Der Chinesische Garten: Gartentypen für die Landschaftsarchitektur der Gegenwart 9783034610643, 9783034602235

Ein bedeutender Gartentyp als Inspiration und Referenz für aktuelle Gartengestaltung. Ein bedeutender Gartentyp neu ge

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Der Chinesische Garten: Gartentypen für die Landschaftsarchitektur der Gegenwart
 9783034610643, 9783034602235

Table of contents :
Vorwort von Franco Panzini
Entwicklung und Typologie
Künstlichkeit und Natürlichkeit
Ethik
Ursprünge und räumliche Entwicklung
Die Gärten der Dynastien des Altertums
Die Gärten der Sui und der Tang
Die Gärten der Song und der Yuan
Die Gärten der Ming
Die Gärten der Qing
Der Chinesische Garten in der Moderne
Funktionen und Nutzungen
Komposition und Effekte
Räumliche Artikulation
Feng Shui
Malerei und Dichtung
Der räumliche Rahmen
Ein Garten in Episoden
Malerische Ausblicke
Elemente
Hügel und Felsstrukturen
Wasserflächen
Wege im Garten
Architektonische Elemente
Bepflanzung
Der Chinesische Garten neu aufgefasst
Der Chinesische Garten und Europa
Chinesische Gärten in der zeitgenössischen Landschaftsarchitektur
Aktuelle Deutungen der Tradition
Nachhaltige Freiflächen
Kurze Portraits von Parks und Gärten
Kaiserliche Parks
Klassische Gärten
Neohistorische Gärten
Aktuelle Landschaftsarchitektur
ANHANG
Über die Autorin
Dank
Bibliographie
Namenregister
Garten - und Ortsregister
Sachregister
Abbildungsnachweis

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Der Chinesische Garten

gartentypen für die landschaftsarchitektur der gegenwart

Bianca Maria Rinaldi

Der Chinesische Garten

Mit einem Vorwort von Franco Panzini

Birkhäuser Basel

Der Chinesische Garten

Vorwort von Franco Panzini

6

Entwicklung

Komposition

und

und

Typologie

Effekte

Künstlichkeit und Natürlichkeit

11

Räumliche Artikulation

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Ethik

13

Feng Shui

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Malerei und Dichtung

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Der räumliche Rahmen

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Ein Garten in Episoden

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Malerische Ausblicke

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Ursprünge und räumliche Entwicklung

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Die Gärten der Dynastien des Altertums

15

Die Gärten der Sui und der Tang 17 Die Gärten der Song und der Yuan

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Die Gärten der Ming

24

Die Gärten der Qing

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Der Chinesische Garten in der Moderne

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Funktionen und Nutzungen

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Evolution and Typology

Elemente

Der

Kurze Portraits

Chinesische

von Parks

Garten

und Gärten

neu aufgefasst Hügel und

Der Chinesische Garten

Felsstrukturen

75

und Europa

Wasserflächen

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Chinesische Gärten

Wege im Garten

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Architektonische Elemente

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Bepflanzung

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in der zeitgenössischen Landschaftsarchitektur

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Aktuelle Deutungen der Tradition 118 Nachhaltige Freiflächen

Kaiserliche Parks

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Klassische Gärten

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Neohistorische Gärten

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Aktuelle Landschaftsarchitektur

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ANHANG

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Über die Autorin

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Dank

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Bibliographie

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Namenregister

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Garten- und Ortsregister

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Sachregister

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Abbildungsnachweis

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Vorwort Nachdem er lange fast in Vergessenheit geraten war, scheint für den Chinesischen Garten eine erfolgreiche neue Zeit zu beginnen. In den letzten Jahren erschienen zahlreiche Bücher und Artikel zu diesem Thema und internationale Fachzeitschriften berichten regelmäßig über chinesische Landschaftsprojekte. Die Entwicklung, die zu diesem jüngsten Erfolg Chinesischer Gärten außerhalb Chinas geführt hat, verlief ausgesprochen sprunghaft, fast als folge sie den Prinzipien des – in Chinesischen Gärten so einflussreichen – Feng Shui, das keine Linearität duldet. Als im 17. und 18. Jahrhundert einige wenige europäische Besucher – allen voran katholische Missionare – zum Hofe Beijings, der Hauptstadt eines absichtsvoll isolierten Landes, Zugang erhielten, fanden sie Gärten vor, deren Gestaltung auf der Evokation natürlicher Landschaftselemente basierte, welche in ikonischer und metaphorischer Form dargestellt wurden. Ihre im Westen veröffentlichten Briefe mit den Beschreibungen dieser höchst untypischen Gärten trugen nicht nur zur Entstehung des Englischen Landschaftsgartens bei, sondern riefen auch eine Garten-Sinophilie hervor; Abbilder Chinesischer Gärten zierten Porzellan oder Tapisserien und unwahrscheinliche Imitationen die vornehmen Gärten der europäischen Aristokratie. Mit dem politischen Niedergang des Kaiserreiches gegen Ende des 18. Jahrhunderts veränderte sich die Haltung des Westens gegenüber China. Das Land wurde nicht länger als ein Ort antiker Kultur, sondern als verlockende Beute wahrgenommen. Es begann eine lange Dunkelzeit, in der die Gartentradition fast in Vergessenheit geriet. Nur der Verbesserung der Kommunikationstechnik und vor allen Dingen der Entwicklung der Photographie ist es zu verdanken, dass diese Tradition dokumentiert und der Welt zugänglich gemacht werden konnte. Der geniale französische Bankier, Philanthrop, Reisende und Träumer Albert Kahn rief 1909 ein Projekt ins Leben, das mittels der Photographie die gesamte Erde dokumentieren sollte. Zu der daraus resultierenden Sammlung gehörten auch Blicke auf antike Gärten, einschließlich einer Reihe von Photographien, die 1912 von dem französischen Photographen Stéphane Passet in China aufgenommen worden waren. Diese melancholischen Bilder, im Jahre der Abdankung des letzten Kaisers und der Ausrufung der Republik pionierhaft mit Farbfilmen aufgenommen, bringen eine alte Welt zum Vorschein, die im Begriff ist zu verschwinden. Dank dieser Aufnahmen wissen wir, wie die majestätischen Kaisergärten Beijings zu jener Zeit aussahen. Jahrzehnte später schenkte der Skandinavier Osvald Sirén, ein großartiger früher Kenner der chinesischen Kunstgeschichte, der Welt den ersten Überblick über Chinesische Gärten. Als er 1908 an der Universität Stockholm zum Professor der Bildenden Künste ernannt wurde, begann er mit dem Studium der Theosophie, wie so viele europäische Intellektuelle zu dieser Zeit; den theosophischen Neigungen Siréns mag es zuzuschreiben sein, dass er ein Interesse an asiatischer und insbesondere an chinesischer Kunst entwickelte. Die Fachkenntnisse, die er sich erarbeitete, führten 1926 zu seiner Ernennung als Kurator für Chinesische Malerei und Skulptur am Stockholmer Nationalmuseum. Sirén war ein leidenschaftlicher Photograph. Während seinen vier Reisen nach China und Japan zwischen 1918 und 1935 konnte er die Gärten Beijings, Hangzhous und Suzhous dokumentieren. Seine Aufzeichnungen dieser sensiblen Grünräume sind von großem Wert und waren die Grundlage für sein Buch Gardens of China, das 1949 veröffentlicht, doch bereits während des Krieges in Lidingö geschrieben wurde, wo Sirén einen Landsitz mit eigenem kleinen Chinesischen Garten besaß. Neben einer außergewöhnlichen Sammlung von Photographien

enthält Gardens of China eine wissenschaftliche Beschreibung der Kompositionsmuster Chinesischer Gärten, die Sirén auf ihre Qualitäten und Strukturen hin untersuchte. Sirén erkannte den dekorativen wie auch symbolischen Wert der gewaltigen Felsen in den Gärten, ebenso den komplementären Wert des Wassers und auch, dass die Komposition eines Chinesischen Gartens durch das Präsentationsprinzip von mit Landschaften bebilderten Gemälderollen inspiriert ist: „Der Chinesische Garten kann von jedwedem Punkt aus niemals in seiner Gesamtheit wahrgenommen werden. Er besteht aus mehr oder minder isolierten Abschnitten, die von dem Betrachter beim Durchschreiten nach und nach erkundet und genossen werden müssen… er wird in eine Komposition geführt, die niemals ganz enthüllt wird.“ Er bemerkte kompositionelle Kunstgriffe, darunter die Idee der „geborgten Kulisse“, einer Technik, bei der Bereiche außerhalb des Gartens eingerahmt und so in die Gestaltung eingebunden werden, mit dem Ziel, den Garten größer erscheinen zu lassen, als er tatsächlich ist. Auf die Pionierarbeit Siréns folgten zahlreiche andere Bücher, die sich ganz oder teilweise mit den Techniken zur Gestaltung Chinesischer Gärten beschäftigen, angefangen mit der ersten modernen Betrachtung durch einen chinesischen Autor, den Gelehrten Liu Dunzhen, dessen Classical Gardens of Suzhou zunächst 1979 auf Chinesisch veröffentlicht, dann 1982 teilweise ins Englische übersetzt und schließlich 1993 als komplette englische Ausgabe verlegt wurde. Im Zuge der Verbreitung östlicher Philosophien und Literatur, die diese Gärten ohne Zweifel beeinflussten, wurde ihre räumliche Aufteilung im Vergleich zur metaphysischen Komponente zunehmend als zweitrangig angesehen. Nur selten wurden die materiellen Elemente eines Chinesischen Gartens, die Regeln der Verteilung, der Proportionen und der Zusammenhänge, von denen die Verwendung dieser Elemente geleitet sind, in den Blick genommen. Philosophische, religiöse oder literarische Interessen dominierten und verwirrten die Unterscheidung zwischen den in einer Komposition enthaltenen Anspielungen einerseits und den kompositionellen Techniken, mit denen die gewünschten Effekte erreicht werden, andererseits. Um es mit den Worten eines aus anderem Kontext geborgten Slogans zu sagen, die Botschaft wurde mit dem Medium verwechselt. Der Chinesische Garten arbeitet mit Kompositionsmethoden und ‑strategien, die in der Gartengeschichte einzigartig sind. Diese werden in ihrer vollen Dimension in der Untersuchung des physischen Apparats offensichtlich, der jeweils innerhalb eines Gartenraums zur Anregung der visuellen und mentalen Wahrnehmung geschaffen wurde. Die Methoden der materiellen Gestaltung und Ausführung Chinesischer Gärten zu verstehen kann der aktuellen Lehre und Praxis Anstöße bieten – etwa die Eigenschaften Chinesischer Gärten, eine Geschichte darzustellen oder die bebaute Umgebung zu integrieren, aber auch ihre Art, den Einzelnen mit einem naturnahen System zu umschließen. Diese Gärten haben die Nachhaltigkeit vorweggenommen. Der Bezug auf Elemente und Gestaltungen Chinesischer Gärten ist heute nicht einfach nur eine freundliche historische Note, sondern entspricht dem aktuellen Interesse an ökologischer Qualifizierung und der Wieder­herstellung zerstörter oder beschädigter Habitate. Die Suche nach einem harmonischen Mikrokosmos entspricht, über den intellektuellen Reiz hinaus, dem Anspruch einer nachhaltigen Landschaftsarchitektur. Die Kompositionsmethoden Chinesischer Gärten sind eines der großen Abenteuer in der Beziehung des Menschen zur Natur und sie sind ebenso ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung der modernen Landschaftsarchitektur. Franco Panzini

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Evolution and Typology

Kapitel 1

Entwicklung und Typologie

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Im zweiten Akt von Turandot, Giacomo Puccinis unvollendeter Oper aus den frühen 1920er Jahren, die zu einer legendären Kaiserzeit in China spielt, beschweren sich drei Staatsminister mit den unwahrscheinlichen Namen Ping, Pong und Pang über das harte Leben, das sie am Hofe der schönen, doch grausamen Prinzessin Turandot zu führen gezwungen seien. Sie würden lieber fern der Hauptstadt in ihren friedvollen Landhäusern leben: „Ich habe ein Haus in Honan mit seinem blauen Teich, ganz umgeben von Bambus. Und ich bin hier, vergeude mein Leben, zerbreche mir den Kopf über heilige Schriften...“

Puccini komponierte diese Oper zu einer Zeit, als Europa eine starke Faszination für den fremdländischen Orient entwickelt hatte und die Beschreibung des privaten Gartens eines dieser Staatsminister im Libretto zeigt deutlich, worin die Abendländer das Wesen der grünen Architektur des Fernen Ostens sahen: in der Natürlichkeit (I‑1). Das Libretto erwähnt die für einen Chinesischen Garten stereotypischen Merkmale Bambus und einen kleinen Teich. Schon seit Jahrhunderten hatten Kaufleute, Reisende, Missionare, Botschafter und andere westliche Besucher Chinas die besuchten Parks sehr viel ausführlicher beschrieben. In ihren Berichten wird immer wieder der Aspekt des Natürlichen dieser Gärten betont, sowie eine scheinbar vollkommene Abwesenheit planerischer Ordnung, beides Züge, die im Gegensatz zu westlichen Ansätzen standen (I‑2).

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I-4 Entwicklung und Typologie

Künstlichkeit und Natürlichkeit Westliche Besucher versuchten in ihren Berichten und Beschreibungen oft, die typischen Eigenschaften Chinesischer Gärten als abweichend von allen anderen bekannten Gärten darzustellen. Ihre „natürliche Erscheinung“, die auf eine „Unregelmäßigkeit“ der Formen und somit eine scheinbar allgemeine Unordnung zurückgeführt wurde, war ständiges Thema. Doch der französische Jesuit und Missionar Pierre-Martial Cibot (1727-1780) beschrieb, wie diese Unregelmäßigkeit tatsächlich ganz und gar geplant, ja ein Kunstgriff zum Heraufbeschwören der Einfachheit der natürlichen Landschaft war1 (I‑3; I‑4). Die scheinbar einfache Gestalt des Chinesischen Gartens, seine friedlichen Pavillondörfchen als Gegenbild zur Stadt und seine Stille suggerierten dem Jesuiten ein Bild ländlicher Natürlichkeit. In seiner Zusammenfassung über die gängigen Hauptmerkmale von Chinesischen Gärten heißt es, dass „die Gärten Chinas eine wohlüberlegte, doch natürliche Imitation der verschiedenen Reize der ländlichen Gegend mit Hügeln, Tälern, Schluchten, Teichen, kleinen Ebenen, Wasserflächen, Bächen, Inseln, Felsen, Grotten, alten Höhlen, Pflanzen und Blumen sind“2. Die vielfältigen Weisen des Heraufbeschwörens natürlicher Szenen sollten Gefühle wachrufen, wie Cibot erläutert: „Ein Garten sollte daher das lebende und bewegte Abbild aller dort [in der Natur] vorkommenden Dinge sein, in der Seele dieselben Gefühle hervorrufen und das Auge mit denselben Freuden sättigen.“ 3 Dass die chinesische Kultur die vielen Formen, mit denen „echte“ Natur im künstlichen Kontext des Gartens Ausdruck finden konnte, zu erfassen vermochte, war für Abendländer recht eindrucksvoll. Der Engländer Lord George Macartney (1737-1806), der 1793 die erste britische Botschaft unter Kaiser Qianlong führte, notierte in seinem Tagebuch über die Gestaltung des kaiserlichen Gartens Yuanming Yuan, des „Gartens der Vollkommenheit und des Lichts“ in der Nähe Beijings (I‑5): „[Dem chinesischen Gärtner] geht es darum, den gesamten vorgefundenen Bestand zu verändern… und allerorts Neues einzuführen… Sollte es eine glatte Ebene geben, verändert er sie mit allen nur möglichen Umformungen. Er legt den Boden in Wellen, erhebt ihn zu Hügeln, schickt ihn in Täler hinab und mischt ihn mit Felsen auf. Er mildert Schroffheiten, macht die Wildnis angenehm oder belebt eine sanfte weite Fläche, indem er ihr die Majestät eines Waldes zur Seite stellt.“4

I-1: Olympischer Waldpark, Beijing. Das Konzept des Parks zielt auf den Sinn für Natürlichkeit, aus dem der Chinesische Garten als Gartentyp hervorgegangen ist. I-2: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Ein Pavillon thront über einem der vielen Teiche des Gartens. I-3: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Der mit Felsen umsäumte Teich. I-4: Yu Yuan. Einen Berggipfel nach­ ahmende Felsen sind um einen Spiegelteich angeordnet. I-5: Tang Dai und Shen Yuan, Vierzig Ansichten des Yuanming Yuan, 1747. Band 1, Szene Nr. 4, Luyue Kaiyun, „Gravieren des Mondes und Schnitzen der Wolken”. Tinte und Aquarellfarbe auf Seide.

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Wollte man die charakteristischen Merkmale der Gestaltung Chinesischer Gärten formelhaft verdichten und eine über die Zeiten gültige Kompositionsidee formulieren, so wäre es wohl diese: Künstlichkeit in der Natur5 (I‑6). Chinesische Gärten legen eine scheinbar natürliche Einfachheit an den Tag, ein Bestreben, die Rhythmen und Erscheinungsformen der Natur selbst auf oftmals recht kleinen Flächen zu ihrem Recht kommen zu lassen. Bisweilen wird dieses Ergebnis durch die Konzentration auf einige wenige Elemente erzielt, doch häufiger wird die facettenreiche Erscheinung der Natur durch eine Vielzahl von Gartenaspekten heraufbeschworen. Die Gegenwart unterschiedlicher, oft überraschender Szenen, die einander ohne jegliche offensichtliche Hierarchie folgen, erschwert die räumliche Gartenwahrnehmung. Doch im Gegensatz zu ihrer scheinbaren Unordnung sind Chinesische Gärten sehr wohl geordnet und gegliedert. Es sind Orte, an denen die Sinne des Besuchers immerfort durch gestalterische Effekte angeregt werden, die ihn neugierig machen, überraschen und zu ästhetischer Wahrnehmung anregen sollen. Chinesische Gärten sind langsam. Ihre Effekte bauen sich wie beim Film über eine Abfolge verschiedener Szenen und Schauplätze auf; unter Einsatz von Sichtblenden, Wänden und Durchgängen läuft ein Prozess der Entfaltung bzw. Enthüllung ab. Chinesische Gärten werden nie in ihrer Gesamtheit wahrgenommen. Ähnlich der Musik und Dichtung entstehen sie im Laufe einer Entwicklung, die Themen, Rhythmen und Elemente variiert und wiederholt. Dies macht sie stimmig und harmonisch, dies kann als Kern gemeinsamer Merkmale angesehen werden, die den Chinesischen Garten als Typ durch die Zeiten hindurch bestimmen. Mit ihrem Charakter einer aus der natürlichen Landschaft abgeleiteten Komposition zeigen Chinesische Gärten Parallelen zu Traditionen, die in anderen historischen und geographischen Kontexten entwickelt wurden. Chinesische Gärten stehen in grundsätzlicher Harmonie zu Japanischen Gärten, deren Ursprünge von der chinesischen Tradition beeinflusst wurden (I‑7). Beide Gartentypen wollen die grundlegenden Eigenschaften der natürlichen Umwelt in miniaturisierter und metaphorischer Form zur Darstellung bringen. Sie unterscheiden sich allerdings in der Art und Weise dieser Darstellung. Japanische Gärten bevorzugen eine ländlich inspirierte karge Form, ein Understatement in der Gestaltung, das seinen Höhepunkt gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Zen-Klöstern mit der Schaffung der Kare-san-sui fand – Trockengärten, die auf wenige unverzichtbare Elemente reduziert sind: Felsen, Kies und Moose. Die bedeutenden aristokratischen Japanischen Gärten, die wie in China als ein Gang durch verschiedene Szenen angelegt sind, schaffen eine fließendere Bewegung von einer Szene zur nächsten und greifen nicht auf die dezidiert künstlichen visuellen Mittel, etwa die Trennwände zwischen den Gartenbereichen, der chinesischen Tradition zurück (I‑8).

I-6: Haus des Consequa am Stadtrand von Kanton. I-7: Koishikawa Korakuen, Tokio. Der ab 1629 errichtete Garten wurde von einer Ansammlung unterschiedlicher Szenen inspiriert, wie sie für Chinesische Gärten typisch ist. I-8: Shugakuin Rikyu, Kioto. Der Mitte des 17. Jahr­ hunderts angelegte Garten dieser bedeutenden Kaiservilla ist ein Beispiel für einen Wandelgarten, der als eine fließende Route durch verschiedene Szenen gestaltet wurde. I-9: Stowe, Buckinghamshire. Die chinesische und die englische Landschaftsgartentradition schätzen beide eine konstruierte Natürlichkeit.

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I-7 Entwicklung und Typologie

Die auf den ersten Blick bestehende Ähnlichkeit des Chinesischen Gartens mit dem Englischen Landschaftsgarten ist überraschend. Doch die beiden Traditionen gemeinsame Feier des Natürlichen entspringt völlig unterschiedlichen Beweggründen. Der Englische Landschaftsgarten entstand aus einer ins Erzählerische, ja Epische gehenden Begeisterung für das produktive Land; er ist eine romantische Darstellung der vom Menschen bewohnten und im Laufe der Zeit von ihm umgeformten Natur. Im Gegensatz dazu stellt der Chinesische Garten eine höhere natürliche Ordnung dar, von der der Mensch Teil ist und in die er gehört – zumindest während er sich im Garten befindet (I‑9). Mit ihren heutigen Varianten und aktuellen Gestaltungstendenzen sind die historischen Chinesischen Gärten zunächst durch die bestimmende Gegenwart des Wassers und übergreifend durch die Betonung des Natürlichen verbunden. Diese überzeitliche Verbundenheit beschränkt sich nicht auf formale Ähnlichkeiten und trägt sogar über die Unterschiede in den metaphysischen Grundannahmen hinweg, denn der traditionelle ebenso wie der zeitgenössische Ansatz beruhen beide auf der Anerkennung eines dem Menschen eingeschriebenen Bedürfnisses nach fortgesetztem Kontakt mit der Lebenskraft der Natur, auch wenn dieser in destillierter Form erlebt wird, wie es in einem Garten geschieht.

Ethik Der philosophische bzw. metaphysische Kontext, aus dem das Palimpsest der im Chinesischen Garten enthaltenen Bedeutungen im Laufe der Geschichte entstand, war von zwei Hauptlehren gekennzeichnet: dem Konfuzianismus und dem Daoismus6. Diese beiden philosophischen Systeme entstanden im selben Zeitraum, im 6. Jahrhundert v. Chr., einer Zeit bedeutender politischer und gesellschaftlicher Veränderungen. Ihre Ursprünge liegen in den Lehren des Kong Fuzi, des „Lehrmeisters Kong“, der im Westen als Konfuzius (551-479 v. Chr.) bekannt ist, und des Laozi (6. Jahrhundert v. Chr.), des „Alten Meisters“, einer legendären Figur, dem die daoistischen Haupttexte zugeschrieben werden. Der Konfuzianismus als ein Verbund philosophischer Lehren brachte statt einer Religion eine politische Ethik hervor. Soziale Beziehungen und Verpflichtungen stehen im Mittelpunkt seiner Lehren und das zugrundeliegende Prinzip besagt, dass der Einzelne nur in der Gesellschaft Selbsterfüllung finden könne; das oberste Lebensziel wird aus der Rolle und den Handlungen des Einzelnen heraus verstanden und bestimmt. Als Gesellschaftsmodell, als ursprüngliche, spontane und natürliche Gemeinschaftsform gilt die Familie. Der Konfuzianismus beschäftigt sich mit der Funktion des Menschen in einem konkreten Kontext, in der Gesellschaft und in der Familie. Der Daoismus, der im Prinzip der Einheit des Universums seinen Ausgangspunkt hat, lehrt hingegen ein Verständnis des Menschen als Teil einer größeren Ordnung der Dinge: das Ziel des Lebens ist die Suche nach Harmonie mit den Naturkräften.

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Beide Vorstellungen beeinflussten die Gärten Chinas. Der Garten als Teil der Wohnstätte der Familie ist ein Ort der gesellschaftlichen Beziehungen, doch als ein geschützter und abgeschirmter Ort ist er auch ein Raum zur Kontemplation der Natur und Meditation über sie. Die zweifache philosophische Inspiration wird in der radikalen Gegenüberstellung der Konzepte der häuslichen Architektur und des Gartens noch deutlicher: Das erstere folgt einem geometrischen Raster auf Basis von Symmetrie und hierarchischen Beziehungen zwischen Teilbereichen, das letztere bleibt eher im Bereich der Spontanität und Imagination (I‑10). Indem der Garten eine Verbindung mit der natürlichen Welt bietet, kann er vollkommene formale Autonomie genießen, ohne aus der Architektur der Hauptgebäude abgeleitet oder ihr untergeordnet zu werden, wie es in der westlichen Tradition meist der Fall war (I‑11). Folgt die häusliche Struktur den konfuzianischen Prinzipien, so sind die grünen Freiräume mit ihrem Streben nach einer konzentrierten und anspielungsreich aufgenommenen Natürlichkeit eher eine Antwort auf die Gebote des Daoismus und des Buddhismus; letzterer kam als später kultureller und religiöser Import aus Indien nach China und breitet sich dort ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. aus. Diese offensichtlich unterschiedlichen Hintergründe führten nicht zu einer Spaltung. In religiösen Dingen wurde in China Assimilation betrieben. Die konfuzianische Geometrie wurde durch den Daoismus und den Buddhismus mit einer mystischen Naturwahrnehmung verbunden, wie sie sich in der Gartengestaltung äußerte (I‑12). Im Herzen der chinesischen Städte integrierten die zu urbanen Wohnstätten gehörenden Gärten die Essenz der konfuzianischen, daoistischen und buddhistischen Lehren: Sie wurden von hohen Beamten mit der Absicht geschaffen, Momente der Ruhe und der Naturkontemplation zu finden, ohne sich jedoch von ihren Pflichten gegenüber ihren Familien und dem Staat entfernen zu müssen.

1 Eingangshalle 2 Ahnenhalle 3 Halle der fröhlichen Festmähler 4 Halle am kleinen Platz 5 Halle, die sich vor den Berg­ gipfeln verneigt und den Zypressen zugewandt ist 6 Gemach in den Wolken 7 Turm mit Aussicht auf die Berge

8 Halle der Lotosblume 9 Hof der fünf alten Kiefern 10 Pavillon des wahren Vergnügens 11 Halle des schwachen Duftes und der langen Schatten 12 Steinernes Boot 13 Pavillon des fliegenden Wasserfalls 14 Pavillon im Herzen des Teiches

15 Turm zur Befragung der Pflaumenbäume 16 Himmelshaus der Zwillingsdüfte 17 Fächerförmiger Pavillon 18 Wen-Tianxiang-Gedenkpavillon 19 Pavillon der kaiserlichen Stele 20 Turm des hohen und schlanken Bambus 21 Halle des Stehens im Schnee

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I-10: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Eine Pavillonanlage im Inneren des Gartens.

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I-11: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Grundriss des Gartens. I-12: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Mehrere Pavillons sind auf den zahlreichen Felsformationen des Gartens verteilt.

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I-13: Xihu, der „Westsee“, Hangzhou. Eine der drei künstlichen Inseln des Sees.

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I-12 Entwicklung und Typologie

Ursprünge und räumliche Entwicklung Die Gärten der Dynastien des Altertums Die ältesten Vorgänger der Chinesischen Gärten waren die königlichen Jagdgehege und Tierparks der frühesten Dynastien7. Die ersten Berichte über Jagdgehege stammen aus den Königreichen Xia, Shang (ca. 1600-1050 v. Chr.) und Zhou (ca. 1050-256 v. Chr.), teils mystische Dynastien, unter denen Gelände abgegrenzt wurden, die Wasserläufe und -becken, wilde Tiere sowie Pavillons für das höfische Zeremoniell enthielten. Der Besitz von Tiergehegen wurde mit der Zeit zu einem königlichen Attribut. Das Kaiserreich wurde im Jahre 221 v. Chr. gegründet, als sich der Machthaber des Staates Qin nach der Vereinigung des Landes unter dem Namen Shihuangdi, „Erster Kaiser“ (Regierung 221-206 v. Chr.), zum Herrscher von China ausrief; er machte Xianyang im Nordwesten des heutigen Xi’an zu seiner Hauptstadt. In der Nähe von Xianyang wurde der erste bedeutende Park erschaffen: Shanglin, der „Wald des Höchsten“. Zusätzlich zur Nutzung als Jagdgebiet ließ der Kaiser Fragmente von Gärten und Palästen aus eroberten Gebieten dort rekonstruieren und um den symbolischen Wert des Parks zu unterstreichen, sammelte er dort auch Tiere und Pflanzen, die ihm von Vasallenstaaten als Tribut gezollt worden waren. Die folgende Han-Dynastie (206 v. Chr.-220 n. Chr.) errichtete ihre Hauptstadt in der Nähe der Hauptstadt der Qin-Dynastie. Das neue Zentrum wurde Chang’an (heutiges Xi’an) genannt; es war eine lebhafte, weltoffene Stadt und ein wichtiger Handelsplatz, an dem der Ursprung dessen lag, was heute als die Seidenstraße bekannt ist. Der vom vorherigen Kaiser übernommene Shanglin-Park wurde vom sechsten Kaiser der Han-Dynastie, der unter dem Namen Wudi bekannt ist (Regierung 141-87 v. Chr.), erweitert und bereichert. Er brachte Pflanzen und Tiere aus fernen Ländern ein und ließ Pavillons und kleine Tempel errichten sowie eine große künstliche Wasserfläche, den Kunming-See, anlegen. Obwohl der Shanglin weiterhin hauptsächlich als Jagdgehege diente, wurde der Garten mit seinen bewaldeten Höhen, Wasserläufen und -becken zu einer Miniatur des Kaiserreiches selbst. Hier entwickelte sich mit der Zeit eines der Charakteristika der chinesischen Gartenkultur: die Ästhetik einer Sammlung von Landschaften. In diesem Park ließ Wudi eine außergewöhnliche Anlage errichten, die in späteren Perioden noch viele Male kopiert werden sollte: die „Inseln der Unsterblichen”. Der Legende zufolge waren Unsterbliche halbgöttliche Wesen, die dank magischer Kräfte das ewige Leben erlangt hatten; es wurde angenommen, dass sie auf reich bewaldeten, bergigen Inseln jenseits Chinas Küsten lebten. Der Kaiser ließ diese Orte in seinem Park darstellen und drei kleine Inseln in einem künstlichen Wasserbecken namens Taiye-See schaffen (I‑13).

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Während der Han-Dynastie ebneten die Bildung einer neuen Elite von Staatsfunktionären – aristokratischen Gelehrten, die nach strengen Prüfungen auf Basis der konfuzianischen Klassiker in den Beamtenstand berufen wurden – sowie die Möglichkeit privaten Landbesitzes, die es reichen Familien gestattete, ihren beweglichen Besitz durch Landerwerb zu erweitern, den Weg für die Entstehung von Privatgärten. Das Ende der Han-Dynastie führte zur Auflösung des Kaiserreichs und zu einer allgemeinen politischen Instabilität unter den Sechs Dynastien (220-589). Im Kontrast zu den politischen Unruhen jener Zeit, vielleicht auch als Reaktion darauf, waren Natur­ malerei, Architektur und Gartenkunst von einer Ästhetik gelöster Eleganz und Einfachheit durchzogen. Im Gegensatz zu den riesigen Flächen, auf denen die Kaiser ihren Reichtum und ihre politische Macht zur Schau stellten, waren die Privatgärten familiäre und geschützte Orte, an denen man vorübergehend Zuflucht vor dem rauen gesellschaftlichen und politischen Umfeld finden konnte. Die Suche der zunehmend gebildeten Gartenbesitzer nach Möglichkeiten zur Schaffung einer idyllischen Atmosphäre führte zu einer Betonung der literarischen und evokativen Seite des Gartens (I‑14). Bäume, Pflanzengruppen, kleine Hügel und Inseln wurden in Erinnerung an wirkliche Landschaften poetisch arrangiert. Das Heraufbeschwören bekannter chinesischer Landschaften in den Gärten wurde zu einem Grundzug, der die Erfindung von Techniken zum Bau künstlicher Erhebungen und Wasserflächen beförderte (I‑15).

I-14: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Eine auf einer flachen Steinschale arrangierte Mikrolandschaft aus Felsfragmenten und kleinen Pflanzen nähert sich einer natürlichen Landschaft an. I-15: Huqiu Shan, der „Tigerhügel“, Suzhou. Die sorgfältige Gruppierung von Miniaturbäumen und Felsen lässt an Gebirgswände denken. I-16: Suzhou. Die Stadt ist von zahlreichen Kanälen durchzogen. I-17: Suzhou. Der Kanal entlang der südlichen Grenze des „Doppelgartens“ Ou Yuan.

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I-15 Entwicklung und Typologie

Die Gärten der Sui und der Tang Ende des 6. Jahrhunderts vereinigte die Sui-Dynastie (581-618) das Land erneut. Der zweite Kaiser dieser kurzen Dynastie, Yangdi (Regierung 604-617), machte die Stadt Luoyang zur östlichen Hauptstadt des Kaiserreiches und ließ in der Nähe einen riesigen Park anlegen, den „West-Garten“ Xi Yuan. Hier wand sich ein Bach durch 16 kleine Gärten, bevor er in einen großen See mündete, der von drei mit Pavillons geschmückten Inseln gekennzeichnet war. Andere Wasserkanäle verbanden diesen zentralen See mit kleineren Teichen und der Hauptpalast konnte nur durch dieses dichte schiffbare Netzwerk erreicht werden, so dass dem Wasser die Hauptrolle im Garten zufiel. Die Gestalt dieses Fluss-Gartens, dessen Teile mit einem komplexen System aus serpetinenartig gewundenen Kanälen verbunden wurden, zeigt die erheblichen Fortschritte des kaiserlichen Chinas im Bereich des Wasserbaus. Zu höchstem Ausdruck kam dieser technologische Fortschritt in einer eindrucksvollen großlandschaftlichen Leistung der Sui-Dynastie: dem Kaiserkanal. Dabei handelte es sich nicht um einen einzigen Kanal, sondern vielmehr um ein komplexes System aus Wasserbauwerken, das Flüsse, Seen und schon bestehende Kanäle verband und so eine Wasserstraße von etwa 2500 km Länge entstehen ließ. Von der Stadt Hangzhou am südlichen Jangtse-Delta mit ihrer berühmten Seiden-, Tee- und Salzproduktion verlief der Kanal durch die fruchtbarsten Reisanbaugebiete nach Norden in Richtung der Stadt Suzhou; dann wandte er sich Richtung Inland, um an den Gelben Fluss und die Hauptstädte Luoyang und Chang’an anzuschließen und von dort nach Nordosten in das Gebiet des heutigen Beijing weiterzulaufen. Zwischen 605 und 611 ausgehoben, wurde der Kaiserkanal zur wichtigsten Verbindungsader des wiedervereinigten Kaiserreiches8 (I‑16; I‑17). Die folgende Ära der Tang-Dynastie (618-907) war für China eine Zeit bedeutender Entwicklungen und des Wohlstands, künstlerischer Kreativität und des technischen Fortschritts: Das Schießpulver wurde zu dieser Zeit erfunden. Die Parks der Tang-Kaiser ahmten einige Merkmale der Gärten vorangegangener Dynastien nach und bestätigten damit ihre eigene Herrschaft. Wie die Parks aus den Zeiten der Qin und Han, waren die kaiserlichen Gärten der Tang sehr groß und enthielten umfangreiche Sammlungen heimischer und fremder Pflanzenarten, Resultat der Sitte, dem kaiserlichen Hof Tributgaben aus den Provinzen des Reiches zu senden, deren Transport nun durch den Kaiserkanal erleichtert wurde (I‑18; I‑19; I‑20).

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Das zentrale Element der Gartengestaltung blieb, wie schon in der Sui-Dynastie, weiterhin das Wasser. Ein Beispiel dafür ist der prachtvolle kaiserliche Park Huaqing, der von Kaiser Xuanzong (Regierung 712-756), dem sechsten Herrscher der Tang-Dynastie, in der Nähe der kaiserlichen Stadt Chang’an am Fuße der Lishan-Hügel geschaffen wurde. Der um eine Reihe von künstlichen Wasserbecken herum angelegte Park schloss Thermalwasserquellen in den Hügeln mit ein. Die späte Tang-Periode wurde von einem weitverbreiteten ästhetischen Interesse an Felsen gekennzeichnet, die aus Seen oder Flüssen entnommen oder aus Bergen gebrochen wurden. Einzelne verwitterte oder besonders geformte Felsen mit interessanter Kontur oder Farbe wurden auf gemeißelten Podesten platziert oder in Töpfen in Gärten aufgestellt (I‑21; I‑22). Eine Vielzahl von schön geformten Felsen konnten in der „Pingquan-Villa“, Pingquan Zhuang, bewundert werden, einem im Süden der Stadt Luoyang angelegten suburbanen Garten. Geschaffen im Jahre 825 von Li Deyu (787-850), einer der wichtigsten politischen Persönlichkeiten der Tang-Dynastie, war dieser Garten eine Art Freiland-Kabinett der Kuriositäten; exotische Pflanzen und Bäume sowie Felsen von ungewöhnlicher und unwahrscheinlicher Form aus verschiedenen Gegenden Chinas bildeten eine Sammlung, die der Besitzer genau katalogisiert hatte9.

I-18: Nan-Lian-Garten, Hongkong. Der 2006 eröffnete öffentliche Park wird von einem in der Tang-Dynastie entwickelten Gartenstil inspiriert. I-19: Nan-Lian-Garten. Inmitten der Bepflanzung wurden als Blickpunkte phantastisch geformte Felsgruppen angelegt. I-20: Nan-Lian-Garten. Wasser ist das Haupt­ element der Gartengestaltung; der Park ist um zwei künstliche Seen angelegt, die von einem gewundenen Bach verbunden und mit Felsen gesäumt sind. I-21: Qianlong-Garten innerhalb des Ning­shou Gong, des „Palastes des Altwerdens in Frieden“, Verbotene Stadt, Beijing. Ein großer einzelner Felsen auf einem behauenen Marmorsockel bildet den visuellen Höhepunkt dieses kleinen Hofes. I-22: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Eine Felsstruktur über einem künstlichen Teich; der mittlere Felsen namens „Erlesener Jadefelsen“ tritt als Hauptmerkmal in Erscheinung.

I-18 I-19

I-20 Entwicklung und Typologie

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Die Gärten der Song und der Yuan In den folgenden Jahrhunderten nahm das Interesse an Felsen unter der Nördlichen Song-Dynastie (960-1127)10 noch gewaltig zu, und die zuvor von Kennern gepriesenen einzelnen Felsen wurden nun von ganzen Felskompositionen flankiert, die zu einem spezifischen Gestaltungselement Chinesischer Gärten wurden (I‑23). Es war der kaiserliche Park Genyue, der „Nordöstliche Berggipfel“, der den Auftakt zu einem neuen Gartenstil legte, in dem Steinlandschaften dominierten. In Auftrag gegeben von Huizong (Regierung 1101-1125), dem achten Kaiser der Nördlichen Song, wurde der weit ausgreifende Genyue in den Jahren 1117 und 1118 in der Stadt Bianliang (dem heutigen Kaifeng) angelegt, die zur Hauptstadt des Kaiserreichs geworden war und im östlichen Teil Chinas auf einer Ebene südlich des Gelben Flusses lag. Als zentrale Szene beschwor der Park eine bekannte Landschaft herauf, die nahe der Stadt Hangzhou im südöstlichen China gelegene Erhebung des Phönix-Berges. Die Schaffung des Parks bot Gelegenheit zur Erkundung der unterschiedlichen ästhetischen Potenziale von Felsen, und die verschiedenen Kompositionen stellten das gesamte Repertoire an Szenen einer idealen Gebirgslandschaft dar. Felsmassen von vielfältiger Gestalt wurden zusammengetragen, um Hügel und Täler, steile Abhänge und kleine Grotten zu formen, während ein hoher künstlicher Berg mit Doppelgipfel das Bild dominierte. Ein Wasserfall strömte aus seiner Seite und ergoss sich in ein Becken am Fuß der Felskomposition (I‑24). Kaiser Huizong war ein tatkräftiger Sammler von Felsen, Bäumen und exotischen Pflanzen und seine Sammelleidenschaft ließ ihn in Suzhou eine besondere kaiserliche Behörde einrichten, ein „Blumenund Fels-Netzwerk“ zur Suche nach seltenen geologischen und botanischen Exemplaren, die zur Erweiterung der Sammlung im Genyue mit dem Schiff über den Kaiserkanal in die Hauptstadt Bianliang gebracht wurden 11. Während der Herrschaft der Song entwickelte sich die Klasse der Gelehrten zur prägenden Elite der intellektuellen Aufklärung. Literaten und hohe Beamte waren die großen Gartenschöpfer dieser Zeit und der Chinesische Garten gewann nun seinen Status als Ort wissenschaftlicher Studien. Von Gelehrten und Beamten verfasste Gedichte und Schriften über Gärten erlebten in der Song-Dynastie ihre Blütezeit und zeugen von der bedeutenden Stellung, die Gärten in der chinesischen Gesellschaft einnahmen. Ein Beispiel sind die Luoyang mingyuan ji, die Chroniken der berühmten Luoyang-Gärten, die etwa um 1095 von Li Gefei (ca. 1041-1106) verfasst wurden und in denen der klassische Gelehrte

I-23

I-23: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Ein großer einzelner Felsen aus dem Tai-See namens „Wolkenbedeckter Gipfel“ ragt in einem offenen Hof über einem kleinen Teich 6,5 m in die Höhe.

I-25: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Ein bepflanzter künstlicher Hügel versteckt einen kleinen Teich, der von Felsen und einem überdachten Wandelgang gesäumt wird.

I-24: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Eine komplexe Szenerie erinnert an eine sich über einen See erhebende Bergkette.

I-26: Canglang Ting. Der Garten weist als Besonderheit einen Weg auf, der entlang eines außerhalb liegenden, jedoch an den Garten angrenzenden Kanals verläuft.

I-24 Entwicklung und Typologie

die von ihm besuchten Gärten der Stadt Luoyang beschreibt. Dabei handelt es sich um Gärten, die  man langsam entdecken musste; im West-Garten der Familie Dong zum Beispiel „führt ein schmaler Pfad zu einem See, an dessen Südseite eine Halle einem hoch gelegenen Pavillon zugewandt ist. Obwohl die Halle nicht groß ist, führen Biegungen und Windungen tief in ihr Inneres, so dass sich Besucher dort oft verirren.“12 In anderen Gärten dominierte ein überraschender Ausblick oder ein unerwarteter Effekt. Im Ost-Garten der Familie Dong, der von einem großen See beherrscht wurde, „sprudelt das Wasser von allen Seiten in den See, verlässt ihn aber durch verborgene Abflüsse; daher entsteht der Eindruck von unaufhörlichem Zufluss, der den See jedoch nie zum Überlaufen bringt“.13 In anderen Gärten ermöglichten Erhebungen das Einbeziehen der umliegenden Landschaft, wie es im Garten der Familie Hu nördlich des Flusses der Fall war, wo „eine Terrasse mehr als 35 Meilen weite Ausblicke in alle Richtungen erlaubte, einschließlich der Windungen des Flusses Yi und der Mäander des Südlichen Luo Ho; dichte Wälder von Nebel und Wolken beschattet werden; hohe Türme und gewundene Veranden in einem Augenblick versteckt, im nächsten offen liegen; wie es ein Maler auch nach äußerster Besinnung nicht darstellen könnte“.14 Li Gefeis Beschreibung umfasst auch die in den Privatgärten der Stadt verwendete Vegetation. Er  nennt Wacholder, Kiefern, Bambus und Zypressen wiederholt als immergrüne Pflanzen, während seltene, doch intensive Farbtupfer von blühenden Sträuchern und kleinen Bäumen gesetzt wurden – Paulownien, Pfirsich- und Pflaumenbäumen – sowie von Päonien, die laut Li Gefei in allen Gärten Luoyangs angepflanzt wurden: „Es werden viele Blumen in Luoyang kultiviert, doch eine einzige wird nur als ‚die Blume‘ bezeichnet und das ist die Strauch-Päonie. Päonien werden in jedem Garten angepflanzt.“15 In den wohlhabenden südlichen Regionen konnten sich viele Privatgärten entwickeln, genau wie in Suzhou, einer der bevölkerungsreichsten Städte des Kaiserreiches. Als erfolgreicher Handelsplatz mit einem blühenden kulturellen Leben war Suzhou eine der wichtigsten Haltestellen entlang des Kaiserkanals und die Stadt selbst wurde von einem Netzwerk schiffbarer Kanäle durchzogen. Hier lag der Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, ein Garten, der im Jahre 1045 von dem Gelehrten Su Shunqin (1008-1048) nach seinem Rückzug aus dem Amt geschaffen worden war (I‑27). Ursprünglich war der Canglang Ting ein sehr einfacher Entwurf, der mit dem Kontrast zwischen zwei künstlichen Hügeln und einem Spiegelteich spielte (I‑25). Geprägt wurde er jedoch von seiner Lage entlang einem der die Stadt durchziehenden Kanäle; ein dem Kanal zugewandter Pavillon machte diese Verbindung zwischen dem Gartenraum und dem außerhalb liegenden Wasser­lauf deutlich16 (I-26).

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9 8

10 1 Eingangshalle 2 Pavillon mit dem Gesicht zum Wasser 3 Pavillon zum Betrachten der Fische 4 Pavillon zum Vortragen von Gedichten 5 Canglang-Pavillon 6 Pavillon mit dem Duft der Ume 7 Halle der Erleuchtung 8 Welt des Jenseits 9 Turm des Erblickens der Berge 10 Studio des eleganten Bambus 11 Pavillon des Aufblickens 12 Tempel der 500 Gelehrten 13 Haus des reinen Duftes 14 Pavillon der übertriebenen Geste 15 Pavillon der kaiserlichen Stele 16 Haus am Wasser der Lotosblüten 17 Ume-Pavillon

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I-27: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Grundriss des Gartens. I-28: Ein Stadtplan von Dadu, dem heutigen Beijing, zur Zeit der Yuan-Dynastie mit dem künstlich angelegten Taiye-See im westlichen Teil der Kaiserstadt.

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I-29: Beihai-Park, Beijing. Der künstliche See nimmt mehr als die Hälfte des gesamten Parks ein und wird von einer hügeligen künstlichen Insel namens Qionghua Dao, der „Jadeinsel“, dominiert.

I-27 I-28 Entwicklung und Typologie

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Die Mongolen, die China 1279 einnahmen, waren keine großen Gartenbauer, doch Kublai Khan (Regierung 1260-1294), der Begründer der Yuan-Dynastie (1279-1368), erbaute auf der Fläche des heutigen Beijing Dadu, „Die große Hauptstadt“17. Dort begann er mit der Schaffung dessen, was später Teil der sogenannten Beihai- und Jingshan-Parks werden sollte, nämlich der Weiterentwicklung des Taiye-Sees, eines künstlichen Wasserbeckens aus der Zeit der Jin-Herrscher (1115-1234), und der künstlichen Insel, die sich aus ihm erhob, sowie der Gestaltung eines kaiserlichen Gartens im nördlichen Teil der Palaststadt. Diese landschaftlich gestalteten Bereiche, die zu dieser Zeit Teil der Kaiser­ stadt waren, wurden während der folgenden Dynastien stark verändert und dienten schließlich zur Markierung der westlichen bzw. nördlichen Grenze der Verbotenen Stadt (I‑28). Es war zu dieser Zeit, dass Europa zum ersten Mal auf die asiatische Tradition der Gartenkunst aufmerksam wurde. Als erster Abendländer erwähnte sie Marco Polo (1254-1323), der venezianische Kaufmann und Reisende, der China während der Herrschaft Kublai Khans besucht hatte. Sein Bericht über diese abenteuerliche Reise, Die Beschreibung der Welt, enthält mehrere Schilderungen bedeutender Gärten. In seiner Beschreibung der Parks des heutigen Beijing bemerkt er neben der Anwesenheit von wilder Fauna und Flora auch die Fähigkeit, aus dem Nichts ganze naturnahe Landschaften entstehen zu lassen. Das betraf den Bereich neben dem kaiserlichen Palast, wo das Erdreich, das bei der Vergrößerung des künstlichen Taiye-Sees ausgehoben worden war, zur Erweiterung einer hügeligen und mit Wald bedeckten Insel diente (I‑29). Er beschreibt einen „… künstliche(n) Erdhügel, dessen Höhe volle hundert Schritt und dessen Umfang ungefähr eine Meile beträgt. Dieser ist mit den schönsten immergrünen Bäumen besetzt, denn sobald der Großkhan erfährt, daß an irgendeinem Platze ein schöner Baum wächst, läßt er ihn mit allen Wurzeln ausgraben und, wenn er auch noch so groß und schwer ist, durch Elefanten zu diesem Hügel schaffen…“18 Wie Marco Polo sie beschrieb, besaßen die kaiserlichen Gärten von Kublai Khan in ihrer Ähnlichkeit mit altertümlichen Jagdgehegen und auch in dem beibehaltenen Namen des künstlichen Sees archaische Qualitäten: Der Taiye-See war der bekannteste Spiegelteich der Han-Kaiser.

I-29 23

Die Gärten der Ming Die mongolische Yuan-Dynastie wurde gewaltsam von der chinesischen Ming-Dynastie (1368-1644) abgelöst, die in einer Zeit ausgeprägten Nationalgeists regierte. Die Ming suchten alle Spuren der Mongolen auf chinesischem Boden auszulöschen. Als der dritte Ming-Kaiser Yongle (Regierung 14031424) die Hauptstadt endgültig von Nanjing nach Beijing verlegte, wurden die Stadt- und Gartenanlagen Kublai Kahns größtenteils zerstört. Die Ausnahme bildete der große See, der im westlichen Teil der Kaiserstadt ausgehoben worden war, doch sogar dieser wurde gänzlich umgestaltet, nach Süden hin erweitert und in drei länglich geformte Seen namens Drei Meere unterteilt. Drei künstliche Inseln ergänzten die Komposition und beschworen die mythischen Wohnstätten der der Legende nach im Ozean verlorenen Unsterblichen herauf. Gärten und Pavillons standen entlang der Ufer der drei Seen, und der Anlage, die den westlichen Teil der kaiserlichen Paläste umschloss, wurde der Name Xi Yuan, „West-Garten“, gegeben. Die Ming-Periode war geprägt von einer starken Machtzentralisierung und einer zunehmenden Abschottung vor fremden Einflüssen zum Schutz vor Eroberern. Die politische Zentralisierung fand auch im Städtebau Ausdruck. Die Arbeiten im Abschnitt der Drei Meere waren nur ein Teil eines beeindruckenden Plans zur Umwandlung Beijings in eine bedeutende Kaiserhauptstadt (I‑30). Unter Nutzung mancher Grundmauern des Yuan-Beijing bauten die Ming neue Stadtmauern, Paläste, Tempel und Gärten. Der Entwurf der neuen Hauptstadt folgte mit seinem orthogonalen, an den Himmelsrichtungen ausgerichteten und mit hohen Mauern umschlossenen Grundriss den klassischen urbanen Strukturen chinesischer Städte. Im Zentrum des eingefriedeten Rechtecks erhob sich die Verbotene Stadt, eine Stadt in der Stadt, die den Komplex kaiserlicher Paläste, gebildet aus einer Folge großer Innenhöfe und Gebäude entlang einer zentralen Nord-Süd-Achse, enthielt.

