Das königlich Bayerische I. Schwere Reiter-Regiment “Prinz Karl von Bayern”: Band 2 Das Regiment in dem Zeitraum von 1848 bis 1898 [Reprint 2019 ed.] 9783486730722, 9783486730715

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Das königlich Bayerische I. Schwere Reiter-Regiment “Prinz Karl von Bayern”: Band 2 Das Regiment in dem Zeitraum von 1848  bis 1898 [Reprint 2019 ed.]
 9783486730722, 9783486730715

Table of contents :
Vorwort
Benutze Quellen
Inhalt des zweiten Bandes
Teil I. Historische, organisatorische, statistische und dienstliche Nachrichten
1. Abschnitt. Die Bewegungsjahre von 1848—1867
2. Abschnitt. 1867-1879. Periode der heeresorganisatorischen Anderungen und Reueinsührungen. Der deutsch - franzäzische Krieg. Übergangsperiode van schwerer zu mittlerer Kavallerie
3. Abschnitt. Der bewaffnete Friede. 1879-1898.
Teil II. Personalien
1. Abschnitt. Ranglisten nebst Abgängen und Zugänge und Beförderungen
2. Abschnitt. Biographische Skizzen
Anhang. Das alte Heim des Regiments
Ortsregister für die beiden Feldzüge
Personalregister 1848-1898

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0

M-t-*

Schwere Reiter-Regiment „Prinz Lari non Gayern^.

Auf Veranlassung des Königs. "Regiments -Kommandos bearbeitet von

Hans Fahrmbacher, Rittmeister z. D., vormals Sekondleutnant im Regiment.

2. Band. DaS Regiment in dem Zeitraum von 1848 bis 1898.

Manchen. Druck und Verlag von R Oldenbourg. 1900.

Regiment

in Arene gewiömet vom

Aerfasser.

Als Se. Kgl. Hoh. Prinz Alfons, Kommandeur des Regiments,

im Januar 1898 die so ehrenvolle Anfrage an mich ergehen ließ, ob ich nicht an Stelle des durch seine Berufsgcschäfte zu sehr in Anspruch genom­ menen Herrn Majors Freihcrrn von Pfetten die Bearbeitung des zweiten

Bandes der Geschichte des Kgl. Bayerischen 1. schweren Reiter-Regiments

„Prinz Karl von Bayern" übernehmen möchte, folgte ich natürlich mit Freuden dem Rufe, der mir Gelegenheit bot, mich meinem früheren Regi-

ment nützlich erweisen zu können.

Meine volle Zeit der Beschäftigung mit

der Regimcntsgcschichte zu widmen, vermochte ich allerdings nicht;

es war

nur die Stelle einer Nebenstudie, die ich ihr anweisen konnte, nachdem mein

Hauptthätigkcitsinteresse bereits im Dienste einer mir vom Kgl. Kriegsarchiv

zugewiesenen größeren historischen Arbeit stand. Der hohe Wunsch lautete nach einem möglichst baldigen Erscheinen des

zweiten Bandes.

Ihm entsprechend stellte ich mir eine so rasche als nur

immer mögliche Durchführung meiner Aufgabe als erstes Ziel. Sehr för­ dernd kann mir hierbei die liebenswürdige Überlassung einer bereits von Herrn Major Freiherrn von Pfetten zusammengetragenen, reichen Sammlung

von Exzerpten aus den Dienstordres zu den ersten Nummern des ersten

Abschnitts zu statten, wie auch hinsichtlich Anlage des Buches und Gliede­

rung des Stoffes nicht erst Entschlüsse zu fassen waren, da mir ja in dem so mustergültig vorliegenden ersten Bande die Wege genau gewiesen, die ich

zu befolgen hatte.

Gerade aus letzterem freilich erwuchsen mir andererseits

auch die Hauptschwierigkcitcn, die es zu überwinden galt, hieß es doch, meine

Darstellung nicht nur der Form, sondern auch dem Inhalte nach auf eine

wenigstens annähernd gleiche Stufe mit der Arbeit meines Herrn Vorgängers zu bringen,

namentlich den überall in seiner Schreibweise anklingenden

ruhigen, vornehmen Ton zu treffen, der doch einigermaßen getroffen werden mußte, wenn das Gesamtgeschichtswerk nicht zu sehr den Stempel eines

aus zwei Federn herrührenden Erzeugnisses an der Stirne tragen sollte.

Borwort.

VIII

In dem Streben, dieser Forderung gerecht zu werden, brachte ich mein

bestes Können zum Einsätze; ultra posse nemo obligatur.

Das früher so sorgfältig geordnete Regimentsarchiv erwies sich leider

durch die Umzüge der Jahre 1890 und 92 in arge Zerrüttung geraten; auch nach der von mir vorgenommenen Sichtung des Materials blieben

immer noch, namentlich bei den Befehlbüchern aus der Zeit von Anfang der sechziger und siebziger Jahre, einige schmerzlich fühlbare Lücken zurück.

Äußerst gewissenhaft und wirklich historischen Wert in sich schließend, ein

wahrer Freudenborn für den Forscher, fanden sich hingegen die RegimentsTagebücher der Jahre 1874 bis 1887 geführt.

Bei Verarbeitung und Unterbringung der gewaltigen Fülle des Stoffes

suchte ich mir in der Beschränkung die Meisterschaft zu erringen.

Dessen­

ungeachtet wird die Kritik ihr Urteil fällen, daß für den Rahmen einer

Regimentsgcschichte das den sämtlichen Abteilungen der Armee gemeinsame Heeres- bezw. waffengeschichtliche Gebiet immer noch viel zu sehr in den Vordergrund gerückt und viel zu breit behandelt sei.

wie

nun,

erinnert

werden

möge,

In diesem Punkte

stand mir die freie Selbstbestimmung

Der Kernpunkt meiner Aufgabe bedeutete, eine sich

überhaupt nicht zu.

eng anschließende Fortsetzung des ersten Bandes zu liefern; dies verlangte ich ihn im ersten Bande

unbedingt, überall den Faden anznknüpfen, wo

gesponnen fand, wollte ich die Darstellung der Ereignisse der letzten fünfzig

Jahre mit jener seit Errichtung

des Regiments zu

abgeschlossenen Ganzen gestalten.

Wo immer übrigens der Verfasser einer

einem abgerundeten,

Regimentsgeschichte sich nicht mit der bloßen Aneinanderreihung der histori­

schen

Regimentsdaten

begnügt,

sondern

auch

auf

die

Schilderung des

inneren Entwicklungslebens der Truppe Gewicht legt, in welchem Sinne sich die Anlage des ersten Bandes der Geschichte des 1. schweren Reiter-

Regiments

vollzog,

wird

er naturgemäß

hierbei

waffengeschichtlicher Grundlage auszugehen haben;

stets

von

Heeres- und

für das Maß der Ver­

breitung selbst scharf bestimmende Grenzen zu ziehen, liegt außer Mög­

lichkeit. Zu tiefgefühltem

Danke

bin ich

verpflichtet Sr. Kgl. Hoh. Oberst

Prinz Alfons, Kommandeur des Regiments, für die auf Höchstseine Ver­

anlassung mir von feiten des Regiments zu teil gewordenen Unterstützungen, sodann Herrn Oberst z. D. Adolf Ritter von Erhard, Vorstand des Kgl. Kriegsarchivs, dem unermüdlichen, stets hilfsbereiten Förderer aller heeres-

geschichtlichen Bestrebungen, dessen mannigfache Aufschlüsse und Ratschläge mir bei Durchführung meiner Aufgabe zur Richtschnur dienten.

IX

Vorwort.

Wertvolle, teils mündliche, teils

schriftliche Mitteilungen,

die

der

Skizzierung der Verhältnisse vor 1866 zu Grunde gelegt wurden, hatten die Gewogenheit mir zukommen zu lassen: Se. Excellenz Herr General der Ka­

vallerie und Stadtkommandant von München Freiherr von Steinling zu Boden und Stainling, Se. Excellenz Herr Generalleutnant und General­

adjutant Graf von Lerchenfeld-Prennberg sowie der inzwischen ver­ storbene Herr Rittmeister ä, la suite früherer Ernennung Graf Friedrich

von Arsch.

Herr Major a. D. Franck war so fteundlich, den Feldzug

1866 zu überhören, Herr Oberst von Le Bret-Nuconrt bereicherte mit seinen auf das liebenswürdigste zur Verfügung gestellten persönlichen Er­

innerungen aus dem Feldleben — um so schätzenswerter, als sie die einzigen, die ich zu erlangen vermochte — die Darstellung des ruhmvollen Krieges von

1870/71.

Auch für die mir von diesen Seiten zu teil gewordenen Unter­

stützungen gestatte ich mir meinen wärmsten Dank an dieser Stelle nieder­ zulegen. Mit Fertigstellung des vorliegenden zweiten Bandes sind die Schicksale

des Regiments im XIX. Säkulum verzeichnet.

in

unerschütterlicher

Treue

an König

Sic bilden eine glänzende,

und Vaterland

verflossene Ver­

gangenheit. Möge die Wende des Jahrhunderts eine ebenso reiche und, wenn das

Schwert dereinst wieder gezogen werden sollte, von besonderem Ruhmes­

glanze umstrahlte Zukunft im Schoße bergen! München, im Mai 1899.

Der ^Terfctflser.

HLenutzte Huelle«. Regimentsarchiv: Kriegsministerial-Reskripte und -Erlasse, Generalkommando-, Divisions- und BrigadeKommando-Ordres, Tagesbefehle, Jnspizierungsberichte, Regiments-Befehlbücher, Regiments-Tagebücher, Dienst-Specialia, Regiments-Grundbuch. Kgl. Bayer. Kriegsarchiv: A IV, 4 Lageratten. B VII. Deutsches Bundes - Armee - Korps 1859. B Krieg von 1866, Kavallerie - Reserve - Korps. B Krieg von 1870/71, Cuirassier-Brigade. Kgl. Preuß. Kriegsarchiv des Großen Generalstabes: Feldzugsakten 1866 und 1870/71. Registratur des Kgl. Bayer. Kriegsministeriums: Personalakten, Akten über Formation, Bewaffnung, Remontierung, Reglements, Neue Jsarkaserne u. s. w. Berordnungsblätter 1855 bis 1897. Militär- Handbücher 1848 bis 1897. Reglements und Vorschriften für den Unterricht in den Waffenübungen der Kgl. Bayer. Kavallerie. Münnich Friedrich, Geschichte der Entwicklung der bayerischen Armee seit zwei Jahr­ hunderten, München 1864. Reinhard, Heerwesen und Dienst in der Kgl. Bayer. Armee, München 1877. Schelhorn, Kgl. Bayer. Kriegsschule, München 1883. Kähler, Die preuß. Reiterei von 1806 bis 1876, Berlin 1879. Hutten I, Regimentsgeschichte (lithographiert) bis 1855. Pocci Graf von, Abriß zur Regimentsgeschichte (geschrieben). 1872 u. 1873. Ursch Friedrich Graf von, Rittmeister ä la suite f. E, Handschriftliche Aufzeichnungen Habermann, Geschichte des Kgl. Bayer. 2. schweren Reiter-Regiments. Heinze, Geschichte des Kgl. Bayer. 6. Chevaulegers-Regiments, Leipzig 1898. Illing, Geschichte des Kgl. Bayer. Infanterie-Leib-Regiments, Berlin 1892. Lutz, Geschichte des Kgl. Bayer. 3. Feldartillerie - Regiments „Königin-Mutter", München 1891. Bärensprung von, Geschichte des westpreuß. Kürassier-Regiments Ne. 5, Berlin 1878. Böhm, Geschichte des Kgl. Preußischen Dragoner-Regiments No. 7 Hönig, Der Volkskrieg an der Loire im Herbst 1870, Berlin 1894. Koppmann, Militär-Strafgesetzbuch und Militär-Strafgerichtsordnung für das König­ reich Bayern, München 1870.

Inhalt des zweiten Bandes.

VW Wisent in ten fiinfjig Inhren non 1848 Ms 1898. Teil I.

Kistorifche, organisatorische, statistische und dienstliche Nachrichten. Abschnitt.

Die Bewegungsjahre von 1848 bis 1867. I. Politische und allgemeine Armee - Verhältnisse in ihrer Rückwirkung auf das Regiment 1-3, 8, 13-16, 18, 19, 21—23, 36, 37, 48-50, 52. — Allerhöchste Verfügungen 9—11, 16, 46. — Mobilisierungen 7, 15, 21, 36, 49. — Aus­ märsche 15, 38, 49. — Guter Geist im Regiment, Zuerkennung besonderen Lobes, gute taktische Ausbildung 10, 15, 16, 25, 51. — Armee-Einteilungen, Formationen der Kavallerie 12, 17, 21, 44. — Höhere Kommandostellen 12, 21, 23, 36, 40, 49. — Oberstkommandanten 9, 13, 20, 36, 37, 43, 51. — Paraden 10, 16, 18, 20, 38, 46. — Inspizierungen 7, 14, 18-22, 24. — Bundesinspektionen 20, 25, 44. — Neue Vorschriften für die Waffenübungen 23, 39, 44. — System Edelsheim 40, 41. — Provisorische Instruktion 42, 43. — Reform des militärwissenschaftlichen Bildungsganges der Offiziersaspiranten 25. — Das Offiziers-Korps 26. — Ergänzung 26. Guter Geist 27. Duelle 27. Außerdienstliches Leben 28, 35. Reitbethättgung 29. Bezie­ hungen zur Bürgerschaft 31. Anzug 31. Urlaub 23. Sonderbesttmmungen 33. Gagenverhältnisse 34. Disziplinarstrafen 35. Avancement, Ausscheiden. 35. — Besondere Vorkommnisse 11, 13, 17, 19, 20, 23, 24, 38, 43—47, 51. — II. Formationen 52—63. — Ersatzwesen 63. — Einsteher 65. — Beurlaubungs­ system 66. — Einstellungstermine 67. — Assentiert - Unmontierte 67. Verab­ schiedungen 67, 68. — Das Unteroffiziers-Korps; Ersatz 68. — Altersverhältnisse 69. — Verbesserungen der Lebensstellung 69—72. — Versorgungen beim Ausscheiden aus dem aktiven Dienst 72. — Guter Geist, Verwendbarkeit im Dienst 73. — Bekleidung 74—80. — Ratensystem 76, 77. — Ausrüstung 80. — Pferde - Ausrüstung 81. — Wirtschaftsbetrieb 84. — Sanitätspersonal 85. — Gesundheitsverhältnisse der Mannschaften 86. — Seelsorge 86. — Unter­ kunft 86, 87. — Gebühren 87. — Verpflegung 88, 89. — Justizpflege 89-93. — Disziplinäre Verhältnisse 94.

III. Remontierung 94, 95. — Qualität des Ersatzes 95, 96. — Einheimische Pferde­ zucht 96. — Zuführungen vom Ausland 97, 98. — Kriegsbrauchbarkeit des Pferdematerials 98. — Pferdeklassifikation 99. — Altersverhältnisse der Pferde 100, 101. — Pferdewart 100. — Gesundheitszustand der Dienstpferde 102. — Fouragesätze 103. — Streu 103. — Beschläge 104. — Fesselversuche 104 — Veterinärärztliches Personal 104. — Belohnungen für gut erhaltene Pferde 104. IV. Dienst im allgemeinen 105. — Regimentsdienst, Garnisonsdienst 106, 107. — Tageseinteilung 107, 108. — Dienst der Chargen 109. — Besondere Dienst­ zweige. 110. — Dienstkalender. 112, 113. — Rekrutenabrichtung. 113, 114. —

XIV

Inhaltsverzeichnis.

Reitunterricht 115—118. — Fußexerzieren 118, 119. — Fechten, Voltigieren 119. — Gymnastik 119. — Scheibenschießen 120. — Packübungen 120. — Theoretischer Unterricht 120—122. — Kadettenschule 122—124. Fachwissenschaftliche Fortbildung der Offiziere 125. — Exerzieren zu Pferd 126—129. — Felddienst 129—133. — Besondere Ausrückungen 133, 134. — Inspizierungen 135, 136. V. Ausmarsch 1850 137. — Übungslager bei München 1852 142. — Größere Truppenübungen 1857 151. — Ausmarsch 1859 152. — Das zu Übungen

vereinigte Kavallerie-Korps auf dem Lechfeld 1859 156. —Größere KavallerieÜbungen 1863 160-169. VI Der Feldzug des Jahres 1866 170. 2. Abschnitt.

1867 bis 1879. Periode der Heeresorganisatorischen Änderungen und Neueinführungen. — Der deutsch-französische Krieg. —Übergangsperiode von schwerer zu mittlerer Kavallerie. I. Allgemeine politische und Armee-Verhältnisse 220, 221, 308, 322, 325. — Wehrverfassung auf Grundlage der allgemeinen Wehrpflicht 216, 309. — Aller­ höchste Entschließungen über Ergänzung des Offiziers-Korps 217—219, 310. — Armee-Einteilung, Oberstkommandanten, Regimentskommandeure, Höhere Kommandosteven 216, 220, 308, 323, 324, 327, 328. — Revuen 219, 323. — Entwurf General von Tausch's zur Abfassung verbesserter Vorschriften für die Waft'enübungen der Kgl. Kavallerie 221. — Teilnahme und Thätigkeit des Regiments im deutsch-französischen Kriege 1870/71 222—304. — Depot 304—308. — Heeresorganisation des Jahres 1872 215, 308—310. — Das Offiziers-Korps 311, 313, 314. — Hebung des kavalleristischen Geistes 314. — Reiten des Jagdgalopps 315. — Abkommandierungen 311. — Ver­ besserungen der materiellen Stellung 311, 312. — Kameradschaftliches Zu­ sammenleben 315. — Eröffnung der Offiziers - Speise - Anstalt 314. — Se. Kgl. Hoh. Prinz Leopold Regimentskommandeur 316, 317, 323. — Neues Exer­ zierreglement 317, 325. — Neu - Uniformierung 318. — Manöver 216, 220, 318, 319, 321, 323, 325, 326, 328. — Achtzigjähriger Geburtstag und Tod Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Karl 322. — Erste Kavallerie - Divisions­ Übungen 325. — 50jähriges Dienstjubiläum Sr. Excellenz Generals der In­ fanterie Freiherrn von und zu der Tann-Rathsamhausen 327. — Stellung Sr. Kgl. Hoh. Prinz Leopold ä la suite des Regiments 328. — Umwand­ lung in mittlere Kavallerie 325. — Benennung: Kgl. 1. schweres Reiter-Regiment „Prinz Karl" 329. — Besondere. Vorkommnisse 216, 219, 321—324, 326, 329. II. Formation 330—334. — Ersatzwesen 217, 334—337. — Disposittonsurlauber 337. — Einjährig-, Drei- und Vierjährig-Freiwillige 217, 337, 388. — Beurlaubung 338. — Entlassung 338. — Das Unteroffiziers-Korps 338, 343. — Schwierige Verhältnisse zur Gewinnung tüchtiger Unteroffiziere 339. — Verbesserung der materiellen Lage 340—342. — Musik 343. — Bekleidung, Ausrüstung, Bewaffnung 346—348. — Pferde - Ausrüstung 351. — Das neue Bekleidungssystem 353. — Wichtige Stellung der Zahlmeister 354. — Be­ kleidungsetats 354. — Vor- und Nachteile des neuen Systems 355, 356. — Änderungen im Administrativdienste 356, 357 — Friedens-Berpflegsetats. 357.

Inhaltsverzeichnis.

XV

— Natural - Verpflegssystem 358. — Unterkunft 360. — Sanitätsdienst 361. — Gesundheitsverhättnisse der Mannschaften 320, 361 — Disziplinäre Verhältnisse 362. — Justizpflege 365.

III. Remontierung 366, 369, 371, 372. — Ausmusterung und Ergänzung 637. — Qualität des Pferdeersatzes 368, 370, 371. — Qualität des Gesamt-Pferdematerials 368. — Klassifikation 368—371. — Mittlere Remontierung 373. — Pferdewesen 373, 374. — Fouragesätze 374. — Gesundheitsverhältnisse der Pferde 375. — Unterkunft der Pferde 375. — Veterinärpersonal 376. — Militär - Lehrschmiede 376. IV. Dienst im allgemeinen 377, 378. — Regiments- und Garnisons-Dienst 379, 380. — Verschiedene Nebendienstsparten 380. — Tageseinteilung 381. — Ausbildungsdienst 381. — Jahreseinteilung 381. — Reitausbildung 383. — Fußdienst 385. — Satteln und Packen 386. — Schießausbildung 387. — Theoretischer Unterricht 388. — Aspirantenschule 221, 388. — Kapitulanten­ schule 388. — Fachwissenschaftliche Fortbildung der Offiziere 389. — Exer­ zieren zu Pferd. 390, 391. — Felddienst. 391, 392. — Außerordentliche Aus­ rückungen 394. — Inspizierungen 395. V. Größere Truppenübungen, — Manöver mit gemischten Waffen 1874 396. — Kavallerie-Divisions -Übungen bei Regensburg 1876 403. Z. Abschnitt.

1879 bis 1898.

Der bewaffnete Friede.

I. Allgemeine Armeeverhältnisse in ihrer Rückwirkung auf das Regiment 419, 426, 432, 440, 445. — Paraden 413, 416. — Wittelsbacher Jubiläum 1880 414. — Hinscheiden seiner Excellenz Generals der Infanterie Freiherrn von und zu der Tann-Rathsamhausen 415. — Höhere Kommandostellen — Regiments­ kommandeure 415, 416, 418, 426, 428, 431, 433, 435, 436. — Alljährliche Herbstübungen 413—419, 426, 428—432, 434—437, 439, 445, 446. — Errich­ tung einer Kavallerie - Inspektion 417. — Veränderte Bestimmungen hinsichlich der Beförderung zum Offizier 419. — Offiziersergänzung im Regiment. 419, 421. — Beförderungsverhältnisse 419. — Pensionierungen 419. — Dienst­ liches und außerdienstliches Leben der Offiziere 421. — Bethätigungen von Kameradschaftlichkeit und Gemeingeist 422. Pekuniäre Verbesserungen der Stellung der Subalternoffiziere. 422, 423. — Urlaub. 424. — Sportliches Retten. 424, 425. — Kaiserpreis. 425. — Felddienstordnung. 429. — Ableben Sr. Maj. König Ludwigs II. Armeeirauer 427. — Erste militärische Feier des Geburtsfestes Sr. Kgl. Hoh. Prinz Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser 428, 429. — Tod Kaiser Wilhelm I und Kaiser Friedrichs 429, 430. — Bewaffnung mit Lanzen 432, 433. — Umbau der Kaserne 433, 435. — Siebzigjähriges Geburisfest Sr. Kgl. Hoheit des Prinzregen­ ten 434. — Prinz Rupprecht Kgl. Hoheit, tritt ins Regiment 436. — Prinz Alfons Kgl. Hoheit, Regimentskommandeur 436. — Erinnerungs­ feierlichkeiten an das 25jährige Jubiläum des deutsch-französischen Krieges 438 , 440. — Erinnerungsfeier an die hundertjährige Wiederkehr der Geburt Sr. Kgl. Hoh. Prinz Karl 438. — Regimentsfest, März 1896 440 , 444. — Feier der hundertjährigen Wiederkehr des Geburtsfestes Sr. Maj. Kaiser Wilhelms I. 445. — Prinz Leopold, Kgl. Hoheit, Inhaber des Regiments 445. — Be­ sondere Begebenheiten 413, 416—419, 425, 426, 430, 431, 434—437, 439, 440 , 444.

XVI

Inhaltsverzeichnis.

II. Formation 447, 448. — Sollstand 448. — Ersatzwesen 448, 449. — Er­ gänzung des Unteroffiziers - Korps 449, 450. —Verbesserungen der materiellen Stellung der Unteroffiziere 449. — Dienstaltersverhältnisse der Unteroffiziere 450. — Bekleidung^- und Ausrüstungs - Wesen 450, 454. — Neueinsührung und Änderungen in der Bekleidung und Ausrüstung 450, 454. — Pferde - Ausrüstung,

neues Sattelmuster 453, 454. — Bewaffnung 455. — Gebührenwesen 456. — Neuer Besoldungsetat 456. — Unterkunft des Regiments 456. — Ver­ besserungen der Unterkunft in hygienischer Beziehung 456. — Gesundheitsverhältnisse der Mannschaften 457. — Verpflegung 457—459. — Seelsorge 460. — Justizpflege und disziplinäre Verhältnisse 459, 460. — Remontierung 460. — Wart und Pflege der Dienstpferde 461, 462. — Gesundheitsverhältnisse der Pferde 462. — Pferdewesen 461, 463. — Dienst 464. — Besondere Dienstzweige 464. — Garnisons- und Regiments - Dienst 464-466. — Winter­ dienst, Ausbildung im Reiten 466—468. — Sommerdienst, Exerzieren 468, 469. — Ausbildung im Fechten 470. — Schießausbildung 471. — Feuer­ löschdienst 472. — Satteln und Packen 473. — Theoretischer Unterricht 474. Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen 475. — Fachwissenschastliche Fortbildung der Offiziere 475, 476. — Felddienst 476. — Distanzritte 477. — Schwimmen 478. — Sonstige neue Ausbildungszweige 476, 479. — Inspizierungen 479. Besichtigungswesen 480. III. Größere Truppenübungen — Kavallerie-Division und Königsmanöver 1891 481. — Kavallerie - Division und Kaisermanöver 1897 494.

Teil EL

Personalien. Abschnitt.

Ranglisten nebst Ab-, Zu-Gängen und Beförderungen 513.

Namentliches Verzeichnis sämtlicher Offiziere und Junker 552. 2. Abschnitt.

Biographische Skizzen. I. Königliche Prinzen: Leopold, Kgl. Prinz von Bayern, Kgl. Hoheit 559. — Alfons Kgl. Prinz von Bayern, Kgl. Hoheit 565. — Rupprecht, Kgl. Prinz von Bayern, Kgl. Hoheit 566. — Karl Theodor, Herzog in Bayern, Kgl. Hoheit 568. — Max Emanuel, Herzog in Bayern, Kgl. Hoheit 570. — Siegfried, Herzog in Bayern, Kgl. Hoheit 572. — Christoph, Herzog in Bayern, Kgl. Hoheit 572.

II. Oberstkommandanten und Regimentskommandeure 573. — Stabsoffiziere — Rittmeister — Leutnants 581.

Anhang:

pie neue Isarkaserne, das Keim des Uegiments. Ortsregister für die beiden Feldzüge. Personalregister.

Teil I.

Historische, organisatorische, statistische und

dienstliche Nachrichten.

1. Abschnitt. Die Vewegungsjshre von 1848—1867.

I. politische und allgemeine Armeeverhältniffe in ihrer Rückwirkung auf das Regiment. — Mobilisierungen. — Ausmärsche. — Guter Geist im Regiment. — Armee-Einteilungen. — höhere Kommandostellen. — Oberstkommandanten. — Paraden. — Inspizierungen. — Bundesinspektionen. — Gute taktische Ausbildung des Regiments. — Reform des militärwissenschaftlichen Bildungsganges der Gffiziers-Aspiranten. — Das Offiziers-Korps. — Zusammensetzung. — Geist im Offiziers-Korps. — Dienstliches und außerdienstliches Leben. — Avancement, Verabschiedungen. — Neue Vorschriften für den waffenunterricht. — System Ldelsheim. — provisorische Instruktion. — Ableben Sr. Majestät König Maximilians II. — Besondere Vorkommnisse.

An mein Heer! Bei dem Erlasse Meines ersten Armeebefehles ist es Meine vorzügliche

Sorge gewesen, daß den alten würdigen Offizieren die verdiente Ruhe und Anerkennung zu Theil werde.

Ich wünsche, daß

sie im lohnenden Be­

wußtsein treuer Pflichterfüllung sich lange derselben erfreuen mögen. Name dieser Tapfern wird

ehrenvoll fortleben

im Heere,

Der

ein schönes

Vorbild der Nacheiferung für die jüngeren Offiziere; möge der kriegerische

Sinn, die erprobte Anhänglichkeit dieser Veteranen sich fortpflanzen auf

das neue Geschlecht. Das Heer wird sich verjüngen, kräftig wird es erstehen, um so in jeder Beziehung tüchtig, allen Anforderungen der Gegenwart und Zukunft gewachsen zu sein.

Ernst ist die Zeit, ernsten Tagen gehen wir entgegen.

Das Heer schaare sich in alter angestammter Liebe und Treue um seinen König, eingedenk entfernterer wie näherer ruhmvoller Vergangenheit, wo dasselbe im Drange sturmbewegter Tage und der äußersten Gefahr,

durch Aufopferung und Heldenmuth mehr als einmal Fürst und Vaterland gerettet hat.

Ich weiß, diese Zeiten sind nicht vorüber, dieser Sinn ist nicht er­ storben, das alte treue Bayernherz ist dasselbe geblieben.

Ich weiß, schlägt

die Stunde der Entscheidung, so ist ein Jeder bereit, für König und

Vaterland freudig Gut und Blut hinzugeben. Als Kronprinz schon war Ich mit Vorliebe dem Heere zugethan,

suchte Mich mit seinen Interessen vertraut zu machen und so weit es die Umstände erlaubten, in nähere Berührung mit demselben zu treten.

6

Teil I.

Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Jetzt und immer werde Ich dem Heere zeigen, wie werth, wie theuer es Mir ist. Es wird nicht blos seinen obersten Befehlshaber, sondern seinen wohlwollenden besten Freund in Mir, seinem Könige, finden. Wahres Verdienst,

Talent und Tüchtigkeit jeder Art werden den

Anspruch zur Beförderung bedingen: der auf der untersten Stufe Stehende

kann sich dadurch bis zu der höchsten emporschwingen!

Dem festen Vertrauen gebe Ich mich hin, daß die Offiziere und Militär-Beamten aller Grade, tote auch die verdiente Klasse der Unter­

offiziere, für die Ich vorhabe noch besonders Sorge zu tragen, wetteifern werden in gewissenhafter Erfüllung ihrer Pflichten. König, Heer und Nation umschlinge nur ein Interesse, des theueren Bayernlandes heiligste Güter, Freiheit, Ehre und Unabhängigkeit, zu schirmen und zu erhalten, und so zugleich ein würdiger Vorkämpfer zu sein in den Reihen unserer deutschen Brüder zu des Gesammtvaterlandes Heil und Frommen!

München, 31. März 1848.

Maximilian. Es war ein begeisterter Wiederhall, den des Königs Appell an Bayerns Krieger, sich in altangestammter Liebe und Treue um ihren obersten Kriegsherrn zu scharen und des Landes heiligste Güter, Freiheit, Ehre und Unabhängigkeit zu schirmen, in den so königtreuen Herzen der Cuirassiere des Regiments Prinz Karl erweckte. Man wußte sich keinen höheren Wunsch als in den Kampf aitsziehen ztt dürfen, wenn es der König befahl, und auf diese Möglichkeit deuteten nicht ohne tiefen Grund die Allerhöchsten mahnenden Worte: „Ernst ist die Zeit, ernsten Tagen

gehen wir entgegen." Hatte die am 24. Februar in Paris ausgebrochene Revolution doch

immer weitere Kreise gezogen, und wie sie in den deutschen Bundesstaaten das Signal zur Entfesselung der Volksleidenschaften gegeben, so war ihr in Italien unverzüglich die Kriegserklärung Sardiniens an Österreich gefolgt. Eben schickten sich auch die Elbherzogtümer an, getragen von den Sym­

pathien des ganzen deutschen Volkes, Oberherrschaft einzutreten.

in den Kampf gegen die dänische

Bürgerkrieg im Innern, Krieg mit auswärtigen Mächten schien das blutige Losungswort der Zeit werden zu wollen.

Die Armee zu verstärken und sie möglichst rasch in eine schlagfertige Verfassung zu bringen, um allen politischen Konstellationen gewappnet

gegenüberzustehen, schloß die nächste Sorge des Königs in sich.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

7

So verflossen auch beim Regiment die Monate Äpril und Mai in lebhafter kriegerischer Vorbereitungsthätigkeit.

Die Rekruten, die gleich nach

der Aushebung zur Einberufung gekommen und entgegen dem bestehenden Modus sofort auf das gesattelte Pferd gesetzt worden waren, hatten bereits einen für den Notfall genügenden Grad von Reitfertigkeit erreicht; auch die Abrichtung der Remonten mußte unter selbstverständlicher Rücksicht­ nahme auf den Kräftezustand der Tiere in einem beschleunigten Tempo

vor sich gehen und hatte deshalb weniger auf der Reitbahn als vielmehr im Freien, durch allmählich gesteigerte Marschleistungen, die beste Vor­ bereitung für die Kriegsfatiguen, zur Durchführung zu kommen.

Der Regimentsadjutant rückte in den Stab ein, um der Eskadron, die denselben bisher abgegeben, keinen Ofsizier vom Truppendienst zu entziehen; die etatsmäßigen Unteroffiziersstellen jeder Eskadron kamen sämtlich zur

Besetzung und durften außerdem zwei weitere Vizekorporale zum Dienst eingestellt werden; auf der Ökonomie-Kommission wurde mit Anspannung aller Kräfte gearbeitet, um mit den Komplettierungen an Monturen und Pferde-Equipagen zu Ende zu kommen. An die Offiziere erging der Befehl, nach § 7 der Felddienstvorschriften ihre Feldausrüstung in stand zu setzen. Seit 1. April trafen in täglichen Transporten die Augmentations­ pferde ein, welche die Pferde-Ankaufskommission des Regiments den Eskadrons zu ihrer Gestellung auf den Kriegsfuß zuführte. Kriegsministerial-Reskript vom 26. Mai verordnete ferner die Errichtung einer 7. Eskadron als Depot-Eskadron. Als sodann am 27. Mai Se. Kgl. Hoh. Prinz Karl in der Kaserne erschien, das Regiment inspizierte unb mit einigen kurzen Worten

auf die Wahrscheinlichkeit kommender kriegerischer Ereignisse hinwies, da glaubte man allgemein, stündlich einen Ausmarschbefehl erwarten zu dürfen. Doch sollten sich die Hoffnungen auf die ersehnte Thätigkeit im Felde nicht erfüllen.1) Nicht einmal eine Heranziehung des Regiments zu dem in Schwaben sich formierenden Observations-Korps kam zur Verfügung. Eine solche verboten die Rücksichten auf einen genügenden Schutz der Kgl. Haupt- und Residenz-Stadt gegen die noch immer bei jeder möglichen Gelegenheit ihr Haupt erhebenden Unruhestifter und Störer der allgemeinen

Ordnung. *) Kampfesfreudige Elemente in der Armee, die an dem Kampfe in SchleswigHolstein teilnehmen wollten, durften um Urlaub auf unbestimmte Zeit einkommen. Vom Regiment war es Leutnant Freiherr von Bouteville, der unter dem Titel „einer militärischen Reise nach Schleswig-Holstein" mit acht anderen bayerischen Offizieren nach dem meerumschlungenen Kriegsschauplätze zog und daselbst als Führer einer freiwilligen Dragoner-Abteilung sich rühmlichst auszeichnete, aber bereits nach einem Vierteljahr wieder zum Regiment zurückkehrte.

8

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

In Erfüllung dieser ebenso wichtigen als ehrenvollen Aufgabe stand man als einzige in der Garnison befindliche Kavallerie-Abteilungs sowohl das

laufende, als das folgende Jahr, namentlich solange Oberst von Lüder

als Stadtkommandant sein strenges Regiment führte, dauernd unter dem Zeichen eines höchst anstrengenden Garnisonsbereitschafts- und Patrouillen-

Dienstes.^) Eine Eskadron befand sich 24 Stunden lang ständig

in strengster

Bereitschaft, während welcher die Offiziere in einem eigens zu diesem Zwecke eingerichteten Kasernzimmer zu verweilen hatten. Wiederholt wurde es

nötig, die Pferde der Bereitschafts-Eskadron die ganze Nacht gesattelt,

die

Leute in voller Armatur im Stalle schlafen zu lassen. Die übrigen Eskadrons mußten jederzeit des Garnisons-Alarmsignals gewärtig fein.3) Erging ein solches, galten, wenn von der Kommandantur nicht andere

Befehle einliefen, folgende Verfügungen:

„Die Bereitschafts-Eskadron rückt mit der einen Hälfte sofort nach dem Zuchthause in der Au, mit der anderen nach der Fronfeste; die 1. Division unter dem Oberstleutnant reitet so rasch als möglich nach

dem Dultplatz und stellt sich dem daselbst mit dem Kommando betrauten General zur Verfügung. Die 2. Division marschiert ans dem Max-Josephplatze, die 3. Division unter Kommando des ältesten Rittmeisters vor der

Feldherrnhalle auf. Alle Befehle ergehen von Sr. Kgl. Hoh. Prinz Karl, an den auch alle Meldungen zu richten sind. Die Kasernthore werden geschlossen. Die zurückbleibenden Mannschaften unter Kommando eines Majors haben die Verteidigung der Kaserne zu übernehmen."

An Patrouillen, meist in der Stärke von 1 Korporal und 3 bis 4 Cuirassieren, hatte, allnächtlich von Stunde zu Stunde das Regiment gehen zu lassen: Nummer eins Frauenstraße, Müllerstraße, über Sendlingerthorplatz, Sonnenstraße, Dultplatz, Odeonplatz, Residenzstraße, Dienersgasse, Thal zurück nach der Kaserne, Nummer zwei den gleichen

Weg in umgekehrter Reihenfolge. Sehr häufig mußten auf Reklamation der Polizeidirektion auch noch außergewönliche Patrouillen zur Niederhaltung kleinerer Bolksaufläufe ent­ sendet werden, wobei sich Führer und Mannschaften strengstens an eine eigene, ') Die 3. Division des 2. Cuirassicr-Regiments, welche am 5. März zur Unter­ stützung des Regiments nach München beordert worden, war bereits am 4. April wieder nach Freising zurückgekehrt. *) Um die Leute in guter Stimmung zu erhalten, wurden übrigens an Tagen erhöhter dienstlicher Inanspruchnahme auch doppelte Löhnungen gewährt. ’) Ob der großen Schnelligkeit, mit der das Regiment bei den wiederholt ergangenen Generalmärschen stets am Platze gestanden, wurde ihm unterm 15. Oktober 1848 von feiten der Stadtkommandantschaft eine besonders lobende Erwähnung zu teil.

