Der Im- und Export von Abfällen innerhalb der Europäischen Union aus umweltstrafrechtlicher Sicht [1 ed.] 9783428492558, 9783428092550

Mit der Unterzeichnung des Basler Übereinkommens hat sich die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, jeglichen unerlau

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Der Im- und Export von Abfällen innerhalb der Europäischen Union aus umweltstrafrechtlicher Sicht [1 ed.]
 9783428492558, 9783428092550

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BARBARA BREUER

Der Im- und Export von Abrallen innerhalb der Europäischen Union aus umweltstrafrechtlicher Sicht

Schriften zum Strafrecht Heft 110

Der Im- und Export von Abrällen innerhalb der Europäischen Union aus umweltstrafrechtlicher Sicht

Von

Dr. Barbara Breuer

Duncker & Humblot · Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Breuer, Barbara:

Der Im- und Export von Abfällen innerhalb der Europäischen Union aus umweltstrafrechtlicher Sicht I von Barbara Breuer. - Berlin : Duncker und Humblot, 1998 (Schriften zum Strafrecht ; H. 11 0) Zug!.: Konstanz, Univ., Diss., 1997 ISBN 3-428-09255-4

Alle Rechte vorbehalten

© 1998 Duncker & Humblot GmbH, Berlin

Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0558-9126 ISBN 3-428-09255-4 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 97069

Meinen Eltern

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 1996/1997 von der Juristischen Fakultät der Universität Konstanz als Dissertation angenommen. Literatur und Rechtsprechung befinden sich auf dem Stand von März 1997. Später erschienene Strafrechtskommentare wurden noch bis zur Fertigstellung des Manuskripts berücksichtigt. Mein herzlicher Dank gebührt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Rudolf Rengier, der mich seit Beginn meines Studiums gefördert und das Thema dieser Untersuchung angeregt hat. Sein Lehrstuhl bot mir in fachlicher und menschlicher Hinsicht optimale Arbeitsbedingungen. Insbesondere Herrn RiAG Dr. Bemd Hecker bin ich für seine Diskussionsbereitschaft und die wertvollen Hinweise sehr verbunden. Mein besonderer Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. Wolfgang Heinz für die Erstellung des Zweitgutachtens und für das Interesse, das er der Arbeit von Beginn an entgegengebracht hat. Konstanz, im Juli 1997

Barbara Breuer

Inhaltsverzeichnis Einleitung I.

Untersuchungsanlaß ............. ....................... .... .......... ............... ......... 23

ll.

Gang der Erörterung ........ ...... ......................... .... ........................ ... ... 25

Erster Teil: Der internationale Abfallhandel I.

Einführung .................. ...... ... .................... ........ .............................. 27

ll.

Daten zur illegalen grenzüberschreitenden Abfallentsorgung .. ........ .... .. .. .... 27 I. Legaler Im- und Export von Sonderabfällen .. ........................ ........ .... 27

a) Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland zum Exportland .... .. .... 28 b) Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen OECD-Staaten .... 29 2. Bekannt gewordene Fälle von illegalen Abfallverbringungen ............ ..... 31 3. Kriminalstatistiken des Bundeskriminalamts .................................. ..... 32

m.

Ursachen einer illegalen grenzüberschreitenden Abfallentsorgung ............ .. .. 35 1. Kapazitätsaspekt ............... .. .... .......... .. .... ........ ........ .. .. .. .. .. .. .... .... 35 2. Kostenaspekt. .... ................................ .... .............................. ... .... 36

IV.

Mechanismus einer grenzüberschreitenden Abfallverschiebung .......... ..... .... 37

V.

Zusammenfassung des Ersten Teils .............. .... .............................. .. .... 38

Zweiter Teil: Die gesetzlichen Grundlagen im Bereich der grenzüberschreitenden Abfallverbringung I.

Einführung .. ........ ..... .. ............................. .. ............................ .. ....... 40

ll.

Verwaltungsakzessorietät des Umweltstrafrechts .. .. .. .. .... .... ...... .. .. ...... .. .... 41

10

m.

Inhaltsverzeichnis Völkerrechtliche und europarechtliche Regelungen .................................. 43 I. Basler Übereinkommen ................................................................ 43 a) Entstehungsgeschichte des Basler Übereinkommens ....................... 43 b) Inhalt des Basler Übereinkommens ............................................. 44 2. EG-Abfallverbringungsverordnung ....................................... ........... 45 a) Buroparechtliche Aspekte der Entstehungsgeschichte ...................... 45 b) Völkerrechtliche Aspekte der Entstehungsgeschichte ...................... 46

3:

aa) Basler Übereinkommen .............................................. ...... .. 46 bb) Viertes AKP-EWG-Abkommen von Lome .. .. .......................... 46 cc) OECD-Ratsbeschluß .................... ........................... ... ....... 47 c) Inhalt der EG-Abfallverbringungsverordnung .................. .... ......... .47 lokrafttreten und innerstaatliche Umsetzung ............................. ........ .48 a) EG-Abfallverbringungsverordnung ............................................ . 48 b) Basler Übereinkommen ...................... .. ..... .................... .......... 49

IV.

Auswirkungen auf das deutsche Abfallstrafrecht.. .................................... 49 1. Schaffung des strafrechtlichen Verbringungstatbestands ....................... 50 2. Reform des in Deutschland geltenden Abfallverwaltungsrechts ............... 50

V.

Zusammenfassung des Zweiten Teils .................................................... 51

Dritter Teil: Der europarechtliche Einfluß auf das Abfallstrafrecht I.

Einführung ............................................................. .................. ...... 53

ll.

Ausfüllung des§ 326 StGB durch das europäische Verwaltungsrecht .... ..... .. 53 1. Einfluß von EG-Richtlinien auf die Ausfüllung des § 326 StGB ........ ..... . 54 a) Indirekter Einfluß von EG-Richtlinien ......................................... 54 b) Direkter Einfluß von EG-Richtlinien ........................................... 55 2. Einfluß von EG-Verordnungen auf die Ausfüllung des§ 326 StGB ......... 56 a) Verhältnis zwischen der EG-Abfallverbringungsverordnung und dem deutschen Abfallverwaltungsrecht ..... ... ..... .... ............ ....... .. ..... ... 57 b) Abhängigkeit des§ 326 StGB vom europäischen Verwaltungsrecht (Europarechtsakzessorietät) ...................................................... 58 3. Zusammenfassung ...... ... .............................................................. 59

ill.

