Denkmäler des Klassischen Altertums: Band 1 A - I [Reprint 2019 ed.]
 9783486725179, 9783486725162

Table of contents :
Vorwort
A
B
C
D
E
F
G
H
I

Citation preview

DENKMÄLER DES

KLASSISCHEN ALTERTUMS.

DENKMALER DES

KLASSISCHEN ALTERTUMS ZUR

ERLÄUTERUNG

DES

LEBENS

DER

G R I E C H E N UND R Ö M E R IN

RELIGION, KUNST UND SITTE.

LEXIKALISCH

BEARBEITET

VON

B. ARNOLD, H. BLÜMNER, W. DEECKE, K. VON JAN, L. JULIUS, A. MILCHHÖFER, A. MÜLLER, 0. RICHTER, H. VON ROHDEN, R. WEIL, E. WÖLFFLIN UND DEM HERAUSGEBER

A. BAUMEISTER.

I. B A N D ( A — I ) . 48 BOGEN TEXT MIT 821 ABBILDUNGEN, 3 KARTEN UND XIV TAFELN.

MÜNCHEN UND LEIPZIG. DRUCK UND VERLAG VON R. OLDENBOURG. 1885.

Vorwort. Zu dem Unternehmen, dessen erste Lieferung hiermit vorgelegt wird, ist die Anregung von der Verlagsbuchhandlung R. Oldenbourg hierselbst ausgegangen; über die Ausführung desselben wurde mit dem Unterzeichneten verhandelt, als Letzterer soeben seiner bisherigen Stellung entzogen war. Beide waren darüber einig, dafs selbst in unsrer bilderreichen und schnelldruckenden Zeit, wo die archäologischen Veröffentlichungen von der kostbarsten bis zur einfachsten Art jedes Jahr nach Hunderten von Nummern zählen, dennoch ein Buch fehle, welches gerade denen, die es zunächst angehen soll, eine nützliche und leicht zugängliche Auswahl des Besten in getreuer Form bieten möchte. Der gröfste Teil deutscher Gymnasiallehrer bewohnt sein Leben lang mittlere oder kleine Städte, welche weder Museen noch reicher ausgestattete Bibliotheken besitzen. Gewifs nur wenige Gymnasialbibliotheken sind im stände, die Monumenti inediti des deutschen archäologischen Instituts in Rom jiebst den dazu gehörigen Annali und Bullettini zu halten, geschweige denn dazu auch die ergänzenden Zeitschriften von Berlin, Athen, Paris und London. Noch wenigere werden einen Vorrat älterer Werke, z. B. Clarac, Miliin, Tischbein, oder etwa das Dresdener Augusteum, das Museo Borbonico, Zahns oder Ternites pompejanische Wandgemälde, oder die Gerhardschen Werke über Vasenbilder und etruskische Spiegel aufweisen können. Und selbst wenn diese Bücher alle oder zum Teil vorhanden sein sollten, so wird doch nur derjenige Lehrer von denselben ausgiebigen Gebrauch zu machen Gelegenheit haben, welcher schon früher in den Sachen einmal gelebt und eine gewisse Vertrautheit damit erworben hat. Gerade die Reichhaltigkeit der grofsen, für eingehende Studien der Fachleute bestimmten Originalwerke weist auf eine zweckmäfsig hergestellte Auswahl, welche den Gymnasiallehrern, sofern sie nicht selber Spezialisten in den vorkommenden Fächern sind, ein zuverlässiges Handbuch bietet, das ihnen in Ermangelung einer archäologischen Bibliothek einigen Ersatz und das nötige Material zu rascher Orientierung gewährt, insbesondere also den für den Schulunterricht

VI

Vorwort.

nützlichen Apparat enthält. Daneben aber dürfte ein solches Buch auch geeignet sein, den strebsamen Schülern der obersten Klasse und den gebildeten Freunden des Altertums, sowie auch namentlich den angehenden Künstlern die bis jetzt gehobenen Schätze der Kunstdenkmäler und sonstigen Überreste griechisch-römischer Kultur in guter Auslese vorzuführen und sie in kulturgeschichtlichen Fragen bei der Lektüre der Klassiker über den gegenwärtigen Stand der Forschung aufzuklären. Hieraus ergeben sich betreffs der Begrenzung des Inhalts folgende Gesichtspunkte. Das "Werk behandelt: 1. Die Kunstgeschichte (Architektur, Plastik, Malerei, Musik, scenische Darstellung) in ihren Hauptepochen und Hauptvertretern, insbesondere nach Mafsgabe der erhaltenen Denkmäler; 2. die Welt der Götter und Heroen und zwar in Beschränkung auf die Kunstmythologie; 3. die Privataltertümer in ihi;em ganzen Umfange, soweit darstellbares Material vorliegt; 4. die beglaubigten Darstellungen historischer oder sonst bedeutender Persönlichkeiten (ohne geschichtliche Erörterungen); 5. die Münzkunde, besonders unter dem Gesichtspunkte der Kunst und der Denkmälerkunde; 6. die Topographie in Beschränkung auf hervorragende Fundstätten, also Rom, Athen, Pompeji, Mykenä, Troja, Syrakus u. a.; 7. Heer- und Seewesen; 8. Schriftwesen und Paläographie. Ausgeschlossen bleiben: die ganze politische Geschichte, die Staats- und Rechtsaltertümer, die Litteraturgeschichte und die Geographie. Die lexikalische Form des Werkes wird kein Hindernis sein, zusammengehörige Gegenstände im Zusammenhange zu behandeln. Die Überschriften der einzelnen Artikel werden, so weit angängig, in d e u t s c h e r Sprache gegeben, griechische Eigennamen jedoch in g r i e c h i s c h e r , sowie lateinische in l a t e i n i s c h e r Form. Am Schlüsse des Werkes wird ein alphabetisches Register der '.fremdsprachlichen Ausdrücke und daneben ein systematisch-sachliches mit den nötigen Verweisungen beigefügt. Über die Beteiligung an der Bearbeitung der angegebenen Gegenstände ist folgendes zu bemerken. Es haben übernommen: Herr Dr. Bernhard Arnold, Rektor der kgl. Studienanstalt in Kempten: »Scenische Altertümer«. [A] Herr Dr. Hugo Blümner, ord. Professor an der Universität Zürich: »Griechische und römische Privataltertümer« (mit einigen sich ergebenden Ausnahmen). [Bl] Herr Dr. Wilhelm Deecke, Direktor des Lyceums in Strafsburg: »Alphabet und Etruskisches«. [Dl Herr Dr. Karl von Jan, Oberlehrer am Lyceum in Strafsburg: »Musik und Musikinstrumente«. [v. J] Herr Dr. Leopold Julius, Privatdozent an der Universität München: »Geschichte der Architektur und Plastik«. [J] Herr Dr. Arthur Milchhöfer, Professor an der kgl. Akademie zu Münster i. Westf.: »Topographie von Athen und einigen andern Städten«. [Mh] Herr Dr. Albert Müller, Direktor des kgl. Gymnasiums in Flensburg: »Kriegswesen und Toga«. [M]

Vorwort.

VII

Herr Dr. Otto Richter, Professor am Askanischen Gymnasium in Berlin: »Topographie von Rom«. [R] Herr Dr. Hermann von Rohden, Oberlehrer am Gymnasium in Hagenau im Eisais: »Malerei, Pompeji, Vasenkunde«, [v. R] Herr Dr. Rudolf Weil, Assistent an der kgl. Bibliothek in Berlin: »Münzkunde und Ikonographie der römischen Kaiser«. [W] Herr Dr. Eduard Wölfflin, ord. Professor an der Universität München: »Paläographie«. [Wö] Das »Seewesen« wird von einem ungenannten Kenner bearbeitet. Der Unterzeichnete [Bm] wird neben der allgemeinen Redaktion des Werkes die kunstmythologischen und einige ikonographische Artikel liefern. Da derselbe sich mit seinen Mitarbeitern nicht in dieselbe Reihe stellen kann, insofern er selbst nie Archäologe von Fach gewesen ist, so fühlt er sich gedrungen, dies hier ausdrücklich zu erklären. Er bescheidet sich gern, in seinen Artikeln nur Auszüge aus fremden Arbeiten zu geben, und nimmt für sich kein anderes Verdienst in Anspruch, als das möglichst gewissenhafter Benutzung des ihm zu Gebote stehenden Materials; er hofft dabei auf nachsichtige Beurteilung. Durch die Art der Auswahl glaubt er manchem Wunsche entgegen zu kommen. Obwohl nämlich unvermeidlicher Weise ein greiser Teil der Abbildungen mit dem zusammenfällt, was schon in anderen bekannten Sammelwerken vorhanden ist, so hat er sich bemüht,.gerade durch Wiedergabe einer bedeutenden Anzahl von Kunstwerken, die in seltenen Einzelschriften oder sehr kostbaren Büchern zerstreut sind, der Kunstanschauung für weitere Kreise förderlich zu sein. Die vorgeführten Bildwerke, Baurisse, Pläne sind daher, wo nicht etwa vollständig neue Arbeiten vorliegen (wie mehrmals vorkommen wird), jedesmal den besten vorhandenen Publikationen entnommen. Bei plastischen Werken hat die Photographie gedient, wo nur immer gute und zur Wiedergabe geeignete Aufnahmen zu haben waren. Der Unterzeichnete darf es sich nicht versagen, hier rühmend die dankenswerte Zuvorkommenheit anzuerkennen, mit welcher Herr Professor Dr. Heinrich von Brunn, der Altmeister der Kunstgeschichte und Archäologie, die seiner Verwaltung unterstellte Sammlung von Photographien zur Verfügung gestellt hat. Bei der Beschaffung der Reproduktionen aus den zum Teil höchst kostbaren und seltenen Werken älterer und neuester Zeit hat die hiesige kgl. Hof- und Staatsbibliothek eine ganz unvergleichliche Liberalität bewiesen. Der Unterzeichnete fühlt sich verpflichtet, den Beamten der Bibliothek, insbesondere Herrn Direktor Dr. Laubmann und Herrn Sekretär Hörhammer für die unermüdlich fort gewährte Unterstützung auch öffentlich hier seinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. In Beziehung auf die stilgetreue Wiedergabe der gewählten Abbildungen wird das Werk einen grofsen Vorzug vor allen bisherigen ähnlichen besitzen, insofern die Druckplatten ohne selbstthätige Mitwirkung der menschlichen Hand auf photographisch-chemigchem Wege von dem benutzten Original abgeformt werden, das letztere also dabei

Vorwort.

VIII

keinerlei willkürliche oder unwillkürliclhe Veränderung erleiden k a n n . Die blofsen Umrifszeichnungen sind auf photographischeim Wege mittels Zinkätzung hergestellt. grolsen Teile der Denkmäler jedoch, zeichnungen

reproduziert sind,

J. von Schmaedel

Bei einem

welche nach Photographie, Lichtdruck oder Ton-

ist cäas in Verbindung mit

von Herrn G. Meisembach

dem Architekten

Herrn

hierselbst erst ganz kürzlich erfundene und

durch Reichspatent privilegierte Verfalhren der A u t o t y p i e

in Anwendung

gekommen,

mittels dessen, wie m a n bemerken w i r d , die Schraffierung in einer dem Kupferstiche gleichartigen Manier zum Vorschein koimmt und den Eindruck des Originals unverfälscht wiedergibt. Das Werk wird von jetzt ab im monatlichen Lieferungen von drei Bogen GrofsOktav zum Preise von 1 Mark (nach U m s t ä n d e n in zweimonatlichen von sechs Bogen zu 2 Mark) erscheinen, wobei Doppelbilditafeln, farbige Bilder und Karten in Farbendruck f ü r einen halben Druckbogen g e r e c h n e t werden.

Da der gröl'sere Teil der Abbildungen

schon fertig vorliegt und die Bearbeitung des Textes schon genügend vorgeschritten ist, so darf die Vollendung des Ganzen inn Umfange von 90 bis 100 Druckbogen, ausgestattet mit mindestens 1400 Abbildungen, umd zum Preise von 80 bis 35 Mark vor Ablauf des Jahres 1886 in sichere Aussicht gesteint werden. M ü n c Ii e n , hu Februar 1884.

Dr. August Baumeister, Kaiscrl. Ministerialrat z. D.

A Abraxas n e n n t m a n eine Art g e s c h n i t t e n e r Steine, die G e n n m e n der A l t e n m i t d e m Abraxashilde. Progr. d. G y n n n a s . z u m g r a u e n K l o s t e r Berlin 1817 — 19. die m i t dem klassischen Altertum inhaltlich eigentlich n i c h t s zu t l n m h a b e n u n d in ihren künstlerischen 'DarD e r s e l l o e b e s c h r e i b t das t y p i s c h e A b r a x a s b i l d so: ornUho D A >

fi fifi

fifi

E

I

H

r

D> D A A F ^

E

P E

F

0

1

1

AAA M A

A A M

A n M

AA A A /VA

A

r/VN

A

r

FH

î

î

ï

ï

o

o

N

X

i

0

0

o n r

n

n

re

r i n r M

??

Y p

s :

a s :

t> P

F

P

R

t

P

*

z.

i*

T

T

V T

V K Y T

Y

V

.

pu

iii

(DS(j)

Y,

ku

X

X

se

T

V Y

+ Y

f i n.

+

R

2 :

V

F Y

t)

o

r

r p n

p R

^

Y T

T

V Y

V Y

©

X

X

+ x +

Y O

0

O

© (p +

+

ï

® o o

??

?

fr

T

Y

o

o n e M

P t> D P

o

o

A N

o 57 Schrifttafel I .

?

PFP

HR UXL T

+

X

+

o

O

o

r n n

P PRPR

T

VFFY

A

: ;

+

X

+

;

O

O

O o

r

n

X

!

o

? p> p ^ R R

i T

M

Y N

n

M

!

h

r A N

O O D o h

M

:

A

j

?

1

[>

P

x : i

T

>

V K Y ©mej)

M/Y Y V

Y

*

*

>F

! r

T

V K Y ©

i

Alplhalbet.

A A

K A

B

a

B

1

>1

r

W j /N-'l

141

pi

11

A

B

B

C

C

D

D

= I F FI 1 I

G

F

1 ri CJ

cfl

Va O

in

51

Eli

3

FI1

]

A

G

H H diaL

> 3E

I H

I I

B KP

B

I

i

1

1

I

1

IE

P

KK

K

K
Münzen der gens Crepereia tragen genau dassellbe Bild, dazu auf dem Revers den dreizackschwingendean Poseidon mit Hippokampen fahrend, wodurch diie Beutung sicher gestellt wird. Da diese Familie i in näherem Verhältnisse zu Korinth gestanden zu habe.m scheint, so ist es nicht unmöglich, dafs dem Müniztypus ein dort vorhandenes bedeutendes Bild dter [Bm] Amphitrite zu Grande liegt. Amulett. Wie heut noch im Süden überall unid vereinzelt auch anderwärts, so war im Altertum iin Griechenland und Italien der Glaube allgemein v e r breitet, dafs jemand durch seinen Blick einem anderrn Schaden zufügen könne ( ß a a K a i v e i v , fascinare); stei es n u n , dafs er dabei selbst die Absicht hat zai schaden, sei es, dafs er von Natur aus mit denn »bösen Blick« behaftet und an der nachteiligen Wiirkung desselben eigentlich unschuldig ist. Dieser Zauiber^wurde, wie man glaubte, nicht blofs Menschern, sondern auch Tieren, ja selbst leblosen Wesen, wiie Gebäuden, Geräten u. s. w. verderblich; und mam suchte daher sowohl sich und seine Angehörigen, alls sein Vieh und sein sonstiges Besitztum gegen diesem nachteiligen Einflufs zu sichern durch Schutz verleihende, Unglück abwehrende Symbole (dirorpcnmia)), welche man den gefährdeten Personen oder Dingem anlegte, resp. an denselben befestigte. Ganz Ixesonders glaubte man die Kinder, als hilflose, siclh selbst zu schützen nicht fähige Wesen (der Erwachsene kann sich allenfalls durch die Geberde dejr Feige — der Daumen zwischen Zeige- und Mittell-

Amulett.

75

finger der zur Faust geschlossenen Hand hindurchgesteckt — schützen) der Gefahr der Bezauberung ausgesetzt; und deshalb trugen Mütter und Kinderwärterinnen eifrig Sorge, denselben schon im zartesten Alter allerlei Amulette, welche der Bezauberung wehren sollten (irpoßaaKavia), umzuhängen, die deshalb auch »Umhängsei«, irepiccnTa oder i r e p i d|anara genannt werden (Ael. Nat. an. XII, 7; Diod. Sic. V, 64) und um den Hals, die Brust oder am Arme getragen wurden. Die Vorstellungen dieser meist einen figürlichen Charakter tragenden Amulette, deren sich noch zahlreiche erhalten haben, sind sehr mannigfaltig; wir finden darunter bestimmte Gottheiten, wie namentlich das Bild des Harpokrates, (iorgoneia (die Meduse als das ausgeprägteste Bild des verächtlichen Hohnes war ganz besonders beliebt als Apotropaion und ist deshalb sehr häufig

75 a

Votivhand

751)

an Waffen, Geräten, Gefäfsen u. dergl. angebracht), Tierköpfe aller Art, Hände, welche die Geberde der Feige oder sonst einen verspottenden Gestus machen, abenteuerliche Mifsbildungen, Zwerggestalten, vielfach auch derbe Obscönitäten: namentlich der Phallus spielt eine wichtige Rolle unter diesen Amuletten. Als Probe teilen wir unter Abb. 75 a, b und 76 einige Beispiele mit, entnommen aus der vortrefflichen und sehr eingehenden Abhandlung von O. Jahn, Über den Aberglauben des bösen Blicks bei den Alten, in den Sachs. Ber. 1855 S. 28 ff. Abb. 75 a, b (nach Jahn Taf. IV 2 a, b) ist eine sog. Votivhand aus Bronze, wie man deren jetzt eine beträchtliche Zahl kennt (vgl. J. Becker, Die Heddernheimer Votivhand, Frankfurt a. M. 1861, und Dilthey in den Archäol.-epigrapli. Mitteil, aus Österr. II, lff.); sie stammt aus dem Besitz Belloris und ist heute im Berliner Museum. Diese Votivhände sind allerdings meistens nicht zum Anhängen bestimmte Amulette, sondern Weihgeschenke: sie stimmen aber alle in

76

Amulett. andre Attribute sind auf den beiden Seiten der Hand verstreut: ein zweihenkeliger Kantharos als Attribut des Dionysos, (Jymbeln, ein Messer, eine Wage, ein Frosch, eine Schildkröte, eine Eidechse — Tiere, denen man irgendwelche Zauberkraft beimals, da sie auch sonst auf bildlichen Darstellungen als Feinde des

ihren bildlichen Zuthaten durchaus mit dem Charakter der Amulette überein. Wie alle diese Vottivhände, ist auch die Berliner eine r e c h t e Hand, an der die drei ersten Finger .ausgestreckt, die beidien letzten eingeschlagen sind. Vom Handgelenk aius nach den Fingerspitzen zu ringelt sich eine grojfse

7f> A m u l e t t h i a l s b a u d .

77

AmuleUte.

Schlange empor; unten an der Handwurzel ist in einem abgetrennten Kreissegment eine liegende F?rau abgebildet, an deren Brust ein Kind saugt; danelben ein krummschnabeliger Vogel; man nimmt an, dlafs diese und ähnliche Hände, die das Attribut der Frau mit dem Kinde aufweisen, ein Ex-voto für glückliche Entbindung seien. Auf der Innenseite der Hand ist ferner, zwischen zweitem und drittfcem Finger, die Büste des Zeus Serapis angebracht. Allerlei

(Zu ¡Suite 7n.j

(Zu Seite 77.)