S

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

zur Aufrechthaltung der Ordnung und Herstellung der gestörten Ruhe von

oben erlassene Instruktion zu richten hatten, nach der sie vor dem Ab­ reiten stets nochmals aufs genaueste instruiert werden mußten. Erst wenn bei tumultuarischen Auftritten die dreimalige Aufforderung der Zivilbehörde zum Auseinandergehen erfolglos blieb, durfte angriffsweise mit der blanken

Waffe vorgegangen werden, und nur in Fällen,

wo sofortiges Einhauen

im stände war, Gewaltthätigkeiten, Einschlagen der Fenster, Plünderung, Errichtung von Barrikaden, Angriffe auf Offiziere, zu verhindern,

war es gestattet, ohne weiteres zum Säbel zu greifen. Indessen scheint es, dem Fehlen dienstlicher Meldungen nach zu schließen, zum Blankziehen der Waffe im weiteren Verlaufe der Jahre 1848 und 1849 nicht mehr gekommen zu sein; meist genügte das Erscheinen einer Amispersönlichkeit mit einer kleinen geschlossenen Truppe hinter sich, krawallmachende Volkshaufen rasch zum Auseinandergehen zu bringen, und

selbst in Momenten höchstgradiger Ausartung der Pöbelexcesse, wie nachmals an dem berüchtigten 18. Oktober, zeigte sich die Gemütsart der Münchener Bevölkerung doch stets viel zu wenig zu wildem Fanatismus und rücksichts­ loser Aufopferung des eigenen Ichs veranlagt, um aus der Neuhausergasse eine nie St. Antoine oder in dem Marienplatz eine place du chäteau d’eau entstehen zu lassen?) Seit 31. März, nachdem unter gleichem Datum Oberst von Parseva l zum Generalmajor und Brigadier der 1. Kavallerie-Brigade aufgerückt, stand das Regiment unter Kommando seines langjährigen früheren Oberst­ leutnants Thomas von Stetten. Am 5. März zum Oberst des 5. Chevaulegers-Regiments ernannt, hatte ihn das Vertrauen des Königs

als den am besten mit den Verhältnissen der Hauptstadt bekannten Oberst­ kommandanten rasch wieder nach München an die Spitze des Regiments berufen. Kriegsministerial-Reskript vom 13. April machte das Abnehmen der Mütze von feiten der Offiziere und der im Offiziersrang stehenden Militär­ personen zum Gruße wegfallen und bestimmte, daß dieselbe nur mehr zur Erweisung der Ehrenbezeigung vor Majestäten und Höchsten Herrschaften

gezogen werden dürfte. Vom ersten Wachtmeister abwärts war in allen Fällen der Gruß durch Anlegen der rechten Hand an die Kopfbedeckung zu erweisen. Das gleiche Reskript beseitigte die 1838 zum Aufwurf gekommene, für

die

Kavallerie

weniger

einschlägig

gewesene Kniebeugefrage,

indem

die

*) An dem erwähnten 18. Oktober war es namentlich das Reiterstücklein einiger Cuirassiere, die finsteren Bögen im Galopp zu durchsprengen und der excedierenden Menge ihren beliebtesten Schlupfwinkel unsicher zu machen, das am meisten zu einer raschen Beendigung des Krawalls beigetragen hatte.

Teil I.

10

Historische, organisatorische jc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Truppen vor dem Venerabile von nun an stehenden Fußes zu präsentieren

hatten.

Allerhöchste

Entschließung

Wiedernumerierung der Regimenter.

vom

26. April

endlich

befahl

die

Das Regiment hieß sonach wieder:

1. Cuirassier-Regiment „Prinz Karl von Bayern".

Am 15. Mai hielt Se. Majestät der König auf dem Max-Joseph­

platze große Propretätsparade über die gesamte Garnison ab, bei welcher Gelegenheit das Regiment zum erstenmal vor seinem neuen obersten Kriegs­ herrn defilierte.

„Ich freue mich stets, dieses brave Regiment zu sehen, das

sich früher, sowie auch jüngst durch seine treue Anhänglichkeit und durch

den schönen Geist, der es beseelt, ausgezeichnet hat und von dem sich erwarten läßt, daß es diese schöne Haltung auch für immer bewahren werde", lauteten

die Allerhöchsten Worte, die der König bei der Schlußbesprechung an General

von Parsevalzu richten geruhte. Se. Majestät zu diesem hohen

Was

Lobe zunächst bewogen, war

die Thatsache, daß bei dem in den Märztagen so sehr mißfällig bemerkten Auftauchen von Militärs unter den Straßenexcedenten sich nie eine Cuirassieruniform

befunden

hatte.

Die

verschiedenen

Kriegsministerial-Reskriptes

mit ihren dringenden Mahnungen an die Stabs- und Ober-Offiziere, durch

fortwährende Belehrungen und eigenes untadelhaftes Benehmen zur Stärkung

und Erhaltung des guten Geistes, zur Aufrechterhaltung von Gehorsam und Mannszucht und zur treuen Erfüllung der in dem Eide beschworenen

Pflichten hinzuwirken, waren deshalb auch nie auf das Regiment Bezug

nehmend gewesen.

Zu keiner Zeit hatten die Verführungen und Einflüsse

der Zeit auch nur einen Augenblick über dasselbe Macht gewonnen. Auch im Jahre 1849, als Soldaten der Garnison vor einem Bräu­ hause Drohungen äußerten, sie würden die Brauer zwingen, das Winterbier

unter dem von der Kgl. Regierung angeordneten Satze zu geben, konnte der

Oberstkommandant sich im Regimentsbefehle folgendermaßen äußern:

„Ich

habe mit wahrem Vergnügen vernommen, daß von der Mannschaft des

Regiments

niemand bei diesen Drohungen beteiligt war und auch hiemit

wieder der gute Name, welchen das Cuirassier-Regiment Prinz Karl mit

wohlerworbenem Rechte in der ganzen Garnison besitzt, sich bewährt hat." Daß man in einem Offiziers-Korps, das seit seiner Begründung die Vertreter der ersten Adelsgeschlechter des Landes in seinen Reihen zählte

und die Pflege der Tradition stets als eine seiner heiligsten Pflichten er­

achtete, den zumeist in demagogischen Geleisen sich bewegenden politischen Bestrebungen der bürgerlichen Parteien wenig Sympathien entgegenbrachte, lag zur Hand.

Die Ansichten in diesem Punkte waren sogar dermaßen

•) Kriegsministerial-Reskript v. 4. u. 27. Mai 1848.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

11

strenge, daß die Mehrzahl der Offiziere um die Versetzung zweier Herren des Regiments einkam, nur weil dieselben mit Mitgliedern des Ausschusses

des demokratischen Vereins in freundschaftlichem Verkehre standen. Zwar wurde dem Ansuchen nicht entsprochen, indem man höheren Orts in dem angeführten Beschwerdepunkte noch keinen Grund zu einer Versetzung finden konnte, jedoch erfolgte die Genehmigung, „der Sache weiterhin nachzugchen". Den Konstitutionseid hatte man, dem Allerhöchsten Willen gehorchend, geschworen, doch hegte niemand eine andere Auffassung, als daß die Armee

nichtsdestoweniger einzig und allein an die Befehle ihres obersten Kriegs­ herrn gebunden blieb?) Von dem aktiven und passiven Wahlrechte zu dem in Frankfurt zusammentretenden deutschen Parlamente, auf welches auch die

Offiziere seit ihrem Eintritt in die Staatsbürgereigenschaft Anspruch hatten, wurde offiziell in keiner Weise Gebrauch gemacht, ebenso stand man den Machinationen der Volksparteien, dem Militär das Versammlungsrecht zu verschaffen, völlig fremd gegenüber. Am 24. Juli beging das Regiment eine kleine aber erhebende Feier im engeren Kreise. Vor den in Gala zu Fuß im Kasernhofe aufgestellten fünf Eskadrons wurde dem Regimentskommandanten Oberst von Stetten, dem Bataillonsarzt Dr. Zimmer und dem Cuirassier Hofer das von dem Könige unterm 30. Juni gestiftete Veteranenzeichen für Teilnahme an den Feldzügen der napoleonischen Epoche von General von Parseval feier­ lich an die Brust geheftet. Die Bestrebungen des Frankfurter Parlaments, die deutschen Regie­ rungen zu einem festeren Zusammenschlüsse zu bringen und aus dem Staaten­ bund einen Bundesstaat mit Reichsoberhaupt und Volksvertretung zu schaffen, hatten inzwischen durch die Wahl und Aufstellung des beliebten Erzherzogs Johann zum Reichsverweser einen Schritt nach vorwärts gemacht. König Maximilian stand völlig auf dem Boden der deutsch­

nationalen Sache. Schon am 8. Juni war Allerhöchster Befehl ergangen, oberhalb der

bayerischen auch die deutsche Kokarde auf den Helmen anzubringen und die Fahnen und Standarten mit schwarz-rot-goldenen Bändern zu schmücken. Die Aufstellung des Reichsverwesers sollte den Truppen in großer Parade

bekannt gegeben werden, zu welchem Zwecke am 6. August die ganze Garnison

nach dem Marsfelde rückte. Der hiebei zur Verlesung gelangende Tages­ befehl endete mit den hochgesinnten Worten: „Bayern wird, wo es not

thut, der großen deutschen Sache bereitwilligst alle seine Kräfte und, wo es gilt, Gut und Blut zum Opfer bringen." *) Der nach der Thronbesteigung König Maximilians im Morgengrauen des 21. März auf dem Dultplatze den Truppen abgenommene Eid hatte nur auf Gehorsam gegen den König gelautet.

12

Teil I.

Historische, organisatorische ic. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Ein dreimaliges Hoch auf Se. Majestät, auf den Reichsverweser und

ein namentlich von feiten des Cuirassier-Regiments sehr gut durchgeführter Schlußparademarsch beendeten die erhebende militärische Feier. Zwei wichtige organisatorische Verfügungen brachte die Allerhöchste Entschließung vom 18. November 1848: die Ernennung Sr. Kgl. Hoheit des Feldmarschalls Prinz Karl zum Generalinspektor der Armee, ferner die

Einteilung des Heeres in 2 Armee-Korps, jedes Armee-Korps zu 2 Infanterie­ rind 1 Kavallerie-Division. Nachdem am 1. Dezember die neue Einteilung

ins Leben getreten, gehörte das Regiment nunmehr zum: I. Armee-Korps: Generalleutnant Graf von Äsen bürg. 1. Kavallerie-Division: Generalleutnant Prinz Eduard von SachsenAltenburg. 1. Kavallerie-Brigade: Generalmajor von Parseval.

Der erste Tagesbefehl, den Prinz Eduard an die Division erließ, ist ob des Geistes der Zeit, der sich in demselben wiederspiegelt, ein zu interessantes Dokument, um nicht im Originale zur Wiedergabe zu gelangen.

Tagesbefehl. „Mit dem heutigen Tage übernehme ich infolge der bekannten Allerhöchsten Bestimmung Seiner Majestät unsers Königs und Herrn das Kommando über die 1. Kavallerie-Division. Ich trete mein Amt mit hoher Freude, ja mit Begeisterung an, ohne zu verkennen, daß die mir gewordene Aufgabe eine höchst gewichtvolle, schwierige sei. Einen Prüfstein, wie einen ähnlichen noch keine Zeit in ihrem Schoße trug, bietet Euch, wackere Reiter, die Jetztzeit, indem sie mit dem Schwerte des Geistes, wie auch mit anderen Waffen, die den Eurigen nicht ebenbürtig sind, um jeden Preis es versucht, Euch von treuem Festhalten an Eid, Ehre und Pflicht abtrünig zu machen. In treuer Verbrüderung mit unserem ganzen Heere seit Ihr bisher wacker und ritterlich fest dafür eingestanden, daß die Sonne des Ruhmes altehrwürdiger bayer'scher Waffenehre noch zur Stunde fleckenlos in alle Welt hinaus das Zeugnis tragen könne, daß der Altar der Treue in unserem Heere noch immer dieselben mit Freude und heiligen Eifer dargebrachten Opfer finde, die ihm niemals fehlten, ob Krieg oder Frieden die Würfel der Zeiten brachte. Darum trete ich denn auch mit unnennbar freudigen Hochgefühle an Eure Spitze und biete Euch aus vollster Seele die Rechte zum Waffenbrüderlichen Gruße dar!" München, am 1. Dezember 1848.

gez. Eduard Prinz von Sachsen-Altenburg Gilt.

Auch das Jahr 1849 beschick» dem Regiment trotz der kriegerischen Ereignisse, durch welche diesmal auch bayerische Truppen ins Feld gerufen wurden, kein Heraustreten aus dem Garnisonsleben.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

13

Die Stimmung der hauptstädtischen Bevölkerung bot noch nicht die nötigen Garantien, um eine Schwächung der Münchener Besatzung und

eine Heranziehung von Münchener Regimentern zu dem unter dem Kommando

des Prinzen

Eduard

von Sachsen-Altenburg

nach Schleswig-Holstein

abmarschierenden Bundeskontingent zu gestatten. An dem denkwürdigen 13. April, beim Sturm auf die Düppler Schanzen, sah sich jedoch das

Regiment in der Person des ob seines Verhaltens im Laufe des Feldzuges mehrfach belobten Rittmeisters Friedrich Freiherrn von Steinling, des ersten Adjutanten @r: Hoheit des Prinzen Eduard, aufs ehrenvollste vertreten. Als der Aufstand in der Rheinpfalz Veranlassung zur Mobil­ machung der Armee gab, erhielt indes auch unser Regiment am 3. Mai Ordre/) sich in Marschbereitschaft zu setzen, weshalb das Regiments-Kommando Befehl erließ, unverzüglich alle nicht felddienstbrauchbaren Pferde zu der im Herbste des Vorjahres zur Errichtung gekommenen 7. Eskadron über­ zuführen , sowie sämtliche Urlauber einzuberufen. Auch wurden sofort Mannschaften zur Anfertigung scharfer Patronen kommandiert.

Am 4. Mai geruhte ganz unvermutet Se. Majestät der König, sich in der Kaserne einzufinden, durch die Stallungen und Zimmer zu gehen, sich auch an einige Cuirassiere mit Fragen dienstlicher und privater Natur zu wenden. Der Ausdruck Allerhöchster Zufriedenheit über die Propretät, den Anstand, das gute Benehmen der Leute und die allenthalben herrschende Ordnung war gemäß Allerhöchstem Befehl bei der Regimentsparade vor versammelter Mannschaft bekannt zu geben.

Leider sah sich Oberst von Stetten um diese Zeit genötigt, wegen schweren Leidens um seinen Abschied einzukommen. Sein Nachfolger wurde der bisherige Oberstleutnant im 2. Chevaulegers-Regiment Lorenz Schäzler, der am 31. Mai das Kommando des Regiments übernahm. Sein erster Regimentsbefehl trug folgenden Wortlaut: „Ich bin stolz, mit dem Kommando eines Regiments betraut worden zu sein, welches sich in der Armee eines so guten Namens erfreut und in welchem ich bereits 23 Jahre mit Freude diente. Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, dem Regiment meinen würdigen Vorgänger möglichst zu ersetzen, und bin von dem guten Willen und guten Gesinnung sämtlicher Chargen und Mannschaft überzeugt, es werde sich auch unter meiner Führung seinen wohlbegründeten guten Ruf bewahren. Mit Vergnügen werde ich jede Gelegenheit ergreifen und keine Mühe scheuen, dem Regiment und jedem Einzelnen nützlich zu sein. Nur mit Widerstreben dazu gezwungen, werde ich ahnden und bestrafen. Laßt uns keinen Augenblick vergessen, daß wir berufen sind, für Aufrechterhaltung des Gesetzes, Ruhe und Ordnung zu wachen, deswegen müssen wir jeden Anstoß, besonders jede Uneinigkeit mit Kameraden anderer Waffengattungen zu vermeiden suchen. Macht Böswilligen die Freude

*) Kriegsministerial-Reskript vom 2. Mai.

14

Teil I.

Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt.

nicht, Euch mit Waffenbrüdern in Streit zu sehen. Jüngste Vorfälle') veranlassen mich, die Mannschaft des Regiments hierauf aufmerksam zu machen. Einigkeit macht stark, bewährt sich zu jeder Zeit."

Den kriegerischen Zeitläuften angemessen trug auch im Jahre 1849 wie im Vorjahre die Ausbildungsthätigkeit noch völlig das Gepräge prak­ Gemäß der am 3. Februar 1849 er­ schienenen, an anderen Orten noch mehrfach zur Erwähnung kommenden Kavallerie-Divisions-Ordre „Grundlinie für die Ausbildung der Regimenter, tischer Vorbereitung für das Feld.

welche insbesondere das Reiten im Terrain, den Appell und den Felddienst betrifft" bewegte man sich so viel als möglich im Gelände, und waren nebst kleineren und größeren Felddienstübungen wöchentlich mindestens zwei Reise­

märsche zur Ausführung zu bringen. Der strammen Exerzierdisziplin scheint allerdings das viele Herum­ ziehen auf den Landstraßen etwas Eintrag gethan zu haben. Se. Kgl.

Hoh. Prinz Karl bemerkte wenigstens am 21. August bei dem von ihm besichtigten, wenn auch sonst zur vollständigen Zuftiedenheit verlaufenen Parade-Exerzieren zu Pferd gegen sonst eine etwas auffällige Unruhe und etwas viel unnötige Bewegung der Chargen, namentlich jener hinter der Front. Die gerügten Mängel wurden natürlich schleunigst redressiert. Am 17. September fand sich Se. Hoh. Prinz Eduard, eben aus Schleswig-Holstein zurückgekehrt, während der mittäglichen Regimentsparade

in der Kaserne ein und begrüßte mit herzlichen Worten das wieder unter sein Kommando zurücktretende Regiment?) Ruhe und Frieden waren im Jahre 1850 im großen Ganzen wieder in die bayerischen Lande zurückgekehrt. Nachdem auch in der Landes­ hauptstadt die Periode der Gärung vorüber, konnte der Bereitschaftsdienst

des Regiments auf die Bereithaltung eines Zuges statt einer Eskadron zurück­ gesetzt und der ständige Patrouillendienst erlassen werden; nur noch bei einer einzigen Gelegenheit, in der Nacht des 24. Mai, sah sich die Polizei­ behörde veranlaßt, 2 Cuirassier-Patrouillen von je 1 Korporal und 4 Mann zu requirieren, um einige Excedenten auf die Polizeiwache eskortieren zu helfen. Am 26. April unterzog Se. Kgl. Hoh. Prinz Karl herkömmlicher­ weise das Regiment einer eingehenden Inspizierung. Der Ausdruck der Spielt auf eine kurz vorher vorgefallene Schlägerei größeren Stiles mit Artilleristen in dem ob der periodischen Soldatenraufereien berüchtigten Paradiesgarten an. Diese nicht selten mit tödlichen Verletzungen endenden Couleurstreitigkeilen, eine überkommene Eigentümlichkeit der alten Berufsarmeen, sind erfreulicherweise heutzutage in der früheren Ausdehnung völlig von der Bildfläche verschwunden. a) Da das 3. und 4. Chevaulegers-Regiment bei dem im Lager zu Donauwörth zusammengezogenen mobilen Korps Einteilung gefunden hatte, war das 1. KavallerieDivisions-Kommando interimistisch aufgehoben worden.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

16

höchsten Zufriedenheit gewann diesmal noch erhöhten Wert durch die ganz

speziell an den Oberstkommandanten gerichtete, im Regimentsbefehl bekannt

gegebene Bemerkung des erlauchten Inhabers: „Er freue sich jedesmal ganz besonders, auf der Straße einem Cuirassier seines Regiments zu begegnen, welche sich vor den anderen Abteilungen der Garnison stets durch die in

die Augen fallende Propretät des Anzuges und die vorzügliche Haltung bei Erweisung des Honneurs vorteilhaft hervorthäten." Gelegentlich eines größeren Feldmanövers am 8. Oktober war es auch, daß Prinz Eduard, ein wohlwollender aber reiterlich hohe An­

forderungen stellender Vorgesetzter, dem Regiment das besondere Lob zollte, man habe bei demselben am meisten Eifer an den Tag gelegt, den von

ihm erteilten Intentionen gerecht zu werden, und wenn irgend eines, wäre das 1. Cuirassier-Regiment vor allem im stände, ehrenvoll vor dem Feinde zu bestehen. Dazu schien sich plötzlich vor Ablauf des Jahres noch Gelegenheit geben zu wollen. Durch die Abschickung eines preußischen Truppen-Korps in das von Verfassungswirren heimgesuchte Kurfürstentum Hessen, zu dessen

Exekution sich Bayern nach den Bregenzer Abmachungen verpflichtet, ward über Nacht der glimmende Funke drohender Kriegsgefahr in die seit längerem zwischen den süddeutschen Bundesstaaten und Preußen bestehende Spannung geworfen. — Kriegsministerial-Reskript vom 17. Oktober befahl die schleunige Auf­ stellung eines mobilen Armee-Korps am Main unter Kommando des Generals der Kavallerie Fürsten von Taxis. Auch unser Regiment befand sich diesmal zu allgemeiner Genugthuung in der ordre de Bataille der mobilen Truppen. Schon am 21. Oktober marschierten die vier ersten Eskadrons

zum Siegesthor hinaus, durch das man eben vor sechs Tagen noch gelegentlich seiner feierlichen Eröffnung mit den übrigen Regimentern der Garnison in festlichem Zuge eingeritten war. Der Marsch ging vorerst nach Bamberg, sodann über Schweinfurt, wo sich die Cuirassier-Brigade unter Kommando des Generalmajors von Flotow formierte,1) in die Gegend von Fulda. Am 8. November, als die preußischen Vorposten bei Bronzell die mit ungeladenen Gewehren vor­ gehende Avantgarde des K.K. 14. Jäger-Bataillons mit einer Salve begrüßten und eine diesseitige Kugel den bekannten Schimmel von Bronzell für die

Weltgeschichte schuf, hatte man bei Altenhof in Reserve gestanden. Trotz des ausgesprochenen Zurückweichens der preußischen Streitkräfte

schien bei der gleichwohl noch immer nicht genügend geklärten politischen *) General von Parseval hatte kurz vor dem Ausmarsch um seine Pensionierung gebeten.

16

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Lage die Mobilisierung der ganzen bayerischen Armee geboten, über welche

gemäß Allerhöchster Entschließung vom 18. November Se. Kgl. Hoh. Prinz

Karl das Oberkommando übernahm; doch schon wenige Tage später machten die Konferenzen von Olmütz, in denen Preußen seine bisher befolgte Politik aufgab und den am 10. Mai 1850 restituierten deutschen Bundestag ebenfalls anerkannte, jeder weiteren Kriegsgefahr ein rasches Ende. Ohne daß. die im Laufe der Campagne von ihrem sonstigen üppigen Futterzustande etwas zurückgekommenen Rotthaler den Sporn zur Attaque gefühlt und die Pallasche Arbeit bekommen, kehrte das Regiment noch vor Jahresschluß in seine Garnison München bezw. Nymphenburg zurück. War schon in den Brigadebefehlen vom 8. und 12. Dezember das aus­

gezeichnete Betragen des Regiments während des Ausmarsches zu besonderer Hervorhebung gekommen, so fühlte sich General von Bienenthal*) nichts­ destoweniger verpflichtet, nochmals in dem Frühjahrstagesbefehl vom Jahre 1851 der vorzüglichen Manneszucht der Cuirassiere Erwähnung zu thun:

„Die gerechteste Belobung kann ich dem Regiment nicht vorenthalten, welche es durch den in allen Gliedern desselben sich kundgebenden guten Geist und den trefflichen Willen bei jeder Erfüllung der Pflichten eines treuen und braven Soldaten verdient. Ebenso hat die demselben innewohnende Sub­ ordination und Manneszucht gelegentlich des während dieses Winters statt­ gehabten Ausmarsches sich rühmlichst bewährt."

Nachdem die deutschen Unionspläne mit Olmütz begraben und die Bundesabgesandten zu Frankfurt zur gewohnten Tagesordnung übergegangen, konnten auch die äußeren Abzeichen der deutschen Einheitsbestrebungen wieder verschwinden; die Ordre vom 19. April 1851 befahl, die deutschen Kokarden in aller Stille von den Helmen und die schwarz-rot-goldenen Bänder von den Standarten zu entfernen. Unmittelbar nach der Rückkehr in die Garnison hatte das Regiment behufs Übergangs auf den Friedensfuß seine sämtlichen überzähligen Pferde zum Verkaufe gebracht und befohlenermaßen den dienstpräsenten Stand

durch zahlreiche außergewöhnliche Beurlaubungen verringert. „Alles kann wieder seinen systematischen Gang gehen", wurde in erster Linie in allen von oben kommenden Dienstordres angelegentlich empfohlen. Dementsprechend glitt der ganze Dienstbetrieb rasch wieder in das Fahrwasser ausgesprochenster Friedensarbeit hinüber. Gleich 1851 erscheint als ein Jahr der Revuen. Nicht weniger als dreimal, am 23. April auf dem Max Josephplatz zu Fuß, am 2. Juni auf dem Marsfeld zu Pferd und wieder am 15. Oktober zu Pferd in der Ludwigstraße, stand das Regiment vor Sr. Majestät in Parade. ’) Seit 1. Januar 1851 Brigadier der 1. Kavallerie-Brigade.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

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Bei der Zeiteinteilung der Armee, wie sie im Kriegsministerial-Reskript vom 18. September 1851 vorgesehen, kamen unter Auflösung der seit­ herigen Kavallerie-Divisionen wieder Armee-Divisionen zur Errichtung, denen je 1 Kavallerie-Brigade angegliedert wurde.

Die vorgesetzten Stellen des

Regiments bildeten nunmehr: I. Armee-Korps:

General der Kavallerie Fürst von Thurn und

Taxis.^) I. Armee-Division: Altenburg.

Generalleutnant Prinz

Eduard

von Sachsen-

I. Kavallerie-Brigade: Generalmajor von Bienenthal. Für

die

Winterperiode

1851/52

erinnerte

eine

Armee-Divisions-

Kommando-Ordre vom 30. November an die Wiederaufnahme zweckmäßiger Vorlesungen an die Offiziere, und „mag dabei der Regimentsgeschichte ebenfalls gedacht werden, deren Kenntnis von allen Angehörigen des Offiziers-Korps unbedingt zu verlangen ist". Leider war dieser Divisions­

befehl Prinz Eduards der letzte, den er an die ihm unterstellten Ab­ teilungen erließ. Wenige Tage später von schwerer Krankheit ergriffen, endete er am 16. Mai 1852 sein thatenreiches Leben.

Die Leiche wurde von der Kapelle in der Herzog Maxburg,

wo sie

aufgebahrt gewesen, zur Bahn gebracht, um nach Altenburg überführt zu werden. Sechs Wachtmeister des Regiments trugen den Sarg, die 2. Division stand in der Trauerparade. Das gesamte Offiziers-Korps, den Gefühlen tiefster Verehrung für den hohen Verblichenen Ausdruck gebend, schloß sich dem Kondukte an. So sehr man auch das Beherzigenswerte der Aufforderung des dahingeschiedenen Prinzen zu einem fruktuierlichen Studium der Regiments­ geschichte anerkannte, so unmöglich erwies sich bei dem völligen Mangel irgendwelcher geschichtlicher Aufzeichnungen ihre Befolgung. Auch geschahen vorerst noch keine Schritte, diesen Mangel zu decken. Erst als Kriegsministerial-Rcskript vom 15. Mai 1856 die Erstellung von Truppengeschichten

verfügte, erging an den talentvollen Leutnant Freiherrn von Hutten I von feiten des Regiments-Kommandos der Auftrag, sich mit Bearbeitung einer Regimentsgeschichte zu befassen, und kam sodann im Frühjahr 1857

jene in klassischer Knappheit gehaltene Arbeit zu stände, welche die zu ihrer Beurteilung eingesetzte Kommission unter Anerkennung der gelungenen Über­

windung der mancherlei

vorhanden gewesenen Schwierigkeiten als eine

vollständig erreichte Lösung der gegebenen Aufgabe begutachtete. *) Korpskommandant feit 14. Januar 1851 nach erfolgter Jndisponibilitätversetzung des Generalleutnants Grafen von Ufenburg. Fahrmbacher, Tas 1. schwere Reiter-Rgt.

18

Teil I. Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

In der ersten Hälfte des Jahres 1852 waren es lediglich einige Aus­ rückungen zu Paraden, die den gleichmäßigen Gang des täglichen Dienstes

unterbrachen, so die große Revue in der Ludwigstraße am 31. März zu

Ehren welcher

der Großfürsten Michael und Nikolaus

auch das 4. Chevaulegers-Regiment

von Rußland,

von Augsburg

und

zu

die in

Freising stehende 2. Division des 2. Cuirassier-Regiments herangezogen wurden. Bei der alljährlichen Königsparade am Max Josephplatz geruhte Se. -Majestät, das nach den Vorschriften bedingte Erscheinen der Cuirassiere ohne Cuirasse zu tadeln, infolgedessen eine Allerhöchste Verfügung vom 19. Juni befahl, daß in Zukunft die Cuirasse auch bei Gala-Ausrückungen

zu Fuß anzulegen seien.

Im Juni dieses Jahres war es auch, daß die von den Volksparteien im Jahre 1848 auf militärischem Gebiete durchgesetzte Errungenschaft fiel.

„Da der Eid auf die Verfassung in einer für die Disziplin der Armee mißverständlichen Weise aufgefaßt werden könnte, ist von nun an Sr. Majestät dem König allein wieder der Eid der Treue zu schwören", hieß es in der diesbezüglichen Allerhöchsten Verfügung. Beim Regiment wurde

die Enteidigung und neue Eidesleistung am 14. Juni im Kasernhofe vor­

genommen. Das bemerkenswerteste Ereignis des Jahres 1852 bildete eine größere

Truppenzusammenziehung bei München zwecks Vornahme von Feldmanövern größeren Stils. Dieselben begannen mit einer Inspizierung des Regiments durch Fürst Taxis am 20. September. Der Inspizierungs-Tagesbefehl lautete äußerst lobend: „Die Inspektion des Regiments, sowie seine Verwendung bei den Feldmanövers haben auf eine glänzende Art Zeugnis von dem guten Geiste, von dem festen Zu­ sammenhalt, von dem eifrigen Bestreben sämtlicher Herrn Offiziere, Chargen und Cuirassiere gegeben, das Regiment auf eine hohe Stufe der Ausbildung zu bringen und zu erhalten. Indem ich daher dem Herrn Oberst Schäzler meine Zufriedenheit über die durchaus untadelhafte Führung des Regiments zu erkennen gebe, kann ich nicht umhin, noch ganz besonders lobend anzuerkennen, wie es dem Herrn Oberst gelungen ist, auch in einer schwer bewegten Zeit pflichtmäßig dahin zu wirken, daß durch alle Chargen des Regiments, sowie bei jedem Cuirassier die Stimme der Ehre und Pflicht unbeeinträchtigt erhallen wurde und das Regiment seinen alten Rang in der königl. Kavallerie unter jeder Beziehung und vollkommen aufrecht zu erhallen wußte. Ebenso hat der Vorstand der Ökonomie-Kommission Herr Major Freiherr von Steinling mit rastlosem Eifer die ökonomischen Verhältnisse dieses schönen Regiments mit dem Vortheil des Allerhöchsten Aerars und dem Nutzen der Mannschaft zu vereinen verstanden, und ist der vortreffliche Anzug der Mannschaft, die nichts zu wünschen übrig lassende Ausrüstung, sowie der ausgezeichnet gute Zustand der Pferdsequipagen der Gegenstand meiner ganz besonderen Aufmerksamkeit und Zu­ friedenheit gewesen.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

19

Dem Regiment wurde die ehrenvolle Aufgabe zu Theil den Parademarsch mit Divisionen auszuführen, ich habe solches insbesondere anerkennend hervorzuheben, indem nur den ältesten und besten Kavallerien eine solche Aufgabe gestellt werden kann und ich benütze diese Veranlassung ganz besonders dem Regimente das Zeugnis vollkommener Manövrierfähigkeit zu erteilen. gez. Taxis, General der Kavallerie."

Am 24. und 25. September geruhte Se. Majestät,

Allerhöchstselbst

den Befehl über die 1. Division, bei der unser Regiment im taktischen Verbände stand, zu übernehmen; am 26. widerstihr dem Regiment die

hohe Freude, daß bei dem Vorbeimärsche nach dem Feldgottesdienste sich sein erlauchter Inhaber an seine Spitze setzte und persönlich dem Könige seine ersten Cuirassiere vorführte.

Am 5. Oktober inspizierte der neue Armee-Divisions-Kommandant/) Generalleutnant Freiherr von Flotow, die Kasernlokalitäten und sah sich einige Eskadrons im inneren Dienste an. Auch die Einrichtung der Kadettenschule, wie sie im Bereiche des I. Armee-Korps neu zur Einführung

befohlen, wurde besichtigt. Einen besonders freundlichen Abschluß gewann das Jahr 1852 durch die von allen Angehörigen des Regiments mit großer Freude begrüßte hohe Auszeichnung seines hochverehrten Obersten Schäzler, dem Se. Majestät in huldvollster Anerkennung der in seiner bisherigen Kommandoführung erworbenen Verdienste Höchsteigenhändig am 25. Dezember das Ritterkreuz des Verdienstordens vom heiligen Michael überreicht hatte. Starke Abstriche im Militärbudget erheischten, wie überall, so auch

beim Regiment in den Jahren 1853 und 1854 wiederholt dauernd stärkere Beurlaubungen, bis zu 118 Gefreiten und Gemeinen unter dem gewöhnlichen dienstpräsenten Stand, so daß die Eskadrons bei Ausrückungen mit knapper Not, vielfach nur mittels Entlehnungen von anderen Schwadronen, auf die üblichen 32 Rotten gesetzt werden konnten. Diese ungenügenden Stärkeverhältnisse und nicht zum letzten die Divisions­ Kommando-Ordre vom 17. Juni 1853, welche befahl, daß bei allen Übungen im Freien auf die Witterung Rücksicht genommen werden müßte, eine Maßnahme, die mit der drohenden Choleragefahr und dem zeitweise kritischen Gesundheitszustände der Mannschaften und Pferde zusammenhing,

führten darauf hin, dem gesamten Dienstbetrieb in diesen Jahren eine außergewöhnlich milde Färbung zu verleihen. Immerhin wurde man im Regiment den gestellten Anforderungen in jeder Beziehung gerecht. Als Feldmarschall Prinz Karl im August in seiner Eigenschaft als Generalinspektor der Armee das Regiment inspizierte, fand er den PferdeJ) Seit 19. September 1852.

20

Teil I. Historische, organisatorische rc. Nachrichten. 1. Abschnitt.

stand und die Pferdedressur gut, die Remontenabrichtung entsprechend gefördert und alles übrige solchermaßen in bester Ordnung, daß Se. Kgl. Hoheit dem Oberstkommandanten wie immer seine vollste Zu­ friedenheit auszusprechen vermochte. Oberst Schäzler erhielt bald darauf unterm 11. Oktober 1853 seine Beförderung zum Generalmajor itnb Brigadier der durch den Tod General von Bienenthals frei gewordenen

1. Kavallerie-Brigade, während Oberstleutnant Freiherr von Rotberg vom 5. Chevaulegers-Regiment als Oberstkommandant zum Regimmt

versetzt wurde.

Die Tage des 15. bis 17. September 1853 brachten den schon large vorher eifrig besprochenen Vorgang einer Bundesinspektion. Es fanden

sich zu derselben ein: der K. K. Feldmarschallleutnant Erzherzog Wilhelm von Österreich, der Kgl. Sächsische Generalleutnant von Bockhausen, der Grobherzoglich Hessische Generalleutnant Wachter mit Adjutanten und Gefolge. Die unter den Bundesstaaten aufs peinlichste bewahrte Beobachtung

der tadellosesten Militärcourtoisie würde den fremden Herren allerdirgs nicht gestattet haben, das am 15. September vor der versammelten Generalität vorgeführte Parade-Exerzieren unseres Regiments mit anderen als äußerst schmeichelhaften Lobsprüchen zrr kritisieren; aber auch der gleich­ zeitige Tagesbefehl des kommandierenden Generals Fürst Taxis spricht über die bei dem Exerzieren zur Schau getragene Ruhe und Ordnung die vollste Anerkennung aus. Paraden vor Allerhöchsten Herrschaften fanden in diesen Jahren statt am 16. Oktober 1853, an welchem Tage König Maximilian seinem Gaste dem Kaiser Franz Joseph von Österreich einen TeilZ seiner

Armee zeigte, ferner am 31. Juli 1854 die große Königsparade auf dem Marsfelde zu Ehren des am Münchener Hofe weilenden Oheims Seiner Majestät, des bereits 3 Jahre später von schwerer Erkrankung heimgesuchten Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen. Am 17. Oktober 1854 rückte eine Eskadron des Regiments in die Frauenkirche zur Teilnahme an dem auf Befehl des Königs zum Danke

Erlöschen der Cholera abgehaltenen feierlichen Gottesdienste. 14 Tage später stand dos ganze Regiment zu Pferd auf dem Platze )or St. Cajetan in der Trauerparade anläßlich des Leichenbegängnisses Ihrer Majestät der Königin Therese, Höchstwelche zur tiefsten Trauer der für das

*) Zu dieser Revue wurden außer den Truppen der Hauptstadt noch das 13. Anfanterie-Regiment von Bayreuth und das 2. Cuirnssier-Regiment von Land-hut beigezogen.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

Hohen Kgl. Familie und des ganzen Landes die

neuem

aufflackernde,

tückische Krankheit

als

eines

21

plötzlich wieder von

ihrer

ersten

Opfer

dahingerafft hatte. Die Befürchtungen, daß auch Österreich in den seit Jahresfrist tobenden Kampf der Westmächte gegen Rußland verwickelt werden möchte, führten gemäß Bundesbeschlusses vom 8. Februar 1855 zur Bereitstellung von

Bundestruppen, u. a. auch des I. Bayerischen Armee-Korps. Wie im Jahre 1848 wurden die bereits am 2. Januar eingerückten

Rekruten wieder sogleich aufs Pferd gesetzt und, sobald der Sitz nur einigermaßen befestigt, mit ihnen auf größere Strecken weggetrabt. Ende März ritt laut Meldung des Regiments die gesamte junge Mannschaft auf Stange und konnte, nachdem der größere Teil der 375 benötigten Ankaufspferde eingetroffen, zur Formierung der Eskadrons auf den Kriegsfuß geschritten werden?) Am 8. Juni besichtigte General Schäzler die auf den Kugelfang bei Oberwiesenfeld in feldmarschmäßigem Anzuge ausgerückten Münchener und Nymphenburger Eskadrons. Damit war aber auch der Höhepunkt der kriegerischen Vorbereitungsthätigkeit erreicht. Im Hinblick, daß die politischen Konstellationen ein Hineinziehen des Bundes in den für Rußland unglücklich verlaufenden Krieg immer unwahrscheinlicher erscheinen ließen, hieß es bereits am 2. Juli in einer Divisions-Kommando-Ordre, „daß die Verhältnisse, welche eine Schnelldressur der Remonten und Rekruten not­ wendig gemacht hätten, vorüber und die Ausbildung nach dem gewöhnlichen Friedensmodus fortzusetzen sei". Die Eskadrons behielten zwar vorerst noch ihren vollen Kriegsstand an Pferden bei, mußten aber zahlreiche Beurlaubungen an Mannschaften eintreten lassen, wodurch naheliegenderweise für den Rest des Sommers die Ausbildungsthätigkeit vor der Pferdewart und dem Handkolonnenreiten

stark in den Hintergrund trat. Gleichzeitig mit der Wiederversetzung der Armee auf den Friedensfuß

war am 2. August unter Auflösung der beiden Armee-Korps wieder die unmittelbare Dienstesstellung der vier Armee-Divisions-Kommandos wie vor dem 18. November 1848 zur Anordnung gekommen.