I-30: Stadtplan von Beijing während der Qing-Dynastie, mit den Drei Meeren namens Beihai, „Nordmeer“, Zhonghai, „Mittleres Meer“ und Nanhai, „Südmeer“. I-31: Verbotene Stadt, Beijing. Das Goldene Wasser, das sich als künstlicher Kanal durch die Verbotene Stadt windet, wird aus dem Festungs­ graben gespeist. I-32: Verbotene Stadt. Das Goldene Wasser mit seinen Marmorbalustraden fließt bogenförmig durch den ersten gepflasterten Hof zwischen dem MeridianTor und dem Tor der höchsten Harmonie und wird von fünf parallelen Marmor­ brücken überspannt. I-33: Verbotene Stadt. Vier Wachtürme bilden die Eckpunkte der von dem Festungsgraben umgebenen Mauer, die die Verbotene Stadt umschließt. Ein Stichkanal aus dem Beihai speist den Festungsgraben. I-34: Beijing. Der unmittelbar nördlich der Verbotenen Stadt errichtete künstliche Hügel, heute der öffentliche JingshanPark, ist von fünf Gipfeln gekennzeichnet, die jeweils von einem Pavillon geschmückt werden.

I-30 Entwicklung und Typologie

Die Verbotene Stadt war ihrerseits von Mauern eingeschlossen und mit einem breiten Festungsgraben umgeben, von dem aus ein Kanal das Innere der Anlage durchfloss (I‑33). An den ersten Hof der Verbotenen Stadt angepasst, formte der gewundene Verlauf dieses Kanals einen weiten Bogen und wurde von fünf reich dekorierten Marmorbrücken überspannt (I‑31; I‑32). Das zum Bau des Festungsgrabens ausgehobene Erdreich wurde zur Aufschüttung eines künstlichen Hügels, dem „Kohlehügel“ Jingshan, genutzt, der die nördliche Grenze der Verbotenen Stadt markierte19. Er stellte die Vollendung einer Serie natürlicher Elemente dar, die nach den Prinzipien der Geomantik um die Verbotene Stadt herum platziert worden waren: die Biegung des Flusses im Süden, die Drei Meere im Westen und der Hügel im Norden (I‑34). Die Ming-Kaiser waren keine großen Schöpfer neuer Parks, doch erlebten Privatgärten in allen großen Städten während ihrer Herrschaft eine Blütezeit; und sie wurden nicht länger nur von Intellektuellen und Beamten angelegt. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erlebte China einen starken wirtschaftlichen Aufschwung, der in den Anfangsphasen auf die bereits florierende Region Jiangnan südlich des Jangtse konzentriert war. In dieser Gegend und besonders in den Städten Suzhou und Hang­ zhou begannen reiche Händler Gärten zur Verschönerung ihrer städtischen Wohnsitze einzurichten. Aus dieser günstigen Konstellation heraus entstand die Person des Gartenarchitekten, eines Mannes im Dienst privater Bauherren ganz unterschiedlicher Herkunft. Gleichzeitig entstand die erste theoretische Abhandlung über die chinesische Gartenkunst, ein Lehrbuch über Gestaltungsprinzipien und Planungstechniken, das unter dem Titel Yuanye, Die Kunst der Gärten veröffentlicht wurde. Dieses praxisnahe dreibändige Handbuch aus dem Jahre 1634 war das Werk von Ji Cheng (1582-?), einem Meisterplaner seiner Zeit, der eine Reihe von typischen Lösungen für Gartenentwürfe mit Bezug auf ihre Lage vorschlug und eine umfassende Auswahl an Elementen zur Gestaltung der verschiedenen Gartenbereiche empfahl20.

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Die Gärten der Qing Die letzte Kaiserdynastie, die Qing (1644-1911), kam aus der Mandschurei. Wegen ihrer fremden Herkunft betrieben sie großen Aufwand, um vom chinesischen Volk akzeptiert zu werden, und übernahmen viele der unter der vorangegangen Dynastie entwickelten Gestaltungsweisen. Eindrucksvolle neue Parks entstanden ebenso wie Privatgärten, die bis wenigstens zum Ende des 18. Jahrhunderts hin die Tradition lebendig fortführten. In dieser Zeit entwickelte sich die Gartengestaltung in Nord und Süd unterschiedlich. Das kalte und trockene Klima des Nordens sowie die begrenzte Auswahl an Baumaterialien ließen insbesondere in Beijing und Umgebung einen soliden und nüchternen Stil entstehen. Die südlichen Gärten, besonders die in den Städten in der Nähe des Jangtse – Suzhou, Hangzhou, Yangzhou – waren eleganter, offener und heller. Der Grund liegt im milderen und feuchteren Klima, das eine üppige Vegetation begünstigte, und in den Blütephasen, die bedeutend länger anhielten als im Norden. Die Unterschiede machten sich auch an den Gartenbauwerken bemerkbar: Die Gärten des Südens hatten Pavillons mit Dächern vorzuweisen, deren Krümmung an den Ecken des Dachs steiler verlief als bei denen in den Gärten des Nordens (I 35; I 36); auch waren die den Freiflächen zugewandten Wände und Fassaden mit viel mehr Öffnungen durchbrochen, um so die Innen- und Gartenräume der Wohnpavillons enger miteinander zu verbinden21 (I‑37). Während die Privatgärten aufgrund der größeren Dichte in den Städten bescheidenere Dimensionen annahmen als in der Ming-Zeit, verhalfen Gestaltungstechniken selbst auf beschränkter Fläche zu einer großen Vielfalt an visuellen Effekten. Das Geheimnis dieser abwechslungsreichen Vielfalt liegt in verschiedenen Methoden der visuellen Segmentierung eines Gartens mittels Abfolgen von unterschiedlichen Ausblicken. Ein bewundernswertes Beispiel einer stark artikulierten Gestalt auf kleiner Fläche ist der „Doppelgarten“ Ou Yuan in Suzhou (I‑38). Er nimmt 8000 m² ein, wurde in der frühen Qing-Zeit geschaffen und 1874 erweitert. Der Garten gliedert sich in zwei durch den Wohnbereich getrennte Hauptteile – den Östlichen und den Westlichen Garten. Ein Steingarten aus Seesteinen kennzeichnet den Westlichen Garten, während der Östliche Garten um einen länglichen Teich

I-35 Entwicklung und Typologie

I-37: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Die vielen Öffnungen, Blenden und das Gitterwerk in den Wänden der Gartenpavillons stellen eine Kontinuität zwischen Innen und Außen her.

I-35: Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“, Beijing. Ziegeldächer mit leicht geschwungener überstehender Traufe sind für die Garten­ pavillons in Nordchina charakteristisch. I-36: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Die Pavillons der Gärten der südlichen Regionen Chinas besitzen Dachformen mit steil ansteigenden Kanten.

I-38: Ou Yuan, der „Doppelgarten“, Suzhou. Grundriss des Gartens.

16

4 15 A Westlicher Garten B Östlicher Garten

5 14

1 Eingangshalle 2 Sänften-Halle 3 Halle des Weintragens 4 Mehrgeschossiges Gebäude 5 Bibliothek-Turm 6 Altes Haus der gewebten Gardinen 7 Pavillon der Langlebigkeit 8 Adelshalle 9 Wogenkissen des Einsiedlerpärchens 10 Inmitten von Bergen und Wasser 11 Kuixing-Pavillon 12 Haus zur Ausübung des Daoismus 13 Pavillon meiner Liebe 14 Pavillon zum Betrachten des Mondes 15 Studio zum Zurückbringen der Tintenplatte 16 Schilfbedeckte Hütte an der Ecke zur Stadt

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1. Entrance Hall 2. Sedan Chair Hall 3. Carrying Wine Hall 4. Multy-storied Building 5. Library Tower 6. Old House of Woven Courtains 7. Longevity Pavilion 8. Hall of Nobility

9. Hermit Couple‘s Pillow of the Waves 10. Amongst the Mountains and Water 11. Kuixing Pavilion 12. House of Practicing Daoism 13. My Love Pavilion 27 14. Moon Viewing Pavilion 15. Ink Slab Returning Studio 16. Thatched Cottage at the City Corner

herum angeordnet ist und von einem künstlichen Berg aus gelbem Granit beherrscht wird. Der Teich wird von einer Brücke in Zickzackform überspannt und grenzt an Felsen und Pavillons (I‑39; I‑40). Im Laufe des 18. Jahrhunderts dienten die urbanen Gärten von Suzhou sowie die natürlichen Landschaften in der Nähe des Unterlaufs des Jangtse als eine Inspiration für die Gestaltung der großen kaiserlichen Gärten. Durch Anspielungen auf bekannte Orte des südlichen Chinas oder sogar Nachbildungen versuchten die Qing-Kaiser die Atmosphäre des Südens in ihre suburbanen Parks bei Beijing zu holen22. Während der Herrschaft dreier aufeinander folgender Kaiser dieser Dynastie, Kangxi (Regierung 1662-1722), Yongzheng (Regierung 1723-1735) und Qianlong (Regierung 1736-1795) erlebte die Gartenkunst in China ihre Blütezeit. Sie wetteiferten mit der Anlage neuer Parks und ihre Sommerresidenzen in der Nähe der Hauptstadt wurden zu Reichen der experimentellen Gestaltung (I‑41). Die Residenz Bishu Shanzhuang, die „Bergvilla, in der man der Sommerhitze entflieht“, wurde in einem bergigen Gebiet nordöstlich von Beijing in der Nähe der Stadt Chengde errichtet (I-42). Die Arbeiten am Park begannen 1703 unter Kaiser Kangxi und dauerten fast ein ganzes Jahrhundert. Ein Tal mit vielen bewaldeten wogenden Erhebungen öffnete sich im südlichen Abschnitt in ein flaches Gebiet, wo die kaiserlichen Paläste errichtet wurden. In kleinerem Maßstab waren diese mit einer Abfolge von Innenhöfen an die Verbotene Stadt angelehnt. Nach Norden hin, auf der Rückseite des privateren Bereichs, wurde ein großer naturnaher See ausgehoben. Zahlreiche Inseln waren mit Brücken verbunden, Pavillons, Tempel und andere Bauwerke standen locker um die Ufer und auf den den Park umgebenden Höhenzügen (I‑43). Einige Jahre später, im Jahre 1709, begannen im Nordwesten der Stadtmauern von Beijing auf einer Ebene mit zahlreichen Wasserquellen die Bauarbeiten zu dem, was zu Yuanming Yuan, dem „Garten der Vollkommenheit und des Lichts“, werden sollte. Die Grundfläche umfasste etwa 300 ha und wurde im Laufe des Jahrhunderts ständig erweitert; 1860 wurde die Anlage während eines anglofranzösischen Feldzugs im Zusammenhang mit der Forderung nach ausgedehnteren Handelsprivilegien zerstört. Sie bestand aus drei individuellen Gärten, die voneinander

I-39: Ou Yuan, der „Doppelgarten“, Suzhou. Felsstruktur im westlichen Gartenabschnitt. I-40: Ou Yuan. Der von einer Zickzackbrücke überspannte Teich erstreckt sich im östlichen Gartenabschnitt. I-41: Anonymer Hofkünstler, Kaiser Qianlong beobachtet Pfauen beim Radschlag. Qing-Dynastie. Tinte und Farbe auf Seide, 340 x 537 cm. I-42: Leng Mei, Der Sommersitz in Chengde. Qing-Dynastie. Wandrolle, Farbe auf Seide, 254,8 x 172,5 cm. I-43: Bishu Shanzhuang, die „Bergvilla, in der man der Sommerhitze entflieht“, Chengde. Grundriss des Parks.

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I-40 Entwicklung und Typologie

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unabhängig und doch verbunden waren: Changchun Yuan, „Garten des ewigen Frühlings“, Qichun Yuan, „Garten der zehntausend Quellen“, und Yuanming Yuan. Letzterer war der größte und gab der gesamten Anlage seinen Namen (I‑44). Während bergige Höhen den Bishu Shanzhuang beherrschten, wurden die verschiedenen Abschnitte des Yuanming Yuan von einem Netz aus Wasserläufen und -flächen verbunden. Die drei visuell durch künstliche Hügel getrennten Gärten lagen um Seen von verschiedener Größe und waren mit serpentinenförmigen Kanälen verbunden. Zur gesamten Anlage gehörten Hügel, Täler und Felsformationen sowie eine Vielzahl von Palästen, Pavillons und kleinen Gärten, die in größere Grünräume eingesetzt waren, wodurch sich ständig wechselnde Aussichtspunkte boten. Wegen seiner großen Dimensionen, gestalterischen Komplexität und seiner Funktion als Repräsentation kaiserlicher Würde nannten die europäischen Jesuiten, die Yuanming Yuan im 18. Jahrhundert besuchten, ihn das „Versailles Chinas“ 23.

I-44: Tang Dai und Shen Yuan, Vierzig Ansichten des Yuanming Yuan, 1747. Band 1, Szene Nr. 8, Shangxia Tianguang, „Himmlische Klarheit am Firmament und hienieden“. Tinte und Aquarellfarbe auf Seide. I-45: Xihu, der „Westsee“, Hangzhou. Einer der Dämme über den Westsee. Die besondere Morphologie des Ortes war eine der Inspirationsquellen für die Erweiterung des kaiserlichen Parks Yihe Yuan in Beijing. I-46: Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“, Beijing. Grundriss des Parks.

I-47: Yihe Yuan. Der Park wurde als Gegenüberstellung des steilen Hügels der Langlebigkeit und des großen Kunming-Sees entworfen. Der See erstreckt sich vor dem Hügel und nimmt drei Viertel des gesamten Parks ein.

5

6 I-48: Yihe Yuan. Die Insel des Südsees wird über die marmorne „Brücke der 17 Bögen“ erreicht. 1

I-49: Yihe Yuan. Die „Suzhou-Straße“, an der zwei Ladenreihen die Kanalufer säumen, sollte die Kanäle von Suzhou evozieren.

2

3 4

1 Hügel der Langlebigkeit 2 Kunming-See 3 Insel des Südsees 4 Brücke der 17 Bögen 5 Suzhou-Straße 6 Garten des harmonischen Interesses

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I-44 I-45 I-46 Entwicklung und Typologie

500 m

Kaiser Qianlong war ein wahrer Landschaftssammler; im Jahre 1771 bestellte er aus Suzhou ein Modell eines dortigen Gartens mit Namen Shizi Lin, „Löwenwald“, der für seine einem versteinerten Wald ähnelnden Felsformationen berühmt war. Basierend auf diesem Modell ließ er zwei Nachbildungen anfertigen: eine im Garten Changchun Yuan und eine weitere in der Sommerresidenz Chengde24. Der Nachbau bekannter natürlicher oder künstlicher Landschaften sollte noch großartigere Ergebnisse in einer dritten Sommerresidenz der Qing-Zeit zeitigen, in Qingyi Yuan, dem „Garten der klaren Wellen“, in dem die übergreifende Komposition von der natürlichen Landschaft des „Westsees“ Xihu inspiriert wurde, einem großen, auf drei Seiten von hohen Hügeln umgebenen See westlich von Hangzhou (I‑45). Zwischen 1750 und 1764 westlich des Yuanming Yuan erbaut, wurde dieser späte kaiserliche Park zweimal von Truppen westlicher Staaten zerstört. In beiden Fällen wurde er auf Geheiß von Kaiserinwitwe Cixi (18351908) wieder aufgebaut und erhielt nach dem ersten Wiederaufbau seinen heutigen Namen: Yihe Yuan, „Garten der Harmonie“ (I‑46). Der Entwurf des 300 ha großen Parks konzentriert sich auf die stimmige Komposition eines erhabenen Gipfels und eines großen Sees, die beide künstlich angelegt sind. Der Hügel namens Wanshou Shan, „Hügel der Langlebigkeit“, nimmt die nördliche Seite ein; von dichten Wäldern bedeckt, wird er von Tempeln, Pavillons und Gärten geschmückt, die sich über seine unregelmäßigen Abhänge erstrecken und die durch gewundene Wege verbunden sind. Am Fuße des Hügels erstreckt sich ein gewaltiger See nach Süden, inspiriert durch den Westsee von Hangzhou (I‑47). Diese Wasserfläche, die der kaiserlichen Tradition folgend ebenfalls den Namen Kunming-See trägt, bildet das Hauptelement der Komposition und erstreckt sich über drei Viertel der Parkfläche. Eine kreisrunde künstliche Insel, die durch eine lange Marmorbrücke mit dem Ufer verbunden ist, wurde im südlichen Seeabschnitt aufgeschüttet (I‑48). Am nordwestlichen Abschnitt verjüngt sich der Kunming-See zu einem Kanal und entlang seines Wasserlaufs wird ein weiterer bekannter Ort heraufbeschworen, der weder Garten noch natürliche Landschaft, sondern Teil einer Stadt ist: die Kanäle von Suzhou und das angeregte Handelstreiben an ihren Pieren. Es ist die Suzhou-Straße mit ihren Reihen aus niedrigen Gebäuden, die einst dem Kanal zugewandte Ladengeschäfte beherbergte. Als Kaiser Qianlong sie errichten ließ, stellten sie mit ihrer Imitation eines städtischen Handelsviertels einen lebenden Mikrokosmos dar25 (I‑49).

I-47 I-48

I-49 31

Der Chinesische Garten in der Moderne Die beiden von der Kaiserinwitwe Cixi beauftragten Wiederaufbauten des Parks Yihe Yuan stellen in einer Zeit großer politischer Unruhen das letzte grüne Bollwerk kaiserlicher Macht dar. Es scheint, dass Cixi den ersten, im Jahre 1888 durchgeführten Wiederaufbau mit Geldern finanzierte, die zur Erweiterung der Flotte vorgesehen waren; die Kaiserin sah in dem Wiederaufbau des Parks ein wirksameres Signal zur Bekräftigung der kaiserlichen Vorherrschaft. Der zweite Wiederaufbau, der 1903 verbissen durchgeführt wurde, war von der Kaiserinwitwe als kraftvoller symbolischer Akt gedacht, als ein extremer Versuch, die Leistungsfähigkeit der kaiserlichen Familie im Umgang mit dem internen Chaos und den fremdstaatlichen Herausforderungen zu demonstrieren, während zugleich der Niedergang der Familie verschleiert wurde (I‑50). Im Laufe der Zeit waren die kaiserlichen Gärten zu einem beständigen Wahrzeichen des chinesischen Kaiserreichs geworden und der Wiederaufbau des Yihe Yuan, so episch oder tragisch man das Unterfangen auch sehen mag, ist ein Musterfall des Widerstandes einer archaischen Welt gegen die aufgezwungene und gewaltsame Modernisierung, der das Land im 20. Jahrhundert unterzogen werden sollte. Mit Gründung der Republik China 1912 wurde der letzte Qing-Kaiser Pu Yi, genannt XuantongKaiser (1906-1967; Regierung 1909-1911), abgesetzt und in den nördlichen Teil der Verbotenen Stadt verbannt. Dies sicherte immerhin auch den Bestand der kaiserlichen Gärten innerhalb der Mauern der Anlage26 und der Sommerresidenz Yihe Yuan, wo sich bis 1924 der größte Teil des Lebens Pu Yis und seines Hofes abspielte. Indessen ließ sich der Präsident der neuen Republik im Gebiet der Drei Meere westlich der Verbotenen Stadt nieder, wo seine Residenz und Regierungsräume im südlichen Teil des Parks untergebracht wurden; ab jenem Zeitpunkt wurden diese Bereiche vom nördlichsten See, dem Beihai-See, abgetrennt, der daraufhin zusammen mit den umliegenden Grünflächen zu einem öffentlichen Park umgewandelt wurde (I‑51), wie andere kaiserliche Parks auch. In Beijing geschah dies mit dem Erntealtar, einem geweihten Ort südwestlich der Verbotenen Stadt, an dem die Kaiser den Gottheiten der Erde und der Feldfrüchte Opfer dargebracht hatten. Im Jahre 1914 wurde dieser Ort zu einem öffentlichen Park namens „Central Park“ (dem heutigen Zhongshan-Park): Allein der vom Park in New York übernommene Name macht schon deutlich, welche Rolle die Modernisierung bei seiner Umwandlung spielte.

I-50: Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“, Beijing. Der südliche Hang des Hügels der Langlebigkeit mit Blick auf den Kunming-See. I-51: Beihai-Park, Beijing. Grundriss des Parks. I-52: Beihai-Park. Eine der beiden Brücken, die die Qionghua-Insel mit dem Park verbinden.

I-50 Entwicklung und Typologie

1. E 2. S 3. R 4. J 5. W 6. S 7. S 8. N 9. F 10. 11.

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6 9

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1

5

4

1 Osttor 2 Südtor 3 Runde Stadt 4 Jadeinsel 5 Weiße Dagoba 6 Studio der bemalten Boote 7 Studio des ruhigen Herzens 8 Neun-Drachen-Mauer 9 Fünf-Drachen-Pavillon 10 Beihai-See 11 Westtor 0

50

100

500m

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11

3

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Während des langen Verlustes der Ordnung, den China während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit den internen Konflikten zwischen Kriegsherren, dem Bürgerkrieg und der japanischen Invasion erlitt, fielen viele Gärten der kaiserlichen Familie, auch einige zu Tempeln gehörige und private Freiflächen, zunehmend in einen Zustand der Verwahrlosung. Die wenigen nach der Gründung der Volksrepublik China unter Mao Zedong im Jahre 1949 neu geschaffenen Parks und Gärten waren vorwiegend von funktionalem Charakter und strenger, monumentaler Gestalt. Einige historische Gärten fielen während der Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976 der Zerstörung anheim, da sie nicht länger als kulturelles Erbe angesehen wurden; andere blieben nur deshalb verschont, weil sie von Regierungsbehörden oder wichtigen Mitgliedern der kommunistischen Partei genutzt wurden. Erst in den 1980er Jahren begann man die historische Gartentradition erneut zu schätzen, zu erforschen und als einflussreichen Beitrag zur kulturellen Identität Chinas anzuerkennen27. Ein Symbol dieses erneuten Interesses ist der kleine Garten um den Hauptsitz der Bank of China in Hongkong, der ab 1982 von dem chinesisch-amerikanischen Architekten I. M. Pei aus New York konzipiert wurde (I‑53). Der Fels- und Wassergarten bezieht die geometrischen dreieckigen Linien, die das Profil des Stahl- und Glasturms der Bank prägen, mit ein und interpretiert die traditionellen Stilelemente des Chinesischen Gartens in vollständig neuartiger Form (I‑54; I‑55). Die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2008 in Beijing verwandelte das Stadion, das für dieses Ereignis von den schweizerischen Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron unter Mitwirkung des chinesischen Künstlers und Architekten Ai Weiwei errichtet worden war, in eine Bühne für die chinesische Geschichte und Kultur. Die Abfolge choreographischer Szenen aus Chinas langer Geschichte hatte eine klare Botschaft: Sie zeigte die Entschlossenheit des Landes, seine Identität mit dem Gewicht seiner außergewöhnlichen Geschichte und der Beständigkeit seines kulturellen Erbes zu bestätigten. Außerhalb des Stadions unterstreicht das Olympische Grün (2003-2008) das Prinzip der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart im Namen der dem globalen Kessel beigemischten chinesischen Tradition (I‑56). Das Olympische Grün, das im Rahmen des zunächst von Sasaki Associates erstellten Masterplans entstand, besteht aus dem Olympischen Zentralbereich, dem neuen städtischen Park entlang der olympischen Veranstaltungsorte, sowie dem Olympischen Waldpark, der von einem Team unter Leitung des Architekten Hu Jie entworfen wurde und die olympische Anlage nach

I-53: Bank of China, Hongkong. Grundriss des Bankturms und des umgebenden Gartens, 1989 fertiggestellt. I-54: Bank of China. Der Fels- und Wassergarten verbindet die moderne Sprache mit traditionellen Elementen. I-55: Bank of China. Der Garten geht mit einer Anlage aus kleinen Wasserfällen, die zahlreiche Becken auf unterschiedlichen Ebenen speisen, auf die Hanglage ein. I-56: Olympisches Grün, Beijing. Das von Jacques Herzog und Pierre de Meuron entworfene „Vogelnest“ fungiert als unverwechselbares Wahrzeichen für den südlichen Abschnitt des Parksystems.

I-53 Entwicklung und Typologie

I-55 I-54

I-56 35

I-57 Entwicklung und Typologie

Norden hin schließt28 (I‑57). Schon die Lage der beiden Parks in der Stadtstruktur zeugt von dem Wunsch, an die Vergangenheit anzuschließen: Der Olympische Zentralbereich, ein Park in linearer Form, bildet eine direkte Verlängerung der Zentralachse der Verbotenen Stadt nach Norden (I‑58). Er erweitert dadurch das Rückgrat, entlang dessen die kaiserliche Hauptstadt seit der Yuan-Ära ausgerichtet wurde, und verbindet die vergangenen Blütezeiten Chinas in der Verbotenen Stadt mit den für die Zukunft erhofften Glanzzeiten, verkörpert durch die olympische Anlage 29. Der Olympische Waldpark mit seinen künstlichen Hügeln schließt diese Achse nach Norden hin mit einem oft in chinesischen Parks verwendeten Gestaltungselement ab: Erhebungen und Vegetation sollen Schutz vor dem von der Geomantik als unheilvoll angesehenen Norden bieten30 (I‑59). Auch innerhalb der beiden Parks kommt die Tradition des Chinesischen Gartens voll zur Geltung. Das Olympische Grün ist um einen gewundenen Fluss herum angelegt, der von Norden her in einen See im Herzen des Olympischen Waldparks mündet, dessen gezackte Kontur einen Drachenkopf andeutet. Entlang der Ufer erinnert eine Reihe von auf Terrassen angelegten Landschaften an Reisfelder (I‑60). Hinter dem See liegt ein künstlicher Hügel, von dessen felsigen Abhängen Erinnerungen an die kaiserlichen Parks der Qing-Dynastie widerhallen. In einer in ihrer semantischen Direktheit fast schon karikaturhaften Wendung nimmt die starke und allgegenwärtige Metapher des kaiserlichen Chinas, der Drache, seinen Platz im Herzen der Anlage ein, um die Verbindung mit der Vergangenheit heraufzubeschwören, während Wasser, Felsen, künstliche Hügel und Reisfelder die Landschaftstradition in neuen gestalterischen Formen interpretieren. Sie setzen auf diese Weise jene unendliche Suche nach der Bedeutung und dem Wesen des Natürlichen fort, in der der Chinesische Garten seinen Ursprung nahm (I-61).

I-57: Olympisches Grün, Beijing. Masterplan mit Olympischem Zentralbereich und Olympischem Waldpark. Das Parksystem wurde 2008 fertiggestellt. I-58: Olympischer Zentralbereich, Beijing. Der um einen geschwungenen Bach herum angelegte Olympische Zentral­ bereich ist ein linearer Park entlang der für die Olympischen Spiele 2008 errichteten Sporteinrichtungen. I-59: Olympischer Waldpark, Beijing. Künstliche Aufschüttungen aus Erdreich, das auf den Baustellen ausgehoben wurde, bestimmen einen hügeligen Schleier im nördlichen Parkabschnitt. I-60: Olympischer Waldpark. Der Park schließt die zentrale Achse, entlang der sich Beijing im Laufe der Zeit entwickelte, nach Norden hin ab. I-61: Olympischer Waldpark. Eine Pflanzenkläranlage ist Teil eines aufwändigen autarken und sich selbst regulierenden Wassersystems.

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I-62: Houtan-Park, Shanghai. Der 2010 fertiggestellte Park ist um eine Pflanzenkläranlage herum angeordnet, die als ein System zur ökologischen Wasseraufbereitung und zum Hochwasserschutz entworfen wurde. I-63: Houtan-Park. Aus zurückgewonnenen Industriematerialien geformte kleine Strukturen, die Schutz vor Sonne und Regen bieten, wurden in die Matrix der ökologisch wiederhergestellten Landschaft eingesetzt. I-64: Houtan-Park. Strukturen, die an die industrielle Vergangenheit des Ortes erinnern, wurden an ihrem Platz belassen und bekamen neue Funktionen, wie die Hängenden Gärten.

I-65 I-63 I-64 Entwicklung und Typologie

Funktionen und Nutzungen In jüngster Zeit entstanden in China viele ganz neu angelegte öffentliche Parks. Die umfangreichsten von ihnen wurden aus Anlass großer Ereignisse geplant, mit denen die Umgestaltung ganzer städtischer Gebiete einherging und die der Welt das zeitgenössische China vorstellen sollten: so die Olympischen Spiele 2008 mit dem soeben beschriebenen Olympischen Grün oder auch der seit 2007 in Shanghai als Teil der Expo 2010 entstandene Houtan-Park, entworfen von dem Landschaftsarchitekten Kongjian Yu, dem Gründer des Büros Turenscape in Beijing (I-62). Letzterer bietet Spazierwege durch reiche und vielfältige Flora, offene Räume zur Freizeitgestaltung und für Geselligkeiten sowie Ruhebereiche zur Erholung und Einkehr. Doch in diese funktionale, auf das Wohlbefinden des Besuchers ausgelegte Gestaltung sind kompositionelle Elemente zur Beflügelung von Phantasie und Erinnerung eingebunden. Der Park erstreckt sich auf einer Industriebrache entlang des Huangpu-Flusses, die einstmals von einem Stahlwerk und einer Werft eingenommen wurde. Dieser degradierte Raum wurde mittels einer regenerativen Gestaltungsstrategie wiederhergestellt, bei der die Fläche in ein lebendes System mit großem Nutzen für die Umwelt, von der Nahrungsmittelproduktion bis zur Wasseraufbereitung, umgewandelt wurde (I‑63). Dieser Park ist somit ein öffentlich zugängliches Feuchtgebiet, das Fragmente der einst entlang des Flusses existierenden Kulturlandschaft sowie dessen industrielle Vergangenheit einbezieht, und zwar in einem Kontext, der die Zukunft unserer postindustriellen ökologischen Zivilisation symbolisiert. Mit seiner Bildungsabsicht und seiner ästhetischen Form wird hier eine Synthese des kulturellen und des natürlichen Gedächtnisses des Ortes versucht (I‑64). Mit einer solchen Art der Verbindung von Erholungs- und Repräsentationsaufgaben, von visuellen und intellektuellen Anregungen, von physischer und kontemplativer Aktivität mit Reminiszenzen an die Vergangenheit des Ortes bieten Chinas neue öffentliche Parks ein Kompendium an Nutzungsmöglichkeiten, das Chinesische Gärten auch in ihrer Entwicklung im Laufe der Zeiten erfüllt haben. Die repräsentative Funktion nahm zu Anfang eine zentrale Rolle ein, seit den ersten bekannten Parks der Herrscher der frühesten Dynastien, die im Wesentlichen zwar gewaltige, hauptsächlich als Jagdgehege abgezäunte Grundflächen mit Wäldern und Seen waren, in denen aber auch die Versöhnungsriten, die Teil der kaiserlichen Pflichten waren, durchgeführt wurden. Mit der Festigung der Zentralmacht nahm der Wert der kaiserlichen Parks als Ausdruck dieser Macht noch zu: Sie wurden zum Schauplatz von Hofritualen und Staatsangelegenheiten. Von den Herrschern in Auftrag gegebene und in Serie kopierte Gemälde sowie Gedichte, die zuweilen von den Kaisern selbst verfasst wurden, gaben Kunde von der prachtvollen Gestalt dieser aufwändigen grünen Architekturen und unterstrichen ihre feierliche Funktion. Dies waren die Orte, an denen Botschafter und ausländische Delegationen empfangen wurden. Im Jahre 1793 wurde die englische Auslandsvertretung unter Lord Macartney zuerst in Chengde in der Residenz Bishu Shanzhuang und dann in der Residenz von Yuanming Yuan empfangen. Die Kaiserinwitwe Cixi lud die Frauen westlicher Botschafter in Beijing nach Yihe Yuan in ihre Sommerresidenz ein. Privatgärten, die in kleinerem Maßstab die Rolle der kaiserlichen Gärten kopierten, wurden ebenfalls als Orte zur kultivierten Demonstration des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Status des Eigentümers verstanden, in denen Freunde zwanglos unterhalten sowie auch Bankette, Festessen und musikalische Veranstaltungen abgehalten werden konnten. Dies wurde vor allem nach dem 16. Jahrhundert mit der Zunahme am rein ästhetischen Interesse an der Gartengestaltung und an gesellschaftlichen Aktivitäten in Gärten offensichtlich. Die Gärten der Literaten und hochrangigen Staatsbeamten der Ming-Zeit wurden mehr und mehr zu Schauplätzen von Wettbewerben in Geschmacksfragen, Orte zur Bewirtung von Freunden und Bekannten sowie zur Pflege von gesellschaftlichen Beziehungen. Ähnlich war es in den kaiserlichen Gärten. Auch an sportlichen Aktivitäten fehlte es nicht; während in der Han-Zeit Cuju gespielt wurde, ein den Adligen vorbehaltenes chinesisches Fußballspiel, widmete man sich in der Tang-Dynastie vermehrt dem Jiju oder Polo, das möglicherweise aus Indien eingeführt wurde.

39

Der Brauch, Privatgärten für Besucher zu öffnen, ist sehr alt; während der Song-Zeit wurden die Päoniengärten von Luoyang und andere private Adelsgärten sowie auch manche städtische Gärten zumindest zeitweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht 31. Während der Ming-Zeit waren außerdem einige kaiserliche Gärten und die Gärten des kaiserlichen Erbadels für Besucher geöffnet. Gleichzeitig wurden Chinesische Gärten als private Rückzugsräume geschätzt, die Raum für die abgeschiedene Meditation boten. Die von hohen Beamten, die sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatten, geschaffenen Privatgärten waren Orte von zurückhaltenderem Charakter, vor allem der Reflexion und dem Studium zugedacht. In den zeitgenössischen Beschreibungen erscheinen diese meist städtischen Gärten oft als eine Art Zufluchtsort, in denen sich ihre Besitzer wenigstens vorübergehend von ihren täglichen Angelegenheiten absondern und aufs Neue die nötige Gelassenheit für das Leben außerhalb der Gartenmauern finden konnten. Privatgärten waren, zumindest teilweise und zu bestimmten Zeiten, produktive Einnahmequellen. Der Rückzug aus dem öffentlichen Leben, das konfuzianische Ideal der Selbstversorgung und die Suche nach authentischer Einfachheit schlossen die Möglichkeit nicht aus, dass der ästhetische Genuss von einem wirtschaftlichen Nutzen aus landwirtschaftlicher Produktion begleitet werden konnte. Viele Grünflächen bereicherten den Tisch und verbesserten die finanzielle Situation ihrer Eigentümer. Während der Song-Zeit war Luoyang für seine Zierpflanzenproduktion bekannt, vor allem für seine Päonien, die in besonderen Gärten von berühmten Gärtnern gezüchtet und in ganz China verkauft wurden. Der Beamte Sima Guang (1019-1086) zog in seinem Dule Yuan, dem „Garten des abgeschiedenen Vergnügens“ in der alten Hauptstadt Luoyang, Heilpflanzen den Zierpflanzen vor. Ihr Verkauf stellte auch eine Einkommensquelle dar, da sie in der chinesischen Medizin eine wesentliche Rolle spielten. Der Chinesische Garten stellt in dieser Weise auch eine Art autarker Landschaft dar, indem er seinem Eigentümer Ruhe und Ansehen bietet, für das tägliche Leben des Haushalts nützliche Erzeugnisse hervorbringt und ein Einkommen durch den Verkauf dieser Produkte auf den städtischen Märkten garantiert 32. Das Vorhandensein einer Nutzwirtschaft ist auch für die Gärten der Ming-Zeit dokumentiert. Der Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, in Suzhou in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts geschaffen und seither oft verändert, enthielt in seinem längst verschwundenen ursprünglichen Entwurf eine beträchtliche Anzahl nützlicher Pflanzen, einschließlich Obstbäumen, Zypressen und Wacholder sowie Heilpflanzen, und im Spiegelteich des Gartens wurden Fische gezüchtet 33. Nach dem 16. Jahrhundert schwand diese produktive Nutzung. In einigen Landschaftsarchitekturprojekten dieser Jahre lässt sich eine Wiederaufnahme des Konzepts des Chinesischen Gartens als eines produktiven Ortes erkennen, eines Konzepts, das in der historischen Entwicklung nach dem 16. Jahrhundert verschwunden war. Von chinesischen Kulturlandschaften mit ihren Feldern und Pflanzungen inspiriert, entdecken heutige Landschaftsarchitekten die ästhetische Qualität des Gartenbaus wieder neu (I‑65).

I-65: Houtan-Park, Shanghai. Der Park präsentiert mit heimischen Getreidesorten bepflanzte Felder, die an Shanghais Kulturlandschaften erinnern.

I-62 Entwicklung und Typologie

1: Cibot schreibt: „Es ist die große Kunst dieser Gärten, die Natur in ihrer ganzen Einfachheit zu kopieren, ihre Unordnung zu vermeiden und unter dem Schleier ihrer Unregelmäßigkeit zu verbergen.“ Cibot, Pierre-Marital, „Essai sur les jardins de plaisance des Chinois“, in Mémoires concernant l’histoire, les sciences, les arts, les mœurs, les usages, & c., des Chinois: par les Missionnaires de Pékin, Band VIII, Paris, Nyon, 1782, S. 318. 2: Cibot, Pierre-Martial, „Le Jardin de Sée-Ma-Kouang“, in Mémoires …, Band II, Paris, Nyon, 1777, S. 643.

Hang­zhou). Nach der Invasion der im zen­ tralen Norden Chinas gelegenen Regionen durch die Jurchen und der Eroberung Bianliangs im Jahre 1127 suchte der Hof im Süden des Landes Schutz, wo so die Südliche Song-Dynastie entstand. Die Jurchen gründeten im Norden des Landes die Jin-Dynastie und wurden im Jahre 1234 von den Mongolen bezwungen. Siehe Keay, China…, S. 327-350.

gewidmet und enthält eine Studie zum Bau künstlicher Hügel sowie zur Auswahl der Steine für Gärten mit Hinweisen, wo man diese finden kann. Das letzte Kapitel des dritten Bandes stellt die Komposition verschiedener Szenen und ihrer Abfolge im Inneren des Gartens dar. Zu Ji Cheng und Yuanye siehe die Bibliographie. 21: Siehe Sun, Dazhang, „The Qing Dynasty“, in Steinhardt, Nancy S. (Hrsg.), Chinese Architecture..., S. 297-298.

11: Eine Studie über den Genyue findet sich bei Hargett, James M., „Huizong’s Magic Marchmount: the Genyue Pleasure Park of Kaifeng“, Monumenta Serica, 38 (1988-1989), S. 1-48.

22: Siehe Jia, Jun, „Les Jardins du Jiangnan dans l’art paysager à Pékin, pendant les Ming et Qing“, in Baud-Berthier, Gilles, Couëtoux, Sophie und Chiu, Che Bing, Le Jardin du lettré: Synthèse des arts en Chine, Besançon, Les Éditions de l‘Imprimeur, 2004, S. 173.

3: Cibot, Pierre-Marital, „Essai…“, S. 318. 4: Macartney, George, An Embassy to China: Being the Journal Kept by Lord Macartney during His Embassy to the Emperor Ch’ien-Lung, 1793-1794, hrsg. von J. L. Cranmer-Byng, London, Longmans, 1962, S. 271.

12: Zitiert in Li, Gefei, „Famous Gardens of Luoyang“, herausgegeben und übersetzt von Philip Watson, in Studies in the History of Gardens & Designed Landscape, 24, 1 (2004), S. 42.

5: Das waren die Worte Chen Congzhous, einem bedeutenden chinesischen Experten auf diesem Gebiet, zur Charakterisierung von Chinesischen Gärten, wie dokumentiert in Zhou, Hui, „The jing of a perspective garden“, Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes, 22, 4 (2002), S. 326, Anmerkung 139.

14: Zitiert ibid., S. 47.

6: Siehe Hu, Dongzhu, The way of the virtuous: the influence of art and philosophy on Chinese garden design, Beijing, New World Press, 1991.

16: Zur Geschichte des Canglang Ting und der im Laufe der Zeit am Garten durchgeführten Veränderungen siehe Xu, Yinong, „Interplay of Image and Fact: the Pavilion of Surging Waves, Suzhou“, Studies in the History of Gardens & Designed Land­ scapes, Chinese Gardens II, 19, 3/4 (1999), S. 288-301.

7: Ein historischer Überblick über diese Gehege findet sich bei Schafer, Edward H., „Hunting Parks and Animal Enclosures in Ancient China“, Journal of the Economic and Social History of the Orient, 11.3 (Okt. 1968), S. 318-343. Für einschlägige Literatur mit einer übergreifenden Darstellung der historischen Entwicklung Chinesischer Gärten siehe Titley, Norah und Wood, Frances, Oriental Gardens, London, British Library, 1991, S. 70-98; Valder, Peter, Gardens in China, Portland, Or., Timber Press, 2002; Keswick, Maggie, Der Chinesische Garten, Stuttgart, Ulmer, 2003 2 (The Chinese Garden, London, Frances Lincoln, 20032); Fang, Xiaofeng, The Great Gardens of China: History, Concepts, Techniques, New York, Monacelli Press, 2010. 8: Mit der Zeit verfielen Stücke des ursprünglichen Kaiserkanals. Die tatsächliche Länge des Kaiserkanals ist anerkanntermaßen 1794 km. Zum Kaiserkanal siehe Needham, Joseph, Science and Civilization in China: Volume IV, Physics and Physical Technology, Part 3, Civil Engineering and Nautics, Cambridge, Cambridge University Press, 1971, S. 306-319; siehe auch Keay, John, China. A History, London, Harper Press, 2008, S. 230-232. 9: Siehe Yang, Xiaoshan, „Li Deyu’s Pingquan Villa: Forming an Emblem from the Tang to the Song“, Asia Maior, 17, 2 (2004), S. 45-88. 10: Die Dynastie der Song wird chronologisch in zwei Perioden unterteilt: die Nördliche Song mit der Hauptstadt Bianliang und die Südliche Song (1127-1279) mit der Hauptstadt Lin’an (dem heutigen

23: Dieser Vergleich kann z. B. gefunden werden in: Attiret, Jean-Denis, „Lettre du frère Attiret de la Compagnie de Jésus, peintre au service de l’empereur de Chine, à M. D’Assaut, Pékin le Ier novembre 1743“, in: Lettres édifiantes et cu­r ieuses, écrites des missions étrangères, par quelques Missionnaires de la Compagnie de Jésus, Band XXVII, Paris, Guerin, 1749, S. 43; in Cibot, Pierre-Martial, „Notices de quelques Plantes, Arbriesseaux, etc. de la Chine“, in: Mémoires…, Band III, Paris, Nyon, 1778, S. 443. Zu einem aktuellen Vergleich von Versailles mit Yuanming Yuan siehe: Thomas, Greg M., „Yuanming Yuan/Versailles: Intercultural Interaction Between Chinese and European Palace Cultures“, Art History, Feb. 2009, S. 115-143. Zu jesuitischen Beschreibungen Chinesischer Gärten siehe: Rinaldi, Bianca Maria, The „Chinese Garden in Good Taste“: Jesuits and Europe’s Knowledge of Chinese Flora and Art of the Garden in the 17th and 18th Centuries, München, Meidenbauer, 2006.

13: Zitiert ibid., S. 42.

15: Zitiert in Métailié, Georges, „Gardens of Luoyang: The Refinements of a City Culture“, in Conan, Michael und Wangheng, Chen (Hrsg.), Gardens, City Life and Culture: A World Tour, Cambridge, Mass., Harvard University Press, 2008, S. 32.

17: Zu Dadu, Hauptstadt der YuanDynastie, siehe Steinhardt, Nancy S., Chinese Imperial City Planning, Honululu, Hi., University of Hawaii Press, 1990, S. 154-160. Zu einem historischen Exkurs zur Entwicklung Beijings von seiner Entstehung bis in die jüngste Zeit siehe Greco, Claudio und Santoro, Carlo, Beijing. The new city, Mailand, Skira, 2008. Siehe auch Rowe, Peter G., East Asia Modern. Shaping the contemporary city, London, Reaktion Books, 2005.

24: Siehe Jia, Jun, „Les Jardin…“, S. 175-176. 25: Ein ähnliches, wenn auch viel größeres Viertel, fast schon eine Miniaturstadt, muss auch innerhalb des kaiserlichen Parks Yuanming Yuan existiert haben. Der französische Jesuit Jean-Denis Attiret beschrieb sie in seinem berühmten Brief aus Beijing aus dem Jahre 1743. Die Miniaturstadt in Yuanming Yuan war ein lebhafter Ort, der von Eunuchen für den Kaiser und seinen Hof unterhalten wurde und wo Spiele und andere Darbietungen aufgeführt wurden. Siehe Attiret, Jean-Denis, „Lettre…“, S. 22-29.

18: Marco Polo, Von Venedig nach China. Die größte Reise des 13. Jahrhunderts, hrsg. von Theodor A. Knust, Stuttgart/ Wien, Europäische Bildungsgemeinschaft,1983, S. 144. 19: Zu einer Erörterung Beijings während der Zeit der Ming und Qing siehe: Steinhardt, Nancy S., Chinese Imperial City Planning, Honululu, Hi., University of Hawaii Press, 1990, S. 169-178. Zum Bau der Verbotenen Stadt und der Veränderungen während der Zeit der Ming und Qing siehe: „Palaces and Retreats“, in Rawski, Evelyn S. und Rawson, Jessica (Hrsg.), China. The Three Emperors, 1662-1795, London, Royal Academy of Arts, 2005, S. 54-60.

26: Dazu gehören der Yuhua Yuan, der kaiserliche Garten im Norden der kaiserlichen Paläste, und der Qianlong-Garten in der Anlage Ningshou Gong, dem „Palast des Altwerdens in Frieden” im nordöstlichen Quadranten der Verbotenen Stadt, der 1689 errichtet und von Kaiser Qianlong ab 1771 erweitert wurde und wohin er sich 1795 nach seiner Abdankung zurückzog.

20: Das Handbuch von Ji Cheng umfasst drei Bände. Der erste enthält allgemeine Prinzipien: die Beurteilung des Ortes, allgemeine Gestaltung und Gartenbauwerke; der zweite behandelt Balustraden; der dritte Band ist Türen und Fenstern, Bodenbelägen und Außenwänden

27: Die Arbeit des wegweisenden chinesischen Bauhistorikers Liu Dunzhen, Suzhou gudian yuanlin, Die Klassischen Gärten von Suzhou, die für die Erforschung der

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traditionellen Gärten in China von herausragender Bedeutung ist, wurde 1979 veröffentlicht. 28: Im Jahre 2002 gewann das US-amerikanische interdisziplinäre Entwurfs- und Planungsbüro Sasaki Associates Inc. nach einem geladenen internationalen Designwettbewerb den Auftrag für den Masterplan des Olympischen Grüns. Der Masterplan (2003) wurde in Zusammenarbeit mit dem Beijing Tsinghua Urban Planning & Design Institute der Tsinghua-Universität in Beijing weiterentwickelt. Von 2004 bis 2005 beendete ein großes Team unter Führung des Hauptdesigners Hu Jie, Direktor der Planning & Design Branch of Landscape Architecture, Beijing Tsinghua Urban Planning & Design Institute an der Tsinghua-Universität, die Umsetzung des Olympischen Waldparks. Das 2008 vollendete Projekt lief unter Zusammenarbeit mit: China Research Center of Landscape Architecture Design and Planning (Beijing), Top Sense Landscape Design Co. Ltd. (Beijing), Beijing Beilin Landscape Architecture Institute Co. Ltd., Beijing Institute of Landscape and Traditional Architecture Design and Research, Beijing Zhongyuan Engineering Design & Consulting Co. und China Urban Construction Design & Research Institute (Beijing). Der Olympische Zentralbereich wurde von einem Team aus den folgenden Büros und Instituten entworfen: Beijing Institute of Architectural Design, Beijing General Municipal Engineering Design & Research Institute, China Research Center of Landscape Architecture Design and Planning (Beijing), Beijing Institute of Water, Beijing Urban Engineering Design & Research Institute Co. Ltd. 29: Zu einer Erörterung der urbanen Eingriffe im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen siehe Selugga, Malte, „The Dragon’s Tail“, Topos 63 (2008), S. 15-21. 30: Siehe Belle, Iris, „Beijing Olympic Forest Park. The Axis to Nature“, Topos 63 (2008), S. 25. 31: Clunas, Craig, Fruitful Sites. Garden Culture in Ming Dynasty China, London, Reaktion Books, 1996. 32: Métailié, Georges, „Some hints on ‘Scholar Gardens’ and plants in traditional China“, Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes 18, 3 (1998), S. 250. Zu dem nützlichen Aspekt von Gärten siehe auch Clunas, Craig, Sites... 33: Clunas, Craig, Fruitful Sites…, S. 22-59.

Evolution and Typology

Kapitel 2

Komposition und Effekte 43

Die rasch fortschreitende Urbanisierung und die bemerkenswerte wirtschaftliche Entwicklung Chinas in den letzten Jahrzehnten hatten verheerende Auswirkungen auf das Kultur- und Naturerbe des Landes. In den letzten Jahren sind regionale und lokale Behörden zunehmend auf die beträchtlichen Umweltprobleme aufmerksam geworden. Sie haben Entwicklungsstrategien neu überdacht und die Landschaftsarchitektur zumindest teilweise als ein Werkzeug akzeptiert, das zur Verringerung der Umweltbelastung und zur Erneuerung sanierungsbedürftiger Flächen beitragen kann. Symbolisch für diese Tendenzen stehen zwei Projekte von Turenscape: der Werftpark in Zhong­shan (2000-2001) in der Provinz Guangdong (II-1) und der Yongning-Park (2002-2004), ein urbaner Uferpark entlang des Flusses Yongning in der Küstenstadt Taizhou südlich von Shanghai. Ziel beider Projekte ist die Zurückeroberung verlassener und von Altlasten verunreinigter Industrieflächen. Dazu werden die Flächen wieder für die kollektive Nutzung hergestellt, indem die vormalige Nutzung des jeweiligen Ortes visuell dargestellt wird, während gleichzeitig seine neue Bestimmung als öffentlicher Raum herausgearbeitet wird (II-2). Die visuell dargestellte Geschichte führt den Besucher mittels eines Wegesystems durch eine Folge von Bereichen unterschiedlichen Charakters, deren Torzugänge durch farbige Sichtblenden hervorgehoben werden.

