aus, die entweder natur­ wissenschaftlicher Sammelarbeit oder archäologischen Grabungen ob­ lagen und ergebnisreiche, neuartige Forschungen, z. B. über die hoch­ entwickelte Goldtechnik der oorkolumbischen Bewohner des Staates panamä einleiteten. Als dann, nicht zum wenigsten durch hervorragende deutsche Wissen­ schaftler, wie Hermann Strebel, Eduard Seler, KarlSapper, und englische Zachkollegen, wie besonders A. p. Maudslay, überraschende Aufschlüsse über die oorkolumbischen Kulturen in Mexiko, tsukatan und Guatemala auf Grund ihrer Studien im Felde der Öffentlichkeit unter­ breitet wurden, Forschungen, die durch andere deutsche Amerikanisten, wie Ernst Förstemann und Paul Schellhas, richtungweisend erweitert wurden, stieg das Interesse in den ver. Staaten an jenen Kulturen.

11 Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts führte die Entwicklung schließlich dazu, daß die Altertumskunde des vorkolumbischen Amerika das Spezialgebiet bestimmter Institute in der Union wurde. So kamen die Harvard-Universität in Cambridge, die Universität Philadelphia mit ihren Museen, das Seid Museum in Lhikago in den neuen Aufgaben­ kreis hinein, der von Anfang an dank reicher finanzieller privater Unter­ stützungen in Angriff genommen wurde, vor allem wichtig war, daß gleichzeitig genügende Mittel zur Herausgabe der Ergebnisse zur Ver­ fügung gestellt wurden, so daß bereits vor dem Weltkriege eine statt­ liche Reihe prächtig ausgestatteter Serien vorlag. Vie Kriegsjahre haben diese Entwicklung schnell gefördert. Zu­ nächst veranlaßte die Pan American Union einen regeren wissen­ schaftlichen Austausch zwischen den Der. Staaten, Mittel- und Süd­ amerika. Line Anzahl neuer internationaler, d. h. in diesen Fällen pan­ amerikanischer, Kongresse verschiedener Disziplinen wurde ins Leben gerufen, die akademische Jugend Jbero-Amerikas stärker für die nord­ amerikanischen Hochschulen interessiert. Es erfolgte die Gründung des Museum of American Indian in New ljorl mit den reichen Mitteln seines Stifters George G. hege; Berkeleg wandte sich mehr als früher Mexiko und Peru zu und besitzt jetzt in seiner Veröffentlichungsreihe “Ibero-Americana” eine wichtige Serie, in der vornehmlich Studien über die vorspanischen und kolonialspanischen ethnischen und kulturellen Verhältnisse in Nordmexiko behandelt werden. In New Orleans wurde an der Tulane-Universität eine Zorschungsabteilung für das Maga-Gebiet in Mittelamerika, öas “Department of Middle Ame­ rican Research”, geschaffen, dessen Leiter Zrans Blom die wichtige Zeitschrift “Maya Research” herausgibt. In Baltimore entstand eine Maya Society, in New Isork eine Cortes Society, die sich der Erforschung der ftühspanischen (Quellern»erfe widmete und sie in Neu­ drucken herauszugeben begann. Die größeren Institutionen verfuhren nach früheren Vorbildern des Peabodg-Museums oder des Museum of Natural History u. a. In kurzen zeitlichen Abständen sandten sie Mit­ arbeiter und Forscher auch aus den Reihen des jungen Nachwuchses nach Mexiko, Mittel- und Südamerika bis zum Zeuerland, die durch ihnen zur Verfügung stehende reiche Mittel größere, wichtige Sammlungen archäologischer und ethnographischer Art zusammentrugen, auch Gra­ bungen größeren Stiles unternahmen. Um einen Einblick in die während der letzten 30 Jahre geleistete Arbeit zu erhalten, muß man etwa die

