Das königlich Bayerische I. Schwere Reiter-Regiment “Prinz Karl von Bayern”: Band 1 Das Regiment von der Errichtung bis zum Jahre 1848 [Reprint 2019 ed.] 9783486726183, 9783486726176

166 46 28MB

German Pages 396 [400] Year 1890

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Das königlich Bayerische I. Schwere Reiter-Regiment “Prinz Karl von Bayern”: Band 1 Das Regiment von der Errichtung bis zum Jahre 1848 [Reprint 2019 ed.]
 9783486726183, 9783486726176

Table of contents :
Vorwort
Benützte Quellen
Inhalt des ersten Bandes
Teil I. Historische Nachrichten
Teil II. Personalien

Citation preview

V schwere Reiter-Regiment „Prinz Kari non Gayern".

Auf Weranlassung des Königs. Iiegiments-Kommandos bearbeitet von

Theodor Freiherr« v. pfetten-^Arnbach, Rittmeister und EsladronSchef im Regimente.

1. Band. Das Regiment von der Errichtung bis zum Jahre 1848.

München. Druck und Verlag von R. Oldenbourg

1890,

Dem Andenken

Seiner Königlichen Hoheit des Urinzen Hart von Bayern

gewidniet vom

Verfasser.

Vorwort.

Von dem Herrn Regiments-Kommandeur Oberst Schmauß unter dem 9. August 1884 aufgefordert, die Geschichte unseres Regiments zu bearbeiten, habe ich mich gerne dieser Aufgabe unterzogen.

Wohlbewußt ihrer Schwierigkeit bei ungeübter Feder und neben aktivem Truppendienste, leitete mich die Hoffnung, Interesse für den Gegenstand lasse

den Mängeln des Buches nachsichtige Beurteilung zu Teil werden.

Indem ich den ersten Band dem Drucke übergebe, spreche ich allen, die durch liebenswürdigen Rat und gütige Mitteilungen mich in der Arbeit

unterstützten, meinen wärmsten Dank aus und nenne besonders den Herrn Regiments-Kommandeur Oberst Vogel, den Vorstand des Kriegs-Archivs

Herrn Oberstlieutenant z. D. Erhard und den Herrn Major ä la suite früherer Ernennung Grasen von Deroy. Möge das Buch beitragen, rühmliche Thaten vergangener Tage dem

Gedächtnisse zu erhalten,

und ein Sporn sein, in steter Pflichterfüllung

und in unwandelbarer Treue für König und Vaterland

den Vorfahren

nachzueifern, auf daß in kommenden Feldzügen frischer Lorbeer die Standarte

des Regiments schmücke. München, im August 1890.

Der Verfasser.

Werrützte Huessen.

Befehlbücher des Regiments.

Regiments-Archiv.

Bogdanowitsch v., Geschichte des Krieges im Jahre 1813 für Deutschlands Unabhängig­

keit 2. 2. — Geschichte des Krieges 1814 in Frankreich. Buxbaum Emil, Das kgl. bayer. 3. Chevaulegers-Regiment „Herzog Maximilian" 1724 bis 1884. München 1884. Division de la Motte 1814. Kriegs-Archiv. Feier des 25jährigen Regierungs-Jubiläums Sr. Majestät Maximilian Joseph I., Königs von Bayern in Allerhöchst desselben Residenzstadt München.

Feldzug in Frankreich 1813/14.

Feldzug in Frankreich 1815.

Kriegs-Archiv.

Kriegs-Archiv.

Formatton des 7. Chevaulegers-Regiments.

Kriegs-Archiv.

Formation des Garde du Corps-Regiments.

Kriegs-Archiv.

Geschichte des 7. Chevaulegers-Regiments „Prinz Karl" (im Jahre 1813), I. CuirassierRegimertts „Prinz Karl" (im Jahre 1815) bis zur Vereinigung desselben mit dem

Garde du Corps-Regiment (im Jahre 1825). Heilmann I., Feldzug von 1813, Anteil der Bayern seit dem Rieder Vertrag. München 1857. Hutter Hermann, Das kgl. bayer. 1. Chevaulegers-Regiment „Kaiser Alexander von Ruß­ land" 1682—1882.

Kriegsministerial-Reskripte und Ordres.

Regiments-Archiv.

Lippe-Weißenfeld, Ernst Graf zu, Geschichte

des kgl. preuß.

6. Husaren-Regiments.

Berlin 1860.

Militär-Handbücher des Königreichs Bayern. Münnich Friedrich, Geschichte der Entwickelung der bayerischen Armee seit zwei Jahr­

hunderten. Personalakten.

München 1864.

Kriegs-Archiv.

Ranglisten 1815, 1819 und 1823.

Reglement für die Königlich Bayerische Kavallerie. mann.

München bei Franz Seraph Hübsch­

VIII

Benüyte -Quellen.

Schrettinger, Der kgl. bayer. Militär-Max-Joscph-Ordcn und seine Mitglieder. München 1882 Tagebücher des Regiments. Regiments-Archiv. Völderndorff und Waradein, Ed. Frhr. v., Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. München 1826. Vorschriften für den Unterricht in den Waffenübungen der kgl. bayer. Cavalerie. (I. und II. autographiert.) Vorschriften für den Unterricht in den Waffenübungcn der kgl. Bayer. Cavalerie (I. und II. Band mit Plänen. München, gedruckt mit Rvsl'schen Schriften 1828.) Lylander Max, Ritter v., Das Heer-Wesen der Staaten des deutschen Bundes. Augs­ burg 1842 und 1846. Zahlangslisten vom Garde du Corps- und 1. Kürassier-Regimente. Kriegs-Archiv.

Inhalt des ersten Bandes.

Das WmnI m der ErriGling bis M Ich« 1848. Teil I.

«Historische Wachrichten. Abschnitt.

Das National - Chevaulegers - Regiment „Prinz Karl" von der Errichtung bis zum Ausmarsche. Formation des Regiments. — Offiziere und Mannschaften. — Pferde. — Uniformierung und Ausrüstung. — Ausbildung. — Übungslager. — Vorschriften. — Umwandlung

in ein Feldregiment. 1—14. 2. Abschnitt.

Das 7. Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14. I. Marsch an den Inn. — Vorpostendienst. — Fortgang der Ausbildung. — Vertrag zu Ried. — Marsch an den Main. — Hanau. 17—29. II. Marsch an den Rhein. — Kantonnierungen. — Vorposten. — Verpflegung. — Vor Kehl. — Konzentrierung. — Rheinübergang. — Vor Belfort. — Das Scheibler'sche Streifkorps. — Affaire bei Heilig-Kreutz. — Marsch über die Vogesen. — Bis Brienne. — Schlacht bei Brienne. — Marsch bis Montereau. — Verpflegung. — Beziehungen zur Bevölkerung. 29—39. III. Rückzug. — Affaire bei Dannemarie. — Rückmarsch bis Bar sur Aube. — Bar für Aube. — Vormarsch an die Seine. — Konzentrierung bei Arcis sur Aube. — Schlacht bei Arcis sur Aube. 39—48. IV. Marsch auf Paris. — Rückmarsch. — Allgemeine Verhältnisse. — Friedens­ schluß. 48—52.

3. Abschnitt.

Das 7. Chevaulegers-Regiment bei der Okkupation der Rheinpfalz und seine

Umwandlung in das 1. Kürassier-Regiment „Prinz Karl". Dislokation. — Stärke. — Formation der 7. Eskadron. — Das Depot. — Behandlung der Mannschaft. — Verpflegung. — Beziehungen zur Bevölkerung. — Grenzverhältnisse. — Dienst. — Komplettierung. — Kriegsvorbereitungen. — Namensänderung. 53-62.

H. Abschnitt.

Die Einrichtung des Regiments Garde du Corps zu Pferde. Allgemeine Verhältnisse. — Formierung des ^Regiments. — Uniformierung. — Be­ waffnung. — Ausrüstung. — Ausbildung. 63—69.

X

Inhaltsverzeichnis. 5. Abschnitt.

Der Feldzug 1815 gegen Frankreich. Ordre de Bataille. — Konzentrierung. — Entscheidung des Feldzuges. — Marsch bis an die Loire. — Rückmarsch in Kantonnierungen um Bar sur Aube und Bar sur

Seine. — Ausrüstung des 1. Kürassier-Regiments. — Abgabe der 4., 5., 6. und Va 7. Eskadron als 2. Kürassier-Regiment. — Erhöhung der Stärke-Etats. — Revue

bei Chaumont. — Rückmarsch. — Friedenseinteilung. — Standarienweihe. — Einzug in München. — Marsch des 1. Kürassier-Regiments nach Salzburg. — Militärdenk-

zeichen.

71—82.

6. Abschnitt.

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter 1816—1825. I. Bildung der Reserve-Division bei dem 1. Kürassier-Regimente. — Formierung der

4. Eskadron 1. Kürassier-Regiments. — Entlassung der Ausgedienten. — Geringer Präsenzstand. — Teuerung 1816

1817.

und



Ausbildung

des

1. Kürassier-

Regiments. — Allgemeine Verhältnisse bei Garde du Corps. 83—88. II. Reduktion der Kavallerie 1817. — Sollstand. — Reduktion der Kavallerie 1822. — Aus­

scheiden des Prinzen Karl aus der Armee. — Geänderte Armeeeiltteilung. — Wechsel der höheren Führer. — Wechsel der Regiments-Kommandanten. — Fürst Wrede, OberKommandant der Armee. — Auflösung der 1., 2. und 7. Eskadron der Garde du Corps,

der 7. Eskadron des 1. Kürassier-Regiments. — Sollstärke. — Präsenter Stand. 89—81. III. Das Offiziers-Korps. — Ergänzung.der Offiziere. — Beförderungs-Modus. — Bibliothek. — Vorlesungen und Themas. — Außerdienstliches Leben. — Unter­

offiziere. — Mannschaften. — Pferde. — Armeegestüt. — Fohlenzucht bei den Regi­ mentern. — Eülstellung der Remonten. — Ausmusterung — Freihändiger Ankauf. —

Beschläge. 92—102. IV. Uniformierung und Ausrüstung. — Änderungen. — Selbstverwaltung. — Geld- und Naturalgebühren. — Montur-Raten. — Kasern- und Garnisons-Spitäler. — Straf­

bestimmungen. 103—112. V. Die Ausbildung im allgemeinen. — Schwierige Verhältnisse des 1. Kürassier-Regi­ ments 1818. — Änderungen in den höheren Kommando stellen. — Tages-Befehl des

Prinzen Karl 1819 — Besichtigungen. — Revuen. — Tagesbefehle. — Neuausgabe der Vorschriften. — Zeiteinteilung. — Reitunterricht. — Scheibenschießen. — Theorie. — Felddienst. — Exerzieren. 112—123. VI. Übungen mit gemischten Waffen. —

Manöverbesttmmungen 1823. — Lager bei

Ingolstadt 1823. — Zeiteinteilung. — Durchführung der Übungen. — Handbillet des

Königs an den Feldmarschall. — Wechsel der höheren Führer 1824. — Pappenheims Tagesbefehl. — Leichenbegängnis des Herzogs von Leuchtenberg. — Lager bei Nürn­

berg 1824. — Das Jahr 1825. — Ableben Sr. Maj. König Maximilian I. 123—139. 7. Abschnitt.

Friedensjahre bis 1848. I. Allgemeine Verhältnisse. — Vereinigung des Garde du Corps- und 1. KürassierRegiments als 1. Cuirassier- Regiment „Prinz Karl". — Änderungen der höheren Kommandvstellen. — Inspizierungen. — Vorgesetzte. 141—149.

II. Formationsstand. — Präsenzstand. — Beurlaubungen. — Unmontiert Assentierte. — Änderungen der Urlaubsverhältnisse. — Konskriptions-Gesetz 1828. — Mannschafts­ ersatz. — Unteroffiziere. — Versorgung. — Schulunterricht. — Unteroffiziers-Bälle. —

Ofsiziersadspiranten. — Prüfungen. — Offiziere. — Vorlesungen und Themas. — Adjutanten. — Beförderung. 149—158.

XI

Inhaltsverzeichnis;.

ITI. Armeegestüt. — Militärfohlenhöhe. — Ankauf im Jnlande. — Ankaufspreis. — Ersatz und Ausmusterung. — Beschaffenheit der Dienstpferde. — Gang der Dressur. — Wart und Pflege. — Bericht des Regiments-Kommandanten vom 18. August 1845. —

Versuche zur Hebung des Pferde-Materials. — Influenza. — Veterinär-Personal. — Belohnung für gut konservierte Pferde. — Den Offizieren ein langgeschweiftes Pferd

gestattet 158—167. IV. Verwaltung. — Direktiven

Militär - Adnnnistrations - System. — Kom­

das

für

missionen. — Montur- und Ausrüstungsstücke. — Vielschreiberei. — Vorräte. —

Natural- und Geldverpflegung. — Teuerungszulagen. Schwimm-Unterricht. — Ärztliches Personal. 167—177.

— Gesundheitspflege.



V. Bekleidung. — Bewaffnung. — Pserdeausrüstung. 177—186.

VI. Dienst im allgemeinen. — Kirchenbesuch. — Ausbildung zu Fus;. — Ausbildung im Reiten. — Exerzieren zu Pferde. — Theorie. — Schießen. — Turnen und Fechten. —

Schwimmen. — Reifemärfche und Felddienst. 186—196. VII. Größere Truppenübungen. 196—212.

VIII. Besondere Vorkommnisse. Konigsparaden.





Unruhen 1830. — Der Geist im Regimente. —

Ausrückungen

vor

Höchsten

Herrschaften.



Dienstleistung

Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Adalbert v. Bayern und des Herzogs Maximilian v. Leuchtenberg im Regimente. — Bayer. Hilfskorps nach Griechenland. — Über­ reichung eines Ehrendegens an Feldmarschall Fürst v. Wrede. — Kavallerie-Beratungs-

Kommission. — Detachierungen im Jahre 1841. — Bierkrawalle 1844. — Thron­ entsagung Sr. Maj. König Ludwig I.

212—218.

Teil II.

Uersonatien. Abschnitt.

Ranglisten nebst Ab-, Zu-Gängen und Beförderungen. I. VII. Chevaulegers- später I. Kürassier-Regiment „Prinz Karl". 219—228.

II. Garde du Corps-Regiment. 228—234.

HI. 1. Cuirassier-Regiment „Prinz Karl". 234—247. 2. Abschnitt.

Biographische Skizzen. I. Königliche Prinzen: Karl, königlicher Prinz von Bayern, K. H. — Adalbert, königlicher Prinz von Bayern, K. H. 249—263. II. Die Regiments-Kommandeure: v. Winkler. — Fürst v. Löwenstein. — Graf v. Lerchen­

feld. — Freiherr v. Hertling. — Freiherr v. Zandt. — v. Parseval. 263—274. III. Max-Joseph-Ordens-Ritter: Graf von Gravenreuth.



Graf von Hirschberg. —

Karl, königlicher Prinz von Bayern, K. H. — Ritter von Kieffer. — Graf von Lerchen­ feld. — Fürst von Löwenstein. — Ritter von der Mark. — Freiherr von Pflummern. —

Ritter von Spengel. — Freiherr von Vieregg. — Freiherr von Weber. — Ritter von Wolf. — Freiherr von Zandt. 274—288. IV. Offiziere: Namentliches Verzeichnis. — Lebensfkizzen. 289—385.

V. Junker: Dienstzeit im Regimente. 385.

Teil I.

Historische Aachrichten.

Pfetten-Arnbach, Das 1. schwere Reiler.Rgt.

I. Abschnitt.

Vss Nstioual-Cheosnlegers-Negiment „Drin; Lsrl" von der Errichtung bis ;nm Äusmarsche.

Formation des Regiments. — Offiziere und Mannschaften. — Pferde. — Uniformierung und Ausrüstung. — Ausbildung. — Übungslager. — Vorschriften — Umwandlung in ein Feldregiment.

Maximilian Joseph von Gottes Gnaden König von Bayern rc. rc.

„Wir hatten in Artikel 8 Unserer Verordnung vom 28. v. M. das

Aufgebot und die Mobilisierung der Nationalgarde II. Klasse betreffend Uns Vorbehalten,

über die

Errichtung einer damit in Verbindung zu

setzenden Kavallerie-Abtheilung zu statuieren,

wenn sich eine angemessene

Zahl von Freiwilligen zum Dienste dieser Waffengattung darstellen würde.

„Da sich nun bereits viele wackere und brauchbare Männer hierzu ge­

meldet haben, so finden Wir Uns durch den Uns hierüber erstatteten Vor­

trag bewogen, nunmehr die Errichtung eines Regiments Nationalgarde zu Pferde unter gleichen Bedingungen wie die mobilen Legionen zu ver­

ordnen und wollen diesem Freiwilligen-Korps, dem der Namen „Bayerische

Chevaulegers", unter welchem Unsere Kavallerie sich immer Unsere Zu­

friedenheit erworben hat, sowie alle Vorrechte und Auszeichnungen der­ selben gemein sein sollen, dadurch noch ein Zeichen besonderer Gnade ge­

währen, daß Wir demselben Unseren zweitgeborenen Sohn, des Prinzen Karl Hoheit und Liebden,

als Regiments-Inhaber vorsetzen und dessen

Namen zu führen verstatten. „Indem Wir allen denjenigen, welche sich als Freiwillige zu diesem

besonders ausgezeichneten Kavallerie-Regimente stellen und nach Beschaffen­ heit ihrer individuellen Qualifikation sich einer Beförderung würdig zeigen, die

am Schluffe Unserer Verordnung vom 28. Februar gegebene Ver­

sicherung hier ausdrücklich erneuern, und Uns anbei Vorbehalten, bei der einstigen Bildung Unserer Garde-Kavallerie auf die

verdientesten unter

denselben vorzüglichen Bedacht zu nehmen, zweifeln Wir nicht, daß die gebildetsten jungen Männer aus allen Teilen des Königreiches eilen werden,

sich diesem freiwilligen Dienste zu widmen, insbesondere erwarten Wir mit Zuversicht, daß der junge Adel Unseres Reiches,

die Abkömmlinge einer

6

Teil I.

Historische Nachrichten.

1. Abschnitt.

tapferen Vorwelt, die Ritterschaft, welche ihrer ehrenvollen kriegerischen

Bestimmung selbst ihren Namen verdankt, sich vor allem beeifern werde, in die Reihen dieser erlesenen Schar zu treten, welcher Wir Unseren viel­ geliebten Sohn selbst vorsetzen und in Gemeinschaft mit ihren älteren Waffenbrüdern die Verteidigung Unserer Person, sowie der heiligsten In­ teressen der Nation und des Vaterlandes vertrauen wollen. München, 26. März 1813."

Mit dieser gnädigen Allerhöchsten Verordnung hat in schwieriger Zeit das erste unserer Stammregimenter zu bestehen angefangen. Auf den Schneefeldern Rußlands hatte Bayerns Heer den Untergang

gefunden. Schwerwiegende Entscheidungen standen bevor. Die Freiheit des Entschlusses zu wahren, im rechten Augenblicke einzutreten als will­ kommener Bundesgenosse in dem rings tobenden unentschiedenen Kampfe, bedurfte Bayerns König eines starken Heeres und mit Vertrauen wandte

Max Joseph sich an Sein Volk. Am 28. Februar 1813 erging der königliche Ruf zu den Waffen andieNational-Garde und wenige Tage später wurde die Neubildung der Armee befohlen. Freudig folgte jung und alt, alles drängte zu den Fahnen und rasch füllten sich die Reihen. Keine geringe Aufgabe war der Kavallerie gestellt. Die Reiterei, die sich in den Feldzügen zu Beginn des Jahrhunderts so reiche Lorbeeren erkämpft hatte, deren Geist, Tapferkeit, Abrichtung und Material gleich allgemeine Anerkennung gefunden, war in Rußland vernichtet; von den sechs ChevaulegersRegimentern bestanden nur mehr die Dcpöts. Zwar wurde sofort bei jedem Regimente eine Division neu gebildet, aber alsbald mußte je eine Eskadron derselben zum Observations-Korps an der Nordgrenze von Bayern abgehen. Als kombiniertes Regiment zogen diese ins Feld nach Sachsens. So standen im Lande bis Ende Mai im ganzen nur sechs Eskadronen bereits. Dieser ungenügende Stand der Armee an Linien-Kavallerie veranlaßte die Bildung der freiwilligen Nationalgarde-Kavallerie. Gleich den mobilen Legionen war sie „nur zur Verteidigung der vaterländischen Grenzen und zur Erhaltung der inneren Sicherheit" bestimmt und galt auch ihr die aus­ drückliche und feierliche Versicherung, daß sie niemals und in keinem Falle außerhalb der Grenzen des Königreiches verwendet werden solle.

Der Eintritt war nur Freiwilligen zwischen zurückgelegtem 20. bis zum 40. Lebensjahre, welche sich über gute Aufführung legitimieren konnten, ge’) Kehrten im September auf 100 Pferde reduziert zurück und fanden zur Komplet­ tierung der Kavallerie am Rhein Verwendung. •) Je zwei weitere per Regiment wurden im Juni und Juli formiert und ausge­

rüstet.

Das Nat.-Chev.-Rgt. „Prinz Karl" von der Errichtung bis zum Ausmarsch.

stattet.

Die Ernennung der Offiziere

7

aus den besten und brauchbarsten

derselben behielt sich der König vor.

Zum Sammelplätze war die Stadt Freising bestimmt.

Die Bildung des Regiments leitete der Major Graf von HegnenbergDux; die zunächst vorgesetzte Stelle war das Kavallerie-Brigade-Kommando in München. Der Sollstand der Eskadron wurde auf 4 Offiziere, 10 Unteroffiziere, 2 Trompeter, 10 Gefreite, 110 Chevaulegers, einen Sattler und Schmied,

138 Köpfe mit 134 Dienstpferden, festgesetzt. Die Formation erfolgte eskadronsweise; mit der 2. Eskadron zugleich

wurde der zu einer Division erforderliche Stab gebildet, mit Entstehen der 2. Division dieser zu dem eines Regiments vermehrt und mit Errichtung der 3. Division alle Stäbe auf den vollen Stand eines Linien-Regiments gebracht. Der Zudrang an Freiwilligen überstieg alle Erwartung. Adel, Bürger und Bauer wetteiferten, die Söhne zu stellen und zahlreich meldeten sich altgediente Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften zum Wiedereintritte. Am 12. April war bereits die 1. Division formiert, schon am 24. konnte des Regiments-Kommando melden, daß auch die 2. Division vollzählig und am 13. Mai, „daß nun auch die 6. Eskadron sich ihrer Vollzahl nähert und tagtäglich sich noch Leute zum Regimente melden". Am 17. Mai war das Regiment 781 Mann stark, nur mehr 23 Mann unter dem kompletten Stande, worauf gestattet wurde, noch weiter sich Meldende überzählig bei den Eskadrons anzunehmen; eine 7. Eskadron wie bei den übrigen KavallerieRegimentern wurde nicht gebildet. Schritthaltend mit dem Anwachsen an Mannschaft erfolgte im April und Mai die Ernennung der Offiziere. Zum Kommandanten erhielt das Regiment den Oberstlieutenant von Winkler, der aber, in Bamberg am

Fieber krankliegend, erst am 23. Juni das Kommando übernehmen konnte; am 18. Mai kam der Major Graf von Vieregg zum Regimente. Die Eskadronskommandanten waren früher gediente, wieder eintretende Offiziere, die Lieutenants zum Teile ebensolche, zum Teile Studierende der Universitäten und Praktikanten, zum Teile verdiente Unteroffiziere. Die Pferdebeschaffung geschah durch Lieferung vom Lande gegen Bar­ zahlung. Zu Musterung und Ankauf wurden Kommissionen aus je einem Militär- und Zivil-Kommissär unter Beigabe eines Pferdearztes gebildet. Ihre Instruktion besagte: „Die Übernahme-Kommissärs haben wohl und

zwar mit möglichster Genauigkeit zu beobachten, daß die Pferde von gutem Baue, gesund, von wesentlichen Mängeln frei und aus Hals und Brust ge­ wachsen sind, vorzüglich gute Knochen, starke Arme und gute Augen haben; sie dürfen, wenn sie hoch gekettet sind, nicht durchtreten, dann nicht überwachsen, von keiner zu schweren Taille und müssen 15 Fäuste rheinischen Maßes

8 hoch sein.

Teil I. Historische Nachrichten. 1. Abschnitt. Hengste, dann Schecken, Tiger und Hermelin werden nicht an­

genommen." Die als tauglich befundenen Pferde wurden durch zwei sachverständige Schätzleute, der eine vom Zivil-Commissär, der andere von den Einwohnern gestellt, abgeschätzt. Das Preis-Maximum bildete der Remontepreis von

192 Gulden 30 Kreuzer, soferne das Pferd nicht jünger als fünf-, nicht älter als sechsjährig war, bei älteren bis zu acht Jahren durfte er durch die Schätz­ ung jedoch nicht erreicht werden. Die im Regen- und Unter-Donau-Kreise erworbenen Pferde wurden so­

fort nach Freising abgeführt, die übrigen vorerst zur Verpflegung und Be­ sorgung von den anderen Kavallerie-Regimentern empfangen, dann nach bent

Maße des Anwachsens des Regiments abgeliefert. Am 13. Mai war dessen Pserdebestand 385; am 20. Mai traf ein Transport von 120 Pferden von Augsburg ein und am 4. Juni erging der Befehl, nunmehr alle noch aus­

wärts stehenden Pferde heranzuziehen. Das Resultat dieses Ankaufes war entsprechend, das Regiment war gut beritten, zum großen Teile zwar mit jungen, noch ganz rohen Tieren. Auch viele Luxuspferde fremder Racen befanden sich unter ihnen, denn es war den Freiwilligen gestattet, gegen Entschädigung des Remontepreises eigene Pferde mitzubringen. Mit dem Zugänge hielt auch die Ausrüstung gleichen Schritt. Die Uniformierung des Regiments bestand in einem Kollet von dunkel­ grünem Tuche, vorne bis zur Taille mit einer Reihe von neun weißen Knöpfen geschlossen, rückwärts mit kurzen Schössen. Der Kragen, die rund geschnittenen Ärmelaufschläge, Vorstoß und Schösse-Umschläge waren von ponceau-rotem Tuche, letztere geziert mit weißen Löwen und Kronen, die Schuppen-Epauletten

aus weißem Metalle. Die Beinkleider waren dunkelgrün, in Gala trugen die Offiziere weiße Beinkleider, der Mantel war aus grauem Tuche, die Reit­ stiefel, rund abgeschnitten, hatten Anschnallsporen.

Die Kopfbedeckung bildete ein Tschako von schwarzem Filze mit Boden, Seitenbändern, Vorder- und Hinterschirm von schwarzem Leder, geschmückt mit weißen Fangschnüren, vorne einem gelb-metallenem Bande, ober welchem

sich ein Medaillon mit dem königlichen Namenszuge und der Krone von gleichem Metall befand, darüber die National-Kokarde mit weißer Schleife und weißem Knopfe, daraus hervorstehend ein weißer Busch von Pferde­ haaren. Die Bataillenbänder waren von gelbem Metall. Silberne oder weiß-wollene Borten an dem Tschako bildeten die Distink­ tionszeichen der Ober- und Unteroffiziere. Die Auszeichnung der Plänkler war ein grüner Federbusch. Die Offiziere trugen das Portepee der Armee, dann die Kartusche der

Kavallerie.

Das Kartuscheband war auf der Brust mit einem Schilde mit

Das Nat.-Chcv.-Rgt. „Prinz Karl" von der Errichtung bis zum Ausmarsch.

9

dem königlichen Namenszuge und der Krone geschmückt, darüber ein Löwen­ kopf, durch zwei Kettchen mit dem Schilde verbunden; die Tasche hing in

Haken an den Enden des Bandes und war auch an den Seitenteilen mit Metall beschlagen. Den Deckel zierte das damalige bayerische Wappen.

Eine abweichende Kleidung der Trompeter nach Wahl des OffiziersKorps, jedoch ohne Kosten für das Ärar, war nach damaligem Usus auch dem Regimente gestattet. Im kleinen Dienste hatte die Mannschaft Arbeitskittel von Zwillich und Stallkappen. Die Bewaffnung war ein leicht gekrümmter Korbsäbel in eiserner Scheide, getragen an weiß-lederner Kuppel um den Leib, und zwei Pistolen, wozu Ende August noch der Karabiner kam. Die Säbelkuppeln der Stabsoffiziere waren mit Silberborten besetzt, die der Subaltern-Offiziere von weiß-lackiertem Leder mit weißen Haken und Schnallen. Die Pferde hatten deutsche Kopfgestelle mit weißem Beschläge. Der Sattel war der sogenannte Löffelsattel, seit Abschaffung des ungarischen Bocks 1806 in der Armee eingeführt, ein englisch-ungarischer, mit schwarzem Leder überzogener und mit gepolsterten Unterlagkiffen und Seitcntaschen ver­ sehener Sattel mit Pistolenholftern, Vorder- und Hinterzeug. Die Tuchschabraken, ungarisch geschnitten, und die Mantelsäcke waren scharlachrot, beide abweichend von den übrigen Regimentern mit ganz weißen Borten eingefaßt. In den hinteren Ecken trugen sie den königlichen Namenszug. Die Gala-Schabraken der Offiziere hatten besonderen Schnitt, eine doppelte Einfassung von Silberborten, wozu bei den Stabsoffizieren noch Ellen lange, silberne Fransen kamen. In den vier Ecken glänzte der königliche

Namenszug mit Lorbeerkranz.

Die Jnterims-Schabraken waren rot mit einfacher Silbertresse. Die Deckung des Bedarfes an Montierungs- und Ausrüstungs-Stücken für das rasch anwachsende Regiment war bei den an die Armee-Depöts von allen Seiten gestellten Anforderungen nicht leicht, doch stand das Nötigste bei der Montur-Magazins-Kommission beziehungsweise der Zeughaus-HauptDirektion schon am 10. April zum Empfange bereit, und Ende dieses Monats besaß das Regiment 400 vollständige Monturen, 500 Säbel und 500 Paar

Pistolen nebst Lederwerk und Requisiten. Es war den Freiwilligen auch gestattet, gegen Vergütung des Magazins­ preises sich selbst zu montieren, in welchem Falle bei Einhaltung der ordonnanzmäßigen Farbe und Form eine feinere Qualität der Stoffe verwendet

werden konnte.

Die Beischaffung der Pferdeausrüstung bot erhöhte Schwierigkeiten, insbesondere konnte der Bedarf an Stangen nicht gedeckt werden; noch am 4. Juli meldete das Reginient, daß die in das Lager bei München beorderte

10

Teil I.

Historische Nachrichten.

Division „größtenteils ungezäumt" eintreffen

1. Abschnitt.

werde, und da auch jetzt die

Lieferung noch nicht erfolgte, ließ der Regiments-Kommandant, als bereits 5 Eskadrons im Lager anwesend waren, an 400 Stangen von Handwerkern auf eigene Verantwortung anfertigen.

Auch die Ausstattung des Regiments mit Reglements, Armeebefehlen

und sonstigen Vorschriften ging nicht eben rasch; teilweise mußten bei anderen

Regimentern davon Abschriften genommen werden. An

der Ausbildung

des Regiments wurde mit dem angestrengtesten

Eifer gearbeitet, sofort die Bildung der jungen Offiziere nach Möglichkeit gefördert, Unteroffiziere geschult, die Mannschaft exerziert und unterrichtet,

die Remonten dressiert und

als

nach

kaum einmonatlichem Bestehen

der

Brigade-Kommandant Generalmajor Graf von Vieregg zum ersten Male

das Regiment inspiziert hatte, erging an dasselbe unter dem 6. Mai fol­ gender ehrende Tagesbefehl:

„Es ist der unterzeichneten Stelle sehr angenehm, dem Herrn Major

sowohl als den übrigen Herren Offiziers ihre Zuftiedenheit über den Zu­ stand der Mannschaft und Pferde, wie auch über die innere Ordnung in

den Zimmern und Stallungen zu erkennen zu geben. „So wie ich Ihnen dies öffentlich erkläre,

ebenso hielt ich es für

meine Pflicht, das Kgl. General-Konimando von der schönen Ordnung

und der aufkeimenden Bildung des Regiments

in

einem

ausführlichen

Berichte mit der Bitte zu unterrichten, Seiner Königlichen Majestät den

Zustand des Regiments zu berichten und Allerhöchst demselben diejenigen Herren Offiziers anzuempfehlen, welche sich der Gnade so sehr verdient gemacht haben.

„Indem ich dieses eröffne, fordere ich sämtliche Herren Offiziers auf,

in ihrem mir bekannten Diensteifer und Einsichten fortzufahren, dem Regimente diejenige Bildung zu geben, welche den Wünschen und Absichten

Seiner Majestät des Königs entsprechen. gez. Vieregg, Generalmajor." Und es wurde rastlos weiter gearbeitet.

Wie sehr es dem Regimente gelang, der hohen Aufgabe gerecht zu werden, in kürzester Frist ein brauchbares Glied der Armee zu bilden und

rühmlich seine Stelle im Truppenverbande auszufüllen, beweisen seine später geschilderten Thaten. Am 31. Mai ordnete ein Allerhöchstes Reskript ein Übungslager bei

München an, „um die Bildung der Armee, besonders der mobilen Legionen, zu befördern und um mit mehreren Bataillons größere militärische Evolutionen

einüben zu können".

Dasselbe hatte seine Stelle zwischen Nymphenburg

und bem Hölzchen bei der Georgenschwaige, Front gegen die Dachauerstraße;

Das Nat.-Chev.-Rgt. „Prinz Karl" von der Errichtung bis zum Ausmarsch.

11

den Übungsplatz bildete das Terrain zwischen Georgenschwaige und der Kaltenherberge, beiderseits der Jngolstädterstraße. Die versammelten Truppen, drei Infanterie-Divisionen, wurden dem General der Kavallerie Graf von Wrede unterstellt. Kavallerie und Artillerie

verblieben vorerst in den Garnisonen, nur das National-Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" hatte eine halbe Eskadron zum Ordonnanzdienste zu geben. Unter Führung des Rittmeisters Graf Lodron bezog am 8. Juni die halbe 4. Eskadron des Regiments im Hauptquartier Schwabing Kan­ tonnement. Zwei Eskadrons des Regiments wurden vorübergehend Mitte des Monats zu den Übungen beigezogen und waren bis 20. in Perlach

detachiert, dann kehrten sie nach Freising zurück. „Um die Kavallerie inspizieren zu lassen und selbe in größeren Evolu­

tionen zu üben", wurde aber bald die Heranziehung dieser Waffe und zwar von zwei Divisionen unseres Regiments und von je drei Eskadrons der übrigen Regimenter in enge Kantonierungen in der Nähe des Übungslagers befohlen. Am 27. Juni rückte, „nachdem selbe ganz dienstmäßig hergestellt", die 1. Division unter Kommando des Majors Baron Vieregg von Freising ab und bezog am zweiten Marschtage mit der 1. Eskadron die Orte Ober-, Mitter­ und Unter-Sendling, mit der 2. Forstenried, Fürstenried und Neuried. Stabs­ quartier war Unter-Sendling. Die auf 134 Dienstpferdc festgesetzte Stärke der Eskadrons war nicht errreicht; ihr Stand betrug „125 dienstbare Pferde". Am 7. Juli traf auch der Regiments-Kommandant mit den beiden weiteren Eskadronen, der 3. und 5., in zwei Märschen im Lager ein. Sic wurden nach Solln, Pullach und Planegg disloziert. Major Baron Vieregg kehrte nach Freising zurück, um dort das Kommando zu führen. Auch diese beiden Eskadrons waren zu 125 Dienstpferden formiert, denn es war „Seiner Exzellenz des Generals Grafen Wrede unabänder­ licher Wille, daß zu 12 Rotten im Zuge gearbeitet werde", wie auch, daß zum Exerzieren niemals anders als mit vier Zügen ausgerückt werde. Bezüglich der Aufstellung wurde für die Lagerübungen speziell bestimmt:

„Der Rittmeister stellt sich auf den rechten Flügel der Eskadron, kommandiert den 1. Zug, der Oberlieutenant als Kommandeur der 2. Hälfte der Eskadron bricht dieselbe und kommandiert den 3. Zug, der Wachtmeister den 2., ein Sergeant den 4. Zug. Ein Unteroffizier steht am linken Flügel. „Steht die Eskadron für sich allein, so kommandiert der Rittmeister das Ganze, der Oberlieutenant den 1., der Unterlieutenant den 3. Zug,

ein Sergeant am linken Flügel. „Kleinere Abteilungen sind halbe Züge oder Abteilungen zu vieren')." *) Es wurden im Lager auch Bewegungen zu dreien geübt.

12

Teil I.

Historische Nachrichten.

1. Abschnitt.

Ein vollständiges Exerzier-Reglement für die Kavallerie bestand in dieser Epoche nicht; die Vorschriften aus dem Jahre 1802 waren in Tagesbefehlen mannigfach geändert und durch Felderfahrung verbessert. Für die damalige Kavallerie-Ausbildung bemerkenswerte Sätze enthält

ein von Oberst von Lin den au zusammengestelltes Reglement:

„Die Eskadrons-Kommandanten, sowie die Einteilung aller übrigen Offiziere soll nicht allein nach anciennete, sondern Fleiß und Fähigkeit

bestimmen."

„Das Exerzieren soll nie über eine Stunde bauern; denn wenn in dieser Zeit mit

Fleiß und Aufinerksamkeit gearbeitet wird,

kann

man

viel lernen". „Die Richtung muß oft verändert, bald rechts, bald links, nie nach

Dem scharfen Reiten nach point de vue

der Mitte gerichtet werden."

sowohl vom einzelnen Manne als en fronte wird besonderer Nachdruck gegeben;

„also

Köpfe grad aus und

leise Fühlung

sind

zwei

Hauptvorteile eines guten Frontmarsches." „Die Flügel müssen nicht so pedantisch auf die Intervallen halten"...

„Eine Eskadron muß immer ihren gemessenen Gang fortreiten, ohne sich an die neben ihr stockenden oder vorprellenden zu kehren" . . .

„Attaque ist ein Frontmarsch en camöre, welcher nicht mit so vieler Feierlichkeit «vertiert werden soll.

Soll nach dem Frontmarsche attaquiert

werden, so ist kein weiteres Avertissementswort vorher nötig, als in diesem Augenblicke, wo der Feind geworfen werden soll: Attaquiert, marsch! marsch!

Eine Attaque wird immer als ein besonderes Manöver angesehen, und doch ist sie allerzeit nur der Zweck eines jeden."

„Evolutionen der Kavallerie ist ein an sich gemißbrauchtes Wort.

Es

werden gewöhnlich eine Menge Bewegungen darunter verstanden, die, je

verwickelter

und schwerer sie

sind,

für

desto

lobenswürdiger gehalten

werden sollen" . . .