Fürst Taxis,

für die Zukunft durch Zuteilung zur Armee-Inspektion in Verwendung !) Zum Ankauf der für das mobile Regiment notwendigen Ersatzpferde befanden sich vom Regiment Major Graf von Arsch in München, Rittmeister Horadam in Oberbayern, Oberleutnant Freiherr von Würtzburg in Niederbayern in Thätigkeit. Die Formierung auf den kriegseiaismäßigen Stand von 150 Pferden, die Eskadron, bedingte, da die Jsarkaserne für einen derartig erhöhten Mannschafts- und Pferdestand nicht genügend Raum bot, zugleich die Verlegung einer Eskadron nach Benediktbeuern und einer weiteren (der 5.) nach Nymphenburg.

22

Teil I. Historische, organisatorische re. Nachrichten. 1. Abschnitt.

genommen, verabschiedete sich in einem Tagesbefehl vom 31. August mit warm empfundenen Worten von den bisher unter seinem Befehle gestandenen Truppen. Im Oktober wurde die halbe 5. Eskadron von Nymphenburg herein­ gezogen und in die Kasernräume und Stallungen der Herzog Maxburg

gelegt, die 1. Eskadron blieb einstweilen noch nach Benediktbeuren detachiert. Mit Beginn der Winterperiode 1855/56 endeten endlich die so viel beklagten, mißlichen Reitbahnverhältnisse, indem mit der Eröffnung der neu erbauten Maximilian II.-Reitschule dem Regiment die alte Reitbahn mit Ausnahme einiger Tagesstunden,

die für Offiziere der Garnison frei

bleiben mußten, vollständig überwiesen werden konnte?) Die im Jahre 1848 bereits im Winter vor sich gegangene Einberufung der Rekruten und die dementsprechend im Winter 1856 in größerer Zahl stattfindende Ausdienung von Mannschaften bedingte in diesem Jahre einen

früheren Termin der Rekruteneinstellung, die von nun an statt im September regelmäßig am 1. April erfolgen sollte. „Durch diese Maßnahme," heißt

es in der Armee-Divisions-Ordre vom 27. März, „wird das Abgehen von manchen Vorschriften und Gewohnheiten, deren Anwendung durch die bequemere Abrichtungsgelegenheit während der Wintermonate seither geboten und erlaubt war, sich als notwendig erweisen." Die Rekrutenabrichtung zu Pferd möglichst zu fördern, wurde denn auch durch Regimentsbefehl für den Sommer 1856 nicht nur die An­

wesenheit des Rittmeisters, sondern auch sämtlicher Eskadronsoffiziere beim Reitunterricht der Rekruten befohlen. Die erzielten Resultate waren indes auch in hohem Grade erfreulich. Schon bei der Königsparade auf dem Marsfelde am 11. Juni konnten behufs Erlangung möglichst starker Rotten­ ziffern junge Mannschaften in die Eskadrons eingestellt werden, und der Tagesbefehl General Schäzlers vom 11. September hob unter ganz besonderer Anerkennung hervor, daß bei den beiden eingehenden spizierungsexerzitien des Regiments, sowohl am 4. September vor Kgl. Hoh. Prinz Luitpold als am 5. vor dem Regimentsinhaber, der kurzen Zeit der Reitausbildung der Rekruten und trotz der

Jn> Sr. trotz Not­

wendigkeit, Leute des vorhergehenden Jahres teilweise auf noch junge Pferde zu setzen, beim Exerzieren, wenn es auch gegen sonst ein wenig

unruhiger erschien, gleichwohl die sämtlichen Evolutionen' des Reglements

hätten vorgestellt werden können?) *) Bisher hatte man sie mit dem 3. Artillerie-Regiment und dem Kadetten-Korps

zu teilen und nur dreimal die Woche zur Verfügung gehabt. *) Schon bei der Frühjahrsinspizierung hatte Rittmeister Freiherr von Besserer ein

ganz besonderes Lob erhalten, weil es diesem so ausgezeichneten Eskadronskommandanten

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

„Ich habe,"

der Besichtigung in jüngster Zeit

geruhte zu in

Se.

Kgl.

Hoh.

Prinz Karl

23

nach Schluß

den versammelten Offizieren zu bemerken, „erst einer großen Armee Kavallerie-Regimenter, deren

Manövrirtüchtigkeit bekannt ist, exerzieren gesehen, doch steht mein Regiment keinem dieser nach."

Seit 4. August führte Se. Kgl. Hoh. Prinz Luitpold das Kommando über die 1. Armee-Divisions) einem Angehörigen des Re­ giments, dem von Limp öck, Adjutanten der Anläßlich

seitherigen Regimentsadjutanten Oberleutnant Freiherrn widerfuhr die hohe Auszeichnung, von Sr. Kgl. Hoheit zum Division gewählt zu werden. der in Gegenwart Sr. Kgl. Hoh. Prinz Luitpold im

Herbste 1856 vorgenommenen Enthüllung des Deroydenkmals in der Maximilianstraße rückten die 2. und 6. Eskadron in Gala aus. Am 22. Ok­ tober gab eine kombinierte Eskadron (Rittmeister von Besserer) die Ehren­ eskorte bei dem feierlichen Einzuge der neuvermählten Kgl. Hoheiten Prinz Adalbert und Amalia. In das Jahr 1856 fallen ferner die ersten Arbeiten zur Abfassung neuer, bezw. Umarbeitung der bestehenden Vorschriften für den Waffenunterricht der Kgl. Bayerischen Kavallerie, indem Kriegsminister von Manz auf Grund Allerhöchsten Signales vom 2. Februar 1856

den früheren Oberstkommandanten unseres Regiments, Generalmajor Schäzler, mit der Übernahme dieser wichtigen Aufgabe betraute, wobei

ihm der Rittmeister des Regiments Max Stoeber als Hilfsarbeiter zu­ gewiesen wurde. Der rastlosen Thätigkeit dieser beiden Herren verdankte die Reiterei sodann im Laufe der nächsten Jahre das Erscheinen der Teile I und II, IV und V der Vorschriften für den Waffenunterricht der Kavallerie?) Im Zusammenhang mit der gleichzeitig in Aussicht genommenen Revision der Exerziervorschriften stand die Beorderung des Majors Grafen von Drsch zu den vom 22. bis 29. Juni bei Welsrode stattfindenden großen KavallerieÜbungen der damals in so hohem Rufe stehenden hannoveranischen Reiterei. In den Tagen des 1. bis 8. September 1857 fanden größere Manöver mit gemischten Waffen auf den Feldern westlich von Untersendling statt, gelungen, ungeachtet der so sehr mißlichen Verhältnisse in Benediktbeuern, seine Eskadron ganz aus die gleiche Höhe der Ausbildung wie bei den anderen Eskadrons gebracht zu haben. *) Generalleutnant von Flotow war mit dem Kommando über die 4. ArmeeDivision betraut worden. ’) Teil Hl, Packordnung, konnte nicht in Angriff genommen werden, da die Beschlüsse der Kommission zur Beratung der Einführung einer neuen Sattelequipage noch nicht zur Reife gediehen waren.

24

Teil I. Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

an denen das Regiment mit 4 kombinierten Eskadrons, jede Eskadron in der Stärke von 40 Rotten, teilnahm. Sie und eine eingehende Kasernbesichtigung des Armee-Divisions-Kommandanten Sr. Kgl. Hoh. Prinz Luit­ pold am 20. Oktober bildeten die einzig nennenswerten Ereignisse dieses

Jahres. Nur ein düsteres Gedenken kann dem Frühjahre 1858 in der Ge­ schichte des Regiments gewidmet werden. Ein typhöses Fieber, als dessen Ursache die Ärzte die schlechten Trink- und Grundwasser-Verhältnisse der

Kaserne bezeichneten,

kam mit einer geradezu unheimlichen Macht zum

Ausbruch. Nachdem alle Versuche, mit Anwendung der damals zu Gebote stehenden Desinfektionsmittel einem weiteren Umsichgreifen der Epidemie Halt zu gebieten, erfolglos blieben, im Gegenteil die Erkrankungen derart Überhand­ nahmen, daß das Militärkrankenhaus schon keinen Raum mehr bot, die Zahl der täglich zutransportierten Cuirassiere aufzunehmen, auch die Todes­

fälle sich ständig mehrten/) erteilte Se. Majestät Höchstselbst auf entgegen­

genommenen Vortrag hin Befehl, daß die Kaserne sofort geräumt und die Eskadrons in den Schloßgebäuden der Umgebung Münchens interimsweise untergebracht werden sollten. Dementsprechend wurde am 1. Mai die 1. Eskadron nach Nymphenburg, die halbe 2. nach Fürstenried verlegt, am 3. Mai rückte die 5. Eskadron nach Schleißheim, am 10. die 4. nach Freising, am 16. die 6. Eskadron nach Benediktbeuern. Am 17. folgte die zweite halbe 2. Eskadron nach Fürsten­ ried nach. Nur der Stab und die ökonomischen Kommissionen verblieben an Ort und Stelle. Erst Ende Juli bezw. Mitte August kehrten die Eskadrons, mit Ausnahme der ständig in Nymphenburg liegenden, wieder sämtlich in die zum Teil mit neuen Stubenböden versehene, allenthalben frisch getünchte Kaserne zurück. Am 25. August inspizierte Se. Kgl. Hoh. Prinz Luitpold die in Gala

ausgerückten Eskadrons im Parade-Exerzieren zu Pferd, sein Hohes Urteil dahin fassend, daß trotz der so schwierigen Verhältnisse, mit denen das Regiment seit Beginn des Jahres zu kämpfen gehabt, es sich den gestellten

Anforderungen gleichwohl in allen Teilen völlig gewachsen gezeigt habe.

Als Zeichen Höchster Huld und Gewogenheit überschickte Se. Kgl. Hoheit dem Regiment einige Zeit darauf sein Bildnis.

Den mißlichen Verhältnissen Rechnung tragend, unter denen die Exer­ zierausbildung der meisten Eskadrons hatte vor sich gehen müssen, wurde das Regiment zu den in diesem Jahre bei Augsburg stattfindenden Lager­ übungen nur mit einer lediglich aus alten Mannschaften kombinierten Division ’) Februar, März, 22 Mann.

25

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

herangezogen.

Unter dem Kommando des Majors von Mayer, 9 Offi­

ziere, 243 Mann und 215 Pferde stark, marschierten die beiden Eskadrons am 1. September feldmarschmäßig mit Avantgarde nach Augsburg, wo sie in

der Ulrichskaserne einquartiert wurden. Am 11. September gingen die Lager­ übungen zu Ende, am 15. September traf die Division wieder in München ein. Ob der an den Tag gelegten guten Haltung beim Exerzieren und der

guten Propretät, in der die Division stets auf dem Platze erschienen, hatte Se. Kgl. Hoh. Prinz Karl persönlich Major von Mayer Höchstseine An­ erkennung auszusprechen geruht. Die Ende September in München weilende Bundesinspektion, bestehend aus dem Kgl. Preußischen Generalleutnant Fürst von Hohenzollern-

Sigmaringen, Kgl. Hannoverschen Brigadegeneral Müller,

badischen

Generalmajor Freiherrn von Gailing, zog hauptsächlich nufer Regiment in den Kreis ihrer Besichtigungsthätigkeit. Am 20. September wurde die

4. Eskadron auf dem Kugelfang zum Exerzieren und Manövrieren befohlen,

am 21. inspizierte der Fürst die Kaserne in allen ihren Lokalitäten und ließ sich -mehrere Abteilungen auf der Reitschule vorstellen. Die Endkritik bewegte sich durchaus nur in Ausdrücken vollständiger Bestiedigung ob des Gesehenen. Zur Bildung altdeutscher

Reitergruppcn

in

dem

von der Stadt

München zur Erinnerung an die 700jährige Gründung arrangierten Fest­ zuge hatte das Regiment auf Befehl Sr. Majestät das Trompeter-Korps,

sowie 70 der schönsten und größten Cuirassiere zu Pferd abzustellen. Im Jahre 1858 war es auch, daß der Armee durch Allerhöchstes

Signal vom 12. August die so sehr zeitgemäße Reform des militärwissen­ schaftlichen Bildungsganges der Offiziersaspiranten zu teil wurde. Bereits im Jahre 1855 hatte der König den Generaladjutanten Generalmajor Freiherrn von der Tann beauftragt, seine Ansichten über die Beschaffenheit der Schuleinrichtungen in der Armee in einer Denkschrift

niederzulegen. General von der Tanns Ausführungen, denen sich Kriegsminister

von Manz in allen Punkten einwurfslos anschließen zu können erklärte, gipfelten in der Forderung, behufs Gewinnung völlig entsprechender junger Leute zur Ergänzung der Offizierschargen von den Aspiranten künftig von

vornherein ein genau bestimmtes Maß von Schulkenntnissen zu verlangen.

Die militärwissenschaftliche Ausbildung sollte sodann nach preußischem Vorbilde un vereinigten Divisionsschulen durchgeführt werden. Schwierigkeiten finan­ zieller Natur hatten indes das Jnslebentreten der Anträge General von der Tanns von Jahr zu Jahr verzögert. Erst 1858 war es möglich geworden, die Mittel zur Errichtung einer

.Kriegsschule, wie sie mittlerweile in Preußen zur Einführung gekommen,

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Teil I. Historische, organisatorische rc. Nachrichten. 1. Abschnitt.

in den Etat zu setzen, und konnten unter Aufhebung des § 447 **) der Dienstes­ vorschriften die neuen, das Offiziersbeförderungswesen umgestaltenden Bestim­ mungen erlassen werden. Wer immer mit der Absicht auf Beförderung zum Offizier in die Armee eintrat, hatte sich nunmehr in einer Prüfung über

das Vorhandensein entsprechender Kenntnisse in der Mathematik, in der

deutschen, lateinischen und französischen Sprache, in Geschichte und Geographie auszuweisen, an deren Bestehen sich die Einberufung zur Kriegs­ schule und in der Folge die Beförderung zum Junker knüpfte.

Schon die

Mobilisierung des Jahres 1859 stellte indes die oberste Heeresleitung vor die Notwendigkeit, die gezogenen Schranken wieder zu öffnen und von der Erfüllung der vorgeschriebenen Normen in einer ziemlichen Zahl von Fällen

Abstand zu nehmen. Vom 1. Cuirassier-Regiment waren es

die Korporalkadetten Alfred

Freiherr von Feuri und Albert Freiherr von Rotberg, die als die

einzigen wissenschaftlich genügend befähigt befundenen Aspiranten der gesamten Kavallerie in dem am 1. Dezember zusammentretenden ersten Kriegs­ schul-Lehrkurs Aufnahme fanden. Speziell für das innere Wesen des Offiziers-Korps unseres Regiments

bei seiner bereits feststehend gewordenen Art der Zusammensetzung und Ergänzung bedeutete das Inkrafttreten der neuen Bestimmungen mit ihrer wohlthätigen Absicht, den Bildungsgrad der Offiziere auf eine höhere und vor allem gleichmäßigere Stufe zu bringen, weit weniger einen Akt von einschneidender Tragweite, wie bei manchen anderen Abteilungen in der Armee.2) Vielfach ehemalige königliche Edelknaben oder Zöglinge des KadettenKorps, hatten die Herren, die auf den absolvierten Besuch höherer Schulen manche sogar auf zurückgelegte Universitätsjahre zurückblickten, stets die Mehrheit gebildet, und war somit auch schon, bevor die Höchsten Erlasse in Wirkung traten, das Vorhandensein allgemein besserer ethischer Bildungs­ und Umgangs-Formen jederzeit gesichert und gäng und gäbe gewesen. Dieser bemerkenswerten Thatsache int Verein mit dem traditionellen Überwiegen der Nobilität verdankte unser Offiziers-Korps die ihm schon immer innewohnende, bei den meisten anderen Regimentern damaliger Zeit so schmerzlich vermißte Homogenität, aus der heraus sich hinwieder die ständig schönste Harmonie entwickeln konnte, in der die Offiziere des

1. Cuirassier - Regiments unentwegt ihr dienstliches und außerdienstliches *) Die höheren Schulen bei den Abteilungen hatten von nun an ausschließlich die Heran- und Weiterbildung von Unteroffizieren zum Zweck. *) Das Regiment schickte bis zum Jahre 1866 überhaupt nur 7 Kadetten auf die Kriegsschule, von denen ein einziger (Karl Muffat) im Regiment blieb, ein zweiter (Ernst Beulwitz) später in dasselbe zurückversetzt wurde.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

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Leben verbrachten. So waren auch die in anderen Abteilungen damals so häufigen Kontrahagen und Duelle, meist die Folgen einer nicht gleichmäßig vorhandenen Beherrschung der gesellschaftlichen Formen, in unserem OffiziersKorps völlig unbekannt. Intriganten und Stänkern, die Anlage zur Ver­ breitung von Disharmonien zeigten, wurde zu keiner Zeit auch nur die geringste Duldung gewährt; ab und zu auftauchende nicht ganz konforme Elemente, die sich den zu Tage tretenden feinen, weltmännischen Schliff nicht zu eigen und die herrschende Anschauungsweise nicht zu der ihrigen zu machen vermochten, verloren gar schnell allen Boden und schieden gewöhnlich schon nach kurzer Zeit freiwillig aus dem Verbände aus.

Hiedurch blieb auch stets der vornehme ritterliche Ton Gemeingut, durch den sich die Offiziere nicht nur im kameradschaftlichen Verkehr unter sich, sondern auch in ihrem äußeren Auftreten in der Gesellschaft vorteilhaft hervorthaten. Daß dem so war, verdankte man, wie jeder einzelne tief in seinem Innern fühlte, vor allem dem erlauchten Inhaber, Sr. Kgl Hoheit

dem Prinzen Karl, der durch sein eigenes ritterliches Wesen seinen Herren insgesamt stets das erhabene Beispiel eines Soldaten ohne Furcht und Tadel vor Augen führte, in gleicher Weise aber auch unnachsichtig von allen Angehörigen des Offiziers-Korps zu jeder Zeit die strikteste Beachtung

des »noblesse obligei begehrte. Wo immer der gute Geist einer Truppe Hohe und Höchste Anerkennung findet, dürfte wohl auf die Offiziere, die Träger und Stützen des festen Gebäudes der Disziplin, der Löwenanteil an dem gespendeten Lobe entfallen. Den Schlußstein aller dieser bereits zur Wiedergabe gekommenen lobenden Aussprüche mögen die hohen Worte Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Luitpold bilden, die in seiner Armee-Divisions-Ordre vom 9. November 1858 an der Spitze stehen und da lauten: „Über den guten Geist, welcher im Offiziers-Korps herrscht, die Intelligenz und das rege Ehrgefühl spreche ich mit wahrem Vergnügen meine vollste Zufriedenheit aus." Gegen die damalige Sitte

der Herausforderungen zu Studenten­

paukereien — das beliebte Tusch — verhielt man sich vollkommen ablehnend; galt es jedoch, eine Beleidigung der Standesehre wett zu machen, und hatte das Ehrengericht für Austrag im Zweikampf entschieden, griff man unbedingt

zu tödlichen Waffen, so der Leutnant Graf von Oberndorfs in seinem Streitfälle mit einem späteren Regimentskameraden, und war es hiebei der

Regimentsadjutant selbst, der keinen Augenblick zögerte, trotz der drohenden Dienstessuspension seinem jüngeren Kameraden als Sekundant thatkräftig zur Seite zu stehen. Mit großer Dankbarkeit empfand man die Gunst der Verhältnisse, die das Regiment ständig

in der Kgl.

Haupt- und Residenz-Stadt in

28

Teil I Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Garnison und damit in der Nähe der Allerhöchsten Hofhaltung beliefern.

Zu den Kammerbällen, Taufen der erlauchten Prinzen und Prinzessinnen und sonstigen Hoffestlichkeiten fand sich das Ofsiziers-Korps stets in corpore ein. Außerdem traf man sich in den Theatern und in befreundeten Zirkeln, zu einem engeren kameradschaftlichen Zusammenleben jedoch fehlte ein gemen-

schaftlicher offizieller Treffpunkt, wie er in der Folgezeit in den Offiziers­ kasinos geboten wurde?)

Diners an politischen Festtagen waren nicht üblich, nur bei Versetzunxn von Kameraden, wenn solche nicht dankten, wie es zumeist der Brauch,

versammelte man sich in dem damaligen Junemannischen Weinlokale, spärer bei Havard in der Theatinerstrafee zu gemeinsamen Mahlzeiten. Unter btm Ministerium Lüder gehörten festliche Veranstaltungen überhaupt zu den sehr ungern gesehenen Dingen, und niufete zur Abhaltung von offiziellen Diners stets erst die Genehmigung der nächsten vorgesetzten Stelle eingehrlt werden. Auch die herkömmliche Überreichung von Ehrengeschenken in Form von Degen und Pokalen war damals ein für allemal verbalen

worden. Bei Garnisonsreunionen, die gelegentlich größerer Truppenzusammmziehungen oder bei den häufigen Durchmärschen österreichischer Truppen len k. k. Kameraden zu Ehren mit Vorliebe in dem längst verschwunderen Prater in Scene gesetzt wurden, war unser Offiziers-Korps stets so zahlräch

als nur immer möglich vertreten. Wenn auch stets getragen von dem berechtigten stolzen Gefühle, dem Regiment der 1. Cuirassiere anzugehören, hielt man sich doch jederzeit von dem Banne einer gewissen Exklusivität den Kameraden der übrigen Waffen gegenüber sorgfältigst fern. Mit den Offizieren des nachbarlich in der alten Jsarkaserne untergebrachten 3. Artillerie-Regiments standen unsere

Herren lange Zeit in einem engeren freundschaftlichen Verhältnis. Wenig herrschte die Neigung vor, noch in der Leutnantscharge eben eigenen Hausstand zu gründen. Die Allerhöchste Entschließung, d. d. Palerno, 16. April 1853, die sogenannte Lüdersche Verordnung, die den Offizinen vor zurückgelegtem 30. Lebensjahre die Vorlage eines Verehelichungsgesuches

überhaupt verbot, machte deshalb auch im Offiziers-Korps nur in eirrm einzigen Falle einen unliebsamen Aufschub der beabsichtigten Eheschließrng und Einreichung eines Dispensgesuches notwendig. Allerhöchste Entschließmg vom 24. Juni 1864 bestimmte die Zahl von 24 Lebens- bei mindesten; 6 ") Dies

trat

namentlich

in

der gesellschaftlichen Erziehung der Junker md

Kadetten sehr fühlbar zu Tage, denen zwar nach den Dienstesvorschriften in Bqug auf ihren Umgang ein reges Augenmerk gewidmet werden sollte, die sich aber tat­ sächlich in dieser Hinsicht völlig selbst überlassen blieben und nicht immer in den beten

Kreisen Umgang und Verkehr suchten.

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Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

im vaterländischen Dienste zurückgelegtcn Dienstjahren als Altersgrenze. Dagegen fand eine Erhöhung der Heiratskautionen statt. Dieselben betrugen nunmehr:

Vor vollendetem 30. Lebensjahre für Ober- und Unter-Leutnant . . Rittmeister

.

Nach zurückgelegtem 30. Lebensjahre für Ober- und Unter-Leutnant . . . Rittmeister

30000 Gulden 20000 „ 15000 10000

„ „

Der vornehmen inneren Gesinnung entsprach die in ihrer Tadellosigkeit jeder Kritik die Stirn bietende äußere Erscheinung der Offiziere zu Fuß und zu Pferd.

Von einem Oberstkommandanten, der schon als junger

Offizier durch die Schule des Regiments gegangen, war bekannt, daß er

seinen Offizieren alles verzieh, nur keinen abgetragenen Rock und kein unschönes Pferd. Die Zahl edler Tiere, mit denen sich die Offiziere bei der Frühjahrs­ besichtigung 1860 dem erlauchten inspizierenden Divisionskommandanten präsentierten, erwies sich denn auch als eine so sehr in die Augen springende, daß sie von Sr. Kgl. Hoh. Prinz Luitpold einer ganz besonderen Er­ wähnung gewürdigt wurde. „Es haben die Herren Offiziere keine Kosten gescheut, sich auf das beste und schönste beritten zu machen", geruhte Höchstderselbe in dem Tagesbefehl vom 11. Mai 1860 zu bemerken.

Aber man hielt nicht nur auf eine schöne Stallhaltung, man ritt die Pferde auch viel und gut. „Die Vorstellung der Herren Offiziere auf der Reitschule lieferte mir den erfreulichen Beweis, daß ein wahrer Reitergeist und nachdrücklicher Ernst diesem wichtigen Zweige kavalleristischer Ausbildung zugewendet worden ist", hatte schon 10 Jahre früher das Endurteil des besichtigenden Generals gelautet. *) Major Kiliani endlich schrieb 1865 nach Beendigung des Augsburger Offiziers-Reitkurses2), bei dem sich der

vom Regiment abkommandierte Leutnant Friedrich Freiherr von Künsberg von 32 Schülern als einer der wenigen wirklich guten und talentierten Reiter qualifiziert hatte, „das Münchener Regiment habe wohl deshalb stets wirklich bessere Reitleistungen seiner Offiziere aufzuweisen, weil in der

Hauptstadt immer mehr Gelegenheit gegeben, mit bekannten. Fachmännern zu verkehren, aber auch stets Herren vorhanden wären, welche durch ihr eigenes reiterliches Beispiel ihre Kameraden anzueifern verständen. *) Tagesbefehl des Generalmajors von Parseval vom 14. Mai 1850. a) Behufs systematischer Anweisung des Leichtreitens. Das sehr interessante Tagebuch Kilianis über den Verlauf dieses Lehrkurses: Kriegsministerial-Registratur Gen. R. Reglements der Kavallerie, Fasz. V, Nr. 552.

30

Teil I. Historische, organisatorische re. Nachrichten.

Die

meisten Leutnants hielten

sich

ein

1. Abschnitt.

außeretatsmäßiges drittes

junges Pferd, auf dessen Rittigmachung man die dienstfreien Stunden ver­ wendete. Gut zugerittene Pferde standen stets hoch im Preise, heute noch

lebt der Name des Mailänder Pferdehändlers Valerio bei so manchen

Herren aus jener Zeit in angenehmer Erinnerung. Das Schulreiten wurde vor allem anderen mit großem Eifer betrieben und durchgängig in demselben ein hoher Grad von Fertigkeit erreicht. x) Auch außerhalb der Manege bestrebte man sich, sein Pferd stets kurz mit hereingenommener Nase und schöner Untersetzung der Hinterhand in tadel­

loser Versammlung zu zeigen, wie es allgemeiner Ansicht nach dem Cuirassierosfizier allein geziemte; zeitweise auftauchenden Versuchen zur Annahme der „Modereiterei", der spezifischen Bezeichnung für englisch oder leicht Reiten mit lang dahingehenden Pferden, traten bis zum Jahre 1862 nicht nur Regimentsbefehle, sondern auch Brigade- und Divisions-Ordres mit aller

Strenge entgegentraten. Das Reiten im Gelände kam erst in zweiter Linie. Indes so manche Wegstrecke zu beliebten Ausflugsorten, die heutzutage bequem mittels Eisen­ bahn erreicht werden, pflegte man damals in oft recht anerkennenswert kurzen Zeiträumen auf Pferderücken zurückzulegen. Auch schneidige Ver­ treter jener reiterlichen Richtung, die ihre größte Befriedigung im flotten freien Hinweggaloppieren über Mutter Erde findet, waren, wenn auch noch als Naturalisten, doch durchaus nicht seltene Erscheinungen. Regelmäßig mit dem Wehen der ersten Frühlingslüste wenigstens tauchen in den alten Regimentsbefehlen die Mahnungen auf, die Wiesen des Englischen Gartens und der Hirschau nicht zum Carrierereiten zu benutzen und die Saatfelder und fiisch bestellten Fluren mehr zu beachten. Manchmal suchte sich überkühner Reitermut auch eine oder die andere Straße der Stadt zur Bethätigung schärferer Gangarten heraus; vorzüglich das Hinwegreiten im Galopp über die hölzerne Hochbrücke im Thal scheint, den wegen genannten Reates ziemlich häufig zudiktierten kleinen Geldstrafen nach zu schließen, zeitweise ein beliebter Sport gewesen zu sein. Erst als ein auch in anderen Dingen stark als Excentrik bekannter Herr bei einer solchen improvisierten Parforcejagd auf dem Straßenpflaster einen vier­ jährigen Knaben zu Tode überritten und seine Unvorsichtigkeit mit zwei­ monatlicher Festungshaft im Oberhaus nebst entsprechenden Geldentschädi*) Wie aus den fortwährenden Klagen des Stadtmagistrats beim Regiment zu entnehmen, benutzte man mit Vorliebe den Dultplatz zum Zureiten der jungen Pferde. Auch das Bahnami sandte einmal eine bescheidene Vorstellung an das Regiments­ kommando, daß das Hineinreiten der Herren Offiziere aus den Perron zum Zwecke der Gewöhnung der Pferde an das Geräusch der Maschinen für die Passagiere nicht nur belästigend und störend wirke, sondern auch Unfälle herbeiführen könnte.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

gungen

hatte

büßen

müssen,

31

legte man sich in dieser Hinsicht

größere

Beschränkung auf.

Waren derlei Seitensprünge von dem Wege, wie er dem ordnungs­ liebenden Staatsbürger vorgezeichnet, auch regelmäßig von den auch damals

schon durchaus nicht unbekannten ephemeren Entrüstungsstürmen der Presse begleitet, so ließ im übrigen dos gute Einvernehmen zwischen Cuirassieren und Bürgerschaft nie etwas zu wünschen übrig, findet sich sogar häufig von vorgesetzten Stellen ganz besonders gerühmt. In dem noch kleinen Bannkreis der Stadt traten die Offiziere des

alteingesessenen Cuirassier-Regiments, der einzigen Kavallerie der Garnison,

sozusagen von vornherein als stadtbekannte Persönlichkeiten im guten Sinne hervor, denen man sich bestrebte, durch entgegenkommendes Benehmen die

herrschenden

allgemein

Sympathien

kundzugeben.

Nur

einmal

infolge

der Vorgänge an dem unheilvollen Oktoberfestsonntag des Jahres 1865

erlitten dieselben eine merkliche Trübung,*) und erst mit der Heimkehr aus dem glorreichen Feldzuge 1870/71 traten die früheren guten Beziehungen

wieder voll und ganz in ihre alten Rechte zurück.

Auf peinliche Accuratesse im Anzuge wurde, wie bereits angedeutet, viel gehalten; hiebei spielte jeweilig, wie zu allen Zeiten, die Mode ihre

Possen.

So waren im ausgesprochenen Gegensatze zu dem Geschmacke von

heute möglichst niedere Krägen, schmale Aufschläge, überhohe Stiefelabsätze, horizontal stehende französische Mützenschirme

äußerst beliebt, und gleich

Anfang der fünfziger Jahre begannen die Schöße der neuen Waffenröcke in immer

unvorschriftsmäßigerer Kürze die Schneiderwerkstätten

zu ver­

lassen, wohingegen bei den Beinkleidern der pluderige, nach den Knöcheln

hinab sich unschön verengende Pariser Schnitt den Vorzug erhielt. Bon oben wurden derlei Modeliebhabereien stets energisch unterdrückt,

wie

folgender charakteristischer Regimentsbefehl ein

beredtes Zeugnis zu

geben geschaffen ist: „Nach milfolgender Kgl. 1. Armee-Divisions-Kommando-Ordre ist der Regiments­ kommandant neuerdings für den vorschriftsmäßigen Anzug der Herren Offiziere verantwortlich gemacht. — Indem ich nun sowohl die Herren Offiziere, als Militär­ beamte, namentlich auch die Herren Junker und Kadetten auf den § 123 der D. V., sowie auf das Kgl. Kriegsministerial-Reskript vom 15. Januar 1848 verweise, erwarte ich bei jeder Gelegenheit nur nach Vorschrift gefertigte Montur und Armatur, sowie Rüstungsgegenstände zu sehen. Wer sich eine Abweichung von der Ordonnanz erlaubt, hat nicht nur zu gewärtigen, daß ein solcher Gegenstand verboten werde, sondern auch Beahndung eintrete. Damals ergingen die Regimentsbefehle, daß Cuirassiere stets zum Ausgehen den Pallasch umgeschnallt haben mußten und Mannschaften einzeln gewisse Gasthäuser nicht betreten dursten.

32

Teil I. Historische, organisatorische rc. Nachrichten. 1. Abschnitt.

Sämtliche Herren Offiziere und Militarbeamte haben diesen Befehl der richtigen Bekanntmachung wegen zu unterzeichnen."

von der Ordonnanz zu standeswidrigen Entstellungen, und das Auftreten von Figuren ä la Neige des Nie jedoch gerieten Abweichungen

Jahrhunderts würde schon mit dem noch viel zu lebhaft vorhandenen Empfinden für die wahren Vorzüge einer militärischen Erscheinung, die man in erster Linie in dem Besitze eines kraftvoll männlichen Äußeren erblickte, zu sehr im Widerspruch gestanden sein.

Das Anlegen von Zivilkleidern war gemäß Kriegsministerial-Reskript

vom 21. April 1854 außer bei Jagd und Reisen strengstens verboten, bei anderen Gelegenheiten auch nicht in Übung.

Hinsichtlich der Bartfteiheit erlangte der vorher noch zu den „auf­ fallenden Bärten" gerechnete und deshalb streng verboten gewesene Vollbart erst Anfang der sechziger Jahre einige Daseinsberechtigung. Die mit Vor­ liebe getragenen französischen Knebelbärte hatte Armee-Korps-Kommando-

Ordre vom 22. März 1852 einmal für kurze Zeit „von selbst wegfallen

gemacht". Zwicker und Monocle gehörten noch zu den unerfundenen Dingen. Wer infolge von Kurzsichtigkeit sich genötigt sah, seine Augen mittels einer Brille zu bewaffnen, mußte hiezu unter Vorlage eines ärztlichen Zeugnisses stets die Genehmigung von feiten des Regiments-Kommandos erbitten. Sehr kärglich stand es mit bem Schmuck der Brust durch Orden und Ehrenzeichen. Militär-Verdienst-Kreuz und Dienstalterszcichen wurden erst später gestiftet, der Michaels-Orden nur nach langer Dienstzeit verliehen, und auch die Besuche Allerhöchster Herrschaften hatten noch nicht die üb­ lichen Dekorationsverlcihungen der Jetztzeit im Gefolge. Oberst Graf von Drsch-Pienzenau besaß z. B. im Jahre 1862 trotz 35jähriger Dienst­ zeit nur einen einzigen Orden und als solchen einen ausländischen; die Stabs­ offiziere und die sechs dienstthuenden Rittmeister blickten sämtlich auf eine völlig ordenslose Brust herab. Bei einem Herrn des Regiments, dem Oberleutnant Fallot von Gemeiner, bedurfte cs zweimal innerhalb zweier aufeinanderfolgender Jahre einer Reise nach Madrid und Vor­ stellung am dortigen Hofe, um den ersehnten spanischen Isabella-Orden 3. Klasse zu erhalten. Normalmüßiger Urlaub bis zu sechs Wochen konnte jederzeit ohne Rücksicht auf bestimmte Ausbildungsperioden erbeten werden; auch Gesuchen um Urlaub von längerer Dauer ins Ausland, meist unter dem Titel „militärischer Weiterbildung", wurde höheren Orts, wenn es die Verhält­

nisse einigermaßen gestatteten, ohne Anstand entsprochen. *) Nach den Bestimmungen vom 31. August 1824.

In Paris oder

Die Vewegungsjahre von 1848—1861.

gg

London einige Zeit verweilt zu haben, gehörte zum guten Ton. „Spricht geläufig französisch und englisch, ist ein Herr von Weltbildung" sind in den Rubriken der Sitten- und Fähigkeitslisten häufig wiederkehrende Be­ merkungen. Stets blieb es von gutem Eindrücke, sich behufs Information über das Heerwesen anderer Bundesstaaten Urlaub zur Teilnahme an größeren Manövern oder Bundesinspektionen zu erbitten. Meist figurierte hier Österreich als Reiseziel, nur von einigen wenigen Herren wurde der deutsche Norden bevorzugt. Mit dem Schwesterregimente in Landshut stand man durch die häufigen Hin- und Herversetzungen/) die es mit sich brachten, daß ein großer Teil

der Offiziere unseres Regiments auch mit der düsteren Jesuitenkaserne der alten Dreihclmenstadt oder dem Freisinger Reustist Bekanntschaft machten oder bereits gemacht hatten, in ständig reger Beziehung. Naturgemäß ging

das allgemeine Streben, Ausnahmefälle abgerechnet, immer mehr isaraufwärts denn in entgegengesetzter Richtung. Ungeheuerlich im Vergleiche mit der Anschauungsweise von heute erscheinen die Beschränkungen, denen man sich auf Straßen und Plätzen speziell im Genusse einer Zigarre unterwerfen mußte. Noch im Komman­ danturbefehl vom 22. September 1859 steht zu lesen: „Der Herr Stadtkommandant hat mit Mißfallen bemerken müssen, daß gestern bei der Ablösung der Hauptwache auf dem Platze nächst der Wache einige Herren Offiziere des Cuirassier-Regiments sich gestatteten, Zigarren zu rauchen."

Als standesgemäß im Gegensatze zu der heutigen Auffassung galt allein die allgemein im Gebrauche stehende Tabakspfeife, der übrigens in

der Nähe öffentlicher Gebäude gleichfalls durchaus noch nicht völlig freie Passage zustand. Im kleinen Dienste zu rauchen, war je nach der Vorliebe der einzelnen Oberstkommandanten für das narkotische Kraut bald gestattet, bald wieder verpönt; stets mußte man sich in der Kaserne einer Pfeife mit schließbarem Deckel bedienen.

Nicht völlig im Einklänge mit der Auffassung unserer Tage von Patriotismus dürfte die in einem Kriegsministerial-Reskript des Jahres

1848 an die Offiziere erlassene Aufforderung zur Beteiligung an der Subskription der 4% °/0 Staatsanleihe erscheinen, die, wenn auch mit einem Mindestscheine von 20 Gulden geschehend, als eine Bethätigung der Vaterlandsliebe erklärt und deshalb auch vom Regiment als wünschenswert

bezeichnet wurde. Die hohen Zulagen der Folgezeit gehörten durchschnittlich noch in das Kapitel der frommen Wünsche.

Man neigte im allgemeinen noch mehr zu

*) Im Zeitraume von 1848 bis 1866 ging allein in 18 Fällen ein solcher Ver­ setzungswechsel vor sich. Fahrmbacher, DaS 1. schwere Reiter-Rgt.

3

Teil I. Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

dem System der früheren Jahrhunderte, das die Habe des Offiziers auf sein Schwert und seinen Sold zu stellen pflegte. Auch die Inanspruchnahme sich darbietenden Kredits wurde im ganzen noch mit etwas leichterem Gemüte als heute ausgeübt.