Räumliche Artikulation Die in diesen aktuellen Beispielen angewandte Strategie der räumlichen Gliederung ruft Erinnerungen an eine typische Kompositionstechnik der historischen Chinesischen Gärten wach: die Erzählung einer Geschichte in Episoden mit malerischen Ausblicken, deren Aneinanderreihung den Besucher in den Bann visuellen Erlebens zieht (II-3). Den Einfluss dieser Strategie auf die Gartenkunst verdeutlicht ein langer Brief des französischen Jesuiten Jean-Denis Attiret (1702-1768), den er am 1. 11. 1743 in Beijing verfasste und in dem er den kaiserlichen Garten von Yuanming Yuan in der Nähe der Hauptstadt beschrieb. Dieser Brief sollte die Geschicke des Chinesischen Gartens in Europa prägend beeinflussen, obgleich der Absender in den einleitenden Zeilen die Schwierigkeit der selbstgestellten

II-1: Werftpark in Zhongshan. Eine Struktur namens „Roter Kasten“ aus rot gestrichenen Stahlplatten erinnert an die Kulturrevolution. Der Park wurde 2000-2001 angelegt. II-2: Yongning-Park, Taizhou. Farbige Boxen sind über den 2002-2004 entworfenen Park verteilt und schaffen bevorzugte Aussichtspunkte. II-3: Werftpark in Zhongshan. Der öffentliche Park entstand durch die Wiederherstellung eines ehemaligen Industriegeländes. II-4: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Ein Pavillon über einem

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II-3 Komposition und Effekte

Bach bietet einen privilegierten Aussichtsbereich. II-5: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Möglichkeiten zur Gartenerkundung bieten eine dunkle Öffnung in der Felsstruktur (links), ein überdachter Wandelgang (Mitte) und ein Durchgang (rechts). II-6: Yi Yuan, der „Garten der Wonne“, Suzhou. Ein gewundener überdachter Wandelgang grenzt die geschützte Innenwelt ab. II-7: Yu Yuan. Ein Gang im Felsen, verbunden mit einem überdachten Wandelgang, führt zu einem Pavillon.

Aufgabe beschrieb: „… da hier nichts unserer Bauweise und unserer Architektur gleichkommt… kann nur das Auge das wahre Konzept erfassen.“1 Als dieser Brief geschrieben wurde, befand sich die europäische Gartentradition noch fest in Hand der geometrischen Raumgliederung, die von einer systematischen, bei der zentralen Achse einsetzenden Hierarchie perspektivischer Ansichten bestimmt wurde. In dem von Attiret beschriebenen Garten gab es jedoch keine dominierenden, den ganzen Park durchziehenden Linien: Der Park glich eher einer Folge verschiedenartiger Räume und Szenen. Seine räumliche Aufteilung unter besonderer Betonung der Augenfreuden war daher für einen gebildeten westlichen Beobachter nur schwer zu beschreiben. Selbst indem er eingestand, wie schwer ihm eine Beschreibung des Gartens fiel, machte Attiret deutlich, wie sehr der Garten ihn visuell beeindruckte. Die Vision eines Chinesischen Gartens verschmilzt zu einer Folge emotionaler, aus ästhetischer Verführung und Entdeckergeist gespeister Momente: Erhebungen, Sichtblenden, Pavillons und Wege mit scheinbar zufälligen Windungen stören und verändern die Wahrnehmung des Raums, verbergen seine Ausdehnung und die Ordnung seiner Abschnitte und unterteilen den Gesamtentwurf in eine Reihe unterschiedlicher Szenen (II-4). Das Ergebnis ist eine verschlungene Komposition, die nicht nur ein ästhetisches Ziel hat, sondern auch die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den zu durchquerenden Raum lenken und ihn bewegen will, die Welt außerhalb des Gartens zu vergessen (II-5). So war es kein Zufall, dass einige der Pavillons, die für anspruchsvollere intellektuelle Tätigkeiten wie das Studieren oder das Schreiben vorgesehen waren, nur nach Passieren steiniger und gewundener Wege erreicht werden konnten. (II-6). Der Raum des Chinesischen Gartens ist ein geistiger Raum, erzeugt von einem kompositionellen Mechanismus. Auf geschwungenen Wegen wandelnd, taucht der Besucher zunehmend in die Komposition ein und vergisst, was außerhalb der Gartengrenzen liegt (II-7). Diese ursprüngliche Kompositionsmethode beruht auf zwei Traditionen. Einerseits spiegeln Chinesische Gärten die Prinzipien des Feng Shui (der Gesamtheit des geomantischen Regelwerks) wider, das die allgemeinen Regeln für die Anordnung von Fülle und Leere sowie für die Anlage der Wege vorgibt. Andererseits geht der Garten auf das Verlangen nach einer Fülle von Mikrolandschaften ein, nach einer in Episoden unterteilten Komposition, die den Mustern der Landschaftsmalerei sehr

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nahe kommt. Diese beiden Inspirationsquellen vereinten sich im Laufe der Zeit und haben Gärten von unverwechselbarem Charakter entstehen lassen, so dass sich schwer mit Sicherheit feststellen lässt, aus welchen Motiven bestimmte räumliche Anordnungen hervorgegangen sind. Wenn es beispielsweise um Fußwege geht, lehnt das Feng Shui gerade Wegverläufe als unglücksbringend ab und zieht Wege vor, deren Zickzack-Verlauf negative Energien aufhält (II-8). Diese Regel, die von der Gartenarchitektur ohne weiteres übernommen wurde, spielt auch bei der Gliederung des gesamten Gartenraums in eine Folge von Szenen, die voneinander verborgen liegen, eine große Rolle (II-9).

Olympischer Waldpark 5. Ringstraße Nord

Olympischer Zentralbereich

Nationalstadion – „Bird’s Nest“ 4. Ringstraße Nord

Beitucheng-Straße

3. Ringstraße Nord

2. Ringstraße Nord

Trommelturm

Jingshan-Park

Verbotene Stadt

Platz des himmlischen Friedens

II-8 II-9

II-10 Komposition und Effekte

Feng Shui Die allgemeinen Gestaltungsprinzipien Chinesischer Gärten, wie etwa die Bestimmung der korrekten Lage des Gartens in Bezug auf die Gebäude, sind stark von geomantischen Praktiken beeinflusst, einem Begründungszusammenhang, der im chinesischen Altertum zur Erklärung natürlicher Phänomene und überhaupt des Daseins entwickelt wurde. In den letzten Jahrhunderten wurde er als Feng Shui – Wind und Wasser – bekannt. Die Geomantik ist eine Mischung aus mystischer Philosophie, Aberglaube, gesundem Menschenverstand und ästhetischen Konzepten; sie ist beseelt von dem Prinzip, dass eine harmonische Umgebung nicht nur ein ruhiges, sondern auch ein glückliches Leben begünstigt. Ihr liegt die Überzeugung zugrunde, dass die Umwelt von einer lebenswichtigen Energie durchsetzt sei, einem kosmischen Atem namens Qi, einer dynamischen positiven oder auch negativen Lebenskraft, die sich entlang der Landschaftszüge über die Erde bewegt und sich dabei den Tälern, Flüssen, Bergen, dem Geländegefälle, der Vegetation, Bodenbeschaffenheit und deren Zusammenspiel mit vom Menschen geschaffenen Bauwerken anpasst. Die Ströme des glücksverheißenden Qi folgen der natürlichen Morphologie und es wird angenommen, dass sie das Schicksal Einzelner beeinflussen können. Es ist daher unerlässlich, für alle weltlichen Stätten dieses Lebens – und darüber hinaus – den richtigen Ort und die richtige Ausrichtung zu finden. Ob es sich um eine Stadt, ein Haus oder eine Grabstätte handelt, alle menschlichen Bauwerke müssen in Einklang mit dem Atem der Erde stehen, um die positiven Einflüsse zu nutzen und die negativen namens Sha, die aus einem schlecht fließenden Qi entstehen, zu vermeiden2. Jede Veränderung der Landschaft, jede von Menschenhand errichtete Konstruktion beeinflusst den Strom des Qi. Daher wurde ein Regelwerk entwickelt, das noch heute aktuell ist und das jegliche Bautätigkeit von Gebäuden bis hin zu landschaftlichen Eingriffen steuert. Grundregel ist die Ausrichtung der Gebäude nach Süden hin, aber ihre Positionierung in Bezug auf die Topographie ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Als besonders günstig gelten Lagen in flachen Gebieten, die nach Süden hin offen, aber vor ungünstigen Winden aus dem Norden durch Hügel und Berge geschützt und an den anderen Seiten von leichten Erhebungen eingefasst sind. Das Gelände muss trocken sein, aber von einem gewundenen Bach durchlaufen werden, der möglichst von Nordwesten nach Südosten fließt3. In früheren Zeiten wurden die Wahl eines Ortes und die Planung einer Stadt genauso wie die eines Gartens oder eines Parks von den Prinzipien des Feng Shui geleitet. Vor Baubeginn wurde ein Geomantiker konsultiert. Er überprüfte den Ort und seine Wasserressourcen, die für Wohlergehen und Glück standen, und gab dann die korrekte Ausrichtung vor. Für Gärten bestimmte er die Lage der Grünflächen in Bezug auf die Hauptgebäude und die Platzierung der verschiedenen Gartenelemente4. Falls der gewählte Ort trotz günstiger Einschätzung nicht alle gewünschten Charakteristiken voll erfüllte, konnte eingeschritten und die Gestalt des Ortes erheblich verändert werden. Auf diese Weise und gemäß der topographischen Prinzipien wurde der bewaldete Hügel Jingshan, jetzt das zentrale Element von Beijings Jingshan-Park, dem kaiserlichen Park gegenüber dem Nordtor der Verbotenen Stadt, zum Schutz des kaiserlichen Palastes und der Verbotenen Stadt vor bösen Einflüssen aus dem Norden aufgeschüttet. Nach gleichem Muster schufen die Gartenarchitekten des neuen Olympischen Waldparks in Beijing den Berg Yangshan, der die südliche Seite des Parks und im weiteren Sinne die gesamte Metropole schützt 5 (II-10). Bei der Erschaffung des kaiserlichen Parks Yuanming Yuan wurde das natürliche Wassersystem nach Vorgaben eines Geomantikers umfangreichen Änderungen unterzogen. Die Quellen im südwestlichen Teil des Gartens wurden umgeleitet und nach Nordwesten verlegt, so dass das Wasser gemäß den geomantischen Prinzipien von Norden her in den kaiserlichen Garten floss und im Südosten hinauslief6 . II-8: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Eine nach den Prinzipien des Feng Shui gestaltete Steinbrücke windet sich über das Wasser. II-9: Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, Suzhou. Eine Zickzackbrücke führt vom Hauptweg zu einem Inselpavillon.

II-10: Die Verbotene Stadt und der Olympische Waldpark wurden auf derselben idealen Nord-SüdAchse angelegt. Beide Anlagen werden entsprechend den Prinzipien des Feng Shui von einem künstlichen Hügel im nördlichen Quadranten geschützt.

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II-11: Shizi Lin. Der Abfluss des Wassersystems befindet sich in einem kleineren Becken im südöstlichen Quadranten. II-12: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Der Wasserfall im nordwestlichen Quadranten speist das Wasser­ system des Gartens.

II-15: Bank of China, Hongkong. Vor dem Haupteingang zur Empfangshalle des Bank of China Tower ist ein Goldfischteich angelegt. II-16: Bank of China. Der den Turm umschließende Fels- und Wassergarten wurde nach den Prinzipien des Feng Shui entworfen.

II-13: Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“, Beijing. Unregelmäßig angepflanzte Bäume behindern ungünstige Einflüsse. II-14: Shizi Lin. Der Spiegelteich, um den der Garten angelegt ist. Nach der Lehre des Feng Shui sammeln sich im Wasser wohltuende Energien.

II-11 II-13

II-12 II-14 Komposition und Effekte

In einem anderem Maßstab war der Garten eine wichtige Ergänzung zur Wohnstätte, da mit seinen Bestandteilen wie Wasser, Felsen, Hügeln und Bäumen alle Mängel des Standortes korrigiert und dessen Potenzial verbessert werden konnte. Bei Bedarf brachte der Planer kleine künstliche Hügel aus Erde oder Felsen ein oder schirmte die ungünstigen Quadranten mit kleinen Wäldchen ab; sodann gab er den besten Weg vor, den das Wasser beim langsamen Durchfließen des Gartens nehmen sollte. So wurde auch im Fall von Shizi Lin – dem „Löwenwald“ – vorgegangen, einem Garten, der ursprünglich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Suzhou entstand und in dem ein Wasserfall im nordwestlichen Quadranten eine Serie von Wasserbecken speist, die die gesamte Grünfläche ringförmig umgeben, um dann im Südosten zu münden (II-11; II-12). Da man annahm, dass die ungünstigen Einflüsse des Sha linear verlaufen, bevorzugte man gewundene, die natürliche Landschaft nachahmende Wege. Waren Bereiche unumgänglich, deren Lage den Strom ungünstiger Einflüsse mit sich brachte, wurden ihre Mängel mit einer Reihe von Hilfsmitteln gemildert. Der Sha konnte nämlich durch Wände, Felsgrüppchen oder unregelmäßig angeordnete Baumgruppen blockiert werden (II-13), und die Planer konnten außerdem dazu beitragen, dass die positiven Ströme, einmal gesammelt, nicht wieder auseinandergetrieben wurden. Aus diesem Grund waren die Gärten immer von Mauern umgeben und wiesen auch interne Unterteilungen auf, von engen Öffnungen durchbrochene Trennwände, deren Aufgabe der Erhalt jener positiven Energien war, die durch den Durchfluss des Qi entstanden waren. Ebenso galten Wasserbecken als Orte, an denen sich die wohltuenden Energien des Qi sammelten – einer der Gründe, aus denen ihnen eine zentrale Position im Garten zugewiesen wurde (II‑14). Die Regeln der Geomantik beeinflussen bis heute die Ausrichtung großer Gebäudekomplexe und die Gestaltung vieler Grünflächen. Als I. M. Pei den Bank of China Tower entwarf, wurde entschieden, dass eine gute Geschäftsentwicklung gefördert werden könnte, indem trotz der geringen Grundstückgröße der Tower von drei Seiten mit einem Wassergarten umgeben würde, der auf der Südseite des Gebäudes vor dem Haupteingang zur Empfangshalle in ein Becken mit Goldkarpfen mündete (II‑15). Diese Gartengestaltung ist trotz der Inspiration durch uralte geomantische Praktiken hochmodern (II‑16). In größerem Maßstab ist der neue Botanische Garten in Chenshan bei Shanghai ein modernes Beispiel, das von einem Team unter der Leitung der deutschen Landschaftsarchitekten Donata und Christoph Valentien7 2010 entworfen wurde (II‑17). Der Garten wird von einer Krone künstlich angelegter, baumbewachsener niedriger Erhebungen umschlossen. Im südlichen Bereich befindet sich ein gewundener Teich, während ein großer Hügel den nördlichen Teil markiert. Die Anlage folgt also den Prinzipien des Vorsehens umschließender Mauern, eines Schutzes nach Norden hin und eines Wasserbeckens; überdies weist der Garten auch einen Bach auf, der ihn nach Süden hin durchfließt. Es versteht sich von selbst, dass sich der Eingang des Botanischen Gartens an der Südseite befindet.

II-15

II-16 49

II-17: Botanischer Garten Shanghai, Chenshan. Gesamtplan. Die von 2005-2010 errichtete Anlage ist von einem Ring aus Erhebungen umgeben. II-18: Shen Zhou (1427-1509), Reise in den Xishan-Bergen, Handrolle, Ming-Dynastie.

II-17 II-18 Komposition und Effekte

Malerei und Dichtung Während die allgemeine Anordnung der primären Elemente des Chinesischen Gartens durch die Befolgung der Prinzipien des Feng Shui bestimmt wird, ergibt sich dessen erzählerische Qualität aus einer bildlich dargestellten Beschreibung. Sie wird aus einer Reihe von Ausblicken auf eine bewunderungswürdige Landschaft konstruiert, aus einer Art symbiotischen Entwicklung im Einklang mit Malerei und Dichtung. Dieses Verschmelzen unterschiedlicher Einflüsse ist auf den Umstand zurückzuführen, dass von den Mitgliedern der herrschenden Elite Chinas, von der die hochrangigen Staatsbeamten gemäß den konfuzianischen Prinzipien gewählt wurden, ein Studium der Malerei, Dichtung und Kalligraphie verlangt war. Der Zusammenschluss dieser Künste prägte auch die Merkmale der Gärten, deren Eigentümer größtenteils der Klasse der Gelehrten-Beamten des vielseitig einsetzbaren Staatsadels entstammten. Gegen Ende der Tang-Dynastie, Mitte des 9. Jahrhunderts und zu einer Zeit politischer Turbulenzen in China, hatten die stilistischen Prinzipien der Landschaftsmalerei zu maßgeblicher Ausdrucksform gefunden. Sie konnte sich zu einem eigenständigen Genre entwickeln und verkörperte nun das Verlangen des gebildeten Menschen, seiner Alltagswelt zu entfliehen und eine enge spirituelle Beziehung zur Natur zu suchen. Als die Tang-Dynastie zusammenbrach, führte das Konzept des Rückzugs in die Welt der Natur zu einem thematischen Schwerpunkt in den Künsten. Konfrontiert mit dem Zusammenbruch der menschlichen Ordnung, suchten die Gelehrten in der natürlichen Welt nach Beständigkeit. Maler stellten die dramatischen Aspekte der chinesischen Landschaft wie Berge und Hügel, tiefe Schluchten, nebelgefüllte Täler, Flüsse und Wasserfälle dar – abgeschiedene Orte des Rückzugs aus dem Chaos des Dynastiezerfalls und der anschließenden Zeit der Spaltungen 8. Ihre Arbeiten führten diese Künstler auf starkem, doch biegsamem Papier aus, so dass diese auf Leinwand geklebt und zu langen Rollen aneinandergefügt werden konnten, die dann senkrecht angeordnet an Wände gehängt oder in horizontaler Ausrichtung zu Handrollen geformt wurden. Sie können mehrere Meter lang sein und Gemäldezyklen oder einen ganzen natürlichen Mikrokosmos in sich bergen. Rollen dieser Art werden an einem Stab befestigt und auf einem Tisch von rechts nach links flach abgerollt, wobei der Betrachter nie mehr als ein Segment sieht. Die horizontale Rolle ist ein einzigartiges visuelles Instrument, mit dem sich der Betrachter durch eine Zusammenstellung verschiedener Szenen bewegen kann, die in linearer Abfolge aneinander anknüpfen, verschiedene Fluchtpunkte haben und unmerklich ineinander übergehen. Der Betrachter wird Teil der sich abwickelnden Landschaftsrolle und betritt die Welt des Künstlers mit ihren gewundenen Bergwegen, Gipfeln und Bächen (II‑18). Diese alte Technik hallt in den Videoanimationen zur Visualisierung moderner Projekte nach, wie beispielsweise bei Turen­scape, wo die gewöhnliche Videostrategie des „Überfliegens“ eines Geländes vor diesem Hintergrund der traditionellen horizontalen Handrollen an kultureller Tiefe gewinnt 9. Der Chinesische Garten ist von ebendiesem Geist der Wanderung durch eine facettenreiche Landschaft inspiriert. Genau wie die Handrollen niemals ganz ausgebreitet und in ihrer Gesamtheit betrachtet werden, so wird auch die „grüne Architektur“ so geplant, dass sie niemals als Ganzes wahrgenommen werden kann. Eine Rolle abzuwickeln bedeutet, einer Geschichte zu

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folgen; analog dazu betrachtet eine Person, die einen Garten erlebt, eine Reihe von miteinander in Verbindung stehenden Szenen, die in ähnlicher Weise eine räumliche Geschichte erzählen. Auch die Tradition, einigen Elementen – einem Pavillon oder einem Gartenabschnitt – poetische Namen zu geben, betont die Wahrnehmung des Gartens als eine geplante Abfolge von Blicken (II‑19; II‑20). Namen oder Zitate literarischer Textstellen offenbaren in einem Schauspiel intellektueller Sprüche inmitten der von Menschenhand erschaffenen Landschaft und der literarischen Tradition die Absichten des Besitzers10. Die intellektuellen Inhalte und Ansprüche, die sich in den mit den verschiedenen Teilen des Gartens verknüpften Namen und Zitaten ausdrückten, nahmen eine immer wichtigere Rolle ein bis zu dem Punkt, dass sie für den Eigentümer des Gartens zu einer beträchtlichen Herausforderung wurden. Wie der Gelehrte Chen Jiru (1550-1639) aus der Ming-Zeit bemerkte: „Gärten stellen uns vor vier Probleme: ausgezeichnete Berge und Gewässer sind schwer zu finden; alte Bäume sind schwer zu finden; die Planung ist schwierig; und die Namensgebung ist schwierig.“11

II-19: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Die Inschrift auf der horizontalen Tafel stellt die Szene hinter der Mauer vor. Sie besteht aus dem Zeichen Liu, fließen, und dem Zeichen Cui, grün. Eine mögliche Transliteration lautet „Fließendes Grün“. Liu und Cui bezeichnen beide das Weibliche in der Natur. II-20: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Die Inschrift auf der horizontalen Tafel besteht aus dem Zeichen Yun, Wolke, und dem Zeichen Ku, Höhle oder Keller. Poetisch lässt Ku auf ein Versteck schließen.­Eine mögliche Transliteration und der Name der Szene auf der anderen Seite könnte „Versteck in den Wolken“ heißen. II-21; 22: Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, Suzhou. Ein überdachter Wandelgang entlang eines Teiches. Die festgelegte Wegeführung bestimmt den Rhythmus, in dem der Garten sich enthüllt. II-19

II-20 Komposition und Effekte

Der räumliche Rahmen In dem 1984 veröffentlichten Band On Chinese Gardens des chinesischen Gartenwissenschaftlers Chen Congzhou (1918-2000) werden Gärten in zwei Kategorien eingeteilt: solche, die zur Betrachtung aus einer fixen Position konzipiert sind, und solche, die aus der Bewegung heraus betrachtet werden sollen12. Die erste Kategorie umfasst kleine Gärten und verknüpft deren Wahrnehmung mit einer ortsgebundenen Sicht, die durch Bewegungsstillstand erlangt wird und besondere Aussichtspunkte erfordert, einen Pavillon oder eine Terrasse, von denen aus der Garten betrachtet werden kann. In den großflächigeren Gärten oder Parks der zweiten Kategorie werden Besucher entlang eines Wegs geleitet, von dem aus sie die große Gestaltungsvielfalt wahrnehmen können. Zwar ist die Unterteilung von Gärten in diese zwei Klassen fließend und oftmals überschneiden sich beide Typen in demselben Garten; dennoch ist Chen Congzhous Ansatz geeignet, den Zusammenhang zwischen Bewegung, Stillstand und dem Gartenerlebnis vor Augen zu führen. Ziel der Gestaltung eines Chinesischen Gartens ist es, die Wahrnehmung einer visuell dargestellten Geschichte zu erreichen, indem die Fortbewegung durch die verschiedenen Abschnitte hindurch mit unterschiedlichem Schritttempo angestrebt und durch die Gliederung der Räume gefordert oder zumindest nahegelegt wird. Zu den Mitteln, mit denen der Chinesische Garten geformt und seine Geschichte sichtbar gemacht wird, gehört es, dass das Gliederungsmuster für die räumliche Artikulierung dem Besucher verborgen bleibt. Es besteht aus einer Hierarchie von Orten und Punkten. Jeder Garten beinhaltet eine bestimmte Anzahl an Räumen mit jeweils einer besonderen Ausprägung. Sie lassen sich als thematische Einheiten bezeichnen. Jede Einheit weist eine unterschiedliche Zahl von malerischen Ausblicken auf, die wiederum jeweils zu einem bestimmten Teil der Einheit gehören und aus einer Aussichtszone sowie dem Jing, dem eigentlichen Ausblick, bestehen13. Der Garten entfaltet sich dem Besucher auf dieser Grundlage gemäß einer vorbestimmten Route, die ihn durch die thematischen Einheiten führt und ihn in den Aussichtszonen zum Verweilen anregt, um die gestalteten Ausblicke zu genießen. Die Wege bestimmen also den Ablauf der Geschichte, der Handlung gleichsam, deren Rhythmus aus dem Wechsel zwischen dem Gehen zu neuen Räumen und dem Innehalten zur Betrachtung der Szenen resultiert (II‑21). Vom Hauptweg können alternative Strecken abzweigen, die zeitweilig neben diesem verlaufen oder ihn kreuzen können. Doch alle Wege haben dieselben Eigenschaften: Sie winden sich unablässig, mit wechselndem Gefälle und Belag, so dass in Zusammenwirkung mit der Abfolge der Räume und Blicke ein Gefühl der Überraschung und des Entdeckens evoziert wird (II‑22).

II-21

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Das scheinbar zufällige Winden der Wege dient nicht nur der leichteren Anlage von Aussichtszonen. Der nichtlineare Verlauf von einer thematischen Einheit zur nächsten, von malerischem Ausblick zu malerischem Ausblick, lässt den Besucher in ein Kaleidoskop von Eindrücken eintauchen. Dieser Prozess wird durch die Strategie des Wechselspiels von Verschleierung und Enthüllung entlang des Weges noch gesteigert: Abschnitte des Gartens werden zunächst verdeckt, dann durch flüchtige Blicke angedeutet und schließlich schrittweise durch präzise visuelle Mittel enthüllt (II‑23). Der Aufbau aus thematischen Einheiten und Standpunkten malerischer Ausblicke erzeugt den typischen Grundriss des Chinesischen Gartens mit seiner Abfolge unterschiedlicher Landschaften, die nebeneinanderliegen und doch voreinander verborgen bleiben. Die Wege sind die Vermittler in diesem Garten, sie lenken die Fortbewegung, schaffen Verlangsamung oder Beschleunigung oder lassen rasten und geben damit den Rhythmus der Entfaltung des Gartens vor (II‑24). II-23: Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, Suzhou. Mit seinem Höhenverlauf trägt der überdachte Wandelgang zu der Abfolge des Verbergens und Enthüllens der Abschnitte entlang der Gartenwege bei. II-24: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Öffnungen entlang der den Doppelgang trennenden Wand bieten flüchtige Blicke auf abgeschiedene Gartenbereiche. II-25: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Ein von

II-23

Mauern umschlossener Innenhof, Beispiel für eine thematische Einheit in einem abgegrenzten Raum. II-26: Yu Yuan. Das Becken mit baumbepflanzten felsigen Ufern ist ein Beispiel für eine thematische Einheit in einem offenen Raum. II-27: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Ein unweit des Haupteingangs platzierter Hügel verdeckt die Sicht auf den Garten und erhöht so die Erwartungen.

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II-25 Komposition und Effekte

Ein Garten in Episoden Die allgemeine Artikulation des Gartens beruht folglich auf der Unterteilung seines Raums in verschiedene Episoden bzw. thematische Einheiten. Diese Räume sind visuell abgegrenzt, relativ eigenständig und jeweils von einer eigenen ästhetischen und formalen Identität gekennzeichnet. Sie können als wirkliche Räume gestaltet sein, wie im Fall der von Wänden umschlossenen Innenhöfe (II-25). Oder sie werden als weniger definierte Räume mit durchlässigen und lockeren Eingrenzungen gestaltet, etwa mit spiegelnden Wasserbecken und großen Felsformationen (II-26). Die Räume können sich sogar überschneiden, wie es in kleineren Gärten bisweilen der Fall ist, oder sie können Übergangszonen aufweisen, die beispielsweise bei den kaiserlichen Gärten sehr ausgedehnt sind. Übergangszonen vermitteln auch zwischen einer Einheit und den verschiedenen Wohnbereichen bzw. der äußeren Grenze des Anwesens. Sie sind eine Art Bindegewebe, das die thematischen Einheiten zusammenhält. Gesteigert werden die visuelle Spannung und das Gefühl von Erwartung durch die Art und Weise, in der die thematischen Einheiten eine nach der anderen enthüllt werden. Das Mitte des 18. Jahrhunderts verfasste und Cao Xueqin zugeschriebene Meisterwerk der chinesischen Literatur – Hong Lou Men, Der Traum der roten Kammer – enthält die Schilderung einer Freundes­ schar, die den Daguan Yuan, den „Garten der großen Aussicht”, besucht, wo die Haupthandlung des Romans stattfindet. Beim Durchqueren der Grünanlage kommt die Gruppe zu verschiedenen voreinander verborgenen Räumen, die in Einklang mit einer schon in den ersten Zeilen der Beschreibung heraufbeschworenen Philosophie stehen: „Als er [Chia Cheng] sogleich darum bat, dass das Tor [des Gartens] aufgestoßen werde, trafen ihre Augen nur auf einen langen Abschnitt grüner Hügel, die ihnen die Aussicht versperrten. – Welch schöner Hügel, welch bezaubernder Hügel! – riefen die Gefährten einstimmig. – Wäre dieser eine Hügel nicht – erläuterte Chia Cheng – würden alle enthaltenen Landschaftsbilder dem Auge bei Betreten des Gartens sofort offenbart, und was wäre das schon für ein Vergnügen gewesen?“14 (II‑27). Auf die Bezüge dieser Ordnung zur traditionellen Handrollenmalerei wurde bereits hingewiesen. Es ist dieses bildhafte Prinzip der Trennung von Episoden, das sein Pendant im Aufbau des Gartens in aufeinander folgenden thematischen Einheiten findet. So wie die Szenen einer

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II-27 55

Gemälderolle durch leeren Raum in Form der Darstellung von Nebelgebieten, Flussbetten oder Hügeln getrennt sind, so werden die thematischen Einheiten des Gartens durch Übergangszonen aus Wänden oder steinigen Bereichen, überdachten Spazierwegen oder kleinen Wäldchen getrennt – und gleichzeitig verbunden15 (II‑28). Dieses Motiv der Trennung kann schon am Garten­eingang wahrgenommen werden, der oft schmal und niemals direkt oder besonders praktisch ist. Als materielle oder visuelle Trennung zwischen den thematischen Einheiten erzeugen diese Bereiche Momente der Spannung und Verzögerung (II‑29; II‑30). Die Abfolge thematischer Einheiten und die daraus entstehende Nebeneinanderstellung verschiedener Umgebungen verleiht dem Garten eine Art geographische Dimension. In dem in Der Traum der roten Kammer beschriebenen Garten folgen auf den grünen Hügel eine Höhle, ein gewundener Bach, ein Teich, ein Obstgarten, ein Reisfeld und ummauerte grüne Innenhöfe. Ähnlich in einem realen Garten: Im Wangshi Yuan, dem in der Stadt Suzhou gelegenen, ursprünglich im frühen 12. Jahrhundert geschaffenen und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vollständig neu gestalteten „Garten des Meisters der Netze“ (II‑31), umfasst die Vielfalt der thematischen Einheiten einen Steingarten mit einem edlen Pavillon, einen Teich, an dem kleine Gebäude ein Dorf nachbilden, einen gepflasterten Hof mit großen Felsen und einer Quelle, eine Reihe kleinerer Höfe mit Felsstrukturen und einen Blumengarten (II‑32). Der Yu Yuan, der „Garten der Freude“ in Shanghai (II-33), zwischen 1559 und 1577 angelegt und seither oft verändert, bietet einen Berg neben einem Teich, einen rauschenden Bach, Pavillons in Hanglage, einen großen, von Brücken überspannten See, ein spiegelndes Wasserbecken mit senkrechten Felsstrukturen, eine Reihe gepflasterter Höfe und ein Felslabyrinth mit kleinen Seitenräumen (II‑34).

II-28: Yi Yuan, der „Garten der Wonne“, Suzhou. Ein überdachter Doppelgang trennt zwei benachbarte thematische Einheiten.

II-31: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Grundriss der bestehenden Gartenanlage.

II-29: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Eine Mauer trennt zwei benachbarte thematische Einheiten.

II-32: Wangshi Yuan. Grundriss mit den thematischen Einheiten des Gartens.

II-30: Yu Yuan. Zwei thematische Einheiten werden von einer weißen Mauer getrennt und mittels eines Durchgangs durch eine Felsstruktur verbunden.

II-29 II-28 Komposition und Effekte

1 Haupteingang 2 Sänften-Halle 3 Empfangshalle 4 Halle zur Eroberung der Anmut 5 Halle des Hügels der Süßen Duftblüte 6 Liute-Kammer 7 Halle der Harmonie 8 Wasser-Pavillon zum Waschen der Quasten 9 Halle der taubenetzten Anmut 10 Pavillon zur Begrüßung des Mondaufgangs und der leichten Winde

11 Hütte des späten Frühlings 12 Pavillon der kalten Quelle 13 Studio zum Betrachten der Kiefern und Würdigen der Gemälde 14 Himmlische Hütte 15 Veranda des geneigten Bambuszweiges 16 Bibliothek der fünf Gipfel 17 Pavillon der Wolkentreppe

Thematische Einheiten 1 Steingarten mit Pavillon 2 See 3 Gepflasterter Hof mit Felsen und einer Quelle 4 Abfolge kleiner Höfe 5 Blumengarten

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1 Sansui-Halle 2 Yangshan-Halle 3 Yixiu-Pavillon 4 Wangjiang-Pavillon 5 Yule-Pavillon 6 Steinboot zur Entspannung 7 Wanhua-Kammer 8 Liangyi-Studierzimmer 9 Pavillon des alten Brunnens 10 Reliquien-Halle 11 Xuepu-Studierzimmer 12 Dianchun-Halle 13 Schauspiel- und Gesangsbühne 14 Kuailou-Pavillon 15 Hexu-Halle 16 Studierzimmer der neun Löwen 17 Huijing-Turm 18 Trinkspruch-Pavillon 19 Yuhua-Halle 20 Turm, der wassergrüne Jade enthält 21 Dongtianfuo-Pavillon 22 Keyi-Halle 23 Biayoutian-Pavillon 24 Yangqing-Turm 25 Songcui-Pavillon 26 Jingguang-Halle

22

25 24

0

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0

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II-33 Komposition und Effekte

30m

20

30 m

23

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1 3

4

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7 1 2 3 4 5 6 7

Thematische Einheiten Berg neben einem Teich Rauschender Bach Pavillons am Hügel Von Brücken überspannter See Spiegelteich mit Felskomposition Abfolge gepflasterter Höfe Felslabyrinth mit Seitenräumen

II-33: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Grundriss der bestehenden Gartenanlage. II-34: Yu Yuan. Grundriss mit der Abfolge der thematischen Einheiten, die das Muster der räumlichen Artikulation des Gartens bilden.

II-34 59

Die thematischen Einheiten sind von unterschiedlicher Größe. Räume bescheidener Ausmaße wechseln mit großflächigeren Räumen, so dass auf unregelmäßige Art offene Bereiche wie Wasserflächen von introvertierteren Bereichen wie gepflasterten Höfen oder schmalen gewundenen Gängen zwischen Wänden und Felsformationen abgelöst werden. Es entsteht ein unregelmäßiger Rhythmus gegensätzlicher räumlicher Eigenschaften wie schmal und weit, Beschränkung und Befreiung, Umgrenzung und Offenheit. Weitere Faktoren betonen dieses Schauspiel der widersprüchlichen Gegenüberstellungen. So wird beispielsweise das Gefühl, man befinde sich in einem engen Raum, durch Zickzackwege unterstrichen, die durch schmale felsige Grotten mit rauer Steinoberfläche führen. Umgekehrt werden Weite und Helligkeit offener Räume durch die Oberflächen von Teichen betont, auf denen sich der Himmel und am Ufer gelegene Bauwerke – überdachte Wandelgänge, Pavillons, Gebäude – spiegeln, was den Bereich größer erscheinen lässt. Die Unterteilung in thematische Einheiten erzeugt eine Vervielfachung der Wahrnehmungen, nicht aber das Gefühl von Zerstückelung. Selbst der Widerspruch zwischen den räumlichen Eigenschaften der aufeinander folgenden Bereiche deutet auf übergreifende Harmonie hin. Jeder Raum enthält Elemente, die auch in den folgenden thematischen Einheiten in anderer Zusammenstellung, Ordnung oder Hierarchie vorkommen können. Ihre Wiederholung trägt zu einem Schauspiel von Rück- und Vorblenden bei, durch das die Empfindung des Gartens als einer Gesamteinheit gewahrt bleibt. Eine besondere thematische Einheit basiert auf eben diesem Schauspiel der Wiederholung: Sie kopiert die allgemeinen Eigenschaften des Gartens in der kondensierten Form eines „Gartens im Garten“, einer Art Urform, einem kleinen abgeschlossenen Garten, der im größeren Gartenoder Parkbereich treibt. Ein Beispiel ist der kleine Xiequ Yuan, der „Garten des harmonischen Interesses“, der in den sehr großen Park Yihe Yuan im Norden von Beijing eingefügt ist. Am nordöstlichen Fuße des Hügels der Langlebigkeit wurde dieser Garten in den 1750er Jahren von Kaiser Quianlong geschaffen (II‑35). Vor direkten Blicken durch Bäume und hohe Wände geschützt, ist Xiequ Yuan eine Art geheimer Garten, der durch einen einfachen, ganz normalen Pavillon erreicht wird. Der dunkle Eingang erzeugt einen starken Kontrast zu dem jenseitigen hellen Raum, wo ein Teich von einem Kranz von Pavillons umstanden ist, die sich im Wasser spiegeln. Ein Gürtel aus überdachten Wandelgängen, unterbrochen von kurzen Brücken und Terrassen, grenzt an den spiegelnden Teich und gibt die Route für einen Besuch des „Gartens im Garten“ vor (II‑36).

II-35 Komposition und Effekte

0

5

10m

0

0

5

5

10 m

II-35: Xiequ Yuan, der „Garten des harmonischen Interesses“ innerhalb des Yihe Yuan, Beijing. Der Garten ist um einen See angelegt, der von einem Gürtel über­ dachter Wandelgänge und einem Kranz von Pavillons umgeben ist. II-36: Xiequ Yuan. Grundriss der bestehenden Gartenanlage (links) und Darstellung ihrer Lage innerhalb des kaiserlichen Parks Yihe Yuan (rechts).

10m

II-36

61

Malerische Ausblicke Die Abfolge thematischer Einheiten schafft ein lebhaftes Gartenvergnügen. Das Komplement dazu rührt vom Verweilen her und betrifft die malerischen Ausblicke. Dabei geht es um statische Bilder, die konzipiert wurden, um das Auge des Betrachters auf sich zu ziehen und Gefühle von Anmut, Würde und Erstaunen zu wecken. Jede thematische Einheit kann gemäß ihrer Größe und Gestaltung an einen oder mehrere malerische Ausblicke gebunden sein. In ihrer ästhetischen und kompositionellen Qualität bestehen die Ausblicke aus zwei eigenständigen und doch zusammengehörigen Teilen: dem zum Anblick gebotenen Bild und dem zur Wahrnehmung des Bildes hergerichteten Bereich. Elemente formaler Identität verleihen jedem Ausblick eine eigene kompositionelle Harmonie. Der individuelle Charakter kann einer komplexen Komposition entspringen: einem See, in dem sich Gebäude spiegeln, oder einem Wasserfall, der aus einer Felsformation entspringt. Oder er kann durch einfache Elemente geprägt werden: einen skulpturalen Felsen in einem Bambuswäldchen oder einen von Weiden beschatteten Pavillon. Oder aber es kann eine saisonale Ausprägung vorherrschen, die durch bestimmte Blumen oder Blätterfarben erzeugt wird. Beispielsweise präsentiert der „Isolierte Garten“ Ge Yuan in Yangzhou, der vermutlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstand und im 19. Jahrhundert umgestaltet wurde, vier unterschiedliche, die Jahreszeiten heraufbeschwörende malerische Ausblicke; sie sind durch vier verschiedene Felsstrukturen aus unterschiedlichen Steinarten charakterisiert und von jeweils charakteristischen Pflanzen umgeben (II-37). Als statische Bilder sind diese Szenen abstrakt und meditativ. Sie setzen auf die Mitwirkung des Besuchers bei der Interpretation und auf seine Bereitschaft, auf dem Weg visueller Erfahrung der materiellen Umgebung in einen übersinnlichen Raum befördert zu werden. Verschiedene Mittel dienen dieser Form des intellektuellen Vergnügens: Manche malerischen Ausblicke beziehen

3

2

0

Expansion of the garden

Ge yuan

1 2 3 4

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Felsen des Frühlings Felsen des Sommers Felsen des Herbstes Felsen des Winters 0

4 10

1

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Dwelling

II-37 Komposition und Effekte

0

10

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sich auf bekannte Gemälde oder Landschaften, enthalten literarische Anspielungen oder tragen poetische Namen. Zu jedem Besuch eines Gartens gehört das Lesen von auf Stein, Holz oder Papier an Wänden oder Pavillons angebrachten Inschriften und Namensschildern in der eleganten und ausdrucksvollen chinesischen Kalligraphie. Die Inschriften tragen die Namen, die der Besitzer einem Gartenabschnitt, einer Szene, Aussicht oder einem Pavillon gegeben hat, oder sie bestehen aus Versen oder anderen literarischen Passagen in assoziativer Verbindung mit dem jeweiligen Gartenabschnitt. Im Liu Yuan, dem „Garten des Verweilens“ in Suzhou, der aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt und im frühen 19. Jahrhundert wieder aufgebaut wurde, sind die Pavillons, die über den zentralen Wasserspiegel eine Reihe von malerischen Ausblicken eröffnen, nach Versen berühmter chinesischer Dichter benannt: Passierbarer Pavillon, Pavillon des erfrischenden Windes, Turm des gewundenen Bachs, Pavillon des grünen Schattens (II‑38), während ein kleiner Teich mit einem eindrucksvollen plastischen Felsen im nordöstlichen Teil des Gartens Becken des Wolkenwaschens genannt wird (II‑39). Diese ansprechenden Gesten wenden sich direkt an den Betrachter und bilden ein atmosphärisches Pendant zur Landschaft, die von ihnen mit einem tieferen Sinn gefüllt und mit poetischen Assoziationen durchdrungen wird. Die Gartenwahrnehmung verlangt phantasievolles Mitdenken. Für die Steigerung der visuellen Wahrnehmung greifen die malerischen Ausblicke vor allem auf die Mittel der Bildtiefe und des Rahmenwerks zurück. Es wechseln Ausblicke mit unterschiedlicher Bildtiefe, so dass der Wahrnehmungssinn stets wach gehalten wird. Szenen mit geringer Bildtiefe bringen das Motiv in unmittelbarer Nähe des Betrachters zur Geltung, wie es bei den großen Felsen in Innenhöfen oder den aus Topfpflanzen zusammengestellten Gartenlandschaften der Fall ist, die nur aus der Nähe wirklich geschätzt werden können (II‑40). Der Hintergrund, meist eine Wand, dient dann zur Beschränkung des Blickfelds und wird neutral gehalten, um das Hauptmotiv der Szene davon abzusetzen.

II-37: Ge Yuan, der „Isolierte Garten“, Yangzhou. Grundriss des Gartens. II-38: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Der Turm des gewundenen Baches und der Pavillon des grünen Schattens sind Elemente der um den See arrangierten Ausblicke. II-39: Liu Yuan. Ein kleiner, von einem hohen Felsen dominierter Teich in einem gepflasterten Hof, mit Steingärten und Pavillons. II-40: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Ein Beispiel für eine Szene mit geringer Bildtiefe: im Zentrum eines gepflasterten Innenhofes angeordnete skulpturale Felsen.

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Wenn die Szene eine mittlere oder hohe Bildtiefe verlangt, staffelt die Komposition verschiedene Elemente in zunehmender Entfernung vom Betrachter (II‑41). Das ist das „Prinzip der drei Tiefen“, eine piktographische Konvention der chinesischen Landschaftsmalerei16. Dabei werden der Vorder-, Mittel- und Hintergrund in einer Reihe von Ebenen gestaltet (II‑42; II‑43; II‑44), das Tiefengefühl gesteigert und die Wahrnehmung der Größenverhältnisse insgesamt beeinflusst. Bei der Gestaltung von Szenen mit hoher Bildtiefe findet oft eine Kompositionstechnik namens Jiejing – „geborgte Kulisse“ – Anwendung17. Dabei werden Ausschnitte der näheren und weiteren Umgebung, wie eine Hügelkette oder eine hohe Pagode, eingerahmt (II‑45) und dadurch Elemente außerhalb der Gartenmauern in den malerischen Ausblick einbezogen. Indem die Reichweite des Blicks auf die umliegende Landschaft ausgedehnt wird, entsteht eine Verbindung zwischen den nahen und den fernen Elementen, welche nun bei der Gartengestaltung als Hintergrund dienen können. Der mit der jenseitigen Landschaft verbundene Garten scheint gleichsam grenzenlos (II‑46). Manche Gärten inmitten einzigartiger Naturlandschaften bieten daher Pavillons oder Terrassen als Aussichtspunkte, von denen aus man sich am Panorama außerhalb des Gartens erfreuen kann. Im „Doppelgarten“ Ou Yuan in Suzhou öffnet ein zweigeschossiges Bauwerk entlang der östlichen Gartenbegrenzung den Blick auf die neben der Grünanlage verlaufende Wasserstraße (II‑47). Die Wahrnehmung der geborgten Kulisse ist gleichsam eine kurze Unterbrechung der Umfriedung der Gartenkomposition. Während der Chinesische Garten eine konsequente Tendenz zur Introversion bei der räumlichen Anordnung und episodischen Gliederung aufweist, erzeugt die geborgte Kulisse durch das Überwinden der Grenzmauern mittels eines externen Elements einen außergewöhnlichen Augenblick. Dies unterscheidet sie deutlich von der Technik der geborgten Landschaft, mit der im Englischen Landschaftsgarten eine räumliche Kontinuität zwischen Garten und Landschaft herstellt wird, die jedoch stattdessen auf der visuellen – und gleichzeitig auch konzeptionellen – Verneinung der Parkgrenzen basiert. II-41: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Aussicht von einem Pavillon über das Wasser als Beispiel für eine Szene mit mittlerer Bildtiefe. II-42: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Die am Ufer des Sees angeordnete Pavillongruppe, von einem gegenüberliegenden Pavillon aus gesehen, stellt ein Beispiel für eine Szene mit großer Bildtiefe dar. II-43: Houtan-Park, Shanghai. Die stahlfarbene Struktur eines ehemaligen Industriegebäudes bildet den Schwerpunkt einer Szene, die als Staffelung mehrerer Ebenen gestaltet ist.

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II-42 Komposition und Effekte

II-44: Olympischer Waldpark, Beijing. Pavillons entlang des Seeufers bilden den Mittelpunkt einer Szene, die von einer gegenüberliegenden Erhöhung aus betrachtet wird. II-45; 46: Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“, Beijing. Der kaiserliche Garten integriert das Landschaftsbild der außerhalb seiner Mauern liegenden Westlichen Hügel als Teil der Gesamtkomposition, mittels einer Technik namens Jiejing, „geborgte Kulisse“. II-47: Ou Yuan, der „Doppelgarten“, Suzhou. Ein zweigeschossiger Pavillon, der sich aus der durchgehenden Gartenmauer erhebt, bietet Ausblicke auf die den Garten umgebenden Kanäle.

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Die Wahrnehmung der Tiefe einer Szene oder das Hervorheben bestimmter Elemente kann auch durch die Art der Abschirmung beeinflusst werden. Die Anordnung einer Sichtblende oder eines Rahmens zwischen dem Aussichtspunkt und dem Objekt des malerischen Ausblicks kann den Blick lenken. Auch dies erweitert die Vielfalt der malerischen Ausblicke in einem Chinesischen Garten. Beispiele für architektonische Rahmen sind Türen, Fenster (II‑48; II‑49) oder Öffnungen zwischen den Stützen überdachter Wandelgänge, doch auch natürliche Elemente wie Äste von Bäumen oder eine im Vordergrund platzierte Felsgruppe können einen Rahmen bilden. Türen werden gewöhnlich so schmal gehalten, dass sie jeweils nur von einer Person passiert werden können, so dass der Garten als individuelle Erfahrung wahrgenommen wird18. Abschirmungen lassen die Wahrnehmung der malerischen Ausblicke ungewisser, doch umso faszinierender werden. Dazu gehören Fensterrahmen und Gitterwerk in geometrischer oder organischer Form, die in Pavillonfenster oder Trennmauern zwischen verschiedenen Gartenabschnitten eingesetzt werden (II‑50). Als Sonnenschutz filtern sie das Licht, regulieren die Helligkeit in den Pavillons und lassen eine kühle Brise durch die Gartenbauten wehen (II‑51). Neben ihren praktischen und dekorativen Funktionen unterbrechen diese Vorrichtungen mit ihren komplizierten Mustern und Texturen den Blick; sie laden ihn ein, bei den dekorativen Motiven zu verweilen, und verändern dadurch die Wahrnehmung der flüchtig erscheinenden Qualitäten und Dimensionen der jenseitigen Szene. Die Szenen auf der anderen Seite der Blende werden in gewisser Weise vorweggenommen, ohne jedoch ihren Teil der Geschichte und ihre Präsenz vorwegzunehmen (II‑52). In manchen Fällen können Tür- oder Fensteröffnungen Spiegel mit aufnehmen, die nicht sofort als solche erkennbar sind und die ferne Bäume oder Felsen reflektieren, um die sinnliche Wahrnehmung erneut zu täuschen (II‑53). Der Besucher fragt sich dann, ob auch in weiteren Tür- oder Fensterrahmen Spiegel versteckt sein könnten, so dass die Wahrnehmung ihre unbefragte Sicherheit verliert (II‑54).

II-48 Komposition und Effekte

II-48: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Ein achteckiges Fenster rahmt den Blick auf den Garten ein. II-49: Wangshi Yuan. Der Blick auf den Garten wird von einer rechteckigen Tür eingerahmt. II-50: Ou Yuan, der „Doppelgarten“, Suzhou. In die Fenster eines Pavillons wurden Holzgitter mit einem Muster eingefügt, das an gebrochenes Eis erinnert. II-51: Wangshi Yuan. Ein Fenster mit geometrischem Rahmen und einem mittigen Kreis, der den Blick auf einen nahegelegenen künstlichen Berg lenkt.

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II-52: Werftpark in Zhongshan. Die Stahlstruktur des Pavillons und die Sträucher bilden den Rahmen des Ausblicks. II-53: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Die mittige Öffnung an der Rückwand des Pavillons ist tatsächlich ein Spiegel, der die gegenüberliegende Szene reflektiert. II-54: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Was als Tür erscheint, ist tatsächlich ein gerahmter Spiegel. II-55: Wangshi Yuan. Grundriss mit Darstellung der Aussichtspunkte und -bereiche des Gartens. II-56: Yu Yuan. Grundriss mit Darstellung der Aussichtspunkte und -bereiche des Gartens.

