Das Sakrament der Herrschaft: Der politische Eid in der Verfassungsgeschichte des Okzidents. Aus dem Italienischen von Judith Elze [1 ed.] 9783428492459, 9783428092451

Gegenstand der vorliegenden Forschung ist der Eid als Grundlage des politischen Bündnisses in der Geschichte des Okziden

136 16 54MB

German Pages 456 Year 1997

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Das Sakrament der Herrschaft: Der politische Eid in der Verfassungsgeschichte des Okzidents. Aus dem Italienischen von Judith Elze [1 ed.]
 9783428492459, 9783428092451

Citation preview

PAOLO PRODI

Das Sakrament der Herrschaft

Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient Band 11

Das Sakrament der Herrschaft Der politische Eid in der Verfassungsgeschichte des Okzidents

Von

Paolo Prodi

Aus dem Italienischen von

Judith Elze

Duncker & Humblot · Berlin

Italienische Ausgabe Il sacramento dei potere. Il giuramento politico nella storia costituzionale dell'Occidente (Annali dell'Istituto storico italo-germanico in Trento. Monografia 15), il Mulino, Bologna 1992 Deutsche 'Übersetzung Judith Elze

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Prodi, Paolo: Das Sakrament der Herrschaft : der politische Eid in der Verfassungsgeschichte des Okzidents I von Paolo Prodi. Aus dem Ital. von Judith Elze. - Berlin : Duncker und Humblot, 1997 (Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient ; Bd. 11) Einheitssacht.: Il sacramento dei potere (dt.) ISBN 3-428-09245-7

Alle Rechte vorbehalten © 1997 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0939-0960 ISBN 3-428-09245-7 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 9

Vorwort Tc) OUVEXOV T~V 5r1lJOKpaTiav ÖPICOC; EOTi. T pia yap EOTIV E~ WV ~ nOAITEia OUVEOTr'!KEV ... 0 äpxwv, 51ICaOT~C;, 0 i5IWTr'!C;. TOllTWV Toivuv ElCaOTOC; TaVTr'!V niOTIV 5i5wolv ... "

o

..... Der Eid ist das, was die Demokratie zusammenhält. Denn aus drei Elementen setzt sich das politische Leben zusammen: dem Herrscher, dem Richter und dem gemeinen Manne. Und jeder von ihnen leistet denselben Schwur ... " Lykurg, Rede gegen Leokrates, n. 79 1

Die italienische sowie die deutsche Sprache besitzen kein dem englischen .. acknowledgements" entsprechendes Wort, das nicht nur Dankbarkeit gegenüber denjenigen, die in verschiedener Weise zur Verwirklichung eines Werks beigetragen haben, sondern etwas Tieferes ausdrückt. Statt dessen wollen wir den in der Renaissance üblichen Brief an einen hypothetischen Leser aufgreifen, wo - aber nur ex parte auctoris, ohne zur Sache selbst zu kommen - die eigentlichen Gründe aufgeführt werden, von denen die Untersuchung ausgegangen ist, ihre Ziele, ihre Grenzen, ihre wichtigsten Dankesschulden. Beginnen wir mit letzteren, so richtet sich meine Dankbarkeit vor allem an die Stiftung "Historisches Kolleg" in München, die es mir durch ein Jahr intensiver Tätigkeit in einer nicht nur wegen ihrer Forschungsstrukturen sondern auch wegen ihrer kulturellen Anregungen außergewöhnlichen Umgebung ermöglicht hat, die Arbeit vieler Jahre zu Ende zu bringen, ihr endlich eine feste Form zu geben. Ein spezieller Dank geht also an den Präsidenten Prof. Horst Fuhrmann und an alle, die mit ihm diese wunderbare Erfahrung möglich machen. Parallel dazu muß ich natürlich auch meiner Universität Bologna Dank aussprechen, die mir dies durch die Gewährung eines Sabbatical1990/91 ermöglicht hat. Zurückblickend gehen meine Erinnerung und mein Dank an die Arbeits- und Freundesgemeinschaft, in der dieses Forschungsthema Gestalt angenommen hat, an das Italienisch-Deutsche Historische Institut in Trient und die Freunde und Kollegen, die in verschiedenen Seminaren die ersten Formulierungen verfolgt und mir mit ihren Bemerkungen und Hinweisen geholfen haben. Unter den vielen sei nur Roberto Ruffilli genannt, dessen Präsenz in diesen Seiten noch deutlich spürbar ist. Blicke ich noch weiter zurück, muß ich feststellen, daß ich stärker denn je in der Schuld meiner Lehrer stehe, die mich vor vielen Jahren meinen Beruf und vor allem den Geschmack an der Geschichte als Mittel zur Interpretation der Welt, in der wir leben, gelehrt haben, vor allen anderen Delio Cantimori Übers. aus dem Italienischen (vgl. auch: Lykurgs Rede gegen Leokrates, übers.

von

o. Güthling, Leipzig 1882, S. 30).

6

Vorwort

und Hubert Jedin. Aber aus diesen so weit zurückliegenden Zeiten steigt außer meinen Lehrern etwas vielleicht noch Wichtigeres empor: die Lektüren, die Diskussionen und die langen Debatten (in Reggio Emilia, Mailand, Bologna) aus der Zeit des Gymnasiums und des Studiums in dem auf den zweiten Weltkrieg folgenden Jahrzehnt über die neue Welt, die im Begriff war zu entstehen, und besonders über das Verhältnis zwischen dem Heiligen und der Macht, zwischen der Religion und der Politik, zwischen der Kirche und dem Staat. Es ging einfach darum, die Zeit der Gegenreformation hinter uns zu lassen und eine neue Grundlage für eine uneingeschränkte Beteiligung der Christen an der Bildung der neuen demokratischen Freiheitsordnung zu finden. Im Grunde war meine ganze Arbeit der folgenden Jahrzehnte nur der Versuch, Antworten auf einige Fragen zu finden, die wir uns als junge Leute gestellt hatten und die im Laufe der letzten Jahrzehnte, sei es durch neue sich öffnende Horizonte, sei es durch die enttäuschende Wirklichkeit, in der das Gewicht der Geschichte die Kreativität zu erdrücken scheint, gewachsen sind. An dieser Stelle geht der Brief an den Leser natürlicherweise in eine Erörterung über die Ziele und Grenzen dieser Untersuchung über. Lasse ich die innersten Aspekte zunächst beiseite, so muß ich sagen, meine Absicht war es, durch die Untersuchung des politischen Eides einen neuen Ausgangspunkt für die Beobachtung des Verhältnisses zwischen dem Christentum und der Entwicklung der Verfassung im Okzident zu finden. In Anbetracht des Ungleichgewichts zwischen dieser Absicht und der unendlichen Weite des Forschungsfeldes hätte ich vielleicht besser daran getan, diese Untersuchung für die mir womöglich noch verbleibenden Jahre oder Jahrzehnte aufzuheben, ohne mir anzumaßen, sie zu veröffentlichen. Statt dessen schien es mir sinnvoll, die bisher erzielten Ergebnisse trotzdem und im Vertrauen darauf vorzustellen, daß sie für andere Untersuchungen nützlich sein könnten, in denen sie weitergeführt oder widerlegt werden. So ist eine - wegen des gleißenden Lichtes, das aus Tausenden von Quellen und Zeugnissen auf diese unendlichen Horizonte geworfen wird überbelichtete Geschichte daraus geworden. Die Einzelheiten können daher sehr oft vage erscheinen, da es nicht möglich war, sie (trotz der zweifellosen Schwerfälligkeit der Nachweise und Anmerkungen) in einen Text zu übertragen, dessen Länge nicht über eine bestimmte Anzahl von Seiten hinausgehen sollte. Ziel ist es, eine allgemeine Reflexion über die genetische Mutation in Gang zu setzen, die zur Zeit das politische Leben betrifft, ausgehend von der Analyse eines historischen Ablaufes, der nun nach etlichen Jahrhunderten zu Ende zu kommen scheint. Den Kern dieses Ablaufes bildet das konfessionelle Zeitalter, das in den zentralen Kapiteln dieses Bandes behandelt wird. Hierbei möchte ich nur für diejenigen klarstellen, die sich mit dem Thema eingehender befassen wollen, daß die darin enthaltenen Anregungen in Zusammenhang mit einem anderen Band stehen, der vor einigen Jahren in Deutschland erschienen ist (P. Prodi [Hrsg.l, Glaube und Eid. Treueformeln, Glaubensbekenntnisse und Sozialdisziplinierung zwischen Mittelalter und Neuzeit, Oldenbourg-Verlag, München 1993). Die darin enthaltenen Aufsätze (H.). Becker, A. Black, G. Dilcher, M. Heckei, R.M. Kingdon, H. Koenigsberger, H. Maier, J. Miethke, A. Prosperi, D. Quaglioni, M. Schaab, P. Schiera, H. Schilling, D. Willoweit) werden im