12 kostbaren Sammlungen des Museum of American Indian, des Museum of Natural History, des Universitäts-Museums zu Phila­ delphia und des Peabodg-Museums studieren, die unerhörte wissenschaft­ liche Schätze besitzen und sich in ihrer Reichhaltigkeit durchaus mit den größten amerikanistischen Spezialsammlungen Europas, denen des Ber­ liner Museums für Völkerkunde, des Britischen Museums in London und des Trocadero-Museums in Paris messen können, sie sogar heute in vieler Hinsicht übertreffen. Reben der rein sammelnden und beschreibenden Arbeit ging als­ bald die Feldforschung einher. Dir Deutsche gerieten dabei schnell ins Hintertreffen, was bei dem verarmten Deutschland der Nachkriegszeit selbstverständlich war. Deutsche Wissenschaftler blieben aus oder mußten sich erhebliche Beschränkungen auferlegen. Oie Nordamerikaner nahmen damals besonders Mittelamerika in Angriff, um den vielen Rätseln und Problemen nachzuspüren, die die merkwürdige Kultur der Magavolker bietet. Und hier ist es das Carnegie-Institut in Washington gewesen, das zum weitaus bedeutendsten anregenden Förderer der modernen Magaforschung geworden ist. 1902 gegründet, hat sich diese Institution erst vor 20 Jahren dem Maga-Gebiet zugewandt und erst 1930 wurden diese Arbeiten in der Abteilung für amerikanische Urgeschichte unter Leitung von Dr. Alfred v. Kidder zusammengefaßt. 1915 richtete sich mitten in den europäischen Kriegswirren die erste Expedition nach Westhonduras, Nordguatemala und vritisch-honduras unter Dr. Sgloanus G. Morleg, der in den fol­ genden 10 Jahren zum unermüdlichen Entdecker unbekannter oder in Vergessenheit geratener Ruinenplätze wurde. 1921 wurde u. a. das petsn in Nordguatemala von Osten nach Westen durchquert, 1922 die Ostküste von Yucatan durchstreift, deren Betreten die unzugänglichen Maga-Indianer bis dahin Fremden verweigert hatten. 1923 findet sich eine Expedition in den Urwäldern von Nordguatemala, um alte Denk­ mäler mit ihren kalendarischen Inschriften zu studieren. handelt es sich bei diesen Unternehmungen um Feststellungen der räumlichen Ausbreitung des älteren Magareiches und Untersuchungen über den zeitlichen Ablauf dieser Kultur, so steht ihnen eine zweite, kost­ spieligere Gruppe von Forschungen zur Seite, die sich auf Ausgrabungen und Wiederherstellungen von alten Gebäuden erstrecken. An zwei Orten hat das Institut eingesetzt: in Nordgukatan in der ausgedehnten Ruinen stätte von Ehichen Jtza und in Nordguatemala in Uaxactun. 1924

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wurde an der ersten, 1926 an letzterer Stelle mit den Arbeiten begonnen, die noch nicht abgeschlossen sind. Vie Ausbeute ist erstaunlich gewesen und hat neues Licht über die verschollene Kultur des älteren Mag «reich es und das jüngere Reich in Ijukatan verbreitet. Größere Tempel wurden unter Mithilfe von Architekten wiederhergestellt, so daß der Besucher heute staunend vor der Pracht eines ursprünglich glänzenden Reiches steht. Was solche Arbeiten bedeuten, kann nur richtig bewerten, wer die Natur- und Bevölkerungsverhältnisse jener Länder kennt. Daß sie durchführbar waren, ist nur möglich durch die Mittel, die es erlaubten, Autostraßen durch das Buschdickicht tjukatans zu legen, Zement heran­ zuführen, einen eigenen Sanitätsdienst für die Arbeiter einzurichten, Spezialhandwerker und Künstler aus den Der. Staaten nach Bedarf kommen zu lassen. Das Carnegie-Institut war es auch, das erstmalig Zlugzeuge benutzte, um die Urwaldzone des nördlichen Mittelamerikas überfliegen zu lassen, um nach bis dahin unbekannten Ruinen zu suchen. Wenn auch diese Crkundungsflüge praktisch weniger Erfolg gehabt haben, — man kann zwar sehr wohl Ruinenplätze an ihren Tempelpgramiden von oben her in der gleichmäßigen (Oberfläche des Wald­ meeres erkennen, sie aber nur sehr schwer oder zufällig später wirklich in den weglosen Wäldern auffinden, — so haben sie immerhin den Beweis erbracht, daß das Gebiet einst viel dichter besiedelt war, als man annehmen mochte. Augenblicklich sind die Arbeiten des Carnegie-Insti­ tutes in Mittelamerika die großzügigsten und wichtigsten im tropischen Amerika. So zeigt sich die nordamerikanische Forschungsarbeit nach zweierlei Richtungen hin ausgebaut: einmal durch das Aussenden größerer Expedi­ tionen mit allen modernen Hilfsmitteln, zum anderen durch die Beauf­ tragung einzelner Forscher mit Sammelreisen oder kleineren Unter­ nehmungen in enger begrenzte Gebiete. Dabei entsendet man entweder Nordamerikaner oder Angehörige anderer Nationen mit tüchtigen Sach­ kenntnissen auf mehrere Jahre nach Jbero-Amerika, oder man verpflich­ tet in jenen Ländern lebende Persönlichkeiten, meist europäischer oder nordamerikanischer Abkunft, zur Mitarbeit an amerikanischen Museen und Instituten. Endlich sei noch auf eine weitere neuartige $omt der Auslands­ forschung in Ibero-Amerika von nordamerikanischer Seite aufmerksam gemacht, die sich an die “Schools of American Research of the Archeological Institute ok America" anlehnt. Die Einrichtungen