! | i |

78

bösen Auges erscheinen. — Abb. 76 (nach Jahn Taf. V, 2) ist ein sehr charakteristisches Beispiel eines aus verschiedenen Amuletten zusammengesetzten Halsbandes, gefunden in der Krim. Den Hauptbestandteil des Halsbandes bilden geschliffene Steinchen und Glasperlen; dann sehen wir allerlei figürliche Vorstellungen: eine Hand, welche die Geberde der Feige macht, Frösche, eine phallische Herme, ein plumpes Idol, allerlei Tiere u. dergl. m. Spezifisch

Amulett. italischer, auch bei den Römern ganz allgemeiner Brauch war es, dafs die Knaben irgend ein Amulett in einer Kapsel, bulla genannt, um den Hals trugen, welche bei den Vornehmem von Gold, bei gewöhnlichen Leuten von Leder oder sonst einem geringeren Stoffe war (luv. 5, 165: Etrnsco pnero si contigit aurmn Vel nochis tantwn et signnm de paupere loro); diese bulla, mit der wir Knaben auf etruskischen und römischen Denkmälern sehr häufig abgebildet sehen, legte man beim Kintritt in das Mannesalter ab, mit Anlegung der Toga virilis. Auch von solchen bnllae haben sich mehrere Exemplare erhalten, die

79

Altar.

wir hier unter Abb. 77 und 78 (nach Arch. Journ. VI, 113 und VIII, 166) abbilden. Sie bestehen aus zwei kreisförmigen konkaven Goldblechen, etwa 2 " im Durchmesser, von Gestalt eines Uhrglases, die zusammengelegt eine linsenförmige Kapsel bilden. Eine breite, zugleich als Henkel dienende Klammer drückt beide Hälften aneinander; bei Abb. 78 steht darauf der Name des Besitzers: Host(us) Hos(tiliiis). — Abb. 79, Figur eines Lar in der den Laren (s. Art.) eigentümlichen Kleidung und Stellung rührt von der Seitenfläche einer Ära aus Caere her (nach Mon. Inst. V I , 13); derselbe hat um den Hals an einer Kette die bulla hängen. Dafs diese bei den Laren, als den Repräsentanten von Haus und Familie, ein gewöhnliches Attribut war, zeigt Petron. Sat. 60:

Amymione.

77

inter haec tres pueri Candidas succinoti tunicas intraverrunt, quorum duo Lares bullatos super mensam posuwnnt. L . i t t e r a t u r : Aufser den oben angeführten Abhandllungen noch zu vergi. Becker-Göll, Cliarikles I, 29(0, Gallus II, 70; Marquardt, Privatleben S. 82 ff.

[Bl]

Aimymone. Eine der reizendsten und fafsbarsten Natuirmvthen, an der man zugleich die Fantasie der Griechen und ihre Art, Dichtung in Bildwerk zu übersetzen, bewundern kann, erzählt von dieser angeblicchen Danaostochter und ihrer Liebschaft mit Poseiidon. Nach Apollod. II, 1, 4, 8 ist Danaos in i Argo« angelangt : òvùòpou bi t^s xwpcu; imxtpxoucrK — i xàoud\uj xò? KecpaXò?

I kóttxwjv oùbèv àvùav èbóvaxo • iniäq yàp Koirxonévri? : K€(pa\if|ärtiger Greis, auf einem Sessel sitzend, bekleidest mit Chiton und faltigem Mantcel, die Leier haltend und mit dler Rechten zum Spiel eingreifemd auf dem Revers einer Münzte mit der Umschrift CTpaxriYoö) Tlßepiou TTETTQNEuuoämias. Als solche bewaffnete HimmelsL er königin heilst sie Urania und erscheint als strenges, t—^ ^ Hinterkopf eckiger der Weiichlichkeit abholdes Mannweib, wurde jedoch ^^¿¡Ifli^?'®'/ gebildet ist, so sind die Zweifel an der Authen- in ehester Sphäre auf echt griechischem Boden teils ticität (Bernouilli S. 200) durch Hiera, namentlich aber durch die früh fertige 94 schwer zu überwinden. Persönliichkeit der Pallas-Athene eingeschränkt und hat auf: künstlerische Bildung ebenso wie auf dichMan vergleiche auch das Bild der im Art. »Kleoterische; Ausgestaltung Verzicht leisten müssen. patra« mitgeteilten Münze. [Bm]

konnte. Nach Dio Cass. 45, 30 warf Cicero ihm seine Beleibtheit (rö e ü c r a p K O v ) vor. Seinen unverwüstlichen Körper bezeichnet auch Cic. Phil. 2, 25, 63 mit den Worten: tu istis faucibus, istis lateribus, ista gladiaiotia totius corporis firmitate. — Die Münzbilder des Antonius sind so zahlreich, wie von niemand sonst vor Augustus; sie zeigen mit Ausnahme des Bartes (den er wohl nur zeitweilig trug) die angeführten Eigentümlichkeiten : breite niedrige Stirn und Adlernase, dazu ein vorspringendes, spitzes Kinn und einen auffallend dicken Ilals. Wir geben den Avers eines asiatischen Kistophoren aus den Jahren 39 — 37 (Abb. 94) nach Cohen med. consul. pl. IV, 25. An Statuen und Büsten des Antonius fehlte es natürlich zur Zeit seiner Macht nicht, besonders im Osten des Reiches, den er beherrschte. Nach seinem Sturze im Jahre 30 wurden sie auf Antrag des damaligen Consuls Q. Cicero durch Senatsbeschlufs umgestürzt oder vernichtet, Plut.Cic.49. Von den übrig gebliebenen oder heimlich durch die Familie geretteten ist dem Anscheine nach eins erhalten in der Kolossalbüste zu Florenz in den Uffizien >T. 299, wenigstens nach Ansicht Viscontis, dessen hier folgende Abb. 95 (Jeonogr. w MRom. pl. VII, 6) mit den Münzen in der Bildung des herkulischen Nackens, der breiten Stirn und dem Kinn stimmt. Die edlere Form der Nase könnte .v..' man dem Schönheitsgefühle des idealisieren-

88

Aphrodite.

Besser gelang ihr der Assimilierungsprozefs als Vertreterin des feuchten und ewig bewegten Elements, die ir. das hafenreiche Hellas als Göttin der günstigen Fahrt (eü-rrXoia, Paus. 1, 1,3) eingezogen war, für die Toclrer des Meeres selbst galt und auf der Muschel lag, ein Wunder der Schöpfung (Paul. Diac. 52: Cytherec Venus ab itrbe Cythera, in quam primum devecta esse üicitur concha, quum in mari esset concepta). Doch hat sie auch hier in ernsterer Auffassung dem zürnenden Meeresbeherrscher Poseidon weichen müssen; beim freundlichen Spiel der Wellen aber überwogen allmählich schon durch ihre Zahl die lieblichen Ausgeburten griechischer Phantasie, die ganze Schar der Nereustöchter. Auch im dritten der Elemente mufsto sich die Lenkerin des hervorbringenden und gebärenden Irdenlebens, die Göttin der Frühlingslust und des Natu.-segens, allerlei Beschränkungen gefallen lassen. Dem Eindringlinge gegenüber wahrte Demeter ihr Anreiht auf die Frucht des Feldes, dem Dionysos verblieb die Gabe des Weines und alle geräuschvolle Festlust, Pan und Hermes hüteten das Vieh und vachten über seine Fruchtbarkeit. Nur in die inneisten Beziehungen des physischen Menschenleber.s gelang es der semitischen Göttin Eingang zu finden und sich dauernd zu behaupten: das ganze weite Gebiet der Geschlechtsliebe ward ihr Heid.. Sie ist nicht die strenge Hüterin der Klic wie Here, nicht die Schätzerin der Jungfräulichkeit, und '1er Geburten wie Artemis, sondern die Errefierin des natürlichen Triebes Iiis zur unbezwinglichcu Leidenschaft; sie adelt die zartesten liegungen des Herzens und befriedigt die nackte Wollust. Zwar ist hier wiederum der echt griechische Eros ein älterer Riva"; aber die fremde Frau zwingt diesen herab zum willenlosen Kinde und willfährigen Diener (s. »Eros«). Sie selbst aber wandelt sich in alleGestalten, die nit dem Zauber der Weiblichkeit den Mann einnehmen und verführen, von der ehrbaren Hausfrau bis zur schamlosen Lustdirne. Die Kunst durchläuft in der Bildung der Aphrodite alle Phasen der griechischen Charakterentwickelung; die Vermenschlichuirg der Gottheit und die Vergötterung der Menschheit ist in diesen Gestalten auf dem Höhepunkte angelangt. "Über die älteren Venusidole handelt Gerhard, Ges. Abhandl. I, 258. In Paphos wurde die Göttin noch zu Tacitus' Zeiten als Spitzsäule verehrt; > Hist. 2, 3; vgl. Serv. Virg. Aen. 1, 724: Apud Cyprios Venus in modum umbilici vel, ut quidarn volunt, metai colitur. So auch auf Münzen (römischer Zeit) von Kypern, Sardes und Pergamon mit der Inschrift Tracpix. In eine Art von Herme lief die Aphrodite in Delos aus, welche Dädalos der Ariadne selbst verfertigt haben sollte (Paus. 10, 40, 4: oü neya Eöavov. . KaTEiai be ävxi T r o b w v xexpaYuuvov ax?ina). Als älteste der Moiren ward diese Urania auch in I

Athen genannt und verehrt in der Gartenstrafse, ebenfalls in hermenartiger Gestalt (vgl. Gerhard a. a. 0 . Taf. 29, 1); Paus. 1, 19, 2: xaüxri? yetp o'xnM" l i ä v T e x p d Y U J v o v K a x ä xaüxa K a i Toi; 'Epnai?, x ö be ¿irifpaniua ar||iaivei xr]v ofipaviav 'A Kiovi ¿cmv eiKaff|u€vov. ^ ¿ni Til K6I\6IRATNT0t"]K[e]v n n i d C. J.

Athen (Akropolis). durch den senkrecht bearbeiteten Fels abgegrenzt wird. Dieser Raum war aber das Temenos der A r t e m i s B r a u r o n i a . Einige Fundamente in der südöstlichen Ecke mögen dem Heiligtum angehört haben, dessen jüngeres Kultusbild Praxiteles verfertigte (Paus. I, 23, 7; dieses ist vermutlich das ccfa^na xö öpüov, ¿cpTriKÖ? oder Xiihvov ebo? der Inventarurkunden im Gegensatz zu dem dpxalov ebo? oder ebo? schlechtweg; vgl. Michaelis, 1). Parthenon S. 307 f.; JahnMich. S. 8; 0. J. Att. I I N. 751 f. Der namentlich an Gewändern und anderm Frauenschmuck überreiche Tempelschatz entstand aus der grofseii Beliebtheit des Kultes und der Rolle, welche derselbe im Frauenleben spielte: Dienst der Mädchen, apKxoi, Darbringungen vor der Hochzeit, nach der Niederkunft u. s. w., Bekk. anecd. gr. 1 , 4 4 4 , 3 4 . Suchier, De Diana Brauronia 1847). In der Mitte der Terrasse liegen zerstreut die Überreste einer grofsen Basis mit der Inschrift C. J. Att. I, 406 Xcuptbru-io? EuayT^ou ¿k KoiX.ru; ävei}r|Kev. ItpoyyvMwv ¿iroirjaev. Dieselben gehören (wie Schol. Aristoph. Av. 1128 erweist: üvexerro ev ciKpouöXei boupio? i'-rnro? e-mTpaälk, welches d e n H i m m e l gewissermafsen als O b e r s t o c k von der E r d e t r e n n t u n d i h n hindert, auf sie h e r a b zustürzen. Der M e e r e s d ä m o n , den die ersten der a n g e f ü h r t e n Worte deutlich bezeichnen, ist abe.T zu diesem Geschäft des »Trägers« ("ATXCI? = cn-dAa-wroc, intensiv, f a s t identisch m i t TdvTaXo?, der auch den H i m m e l zu tragen scheint) g e k o m m e n , weil f ü r d e n Griechen das Himmelsgewölbe auf d e m Meere se;lber rulit, welches überall im L a n d e u n d a n der K üste als letzter Horizont gedacht werden m u f s t e , w o b e i die Säulen n u r ein vermittelnder Ausdruck sind, der eigentlich den Träger überflüssig erscheinen Häfst. Geographische Reflexion mischt sich hier m i t der Volks Vorstellung unvollkommen, w ä h r e n d nach "letzterer (die Hesiod Th. 58 a m schlichtesten w i e d e r gibt : TVrXai; b' oupavöv eüpüv ?x €l Kpax€pf| T'1v (vgl. V, 11, 2) läfst sich bei u n b e f a n g e n e r P r ü f u n g wohl n u r so v e r s t e h e n , dafs P a u s a n i a s die gewöhnliche Darstellung unserer Vasen u n d Spiegel s a h , wo Atlas m i t Kopf u n d H ä n d e n oder mit den Schultern ein Kugelsegment stützt, vielleicht so, wie die n a c h i h m b e n a n n t e n Riesen ein Tempelgcbälk. Weiteres d a r ü b e r s. »Hesperidcn«. Die in Olympia gefundene Metope des Z e u s t e m p e l s , welche P a u s . Y, 10, 2 m i t einem W o r t e u n g e n a u erwähnt ('HptiKXfn;cpöpi^ua eiibexeoDai j.ie\Xwv), zeigt Hera- ATX.CIVTO, ein Vasenbild nach Ann. Inst. •im liallonsehlagon (Karikatur). X L I I (1870) tav. d'agg. R. Die Stelle des Ballons vertritt hier r i c h t e t e n . — Die B ä l l e , m i t d e n e n m a n spielte, ein T i e r f e l l , das m a n sich jedoch auch als ausgew a r e n nach Gröfse u n d Schwere aufserordentlich s t o p f t d e n k e n m u f s ; die dabei beschäftigten M ä n n e r , v e r s c h i e d e n , u n d nicht m i n d e r mannigfaltig die von d e n e n der eine einen undeutlichen G e g e n s t a n d A r t , wie m a n sie b e n ü t z t e . Allerdings r ü h r t die (^Peitsche ?) h ä l t , w ä h r e n d der a n d e r e mit H ä n d e n M e h r z a h l der u n s h i e r ü b e r e r h a l t e n e n Nachrichten u n d Beinen zugleich seine Stöl'se gegen dies Fell eirst aus römischer Zeit h e r ; allein die hauptsächf ü h r t , sind mit h a l b tierischen P h y s i o g n o m i e n . d a r l i c h s t e n M e t h o d e n d a r u n t e r gehen jedenfalls auf gestellt. [Bl] griechische Sitte bereits der f r ü h e r e n Zeit zurück, B a l l s p i e l . W ä h r e n d das Spielen m i t d e m Ball w e n n auch die kunstvollere. Ausbildung einzelner (aqpatpa, pila) h e u t e f a s t durchweg n u r eine BeS p i e h n e t h o d e n erst im Lauf der Zeit sich m a g entlustigung der J u g e n d i s t , e r f r e u t e sich dasselbe im wickelt h a b e n . I n der Kaiserzeit unterschied m a n Altertum schon seit der frühesten Zeit auch bei fiünf Arten von B ä l l e n : kleine, mittelgrol'se, grofse, E r w a c h s e n e n grofser Beliebtheit, zumal das Ballspiel wehr grol'sc u n d leere (Antyll. a p u d Oribas. I, 528 einen wichtigen Bestandteil der G y m n a s t i k bildete D a r e m b . ; iq |aev j a p eaxi . u i K p ä , r| bi ,ueYa\r|, i'i u n d wegen der damit v e r b u n d e n e n Ü b u n g e n der ,uiear|, rj be eCiineYelbic, r| be Kevr)), welche Aufzählung Muskelthätigkeit a u H ä n d e n u n d F ü f s e n f ü r kräftidiarauf schliefsen läl'st, d a f s die vier ersten G a t t u n g e n gend g a l t , so dafs sogar eigene Schriften über die g'estopfte Bälle waren. Zur F ü l l u n g v e r w a n d t e m a n hygieinisehe Seite des Ballspiels verfafst worden sind F e d e r n , H a a r e , W o l l e , Feigenkörner u n d dergl.; (des Galen Schrift Trepi .uiKpä? acpcu'pac; Yu^vaaiou ist u n s noch erhalten, W e r k e V, 890 K ü h n ; Separat- . v o n aufsen wurde der Ball meist m i t b u n t e n L a p p e n

ÖL

248

Ballspiel.

oder Flecken benäht. Als lateinische Bezeichnungen der sog. pilicrepus (Senec. Epist. 56, 1). Auf dieses finden wir die Namen pila, in allgemeiner Bedeutung Spiel scheint sich ein Teil des hier unter Abb. 228 pila arenaria, follis; letzterer ist vermutlich mit dem wiedergegebenen Basrelief aus der ehemaligen Camleeren Ball identisch ; sodann sind die griechischen panasehen Sammlung zu beziehen, nach Ann. Inst. Bezeichnungen trigon und harpasta, sowie die lateiX X I X (1857) tav. d'agg. 13 C. Hier sind ganz rechts nische paganica erhalten, in ihrer näheren Bedeutung drei Kinder (anscheinend zwei Mädchen und ein aber nur teilweise bestimmbar; brichst wahrscheinKnabe) in langen Kleidchen damit beschäftigt, Bälle lich hat man sich unter gegen eine (nicht mit dardiesen Benennungen nicht gestellte) Wand zu schleubesondere Arten von Bäldern; das erste (von rechts) len, sondern nur von Ballist eben im Begriff, den spielen vorzustellen. — Von zurückfliegenden Ball mit den mannigfaltigeil Arten der rechten Hand wieder des Ballspieles können wir zurückzuschleudern ; das hier nur die wichtigsten nächste erwartet mit ausherausheben. Das einfache gestreckter rechter Hand in die Höhe Werfen des den zurückprallenden Ball Balles, welchen man dann und der dritte hält den Ball entweder selbst wieder aufin beiden Händen, bereit fängt oder von einem anihn aufs neue, fortzuschleudern auffangen Iii ist, lieifst dern. Die übrigen Kinder oupavia (acpaTpa). Ahnlich des Reliefs sind mit einem war das Spiel, wenn man andern Spiel beschäftigt, den Ball in mehr horiauf welches wir bei vM iisse« zontaler Richtung einem zurückkommen werden. — Mitspieler zuwarf; die KöEs konnte ferner auch eine rner nennen dieses Ballspiel Person mit mehreren Balunter mehreren Personen lon spielen. Am einfachdatatim ludere. In dieser sten und häufig dargestellt Weise spielen die vier kleiist das Spiel mit zwei Bälnen Eroten aus Tanagra in len. So sehen wir auf einem der Züricher Sammlung, s. Vasenbild, Abb. 229, nach Kekule, Thonfiguren aus Ann. Inst. X I I I (1X41) tav. Tanagra Taf. 4 f.; einen d'agg. J, eine sitzende Frau gröfseren Ball hält mit beimit zwei Bali en beschäftigt; den Händen der Eros, der und auf dem unter Abb. 230, hier (Abb. 227) nach einer nach Panofka, Bilder ant. Terrakotte, Gazette archeol. Lebens X, 1, abgebildeten VI (1880) pl. 4 abgebildet Wandgemälde aus den Therist. Wahrscheinlich steht men des Titus sehen wir der Knabe im Begriff, den drei Jünglinge unter LeiBall einem Mitspieler zuzutung ihres Lehrers, einen werfen. Anders ist das exjeden mit zwei Bällen bepulsim ludere, griech. cmöpschäftigt. Offenbar bestand paSi?, wobei der Ball gegen dies Spiel darin, dals ein eine Wand oder gegen den Ball beständig in der Luft Boden geworfen und wenn schwebte und abwechselnd 227 Ballspielender Amor er infolge seiner Elastizität mit der einen und mit der zurückspringt, wieder aufandern Hand aufgefangen gefangen oder von neuem mit der Hand zurückgewurde. Schwerer war es, mit drei und noch mehr prellt wird; auch hier konnten mehrere mitsammen Bällen zu gleicher Zeit zu spielen; es gehörte das spielen, und derjenige trug dann den Sieg davon, schon mehr zu den Kunststückchen der Jongleurs, welcher am längsten das Spiel trieb, ohne den Ball und die unter Abb. 231 nach einem Vasenbilde bei zur Erde fallen zu lassen. In Bädern und GymTischbein, Vases Hamilton I , 60 zu sehende, mit nasien stand daher bei diesem Spiele ein »Markeur« drei Bällen spielende Frau ist daher als Gauklerin dabei, der die einzelnen Würfe zu zählen hatte, zu fassen, was übrigens auch die Gesellschaft, in

249

Ballspiel.

228

B a l l s p l e l e w l c Kindel-,

(Zu Seile 248.)

f e r n diejenige P a r t e i , "welche dabei bis an b e s t i m m t e Schranken zurückgedrängt wurde, verlor. Über diese Spiele (acpaipojjaxia) ist vornehmlich zu vergleichen die A b h a n d l u n g von ,T. M a r q u a r d t , De sphaeruniachiis v e t e r u m , Güstrow 187!); sonst vgl. Becker-Göll, (iallus III, 1(58 ff.; Marquardt, Privatleben d. Römer S. 818 ff.; Grasberger, Krzieli. u. Untcrr. I, 8-1 ff.; Bccq de F< mq mores, L e s j e u x des Anciens p. 199 ff.

der sie dort dargestellt ist, bestätigt. — Beim trigon stellt e n sicli, wie der Name des Spieles besagt, drei Spieler im Dreieck auf u n d spielten mit drei Bullen. D a n n gab es auch .Massenspiele, wobei zwei Parteien miteinander k ä m p f t e n ; es jral> davon verschiedene A r t e n , u n t e r denen n a m e n t lich diejenige, welche efriffKUpoc oder tiriKoivoc; hiefs, mit unserem Turnspiel des Ballsclilagens grofse Ähnlichkeit gehal)t zu h a b e n scheint, inso-

[Bl] 2ii0

22!)