Vorwort

7

vorliegenden Buch nicht zitiert, da sie einen integrierenden parallelen Bestandteil desselben und eine erste Vertiefung einiger neuralgischer Punkte darstellen.

Last but not least kann in der Erinnerung an eine lange Vergangenheit und auch heute nicht der Name derjenigen fehlen, die mir tagtäglich beim intellektuellen sowie physischen, an die Untersuchung gebundenen Vagabundieren Gefährtin gewesen ist. Dieser Band ist meiner Frau Adelaide nicht gewidmet, weil er ihr als "dimidium animae meae" ohnehin schon gehört. Was die deutsche Edition betrifft, stehe ich sowohl in der Schuld der Redaktion des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient (Dr. Giuliana Nobili Schiera und Dr. Chiara Zanoni Zorzi), als auch der Übersetzerin Judith Elze, die diese komplexe Aufgabe mit großem Engagement gemeistert hat. An Prof. Dr. Reinhard Elze, der meine Forschung mit freundschaftlicher Anteilnahme verfolgt und die deutsche Übersetzung mit großer Sorgfalt betreut hat, geht mein ganz besonderer Dank.

Paolo Prodi

Inhaltsverzeichnis

Einleitung . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . Erstes Kapitel:

Der Eid zwischen klassischer Kultur, biblischer Tradition und christlicher Botschaft • . . . . • . . . . . . . . . • . . . . . . . .

Zweites Kapitel: Das "sacramentum iuris" im Frühmittelalter . . . . • . . . • . . . . . . . . • • . . • . . . • . Drittes Kapitel: Viertes Kapitel:

Die päpstliche Revolution - Die gregorianische Reform und der Eid . . • • . . . . . . • • . . . ••

11

25 55 91

Die "geschworene Gesellschaft" des Spätmittelalters . . . . • • . . . . • . . . • . . . . . . . • . . .. 141

Fünftes Kapitel: Der Kampf um das Monopol- Der souveräne Staat. . • • . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . .• 197 Sechstes Kapitel: Der Kampf um das Monopol - Von der Kirche zu den Konfessionen • . . . • . . . . . . . . • • • . 245 Siebtes Kapitel:

Das radikale Christentum und die Ablehnung des Eides . • . . . . . . . • • • . . . . . . • . . . . . 291

Achtes Kapitel:

Die große Diskussion des 17. Jahrhunderts - Der Eid zwischen Politik, Ethik und Natur. . • . . . . . . . . . . • . . . • • . . . . . . . . . . •. 332

Neuntes Kapitel: Die Metamorphose des Eides und die Sakralisierung der Politik. . . . . . . . ..

375

Zehntes Kapitel: Zwischen Vergangenheit und Zukunft • . . • . . . . . . . 413 Personenregister

441

Einleitung* 1.

Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist der Eid als Grundlage des politischen Vertrags in der Geschichte des Okzidents, die Art und Weise, wie dieser letzte ausklingende Anspruch der Macht an eine meta politische Rechtfertigung, an die Sakralität in der Entwicklung der europäischen Gesellschaft des Mittelalters und der Neuzeit in seinen verschiedensten Erscheinungsformen konkret gelebt worden ist. Die Untersuchung ging von der Feststellung aus, daß wir heute nicht mehr nur einfach mit einer Krise der Politik in ihren institutionellen und konstitutionellen Mechanismen konfrontiert sind, wie sie sich in den letzten Jahrhunderten oder Jahrzehnten ausgeformt und gebildet haben, sondern mit einer Krise, die direkt das Sein des Menschen als politisches Lebewesen angreift und die nicht nur die Regeln des Rechtsstaates, des liberalen demokratischen Staates der jüngsten Zeit, sondern die gesamte Entwicklung des westlichen politischen Systems aufs Spiel setzt. Wir sind heute die ersten Generationen, die trotz der Beibehaltung einiger Formen und Liturgien der Vergangenheit (Varianten von der Militärfolklore der Rekruten bis zum bürokratischen Zeremoniell der hohen Staatsbeamten) ihr Kollektivleben ohne den Eid als das feierliche und totale, im Heiligen verankerte, zu einem politischen Körper gehörige Band leben. Die Übergangszeit, in der wir uns jetzt befinden, scheint mir - um mich in wenige Worte zu fassen - ein Übergang vom pro patria mori (letzte Metamorphose des geschworenen Bandes, gelebt von den Generationen, die uns direkt vorangegangen sind und die auf dieser Grundlage die kollektiven Opfer der letzten beiden Weltkriege akzeptiert haben) zu neuen Arten politischer Vereinigung, die mehr die Form von Besitzteilungsverhältnissen zu haben scheinen (bedingt nur durch den Respekt des individuellen Wohlstandes und durch die Regeln für die Inanspruchnahme der öffentlichen Dienste) und nicht so sehr das Wesen einer Bindung, welche Leben und Tod der Menschen vereint, wie es in den Jahrhunderten vor uns der Fall war, nicht nur durch ein abstraktes Spiel der religiösen Glaubensvorstellungen und der Ideologien, sondern durch ihre konkrete Verkörperung in der Macht mittels der Institution des Eides. Die Tatsache, daß der Eid besonders in einigen westlichen Ländern im kollektiven Bewußtsein verwurzelt geblieben ist und noch immer eine wichtige öffentliche Funktion innehat (nach Maßstäben, die uns die historische Untersuchung zu erkennen hilft), scheint mir nicht im Widerspruch zu der Tendenz des in der gesamten heutigen Welt zumindest in den bisher bekannten Formen deutlich Die Anmerkungen stammen im wesentlichen aus dem Jahr 1992 und sind nur in wenigen Fällen aktualisiert.