14 verbinden Forschung und Lehre miteinander und entsprechen etwa einem Mittelding zwischen unseren Universitätsseminaren und Studentenlagern. Der Hauptstützpunkt ist die Universität von Santa Zs in Neu-Mexiko unter der Leitung des verdienten Amerikanisten Dr. Edgar L. Hewett, hier wird der Student planmäßig für die Auslandsforschung geschult. Er hört im Semester seine Zachvorlesungen. In den Serien nimmt ihn die Archäologische Schule auf, um ihn für die Feldarbeit auszubilden und ihn gleichzeitig mit den Erfordernissen der ibero-amerikanischen Staaten, in denen er einmal arbeiten soll, bekannt zu machen. Nach einem bestimmten Lehrgang wird dabei verfahren. 3m ersten Ferien­ aufenthalt bezieht man ein Lager an irgendeiner Stelle im Zelsengebirge oder aus den Ebenen in ihrem Dorlande, wo Zundplätze von Über­ resten der Urbewohner vorhanden und ausgegraben sind. Der Student lernt somit im ersten Lehrgang an einer einfacheren Stelle die Technik der Grabungen, die Geländeaufnahme und die Bestimmung einzelner Tgpen der Sunde. 3m zweiten Lehrgang wird das Lager an einen Platz verlegt, wo gerade wichtige Ausgrabungen vorgenommen und wo bauliche Überreste rekonstruiert werden, so daß er auch mit diesen für ibero-amerikanische Ruinenplätze wichtigen Belangen vertraut wird. Zuletzt werden die höheren Semester, die vor dem Examen stehen, zu einer Unterrichtsreise in irgendeines der ibero-amerikanischen Studien­ gebiete zusammengefaßt. 3n dieser Weise ist Dr. Hewett mit seinen Studenten und Studentinnen einmal in Peru und Bolivien gewesen, ein anderes Mal in Guatemala,' Mexiko soll demnächst zum zweitenmal bereist werden. Die Studenten sind nun schon soweit vorgebildet, daß sie selbständig mit ihrem Lehrer Zelduntersuchungen in fremden Ländern ausführen können und natürlich einen unschätzbaren Einblick in jene Ge­ biete erhalten. Die Seereise wird dabei zur Abhaltung von Dorlesungen und Übungen benutzt, die auf das Studiengebiet Bezug haben, auch Land und Leute behandeln. 3n dieser Zorm von theoretischer und praktischer Ausbildung ist ein Ideal von Forschung und Lehre zu sehen, das einen guten Nachwuchs gewährleistet. Darüber hinaus darf aber nicht übersehen werden, was dieser Auslandsstudienaufenthalt für die wissenschaftliche Propaganda bedeutet, wie sehr er dazu geschaffen ist, Bande der Sympathie und Sreundschaft zwischen nordamerikanischer und ibero-amerikanischer Jugend, zwischen den Universitäten und Institutionen dieser beiden Nulturwelten anzuknüpfen. Dr. Hewett hat selbst mit Worten darauf