Eine Verbesserung der pekuniären Verhältnisse der Offiziere bei Aus­ märschen und im Lager hatte schon Kriegsministerial - Reskript vom 1. Juni 1848 gebracht, indem es statt der bisherigen ein Viertel halbe Gagenzuloge normierte. Die Zahl der Mundportionen blieb die gleiche, die Pferdegratifikations­ gelder im Kriege erhöhten sich für den Oberst auf monatlich 37 Gulden 50 Kreuzer, Oberstleutnant, Major 31 Gulden 15 Kreuzer, Rittmeister 21 Gulden, Leutnants 18 Gulden 45 Kreuzer.

Kriegsministerial-Reskript vom 18. August 1849 gestattete den Subaltern­ offizieren der Kavallerie, sich ein Remont oder ein bereits rittiges Dienst­ pferd gegen Zahlung des Rcmontepreises aus dem Regiment zu nehmen; Bedingung war, daß das Pferd innerhalb 5 Jahre nicht verkauft werden

durfte. Mit gebührender Rücksichtnahme auf die im Laufe der Zeiten erfolgte bedeutende Verteuerung aller Lebensbedürfnisse erfuhr auch das Gehalts­

regulativ vom Jahre 1822 (Siehe 1. Band Seite 107) wiederholt einige Veränderungen zu Gunsten höherer Einnahmesätze. So Oberst Oberstleutnant 1. Oktober 1865 Gagenerhöhung um jährlich 200 Gulden. Major Rittmeister „ „ ,, ,, 100 „ 13. März 1857 Teuerungszulage jährlich 100 „ Oberleutnants: 25. Januar 1862 in Gagenerhöhung umgewandelt. 18. Januar 1862 Stallgelderhöhung auf 20 Gulden jährlich. 1. Oktober 1865 Pferdegralifikationsmindestbetrag 100 Gulden. 1. Oktober 1865 Dienstalterszulage nach 8 Jahren in der Charge 100 Gulden, nach 12 Jahren in der Charge weitere 100 Guldens Unterleutnant: Teuerungszulage, Gagenerhöhung, Stallgeld und Pferde­ gratifikation wie oben. Dienstalterszulage nach 6 Dienstjahren in der Charge 100 Gulden.

24. Juni 1863 wurden die bisherigen Abzüge für den Unterhalt musikalischen Instrumente auf das Ärar übertragen.

der

Abzüge eines Leutnants, wenn keine gerichtliche Schulden zu tilgen waren, monatlich: Rittmeister die doppelten, Witwen- u. Waisen-Fonds. 25 Kr. Stabsoffiziere den Gehältern Unterstützungs-Fonds . . 25 „ entsprechend höhere Sätze. Musik- u. Bibliothek-Kasse . 50 „ Einkommmensteuer. ... 48 „

Der Junker bezog nach der Gagenaufbesserung von 1862, einschließlich 48 Gulden Quartiergeld, 450 Gulden jährlich.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

35

Allerhöchste Verordnung vom 15. Dezember 1857 setzte bei dienstlichen Reisen von Militärpersonen als Tagegelder fest: Stabsofstziere ... 8 Gulden Subalternoffiziere . . 5 „ Junker.......................... 3

Im übrigen herrschte im Offiziers-Korps des Regiments die Gepflogenheit, sich, auch wo reichlichere Privatmittel zur Verfügung standen, bei den An­ sprüchen an das Leben, Fahr- und Jagd-Sport etwa ausgenommen, ziemlich mäßigen Grenzen zu halten.

in

Die Hinterstübchen des Postgartens, des grünen Baumes oder Fran­

ziskaners, in denen ein Teil der Offiziere nach beendetem Vormittagsdienst sich zu gemeinschaftlichem Mittagstischc zu versammeln pflegte, möchten dem durch die Prachträume des Kasinos verwöhnten Geschmacke von heute

kaum mehr genügen. Das Jeu mit seinen mehr oder minder traurigen Begleiterscheinungen erhob nur einmal in der geschlossenen Cuirassiergesellschaft beim Franziskaner seine Schwingen, doch nur für kurze Zeit, da die Sache an vorgesetzter Stelle zur Meldung gelangte und auf dem Wege eines ziemlich abgekürzten Verfahrens — sämtliche Teilnehmer erhielten Arrest unter Androhung des Inkrafttretens der Ziffer 2 des § 479 der Dienstvorschriften im Wieder­ holungsfälle — rasch unterdrückt wurde. Die Disziplinarstrafen gegen Offizieres traten bei der im ganzen etwas weniger ernsten Auffassung der Dienstpflichten auch in unserem Regiment jedenfalls häufiger in Kraft als heutzutage, wo Bestrafungen zu den Ausnahmsfällen gehören. Das vor dem Jahre 1848 so notleidende Avancement schlug besonders in den Mobilmachungsjahrcn 1859 und 1866 ein recht bemerkenswert flottes Tempo ein. In erstgenanntem Jahre erhielten im Regiment allein 3 Oberleutnants ihre Beförderung zum Rittmeister, 6 Unter­ leutnants wurden Oberleutnants und 5 Junker Unterleutnants. Im Jahre 1866 nach Schluß des Feldzugs hatte der älteste Rittmeister des Regiments

eine Offiziersdienstzeit

von 22,

der jüngste mit Rang vom

5. Juli 1866 eine solche von noch nicht 13 Jahren hinter sich. Ein Ausscheiden aus dem Regiment erfolgte meist auf Grund von Versetzungen zu anderen Regimentern oder infolge Genehmigung von Ab­ schiedsgesuchen, vielfach behufs Übernahme der Familiengüter, wohingegen

verhältnismäßig selten Pensionierungen wegen höheren Alters oder körper­ licher Gebrechen, auch in den oberen Chargen, in die Erscheinung traten. *) Verweis, Zimmerarrest bis 15 Tage, Hauptwache30 Tage.

oder Kasern-Arrest bis

36

Teil I. Historische, organisatorische ic. Nachrichten. 1. Abschnitt.

Wurde einmal eine Versetzung in den Ruhestand nicht ganz im Sinne des Betroffenen vollzogen, berührt doch die konziliante Art äußerst angenehm, mit der man sich bestrebte, dem Scheidenden jedes bittere Gefühl zu benehmen. So lautet eine Ziffer im Regimentsbefehle vom 16. Februar 1853

anläßlich der Pensionierung des Rittmeisters Freiherrn von Mail lot: „Der Oberstkonimandant kann diesen braven Offizier aus dem Regiment, in dessen Mitte er während 26 Jahren so treue Dienste geleistet, nicht scheiden sehen, ohne ihm die volle Anerkennung seiner gewissenhaften Pflichterfüllung auszusprechen und ihm im Namen des Regiments ein recht herzliches Lebewohl zuzurufen."

Das Jahr 1859,

in dem Frankreich wieder einmal die Kriegsfackel

entzündete, brachte eine nicht unwillkommene Abwechslung in die Ein­ förmigkeit des Garnisons-Friedensdienstes.

Auch in Bayern wurden die nötigen Vorbereitungen getroffen, um kriegsgerüstet bereit zu stehen, falls bei dem Angriffe der Franko-Sarden auf Österreich das Eingreifen der Bundeshilfe geboten erachtet werden sollte. Bereits seit 6. März*) waren Pferde-Ankaufskommissioncn im Lande unterwegs, den Regimentern die benötigten Augmentationspferde zuzuführen. Vom Regiment gehörten Rittmeister Hör ad am der ersten, Rittmeister

von Besserer kommission an.

und Oberleutnant

Graf Zech

der

fünften

Ankaufs­

Am 13. April berief der Allerhöchste Wille Generalleutnant von Lüder zum zweitenmal auf den Posten des Kriegsministers; General von Manz wurde Kommandant der Kgl. Haupt- und Residenz-Stadt.

Am 21. April signierte der König die Ordre zur Aufstellung eines mobilen Armee-Korps, zu dessen Kommandanten er den Feldmarschall Prinzen Karl ernannte. Die Armee-Divisions-Kommandos nahmen am 22. April die Bezeichnung Generalkommandos München, Augsburg, Nürnberg,

Würzburg an. Am gleichen Tage ging dem Regiment die Mobilmachungsordre zu. Wie immer bedingte die Erhöhung des Präsenzstandes an Mannschaften

und Pferden die Detachierung weiterer zweier Eskadrons; am 1. Mai siedelte die 3. Eskadron nach Nymphenburg über, am 7. Mai rückte die 6. Eskadron nach Benediktbeuern. Mitten in die Hochfluth der Mobilmachungsthätigkeit fiel ein Wechsel im Regiments-Kommando, indem Oberst von Rotberg am 9. Mai seine

Beförderung zum Generalmajor und Brigadier der 3. Kavallerie-Brigade erhielt. Der letzte Regimentsbefehl, mit dem General von Notberg von seinen bisherigen Untergebenen Abschied nahm, trug folgenden Wortlaut: *) Kriegsministerial-Reskript vom 6. März Nr. 2146.

37

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

„So erfreulich und ehrend dem Unterzeichneten die ihm durch die Gnade Sr. Majestät zu Theil gewordene Beförderung ist, in ebenso hohem Grade schmerzlich wird ihm das Scheiden aus dem Curassier-Regimente Prinz Karl, das zu befehligen er sich zu besonderem Glücke schätzte. Der Unterzeichnete spricht hiemit diesem tapferen Regimente, sowohl den Herrn Offizieren, als den braven Unteroffizieren und Soldaten desselben seinen herzlichsten Dank aus für die vielen unschätzbaren Beweise der Liebe und des Vertrauens, die er von ihnen Allen während seinem 6 Vr jährigen Commandos empfieng und die ihm stets unvergeßlich bleiben werden. Besonders schmerzlich ist es ihm, in diesen Zeiten von dem edlen Regimente zu scheiden, deren Ereigniße ihn und dasselbe sicher noch inniger an einander geschlossen hätten, denn er wäre stolz gewesen, diejenigen im Felde anzuführen, die ihm im Frieden so viele Veranlassung freudiger Zufriedenheit gaben. Möge Gottes Segen auf allen ruhen."

Oberstleutnant Graf vonDrsch-Pienzenau, der bereits auf eine längere Dienstzeit im Regiment zurückblickte, trat als Oberstkommandant an seine Spitze.

Am 6. Juni traf die vorläufig

noch geheim zu haltende General­

kommando-Ordre ein, daß das Regiment, das sich vollen Kriegsfuß gesetzt, zum Ausmarsch bestimmt sei.

inzwischen

auf den

In diesen Tagen erfolgten auch die Durchzüge des mittelst Bahn­ transports nach dem oberitalienischen Kriegsschauplatz beförderten böhmischen Korps Clam Gallas, die in München sämtlich längere Halte machten, wobei die K. K. Truppen durch Offiziersdepntationen der Garnison unter den

Klängen der von den Musikkapellen angestimmten patriotischen Weisen be­ grüßt und die Wogen der Begeisterung aufs höchste gesteigert wurden?) Um so schmerzlicher berührte es bald darauf, von den ersten blutigen Kämpfen hören zu müssen, die für die österreichischen Waffenbrüder ebenso­ viel schwere Niederlagen bedeuteten. Die Stimmung in Süddeutschland forderte ungestüm einen Vormarsch nach dem Rheine, ein Eintreten des Bundes zu Gunsten des bedrohten Kaiserstaates.

Am 20. Juni wurde die ordre de bataille für das beim 7. BundesArmee-Korps aufzustellende Neserve-Kavallerie-Korps ausgegeben. Laut derselben hatte die 3. Division das 1. Cuirassier-Regiments mit jener des

2. Cuirassier-Regiments unter Kommando des Oberstleutnants Freiherr von Seckendorf zu einem kombinierten 3. Cuirassier-Regiment zusammenzutreten. Schon am 21. rückte die 5. Eskadron nach Freising ab, die 6. folgte einige Tage später. *) Unter ihrem Einflüsse eilte eine Menge junger Leute zu den Fahnen. Auch beim Regiment meldete sich eine Reihe mehr oder minder militärisch veranlagter Frei­ williger, unter ihnen der später durch seine Gefangenschaft auf Bitsch im Jahre 1870/71 und als Romancier bekannt gewordene Max von Schlägel.

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Teil I. Historische, organisatorische re. Nachrichten. 1. Abschnitt.

Nm 22. Juni hielt Se. Majestät auf dem Marsfelde große Revue

über die mobil gemachten Truppen der Garnison ab

Unser Regiment

stand mit seinen 4 kriegsstarken Feld-Eskadrons in der Parade. Am 7. Juli traf endlich der ersehnte Marschbefehl ein, „begrüßt mit Gefühlen, wie sie etwa der müde Wanderer an einem schwülen Sommer­ tage beim Herannahen eines Erfrischung in Aussicht stellenden Gewitters empfindet", drückt sich ein Zeitgenosse, die allgemeine Stimmung wieder­

gebend, in seinen Erinnerungen aus. Am 9. Juli marschierte das mobile Regiment zunächst

in Kanto-

nierungen westlich des Lechfeldes ab, auf dem sich das in das Feld be­ stimmte bayerische Armee-Korps versammeln sollte. Da machte der un­ vermutete Umschwung der Dinge in Italien allen Träumen von kühnen Reiterthaten und kriegerischen Lorbern ein jähes Ende. Nach der schweren Niederlage bei Solferino hatte sich Kaiser Franz Joseph bewogen gefühlt, rasch Friedensverhandlungen einzuleiten, die schon am 11. Juli zu dem Vorfricden von Villafranea gediehen waren.

Am 23. Juli löste eine Allerhöchste Entschließung das mobile bayerische Armee-Korps ans, das Kavallerie-Reserve-Korps, welches an eben dem 23. Juli auf dem Lechfelde unter den Augen Sr. Majestät manövriert hatte, blieb, nachdem es einmal auf den Plan gebracht, behufs größerer gemeinschaftlicher Kavallerie-Übungen noch weiterhin beisammen?)

Am 23. August marschierte das Regiment wieder in München und in seinen detachierten Stationsorten Nymphenburg und Benediktbeuern ein.

Am 23. März 1860 rückten die vier in München liegenden Eskadrons nach dem Hofe der Türkenkaserne, wo Se. Kgl. Hoh. Prinz Luitpold dem früheren Oberstkommandanten des Regiments Generalmajor Schäzler für ehrenvoll zurückgelegte 50jährige Dienstzeit vor den in Parade auf­ gestellten Truppen das Ehrenkreuz des Ludwigs-Ordens an die Brust heftete. Auch Se. Kgl. Hoh. Prinz Karl feierte in diesem Jahre und zwar

am 14. Juni das Jubiläum seiner 50 jährigen, zur Ehre und zum Ruhm des Heeres zurückgelegten Dienstzeit. Oberstkommandant und Adjutant des Regiments schlossen sich der nach Tegernsee abgehenden Armeedeputation an, die dem Erlauchten Jubilar unter Überreichung einer kunstvoll aus­ gestatteten Adresse?) die Glückwünsche der Armee zur Verleihung des Ehren­ kreuzes des Ludwigs-Ordens übermittelte und den als Zeichen unbegrenzter Dankbarkeit gestifteten Ehrensäbel überreichte. Für eine besondere Ehrung

von feiten des Regiments hatte der Hohe Inhaber schon vorher huldvollst gedankt. *) Näher geschildert Ziffer V Seite 157. *) Befindet sich im Kgl. Armee-Museum.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

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Nachdem die Teile IV und V der neuen Vorschriften für den Waffen­ unterricht der Kavallerie (Reitunterricht) bereits im Herbste 1858 in Giltigkeit getreten, gelangten am 4. Oktober 1860 auch Teil VI (Unterricht des Reiters zu Fuß), Teil VII (Unterricht zu Pferd) und Teil VIII (Plänkeln) zur Ausgabe, und mußte bei Teil VI sofort mit Erteilung des Unterrichts nach den neuen Bestimmungen begonnen werden. Teil VII betreffend, waren bei den seit 1858 geführten Kommissions­ beratungen, zu denen sich der jeweilige Oberstkommandant des 1. CuirassierNegiments als ständiges Mitglied zugezogen befand, wohl Vorschläge auf­ getaucht, welche die im Kgl. Preuß. Kavallerie-Exerzierreglement des

Generals von Wränget vom Jahre 1855 niedergelegten Grundsätze auch

für die bayerischen Vorschriften adoptiert sehen wollten. Auch Se. Kgl. Hoh. Prinz Karl hatte sich kurz vor dem Erscheinen des VII. Teils handschriftlich *) darüber ausgesprochen, daß im Gegenhalte zu den Exerzierreglements anderer Kavallerien die diesseitigen Vorschriften absolut nicht mehr entsprächen; die Zeit habe eben hier wie bei allen menschlichen Erzeugnissen veralternd eingewirkt?)

Leider sollte der Prinz-Feldmarschall zu spät seine mahnende Stimme erhoben haben. In der Form, wie der VII. Teil unter dem Einflüsse des Fürsten Taxis, des Vorsitzenden der Kommission, und der von ihm mächtig ge­ förderten Scheu, das Alte über Bord zu werfen, als Werk kommissioneller Thätigkeit bereits das Licht des Tages erblickt hatte, konnte derselbe kaum als einigermaßen genügende Umarbeitung der alten Vorschriften, geschweige denn als eine den Forderungen der Zeit entsprechende Neuarbeit erachtet werden. Hingegen kam den neuen Reitvorschriften vom Jahre 1858 mit ihren den Galopp mehr betonenden Abschnitten entschieden das Verdienst zu, das Reiten der Cuirassiere aus dem etwas erstarrten Zustande, der vordem über demselben gelagert, erweckt zu haben. Auch im Regiment wurde

solches fühlbar. Bei der Frühjahrsinspizierung im Jahre 1861, gelegentlich welcher wegen der verschärften Qualifikationsbestimmungen auch die Herren Ritt­ meister auf der Offiziersreitschule im Reiten vorgestellt wurden, sah sich Se. Kgl. Hoh. Prinz Luitpold in der angenehmen Lage, einem ganz x) Kgl. Kriegsministerial-Registratur, Generalia La R Januar III. Reglements, Aki 22. 8) U. a. findet sich in der zur Rede stehenden Handschrift folgender Passus: Vor allem gehören die Eskadronskommandartten vor die Front ihrer Eskadrons, wo sie mehr Übersicht haben und ihren Leuten bei der Attaque vorausreiten, was für die Mannschaften einen großen moralischen Impuls im Gefolge hat.

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Teil I. Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

besonders bemerkbar gewordenen Fortschritt in der Reitausbildung Höchst­ sein Lob erteilen zu können. Am 6. Juni 1861 wurde Se. Kgl. Hoh. Prinz Luitpold unter

Beförderung zum Feldzeugmeister zur Inspektion der Armee versetzt. Mit Schmerzen sah das Regiment den Hohen Herrn, dessen huldvolle Ge­ sinnung und so oft geäußerte Beweise der Zufriedenheit stets der Ansporn

zu unermüdlicher Weiterarbeit gewesen, aus dem bisherigen direkten Vor­ gesetztenverhältnisse scheiden. Generalleutnant und Generaladjutant Freiherr von der Tann er­ hielt das Generalkommando München. Schon am 26. Juni besichtigte

der neue Generalkommandant das Regiment im Exerzieren auf dem Mars­ felde und fand sich sodann in der Kaserne ein, deren interne Verhältnisse gründlich in Augenschein zu nehmen. Am 8. Oktober inspizierte er ein­ gehend das Reiten der Offiziere, Unteroffiziere und Rekruten auf der Reit­ Interessant als unzweideutiger Beleg für den Anbruch einer reiter­ lichen Richtung, die, über die erhöhten Anforderungen der Vorschriften des Jahres 1858 noch hinausgehend, vor allem mehr auf eine sorgfältige Einzelausbildung statt des bisherigen Systems des alleinigen Zusammen­ schweißens der Truppe das Hauptgewicht legte, erscheint die Schlußkritik bahn.

des Generals im Tagesbefehl vom 26. Oktober: „Die Dauerleistungen des Regiments und dessen tüchtige Bestätigung in den vorgeschriebenen Gangarten hat mich wohl befriedigt, jedoch ist die Beseitigung von Unvollständigkeilen des Details anzustreben. Auf der Reitbahn darf man sich mit den, dem Waffengebrauch entsprechenden Dressur- und Reit-Resultaten allein nicht zufrieden geben, sondern ist die individuelle Ausbildung nach beiden Richtungen hin anzustreben, soweit es nur immer möglich ist. Das Regiments-Kommando wird hieraus Veranlassung nehmen, diese Unterrichtszweige dem Gewohnheitsgang zu entziehen und ein dem Sinne der hierüber bestehenden Vorschriften entsprechendes System zu adoptieren, welches den eigentlichen Zweck individueller Ausbildung ver­ folgt. Für die Heranbildung namentlich der jüngeren Herren Offiziere ist unaus­ gesetzt Sorge zu tragen, wobei.es unbenommen bleibt, auch Dienstpferde und Remonten zu diesem Zwecke zu verwenden. Auch wird es zweckdienlich sein, hiebei die reglementäre Pferde-Equipage zu benutzen."

Das System, auf das General von der Tann in seinem Tagesbefehl

hinwies, bildete bereits den ganzen Sommer über die in allen kavalleristischen Kreisen lebhaft besprochene Frage des Tages.

Auf die Kunde hin, daß man in Österreich nach den Erfahrungen des

Feldzuges von 1859, in dem die K. K. Kavallerie im allgemeinen wenig gut abgeschnitten hatte, die Equitation in Wien einer Neuorganisation

unterworfen habe, waren nämlich im Winter 1861 von feiten des Kgl. Kriegsministeriums zwei anerkanntermaßen besonders tüchtige Offiziere der diesseitigen Kavallerie, der ftühere Rittmeister in unserem Regiment,

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

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nunmehrige Major des 2. Cuirassier-Regiments Horad am und Rittmeister

Kiliani, zum Studium der österreichischen Einrichtungen nach Wien ent­ sendet worden. Im zweiten Teile ihres Aufenthaltes hatten sich die beiden Herren sodann eingehend mit der Methode bekannt gemacht, mit welcher der als Kommandant der Preußenhusaren durch seinen Spazierritt auf dem Schlachtfeld von Solferino berühmt gewordene K. K. Generalmajor von Edelsheim bei seiner freiwilligen Brigade in Enns in individueller Reitausbildung seine so unerreicht dastehenden Erfolge erzielte. Nach Hause zurückgekehrt,-verfaßte Rittmeister Kiliani eine umfassende

Denkschrift, in der er ausführlich auf die großen praktischen Resultate des Edclsheimschen Systems hinwies, während Major von Horadam bei seiner Division in Freising das Gesehene und Gelernte alsbald praktisch zu verwerten begann. Als General von der Tann im Herbst die Division inspizierte, fand

er dieselbe infolge Anwendung der Edelshcimschen Methode auf einem so hohen Grade der Ausbildung, daß in dem Berichte an Sc. Majestät am 17. November 1861 seine Kritik in dem Satze gipfelte, „er habe den Ein­ druck gehabt, daß mit einer solchen Division eben alles zu leisten sei". In der Folge stellte er den Antrag, daß die Kavallerie-Beratungs­

kommission i) sich selbst von dem Resultat der auf Edelsheim begründeten Abrichtungsmethode überzeugen und ihr Gutachten abgeben möchte, ob dieses System nicht allgemein zur Einführung zu empfehlen sei. Am 27. November begab sich General von der Tann in Begleitung

der Mitglieder der Kavallerie-Beratungskommission (mit Ausnahme des Generals der Kavallerie Fürst Taxis) behufs einer nochmaligen Prüfung der Reitleistungcn der Horadamschen Division nach Landshuts) Sämtliche dienstfreie Offiziere unseres Regiments schlossen sich der

Fahrt an. Bei der Vorführung der einzelnen Abteilungen war es namentlich die Wahrnehmung, mit welch sichtbarer Freude die Mannschaften die zur Vor­

stellung gelangenden Voltigicrübnngen und kleinen Reiterkunststückchen pro­ duzierten, welche die Kavallerie-Beratungskommission zu dem Beschlusse x) Die bisherige periodische Beratungskommission war am 12. August 1861 als ständige Kavallerie-Beratungskommission gebildet worden, bestehend aus dem bei der Inspektion der Armee eingeteilten General der Kavallerie Fürst Taxis, je einem Brigadier der schweren (Generalmajor Schäzler, später Rotberg) und der leichten Kavallerie sowie der Artillerie. Bei direkter Unterstellung unter die Generalinspektion, hatte sie die Aufgabe, über die den Dienst, die Übungen, den theoretischen und praktischen Unterricht,

dann die Abrichtung betreffenden Gegenstände und bezüglichen Vorschriften zu beraten und Gutachten und Anträge an das Ministerium zu stellen. *) Dem Standorte der Division nach dem herbstlichen Garnisonswechsel.

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Teil I. Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt.

führte, an die Allerhöchste Stelle den Antrag zu richten, es möchte zunächst für die Winterperiode 1861/62 die von Rittmeister Kiliani ausgearbeitete, beim Kgl. Kriegsministerium eingereichte „provisorische Instruktion" zur Grundlage der Erteilung des Reitunterrichts genommen, über dauernde

Einführung des Systems jedoch erst beraten und Vorschläge erstellt werden, wenn die von

dem Brigadekommandanten in den Jnspizierungsberichten

des Jahres 1862 niederzulegenden Erfahrungen ein abschließendes Urteil

über die Methode zu fällen gestatten würden.

Zur systematischen Erlernung

der Edelsheimschen Reitmethode wurde sodann am 2. Januar 1862 zu Landshut ein 15 tägiger Lehrkurs Z für je drei Unteroffiziere von jedem Regiment gebildet, die, zu ihren Abteilungen zurückgekehrt, das Gelernte auf den Lehrgang beim Reitunterricht der Eskadrons Praktisch übertrugen.

So wurde auch in unserem Regiment im Winter 1862 eifrig nach der provisorischen Instruktion geritten und durchaus zufriedenstellende, fast

überraschende Resultate erzielt?) „Was Selbstvertrauen, Mut und Körpergewandtheit betrifft, ist alles erreicht worden, was im Bereiche der Möglichkeit liegt, und kann ich mich hierin in unum­ wundenster Anerkennung aussprechen", heißt es unterm 11. Juni 1862 im Frühjahrs-Jnspizierungsberichte des Generalmajors Freiherrn von Rotberg?) „Der größte bisherige Mißstand, welcher wie überall auch beim Regiment vorher zu finden war, die geringe Selbständigkeit des einzelnen Reiters, ist durch den Betrieb des Reitunterrichts nach der neuen Methode und das nach derselben angewiesene viele Einzelnreiten bei den meisten Reitschulabteilungen fast aufgehoben. Rekruten, welche erst drei Wochen zu Pferd saßen, führten die Voltige auf dem lebenden Pferd im Schritt und Trab tadellos aus und setzten mit größter Ruhe und Sicherheit, ohne die geringste. Ängstlichkeit über die Barriere. Alte gebrauchte

Pferde, welchen die Eskadronskommandanten überhaupt nie mehr einen Sprung zugetraut hatten, gingen ohne Anstand über das Hindernis."

Wie ersichtlich, war General Rotberg ein entschiedener Anhänger des neuen Systems. Weniger von seinen Vorzügen überzeugt, stand Oberst Graf von Irsch demselben gegenüber. Sich an und für sich in seiner Ge­

sundheit angegriffen fühlend, bat er im Juli um Versetzung in den Pensionsstand (vorläufig auf ein Jahr), welcher Bitte unter Anerkennung *) Während der letzten vier Übungstage hatten sich sämtliche 8 Regimentskomman­

danten der Kavallerie in Landshut zur Information eingefunden. 2) Die neue Reitmethode erregte auch über Bayern hinaus allseitige Aufmerk­ samkeit. Nachdem bereits im Juni drei preuß. Reiteroffiziere, 1 Oberst, 1 Major und 1 Rittmeister, dem Reiten des Regiments auf der Reitbahn angewohnt, fanden sich im Juli auch drei bad. Offiziere in der Kaserne ein, um die Art des Reitunterrichts von Grund aus kennen zu lernen.

3) Am 25. Januar 1862 1. Kavallerie-Brigade versetzt.

nach

Pensionierung

General

Schäzlers

zur

43

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

allergnädigst entsprochen wurde. Oberst­ leutnant von Schubärt vom 2. Chevaulegers-Regiment kam am 24. August 1862 mit Beförderung zum Obersten ins Regiment. „Ich seiner

vorzüglichen Verdienste

kann nicht umhin, mit Freude die Gelegenheit zu ergreifen, dem neuen Kommandanten meine besonderen Glückwünsche zur Kommando-Übernahme über ein so vortreffliches Regiment auszudrücken",

äußerte sich General­

leutnant von der Tann in dem Tagesbefehl vom 17. September.

Seit Beginn des Jahres 1862 stand wieder ein Mitglied des Aller­ höchsten Hauses aktiv in den Reihen des Regiments, Se. Kgl. Hoh.

Herzog Karl Theodor, die Dienste eines Eskadronskommandanten ver­ richtend. Am 24. August wohnte das gesamte Offiziers-Korps geschlossen der Enthüllung des Reiterstandbildes Sr. Mas. König Ludwigs I. auf dem Odeonsplatze bei. Den 22. September hielt Sc. Kgl. Hoh. Prinz Luit­ pold in Stellvertretung des Königs die große Herbstparade über die ge­ samte Garnison der Hauptstadt ab. Die Erinnerung an den sich am 26. März 1863 zum fünfzigstenmal

jährenden Gründungstag des Regiments wurde in einfacher, aber würdiger Weise gefeiert. Vormittags Feldgottcsdienst im Hofe der Kaserne in An­

wesenheit des erlauchten Inhabers und der gesamten Generalität, hierauf Ansprache des Oberstkominandanten mit Bekanntgabe der von Sr. Kgl. Hoh. Prinz Karl gemachten Stiftung, Vorbeimarsch des Regiments, Menage-Aufbesserung der Mannschaften. Die Offiziere erhielten eine Ein­ ladung zum Diner bei Prinz Karl. Ausgedehntere Festivitäten standen noch nicht im Zeichen der Zeit. Im April wurde das System Edelsheim formell zu Grabe getragen,

indem Allerhöchste Entschließung vom 11. die provisorische Instruktion außer Wirksamkeit setzte. Die größere Zahl der Brigade- und RegimentsKommandanten, als Anhänger der alten Schule, zu der sich Fürst Taxis

selbst in erster Linie bekannte, hatte sich von einer gewissen Skepsis, die sie von Anfang an dem System entgegengebracht, auch in der Folge nicht zu befreien vermocht. „Dort in Enns bei der freiwilligen Kavallerie," schrieb ein Brigade­ kommandant in seinem Jnspizierungsbericht, „wird freilich nicht gefragt, wie viel Leute und Pferde bei einem Ritte unter General von Edelsheim Hals und Bein brechen und wie viele beim Durchschwimmen der Donau ertrinken, auch sollen nach Beendigung des sechsmonatlichen Kurses Mann und Pferd vollständig am Ende ihrer Kräfte angelangt sein." So hatte sich auch die Kavallcrie-Beratungskommission auf Grund

der einjährigen Erfahrungen in ihrem Endurteile dahin gefaßt, daß das reine System Edelsheim doch nur bei geborenen Reitervölkern, wie den

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Teil I. Historische, organisatorische rc. Nachrichten. 1. Abschnitt.

ungarischen Husaren und Polnischen Lanzenreitern,

seine vollen Vorzüge

zum Ausdruck zu bringen vermöge; jedoch wären einige als gut und wertvoll erprobte Einzelheiten, wie die Gymnastik, in Form von Ergänzungen zu den Teilen V, VI und VII in die bcstchendenVorschriften wohl herüber­ zunehmen, was auch Allerhöchsten Orts Genehmigung fand.

Immerhin, das Samenkorn war gesät, keimte

und

trug schließlich

reichliche Frucht. Ruht die heutige Vervollkommnung und Sicherheit in der Ausbildung

der Truppe zu Pferd mit ihren Wurzeln doch nirgends anders als in dem frischeren kavalleristischcn Zuge, der, im Laufe der Zeit immer mächtiger zur Entwicklung gelangend, damals im Jahre 1861 mit dem von den bayerischen Kavallerie-Offizieren Horadam und Kiliani überbrachten Edelsheimschen System zuerst in das Steifen der Kgl. Kavallerie seinen Einzug gehalten hatte. Als bemerkenswerte Ereignisse des Jahres 1863 sind noch zu er­ wähnen: die Zusammenziehung einer größeren Zahl von KavallerieRegimentern auf dem Lechfelde zur Vornahme ausgedehnterer Übungen im Exerzieren und Manövrieren,**) sowie das Erscheinen einer Bundesinspektion, bestehend aus:

Feldmarschallleutnant Se. K. K. Hoh. Erzherzog Wilhelm von Österreich,

Feldmarschallleutnant Freiherr von Sallaba, Generalleutnant und Divisionär der sächsischen Reiterei von Nostitz-Drzwicky, Generalmajor und Kommandant der Großherzoglich Hessischen Haupt- und Residenz-Stadt Darmstadt, Graecman, (zugeteilt k. b. Generalmajor Freiherr von Rotberg)

der letzten, die der Bund nach Bayern entsendete, somit auch der letzten, vor welcher eine Division unseres Regiments parademäßig auf dem Mars­ felde exerzierte.

Eine Folge der Lechfeldnbungcn des Jahres 1863 war die Durch­ führung der wiederholt von Fürst Taxis beantragten Formation der bayerischen Kavallerie in die taktischen Verbände, wie sie int Ernstfälle vor­ gesehen. Gemäß Allerhöchster Entschließung, d. d. Rom, 25. November,

hatten sich durch Abstoßung der dritten Divisionen 4 neue Regimenter — 1 Cuirassier- und 3 Ulanen-Regimenter?) — zu formieren, und wurde die *) Ausführlich geschildert Ziffer V Seite 160.

*) Die Errichtung der Ulanen-Regimenter nach österreichischem Vorbilde geschah auf die Höchsteigene Initiative König Maximilians hin, Höchstwelcher von jeher als besonderer Freund der Lanze hervorgctreten war. Bereits am 28. Juni 1856 hatte

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Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

taktische Gliederung der sämtlichen Regimenter mit Auflösung der 7. Es­ kadrons auf 4 Eskadrons festgesetzt. Durch die Abgabe der 3. Division zu dem neuzubildenden 3. Cuirassier-Regiment schieden aus dem Regiment aus: Oberstleutnant Freiherr von Gumppenberg,

die Rittmeister Graf

von Deym und Freiherr von Hertling, die zu Rittmeistern beförderten Oberleutnants Rhomberg und Freiherr von Hutten, Oberleutnant Graf

Zech, die Unterleutnants Graf Khuen, Graf von Seinsheim und Ludwig von Heusler, die zu Leutnants beförderten Junker Graf Pocci

und von Molitor, sowie die zu Junkern ernannten Kadetten Beulwitz und von Beth mann.

Auf die Garnisonsverhältnisse blieb die Neuformation ohne Einfluß. Die abgegebene 5. und 6. Eskadron befanden sich bereits seit September in dem,

dem

halben

neuen

3. Regiment

zugewiesenen

Garnisonsorte

Nhmphenburg. Tiefste Trauer und Bestürzung senkte sich in der zweiten Märzwoche des Jahres 1864 auf die bayerischen Lande. Durch die Aufrollung der schleswig-holsteinischen Frage bewogen, war der König trotz schweren Leidens noch vor Jahresschluß 1863 aus Italien nach der Hauptstadt zurückgekehrt. Unter dem Einflüsse der seelischen Erregungen ging eine rasche Auflösung der in hohem Grade angegriffenen und geschwächten körperlichen Kräfte vor sich.

Am 10. März schied König Maximilian mit den Worten:

„Ich

habe stets das Beste gewollt" von dieser Erde. Bereits nachmittags 5 Uhr fand die Beeidigung des in Gala zu Pferd auf dem Kasernhof aufgestellten Regiments auf Se. Mas. Ludwig II statt. Ein Zug bildete die Begleitung des den Regierungsantritt des neuen Königs

verkündenden Reichsherolds. Bei

der

Überführung

der

Allerhöchsten Leiche

nach

St. Cajetan

marschierte das Regiment im Kondukte unmittelbar vor dem Trauerwagen.

Ein Zug diente zur Eskorte bei Verbringung des Allerhöchsten Herzens

Kriegsminister von Manz von Allerhöchster Stelle den Befehl erhallen, Beratungen bezüglich der Bewaffnung zweier Chevaulegers-Regimenter mit Lanzen vornehmen zu lassen. 1859, angeregt durch eine Broschüre des russischen Obersten Fürst Wittgenstein, empfahl Se. Majestät neuerdings die Bewaffnung des 2. und 3. Zuges jeder Eskadron mit Lanzen. Zu einer Durchführung dieser Allerhöchsten Vorschläge stand indes Kriegsminister von Lüder der Lanze als ein zu ausgesprochener Gegner gegenüber. Erst in Lüders Nachfolger erhielten die Wünsche des Königs bei der KavallerieBeratungskvmmission einen energischen Vertreter und kamen, dem Allerhöchsten Willen gemäß, bei der Neuformation die beantragten drei Ulanen-Regimentcr zur Errichtung.

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Teil I. Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt.

nach Altötting. Die sich in drei Perioden gliedernde Armeetrauer dauerte bis 14. Septembers)

Wenige Wochen, nachdem Se. Maj. König Maximilian in der Gruft seiner Ahnen beigesetzt, sollte das Kgl. Haus und mit ihm das ganze Land abermals einen höchst schmerzlichen Trauerfall zu beklagen haben.

Am

26. April schied ihre Kgl. Hoheit, Kais. Prinzessin und Erzherzogin vor Österreich, Prinzessin Augusta, Gemahlin Sr. Kgl. Hoh. Prinz Luit­

pold, aus diesem Leben. Zu der feierlichen Bestattung der Hohen Verlebter am 29. April, 4 Uhr Nachmittags, rückte das gesamte Regiment zui Spalicrbildung aus.

Mit Allerhöchstem Handschreiben, d. d. Schmalbach, 9. August, geruht, Se. Majestät Bestimmung zu treffen, daß bei Begrüßung Allerhöchster uni Höchster Herrschaften von feiten der Offiziere und Beamten Hut und Mütz-

nicht mehr abzunehmen, sondern durch Anlegung der rechten Hand an diKopfbedeckung zu salutieren sei. Bei der großen Parade, die Se. Majestät am 17. September jun Schlüsse des Herbstexerzierens über die Truppen der Garnison Münchel abnahm, defilierte das Regiment zum erstenmal vor seinem jugendlicher obersten Kriegsherrn.

Am 31. Dezember des Jahres 1864 rasselte zum letztenmal de: Zapfenstreich durch die Straßen der Stadt. Die Verfügung des Retraitrblasens. durch Cuirassicrtrompeter vor der Hauptwache und bei ihrem Rücimarsche nach der Kaserne auf der Hochbrücke im Thal dauerte fort.