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II-54 Komposition und Effekte

Wesentlicher Teil der Planung eines malerischen Ausblicks ist die Bestimmung des Bereichs, von dem aus er betrachtet werden soll. Die Aussichtsbereiche bieten die volle Wahrnehmung der angelegten Szene und sind daher immer exponiert (II‑55; II‑56). Die Wegeführung animiert den Besucher, an diesen Orten den Schritt zu verlangsamen oder innezuhalten; Sitzgelegenheiten in Pavillons oder felsige Landzungen im Wasser laden zum Verweilen ein; ein übergroßer Stein im Pflaster, ein überdachter spitzer Winkel auf dem Weg, eine Tür mit hoher Schwelle, ein Zierrahmen an der Wand, der den Namen einer Szene ankündigt (II-57; II‑58) – mit all solchen Mitteln kann ein Aussichtspunkt oder Aussichtsbereich kenntlich gemacht werden. In einem Spiel mit Spiegelungen und Querverweisen kann ein Element, das einen Aussichtspunkt markiert, seinerseits von einem anderen Blickpunkt aus in einen malerischen Ausblick integriert sein. Ein kleiner Pavillon am Seeufer, der einen wunderbaren Blick auf das mit Seerosen bedeckte Wasser freigibt, fungiert wahrscheinlich als das Objekt eines malerischen Ausblicks, der sich von der anderen Seite des Ufers eröffnet; eine kleine Brücke, die es flussabwärts ermöglicht, einen Wasserfall aus der Nähe zu betrachten, befindet sich im Zentrum eines Ausblicks, der von dem Gipfel des Hügels, aus dem das Wasser herabstürzt, beobachtet werden kann (II‑59; II‑60; II‑61).

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II-57: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Eine felsige Landzunge markiert einen Aussichtspunkt für die Betrachtung der Szene. II-58: Liu Yuan. Der am Eingang des Pavillons platzierte Stein behindert den Abstieg, erzwingt damit eine Pause und markiert so den Aussichtspunkt. II-59; 60; 61: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Der Pavillon am Wasser ist sowohl Aussichtspunkt als auch selbst eine Szene, die von anderen Standorten aus betrachtet werden kann.

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II-60 Komposition und Effekte

1: Attiret, Jean-Denis, „Lettre…“, , S. 7. 2: Zu Feng Shui siehe beispielsweise Needham, Joseph, Science and Civilization in China: Volume II, History of Scientific Thought, Cambridge, Cambridge University Press, 1991, S. 359-363; Kirchner, Yves, „Rituals and traditions of Chinese space“, in Edelmann, Frédéric (Hrsg.), In the Chinese city. Perspectives on the transmutation of an empire, Barcelona, Actar, 2008, S. 160-167. 3: In der Geomantik werden die vier Himmelsrichtungen echten oder mythischen Tieren zugeordnet: Der Rote Vogel entspricht dem südlichen, der Blaue Drache dem östlichen, die Schwarze Schildkröte dem nördlichen Viertel und der Weiße Tiger wird dem westlichen Viertel zugeordnet. 4: Hui Zhou ruft in Erinnerung: „Obwohl Feng Shui für die Gartenplanung insbesondere auch bei kaiserlichen Gärten eine entscheidende Rolle spielte, wurde es nie auf das Niveau der Gartentheorie gehoben, die in privaten Gartenanlagen hochentwickelt war.“ Siehe Zhou, Hui, „The jing…“, S. 326, Anmerkung 21. Tatsächlich wird Feng Shui im Yuan Ye, einer Abhandlung über die Prinzipien und Techniken der Planung aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, nie erwähnt. Zur Rolle des Feng Shui in der chinesischen Gartenarchitektur, siehe auch Wong, Yong-tsu, A Paradise Lost. The Imperial Garden of Yuanming Yuan, Honolulu, Hi., University of Hawaii Press, 2001, S. 21-22. 5: Der Berg Jingshan ist 40 m hoch, der Yangshan im Olympischen Waldpark 48 m. Letzterer entstand aus dem Erdreich, das für den neuen Abschnitt des zum Park führenden U-Bahn-Systems sowie zum Bau der Olympic Avenue und anderer städtebaulicher Maßnahmen

13: Die Ordnung des Chinesischen Gartens als eine Route durch verschiedene zusammengehörige Szenen, die von bestimmten Punkten aus wahrgenommen werden sollten, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts von dem in Schweden geborenen schottischen Architekten William Chambers erkannt. In seinem 1757 in London erschienenen Buch Design of Chinese Buildings, Furniture, Dresses, Machines, and Utensils erläutert er, dass „die ganze Fläche [des Gartens] in verschiedenen Szenen angelegt ist, und man durch gewundene, in die Wäldchen geschlagene Wege zu den verschiedenen Aussichtspunkten geleitet wird, von denen jeder durch eine Sitzgelegenheit, ein Gebäude oder ein anderes Objekt markiert ist. Die Vollkommenheit ihrer Gärten beruht auf der Anzahl, Schönheit und Vielfalt dieser Szenen.“ Zitiert in Hunt, John Dixon und Willis, Peter (Hrsg.), The Genius of the Place. The English Landscape Garden 1620-1820, Cambridge, Mass., MIT Press, 19982.

in der Umgebung ausgehoben wurde. Liu Hui and Zhao Jing (Hrsg.), Olympic Forest Park Planning and Design, Beijing: Beijing Tsinghua Urban Planning and Design Institute, 2008, S. 14-15. 6: Zhou, Hui, „The jing…“, S. 296. 7: Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Straub+Thurmayr Landschaftsarchitekten und Auer+Weber+Assoziierte Architekten durchgeführt. 8: Während dieser als die Fünf Dynastien (907-960) bekannten Zeit wurde Nordchina von fünf kurzlebigen Militärregimen regiert. 9: Siehe die Beispiele der Videopräsentationen von Turenscape über den Green Dragon Park in Shanghai und das Projekt Orange Island in Changsha auf der DVD, die folgendem Buch beiliegt: Elke Mertens, Landschaftsarchitektur visualisieren, Basel, Boston, Berlin, Birkhäuser, 2010. 10: Eine Analyse der Funktion und Bedeutung von Namen im Chinesischen Garten findet sich bei Makeham, John, „The Confucian Role of Names in Traditional Chinese Gardens“, Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes, 18, 3 (1998), S. 192-195.

14: Cao Xueqin, The Dream of the Red Chamber, Übers. ins Engl. H. Bencraft Joly, Web-Ausgabe veröffentlicht von The University of Adelaide, eBooks@ Adelaide, 2009, Kapitel 17. http:// ebooks.adelaide.edu.au/c/cao_xueqin/ c2359h/complete.html Hier neu deutsch übersetzt.

11: Zitiert ibid., S. 193. 15: Zum Konzept der Trennung im Chinesischen Garten, siehe: Chung, Wah Nan, „La création contemporaine: l’héritage du ting“, in Baud-Berthier, Gilles, Couëtoux, Sophie und Chiu, Che Bing, Le Jardin…, S. 211-212. ÇSiehe auch Tsu, Frances Ya-Sing, ÇLandscape design in Chinese gardens, New York, McGraw-Hill, 1988, S. 136.

12: Chen, Congzhou, On Chinese Gardens, Übers. ins Engl. Chen Xiongshan et al., Shanghai, Shanghai Press, 2009, S. 15. Chen verfasste die fünf Essays in On Chinese Gardens zwischen 1978 und 1982. Sie wurden erstmals in mehreren Heften des Journal of the Tongji University abgedruckt. 1984 wurden sie als zweisprachige Ausgabe – Chinesisch und Englisch – von der Tongji University Press herausgegeben.

16: Laut George Rowley: „Die Chinesen perfektionierten das Prinzip der drei

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Tiefen, nach dem die räumliche Tiefe jeweils parallel zur Bildebene durch einen Vordergrund, eine mittlere und eine weite Entfernung definiert wurde, so dass das Auge durch einen leeren Raum von einer Entfernung zur nächsten sprang.“ Siehe Rowley, George, Principles of Chinese Painting, Princeton, New Jersey, Princeton University Press, 1974, S. 64. 17: Zur Kompositionstechnik der geborgten Kulisse siehe Ji, Cheng, The Craft of Gardens – Yuan ye, Übers. ins Engl. von Alison Hardie, New Haven, Conn., Yale University Press, 1988, S. 119-121. Siehe auch Che Bing, Chiu, „The traditional Chinese Garden: a world apart“, in Edelmann, Frédéric (Hrsg.), In the Chinese city…, S. 64-65. Das Prinzip der geborgten Kulisse, nach dem ein ferner Blickpunkt in den Garten einbezogen wird, wurde auch in Japan unter dem Namen Shakkei häufig angewandt. Dort kam es oft in Wandelgärten zum Einsatz; die kaiserliche Villa Shigaku-in in Kioto weist eine der interessantesten Anwendungen dieser Technik auf. Siehe Treib, Marc, „Moving the Eye”, in Harris, Diane und Ruggles, D. Fairchild (Hrsg.), Sites Unseen. Landscape and Vision, Pittsburgh, Penn., University of Pittsburgh Press, 2007, S. 86. 18: Zu einer ausführlichen Analyse der Funktion von Tür- und Fensteröffnungen im Chinesischen Garten siehe Gournay, Antoine, „Le système des ouvertures dans l’aménagement spatial du jardin chinois“, Extrême-Orient, ExtrêmeOccident, L‘art des jardins dans les pays sinisés, 22 (2000), S. 51-71.

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Kapitel 3

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Uralten animistischen Überzeugungen zufolge bildeten Felsen das Skelett der Erde und Flüsse ihre Schlagadern, lebendige Elemente, die zur Harmonie des Universums beitrugen. Wasser und Berge verkörpern die fruchtbare Gegenüberstellung von Yin und Yang, den Dualismus der in allen Naturphänomenen enthaltenen weiblichen und männlichen Aspekte. Die beständige Kraft der Felsen stellt das solide männliche Element dar, während das Fließvermögen des Wassers auf die Wechselhaftigkeit des Weiblichen hindeutet. Daher müssen in jedem Garten Berge und Wasserflächen heraufbeschworen werden, und sei es in metaphorischer, miniaturisierter Form. In der Verbindung dieser beiden Elemente liegt das Hauptziel des kreativen Bestrebens (III‑1). Diese Hauptelemente werden durch die Pflanzen ergänzt, wobei deren saisonaler Wechsel die Dimension des Jahreszyklus und damit der Zeit in den Garten einbringt, sowie durch die Architektur. Die im Garten angeordneten Pavillons stehen für die Gegenwart des Menschen in der Natur und auch für die zentrale Rolle des Einzelnen bei der phantasievollen und poetischen Interpretation der Landschaft.

III-1: Hängendes Kloster von Hengshan. Die Klosteranlage besteht aus hölzernen, mit Wandelgängen verbundenen Pavillons, die an der Felswand eines daoistischen heiligen Berges errichtet wurden. III-2: Yi Yuan, der „Garten der Wonne“, Suzhou. Chinesische Gärten haben einen oder mehrere Teiche und Felsstrukturen. Das Fließvermögen des Wassers steht im Wechsel zur Festigkeit der Felsen und lässt auch spiegelnde Oberflächen entstehen. III-3: Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“, Beijing. Eine Gebäudegruppe an einem felsigen Berghang südlich des Hügels der Langlebigkeit.

III-4: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Eine Fels­ skulptur erhebt sich aus den Wassern des Sees. III-5: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Seine dominierende Position in einem offenen Hof betont die formalen Eigenschaften des aufragenden Felsens. III-6: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Ein einzelner Felsen von phantastischer Form wurde auf der Spitze eines künstlichen Berges platziert. III-7: Shizi Lin. Der Garten präsentiert zahlreiche Fels­ skulpturen, deren Merkmale an das Aussehen eines Löwen erinnern.

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Hügel und Felsstrukturen Das heilige Wesen der Berge zeigt sich in China an der Bevorzugung gebirgiger Lagen für den Tempelund Klosterbau, zuweilen sogar an Orten, die dem menschlichen Leben völlig feind scheinen, wodurch der Wille offenbart wird, kompromisslos mit der natürlichen Umwelt in Verbindung zu treten (III‑2). In Gärten werden Berge durch den Einsatz von Felsen dargestellt. Die sich mit der Zeit herausbildende ästhetische Vorliebe für Felsen führte dazu, dass diese intensiv gesammelt wurden (III‑3). Felsen werden in den unterschiedlichsten Gartenszenen eingesetzt, hauptsächlich allerdings auf zwei Arten: einzelne Felsen als skulpturale Elemente und Felsstrukturen als künstliche Berge1. Skulpturale Felsen sind einzelne Steine von besonderer Eleganz oder auch einfache Kompositionen aus Steinen in einer Anordnung, die die formalen Eigenschaften eines jeden einzelnen Felsens betont (III‑4; III‑5). Felsen werden auch in Beziehung zueinander eingesetzt; zierliche Steine, die weibliche Eigenschaften nahelegen, werden mit schroffen Steinen abgestimmt, die die männliche Seite darstellen sollen. Dabei werden einzelne Steinblöcke aufgrund ihrer Hauptmerkmale ausgewählt: Gestalt, Materialität, Farbe, Textur, dem Vorhandensein von Spalten und Öffnungen, den Maserungen. Bei der Suche nach und der Auswahl von Felsen werden solche mit animalischen oder menschlichen Formen bevorzugt, oder solche mit Zeichen von Wasser- und Winderosion, die so den Lauf der Zeit heraufbeschwören, oder aber solche, deren besondere Merkmale in Literatur oder Malerei dargestellte Landschaften assoziieren lassen (III‑6; III‑7). Aus Bergen gebrochene oder aus Seen und Flüssen entnommene Sedimentgesteine weisen diese Merkmale am häufigsten auf. Das nördliche China ist reich an Kalziten, doch ist es die Gegend nahe des Jangtse-Deltas im mittelöstlichen Teil des Landes, die für ihren Felsreichtum und dessen Vielfalt am bekanntesten ist2.

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Die Felsen werden entweder direkt auf der Erde platziert oder auf ein Podest gestellt. Bisweilen sind die Podeste verziert und präsentieren den Stein ähnlich einer Skulptur. Felsen können zu kleinen Sammlungen oder Steingärten geschart werden. An einem zentralen Ort innerhalb eines kleinen Hofes ausgestellt oder vor dem Hintergrund einer Wand platziert, kann ihre Schönheit ohne visuelle Störungen volle Aufmerksamkeit finden (III­‑9). Unweit von Hauptpavillons oder überdachten Wandelgängen positioniert, entsteht durch die Nähe zu architektonischen Elementen ein wirkungsvoller Kontrast zwischen Natur und Architektur (III­‑10). Sie können außerdem zusammen mit außergewöhnlichen Exemplaren von Pflanzen und Bäumen eingesetzt werden, wie einer alten Kiefer oder einem Baum mit ungewöhnlichen Ästen. Stauden oder Blumen können in die Aushöhlungen rauer Steine gepflanzt werden und so eine natürliche Mikrolandschaft entstehen lassen. Dagegen sind künstliche Berge kompakte, aus Felsen und Erde geformte Strukturen oder auch große Felsen, die von Mörtel zusammengehalten werden (III‑11). Ihre Formen beschwören die natürlichen Arten der Morphologie herauf. Berge und Klippen deuten die wilde Natur an; Mäander und Grotten wirken geheimnisvoll; brausende Gewässer und Wasserfälle erinnern an den Fluss des Lebens. Wegen dieser symbolischen Aufladung werden Berge niemals im zentralen Gartenbereich platziert, sondern vielmehr im ganzen Garten verteilt, damit ihr visuelles Gewicht und ihre Energie nicht den gesamten Entwurf dominieren (III‑8). Ähnlich wie beim Bau von Häusern geht es beim Errichten künstlicher Berge um große Lasten. Es müssen Fundamente angelegt werden, die ihr Gewicht tragen können, und oft müssen Baumstämme in das Erdreich getrieben werden, um eine stabile Basis zu schaffen. Auf diesem Unterbau werden massive Monolithe mit gleichmäßigen Formen platziert, deren Oberflächen eben genug sind, um eine gute Basis zu bilden. Der obere Abschnitt wird von kleineren, weniger massiv geformten Felsen gebildet, die so zusammengesetzt werden, dass sie dem Berg eine mimetische, hoch abwechslungsreiche Form geben.

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III-8: Darstellung der Positionierung der Felsen in den in Suzhou gelegenen Gärten Wangshi Yuan, dem „Garten des Meisters der Netze“, Shizi Lin, dem „Löwenwald“, und Zhuozheng Yuan, dem „Garten des bescheidenen Beamten“. III-9: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Ein linearer künstlicher Hügel, der sich von einer weißen Wand absetzt. III-10: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Der von einer Felsengruppe versteckte Pavillon spielt mit dem Kontrast zwischen Architektur und Natur. III-11: Yuhua Yuan, der „Hausgarten des Kaiserpalastes“, Verbotene Stadt, Beijing. Auf dem künstlichen Berg thront ein Aussichtspavillon.

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III-12: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Steingruppierungen erheben sich am felsigen Ufer eines Baches. III-13: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Über dem See erhebt sich eine künstliche Bergkette und bildet komplexe Strukturen mit Höhlen, Hohlwegen und Gipfeln aus einzelnen Felsen aus. III-14: Yu Yuan. Ein felsiges Ufer bildet eine schroffe Grenze zwischen den flachen Ebenen des Wassers und des Weges. III-15: Shizi Lin. Die Gartengestaltung spielt mit dem erfinderischen und allgegenwärtigen Einsatz von Felsen.

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Die Spitzen der künstlichen Berge werden von einzelnen Felsen gebildet, die alleinstehende Gipfel oder Bergkämme darstellen. Es kann mehrere Gipfel ohne offensichtliche Rangordnung geben oder einen von untergeordneten Bergspitzen umgebenen Hauptgipfel. So können imaginäre Bergketten gebildet werden, während andere an bestimmte existierende Höhenzüge oder Felsformationen erinnern (III‑12). Die Steinkompositionen können Hohlwege, Mäander oder Höhlen besitzen, die den Besucher in den Berg hinein oder sogar auf seinen Gipfel führen können. Terrassen und Aussichtstürme sowie malerische Pavillons am Wegrand bieten eine bevorzugte Sicht auf die Umgebung. Um die Glaubwürdigkeit der Bergszene zu unterstreichen, werden zwischen den Felsen Kiefern und andere Bäume eingepflanzt, die in ihrer Größe auf den künstlichen Berg abgestimmt sind und deren Wuchs kontrolliert wird, um die Maßstabsillusion zu wahren. Neben ihrer Funktion als skulpturale Elemente und künstliche Berge werden Felsen auch genutzt, um die Ufer von Teichen und Bächen zu gestalten, während flache Felsen, auf Flussbetten platziert, Furten zur Überquerung schaffen (III‑13). Zu den Gärten mit beeindruckenden und schönen Felsstrukturen gehören der Shizi Lin in Suzhou sowie der Yu Yuan in Shanghai. Den „Löwenwald“ Shizi Lin betritt der Besucher durch eine Reihe von rechteckigen Höfen, in denen Gruppen von skulpturalen Felsen ausgestellt sind und die zu einem Bereich führen, in dem gewaltige, übereinanderliegende Felsen mit ihren Hohlwegen und Grotten an eine Bergkette erinnern, während der Weg in schneller Folge an- und absteigt. Der künstliche Berg verbirgt einen sehr großen künstlichen See, der von zerklüfteten Flusssteinen umgeben ist, auf denen senkrecht einzelne längliche Steine platziert wurden, um so den Körper oder den Kopf eines Löwen in verschiedenen Positionen anzudeuten (III‑14). Auch im Yu Yuan, dem „Garten der Freude“ in Shanghai, dominieren Felsen die Gestaltung. Der Garten umfasst einen Berg aus gelbem Granit, einen langgestreckten, an eine Mauer gelehnten Steingarten, eine Abfolge von hohen Felsstrukturen, auf denen verschiedene Pavillons errichtet wurden, sowie steinerne Durchgänge. Eine Komposition aus drei skulpturalen Felsen thront über einem Wasserbecken (III‑15).

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Der symbolische und gestalterische Wert der Felsen tritt auch in zeitgenössischen Landschaftsarchitekturprojekten in Erscheinung. In Beijings Olympischem Waldpark stehen in unmittelbarer Nähe der Kiefernhaine einige große Felsstrukturen mit traditioneller Geste (III‑16) und schon am Eingang werden die Besucher von einer riesigen gemaserten Steinmasse in Empfang genommen (III‑17). Eine ungewöhnlichere und poetischere Verwendung von Felsen findet der Architekt und Künstler Ai Weiwei bei der Flussufergestaltung des Yiwu in Jinhua südlich von Shanghai. Bei diesem 2004 fertiggestellten Projekt wurden zwecks Anlage breiter Promenaden zu beiden Seiten des Flusses (III‑18) die Flussufer unter Verwendung örtlichen Granits in eine tektonische Struktur verwandelt, die zum Wasser hin terrassiert ist. Die Formen sind scharf, betont skulptural und beschwören im Dialog mit der fernen, den Horizont abschließenden Bergkette das Bild felsiger Uferklippen herauf (III‑19).

III-16: Olympischer Waldpark, Beijing. Am höchsten Punkt präsentiert der Park zwischen Kiefern eine Komposition aus gewaltigen Felsen. III-17: Olympischer Waldpark. Ein großer einzelner Felsen am Parkeingang. III-18: Flussufergestaltung des Yiwu, Jinhua. Die 2002-2004 gestalteten neuen Flussufer aus heimischem Granit bieten Wege, Stufen und Terrassen in skulpturalen Formen. III-19: Flussufergestaltung des Yiwu. Die scharfen Kanten der Ufer, die im Rahmen eines Hochwasserschutz-

projekts entstanden, treten mit den fernen Bergen in einen poetischen Dialog. III-20: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Der Garten ist um einen unregelmäßig geformten See angelegt, der von einem künstlichen Berg mit einem Aussichtspavillon dominiert wird. III-21: Darstellung der Positionierung der Wasserflächen der in Suzhou gelegenen Gärten Wangshi Yuan, dem „Garten des Meisters der Netze“, Shizi Lin, dem „Löwenwald“, und Zhuozheng Yuan, dem „Garten des bescheidenen Beamten“.

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Wasserflächen Die am weitesten entwickelten Gebiete des ländlichen Chinas waren in der Vergangenheit von Reisfeldern gekennzeichnet. Die Flutung dieser Felder wurde von komplexen hydraulischen Systemen gesteuert, die das Wasser für diese Getreidesorte lieferten, von der das Wohlergehen ganzer Regionen abhing. Mit ihren schimmernden, von Vögeln bevölkerten Oberflächen und dem prächtigen Grün ihrer Feldfrucht, mit der ihnen eigenen Anpassung an die Geländemorphologie und ihrem typischen, von kleinen Baum- oder Bambushainen durchsetzten Erscheinungsbild sind traditionelle Reisfelder unter den anziehendsten Landschaften, die jemals von Menschenhand geschaffen wurden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie eine der ursprünglichen Inspirationen für Chinesische Gärten bildeten. Im Kontrast zu der steinigen Senkrechte der Felsen bildet die Waagerechte der Wasserflächen das zweite grundlegende Element Chinesischer Gärten (III‑20). Die Gegenwart des Wassers verleiht der Komposition ein Gefühl von Geräumigkeit, Dynamik und Lebenskraft; kommt noch die akustische Dimension hinzu – das Gurgeln der Bäche und das Platschen der Karpfen –, so werden die Prinzipien des Feng Shui erfüllt, demzufolge Spiegelteiche Staubecken der positiven Energien sind. Sie verbessern außerdem das lokale Mikroklima. Aus all diesen Gründen wurde dem Wasser, wenn es denn verfügbar war, ein erheblicher Raum zugewiesen: In der Stadt Suzhou, die von Kanälen durchzogen ist, bedeckt Wasser im Durchschnitt die Hälfte der Gartenfläche; in Beijing sind drei Viertel des Parks Yihe Yuan mit Wasser bedeckt (III‑21). Ein weiteres Beispiel für die beherrschende Gegenwart des Wassers in seinen verschiedenen Formen ist der Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“ in Suzhou, eine künstliche Lagune, die auf einem großflächigen städtischen Grundstück gelegen und von zahlreichen unregelmäßig geformten Inselchen gekennzeichnet ist, welche wiederum von den verschiedenen Pavillons des Gartens geschmückt sind (III‑22). Die gegenwärtige Gestaltung des Gartens weist eine Serie von mit Zickzackbrücken verbundenen Inseln und Halbinseln auf, sowie Wasserzungen zwischen Felsen und Pavillons (III‑23; III‑24).

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1 Ursprüngliche Eingangshalle 2 Halle der entfernten Düfte 3 Schilfpavillon 4 Pavillon der dunkelgrünen Welle 5 Insel der Düfte 6 Pavillon, auf vier Seiten vom Lotushauch umgeben 7 Pavillon des Schneeduftes und des Wolkenreichtums 8 Pavillon der grünen Welle 9 Abgeschiedene Hütte inmitten von Paulownien und Bambus 10 Pavillon der schönen Stickereien 11 Haus der auserlesenen Jade 12 Pavillon, um dem Regen zu lauschen 13 Haus des Erblickens der Berge 14 Ein weiteres Königreich des Himmels 15 Haus des reflektierenden Schattens 16 Pavillon des Zusammensitzens 17 Pavillon der günstigen Zwei 18 Halle der 36 Mandarinenten 19 Pavillon des Bleibens und Zuhörens 20 Pavillon der schwimmenden Jade 21 Pavillon der gespiegelten Pergola

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III-22: Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, Suzhou. Grundriss des Gartens. III-23: Zhuozheng Yuan. Großer Garten mit einer Reihe miteinander verbundener Teiche mit Inseln. III-24: Zhuozheng Yuan. Drei Möglichkeiten zum Betrachten des Wassers: ein überdachter Wandelgang, ein freiliegender Weg, ein Pavillon mit Sitzgelegenheit.

III-25: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Der Teich bildet das Hauptelement, um ihn sind miteinander verbundene Höfe und Pavillons angeordnet. III-26: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Die Höhe der Pavillons und die Breite des Sees sind aufeinander abgestimmt, um die Spiegelung der gesamten Szene im See zu erreichen. III-27: Nonnenkloster Chi Lin, Hongkong. Ein gleichmäßig geformter Spiegelteich mit Einfassungen und Balustraden aus Marmor.

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Wasser wird auf vielfältige Weisen eingesetzt und beschwört so seine unterschiedlichen Erscheinungsformen in der Natur herauf; es wird für gewöhnlich in den im Herzen des Gartens liegenden Teichen gesammelt und läuft von dort in Bächen durch die verschiedenen Bereiche der Grünfläche (III‑25), mit unterschiedlicher Geschwindigkeit: In Fischteichen und Wasserbecken steht es relativ still; in Bächen, Sturzbächen und Wasserfällen herrschen jeweils andere Geschwindigkeiten. In allen Fällen ist nicht die Tiefe des Wassers entscheidend, sondern die Erscheinung, Gestalt und Windungen seiner Oberfläche. Seine reflektierende Eigenschaft wird hochgeschätzt, weshalb Pavillons und Felsstrukturen oft nah an stillen Wasserflächen errichtet werden. Es ist häufig Gestaltungsabsicht, dass diese in ihrer Gesamtheit gespiegelt werden; deshalb werden die proportionalen Beziehungen zwischen den Dimensionen des Spiegelteiches und den zu reflektierenden Objekten genau durchdacht (III‑26). Spiegelteiche werden meist von gewundenen Felseinfassungen umrandet, wobei kleine Landzungen, Felsvorsprünge und Aussichtstürme über das Wasser aufragen. Doch es gibt auch Becken von regelmäßiger quadratischer Form, deren Geometrie von Marmorstufen und Balustraden unterstrichen wird (III‑27). Falls der Spiegelteich groß genug ist, werden Inseln darin angelegt. Diese können von unregelmäßiger Kontur oder kreisrund sein, relativ flach liegen oder steile Höhen aufweisen; auch können sie von kleinen Baumhainen, einfachen Pavillons oder komplexeren Bauten geschmückt sein. In den größer dimensionierten kaiserlichen Parks können die Wasserflächen künstlicher Seen durch Erddämme in verschiedene Bereiche unterteilt sein. Das ist beim KunmingSee im kaiserlichen Park Yihe Yuan der Fall, wo ein langer, mit Bäumen bepflanzter Damm den Hauptsee von einem Bereich mit untergeordneten Wasserflächen abtrennt.

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Bäche verlaufen niemals in gerader Richtung. Sie können als rustikale Flüsschen mit verwilderten Ufern oder als felsige Gebirgsbäche ausgebildet sein (III‑30), oder sie können betont vom Menschen geschaffene Formen annehmen, wie Kanäle mit künstlichen Uferbauten; dies ist bei dem eleganten Bach der Fall, der sich durch die Verbotene Stadt windet, oder dem unregelmäßig geschnittenen Kanal entlang der Suzhou-Straße im Yihe Yuan. Die Wasser eines Gartens sollen aber immer den Eindruck erwecken, aus einer natürlichen Quelle zu entspringen, deshalb wird das Wasser zu einem hoch gelegenen Punkt geleitet, von dem aus das System versorgt wird. Von dort schießt ein kleiner Wasserfall über eine felsige Bergwand oder ein Bach braust in den Hauptspiegelteich. In mehreren Projekten des Landschaftsarchitekten Kongjian Yu von Turenscape wurden dem traditionellen Gebrauch von Inseln und geschwungenen Wasserwegen kürzlich ökologische Verbesserungen zuteil, wie bei der 2008 fertiggestellten Sanierung des Strandes entlang des Golfs von Bohai in Qinhuangdao östlich von Beijing (III‑29). Ziel dieses Projekts war die Umwandlung eines Dünenabschnitts im Küstengebiet sowie eines angrenzenden Feuchtgebiets, die durch die vormalige Nutzung degradiert worden waren und sich daher in einem schlechten ökologischen Zustand befanden. Zur ökologischen Wiederherstellung gehörte die Schaffung einer Gruppe runder Inselchen in einem existierenden Wasserbecken, die über ihre ästhetische Aufgabe hinaus auch als Anziehungspunkt für Vögel dienen (III‑28); gleichzeitig wurde näher an der Küste ein Gegenbild des Sees mit seinen Inselchen geschaffen, indem runde Teiche in den flachen Grund gegraben wurden – und so ein weiteres Feuchtgebiet entstand (III‑31).

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III-28: Renaturierter Strand in Qinhuangdao. Eine Gruppe aus runden Inselchen wurde in dem vorhandenen See aufgeschüttet. Der Park wurde 2006-2008 angelegt. III-29: Renaturierter Strand in Qinhuangdao. Gesamtplan. III-30: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Eine von hohen künstlichen Felsstrukturen eingefasste Schlucht. III-31: Renaturierter Strand in Qinhuangdao. Im zentralen Bereich des Parks wurden kleine runde Teiche gegraben, um das Feuchtgebiet wiederherzustellen.

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Pavillons Wasser Überdachte Wandelgänge Wege

Pavillons Wasser Überdachte Wandelgänge Wege Brücken

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Wege im Garten Bei der Gestaltung eines Chinesischen Gartens strebt der Gartenarchitekt eine Wegeführung an, entlang derer sich die aufeinander folgenden Gartenbereiche dem Besucher nach und nach offenbaren. Diese Strategie einer Abfolge unerwarteter Szenen soll den Besucher zur Erkundung des gesamten Gartens verleiten (III‑38). Das Schauspiel einer schrittweisen Enthüllung ist auf verschlungene und gewundene Wege angewiesen. Indem sie von einem Gebäude zu einem Hain führen, dem Ufer eines Teiches folgen oder sich zwischen Felsformationen hindurchschlängeln, ist den Wegen nicht nur eine Verbindungsfunktion zwischen den verschiedenen Gartenabschnitten inne, sondern sie bestimmen auch den Verlauf, gleichsam das Storyboard der Geschichte des Parks. Ein System aus Fußwegen leitet die Bewegungen des Besuchers zu festgelegten Punkten, während Variationen im Wegebelag und -profil das Wahrnehmungstempo der Szenen bestimmen. Die Wege fungieren folglich als ein Schlüsselelement zur Inszenierung der Geschichte eines Gartens: Doch der Schöpfer des Ganzen darf nicht in Erscheinung treten (III‑32; III‑33). Eine Eigenschaft teilen alle Wege: Abgesehen von kurzen Abschnitten verlaufen sie niemals geradlinig. Den Prinzipien des Feng Shui und den Eingebungen der natürlichen Umwelt folgend, können sie sich winden, in Zickzackform verlaufen, oder eine Reihung gebrochener Wegstücke kann kurvenförmige Verläufe bilden (III‑34; III‑35). Durch Rampen, Stufen und kleine Brücken erzielte Höhenvariationen tragen zu der intendierten Unberechenbarkeit bei; auch Variationen in der Breite bringen Abwechslung (III‑37). Die gründliche Planung des Ganzen darf dabei niemals offensichtlich werden, so dass die Wegeführung als eine Anpassung an die ungleichmäßige Topographie des Ortes erscheinen soll. Diesem Prinzip folgend werden schmale Wege auch zwischen Felsstrukturen hindurchgefädelt, genau wie in dem im Roman Der Traum der Roten Kammer beschriebenen Garten, in dem die Besucher auf folgendes Bild trafen: „Weiße raue Felsen, die wie Kobolde aussehen oder wilden Untieren ähneln, lagen entweder quer oder in waagerechten oder senkrechten Positionen; auf ihrer Oberfläche wuchsen Moose und Flechten in verschiedenen

III-32: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Darstellung der Gartenwege. III-33: Xiequ Yuan, der „Garten des harmonischen Interesses“ innerhalb des Yihe Yuan, Beijing. Darstellung der Gartenwege. III-34: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Ein überdachter Zickzackgang.

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III-35: Olympischer Waldpark, Beijing. Eine Abfolge weiter Bögen prägt die Hauptwegeführung im Park.

die stetige Variation der Rampenneigung verändert die Wahrnehmung der spiegelnden Wasserfläche mit jedem Schritt.

III-36: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Ein schmaler Weg windet sich zwischen Felsen.

III-38: Xiaoying Zhou, die „Insel im kleinen Ozean“, Westsee, Hang­zhou. Eine sich windende Brücke verbindet die Wasser­ pavillons.

III-37: Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, Suzhou. Ein langer überdachter Wandelgang an einer Mauer verläuft entlang eines Teichufers;

III-39: Xiequ Yuan, der „Garten des harmonischen Interesses“ innerhalb des Yihe Yuan, Beijing. Ein gewundener, auf beiden Seiten offener überdachter Wandelgang verbindet mehrere Pavillons. III-40: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Wegeverlauf mit kontrastierenden Eindrücken: eine Steinbrücke, die das Wasser zickzack­ förmig überquert, ein Mäander in einer Höhle. III-41: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Die gewinkelte Stein­ brücke wird von einer sich darüber neigenden Kiefer betont. III-42: Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“, Beijing. Eine von einem Bogen gestützte Steinbrücke überspannt einen breiten Kanal. Der halbkreisförmige Brückenbogen und seine Spiegelung bilden einen perfekten Kreis. III-43: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Der gewinkelte Steg scheint auf dem Wasser des Sees zu schwimmen. III-44: Tianjin Waterfront Corridor, Tianjin. Verzweigte Wege über seichtem Wasser erlauben eine spielerische Nutzung des Raums in dem 2005-2008 entworfenen öffentlichen Park.

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Farbtönen oder parasitische Pflanzen, die das Licht nahmen; während sich, kaum sichtbar, ein schmaler Pfad, den Eingeweiden eines Schafes gleich, durch die Felsen wand.“3 (III‑36) Neben den im Freien liegenden Wegen gibt es auch überdachte Wandelgänge, die den Besucher nicht nur vor den Witterungen schützen sollen, sondern die auch die Lichtstärke und damit die Wahrnehmung der verschiedenen Gartenbereiche verändern. Ihre Abdeckung besteht oft aus einem ziegelgedeckten Dach, das von schlanken, runden oder vierkantigen, mit niedrigen Geländern verbundenen Säulen aus lackiertem Holz getragen wird. Die so gebildeten Galerien können auf beiden Seiten offen sein, um einen weitläufigen Ausblick zu gewähren, oder entlang einer Wand verlaufen, die entweder massiv sein kann oder aber von mit Gitterwerk gefüllten Öffnungen durchdrungen, die so flüchtige Blicke in den benachbarten Gartenraum erlauben (III‑39). Alternativ kann ein Weg von einfachen Pergolen überdacht sein, die von blühenden Kletterpflanzen wie Wisterien bedeckt werden. Bäche und kleine Buchten geben Gelegenheit zum Bau der zahlreichen Brückenarten, für die Chinesische Gärten berühmt sind; diese können geradlinig oder zickzackförmig verlaufen, aus Holz oder Stein sein und von einem einzigen oder von einer Reihe – nicht zwangsläufig symmetrischen – Bögen gestützt werden (III‑40; III‑41; III‑42). Wo der Besucher direkter mit dem Wasser in Kontakt kommen soll, werden die Brücken zu flachen geländerlosen Stegen aus Holzbohlen oder Pflasterblöcken und liegen so nah am Wasser, dass der Eindruck entsteht, man laufe auf seiner Oberfläche (III‑43; III‑44). Die verschiedenen Arten der offenen oder überdachten Wege wechseln sich unvorhersehbar ab, so dass ein Gefühl der Überraschung verstärkt und damit zur allumfassenden Vielschichtigkeit des Gartens beigetragen wird. Im gleichen Geiste werden Wege in den verschiedenen Abschnitten

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III-45: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Große Vielfalt der Bodenbeläge eines Weges. III-46: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Betonung des Hauptweges durch die Pflasterung. III-47: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Schwarze und weiße Flusskiesel sind in einem Hof zu einem geometrischen Muster angeordnet. III-48: Yu Yuan. Ein am Wasser liegender Gartenweg ist mit Steinplatten ausgelegt. III-49: Canglang Ting, Suzhou. Eine gewundene Brücke mit niedrigem Geländer führt über einen Kanal zum Garteneingang.

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häufig aus unterschiedlichen Belägen angelegt. Die Wahl des Belags hängt vom Kontext und der Funktion des Weges ab (III‑45; III‑46; III‑47). Manche Beläge bestehen aus regelmäßig verlegten Ziegeln oder glatten Steinen, andere verwenden unregelmäßige Steine oder unterschiedlich gefärbte Flusskiesel, die in Mustern verlegt werden. Der Gartenarchitekt Ji Cheng erklärte: „Ein schmaler, von Blumen umgebener Weg wird besser mit Steinen gepflastert, während ein offener, von Gebäuden umgebener Hof mit Ziegelsteinen ausgelegt werden sollte… Kieselsteine sind als Belag für seltener genutzte Wege geeignet“4, während das Pflastern mit einfachen, unregelmäßig geformten Steinplatten „für Wege durch eine Bergschlucht oder an einem Abhang in Wassernähe oder vor einer Terrasse oder neben einem Pavillon“5 angemessen scheint (III-48). Eine Art Baukatalog der verschiedenartigen Formen chinesischer Gartenwege findet sich im Cang­ lang Ting, dem „Pavillon der brandenden Wogen“ in Suzhou. Hier führt eine Zickzackbrücke zum Eingang des Gartens, der einen doppelten, überdachten Wandelgang mit zwei parallelen Korridoren aufweist, die von einer Fensterwand mit verzierten Gittereinsätzen voneinander getrennt werden. Einfache, überdachte Wandelgänge schließen sich an, die die Pavillons miteinander verbinden und sich mit schnell aufeinander folgenden Rampen um ein unregelmäßig geformtes Wasserbecken winden, ebenso wie offen liegende Wege, die die überdachten Gänge flankieren, und schmale Pfade, die über den felsigen Berg klettern, sich um die Felsen winden und durch Grotten führen (III‑49; III‑50; III‑51; III‑52). Eine spielerische Interpretation eines traditionellen Weges findet sich im Red Ribbon Tanghe River Park von Turenscape, der 2008 fertiggestellt wurde (III‑53). Angelegt entlang den Ufern des Tanghe, der durch die östlich von Beijing gelegene Küstenstadt Qinhuangdao fließt, bildet ein geschwungener Weg mit weiten Kurven und leichten Höhenunterschieden das Hauptgestaltungselement des langgestreckten Parks. Entlang dieser Uferpromenade liegt ein fortlaufendes dreidimensionales Element, ein großes rotes Fiberglas-Band von solider, doch wechselnder Gestalt. Es dient sowohl als Sitzgelegenheit, als auch zur Beleuchtung. In seinen Wandlungen wiederholen sich die Unregelmäßigkeiten des Weges und seine auffallende rotlackierte Oberfläche nimmt die traditionelle Lackierung von Gartenbänken auf, die im Dienst der oben beschriebenen malerischen Ausblicke stehen (III‑54).

III-50; 51; 52: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Der Garten enthält eine Art Katalog von Wegen in Chinesischen Gärten, darunter überdachte Wandelgänge, freiliegende Wege und schmale Pfade, die über Berge führen oder sich durch Grotten winden. III-53: Red Ribbon Tanghe River Park, Qinhuangdao. Der 2005-2008 entstandene Park wird von einem geschwungenen Weg durchquert, in dem die unregelmäßige Uferform nachklingt. III-54: Red Ribbon Tanghe River Park. Der Hauptweg durch den Park wird von der fließenden Form einer roten Fiberglasbank flankiert, die dem Park seinen Namen gab.

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Architektonische Elemente Chinesische Gärten scheinen voller Pavillons und Gebäude, doch die Kleinarchitekturen dominieren niemals die Gesamtkomposition. Das Farbspektrum der Gebäude sowie ihre luftigen, mit Öffnungen und Gitterwerk versehenen Strukturen verleihen ihnen Transparenz. Die Architektur wird entmaterialisiert und, indem sie ihre tektonischen Bestandteile verliert, ganz in den Garten integriert (III‑55). Die unregelmäßigen Formen der Felsstrukturen und Spiegelteiche stehen zu der Regelmäßigkeit der architektonischen Strukturen in einer vieldeutigen Spannung. Architektonische Elemente sind eigentlich nicht dazu bestimmt, mit der Natürlichkeit des Gartens zu kontrastieren, sondern durch die überlegte Eleganz ihrer Platzierung und ihrer architektonischen Formen eine komplementäre Verbindung mit ihr einzugehen (III‑56). Die sorgsam durchdachte Platzierung der architektonischen Elemente folgt der übergreifenden Logik der Überraschung. Deshalb werden Pavillons entsprechend des Leitbildes der natürlichen Unregelmäßigkeit des Gartens hinter Bäumen und Felsen versteckt oder entlang von Ufern oder auf künstlichen Hügeln platziert (III‑57). Gleichzeitig fungieren Pavillons als besondere Orte zur Betrachtung des umliegenden Gartenraums, deshalb sind ihre Außenwände von mehreren Fenstern durchbrochen, in die dann Paneelen aus hölzernem Gitterwerk eingesetzt werden. Die geometrische Gestalt dieses Gitterwerks kontrastiert mit den natürlichen Formen auf der anderen Seite der Fenster (III-58). Die Gartenarchitekturen haben unterschiedliche Dimensionen und Funktionen, von kleinen Gebäuden zum Ausruhen, Meditieren oder einfach Innehalten bis hin zu aufwändigeren mehrgeschossigen Bauten, die als Teehäuser, Bibliotheken oder Gästehäuser dienen. Das typologische Vokabular ist umfangreich und schließt die bedeutenden Gebäude namens Tang ein, die „Hallen“, bei denen es sich um große, von einem Säulengang umgebene Gebäude handelt, vor denen sich eine weite Freifläche erstreckt. Die Tang nehmen für gewöhnlich den zentralen, am meisten öffentlichen Teil eines Gartens ein; sie sind Orte zur Begrüßung der Gäste. Weitere Arten sind Lou, die für gewöhnlich zweigeschossigen „Türme“, und Ge, die mehrgeschossigen „Aussichtstürme“ mit offenen Fenstern auf allen vier Seiten. Neben diesen größeren Gebäuden, an die durch überdachte Wandelgänge Seitenflügel angeschlossen sein können, gibt es auch

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III-55: Werftpark in Zhongshan. Zwei alte Schiffshallen, die bis auf ihre Gerüste abgerissen wurden, wurden zu Uferpavillons umgewandelt. III-56: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Die über den See führende gewinkelte Brücke weist in der Mitte einen sechseckigen Pavillon auf. III-57: Ou Yuan, der „Doppelgarten“, Suzhou. Die Platzierung architektonischer Elemente im Garten folgt der Logik der Überraschung. III-58: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Eine Pavillongruppe am Seeufer. III-59: Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, Suzhou. Darstellung der Positionierung der Pavillons.

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bescheidenere Pavillons in geschützten und von den öffentlichen Bereichen des Gartens abgesonderten Lagen. Dies können einfache Ruhepunkte mit Ausblick sein, wie ein eingeschossiger, auf allen Seiten offener Pavillon, Ting, oder ein Xie, eine „Gartenlaube“, wie sie meist am Ufer von Spiegelteichen zu finden ist6. Pagoden und andere religiöse Bauwerke können ebenfalls Teil eines Gartenentwurfs sein. Denkmalähnliche Torbögen aus Holz oder Mauerwerk markieren den Beginn thematischer Einheiten oder eines Weges. Von Brüstungen umgebene Terrassen, die dem Wasser zugewandt sind oder sich auf höheren Flächen befinden, dienen als Aussichtspunkte oder -bereiche (III‑59). Neben diesen Architekturformen bieten Chinesische Gärten eine weitere Kategorie von Strukturen: Wände, die zur internen Gliederung dienen und die Gartenbereiche voneinander abgrenzen. Sie dienen also zur Trennung thematischer Einheiten und zur Gliederung einer Abfolge verschiedener Szenen; und indem sie sie trennen, fügen sie sie durch verschiedenförmigste Öffnungen zugleich auch zu einer visuell dargestellten Geschichte zusammen (III‑60; III‑61; III‑62). Der französische Jesuit Jean-Denis Attiret schrieb darüber mit Verblüffung: „Ich musste erst hierher [nach China] kommen, um Türen und Fenster aller Arten und Formen zu sehen: rund, oval, quadratisch und mehrkantig aller Art, in Form von Fächern, Blumen, Vasen, Vögeln, Tieren, Fischen, kurzum: in jeder regelmäßigen oder unregelmäßigen Form.“ 7 Diese Durchgänge können abgerundet oder von komplexem Umriss sein, inspiriert von natürlichen Elementen oder künstlichen Objekten, wie es bei den runden Durchgängen namens Yuemen, den „Mondtoren“, der Fall ist oder bei Durchgängen in Vasen-, Blatt-, Blüten- oder Blumenform (III‑63; III‑64; III‑65; III‑66). Ebenso wie Durchgänge haben auch Fenster geometrische oder unregelmäßige Formen mit aufwändigen Paneelen oder Holz- und Stuckblenden (III‑67). Durchgänge wie auch Fenster sind als eine Art photographische Blende für Ausblicke konzipiert, die nur durch abgeschirmte Öffnungen flüchtige Blicke auf den Garten erlauben (III‑68; III‑69; III‑70).

III-60: Yi Yuan, der „Garten der Wonne“, Suzhou. Ein Mondtor in einer wellenförmig verlaufenden Mauer bildet den Durchgang zwischen zwei benachbarten thematischen Einheiten. III-61: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Türen und Fenster weisen komplexe, von natürlichen Formen abgeleitete Umrisse auf. III-62: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Fenster in der Trennwand des überdachten Doppelgangs tragen zum Erleben einer schrittweisen Entdeckung bei.

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III-63: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Ein Mondtor rahmt die Sicht auf den dahinterliegenden Garten. III-64: Yu Yuan. Zwei aufeinander folgende Türen in Vasenform unter­ brechen die Einförmigkeit des rechteckigen Korridors zwischen zwei gegenüberliegenden Gartenbauten. III-65: Yu Yuan. Eine Folge von Durchgängen mit unterschiedlichen geometrischen Umrissen. III-66: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Ein Durchgang in Form einer Blüte rahmt die Sicht auf eine Gruppe aus skulpturalen Felsen.

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Der Gartenarchitekt Ji Cheng stellte Anfang des 17. Jahrhunderts in seiner Schrift die Behauptung auf, dass es nicht wichtig sei, welcher Baustil beim Entwurf der Pavillons verwendet werde: „Die Konstruktion Ihrer Gebäude sollte in Einklang mit dem Zeitgeist stehen, während deren Erscheinung die Anerkennung der niveauvollsten Besucher hervorrufen sollte.“8 Dieses Prinzip hallt im Jinhua Architecture Park (2002-2006) an den Ufern des Yiwu in Jinhua südlich von Shanghai wider. Von dem Architekten und Künstler Ai Weiwei konzipiert, wurden seine 17 Pavillons von ebenso vielen Architekten aus mehreren Ländern entworfen. Alle sind von unterschiedlicher Form und Funktion und beherbergen ein Kaffeehaus, ein archäologisches Archiv, ein Restaurant und einen Multimedia- bzw. Ausstellungsraum, während andere traditionellere chinesische Funktionen wahrnehmen: ein Teehaus und ein „Reading Space”. Der „Reading Space” ist beispielsweise ein massiver mehrgeschossiger Pavillon der schweizerischen Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron in Zusammenarbeit mit ihrem Seniorpartner Ascan Mergenthaler, der über einem der durch den Park führenden Fußwege errichtet wurde. Seine Form beschwört das klassische Mondtor herauf und er dient insofern auch dieser Funktion, einen Ausblick auf den Park einzurahmen (III‑71). Die Vielfalt der Pavillonformen, die einzigartigen Qualitäten eines jeden, und nicht zuletzt die von ihnen verkörperte Suche nach dem Ungewöhnlichen und Überraschenden verleihen dem Jinhua Architecture Park ein Gefühl der alles durchdringenden Vielfalt, eine Atmosphäre spielerischer Ordnung, die dem Geist der historischen Gärten Chinas sehr nahe kommt. III-67: Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“, Beijing. Eine dem Kunming-See zugewandte Wand wird von mehreren Fenstern in verschiedenen geometrischen Formen durchbrochen. III-68: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Das verzweigte Muster der Blende erlaubt flüchtige Blicke auf die dahinterliegende Szene, ohne ihren Inhalt preiszugeben. III-69: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Die organische Form der

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Fensterfüllung verändert die Wahrnehmung der Qualitäten und Dimensionen der dahinterliegenden Szene. III-70: Yihe Yuan. Ein blütenförmiges Fenster. III-71: Jinhua Architecture Park, Jinhua. Der „Reading Space” von Jacques Herzog und Pierre de Meuron mit Ascan Mergenthaler ist einer von 17 Zierbauten, die von verschiedenen Architekten entworfen wurden. Der Park wurde 2002-2006 angelegt.