15 hingewiesen, die klar diese neue Entwicklung in Amerika umreißen. Er sagte: „(Es ist klar, daß die spanisch-amerikanischen Länder mit ihrem Reichtum an archäologischen, ethnologischen und historischen (Duellen, mit der freundlichen Haltung ihrer Regierungen und Bevölkerungen ein äußerst einladendes Keld für Universitätsstudien und wissenschaftliche Forschung bieten. Die Zeit ist reif für eine kraftvolle Entwicklung unserer Schule für mittelamerikanische Studien. Was Griechenland, Italien und andere Länder des Mittelmeeres für Tausende im Hinblick auf altwelt­ liche Studien gewesen sind, ist Mittelamerika fähig zu werden für ameri­ kanische Korschungen. Dies sind unsere klassischen Länder, und es würde ein törichtes Übersehen unschätzbarer Gelegenheiten für die Ausdehnung der Ausbildung unserer Universitätsstudenten sein, würden wir noch länger dieses Keld beiseite lassen."x) Diese Worte bezeugen eindrücklich die steigende Bedeutung der wissenschaftlichen Auslandsarbeit der Nordamerikaner für Jbero-Amerika. Jedoch darf man nicht vergessen, daß daneben die größeren Korschungsinstitute eine nicht weniger indirekte Bedeutung erlangt haben. 3n fast allen Staaten, die wertvolle Überreste der altamerikanischen Kulturen bergen, sind seit dem Weltkriege wiederholt strenge Gesetze gegen jede Ausfuhr von Altertümern außer Landes erlassen worden. Den großen In­ stituten, wie Earnegie und dem Philadelphia-Museum, Peabodg-Museum u. a., ist es gelungen, mit den Regierungen der fremden Staaten Abkom­ men zu treffen, durch die auf der einen Seite den Ausländern Aus­ grabungen zugestanüen werden, diese aber dafür die Kunde den Landes­ regierungen zur Derfügung zu stellen haben *2). Sie können dann nach Belieben Dubletten den fremden Museen überlassen. Dieser Weg hat sich als gangbar erwiesen: sind doch auf ihm die neuen, wichtigen Grabun­ gen und Stetlegungen von Magatempeln, sowie die Restaurierungen und Konservierungen von Denkmälern in Nordguatemala und Ifukatan zurück­ zuführen. 3n Mexiko, wo die Regierung selbst energisch an die archäolo­ gische Korschung herangegangen ist und wo die vorzüglichen Samm­ lungen des National-Museums seit langem bestehen, ist man ähnlich ver­ fahren, seitdem Nordamerikaner systematische Grabungen im Hochtal *) The Schools of American Research of the Archaeological Institute of America. Annual Report 1935, 5. 13. — vgl. The Unioersitg of New Mexico Bulletin. Zield Sessions in Anthropolog^ 1936. Unioersitg of New Mexico Press, 1935. 2) Arbeiten des Universitäts-Museums Philadelphia in Piedras Negras am Rio Usumacinta,- Grabungen des Carnegie Institutes in Uaxactun, Thichä und bei der Hauptstadt Guatemala sowie in TopLn (Honduras).

16 von Mexiko zur Aufhellung der einzelnen Kulturfolgen begonnen habenx). Organisatorisch wird meist so verfahren, daß ein wissenschaftlicher Leiter des betreffenden Museums oder Institutes auf mehrere Jahre nach Mexiko oder Guatemala beordert wird, um durch enge persönliche Füh­ lungnahme mit den Regierungsstellen und mit privaten Kreisen im Sinne der nordamerikanischen Wissenschaft zu wirken und auch die öffent­ liche Meinung dafür zu gewinnen. Für letzteren Zweck sind gerade die Wiederherstellungen der alten Bauten ein besonderer Anreiz, die in weiten Schichten der Bevölkerung Interesse und Bewunderung für die nordamerikanische Arbeit hervorzurufen geeignet sind. Ferner wird neuer­ dings der versuch gemacht, vom Carnegie-Institut aus Konferenzen von Maga-Spezialisten nach Guatemala einzuberufen, auf denen in Zu­ sammenarbeit mit den einheimischen Gesellschaftskreisen öffentlich die wichtigsten Probleme und der Stand der Forschung diskutiert werden. Alles das sind natürlich Gründe dafür, daß die Jbero-Amerikaner fast nur noch von den Erfolgen der Nordamerikaner auf diesen Gebieten der Aus­ landsforschung hören. Freundliche Gesten anderer Nationen, wie etwa Deutschlands, das vor wenigen Jahren Abgüsse prächtiger Griginalmonumente aus Guatemala der Landesregierung für das National­ museum stiftete, werden zwar dankbar anerkannt, treten aber gegen­ über den nordamerikanischen Handlungen nicht ins rechte Licht. Es erübrigt sich jeder weitere Hinweis darauf, daß die deutsche Wissenschaft in gleichem Ausmaß nicht konkurrenzfähig ist. Immerhin ist es bedauer­ lich, zu sehen, wie auf den Grundlagen, die deutsche Amerikanisten einst legten, heute fast allein die Nordamerikaner, neuerdings auch wieder etwas häufiger die Engländer, weiterbauen.

III. Es erhebt sich somit die Frage, wie am besten in Anpassung an die gegenwärtige Lage Deutschlands überhaupt noch eine deutsche Auslands­ forschung in Jbero-Amerika aufrechterhalten werden kann. Nach wie vor werden für sie als wichtigste Forschungsgebiete Medizin, Natur­ wissenschaften, Geographie und Völkerkunde in Frage kommen. Wir wollen uns auch hier auf die beiden letzteren beschränken. x) Arbeiten des Museums of Natural historg, New siork, in Zacatenco (1928—1929), Ticomän (1929—1930), El flrbolillo (1930—1931).

16 von Mexiko zur Aufhellung der einzelnen Kulturfolgen begonnen habenx). Organisatorisch wird meist so verfahren, daß ein wissenschaftlicher Leiter des betreffenden Museums oder Institutes auf mehrere Jahre nach Mexiko oder Guatemala beordert wird, um durch enge persönliche Füh­ lungnahme mit den Regierungsstellen und mit privaten Kreisen im Sinne der nordamerikanischen Wissenschaft zu wirken und auch die öffent­ liche Meinung dafür zu gewinnen. Für letzteren Zweck sind gerade die Wiederherstellungen der alten Bauten ein besonderer Anreiz, die in weiten Schichten der Bevölkerung Interesse und Bewunderung für die nordamerikanische Arbeit hervorzurufen geeignet sind. Ferner wird neuer­ dings der versuch gemacht, vom Carnegie-Institut aus Konferenzen von Maga-Spezialisten nach Guatemala einzuberufen, auf denen in Zu­ sammenarbeit mit den einheimischen Gesellschaftskreisen öffentlich die wichtigsten Probleme und der Stand der Forschung diskutiert werden. Alles das sind natürlich Gründe dafür, daß die Jbero-Amerikaner fast nur noch von den Erfolgen der Nordamerikaner auf diesen Gebieten der Aus­ landsforschung hören. Freundliche Gesten anderer Nationen, wie etwa Deutschlands, das vor wenigen Jahren Abgüsse prächtiger Griginalmonumente aus Guatemala der Landesregierung für das National­ museum stiftete, werden zwar dankbar anerkannt, treten aber gegen­ über den nordamerikanischen Handlungen nicht ins rechte Licht. Es erübrigt sich jeder weitere Hinweis darauf, daß die deutsche Wissenschaft in gleichem Ausmaß nicht konkurrenzfähig ist. Immerhin ist es bedauer­ lich, zu sehen, wie auf den Grundlagen, die deutsche Amerikanisten einst legten, heute fast allein die Nordamerikaner, neuerdings auch wieder etwas häufiger die Engländer, weiterbauen.

III. Es erhebt sich somit die Frage, wie am besten in Anpassung an die gegenwärtige Lage Deutschlands überhaupt noch eine deutsche Auslands­ forschung in Jbero-Amerika aufrechterhalten werden kann. Nach wie vor werden für sie als wichtigste Forschungsgebiete Medizin, Natur­ wissenschaften, Geographie und Völkerkunde in Frage kommen. Wir wollen uns auch hier auf die beiden letzteren beschränken. x) Arbeiten des Museums of Natural historg, New siork, in Zacatenco (1928—1929), Ticomän (1929—1930), El flrbolillo (1930—1931).