Ballspielenn.

(Zu Seite 248.)

Ballspieler, römisch.

(Zu S e i t e 248.)

231

Gauklerin m i t drei Bällen.

(Zu Seite 24S.)

250

Banken, Bankiers?.

Banken, Bankiers. Der schon frühzeitig e n t wickelte blühende Handel der Griechen und diie dabei immerhin ziemlich primitiven Verhältnisse dejs Münzwesens brachten es mit sich, dafs an allein grofseren Handelsplätzen sich Geldwechsler etablieirten, welche ihre "Wechseitisehe meist auf öffentlichem Plätzen, vornehmlich auf der Agora, aufschlugein und danach den Xamen TprcrreZiTai erhielten. Diie Umwechselung fremden Geldes gegen einheimischie Münzsorten bildete aber nur einen kleinen Teil den(ieschäfte, welche diese lvaufleute betrieben; site lielien auch aus den ihnen zur Disposition stohemden Mitteln Geld gegen Pfänder aus oder beschafftem Kapitalien zu greiseren Handelsunternehnnmgem, wobei sie nicht allein mit ihrem eigenen Yermögem arbeiteten, sondern auch f r e m d e , ihnen gegen Verzinsung anvertraute Gelder nutzbringend anlegten!. Damit war vielfach die Einrichtung verbunden, dah's der Ausleilier für Zahlungen, welche er zu leistein h a t t e , Anweisungen auf seinen Bankier ausstellte.:, oligleich freilich von "Wechseln in unserm heutigem Sinne im Altertum noch nicht die Kode war. Öffenttliche oder Staatsbanken gab es in römischer Zeiit an verschiedenen Orten Griechenlands und Klein 1asiens (Athen, Kyzikos, Ilion u. s. \v.); häufig veir traten auch die Heiligtümer die Stelle solcher Banken), indem sie Gelder gegen Zinsen ausliehen oder solch:c in Deposito nahmen. Der Zinsfufs war im allgemeinen ziemlich hoch, womit, es z u s a m m e n h ä n g t , dafs die Bankiers vielfach in den Ruf des Wuchcri-s gerieten und im allgemeinen keine besonders goaclntete Stellung einnahmen, obgleich manche d a r u n t e r sich des Vertrauens ihrer Mitbürger erfreuten iund daher nicht selten bei Vertrügen, Käufen u. dergll. als Rat und Beistand oder Zeugen zugezogen wurdem. Eine etwas andere Rolle spielten die Bankiers im Rom und den römischen Provinzen. Zwar galt »ursprünglich die Beschäftigung mit Geldleihgeschäftein als unanständig, wie jede auf direkten Gelderwerb) gerichtete Thätigkeit des freien Römers unwürdkg erschien; aber der grofse Vorteil, welchen derartigee Geschäfte mit sich brachten, liefs gar bald, nanienttlicli als die systematische Ausbeutung der Provinzem begonnen h a t t e , solche altväterisclie Bedenken im den Hintergrund t r e t e n , und so n a h m e n denn diie Geldwechsler oder Bankiers, argentarü, nicht nuir aufserordentlich ü b e r h a n d , sondern es beteiligtem sich selbst Personen der besten Stände an den durclh die Bankiers vermittelten Unternehmungen. Eigentliche Staatsbanken gab es allerdings nicht, doclh kam es bei Notständen v o r , dafs der Staat einte unter Aufsicht öffentlicher Beamten stellende inensta publica errichtete (wie z. B. 352 v. Chr.). Die argeintarii hatten ihre Plätze auf dem Forum, n a m e n t l i c h in den Durchgangsbogen, welche der Janus summusi, mediiis und imus liiefsen. In den von ihnen ver?-

Barbarenbildungen. ] mittel ten Geschäften trat bei. ent wickelteren Ver! hältnissen bald in der "Weise eine Teilung ein, dafs die aryentarii wesentlich nur die gröfseren Geldgeschäfte ü b e r n a h m e n , Zahlungen, auch bare An^ legung von Kapitalien u. dergl., während das kleine \ Wechselgesehäft, der Umtausch fremder Geldsorten u. dergl. den wenig geachteten numularii anheimlicl, welche dafür ein gewisses Agio nahmen. J e n e wo' wohl wie diese standen jedoch unter Aufsicht des Staates, sowohl in Rom als in der Provinz; sie bedurften nicht allein einer Konzession zur Betreibung ihres Gewerbes, sondern sie mul'sten auch. Buch führen, um nötigenfalls in streitigen Sachen Rechenschaft ablegen zu können. Der Zinsfufs war an und f ü r sich nicht sehr h o c h , stieg a b e r , namentlich in den beständig zu Kapitalaufnahmen genötigten Provinzen, oft zu enormer Höhe. Vgl. H e r m a n n , Grieth. Privataltert. S. 452 ff.; Becker-Göll, Cliarikles II, 20811'.; Marquardt, Köm. Staatsverwaltung II, 63 ff. f B l . Barbarenirilriungcn. Barbaren in ihrem charakteristischen Typus hat die Blütezeit, der griechischen Kunst nicht dargestellt.. Um solche zu kennzeichnen, bediente sich dieselbe rein äul'serlicber Zuthaten in Tracht und Bewaffnung; so trägt Paris die plu-ygische Mütze, die Perser Hosen u. s. w. lläuiig wurde aber selbst eine solche Charakterisierung unterlassen, sobald innerhalb einer (¡nippe dieselbe durch eine Figur klar vor Augen gestellt wurde, so z. B. im Westgiebel vi in Aigina, wo alle Troer den Griechen völlig gleich gebildet, sind , die ganze Partei aber durch Paris mit der phrygisehen Mütze, und seiner enganliegenden Rüstung als die der Troer f ü r alle Besehauer mit voller Deutlichkeit gekennzeichnet ist. Die erste wirkliche Barbarenbildung, der wir begegnen, ist die Statue des Mausolos (s. »Mausoleum«) aus der Mitte des 4. Jahrb. v. Chr. Hier finden wir aber noch keineswegs eine rein naturalistische Darstellung, sondern es begnügt sich der K ü n s t l e r , nur einige besonders charakteristische Züge der Nationalität hervorzuheben unter Bewahrung des idealen Oesamtcharakters. Ähnlieh verfährt die pergamenisehe Schule in der Alexandrinischen Zeit (s. »Pergainon«). Erst die Römer waren e s , welche in ihrer naturalistischen Tendenz auch den Barbarentypus ganz und voll, wie er ihnen erschien, wiedergaben. Gelegenheit genug dazu boten ihnen ihre historischen Darstellungen, mit denen sie ihre Fora und Gebäude meist statuarisch , ihre Triumphbögen und Ehren säulen meist in Relief schmückten. Von letzterer Gattung werden wir in den Art. »Triumphbogen« und »Ehrensäulens Beispiele finden. Von Beispielen statuarischer Art mögen hier einige angeführt sein. Abb. 232 (im Vatican; nach Photographie eines Gipsabgusses) stammt vom Trajansforum und stellt

Barbarenbilclungen. einen D a t i e r vor. Dieser Marmorkopf gehörte, wie mehrere andre an derselben Stelle gefundene, wahrscheinlich einer .Statue a n , welche mit andern ein Siegesmonument des Kaisers schmückte, iiier ist die rohe Barbarennatur, welche in den perganienischen Statuen noch andeutend gegeben ist, ganz ungeschminkt und naturgetreu wiedergegeben. Dal's die;

23a

Dacier.

251

L a n d s m ä n n i n nicht besser hätte geben können. Aufm e r k s a m sei gemacht d a r a u f , wie es die Künstler v e r s t a n d e n haben, die Farbe der Iiaare, welche viell e i c h t noch durch Malerei im Original besonders angregeben war, auch plastisch vor Augen zu führen. D e r Dacier hat offenbar schwarzes oder dunkelb r a u n e s H a a r , was der Künstler selber in blofsem

(Zu Suite 250.)

Wiedergabe eine getreue, dafür bieten uns die Kopie in Abb. 233 und 234 Anhalt. Abb. 233 (nach Photographie eines Gipsabgusses) gibt offenbar einen G e r m a n e n wieder (Marmor in London), gewöhnlich als Thumelicus, der Thusnelda Sohn, bezeichnet, aber ohne irgend welche Gewahr der Richtigkeit, liier tritt uns ein viel freierer, man möchte sagen, edlerer Charakter entgegen als im Darier. Jene hohen Eigenschaften , welche ein Tacitus den Germanen n a c h r ü h m t e , konnten natürlich auch einem Bildhauer, stellte er selbst besiegte Barbaren dar, nicht entgehen. Xicht überraschen wird es uns desh a l b , in dem Marmorkopf einer G e r m a n i n in St. Betersburg (Abb. 234; nach Photographie eines Gipsabgusses) ein deutsches Mädchen dargestellt zu finden, begabt mit einer Feinheit und Innigkeit, wie selbst ein Germane dieselbe einem Porträt einer

23:!

Germane.

M a r m o r durch den starken Kontrast von Licht und Sichatteu in der Behandlung klar gemacht hat. Der Giermane ist heller und gelber, und die Germanin luat gewifs gelbes Haar. Eine schöne Marmorstatue (im der Loggia de Lanzi zu Florenz) stellt ebenfalls Cime G e r m a n i n dar-, zwar nicht Thusnelda, da jeder P'orträtzug f e h l t , wohl aber eine Germania devicta (¿Abb. 235, nach Photographie). Friederichs' schöne AWorte (Bausteine I, 503 Kr. 809) mögen zur Erklärrang dienen: »Die Statue ist würdig mit Tacitus' Giermania verglichen zu werden, sie ist ein gleich scchönes Denkmal, das ein Römer der germanischen Xiation gesetzt h a t Der Künstler h a t eine reife

252

Barbarenbildungen.

Barbiere.

Jungfrau gebildet, denn nur als eine solche, als eine l 6tK,uf|c) und sein Gebrauch jedenfalls in eine noch beträchtlich frühere Zeit zurückreicht (wahrscheinHeldenjungfrau, die den Kampf nicht scheut, konnte lich war er den Griechen vom Orient her überGermania gebildet werden. Ihr hoher Wuchs überkommen) , so pflegte man doch in der historischen ragt das Mai's des Südens und erinnert an das Wort des Tacitus, in dem er seine Bewunderung den hoch- : Zeit bis auf das Zeitalter Alexanders d. Gr. nur gewachsenen germanischen tiestalten ausspricht. Sie i eine beschränkte Anwendung davon zu machen. trauert zwar über das Unglück ihres Vaterlandes, sie ist so ganz in ihre Trauer versunken, dafs sie auch des gelösten Gewandes, das ihre Brust entblöfst hat, nicht achtet, aber dieser tiefe Schmerz

2:3-1 G e r m a n i n .

(Zu Seite 251.)

ist voll Adel und aneli nur der Ausdruck einer hohen Gesinnung.« Dieses Werk tritt freilich insofern wieder aus dem Kähmen der eigentlichen Barbarenbildungen heraus, als der Künstler nicht das Porträt einer bestimmten Person geschaffen hat, überhaupt hat schaffen wollen, sondern die Darstellung der Frauen einer ganzen Nation, so dafs dasselbe einen idealeren Eindruck macht, als die sonstigen Barbarendarstellungen der Römer, ja selbst die der pergamenischen Kunst. [J] Barbiere. Obgleich das Schermesser bekanntlich bereits bei Homer vorkommt (II. K, 173: éirì Eupoü

*3f> Sog. T h u s n e l d a .

(Zu Seite 251.)

Wenn wir daher auch schon frühzeitig bei den Griechen Barbiere ( K o u p e t ? ) und Barbierstuben ( K O U peia) finden, so bestand doch lange Zeit die Hauptthätigkeit jener jedenfalls nicht, wie bei uns, im Abnehmen des ganzen Bartes, im eigentlichen EupeTv, raclere (obgleich auch dies, wie Arist. Thesm. 214 ff.

Barbiere. neigt, vereinzelt v o r k a m , a b e r als weibisch u n d verächtlich g a l t ) , s o n d e r n , wie a u c h die B e z e i c h n u n g a n d e u t e t , v o r n e h m l i c h im Keipeiv, tondcir ( d a h e r der Barbier lateinisch tomor), d. Ii. im V e r s c h n e i d e n des H a u p t - u n d B a r t h a a r e s , wobei m a n sich in der Kegel einer S c h e r e , der i|ra\t' JYicomeden" iU sis (Abi). 474; Cohen V, G23 X. 12 pl. XVI). [W] Diogenes, dem Kvniker, widerfuhr nach seinem Tode die Ehre, in seiner Vaterstadt Sinope, obgleich er dort in seiner Jugend Falschmünzerei getrieben 476 Derselbe. haben sollte (Diog. La. 6, 2, 20), im Bilde aufgestellt zu werden (Diog. La. 6 , 2 , 7 8 ) . Mag diese Statue lich gedacht werden konnte. Nur als das historische auch kein eigentliches Porträt gewesen sein, so war | Interesse an der Person überwog, als um den Preis sie doch wohl ein charakteristischer Typus, der sich i charakteristischer Darstellung die reinere Schönheit

Diogenes.

Dionysios.

geopfert wurde, da konnten solche Darstellungen aufkommen.« (Friederichs.) Auf einem Basrelief der Villa Albani (Winkelm. M. ,T. 174 = Zoega bass. I , 30) ist die berühmte Unterredung des Diogenes mit Alexander d. Gr. dargestellt. Der Philosoph liegt in dem hinreichend greisen Fasse auf dem Bauche ausgestreckt wie auf demselben sein H u n d ; Chlamys und Stab drapieren den linken A r m , während die rechte I l a n d seine lebhafte Rede mit Gesten begleitet. Der vor ihm stehende Alexander ist fast ganz ergänzt, aber nach sichern Spuren. Den malerischen Hintergrund bildet die Stadtmauer und das Thor von ICorintli, über welcher sich ein Feigenbaum und ein Burgtempel erhebt. Bezeichnend f ü r den realistischen Charakter des späten Machwerks ist ein mit zwei Schwalbenschwänzen geflickter Rils in dem (tliönernen) Fasse, »wodurch der Künstler an den mutwilligen Athener erinnern will, welcher die tliönerne Behausung des wunderlichen Sonderlings durch einen Stockschlag h a t t e bersten machen:- (Iiraun). fßm; Dionysios s. l ' o l y k l e s . Dionysische Symbole. Unter den Attributen des Dionysos steht der T h y r s o s obenan, ein lanzenartiger Stab, oft mit E p h e u umwunden und bebändert, regelmässig mit einem Pinienapfel gekrönt. Zuweilen hat er indes eine wirkliche Lanzenspitze anstatt jener Verhüllung und heilst dann ¡lupaöA.OYx°CFerner der K a n t h a r o s , sein groi'ses zweihenkliges Trinkgeschirr, welches der Gott besonders auf älteren Vasenbildern führt, das aber auch in der Hand der Gefährten ist. Zuweilen hält er auch ein T r i n k h o r n (puxöv, Kepc«;). Das l l e h f e l l (veßpi?), welches er vielfach t r ä g t , wird der Flecken wegen später wenigstens als Symbol des gestirnten Himmels gedeutet; denn der feuergeborne Gott (trupiTevi^) ist auch bei Sophokles (Antig. 1146) der Reigenführer der feuersprühenden Sterne. Zuweilen aber ist es ein einfaches Bocksfell, da auch der B o c k ihm heilig ist und ganz besonders als Opfer gebracht wird. Unter den wilden Tieren sind, wie wir unten sehen werden, L ö w e und namentlich P a n t h e r von ihm gezähmt und zum Fahren oder Reiten benutzt. Dem mystisch-orgiastischen Dienste aber gehört vorzugsweise an die m y s t i s c h e C i s t a {cista. Kia-rri), ein mit Deckel verschlossener runder Korb, welcher geheime Heiligtümer enthält ( t a c i t a secreta cistarum Apulej. Met. VI, 2; plenae tacita formidine cistae Valer. Flacc. II, 267). Dieses Gerät ist auch im Demeterdienste zu Hause und vielleicht erst von dort in den des Dionysos übergegangen. Sein kleinasiatischer Ursprung scheint hinreichend sicher durch die grofse Menge der Cistophoren (cistophori) genannten Münzen, welche an der Westküste Kleinasiens in den letzten zwei vorchristlichen J a h r h u n d e r t e n geprägt wurden und die beliebteste Geldsorte waren.

Dionysische Symbole.

429

Sie tragen auf der einen Seite inmitten Trauben oder Epheubüscheln den runden geflochtenen Deckelkorb (textam de vimine cistam, Ovid. Met. I I , 554), unter dessen halbgeöffnetem Deckel sich links eine Schlange hervorwindet und, indem sie auf den Boden hinabgleitet, von diesem wiederum den Kopf emporhebt. Wir geben zwei solcher (Abb. 477, nach Pinder, Abhandl. d. Beri. Akad. 1855 Taf. I JS\ 1). Die Kehrseite der Münze »zeigt zwei gegeneinander aufgerichtete Schlangen, die mit den Enden fest ineinander verschlungen sind. Die eine der Schlangen dem Betrachter zur L i n k e n , zeigt stets eine eigentümliche Windung oder Schleife des Halses, meist auch einen höher ragenden Kopf.« In dem Schlangenpaar läfst sich nach einer Besonderheit, die auf alexandrinisclicn Münzen noch stärker hervortritt, an der Kopibildung eine männliche und eine weibliche unterscheiden (Solin. 27 : subtiliara- sunt, rapita fennitis, airi tumidiorcs . . . . inascuhis acqualitcr teres est, mbümior etc.). Zwischen den Schlangen sehen wir ein Gerät, das f r ü h e r als Wagen der Demeter galt, nach Pinder aber der Behälter eines Bogens ist (ToHoiriKri), der skythisolie Köcher, welcher Bogen und Pfeile zugleich enthält, und zwar hier, wie sich nach sicherer Kombination ergibt, der Bogen des Herakles. Daneben hier links der Stadtname Adramyttion (AAPA), oben der Mngistratsname (AT), rechts eine A lire. — Die Schlange, mit welcher die Mainaden spielen und sich gürten, gilt im Dionvsosdienste, wie in dem der Demeter und sonst als das Symbol der zeugenden Erdkraft. Eine schöne Vereinigung vieler Dionysischer Symbole zu einer Art von Stillleben findet sich auf einer kostbaren zweihenkeligen Vase aus Sardonyx mit Goldeinfassung, welche Jahrhunderte lang im Schatze der Abtei St. Denis bei Paris bewahrt wurde. Auf dem Fufse trug sie die Inschrift : Hoc vas Christe tibi [devota] mente dieavit Tertius in Francos [sublimis] regmine Karins. Die eingeklammerten Worte sind Vermutung von Visconti, da ihr Ort durch die Goldfassung verdeckt war. Man n i m m t an, dafs die herrliche Henkelvase (Höhe 0,119 m , Durchmesser ohne die Henkel 0,130 m) aus dem Orient einem Könige von Frankreich (Karl dem Einfältigen ?) geschenkt war. In der Revolutionszeit kam das Gefäi's in die königliche Bibliothek zu P a r i s , wurde 1805 gestohlen, später wieder a u f g e f u n d e n , aber ohne den mit Gold und Edelsteinen geschmückten Fufs. Die Darstellungen der beiden Seiten (Abb. 478) sind nach Clarac Musée pi. 125, 127 gegeben. In einem Fichtenhain sehen wir durch zeltartige Vorhänge zum Teil geschützt den ganzen Apparat einer bakchischen Feier. Den Mittelpunkt jeder Seite bildet ein schöngebauter Schenktisch (abacus), besetzt mit Weingefäfsen, dabei unten ein Rhyton, welches in den Vorderleib eines ansprengenden Kentauren

430

Dionysische Symbole.

ausläuft. Auf dem Ende desselben Tisches steht das kleine Idol einer bekleideten Göttin mit Fackeln in beiden Händen, der jugendlichen Bildung halber eher Telete oder Kora, als Demeter. Ihr Gegenbild oben ist eine Herme des epheubekränzten Dionysos, aus einer Schale libirend (Priap schwerlich , da das

•177 (Zu Seite 429.)