Einleitung

12

wahrnehmbaren Niedergangs oder Verschwindens dieser Institution zu stehen. Was von vornherein klargestellt werden muß - um auf Abstraktion beruhende Mißverständnisse zu vermeiden -, ist, daß dieses Phänomen natürlich, zumindest in den jüngsten Erscheinungsformen, mit der Krise der traditionellen Nationalstaaten als einzigen Inhabern der Souveränität, mit der Globalisierung der Wirtschaft und dem Einfluß der neuen Technologien besonders im Informationsbereich verknüpft ist. Von all diesem werden wir bei der Behandlung des Eides nicht sprechen, aber immerhin ist es notwendig zu sagen, daß diese Veränderungen nicht nur das Staatensystem der letzten Jahrhunderte aufs Spiel gesetzt haben, sondern das ganze politische Leben, wie es sich im Westen entwickelt hatte. Nicht umsonst ist die Diskussion um den politischen Eid zum ersten Mal mit dem Einsturz des traditionellen Systems der Treue nach dem Fall des Deutschen Reiches im ersten Weltkrieg eröffnet worden. Ein Schüler von earl Schmitt, Ernst Friesenhahn, hat das Problem des politischen Eides in der Zeit der Weimarer Republik in einen neuen Zusammenhang gestellt. In einer späteren Auflage führte er die von ihm geteilte Meinung seines Lehrers auf, die dieser 1927 im Votum zu seiner Dissertation vertrat: "Auch wenn der Eid heute im öffentlichen Leben ganz zu verschwinden scheint, wird es immer wieder notwendig werden, irgendwelche förmliche Versicherungen einer loyalen Gesinnung zu fordern, damit die freiheitlichen Einrichtungen des modernen Staates nicht dazu mißbraucht werden, um seine Grundlagen zu erschüttern"l. Wir gehen hier nicht auf die Diskussion ein, die nach dem zweiten Weltkrieg in den 50er und 60er Jahren in Deutschland ganz besonders lebhaft wieder einsetzte und ihren Schwerpunkt im Übergang von der Weimarer Republik zum Dritten Reich und im Treueid an den Führer hatte, eine Diskussion, die in allgemeinerem Rahmen das Problem der Vereinbarkeit nicht nur des politischen Eides im engen Sinne sondern auch des Amtseides, des Fahneneides und sogar des Gerichtseides mit den Prinzipien der christlichen Ethik und den Garantien des liberalen Staates thematisierte2 • Ziel der Untersuchung ist es, einige Hypothesen bezüglich der Entwicklung der Institution des Eides im Okzident auszuarbeiten, wobei im Zentrum der Aufmerksamkeit sein dynamisches und komplexes Verhältnis zur christlichen Religion steht, was uns zu der großen, von Max Weber vor nunmehr beinahe hundert Jahren aufgeworfenen Frage über die Notwendigkeit zurückführt, die historische Genese unserer heutigen (liberal-demokratischen, säkularisierten, Markt-) Gesellschaft nicht einfach in einer Ablehnung des ursprünglich geistlichen/sakralen Kerns zu suchen (was theoretisch in anderen Zivilisationen hätte stattfinden können), sondern in einer konkreten Symbiose mit dem religiösen E. Friesenbabn, Der politische Eid, Bonn 1928; Darmstadt 1979, S. XI. Vgl. vor allem O. Batternfeind, Eid und Frieden. Fragen zur Anwendung und zum Wesen des Eides, Stuttgart 1956; ders., Der Eid in der Sicht des Neuen Testamentes, in: H. Betbke (Hrsg.), Eid, Gewissen, Treuepflicht, Frankfurt a. Main 1965, S. 79-112; H. Betbke, Der Eid - ein Stück unbewältigte Vergangenheit der Kirche, ebd., S. 51-62; G. Niemeier (Hrsg.), Ich schwöre. Theologische und juristische Studien zur Eidesfrage, 2 Hefte, München 1968 (auf den abschließenden Seiten der vorliegenden Untersuchung werden wir darauf zurückkommen). 2

Einleitung

13

Phänomen, das unserer Gesellschaft im Laufe der Jahrhunderte eine auf besondere Weise entstandene nie zuvor in der Welt gekannte Prägung gegeben hat. Die zentralen Thesen des vorliegenden Versuchs sind also, daß die Institution des Eides nicht eine unbewegliche Wirklichkeit darstellt, wie man häufig zu glauben geneigt ist, sondern eine dynamische Wirklichkeit, die einen Bestandteil der historischen Entwicklung der westlichen Welt bildet; und daß diese Dynamik sich in Zusammenhang mit der theologisch-kulturellen und kirchlichen Wirklichkeit des westlichen Christentums auf eine ganz besondere Weise entfaltet hat und entfalten konnte, von den ersten Erscheinungsformen des Urchristentums bis zum institutionellen Dualismus, der im 11.-12. Jahrhundert mit der gregorianischen Reform und dem Investiturstreit einsetzte, bis zur späteren Entwicklung, die auf der Bildung des modernen Staates und der konfessionellen Kirchen beruhte. Ist das Problem der grundsätzlich ungewissen Maltung des Christentums gegenüber der Politik und der Macht damit verwoben - die DeSakralisierung der Politik als Folge des westlichen Christentums? Dies scheint die offene Frage zu sein, die uns auf unserer Erkundung begleiten wird. Wenn die genannten Hypothesen ein Minimum an Legitimität beweisen sollen, müßte dieser Verlauf in den folgenden Kapiteln in seinen Hauptphasen der Grundlegung und Rechtfertigung des politischen Vertrags erscheinen, dessen Entwicklung wir eben gerade in der Evolution der historischen Entwicklung des politischen Eides als Moment zu fassen versuchen, in dem sich die Interaktionen zwischen der theologischen und der politischen Ebene, zwischen der rechtlichen und der institutionellen Ebene konkret geäußert haben. Die Untersuchung beabsichtigt also, sich auf dem schmalen Grat zwischen der Geschichte der theologischen und der politischen Doktrinen, der Rechtsgeschichte und der Verfassungsgeschichte anzusiedeln, indem sie die Linie der Verfassungsgeschichte - verstanden in einem weiteren Sinne, so wie sie in den letzten Jahren von deutschen Historikern entwickelt worden ist - als Fixpunkt benutzt. 2.

