Der Ketzer-Katalog des Bischofs Maruta von Maipherkat 9781463228446

This short catalogue lists the heresies known on the Syrian frontier of the Roman Empire in the beginning of the fifth c

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German Pages 19 Year 2010

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Der Ketzer-Katalog des Bischofs Maruta von Maipherkat
 9781463228446

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Der Ketzer-Katalog des Bischofs Maruta von Maipherkat.

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Der Ketzer-Katalog des Bischofs Maruta von Maipherkat

Analecta Gorgiana

601 Series Editor George Anton Kiraz

Analecta Gorgiana is a collection of long essays and short monographs which are consistently cited by modern scholars but previously difficult to find because of their original appearance in obscure publications. Carefully selected by a team of scholars based on their relevance to modern scholarship, these essays can now be fully utilized by scholars and proudly owned by libraries.

Der Ketzer-Katalog des Bischofs Maruta von Maipherkat

Translation and Introduction by Adolf Harnack

1 gorgias press 2010

Gorgias Press LLC, 954 River Road, Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2010 by Gorgias Press LLC Originally published in 1899 All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. 2010

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ISBN 978-1-61719-432-0 Reprinted from the 1899 Leipzig edition.

Printed in the United States of America

ISSN 1935-6854

Der Ketzer-Katalog des Bischofs Maruta von Maipherkat. Der Gesandte des Arkadius und Theodosius II. am Hofe Jezdegerds I. (399/400 u. 409/10), der Wiederhersteller der persischen Kirche, der Freund (später Gregner) des Chrysostomus, Bischof Maruta von Maipherkat (gestorben wahrscheinlich vor d. J. 420), hat sich in allen Kirchen der Christenheit (der griechischen, syrischen, persischen, koptischen und lateinischen) ein Gedächtniss gestiftet. Auch als Schriftsteller war er bei den Syrern bekannt. Ebed Jesu (catal. 57) bemerkt über ihn: „Maruthas episcopus Majpherkatae et medicus peritus composuit librum de martyriis et cantus tonosque martyrum; idem transtulit et canones patrum CCCVI1I scripsitque totam historiam illius sanctae synodi." Das Buch „de martyriis" ist von A s s e m a n i unvollständig, von B o d j a n vollständiger gedruckt worden; doch ist seine Echtheit noch nicht bewiesen. Das Werk über das Nicänische Concil war bisher unbekannt; nur ein Bruchstück hat Ebed Jesu in seinem Nomokanon, tract. 1 c. 3, aufgenommen („Historia oecumenicorum ex recensione Maruthae, Maiphercatae episcopi, rogatu Isaaci catholici"), abgedruckt bei Mai, Script. Vet. Nov. Coli. X, p. 3—331 (cf. Z i n g e r l e , Syr. Chrestomathie p. 167 ff. I. Jüngst hat nun O. B r a u n aus einer modernen Handschrift der Propaganda (Copie einer Mossuler Handschrift; über das Alter beider Manuscripte fehlen die Angaben) ein Werk vollständig übersetzt und herausgegeben „De Sancta Nicaena Synodo. Syrische Texte des Maruta von Maipherkat" in den „Kirchengeschichtl. Studien, hrsg. von K n ö p f l e r , S c h r ö r s und S d r a l e k 4. Bd„3. Heft) 1 ). In der Einleitung hat er das litterarhistorische 11 Vergl. dazu m e i n e Anzeige in der Theol. Lit.-Ztg. 1899 Nr. 2.

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Adolf Harnack.