478 Onyxgefafs in Paris.

(Zu Seite 429.)

Kennzeichen mangelt); vor ihm steht ein Käuehergefäfs, weiterhin eine cista mystira. Auf der unteren Seite neben dem Tische liegt ein Ranzen oder Sack (mit Früchten ?) und ein krummer Hirtenstab (pedum); darüber zwei umgekehrte Fackeln, daneben ein springender Bock. Oben dementsprechend leckt ein Panther Wein aus einem umgestürzten Gefäfse, darüber wieder ein mystischer K o r b , unter dessen

Dionysos.

Deckel die Schlange hervorschlüpft. Auf den Fichten, welche von Fpheu und Weinreben durchschlungen sind, sitzen oben zwei Vögel; daneben hängen Masken, welche oscilla genannt wurden, vgl. Verg. Georg. II, 398: et te, Bacche, vocantper carmin n laeta tibique oscilla ex alt.a suspendunt molUa pinu. (Der Gebrauch, Masken aufzuhängen, wird von den ursprünglichen Menschenopfern hergeleitet; vgl. oben S. 297 und Welcker, A.Denkm. II Taf. VI, 11.) Auf jeder Seite befinden sich sechs Masken, teils in den Zweigen hängend, teils auf der Erde. Von ihnen gehören auf der unteren Seite die beiden äui'sern oben dem Pan (und zwar dem AÎfiirctv) in jüngerer und älterer Gestalt, unter jenem ein Tympanon und Oymbeln, unter diesem die Pansflöte als zur weiteren Ausstattung gehörig. Das mittlere Paar, für Bacchantinnen bestimmt, ist mit. Blättern und Früchten vom Epheu geschmückt, darunter als Zubehör ein einfaches Manteltuch und ein Pantherfell. Am Boden liegen die Masken einer Komödienligur und eines iSilens. An der oberen Seite hängen wieder zwei paniskenartige Masken an den Bäumen, eine dritte von ausgeprägterem Typus mit Hörnern steht auf dem Boden. Die drei übrigen Masken sind edler gehalten : eine jugendliche mit Lorbeer bekränzt (Apollon?), eine weibliche, deren Hinterkopf mit einer Art Kapuze verhül 1t ist (Priesl erin ?\ endlich über einer Cista die eines Bacchanten, mit beigegebenem Pantherfell. Die höchst mühsame und saubere Arbeit dieses ausgezeichneten und kostbaren Werkes wird in die Zeit der Ptolemäer gesetzt, an deren Hofe der orgiastische Bakchoskult blühte. Ein ähnliches, doch einfacheres Gefäfs bei Clarac Musée pl. 142, 121 zeigt die gleiche Vermischung Dionysischer Symbole mit denen der Kybele; ebenso mehrere Kandelaber ebdas. 141, 120; 145. Ein ausgezeichneter römischer Grabstein Arch. Ztg. 1866 Taf. 207. [Bm] Dionysos. Drei verschiedene Götter dieses Namens unterscheidet Diodor.III, Gl—63, nicht weniger als fünf Cicero N. D. III, 23. Sicher läfst sich annehmen, dafs die Gestalt dieses jüngsten der Götter

Dionysos. ^uach Herod. I I , 52)

ursprünglich

nicht

hellenisch

431

und die Herrschaft der ionischen Demokratie gefeiert

(im engeren Sinne) war; die allmähliche Verbreitung

hatte (Herod. V , 67).

seines Dienstes v o n

Schlauchtanzes (ccaKuj\iaff,uoi;) und der improvisierten

Asien

das festländische Hellas wühl parallel

her

durch Thrakien

und auf

die Inseln

mit der Verbreitung

dessen Pflege zwar

nicht

hauptsächlichstes W e r k wunderbaren

Neckerei und M i m i k halbtrunkener Bauern entsteht die K o m ö d i e , der Sang des bacchisclien Schwarmes

Diese

Naturgottes

des

ging

aber doch

edelste

Kultur-

pflanze trägt in der W i r k u n g ihrer Gaben das Wesen des

A u s der Volkslustbarkeit

des Weinstocks,

sein einziges,

ist.

in

eingeschlossen:

Be-

( v o n Kuj^o?; nicht

etwa =

Dorfgesang von KUü^ri);

aus den feierlichen Chören

zu Ehren

des von

den

Titanen zerrissenen und wiederauflebenden K n a b e n , des wunderbar doppeltgebornen, in Blitz und Donner

geisterung, gewaltige Kraftentwicklung und orgiasti-

gereiften

sclien Taumel bis zum Wahnsinn

Er-

hervor, welcher seinen N a m e n von dem dargebrachten

schlaffung. Je nach Boden und Völkerschaft ändert

Bocksopfer, dem geweihten Tiere des Dionysos leitet.

der

Die

Gott

seine

Gestalt:

das

und müder

wilde

Toben

trunk-

süchtiger Thraker dient zu seiner Ehre so gut, der

begeisterte

Sang

des

athenischen

wie

Semelekindes geht

grofsen

Dionysien,

Kleisthenes,

der

tragische

wahrscheinlich

Gesang

erst

nach

der die letzten Schranken der Demo-

Tragöden.

kratie hinwegräumte, allmählich in ihrer vollen Pracht

Otfr. Müller sagt § 383: » E s ist die das menschliche

mit Tragödien wettkämpfen organisiert, und als das

Gemüt überwältigende und aus der Ruhe eines klaren

eigentliche Volksfest A t h e n s

Selbstbewußtseins herausreifsende Natur (deren voll-

den Dienst ihres Gottes auf den G i p f e l des Ansehens

kommenstes

erhoben, so dafs seine Feier in Dichtung und K u n s t

Symbol

der W e i n

ist),

welche

allen

Dionysischen Bildungen zu Grunde liegt.«

die aller olympischen

Bei H o m e r k o m m t der Gott nur an zwei Stellen vor ( Z ISO E 325), die recht wohl als spätere Einschiebsel gelten können; wenigstens gehört er nicht zum aristokratischen Zirkel des Olymp.

Die Ritter-

schaft der Achaier weifs eben nichts von dem Bauerngotte.

Ebenso gewinnt

später im

dorischen

Pelo-

ponnes sein Dienst nur stellenweise und meist unter mystischen

Formen

Ansehen.

Dagegen

lebensfrohen

und

sanglustigen

Aioler

ihm geneigt.

H e s i o d Th. 940 nennt

ihn

sind

und

die

Ionier

und seine

Mutter Semele als neuerkorne Götter (äildvocrov ilvrirr) • vüv b'ö^tpörepoi

ileoi eiaiv);

in T h e b e n

wird

zu betrachten,

Gottheiten

weit

haben

überbietet.

Insbesondere tritt sein eigner V a t e r Zeus in bedenkliches

Dunkel

zurück

vor

der

Herrlichkeit

dieses

Sohnes, der einen aus allen Naturdämonen zusammengesetzten Schwärm (iMacro?) als förmlichen Hofstaat mit sich führt und mit diesem Thiasos in der Zeit des Niederganges den

sinnlichen

hellenischer Eigenart

Taumel

üppiger

nicht

blol's

Genufssucht

und

zügelloser Lebenslust repräsentiert, sondern noch in spätrömischer Zeit als verklärtes Symbol eines besseren jenseitigen Daseins, eines fast mohammedanischen Paradieses

seine

der

Schwelgerei

ausgenutzt wird.

D i e künstlerische Entwicklung des Dionysostypus

Geburt fixiert, am Helikon und Parnal's finden w i r

geht mit der religiösen H a n d

seine von älterer griechischer Sitte grell abstechende,

mann stellte seinem Gotte eine roh geschnitzte H e r m e

stürmische Verehrung durch rasende W e i b e r .

auf, an welcher ein derber Phallos das menschliche

Hier

in H a n d .

Der Land-

ist fremdländischer, von Norden stammender Einflufs,

Sinnbild von der Triebkraft der feuchten Natur war.

priesterliche Leitung von Delphi aus und bäuerliche

( V g l . über den Phallos des Dionysos

Demokratie schwer zu verkennen.

und Schol. Arist. Acharn. 243 cpaXXö? EüXov eiri|ur|K66? einen

als Baum

verehrt,

w i e der Dionysos gvbevbpo? in B ö o t i e n (vgl. »Baumkultus * S. 296).

In

Theben

hegte

man

als

lvad-

meischen Dionysos ein Stück Holz, welches zugleich

verschiedenen Epochen sich durch Förderung dieses

mit dem Blitze des Zeus v o m H i m m e l in das Braut-

Gottes kennzeichnen.

gemach der Semele gefallen sein sollte, und welches

So nach späterer Auffassung

der Volksfreund Theseus in

seinem Verhältnis

zu

A r i a d n e ; die Einführung des Dionysos Eleuthereus,

man

mit

Erz

überzogen

hatte

(Paus. I X , 12, 3) ;

anderswo als epheuumrankten P f a h l oder als Säule.

des Befreiers, in die Stadt A t h e n ; das Kelterfest der

Diesen geweihten Stämmen in den Weingärten setzte

L e n a i a ; des Epimenides Einmischung kretischer An-

man das ganze Altertum hindurch H e r m e n k ö p f e auf

schauungen (Zagreus, Jakchos) in den Geheimdienst

und behing sie mit K l e i d e r n ; sie schützten das F e l d

von Eleusis;

gleich

namentlich

sistratos die grofsartige ehöre,

durch

deren

früher Kleisthenes

aber unter und seit PeiAusbildung

Einführung

den

Sturz

in

der

Dionysos-

unseren Vogelscheuchen.

Auf

Vasenbildern

aller E p o c h e n sind diese Darstellungen nicht selten.

Sikyon

schon

Wir

des dorischen

Adels

jüngerer

geben

ein

Zeit

solches

(Teil

Pfahlbild

des

Gottes

aus

eines gröfseren Gemäldes nach

432

Dionysos.

G e r h a r d , Trinkschalen Tal'. IV, 5 , Abb. 479) m i t | des Dionysos a n den B a u m zu hängen und d a n i n l e r einen derben I'hallos. Symbolisch war die m t e einem aufgesetzten bärtigen, langgelockten u n d epheuF ä r b u n g der K ö p f e oder ganzer Ilolzbilder, sie d e u t e t geschmückten H a u p t e , b e h a u s e n mit einem PraclitBlutffllle an u n d Vollsaftigkeit; so war der Gott g e w a n d e , in welches aufser der K a n t e m i t Wasserdes u n g e m i s c h t e n Weines (dKpaxocpöpoSteinschneidekunst«) und in schwerer Bekleidung, hebt ein vielleicht in ein Fell eingewickeltes Kind (leider ist die Farbe ganz zerstört) empor, welches Hermes mit grofser Vorsicht ihr abzunehmen im Begriffe ist. Links von der Erdgöttin und über ihr ist ein Felsgeklüft angedeutet, innerhalb desselben, auch am Kopfe des Kindes mehrere mit Gold aufgetragene Sterne zur Erleuchtung des Erdendunkels. Hermes ist nur mit einer Chlamys bekleidet, hat aber auf dem Kopfe einen eigentümlich gestalteten, mit einer Art von Kokarde geschmückten Hut; Heroldstab

537 Geliurt des Erichthonios.

fiifses fehlte der gröfste Teil des Gewandes der Athena; daher die punktierten Linien, welche die Ergänzung angeben.) Nach der Auffassung des ersten Herausgebers (Stephani) wäre nun freilich auf dem Bilde die Übergabe des neugeborenen Jakchos durch Kora an die Götter der Oberwelt dargestellt; indessen hat Strube (Studien über den Bilderkreis von Eleusis, Leipz. 1870, S. 85 ff.) schlagend dargethan, dafs wir es vielmehr mit Erichthonios' Geburt zu thun haben, welche allerdings mit mancherlei ungewöhnlichen Zuthaten und in besonders feierlicher Weise vorgeführt wird. Die untere Mittelgruppe erinnert sofort an die besprochenen Bilder, obwohl sie vom Maler frei variiert ist. Die Erdmutter Ge in typischer Stellung aus ihrem Elemente bis an die Knie emporragend, mit einem Epheu-

und Flügel fehlen ihm hier, wo die Handlung selbst ihn genugsam kennzeichnet. Ihm zur Seite steht, den Mittelpunkt des Bildes einnehmend, Athena, ganz wehrhaft vortretend und den rechten Arm mit der Lanze wie zum Schutze über den Erdspalt und die dortige Scene ausspannend, indem sie zugleich mit Genugthuung über die Begebenheit zu den Anwesenden umherschaut. Über ihr schwebt Nike, die unzertrennliche Gefährtin; sie weist mit dem Finger auf das glücklich erfolgte Ereignis hin. — Oberhalb der Mittelgruppe zeigen sich rechts und links je zwei Figuren in deutlichem Parallelismus des Sitzens und Stehens angeordnet. Rechts auf prächtigem Throne mit Sphinxen an der Lehne, in einer an Pheidias olympisches Bild erinnernden Gewandung, einen Weidenblätterkranz in den Locken wie dort

494

Erichthonios.

(Paus. V, 11,1. 2), sitzt Zeus, das Scepter lässig im linken Arme, mit dem er sich vertraulich an Hera lehnt, das Wunder besprechend. Die letztere (von Stephani als Demeter gefafst, wegen einer gewissen auch sonst vorkommenden Ähnlichkeit mit der Figur dieser Göttin auf dem Revers) ist in ihrem vertraulichen Verhältnisse mit Zeus genugsam als Hera charakterisiert. Übrigens ist sie, wie Strube bemerkt h a t , langgelockt, dagegen die Demeter des "Reverses kurzgelockt, sie trägt nur eine hohe Stephane, jene den Modius, sie ist schmäler im Gesicht und länger von Gestalt als jene; ihr Typus erinnert an die Juno Ludovisi. Allerdings ist sie in diesem etwas steifen Prunkbilde nur Assistentin des Zeus, ohne eigentümliche Rolle. Gegenüber dem Zeus auf der andern Seite sitzt über dem Grottenbau eine weibliche Figur, langgelockt und einen Blätterkranz im Haare, im langen Gewände und doch die rechte Brust entbleist, zwei brennende Fackeln in den Händen. Stephani nennt sie Hekate; Strube versucht sie als brauronische Artemis zu benennen, welche hier in der Eigenschaft der Geburtsgöttin mit Fackeln gebildet, sei und bei der Geburt des Erechtheus angerufen wurde; vgl. Welcker, Griecli. Götterl. 1,571; 11,400; Mommsen, lleortol. S. 10 und die Artemis auf der Vase unter »Kudmos*. Neben ihr steht bis auf die Hände verhüllt die Höre Thallo, welche (nach Mommsen a. a. 0. S. 5) »neben Pandrosos verehrt wurde und dem Erdsöhnchen (Erichthonios) sein Gedeihen sicherte«. Stephani hält diese Figur zur »bequemen Füllung des Raumes« bestimmt. Auch in betreff der recliterseits sitzenden Frau mit grofsem Tympanon ist die Entscheidung schwierig. Stephani bemerkt, dafs diese züchtig bekleidete, festlich geschmückte und bekränzte Gestalt keine gewöhnliche Nymphe oder Bacchantin sein könne, er möchte sie Jambe oder Echo benennen, wegen des fixeiov. Nach. Strube wäre sie als Rhea, die grofse Mysteriengöttin zu fassen, welche unter Erechtheus' Herrschaft in Athen eingezogen sein sollte. — Während sonach der Gesamtinhalt des Bildes sicher steht, bleibt im einzelnen noch manches dunkel. Namentlich mufs die Abwesenheit des Kekrops befremden; aber die ganze Handlung ist ja hier, wie man sieht, sozusagen aus der Familiensphäre attischer Lokalsagen emporgehoben zum allgemein griechischen Olymp der jüngeren Zeit, wobei die attischen Künstler den mystischen Anflug des Gegenstandes nicht zu mindern, sondern offenbar zu erhöhen beflissen waren. Eine mehr als vollständige Darstellung des Mythus bietet eine schöne Schale aus Corneto, abgeb. Mon. Inst. X, 39 (danach Dictionn. des Antiq. von Saglio S. 986) mit Erläuterungen von Flasch, Ann. Inst. 1877 S. 418 ff. Durch Inschriften werden sämtliche Figuren, von denen wir einige sonst hier nicht

Erinven. suchen würden, sichergestellt. In der Mitte Ge, welche den Knaben Erichthonios der Athenaia heraufreicht; letztere ohne Helm, die Aigis ohne Medusa auf den Rücken geschlagen. Hinter Ge links Kekrops, den Unterleib als Schlange gebildet, ruhig zuschauend. Auf der rechten Seite folgen sich Hephaistos (ganz ohne charakteristische Formen und Attribute), Herse, Aglauros, Erechtheus, Pandrosos, Aigeus, Pallas. Die Kekropstöchter sind ganz schlicht in der Tracht und Haltung attischer Jungfrauen gebildet; Erechtheus und Aigeus haben Scepter und Lorbeerkranz, Pallas nur einen krummen Stab. Mit Recht bemerkt Flasch, dafs in diesem echt attischen Gemälde des 4. Jahrhunderts, welches an die Formen der Parthenonfiguren erinnert, nichts von der "Übergabe des Erichthonios an die Kekropstöchter in der mystischen Kiste und von dem Verbote der Öffnung zu bemerken sei (vgl. Paus. 1, 18, 2), welche der attischen Arrephorienzeremonie zu Grunde liegt. Dagegen sehen wir auf einer jüngern Vase (Ann. Inst. 1879 tav. F) Erichthonios als Knaben auf dem schlangenbespannten Wagen, der auf einem die Akropolis von Athen vorstellenden Felsen emportaucht , während davor die soeben geöffnete mystiscln; Kiste liegt; links schreitet eilig Athena herzu, Helm und Lanze in den lländeu; rechts fliehen die beiden Kekropstöchter erschreckt-, nachdem sie das ihnen anvertraute Geheimnis enthüllt haben. Ganz nach Apollodor. 3, 14; 6, 5: u'\ bi d.bekcpai xr|eit.

moderne römische Goldarbeit wertvolle Muster abgegeben haben. Die R ö m e r arbeiten wesentlich im griechischen Geschmack; doch erreichen die uins erhaltenen römischen Goldarbeiten (z. B. aus Pompeji) nur selten die Formenschönheit der griechischien und etruskischen Goldwaren. Auch scheint es, ials habe das Streben nach Pracht, die Bevorzugung Aler Edelsteine und Perlen, sowie das Eindringen einies

Gordianus. den Münzporträts bereits ziemlich abgelebt und mit kahler Stirn erscheint. Bronzemünze des älteren Gordianus (Abb. 640, nach Cohen IV, 109 X. 14 pl. V), des jüngeren (Abb. 641, ebdas. 111, N. 8 pl. V). M. Antonius G o r d i a n u s (III), war Enkel des ersten Gordianus und wurde, als Balbinus und Pupienus zu Augusti ernannt wurden, zum Caesar ernannt, obwohl damals erst 11 (oder nach andrer

643 (Gordianus III.

gewissen barbarischen Geschmacks, der mehr Wert auf schwere, massive Arbeit, als auf Schönheit dier Ausführung legt, der Schönheit der Ornamentiik starken Eintrag gethan. Man vgl. Marquardt, Rönn. Privatleben S. 679 fE.; Hg bei Bucher, Gesch. d. techin. Künste II, 107 ff. [Bl] M. Antonius Gordianus Sem[pronius] Romanras Africanus, Statthalter der Provinz Africa, als ihm, den bereits achtzigjährigen Greis, Anfang Marz (991) 238 die dortigen Truppen zum Kaiser ausriefen widier Maximinus. Als Mitregenten und Augustus nalnm er seinen ihm völlig gleichnamigen Sohn, der araf

' Angabe 18 oder 16) Jahre alt. JSa-ch dem baldigen , Tode des Balbinus und Pupienus wurde er, Ende Juli (991) 238, von Prätorianern und dem Senat als Augustus anerkannt, und führte, geleitet von dem i umsichtigen Timisitheus, dem praefectus praetorio, dessen Tochter Tranquillina er geheiratet hatte, die Herrschaft bis März (997) 244, wo ihn Philippus am Ende des persischen Feldzugs des Throns beraubte. : Bronzemünze (Abb. 642, nach Annuaire III Taf. 12 N. 116). Marmorbüste des Kaisers, 1792 in Gabii gefunden, jetzt im Louvre, mit Schuppenpanzer und paludamentum (Abb. 643, nach Mongez pl. 54 N. 1),

Gordianus.