Bepflanzung Pflanzen werden sowohl für ihre gestalterischen Wirkungen und die daraus entstehende Atmosphäre geschätzt, als auch für die symbolische Bedeutung besonderer Exemplare. Während des Entwurfsund Konstruktionsprozesses Chinesischer Gärten werden einzelne Exemplare wie auch größere Pflanzenmengen erst eingebracht, nachdem die Pavillons und Felsstrukturen platziert wurden, um diesen dann ein Gegengewicht beizugeben und damit jeder Einzelszene ihren Charakter zu verleihen. Die verschiedenen Gartenabschnitte müssen ihre Harmonie auch während der saisonalen Veränderungen der Flora bewahren. Dabei besteht im Hervorheben der Jahreszeitenfolge eine der Hauptwirkungen, die durch die botanische Ausstattung des Gartens gesteuert wird (III‑72). Zu verschiedenen Jahreszeiten blühende Pflanzen werden so angeordnet, dass sie den unterschiedlichen Gartenbereichen während bestimmter Jahresabschnitte ein besonderes Gewicht verleihen. Den Jahreszeiten sind je bestimmte botanische Arten zugeordnet, so Magnolien (Magnolia denudata Desr., Magnolia liliiflora Desr.), Päonien (Paeonia suffruticosa Andr.; Paeonia lactiflora Pall.), Pfirsichund Kirschbäume dem Frühling; der Sommer wird durch die Blüte der Wisterien (Wisteria sinen­ sis Sweet) angekündigt, sowie von verschiedenen Rosensorten und den Lotosblumen; der Herbst zieht mit der Chrysanthemenblüte ein (Chrysanthemum morifolium Ram.) und färbt Ahornblätter rot und Ginkgos golden (Ginkgo biloba L.); das Grau des Winters wird von Frühblühern wie Kamelien (Camellia japonica L., Camellia sasanqua Thunb.), Rhododendren (Rhododendron racemosum Franch.), Gewürzsträuchern (Chimonanthus praecox K. Koch.) und vor allem der Pflaumenblüte (besonders Prunus mume Sieb. et Zucc.) unterbrochen. Bei der Anordnung der Pflanzen sollen durch das direkte Nebeneinander unterschiedlicher Wuchsformen, Blattformen und Farben ästhetische Wirkungen erzielt werden. Sogar die Art und Weise, wie sich Stängel in Wind oder Regen bewegen, und die von den Blättern verursachten Geräusche gelten als Gestaltungselemente, die zur Gartenatmosphäre beitragen. In Gärten werden oft dichte, dunkelfarbige Kiefern (wie Pinus bungeana Zucc., Pinus tabulaeformis Carr.) mit Bambus (vor allem Phyllostachys), Weiden (Salix babylonica L.) und Bananen (Musa sapientum L.) kontrastiert, biegsamen Pflanzen mit leuchtend grünen Blättern. Außerdem werden in Chinesischen Gärten Süße

III-72: Garden of Friendship, Sydney. Das gelbe Laub der Trauerweiden betont die herbstliche Jahreszeit.

wie hier in einem kleinen Innenhof, werden wegen ihrer weichen und farb­ intensiven Blätter geschätzt.

III-73: Xiequ Yuan, der „Garten des harmonischen Interesses“ innerhalb des Yihe Yuan, Beijing. Entlang des Seeufers angepflanzte Weiden bilden einen wogenden grünen Schleier.

III-76: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Die leuchtenden Blätter der Bananenstauden kontrastieren mit dem schattigen Wandelgang.

III-74: Suzhou-Museum, Suzhou. Ein dichter Bambushain bildet eine durchgehende Abschirmung. III-75: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Bananenstauden,

III-77: Die Kaiserinwitwe Cixi und ihre Bediensteten auf der kaiserlichen Barkasse auf dem Zhonghai, Beijing, 1903-1905. Glasplattennegativ aus der Sammlung Cixi, Empress Dowager of China, 1835-1908.

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Duftblüten (Osmanthus fragrans Lour.), Trompetenbäume oder Glänzender Liguster (Ligustrum luci­ dum W. T. Aiton) gerne verwendet. Die plastischen Pflanzenformen und die mit den Jahreszeiten eintretenden Veränderungen von Form und Erscheinungsbild der Pflanzen gehören zu den Platzierungskriterien für jede Spezies im Garten. Pappeln (z. B. Populus simonii Carr., Rev. Hort.) und Weiden werden nah am Wasser gepflanzt, letztere in kleinen Gruppen, so dass ihr Blattwerk einen durchgehenden grünen Mantel bildet (III‑73). Bananenstauden werden in die Ecken von Innenhöfen oder vor weiße Wände gepflanzt, um so die Form ihrer weichen Blätter zur Geltung zu bringen (III‑75, III-76). Bambus wird wegen der leuchtenden Farbe seiner Blätter regelmäßig verwendet und so platziert, dass er einen lichtdurchlässigen wogenden Schleier bilden kann, der seinen Schatten gern auf benachbarte Wände projiziert (III‑74). Die Indische Lotosblume (Nelumbo nucifera Gaertn.) mit ihrem robusten blaugrünen Blattwerk und andere Seerosen (Nymphae in Arten und Sorten) werden häufig in Spiegelteichen eingesetzt, doch um die Spiegelung oder den vom Wasser erzeugten Effekt unendlicher Raumweite nicht zu stören, werden Wasserpflanzen hauptsächlich entlang der Ufer verwendet und ihre Entwicklung sorgsam reguliert (III‑77). In kleineren Gärten werden laubabwerfende Bäume bevorzugt, da sie visuell ein Gefühl der Offenheit vermitteln; in größeren Parks werden Haine aus immergrünen Bäumen wie Kiefern, Zypressen (z. B. Cupressus chengiana S. Y. Hu), Zedern und Wacholder (Juniperus chinensis L. syn., Sabina chinensis (L.) Antoine) sommergrünen Arten wie dem großblättrigen Chinesischen Parasolbaum (Firmiana sim­ plex W. F. Wight), Akazien, Eschen und Platanen gegenübergestellt. Thujen (Biota orientalis (L.) Endl., syn. Thuja orientalis L.) werden sowohl wegen ihrer dekorativen Eigenschaften als auch ihrer religiösen Assoziationen verwendet; daher schmückten Thujen, auch

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als Chinesische Lebensbäume bekannt, die Gräber der Kaiser. An exponierten Standorten werden entweder Exemplare mit besonders plastischen oder knotigen Stämmen oder aber auch besonders schön geformte Exemplare gepflanzt. Kletterpflanzen wie Kreuzrebe, Prunkwinden und Kiwi werden an Felsen oder Wänden gezogen; Wisterien, Wald- und Weinreben bedecken Pergolen und Lauben (III‑78). Auch um Baumstämme dürfen sie sich gerne winden9. Verwendete Obstbäume sind unter anderem Pfirsich (Prunus persica Batsch.), Apfel (z. B. Malus spectabilis Borkh., Malus sieboldii Rehder, Malus yunnanensis C. K. Schneid.), Kirsche (z. B. Prunus pseudo-cerasus Lindl.), Granatapfel (Punica granatum L.), Nisperos bzw. Japanische Wollmispel (Erio­ botrya japonica (Thunb.) Lindl.) und Ume (Prunus mume Sieb. et Zucc.), die wegen ihrer Blütenpracht geschätzt werden (III‑79). Zu den bevorzugten Blütenbäumen gehören der Japanische Schnurbaum (Sophora japonica L.), Arabischer Jasmin (Jasminum sambac Ait.), Mandeleibisch (Hibiscus mutabilis L.), Ranunkelstrauch (Kerria japonica) und Magnolia grandiflora, ein immergrüner, in Nordamerika beheimateter Baum, der sich in China großer Beliebtheit erfreut und dort in Gärten verwendet wird, wie beispielsweise im Yu Yuan, dem „Garten der Freude“ in Shanghai. Verschiedene Orchideenarten, Azaleen und Forsythien werden entlang von Wegen oder in der Nähe von Ein- und Durchgängen gepflanzt10. Gruppen von Blütenpflanzen werden in lauschigen kleinen Innenhöfen vor einen Bambushintergrund gesetzt; in kleinen Gärten werden Blütenpflanzen häufig mit einem Zaun geschützt. Rosen werden sehr geschätzt, doch die Hauptrolle spielen sowohl holzige (z. B. Paeonia suffruticosa Andr.) als auch krautige (z. B. Paeonia lactiflora Pall.) Päonienarten. Schon während der Song-Zeit waren zahlreiche holzige Päonienarten bekannt und die Stadt Luoyang war ein bekanntes Zuchtzentrum dieser dekorativen Pflanzen. Dieser Blütenstrauch spielte eine so zentrale Rolle, dass zu dieser Zeit der Historiker Ouyang Xiu (1007-1072) der Strauchpäonie eine wichtige Monographie mit dem Titel Luoyang Mudan Ji, Bericht über die Strauchpäonien von Luoyang widmete. Verfasst im Jahre 1034, nannte der Text 24 Sorten und beschrieb ihre gärtnerischen Eigenschaften und Entwicklungsgeschichten. Einige Zeit später, im Jahre 1082, beschrieb der Staatsdiener Zhou Shihou 109 Strauchpäonien-Sorten in seinem Werk Luoyang Hua-mu Ji, Über die Bäume und Blüten­ pflanzen von Luoyang11. Eine allgemeinere Abhandlung zur Bedeutung von Blütenpflanzen im Chinesischen Garten ist das von dem Gelehrten Chen Haozi verfasste Werk Mizhuan Huajing, Der Spiegel der Blüte. Im Jahre 1688 in sechs Bänden veröffentlicht, war diese Abhandlung sowohl in China als auch in Japan sehr erfolgreich; es handelte sich um eine Art praktischen Gartenleitfaden, der sich ausschließlich mit Zierpflanzen beschäftigte12.

III-78: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Wisterien bedecken die Pergola über der Brücke, die das Seeufer mit einer kleinen Felsinsel verbindet. III-79: Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, Suzhou. Der kleine Hof namens Pipa Yuan, der „Wollmispel-Garten“, wird von Japanischen Wollmispeln geprägt. III-80: Huqiu Shan, der „Tigerhügel“, Suzhou. Eine große Sammlung beeindruckender Penjing. III-81: Garden of Friendship, Sydney. Eine Penjing-Sammlung ist in einem Innenhof ausgestellt.

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In Gärten, aber auch in Wohnhäusern, werden Zwergsträucher und -bäume in niedrigen Töpfen oder wenige Zentimeter hohen Keramik- oder Steinschalen gezogen. Dabei handelt es sich um Pentsai, „Schalenpflanzen“ oder „Zwergtopfbäume“, entstanden durch das Beschneiden junger Baumwurzeln und die strikte Wachstumsregulierung ihrer Stämme und Äste. Der Brauch entstand aus den als „Inseln der Unsterblichen“ in den Gärten angelegten Konstruktionen, bergigen Inseln, die an die mythischen Wohnstätten der halbgöttlichen, als Unsterbliche bezeichneten Wesen erinnerten. Aus Nachbildungen dieser mehr und mehr verkleinerten ikonischen Inseln entstand schließlich Penjing, die „Szene in der Schale“ oder auch „Landschaft in der Schale“ (III‑81). Ursprünglich wurde diese mit schön geformten Felsfragmenten in flachen, mit Wasser gefüllten Behältern ausgeführt, in denen das Wasser die Felsen spiegelte. Um den Landschaftseffekt zu vervollständigen, werden Zwergbäume auf den Felsen gezogen, die aus dem Meer ragende Berggipfel nachnahmen. Moos, Farn, kleine Büsche und manchmal auch kleine Statuen, die Menschen oder Bauwerke darstellen, ergänzen das Bild. Die frühesten Hinweise auf miniaturisierte Pflanzen fand man in der Nähe von Xi’an in der Grabstätte des 706 verstorbenen chinesischen Kronprinzen Zhang Huai; die Wandmalereien in seiner Grabkammer zeigen zwei Diener in höfischen Gewändern, die beide Zwergpflanzen tragen – einer in einer flachen Schale, der andere in einem ovalen Becken. Die Technik der Miniaturisierung fand weite Verbreitung und Landschaften in Schalen nahmen in den vornehmen Herrenhäusern bevorzugte Plätze ein. In den Gärten begann man, den Miniaturlandschaften eigene Bereiche zu widmen. Ein Beispiel dafür ist der Garten Huqiu Shan, der in Suzhou im 10. Jahrhundert angelegte „Tigerhügel“, in dem noch heute eine große Sammlung solcher Kompositionen zu sehen ist (III‑80). Die Kunst des Penjing erfreute sich auch in Japan großer Beliebtheit, wo sie während der Kamakura-Zeit (1185-1333) eingeführt wurde. Dort erhielt die Pentsai-Technik den Namen Bonsai, mit dem sowohl die besondere Methode bezeichnet wurde, Bäume in flachen Behältern zu ziehen, wie auch die Pflanze selbst. In Japan beschränkte sich die Anfertigung von Miniaturlandschaften nicht nur auf die Wiedergabe von Landschaftsszenen in einer Schale. Einige Gärten präsentierten auf ihrem Gelände Miniaturen idealisierter natürlicher Landschaften, wie der Daisen-in in Kioto, ein 1509 als Teil des weitläufigen Zen-Tempelkomplexes Daitoku-ji angelegter Kare-san-sui-Garten. Der Abschnitt entlang der Ostseite des Hauptgebäudes, oder dem Hojo, präsentiert sorgfältig dimensionierte, eine Bergszene darstellende Felsen und Pflanzen mit einem (trockenen) Wasserfall, der einen gewundenen, zwischen Inseln hindurchfließenden Bach speist.

1: Bedingfeld, Katherine, „Wang Shi Yuan: a Study of Space in a Chinese Garden“, The Journal of Architecture 2 (1997), S. 15; Valder, Peter, Gardens…, S. 244. 2: Zu den begehrtesten Steinen gehören die kalkhaltigen Felsen aus dem Taihu, einem großen See in der Nähe von Suzhou. Dabei handelt es sich um große, ungewöhnlich geformte Felsen, deren Farbe von weiß bis dunkelgrau variiert. Ihre plastische und unregelmäßige Form ist das Resultat des Wirkens von Wind und Wellen, die sie mit Löchern und Aushöhlungen durchbohrt haben. Siehe Ji, Cheng, The Craft of Gardens…, S. 112-119. 3: Cao Xueqin, The Dream …, Kapitel 17. http://ebooks.adelaide.edu.au/c/ cao_xueqin/c2359h/complete.html Hier neu deutsch übersetzt. 4: Ji, Cheng, The Craft of Gardens…, S. 100-101. 5: Ibid. 6: Ibid., S. 64-71. Siehe auch Keswick, Maggie, Der Chinesische Garten…, S. 132-135; Wong, Young-Tsu, A Paradise Lost…, S. 16-18.

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7: Attiret, Jean-Denis, „Lettre…“, S. 37. 8: Ji, Cheng, The Craft of Gardens…, S. 78. 9: Valder, Peter, The Garden Plants…, S. 186. 10: Kilpatrick, Jane, Gifts from the Gar­ dens of China, London, Frances Lincoln, 2007, S. 19. Die erste Monographie über Orchideen wurde 1233 von Zhao Shigeng verfasst und trug den Titel Jinzhang Lan Pu, Abhandlung über die Orchideen von Jinzhang. Siehe Valder, Peter, The Garden Plants…, S. 120. 11: Siehe Métailié, Georges, „Gardens of Luoyang…“, S. 33-35. Siehe auch Needham, Joseph, Science and Civili­ zation in China: Volume VI, Biology and Botanical Technology, Part 1, Botany, Cambridge, Cambridge University Press, 1986, S. 394-409. 12: Es existiert eine Übersetzung dieses Werks ins Französische: Chen, Haozi, Miroir des fleurs. Guide pratique du jardinier amateur en Chine au XVIIe siècle, Übers. J. Halphen, Arles, Actes Sud, 2006.

Reconfiguring the Chinese Garden

Kapitel 4

Der Chinesische Garten neu aufgefasst

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Im Laufe ihrer langen Geschichte beeinflusste die chinesische Gartenkunst die umliegenden Nachbarländer nachhaltig, allen voran Korea und Japan. Auch in ferneren Ländern erweckte sie Interesse. In Korea, wo das Vorkommen von Parks ab den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung belegt ist, übernahmen Gartenarchitekten sowohl den chinesischen Brauch, Gärten in einzelne Episoden zu unterteilen, als auch die Haltung, dem Wasser eine zentrale Rolle zukommen zu lassen. Gleichwohl zeigten die Koreaner Sinn für weniger künstliche, weniger aufwändige Gärten, in denen gestaltete Bereiche stärker in die natürliche Umwelt integriert wurden. In Japan wurden schon in frühen Gartenentwürfen koreanische oder chinesische Vorbilder nachgeahmt. Archäologische Ausgrabungen in der antiken Hauptstadt Nara legten die Überreste einiger der wohl ältesten Parkanlagen des Landes frei, zwei dem kaiserlichen Hof zugeordnete Gärten aus dem 8. Jahrhundert. Bei einem handelte es sich um einen Teich- und Bachgarten, bei dem anderen um einen Bachgarten. Beide Gärten weisen durch die gesamte Anordnung der natürlichen Formen sowie durch Wasser und Felsen deutlich auf ihre kontinentalen Vorbilder hin.

Der Chinesische Garten und Europa Die Wirkungen des chinesischen Gartenstils in Europa sind indirekter und komplexer. Einen deutlichen Ausdruck fand der Stil der Chinesischen Gärten in den Formen und Gestaltungen der Gartenarchitektur ab der Mitte des 18. Jahrhunderts. Auch in der kulturellen Debatte um radikale Veränderungen ästhetischer und stilistischer Prinzipen bei der Abkehr von formalen geometrischen Gestaltungen hin zu einer künstlerischen Natürlichkeit spielte er eine Rolle. Eine wachsende Unzufriedenheit in der Gartenarchitektur mit der formalen Gestaltung nach französischer Art machte zuerst im England des frühen 18. Jahrhunderts einem neuen Ansatz Platz, der sich durch eine zufällig anmutende Anordnung natürlicher und architektonischer Elemente auszeichnete. Sanfte Hügel, geschwungene Wege, Baumgruppen, unregelmäßige Wasserflächen und zahlreiche Kleinarchitekturen wurden angelegt, und diese neue Parkgestaltung, deren Szenenabfolge eine Verherrlichung der ländlichen Gegenden darstellte und auch politische Implikationen hatte, wurde vermutlich in beträchtlichem Maß durch Informationen über Chinesische Gärten beeinflusst, die jesuitische Missionare nach Europa sandten1. Die Jesuiten haben die ästhetische Manipulation natürlicher Formen in Chinesischen Gärten begriffen und nach Europa vermittelt. Dort hatte sich die Vorliebe für das Rokoko in der Malerei und der ornamentalen Kunst mehr und mehr einem imaginären, doch naturalistischen Arkadien zugewandt. Der ausdrücklichen Künstlichkeit von Europas bedeutenden Barockgärten, deren Gestaltung auf Geometrie beruhte, konnte nun eine andere Auffassung entgegensetzt werden, die auf der künstlerischen Imitation natürlicher Formen basierte: die ästhetische Interpretation und Rekomposition der natürlichen Elemente. Die überzeugenden Berichte der Jesuiten wurden schon seit den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts von europäischen Gelehrten gelesen. Sicherlich unter dem Eindruck dieser Beschreibungen, in denen eine einfühlsame Natürlichkeit betont wurde, unter der die Kunst der Nachahmung von Natur und ihren Formen verborgen lag, begannen englische Autoren, sich auf die Gärten Chinas als eine Inspirationsquelle für den neu entstehenden Stil zu berufen. Als erster schrieb William Temple (1628-1699), ein Diplomat und Essayist, in seinem Werk Upon the Gardens of Epicurus aus dem Jahr 1685 über die Fähigkeiten der Chinesen, in Gärten schöne Formen zu erzielen „ohne jegliche Ordnung oder Gliederung der Teile“2. Ebenso bekräftigte der Politiker und Schriftsteller Joseph Addison (1672-1719) im Jahre 1712, dass die Chinesen „es vorziehen, das Genie des Werks der Natur tunlichst hervorzuheben und daher stets die Kunst verbergen, von der sie sich leiten lassen“3. In seinem Buch The Villas of the Ancients Illustrated aus dem Jahre 1728 schrieb Robert Castell (?-1729), dass Chinesische Gärten von einer künstlichen Unregelmäßigkeit gezeichnet seien, die sich ausdrücke durch eine „genaue Imitation der Natur; wo trotz der Anordnung ihrer Teile mit der größten Kunst die Unregelmäßigkeit doch bewahrt bleibt…“4.

Der Chinesische Garten neu aufgefasst

Das intellektuelle England, wo das neue Konzept des Landschaftsgartens Form annahm, verlockte der Gedanke einer möglichen Verbindung zur Gartenkunst des alten Chinas und damit einer Beziehung zu dem großartigen Kaiserreich und seiner jahrtausendealten Geschichte. Auch geographisch und kulturell bot sich hier eine dem verhassten Kontinentaleuropa unverwandte Tradition. Die Faszination lag nicht im Konzept der Mimesis, sondern in der künstlerischen Natürlichkeit der Formen der Chinesischen Gärten, die eine Befreiung vom barocken Formalismus und eine Triebkraft für den Modernisierungswillen darstellten. Wurden Chinesische Gärten zu Beginn also für die von ihnen verkörperte Befreiung von abstrakter Geometrie geschätzt, so waren es ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ihre Dynamik und ihre Überraschungsmomente. Der wichtigste Vertreter dieser Auffassungsweise des Chinesischen Gartens war der schottische Architekt Sir William Chambers (1723-1796), der die chinesische Hafenstadt Kanton in den 1740er Jahren als ein Beamter der schwedischen OstindienKompanie besucht hatte. Nach seiner Rückkehr erwies er sich mit der Veröffentlichung zwei erfolgreicher Werke zu diesen Themen als ein Experte für chinesische Architektur und Gärten: Design of Chinese Buildings, Furniture, Dresses, Machines, and Utensils (1757) und Dissertation on Oriental Gardening (1772). Diese Bücher beschleunigten die Entwicklung des in England entstandenen Landschaftsgartens hin zu spielerischeren und überraschenderen Gestaltungsformen. Ausgehend vom Chinesischen Garten konzipierte Chambers einen Gartentyp, der als ein landschaftsgestalterisches Abenteuer empfunden werden konnte und dessen Repertoire an originellen Ausblicken auf die Gefühle des Besuchers zielte. Die nach dem Ende der Herrschaft der Geometrie wiedergefundene Natur sollte die Gestalt einer atmosphärisch dichten und exotisch gefärbten Landschaft annehmen. Diese Ideen fielen in Kontinentaleuropa auf fruchtbaren Boden, wo sich der anfängliche Enthusiasmus für den Englischen Landschaftsstil gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu einer ausgeprägten Vorliebe für lebhafte und dynamische Gartenentwürfe entwickelt hatte. Daraus entstanden Hybridgärten mit theatralischen Szenen voller unerwarteter und seltsamer Anordnungen, die ausufernd mit Grotten, Rocailles und exotischen, bevorzugt im „chinesischen“ Stil errichteten Fabriques bereichert wurden. Wegen flüchtiger Anspielungen auf China im feenhaften Wesen der Gärten, die ebenfalls von der Wanderung der Ideen zeugen, wurde dieser Gartenstil auch chinois oder anglo-chinois genannt.

IV-1: Kew Gardens, London. Die von Sir William Chambers von 1761-1762 entworfene chinesische Pagode. Entworfen wurde sie für Prinzessin Augusta, die Witwe des Prinzen von Wales, die für das Anwesen in Kew eine landschaftliche Gestaltung nach der vorherrschenden Mode der damaligen Zeit anstrebte.

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In den Jahren 1761-1762 entstand eine von Chambers geplante zehnstöckige Pagode im chinesischen Stil für das königliche Anwesen Kew in London 5 (IV‑1), die zum wahrscheinlich wichtigsten Beispiel für „chinesische“ Architektur in Europa wurde. Bauwerke im chinesischen Stil – Brücken, Pavillons, Pagoden – fassten seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in europäischen Gärten Fuß. Zu diesen zählten in Frankreich die Pagode im Park von Chanteloup aus dem Jahre 1775 (IV‑2) und das Chinesische Haus im eklektischen Désert de Retz bei Chambourcy aus etwa demselben Jahr, in Deutschland das von 1754-1757 erbaute Chinesische Teehaus im Park von Sanssouci in Potsdam (IV‑3; IV‑4), in Schweden das 1753 errichtete Chinesische Schlösschen im Park des königlichen Palastes Drottningholm (IV‑5) und in Russland das Chinesische Dorf, das in den 1780er Jahren von Zarin Katharina der Großen in Tsarskoe Selo geschaffen worden war und wo als Chinesen verkleidete Höflinge vorgaben, in einer fernöstlichen Stadt zu leben (IV‑6; IV-7). Diese architektonischen Phantasien beschworen mystische Visionen ferner Orte in einem Spiel geographischer Entfremdung. Der aufsehenerregende Erfolg des Chinesischen Gartens auf internationalem Parkett schwand ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Niedergang des Kaiserreiches und den späteren Entwicklungsproblemen der chinesischen Republik. Erst in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts konnte daran wieder angeknüpft werden.

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Chinesische Gärten in der zeitgenössischen Landschaftsarchitektur In den 1980er Jahren begann man außerhalb Chinas mit der Gestaltung neuer Gärten, die die historischen Formen des Chinesischen Gartens wieder aufnahmen. Sie spiegelten ein neugefundenes Interesse an der chinesischen Kultur wider, das sich zunächst durch den Auftau der Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und dem Westen und dann durch den Aufschwung Chinas zu einer ökonomischen Macht auf dem Weltmarkt entwickelte. Diese Entwicklung begann 1981, weniger als ein Jahrzehnt nachdem der amerikanische Präsident Richard Nixon die diplomatischen Beziehungen mit seinem offiziellen Besuch in China wiederhergestellt hatte6, mit der Evokation eines Chinesischen Gartens, den das Metropolitan Museum of Art in New York für seine asiatische Abteilung im Astor Court schuf. Der Entwurf wurde von einem Team des Gartenamtes in Suzhou erstellt, während die Architekten Kevin Roche und John Dinkeloo mit der Ausführung beauftragt waren und das pyramidenförmige Dach aus Glas und Stahl entwarfen, von dem der Hof bedeckt wird. Die Gestaltung des Astor Court basiert auf einem Innenhof des Wangshi Yuan in Suzhou und der Hof enthält – genau wie sein Vorbild – drei typische Gartenstrukturen: einen überdachten Wandelgang, eine kleine Haupthalle und einen Halbpavillon entlang der Westwand (IV‑8). Im Jahre 1986 wurde der Dr.-Sun-Yat-Sen-Garten im kanadischen Vancouver von einer gemeinnützigen Organisation als „Brückenschlag der Verständigung zwischen chinesischer und westlicher Kultur“ angelegt. Von einem Team des Gartenamtes in Suzhou in Zusammenarbeit mit zwei Planern vor Ort, dem Landschaftsarchitekten Don Vaughan und dem Architekten Joe Y. Wai entworfen, beschwört er einen klassischen Chinesischen Garten des 15. Jahrhunderts mit einem zentralen Spiegelteich herauf, der von einem überdachten und die verschiedenen Pavillons und Felsformationen verbindenden Wandelgang überspannt wird. Im Jahre 1988 wurde im australischen Sydney aus Anlass der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Bestehen Sydneys und der Ankunft der ersten chinesischen Einwanderer der sorgfältig angelegte Garden of Friendship eingeweiht (IV‑9). Von der chinesischen Gemeinde der Stadt gefördert, wurde der Entwurf vom Guangzhou Garden Planning and Building Design Institute in Sydneys Partnerstadt Guangzhou entwickelt. Als ein weiterer von klassischen Beispielen inspirierter Garten zeigt er eine Abfolge verschiedener Episoden: einen Berg, zwei Wasserfälle, einen rauschenden Bach und einen Bambushain (IV‑10). Diese gelangen ins Blickfeld, während man entlang des Weges um den großen, von Brücken überspannten See in seiner Mitte geht (IV‑11). Um den See stehen einige Pavillons in der Vegetation und die Wasseroberfläche wird durch einzelne senkrecht aufragende Felsen durchbrochen (IV‑12).

IV-2: Park von Chanteloup, Amboise. Die 1775 von Louis-Denis Le Camus entworfene Pagode war einer der Zierbauten in dem 14 ha großen, für Étienne-François Duc de Choiseul angelegten Park. IV-3: Sanssouci, Potsdam. Das Chinesische Teehaus, auf dessen Dach sich eine chinesische Figur mit einem Sonnenschirm befindet, wurde 1754-1756 von dem Architekten Johann Gottfried Büring nach Entwürfen von Friedrich dem Großen erbaut. IV-4: Sanssouci. Die Außengestaltung des Chinesischen Teehauses prägen vergoldete Sandsteinskulpturen aus den Werkstätten der Bildhauer Johann Gottlieb Heymüller und Johann Peter Benckert. IV-5: Drottningholm, Stockholm. Das 1753 von Carl Fredrik Adelcrantz errichtete Chinesische Schlösschen ist im Wesentlichen ein Rokokogebäude, dessen Exotik durch einige dekorative Elemente betont wird. IV-8 IV-9 109

IV-6: Zarskoje Selo, Sankt Petersburg. Der 1778-1786 nach Entwürfen von Juri Matwejewitsch Felten in unmittelbarer Nachbarschaft einer verzweigten Wasserlandschaft errichtete Knarrende Pavillon bildet den Auftakt zu dem Chinesischen Dorf. IV-7: Zarskoje Selo. Der 1770 entworfene Große Kaprice ist ein Torbogen, der von einem offenen Aussichtspavillon mit einem im chinesischen Stil gewölbten Dach gekrönt wird. IV-8: Astor Court, Metropolitan Museum of Art, New York City, New York. Der Halbpavillon an der Westwand verrät sein Modell deutlich: den Wangshi Yuan, den „Garten des Meisters der Netze“, in Suzhou. Der Garten wurde von 19801981 errichtet. IV-9: Garden of Friendship, Sydney. Der von 1986-1988 errichtete Garten feiert die Partnerschaft zwischen der Provinz Guangdong und New South Wales.

Auch in Europa entstanden Chinesische Gärten; zu diesen gehört der 2000 im Erholungspark Marzahn in Berlin angelegte Garten des wiedergewonnenen Mondes (IV‑13). Er ist eine Art Katalog typischer chinesischer Gartenelemente: Es gibt einen kleinen, von einer Zickzackbrücke aus Stein überspannten See, einen sich über Felsen ergießenden Wasserfall, einige Pavillons, ein Mondtor, einen überdachten Wandelgang und einige Felsformationen (IV‑14). Die Tatsache, dass die Gartenanlage von echtem englischen Rasen bedeckt ist, unterstreicht die von der Gesamtanlage ausgestrahlte Orientierungslosigkeit absichtsvoll. Denn die Grünanlage am Rande der Stadt enthält eine Sammlung von Gärten verschiedener regionaler Stile7. Die Pazifikküste der Vereinigten Staaten wendet sich nicht nur geographisch, sondern auch kulturell gen China und war lange das begehrteste Zielgebiet für Einwanderer. Zu den zahlreichen hier geschaffenen Chinesischen Gärten gehört der im Jahre 2000 in Portland, Oregon, errichtete „Garten der erwachenden Orchideen“ Lan Su Yuan und der erste Abschnitt des 2008 in Seattle, Washington, eröffneten Gartens Xi Hua Yuan (IV‑15). Der Park der Huntington Library and Art Collections, einer bedeutenden kulturellen Einrichtung in San Marino bei Los Angeles, enthält eine Sammlung botanischer und thematischer Gärten, der 2008 ein Chinesischer Garten hinzugefügt wurde, und zwar der „Garten der fließenden Düfte“, Liu Fang Yuan (IV‑16). Auch hier ist die Gestaltung von traditionellen Elementen gekennzeichnet: Über einen See, der von Norden her mit Wasser gespeist wird, das im Süden wieder hinausfließt, führen verschiedenartige Brücken, während eine Reihe von Gebäuden das östliche und das südliche Ufer säumen (IV‑17). Die Gestaltung wurde der Landschaft des Parks angepasst, der von heimischen Gehölzen dominiert und so zu einer Mischung aus Ost und West wird.

IV-10: Garden of Friendship, Sydney. Eine der drei Wasserquellen, die den künstlichen See speisen, um den herum die unterschiedlichen Aussichten angeordnet sind. IV-11: Garden of Friendship. Zickzack­ brücken trennen den See in mehrere miteinander verbundene Becken. IV-12: Garden of Friendship. Ein offener Pavillon bietet einen Aussichtspunkt, von dem aus der Blick auf einen von Weiden umgebenen Wasserpavillon fällt. IV-13: Garten des wiedergewonnenen Mondes, Berlin. Der 1997-2000 angelegte Garten ist ein Symbol der Partnerschaft zwischen den Städten Berlin und Beijing. IV-14: Garten des wiedergewonnenen Mondes. Der Garten ist eine Art Katalog typischer Elemente eines Chinesischen Gartens.

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IV-15: Lan Su Yuan, der „Garten der erwachenden Orchideen“, Portland, Oregon. Über den See in der Mitte des 1999-2000 errichteten Gartens führen zwei Brücken, deren eine nach dem Vorbild des Shizi Lin in Suzhou ein sechseckiger Pavillon ziert. IV-16: Liu Fang Yuan, der „Garten der fließenden Düfte“, Park der Huntington Library and Art Collections, San Marino, Los Angeles, Kalifornien. Grundriss des Gartens. IV-17: Liu Fang Yuan. Der 2004-2008 errichtete Garten präsentiert fünf Steinbrücken, die einem Waldgelände aus heimischen kalifornischen Eichen und Kiefern gegenübergestellt sind.

1 Haupteingang 2 Studio der reinen Düfte 3 Süßwasser-Pavillon 4 Halle der Jade-Kamelie 5 Terrasse, die den Berg einlädt 6 Terrasse des Jadespiegels 7 Pavillon der Liebe zum Lotos 8 Brücke des grünen Nebels 9 Eiland der aufsteigenden Gänse 10 Brücke des Jadebandes 11 Pavillon der drei Freunde 12 Eiland zum Begrüßen der Kraniche 13 Brücke des Erfreuens an den Fischen 14 Insel der Mandarinenten 15 Washington-Pavillon

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Die Gestaltungsphilosophie all dieser Gärten ist von neohistorischer Färbung. Ihr steter Bezugspunkt, zumindest in der Intention ihrer Planer, sind die klassischen Gärten von Suzhou, die durch ein Patchwork heterogener Zitate heraufbeschworen werden8. Der Grund dafür, dass die Gärten von Suzhou als Vorbild gewählt wurden, ist in ihrem internationalen Ruhm zu suchen; acht von ihnen – vier seit 1997 und vier weitere seit 2000 – stehen auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO9. Ein weiterer Faktor ist die Rolle der Gemeinde der chinesischen Einwanderer, die oft am Ursprung von Initiativen zur Anlage dieser Parks steht. Für sie stellt die Schaffung eines traditionellen Chinesischen Gartens eine Bekräftigung ihrer kulturellen Identität und gesellschaftlichen Position dar. Aus dieser Perspektive ist es wohl kein Zufall, dass historisch anmutende Gärten, die deutlich eine chinesische kulturelle Identität heraufbeschwören, in zwei chinesischen Territorien geschaffen wurden, die lange unter fremder Herrschaft standen: Macao und Hongkong. Der Lou-Lim-Ieoc-Garten, im 19. Jahrhundert von dem ortsansässigen Kaufmann Lou Kau in der Hafenstadt und portugiesischen Kolonie Macao realisiert, wurde 1906 von seinem Sohn Lou Lim Ieoc umgestaltet und in den 1970er Jahren wiederhergestellt (IV‑18). Bei diesem nach der chinesischen Gartentradition konzipierten Garten handelt es sich um eine miniaturisierte Landschaft mit schmalen Wegen, die sich durch Bambushaine und blühende Sträucher winden und mit einer neunfach geschwungenen Brücke über einen großen, mit Lotosblumen bedeckten Teich führen (IV‑19). Zur selben Zeit wurde in der Hafenstadt und früheren britischen Kolonie Hongkong der Garten der guten Wünsche um den Wong-Tai-Sin-Tempel angelegt (IV‑20). Mehrere durch überdachte Wandelgänge verbundene Pavillons schmücken die von zahlreichen Felsstrukturen bestandene Grünanlage, in der sich ein Wasserfall in einen Teich ergießt (IV‑21).

IV-18: Lou-Lim-Ieoc-Garten, Macao. Der Garten besteht aus einer Mischung portugiesischer und chinesischer Traditionen. IV-19: Lou-Lim-Ieoc-Garten. Der Garten wurde entsprechend der Tradition des Chinesischen Gartens konzipiert, doch wurden einige Elemente so betont, dass sie eher vom künstlichen Orientalismus als von der Tradition beeinflusst scheinen, so wie die neunkurvige Betonbrücke, die sich an einem großen See entlangschlängelt.

IV-20: Der Garten der guten Wünsche, Hongkong. Mit überdachten Wandelgängen verbundene bunte Pavillons sind um zwei zusammenhängende künstliche Becken angelegt. IV-21: Der Garten der guten Wünsche. Der Garten öffnet sich im hinteren Teil der Anlage zum Wong-Tai-Sin-Tempel, einem daoistischen Sakralbau.

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In jüngerer Zeit wurde durch das Bewusstsein für die historische Dimension Chinesischer Gärten eine Wiederbelebung stilistischer Grundsätze früherer Epochen angestoßen. Nachdem Hongkong als Sonderverwaltungszone ganz an China zurückgegeben worden war, wurde die Stadt zum Schauplatz für das überraschendste Beispiel eines neohistorischen Gartens: der Nan-Lian-Garten, ein 2006 eröffneter öffentlicher Park (IV‑22). Er ist der Nachbau eines Gartens aus der Tang-Zeit, die vom 7. bis zum 9. Jahrhundert währte und von Historikern als der Höhepunkt der chinesischen Zivilisation betrachtet wird10. Diese kleine Grünanlage unternimmt das Experiment, eine ferne Zeit der Gartenkunstgeschichte heraufzubeschwören. Seine beiden felsumsäumten Spiegelteiche, die durch einen gewundenen Bach verbunden sind, machen das Wasser zum Protagonisten dieser Komposition, dessen Architekturen ebenso wie der botanische Reichtum als ausdrückliche Rückblenden auf die Gärten der Tang fungieren (IV‑23; IV-24). Da die meisten dieser historistisch beeinflussten Gärten von geringer Größe sind und in einem kulturellen Kontext entstanden, der sich sehr von dem der sie inspirierenden Originale unterscheidet, fehlt ihnen die komplexe Struktur des Chinesischen Gartens, die typischerweise auf der zunehmenden Enthüllung unterschiedlicher Szenen beruht. Doch ist in ihnen die Absicht erhalten, den Besucher mit der spektakulären Präsentation einer exotischen Landschaft zu beeindrucken, die durch den aufsteigenden Schwung der Pavillondächer und durch die Fülle der Mondtore noch betont wird. Der Grund für diesen reduzierten Ansatz liegt offenbar in der Schwierigkeit, zeitgenössischen und an den schnellen Konsum gewöhnten Besuchern eine Komposition nahezubringen, die auf langsamen Genuss ausgelegt ist und auf eleganten visuellen Überraschungen basiert. Allerdings zeigen diese Rekonstruktionen auch deutlich, dass der traditionelle Garten als das emblematischste und exportfähigste Artefakt einer jahrhundertealten chinesischen Kultur angesehen wird. Seine Neuerschaffungen lassen die besonderen Qualitäten, die sich im Chinesischen Garten verbinden, deutlich hervortreten. Sie liegen in der Verknüpfung einer verfeinerten Komposition, die als solche ein historischer Zeuge ist, mit einer Wertschätzung der Natur, die mit dem ganz aktuellen Interesse an der Umwelt zusammentrifft.

IV-22: Nan-Lian-Garten, Hongkong. Der während der Tang-Dynastie entwickelte Stil inspirierte die Gestaltung dieses kleinen neohistorischen öffentlichen Parks. IV-23; 24: Nan-LianGarten. Hölzerne Bauwerke sind um zwei felsgesäumte und durch einen gewundenen Bach verbundene Spiegel­ teiche angeordnet.

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Aktuelle Deutungen der Tradition Obschon der neohistorische Garten für eine Weiterentwicklung prädestiniert zu sein scheint, auch aufgrund des von der Archäologie gewonnenen Wissens, so stellt auch die modern inspirierte Wiederaufnahme der Tradition eine faszinierende Entwicklung dar. Sie verläuft parallel und doch unterschiedlich zu der im vorigen Abschnitt beschriebenen historistischen Neubelebung. Das bedeutet nicht, dass diese im weiten Sinn modernen Gärten und Parks direkt von der chinesischen Tradition inspiriert sein müssten. Vielmehr wurden einige gestalterische Elemente und Prinzipien der chinesischen Gartenarchitektur als Träger von Modernität wieder aufgenommen und neu angepasst. Ein Vorreiter dieses Gestaltungsansatzes ist der Architekt I. M. Pei, der bei der Planung von Freiflächen für seine architektonischen Projekte in China mehrmals Interpretationen der klassischen Tradition in einem modernen Idiom verwendet hat. Beispiele hierfür sind die Bank of China in Hongkong (1982-1989) oder das Xian-Shan-Hotel („Hotel Duftender Hügel“, 1979-1982) auf dem Gelände des ehemaligen kaiserlichen Jagdgeheges außerhalb von Beijing unweit des Sommerpalastes. Die Flügel des stark gegliederten Hotelkomplexes umschließen einen überdachten zentralen Innenhof mit einem kleinen, von Pei persönlich in enger Zusammenarbeit mit Chen Congzhou entworfenen Wasser- und Steingarten (IV-25). Der Entwurf respektierte den alten Baumbestand und erlaubte die Unterteilung des Gartens in Bereiche mit unterschiedlichen Charakteren, in denen gewundene Wege durch Baumhaine, Fels- und Wasserkompositionen führen11. Auf der größten Freifläche befindet sich am Fuß eines kleinen Hügels ein ungleichmäßig geformter Spiegelteich. Über den Teich führen zwei Brücken, deren eine zu einer Plattform am Wasser führt, die daran erinnert, dass an solchen Orten traditionell Dichterwettbewerbe abgehalten wurden. Ein in den Bodenbelag der Plattform eingelassener, gewundener Wasserlauf unterteilt ihre Fläche, ähnlich den Pavillons in historischen Parkanlagen: Mit Wein gefüllte Becher wurden auf einem gewundenen Bach, dem Bach des schwimmenden Bechers, ins Wasser gesetzt und die Person, bei der ein solcher Becher anhielt, musste den Wein trinken und ein Gedicht improvisieren.

IV-25 Der Chinesische Garten neu aufgefasst

Der Garten respektiert konsequent die traditionelle Regel einer Komposition in Episoden und integriert auch explizite Verweise auf klassische Gärten, ohne dabei romantische Zugeständnisse zu machen: Seine Sprache ist im Allgemeinen die für Peis moderne Projekte typische streng abstrakte Geometrie. Ebendiese Planungsphilosophie und ein intensives Gespür für Abstraktion inspirierten das 2006 fertiggestellte Projekt für das Suzhou-Museum. Die Gliederung in einzelne Pavillons erinnert an traditionelle Formen aristokratischer Wohnstätten, während die Verwendung von modernen Materialien wie Stahl, Glas und Zement sowie die zugrundeliegende Geometrie, die von weißen Wänden in Rahmen aus grauem Stein noch besonders betont wird, verdeutlicht, dass es sich hier um ein modernes Projekt handelt, in dem aber die Tradition nachklingt. Peis Garten wurde auf den Freiflächen zwischen den Pavillons angelegt (VI‑26). Das Hauptelement dieses Entwurfs ist ein Wasserbecken, über das eine niedrige gewinkelte Steinbrücke führt, die Ost- und Westflügel des Museums verbindet. An den Ufern des Wasserbeckens finden sich unverzichtbare traditionelle Stilelemente neu interpretiert: ein Bambushain, ein offener polygonaler Pavillon, eine Aussichtsterrasse (IV‑27). Große Felssplitter ragen aus dem niedrigen steinigen Nordufer, das von einer weißen Wand abgeschlossen wird. Diese sehr plastische Komposition ist von der traditionellen Landschaftsmalerei inspiriert und beschwört eine Hügelund Berglandschaft herauf (IV‑28). Die Gestaltung vieler im vergangenen Jahrzehnt angelegten Gärten und Freiräume neigt zu geometrischen Formen und seriellen Wiederholungen. Das Bestreben wird deutlich, die neuen Gärten und Freiräume mit den regelmäßigen Mustern des sie umgebenden urbanen Kontexts zu verbinden und dabei auch in ihrer stilistischen Knappheit an die Gegenwart anzuschließen. Dies schließt die Tradition nicht aus, sondern begünstigt eher neue Formen der Hybridbildung.

IV-25: Xian-Shan-Hotel („Hotel Duftender Hügel”), Beijing. Grundriss der Anlage; sie wurde von 1979-1982 errichtet. IV-26: Suzhou-Museum, Suzhou. Der 2006 vollendete Garten ist in einer modernen Sprache abstrakter Geometrie gestaltet, die die wesentlichen Elemente der chinesischen Garten­ tradition hervorhebt. IV-27: Suzhou-Museum. Ein Bambushain lässt das Hauptgestaltungselement des Gartens, den See, erahnen. IV-28: Suzhou-Museum. Die von der traditionellen Landschaftsmalerei inspirierte plastische Komposition der Felsen hebt sich vor einer geweißten Wand ab.

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IV-29: Shanghai Carpet, Shanghai. Masterplan. IV-30: Shanghai Carpet. Modell. Dieses Projekt wurde in Zusammen­ arbeit mit Skidmore Owings and Merrill LLP, San Francisco, durchgeführt. Tom Leader Studio war für die Landschaftsgestaltung verantwortlich. IV-31: City Balcony, Hangzhou. Das von 2004-2008 ausgeführte Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem in München ansässigen Büro Obermeyer Planen und Beraten und dem für die Architektur verantwortlichen ECADI – East China Architecture and Design Institute, Shanghai – erstellt. Jörg Michel von POLA war für die Landschaftsarchitektur verantwortlich. IV-32: City Balcony, Hangzhou. Masterplan.

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IV-30 Der Chinesische Garten neu aufgefasst

Das ästhetische Konzept einer Sammlung von Miniaturlandschaften fand im Shanghai Carpet (2003-im Bau) eine originelle Interpretation. Es handelt sich dabei um ein abgesenktes Fußgängerforum im Shanghaier Stadtteil Yangpu, das zum Gelände des sogenannten University City Hub gehört und von Tom Leader Studio entworfen wurde, einem Landschaftsarchitekturbüro mit Sitz in Berkeley, Kalifornien12 (IV-29). Die über einer Tiefgarage errichtete lineare Komposition spielt mit einem schnellen Wechsel von bepflanzten Streifen und Bändern aus unterschiedlichem Belag und diversen Materialien; Lotosbecken, Bambushaine und komplizierte Steinmuster beschwören die wechselnden Räume traditioneller Gärten herauf (IV‑30). In größerem Maßstab liegt dem City Balcony Hangzhou (2004-2008) eine vergleichbare Inspiration zugrunde. Seine Gestaltung wurde von dem deutschen Landschaftsarchitekten Jörg Michel aus Berlin für ein Expansionsgebiet der Stadt Hangzhou entworfen (IV‑32). Der Balkon ist ein mehrgeschossiger Bau, der dem Fluss Qian Tang zugewandte ist und am Ende eines mit wichtigen städtischen Einrichtungen wie Theatern und Kongresshallen ausgestatteten Streifens liegt13. Er enthält Sport- und Freizeiteinrichtungen und wird von einem großen hängenden Garten überwachsen, in dem sich gleichsam als Bindegewebe für die neue Architektur unregelmäßige Pflanzen- und Wasserbänder mit verschiedenen Bodenbelägen abwechseln. Dem Blick auf den breiten Fluss wird so eine Reihe künstlicher Landschaften gegenübergestellt. Verglaste Fußgängerbrücken winden sich, ähnlich den überdachten Wandelgängen historischer Chinesischer Gärten, zwischen den Gebäuden, die sie verbinden, und bieten dabei ständig wechselnde Ausblicke auf die umliegenden Grünflächen (IV‑31).

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IV-33 IV-34 Der Chinesische Garten neu aufgefasst

Die klassische Sprache der Tradition nimmt in dem von einem Team unter der Leitung der deutschen Landschaftsarchitekten Donata und Christoph Valentien geplanten Botanischen Garten Shanghai in Chenshan (2005-2010) eine andere Wendung. Der Garten ist wie ein geschlossener Raum konzipiert und gegenüber seiner Umgebung durch einen Ring aus künstlichen Erhebungen geschützt, deren Gipfel von einem Arboretum eingenommen werden, dessen verstreute Pavillons Ausblicke auf malerische Orte eröffnen (IV‑33). Der zentrale Raum des Botanischen Gartens wird von einer Reihe unregelmäßig geformter Teiche für Wasserpflanzen eingenommen. Gleich Inseln erheben sich 37 thematische Gärten aus der Wasseroberfläche und dem umliegenden Gelände. Sie präsentieren eine Fülle von Pflanzen, die mit einem hohen Biodiversitätsquotienten aufwarten kann (IV‑34). Die Vision des Gartens als einem von der Außenwelt abgeschotteten Ort, die Kontraposition der Gewässer mit der topographischen Modulation der künstlichen Hügelkrone, die zentrale Lage der Teiche mit Inseln und die alles durchdringende Dynamik der Gestaltung – all das sind Entwurfselemente, die die Chinesische Gartentradition widerspiegeln (IV‑35). Doch wird diese Tradition hier durch eine Ausstattung mit den neuesten Nachhaltigkeitstechnologien interpretiert: Es gibt ein modernes System zur biologischen Abwasserreinigung, und Biomasse und Abfallmaterialien werden gesammelt und in Energie zur Kühlung oder Wärmeerzeugung umgewandelt. Das vielschichtige Ergebnis bringt die didaktischen Ziele des Botanischen Gartens mit einer ästhetisch ansprechenden und ökologisch nachhaltigen Landschaftsarchitektur in Einklang (IV‑36).

IV-33: Botanischer Garten Shanghai, Chenshan. Vogelperspektive auf den Botanischen Garten, der von 2005-2010 angelegt wurde. IV-34: Botanischer Garten Shanghai. Der Iris-Garten ist einer der 37 thematischen Gärten; er zeigt eine Auswahl

von Schwertlilien für trockene und feuchte Standorte sowie Schwertlilien mit Zwiebeln. IV-35: Botanischer Garten Shanghai. Der große Garten für Heilpflanzen zeigt in seiner Mitte chinesische Heilpflanzen, die von Heilkräutern aus anderen Ländern umgeben sind.

IV-35 123

IV-36: Botanischer Garten Shanghai, Chenshan. Eine Reihe von unregelmäßig geformten Teichen im zentralen Bereich des Gartens. IV-37: Paddy Rice Campus, Campus der Architectural University, Shenyang. Der 2004 fertiggestellte Freiraum des Universitätscampus wurde zu landwirtschaftlich genutzten Feldern umgewandelt, die einem geometrischen Muster folgend in annähernd quadratische Abschnitte unterteilt wurden, auf denen Reis und andere heimische Getreidesorten angebaut werden.