17 Die früheren Mittel der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft stehen heute ihrer Nachfolgerin, der Forschungsgemeinschaft, nicht mehr zu Gebote, was vorhanden ist, mutz für unmittelbar notwendige Be­ lange unseres Dolles verwandt werden. Etwaige Unterstützungen von anderen Instituten oder von Stiftungen sind ebenfalls spärlich geworden. Dazu treten die Devisenschwierigkeiten. So außerordentlich bedauerlich die Lahmlegung von Expeditionen auch sein mag, auf denen von jeher Deutsche hervorragendes geleistet haben und in erfolgreichen Wett­ bewerb mit anderen Nationen getreten sind, so müssen wir die Ein­ schränkungen als notwendig hinnehmen und können nur auf bessere Zeiten hoffen. Und trotzdem ist es möglich, wenn auch in bescheidenem Umfang, eine Auslandsforschung in Jbero-Amerika aufrechtzuerhalten, wir sehen sie auf folgenden wegen erreichbar: Die Ausländsdeutschen, die ja gerade in den ibero-amerikanischen Staaten überall vertreten sind und in ihnen eine wichtige Stellung inne­ haben, können viel dazu beitragen, zumal sie oft ein reges Interesse an Fragen der Landes- und Dolksforschung ihrer Gastländer zeigen, vorüber­ gehend deutsche Forscher zu unterstützen. Einige Monate der Gastfreund­ schaft auf einer plantage oder Hacienda innerhalb eines Studiengebietes oder die Überlassung von technischen Hilfsmitteln, wie Reit- und Pack­ tieren nebst einigen Dienern, sind Dinge, über die man drüben nicht viel Worte verlieren wird und auch schon früher nicht verloren hat. wichtiger wäre, die Frage zu erörtern, ob nicht von feiten der einzelnen Kolonien oder Dereine gewisse Fonds angelegt werden sollten, aus denen im Bedarfsfälle Mittel zum Aufenthalt deutscher Wissenschaftler flüssig zu machen wären. Dabei braucht es sich nicht um hohe Summen zu handeln, jedenfalls nur um so viel, daß der Deutsche gelegentliche Aufenthalte in solchen Gebieten nehmen kann, in denen er nicht auf deutsche Gastfreund­ schaft rechnen darf. Nur eines darf nicht übersetzen werden: die Personen­ frage. Ich weiß, daß man hierin in den deutschen Auslandskreisen skep­ tisch ist, besonders nach manchen Erfahrungen aus den Nachkriegsjahren. Ein bescheidenes, anspruchsloses Auftreten ohne großen Expeditions­ apparat bringt in Jbero-Amerika weiter als Forderungen übertriebener Art. Man kann den Standpunkt sehr wohl vertreten, daß gerade für geo­ graphische und völkerkundliche Forschungen mit Ausnahme größerer Gra­ bungen das Alleinreisen mit ein bis zwei, auf Reifen in dünn besiedelten Gebieten mit drei bis sechs Trägern das praktischste ist. 3n anderen Län-