Götterbilder, älteste.

601

beide Arme und linke Hand der Büste sind alt, die ! zejichen aus heiligem Holze, so dafs man selbst devon diesem abgerundeten Holze herleitete rechte Hand mag einst eine Victoria getragen haben. I luibrum ' (AVscon. ad Cic. divinat. § 3: sunt qui delubra ligna tTl)cr Büsten mit Armen s. » Commodus «. deilibrata, id est decortieata, porro simulacra deorum Furia Sabinia T r a n q u i l l i n a , Tochter des mtore veterum posita exktimant, u. a.). Die ikarisclie Timisitheus, Gemahlin Gordians III. ßronzemünze Artemis war ein unbearbeitetes Stück Holz (HüXov (Abb. 644, nach Cohen 1Y, 172 N. fi pi. Vili). [Wj oiuK eipxaaiMvov Clem. Alex, protrept.; lign-um inGötterbilder, älteste. Wie im ältesten Kultus dtolatum Arnob.); ebenso die delische Leto, die der Inder und andrer Völker des Orients, so gab es atttische Athene, die rarisclie Demeter (rudis palus, auch in Griechenland und in Italien anfänglich keine iniforme lignum bei Tertullian. apologet. 16, der sie Bildfiguren der Götter. In Dodonas Tempel war miit dem Kreuzesstamme vergleicht). Kallimachos auch später noch kein Zeusbild aufgestellt; auf dem ntennt bei Euseb. praep. evang, 3, 8 die Hera von Lykaion hatte derselbe Gott nur einen Altar (Paus. Saimos: outtuj epjov e'ijEoov, aXX' e-rri xefl.uaj V I I I , 28, 7); ebenso auf andern Bergspitzen (Welcker, Griech. Götterl. I, 169 ff.). brn,uaiw YXucpavwv aSoo? ria!}a aavii;; erst später sei Uber h e i l i g e B ä u m e , die ebensosehr den Kultdais Bild menschenähnlich geworden. — Allmählich bildern wie den Tempeln gleichzusetzen sind, s. Art. tivat die Bearbeitung des rohen Materials hinzu; man »Baumkultus«. Daneben verehrte man (und zwar wragte aber noch keineswegs eine Menschengestalt zu Iiis in die späte Zeit) r o h e S t e i n e (àpyoì XiHoO, zum Milden, sondern schnitzte aus Baumholz Balken, Teil wohl Meteore ; dann solche in Gestalt von PfeiBiretter, Pfähle oder bearbeitete den Stein in gleicher lern, Säulen, Würfeln, Pyramiden, Spitzsäulen. Nach Airt. Als S ä u l e n (ki'ov«?) von Holz oder Stein werPausanias (VII, 22, 3) verehrten in ältester Zeit alle de:® in alten Dichtern angeführt die argivische Hera, Hellenen rohe Steine anstatt der Götterbilder. In deer delphische Apollon, der tliebische Dionysos und Pharai in Achaia fand man noch neben dem Herinesdiie lindische Athene. Die spartanischen Dioskuren bilde 30 viereckige Steine, welche man einzeln mit wvaren zwei Parallelbalken, verbunden durch zwei Götternamen belegte. Cberluiupt pflegte man ja (¿mcrliölzer (60o EöXa irctpdXXriXa buai irXatioi? ineheilige Steinhaufen dem Hermes an Wegen und beZe-uji-ievu Plut.), also schon eine e n t f e r n t e G e s t a 1sonders an Kreuzwegen aufzuschichten, s. Preller, t e m s v m b o l i k . An ähnliche symbolische Bedeutung Griech. Mytli. I , 324. Auch Sokrates erwähnt bei isit zu denken beim Apollon Agyieus in Kegelform Xen. Meni. 1, 1, 4 als etwas Gewöhnliches die An(kuujv Kujvoeibi'ic) auf Münzen von Ambrakia und betung von formlosen Steinen und Hölzern (\i;houc so>nst; Artemis' Patroa in Sikyon glich auch einer kci.i iitXa rd tuxóvto aeßeailai). Solche Steine müssen Säiule, Zeus Meilichios daselbst einer Pyramide oft an Wegen gestanden haben, wie bei uns Christus(P'aus. 11,9,6). L a n z e n wurden als Götterbilder in und Muttergottcsbilder ; man pflegte sie mit Öl zu älttester Zeit allgemein angesehen nach Justin. 43, 3, begiefsen, auch zu bekränzen, niederzuknien und anumd Agamemnon« Scepter in dieser Gestalt genofs zubeten. Theoplir. char. 17; Lukian Alex. 30; Ovid. allle. Zeit hindurch hohe Verehrung in Chaironeia Fast. II, 641 ; Tibull. I, 1, 11 u. a. Sehr bezeichnend naxch genauer Angabe bei Paus. IX, 40, 11). Mehder späte Apulejus Fiorici. 1 : religiosa»! niarmn finre.>rcs Ähnliche bei Bötticher, Baumkultus S. 232 ff. tori obiecerit, aut ara floribus i-edim ita, atti spelitnca Diie paphische Aphrodite war ein langgestreckt frondìbus, aut quercus eornibus onerata, aut fcujus naibelförmiger (Serv. Verg. Aen. 1, 720: in modum pellibus coronata vel etiam colliculus sepimine r.onseurmbiUci vel, ut quidam colunt. metae) oder kegelcratus vel truneus dolamine effigiatila. i:el caespes förmiger (Tac. Hist. I I , 3) oder pyramidaler Stein libamine humigatus, vel lapis unguine delibiitus. Rohe ( M a x . Tyr. diss. 8, 8 irupa,uio.ri.)

l'higalia (s. Art.) h a t man die glatt abgeschnittenen Stücke von Händen und Fiil'sen einer grol'sen Statue gefunden; sind dieselben auf ein akrolithes Kultusbild des Gottes zu beziehen, so mufs die Anfertigung desselben später als die Gründung von Megalopolis (369; fallen (Stackelberg, Apollotempel S. 98). Seit der Mitte des 6. Jahrb. v. Chr. Geburt, mit. der Erfindung des Erzgusses, wurden Bilder der Götter aus Erz und dann aus Marmor häufiger (s. Art. >;Bildhauerkunst«). Über die von Phidias ins (irol'se getriebene Technik der aus Gold und Elfenbein hergestellten Kolossalstatuen s. Art. »I'lieidias«. [Bin] Gräber. Die Wohnstätten der Toten trugen bei den alten Völkern fast durchgängig einen weit künstlerischeren Charakter als die der Lebenden. Besonders war das bei den Griechen der Fall, mehr noch bei den Körnern, vornehmlich in der Kaiserzeit. Die älteste uns bekannte Form des g r i e c h i s c h e n G r a b e s ist die H ü g e l f o r m , die durch einfache Erdaufschüttung ganz natürlich entstehende Form eines Kegels: K O X U J V O I , XW^ara , tumuli. Solcher Hügel haben sich am Hellespont eine Reihe erhalten und gelten als die Gräber des Achilleus, Patroklos u. s. w. Ein eben solches wurde von den Athenern in der marathonischen Ebene für die Marathon-

Gräber. k ä m p f e r aufgeworfen lind ist noch erhalten. Manchmal erhielt der T u r a u l u s , u m demselben m e h r Festigkeit zu verleihen u n d das A b r u t s c h e n des Erdreiches zu verhindern, einen steinernen R a n d u n t e r b a u (Kpryitic). Vielleicht eben so alt wie diese Form ist die der unterirdischen K u p p e l b a u t e n (HöXoi). Dieselben sind eigentlich reine F r e i b a u t e n , hergestellt d u r c h Überkragimg der S t e i n e , so dafs auf diese Weise eine Spitzkuppel e n t s t e h t . Xur um auf die ü b e r k r a g e n d e n Steine den nötigen Druck zu üben u n d i h n e n so die nötige Festigkeit der Lage zu g e b e n , wurden sie mit Stein- u n d Krdhaufen überdeckt u n d wurden auf diese "Weise unterirdische Gemächer. Derartige Anlagen, welche schon im Altert u m fälschlicherweise als Sehatzhäuser bezeichnet w u r d e n , linden wir gut erhalten z. B. in Mykenai, Orehomcnos u n d Menidi in Attika (vgl. Art. »Mykenai«). Ferner begegnen wir, ebenfalls schon in sehr alter Zeit, den F e l s e n g r ä b e r n in Form von horizontal oder vertikal eingetriebenen Schachten und vollständigen G r a b k a i m n e r n (vgl. Abb. 159. 160. 161, aus A t h e n , dazu S. 153 ff.)- Bio G r a b s t ä t t e n innerhalb der K a m m e r n sind trogförmig eingeschnitten oder werden aus Steinplatten gebildet. Auch Steinsarko2>hage linden sieh. I n Kleinasien, besonders in Lykien u n d P h r y g i e n , finden wir ebenfalls derartige Anlagen mit reicher architektonischer Auss t a t t u n g der Fassaden. Ähnliches linden wir auch auf dem griechischen Festlande, den Inseln und in Xordafrika (Kyrene). W u r d e der Tote n i c h t in einem Felsengrahe, sondern in der F r d e bestattet, so wurde ihm ein S a r g gegeben. Derselbe wurde entweder aus Stein g e m a u e r t oder b e s t a n d , was gewöhnlicher, aus Thon, wovon u n s Abb. 05!' nach Stackelberg, Gräber der Hellenen Taf. 7, einige Proben zeigt. Das äufsere Zeichen des Grabes bildete das G r a b d e n k m a l . In der Form des G r a b d e n k m a l e s ivar dem Geschmacke des P u b l i k u m s u n d der P h a n t a s i e des K ü n s t l e r s der weiteste Spielraum gelassen. F i n Blick auf einen Teil der Gräberstral'se beim Dipylon zu A t h e n (Abb. 660, nach Gurtius, Atlas von A t h e n Taf. 4) lehrt dies auf das Deutlichste. Wir linden die F o r m der schlanken, p a l m e t t e n g e k r ö n t e n Stele mit u n d ohne Reliefs c h m u c k , die niedrigere giebelgekrönte, häufig die Gestalt einer kleinen Kapelle (aediada) tragenden G r a b p l a t t e mit Reliefschmuck oder Malerei, das viereckige P o s t a m e n t oder die. Säule m i t einer Grabvase u. s. w. Die Sirene, die »Muse der Totenklage«, bildet sowohl in Relief wie in runder Form nicht selten den oberen Abschlul's der Grabdenkmäler. Die I n s c h r i f t e n der D e n k m ä l e r b e s c h r ä n k e n sich meist auf die Angabe des X a m e n s u n d der H e i m a t des Verstorbenen, e n t h a l t e n aber auch häufig noch weitere Angaben. W a s die Darstellungen a n l a n g t , so ist der Gedanke a n den Tod gewöhnlich fern gehalten. Der Mann erscheint in seinem B e r u f e als Krieger (vgl.

005

(ifil

Athenische]' iGrabstein.

(Zu Peite (¡07.)

Gräber.

607

Abb. 358), als Gelehrter u. s. w., porträtmäfsig in ruhiger Haltung dargestellt, oder in einem bedeutenden Momente seines Lebens aufgefafst, wie z. B. der im korinthischen Kriege (394 v. Chr.) gefallene Ritter Dexileos (auf Abb. 660 links). Die Frau sehen wir in ihrem Boudoir mit ihrem Sehmuck beschäftigt, so in dem berühmten Relief der Hegeso vom Dipylon zu Athen (abgeb. Arch. Ztg. 1871 Taf. 43), das Kind mit seinem toten oder lebendigen Spielzeug. Auch finden wir besonders seit dem 4. Jahrh. sog. Familienscenen, entweder völlig situationslos, wie in Abb. 661 auf S. 606, vom Dipylon, nach Arch. Ztg. 1871 Taf. 44, oder, wie auf der berühmten Grabvase der Münchener Glyptothek (oben Abb. 416), den Gatten der Gattin traulich die Hand reichend, Kinder und Anverwandte mit der Amme sie umgebend. Dieses öfters wiederkehrende Händereichen ist trotz der zarten Wehmut und Trauer, welche uns manchmal aus diesen Darstellungen entgegenspricht, nicht als Abschiedsgrufs zu nehmen, sondern als Zeichen gegen-

m a ß e n als Pluton charakterisiert ist. — Mythologische Dairstellungen finden sich auf Grabsteinen selten. Eim hervorragendes Beispiel liefert uns das in mehreiven Wiederholungen vorhandene Relief mit der Dairstellung des Abschiedes von Orpheus und Eurvdilke (abgeb. unter Art. »Orpheus«). Die Vorliebe den- Griechen für poetische Analogien ist bekannt, unid welch schöneren Schmuck konnte das Grabmal liebender Ehegatten finden als die Darstellung von Or-pheus und Eurydike! — Hervorgehoben sei auch noich eine öfters wiederkehrende Gattung, welche wemiger Grab- als Denksteine sind, nämlich solche miit der Darstellung eines einsam trauernd auf einem Fe:lsen sitzenden Mannes, neben dem ein Schiff sichtbar. AVir haben es hier offenbar mit dem Denkstein

seitiger Neigung und Freundschaft aufzufassen (vgl. Compte-rendu 1861 S. 102). AVer unter den Dargestellten der Verstorbene, ist nicht immer festzustellen. Die Scenen sind meist ganz allgemein gehalten, da die Grabsteine seltener auf Bestellung als handwerksmäi'sig auf Vorrat gearbeitet wurden. — Eine besondere Klasse bilden noch die sog. Toten- oder Familienmahle. Gewöhnlieh ist in ihnen ein lagernder Mann mit der Schale dargestellt, umgeben von seiner Familie, meist auch von seinen Haustieren. Man hat hierin früher die Darstellung des frohen, heiteren Lebensgenusses der Verstorbenen erkennen wollen, eine Auffassung, wie sie wohl für den schlemmerischen Etrusker, aber nicht für den feinfühligen Griechen pal'st. Neuerdings erkennt man hier vielmehr die Darstellung einer Opferspende, welche die Familie dem Verstorbenen bringt. Die Richtigkeit dieser Auffassung wird dadurch bestätigt, dai's der \ 7 erstorbene hie und da den Modius, das Scheffelinafs, auf dem Haupte trägt, wie Pluton der "Unterweltsgott, hierdurch also für die Familie gewisser-

eimes Schiffbrüchigen zu t h u n , der in der Ferne seimen Tod fand. Auf den Inseln wurden viele derartige Denkmäler gefunden. — Aufser dem bleibendem plastischen oder malerischen Schmuck erhielten damn die Gräber bei besonderen Veranlassungen, wiie bei uns, auch vorübergehenden durch Binden, Kränze u. s. w. (vgl. Abb. 662, nach Stackelberg, Gr.-äber Taf. 45). Aufser den bisher betrachteten Grabformen haben wiir als die künstlerisch bedeutendste die des f r e i s t e h e n d e n G r a b e s zu betrachten. Es sind dies emtweder, wie besonders in Lykien, aus dem gewachsenen Fels frei herausgehauene oder aus wenigen grofsen Blöcken aufgetürmte, nicht konstruierte Monumente (vgl. Abb. 365), welche uns naimentlich dadurch interessant sind, dafs in ihnen die; alte Holzkonstruktion treu in Stein übertragen ist., oder frei konstruierte, aus einzelnen AVerkstücken aulfgebaute. Letztere schliefsen sich in ihrer Form messt dem Sakralbau, dem Bau der Altäre und Tempel, an. Tn späterer Zeit wurden derartige

Gräber.

608

Gräber in immer prunkvollerer Weise a u s g e s t a t t e t , Holzkonstruktion eines ('avaalium dinpluviatum (vgl. u n d als künstlerisch b e d e u t e n d s t e s Beispiel a u s girie- : Art. »Haus«) darstellt. U n t e r den konstruierten Mockischer Zeit k e n n e n wir das G r a b m a l des K ö m i g s i n u m e n t e n begegnen wir am häufigsten der F o r m Mausolos von Karien zu H a l i k a r n a s s o s , von diem e i n e s o b e n a b g e s t u m p f t e n K e g e l s , teils mit derartige P r a c h t g r a b a n l a g e n später d e n N a m e n Miau- . G r a b k a m m e m v e r s e h e n , teils, u n d zwar meist in der M e h r z a h l , als Schmuck eines die G r a b k a m m e r soleen f ü h r t e n . Über diesen Bau wird im Art. »Miausoleum« des näheren g e h a n d e l t w e r d e n . e n t h a l t e n d e n U n t e r b a u e s . E r s t e m - Art sind die sog. \

yjr

Ä^vÄ

Xhraghen auf der Insel Sardinien, letzterer, ' t einem Kegel, das sog. Grabmal des Yorgilius bei N e a p e l , mit fünf Kegeln, einem gröfseren in der M i t t e , vier kleineren zur Seite, das sog. G r a b m a l der Horatier u n d (,'uriatier n ä c h s t Albano bei Rom. Ähnlich letzterem dürfen wir uns wohl auch das von Plinius X X X V I , 9 1 it. beschriebene Grabmal des Etruskerkönigs Porsenmi denken.

m

W e i t prächtiger waren in der späteren Zeit die G r a b a n l a g e n der vornehmen Ii lin i e r , besonders die der Kaiser. In noch ziemlich bescheidener Form, an den Tempelbau erinnernd, tritt uns das (irabmal des C. Publicius Bibulus am Ful'se des Oapitols zu Rom (Abb. 664, nach (Janina, Aiv.li. rom. 212) entgegen. Iis s t a m m t aus dem lind« der Republik u n d es wurde der Platz dem Bibulus u n d seinen N a c h k o m m e n vom Senate als Begräbnisstätte geschenkt. Eigenartigere Form zeigt das an der Via Appia, welche rechts und links mit (iräbern eingefal'st war, gelegene Grabmal der (,'accilia Metella (Abb. (165 auf Taf. X I , nach Canina 218), Auf viereckigem U n t e r b a u e r h e b t sich ein 20 m im Durchmesser h a l t e n d e r R u n d b a u , der oben m i t einem von Stierschädeln und Guirlanden gezierten Fries g e s c h m ü c k t ist und f r ü h e r wahrscheinlich m i t kegelförmiger B e d a c h u n g versehen war. Das Ganze trug ursprünglich eine Verkleidung von Travertin. Die m a r m o r n e Inschrift l a u t e t : Caeciliae Q. Crrtici Füiae Metcllac Crassi. Das bedeutendste und b e k a n n t e s t e D e n k m a l aus römischer Zeit bildet aber das Grabmal des H a d r i a n , moles Haäriani. die heutige Engelsburg (Abb. 666 auf Taf. X I , nach Caninas R e k o n s t r u k t i o n in Areli. rom. 223). Auf einem viereckigen U n t e r b a u von 104 m im Geviert erhob 667 Columbarium. (Zu Seite 600.) • , ^ , ,- 0 T. , ' sich ein Cyhnder von IMVS MP-.AK3ARIS TUM.« HAÖftlAKI AM T O M M i AVSMIfP

C a n i i m .

( Z u

XI.

S e i t e

60S.)

(Zu Artikel »Gräber«.)

7AEL1VS AVHÄUVS 1 » AVREU* , c a m Kr I FA.VSTiSAi". i AVG H L : v s A N Ti mCiK- I K i i [ a v g v s t j UV NEPP^ |

BAUMEISTER. DENKMÄLER.

«CS

(irabma) der Cacilia Metclla. b e i R o m .

(Zu Suite (JOS.)

TAFEL XI.

S

i. i

i

i

i

~i

r

i . i . i . i TZZT

r i x i i ~T~

i I

¡ i i I I !

E S E

S

i , i

tSCG Cirrabmal des Hadrian, jetzt die Engelslmrg in Rom, nach der Kekonstraktiom von Canina.

i l i

(Zu Seite 603.)

(Zu Artikel

i

»Gräber«.)

i

Gräber.

