Der Weg zum Matt: Ein Blick in die Schachtechnik [Reprint 2020 ed.] 9783111487175, 9783111120584

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Der Weg zum Matt: Ein Blick in die Schachtechnik [Reprint 2020 ed.]
 9783111487175, 9783111120584

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
I. Wegbereiter ist das Fusvolk!
II. Weggeftalter: Die Figuren
III. Schachliche Geländekunde
IV. Warnungstafeln auf dem Wege

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Kleinbücherei òes GroßOeutfchen Schachbunòeo s . ßänöchen

Der Weg zum Matt Ein Blich in Die Schachtechnih oon

Kurt Richter

Mit zahlreichen Stellungebilöern

BERLIN

1941

W A L T E R DE G R U Y T E R & C O . oormale G . J . Göfchen'fche Verlagehanölung - J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J . TrObner Veit & Comp.

Alle Rechte, einschließlich des Ubersetzungsredits, vorbehalten Ardilv-Nr. 53 3041 Printed In Germany / Drude von Metzger & Wittig In Leipzig

Vorroort

Die Kleinbücherei des Großdeutschen Schachbundes soll Schachwissen und Schachunterhaltung bei volkstümlicher Darstellung bieten. Die freundliche Aufnahme, die „Die ersten Schritte" gefunden haben, ermutigte zur Herausgabe dieses zweiten Bändchens. Es ist für schon etwas fortgeschrittene Spieler bestimmt, doch benötigt es zu seinem Verständnis kaum mehr als die Schachregeln und einige Übung in der Praxis. „Der Weg zum Matt" befaßt sich hauptsächlich mit typischen Wendungen auf dem Schachbrett und führt den Vorwärtsstrebenden schrittweise dazu, Verständnis für die Schachtechnik zu gewinnen. Dabei wurde durchweg von den Erfordernissen der Praxis ausgegangen und jeder unnötige bloß theoretische (im wirklichen Spiel jedoch kaum vorkommende) Ballast vermieden. Der Blick im Schach soll so geschult werden; der Lernende soll begreifen lernen, worauf es für die Entscheidung der Partie ankommt. Dabei sind freilich sein Mitdenken und seine Mitarbeit Voraussetzung. Allen Freunden des königlichen Spiels aber wünscht der Verfasser, daß sie ebensoviel Freude und Genuß am Schach empfinden mögen wie er. B e r l i n , am 1. Februar 1941 Kurt Richter

Inhaltöüerzeichnie

Seite

Vorwort I. W e g b e r e i t e r Ift ö a e Fußoolh Schach — das Spiel der kleineren Übel Der Wert der Bauernstellung (Die Bauernkette. Unbewegliche Bauern. D a s Loch in der Stellung.) B a u e r n im K a m p f e (Das Zentrum ist der Angelpunkt. Bauerneinschritte. Bauern öffnen u n d sperren Linien.) Die G r o ß m a c h t F r e i b a u e r (Die E n t s t e h u n g des Freibauern. Der gedeckte u n d der entfernte Freibauer.) 1!. W e g g e f t a l t e r : Die Figuren Der Tauschwert der Figuren (Die Bauernrechnung. Die Qualität. Eine alte Streitfrage.) F i g u r e n im K a m p f e (Die „ s c h r ä g e n " Figuren. Galoppaden des Springers. Schweres Geschütz f ä h r t auf. E t w a s vom König.) III. Schachliche GelänOehunOe Angriffe auf den Linien (Der R a n d b a u e r als S t u r m b o c k . Auf der g-Linie. Der Besitz der einzigen offenen Linie. Der rückständige Bauer auf der halboffenen Linie. Der Minderheitsangriff.) Der Kampf um den R a u m (Grenzüberschreitung, Vorposten. Seitliche Angriffe auf den Reihen.) K r e u z u n d quer auf Weiß und Schwarz IV. W a m u n g e t a f e l n auf d e m W e g e

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I. Wegbereiter ift Öae Fußoolh!

Die Kunft öer ßauernführung das Spiel der Ausnahmen; man Der Verlauf einer Schachpartie kann es auch das Spiel der wird weitgehend durch den Auf„kleineren Übel" nennen. bau der Bauernfront bestimmt. Die Bauern bereiten den OffiWenn sich der Spieler immer zieren den Weg, aber sie stehen an die Regeln und wichtigsten ihnen auch oft genug im Wege! Erfahrungssätze halten wollte: Die schlechte Stellung der Bauern wo käme er da hin ? Keine Figur kann ebenso entscheidend sein soll er ohne Deckung lassen, wie die gute. Zwei Grundgesetze | keine schwächenden Bauernzüge sind es, die für den Kampf der machen, wichtige Punkte gut geBauern bestimmend sind: schützt halten, die Dame nicht zu früh ins Spiel bringen, die 1. Jeder B a u e r n z u g lokEntwicklung nicht vernachlässik e r t die S t e l l u n g . gen, das Zentrum besetzen, die 2. Jeder Bauer h a t den Türme nicht passiv aufstellen, Drangnach „ v o r w ä r t s " sichkeinenDoppelbauern machen in sich. lassen, jeder Fesselung ausweiSie widersprechen sich — gewiß, aber was widerspricht sich : chen usw. usw. Wollte jemand | sklavisch all diese im Grunde im Schach nicht ? : freilich durchaus richtigen Merksätze befolgen, so käme ein verSchach - öas „Spiel krampftes, unfreies und schlechöer hleineren Übel" tes Spiel heraus. — Nein, die „graue Theorie" gibt uns nur Eine kleine Abschweifung sei Wegweiser an die Hand, die uns hier gestattet. Wir stellen beeine Beurteilung der Stellung erstimmte Regeln im Schach auf, leichtern sollen. Nie kann bloße die in so manchen Fällen sich gut Theorie das selbständige Denken bewähren, aber wir wissen ganz genau, daß es Ausnahmen über j ersetzen. In der Schachpartie werden wir so manches Mal rückAusnahmen gibt. Schach ist eben

I. Wegbereiter ist das Fußvolk! ständige Bauern in Kauf nehmen, oder uns in eine unbequeme Fesselung begeben, oder uns den Teufel um Doppelbauern kümmern, wenn wir nur andere Vorteile dabei eintauschen. „Das kleinere Übel" entscheidet. Ein System im Schach? Das gibt es nicht, und wird es nie geben!— Kehrenwir zurück zum Kampf der Bauern.

Der Wert öer BauernUtellung

(Schwarz am Zuge)

Bevor wir uns mit den Bauernzügen selbst befassen, wollen wir einige Bemerkungen über Bauernstellungen voranschicken. Der Wert der Bauernstellung wechselt je nach Art und Zahl der Figuren, die sich noch am Brett befinden. (Schwarz am Zuge) I

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Hier ist die Bauernstellung für Weiß günstig, denn Schwarz hat einen Doppelbauern und einen vereinzelten Bauern am Damenflügel. Weiß ist aber trotzdem nicht im Vorteil, denn der Gegner erlangt mit c5! nebst baldigem Lb7 dank ausgezeichneter Läuferwirkung ein vollwertiges Angriffsspiel. An Ausnützung der Bauernschwächen durch Weiß ist für lange Zeit nicht zu denken. Lassen wir nun den Ld6 und den Lc 1 vom Brett verschwinden!

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1 is rar a b e d e f g h Sofort ändert sich das Bild. Die schwarzenAngriffsaussichten sind auf ein Minimum zusammengeschrumpft; der Springer ist in einem eventuellen Endspiel besser als der Läufer, weil er auf c5 ein vorzügliches Blockadefeld findet. Die Ausnützung der schwarzen Bauernschwächen ist in greifbare Nähe gerückt.

Der Wert der Bauernstellung

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Denken wir uns jetzt sämtliche Figuren vom Brett, so daß nur die Könige mit ihren Bauern übrigbleiben, so muß Weiß leicht gewinnen, wenn er entweder das Blockadefeld c5 erreicht oder aber mit seinem König nach a6 kommt. Bei einem Tempokampf entscheidet die Tatsache, daß Weiß mehr Bauernzüge zur Verfügung h a t als Schwarz. Dies auszuprobieren, bedeutet eine gute Übung!

