Der Brief an die Galater
 9783666515453, 3525515456, 9783525515457

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Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament Begründet von Heinrich August Wilhelm Meyer Herausgegeben von Ferdinand Hahn

Siebter Band - 15. Auflage Der Brief an die Galater

Göttingen · Vandenhoeck & Ruprecht · 1989

Der Brief an die Galater Übersetzt und erklärt von Heinrich Schlier 6. Auflage der Neubearbeitung

Göttingen · Vandenhoeck & Ruprecht · 1989

F r ü h e r e Auflagen dieses K o m m e n t a r s :

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1. Auflage v o n H e i n r . Aug. Wilh. Meyer 1841 2. 1851 η η η 3. „ 1857 » t> » 4. 1862 η η η 5. n η η Μ „ 1870 6. Friedrich Sieffert 1880 7. 1886 8. 1894 9. 1899 n 10. 1949 n Heinrich Schlier 1951 11. » η 12. 1962 13. 1965 » и 14. 1971' Μ Μ

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CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament / begr. von H . A . W . Meyer. Hrsg. von Ferdinand Hahn. Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht. Teilw. in Fraktur. - Teilw. ohne Hrsg. NE: Meyer, Heinrich August Wilhelm [Begr.]; Hahn, Ferdinand [Hrsg.] Bd. 7. Schlier, Heinrich: Der Brief an die Galater. 15. Aufl., 6. Aufl. d. Neubearb. - 1989 Schlier, Heinrich: Der Brief an die Galater / übers, u. erklärt von Heinrich Schlier. 15. Aufl., 6. Aufl. d. Neubearb. Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht, 1989 (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament; Bd. 7) ISBN 3-525-51545-6

© 1989, 1949 Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen Printed in Germany. - Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen

RUDOLF BULTMANN

Oocrooct sue ΙΟ. Auflage Die Abfassung dieses Kommentars hat sich lange hingezogen. Immer wieder wurde die Arbeit durch die Verhältnisse unterbrochen. Ich hoffe jedoch, daß dadurch die Einheitlichkeit des Ganzen nicht gelitten hat. Wenn es aber der Fall sein sollte, so verriete sich darin, daß Auslegung nicht abseits der kirchlichen und theologischen Ereignisse geschehen kann. Der Kommentar ist dem Manne gewidmet, der meinen wissenschaftlichen Lebensweg seit dem ersten Referat in seinem Neutestamentlichen Seminar bis heute lehrend und klärend begleitet hat, und dessen großes Wissen, unbestechliche Kritik und theologische Energie Ansporn und Hilfe für eine ganze Generation von Theologen ist. Möge er das Buch, wenn auch mit ein wenig Kopfschütteln, freundlich als Zeichen des Dankes annehmen. Bonn, Ostern 1949

Heinrich Schlier

Oorraoct ?uc 11. Auflage Für die 11. Auflage habe ich die 10. durchgesehen und Korrekturen und Ergänzungen angebracht. Die Literatur ist nach Möglichkeit nach dem jetzigen Stand verzeichnet. Daß mir das möglich war, verdanke ich dem Svenska lnstitutet för kulturellt Utbyte med Utlandet in Stockholm, das mich 1948 für acht Wochen nach Uppsala eingeladen hatte, sowie den dortigen Fachkollegen, insbesondere Herrn Professor D. Dr. Anton Fridrichsen. Bonn, Oktober 1951

Heinrich Schlier

Oorroort gur 12. Auflage Nach zehn Jahren erscheint endlich die 12. Auflage. In dieser Zeit ist viel zur Auslegung des Galaterbriefes geschrieben worden. Soweit ich konnte, bin ich dem nachgegangen. Der aufmerksame Leser wird merken, daß ich begründeter Kritik nicht ausgewichen bin und sich mir die historischen Fragen jetzt etwas anders darstellen. Mein Verständnis der Theologie des Briefes versuchte ich etwas zu verdeutlichen. Aber da ich hierbei nichts eigentlich zu ändern brauchte, ist der Kommentar weithin derselbe geblieben. Bonn, Dezember 1961 Heinrich Schlier

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Einleitung

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Α . Das Präskript li-б

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B. Der Kontext le—610 I. Teil: 1·— 2sx: Erweis des Oflenbarungscharakters des paulinischen Evangeliums und der direkten Sendung des Apostels durch Gott und Christus . . 1. le-10: Entfaltung der Situation. Die Bedrohung der Wahrheit des Evangeliums in Galatien 2. lu-221: Der Offenbarungscharakter des von dem Apostel Paulus verkündeten Evangeliums a) 111-12: Die Behauptung seines göttlichen Ursprungs b) Iis— 2si: Der Erweis seines göttlichen Ursprungs a) lis-*«: Aus der Lebensführung des Apostels vor und nach seiner Berufung durch Gott ß) 2i-io: Aus der Anerkennung seines Evangeliums und seines Apostolates von Seiten der Jerusalemer Autoritäten γ) 2ii-u: Aus der normativen Geltung seines Evangeliums gegenüber dem Verhalten des Petrus in Antiochien Exkurs: Galater Kapitel 1 und 2 und die Apostelgeschichte II. Teil: 3i - 5 i a : Das Gesetz und der Glaube 1. 3i-t: Die Herkunft des Geistes in den Kirchen Galatiens 2. 3«-u: Der Segen Abrahams kommt über die Glaubenden 3. З16-2В: Das Erbe Abrahams ist an Christus gebunden ä) 3i6-u: Das Gesetz kann die Verheißung, die das Erbe in sich birgt, nicht ungültig machen b) 3ia-:a: Das Gesetz ist unser Aufseher bis Christus gewesen . . . Exkurs: Die Problematik des Gesetzes bei Paulus 4. 4i-n: Die Lage der Erben vor und nach der Sendung Christi . . . a) 4i-?: Die Unmündigen und die Mündigen b) 48-11: Ein Rückfall ist unmöglich 5. 4U-2O: Eine Erinnerung an das ehemalige Verhältnis zwischen dem Apostel und den Galatern 6. 4zi-si: Die Lehre des Gesetzes selbst 7. 5I-U: ES gibt nur ein Entweder-Oder

36

III. Teil: 5is—610: Der rechte Gebrauch der Freiheit vom Gesetz 1. 5i3-is: Der Grundsatz 2. 5ie-a«: Die Erläuterung des Grundsatzes im allgemeinen Exkurs: Indikativ und Imperativ bei Paulus 3. 5:5—610: Die Entfaltung des Grundsatzes im besonderen

36 36 43 43 48 48 64 81 105 118 118 126 142 142 150 176 188 188 201 207 215 228 241 241 247 264 268

C. Das Postskript 611-18

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Register

286

L i t e r a t u r e u n b 3bPüc?unget»er?eitt>ni8

1. Kommentare zum Galaterbrief1 Alte Kirche, Osten: S. E p h r a c m Syri comment, in ep. Pauli nunc primum ex armenio latinum sermonem a patribus Mekithaiistis translati. Venetiis 1893. C h r y s o s t o m i interpret, omnium ep. Paulin. per homilias facta ed. Field. Oxonii 1849—1855. Gal. torn. IV. (Chrysost.) T h e o d o r i Mopsuesteni in ep. Pauli comment, ed. Swete, 1880. Gal. vol. I. T h e o d o r e t i opp. ed. Schulze, Gal. tom. III (ed. Noesselt), 1771 oder MPG 82. C a t e n a e graecorum patrum in NT. In St. Pauli epistolas, torn. VI ed. Cramer 1844. (Catenae.) К. S t a a b , Pauluskommentare aus der griechischen Kirche (NTA 15), 1933. W. B. W e s t , Ante-Nicene Exegesis of Romans and Galatians, 1943. Alte Kirche, West: V i c t o r i n i philosophi in ep. Pauli ad Galatas comment, libri duo ed. A.Mai, Scriptorum veterum nova collectio III 2, 1828 oder Μ PL 8. Ps. A m b r o s i u s , der sogenannte Ambrosiaster, Ambrosii opp. ed. Bened. 1690, vol. II append, oder MPL 17. (Ambrstr.) H i e r o n y m i comment, in ep. ad Galatas, opp. ed. Vallarsi2 VII 1769 oder MPL 26. (Hieron.) A u g u s t i n i ep. ad Galatas expositionis liber unus, opp. ed. Bened., tom. IV (Nachdruck 1797) oder MPL 35. P e l a g i u s , Pelagius Expositions of thirteen Epistles of St. Paul II, 1926 ed. A. Souter (Texts and Studies IX). Mittelalter: T h o m a s v o n A q u i n : In omnes S. Pauli Apostoli Epistolas Comment., Editio II, Taurinensis 1917, vol. II. Reformation: L u t h e r : Luthers Vorlesung über den Galaterbrief 1516/17. Zum ersten Male herausgegeben von Hans von Schubert 1918, SAH. (Luther I). — In ep. Pauli ad Galatas 1519, Weimarer Ausgabe II. (Luther II). — In ep. Pauli ad Galatas 1535 (Rörersche Nachschrift der Vorlesung von 1531), Weimarer Ausgabe XL, 1. 2. (Luther III). — Nachschriften der Vorlesungen über Römerbrief, Galaterbrief und Hebräerbrief. Weimarer Ausgabe LVII1 1939. C a l v i n : Opp. exeget. et homil. vol. XXVIII (Corp. Reform. LXXVIII) oder In omnes NT Ep. comment, ed. A. Tholuck 18342, Bd. I. C a l v i n , J.: Commentary on the Epistle of Galatians and Ephesians, Grand Rapids, 1948. 1

Die Kommentare sind, wenn nichts anderes (in Klammern) angegeben ist, mit dem Namen des Verfassers zitiert.

10

Literatur

Neuzeit1: C o c c e i u s , J . : Commentarius in ep. ad Gal. 1665. B e n g e l , J . A . : Gnomon NTi 1742, 1855». W e t t s t e i n , J. J . : Novum Testamentum Graecum 1752 II. G r o t i u s , H.: Annotationes in NT ed. Windheim 1756 II. W i n e r , G. В.: Pauli ad Gal. epistola. Latine vertit et perpetua annotatione illustravit 1821, 1859«. de W e t t e , M. L . : Kurzgefaßtes exegetisches Handbuch zum NT 1836—1848. Kurze Erklärung des Briefes an die Galater 1841. R ü c k e r t , L. J . : Commentar über den Brief Pauli an die Galater 1833. H i l g e n f e l d , Α.: Der Galaterbrief übersetzt, in seinen geschichtlichen Beziehungen untersucht und erklärt 1852. W i e s e l e r , K.: Commentar über den Brief Pauli an die Galater 1859. H o l s t e n , K.: Inhalt und Gedankengang des Pauli-Briefes an die Galater 1859. H o f m a n n , J. Chr. K. v.: Die heilige Schrift neuen Testamentes II, 1. Der Brief Pauli an die Galater 1872». Gal In—2u in I, S. 60—116, 1869a. W ö r n e r , E.: Auslegung des Briefes an die Galater 1882. L i g h t f o o t , J. В.: St. Paul's Epistle to the Galatians 189010. L i p s i u s , R. Α . : Der Brief an die Galater. Handkommentar zum NT, bearbeitet von Η. J. Holtzmann, R. A. Lipsius, P. W. Schmiedel, Η. v. Soden 1892», Bd. II, 2. Abt. Z ö c k l e r , O.: Die Briefe an die Thessalonicher und der Galaterbrief. Kurzgefaßter Kommentar zu den heiligen Schriften Alten und Neuen Testamentes sowie zu den Apokryphen, hrsg. von H. Strack und O. Zöckler 18942, Bd. III. S i e f f e r t , Fr.: Der Brief an die Galater. Kritisch-exegetischer Kommentar über das NT, begründet von H. A. W. Meyer, VII. Abt., 18999. R a m s a y .W. M.: A historical Commentary on St. Paul's Epistle to the Galatians 1899. L o i s y , Α.: L'fipitre aux Galates 1916. B u r t o n , E. de Witt: A critical and exegetical Commentary on the epistle to the Galatians. The International Critical Commentary 1921. 19565. Z a h n , Th.: Der Brief des Paulus an die Galater. Kommentar zum NT, hrsg. von Th. Zahn, Bd. IX, 19223. B l u n t , A. W. F.: The epistle of Paul to the Galatians 1925. N e s , Η. M. van: Paulus brieven aan Galaten-Filemon 19272. E r d m a n n , Ch. R.: The epistle of Paul to the Galatians. An exposition 1930. L i e t z m a n n , H.: An die Galater. Handbuch zum NT, hrsg. von Η. Lietzmann, Bd. 10, 19323. D u n c a n , G.S.: The epistle of Paul to the Galatians. The Moffat New Testament Commentary 1934. 1948«. G r e i j d a n u s , S.: De brief van den apostel Paulus aan de gemeenten in Galatie uitgelegd. Kommentaar op het nieuwe testament Bd. IX, 1, 1936. T j a l m a , G.: De Brief van den Apostel Paulus aan de Galatan 1936. O e p k e , Α . : Der Brief des Paulus an die Galater. Theol. Handkommentar zum NT mit Text und Paraphrase bearbeitet von P. Althaus, Η. Appelt, Ο. Bauernfeind u. a., Bd. IX, 1937. 19572. B o n n a r d , P.: L'ßpitre de Saint Paul aux Galates ( = CNT IX) 1953. R i d d e r b o o s , Η. N.: The epistle of Paul to the Churches of Galatia 1953. 19542. B r i n g , R.: Galaterbrevet 1958. 1

Vgl. die Literaturangabe zur Auslegungsgeschichte des Gal in: RGG3 II 1189f.

Literatur

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Katholisch: E s t i u s , G.: In ep. beati Pauli apostoli ad Gal. Commcntarius. In omnes D. Pauli Epistolas, item in Catholicas Commentarii 1614 cur. J. Holzammer, torn. II 1859a. L a p i d e , C . a (C. van den Steenen): Commentarius in omnes D. Pauli Epistolas (1614). hrsg. von A. Padovani 1928—19302, 3 Bde., II. B i s p i n g , Α.: Erklärung des. zweiten Briefes an die Korinther und des Briefes an die Galater. Exegetisches Handbuch zu den Briefen des Apostels Pauli 18833. S c h ä f e r , Α . : Die Briefe Pauli an die Thessalonicher und an die Galater. Die Bücher des NT erklärt 1890. C o m e l y , R. S. J . : Commentarius in S. Pauli Apostoli epistolas, tom. III Epistolae ad Corinthios et ad Galatas 1892. G u t j a h r , Fr. S.: Die zwei Briefe an die Thessalonicher und der Btief an die Galater 1912». L a g r a n g e , M. J . : Saint Paul Ёркге aux Galates (fitudes bibliques) 1926®. N i g l u t s c h , G.: Brevis Commentarius in S. Pauli epistolam ad Galatas ed. F. Prosch 19293. S t e i n m a n n , Α.: Die Briefe an die Thessalonicher und Galater. Die hl. Schrift des NT übersetzt und erklärt in Verbindung mit Fachgelehrten, hrsg. von Fr. Tillmann, Bd. V, 1935*. K u ß , O.: Die Briefe an die Römer, Korinther und Galater, o. J. (1940). Das NT, übersetzt und kurz erklärt, hrsg. von A. Wikenhauser u. O. Kuß, Bd. VI, Paulusbriefe I. A m i o t , F.: S. Paul, fipitre aux Galates, fipitres aux Thessaloniciens 1946. B u z y , D.: Ёркге aux Galates, La Sainte Bible XI, 2, 1951. L y o n n e t , S. S . J . : Les fipltres de Saint Paul, Aux Galates. Aux Romains, 1953. Auslegungen, die für einen weiteren Leserkreis bestimmt sind: V i l m a r , A. Fr. Chr.: Collegium biblicum. Praktische Erklärung der hl. Schrift Alten und Neuen Testamentes, hrsg. von Chr. Müller 1880, 2. Teil II, 7 Der Brief an die Galater. K a h l e r , M.: Der Brief des Paulus an die Galater. Neutestamentliche Schriften in genauer Wiedergabe ihres Gedankenganges dargestellt und durch sich selbst ausgelegt. 2. Lieferung 1884. W a l t h e r , J . : Der religiöse Gehalt des Galaterbriefes 1904. B o u s s e t , W.: Der Brief an die Galater. Die Schriften des NT übersetzt und füi die Gegenwart erklärt. 2. Bd.: Die paulinischen Briefe und die Pastoralbriefe, hrsg. von J. Weiß, in 3. Aufl. von W. Bousset und W. Heitmüller 1917s. S c h l a t t e r , Α.: Erläuterungen zum NT. 7. Teil: Die Briefe an die Galater, Epheser, Kolosser und Philemon 19285. E n g e l k e , Fr.: Der Brief des Paulus an die Galater und an uns 1928. B a r t h , H . : A u s dem Gesetz zum Glauben. Reden über den Briefan die Galater 1930. L o h m a n n , J . : Der Galaterbrief: Geist oder Fleisch? 1931. D e h n , G.: Gesetz oder Evangelium? Eine Einführung in den Galaterbrief. (Die urchristliche Botschaft 9.) 1934*. B e y e r , H. W.: Der Brief an die Galater. Das NT Deutsch. 8. Teilbändchen: Die kleineren Briefe des Apostels Paulus 19352. Neu bearbeitet von P. Althaus 1949. A s m u s s e n , H . : Theologisch-kirchliche Erwägungen zum Galaterbrief 1935 (19373). V o n k . C., van D i j k , J . : Paraphrase van de brieven aan de Galatiers en Thessalonicensen 1939. M a u r e r , Ch.: Der Galaterbrief 1943. S c h m i d t , K. L.: Ein Gang durch'den Galaterbrief 1947 J . L ö t z , E.: Der Brief an die Galater. Meditationen 1957.

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Literatur

2. Abhandlungen 1 zum Galaterbrief 3 B e l s e r , J . : Die Selbstverteidigung des hl. Paulus im Galaterbrief (In—2n) 1896. D a r m s , Α.: Victorious Living: A Study in Romans. Law and Grace: Studies in Galatians 1946. D a v i s , L.: Origin of the Galatian and other Epistles 1936. H ä u s e r , Ph.: Anlaß und Zweck des Galaterbriefes. Seine logische Gedankenentwicklung 1925. (NT1. Abh., hrsg. von Prof. Dr. M. Meinertz, Münster i. W., XI. Bd., 3. H.) L a r i d o n , V.: Abhandlungen in Collationes Brugenses 43, 1947; 44, 1948. L ü t g e r t , W.: Gesetz und Geist. Eine Untersuchung zur Vorgeschichte des Galaterbriefes 1919. (Beiträge zur Förderung christlicher Theologie, hrsg. von A. Schlatter X X I I , 6.) R o p e s , J . H.: The singular Problem of the Epistle to the Galatians 1929 (Harvard Theological Studies XIV). R y l a n d s , L. G.: A critical analysis of the four chief Pauline epistles 1929. S t e c k , R.: Der Galaterbrief nach seiner Echtheit untersucht nebst kritischen Bemerkungen zu den pauünischen Hauptbriefen 1888. W a t k i n s , С. H.: Der Kampf des Paulus um Galatien 1913.