„Die Kommandeurs sollen ihre Regimenter fleißig exerzieren, aber ihre Manövers sollen das Terrain und einen supponierten Feind zum

Gegenstände haben,

und

dabei

nie vergessen,

daß

die einfachsten Be­

wegungen Vorteil und Sieg erzeugen". . .

„Ob übrigens Flügel verwechselt werden, welches Glied vorne sei, dies sind alles zu seiner Zeit Kleinigkeiten, die keiner Erwähnung bedürfen.

Es wird damit nicht gesagt, daß man sich über eine Konfusion hinaus­

setzen soll, keineswegs; alle Inversionen und Glieder verwechseln muß nicht Zufall sondern der Wille des Kommandeurs bestimmen."

„Wo der Gegenstand der Gefahr sich befindet, da ist der wahre poste d’honneur, man komme nun mit dem rechten oder linken Flügel, ersten oder

zweiten Gliede, mit Kürassiers oder dem jüngsten Chevaulegers-Regimente an."

Das Nat.-Chev.-Rgt. „Prinz Karl" von der Errichtung bis zum Ausmarsch.

13

Noch ist eine Bestimmung erwähnenswert, die, für das Regiment bei der Errichtung gegeben, seiner Formationsstärke zu Grunde lag, wenngleich sie in Folge der Verhältnisse nicht zur Durchführung kam.

Es sollte nämlich jede Eskadron neben den vier ordentlichen Zügen zu 12 Rotten einen eigenen Plänklerzug, bestehend aus 2 Korporalen, 4 Ge­ freiten und 20 der geübtesten und am besten berittenen Chevaulegers unter einem Unterlieutenant formieren, bezüglich dessen Verwendung eine Anlage zum Formations-Reskript folgende Direktiven gab:

„Der Plänklerzug stellt sich bei den Manövern 15 Schritte von der Linie genau auf das rechts von dei^ Eskadron befindliche Intervalle,

welches ebensoviele Schritte breit sein soll. Bei Paraden rückt der Plänkler­

zug in die Linie und beim Defilieren setzt er sich an die Tkte der Eskadron. „Derselbe bildet, wo es nötig ist, die Avant- und Arriere-Garde, die Seitenpatrouillen der Eskadron, dient zugleich als Reserve und hat die Bestimmung, beim Angriffe einer feindlichen Linie durch das Intervalle vorzuprellen, dem Feinde in die Flanke zu fallen und die Fliehenden, wenn sie nicht unterstützt sind, in zerstreuter Ordnung zu verfolgen. „Überhaupt begünstigt seine Stellung hinter dem Intervalle das Vor­ ziehen und Einrufen der Plänkler."^ Im Lager wurde nun ununterbrochen in den Waffen geübt. unter dem 4. Juli konnte Wrede über den Erfolg berichten:

Schon

„Auch die bereits versammelten Kavallerie-Regimenter beweisen großen

Eifer und können zu allen Diensten und Manövern verwendet werden. Überhaupt aber haben sämtliche Generals, Stabsoffiziers, Oberoffiziers,

und gemeine Mannschaft eine ungemeine Thätigkeit und Fleiß bewiesen und gewetteifert, in dieser kurzen Zeit eine Fertigkeit zu erlangen, daß ich schon den morgigen Tag als den 5. zu Ausführung Unteroffiziers

des ersten großen manoeuvres bestimmt habe." An allen den folgenden Feldübungen nahm das Regiment, das mit dem 1. und 2. Chevaulegers-Regimente in den taktischen Verband der leichten Kavallerie-Brigade Vier egg getreten war, teil. Brachten auch die be­ deutenden Anstrengungen, die weiten Märsche bei dem ungeübten Material, Abgänge naturgemäß mit sich, so sank der ausrückende Stand doch nicht

unter drei Eskadrons zu 48 Rotten. Mehrmals fanden große Paraden mit Manöver und Defilierung vor Ihren Königlichen Majestäten statt. König Max Joseph und Königin Karoline, umgeben von ihren Kindern, waren auch nicht seltene Gäste l) Im Falle ohne Plänklerzug ausgerückt werden sollte, waren dieselben aus die

rechten Flügel der Züge zu verteilen.

14

Teil I.

Historische Nachrichten.

1. Abschnitt.

im Lager und bei den Übungen und geruhten wiederholt Allerhöchst Ihre Zufriedenheit den Truppen zu erkennen zu geben. Am 29. Juli wurden die Stabsoffiziere des Regiments in Nymphen­

burg von Ihren Majestäten in Audienz empfangen. Als Ende Juli die Aufhebung des Lagers angeregt wurde, bezeichnete Wrede die bisherige Einübung in größeren Evolutionen als hinreichend, um die fernere Ausbildung den Regimentern zu überlassen. Bedrohlich er­ scheinende Truppenbewegungen der Österreicher gegen die bayerische Grenze

ließen indes davon abstehen. Noch war die politische Lage nicht völlig ge­ klärt; als aber am 10. August auch Österreich den Verbündeten gegen

Napoleon beigetreten und die Waffenruhe gekündet war, lag unzweifelhaft im Schwerte die Entscheidung. Beseelt vom trefflichsten Geiste, durchdrungen von treuer Liebe zu König und Königshaus, begeistert für Ehre und Ruhm des Vaterlandes, faßte am 12. August unser Regiment einstimmig den Entschluß, gleich einem Feld-

regimente auch außerhalb der Grenzen kämpfen zu wollen und eine Depu­ tation legte diese Bitte zu den Stufen des Thrones nieder. Noch am gleichen Tage willfahrte Seine Majestät gnädigst diesem Wunsche mit folgendem Armeebefehle: „Das National-Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" hat sich am

12. d. M. aus freiem Antriebe und nach dem allgemeinen Wunsche des Regiments durch eine aus den Ältesten der verschiedenen Grade zusam­ mengesetzte Abordnung anerboten, die Feinde des Vaterlandes überall, auch jenseits der Grenze, in der Eigenschaft eines Feldregiments treu und

mutvoll zu bekämpfen. „Der König nimmt diesen rühmlichen Beweis der patriotischen Denkungs­ art dieses braven Regiments, welcher zum Allerhöchsten Wohlgefallen ge­

reicht hat, in Gnaden auf; dasselbe wird sich nun 7. ChevaulegersRegiment „Prinz Karl" nennen, und die für eine zweijährige Kapitu­ lation bestimmte Gratifikation empfangen."

Gleich nach geschehener Eröffnung dieses Allerhöchsten Erlasses schlossen

sich „einstimmig ohne Ausschluß eines einzigen Individuums" der Erklärung des Regiments auch die in Freising noch verbliebenen Teile desselben an. Es bleibt hier nachzutragen, daß, als in der Kaserne in Freising der Raum zu mangeln begann, Ende Mai die 4. Eskadron nach Landshut ver­

legt wurde. Nach Beorderung der Hälfte dieser Schwadron ins Haupt­ quartier nach Schwabing, verblieb der Rest, 60 Pferde unter Oberlieutenant Baron vonCronegg, noch dort, bis durch den Abmarsch der 1. Division ins Lager wieder Platz wurde, dann kehrte er nach Freising zurück.

2. Abschnitt.

Das 7. Chevaulegers-Regiment „Drin; Larl" im Feldzüge 1813/14.

I. Marsch an den Inn. — Vorpostendienst. — Fortgang der Ausbildung. — Vertrag zu Ried. — Marsch an den Main. — Hanau.

Entgegen dem Verlangen Napoleons, die im Lager bei München stehen­

den Truppen einem um Würzburg sich sammelnden französischen Korps zu­ zuteilen, erfolgte am 13. August der Befehl zum Aufbruche in eine Stellung um Braunau.

Es waren bestimmte Nachrichten eingegangen, daß ein öster­

reichisches Heer, ca. 25000 Mann stark, unter dem Feldzeugmeister Fürsten

Neuß gegen Bayerns Ostgrenze sich in Bewegung gesetzt habe. Das Regiment kam am 13. nach Förstern, am 14. nach Mühldorf, am 15. in die Gegend von Braunau, der Regimentsstab nach Ebmarbauer,

zwei Eskadrons bezogen, gegen Altheim vorgeschoben, Vorposten.

Am 16.

wurde mit einer Eskadron über diesen Ort hinaus rekognosziert.

Um den

20. konzentrierte sich das Regiment, von Vorposten abgelöst, in und um Ering, am 1. September kam der Stab mit zwei Eskadrons nach Kirchham, zwei Eskadrons nach Tutting und Konkurrenz, welche Dislokation später nörd­ lich durch Schönburg und Würding erweitert wurde.

Nach Schönburg kam

am 5. Oktober der Regimentsstab. Das Hauptquartier Wredes war seit 15. August in Braunau.

Die Stärke des Regiments, Stab und vier Eskadrons, in dieser Zeit (am 24. August) war:

Effektivstand: 20 Offiziere, 40 Unteroffiziere, 8 Trompeter, 8 Sattler und Schmiede, 480 Gesteite und Gemeine; Summa 556 Mann, 539 Pferde.

Davon gingen ab: kommandiert: 2 Offiziere, 67 Mann, 14 Pferde; krank:

7 Mann, 54 Pferde. Die Ausrückungsstärke betrug 467 Mann, 471 Pferde, 209 '/r Rotten.

Dem Regiments war ein Marketender bewilligt, ferner „da bei dem größten Teile der bei dem Armeekorps stehenden Regimenter und Bataillons keine v. Pfetten-Arnbach, Das 1. schwereReiter«Rgl.

2

18

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

wirklichen Soldatenweiber sich befinden und diese doch während einer Kam­ pagne höchst nötig sind", gestattete Seine Exzellenz der Kommandierende,

„daß bei jeder Eskadron zwei Soldatenweiber oder in deren Ermangelung zwei ledige Weibspersonen erlaubt werden". Über die Stellung zu Österreich lag großes Dunkel.

Noch kämpften

bayerische Truppen an Seite der Franzosen, und Napoleons Siege am 26.

und 27. August wurden in den Kantonnements festlich begangen. drohte aufs neue der Aufruhr; eine

feindselige und

auch

österreichische Patrouillen

Exzesse auf bayerischem Gebiete.

In Tirol

die Stimmung der Grenzbevölkerung verübten

war

wiederholt

Doch gelang es Wredes Bemühungen, all­

mählich bessere Beziehungen anzubahnen und größere Zusammenstöße ferne zu halten. Hierzu diente namentlich, daß W re de es vermied, entgegen dem Verhalten der Österreicher, ausgedehnte Vorposten auszustellen. Er behielt

seine Truppen möglichst konzentriert, und übte sie unausgesetzt in den Waffen, ohne sie durch unnötigen Vorpostendienst zu ermüden.

Während er zu Beginn hierzu täglich ein Kavallerie-Regiment verwenden

ließ, reduzierte er die Vorposten „zur Erleichterung des Dienstes für,bie

Kavallerie" später sogar aus zwei Eskadrons, deren eine an der Altheimer die andere an der Mauerkirchner Straße, auch die Laufner Straße beobach­ tend, Stellung hatte.

Die Regimenter lösten sich von zwei zu zwei Tagen ab.

Wrede erließ Ende September für diesen Dienstzweig eine Instruktion, die, für die Thätigkeit des Regiments in dieser Hinsicht während der fol­ genden Feldzüge die Grundlage bildend, nicht uninteressant sein dürfte, und

im wesentlichen folgendes enthält: Bei der Verschiedenheit der Verhältnisse können keine besonderen Regeln

gegeben, sondern muß sich auf solche im allgemeinen beschränkt werden. Die ausgestellten Pikets werden nach dreifachem Zwecke unterschieden: a) Bloß Aviso- oder Sicherheits-Pikets.

Sie brauchen nicht stark zu sein, aber müssen an einem Orte sein, von

wo sie freie Aussicht haben.

Ihre Vedetten nur so weit vorgeschoben, daß

sie in ihrem Gesichtskreise stehen, das Piket selbst so viel als möglich dem

Blicke des Feindes entzogen.

Meist bestehen sie aus Kavallerie.

Bei Annäherung des Feindes haben sie weiter nichts zu thun, als die diesseitige Stellung zu alarmieren und sich dann sogleich auf die Linie zurück­

zuziehen. b) Verteidigungs-Pikets.

Diese sind weit stärker, bestehen gewöhnlich aus Kavallerie und In­ fanterie und müssen an Orten stehen, die' gute, sichere Stellung auch gegen überlegenen Feind bieten.

Sie müssen durch mehrere Repli-Posten und durch

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

19

verhältnismäßig zahlreiche Reserve unterstützt sein und ihre Stellung künst­

lich verstärken.

c) Markierende Pikets. Ihr Zweck ist, den Feind über Stärke und Stellung der Armee zu

täuschen.

„Sie werden so ausgestellt, daß sie schon von

weitem bemerkt

werden können, und nehmen gewöhnlich eine sehr große, ausgedehnte Linie an.

Bei Nacht werden gewöhnlich große Feuer und zwar an solchen Orten

angemacht, von wo aus sie von der Ferne her schon können bemerkt werden. Diese Pikets werden jedoch nur selten und dann erst auf besonderen Befehl ausgestellt."

Im Angesichte des Feindes des Nachts hat die Kavallerie ihre Pferde

zur Hälfte an den Zügeln und darf vor ihnen ruhen.

Die andere Hälfte

ist zu Pferde; bei Tag, oder wenn der Feind entfernt ist, sind die Pferde

zwar aufgezäumt, doch an den Pflöcken angebunden. Stand das Regiment nicht auf Vorposten, so wurde alle Zeit der Voll­ endung der Ausbildung gewidmet.

Als die Karabiner empfangen worden,

wurde auch das Scheibenschießen geübt und vier Tage im Feuer

exerziert.

Schonung und gute Wartung der Pferde blieb nicht unberücksichtigt und, da das Regiment viele leicht gedrückte Pferde hatte,

war in allen

©tottonen „tägliches Vorführen und Visitieren der Pferde" befohlen.

Ende September inspizierte Generalmajor Vier egg das Regiment, und der Brigade-Befehl vom 29. gab „seine vollkommene Zufriedenheit^ bekannt. Nicht mindere Thätigkeit als bei dem Regimente am Inn herrschte bei

dessen in Freising zurückgebliebenen Teilen,

auch dort wurde Ausrüstung

und Ausbildung nach Kräften gefördert. Durch Reskript vom 22. August wurde ein Zug der 4. Eskadron nach

Regensburg detachiert und blieb daselbst, bis Wrede selbst Mitte Oktober

ihn von Donauwörth aus in sein Hauptquartier zog.

Am 25. August wurde die Absendung der 6. Eskadron nach München befohlen.

Nach ihrem Abmarsche am 28. stand in Freising noch ein Zug

der 4. Eskadron und ein Rest von 99 Gemeinen und 12 meist maroden Pferden, der nun als Depöt zusammengestellt und bezeichnet wurde.

Die

gestellte Bitte, eine 7. Eskadron formieren zu dürfen, erhielt die Allerhöchste

Genehmigung nicht. Nach einem Nachtquartier in Garching traf am 29. die 6. Eskadron in der Stärke von 2 Offizieren, 12 Unteroffizieren, 2 Trompetern, 120 Ge­

freiten und Gemeinen, 139 Pferden, in München ein. Wie letztere beschaffen, schildern am besten folgende berichtliche Stellen: „Ihre seit wenigen Tagen erst gefaßten Remonten leiden größtenteils am Strängel" und: „wohl zur Not brauchbare aber zum größten Teil nicht ohne größten

Nachteil

zum

schweren Fclddienst

zu verwendende Pferde, 2*

20

Teil I.

Historische Nachrichteri.

2. Abschnitt.

indem ganz billig die ausgerückten Regimenter die kraftloseren und jüngeren zurückgelassen haben." Trotzdem ward für den 10. September ihr Wiederaufbruch von München befohlen, eine halbe Eskadron mit der Bestimmung nach Rattenberg in Tirol, eine halbe Eskadron nach Braunau ins Hauptquartier zur Vermehrung des dortigen Kommandos, „da der Dienst derselben seine halbe 4. Eskadron),

nachdem von ihr eine Menge Ordonnanzen für die Herren Brigadiers der Infanterie bestritten werden muffen, beinahe zu stark ist." Ob und in wie weit diese Befehle zur Ausführung gekommen, ist nicht zu ermitteln; die Eskadron als Ganzes in der Stärke von 3 Offi­ zieren, 132 Mann, 138 Pferden erscheint erst wieder den 17. Oktober in Neustadt a./D. So kam der 8. Oktober heran, der denkwürdige Tag, an dem durch den Vertrag zu Ried Bayern den Verbündeten sich anschloß und die feind­ lich gegenüber stehenden Heere unter Wre d e's Oberbefehl sich verbanden zu treuer Waffenbrüderschaft im Kampfe für Deutschlands Besteiung von französischem Übermute. Wrede ließ seine Bayern sofort aufbrechen, die Österreicher folgten nach Ratifikation des Vertrages, die von Seite Seiner Majestät des Königs

unter dem 12. geschah. Die allgemeine Disposition des Höchstkommandiercnden Fürsten Schwarzenberg lautete: „Das Korps des bayerischen Generals Grafen Wrede dirigiert sich in Eilmärschen nach Bamberg, wendet alles an, um sich zum Meister von Würzburg zu machen; besetzt die Mainlinie und geht auf den Herzog von Valmy, wenn er ihm nicht früher entgegen kommt,

bis Frankfurt am Main." Anfangs in kurzen Märschen,' um den österreichischen Kolonnen Zeit zum Aufschließen zu geben, dann aber in ununterbrochenem raschen Zuge, führte der kriegskundige bayerische General die vereinigten Armee-Korps von

den Ufern des Inns an die des Mains. Das Regiment brach am 11. Oktober aus seinen Kantonnements nach Tristern auf, kam am 12. nach Gangkofen, am 13. nach Frontenhausen, Maklkofen und Warth, am 14. war Rasttag, am 15. nach Weng, am 16. wieder Rasttag, am 17. in die Gegend von Geisenfeld, am 18. nach Rohren­ feld bei Neuburg a./D., den 19. nach Ebermergen. Bei dem Durchmärsche

durch Donauwörth hatte es die Ehre, vor seinem erlauchten Inhaber zu defilieren. Bis hierher war das Regiment meist für sich marschiert, von da ab geschahen die Märsche im Brigade- und Divisions-Verbände unter Sicherungs­

Maßregeln. Am 20. erreichte das Regiment Kleinnördlingen und am 21. Thann­ hausen im Württembergischen Oberamte Ellwangen.

Württemberg hatte seinen

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

21

Anschluß an die Sache der Verbündeten noch nicht erklärt; die Württem­ bergischen Ortschaften wurden zwar nicht feindlich behandelt, aber der Befehl

an die Division und Kavallerie-Brigade für den 22. lautete: „Wenn sie kgl. Württembergische Truppen antreffen sollten, die sich ihrem Marsche widersetzten, so greifen sie solche an und werfen sie zurück."

Hier wurde dem Regimente durch Tagesbefehl Wredes die freudige Nachricht von dem Siege bei Leipzig:

„Ich mache der Armee bekannt, daß ein heute Nacht angekommener Kourier aus dem kaiserlichen Hauptquartier mir die Nachricht gebracht hat, daß am 16. ds. bei Leipzig eine für die alliierte Armee glorreiche Schlacht stattgefunden hat, es wurden 42 Kanonen erbeutet und Kaiser Napoleon aus seiner ersten Stellung bei Leipzig und Wurzen zurück­ gedrängt. „Der heute aus dem Hauptquartier des Herrn Feldmarschall Fürst Schwarzenberg zurückgekommene Herr Majorund Flügeladjutant, Prinz Hohenzollern, bringt mir die Nachricht von dem am 18. erfochtenen Siege. Der Angriff hatte am 18. morgens acht Uhr auf allen Seiten statt, der Feind leistete den lebhaftesten Widerstand. „63 Kanonen und viele Tausend Gefangene sind die Trophäen des Tages. „Der Feind ist auf dem Rückzüge und wird auf dem Fuße verfolgt. Seine Durchlaucht der Herr Feldmarschall Fürst Schwarzenberg fordern mich im Auftrage Seiner Majestät deS Kaisers auf, alle Kräfte aufzubieten, um so schnell als möglich an dem Orte unserer Bestimmung einzutreffen. „Die Armee wird, von der Notwendigkeit hiervon überzeugt, die forcierten Märsche mit der Anstrengung und dem Eifer fortsetzen, welche ich bisher an ihr zu bemerken das Vergnügen hatte."

An den folgenden Tagen ging der Marsch der Kavallerie-Brigade Vier egg im Vereine mit der Infanterie-Division Dela motte an die

Tauber zur Beobachtung der Württemberger, während das Gros der Armee

zur Wegnahme Würzburgs schritt. Das Regiment hatte am 22. Wörnitz, drei Stunden südlich Rothenburg, am. 23. Laudenbach bei Weikersheim erreicht. Die Disposition für den 24. erfüllte alle Herzen mit Jubel, sie gab nicht

nur die am 19. erfolgte Einnahme Leipzigs, die Eroberung von 200 Kanonen, 700 Pulverkarren, einer großen Menge Equipagen und vieler Tausende Gefangener bekannt, sondern verkündete auch in folgenden Worten den jungen Truppen die ersehnte Feuertaufe:

„Die mir anvertraute Armee hat sich zwar bis zu diesem Augenblicke

noch nicht mit dem Feinde messen können, wir sind aber dem Tage nahe,

Teil I.

22

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

wo wir ihn öfter zu Gesicht bekommen werden. Die Armee hat vom 15. bis heute 84 Poststunden zurückgelegt. Die Anstrengung und der Gehorsam, mit denen sie diese beschwerlichen Märsche*) vollzogen hat, setzen uns in den Fall, daß wir der feindlichen Armee nach noch voll­ brachten drei Märschen ihren Rückzug nach Mainz völlig abgeschnitten haben.

die

„Lassen wir es uns angelegen sein, da wo wir auf den Feind stoßen, bewundernswerte Tapferkeit der großen Armee zu Beispiel und

Nachahmung anzunehmen." Noch erhöhte die allgemeine Freude die Nachricht, nun auch die Quartier­ wirte als Bundesbrüder begrüßen zu dürfen, nachdem die Konvention vom

23. die Württemberger den übrigen Deutschen vereint hatte. Der Marsch am 24. brachte das Regiment nach Mergentheim, wo es den 25. blieb, am 26. erreichte es Reichholzheim und am 27. Aschaffenburg. Hier traf auch von Würzburg her Kolonne auf Kolonne ein, um Wredes

Hauptquartier vereinigte sich die ganze Armee. Spät am Abend kam die Meldung, daß feindliche Truppenabteilungen, Kranke, Verwundete und Gepäck aller Art fortwährend durch Hanau zögen. Noch in der Nacht ward das 1. Chevaulegers-Regimxnt dahin entsandt. Das Gros der Brigade sammelte am nächsten Morgen schon um 4 Uhr in Aschaffenburg und rückte in eine Stellung bei Dettingen. Gegen ^28 Uhr erhielt hier die Eskadron Podewils unseres Regiments den Befehl, vor­ wärts gegen Hanau zu gehen, die Verbindung mit dem 1. ChevaulegersRegimente zu unterhalten und Nötigenfalles dessen Soutien zu bilden. Die Avantgarde-Eskadron dieses Regiments war früh 7 Uhr in Hanau, empfangen von dem Jubel der Einwohner, eingerückt; sie machte Gefangene und erbeutete Lebensmittel, das rasch folgende Regiment besetzte die KinzigBrücken, die eine westlich Hanau, Kinzig-Brücke genannt, die andere ungefähr

2 km östlich als Lamboy-Brücke bezeichnet. Bald näherten sich von Geln­ hausen stärkere feindliche Kolonnen und sogleich entspann sich lebhaftes Plänklergefecht. Vor der Übermacht mußte Hanau wieder geräumt werden. In diesem Augenblicke näherte sich die Eskadron unseres Regiments. Anfänglich zur Unterstützung an die Lamboy-Brücke beordert, hatte sie als­

bald Befehl erhalten, mit der Eskadron Schmalz des 1. ChevaulegersRegiments vereint gegen die Kinzig-Brücke vorzurücken. Im Trab und Galopp ging's nun der Stadt entgegen, voraus die

Eskadron Podewils, dann Schmalz. Am Nürnberger Thore brachte die Vorhut einen gefangenen Stabsoffizier entgegen. In Zügen aufmarschiert, trabte die Eskadron um die Ecke am Thore, da stand auf 100 Schritte gegenüber feindliche Infanterie. Sofort tönte das Signal zur Attacke. *) Das Wetter war anhaltend sehr schlecht, die Wege vielfach fast grundlos.

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

23

Zwar tötete eine Salve den Trompeter und verwundete mehrere Pferde, erfolgreich aber sprengte die Schwadron in ben Feind; er wurde nieder­

geritten und unaufhaltsam bis an die Brücke verfolgt. Hier war es ihm gelungen, wieder festen Fuß zu fassen, und er begann ein lebhaftes Feuer. Begeistert durch das Beispiel ihres Führers jagten

die braven 7. Chevaulegers in unwiderstehlichem Andrange vorwärts, wieder wurde der Feind geworfen und die Brücke besetzt, während ein Zug unter Lieutenant Baron Staader die Fliehenden verfolgte. Nochmals wurde sich nähernde feindliche Infanterie kühn attackiert, Gefangene gemacht und mehrere Wagen erbeutet, bis nachrückende stärkere Infanterie zwang, sich auf Besetzung der Brücke zu beschränken, die Podewils mit seiner Eskadron nun allein, da die Eskadron Schmalz gegen Mittag zum Regimente einberufen worden, gegen lebhafte Angriffe feindlicher

Infanterie mit großer Tapferkeit bis zum Eintreffen der Brigade hielt. Der tapfere Lieutenant Grau war gefallen, Lieutenant Baron Staader

durch einen Schuß in den Unterleib schwer verwundet. Dem Rittmeister wurde für sein ehrenreiches Betragen durch Armee­ befehl öffentliche Belobung, ebenso dem Lieutenant Baron Staader, den Wachtmeistern Peter Bauer aus Seebach, Augustin Heffner aus Stein­ höring bei Ebersberg, dem Korporal Anton Metsch aus Landshut, den Soldaten Franz Pfeiffer aus München, Andreas Held aus Hohenwarth, Alois Manhardt aus Tegernsee und Johann Maier aus Gundelfingen. Der Soldat Georg Völk aus Winkel bei Landsberg wurde mit der silbernen Militär-Verdienst-Medaille ausgezeichnet.

Die unterdessen auf Wredes Befehl nun auch auf Hanau heran­ gekommene Brigade säuberte die Stadt vom Feinde und nahm dann Stellung ä cheval der Gelnhauser Chaussee. Die halbe 5. Eskadron vertrieb noch den Feind aus Häusern und Gärten an der Frankfurter Straße und verfolgte bis an den vorliegenden Wald. Rittmeister von Podewils, ihre Führung übernommen.

als der Gegend schon kundig, hatte

Das Regiment rekognoszierte später mit zwei Geschützen vom Feinde mit allen Waffen besetzten Lamboy-Wald.

gegen den

Gegen drei Uhr nachmittags zeigte er dort etwa 4 — 5000 Mann Infanterie, 5 Eskadrons Kavallerie und 6 Kanonen, machte wiederholte Vorstöße gegen die Brigade und versuchte mehrmals, jedoch

erfolglos,

sich der Stadt zu bemeistern.

Nach dreistündigem Aushalten im feindlichen Geschützfeuer wurde, um

Verluste zu vermeiden, der Rückzug von Hanau befohlen und, nachdem noch das Thor verrammelt worden, ohne starke Beunruhigung in eine Stellung

Teil I.

24

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

an der sogenannten Ehrensäule zwischen dem Nürnberger-Thore und dem Dorfe Auheim ausgeführt.

Die Teten der nun auch eintreffenden Infanterie besetzten Hanau so­

fort wieder.

Am 29. versammelte sich außer der auf Frankfurt entsendeten 1. Division und Detachierungen gegen Gelnhausen Wredes ganze Armee in und um

Hanau. Die gesamte Reiterei lagerte vor dem Nürnberger-Thore.

W r e d e besuchte, mit lautem Jubel empfangen, die Truppen im Lager, dann

die

östlich

des Lamboy-Waldes

vorgeschobenen

Vorposten,

hierauf

kehrte er nach Hanau zurück. Früh morgens und wieder am Nachmittage waren von Gelnhausen her

Angriffe erfolgt.

Beide wurden abgewiesen, dabei viele Gefangene gemacht;

überhaupt wurden solche, teilweise in kläglichem Zustande, den ganzen Tag über

zahlreich eingebracht,

so

daß man sich

allgemein so ziemlich

dem

Glauben überließ, daß es kaum mehr Besonderes zu thun geben werde. Auch die Nacht vom 29. auf 30. verging ganz ruhig,

nur spät am

Abende hatte bei dem Detachement Gelnhausen in der Gegend von Langen­

selbold ein Zusammenstoß stattgefunden, infolge dessen dasselbe sich noch in

der Nacht auf Hanau zurückzog. Es werden.

muß hier wieder der 6. Eskadron und ihrer Thätigkeit gedacht Am 17. Oktober in Neustadt a./D. war ihr der Befehl zugegangen,

über Rollheim und Neumarkt nach Nürnberg zu marschieren, um dort sich einem aus Böhmen kommenden Streifkorps des österreichischen Oberst Baron

Scheibler anzuschließen. Am 21. rückte die Eskadron in diese Stadt ein, am 22. kamen zwei Eska­ dronen Szekler-Husaren an, sie bildeten mit zwei Kompagnien Schützen der

bayerischen mobilen Legion das ganze Streifkorps. Es wurde nach Bamberg (24.), dann nach Schweinfurt marschiert;

die

Eskadron unseres Regiments, von da nach Münnerstadt entsandt, patrouillierte auf Mellrichstadt. Von Schweinfurt 26. Oktober, Mittag 12 Uhr, konnte Oberst Scheibler

an Wr ed e die bestimmte Meldung senden, daß der Rückzug von Napoleons

ganzem Heere über Fulda nach Frankfurt gehe, die Straße MeiningenSchmalkalden-Eisenach aber vom Feinde frei sei.

Leider fand diese einzig

richtige Meldung über Napoleons wahre Rückzugsstraße nach der Leipziger

Niederlage die gebührende Würdigung nicht;

es hätte bei Hanau manches

anders werden können. In Hammelburg rückte die Eskadron wieder bei dem Gros des Streif­

korps ein und kam mit demselben am 27. nach Brückenau. abgefüttert worden,

Nachdem hier

wurde in Richtung auf Fulda weiter marschiert,

diese

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

aber auf Schlüchtern geändert,

25

als Nachricht eingegangen, daß dort fran­

zösische Artillerie ohne genügende Bedeckung liege.

In der Frühe des 28.

in der Nähe angekommen, legte Scheibl er seine Schar in den Hinterhalt, doch vergeblich wurde der Durchzug der Geschütze erwartet, russische Kaval­

lerie hatte sie im Orte selbst schon weggenommen. Der durch zwei Nachtmärsche verursachten Ermüdung wegen wurde erst

gegen Abend auf Hanau weitermarschiert. Bald drückte französische Kavallerie

stark nach und zwang, von der Hauptstraße sich seitwärts zu wenden.

Es war die Reiterei von Napoleons Garde, und der Kaiser selbst kam

noch am Abend nach Schlüchtern,

am 29. hatte er sein Hauptquartier in

Langenselbold, kaum drei Stunden von Hanau, bei und hinter sich den Kern seiner Armee, seine Garden, noch 60000 Mann Infanterie, 12000 Mann

Kavallerie und 140 Geschütze stark.

Alles Marode, Nichtkampffähige hatte

er vorausgesendet. Das Streifkorps übernachtete vom 28. auf 29. Oktober in Orb, kam am 29. nach Bernbach, am 30. früh wurde auf Hanau marschiert.

W r e d e war an diesem Tage vor anbrechendem Morgen auf die Mel­ dung über das Nahen starker feindlicher Kavallerie zu den Vorposten geeilt. Ein ernster Angriff erfolgte nicht und Wrede ritt in die Stadt zurück.

Ungefähr um Mittag besuchte er die wie Tags zuvor in Bereitschaft stehenden Truppen.

Zu Fuß am 4. Chevaulegers-Regimente langsam vor­

übergehend, sagte er:

„Nun, ihr Chevaulegers, heute bekommt ihr nichts

zu thun, morgen aber könnt ihr nachfeoen."

Noch war der Oberstkommandierende

der Meinung, nicht die Haupt­

macht, sondern nur eine Seitenkolonne stehe gegen Hanau.

Oberst von Flachenstein der Liechtenstein-Kürassiere ließ noch um ein Uhr seine Regimentsmusik vor der Front der Brigade Diez spielen.

Man ritt hin und her und pflog der Unterredung.

Kurz, es hatte den An­

schein, als ob es nichts Besonderes zu thun geben würde.

Es sollte anders kommen, und der 30. Oktober 1813 wurde für immer

ein denkwürdiger Tag in Bayerns Heeres-Geschichte, doppelt denkwürdig für

unser junges Regiment, das an diesem Tage in heißem Kampfe die

ersten unverwelklichen Lorbeeren pflückte.

Bei und

den Vorposten war

zusehends

gemäß,

mehrten

sich

es

lebhaft

geworden,

sich in nichts Ernstliches einzulassen,

erfolgten,

Angriffe

die feindlichen Streitkräfte.

Dem

Befehle

zogen sich jene in tadelloser

Ruhe und Ordnung durch den Wald zurück. Rasch war mittlerweile die Armee zur Schlacht geordnet,

und

kaum

waren die Avantgarden an ihre Plätze gerückt, als schon die Plänkler des

Feindes an den westlichen Waldlisieren sich zeigten.

26

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

Die Stellung der bayerisch-österreichischen Armee war im allgemeinen

nordöstlich und östlich von Hanau,

Front nach Nordost, der rechte Flügel

an der Lamboy-Brücke ä. cheval der Kinzig, das Zentrum nordwestlich Neu­ hos, der linke Flügel an und nördlich der Gelnhauser Chaussee.

Ihn bildete

die Masse der Kavallerie und Artillerie, 42 Eskadrons, 28 Geschütze und 5 Bataillone Infanterie. Die Artillerie war in

beiden Seiten der

einer großen Batterie zu

Chaussee aufgefahren, hinter der Geschützlinie

drei Treffen

die

Im 1. Treffen die bayerischen Chevaulegers, 20 Schwadronen;

am

stand

in

Kavallerie.

rechten Flügel die Brigade Diez (1 Eskadron des 5.,

3 Eskadronen des

3. Chevaulegers-Regiments), ihr folgte die Brigade Vieregg, das 1. und 2. Chevaulegers-Regiment zu je 3, dann unser Regiment zu 4 Eskadrons, den linken Flügel bildete die Brigade Elbracht, je 3 Eskadrons

des 3.

und 6. Regiments.

Im 2. Treffen standen Kncsevich-Dragoncr, 6 Eskadrons, und Liechten­

stein-Kürassiere, 4 Eskadrons;• im 3. Treffen Erzherzog Joseph-Husaren und Schwarzenberg-Ulanen, je 6 Eskadrons. Die Infanterie deckte die Flügel der Batterie, in die linke Flanke an die Brücke über den Krcbsbach auf der nach Windecken führenden Straße war das Streifkorps des österreichischen Oberst Graf Mensdorff, bestehend

aus

2 Kosaken-Regimentern,

3

Eskadrons

österreichischer Husaren

und

augenblicklich auch die freiwillige Jäger-Eskadron des nenmärkischen Dra­

goner-Regiments entsendet. Die Reserven standen in und bei Hanau mit Detachements gegen Westen

beobachtend; zu ihr gehörend waren die drei Eskadronen des Scheibler'schen

Streifkorps vor dem Nürnberger Thore aufgestellt. Das der Kavallerie sich bietende Attackenfeld war ebenes Gelände und ohne Hindernisse, die räumliche Ausdehnung indes beschränkt durch die schon

auf ungefähr 800 Schritte gleichlaufend der Front und nördlich bis an die sumpfige Niederung des Fallbaches sich hinziehende Lisiere des Puppenwaldcs.

Der Fallbach in seinem Laufe von Ost gegen West bildete die Anlehnung

des linken Flügels, seine sumpfigen Ränder machten ihn für Kavallerie un­ passierbar, südöstlich war das Terrain bis Neuhof zwar frei, doch die südlich

der Gelnhauser Straße weit vorspringende Waldspitze ermöglichte der feind­ lichen Infanterie ein Flankenfeuer über eine große Strecke des Gefildes. Vor

Kampf.

der

ganzen Linie am Waldsaume entspann sich allmählich der

Versuche der Franzosen, aus dem Walde vorzustoßen, blieben er­

folglos, mehrere

Stunden errang der Feind nicht den geringsten Vorteil,

die Kavallerie blieb in völliger Ruhe.

27

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

Napoleon hatte aber den Angriff nur vorbereitet; etwa drei Uhr nach­ mittags schien ihm der Zeitpunkt der Entscheidung gekommen, er suchte sie

durch Forcieren von Wredes linkem Flügel. Überraschend, da der Wald das Kommen verborgen, fuhr diesem gegen­ über ein Geschütz am Waldesrande auf und begann sofort zu feuern.

Dem

ersten folgte ein zweites, drittes und so fort Geschütz auf Geschütz, bis ihrer 50 vereinigt in einer einzigen großen Batterie vom Bache bis zur Straße,

die Visiere des Waldes zu einer flammenden Linie verwandelten.

2 Jäger­

bataillone der Garde, 2 Kavallerie-Regimenter, Garde-Dragoner und Lanciers, waren gleichzeitig zur Bedeckung debouchiert. Die Brigade Diez stürzte sich alsbald auf die Geschütze, warf ihr ent­

gegentretende Kavallerie und verfolgte bis zum Walde, mußte aber hier dem feindlichen Feuer weichen und wegen Raummangels im Rückzüge die eigene Batterie durchreiten.

ganz verschossen.

Die Geschütze hingen am Langtaue, sie hatten sich

So kam es, daß auch sie mit der durchreitenden Reiterei

den Platz verließen. Die rückwärts stehende Kavallerie hatte schon namhafte Verluste er­

litten, nun stand sie frei und wurde von einem Regen von Geschossen über­

schüttet ; zugleich hatten immer mehr französische Reiter, Nansoutys GardeReiterei und Sebastianis 2. Kavallerie-Korps, in dem lichten Holze und an den Straßen sich angesammelt.