„Die Barriere"

Was folgt hieraus ? D a ß e i n e S t e l l u n g oder ein P u n k t n u r dann wirklich schwach sind, wenn der G e g n e r Zeit u n d G e l e g e n h e i t f i n d e t , sie a n z u g r e i f e n ! Nichts ist „schwach an sich"!

Weiß kann nicht gewinnen, da der schwarze König nicht von aS vertrieben, sondern höchstens pattgesetzt werden kann. Der Läufer ist, da sämtliche schwarze Bauern auf weißenFeldern stehen, nicht einen Pfifferling wert! Die Bauernkette wird aber nicht immer so schön diagonal wie hier, sondern oft auch im Zickzack verlaufen. Die Tendenz der Bauernkette ist es, ihren Vordermann so weit als möglich in das feindliche Spiel hineinzutragen. (Siehe Bild auf nächster Seite) Hier hat Weiß die Spitze einer Bauernkette bis f6 vorgetrieben; dieser,,Pfahl im eigenen Fleische" wird Schwarz bei dem folgenden Mattangriff zum Verhängnis: i Lc3: 2. Dh6! Tg8 3. Thl! Ld2: 4. D h 7 f ! Kh7: 5. h g « f .

Die Bauernkette Stehen in einer Diagonalen mehrere Bauern hintereinander, von denen einer den anderen deckt, so sprechen wir von einer Bauernkette. Bilden beide Gegner solche „Bauernketten", die ineinander übergreifen und jedes wirksame Figurenspiel unmöglich machen, so entstehen die gefürchteten „verschachtelten" Stellungen, bei denen mitunter sogar materieller Mehrbesitz nicht zum Gewinn genügt. Ein drastisches Beispiel:

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I. Wegbereiter ist das Fußvolk! Ackermann

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a b c d e f g h a b c d e f g h v. Hollberg (Fernpartie, 1938) Wie schon diese kleinen Beispiele zeigen, sind Bauernketten die größten Hemmschuhe für die Figuren, meist für die feindlichen, manchmal auch für die eigenen! Wenn sich Bauernketten bilden wollen, so ist genau zu prüfen, wem sie schaden. Sind sie uns unbequem, so muß sofort dagegen angegangen werden. In der französischen Partie kann Weiß nach 1. e4 e6 2. d4 d5 mit 3. cö eine Kettenbildung versuchen. Spielt Schwarz passiv, so wird Weiß nach c3 und weiterer geeigneter Vorbereitung mit f4, g4, f5 usw. die Kette zu verlängern trachten, wobei als Ideal der auf f6 auftauchende f-Bauer erscheint (siehe voriges Bild). Schwarz greift aber sofort

mit 3 c5J die Kette an. Ein Mittelstück der Kette herauszubrechen, ist immer vorteilhaft, weil diese dann in zwei Teile zerfällt und leichter angegriffen werden kann. Tauscht Weiß nicht auf c5 (was Schwarz am liebsten wäre), sondern deckt mit 4. c3, so entsteht nach cd4: 5. cd4: ein schutzbedürftiger Bauer auf d4. Die Kraft der Kette ist auf alle Fälle geschwächt. Unbewegliche Bauern Eine Bauernmehrheit ist nichts wert, wenn man sie festlegen läßt. Der schwarze 4 Bauer a4 beherrscht in nebenstehender Stellung beide feindlichen Bauern. Wer eine Bauernmehrheit besitzt und Geltung bringen diese

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Der Wert der Bauernstellung will, der gehe zuerst mit dem Bauern vor, der auf einer offenen Linie steht, also kein Gegenüber hat. Hier g spielt Schwarz erst 8 g6!, dann h6 und g5 und sichert damit den Vormarsch der Mehrheit. Würde er erst h6 (ebenso schlecht wäre h5) ziehen, so käme nach der weißen Antwort h5! der schwarze g-Bauer ohne Unterstützung seines Königs nicht weiter. Dieser Begriff der Blockade spielt eine große Rolle im Schachkampf. Ebenso unangenehm für den betroffenen H l Bauern ist aber die Blockade ü durch feindliche Figuren. Durch Unterstützung beider Türme hofft flgl! ^ Schwarz hier den rückständigen Bauern b6 vorstoßen zu können und damit die lästige Schwäche loszuwerden. Aber mit 1. Tb5! verhindert Weiß auf mechanische Weise das Vorgehen des Bauern, er „blockiert" ihn und bindet damit die schwarzen Kräfte.