IV-36 Der Chinesische Garten neu aufgefasst

IV-37

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Nachhaltigkeit und kulturelle Identität sind auch die prägenden Eigenschaften des faszinierenden, von traditionellen Kulturlandschaften inspirierten Projekts des Büros Turenscape für die Grünanlage um den Campus der Architectural University in Shenyang (2003-2004) (IV‑37). Der Campus wurde auf ehemaligen Reisfeldern errichtet und es ist die geometrische Landschaft ebendieser Felder, die der Entwurf heraufbeschwören will. Ein über den Freiraum gelegtes Raster schafft viereckige Felder unterschiedlicher Größe, die mit Reis und anderen einheimischen Getreidesorten bepflanzt werden. Geradlinige Wege, teils von Baumreihen flankiert, unterstreichen diesen Gestaltungsansatz (IV‑38). Studenten werden in die landwirtschaftliche Nutzung eingebunden, der produzierte Reis wird verpackt und an der Universität verkauft oder Besuchern als symbolisches Geschenk überreicht (IV‑39). Die sehr einfache Gestaltung schafft eine fruchtbare Landschaft, die die Erinnerung an die frühere Nutzung des Ortes mit den aktuellen Themen der lokalen Lebensmittelproduktion und nachhaltigen Landwirtschaft verbindet (IV‑40). Eine Geschichte, die lokale Vergangenheit mit natürlicher Umwelt vermischt, bildet auch die Grundlage für ein weiteres Projekt von Turenscape, den Werftpark in Zhongshan im südlichen China (2000-2002). Im Mittelpunkt des Projekts stand die Sanierung eines Industriegeländes, ehemals Standort einer Werft. Der zur Werft führende Flussarm wurde zu einem geschwungenen See umgeformt, der sich um die sehr großen Kräne windet. Die Industriebauten wurden zu ebenso abstrakten wie farbenfrohen Metallskeletten reduziert, die inmitten einer Umgebung reicher – teils angepflanzter, teils spontaner – Vegetation stehen. Gerade, doch segmentierte Wege leiten den Besucher in einem Schauspiel nicht abreißen wollender Enthüllungen durch die verschiedenen Parkabschnitte: grüne Räume, als kleine lauschige Orte zum Lesen und Entspannen konzipiert, wechseln sich mit weiten Freiräumen ab, die von Wasser dominiert werden, dessen Oberfläche wie eine Erinnerung an verflossene Zeiten zitternde Bilder der nackten Metallstrukturen aus einer industriellen Vergangenheit reflektiert (IV‑41).

IV-38 Der Chinesische Garten neu aufgefasst

IV-38: Paddy Rice Campus, Campus der Architectural University, Shenyang. Inmitten der Reisfelder befinden sich Sitzbereiche. IV-39: Paddy Rice Campus. Traditionelle landwirtschaftliche Nutzungsformen inspirierten den Entwurf. IV-40: Paddy Rice Campus. Schafe mähen das Gras und bieten eine komplett nachhaltige Pflege. IV-41: Werftpark in Zhong­ shan. Zu Metallskeletten reduzierte Gebäude zeugen von der industriellen Vergangenheit des Ortes und künden von seiner Geschichte.

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Nachhaltige Freiflächen Nachhaltigkeit ist der gemeinsame Nenner aller Planungsexperimente jüngeren Datums und wird auch in naher Zukunft weiter neue Entwicklungen anregen. Der Tradition ist sie nicht fremd, da die Prämissen zur Entstehung des Chinesischen Gartens die gleichen Prinzipien sind, auf denen auch das aktuelle Konzept einer nachhaltigen Umwelt beruht. Der Chinesische Garten ist ein ökologischer Mikro­kosmos: Er versetzt den Besucher in eine Umweltmetapher, in der der Reichtum der Natur durch von Fischen und Vögeln bevölkerte Kompositionen versinnbildlicht wird. Der Chinesische Garten ist ein Ort des Gleichgewichts, an dem der Mensch seine Rolle als ein integraler Bestandteil des Natursystems deutlich wahrnimmt. Der Chinesische Garten ist auch ein recht wirtschaftliches Modell: nicht nur im Bau, sondern vielmehr auch in der Pflege. Diese Tatsache wurde schon vor mehr als zwei Jahrhunderten von dem französischen Jesuiten Pierre-Martial Cibot als ein Hauptmotiv für die Empfehlung des Chinesischen Gartens als ein angemessenes Modell für Europa genannt: Die rustikale Beschaffenheit des Chinesischen Gartens schien den sehr kostenintensiven europäischen Gärten weit überlegen, da letztere zur Wahrung ihrer geometrischen Formen, in die das Grün zu jener Zeit gezwungen wurde, unendlicher Pflege bedurften14. Obwohl die avancierten Projekte weit von traditionellen stilistischen Haltungen entfernt sind, kann die gegenwärtige Wendung in der chinesischen Landschaftsarchitektur als Teil der Evolution einer fortdauernden Tradition aufgefasst werden. Der Veränderungsprozess wurde durch die Anthropisierung von Chinas ländlichen Gegenden in den letzten Jahrzehnten beschleunigt, die verheerende Folgen hatte. Die großflächige Degradierung von Ökosystemen hat in dem Land zu neuen Bemühungen geführt, in stark von menschlichen Aktivitäten betroffenen Gebieten die natürliche Landschaft wiederherzustellen. Kongjian Yu, der Gründer des Landschaftsarchitektur- und Stadtplanungsbüros Turenscape, hat in vielen seiner Projekte mit den Prozessen der ökologischen Wiederherstellung experimentiert. Dazu gehört auch der Yongning-Park (2002-2004), ein städtischer Uferpark entlang des Flusses Yongning in der Küstenstadt Taizhou im Süden Shanghais (IV‑42). Die natürliche Flusslandschaft war durch Betondämme in Folge örtlicher Hochwasserschutzstrategien zerstört worden. Die Aufgabe von Turenscape bestand in der Wiederherstellung des natürlichen Flussufers und der Schaffung eines Übergangs von Wasser zu Stadt. Im Einklang mit einer ökologischen Herangehensweise an den Hochwasserschutz stellte der Landschaftsarchitekt die Uferfeuchtgebiete entlang des Überflutungsgebiets wieder her und ersetzte die den Fluss einengenden Betondämme mit Erdaufschüttungen, die durch heimische Gräser verstärkt werden. Jenseits der Uferfeuchtgebiete weist der Hauptpark ein zweites und breiteres Feuchtgebiet auf, das wiederum mit einem darauffolgenden Teichnetz verbunden ist. Dieses Feuchtgebiet ist von Wegen und Stegen durchzogen und bietet neben grünen Hainen auch kleine architektonische Strukturen (IV‑43).

IV-42: Yongning-Park, Taizhou. In dem 2002-2004 entworfenen Park verbindet ein System aus Holzstegen ein Netzwerk aus saisonal überfluteten Teichen. IV-43: Yongning-Park. Eine orthogonale Plattform schwimmt auf dem wiederhergestellten Uferfeuchtgebiet. IV-44: Qiaoyuan-Park, Tianjin. Übersichtsplan des 2005-2008 entworfenen Parks.

IV-42

IV-43 Der Chinesische Garten neu aufgefasst

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Im Qiaoyuan-Park (2005-2008) in der nördlichen Küstenstadt Tianjin bezog sich Turenscape auf die ursprüngliche Beschaffenheit des Areals, das einst aus Feuchtgebieten und Salzmarschen bestand und später als Halde für belastete Abfallstoffe genutzt wurde. Eine Reihe sanfter Erhebungen wird nun von gewundenen Senken flankiert, die in verschiedenen Tiefen und Abmessungen in die Erde gegraben wurden. Dauerhafte und jahreszeitlich temporäre Teiche nehmen diese Senken ein und verändern deren Formen in der Regenzeit (IV‑44). Gewundene Wege führen angenehm durch den Park hin zu interessanten botanischen Sehenswürdigkeiten. Hier ist eine neue Landschaft in Form eines pflegearmen Parks entstanden, der auch als Manifest der natürlichen Prozesse zu sehen ist, die in dem ursprünglichen Ökosystem dieser Gegend abliefen (IV‑45). Der Lotus Lake Wetland Park (2006-2009) in der Stadt Tieling wurde von einem Team unter Leitung der Landschaftsarchitekten Hu Jie und Yixia Wu in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren Lushan Lu und Yi Han geplant (IV‑46). Intensive landwirtschaftliche Nutzung hatte den ursprünglichen Charakter dieses wasserreichen Gebiets verändert, das einst ein natürlicher Lebensraum für Vögel war. Der Park wurde so angelegt, dass er verschiedenen Arten von Zugvögeln ideale Habitate bietet (IV‑47). Der See wurde vergrößert und mit einem sumpfigen Gelände sowie einem künstlichen Hügel zur Anlockung von Greifvögeln umrahmt. Drei flache, in der Mitte des Sees angelegte Inseln bieten sichere und isolierte Vogelbrutgebiete. Einfache Wege durchziehen den Park und bieten Zugang zu kleinen Gebäuden für die Vogelbeobachtung (IV‑48).

IV-45: Qiaoyuan-Park. Eine Reihe von Senken, deren Charakter von der Regenzeit verändert wird, bietet vielfältige Lebensräume für anpassungsfähige Pflanzen­ gemeinschaften. IV-46: Lotus Lake Wetland Park, Tieling. Grundriss des 2006-2009 angelegten Parks. IV-47: Lotus Lake Wetland Park. Flache künstliche Inseln in der Mitte des Sees bieten Vögeln sichere Brutplätze. IV-48: Lotus Lake Wetland Park. Kleine Unterstände zur Vogelbeobachtung wurden entlang der Holzwege errichtet.

IV-45 IV-46 Der Chinesische Garten neu aufgefasst

IV-47 IV-48 131

IV-49: Wetland Park, Hongkong. Der 2005 fertiggestellte Park wurde zur Kompensation für den beträchtlichen Verlust an Feuchtgebieten durch den umfangreichen Wohnungsbau angelegt. IV-50; 52: Wetland Park. Beschilderte Wege führen die Besucher durch die unterschiedlichen Wildtier-Habitate. IV-51: Wetland Park. Informationstafeln erklären die Artenvielfalt von Feuchtgebieten.

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IV-51 IV-52 Der Chinesische Garten neu aufgefasst

In Hongkong wurde der von Urbis Limited geplante Wetland Park (fertiggestellt 2005) im Auftrag der Regierung der Sonderverwaltungszone in den Neuen Territorien angelegt, in einem großen bergigen und gut mit Wasser versorgten Waldgebiet außerhalb der Metropole, in dem im Laufe der letzten 50 Jahre neue Städte zur Schaffung von Wohnraum für Immigranten errichtet wurden. Der Park liegt in unmittelbarer Nähe von Tin Shui Wai, der jüngsten dieser Satellitenstädte voller Wolkenkratzer (IV‑49). Der Bau der Stadt veränderte die ursprüngliche Umgebung völlig, in der einst Teiche und Sumpfgebiete Vögeln entlang ihrer saisonalen Migrationsroute Zufluchtsorte boten (IV‑50; IV-52). Der Wetland Park ist eine natürliche Umgebung mit einem großen Besucherzentrum, das es sich zum Ziel gesetzt hat, der Öffentlichkeit die Ökologie von Feuchtgebieten näher zu bringen. Zum Park gehören beschilderte Wege, die teilweise auch über schwimmende Stege führen und Plätze zur Beobachtung des Bioreservats bieten (IV‑51). In der fortschreitenden Globalisierung werden Landschaftsarchitekturprojekte heute oft von einer Strategie der Ergründung der lokalen kulturellen und natürlichen Vergangenheit des jeweiligen Ortes bestimmt. Diese Strategie speist sich aus einer Belebung des bereits Vorhandenen und will der angestrebten Umgestaltung eines Ortes eine sichtbare Bedeutung verleihen. Gleichzeitig kann die Schönheit der diesem Ansatz inhärenten unerwarteten Kontraste aufgezeigt werden. Zu diesem verbreiteten Modell und zu der aktuellen internationalen Diskussion trägt die gegenwärtige Landschaftsarchitektur Chinas eine Revitalisierung des historischen Erbes bei, die als Werkzeug zur Wiederherstellung der nachhaltigen Fähigkeit dienen kann, mit der Umwelt eine Beziehung einzugehen. Das Umweltbewusstsein verschmilzt mit dem Erbe des Chinesischen Gartens zu einer Synthese aus internationalen und traditionellen Stilen. In einem Land wie China, das Zeichen und Gesten seit jeher Beachtung schenkt, kann die Entstehung eines Gartens oder Parks sehr wohl als günstiges Vorzeichen für die Zukunft des Landes gesehen werden.

1: Ab dem vorletzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts etablierte sich der religiöse Jesuitenorden mit dem Ziel, in China, in diesem alten, großen und wohlgeordneten Kaiserreich, das Christentum einzuführen. Die Geschichte jesuitischer Bemühungen in China begann 1582, als der italienische Jesuit Matteo Ricci erfolgreich eine Mission im chinesischen Kaiserreich gründete, und endete mit der Aufhebung der Gesellschaft Jesu im Jahre 1773 durch Papst Clemens XIV, dessen Breve die Missionare in China offiziell erst zwei Jahre später erreichte. Zur Rezeption der jesuitischen Beschreibungen der Chinesischen Gärten in Europa siehe Rinaldi, Bianca Maria, „Borrowing from China. The Society of Jesus and the Ideal of Naturalness in XVII and XVIII Century European Gardens“, Die Gartenkunst, 2 (2005), S. 319-337. 2: Temple, William, „Upon the Garden of Epicurus“, in Miscellanea, the Second Part. In Four Essays, London, Simpson, 1696 4, S. 132. 3: Addison, Joseph, The Spectator, Nr. 414, 25. Juni 1712, zitiert von Hunt, John Dixon und Willis, Peter (Hrsg.), The Genius of the Place. The English

beider Gärten beziehen sich auf den Charakter der Parks des nördlichen Chinas.

Landscape Garden 1620-1820, Cambridge, Mass., MIT Press, 19982, S. 142. 4: Castell, Robert, The Villas of the Ancients Illustrated, London, Selbstverlag, 1728, S. 116-117.

9: Seit 1997 wurden der Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, der Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, der Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, und die Huanxiu Shanzhuang, die „Bergvilla der umgebenden Schönheit“, registriert; ab 2000 wurden der Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, der Shizi Lin, der „Löwenwald“, der Yipu, der „Garten der Kultivierung“, und der Ou Yuan, der „Doppelgarten“, der Liste hinzugefügt.

5: Chambers veröffentlichte 1763 seinen Entwurf für die Pagode in einem Buch mit dem Titel Plans, Elevations, Sections and Perspective Views of the Gardens and Buildings at Kew in Surry. 6: Im Februar 1972 besuchte Richard M. Nixon die Volksrepublik China, wo er mit Mao Zedong und weiteren chinesischen Regierungsvertretern zusammentraf.

10: Als Modell für den Nan-Lian-Garten wurde der Jiangshouju verwendet, ein Garten des Gouverneurs von Jiang im heutigen Kreis Xinjiang in der Provinz Shanxi.

7: Es gibt außerdem einen Japanischen Garten, einen Koreanischen Garten und einen Balinesischen Garten, einen Italienischen Renaissancegarten, einen Irrgarten und ein gepflastertes Bodenlabyrinth, die für die Europäische Gartenkunst stehen, sowie einen Orientalischen Garten.

11: Siehe Wiseman, Carter, I. M. Pei. A Profile in American Architecture, Schaffhausen u.a., Stemmle, 1990, S. 193.

8: Eine Ausnahme von diesem allgemeinen Trend bilden der 1975 in Singapur errichtete Chinesische Garten Yu Hwa Yuan und der 1994 eröffnete Chinesische Garten in Zürich. Die Entwürfe

12: Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Skidmore Owings and Merrill LLP, San Francisco, durchgeführt.

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13: Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Obermeyer Planen und Beraten, München, und mit den Partnern für die Architektur ECADI – East China Architecture and Design Institute, Shanghai – durchgeführt; Jörg Michel, Leiter von POLA Landschaftsarchitekten, war für die Landschaftsgestaltung verantwortlich. 14: Cibot, Pierre-Marital, „Essai…“, S. 326.

Reconfiguring the Chinese Garden

Kapitel 5

Kurze Portraits von Parks und Gärten

135

Diese Zusammenstellung umfasst 45 Parks und Gärten, die in den vorangegangenen Kapiteln als Beispiele herangezogen wurden, angefangen bei den historischen Parks und Gärten bis hin zu den aktuellsten Projekten. Sie wurden aufgrund ihrer gestalterischen Eigenschaften repräsentativ für die in diesem Buch dargestellten Gestaltungsprinzipien ausgewählt. Bei der Auswahl der historischen Parks und Gärten fanden außerdem ihre geschichtliche Bedeutung sowie ihr guter Zustand und die vergleichsweise einfache Zugänglichkeit Berücksichtigung; zeitgenössische Projekte wurden zudem aufgrund ihrer gestalterischen Innovationen ausgewählt. Die 45 Parks und Gärten sind in vier typologische Gruppen unterteilt: kaiserliche Parks, klassische Gärten, neohistorische Gärten und aktuelle Landschaftsgestaltung. In jeder Gruppe wurden die Parks und Gärten entsprechend ihrer geographischen Lage geordnet und in alphabetischer Reihenfolge der Orte aufgelistet. Die Seitenzahlen beziehen sich auf die Nennungen der Gärten und Parks im Text.

Kaiserliche Parks Beijing Beihai-Park Dieser Teil eines größeren kaiserlichen Parks, der auch heute noch die gesamte Westseite der Verbotenen Stadt umschließt, wird derzeit als öffentlicher Garten genutzt. In seiner Gesamtheit umfasst der Park drei künstliche Seen, die von schmalen Landstreifen getrennt werden. Der größte von ihnen, der sich jenseits der nordwestlichen Seite der Verbotenen Stadt befindet, trägt den Namen Beihai, „Nordmeer“; im Süden liegen der Zhonghai, „Mittleres Meer“, und der Nanhai, „Südmeer“. Aus den Wassern des Beihai erhebt sich die Insel Qionghua Dao, die „Jadeinsel“, die ihren Namen aufgrund des bewaldeten Hügels trägt, von dem sie fast ganz eingenommen wird. Auch die anderen Seen werden von Inseln geziert (V‑1).

V-1 Kurze Portraits von Parks und Gärten

S. 23, 23, 32, 33, 33, 136, 136, 137

Die Anlage, die im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verändert wurde, verdankt ihre Entstehung einem im 10. Jahrhundert errichteten kaiserlichen Erholungsort, der 1179 während der Jin-Dynastie in eine kaiserliche Residenz verwandelt wurde. In der Nähe des Palastes wurde ein länglicher See mit einer runden und von einem Hügel geschmückten Insel angelegt. Als Kublai Khan 1266 Beijing zur neuen Hauptstadt des Kaiserreiches machte, ließ er die Mauern der kaiserlichen Stadt so errichten, dass sich der See in ihrem Zentrum befand. Des Weiteren ließ er auf der Insel Pavillons erbauen und den Hügel mit immergrünen Gewächsen bepflanzen. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, während der Ming-Zeit, wurde der See nach Süden hin vergrößert und völlig umgeformt. Zu dieser Zeit wurden auch die noch heute existierenden drei Wasserflächen angelegt, deren Ufer mit Gärten und Pavillons gesäumt wurden. Die gesamte Anlage wurde Xi Yuan, „West-Garten“, genannt. Doch es war die darauffolgende Qing-Dynastie, und besonders Kaiser Qianlong, die die meisten der heute noch vorhandenen Gebäude, Pavillons und Gärten im Beihai-Park errichten ließ. 1925 wurde die Fläche um den Beihai-See in einen großen öffentlichen Park von etwa 70 ha umgewandelt; der restliche Teil des kaiserlichen Parks wurde nach 1949 von der Volksrepublik China in ein Regierungszentrum umgewandelt, das das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas sowie den Staatsrat beherbergt. Teilweise erinnert der Beihai-Park an die Gärten entlang der Kanäle der südchinesischen Städte Suzhou und Hangzhou. Beispiele hierfür sind die Pavillons des Huafang Zhai, des „Studios des bemalten Bootes“ am nordöstlichen Ufer des Sees, die einem quadratischen Becken zugewandt sind und von einem langen Kanal flankiert werden; oder auch das Jingxin Zhai, das „Studio des ruhigen Herzens“, ein kaiserlicher Sommersitz im nördlichen Teil des Beihai-Parks mit einem berühmten „Garten im Garten“. Der Garten zeichnet sich durch die Bauweise seiner Pavillons und die überdachten Wandelgänge aus, die sich zu unregelmäßigen und von Felsstrukturen umgebenen Wasserbecken öffnen. Ein weißer Stupa auf dem höchsten Punkt der Qionghua-Insel fungiert als visueller Schwerpunkt der gesamten Komposition. Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“ Der Yihe Yuan, auch bekannt als der „Sommerpalast“, ist heute ein ausgedehnter öffentlicher Park, der sich gerade noch innerhalb des nordwestlichen Abschnitts von Beijings fünfter Ringstraße befindet (V-2). Seine Ursprünge gehen auf einen kleinen Palast zurück, der 1153 während der Jin-Dynastie erbaut wurde und von den Herrschern während ihrer Reisen durch das Kaiserreich als Residenz genutzt wurde. Während der Jahrhunderte wurde das Gebiet oft verändert, wobei die wichtigste Umgestaltung unter Kaiser Qianlong stattfand, der 1750 entschied, den Park zu Ehren des 60. Geburtstages seiner Mutter im Jahre 1751 erweitern zu lassen. Die Arbeiten wurden allerdings erst 1764 vollendet und der Park erhielt den Namen Qingyi Yuan, „Garten der klaren Wellen“. Mit Blick auf die hydrographische Lage des Westsees zur Stadt Hangzhou ließ Qianlong den See in der Parkmitte vergrößern und zwei weiter entfernte, aber doch mit ihm verbundene Wasserflächen im westlichen Parkbereich anlegen, die von bewaldeten Landstreifen getrennt wurden; jeder dieser drei Seen besaß eine Insel. Der den See dominierende Hügel wurde ebenfalls erhöht und auf dem Parkgelände wurden zahlreiche Gebäude errichtet. Der Park wurde zum ersten Mal 1860 im Zweiten Opiumkrieg von anglofranzösischen Truppen zerstört und während des Boxeraufstandes im Jahre 1900 erneut von den Truppen der Vereinigten acht Staaten verwüstet. Jedoch ließ Kaiserinwitwe Cixi ihn beide Male wieder aufbauen. Nach dem ersten Wiederaufbau erhielt der Park seinen heutigen Namen.

V-1: Beihai-Park, Beijing. Ein weißer Stupa, 1651 auf dem höchsten Punkt errichtet, beherrscht die Qionghua-Insel. V-2: Yihe Yuan, der „Garten der Harmonie“, Beijing. Eine hohe achteckige Pagode auf der Hügelspitze gibt der gesamten Komposition einen visuellen Schwerpunkt.

V-2 137

S. 26, 30, 31, 31, 32, 32, 39, 48, 60, 65, 74, 81, 88, 98, 137, 137, 138, 138, 140, 156, 159

Der 300 ha große Park ist auf die harmonische Gegenüberstellung von einem Hügel und einem großen See ausgerichtet, die beide künstlich angelegt wurden. Der Wanshou Shan – „Hügel der Langlebigkeit“ – genannte, dicht bewaldete Hügel nimmt den nördlichen Teil des Areals ein. Zu seinen Tempeln, Pavillons und Gärten gehört der kleine Garten Xiequ Yuan, der „Garten des harmonischen Interesses“, ein „Garten im Garten“, dessen unregelmäßig geformter See von eleganten Pavillons mit Terrassen umgeben ist (V‑3). Auf der Hügelspitze steht die hohe achteckige Pagode Foxiang Ge, „Pavillon des Wohlgeruchs Buddhas“, am Fuß liegt der große Kunming-See, der drei Viertel des ganzen Parkgeländes einnimmt und hier zu einem Kanal verschmälert ist. Als Imitation einer lebendigen Stadtszene wurde hier ein Landschaftsbild mit zwei Reihen niedriger Häuser mit Einkaufsläden geschaffen, die dem Kanal zugewandt sind: die berühmte „Suzhou-Straße“, auf der sich der kaiserliche Hof beim Einkauf vergnügte. Im Jahre 1998 wurde der Yihe Yuan auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO gesetzt. Yuanming Yuan, der „Garten der Vollkommenheit und des Lichts“ Der Yuanming Yuan, der „Garten der Vollkommenheit und des Lichts“, entstand als eine prachtvolle Palast- und Gartenanlage für die Herrscher der Qing-Dynastie. In den nordwestlichen

S. 11, 28, 30, 31, 39, 44, 47, 139, 140

Außenbezirken Beijings gelegen, begann Kaiser Kangxi den Park 1709 als einen Sommerpalast für seinen vierten Sohn, den zukünftigen Kaiser Yongzhen anzulegen. Yongzhen begann 1725 mit der Erweiterung der Anlage und machte sie zu seiner Hauptresidenz. Unter der Herrschaft des Kaisers Qianlong erfuhr der Park seine größte Erweiterung auf über 300 ha. Qianlong fügte dem ursprünglichen Kern zwei weitere Gärten hinzu: Im Osten ließ er zwischen 1745 und 1751 den Changchun Yuan, den „Garten des ewigen Frühlings“, errichten und im Süden den Qichun Yuan, den „Garten der zehntausend Quellen“, mit dessen Bau 1772 begonnen wurde. Als größter der drei Gärten gab der Yuanming Yuan der gesamten Anlage ihren Namen. Er stellt eine Art Miniatur des chinesischen Kaiserreiches dar mit einem hohen Hügel im westlichen Bereich, der an den Himalaya erinnert, und einem großen, die Anlage durchfließenden Wasserlauf als Stellvertreter des Gelben Flusses. Die drei Gärten waren voneinander unabhängig und durch ein komplexes Netz aus Wasserstraßen und verschlungenen Wegen miteinander verbunden (V‑4).

V-3: Xiequ Yuan, der „Garten des harmonischen Interesses“ innerhalb des Yihe Yuan, Beijing. Der kleine Garten ist eines der vielen Elemente, die sich an die komplexe Topographie des Parks anschmiegen. V-4: Yuanming Yuan, der „Garten der Vollkommenheit und des Lichts“, Beijing. Schematische Darstellung des Wassersystems.

V-3 Kurze Portraits von Parks und Gärten

Kaiser Qianlong beauftragte die jesuitischen Missionare, die dem Hofe als Künstler und wissenschaftliche Experten dienten, mit der Planung eines weiteren Parkausbaus: einem formalen Garten im westlichen Stil namens Xiyang Lou oder „Europäische Paläste“. Die Gruppe der an dem Projekt beteiligten Jesuiten bestand aus Giuseppe Castiglione, der mit dem Gesamtkonzept und der Architektur betraut war; Jean-Denis Attiret und Ignaz Sichelbart, die die Ausführung der Gebäude sowie die Malereien und Raumgestaltung entwarfen; Pierre d’Incarville, der den botanischen Aspekt und die Landschaftsgestaltung übernahm; Gilles Thébault, der die Schmiedearbeiten leitete, und Michel Benoist, der zusammen mit Pierre-Martial Cibot für die Hydraulik zuständig war. Der in zwei Phasen zwischen 1747 und 1759 im nördlichen Teil des Changchun Yuan errichtete Xiyang Lou lag auf einem schmalen Grundstück, das von einer Mauer umgeben war. Die Jesuiten legten typisch westliche Gartenelemente an, darunter ein rechteckiges Steinlabyrinth, Springbrunnen und verschiedene hydraulische Vorrichtungen sowie ein Freilufttheater, die jedoch nach chinesischer Gewohnheit als einzelne, mit Wänden voneinander abgetrennte Szenen präsentiert wurden. 1768 entstand ein Gebäude zur Ausstellung einiger Beauvais-Tapisserien, die nach Entwürfen von François Boucher gewebt und Qianlong von den Missionaren überreicht wurden. Die „Europäischen Paläste“ wurden so zu einer Art Wunderkammer für zahlreiche Objekte (V‑5).

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Yuanming Yuan Changchun Yuan Qichun Yuan Xiyang Lou

Während des Zweiten Opiumkrieges wurde der Park im Oktober 1860 von den anglofranzösischen Truppen geplündert und niedergebrannt sowie während des Boxeraufstands 1900 verwüstet. In den 1870er Jahren wurde der Park teilweise wieder aufgebaut, dann jedoch zugunsten des Wiederaufbaus des Yihe Yuan für immer zerstört. In den 1980er Jahren führte eine lebhafte internationale Debatte darüber, ob das Gebiet als Kulturerbe geschützt und die Überreste erhalten werden sollten oder aber der Park ganz oder teilweise wiederhergestellt werden sollte, zum kompletten Wiederaufbau eines Abschnitts der „Europäischen Paläste“, des Steinlabyrinths und seines zentralen Aussichtspavillons (V-6). 1988 wurde der Park zu einem Nationalen Geschichtsdenkmal erklärt und nach bewahrenden Eingriffen in einigen Bereichen sowie archäologischen Untersuchungen teilweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Park hat aufgrund seiner prächtigen ursprünglichen Gestaltung und auch in Reaktion auf die Zerstörung durch die Besatzungstruppen die chinesische Populärkultur nachhaltig beeinflusst. 1997 wurde ein Teil als Miniatur in einem Vergnügungspark in Shenzhen nachgebaut. Der Park war auch Sujet und Drehort für Filme und Fernsehserien, wie dem Dokumentarfilm Yuanming Yuan, produziert von Beijing Science Educational Film Studio unter Regie von Jin Tiemu, der 2006 erstmals gezeigt wurde und eine Mischung von historischen Erzählungen, Zitaten aus westlichen Schilderungen und digitalen Rekonstruktionen zeigt sowie die Geschichte der Zerstörungen darstellt. Yuhua Yuan, der „Hausgarten des Kaiserpalastes“ und der Qianlong-Garten in der Verbotenen Stadt Innerhalb ihrer Struktur einer Aneinanderreihung von Palästen und großen Höfen entlang der Nord-Süd-Achse enthält die Verbotene Stadt auch einige kleine Gärten in Innenhöfen, von denen der größte der kaiserliche Garten namens Yuhua Yuan ist, der „Hausgarten des Kaiserpalastes“. Am Ende der zentralen Achse gelegen, befindet sich der Yuhua Yuan in einem quadratischen Innenhof in der Nähe des Nordtors. Er entstand im 15. Jahrhundert während der Ming-Dynastie; sein ursprünglicher Entwurf bestand aus einer axialen Komposition, die auch in den folgenden Perioden beibehalten wurde. Im Zentrum befindet sich ein geschlossener Pavillon namens Qinan Dian, „Halle der kaiserlichen Ruhe“. Der Garten ist symmetrisch aufgebaut, regelmäßig sind Bäume und Blumenbeete angeordnet, es gibt eine Sammlung einzelner, auf behauenen Sockeln platzierten Felsen, dazu orthogonale Wasserbecken und kleine Pavillons. Drei künstliche kleine Hügel unterbrechen die strenge Geometrie des Ensembles. Ganz anders der Qianlong-Garten im Ningshou Gong, dem „Palasts des Altwerdens in Frieden“. Diese Anlage ist wie eine Miniatur der Verbotenen Stadt als Abfolge von Palästen und Höfen angelegt und wurde von Kaiser Qianlong ab 1771 im nordöstlichen Quadranten der Verbotenen Stadt errichtet. Hierher zog er sich 1795 nach seiner Abdankung zurück. Der Garten nimmt den westlichen Teil der Anlage ein und ist um fünf Höfe herum angelegt, die von Steinlandschaften geprägt sind. Felsen formen kleine Berge, die von Grotten und Hohlwegen durchzogen und von Aussichtsterrassen gekrönt werden.

V-5

V-6 Kurze Portraits von Parks und Gärten

S. 41 Fn. 26, 77, 140

Chengde, Provinz Hebei Bishu Shanzhuang, die „Bergvilla, in der man der Sommerhitze entflieht“ Chengde war ein militärischer Außenposten an der nördlichen Grenze des Kaiserreiches, etwa

S. 28, 29, 29, 30, 39, 141

250 km nordöstlich von Beijing, wo Kaiser Kangxi ein Jagdgelände und später den Sommerpalast der Qing-Dynastie errichten ließ. Jedes Jahr verbrachten die Qing-Kaiser beträchtliche Zeit an diesem Erholungsort, der so zu einem weiteren politischen Zentrum der Qing-Dynastie wurde. In der ersten Phase wurden zwischen 1703 und 1714 der große Park mit seinem künstlichen See und den Inseln sowie eine Reihe von Palästen und Pavillons angelegt. Die bedeutendsten Aspekte wurden in einer Sammlung von 36 Kupferstichen festgehalten, die 1712 von dem italienischen Missionar Matteo Ripa angefertigt wurden, der am kaiserlichen Hofe beschäftigt war. Später im selben Jahrhundert wurde die Anlage während der Herrschaft der Kaiser Yongzheng und Qianlong erweitert und um mehrere Paläste und Tempel ergänzt, so dass ein sehr großes Ensemble von Gebäuden und Gärten entstand, das sich harmonisch in eine Landschaft aus Seen, Grasland und Wäldern einfügte. Mit einer Fläche von über 500 ha und von einer Mauer umschlossen, die einst etwa 10 km lang war, ist Bishu Shanzhuang die größte kaiserliche Palast- und Gartenanlage Chinas. Sie ist in zwei Abschnitte unterteilt. Der nordwestliche Abschnitt wird von hohen bewaldeten Hügeln charakterisiert, die etwa 80 % dieses Teils einnehmen. In den kleinen Tälern, die die Hügel trennen, liegen zahlreiche Pavillons, Gärten, Tempel und Klöster. Der südöstliche Abschnitt des Parks ist eben und enthält, von Süden nach Norden, die kaiserlichen Paläste, den zu mehreren Wasserbecken geformten See und eine Niederung, die teils aus Grasland, teils aus Wald besteht. Die Paläste sind in kleinerem Maßstab angefertigte Nachbildungen der Verbotenen Stadt und enthalten eine Reihe von aufeinanderfolgenden Höfen. Der See wird von Dämmen und Brücken in Abschnitte unterschiedlicher Größe unterteilt und enthält mehrere Inseln. Ein Teil der ebenen Fläche nördlich des Sees und der westliche Bereich enthielt zahlreiche Gebäude einschließlich der Wenjin-Halle, einer der größten kaiserlichen Bibliotheken. Die UNESCO setzte das Bishu Shanzhuang 1994 auf die Liste des Weltkulturerbes.

Hangzhou, Provinz Zhejiang Xihu, der „Westsee“ Der im Westen der Hafenstadt Hangzhou gelegene Westsee ist eine große und mehr oder weniger quadratische Wasserfläche von etwa 6,5 km², die einst mit dem offenen Meer ver-

S .15, 30, 31, 87, 137, 141, 141, 142, 142

bunden war und auf drei Seiten von Hügeln umgeben ist. Der Ort war schon immer für die Schönheit seiner Landschaft bekannt und weckt Assoziationen mit chinesischer Dichtkunst, Literatur und historischen Persönlichkeiten. In den die Hügel schmückenden Gebäuden werden historische Relikte einer alten Religion aufbewahrt (V‑7).

V-5: Xiyang Lou, die „Europäischen Paläste“, Beijing. Die Ruinen von Daishufa, dem „Großen Brunnen“, einem der die Anlage bestimmenden Bauwerke. Der für Kaiser Qianlong von einer Gruppe europäischer Jesuiten geschaffene Garten bestand aus mehreren Szenen. V-6: Xiyang Lou. Das von einem zentral gelegenen Aussichtspavillon überblickte gemauerte Labyrinth ist als einziger Abschnitt der zerstörten „Europäischen Paläste“ vollständig wiederhergestellt worden. V-7: Xihu, der „Westsee“, Hangzhou. Der See ist auf drei Seiten von Hügeln umgeben.

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Im 7. Jahrhundert wurde Hangzhou zum südlichen Endpunkt des Kaiserkanals, dem bis nach Beijing reichenden System aus schiffbaren Wasserstraßen. 1127 wurde die Stadt unter der Südlichen Song-Dynastie zur Hauptstadt des Kaiserreiches und dank des Handels mit Korea und Japan zu einem großen Kultur- und Wirtschaftszentrum. Zur gleichen Zeit wurden die Ufer des Sees und die ihn umgebenden Hügel mit Tempeln, Pagoden und geweihten Grotten bereichert, so dass sie pittoreske Züge annahmen. Zum Schutz vor Überflutungen wurden um die Ufer des Sees Deiche gezogen, die mit Bäumen bepflanzt und mit Brücken verbunden waren und hinter denen weitere untergeordnete Seen lagen. Zugleich wurde der See entschlammt und das ausgehobene Sediment zur Aufschüttung der Inseln verwendet. Die Qing-Kaiser Kangxi und Qianlong besuchten das südliche China und insbesondere Hang­ zhou häufig. Es war Kangxi, der die Namen der „Zehn Szenen des Westsees“ formulierte, die für die Schönheit ihrer Panoramen gefeiert wurden. Mit diesen Namen, wie „Doppelspitzen, die die Wolken durchbohren“ und „Herbstmond über stillem See“, ließen örtliche Behörden Steine beschriften und diese in Pavillons zur Definition als Aussichtsorte platzieren. Die Hauptwasserfläche ist mit drei künstlichen Inseln ausgestattet. Die Hauptinsel Xiaoying Zhou, „Insel im kleinen Ozean“, wurde 1607 aufgeschüttet und ist ein berühmtes Beispiel für einen Wassergarten innerhalb eines größeren Wassergartens: Obwohl sie von außen wie eine üppige grüne Insel scheint, umfasst Xiaoying Zhou eine weitere Wasserfläche, die von einem kurvenförmigen Deich begrenzt wird, auf dem inmitten dichter Baumhaine Pavillons errichtet wurden. Die Bäume bilden einen grünen Vorhang, der den See dahinter verbirgt. Wie bei chinesischen Schachteln liegt in dem See wiederum eine Insel, diese langgestreckt, die durch zwei schmale Landstreifen und zwei Brücken mit dem Ufer verbunden ist und so den See in vier umschlossene Teiche unterteilt (V‑8).

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Klassische Gärten Shanghai Yu Yuan, der „Garten der Freude“ Dieser Garten wurde 1577 während der Ming-Dynastie von einem kaiserlichen Beamten namens Pan Yunduan fertiggestellt; Pan errichtete ihn für seine Eltern als einen Ort, an dem sie einen ruhigen Lebensabend genießen konnten. Mit dem Schwund des Pan‘schen Familienvermögens gegen Ende der Ming-Zeit verödete der Garten. Er wurde in den 1760er Jahren als der „West-Garten“ Xi Yuan wiederhergestellt und von seinen Eigentümern, einer Handelsgilde, in eine gewerbliche Niederlassung umgewandelt.­Während des Opiumkrieges im 19. Jahrhundert wurde der Yu Yuan stark beschädigt. Der Wiederaufbau begann 1956 und dauerte fünf Jahre; der Garten wurde 1961 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Entlang der Gartenränder wurden kürzlich einige Pavillons hinzugefügt. Der sich über eine Fläche von 2 ha erstreckende Garten hat einen schwungvollen Grundriss und bietet viele verschiedene Räume, denen jedoch allen eine kunstvolle Verbindung von Felsarbeiten und Wasser gemeinsam ist. Im Zentrum des Gartens windet sich ein großer See, der von einer Brücke in zwei unterschiedliche Abschnitte geteilt wird. Der längere Abschnitt wird von Schattenbäumen gesäumt und kompakte Steine aus gelbem Granit markieren die Uferlinie; am Ufer des anderen Seeabschnitts stehen grauweiße Steine in phantastischen Formen (V‑9). Dieser zentrale Bereich wird von einer Reihe individueller Abschnitte eingefasst, die durch Tore und Durchgänge in den sie umgebenden weißen Mauern miteinander verbunden sind. Ein beeindruckender künstlicher Berg dominiert einen Spiegelteich im nordwestlichen Abschnitt; ein Netz aus gewundenen Wegen führt zu einem Aussichtspavillon hinauf, von dem aus sich eine geborgte Aussicht auf den Fluss Huangpu öffnet, der Shanghai jenseits der Gartenmauern durchfließt. Im Norden werden zwei Abschnitte von einem schmalen Bach getrennt, an den auf der einen Seite eine Felslandschaft vor einer geweißten Mauer grenzt und auf der anderen eine Abfolge von Pavillons, die ein überdachter doppelter Wandelgang verbindet. Im nordöstlichen Abschnitt befindet sich ein breiter und luftiger gepflasterter Hof, in dem Pavillons Steingärten zieren. Im südlichen Abschnitt des Zentralbereichs befindet sich ein Spiegelteich, über den zickzackförmig ein überdachter Wandelgang führt und an dem eine Komposition aus drei Felsskulpturen eine Berglandschaft heraufbeschwört. Einer Abfolge von gepflasterten und von einem Fluss flankierten Höfen folgt ein Garten namens Nei Yuan, der kleine „Innere Garten“, der im frühen 18. Jahrhundert neben dem Yu Yuan angelegt wurde und heute Teil der Gesamtanlage ist.

V-8: Xiaoying Zhou, die „Insel im kleinen Ozean“, Westsee, Hangzhou. Grundriss des Gartens. V-9: Yu Yuan, der „Garten der Freude“, Shanghai. Türen und Durchgänge verbinden Gartenabschnitte, die durch weiße Mauern getrennt sind.

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S. 10, 14, 19, 20, 27, 45, 52, 54, 55, 56, 56, 57, 58, 59, 68, 69, 70, 71, 77, 78, 79, 85, 86, 89, 90, 91, 96, 97, 98, 101, 102, 142, 143

Suzhou, Provinz Jiangsu Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“ Dieser wohl älteste Garten Suzhous wurde um 1045 angelegt, als der pensionierte Gelehrte Su Shunqin (1008-1048) im südlichen Teil der Stadt ein an Bäche und Teiche grenzendes Grundstück mit üppiger Vegetation und zwei kleinen Hügeln erstand. Su Shunqin ließ einen abgeschiedenen Pavillon errich-

S. 10, 21, 21, 22, 27, 45, 55, 75, 86, 90, 91, 92, 93, 96, 98, 144, 144

ten, der dem Kanal zugewandt war und dem der heutige Garten seinen Namen verdankt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Anlage zu anderen Zwecken genutzt und erst 1695 dank der Wiederherstellung und Umgestaltung durch Song Luo, Gouverneur der Provinz Jiangsu, wieder in einen Garten verwandelt. Der Canglang Ting gehörte nie einer Einzelperson oder einer Familie, sondern blieb Eigentum der örtlichen Regierung; er diente als halböffentlicher Park, als ein Ort zum Verweilen und Besichtigen. Im Jahre 2000 wurde der Garten auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO gesetzt. Zu den Hauptmerkmalen des Gartens gehören ein großer baumbestandener Berg, der aus Felsen aufgeschichtet wurde, und ein kleiner See, an den ein überdachter Wandelgang mit großen Gefälleunterschieden grenzt (V‑10). Dieser zentrale Bereich grenzt nach Norden hin an eine Reihe kleinerer Abschnitte aus Pavillons mit bepflanzten Höfen und Bambushainen; ein kleiner zum Studium genutzter Pavillon erhebt sich über einem felsigen Miniaturberg. Diese Abschnitte werden durch Mauern getrennt, die von Fenstern mit erlesenem Gitterwerk durchbrochen sind. Im Süden ist der Garten einem Kanal zugewandt, der sich im südwestlichen Abschnitt zu einem Teich erweitert. Zwei von einem überdachten Wandelgang verbundene Pavillons verknüpfen den Gartenraum mit der außerhalb liegenden Wasserstraße. Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“ Dieser westlich der historischen Stadt Suzhou gelegene Garten entstand auf einer Grünfläche namens Dong Yuan, dem „Ost-Garten“, wo er unter dem Jiajing-Kaiser (Regierung 1522-1566) für den pensionierten Beamten Xu Taishi angelegt wurde. Ende des 18. Jahrhunderts war der ebenfalls pensionierte Beamte Liu Shu Eigentümer des Gartens; er vergrößerte das Anwesen und änderte seinen Namen zu Hanbi Shanzhuang, „Kalte smaragdgrüne Bergvilla“. Der nächste Eigentümer, Sheng Kang, kaufte den Garten im Jahre 1873 und gab ihm seinen heutigen Namen, nach großen Veränderungen und Erweiterungen um den ursprünglichen Kern mit seinem zentralen Wasserbecken. Nach einer Zeit

V-10 Kurze Portraits von Parks und Gärten

S. 20, 63, 63, 64, 70, 75, 81, 83, 97, 101, 102, 144, 145, 146

der Verwahrlosung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann die Wiederherstellung 1953 unter der Provinzregierung Suzhous, die den Park im folgenden Jahr der Öffentlichkeit zugänglich machte. 1997 wurde der Garten auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO gesetzt. Der etwa 2,3 ha umfassende Garten ist um einen unregelmäßig geformten See angelegt, der im 1 Der verschlungene alte See 2 Pavillon des grünen Schattens 3 Durchsichtiger Turm 4 Bergvilla Hanbi 5 Duftblüten-Pavillon 6 Passierbarer Pavillon 7 Grüner Turm in der Ferne 8 Raum der Erleuchtung 9 Pavillon der erfrischenden Brise 10 Westturm 11 Turm des windenden Bachs 12 Hao-Pu-Pavillon 13 Himmlische Halle der fünf Gipfel 14 Raum der Wiederkehr zum Lesen 15 Pavillon zur Gipfelverehrung 16 Haus des alten gelehrten Einsiedlers 17 Pavillon, der zum Ackerbau geeignet ist 18 Tempel in Erwartung der Wolken 19 Wolkenbedeckter Pavillon 20 Wolkenbedeckter Turm 21 Entzückender Pavillon 22 Pavillon des freien Tosens 23 Frieden der Lebendigkeit

Norden und Osten von einem künstlichen Berg mit einem Aussichtspavillon dominiert wird; auf den gegenüberliegenden Seiten ist er von Pavillons mit breiten Terrassen umgeben. Ein Weg führt über den See und verbindet zwei über die Ufer ragende Felsvorsprünge. Wohnpavillons erheben sich südlich dieser zentralen Szene. Die anderen Quadranten weisen vier unterschiedliche thematische Einheiten auf (V‑11). Nach Westen hin liegt eine größere Freifläche mit einem umfangreichen Blumengarten vor einer Reihe von Pavillons mit kleinen gepflasterten Höfen und Steingärten. Der nordwestliche Abschnitt zeigt eine Sammlung von erhöht stehenden Felsen in außergewöhnlichen Formen, die sich aus einem Blumengarten erheben, an den ein kleines Wasserbecken grenzt. Mehrere Pavillons sind

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V-10: Canglang Ting, der „Pavillon der brandenden Wogen“, Suzhou. Ein kleiner Spiegelteich, der teilweise von einem überdachten Wandelgang umgeben ist, markiert den zentralen Bereich. V-11: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Grundriss des Gartens.

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den Felsen zugewandt. Im Norden gibt es einen Bambushain und einen ummauerten Garten mit einer Penjing-Sammlung; zu dieser gehört eine Felskomposition als Evokation der „Inseln der Unsterblichen”, die sich aus einer Schale erhebt. Zum Abschluss befinden sich im Westen ein großer felsiger und mit Bäumen bestandener Hügel mit Pavillons sowie ein Bach. Die Komposition aus unterschiedlichen thematischen Einheiten zeigt eine große Komplexität und macht deutlich, dass der Garten im Laufe der Zeit durch schrittweise durchgeführte Erweiterungen entstand. Insbesondere der Bereich um die zentrale Wasserfläche und die zu der Felsengruppe führenden Gartenbereiche zeigen Szenen von erlesener Anmut (V‑12). Um den zentralen See blieben in dem Garten beachtliche Exemplare alter Ginkgos erhalten. Ou Yuan, der „Doppelgarten“ Dieser Garten mit einer Fläche von etwa 8000 m² wird von einer Wohnanlage in einen Östlichen und einen Westlichen Garten unterteilt, wodurch der Name der Gesamtanlage entstand. Der Östliche Garten bildete den ursprünglichen Kern, der im 12. Jahrhundert von dem Bezirksrichter Lu Jin angelegt wurde. Seine gegenwärtige Form stammt aus dem Jahre 1874, als der Garten von dem Gouverneur Shen Bingcheng erworben wurde, der ihn erweiterte und den Westlichen Garten hinzufügte, mit dem die Anlage ihren Namen erhielt. 1941 wurde er von Liu Guojun, einem Textilmagnaten und Vize-Gouverneur der Provinz Jiangsu, erworben und 1955 der Stadt Suzhou geschenkt. Der Östliche Garten wurde wiederhergestellt und 1965 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht; der Westliche Garten wurde 1994 eröffnet. Im Jahre 2000 wurde der Garten auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO gesetzt. Der derzeitige Eingang befindet sich im Westlichen Garten, der von zwei benachbarten Höfen mit Felsstrukturen gekennzeichnet wird. Der größere und offenere Östliche Garten ist um einen länglichen Teich herum angeordnet und wird von einem künstlichen und mit Bäumen bestandenen Berg aus gelbem Granit beherrscht. Über den Teich führt eine Zickzackbrücke und er grenzt an Felsen sowie Pavillons, die durch überdachte Wandelgänge miteinander verbunden sind. Ein Kanal umschließt den Garten auf drei Seiten und ein zweistöckiges Gebäude im südöstlichen Abschnitt bietet einen Blick auf diesen Kanal (V‑13).

V-12 Kurze Portraits von Parks und Gärten

S. 17, 26, 27, 28, 64, 65, 67, 95, 146, 147

Shizi Lin, der „Löwenwald“ Der buddhistische Mönch Tianru Weizi legte im Jahre 1342 während der Yuan-Dynastie einen Tempel und eine Grünfläche an und die ersten riesigen Steinmassen, die wohl zeitgleich hier platziert worden sind, erinnern der Überlieferung zufolge an ein Berggebiet namens

S. 14, 16, 30, 48, 49, 63, 75, 76, 77, 78, 79, 79, 80, 88, 90, 95, 97, 147, 147, 154

„Löwenklippe“, wo der Mönch studiert hatte. Der im Laufe der Jahrhunderte viele Male wieder aufgebaute, veränderte und erweiterte Garten wurde 1917 von der Familie des chinesischamerikanischen Architekten I. M. Pei gekauft. Seine Umgestaltung dauerte bis 1926 und einige heutige Aspekte des Gartens gehen auf diese Zeit zurück. Die Familie Pei war der letzte Privateigentümer des Gartens, der 1954 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Seit 2000 wird er auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO geführt. Der Garten nimmt eine Fläche von 1,1 ha ein. Die Gestaltung spielt in den verschiedenen thematischen Einheiten mit der beherrschenden Präsenz der Felsen. Der Garten wird durch den Wohnbereich betreten, wo mehrere gepflasterte Innenhöfe einzelne skulpturale Felsen aufweisen. Ein blütenförmiges Tor führt zu der ersten thematischen Einheit des eigentlichen Gartens, die von einem künstlichen Berg aus sehr unregelmäßigen Felsen geprägt und von einem Wegenetz durchzogen wird, das durch Grotten und über Steigungen führt. Der Berg versteckt ein Tal mit Pavillon. Ein Felsvorsprung führt zur nächsten Szene, einem Wasserbecken, an das eine Art Bergkette grenzt, aus der das den Teich speisende Wasser entspringt. Verschiedene Pavillons sind dem Wasserbecken zugewandt, über das zwei Brücken führen; eine dieser Brücken, die eine scharfe Zickzackform aufweist, wird in der Mitte von einem sechseckigen Aussichtspavillon geziert (V‑14).