Gemeinschaftsrechtskonforme Auslegung des § 326 StGB ......................... 59 1. Auslegung im Sinne des EG-Vertrags .............................................. 60 a) Abfallverbringung als Warenverkehr .......................................... 60

Inhaltsverzeichnis

11

b) Auslegung der verwaltungsrechtlichen Ausfüllungsnormen im Sinne der Art. 30 ff. EGV ................................................................ 62 2. Auslegung im Sinne des europäischen Abfallverwaltungsrechts ... ..... ...... 68 a) Richtlinienkonforme Auslegung ..................................... ............ 68 b) Verordnungskonforme Auslegung ........ .. .... ................................ 71 3. Zusammenfassung ..... .................................................................. 72 IV.

Zusammenfassung des Dritten Teils .................... .. ................................ 72

Vierter Teil: Das Abfallverbringungsstrafrecht vor 1994 I.

Einführung ................... .. .... ............................................................ 73

II.

Schutzbereich des § 326 Abs. 1 StGB ......................... .. ........... ......... ... . 75

1. BGH-Rechtsprechung zum Schutzbereich ..... .................................... 75 a) BGH-Rechtsprechung und§ 326 Abs. 2 StGB n.F......................... 76 b) BGH-Rechtsprechung und§ 330d Nr. I StGB n.F......................... 77 2. Schützt§ 326 Abs. 1 StGB solche Rechtsgüter, die allen zivilisierten Staaten gemeinsam sind? ........................ .. .............. ....................... 78 a) Schützt § 326 Abs. 1 StGB lndividualrechtsgüter? .......... ................ 79 b) Umweltrechtsgüter als Rechtswerte, die allen zivilisierten Staaten gemeinsam sind ....... .... .......................................................... 80 aa) Vergleich der Umweltrechtsgüter mit dem Rechtsgut "Sicherheit des Straßenverkehrs" ... .............. ...... ..... ........ .... .. ......... .. .... 80 (1) Wahrung von ausschließlich innerstaatlichen deutschen Belangen? ................................................................. 81 (2) Internationale Vereinbarungen ........................................ 82 (3) Gemeinsames Anliegen der zivilisierten Staaten ..... ...... ....... 82 bb) Abschließende Betrachtung ................................... .. ............ 83 3·. Zusammenfassung ...... ......... ................................. ........... .. .. ........ 83

m.

Anwendbarkeit des § 326 Abs. 1 StGB im Sinne der §§ 3 ff. StGB .......... .... 84 1. Inlandstat .................................................................................. 85 2. Auslandstat ................................................................................ 86

IV.

Abschließende Betrachtung zu § 326 Abs. 1 StGB und Zusammenfassung des Vierten Teils .............................................................................. 87

12

Inhaltsverzeichnis

Fünfter Teil: Das Abfallverbringungsstrafrecht seit 1994 I.

Einführung ....................... .... ....................... ... .................... .. .......... 89

II.

Schutzbereich und räumlicher Geltungsbereich des § 326 Abs. 2 StGB ......... 90

1. Schutzbereich des § 326 Abs. 2 StGB .............................................. 91 2 . Räumlicher Geltungsbereich des § 326 Abs. 2 StGB ........ .... .. . .. .. .... ..... 91 a) Inlandstat aufgrund inländischen Handlungsorts ............... .. .... ........ 92 b) Inlandstat aufgrund inländischen Erfolgsorts ................................. 92 3. Zusammenfassung ....................................................................... 93 ID.

Tatbestandsmerkmale des § 326 Abs. 2 StGB ......................................... 93

1. Tatbestandsmerkmal "Verbringen in den, aus dem oder durch den Geltungsbereich dieses Gesetzes" .. ............. ... ... .. ...................... ..... .. 93 2 . Tatbestandsmerkmal "Abfalle im Sinne des Absatzes 1" ....................... 94 a) Abhängigkeit des Straftatbestandsmerkmals "Abfalle" vom Wandel des Abfallverwaltungsrechts .............................................. .. ...... 95 aa) Abfallbegriffe des novellierten Verwaltungsrechts .................... 96 bb) Anwendungsbereiche der verwaltungsrechtlichen Abfallbegriffe .. 97 (1) Verhältnis zwischen Art. 2 lit. a EG-AbfVerbrV und § 2 Abs. 1 AbfVerbrG .............. ........................................ 98 (a) Deutscher Begriff "bewegliche Sache" ........................ 99 (b) Europäisches Begriffspaar "Stoffe oder Gegenstände" .... 99

(2) Schlußfolgerung ......... ......... .. ................... ............... .. 101 cc) Anwendungsbereiche der strafrechtlichen Abfallbegriffe ...... .... 101 b) Strafrechtlicher Abfallbegriff im Bereich der grenzüberschreitenden Abfallentsorgung (Art. 2 lit. a EG-AbfVerbrV) ............................ 102 aa) Definitionselement "Stoffe oder Gegenstände" ....................... 103 bb) Defmitionselement "Besitzer" ............................................ 103 cc) Definitionselement Subsumtion "unter die in Anhang I aufgeführten Gruppen" ........................................................... 106 (1) Abfallgruppen im Sinne des Anhangs I AbfRRL ......... ...... 106 (2) Europäischer Abfallkatalog und deutscher Umsteigerkatalog ................................................................... 106 dd) Subjektive Entledigungstatbestände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . 107 (1) Europäischer Entledigungsbegriff .......................... ...... . 108 (a) Entledigungsbegriff im Sinne der EuGH-Rechtsprechung ........................................................ .. 109

Inhaltsverzeichnis (b) Einschränkungsversuche in der deutschen Literatur ..... (c) Bestimmung des Entledigungsbegriffs mittels des Entsorgungsbegriffs im Sinne des Basler Übereinkommens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (2) Europäische Begriffe "Entledigen" und "Entledigenwollen" (3) Konkretisierung der subjektiven Entledigungstatbestände durch§ 2 Abs. 2 und Abs. 3 AbtverbrG .................. ......

13 110

111 113 115

(a) Vereinbarkeit des§ 2 Abs. 2 AbtverbrG mit den EGrechtlichen Vorgaben ...... ... .. ................................. 115 (b) Vereinbarkeil des§ 2 Abs. 3 AbtverbrG mit den EGrechtlichen Vorgaben ......... ................................... 116 ee) Objektiver Entledigungstatbestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 (1) Bedeutung des Europäischen Abfallkatalogs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 (2) Europäischer Begriff "Entledigenmüssen" ....................... (3) Konkretisierung des objektiven Entledigungstatbestands durch § 2 Abs. 4 AbfVerbrG ... ... ....... .......................... ff) Zusammenfassung zum europäischen Abfallbegriff.... ..... ........ c) Begrenzung des europäischen Abfallbegriffs auf Beseitigungsabfalle im Strafrecht? ........................................ ......................... .....

