Das Vegetative Nervensystem [1. Aufl.] 978-3-642-89098-7;978-3-642-90954-2

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German Pages VI, 299 [307] Year 1920

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Das Vegetative Nervensystem [1. Aufl.]
 978-3-642-89098-7;978-3-642-90954-2

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-VI
Namengebung ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 1-2
Entwicklungsgeschichte ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 2-5
Anatomie und Histologie des vegetativen Nervensystemes ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 5-47
Physiologie des vegetativen Nervensystems ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 47-60
Pharmakologie des vegetativen Nervensystems ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 60-62
Der Anteil des vegetativen Nervensystems an der Kopfinnervation ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 62-82
Die Innervation der Blutgefäße (W. Glaser)....Pages 82-102
Die Innervation des Herzens (W. Glaser)....Pages 103-112
Die Innervation der Bronchien ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 112-113
Die Innervation der Schilddrüse (O. Renner)....Pages 113-114
Die Innervation der Brustdrüse (R. Greving)....Pages 115-117
Die Innervation der Schlundröhre (R. Greving)....Pages 118-126
Die Innervation des Magens. Anatomischer Teil ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 127-134
Die Innervation des Darmes ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 135-149
Die Innervation der Bauchspeicheldrüse (O. Renner)....Pages 150-150
Die Innervation der Leber und des Gallengangsystems (R. Greving-Würzburg)....Pages 150-157
Die Innervation der Niere (O. Renner)....Pages 157-164
Die Innervation der Nebenniere (O. Renner)....Pages 164-170
Die Blaseninnervation ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 170-181
Die Innervation der männlichen Geschlechtsorgane (L. R. Müller, W. Dahl)....Pages 182-200
Die Innervation der weiblichen Genitalien (W. Dahl)....Pages 201-218
Einfluß des vegetativen Nervensystemes auf die Haut ( Zierl)....Pages 218-258
Vegetatives Nervensystem und quergestreifte Muskulatur ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 259-261
Der Einfluß des vegetativen Nervensystems auf die Zusammensetzung des Blutes und der Einfluß des Blutes auf das vegetative Nervensystem ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 261-264
Die Empfindungen in unseren inneren Organen ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 264-285
Über die Hungerempfindung ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 285-291
Über den Durst und über die Durstempfindung ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 291-298
Schlußwort ( Dahl, Glaser, Greving, Renner, Zierl, L. R. Müller)....Pages 299-299
Back Matter ....Pages 112-113

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DAS VEGETATIVE

NERVENSYSTEM IN GEMEINSCHAFT MIT

DR. DAHL- WURZBURG, DR. GLASER-HAUSSTEIN DR. GREVING-WURZBURG, DR. RENNER-AUGSBURG UND DR. ZIERL - REGENSBURG

DARGESTELLT VON

PROF. L. R. l\IULLER VORS'l'AND DER MEDIZINI SOHEN POLIKLINIK IN W"ORZBURG

MIT 168 TE ILS FARBlGEN ABBILDUNGEN

SPRINGER-VERLAG BERLIN HEIDELBERG GMBH 1920

ISBN 978-3-642-89098-7 ISBN 978-3-642-90954-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-642-90954-2 AUe Rechte, insbesondere das der Dbersetzlmg in fremde Sprachen, vorbehalten.

Copyright by Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1920 Urspriinglich erschienen bei Springer-Verlag in Berlin 1920 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1920