V-12: Liu Yuan, der „Garten des Verweilens“, Suzhou. Mehrere Pavillons wenden sich dem See zu. V-13: Ou Yuan, der „Doppelgarten“, Suzhou. Der um einen langgestreckten Teich angeordnete Östliche Garten ist einer der beiden Abschnitte, die den Garten bestimmen. V-14: Shizi Lin, der „Löwenwald“, Suzhou. Die Gartengestaltung wird von allgegenwärtigen Felsen geprägt.

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Yi Yuan, der „Garten der Wonne“ Der am Ende des 19. Jahrhunderts von dem hohen Beamten Gu Wenbin geschaffene Garten nahm Teile eines früheren Gartens aus der Ming-Zeit auf. Trotz der geringen Größe von

S. 45, 56, 74, 96, 148, 148, 148

etwa 6000 m² kann er mit einer gewissen Szenenvielfalt aufwarten (V‑15). Ein hoher baumbestandener künstlicher Berg, auf dem ein Aussichtspavillon thront, liegt im Zentrum eines kleinen, aufwändig gestalteten Sees und grenzt zwei thematische Einheiten voneinander ab, die eine größer, die andere eher abgeschieden, beide mit dem Wasser zugewandten Pavillons. Zwei Abschnitte östlich und südlich dieser Fels- und Wasserkomposition sind von überdachten Wandelgängen getrennt und weisen grüne Höfe mit Felssammlungen auf (V‑16). Der Garten enthält einige beeindruckende Exemplare Japanischer Wollmispeln und Ginkgos, die um das zentrale Wasserbecken angepflanzt wurden, sowie in den Höfen stattliche Bananenstauden.

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V-15 V-16 Kurze Portraits von Parks und Gärten

1 Haupteingang 2 In allen vier Jahreszeiten erholsamer Pavillon 3 Himmlisches Zitherhaus 4 Veranda zu Ehren der Steine 5 Südlicher Schneepavillon 6 Pavillon des goldenen Korns 7 Ufer der duftenden Lotoswurzel 8 Veranda des gepflügten Mondes 9 Grüne Parasolbäume, in denen Phönixe leben 10 Der Wand zugewandter Pavillon 11 Studio des bemalten Boots 12 Kleiner Pavillon der blauen Wellen

Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“ Auf kleiner Fläche wurde hier ein komplexes räumliches Rahmenkonzept geschaffen. Der Garten entstand aus einem Vorgänger des frühen 12. Jahrhunderts, der während der Zeit der Südlichen Song von dem Beamten Shi Zhengzhi angelegt worden war. Seinen derzeitigen Namen

S. 14, 46, 52, 54, 56, 57, 64, 66, 67, 68, 69, 76, 81, 83, 86, 88, 95, 109, 149, 149, 153

nahm er in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an, als er von dem pensionierten Gelehrten Song Zongyuan (1710-1779) erworben und völlig umgestaltet wurde. In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts ließ sein nächster Besitzer Steingärten anlegen, Bäume pflanzen, neue Pavillons errichten und alte wiederherstellen. Der Garten blieb bis 1958 in Privatbesitz, wurde dann zu öffentlichem Eigentum und für Besucher geöffnet. Im Jahre 1997 wurde der Garten zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Der 6000 m² große Garten besteht aus einer dichten Abfolge grüner Räume und gepflasterter Innenhöfe, die von Mauern getrennt um einen zentralen offenen Bereich angeordnet sind, wo ein ständig unterbrochener Weg der unregelmäßigen Form eines Spiegelteiches folgt, an den Felsstrukturen und Pavillons angrenzen (V‑17).

V-15: Yi Yuan, der „Garten der Wonne“, Suzhou. Der Garten ist um einen kleinen Teich angelegt, über den eine Zickzackbrücke führt. Mehrere dem Wasser zugewandte Pavillons säumen das Ufer des Teiches. V-16: Yi Yuan. Grundriss des Gartens. V-17: Wangshi Yuan, der „Garten des Meisters der Netze“, Suzhou. Die volle Ausdehnung des zentralen Teiches ist von keinem Punkt aus zu überblicken.

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Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, auch bekannt als der „Garten des törichten Politikers“ Der ursprüngliche Kern des Zhuozheng Yuan wurde Anfang des 16. Jahrhunderts für den pensionierten kaiserlichen Beamten Wang Xianchen erbaut. Der längst verschollene Entwurf war wohl einfach und offen, enthielt einige wenige bescheidene Gebäude und sehr viele Nutzpflan-

S. 40, 46, 53, 54, 76, 81, 81, 82, 82, 87, 95, 95, 102, 150, 151, 167

zen, wie Obstbäume und Heilkräuter. Der zum Ende der Ming-Zeit aufgegebene Garten wurde unter der Herrschaft Kaiser Kangxis wieder aufgebaut. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde er in drei separat ummauerte Grundstücke unterteilt, von denen das mittlere den ursprünglichen Namen beibehielt. Im 20. Jahrhundert wurden die drei Gärten dann wiederhergestellt und vereint und der Öffentlichkeit im Jahre 1952 zugänglich gemacht. Seit 1997 wird der Garten auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO geführt. Der Garten nimmt eine Fläche von 4 ha ein. Seine frühere Unterteilung in drei Abschnitte bleibt aufgrund der ihn durchziehenden Mauern offensichtlich, doch die Spiegelteiche, die dem Garten seinen besonderen Charakter verleihen, einen das Gesamtwerk (V‑18). Der Eingang des Gartens befindet sich am östlichsten Punkt, der moderne Formen angenommen hat. Durch eine lange Mauer, die von Fenstern mit Paneelen aus Gitterwerk durchbrochen wird, öffnet sich der Eingang in den kleinen gepflasterten und von weißen Wänden umgebenen Pipa Yuan – „Wollmispel-Garten“ – mit einem kleinen Hain Japanischer Wollmispeln. Ein zweiter Durchgang führt zu dem größten Teil der Anlage, wo in einer künstlichen Lagune unregelmäßig geformte Inselchen mit Pavillons liegen und mit Zickzackbrücken verbunden sind. Eine Mauer trennt einen weiteren Abschnitt des Gartens ab, der einen gewundenen und von einem kurvenreichen überdachten Wandelgang umschlossenen Spiegelteich enthält, der wiederum von einem künstlichen Hügel mit einem kleinen Aussichtspavillon beherrscht wird. Dieser ganze Bereich wird von den Windungen eines Baches eingegrenzt, dessen Ufer mit Felsen und niedriger Vegetation gesäumt sind, während sich am westlichsten Zipfel der Anlage eine PenjingSammlung befindet.

Yangzhou Ge Yuan, der „Isolierte Garten“ Dieser Garten entstand wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und wurde im 19. Jahrhundert für den Salzhändler Huang Yingtai umgestaltet, der ihn zu seinem Privatwohnsitz machte. Auf seiner 5500 m² großen Fläche erinnern vier thematische Einheiten an den Verlauf der vier Jahreszeiten. Der nördlich des Wohnhauses gelegene Eingang befand sich einst in der den Frühling darstellenden thematischen Einheit: Bambus und Felsen füllen

V-18 Kurze Portraits von Parks und Gärten

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zwei Hochbeete, die symmetrisch an den Seiten eines Mondtores gelegen sind. Dieses Tor führt in die thematische Einheit, die den Sommer darstellt, die größte Fläche des Gartens mit einer Reihe unregelmäßiger Spiegelteiche und Felsstrukturen im Zentrum. Ein sehr aufwändig gestalteter künstlicher Berg aus erodiertem Kalkstein, der von einem Aussichtspavillon gekrönt wird, dominiert das Wasserbecken am Ende dieser Reihe. Eine große Grotte ist über eine kleine Zickzackbrücke erreichbar, die über den Spiegelteich führt. Die den Herbst darstellende Einheit im nordöstlichen Teil des Gartens wird von einem künstlichen Berg aus gelbem Granit beherrscht, über den ein gewundener und von Ahorn, Kiefern und Zypressen beschatteter Weg führt. Die dem Winter gewidmete thematische Einheit im südöstlichen Gartenabschnitt zeigt in einem gepflasterten Hof Steingärten von besonderem weißen Farbton. Der Garten unterhält auch eine Bambussammlung; es war die Blattform dieser Pflanze, die dem chinesischen Schriftzeichen „Ge“ gleicht, die dem Garten seinen Namen gab. In den letzten Jahren wurde der Garten beträchtlich erweitert: Nördlich des ursprünglichen Kerns wurde eine von gewundenen Wegen durchzogene Grünfläche hinzugefügt, die einen neuen Eingang bildet.

NEOHISTORISCHE GÄRTEN Berlin, Deutschland Garten des wiedergewonnenen Mondes Der Garten des wiedergewonnenen Mondes liegt im Erholungspark Marzahn in Marzahn-Hellers-

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dorf am nordöstlichen Stadtrand Berlins. Das Projekt wurde von dem Produzenten und Regisseur Manfred Durniok in die Wege geleitet und koordiniert, wozu er verschiedene Einrichtungen einbezog: die Grün Berlin Park und Garten GmbH, das Beijing Institute of Landscape and Traditional Architectural Design and Research und die Beijing Gardens and Ancient Buildings Construction Company. Der Garten wurde 1994 entworfen und zwischen 1997 und 2000 von chinesischen Handwerkern mit chinesischen Materialien angelegt. Auf einer Fläche von 2,7 ha zeigt er eine Zusammenstellung typischer Elemente eines Chinesischen Gartens: Eine Zickzackbrücke aus Stein führt über einen kleinen See; ein kleiner Wasserfall ergießt sich über Felsen; es gibt Gebäude und einzelne Pavillons, ein Mondtor, einen überdachten Wandelgang, Steingärten und einzelne vertikale Felsen, die sich aus dem Wasser erheben (V‑19). V-18: Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“, Suzhou. Einer künstlichen Lagune, die von einer Abfolge unregelmäßig geformter Inselchen geprägt ist, sind mehrere Pavillons zugewandt. V-19: Garten des wiedergewonnenen Mondes, Berlin. Ein Pavillon mit Ausblick auf den Spiegelteich.

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Kowloon, Hongkong, China Garten der guten Wünsche Der Garten der guten Wünsche liegt in Hongkong im nördlichen Teil des Stadtgebiets von

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Kowloon. Er wurde in den 1970er Jahren auf dem Gelände des Wong-Tai-Sin-Tempels angelegt, eines 1921 errichteten daoistischen Tempels. Der Garten enthält mehrere sehr farbenfrohe Pavillons, die durch gewundene überdachte Wandelgänge verbunden und um zwei Spiegelteiche herum angelegt sind, welche von einem künstlichen Wasserfall gespeist werden. Mehrere Felsstrukturen vervollständigen diese Grünfläche (V‑20). Nan-Lian-Garten Der öffentliche Park liegt im Wohngebiet Diamond Hill im nordöstlichen Teil Kowloons. Er wurde 2006 fertiggestellt, nimmt eine Fläche von etwa 3,5 ha ein und stellt eine getreue Nachbildung eines Gartens der Tang-Zeit dar, dem Jiangshouju, der Teil des Wohnsitzes des Gouverneurs von Jiang im heutigen Kreis Xinjiang in der Provinz Shanxi war. Er ist um zwei separate felsgesäumte Spiegelteiche angelegt, die von einem gewundenen Bach verbunden werden. Der kleinere der beiden Teiche hat in seiner Mitte eine Insel, auf der sich ein zweigeschossiger achteckiger Pavillon befindet. Einzelne vertikale Felsen oder Felsgruppen durchsetzen den grünen Raum. Der nördliche Teil des Gartens ist mit dem Nonnenkloster Chi Lin verbunden, einem großen buddhistischen Tempel, der ursprünglich im Jahre 1934 errichtet und dann 1990 im typisch chinesischen Architekturstil der Tang-Zeit umgebaut wurde (V‑21).

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V-21 Kurze Portraits von Parks und Gärten

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Macao, China Lou-Lim-Ieoc-Garten Der Garten im Herzen von Macaos Festland wurde kurz nach 1800 von dem macauischen

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Kaufmann Lou Kau als Teil seines Wohnsitzes errichtet und dann 1906 von dessen Sohn Lou Lim Ieoc umgestaltet. Als das Familienvermögen schrumpfte, wechselte der Garten mehrmals seinen Besitzer und wurde schließlich zu öffentlichem Eigentum. Nach einer allgemeinen Restaurierung wurde er 1974 für Besucher geöffnet. Der Garten bietet Wege, die sich durch Haine aus Bambus und blühenden Sträuchern winden, und wird von Felsstrukturen und einzelnen vertikalen Felsen sowie von künstlichen Bergen gekennzeichnet. Eine neunkurvige Brücke führt über einen großen, mit Lotosblumen gefüllten Teich, der von einem hohen künstlichen Wasserfall gespeist wird (V‑22).

New York City, New York, USA Astor Court, Metropolitan Museum of Art Astor Court ist ein chinesischer Innenhofgarten, der ab 1980 für die asiatische Kunstsammlung des New Yorker Metropolitan Museum of Art entstand und 1981 für Besucher geöffnet wurde. Das Projekt wurde gefördert von Brooke Russell Astor, die Vorsitzende des Visiting Committee der Abteilung für fernöstliche Kunst am Metropolitan Museum of Art sowie Mitglied des Kuratoriums des Museums war. Der Entwurf wurde von einem Team des Gartenamtes in Suzhou erstellt, von den Architekten Kevin Roche und John Dinkeloo, die seit 1967 an einem Masterplan für das gesamte Museum arbeiteten, umgesetzt und von chinesischen Kunsthandwerkern mit traditionellen Methoden und Materialien ausgeführt. Die Gestaltung orientiert sich am Vorbild eines kleinen gepflasterten Innenhofs im Wangshi Yuan, dem „Garten des Meisters der Netze“ in Suzhou. Wie dort gibt es drei typische Gartenbauwerke: Ein überdachter Wandelgang säumt die östliche Wand; am nördlichen Ende des Innenhofs liegt eine kleine Haupthalle mit einer Terrasse; und an der Westwand befindet sich ein Halbpavillon. Die südliche Wand wird von einer Felsplastik und vier Fenstern mit Gitterwerk bestimmt. Der Innenhof wird von aufwändigen Strukturen aus Taihu-Felsen, Pflanzen und einem kleinen Wasserbecken vervollständigt, das die Quelle im Wangshi Yuan heraufbeschwören soll (V‑23).

V-20: Garten der guten Wünsche, Hongkong. Die Dächer der farbenfrohen Pavillons sind mit türkisfarbenen Ziegeln gedeckt. V-21: Nan-Lian-Garten, Hongkong. In der Mitte des Teiches ein zweigeschossiger, achteckiger Pavillon.

V-22: Lou-Lim-Ieoc-Garten, Macao. Eine neunkurvige Betonbrücke führt über einen großen Teich. V-23: Astor Court, Metropolitan Museum of Art, New York City, New York. Ein Glasdach überdeckt den gesamten Innenhof.

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Portland, Oregon, USA Lan Su Yuan, der „Garten der erwachenden Orchideen“ Im Herzen von Portlands Chinatown gelegen, nimmt der Garten mit einer Fläche von etwa 3700 m² einen Straßenblock ein, der zuvor als Parkplatz genutzt wurde. Die Arbeiten begannen 1999 und der Garten wurde 2000 fertiggestellt. Entworfen wurde er vom Institute of Landscape Architectural Design in Suzhou, unter der Leitung von Kuang Zhen Yan und mit He Feng Chun als Landschaftsarchitekt. In Portland wurde das chinesische Team durch ein lokales Team unter Beteiligung der Landschaftsarchitekten Ben Ngan, Nevue Ngan and Associates und unter der Leitung des Architekturbüros Robertson Merryman Barnes unterstützt. Der Entwurf wurde mit Hilfe von Handwerkern aus Suzhou, seit 1988 Partnerstadt Portlands, unter Verwendung traditioneller Materialien – Dach- und Bodenziegel, handgearbeitete Holzschnitzereien, Fenster mit Gitterwerk und über 500 t Taihu-Felsen und Granit – und mit traditionellen Methoden ausgeführt. Die Handwerker fertigten die Holzstrukturen in China vor und legten vor Ort das Wegesystem zu den Gartengebäuden an, während die amerikanischen Firmen AC Schommer & Sons und Teufel Landscape als örtliche Bauunternehmer mitwirkten. Ein Tor aus Stein führt in den Garten, der ganz von einer Mauer umschlossen ist. Die Grünfläche umgibt einen zentral gelegenen Spiegelteich, der von 14 Pavillons und individuellen Räumen umgeben wird, alle verbunden von sich windenden Wegen. Über den See führen ein überdachter Wandelgang und eine gewinkelte Brücke, an deren Mittelpunkt sich dem Vorbild des „Löwenwaldes“ Shizi Lin von Suzhou folgend ein sechseckiger Pavillon befindet (V‑24).

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V-25 Kurze Portraits von Parks und Gärten

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San Marino, Los Angeles, Kalifornien, USA Liu Fang Yuan, der „Garten der fließenden Düfte“, Huntington Die Huntington Library and Art Collections sind ein Kulturinstitut in San Marino im Großraum Los Angeles, in dessen Park dieser Garten zwischen 2004 (Baubeginn) und 2008 (Eröffnung) ange-

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legt wurde. Leiter des Projektteams war He Fengchun, der Vorsitzende des Institute of Landscape Architectural Design in Suzhou. Eine große Gruppe chinesischer Handwerker der Suzhou Garden Development Company führte den Garten mit traditioneller chinesischer Baukunst aus. Die Architekten Bob Ray Offenhauser und Jim Fry des in Burbank ansässigen Architekturbüros Offenhauser Associates Inc. fungierten als die lokalen Architekten. Auf seiner 4,8 ha großen Fläche präsentiert der Garten traditionelle chinesische Elemente: einen großen, von Bogen- und Zickzackbrücken überspannten See; zwei gewundene Bäche mit felsigen Ufereinfassungen; einfache alleinstehende Pavillons; eine Reihe von Hauptgebäuden, die entlang des östlichen und südlichen Ufers des Spiegelteiches von einem mäandernden überdachten Wandelgang verbunden werden. Hinzu kommt eine Sammlung von Felsen aus dem nahe Suzhou gelegenen Tai-See. Die Gartenanlage wird von dichten Hainen aus heimischen Bäumen dominiert, einschließlich kalifornischen Eichen und verschiedenen Kiefernarten. Eine Erweiterung des Gartens durch weitere Pavillons, einen großen Hof und einen überdachten Wandelgang im nördlichen Bereich der Grünfläche ist geplant; für den westlichen Teil ist ein bootsförmiger Pavillon als Aussichtsplattform vorgesehen. Außerdem wird ein Bonsai-Garten die Anlage bereichern und ein kleiner Pavillon die Spitze des südwestlich des Sees gelegenen Hügels einnehmen (V‑25).

Seattle, Washington, USA Xi Hua Yuan, der Chinesische Garten von Seattle Der Xi Hua Yuan nimmt eine Fläche von etwa 1,8 ha am nördlichen Ende des South Seattle Commu-

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nity College in West Seattle ein. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt von Seattle und Chongqing, seiner Partnerstadt in der Provinz Sichuan. Der Garten ist in eine Abfolge verschiedener Räume unterteilt: mehrere gepflasterte Höfe, ein Berg und zwei schwungvoll geformte, durch eine felsige Schlucht verbundene Seen. Zu den zwölf Pavillons und anderen Bauwerken gehört auch ein Bildungszentrum. Ein erster Abschnitt des Gartens wurde 2008 eröffnet; eine zweite Phase mit einem gepflasterten Innenhof war 2010 (bei Redaktionsschluss) in Vorbereitung. Für das Gesamtprojekt ist eine Dauer von zehn Jahren vorgesehen.

Singapur Yu Hwa Yuan, der Chinesische Garten von Jurong Der Garten liegt im Herzen von Singapurs westlichem Wohngebiet Jurong East. Er wurde 1975 nach den Plänen des taiwanesischen Architekten Yuen-Chen Yu als Teil eines größeren Erholungsgebiets um den Jurong-See herum angelegt, wo es außerdem einen Japanischen Garten und einen Vogelpark, den Jurong Bird Park, gibt. Der 13 ha große Garten nimmt eine der unregelmäßig geformten Inseln des Sees ein. Im Gegensatz zu vielen anderen Chinesischen Gärten außerhalb Chinas, die ihre Inspiration aus den klassischen Gärten Suzhous ziehen, beschwört der Yu Hwa Yuan den Charakter der Parks in Nordchina herauf. Die breite, von asymmetrischen Bögen getragene Brücke, über die der Garten betreten wird, wurde von der Brücke mit 17 Bögen im kaiserlichen Park Yihe Yuan in der Nähe von Beijing inspiriert, während

V-24: Lan Su Yuan, der „Garten der erwachenden Orchideen“, Portland, Oregon. Die Gestaltung des im Chinatown-Viertel der Altstadt gelegenen Gartens wurde von den klassischen Chinesischen Gärten in Suzhou inspiriert. V-25: Liu Fang Yuan, der „Garten der fließenden Düfte“, Huntington, San Marino, Los Angeles, Kalifornien. Traditionelle Elemente der chinesischen Gartengestaltung verschmelzen mit dichten Hainen heimischer Gewächse. 155

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die Bauweise der vier Pavillons dem Stil nordchinesischer Pavillons entspricht. Die siebengeschossige Pagode auf der Spitze eines künstlichen Hügels ist wie die Linggu-Pagode gestaltet, die 1929 auf dem Gelände des buddhistischen Linggu-Tempels in Nanjing errichtet wurde. 1992 wurde der Anlage der „Penjing-Garten“ Yun Xiu Yuan hinzugefügt, in dem in einer Reihe ummauerter Höfe Penjings ausgestellt sind.

Sydney, New South Wales, Australien Garden of Friendship Der Garden of Friendship, am südlichen Ende von Darling Harbour am Rande von Sydneys Chinatown gelegen, erinnert an die Partnerschaft der südchinesischen Provinz Guangdong

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mit New South Wales. Der Entwurf wurde vom Guangdong Landscape Bureau in Sydneys Partnerstadt Guangzhou erstellt und war ein gemeinsames Projekt beider Regierungen. Es wurde von chinesischen und australischen Handwerkern und Kunsthandwerkern durchgeführt und örtliche Bauunternehmer vollendeten die Planung, die Ausführungsplanung und die Planunterlagen für alle Bestandteile: Das in Sydney ansässige Architekturbüro Tsang & Lee erarbeitete die Planunterlagen für die Gebäude und Pavillons, jene für die Landschaftselemente wurden von EBC Consultants erstellt. Baubeginn war 1986 und der Garten wurde 1988 als Teil der Feierlichkeiten zum 200-jährigen Bestehen der Stadt Sydney eingeweiht. Mit einer Größe von 1 ha ist er einer der größten neohistorischen Chinesischen Gärten außerhalb Chinas. Zu der Abfolge von Episoden gehören ein Berg, zwei Wasserfälle, ein rauschender Bach, ein Bambushain, alle verbunden durch Wege um einen großen See im Zentrum, über den Zickzackbrücken führen. Pavillons sind in die Vegetation eingebettet, Felsen ragen hier und dort empor, am Seeufer symbolisiert ein Zwillingspavillon mit doppeltem Dach die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen der Provinz Guangdong und New South Wales (V‑26).

V-26: Garden of Friendship, Sydney. Der Zwillingspavillon symbolisiert Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den Provinzen Guangdong und New South Wales.

V-26 Kurze Portraits von Parks und Gärten

Vancouver, British Columbia, Kanada Klassischer Chinesischer Dr.-Sun-Yat-Sen-Garten Dieser nach dem Revolutionsführer und ersten Präsidenten der Republik China, Sun Yat-Sen

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(1866-1925), benannte Garten befindet sich im Herzen von Vancouvers Chinatown. Mit dem Bau wurde 1985 durch chinesische Handwerker und mit aus China importierten Materialien begonnen, die Fertigstellung erfolgte 1986 zur in Vancouver stattfindenden Expo 86. Der Garten nimmt eine Fläche von etwa 1000 m² ein. Von den klassischen Gärten Suzhous inspiriert, befindet sich auch hier ein kleiner Spiegelteich in der Mitte, der von Räumen umgeben ist, die durch gewundene Wege verbunden sind. Steingärten und einzelne aufragende Felsen sind über den Garten verteilt, ein Pavillon auf einem künstlichen Hügel bildet einen visuellen Bezugspunkt. Der kleine Garten wurde neben dem größeren, öffentlichen, ebenfalls neohistorischen Dr.-Sun Yat-Sen-Park von 1983 angelegt, der zu dem nahen chinesischen Kulturzentrum gehört. Die beiden Grünflächen werden von einem künstlichen See verbunden und von einem zickzackförmigen, doppelt gedeckten Wandelgang getrennt. Der Park ist um den größeren Abschnitt des Sees angelegt. Von verschiedenen Brücken überspannt, liegt in seiner Mitte eine kleine flache Felsinsel mit einem sechseckigen Pavillon, während die Hauptgebäude entlang der Ufer angeordnet sind. Garten und Park wurden als Gesamtprojekt konzipiert und in Vancouver entworfen. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit eines Teams des Gartenamtes in Suzhou unter Leitung von Zhang Bao-Rong mit Wang Zu-Xin als verantwortlichem Architekten und mit Zhou Guan-Wu, Feng Xiao-Lin und Yao Ba-Sun, dem Landschaftsarchitekten Don Vaughan aus Vancouver und dem ebenfalls in Vancouver ansässigen Architekten Joe Y. Wai, der auch als verantwortlicher Architekt fungierte.

Aktuelle Landschaftsarchitektur Beijing Olympisches Grün (Olympischer Zentralbereich und Olympischer Waldpark) Das Olympische Grün ist ein anlässlich der Olympischen Spiele 2008 fertiggestelltes Ensemble aus zwei urbanen Parks. Auf der nördlichen Verlängerung der Zentralachse des historischen Stadtkerns gelegen, bildet es das grüne Rückgrat für die städtische Expansion und Transformation am Stadtrand. Das Olympische Grün besteht aus dem Olympischen Zentralbereich, einem neuen linearen Park entlang der olympischen Veranstaltungsorte, sowie dem Olympischen Waldpark, der die olympische Anlage nach Norden hin schließt. Der Masterplan für das Olympische Grün wurde von Sasaki Associates Inc. entworfen, einem in Boston und San Francisco ansässigen interdisziplinären Entwurfs- und Planungsbüro. 2002 gewann das Büro den internationalen Wettbewerb für die konzeptionelle Planung und Gestaltung des Gebiets. Der Masterplan wurde in Zusammenarbeit mit dem Beijing Tsinghua Urban Planning & Design Institute weiterentwickelt. Von 2004 bis 2005 vollendete ein großes Team unter Leitung des verantwortlichen Landschaftsarchitekten Hu Jie, dem Direktor des Planning & Design Branch of Landscape Architecture am Beijing Urban Planning & Design Institute der Tsinghua-Universität, die Umsetzung des Olympischen Waldparks.

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Der Olympische Zentralbereich, der von einem weiteren Team aus verschiedenen Büros und Instituten entworfen wurde, ist um einen gewundenen Bach herum angelegt, der nach Norden fließt und im Herzen des Olympischen Waldparks in einen See mündet, dessen Form an einen Drachenkopf erinnert. Der Olympische Waldpark bildet einen Filter zwischen den städtischen und den vorstädtischen Räumen. Er nimmt eine Fläche von 650 ha ein und wird von der markanten fünften Ringstraße geteilt, einer Autobahn, die ihn von Ost nach West durchquert. Der südliche Teil des Olympischen Waldparks, der mit dem Olympischen Zentralbereich verbunden und um einen großen See herum angelegt ist, hat städtischeren Charakter; hier gibt es Bildungs- und Freizeitzentren, eine große gepflasterte Piazza, Spielplätze, ein Freilufttheater und Ausstellungsräume, die alle in Wälder und Feuchtgebiete eingebettet sind (V‑27). Die Seeufer sind von einer Terrassierung eingefasst, die an eine Landschaft aus Reisfeldern erinnert. Hinter dem See wurde ein steiler felsiger Hügel aufgeschichtet. Der nördliche Teil des Parks mit seinem natürlicheren Charakter schützt die örtliche Artenvielfalt. Ein ökologischer Korridor kreuzt die fünfte Ringstraße und verbindet die beiden Parkabschnitte miteinander, indem er die Migration von verschiedenen Tierarten ermöglicht. Das autarke und sich selbst regulierende Wassersystem des gesamten Parks mit Bächen, Seen und Feuchtgebieten bietet der Tierwelt unterschiedliche Habitate (V‑28). Der Olympische Waldpark gewann 2009 einen Honor Award der American Society of Landscape Architects (ASLA).

V-27 V-28 Kurze Portraits von Parks und Gärten

Garten des Xian-Shan-Hotels Das von I. M. Pei & Partners entworfene und 1982 fertiggestellte Hotel „Duftender Hügel“liegt

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auf einem ehemaligen kaiserlichen Jagdgelände außerhalb von Beijing, nicht weit vom „Garten der Harmonie“ Yihe Yuan, der heute ein großer öffentlicher Park ist. Die Hotelanlage besteht aus mehreren Flügeln, die um einen zentralen offenen Hof mit einem kleinen Fels- und Wassergarten angeordnet sind. Die Teile des Gebäudes, die einem verzweigten Grundriss folgen, gliedern den Garten in Abschnitte unterschiedlichen Charakters mit Wegen und Kompositionen aus Wäldchen, Felsen und Wasser. Die Hauptfreifläche in der Nähe des abgeschiedensten Bereichs des Hotels im südlichen Teil der Anlage besitzt einen unregelmäßig geformten See, über den zwei kurze Brücken führen. Die größere der beiden führt zu einer auf dem Wasser gelegenen Plattform, in deren Boden ein kurviger Wasserlauf eingelassen ist – eine Referenz an die Bäche, auf denen bei Gedichtwettbewerben weingefüllte Becher schwammen und die eine der Eigenheiten der historischen Gartengestaltung Chinas darstellen.

Hangzhou, Provinz Zhejiang City Balcony Hangzhou Der City Balcony Hangzhou wurde von einem Team aus dem in Berlin ansässigen Landschafts-

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architekten Jörg Michel, der für die Landschaftsgestaltung verantwortlich war, und dem in München ansässigen Büro Obermeyer Planen und Beraten in Zusammenarbeit mit ECADI – East China Architecture and Design Institute of Shanghai –, das mit der Gesamtplanung und der Architektur der Gebäude betraut war, entworfen. Der zwischen 2004 und 2008 entstandene Komplex liegt im südlichen Teil der Stadt Hangzhou am nördlichen Ufer des Flusses Qian Tang, wo er Teil einer Reihe von urbanen Transformationen für den neuen Stadtteil Qiangjiang ist. Am Ende eines grünen Bandes gelegen, entlang dessen einige wichtige städtische Bauten wie Theater und Kongresshallen stehen, ist der City Balcony ein großes mehrgeschossiges Gebäude, das dem Fluss zugewandt aus einem Gefüge von grünen Foren und Promenaden auf mehreren Ebenen besteht, die gleichsam das Bindegewebe für die Bauteile der Anlage, darunter Sporteinrichtungen und Parkgaragen, bilden (V‑29). Unregelmäßige Bänder aus Vegetation, Wasser und Bodenbelägen bilden hängende Gärten und stellen eine Reihe von künstlichen Landschaften einander gegenüber, die alle mit der Aussicht auf den breiten Fluss aufwarten. V-27: Olympischer Waldpark, Beijing. Der südliche Haupteingang des Parks ist um einen Platz angelegt und von urbanem Charakter. V-28: Olympischer Waldpark. Die Planung basiert auf einer ökologisch nachhaltigen Gestaltung. V-29: City Balcony, Hangzhou. Bänder aus Vegetation, Wasser und Bodenbelägen prägen das Erscheinungsbild des städtischen Projekts.

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Hongkong Bank of China Der zwischen 1985 und 1989 von I. M. Pei & Partners errichtete und 1990 eröffnete Bank of China Tower befindet sich unter der Adresse No. 1 Garden Road im Unternehmens- und Finanz-

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zentrum Hongkongs. Vier prismenförmige Türme aus Glas und Stahl ragen 70 Geschosse auf. Das Gebäude wird auf drei Seiten von einem Fels- und Wassergarten umgeben, der die Geometrie der dreieckigen Linienführung einbezieht, aus der das Profil des scharfkantigen Turm­ensembles besteht. Der von Pei selbst ab 1982 entworfene und im selben Jahr wie das Gebäude vollendete Garten umfasst 1300 m² auf mehreren Ebenen und folgt der Steillage des Standortes. Auf seiner höchsten Ebene, auf der auch der Haupteingang zur Empfangshalle der Bank liegt, öffnet sich der Garten auf einen ruhigen Spiegelteich mit Goldkarpfen; dies ist der Beginn der gesamten Wasserkomposition, die sich auf tieferen Ebenen in zwei kantig und terrassenförmig angelegte Wasserbecken an gegenüberliegenden Seiten des Gebäudes aufteilt. Die Wasserbecken gehen auf die Hanglage mit vielfältigen gestalterischen Elementen ein. Dreieckige graue Granitplatten und große einzelne Felsen unterbrechen das Wasser auf dem Weg hinab und lassen kleine Wasserfälle entstehen, die mehrere Becken speisen (V‑30). Wetland Park Der in den Neuen Territorien angelegte und 2005 fertiggestellte Wetland Park ist ein naturnaher Park, der zur Kompensation für den beträchtlichen Verlust an Feuchtbiotopen durch umfangreichen Wohnungs- und Städtebau als ein Rückzugsraum für Zugvögel geschaffen wurde. Zum Projektteam gehörten das Büro Urbis Limited als Landschaftsarchitekten, MET Studio Design als Ausstellungsgestalter und das Architectural Service Department der Regionalverwaltung (Hong Kong Special Administrative Region, HKSAR). Der Wetland Park bietet auf einer Fläche von 61 ha eine Reihe von Lebensräumen für unterschiedliche Zugvogelarten: Sumpfgebiete, Röhricht, Fischteiche, Bruchwälder und feuchte landwirtschaftlich genutzte Felder wurden zur Maximierung der Artenvielfalt angelegt. Der Park unterhält ein großes Besucherzentrum in der Nähe des Haupteingangs sowie Räume für Ausstellungen und Lehrveranstaltungen. Beschilderte Wege, zu denen auch schwimmende Stege gehören, durchziehen die Anlage und bieten hier und dort kleine Unterstände zur Vogelbeobachtung (V‑31).

V-30 Kurze Portraits von Parks und Gärten

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Jinhua, Provinz Zhejiang Jinhua Architecture Park Der von Ai Weiwei entworfene Jinhua Architecture Park schließt an die Flussufergestaltung des Yiwu

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durch den gleichen Architekten/Künstler an und entstand von 2002 bis 2006 auf einem Streifen von nur 80 m Breite und 2200 m Länge. Mit seiner leichten S-Form folgt der Park der Flusskrümmung. Das stark gegliederte Projekt gestaltet die Wege, die Vegetation und die Gebäude als drei verschiedene Systemebenen. Die Wege wurden auf einem streng geometrischen Raster angelegt, das von Pflanzungen in regelmäßig geformten Hainen durchbrochen wird. Zu dem Park gehören 17 funktionale Pavillons, die von zahlreichen internationalen Architekten entworfen wurden, unter ihnen Herzog & de Meuron, die zusammen mit Ascan Mergenthaler den „Reading Space“ als Studienbereich entwarfen, Till Schweizer, der das Empfangszentrum entwarf, und Fernando Romero, von dem das Teehaus in Form einer Brücke stammt, sowie Ai Weiwei, der das archäologische Archiv plante. Die Pavillons lassen eine große Gestaltungsvielfalt erkennen; eingeschossige Gebäude wechseln mit komplexeren mehrgeschossigen, während andere über Bodenniveau angehoben sind, um dem Besucher ständig wechselnde Ausblicke auf die Gartenlandschaft zu bieten. Flussufergestaltung des Yiwu Der Fluss Yiwu durchfließt die südlich von Shanghai gelegene Stadt Jinhua, wo er an einem Abschnitt zum Schutz vor Hochwasser stabilisiert werden musste. Die Erneuerung und Gestaltung der Flussufer (2002-2004) wurden von Ai Weiwei und seinem Büro FAKE Design geplant. Das Projekt umfasst im westlichen Teil Jinhuas die südlichen und nördlichen Flussufer, wo der Fluss den Stadtteil Jindong durchfließt, ein riesiges städtisches Expansionsgebiet, dessen Planung von Herzog & de Meuron durchgeführt wurde. Die neue Landschaft, die aus heimischem Granit geschaffen wurde, ist betont nüchtern und geometrisch. Auf einer Länge von 2,3 km am Südufer und 3,5 km am Nordufer verwandelt der Entwurf die Ufer in eine scharfkantige tektonische Terrassenstruktur, die zum Wasser hin abgestuft ist und über die oben zwei öffentliche Promenaden führen. Die keilartigen Terrassen, die aus den steilen Ufern hervorragen, bieten Aussichten auf den Fluss und die Landschaft (V‑32). Im mittleren Abschnitt, wo der Fluss eine weite Biegung macht, werden die Promenaden von zwei auf langgezogenen Grundstücken gelegenen Parks flankiert, die ebenfalls von Ai Weiwei entworfen wurden: Am Südufer liegt der Ai Qing Cultural Park, der dem berühmten, in Jinhua geborenen Dichter und Vater des Architekten Ai Qing gewidmet ist; am Nordufer des Flusses wurde der Jinhua Architecture Park geschaffen.

V-30: Wetland Park, Hongkong. Das neu angelegte Feuchtgebiet bietet Zugvögeln natürliche Lebensräume. V-31: Bank of China, Hongkong. Ein terrassierter Felsund Wassergarten umgibt

den Turm der Bank of China auf drei Seiten. V-32: Flussufergestaltung des Yiwu, Jinhua. Scharfkantige tektonische Strukturen der zum Wasser hin abgestuften Terrassen formen die neuen Flussufer.

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Qinhuangdao, Provinz Hebei Renaturierung Qinhuangdao Beach Das Projekt zur Sanierung dieses Küstenabschnittes ist ein Entwurf des in Beijing ansässigen

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Büros Turenscape, der 2006-2007 entstand und 2008 in der 300 km östlich von Beijing gelegenen Küstenstadt Qinhuangdao am Golf von Bohai realisiert wurde. Das Projekt nimmt eine Fläche von 60 ha ein und erstreckt sich über 6,4 km entlang der Küstenlinie. Ziel des Projekts war die ökologische Wiederherstellung eines stark von Erosionen betroffenen Dünenabschnitts sowie eines angrenzenden Feuchtgebiets, das zuvor als Vergnügungspark missbraucht worden war. Der öffentliche Park ist in drei Abschnitte unterteilt, ein jeder von besonderem Charakter: den Küstenstreifen, das Feuchtgebiet und den See. Entlang des Küstenstreifens wurden für Dünen- und Feuchtgebiete typische Pflanzen eingebracht, um die Sanddünen vor weiterer Erosion zu schützen. Ein geschwungener Holzsteg folgt der Küstenlinie in einiger Entfernung; er macht das Gebiet zugänglich und trägt gleichzeitig zum Schutz der Küstendünen bei. Entlang des Weges wurden an den schönsten Stellen Pavillons und kleine Gebäude platziert. Das wiederhergestellte Feuchtgebiet nimmt den zentralen Bereich ein. Kleine Teiche wurden in den flachen Grund gegraben, um wieder ein Feuchtgebiet entstehen zu lassen; außerdem wurde ein Museum über Feuchtlandschaften eingerichtet. Im letzten Abschnitt des Projekts wurde ein bestehender Betondamm durch eine umweltfreundliche Steinschüttung ersetzt. In einem bestehenden See wurde eine Gruppe von runden Inselchen angeV-33: Renaturierung Qinhuangdao Beach. Ökologische Wiederherstellung eines stark von Erosionen betroffenen Dünenabschnitts und eines angrenzenden Feuchtgebiets, sowie seine Umgestaltung in einen öffentlichen Park. V-34: Red Ribbon Tanghe River Park, Qinhuangdao. Ein skulpturales rotes Band führt als exponiertes Element durch den gesamten Park.

legt, sowohl um die Landschaft interessanter zu gestalten, als auch zur Schaffung vogelfreundlicher Lebensräume (V‑33). Das Projekt gewann 2010 einen ASLA Honor Award. Tanghe-River-Park Der Tanghe-River-Park, nach einem Entwurf von Turenscape zwischen 2005 und 2008 realisiert, liegt in Küstennähe 300 km östlich von Beijing an den Ufern des Tanghe am östlichen Stadtrand von Qinhuangdao. Es handelt sich um einen langgezogenen Uferkorridor, der eine Fläche von 20 ha bedeckt. Diese Fläche war durch Nutzung als illegale Abfalldeponie stark degradiert worden und hat nun einen substanziellen Renaturierungsprozess durchgemacht, der Uferbereiche unzugänglich werden und auch einige natürliche Habitate entstehen ließ.

V-33 Kurze Portraits von Parks und Gärten

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Das Projekt für den städtischen Uferpark entstand im Rahmen eines ökologischen Konzepts für den Hochwasserschutz und basiert auf der Erhaltung der natürlich entstandenen Habitate des Gebiets. Die spontane Vegetation entlang des natürlichen Flussufers wurde konsolidiert, wo die Wasser- und Ufervegetation gegen saisonale Hochwasser schützen soll, aber auch über dieses Überschwemmungsgebiet hinaus, wo zwischen den bestehenden Wäldchen ein Wegenetz angelegt wurde. Ein geschwungener Weg, der der Uferlinie in einiger Entfernung folgt, wird über 500 m von einem durchgehenden Element begleitet, das sowohl als Sitzgelegenheit dient als auch die Beleuchtung einfasst. Mit seiner fließenden Form stellt es das zentrale Gestaltungselement des Parks dar und verbindet vier wolkenförmige Stahlpergolen, die als Treffpunkte und Aussichtszonen dienen (V‑34). Das Projekt gewann 2007 einen ASLA Honor Award.

Shanghai Botanischer Garten von Shanghai Der neue Botanische Garten wurde in Chenshan, etwa 30 km westlich von Shanghai, angelegt und 2010 fertiggestellt. Der Entwurf stammt von einem Team aus Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Architekten unter Leitung von Donata und Christoph Valentien des Büros Valentien+Valentien Landschaftsarchitekten und Stadtplaner SRL, zu dem auch die Landschaftsarchitekten Dietmar Straub und Anna Thurmayr von Straub+Thurmayr Landschaftsarchitekten gehörten, sowie die Architekten Fritz Auer, Carlo Weber und deren Partner von Auer+Weber+Assoziierte Architekten. Der Botanische Garten nimmt eine Fläche von etwa 200 ha ein und wird von einem Kranz niedriger künstlicher Hügel umgeben, der 5 km lang ist und sich bis zu 14 m erhebt. Die diesen Hügelkranz bedeckenden Lorbeerwälder bilden den Rahmen für die diversen funktionalen Gebäude. An besonderen Aussichtspunkten wurden Informationspavillons errichtet, während

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das Empfangsgebäude mit den Ausstellungsräumen, das botanische Forschungszentrum und die Gewächshäuser in die neue Topographie des Geländes eingebunden wurden, so dass eine dynamische Landschaft aus konvexen und konkaven Formen entstanden ist. Den zentralen Bereich nimmt ein System aus windungsreichen Seen ein, das sich insgesamt über eine Fläche von 34 ha erstreckt. Über die Wasseroberfläche und die umgebenden Feuchtgebiete erheben sich, Inseln gleich, 37 verschiedene thematische Gärten. Einige davon sind Sammlungen einzelner botanischer Arten gewidmet (Rosen, Duftblüten, Schwertlilien); andere präsentieren charakteristische Pflanzen einer bestimmten Umgebung (Wasserpflanzen, Uferund Hochstauden, Farne); wieder andere zeigen Nutzpflanzen, während manche, wie der Labyrinthgarten, rein dekorativer Art sind (V‑35). Houtan-Park Der von Turenscape im Rahmen der Expo 2010 in Shanghai geplante öffentliche Uferpark liegt auf dem ehemaligen Gelände eines Stahlwerks und einer Werft am Ostufer des Flusses Huangpu, am südlichsten Punkt des Weltausstellungsgeländes. Er nimmt auf einem Geländestreifen von etwa 1,7 km Länge und einer Breite zwischen 30 und 80 m eine Fläche von 14 ha ein, wobei sich der Fluss auf der einen Seite befindet und auf der anderen eine parallel zum Fluss verlaufende Schnellstraße (V‑36). Das Hauptziel des Projekts bestand darin, die massiven Verschmutzungen von Boden und Wasser zu beheben und diesen Uferabschnitt durch die Beseitigung der als Hochwasserschutzmaßnahmen errichteten Betondämme wiederherzustellen. Zur ökologischen Wiederherstellung gehörte der Austausch der Hochwasserschutzmauer aus Beton gegen eine umweltfreundliche Steinschüttung als alternativer Maßnahme. Dadurch können heimische Arten entlang des Flussufers wachsen und das Ufer wird vor Erosionen geschützt. Außerdem wurde ein großes Feuchtgebiet mit verschiedenen Arten von Wasserpflanzen angelegt, so dass diese Sumpfvegetation zur Klärung des örtlich anfallenden Abwassers beitragen kann (V‑37).

V-35 Kurze Portraits von Parks und Gärten

S. 38, 39, 40, 65, 164, 165

Den Park bildet eigentlich ein Feuchtgebiet, in dem hier und dort Relikte an die landwirtschaftliche und industrielle Vergangenheit des Standortes erinnern (V‑38). Mit Getreide, Reis, Sonnenblumen, goldgelben Blüten und grünem Klee bepflanzte Terrassen erinnern an Shanghais Kulturlandschaften; gleichzeitig wird durch die saisonalen Veränderungen in der Vegetation der Verlauf der Jahreszeiten dargestellt. Die industrielle Vergangenheit des Ortes ist durch einige Pavillons in Form von farbenfroh angestrichenen Metallskeletten dokumentiert; der bestehende Frachtpier wurde in eine Plattform mit Aussicht auf den Huangpu umgewandelt. Auf dem Gelände vorgefundene Metallplatten wurden wiederverwendet und zu kleinen schattenspendenden Strukturen verarbeitet, die auch bei schlechtem Wetter Schutz bieten können. Auch als Durchgänge zwischen den verschiedenen Parkabschnitten und als Rahmen für besonders schöne Ausblicke fanden sie Verwendung. Der Park gewann 2010 den ASLA Award of Excellence.

V-35: Botanischer Garten Shanghai, Chenshan. Infrastrukturkonzept. Ein System von Seen mit geschwungenen Formen prägt den zentralen Bereich. V-36: Houtan-Park, Shanghai. Gesamtplan. V-37: Houtan-Park. Ein auf Wasserpflanzen basierendes Klärsystem reinigt die örtlich anfallenden Abwässer. V-38: Houtan-Park. Ein großes Feucht­ gebiet trägt zur ökologischen Wiederherstellung bei.

V-36 V-37

V-38 165

Shanghai Carpet Der von Tom Leader Studio, einem im kalifornischen Berkeley ansässigen Landschaftsar-

S. 120, 121, 166, 166

chitekturbüro, seit 2003 entworfene Shanghai Carpet, der sich bei Redaktionsschluss noch im Bau befand, liegt im nordöstlichen Teil Shanghais, im Bezirk Yangpu, in einem großen, sich verwandelnden Gebiet namens Shanghai Yangpu University City Hub. Der Carpet ist ein T-förmiges, versunkenes Fußgängerforum über einer Tiefgarage. Der Entwurf sieht Folgen von grünen Bändern im Wechsel mit Streifen verschiedenartiger Bodenbeläge vor, welche sich in der Ästhetik einer Sammlung unterschiedlicher Landschaften gegenüberstehen. Dieses Muster wird von einem breiten Spiegelteich unterbrochen, über den niedrige geradlinige Brücken führen (V‑39).

Shenyang, Provinz Liaoning Paddy Rice Campus, Campus der Architectural University Das von einer Landschaft aus Reisfeldern inspirierte Projekt für die Freiflächen des neuen Campus der Architectural University in Shenyang wurde 2003 von dem Landschaftsarchitekturbüro

S. 125, 126, 126, 127, 166, 166, 166

Turenscape entworfen und 2004 ausgeführt (V‑40). Das Projekt verkörpert ein Fragment der Reisfelder-Landschaft, die sich früher auf dem Universitätsgelände befunden hat. Der Hauptabschnitt des Parks, ein orthogonal definiertes Gebiet von etwa 3 ha, liegt auf dem südwestlichen Teil des Campus und zeigt sich als ein geordnetes Reisanbaugebiet, das die Freiflächen zwischen den Universitätsgebäuden mit einer Reihe von Reisfeldern ausfüllt, zwischen denen rasterartig angelegte erhabene Wege vermitteln. Von Bäumen gesäumt, führen sie zu weiteren orthogonalen Bereichen in den Feldmitten, wo Sitzbänke aufgestellt sind (V‑41). Im Jahre 2005 gewann das Projekt einen ASLA Honor Award.

V-39: Shanghai Carpet, Shanghai. Modell. Das Erscheinungsbild wird von einer Abfolge grüner Bänder geprägt, die mit Streifen unterschiedlicher Bodenbeläge abwechseln.

V-41: Paddy Rice Campus. Mit Reis und anderen heimischen Getreidesorten bepflanzte orthogonale Felder werden von einem Raster aus erhöht angelegten Wegen durchzogen.

V-40: Paddy Rice Campus, Campus der Architectural University, Shenyang. Gesamtplan.

V-42: Suzhou-Museum, Suzhou. In dem ganz umschlossenen kleinen Garten im Herzen des Museums befindet sich ein geometrisch geformtes Becken, über das ein steinerner Steg führt.

V-39 V-40

V-41 Kurze Portraits von Parks und Gärten

V-43: Suzhou-Museum. Felsplastiken und Pflanzen nehmen die Innenhöfe zwischen den Museums­ galerien ein. V-44: Suzhou-Museum. Vor dem Hintergrund der Mauer evozieren Felsplatten eine Berglandschaft. Jenseits der Mauer liegt der Zhuozheng Yuan, der „Garten des bescheidenen Beamten“.

Suzhou, Provinz Jiangsu Suzhou-Museum Das von I. M. Pei entworfene und 2006 fertiggestellte neue Gebäude für das Suzhou-Museum steht in einem der ältesten Teile des historischen Stadtkerns Suzhous auf einem Grundstück, das an den als Weltkulturerbe geführten Garten Zhuozheng Yuan, den „Garten des bescheidenen Beamten“, grenzt und von dem es durch eine weiße Mauer abgetrennt ist. Das Museum, dessen räumliche Aufteilung an die traditionellen aristokratischen Gebäude angelehnt ist, besteht aus einer Reihe von Pavillons mit den Ausstellungsräumen. Der Museumsgarten befindet sich auf einer Freifläche zwischen den Pavillons. Sein Hauptelement ist ein Wasserbecken, über das eine niedrige Steinbrücke führt, die den östlichen Flügel des Museums mit dem westlichen verbindet. Entlang den Ufern des Spiegelteiches wird verschiedenen traditionellen Elementen eine moderne Interpretation verliehen: einem Bambushain, einem mehrseitigen offenen Pavillon, einer Aussichtsterrasse. Über dem niedrigen steinernen nördlichen Ufer, das von einer weißen Mauer begrenzt wird, erhebt sich eine hochplastische Komposition aus mehreren Felsplatten, die Hügel und Berge heraufbeschwören (V-42; V-43; V-44).