Jetzt, es dürfte um die vierte Nachmittagsstunde gewesen sein, stürzten die beiderseitigen Reitermassen gegeneinander. In ungestümer Attacke warf das

erste Treffen, dem auch die wieder formierte Brigade Diez sich anschloß, die Feinde zurück bis in die Battcrielinie, die Bedienung der Geschütze wurde

niedergemacht und sechs Kanonen waren genommen, aber alsbald erfolgten die Gegenstöße, die Chevaulegers mußten zurück, das zweite, dritte Treffen wurde

eingesetzt. Den Kampf in seine Details zu verfolgen, ist nicht möglich, immer wieder sammelten sich die Geworfenen und mindestens sechsmal wiederholten

alle Abteilungen ihre Attacken, schließlich eskadronsweise, ja in kombinierten Eskadrons, wie die Führer sie eben unter die Hand bekamen.. Im buntesten Reiterkampfe theilten alle Regimenter sich gleichheitlich in den Ruhm tapfersten

Ausharrens.

Die endliche Entscheidung mußte zu Gunsten des stärkeren Gegners fallen; Napoleon selbst gibt die Zahl seiner engagierten Eskadrons auf 80 an, die überdies durch die zahlreiche, unterdessen mehr in die Ebene vorge­ rückte Artillerie kräftigst unterstützt waren.

Doch es war Abend geworden, bis das hartnäckige, blutige Ringen ge­ endet und

die gesamte Reiterei auf das linke Kinzig-Ufer gewichen war,

wo sie sich bei dem Dorfe Groß-Auheim wieder formierte.

28

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

Den Rückzug im kritischen Momente deckten Mensdorff's Regimenter, sie fielen

den verfolgenden französischen Kürassieren in die Flanke.

Ver­

stärkt aus den Reserven, unterstützt von zusammengeholten Geschützen, gelang

es noch bis in die Nacht hinein, die Landstraße zu behaupten und den all­ gemein über die Kinzig angeordneten Rückzug zu decken.

An der Lamboy-

Brücke wurde bis Nachts 11 Uhr gefochten. Unser Regiment hatte an diesem Tage sich ebenbürtig den ruhmbedeckten

alten bayerischen Chevaulegers an die Seite gestellt, aber auch seine Verluste waren nicht unbedeutend.

Der tapfere Major Graf von Hegnenberg war gefallen, die Lieu­

tenants von Braumühl, Cors und Freiherr von Streit verwundet, 86 Mann todt, verwundet und gefangen.

Gleich hoch war der Abgang

an Pferden. Lieutenant von Braumühl erlag der erhaltenen schweren Verwundung

im Spitale zu Aschaffenburg am 16. November.

Die

Stärke, in

der

das Regiment an der

Schlacht teilgenommen,

kann nicht bestimmt angegeben werden, doch mag der ausrückende Stand per Eskadron ungefähr 100 Pferde betragen haben. In der Nacht vereinigte Wrede seine Truppen in einer Stellung hinter

dem Lehrhofe und der Aschaffenburger Straße, Front gegen Norden, am linken Flügel ungefähr 800 Schritte

von Hanau die Kavallerie.

Hanau

selbst hielten österreichische Grenadiere und Scheiblers Streifkorpsbesetzt, bis am Morgen des 31.,

als die Franzosen das Bombardement begannen,

zur Schonung der Stadt Wrede die Räumung befahl.

Das Scheibler'sche Streifkorps nahm am rechten Flügel südlich der Lamboy-Brücke Stellung, aus der es um die Mittagsstunde auf Steinheim

aufbrach. Die französische Armee zog nun durch Hanau ab, eine Arrieregarde in

Stellung gegen die Alliierten belassend.

Man beschränkte sich auf gegen­

seitige Kanonade. Drei Uhr nachmittags gab Wrede den Befehl zum Angriffe.

Persönlich stürmte

wurde aber

er an der Tste gegen Hanau,

auf der Kinzig-Brücke schwer verwundet.

nahm die Stadt, Dies hemmte die

weitere Verfolgung, schon waren aber viele Gefangene gemacht.

Zu Verwendung der Kavallerie bot dieser Tag keine Gelegenheit;

sie

bezog am Abende wieder ihre Biwaks bei Groß-Auheim.

Von seinem Krankenlager am 3. November berichtete Wrede über die Tage bei Hanau: „Es ist schwer zu bestimmen, wer sich an diesen merk­

würdigen Tagen besonders auszeichnete. um

ben Ruhm,

am meisten

gethan

Jeder wetteiferte mit dem anderen

zu haben.

Einer hat den anderen

übertroffen."

Der Armee wurde als schönster Lohn die Zufriedenheit ihres Königs.

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

29

Der Armeebefehl vom 9. November lautet:

„Die unter dem Befehle des Generals der Kavallerie Graf von Wrede stehende Armee hat am 28., 29., 30. und 31. Oktober bei Hanau in einem ununterbrochenen Kampfe gegen einen mehr als doppelt über­

legenen Feind ihren alten Ruhm behauptet. „Sie hat unter der einsichtsvollen Leitung ihres Kommandierenden, der

an ihrer Spitze bei dem Sturme auf Hanau schwer verwundet wurde, die

möglichsten Anstrengungen angewendet, um sich ihrer ehrenvollen Bestim­

mung würdig zu zeigen. „Der König ist mit ihr zustieden, das Vaterland wird ihre Ausdauer und Tapferkeit zu achten wissen."

II. Marsch an den Rhein. — Rantonnierungen. — Vorposten. — Verpflegung. — vor Kehl. — Konzentrierung. — Rheinübergang. — vor Belfort. — Das Scheibler'sche Streifkorps. — Affaire bei Heilig-Kreutz. — Marsch über die Vogesen. — Bis Brienne. — Schlacht bei Brienne. — Marsch bis Montereau. — Verpflegung. — Beziehungen zur Bevölkerung.

Das bayerisch-österreichische Heer brach am 1. November auf Frankfurt

auf, auch die übrigen Heere der Verbündeten näherten sich dem Rheine.

Schwarzenberg langte am 4., der Kaiser von Rußland am 5. in Frank­ furt an.

Napoleon mit den Trümmern seiner Armee hatte am 2. bei Mainz das linke Rheinufer gewonnen,

der

deutsche Boden war außer isolierten

Festungsbesatzungen von Franzosen gesäubert, Deutschlands Unabhängigkeit

war erkämpft.

Um sich zu erholen, um die entstandenen Lücken zu ergänzen, um sich vorzubereiten, den großen Welteroberer im eigenen Lande zu bekriegen und

Frankreichs Rheingelüste für lange Zeiten zu dämpfen, lagerten die Heere sich längs des Rheines von Koblenz bis Kehl, das bayerisch-österreichische

Heer, das nun der österreichische General der Kavallerie Baron Frimont

befehligte, um Offenburg sich ausdehnend bis Lahr. Unser Regiment war am 2. November aufgebrochen, nachdem es in

Hanau noch dem allgemein verehrten Major Graf von Hegnenberg die

letzten Ehren erwiesen,

und

nach

Bergen gerückt,

am 5. kam es

nach

Schneppenhausen bei Darmstadt, am 9. nach Rimbach und Mörlenbach,

10. nach Heidelberg,

11. nach Bruchsal,

12.

nach Malsch

bei Rastatt,

30

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

13. nach Steinbach, 14. nach Achern, 15. nach Offenburg, 16. nach Ober­

schopfheim, 17. war Rasttag, 18. nach Ettenheim. Zeit in Kantonnierung.

Hier verblieb es längere

Die Eskadron Schubärt war am 5. zur Teilnahme an einer Expe­ dition gegen Mannheim unter General Graf Der oh beordert worden, um die dortige Rheinbrücke zu sichern. Vom Eigelsheimer Schlosse bis an die sogenannte Neckarspitze, die Mündung des Neckar in den Rhein, wurden Posten gestellt, bis an die Überfahrt von Ketsch ein lebhafter Patrouillen­

gang organisiert.

Außer kleinem Geplänkel in den ersten Nächten fiel

jedoch nichts Bemerkenswertes vor. Am 11. brach das Detachement von Mannheim auf und während das Gros der Armee auf der Bergstraße hinzog, marschierte es die Rheinstraße nach Graben, 12. nach Mühlberg, 13. nach Rastatt, 14. nach Bischofsheim, 15. vor Kehl. Hier war die Eskadron im Vorpostendienste thätig, bis sie am 18. den Befehl zum Wiedereinrücken beim Regimente erhielt. In und um Ettenheim verblieb das Regiment bis letzten November. Die zur Erholung sehr benötigte Ruhe wurde entsprechend benutzt zur Schonung der Pferde, Wiederherstellung der Montur und Armatur, doch auch die Weiterbildung des Regiments wurde nicht vernachlässigt, und zeit­

weise zum Exerzieren ausgerückt, soweit der Dienst auf Vorposten es ge­ stattete. Diese standen längs der Elz, den Rhein beobachtend. Das Regi­ ment hatte den Abschnitt von Rust bis Kenzingen. Die größte Vorsicht und

Wachsamkeit war befohlen, der Verkehr nach Frankreich strengstens überwacht. Am 1. Dezember wurde eine Dislokations-Veränderung vorgenommen. Das Regiment kam nach Kenzingen und südlich bis Emmendingen exklusive dieses Orts. Die Kantonnierungen wurden dadurch sehr gedrängt, die Ver­

pflegung sehr erschwert. Genügend Hafer herbeizuschaffen, war nicht mehr möglich, auch Gerste mußte angenommen und verfüttert werden; die Pferde

waren den Tag hindurch aus den Scheunen unter Dächer oder ins Freie zu stellen, „um dem Landmanne das Ausdreschen der Früchte zu ermöglichen". Die Magazine, aus denen gefaßt werden sollte, konnten nicht gefüllt werden, und so mußte immer wieder auf die Verpflegung durch die Quartierträger zurückgegriffen werden, wobei die Verwaltungs-Behörden für Zulieferung aus entfernteren Ortschaften Sorge zu tragen hatten.

Die Gebühr des Soldaten war festgesetzt auf l1^ Pfund Brot, l/2 Pfund Kochmehl, statt dessen ’/* Pfund Reis oder sonstige Hülsenfrüchte, xn Pfund Rindfleich, 1 Schoppen Wein oder */» Schoppen Branntwein oder */2 Maß Bier; die Portion des Pferdes an Hafer */a Metzen, an

Heu 10 Pfund; — alles neuen Maßes und Gewichtes. Am 5. Dezember wurde behufs Ablösung der sehr angestrengten Vor­ posten gegen Kehl aufgebrochen und nach Ichenheim marschierte Am 6. kam

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

31

das Regiment nach Ebersweier nördlich von Aschaffenburg, während Teile

der Brigade die Vorposten bei Sundheim und südlich am Rheine bis Alten­ heini bezogen. Nach wenigen Tagen schon erfolgte abermaliger Aufbruch.

Das bayerisch-österreichische Heer hatte Befehl, sich gegen Freiburg zu ziehen. Der Einmarsch in Frankreich stand bevor. In Frankfurt hatten die ver­ bündeten Monarchen den Kriegsplan entworfen: Drei Heere sollten gleich­ zeitig den Rhein überschreiten; der Kronprinz von Schweden zwischen Düsseldorf und Köln, Blücher zwischen Mainz und Straßburg, Schwarzen­

berg mit dem Hauptheere bei Basel. Diesem wurde auch das bayerisch­ österreichische Heer als 5. Armee-Korps zugewiesen. Vor Kehl lösten am 8. Dezember Württembergische Truppen die Bayern ab, nur zwei Eskadronen, die 1. und 5. unseres Regiments unter Kommando des Rittmeisters Frhrn. von Podewils, blieben, dem Württembergischen General von Welz leben unterstellt, bis zum 19. zum Vorpostendienste nach Sundheim detachiert. Das Regiment marschierte am 8. in die Gegend von Kippenheim, am 9. nach Rust, am 10. in die Gegend von Neuershausen, am 12. nach Sexau. Hier in der Gegend von Freiburg bis Basel konzentrierte sich Schwarzenbergs ganze Armee. Alles war mit Truppen überfüllt, das Regiment wurde am 13. weiter rückwärts nach Prechthal, am 17. nach Gattcnheim verlegt. General Graf Wrede, von seiner Verwundung genesen, war jubelnd von den Truppen empfangen, am 12. in Emmendingen eingetroffen und übernahm wieder das Kommando. Die Brigade Vieregg trat unter die Befehle des Kommandanten der 1. Infanterie-Division Generallieutenant Graf Rechberg. Am 19. wurde abmarschiert. Auf dem Durchmärsche durch Freiburg hatte das Regiment die Ehre, vor Ihren Majestäten den Kaisern von Österreich und Rußland zu paradieren. Der Marsch ging bis Munzingen,

am 21. von hier nach Vellingen.

Hier trafen auch die beiden vor Kehl

verwendeten Eskadronen wieder ein. Mit seinen vier Eskadrons hatte das Regiment 12 Offiziere, 335 Mann, 317 Pferde „unter den Waffen". Am 22. Dezember betrat das Regiment Frankreichs Boden. Neun Uhr Vormittag sammelte das bayerische Korps bei Thumeringen, 12 Uhr Mittag begann der Rheinübergang, die Kavallerie voraus, die Brigade Vier egg an der Tete. Wredes erste Aufgabe war die Einschließung der Festungen Hüningen und Belfort, die Beobachtung der Straßen nach Kolmar und Breisach, und die Verbindung mit dem auf Langres ziehenden Hauptheere. Hüningen, schon vorher vom rechten Ufer eingeschlossen, wurde sofort auch am linken umzingelt, die Division Rechberg aber auf Belfort dirigiert.

32

Teil I

Historische Nachrichten.

2, Abschnitt.

Unser Regiment kam am 22. nach Unter-Ransbach, am 23., die Avant­ garde bildend, nach Dannemarie, am 24. nach Chevremont. An diesem Tage zwei Uhr nachmittags war die Einschließung von

Belfort vollendet. Die Aufforderung zur Übergabe blieb erfolglos.

Schon am 25. be­

gann das Bombardement, ein Ausfall der Besatzung um Mittag wurde zurückgewiesen. Vom Regimente stand eine Division in Bereitschaft zwischen Chevremont und Perouse südlich der Landstraße, die Eskadron Gruber stand bei Bessoncourt, sie wurde am 26. durch Rittmeister W essenig ab­ gelöst, die Bereitschaft bei Perouse auf eine Eskadron vermindert, dagegen

eine Eskadron auf Valvoye entsendet. Am 27. wurde die Eskadron Schubärt nach Gommersdorf, mit einem Zuge in Hagenbach, beordert, um nach Asbach zu patrouillieren, die Verbindung mit den Österreichern zu suchen, zwischen der 1. und 3. Division aber zu erhalten. Eine Division erhielt Befehl, aufzubrechen und in Dannemarie sich den Befehlen des Generals Habermann zu unterstellen. Die Eskadron Gruber kam nach Effert, wo sie in der Nacht auf den 28. durch eine Eskadron des

1. Chevaulegers-Regiments abgelöst wurde. Am 30. hatte sie zur Schanz­ arbeit requirierte Bauern nach Perouse zu eskortieren. Die halbe Eskadron Schubärt rückte am 31. bei dem unterdessen in Chevremont wieder versammelten Regimente ein, die andere Hälfte deckte noch die bei Foussemange vereinigte Bagage. Wiederholte Ausfälle der Besatzung am 28. und 30. wurden abge­ wiesen, aber auch die am 30. und 31. erneute Beschießung war ohne be­

sonderes Resultat. Unterdessen hatten um Colmar und Cernay nicht unbeträchtliche feind» liche Truppen, von Metz und Straßburg kommend, sich gesammelt. Die 6. Eskadron unseres Regiments war mit ihnen bereits in fatale Berührung geraten. Scheiblers Streifkorps hatte nach den Hanauer Schlachttagen in Seligenstadt genächtigt, war den 1. November nach Niederrad bei Frank­ furt gezogen, hatte erst Vorpostendicnste am Main, dann am Rhein ge­ leistet. Am 5. November stand es in Mannheim, am 22. in Reuchen an der Bergstraße östlich von Kehl, am 28. übernahm es die Posten bei Rust und Kappel, Mitte Dezember folgte es W red es übrigen Truppen nach dem Süden, überschritt am 21. bei Rheinfelden den Rhein, rückte am 22. auf der Straße gegen Colmar vor und besetzte Mülhausen. Über eine Vermehrung, die es durch Kosaken erfahren, berichtete

Wrede wenig erfreut: „zu welchem mir leider zwei Pulks Kosaken zugeteilt

Einen empfindlichen Abgang hatte unsere Eskadron erfahren" durch die Erkrankung ihres Chefs, des Rittmeisters Hermann Graf von wurden."

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

33

Hirschberg, an dessen Stelle sein Bruder, Oberlieutenant Heinrich Graf

von Hirsch berg, das Kommando übernahm. Oberst Scheibler kam am 23. nach Ensisheim.

Von da wurde eine

Eskadron Husaren, 150 Kosaken und ein Zug Chevaulegers unter Lieutenant Freiherrn vonAretin bis Colmar entsendet.

Diese erbeuteten einen lleinen

Train, zogen aber wegen der Nähe überlegener feindlicher Kavallerie auf Heiligenkreuz zurück.

Gros an.

„Bei

Dort kam am 24. Mittag auch der Oberst mit dem

Die nun folgende Affaire schildert Freiherr von Aretin:

Heiligenkreuz

Mittag wieder vereinigt.

hatte sich

das

Streifkorps am

Dezember

24.

Dieser (Oberst Scheibler) sandte sogleich eine

Eskadron Husaren und 50 Kosaken auf der Straße von Colmar voraus;

diese stießen aber bei der sogenannten Thorbrücke, eine halbe Stunde von der Stadt, auf feindliche Kavallerie, welche anfangs von ihnen geworfen wurde, mußten aber der Übermacht weichen, und da die Straße auch schon

hinter ihnen durch eine Abteilung der Franzosen besetzt war, sich rechts von der Straße weg über die Dörfer immer fechtend zurückziehen.

Sobald der Oberst das Anrücken der Feinde erfuhr, rückten wir so­

gleich bei Heiligenkreuz vor, und stellten uns eine halbe Stunde vor diesem

Dorfe auf.

Auf die Straße stellte der Oberst einen Pulk Kosaken, und den

anderen auf die Blöße rechts von der Straße, hinter diesen in 2. Linie die Eskadron Szekler-Husaren und in die 3. Linie die bayerische Eskadron.

Der

Oberst attackierte zuerst mit dem Pulk Kosaken auf der Straße, warf an­

fangs die zu weit vorgeschickten feindlichen Detachements, wurde aber zuletzt durch die andringenden Massen mit großem Verluste zurückgedrängt.

Diese hatten bereits aus dem Walde deployiert und man konnte sie 4—5000 Mann (größtenteils Dragoner)

schätzen.

Ebenso ging

es

dem

zweiten Pulke, welcher, nachdem beinahe alle Offiziere desselben tot oder

blessiert waren, gänzlich geworfen wurde. Nun griffen die Szekler an; allein ungefähr 30 davon, meistens Unter­ offiziere, sprengten aus

den Gliedern

heraus

in die Feinde hinein und

wurden sogleich teils niedergemacht, teils gefangen.

Die übrigen wurden

durch den Choc der ihnen entgegenstürzenden Dragoner geworfen.

Nun sahen wir alle auf der Straße neben uns vorbeieilen. keine Zeit mehr zu verlieren;

Wir hatten

der Oberst führte uns selbst gegen ein feind­

liches Dragoner-Regiment und hieb mit uns ein. Es gelang uns, dasselbe zu werfen, ungeachtet der dreifachen Überzahl. In dieser Attacke fiel der Oberlieutenant Graf Hirsch berg, mein Eskadrons-Kommandant, den sein

Pferd zu ungestüm mitten unter die Feinde hingerissen hatte, von denen er jedoch vor seinem Falle eine große Anzahl blessierte und tötete.

Indem

wir wieder umkehrten, sahen wir, daß bereits auf der Straße ein Haufe

von ungefähr 200 Dragonern vorgedrungen war, auch diesen mußten wir v. Pfetten.Arnbach, DaS 1. schwere Reiter-Rgt.

3

Teil I.

34

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

werfen, um die Retirade der übrigen vollkommen zu decken. Wir attackirten und schon fingen sie zu weichen an, als zwei feindliche Eskadrons, die in­ dessen vorgerückt waren, uns in der Flanke angriffen. Nun begann ein äußerst ungleiches Gefecht. Der Oberst wurde am Arme verwundet; ich wurde umrungen, erhielt zwei Stiche in den Leib und einen Hieb über die Hand und wurde zuletzt

von: Pferde herabgerissen. Allein ein Wachtmeister von meiner Eskadron (der jetzt Offizier ist1) stürzte mit meinem Haufen herbei, hieb mich heraus und half mir aufs Pferd.

Nun war nichts anderes zu thun, als eiligst

davon zu reiten. Wir ritten anfangs so schnell, daß die Feinde uns nicht in Massen nicht mehr zum Halten zu 20 Mann und machte damit Oberst die Brücke (über die mit dem Feinde bis sie abge­ tragen war. Dann schwamm ich durch den Fluß und kam glücklich bei den anderen an, war aber so erschöpft durch Blutverlust und Ermüdung, daß ich sehr ftoh war, hier einen Wagen anzutreffen, auf dem ich nach Ensisheim fuhr (und erst nach einigen Wochen vollkommen hergestellt wurde). In dieser Affaire verlor die Eskadron 28 Tote und Vermißte und

folgen konnten. Allein unsere Leute waren bringe». Ich sammelte mit aller Mühe einige die Arriere-Garde. Bei Meienheim ließ der Jll) abtragen, ich blieb herüben und plänkelte

23 Blessierte."

Der Oberst in seinem Berichte schreibt: „Der Feind hat mich von Colmar delogiert auf eine Art, die nicht die angenehmste ward." Den Vor­

gang selbst schildert er etwas abweichend, indem er als Veranlassung der Niederlage das sofortige Reißausnehmen der Kosaken und das ohne seinen Befehl geschehene Eingreifen der Reserve anführt. Das vollste Lob zollt er indeß der Bravour seiner Leute: „Gewiß Wunder der Tapferkeit thaten diese wenigen Truppen, der Feind büßte viel ein, jedoch unterlagen wir der Übermacht. Wir wenige haben gethan, was nur brave Soldaten thun konnten, und wie verzweifelt gerauft."

Die Eskadron, nunmehr ohne Offiziere, wurde von Wrede am 26. De­ zember in sein Hauptquartier Blotzheim zurückbeordert. In der Belagerung von Belfort durch österreichische Truppen abgelöst, sammelte Wrede am 2. Januar 1814 sein Korps um Mülhausen und besetzte am 3. Colmar mit Umgegend ohne Widerstand. Unser Regiment war am 2., nachdem es alle seine Posten übergeben hatte, nach Vauthiermont und St. Cöme marschiert Hier rückte auch die halbe Eskadron Schubärt wieder ein. Am 3. wurde Ruffach erreicht. An beiden Marschtagen bildete die Division Rechberg die linke Kolonne l) Sasferling.

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14,

der Armee.

35

Es war strenge Beobachtung der linken Flanke gegen das

Gebirge befohlen und zahlreiche Patrouillen wurden in die Thäler besonders

auf St. Amarin entsendet. Den Marsch am 3. Januar deckte die Kavallerie durch eine Stellung bei Jssenheim.

Am 4. kam das Regiment nach Egisheim, erweiterte sich am 5. derart in den Quartieren, daß der Stab mit der 2. Division Wettelsheim bezog und blieb hier stets ins Gebirge patrouillierend während der Unternehmungen

Wredes auf Breisach und Schlettstadt. Als es feststand, der Feind habe außer den Festungsbesatzungen das Rhein-Thal verlassen und sich auf Nancy gewendet, begann Wrede unter Zurücklassung einer Division den Vormarsch durch die Vogesen. Am 10. wurde St. Die genommen. Während das Gros auf der Straße St. Die—Raon marschierte, führte Rechberg seine Division über Bon­

homme—Bruyeres—Charmes, die Kavallerie-Brigade immer als Avant­ garde voraus. Das Regiment war schon am 11. in Bonhomme, am 12. bei Fraise, am 13. in Grandvillers. Dahinter in Bruyeres schloß die Division in sich auf. Am 16. wurde Chatel, am 17. Charmes erreicht. Das Regiment lag westlich in den Orten Floremont, Bagney und Brantigny. Auf Wider­ stand ward nirgends gestoßen. Bei Wrede's weiterem Marsche auf Neufchäteau war die Division Rechberg abermals linke Flügel-Kolonne. Das Regiment kam am 18. in die Gegend von Neuveville, am 19. von Coussey nördlich Neufchäteau; am 20. war Rasttag. Die Märsche der letzten Tage waren bei äußerst schlechter Witterung, unaufhörlichem Regen, welcher Bäche und Flüsse angeschwellt hatte, verbunden mit empfindlicher Kälte, die den Boden mit Glatteis über­

zog, sehr beschwerlich gewesen. In den folgenden Tagen wurde das Armeekorps längs der Maas in Richtung auf Langres, Schwarzenbergs Hauptquartier, disloziert und verblieb hier mehrere Tage. Unser Regiment stand seit 23. in und um Daillecourt. Napoleon hatte seine Hauptmacht bei Vitry vereinigt, nach einem Vorstoß auf St. Dizier führte er sie gegen Süden.

Blücher, am 25. in Joinville, zog auf Brienne, Schwarzenberg näherte sich über Chaumont, Wrede hatte er Direktion auf Bar-sur-Aube gegeben. Das Regiment kam am 27. in die Gegend von Biesles, am 28.

von

Chapelle en Blezy. Am 29. wurde Wredes Richtung auf Vassy geändert; sein Korps, am 30. um Joinville konzentriert, war am 31. schon auf Vassy im Marsche, als Meldung kam, diese Stadt sei bereits von den Verbündeten besetzt. Deshalb ließ Wrede sofort auf Doulevant marschieren. Die Kavallerie-

Brigade Vier egg kam nach Arnancourt.

36

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

Zwischen Blücher und Napoleon war es am 29. schon zum Ge­ fechte gekommen. Blücher hatte sich auf Trannes, 2 Meilen südlich Brienne, zurückgezogen; Napoleon, auf La Rochiere gefolgt, nahm dort Stellung. Am 1. Februar erneuerte Blücher den Angriff, Wrede ging über Soulaines auf Napoleons linken Flügel. In die heftige Schlacht griff er entscheidend ein. Die Division Rech berg stand in Reserve und so war es unserem Negimente versagt, teilzuhaben an den Lorbeeren dieses ruhm­

reichen Tages. Wohl aber erwarben sich die Angehörigen des Regiments, Rittmeister Graf Lodron und Oberlieutenant Freiherr v. Gohren, die in W red es

Stabe standen, infolge ihrer Tapferkeit besondere Belobung und wurden durch Verleihung des russischen Wladimir-Ordens 4. Klasse ausgezeichnet. Napoleon wich über Brienne, die Verbündeten lagerten auf dem Schlachtfelde, Wredes Korps bei La Rochiere.

Es war ein durch das anhaltende Schneegestöber, bei völligem Mangel an Lebensmitteln, an Holz und Stroh für die ganz durchnäßte Mannschaft äußerst beschwerliches Biwak. Am 2. Februar zog Napoleon auf Lesmont ab, Marschall Marmont in Stellung bei Rosnay deckte den Rückzug. Wrede griff an und nach heftigem Kampfe hatte er sie forciert, ein Befehl Schwarzenbergs aber verhinderte die Verfolgung, das Korps sollte über Lesmont auf Arcis rücken. Die Kavallerie hatte in dem sumpfigen Voire- Grunde keine Verwendung finden können. Spät abends erst war Wrede zurückgekehrt. Er lagerte in und um Brienne und mußte auch am folgenden Tage noch bleiben, da die Aube-Brücke bei Lesmont noch nicht wiederhergestellt war. Seine Bestim­

mung wurde unterdessen auf Troyes, wohin auch Napoleon sich gewendet hatte, geändert, und zwar mit dem Umwege über Vcndeuvre, denn er folgte als Reserve dem Hauptheere, das Schwarzenberg nur zögernden Schrittes dem Rückzüge des Kaisers nachführte. Schon am 7. übernahm Wrede aber auf dem Weitermarsche gegen

Nogent die Avantgarde. Unser Regiment kam am 5. nach Vauchonvilliers, am 7. durch Troyes nach Fontaine und Savieres und war am 9. auf dem Marsche nach Ge­

lannes, in dessen Nähe es mit dem 1. Chevaulegers-Regimente Kantonnierung beziehen sollte, als plötzlich die unter Kommando des Rittmeisters Freiherrn von Wessenig vorausgeschickten Quartiermacher vom Feinde ver­ folgt auf der Straße zurück jagten. Dieselben waren in dem Dorfe St. Loup so unvermutet auf den Feind gestoßen, daß von der Abteilung

des Oberlieutenants Freiherrn von Per fall, der die Quartiermacher dts Regiments führte, 1 Korporal und 2 Mann gefangen wurden, die übrigm

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

37

aber sich nur durch die eiligste Flucht retten konnten. Die Brigade marschierte

bei dem Dorfe St. Martin auf, schickte ihre Plänkler vor und rückte gegen eine vom Feinde besetzte Höhe. Das Plänklergefecht dauerte bis Einbruch

der Dunkelheit, worauf sich die Regimenter nach St. Martin zurückzogen und auch der Feind die Stellung verließ. Unser Regiment hatte hierbei einen Gesamtverlust von 5 Mann ver­ wundet, einem Korporal und 3 Mann vermißt, dann von 12 toten und

3 vermißten Pferden. Am 10. und 11. stand das Regiment in Gelannes, die Eskadron Gruber hatte, auf St. Aubin vorgegangen, ein Renkontre mit dem die Seine-Linie noch besetzt haltenden Feinde. Napoleon selbst hatte sich indes rasch gegen Blücher gewendet, der vom Hauptheere wieder getrennt auf Chalons und Paris zog. Ihn zu unter­ stützen beschloß Wrede die Seine zu überschreiten. Über Bray umging

er die feindliche Stellung bei Nogent. Nach Sprengung der Brücke wurde sie darauf in der Nacht vom 12. auf 13. geräumt. Mit der Brigade war das Regiment am 12. der Bewegung auf Bray bis Villenauxe-la-Petite gefolgt. Am 13. früh folgte es der Infanterie über den Fluß und ging dann weiter auf der Straße von Dannemarie.

Bei St. Sauveur wurden die französischen Vortruppen zurückgedrängt, hier­ auf des Feindes vorteilhafte Stellung auf den Höhen südöstlich Danneniarie angegriffen, Luistaines genommen und gegen alle Wiedereroberungs-Versuche hartnäckig verteidigt. Das Regiment stand bei der Reserve nördlich Vimpelles, bis es etwa 4 Uhr Abends, zu welcher Stunde nach Eintreffen von Wredes Truppen von Nogent der allgemeine Angriff beginnen sollte, zur stärkeren Stütze von Luistaines an die dort schon stehende Brigade herangczogcn wurde. Der Angriff unterblieb, denn es war Meldung gekommen, daß über

Provins die feindlichen Truppen heraneilten, die vorher Nogent besetzt gehalten. In den Stellungen, alles in größter Bereitschaft, wurde biwakirt. Um Mitternacht zogen die Franzosen auf Nangis ab, ihnen folgten so­

fort zwei Eskadrons

5. Chevaulegers-Regiments, schon

morgens 2 Uhr

wurde Dannemarie besetzt. In den folgenden Tagen ließ Wrede Teile seiner Ttuppen auf Nangis

folgen, denen die Franzosen hinter die Acres auswichen, er selbst begann am 16. zu Blüchers Unterstützung eine Bewegung auf Sezanne, die Ka­ vallerie-Brigade Vieregg aber war gegen Montereau vorgeschoben.

Rasch wurden all diese Bewegungen rückgängig gemacht, denn unver­ mutet stand Napoleon wieder persönlich gegenüber. Spät am Abend noch erhielt das Regiment, in Laval stehend, den Befehl zum Rendezvous früh 4 Uhr bei Salins; 7 Uhr mußte die Brigade wieder nach Dannemarie zurückgekehrt sein.

Teil I.

38

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

Es dürften hier einige allgemeine Verhältnisse bezüglich der bisherigen

Märsche Erwähnung finden. Nahe der. Grenze war Gesinnung und Verhalten der Landesbewohner den Deutschen durchaus günstig, gegen das Innere des Landes änderte sich

diese Stimmung allmählich, doch kamen Feindseligkeiten nur ganz vereinzelt vor. Wrede seinerseits that Alles um gute Beziehungen zu fördern.

Noch

vor dem Nheinübergange hatte er einen Befehl des Inhalts erlassen: Es werden Magazine angelegt werden,

Divisions-,

Brigade-

„alle einzelnen Requisitionen von den

und Regiments-Kommandanten haben daher

unter

strengster Verantwortung zu unterbleiben, so wie ich mir die Beobachtung der strengsten Mannszucht auf dem linken Rheinufer erwarte, und ich werde jeden Excedenten des kgl. Armee-Korps nach der Strenge der Kriegsartikel

behandeln lassen".

Die Verhältnisse bedingten, soweit es die Verpflegung betraf, alsbald Abweichungen.

Die Magazine konnten den Bedarf nicht decken, man war

auf Requisitionen angewiesen.

Besonders um die Zeit der Schlacht bei

Brienne machte die Verpflegung die erheblichsten Schwierigkeiten.

Wieder­

holt wurden die Kommandeure aufgefordert, ihr Möglichstes zu thun, um im stände zu sein, wenigstens 2 Tage ohne Verpflegung ausharren zu können. Die Bewohner waren mit ihrer Habe großenteils in die Wälder geflohen.

Wrede selbst befahl ihnen Patrouillen nachzusenden, um so womöglich den Bedarf an Fleisch aufzutreiben.

Gegen jede Ausschreitung aber wendeten sich seine entschiedensten Befehle. Unter Anderem war angeordnet:

„Die Herren Offiziere, die bei den Munizipalitäten zu thun haben,

müssen scharf angewiesen werden, ihre Forderungen mit Höflichkeit vorzu­ bringen und wenn Nachdruck nötig wird, sich an den Kommandanten zu

wenden." „Den Maires muß jeder Zeit eine Sauvegarde gegeben werden und

müssen sie auch in den kleinsten Orten mit gehöriger Achtung behandelt

werden." „In allen Kantonnements müssen Militär-Polizei-Wachen aufge­ stellt werden, die unter einem Offizier stehen, immerwährend patrouillieren,

jeden Exzedenten arretieren. Der erste bei einem Exzeß ergriffene Soldat soll

erschossen werden." „Patrouillen müssen sich in den Ortschaften von den Orts­ vorständen gleichfalls Zeugnisse ihres Wohlverhaltens ausfertigen lassen."

Für größere Abteilungen bestand dieser Befehl bereits früher.

„Der hierfür (eigenmächtige Requisitionen und Umtausch von Chevau­ legers-Pferden gegen Landpferde) verantwortlich gemachte Regiments-Kom­ mandeur wird künftig vor ein Kriegsgericht gestellt werden."

Ein Erlaß

vom 12. Februar drohte sogar: „Der erste Exzeß oder Plünderung, die

vorgeht und angezeigt wird, für diesen wird der einschlägige Divisions-

39

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

Kommandant auf 14 Tage in engen Arrest der Armee nachgeführt werden, der betreffende Regiments- rc. Kommandant wird vor ein Kriegsgericht gerufen und mit Kassation bestraft."

Wie strenge Oberstlieutenant von Winkler, wenn er sich auch in seinen Ansichten nicht ganz im Einklänge mit denen des Höchstkommandierenden fand, so daß eine in einem Berichte niedergelegte Äußerung ihm einen Ver­ weis des Divisions-Kommandos eintrug, diese Befehle durchführte, beweist, daß er den ersten Exzedenten mit „50 auf das Gesäß" mit dem Anfügen

bestrafte,

Die

daß der erste künftige Exzeß höheren Ortes berichtet werde.

Mannszucht im Regimente war musterhaft und die kriegsgerichtlichen Sen­

tenzen weisen nicht einen Fall nach, daß ein Soldat des Regiments wegen eines ähnlichen Reates bestraft wurde.

Es verdient dies bei den andauernd

großen Beschwerden des Winterfeldzuges wohl besondere Anerkennung,

die

auch Wrede seinen Truppen nicht versagte. In seinen Berichten an Seine Majestät den König spricht er sich stets

voll

des Lobes

9. Februar:

die gute Zucht

über

„Durch

und Ordnung

beständigen Regen

Lebensmittel mangeln etwas,

sind

aus,

die Wege

so

unter dem

sehr

verdorben,

doch ist die Truppe von dem besten Geiste

beseelt."

III. Rückzug. — Affaire bei Dannemarie. — Rückmarsch bis Bar-sur-Aube. — Bar-surAube. — Vormarsch an die Seine. — Konzentrierung bei Arcis-sur-Aube. — Schlacht bei Arcis-sur-Aube.

In raschem Zuge hatte Napoleon sein Heer von Nogent an der Seine über Sezanne an die Marne geführt, in einer Reihe siegreicher Gefechte am 10., 11., 12. und 13. Februar Blüchers getrennt marschierende'Kolonnen

geschlagen, auf Bergeres zurückgedrängt und schon am 16. stand er wieder an

der Acres bei Guignes in vorzüglicher Stellung, zur Offensive hoffend, dasselbe Los nun Schwarzenberg zu bereiten. Der

österreichische

Feldherr

schleunigste Konzentration

aber

seiner um

entging

diesem

Nogent, Provins,

bereit,

Schicksale

Montereau

durch

und

Sens zerstreuten Korps rückwärts auf Troyes. Wrede deckte diesen Rückzug.

Für sein Korps,

vorzüglich

für die

Kavallerie waren es anstrengende aber ruhmreiche Tage.

Der erste Angriff Napoleons am Morgen des 17. traf des russischen

Generals Graf Wittgenstein auf Mormant am weitesten vorgeschobene Truppen.

Sie fanden, auf Nangis zurück getrieben, Aufnahme durch die

Teil I.

40

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt,

österreichische Division Hardegg von W red es Korps. Kämpfend ging auch

diese zurück. Zu ihrer Unterstützung wurde unter

Major Freiherr von. Zandt

eine Division unseres Regiments entgegen gesendet.

Ihr erfolgreiches Ein­

greifen schildert der österreichische Generalmajor Baron von Gera mb in folgenden Worten:

„Als nach geschehenem Rückzüge der Avantgarde von Nangis sich auf

hohen Befehl Seiner Durchlaucht des Fürsten Wrede, Kommandierenden,

das V. Armee-Korps bei Villeneuve aufstcllte und den Feind aufzuhalten eben Befehl erhielt, wurde hier (nördl. Dannemarie) gegen die wütend an­

rückenden Kavallerie- und Infanterie-Massen auf das entscheidenste gefochten. Es war gegen Abend, als das ganze Gros des Feindes anlangte, und nun jeden Widerstand unserer Kavallerie scheitern machte.