Nach diesen anspruchsvollen Erklärungen zu Thema und Methode ist es umso notwendiger, die Grenzen zu verdeutlichen, die einer Untersuchung dieser Art innewohnen, oder zumindest zu zeigen, daß wir uns dessen bewußt sind und die entsprechenden Risiken auf uns nehmen. Zunächst einmal sind da die Grenzen, die vom großen Umfang der Literatur herrühren. Wenn wahr ist, daß es über den politischen Eid keinen einzigen modernen Versuch einer Synthese gibt, so ist ebenso wahr, daß über den Eid in seinen verschiedenen Aspekten ein Meer von Tausenden und Abertausenden Zeugnissen und theoretischen Abhandlungen existiert, die in einer oder selbst mehreren Untersuchungen unmöglich in den Griff zu bekommen wären. Mir ist bewußt, daß ich nur auf der Oberfläche dieses Meeres gesegelt bin und nur ab und an eine Sondierung vorgenommen habe, da, wo die Antwort am produktivsten auszufallen versprach. Die in den Anmerkungen verarbeitete Literatur (die nur den sichtbaren Teil des Eisbergs der zu Rate gezogenen Werke darstellt) mag wegen ihres

14

Einleitung

Umfangs eine falsche Vorstellung von Vollkommenheit vermitteln. Es muß also betont werden, daß sie nur einen "Küchenzettel" darstellt, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, das Material kennenzulernen, mit dem ich gearbeitet habe und auf das man für weitere Vertiefungen zurückgreifen kann. Zum großen Teil ausgespart bleibt die immense Masse des Materials, das sich, betrachtet unter im eigentlichen Sinne technischen, rechtlichen und philologischen Aspekten, auf die Institution des Eides an sich bezieht. Wenn wir nämlich vom "politischen Eid" sprechen (wir werden sehen, wann dieser Ausdruck zum ersten Mal verwendet worden ist), so meinen wir damit nicht eine besondere Typologie des Eides, die auf der Grundlage bestimmter formaler und wesentlicher Eigenschaften definierbar und vom allgemeinen Zusammenhang unterscheidbar wäre, sondern die politische Valenz, Grundlage des politischen Vertrags, die der Eid in seinen verschiedenen Ausdrucksformen annehmen konnte. Deshalb bin ich beim Thema Eid im allgemeinen und besonders in seinen technischen, philologischen und rechtlichen Aspekten gezwungen, ohne spezielle Zitate auf die in den verschiedenen Aspekten und auf die verschiedenen Zeitalter spezialisierten Enzyklopädien und Wörterbücher zu verweisen (d.h. von Pauly-Wissowa für die Antike bis zur neuen "Enciclopedia dei diritto"). Es wäre sinnlos, einen Überblick zu versuchen, und eine systematische Aufzählung dieser Informationen allein würde ein Werk für sich darstellen. Ich werde mich darauf beschränken, von Mal zu Mal die Artikel zu nennen, die meiner Meinung nach für das uns hier angehende Problem relevant sind. Daher habe ich mich auch nicht auf die traditionelle - auf theoretischer Ebene seit dem 13. Jahrhundert entwickelte - Unterscheidung zwischen dem assertorischen Eid (der meist vor Gericht eine Aussage über die Glaubwürdigkeit oder die Wahrheit eines tatsächlichen Ereignisses bekräftigt) und dem promissorischen Eid (der für die Zukunft verpflichtet) stützen können. Selbst wenn man den politischen Eid generell als dem zweiten (dem promissorischen) zugehörig versteht, entspricht dies nicht ganz der Wirklichkeit. Denn auch wenn es sicherlich stimmt, daß zum Beispiel die feudale Huldigung zum Bereich des Versprechens gehört, ist es doch schwer zu sagen, inwieweit eine auf die fides geschworene Verpflichtung zum Bereich des Zeugnisses oder des Versprechens gehört, wie wir in der Folge sehen werden. Sicherlich stellt die Entwicklung des promissorischen Eides im Mittelalter, dessen Typologie vor kurzem in einer neuen Untersuchung beleuchtet worden ist, auf die wir sowohl wegen der Informationen als auch wegen des komplexen Netzes an Definitionen über die Arten und Unterarten des Phänomens verweisen können3, an sich eine Tatsache von höchster Bedeutung für unseren Ausgangspunkt dar. Aber man kann zum Beispiel die politische Valenz nicht außer acht lassen, die in derselben Zeit der Wandel des Prozeßrechtes und also auch des mÜ ihm eng verbundenen Eides erfahren hat. Nicht umsonst behandelte die erste Untersuchung von Stephan Kuttner, dem größten Historiker des kanonischen Rechts in unserer Zeit, gerade das Verbrechen des Meineides in der gerichtlichen Zeugenaussage vom römiL. Kolmer, Promissorische Eide im Mittelalter, Regensburg 1989.

Einleitung

15

schen Recht bis in unsere Tage, ein Problem, das einerseits mit der Sakralität des Eides und andererseits mit dem sozialen Körper in engem Zusammenhang steht'. Leider gibt es zu diesem Thema fast keine Untersuchungen, die auf der Ebene der verschiedenen regionalen Rechtsauffassungen eine Landkarte der großen Informationsprinzipien und der konkreten Gerichtspraxis herstellen könnten. Das einzige neuere Beispiel in dieser Richtung, das es meines Wissens gibt, bezieht sich auf Island, was sicherlich interessant, aber für die Entwicklung des europäischen Prozeßrechtes nur von marginaler Bedeutung ist5• Als grobes, aber in seiner Banalität sehr wirksames Beispiel sei erwähnt, daß dem italienischen Wort "spergiuro" (periurium) im Deutschen zwei verschiedene Begriffe entsprechen: Meineid (= falsche geschworene Zeugenaussage) und Eidbruch (= Bruch eines geschworenen Versprechens). Wie wichtig diese Unterscheidung sowohl in der juristischen Theorie wie auch in der rechtlichen Praxis ist, muß wohl nicht eigens betont werden.

Eine weitere Begrenzung dieser Untersuchung, die klargestellt werden soll, bevor sie der Leser von selbst bemerkt, betrifft die Weite des betrachteten chronologischen Rahmens von der Antike bis in unsere Tage. Der Anspruch, diesen unendlich weiten Weg in angemessener Weise behandeln zu können, wäre absurd auch für jemanden, der weitaus bessere Voraussetzungen und Fähigkeiten mitbrächte als der Verfasser. In Wirklichkeit hätte ich die ersten Kapitel nicht zu schreiben brauchen - und vielleicht nicht schreiben sollen -, wenn ich auf brauchbare Übersichten hätte verweisen können. Der Anspruch bleibt dennoch sehr groß und übertrieben, aber ich möchte, daß man sich in diesem riesigen Überblick eines mehr aus der Nähe betrachteten Vordergrundes bewußt ist, der die letzten Jahrhunderte des Mittelalters und die ersten der Neuzeit urnfaßt, und eines Hintergrundes mit noch weniger genauen Umrissen, der die notwendigen einführenden Elemente von der Antike bis zum frühen Mittelalter und einige, die Entwicklungen der Institution nach dem 18. Jahrhundert betreffende Hinweise urnfaßt, die Zeit, in der ihr wesentlicher Säkularisationszyklus bereits vollendet scheint. Die Geschichte des Überlebens des Eides nach seiner Metamorphose bis heute wäre natürlich hochinteressant, erfordert aber weitere zahlreiche Untersuchungen, die hier nur aus der Ferne anklingen können. Auch innerhalb der gesetzten Grenzen bleibt das Programm noch zu weitgefaßt und ehrgeizig. Diese Untersuchung ist auf einem schmalen Grat angelegt zwischen der Geschichte der Politik, der Institutionen und des Rechts, der . S. Kuttner, Die juristische Natur der falschen Beweisaussage. Ein Beitrag zur Geschichte und Systematik der Eidesdelikte, zugleich zur Frage einer Beschränkung der Strafbarkeit auf erhebliche falsche Aussagen, Berlin I Leipzig 1931; vgl. J.G. Hört, Das sakrale Element bei der Strafandrohung zum Meineid, Diss. jur., München 1963, in dem das Problem ohne Rücksicht auf die Problematik des Eides nur vom strafrechtlichen Standpunkt aus behandelt wird. 5 P. Sigurd'son, Thr6un og thyoting eids og heitvinningar i rettarfari, Reykjavik 1978.