Vorwort. So groU die Zahl der Lehr- und der Handbiicher iiber datl zerebroHpinale Nervensystem ist, das vegetative Nervensystem hat bisher noch keine eigene Darstellung in Buchform erfahren. Das mag seine Urmche darin haben, daB die anatomische Gliederung dieses Systemes stalken Verschiedenheitcn unterworfen ist. Die histologische Darstellung der Ganglienzellen des Grenzstranges, vorziiglich aber del' Ganglienzellen in den Organen, war bis vor kurzer Zeit wenig befriedigend gewes:m. Dem Studium der Physiologie stellten sich, da die Organnerven vielfach schlecht zuganglich sind, groBe Schwierigkeiten in den Weg. Vor aHem aber war eine Trennung zwischen dem vegetativen und dem zerebrospinalen System, sowohl in anatomisch-histologischer als auch in physiologischer Hinsicht unmoglich, sind doch groBe und sehr wichtige Teile des vegetativen Systemes im Gehirn und im Rlickenmark eingelagert. Es ist also wohl zu verstehen, daB von einer einheitlichen Darstellung des Aufbaues und der Leistungen des vegetativen Nervensystems bisher abgesehen wurde. Die letzten zwei Jahrzehnte brachten uns aber in histologischer, in physiologischer und pharmakologischer Beziehung, aber auch in klinischer Hinsicht so zahlreiche neue Tat'3achen, daB nun eine Zusammenfassung all dieser Erfahrungen zu einem Buche liber das vegetative Nervensystem wohl gerechtfertigt erscheint. Manches Dunkel, wie die Beziehungen des Gehirns zum viszeralen Nervensystem, lichtet sich. Manches von dem, was wir frliher als unerforschliche Triebe aufgefaBt haben, klart sich. Auch liber manche reflektorische Vorgange im vegetativen Nervensystem, vor allem liber diejenigen, die von sensorischen Bahnen auf solche des viszeralen Sy,gtemes liberspringen, konnen wir uns jetzt annahernd eine Vorstellung machen. Seit manchen Jahren schon hat mich das Studium der Gestaltung und der Tatigkeit des viszeralen Nervensystems angezogen und gefesselt. In Einzeldarstellungen versuchte ich im Verein mit Kollegen, die am Augsburger Krankenhause oder an der medizinischen Poliklinik in Wiirzburg mit mir tatig waren, das Nervensystem zu studieren, durch welches die Erhaltung des Individuums und der Art gesichert wird. Von verschiedenen Seiten wurde ich nun aufgefordert, all diese Arbeiten einmal zusammenzufassen. Das ist jetzt in dem vorliegenden Buche geschehen. Freilich bin ich mir klar darlib3r, daB unsere jetzigen Kenntnisse noch keinen

IV

Vorwort.

tieferen Einblick in die nervosen Vorgange erlauben, welche das Zusammenarbeiten unserer Organe gewahrleisten. Die Unzulanglichkeit des menschlichen Geistes kommt bei dem Studium dieser wunderbaren Steuerung der Funktionen recht peinlich zum BewuBtsein. Abel" das eine mag doch aus diesem Buche entnommen werden, daB fUr die Innervation der inneren Organe in morphologischer und physiologischer Hinsicht von der Natur ganz andere Gesetze geschrieben sind als sie fiir das zerebrospinale System gelten. Bei der Darstellung der Innervationsverhaltnisse .der einzelnen Organe lieBen sich Wiederholungen nicht vermeiden. Aber gerade diese Wiederholungen mogen ein Beweis dafiir sein, daB die Gesetze fUr die Innervation all der verschiedenen Organe mit ihren so verschiedenen Funktionen immer dieselben sind. Fiir fleiBige literarische Hilfe bei der Zusammenfassung all der Arbeiten iiber die Innervation der inneren Organe bin ich meinem Freunde, Herrn Dr. Renner in Augsburg, zu warmem Danke verpflichtet. Die Verlagsbuchhandlung Juli us Springer hat trotz der bestehenden groBen Schwierigkeiten keine Miihe una keine Kosten gescheut, urn die Ausstattung dieses Buches gut zu gestalten. Wiirzburg, Pfingsten 1920

L. R. Muller.

Inhaltsverzeichnis. Namengebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwicklungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . Anatomie und Histologie des vegetativen Nervensystems Anatomie des sympathischen Grenzstranges . Anatomie und Histologie der Rami communicantes . Histologie des sympathischen Nervensystems . . . . Anatomie und Histologie des parasympathischen Systems a) Kranial·autonomes System . . . . . . . . b) Sakral.autonomes System. . . . . . . . . Anatomie der vegetativen Zentren des Zwischenhirns Physiologie des vegetativen Nervensystems . . . . . . . Reflexe im vegetativen Nervensystem . . . . . . . Antagonistische Innervation des vegetativen Nervensystems Beeinflussung des vegetativen Nervensystems durch den korperlichen Schmerz Ubersichtstabelle iiber die antagonistische Innervation der einzelnen Organe . Beeinflussung des vegetativen Nervensystems durch psychische Erregungen. Physiologie der vegetativen Zentren im Zwischenhirn . . . . . . . . . . . Leitung der Erregungen des vegetativen Systems im verlangerten Mark und Riickenmark . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pharmakologie des vegetativen Nervensystems. . . . . . . . . . . Anteil des vegetativen Nervensystems an der Kopfinnervation . . . Innervation der glatten Muskulatur des Auges (Ganglion ciliaro) Ganglion sphenopalatinum Ganglion oticum. . . . . . Ganglion submaxillare . . . Ganglion cervicale supremum Schematische DarsteHung der Beteiligung des vegetativen Nervensystems an der Kopfinnervation . . . . . . . . . . Innervation der BlutgefaBe . . . . . . . . . . . Zerebrale Beeinflussung der GefaBinnervation . Spinale vasomotorische Zentren . . . . . Vasomotorische Bahnen im Riickenmark . An Vagus im verlangerten Marke mit den motorischen, den viszeralen und den sensiblen Kernen in der grauen Substanz des Rucken marks zeigt, daB die Anlage der Vaguskerne, durchaus derjenigen der spinalen Kerngruppen ente spricht. Nur moB man in Betracht ziehen, daB sich der Zentralkanal zum 4. Ventrikel geoffnet hat, und daB die Hinterstrange und die HinterhOrner dadurch seitlich verdrangt werden. Den motorischen Zellen der Vordersaulen sind die ventral gelegenen groBen multipolaren Ganglienzellen des Nucleus ambiguus gleichzusetzen, welche die quergestreifte Muskulatur des Kehlkopfes innervieren, Der sensible Vaguskern, der Nucleus solitarius mit der