Der Feind

war

unserer Kavallerie sehr überlegen und zwang diese zum förmlichen Rückzüge. Schon war Gefahr, daß die feindliche Kürassier-Masse die Chaussee

von Montereau nach Dannemarie gewinnen und der königlichen bayerischen Artillerie jeden Rückzug unmöglich machen sollte, als benannter Herr Major

Freiherr Leopold von Zandt in der nach dem Terrain angemessensten und in der imponierendsten Bewegung

mit seiner

Division in solcher

Schnelligkeit und Entschlossenheit demselben entgegen rückte, daß er die ihm weit überlegene Masse zuerst stutzend machte, dann aber als er noch

durch

eine fertige Wendung dieselbe in der Flanke angriff, zum voll­

kommensten Rückzüge zwang. Dieser brave Herr Major machte durch seine Tapferkeit meinen Rück­

zug, da es ohnehin dunkel wurde, in vollkommener Ordnung möglich, wo, wenn der Feind die Chaussee erreicht,

er nicht nur diesen Rückzug er­

schwert, sondern auch, als gerade gegen die Seine vorrückend, mehrere kleine Truppenabteilungen abgeschnitten haben würde."

„Nebstbei rettete dieser Herr Major auch mich Gefertigten mit einer

Abteilung

von

Erzherzog

Joseph-Husaren

und

Fürst Schwarzenberg-

Ulanen durch seine Vorrückung, indem ich bereits, als ich abends vom

Gefechte weg befehligt war, dem vorrückenden Feinde noch in der Flanke Abbruch zu. thun, durch die anmarschierende starke Kürcissiermasse vom

Armeekorps gänzlich abgeschnitten war." Für diese Thaten wurde Major von Zandt Ritter des Max Joseph-

Ordens. Seinerseits rühmte er besonders den Rittmeister von Podewils, dessen tapferem und einsichtsvollem Benehmen er hauptsächlich den guten Ausgang dieser Affaire verdanke.

Für den weiteren Rückmarsch bis Dannemarie bildete Zandt mit seiner

Division die Arriere-Garde.

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

41

Bis alle vorgeschobenen Truppen ausgenommen waren, blieb Wrede bei Dannemarie in Stellnng, 9 Uhr abends brach er auf Bray auf. Die Versuche der Franzosen am 18. Februar den dortigen Seine-Übergang zu

nehmen vereitelte er, am 19. und 20. wurde der Rückmarsch fortgesetzt. Während das Fußvolk auf der Straße über Nogent marschierte, deckte die

unter Frimont

vereinigte gesamte Reiterei des Armee-Korps,

durch eine russische Kürassier-Division, die linke Flanke. nach Trainel und am 20. nach Orvilliers—Echemine.

verstärkt

Sie kam am 19.

Unser Regiment biwa­

kierte bei letzterem Orte, am 21. wurde in dieser Stellung verblieben, am 22. hatte die Infanterie Stellung bei St. Lye bis Montgneux, davor auf der Ebene von Malmaison die Reiterei noch weiter durch russische und preußische Re­

gimenter verstärkt. Die Vorposten waren stellenweise schon mit den Franzosen zusammen gestoßen.

4 Uhr Nachmittag erschienen zahlreiche feindliche Ka­

vallerie-Kolonnen vor dem linken Flügel und in der linken Flanke.

Regi­

menter der Reserve wurden ins 1. Treffen vorgezogen und es schien ein großer Kavallerie-Kampf sich entspinnen zu wollen, da ließ das Auftreten

starker feindlicher Infanterie und Kavallerie auch von Nogent her gegen den

rechten Flügel Wrede vom Angriffe abstehen.

Auch die Franzosen griffen

nicht an, sondern nahmen gegenüber Aufftellung.

Mitternacht trat Wrede

seinen Rückzug über die Seine an, nahm zwischen St. Maure und St. Parres,

die Kavallerie zwischen den Infanterie-Divisionen, wieder Stellung, auch Troyes selbst blieb besetzt. Den ganzen folgenden Tag wurde der Übergang

der Franzosen verhindert, in der Nacht vom 23. auf 24. aber der Rück­ zug auf Lusigny fortgesetzt.

Die gesamte Reiterei

beließ an der la Guillotiere-Brücke ihre Vorposten.

gegenüber Divisionen

starke

feindliche Abteilungen.

bildete die Nachhut, sie

Gegen Mittag erschienen

Staffelweise

ließ Wrede

seine

in rückwärtige Positionen abrücken, den Schluß bildete immer

unter Frimont die Kavallerie, die wiederholt gegen die nachdrängende französische Reiterei partielle Angriffe vollführte und den wichtigen Paß von

Montieramey bis '/a 9 Uhr Abends hielt. Am 25. in der Frühe erreichte die Kavallerie Bar-sur-Aube und hier

endlich konnte sie sich kurzer Ruhe, der sie sehr bedurfte, hingeben, denn

Vendeuvre war noch vom IV. Armee-Korps besetzt.

das erste Mal wieder abgekocht.

Nach 3 Tagen wurde

Die Anstrengungen dieses Rückzuges durch

den ödesten Teil der Champagne pouiUeuse waren enorme gewesen.

Augenzeuge') erzählt:

„Menschen und Tiere waren erschöpft;

Ein

seit Beginn

des Rückzuges bei Dannemarie hatte die Kavallerie den Tag meist zu Pferde

dem Feinde gegenüber, die Nächte auf Märschen zugebracht.

') Der damalige Rittmeister von Madroux, Hutter, 1. Chevaulegers-Regiment S. 236

Teil I

42

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

Offiziere und Soldaten konnten sich kaum des Schlafes erwehren, wozu

die äußerst strenge Kälte und der Mangel an Nahrungsmitteln nicht wenig beitrug. Viele stürzten schlafend von den Pferden und blieben so liegen, bis sie, fast ohne Besinnung, wieder in den Sattel gehoben wurden." Wrede selbst rühmt in einem Berichte vom 25. besonders die Beharr­ lichkeit und den Mut, womit die Truppen die außerordentlichen Fatiguen

und die großen Entbehrungen ertragen, und die gute Stimmung, welche sie ununterbrochen gezeigt haben. Die den Bayern gegönnte Ruhe war nicht von langer Dauer. Noch im Laufe des Tages zogen alle übrigen Truppen hinter die Aube und

Wrede hatte wieder den Schutz des Ganzen. Am 26. bald nach Mittag wurden seine Vorposten angegriffen und zurückgedrängt, während er eben seine Stellung vor Bar mit einer vorteil­ hafteren auf den Höhen hinter der Aube zu vertauschen im Begriffe war. Die Franzosen folgten, besetzten die Stadt, ihre Versuche aber aus derselben vorzubrechen wurden vereitelt.' Noch am Abend ergriff Wrede wieder die Offensive und suchte sich Bar-sur-Aube's wieder zu bemächtigen. Zwar drangen die Bayern in die Stadt ein, doch gelang es nach blutigem Kampfe nur die Vorstadt zu behaupten.

Der stürmenden Infanterie zu folgen und über alle Vorgänge schnelle Meldung zu erstatten, war ein Zug unseres Regiments unter Lieutenant von Stetten beordert. Er verlor 1 Unteroffizier tot, 2 Chevaulegers verwundet. Das Regiment war bei dieser Affaire im Brigade-Verbande zur Deckung der Batterien, die östlich Bar's Position hatten, kommandiert und blieb bis in die Nacht bei denselben aufgestellt. Das Wiederergreifen der Offensive spät am Abende noch hatte die Nach­ richt veranlaßt, der Kaiser Napoleon sei mit einem Teile seines Heeres auf Arcis abmarschiert. In der That hatte er sich schon am 25. abermals gegen Blücher gewendet, der, eine Entscheidungsschlacht bei Troyes hoffend, am 23. seine Armee auf Mery-sur-Seine herangeführt, in seiner Erwartung getäuscht, sich aber wieder auf Sezanne entfernt hatte. Am 27. wurde der Angriff auf Bar Umfassend erneuert. Während Wrede frontal gegenüberstand, ging das Korps Wittgensteins nördlich über die Höhen in Richtung auf Dolancourt. Die Brigade Vieregg ward vor der Stadt aufgestellt und deckte die

Batterie, die nördlich der Straße gegen die feindliche Artillerie im Feuer stand. Nach einiger Zeit wurde unser Regiment, später auch die beiden anderen beordert, dem Feldmarschall-Lieutenant Graf Hardegg als Soutien zu dienen.

Kaum angelangt erhielt die Brigade Befehl,

die russischen

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

43

und österreichischen Batterien zu decken. Unter den« heftigsten ArtillerieFeuer ging sie vor und nahm hinter den feuernden Batterien Stellung.

Nach Verlauf einiger Zeit wurde ihr hier die weitere Bestimmung zur Unterstützung des Wittgenstein'schen Korps abzugehen. Wrede hatte gesehen, daß das Gefecht auf dem rechten Flügel keine günstige Gestalt gewinnen wollte, daher entsandte er dorthin die Brigade Vieregg, 2 öster­ reichische Kavallerie-Regimenter und 5 Bataillons. Gleichzeitig ließ er den frontalen Angriff auf die Stadt und beiderseits derselben beginnen.

So schnell als möglich über unwegsame Schluchten, bestrichen von der feind­ lichen Artillerie, avancierte die Brigade, delogierte durch ihr Erscheinen feind­ liche Kavallerie und manöverierte dann gemeinsam mit der russischen Kavallerie. Der Kampf währte bis zum Abend, die feindliche Stellung wurde er­

obert und Bar-sur-Aube wieder besetzt. An der Verfolgung des auf Vendeuvre abziehenden Feindes nahm auch die Brigade Vier egg teil, jedoch nur mit drei aus den besten Pferden kombinierten Eskadrons. Ein großer Teil der Pferde war zu sehr ermüdet, auch mußten zahlreiche Requisitions­ Kommandos abgestellt werden. Nach eingebrochener Nacht lagerten die

Truppen auf dem Schlachtfelde. Das Regiment biwakierte östlich Bar-sur-Aube. Der König von Preußen und seine erlauchten Söhne, Kronprinz Fried­ rich Wilhem und Prinz Wilhelm, wohnten mit dem Fürsten Schwarzen­ berg der Schlacht ununterbrochen an. Hier hat sich Kaiser Wilhelm I. als junger, noch nicht 17 jähriger Prinz das eiserne Kreuz und den russischen St. Georgsorden verdient. Dem General der Kavallerie, Grafen von Wrede, brachte der Sieg den Marschallstab. Am 28. rastete das Regiment im Biwak bei Bar-sur-Aube; am 29. mit Tagesanbruch übernahm eine Division die Vorposten bei Arsonval und hatte nach allen Seilen vorzüglich auf Vendeuvre fleißig zu patrouillieren. Am 1. März brach unter Frim onts Befehl die gesamte Reiterei gegen Vendeuvre auf. Nach heftiger Kanonade und bei drohender Umgehung räumten die Franzosen die Stadt. Bei Villeneuve und Vendeuvre wurde gelagert. Hierher folgte am 2. auch das Gros, am 3. wurde die feindliche Stellung an der Börse angegriffen und genommen, die Kavallerie biwakierte

bei Lusigny. Die Franzosen gingen auf Nogent zurück, in St. Parres stand noch eine schwache Arriere-Garde. Sie wich dem Angriffe am 4., und Wrede zog wieder in Troyes ein. Die Kavallerie wurde sofort durch die Stadt dem Feinde nachgesendet.' Die Brigade Diez im ersten, die Brigade Bi er egg im zweiten Treffen, drängte sie ihn von Stellung zu Stellung;

in die Attacke der erstgenannten Brigade bei St. Hilaire griff das 1. Chevau­ legers-Regiment entscheidend ein.

44

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

Bei Les Grez wurde biwakiert, am 5. kam die Brigade nach Avonla-Peze, am 6. nach St. Flavy,

das Regiment bezog Kantonnierung in

Marigny-le-Chätel, doch war die erste Nacht noch alles, gesattelt und auf­

gezäumt, in größter Bereitschaft. Wredes Vorposten standen von Nogent bis gegen Bray, die übrigen Truppen echeloniert dahinter bis Troyes.

Die Franzosen hatten das linke

Seine-Ufer verlassen. In solcher Stellung wurde einige Zeit verblieben, Schwarzenberg

erwartete Nachrichten

die Ereignisse bei der schlesischen Armee, auch

über

wurden Wafsenstillstandsverhandlungen geführt, denen selbst der immer auf energische Kriegführung dringende Wrede jetzt das Wort redete, bewogen durch die enormen Anstrengungen seiner Truppen. In einem Berichte an den König vom 5. März erwähnt er derselben,

einer Unterredung mit dem Kaiser von Rußland

in folgenden

gedenkend,

Worten:

>J’ai repondou, que les troupes se batissent tous les jours et que 66 fussent toujours les niemes corps qui dussent etre sans 66886 aux mains avee Kennend, 11 fallait au meins avoir du pain et de la viande ä donner aux soldats et de l’avoine aux ohevaux.c In dieser Zeit, am 9. und 10. März, focht Blücher bei Laon sieg­

reich

gegen

Napoleon.

Sobald

in

die Kunde hiervon gekommen, wurde

genommen, alsbald trafen aber

Schwarzenbergs

die Brigade Vieregg

an

wieder aus­

auch Nachrichten ein, daß Napoleon über

Chalons wieder gegen die Aube im Anmarsche sei.

halb auf Arcis konzentriert.

Hauptquartier

die Vorwärtsbewegung

Die Armee wurde des­

Wrede war am 13. ebendahin aufgebrochen, diesem Tage nach Villa-cerf, am 14. auf das

nördliche Aube-Ufer, das Regiment nach Ormes, gekommen. Am 15. richtete der Marschall seine Bewegungen gegen Provins, wo

die an der Seine gestandenen

Kavallerie kam

Potangis.

feindlichen Truppen sich sammelten.

bis Villenauxe-Ia-grande,

Die

das Regiment kantonnierte in

Die Franzosen zogen westlich ab, Wrede kehrte wieder gegen

Arcis zurück und kam am 16. bis Allibaudiere und Herbisse, die Kavallerie blieb bei Faux an der Straße nach Sezanne.

Am 17. ging er auf das

linke Aube-Ufer zurück, am rechten nur Kavallerie belassend.

Das Regiment

nächtigte in Ormes.

Am 18. rekognoszierte die Kavallerie gegen Sommesous. Das 1. Chevaulegers-Regiment hatte Gelegenheit, erfolgreich in eine Attacke russischer Kavallerie einzugreifen,- das 2. und 7. Chevaulegers-Regi­

ment verblieben in Reservestellung bei Mailly.

Am Abend wurde auch die

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

Kavallerie über

zurückgenommen.

den Fluß

45

Unser Regiment kam

Nach

Baupoisson.

Am

besetzte Napoleon Mery, Plancy und Arcis und benutzte

19.

die ihm gelassene Zeit, seine Stellung vorzubereiten und fortifikatorisch zu verstärken.

Das Dorf Grand Torey bildete die Stütze seines linken Flügels.

Kavalleriemassen deckten die Straße gegen Troyes.

Für den 20. plante Schwarzenberg den allgemeinen Angriff, er

sollte sich auf Plancy richten,

das V. Korps durch abermaliges Vorgehen

auf Arcis ihn unterstützen. Wrede Gefechte.

ordnete

seine Truppen

Frimont mit

der

auf der

gesamten Reiterei

Höhe von Chaudrey

zum

bildete den linken Flügel,

die Flanken deckten russische und österreichische Kavallerie-Regimenter. Es war nach zwölf Uhr Mittag, als eine auf der Höhe von MesnilLettre aufsteigende Rauchsäule und drei Kanonenschüsse das Zeichen zum

Angriffe gaben. Der heiße Kampf drehte sich fortwährend um den Besitz von Grand

Der Ort wurde beiderseits genommen und wieder genommen, am

Torcy.

Abend befand er sich abermals in den Händen der Franzosen; ihr rechter

Flügel dagegen war mehr und mehr auf Arcis zurückgedrängt worden. Die übrigen Korps der Verbündeten erschienen nicht am Kampfplatze.

So konnte Napoleon immer frische Truppen den bedrohten Punkten zu­

Noch

senden.

um zehn Uhr abends

einem Angriffe gegen den

führte Sebastiani seine Reiterei

linken Flügel

des

V. Korps.

ments wurde dadurch Gelegenheit zu, glorreichen Attacken.

zu

Unserem Regi­

Endete auch die

Schlacht ohne entschiedenen Sieg, unser Regiment hat der Schlachttag von Arcis-sur-Aube mit neuem Lorbeer

als

Ruhmestag

geschniückt, der 20. März 1814 glänzt

in seiner Geschichte.

Generalmajor Vier egg

berichtet

hierüber: „Am 20. stütz

rückte

die

1. Kavallerie-Brigade mit der Batterie

Rüdesheimer im zweiten Treffen gegen Arcis vor, auf den Höhen

vor dieser Stadt engagierte sich das Gefecht durch

eine lebhafte Kano­

nade, wobei diesseitige Brigade zur Deckung der, Batterie aufmarschiert blieb, und im Laufe des Tages den Bewegungen derselben folgte.

Gegen Abend wurde ich befehligt, auf der Höhe links von der Straße

von Troyes aufzumarschieren, um die Artillerie, welche sich dort etablierte, zu soutenieren, welches auch sogleich geschah. Nach und nach wuchs die Zahl der vor meiner Front feuernden

Kanonen bis

auf etliche dreißig, ich beschloß daher,

da die feindliche

Artillerie unaufhörlich und mit vieler Geschicklichkeit diesseitige bestrich, um nicht ganz aufgerieben zu werden, eine Bewegung links zu machen

und stellte daher das 2. Chevaulegers-Regiment, welches hauptsächlich in

46

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

der geraden Schußlinie stund, hinter das 7. Chevaulegers-Regiment in

Colonne, während ich mit dem 1. Chevaulegers-Regimente zur Deckung

des rechten Flügels der Batterie stehen blieb. Kaum war meine Bewegung vollzogen, als auch schon die feindliche Kavallerie von der Garde, die einbrechende Dunkelheit benützend, sich auf

die in meiner linken Flanke plänkelnden Kosaken stürzte, und den Batte­ rien, welche auf dieser Stelle zu feuern aufgehört hatten, zueilte." Die nun folgenden Ereignisse schildert die Meldung des Regiments:

„Während des heftigsten Kanonenfeuers war das Regiment hinter einer kaiserlichen russischen Batterie postiert, hinter denselben das 2. Chevau­ legers-Regiment, wo beide unaufhörlich von den feindlichen Batterien be­ schossen wurden; jedoch war die Position so wohl von dem Herrn Bri­ gadier Baron von Vieregg gewählt, daß nur diesem zu danken ist, daß das Regiment nicht sehr beträchtlichen Verlust erlitt. Die Streitlinie extendierte sich gegen Anbruch der Dunkelheit mehr links, eine russische Batterie rückte in der linken Flanke durch Kosaken des Korps vom Herrn General Kaisarow unterstützt vor. In diesem Augenblicke bemerkte der Unterzeichnete, daß die Kosaken gegen den an­ rückenden Feind zu schwach, wodurch sowohl die mit ihnen vorrückende

Batterie, wie die rechts postierte, gefährdet waren. Ein schneller Ent­ schluß war nötig, ich rückte daher mit dem 7. Chevaulegers-Regimente

Prinz Karl, ohne Befehl zu erwarten (indem der Herr Brigadier sich auf dem rechten Flügel der Brigade beschäftigt befand), links zur Unter­ stützung der Kosaken vor, welche bereits von überlegener Macht gedrückt

wurden. Das Regiment eilte nun auf den anrückenden Feind zu, warf die Tirailleurs der Kavallerie hinter die Quarres der Infanterie, von denen das Regiment mit heftigem Gewehrfeuer empfangen ward, durch welches nicht nur das Pferd des Herrn Majors von Zandt erschossen, und das des Herrn Rittmeisters von Schubärt blessiert ward, sondern auch einige Chevaulegers teils verwundet wurden, teils auch mehrere Pferde blieben. Neue französische Kavallerie rückte vor und vereint mit den Kosaken griffen wir diese Kavallerie ebenfalls an;

durch das m61ee ward die

Infanterie verhindert, uns weiteren Schaden zu thun. Nur mit dem Säbel in der Faust stritt Mann gegen Mann, wobei die Ähnlichkeit dieses Regiments mit der französischen Kavallerie sehr zu statten kam

und so wurden die feindlichen Lanciers und Eclaireurs der Garde neuer­ dings auf allen Punkten geworfen, ein Oberst, 2 Oberoffiziers, 2 Wacht­ meister und mehrere Gemeine gefangen, viele getötet und verwundet, unter denen sich ebenfalls 3 Offiziers befanden.

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

47

Der Zweck war nun erreicht, die feindliche Kavallerie der Garde geworfen, und 4 russische Kanonen bei dieser Gelegenheit befreit, worauf sich das Regiment in der Nähe des ihm gefolgten 2. Chevaulegers-Regi­

ments ruinierte.

Der die Russen kommandierende General (wenn ich nicht irre General Kaisarow) dankte dem Regimente in den schmeichelhaftesten Ausdrücken; ein preußischer Offizier kam beauftragt, um den Namen des Regiments zu erfragen, worauf das Regiment nun seiner weiteren erhaltenen Be­ stimmung folgte.

Es ist schwer, an diesem Tage einzelne Verdienste zu nennen, denn allgemeiner Eifer beseelte alle. Herr Major Zandt warf sich, nachdem sein Pferd gefallen, auf das eines Trompeters. Herr Major Kieffer bewies seine früher anerkannte Bravour in vollem Maße, alle Offiziers,

Unteroffiziers und Gemeine verdienen vollkommenes Lob und unter ersteren nenne ich noch besonders die Herren Rittmeister Baron von Podewils

und Schubürt, die Oberlieutenants Weichs, Adjutant Höggenstaller, die Lieutenants Streit und Safferling und mache nur noch die Bemerkung, daß bei dem Vorrücken ich eigentlich nur die 2. Division mir zu folgen befahl, allein Herr Major von Kieffer, vor Begierde brennend sich ebenfalls mit dem Feinde zu messen, rückte mit der 1. Division sofort freiwillig nach, und schloß sich an die 2. an, wodurch das Regiment gesamt den glücklichen Angriff machte.

Die einzelnen Thaten der Unteroffiziers und Gemeinen behalte ich mir noch vor zu berichten."

Die Verluste des Regiments waren gering, tot: 3 Soldaten 7 Pferde, verwundet: Rittmeister Gruber, 7 Soldaten, 13 Pferde, vermißt oder ge­ fangen: 20 Mann und ebensoviele Pferde. Nach der Attacke führte Frimont die Brigaden Bieregg und Gera mb gegen die Mitte der Aufstellung, da dieselbe durch starke feind­ liche Kavallerie bedroht wurde. Die hereingebrochene Nacht war so finster, daß jede fernere Unternehmung unmöglich wurde, doch erst eine halbe Stunde vor Mitternacht verstummte das Geschütz, erst nach Mitternacht fielen die letzten Gewehrschüsse. Dann erst rückten die Truppen in ihre Biwaks, die Heere lagerten

einander gegenüber. Im Armeebefehle vom 18. April bezeigten Seine Majestät der König

Allerhöchst Seine vollkommene Zuftiedenheit mit dem Benehmen des Regi­ ments. Besonders belobt wurden der Regiments-Kommandant Oberstlieutenant von Winkler, die Majore Freiherr von Zandt und von Kieffer, die

48

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

Rittmeister Freiherr von Podewils und von Schubärt, die Oberlieute­ nants Freiherr von Weichs und Höggen st aller, die Lieutenants Streit und Safferling. Dem zweiten Wachtmeister Johann Späth aus Neuburg wurde das silberne Ehrenzeichen verliehen, die Wachtmeister Georg Krainer, Peter Bauer und Augustin Heffer, Korporal Martin Bögel aus Giesing bei

München, Vizekorporal Met sch, Gefreiter Andreas Held, die Gemeinen Franz Pfeiffer, Alois Mannhardt, Johann Maier aus Gundelfingen und Xaver Schuster aus Steinheim wurden öffentlich belobt. von Winkler erhielt vom Kaiser von Rußland außerdem den Wladimir-Orden, Korporal Mittermayer den St. Georgen-Orden 5. Kl.

IV. Marsch auf Paris. — Rückmarsch. — Allgemeine Verhältnisse. — Friedensschluß.

Mit dem 21. März morgens war endlich Schwarzenbergs Kon­ zentrierung vollendet. Vor seiner erdrückenden Übermacht trat Napoleon den Rückzug auf Vitry an. Wrede wieder in Stellung bei Chaudrey, mit seinen Vortruppen bei Vaupoisson, erhielt Befehl zur Verfolgung. In der Gegend von Ramerupt ließ er seine Reiterei durch eine Filrt die Aube

passieren, seine Infanterie führte er über Lesmont. Die Kavallerie nahm Stellung bei Dommartin. Am 22. rückte Wrede auf die Höhen von Corbeil, jede unmittelbare Berührung mit Napoleon mußte er auf Befehl möglichst vermeiden. Dieser hatte sich auf St. Dizier gewendet, seine Arriere-Garde folgte ihm auf Vitry. Am 23. ging Wrede über die Fermen Les Pertes bis an die Höhen von Courdemange, seine Reiterei bis Sommepuis und Coole. Im großen Hauptquartiere war man zu bent Entschlüsse gekommen, unbekümmert um Napoleons Diversion im Rücken, nach Chalons zu ziehen und nach Vereinigung mit Blücher sich direkt auf Paris zu wenden. Blüchers Gros stand bei Epernay. Zur Deckung des Sch Warzen b erg'schen Heeres im Marsche nord­ wärts auf Chalons bestimmt war Wrede am 24. über Maisons bereits bis Pringy vorgerückt, als ihm der überraschende Befehl wurde, nach Vitry

zurückzuniarschieren, um vereint mit der ganzen Armee der Bewegung Napoleons zu folgen. Zurückgekehrt nahm er eine Aufstellung zwischen Vitry und Maisons und lagerte während der Nacht bei letztgenanntem Orte. Doch „die verbündeten Souveräns änderten nun wieder ihren Opera­ tionsplan und behielten den, gerade auf Paris loszumarschiercn, bei"; nur

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

49

General Winzingerade sollte mit 10000 Pferden und 48 Geschützen, am rechten Ufer der Marne auf St. Dizier folgend, Napoleon über die Be­ wegung täuschen, die vereinigten Heere aber in Eilmärschen auf Paris ziehen. Am 25. früh drei Uhr wurde gegen Fere Champenoise aufgebrochen,

Wred.es Truppen bildeten die Nachhut. Mehrfach kam es noch zu Zusammenstößen mit feindlichen Truppen­ teilen, die bisher gegen Blücher engagiert, nun ihrem Kaiser zuzueilen strebten. Bei Fere Champenoise kämpfte die Avantgarde und drängte den Feind nach Sezanne. Wrede wollte sich von diesen Vorgängen persönlich

Kenntnis verschaffen.

Nachdem er auf die Meldung hin, daß eine feindliche

Kolonne die Straße Vitry—Chalons zu gewinnen suche, Frimont mit der gesamten Reiterei über Dommartin l'Ettree gesendet hatte, eilte er selbst vorwärts. Auf diesem Ritte bemerkte er eine andere, im Rückmärsche auf Bannes nordwestlich von Fere Champenoise befindliche, französische Kolonne. Er raffte an Reiterei zusammen, was er bekommen konnte, und führte sie persönlich gegen den Feind. In Anwesenheit der Monarchen wurden hier durch mehr als 20 Kavallerie-Chargen 10000 Mann nahezu vernichtet, 300 streckten als Rest die Gewehre. Eine halbe Eskadron unseres Regiments, Wredes persönliche Be­ deckung, hatte an diesem für die Waffe ruhmvollen Kampfe teil; der sie

führende Offizier aus Wredes Stabe, Lieutenant Baron Salis des

3. Chevaulegers-Regiments, wurde verwundet. Die Kavallerie des V. Korps kam nicht zur Thätigkeit, die ihr an­ gewiesene Richtung war „zu weit rechts" gewesen. Am Abend lagerte die ganze Armee in der Gegend von Fere Champenoise. Wredes Korps folgte auch ferner den Armeen der Verbündeten, um sie gegen Unternehmungen Napoleons in ihrem Rücken zu sichern. Am 26. und 27. wurde bei Meilleray biwakiert, 28. bis Chailly marschiert mit einer Arriere-Garde bei La Ferte Gaucher, am 29. kam die Brigade nach Couilly südlich Meaux. Am 30. fiel Paris, am folgenden Tage hielten die verbündeten Monarchen ihren Einzug. Wrede folgte über Lagny bis Chelles. Am 2. April führte auch er seine Truppen durch Frankreichs Kapitale und nahm Stellung am linken Ufer der Seine in der Gegend von Rungis —

Paray als Rückhalt der verbündeten Heere, die auf den Straßen nach Melun und Orleans den Resten der französischen Streitkräfte gegenüberstanden. Die Brigade biwakierte bei Montjean, südwestlich Rungis, und verblieb

hier bis zum 10. Am 4. stand das Regiment in Bereitschaft; die Truppen des von seinem Kaiser abgefallenen Marschalls Marmont zogen, begleitet von zwei bayerischen Chevaulegers-Regimentern, durch die Stellung nach Versailles. v. Pfetten«Arnbach, Das 1. schwere Reiter-Rtzt.

50

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

Noch andere Führer folgten Marmonts Beispiele. Napoleon wurde dadurch jeder weitere Widerstand unmöglich. Am 11. April entsagte er unbedingt der Krone Frankreichs und Italiens. Der Graf von Artois hielt am 12. als König Ludwig XVIII. seinen Einzug in Paris.

Die verbündeten Heere wurden in weitem Umkreise eingelagert, als­ bald auch der Abzug aus Frankreich begonnen. Wredes Truppen hatten bis zum definitiven Friedensschlüsse in den Departements des Voges und de la Meurthe Kantonnierungs-Quartiere zu beziehen. Der Feldmarschall selbst blieb in Paris, General Frimont übernahm das Kommando, die Brigade Vieregg trat wieder in den Verband der 1. Infanterie-Division. Für den Rückmarsch bestimmten die gemessensten Befehle, daß die strengste Ordnung und Disziplin gehandhabt, überhaupt alles beobachtet werde, was den Geist der Landbewohner gewinnen könne. Quartierverteilung und alle Beischaffungen hatten nur mehr im Benehmen mit den DepartementsObrigkeiten zu geschehen, Fouragierungen und Requisitionen durften nur auf Befehl des Korps-Kommandanten statthaben. Vorsicht halber war kein Ort mit weniger als einer Division Kavallerie oder einem Bataillon Infanterie zu belegen; auch wurde eingeschärft, „in den Kantonnierungen die Bereitschaften, Sicherheitsposten, sowie alle militärischen Vorsichten nicht außer acht zu lassen". Die Regimenter marschierten meist für sich. Die regelmäßige Aufbruchstunde für die Kavallerie, den anderen Waffen vorausgehend, war auf fünf Uhr festgesetzt. Am 10. April kam die Brigade nach St. Maur, am 11. das Regiment nach Bailly, 12. nach Dammartin, 14. in die Gegend von Coulommiers, 15. nach Angers, 16. nach la Forestiere, 17. nach Villerenard in der Gegend von Fere Champenoise, 19. nach Villeseneux, 20. nach Outrepont östlich

Vitry, 23. nach Neuville bei Revigny aux Baches, 24. in die Gegend von Ligny, 25. nach Sabainville, 27. nach Vicherey und Maconcourt, 27. nach

Selaincourt, 30. nach Houdreville nördlich Vezelise. Hier und in den umliegenden Orten Haunneville, Clerey und Omelmont lag das Regiment bis Mitte Mai. Am 16. oder 17. wurde aufgebrochen, am 18. bis Ogeviller, 19. bis Heming, 21. bis Heinrichsdorf bei Pfalzburg marschiert. Die ferneren Marschstationen sind nicht bekannt, am 26. erreichte das Regiment die Gegend von Landau, 27. kam es nach Deidesheim,

28. war Rasttag, 29. nach Bockenheim nördlich Grünstadt, dann in mehreren Märschen nach Kirn. In Kantonnements um Stromberg hatte die Division Rechberg den Rheinübergang bei Mainz abzuwarten, während für die Österreicher Mannheim als Übergangspunkt bestimmt war.

Jetzt traf auch die Nachricht ein von dem am 30. Mai zu Paris er­ folgten Friedensschlüsse.

Fürst Schwarzenberg erließ, indem er den Oberbefehl über die verbmcketen Heere niederlegte, aus dem Hauptquartiere St. Cloud, am 31. Mai 1814, folgenden Armeebefehl:

Das Chevaulegers-Regiment „Prinz Karl" im Feldzuge 1813/14.

61

„Die Tapferkeit und die Ausdauer des verbündeten Heeres haben

das große Ziel, für das wir kämpften, erreicht.

Die verschiedenen Teile

desselben kehren in ihr Vaterland zurück; dort erwartet sie der Dank ihrer Mitbürger.

Der Geschichte bleibt die Erzählung der Thaten Vor­

behalten, welche ihnen den Dank der Welt versichern.

Als mich die hohen verbündeten Monarchen des Oberbefehls über

die schönsten und bravsten Truppen würdigten, übernahm ich dieses ehren­

volle Geschäft mit Erwartungen, die nur der Geist derselben, ihr Mut,

ihre Liebe für Monarchen und Vaterland, und das Gefühl der Not­ wendigkeit, in diesem Kampfe zu siegen oder zu sterben, rechtfertigen konnte.

Die Tage von Culm, Leipzig, Hanau, Brienne, Arcis, Fere Champenoise und Paris haben die kühnsten Forderungen übertroffen.

Die Freiheit Europens und die Unabhängigkeit der Völker sind an diesen Tagen errungen worden. Heute spreche ich zum letztenmale zu diesen braven Truppen, an

deren Spitze ich zu stehen die Ehre hatte. Der Dank des Monarchen, des Vaterlandes und das eigene Bewußt­

sein sei Ihr schönster Lohn. Ich erfülle jedoch die angenehmste Pflicht, indem ich Ihnen für die

unzähligen Beweise von Vertrauen, für Ihren Mut, Ihre Anstrengungen

und Ausdauer danke.

Das erhebendste Gefühl meines Lebens wird stets sein, vereint mit Jhnett den Weltfrieden erkämpft zu haben."

Wrede dankte von Paris aus mit Tagesbefehl vom 3. Juni den ihm unterstellt gewesenen österreichischen Truppen in der herzlichsten und an­ erkennendsten Weise für die treue Waffenbrüderschaft.

Der stellvertretende

kommandierende General der Kavallerie, Freiherr vonFrimont, der ins­

besondere lange Zeit Führer der vereinigten Kavallerie gewesen, verabschiedete sich am gleichen Tage von den Bayern in folgenden warmen Worten:

„Indem ich durch die angeordnete Marschrichtung von dem königlich

bayerischen Armee-Korps getrennt werde, rechne ich es mir zur ange­

nehmsten Pflicht, demselben für die einsichtvolle Entschlossenheit, welche sämtliche Herren Offiziers, und den vortrefflichen Geist, welcher die ge­

samte Mannschaft beseelt,

und den sie bei allen frohen

sowohl, als

verhängnisvollen Ereignissen dieses Feldzuges mit fester Beharrlichkeit bethätigt haben, meine unvergängliche Hochachtung und meinen innigsten Dank zu versichern.

Ich ersuche Euer Exzellenz, diese Äußerung jenen kgl. Truppen, mit

welchen die mir unterstehenden k. k. österreichischen Truppen vereint waren, bekannt zu machen, und mich ihrem ferneren Wohlwollen mit dem Bei4*

52

Teil I.

Historische Nachrichten.

2. Abschnitt.

fügen zu empfehlen, daß das sämtliche k. k. österreichische Truppen-Korps, welches in brüderlicher Einigkeit die Gefahren und den Ruhm des Sieges mit ihnen geteilt hat, mit gleichen Gefühlen von ihren biederen, tapferen Waffenbrüdern scheidet."

Den bayerischen Truppen gab Wrede mit Befehl vom 3. Juni eine geänderte Formation. Eine Division, die dritte, unter Generallieutenant Delamotte, wurde zur Besetzung der durch Konvention Seiner Majestät dem Könige gemeinsam mit dem Kaiser von Österreich zur Administration

provisorisch eingeräumten Lande zwischen Rhein, Mosel und Saar bestimmt, während die übrigen Abteilungen über Darmstadt nach der Heimat zogen. Doch verblieb alles auf dem Kriegsfuße, bis ein Kongreß zu Wien den

Friedensstand Europas geregelt hätte. Unser Regiment ward mit dem 1. und 3. Chevaulegers-Regimente in eine Brigade vereinigt und der 3. Division unterstellt. „Da das 1. und 7. Regiment von meiner Brigade getrennt und jener des Herrn General Elb rächt zugeteilt worden, so ist es meine erste Pflicht, diesen beiden braven Regimentern für die stets bewiesene Tapferkeit und Ausdauer im ganzen Laufe der Kampagne zu danken und meine vollkommenste Zufriedenheit in jeder Hinsicht zu bezeugen. Sehr schmerzhaft ist es mir, selbe nicht ins Vaterland zurückführen zu können; es bleibt mir daher nichts übrig, als mich dem Andenken und der ferneren Freundschaft der Herren Kommandeurs und sämtlichen Offiziers-Korps zu empfehlen." Diese ehrenden Worte spendete als Scheidegruß im Befehle d. d. Grün­

stadt, den 10. Juni, dem Regimente Generalmajor Graf vonVieregg, der bisherige Brigade-Kommandant.

Auch den Angehörigen des Regiments, die den Feldzug im Haupt­ quartiere und bei den übrigen Stäben als Wachen und Ordonnanzen mitgemacht, wurde volles Lob gezollt, und versehen mit der Anerkennung ihrer Generäle, sammelten sie sich wieder beim Regimente. Dieses war am 7. Juni von Kirn aufgebrochen, in strengem Marsche

bis östlich Alzey nach Heppenheim im Loch und Dautenheim, und am 8. nach Freinsheim zu mehrtägigem Aufenthalte marschiert. Für seine Verdienste im nun siegreich beendeten Feldzuge wurde unter dem 9. Juni Feldmarschall Graf Wrede von seinem Könige in den erb­ lichen Fürstenstand erhoben.

3. Abschnitt.

Das 7. Cheoavlegers-Negimenl bei der Sccnpakion der Rheingfal; und seine Umwandlung in das 1. KürassierRegiment „Prinz Karl".

Dislokation. — Stärke. — Formation der 7. Eskadron. — Das Dipot. — Behandlung der Mannschaft. — Verpflegung. — Beziehungen zur Bevölkerung. — GrenzverhältNisse. — Dienst. — Komplettierung. — Uriegsvorbereitungen. — Namensänderung.