16

Einleitung

Geschichte des theologischen und des politischen Denkens, der Kulturgeschichte und der Geschichte der kollektiven Mentalitäten. Es ist also logisch, daß sich in dem von diesem Grat aus sichtbaren Panorama nicht nur dunkle Punkte befinden, die auf schuldhaftes Nichtwissen und Ungleichgewichtigkeiten zurückzuführen wären, sondern daß in der Ferne sichtbare Berge und Täler absichtlich unerforscht bleiben oder nur wie Gebirgswege mit einigen zufälligen Wegweisern zusammenfassend erwähnt werden. Der verbindende Orientierungspunkt bleibt - sofern wir es schaffen, ihn nicht zu verlieren -, die Verfassungsgeschichte in dem bereits genannten Bemühen, die Dynamik zwischen der Gesellschaft und den Institutionen im Entstehen, in ihrer Verwaltung und in der Wandlung der Machtverhältnisse zu erfassen. Daher mußte ich ständig zwischen der tiefgehenden Erforschung jedes einzelnen wichtigen betrachteten Punktes oder Aspektes entscheiden und der Weiterverfolgung eines provisorischen Weges in dem Wissen, daß die vorgezeichnete Spur in vielen Teilen nicht nur für künftig nachfolgende Untersuchungen, sondern auch auf der Grundlage von bereits heute von Spezialisten erforschten speziellen Beiträgen zu korrigieren sein wird. Abgesehen von den Betrachtungen, die das Thema Eid im allgemeinen betreffen, muß ich zugeben, daß ich auch im Rahmen des politischen Problems die literarischen und lexikographischen Untersuchungen beinahe vollständig vernachlässigen mußte, die besonders mit der Anwendung der neuen Technologien zu Neuigkeiten von großer Bedeutung für die Relevanz dieser Institution innerhalb des Sprachgebrauchs der Spezialisten sowie auch des täglichen Lebens führen könnten, mit den Ängsten und Schrecken, die in der Übertragung von einer Generation zur nächsten bis heute rings um den Eid sowohl soziale als auch geistige Netze gebildet haben6 . Außerdem habe ich das Studium der Formen und der Formeln des Eides völlig außer acht gelassen, ein Studium, das doch von zentraler Bedeutung wäre für die Untersuchung einer Institution, die 6 Nur als Beispiel möge erwähnt sein, daß eine wahrhaft interdisziplinär durchgeführte Untersuchung des Eides in den Werken von William Shakespeare mit Hilfe der neuen Konkordanzen zu wirklich wichtigen Ergebnissen führen könnte (vgl. die jeweiligen Stichwörter - oath, perjury, swearusw. - in M. Spevack, The Harvard Concordance to Shakespeare, Cambridge [Mass.l 1973), die die traditionelle Auffassung über das Verhältnis zwischen Gefühl und sozialer Welt zu verändern in der Lage wären (vgl. G. Santayana, Interpretations of Poetry and Religion, New York 1927, S. 147-165). Mir scheint - wegen des Fehlens einer historisch-kulturellen Analyse auch in negativem Sinne - die zentrale Bedeutung des Eides in dem berühmten Fall des von Sigmund Freud beschriebenen "Rattenmannes" relevant (5. Freud, Zwei Krankengeschichten: "Rattenmann, "Wolfsmann", Frankfurt a. Main 1996). Eine interessante Verbindung der Psychoanalyse mit der jüdischen Tradition der Anbetung Gottes zur Befreiung von Schwüren am Tag der Versöhnung findet sich dagegen bei T Reik, Ritual. Psycho-analytic Studies, New York 1946 (Kol Nidre). Kürzlich literarisch verarbeitet in: L. Meneghe/lo, Jura: ricerca sulla natura delle forme scritte, Milano 1987. Für erste allgemeine Hinweise muß man in allen Sprachen noch auf die großen Wörterbücher zurückgreifen, wie in Deutschland noch auf den alten j. u. W Grimm, Deutsches Wörterbuch, III, 1862, "Eid" S. 82-84, "Schwören" ebd., IX, 1899, S. 2733-2746; oder den neueren und wissenschaftlich aktualisierten Artikel "Eid" von W Bnlckner, in: Enzyklopädie des Märchens, III, 1981, S. 1125-1140; in Italien die jeweiligen Artikel in: S. Battaglia, Grande dizionario della lingua italiana, VI, Torino 1970, S. 894-900.