119 120 121 122

d) Erweiterung des europäischen Abfallbegriffs im Strafrecht durch Verzicht auf die verwaltungsrechtlichen Anwendungsbeschränkungen? .............. .... .. .............. .... ............. ... ....... ......... .. ..... 124 e) Exkurs zu den Abfallbegriffen des§ 326 Abs. 1 StGB .................. 126 f) Zusammenfassung des Tatbestandsmerkmals "Abfälle im Sinne des Absatzes 1".............................................................. . . . . . . . . . . . 130 3. Verbotene oder ungenehmigte grenzüberschreitende Abfallverbringung . a) Tatbestandsmerkmal "entgegen einem Verbot" .... ..... ......... ..... ..... aa) Verbot gegen die Verbringung von Beseitigungsabfällen .......... bb) Verbot gegen die Verbringung von Verwertungsabfällen ......... cc) Verbringungseinwand als Verbringungsverbot? ................ .....

131 131 132 133 133

dd) Zusammenfassung des Tatbestandsmerkmals "entgegen einem Verbot" .. ........... ... ..... ..... ... ..... ........ ..... ... ... ........ ...... .. .. 134 b) Tatbestandsmerkmal "ohne die erforderliche Genehmigung" .. ........ 135 aa) Genehmigung für die Verbringung von Beseitigungsabfallen ..... 135 (1) Handelnaufgrund einer gemeinschaftsrechtswidrigen

Genehmigung .. ............................................. ............ 136

(2) Handeln aufgrund einer rechtsmißbräuchlich erlangten Genehmigung ............... ............. ....... ............. ... ........ 139 bb) Genehmigung für die Verbringung von Verwertungsabfällen .... 145

14

Inhaltsverzeichnis (1) Verwertungsabfälle im Sinne von Anhang ill EG-AbfVerbrV (Gelbe Liste) ............ ... ........ ............ ........ .. .... 145 (a) Gleichsetzung der Begriffe Genehmigung und Zustimmung aus deutscher Sicht ................. ..................... 147 (b) Gleichsetzung der Begriffe Genehmigung und Zustimmung aus europäischer Sicht ..... ............................ . 148 (c) Zusammenfassende Betrachtung ......................... ..... 149 (2) Verwertungsabfälle im Sinne von Anhang IV EG-AbfVerbrV (Rote Liste) und nicht gelistete Abfälle ................ 151 (3) Verwertungsabfälle im Sinne von Anhang ll EG-AbfVerbrV (Grüne Liste) ................. ............................ .... 151 cc) Genehmigung für die Verbringung von radioaktiven Abfällen ... 152 dd) Zusammenfassung des Tatbestandsmerkmals "ohne die erforderliche Genehmigung" ............................................. 152

IV. Innere Tatseite: Vorsatz/Fahrlässigkeit. ... .................................. .......... 153 V.

Versuch, § 326 Abs. 4 StGB ........................ .......................... ..... ...... 154

VI.

Besonders schwerer Fall einer Umweltstraftat, § 330 StGB ............ .......... 156

Vll. Täterschaft und Teilnahme bei Mitwirkung mehrerer Personen an einer illegalen grenzüberschreitenden Abfallverbringung .... ................. ... ......... 156 1. Begrenzung des Täterkreises? ................ .......................... ... ......... 157 2. Rechtliche Begründung der Täterschaft .......................................... 158 a) Täterschaft des Lkw-Fahrers nach den allgemeinen Täterschaftskriterien ........... ... ........ .... ................................................... 159 b) Täterschaft des Spediteurs nach den allgemeinen Täterschaftskriterien ........................ ....... .............................................. aa) Spediteur als mittelbarer Täter ..... ................... ................... (1) Mittelbare Täterschaftkraft Irrtums ...... .. .... ...... ............. (2) Mittelbare Täterschaftkraft Nötigung ............................

159 160 160 161

(3) Mittelbare Täterschaft kraft organisatorischen Machtapparats .... ... ..................... .. ......... ............ ............... 161 (4) Zusammenfassende Betrachtung ....... ...... .................. .... 162 bb) Spediteur als Mittäter ...... ............................... ................. 162 (1) Gemeinsamer Tatentschluß .... ...... ............ ....... ....... ...... 162 (2) Gemeinsame Tatbegehung ........................................... 163 (3) Zusammenfassende Betrachtung ............. ...................... 165 c) Täterschaft nach der Lehre von den Pflichtdelikten ...... ........... ...... 166 aa) Pflichtdeliktseigenschaft des § 326 Abs. 1 StGB .... ................ 168

Inhaltsverzeichnis

15

bb) Pflichtdeliktseigenschaft des§ 326 Abs. 2 StGB .......... ..... ...... 168 (1) Pflichten nach§ 3 Abs. 1 AbtG bzw. § 3 Abs. 4 AbfG ...... 169 (2) Pflichten nach dem Außerkrafttreten des Abfallgesetzes ..... 170 (3) Pflicht zur ordnungsgemäßen Verbringung nach dem deutschen Abfallrecht . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 (4) Pflicht zur ordnungsgemäßen Verbringung im innergemeinschaftlichen Abfallverkehr................. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (5) Pflicht zur ordnungsgemäßen Verbringung als Sonderpflicht des § 326 Abs. 2 StGB? ........................... ...... .. .. (6) Zusammenfassende Betrachtung ................................... d) Gelten die Pflichtdeliktsgrundsätze auch für Personen, die ausschließlich im Ausland handeln? ............. ......................... ... ..... e) Exkurs zur Fahrlässigkeitshaftung des Abfallerzeugers bei Einschaltung Dritter in die Entsorgungskene ................ .......... ......... ....... 3. Zusammenfassung . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . .. . . .