V-42 V-43

V-44 167

S. 100, 119, 119, 167, 167

Taizhou, Provinz Zhejiang Yongning-River-Park Der zwischen 2002 und 2004 entworfene und 2004 fertiggestellte Yongning-River-Park erstreckt sich über etwa 21 ha entlang des Flusses Yongning in der südlich von Shanghai gelegenen Küsten-

S. 44, 44, 128, 128, 168, 169

stadt Taizhou. Er wurde von Turenscape für einen Bereich entworfen, in dem das ursprüngliche Ufer durch Betoneinfassungen zum Hochwasserschutz zerstört worden war. Das Projekt vereint ökologische Konzepte des Hochwasserschutzes und der Regenwasserbewirtschaftung mit der Gestaltung eines innerstädtischen Uferparks. Dazu wurden zwei Systeme kombiniert: Zur Wiederherstellung der Flussufer für die Aufnahme der saisonalen Hochwasser entstanden mehrere öffentlich zugängliche Feuchtgebiete; als zweites kam ein Netz aus Kleinarchitekturen und Baumhainen hinzu, die regelmäßig angeordnet und durch ein Raster aus ebensolchen Wegen und Stegen miteinander verbunden sind (V‑46). Das Projekt gewann 2006 einen ASLA Honor Award.

Tianjin Qiaoyuan-Park und Tianjin Waterfront Corridor Der zwischen 2005 und 2008 von Turenscape für die nördliche Küstenstadt Tianjin entworfene und 2008 ausgeführte Qiaoyuan-Park ist ein Beispiel für die ökologische Wiederherstellung eines ver-

S. 129, 130, 130, 168, 168

nachlässigten und als Abfalldeponie genutzten Gebiets. Auf dem Gelände befindlicher Inertabfall wurde als Füllmaterial für die Formung der Geländetopographie zurückgewonnen. Auf den 22 ha des Parks befinden sich mehrere sanfte Erhebungen im Wechsel mit niedrigen spiegelnden Teichen; letztere werden durch saisonale Regenfälle geformt, durch die sich die Wassermenge in den Senken verändert. Eine jede bietet andere Lebensräume; das Projekt ermöglicht also die Entstehung vieler verschiedener Pflanzengesellschaften aus heimischen Arten und anpassungsfähigen Pflanzengemeinschaften, die sich frei einwickeln können. Geschwungene rote Asphaltwege bieten Zugang zu hölzernen Plattformen, die über einige der spiegelnden Teiche herausragen, und ermöglichen den Zugang zu Orten von besonderem botanischen Interesse (V‑45). Der Park wird durch den Tianjin Waterfront Corridor vervollständigt, eine Abfolge von Gärten auf mehreren Ebenen, die durch Wege und erhöhte Stege miteinander verbunden sind. Ihre Gestaltung ist von den örtlichen landwirtschaftlichen und naturnahen Mustern wie Getreidefeldern, abgeernteten Feldern, Weiden und Sumpfgebieten inspiriert. Der Qiaoyuan-Park gewann 2010 einen ASLA Honor Award.

V-45: Qiaoyuan-Park, Tianjin. Die spiegelnden Teiche werden durch saisonale Regenfälle geformt und bieten Lebensräume für heimische Tierarten und anpassungsfähige Pflanzengemeinschaften. V-46: Yongning-Park, Taizhou. Gesamtplan.

V-45 Kurze Portraits von Parks und Gärten

V-46 169

Tieling, Provinz Liaoning Lotus Lake Wetland Park Eine natürliche Landschaft in einem von landwirtschaftlicher Nutzung veränderten Gebiet wie-

S. 130, 130, 131, 170, 171

derherzustellen und Habitate für diverse Zugvogelarten einzurichten, diesen Zielen folgt der Entwurf für den Lotus Lake Wetland Park in der Stadt Tieling im Nordosten Chinas. Der von den Landschaftsarchitekten Hu Jie und Yixia Wu zusammen mit den Ingenieuren Lushan Lu und Yi Han geplante Park wurde 2009 fertiggestellt. Der Park liegt unter der ostasiatischen Zugstraße der Zugvögel auf einem Gelände, das ursprünglich aus Feuchtgebieten und Teichen bestand, jedoch durch intensive landwirtschaftliche Nutzung verändert worden ist. Er wurde um einen großen, bereits vorhandenen See herum angelegt, der nach Süden und Osten hin um eine Abfolge kleinerer Wasserflächen erweitert wurde. Drei niedrige Inselchen in der Seemitte bieten den Vögeln sichere und isolierte Brutplätze. Ein Hügel, der von vielen Baum- und Straucharten bedeckt ist, flankiert den Hauptsee an seiner Südseite; hier befinden sich Lebensräume für Singvögel, Wildvögel und Bodenvögel, die durch ihn von der Stadt und dem Rest des Parks abgeschirmt werden. Nördlich des Sees wurde ein neues Feuchtgebiet für Wasser- und Küstenvögel angelegt, das den Park in diese Richtung abschließt. Es gibt einfache Wege zum Durchqueren des Parks sowie kleine Unterstände zur Vogelbeobachtung (V‑45). Das Projekt errang 2009 den 2. Platz des International Torsanlorenzo Prize.

Zhongshan, Provinz Guangdong Werftpark in Zhongshan Der Werftpark entstand aus der Umwandlung einer stark verschmutzten ehemaligen Werft, die von den 1950er Jahren bis 1999 in Betrieb war. Er befindet sich im Zentrum von Zhongshan,

S. 44, 44, 68, 94, 126, 127, 170, 171

einer Stadt südlich des Perlfluss-Deltas. Der 2000-2001 von Turenscape entworfene und 2002 ausgeführte neue Park nimmt 11 ha um den Werfthafen herum ein, der in einen See umgewandelt wurde, entlang dessen sich windenden Ufern die verschiedenen Abschnitte des Parks angelegt wurden: die Grünen Räume, kleine abgeschiedene Orte zum Lesen und Entspannen, der Rote Kasten, ein von einer roten Stahlwand umgebener Rückzugs- und Besinnungsraum, die Ökologische Insel, die zum Schutz von vorhandenen Banyan-Bäumen geschaffen wurde, sowie ein Kunstmuseum; alle diese Elemente wechseln sich mit großen offenen Räumen ab, die vom Wasser dominiert werden. Gerade, doch segmentierte Wege verbinden die verschiedenen Bereiche in einem Schauspiel nicht abreißen wollender Enthüllungen (V‑46). Relikte der industriellen Vergangenheit des Geländes künden von der Geschichte des Ortes: zu Metallskeletten reduzierte und farbenfroh angestrichene Gebäude, Eisenbahnschienen als Teil des Wegenetzwerkes und große Kräne zum Heben der Schiffe, von denen der Parkeingang wie durch riesige Totems markiert wird. Das Projekt gewann 2002 einen ASLA Honor Award.

V-47: Lotus Lake Wetland Park, Tieling. Der Park wurde entlang eines bereits vorhandenen und nun vergrößerten Sees angelegt. V-48: Werftpark in Zhongshan. Eine ehemalige Werft wurde in einen öffentlichen Park umgewandelt.

Kurze Portraits von Parks und Gärten

V-47 V-48 171

ANHANG

DANK

ÜBER DIE AUTORIN

Den vielen Menschen und Einrichtungen, die an der Entstehung dieses Buches beteiligt waren, möchte ich gern meine Dankbarkeit ausdrücken.

Bianca Maria Rinaldi ist seit 2010 Juniorprofessorin der Landschaftsarchitektur an der Fakultät für Architektur und Design der italienischen Università degli Studi di Camerino in Ascoli Piceno und Mitherausgeberin von JoLA – Journal of Landscape Architecture. An der Università degli Studi di Camerino schloss sie 2000 das Studium der Architektur ab und erhielt 2004 von der deutschen Leibniz Universität Hannover einen Doktortitel in Landschaftsarchitektur. Von 2002 bis 2004 war sie Stipendiatin am Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) der Universität Hannover. Danach war Bianca Maria Rinaldi Universitätsassistentin mit Doktorat am Institut für Landschaftsarchitektur an der Universität für Bodenkultur Wien, wo sie von 2005 bis 2008 unterrichtete, sowie ebenfalls in Österreich von 2009 bis 2010 Universitätsassistentin mit Doktorat am Institut für Architektur und Landschaft an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Graz. 2010 war sie Gastdozentin für Geschichte und Theorie der Landschaftsarchitektur an der National University of Singapore. Sie ist die Autorin des 2006 erschienenen Buches The ‚Chinese Garden in Good Taste’. Jesuits and Europe’s Knowledge of Chinese Flora and Art of the Garden in 17th and 18th Centuries sowie zahlreicher weiterer Sachbuchbeiträge und Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften, einschließlich des Journal of Landscape Architecture und Die Gartenkunst. Der Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit liegt auf der historischen und zeitgenössischen Landschaftsarchitektur insbesondere in Ostasien, auf kulturübergreifenden Einflüssen in der Landschaftsarchitektur sowie auf Geschichte und Kritik der Landschaftsarchitektur.

Meine Reise nach China begann in Hannover. Allen voran möchte ich dem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) an der Leibniz Universität Hannover danken, das mich 2002 als Stipendiatin aufnahm und mir die Forschungen über Chinesische Gärten aufzunehmen ermöglichte. Mein aufrichtiger Dank gilt Joachim Wolschke-Bulmahn, dessen Ratschläge und unentwegte Unterstützung mir eine große Hilfe waren. In Beijing bot sich mir 2008 die Gelegenheit, während einer internationalen Tagung in der außergewöhnlichen Umgebung des Yuanming Yuan einen Vortrag zum Thema Interaction and Exchange at the Court: Westerners and the Qing (1644-1911) zu halten. Dafür möchte ich mich beim Ricci Institute for Chinese-Western Cultural History der University of San Francisco, der Beijing Renmin University und dem Beijing Center for Chinese Studies bedanken. Franco Panzini schulde ich nicht nur für sein Vorwort zu diesem Buch Dank. Er gab mir freien Zugang zu seinem überwältigenden Fotoarchiv und erbot sich zudem, das Manuskript sorgfältig zu lesen, um mir mit kritischen Anmerkungen und umsichtigen Anregungen zur Seite zu stehen, die den Inhalt dieses Buches erheblich verbessert haben. Dafür, sowie für die Inspiration und Anleitung im Laufe der Jahre, bin ich aufrichtig dankbar. Herzlicher Dank geht an Udo Weilacher, der mich mit dem Birkhäuser Verlag bekannt gemacht hat. Ich bin Eva Berger, Gisla und Tito Conforti, Barringer Fifield, Hubertus Fischer, Gert Gröning, Feng Han, Minghui Hu, Kelly Shannon, Marc Treib, Kathy Gibler, Hanna B. Thompson, Nathan Jay und Wayne Johnson zu Dank verpflichtet; sie alle unterstützten mich in unterschiedlichen Phasen mit wertvollen Informationen, Vorschlägen und anregenden Diskussionen. Aufrichtiger Dank geht an Doretta Rinaldi und Alessandro Santoriello für ihre aufschlussreiche technische Beratung bezüglich der graphischen Gestaltung. Den Landschaftsarchitekten, Architekten und Künstlern, die zu diesem Buch ihre unschätzbaren Beiträge geliefert haben, bin ich zu tiefstem Dank verpflichtet. Sie alle halfen großzügig mit Auskünften, umfangreichen Sammlungen fotografischer und grafischer Materialien zu ihren Projekten sowie der Erlaubnis zu deren Verwendung im Buch und antworteten geduldig auf all meine Fragen. Danken möchte ich Pei Cobb Freed & Partners und ihrem Fotoarchivar James Balga, Kongjian Yu, Hu Jie, Ai Weiwei, Jörg Michel, Iwan Baan, Tom Leader und Elizabeth Kee, Donata und Christoph Valentien sowie dem gesamten Entwurfsteam des Botanischen Gartens von Shanghai in Chenshan: Straub+Thurmayr Landschaftsarchitekten und Auer+Weber Architekten; außerdem möchte ich Jan Siefke und Klaus Molenaar, den Urhebern einiger der in diesem Buch veröffentlichten Fotos des Botanischen Gartens, meinen Dank aussprechen. Des Weiteren möchte ich die Mitwirkung einiger Einrichtungen dankend erwähnen, die mir freundlicherweise wichtige Bilder zur Verfügung gestellt und deren Veröffentlichung genehmigt haben: die Huntington Library, Art Collection and Botanical Gardens in San Marino, Kalifornien; der Chinesische Garten Lan Su Yuan in Portland, Oregon; die Freer Gallery of Art und Arthur M. Sackler Gallery der Smithsonian Institution in Washington, D.C.; das Palastmuseum in Beijing; das Shanghai Museum in Shanghai; und die Bibliothèque Nationale de France in Paris. Es ist mir eine große Freude, dem Lektor Andreas Müller für seine fachkundige Leitung und seine Unterstützung in allen Phasen dieses Projekts zu danken, Reinhard Steger für die große Sorgfalt bei der graphischen Gestaltung, Esther Wolfram für die ebenso kundige wie elegante Übertragung ins Deutsche und Michael Wachholz für das akribische Korrekturlesen. Es war eine Freude, mit einem solchen Team zu arbeiten. Die ersten Arbeiten an diesem Buch im Jahre 2009 fielen mit dem Beginn meiner Zeit an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Graz zusammen; ich möchte allen meinen Kollegen am Institut für Architektur und Landschaft für ihren herzlichen Empfang und die kollegiale Atmosphäre danken. Des Weiteren möchte ich die freundliche Unterstützung der Mitarbeiter der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Graz dankend erwähnen. Bei Abschluss des Buches befand ich mich in Italien an der Fakultät für Architektur und Design der Università degli Studi di Camerino in Ascoli Piceno; an dieser Stelle möchte ich dem Leiter Umberto Cao meinen aufrichtigen Dank aussprechen. Zum guten Schluss möchte ich meinen Eltern danken, die mich bei diesem Unterfangen voll und ganz unterstützt haben.

BIBLIOGRAPHIE In der folgenden Bibliographie werden ausgewählte, in westlichen Sprachen verfasste Publikationen aufgelistet. Eine umfassende, thematisch geordnete Bibliographie von Publikationen aus dem 20. Jahrhundert, sowohl in westlichen Sprachen als auch auf Chinesisch und Japanisch, bietet: Fung, Stanislaus. „Guide to secondary sources on Chinese gardens“. Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes 18, 3 (1998): 269-286. Online finden sich bibliographische Ressourcen zu Chinesischen Gärten in der von François Louis, Bard Graduate Center, New York, zusammengestellten Bibliographie unter folgendem Link: http://inside.bard.edu/~louis/ gardens/bibliochinaalpha.htm (Zugriff am 6. Dez. 2010). Beiträge des Journal of Chinese Landscape Architecture in englischer Sprache sind unter folgendem Link zu finden: http://en.cnki.com.cn/Journal_en/ C-C038-ZGYL-2010-11.htm (aktuelle Nummer bei Zugriff am 8. Feb. 2011)

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ANHANG NAMENREGISTER Kursive Seitenzahlen verweisen auf Abbildungen. A AC Schommer & Sons und Lan Su Yuan, Portland, Oregon 154 Addison, Joseph  106 Adelcrantz, Carl Fredrik und Chinesisches Schlösschen, Drottningholm, Stockholm  108 Ai Qing  161 Ai Weiwei  34 und Jinhua Architecture Park, Jinhua  99, 161 und Flussufergestaltung des Yiwu, Jinhua  80, 161 Architectural Service Department der HKSAR (Hong Kong Special Administrative Region) und Wetland Park, Hongkong 160 Astor, Brooke Russel und Astor Court  153 Attiret, Jean-Denis  43 Fn. 23, Fn. 25, 96 und Yuanming Yuan 139 und Beschreibung des Yuanming Yuan  44-45, 96 Auer+Weber+Assoziierte Architekten und Botanischer Garten von Shanghai, Chenshan  71 Fn. 7, 163 Augusta, Witwe des Prinzen von Wales und Chinesische Pagode, Kew Gardens, London  107 B Barnes, Robertson Merryman und Lan Su Yuan, Portland, Oregon 154 Beijing Gardens and Ancient Build­ ings Construction Company und Garten des wiedergewonnenen Mondes, Berlin  151 Beijing Institute of Landscape and Traditional Architectural Design and Research und Garten des wiedergewonnenen Mondes, Berlin  151 Beijing Tsinghua Urban Planning & Design Institute, Tsinghua University und Olympischer Waldpark, Beijing  41 Fn. 28, 157 Benckert, Johann Peter und Chinesisches Teehaus, Sanssouci, Potsdam  108 Benoist, Michel und Yuanming Yuan, Beijing 139 Boucher, François  139 Büring, Johann Gottfried und Chinesisches Teehaus, Sanssouci, Potsdam  108 C Cao Xueqin und Hong Lou Meng, Der Traum der roten Kammer  55-56 Castell, Robert und The Villas of the Ancients Illustrated 106 Chambers, Sir William  107 und der Chinesische Garten als Route durch verschiedene Szenen  71 Fn. 13 und Design of Chinese Buildings  71 Fn. 13, 107 und Dissertation on Oriental Gardening 107 und Kew Gardens, London  107, 108, 133 Fn. 5 und der Englische Landschaftsgarten 107 Chen Congzhou  41 Fn. 5, 118 und On Chinese Gardens 53, 71 Fn. 12 Chen Haozi und Mizhuan huajing, Der Spiegel der Blüte 102 Chen Jiru  52 Choiseul, Étienne-François, Duc de und der Park von Chanteloup, Amboise  108 Cibot, Pierre-Martial und der Chinesische Garten als Modell für Europa  128 und die Gestalt des Chinesischen Gartens  11, 41 Fn. 1 und Yuanming Yuan, Beijing 139 Cixi (Kaiserinwitwe)  101 und Yihe Yuan, Beijing  31-32, 39, 137

D Durniok, Manfred und der Garten des wiedergewonnenen Mondes, Berlin  151 E EBC Consultants und Garden of Friendship, Sydney 156 ECADI-East China Architecture and Design Institute, Shanghai und City Balcony Hang­zhou  121, 133 Fn. 13, 159 F Felten, Juri Matwejewitsch und Zarskoje Selo, Sankt Petersburg  108 Friedrich der Große und Chinesisches Teehaus, Sanssouci, Potsdam  108 Fünf Dynastien  71 Fn. 8 G Grün Berlin Park und Garten GmbH und Garten des wiedergewonnenen Mondes, Berlin  151 Gu Wenbin und Yi Yuan, Suzhou  148 Guangdong Landscape Bureau, Guangzhou und Garden of Friendship, Sydney 156 H Han-Dynastie  15-16, 23, 39 He Feng Chun und Lan Su Yuan, Portland, Oregon 154 Herzog, Jacques und Pierre de Meuron und Reading Space im Jinhua Architecture Park, Jinhua  99, 161 und „Vogelnest“, Stadion, Beijing 34, 35 Heymüller, Johann Gottlieb und Chinesisches Teehaus, Sanssouci, Potsdam  108 Hu Jie und Olympischer Waldpark, Beijing  34, 41 Fn. 28, 157 und Lotus Lake Wetland Park, Tieling  130, 170 Huang Yingtai und Ge Yuan, Yangzhou  150 Huizong (Kaiser) und Genyue, Kaifeng  20 I Incarville, Pierre d’ und Yuanming Yuan, Beijing 139 Institute of Landscape Architec­ tural Design, Suzhou und Lan Su Yuan, Portland, Oregon 154 J Ji Cheng und Yuanye, Die Kunst der Gärten  25, 41 Fn. 20, 71 Fn. 17, 93, 99 Jin-Dynastie  23, 41 Fn. 10, 137 K Kangxi (Kaiser)  28, 138, 150 und Bishu Shanzhuang, Chengde  28, 141 und Xihu, Hangzhou  142 und Yuanming Yuan  138 Katharina die Große, Kaiserin von Russland und Zarskoje Selo, Sankt Petersburg  108 Konfuzius 13 Kuang Zhen Yan und Lan Su Yuan, Portland, Oregon 154 Kublai Khan  23-24 L Laozi 13 Le Camus, Louis-Denis und Park von Chanteloup, Amboise  108 Leader, Tom und Tom Leader Studio und Shanghai Carpet, Shanghai  120, 121, 166 Leng Mei  28 Li Deyu und Pingquan Zhuang 18 Li Gefei und Luoyang mingyuan ji, Chroniken der berühmten Luoyang-Gärten 21 Liu Dunzhen und Suzhou gudian yuanlin, Die klassischen Gärten von Suzhou  7, 41 Fn. 27 Liu Guojun und Ou Yuan, Suzhou  146

Liu Shu und Liu Yuan, Suzhou  144 Lou Kau und Lou-Lim-Ieoc-Garten, Macao  114, 153 Lou Lim Ieoc und Lou-Lim-Ieoc-Garten, Macao  114, 153 Lu Jin und Ou Yuan, Suzhou  146 M Macartney, Lord George und Yuanming Yuan, Beijing  11, 39 und Bishu Shanzhuang, Chengde 39 Mao Zedong  34, 133 Fn. 6 Mergenthaler, Ascan und Reading Space in Jinhua Architecture Park, Jinhua  99, 99, 161 MET Studio Designer und Wetland Park, Hongkong  133, 160 Michel, Jörg und POLA Landschaftsarchitektur und City Balcony Hangzhou 121, 121, 133 Fn. 13, 159 Ming-Dynastie  24-26, 39, 40, 52, 140, 143, 148, 150 und Xi Yuan, Beijing  24, 137 und die Verbotene Stadt, Beijing  24, 25, 41 Fn. 19 N Ngan Ben, Nevue Ngan and Associates und Lan Su Yuan, Portland, Oregon 154 Nixon, Richard M.  109, 133 Fn. 6 O Obermeyer Planen und Beraten, München und City Balcony Hangzhou  121, 133 Fn. 13, 159 Offenhauser, Bob Ray und Jim Fry von Offenhauser Associates Inc. und Liu Fang Yuan, San Marino, Los Angeles  155 Ouyang Xiu und Luoyang moudan ji, Bericht über die Strauchpäonien von Luoyang 102 P Pan Yunduan und Yu Yuan, Shanghai  143 Pei, Ieoh Ming und Bank of China, Hongkong  34, 49, 160 und Xian-Shan-Hotel, „Hotel Duftender Hügel“, Beijing  118, 159 und Shizi Lin, Suzhou  147 und Suzhou-Museum, Suzhou  119, 167 POLA Landschaftsarchitektur, siehe Michel, Jörg Polo, Marco und Die Beschreibung der Welt 23 und die Gärten Kublai Khans 23 Pu Yi  32 Puccini, Giacomo und Turandot 10 Q Qianlong (Kaiser)  11, 28, 137, 142 und Bishu Shanzhuang, Chengde  31, 141 und Ningshou Gong, Beijing  41 Fn. 26, 140 und Qingyi Yuan (früher Yihe Yuan), Beijing  31, 60, 137 und Yuanming Yuan, Beijing  31, 138-139, 140 Qin-Dynastie 15 Qing-Dynastie  24, 26, 28, 31-32, 37, 41 Fn. 19, 137-138, 140-142 R Ricci, Matteo und Jesuitenmission in China  133 Fn. 1 Ripa, Matteo und Bishu Shanzhuang, Chengde 141 Roche, Kevin und John Dinkeloo und Astor Court, New York  109, 153 S Sasaki Associates Inc.  34, 41 Fn. 28, 157 Sechs Dynastien  17 Shang-Dynastie 15

Shen Bingcheng und Ou Yuan, Suzhou  146 Shen Zhou  50-51 Sheng Kang und Liu Yuan, Suzhou  145 Shi Zhengzhi und Wangshi Yuan, Suzhou 149 Shihuangdi, „Erster Kaiser“ und Shanglin 15 Sichelbart, Ignaz und Yuanming Yuan, Beijing 139 Sima Guang und Dule Yuan, Luoyang  40 Sirén, Osvald  6, 7 und Gardens of China  6 Skidmore, Owings and Merrill, San Francisco und Shanghai Carpet, Shanghai  120, 133 Fn. 12 Song-Dynastie  20, 40, 102, 142 Nördliche Song-Dynastie  41 Fn. 10 Südliche Song-Dynastie  41 Fn. 10, 149 Song Luo und Canglang Ting, Suzhou 144 Song Zongyuan und Wangshi Yuan, Suzhou 149 Straub+Thurmayr Landschafts­ architekten und Botanischer Garten von Shanghai, Chenshan  71 Fn. 7, 163 Su Shunqin und Canglang Ting, Suzhou  21, 144 Sui-Dynastie 17-18 und Kaiserkanal  17 Suzhou, Gartenamt und Astor Court, New York  109, 153 und Klassischer chinesischer Dr.-Sun-Yat-Sen-Garten, Vancouver  109, 157 und Liu Fang Yuan, San Marino, Los Angeles  155 Suzhou Institute of Landscape Architectural Design und Liu Fang Yuan, San Marino, Los Angeles  155 T Tang-Dynastie  17, 18, 18, 39, 51, 116, 116, 152 Tang Dai und Shen Yuan  11, 30 Temple, William und Upon the Gardens of Epicurus 106 Teufel Landscape und Lan Su Yuan, Portland, Oregon 154 Thébault, Gilles und Yuanming Yuan, Beijing 139 Tianru Weizi und Shizi Lin, Suzhou  147 Tsang & Lee Architects und Garden of Friendship, Sydney 157 Turenscape, siehe Yu, Kongjian U Urbis Limited und Wetland Park, Hongkong  133, 160 V Valentien+Valentien Landschaftsarchitekten und Stadtplaner SRL  und Botanischer Garten von Shanghai, Chenshan  49, 123, 163 Vaughan, Don und Joe Y. Way und Klassischer chinesischer Dr.-Sun-Yat-Sen-Garten, Vancouver  109, 157 W Wang Xianchen und Zhuozheng Yuan, Suzhou 150 Wudi (Kaiser) und der Park Shanglin 15 X Xia-Dynastie 15 Xu Taishi und Liu Yuan, Suzhou  144 Xuantong (Kaiser), siehe Pu Yi Xuanzong (Kaiser) und der Park Huaqing 18 Y Yangdi (Kaiser) und Xi Yuan, Luoyang  17 Yixia Wu, Lushan Lu und Yi Han und Lotus Lake Wetland Park, Tieling 130

Yongle (Kaiser)  24 Yongzheng (Kaiser)  28 Yu Kongjian und Turenscape  51, 71 Fn. 9 und Green Dragon Park, Shanghai 71n9 und Houtan Park, Shanghai  39, 164 und Oranges Island, Changsha 71 Fn. 9 und Paddy Rice Campus, Architectural Campus Shenyang, Shenyang  126, 166 und Qiaoyuan-Park, Tianjin  130, 168 und Qinhuangdao Beach Restoration, Qinhuangdao  84, 162 und Red Ribbon Tanghe River Park, Qinhuangdao  93, 162 und Werftpark Zhongshan  44, 126, 170 und Yongning River Park, Taizhou  44, 128, 168 Yuan-Dynastie 20, 22, 23-24, 37, 41 Fn. 17 Yuen-chen Yu und Yu Hwa Yuan, Singapur 155 Z Zhang Bao-rong und Wang Zu-Xin und Klassischer chinesischer Dr.-Sun-Yat-Sen-Garten, Vancouver 157 Zhang Huai, Kronprinz 103 Zhou-Dynastie 15 Zhou Guan-Wu, Feng Xiao-Lin und Yan ba-sun und Klassischer chinesischer Dr.-Sun-Yat-Sen-Garten, Vancouver 157 Zhou Shihou, und Luoyang hua-mu ji, Über die Bäume und Blütenpflanzen von Luoyang 102

GARTEN- UND ORTSREGISTER Kursive Zahlen beziehen sich auf Abbildungen; halbfette auf Zeichnungen. A Ai Qing Cultural Park, Jinhua  161 Astor Court, New York  109, 109, 153, 153 B Bank of China, Hongkong  34, 34, 35, 49, 49, 118, 160, 161 Beihai-Park, Beijing  23, 23, 32, 33, 33, 136, 136, 137 und Huafang Zhai, Studio des bemalten Bootes  137 und Jingxin Zhai, Studio des ruhigen Herzens  137 und Qionghua Dao, Jade­ insel  23, 24, 136, 136, 137 Beijing  6, 11, 17, 22, 23-24, 24, 26, 28, 32, 34, 37, 39, 44, 47, 60, 79, 81, 84, 93, 118, 136-138, 140-142, 150, 156-159, 162 Berlin  110, 121, 151, 159 Bianliang, heute Kaifeng  20, 41 Fn. 10 Bishu Shanzhuang, Chengde  28, 29, 29, 30, 39, 141 Botanischer Garten von Shanghai, Chenshan 49, 50, 122, 123, 123, 124-125, 163-164, 164 C Canglang Ting, Suzhou  10, 21, 21, 22, 27, 41 Fn. 16, 45, 55, 75, 86, 90, 91, 92, 93, 96, 98, 133 Fn. 9, 144, 144 Central Park, siehe Werftpark in Zhongshan Chang’an, heute Xi’an  15, 17-18 Changchun Yuan, Beijing  30, 31, 138-139, 139 Chanteloup, Amboise  108, 108 Chengde  28, 31, 39, 141 Chenshan  49, 123, 163 Chi-Lin-Nonnenkloster, Hongkong  83, 152 City Balcony Hangzhou, Hangzhou 121, 121, 121, 159, 159 D Daguan Yuan 55 Daisen-in, Kioto  103 Daitoku-ji, Kioto  103 Désert de Retz, Chambourcy  108 Dong Yuan, Suzhou, siehe Liu Yuan  Dr.-Sun-Yat-Sen-Garten, Vancouver  109, 157 Drottningholm, Stockholm  108, 108 Dule Yuan, Luoyang  40 E Erholungspark Marzahn, Berlin  110, 151 Erntealtar, Beijing  32 Europäische Paläste, siehe Yuanming Yuan G Garden of Friendship, Sydney  100, 103, 109, 109, 110, 156, 156 Garten der erwachenden Orchideen, siehe Lan Su Yuan Garten der Familie Hu, Luoyang  21 Garten des harmonischen Interesses, siehe Xiequ Yuan in Yihe Yuan Garten der fließenden Düfte, siehe Liu Fang Yuan Garten der Freude, siehe Yu Yuan Garten der großen Aussicht, siehe Daguan Yuan Garten der guten Wünsche, Hongkong 114, 115, 152, 152 Garten der Harmonie, siehe Yihe Yuan Garten der klaren Wellen, siehe Qingyi Yuan Garten der Kultivierung, siehe Yipu Garten der Vollkommenheit und des Lichts, siehe Yuanming Yuan Garten der Wonne, siehe Yi Yuan Garten der zehntausend Quellen, siehe Qichun Yuan Garten des abgeschiedenen Vergnügens, siehe Dule Yuan Garten des bescheidenen Beamten, siehe Zhuozheng Yuan Garten des ewigen Frühlings, siehe Changchun Yuan Garten des Meisters der Netze, siehe Wangshi Yuan Garten des Verweilens, siehe Liu Yuan

Garten des wiedergewonnenen Mondes, Berlin  110, 111, 151, 151 Ge Yuan, Yangzhou  62, 62, 150 Gelber Fluss  17, 20, 138 Genyue, Bianliang  20 Green Dragon Park, Shanghai 71 Fn. 9 H  Hanbi Shanzhuang, Suzhou, siehe Liu Yuan, Suzhou  Hängendes Kloster von Hengshan 74 Hangzhou  6, 17, 20, 25-26, 30-31, 41 Fn. 10, 121, 137, 141-142, 159 Hengshan 74 Hongkong  34, 114, 116, 118, 133, 152, 160 Hotel Duftender Hügel, siehe Xian-Shan-Hotel Houtan-Park, Shanghai  38, 39, 40, 65, 164, 165 Huafang Zhai, siehe Beihai-Park Huangpu  39, 143, 164-165 Huanxiu Shanzhuang, Suzhou  133 Fn. 9 Huaqing-Park nahe Chang’an  18 Hügel der Langlebigkeit, im Yihe Yuan, siehe Yihe Yuan Huntington, San Marino, Los Angeles  110, 155 Huqiu Shan, Suzhou  16, 103, 103 I Isolierter Garten, siehe Ge Yuan J Jadeinsel, siehe Beihei Park Jiangshouju, Garten  133 Fn. 10, 152 Jingshan, Beijing  25, 47, 71 Fn. 5 Jingshan-Park, Beijing  23, 25, 46, 47 Jangtse  17, 25-26, 28 Jingxin Zhai, siehe Beihai-Park  Jinhua  80, 99, 161 Jinhua Architecture Park  99, 99, 161 K Kaifeng, siehe Bianliang Kew Gardens, London  107, 108 Kioto  71 Fn. 17, 103 Koishikawa Korakuen, Tokio  12 Kunming-See im Shanglin-Park, siehe Shanglin-Park Kunming-See im Yihe Yuan, siehe Yihe Yuan L Lan Su Yuan, Portland, Oregon 110, 112, 154, 154 Lin’an, heute Hangzhou  41 Fn. 10 Lishan-Hügel nahe Chang’an  18 Liu Fang Yuan, Huntington, San Marino, Los Angeles  110, 112, 113, 154, 155 Liu Yuan, Suzhou  20, 63, 63, 64, 70, 75, 81, 83, 97, 101, 102, 133 Fn. 9, 144, 145, 146 früher Dong Yuan, Suzhou  144 früher Hanbi Shanzhuang, Suzhou 144 Löwenwald, siehe Shizi Lin London  71 Fn. 13, 108 Lotus Lake Wetland Park, Tieling 130, 130, 131, 170, 171 Lou-Lim-Ieoc-Garten, Macao  114, 114, 153, 153 Luoyang  17-18, 21, 40, 102 M Macao  114, 153 N Nan-Lian-Garten, Hongkong  18, 116, 116, 117, 133 Fn. 10, 152, 152 Nanhai, Beijing  24, 136 Nanjing  24, 156 Nara 106 New York  32, 34, 109, 153 Ningshou Gong, Beijing  19, 41 Fn. 26, 140 O Olympischer Waldpark, Beijing  10, 36, 37, 37, 41 Fn. 28, 46, 47, 65, 71 Fn. 5, 79, 80, 86, 157-158, 158 Olympischer Zentralbereich, Beijing 34, 36, 37, 37, 41 Fn. 28, 46, 157-158 Olympisches Grün, Beijing  34, 35, 36, 37, 39, 41 Fn. 28, 46, 157 Oranges Island, Changsha 71 Fn. 9 Ost-Garten (früherer Name des Liu Yuan), siehe Dong Yuan  Ost-Garten der Familie Dong, Luoyang 21 Ou Yuan, Suzhou  17, 26, 27, 28, 64, 65, 67, 95, 133 Fn. 9, 146, 147

P Paddy Rice Campus der Architectural University Shenyang  125, 126, 126, 127, 166, 166, 166 Pavillon der brandenden Wogen, siehe Canglang Ting Phoenix-Berg 20 Pingquan Zhuang, Pingquan-Villa, nahe Luoyang  18 Pipa Yuan, Suzhou, siehe Zhuozheng Yuan, Portland, Oregon  110, 154 Q Qian Tang  121, 159 Qianlong-Garten, Beijing  19, 41 Fn. 26, 140 Qiaoyuan-Park, Tianjin  129, 130, 130, 168, 168 Qichun Yuan, Beijing  30, 138, 139 Qingyi Yuan, früherer Name des Yihe Yuan, Beijing  31, 137 Qinhuangdao  84, 93, 162 Qionghua Dao, Beijing, siehe Beihai-Park

R Red Ribbon Tanghe River Park, Qinhuangdao  92, 93, 93, 162, 163 Renaturierung Qinhuangdao Beach, Qinhuangdao  84, 84, 85, 162, 162 S Sanssouci, Potsdam  108, 108 Shanghai  39, 44, 49, 79, 80, 99, 102, 121, 128, 143, 159, 161, 163-166, 168 Shanghai Carpet, Shanghai  120, 121, 166, 166 Shanglin-Park 15 und Kunming-See  15 und Taiye-See  15 Shenyang  126, 166 Shenzhen 140 Shizi Lin, Suzhou  14, 16, 30, 48, 49, 63, 75, 76, 77, 78, 79, 79, 80, 88, 90, 95, 97, 133 Fn. 9, 147, 147, 154 Shugakuin Rikyu, Kioto  13, 71 Fn. 17 Singapur  133 Fn. 8, 155 Stowe, Buckinghamshire  13 Studio des bemalten Bootes, siehe Huafang Zhai Studio des ruhigen Herzens, siehe Beihai-Park Suzhou  6, 17, 17, 20-21, 25-26, 28, 31, 40, 49, 56, 63-64, 79, 81, 84, 93, 103, 109, 114, 119, 137, 144-146, 153-155, 157, 167 Suzhou-Museum, Suzhou  100, 119, 119, 167, 167 Suzhou Street, Beijing, siehe Yihe Yuan Sydney  109, 156 T Taihu  103 Fn. 2, 153-155 Taiye-See, Dadu 22, 23 Taiye-See im Shanglin-Park, siehe Shanglin-Park  Taizhou  44, 128, 168 Tanghe River  93, 162 Tianjin  130, 168 Tianjin Waterfront Corridor, Tianjin  89, 168 Tieling  130, 170 Tigerhügel, siehe Huqiu Shan Tokio  12 Zarskoje Selo, Sankt Petersburg 108, 108

West-Garten (Shanghai), siehe Xi Yuan, Shanghai  Westliche Hügel, Beijing, siehe Yihe Yuan Westsee (Hangzhou), siehe Xihu Wetland Park, Hong Kong  132, 133, 160, 160 Wollmispel-Garten, siehe Pipa Yuan Wong-Tai-Sin-Tempel, Hongkong  114, 152 X Xi Hua Yuan, Seattle  110, 155 Xi Yuan, Beijing  24, 137 Xi Yuan, Luoyang  17 Xi Yuan, Shanghai, siehe Yu Yuan Xi’an, früher Chang’an  15, 103  Xian-Shan-Hotel, Beijing  118, 118, 159 Xianyang 15 Xiaoying Zhou, siehe Xihu Xiequ Yuan, Beijing, siehe Yihe Yuan Xihu, Hangzhou  15, 30, 141, 141 und Xiaoying Zhou  87, 142, 142 als Anregung für den Qingyi Yuan  31, 137 Xiyang Lou, Beijing, siehe Yuanming Yuan  Y Yangzhou  26, 62, 150 Yi Yuan, Suzhou  45, 56, 74, 96, 148, 148, 148 Yihe Yuan, Beijing  26, 30, 31, 31, 32, 32, 39, 48, 65, 74, 81, 88, 98, 137, 137, 138, 140, 156, 159 und Brücke der 17 Bögen  31, 156 und Kunming-See 30, 31, 32, 83, 98, 138 und Suzhou-Straße 31, 31, 84, 138 und Wanshou Shan 31, 31, 32, 60, 74, 138 und Westliche Hügel 65 und Xiequ Yuan  60, 60-61, 61, 86, 88, 100, 138, 138 Zerstörungen und Wiederaufbau 31-32 Yipu, Suzhou  133 Fn. 9 Yiwu-Flussufergestaltung, Jinhua  80, 80, 161, 161 Yongning-Park, Taizhou  44, 44, 128, 128, 168, 169 Yu Hwa Yuan, Singapur  133 Fn. 8, 155 Yu Yuan, Shanghai  10, 14, 19, 20, 27, 45, 52, 54, 55, 56, 56, 57, 58, 59, 68, 69, 70, 71, 77, 78, 79, 85, 86, 89, 90, 91, 96, 97, 98, 101, 102, 142, 143 und Nei Yuan, Shanghai  143 früher Xi Yuan, Shanghai  143 Yuanming Yuan, Beijing 11, 28, 30, 31, 39, 41 Fn. 25, 47, 139 und jesuitische Missionare  30, 41 Fn. 25, 44, 139, 140 und Xiyang Lou 139, 139, 140 das „Versailles Chinas“  30 Zerstörungen und Wiederaufbau  28, 140 Yuhua Yuan, Verbotene Stadt, Beijing  41 Fn. 26, 77, 140 Z Zhonghai, Beijing  24, 101, 136 Zhuozheng Yuan, Suzhou 40, 46, 53, 54, 76, 81, 81, 82, 82, 87, 95, 95, 150, 151, 167 und Pipa Yuan 102, 150

SACHREGISTER A Abschirmung und Rahmung als visuelles Mittel 66, 96 funktionale und dekorative Funktionen 66 Aussichtspunkt, -zone, -bereich  53-54, 64, 66, 69, 87, 96, siehe Malerischer Ausblick B Bildtiefe  63-64, 66, 71 Fn. 16 Brücken Bogenbrücken  25, 89, 155 Gerade Brücken 89 Holzbrücken 89 Steinbrücken  25, 89, 110 Brücken mit Zickzackverlauf  81, 89, 93, 155 Buddhismus 14 D Daoismus 13-14 Dichtung  51-52, 118 E Englischer Landschaftsgarten  13, 64, 107 F Felsen  18, 20, 75-80 Künstliche Berge  20, 37, 49, 75-76, 79, 147 Verteilung im Garten  62, 76, 79 Felsgruppen  als Übergangszone 56   als visuelles Mittel  55, 66, 79 Felsvorsprünge, Landzungen  als Aussichtspunkt 69 einzelne Felsen  18, 75 symbolische Bedeutung, symbolischer Gebrauch  75, 76, 79 Feng Shui  45-49, 71 Fn. 4, 81, 87 G Garten im Garten  60, 137-138, 142 Geborgte Kulisse  7, 64, 71 Fn. 17, 143 Geomantie, siehe Feng Shui Geometrie  14, 34, 83, 106-107, 119, 140, 160 H Höfe  55-56, 63, 76, 101-102, 109, 140, 144, 149, 153 I Inseln  15-16, 24, 28, 31, 83, 84, 103, 123, 142, 162, 164 J Japanischer Garten Verhältnis zum chinesischen Garten  12, 106 Bonsai 103 Kare-san-sui, Trocken­ garten  12, 103 Shakkei, geborgte Kulisse  71 Fn. 17 Jiejing, siehe geborgte Kulisse Jing, siehe Malerischer Ausblick K Konfuzianismus 13 Koreanischer Garten Verhältnis zum chinesischen Garten 106 Künstlichkeit  11-12, 106 L Landschaftsmalerei  45, 51, 64, 119 Landwirtschaft  32, 40, 126 M Malerischer Ausblick  44, 51-54, 62-69, 96, siehe Aussichtspunkt

V Vancouver  109, 157 Verbotene Stadt, Beijing  19, 23-25, 25, 28, 32, 37, 41 Fn. 19, 41 Fn. 26, 46, 47, 77, 84, 136, 140-141 und das Goldene Wasser 25 und das Meridian-Tor 25 und das Tor der höchsten Harmonie 25

N Natürlichkeit  10-13, 37, 94, 106 P Pavillons  94-96, 99 als Räume zum Studium  45 als Aussichtspunkte  53, 64, 69, 79, 123 am Eingang  60 auf dem Wasser  40, 83, 96 auf Hügeln  56, 94 Penjing, Landschaft/Szene in der Schale  103, 146, 150, 156 Pentsai, Schalenpflanze, Zwergtopfpflanze 103 Pflanzen 100-103 Essbare Pflanzen  40, 102, 126, 165

W Wangshi Yuan, Suzhou  14, 46, 52, 54, 56, 57, 64, 66, 67, 68, 69, 76, 81, 83, 86, 88, 95, 109, 133n9, 149, 149, 153 Wanshou Shan im Yihe Yuan, siehe Yihe Yuan Werftpark in Zhongshan  44, 44, 68, 94, 126, 127, 170, 171 West-Garten der Familie Dong, Luoyang 21 West-Garten (Beijing), siehe Xi Yuan, Beijing West-Garten (Luoyang), siehe Xi Yuan, Luoyang

175

Pflanzengruppen als Mittel, um sha zu blockieren oder umzulenken 49 als Übergangszone  56 als Rahmung  66 Zierpflanzen  100-103, 164 Jahreszeitlicher Wechsel  100, 165 Medizinische Pflanzen und Kräuter  40, 164 Q qi (günstige Einflüsse) und sha (negative Einflüsse)  47-49 S Spiegelung als visuelles Mittel Wasser  83, 101 Spiegel 66 T Terrassen als Aussichtspunkt  53, 64, 79, 96 auf künstlichen Bergen  96 über dem Wasser  96 Thematische Einheiten  53-56, 60, 62, 96, 145-148, 150-151 Türen und Fenster  26, 66 als Blickrahmung  66, 96 U Übergangszone 55-56 Überdachte Wege und Wandelgänge als Übergangszone  56 als Verbindungselement  56, 60, 93, 109, 114, 121, 144 als visuelles Mittel 60, 66, 69, 89 doppelt überdachter Weg 93 überdachter Weg mit Zickzackverlauf 243 W Wände als innere Raumteiler  12, 66, 96, 139 als Abschirmung  94 als Einfriedung  49, 55, 60 als Übergangszone  56 Wasser 81-84 als Ansammlung von qi 81 als visuelles Mittel  60, 83 Verteilung innerhalb des Gartens 81 Intensität der Bewegungen  83 natürliches Vorkommen  84 Wege 87-93 als visuelles Mittel  53, 54, 60, 69, 87 sich gabelnde Wege  45, 49, 54 Variationen und Beläge  53, 87 Y Yin und Yang als ästhetische Prinzipien  74

hinweis zur namensschreibung Zur Transliteration der chinesischen Schriftzeichen wird durchgängig die Pinyin-Umschrift verwendet. Der Name jedes Gartens wird zunächst in der Pinyin-Umschrift angegeben, gefolgt von der deutschen Übertragung. Die Namen chinesischer Personen werden in der traditionellen Reihenfolge mit dem Nachnamen zuerst angegeben. Falls der Name eines zeitgenössischen chinesischen Gartenarchitekten und/oder Autors häufig in abweichender Form benutzt wird (z. B. Ieoh Ming Pei), sind wir der bevorzugten Schreibweise der betreffenden Person gefolgt.

IMPRESSUM Gestaltung und Produktion ActarBirkhäuserPro www.actarbirkhauserpro.com Barcelona - Basel Übersetzung aus dem Englischen Esther Wolfram, Cambridge, Massachusetts Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Dieses Buch ist auch in englischer Sprache erschienen (ISBN 978-3-0346-0222-8). © 2011 Birkhäuser GmbH, Basel Postfach, 4002 Basel, Schweiz Ein Unternehmen von ActarBirkhäuser Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. TCF ∞ Printed in Spain ISBN 978-3-0346-0223-5 987654321 www.birkhauser.com

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ABBILDUNGSNACHWEIS Soweit nicht anders erwähnt, stammen die Zeichnungen und Fotos von der Autorin. Alle Garten­ pläne und sonstigen Zeichnungen der Autorin sind auf der Basis veröffentlichten Planmaterials neu gezeichnet und anhand von Beobachtungen vor Ort korrigiert und angepasst worden.

Zeichnungen Beijing Tsinghua Urban Planning & Design Institute, Tsinghua University, Beijing: I-57; IV-46; V-27 Kongjian Yu/Turenscape, Beijing: III-29; IV-44; V-36; V-40; V-46 Pei Cobb Freed & Partners Architects LLP, New York, NY: I-53 (Archivnummer 8220_ D26_02); IV-25 (Archivnummer 7905_D01_01) Planungsgruppe Valentien (Valentien+Valentien Landschaftsarchitekten und Stadtplaner SRL, Weßling; Straub+Thurmayr Landschaftsarchitekten, Freising; Auer+Weber+Assoziierte Architekten, Stuttgart, München): II-17; IV-33; V-35 POLA Landschaftsarchitekten Jörg Michel, Berlin: IV-32 Tom Leader Studio, Berkeley, CA: IV-29

Freer Gallery of Art and Arthur M. Sackler Gallery Archives. Smithsonian Institution, Washington, D.C.: III-77 (Fotograf: Xunling, Negativnummer SC-GR 243) Iwan Baan, Amsterdam, Beijing, New York, NY: III-71 Jan Siefke, Shanghai: IV-34 Klaus Molenaar, Gräfelfing: IV-35; IV-36 Kongjian Yu, Beijing: I-62; I-63; I-64; I-65; II-43; III-44; V-37; V-38 Kongjian Yu/Cao Yang, Beijing: II-1; II-2; II-3; II-52; III-28; III-31; III-53; III-54; III-55; IV-37; IV-38; IV-39; IV-40; IV-41; IV-42; IV-43; IV-45; V-33; V-34; V-41; V-45; V-48 Lan Su Chinese Garden, Portland, OR: IV-15; V-24 Palastmuseum, Beijing: I-41; I-42 Private Sammlung: I-6 (aus T. Allom und G. Wright, China, its scenery, architecture and social habits, 1842, Bd. II) The Huntington’s Chinese Garden, The Huntington Library, San Marino, CA: IV-17; V-25 Tom Leader Studio, Berkeley, CA: IV-30; V-39

Fotos Ai Weiwei, Beijing: III-18; III-19; V-32 Beijing Tsinghua Urban Planning & Design Institute, Tsinghua University, Beijing: I-1; I-59; I-60; I-61; II-44; III-16; III17; III-35; IV-47; IV-48; V-28; V-47 Bibliothèque nationale de France, Paris: I-5; I-44 Chen Bing, Shanghai: V-29 Franco Panzini, Rom: Cover; I-3; I-4; I-7; I-9; I-10; I-12; I-13; I-14; I-15; I-16; I-17; I-18; I-19; I-20; I-22; I-23; I-25; I-26; I-36; I-37; I-39; I-40; I-45; I-54; I-55; II-4; II-5; II-6; II-7; II-8; II-9; II-12; II-14; II-15; II-16; II-19; II-20; II-22; II-23; II-28; II-29; II-30; II-38; II-39; II-40; II-41; II-42; II-47; II-48; II-49; II-50; II-51; II-53; II-54; II-57; II-58; II-59; II-60; III-1; III-4; III-5; III-6; III-7; III-9; III10; III-12; III-13; III-14; III-15; III-23; III-24; III-25; III-26; III-27; III-30; III-34; III-36; III-37; III-38; III-41; III-43; III-45; III-46; III-47; III-48; III-49; III-50; III-51; III-52; III-56; III-57; III-58; III-60; III-61; III-62; III-63; III-64; III-65; III-66; III-68; III69; III-72; III-74; III-75; III-76; III-78; III-79; III-80; III-81; IV-1; IV-2; IV-3; IV-4; IV-5; IV-6; IV-7; IV-8; IV-9; IV10; IV-11; IV-12; IV-18; IV-19; IV-20; IV-21; IV-22; IV-23; IV-24; IV-26; IV-27; IV-28; IV-49; IV-50; IV-51; IV52; V-3; V-6; V-9; V-10; V-12; V-14; V-17; V-20; V-21; V-22; V-23; V-26; V-30; V-31; V-42; V-43; V-44

Sabine Wutzlhofer, San Lucido: IV-31 Shanghai Museum, Shanghai: II-18