Einleitung

17

sich als Ereignis manifestiert, in einem immer von strikt formalisierten Gesten und Worten begleiteten Akt, um den Übergang von der ethisch-religiösen Sphäre in die des Rechts zu ermöglichen. Der Eid konnte nicht anders als corpora liter geleistet werden, wie er sich in der Periode seines größten Glanzes ausdrückte, auch wenn es schließlich genau diese Körperlichkeit war, die durch die Vermehrung der schriftlichen Formulierungen in Frage gestellt wurde und zu seiner Inflation und seinem Verfall in der Neuzeit beitrug. Hierzu gibt es eine noch immer wesentliche Studie über die Formen des Eides in der Liturgie und im klassischen kanonischen Recht. Auf diese vetweisen wir in der Hoffnung, daß weitere spezielle Untersuchungen unser Wissen in Raum und Zeit etweitern mögen 7 . Beinahe vollständig - und nicht nur von mir - ist die ikonographische Forschung außer acht gelassen worden, die gerade wegen der Eigenschaften des Eides als Akt und Ereignis so wichtig ist. Hinweise sind in den verschiedensten Bildquellen verstreut vorhanden und müßten gesammelt und katalogisiert werden. Die einzige Untersuchung, die ich diesbezüglich kenne, behandelt den Eid in der Epoche der Französischen Revolution, als die Notwendigkeit, der Institution eine neue ideologische Grundlage zu geben, zur Explosion einer neuen historisch-figurativen Mythologie im Rahmen der neuen Liturgie der Macht führte, deren extremsten Ausdruck wir in den Bildern von J.L. David und J.H. Füssli finden 8 . Die der Oberfläche am nächsten gelegene Grenze - so sichtbar, daß sie nicht ausdrücklich genannt zu werden brauchte - rührt aus der Entscheidung, die Ausführungen im Rahmen einer begrenzten Seitenzahl zu halten. So haben wir nicht nur das Vergnügen an der Gelehrsamkeit vermeiden, sondern häufig auch auf Vertiefungen oder Erörterungen von Punkten verzichten müssen, die für Spezialisten der einzelnen Bereiche und Epochen sehr wichtig sind, aber für unseren Ausgangspunkt weniger bestimmend waren. Unsere Ausführungen werden also einer Reihe von Thesen näher sein, die in der Zukunft nicht in einer akademischen Diskussion wie in den schönen Zeiten der universitären dissertation es und diatribae, sondern mit den Instrumenten zu debattieren und vertiefen sein werden, welche die aktuelle Kommunikationstechnologie über die Buchzusammenstellung hinaus erlaubt, die die letzten Jahrhunderte unseres intellektuellen akademischen Lebens charakterisiert hat. Vielleicht geht die Ära des Buches, verstanden als Endprodukt, dem der Einband das endgültige Siegel an Vollkommenheit und Dauerhaftigkeit aufdrückt und das Rezensionen nur beweihräuchern oder zerreißen können, dem Ende zu. Dennoch möchte ich da nicht ein ungeschickter oder unverständlich Vorläufer gewesen sein. P. Ho/meister, Die Eidesformen nach dem Dekret Gratians, in: Studia Gratiana, 2 (1954), S. 349-360; ders., Der Bischofseid gegenüber dem Staate, in: Münchener Theologische Zeitschrift, VI (1955), S. 195-214; ders., Die christlichen Eidesformen. Eine liturgieund rechtsgeschichtliche Untersuchung, München 1957; vgl. jetzt auch L. Kolmer, Promissorische Eide im Mittelalter, S. 225-275. 8 j. Starobinski, 1789. Die Embleme der Vernunft, Paderborn / München / Wien / Zürich 1981, S. 78-96. Die einzige ikonographische Sammlung über den Eid als rechtliche Institution findet sich bei H. Febr, Das Recht im Bilde, Erlenbach / Zürich 1923, S. 65 und 127-130. 2 Prodi

18

Einleitung

4. Nachdem der Gegenstand, die Ziele und Grenzen der vorliegenden Untersuchung umrissen sind, wäre es vielleicht sinnvoll, auf den allgemeinen Rahmen der Forschung hinzuweisen, in den sie sich einfügen will. Diese Hinweise werden sich im Verlauf der Untersuchung überprüfen lassen und am Ende in den abschließenden Überlegungen wieder aufgenommen werden. Eine erste Feststellung ist, daß - wahrscheinlich beeinflußt durch die jüngsten Tendenzen der historischen Schule der "Annales" (die Rolle des Gründers Marc Bloch ist ganz anders, wie hoffentlich auch aus diesen Seiten hervorgeht) - zumindest in der französischen und italienischen Geschichtswissenschaft die Geschichte der Politik abgewertet und eine Reihe von Mißverständnissen zur Bewertung der "Ereignisse" verbreitet wurden, als ob die notwendige Unterscheidung von Rhythmen in der Geschichte zu einer Gegenüberstellung von Ereignis und Struktur führen könnte. Vielleicht kann das Beispiel des Eides, den ich paradoxerweise als Ereignis von langer Dauer zu definieren wage, dazu dienen, uns von diesen Mißverständnissen zu befreien, und uns wieder auf eine Ebene zurückführen, in der die Geschichte der Politik vollständig erfaßt werden kann. Dies ist kein geringes Problem, wenn wir bedenken, daß die Sozialgeschichte, die diesen Modellen folgt, auch in ihren größten Auswirkungen entweder Gefahr läuft, Geschichte ohne Zeit zu sein, oder sich eine künstliche Zeit konstruiert, in der die Gefühle und Ängste der Menschen nicht an den Machtproblemen und deren Verkörperungen gemessen werden. Ich nenne etwa das Beispiel des letzten Werkes von Jean Delumeau über die Sünde und die Angst im Westen vom 13. bis zum 18. Jahrhundert9, nur weil es sich um eine chronologische Parallele zu meiner Untersuchung handelt, die so gut und so bekannt ist, daß sie meine Bemerkung verständlicher macht: Wir finden darin keinerlei Bezugnahme auf den außerordentlich großen Zwang, der durch den Eid im Schnittpunkt von privatem und öffentlich-institutionellem Leben auf das persönliche Gewissen ausgeübt wurde. Abgesehen von einzelnen Beispielen ist der Hinweis wichtig, daß die mangelnde Beziehung zwischen Sozialgeschichte und Verfassungsgeschichte sich in eine gegenseitige Verarmung zu verwandeln riskiert. Auch die Geschichte des Rechts und der Institutionen braucht die Sozial- und Mentalitätengeschichte, um nicht in einer eingeengten, abstrakten Vision zu verkümmern. Grundlegende, sowohl kollektive als auch individuelle Untersuchungen über das Thema der Parlamente und der politischen Repräsentanz in Mittelalter und Neuzeit laufen Gefahr, nicht so viele Früchte zu tragen, wie sie könnten, wenn sie sich nicht an der Verknüpfung von Institution und Mensch und damit auch an der Dynamik des Eides messen lO • Diese so allgemeinen Hinweise sollen die Linie so klar 9 J. Delumeau, Le peche et la peur. La culpabilisation en Occident (XIIIe-XVIIIe siecJes), Paris 1983. 10 Z.B. H. Hofmann, Repräsentation. Studien zur Wort- und Begriffsgeschichte von der Antike bis ins 19. Jahrhundert, Berlin 1974.