Gräberkultus.

war. — Eine spezifisch römische Grabform haben j wir noch zu behandeln, die des C o l u m b a r i u m . j E s sind dies Massengräber unter der Erde für die j Sklaven und Freigelassenen der Kaiser oder sonst ; vornehmer Horner. Abb. 667 zeigt uns den Grund- j rifs und die Innenansicht eines solchen Columbarium in der Vigna Codini zu Rom nach Reber. Bauk. im Altert. Eig. 250. Der Käme Columbarium kommt j von dem taubenschlagähnlichen Aussehen, welches durch die reihenweise geordneten kleinen Nischen hervorgebracht wird. In diesen Nischen linden sieh, gewöhnlich zu zwei, in Aushöhlungen kleine mit Deckeln geschlossene Aschengefäfse (ollae). Kleine Marmortafeln oberhalb der Nischen bezeichnen uns den Namen des Verstorbenen. — Über Sarkophage und deren künstlerische Ausschmückung vgl. Art. »Sarkophage. : .T i (jlriiberknltus s. T o t e n k ul tus. Gürtel. Während beim Obcrgewand in der antiken Tracht Gürtung ungewöhnlich ist, pflegten die meisten Untergewänder der männlichen wie der weiblichen Kleidung gegürtet zu werden. Der griechische Chiton und die Exomis wurden nur selten ohne Gürtel, Züivri, getragen, und ebenso gehörte; in der römischen Tracht das cingulum (zona) zur Tunika für beide Geschlechter. Die Gür tung hatte nicht blofs den Zweck, dafs das Gewand um die Hüften fester safs und infolgedessen eine freiere BeGS8 Umlegen wegung möglich war, sondern sie erlaubte es auch, das Gewand bald länger, bald I kürzer zu tragen, je nachdem man es mehr oder j weniger über den Gürtel heraufzog. Zu Gürteln dienten teils einfache Schnüre oder Bänder, teils kostbarere Stoffe mit Stickerei, Goldbeschlag, selbst edeln Steinen u. dergl. verziert. Bei den griechischen Frauen finden wir auf den Vasenbildern, soweit er da sichtbar ist, als Gürtel meist eine Schnur, deren Enden in Troddeln oder mit Knöpfen versehene kleinere Schnüre ausgehen, wie auf Abb. 668 (nach Gazette arch^ol. V, 23). Hier ist eine Frau dargestellt, die im Begriff steht, ihren Chiton zu gürten; D e n k m ä l e r d. klass. A l t e r t u m s .

Giiürtel.

Gymnasion.

609

um i hierbei durch den heraufgezogenen Teil dess e l b e n , welcher nach der Gürtung als Überschlag vorrn herunterfällt, nicht behindert zu sein, hält sie diess Stück des Gewandes mit dem Munde fest. [Bl] < (iymnasion. Bei der hervorragenden Stellung, weldche die körperliche Erziehung der Jugend bei den Helillenen einnahm, ist es nicht zu verwundern, dafs mann auch darauf bedacht war, den Räumen, in denuen dieselbe betrieben wurde, den Gymnasien, eine nicht nur von praktischen Voraussetzungen ausgehende , sondern zugleich auch eine künstlerisch befriedigende Gestalt zu geben. Der Hauptraum war anfangs und blieb immer die P a l a i stra(iraXa!öTpa vonTrciXr|, der Ringkampf). Daran schlössen sich naturgemäfs die Bäder, da ein Ringkampf ohne darauffolgendes Bad etwas Undenkbares war. In späterer Zeit, als die Gymnasien neben dem Markte der Sammelpunkt der gebildeten Welt waren, wurden die Anlagen natürlich noch bedeutend mehr ausgedehnt und ausgeschmückt. Aus griechischen Schriftstellern erfahren wir nur die Bezeichnungen einzelner Räumlichkeiten, über ihren Zusammenhang aber belehrt uns Vitruv (V, 11) nach alexandrinischen Quellen folgendermafsen : »Bei den Ringschulen sollen Säulenhöfe (peristylia) von quadratischer oder länglich viereckiger Form angelegt werden , so dafs der Umfang ihres Umganges zwei Stadien (1200 Fufs) beträgt, was die des GGürtels. Griechen biauAo; (Doppelbahnn) nennen. Von den Säulenhallen (porticus) sollecn drei einfach angelegt werden, die vierte, welche r nach Süden gewendet, doppelt, damit der Regen bei den vom Winde gejagten Ungewittern nicht hinehingeschleudert werden kann. Es sollen aber an den drei Säulenhallen geräumige Ausbaue (exedrae) mit f Sitzen angebracht werden, wo die Philosophen, Rhet'toren und die übrigen, welche an wissenschaftliche:en Bestrebungen Gefallen finden, sitzend ihre Vorträge e und Erörterungen veranstalten können. An der dopppelten Säulenreihe aber sollen folgende Anbauten angenreiht werden. In der Mitte die Jünglingshalle 39

610

Gymnasien.

Gymnasion. (ephebeum); diese aber ist der geräumigste Anbau, mit Sitzen versehen und um ein Drittel länger als breit. Zur Hechten davon die .Sackwurfhalle (coryceum). unmittelbar darauf das Bestaubgemach (coni*teri»m). und nach dem B e s t a u b g e m a c h da, wo die Säulenhalle die Ecke bildet, das kalte Bad (frigida Iticdün), -welches die Griechen Xourpöv (Bad) nennen. Links von der Jünglingshalle die Salbölkammer (elaeotheaiian). unmittelbar an der Salbölkammer das Frisch bad (fritjidarittm.), von diesem f ü h r t ein Gang in das Heizgemach an der Ecke der Säulenhalle. Zunächst daran aber nach innen zu in der Richtung des Frisch bilde» soll das gewölbte iSch witzgemach (siirliitin) doppelt so lang als breit angelegt werden, welches auf der einen Seite, da wo die Säulenhalle die Ecke bildet, ein Schwitzbad (hictmicum) u n d diesem gegenüber ein warmes Bad (cnhhi hiratin) h a b e n soll. So müssen in der l'alästra die Säulenhöfe (pevinii/lia). wie oben beschrieben, trefflich eingeteilt, werden. — Aufserhalb "d. h. hinter der eben beschriebenen rechteckigen Bauanlage • aber müssen drei Säulenhallen (poiiicns) angelegt werden , eine gleich beim Ausgange aus dem l'eristyl :dem Hofe der l'alästra und zwei zur Hechten und Linken, verschen mit einer L a u f b a h n (stniliahic). Eine von diesen nun, welche gegen Norden gerichtet, soll doppelt und von bedeutender Breite gemacht werden; die andern sollen einfach und so eingerichtet, werden, dal's sie au den beiden Seiten neben den Wänden und neben den Säulen einen e r h ö h t e n l i a n d haben, wie. Ful'swege, nicht schmäler als 10 Fufs, und dal's der mittlere K a u m vertieft ist, indem Stufen von den Rändern zu der .11h Fut's tiefer liegenden Fläche, welche nicht schmäler als 12 Ful's sein soll, hinabführen. So werden diejenigen, welche bekleidet rings auf den Rändern u m h e r w a n d e l n , von denen, die sich mit Öl eingerieben h a b e n und üben, nicht belästigt. Eine solche Säulenhalle wird bei den Griechen ?uarö(; g e n a n n t , weil die Athleten zur Winterszeit in bedeckten Stadien sich üben. Zunächst an dem Xystos und an der doppelten Säulenhalle aber stecke m a n P r o m e n a d e n unter freiem Himmel (hypaethroe ambulationes) a b , welche die Griechen Trapabpom'be; (Nebenbahnen), unsere Landsleute X y s t a n e n n e n , auf welche die Athleten im Winter bei heiterem Himmel aus dem X y s t o s h e r a u s k o m m e n u n d sich üben. Die X y s t a scheinen aber so gemacht werden zu m ü s s e n , dafs zwischen den beiden Säulenhallen Bosquets (silvae) oder P l a t a n e n g r u p p e n seien und dafs in diesen zwischen den B ä u m e n P r o m e n a d e n und an diesen mit einem Estrich aus Scherbenmörtel (ex opere Signino; nach Signia in L a t i u m ben a n n t ) Ruheplätze seien. Am E n d e des Xystos aber m a c h e m a n ein Stadium, so angelegt, dafs die Menschenmenge mit Bequemlichkeit dem W e t t k a m p f der Athleten zuschauen könne.«

Gymniastik.

;

: j i

:

611

Diäfs die u n s erhaltenen Reste von Palästren und (Gymnasien mit dieser überaus klaren und einf a c h e m Schilderung nicht vollkommen übereinstimmen, ist wrohl selbstverständlich, da bei der Disposition einer so komplizierten Anlage dem freien Ermessen des K ü n s t l e r s ein weiter Spielraum gelassen war. Als äiltesten Bau dieser Art werden wir zu Olympia (vgl. ¿Art.) sowohl eine Palästra, wie ein Gymnasion kennejn lernen. Zu den besterhaltenen Resten späterer Zeit gehören die Gymnasien von Alexandria Troas.., Ilierapolis u n d Ephesos. Den Grundrifs des G y m m a s i o n zu Ilierapolis gibt uns Abb. 609, nach Canima, Arch. greca 133. Der Hof der Palästra ist zu eimem Nichts zusammengeschmolzen. Bedeckte Gängie (AA) u n d eine offene Säulenhalle umgeben das H a u p t g e b ä u d e . B ist die P a l ä s t r a , I> scheint das Ivpheheion, K das Korykeion, F das Konisteriem, d da;s kalte Bad gewesen zu sein. T1 auf der and e m Seite d ü r f t e das Elaeothesion sein, die Räume / I O M I X C auf derselben Seite Badezwecken gedient. habem. Der Zweck der übrigen nach der Palästra Ii geölfnieten Uäume ist u n k l a r , vielleicht dienten sie als A .uskleidezimmer (npodylcria). Durch eine doppolte Porticus P . neben der rechts und links eine Kxedrra (('(') liegt, gelangen wir in den zweiten 1 l a u p i t r a u m (Uli), der mit Bäumen bepflanzt ist, zu beiiden Seiten von Portiken (QQ) begrenzt, hinten von e i n e n Stadion f f ! / . über dem sich die Sitzstufen für düe Zuschauer ( i ) erheben. Eim noch späteres, der römischen Zeit angehöriges Beispiicl, das Gymnasion zu Ephesos (Abb. 670, nach C a n i m a , Arch. greca 132), zeigt noch stärkere Abw e i c h u n g e n von der Beschreibung des Vitrav. Das ganze Gebäude ist umgeben von einem bedeckten Gangte, einer sog. Kryptoporticus (.1.1.1). I n B erkennein wir die P a l ä s t r a , in D das E p h e b e i o n , in den m e b e n liegenden R ä u m e n (EFHI) d ü r f e n wir vielleicht Apodyterion, Korykeion, Konisterion u n d Elaestthesion suchen. Die dahinter liegenden R ä u m e G M M O gehören zum Bade. Die Bestimmung der Räumie CCC bleibt im Unsichern. Der mittlere, g r e i s e r e R a u m d ü r f t e das Sphäristerion, der Ballspielrraum, gew esen sein. H i n t e r der Palästra h a b e n sich g e r i n g e Ileste gefunden, welche auf eine der in Ilierojpolis ä h n l i c h e n Gartenanlage schliesen lassen. (Vgl. Art. »Thermen«.) [,T] (jijTinnastik. Der gymnastische Unterrieht repräs e n t i e r t z u s a m m e n mit d e m grammatischen u n d musischen den griechischen J u g e n d u n t e r r i c h t in seinen w e s e n t l i c h s t e n Bestandteilen. Tüchtige turnerische S c h u h u n g des K ö r p e r s in beständigen Ü b u n g e n , die aber nicht zu einseitiger Ausbildung des Körpers auf KCosten des Geistes f ü h r e n u n d ebensowenig in athletiisches V i r t u o s e n t u m ausarten durfte, galt dem Grieeliien als unerläfslich f ü r einen b r a u c h b a r e n Bürger, dia m a n zugleich darin die beste Vorbildung f ü r

612

Gymnastik.

den Kriegsdienst erkannte. Der g y m n a s t i s c h e Unterricht der K n a b e n geschah in der Palästra odler Kingschule, während das Gymnasion, zu dem meiist auch eine Palästra als Platz f ü r die Kingübungen gehörte, f ü r die Erwachsenen bestimmt war; der die t ü b u n g e n leitende Lehrer f ü h r t e den Namen Trcu&OTpifßr]?, und die Anlage der Palästra war häufig dessem Privatunternehmung, von der er lebte. Was die ^verschiedenen gymnastischen Übungen anlangt, we;lche die

U71. Gymnas Jugend in der Palästra vornahm, so waren dlieselben im allgemeinen die gleichen wie die, welclhe auch im Gymnasion von den Erwachsenen betrieliDen wurden , also vornehmlich R i n g e n , L a u f e n , Sipringen, Diskuswerfen, Speerwurf; F a u s t k a m p f u n d P a m k r a t i o n gehörten mehr den athletischen Übungen, füir welche wohl das Gymnasion, nicht aber die Palässtra der Ort war; doch wurden sie auch in der Palätstra vorgenommen, wenn auch jedenfalls in milderrer Form und ohne gefährliche Ausrüstung. Die eiinzelnen Übungen selbst können wir hier übergehen., da sie in den betreifenden Artikeln ausführlicher zur Besprechung kommen; auch haben wir nichit nötig,

auf die Organisation des Unterrichts, die Beamten und sonstige mit Gymnasion und Palästra im Zusammenhang stehende Einrichtungen näher einzugehen, da uns hierüber die Denkmäler keinen Aufschlul's geben. Dagegen dienen die Bildwerke, namentlich die Yasengemälde, sehr gut dazu, uns das Leben und Treiben auf den Turnplätzen der Griechen zu veranschaulichen, weshalb wir hier einige Beispiele derart mitteilen. Abb. 671 (nach Gerhard, Auserl.

ho Ü b u n g e n .

Vasenb. Tai. 271), die Aufsenbilder einer Schale, zeigt uns zunächst auf der einen Seite in der Mitte die Gruppe zweier Faustkämpfer, welche jedoch anscheinend nur die linke H a n d mit Schlagriemen umwunden, die rechte aber unbewehrt. haben. Offenbar sollten hier die Schlagriemen, da es sich um keinen ernsten Kampf handelt, mehr zum Schutz und zum Parieren dienen, während der rechte Arm, womit die Schläge ausgeteilt werden, von dieser gefährlichen und schwerere W u n d e n verursachenden Ausrüstungfrei blieb (vgl. »Faustkampf«). Zu diesem Paar tritt mit einer grofsen Gerte ein Aufseher, ein Gymnasiarcli oder dergl. seiner Stellung und der Haltung der

Gymnastik.

613

Gerte nach scheint er die Absicht zu haben, die j da diese3r ihn fassen wollte, dessen Hände fest gebeiden Kämpfer zu trennen, sei es nun, dafs die packt ; wergebens sträubt sich nun der Festgehaltene, Übung genügende Zeit gewährt hat, sei es, dafs sich sich voim kräftigen Griff des Gegners zu befreien. einer der beiden etwas Reglementwidriges hat zu Ein rtvejite-r bärtiger Aufseher, gleich dem ersten mit Schulden kommen lassen. Dafs eher an letzteres dem Hiimation bekleidet, schaut, den Stock in der gedacht werden mufs, zeigt die Figur des von rechts Rechten, und die Gerte in der Linken, ruhig dem mit zwei Hanteln in der linken Hand herankommen- Kampfe zu. Rechts steht ein mit einem Schurz um

672 Gymnastische Übungein. den Jünglings, welcher erstaunt die rechte Hand j die Lencdeu bekleideter Jüngling, welcher mit einer grofsen jHaicke, dergleichen wir auf gymnastischen erhebt. Links steht ein Jüngling mit einer langen Vorstellmngen häufig finden, den Erdboden auflockert, Schnur; es ist die Mel'skette, deren man sich bediente, um die Weite eines Sprunges oder eines Diskuswurfes was namienitlich beim Springen notwendig war; neben damit auszumessen. Auf der andern Seite der Schale ihm stelht wiederum ein Jüngling mit einer Mefsschnuir. Bis auf den vorletzten sind alle Jünglinge sehen wir zunächst ein Ringerpaar. Beide hatten offenbar versucht, den Gegner zu »unterlaufen« (s. unbekleiidet, da Nacktheit bekanntlich Brauch bei den gymmastischen Übungen war, die ja auch daher »Ringkampf«), und daher eine gebückte Stellung mit vorgestreckten Armen angenommen; aber der eine ihren jSTaimen erhalten haben. — Abb. 672 (nach Arch. Ztg. B!d. X X X V I Taf. 11) enthält ebenfalls die Darwar flinker als sein Gefährte und hat im Augenblick, 39*

(114

Gyvmnastik

Stellungen einer Sehale. D a s I n n e n b i l d zeigt zunächist einen eben zum Wurf ausholenden Diskobol (s. »Diiskuswurf«), welcher seinen Diskus mit beiden Händcen e r h e b t ; er h a t den Kopf mit einer enganliegendeen K a p p e , welche u n t e r d e m K i n n d u r c h ein Band f e s t gehalten wird, bedeckt. Neben i h m s t e h t ein Jünigling m i t einem langen Stecken: ob wirklich damiit ein die Stange ansetzender Springer gemeint ist, w.'ie der H e r a u s g e b e r des Vasenbildes (W. Klein) glaulot, bleibt zweifelhaft, da wir sonst nirgends aus Schrilftstellen oder Darstellungen vom G e b r a u c h der Sprinigstange in der alten Gymnastik e r f a h r e n . Am Bodien liegt eine H a c k e ; oben h ä n g e n H a n t e l n (s. »Springern«) oder Halteres mit Bändern. Auf der Aufsenseitte, deren beide Abteilungen aufser d u r c h die Henkcel noch durch ionische Säulen g e t r e n n t s i n d , die w.'ii1 als A n d e u t u n g der Säulenhalle des G v m n a s i o n s JZU b e t r a c h t e n h a b e n , sehen wir z u n ä c h s t einen Diskuiswerfer, welcher im Begriff steht, d e n Diskus mit d:er L i n k e n fortzuschleudern; allerdings wider den g e wöhnlichen B r a u c h , d a m a n mit der Hechten dlie Scheibe w a r f , hier aber (wenn n i c h t auf Verzeichn u n g b e r u h e n d ) vielleicht als "Übung des linkten Armes zu betrachten. Daneben s t e h t ein J ü n g l i m g , welcher sich ruhig auf seinen Stab stützt; ihn miit Klein f ü r einen Aufseher zu halten verbietet sehne Jugendlichkeit u n d der Mangel der K l e i d u n g , er ¡ist also wohl a u c h ein an d e n Übungen sich B e t e i l i g e n der, welcher gerade a u s r u h t . Darauf folgt ein Ringterp a a r , das eben den K a m p f eröffnet u n d sich in tUcr Angriffsstellung befindet. Am Boden liegt eine Hackco, rechts l e h n e n a n der W a n d zwei Stäbe, weiter obeen h ä n g e n ein Korykos oder Ballon (s. »Ballonschlagen»«), zwei H a n t e l n , eine Strigilis u n d ein Ölfläsclichicn m i t Schwamm. Auf der a n d e r n Seite s t e h t zunäclnst ein bärtiger M a n n in L e d e r k a p p e , welcher in d;er Linken einen S t a b , in der Hechten einen u n d e m t lichen Gegenstand (angeblich eine kleine Schumi 1 ) hält. Vielleicht h a t m a n an einen grofsen Zirkcel zu denken, m i t welchem a n Stelle einer M e f s s c h m u r die Weite des Sprunges gemessen werden soll, weelchen der nächstfolgende J ü n g l i n g m i t den H a n t e i l u soeben g e m a c h t h a t . Diesen M a n n k a n n ich ebesnfalls nicht m i t Klein f ü r einen G y m n a s i a r c h e n lialtean, da i h m Gerte u n d Kleidung fehlen, sondern eher fl'ür einen Turnlehrer, einen G y m n a s t e n oder P a d o t r i b e m ; d e n n diese gingen, da sie die Ü b u n g e n leiten uiufstean, während derselben jedenfalls a u c h nackt, die Gyrmnasiarchen aber, welche bloi's die A u f s i c h t zu führcen u n d über das sittliche Betragen zu w a c h e n habe3n, erscheinen i m m e r bekleidet u n d meist m i t der Gertte, dem Zeichen ihrer s t r a f e n d e n Gewalt, versehen. l E s folgt der g e n a n n t e J ü n g l i n g mit den H a n t e l n , dessten Stellung zeigt, dafs er eben gesprungen i s t , niclht, wie Klein will, eine Ü b u n g mit den H a n t e l n m a c h i t ;