Im Brigadebefehle vom 13. Juni begrüßte Generalmajor von El-

brach t feine neuen Regimenter: „Ich rechne es mir zu einer besonderen Ehre, die beiden braven Regimenter unter meinen Befehl zu bekommen." Nach Vereinbarung mit den Österreichern erhielten die Bayern den südlichen Abschnitt der okkupierten Lande.

strations - Kommission

war

Kreutznach,

Sitz der gemeinsamen Admini-

Delamottes

Hauptquartier

Worms, der Brigade wurde die Gegend um Neustadt a./H. zugewiesen. Diesen

Rayon bezog sie am 16., mußte ihn aber für den Rest des Monats Juni mit Truppen aus der verschiedensten Herren Ländern, die sich vor dem Rhein­ übergange zu längerem Aufenthalte gezwungen sahen, teilen.

Nach der Dislokationsliste vom 30. Juni war unser Regiment folgend verteilt: StationS-Kommandant

1. Eskadron

2. Eskadron 3. Eskadron

4. Eskadron 5. Eskadron

6. Eskadron

Stabsoffizier

Oberoffiziere

Soldaten

1

6 2

1

69 67 4 7 4 88 100 7 4 40 83 7 4 37

61 66 4 7 4 98 100 7 4 46 105 7 4 44

19

521

557

Oberstlt. Winkler Neustadt Rittmstr. Gruber Anweiler Ransbach Ilbesheim Göcklingen Neustadt Oberlt. Perfall Edenkoben Godramstein Knöringen Oberlt. Höggenstaller Kirrweiler Germersheim Major Kieffer Offenbach Ottersheim Lieut. Safferling Speyer

2 4

1

Sa.

2

1 3

Pferde

56

Teil I.

Historische Nachrichten.

3. Abschnitt.

Ein Rapport vom 2. Juli gibt die Stärke des Regiments hiervon abweichend auf 718 Mann, 528 Pferde an, wovon noch kommandiert waren: 5 Offiziere, 181 Mann, 101 Pferde, und zwar: Rittmeister Graf Lodron

in München, Rittmeister Kron egg, Oberlieutrnant Freiherr vonGohren und Lieutenant Freiherr von Aretin im HauptquartiereWredes, Lieutenant Schweller bei der Bagage des Feldmarschalls.

Krank waren, beim Regimente: 17 Mann, 49 Pferde, auswärts: 1 Offizier (Lieutenant Rauscher, verwundet im Spitale zu Freysing), 73 Mann. Eine Allerhöchste Kabinetsordre vom 16. Juli änderte den etatsmäßigen Stand des Regiments, indem sie dasselbe nun ganz gleich den übrigen Chevaulegers-Regimentern auf 125 Pferde per Eskadron stellte und auch die Errichtung der 7. Eskadron befahl. Diese 7. Eskadron hatte nach einem Kabinetsbefehle vom 16. Juli 1814 die Bestimmung, die Reserve des Regiments zu bilden, damit dieses „in Zukunft sowohl in Kriegs- als Friedenszeiten mit sechs Eskadrons und zwar

beständig mit vollkommen dienstbaren Leuten und Pferden" ausrücken könne. An Chargen und Pferden war sie gleich stark den mobilen Eskadrons, an Mannschaften sollte sie mindestens 150 Gemeine zählen, durfte nach Um­ ständen aber auch auf 200—300 als überkomplett gebracht werden. Bei ihr wurden alle überzähligen und kommandierten, felddienstuntauglichen und ans Ende der Reserve gesetzten Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften geführt. Unter den 125 Pferden sollte sie 60 zum Fohlen brauchbare Stuten und außerdem als überkomplett zwei Beschälhengste haben. Ihre Aufgabe war, in Krieg und Frieden die Rekruten in Zugang zu nehmen, sie zu Fuß und zu Pferde soweit cinzuüben, bis sie zur Einstellung in die mobilen Eskadrons geeignet wären, ferner die erste Behandlung und Dressur der Remonten. Auch die neu zugehenden Offiziere mußten bei ihr drei Monate Dienst machen. „Da sie zu einem der wichtigsten Zwecke des Kavalleriedienstes bestimmt ist", hatte sie im Frieden sich immer am Sitze des Regimentsstabes zu befinden und der älteste Rittmeister war ihr Kommandant, dagegen sollten die übrigen Offiziere, 2. Wachtmeister und Korporäle im Frieden alle sechs Monate wechseln. Das bisherige Depot wurde zur Komplettierung mit dem sämtlichen Materiale zum Regimente beordert, brach am 1. August auf und marschierte über Nördlingen, Heilbronn an den Rhein.

Es ist hier zu erwähnen, daß

dessen unberittene Mannschaft, zum größten Teile in München kommandiert, anfänglich zur Wartung von Fuhrwesenspferden, dann von Mitte November

ab zur Wartung der neu angekauften Moldauer Remonten Verwendung ge­ funden hatte. Dem mobilen Regimente ausgiebigen Ersatz für die Abgänge

57

Das 7. ChevaulegerS-Regiment bei der Occupation der Rheinpfalz rc.

während des Feldzuges zuzuführen, war das Depöt wegen seines geringen

Die wenige

Standes an tauglichen Pferden nicht in der Lage gewesen.

berittene Mannschaft war am 7. Mai nach Landshut verlegt worden. Die nunmehrig 7. Eskadron, deren Formation naturgemäß eine sehr

langsame war, kam in Kantonnement nach Speyer. Um der 3. Division vermehrten Ersatz zu gewähren, war schon Mitte Juni die Annahme von Freiwilligen aus dem dermaligen Kantonnierungs-

Bezirke und den Mittelrheinischen Provinzen genehmigt worden.

Unter dem

2. Juli konnte das Regiment berichten: „Es gehen jetzt täglich Rekruten zu."

Ihr Dienstantritt sollte ihnen „so angenehm als nur immer möglich gemacht und ihnen durch äußerst humane Behandlung Liebe Militärdienst beigebracht werden".

für den diesseitigen

Bei Allerhöchst Seiner Anwesenheit in

Worms am 2. August geruhten Seine Majestät der König dem General

Delamotte persönlich zu befehlen, daß die empfindlichen Leibesstrafen, als Stockstreiche und Krummschließen, als dem Volkscharakter gänzlich zu­

widerlaufend ganz zu cessieren haben. Wie Max Joseph überhaupt mit größtem Nachdrucke die gute Behand­ lung aller seiner Soldaten

forderte,

zeigt ein Allerhöchster Erlaß

vom

Jahre 1805, und wie sehr man allenthalben bemüht gewesen, dieser Mer-

höchsten Willensmeinung zu entsprechen,

beweist,

daß

dieser Erlaß dem

Negimente alsbald nach seiner Errichtung mit dem Befehle zuging, „strengste Obsicht zu halten, daß sämtliche Offiziers und Unteroffiziers sich nicht nur

keine Beschwerden wegen

groben und

ungesitteten Verfahrens

gegen

die

Gemeinen mit Worten, noch weniger durch Stoßen oder Schlagen zuziehen

können, sondern daß sich diese vielmehr angelegen sein lassen, durch humane

und anständige Behandlung ihrer Untergebenen mit jedem Tage ihnen mehr Liebe und Eifer zum Dienste beizubringen".

Die königliche Ordre selbst lautete: „Obschon ein Armeebefehl vom 9. Juli 1804 Unser Allerhöchstes

Mißfallen über das eigenmächtige Schlagen und Stoßen der Soldaten auf das bestimmteste ausdrückt und eine solche niederträchtige Behandlungs­

art unter Bedrohung Unserer Allerhöchsten Ungnade und einer unaus­ bleiblichen Verantwortlichkeit verbietet, auch die Kommandanten Unserer

Truppen für die unabänderliche Ausführung dieser Allerhöchsten Willens­ meinung bei strengster Selbsthaftung Bürge sein müssen, so haben Wir doch neuerdings mit Allerhöchster Indignation vernommen, daß Unter­

offiziers sich erfrechen, die Soldaten willkürlich zu schlagen, zu stoßen, bei

den Ohren und der Nase zu zerren, kurz auf eine Weise, welche nur schlechten Seelen eigen sein kann, zu mißhandeln.

Wir können Uns zur Zeit nicht überwinden, zu glauben, daß ein pflichtliebender Offizier solche Unmenschlichkeiten duldet^

oder

gar sich

58

Teil I.

Historische Nachrichten.

3. Abschnitt.

selbst zu Schulden kommen läßt; allein es ist entschieden, daß solche

Gebrechen nur aus der Nachlässigkeit in der Aufficht und dem Mangel

einer zweckmäßigen, von oben herab wirkenden Disziplin entstehen.

Jeder Offizier Unserer Armee, ohne Unterschied des Grades, ist Uns für die gute Behandlung der Mannschaft und für die genaue Befolgung

der in dieser Hinsicht so deutlich ausgesprochenen Willensmeinung Bürge, und wir versehen Uns, daß jeder Offizier, welchem Wir ein Kommando über einen Teil Unserer Truppen Allergnädigst anvertraut haben, unver­

weilt alle jene Mittel ergreifen wird, welche zur Abwendung dieser bar­ barischen Gewaltthaten geeignet sind; vorzüglich ist dahin zu trachten,

daß die Unteroffiziers stets unter genauer Aufsicht der Offiziers gehalten

werden. Würde ein Offizier in dieser Aufsicht nachlässig sein und sich ohne

wichtige Ursachen öfters einem Dienste, sei es auch an sich der unbedeutendste,

entziehen, so ist er selber sogleich in Arrest zu setzen und Uns mittels Allerunterthänigsten Berichtes über sein pflichtwidriges Betragen namentlich anzuzeigen. Sollte ein Unteroffizier sich erkühnen, einen Soldaten, wie und wo

es immer sein mag, mit harten Worten oder wohl gar mit Stößen oder Schlägen zu behandeln, so ist selber sogleich zu schließen und nach sum­

marischer Vernehmung über die Thatsache umständlicher Bericht an Uns zu erstatten, indem wir Allerhöchst gesinnt sind, der beleidigten Menschheit

zur Genugthuung und zur bestimmtesten Bestätigung Unserer in jenem Gegenstände erlassenen Allergnädigsten Befehle der Armee ein warnendes

Beispiel aufzustellen. Unser General-Kommando wird die geeignete Verfügung treffen, daß

kein Offizier oder Unteroffizier sich mit einer Unwissenheit dieser Aller­ höchsten Verordnung entschuldigen könne."

München, am 29. August 1805. gez. von Triva.

gez. Max Joseph. Auch

gegenüber der Bevölkerung

der okkupierten Lande

wurde das

rücksichtsvollste Benehmen an den Tag gelegt, alles für den Unterthan Ge­

hässige sollte entfernt, derselbe so wenig als möglich belastet und von dem

Drucke der

Einquartierung

nach

Thunlichkeit befreit werden.

Die Ver­

pflegungsnorm wurde dahin geändert, daß alle Offiziere auf eigene Kosten sich zu verpflegen hatten, wobei ihnen jedoch nach ihrem Range Fleisch und

Brotportionen gebührten.

Wo die Ortsbehörde statt der Abgabe der Por­

tionen vorzog, die Offiziere zu verpflegen, hatten sich dieselben mit mäßiger

Kost nach den Umständen und Verhältnissen ihrer Hauswirte zu begnügen. Die Mannschaft mußte auch ferner vom Quartierträger verpflegt werden;

Das 7. Chevaulegers-Regiment bei der Oceupation der Rheinpsalz rc.

59

auch ihr war Genügsamkeit mit der Hausmannskost ihrer Wirte strengstens

empfohlen.

In Ansehung des Trunkes war bestimmt, „mit dem sich zu

bescheiden, welcher in den Kantonnierungsorten als eigenes oder angrenzendes Produkt gewöhnlich genossen wird"; das tägliche Quantum betrug xk Maß

Wein oder ’/is Maß Branntwein oder Vs Maß Bier. Die Fourage war durch Konkurrenz der Einwohner gegen billige Ver­

gütung oder durch Lieferung mittels Kontraktes zu beschaffen.

Die Gebühr

wurde festgesetzt auf 8 Pfund Hafer, 10 Pfund Heu, 3 Pfund Stroh fran­

zösischen Gewichtes, später erhöht auf 12 Pfund Heu, 4 Pfund Stroh. In der Belegung der Orte fand

der Einwohner

zur Erleichterung

mehrfacher Wechsel statt, an einzelnen Plätzen wurden aus diesem Grunde

auch größere Gebäude zur Kasernierung eingerichtet, so in Speyer für die dort liegende Eskadron ein Tabak-Magazin. Am 1. September kam eine Division nach Edenkoben und Konkurrenz,

eine Division nach Germersheim, Offenbach, Ottersheim, Bornheim, Zeiskam, Weingarten und Singenfeld, eine Division, Reserve und Regimentsstab nach

Speyer.

Auf Remonstration wurde diese Stadt jedoch durch Detachierung

in die umliegenden Orte, vorzüglich nach Schifferstadt, alsbald zum größten Teile wieder geräumt.

Am 1. Dezember erfolgte eine abermalige Dislokationsänderung; der Regimentsstab blieb in Speyer, die Eskadrons kamen:

eine Eskadron: Heiligenstein, Mechtersheim, Schwegenheim, Weingarten; „



Speyer, Dudenhofen, Berghausen;





Germersheim, Singenfeld, Westheim, Ober-





Offenbach, Ottersheim, Zeiskam;





Edenkoben, Edesheim, Klein-Fischlingen, Freimersheim;





Duttweiler, Kirrweiler, Lachen, Hambach;





Schifferstadt, Waldsee, Otterstadt.

und Nieder-

Hochstadt;

Um diese Dislokation nicht zu ausgedehnt werden zu lassen, war nur ein Teil und zwar die bisher nicht belegten Orte mit besonderer Rücksicht

auf den Vermögensstand der Einwohner zu besetzen.

Von 15 zu 15 Tagen

mußte dann innerhalb des Rayons die Belegung gewechselt werden. Die Schonung der Einwohner ging so weit, daß zur Ersparung von Holz nur mehr in den Stabsquartieren Wachtstuben sich befinden und Posten

aufgestellt werden durften.

Zur Vermeidung von Mißhelligkeiten zwischen Soldaten und Einwohnern war ersteren jede Entfernung aus der Station, insbesondere zur Teilnahme

an Kirchweih- und anderen Festen, strengstens untersagt.

Dennoch ging es

nicht ganz ohne solche ab; daß aber daran meist nicht die Soldaten die

Teil I.

60

Historische Nachrichten.

3. Abschnitt.

Schuld traf, beweist, daß selbst die Landes-Administrations-Kommission sich veranlaßt sah, die Beschwerdeführenden an die Militärbehörde zu verweisen,

da die vorgebrachten Klagen „nur zu oft bei einer genaueren Untersuchung

übertrieben befunden werden". Das Benehmen der Landeseinwohner war überhaupt nicht musterhaft. Die Ortschaft Vorderweidenthal, nordwestlich Bergzabern, mußte als

Exekution wegen stattgehabten Exzesses auf Kosten der Gemeinde längere Zeit von einer halben Eskadron des Regiments belegt werden.

Die Handhabung der öffentlichen Polizei und Steuerung des schwung­

haft betriebenen Waldftevels

machten häufig militärische Assistenz nötig.

Es hatten sich nämlich eigene Verbindungen, Geraide genannt, gebildet, die

sich den Besitz bedeutender Waldflächen als ungeteiltes Eigentum anmaßten,

Geraidestühle oder Geraidegerichte abhielten, Förster ernannten, die wirklichen Förster bedrohten und verdrängten. „Dreißig bis vierzig tausend Morgen Waldungen sind unter dieser

Verwaltung der Devastation preisgegeben", „die Anarchie, die Unordnung haben mit jedem Tage zugenommen".

Die Unsicherheit war so groß, daß

Geldtransporte jedesmal durch Kavallerie eskortiert werden mußten.

Auch

die Entrichtung der Gefälle erforderte Maßregeln der Strenge und geschah

nicht ohne militärische Exekutionsmannschaft. Ebenso wie der Verkehr mit den

Landesbewohnern hatten

ziehungen zu den Franzosen manche Schwierigkeiten.

die Be­

Alle Grenzorte waren

von kleinen Detachements besetzt, die Grenze stets durch Patrouillen beob­

achtet.

Einzelne Grenzorte wurden von beiden Teilen beansprucht, auch

zeitweise gemeinsam besetzt, so Ilbesheim, Offenbach und Ottersheim.

Den

energischen Bemühungen des Oberstlieutenants von Winkler gelang es indeß, mit dem französischen Kommandanten der Festung Landau trotz mehrfacher Kollisionen im

allgemeinen

fteundschaftliche Beziehungen zu

erhalten, so

daß sogar ein Privatübereinkommen über gegenseitige Rücklieferung der von

Deserteurs mitgenommenen Pferde,

Montur- und Armaturstücke zwischen

ihnen bestand.

bedurfte

Es

Strenge; Pferde

so

einen

allerdings,

um Ausschreitungen zu vermeiden,

großer

wurde ein Unteroffizier des Regiments, der bewaffnet

entflohenen

Fourage - Transport

aus

stanzösischen

zu

Boden

verfolgt und auch wieder zurückgebracht hatte, mit vierwöchentlicher Degra­ dierung und acht Tagen Arrest bestraft,

„weil er sich dadurch in jedem

Falle dem Verdachte der Gewaltthätigkeit ausgesetzt".

Nicht minder wurde aber auch auf gleich strenge Bestrafung ftanzösischer Exzedenten gedrungen.

Diese geschilderten Verhältnisse nahmen Mannschaften und Pferde in hohem Grade in Anspruch; dazu kamen noch zahlreiche Relais-Stationen,

Das 7. Chevaulegers-Regiment bei der Occupaüon der Rheinpfalz ic.

61

die das Regiment zu versehen hatte; trotzdem wurde auch eifrigst gearbeitet,

das Regiment im besten kriegstauglichen Stande zu erhalten. Es wurde fleißig exerziert, wo die Dislokation es möglich machte, in Eskadrons; bei zu großer Entfernung war gestattet, die Zugarbeit in den Stationen zu üben. Reitunterricht, Unterricht im Garnisons- und Felddienste, im Zäumen, Satteln und Packen wurde erteilt. Der Brigade-Kommandeur inspizierte die Regimenter, auch General Delamotte besuchte die Kantonnements und ließ sich die Offiziere vorstellen, im Oktober fand ökonomische Musterung statt. Vom Armee-Kommando wurde die Zusammenstellung von Reglements,

eines Kavallerie-Exerzier- und eines Kavallerie-Felddienst-Reglements in Bezug

auf den Vorpostendienst, betrieben. Oberstlieutenant von Winkler war als Mitglied der bezüglichen Kommission mit der Ausarbeitung beschäftigt. In den ersten Monaten des Jahres 1815 erfolgte auch die Kom­ plettierung des Regiments; Moldauer Remonten trafen bei demselben ein und 230 Rekruten, „die größten und stärksten der aufgerufenen Konskribierten

von 1815" aus allen Kreisen Bayerns, kamen in Speyer an. Da begann es plötzlich unruhig zu werden an der französischen Grenze.

Am 1. März war unerwartet Napoleon an der Küste der Provence gelandet und jubelnd von Bevölkerung und Heer empfangen, war er ohne Wider­

stand nach 20 Tagen als Kaiser der Franzosen in Paris eingezogen. Doch die zum Kongresse in Wien noch versammelten Monarchen er­ klärten schon am 13. März einmütig, dem Könige von Frankreich alle Hllfe zu gewähren. Der Krieg war unvermeidlich. Rasch wurden alle Vorkehrungen gegen einen Angriff getroffen.

Re­

serven und Depots wurden zurück nach Würzburg gesendet; erstere traten am 27. den Marsch zu Lande über Mannheim an, letztere wurden zu Wasser transportiert. Die Truppen wurden konzentriert, das Regiment behielt eine Eskadron in Edenkoben mit vorgeschobenen Posten in Walzheim, eine Eskadron kam nach Schwegenheim, mit einem Zuge detachiert in Weingarten, eine Es­ kadron nach Singenfeld und Germersheim, der Rest sammelte sich um Speyer, Vedetten wurden ausgestellt, gegen Landau und längs der Grenze unaus­ gesetzt patrouilliert. Auch der innere Dienst wurde verschärft, kein Mann durfte mehr die Station verlassen, Wachen wurden aufgestellt, Offiziere der Inspektion hatten sich Tag und Nacht auf der Hauptwache aufzuhalten,

tägliche Paraden der Offiziere und Unteroffiziere fanden statt, sämtliche Ordonnanz-Kurse wurden um zwei Mann verstärkt, Montur, Sattelzeug, Munition und Armatur in feldmäßigen Stand gesetzt.

Noch immer durch­

kommende französische Kriegsgefangene aus Rußland durften nicht mehr

passieren und wurden auf das rechte Rheinufer zurückeskortiert. Am 31. März wurde die Eskadron aus Edenkoben nach Ablösung

durch das 3. Chevaulegers-Regiment

herangezogen,

dagegen

mit

einer

62

Teil I

Historische Nachrichten.

3. Abschnitt.

Eskadron Zeiskam und dafür am 4. April Ober- und Nieder-Lustadt besetzt. Es war in der Gegend die Nachricht verbreitet, Napoleons Ankunft in

Straßburg stehe bevor: am 31. März meldeten Patrouillen:

„Landleute

wollen diesen Morgen gegen Straßburg zu kanonieren gehört haben." Bei Weißenburg sollte sich ein französisches Truppen-Korps zusammenziehen.

Man erwartete jeden Augenblick einen französischen Einfall. In dieser erregten Zeit wurde das Regiment umgewandelt in das 1. Kürassier-Regiment „Prinz Karl". Am 31. März brachte eine Ordre der Brigade dem Regimente die Nachricht: „Seine Königliche Majestät finden sich inhaltlich Allerhöchsten Reskripts vom 23. d. M. Allergnädigst bewogen, aus dem 7. Chevaulegers-

Regimente „Prinz Karl" das 1. Kürassier-Regiment zu bilden." „Dieses Regiment erhält zur Uniform ein Kollet von hellblauem Tuche nach dem bei dem Garde du Corps-Regimente zu Pferde eingeführten Schnitte, mit ponceau-roten Klappen, Krägen und Aufschlägen, dann gelben Knöpfen, ohne Litzen, weiße, lange Tuchbeinkleider, schwere Stiefel und Helme samt Küraß von weißem Eisenbleche."

% Abschnitt.

Die Errichtung des Regiments Garde du Corps zu Werde.

Allgemeine Verhältnisse. — Formierung des Regiments. — Uniformierung. — Bewaffnung. — Ausrüstung. — Ausbildung.

Alsbald nach der Heimkehr des siegreichen Heeres ins Vaterland wurde dessen vor dem Feldzuge unternommene Neuorganisation unter Einreihung

der Truppen der neu erworbenen Landesteile fortgesetzt. Die sämtlichen Grenadier-Kompagnien der Linien-Jnfanterie-Regimenter wurden nach München berufen und aus ihnen ein Grenadier-Garde-Regiment gebildet, ferner drei neue Linien-Jnfanterie-Regimenter errichtet, das Rational-Husaren-Regiment in zwei Husaren-Regimenter geteilt und durch Allerhöchstes Reskript vom 16. Juli 1814 ein weiteres Kavallerie-Regiment geschaffen, unser 2. Stamm-

Regiment, das Garde du Corps-Regiment zu Pferde. „Wir haben Allergnädigst beschlossen, nebst Unserem Grenadier-GardeRegimente ein Regiment Garde du Corps zu Pferde, welches mit dem ersteren den Dienst und die Wache bei Unserer Person und Unserem Königlichen Hause, dann die übrigen von der Kommandantschaft ihm zu­ gewiesen werdenden Dienste zu versehen, in Kriegszeiten aber gleich den übrigen Regimentern Unserer Armee ins Feld zu rücken hat, errichten

zu lassen."

Zum Kommandanten dieses Garde-Regiments wurde Sr. Majestät Flügeladjutant, Oberstlieutenant Fürst von Löwenstein-Wertheim,

ernannt. Das Regiment unterstand zuerst direkt dem Feldmarschall und erstattete unmittelbar an die Person des Königs Rapport; mit Anfang September trat es unter das Garde-Kommando, das Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl übernahm. Höchstderselbe empfing nun täglich persönlich den Rapport und behielt sich jede Vorstellung der Offiziere des Regiments bei Sr. Majestät

dem Könige selbst vor. Als weitere besondere Auszeichnung war dem Regimente pro Division eine Standarte verliehen. v. Pfetten«Arnbach, Das 1. schwere Reiter-Rgt.

66

Teil I.

Historische Nachrichten.

4. Abschnitt.

Die Formation und Stärke war gleich der der übrigen KavallerieReginienter, sechs Feld-, eine Reserve-Eskadron, nur führte es beim Stabe einen Pauker, bei jeder Eskadron drei Trompeter. Die Auswahl der Offiziere wurde von Sr. Majestät dem Könige selbst getroffen. Mit dem Formationsreskripte zugleich geschah die Ernennung derselben für die 1. Division, der weitere Ersatz erfolgte im März und Juni des Jahres 1815 gemäß der fortschreitenden Zuweisung von Unter­

offizieren und Mannschaften. Diese wurden aus sämtlichen KavallerieRegimentern ausgewählt, sie mußten Inländer sein, zwei Jahre gedient und

durften nie eine Regimentsstrafe erhalten haben. Außerdem war vorteilhafter Körperbau und eine Größe von sechs bayerischen Fuß Bedingung. Den Stamm bildeten zunächst die übernommenen Würzburger Gardisten, die ersten ausgewählten Mannschaften der Regimenter trafen Mitte und Ende August in München ein; doch hatte, um die benötigte Anzahl zu erhalten, die Bestimmung vorhergegangener zweijähriger Dienstzeit auf ein Jahr gemindert werden müssen. Die Auswahl zur Formierung der 2. Division, mit der zugleich sich die 7. Eskadron bildete, geschah im Februar 1815. Als im März die politischen Verhältnisse den drohenden Charakter annahmen, war es des Königs Wille, Sein Garde du Corps-Regiment auf eine möglichst große Zahl von Mannschaften gebracht zu wissen; ein Reskript vom 24. März ordnete demgemäß bei allen Divisionen eine abermalige Auswahl und unverzügliche Beorderung aller geeigneten Mannschaften der Kavallerie an und gestattete auch die Versetzung solcher, die wegen leichter Exzesse oder sonstig geringer Vergehen zwar eine Regimentsstrafe erhalten,

sich aber vorher sowohl als nachher immer gut geführt hatten. Bis zum Ausbruche des Krieges hatte sich das Regiment zu 5 Eskadrons soweit formiert, daß die 4 Feld - Eskadrons 456 Mann, die 7. Eskadron 18 Unteroffiziere, 1 Sattler, 1 Schmied und 24 Gemeine zählten. Die volle Komplettierung der beiden ersten Divisionen und die Bildung

der 3. folgte im Juni; bis Anfang August sollte auch ihre Organisation und vollkommene Ausrüstung beendet sein. An Pferden erhielt das Regiment sofort die tauglichsten der vorhandenen Remonten, weiter wurden ausgesuchte norddeutsche Remonten für dasselbe angekauft, von denen 407 vom 2. März 1815 ab in täglichen Transporten zu 50 Stück eintrafen. Sie wurden nach Farben — Rappen, Braune und Füchse — an die Divisionen verteilt. Die Trompeter waren mit Rotschimmeln

beritten. Für die Offiziere war das Reiten von Stutzschweifen Vorschrift. Zur Zeit des Ausmarsches war der Pferdestand.450 bei dem mobilen Regimente, 139 bei der Reserve. Um die Remonten baldigst zu Kraft zu bringen, wurde für sie nebst der gewöhnlichen schweren Ration bis Ende April eine Zulage von ’/a ordinärer

Die Errichtung des Regiments Garde du Corps zu Pferde.

67

schwerer Heu- und '/r leichter Stroh-Ration, dann eine Portion gebrochener Gerste bewilligt, so daß sie täglich 9 Pfund Hafer, 16 Pfund Heu, 3 Pfund Stroh, l’/s Pfund Stroh zu Häckerling und 1 Portion Gerste

erhielten. Die Gebühr bis Ende Juni wurde auf 9 Pfund Hafer und 14 Pfund Heu und die Strohzulage festgesetzt.

Die Ausrüstung wurde aufs rascheste gefördert, nur die Bewaffnung mit Kürassen scheint sich in die Länge gezogen zu haben, denn noch im August und September 1815 wurden solche teils aus den Zeughäusern von Paris, teils (200—250) aus Suhl bezogen. Uniform, Bewaffnung und Pferde-Equipage des Garde du CorpsRegiments war: Das Kollet, ein blauer Frack mit Klappen, die sich an der Mittellinie des Leibes von innen aus dem Rocke herausschlugen. Dasselbe war mit

Haften geschloffen, die Klappen, Kragen und Aufschläge waren ponceau-rot, die Knöpfe weiß, die Knopflöcher eingefaßt mit weißen Litzen, die über die

ganze Klappe bis zur Mitte reichten, von den beiden oberen Knöpfen aber sich gegen die Mittellinie schräg abwärts zogen. Der Kragen war mit einer Litzenborte eingefaßt. Die Aufschläge hatten vier Knöpfe, ebenfalls mit Litzen; zwei solche waren auch am Ende der Taille, oberhalb der Schöße. Die Länge dieser letzteren betrug 12 Zoll; sie hatten rote Umschläge, deren Ecken weiße Kronen zierten. Bei den Offizieren waren alle Abzeichen aus Silber. Zum Kollet gehörten: die enganliegende weißtuchene Reithose, hohe, im Kniee ausgeschnittene, vorne 11/a Zoll über dasselbe hinausreichende Steif­ stiefel mit angeschnallten Sporen und Stulphandschuhe aus gelbem Hirsch­ leder. Ad interim wurde von der Mannschaft der Spenser getragen, ohne Klappen, vorne mit Knöpfen geschlossen, Kragen rot, Aufschläge blau und eine Litze nur um den Kragen, dazu zu Fuß lange, weißtuchene Hose und Schuhe. Den Arbeitsanzng bildete ein Stallkittel, langes Beinkleid aus Gradl und eine Stallkappe. Für die Offiziere scheint schon damals außer Dienst der lange, blau­ tuchene Überrock üblich gewesen zu sein, dazu lange blaue oder NankinBeinkleider, erstere auch in den Stiefeln getragen. Der Mantel war aus weißem Tuche, ein Radmantel ohne Ärmel.

Der Helm aus Messing hatte Kranz und Schinne mit Seehundfell überzogen, auf dem Kasten einen Kamm, auf dessen herabreichendem Vorder­ teil den gekrönten Namenszug des Königs, darüber einen Helmschweif von

Lammfell.

Die Helme der Offiziere waren ausgezeichnet durch goldenen

Eichenlaubkranz um das Seehundfell, die goldenen Schuppenbänder hatten 5*

68

Teil I.

Historische Nachrichten.

4. Abschnitt.

als Halter statt der Löwenköpfe Meduscnhäupter, die Seiten des Kammes schmückte je ein ruhender Löwe, der gewaltige Bärenpelz überragte nach vorne den Helmschirm um 5 Zoll, sein vorderer Umfang betrug Via Zoll im Durchmesser. Der Küraß war von Eisenblech, mit Messing belegt, bei den Offizieren die Schuppenketten vergoldet und an den Enden mit Eichenlaub verziert. Der Säbel war ein Pallasch mit Griffkappe und Korb von Messing, diese bei den Offizieren blank vergoldet, mit Löwenkopf am oberen Teile der Kappe und zwischen den beiden Spangen in ovalem Schilde einem stehenden

Löwen; beide matt gefärbt. Die Epaulettes waren weiß, der obere Teil aus Schuppen, daran ein blanker, ovaler Teller, von geripptem Kranze umfaßt, bei den Offizieren von Silber. Säbelkuppel und Bandelier waren weiß, Patrontasche schwarz. Die Stabsoffiziere hatten silberne Borten mit zwei blauen Streifen, die Sub­ altern-Offiziere aber lederne Kuppeln. Jeder Mann führte zwei Pistolen und den Karabiner. Als Gesellschaftsanzug war den Offizieren das Tragen eines Uniforms­ frackes, von Schuhen und Strümpfen, Hut') und Degen, diesen in weiß­ lederner Kuppel, gestattet.

Die Uniformierung des Trompeter-Korps bestand in roten Kollets mit breiten, silbernen Borten auf der Brust und ebensolchen Flügeln am Rücken, Kragen- und Ärmelaufschläge blau, der Helmschweif gleichfalls blau, die Beinkleider aus Hirschleder. Die Kampagne-Uniform war aus Tuche mit ponceau-rotem Kragen, Aufschlägen und Flügeln, schweif rot. Die Pferderüstung der Offiziere war äußerst reich; Kappe, Nasenband, Brust- und Schweifriemen mit vergoldeten Kettchen

hellblauem der Helm­

Stirn- und geziert, die Steigbügel aus plattiertem Messing, Schabracke und Pistolenmäntel aus rotem Tuche mit breiten, doppelten Silberborten umfaßt, bei den Stabsoffizieren noch mit Fransen versehen, in den Ecken der silbergestickte königliche Namens­ zug mit Krone im Lorbeerkranze. Die Interim-Schabracke hatte bei den Stabs-Offizieren zwei, bei den Subaltern-Offizieren eine Borte, in den Enden Namenszug und Krone. Die Mannschaft hatte den englisch-ungarischen Löffelsattel, die Schabracke war ans rotem Tuche, doppelt eingefaßt mit Vs Zoll breiten, weißen Kameel-

garnborten, in den Ecken aus Kameelgarn weißgestickte Kronen, ebenso geziert !) Das Tragen des Huies auch außer Dienst bei anderer Gelegenheit war nicht

gestattet und da eine Mütze für Offiziere nicht normiert war, mußte von ihnen immer der

schwere Helm getragen werden.

Eine bezügliche Bitte des Regiments erhielt noch am

25, Mai 1822 abschlägigen Bescheid,

69

Die Errichtung des Regiments Garde du Corps zu Pferde.

waren die Pistolenmäntel und der viereckige Mantelsack.

Der Sattelpelz

bestand aus weißem Schaffelle mit rotem Tuchbesatze, um den sich eine weiße Borte zog.

Das Kopfgestell mit Riemenwerk war schwarz, in deutscher Form.

Die Ausbildung des Regiments machte gute Fortschritte.

Ein Befehl

Wredes vom 22. März wies dasselbe an, „die Dressierung der Mannschaft

und Pferde in der, Art zu beschleunigen, daß es bis längstens Anfang Mai

in marschfertigem Stande ist".

Schon am 19. April, am Tage vor dem

Abmarsche, konnte Fürst Löwenstein nachstehenden Befehl erlassen:

„Bei dem Ausmarsche des Regiments fühle ich mich aufgefordert, denen Herren Stabs- und Ober-Offiziers für ihre ebenso einsichtsvolle

und thätige Mitwirkung, durch welche allein es gelingen konnte, ein neu­

formiertes Regiment auf den Punkt zu bringen, auf welchem es in diesem Augenblicke des Ausmarsches steht, meinen Dank abzustatten, denen Unter­

offiziers und Garde du Corps meine vollkommene Zufriedenheit über ihr gutes Betragen, Fleiß und Eifer zu erkennen zu geben.

Indem ich Sie auffordere, meine Herren, auch ferners mit Ihren

bekannten militärischen Kenntnissen und rühmlich bewiesenem Diensteifer mich zu unterstützen, um das, was wegen der Kürze der Zeit zu üben oder

auf den gehörigen Grad der Vollkommenheit zu bringen nicht möglich toar, und besonders beim Satteln und Packen noch nötig ist nachzuholen, werden Sie, meine Herren, die Überzeugung teilen, daß nur die fleißigste Pflege der Pferde

mit ununterbrochener

Strenge

und Aufsicht diesen

guten Stand erhalten kann, um bei Gelegenheit das zu leisten, zu was

uns unser eigenes Gefühl und die uns heilige Ehre des Regiments auf­ fordert und was Se. Majestät unser Allergnädigster König, der en chef

Kommandierende und die Armee mit Recht von dem Garde du CorpsRegimente erwartet.

Von jedem Garde du Corps erwarte ich, daß er bei jeder Gelegen­ heit für den guten Ruf des Regiments

sorgen und durch gutes und

ordentliches Betragen sich als Mitglied des ausgezeichneten Garde du Corps-Regiments würdig zeigen wird."

5. Abschnitt. Der Feldzug 1815 gegen Frankreich.

Ordre de bataille. — Konzentrierung. — Entscheidung des Feldzugs. — Marsch bis an die Loire. — Rückmarsch in Kantonnierungen um Bar-sur-Aube und Bar-sur-Seine. — Ausrüstung des 1. Kürassier-Regiments. — Abgabe der 5., 6. und V, 7. Eskadron als 2. Kürassier-Regiment. — Erhöhung der Stärke-Etats. — Revue bei Lhauinont. — Rückmarsch — Friedenseinteilung. — Standartenweihe. — Einzug in München — Marsch des . Kürassier-Regiments nach Salzburg. — Militär-Denkzeichen.

Am 22. März hatte Se. Majestät der König Max Joseph in Wien die Erklärung gegeben, Sein gesamtes Heer gegen den gemeinschaftlichen Feind mit den übrigen Mächten zu vereinigen. Für sich ein selbständiges Ganze unter Marschall Fürst vonWredes Befehl, bildete dasselbe einen Teil der Ober-Rhein-Armce des Fürsten

Schwarzenberg. Am 1. April ergingen von Wien aus die Befehle über Ordre de bataille und Konzentrierung. Das Garde du Corps- und 1. Kürassier-Regiment wurden mit dem 1. Ulanen-Regimente als Kavallerie-Reserve-Brigade eingeteilt. Dieselbe hatte um Ladenburg am Neckar sich zu versammeln. Brigade-Kommandant war Generalmajor Graf von Seydewitz. Das Garde du Corps-Regiment verließ am 20. April die Garnison. In kleinen Märschen, auf denen in Berücksichtigung der vielen jungen Remonten größtenteils geführt werden mußte, erreichte es am 12. Mai Laden­

burg. Die Marschstationen waren: Dachau, Altomünster, Aichach, Thier­ haupten, Rain, Haarburg, Nördlingen, Lauchheim, Ellwangen, Billerthann, Hall, Öhringen, Weinsberg, Bonfeld, Sinzheim, Mauer und Heidelberg. Das 1. Kürassier - Regiment hatte am 22. April seine Stellungen an der Grenze dem 2. Chevaulegers-Regimente übergeben und schied nicht ohne Beweise höchster Anerkennung aus seinem Verhältnisse zur 3. Division.

Generalmajor von Elbracht widmete ihm folgende warme Abschieds­ worte:

„Wenn von jeher es mein liebstes Bestreben war, mir das Zutrauen jener Regimenter zu erwerben, welche Se. Majestät der König mir anzu-

Teil I.