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D a s Loch in Oer Stellung

In der Anfangsstellung einer Schachpartie sind alle Felder der 3. (bzw. 6.) Reihe doppelt durch Bauern geschützt (mit Ausnahme der Randfelder); jeder Bauernzug lockert diese Dekkung. Ziehen beide Bauern, die ein Feld decken, auf, so entsteht das berüchtigte „Loch" in der Stellung. Ein mit Absicht übertreibendes Bild mag dies veranschaulichen.

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I S a b c d e f g l i Die Bauern so oder ähnlich aufzustellen, wäre eine ganz verfehlte Strategie; im Lager von Weiß sind die schwarzen Felder a3, c3, e3, g3 und bei Schwarz die weißen Felder a6, c6, e6, g6 sehr geschwächt. Ein Einbruch feindlicher Figuren auf einem dieser Felder ist bei nächster Gelegenheit zu erwarten.

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I. Wegbereiter iat das Fußvolk!

Drum: hüte dich vor solchen „Löchern". Sieh zu, daß, vor allem im ersten Teil der Partie, j e d e s F e l d d e r 3. (6.) R e i h e wenigstens durch einen Bauern geschützt bleibt! „Löcher" können natürlich auch auf anderen Reihen entstehen. Erwähnt sei noch eine Methode, ein Loch „aufzufüllen", es gewissermaßen zu „plombieren". Hier möchte 8 W/A der schwarze Springer das mxi Loch c4 bewm setzen und dort eine starke Wirkungausüben. Mit l . c 4 ! füllt Weiß es aber aus und behebtdenSchaden. J a — nun könnte aber der Springer nach a4 gehen! ? Gewiß, aber am Rande steht er fast nie gut, und so hätte er auch hier nach 1.... Sa4 2. L a l erheblich an Kraft eingebüßt. Auf c4 dagegen würde der schwarze Ritter nach dem Zentrum hin ganz anders zur Geltung kommen.

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Bauern i m Kampfe Mit welchen Bauernzügen sollen wir die Schachpartie eröffnen ? Machen wir uns vor allem klar, daß die Bauern die Seele des Spiels sind. Ein Zurück gibt es für den Bauern nicht; jeder Bauernzug muß daher sorgfältig überlegt werden. Die Bauern beherrschen nur das Terrain, das vor ihnen liegt; was sie hinter sich zurücklassen, ist ihrem Einfluß f ü r immer entzogen. Das Zentrum ift Oer Angelpunkt In der Partie dreht sich der Eröffnungskampf, wie bekannt, um das Zentrum (im engeren Sinne: die Felder d4—e4—d5— e5; weiter gefaßt: das Quadrat c3—c6—f6—f3). Hier einen Bauern mehr aufstellen zu können als der Gegner, wird als wesentlicher Erfolg der Eröffnungsstrategie gewertet. Ein Merksatz lautet, bei einemTausch möglichst mit dem Bauern wiederzuschlagen, der sich dabei dem Zentrum nähert. Beim Kampf um das Zentrum entstehen meist Bauernspannungen (zwei feindliche Bauern stehen sich schlagbereit schräg gegenüber. Es bedarf nur des Entschlusses einer der Parteien, den Schlagfall