Einleitung

19

wie möglich machen, auf der wir uns in der Untersuchung des Eides als Institution, als dynamisches Element in der Verfassungs geschichte, als einer der wesentlichen Verknüpfungspunkte zwischen der Sphäre des Gewissens und der politischen Sphäre der Macht und des Rechts und also als wichtigstes Mittel zur sozialen Disziplinierung bewegen wollen. Wir haben uns also, vom Standpunkt des allgemeinen Interpretationsrahmens aus gesehen, auf einer Linie bewegt, die Gerhard Oestreich 11 und Ernst-Wolfgang Böckenförde12 zu ihren wichtigsten, uns zeitlich am nächsten gelegenen Vertretern zählt. Letzterem bin ich wegen der in seinen Studien über die Säkularisierungsprozesse bei der Entstehung des modernen Staates enthaltenen Anregungen besonders verpflichtet. Gewiß hat es zu Beginn dieses Jahrhunderts in der Geschichtsforschung besonders in Deutschland einige spezielle Hinweise zur politischen, sozialen und rechtlichen Bedeutung des Eides gegeben, in gelehrten Abhandlungen über seine Geschichte 13 oder in einer Untersuchung, die einer Analyse der Situation der Untertanen des Reiches näher kam, weil sie die Notwendigkeit der Wiedereinführung einer positiven Treuepflicht begründen sollte, die von der alten germanischen Pflicht zur Gefolgschaft hergeleitet wurde H . Aber ich denke, man kann ohne weiteres behaupten, daß gerade die Entwicklung und das Vorherrschen des Wortpaares Gesellschaft-Gemeinschaft als höchster autochthoner Ausdruck der altdeutschen Tradition in der Geschichtsforschung und in der soziologischen Debatte zu Beginn des Jahrhunderts jeden Versuch erstickt oder zumindest unterdrückt hat, die Rolle des Eides zu begreifen, einer Institution, die sich aufgrund ihrer vielfältigen kulturellen Herkunft und ihrer religiösen Verquickung als historisches Fundament des Germanischen kaum eignete. Erst in den letzten Jahrzehnten haben die deutschen Mediävisten, wie wir sehen werden, bei der Untersuchung der mittelalterlichen Städte und Zünfte diese Zwänge überwunden und sind zu innovativen Ergebnissen von europäischer Bedeutung gekommen l5 . 11 VgI. insbesondere G. Destreich, Die Idee des religiösen Bundes und die Lehre vom Staatsvertrag, in: ders., Geist und Gestalt des fruhmodernen Staates. Ausgewählte Aufsätze, Berlin 1969 (zum ersten Mal 1958 erschienen), S. 157-178. 12 Hierzu vgI. insbesondere E.- W. Böckenjörde, Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation, in: Säkularisation und Utopie. Festschrift E. Forsthoff, Stuttgart 1967, S. 75-94, neu veröffentlicht in: H.-H. Schrey (Hrsg.), Säkularisierung, Darmstadt 1981, S. 67-89. 13 R. Htrzel, Der Eid. Ein Beitrag zu seiner Geschichte, Leipzig 1902, Neudruck Aalen 1966; F. von Thudichum, Geschichte des Eides, Tübingen 1911, Neudruck Aalen 1968. 14 R. Wiesmann, Treueid und Treupflicht der Untertanen im deutschen Staatsrecht, Marburg 1911. 15 Für einen ersten überblick vgI. im Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, I, Berlin 1971, S. 631-633 und 861-870, die Artikel "Coniuratio" und "Eid" von G. Dilcher, und ders., Zur Geschichte und Aufgabe des Begriffs Genossenschaft, in: B. Diestelkamp / G. Dilcher (Hrsg.), Recht, Gericht, Genossenschaft und Policey. Studien zu Grundbegriffen der germanistischen Rechtshistorie. Symposium für A. Erler, Berlin 1986, S. 114-123.

2"

20

Einleitung

In umfassenderem Sinne ist das Problem des Eides als einer der wesentlichen Institutionen in der Entstehung des Rechts meines Erachtens zum ersten Mal von dem französischen Historiker Henry Decugis 1942 gestellt worden l6 . Ausgehend von der Feststellung der Säkularisierung des Eides und seines Verfalls schloß er seinen historischen Exkurs mit der Bemerkung ab, daß der Eid als soziale Institution sich nicht geradlinig sondern mit Schwankungen, Fortschritten und Rückschritten entwickelt habe, abhängig von dem Maß an Zusammenhang zwischen der Rechtsordnung und dem herrschenden religiösen und moralischen System. Aber man kann sagen, daß Decugis' Anregung von den Rechtshistorikern nicht aufgegriffen wurde. Es scheint hier eher, daß auch die in den vorhergehenden Jahrzehnten erfolgten Hinweise verloren gingen. Außer auf bestimmte Bereiche und auf spezielle Aspekte begrenzten Studien - die wir nach und nach verwenden werden - finden wir keinen Versuch mehr, das Problem des Eides in seinem umfassenden Verständnis anzugehen. In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg haben wir nur ein zusammenfassendes Werk über den Eid im theologischen Denken und im kanonischen Recht, ein wegen der beachtlichen Sammlung von Texten sicherlich verdienstvolles Werk, das aber scholastisch gearbeitet und ganz und gar in einer konfessionell gebundenen Logik gefangen ist17 • Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe zum Studium des Eides hat sich im "Centre de droit et cultures" der Universität von Paris X-Nanterre unter der Leitung von Prof. R. Verdier gebildet und ein erstes Dossier hergestellt 18, dem weitere folgen sollten.

s. Bevor wir mit der historischen Darstellung beginnen, müssen wir jedoch auf alle Fälle noch einige wesentliche Hinweise zu der möglichen Definition des ahistorischen und unveränderlichen Kerns des Eid-Ereignisses geben, das sich dann in der konkreten Dynamik der Eid-Institution verkörpert. Vom anthropologischen Standpunkt aus ließe sich der Eid im allgemeinen folgendermaßen definieren: Anrufung der Gottheit als Zeuge und Garant der Wahrheit/Glaubwürdigkeit einer Aussage-Erklärung oder der Verpflichtung/des Versprechens, in der Zukunft eine bestimmte Handlung durchzuführen oder eine bestimmte Verhaltensweise beizubehalten; Anrufung, mit der der Einzelne eine Beziehung zu der Gruppe eingeht, zu der er gehört (oder mit der Gruppen untereinander eine Beziehung eingehen), wobei er das eigene körperliche und geistige Leben auf der Grundlage eines gemeinsamen Glaubens aufs Spiel setzt, der zur Sphäre der Metapolitik gehört l9 . Die Eigenschaften des zeitlosen Modells des Eides sind 16 H. Decugis, Les etapes du droit des origines a nos jours, 2 Bde., Paris 1942-1943, S. 129-145. 17 B. Guindon, Le serment, son histoire, son caractere sacre, Ottawa 1957. 18

Le Serment.

Recueil d'etudes anthropologiques, historiques et juridiques. Seminaire

1985-1988, Paris 1989.

19 Eine Sammlung weiterer möglicher Definitionen findet sich auf den abschließenden Seiten von Le Serment. Recueil d'etudes anthropologiques, historiques et juridiques.