74

Historische Nachrichten.

5. Abschnitt.

vertrauen die Gnade hatten, so fühle ich mich sehr belohnt dadurch, daß

das 1. Kürassier-Regiment mir das seinige auf eine so schmeichelhafte Art zu erkennen gibt. Diesem braven Regimente für seine gute Gesinnung gegen mich auf das verbindlichste dankend, kann ich wohl mein stolzes Vertrauen nicht bergen, welches ich zur bevorstehenden Kampagne auf solches gesetzt hatte; es in diesem Augenblicke verlieren zu müssen, kann mir daher nicht anders,

als schmerzlich sein, und nur die Freude kann mich für die Zukunft ent­ schädigen, wenn ich höre, oder vielleicht Augenzeuge sein werde, daß das­ selbe seinen sich schon erworbenen Ruhm täglich vergrößern wird.

Indem ich es mir noch Vorbehalte, womöglich persönlich von dem Regimente Abschied zu nehmen, wird die Erinnerung sämtlicher Herren

Offiziers, sowie der Mannschaft an mich stets mein Stolz und meine Bitte sein."

Der Divisions-Kommandeur, Se. Exzellenz Generallieutenant Dela-

motte, erließ d. d. Worms, 19. April, an den General Elbracht fol­ genden Tagesbefehl:

„Es ist mir leid, mich in diesem Augenblicke von Truppen trennen zu müssen, mit denen ich Ursache hatte, während der ganzen Zeit, die ich

die Ehre hatte, sie unter meinem Kommando zu haben, in jeder Hinsicht so sehr zufrieden zu sein. Ich bitte Sie, Herr General, den Offiziers-Korps und den Soldaten

Ihrer bisherigen Brigade meinen wärmsten Dank für den Eifer und die

Bereitwilligkeit auszudrücken, womit sie allen meinen Befehley begegneten.

Ich würde stolz sein, mit solchen Truppen dem allgemeinen Feinde

entgegengehen zu können." Am 23. April passierte das Regiment Mannheim und bezog in und um

Ladenburg, Anfang Mai in Weinheim und Umgegend Kantonnierung. Am 6. Mai war Feldmarschall Fürst Wrede in Mannheim einge-

troffen, der 24. brachte dem Heere die freudige Kunde von der Ankunft

Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen Ludwig Entschlusses,

Mühen und

Lorbeeren

des

und Höchstdesselben

Feldzugs mit ihm zu

teilen.

Leider wurde in diesem Feldzuge dem bayerischen Herre keine Gelegenheit, solche sich zu erwerben. österreichischen Heeres

Das Eintreffen der Russen und der Anmarsch des

aus Italien mußte abgewartet werden.

Erst am

17. Juni entschied eine Konferenz in Heidelberg den Beginn der Offensive,

aber am Abend des Tages, an dem die Vorwärtsbewegungen begannen, am 18. Juni, war in den Niederlanden schon die Entscheidung gefallen,

Blücher und Wellington hatten bei Waterloo Napoleons Streitmacht vernichtet, und am 23. entsagte der Kaiser zum zweiten Male der Krone Frankreichs.

Der Feldzug 1815 gegen Frankreich.

75

Der Marsch ins Feindesland glich daher mehr einem friedlichen Reise­

marsche, und kein Teil der Kavallerie-Reserve-Brigade ist überhaupt zum Gefechte gekommen. Der Vormarsch führte Wredes Korps zur Forcierung der Saar auf Saarbrücken und Saargemünd, dann auf Nancy. Von hier war es im Marsche auf Paris Vorhut des Schwarzenberg'schen Heeres, bis es von La Ferte südlich gegen die Reste der über die Loire gewichenen französischen Armee dirigiert wurde. In Paris waren am 7. Juli die Verbündeten abermals als Sieger eingezogen. Ein Vertrag mit dem wieder eingesetzten Könige Ludwig XVIII. beendete die Feindseligkeiten. Die Loire wurde Demarkationslinie; die bayerischen Truppen erhielten den Bezirk von Gien bis Montereau zugewiesen.

Die Kavallerie-Reserve-Brigade war bis 10. Juni um Ladenburg ge­ legen, am 11. überschritt sie bei Mannheim den Rhein, das Garde du CorpsRegiment kam nach Pfeddersheim, die Kürassiere nach Monsheim. Beide Regimenter, ersteres zu vier, letzteres zu sechs Eskadrons, hatten ziemlich ihren vollen Stand an Mannschaften und Pferden. Die weiteren Märsche führten die Regimenter durch folgende Gegenden: Garde du Corps-Regiment:

1. Kürassier-Regiment:

20. Juni: Albsheim und Asselheim Eisenberg und Hetten — Leidelheim 21. „ Rasttag 22. „ Alsenborn Scmbach südlich Homburg gegen Zweibrücken 23. „ Homburg Rasttag 24....................... 25. „ Gegend von Saargemünd südlich bis Ernestweiler 26. „ Umgegend von Marimont 27. „ „ Moyenvic 28., 29. und 30.: Stab und 1. Division Nancy, der übrige Teil der Brigade im Lager bei Malzeville. 1. Juli: Gegend von Toul „ „ Boid 2. „ 3. „ zwischen Bar-le-Duc und Ligny

45.

„ „

Fagnieres

67.

„ „

Lacharmoye

8. 9.

„ „

Bussieres

10.



Gegend von Possesse Compertrix bei Chälons-s.-M. Rasttag Montmort Montmirail und Umgegend Orly Rasttag

76

Teil I.

Historische Nachrichten.

Garde du Corps-Regiment:

11. Juli: Rebais 12. „ 13. „ Rozoy 14., 15. und 16.: Rozoy 17. Juli: Nangis 18.

19.

„ „

Montereau Cheroy

5. Abschnitt. 1. Kürassier-Regiment:

St. Leger

Lumigny und Nesles

Fontenailles und St. Quen La grande Paroisse Lorrez le Bvcage.

Hier verblieben die Regimenter bis Ende des Monats; am 1. August kam das Garde du Corps-Regiment nach Villeneuve la Guiard, das KürassierRegiment nach Pont- sur-Ionne zu abermaligem achttägigem Aufenthalte. Unterdessen war aus den Departements du Loiret, Jonne, Niedre, der

Vogesen, eines Teiles der Aube und der Haute Marne ein bayerisches General-Gouvernement gebildet worden, in welchem die bayerischen Truppen ferner kantonnierten. Der Marsch dahin führte die Regimenter Garde du Corps:

9. August nach Sens Cerisiers „ St. Florentin „

10. 11. 12.



13. 14.

„ „

15.



Kürassiere:

Malay Arces Turny Ervy

Chaource Troyes Bar-sur-Seine

Bar-sur-Seine Bar-sur-Aube.

Der den Regimentern hier zugewiesene Rayon war ein sehr aus­

gedehnter, so hatte das Garde du Corps-Regiment anfänglich seine Stationen um Bar-sur-Seine im Umkreise östlich bis Clairvaux, südlich bis Mussy, west­ lich bis Chaource und nördlich bis gegen Vendeuvre, und die des 1. KürassierRegiments um Bar-sur-Aube hatten im Umfang ca. 80 km, sich erstreckend von Nord nach Süd von Dienville bis Baroville, von West gegen Ost von Villeneuve bei Vendeuvre bis Lignol. In der nächsten Zeit fanden mehrfache Änderungen der zugewiesenen Orte statt, die Stabsquartiere der Regimenter blieben indes unverändert bis zum Abmarsche aus Frankreich Bar-sur-Seine und Bar-sur-Aube.

Die Märsche selbst bieten wenig Interessantes, sie waren nur am An­ fänge anstrengend, doch bestand kein Mangel an Lebensmitteln und Fourage.

Die Stimmung im Lande war ziemlich allgemein gegen Napoleon, und die Truppen wurden bis Chälons meist gut ausgenommen. Bei dem weiteren Vordringen wurde wiederholt größte Vorsicht empfohlen, die Eingänge der Kantonnements mußten besetzt und Hauptwachen aufgestellt werden.

Auch

Der Feldzug 1815 gegen Frankreich.

77

mußten Detachements nicht unter einer Kompagnie oder einer Eskadron stark, die Wälder durchstreifen, um die zahlreichen bewaffneten Brigands in den­ selben aufzuheben. Die Bewohner wurden entwaffnet. Doch hielten sich

noch im August in den Wäldern um Bar-sur-Aube ziemlich starke Trupps bewaffneter Bauern auf. Die Ruhe während der nunmehrigen Friedensunterhandlungen wurde

zur Ergänzung des Standes und der Ausrüstung, sowie zur Vervollkommnung der Ausbildung benützt, denn die verbündeten Monarchen musterten jetzt ihre Truppen, und auch dem bayerischen Heere war die Ehre einer Revue zugedacht.

Während das Garde du Corps-Regiment seine 3. Division,

deren Formation allerdings noch nicht ganz vollendet war, an sich zog, betrieb das 1. Kürassier-Regiment mit größtem Eifer die Umgestaltung aus Chevaulegers zu Kürassieren. Bei Ausbruch des Feldzuges war sie auf ruhigere Zeiten aufgeschoben worden, jetzt aber erging unter dem 7. August von Paris der Befehl, schleunigst alles Erforderliche zu bethätigen, damit das Regiment bis 15. September bereit sei, vollkommen montiert und aus­ gerüstet die Revue zu passieren. Die zu Heinen Leute wurden bei der Reserve umgetauscht und „mittels Vorspann bei Tag und Nacht" solche vom Kürassier­ schlage erholt. Die Feldartillerie-Direktion erhielt Weisung, aus dem ArtillerieReservepark die schönsten, besten Pferde vom Kürassierschlage gegen die zu

kleinen des Regiments abzugeben. Eine Kommission des Regiments unter Major Von der Mark traf die Auswahl. Alles sonst noch Fehlende war teils aus der Heimat, teils aus Paris und den Kantonnierungen herbei­ zuschaffen. Die Helme, eine Anzahl Kürasse und lange Karabiner waren bereits aus München abgesendet, der Restbedarf an Kürassen wurde aus Paris beschafft, ebenso der ganze Bedarf an Sätteln und Zäumen. Oberst­ lieutenant von Winkler war persönlich nach Paris beordert worden, um

dort einen Probesattel fertigen zu lassen und den Vertrag auf Lieferung von 751 Stück abzuschließen. Im allgemeinen war die neue Uniformierung und Ausrüstung nach Stoff, Farbe, Schnitt, beziehungsweise Muster gleich der von Garde du Corps; unterschieden waren die beiden Regimenter durch die Farbe der Knöpfe, sie waren bei dem 1. Kürassier-Regimente gelb, ferner

hatten die Kollets der Kürassiere keinerlei Litzen; Helme und Kürasse waren von Eisenblech mit Messingverzierungen; der Pallaschkorb hatte Stichblatt mit Bügel und drei Spangen, aber keinen Schild. Die Sattelpelze waren schwarz, Zaumzeuge und sämtliche Riemen schwarz, alle Schnallen und die Steigbügel weiß verzinnt. Die Unteroffiziere trugen als Auszeichnung gegen­ über den Gemeinen Kappen von weißem Tuche mit kornblauen Passepoils und ledernem Schirme.

Weiße Kappen wurden auch von den Offizieren getragen.

Noch war die Umwandlung nicht ganz vollendet, da schied der Tages-

Befehl vom 18. September das 1. Kürassier-Regiment in zwei Hälften.

78

Teil I.

Historische Nachrichten.

5. Abschnitt.

Eine Allerhöchste Entschließung vom 10. September hatte die sofortige Er­ richtung auch des 2. Kürassier-Regiments befohlen, und dazu mußte das erste seine 4., 5. und 6. Eskadron in ihrem vollen Stande, desgleichen die Hälfte der 7. Eskadron abgeben.

Zur Unterscheidung kam auf die Knöpfe

die Regiments-Nummer. Die Trennung bei dem mobilen Regimente erfolgte am 24. September; mit ihr schieden aus dem Regimente: Oberstwachtmeister Von der Mark,

die Rittmeister Graf Lodron, von Hagn und von Wessenig, die Oberlieutenants Ekl und Gresser, die Unterlieutenants von Stetten, Hepp, Getto und Knott. Die Teilung der Reserve geschah etwas später, im Oktober, in Landshut, als sie auf dem Marsche von Würzburg in die künftige Friedensgarnison, als welche dem Regimente durch Reskript vom 22. September Salzburg bestimmt worden war, jene dem 2. Regimente als Garnison zugewiesene Stadt passierte. Von ihren Offizieren traten zum 2. Kürassier-Regimente über: Rittmeister Freiherr von Cronegg und Lieutenant Stern, die Branchen verblieben bei dem ersten. In dieser Zeit, mit Reskript vom 30. August, war auch der Formations­ stand an Mannschaften und Pferden für sämtliche Eskadrons aller KavallerieRegimenter um 11 Gemeine und gleichviele Pferde erhöht worden, so daß

die Etatsstärke vom 1. Oktober ab, bis zu welchem Termine die Eskadrons auf diesen Stand gebracht werden sollten, statt 109 Gemeine 120, statt 125 Dienstpferde 136 bezifferte. Thatsächlich wurden diese Zahlen zum genannten Termine nicht erreicht. Dem Garde du Corps-Regimente fehlten im August an der 3. Division und 7. Eskadron noch etwa 300 Mann und eine augenblickliche Komplettierung aus den anderen Regimentern war nicht möglich, da deren Reserven zur Wartung der Anfang September in München eintreffenden 1500 Moldauer Remonten benötigt wurden. Die 7. Eskadron des 1. Kürassier-Regiments aber hatte einen zu geringen Stand an Pferden.

Nach den Standtabellen betrug derselbe am 5. Juli insgesamt 31 Stück. Es sei hier erwähnt, daß von ihren Mannschaften nach Beginn des Feldzugs 100 in München kommandiert waren zur Wartung der Remonten des Garde du Corps-Regiments, und noch im Oktober befanden sich 20 Mann

hiervon daselbst. An einem der ersten Tage des Oktober sollte bei Chaumont große

Parade und Manöver vor Seiner Majestät dem Kaiser von Rußland statt­ finden. Der größte Teil der bayerischen Truppen wurde um Chaumont vereinigt. Das Garde du Corps-Regiment brach am 27. September auf und marschierte nach Vendeuvre, am 28. nach Bar-sur-Aube, am 29. nach Juzennecourt, am 30. nach Chaumont, Buxieres und Montsaon; das 1. Kürassier-Regiment am 28. in die Gegend von Colombey, am 29. gegen

Der Feldzug 1815 gegen Frankreich.

79

Chaumont, am 30. nach Aizanville, Braux, Pont la Ville und Bricon.

fand am 4. Oktober die Revue statt. Wredes Tagesbefehl vom 8. gab bekannt, daß der Kaiser wiederholt in den schmeichelhaftesten Ausdrücken über die schöne Haltung der Truppen Bei dem Dorfe Villiers le See

und die Präzision der Bewegungen sich zu äußern geruht habe. Nach der Parade rückten die Regimenter alsbald wieder in ihre früheren Bezirke. Ein Befehl Wredes vom 25. Oktober brachte den Regimentern eine

geänderte Einteilung und damit zugleich die Anordnungen für die Rückkehr aus Frankreich. Die Kavallerie-Reserve-Brigade wurde aufgelöst, eine schwere Kavallerie-

Division unter dem Befehle Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Karl neu zusammengestellt aus dem Garde du Corps- und 1. Ulanen-Regimente

als 1., dem 1. und 2. Kürassier-Regimente als 2. Brigade. Die BrigadeKommandanten waren die Generalmajore Graf zu Pappenheim und Graf von Rechberg. Ersterer führte in Abwesenheit des Prinzen die Division, für ihn Oberstlieutenant Graf von Lerchenfeld von Garde du Corps die 1., für den noch anderweitig verwendeten General Graf Rechberg Oberst von Winkler die 2. Brigade. Am 3. November erfolgte der Aufbruch, nachdem am 1. und 2. das am weitesten westlich dislozierte Regiment Garde du Corps über Vendeuvre gegen Bar-sur-Aube aufgeschlossen hatte. In drei Kolonnen zog die bayerische Armee der Heimat zu, bei der mittleren unter Führung des Generallieutenant von Raglovich befand sich neben der 1., 2. und 3. Infanterie-Brigade die schwere Kavallerie-Division. Die Marschquartiere der Regimenter waren'): Garde du Corps-Regiment:

1. Kürassier-Regiment

3. November: Doulevent Joinville 4. Abainville bei Gondrecourt 5. 6. 7.

8. 9. 10. 11. 12. 13.

Poissons

Rasttag

n

Dommartin bei Toul Nancy und Umgegend Rasttag Moyenvic und Umgegend

Albersdorf Halbkirchen

Saargemünd, Rasttag

x) Die Regimenter hatten meist noch drei bis vier umliegende Orte belegt, die

Stationen des 1. Kürassier-Regiments sind nur teilweise betannt.

80

Teil I.

Historische Nachrichten.

1. Kürassier-Regiment

Garde du Corps-Regiment:

14. November: Zweibrücken „ Bruckmühlbach 15.

16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.

25. 26. 27. 28. 29. 30.

„ „

Horbach

Kaiserslautern Rasttag

Hochspeyer Neustadt



Türkheim, Deidesheim

„ „

Mannheim, Heidelberg

Rasttag Ladenburg

Rasttag



„ „ „

Sinsheim Weinsberg Öhringen

„ „ „ „ „

1. Dezember: „ „ „ „ „ „ „ 8. „ 9.

2. 3. 4. 5. 6. 7.

5. Abschnitt.

Rasttag

Hall Schrezheim bei Ellwangen Dinkelsbühl Rasttag Nördlingeit

Fremdingen Rasttag

Harburg Rasttag Westendorf Augsburg Rasttag Mehring Rasttag Maisach Nymphenburg

Forstenried.

Am 27. November war die Allerhöchste Entschließung über die Friedens-

Einteilung der Armee erfolgt. Es wurden zwei unter unmittelbarem Befehle stehende General-Kommandos in München und Würzburg gebildet. Feld­ marschall Fürst Wrede wurde General-Inspektor der Armee durch alle Waffengattungen, sowie der Festungen und des Militär-Gestüts- und Remontierungswesens. Das General-Kommando München erhielt General­ lieutenant von Raglovich.

Die schwere Kavallerie-Division kam unter dieses General-Kommando als 1. Kavallerie-Division, sie wurde um eine 3. Brigade, gebildet aus dem 1., 4. und 5. Chevaulegers-Regimente unter Generalmajor von Elbracht, vermehrt. Am Tage vor dem Einmärsche in München, am 10. Dezember, er­

hielten das Garde du Corps- und das 1. Kürassier-Regiment ihre Standarten. Seine Exzellenz Generallieutenant von Raglovich war von Seiner

81

Der Feldzug 1815 gegen Frankreich.

Majestät beauftragt, sie nach feierlich erfolgter Weihe den Regimentern zn übergeben. Der in Nymphenburg stehende Teil des Garde du Corps-Regiments

rückte in großer Parade zu Fuß zu der hohen Feier aus, die auswärts liegenden Eskadrons beider Regimenter waren durch Deputationen vertreten. Alle Stabs-Offiziere und die sämtlichen Eskadrons-Kommandanten waren anwesend. Zum Einmärsche am 11. sammelten sich die Truppen am Marsfelde und zogen dann vorüber am Utzschneider'schen Hause zum Paradeplatze.

Vor dem Pappenheim'schen Haufe geruhten Seine Majestät der König zu Fnß, zu seiner Seite Seine Königliche Hoheit der Kronprinz, den Vorbei­ marsch abzunehmen.

Auf dem Balkon des Hauses hatten Ihre Majestät

die Königin und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie Platz ge­ nommen. Allen voraus defilierte die Kavallerie-Division, geführt von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Karl, an der Tete die Ulanen, dann das

1. und 2. Kürassier-Regiment, diesen folgend das Regiment Garde du Corps zu Pferde. Durch das Karlsthor ging der Zug in die reich geschmückte Stadt, durch die Kaufingerstraße, an der Hauptwache vorüber in die Weinstrahe und bis zum Schwabinger-Thor. Da trennten sich die Truppen und rückten in ihre Quartiere. Das Garde du Corps-Regiment bezog sogleich die neue Isar-Kaserne, das 1. Kürassier-Regiment kam in umliegende Ortschaften. Am 12. brach es nach seiner neuen Garnison Salzburg auf, am 18. rückte es daselbst ein. Die 3. Eskadron und die Reserve bezogen die dortige Kavallerie-Kaserne, zwei Eskadrons wurden sogleich detachiert, die 2. nach

Lausen, die 1. nach Tittmoning. Die Reserve >var von Landshut aus auf dem Marsche am 15. zum Regimente gestoßen, Depöt und Rechnungskanzlei jedoch in Landshut ver­ blieben. Während das Garde du Corps-Regiment sich sofort auf den Friedens­

fuß setzte, wurde im Salzburgischen noch nicht beurlaubt. Die Grenz­ regulierung mit Österreich drohte zu Zwistigkeiten zu führen, und das

Regiment hatte anfänglich zahlreiche Detachements und Außenposten längs der Grenze. Ende Januar 1816 wurden sie alle mit Ausnahme eines Nnteroffizierspostens in Hallein eingezogen. Als dann durch den Vertrag vom 14. April die Grenzstreitigkeiten beglichen waren und Salzburg abgetreten wurde, erhielt das Regiment als künftige Friedensgarnison Freising zugewiesen. Am 28. April verließ es mit seinen dort stehenden Teilen die Stadt Salzburg, Lausen und Tittmoning blieben belegt. Der Marsch führte über Lausen, Tittmoning, Burghausen, v. Pfetten-Arnbach, DaS i. schwere Reiter>Ngt.

6

82

Teil I. Historische Nachrichten. 5. Abschnitt.

Neuötting, Ampfing, Dorfen, Erding; am 6. Mai erfolgte der Einmarsch in

Freising. Zunächst teilte das Regiment die dortige Kaserne mit den bereits in Garnison stehenden Ulanen, bis diese im November als Garnison Neu­

ötting bezogen und zugleich auch die Eskadrons in Laufen und Tittmoning ablösten. So war Ende November das ganze Regiment in Freising vereinigt. In dieser Zeit wurde dem Regimente die hohe Ehre zu teil, der Tochter Seiner Majestät des Königs, der Kaiserin Charlotte Auguste, deren am 29. Oktober mit Franz I. erfolgte Bermählung den neuerdings mit Öster­

reich geschlossenen Freundschaftsbund besiegelte, auf Allerhöchst Ihrer Reise nach Wien in dem ersten Nachtlager, Altötting, eine Eskadron als Ehren­ wache zu stellen. Auch Teilen des Garde du Corps-Regiments wurde diese Auszeichnung. Eine Eskadron mit Standarte und Regiments-Musik bildete mit einer Kom­

pagnie des Grenadier-Gardc-Regimcnts unter Führung des Major von Arnim die Ehreneskorte, die unter dem Donner von 100 Salutschüssen

der zugeteilten Batterie die Kaiserin bei Verlassen des bayerischen Gebietes am 6. November von Simbach über den Inn nach Braunau geleitete. Das Regiment selbst stand bei der Abreise der Kaiserin aus München mit der gesamten Garnison in großer Parade. Oberst Fürst Löwenstein, Oberstlieutenant Graf von Lerchenfeld, Major v on Arnim vom Garde du Corps und Major Freiherr von Magerl vom 1. Kürassier-Regimente erhielten die zum Andenken an diese Vernlählung geprägte silberne Medaille, den Mannschaften bestimmte der Kaiser von Österreich ein Geschenk von 300 Dukaten, Seine Majestät der König für die Offiziere 1000 Gulden. Im Jahre 1817 stiftete König Max Joseph, „um nicht nur Allerhöchst

dero ganzem Volke die Allerhöchste Zufriedenheit über den Erfolg des an dasselbe erlassenen Aufrufes zu bezeugen, sondern auch die freiwillig über­ nommene Verpflichtung zum heiligen Kampfe für König und Vaterland von den die National-Garde bildenden Korps und die zu gleichen Zwecken von der gesamten aktiven Armee bewiesene Tapferkeit in den Augen des Jn-

und Auslandes zu belohnen", das Militär-Denkzeichen. In feierlicher Handlung fand am 27. Mai dieses Jahres, als dem Allerhöchsten Geburtstage, die Verteilung statt. In München geschah sie durch den Feldmarschall persönlich im Anschlüsse an die große Kirchenparade.

6. Abschnitt.

Medensjshre bis zur Vereinigung beider Regimenter.

1816 —1825.

I. Bildung der Reserve-Division bei dem Kürassier-Regimente. — Formierung der Eskadron (. Kürassier-Regiments. — Entlassung der Ausgedienten. — Geringer Präsenzstand. — Teuerung (816 unb (8{7. — Ausbildung des Kürassier-Regiments. — Allgemeine Verhältnisse bei Garde du Corps.

Die letzten Tage des Jahres 1815 brachten den Kavallerie-Regimentern eine wichtige organisatorische Änderung. Statt wie bisher ihre Ausgedienten an die Infanterie abzugeben, hatten sie, „um diese geübten Leute der Waffe zu erhalten", eine 4. Division zu bilden. Das Garde du Corps-Regiment war allein hiervon ausgenommen; es überwies seine Ausgedienten den beiden Kürassier-Regimentern. Der Sollstand dieser 8. und 9. Eskadron war gleich dem der übrigen auf 136 Dienstpferde festgesetzt. In Friedenszeiten war für die Division jedoch nur ein Offizier zur Führung des Kommandos und der Listen be­ stimmt und zu seiner Unterstützung pro Eskadron eine Unteroffizier präsent. Die Einberufung der Mannschaften war Allerhöchstem Befehle Vorbehalten. Sie gehörten ihr bis zur Entlassung infolge Ansässigmachung, zurückgelegtem 40. Lebensjahre oder Untauglichkeit an. Bei der Art der Entstehung, zum größten Teile aus Legionspflichtigen und Freiwilligen ans Kriegsdauer, wäre die sofortige Durchführung dieser Anordnung einer Auflösung des 1. Kürassier-Regiments nahe gekommen; zur Wartung von 470 Pferden wären nur 98 Mann geblieben. Den Vor­ stellungen des Regiments-Kommandeurs gelang es, die Bildung der 4. Di­ vision einige Zeit zu verzögern. Das Regiment war dadurch sogar in der

Lage, am 24. März 1816 seine 4. Eskadron wieder zu formieren. Dieselbe kam mit der 1. Eskadron zusammen nach Tittmoning in Kantonnement. Nach Verlassen Salzburgs wurde die baldige Beurlaubung der aus­ gedienten Mannschaften dringender. Zwar bestimmte ein Reskript vom 20. Mai 1816, daß sie im Allgemeinen bis zum demnächstigen Eintreffen

des neuen Zuganges präsent zu bleiben hätten und nur nach Möglichkeit dadurch zur Entlassung kommen sollten, daß auf 2 Pferde nur 1 Mann präsent gehalten werde, aber da auch die Aushebung sich immer weiter ver­

zögerte, konnten die Leute nicht mehr zurückgehalten werden und so sah sich

das Regiment in eine äußerst schwierige Lage versetzt. Jeder Mann hatte 3—1 Pferde zu reiten und zu putzen. Unter diesen, zum größten Teile

86

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

Dressur bedürftig, befanden sich an 200 unausgebildete Remonten und zwar solche aus den wilden polnischen Gestüten, sogenannte Moldauers. Eine Allerhöchste Verfügung vom 19. Dezember 1815 hatte nämlich bestimmt, daß das 1. Kürassier-Regiment durchgehends mit Moldauern, das 2. mit

deutschen Pferden beritten gemacht werde und demgemäß hatte ein ent­ sprechender Austausch der Pferde beider Regimenter stattgefunden. Die Lage wurde noch verschlimmert durch die allgemein herrschende Teuerung. Die außerordentlich hohen Preise aller Lebensmittel machten

es unmöglich, den gemeinen Mann seinem strengen Dienste angemessen zu ernähren, obwohl Se. Majestät der König in steter Fürsorge für sein Heer auf die Dauer der Teuerung nicht nur den Mannschaften tioni 1. Unter­ offizier abwärts eine eigene Menagezulage bewilligte, sondern ihnen auch öftere Geschenke an Lebensmitteln zuwendete, ja dem 1. Kürassier-Regimente speziell in Hinsicht des starken Dienstes eine besondere Gratifikation zu 1 fl. 30 fr. per Mann aussprach. Auch die unteren Offiziersgrade erhielten eine Teuerungszulage, erst die Verheirateten monatlich 8, die Unverheirateten 5 fl., im Etatsjahre 1817/18 aber die verheirateten Rittmeister und Lieutenants 28 bezw. 25 fl.,

die unverheirateten 12 fl. „Da viele Unserer Unterthanen sich größtenteils mit Haferbrod nähren",

wurde dagegen die Pferderation derart vermindert, daß nach Reskript vom 8. Mai 1817 aus dem Schäffel Hafer statt 20, 24 schwere Rationen er­ zeugt werden mußten, was unter dem 8. Juni noch dahin ausgedehnt wurde, daß daraus 30 schwere Rationen zu bilden waren. Die Heuration wurde um täglich 4 Pfund erhöht. Im Mai des Jahres 1817 wurden zur Pferdewart 100 Mann des Artillerie- und Armee-Fuhrwescn-Bataillons dem Regimente zugetcilt; es war dadurch jedoch wenig geholfen, denn ein wiederholter Bericht über die mißliche Lage vom 20. November meldet über sie: „daß den kleinen Fuhr­ wesens-Soldaten das vorschriftmäßige Putzen der Kürassier-Pferde unmöglich *) Über die Schwierigkeit der Behandlung dieser meist widerspenstigen Tiere schreibt

Monteton I. Band p. 129. „Was für Fatas auf den Rcmonte-Kommandos mit diesen Bestien, die über keine Brücke gingen, und in den Ställen alles zerrissen und zerschlugen,

die Herren erlebten; wie die Remonten schon im Stall in der Garnison einzeln zwischen

alte Pferde gestellt werden mußten, weil sie im Anfang vom Nebenstand aus gefüttert wurden und mit Striegeln an Stangen vom Nebenstand aus geputzt wurden, weil sie

niemand in den Stand ließen; was das erste Satteln für Mühe kostete, vom Anmachen des Schwanzriemens war natürlich im Anfang keine Rede, und wie sich die Pferde beim

Satteln so aufbliesen, daß, wenn sie nun herauskamen, es sehr oft vorgckommen sein soll,

daß sie sich zum Sattel herausbockten und denselben, sowie er den niedrigen Widerrist passiert hatte, über den tiefgehaltenm Hals und Kops wegrutschen ließen, ein Kunststück,

welches ich selbst noch einmal unter dem Reiter gesehen habe",

Friedcnsjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter. 1816—1825.

87

aufzubürden ist, indem diese Leute unmittelbar auf die Pferde sitzen müßten, um dem Pferde Kopf, Hals und Rücken gehörig zu putzen.

Da sie aber

ohne Hilfe eines Zweiten auch nicht einmal diese Pferde besteigen können, so

sind diese Leute zur Wartung der Kürassier-Pferde nicht wohl verwendbar". Das Verhalten der Mannschaften des

Regiments in dieser schweren

Zeit war musterhaft, Oberst von Winkler rühmt dasselbe mit den Worten:

„welche so willig, so treu ihrer Pflichten eingedenk, unermüdet und ohne alle Exzesse, ohne alles Murren die Befehle vollzog",

und hebt besonders

hervor, daß trotz der geringen Mittel und großen Auslagen „im Regimente zeithcr Diebstähle nicht eingerissen".

Die Ausbildung des Regiments entschieden leiden. arbeitet wurde,

durch all diese Verhältnisse

mußte

Daß aber trotzdem im Regimente nach Möglichkeit ge­ beweist folgender von Oberst von Winkler unter dem

29. März 1817 erlassene Brigadebefehl:

„Der Unterzeichnete wird bis anfangs Mai die Eskadrons genauestens inspizieren und vorzüglich erwartet derselbe, daß bis dahin alles das nach­ geholt wird, was zeither wegen Mangels an Mannschaft unterbleiben mußte.

Vom 1. April an darf kein Pferd außer den maroden oder in denen

Eskadrons kränkelnden spazieren geritten werden, es würde denn besonders

von Regiments wegen aus erheblichen Ursachen befohlen.

Jede Eskadron hält täglich Reitbahn,

so daß einen Tag die Re-

monten, den anderen Tag die älteren Pferde herauskommen, und muß durchaus mehr aus gute Reiterei gesehen werden, indem hierin dermalen

sich das Regiment sehr schwach beflndet.

Am Ende jeder Reitschule kann

die Stellung und die vorgeschriebene Arbeit mit Distanze vorgenommen

werden, durchaus aber ist vor dem 1. Mai nichts in Fühlung zu machen. Die Herren Eskadrons-Kommandanten haften dafür, daß genau nach

der im Regimente bestehenden Instruktion gearbeitet werde und darf von dieser so wenig abgewichen werden, als ich hoffe, daß in diesem Monat

die Reiterei der Mannschaft sich beträchtlich bessern wird. Das

Regiments-Kommando

wird

den

Herrn Rittmeister Baron

von Podewils in Ermangelung eines 2. Herrn Majors vom 1. April

an außer dem Kommando der 7. Eskadron majorisieren lassen, und hierbei

sich derselbe vorzüglich den Unterricht im Reiten der jüngeren und der hierin noch nicht so erfahrenen Offiziers angelegen sein lassen und Montag, Mitt­ woch, Freitag und Samstag morgens von 8—9 Uhr Reitbahn für Offi­

ziers halten, wobei die Herren Offiziers ihre Pferde und nach Ermessen auch Remonten aus den Eskadrons reiten.

Ich glaube hierzu nicht nötig

zu haben, die Herren namentlich zu kommandieren,

sondern die, welche

ihre Kenntnisse zu erweitern wünschen oder sich fühlen, was sie bedürfen, werden ohnehin erscheinen und pünktlich diese Stunden halten, bei denen

88

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

gegenwärtig zu sein der Unterzeichnete nie versäumen wird.

Mit dieser

Stunde wird Herr Rittmeister Baron von Podewils einigen Unterricht

über Pferdekenntnis verbinden und so seine Kenntnisse gemeinnützig machen."

Weiter

wurde vorzüglich

die Propertät zum Augenmerk der Herren

Offiziere empfohlen und Förderung der militärischen Haltung der Mannschaft durch wöchentliches Fußexerzieren.

„Bei dem Verlesen zur Stallzeit muß jederzeit aufgestellt und Mel­ dung an den Offizier der Inspektion gemacht werden.

Ebenso gehört es

sich, daß, wenn ein Stabsoffizier in die Kaserne kommt, der Offizier der Inspektion ihm Meldung macht, was in dessen Abwesenheit der Wacht­ meister der Inspektion übernimmt".

Zu Pferde exerziert wurde auch später nicht.

Im Mai verbot eine

Allerhöchste Verordnung alles Exerzieren auf die Dauer des verminderten

Futters, und auch, als die Teuerung mit Ende des Jahres nachlicß, konnte daran wieder wegen des geringen Standes „gar nicht gedacht werden". Die Aushebung der Rekruten war noch immer nicht erfolgt und Oberst

von Winkler bat nun in entschiedener Weise um endliche Berücksichtigung

des Regiments, dessen Lage er mit den Worten charakterisierte:

„Und so

verwandelt sich das Kavallerie-Regiment mehr in einen Militär-Reitstall", und: „daß das Regiment sonach nur dem Namen nach, nicht aber eigentlich in der Wirklichkeit besteht rc."

Das Regiment hatte danials (20. November) 188 Rcmontcn und un­ dressierte Pferde und per Eskadron nur ca. 12 Remontreiter.

Für die Gemeinen waren ohne Stallwachen gerechnet nur 5 Nächte

vom Dienste frei.

Nicht ganz so schlimm, obgleich auch nicht viel besser, waren die Ver­ hältnisse bei Garde du Corps.

Das Regiment hatte sofort nach dem Ein­

rücken in München die Auszeichnung erhalten, sämtliche innere Posten

in

der Königlichen Residenz zu besetzen, die äußeren stellte das Grenadier-Garde-

Regiment.

Es waren ständig 18 Mann auf Posten, außerdem an den

Theaterabenden 2 Posten im Innern des Theaters und 1 Piket von 1 Unter­ offizier und 8 Gardes du Corps in den 4 Höfen der Residenz vertheilt.

Obwohl dem Regimente zu Anfang des Jahres 1816 ein teilweiser Ersatz durch ausgewählte Leute aus allen Chevaulegers-Regimentern zugeführt worden war, sah es sich doch im April 1817 zu der Meldung veranlaßt:

„daß die Dienstpferde seit 5/< Jahren, anfangs wegen der reduzierten Fourage, dann wegen des starken Hofdienstes und dem so fühlbaren und mit jedem

Tage zunehmenden Abgänge an Mannschaft nur im Schritte spazieren ge­ ritten wurden".

Zur Pserdewart waren auch dem Garde du Corps-Regimente zeitweise

zahlreiche Fuhrwesenssoldatcn zugeteilt.

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter. 1816—1825.

89

II. Reduktion der Kavallerie \8\7. — Sollstand. — Reduktion der Kavallerie \822. — Ausscheiden des Prinzen Karl aus der Armee. — Geänderte Armeeeinteilung. — wechsel der höheren Führer. — wechsel der Regiments-Kommandanten. — Fürst Wrede, Dberkommandant der Armee. — Auflösung der j., 2. und 7. Eskadron der Garde du Lorps, der 7. Eskadron des Kürassier-Regiments. — Sollstärke. — präsenter Stand.

Im Jahre 1817 erfuhr die Kavallerie eine bedeutende Verringerung ihres Standes.

Ein Reskript vom 26. Juni befahl „bei dem glücklich her­

gestellten Frieden und in der Aussicht auf eine dauernde Ruhe der euro­ päischen Staaten zur Erleichterung Unserer getreuen Unterthanen" die Reduktion von zwei Eskadronen bei jedem Kavallerie-Regimente mit Ausnahme der Garde du Corps. Der augenblickliche Stand des 1. Kürassier-Regiments, das nach Ab­

gabe an das 2. Regiment erst seine 4. Eskadron wieder errichtet hatte, wurde damit formationsmäßig. Die 7. Eskadron behielt ihre Nummer,

auch die Reserve-Division, 8. und 9. Eskadron, blieb unverändert. Der Sollstand wurde wie folgt festgesetzt: Stab: 1 Oberst 1 Oberstlieutenant 2 1 2 1 1

1 1 2 2 2

1 1 1 1 1 2

Majors Adjutant Junker Regimentsquartiermcister Regimentsauditor Regimentschirurg Pferdearzt Bataillonschirurgen chirurgische Praktikanten pferdeärztliche Praktikanten

Eskadron:

1 Rittmeister 1 Oberlientenant 2 Unterlieutenants 1 Wachtmeister 1. Kl. 1 Fourier 2 Wachtmeister 2. Kl. 8 Korporale 1 Trompeter 1. Kl.