171 173 173 174 175 177

Vill. Zusammenfassung des Fünften Teils ......................................... .......... 177

Zusammenfassende Schlußbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Anhang: Anlagen 1 bis 9........ .. . . . . . . . .. . .. . . . .. .. . . .. . .. .. . . . . . . . .. .. . .. .. . . . .. .. .. . .. .. . . . . 184 Literaturverzeichnis....... ......... ....... .............. ..... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194

Abkürzungsverzeichnis a.A.

anderer Ansicht

AbfG

Abfallgesetz (Gesetz über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen)

AbtRRL

Abfallrahmenrichtlinie (Richtlinie des Rates vom 15. Juli 1975 über Abfälle (75/442/EWG))

AbfVerbrG

Abfallve~bringungsgesetz (Gesetz über die Überwachung und Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung von Abfällen)

AbfVerbrV

Abfallverbringungs-Verordnung (Verordnung über die grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen)

ABLEG

Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften

Abs.

Absatz

a.F.

alte Fassung

AGBÜ

Ausfiihrungsgesetz zum Basler Übereinkommen

AKP-Staaten

Staaten des afrikanischen, karibischen und pazifischen Raumes, die der Europäischen Gemeinschaft durch die Abkommen von Lome assoziiert sind.

Alt.

Alternative

a.n.g.

anderweitig nicht genannt

Anm.

Anmerkung

Art.

Artikel

AtomG

Atomgesetz

Aufl.

Auflage

Az.

Aktenzeichen

BayVBI.

Bayerische Verwaltungsblätter

BGB

Bürgerliches Gesetzbuch

Abkürzungsverzeichnis

17

BGBI.

Bundesgesetzblatt

BGH

Bundesgerichtshof

BGHSt

Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Strafsachen

BKA

Bundeskriminalamt

BMU

Bundesministerium fiir Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

BR-Drs.

Bundesratsdrucksache

BT-Drs.

Bundestagsdrucksache

BtMG

Gesetz über den Verkehr mit Betäubungsmitteln (Betäubungsmittelgesetz)



Basler Übereinkommen

BVerfGE

Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts

BVerwGE

Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts

bzw.

beziehungsweise

ca.

circa

ders.

derselbe

d.h.

das heißt

DM

Deutsche Mark

DRiZ

Deutsche Richterzeitung

DVBL .

Deutsches Verwaltungsblatt

EFfA

European Free Trade Association

EG 1

Europäische Gemeinschaft

EG-AbtverbrV

EG-Abfallverbringungsverordnung (Verordnung (EWG) Nr. 259/93 des Rates vom 1. Februar 1993 zur Überwachung und Kontrolle der Verbringung von Abf;illen in der, in die und aus der Europäischen Gemeinschaft)

1 "Europäische Gemeinschaft" bzw. "EG" ist weiterhin die korrekte Bezeichnung, soweit es um Rechtsmaterien auf der Grundlage des EG-Vertrags, wie beispielsweise das Umweltrecht, geht. Demgegenüber ist die Bezeichnung "Europäische Union" bzw. "EU" unter anderem dann zu verwenden, wenn es um die gemeinsame Außenund Sicherheitspolitik und die Zusammenarbeit in den Bereichen Justiz und Inneres geht (Bim (Hrsg.), Erl. 1.5., S. 1 Fn. 1; v. Köller!Klett/Konzak, S. 2 f.). 2 Breucr

18

Abkürzungsverzeichnis

EGV2

Vertrag der Europäischen Gemeinschaft

ErI.

Erläuterung

etc.

et cetera

EU

Europäische Union

EUV

Vertrag der Europäischen Union

EuGH

Europäischer Gerichtshof

EuGHE

Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs

EuR

Europarecht

Euratom

Europäische Atomgemeinschaft

EuZW

Europäische Zeitschrift fiir Wirtschaftsrecht

EWC

European Waste Catalogue

EWG

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

f.

folgende (Seite)

FAZ

Frankfurter Allgemeine Zeitung

ff.

fortfolgende (Seiten)

FG

Festgabe

Fn.

Fußnote

FR

Frankfurter Rundschau

FS

Festschrift

GA

Goltdammer's Archiv für Strafrecht

GBI.

Gesetzblatt

GG

Geburtstagsgabe, Grundgesetz

GS

Gedächtnisschrift

Hrsg., hrsg.

Herausgeber, herausgegeben

HZVA

Herstellung, Zubereitung, Vertrieb und Anwendung

IG

Inter-Governmental

2 Der Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWGV) wurde nach Maßgabe des Art. G EUV im Hinblick auf die Gründung einer Europäischen Gemeinschaft geändert und wird nunmehr als Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (EGV) bezeichnet (vgl. Art. 1 EGV).

Abkürzungsverzeichnis

19

IUR

fuformationsdienst Umweltrecht

i.V.m.

in Verbindung mit

JR

Juristische Rundschau

JuS

Juristische Schulung

JZ

Juristenzeitung

KK.

Karlsruher Kommentar

KPMD

Kriminalpolizeilicher Meldedienst

KrW-/AbfG

Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen)

LAGA

Länderarbeitsgemeinschaft Abfall

lit.

Iitera, Buchstabe

LK

Leipziger Kommentar

LUANRW

Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen

m.Anm.

mit Anmerkung

MDR

Monatsschrift für Deutsches Recht

m.w.N.

mit weiteren Nachweisen

m. zust. Anm.

mit zustimmender Anmerkung

NB

notabene

n.F.

neue Fassung

NJW

Neue Juristische Wochenschrift

Nr.

Nummer

Nm.

Nummern

NStZ

Neue Zeitschrift für Strafrecht

NuR

Natur und Recht

NVwZ

Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht

OECD

Organisation for Economic Cooperation and Development

OJEC

Official Journal ofthe European Communities

OLG

Oberlandesgericht

2*

20

Abkürzungsverzeichnis

OWiG

Gesetz über Ordnungswidrigkeiten

PCB

Polychlorierte Biphenyle

PCP

Pentachlorphenol

PCT

Polychlorierte Terphenyle

PKS

Polizeiliche Kriminalstatistik

Rn.

Randnummer(n)

RL

Richtlinie

s.

Satz, Seite

SBW

Sonderabfallentsorgung Baden-Württemberg GmbH

SK

Systematischer Kommentar

sog.

sogenannte(r, s)

SRU

Rat von Sachverständigen für Umweltfragen

StOB

Strafgesetzbuch

StrÄndG

Strafrechtsänderungsgesetz

StrlSchV

Strahlenschutzverordnung

StV

Strafverteidiger

Tz.

Textziffer

u.a.

und andere, unter anderem

UBA

Umweltbundesamt

UKG

Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität

UN

United Nations

UNEP

United Nations Environment Programme

UPR

Umwelt- und Planungsrecht

us

United States, United States Supreme Court Reports

V.

von

VG

Verwaltungsgericht

vgl.

vergleiche

VGT

Verkehrsgerichtstag

Abkürzungsverzeichnis Vorbem.