Einleitung

21

von Henri Levy-Bruhl beschrieben worden20 : a) er ist mündlich und an die Heiligkeit des Wortes sowie an streng vorgegebene Formeln gebunden; b) er setzt die Präsenz nicht nur der schwörenden Person oder Gruppe und der angerufenen Gottheit voraus, sondern auch die der Gemeinschaft, die den Ritus vorsieht und an ihm teilnimmt; c) im Falle von Falschheit oder Nicht-Einhalten bedeutet er implizit oder explizit einen Fluch; d) er wird von verschiedenen rituellen Gesten begleitet (Hochheben der Hand usw.), die aber immer streng vorgegeben sind; e) sehr oft ist er mit einem Opfer, einem heiligen Ort oder Objekt (Altar, Reliquien, Evangeliar usw.) verbunden; f) er ist eine Art Gottesgericht, bei dem der Schuldspruch über den Schwörenden (in der Rechtfertigung der Vergangenheit oder der Verpflichtung gegenüber der Zukunft) dem Urteil Gottes überlassen wird. Mit der Verweltlichung waren diese Eigenschaften, wie Levy-Bruhl am Schluß seines Aufsatzes bemerkt, zum Großteil verlorengegangen, und der Eid hatte trotz gelegentlicher Wiederbelebungen, die auf körperschaftlichem Geist oder ideologischem Mystizismus beruhten, seine wesentliche Daseinsberechtigung eingebüßt, da seine Kraft vom juristischen Standpunkt aus auf dem Glauben an übernatürliche Kräfte, auf dem Mysterium gegründet gewesen war: "Un serment qui ne met plus en jeu des puissances sacrees n'est autre chose qu'une declaration ou une promesse un peu plus solennelle qu'une autre, mais qui n'en differe pas substantiellement" . In Wirklichkeit scheinen auch zum Eid bei den sogenannten primitiven Völkern sowie auf der Ebene der anthropologischen und ethnologischen Modelle Studien zu fehlen. Der einzige Versuch, das Problem global zu behandeln, geht auf das Jahr 1908 zurück21 und ist insgesamt noch unkritisch, obwohl darin Zeugnisse über die Verbreitung des magischen Elements des Eides in den Gelöbnis- und Rechtsriten der Völker Asiens, Afrikas, Amerikas und Ozeaniens, über die Verquickung des Eides mit den großen Religionen wie Hinduismus, Buddhismus und dem Islam und den daraus entstandenen Folgen für die soziale Struktur der "Naturvölker" gesammelt sind. In einigen späteren intuitiven Werken wird die Entwicklung des Eides mit dem Wachsen der Idee von einer allwissenden Gottheit verbunden, die in den Geist des Menschen eindringt und seine Harmonie nicht nur mit dem sozialen Körper garantiert: So sind die allwissenden Götter nicht ein Absolutum apriori, sondern haben teil an dem Charakter der Gesellschaft, zu der sie von den Gottheiten des antiken Indiens bis zum Zeus der Griechen als Garanten für die Stabilität und Haltbarkeit der Welt sowie für das Überleben der Ackerbau- und Viehzuchtgesellschaft gehören22 • Jüngere, 20 H. Levy-Bruhl, Reflexions sur le Serment, in: Etudes d'histoire du droit offertes a P. Petot, Paris 1959, S. 385-396. 21 R. !asch, Der Eid. Seine Entstehung und Beziehung zu Glaube und Brauch der NatUlvölker. Eine ethnologische Studie, Stuttgart 1908. In den Untersuchungen von G. Davy, La foi juree (Travaux de I'Annee Sociologique), Paris 1922, und M. Mauss, Theorie der Magie. Soziale Morphologie, Frankfurt a. Main 1989, habe ich zu archaischen Formen des Vertrags keine Hinweise von Bedeutung gefunden. 22 R. Pettazzoni, L'essere supremo nelle religioni primitive (L'onniscienza di Dio), Torino 1957, besonders S. 34-35, 156, 167-171,209,648-353. Die mexikanischen Könige schworen im Moment der Thronbesteigung, daß sie die Sonne zwingen würden zu

22

Einleitung

auf phänomenologische und quantitative Analysen gründende Untersuchungen über Eide und Ordalien im Verhältnis zur Ausübung der Macht scheinen diesem Rahmen keine neuen Elemente hinzugefügt oder neuen Wege eingeschlagen zu haben23 , obwohl, was den Wert des rechtlichen Beweises nicht als Versicherung einer objektiven Wirklichkeit sondern als Mittel zur Wiederherstellung einer gestörten Harmonie betrifft, die bisherigen Vermutungen bestätigt scheinen24 • Eine parallele, aber mit unserer Studie sehr stark verwobene Untersuchung behandelt die Gotteslästerung, die profane Anrufung des Namens der Gottheit, verbunden häufig mit an den Gegner oder sich selbst als SeJbstnötigung gerichteten Flüchen und Verwünschungen: Bei den Naturvölkern gibt es oft eine gewissermaßen asoziale und eversive Form des Eides; sie begleitet uns während der Jahrhunderte der christlichen Epoche, wenn auch häufig als unsichtbare Präsenz, in der Verurteilung von seiten der anerkannten Macht (,Du sollst den Namen Gottes nicht unnützlich führen")25. Um zu dem Thema zurückzukehren, das uns hier vor allem interessiert, also zum politischen Eid - oder, um genauer zu sein (auch wenn ich in Zukunft diese kürzere Form verwende, um die Ausführungen zu vereinfachen), zur politischen Valenz des Eides - bei den Naturvölkern, so scheint mir der fruchtbarste, noch zu verwendende InterpretationsschlüsseJ der, den Raffaele Pettazzoni im Vorwort zur italienischen Übersetzung einer klassischen Studie über die geheimen GeseJlschaften der Naturvölker vorschlägt26: die Untersuchung jener frühesten Phase des sozialen Lebens, in der wir mit dem Entstehen der beiden wesentlichen Formen, der natürlichen (die vom Volksstamm zum Stadtstaat, zur Nation, zum Reich führen sollte) und der initiatischen (die zur Bildung der Kirchen als Gesellschaften führen sollte, deren Reich nicht von dieser Welt ist), aus der ursprünglichen Unterschiedslosigkeit den ersten Trennungsprozeß zwischen Religion und Politik vorfinden. Der Eid scheint mir das wesentliche Element zu sein - auch wenn Pettazzoni ihn nicht ausdrücklich nennt -, das diesen scheinen, die Wolken, Regen zu spenden, die Flüsse zu fließen und die Erde, Früchte im überfluß zu produzieren: j.G. Frazer, Der Goldene Zweig, Hamburg 1989, S. 126 f. 23 j.M. Roberts, Oaths, Autonomie Ordeals and Power, in: American Anthropologist, 67 (965), Nr. 6/2, S. 186-212. 24 Vg!. die Aufsätze von H. Levy-Brnb/, La preuve judiciaire chez les "primitives", in: La preuve (Recueils de la Societe Jean Bodin, XYl-XIX), 4 Bde., Bruxelles 1963-1965, IlI, 1963, S. 5-13; und A. Dorsinjang-Smets, Reflexions sur les modes de preuve dans I'action judiciaire des societes primitives, ebd., III, 1963, S. 15-35, und andere speziellere Aufsätze in: Le Serment. Recueil d'etudes anthropologiques, historiques et juridiques. 25 A. Montagu, The Anatomy of Swearing, New York / London 1967 (besonders die Beziehung zum Eid, S. 55-64); N. Huston, Dire et interdire. Elements de jurologie, Paris 1980, S. 21-38. Für eine Einordnung des lexikalischen Wortpaares Blasphemie - Euphemie vg!. E. Benveniste, Problemes de linguistique generale, 2 Bde., Paris 1966 und 1974, II, Kap. XYlII. 26 H. Webster, Primitive Secret Societies. A Study in Early Polities and Religion, 2. Aufl., New York 1932 Otal. übers.: H. Webster, Societa segrete primitive. Studio sulle forme elementari della politica edella religione, trad. it. con prefazione di R. Pettazzoni, Bologna 1922).

Einleitung

23

Übergang erlaubt: "Wenn die Kirche so wächst, daß sie sich mit der natürlichen oder weltlichen, profanen oder zivilen - Gesellschaft identifiziert oder diese ersetzt, dann sprießen in ihr die sektenartigen Formationen, in denen mehr denn je der alte initiatische und esoterische Geist fortlebt'