2 Trompeter 2. Kl.

1 Schmied 1 Sattler 150 Gemeine

Fechtmeister Stabstrompeter Büchsenmacher

Profos Profosenjung Fourierpraktikanten

Das Garde du Corps-Regiment hatte beim Stabe 3 Majors, 3 Junker

und 1 Paucker. Der Pferdestand war bei Garde du Corps 957 bei Kürassieren 683 Dienstpferde.

90

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

Nicht allzulange blieb dieser Stand erhalten.

Die Finanzverhältnisse

zwangen zur Sparsamkeit. Schon 1819 hatte der König in hochherzigster Fürsorge für die Armee zum Ausgleiche des geminderten Militär-Budgets

bedeutende Mittel aus der Kabinetskasse bewilligt. „Ich bin meiner Armee und meinem Staate schuldig, die erstere nicht

Ich habe deswegen, mein lieber Marschall, den Minister der Armee in Kenntnis gesetzt, daß mit Anfang des zukünftigen Oktober meine Kabinetskasse jährlich 250,000 fl. an die Kriegskasse zahlen wird;

fallen zu lassen.

Mögen diejenigen, welche mich abhalten wollen, meine äußere Würde und meine Bundespflicht zu erfüllen,

leider werden viele Dürftige dadurch leiden.

es verantworten". Im Jahre 1822 aber nach langem Widerstreben wich der König dem Drängen des Landtages. Am 1. Juni erschien die Allerhöchste Verordnung

über den künftigen Stand der Armee. Das Ulanen-Regiment und die beiden Husaren-Regimenter wurden aufgelöst, alle Kavallerie-Regimenter auf 4 Es­

kadrons gesetzt. Noch vorher hatte Se. Königl. Hoheit Prinz Karl die Entlassung aus

der Armee genommen und dies mit Tagesbefehl vom 31. Mai den Regi­ mentern bekannt gegeben: „Indem ich das Königl. Brigade-Kommando hiervon in Kenntnis setze, versichere ich sämtliche Herren Generale, Stabs- und Ober-Offiziers, dann Unteroffiziers und Soldaten, daß ich ferners in meinen neuen Ver­

hältnissen an dem Wohle der Armee den lebhaftesten Anteil nehme und derselben die Versicherung meines besonderen Wohlwollens zu erkennen gebe."

Die Regiments-Jnhaberstelle behielt der Prinz bei, zugleich wurde ihm der Rang eines Generals der Kavallerie verliehen. Auch die Armeeeinteilung erfuhr eine Änderung; die General-Komman­

dos wurden aufgelöst, geteilt.

Infanterie und Kavallerie in 4 Divisionen ein­

Generallieutenant Graf Beckers wurde Kommandant der 1. Division München. Die ihm unterstellte Kavallerie-Brigade wurde gebildet aus dem Regimente Garde du Corps, dem 1. und 2. Kürassier-Regimente. Das Brigade-Kommando behielt Generalmajor GrafPappenheim, Graf Seyßel übernahm die 1. Infanterie-Brigade der Division. Der bisherige Kommandant des 1. Husaren-Regiments Oberst Friedrich Freiherr von Hertling erhielt das 1. Kürassier-Regiment, nachdem Oberst

von Winkler bereits im Jahre 1821 in Ruhestand getreten war. Bei Garde du Corps hatte schon früher ein Wechsel im Kommando Im Jahre 1818 war Oberst Fürst Löwenstein, durch Armeebefehl vom 1. Mai zum Generaladjutanten ernannt, aus dem Regimente

stattgefunden.

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter.

1816-^1825.

91

geschieden und führte nun Oberst August Graf von Lerchenfeld das Garde du Corps-Regiment. Mit dem Rücktritte des Staatsministers der Armee Grasen von Triva trat auch die völlige Umgestaltung der höchsten Stelle ein. Dem GeneralInspekteur Feldmarschall Fürst von Wrede wurde unter dem 26. Sep­

tember 1822 das Kommando der Armee und die oberste Leitung der Armee­ angelegenheiten übertragen. Das Garde du Corps-Regiment löste am 1. Juli seine 1., 2. und 7. Eskadron auf, die bisherige 3. Eskadron wurde 1., die 4. wurde 2., die 5. 3., die 6. 4. Eskadron. Das 1. Kürassier-Regiment hatte nur die 7. Eskadron aufzulösen. Der Sollstand des Garde du Corps-Regiments wurde gleich dem der

übrigen Regimenter mit einziger Ausnahme des Pauckers. Der Stab der Regimenter wurde um 1 Major 1 Bataillons-Chirurgen 1 Chirurg'schen Praktikanten 1 pferdeärztlichen „ den Fechtmeister und 1 Fourierpraktikanten verringert, die Stärke der einzelnen Eskadrons um 4 Vize-Korporäle und 20 Gefreite

und Gemeine

erhöht.

Von den Vize-Korporälen waren 2 Stellen, von den Trompetern 2. Kl. eine Stelle im Frieden vakant zu halten. Dem Garde du Corps-Regimente bewilligte jedoch ein Reskript vom 6. November die Präsenz auch des 2. Trompeters 2. Kl. Der präsente Stand an Mannschaften richtete sich nach dem Pferde­ stande. Derselbe betrug im Frieden 500. In den vier Wintermonatcn, November bis Februar, war nach Abzug von Chargen, Kranken und Arre­ stanten, nur ein Mann auf 2 Pferde präsent zu halten. Dem Garde du Corps-Regimente wurden mit Rücksicht auf seinen Dienst 100 Mann darüber gestattet, dem 1. Kürassier-Regimente 30, seit 1821 aber 42. In den übrigen Monaten war der Stand 1 Mann per Pferd, zu den Frühjahrs­ und Herbst-Exerzieren durfte derselbe um 5 Mann per Eskadron überschritten

werden. Das Personal der Reserve-Division cessierte, dieselbe wurde bei den

Regimentern nur mehr in den Listen geführt.

92

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

III. Das Offiziers-Rorps.— Ergänzung der Offiziere. — Beförderungsmodus. — Bibliothek.— Vorlesungen und Themas. — Außerdienstliches Leben. — Unteroffiziere. — Mann­ schaften. — Pferde. — Armeegestüt. — Fohlenzucht bei den Regimentern. — Einstellung der Remonten. — Ausmusterung. — Freihändiger Ankauf. — Beschläge.

Das Offiziers-Korps des Garde du Corps-Regiments, ausgewählt aus allen Regimentern, war von Beginn ein völlig homogenes, anders lagen die Verhältnisse, bedingt durch die Art seiner Entstehung, bei dem 1. KürassierRcgimente'). Ihm brachte das Jahr 1815 viele Veränderungen, insbesondere

wurden zahlreiche Offiziere von der Infanterie, 4 Rittmeister, 5 Ober- und

2 Unterlicutenants in dasselbe versetzt, nm im Range gegen die anderen Kavallerie-Regimenter kein Mißverhältnis entstehen zu lassen. Der RegimentsKommandant von Winkler nahm sich demgegenüber, unterstützt von dem Fcldmarschall, wärnistens seiner Offiziere an. Aus Pont sur Jonne unter dem 8. August 1815 meldete er in diesem Sinne:

„Dadurch (die vielen Infanterie-Offiziere) müßte beinahe, trotz aller dicnstschuldigst angewandten Mühe, der Kavalleriedicnst im Regimente merk­ bar gelitten haben, wenn nicht der Fleiß eines Oberlicutenants und deren Unterlieutenants, die seit Errichtung im Regimente stehen, so groß gewesen wäre, wie ich ihn zu rühmen schuldig bin; ihr Fleiß blieb, obschon sie ihre Kameraden Baron von Gohren und von Weichs zu Rittmeisters be­

fördert und sich um 7 auch 9 Schritte zurücktreten

sahen, (da sämtliche

anher transferierten Oberlieutenants die ältesten wurden), der nemliche, zwar schuldig doch lobenswert. Es hat unübersteigliche Hindernisse für einen Regiments-Kommandanten bei so vielen ins Regiment kommenden, des Kavalleriedienstes unkundigen Offiziers, das Regiment nicht zurücktreten zu sehen, besonders wenn es der Fall ist, daß derlei Oberlieutenants Eskadrons oder Reserven kommandieren müssen, wie es hier geschehen mußte." Mit Bezug hierauf erging unter dem 30. September 1815 eine Aller­ höchste Entschließung, deren folgende Worte das ehrendste Zeugnis für Fleiß und Tüchtigkeit des Offiziers-Korps ablegen:

„Wir haben seit der Errichtung des ehemaligen 7. Chevaulegers-, nun 1. Kürassier-Regiments dessen treue und rühmliche Dienste stets in vollem Maße gewürdigt, und insbesonders den Offizieren, hinsichtlich des Eifers und Fleißes, mit dem sie zur Bildung des Regiments mitwirkten,

durch die Beförderung ') Siehe Seite 7.

von 6 Unter- zu Ober-Lieutenants, und von

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter.

1816—1825.

93

4 Oberlieutenants zu Rittmeistern Unsere Allerhöchste Zufriedenheit zu erkennen gegeben". „Dieselben wurden dadurch vor jenen der älteren Kavallerie-Regimenter Unserer Armee vorzüglich begünstigt".

Die Trennung in 1. und 2. Kürassier-Regiment machte das OffiziersKorps des Regiments sehr schwach und noch ini Jahre 1821 betont der

General-Jnspektions-Bericht die Zufriedenheit umsomehr, „als die Zahl der Stabs- und Ober-Offiziere bei diesem Regimente besonders beschränkt ist". Mehrere Offiziere waren auch auf lange Zeit beurlaubt und praktizierten in Zivilverhältnissen, wurden aber in den Listen fortgcführt, bis das Reduktions-

Reskript vom 1. Juni 1822 ihre Abschreibung anordnete. Auch als Adju­ tanten rc. außer der Truppe verwendete Offiziere zählten bis 11. Oktober 1824

auf den Stand der Regimenter. Die durch die Verminderung der Kavallerie veranlaßten Ausgleiche beendeten die bei dem 1. Kürassier-Regimente noch bestehenden Mißverhältnisse.

ZurNachbildung von Offizieren gestattete einRcskript vom 16. Januar 1816 die Annahme der Söhne von Eltern aus den höheren Stünden als RegimentsKadetten, insoferne sie das 16. Jahr zurückgelegt haben, von gesundem und kräftigem Körperbaue sind und sich über erworbene Kenntnisse und gute Auf­ führung genügend ausweisen, mit Genehmigung der Eltern oder deren Stell­ vertreter, jedoch nur mit Kapitulation. „Sie werden „Sie" genannt und

genießen eine ihrer Bildung und

ihrem Betragen entsprechende Behandlung." Das Garde du Corps-Regiment durfte Kadetten nicht einstellen. Die Dienstvorschriften vom Jahre 1823 stellten als Bedingung für den Vorschlag zur Beförderung von Junkern, Kadetten oder Unteroffizieren zum Offizier den Besuch der höheren Regimentsschule und bestandene Prüfung über die in derselben gemachten Fortschritte, im Falle diese Schule nicht besucht worden war aber, daß in einer speziellen Prüfung die vollkommene Beherrschung der darin gelehrten Gegenstände dargethan wurde. Außerdem ergänzten sich die Offiziers-Korps aus Kadetten-Korps.

der königlichen Pagerie und dem

Das Avancement war bis 1823 prinzipiell im Regimente.

Rach Reskript

vom 5. Februar 1823 sollten bis auf Weiteres die Beförderungen in den verschiedenen Waffengattungen vor sich gehen. Für die Beförderungs-Fähigkeit stellte ein Armee-General-JnspektivnsBefehl vom 1. Juni 1818 den Grundsatz auf:

„Nur derjenige Oberoffizier soll als unterrichtet in den Waffenübungen

angesehen werden, der ein Bataillon oder eine Division Kavallerie oder Artillerie vollkommen und mit Anstand und Umsicht zu kommandieren weiß". Daß auch die wissenschaftliche Thätigkeit in den Offiziers-Korps ent­ sprechende Pflege fand, zeigt die Einrichtung von Bibliotheken.

Teil I.

94

6. Abschnitt.

Historische Nachrichten.

„Bald nach der Rückkehr des Regiments aus dem Feldzuge 1815", so beginnen die Gründungsstatuten der Offizicrsbibliothek von Garde du Corps,

„entstand bei den Herren Offizieren der lebhafte Wunsch, teils zu ihrer

wissenschaftlichen Ausbildung, teils zu ihrer lehrreichen Unterhaltung während der

Friedenszeit

ein

diesen

Bedürfnissen

entsprechendes

Lehrinstitut

zu

gründen."

Der Regiments-Kommandant Fürst Lö wenstein schenkte im August 1816

160

Bände militärischer Werke,

Karten

und

Pläne

aus

seiner eigenen

Büchersammlung und Seine Majestät der König, von der Begründung der

Bibliothek in Kenntnis gesetzt, geruhten nicht allein das Allerhöchste Wohl­ gefallen zu erkennen zu geben, sondern ließen auch 105 Werke, Doubletten

aus der königlichen Hofbibliothck, verabfolgen und der Bibliothek-Kasse eine monatliche Unterstützung von 20 Gulden aussprechcn. *) Die Dienstvorschriften vom Jahre 1823 ordneten allgemein den Be­ stand von Bibliotheken mit eigenem Zimmer bei den Regimentern an.

Zur Begründung derselben bei dem 1. Kürassicr-Rcgimente spendete der

Erlauchte Inhaber einen bedeutenden Privatzuschuß. Der König ließ den Bibliotheken wiederholt Bücher als Geschenk zustellen.

Unterricht an die Offiziere hatte nach den mehr erwähnten Vorschriften von nun an jede Woche zweimal je eine Stunde durch den RegimentsKommandanten selbst oder einen Stabsoffizier über die Vorschriften für die

Waffenübungcn, gegründet auf die Grundsätze der reinen Taktik, über die

Dienstvorschriften in ihrem ganzen Umfange, auch für den Administrativ­ dienst, endlich über Konstruktion, Wirkung und Behandlung der Waffen

stattzufindcn.

Am Anfang jeden Monats

war den Offizieren über den

Unterricht des verflossenen ein Thema anfzugeben, welches dieselben „frei zu bearbeiten, eigenhändig zu schreiben und am Ende des Monats einzu­

liefern" hatten.

Alljährlich sollte dann noch eine besondere Prüfung über

den Gang dieses Unterrichts durch eine unter des Obersten Vorsitz aus den Stabsoffizieren gebildete Kommission abgehalten werden, bei welcher sowohl

mündliche Fragen vorzulegen, als auch besondere Aufgaben zu schriftlicher

Bearbeitung zu stellen waren. T) Die freiwilligen Beiträge der Offiziere waren: a) ordentliche: monatlich: Oberst 2 Gulden 10 Kreuzer, Oberstlieutenant 1 Gulden 34 Kreuzer, Major 1 Gulden 26 Kreuzer,

Nittmeister 1 Gulden, Oberlieutenant 32 Kreuzer, Unterlieutenant 28 Kreuzer. b) außerordentliche: 1 bei Beförderungen im Regimente: zum Oberst 44 Gulden,

zum Oberstlieutenant 33 Gulden, zum Major 27 Gulden 30 Kreuzer, zum Rittmeister 16 Gulden 30 Kreuzer, zum Oberlieutenant 5 Gulden 30 Kreuzer. 2. bei Versetzung ins Regiment mit Beförderung: Stabsoffizier 44 Gulden, Sub­

altern-Offizier 22 Gulden, 3. bei Versetzung ins Regiment ohne Beförderung: Stabsoffizier 11 Gulden, Sub­ altern-Offizier 5 Gulden

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter. 1816 —1825.

95

Als eine für die Offiziers-Korps wichtigste Einrichtung dieser Zeit ist

noch die Bildung der Ehrengerichte durch die Dienstvorschriften des Jahres 1823 zu erwähnen. In den ersten Jahren nach den Feldzügen wurde eine Art kleinen Krieges

geführt, Duelle der Offiziere unter sich waren sehr häufig, veranlaßt durch die verschiedenartigen noch nicht gänzlich verschmolzenen Elemente, ungleiche

Erfahrungen und Ansprüche. Auch als Folge der vielen Feldzüge und des dadurch gewöhnten freieren

Lebens war eine nicht geringe Zahl von Offizieren nicht schuldenfrei.

Ausschreitungen in beiden Richtungen zu begegnen, war in erster Linie

der Beweggrund für diese wohlthätige Einführung. Blieben unsere beiden Stammregimenter von diesen Übeln der Zeit auch nicht ganz verschont, das Ehrengericht hatte doch nie Veranlassung einzuschreiten.

Nichtsdesto­

weniger war das Leben der Offiziere, insbesondere bei Garde du Corps,

ein sehr flottes; fast jeder Offizier hatte eigene Equipage und man pflegte dieselbe während des Dienstes, der die Herren nicht allzu sehr in Anspruch genommen zu haben scheint, warten zu lassen,

so daß bei versammelten

Offiziers-Korps, wie z. B. zur Wachtparade, stets eine ganze Wagenburg

aufgefahren war. Prinz Karl widmete dem Offiziers-Korps besondere Fürsorge, es gerne,

daß die Offiziere sich stets in guter Gesellschaft bewegten und Der Prinz persönlich übernahm alle Vor­

zahlreich bei Hofe erschienen.

stellungen

er sah

bei

Seiner Majestät

unerschütterlicher Konsequenz,

dem

strebte

Könige.

er

durch

Mit großer Milde, die

Feldzugsjahre

aber

cinge-

rissene Mißbräuche zu entfernen, insbesondere waren es vorschriftswidriger Anzug und das Tragen von Zivilkleidern, was ein ständiges Kapitel seiner

Erlasse bildete. Daß aber der ritterliche Prinz gegebenen Falles nicht allein zu beanstanden, sondern auch seine Zufriedenheit erkennen zu geben wußte,

zeigte seine unter dem 14. November 1817 erlassene Orde:

„Ich habe mit

Vergnügen auf dem gestrigen Balle die Herren Offiziere des Garde du CorpsRegiments in vollkommen gutem und ordonnanzmüßigem Anzuge gesehen."

Anfänglich hatte er den Offizieren Abends in Gesellschaft sogar das Erscheinen in Zivil gestattet, „nicht aber bei Tage, im Theater, oder sonst

bei öffentlichen Gelegenheiten", welche Erlaubnis jedoch noch im Laufe des

Jahres 1816 infolge von Seiner Majestät gegebenen Befehlen zurückgezogen

wurde. Die Unteroffiziers-Korps bestanden zum großen Teile aus tüchtigen

altgedienten Leuten, die das Institut des Einstehens den Regimentern zu­

führte.

Bezüglich ihrer Ausbildung galt der Grundsatz *), es „soll nur der-

') A. G. I. B. 1. Juni 1818.

96

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

jenige Unteroffizier als vollkommen unterrichtet in den Waffenübungen be­

trachtet werden, der eine Kompagnie, Eskadron oder Batterie ebenso (wie bei den Offizieren d. h. vollkommen und mit Anstand und Umsicht) zu kommandieren gelernt hat."

Aus- und Fortbildung geschah in den Regimentsschulen, deren Ein­ richtung den Regimentern sofort nach den Feldzügen in Gemäßheit der darüber

in den Jahren 1809 und 1811 gegebenen Verordnungen befohlen worden. Die Fortschritte der Regimentsschule bei bcnt 1. Kürassier-Regimente fanden in deni Gcneral-Jnspektions-Berichte des Jahres 1821

besondere

Belobung. Die Dienstvorschriften vom Jahre 1823 widmeten diesem wichtigen Dienstzweige die eingehendste Berücksichtigung. Sie übertrugen den dienst­ lichen Unterricht an die Unteroffiziere dem Regimcntsadjutanten unter Leitung

eines Stabsoffiziers. Derselbe war „mit Inbegriff der allgemeinen Dienstvor­ schriften bis einschließlich der Obliegenheiten des Feldwebels" anszudehnen.

Daneben hatte für wissenschaftlichen Unterricht eine niedere und eine höhere Regimentsschule zu bestehen. Die Lehrgegenstände bildeten in ersterer: Lesen von Druck und Schrift, Schön- und Rechtschreiben, die vier Rechnungsarten in ganzen Zahlen und Tabellieren der Rapporte u. s. w.; Schüler waren die Soldaten, die sich zu Unteroffizieren bilden wollten und diejenigen Unteroffiziere, welche in den angeführten Gegenständen die erforderliche Fertigkeit noch nicht er­

langt hatten. Die höhere Regimentsschule zerfiel in 2 Klassen; die erste hatten alle Unteroffiziere, Kadetten und Junker, die zweite alle Kadetten und Junker, ferner diejenigen Unteroffiziere, welche für die Lehrgegenstände Anlage und Lust besaßen, zu besuchen. Gelehrt wurde in der ersten Klasse: Mit Ausdruck lesen, nach dem

Vorsprechen geläufig schreiben, Aufsetzen von Meldungen, die vier Rechnungs­ arten mit Brüchen und die Regel de tri, Erklärung von Figuren und Plänen und technischen Ausdrücken der Vorschriften, Tabellieren; in der zweiten Klasse: Algebra und reine Geometrie, Terrainlehre und Situations­ Zeichnen, praktisches Vermessen, Geographie und Kriegsgeschichte des Vaterlandes, Felddienst und

Feldbefestigung, Kenntnis und Pstege des

Pferdes. Lehrer waren in der niederen Schule ein fähiger Unteroffizier oder sonst ein taugliches Subjekt, in der höheren für jede Klasse ein Offizier. Jährlich hatte eine Schlußprüfung durch eine Kommission von Stabs­ offizieren unter Leitung des Obersten öffentlich vor den Offizieren des

Regiments und vor Deputationen der Eskadronen stattzufinden, worüber in ausführlichem Rapporte bis an das Ministerium berichtet werden mußte.

Friedensjahre bis zur Bereinigung beider Regimenter. 1816—1825.

97

Auch für den Unterricht der Knaben der Unteroffiziere und Soldaten war Fürsorge getroffen. Der Lehrer der niederen Schule hatte auch ihnen in einer besonderen Stunde Schreiben, Lesen und Rechnen zu lehren. Für den Mannschaft-Ersatz war das Konskriptionsgesetz vom Jahre 1812 maßgebend. Jeder taugliche junge Mann war zum Militärdienste verpflichtet, Stellvertretung jedoch gestattet. Gestellungspflichtig waren alle ledigen Männer

zwischen 19 und 23 Jahren. und nach der Los-Nummer.

Die Einreihung geschah nach Altersklassen

Die aktive Dienstzeit betrug 6 Jahre.

Erstmals nach den Feldzügen erfolgte wieder die regelmäßige Aus­ hebung und Einstellung von Rekruten im April 1818. Der Ersatzbedarf von Garde du Corps war auf 355 Mann, der des 1. Kürassier-Regiments auf 626 Mann angewachsen. In Berücksichtigung der Abstellungen für Garde du Corps erhielt letzteres Regiment 818 Rekruten. Sie waren größtenteils aus dem Isar-, Oberdonau- und Rezat-Kreise. Es sollte nun

wieder 1 Mann pro Pferd präsent gehalten werden; auf diesem Stande blieb das Regiment aber nicht lange. Nicht nur wurden 162 Mann als nicht den Anforderungen an Kürassiere entsprechend an die leichte Kavallerie abgegeben, auch als untauglich mußten viele alsbald entlassen werden. Zu­ dem machte die Schwäche des Garde du Corps-Regiments dessen baldige Ergänzung notwendig und deshalb hatte dieses Regiment ausnahmsweise Rekruten, und zwar sobald sie bei den Kürassier-Regimentern zu Fuß aus­ gebildet waren, anzunehmen.

Die geeigneten Leute bei den Regimentern auszuwählen, war Prinz Karl persönlich am 26. Juni in Freising eingetroffen. Anfang Juli er­ folgte die Abgabe der 155 Ausgesuchten.

Zu Beginn des Augusts hatte das 1. Kürassier-Regiment von 818 Eingestellten noch 344 präsent, dazu 135 „alte Mannschaft, worin alle Kommandierten, Beurlaubten, ans Ende der Reserve zurückgestellten Schneider, Schuster rc. begriffen sind". Das Regiment kämpfte somit abermals mit Schwierigkeiten wegen des

geringen Mannschaftsstandes. Das Garde du Corps-Regiment konnte indes auch nicht seinen ganzen Bedarf aus den beiden Kürassier-Regimentern decken, so daß es durch den Abgang zahlreicher Ausgedienter schon im Dezember wieder mit 305 Mann unter dem Stande war. Zu seinem Ersätze wurde deshalb bestimmt 1), daß jedes Chevaulegers-Regiment 30, jedes der beiden Husaren-Regimenter aber 50 altgediente Leute abzugeben habe. „In Ermangelung länger ge­ dienter Leute, wofür die Regiments-Kommandanten verantwortlich blieben", *) Reskr. 10. XU. 1818. v. Pfetten'Arnbach, Das 1. schwere Reiter-Rgt.

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

wurde bald ‘) genehmigt, „für diesmal" auch jene neu zugegangene Mann­ schaft abzugeben, „welche zu Fuß abcxerziert und wenigstens einige Beweise

ihrer Qualifikation geliefert hat". Dessenungeachtet fand sich bei den Chevaulegers-Regimentern diese Zahl an Mannschaften, welche den für Garde du Corps hinsichtlich der Größe und vorzüglicher Führung gestellten Anforderungen genügt hätte, Im ganzen waren Mitte März 1819 bei den: Garde du CorpsRegimente nur 214 Mann eingetroffen. Inzwischen war aber durch weiters vollendete Dienstzeit der Abgang so angewachsen, daß er sich auch jetzt noch auf 286 bezifferte, und im Laufe des Jahres bis März 1820 stand dessen nicht.

Steigerung bis zu 661 Mann zu erwarten 2). Dem abzuhelfen, mußten noch im Mai 1819 die Kürassier-Regimenter wieder 130 Mann zu Garde du Corps überweisen, davon das 1. KürassierRegiment 80. Der Ersatzbedarf dieses Regiments für die Rekrutierung des Jahres 1819 hatte sich auf 292 berechnet. Von den ihm zurepartierten Rekruten wurden 180 noch im Dezember 1818 cingereiht; der Rest kam im Frühjahre 1819 zur Einstellung. Es trafen überhaupt nicht immer alle Rekruten gleichzeitig beim Regiinentc ein, sondern die Zahl der jeweils einzuberufenden war nach dem Stande

so zubemessen, daß sie bis zur Herbst-Excrzierzeit sämtlich ausgebildet waren. In den Jahren 1820 und 21 begann der Rekrutenzugang mit den ersten Monaten; das Garde du Corps-Regiment erhielt seine Ergänzung int März, und zwar 1820 von jedem leichten Kavallerie-Regiment 20, im Jahre 1821 aber 16 altgediente Leute, die wenigstens noch zwei Jahre zu

dienen hatten, von den beiden Kürassier-Regimentern aber in beiden Jahren je 30 taugliche Rekruten wieder alsbald nach der ersten Abrichtung zu Fuß. Der Zugang 1821 bei dem 1. Kürassier-Regimente war abermals so stark, daß der präsente Stand fast durchgehends aus Rekruten bestand. Für die folgenden Jahre machte die Reduktion der Kavallerie einen Rekrutenzugang überflüssig, erst im Juni 1825 kam wieder junge Mannschaft aus allen Kreisen des Königreichs zum 1. Kürassier-Regimente, das mit dem 2. nun wieder ausschließend die Ergänzung der Garde du Corps bethätigen sollte. Der Rekrutenzugang war naturgemäß auch diesesmal ein sehr hoher. Gleichwie es bezüglich der Rekrutierung in dieser Zeitperiode des Über­ ganges zu einer Regelmäßigkeit nicht kam, so unterlagen auch die Remon­ tierungs-Verhältnisse ständigem Wechsel.

Weder für Ausmusterung, noch für Einstellung wurde ein Termin ein­ gehalten, auch eine jährliche Remontierungsquote war nicht bestimmt.

') Reskr. 15. I. 19. *) Meldung des Garde du Corps-Regiments vom 14. März 1819.

Mehr-

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter. 1816—1825.

99

jährig völliges Unterbleiben jedes Ersatzes wechselte mit übergroßen Zu­ gängen. Das Pferdematerial war ein gutes.

Es bestand zum größeren Teile

aus von Händlern gelieferten Moldauern und norddeutschen Pferden, zum Teile aber auch aus selbstgezogenen. Diese waren meist auch polnischer

Abstammung. Im Jahre 1807 war nämlich auf Rechnung des Militär-Ärars ein Gestüt in Polen erworben und als Armee-Gestüt in Schwaiganger unter­

gebracht worden.

Außerdem wurden jährlich noch viele Pferde dort ange­

kauft, in Herden nach München getrieben, Regimenter verteilt.

da eingefangen und an die

Im September 1815 wurde für die Remontierung der Kavallerie, unter Oberst Eisenberg als Vorstand, eine Kommission, als selbständige Behörde direkt dem Kriegsministerium untergeordnet, neu ins Leben gerufen. Unter Eisenbergs Leitung wurde das Armeegestüt in Schwaiganger allmählich

durch umliegende Schwaigen erweitert, Feldmarschall Fürst Wrede erwirkte für dasselbe erhebliche Mittel (10 Millionen Franken), es erfolgte der Ankauf weiterer bedeutender Güter, edle Hengste und Stuten wurden beschafft und auch auf den Pferdemärkten angekaufte inländische Fohlen aufgestellt. Im Jahre 1816 wurde zur Aufnahme der bei den Regimentern ge­ züchteten Fohlen eine Militärfohlenhof-Anstalt errichtet. Die Fohlenzucht bei den Regimentern war ein Versuch zur Hebung und Veredelung der inländischen Pferdezucht, sowohl um dem Lande be­ deutende finanzielle Opfer zu ersparen, als um sich in Betreff der Remon­ tierung vom Auslande unabhängig zu stellen ’). Gemäß einer Verfügung

vom 28. Dezember 1815 sollte der gesamte Pferdestand der 7. Eskadron aus ausgesuchten Mutterstuten bestehen. Auswahl und Zusammenstellung derselben hatte bei den Regimentern unter Anleitung des Obersten Eisenberg zu geschehen. Zu ihrer Deckung erhielt das Regiment 2 Hengste. Von der Beschälzeit, 1.—31. Mai, bis die Zeit zum Fohlen herannahte, dursten

die Fohlenstuten auf der Reitbahn zur Rekrutenschule benutzt werden, auch die Hengste dienten außer der Beschälzeit Dressurzwecken. Die Fohlen wurden nach fünfmonatlichem Säugen der Mutter entwöhnt und dann nach dem Fohlenhofe abgesendet. Die Fohlenzucht bei den Regimentern gewährte nicht den erwarteten vorteilhaften Erfolg; so brachte das 1. Kürassier-Regiment im Oktober 1816 nur 13 Fohlen zur Ablieferung und schon mit Reskript vom 28. Mai 1818

*) Die bisher im Jnlande gezüchteten Pferde hatten sich in den vielen Feldzügen

zum Kavalleriedienste nicht tauglich erwiesen.

Drei in den Jahren 1805—15 mit Remon­

tierung im Jnlande gemachte Versuche waren sehr schlecht ausgefallen.

Teil I.

100

Historische Nachrichten.

wurden die Regimenter mit

6. Abschnitt.

alleiniger Ausnahme des Garde du Corps-

Regiments derselben wieder enthoben und diese ganz dem Armeegestüte über­

Das 1. Kürassier-Regiment gab demselben die Hengste und 68 Stuten

tragen. ab.

Die Remontierungs-Kommission wurde in eine Armee-Gcstüts-Kommission

umgewandelt.

Die 7. Eskadron von Garde du Corps behielt die Fohlenzucht noch bis Oktober 1821 bei.

Sie lag deshalb auch nicht am Sitze des Regiments­

stabes, sondern in Schleißheim.

Hier waren vom Regimente große Weide­

plätze gepachtet und die Zucht lieferte günstiges Resultat.

Nach einer Meldung

im September 1821 kamen bis dahin an das Armeegestüte 274 „ausgezeichnet schöne Fohlen" zur Abgabe und 106 Stuten waren eben trächtig. Diese und

die Hengste wurden im Oktober dem Armeegestüte zur Aufstellung übergeben

und daniit hörte auch für Garde du Corps die eigene Fohlenzucht auf.

Mit

dem Reduktions-Reskript 1822 gingen alle noch im Gestüte aufgestellten Pferde ganz

in

dessen

Stand über.

Die Armee-Gestüts-Kommission

als selb­

ständige Stelle wurde aufgelöst, für das Armee-Gestüts- und Remontierungs­ wesen aber eine eigene Sektion im Ministerium gebildet.

Von dem Armeegestl'ite wurden die Remonten an die Regimenter an­

fänglich 4'/rjährig, von 1817 ab nach zurückgelegtem 5. Jahre abgegeben. Die daselbst gezüchteten Pferde werden als von schönem Baue, vollkommener Ausbildung des Skeletts, großer Ausdauer und gutem Temperamente ge­

schildert, waren aber meist leichteren Schlages.

Für Garde du Corps und

Kürassiere gelangten in den Jahren 1818—23 aus eigener Zucht nur 18 bezw. 96 zur Abgabe, den übrigen Bedarf deckte Lieferung.

Die Pferde

wurden im Alter zwischen 4 und 6 ’/a Jahren durch Oberst Eisenberg

meist an der Landesgrenze von den Händlern angekauft und übernommen. Der Remontepreis für ein Garde du Corps-Pferd war auf 320 ft., für ein Kürassier-Pferd auf 310 fl. festgesetzt.

Die Selbstzüchtungskosten

stellten sich weit höher, für die Jahre 1818/19 und 1820/21 wurde ein

Durchschnittspreis von 1378 fl. berechnet. Das 1. Kürassier-Regiment war, wie bereits erwähnt, ganz mit Moldauem beritten, das Garde du Corps-Regiment mit in den nördlichen Provinzen Deutschlands angekauften Pferden, meist Mecklenburgern und Holsteinern.

Einen sehr bedeutenden Zugang junger Pferde hatte das 1. Kürassier-

Regiment in den Jahren 1817 und 18. Vom Dezember 1816 bis 11. Februar

1817

erhielt es in drei Transporten 206 Moldauer-Remonten, dann am

4. Mai

weitere

22 aus

dem

Militärgestüte und im November

wieder

20 Moldauer. Im Januar 1818 kamen abermals 48 und im Mai 24 Mol­ dauer an.

Das Garde du Corps-Regiment hatte im Juni und August

1818 an 200 Pferde abgegeben, dafür im November bei Eintreffen der norddeutschen Remonten in erster Linie seinen Bedarf ausgewählt.

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter. 1816 — 1825.

101

Damals wurde bestimmt, daß die 1. Eskadron ganz mit Rappen ohne

Abzeichen, hielt statt wurden 1), Ueber

die 2. mit Schwarzbraunen beritten sein solle.

Die Musik er­

der Rotschimmel, die an das 2. Kürassier-Regiment abgegeben Rappen mit vielen und großen Abzeichen.

die Ausmusterung erschienen im Jahre 1820 wegen' starker Ab­

nutzung, „welche mit dem Alter, Zugang und der Dienstleistung solcher Pferde oft im grellsten Mißverhältnis steht", sehr geschärfte Vorschriften.

Sie hatte in öffentlicher Versteigerung zu geschehen und wurde ein ein­ maliger Termin im Jahre, nach der Inspizierung durch den Brigade-Kom­

mandanten, bestimmt. Diesem war die genaueste Prüfung aufgetragen, ein ungünstiges Ergebnis derselben sollte höhere Inspizierung des Pferdestandes zur Folge haben. Sorgfältigste Behandlung und Schonung der Pferde wurde dringendst empfohlen. Gegen die beiden Regimenter scheint die Spitze dieser Bestimmung nicht gerichtet, denn seit 1818 bis zum Jahre 1821, während dreier Jahre, fand weder bei Garde du Corps 2) noch bei 1. Kürassieren eine größere

Ausniusterung statt. Dennoch konnte im September 1821 das Garde du Corps-Regiment berichten, daß „die Pferde sich im Durchschnitte in einem sehr gesunden, guten, kräftigen und brauchbaren Zustande befinden" und bei einem Stande von 878 Dienstpferden s) wurden nur 47 als zur Ausmusterung geeignet, davon noch 26 als zum Fuhrwesen brauchbar, bezeichnet. Das 1. Kürassier-Regiment hatte zur gleichen Zeit nur 356 Dienst­ pferde, davon waren im Alter von 5— 8Jahren 22 8—12 „ 268

12—15 älter



65

1

Das Regiment beantragte zur Ausmusterung 29, nur zum Garnisons­

dienste brauchbar wurden 60 erklärt. Mit dem Vollzüge des Reduktionsreskriptes vom Jahre 1822 war ein Ausgleich des Pferdestandes verbunden. Das Garde du Corps-Regiment gab 200 Pferde, darunter seine sämtlichen Rappen an das 1. KürassierRegiment, dieses 131 kleinere Moldauer an das 5. Chevaulegers-Regiment ab, während die verbleibenden 125 größeren gleichheitlich in den 4 Eska­ drons verteilt wurden. Damit war nun auch das 1. Kürassier-Regiment zum großen Teile mit norddeutschen Pferden beritten. Solche, meist Han*) Ein Umtausch zwischen diesen beiden Regimentern zur Ausgleichung der Farben geschah überhaupt öfters. 9) Das Regiment erhielt in diesem Zeitraum nur eine Remonte, und zwar aus dem Armeegestüte. a) Darunter 131 als Zuchtstuten bei der 7. Eskadron eingeteilt.

102

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

noveraner, waren auch die dem Regimente in diesem Jahre zugcwiescnen 198 Remonten. Sie trafen, in Schweinfurt durch Oberst Eisenberg

von einem Braunschweiger Händler übernommen, zwischen 20. und 26. August in Freising ein. Das Garde du Corps-Regiment machte jetzt seine 1. Eskadron mit Hellfüchsen, die 2. mit Dunkelfüchsen, die 3. mit Kastanien- und Weichsel­ braunen, die 4. mit Hellbraunen beritten.