und bibliographische Material über Maruta zusammengetragen (vgl. dazu W r i g h t , A short history of Syriac Literature 1894 p. 44ff.), die verstellten Blätter der zum ersten Mal von ihm untersuchten Handschrift geordnet und den gesammten Inhalt beurtheilt. Dass die Hauptmasse wirklich von Maruta herrührt, unterliegt keinem Zweifel; einige Abschnitte aber scheinen Interpolationen aus späterer Zeit zu sein. Zu dem Echten ist der K e t z e r k a t a l o g zu rechnen, und nur mit diesem möchte ich mich im Folgenden beschäftigen. Er ist in allen Hauptpunkten identisch mit dem von A b r a h a m E c c h e l l e n s i s aus dem Arabischen übersetzten, von M a n s i (Concil. Omn. Ampliss. Coli. II, p. 1056ff.) edirten Katalog. Derselbe galt bisher den meisten Kritikern als ein so gut wie werthloses, junges Produot, und dieses Urtheil war wohl verständlich, da er in schlechtester Ueberlieferung und in interpolirter Gestalt vorlag. Jetzt erkennen wir — der Commentar, mit dem ich den Abdruck versehen habe, wird es beweisen —, dass er ein werthvoller Bericht ist und daher eine genaue Untersuchung verdient. Allerdings ist die Ueberlieferung in dem modernen Codex der Propaganda auch eine schlechte und namentlich lückenhafte; aber durch Vergleichung der von Ecchellensis gebotenen Textgestalt lässt sich der wesentliche Inhalt des Katalogs doch ermitteln. B r a u n hat diese Aufgabe bereits in dankenswerther Weise gelöst, so dass nur Weniges zu thun übrig blieb. Da mir das von ihm beobachtete Verfahren, die Lücken des Codex auszufüllen, nicht ganz deutlich war, so wandte ich mich brieflich an ihn und erhielt folgende nähere Auskunft (3. Januar d. J.): „Die von mir benutzte Handschrift ist eine ganz moderne Copie eines in Mossul befindlichen Originals von unbekanntem Alter. W a s dem sehr deutlich schreibenden Copisten unleserlich war, dafür liess er einfach in seinem Texte eine Lücke. Die Ungleichheit dieser Lücken berechtigt jedoch zu dem Schlüsse, dass dieselben sich mit dem Ausgefallenen dem Umfange nach in der Hauptsache decken werden. Die Ergänzungen dieser Lücken sind [in meinem Text], wo nicht ausdrücklich anderes bemerkt ist, überall durch eckige Klammern gekennzeichnet. Sie sind entweder von mir, wobei ich natürlich absolut auf Conjecturen angewiesen war, oder wo Parallelrecensionen vorlagen, sind sie möglichst diesen angepasst. In diesem Falle ist die benutzte Recension stets in der Fussnote angegeben.

Der Ketzer-Katalog des Bischofs M a r u t a von Maipherkat.

Yerhältnissmässig leiclit ging das bei den Texten aus Ebed Jesu, da dieser sich enge an meinen Text anlehnt; es war aber sehr schwer bei Ecchellensis, da einmal dieser Text sehr frei und dann die Uebersetzung sehr schlecht ist. Speciell der Ketzerkatalog ist im Anschluss an Ecchellensis (nach dem Abdruck bei M a n s i ) ergänzt. Doch konnte ich bei den grossen Abweichungen nicht sehr viel davon benutzen! deshalb noch immer die yerhältnissmässig vielen Lücken, selbst neben den Ergänzungen, da diese oft nicht ausreichten, den leeren Raum auszufüllen; denn ich habe natürlich immer gesucht, die Ergänzung dem Umfang der Lücke möglichst anzupassen. Die runden Klammern endlich sind angewendet, wo der Text keine Lücke zeigt, wo aber der Zusammenhang zwingt, den Ausfall eines oder mehrerer so gekennzeichneter W o r t e anzunehmen, oder wo die Uebersetzung eine solche Einscliiebung verlangt. In allem Uebrigen habe ich mich möglichst genau, selbst auf Kosten der Deutlichkeit an das Original zu halten gesucht." Der im Folgenden abgedruckte Text ist der B r a u n s ; die wenigen Abweichungen zu markiren schien mir unnöthig. Die in eckige Klammern gesetzten Ergänzungen stammen aus dem Text des Ecchellensis iE). „ Da nun Satan sah, dass er im ersten Kriege nichts erzielt, erregte er einen anderen Krieg, bitterer und härter als der erste 1 )- E r warf aus Parteiungen und Spaltungen, schuf Zwietracht und Streit, und viele Uebel warf er aus durch die Menge der Häresieen, die er über die Kirche brachte. E r warf sie auf die Christen, eine nach der andern; sie wurden alle verwirrt und waren einer gegen den andern, und, wie der Prophet s a g t : „Gleich der Zahl deiner Dörfer sind deine Götter. Juda" 2 ); so geschah es der Kirche Gottes, dass gleich der Zahl der Bischöfe die Zahl der Häresieen war'!, und die Gläubigen nahmen ab und wurden wie eine einzige Weizenähre auf dem grossen 1) „Der erste Krieg'' sind die Verfolgungen. Schon bei Justin (Apolog. I, 24iE) findet sich die Vorstellung, dass der Teufel, nachdem er die Kirche vergeblich durch die Verfolgungen auszutilgen versucht h a t , ihren Untergang durch die Häresieen herbeiführen will. 2) Jerem. 2, 28. 3) Ein merkwürdiger, freilich übertriebener Vergleich.

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Adolf Harnaok.