In der Allerhöchsten Absicht, dem Heere einen neuen Beweis der Wert­ schätzung langjähriger treu geleisteter Dienste zu geben und solche vor allr Welt durch ein sichtbares Zeichen der Anerkennung zu ehren, erfolgt gemäß Allerhöchster Entschließung vom 2. März 1865 die Einführung eins Dienstalterszeichens in Kreuzform, statt der bisherigen Veteranenschild'. Vom Regiment erhielt am 25. August, dem Tage des Allerhöchsten G^burts- und Namens-Festes, vor den in Parade ausgerückten Eskadrons dr Eskadronsschmied Graf, der bereits 44 Jahre im Regiment diente, dcs Denkzeichen für 40 jährige Dienstzeit feierlich an die Brust geheftet. Das Dienstalterszeichen für 24 jährige Dienstzeit legten an:

Oberst von Schubärt,

') 1. Periode 14. März bis 13. Mai. Stabsoffiziere Flor von der rechten zrr linken Schulter. Oberoffiziere Flor am linken Arm. 2. Periode 14. Mai bis 13. Juli. Sämtliche Offiziere Flor am linken Arn. Während der beiden Perioden Portepees umstort. 3; Periode 14. Juli bis 14. September. Flor am linken Arm.

47

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

die

Majore Graf von Russin,

Kreith,

Graf

Deym

und

Freiherr

Rittmeister Freiherr von Beulwitz, ferner 1 Trompeter, 1 Sattler, 2 Schmiede, 4 Gemeine, 1 Profoß und 1 Büchsenmacher.

Aufbesserung der Menage durch die Allerhöchst gewährte Zulage von 6 Kr. für jeden dienstpräsenten Mann erhöhte die Feier des Tages. Zur Einübung der durch Reskript vom 27. Juli 1865 genehmigten Vorschriften im Manöverieren mit größeren Kavalleriekörpern wurden

gelegentlich der Herbstübungen dieses Jahres die 3 Regimenter *) der Cuirassier-Brigade auf der Heide zwischen Milbertshofen und Freymann zum Exerzieren versammelt. Merkwürdigerweise stand General von Rot­ berg nur ein einziger Vormittag zur Vornahme dieser Übungen zur Ver­

fügung und saß denn auch, als man sich 10 Monate später in der Formation der in die Vorschriften neu aufgenommeiien Kolonnenlinie (Eskadronskolonnen) gegen den Feind bewegte, das Reiten in derselben so wenig fest, daß auch in unserem Regiment die ersten Züge bei Entwickelung zur Linie vor erfolgtem Aufmärsche wegattaquierten. Ebenso lieferte ein Schlußparademanöver in Gala auf Oberwiesenfcld in Anwesenheit Sr. Kgl. Hoh. Prinz Karl, das die Hcrbstmanöver des Jahres 1865 beendete, zwar ein hocherfreulichcs Bild des exakten Zusammenwirkens der drei Waffen auf dem Exerzierfelde; welch geringen Wert jedoch derlei lediglich auf die Revuetaktik basierte Übungen mit ihrer vollständigen Freiheitsbe­ schränkung der Unterführer als Vorbereitung für den Ernstfall in sich schlossen, diese Erkenntnis sollte noch innerhalb Jahresfrist aus den auf den Gefechtsfeldern in Franken gemachten Erfahrungen gezogen werden.

Als kulturelles Zeitbild, nicht jedoch auch ohne die gleichzeitige Absicht, die von der damaligen militärunfreundlichen Presse vielfach entstellt der Nach­ welt überlieferten Vorgänge historisch festzulegen,?) möge hier eine Reminiscenz an den 8. Oktober des Jahres 1865 eine Stelle finden, die letzte Ge­ legenheit, wo eine Abteilung des Regiments zur Wiederherstellung der ge­ störten Ordnung die Pallasche ziehen und von der blanken Waffe Gebrauch

machen mußte.

Am Abend des ztveiten Oktoberfestsonntags, durch die Arretierung eines Nennmeisters veranlaßt, entstand eine Menschenansammlung in der Sonnen­ straße und Umgebung der Westendhalle. Die 3. Eskadron des Regiments, unter Rittmeister Freiherr von Beulwitz, Oberleutnant Fürst von der 9 Die beiden Regimenter bezogen ein Zeltlager bei der Max II. Kaserne, t) Nach der Meldung der 3. Eskadron und gütigen schriftlichen Mitteilungen des mittlerweile verstorbenen Herrn Rittmeisters ä, 1. s. Graf von Ursch.

48

Teil I. Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Leyen und Leutnant Graf von Ursch, wurde alarmiert, rückte aus, nahm Stellung in der Joseph-Spitalgasse, traf große Volksmassen um die bereits

demolierte Westendhalle angesammelt, säuberte durch Patrouillen gemeinsam mit der Gendarmerie den Platz und kehrte sodann gegen ^9 Uhr abends nach hergestellter Ordnung wieder nach der Kaserne zurück. Kurze Zeit

darauf abermals alarmiert, fand man, am Sendlingerthorplatz angekommen, die Sonnenstraße bis zum Karlsplatz wiederum mit einer dicht gedrängten Menschenmasse besetzt. Die Gendarmerie wurde verhöhnt, verfolgt und mit Steinen beworfen. Der Regierungspräsident Freiherr von Zu Rhein ver­ suchte umsonst die Menge durch Reden zu beruhigen. Mit Zischen und Steinwürfen wurden sie beantwortet. Da erfolgte gegen 12 Uhr nachts die Verlesung der Aufruhrsakte, und da auch dies umsonst, erhielt die Eskadron Befehl zum Einschreiten. Ein Zug hatte die Sonnenstraße, ein Zug die Landwehrstraße, ein Zug die Joseph-Spitalstraße und ein Zug den Karls-

Platzs zu säubern. Die Menge wurde zerstreut, ein Teil derselben flüchtete sich auf die steinernen Stufen der protestantischen Kirche, von wo man, sich vor der Kavallerie sicher glaubend, mit Steinen nach den Cuirassieren warf. Ungeachtet der Glätte des Bodens spornten mehrere der letzteren ihre Pferde auf die Stufen, die nach kurzem Handgemenge, wobei mehrere leichte Ver­ wundungen durch Messerstiche erfolgten und auch scharfe Hiebe ausgeteilt wurden, ohne daß dabei ein Reiter zu Fall kam, gesäubert wurden. Ein Zug unter Leutnant Graf Ursch erhielt weiterhin noch Befehl, zum Schutze des Militärgefängnisses, gegen das ein Teil der Menge sich gewandt hatte, nach der Gefängnisstraße zu reiten, die wie die JosephSpitalgasse ebenfalls rasch gesäubert wurde, worauf nach völlig eingetretener Ruhe zwischen 3 und 4 Uhr morgens die Eskadron wieder nach der Kaserne abrückte. Mit bedenklichen Auspizien für die Ausiechthaltung des Friedens trat

das Jahr 1866 ins Leben. Die im Gasteiner Vertrag vom 14. August 1865 getroffene Vereinbarung, daß Holstein von Österreich, Schleswig von

Preußen verwaltet werden sollte, war von feiten der mittleren Bundes­ staaten, welche die Ausschließung des Herzogs Friedrich von Augustenburg als Verletzung der Bundesverfassung betrachteten, von Anfang an der heftigsten Bekämpfung unterlegen. Alle Versuche des leitenden preußischen Staatsmannes, durch eine Reform der Bundesverfassung die Kriegsgefahr zu beseitigen, verschärften nur die immer mehr um sich greifende politische Erregung. Entsprechend der Aussicht auf kriegerische Verwickelungen hatte man beim Regiment schon im April begonnen, die Übungen der Eskadrons *) Bei dieser Gelegenheit setzten einzelne Cuirassiere mit großer Bravour über die Böschungen der Anlagen auf dem Karlsplatz, der sogenannten Düppler Schanzen.

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Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

ins Terrain zn verlegen, indem 2 Eskadrons auf dem Marsfelde exerzierten, 2 Eskadrons zu Felddienst und Reisemärschen ausrückten. Nur die Rekruten ritten Reitschule.

Am 23. April trat Generalmajor Freiherr von Rotberg in den wohlverdienten Ruhestand über. Oberst Freiherr von Rummel des 2. Cuirassier-Regimeyts unter Beförderung zum Generalmajor wurde Brigade­ kommandant. Auch Freiherr von Rummel, wie sein Vorgänger früher Angehöriger des Regiments, war demselben keine fremde Erscheinung.

Am 1. Mai wurden Oberleutnant Graf von Rechberg und zwei Unter­ offiziere nach Bamberg kommandiert, daselbst an dem zur Einübung des Teiles XII der neuen Vorschriften für die Waffenübungen der Kavallerie angeordneten 14 tägigen Fechtlehrkurs teilzunehmen. Die Mobilmachungs­

ordre vom 10. Mai machte jedoch den Kurs noch vor Ablauf der fest­ gesetzten Dauer auseinandergehen.*) Am 16. Mai begann General von Rummel mit der herkömmlichen

Frühjahrsinspizierung, mußte aber schon anderen Tags dieselbe beenden, da die Mobilmachungsthütigkeit alle Zeit und Kräfte vollauf in Anspruch

nahm.

Die am 21. April sistierten Pferde-Ankäufe

wurden wieder aus­

genommen, indes hielt man bei dem festen Glauben an ein zweites preußisches Olmütz von feiten der obersten Heeresleitung noch damit zurück, die mobilen Kavallerie-Regimenter auf den im Mobilmachungsplane vorgesehenen Kriegs­ fuß von 556 Pferden zu bringen. Auch unser Regiment zählte, als es am 29. Mai die Garnison verließ, um in die Konzentrierungsquartiere des Reserve-Kavallerie-Korps nach Mittelfianken abzurücken, bei Mitnahme von mindestens 20 Remonten knapp 447 Pferde in seinen 4 Eskadrons. Am 14. Juni fiel die Entscheidung. Österreich hatte am 1. Juni seine Truppen aus Holstein zurückgezogen

und die Streitsache an den Bund überwiesen, Preußen, mit der Erklärung, jede Einmischung des Bundes in die schleswig-holsteinschen Angelegenheiten zurückweisen zu müssen, sofort die militärische Besetzung Holsteins vollzogen. Jetzt stellte Österreich,

nachdem am

12. Juni der bekannte Wiener.

Vertrag mit Napoleon zum Abschluß gekommen, am 14. Juni in Frankfurt den Antrag der Mobilmachung der Bundesstaaten gegen Preußen. Mit 9 gegen 6 Stimmen wurde der Antrag angenommen, somit war der Krieg erklärt, des alten Tacitus Wunsch: „O möchten die deutschen Stämme doch ') Es war dies jener Fechtkurs kurz vor Ausbruch des Krieges, dessen Ruf bis nach Norddeutschland drang und der die bayerischen Reiter in den Augen der Preußen als gewaltige Fechtkünstler erscheinen ließ. (Heinze, Geschichte des Kgl. 6. ChevaulegersRegiments Seite 568.) Fahrinbacher, DaS 1 schwere Reiter-Rgt

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Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

nie aufhören, sich zu befehden und zu bekriegen!" Erfüllung.

1. Abschnitt.

ging wieder einmal in

Zufälligerweise war es selbst ein geborener Preuße,

der das

Regiment in dem traurigen Bruderkriege kommandiertes)

Für Bayern hatte Minister von der Pfordten durch den Vertrag von Olmütz vom 14. Juni der bayerischen Armee,

der auch das 8. Bundes-

Armee-Korps (Württembergische, badische, hessische, nassauische Kontingente) unterstellt werden sollte, vollkommene Selbständigkeit und militärische Be­

wegungsfreiheit gesichert.

Am 16. Juni wurde der diplomatische Verkehr

mit Preußen abgebrochen und zur Beendigung

der Kammer ein Kredit von 31

der Heeresrüstungen von

Millionen Gulden bewilligt.

Doch zu

tief saßen die Mängel in dem System der Organisierung der Wehrkräfte des Landes, um die Armee in der kurzen Spanne Zeit, die zur Verfügung

stand, in eine vollständig schlagfertige, dem Gegner ebenbürtige Verfassung zu bringen. Die Sollstärke der Armee sollte betragen: 47 831 Streiter, 11261 Nicht­

streiter, Summa 59092 Mann; davon 37 568. Feuergewehre, 3672 Säbel,

136 Geschütze. Die Effektivstärken wiesen indessen bedeutend niedrigere Ziffern aus.

Zwar

gingen

überall,

ergaben, die Truppen

wo

sich

Zusammenstöße mit dem Gegner

mit dem traditionellen Kampf- und Opfermute in

das Gefecht, aber das Kriegsunglück des schwer getroffenen Kaiserstaates wirkte zu lähmend auf die Operationen, um Vorteile zu erzielen. Als Bismarck dem bayerischen Premierminister Einblick in die An­

erbietungen des französischen Kabinetts gestattete,

welches Bayern gegen

Abtretung der Pfalz dem Gegner zu überliefern sich cs

bereit zeigte, schien

der diesseitigen Diplomatie das Geratenste, auf Grund der nicht un­

günstigen Bedingungen so schnell als möglich mit Preußen ihren Frieden

zu machen. zeichnet.

Am 22. August wurde zu Berlin das Friedensdokument unter­

Erst am 18. September marschierte

das Regiment in München

wieder ein. Wohl waren cs andere Gefühle,

mit denen man ausmarschiert,

jene, mit denen man aus dem Felde zurückkehrte.

als

Immerhin durfte das

Regiment das freudige Bewußtsein im Herzen tragen, durch die glückliche Waffenthat bei Hettstädter Hof seine Standarte hochgehalten

und

dem

Gefechte, dem letzten des ganzen Feldzuges, einen besiiedigenden Abschluß gegeben zu haben.

Mehrere Angehörige

des Offiziers-Korps

hatten sich

das am 19. Juli gestiftete Ritterkreuz des Militär-Verdienst-Ordens erworben, andere waren wegen ihres besonderen guten Verhaltens vor dem Feinde belobt worden.

*) Oberst von Schubärt, geboren zu Aschersleben in Preußen.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

61

In dem auf Grund des Kriegsministerial-Reskripts vom 9. November 1866

eingereichten Bericht des Regiments lautete die Antwort auf die drei gestellten

Fragen hinsichtlich des Verhaltens der Chargen und „Die Disziplin und Haltung der Truppe kann befriedigend bezeichnet werden. Die Unteroffiziere allen Anforderungen • in Bezug auf Intelligenz und

Mannschaft: durchgehends als sehr entsprachen ebenfalls Verwendbarkeit. Die

Ausbildung und Tüchtigkeit der Mannschaften und Pferde genügte, aus­ genommen der jüngsten Zugänge, unbestritten."

Seit 17. August stand das Regiment, nachdem Oberst von Schubärt

zum Generalmajor und Brigadier der 1. Kavallerie-Brigade befördert worden war, unter dem Kommando des Oberstleutnants Feichtmayr, eines Herrn, der vor 32 Jahren im Regiment seine militärische Laufbahn begonnen und lange Jahre in seinen Reihen gedient, der somit durchaus nicht als Neuling bei der Heimkehr des Regiments die Münchener Cuirassier-

kaserne betreten hatte. Dem tiefgefühlten Danke der Armee für die von I. Majestät der Königin-Mutter Marie während des Krieges Allerhöchst bethätigte Obsorge zur Pflege der Verwundeten und Kranken Ausdruck zu verleihen,

veranstalteten am 28. September die gesamten Offizier-Korps der Garnison eine Serenade mit Fackelzug, den je eine berittene Abteilung Cuirassiere unter Kommando eines Offiziers eröffnete und schloß. Nicht ohne daß das Regiment noch eine schmerzliche Nachwirkung des unglücklichen Feldzuges zu fühlen bekam, sollte das ereignisschwere Jahr 1866 zu Ende gehen. Wohl von keinem härteren Schlage konnte es getroffen werden, als ihn die Nachricht bedeutete, daß Se. Kgl. Hoh. Prinz Karl nicht nur

seinen Feldmarschallstab, den er seit 16. Juni 1841 geführt, in die Hände Sr. Majestät zurückgegeben, sondern auch um die Enthebung von der Jnhaberschoft seiner beiden Regimenter gebeten habe. Nur ein Trost wurde dem Regiment dank der Gnade Sr. Majestät zu teil: das Recht, den Namen

seines erlauchten langjährigen Inhabers und hohen Gönners führen zu dürfen, blieb ihm, Allerhöchstem Willen gemäß, für alle Zeiten erhalten?) Dem Regiment, insbesondere seinem Offiziers-Korps, rief der Prinz mittelst Handschreiben vom 11. November noch ein besonderes herzliches Lebewohl zu, mit der Versicherung, auch fernerhin den lebhaften Anteil an den Ge­ schicken seiner Cuirassiere nehmen zu wollen.

Als Beweis der höchsten

Zufiiedenheit, die das Regiment sich stets zu erringen gewußt hätte, be­ stimmte Se. Kgl. Hoheit, daß die seither bezogenen Zulagen ihm auch

fernerhin verbleiben sollten. ’) Armeebefehl vom 7. November 1866.

52

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Ein unter dem Vorsitze Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Luitpold zu­

sammentretendes Comite beschloß als letzten Ausdruck der über das Aus­ scheiden ihres Generalinspektors tief betrübten Armee die Abfassung einer Dank- und Ergebenheits-Adresse, die im folgenden Jahre von einer Depu­

tation aus sämtlichen Offizieren des Heeres Sr. Kgl. Hoheit unterbreitet und huldvollst entgegengenommen wurde. So hart auch das unglückliche Kriegsjahr des Landes Waffen getroffen, so heilbringend sollte es sich in seinen Folgen erweisen. Durchgreifende

Umgestaltungen in allen Zweigen des Heerwesens gingen aus seinem Schoße hervor. Für eine von einem weit strammeren Geiste erfüllte, völlig neue Ära, die gebieterisch eine ganz andere Anspannung der Kräfte begehrte, als man bisher für geboten erachtet hatte, wurde es zum Aus­ gangspunkte. In altbewährter treuer Pflichterfüllung strebte man im Regiment, den Forderungen dieser neueren Zeit gerecht zu werden, und man wurde ihnen

gerecht; als vier Jahre später die Heere über den Rhein zogen, war jener Grad von Feld- und Waffentüchtigkeit erreicht, der die bayerischen ersten Cuirassiere befähigte, nicht minder wie jede andere Reitertruppe der ge­ samten deutschen Kavallerie allerorten mit höchsten Ehren vor dem Feinde zu bestehen.

II. Formationen. — Ersatz- und Einsteher-lvesen. — Beurlaubungssystem. — Verabschie­ dungen. — Affentiert-Unmontierte. — Das Unteresfijiers-Korps, Ersatz, Altersoerhältnisse, guter Geist, Verwendbarkeit im Dienste, Verbesserungen der Lebensstellung. — Bekleidung. — Ratensystem. — Bewaffnung. — Ausrüstung. — Pferde.Ausrüstung. — Sanitätspersonal. — Gesundheitsverhältnisse der Mannschaften, Unterkunft. — Gebühren­ wesen. — Verpflegung. — Seelsorge. — Justizpflege. — Disziplinäre Verhältnisse.

Die formationsmäßige Zahl der Eskadrons wurde in der Periode 1848 bis 1866 wiederholt von 6 auf die Ziffer 7 erhöht, 1864 sodann auf 4 festgestellt; auch die Festsetzung der Soll- und Effektiv-Stärken an

Mannschaft und Pferden war fortwährenden Schwankungen unterworfen. Zunächst mußten am 4. April, gemäß Kriegsministerial-Reskript vom 16. März 1848, 40 Pferde I. Klaffe und 40 sich freiwillig meldende

Cuirassiere zur Bildung des 3. reitenden Artillerie-Regiments abgegeben werden, dagegen gelangte infolge der Kriegsbereitschaft mittelst außerordent­ licher Pferde-Ankäufe eine Erhöhung des Pferdestandes bis zu 150 Pferden per Eskadron zur Durchführung.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

53

Am 12. Juni wies der Stand des Regiments 902 Dienstpferde nebst

dem vollen Mannschafts-Sollstand auf. Gemäß Allerhöchster Entschließung vom 21. Mai hatte ferner an sämtlichen Stabssitzen der Regimenter auf Grund folgender Bestimmungen eine 7. Eskadron zur Errichtung zu kommen: An Mannschaft erhält jede 7. Eskadron:

a) die etwa vorhandenen felddienstuntauglichen Leute, b) die beim allgemeinen Landgestüte und den Militär-Fohlenhöfen ver­ wendete Mannschaft, dann c) die etwa überzählige Mannschaft der Feld-Eskadrons, ferner d) den neuen Zugang aus den Altersklassen 1825 und 1826 der gegen­ wärtigen Konskription, insoweit solcher nicht allenfalls zur Komplettierung des Standes an Mannschaft der Feld-Eskadrons benötigt ist.1) An Dienstpserden hat jede 7. Eskadron dermal die nur zum Garnisonsdienste noch brauchbaren Pferde der sechs Feld-Eskadrons zu erhalten, diese jedoch nur dann und nach Maßgabe, als den letzteren der benöttgte Ersatz hiefür an Remonten nach und nach wird zugewiesen werden. Im Falle eintretenden Kriegszustandes und Ausmarsches eines Regiments sind die zurückbleibenden kranken oder noch nicht verwendbaren Mannschaften und Pferde der 7. Eskadron zuzuteilen und wird letztere alsdann selbst auf 120 vollkommen dienstbrauchbare Pferde gestellt.

Beim Regiment gestatteten die Verhältnisse erst am 24. August, die Errichtung der 7. Eskadron in Vollzug zu setzen. Zu ihrer Formierung wurden an diesem Datum von den übrigen Eskadrons zur 7. versetzt: der älteste Rittmeister (Stoeber) als Kommandant,

1 Oberleutnant (Graf Deym), 2 Unterleutnants (von Hutten I und von Limpöck), 1 erster Wachtmeister,

2

zweite 8 Korporale,

1 Rechnungsführer, 1 Trompeter, 1 Schmied, 1 Sattler. An Mannschaften erhielt sie die jüngsten Rekruten, an Pferden vor­ erst 92 meist nur mehr notdürftig garnisonsdiensttaugliche Tiere II. Klasse,

für einen alten tüchtigen Kavalleristen, wie den Rittmeister Stoeber,

gerade kein ersteulicher Anblick. *) Durch Armee-Korps-Kommando-Ordre vom 19. Oktober 1849 dahin abgeändert, daß die Rekruten sämtlich von den Feld-Eskadrons übernommen werden sollten. a) Die vier Vizetorporale mußte sich die Eskadron selbst heranbilden.

54

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Die Ansprache des Oberstkommandanten bei Formierung der 7. Es­ kadron: „Diese Eskadron wird die Pflanzschule sein, aus der sich künftig das Regiment mit Mann und Pferd bilden wird, und so ist die große Wich­

tigkeit und schwere Aufgabe dieses Instituts nicht zu verkennen," bot kaum Ersatz für die notwendig gewordene Abgabe der eigenen schönen Schwadron.

Vorerst, erbat sich der Kommandant der neuen 7. Eskadron einen sechswöchentlichen Urlaub noch Schliersee. Durch weitere Abgaben der Feld-Eskadrons stellte sich der Pfcrdestand

der Depot-Eskadron zu Beginn des Jahres 1849 auf 120, der der 6 FeldEskadrons auf 130 Pferde. Durch nicht ergänzte Ausmusterungen im

Laufe des Jahres 1849 ging die 7. Eskadron wieder auf den Stand von 95 Pferden zurück. Kriegsministerial-Reskript vom 25. Februar 1850 setzte den Sollstand

jeder Eskadron auf 115 Pferde fest, und Kriegsministerial-Reskript vom 19. März 1850 bestimmte, daß die 7. Eskadron den Depotcharakter ver­ lieren und den übrigen Eskadrons völlig gleichgestellt werden sollte. Dem­ entsprechend fand im April 1850 ein Ausgleich des Pferdematerials statt, indem die 7. Eskadron eine Anzahl Pferde II. Klasse abgab und solche I. Klasse in sich aufnahm. Rach Kriegsministerial-Reskript vom 22. Oktober 1850 sollte zukünftig jede Eskadron 110, das Regiment 770 Pferde zählen; aber schon Kriegs­ ministerial-Reskript vom 15. November 1850 verfügte infolge der immer noch vorhandenen Kriegsaussicht die Erhöhung auf 150 Pferde bei den FeldEskadrons,') während der 7. Eskadron für die Zeit des Ausmarsches wieder die Eigenschaft einer Depot-Eskadron zukam. Die Rückkehr in die Friedensverhältnisse gebot aus Rücksichten für die Finanzen des Staates eine bedeutende Reduzierung der vorhandenen Dienst­ pferde; durch die anbefohlenen fortgesetzten Verkäufe befanden sich laut Meldung des Regiments die Eskadrons bereits am 26. April 1851 auf einen Stand von 95 Pferden zurückgesetzt.

Kriegsministerial-Reskript vom 18. September 1851 stellte eine neue Formation der Kavallerie-Regimenter fest:

*) Die Eskadrons erreichten jedoch während des Ausmarsches nur einen Ausrück­ stand von 125 Pferden.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

Chargen

Kriegsfuß

55

Im Frieden Friedensfuß vakant

Bemerkung

Mann Pferde Mann | Pferde Mann | Pferde

Stab: Oberst.......................................... Oberstleutnant.......................... Majore..................................... Regimentsadjutant, Ober- oder Unter-Leutnant..................... Regimentsarzt.......................... Bataillonsarzt.......................... Unterärzte............................... Regimentsquartiermeister . . Unterquartiermeister II. Klasse oder Regimentsaktuare . . Regimentsauditor..................... Regiments- oder DivisionsVeterinärarzt.......................... Unterveterinärarzt . . . . . Junker......................................... Veterinärärzt. Praktikant . . Auditoriaisaktuar..................... Stabstrompeter.......................... Büchsenmacher.......................... Profos.......................................... Profosengehilfe..........................

i 1 1 2

— —

— —

— —

1 1 2

— —

1 1 9







— — —

— — —

1 1 2 2 1



— — —

— — —

2



2

2



2 1

2 1

1

-

1 1 3 1 1 1 1 1 1

— — 3 1 1 1 1 1 1

7 7 14 7 21 56 28 7 14 7 7 56 994

— — — 7 21 56 28 7 14 7 7 56 847

Summa.... 1250 1061

— — — —

— — 3 1 1

1 1 3 1 1 1 1 1 1

1 — — —

— — — 7 14 56 14 7 7 7 — 56 496 665

— — — —

1 1 1

— — —

— — —

— — — 14 — 7 — — —



— 7 — 14 — 7 — 7 — 351

7 7 14 7 21 56 14 7 7 7 7 56 994

21

396

1229

— — — —

sDaS Pferd des StabstrompeterS wird von einer der Eskadrons gegeben.

Sieben Eskadrons:

Rittmeister............................... Oberleutnants.......................... Unterleutnants.......................... 1. Wachtmeister.......................... 2. Wachtmeister.......................... Korporale.................................... Vizekorporale.......................... Trompeter I. Klasse .... Trompeter II. Klasse .... Schmiede.................................... Sattler.......................................... Gefreite..................................... Gemeine....................................

f Hierunter 7 Listen­ führer, deren Pferde [ im Frieden vakant.

Stand der Pferde bei jeder der 7 Eskadrons 95.

56

Teil I.

Historische, organisatorische ic. Nachrichten.

1. Abschiitt.

Aber schon der 5. April 1852 brachte eine neuerliche Berinderung im Stande der Eskadrons. Es formierte sich jede der 6 ersten Eskadrons nunmehr:

Kriegsfuß

Chargen

Im Frieden Friedensfuß vakant

Bemerkung

Mann Pferde Mann Pferde Mann Pferde

1 1 2 1 3 8 4 1 2 1 1 8 127

— —' 1 3 8 4 1 2 1 1 8 121

— — — — — 2 — — — — — —

— — — 1 — 2 — — — 1 — 35

1 1 2 1 3 8 2 1 2 1 1 8 127

— — 1 2 8 2 1 2 1 — 8 86

160

150

2

39

158

111

1 1 2 1 3 8 4 1 2 1 1 8 127

— — — 1 3 8 4 1 2 1 1 8 121

— — — — — — 2 — — — — 8 —

— — — 1 3 8 4 1 2 1 1 8 121

1 1 2 1 3 8 2 1 2 1 1 — 135

— — — — — — — — — — — — —

160

150

10

150

158



Gesamtstärke des Regiments 1144* 106V

22

395

1130

666

Rittmeister..................... Oberleutnant .... Unterleutnant .... 1. Wachtmeister .... 2. Wachtmeister .... Korporale..................... Bizekorp orale .... Trompeter I. Klasse . . Trompeter II. Klasse. . Schmied.......................... Sattler.......................... Gefreite.......................... Gemeine.......................... Summa

Hierunter 1 Listenführer,

betjei Pferd im Frieden titttoit.

Die 7. Eskadron:

Rittmeister..................... Oberleutnant .... Unterleutnants .... 1. Wachtmeister.... 2. Wachtmeister. . . . Korporale..................... Bizekorp oräle .... Trompeter I. Klasse . . Trompeter n. Klasse. . Schmied.......................... Sattler.......................... Gefreite.......................... Gemeine.......................... Summa

.

.

l Der älteste Rittmeister \ des Regiments. \ Den ersten 6 Eskadron» | zur Dienstleistung zuge1 teilt

Den ersten 6 Eskadron» zur Dienstleistung

geteilt

zu.

mit Ausnahme

de» Listenführers.

Die im Frieden vakant zu haltenden 8 Gefreiten sind beim Stand der Gemeinen eingerechnet.

*) Stärke des Stabs durch Wegfall des 2. Bataillonsarztes um 1 Kopf geringer.

') Einschließlich 11 Stabspferde.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

57

Durch die in letzter Formation vorgesehene faktische Auflösung der 7. Eskadron, die sich übrigens zum Schluß in dienstlicher, juridischer und

ökonomischer Hinsicht in einem so hervorragend guten Zustande befunden, daß sich das Regiments-Kommando zur Erteilung eines besonderen Lobes an Rittmeister Stoeber bewogen fand, erhielten die sechs ersten Eskadrons die nötige Zahl Pferde, um sich auf den normierten Stand von 111 per Eskadron zu setzen. Das Depot-Kommando ging an Rittmeister Graf von Ursch über; derselbe hatte als ständiges Mitglied der Ökonomie- und Kassen-

Kommission zu fungieren.

An Mannschaften wurden dem Depot überwiesen: sämtliche ohne Raten beurlaubten Leute und die Rekruten, die nicht zur Einstellung kamen, ferner die Assenticrt-Unmontierten, die Diener der Generale (8), die beim Land­ gestüt (11), bei den Militär-Fohlenhöfen (3)1) und beim Kadetteu-Korps Kommandierten (6), sowie alle überzähligen Leute.

Die Allerhöchste Entschließung vom 13. Januar 1855 vermehrte den Formationsstand an Mannschaften um 200 Mann (Nachersatz aus den Altersklassen 1832/33), die jedoch als Assentiert-Unmontierte und ständig Beurlaubte unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht einberufen werden durften, sondern nur als allgemeine Reserve zu dienen hatten, demgemäß auch nicht

auf die Eskadrons zur Verteilung gelangten, sondern unter spezieller Kon­ trolle eines Offiziers als geschlossene Abteilung geführt wurden. Die Bereitstellung eines bayerischen Armee-Korps (Bundesbeschluß vom

8. Februar 1855) brachte eine Formierung auf den am 5. April 1852 festgelegten Kriegsfuß mit sich. Am 14. April konnte das Regiment den erreichten Sollstand von: 1144 Köpfen, 1060 Pferden (1 Pferd fehlte noch) zur Meldung bringen.

Unter den 127 Gemeinen zählte jede Eskadron 36 noch nicht aus­ gebildete Rekruten, unter den 150 Dienstpferden 60 noch nicht zugerittene Remonten und Ankaufspferde.

Die gemäß Kriegsministerial-Reskript vom 21. März 1855 zur For­ mierung gelangte 7. (Depot-) Eskadron hatte unter 127 Mannschaften 42 ältere Leute und 85 Rekruten, unter den 150 Pferden 95 Remonten.

Am 23. August kam die Ordre, die Pferde der 7. Eskadron bis auf 70 zu verkaufen; am 29. September mußte auch der Rest bis auf die 19 Pferde der Chargen abgegeben werden. *) Erstere 22 konnten zu keiner Zeit einberufen werden.

58

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

Am 3. Februar 1856 wurde der Stand

1. Abschnitt.

der Feld-Eskadrons cuf

136 Pferde bestimmt. Die 7. Eskadron gab ihre bisher geführten 19 Pfeide ab und trat wieder in das Verhältnis vor dem 21. März 1855 zurück. Rücksichten auf Ersparnisse im Militärbudget ließen den untern 3. Februar 1856 festgclegten höheren Pferdestand nicht aufrecht erhaltm; Kriegsministerial-Reskript vom 22. März 1856 befahl, daß nach Vermehrer

Ausmusterung und Abgabe an das reitende Artillerie-Regiment der Stmd per Eskadron nur 112 Pferde betragen dürfe und von den Vizekorporilstellen 2 vakant zu halten seien. Bis 13. April hatte das Regiment seine sämtlichen überzähligen Pfede verkauft, wobei jedoch die Annahme auszuschließen, daß diese Manipulatiown

An- und gehabt hätten.

für

Verkäufen

mit

Staatssäckel

den

Vorteile

im

Gefoge

Kriegsministerial-Reskript vom 15. November 1856 mit Wirksambit brachte die 7. Eskadron wieder vollständig zir

vom 1. Januar 1857 Auflösung.

Rittmeister Graf von Deym als jüngster Eskadronskommandant wuide hierdurch überzählig und zur Lokal-Verpflegungskommission kommandiet.

Der Stand des Regiments betrug nunmehr:

11391) Mann 9172)* Pferde

Kriegsfuß

Friedcnsfuß 1127»)



6764)



Stand der Eskadron:

Kriegsfuß

165 Mann 151 Pferde

Friedensfuß 163



Ein Rapport vom 1. Januar 1857

112



läßt indes einen thatsüchlicken

Effcktivstand von 44 Offizieren, Ärzten, Beamten 126 700 140 75

Unteroffizieren Mann mit Raten Mann ohne Raten Assentiert-Unmontirten

Summa 1085 Köpfen ersehen.

’) *) a) 4)

Assentiert-Unmontierte: 125 Mann. Darunter 11 Stabspferde. Weniger 12 Vizekorporale. 4 Stabspferde: 3 Junkerpferde und 1 Stabstrompeterpferd.

59

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

Bei der Mobilmachung von 1859 wiederholten sich die Vorgänge

von 1855.

Die Feld-Eskadrons kamen durch die Zuführung von Remontcn und freihändigen Ankaufspferden im März auf den anfänglich normierten Stand

von 130 Pferden. Durch Kriegsministerial-Reskript vom 9. April erhielt das Regiment eine abermalige Zuführung von 133 Ankaufspferden, so daß Mitte April die 6 Feld-Eskadrons ihren vollen Kriegsfußstand erreichten.

Der Pferde­

stand wies 243 noch nicht dressierte Remonten auf.

Durch Kriegsministerial-Reskript vom 24. April wurde die Wieder­ errichtung der 7. Eskadron unter den gleichen Bestimmungen wie vom Jahre 1855 befohlen und ihr laut Kriegsministerial-Reskript vom 30. Mai die Eigenschaft einer Depot-Eskadron zugewiesen.

Beim Regiment erfolgte die Formierung der 7. Eskadron am 7. Mai zunächst durch Überweisung von 49 garnisonsdienstbrauchbaren Pferden und

kraftlosen Remonten sowie 49 älteren Leuten. Als Eskadronskommandant fungierte Rittmeister von Crailsheim.

Beim Ausmarsch des Regiments Ende Juni hatte das Depot bereits eine Stärke von 239 Mann und 123 Pferden erreicht.

Ende August wurde der Stand der sechs ersten Eskadrons wieder auf 140 Pferde reduziert; dieser Stand verblieb sodann bis zum Erscheinen des Kriegsministerial-Reskripts 'tiom 5. Januar 1860, welches für jede der 7 Eskadrons einen Stand von 130 Pferden anordnete. Stärke des Regiments 910 Pferde. Kriegsministerial-Reskript vom 20. Juli 1860 setzte die Stärke auf 866 Pferde fest.

Im September 1861 stellte sich der Gesamtstand des Regiments infolge einer abermaligen durch Generalkommando-Ordre vom 11. September be­

fohlene Versteigerung auf 849 Pferde, im November 1861 infolge Aus­ musterung auf 833 Pferde.

Gemäß Generalkommando-Ordre vom 3. September 1862 ging der Stand auf 819 Pferde herab.

Eine vollständige Neuformation schließung

vom

25. November

brachte

infolge Allerhöchster Ent­

Kriegsministerial-Reskript

vom

21. De­

zember 1863. Die 7. Eskadron wurde aufgelöst, die 3. Division zur Errichtung des 3. Cuirassier-Regiments abgegeben. Das Regiment setzte sich nunmehr aus Stab und vier Eskadrons zu­

sammen.

60

Teil I.

1. Abschnitt.

Historische, organisatorische re. Nachrichten.

Kriegsfuß

Mann

Pferde

Bereitschaftsstand

Mann

Pferde

Stab: Oberst oder Oberstleutnant............................... Oberstleutnant oder Major................................ Major.................................................................... Rittmeister (ältester).................................... ..... Regimentsadjutant, Ober- oder Unter-Leutnant Regiments- oder Bataillons-Arzt .... Bataillons- oder Unter-Arzt.......................... Regiments- oder Bataillons-Quarttermeister Unterquartiermeister.......................................... Regiments- oder Bataillons-Auditor . . . Regiments- oder Divisions-Veterinärarzt. . Divisions- oder Unter-Veterinararzt . . . Junker.................................................................... Auditoriatsaktuar............................................... Stabstrompeter.................................................... Profos.................................................................... Profosengehilfe.................................................... Büchsenmacher....................................................

1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 1

— — — — — — — — — — — 2 1 1 1 1 1

1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 1

— — — — — — — — — — — — — 1 — — —

Summa....

20

7

20

1

Rittmeister......................................................... Oberleutnant.................................................... Unterleutnant.................................................... 1. Wachtmeister.................................................... 2. Wachtmeister.................................................... Korporale......................................................... Bizekorp orale.................................................... Trompeter 1. Kl................................................... Trompeter 2. Kl................................................... Schmied . . . ............................................... Sattler.............................................................. Gefreite.............................................................. Gemeine..............................................................

1 1 2 1 3 8 4 1 2 1 1 8 136

— — 1 • 3 8 4 1 2 1 1 8 121

1 1 2 1 3 8 2 1 2 1 1 8 136

— — 1 2 8 2 1 2 1 — 8 115

Summa....

169

150

167

140

die 4 Eskadrons.......................... hiezu Regimentsstab ....

676 20

600 7

668 20

560 1

Summa.... Assent.-Unmont....................... .....

696 100

607 —

688 100

561 —

....

796

607

. 788

561

Jede Eskadron:

Total

61

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

Kriegsministerial-Reskript vom 5. März 1865 setzte den Stand jeder

Eskadron auf 125 Pferde fest. Stand des Regiments einschl. 1 Stabspferdes 501. Kriegsministerial-Reskript vom 26. September 1865 verfügte: 1. Vakanthaltung des Rittmeisters im Stabe,

2. „ eines 2. Wachtmeisters bei jeder Eskadron, 3. Stand der Pferde 112 per Eskadron. Summe der 4 Eskadrons: Mann

Pferde

Mann

Pferde

676 Stäb 20

600 7

664 19

448 3

696 100 Assent.-Unmont. 796

607 607

683 783

451 451 einschließlich 3 Stabspferde.