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Anatomie und Histologie des parasympathischen Systems.

ibm anhaftenden Substantia gelatinosa ist als Rest des Hin terhornes anzusprechen, und der groBe dorsale Vaguskern am Boden des 4. Ventrikels entspricht ganz zweifellos dem Nucleus paracen tralis des Riickenmarks. Gehen von letzterem die Bahntm fiir den Splanchnikus und fUr die Organe der Haut aus, so entspringen vom Nucleus visceralis vagi die Fasern fiir die Schlundrohre, fiir die Bronchien, fUr das Herz und fiir den Magen.

Zerebraler Verlauf der Vagusbahnen. Soweit die Innervation von quergestreiften, der Willkiir unterstehenden Muskeln des Pharynx und des Larynx und die Leitung von sensiblen Ein-

Abb. 38. Unteres Sakralmark mit Zellgruppen in d er Intermediolateralsubstanz. (NiBl-Farbung).

driicken von der Luftrohre, dem Kehlkopf und dem Schlundkopf in Betracht kommen, sind die Wege der Leitungsbahnen im Gehirn wohl bekannt. Die viszeralen Bahnen des Vagus konnen wir zentripetalwarts jedoch nur bis zu seinem viszeralen Kern am Boden des 4. Ventrikels verfolgen. Wir haben keinerlei Anhaltspunkte dafiir, daB im GroBhirn Zentren fiir die Tatigkeit der hier in Betracht kommenden inneren Organe bestehen. Wahrscheinlich ist es, daB vom Zwischenhirn aus, vonder Gegend,dienachweislich die im ~ympathischen Grenzstrang laufenden Innervationen auszulosen imstande ist, auch die im parasympathischen System erfolgenden Erregungen verursacht werden. Wir diirfen dann also in die Regio subthalamica nicht ein "sympathisches Zentrum" lokalisieren, sondern mussen annehmen, daB von dort aus das gesamte vegetative Nervensystem beherrscht wird. In welcher Weise und auf welchen Bahnen dies geschieht, davon konnen wir uns freilich noch keine Vorstellungen machen.

Anatomie und Histologie des parasympathischen Systems.

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Das sakral-autonome System setzt im 2. Sakralsegmente mit Kerngruppen in der Ubergangszone zwischen dem Vorderhorn und dem bauchig gewordenen Hinterhorn ein. J aco bsohn bezeichnet in seinem Werke "Uber die Kerne des mensch lichen Riickenmarkes" 1) diesen Kern als "Nucleus sympathicus lateralis inferior sacralis". 1m 3. Sakralsegment werden diese Kerngruppen der Intermediolateralsubstanz, wie Abb. 38 zeigt, recht umfangreich. In diesem Segment sind die groBen motorischen GanglienzeJlen der plumpen, kurzen Vorderhorner sehr viel sparlicher; sie sind, wie aus Abb. 38 zu entnehmen ist, auf die vorderen medialen Partien der Vordersaulen beschrankt. Die Ganglienzellen der intermediaren Zone sind aber nicht nur sehr viel zahlreicher und sehr viel kleiner als die der Vordersaulen, sie haben auch andere Gestaltung. Sie sind nicht so ausgesprochen sternformig und multipolar, sie erscheinen vielfach nur bipolar oder unipolar und sind oft einander parallel