Vorbemerkung

VwVfG

Verwaltungsverfahrensgesetz

wistra

Zeitschrift für Wirtschaft, Steuer, Strafrecht

WiVerw

Wirtschaft und Verwaltung

z.B.

zum Beispiel

ZtRV

Zeitschrift für Rechtsvergleichung

Ztw

Zeitschrift für Wasserrecht

ZGR

Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht

Ziff.

Ziffer

zit.

zitiert

ZRP

Zeitschrift für Rechtspolitik

ZStW

Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft

ZUR

Zeitschrift für Umweltrecht

21

Einleitung I. Untersuchungsanlaß Abfälle werden schon längst nicht mehr ausschließlich in dem Land entsorgt, in dem sie entstehen. Dadurch ergeben sich erhebliche Abfalltransporte über nationale Grenzen hinweg. Grenzüberschreitende Verbringungen (Import, Export und Transit) von Abfällen zum Zwecke der Entsorgung fanden ursprünglich insbesondere zwischen industrialisierten Staaten statt 1 . Seit Mitte der achtziger Jahre kommt es in westlichen Industrienationen immer häufiger vor, daß die wachsenden Müllentsorgungsprobleme auch über den Export von Abfällen in Staaten der Dritten Welt und zunehmend in Länder Mittel-OstEuropas zu lösen versucht werden. Schon 1986 erhielten 78 Nicht-OECDStaaten2 Angebote, Abfälle aus Industrieländern aufzunehmen3. Heute gibt es "kaum ein Land in der Karibik, in Afrika, Lateinamerika oder östlich der Elbe, ·das nicht schon von irgendwelchen Abfallschiebern zur Giftmüllkippe auserkoren worden wäre" 4 . Die Umweltschutzorganisation Greenpeace dokumentierte, daß zwischen 1986 und 1992 weltweit für mehr als 200 Millionen Tonnen gefahrliehe Abfälle (sog. Sonderabfälle) Entsorgungsmöglichkeiten außerhalb des Erzeugerlandes gesucht wurdenS. Mindestens 20 Millionen Tonnen fanden den Weg über die Staatsgrenze. Allein die europäischen OECD-Länder entsorgen jährlich mehr als 2 Millionen Tonnen Sonderabfälle jenseits ihrer nationalen Grenzen6. Ausgehend von einer Lkw-Ladung von 23 Tonnen, entspricht das etwa 100.000 grenzüberschreitenden Abfallverbringungen pro Jahr - einer Verbringung alle fünf Minuten. 1 Hierzu und zum Nachfolgenden, vgl. Rublack, S. 29 ff. m.w.N. 2 In der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind die wichtigsten Industriestaaten (alle EU- und EFTA-Mitgliedstaaten, Australien, Japan, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Türkei und die USA) vertreten. 3 Bemstorffin: Schnurbus, S. 331,333. 4 Bemstorff in: Baerens/v. Amswald, S. 9, 11. 5 Bemstorff in: Schnurbus, S. 331, 334. Eine Bestandsaufnahme des internationalen Abfallhandels enthalten Vallette/Bemstorff, S. 16 ff. und Bemstorff, Ökologischer Kolonialismus, S. 3 ff. 6 Europe's Environment, S. 352.

24

Einleitung

In zunehmendem Maße ist das Bewußtsein der internationalen Öffentlichkeit dafür gewachsen, welche Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt mit unkoutrollierten und zumeist illegalen grenzüberschreitenden Abfallverbringungen verbunden sind7 . Neben den durch den Transport entstehenden Gefahren für Mensch und Umwelt, ist hier insbesondere das Risiko zu neimen, daß mit dem Abfall auch Gefahren importiert werden, denen manche Empfängerländer mangels administrativer und technischer Voraussetzungen nicht gewachsen sind. Dabei ist vor allem an Sondermülltransporte in devisenabhängige Länder der Dritten Welt und Osteuropas zu denken. Aber auch innerhalb der Europäischen Gemeinschaft wies die Überwachung gefahrlieber Abfeille in der Vergangenheit Lücken auf. Es sei hier nur an das monatelange "Verschwinden" der 41 Fässer mit dioxinhaltigen Abfeilten aus Seveso (Italien) und deren unkoutrollierten Import nach Frankreich im Winter 1982/83 erinnertB. Um solchen gesundheits-und umweltgefahrdenden Zuständen durch einen globalen Lösungsansatz Einhalt zu gebieten, wurde unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen am 22. März 1989 das Übereinkommen von Basel über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefahrlieber Abfeilte und ihrer Entsorgung (sog. Basler Übereinkommen)9 verabschiedet. Das Basler Übereinkommen verpflichtet in Art. 4 Abs. 3 i.V.m. Abs. 4 die 120 Signatarstaaten, den unerlaubten Verkehr von Abfci.llen zu ahnden. Dieser völkerrechtlichen Verpflichtung ist die Bundesrepublik Deutschland am 14. Oktober 1994 durch das Ausführungsgesetz zum Basler Übereinkommen (AGBÜ) 10 nachgekommen. Art. 3 Nr. 1 AGBÜ ergänzt den seit 1980 bestehenden Straftatbestand der umweltgefahrdenden Abfallbeseitigung (§ 326 StGB) um einen Verbringungstatbestand. Dieser neue § 326 Abs. 2 StGB stellt die verbotene und ungenehmigte grenzüberschreitende Verbringung von gefahrliehen Abfci.llen in die, aus der und durch die Bundesrepublik Deutschland unter Strafe. Die Schaffung des strafrechtlichen Verbringungstatbestands gibt gerade vor dem Hintergrund der oben bereits angedeuteten Problematik des sogenannten Abfalltourismus Anlaß, das in Deutschland geltende Abfallverbringungsstrafrecht näher zu untersuchen.

7 Hierzu und zum Nachfolgenden, vgl. die amtliche Begründung zu § 326 Abs. 2 StGB, BT-Drs. 12/192, S. 20 f. 8 Kunig in: Kunig/Schwermer/Versteyl, AbfG, § 13 Rn. 10. Vgl. auch die Antwort der Bundesregierung (BT-Drs. 10/27) auf die Frage, ob der Sondermüll aus Seveso in die Bundesrepublik Deutschland eingeführt worden sei (BT-Drs. 10117). 9 UNEP/IG.S0/3 . 10 BGBl. I S. 2771 ff.

II. Gang der Erörterung

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II. Gang der Erörterung Diese Arbeit betrachtet den internationalen Abfallhandel aus strafrechtlicher Sicht. Da der Strafrichter nur das nationale Strafrecht anwenden kann, beschränken sich die Darstellungen auf die Nonnen der Bundesrepublik Deutschland, welche die Voraussetzungen und Rechtsfolgen rechtswidriger Taten im Sinne des deutschen Strafgesetzbuches regeln. Die internationalen und europäischen Rechtsvorschriften werden nur insoweit erörtert, als sie für das deutsche Abfallstrafrecht Bedeutung entfalten. Die vorliegende Arbeit gliedert sich in fünf Teile. Im ersten Teil wird auf das Phänomen des sogenannten Abfalltourismus eingegangen. Hierbei werden zunächst das Ausmaß und die Richtung der legal und illegal verbrachten Abfallmengen von und nach Deutschland dargestellt. Anschließend werden die Ursachen und der Mechanismus der kriminellen grenzüberschreitenden Abfallverbringung beschrieben. Der zweite Teil befaßt sich mit den völkerrechtlichen, europäischen und nationalen Neuregelungen auf dem Gebiet der grenzüberschreitenden Abfallverbringung und deren Auswirkungen auf das deutsche Abfallstrafrecht. Im _dritten Teil wird die zunehmende Überlagerung des deutschen Abfallstrafrechts durch das Europäische Gemeinschaftsrecht in den Vordergrund der juristischen Betrachtung gerückt. Die Aufmerksamkeit soll hierbei insbesondere auf die Abhängigkeit des Abfallverbringungsstrafrechts vom europäischen Verwaltungsrecht und von der im EG-Vertrag garantierten Warenverkehrsfreiheil gelenkt werden. Der vierte Teil behandelt das Abfallstrafrecht vor dem 14. Oktober 1994. Die Ausführungen beschränken sich auf die Anwendbarkeit und Reichweite des § 326 Abs. 1 StGB im Bereich des grenzüberschreitenden Abfallverkehrs. Untersuchungsgegenstände sind sowohl das Internationale Strafrecht (§§ 3 ff. StGB) als auch die geschützten Rechtsgüter des § 326 StGB. Der fünfte Teil befaßt sich mit dem reformierten Abfallstrafrecht. Der Schwerpunkt wird hierbei auf die einzelnen Tatbestandsmerkmale des Verbringungstatbestands (§ 326 Abs. 2 StGB) und deren Ausfüllung durch die Vorschriften der EG-Abfallverbringungsverordnung gelegt. Darüber hinaus wird die Problematik der Täterschaft und Teilnahme im Bereich des § 326 Abs. 2 StGB näher erörtert. Auf die (grenzüberschreitende) Abfallentsorgung auf Hoher See, welche mittlerweile aufgrund von völkerrechtlichen Verpflichtungen 11 weitgehend be11 Insbesondere sind hier die Übereinkommen von Oslo und London zu nennen (abgedruckt in: BGBI. 1977 II S. 169 ff. und S. 180 ff.).

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Einleitung

endet ist, wird nicht eingegangen. Die Sonderregelungen bezüglich der Verbringung von radioaktiven Abfällen werden nur am Rande behandelt.

Erster Teil: Der internationale Abfallhandel I. Einführung Da sich der Strafhoheitsanspruch grundsätzlich auf das eigene Staatsgebiet beschränkt, wird im folgenden vornehmlich der deutsche Abfallaußenhandel betrachtet, d.h. die Abfallimporte und-exportevon und nach Deutschland. Im Zentrum dieser Arbeit stehen daher der umweltstrafrechtlich relevante Export von deutschen Abfällen und der Import von ausländischen Abfällen nach Deutschland 1.

II. Daten zur illegalen grenzüberschreitenden Abfallentsorgung Über den Stand und die Entwicklung der strafrechtlich relevanten grenzüberschreitenden Abfallverbringungen gibt es keine genauen Zahlen. Anhaltspunkte für das Ausmaß des Deliktsbereichs liefern lediglich die legal verbrachten Abfälle sowie die bekannt gewordenen Einzelfälle von illegalen Imund Exporten. 1. Legaler Im- und Export von Sonderabfällen Um eine Vorstellung von dem Ausmaß der grenzüberschreitenden Abfallverbriilgungen in die und aus der Bundesrepublik Deutschland zu bekommen, wird zunächst auf die legal verbrachten Abfallmengen näher eingegangen. Die Darstellungen beschränken sich hierbei auf den deutschen Abfallaußenhandel bis 1993. Die offiziellen Abfallimporte und -exporte der Jahre 1994, 1995 1 Die Betrachtungsweise umfaßt nicht alle möglicherweise vom deutschen Strafrechterfaßten grenzüberschreitenden Abfallentsorgungen, wie etwa den Fall, daß ein Deutscher französische Abfalle illegal in Spanien beseitigt. Diese Fälle können leider nicht behandelt werden, da hierzu jegliches statistisches Material fehlt. Ebensowenig wird auf den Transit von Abfallen durch die Bundesrepublik Deutschland gesondert eingegangen.

28

Erster Teil: Internationaler Abfallhandel

und 1996 werden nicht berücksichtigt, da diese Angaben aufgrund der veränderten Rechtslage mit den Statistiken der Vorjahre nicht vergleichbar sind. Ausgehend von den spezifischen Anforderungen an die Entsorgung unterscheiden die deutschen Abfallstatistiken bis zum Jahre 1993 zwischen Siedlungsabfällen (Hausmüll, hausmüllähnliche Gewerbeabfälle und Sperrmüll) und anderen Abfällen. Zu den letzteren gehören vor allem die infolge ihres hohen Umwelt- und Gesundheitsgefährdungspotentials besonders überwachungsbedürftigen Abfälle, welche im Bereich des grenzüberschreitenden Abfallverkehrs auch als "Sonderabfälle" bzw. "gefährliche Abfälle" bezeichnet werden2 . Da § 326 StGB nur die illegale Beseitigung (Abs. 1) bzw. Verbringung (Abs. 2) von solchen Abfällen unter Strafe stellt, die die besondere Gefährlichkeit im Sinne der Nm. 1 bis 4 des § 326 Abs. 1 StGB aufweisen, wird im folgenden ausschließlich der Im- und Export von Sonderabfällen dargestellt. Bei der Auswertung der legal verbrachten Abfallmengen darf jedoch nicht außer acht gelassen werden, daß die Verbringungsgenehmigungen zum Teil durch illegale Methoden erlangt werden, welche wiederum ihrerseits Straftaten (Urkundenfälschung, Bestechung, Nötigung etc.) darstellen können. So erschleichen sich zum Beispiel "Müllschieber" die erforderliche Genehmigung, -indem sie der zuständigen Behörde gefälschte Papiere vorlegen, aus denen die Gefährlichkeit der Stoffe nicht hervorgeht3. Die Genehmigungsbehörde wird aber auch dadurch zur Erteilung einer Verbringungsgenehmigung veranlaßt, daß Sonderabfälle vor dem Transport mit neutralisierenden Chemikalien behandelt oder mit Sägespänen bzw. Sand vermischt werden, um die Konzentration der gefährlichen Abfälle zu senken4 • a) Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland zum Exportland