18 dem wird man auch mit einem Begleiter auskommen; das hängt vom Gelände und der Umgegend ab. Doch auch Grabungen lassen sich in be­ schränktem Umfange ausführen. Liegen doch ;. B. in Guatemala manche Schätze auf dem Boden deutscher plantagen begraben, darunter eine ganze Unzahl, die Hamburger Zirmen gehören. Dort wäre nur die Ge­ währung freier Unterkunft und Verpflegung und die Überlassung einiger farbiger Arbeiter aus dem Personal notwendig, was keine größeren Un­ kosten heroorruft. Ähnlich liegen die Dinge in Südamerika. Jedenfalls übertrifft der Gewinn für die deutsche auslandskundliche Forschung um ein vielfaches die aufzuwendenden Mittel, und das Ansehen der deutschen Forschung kann wesentlich gestärkt werden, was bei den Sympathien der Landeseinheimischen leicht zu erreichen ist. vatz die ibero-amerikanischen Regierungen in jeder Weise dem deutschen Gelehrten seine Aufgaben erleichtern werden, dessen darf jeder sicher sein, der persönlich in jenen Ländern Erfahrungen über das ritterliche Entgegenkommen unserer iberoamerikanischen Zreunde machen konnte. Der zweite Weg ist anders gerichtet: er führt über die deutsche Aus­ landsschule. Jahr für Jahr gehen deutsche Jungakademiker und Semi­ narlehrer an unsere Schulen nach Ibero-Amerika hinaus. Sie tragen viel­ fach das Rüstzeug mit sich, in ihren speziellen Studienfächern, wie Natur­ wissenschaften, Geologie, Geographie, Völkerkunde drüben weiterarbeiten zu können, zumal die Serien freie Zeit genug dazu lassen. Leider mutz nach meiner eigenen Kenntnis aus Mittelamerika gesagt werden, datz bis jetzt solche Arbeiten vereinzelte Ausnahmen geblieben sind. Wie leicht wäre es möglich, in den vulkanreichen Ländern Mittelamerikas dauernde Beobachtungen der tätigen $euerberge, regelmäßige Aufzeichnungen über Erdbeben» klimatische Erscheinungen vorzunehmen, sich der ver­ nachlässigten botanischen und zoologischen Studien zu widmen. Es war eine Sreude zu sehen, was für begeisterte Wanderer und vulkansteiger die jungen deutschen Lehrer waren. Aber über das rein wandersportliche Interesse hinaus gingen ihre Neigungen niemals. Was geleistet werden kann, zeigt der fünfjährige Aufenthalt eines deutschen Studienrats in Guatemala, der die gründlichste Arbeit über die Morphologie der Vulkan­ landschaften des nördlichen Mittelamerikas verfaßt hat. In der Heimat hat man diesen Belangen zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das Interesse an solchen Aufgaben müßte namentlich bei den Leitern der Auslands­ schulen stärker vorhanden sein. Jedenfalls ließe sich auf diesem Wege sehr wertvolle auslandskundliche Kleinarbeit liefern, die unserer Wissen-

19 schäft nur dienlich sein kann und zugleich eine gute Empfehlung für den deutschen wissenschaftlichen Nachwuchs im Nuslande wäre. AIs dritter Punkt wären die Vortragsreisen zu erwähnen, die in -er Nachkriegszeit häufiger eingeleitet worden sind. Sie haben sich durch­ aus als ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Annäherung der 3bero= Amerikaner an die deutsche Wissenschaft erwiesen. Namentlich in den ABL-Staaten ist dieses Mittel oft angewandt worden. Doch auch dabei kommt es auf die Persönlichkeit und deren Einfühlungsvermögen in die überseeischen Kreise an. Liegen auf medizinischem Gebiet die Dinge einfach und sachgegeben, so wird es schon anders für den Geographen, den Histo­ riker und Philologen. Man mutz wissen, wofür in den betreffenden Län­ dern Interesse vorhanden ist. Es geht nicht an, daß man vor einem größeren Publikum Themen aus der engsten Fachwissenschaft behandelt, die schon in der Heimat nur einen kleinen Kreis interessieren würden. Man muß vielmehr den Weg zu finden wissen, der zum Herzen des fremden Publi­ kums führt, zu Problemen, die es bewegen und über die es die Meinung eines fremden Fachvertreters hören möchte, um sie gegen die Meinung im eigenen Lande oder anderer ausländischer Wissenschaftler abzuwägen, vor allem aber sollte jeder deutsche Fachvertreter, der in Ibero-Amerika öffentlich spricht und seine Aufgabe erfüllen möchte, in spanischer Sprache vortragen. Er wird dadurch nicht nur von Anfang an bei den dafür be­ sonders empfänglichen Landeseinheimischen Sympathien erlangen, son­ dern damit auch die meisten nordamerikanischen Kollegen aus dem Felde schlagen, die des Spanischen nur in seltenen Fällen genügend mächtig sind. Und nun der vierte Weg, der heute mir der wichtigste für Deutschland zu sein scheint: die Veröffentlichungen und der Austauschoerkehr. In beiden findet die deutsche Auslandsforschung die wirksamsten Mittel, um sich als solche unter Beweis zu stellen und ihre Stellung in der Welt zu behaupten. Beide sind die unbedingt notwendigen Voraussetzungen für jede Anstalt, die sich auslandskundlicher wissenschaftlicher Arbeit widmet, ohne die sie zur Fruchtlosigkeit von vornherein verurteilt wäre. Durch beide erhält sie neuen Antrieb von außen, sie erhält Gedankenzufuhr, wird zur Kritik angeregt. Durch beide empfängt Deutschland wertvolle Äquivalente für seinen wissenschaftlichen Forschungsapparat, woraus letz­ ten Endes wieder die akademische Fugend und der wissenschaftliche Nach­ wuchs Nutzen ziehen. Prüft man die Lage nach dem Weltkriege, so läßt sich feststellen, daß zuerst eine beachtliche Ausdehnung der Veröffentlichungen und damit des Austauschverkehrs mit Deutschland einsetzte. Ibero-