Abb. 39. Ganglienzellengruppe der intermediaren Substanz des unter Abb. 38 reproduzierten Schnittes bei starkerer Vergr013erung. gestellt (vgl. Mikrophotogramm 39). Die Richtung ihres Zuges geht nach der AuBenseite der grauen Substanz. Dem auBeren Rande der Hinterhorner parallel verlaufend finden sich dann vereinzelte groBere Zellen, die bis zur Spitze des Hinterhornes, bis zum Eintritt der hinteren Wurzeln dorsalwarts reichen. Die Ganglienzellengruppen der Intermediolateralsubstanz reichen noch bis ins 4. ja bis in das 5. Sakralsegment hinab. Abb. 40 zeigt, daB yom 3. Sakralsegment ab aus den Hinterstrangen ein mediales Biindel von dicken Markscheiden nach vorne, also ventral warts biischelformig ausstrahlt. Es biegt dann dorsal yom Zentralkanal seitlich beiderseits nach der Intermediolateralsubstanz um. Da liegt es nahe, in ihm Bahnen zu suchen, die von den Hinterstrangen aus mit den dort gelegenen Ganglienzellen in Beziehung treten. Diese Ganglienzellengruppen der Intermediolateralsubstanz des Sakralmarkes stehen sicherlich den vegetativen Funktionen der Genitalien, der Blase und des Mastdarmes vor. Freilich ist es nicht moglich, die einzelnen Zellgruppen nach ihren Funktionen abzugrenzen. Yom unteren Sakralmark verlaufen die zentrifugalen viszeralen Bahnen des sakral-autonomen Systems in Biindeln der Cauda equina durch den Lumbal- und Sakralkanal, urn mit dem Plexus pudendus in das kleine Becken zu gelangen. Aus diesem Plexus zweigen sie sich als feine Biindel ab und ziehen 1) Berlin 1918. Verlag der Akademie der Wissenschaften.

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Anatomie und Histologie des parasympathischen Systems.

nun als Nervi pelvici zu den groBen Nervengeflechten, die den inneren Genitalien und der Blase von hinten her, dem Rektum von vorne anliegen. Die Fasern der Nervi pelvici sind ausnahmslos von sehr zarten Markscheiden umhiillt. Nur in den Nervi ciliares finden wir ahnlich schmale Markscheiden. Die Nervi pelvici wurden von Eckhard, da sie die vasodilatatorischen Fasern fur die Corpora cavernosa penis bzw. clitoridis enthalten, als Nervi erigente s bezeichnet.

Zum parasympathischen System miissen wir aus theoretischen Gninden auch die vasodilatatorischen Fasern und die schweiBhemmenden Bahnen fur den Rumpf und fUr die Extremitaten rechnen. Aus dem Brust- und aus dem oberen Lendenteile d es Riickenmarkes entspringen also nicht nur sympathische

Abb. 40. Schnitt aus den unteren Partien des 3. Sakralsegmentes. Aus der Mitte der dicht markhaltigen Hinterstrange strahlen Fasern biischeiformig nach vorne (ventralwarts) aus, urn sich in der Intermediolateralsubstanz zu verlieren. Ein Teil der Fasem der hinteren Wurzeln zieht direkt durch die bauchigen Hinterhorner nach vorne. (Weigertsche Markscheidenfarbung).

Fasern fUr die Vasokonstriktion, fiir die Sch weiBsekretion und fUr die Pilomotoren, aus dem Dorsal- und Lumbalmark gehen auch deren Antagonisten hervor. Nur scheinen die Bahnen des parasympathischen Systems nicht iiber die vorderen, sondern uber die hinteren Wurzeln und uber das Spinalganglion zu verlaufen. Eine solche Vermutung wird nicht nur durch klinische und experimentelle Beobachtungen gestiitzt. Auch der Umstand, daB im kranialautonomen System die vasodilatatorischen Bahnen des Gesichtes durch das Ganglion Gasseri und iiber den Trigeminus verlaufen, und daB im sakral-autonomen System die Ganglienzellen der viszeralen Zellgruppen der Intermediolateralsubstanz nach den hinteren Wurzeln ihre Fasern abzugeben scheinen, spricht fUr den Verlauf der Vasodilatation des Rumpfes und der Extremitiiten iiber die hinteren Wurzeln. Freilich konnen solche Vermutungen einstweilen noch nicht durch morphologische Feststellungen bekriiftigt werden. Wir konnen

Anatomie der vegetativen Zentren im Zwischenhim.