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich in den Jahren von 1977 bis 1988 von einem Abfallimport- zu einem Abfallexportland entwickelt5 . Während die Exportzahlen in diesem Zeitraum von 15.000 Tonnen auf 376.000 Tonnen pro 2 V. Köller, Leitfaden Abfallrecht, S. 33 ff., 41; BT-Drs. 11/8493, S. 52 Tz. 141 m.w.N. Vgl. hierzu auch den (mittlerweile durch Art. 4 Nr. 1 AGBÜ aufgehobenen) § 5 der deutschen Abfallverbringungs-Verordnung (BGBI. 1988 I S. 2126, berichtigt S. 2418). Nach dieser Vorschrift waren alle Sonderabfälle im Sinne des § 2 Abs. 2 AbfG sowie die Abfälle, die von einem der EG-Mitgliedstaaten als gefährliche Abfälle angesehen wurden, als gefährliche Abfälle im Sinne des Abfallverbringungsrechts einzustufen. 3 Timm, Kriminalistik 1992, 87, 88. 4 Timm, Kriminalistik 1992, 87, 88; Behlau, Müllmagazin 1989, 45. 5 Vgl. auch Hösel/v. Lersner, AbfG, § 13 Rn. 4.

II. Daten zur illegalen grenzüberschreitenden Abfallentsorgung

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Jahr anstiegen6 , blieben die Zahlen der Sonderabfälle, die jährlich in das alte Bundesgebiet eingeführt wurden, praktisch konstant (ca. 30.000 Tonnen)7 . Erst die deutsche Wiedervereinigung im Jahre 1990 führte zu einem Anstieg der Importzahlen auf etwa 90.000 Tonnen pro Jahr, denn vorn Ende der siebziger Jahre bis zur Öffnung der Mauer gehörte die DDR zu den größten Müllimporteuren der Welt. Allein 1988 haben die westeuropäischen Staaten mehr _als eine Millionen Tonnen Sonderabfälle nach Ostdeutschland verbracht8. Aber auch die gestiegenen Importzahlen haben nichts daran geändert, daß die Bundesrepublik Deutschland seit Jahren weit mehr Sonderabfälle exportiert als importiert. Die nachfolgende Tabelle 1 stellt die von 1988 bis 1993 aus der Bundesrepublik Deutschland verbrachten Sonderabfallmengen und deren Bestimmungsländer dar.

bl Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen OECD-Staaten Die Tabelle 2 zeigt den Abfallaußenhandel der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu dem anderer europäischer 0 ECD-Staaten9. Die Daten basieren zum größten Teil auf den offiziell genehmigten bzw. notifizierten Im- und ExportenlO. Bei der Auswertung dieser OECD-Statistik ist jedoch zu beachten, daß die einzelnen Staaten die Begriffe "Sonderabfall" bzw. "gefahrlieber Abfall" nicht einheitlich definieren11 . Je nachdem, welche BegriffsbestilllJilung man zugrunde legt, können sich unterschiedliche Daten für Aufkommen, Im- und Exporte ergeben. Unter den europäischen OECD-Ländem exportierte die Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1990 die größte Menge an gefahrliehen Abfällen, gefolgt von den Niederlanden und der Schweiz. Während die Bundesrepublik lediglich 9 Prozent ihres Sondermüllaufkommens ausführte, verbrachten die Niederlande 19 Prozent und die Schweiz 13 Prozent ihrer erzeugten Abfälle ins Ausland. Im Gegensatz zum deutschen Export ist der Import nach 6 Berücksichtigt man die in die ehemalige DDR verbrachten Abfallmengen, so exportierte die Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1988 insgesamt 1.058.067 Tonnen Sonderabf g.

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Anlage 5

Anlage 5: Anhang II A der Richtlinie 75/442/EWG

ANHANG 1/A

BESEITIGUNGSVERFAHREN NB:

Dieser Anhang führt Beseitigungsverfahren auf, die in der Praxis angewandt werden. Nach Artikel 4 müssen die Abfälle beseitigt werden, ohne daß die menschliche Gesundheit gefährdet wird und ohne daß Verfahren oder Methoden verwendet werden, welche die Umwelt schädigen können.

D1

Ablagerungen in oder auf dem Boden (z.B. Deponien usw.)

D2

Behandlung im Boden (z.B. biologischer Abbau von flüssigen oder schlammigen Abfällen im Erdreich usw.)

D3

Verpressung (z.B. Verpressung pumpfähiger Abfälle in Bohrlöcher, Salzdome oder natürliche Hohlraume usw.)

D4

Oberflächenaufbringung (z.B. Ableitung flüssiger oder schlammiger Abfälle in Gruben, Teichen oder Lagunen usw.)

D5

Speziell angelegte Deponien (z.B. Ablagerung in abgedichteten, getrennten Räumen, die gegeneinander und gegen die Umwelt verschlossen und isoliert werden, usw.)

D6

Einleitung in ein Gewässer mit Ausnahme von Meeren/Ozeanen

D7

Einleitung in Meere/Ozeane einschließlich Einbringung in den Meeresboden

D8

Biologische Behandlung, die nicht an anderer Stelle in diesem Anhang beschrieben ist und durch die Endverbingungen oder Gemische entstehen, die mit einem der in D1 bis D12 aufgeführten Verfahren entsorgt werden

D9

Chemisch/physikalische Behandlung, die nicht an anderer Stelle in diesem Anhang beschrieben ist und durch die Endverbingungen oder Gemische entstehen, die mit einem der in D1 bis 012 aufgeführten Verfahren entsorgt werden (z.B. Verdampfen, Trocknen, Kalzinieren, usw.)