u m so weniger k a n n m a n Klein g l a u b e n , d a f s der vor i h m s t e h e n d e bärtige M a n n , der sich auf seinen Stock l e h n t u n d in der R e c h t e n eine H a n t e l hält, u n d der offenbar auch ein L e h r e r ist, dem J ü n g l i n g e mit der R e c h t e n eine H a n t e l ü b u n g v o r m a c h e , welche dieser mit beiden H ä n d e n n a c h a h m e ; in diesem Falle würde er auch den Kopf nicht n a c h d e r entj gegengesetzten Seite wenden. E h e r d e u t e t er m i t der Hantel auf das Ziel, nach welchem der folgende | J ü n g l i n g den die Stelle, eines W u r f s p e e r s vertretenden S t a b ((¡er n e n n t es die moderne T u r n k u n s t ) j werfen soll. E b e n solche W u r f s t a n g e n oder Gero | sind jedenfalls auch die fünf S t a n g e n , welche hier ; zu zwei u n d drei verteilt an «1er W a n d lehnen, und | die beiden auf der andern Seite; obgleich dieselben ; etwas gTüfser sind als die W u r f s t a n g o , welche der | J ü n g l i n g fortschleudert. Am Boden liegen zwei ! H a c k e n , an der W a n d hängen auch hier Korykos, Strigilis, Ölfläsclichen u n d Schwamm, i Iii der r ö m i s c h e n Erziehung spielt die Gymnastik nicht e n t f e r n t die Rulle wie in Griechenland. : Allerdings fehlte es auch den römischen K n a b e n i u n d Jünglingen nicht an Leibesübungen, n a m e n t l i c h solchen, welchc A b h ä r t u n g des Körpers und Vorbereitung für die Strapazen des Kriegsdienstes bezweckten. So war Laufen und Springen, Bingen u n d .Faustkampf, sowie Speerwerfen seit alter Zeit üblich, • u n d durch die griechische ( ¡ y n m a s t i k l e i n t e m a n auch den Diskuswurf k e n n e n ; aber der Besuch der Palästra durch die K n a b e n war u n b e k a n n t , da man ebensowohl die griechische Sitte der E n t k l e i d u n g . bei den Ü b u n g e n , als die damit v e r b u n d e n e G e f a h r j sittlicher .Schädigung vermeiden wollte. So wenig I wie öffentliche Palästren gab es daher öffentliche ; G y m n a s i e n ; erst bei den grofsen T h e r m e n a n l a g e n i der Kaiserzeit f a n d e n auch solche A u f n a h m e in den P l a n dieser grofsartigen Gebäudekomplexe (s. »Thermen«), indessen waren sie d a n n m e h r zur E r h o l u n g n a c h dem Bade, als zur Ü b u n g des K ö r p e r s b e s t i m m t . ! D a h e r erklärt es sich, dafs gymnastische Ü b u n g e n auf römischen K u n s t w e r k e n uns selten begegnen, während sie in griechischen so überaus häufig sind. ! I n der Kaiserzeit trieb m a n Gymnastik vielfach a u s : diätetischen G r ü n d e n , u n d h i e r f ü r w u r d e sie sogar von den Ärzten e m p f o h l e n ; indessen galten die PaI lästren als B r u t s t ä t t e n der Unsittlichkeit u n d Verweichlichung, was u n s darauf schliefsen Hilst, d a f s die körperlichen Ü b u n g e n dabei nicht m i t d e m E r n s t e \ u n d der Konsequenz betrieben wurden wie in Griechenland. E s ist kein Zweifel, dafs die spätere sitt; liehe u n d physische E n t a r t u n g der R ö m e r sehr wesentlich mit dieser Vernachlässigung einer ges u n d e n u n d rationellen G y m n a s t i k z u s a m m e n h ä n g t . H a u p t w e r k : Grasberger, Erziehung u n d U n t e r r i c h t im klassischen A l t e r t u m e 3 Bde. 1861—1884. [Bl]

H Haartracht. 1. G r i e c h e n . A. H a a r t r a c h t d e r M ä n n e r . I n der heroischen Zeit ist langes L o c k e n h a a r die gewöhnliehe T r a c h t der M ä n n e r , daher das so häutige Beiwort der A r c h ä e r : Kcipv] KOUÖUIVTC;. Auch die ältesten D e n k m ä l e r , sowohl s t a t u a r i s c h e als die Darstellungen

18$61 ta\'. d' agg. E ) sind die L o c k e n (wie auch am Ajpollon von T h e r a ) in steife, s e n k r e c h t herabfallende F l l e c h t e n zerlegt und werden durch ein sich kreuzendem B a n d z u s a m m e n g e h a l t e n ; an der Stirn sind die I h a a r e unterhalb des B a n d e s als regelmäfsige, spiralf ö r m i g e L ö c k c h e n arrangiert. Am Apollon von T e n e a (Avbb. 674), nach Atti Liucei 1JI, 5 N.:{(vgl. die vordere

673 Apollon von Orcliomenes.

674 Apollon von Tcnea.

der V a s e n b i l d e r und die M ü n z t y p e n , zeigen durch-

A m s i c h t S. 328 A b b . 340), sind die H a a r e in horizon-

weg

taller R i c h t u n g gewellt und werden

die M ä n n e r

mit

langem,

meist

bis

auf

die

durch ein vom

Schultern und weit über den Nacken herabfallendem

S c ; h e i t e l nach dem H i n t e r k o p f gehendes B a n d festge-

H a a r , doch in der W e i s e , dafs, wie man zumal an

h a l t e n , während s e n k r e c h t s t e h e n d e kleinere L o c k e n

den a r c h a i s c h e n S t a t u e n b e m e r k e n k a n n , der L o c k e n künstliche

kein

natürlicher,

Hilfsmittel

sondern

hervorgebrachter

der F a l l

ein war.

durch An

dite Stirn begrenzen.

Nun k ö n n t e

n e s h m e n , dafs n u r das Unvermögen

man

zwar

an-

der primitiven

B i i l d h a u e r k u n s t , natürlich gewelltes H a a r wiederzu-

dem hier (Abb. 673) von zwei Seiten abgebildeten

geben,

K o p f e des sog. Apollon von Orchomenos (Ann. I n s t .

de3r L o c k e n sei; indessen h a t Heibig es wahrscheinlich

schuld an

dieser regelmäfsigen Anordnung

616

Hiaartracht.

zu machen gewufst, dafs man hier an künstliclhe, bereits in der Homerischen Zeit angewandte Hil.lfsmittel zu denken habe (Atti dei Lincei Vol.V, Roima 1880; und: Das Homerische Epos aus «len Denkmälesrn erläutert S. 162 Ii.). Helhig findet den Beweis daffiir zunächst in Stellen des Epos selbst; so z. B. cdie Anrede an Paris: xe'pa? (II- X I , 385) gehe a m f

den an manchen altertümlichen Denkmälern sich findenden, am Hinterkopf in eigentümlicher Weise aufgebundenen Haarschopf für den Krobylos und betrachtete die xtTTit als eine dabei zur Verwendung kommende Nadel. Ilelbig dagegen hält die Tt-myei: für Lockenhalter der oben beschriebenen Art und erklärt ihre Benennung durch die Ähnlichkeit der Spiralen mit dem eingesunkenen Leib der Cikade; spiralförmig gedrehte Locken; ganz besonders abier B i r t , Rhein. Mus. 1878 S. 625 hält sie für fibulae. deute die Beschreibung; des Troers Euphorbos ((II. X V I I , 52: TrA.ox.uot !)'oi xpo^'i' T e Kai dpYÜpi-u ¿öcppr|- ; Wieder eine andre Ansicht hat Th. Schreiber, Mitteil, kujvto) auf goldene oder silberne Lockenhalter, umd i d. deutsch, arcliäol. Inst, zu Athen V I I I , 246 aufgestellt; derselbe hält den von den Ohren ausgehenzwar hätte man darunter jene in griechischen, kleiinden, am Hinterkopf sich kreuzenden unil über der asiatischen und etruskischeu Gräbern häufigen SppiStirn zusammengelegten Doppelzopf attischer Monuralen aus Bronze, Silber oder Gold zu versteheen, mente für den Krobylos; die rexriE habe vorn zur deren ehemalige Bestimmung, als Lockenhalter zu dienen, dadurch bezeugt ist, dafs in etruskisch'ien ; Befestigung desselben gedient. Auffallenderweise geGräbern diese Spiralen sich häufig an der Stelle, i an \ statten die archaischen Denkmäler es nicht, diese der der Kopf des Leichnams ruhtte, j

f

finden (vgl. Heibig in den Cownment. in honor.Mommsen. p.6119), ' Als Ohrringe deutete sie lleycdeniann, Gigantoniacliie auf einier Vase aus Altamura S. 5; dagegeen , s. Heibig, Bull. Inst. 1882 p. 7. \ Ein Beispiel dieser Spiralen giibl J Abb. 675, von Bronze und aius ! Böotien stammend, nach AUti «75 Lockenhalter. . . j dei Lincei I I I , 5 V 4. Uber diu- j Barttracht der heroischen Zeit vgl. man oben d«on ' Art. »Bart«. Was die folgenden Zeiten anbetrifft, so lehreen uns die Schriftquellen in Verbindung mit den Denikmälern, dafs langes und künstlich angeordnetes Ha.iar noch lange Zeit ionischer Brauch war und sicch namentlich in Athen bis um die Zeit des pelopojn- ! nesischen Krieges hin erhalten hat. An versclnie- j denen Stellen der alten Schriftsteller wird nicht mur ' der langen und sorgfältig behandelten Locken, dies : vom Hinterkopf weit herabwallenden Haares gedaclht, \ sondern auch der dabei zur Verwendung kommend«en ; goldenen Halter oder Fesseln; namentlich wird boe- ! richtet, dafs die Athener und Ionier ihr Haar iim sog. KpujßuXoi; flochten, welcher durch eine goldeine Cikade (t«ttiE) zusammengehalten wurde (Thue. I, 6 , 3 : x'fßvds re \ivoO? ¿irau0"avT0 q>opouvT£? K oder bei der Agrippina S. 230 Abb. 192 sehen; auch lange Zöpfe, welche um den Kopf gewunden oder verm i t t e l s t einer Nadel am Hinterkopf nestl'örmig zusammengesteckt! werden (vgl. Ahl). 689, nach Darennbcrg et Saglio, Dict. des antiqiu. I , 103), gehören zu den einfacheren Figuren. Dagegen wird es sehr gewöhnlich, über der S t i r n einen Haarwulst mit einer grolsen Menge zierlicher Löckchen anzubringen, und dieser Wulst erhebt sich nicht selten zu aufserordemtlicher Hoho, so dafs man denselben gar nicht mehr als das eigne Haar der dargestellten Person betrachten kann, sondern darin eine der bei den römisichen Damen aufscrordentlieh beliebten Perücke;n erkennen mufs. Für solche war bekanntlich namentlich das blonde Haar der Germanen beliebt. Beispiele für die oft sehr abenteuerliche Haartracht der Kaiseirzeit geben vornehmlich die Porträts der Messalina, der Julia der Tochter des Titus, der Marciana der Sichwester Trajans, ihrer Tochter Matidia u. a. m. Zm vgl. ist aufser den oben angegebenen Schriften das (gsrofsenteils allerdings veraltete) Buch von Krause, Plotima oder die Kostüme des Haupthaars bei den Völkiern der alten Welt, Leipzig 1858; und namentlich (der Art. »Coma« bei Daremberg et Saglio, Dict. des aintiqu. 1,1355 ff., wo auch anderweitigeLittcraturangalben zu finden sind. [Bl]

620

Hades.

Darstellrungen I wvaren, I ist s e l b s t v e r s t ä n d l i c h ; dabei half auch die N e i g u n g | der Griechen zu e u p h e m i s t i s c h e n S u b s t i t u t i i o n e n , j z. B . des Dionysos. Nach dem M y t h u s war matiir- | lich P e r s e p h o n e erträglicher als ihr G e m a h l . Von |

dort (851) das hier (G7) ergänzte B r u c h s t ü c k fehlt) und also V i s c o n t i sich augenscheinlich geirrt habe. Die B ü s t e sei übrigens dem Poseidon zuzuschreiben, Die S t a t u e eines thronenden H a d e s mit dem dreiköptigen K e r b e r o s zur Seite in Villa Borgliese, hier n a c h B r a u n , K u n s t m y t h . T a i . ¿ 2 (Abb. 690), ist zwar durchaus handwerksmäfsig gearbeitet, kann aber doch k e i n e m hervorragenden K ü n s t l e r wird ein Idei-albild dazu d i e n e n , sicli das B i l d des finstern Herrschers des G o t t e s e r w ä h n t ; B r y a x i s scheint eher den I T y p u s der U n t e r w e l t zu veranschaulichen. Der G o t t trägt des Sarapis erfunden zu h a b e n ( B r u n n , Künstlerg>esch. • einen Chiton mit kurzen Ä r m e l n , darüber einen der aul'ser der linken Schulter nur Schoi's ; Mantel, und B e i n e deckt. D a beide A r m e neu s i n d , so ist die Ergänzung der Schale in der rechten H a n d bed e n k l i c h , von dem Scepter dagegen war der untere : Teil erhalten. Zur rechten Seite sitzt K e r b e r o s , ! dessen L e i b eine Schlange umwindet. Von den drei i K ö p f e n des U n g e h e u e r s e r s c h e i n e n , wie B r a u n bei m e r k t , nur zwei, der gröfsere m i t zottigem H a a r , der kleinere im C h a r a k t e r eines Windhundes. Die ! ganze H a l t u n g des Hades ist steif und starr, dabei bäurisch-ungeschlacht. D e r F a l t e n w u r f der Gewänder ist s c h l i c h t und nachlässig; H a u p t - und B a r t h a a r sind ungepflegt. »Auch die Stellung der Füfse h a t etwas B ä u e r i s c h e s , indem der eine auf der Ful'sbank i ruht, während der andre auf dem Boden aufsteht.« I Ä h n l i c h e Darstellungen des Hades linden sich j auf einigen geschnittenen Steinen und Wandgemälden ! aus G r ä b e r n . So t h r o n t er in einem Grabe in Vulci ! (abgeb. Mon. Inst.. 11, 53) h a l b n a c k t wie Z e u s , mit ; langem , schlaft' h e r a b h ä n g e n d e m Haare, mäl'sig fin| sterem Gesichtsausdruck. Sein H a u p t trägt eine I Zackenkrone, in der L i n k e n hält er ein Scepter m i t B l u m e n k e l c h . Vor ihm s t e h t verschleiert P e r s e p h o n e . Die Gruppierung mit P e r s e p h o n e , welche a u c h wohl die F a c k e l trägt, k o m m t vor auf Sarkophagen (Wieseler I J , 8 5 4 — 8 6 0 ) ; die unteritalischen Vasengemälde der U n t e r w e l t («. Art.) variieren und verflachen den j T y p u s . Den H a d e s beim K o r a r a u b e , welcher n a c k t e r s c h e i n t , weil er h i e r , wie sonst n i e , t h ä t i g ist, bezeichnet Conze als eine Fiktion zu diesem besonderen Zwecke; Abbildungen s. »Demeter« A b b . 459 b und c, 460, 461. D a f s die künstlerischen

Hades.

des

finsteren

Unterweltgottes

nicht häufig

Dagegen erscheint der unterirdische G o t t des F r u c h t s e g e n s , P l u t o n , s a n f t e r und mit gemildertem E r n s t , a u c h älter und durch ein grofses Füllhorn G o t t e s auf plastischen D e n k m ä l e r n , n a m e n t l i c h S a r k o charakterisiert auf V a s e n (Mon. I n s t . V I , 58), namentphagen, schliel'sen, dafs c h a r a k t e r i s t i s c h e M e r k i m a l e durch mafsgebende V o r b i l d e r festgestellt waren,, von ! lieh einer Triptolemosvase, und auf mehreren R e l i e f s ; denen freilich die e r h a l t e n e n W e r k e m e i s t weit ent- | s. W i e s e l e r , Alte D e n k m . I I , HO, 7 6 ; W e l c k e r , Alte D e n k m . I I , 8 5 ; B e n n d o r f , L a t e r a n X . 4 6 0 ; Overbeck, fernt sind. — F ü r den einzigen echten K o p f : des K u n s t m y t h . I I I , 594. H a d e s hielt V i s c o n t i eine B ü s t e im P a l a s t Chiggi zu

I , 385).

D e n n o c h läi'st die stereotype H a l t u n g ;

R o m , abgeb. Mus. P i o Clem. I I tav. A N. 9 und n a c h bei W i e s e l e r ,

A l t e D e n k m . I I , 851.

des

dar-

Jeedocli

wurde ich durch B r u n n s G ü t e darauf a u f m e r k s a m g e m a c h t , dafs diese B ü s t e mit dem ebdas. N. 6"i7 als P o s e i d o n gegebenen K o p f e des Museo Chiaramionti identisch

sein

müsse

(trotz der A b w e i c h u n g ,

dai's

A u f H a d e s oder vielmehr Pluton bezieht Milchliöfer eine Anzahl von ganz gleichartigen archaischen Grabreliefs, welche g r ö ß t e n t e i l s in Sparta gefunden sind, deren eines oben S. 329 A b b . 343 wiedergegeben ist (s. A t h e n . , Mitteil. I I , 4 5 9 ff.). Die A t t r i b u t e : S c h l a n g e , H a h n , E i , G r a n a t e , B l ü t e sind dem Dio-

Hades. nysos fremd, auf welchen der Kantharos hinzuweisen scheint; letzterer findet sich aber auch bei Hades auf der Unterweltsvase von Altamura, er scheint parallel mit dem Füllhorn des Pluton zu gehen. Die auffallende Übereinstimmung mit einem Grabrelief aus dem italischen Lokroi (Wieseler I I , 856), wo Persephone auch einen Hahn (als ihr Attribut bezeugt von Porphyr, abstin. IV, 16) und Ähren trägt, sowie die Wiederkehr jener Attribute auf dem Harjiyiendenkmal (s. oben S. 346 Abb. 366) macht die Richtigkeit der Beziehung sehr wahrscheinlich. Für

'^W im

ffr

pI M

Hadrianms.

621

kern IBart- und Haupthaar versehen, ist rechtshin und mach oben gewandt, der Ausdruck desselben ist finsteir. Offenbar ist der Mann von einem Angriff bedrolht, der von oben kommt, und dem er nicht gewachsen ist; unmutig und zornig verhüllt er sich, da er ihm nicht widerstehen kann. Für die Benennung gibt der eigentümliche Aufsatz des Kopfes, den miau kaum für etwas andres als einen Modius lialtem kann, Aufschlul's; damit ist es entschieden, dafs dlie dargestellte Figur Hades sei. Ebensowenig wird nnan bezweifelnJ»öniu»n, dal's Göttling mit Recht

\ IHM (ZH Seite (>22.)

B&.;7

G!)2

6113 a

(Zu Seite 622.)

bildliche Charakteristik läfst sich indessen daraus nichts gewinnen. — In einer ganz absonderlichen Situation wird Hades erkannt von Jahn, Sachs. Ber. 1849 S. 67 in einer (das. Taf. V abgebildeten) etwa 70 cm hohen Marmorfigur: »Es ist ein Mann von kräftigem Körperhau dargestellt, der sich auf das linke Knie niedergelassen hat, während er das rechte Knie vorsetzt. Ein sehr weites Gewand hat er mit beiden Händen so gefafst, dafs sie von demselben verdeckt sind; er ist eben im Begriff, sich ganz in dasselbe einzuhüllen, indem er es von hinten her über den Kopf zieht, über welchen es sich bogenförmig wölbt. Von dem vorderen Teil des Körpers ist nur das rechte Bein von diesem Gewand bedeckt, alles übrige ist noch entblöfst. Der Kopf, mit star-

Hadrian.

iW3b

(Zu Seite 622.)

den won Herakles im Kampfe bei Pylos besiegten Hadefs (Böckh zu Pind. Olymp. 9, 31) in der Statue erkenmt«. (Abgeb. Wieseler II, 864.) [Bm] Hradrianus, P. Aelius, am 26. Januar 76 zu Rom geborcen, jedoch gleich Xraian aus Italica stammend. Seine Grofsmutter war eine Schwester von Traians Vater:. Durch Traian erst unmittelbar vor dessen Tod aidoptiert, regiert er von August 117 bis 10. Juli 138, w o er im 63. Lebensjahre stirbt. Brustbild des Kaisejrs in Harnisch und Sagum auf dem Silbermedaiillon des Berliner Münzkabinetts, vor 127 geprägt , da der Titel pater patriae in der Umschrift fehlt (Abb. 691, Jul. Friedländer, Abhandl. der Berl. Akadtemie 1873 S. 77 N. 5). Bronzene Kolossalbüste im cajpitolinischen Museum (Abb. 692, nach Mongez 38

622

Hadrianus.

Hahnenkämpfe.