Kriegsministerial-Reskript vom 27. September 1865 gestattete, daß die Eskadrons auf dem durch Kriegsministerial-Reskript vom 14. Juli 1865

angeordneten Stand von 115 Pferden verbleiben durften, wobei die 2 Junker­ pferde einzurechnen waren.

Pferdestand des Regiments 460. Bei

der

Mobilisierung

der

Armee 1866

stellte

Kriegsministerial-

Reskript vom 11. Mai den Stand des Regiments fest: A. Stab mit 4 Fe ld-Eskadrons. Die Eskadron zu 136 Dienstpferden u

6 Mann über den Pferdestand. Mann

a) Regimentsstab Oberst oder Oberstleutnant . . . Oberstleutnant oder Major . . . Major Regimentsadjutant Regiments- oder Bataillons-Arzt. . Bataillons- oder Unter-Arzt . . . Unterquartiermeister Regimentsaktuar Regiments- oder Divisions-Vetertnärarzt Divisions- oder Unter-Veterinärarzt . Junker . Stabstrompeter Profos Profosengehilfe Büchsenmacher Fuhrsoldaten zusammen

.

.

1 1 1 1 1 1 1 1

Dienst-Reitpferde

— — — — 1 1 1 1

1 1 2 1 1 1 1 11

1 1 2 1 1 1 1 — mit 22 Zugpferden

27

12 Reit- u. 22 Zug-Pferde.

62

Teil I.

Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt.

c) Vier Eskadrons. Mann

Rittmeister Oberleutnants Unterleutnants 1. Wachtmeister 2. Wachtmeister Korporale..........................

4 4 8 4 12* 32

Dienst-Reitpferde

4 12 * hierunter 4 Listenführer 32

Vizekorporale 16 16 Trompeter...............................12 12 Schmiede 4 4 Sattler 4 4 Gefreite 32 32 zusammen 584 mit 544 Dienst-Reitpferden. Gemeine 452 428 Hiezu: a) Regimentsstab 27 „ 12 Dienst-Reitpferden und 22 Zugpferden.

Ein Kavallerie-Regiment zusammen

611 mit 556 Dienstpferden und 22 Zugpferden.

B. Depot-Eskadron. Mann

Rittmeister 1 Oberleutnants 2 Unterleutnants .... 2 1. Wachtmeister .... 1 2. Wachtmeister 3* Korporale.................................8

Dienst-Reitpferde

1 3 8

* hierunter 1Listenführer

Vizekorporale 4 4 Trompeter.................................3 3 Schmied 1 1 Sattler 1 1 Gefreite 8 8 zusammen 170 mit 165 Dienst-Reitpferden. Gemeine 136 136 Hiezu (im Falle des Ausmarsches der 4 Feld-Eskadrons): 1 Unterarzt 1 Unterveterinärarzt . . . Regiments-(Bataillons)1 mit den Rechnungspraktikanten Quartiermeister . . . . 1 Regiments-(B2ons)-Auditor 1 Auditoriatsaktuar . . . .

DaS ganze Depot eines Kavallerie - Regiments zusammen .... 175 mit 165 Dienst-Reitpferden.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867

Kriegsministerial-Reskript vom 1. Juli

befahl

63

die Errichtung einer

6. (Reserve-) Eskadron. Dienst-Reitpferde

Mann

Rittmeister . . . Oberleutnant . . Unterleutnants 1. Wachtmeister 2. Wachtmeister . Korporale . . . Bizekorporale . . Trompeter . . . Schmied .... Sattler .... Gefreite .... Gemeine....

Zusammen

.

.

1 mit

1 . 2 . 1 3* . 8 4 . 3 1 • 1 8 - 172

„ „ „ „ „ „ „ ,, „ „ „

. 205 mit

— — — 1 3 8 4 3 1 1 8 121

• hierunter 1 Listenführer.

150 Dienst-Reitpferden.

Infolge Kriegsministerial-Reskript vom 4. bezw. 21. September 1866 kamen die letzteren beiden Feldformationen tvicder vollständig zur Auflösung, und setzte sich das Regiment anfänglich auf den Stand von 125, sodann von 112 Pferden per Eskadron. Hervorragende Stabilität, wie aus vorgehendem ersichtlich, ist es gerade nicht, die den Formationsverhältnissen der in Rede stehenden Periode zu­

gesprochen werden könnte. Die regelmäßige Ergänzung des Heeres ging in der ganzen Periode noch nach dem Konskriptionsgcsetz vom 15. August 1828 vor sich?) Der zu den militärischen Beisitzern gehörende zweite Stabsoffizier wurde seit 1855 immer von dem 1. Cuirassier-Regiment gegeben. Zu der

gewöhnlich am 1. Februar beginnenden Aushebung und der darauffolgenden Messung der Münchener Rekruten im Regierungsgebäude hatte das Regiment stets mehrere Unteroffiziere und verlässige Leute als Passer abzukommandieren. Der Militärdienst, als eine von feiten des Staates geforderte Blut­ steuer betrachtet, war dementsprechend von der Masse der Bevölkerung immer noch in gleichem Maße gefürchtet und gemieden. Der sogenannte Gebildete, der Bürgerssohn, der einigermaßen wohlhabende Bauernbursche suchte sich zuerst durch Vorgabe von Kurzsichtigkeit oder eines anderen Gebrechens von der aktiven Dienstpflicht loszumachen. Über die Erlangung einer ärztlichen Untauglichkeitserklärung durch Simulierung eines Gebrechens wurde ebenso mit Genugthuung gesprochen wie über das Vorhandensein

eines wirklichen Defektes, wenn er die ersehnte Militärbefreiungserklärung zur Folge gehabt hatte. Auch die Selbstverstümmelungen, namentlich das beliebte Abhacken des kleinen Fingers, standen durchaus noch in Blüte. War *) Bergt. 1. Band, Seite 151.

64

Teil I.

Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt.

der vermöglichc Konskribicrtc zur Aushebung gekommen und einem Regiment zugcteilt worden, ergriff er sicher als letztes Zufluchtsmittcl die gegebene Möglichkeit, sich durch Gestellung eines Ersatzmannes für eine höhere oder geringere Summe für immer

vom Militärdienst loszukaufen,

die Folge,

daß es im Grunde genommen nur die materielle und geistige Paupertät, keineswegs die volle junge Streitkraft des Landes war, die in die Kasernen ihren Einzug hielt. Speziell beim Regiment kamen die Schattenseiten des Wehrsystems

kaum in minimalstem Maße zur Wahrnehmung. Nicht nur, daß es bei der Aushebung seiner Rekruten hinsichtlich ihrer körperlichen, geistigen und sonstigen Qualitäten stets die möglichste Berück­ sichtigung fand, wurde jederzeit auch darauf gesehen, daß ein nicht zu großer Bruchteil gänzlich mittelloser Leute zur Einreihung gelangte?) Die Mannschaften stammten anfänglich noch aus den sämtlichen rechts­ rheinischen Kreisen*2)3 (äußerst 4 selten jedoch geborene Münchener), und da das Reskript vom 15. Dezember 1841, demgemäß in der Pfalz keine Konskribierten zu den Cuirassieren hatten ausgehoben werden dürfen, 1850 zurück­ genommen worden war, fanden sich von diesem Jahre ab auch die hoch­ gewachsenen intelligenten Rheinländer und Westlicher wieder ziemlich zahl­

reich in seinen Reihen vertreten.2) Der Verfügung, zu den Cuirassieren nur stämmige, breitschulterige, aus den Hüften herausgewachsene Figuren von 6' 3" bis 5' 2" Mindestmaß zu nehmen, wurde nach Möglichkeit Rechnung getragen. Auch versäumten die Oberstkommandanten zu keiner Zeit, eifersüchtigen Auges über dieses Vorrecht zu wachen.*) Allerdings sah man sich bei jebeni Zugänge mehr genötigt, mit der unliebsamen Feststellung der Rekrutierungskommissionen, daß die Zahl wirklich gut gebauter Leute von Jahr zu Jahr zurückgehe, zu rechnen, nnd mußten immer häufiger Figuren hingenommen werden, die nach den Berichten des Regiments „alles eher denn Cuirassiere zu nennen waren". Wünsche bezüglich einer größeren Intelligenz der Leute blieben zwar nicht gänzlich verschwiegen, gleichwohl war in dieser Hinsicht das Regiment immer Infolge der Gepflogenheit, daß besser bemittelte Cuirassiere weniger aus Bequemlichkeit als aus einem gewissen point d'honneur-(Sefü§l es vermieden, die sämtlichen treffenden Dienste selbst zu machen, vermochten sich mittellose Leute durch Übernahme derselben manchen Nebengroschen zn verdienen.

’) Seit Mitte der 50er Jahre wurden die fränkischen Provinzen nur in einzelnen Fallen noch beigezogen. In der Altersklasse 1845, welche im März 1866 einrückte, befanden sich z. B. 75 Oberbayern, 50 Rheinpfälzer, 50 Schwaben. 3) Die 60 konskribierten Pfälzer des Jahres 1850 halten noch als geschlossene Truppe, von Begleitmannschaften bewacht, unter Kommando eines Offiziers von der Pfalz nach München gebracht werden müssen. 4) 1. Band, 7. Abschnitt, Seite 153.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

65

noch weitaus mehr begünstigt als die Mehrzahl anderer Abteilungen der Armee. Im Jahre 1860 fanden sich z. B. unter 209 Rekruten nur 19 Analphabeten, 14 mangelhaft Befähigte, 2 gänzlich Unbefähigte. Auch über den moralischen Halt und die sittliche Denkweise der zu­ geführten Leute konnte durchgängig nicht geklagt werden; die berüchtigten „Widerspenstigen" damaliger Zeit waren erfreulicherweise eine verhältnis­

mäßig seltene Erscheinung. Ein Blick in das Regiments-Grundbuch stößt in der Rubrik „Führung" am weitaus öftesten auf die Note „ausgezeichnet

gut" und „sehr gut".

Die Annahme endlich, daß die Einsteher ausschließlich einer Kategorie von Leuten angehört hätten, die lediglich eine gewisse Arbeitsscheu bei der

Truppe zurückhielt, würde sich auf gänzlich falschen Bahnen bewegen. Im Gegenteil war die Kontrolle, die bei Ausstellung von Einstandszeugnissen hinsichtlich der moralischen

und dienstlichen Tüchtigkeit und körperlichen

Tauglichkeit der Bewerber geübt wurde, überall sogar eine äußerst strenge.

Im Regiment wurde bei einigermaßen schlechter Führung oder bei dem geringsten von der Sanitäts-Kommission nachgewiesenen körperlichen Defekte die Einstandserlaubnis unnachsichtlich verweigert; doch konnten ausgediente Leute, die sich bei der Entlassung Brotlosigkeit gegenübersahen oder im Besitz eines Einstandszeugnisses waren und nur noch keinen Klienten zur Abschließung eines Kontraktes gefunden hatten, sich für weitere zwei Jahre «engagieren lassen. Abgesehen von den für Cuirassiere gezahlten höheren Einstandskapitalien verlockte außerdem auch die beliebte Garnison alljährlich eine ziemliche Zahl Leute zum Verbleiben beim Regiment. Wie in jedem Regiment befanden sich auch in dem unseren Persönlichkeiten, die, mit dem Geschäfte aufs eingehendste vertraut, gegen Entgelt Einstandsgelegenheiten vermittelten; außerdem hielten sich Leute mit Einstandszeugnissen am Tage der Aus­ hebung gewöhnlich vor den Regierungsgebäuden auf und suchten sich hier ihre Klienten. Die Einstandssummen richteten sich in erster Linie nach Angebot und Nachfrage und wurden auch oft durch gegenseitige Unterbietung gedrückt, so daß nicht selten unter dem gewöhnlichen Satze Kontrakte abgeschlossen wurden. Unternehmende Einsteher hielten, namentlich als die Verkehrseinrichtungen sich immer mehr dem allgemeinen Fortschritte anpaßten, Verbindungen nach auswärts und reisten rasch an Regierungssitze, von denen momentan große Nachfrage gemeldet wurde. So begaben sich viele Cuirassiere mit Vorliebe nach Speyer, wo namentlich die pfälzischen Mennoniten im Rufe standen, hohe Einstandskapitalien zu zahlen. Mit einigem Glücke konnte der Einsteher zu einem Kapital von 2000 Gulden und darüber kommen, in den meisten Fällen hieß es sich mit einer Summe von oft bedeutend unter 2000 Gulden begnügen. Bei Aussicht auf eine besonders gut bezahlte Einstandsgelegenheit stellten nicht selten Leute im 5. Dienstjahre sich für das letzte Jahr einen Mann und traten selbst für Fahrmbacher, Das 1. schwere Reiter-Rgt.

5

66

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Die jährliche Ersatzquote betrug bis zur Formation des Jahres 1863 durchschnittlich 180 bis 200 Mann und darüber, von genanntem Zeitpunkte an 110 bis 120 Mann.

Was aus der überwiesenen Rekrutenquote nicht zur Einstellung gelangte,

wurde seit 1860 eingeteilt in: 1. vorläufig Assentiert-Unmontierte,

aus denen der Nachersatz

genommen werden konnte,

2. zu den Assentiert-Unmontierten Begutachtete und 3. dringend Begutachtete, welche nur in Atisnahmsfällen zur Ein­

ziehung gelangten. In dem Beurlaubungsmodus blieben die Bestimmungen des Jahres 1841 maßgebend?)

Noch immer ging das allgemeine Streben dahin, schon im 5. oder

womöglich bereits im 4. Dienstjahre in die Kategorie der ohne Raten Beurlaubten eingereiht zu werden. Selbst Unteroffiziere opferten jeden Augenblick ihre Borten, Gefreite. ihre Striche und traten in den Stand der Gemeinen zurück, wenn sich die Aussicht bot, beurlaubt zu werden. Um solches zu erreichen, war eins vor allem geboten: Begleichung der Monturschuld, ohne welche die Eskadronskommandanten keinen Mann ständig beurlaubten. In dieser Hinsicht glatt zu werden, raffte jeder seine

letzten Mittel zusammen, oder strengte seinen letzten Kredit an. Schließlich waren es von den weniger Bemittelten die Ärmsten, die bis zur letzten Stunde in der Kaserne verbleiben mußten. ihren Pflichtigen auf sechs Jahre ein. Das Kapital wurde auf einer Bank deponiert und der Depositenschein beim Regiment eingeliefert. Der Einsteher trat nur in den Genuß der Zinsen. Eine bestimmte Summe wurde als sogenanntes Handgeld in einem Spar­ kassenbuch angelegt und dieses Sparkassenbuch gleichfalls beim Regiment verwahrt. Jedes Jahr konnte der Eigentümer in einer schriftlichen Eingabe um die Auszahlung der gutgemachten Jahresquote seines Handgeldes einkommen. Viele Leute glaubten, durch eine möglichst hohe Ansetzung des Handgeldes rascher in den Besitz von Geld zu kommen, so daß das Regiment wiederholt darauf Hinweisen mußte, daß Einstands­ kapital und Handgeld stets in einem gewissen Verhältnisse zu stehen hätten. Ein großer Mißstand war das Borschußgeben und Ausleihen von Geld auf die Depositenscheine, wodurch eine ganze Klasse dunkler Ehrenmänner sich durch Entnahme von Wucherzinsen Vermögen zu machen wußte. Hatte der Einsteher die sechs Jahre, für die er sich verkauft, abgedient, war nicht selten der Depositenschein für ihn verloren. Die Mängel, die dem ganzen System des Einsteherwesens in moralischer und idealer Beziehung anhafteten, kamen durch die vielfach heute noch gerühmten Vorteile, di« es vom national-ökonomischen Standpunkte aus gewährte, indem so mancher kapitalsarme Mann durch wiederholte Kapitulationen in den Besitz eines kleinen Vermögens zu gelangen vermochte, doch kaum zum Ausgleiche. *) Vergl. 1. Band, 7. Abschnitt, S. 151.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

Die jährlich zur Abrichtung gelangende Rekrutenquote normalen Zeiten zwischen der Ziffer 110 und 130.T)

67 schwankte in

Der übliche Herbst-Einstellungstermin8*)* wurde zuerst durch die Kriegs­ rüstungen im Jahre 1848 durchbrochen, durch welche behufs Ergänzung auf den Kriegs-Sollstand eine sofortige Einberufung sämtlicher Konskribiertett

1856 wurde der 1. April als Zeitpunkt des Einrückens bestimmt, schon im nächsten Jahre jedoch der gleich nach der Aushebung benötigt wurde.

Termin auf März anberaumt; 1861 mußte der junge Zugang sofort nach der Aushebung in die Kaserne einrücken. Kriegsministerial-Reskript vom 22. Oktober 1857 hob die Bestimmung auf, daß die als AssentiertUnmonticrte den Truppen überwiesenen Konskribierten zu gewöhnlichen Zeiten nicht einberufen werden durften. Auf Grund dieser Verfügung

wurden zuerst im März 1858 beim Regiment zur Ergänzung der Rekruten­ einstellung nachträglich 47 Mann der Assentiert-Unmontierten des Jahr­ gangs 1837 herangezogen. Die starken Abgänge am Effektivstand infolge der vielen TyphusSterbefälle machten am 10. Oktober 1858 eine nochmalige Einziehung von 41 Assentiert-Unmontierten notwendig. Infolge Allerhöchster Entschließung vom 31. Oktober 1860 (Kriegs­ ministerial-Reskript vom 5. März 1860) mußten sämtliche Assentiert-Unmontierte zur Ausbildung eingezogen werden. Das Regiment berief seine 110 Assentiert-Unmontierten zum Dienst ein, wofür ebensoviel dienst­ präsente Mannschaften Urlaub mit Raten erhielten. Ein Ausscheiden aus dem Dienst vor der vollständigen Verabschiedung konnte erfolgen durch Entlassung wegen nachgewiesener Dienstuntauglichkeit vor der Sanitäts-Kommission oder Ausstoßung aus der Armee mittelst Laufzettels.8) Eine typische, indessen nicht erfreuliche Erscheinung bot noch bis in das 6. Jahrzehnt hinein der auf den Landstraßen und in den Dörfern herumbettelnde Urlaubersoldat. Zwar waren für die Möglichkeit der Heimkehr der in Urlaub gehenden, wie des Herankommens der aus Urlaub einberufenen Mannschaften bereits hinreichende Verfügungen erlassen worden,

l) 1859 hatten sämtliche 172 Konskribierte einzurücken; die höchste Zahl findet fich im Jahre 1861, wo 231 Mann zur sofortigen Einberufung gelangten. 8) Vergl. 1. Band, S. 154. 3) Der noch aus der Landsknechtszeit stammende Brauch des Ehrlvsmachens. Schlechte Subjekte spekulierten indessen nicht selten von Anfang an auf diese Art des möglichen Loskommens vom Militär, so im Anfang der 50er Jahre der zu einer Art herostrattscher Berühmtheit gelangte Cuirassier Wagenpfeil, der, nachdem er im Laufe eines Jahres die ganze Strafenskala durchgemacht, in Erreichung seines Zieles den bisherigen Rekord brach.

Teil I.

68

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt,

so Kriegsministerial-Reskript vom 29. Oktober 1848, welches bestimmte, daß der Mannschaft für die Tagemärsche, die zur Erreichung der Heimat, bezw.

der Garnison notwendig wären, Löhnung und Brotgeld gewährt werden dürfe, und wiederum die Vollzugsbestimmungen über Reise-Entschädigungen bei Urlaub und Verabschiedungen vom 10. Dezember 1865, welche festsetzten, daß Leute ohne Mittel sich von ihrer Heimatbehörde einen Vorschuß von 10 Kreuzern pro Tag gegen Quittung geben lassen konnten. Die bis in die letzten Jahre in den Regimentsbefehlen jener Tage wiederkehrenden Ermahnungen, man möge das erhaltene Reisegeld nicht verschlemmen und

durch Straßenbettel dem Regiment Schande machen, reden indes nur zu deutlich, wie schwer es hielt, die einmal eingebürgerte Unsitte mit Erfolg zu bekämpfen. Erst die stärker Platz greifende Beförderung der Leute mittelst

Eisenbahn, wofür jedes Jahr mit der Verwaltungsbehörde bestimmte Taxen vereinbart wurden, und strengere Polizeimaßregeln machten den „gardenden" Urlauber für immer von den Landstraßen verschwinden. Über die Schwierigkeiten, gute Unterofftziere zu erhalten, verbreitete

sich in den nach den Ereignissen von 1866 cingeforderten Gutachten ein damaliger Offizier des Generalquartiermeister-Stabs ungefähr folgender­ maßen: „So erhält denn vielfach thatsächlich recht minderwertiges Material die Borten, und, für einen bürgerlichen Beruf unfähig geworden, geht schließlich das ganze Streben dahin, durch möglichst hohe Einstandskapitalien Geld zu bekommen. Mit jeder neuen Kapitulation schwindet der militärische Geist wiederum einen weiteren Grad, und an Stelle von Energie tritt hohles Kasernpaschatum." In Bezug auf das Unteroffiziers-Korps unseres Regiments ist es erfreulicherweise gestattet, diese Äußerungen einer ganz bedeutenden Modi­ fizierung zu unterziehen. War es zwar auch durchaus in Übung, daß so

mancher intelligente Mann, der sich für die Unteroffizierscharge vorzüglich geeignet hätte, von vornherein auf jede Beförderung verzichtete, um sich

nicht der Möglichkeit, in Urlaub zu gelangen, zu begeben, und stellten auch hier bei heranrückender Urlaubszeit regelmäßig vorzügliche Korporale und Vizekorporale zwecks Beurlaubung ohne Raten die Bitte, in den Stand der Gemeinen zurücktreten zu dürfen, so hatte das Regiment doch mit der Heranbildung und Erhaltung eines guten, brauchbaren Unteroffiziers-Korps durchaus zu keiner Zeit mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. *)

*) Durch die befohlenen Abgaben zur Gendarmerie gingen den Eskadrons zwar

viele tüchtige Leute verloren, übrigens scheint der Gcndarmeriedienst wenig beliebt gewesen zu sein, da sich fast durchgehends die Abgestellten — freiwillige Meldungen

sanden

nur äußerst selten statt — nach einem Pflichtjahr wieder zum Regiment

meldeten.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

69

Noch Ende der fünfziger Jahre war es nur bei vorzüglichster Quali­

fikation denkbar, daß ein Korporal innerhalb der ersten sechs Dienstjahre in die Charge eines 2. Wachtmeisters einrückte. Die jüngsten Inhaber der Korporalscharge hatten mindestens ihr viertes Dienstjahr hinter sich. Im Regiment Schmied zu werden, galt als ein Glück, das nur den von ihm

besonders bevorzugten Aspiranten zu teil wurde. Über die Altersverhältnisse der Unteroffiziere zu Schluß der Periode,

nachdem namentlich in den Jahren 1862 und 1863 eine ganz bedeutende allgemeine Verjüngung Platz gegriffen hatte, gibt eine Tabelle vom 6. Oktober 1863 den besten Ausschluß. Demnach befanden sich als Unteroffiziere oder in gleich geachteter Charge im Dienste:

Kopf-

zahl

1. Wachtmeister .... 2. Wachtmeister .... Korporale.......................... Vizekorporale..................... Trompeter I. Kl. . . . Trompeter II. Kl. . . . Sattler............................... Schmiede.......................... Stabstrompeter .... Auditoriatsaktuar . . . Profos............................... Büchsenmacher ....

7 22 53 29 7 14 7 7 1 1 1 1

Dien st jähre

1—3

4—6

— 27 28 — 6

3 16 1 — 6 1 — — — — —

2 1 — — — —

7—12 13—18 über18

8 8 — 4 2 1 1 — — — —

3 9 2 — 1 — 1 2 — 1 —

4 2 — — 2 — 2 3 1 — 1 1

In reichlichem Maße erstreckte sich die Sorge König Maximilians, wie in dem Armeebefehle vom 31. März 1848 verkündet, auf die Verbesserung

der Lebensstellung der Unteroffiziere sowohl in moralischer als materieller Beziehung.

So durften gemäß Kriegsministerial-Reskript vom 12. Mai 1848 die Unteroffiziere nur mehr mit „Sie" angesprochen werden, und fiel unter

Abänderung des § 62, Abteilung I der Dienstvorschriften, wie auch des § 467, Abteilung I, Ziffer 3 und § 468, Abteilung II, Ziffer 2 die Strafe

des Krummschließens für Chargierte aus. In materieller Beziehung bestimmte das gleiche Reskript: „daß den legal verheirateten, im Dienste stehenden Unteroffizieren und übrigen

verheirateten Individuen, wenn ihre Frauen nicht in getrennter Ehe leben, sowie

den mit Kindern versehenen Witwern zu ihrer besseren Subsistenz täglich eine

70

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Brötzulage, Und zwar für die Frau eine halbe Brotportion und für jedes noch im Pensionsalter und in der Ettern Pflege sich befindende Kind eine viertel Brotportion, verabreicht oder in Geld vergütet werden dürfe. Die bisher schon bewilligt gewesene Brötzulage von einer ganzen Portion für die Frauen, deren Männer dienstlich von ihnen abwesend sind, verbleibt in der Art auch ferner, daß in diesen eintretenden Fällen jene nunmehr durchgängig ge­ nehmigte halbe Brotportion für die Frau in diese Zulage von einer ganzen Portion eingerechnet werden soll. Die Pensionsbeträge für die pensionswürdigen Unteroffiziere und Soldaten, welche zuletzt durch das Reskript vom 15. November 1820, Nr. 12303 näher be­ stimmt und ausgesprochen worden sind, erhalten eine Erhöhung in der Weise, daß monatlich: a) für die 1. Wachtmeister und alle nach jenem Reskripte und seiner Beilage Nr. 1 in diese Kategorie gehörigen Individuen künftig in

I. Klasse: 12 ft. 30 kr.

II. Klasse: 10 fl. — fr.

b) für die 2. Wachtmeister und die nach jenem Reskripte in die Kategorie ge­ hörigen Individuen künstg in

I. Klasse: 9 fl. 30 kr.

II. Klasse: 7 fl. - kr.

c) für die Korporale und die nach dem nämlichen Reskripte in Kategorie gehörigen Individuen künftig in I. Klasse: 8 fl. 30 kr.

II. Klasse: 6 fl. — kr.

d) für die Soldaten und die nach mehrerwähntem Reskripte Kategorie gehörigen Individuen künftig

I. Klasse: 6 fl. - kr.

diese

in

diese

II. Klasse: 3 fl. 30 kr.

bei deren Pensionierung zum Bezüge bestimmt wird.

Eine Entschließung vom 12. Januar 1864 erhöhte die Pension I. Klasse: a) 15 fl. — kr. b) 11 fl. — kr. c) 9 fl. 30 kr.

Die Beiträge zur Militär-Witwenkasse betrugen: 1. Wachttneister monatlich 9 Kreuzer, 2. Wachtmeister „ 6 „ Korporale „ 5 Kreuzer 2 Heller.

Die Pensionen der Witwen betrugen:

I

monatlich 6 fl. „ 4 fl. 30 kr. „

4fl.

Weiterhin erfuhren die Löhnungsgebühren durch die Neuregelung vom 22. November 1861 eine Verbesserung.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

71

Die tägliche Löhnung wurde angesetzt: 35 Kreuzer 38 32 30 13 38 26 23 20 26 20 30

Auditoriatsaktuar . . . Stabstrompeter . . . . Profos ..................... . Büchsenmacher ... . Profosengehilfe . . . . 1. Wachtmeister . . . , 2. ............................. . Korporal..................... . Vizekorporal . . . . . Trompeter I. Klasse . . . „ II. „ Sattler und Schmied . .

Allerhöchste Verordnung vom 21. Dezember 1863, die eine Scheidung der Korporale in zwei Klassen vorsah, bestimmte für folgende Chargen höhere Sätze: 38 Kreuzer 42 38 42 32 26 23

Auditoriatsaktuar . . . Stabstrompeter . . . . Profos ..................... . 1. Wachtmeister . . . .. 2. „ ... . Korporal I. Klasse . . . ,, H......................... .

Eine weitere Aufbesserung enthielt die Gewährung von Dienstalters­ zulagen an die zuletzt erwähnten Kategorien.

Dieselbe betrug täglich:

3 Kreuzer nach 6 I 5 12 l Dienstjahren in ein und ? " " jg I derselben Charge.

Um die häufige Zurückmeldung der Unteroffiziere in den Gemeinen­ stand behufs Urlaubsbewilligung unnötig zu machen, gestattete ein Kriegsministerial-Reskript vom 7. Mai 1865, 8 2. Wachtmeister und 32 Korporale nach längerer Dienstzeit ohne Raten zu beurlauben und als überzählig zu führen. Einberufung sollte in der Regel nur auf Anordnung des Ministeriums erfolgen. Unter gleichem Datum wurde fernerhin den Regimentskommandanten erlaubt, im Dienste verbleibenden Unteroffizieren und Mannschaften bei persönlicher Würdigkeit und gegebenen dienstlichen

Verhältnissen Urlaub mit Fortbezug der Löhnung, des BrotgeldeS, der Dienstalterszulage und der vollen Monturraten zu erteilen und zwar:

den

Unteroffizieren

28 Tagen, den Unteroffizieren

während

der

während der

Kapitulation

bis

zu

zweiten Kapitulation

bis

zu

ersten

42 Tagen, Gefreiten und Gemeinen bis zu 14 Tagen.

72

Teil I.

Historische, organisatorische k. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Sattlern, Schmieden und Büchsenmachern war bereits durch Reskript vom 4. Mai 1862 die Gleichachtung eines Korporals mit der Erlaubnis, das Unteroffiziersportepee zu tragen, verliehen worden.

Weniger gut stand es noch immer mit den Aussichten, nach langjähriger Dienstzeit im Zivildienste unterzukommen. Zwar besagten mehrfache Ver­ ordnungen, daß alte treu gediente Unteroffiziere Anstellungen im Subaltern­

dienste erhalten sollten, und Kriegsministerial-Reskript vom 2. November 1856 erneuerte dieselben, indem Unteroffizieren und Soldaten, welche mindestens 18 Jahre gedient, Unterbringung im Zivildienst in Aussicht gestellt wurde, aber den Verordnungen mangelte die gesetzliche Grundlage, und das Unter­ kommen der Unteroffiziere bei den Behörden hing eben immer mehr oder minder von der persönlichen Geneigtheit und der größeren oder geringeren

Militärfreundlichkeit der betreffenden Amtsvorstände ab. Die Verleihung einer Zivilstellung galt zudem jederzeit als ein Zeichen der höchsten Gnade,

weshalb die Annahme, falls sie auch dem Wunsche des Anwärters durch­ aus nicht entsprach, unter keinen Umständen abgelehnt werden durfte. Speziell im Regiment wurden Bewerbungen um Zivilanstellung sehr selten angebracht; die Erfahrungen, die einige Unteroffiziere mit der Er­ füllung ihrer Gesuche um Unterkommen im Zivilstaatsdienste gemacht

hatten, waren eben nicht dazu angethan gewesen, eine derartige Versorgung besonders begehrenswert zu finden?) Wenig beliebt war der Übertritt in eine Jnvalidenstation, dagegen sehr angestrebt die Versetzung zu den Hartschieren, bei denen die großen, stattlich gewachsenen Cuirassier-Unteroffiziere denn auch leichter als die Bewerber anderer Truppenteile zur Einstellung gelangten. Wer in dieser Richtung seine Wünsche nicht erfüllt sah, hielt aus, so­ lange die Kräfte reichten und neue Chevrons zu verdienen waren. Unter allen Umständen trachtete man, wenigstens in die erste Pensionsklasse zu gelangen. Wenn möglich, suchten die Verheirateten durch die Konzession zur Errichtung eines Brotstandes oder durch Übernahme der so sehr rentierlichen Hausmeisterei eine Verbesserung ihrer Einkünfte zu erzielen.

Auch die Profosenstelle hatte stets eine größere Zähl von Vormerkungen?)

*) So war z. B. die Anstellung des alten Stabstrompeters Ottowitz als Gerichts­ bote in einem kleinen oberpfälzischen Ort nach langem Zuwarten in dem Augenblick erfolgt, als er in eine neue Kapitulation eingetreten war. Er mußte sich deshalb einen Ersatzmann stellen, der nur unter großen, mit dem Einkommen der neuen Stelle in keinem Vergleiche stehenden pekuniären Opfern zu erhalten war. ’) Im Regiment war es Usus, daß der Profos die Post besorgte und für jeden einem Regimentsangehörigen zugestellten einfachen Brief 1 Kreuzer, für einen Geld­ brief 1 Groschen erhielt, eine Einnahmequelle, welche die Profosen im Laufe der Jahre zu kleinen Kapitalisten machte.

Die Bewegungsjahre von 1848—1067.

73

Gute Fechter und Turner fanden durch Erteilung von Privatunterricht, gute Reiter durch Zureiten von Privatpferden, wozu die Vorgesetzten immer gern Erlaubnis und freie Zeit erteilten, manchen Nebenverdienst. Die Gepflogenheit, Privotpferde gleich in leere Stände der Kasernstallungen

hereinzunehmen und durch Cuirassiere warten und Pflegen zu lassen, wurde allerdings durch einen Regimentsbefehl vom Jahre 1849 für alle Zeit

strengstens verboten. Naturgemäß nahmen von feiten solcher im Dienste ergrauender Unter­ offiziere die äußeren Formen der Subordination, namentlich den oft noch in sehr jugendlichem Alter befindlichen Herren Leutnants gegenüber, ab und zu einen etwas mehr vertraulichen Charakter an, wie überhaupt in der Art des Sichgebens an Stelle der heut in Fleisch und Blut übergegangenen Strammheit, trotz der äußerlich zur Schau getragenen rauheren Weise, durchgängig mehr ein Hauch konventioneller Gemütlichkeit lagerte?) So fand es z. B. Oberst Schäzler sehr rügenswert, „daß gelegentlich des Übungsbiwaks bei Maria-Eich zwei 2. Wachtmeister sich unterstanden

hätten, durch Voltenreiten um die Standarte dem Herrn Brigade­ kommandanten ihr Reiterkunststücke vormachen gewollt zu haben". Zur Bestrafung gelangten sie jedoch nicht. Dergleichen Züge entsprachen der Anschauungsweise der Zeit. Welch guter Geist im übrigen das Unter­ offiziers-Korps in seiner Gesamtheit beseelte, wie sehr im allgemeinen seine Brauchbarkeit und reiterliche Tüchtigkeit fortgesetzt auf der Höhe der Zeit standen, darüber liegen eine ganze Reihe Urteile und Aussprüche hoher und höchster Vorgesetzter vor, von denen allein jedoch hier nur das hohe Kriterium Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Luitpold im Jnspizierungsberichte des Jahres 1858 eine Stelle finden möge: „Über den guten Geist, die Intelligenz und das vorhandene Ehrgefühl freue ich mich den Unteroffizieren das vollste Lob erteilen zu können, deren

echt militärische Haltung in und außer Dienst, deren Eifer und Moralität wesentlich zur Erhaltung des bekannten guten Rufes beiträgt, dessen sich das Regiment stets zu erfreuen hat." Über die Reitfähigkeit der Unter­ offiziere enthält der gleiche Tagesbefehl den Passus, „daß das Unteroffiziers-

Korps größtenteils als tüchtige Reiter und in dieser Hinsicht vollständig

ausgebildet" sich präsentiert habe. Eine sehr erfreuliche Kundgebung von anerkennenswertem Feingefühl

des Unteroffiziers-Korps findet ferner in einem Regimentsbefehl aus dem Jahre 1857 lobende Erwähnung. Als nämlich die Unteroffiziere in diesem *) Bekannt ist die Anekdote von einem Rittmeister, der auf den Vorhalt des Oberstkommandanten, daß er sogar seinen Wachtmeister, entgegen den Vorschriften, immer noch mit „Du" anrede, zur Antwort gab: „Sage ich einmal Sie, sitzt er auch schon im Loch."

74

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Jahre einen der seit 1854 wieder genehmigten Korpsbälle abhalten wollten, wurde auf die Nachricht, daß der Oberst Freiherr von Rotberg an einer

Lungenentzündung schwer erkrankt sei und nicht

erscheinen könne,

trotz

aller geschehenen Vorbereitungen, der Ball in letzter Stunde abgesagt und, da die bedenkliche Erkrankung des Herrn Oberst anhielt, überhaupt nicht

mehr abgehalten. Aus das Kapitel Bekleidung *) übergehend, gelangte das hier vor allem einschlägige Kriegsministerial-Neskript vom 1. März 1848, welches gemäß Allerhöchster Entschließung vom 27. Februar auch in der Uniformierung der

Cuirassiere den Bruch mit der alten Frackfacon herbeiführte, indem es für dieselbe gleichfalls den bereits seit 27. Januar für die Infanterie vor­ geschriebenen Waffenrock1 2) zur Annahme bestimmte, bereits im 1. Band (Teil I, 7. Abschnitt, S. 182) zur Erwähnung.

Abweichend vom Jnfantericrock fand

sich

der bequemeren Tragart

beim Reiten wegen am Cuirassier-Waffenrock eine Teilung des rückwärtigen Schoßes durch einen Schlitz vorgesehen.

Vom ästhetischen Standpunkte aus entschieden zu begrüßen war ferner

die gleichermaßen verfügte Einführung des Schlitzes beim Schnitte der Hosen an Stelle der unschönen Falle. Bis 1. Januar 1851 durften die Kolletts noch aufgetragen werden, die Zugänge der jungen Mannschaften wurden jedoch bereits in die neuen Waffenröcke eingekleidet. 1) Spezifizierte Beschreibungen der einzelnen Bekleidungs- und AusrüstungsStücke, wie sie im 1. Bande vorgesehen, dürfen seit Erscheinen des Müller-Braunschen Uniformwerkes (München 1899, Oehrleins Verlag) in Regimentsgeschichten wohl als überflüssig erachtet werden. Gute zeitgenössische Abbildungen: Die bayerische Armee unter Maximilian II. von L. Behringer 1854 und 1862. L’armde bavaroise 1859. Leipzig und Paris 1860. Die Kgl. Bayer. Armee von W. Diez 1860. 2) Bis Mitte des 18. Jahrhunderts bildete ein bis an die Knie reichender geschlossener Nock (Justaucorps) die allgemeine Kriegertracht. Aus der Gepflogenheit, die vor- und rückwärtigen Schöße des Justaucorps aus Bequemlichkeitsrücksichten beim Marschieren und Reiten umzuschlagen und zusammenzuknöpfen, ergab sich die Maßnahme, Tuchersparnisse halber die vorderen Schöße durch schräges Abschneiden überhaupt wegfallen zu machen und nur mehr die rückwärtigen meist mit abstechendem Futterluch ausgeschlagenen Rockflügel umzukrempen. Dieser in allen zivilisierten Armeen sich einbürgernde sogenannte Frackschnitt war bis zum Jahre 1790 auch den Uniformsröcken der bayerischen Kavalleristen zu eigen. Mit Aufkommen der Rumfordschen Ordonnanz im genannten Jahre wurden die langen Frackflügel, die beim Reiten über den Mantelsack gelegt werden mußten, bis zur Gesäßhöhe gekürzt und damit der Übergang zu den mit Beginn des 19. Jahrhunderts in der gesamten bayerischen Kavallerie zur Annahme gelangenden frackartigen Kolletts geschaffen. Die Einführung des modernen Waffenrocks stellte sich somit als eine Rückkehr zu dem ver­ kürzten Justaucorps des 17. und 18. Jahrhunderts dar.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

75

Bezüglich der Farbe des Tuches bestimmte Kriegsministerial-Reskript

vom 7. Januar 1849 ein Hellblau von etwas dunklerer Färbung als das bisherige; unterm 28. Februar 1853 wurde wieder das hellere Blau Vorschrift. Der bisherige Überrock der Offiziere kam mit Annahme des Waffen­

rocks in Wegfall; stattet.

bis 27. Dezember 1850 war noch Austragezeit ge­ Nur schwer trennte man sich von dem allgemein sehr beliebten

Kleidungsstücke. Anstatt der weißleinenen Beinkleider der Mannschaften durften

aus

eigenen Mitteln solche von grauew Gradl angeschafft und getragen werden. Auch die Offiziere legten sich derartige Gradlhosen bei; da aber Se. Majestät

Höchstselbst das Tragen solcher Beinkleider für Offiziere ungeziemend zu erklären geruht hatte, wurden sie laut Reskript vom 14. Juni 1850 strenge verboten, hingegen das Tragen von Beinkleidern aus Nanking, sowie aus weißem Drillich oder Leinen gestattet. Für Hofgala verblieb den Offizieren auch weiterhin das elegante weiße Kaschmirbeinkleid. Gemäß Reskript vom 20. Mai 1850 war bei allen Ausrückungen zu

Pferd, mit Ausnahme des Spazierenreitens und kleiner Reitschulübungen, wo man sich der Gradlhose bedienen durfte, die Reithose*) und zu keiner Zeit mehr die lange blaue Tuchhose anzulegen.

Zugleich mit dem Waffenrock waren für Offiziere leichtere Achsen­ blätter (Epauletts) zur Einführung gekommen, das Säbelkuppelmuster der Subalternoffiziere — ein blauseidener Streifen als Durchzug der silbernen Borte — bestimmte Kriegsministerial-Reskript vom 28. Mürz 1864 auch für Stabsoffiziere als Ordonnanz. Im Dienste mußte die Kuppel bis 8. Mai 1865 über, sodann unter dem Rock getragen werden;^) außer Dienst war es gestattet, nach Belieben unter oder über zu schnallen.

Gleichfalls im Jahre 1848 hatte das bisherige ordonnanzmäßige Offiziersmantel-Muster eine Änderung erfahren. Der Mantel zerfiel nun­ mehr in zwei für sich gesondert bestehende Teile, den Mantelrock und den

auf dem Mantelrock aufzuknüpfenden Radkragen, welcher auch für sich qnzulegen war, so daß der Mantel nunmehr als Überrock, als Radkragen

und ganzer Mantel getragen werden konnte. Eine kleine Veränderung an der Uniform brachte das KriegsministerialReskript vom 20. März 1854, nach welchem der besseren Schonung halber eine Abrundung der Kragen von der Hafte an zu einem Kreisbogen statt­ zufinden hatte.

Ebenso fielen die Bortenlitzen mit Knöpfen an den Kragen

*) Die Reithose erfuhr am 30. Januar 1859 eine kleine Änderung, indem die

Nähte des Lederbcsatzes von außen nach rückwärts verlegt wurden, auch das Leder wieder wie früher mit Kniebug zu schneiden war. ') Siehe 1. Band, S. 181. ’) In Gala stets über dem Rock.

76

Teil I

Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt,

der Offiziersmäntel weg. 1855 wurde die Einführung metallener Knöpfe bei sämtlichen Mänteln an Stelle der früheren mit Tuch überzogenen befohlen.

1856 wurde ein neues Regulativ für Mannschaftsmäntel erlassen,x)

durch Kriegsministerial-Reskript vom 13. März 1857 kam (auch für die Mannschaften) ein kleineres. und leichteres Muster von Achselblättern zur

Annahme, indem das Blatt nunmehr statt der Schuppen nur noch aus einem einzigen auf einer Lederunterlage aufgehefteten Metallstück bestand.

Das Anlegen weißer Handschuhe der gesamten Mannschaft bei Aus­

rückungen in Gala gehörte zur Ordonnanz und gewährte, wenn die Hand­ schuhe gewaschen und wirklich weiß, einen sehr propren Anblick. Nach Kriegsministerial-Reskript vom 16. Juli 1848 durften die mit Pension abgehenden Offiziere die Uniform ihrer Regimenter behalten, das Abzeichen für Inaktive bestand aus zwei am Ärmelaufschlag gegen die Hand gestellten silbernen Litzen. Die Einkleidung des Mannes erfolgte noch nach dem Grundsätze, daß die Monturstücke geliefert, durch die Abzahlung mittelst der vom Ärar gewährten Raten jedoch zu eigenem Besitztum wurden?) Bei Mobilisierungen, wenn größere Partien einberufener Rekruten

und Assentiert-Unmontierter rasch eingekleidet werden sollten, traten die Mängel des Ratensystems stets in höchst unangenehm fühlbarer Weise zu Tage. 1848 waren Schneider und Sattler täglich 15 Stunden an der Arbeit, um die benötigten Montur- und Ausrüstungs-Stücke zu fertigen. Stellte man eine größere Partie Handwerksgesellen aus dem Zivilstande ein, folgten regelmäßig die Beschwerden der städtischen Meister wegen

Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit auf dem Fuße. Im Jahre 1859, als der Regimentsschneider wiederum nicht genügende Arbeitskräfte auftreiben konnte, versuchte man sich mit Aufstellung einer der damals eben erfun­

denen Nähmaschinen zu helfen, die jedoch anscheinend nicht hervorragend funktionierte, da ein Feinmechaniker kommandiert werden mußte, sie im Gange zu halten. Der Eile der Produktion entsprach natürlich auch die Güte der in solchen Ausnahmezeiten angefertigten Stücke.

Nach Einführung der Waffenröcke berechneten sich die Monturpreise und Notensätze wie folgt: ’) Nach demselben stellte sich nunmehr die Anfertigung eines Cuirassiermantels auf 12 Gulden 10 Kreuzer 2 Heller. Der Kragen konnte durch eine Tuchschleife geschlossen werden. Die rückwärtige Mantelschleife hatte nach Regimentsbefehl beim Reiten stets offen, zu Fuß stets geschlossen zu sein. Umhängen der Mäntel war strengstens verboten. *) Kriegsministerial-Reskript vom 9. Februar 1857 verfügte eine teilweise Be­ schränkung, indem unordentlichen Leuten die besseren Monturen behufs Aufbewahrung auf den Verschlägcn entzogen werden dursten. .

77

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

Kostenbetrag Monturgebühr in 6 Jahren:

2 2 2 1 2 3 2 3 2 2 3 5 2

Wafsenröcke.................................................................... Spenzer......................................................................... Schirmmützen............................................................... Hosenträger.................................................................... Paar lederne Handschuhe.......................................... Halsbinden.................................................................... Ordonnanz-Schlitzhosen............................................... Reil-Schlitzhosen......................................................... Unterhosen.................................................................... Hemden......................................................................... Paar Bundschuhe mit Eisen..................................... Paar Halbstiefel mit Eisen.......................................... Paar Sohlen...............................................................

im einzelnen fl.

kr.

6 3 1

56 58 — 15 24 10 17 40 42 14 — 55 30

— 1 — 4 9 — 1 3 3 —

hl



— —

— — —

— —

— — —



Ein 6 Jahre präsenter Mann macht sohin Schuld

sohin in 6 Jahren st

kr.

DI.

13 7 2 — 2 — 8 29 8 14 9 19 6

52 56 — 15 48 30 34 — 24 48 — 35

— — — — — — — — — — —





122

42

Hiernach entwirft sich ein tägliches Natum von 3 kr. 21M8/ai0o hl., wofür der runde Betrag an­ zunehmen ist für einen Gemeinen mit. . Hiezu */< als Zulage für Unteroffiziere Summa des täglichen Ratums für Unteroffiziere .................................................................... Tägliches Ratum für einen Beurlaubten

Dagegen die Gutmachung nach 3 kr. 3 hl. für einen präsenten Gemeinen in 6 Jahren oder 2190 Tagen.......................................................... Abgeglichen, ergibt sich am Ende der sechsjährigen Präsenz eine Mehrgutmachung resp, ein Gut­ haben von..........................................................

dagegen

3 7

4

2 3



Nach obiger Berechnung beträgt die Monturschuld

In Friedenszeiten

3

122

42

123

1

2

19

2

bot der frühere Bekleidungsmodus ent­

schieden manche Vorteile. Abgesehen von der nicht vorhandenen Notwendigkeit, die Rekruten bei

ihrer ersten Einkleidung in mehr oder minder abgetragene Röcke stecken zu müssen, was gerade nicht immer zuträglich, die Freude des jungen Mannes

an seiner Uniform zu erhöhen, konnte vor allem jedem einzelnen der neu

einrückenden

Leute

werden, und

unterstellt,

der

Rock gut auf den Leib

angepaßt

und

gefertigt

da die Montur als Eigentum des Mannes seiner Obhut

lag

es

in seinem eigenen Interesse, mit

schonend zu verfahren.

derselben möglichst

78

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Trat der Fall ein, bei einer der zahlreichen Monturvisitationen, bei denen die Vorgesetzten stets auf die tadelloseste Propretät der Stücke das schärfste Auge hatten, zu Nachschaffungen bestimmt zu werden, lag die

Gefahr nahe, in starke Monturüberschuldung zu geraten, mit welcher, wenn sie nicht privatim gedeckt werden konnte, jede Aussicht auf Urlaub schwand.

Mußte ein Mann entlassen werden, der bei der Eskadron noch in Monturschuld stand, war dieselbe berechtigt, falls Privatvermögen vor­ handen, auf gerichtlichem Wege ihr Guthaben einzuziehen, was naturgemäß eine Unmenge Schreibereien und Umständlichkeiten verursachte. Erst wenn die Vermögenslosigkeit des Schuldners festgestellt, wurde der Schuldrest auf das Ärar abgeschrieben. Unteroffiziere konnten bei einigermaßen guter Haushaltung an den

Raten leicht Ersparnisse machen.

Nicht selten wurde nach sechs Dienstjahren

Monturguthaben bis zu 50-fl. herausbezahlt.

Im Felde und bei größeren Manövern erfolgte die Gewährung dop­

pelter Monturraten. Über die in den Monturbögen eingetragenen Monturrechnungen muhte jedes Quartal mit dem Manne abgerechnet und abgeschlossen werden; über

die Richtigkeit der Abschlüsse hatte sich der den inspizierenden General begleitende Kriegskommissär der Militär-Rechnungskammer durch persönliche Einsichtnahme in die Bögen zu überzeugen, auch an die einzelnen Mann­ schaften Anfragen bezüglich etwaiger Monturbeschwerden zu stellen. Nicht unerwähnt bleiben darf übrigens die große Rücksichtnahme, die hinsichtlich der Möglichkeit, die Monturstücke zu schonen, von feiten der Vorgesetzten den Mannschaften gegenüber, wo nur immer möglich, in weitest­ gehender Weise zu teil wurde. Die vielen Ausrückungsbefehle mit Der Klausel: „wenn es die Witterung gestattet" oder „bei Aussicht auf Rezen

cessiert das Ausrücken" basierten weniger in einer etwa vorhandenen Empfindlichkeit gegen Witterungseinflüsse, als in dem Bestreben möglichster

Schonung des Ausrüstungs- und Bekleidungs-Materials. Allerdings wurden auch durch das gewichste Lederzeug der Sattel­

equipagen bei Regenwetter namentlich die roten Aufschläge und weihen Sattelpelze in geradezu greulicher Weise beschmutzt?) Die Waffenröcke und Streifhosen kamen gewöhnlich nur bei Paraden, Monturvisitationen und Sonntags-Ausgang vom Zapfenbrette herunter. Zum Dienst bediente sich der Mann des Spenzers und der Reithose, rus welchen sich auch Exerzier- und Marsch-Anzug zusammensetzte. •) Das Lederzeug wurde mit Beginn der Winterperiode eingeschmiert; wer auf Dienst kam, hatte dasselbe zu wichsen. Im Sommer blieb es ständig gewichst.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

79

Mit größter Strenge wurde darüber gewacht, daß kein Mann, der

nicht vollkommen propre angezogen war, die Kaserne verließ. An Sonn- und Feiertagen vormittags mußten Helm und Säbel getragen werden, außerdem war das Anlegen des Säbels nur den Chargen gestattet.

Um sich eine propre Ausgchmontur zu erhalten, trachtete man natur­ gemäß, für den gewöhnlichen Dienst auf billige Weise in den Besitz einer 3. Gebrauchsgarnitur zu gelangen, und da es immer liederliche Subjekte gab, die sich durch Veräußerung eines Monturstückes rasch in den Besitz von einigen Kreuzern zu setzen suchten, nahm der Handel mit getragenen Monturen zeitweise Dimensionen an, die sich mit der Würde des Standes kaum mehr vertrugen. Aus der Kaserne verbannt, fand sodann an den

Samstagen im Flötze des Schleibinger Bräu zwischen Cuirassieren und Tändlern mit Kleidungsstücken oft geradezu Börse statt. Da dieser Schacher naheliegenderweise auch dem Hang zu Dieb­ stählen an Kameradeneigentum Vorschub leistete, wandte sich das Regiment an die Polizeidirektion mit dem Ansuchen, durch entsprechende Maßnahmen dem Übel zu steuern, und es erging in der Folge eine Verfügung, daß Tändler nur von Soldaten kaufen dürften, die sich im Besitze eines Er­ laubnisscheines ihres Eskadronskommandanten befanden. Bei der Schwierig­ keit der Kontrolle hinsichtlich Befolgung dieser Verordnung blühte indes der Handel bis zur Aufhebung des Systems ziemlich ungestört weiter. Monturstücke, die außer Ratenzahlung dem Manne hinausgegeben wurden, waren: Helm mit Garnitur, 1 Paar Schulterblätter,

Sporn mit Spornfutteral, Mantels mit Mantelsack. Außerdem an Armatur:

Cuirassierbandelier und Kartusche, Säbelkoppel mit weißledernen Schlagriemen, Ladestockriemen, Säbel mit Scheide, 1 Paar Pistolen mit Ladestöcken,

1 Zündkegelzieher, *) Da der Mantel nicht Eigentum des Mannes, machte sich von feiten der Verschlagswachtmeister vielfach das Streben bemerkbar, den Leuten den Mantel zum Gebrauche des Ausgehens vorzuenthalten, eine Willkür, der wiederholt durch ent­ sprechende Regimentsbefehle entgegengetreten werden mußte. Das eigenmächtige Waschen und Walkenlaffen des Mantels war streng verboten.

80

Teil I.

Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt.

1 Reservezündkegel, 2 eiserne Unterlagen, Reservezündhütchen in Büchsen, 1 Kugelzieher,

Cuiraß.

Für Trompeter:

Trompete und Trompetenschnur. Bei den Helmen blieb

das

allmählich veraltende

Modell 42

im

Gebrauche; bei der normierten Tragzeit von 40 Jahren fanden auch nur

ganz geringe Nachschaffungen statt.1) An den Helmemblemen wurde

nach

der

Thronbesteigung

König

Maximilians das gotische „ß" durch ein ebensolches „M" ersetzt, mit dem Regierungsantritt König Ludwigs II. trat wieder das „L" an seine Stelle. An Cuirassen erhielt das Regiment seit 1849 ein leichteres Muster aus einer Elberfelder Fabrik geliefert. Aber auch dieses mit 29 Pfund Gewicht erschien immer noch zu schwer, so daß mit Rücksicht auf die Pferde, deren Traglast mit ausgerüstetem Mann mindestens 266 Pfund betrug,

wiederholt über die Beibehaltung der Cuirasse Beratungen gepflogen wurden. In einem hierüber eingeforderten Gutachten äußerte sich schon Anfang der 60er Jahre Rittmeister von Leon rod einmalfolgendermaßen: „Wenn man sich denn durchaus nicht von diesem antediluvianischen Kleidungsstücke trennen kann, so gebe man dem Cuirassiere zur Deckung gegen den Stich wenigstens einen Cuiraß von nicht mehr als 9 Pfund im Gewicht. So bleibt der Charakter der Waffengattung derselbe, das Pferd hat 20 Pfund weniger zu tragen, und der Reiter, der an Kraft gar nichts verliert, wird gewandter und beweglicher." Durch Kriegsministerial-Reskript vom 11. April 1861 endgültig zur

Abgabe eines Gutachtens aufgefordert, ob die Beibehaltung oder Abschaffung der Cuirasse als zweckdienlich erachtet werde, sprach sich das Regiment dahin aus: *) Fast in allen Inspizierungs-Tagesbefehlen finden sich Beanstandungen wegen der vielen schlecht sitzenden Helme. So bemerkte General von Flotow im Jahre 1853: „Die Helme müssen ganz genau aufgepaßt sein, gerade aus dem Kopf sitzen, dürfen nicht in den Nacken fallen. Wird dies beachtet und die gehörige Nachsicht gehalten, sind die Bataillenbänder gehörig festgeschnallt, so kann es nie Vorkommen, daß die Mannschaft, wenn sie unter den Waffen steht, veranlaßt werde, an den Helm zu langen, ihn wieder zurecht zu setzen, was durchaus nicht gestattet werden darf." Auch General von der Tann rügte bei seiner ersten Inspizierung sehr nachdrücklich die große Zahl schlecht Passender Helme und häßlicher Helmschweifc. Doch wäre es den Thatsachen durchaus nicht entsprechend, das schlechte Sitzen der Helme durchweg auf Nachlässigkeit im Aufpassen zurückzuführen. Auf stark runden Köpfen blieb eben die birnförmig verlaufende Metallkugel, welche sich den Kopf­ wandungen nicht anpaßte, unter keinen Umständen gerade sitzen.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

„Wenn

auch der Wert

81

der Panzer den verbesserten Feuerwaffen

um der schweren Reiter Waffe ihr Hauptchnrakteristikum nicht zu nehmen, der Cuiraß auch fernerhin ver­ bleiben." Eine geringfügige Änderung in der Art der Bewaffnung trat im Jahre gegenüber

geschmälert, möchte doch,

1865 ein,

indem die zweite Pistole hinwegfiel,

„da ja die Pistole doch

höchstens nur zu Alarmschüssen gebraucht würde, der Cuirassier aber gewöhnt werden sollte, in seinem Pallasche und in der Stoßkraft seines Armes seine einzige Wehr zu erblicken." Ein leichterer Säbel als Muster 1836 wurde wiederholt empfohlen, doch fanden diesbezügliche Anträge zu keiner Zeit Berücksichtigung. Die Pferde-Ausrüstung betreffend,*) erlangte hinsichtlich der Sattelung das Jahr 1865, das die Entscheidung über Einführung eines neuen Sattel­

musters brachte, größere kavalleristische Bedeutung.

Weder der seit dem Jahre 1828 bei den Cuirassieren im Gebrauche befindliche deutsche Sattel noch der ungarische Bock, auf dem die Chevaulegers ritten, hatte sich je zu allseitiger Zufriedenheit durchzuringen vermocht. Eine Komplikation von Bock und deutschem Sattel, wie sie im Jahre 1860 der dänische Major von Barth erfunden, schien endlich der Kommission,

die bereits im Jahr 1857 zur Beratung über Einführung einer neuen Pferde-Ausrüstung zusammengetreten, die Vorzüge zu bieten, die man von einem in jeder Beziehung brauchbaren Kavalleriesattel begehren zu müssen glaubte. Nachdem speziell unserem Regiment der Auftrag zugekommen, mit den Versuchsmustern eingehende Proben vorzunehmen, denen nicht nur Fürst Taxis als Vorstand der Kavallerie-Beratungs-Kommission, sondern auch General von der Tann seine besondere Aufmerksamkeit zuwendete, wurde auf einen vom Regiment abgegebenen, besonders empfehlenden Bericht hin der neue Sattel unter dem Namen Muster 1860 im Jahre 1865 Gemein­ gut der bayerischen Kavallerie. In Anordnung des Vorderzeugs hatte bereits mit KriegsministerialReskript vom 14. November 1854 eine Änderung der Ordonnanz des Jahres

1827 stattgefunden, indem statt des über die Brust laufenden einfachen Vorderriemens nunmehr das sogenannte ungarische Vorderzeug mit Sprung­ riemen zur Einführung gelangte, die Verbindungsstelle der beiden schräg

zum Sattel laufenden Riemen mit einer Nummerplatte aus hellpoliertem Eisenblech von 2 Zoll Durchmesser geziert. Bei den Offizierspferde-Vorderzeugen war die Platte etwas größer, silberplattiert und statt der Nummer eine Königskrone vorgesehen. *) Vergl. 1. Band, 7. Abschnitt, S. 183. Fahrmbacher, Das 1. schwere Reiter-Rgt.

82

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Die Bestimmungen über die neue Pferde-Ausrüstung für Cuirassiere vom 6. Februar 1865 brachten bei Ausrüstungen mit dem neuen Sattel Vorder- und Hinterzeug zum Wegfall, dagegen die Annahme des Marsch­ halfters. Zu allem Lederzeug war bei Neuanschaffungen braunes Natur­ leder zu verwenden. Bei der Feld-Pferde-Ausrüstung der Offiziere war

bereits unterm

22. März 1848 der schwarze Sattelpelz mit blauer Einfassung, Obergurt und Umlaufriemen aus braunem Naturleder und ein kleiner blauer, seit 1851 viereckiger silberbordierter Mantelsack zur Einführung gekommen. Die blaue Tuchschabracke und der Bärenpelz-Überwurf über die Pistolenhulftern blieben für Ausrückungen in Gala im Gebrauch?)

Unaufhörlich ergingen auch von feiten des Regiments Klagen über eine zu große Belastung des Pferdes und Wünsche nach Erleichterung des Gepäckes?) Namentlich die weißen Sattelpelze und Waldrappen wurden wiederholt als entbehrlich und zum Wegfall geeignet bezeichnet. Als 1857 die bereits erwähnte Kommission zur Beratung über die neue Pferde-Ausrüstung zusammentrat, erhielt das Regiment einige aus

krapprotem, französischem Militärhosentnch verfertigte Schabracken- und Mantelsack-Muster zur Probe hinausgegeben. Fast ein halbes Jahr ver­ richtete das Angerpikett mit diesen roten Schabracken ausgerüstet seinen Dienst; zur Einführung konnten sie ihrer auffälligen Farbe wegen nicht empfohlen werden. Gegen die Schabracke selbst als Sattelbedeckung fand sich keine Einwendung. Mit Annahme der neuen Ausrüstung infolge Aller­ höchster Entschließung vom 22. November 1864 (Verordnungsblatt tont Jahr 1865, Nr. 6) traten sodann auch Schabracken aus hellblauem Tuch mit rotem Besatz, Krone und Ncgimentsnummer, die rückwärtigen Ecken abgerundet, an Stelle der Pelze. Der blaue Mantelsack erhielt runde Form mit rotem Besätze und roter Regimentsnummer. 1858 machte das Regiment Versuche mit einer an der linken Pistolen-

hulfter angebrachten Packtasche, in welcher Pferde-Putzzeug, Halfter und Anbindriemen untergebracht wurden.

Mundack,

Als Übergang von der alten zur neuen Packordnung wurde für die Cuirassiere bestimmt:

Wegfall der Packtornister und Umwandlung der einen Pistolenhulfter zur Packtasche, Wegfall der Hufeisentasche und Befestigung des Reserve*) Bergt. 1. Band, 7. Abschnitt, S. 185. ’) Fürst Taxis begleitete allerdings einmal ein solches Gutachten mit der Benerkung: 1 Pfund Haber mehr dem Pferde wäre besser als 1 Quentchen menget Gewicht.

83

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

Eisens an der Pistolenhulfter, Verwahrung der Stiefel an der Pistolenhulfter und der Packtasche statt auf dem Mantelsack. Mitten in die unerquickliche Periode dieses Übergangsstadiums von der

alten zur neuen Packordnung fiel der Ausmarsch des Jahres 1866. Da nur ein kleiner Teil neuer Sättel und Schabracken beschafft war, blieb

keine andere Möglichkeit, als mit den weißen Pelzen und alten Sätteln ins Feld zu rücken. Für die Mannschaft hatte Kriegsministerial-Reskript vom 14. März 1850, statt der bisher bei der Bagage für immer 7 Mann mitgeführten Feldkessel und eisernen Schüsseln, Kochgeschirre nach preußischem Muster angeordnet, die, in einen zwillichenen Sack eingesteckt, links rückwärts am Sattel dicht unter dem Mantelsacke mittelst eines eisernen Ringes am Sattelblatt befestigt wurden. Der Fouragiersack mußte so über das Kochgeschirr zu liegen kommen, daß es vor Beschädigungen durch Anschlägen des Säbclgefäßes beim Reiten

in höheren Gangarten bewahrt blieb. Der Anschaffungspreis stellte sich auf 2 Gulden 15 Kreuzer. Üble Erfahrungen während des Ausmarsches 1850 führten zu einigen Verbesserungen in der Ausstattung der Kochgeschirre;

so wurden gemäß

Kriegsministerial-Reskript vom 7. April 1852 Bügel und Haken stärker gemacht, auch statt des Zwillichüberzuges ein solcher aus mehr dauerhafter Zeltleinwand genommen.

Die 1. Wachtmeister trugen seit 1848 eine über die Schulter gehängte

Tasche, zur Unterbringung von Dienstbüchern und Schreibereien. Das seit dem Jahre 1850 im Gebrauch besindliche Feldflaschenmuster bekam gemäß Kriegsministerial-Reskript vom 9. September 1864 an seinem unteren Teile einen Trinkbecher aus Eisenblech. Infolge Kriegsministerial-Reskript vom 25. März 1855 erhielt jede

Eskadron 8 Feldbeile, die an der rechten Pistolenhulfter angebracht wurden. Am 9. März 1859 wurde der Feldstück nach dem in der k. k. Kavallerie

üblichen Muster Bestandteil der Feldausrüstung; da sich die anfänglich befohlene Tragweise an der rechten Seite nach Art der Karabiner nicht erprobte, kam seine Unterbringung auf dem Deckel des Mantelsackes zur

Anordnung.

Gemäß Kriegsministerial-Reskript vom 5. August 1865 hatte das Re­

giment Versuche mit Brotsäcken zu machen, die 3 Pfund Brot, 1 Pfund Fleisch, Salz, Pfeffer und ein Feldbesteck zu fassen vermochten; als überaus *) Eine sehr unpraktische Art der Anbringung, die auch bei sorgfältigster Packung beim Reiten im Glied viele Schuhe kostete.

84

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

praktisch begutachtet, gingen sie in der Folge auch in die Zahl der Feld­

ausrüstungsstücke des Mannes über. Im Verwaltungssystem blieben die Bestimmungen vom 31. Januar 1831 mit ihrem Grundsätze: Jedes Regiment ist ein mit eigenem Administrativ-, Sanitäts- und Justiz-Personal versehener geschlossener Körper, dessen

Verwaltung in die Hände des Negimentskommandanten gelegt ist, maß­ gebend. Auch nennenswerte Änderungen im Wirtschaftsbetriebe sind nicht zu

verzeichnen. x) Nachdem bereits 1857 und 18642) Festsetzungen des Sollstandes an Armatur, Ledcrwerk, Pferde-Equipagen, Monturstücken außer dem Raten­ system nebst Reserven erfolgt und Bereithaltung eines bestimmten ständigen Vorrats an Waffcnrvcken, Spenzern, Tuch- und Reithosen verfügt worden war, wurde mit Kriegsministerial-Reskript vom 25. November 1866 der

Besitzstand an Ausrüstungsstücken für ein Cuirassier-Regiment festgelegt wie folgt: I. Monturstücke.

Stück

Helme samt Garnitur..... 970 Helmschweife von Roßhaar . . . 1050 Paar Schulterblätter....................... 1000 Paar Sporen.................................... 2000 Mäntel................................................. 1000 Mantelsäcke.......................................1000 II. Armatur.

Stück

Feldausrüstungstaschen .... 8 Schreibmaterialienbüchsen. ... 8 Kaffeebrenner, kleine..................... 2 Kaffeemühlen........................................ 100 Säckchen für den eisernen Bestand, große................................................. 1000 Dorzugseile.................................... 4 Trompeten mit Schnüren. ... 24

Pistolen mit Zubehör......................... 920 Säbel mit Scheiden....................... 1000 Cuirasse.............................................. 910 III. Lederwerk und Feld requisiten Patrontaschen.........................................920 Bandeliere.............................................. 920 Ladstock-Riernen....................................920 Kavallerie-Säbelkoppeln .... 1000 Feldtragbahren............................... 6 Feldflaschen mit Zubehör.... 1000 Trinkbecher....................................... 1000 Kavallerie-Feldkochgeschirre mit Zu­ behör ................................................... 980 Feldbeile mit Futteralen .... 60 Feld- (Pferds-) Pflöcke..................... 1000

IV. Reit-Equipagen und Pferde requisiten.

Komplette Equipagen für Militär­ beamte (englische Sättel ohne Löffel) mit Tuchschabracken ..................... 8 Kopfgestelle........................................ 920 Sattelequipagen................................... 960 Wollene Unterlagdecken .... 920 Tuchschabracken................................... 920 Stallhalftern.......................................1100 Fouragiersäcke................................. 1000 Fouragierstricke................................. 1000 Maulsäcke............................................1300

V.

Vollständige Zug equipagen............................................... 22

0 1. Band, 1. Teil, 7. Abschnitt, S. 168 und 171. *) Verordnungsblatt vom 11. März 1857 und 28. Februar 1864. ministerial-Reskript vom 10. März 1864.

Kriegs­

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

85

der Ausmusterung unbrauchbarer Gegenstände bestimmte Kriegsministerial-Reskript vom 25. Juli 1864, daß, bevor die Genehmigung Bezüglich

zum Verkaufe von seilen des Generalkommandos erteilt würde, der in­ spizierende General die Gegenstände erst noch einer eingehenden Revision zu unterziehen hätte. Beim ärztlichen Personal war infolge Formation vom 5. April 1852 eine Verminderung des Standes um 1 Bataillonsarzt zur Verfügung gelangt.

Die Ausübung

des Sanitätsdienstes lag sonach in den Händen eines

Regiments-und eines Bataillons-Arztes und zweier Unterärzte. Die Formation vom Jahre 1863 setzte 3 Ärzte fest, wobei die Geschäfte des leitenden Arztes

von einem Regiments- oder Bataillons-Arzt versehen werden konnten. Die Handreichungen beim ärztlichen Jourdienst und die ersten Hilfe­

leistungen bei Unfällen versahen die Bandagentrüger, meist Bader in ihrem Zivilberufe, die für gewöhnlich ihren Dienst als Soldaten verrichteten. Alles der Gesundheitspflege der Mannschaften Dienliche, namentlich auch die regelmäßige Abhaltung von Gesundheitsvisitationen, wurde aufs genaueste beobachtet. Mannschaften, die ihre Behaftung mit dem endemischen Kasernübel, der Krätze, nicht rechtzeitig meldeten, hatten strenge Bestrafung zu gewärtigen. Schwer Erkrankte wurden sofort in das Militär-Krankenhaus an der Müllerstraße überführt, leichter Unpäßliche blieben auf den Zimmern. Krankenzimmer in der Kaserne kamen nur einigemal vorübergehend zur Einrichtung, so während der Cholera-Epidemie 1854 und bei den starken Typhuserkrankungen im Winter 1858. Bei dem wiederholten Herannahen des Choleragespenstes in den Jahren

1853 und 1854 suchte man vor allem mit verschärften hygienisch-prophy­ laktischen Maßnahmen dem Auftreten der Krankheit den Boden zu entziehen. Von den Brotständen mußten Obst, Gurken, Salat, Limburger Käse

und mindere Wurstwaren verschwinden, die Qualität des Bieres wurde einer strengen Kontrolle unterzogen, das Herumgehen ohne Spenzer ver­

boten, dagegen das Tragen wollener Leibbinden verordnet. Schüsseln mit Chlorkalk in den Zimmern dienten zur Verbesserung der Luft. Um die Leute von dem Hineintrinken kalten Bieres in den nüchternen Magen ab­ zuhalten, erfolgte die Verteilung einer Frühsuppe außer des Menage­ zuschusses; auch am Abend wurde eine warme, gut ausgekochte Fleischsuppe mit dem Ansätze von 2% Kreuzern pro Kopf, die aus den Holz- und Licht-Ersparnissen Deckung fanden, verabreicht. Zur Zeit des Höhepunktes der Epidemie mußte ständig ein Arzt in der Kaserne verweilen, der die sofortige Beförderung erkrankter Mann­ schaften nach dem Militär-Krankenhause zu veranlassen hatte.

Ein auf der

Wache aufgestellter Thee-Apparat lieferte das bei den ersten Stadien der

86

Teil I.

Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Erkrankung zur sofortigen Verabreichung für notwendig gehaltene warme

Getränk. Kleider und Wäsche der Erkrankten wurden mangels anderer Methoden mittelst starker Heizung desinfiziert. In den Cholerajahren blieb das Regiment ziemlich verschont, während andere Abteilungen der Garnison so bedeutend litten, daß sogar wegen Häufung der militärischen Kondukte auf Befehl der Stadt-Kommandantschaft jede militärische Bestattung unter­

bleiben mußte. Unter normalen Verhältnissen blieb die mittlere Zahl der KrankenBehandlungstage im allgemeinen zwar auf einer tieferen Ziffer als in der Folgezeit nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, dagegen trat die Mortalität entschieden stärker in den Vordergrund. Namentlich die Franken und Pfälzer stellten in den ersten Monaten der Nekrutenzeit ein nicht unbeträchtliches Kontingent zu den aus dem Militär-Krankenhause zur Meldung gelangenden Todesfällen. Nicht nur dem rauhen Klima, auch dem un­ gewohnten Biergenusse fiel so mancher Main- und Rheinländer zum Opfer.

Die Begräbnisse vollzogen sich nach den 1823 erlassenen in der Hauptsache

heute noch geltenden Bestimmungen. Kriegsministerial-Rcskript vom 5. August 1863 enthielt die ebenfalls gültig gebliebenen neuen Vorschriften über die

Seelsorge. Einen großen Übelstand, in dem nicht zum letzten die zeitweise im Regiment sich bemerkbar machenden so ungünstigen Gesundheitsverhältnisse ihre Entstehungsursache hatten, bildete die äußerst enge Belegung der Mannschaftsräume, zu der man sich dauernd genötigt sah.') Ging der Präsenzstand nur um ein Geringes über die gewöhnliche Ziffer in die Höhe, mußte sofort zur Aufftellung von Bettfonrnituren auf den Gängen geschritten werden; auch auf das Aushilfsmittel des Rollicrens von Mannschaften — Benutzung der Lagerstätten der jeweilig auf Dienst befindlichen Leute — konnte selbst unter normalen Umständen niemals verzichtet werden, ebenso unvermeidlich blieb die Unterbringung verheirateter Unteroffiziere in den Mannschaftszimmern. Vorschriftsmäßig sollte allerdings ein Bretterverschlag das der Familie zugewiesene Eck von dem übrigen Raume trennen, in den meisten Fällen begnügte man sich jedoch mit einem Vorhang als Abschluß. Daß, abgesehen von der Menge anderer Unzuträglichkeiten, der hierdurch den Mannschaften zu teil werdende fast unbeschränkte Einblick in die intimen Häuslichkeiten ihrer Unteroffiziere dem Ansehen der letzteren nicht immer zum Vorteile gereichte, dürfte kaum bestritten werden. Von der Überstellung der Zimmer mit Betten spricht zur Genüge die sich in einer

ganzen Reihe von Inspizierungs-Tagesbefehlen vorfindende

*) Dem Regiment war nur der vordere Trakt zur Unterkunft zugewiescn. Der rückwärtige Bau (Haberspeicher) befand sich von der Ouvrier- und Sanitäts-Kompagnie und Mannschaften des 3. reitenden Artillerie-Regiments belegt.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

87

Beanstandung, daß den Leuten bei Einnahme ihrer Menage kein Tisch zur Verfügung stünde.

Die zweischläfrigen Bettladen für Mannschaften wurden durch Kriegsministerial-Reskript vom 19. November 1862 außer Vorschrift gesetzt

gelangten aber nur in einem äußerst langsamen Tempo allmählich gegen einmännige Fournituren zur Auswechslung. Seit 1860 geschah die Beheizung der Zimmer mit Steinkohlen. Das Talglicht mit der etatsmäßigen Putzschere wich erst am 12. Februar 1867

endgültig der Beleuchtung mittelst Petroleumlampen. Die Holz- und Licht-Ersparnisses) die in erster Linie von der Strenge oder Milde des Winters und den mehr oder minder günstigen Kasernierungs­ verhältnissen abhingen, betrugen beim Regiment durchschnittlich 500 st., die zur Aufbesserung der Menage an hohen Feiertagen oder zur Gewährung von Freibier nach anstrengenden Übungen oder in Biwaks verwendet wurden

Die Ersparnisse der Wachen an Feuer und Licht wurden von der Garnison eingehalten und an die Truppenteile innerhalb der Division repartiert. Dem Regiment stossen hierdurch durchschnittlich weitere 25 st. zu. Als sodann vom Jahre 1865 an die Ersparnisse an Feuer und Licht innerhalb der Armee-Division auf den Kopf ausgeschlagen wurden, erlitt das Regiment eine bedeutende Einbuße an dieser bisherigen sehr angenehm

empfundenen Einnahmequelle. Die Instandhaltung des Kaserngebüudes scheint infolge nicht genügend vorhandener Mittel manche Jahre etwas verwahrlost worden zu sein. Das Haupt-Baugebrechen-Protokoll vom April 1858 führt wenigstens eine bedenklich lange Reihe zerbrochener Fensterscheiben auf, deren Reparatur als unmöglich mehr länger aufschiebbar bezeichnet wird. Nachdem schon seit 15. Dezember 1848 gemäß Divisions-KommandoOrdre eine Menagezulage von l*/2 Kreuzern gewährt worden war, wurden die

Löhnungsgebühren der Mannschaft nach dem Regulativ vom 21. November 1861 neu festgesetzt und zwar:

Löhnung: Gefreite

.

.

.

15 Kreuzers

Gemeine ... 13 „ Pension: I. Klasse 6 st. 30 kr., II. Klasse 3 st. 30 kr.

Laut Kriegsministerial-Reskript vom 12. Januar 1864 erhöht auf I. Klasse 7 st. — kr., II. Klasse 4 st. — kr.

Propretätsgeld beim Zugang 2 st. *) Bergt. 1. Band, 1. Teil, S. 173. 8) Statt der am 1. Mai 1848 bewilligten einen Kreuzer-Zulage, wofür man am Brotstand einen Schnaps bekam, woraus den Gefreiten das ihnen noch heute anhaftende Kasernepitheton erwuchs.

88

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Verheiratete Mannschaften: */2 Brotportion täglich für die Frau, */« ,, „ „ jedes Kind. Beiträge zur Militär-Witwen- und Waisenkasse monatlich 2 Kr. 6 HelLr.

Pension der Witwen: 3 fl. 30 kr. Bezüglich der Verpflegung galt als Norm, daß dem Manne täglich eine Früh- (Brenn-) Suppe und **/2 Pfund Ochsenfleisch mit Suppe ils

Hauptmahlzeit gereicht werden sollte. Das Pfund Rindfleisch zu tem Satze*) von 12 Kreuzern genommen, berechnete sich die Einlage zur Menige vom 1. Unteroffizier abwärts auf 7 Kreuzer täglich. Der bei höheien Fleischpreisen gewährte Verpflegungszuschuß erreichte in ständiger Aufwäitsbewegung schließlich die Summe von 5 Kreuzern täglich. Im Verpflegungswesen selbst verfuhr man nach folgendem Modis: An jedem Geldtage legten die Mannschaften zugsweise ihre Quote in die Menagekasse ein, aus welcher Summe der Menagemeister, gewöhnlich Der 1. Zugskorporal, -) die täglichen Einkäufe an Fleisch und Viktualien besorgte;

je ein Zug kochte zusammen. Jeder Mann mußte zu kochen verstehen, die Kochjour ging im täglichen Wechsel im Zuge herum. Trotz der Einfachheit der Kost herrschte im allgemeinen durchgängige Zufriedenheit, da die Bestimmung der Menage der freien Wahl des Zuges überlassen blieb und der besonderen Vorliebe der Leute für Nationalgeriyte, so namentlich für die heimatlichen Leberknödel, ziemlich Rechnung getragen werden konnte. Ab und zu fehlte es allerdings auch nicht an Klagen, laß die Menage hauptsächlich infolge des täglichen Wechsels der Köche sehr schlecht gekocht sei. Von den Regiments-Kommandos wurde zu keiner Zeit versäumt, auf Grund solcher Beschwerden die Jnspektionsofsiziere rnd Unteroffiziere zur strengsten Beaufsichtigung der Küche und Köche zu er­

mahnen. 1863 erschienen zum erstenmal Vorschläge einer Menagcregie, um durch Accorde mit Lieferanten und Großhandlungen bei dem ständigen Steigen der Lebensmittelpreise billigere und bessere Viktualien zu erhaben. Die l*/2pfündige Brotration wurde einer alten Gepflogenheit zufllge mit Rücksicht auf die Abneigung der Mannschaften gegen das „Komiriß" nie in Natura geliefert, sondern stets der Geldbetrag, nach der Polizeraxe meist 4 Kreuzer 4 Heller per Pfund, ausbezahlt. Wie sehr das Bier als Lebensmittel des Mannes betrachtet und mindestens ein Maß als tägliches Konsumquantum angenommen wurde, *) Nach Aufhebung der Polizeitaxe im Jahre 1865 nach dem Durchschnitts-Mrrktvrcise des jeweilig vorhergegangenen Monats berechnet. *) Dieses Geschäft verlangte naturgemäß einen festen sittlichen Halt. Auch ieim Regiment kamen Fälle vor, daß sich die Menagemeister an der Kasse vergriffen; in den sechziger Jahren büßte solch ein Leichtsinniger sein Vergehen durch Selbstnord.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

89

läßt sich aus der bestehenden Verfügung entnehmen, dergemäß bei einem Überschreiten des polizeilich festgesetzten Bierpreises, über 6 Kreuzer per Maß, für jeden halben Pfennig 2 Heller Zulage pro Tag berechnet wurden.

Auch Rekonvaleszenten durfte gemäß Kriegsministerial-Reskript vom 31. Dezember 1857 täglich gegen Ccrtifikat ’/2 Maß guten braunen Bieres verabreicht werden. Beim Verlassen der Garnison regelte sich die Verpflegung nach dem

Einquartierungsgesetz vom 25. Juli 1850. Der dem Quartiergeber für die volle Tageskost einschließlich % Liter Bier oder Schoppen Wein angesetzte

Vergütungssatz betrug durchschnittlich 21 Kreuzer. An Reise-Entschädigungen wurden gemäß Verordnung vom 10. Dezember 1865 vom 1. Unteroffizier abwärts für jede Wegstunde der zurückgelcgten Route 2’/2 Kreuzer vergütet; bei Benutzungvon Eisenbahnen war die halbe Fahrtaxe III. Klasse zu bezahlen. Der Erzielung eines höheren Grades von Reinlichkeitssinn kam die

durch Kriegsministerial-Reskript vom 20. Dezember 1856 angeordnete Ein­ führung von Sack- und Handtüchern sehr zu gute, von welcher Wäsche­ kategorie je sechs Stück für jedes Dienstjahr in Ansatz gebracht wurden.

Laut Kriegsministerial-Reskript vom 3. März 1864 war jeder Mann mit einem Notverbandzeug von 1 Binde, V2 Lot Charpie, 2 Kompressen zu versehen.

Den Stallwachcn mußten seit 1853 ausgetragene Mäntel zur Ver­ fügung gestellt werden. Dem häufigen Baden während der Sommermonate wurde große Auf­

merksamkeit geschenkt, dagegen kam die früher eifrig durchgesührte Erteilung von Schwimmunterricht an die Mannschaften, wohl infolge der zu weiten Ent­ fernung der Militär-Schwimmschule am Würmkanal, gänzlich außer Übung?) In der Justizpflege hatte das Reskript vom 13. Oktober 1848, gemäß Allerhöchstem Handbillet vom 11. Oktober, eine dem militärischen Ehr­ gefühle in hohem Grade zum Vorteil gereichende, sehr erfreuliche Neuerung

gebracht, indem es die Prügelstrafe als ein für allemal aufgehoben erklärte. Damit hatte das Strafmittel der körperlichen Züchtigung seine gesetzliche Berechtigung verloren.

Als prophylaktisches Mittel zur Austechterhaltung des Respektes und der Erhöhung des Diensteifers bei saumseligen und trägen Elementen

glaubte man allerdings lange noch, eines gelegentlichen Pustes oder Hiebes ') Vergl. 1. Band, 1. Abschnitt, S. 177.

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Teil I.

Historische, organisatorische re. Nachrichten.

1. Abschnitt.

nicht entraten zu können. Dazu war der Streich, der sich von der Wein­ rebe des Centurio über den Ochsenfiesel des Landsknechts-Waibels zum Haselnuß­

stock des Zopfkorporals fortgepslanzt, doch viel zu sehr zu einem in Fleisch

und Blut übergegangenen Attribute des Soldatentums geworden, um mit einem Federstriche aus dem häuslichen Leben der Kaserne sich verbannen zu lassen, war im übrigen auch bei den an die derberen Sitten des Volkes gewöhnten Soldaten zu keiner Zeit einer anderen Auffassung unterlegen. Erst mit dem Heranwachsen einer neuen, mit den Überlieferungen der

älteren Zeiten völlig unbekannten Generation von Unteroffizieren bildete sich allmählich die Möglichkeit heraus, den Allerhöchsten Vorschriften in Bezug auf handgreifliche Manipulationen eine genauere Befolgung zu sichern.

War die Behandlungsweise der Mannschaften im großen Ganzen auch eine ziemlich rauhe, so wurden doch ausgesprochene Mißhandlungen Unter­ gebener niemals geduldet und, wenn sie zur Meldung gelangten, jederzeit unnachsichtlich vom Regiment bestraft. Auch von höheren vorgesetzten Stellen geschahen stets energische Schritte, Ausschreitungen in dieser Hinsicht

mit aller Strenge hintanzuhalten.

So besagte die Divisions-Kommando-Ordre vom 2. Mai 1856 auf Grund einiger Fälle stattgehabter Mißhandlungen: „Jede rohe Behandlung der Untergebenen, sei cs durch Schimpfworte oder gar thätliche Mißhand­ lungen, untergräbt das Ehrgefühl des Einzelnen und beeinträchtigt die Würde des Standes." Mit Kriegsministerial-Reskript vom 5. März 1849 war das wirklich

inhumane Verfahren des geschärften Krummschließens an die Bettlade bei

Zimmerarrest zur Abschaffung gekommen.x) Allerhöchste Entschließung vom 23. März 1856 hob die Bestimmung auf, daß Deserteure der Kavallerie an die Infanterie abgegeben werden mußten. Jni Militär-Gerichtsverfahren brachte die Allerhöchste Verordnung vom 14. April 1856 einige tief eingreifende Veränderungen.

Prinzip blieb, daß nach dem alten germanischen Rechtsgrundsatz: Der Gleiche kann nur von seinesgleichen gerichtet werden, dem Angeschuldigten nur Militärs zu Richtern gestellt werden durften, weshalb dem Auditor die Leitung der Verhandlung, aber kein Stimmrecht zustand.

Die gesamte Strafgerichtsbarkeit in erster Instanz übte nach wie vor der Regimentskommandant aus. Dagegen fiel in der bisherigen Unterscheidung •) Der Mann befand sich hierbei dermaßen gefesselt, daß er sich nicht sehen und nicht gerade stehen konnte. kommen.

Es durfte nur mehr einfache Anfesselung zur Anwendung

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

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der Gerichte in Untersuchungs- und erkennende Gerichte die einfache Unter­ suchungs-Kommission nach der früheren Verordnung weg.

Es blieben nur die erkennenden Gerichte: Größere Kriegs-Kommission:

(Major als Vorstand, 4 Subalternoffiziere als Beisitzer) und Kriegsgericht:

(für Offiziere nur Offiziere als Richter), für Mannschaften: (1 Major als Vorstand, 4 Subalternosfiziere, 2 Wachtmeister,

2 Korporale, 2 Gefreite, 2 Gemeine (die 2 im Grade gleichen Beisitzer mit je 1 Stimme).

An Stelle der Untersuchungs-Kommission trat eine durch den Auditor oder einen Offizier geleitete Voruntersuchung. Dem Straferkenntnis hatte in allen Vergehens- und Verbrechens-Fällen eine mündliche, die ganze Beweisaufnahme umfassende Hauptverhandlung

vor den erkennenden Richtern vorherzugehen. x)

Die Hauptverhandlung wurde in Vergchensfällen wie bisher vor der größeren Kriegs-Kommission, in Verbrechensfällen vor dem Kriegsgerichte gepflogen. Als Staatsanwalt-Vertreter hatte ein Offizier zu fungieren; dem Angeklagten stand in Vcrbrcchensfällen ein Verteidiger zu, bei schweren Verbrechen mußte ihm ein solcher, wenn er nicht selbst einen gewählt, von Amts wegen beigegeben werden; auch in Vergehensfällen konnte der Kom­ mandant einen Verteidiger znlassen, wenn er es für zweckmäßig hielt. Verteidiger konnte nur ein Offizier, im Ossiziersrang stehender Militär­

beamter oder Auditoriatspraktikant sein. Als Zuhörer waren dem Militärstande nicht angehörige Personen ausgeschlossen, auch die Genehmigung zum Zutritt von Unteroffizieren und Gemeinen hing von dem Ermessen des Kommandanten ab.

Die Schlußberatung von den zum Kriegsgerichte kommandierten Offi­ zieren, Unteroffizieren und Gemeinen geschah getrennt nach Kategorien.

Erkenntnisse der größeren Kriegs-Kommission gegen Unteroffiziere und Mannschaften waren sofort rechtskräftig, gegen Offiziere unterlag der Vollzug noch einem Revisionsgerichte, gebildet aus dem betreffenden Armee-Divisions­

Kommandanten und 4 Stabsoffizieren.

Alle Kriegsgerichts-Erkenntnisse kamen an den obersten Militär-Gerichtshof (Generalauditoriat).

Erkenntnisse auf Tod, Entsetzung eines Offiziers von

*) Vom Richteramt w,aren ausgeschlossen alle Unteroffiziere und Gemeine von „mittelmäßiger und tadelhaster Führung".

92

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

der Charge und Entlassung Könige vorgelegt werden.

1. Abschnitt.

eines Offiziers mußten Sr. Majestät dem

Für den Krieg blieben die Standgerichte bestehen.

Außerdem bestand

beim Regiment noch eine Warnungs-Kommission, der Leute mit fortgesetzt schlechter Führung vorgestellt werden, konnten. Zeitweise war die größere Kriegs-Kommission beim Regiment ziemlich beschäftigt. Hauptdelikte bildeten die Desertionen, nicht selten die Folgen

der, wie bereits erwähnt, häufig eben nicht sehr zarten Behandlung, Montur­ veräußerungen, Diebstahl an Kameradeneigcntum, Widersetzlichkeit, Miß­ handlung von Dienstpferden und Körperverletzungen bei Raufexcessen?) Auch einem bei der langen Dienstzeit von feiten der alten Leute gern angenommenen Nachbrummen und Ansetzen zur Respektlosigkeit mußte ab

und zu mit aller Energie entgegengetreten werden. Ein Cuirassier, der beim Spazierreiten der Handkolonne dem Leutnant der Jour zugerufen, warum er denn nicht antraben lasse, erhielt beispielsweise von der größeren Kommission 14 Tage Gefängnis mit 6 stündigem kurzen Schließen bis aufs vorletzte Glied an geraden Tagen und Beschränkung der Kost auf Wasser und Brot an ungeraden Tagen. In der Form waren die Kriegsgerichts- und größeren Kommissions­ Erkenntnisse wie folgt gehalten: Die angeordnet gewesene Kriegskommission hat unterm Gestrigen in bei Untersuchung gegen den Cuirassier Gg. Mich. Lutz der 2. Eskadron wegen Unterschlagung zu Recht erkannt: I. Mich. Lutz sei des gemeinen Vergehens der Unterschlagung zum Schaber des Cuirassiers Anton Betz der 2. Eskadron für schuldig zu halten unt deshalb II. mit einem 15 tägigen Gefängnis, geschärft durch Anweisung der Lager statte auf bloßen Brettern wahrend der ganzen Strafzeit und durch Ent ziehung aller warmen Speisen an jedem dritten Tage, zu bestrafen uni mittelst einfachen Entlaßfchcines ans dem Heere zu entlassen. III. Derselbe unterliege den Bestimmungen der § 45 und 66 des H. E. G. IV. Jnkulpat habe dem Damnifikaten Anton Betz die in dessen Brief enthalte» gewesenen 9 st. zu ersetzen. V. Die Untersuchung s-, Arrestverpflegs- und Strafvollzugs-Kosten seien Bald regressu dem Kgl. Mil.-Arar zu überbürden.

Einige weitere neuere Bestimmungen,

so die Bestrafung in Über

trctungsfällcn nach dem Polzei-Strafgesetzbuch, eine etwas veränderte Zu sammensctzung der Kriegsgerichte und Abänderung des Verteidigerwesens ') In manchen Jahren war das Zusammentreffen von Cuirassieren und Artilleristel bei Tanzgelegenheiten gleichbedeutend mit schließlichem Ziehen der Säbel. Und hiebe war es gerade das 1. Cuirassier-Regiment, das wegen seines guten Zusammenleben; mit der Zivilbevölkerung und den andern Waffen von den höheren Vorgesetzten irnmc noch mit besonderem Lobe ausgezeichnet wurde.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

93

hatte die Allerhöchste Verordnung vom 7. Juli 1862 zur Folge. Die Fesselung verhafteter Unteroffiziere und Soldaten durfte nur mehr aus­

nahmsweise bei besonderer Fluchtgefahr und Widersetzlichkeit stattfinden. Allerhöchste Verordnung vom 31. März 1863 brachte eine Revision der Kapitel 42 und 43 der Dienstvorschriften sowie eine teilweise Neu­

fassung der Kriegsartikel. Für

ein

militärisches Vergehen

standen nunmehr folgende Straf­

bestimmungen fest: a) Soldaten: 1. Erneuerung und Verlängerung der Dienstzeit. 2. Arrest von 14 bis 45 Tagen einzeln oder verbindungsweise geschärft

durch Beschränkung der Kost auf Wasser und Brot an Zwischen­ tagen, durch Krummschließen an Zwischentagen in der Dauer von 6 bis 8 Stunden, durch Anlegen des Leibringes an Zwischen­ tagen bis zu 6 Stunden, Krummschließen und Leibring jedoch nie am selben Tage?) 3. Festungshaft von 3 Monaten bis zu 1 Jahr.

b) Unteroffiziere: wie oben, Schärfungen jedoch nur in Beschränkung der Kost bestehend, außerdem Degradation auf immer.

Gegen Offiziere konnte erkannt werden auf Kasernarrest in der Dauer von 1 bis 3 Monaten, Festungsarrest von 3 Monaten bis zu 1 Jahr.

Für militärische Verbrechen traten in Kraft: Bei Unteroffizieren und Soldaten:

1. Fortweisung aus dem Heere mittelst Laufzettels. 2. Festungs-Schanzarbeit von 1 bis 10 Jahren mit Fortweisung ver­ bunden. 3. Todesstrafe durch Erschießen. Gegen Offiziere: 1. Entlassung. 2. Entsetzung von der Charge.

3. Todesstrafe. Acht früher als militärische Vergehen betrachtete Reate (u. a. außer­ dienstliche Trunkenheit aus Gewohnheit) hatten schon unterm 9. März 1858 eine Einreihung in die auf dem Disziplinarwege zu bestrafenden Über-

*) Auf Antrag des Sträflings konnte die Dauer des Arrestes durch freiwillige Erduldung der Schärfungen innerhalb kleinerer Zwischenfristen verkürzt werden.

94

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

tretungen gefunden.

1. Abschnitt.

Der früher üblichen übergroßen Rigorosität im Ge­

brauche der zuständigen Disziplinar-Strafmittel *) war bereits durch ArmeeKorps-Kommando-Ordre vom 14. Januar 1852 ziemlich gesteuert worden.

Speziell im Regiinent erforderte

die Durchschnitts-Führung der Mann­

schaften zu keiner Zeit, wenigstens von feiten der Oberstkommandanten, wie sich aus den Regiments-Befehlsbüchern ersehen läßt, eine besonders scharfe Handhabung der Disziplinar-Strafgewalt; auch Eskadronskommandanten, die,

in der sonst noch ziemlich häufig vertretenen militärischen Anschauungs­ weise früherer Jahrhunderte befangen, das Vorübergehen eines Dienstes ohne Zudiktierung von Strafen das Ansehen des Vorgesetzten überhaupt für schädigend erachteten, traten verhältnismäßig selten in die Erscheinung. Beschwerdeführung stand jedem Individuum nach Ziffer III der Ein­ leitung zu den Dienstvorschriften zu, wobei die Beschwerde bei dem unmittel­

baren Vorgesetzten (beim Mann der Zugskorporal) zunächst angebracht werden mußte. Im übrigen war es im Regiment zu keiner Zeit Ge­ pflogenheit, sich viel zu beschweren.

III. Remontierung. — Ausmusterung und Ersatz. — Beschaffenheit der Dienstpferde. — Altersverhältniffe. — Einheimische Pferdezucht. — Ankäufe im Auslande. — Wart und pflege. — Gesundheitsverhältniffe der Pferde. — Fouragesätze. — Pferdewesen. — veterinärpersonal. — Fehlversuche. — Belohnungen für gut erhaltene Pferde.

Die Remontierung der Kavallerie-Regimenter vollzog sich bis nahe an Schluß der Periode nach dem Grundsätze, daß die alljährliche Gesamt­ ergänzung eine 10°/0ige Quote des Pferde-Sollstandes nicht überschreiten

dürfe?)

Indessen begegnen wir nur in einigen wenigen Jahren den diesen

1) Diziplinarstrafen waren: a) Verweis beim Eskadronsrapport, b) Verweis beim Verlesen, c) Schildwachstehen, d) Strafputzen, e) Nachexerzieren, f) einfacher Zimmerarrest (bis 30 Tage), g) Straf-Stubenarrest (bis 15 Tage, wenn geschärft bis 5 Tage), h) Gefängnisarrest (langgeschlossen bis 14, wenn geschärft bis 8 Tage), i) Degradierung der Unteroffiziere und EntseHung von der Gefreitencharge. 2) Auch in den neueren Bestimmungen vom 31. März 1859 aufrecht erhalten. Kriegsministerial-Reskript vom 14. April 1864 gestattete, wenn nötig, eine Ergänzungs­ quote von einem Neuntel des Sollstandes.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

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ohnehin nicht hochgesetzten Quoten wirklich entsprechenden Zuführungs­ ziffern an jungen Pferden; wiederholt weisen die Zugänge bedeutend niedrigere Zahlen auf, indem die Remontierung sich nur auf die Ergänzung der umgestandenen oder als gänzlich unbrauchbar erklärten Pferde des Sollstandes erstreckte, die normalmäßig etwa 8°/0 betragende Gesamt­ ausmusterung ober infolge Rückwirkung der außergewöhnlichen Remonte-

Ankäufe bei den verschiedenen Mobilisierungen nicht berücksichtigt werden durfte. So erhielt 1852 das Regiment statt 66 nur 30, 1856 statt 67 nur 27 Remontcn, dagegen 1848 eine außerordentliche Zuführung von 294 Pferden, wovon 271 durch die Kommissionen freihändig angekaufte Tiere, 23 Fohlen-

Hof-Remonten,

1855 eine solche von 375, 1859 von 245 Pferden.

Im

Jahre 1863, in welchem 2/9 des Sollstandes ausgemustert werden durfte, gelangten 92 junge Pferde zur Einstellung.

Eine Zuführung von anderen Abteilungen erfuhr das Regiment nur einmal im Sommer 1850 (Kriegsministerial-Reskript vom 21. Juli), wo es 30 Pferde des Genie-Regiments in Ingolstadt, durchwegs Zugtiere schweren Schlages, gegen Ausmusterung von ebensoviel Pferden II. Klaffe über­ nehmen mußte.

Normalmäßig erfolgte die Lieferung der Remonten durch Abgabe der auf den Fohlenhöfen eingestellten Tiere, neben den Fohlenhof-Lieferungen auch noch durch freihändigen Ankauf von feiten der Ökonomie-Kommission

des Regiments oder jeweilig gebildeter Armee-Ankaufs-Kommissionen. Die Qualität der von den Fohlenhöfen kommenden Remonten ent­

sprach im allgemeinen, abgesehen von der durchgängig sehr weichen Be­ schaffenheit der Tiere, den Ansprüchen, die man damals an ein Kavallerie­ pferd zu stellen gewohnt war?) Hingegen finden sich über die Güte des bei den wiederholten freihändigen Massenankäufen gelieferten Materials, der sogenannten Landremonten, in den Berichten des Regiments verschiedent­ lich sehr abfällige Urteile vor. So eine Meldung im Jahre 1848, daß von den zugeführten Ankaufspferden fast jede Woche eines umstehe, eine

andere, daß von dem letzten Transport 14 Pferde wegen zu schwerfälligen Baues und zu ausgesprochener Unbeholfenheit sich zum Kavalleriedienste

absolut nicht eigneten, die aber gleichwohl ans Divisionsordre hin bei­ behalten werden mußten. Eine Brigade-Ordre vom 20. Oktober 1855 befahl, sich mit den im Frühjahr erhaltenen Dummkollern nicht länger *) Manche Jahre wurde geklagt, daß die Remonten in gar zu sehr futterarmer Verfassung in die Kaserne gekommen wären. Auf den Fohlenhöfen ging nämlich die Haltung der nötigen Ochsen- und Ökonomie-Knechte auf Futterersparnis bei den Remonten. Die Cuirassierremonten' wurden meist auf den Fohlenhöfen Steingaden und Fürstenfeld aufgezogen.

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Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

herumzuschlagen, sondern dieselben nach eingeholter Genehmigung ohne weiteres zu versteigern. Einigemal hatten Ankaufspferde auch den Notz in die Kasernstallungen gebracht, glücklicherweise, da man die Vorsicht ge­ brauchte, alle Ankaufspferde im Marodestall erst einige Wochen zu kontuma­ zieren, ohne weitere Infizierung zu verbreiten. Auf das Vorhandensein der für Cuirassierpferde vorgeschriebenen Größe

von 15 Faust 3 Zoll konnte bei den Ankäufen in größerer Zahl bei einem Gesamt-Ankaufspreise von 310 ft. per Stück einschließlich Transportspesen naheliegenderweise nicht durchwegs Rücksicht genommen werden. In dieser Beziehung gestaltete sich übrigens die Beschaffung von richtigen Cuirassier Pferden auch bei Normallieferungen ständig schwieriger, so daß, den allgemeir

gesteigerten Pferdepreisen Rechnung tragend, durch Allerhöchste Entschließunc vom 30. August 1857 für den Ankauf von volljährigen Cuirassierremonter die Summe auf 320 ft. und durch eine weitere vom 5. September 186‘ auf 360 fl. erhöht wurde. Die Preise der noch nicht volljährigen Fohlenhof-Remonten blieben h

den bisherigen Abstufungen bestehen?) Bei Versorgung der Fohlenhöfe, überhaupt bei der gesamter Remontierung, wurde bis Ende der fünfziger Jahre der 1837 aufgestellt! Grundsatz beibehalten, bei den Ankäufen in erster Linie die heimatlich Aufzucht zu berücksichtigen. Hier die einheimische Pferdezucht berührend, ist es Pflicht, eines Hern des Regiments zu gedenken, des Rittmeisters Alexander Grafen JenisonWalworth, Vorstandes der Stamm- und Landesgestüts-Verwaltung, der, h Pferdedingen durch und durch Anglomane, mit seinen Absichten, mehr BlU in die Landesaufzucht zu bringen, falls er mit seinen Bestrebungen zu Ente gekommen, dem Heere und dem Lande unbestreitbar die hervorragendster Dienste geleistet haben würde. Nachdem auf seinen Antrag hin bereis im Jahre 1849 für das Stammgestüt Beschälhengste aus Mecklenburg uw Hannover eingeführt worden waren, holte er 1853 einen größeren Transport

Stuten aus England, in der Absicht, den einheimischen Züchtern die Wex zu zeigen, die sie zu befolgen hätten, um den Schlag Militärpferde zr produzieren, den man einzig und allein bei den zum Ankauf für de Fohlenhöfe zur Musterung vorgeführten jungen Tieren zu sehen wünscht'.

Leider machte die bald darauf erfolgte Erkrankung und die Pensionierurg

Jenisons im Jahre 1854 seinem Wirken zum größten Nachteile für de Kavallerie ein frühzeitiges Ende. Sofort wandten sich die einheimischer Landwirte nach Jenisons Scheiden unter dem Schlachtrufe: „Blut gelt auf Kosten der Masse" auch wieder der Produktion nach alten Mustern zr. *) Bergt. 1. Band, S. 165.

Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

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Die Qualität der im Lande gezogenen Remontcn ging zurück oder blieb auf der alten Stufe bestehen, die Ansprüche an die Leistungen eines Kavalleriepferdes erhöhten sich; so stellte sich alljährlich mehr die Not­

wendigkeit heraus, die Blicke auf die Einfuhr vom Auslande zu richten. Nachdem bereits im Jahre 1858 die Ökonomie-Kommission des Regiments freihändig einige sehr schnittige ungarische Tiere angekauft hatte, kam abermals bei den Ankaufspferden im Jahre 1859 eine größere Partie österreichisch-ungarischer Tiere in das Regiment und zwar von einem Transport, den der Poststallmeister Sedelmayer für die Münchener An­ kaufs-Kommission aus Österreich eingeführt hatte. Die Eskadrons­

kommandanten hatten nach Verlauf eines gewissen Zeitraumes Gutachten abzugeben, wie sich diese Tiere zum Dienst geeignet erweisen würden, namentlich ob sich bei Anpassen der Sättel keine Anstände ergeben hätten. Die Urteile fielen, was die Dauerleistungen der Pferde betraf, durchgehends sehr günstig aus, nur als Cuirassierpferde konnten sie ihrer leichten Ge­ bäude wegen nicht begutachtet werden. Gleichwohl kaufte auch die folgenden Jahre die Ökonomie-Kommission zumeist von dem Altöttinger

Pferdehändler Grundner importierte österreichische und ungarische Pferde. Ein Bericht aus dem Jahre 1861 erwähnt, daß mit den Pferden böhmischer und kroatischer Abstammung eine vorzügliche Acquisition gemacht worden sei. Im Jahre 1862 sprach sich das Regiments-Kommando des 1. CuirassierRegimeuts in der Frage über einheimischen oder auswärtigen Pferde-Ersatz folgendermaßen aus: „Wenngleich in den verschiedenen Distrikten des Königreichs mitunter sehr hübsche und gute Reitpferde gezogen werden, so ist jedoch die Zahl derselben so gering, daß sie nicht imstande ist, den allgemeinen Bedarf zu decken. Unter den von dem Lande bezogenen Remonten haben sich manche sehr schöne und gute Pferde gefunden, die an Dauerhaftigkeit keiner anderen Rasse nach­ gestanden sind, allein bei ihrer nicht ergiebigen Anzahl hat die Mehrheit der empfangenen Remonten den Anforderungen des Kavalleriedienstes nicht entsprochen. Die seit einigen Jahren aus dem Auslande eingebrachten Remonten haben dadurch, daß die Beine und die Knochenbildung dieser Pferde ganz für den Reitschlag geeigenschaftet ist, vollkommen entsprochen und ist an deren Dauerhaftigkeit für den Kriegsdienst nicht zu zweifeln."

Weitere Berichte aus den Jahren 1860 bis 63 rühmen ganz besonders, daß die von den Fohlenhöfen gekommenen Remonten im Alter von 4% bis 51/2 Jahren, meist ungarischer und galizischer Abstammung, von außer­

ordentlich hübscher Figur seien und viel Ausdauer und Leistungen ver­ sprächen, allerdings für Cuirassierpferde schwerer sein dürften. Gegen die Maßregel, sowohl beim Ankäufe für die Fohlenhöfe als

bei

den

freihändigen

Ankäufen

Fahrmbacher, Da» 1. schwere Reiter-Rgt.

der

Kommissionen

mehr

ständig 7

auf

98

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

ausländische Aufzucht Rücksicht zu nehmen, ergriffen jedoch die Landwirt Rekurs bei der Staatsregierung, der auch nicht ohne Erfolg blieb, inden

die Militärverwaltung, um die Agitationen der landwirtschaftlichen Vereiw zu beschwichtigen, im Jahre 1864 durch eine Kommission unter Graf vor Leiningen-Westerburg innerhalb dreier Monate ausschließlich in Bayer: 400 junge Pferde ankaufen und auch in den nächsten Jahren die Haupl­ ankäufe durchgehends im Inland besorgen ließ. So trat auch in unseren Regiment mit Eintreffen der Remonten des Jahrgangs 1864 wieder jend Material in den Vordergrund, über dessen Qualität die Kriegserfahrunge:

der Jahre 1866 und 70/71

ein

höchstens Halbwegs günstiges Urteil z:

fällen gestatteten. Was

die

volle Kriegsbrauchbarkeit

des Gesamtpferdematerials

belangte, so näherte man sich in dieser Hinsicht hältnissen, welche gewöhnlichen Kriegsleistungen genügend bezeichnet werden konnten. So ergab Kavallerie-Divisions-Kommando-Ordre vom 14. Spezialmusterung der Pferde im Regiment durch

an­

nur ganz allmählich Ven gegenüber wenigstens all beispielsweise eine butq April 1849 angeordneb den Oberstkommandanten:

130 wegen zu hohen Alters oder nicht fertiger Dressur felddiens-

unbrauchbare, 13 wegen verschiedener Defekte gänzlich garnisonsdienstunbrauckbare Pferde.

Am 8. August 1851 meldete das Regiment, daß von seinen 665 Diensi Pferden nur 587 Kraft zu allen Waffenübungen hätten. Erstmals in Jahre 1857 konnte der Friedens-Sollstand von 676 Pferden als völlig feli-

diensttauglich zur Anzeige gebracht werden, wobei wohl die minimalen Ar­ sprüche, mit denen man sich bei Zuerkennung der Felddiensttauglichkeit be­

gnügte, das meiste zu dem günstigen Ergebnis beigetragen haben dürften

Schuld an diesem nicht eben erfreulichen

Stand der

Dinge tnq

die bei einem 10°/0 igelt Gesamtersatz i) viel zu niedrig bemessene Au^ Musterungsmöglichkeit der nicht mehr völlig entsprechenden Pferde. Auy

bei den jeweiligen Zurückführungen des Pferde-Effektivstandes arf den Friedensfuß in den Jahren 1851, 1855 und 1860 erfolgenden Aus­ musterungen und Versteigerungen größerer Posten überzählig gewordene die

Tiere erwiesen sich jedesmal nur von höchst geringer Rückwirkung auf eilt Verbesserung des verbleibenden Gesamtmaterials, indem man sich genötict *) Die vom General der Kavallerie Fürst Taxis wiederholt vorgebrachte, boi Feldmarschall Prinz Karl lebhaft unterstützte Forderung, der Kavallerie eine 14°/otit Ausmusterungsquote zukommen zu lassen, mußte aus Ersparnisgründen ebenso ot zurückgewiesen werden.

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Die Bewegungsjahre von 1848—1867.

sah, weniger ältere Dienstpferde als die Mehrzahl der zugeführten kavallerie­ dienst-unbrauchbaren Ankaufspferde wieder abzustoßen,**)

1862 gestattete die

befohlene Verminderung des Pferdestandes eine

abermalige außerterminliche Ausmusterung von 57 der schlechtesten Pferde, so daß 1863 bei dem Ausscheiden der 3. Division aus dem Regiment Pferde 3. Klasse nicht vorhanden waren. 1866 vor dem Ausmarsch zählte

das Regiment zwar lauter felddiensttauglich gemeldete Pferde in seinem Stande, doch zeigten sich die jüngeren Pferde, in erster Linie die Remonten des Zugangs 1865, von denen jede Eskadron etwa 20 Stück mit sich führte, den Anstrengungen und Fatiguen eines Feldzuges durchaus nicht gewachsen und dienten zumeist nur dem Zweck, die Marodedepots möglichst bald zu bevölkern. Die Komplettierung bezw. Aufstellung der 5. (Depot) und 6. (Reserve-) Eskadron erfolgte wieder durch freihändigen Ankauf

größtenteils sehr zweifelhaften Materials, von dem man sich nach der Demobilmachung so rasch als möglich wieder befreite. Bezüglich der Pferdeklassifikation brachte Kriegsministerial-Reskript vom 31. März 18592) den bisherigen auf die Vorschriften des KriegsministerialReskripts vom 22. Juli 1825 gegründeten Modus außer Wirksamkeit. Charakteristisch für die übliche Art und Weise bei Vornahme der Klassifizierungen war die geringe Rücksicht, die man in Bezug auf das Alter der Dienstpferde zu nehmen gewohnt war. Wie überall gab es auch in unserem Regiment Eskadronskommandanten, die sich nur schwer entschließen konnten, gutgehende Reitschul- und Exerzier-Pferde, auch wenn sie allmählich auf der Rekrutenvolte Greise geworden, in die 2. oder die 3. Ausmusterungsklasse aufzunehmen.

So sah sich General von der Tann in seinem Tagesbefehl vom 17. September 1862 veranlaßt, das Vorhandensein von Pferden mit 20,

21, ja 24 Jahren in der 1. Klasse ernstlich zu kommando-Ordre vom 8. Juli 1863 betonte:

rügen,

und General-

„Nicht weil so manches Pferd sich nicht zum Reitpferd eignet, auf der Reitbahn schlecht zu verwenden und dergleichen mehr, ist solches in

die 2. Klasse zu versetzen, sondern alles, was nicht kriegsmäßige Leistungen erwarten läßt, gehört in die 2. Klasse. Vielfache Erfahrungen sprechen dafür, daß manches in der Garnison mißkannte Pferd sich auf Märschen und im Felde tüchtig und brauchbar zeigt."

-) 1851 gelangten auf diese Weise 136, 1852 112, 1855 289, 1860 65 Pferde zur Ausmusterung. Die Versteigerungen selbst wurden nicht im Kasernhose, sondern am Anger abgehalten. Das Zaumgeld (6 fl.) fiel den Eskadrons zu. •) Verordnungsblatt Nr. 10 vom 4. April 1859. 7*

100

Teil I.

Historische, organisatorische rc. Nachrichten.

1. Abschnitt.

Über die Altersverhältnisse der Pferde nach der nunmehr notgedrungenen

Abstoßung der ältesten Tiere bei den Ausmusterungen 1862 und 1863 gibt umstehende Klassifikationsliste ein gutes Bild. (Siehe Tabelle nächste Seite.):

Über die Pferdewart und den allgemeinen Zustand der Pferde lautete

das Urteil der inspizierenden Vorgesetzten Jahr für Jahr: „Allgemeines Aussehen und Zustand der Dienstpferde und Remonten im hohen Grade befriedigend."

Se. Majestät Allerhöchstselbst nahm gelegentlich von Paraden einige­ mal die Gelegenheit wahr, auf das vorzügliche Aussehen der Cuirassierpferde hinzuweisen.

Zur Erreichung eines vornehmlich guten Futterzustandes geschah im Grunde genommen sogar entschieden des Guten zu viel, da das rundliche Aussehen der Tiere vielfach durch übertriebene Schonung und Fernhaltung von Anstrengungen, mit einem Worte: auf Kosten der kavalleristischen

Thätigkeit, erzielt wurde. Auch im Regiment fehlten durchaus nicht jene Eskadronskommandanten, die auf ein Galoppieren der Reitschulabteilungen stets mit scheelen Augen blickten und einen einmaligen Galopp der Eskadron über das halbe Marsfeld als sattsame Tagesleistung erachteten. Ein sich schlecht nährendes, dürftiges Pferd, das sich von den stattlichen Hinterteilen seiner Stallgenossen zu merklich abhob, wenn es auch sonst die besten Leistungen aufzuweisen gehabt hätte, verfiel in solchen Eskadrons unnach­ sichtlich der Ausmusterung. Zur Wart und Pflege der Pferde stand bei den geringeren Anforde­ rungen an den Ausbildungsdienst der Mannschaften reichlich Zeit zur Ver­ fügung; auch erschlossen sich bei der langen Dauer der Dienstzeit stets einer ungleich größeren Masse von Leuten die Geheimnisse der sogenannten guten Hand, die auch bei geringerem Futter die gewünschten Fülle der Form hervorbringt, die Sehnen rein und die Haare glatt erhält. In der Pflege des Langhaares brachten es einzelne Rittmeister zu einer heute geradezu für nicht mehr möglich gehaltenen Virtuosität.

Allerdings zog man die Pferde bei schmutzigem und regnerischem Wetter nur wenn unbedingt erforderlich aus dem Stall. Rücksichtnahme auf die Witterung wurde nicht nur im Regiment befohlen, sondern auch in Brigade- und Divisions-Ordres nachdrücklichst ans Herz gelegt.

Das Ausscheren der Fesseln findet sich bald als naturwidrig verboten,

bald wieder angeordnet. Die Schweife mußten in der Höhe der Horn­ warze, bei Pferden, welche den Schweif trugen, einige Finger unter der­ selben abgeschnitten werden.

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