Bauern im Kampfe

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trachten und nach Kräften beauszuführen). Der Bauerntausch müht sein, den Gegner hier zum im Zentrum schafft tiefgreifende Schlagen zu veranlassen. Veränderungen, weil neue Linien offen werden und der Schutz j Ähnlich ist es im Damengambit wichtiger Felder durch diese j nach 1. d4 d5 2. c4. Weiß verBauern für immer verschwindet. sucht, den Bd5 zu entfernen, um Er muß daher besonders sorgspäter mit e2—e4 die Mitte zu fältig überlegt werden. besetzen. Schwarz wird sich daher im allgemeinen weigern, auf Nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 c4 zu nehmen, und etwa 2 e6 Lc5 4. c3 Lb6 5. d4 würde Schwarz mit ed4: nur für Weiß ziehen. Weiß erreicht nun mit arbeiten, weil dieser ein starkes 3. cdö: ed5: nichts; er fördert und bewegliches Bauernzentrum im Gegenteil die schwarze Enterhielte. Spielt Schwarz aber wicklung und befreit den Lc8. Auch hier werden also die Bauern c4 und d5 zunächst in „Spani H ü nung" bleiben (gespannt darÜ auf, wer wohl zuerst tauschen ü wird!). Der Schachfreund möge * i p » N U aber bei jedem Zuge die Lage neu prüfen, ob nicht irgendein ¿ ¿ s i B S § neues Moment das Schlagen i L rechtfertigt oder aber für den ftü Gegner den Tausch vorteilhaft P i t l f ' W a £ 8 * gestaltet. a b c d e f g h Mitunter ist es möglich, durch De7!, so wäre es wiederum i eine planvolle Zugfolge das 5 Schlagen seitens des Gegners zu für Weiß unzweckmäßig, auf e5 zu nehmen. Die schwarzen Fi- I erzwingen. Nach 1. e4 e5 2. SI3 guren kämen dann gut ins Spiel, ! Sc6 8. Lb5 d6 4. d4 ist der Be5 bedroht. Nimmt Schwarz auf die Wirkung des Lb6 wäre vergrößert und der Zug c2—c3 ! d4, so bekommt der Anziehende das freiere Spiel. Schwarz wird würde sich als unnütz erweisen. daher mit 4 Ld7 den AbBeide Parteien werden daher die tausch umgehen und doch keinen Bauernspannung d4—e5 noch Bauern einbüßen, denn nach einige Zeit aufrecht zu erhalten 4

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5.Lc6: Lc6: wäre Be4 angegriffen. Mit 5. Sc3 deckt Weiß n u n den Bauern, aber Schwarz greift i h n mit 5 Sf6 wieder a n , so d a ß 6. Lc6: Lc6: noch immer zu keinem Ergebnis f ü h r t . E r s t die 1 • i g

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4 a b c d e f g l i Pointe 7. Dd3! zwingt Schwarz, F a r b e zu bekennen. Mit n a t ü r lichen Zügen ist Be5 nicht zu decken (De7 wäre hier nicht g u t , weil d a d u r c h der L ä u f e r verstellt u n d die kurze R o c h a d e erschwert wird; die lange k a n n nicht im Sinne von Schwarz liegen, d a er alsdann sofort einen scharfen B a u e r n s t u r m gewärtigen m ü ß t e ) ; also wird Schwarz zu 7 ed4: greifen müssen. D a m i t ist aber das erste Eröffnungsscharmützel zugunsten von Weiß entschieden. Der a u f m e r k s a m Lesende wird sich wohl schon die Frage vorgelegt haben, weshalb denn Weiß

nicht einfach mit dem einen B a u e r n vorbeigeht u n d so alle „ S p a n n u n g s p r o b l e m e " bequem ausschaltet. Zieht er aber in diesem oder dem vorhergehenden Bild d4—d5, so „legt er sich im Z e n t r u m f e s t " , wie m a n zu sagen pflegt, die B a u e r n werden unbeweglich. Wie schon bei der K e t t e n b i l d u n g besprochen, ermöglicht dies d e m Gegner einen wirksamen Gegenstoß (hier, n a c h Vorbereitung, f7—f5). Befreit v o m D r u c k im Z e n t r u m , a t m e t Schwarz erleichtert a u f u n d gew i n n t einen großen Teil seiner Handlungsfreiheit zurück. U n d das wollen wir doch nicht, nicht wahr ? ßauerneinfchritte E i n e weise Schachregel h a t dem B a u e r n das R e c h t verliehen, von der Grundstellung a u s zwei Schritte vorzugehen. E r h a t aber die W a h l u n d k a n n sich auch mit einem begnügen. Von diesen Bauerneinschritten soll hier die Rede sein. Man sieht o f t in freien Schachpartien, wie beide P a r t n e r n a c h den ersten Eröffnungszügen blitzschnell die Züge a3, a6, h3, h6 folgen lassen. O f f e n b a r ist ihnen schon öfters d u r c h einen Springer- oder Läuferzug n a c h b4 (b5)