3. Andere häufiger zitierte Werke® B a t i f f o l , P.: Urkirche und Katholizismus. Übersetzt und eingeleitet von Fr. Seppelt 1910. The Beginnings of Christianity. Part I: The Actes of Apostles. Edited by F. J. Foakes Jackson and Kirsopp Lake. Vol. I—V 1920(1942«)—1933. B l ä s e r , P. M.S.C.: Das Gesetz bei Paulus, о. J. (1941) (Neutestamentliche Abh. hrsg. von Η. Meinertz, X I X . Bd., 1.—2. Heft). Blaß, Fr.: Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, bearbeitet von A. Debrunner 1931·, 1943', 1965" (Blaß-Debr. §). B o u s s e t , W.: Die Religion des Judentums im späthellenistischen Zeitalter (Handbuch zum NT, hrsg. von H. Lietzmann 21). Hrsg. von H. Greßmann 1926* (Bousset-Greßmann). D e i ß m a n n , Α.: Licht vom Osten 1923* (Deißmann, L. v. O.). — Bibelstudien 1895 (Deißmann, Bibelst.). — Neue Bibelstudien 1897 (Deißmann, N. Bibelst.). G u t b r o d , W.: Die paulinische Anthropologie 1934 (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament, hrsg. von A. Alt und G. Kittel, 4. Folge, H. 15). H a e n c h e n , E . : Die Apostelgeschichte 1959 м . H a r n a c k , A. v.: Die Mission und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten, 2 Bde., 1923* (Harnack, Mission). H o l l , K . : Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte II: Der Osten 1928. 1 Zu den zahlreichen Schriften, die die sogenannten Einleitungsfragen des Galaterbriefes betreifen, vgl. man neben den einschlägigen Artikeln in RE, RGG, LThK die Einleitungen von A. Jülicher 1931', M. Meinertz 19334, A. Wikenhauser 1959s, ferner Burton, Introduction, S. LXXXVIf.; Oepke S. 14 f. Vgl. auch unten S. 17 Anm. 1. * Auch hier herrscht das Prinzip, die genannten Werke nur mit dem Namen des Verfassers zu zitieren. Eventuelle Ausnahmen sind in Klammern angegeben.

Literatur. Abkürzungen

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K ä s e m a n n , E.: Leib und Leib Christi 1933 (Beiträge zur historischen Theologie 0). M e y e r , E.: Ursprung und Anfänge des Christentums, 3. Bde., 1921. 1923. M o l l a n d , E.: Das paulinische Euangelion. Das Wort und die Sache 1934 (Avhandlinger utgitt av det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo II. Hist.-Filos. Klasse "1934, No. 3). M o o r e , G. F.: Judaism in the first Centuries of the Christian Era. 3 Bde., 1927— 1930. M u n d l e , W.: Der Glaubensbegriff des Paulus 1932. O d e b e r g , Η.: 3 Enoch or The Hebrew Book of Enoch 1928. R a d e r m a c h e r , L.: Neutestamentliche Grammatik 19252 (Handbuch zum NT 1). R a n f t , J . : Der Ursprung des katholischen Traditionsprinzips 1931. R e i t z e n s t e i n , R.: Die hellenistischen Mysterienreligionen 1927s (HMR). S c h n i e w i n d , I.: Die Begriffe Wort und Evangelium bei Paulus 1910. S c h ü r e r , E.: Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, 3 Bde., 3. und 4. Auflage, 1901. 1907. 1909. S c h w e i t z e r , Α.: Die Mystik des Apostels Paulus 1930. S t r a c k , H. L. und B i l l e r b e c k , P.: Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch, 4 Bde., 1922. 1924. 1926. 1928 (Str.-B.). T r e n c h , R. Ch.: Synonyma des NT. Ausgewählt und übersetzt von H. Werner, 1907. V o l z , P.: Die Eschatologie der jüdischen Gemeinde im neutestamentlichen Zeitalter 1934'. W e b e r , Fr.: System der altsynagogalen Palästinischen Theologie aus Targum, Midrasch und Talmud 1880. W e i z s ä c k e r , C.: Das apostolische Zeitalter der christlichen Kirche 18922. W i n e r , G. В.: Grammatik de neutestamentlichen Sprachidioms 1855* (Winer §).

4. Abkürzungen von Zeitschriften, Sammelwerken und periodisch erscheinenden Druckschriften ARW Bauer В В KV BZ Cr-Kö CSEL Ditt. Syll. EvTheol ExpT GCS GGA Hennecke HThR JBL JPrTh

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Archiv für Religionswissenschaft. W. Bauer, Griechisch-deutsches Wörterbuch zum NT 19583. Biblica Bibliothek der Kirchenväter. Biblische Zeitschrift. H. Cremers Biblisch-theologisches Wörterbuch des ntl. Griechisch, bearbeitet von J. Kögel 192311. Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum. Sylloge Inscriptionum Graecarum ed. G. Dittenberger, I960 4 . Evangelische Theologie. Expository Times. Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte. Göttingische gelehrte Anzeigen. E. Hennecke, Neutest. Apokryphen 19242. Bd. I 19593. Harvard Theological Review. Journal of Biblical Literature. Jahrbücher für Protestantische Theologie.

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Abkürzungen

JThSt = Journal of Theological Studies. KIT = Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen. LThK = Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Aufl. 3. Aufl. Liddell-Scott = A Greek-English Lexicon compiled by Η. G. Lidell and R. Scott. A New Edition by H. St. Jones 1925 ff. MPG = Migne Patrologia Graeca. Μ PL = Migne Patrologia Latina. Moulton-Milligan = J . H. Moulton and G. Milligan, The Vocabulary of the Greek Testament 1930. Nachrichten von der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu NGGW Göttingen (Philos.-histor. Klasse). TNKZ Neue kirchliche Zeitschrift. — Novum Testamentum. NovTest NTS New Testament Studies. = Pauly-Wissowa = Realenzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft. Reallexikon für Antike und Christentum. RAC = RB Revue Biblique. = RE Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, 3. Aufl. = R e v . H . Ph.rel,. = Revue d'Histoire et de Philosophie religieuses. RGG Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 2. Aufl. 3. Aufl. = RScR Recherches de Science Religieuse. = SAB Sitzungsberichte der Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin (philos.-histor. Klasse). SAH Sitzungsberichte der Heidelb. Akad. der Wissenschaften (philos.histor. Klasse). — SAW Sitzungsberichte d. Akademie d. Wissenschaften zu Wien (philos.histor. Klasse). StTh Studia Theologica. = ThBl Theologische Blätter. = ThRs Theologische Rundschau. = ThStKr Theologische Studien und Kritiken. = ThWB Theologisches Wörterbuch zum NT, hrsg. von G. Kittel 1933 ff. = ThZ Theologische Zeitschrift. = TU Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen = Literatur. VD Verbum Domini. = ZAW Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft. = ZdZ Zwischen den Zeiten. = ZKTh Zeitschrift für katholische Theologie. = ZNW Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft. = ZsystTh Zeitschrift für systematische Theologie. = ZThK Zeitschrift für Theologie und Kirche. = ZoreU Lexicon Graecum Novi Testament! auetore Fr. Zorell 1961 s . =

5. Sonstige Abkürzungen Für die Literatur des Alten und Neuen Testamentes, der jüdischen, griechischen, hellenistischen und lateinischen Schriftsteller sind die üblichen Abkürzungen in einer gewissen Angleichung an die Sigla des T h W B gebraucht. Ebenso sind auch die anderen Abkürzungen ohne Verzeichnis leicht erkennbar.

Einleitung Nach Gal Ъ ist unser Brief ταϊς έκκλησίαις της Γαλατίας geschrieben. Er ist also an mehrere έκκλησίαι oder Ortskirchen gerichtet, die soweit einen Zusammenhang untereinander gehabt haben müssen, daß sie gemeinsam vom Apostel Paulus angesprochen werden konnten. Im gewissen Sinn stellt er also ein Zirkularschreiben dar. Seine Adressaten wohnen in Galatien. Ή Γαλατία, ursprünglich der Name für beide Gallien (Gallia c i s a l p i n a , Polyb. 1124,8 und G a l l i a t r a n s a l p i n a , Polyb. II 22,6), wurde die Bezeichnung der phrygischen, seit 278/277 v. Chr. von gallischen (keltischen) Volksstämmen besiedelten, nach und nach (unter pergamenischer Herrschaft, als autonomes Gebiet, unter römischer Verwaltung) hellenisierten Landschaft in der Mitte Kleinasiens, deren Hauptstädte Pessinus, Ancyra und Tavium sind. Aber auch eine römische Provinz hieß G a l a t i a . Zu ihr gehörten außer der erwähnten Landschaft Pisidien, Phrygien, Teile von Lykaonien und Pamphylien, Isaurien, Paphlagonien und das „rauhe Kilikien". Diese Provinz entstammte der Hinterlassenschaft des 25 v. Chr. verstorbenen letzten gälatischen Königs Amyntas. Sie hatte noch unter Trajan keinen festen Umriß. Ein amtlicher Sprachgebrauch, wonach der Name Galatien auch die Landschaften Pisidien und Lykaonien umfaßt hätte, hat freilich nicht existiert1. Nur einige offizielle Schriftsteller verwenden ή Γαλατία als Bezeichnung der römischen Provinz 2 . Wie ungewohnt das ist, geht daraus hervor, daß man sonst zur Kennzeichnung der römischen Provinz Galatien entweder ihre verschiedenen Landschaften aufzählt, wie etwa CIL III 291 (vgl. Suppl. 6818), CIL III 312. 318, oder eine Umschreibung wählt, wie etwa CIG III 3991: επίτροπος Γαλατικής έπαρχείας, Athen. Mitt. XII, 1887, S. 182: επίτροπος έπαρχείας Γαλατίας και των σύνενγυς έθνών. Der Name ή Γαλατία haftet stark an der Landschaft. In diesem Sinn findet er sich nicht nur bei populären Schriftstellern wie Lukian und Memnon 3 , sondern auch auf Inschriften und Münzen 4 . Die Bezeichnung 1

Vgl. E. Schürer, JPrTh 18, 1892, 4 6 0 - 4 7 4 . 471. • Ptolem. Geogr. V 14; Tacit, hist. II 9; ann. XIII 35; unsicher ist Plin. hist. nat. V 95 146f.; VI 8. 3 Lucian, Alex. v. Ab. 18. 30; Memnon (2. Jh. n. Chr.) Fragm. Hist. Gr. ed. Didot III S. 556 (C. Müller, HFG III S. 525). 4 Vgl. dazu den Begriff κοινόν της Γαλατίας, Milanges numismatiques III, Muret, was einem κοινόν του Πόντου oder κοινόν της Λυκαονίας entspricht, und dem Γαλατών τό κοινόν Ditt. Or. 533,1 u. a. gleich ist, jedenfalls die kommunale Organisation der Landschaft meint.

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ol Γαλάται (vgl. Gal 3i) ist offensichtlich nur für die Bewohner der Landschaft Galatien, nicht aber für die von Lykaonien, Pisidien, Isaurien u. ä. üblich gewesen1. Im Neuen Testament meint ή Γαλατία, das 2Tim 4io neben Δαλματία auftaucht, zunächst Gallien2. IPetr Ii versteht bei der Aufzählung der Diaspora Πόντου, Γαλατίας, Καππαδοκίας, 'Ασίας καί Βιθυνίας unter Γαλα cia. wahrscheinlich die römische Provinz Galatien. Die Apg erwähnt zweimal, 16e und I823, Γαλατικήν χώραν. Die gleichzeitige Erwähnung von ή Φρυγία, 16β, und die Beschreibung des weiteren Reiseweges des Paulus durch Mysien, Bithynien und Troas zeigt, daß hier an die Landschaft Galatien gedacht ist3. Es liegt kein Grund vor, für I823: διερχόμενος καθεξής τήν Γαλατικήν χώραν καί Φρυγίαν etwas anderes anzunehmen4. Paulus selbst nennt ή Γαλατία außer in unserem Brief noch einmal IKor I61, wo er von seinen Anordnungen für die Jerusalemer Kollekte in den έκκλησίαι τής Γαλατίας spricht. Es ist von vorneherein anzunehmen, daß hier ή Γαλατία dieselbe Bedeutung hat wie Gal Ii. Aber welches ist diese? M.E. meint Paulus mit ή Γαλατία die Landschaft Galatien. Denn, sehen wir von dem erwähnten zeitgenössischen Sprachgebrauch ab, von dem sich zu entfernen für Paulus kein Grund vorlag, so spricht dafür die Tatsache, daß auch bei Syrien und Kilikien Gal I21, die Landschaften vor Augen stehen, und Paulus auch sonst keineswegs eindeutig die römischen Provinzbezeichnungen gebraucht. Mit ή 'Αχαΐα meint er Rom 15ге 2Kor lib 9a faktisch den Peloponnes, nicht Griechenland. Dabei war bei ή 'Αχαία ebenso wie bei ή 'Ασία, IKor 16i9», der Provinzname etwa einhundert Jahre früher in Gebrauch als bei Galatien. Ή 'Ιουδαία, Rom 15з1 2Kor lie Gal I22 IThess 2u, ist erst seit Vespasian eine selbständige Provinz neben Syrien. Bei ή Μακεδονία, 2Kor lie 81 Rom 152β deckt sich die Provinz mit der Landschaft. Die Anrede der galatischen Christen mit ώ . . . Γαλάται Gal 3i weist daraufhin, daß selbst wenn für Paulus ή Γαλατία ein Provinzname wäre, er doch an die Landschaft Galatien denkt. Das Wort meint öfter die Kelten im Unterschied von der nichtkeltischen Bevölkerung, z.B. Ditt Or II 540; 5, 41, 4. Bewohner einer anderen zur Provinz Galatien gehörenden Landschaft damit zu bezeichnen, war nicht möglich. Vgl. Pauly-Wissowa XIII, Sp. 556. ΓαλλΙαν lesen S C pc v g Eus. Vgl. Monum. Ancyr. (Res gestae D. Augusti, ed. Mommsen 2 S. 85. 124): έξ 'Ισπανίας καί Γαλατίας καί παρά Δαλματών, Zahn, Einl. II 2 5 f . ; Passio S. Pauli ap. Lipsius 1, S. 23, 4 : Galatia = fragm. 1, S. 105, 3 άπό Γαλλίων = 1 0 6 , 2 a Galilaea(l). 3 Beg. V (1923) S. 2 3 1 ; E. Haenchen, Die A p g , S. 4 2 3 f . 4 Das καθεξής soll die Eigentümlichkeit des Reiseweges, der erst durch Galatien und dann durch Phrygien fuhrt und nicht so absonderlich ist, wie Ed. Meyer, Ursprung und Anfänge des Christentums, 1923, III S. 79f. 198ff. meint, besonders hervorheben. Zu καθεξής vgl. Beg. II 504f. 1

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Demnach ist unser Brief aller Wahrscheinlichkeit nach an verschiedene, untereinander in Verbindung stehende, den gleichen Einflüssen ausgesetzte Christengemeinden in der Landschaft 1 Galatien geschrieben. Über die Beziehung des Apostels zu diesen Gemeinden bis zur Abfassung des Galaterbriefes erfahren wir von Paulus nur wenig. Er ist es aber auf alle Fälle, der diese Gemeinden ins Leben gerufen hatte. Er hat ihnen das Evangelium verkündet, Gal le, sie haben es von ihm „empfangen", Ъ. Dabei schließt παραλαμβάνειν den Empfang durch missionarische Verkündigung und durch Übernahme von Überlieferungen und Belehrung ein, wie in bezug auf die Gemeinden IKor 15i Phil 4s IThess 2i3 4i 2Thess 3e erweist. Er hat sie geboren: Gal 4i9. Das geschah, wie Paulus selbst andeutet, aus Anlaß einer Erkrankung, die ihn nötigte, in diesen Gebieten sich länger aufzuhalten, Gal 4is i. Damals fand er liebevolle Aufnahme von selten der Galater, 4u. Der ersten Verkündigung folgte wahrscheinlich noch eine zweite. Darauf verweist das το πρότερον in 4is, das an sich freilich neben „das erste Mal" auch und sogar häufiger „ehemals", „vormals", „einst" bedeutet 2 . Doch wäre seine betonte Hinzufügung in Gal 4i3 überflüssig, wenn es nicht einen ersten Aufenthalt von einem zweiten unterscheiden sollte3. Man hat auch gemeint, daß sich die Anweisung für die Jerusalemer Kollekte, IKor 16i, besser bei einem zweiten Aufenthalt in den galatischen Gemeinden denken ließe4. Das mag sein. Fällt sie auf diesen zweiten Aufenthalt, so muß damals das Verhältnis zwischen Apostel und galatischen Gemeinden noch ungestört gewesen sein. Diese spärlichen Angaben des Paulus werden ergänzt und bestätigt durch die beiden schon erwähnten Stellen der Apg 16e und 18гь. Apg 16бя. erwähnt eine Reise des Paulus (mit Silvanus und Timotheus) „durch Phrygien und das galatische Land", nachdem ihnen der Weg in die Asia „vom Heiligen Geist" verwehrt worden war. Man änderte die Gesamt1

Vgl. zu der ganzen Frage, die exegetisch längst nicht die Bedeutung hat, die ihr oft zugeschrieben wird, und die hier nur summarisch erörtert wurde, außer den Kommentaren und Einleitungen, vor allem noch J. Weiß, RE 3 X, S. 554—559 im Artikel „Kleinasien zur apostolischen Zeit" 9. Die Provinz Galatia; Diet. Arch. Lit. VI, S. 46—79; Pauly-Wissowa 7 , 1 = XIII, Sp. 519—559; V. Weber, Die Adressaten des Galaterbriefes, 1900; F. Stählin, Geschichte der kleinasiatischen Galater, 19072; A. Steinmann, Der Leserkreis des Galaterbriefes, 1908; ders., Nord-Galatien, BZ 8,1910, S. 274—277; V. Schultze, Altchristliche Städte und Landschaften II Kleinasien 2,1926, S. 392—406; K. Lake, Exkurs: Pauls route in Asia Minor, Beg. V (1933), S. 231. 236; A. Greene, The North-South Galatia theory controversy, Bibl. Sacra 92, 1933, S. 478—485; F. R. Hoare, A Plea for the traditional view of the North and South Galatian theory, Irish Eccl. Rev. 42,1934, S. 113—120; R. Syme, Galatia and Pamphylia under Augustus, Klio 27, 1934, S. 122—148; F. M. Crownfield, The singular problem of the dual Galatians, JBL 64, 1945, S. 491—500; V. Laridon, De destinatariis Epistolae ad Galatas, Coll. Brug. 42, 1946, S. 403—408; 449-^56. 3 * Vgl. Bauer s.v. Vgl. Oepke z.St. 4 Vgl. Α. Jülicher-E. Fascher, Einleitung in das Neue Testament, 1931, S. 76; K. Th. Schäfer, Grundriß der Einleitung in das Neue Testament, 1952a, S. 117.

2

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Meyers Komm. VII, Schlier, Galater

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richtung und zog nach Mysien, um von dort nach Bithynien zu gelangen. Auch das hinderte „der Geist Jesu", I67. So zog man durch Mysien hindurch 1 und kam nach Troas, 16s. Für unsere Frage ist an diesem Abschnitt bemerkenswert, daß in ihm der Verfasser der Apg im Zusammenhang mit seiner Absicht, die wunderbare Führung des Apostels nach Europa darzustellen 2 , eine gewaltige Reise ohne jede Einzelheit erzählt. Von einer Mission in Phrygien und Galatien ist nicht die Rede. Aber es ist auch nicht gesagt, daß eine solche beabsichtigt war. Sie war dagegen für Asien, Bithynien und die Ägäische Küste mit ihren Städten in Aussicht genommen. So wird uns indirekt bestätigt, daß die Mission in Galatien einem unvorhergesehenen Umstand zu verdanken war. Daß sie stattgefunden hatte, deutet uns Apg I823 an. Diesmal, auf der sogenannten dritten Missionsreise, wird, obwohl keine einzelnen Städte und Gemeinden genannt werden, ein Aufenthalt vorausgesetzt, bei dem der Apostel „alle Jünger stärkte". Die Apg, die sich also in ungefährer Ubereinstimmung mit dem Gal selbst befindet, verweist uns damit auf Ephesus, das Ziel jener dritten Missionsreise, als den Ort, an dem während eines langen Aufenthaltes Paulus Nachrichten aus Galatien erhielt. Paulus selbst sagt im Gegensatz zu IKor In 5i. 9 61 7i nichts darüber. Während dieses Aufenthaltes muß sich die Situation in den galatischen Gemeinden alarmierend geändert haben. Diese Gemeinden bestanden, wie uns der Gal verrät, aus ehemaligen Heiden. Darauf verweisen die Angaben in 4e 5з1. 612 f. eindeutig. Die Galater hatten sich dem Evangelium des Apostels bereitwillig geöffnet, l6.8f.(ii) 3i£t. 4б.э. 13Я.19, hatten sich taufen lassen, З26В. und waren also „paulinische" Christen geworden. Sie sind es eine Zeitlang geblieben. Aber jetzt sind sie im Begriff, sich wieder von dem ihnen gebrachten Evangelium abzuwenden, 1б 5?i. Und zwar geschieht das in einem raschen Prozeß und mit solcher Heftigkeit, daß der Apostel nach seiner Uberzeugung mit seiner Verkündigung wieder von vorne anfangen muß, 4i9t. Immerhin ist noch Hoffnung, daß er sie wieder gewinnt, 5ioa. Der Abfall vom paulinischen Evangelium ist dadurch hervorgerufen worden, daß in den galatischen Gemeinden „einige" Leute (τίνες I7) aufgetaucht sind, die, von außen kommend, dort ebenfalls Mission trieben. Sie haben Erfolg gehabt und genießen schon ein großes Ansehen, 5io, wie sie auch von vornherein Autorität und Eifer in die Waagschale warfen, 4i?b. Sie haben mit ihrer Verkündigung die galatischen Christen „verzaubert", 3i (420). Aber sie verstärkten ihre Bemühungen offenbar auch durch gewisse Drohungen, 4i7. So haben sie die törichten Galater „verwirrt", 1? 5ю, und „aufgewiegelt", 5i2, und Paulus steht auf einmal als ihr Feind da, 4i6. Diese πεισμονή ist nicht von Gott, 5e, sondern hindert die WahrZu παρέρχομαι in diesem Sinn vgl. Bauer s.v., E . Haenchen, A p g S. 424 Anm. 4. * Vgl. M. Dibelius, Aufsätze zur Apostelgeschichte, 1953, S. 170; E . Haenchen, Apg, S. 424ff. 1

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heit, 57. Die fremden Missionare, die aus unlauteren und eigennützigen Motiven handeln, 5i7 612t., sind in des Apostels Augen ein gefährlicher Sauerteig, 5э. Sie stürzen das Evangelium um, b . Deshalb trifft sie der Fluch, lsf., und tragen sie das Verdammungsurteil Gottes davon, 5ic. Wer sind diese in die paulinischen Gemeinden in Galatien eingedrungenen fremden Missionare? Es nützt natürlich nicht viel, sie mit diesem oder jenem Sammelnamen zu benennen, etwa mit dem lange Zeit üblichen, der „Judaisten", d. h. Judenchristen pharisäischer Herkunft, oder sie als extreme Judenchristen überhaupt, als Judenchristen, die aus dem Zelotismus stammen 1 , oder als gnostische Judenchristen zu bezeichnen 2 . Eine solche Etikettierung vereinfacht den geschichtlichen Sachverhalt zu sehr. Es handelt sich für das historische Verständnis des Gal vielmehr darum, gewisse Wesensmerkmale dieser Gegner des Apostels in Galatien festzustellen und zusammenzuordnen, um ein Gesamtbild von ihnen zu gewinnen, das wiederum einzelnes in hellerem Licht erscheinen läßt. Freilich hat das seine großen Schwierigkeiten. Wir wissen ja ζ. B. nicht, wie viel der Apostel und wie Zuverlässiges er über seine Gegner erfahren hat. Er steht ihnen nicht gegenüber und die Mittelspersonen kennen wir nicht. Wir wissen auch nicht, was alles ihn von der galatischen Agitation nicht interessiert hat, was aber für die historische Konstruktion wichtig zu erfahren wäre. Ebenso bleibt fraglich, wieweit der Apostel die Eindringlinge in Galatien, vielleicht auf Grund unzureichender Nachrichten, mit früheren nomistischen Gegnern zusammensah, und sie etwa im Lichte der παρείσακτοι αδελφοί von Gal 24 beurteilte. Endlich können wir nicht sagen, wie stark er, der um der galatischen Christen willen geneigt ist, grundsätzlich zu antworten, seinen Gegnern ebenfalls eine grundsätzliche Haltung zuschob. Vielleicht konnten diese gar nicht in dem Maße prinzipiell denken, wie Paulus sie denken läßt. Die seltsamen Vorwürfe, die sie nach dem Gal gegenüber Paulus persönlich erheben, weisen uns auf solche Frage. Das alles muß man bedenken — abgesehen noch von dem geringen Umfang unserer Quelle —, wenn man sich das Anliegen der von Paulus bekämpften Missionare verdeutlichen will. Dieses ist jedenfalls an einem Punkt klar: sie fordern, daß sich die galatischen Heidenchristen um des Heiles willen beschneiden lassen. Das bezeugen Gal 5гг. β. 12 6ist. eindeutig. Ein indirekter Beleg ist auch 5n und in anderer Weise die Erwähnung der Beschneidungsforderung und ihrer Ablehnung in Jerusalem, 2з-5 (7). Aber fordern seine Gegner über die Beschneidung hinaus noch etwas anderes an Gesetzeserfüllung? Das ist von vornherein wahrscheinlich, tritt aber nicht mit derselben Evidenz ans Licht. Merkwürdigerweise ist von einer Betonung der jüdischen Speisegebote nicht die Rede. 2u-u spielt ehemals in Antiochien und wird 1

2*

Vgl. B. Reickc, Diakonie, Festfreude und Zelos, 1951. W . Schmithals, Die Haeretiker in Galatien, Z N W 47, 1956, S. 25—67.

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von Paulus mit der galatischen Situation nur insofern in Zusammenhang gebracht, als er durch den Hinweis auf seine Ablehnung der damaligen Konzession des Petrus seine apostolische Selbständigkeit beweisen will. Die Befolgung der Speisegebote war ein d a m a l s aktueller Fall von ίουδαΐζειν. In Galatien spielte sie, soweit unser Brief das erkennen läßt, keine Rolle. Man kann also von hier aus die „Leute von Jakobus" nicht ohne weiteres mit den galatischen Propagandisten auf eine Ebene stellen. Aber etwas anderes lag diesen offensichtlich am Herzen: das, was man mit der paulinischen Formulierung allgemein als ημέρας παρατηρεΐσθ-αι bezeichnen kann, und was Gal4i-7 und 4e-io zur Sprache kommt. Dort wird den galatischen Heidenchristen folgendes erklärt: 1. Als sie noch Heiden waren, haben sie Gott nicht erkannt, sondern Göttern, die keine wirklichen „Götter" waren, gedient. 2. Dieser Dienst war ein Dienst unter den στοιχεία τοϋ κόσμου, an dem Heiden u n d Juden teilhatten. 3. Jetzt, da die Galater den Gegnern folgen, kehren sie wieder zu den ασθενή κοΊ πτωχά στοιχεία um. 4. Denn jetzt „halten" sie Tage, Monate usw. und begeben sich so unter das Gesetz. M. a.W. das, wozu die Gegner die galatischen Christen gebracht haben, ist die gesetzliche Beobachtung eines Kalenders, hinter der Paulus einen Rückfall sowohl in jüdischen Legalismus wie in heidnische Götterverehrung sieht. Ihre Forderungen bezogen sich nach seinen Nachrichten auf Kalenderobservanz, die als heidnische Gestirnverehrung und jüdischer Nomosdienst interpretiert werden kann. Danach waren ihre Hauptanliegen also Beschneidung und Kalender. Etwas anderes tritt uns als ihre Forderung nicht entgegen. Aber ihre Charakteristik ist damit nicht erschöpft. Man kann nämlich angesichts unseres Textes sehr wohl die Frage aufwerfen, ob es nicht zur Eigenart der galatischen Gegner des Apostels gehört, daß sie neben einem ausgesprochenen Nomismus auch einen Antinomismus vertraten 1 . Manche Beobachtungen weisen darauf hin. In Gal 613 macht ihnen der Apostel den Vorwurf, daß sie, die „Beschneidungsleute", selbst das Gesetz nicht halten. Und 5з betont er, daß wer sich beschneiden läßt, das ganze Gesetz halten muß. Haben die, die die Beschneidung und das Halten des Kalenders von selten der heidenchristlichen Galater forderten, sich sonst vom Gesetz emanzipiert? Und muß man dann nicht den paränetischen Abschnitt des Gal, der immerhin ein Drittel des Briefes umfaßt, als gegen solche theoretische und praktische Gesetzesemanzipation gerichtet lesen? Fällt dann nicht die freilich konventionelle, aber zugleich relativ starke Betonung der sexuellen Laster in 5ш. auf und auch die an das Ende des „Tugendkataloges" gestellte έγκράτεια? Hat man nicht auch auf die starke Betonung des Gegensatzes von σάρξ und πνεϋμα innerhalb des Abschnittes 5i3—610 zu achten? Und weist nicht 1

Das hat unter Abwandlung der These von de Wette, Lütgert und Ropes Schmithals a.a.O. mit großer Energie getan, wobei er in seiner verdienstvollen Arbeit m. E. Richtiges und Falsches (S. 53 f. 59 f. I) mischte.

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die Bezeichnung der galatischen Christen als πνευματικοί, 6i, in dieselbe Richtung, nämlich, daß sie, und damit natürlich ihre Lehrer, in der Linie der korinthischen Enthusiasten, und also einer gewissen jüdischen Gnosis, zu sehen sind? Finden sich doch auch Anspielungen an charakteristische Züge solcher Pneumatiker in 5ΐδ.2β бз(.?, an geistlichem Geltungsdrang, an das „Rühmen" und an „dreiste Sicherheit". Die Antwort auf solche Fragen ist m. E. schwer zu geben. Denn man kann alle genannten Stellen auch allgemeiner und grundsätzlicher auslegen. Und es fehlen Tendenzen, die man bei der Annahme, daß die Gegner „jüdische Gnostiker" sind, erwähnt sehen möchte. Gnosis z.B. spielt anders als im IKor keine Rolle. Auch weist der Satz, in dem Paulus die galatischen Christen als πνευματικοί apostrophiert, 61, eher auf eine rigoristische Einstellung gegenüber sittlicher Verfehlung hin, was freilich in anderen Fällen einen Laxismus nicht auszuschließen braucht. Anderseits bleibt die ganz andere Front, gegen die Paulus von 5i3 ab spricht, und die ja nicht eine Wendung zu einer „übertinistischen" Gruppe innerhalb der galatischen Gemeinden darstellt, bemerkenswert. Vielleicht wird uns die Erkenntnis dieser Seite seiner Gegner deshalb erschwert, weil sie selbst nur relativ gleichgültig gegenüber allen anderen Forderungen des Gesetzes außer den genannten rituellen und kultischen waren, und dieser ihr Standpunkt noch nicht prinzipiell gefaßt und vertreten war. So trat er auch nicht in den Vordergrund, und die Nachrichten, die Paulus darüber erhielt, ließen ihn selbst noch nicht die Tragweite solcher Haltung erkennen. So interpretierte er ihre Erscheinungen auch grundsätzlich im Sinne eines allgemeinen Versagens gegen die Liebe. Wir müßten dann seine Gegner als Vertreter sozusagen eines gnostischen Vorstadiums sehen. Aber am besten versagen wir uns auch hier eine Titulierung, zumal im konkreten geschichtlichen Fall viele Variationen judenchristlicher Propaganda möglich waren. Eindeutiger ist ein viertes Charakteristikum der galatischen Missionare. Sie polemisieren heftig und jetzt auch wieder zum Teil grundsätzlich gegen den Apostel Paulus. Ihre Polemik betrifft, wenn wir so schematisch reden dürfen, seine Person und sein Wirken und den Anspruch, bzw. die Herkunft seines Apostolates und Evangeliums. Sie werfen ihm offenbar Liebedienerei gegenüber den Menschen, Gal lio, aber auch Inkonsequenz oder Opportunismus, 2з 5u: er predige die Beschneidung!, vor. Massiv, diesmal wohl theologisch gemeint, ist die Anklage, er beseitige die „Gnade", 221. Gewichtiger ist die andere Behauptung, er könne sich in keinem Fall eine Autorität wie sie die Jerusalemer Apostel haben, anmaßen. Er könne sich für sein Evangelium und für seine Mission nicht auf Offenbarung berufen wie Petrus und die anderen Alt-Apostel. Das ist jedenfalls der Kern ihrer Rede gegen Paulus gewesen, den wir seiner Apologie in Gal 1 und 2 entnehmen können. Die Betonung, daß er sein Evangelium nicht von einem Menschen überkommen habe und nicht auf dem Wege der Belehrung, Im., und daß er nicht von einem Menschen

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oder von Menschen gesendet worden sei, Ii, ist so allgemein zu verstehen, wie sie formuliert ist, und schließt nicht die Bestreitung einer Abhängigkeit speziell von den Jerusalemer Autoritäten ein. Wenn seine Gegner ihm speziell diese Abhängigkeit vorwürfen, müßten sie ihm in der Tat 1 zugleich den Vorwurf machen, daß er von seiner Lehrer Evangelium abgefallen sei. Solcher Vorwurf wird aber im Gal nicht sichtbar. Sie haben ihm wahrscheinlich allein den Vorwurf gemacht, daß er kein Offenbarungsempfänger des Messias Jesus sei und deshalb sich nicht mit den Jerusalemer Autoritäten messen könne. Paulus bestreitet das, indem er auf seinen unmittelbaren Offenbarungsempfang hinweist, der ein menschliches Evangelium und eine menschliche Sendung ausschließt und dazu seine Unabhängigkeit selbst von den Aposteln vor ihm (wie ja auch allgemein von „Fleisch und Blut", I17) garantiert. Worin seine Gegner die Autorität der Jerusalemer Apostel begründet sahen, ist kaum zu sagen. Möglich, aber wenig wahrscheinlich ist, darin, daß sie mit dem irdischen Jesus schon Umgang hatten. Eher schon, daß sie den Auferstandenen sahen. Dann teilten sie vielleicht auch die Vorstellung, die sich Apg 1з Luk 2427.45.46 anbahnt, in der Ep.Ap. 1.2; Or.Sib. I 381; Clem. Al. Hypotyp. 6 bei Eus.h.e. II, 1, 4 zu Wort kommt und dann zunehmend auch in gnostischen Kreisen eine Rolle spielt, z.B. Act. Joh. 88; Iren. I, 30, 14; Pistis Sophia u. a., daß der Auferstandene seine Jünger über alle Geheimnisse belehrte, damit diese sie anderen Auserwählten weitergeben 2 . Aber wir wissen es nicht. Wir wissen nur, daß Paulus ihnen gegenüber seinen Anspruch, ebenfalls direkte Offenbarung von Jesus Vgl. Schmithals a.a.O. S. 35ff. Vgl. W. Bauer, Das Leben Jesu im Zeitalter der neutestamentlichen Apokryphen, 1909, S. 266ff. In Ps. Clem. 17,13—19 spiegelt sich nach H. J . Schoeps, Urgemeinde Judenchristentum Gnosis, 1956, S. 17 ff. ein judenchristliches Verständnis von echten Aposteln, die leiblichen Umgang mit Jesus hatten, und falschen, die von ihm auf Grund von Visionen und Träumen wissen, in späterer Auffassung wieder. A. Salles, La Diatribe anti-paulinienne dans „Le Roman Pseudo-Climentin" et l'origine des „Kirigmes de Pierre", RB 64, 1957, S. 516—551, will diese Ansicht vom echten und falschen Apostel einer älteren Schicht, d. h. einem gegen Paulus gerichteten Pamphletisten, zuschreiben, der den Ereignissen noch nahesteht und vom ΚΠ zu unterscheiden ist. Dieses stellt der falschen paulinischen Gnosis eine wahre petrinische gegenüber. Einige wesentliche Elemente des ΚΠ hat dann Elchasai entliehen, dessen Lehre wiederum ihre Fortbildung bei den Ebioniten fand. ΚΠ ist um 100 p. Chr. anzusetzen, das Pamphlet also früher. Zusammenhänge zwischen dem ΚΠ und Elchasai hat schon Bousset-Greßmann, 1926', S. 461 f. gesehen, solche zwischen Ps. Clem. und Elchasai G. Bornkamm, Das Ende des Gesetzes, 1952, S. 149f., zwischen ΚΠ und spätjüdischen Anschauungen (Henoch, Essener u. a.) O. Cullmann, Le ргоЫёше littiraire et historique du roman pseudo-cl6mentin, 1930, S. 50f. 176ff.; zwischen ebionitischem Judenchristentum und der Qumransekte ders., Die neuentdeckten Qumrantexte und das Judenchristentum der Pseudoklementinen, in: Neutestamentliche Studien für Rudolf Bultmann, 1957 a , S. 35—51 betont. Vgl. auch J . Thomas, Le mouvement baptiste en Palestine et Syrie, 1935, und J . Danielou, Theologie du Judeo-Christianisme, 1958, passim. Zum Antipaulinismus vgl. noch Hennecke S. 127f.; W. Bauer, Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum, 1934, S. 215ff. G. Strecker, Das Judenchristentum in den Pseudoklementinen, 1958, S. 187 ff. 1

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Christus empfangen zu haben, verteidigte, und sie, die doch die Offenbarung des e r h ö h t e n Herrn war, auf eine Stufe mit der Offenbarung des Auferstandenen stellte, IKor 15s 9i. Religionsgeschichtlich lassen sich die Gegner des Apostels bis zu einem gewissen Grad identifizieren. Die Forderung der Beschneidung weist sie jeder judenchristlichen Richtung zu. Das Drängen auf die Einhaltung des Kalenders, das Paulus als Verehrung der στοιχεία του κόσμου deklariert, läßt ihren Zusammenhang mit einem Judentum apokalyptischer Kreise, zu denen auch Qumran gehört, vermuten. Es taucht, freilich in einem entwickelteren Stadium, nochmals in den Gemeinden des Lykostales auf. Dafür ist der Kol ein Zeuge, der die Stoicheiaverehrung im Zusammenhang einer Kosmologie, Christologie, einer Vergottungslehre und Askese kennt, wovon im Gal keine Rede ist. Daß sich ein begrenzter Nomismus mit libertinistischen Tendenzen vereinigen läßt, zeigen z.B. die Nachrichten über die Anhänger des „Elchasai" bei Hippol. Elench. IX 13, 4 14, 1 15, lf., der ihm auch vorwirft, er werfe das Gesetz als Köder aus. Epiphan. Pan. haer. XIX 1, 5 dagegen erklärt von einem angeblichen Bruder des „Elxai", dem Ίεξαΐος, daß er άπό 'Ιουδαίων ορμώμενος και τά 'Ιουδαίων φρονών, κατά νόμον δέ μή πολιτευόμενος war. Daß solche Gruppen Antipauliner sind, läßt sich oft belegen. Hierher gehören z.B. die ΚΠ-Quelle der Pseudoklementinen, die sogenannten Ebionäer bei Iren. haer. I 26,2; Euseb. h. e. III 27,4; Philastr. haer. 36, 3, andere Richtungen Iren. haer. III 15, 1; Orig. c. Cels. V 65; hom. in Jerem. XIX 20, 1—7; Epiph. haer. 30, 16, 18; 25, 1. Alle diese Züge vereinen die Anhänger des Kerinth, wie sie uns relativ einheitlich bei Epiph. Pan. haer. 28, 1 ff. beschrieben werden 1 . Von Kerinth berichtet Epiph. 28, 1, 4; 2, 6, daß er seine Verkündigung in der Asia begonnen habe 2 , und daß seine Schule dort, άλλα και έν τ^ Γαλατία πάνυ ήκμασεν, Epiph. 28, 6, 4. Er vertrat eine uns nicht mehr durchschaubare doketische Christologie, war also ein christlicher Gnostiker, Epiph. haer. 28, 1, 2.4ff.; 5, l f . ; Iren. I 26, 1; Ps. Tert. adv. omn. haer. 3; Euseb, h.e. III 28, Iff. Er predigte vor allem die Beschneidung 3 , Epiph. haer. 28, 2, 6; 5, l f . und überhaupt einen 'Ιουδαϊσμός άπό μέρους, Epiph. haer. 28, 1, 3, den Philastr. haer. 36, 3 auf das c i r c u m c i d e r e und s a b b a t i z a r e bezieht4. Nach ihm sind Engel die Weltschöpfer und die 1 Vgl. auch Iren. adv. haer. I 2 6 , 1 ( = Hippol. Elench. VII 33; X 21); Euseb h.e. III 28, Iff. 2 Vgl. Iren. adv. haer. I 26,1. 3 Die Beschneidung wird bezeichnenderweise damit begründet, daß auch Christus beschnitten worden sei, nicht aber, daß sie zum Gesetz gehöre. Vgl. Epiph. haer. 28, 5 , 1 ff. 30, 2 6 , 1 f. 4 Davon weichen offensichtlich die Eichasaiten, Hippol. Elench. IX, 14, Iff., die mit ihnen irgendwie zusammenhängenden Όσσηνοί, Epiph. haer. 19, 5 , 1 , und die sogenannten Ebionäer, Iren. adv. haer. I 26, 2; Hippol. Elench. VII 34, 1; Epiph. haer. 30, 2, 2; 2 6 , 1 ; 30, 28.31.33; Euseb h. e. III 27, 27; Ps. Tert. adv. haer. 3, ab.

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Einleitung

Gesetzgeber, Epiph. haer. 28,1,2f.; 2, 1; Ps. Tert. adv. omn. haer.31. Libertinistische Tendenzen im Zusammenhang mit einem Chiliasmus deutet Euseb h.e. III 28,2.5; vgl. auch VII 24, 1.5; 25,3 auf Grund seiner Gewährsmänner Gaius und des Dionysius von Alexandrien an 2 . Zeuge für denAntipaulinismus des Kerinth ist wieder Epiph. haer. 28,5,3. Dort heißt es: τί»ν δέ Παϋλον άθετοϋσι δια τ£> μή πείθ-εσθ-αι τη περιτομη, άλλα καΐ έκβάλλουσιν αύτόν δια τλ είρηκέναι... (Es folgen Gal 54 und 5г1). Man wird nicht einen direkten Zusammenhang Kerinths und seiner Sekte mit den judenchristlichen Gegnern des Paulus in Galatien behaupten wollen. Aber daß sich bei ihm ähnliche Tendenzen versammelten und in einem fortgeschrittenerem Stadium der Gnostisierung zur Geltung kamen, wird man angesichts der Quellen nicht leugnen können. Dadurch bestätigt sich indirekt auch das aus dem Gal selbst gewonnene Bild der Gegner des Apostels ein wenig. Für die Auslegung des Gal ist dieses historische Bild nicht entscheidend. Denn wer immer seine Gegner gewesen sein mögen und welche Einzelüberzeugungen sie vertreten haben mögen, Paulus sieht sie nach den empfangenen Nachrichten als Vertreter eines judenchristlichen Nomismus, der nicht konsequent ist, sondern die entscheidende Forderung des Gesetzes, die Agape, außer acht läßt. Wäre in Galatien unter den christlichen Gemeinden eine andere Schattierung eines legalistischen Judenchristentums aufgetreten, hätte der Apostel kaum anders geantwortet. Denn seine Antwort ist wie meist „prinzipiell" gehalten. Das heißt, sie geht auf die Klärung des theologischen Sachverhaltes aus und stellt die Verkündigung seiner Gegner einheitlich in das Licht der Offenbarung. Das gilt sowohl für die Forderung der Beschneidung und der Observanz gegenüber dem Kalender, die Paulus der Anlaß werden, die Frage nach dem Heilsweg des Gesetzes zu erörtern. Es gilt aber auch in bezug auf die Angriffe, die seine Gegner gegen seine Autorität erheben. Unter der Klärung solcher Angriffe, wie sie ihm gewiß nicht nur in Galatien begegnet sind, hat sich wahrscheinlich sein eigener Begriff vom άπόστολος Ίησοϋ Χρίστου entfaltet. Soweit Paulus ein antinomistisches Verhalten seiner Gegner und ihrer Anhänger bekannt wurde, bekämpfte er auch dieses aus einem Gesamtverständnis des Anspruches Jesu Christi heraus. Angesichts solcher grundsätzlichen Antwort des Apostels auf die galatische Situation, die natürlich weder historische Erinnerungen noch persönlichen Appell ausschließt, wird eine Auslegung, die sich um den von Paulus zur Sprache gebrachten Sachverhalt bemüht, auch dann im großen und ganzen nicht fehlgehen, wenn einzelne historische Verhältnisse ungeklärt bleiben. 1 Bei den Eichasaiten ist nach Hippol. Elench. IX 16, 2 f, das sabbatizare mit Gestirn- und Engeldienst in Zusammenhang gebracht, ebenso im Kerygma Petri fragm. 3 und 4 (E. Preuschen, Antilegomena, 19052, S. 89 f.). * Vgl. Bo Reicke, a.a.O. S. 249f. 281. 401 f.; J. Daniilou, a.a.O. S. 81.

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1 Paulus,

2lpoftel ηίφί t>on ШепГфеп, аиф ηίφί 0игф einen ЙТепГфеп, fonöern бигф З ф в CfjriCtue unö (5ott öen Daier, öer if)n auferroeii fjat pon öen iolen, 2 unö alle 23cüöec, 6ie bei mir finö, on 6ie Шгфеп : έν τω πονηρω κείται, ferner IKor 2β.β 2Kor 4i Eph 2it. Auch Lk4e und Mk I614 W. Freer Logion: ό αιών ούτος της άνομίας και της απιστίας υπό τόν σαταναν έστιν, έ μη έών τά ύπό των πνευμάτων άκαθάρ[των] τήν άληθ[ινήν] τοϋ θεού καταλαβέσθαι δύναμιν. 2

3

6394

Meyers Komm. VII, Schlier, Galater

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Gal lt.s

gehende Zeitlauf, dem das Böse innehaftet" (Kahler S. 28) 1 . Der Machtcharakter der das Dasein böse umstellenden Weltzeit wird hier, in Gal I4, dadurch deutlich, daß Paulus von dem „Herausreißen" 2 aus dem gegenwärtigen Äon spricht. Das setzt voraus, daß die Welt uns schon immer verhaftet hat und in ihrer Gewalt festhält, daß wir immer schon von der uns angehenden bösen Weltzeit in sie selbst hinein gebunden sind. Das Mittel aber, durch das sie uns an sich bindet, ist für Paulus das Gesetz, das im Verständnis und Gebrauch der Sünde, bzw. des „Fleisches" die Sünden hervortreibt. Eben deshalb geht das Ziel der Tat Jesu dahin, uns mit der Befreiung von unseren Sünden aus dieser Gebundenheit zu befreien. Es besteht ein innerer Zusammenhang zwischen den Aussagen in V. 4a und 4b. Jesus Christus gab sich um unserer Sünden willen, d. h. um sie zu beseitigen. Jesus Christus gab sich mit dem Ziele, uns der gegenwärtigen, bösen Welt zu entreißen. Wie verhalten sich aber „unsere Sünden" zu der uns an sich bindenden bzw. gebunden haltenden Welt? In „unseren Sünden" bindet uns die böse in unser Dasein hereinstehende Welt an sich. Denn „unsere Sünden" sind nichts anderes als die verschiedenen Formen unserer Hingabe und freiwillig-unfreiwilligen Bindung an die uns übermächtig bedrohende und verlockende Weltgegenwart. Im Beifall unserer Sünden kommt die Welt jeweils zur Aktualisierung ihrer bösen Macht 3 . Mit unseren Sünden ist daher auch die böse Macht der Welt über uns zu Ende. Indem Jesus Christus sich gab, um unsere Sünden zu tilgen, schuf er auch die Voraussetzung dafür, daß wir — in der Vorausnahme des künftigen Äons! — dem gegenwärtigen Äon entnommen werden. Die Tat Jesu Christi ließ in ihrer unsere Sünden tragenden Hingabe den zukünftigen Äon für uns angebrochen sein. In dieser Tat erfüllte sich der „Wille unseres Gottes und Vaters". Sie ist die Tat unseres Gottes und Vaters. Ihm gebührt deshalb, V. 5, das Gotteslob, das hier wie öfter einen die Erwähnung großer göttlicher Heilstaten abschließenden Sinn hat, vgl. Rom Ilse» Eph З201. Phil 4ao IThim Ii? 6x6. Vgl. IPetr 5ii Apc 1β4. Es ist dieselbe Doxologie, die 1 Sachlich zutreffend ist im w e i t e r e n Verfolg auch die Auslegung des Ambrstr.: Praesentis enim saeculi haec est malignitas, quia non reddit congruam reverentiam creatori Deo et restauratori Christo, dum multos sibi deos confingit error humanus, aut dum Christo a credentibus debita honorificentia non reservatur. 2 So έξαιρεισθαι ϊ κ τίνος oder auch έκ χειρός (των χειρών) τίνος. Vgl. Aeschyl. Suppl. 924; Aristoph. Pax316; Demosth. 18,90 έκ των κινδύνων τινα, P. Petr. III 36(a) recto 21 έξελοϋ με έκ της άνάγκης, L X X oft; Apg 7ю.з4 (LXX) 12п 2327 26ι?. 8 Der Sachverhalt, der hier im Hintergrund steht, ist ausgesprochen in Eph 2iir. In den Sünden, deren Kraft das selbstsüchtige und eigenwillige Begehren des Fleisches ist, vollzogen die Heiden ihr Leben nach Maßgabe der Ewigkeit dieser Welt (έν αϊς ποτε περιεπατήσατε κατά τόν αιώνα τοΰ κόσμου τούτου). Als sie im Drange des Fleisches auf seinen Willen eingingen, unterlagen sie dem „Ewigkeitsgott" dieser Welt so, daß er das Maß ihrer Lebensbetätigungen wurde. 4 Davon unterschieden sind die gelegentlichen, vom Gegensatz her veranlaßten Doxologien wie Rom las 9t 2Kor 1 1 л .

Gal It

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2Thim 4i8 Hebr 1З21 auf den κύριος Χριστός bezogen ist. Ob εΐη oder εστίν zu ergänzen ist, läßt sich schwer entscheiden, da es für beides Belege gibt. Im ersten Fall wäre in der Doxologie mehr ein Zusprechen der Glorie Gottes, im letzten Fall mehr ein Anerkennen von etwas schon Vorhandenem zum Ausdruck gebracht. Εις τούς αιώνας των αιώνων erhellt den unaufhörlichen und unübersehbaren Charakter der in sich selbst ausmündenden Ewigkeit, vgl. LXXnur 4Makk I824, Phil 4го ITim 117 2Tim 4i8 Hebr 1З21 l P e t r 4 n 5u lClem 32* u.a. Die Doxologie schließt mit dem in solchem Zusammenhang üblichen 'Αμήν1, das akklamatorisch zu verstehen ist. Solchen Lobpreis Gottes, der das Präskript abschließt, findet man in den anderen Briefen des Apostels nicht. Aber in diesen Briefen folgt ja auch gewöhnlich nach antiker Sitte 2 jetzt der Dank gegen Gott für das, was an und in den Gemeinden geschehen ist. In unserem Brief muß solcher Dank unterbleiben. Nicht, als ob Gott nicht auch in Galatien durch den Apostel gewirkt hätte, aber seinem Wirken kam keine Festigkeit des Glaubens entgegen. So setzt der Kontext des Briefes, sobald sich der Blick von Gott weg auf die galatischen Kirchen wendet, in einer fast geschäftsmäßigen Zurückhaltung sofort mit der Sache ein. 1 Vgl. ThWB I, S. 340, 33 ff. Chrysost. meint, daß Paulus durch das „Amen" andeuten will, „daß das Gesagte zur Anklage gegen die Galater bereits hinreiche und daß die Auseinandersetzung eigentlich zu Ende sei". Freilich, daß er hier abbricht, hat noch einen anderen Grund. Der Apostel wurde zugleich „hingerissen von Staunen über die Größe des Geschenkes und das Übermaß der Gnade . . . Als könne er dies nicht in Worte fassen, bricht er mit der Doxologie ab und sendet, nicht was sich an Lobpreis gebührt, sondern was er zu geben vermag, für die ganze Welt zum Himmel empor". 1 Vgl. z.B. Deissmann, L.v.O. S. 147, Zeile 6; S. 150, Zeile 3ff.

3*

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Gal 1.

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I . £ e U 1 6 - 2 s i : € π » ε ί β 6εβ < D f f e n b a r u n g e d ) a r a f t e r e бее p a u l i m f d ) e n ( £ p a n g e l i u m $ и п б бес ö i r e f t c n © c n ö u n g бее SIpoftele бигф Φott ипб Cbriftue. 1 . 1 в - ю : (Entfaltung 6er S i t u a t i o n : S i e 23e6rof>ung 6er tDaljrfjeit бее (Eoangeliume in των πατρίων νόμων, Just. Αρ. II 12,8: μετάθεσθε, σωφρονίσθητε, 15, 2 in einem guten Sinn von der Konversion. . 2 ταχέως gehört zu μετατίθεσθαι und ist nicht auf einen bestimmten Termin bezogen, sondern absolut verstanden wie Phil 2i$. и 2Thess 2г ITim 5га. Vgl. Oepke z. St. 3 Polyb. 23, 5,12 έπί σου θαυμάζω, πώς δύνη . . . ; vgl. Plat. Polit. 489a. Im Briefeingang GBU III 850 = Olsson 47 θαυμάζω έπί τη άσυνταξία σου καίτοι έμοϋ σε πολλά έρωτήσαντος (Roller a.a.O. Anm. 301).

Gal U

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eröffnet hat. Daß Gott und nicht Christus Subjekt des καλέσαι ist, geht aus dem eindeutigen paulinischen Sprachgebrauch hervor, der καλεΐν immer mit θεός und nicht mit Χριστός verbindet, vgl. Gal Iis 5s Rom 4i7 830 9i2.24 I K o r b 7 i 5 . i 7 IThess 2u 4? 5z4 2Thess 2u (2Tim I9)1. Entfernen sich aber die galatischen Christen von dem rufenden Gott, so verlassen sie auch die Gnade, in die sie Gott gerufen hat. So kann έν χάριτι hier am ehesten vom Kontext her verstanden werden 2 . Denn das Gewicht der Aussage liegt in unserem Satz nicht so sehr auf der Betonung des gnädigen Charakters der Tat Gottes, auch nicht auf der Hervorhebung der Gnade als des wirksamen Mittels der Berufung wie Gal Iis, sondern auf der Feststellung, wohin die galatischen Christen von Gott gerufen waren und worin sie als Gerufene standen: in die Gnade und unter der Gnade. Daß solcher Gebrauch von καλεΐν έν möglich ist, zeigten IKor 7a έν δέ ειρήνη κέκληκεν ύμας ό θεός oder Eph 4ι καθώς και έκλήθητε έν μια έλπίδι της κλήσεως ήμών, vgl. IThess 47. Das mit έν verbundene Substantiv bezeichnet zugleich dasjenige, was sich mit dem Rufen Gottes aufgetan hat und das, worin der Gerufene nun steht. Diejenigen, die Gott zur Gnade gerufen hat, stehen unter und in der durch diesen Ruf über sie ergangenen Gnade, vgl. Gal 54®. Sie sind von diesem Ruf und daher in diesem Ruf umfangen. Von ihm sich abwenden heißt auf den Gnadenberuf verzichten. Das wird auch dadurch deutlich, daß die Abkehr von diesem Ruf Gottes eine Hinkehr zu einem „anderen", nur scheinbaren Evangelium bedeutet, zu einem in Wirklichkeit nicht existierenden. Der Ruf Gottes ist an die galatischen Christen durch das εύαγγέλιον des Paulus ergangen. 1 Vgl. κλήσις Rom l b s I K o r 1гв Eph Ii» Phil З11 2Tim 1». Die einzige für die Annahme der Verbindung von Χριστός mit καλεΐν in Frage kommende Stelle ist Rom le έν οίς (seil. Ιθνεσιν) έστε καΐ ύμεΐς κλητοί Ίησοΰ Χριστοΰ. Doch läßt sich der Gen. Ίησοϋ Χρίστου als gen. poss. verstehen: die Jesus Christus gehörenden „Gerufenen". Das gilt besonders dann, wenn man unter den κλητοί άγιοι mit R. Asting, Die Heiligkeit im Urchristentum 1930, S. 141 ff., diejenigen versteht, die die κλητή άγία ausmachen, κλητοί also ein festgeprägter Terminus ist. a Vorausgesetzt ist, daß Χριστοΰ nicht mit καλέσαντος zu verbinden ist, wie Luther, Calvin, Bengel u. a. annehmen, wogegen aber, wie wir sehen, der paulinische Sprachgebrauch spricht. Vorausgesetzt ist auch, daß έν χάριτι allein zu lesen ist, wie man auf Grund des Textbefundes annehmen muß: 1 a) + Χριστοΰ Β Μ A K L P sy 8 l n bo v g ; + Ίησοΰ Χριστοΰ D 3 2 6 s y h ; + Χριστοΰ Ίησοϋ sa Chrys.; l b -j-θεοϋ min Or. Thdrt. 2) Ohne Zusatz: φ 4 · G Mcion Tert. Vict. Ambr. Latt. Vgl. zur Texterörterung Lietzmann z. St. Aber auch wenn der Urtext έν χάριτι Χριστοΰ enthalten hätte, wie Lagrange meint, so bedeutete das für die sachliche Auslegung keine Änderung. Denn bei Paulus ist die Gnade, unter die man durch das Evangelium berufen wird, das in Christus erschlossene Sein. Oepke z. St. meint, es solle durch diese Formulierung „beides zum Ausdruck kommen, daß der Ruf in der göttlichen Gnade gründete und daß die Gnade für das durch ihn geschaffene Gemeinschaftsverhältnis das Bestimmende wurde" und übersetzt jetzt: „der euch zu Gnaden berief." 3 Vgl. G. P. Wetter, Charis 1913, S. 76; J. Wobbe, Der Charisgedanke bei Paulus 1932, S. 36.

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Gal 1β. 7

Das setzen die Verse s und 9 voraus. Die Sache selbst wird in 2Thess 2n ausgesprochen: εις δ (seil, zur σωτηρία έν άγιασμω πνεύματος καΐ πίστει άληθείας) και έκάλεσεν ύμας δια τοϋ εύαγγελίου ήμών, vgl. IKor 4is Eph. Зб Ruf Gottes und apostolisches Kerygma des Paulus sind für die hörenden Galater identisch. Sie können nicht am Evangelium des Paulus vorbei von Gott gerufen werden. Denn Gott läßt seinen Ruf nicht im Widerspruch ergehen. Mögen jene, die den Galatern jetzt eine andere Verkündigung bringen, in Anspruch nehmen, ein anderes Evangelium zu verkündigen, und mögen die galatischen Christen in ihrer Verkündigung ein anderes Evangelium anerkennen, Paulus erklärt, daß es ein anderes Evangelium nicht gibt. Εύαγγέλιον ist nicht ein formal zu verstehender Allgemeinbegriff, sondern meint das Evangelium mit dem konkreten Inhalt, den Paulus verkündet hat. Und wenn Paulus einen Augenblick so formulierte, als ob es noch ein ετερον εύαγγέλιον gäbe, so korrigiert er das noch, V. 7, im selben Atemzug: „welches es gar nicht gibt" 1 . Gott stellt sein Evangelium nicht zur Auswahl. In dem, was er verkündet, kommt die abgeschlossene Entscheidung Gottes über die Menschen zu einem eindeutigen Wort. Was aber stellt dann das „andere Evangelium" dar? Paulus antwortet: Verkehrung des Evangeliums Christi. Er sagt das freilich so, daß er die Boten jenes „anderen Evangeliums" in einer geringschätzigen Weise charakterisiert2. Ob in dem Partizip mit Artikel οί ταράσσοντες ύμας και θέλοντες μεταστρέψαι die betreffenden Boten als solche gekennzeichnet werden sollen, welche die Verwirrung der galatische Kirchen als ihre spezielle Aufgabe ansehen, ist fraglich 3 . Dann würde sich der Grimm des Apostels sehr deutlich verraten. Aber auch ohne diese Zuspitzung kommt die Verachtung des Apostels zum Ausdruck, nicht weniger die sachliche Abweisung, die er erteilt. Die Gegner „verwirren" die Kirche. Ταράσσειν ist „in Unordnung, durcheinanderbringen" wie 5io Apg 15244. 1 δ bezieht sich auf den Begriff έτερον εύαγγέλιον, nicht auf εύαγγέλιον allein, erst recht nicht auf den ganzen δτι-Satz. άλλο ist pleonastisch zu verstehen, vgl. Bl.-Debr. § 306, 4. έτερος ( = alter) und άλλος ( = alius) sind hier nicht unterschieden, vgl. I K o r 12a. 15з9В. 2Kor I i i . 2 εί μή τίνες = πλην δτι τίνες Bl.-Debr. § 376. Neben dem hier vorliegenden exzeptiven Sinn („außer daß es da einige g i b t . . .") hat εί μή auch adversativen Sinn („sondern es g i b t . . . " ) , Radermacher S. 212; Lightfoot z.St. Vgl. Zorell s. v. 3 Vgl. Winer § 1 8 , 3 ; Bl-Debr. 4 1 2 , 4 . Kahler S. 29 umschreibt: „Welche sich ein Geschäft daraus machen, die Leser zu verwirren." 4 Von Parteien Aristoph. Equ. 867 ταράττειν την πόλιν. Vgl. JesSir 28»

καΐ άνήρ άμαρτωλί>ς ταράξει φίλους χαΐ άνά μέσον είρηνευόντων έμβαλεϊ διαβολήν. Vgl. auch den Alexandriner Isidoros, der in einer Verhandlung vor Claudius 41 p. Chr. die Juden anklagt [...δτι κ]α! δλην τήν οίκουμένην [έπιχειροΰσι ταράσ]σειν: Μ.Dibelius, Rom und die Christen im ersten Jahrhundert, in: Botschaft u. Geschichte, Gesammelte Aufsätze 1956, S. 204 Anm. 64.

Gal 1τ. β

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Dieses Verwirren ist die Folge ihrer „Evangeliums"-Verkündigung. Denn sie sind ja auch willens, das Evangelium Christi umzukehren. Μεταστρέφειν (vgl. Dt 23s Ps 65e u.a. JesSir l h i Apg 2го Jk 4is xAKpl) meint hier nicht nur „verändern", sondern „ins Gegenteil verkehren", pervertieren. Offensichtlich sind die Gegner des Apostels zur Zeit der Abfassung des Briefes noch tätig und haben ihr Ziel noch nicht erreicht. Aber Paulus wartet nicht ab, bis der Prozeß des Abfalles zu Ende ist, sondern deckt die doppelte Gefahr, die hier vorliegt, auf: einmal die Verstörung der Gemeinde, die ja immer eine Verwirrung der Erkenntnis und der Praxis darstellt, ja unter Umständen zu einer Auflösung ihrer Einheit und Ordnung führt, und zweitens die Verfälschung des Evangeliums, das die Gemeinde schafft (vgl. 3iangelium, δαβ υοπ mit oerfünüet root> 6en ift, ift ηίφί ein тепГфНфев (Eoangelium. 12£>enn аиф ίφ fjabe ее ηίφί oon einem ЯТепГфеп empfangen, ηοφ bin ίφ ιιηίεπίφίεί гоогбеп, fon6ern бигф (Enthüllung 3efu €|)π(1ί (f>abe ίφ ее empfangen). Was verleiht dem Apostel das Recht, die Gegner in so radikaler Weise zu bekämpfen, wie er es eben getan hat? Und welcher Rechtstitel läßt ihn die Wahrheit seines Evangeliums so extrem verteidigen, wie es eben geschehen ist? Denn daß hier der psychologische Hinweis auf eventuell erfahrene persönliche Kränkung oder allgemein auf einen Ausbruch des jüdischen Ereiferns nicht genügt, dürfte klar sein. Paulus hat auch indirekt schon eine Antwort gegeben: weil sein Evangelium das Evangelium C h r i s t i ist (1?). Angesichts der Lage in den galatischen Kirchen erscheint es ihm aber notwendig, diesen Gesichtspunkt1 auch ausdrücklich zu betonen und ausführlicher zu erweisen. Die Darlegung beginnt V. 11 in einer gewissen feierlichen Weise 2 : γνωρίζω γαρ ύμΐν, αδελφοί, κτλ. Solches γνωρίζειν findet sich auch sonst in gehobener Erklärung wie IKor 15i 2Kor 81 IKor 12з und ist nicht ironisch zu verstehen, wie Zahn meint. Das γάρ bezieht sich in allgemeiner Weise darauf, daß Paulus durchaus Χρίστου δούλος ist. Christus hat sich 1 Δέ lesen X*AK pi sy sa bo Or. Chrys. Thr. Thrdt. Vgl. aber IKor 15i 2Kor 81. Damit ist die Unterscheidung A. Fridrichsens, The Apostle and his Message, 1947, S. 8fF. zwischen einer basic substance des paulinischen Evangeliums, dem allen Sendboten gemeinsamen Kerygma, und der speziellen Botschaft des Apostels abgelehnt. Ebenso dann die Folgerungen, die J. Jeremias, Z N W 4 9 , 1958, S. 152f. daraus zieht. 2 „Der Apostel führt seine Aussage ein als einfache Kundgebung, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, wieviel die Leser von ihrem Inhalt bereits gehört und erfahren haben mochten: er will in ihnen einen neuen Boden der Erkenntnis legen allen Verdrehungen gegenüber" (Wörner z.St.).

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Gal I n . 12

ihm ja geoffenbart und ihm unmittelbar sein Evangelium — das, mit dem er angeblich Menschen überredet —, gegeben. Des weiteren bezieht sich γάρ aber auch auf den Inhalt von V. β-э. Die Anrede άδελφοί, die Paulus hier zum erstenmal gebraucht, ist nicht nur ein Zeichen, daß seine Sätze jetzt in die Bahn freundlicher und eindringlicher Darlegung einbiegen, sondern enthält auch eine Vergegenwärtigung der „Bruderschaft", zu der er spricht. Ού κατά ά ν θ ρ ω π ο ν 1 drückt allgemein die Qualität des von ihm verkündigten Evangeliums aus, ohne daß mit diesen Worten schon gesagt ist, wodurch und in welchem Sinn es solche Qualität besitzt2. Es ist nicht ein menschliches, sondern ein göttliches Evangelium. Worin das seine Ursache hat und wie das des näheren zu verstehen ist, sagt erst V. 12. Daß das von Paulus verkündete Evangelium 3 nicht menschliche Qualität hat, hängt nämlich damit zusammen, daß der Apostel es durch Offenbarung Jesu Christi empfangen hat. Zu beachten ist also, daß diese Qualität nicht durch den Hinweis auf den Inhalt des Evangeliums erwiesen wird. Dieser könnte das freilich auch gar nicht leisten. Denn beim Evangelium handelt es sich um das Kerygma eines geschichtlichen Geschehens und nicht um eine dialektische Sophia (IKor lies.). Seine Göttlichkeit eröffnet sich im Blick auf seinen Inhalt nur dem, der es gehorsam auf seine Autorität hin annimmt (vgl. IThess 2i3). Paulus verweist zur Begründung seiner Behauptung von der nicht menschlichen Qualität des Evangeliums auch nicht auf seine Wirkung. Denn diese ist uneinsichtig und oft paradox (vgl. IKor Ьбя.). Paulus spricht vielmehr von der Göttlichkeit seines Evangeliums, indem er seinen Ursprung aufzeigt und — was sachlich damit zusammenhängt — den Modus der 1 Vgl. die verschiedene Bedeutung 3it; Rom 3s und IKor 9a. Zum Vorkommen im profanen Griechisch vgl. Bauer s. v. 2 Die Folgerung Luthers I z.St.: tunc enim non esset evangelium, sed mendacium, quia „omnis homo mendax" liegt Paulus hier nicht im Gesichtskreis. Calvin stellt zu unserem Zusammenhang die Frage: an propterea vilior erit auctoritas, siquis edoctus hominis ministerio doctor ex inde evadat. Er verneint sie, wobei er darauf hinweist, daß Paulus nur gegenüber dem Vorwurf der falschen Apostel, er habe ein verstümmeltes und verfälschtes Evangelium von einem, der nicht gerade der beste ist, ja von einem unbekannten Lehrer empfangen und gäbe es nun schlecht verstanden, kühn weiter, den göttlichen Ursprung hervorheben mußte. Diese Auslegung ist aber nicht richtig. Denn einmal behaupten die Gegner des Paulus nicht einen obskuren Ursprung seines Evangeliums, sondern einen menschlichen, d. h. einen durch Menschen vermittelten. Und zweitens sieht Paulus tatsächlich die Autorität seines apostolischen Evangeliums und Amtes (Ii!) nur durch den Ausschluß menschlicher Vermittlung bewahrt. Für Paulus gibt es daher einen grundlegenden Unterschied zwischen der Autorität eines Apostels und der eines Doktoren der Theologie. Denn 1. gründet die Autorität nicht in dem Evangelium, sondern in dem Auftrag; 2. ist das Evangelium nie allgemein und abstrakt da, sondern verbunden mit dem Auftrag; 3. sind Auftrag und Vollmacht (Evangelium) des Apostels ursprünglich, die des Doktors der Theologie aber abgeleitet. Von dieser amtlichen Autorität ist freilich die charismatische zu unterscheiden. 3 Vgl. IKor 15i 2Kor II7 IPetr I25 LXX Jes 40ef.. Zum Ganzen vgl. Baird, W. What is the Kerygma? Α study of ICor 15з-в and Gal I11-17. JBL 76, 1957, 181—191.

Gal Iii

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Vermittlung an ihn. Er argumentiert an diesem entscheidenden Punkt bezeichnenderweise historisch1. Der Offenbarungsanspruch des paulinischen Evangeliums ist in der direkten Übermittlung durch Jesus Christus an den Apostel begründet. Auch so läßt sich seine Wahrheit natürlich nicht beweisen, da das Geschehen dieser Übermittlung auf alle Fälle zweideutig ist. Immerhin machen es die Lebensführung des Apostels vor und nach seiner Berufung und Sendung und andere Ereignisse demjenigen, der aus historischen Gründen — und um solche handelt es sich bei seinen Gegnern, die sein Apostolat nicht anerkennen — den Offenbarungscharakter seines Evangeliums bestreitet, einleuchtend, daß sein Ursprung in der direkten Offenbarung durch Jesus Christus liegt. Ούδέ γαρ έγώ ist entweder als „denn auch ich . . . nicht" zu verstehen. Dann ist das έγώ im Blick auf die anderen Apostel gesagt, die das Evangelium unmittelbar vom Kyrios empfingen. Dabei entspricht das ούδέ... έγώ παρέλαβαν leise dem τό εύαγγελισθέν ύπ' έμοϋ wie das παρά άνθρώπου dem κατά άνθρωπον. Vgl. Lightfoot ζ. St. Die anderen Apostel werden nicht genannt. Aber Paulus bewegt sich ja schon fortdauernd in der Auseinandersetzung mit ihnen bzw. mit ihren Anhängern, die ihn selbst mit ihnen konfrontieren8. Oder es ist das ούδέ γάρ als neque enim zu verstehen und sachlich mit παρέλαβον zusammengehörend: „Denn ich habe es auch nicht einmal von einem Menschen empfangen." Dann wäre freilich das έγώ gänzlich unbetont, was nicht angeht. Ihm eine bestimmte Betonung zu geben und dabei einen gewissen Gegensatz gegen diejenigen zu erkennen, denen das Evangelium verkündet ist (Sieffert; vgl. Zahn, Oepke), ist aber deshalb nicht erlaubt, weil solcher Gegensatz hier unmotiviert ist und die Empfänger noch gar nicht zu Gesicht kamen. Bei solcher Zuordnung des ούδέ γάρ zu παρέλαβον würde aber auch mit V. 12 eine neue Begründung für den Offenbarungscharakter des paulinischen Evangeliums gegeben, die über die mit κατά άνθρωπον gegebene hinausgeht, ohne sie zu erklären. Eine solche Erläuterung ist aber notwendig, da κατά άνθρωπον inhaltlich noch nicht viel besagt. So wird man der Ubersetzung: „Denn auch ich habe es . . den Vorzug geben und Paulus im Blick auf die anderen Apostel reden hören, παραλαμβάνειν ist als Korrelatbegriff zu παραδιδόναι (ΊΟ») terminus technicus für die Übernahme einer Tradition ( = Vaj?)3. Daß Paulus παραλαμβάνειν so gebraucht, zeigen auch seine 1 Vgl. G. P.Wetter, Die Damaskusvision und das paulinische Evangelium. Festgabe für Jülicher 1927, S. 80: „Er will die A r t seiner Lehre durch seine Herkunft beweisen." 2 Abseitig ist die Auslegung, die Wörner als zweite zur Auswahl stellt: „Denn nicht einmal ich, wiewohl der geringste unter den Aposteln, . . . IKor 15e." 3 „In der rabbinischen Literatur wird mit ihnen die Lehrtätigkeit der ,Väter' (niaN) und zwar v o n Moses bis Hillel und Schammai bezeichnet", Ranft S. 146. Vgl.

P. Fiebig, Pirque aboth 2, 1 ff.; W . Bacher, Die exegetische Terminologie der jüdischen Traditionsliteratur 1905, II S. 1 1 5 ; ders., Tradition und Tradenten in den Schulen Palästinas und Babyloniens 1914, S. 2 ; ThWB 1 1 7 3 , 3 1 £ f . (Büchsei); IV, 1 1 , 3 0 f f .

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Gal I n

sonstigen Äußerungen. Und zwar ist παραλαμβάνειν 1. auf „den Herrn Jesus Christus" selbst bezogen, der in einer „Lehre" faßbar wird (Kol 2б(.): Ώς οδν παρελάβετε τί>ν Χριστ&ν Ίησοϋν τόν κύριον, έν αύτω περιπατείτε, 7 έρριζώμενοι καί έποικοδομούμενοι έν αύτω και βεβαιούμενοι τη πίστει καθώς έ δ ι δ ά χ θ η τ ε (vgl. Eph420f.); 2. auf den λόγος άκοής in IThess 2i3, der als εύαγγέλιον unter Umständen in einer konstanten Formulierung erscheint, wie IKor 15ie. deutlich zeigt. Γνωρίζω δέ ύμΐν, άδελφοί, τό εύαγγέλιον δ εύηγγελισάμην ύμΐν, δ καΐ παρελάβετε, έν ώ και έστήκατε, 2 δι' οδ και σφζεσθε, τ ί ν ι λόγω εύηγγελισάμην ύμΐν εί κ α τ έ χ ε τ ε , έκτος εϊ μή εική έπιστεύσατε. 8 παρέδωκα γάρ ύμΐν έν πρώτοις, δ καί παρέλαβον, δτι Χριστός άπέθανεν... Vgl. auch Rom 617: τύπος διδαχής, 3. auf dogmatische (liturgische) und ethische Traditionen, die teils mündlich, teils schriftlich (teils auch durch das Beispiel) übermittelt werden. Hierher gehören Stellen wie IKor 11гз: έγώ γάρ παρέλαβον άπο του κυρίου, δ καί παρέδωκα ύμΐν δτι ό κύριος Ίησοϋς...; ferner I K o r l b IThess 4ι 2Thess 3e. Paulus bestreitet also an unserer Stelle, daß er das von ihm verkündigte Evangelium in der Weise einer weitergegebenen Tradition aus den Händen eines Menschen empfangen hat. Er unterstreicht seine Aussage, wenn er plerophorisch, aber in einem gewissen Sinn auch steigernd hinzufügt: οΰτε1 έδιδάχθην. Denn διδάσκειν bzw. διδάσκεσθαι ist im paulinischen Sprachgebrauch im allgemeinen auf einen bestimmten Sinn festgelegt. Διδάσκειν bezeichnet eine innerkirchliche Funktion, die deshalb die konstituierte έκκλησία voraussetzt. So lehrt der Apostel jedes Glied der Kirche Kol 128, vgl. l K o r 4 i 7 : καθώς πανταχού έν πάση έκκλησία διδάσκω, 2Thess 2ΐ5: κρατείτε τάς παραδόσεις άς έδιδάχθητε είτε δια λόγου είτε δι' έπιστολης ημών. Die Kirche aber belehrt sich auch selbst, teils ohne, teils durch beauftragte und begabte Lehrer, vgl. Kol 3ie I K o r 14б.2б Rom 127 (ITim 2i2 4u 62b 2Tim 2г T i t l n ) . Der Gegenstand des διδάσκειν ist derselbe wie der des παραδιδόναι bzw. παραλαμβάνειν: die Uberlieferung des Herrn im weitesten Sinn, die in erlernbarer Form lebendig ist, vgl. R ö m l ö n : παρά την διδαχήν ήν ύ μ ε ϊ ς έ μ ά θ ε τ ε , Phil 4э: ά καί έμάθέτε καί παρελάβετε καί ήκούσατε..., und Eph 4гоf.: (Delling). Dem jüdischen Sprachgebrauch kommt eine technische Verwendung von παραδιδόναι (παράδοσις) und παραλαμβάνειν im Hellenismus entgegen und zwar im Zusammenhang mit der Ubergabe eines Ιερός λόγος bzw. einer Weihe innerhalb der Mysterienkulte. Reiche Belege dafür bei Chr. A. Lobeck, Aglaophamus 1829, S. 39 Anm.; G . Anrieh, Das antike Mysterienwesen in seinem Einfluß auf das Christentum 1894, S. 54 Anm. 4. 5; H. Koch, Pseudo-Dionysius Areopagita in seinen Beziehungen zum Neuplatonismus und Mysterienwesen ( = Forschungen zur christlichen Literatur- und Dogmengeschichte 12), 1900, S. 104f.; F. Pfister, Philologus 69,1915, 415; A. Dieterich, Eine Mitrasliturgie 3 1923, S. 53; E . Norden, Agnostos Theos 1923, S. 288ff; J . Ranft, a . a . O . 181—185. Aus den Mysterienkulten gingen die betr. Begriffe als Termini der Mitteilung des περί θεών λόγος in den Sprachgebrauch einer Philosophie über, die sich selbst als mystischen Weg verstand (Ranft S. 182, Anm. 4). 1 οΰτε ist bezogen auf das in ούδέ enthaltene ούκ. ούδέ lesen H A D * G Ρ 69 al Chrys. gegen οΰτε *J5U В fi pm.

Gal lis

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ύμεϊς δέ ούχ ούτως έ μ ά θ ε τ ε τον Χριστόν, 2ΐ εϊ γε αύτον ήκούσατε και έν αύτω έ δ ι δ ά χ θ η τ ε κα&ώς έστιν άλήθ-εια έν τω Ίησοϋ, άπο-9-έσθοα ύμας... (vgl. Kol 2β). Dabei bezeichnet διδάσκειν gegenüber παραδιδόναι offenbar die Art der entfaltenden Zueignung der Tradition und διδάσκεσθαι dementsprechend die Art der ausdrücklichen Aneignung derselben. Man hat den Christus gelernt, wenn man ihn gehört hat u n d in ihm unterrichtet worden ist. Aber Paulus hat sein Evangelium nicht auf diese Weise erhalten. Er ist, auf den Ursprung seines Evangeliums gesehen, nicht eines der die Uberlieferung empfangenden Glieder der Kirche. Das wird völlig deutlich durch den Gegensatz, den der Apostel diesen beiden zusammengehörenden und auf einer Ebene liegenden Möglichkeiten der Übermittlung von Evangelium gegenüber hervorhebt: δι' άποκαλύψεως Ίησοΰ Χρίστου1. Der Genitiv Ίησοϋ Χρίστου bestimmt sich einerseits nach V.i6 und stellt Jesus Christus als den Inhalt der Enthüllung dar. Andrerseits steht Jesus Christus dem menschlichen Lehrer bzw. dem Tradenten gegenüber als der, der Paulus das Evangelium vermittelte. Das Evangelium, das er verkündet, ist ihm also mittels der Selbstaufdeckung des Jesus Christus zugekommen, es ist des Apostels Eigentum auf dem Wege der Selbstenthüllung Jesu Christi geworden. Άποκάλυψις (άποκαλύπτειν), das eine theologische Bedeutung erst in LXX gewonnen hat 2 (vgl. ΙΒασ. 2, 27; 3, 21; Jes 52io 56i; vor allem auch Daniel©), ist schon in seinem hellenistischen Gebrauch Komplementärwort zu μυστήριον3. Bei Paulus dient es zur Bezeichnung des Offenbarmachens eines der Welt und ihrer natürlichen Erfahrung radikal verborgenen und deshalb unzugänglichen Sachverhaltes, wie sich am deutlichsten aus IKor 27(i. erkennen läßt. Die „Enthüllung Jesu Christi" findet in dreierlei Weise statt: 1. als eschatologische IKor 1? 2Thess I7 (vgl. IPetr I7.13 4i3), im Zusammenhang und mit der Folge anderer eschatologischer Ereignisse Rom 2i 818Я. IKor З13 (vgl. IPetr ls 5i) 2Thess 2з.β.β. 2. Als gegenwärtig apostolische wie an unserer Stelle, Gal lie; Eph3s.s Rom 1625 (vgl. Gal З23). Diese ist als eine Antizipation des eschatologischen Ereignisses zu verstehen. 3. Als charismatische oder mystische, die in göttlichen Einzelenthüllungen an den Charismatiker besteht, und sich, wenn nicht auf den Kyrios selbst, so auf das Leben im Herrn bezieht, vgl. IKor 14e.26.3o E p h l n Gal 2a Phil З15 2Korl2i.? (IPetr I12). Diese Enthüllungen geschehen wie alle charismatischen Akte auf dem Boden und in den Grenzen der apostolischen άποκάλυψις 4. 1 „Durch Offenbarung Jesu Christi" vertritt einen ganzen Satz (Oepke). Dabei ist wohl mit Absicht das Verbum nicht ausgesprochen, da sowohl παραλαμβάνειν als auch διδάσκεσθαι, wie wir sahen, in sich schon einen Gegensatz gegen den Empfang kraft Offenbarung enthalten. 2 Oepke, ThWB. III, S. 565—597; S. 579. » Oepke a.a. O. S. 572f. * Erwähnt sei, daß die patristische Auslegung gerade die in 2Kor 12 erwähnten Offenbarungen als Erweis der apostolischen Würde Pauli verstand, vgl. Anselm Stolz,

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Gal Ii2.i3f.

Das Evangelium, das von Paulus verkündet wird, ist also deshalb nicht ein „menschliches", weil es in dem die eschatologische Enthüllung vorwegnehmenden Geschehen der direkten und totalen Enthüllung Jesu Christi selbst an den Apostel seinen Ursprung hat und diesem nicht in der Form einer durch Lehre angeeigneten Überlieferung zuteil wurde. Mit anderen Worten: Jesus Christus selbst hat nach dem Urteil des Paulus kraft seiner Enthüllung die Botschaft des Apostels gebildet, nicht aber wurzelt sie in anderer apostolischer Überlieferung. Das Evangelium des Paulus ist ein Produkt des unmittelbaren und offenbaren Gegenwärtigwerdens des erhöhten Herrn und nicht seiner mittelbaren Vergegenwärtigung im Logos der Predigt. Das schließt nicht aus, daß der Apostel nicht auch Tradent einer Evangeliums-Überlieferung sein kann, wie IKor II23 und 15m. deutlich zeigen1. Aber das betrifft einen fixierten λόγος (IKor 15г) des Evangeliums, das ihm seinem Ursprung und seiner Substanz nach mit der Erscheinung des Erhöhten gegeben war, das aber auch schon als Überlieferung der anderen Apostel in der Kirche wirkte. Auf seinen Ursprung und damit auf seine „Substanz" gesehen, ist auch das paulinische Evangelium als Kunde (άκοή, snatf), die den Glauben bewirkt, διά ρήματος Χρίστου, „mittels des Tatwortes Christus"2 (Rom IO17). b) 1u-2si: D e r € r r o e i e f e i n e s g ö t t l i c h e n ü r f p r u n g e . a) 1 n-sabt oen meinem einzigen füöifcfjen leben gehört, öajj ίφ mafjtoe öie Шгфе ®ottee perfolgte un6 Jie »erroüjtete, / 14öa|j Ц im 3uöentym ftänöig 5ort= СфгШе machte, vielen Sliteregenoffen in meinem Dolf 00raus, brennenö pot (Eifer für meine t>on öen Dätern ererbten Ötoerlteferungen. O.S.B., Theologie der Mystik, 1936, S. 92. Doch darf man m. E. den Unterschied zwischen der fundamentalen, die apostolische Sendung begründenden Offenbarung vor Damaskus und den späteren charismatischen Offenbarungen nicht übersehen, wie G. P. Wetter, a.a. O. passim tut. Es ist ja kein Zufall, daß Paulus selbst seine apostolische Autorität mit jener und nicht mit diesen begründet. 1 Vgl. O. Cullmann, Le problime de la tradition dans le Paulinisme, Rev. Η. Ph. rel. 30, 1950, 12ff.; L. Cerfaux, Die Tradition bei Paulus, Catholica 9, 1953. a Durch diese Ubersetzung soll in Aufnahme der Ausführungen Schniewinds S. 54—63, vgl. 15 f., der Sachverhalt zum Ausdruck gebracht werden, daß a) in £ήμα das Wort irgendwie als „Tat" gemeint ist im Unterschied zu λόγος θεοϋ, das „die Selbstbekundung Gottes" meint; b) in ρήμα Χρίστου Christus selbst als der in diesem geschehenden Wort gegenwärtig werdende angedeutet und die „Identität" des ρήμα mit dem Χριστός angezeigt ist. So stellt sich auch in Rom 10 der Sachverhalt folgendermaßen dar: die „Kunde" der Apostel, ihre apostolische Botschaft, ist durch das Geschehen des Wortes, das mit Christus gesprochen ist, da. Die tatkräftige Selbstkundgabe Gottes, die in der Enthüllung Christi vor den Aposteln in verschiedener Weise (IKor 15s) geschehen ist, hat das „tatkräftige Wort des Glaubens" (Rom 10e), das apostolische Kerygma, hervorgerufen. Vgl. H. Schlier, Wort Gottes ( = Rothenfelser Reihe 4), 1958, S. 13ff.

Gal 1хз

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V . 13. Im Blick auf die Z e i t v o r s e i n e r B e r u f u n g verbürgen nach der Überzeugung des Apostels seine Feindschaft gegen die Kirche und sein Verlangen voll und ganz Jude zu sein, seine Unabhängigkeit von der christlichen Überlieferung. Seine vorchristliche Zeit ist den Galatern an sich schon bekannt, sei es durch Gerüchte (vgl. Ьз), sei es, was wahrscheinlicher ist, daß Paulus selbst schon ihnen davon berichtet hat (vgl. IKor 1591. РЫ13м.). Aber jetzt will er noch einmal auf die entscheidenden Tatsachen seines Lebens von dem Gesichtspunkt aus, daß der Ursprung seines Evangeliums nicht von Menschen abhängt, aufmerksam machen. Ήκούσατε ist mit Betonung vorangestellt. Γάρ bezieht sich auf die Behauptung in V. 12 und V. 11 und kennzeichnet also V. 13a. als Begründung für die Aussage in V.12 (u)1. Daß wie bei dem έγώ in V.12 die Person des Paulus gegenüber den anderen Aposteln wieder hervorgehoben ist, sofern es τήν έμήν άναστροφήν heißt und nicht τήν άναστροφήν μου, ist angesichts des geringen Unterschiedes der beiden Formulierungen im nt. Griechisch nicht wahrscheinlich (vgl. Blaß-Debr. § 285,1). Die άναστροφή ποτε έν τω Ίουδαϊσμφ ist ein Begriff: die ehemalige 2 jüdische Lebensweise3. 'Ιουδαϊσμός4 ist objektiv die jüdische Religion und subjektiv die jüdische Lebenshaltung, die ihr sie prägendes Zentrum in der jüdischen Religion hat. Zu seinem ehemaligen Leben als Jude gehörte 5 vor allem seine maßlose Feindschaft gegen die Kirche Gottes. Ή έκκλησία τοϋ θ-εοϋ meint in Nachbildung des at. Л1Л,"|7Лр (Dt 232t. u. ö.) die Kirche als das messianische Gottesvolk in seiner Gesamtheit, das Israel Gottes 616, vgl. IKor 15э, das jeweils in der Kirche am Ort anzutreffen ist, vgl. 1 Vgl. dagegen Häuser S. 13f. 16ff., der behauptet, daß I13—3i (sie) sich gegen die Verdächtigung richte, der Apostel selbst halte nicht konsequent an seinem gesetzesfreien Evangelium fest. Häuser stützt sich dabei wesentlich auf V. 10, den er freilich nicht nur zu Unrecht auf einen solchen Vorwurf bezieht, sondern überhaupt ungebührlich in die Mitte rückt. Seine Darlegungen, daß V. 13Я. weder einen positiven noch einen negativen Beweis dafür enthalte, daß das paulinische Evangelium aus der Offenbarung Jesu Christi entstanden sei, heben eine Schwierigkeit richtig hervor. Freilich, wenn die Gegner des Apostels den Offenbarungscharakter seines Evangeliums und die Legitimität seines Apostolates nicht aus allgemeinen Gründen, sondern mit dem Hinweis auf seine Abhängigkeit von der Jerusalemer Tradition bestreiten, hat der Aufweis seiner Unabhängigkeit von dieser durchaus die Kraft eines gewichtigen Argumentes für die Ursprünglichkeit seines Evangeliums und Apostolates. a ποτε attributiv ohne Wiederholung des Artikels, vgl. Blaß-Debr. § 269, 1. 3 άναστροφή der (Lebens)wandel, die Lebensführung, vgl. Polyb. 4, 8 2 , 1 ; Diog. Laert. 9, 64; IG 2, 477, b 12; SIG 491, 5; Tob 4 u 2Makk 623 Eph 4 22 l T i m 4ia Hb 13т Jak З13 IPetr lxs.is 2i2 3n.i« 2Petr 2i З11. Vgl. Moulton-Milligan s. v. 4 Vgl. 2Makk 2ίΐ 8i 14зв 4Makk 4гв, w o er den Gegensatz zur heidnischen Lebenshaltung meint. Bei Ign. Magn. 8 , 1 10, 3 Philad. 6 , 1 ist er mit der christlichen Lebensweise konfrontiert. Es ist ein hellenistisch-jüdischer Begriff. Seine Ubersetzung findet sich nach K. G. Kuhn, ThWB III, S. 364, 22 ff. an einer einzigen Stelle vor, Ester r. § 7 , 1 1 (ed. Wilna 1921, fol., p. 12b oben): Die Juden in Babylonien „änderten nicht ihren Gott und ihre Religionsgesetze, sondern hielten fest |ППГГЗ an ihrem Judentum". 5 δτι ist epexegetisch zu άναστροφή. Vgl. Burton z.St.

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Meyers Komm. VII, Schlier, Galater

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Gal lis.i«

IKor h IO32 H22 2Kor l i ITim З5.15, so daß es auch έκκλησίαι τοϋ θεοϋ gibt, die aber von vorneherein in der Einheit stehen, weil sie jeweils die εκκλησία repräsentieren 1 ; vgl. IKor l l i e IThess 2u 2Thess 14. Die Feindschaft gegen die Kirche Gottes, die ja eine solche gegen Gottes Willen einschließt, äußerte sich in einer heftigen 8 und zähen Verfolgung 3 und Verwüstung 4 . Die typische Illustration zu diesem auch Phil Зб von Paulus bezeugten, andauernden 6 Angriff auf die Kirche liefern Apg 8ш. 9ш.ш. 22и. 26эя. Wie sollte einen Juden — diese Frage ist schon hier im Sinne des Paulus mitzulesen —, der in solchem ständigen aktiven Haß gegen das messianische Volk Gottes, die Kirche, steht, irgendwelche Berührungen mit der apostolischen Uberlieferung positiv beeindruckt haben? Ergo non potui ab eis discere evangelium, quod ignorans persequebar (Luther I). Daß diese tatkräftige Feindschaft des Apostels nicht einer mißverstandenen Neigung zur Kirche Gottes entsprang, sondern seiner damaligen inneren Einstellung durchaus entsprach, zeigen die weiteren Angaben über seinen jüdischen Eifer in V. 14. Die Sätze sind wieder sehr gefüllt. Paulus kam nicht etwa von seinem Judentum ab, sondern er wuchs immer mehr hinein. Προκόπτειν besagt schon für sich das kontinuierliche Fortschreiten in seiner jüdischen Überzeugung und Haltung®. Υ π έ ρ πολλούς συνηλικιώτας έν τω γένει μου ergänzt die Aussage von seinem steten und sich steigernden Eindringen in die jüdische Lebensweise dahin, daß auch ein Vergleich mit seinen Altersgenossen seinen Eifer anschaulich machen kann. Er übertraf viele in seinem Volk. Έ ν τω γένει μου bedeutet nicht, wie Mommsen 7 meinte, „in meiner Heimat", aber auch nicht, wie Barnikol 8 zu belegen versucht, „in meiner (Phari1 Vgl. ThWB III, S. 502-539 (K. L. Schmidt); A. Oepke, Das neue Gottesvolk in Schrifttum, Schauspiel, bildender Kunst und Weltgestaltung 1950, S. 201-206. 2 καθ' ύπερβολήν über das Maß hinaus in einem Superlativen Sinn, vgl. Rom 7u IKor 12si 2Kor le 4i7, im NT nur paulinisch. 3 Zu διώκειν vgl. Jer 17ie Mt 5юй.м 10гз 23з1 Lk 21ia u. a. 4 πορθεϊν verwüsten, zerstören, vernichten, vgl. von Städten und Ländern Horn. 11.4,308; Herod. 1 , 8 4 ; 3 , 5 8 ; Isocr. 9, 62 u.a. von Personen Aeschyl., Theb. 582f. πόλιν πατρωαν καΐ θεούς τούς έγγενεΐς πορθεϊν, ib. 194 αύτοί δ' ύφ' αυτών... πορθούμεθα, Eurip. Phoen. 564f. 8ψη δέ πολλάς αίχμαλωτίδας κόρας βία πρός άνδρών πολεμίων πορθουμένας, 4Макк 4гз 11«; Philo In Flacc. 54; BGU 588, 3; Apg 9ai Gal 1гз. s Das Imperfekt bei διώκειν und πορθεϊν bezeichnet nicht den Versuch der Handlung, sondern ihre Dauer und Kontinuität. • Vgl. Lagrange z. St. ' ZNW 1901, S. 85; vgl. H. Böhlig, Geisteskultur von Tarsos 1913, S. 43 f. • E. Barnikol, Die vorchristliche Zeit des Paulus. Forschungen zur Entstehung des Christentums, des NTs und der Kirche I, 1929, S. 31—46. Er beruft sich dabei auf Jos. ant. XIII, 172. 297. Diese Stellen sind aber deshalb nicht beweiskräftig, weil dort nur der Zusammenhang den genannten, spezifischen Sinn von γένος fordert, γένος ist nicht, wie Barnikol a.a.O. S. 42 meint, der dem 'Ιουδαϊσμός eingeordnete Begriff, sondern er kommt neben 'Ιουδαϊσμός deshalb noch zu stehen, weil 'Ιουδαϊσμός, wie B. selbst S. 40 betont, das Judentum, also den geschichtlichen Zusammenhang jüdischer Sitte und

Gal l u

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säer-)Genossenschaft", sondern wie sonst bei Paulus, in meinem Volk, vgl. 2Kor П26 Phil 3s (Apg Iis); vgl. auch οί συγγενείς μου Rom 9з 167.21 Jos. с. Αρ. I, 1. Es gehört eng zu τους συνηλικιώτας. Dieses andere gleichaltrige Juden hinter sich lassende, stete Fortschreiten im Judentum, stellt sich darin dar und hat darin auch seinen Grund 1 , daß Paulus voll starken Eifers für die väterlichen Traditionen war. Περισσοτέρως hat einen relativen Sinn und bedeutet „in hohem Maße", wie 2Kor 1123 IThess 2i7. Mit ζηλωτής ist, wie die Näherbestimmung durch των πατρικών μου παραδόσεων zeigt, Paulus nicht als ein Angehöriger der Zelotenpartei gekennzeichnet, wie etwa Simon in Lk 615 Apg I13; vgl. Jos. bell. IV, 160, sondern als ein eifernder und eifersüchtiger Schüler der väterlichen Uberlieferungen. Vgl. etwa Jos. ant. XII, 271: εΐ τις ζηλωτής έστιν των πατρίων έθών και της τοϋ θεού θρησκείας, έπέσθω φησίν (seil, ό Ματταθίας) έμοί, Philo spec. leg. 2,253; 1QS 44(?); IMakk 2n\ ό ζηλών τω νόμω και ιστών διαθήκην, 2гв 2äi 14u 2Макк 4г Apg 21го2. Paulus war ja vielmehr ein Pharisäer, vgl. Phil 3st. Apg 22з 23β 26s. Αί πατρικαί μου παραδόσεις sind nicht die ihm von seinem Vater überlieferten Traditionen als solche, sondern allgemeiner die von den Vätern ererbten Überlieferungen. Denn obwohl πατρικός oft das bezeichnet, was speziell vom eigenen Vater herkommt, vgl. Thuc. 1, 13 βασιλεΐαι π., 7, 69 αί π. άρεταί, Dem. 25, 32 λόγος π., Lys. 14, 40 έχθρ&ς π. u. a., hat es doch auch den abgeschliffeneren Sinn von „herkömmlich" oder „erblich", vgl. Cratin. fr. 116 CAF. I 50 πατρικοί νόμοι die herkömmlichen Spielregeln, P. Cair. Zen. 421,2 (3. Jh. v. Chr.) ένευχόμενός σοι τούς πατρικούς θεούς, P. Teb. I, 59? (с. 100 ν . Chr.) ην εχετε πρός ή μας άνωθεν πατρικήν φιλίαν3, der mehr oder weniger natürlich auch den Vater als den Vermittler des Herkömmlichen einschließt4. Das μου fügt wie in V. ua der Jude gegenüber den Heiden hinzu. Sachlich ist die παράδοσις τών πρεσβυτέρων gemeint, vgl. Mt 152.3.6 Mk 7з. 5.8.9.13, die τά έκ παραδόσεως τών πατέρων Jos. ant XIII, 297 (vgl. XIII, 408) enthält. Es sind die oft erwähnten „väterlichen Gesetze" (2Makk 61 7г.зо ЗМакк1гз 4Makk 4гз 5зз 16ie; Jos. ant. Χ, 6; XVII, 149; Jos. vit. 191), denen gegenüber die Mahnung Sir 89 gilt: Dmasn "IS7DE> -ICH СГГЛР runnca 0КЙП Vn „verachte nicht die Überlieferung der Alten, die sie von ihren Vätern übernommen haben". Diese Tradition ist die Fortsetzung der Tora und wird von den Pharisäern als das Religion und das davon bestimmte Leben meint, γένος aber das jüdische Volk im Blick auf seinen völkisch-natürlichen Zusammenhang. Daß Paulus έν τω γένει μου noch hinzusetzt, hat darin seinen Grund, daß er zu heidenchristlichen Lesern spricht, von denen er sich bei dem, was er jetzt berichtet, unwillkürlich distanziert fühlt. Vgl. auch Burton z. St. 1 Vgl. Burton z. St. 2 Zum gen. obj. vgl. Apg 22з IKor M12 Tit 214 IPetr З13. 3 Moulton-Milligan s. v. Liddell-Scott s. v. 4 Vgl. Lagrange z. St.: „Πατρικών n'est point une allusion έ l'origine de Paul, issu d'une famille de Pharisiens (Act XXIII, 6); e'est simplement le pendant de έν τω γένει μου, il s'agit des traditions des ancetres de la nation."

4.

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Gal lit. ist.

lebendige Zeugnis der Tora vom Sinai im ganzen Umfang gehalten 1 . Paulus ist kein Sadduzäer, die bekanntlich den Traditionen kein göttliches Recht zubilligten, sondern ein Pharisäer, für den die Tora im engeren Sinn und die (mündlichen) Traditionen das Fundament seines Lebens und der Ansporn seines Lebenseifers darstellen. Das will er in den paar Worten von V.i4b mitgehört wissen. Wie soll aber ein Jude, der jüdischer als alle seine Altersgenossen um das in der Überlieferung reich entfaltete Gesetz voll Eifer entbrannt war, der also das mit solchem Gesetz gegebene moralische Leistungs- und Verdienstprinzip in den alltäglichen Lebensbetätigungen grundsätzlich verfocht und praktisch anerkannte, in dieser Zeit seiner pharisäischen Lebensführung irgendwelche Unterweisungen, ja auch nur Beeinflussungen von selten der christlichen Tradition erfahren haben können 2 ? Die vorchristliche Vergangenheit des Apostels bietet vielmehr umgekehrt geradezu eine Garantie dafür, daß von irgendeiner auch nur unbewußten Übernahme des Evangeliums (mit seinem Gnadenprinzip I) aus den Händen der christlichen Boten keine Rede sein kann 3 . Seine innere Ausrichtung und seine Praxis waren mit den christlichen Grundsätzen unvereinbar. Aber auch die Ereignisse seines Lebens nach der B e r u f u n g zum H e i d e n a p o s t e l bzw. auch die Geschichte seiner Beziehungen zur Jerusalemer Kirche in den ersten Jahren nach dem Geschehen vor Damaskus lassen es deutlich werden, daß die Behauptung, der Apostel hätte das Evangelium durch Menschen empfangen und sei in ihm unterrichtet worden, nicht stichhaltig ist. Denn ging Paulus nach der Offenbarung des Sohnes Gottes an ihn sofort in die Arabia und nicht nach Jerusalem (V. 15-17). 15 511$ ее ober бет, бес mid) oon ittutterleib auogefon&ert unö бигф feine Фпайе gerufen f)atte, gefiel, "mir feinen @oi>n зи offenbaren, δατηίί ίφ i>n unter беп fetten t>etfün6ige, 6a roanöte ίφ ιηίφ foglet^ ηίφΐ an $1ει7φ ипб Slut um &at, 1 Vgl. Lightfoot ζ.St.; Schürer II, S. 391 ff. 545,; Bousset-Greßmann S. 153ff.; Str.-B. 1,691 ff.; Ranft S. 137ff. 143ff. Mit Rccht macht W . G . K ü m m e l in seinem Aufsatz „Jesus und der jüdische Traditionsgedanke" ZNW 33, (1934), S. 105-130, darauf aufmerksam (S. 117), daß Paulus einmal sagen kann: κατά δικαιοσύνην τ ή ν έν νό μ fef>rtc öann roiebcr η α φ Damaefus guvücf.

V. 15. Das Gewicht des begonnenen Satzes liegt im Zusammenhang des Gedankenganges auf der Aussage in V. i6b/i7, die mit ευθέως ού προσανεθ-έμην beginnt. Paulus bleibt, obwohl er auf das fundamentale Ereignis seines Lebens zu sprechen kommt, im Zuge seiner sachlichen Darstellung. Er erwähnt, jeder „Konfession" fern, seine „Bekehrung", die textgemäßer „Berufung" heißen muß, nur in einem Nebensatz. Aber auch die Formulierung dieses Nebensatzes in V. 15/1 β» ist schon durch den Hauptgedanken, die Unmöglichkeit menschlicher Mitwirkung bei dem Empfang des Evangeliums zu erweisen, beeinflußt. Auch die W.ib/iea enthalten indirekt Hinweise auf die Unwahrheit der gegnerischen Behauptung. Es ist nach des Apostels Uberzeugung in jeder Weise Gottes Eingreifen, dem er sein Evangelium und sein Apostolat verdankt. Gott hat einen Beschluß gefaßt. Das Subjekt ist dabei wie in 1б 2a 3s 5e Rom 811 Phil 1β IThess 52* ausgelassen. Εύδοκεϊν ist wie Lk 12зг IKor I21 Kol I19 Ps 39u 67i7 LXX; vgl. Rom 1526t. IThess 2s 3i zur Kennzeichnung des freien, göttlichen Beschlusses gewählt, ohne daß im Begriff selbst das Gnädige dieses Beschlusses mit ausgedrückt ist. Gott hat aus seinem freien und unbegreiflichen Ermessen heraus sich für die Offenbarung seines Sohnes an Paulus entschieden. Gottes Beschluß hängt aber mit seinem den Apostel aussondernden und berufenden Willen zusammen. Er wirkt sich bis in die Anfänge seiner Existenz aus und schließt nur sein Handeln mit ihm für seine vorchristliche Zeit ab. Gott hat ihn ja ausgesondert von seiner Mutter Leib her, so daß sein Leben wie das Leben des Propheten, ja wie das des Knechtes Gottes1 immer schon unter Gottes besonderer Vorsehung stand. Άφορίζειν bedeutet absondern, zur Seite stellen und schließt, besonders wenn Gott das Subjekt ist, den Gedanken der heiligen Beanspruchung2 und Vorherbestimmung ein 3 . Auch an unserer Stelle ist wie in Rom Ii, vgl. Act 13г, die Verkündigung des 1 Von Jeremias heißt es ls: Πρύ του με πλάσαι σε έν κοιλία έπίσταμαί σε και πρό τοϋ σε έξελθεΐν έκ μήτρας ήγίακά σε, προφήτην είς ϊθην τέθεικά σε. Sachlich gehört aber auch Jes41» hierher: ου άντελαβόμην άπ' άκρων της γης καΐ έκ των σκοπιών αύτης έκάλεσά σε καΐ εΐπά σοι Παις μου εΐ, έξελεξάμην σε καΐ ούκ έγκατέλιπόν σε und Jes 49ι: έκ κοιλίας μητρός μου έκάλεσεν τό δνομά μου. Auch in Apg 26ιβϊ. wird des Apostels Wirken im Anklang an das des Knechtes Gottes (Jes 427. и 6I1 LXX) beschrieben. 2 Vgl. z.B. Lev 20251.: καΐ άφοριεΐτε αυτούς... έν πασιν τοις έρπετοΐς της γης, & έγώ άφώρισα ύμϊν έν ακαθαρσία, και ίσεσθέ μοι άγιοι, δτι έγώ άγιος κύριος ό θεός ύμών 6 άφορίσας ΰμας άπδ πάντων των έθνών είναι έμοί. Vgl. die Verbindung von άγιάζειν und άφορίζειν noch Ex 19гз 2927. Vgl. auch Jer ls oben vorige Anm. 8 Vielleicht liegt auch eine Anspielung an den (hebr.) ETlS oder (aram.) ΚΕ^ΊΒ

Pharisäer vor, die freilich von den Lesern kaum verstanden 'wurde. Paulus sähe dann in seiner Zugehörigkeit zu den Pharisäern einen Typos auf seine Erwählung zum Apostel. Wahrscheinlich ist das nicht.

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Gal 1 ιδ. к

Evangeliums als das mit der Aussonderung ins Auge gefaßte Ziel gedacht. Neben das άφορίζειν1 tritt das καλεΐν Gottes, das ebenso die Tat Gottes hervorheben soll. Aber sieht der Apostel in der Erinnerung an seine Aussonderung auf die immer schon ergangene verborgene Bestimmung seines Lebens durch Gott, so blickt er bei dem Gedanken an seine Berufung auf das einmalige Konkretwerden und Offenbarwerden dieser besonderen Vorsehung. Segregatio haec Dei consilium fuit, quo Paulus destinabatur ad munus apostolicum, ante quam se hominem natum esse sciret, secuta est postea vocatio suo tempore, cum Dominus voluntatem de illo suam manifestavit, et iussit, eum ad opus accingi (Calvin). Obwohl καλεΐν, wo Gott Subjekt ist, nach paulinischem Sprachgebrauch immer den Ruf Gottes meint, in dem einer zum Glauben in die Kirche gerufen wird 2 , ist diese Bedeutung hier nur eingeschlossen, während primär an die Berufung zum Apostel gedacht ist, wie aus der Zusammenstellung des άφορίζειν und καλεΐν hervorgeht. Seine Berufung zum Glauben fiel für ihn mit seiner Berufung zum Apostel zusammen 3 , so wie diese für sein Bewußtsein sich mit seiner Sendung an die Heiden deckt. Zu καλεΐν und nicht 4 zu άποκαλύψαι gehört δια της χάριτος αύτοϋ. Es besagt, daß im Rufe Gottes, der an Paulus erging, die Gnade Gottes tätig war, so daß sein Apostolat eine Auswirkung der Gnade Gottes darstellt und diese in ihm zur Geltung kommt 5 . Er, der Apostel, kam von einem von Gott vorgesehenen und für sich bereiteten Leben in den von Gottes Gnade erhobenen Ruf hinein. V. 16. Der Ruf Gottes erging an Paulus in der Form der Selbstoffenbarung Christi an ihn. Aus der Satzkonstruktion ist nichts über die zeitliche Abfolge der verschiedenen Arten des Eingreifens Gottes zu entnehmen, sondern sie zeigt nur an, welches Ereignis für Paulus im Zusammenhang das eigentliche Interesse hat, nämlich das άποκαλύψαι. Aus der Sachlage selbst ergibt sich, daß das Offenbarmachen Christi an den Apostel eben die Art und Weise beschreibt, in der der Ruf an ihn erging®. Άποκαλύπτειν kommt wie das Substantiv bei Paulus einmal im Zusammen1 Zu έκ κοιλίας μητρός μου vgl. Mt 19i2 Apg З2 14s. Dabei ist die Reflexion unangebracht, ob in dieser Formel der embryonale Zustand miteingeschlossen sei oder nicht. Vgl. den Wechsel in Ri 13sΑ: τό παιδάριον έκ της γαστρός und Β: τ. π. άπό τ.γ. In Lk lis έτι έκ κοιλίας μητρός αύτοϋ legt der Evangelist Wert auf die Tatsache, daß Johannes schon im Mutterleib mit dem hl. Geist erfüllt wird. Das etwa hinzugefügte μου enthält keine betonte Vergegenwärtigung der eigenen Mutter, wie Zahn z. St. meint. Vgl. Jes 49i mit 49s; 44г. 21 mit Ps21n 70e; Hiob I21: αύτός γυμνός έξηλθον έκ κοιλίας μητρός μου mit Hiob ΙΟ18 ίνα τί οδν έκ κοιλίας με έξήγαγες. 2 Vgl. z.B. Rom 830 9ίΐ IKor 1э 7i5.i7f.2oft. Gal 1β 5β.ΐ3 und oben S. 37f. 3 II fut apotre en т ё ш е temps que converti (Lagrange). 4 So Hofmann z. St. gegen den symmetrischen Gleichbau. 5 Siehe unten bei 2s. • Paulus ( l K o r 9 i 15a) sowohl wie die Apg kennen nur ein Ereignis, das ihn zum Apostel machte, und unterschieden nicht zwischen seiner Berufung und einer ihm das Evangelium vermittelnden Offenbarung Christi.

Gal IM

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hang mit der endgültigen Aufdeckung der Dinge im eschatologischen Akt Gottes vor (Rom 8ie IKor З13 2Thess23.s), zweitens aber im Zusammenhang mit gegenwärtiger göttlicher Enthüllung, die in verschiedener Form und in bezug auf verschiedene Objekte geschieht (Rom I17. is IKor 2io Gal З23 Eph З5 Phil З15). 'Αποκαλύπτει ist dabei seinem Sinn nach unter Umständen von φανεροϋν unterschieden. Während dieses das Offenbarmachen im Blick darauf bezeichnet, daß das Geoffenbarte das hell am Tage Liegende ist und also das Vor-Augen-sein des Geoffenbarten hervorhebt, liegt in αποκαλύπτε iv die Angabe, daß das Offenbarmachen ein Aufdecken aus dem Verborgenen darstellt, so daß das Offenbarte als Enthülltes erscheint. So unterscheiden sich z.B. Rom 117: „Denn Gerechtigkeit Gottes wird in ihm (dem Evangelium) enthüllt..." von Rom З21: „Nun aber liegt abseits vom Gesetz Gerechtigkeit Gottes z u t a g e . . . " So wird in Kol Ззf., wo zuerst von dem mit Christus verborgenen Leben der Gläubigen in Gott die Rede ist, dann gesagt: όταν ό Χρίστος φανερωθ-η, ή ζωή ημών, τότε καίΰμεϊς σύν αύτω φανερωθ-ήσεσ&ε έν δόξη, weil jetzt der Blick allein auf das zur Erscheinungkommen ihres Lebens mit und in Christus fällt, vgl. IPetr 54 lJoh2-28 З2; vgl. auch IKor З13: έκάστου το έργον φανερόν γενήσεται- ή γαρ ήμέρα δηλώσει, δτι έν πυρί άποκαλύπτει, καΐ έκάστου τό έργον όποιον έστιν τό πυρ αύτό δοκιμάσει, wo ein bezeichnender Wechsel zwischen φανερόν γίγνεσθαι und άποκαλύπτεσθ-αι vorliegt 1 . Der Vorgang, den Paulus an unserer Stelle beschreibt, erweist sich als ein Akt des Aufdeckens von etwas radikal Verborgenem. In der Offenbarung an den Apostel wird die eschatologische Enthüllung Christi (für den Apostel) vorausgenommen 2 . Die Offenbarung Gottes an Paulus hat ein persönliches Objekt: Gott enthüllt ihm seinen Sohn. Damit ist hier der erhöhte Herr gemeint, während Gal 44 Rom 5io 832 der irdische Jesus Christus so genannt wird. Έ ν έμοί ist nicht „durch mich" (vgl. IKor 7u), wogegen schon der Zusammenhang spricht, aber auch nicht „an mir" (vgl. I24 lTim IIG), so daß des Apostels Berufung Zeichen der an ihm geschehenen offenbarenden Handlung Gottes wäre. Es stellt aber wahrscheinlich auch nicht nur den Dativ dar 3 , da das έν bei άποκαλύπτειν sonst fehlt, vgl. IKor 2io Eph З5 1 Petr I12. Es scheint doch so, daß mit έν έμοί die Intensität der Enthüllung des Sohnes, die bis in das zentrale Leben des Apostels stattfand, zum Ausdruck gebracht wird 4 . Über den psychologischen Zu φανεροϋν vgl. 1 K o r 4s 2 K o r 2 u 4iot. 5n. Vgl. A.-M. Denis, L'investiture de la fonction apostolique par „Apokalypse", fitude thimatique de Gal lie, RB 64, 1957, 335—362. 3 Vgl. Blaß-Debr. § 2 2 0 , 1 , auch Oepke z.St. Dagegen Winer § 31, 8. Anders ist es bei φανεροϋν, w o έν und der bloße Dativ wechseln (Rom I19 2 K o r 5n). 1 Vgl. 2 K o r 4e Phil 3u. Nach Chrysost. sagt Paulus „in mir" statt „mir", um „auszudrücken, daß er die Glaubenslehre nicht bloß in Worten vernommen habe, sondern auch mit reichen Geistesgaben erfüllt worden sei; das Licht der Offenbarung hat seine Seele durchleuchtet und so hat Christus in ihm geredet". A . Wikenhauser, Die Christus1

2

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Gal Ii«

Charakter der Offenbarung ist aus dem έν nichts zu entnehmen. Allgemein zeigen lKor9i ούχί τί>ν Ίησοϋν τον κύριον ήμών έόρακα und IKor 15s ώφθ-η κάμοί, daß es sich um eine Vision handelt, wie denn auch die Darstellung der Apg 9. 22. 26 eine solche in antiker Stilisierung beschreibt. Das Ziel der göttlichen Enthüllung des Sohnes an den Apostel ist seine Verkündigung unter den Heiden. Die Offenbarung des Sohnes wirkt sich also in der gegenwärtig (conj. praes.) geschehenden apostolischen Darbringung des Evangeliums aus. Ob die Enthüllung des Sohnes seine sofortige Verkündigung durch den Apostel unter den Heiden zur Folge hatte, läßt sich von unserer Stelle aus nicht entscheiden. Die Formulierung des Satzes verrät nichts darüber. Aber Paulus reflektiert auch nicht über diese Frage. Ihm liegt nur daran, zu betonen, daß die Offenbarung Gottes an ihn den Auftrag der öffentlichen Verkündigung Christi unter den Heiden einschließt1. Zu beachten ist noch die Eigentümlichkeit des Ausdruckes εύαγγελίζεσθαι αύτόν2. Der Sohn Gottes ist in seiner Enthüllung an den Apostel offenbar in der Weise der Inhalt des Evangeliums geworden, daß er nun in diesem zu Wort kommt 3 . Wo das apostolische Evangelium laut wird, da wird der Sohn gegenwärtig im Wort. Der Auftrag, den die Offenbarung einschloß, ist nur nach einer Seite hin begrenzt. Es sind τά έθνη, unter denen der Apostel wirken soll. Τά έ'θνη heißt auch hier wie sonst im Gal 2г. 8.9.12.1s 3(eb).u die Heiden. Mit ihrer Nennung ist dabei, wie die Formulierung έν τοις έθνεσιν zeigt, das G e b i e t gemeint, das Paulus zur Mission zugewiesen ist. Dagegen ist nicht gesagt, daß ausschließlich Heiden von ihm zum Gehorsam des Glaubens zu bringen sind. Das widerspräche ja auch nicht nur den schematisierten, auf das Typische der Vorgänge zusammengerückten Berichten der Apg, sondern auch Angaben in seinen eigenen Briefen. mystik des hl. Paulus 1956 J , S. 89 f., der freilich die Christophanie und die Offenbarung des Sohnes in Paulus auseinanderhalten will, sagt: „Christus ist ihm nicht nur in seiner Glorie e r s c h i e n e n , hat sich ihm nicht nur als lebendig und in pneumatischer Seinsweise existierend zu e r k e n n e n gegeben, s o n d e r n sich in ihm als tief in sein L e b e n e i n g r e i f e n d e p e r s ö n l i c h e M a c h t geoffenba'rt." Vgl. auch H. J. Schoeps, Paulus, 1959, S. 46 f. 1 Vgl. Calvin z. St.: Sensus igitur erit, revelatum fuisse Paulo Christum, non ut solus frueretur eius cognitione, ipsumque tacitus in sinu suo contineret, sed ut abs se cognitum praedicaret inter gentes. Vgl. L. Cerfaux, La Th£ologie de l'figlise suivant saint Paul, 1948, S. 134: La vocation personelle, avec la r6v61ation du Fils en Paul, . . . et la conscience de sa vocation d'apötre des Gentils se confondent dans une meme et unique Γένέ^ίοη divine. 2 „Für das griechische Sprachgefühl, das ein sachliches Objekt verlangt, ist der Terminus paradox; er hat seine Voraussetzung in der paulinischen Ausdrucksweise, in der Wendungen wie καταγγέλλειν Χριστόν, κηρύσσειν Χριστόν möglich sind, aber auch darin, daß εύαγγελίζεσθαι in der paulinischen Missionsterminologie ,das Evangelium verkündigen' bedeutet." E. Molland S. 40. 3 Vgl. Rom 15ief. IKor Uz 2Kor Ii» Phil Iis.

Gal lie

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Wir sagten: schon in der Formulierung der Aussagen im temporalen Vordersatz zu dem das Gewicht tragenden Hauptsatz in V. i6b. 17 kommt die Unmöglichkeit einer Übernahme des Evangeliums Pauli aus Menschenhand zum Ausdruck. Wir können das jetzt deutlicher sehen. Es handelt sich in allem Geschehen, das mit dem Ursprung seines Evangeliums zusammenhängt, um Taten Gottes, der damit über des Apostels Leben immer schon und immer wieder souverän verfügt. Die Ereignisse, die seine Berufung zum Apostel bestimmen, liegen außerhalb der menschlichen und geschichtlichen Sphäre. Das Zentralereignis, auf das sein Dasein zulief und von dem es nun herkommt, ist als die unmittelbare Enthüllung des Mysteriums des Sohnes Gottes ein Einbruch in seinen gesamten irdisch-menschlichen Bestand. Aber das alles war nur in einem Nebensatz zum Ausdruck gebracht. Die Hauptaussage im Gedankengang des Apostels ist die von V. i6b und 17. Paulus hat nach Empfang der Offenbarung vor niemandem, auch nicht vor den Jerusalemer Autoritäten das empfangene Geheimnis zur Aussprache gebracht, sondern es für sich bewahrt. Es ist also auch die E n t f a l t u n g der O f f e n b a r u n g zunächst von keinerlei sonstigen apostolischen Überlieferungen bestimmt. Das ευθέως weist darauf hin, daß es sich bei seiner Entscheidung um eine solche handelte, die Paulus augenblicklich traf 1 . So wird man es angesichts der Selbständigkeit, die es durch die Voranstellung vor die negative Aussage erhalten hat, am besten verstehen können. Die Beziehung auf die positive Aussage άλλα άπήλθον ist nicht nur sehr weit gespannt, sondern hat auch deshalb keine besondere Kraft, weil sie sich nicht mehr auf den folgenden Satzteil καί πάλιν έπέστρεψα... erstrecken kann. Außerdem liegt der Hauptton im Zusammenhang auf der negativen Aussage. Die Auslegung „schon damals" oder „gleich damals" ist zu frei und nicht recht verständlich. Denn später hat Paulus doch nach seinen eigenen Angaben in einem gewissen Sinn andere zu Rate gezogen, vgl. 2гв. Paulus will vielmehr sagen: „Da sofort (war meine Entscheidung getroffen)2 — ich ging nicht Fleisch und Blut um Rat an . . . " Die Formulierung verrät noch etwas von der Überwältigung durch die ihm widerfahrene Offenbarung des Sohnes, die ihn auf den einsamen Weg des außerordentlichen Apostels riß. Προσανατίθεσθαι heißt „sich an jemanden (um Rat) wenden", z.B. Diod.Sic. XVII, 116: τοις μάντεσι προσαναθέμενος περί του σημείου, Lucian, Iup.Trag. 1 (II 642): τί σύννους καταμόνας σαύτω λαλείς έμοί προσανάθου, λαβέ με σύμβουλον πόνων3. Zu σάρξ καί αίμα als Bezeichnung des natürlichen Menschen, im Unterschied von Gott und den Mächten vgl. IKor 15δο Hb 2u Eph 612; auch Jes Sir 14is 17з1. In Mt I617 (-|fe3 Vgl. Zahn z.St. Dagegen Fridrichsen a.a.O. S. 69. ' Vgl. ThWB I, S. 439 Anm. 180. 3 Vgl. προσαναφέρειν Polyb. 81, 19, 4; Zahn S. 64 Anm. 78. Vgl. άνατίθεσθαι Gal 2з Apg 25u 2Makk 3s>. 1

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Gal lie. 17

ПП1)1 meint es in besonderem Sinn den Menschen, der für die Offenbarung unzugänglich ist. Konkret denkt Paulus hierbei nicht an einzelne Apostel, sondern an irgendwelche Christen, die der Offenbarung gegenüber auch unter die Kategorie der Menschen fallen 2 . Die Offenbarung hat Paulus nicht der menschlichen Diskussion ausgeliefert. Er hat sie aber auch zunächst nicht dem Urteil der Jerusalemer Apostel unterworfen. V. 17. Das ούδέ άνήλθον zeigt eine Steigerung der Aussage an. Sie liegt darin, daß jetzt die άπόστολοι προ έμοϋ3 erwähnt werden, also Autoritäten mit dem gleichen Anspruch, den Paulus selbst erhebt, denen er jedoch später (2m.), freilich auf göttliche Weisung hin, sein Evangelium vorgelegt hatte. In diesem Nichthinaufgehen 4 nach Jerusalem lag nicht die Aberkennung der apostolischen Würde der anderen, auch nicht die Leugnung ihrer apostolischen und kirchlichen Autorität in bezug auf das Evangelium, sondern nur das Bewußtsein seiner eigenen apostolischen und kirchlichen Ebenbürtigkeit 5 . Gott verlegt ihm den Weg nach Jerusalem, der Mutterstadt der Kirche 6 . Statt nach Jerusalem geht Paulus in die Arabia, d. h. in das Gebiet südöstlich von Damaskus, das die nördlichen Teile des nabatäischen Reiches (2Kor 1132) umfaßt. In welche Gegend der Arabia sich Paulus wandte, ist ebensowenig auszumachen wie die Frage, zu welchem Zweck er dorthin reiste7. Er läßt die letztere hier ebenso offen wie in V. 21. Immerhin kann man aus dem Zusammenhang von V. 15-17 (Haenchen, Apg281) und im Blick auf I23 (Dibeüus-Kümmel, Paulus, 1951, S. 44 f.) als wahrscheinlich annehmen, daß Paulus dort missioniert hat. Arabia provincia war ja keine Wüste (J. Wellhausen, Kritische Analyse der Apg, 1914,18). Von der Arabia ging Paulus wieder nach Damaskus. Das πάλιν drückt bei Verben des Gehens, Schickens, Rufens die Vorstellung des Zurück aus und ist so mit dem Verbum in einem Begriff verbunden, wie etwa 2Korli6 και πάλιν άπο Μακεδονίας έλθεΐν πρύς ύμας und Phil 1гв ή έμή παρουσία πάλιν προς ύμας zeigen. Vgl. Str.-B. I, S. 730 f. Vgl. W. Gutbrod S. 97: , .Menschen . . . mit σαρξ καΐ αίμα im ganzen Umkreis ihrer Möglichkeiten mit Einschluß ihres religiösen Denkens." 3 Zum Ausdruck vgl. Rom I67: οίτινές είσιν έπίσημοι έν τοις άποστόλοις, οί καΐ πρ6 έμοϋ γέγοναν έν Χριστώ. 4 άνέρχεσθαι und άναβαίνειν und κατέρχεσθαι und καταβαίνειν werden im NT speziell vom Besuch Jerusalems gebraucht: Mt 20ie Mk IO32I. Lk Юзо I831 Apg H27 12is 15i.2 21is 25i.e.7. Vgl. besonders auch Apg I822 24i, wo die Verben άναβαίνειν - καταβαίνειν absolut stehen. 6 Chrysost. 2. St.: nicht aus Dünkelhaftigkeit führt der Apostel diese Sprache, sondern um die Bedeutung seines eigenen Predigtamtes darzutun." • Sola ergo Dei auctoritate fretus, eaque contentus, se ad munus praedicationis accinxit (Calvin). 7 Vgl. etwa Ambrstr., der viele Nachfolger fand: ad praedicandum, ubi nullus erat apostolorum, ut ipse hic fundaret ecclesias, ne subrepentibus pseudoapostolis Judaismus seminaretur. 1

a

Gal 1ΐ7.ιβ

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Pleonastisch steht πάλιν Apg Ι821, πάλιν άνακάμπτειν, und an unserer Stelle1, wo man demgemäß allein: „und ich kehrte nach D. zurück" übersetzen kann. Das setzt voraus, daß das Ereignis der Offenbarung Christi Paulus schon in Richtung auf Damaskus geführt hatte, was mit den Aussagen von Apg 9 und Parallelen übereinstimmt. Sein Reiseweg umfaßt also die Route von Jerusalem in Richtung Damaskus. Vor Damaskus wurde er durch die Offenbarung Christi unterbrochen. Von Damaskus ging er nach Südosten in die nördlichen Teile des Nabatäerreiches, von dort wieder nach Damaskus. Daß das και πάλιν ύπέστρεψα είς Δαμασκόν mit Barnikol a. a. О. S. 84 heißen könnte: ich bin fort nach Arabien gezogen, d. h. wieder nach Damaskus zurückgekehrt, wird dem nicht einleuchten, der erkennt, daß Paulus Wert darauf legt, seine Wanderung als einen geschlossenen Kreis darzustellen, der Jerusalem nicht berührt. Dazu kommt, daß Damaskus trotz Just. Dial. 78, 10 nie im nabatäischen Arabien lag 2 . Die Überwachung der Stadt durch einen Scheich des Königs Aretas, die 2Kor 1132 vorausgesetzt ist, rechtfertigt die Annahme ihrer Zugehörigkeit zu der Arabia nicht 3 . Sowenig wie die Zeit unmittelbar nach der Offenbarung Christi eine Einflußnahme von Menschen oder speziell der Jerusalemer Apostel auf das Entstehen des paulinischen- Evangeliums zuläßt, sowenig auch das J a h r z e h n t u n d d i e J a h r e d a r ü b e r h i n a u s n a c h d e m E r e i g n i s v o n D a m a s k u s . Davon reden die Verse 18-24. 18

£>arauf, ηαφ örei Эereingebraεί6ηίΓΦ ипб η ί φ ί )'ίί6ίϊφ lebft, a i e nötigft 6u 6ann 6ie £>εί6εη(φπβεη), /йбгрфг © Μ ε η зи befolgen?

scharfer Unterscheidungen bedurfte, hinterher in seinem Sinn interpretierte. J. Munck, Paulus und die Heilsgeschichte, 1954, S. 298 meint, Paulus habe die Kollekte als Erfüllung von Jes22f.; 6O5-1« verstanden. Schwerlich mit Recht. H. D. Wendland, Geist, Recht und Amt in der Urkirche, Arch Εν. Kirchenrecht N.F. 2, 1938, S. 299 nennt die Kollekte „eine pneumatische Handlung, welche die Einheit der Kirche praktisch bezeugt und den geistlichen Vorrang der Mutterkirche anerkennt". 1 Αύτό τοϋτο ist betonte Wiederholung des 8. Vgl. Мк7гб A p g l 5 i 7 IPetr 2г»; Winer § 2 2 i ; Blaß-Debr. § 297. 3 Σπουδάζειν ist „eifrig handeln", „sich bemühen" wie IThess 2n 2Tim 4», aber nicht notwendig „schnell, eilig handeln" wie 2Tim 4ai Tit З12. 3 Vgl. die Almosenreisen Rom 15aef. I K o r 16з 2Kor 9i». (Apg 24H). 6

6394 Meyers Кошт. VII, Schiicr, Galater

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Gal 2ιι

Es ist deutlich, daß das dritte Beispiel noch weniger als das zweite, das Paulus anführt, einen Beweis für den Offenbarungscharakter des paulinischen Evangeliums erbringen kann. Aber es ist ebenso deutlich, daß der Apostel den Zusammenstoß in Antiochien nicht nur aus chronologischen Gründen an das Ende seiner Ausführungen im ersten Teil seines Briefes stellte, sondern auch deshalb, weil bei diesem Zusammenstoß die Unabhängigkeit seines Evangeliums und sein eigenes Gegründetsein in der Kirche ebenso wie die selbständige Autorität seines kirchlichen Apostolates in einer besonderen Erprobung zur Geltung kamen. Es ist immerhin Kephas, dessen Unsicherheiten im Lichte „der Wahrheit des Evangeliums" durch Paulus aufgedeckt wurde. V . U . Ohne Ubergang, nur mit dem fortführenden δέ eingeleitet, kommt Paulus auf ein neues Geschehen zu sprechen. Kephas1 war nach Antiochien gekommen. Ein Grund dafür wird nicht angegeben. Auch ein Zeitpunkt wird nicht genannt, doch muß der Besuch vor Apg 15з7enn 6ie aue ©efetjeeroerfen leben, 6ie finö unter öem £ίιιφ; 6enn ее ftef)t ge= |cf)rieben: üerflud)t ift jeöer, öer nidjt bleibt bei allem, roae in беш 23иф δεβ ©efetjee getrieben ftef)t, δαβ et es tue. "Daß aber im