X . 2 ) . M i t H a d r i a n b e g i n n t in R o m die Sitte d e n B a r t w a c h s e n zu l a s s e n (Gass. Dio. 68, 15 : 'Abptavôç irptîlTOÇ Y^veiâv KcrrebeiEev cf. Capitolin. H a d r . 26), w a h r s c h e i n l i c h u n t e r d e m E i n f l u f s , w e l c h e n d a m a l s griechische Philosophen gewinnen. S a b i n a , e t w a s e i t 853 (100) H a d r i a n s ( i e m a h l i n , E n k e l i n der M a r c i a n a , d e r S c h w e s t e r des T r a i a n u n d Tochter der Matidia. Bronzemünze mit ihrem Brustbild , auf d e r R ü c k s e i t e V e s t a sitzend m i t S c e p t e r u n d P a l l a d i u m ( A b b . 693, C o h e n I I , 263 X. 70 pl. VII). L. A e l i u s V e r u s , vor s e i n e r A d o p t i o n d u r c h H a d r i a n L. A u r e l i u s ( C e j o n i u s C o m m o d n s ) V e r u s g e n a n n t , a m E n d e d e s J a h r e s 136 z u m C a e s a r erh o b e n , s t i r b t u n m i t t e l b a r n a c h seiner R ü c k k e h r a u s d e m v o n ilnn v e r w a l t e t e n P a n n o n i e n a m 1. J a n u a r 138. Bronzen)iinze a u s d e m J a h r 137 m i t dein Brustbild H a d r i a n s auf d e r V o r d e r s e i t e , u n d d e m Kopf d e s L. A e l i u s auf d e r K e h r s e i t e (Abb. 694, A n n u a i r e d e la société française; d e n u m i s m a t i q u e et d'archéologie 111, 76 (1868N' X. 101 pl. X I \ ;\V

Halsbänder.

A b b . 695 Pirach Mus. Gregor. I I , 5 , 1 a). E m die K ä m p f e b l u t i g e r zu m a c h e n , w u r d e n die H ä h n e f ü r d i e s e n Zweck sogar m i t S p o r e n b e w a f f n e t . E i n eigent ü m l i c h e r G e b r a u c h w a r e s , d a f s der B e s i t z e r des besiegten Tieres dasselbe schnell a u f n a h m u n d ihm etwas ins Ohr schrie, angeblich d a m i t das Tier nicht d a s T r i u m p h g e k r ä h e s e i n e s B e s i e g e r s h ö r e u n d dad u r c h f ü r k ü n f t i g e K ä m p f e m u t l o s g e m a c h t werde.

H a l s b ä n d e r (irepibtpaia, arut'tHac) g e h ö r e n von d e n f r ü h e s t e n Z e i t e n a n zum b e l i e b t e n S c h m u c k der P r a u e n u n d in b a r b a r i s c h e r T r a c h t a u c h der M ä n n e r . D i e s e l b e n k o m m e n in s e h r m a n n i g f a l t i g e n F o r m e l l vor. D e r H o m e r i s c h e öp,uoc scheint, ein n i c h t d e n H a l s s e l b s t u m s c h l i e f s e n d e r , s o n d e r n vom X a c k e n auf die B r u s t herabfallende]- S c h m u c k gew e s e n zu sein I i e l b i g , H o m e r . E p o s S. 182,., wie m a u i h n häufig in e t r u r i s c h e n D a r s t e l l u n g e n findet, h i e r nieist in V e r b i n d u n g m i t der Bulla (vgl. z. Ii. S. 3U9 Abb. 324), u n d der a u c h v e r e i n z e l t a n alt g r i e c h i s c h e n B i l d w e r k e n n a c h w e i s b a r ist.. Dagegen war d a s iclluiov w a h r s c h e i n l i c h ein d e n Hals u m s c h l i e f s e n d e r Reif o d e r B a n d , glich also j e n e n I l a l s b ä n d c r n , die wir sowohl all D e n k m ä l e r n liäulig d a r g e s t e l l t , a l s a u c h in z a h l r e i c h e n Originalen g r i e c h i s c h e r , etruskischer u n d r ö m i s c h e r T e c h n i k n o c h erhalten s e h e n . D i e s e l b e n sind teils als ieste Metallreil'e g e b i l d e t , g l a t t , geriefelt, sliicka r t i g g e d r e h t o d e r m i t figürlichem S c h m u c k v e r s e h e n ; teils sind sie als d ü n n e r e , bieg s a m c S c h n ü r e g e s t a l t e t o d e r in b r e i t e r e r liltö Kiimpfhulme. Form m i t v e r s c h i e d e n a r t i g e n A n h ä n g s e l n , B o m m e l n I l a l i n e n k ä m p f e . D i e s e s h e u t e noch in m a n c h e n u. dcrgl. verziert (vgl. z. Ii. S. 508 A b b . 548). E i n e a n g e b l i c h zivilisierten L a n d e r n b e l i e b t e V e r g n ü g e n d r i t t e Art von H a l s k e t t e n fiel in l a n g e n E n d e n vom w a r bei d e n a l t e n G r i e c h e n ein s e h r v e r b r e i t e t e r X a c k e n ü b e r die B r u s t bis z u m U n t e r l e i b h e r a b ; •Sport, f ü r w e l c h e n m a n in A t h e n sogar die j e d e n derartige wurden jedoch weniger über den Kleidern, f a l l s u n h i s t o r i s c h e B e s c h ö n i g u n g sich e r s o n n e n h a t t e , als auf d ü n n s t o f l i g e n ( " n t e r g e w ä n d e r n o d e r auf d e m daf's T h e m i s t o k l e s v o r d e r S c h l a c h t bei S a l a m i s s e i n e blofsen Leibe getragen und bildeten daher wesentM i t b ü r g e r d u r c h d e n H i n w e i s auf d e n K a m p f e s m u t lich e i n e n S c h m u c k g a l a n t e r D a m e n , b e i d e n e n ihr dieser m i t der h ö c h s t e n E r b i t t e r u n g sich b e k ä m p f e n G e w e r l i e ein m ö g l i c h s t l e i c h t e s K o s t ü m m i t sich d e n T i e r e a n g e f e u e r t , u n d d a f s m a n h i e r a u f z u r Erb r a c h t e . Die p o m p e j a n i s c h e n W a n d g e m ä l d e zeigen i n n e r u n g a n die g l o r r e i c h e n P e r s e r k ä m p f e ö f f e n t l i c h e , solche K e t t e n , die m a n sich w o h l von f e i n e m Goldim D i o n y s o s t h e a t e r s t a t t f i n d e n d e H a h n e n k ä m p f e eind r a h t h e r g e s t e l l t zu d e n k e n h a t , s e h r häufig, w o b e i g e f ü h r t h a b e (Ael. N. a n . I I , 28). I m m e r h i n ist die die K ü n s t l e r die f r i v o l e M o d e i h r e r Zeit a u c h auf die T h a t s a e h e , d a f s i m D i o n y s o s t h e a t e r wirklich a u c h m y t h o l o g i s c h e F r a u e n w e l t ü b e r t r a g e n u n d z. B. a u c h H a h n e n k ä m p f e s t a t t f a n d e n , n i c h t zu b e z w e i f e l n ; A p h r o d i t e m i t s o l c h e m S c h m u c k v e r s e h e n , w i e auf d a r a u f d e u t e t a u c h d e r U m s t a n d , d a f s a m T h r o n - ; d e m , A r e s u n d A p h r o d i t e im L i e b e s v e r k e h r vorsessel d e s D i o n y s o s p r i e s t e r s d a s e l b s t G e n i e n m i t s t e l l e n d e n G e m ä l d e ( A b b . 696, n a c h M u s . Borb.111,35). H ä h n e n d a r g e s t e l l t sind, l i e b e n d i e s e n ö f f e n t l i c h e n j A u c h in u n t e r i t a l i s c h e n V a s e n g e m ä l d e n s i n d solche K ä m p f e n waren derartige Aufführungen aber auch Hals- u n d B u s e n k e t t e n n i c h t s e l t e n . — Z u r M ä n n e r ein s e h r b e l i e b t e s P r i v a t v e r g n ü g e n j ü n g e r e r u n d | t r a c h t d e r G r i e c h e n u n d R ö m e r g e h ö r t d e r H a l s ä l t e r e r L e u t e , u n d m a n h i e l t sich zu diesem B e h u f e s c h m u c k n i c h t ; w o h l a b e r finden w i r i h n h ä u f i g die s t r e i t b a r e n V ö g e l , wie a u c h die n i c h t m i n d e r 1 bei d e n E t r u s k e r n , wie u n s W a n d g e m ä l d e , Sarkok a m p f l u s t i g e n W a c h t e l n , i n Käfigen. D a r s t e l l u n g e n p h a g e , S p i e g e l z e i c h n u n g e n u. s. w. zeigen, z u m Teil v o n H a h n e n k ä m p f e n s i n d d a h e r auf D e n k m ä l e r n , in b r e i t e n , s c h w e r e n F o r m e n ; u n d d a f s a u c h d i e griea u c h a u s d e r r ö m i s c h e n Zeit, s e h r h ä u f i g ; m a n vgl. i

Halsbänder. c.bischer kunstgewerblicher Erzeugnisse sich bedienenden Skythen am Pontus solche trugen, lehren die Funde in der K r i m , unter denen prachtvoll ausgeführte Halsketten von mannigfacher Art sehr oft auch in männlichen Grübern vorkommen. Dafs bei den Kelten ein strickförmigev Goldreif um den llals,

6%

Hannibail.

etiam | adeo disccrimen omne sublatnm. vi Hannibalis ; xtatiiae tfribus locis vixantnr in ea urbe, mim intrci . muros soolus hostium emisit hristam). Dennoch läfst sich keim Bildnis von ihm sicher nachweisen. Vis! conti , Iteon. gr. 55 erklärte dafür einen Bronzekopf ] in N e a p e l mit wirrem, oben auf dem Kopfe schwach

Mars u n d Venus als Liebespaar.

die sog. torqnes, zur gewöhnlichen Tracht der Vornehmen gehörte, ist bekannt. In der römischen Tracht kamen Halsketten als ehrenvolle Auszeichnung bei den Soldaten vor. (Vgl. die Zusammenstellung bei B l ü m n e r , Kunstgewerbe im Altertum IT, 197 if.) [Bl] Hniinibal. Von ihm gab es öffentliche Statuen an drei verschiedenen Stellen in Rom (Plin. X X X I V , 32:

623

(Zu Seite C22.)

gescheitceltem Haare, u n d dessen linkes Auge kleiner als das i rechte sei. Ein Kopf des Scipio von gleichen Dimensiconen sei zusammen mit diesem in Herculan e u m g e f u n d e n . Später hat m a n auch zeitweilig einen Ktopf aus pentelischem Marmor in der Münchener (Glyptothek ( X 154) so b e n a n n t , der neben häfslicheen u n d unregelmäfsigen Zügen ungleich gebildete .Augen zeigt, indem das rechte kleiner als

624

Hannibal.

Hanteln.

Harpyien.

Haus.

werden wird«. Sie raffen in der Odyssee die Töchter das linke u n d verdreht u n d u n b r a u c h b a r erscheint. des P a n d a r e o s fort, u n d Penelope wie Helena wünDiesen U m s t a n d bezog m a n auf H a n n i b a l s Verlust schen so a u s der Welt e n t r a f f t zu werden; die Perdes r e c h t e n Auges durch Erkältung in den Sümpfen sonifikation ist sehr durchsichtig (vgl. J a h n , Archäol. von E t r u r i e n im F r ü h j a h r 217 (Liv. X X I I , 2 , 11; Beitr. S. 101 ff.). Bei Hesiod, Theog. p. 2G5 ff. sind C o m . Nep. 4). [Bm] sie geflügelt u n d schnell wie der W i n d . Höchst sinnHanteln (öXTfipe^) gehören zu den gebräuchlichreich ist ihre Verflechtung in die F a b e l des P h i n e u s s t e n Geräten der griechischen G y m n a s t i k , dienten (s. Art.), dem sie die Mahlzeiten r a u b e n u n d beaber allem Anschein n a c h seltener, als bei uns, zur sudeln, d a n n aber von den noch schneller stürmenStärkung der Arm-, Nacken- u n d B r u s t m u s k e l n (obden Boreaden, den Söhnen des Nordwindes, verjagt gleich auch derartige Ü b u n g e n v o r k o m m e n ) , viel« e r d e n ; vielleicht eine A n d e u t u n g der luftreinigenden m e h r wie der griechische N a m e besagt als SpringgcK r a f t des Nordwindes. Auf einem älteren Phineuswichte, insofern m a n durch die W u c h t der schweren bilde (s. Art.) erscheinen sie n u n als e h r b a r e FrauenG e r ä t e , indem m a n die Arme m i t denselben vor gestalten in konventionell langer Bekleidung und ohne dem Sprung weit nach h i n t e n u n d im Sprung selbst andre Charakteristik als d u r c h vier grofse geschweifte n a c h vorn warf, den Sprung selbst u n t e r s t ü t z t e . Die Wappenflügel, wie wir sie auf assyrischen Bildwerken ältere F o r m war nach Paus. Y, 27,12 die eines längsehen. D a f s aber hierin schon eine Vermenschlichung lichen Halbzirkels oder Kreisabschnittes, in welchem ein Griff ausgehöhlt ist; die gewöhnliche Form aber, ! u n d ein selbständiger Fortschritt der griechischen K u n s t zu erblicken sei, lehrt die B e t r a c h t u n g des welcher m a n auf den Denkmälern a m häufigsten S. 346 abgebildeten H a r p y i e n m o n u m e n t e s von Xantlios in Lykien, wo auf der Nord- u n d Südseite rechts u n d links diese Wesen als Todesgöttinnen die kleingebildeten Toten (es b r a u c h e n nicht K i n d e r zu sein) d a v o n t r a g e n : der Oberleib einer Frau ist hier mit dem eirunden typisch gebildeten Unterleibe eines Vogels sehr geschickt v e r b u n d e n , so dafs unter den H ä n d e n der F r a u s t a t t diu- Fiifse die Vogelkrallen und neben den Sehulterlliigeln noch die Schwanz federn des Vogels zum Vorschein kommen. Dal's wir es alier hier nicht mit einer vereinzelten Kunstvorstellung; zu t h n n h a b e n , beweist das wiederholte V o r k o m m e n derselben Figur als llenkclzierrat an Übung mit Hanteln. einem pränestinischen Toilettenkästchen etruskischer Technik (abgeb. Mon. Inst. V I , 64, 3; dazu Annal. begegnet, zeigt zwei durch eine g e k r ü m m t e Stange 1862 S. 16). Wie abgeklärt u n d fast schön ist diese v e r b u n d e n e Kolben von rundlicher F o r m , welche künstlerische Darstellung gegenüber der Schilderung entweder beide von gleicher Gröfse s i n d , oder von bei Apollon. Rhod. I I , 188 und Vergib Aen. I I I , d e n e n der eine, und zwar der, welcher beim H a l t e n 216 ff.; Viryinci roluci'iim voltus. foedissima ventris a n den D a u m e n zu liegen k o m m t , schwerer u n d proluviea uneaeque mauus et pallida Semper ora fame. gröfser ist, als der andre. Solche h a t z. B. der M a n n — Ein jüngeres Vasenbild v Mon. Inst. III, 49) zeigt, in Abb. 697 (nach Gerhard, Auserl. Y a s e n b . Taf. 29), d e m Geiste der Zeit e n t s p r e c h e n d , vollständige W e i b e r welcher sich der H a n t e l n in halb k a u e r n d e r Stellung mit zwei Schulterfiügeln, aber im kurzen leichten zur Ü b u n g der Arme zu bedienen s c h e i n t ; vgl. auch C h i t o n , ähnlich den Erinyen der jüngei'n Epoche, die u n t e r »Fünfkampf« u n d u n t e r »Gymnastik« abmit welchen a u c h Aischylos E u m . 50 sie vergleicht. gebildeten Vasenbilder. Von etwas abweichender Die verzerrten Gesichtszüge der einen I i a r p v i e beF o r m sind die, welche der Springer auf d e m Berliner r u h e n vielleicht n u r auf zufälliger Ungeschicklichkeit. Diskus (Art. » F ü n f k a m p f « ) h ä l t ; sie gleichen der einen H a n t e l , welche auf der Vase im Art. »Gym[Bm] nastik« der Turnlehrer in der H a n d hält. Steinerne Haus. I. G r i e c h i s c h e s H a u s . Die Rekonu n d bleierne H a n t e l n h a b e n sich noch e r h a l t e n ; vgl. struktion des griechischen W o h n h a u s e s stöfst bei 'Etpnu. &pxaio\. Ser. I I I T. I (1883) p. 103 u. 189. I m dem Mangel noch e r h a l t e n e r Reste u n d bei der Unallgemeinen ist zu vgl. Grasberger, Erzieh, u. Unterr. b e s t i m m t h e i t oder Vieldeutigkeit der Angaben bei I, 303 ff. [Bl] d e n Schriftstellern auf sehr beträchtliche SchwierigHarpyien sind S t u r m g ö t t i n n e n , r a f f e n d e Stofskeiten , an deren L ö s u n g sieh schon sehr viele verwinde auf d e m Meere, »durch deren plötzliche Ges u c h t h a b e n , o h n e dafs ganz sichere Resultate erwalt (sagt Weleker sehr richtig) j e d e r , der sie in reicht worden wären. W i r verzichten hier auf eine Griechenland zum erstenmal erfährt, s e h r ü b e r r a s c h t Angabe dieser ziemlich weitschichtigen L i t t e r a t u r

Haus. u n d b e g n ü g e n u n s m i t d e m Hinweis auf Beckers B e h a n d l u n g im Charikles I I , 105 (Göll) u n d das Schriftchen von Winckler, Die W o h n h ä u s e r der Hellenen, Berlin 1868. Zu unterscheiden h a b e n wir zwischen dem Wohnh a u s der heroischen oder Homerischen Zeit u n d dem späteren der historischen Zeit. Beim H o m e r i s c h e n H a u s e h a n d e l t es sich freilich wesentlich u m den Königspalast oder das H e r r e n h a u s , da die "Wohnungen der Armeren beim Dichter k a u m e r w ä h n t , geschweige n ä h e r beschrieben werden; u n d u n t e r den verschiedenen bei H o m e r e r w ä h n t e n oder geschilderten Palästen ist es vornehmlich das H a u s des Odysseus, von dessen Bauart u n d Einteilung wir N ä h e r e s erf a h r e n . Mit diesem Bau h a b e n zwar die Königshäuser des Priamos, Alkinoos, Menelaos etc. m a n c h e s g e m e i n s a m ; allein i m m e r h i n gehörte die B e h a u s u n g des I n s e l f ü r s t e n zu den b e s c h e i d e n e r e n ! Ierrenhäusern, u n d m a n darf nicht b e z w e i f e l n , dafs auch in der heroischen Zeit bereits sowohl in der Gröfse als in der Anlage der H e r r e n h ä u s e r starke Verschiedenheiten s t a t t f a n d e n , so dal's von einem Normalgrundrifs des H o m e r i s c h e n H a u s e s eben n u r cum grano salin gesprochen werden kann. I m allgemeinen ist das Homerische H e r r e n h a u s , wie das die K u l t u r v e r h ä l t n i s s e j e n e r Zeit mit sich b r i n g e n , m e h r einem mit Ökonomiegebäuden versehenen Landsitze eines reichen Gutsbesitzers, als ,der prunkvollen B e h a u s u n g eines männerbeherrsclienden F ü r s t e n zu vergleichen. Dem e n t s p r i c h t es, dafs wir u n s die H ä u s e r als einzeln liegende G e h ö f t e , nicht in Strafsen a n e i n a n d e r s t o f s e n d zu d e n k e n h a b e n , u n d dafs dieselben in der Kegel wohl ganz u n d gar m i t einer M a u e r oder sonst einer E i n h e b u n g (epKoc) umgeben waren. Diese M a u e r umschlofs sowohl das eigentliche W o h n g e b ä u d e , als den demselben sich vorlegenden Hof (aü\r]). Dieser u n b e d e c k t e , geräumige H o f r a u m diente allerlei l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n u n d häuslichen Zwecken; an den ihn u m g e b e n d e n Mauern waren vielfach bedeckte H a l l e n (aitlouaou) a n g e b r a c h t , u n d wo sich nicht an allen Seiten des H o f e s solche b e f a n d e n , werden sie doch wenigstens a n der F r o n t s e i t e des H a u s e s selbst selten g e f e h l t haben. W a r der Hof grofs genug, so b e f a n d e n sich auch noch a n d e r e Baulichkeiten oder A n b a u t e n innerhalb desselben; nicht blofs ein k u p p e l a r t i g angelegter Bau (i)ö\o