D10

Verbrennung an Land

D11

Verbrennung auf See

D12

Dauerlagerung (z.B. Lagerung von Behältern in einem Bergwerk usw.)

D13

Vermengung oder Vermischung vor Anwendung eines der in D1 bis D12 aufgeführten Verfahren

D14

Rekonditionierung vor Anwendung eines der in 01 bis D13 aufgeführten Verfahren

D15

Lagerung bis zur Anwendung eines der in D1 bis D14 aufgeführten Verfahren (ausgenommen zeitweilige Lagerung - bis zum Einsammeln - auf dem Gelände der Entstehung der Abfälle)

189

190

Anhang: Anlagen 1 bis 9 Anlage 6: Anhang II B der Richtlinie 75/442/EWG

ANHANG 118

VERWERTUNGSVERFAHREN NB:

Dieser Anhang führt Verwertungsverfahren auf, die in der Praxis angewandt werden. Nach Artikel 4 müssen die Abfälle verwertet werden, ohne daß die menschliche Gesundheit gefährdet wird und ohne daß Verfahren oder Methoden angewendet werden, welche die Umwelt schädigen können.

R1

Hauptverwendung als Brennstoff oder andere Mittel der Energieerzeugung

R2

ROckgewinnungJRegenerierung von Lösemitteln

R3

Verwertung/ROckgewinnung organischer Stoffe, die nicht als Lösemittel verwendet werden (einschließlich der Kompostleruno und sonstiger biologischer Umwandlungsverfahren)

R4

Verwertung/Rückgewinnung von Metallen und Metallverbindungen

RS

Verwertung/Rückgewinnung von anderen anorganischen Stoffen

R6

Regenerierung von Säuren und Basen

R7

Wiedergewinnung von Bestandteilen, die der Bekämpfung der Verunreinigungen dienen

R8

Wiedergewinnung von Katalysatorenbestandteilen

R9

Ölraffination oder andere Wiederverwendungsmöglichkeiten von Öl

R1 0

Aufbrtngung auf den Boden zum Nutzen der Landwirtschaft oder der Ökologie

R11

Verwendung von Abfällen, die bei einem der unter R1 bis R1 0 aufgeführten Verfahren gewonnen werden

R12

Austausch von Abfällen, um sie einem der unter R1 bis R11 aufgefOhrten Verfahren zu unterziehen

R13

Ansammlung von Abfällen, um sie einem der unter R1 bis R12 aufgeführten Verfahren zu unterziehen (ausgenommen zeitweilige Lagerung - bis zum Einsammeln - auf dem Gelände der Entstehung der Abfälle)

Anlage 7

191

Anlage 7: Auszug aus dem Anhang II EG-AbfVerbrV ANHANG/I GRÜNE LISTE (*) Unabhängig davon, ob gewisse Abfälle in dieser Liste aufgeführt sind, dürfen sie nicht als Abfälle der Grünen Liste befördert werden, falls sie mit anderen Materialien in einem Ausmaß kontaminiert sind, daß a) sie die mit dem Abfall verbundenen Risiken soweit erhOhen, daß sie auf die Gelbe oder die Rote Liste gesetzt werden müßten, oder b) die umweltverträgliche Verwertung des Abfalls unmöglich geworden ist. GA ABFALLE AUS METALLEN UND METALLEOIERUNGEN (OHNE DISPERSIONSRISIKO) t••) GB METALLHALTIGE ABFÄLLE, DIE BEIM GIESSEN, SCHMELZEN UND AFFINIEREN VON METALLEN ANFALLEN GC SONSTIGE METALLHALTIGE ABFÄLLE GD ABFÄLLE AUS DEM BERGBAU OHNE DISPERSIONSRISIKO GE GLASABFÄLLE OHNE DISPERSIONSRISIKO GE 010 ex 7001 00 Bruchglas und andere Abfälle und Scherben, ausgenommen Glas von KathodenstrahlrOhren und anderes aktiviertes Glas Glasfaserabfälle GE 020 GI ABFÄLLE VON PAPIER, PAPPE UND WAREN AUS PAPIER GI 001 4707 00 Abfälle und Ausschuß von Papier und Pappe: 4707 10 - aus ungebleichtem Kraftpapier oder aus Weilpapier oder WellGI 011 GI 012

4707 20

GI 013

4707 30

GI 014

4707 90

(•)

pappe

-

aus Papier der Pappe, hauptsächlich aus gebleichter, nicht in der Masse gefärbter Holzcellulose hergestellt aus Papier oder Pappe, hauptsächlich aus mechanischen Halbstoffen hergestellt (z.B. Zeitungen, Zeitschriften und Ahnliehe Drucke) andere, darunter unter anderem: 1. geklebte Pappe 2. Abfälle und Ausschuß, unsortiert

Falls rnllglic:h, wird neben dem Eintrag die Codenummer des Harmonisierten Systems zur Bezeichnung und C~ dierung der Waren (Code des Harmonisierten Systems) angegeben, das durch das BrOsseler Obereinkommen vom 14. Juni 1983 unter Schirmherrschall des Rats ror die Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Zollwesens aufgesl. . wurde. Dieser Code kann sich sowohl auf Ablllle als aucllaul Waren beziehen. ln dieser Verordnung sind nur Abfalle aulgeiOhrt. Deshalb wird der Code - der zur Arbeilser1eiehlerung von ZollbellOrden und von anderen Stellen verwende! wird- hier nur zur Hilfe bei der Bestimmung von Abfallen angegeben, die in dieser Verordnung aufgelistet sind und damit unter sie lallen. Dennoch sollten entsprechende offiZielle Erlauterungen des Rats llir die Zusammenarben auf dem G.tliet des Zollwesens als Anhaltspunkt IOr die Bestimmung von Abfallen herangezogen werden, die unter allgerneinen Positionen zusemrnengelaßl sind. Oie Angabe .e)(' weist darauf hin, daB es lieh um einen unter einer Position des Harmonisierten Systems speziell abgefOhrten AbtaU hande~. Der Code in Felldruck in der ersten Spane ist der OECD-Code: Er besteht aus zwei Buchstaben (einem fOr die Uste .Green" (GrOn), .Amber" (Gelb), .Red" (Rot) und einem ror die Abfallkategorie A, B, C usw.) und einer Zahl.

1••) Zu den AbiAllen ohne Dispersionsrisiko gehOren nicht Abfälle in Fonn von Pulver, Schlamm oder Staub sowie feste Gegenstande, die gellhr1i