Bauern im Kampfe

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Kombination wäre, stünde der oder g4 (g5) Unheil widerfahren, Bh2 auf h3, nicht möglich ge„und das soll mir nicht wieder wesen. Man wird erwidern: „Davorkommen!" Trotzdem: ohne mit kann man doch nicht rechbesonderen Anlaß wollen wir diese Angstzüge nicht machen; ! nen!" Gewiß nicht; wir wollten ja auch nur zeigen, welche sie kosten uns Zeit, die zunächst Chancen solche gedankenlosen besser der Entwicklung der Sicherungszüge manchmal verFiguren zugute kommen kann. Dann aber sind solche Bauern- ; nichten. züge bei bestimmten AngriffsDer Einschritt c2—c3 (zwecks systemen ein schweres Hindernis, Zentrumsbildung durch d2—d4) weil sie ein Eingreifen des Turist immer dann nicht anzuempmes auf der 3. Reihe unmöglich fehlen, wenn Schwarz vorteilmachen. Was gemeint ist, zeigt haft zu d7—d5 kommt, z. B. folgende Kombination. 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. c3? da!. Der Grund ist der, daß nach Wilk 4. ed5: Dd5: der Tempoangriff I 5. Sc3 nicht möglich ist. Schwarz 1 l f * H I hat dann die Eröffnungsschwie• 111 rigkeiten überwunden. Gut ist c2—c3 meist dann, wenn d2—d4 mit Angriff auf ü i eine Figur droht, also etwa nach | ; i 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 LcS H I I 4. c3!. Hier ist außerdem auf 4 da einfach 5. d4 de4: p J ® Ü • H f i 6. Se5: spielbar. a b c d e f g h Züge wie f3 bzw. f6 in der Eröffnung sind höchst verdächtig K. Richter | und tunlichst zu vermeiden. Be(Meisterschaft der Berliner kannt dürfte sein, daß nach 1. e4 Schachgesellschaft 1940/41) e5 2. Sf3 die Deckung 2. . . . i'(jj Mit 1. Tc3 aä 2. Sf6f! Kh8 I verfehlt ist, weil Weiß mit 3. Se5:S fe5:? 4. Dh5f!Ke7 (g6, (gf6: 3. Dg4f Kh8 4. Tg3!) 3. Th3! h6 (gf6:, Dh5!) 4. De4! De5f nebst Dh8:) 5. De5f Iif7 erzwang Weiß den Sieg. Diese 6. Lc4f zu einem rasch ent-

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I. Wegbereiter ist das Fußvolk!

scheidenden Angriff kommt. Weiß kann die Schwächung der Diagonalen e8—h5, die der Bauernzug f6 hervorgerufen hat, schnell ausnutzen. Nach der kurzen Rochade entblößen die Züge des f-Bauern die Diagonale a7—gl (bzw. a2—g8), so daß hier mitunter peinliche Schachgebote und Fesselungen durch den gegnerischen Läufer entstehen. Hat Weiß aber einen Bauern auf c4 (bzw. Schwarz einen solchen auf c5) zu stehen, so können die f-Bauern schon unbesorgter ziehen, weil dann dem Eingreifen des feindlichen Läufers ein natürliches Hindernis entgegensteht. Die Einschritte von Mittelbauern sind zum Teil Gegenstand der Theorie (z. B. Französisch: 1. e4 e6; Caro—Kann 1. e4 c6, usw.); immer wird dann aber wenigstens der andere Zentrumsbauer zwei Schritte tun. Es wäre eine verfehlte Strategie, etwa beide Zentrumsbauern nur einen Schritt vorzurücken und damit dem Gegner ein starkes Zentrum sozusagen zu schenken. Nur in einem Spielanfang hat sich der doppelte Einschritt der Zentrumsbauern bis heute als spielbar erwiesen: in der sizilianischen Partie. Nach 1. e4 c5