20 Amerika wurde besonders durch die drei Ibero - amerikanischen Institute Deutschlands in Berlin, Hamburg und Würzburg ver­ treten. Teils als Zeitschriften, teils als zwanglos erscheinende Serien von Monographien wurden die Veröffentlichungen herausgegeben, wobei das Würzburger Institut gelegentlich deutsche Arbeiten in spanischer Sprache herausgab, andererseits auch wichtige Arbeiten ibero-amerikanischer Ge­ lehrter in deutscher Sprache der Öffentlichkeit zugänglich machte. Diese hoffnungsvolle Entwicklung ist in den letzten Jahren mehr und mehr ein­ geschränkt worden, ja, an ihre Stelle ist ein Rückschritt getreten. Wird hier nicht in kürzester Zeit eine Änderung herbeigeführt, so droht der deutschen Auslandsforschung die völlige Lahmlegung. Vie Mittel und Beihilfen zur Drucklegung sollen und müssen beschafft werden. Cs kann eine Ein­ schränkung hinsichtlich der Häufigkeit der Erscheinungen und auch schließ­ lich der Ausstattung vorgenommen werden, so mißlich sie immer sein mag. Aber diese sind immer noch besser als das völlige Einstellen der Publikationen. Ghne sie wird der Austauschverkehr unterbunden, der ja auf dem Grundsatz eines “do ul des” beruht. Jeder Leiter eines dem Austauschverkehr mit dem Auslande sich widmenden Institutes wird oft genug in der letzten Zeit die peinliche Lage empfunden haben, wenn Anfragen von draußen kamen, wo die weiteren Veröffentlichungen blieben, mit Andeutungen des Einstellens des weiteren Verkehrs, falls diese ganz ausbleiben sollten. Sparsamkeit an dieser Stelle ist der schwerste Schlag, der aus unserem eigenen Vaterlande der deutschen Auslands­ forschung versetzt werden kann und der sich einst bitter rächen wird. Bürokratismus in seiner Enge und Einseitigkeit darf niemals bei aller Anerkennung der schweren Gegenwartslage Deutschlands vergessen, was für Gefahren mit dem Erliegen der Auslanüsverbindungen der deutschen Wissenschaft für Deutschland in Zukunft entstehen würden. An diesem Punkt scheint heute der Brennpunkt der Krage zu liegen, wie die Aus­ landsforschung nach Jbero-Amerika aufrechtzuerhalten ist. Vie Darlegungen, die uns hier in das Gebiet der mittel- und süd­ amerikanischen Länder geführt haben, besitzen auch für viele andere außer­ europäische Länder Gültigkeit. Sie zeigen, wie stark sich bei der Aus­ landsforschung Wissenschaft und Praxis berühren, möchten darüber hin­ aus aber auch ein klares Erkennen vermitteln darüber, was heute bei der deutschen Auslandsforschung auf dem Spiele steht. Ghne Mithilfe aus den Kreisen der Wirtschaft und des Handels in der Heimat, ohne eine solche der Ausländsdeutschen wird der bisherige Umfang der Auslands-

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forschung nicht zu erhalten sein. Denken wir immer daran, daß ihre völlige Lahmlegung einen Verlust an bestem deutschem Geistesgut, eine Verkümmerung deutscher wissenschaftlicher Tatkraft und Unternehmungs­ lust, eine Beeinträchtigung deutscher Geltung in Übersee bedeutet. Wir haben die Pflicht, nicht als Wissenschaftler, sondern als Deutsche, den einst so üppig grünenden Baum der deutschen Wissenschaft in Übersee auch nach seiner Beschneidung in der Gegenwart, und sei es auch nur mit bescheidenen Mitteln, weiter zu pflegen. Um so frischer und kräftiger wird er dereinst wieder ausschlagen, wenn über Deutschland eine Helle Zukunft ihre Strahlen ausbreiten wird.

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filen und 31 Abb. auf 8 Tafeln.

1925.

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