Acker des Unkrautes 1). Und wie es den Juden erging, die das Gesetz verliessen und das Passa vergassen, so geschah es den Christen in jener Zeit, dass durch die Streitigkeiten und verschiedenen Häresieen allmählich die h. Schriften verändert wurden [durch] ihre Wortstreitigkeiten 2 ). An den verschiedenen Orten tilgten sie auch die h. Feste aus ihren Gewohnheiten, und dieselben wurden nicht begangen, weil jede Häresie gemäss ihrer Anschauung die h. Schriften änderte und andere Feste [ausschliesslich] für sich allein einführte 3 ). Es blühten die Häresieen und nicht überall wurden die h. Schriften correct erfunden wie jetzt 4 ), wegen der Corrumpirung und des vielen Schadens, die ihnen von den Häretikern zugefügt wurden. Auch darüber berichten wir cursorisch, kurz, woher die Schriften verfälscht wurden, welche Häresie dieselben corrumpirte und welche wiederum nichts daran änderte. Wie sie aber beschaifen sind, was sie lehren und wie jede einzelne von ihnen bekennt, das zu sagen haben wir nicht Zeit. Jedoch wollen wir in je einem Kapitel kurz je eine von jenen Häresieen, deren Verderben wir nothwendig erzählen müssen5), aufnehmen dem Leser zum Gedächtniss6)1) Der Verfasser blickt auf das 3. Jahrhundert zurück; andersartig, aber nicht minder traurig ist der Rückblick in Eusebs Kirchengeschichte VIII, 1. 2) Die Stellung der verschiedenen Häresieen zu den h. Schriften ist dem Verfasser von besonderer Wichtigkeit; vgl. das gleich Folgende und die Angaben in den einzelnen Kapiteln. 3) Dass die F e s t e unmittelbar neben den h. Schriften erscheinen — man erwartet zunächst die Glaubensregel —, ist echt orientalisch. 4) Der Zustand, der um d. J. 400 erreicht war, musste einem katholischen Christen in der That als ein ausgezeichneter Fortschritt erscheinen. Die Behauptung, jetzt (um d. J. 400) seien die correcten h. Schriften zahlreicher als früher, ist lehrreich. 5) In Bezug auf die in seiner Zeit wichtigsten Häresieen scheint der Verfasser Vollständigkeit anzustreben. 6) Diese Einleitung fehlt bei E c c h e l l e n s i s ; E b e d J e s u h a t sie aufgenommen, jedoch den Ketzerkatalog selbst nicht abgeschrieben. Die Worte von „sie wurden alle verwirrt" bis „Kirche Gottes, dass" auf S. 5 fehlen bei Ebed Jesu.

Der Ketzer-Katalog des Bischofs Maruta von Maipherkat.

1. E r s t e H ä r e s i e , [diejenige der S a b b a t i a n e r ] , was sich syrisch erklärt [schabtaye], [Diese sagen], dass man statt des Sonntags [am Sabbat darbringen müsse] das Opfer, weil [an ihm Gott das Werk der Creaturen vollendet. Statt] des Evangeliums müsse [das Gesetz Mosis vor] dem Volke [gelesen werden]. Nicht gehe es an, [dass] die Beschneidung [abgeschafft werde, noch dass die Gebote] des Gesetzes aufgehoben werden. Auch [das Pascha] solle beobachtet werden, weil das Neue nicht [dem Alten entgegengesetzt sei]. Und während sie das Gesetz wollen, [bezeichnen sie sich] als Christen, sie, bezüglich derer auch [Paulus spricht], indem er sagt: „Vor der Abschneidung des Fleisches und vor [dem bösen Werk hütet euch und vor allen] übrigen Dingen, welche [diesen gleichen"]. 2. H ä r e s i e d e r ¡ S i m o n i a n e r ] Simon Söhne des waren ihm. Sie sagen, [dass er der Sohn ist] Gottes, und nennen [ihn die Kraft] des Schöpfers, und weil [er gehorchte dem Vater] zu unserer Erlösung, wurde er [Simon genannt] seines Gehorsams wegen. Dann [weil er der Magie huldigte], nahmen sie von ihm den Namen [und nannten ihn den Magier] Simon. Und sie [jene Gottlosen] machten sich ein Evangelium, [es in vier Bände zerschneidend und nannten es] „Buch der Weltgegenden." Sie sind [alle] Zauberer. Einen Faden roth [und rosaroth haben sie hängen] an ihrem Halse. Wie [die Weiber] flechten sie ihr Haupthaar und sie beschäftigten sich mit Beschwörungen und fremden Werken. 1. Um 380 spaltete sich unter der Führung des Presbyters Sabbatius eine Secte von den Novatianern ab (s. das Genauere bei Sozom. VII, 18 u. vgl. den sog. 7. Kanon von Konstantinopel: Saßßaziavovg xal Nccvaziavovg). Der Verfasser hat die Secte, deren Namen er irrthüinlichi aus dem „Sabbat" zu erklären scheint, aus sachlichen Gründen an die Spitze gestellt. Dass Sabbatius auch die Beschneidung verlangt habe, sagt Sozomenos nicht, schliesst es aber nicht aus. Das Pauluscitat ist — Philipp. 3, 2 (Gal. 5, 21). 2. Der Anfang ist leider auch aus E nicht herzustellen. „Sohn Gottes" — s. Iren. I, 23: