Der Bürgerfreund, ein Lesebuch für Bürgerschulen [6., umgearb. u. verm. Aufl., Reprint 2022] 9783112630181

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Der Bürgerfreund, ein Lesebuch für Bürgerschulen [6., umgearb. u. verm. Aufl., Reprint 2022]
 9783112630181

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Der

Bürgerfreund/ ein

Lesebuch für

Bürgerschulen, von

Samuel Ludwig. Für Vie sechste Austage umgearbeittt und vermehrt von

F. P- W i l m s e n.

Berlin, 1826. Gedruckt und verlegt bei G- Reimer.

Vorrede zur sechsten Auflage.

Bürgerfreund wurde bereits i. 1.1786 von dem Schulvorsteher Ludwig, dem der Minister Zedlitz bei

der von diesem errichteten Normal * Schule angestellt hatte, angefertigt.

Dieser Mann hatte die durch v. Ro-

chow'ö treffliche Methode berühmt gewordene Schule zu Reckahn besucht, und sich dadurch eine für jene Zeit

vorzügliche Lehrgeschicklichkeit erworben. Er fühlte daS Bedürfniß eines zweckmäßigen Lesebuchs für Stadtschu­ len, da diese sich bisher mit dem für Landschulen be­ stimmten Rochowschen Kinderfreunde hatten behelfen müs­

sen; dies veranlaßte ihn zur Ausarbeitung des Bürger­ freundes, der auch eine so günstige Aufnahme fand, daß

er mehrmals aufgelegt wurde, jedoch ohne verbessert zu Das Buch bedurfte jedoch, schon wegen seiner

werden.

Zncorrectheit, aber auch wegen der Ungründlichkeit und Unrichtigkeit, der in den wissenschaftlichen Abschnitten, und wegen deS gar zu kindischen Tons, der in den Er­ zählungen und Briefen herrschte, nicht bloß einer Ver­

besserung, sondern auch eineis Umarbeitung. Ich habe sie, nach dem Wunsche deS mit befreundeten Herrn Verle­ gers, übernoinmcn, und bin dabei mit der einem Schul­ buche gebührenden Sorgfalt zu Werke gegangen, habe

IV

fast alle Abschnitte, die Briefe und moralischen Erzählun­

gen allein ausgenommen, neu ausgearbeitet, und den,, welcher die Einleitung zur Bibel enthält, hinzugefügt,

so wie die angehängten 18 Lieder, welche das Leben

Jesu Christi in seinen Hauptmomenten darstellen. Der 7te

Abschnitt „von dm Thieren" ist nur hie und da verbessert und vermehrt. Das Gespräch über die Insekten hat einen

neuen Schluß erhalten. Der Abschnitt vom Pflanzenreich ist neu, und der von den Metallen hat viele Zusätze er­ halten.

Eben so die nützlichen Erzählungen, welche hier

lehrreiche heißen.

Das Gespräch eines Lehrers mit seinen

Schulkindern ist wenig verbessert worden, und überhaupt gar keine neue moral. Erzählung hinzugekommen.

Das

Gespräch von der Zufriedenheit gehört ganz Ludwig zu,

so wie die Biblischen Erzählungen, welche nur geringe

Verbesserungen erhalten haben.

Die Sprichwörter sinh

vermehrt, und die Briefe verbessert worden.

Berlin, im Dezember 1825.

F. P. Wilmsen.

Inhalt

Seitv

.....

I.

Von dem Menschen.

IL

Die Welt.......................................................................

III. Die Erde, ihre Produkte und Bewohner.

IV.

V. VI.

bürgerliche Gesellschaft.

.

1

-

....

6 8

16

Die kirchlichr^efellschast...................................................... 20 Die göttliche Offenbarung in der Bibel.

.

.

31

VIL Von den Thieren..............................................

36

VIII. Das Pflanzenreich.......

57

IX.

Von den Mineralien............................................................66

Ein Gespräch über Wunderkuren.

X.

Einige

Nachdenkens.

XL

...

Uebungen der Aufmerksamkeit

und

74

des

.......

77

Lehrreiche Erzählungen........................................................81

XII. Biblische Erzählungen........................................................108 XIII. Gute Lehren.

.

...

XIV. Gute Sprichwörter. . XV.

122 124

Einige Aufsätze, die im gemeinen Leben vor­ kommen............................................

XIV. Briefe.

.



127 132

Seite XVII. Lieder.

.

...

140

140

1.

Die Mutter Jesu.

2.

Die Verkündigung der Hirten.

141

3.

Bethlehem............................................................

143

4.

Jesus alS Knabe.

5.

Die Taufe Jesu.................................................

145

6.

Jesus der Wunderthäter

147

7.

Jesus der Kinderfreund...................................

8.

Entdeckung des Derräthers Jesu.

9.

Der leidende Erlöser........................................

150

10.

Judas Verrath...................................................

152

11.

Jesus vor dem jüdischen hohen Rath.

12.

Mißhandlung Jesu.

.

.

144



148 .

. .

....

149

152 154

155

13.

Kreuzigung Jesu................................................

14.

Jesu Worte am Kreuze..................................

15.

Der sterbende JesuS..........................................

.

158

16.

Jesu Begrübniß..................................................

.

158

17.

Die Auferstehung Jesu.

....

18.

Jesu Himmelfahrt.

....

156

160



I.

161

Von

I.

Von dem Menschen. Mein aufrecht gebildeter Körper mit seinen Hätt« den und Sprüchwerkjeugen, Und meint vernünftige Seele, die an Gott glauben kann, machen meine Menschheit aus. Ich freue mich, ein Mensch zu seyn, und menschliche Gefühle zu hüben. Hch bin mir mit Freude bewußt, baß ich Ehrgefühl, Mitleidsgefühl und SchönheitSgesühl habe« Es thut mir wohl, wenn gute Menschen mich loben; ich kann keinen Nothleidenden ohne Mitleid betrachten; ich habe ein natürliche» Wohlgefallen an dem, wa« schön ist, an der Schönheit des Menschenk-rperö und an der Schönheit und Herrlichkeit der Natur. Die sanft gewölbte Stirn mit dem Schädel und Wirbel, das in Locken herabfallenbe schlichte Haar, das ausdrucksvolle, in Freude und Wonne erglänzende Auge, die hetvorpetende, ein wenig gebogene Nase, der klein« Mund und ein schlanker Körper sind die Eigenschaften eine« schönen Menschenkörpers, so wie Vie weiß« Färb« der Haut, von einem sanften Noth durchzogen. Da« wollige krause Haar der Neger, ihr« kohle schwarze Haut, ihre wulstigen Lippen und vorstehende« Kinnladen und ihre kurze Nase, können wir nicht schön finden, aber e« giebt auch unter den Negern schön« Menschenkörper. Die breit« und flache Stirn, di« kleinen engge, schlitzten Augen, die eckigen, stark hervorstehenden Backen, knochen, die kleine plattgedrückte Nase und dicken un, förmlichen Gliedmaßen einiger asiatischer Völker sind nicht

2 schön zu nennen, besonders da die meisten durch weit abstehende Ohren, und flache, fast viereckige Gesichter entstellt sind. Eben so wenig können wir die länglichen und fla­ chen Gesichter, weit geöffneten Nasenlöcher, dicken Lip­ pen, den breiten Mund und das borstige Haar der Südindier schön finden. Der Menschenkörper ist in eine, mit den feinsten Oeffnungen wie mit Nadelstichen versehene Haut einge­ hüllt, und diese Haut ist, nach Beschaffenheit des Himmelstrichs, weiß, kupferbraun, gelbbraun, braungrlb, schwarzgelb und schwarz. Der Menschenkörper wird durch fest verbundene Kno­ chen, 259 an der Zahl; durch die Beinhaul und Mark­ haut, durch den Rückgrad mit seinen 20 Wirbeln, durch die Rippen, welche die Brusthöhle bilden, durch Knorpel, Muskeln und Bänder zusammengehalten. Das Leben des Menschen und die Erhaltung desselben wird bewirkt, durch das Herz, welches d^ ganze Masse des Blutes in sich faßt, durch die Lun gen, welche gleich kleinen Schwämmen die Luft einsaugen, die ihnen durch den Mund und die Luftröhre zugesührt worden ist; durch die Adern, in welchen das Blut durch den ganzen Körper umläuft, und durch die Eingeweide des Unterleibes, welche die Nahrungsmittel aufnehmen und verarbeiten. Zn einem häutigen Beutel, welcher mit Adern und Nerven in seinen vier Häuten durchzogen, und einer wun, derbaren Ausdehnung und Zusammenziehung fähig ist, in dem Magen werden die Speisen, welche durch den trichterförmigen Schlund und durch die Speise­ röhre in den Magen hinabglelten, zu einem Drei zer­ malmt, und dieser Brei geht als Nahrungsstoff an der rechten Seite des Magens in die Gedärme, wo die Le­ ber, die Milz und die Nieren alles au» diesem Nah­ rungsstoff absondern und abführen, was sich nicht in Blut verwandeln läßt, und nicht zur Ernährung des Menschen dienen kann.

3 Zch lebe, daö heißt: ich kann mich bewegen, kann alle Glieder meines Körpers nach freiem Willen (willkühr, lich) gebrauchen, kann mich selbst empfinden, und alles mit dem Bewußtsein thun, daß ich selbst es gethan habe. Zch lebe, und mein menschliches Leben besteht tm Den­ ken, Empfinden, Wollen und Thun. Wenn ich nichts weiter thäte, als essen, trinken, verdauen und schlafen, so würde mein Leben ein thierische« seyn; durch Denken, Empfinden, Wollen und Thun wird es ein menschliches oder geistiges Leben. Zch denke, wenn ich mir etwas vorstelle, etwas lerne, etwas zu begreifen suche; ich empfinde Freude und Schmerz, Furcht und Lust, Vergnügen und Mißmurh, Wohlgefallen Und Wi-

derwillen, Wonne und Abscheu. Zudem ich denke, em­ pfinde, will und begehre, thätig Und wirksam bin, werd« ich mir bewußt, daß mein Leib mit einer vernünftigen Seele verbunden ist, aber sehen und fühlen kann ich diese Seele nicht; ich kann sie nur aus ihren Wirkungen er­ kennen. .Unter allen Gedanken, welche meine Seele fassen

kann, ist der Gedanke, daß es einen allmächtigen und allweisen Schöpfer aller Dinge giebt, Und baß dieser Schöpfer auch Erhalter, Herr und Regierer aller Dinge ist, der größte und herrlichste. Zch nenne diesen Welt­ reglerer Gott, und darf ihn auch, well et lautet Güte und Liebe ist, und nicht auf der Erde wohnt, meinen himmlischen Vater nennen. Zch glaube, daß tt auch mich kennt und liebt, wie geringe ich auch bin, für Mich sorgt, mich behütet, und mir Kraft und Beistand zu allem Guten schenkt, mich segnet und mit seiner Gnade erfreut. Zch glaube, daß seine Weisheit meinen Leib und meine Seele so wunderbar und herrlich gebildet hat, daß ich ein Geschöpf und Werk Gottes, und von seinem Willen abhängig, seinem Gebot unterworfen, und mit seinen Wohlthaten umgeben und ausgestattet bin. Zch glaube, daß ich nur durch Rechtthun, durch Liebe und

Treue gegen alle Menschen, und durch eine willige ei,

4 frige und nützliche Thätigkeit sein Wohlgefallen und sei­ nen Segen mir erwerben kann. Die Kräfte meiner Seele find Gottes gütig­ ste» Geschenk, denn mit diesen Kräften kann ich viel Gute» thun, und Nutzen stiften, viel Liebe und Freude mir erwerben. Zhre Anwendung ist der beste Genuß des Lebens. Meine Vernunft, mein Verstand, mein Gedächtniß, meine Urtheilekraft und Einbil­ dungskraft, mein freier Wille und mein Gefüh l sind Seelenkräfte, und ich will sie eifrig gebrauchen, um recht viel Nützliche« und Gutes zu lernen, das Ge­ lernte zu behalten, mich selbst durch angenehme Vorstel, hingen zu beleben und zu erfreuen, .und meinen Mit­ menschen nützlich zu werden. Zch sehe ein, daß ich dazu von Gott das Lebe», und alle meine Leibes, und Seelen­ kräfte erhalten habe, daß ich Anderen nützlich werden, und das meinige zur Beförderung der allgemeinen Wohl, fahrt beitragen soll. Zch freue mich meiner Menschheit, und erkenne mit dankbarem Herzen, wie groß die Vorzüge sind, welche meine Menschheit ausmachen. Zch sehe ein, baß ich die­ ser Vorzüge unwürdig wäre, und Gottes Strafe ver, diente, wenn ich faul, unwillig bei der Arbeit, undankbar gegen Eltern und Lehrer, zänkisch, eigensinnig, oder wohl gar boshaft seyn wollte. Das Bise will ich verabscheun, und mich desselben schämen; das Gute will ich lieben, weil Gott es liebt, und weil meine Vernunft fordert, daß ich Gutes thun soll. Das Döse macht sehr Unglück, Uch. Zch sehe es an den Faulen, die verachtet und ge­ haßt werden, und betteln gehen; ich sehe es an den Zänkischen, die keinen Freund haben,und an den Unrnä, ßtgen, die bleich und krank, verdrießlich und faul sind; ich sehe eü an den Dieben, die gleich wilden Thieren »ingesperrt und gefesselt werden, und an den Boshaften, die harte Strafe erleiden müssen, weil sie vorsätzlich An,' dem wehe gethan haben.

5 Ich freue mich, daß tch ein Kind bin, und Elter» habe, die mich lieben, und zärtlich für mich sorgen, mich strafen, wenn ich Unrecht thue, mich loben, wenn ich Recht thue; die mir alles geben, was zur NothdUrft und Erheiterung des Lebens gehört, ufld mich zu mei, »em himmlischen Vater htnführen durch Lobgesang und Dankgebet. Ich freue mich, daß tch Geschwister habe, und er, kenne, daß Geschwisterliebe zu dem Glück meines Lebens gehört. Wer keine Geschwister hat, dem fehlen die beste» Freunde und die treusten Helfer in der Noth. Ich freue mich, einem gesitteten Volke anzugehöreu, und in einem christlichen Staate geboren zu seyn, denn ich habe gelesen und gehört, daß es Menschen auf der Erde giebt, welche den wilden Thieren gleichen, und da, her wilde Menschen genannt werden, in Erdhöhlen oder I» elenden Hütten wohnen, fast nackt einhergehen, oder bloß das Fell eines Thieres über ihre Schultern werfen, und weder Kirchen nach Schulen haben, im ewigen Kriege mit ihren Nachbarn leben, und die gefangenen Feinde entweder als Sklaven verkaufen, oder z» Tode martern, und wohl gar ihr Fleisch verzehren. Ich sehe ein, daß es ein großes Glück ist, von gt* sitteten und christlichen Menschen abzustammen, und in einem Lande zu leben, in welchem durch nützliche Ge­ werbe, durch Ackerbau, Gartenbau, Handel und Schis, farth, Künste und Wissenschaften die Gesittung allgemein verbreitet ist. Ich freue mich meiner christlichen Erzie­ hung, und des christlichen Unterrichts, den ich empfange. Ich danke Gott mit Inbrunst meines Herzens dafür, daß ich christliche Eltern, und christliche Lehrer, und ein Vaterland habe, in welchem christliche Sitte herrscht, und wo es daher Kirchen, Schulen, milde Anstalten für Arme und Waisen, Krankenhäuser und eine öffentliche Armen« pflege giebt. Gott hat die Menschen geschaffen aus der' Erde, und macht sie wieder zu Erbe. Er bestimmt ihnen die

6 Zeit ihres Leben«, und schuf Beide ein jegliches in sei, ner Art, und machte sie nach seinem Bilde, und gab ih, nen, daß alles Fleisch sie fürchten mußt«, und sie Herr/ scheu sollten über die Thiere. Er gab ihnen Vernunft, Sprache, Augvu, Ohren und Verstand, und Erkenntniß,

und zeigt« ihnen beide«, Gutes und Böses. Er hat sie vor andern Thieren sonderlich angesehen, und ihnen ein Gesetz des Lebens gegeben, ihnen zu zeigen seine große Majestät. Er hat einen ewigen Bund mit ihnen ge, macht, und seine Rechte und Gebote hat er ihnen offen, bart- Sie haben mit ihren Augen seine Majestät (im Auf, und Untergänge der Sonne, im unermeßlichen Meer«, im Blitz und in dem Sternenhimmel) gesehen, und mit^ihren Ohren seine herrliche Stimme gehört (als der Donner rollte, und der Sturm brauste). Und et sprach zu ihnen (durch sein heiliges Wort und durch das Gewissen) „Hütet euch yor allem Unrecht, und befahl einem Zeglichrn feinen Nächstens" (Jesus Sir-ach 17, 1 — ist.)

II.

Die Welt. Aufblick zum Sternenhimmel zeigt uns die Welt, d. h. den Inbegriff aller von Gott geschaffenen Welt, körper, denn die Wissenschaft, welche Sternkunde heißt, lehrt uns, daß diese leuchtenden Punkte am nächtlichen Himmel nichts geringeres sind, als Weltkörper. Unermeßlich groß ist dieß Weltgebäude, welches aus Plane­ ten oder Wandelsternen, und Fixsternen oder unbewegli­ chen Sternen und Kometen oder Schweissternen besteht. „Hebet eure Augen in die Höhe, und sehet: wer hat

6 Zeit ihres Leben«, und schuf Beide ein jegliches in sei, ner Art, und machte sie nach seinem Bilde, und gab ih, nen, daß alles Fleisch sie fürchten mußt«, und sie Herr/ scheu sollten über die Thiere. Er gab ihnen Vernunft, Sprache, Augvu, Ohren und Verstand, und Erkenntniß,

und zeigt« ihnen beide«, Gutes und Böses. Er hat sie vor andern Thieren sonderlich angesehen, und ihnen ein Gesetz des Lebens gegeben, ihnen zu zeigen seine große Majestät. Er hat einen ewigen Bund mit ihnen ge, macht, und seine Rechte und Gebote hat er ihnen offen, bart- Sie haben mit ihren Augen seine Majestät (im Auf, und Untergänge der Sonne, im unermeßlichen Meer«, im Blitz und in dem Sternenhimmel) gesehen, und mit^ihren Ohren seine herrliche Stimme gehört (als der Donner rollte, und der Sturm brauste). Und et sprach zu ihnen (durch sein heiliges Wort und durch das Gewissen) „Hütet euch yor allem Unrecht, und befahl einem Zeglichrn feinen Nächstens" (Jesus Sir-ach 17, 1 — ist.)

II.

Die Welt. Aufblick zum Sternenhimmel zeigt uns die Welt, d. h. den Inbegriff aller von Gott geschaffenen Welt, körper, denn die Wissenschaft, welche Sternkunde heißt, lehrt uns, daß diese leuchtenden Punkte am nächtlichen Himmel nichts geringeres sind, als Weltkörper. Unermeßlich groß ist dieß Weltgebäude, welches aus Plane­ ten oder Wandelsternen, und Fixsternen oder unbewegli­ chen Sternen und Kometen oder Schweissternen besteht. „Hebet eure Augen in die Höhe, und sehet: wer hat

7 solche Dinge geschaffen, und führt ihr Heer bet der Zahl heraus?" Es ist der Allmächtige, der Gott, welcher spricht, und es geschieht, der gebeut, und es steht da. Die Himmel erzählen die Ehre Gottes. Durch die auf­ merksame Betrachtung des Himmels lernten die Stern­ kundigen zuerst unsere Erde als einen Wandelstern ken­ nen, der mit andern Wandelsternen um die Sonne kret, set, und eine doppelte Bewegung, ärmlich die um sich selbst und die um die Sonne hat. Diese Verbindung der Sonne mit ihren Planeten, welchen sie Licht und Wärme zutheilt, wird das Sonnensystem genannt. Kein menschlicher Verstand wird es jemals begreifen können, wie es möglich ist, daß ein so großer Weltkörper, wie unser Erdball ist, in einer einzigen Minute einen Raum von fast 250 Meilen, und in einer Stunde eine Bahn von mehr als 14000 Meilen durchlaufen kann. Es ist höchst wahrscheinlich, daß die Fixsterne, welche ihren Standort gegeneinander nie verändern, eben solche Welt­ körper sind, wle unsere Sonne, denn sie glänzen in ih­ rem eignen Lichte. Man hat ausgerechnet, daß die Sonne 1,448,00j Mal großer seyn müsse, als die Erde, und daß, wenn man 12000 Erdkugeln auf einander thürmen könnte, diese kaum bis an die Sonne reichen würden. Zum Sonnensysteme gehören, außer einer nicht bekann­ ten Zahl von Kometen, die Planeten Merkur, Venus, Erde, mid einem Monde, Mars, Vesta, Zuno, Ceres, Pallas, Jupiter mit 4 Monden, Saturn mit 7 Monden, und Uranus mit 6 Monden. Die Sonne ist mehr, als 400 Mal weiter von der Erde entfernt, als der Mond, zwischen 20 und 21 Millionen geographische Meilen, und eine Kanonenkugel, welche 600 Fuß in einer Secunde zurücklegt, würde gegen 26 Jahr zu laufen haben, ehe sie die Sonne erreichte. Die Erde, obgleich 5400 Mellen in Umkreise, erscheint im Vergleich mit der Sonne als ein Sandkorn, und doch ist die Sonne auch nur als ein Punkt im unermeßlichen Hlmmelsraum zu betrachten

8

III, Die Erde, ihre Produkte und ihre Bewohner.

*Ver Planet, welchen da« Menschengeschlecht bewohnt,

stellt stch dem um sich blickenden Menschenauge als eine kreisförmige Scheibe oder Fläche dar, auf deren Rande das Himmelsgewölbe zu ruhen scheint. Daher haben auch die Menschen de« Alterthum« hie Erde für eine solche Fläche gehalten; doch ahneten schon einige ihre Kugelgestalt und ihre Bewegung. Die Bemerkung, daß die Gipfel hoher Berge und die Spit, zen hoher Thürme in der Ferne eher wahrgenommen werden, al« ihr Fuß, leitete auf dem Gedanken, daß die Erde eine Kugelgestalt haben müsse. Die Erscheinung ihre« runden Schatten« auf dem Monde bei Mondssn, sternissen sehte bk« außer Zweifel. Da endlich auch di« Erde ganz umschifft wurde, und zwar zuerst i. I. 1519 von Mag-ellan, so war es nicht mehr ungewiß, welche Gestalt dje Erde habe. Da sie an sich ein dunkler Kör, per ist, so hat der Schöpfer ihr eine Bahn um die Sonne angewiesen, welche sie in 365 Tagen 6 ©tun, den durchläuft, um auf allen Seiten von der Sonne Licht und Wärme zu empfangen. Diese Bahn ist ein« Ellipse, b. h. ein länglich runder Kreis. Daraus folgt, daß dle Erde nicht zu allen Zeiten des Zahre« gleich weit von der Sonne entfernt ist. Wir befinden uns im Winter der Sonne am nächsten, und sind tm Sommer am weitsten von ihr entfernt. Man hat be, rechnet, daß dle Erdbahn eine Länge von 121,504,250 Meilen haben müsse, und daß daher die Erde in jeder Sekunde Meilen zurücklezen, eine Geschwindigkeit, die alle unsere Vorstellungen übersteigt. An« diesem Umlquf der Erde um die Sonn« entstehe^ die großen

9 ynb wunderbaren Veränderungen der Lufe, welche wir die ZahreSzeiten nennen. Den Unterschied der Jahres, zetten bewirkt aber nicht die größere oder geringere Ent­ fernung der Erde von der Sonne, sondern die mehr oder minder schiefe Richtung, in welcher die Skralen der Sonne auf die Erde fallen. Neben diesem jährlichen Umlauf um die Sonne hat die Erde noch «ine andere Bewegung, indem sie sich täglich in 03 Stunden, 56 Minuten und 4 Secunden einmal um ihre Achse oder ihren Mittelpunkt dreht. Dadurch werden täglich alle Gegenden der Erde einmal der Sonne zu - und abgekehrt, und so entsteht auf der Oberfläche der Erde die Verän­ derung von Tag und Nacht. Die Größe dieser Ober, fläche berechnet man zu mehr als neun Millionen Qua, dratmeilen, wovon kaum der vierte Theil festes Land, alles übrige Meer ist. Die ganze Oberfläche der Erde wird in 5 große Landstrecken getheilt, welche Erdtheile genannt werden, und eine sehr verschiedene Größe haben, Europa nimmt ungefähr dem Zysten, Asien den »gten, Afrika den 17UU, Amertka den i