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noch keinen histologischen Beweis dafiir beibringen, daB tatsachlich iiber die hinteren Wurzeln und durch die Spinalganglien des Brustmarkes und des obersten Lendenmarkes zentrifugale viszerale Bahnen ziehen, und wir wissen auch nicht anzugeben, wo die UrsprungszeIlen solcher Bahnen in der grauen Substanz des Riickenmarkes zu suchen sind.

Anatomie der vegetativen Zentren im Zwischenhirn. Nachdem es feststeht, daB vom Zwischenhirn ein beherrschender EinfluB auf das vegetative Nervensystem ausgeiibt wird, so ist es wohl angezeigt, hier in dem Buche iiber das vegetative Nervensystem auch die Anatomie dieses Teils des Zentralnervensystems zu besprechen. Das Zwischenhirn oder Dienzephalon grenzt nach hinten an das Mittelhim (Mesenzephalon), nach vorne an das Vorderhirn (Telenzephalon). Das Zwischengehirn gehort stammesgeschichtlich zu den altesten Teilen des Gehims. Schon bei niederen Wirbeltieren ist es ausgebildet. Erst in den spateren Stadien der Entwicklung wird es von dem Pallium, den Hemispharen, die sich beiderseits aus dem Vorderhirn entwickeln, iiberdeckt. Die Ganglien des Zwischenhirns entstehen beiderseits aus dem Hohlengrau, welches schon bei tiefstehenden Tieren das Zwischenhirnblaschen auskleidet. Die urspriinglichen Gangliel! des Zwischenhims setzen sich aus dem Kern des zentralen Hohlengraus, aus den Ganglien des Tuber cinereum, aus dem Nucleus interpeduncularis und aus dem Mamillarganglion zusammen. Mit der weiteren Entwicklung des Vorderhirns und seiner Hemispharen treten zu den alten Teilen des Zwischenhirns (Archithalamus) neuere Ganglienmassen (Neothalamus), die durch den Stabkranz des Thalamus mit den verschiedenen Rindengebieten des Neenzephalon Verbindungen eingehen. Fiir die vegetativen Funktionen scheinen nur die entwicklungsgeschichtlich alten Teile des Zwischenhirns in Betracht zu kommen. Bei den tiefstehenden Wirbeltieren stellt der Archithalamus anatomisch und funktioneIl den hOchsten Hirnteil dar, der aIle Regulationen beherrscht (Edinger). Die Ganglien des Zwischenhirns ordnen sich um seine Hohlung, den III. Ventrikel an (vgl. Abb. 41). Die Seitenwande dieses Ventrikels werden durch den medialen Kern des Thalamus opticus gebildet. Die beiden inneren Thalamusfmchen treten ungefahr in der Mitte durch die Massa in termedia miteinander in Verbindung. Durch den Sulcus hypothalamicus sind die inneren oberen Thalamusflachen von den medialen unteren Flachen des Hypothalamus getrennt. Der Boden des III. Ventrikels wolbt sich nach unten vor und bildet so die Ausbuchtung des Tuber cinereum und den Trichter des Infundibulum, welches bis zur Hypophyse nach unten reicht. Nach vorne unten bildet der III. Ventrikel vor dem Chiasma optici eine kleine Ausbuchtung, den Recessus optic us. Nach hinten geht der Boden des III. Ventrikels in die Corpora mamillaria und in die zwischen den Hirnschenkeln gelegene Fossa interpeduncularis mit der Substantia perforata posterior iiber, dort ist auch das Ganglion interpedunculare gelegen. Die Corpora mamillaria sind schon bei den niedrigsten Wirbeltieren entwickelt. In jedem Corpus mamillare

Anatomie der vegetativen Zentren im Zwischenhirn.

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finden sich zwei Kerne, ein groBerer runder, Nucleus medialis, und ein kleinerer, OOim Menschen nur schwach entwickelter lateraler Kern. Von den Mamillarkorpern ziehen Faserziige zum verHingerten Mark, Stilus mamillaris. Ein weiterer Faserzug verlauft von den Corpora mamillaria zu der HauOO (Tractus mamillo-tegmentalis), zum Nucleus anterior thalami zieht der Tractus mamillo-thalamicus und schlieBlich endet ein Teil der Fasern des Fornixschenkels in dem medialen Ganglion des Mamillarkorpers (Edinger). ~uh.·lI~ hYI~olhnhllnl{'u.,

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