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¡ ¡ f t r t l jitS a b c d e f g h Lange (Deutsche Meisterschaft, Oeynhausen 1940) Mit 1 SM? glaubte Schwarz einen günstigen Tausch zu machen; er rechnete bis 2. LM: ab4: 3. Db4: Td4:, und nicht weiter. Es kam jedoch 4. Lc4!, und infolge des fehlenden Luftloches kann Schwarz den Lb6 nicht retten. Auf Tc4: geschieht einfach 5. Dc4: mit leichtem Gewinn. Schwarz versuchte noch 4 h6, verlor aber nach 5. TW>: schnell.

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a b c d e f g h Schmitz (Dortmund 1936) die Entwicklung sträflich vernachlässigt. Schwarz zog nun 1 De5? und verlor später gar noch die Partie. Wo bleibt da die Gerechtigkeit ? Nun, Schwarz hat seine gute Chance verschenkt, und Caissa pflegt nur e i n m a l die Hand zum Glück zu bieten. In der Bildstellung hatte er in 1 Daötl eine gewinnverheißende Fortsetzung, denn 2. b4 scheitert an Tb4:! 3. ab4: Db4f 4. Dd2 Dblf nebst Matt, und auf 2. Dc3 folgt Dc3f 3. bc3:

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IV. Warnungstafeln auf dem Wege

T b l f 4. Kd2 T d l f 5. Kc2 Le2 usw. Am besten geschieht daher noch 2. Dd2, doch nach Dd2f 3. Kd2: Tb2f 4. KcB TI2: usw. wird Schwarz das Endspiel gewinnen. Bei der Wichtigkeit dieses Themas folgt noch ein Beispiel: Schallopp

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a b c d e f g h Anderssen (Berlin 1864)

1. Lcö!. Schwarz hatte es verabsäumt, rechtzeitigzu rochieren. Jetzt ist ihm die Rochade genommen. 1 Sbd7. Der Läufer ärgert ihn, das ist verständlich. Aber 2. D e 4 f ! ! Se4: 3.Lf7*. Patt. Wer in Gewinnstellung pattsetzt, hat Hohn und Spott der Kiebitze zu gewärtigen. Hüte dich deshalb vor dem Patt; strebe es aber an, wenn deine Partie gefährdet ist und sich nur irgendeine Möglichkeit bietet.

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a b c d e f g h Weißgerber (Pfalz-Kongreß, Dürkheim 1935) Erst Ta6f und dann Kb2 gewann spielend. Sorglos zog Weiß aber sofort 1. Kb2? und sah sich nach 1 Tblf! 2. Ka2: T a l f ! um den Siegespreis betrogen: 3. K a i : führt zum P a t t ! Fast über jedem P a t t schwebt das versöhnende Leuchten eines feinen Humors. Preisgabe wichtiger Linien. Das Erkennen einer wichtigen Linie im Schach und ihrer Bedeutung setzt eine gewisse Spielstärke voraus. Wie sich mitunter die Preisgabe einer solchen Linie rächt, ist im folgenden Bild zu sehen.

Hier schneidet der weiße Turm dem feindlichen König die f-Linie ab, deren Besitz lebenswichtig für Weiß ist. Er sollte daher mit dem Turm auf f7, f6, f8 hinund herziehen. Statt dessen

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¡¡¡ffr a b c d e f g h A. Hutter (Wien 1939) spielte Weiß 1. Th8? und sah sich nach 1 K f l ü 2. Th3: Sg4! einem undeckbaren Matt auf f2 gegenüber. Der eigene Turm blockiert den h-Bauern, so daß sich Weiß kein Luftloch schaffen kann!

...

Den letzten fehlerhaften Zug von Schwarz (Lf8—e7?) nutzte Weiß zu einem drolligen Damenfang aus: 1. L f 7 f ! Sf7: 2. Se6 Db6 3. aö Db4f 4. c3 Dc4 5. Sc7t Kd8 6. b3t, und Schwarz gab auf. Hier diente die Beseitigung des Bf7 der Freimachung des Feldes e6. Möglich wurde diese

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