Remontierung und Ausmusterung der folgenden Jahre war wieder

sehr gering, doch tadelt ein Allerhöchstes Reskript vom 24. Dezember 1823 neuerdings die nicht genügende Konservierung der Dienstpferde Ein Reskript vom 8. November 1824 verlegte die Zeit der Ausmusterung für die Zukunft bis nach dem Herbstexerzieren, zu welcher Zeit dann auch die Remonten eintreffen sollten. Gleichzeitig wurde versuchsweise der Ankauf aus freier Hand im Lande für die beiden Kürassier-Regimenter angeordnet. Jedes derselben hatte 25 Pferde, und zwar mit einem Maximalpreise von 310 fl. „für ganz

fehlerfreie und ausgezeichnet gute und dauerhafte Pferde", anzukaufen. Dieselben entsprachen und im Mai 1825 erwarb das 1. KürassierRegiment abermals 29 Stück in freihändigem Ankäufe. Seinen weiteren Bedarf und den der Garde du Corps deckte das Armcegestüt. Größte Aufmerksamkeit wurde stets dem Beschläge zugewendet. Seit 1815

waren

ständig

von

der Kavallerie 30 Mann

kommandiert zum

Semestral-Unterrichte als Hufbeschlagschmiede in der Central-Veterinärschule. „Da nun sämtliche Regimenter mit gelernten und brauchbaren Eskadrons­

schmieden besetzt sind", wurde diese Zahl 1823 auf 10 ermäßigt. Jede neu zugehende Reinonte mußte unter Aufsicht eines Eskadronsoffiziers und des Regimentspferdearztes auf allen vier Füßen neu beschlagen werden. ') Von der gesamten bayerischen Kavallerie waren während 5 Jahren als strupiert verkauft worden: 94 im ersten Dienstjahre 274 „ zweiten 445 „ dritten

349 „ vierten Im Etatsjahre 1822/23 allein wurden 430 Pferde verkauft, 99 an das Fuhrwesen

abgegeben, 126 wurden totgestochen, bezw. waren umgestanden. Für Medikamente wurden 7485 Gulden 39 Kreuzer 1 Heller berechnet.

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter.

1816—1825.

103

IV. Uniformierung und Ausrüstung. — Änderungen. — Selbstverwaltung. — Geld- und Natural­

gebühren. — Montur-Raten. — Aasern- und Garnisons-Spitäler. — Strafbestimmungen.

Über Uniformierung und Ausrüstung bestanden mehrfach genaue Be­

stimmungen oder Zeichnungen nicht. Zur Hebung von Ungleichheiten durch Abfassung einer allgemeinen Kleidungs- und Rüstungsvorschrift bestimmte Wrede im Jahre 1819 eine Kommission unter dem Vorsitze des Prinzen Karl. Oberst Graf von Lerchenfeld gehörte derselben an. In diese Zeitperiode fallende Änderungen der äußeren Erscheinung unserer Stammregimenter sind: Dem Garde du Corps-Regimente wurden zunächst kleine Auszeichnungen zu teil. So wurde im Dezember 1815 die Kartusche mit einer Königskrone von gelbem Metalle und im April 1816 die Knöpfe der Kolletts gleichfalls mit der Königskrone geziert. Statt der Helmschweife von Lammfell bekam es solche von Bärenpelz. Mit Reskript vom 30. November 1816 wurden Paukenmäntel genehmigt und zugleich bestimmt, daß das Regiment in Gala silberne Trompeten führe'). „Um den Leuten, welche durch ihre 'erneute Dienstleistung Ansprüche

auf Unsere Zufriedenheit sich erwerben, auch eine äußere Auszeichnung als lohnende Anerkennung ihrer treuen Dienste zu erteilen", bestimmte der König mit Allerhöchster Entschließung vom 13. Januar 1816 für Unteroffiziere und Soldaten auf dem linken Oberärmel zu tragende weiße kameelhaarene Borten, und zwar nach 6 Dienstjahren 1, nach 12 Jahren 2, nach 18 Jahren 3. Die viermalig ohne Unterbrechung zurückgelegte Kapitulationszeit hatte die Erklärung als „Veteran" zur Folge, wofür die Auszeichnung in einem auf der linken Brust zu tragenden Schilde von Messingblech in getriebener Arbeit bestand, der nach 24 Dienstjahren in ovaler Form den bayerischen Löwen in Lorbeereinfassung trug, nach 40 Jahren aber achteckig und sternförmig im Innern mit einer Waffentrophäe geziert war. 50 jährige tadellose Dienstzeit wurde mit der Ehrenmünze des Ludwigsordens, bei Offizieren mit dem Ludwigsorden belohnt. Das 1. Kürassier-Regiment vertauschte im Jahre 1816 die langen Karabiner gegen kurze mit im Scharnier befestigten Ladestöcken. Auch die Pistolen wurden gegen solche ähnlicher Konstruktion umgewechselt. l) Die Paukenmäntel, prachtvoll gestickt, befinden sich im Armeemuseum.

Ihr Preis

betrug 1481 fl. 44 fr., ebenda sind 22 der silbernen Trompeten, 2 hiervon im Offiziers-

Kasino des Regiments.

Ihr Preis berechnete sich mit Zubehör auf 201 fl. per Stück.

Das Silber dazu wurde geliefert.

das Regiment.

Sie gelangten Ende des Jahres 1819 zur Abgabe an

104

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

Mit Reskript vom 19. März 1816 wurde die Beschaffung aller Kürassier­

sättel nach einem vom 1. Küraffier-Regimente vorgeschlagenen Mustersattel angeordnet, unter dem 18. April 1817 den vom Regimente Garde du Corps beantragten Pferdeequipagen die Allerhöchste Genehmigung ertheilt. Diese Muster blieben auch im Gebrauche, nachdem durch die provisorische Neu­ ausgabe der Vorschriften des Jahres 1818 für die schwere Kavallerie der deutsche Sattel von Blankleder eingeführt worden war **). Die Genehmigung zur Beschaffung dieser letzteren wurde dem Garde du Corps-Regimente noch zu Ende des Jahres 18232) versagt, weil die alten Sättel zum Dienste noch

verwendbar seien2). Das Jahr 1818 brachte mehrere Veränderungen. Die SubalternOffiziere erhielten silberne Säbelkuppeln, zur Unterscheidung von denen der Stabsoffiziere nur mit einem blauen Streifen durchzogen, dagegen fielen außer bei Garde du Corps die Gala-Schabracken der Offiziere. Die bisher schon geführten Jnterimsschabracken wurden alleinige Ordonanz. Die Trompeter des 1. Kürassier-Regiments erhielten statt des Stahl­ helmes ganz gelbe Helme. Die Küraßachselbänder von Schuppen wichen solchen von zweifach ge­

flochtenem Messingdrahte. Der Karabiner wurde als Bewaffnung abgeschafft und nur für den Wachtdienst in der Garnison beibehalten. Ein Reskript vom 2. April schaffte Hose und Stallkittel von Gradl ab, änderte die Schuhe in bis unter die Wade reichende Bundschuhe und brachte Kollett ohne Klappen, Spenser, Reithose und Fouragierkappe zur Einführung. Das Kollett ohne Klappen, zur Schonung des Kolletts mit Klappen be­ stimmt, wurde außer in Parade zu jedem Dienste mit Küraß getragen. Es

war bei Kürassieren aus gewöhnlichem kornblauen Tuche mit einer Reihe Mummernknöpfen, Kragen und Aufschläge rot; die Schöße, mit ebensolchen Tuchstreifen besetzt, hatten auf beiden Seiten falsche Taschen. Bei Garde du Corps war dasselbe aus Gardetuch, hatte große zinnerne Kronenknöpfe, den Kragen mit einer Litzenborte umgeben, auf jedem Aufschläge 4 Litzen,

deren 2 auch am Ende der Taille oberhalb der Schöße. Der Spenser, im Stalle und zu den kleinen Dienstverrichtungen jedoch niemals unter dem Küraß zu tragen, war kornblau, die Kanten rot passepo­

liert, Kragen rot, Aufschläge blau, mit einer Reihe messingener Nummern-

*) Für die leichte Kavallerie wurde 1818 wieder der ungarische Bock angenommen. ’) Reskr. vom 28. November 1823. •) Noch im Jahre 1828 hatte das 1. Kiir.-Regt. 540 braune Ordonnanzsättel nach sranzösischer Art und eine Anzahl schwarzer englischer Sättel.

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter.

1816—1825.

105

knöpfe bei Kürassieren, kleiner Kroncnknöpfe bei Garde du Corps; bei letzterer auch Litzenborten am Kragen.

Die Reithose aus kornblauem Tuche, bis an das Knie mit ebensolchem Besätze, so lang, daß sie auch über die Bundschuhe getragen werden konnte,

ersetzte das weiße, nun ausschließlich Paradezwecken dienende Beinkleid. Die Fouragierkappe war aus kornblauem Tuche, auf drei Seiten mit

gelbwollenen Schnüren versehen.

Ebenso waren auch die Kanten der Stulpe

eingefaßt. Auf der Stulpe war eine l8/s Zoll breite gelbwollene Borte und aus schmalen gelben Börtchcn die Regiments-Nummer aufgenäht; die Quaste war gleichfalls gelb. Bei Garde du Corps waren die Schnüre rot, auf der Stulpe eiue breite, weißleinene Borte und die Königskrone; die Quaste war weiß und blau. Im Jahre 1819 wurde die Gradauszeichnung für Unteroffiziere und Gefreite neu geregelt. Reskript vom 17. Februar bestimmte, daß sie nun auf den Kragen zu tragen sei und je nach Farbe der Knöpfe aus gelben oder weißen Borten zu bestehen habe. Es erhielten: Der Gefreite eine Litze (Strich); der wirkliche Korporal eine Litze, dazu noch die Einfassung des Kragens mit einer Borte; der 2. Wachtmeister Einfassungsborte und 2 Litzen; der Fourier Einfassungsborte allein, der 1. Wachtmeister Einfassungsborte und 3 Litzen. Bei dem Regimente Garde du Corps hatten die Unteroffiziere nun doppelte Bordierung, die Gradborte neben der schon bestehenden Uniforms­ borte. Alle Borten waren bei der Garde aus Kameelhaaren, bei den Kürassieren aus Wolle. Die Trompeter erhielten im November 1820 auf den Kolletts ohne Klappen ebenfalls die Bordierung von Kragen und Aufschlägen, die Flügel an diesen Kolletts kamen dagegen bei den Kürassieren in Wegfall, bei Garde du Corps waren die Schöße mit 2, jede Tasche mit 3 Litzen besetzt.

Für die Offiziere des Garde du Corps-Regiments wurde ein Zaum von zweckmäßigerer Form bestimmt, nur den Stabsoffizieren blieb das ganz mit Ketten garnierte Reitzeug belassen, die Pferde der Subaltern-Offiziere behielten

solche an Kappe, Stirn- und Nasenband; Brust und Schweifriemen waren

nur mehr mit Sternen beschlagen. Im Jahre 1821 — Reskript vom 12. November — wurden für die Offiziere Überröcke und Pantalons genehmigt. Der Überrock aus blauem Tuche reichte bis zur Hälfte zwischen Kniekehle und Knöchel, hatte eine doppelte Reihe von 8 Knöpfens, Kragen und Aufschläge waren blau, rot

passepoliert, auf dem Kragen die Gradabzeichen. Getragen durfte er werden sowohl über Uniform oder Uniformsfrack, als auch allein; in letzterem Falle !) Dieselben verengten sich nach unten von 7 auf 5".

106

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

jedoch nur außer Dienst und im Winter zu kleinem Dienste. Epauletts waren auf demselben nur, wenn er allein getragen wurde, aufzulegen. Die Pantalons, blau, mit rotem Passepoil waren ausschließlich zu Überrock und Frack bestimmt; die bisher üblichen engen farbigen Beinkleider wurden verboten. Die rote Passepolierung fand auch auf die Reithosen der Mannschaft Ausdehnung. Statt der bisherigen Radmäntel wurden für Garde du Corps und Kürassiere Ärmelmäntel etrtgefüt>rtx), wie bisher aus weißem Tuche, die Knöpfe mit Manteltuch überzogen. Der Mantel, bis unter die Wade reichend, war mit einem Kragen von der Länge versehen, daß er zu Pferde eine Hand breit über das Knie herabhing. Am Gepäck wurden diese Mäntel

nicht mehr wie bisher auf den Mantelsäcken geführt, sondern vorn am Sattel unter dem Sattelpelze befestigt. Das Jahr 1823 verschaffte den Offizieren eine heiß ersehnte Erleichterung: die im kleinen Dienste und außer Dienst zu tragende Mütze. Sie war blau, rot passepoliert mit einem Embleme in Silber, bei Garde du Corps die

Königskrone in einem Halbkranze von Eichenlaub und Lorbeer, bei Kürassieren die Negimentsnummer in gleichem Kranze. Die Mütze war von Offizieren zum Gruße abzunehmen, das Abnehmen der Holzmütze von Unteroffizieren und Soldaten dagegen wurde verboten'). Die Farbe der hirschledernen Handschuhe änderte sich von gelb auf weiß. Im Jahre 1824 wurde als Unteroffiziers-Portepee ein einzöllig breiter Schlagriemen von sämischem Leder mit blau und weißer Wollquaste cingeführt. Bei Anschaffung neuer Pferdeequipagen war statt des üblichen Alaunleders

Blankleder zu verwenden'). Bezüglich der Selbstverwaltung.

wirtschaftlichen

Einrichtungen

galt das Prinzip der

Sofort nach dem wieder eingetretenen Friedensstande wurde die Be­ schaffung von Groß- und Klein-Monturstücken inkl. Stiefeln und Schuhen wieder den Regimentern überlassen, nur Waffen,

Sattel und Zaumzeug

waren vom Armee-Montur-Depöt zu beziehen. Bald aber fiel auch die Fertigung sämtlicher Pferdeequipagen den Regimentern selbst zu. Die Geschäfte besorgten mit einem Stabsoffizier als Vorstand die „Oekonomie-Kommission" und „Kassen-Deputation". Seit dem Jahre 1817 erlassene Verordnungen brachten dieselben in unmittelbare Geschäftsberührung mit dem Administrativ-Kollegium der Armee *) Reskript vom 20. Juni 1822. *) „Die Unteroffiziere nehmen hierbei zum Gruße den Stock in die linke Hand an

die innere Fläche des Säbels."

Reskr. vom 24.. Juli 1823.

->) Reskr. vom 16. April 1824.

107

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter. 1816—1825.

für alle die Gegenstände, welche An- und Nachschaffungen von Proviant, Fourage, Kleidungs-, Kasern-, Wacht- und Lazarettbedürfnissen aller Art,

Geldanweisungen und Rechnungswesen u. s. w. betrafen. Der Wirkungskreis der Regiments-Kommandanten, gleich dem der höheren Stellen, war: Die „aufsehenden, die Handlungen derselben kontrollierenden, für die Vollziehung der bestehenden Reglements streng wachenden Organe" zu bilden.

Eine General-Kommando-Ordre vom April 1818 betont nachdrücklichst: „Weder Proviant-, Kasern-, noch Lazarett-Verwaltung kann etwas anschaffen, sondern der Ankauf und die Beschaffung aller wie immer Namen habenden Naturalien, Materialien und Requisiten hat die RegimentsÖkonomie-Kommission zu besorgen".

Die Verwaltungen waren nach Umständen beizuziehen. Im Jahre 1822 wurde die Ratifikation der durch die Ökonomie-Kom­

missionen abgeschlossenen Lieferungsaccorde dem Regiments-Kommandanten übergeben, von« Jahre 1823 erhielten sie auch die Befugnis zu direkter Requisition der vom Montur-Depöt zu empfangenden Rüstungsstücke. Von diesem Jahre ab unterblieb auch die Abgabe von Getreide von den Rentamtsspeichern, die Brot- und Hafer-Lieferung war durch die Regi­

menter in Accord zu geben. Ein Reskript vom 1. Dezember beabsichtigte, möglichste Erleichterung

und Abkürzung im Militärrechnungswesen herbeizuführen. Im Jahre 1824 wurde die Selbstbewirtschaftung der Regimenter­ etwas beschnitten, für größere Garnisonen wurden für Beschaffung gemein­ samer Bedürfnisse wie Brennholz, Proviant und Fourage, Kasernierungs-, Stall- und Wachtrequisiten Lokal-Kommissionen gebildet. Die Gebühren, durch ein Löhnungsregulativ vom Jahre 1811 geregelt,

erfuhren kleine Aufbesserungen, die dann in einem neuen Soldregulativ vom Jahre 1822 Aufnahme fanden.

Nach diesem stellten sich die Gebühren der Offiziere: Charge

Gage

Oberst..................... Oberstlieutenant . . Major..................... Rittmeister .... Oberlieutenant . . Unterlieutenant . . Junker.....................

2000 fl. 1600,, 1400,, 1000,, 500 „ 400 „ 240 „

Regiments-Adjutant*)

Quartier-

Stall-

Pferde-

Kommando-

Geld

Geld

Gratifikation

Zulage

400 300 300 200 100 100 48

40 30 30 20 20 20

200 150 150 100 100 100

300



• •

FunktionsZulage 100

Summa

2940 2080 1880 1320 720 620 288

Fourage-

Rationen

4: 3 3 2 2 2



*) Der Regimentsadjutant wohnte in der Kaserne, die Aufrechterhaltung der Kasernpolizei war eine seiner Obliegenheiten. Er erhielt kein Quartiergeld, hatte aber

Teil I.

108

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

Die Offiziere des Garde du Corps-Regiments bezogen eine Zulage

die Stabsoffiziere von 180 fl. „ Rittmeister „ 120 „ „ Lieutenants „ 60 „ Gesetzliche Gagenabzüge waren vom Gulden der Gage und des Quartier­ geldes je ’/2 Kreuzer für den Witwenfonds und den Offiziers-Unterstützungsfvnds. Alle übrigen Beiträge, für Musik, Bibliothek u. s. w. waren freiwillige. Bei Beförderungen bezog der ledige Offizier noch 3, der verheiratete

noch 4 Monate den Gehalt der alten Charge; das Surplus fiel der Witwenund Waisen-Kasse anheim. Urlaub bis 6 Wochen war abzugsfrei, längerer Urlaub brachte den Abzug der halben Gage mit sich, die übrigen Bezüge blieben ungeschmälert.

Der Regimentsarzt, Regimentsquartiermeister, Regimentsauditor 2. Kl. und Regiments-Veterinärarzt hatten ein jährliches Einkommen von je 900 fl.; der Bataillonsarzt 1. Klaffe, Bataillons-Quartiermeister, Bataillonsauditor und Divisions-Veterinürarzt von je 600 fl.; der Bataillonsarzt 2. Klasse, Unter­

quartiermeister, Unterauditor, Unterveterinärarzt 1. Klasse und Aktuar 1. Klasse von je 500 ff.; der Unterarzt, Untervetcrinärarzt 2. Klasse nnd Aktuar 2. Klaffe von je 400 fl.; ärztliche und veterinärärztliche Praktikanten und RegimentsAktuar von 288 fl.

Die tägliche Löhnung der Mannschaft betrug **): 1. Wachtmeister.............................................................. 32 Stabstrompeter.............................................................. 30 2. Wachtmeister,Profoß und Trompeter 1. Klasse . 20 Korporal..........................................................................17 Trompeter 2. Klasse...................................................15 Gefreiter und Gemeiner............................................. 9 V2 Schmied..........................................................................17

Sattler

......................................................................... 24*/2

kr. „ „ „

„ „ „ „

Der Vizekorporal und ein Korporaldienste versehender Gemeine erhielt 4 kr. tägliche Zulage.

Bei Garde du Corps hatten die Chargen täglich 4, die Gemeinen

2 kr. Gardezulage. Die Reengagierungszulage war während der ersten 6 Jahre V2 kr., für

weitere 6 Jahre 1 kr., dann Vit kr. täglich. eine Gebühr von 6 Klaftern weichen Holzes und 10 Pfund Unschlitikerzen für Wohnung und Geschäftslokal. *) Menage-Zulage und Propertätsgeld cessierte mit diesen Löhnungsbestimmungen;

nur

zur

ersten Anschaffung

50 Kreuzer.

der Propertäts-Artikel

erhielt der Mann beim Zugänge

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter. 1816—1825.

10!)

Die Löhnung wurde dekadenweise ausgezahlt. Außerdem gebührte dem Manne in Geld oder in natura eine tägliche Brotportion von l'/z Pfund Roggenbrot.

Auf Märschen wurden die Offiziere nur auf Dach uiid Fach einquartiert und erhielten eine tägliche Zulage, Stabsoffiziere 1 fl. 20 fr., Rittmeister und Lieutenants 46 fr., Junker 24 fr., die Mannschaft wurde vom Quartier­

träger verpflegt, wofür 10 fr. vergütet wurden, von dem Ärar.

5 fr. vom Manne, 5 fr.

Im Lager und im Kantonnement betrug die tägliche Zulage'):

1 fl. 4 Brot- und Fleischportioncn

Oberst

Stabsoffizier Rittmeisterund Lieutenant Junker

1 „ 3 „ „ „ 36 fr. 2 „ „ „ 18 „ 1 Brot- und Fleischportion.

Die Mannschaft erhielt volle Löhnung und 1 Brot- und Fleischportion. Bei Einquartierung der Mannschaft auf Dach und Fach wurde Mund­ portion und Heu durch die Gemeinden geliefert, der Hafer aus Militär­ magazinen gefaßt. Die Ration war die gleiche wie in der Garnison. Auf Märschen, wenn sie der Quartiergeber beizuschaffen hatte, wurden für die schwere Ration 25 kr., für die Kürassier-Ration 22 kr. vergütet.

Die Gebühr war täglich llat Scheffel Hafer, 10 Pfund Heu, 3 Pfund Stroh für Offiziers- und Dienstpferde2). Für die Remontcn wurden im Jahre 1815 folgende Fouragesätze bestimmt: im 1. Monat eine leichte Haferration und wie die übrigen Pferde; im 2. und 3. Monat eine schwere Haferration und wie die übrigen, im 4., 5. und 6. Monat 1 ’-'a schwere Hafer- und Heuration und 1 Pfund Strohzulage zu Häckerlingen. Im Jahre 1820 wurde diese Zulage geändert auf: im 1. und 2. Monat eine ganze Haferration der Waffengattung, 13 Pfund Heu, 1 Pfund Stroh­ zulage zu Häckerling, im 3. Monat 11 „ „



4.



die gewöhnliche Ration.

Dazu wurde im Oktober 1823 noch verfügt, daß diese Zulage nur für die vom Auslande eingebrachten, durch lange Märsche abgemattet und ent­ kräftet gelieferten Remonten, nicht aber für die vom Armeegestüte abgegebenen

gebühre.

*) Nach den Vcrpflegsnormen in den Feldzügen 1813/14 und 15 erhielten: Der Kavallerie-Oberst 6 Mundportionen und 7 Rationen „ „ Stabsoffizier 4 H „ 3 „ „ Rittmeister . 4 „ 2 „ „ Lieutenant ,, 8 „ 8) Reskr. vom 17. Juni 1822.

Teil I.

110

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

Für die Bekleidung und Ausrüstung bestanden folgende Normen:

Die Ausrüstungsstücke des Mannes und Pferdes wurden auf bestimmte Tragzeit unentgeltlich abgegeben, die Monturstücke *) aber wurden der Mann­ schaft um bestimmte unveränderliche Preise zur Schuld geschrieben. Zur Tilgung dieser Schuld waren tägliche Geldgebühren unter dem Namen

„Montur-Raten" zugemessen.

Nach diesem auf 6jährige Dienstzeit basierten, im Jahre 1818 neu er­ lassenen Montur-Ratensysteme verminderte sich die bisherige Gebühr für

Kürassiere von 161 fl. 18 kr. 7 hl. auf 159 fl. 41 fr. 2 hl., während sie sich für Garde du Corps von 197 fl. 4 hl. auf 205 fl. 18 kr. 6 hl. vermehrte. Daraus ergab sich eine tägliche Geldrate für

Unteroffiziere I Gemeine bei Garde du Corps 7 kr. — hl. . 5 kr. 5 hl. „ Kürassieren 5 „ 4 „ | 4 „ 3 „

J) Die Gebühr an Monturstücken auf 6 Jahre war nach Allerhöchstem Reskript vom 2. September 1818: Preis bei

Garde du Corps

1 Paar Epauletts..............................................

1 Mantel.............................................................. 2 Gala-Kolletts...................................................

fl.

kr.

j1 hl.

1 19

7

6

31 23

Kürassieren

fl.

55

4

7

16

6

6

36 34

ä

12

10 6

ä

6

15

3 tuchene Reithosen mit doppeltem Tuchbesatz ä

11

4 48

1

48

1

3 1

15

30

3 1

12 Unterhosen........................................................

ä

1 Paar Stulpen-Handschuhe............................

12 Hemden.............................................................. 2 Paar Ordonnanz-Stiefel mit Sporenleder .

ä

9

ä

3 2

1



Sporen...................................................

4



Bundschuhe.............................................

2



Vorschuhe................................................... ä

12



Sohlen...................................................

1

ä

4

6

40

59 39

4

10 14 15 19

2

1

40

3

24

2



24 30

15

15

6

4

10

9

30

1 Hosenträger.........................................................

1 Mantelsack.........................................................

4 3

10

3 Halsbinden........................................................ 1 Fouragier-Kappe.............................................

1 hl.

19

2 Kolletts ohne Klappen.................................. ä 1 blaues Unterleibel mit Ärmel....................... 3 weiße tuchene Hosen.......................................

kr.

5

38

2

Friedensjahre bis zur Bereinigung beider Regimenter.

1816—1825.

111

Die ärztliche Behandlung schwer Erkrankter geschah in den Militär­

spitälern, leicht Erkrankte wurden von den Truppenärzten in der Kaserne behandelt, bis ein Reskript vom 21. Juli 1818 die sogenannten Kasernspitäler aufhob und die Behandlung aller Kranken in den Garnisonsspitälern anordnete. 9hir solche Mannschaften, „die sich kleine unbedeutende Ver­ letzungen, Geschwüre, Kontusionen zugezogen haben, die nur weniger Tage

zur Heilung und keiner besonderen ärztlichen Hilfe bedürfen, noch der übrigen Mannschaft in der Kaserne lästig werden, auch noch Stallwache oder sonstige leichte Kaserndienste zu verrichten im stände sind, können bei der Eskadron

verbleiben". Die Strafbestimmungen erfuhren unter König Max' I. Regierung viel Milderung. Unter dem 16. August 1813 erfolgte die Aufhebung der HalsgerichtsOrdnung Kaiser Karls V. In» gleichen Jahre wurde die Maximalzahl der Stockstreiche auf 30 festgesetzt. Diese Strafe durfte nur durch größere

Kommissionen ausgesprochen werden, der Regiments-Kommandant konnte auf dem Disziplinarwege ohne Untersuchung nur 18 Streiche verfügen, ebenso detachierte Divisions- und selbständige Eskadrons-Kommandanten. Unter­ offiziere, auch wenn sie zeitweise zu Gemeinen degradiert waren, Veteranen und Dekorierte durften nie mit Stockstreichen bestraft werden, überhaupt sollte diese Strafart nur bei Unverbesserlichkeit zur Anwendung kommen. Genaue ärztliche Untersuchung hatte dem Vollzüge vorauszugehen. In allen Fällen, in welchen auf Stockschläge an zweien auf einander folgenden Tagen erkannt war, sowie bei der zweitägigen Packriemenstrafe mußten Akten und Spruch vor dem Vollzüge zur Revision und Entscheidung an die oberstrichterliche Stelle gelangen.

Das Packriemenführen **) wurde im Jahre 1821 gänzlich abgeschafft. Die Arreststrafen waren meist bei „Wasser und Brot", nach Umständen trat eine Schärfung durch täglich mehrstündiges Krummschließen ein. Wie in den Strafen immer mehr die Grundsätze der Humanität zum Durchbruche kamen, so überhaupt in der Behandlung des Soldaten?). Miß­

handlungen fanden strenge Bestrafung; so wurde über einen vom Regimente vorzüglich qualifizierten und zu milder Behandlung empfohlenen 1. Wacht­ meister des 1. Kürassier-Regiments „weil er einen Mann mit beiden Händen an den Ohren gefaßt und gezerrt", im Jahre 1818 erkannt: „daß Jnkulpat *) Wegen Insubordination wurde ein Mann des 7. Chevaulegers-Regiments vom Kriegs- und Revisionsgcrichte zu eintägigem Packriemenführen durch 150 Mann viermal

auf und ab verurteilt und das Urteil von General Gras Wrede bestätigt. 26. Januar 1814).

*) Siehe Seite 57.

(Tagesbefehl

112

Teil I. Historische Nachrichten. 6. Abschnitt.

aus besonderen Beweggründen unter Anrechnung des bisherigen Untersuchungs­ arrestes als Teil der Strafe mit weiterem 14 tägigen Prisonarrcste, die

1. Woche in eingeschaltenen Tagen bei Wasser und Brot, an den Tagen der gewöhnlichen Verpflegung mit 4stündigem Krummschließen bestraft werden solle", ein Spruch, der allerdings durch oberstrichterliches Erkenntnis auf 14 Tage Prisonarrest gemildert wurde.

Die bisher übliche Degradierung von Unteroffizieren auf bestimmte Dauer wurde durch die Dienstesvorschriften von: Jahre 1823 aufgehoben. Deserteure der Kavallerie mußten zur Infanterie abgegeben werden, den Fall ausgenommen, wenn die Verhandlungen erwiesen, daß die Tendenz des Deserteurs war, seine Versetzung zur Infanterie zu erzielen.

V. Die Ausbildung im allgemeinen. — Schwierige Verhältnisse des I. Kürassier-Regiments |8i8. — Änderungen in den höheren Kommandostellen. — Tagesbefehl des Prinzen

Karl j8— Besichtigungen. — Revuen. — Tagesbefehle. — Neuausgabe der Vorchriften. — Zeiteinteilung. — Reitunterricht. — Scheibenschießen. — Theorie. — Felddienst. — Exerzieren.

Die Ausbildung war im allgemeinen durch längere Dienstzeit, zahlreiche Einsteher und gegenüber der Jetztzeit weit mäßigere Anforderungen wesentlich erleichtert. Durch geringen Stand, durch die Unregelmäßigkeiten des Ersatzes erwuchsen ihr jedoch auch mannigfache Schwierigkeiten; am empfindlichsten äußerte sich dies 1818 für das 1. Kürassier-Regiment. In Rücksicht auf die bestehenden Verhältnisse hatte das Kavallerie-Divisions-Kommando im August angeordnet, nach Kräften zu arbeiten und die Leute bis zur In­ spizierung, soviel als die Umstände gestatten, zu Kavalleristen auszubilden, „jedoch ohne die Leute zu übereilen". Die erreichten Resultate bestiedigten

indes bei den im September stattfindenden Besichtigungen nicht und hatten zur Folge, daß mit Reskript vom 19. Oktober 1818 das Brigade-Kommando in Freising aufgelöst wurde und Oberst von Winkler wieder das Regiments-

Kommando übernahm. Das 1. und 2. Kürassier-Regiment blieben fortan direkt dem Divisions­ Kommando unterstellt, bis im Jahre 1820 Prinz Karl statt des zum Chef

des Generalstabes ernannten Generallieutenants von Raglovich das General-Kommando München erhielt. Damit zugleich wurde das KavallerieDivisions-Kommando aufgelöst und die Kavallerie-Brigaden traten direkt unter das General-Kommando.

Das 1. und 2. Kürassier-Regiment wurden

1816—1825.

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter.

wieder als 2. Brigade formiert,

zu

113

ihrem Kommandanten Generalmajor

Gras von Seyßel ernannt. Des Obersten Winkler energischer Thätigkeit gelang es, in Kürze das

Versäumte nachzuholen und das Regiment auf den früher eingenommenen Grad der Vollkommenheit zu bringen, so daß dasselbe nach unter dem 7.

und

8. Mai 1819

erneut

vorgenommener Inspizierung durch folgenden

schmeichelhaften Tagesbefehl seines hohen Chefs ausgezeichnet wurde:

„So unangenehm es mir war, über das Regiment seit der letzten Inspizierung durch einen kgl. General-Jnspektivns-Befehl eine Unzufriedenheit über einige Gegenstände ausgesprochen zu wissen, so angenehm war es mir, bei der gestrigen nnd heutigen Inspizierung die Überzeugung er­ halten zu haben, daß das Regiment nicht allein das mangelhaft gewesene

nachgeholt, sondern sich in allen

Teilen des Dienstes auf solch

einen

Grad von Vollkommenheit gesetzt hat, daß es jedem anderen Rcgimente gleichgesetzt werden kann.

Ich erkenne in vollem Maße das Verdienst, welches der Herr Oberst von Winkler, die übrigen Herren Stabs- und Oberoffiziers, sowie die

Unteroffiziers dabei haben

und werde es mir bei meiner Rückkunft in

München zur angelegcndsten Pflicht machen, den höheren Stellen um­

ständlichen Bericht über den

vortrefflichen Zustand,

in welchem ich das

Regiment traf, zu erstatten, in welchem Berichte ich gewiß nicht unterlassen werde, den Herrn Obersten sowie das ganze Offiziers-Korps hinsichtlich

ihres Eifers, Thätigkeit und Sachkenntnis in dem hohen Grade zu em­

pfehlen, in welchem sie es mit vollem Rechte verdienen. Die mir angczeigten notwendigen Bauten, gänzlich mangelnden Lösch­

anstalten und sonstige Gebrechen werde ich in diesem Berichte gleichfalls

aufnehmen, sowie ich darin die zur Beförderung sich eignenden Individuen der Allerhöchsten Gnade mit allem nur erlaubten Nachdrucke empfehlen

werde. Der Herr Oberst

werden meine vollste Zufriedenheit

dem ganzen

Regimente eröffnen und meinen Dank bekannt machen, den ich Ihnen, mein Herr Oberst, dem ganzen Offiziers-Korps, dem ganzen Regimente für das weiß, was sie in kurzer Zeit rühmlichst geleistet haben."

gez. Carl

Prinz von Bayern Generallieutenant.

Das Garde du Corps-Regiment wurde nach im September voraus­

gegangenen Inspizierungen durch Generalmajor Graf Pappenheim und

Generallieutenant Prinz Karl am 4. Dezember durch den Feldmarschall

persönlich inspiziert.

Es

war dazu von jeder Eskadron eine Sektion in

kompleter Armatur zu Pferde, die ersten beiden auf dem rechten Flügel mit v. Pfetten'Arnbach, Das 1. schwere Reiter-.'i»gt.

8

114

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

Lanzen'), int Kasernhofe aufgestellt. Dann wurden Stallungen, Zimmer und Kammern besichtigt. Während der Inspizierung spielte die Musik im

Kasernhofe. Wrede's Tagesbefehl vom 8. Dezember sprach dem Regimente die volle Zufriedenheit über die musterhafte Kasern- und Stall-Ordnung, die gute Haltung der einzelnen Reiter und den vortrefflichen Zustand der Pferde aus. Im Herbste durch das Brigade- und bald darauf durch das Divisions­ Kommando stattsindende Besichtigungen bildeten die Regel, der Feldmarschall inspizierte nur ausnahmsweise. Große Paraden vor Sr. Majestät dem Könige fanden nur bei besonderen Anlässen statt, so im Jahre 1819 am 22. Juni zu Ehren Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Teschen vor dem Max-Thore. Das Garde du Corps-Regiment stand mit 6 Eskadronen in

der Parade, davon'eine Eskadron mit Lanzen bewaffnet?). Am 19. März 1822 hielt Prinz Karl am Maximiliansplatze große

Parade in voller Gala über die durch Generalmajor Graf zu Pappenheim kommandierte gesamte Garnison. Das Garde du Corps-Regiment war zu 6 Eskadronen ä 32 Rotten ausgerückt. Der Vorbeimarsch geschah in halben Eskadrons zuerst im Schritte, dann im Trabe. Am 14. Oktober dieses Jahres hatte auch das 1. Kürassier-Regiment die Ehre, vor Sr. Majestät dem Könige en parade auszurücken, als Aller­ höchst derselbe seine Tochter Prinzessin Amalie Auguste, Gemahlin des Prinzen Johann von Sachsen, bis Freising geleitete. Im Jahre 1823 durfte das Regiment wiederholt den geliebten Landes­ herrn begrüßen. Am 31. März passierten Se. Majestät, am 1. April die Königin und am 2. die Prinzessinnen auf einer Reise nach Sachsen Freising, wozu jedesmal eine Eskadron mit der Standarte als Ehrenwache aufstellte. Im November kamen Ihre Majestäten, die Kronprinzessin von Preußen

*) Auf Wrede's Betreiben war im Juni versuchsweise je ein kompleter Zug des Garde du Corps-Regiments und der Kürassier-Regimenter mit einer 6 Pfund schweren, 12 Fuß daher, langen Lanze bewaffnet worden. Außer der vollkommenen Abrichtung

mit der Lanze war die

Vornahme von 8 Reisemärschen an 9 aufeinander folgenden

Tagen in der Weise befohlen, daß die 4 Märsche vor dem Rasttage von 6 auf 10 Weg­ stunden, die 4 nach dem Rasttage von 10 auf 12 Wegstunden sich steigerten.

Die Ver­

suche wurden im Juli 1819 derart ausgedehnt, daß bei Garde du Corps je ein Zug der 6 Feld-Eskadrons, bei dem 1. Kürassier-Regiment eine ganze Eskadron mit der Lanze

ausgerüstet wurde. 2) Seine Majestät ließen dem Regimente nach der Parade Allerhöchst Ihre Zu­ friedenheit ausdrücken, doch wurden aus Allerhöchsten Befehl 2 Offiziere des Regiments,

„weil beim Defilieren im Trabe ihre Pferde galoppierten" aus zweimal 24 Stunden in Hausarrest gesetzt. Die Meldung bei Allerhöchst demselben nach crstandenent Arreste wurde den beiden Herren indes „nachgesehen".

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter.

begleitend, abermals durch Freising.

1816—1825.

115

Eine Eskadron zu Pferde bildete die

Eskorte, eine Eskadron zu Fuß mit der Standarte gab die Ehrenwache im Schloßhofe. Unseres Regiments beide Stammregimenter erfreuten sich in dieser Zeit­ periode in allen nach Inspizierungen

Tagesbefehlen

höchsten Lobes.

oder sonstigen Anlässen ergangenen

Während

der General-Jnspektions-Befehl

des Jahres 1822 die Manövrierfähigkeit des 1. Kürassier-Regiments besonders

rühmt, wird das Garde du Corps-Regiment als

„musterhaft" bezeichnet.

Graf zu Pappenheim drückte diesem Regimente seine Anerkennung mit dem Zusatze aus:

„daß es mir zum besonderen Vergnügen gereicht, das

Regiment nie anders als beloben zu können".

Eine besondere Anerkennung erntete das Regiment anläßlich der Thätig­ keit bei dem Brande des Hoftheaters im Januar 1823:

Offizieren, Unter­

offizieren und Soldaten wurde die vollkommenste Zufriedenheit ausgesprochen

„mit

welch'

Offiziers,

lobenswertem Eifer im

Gefühle der Pflicht sich die Herren

Unteroffiziers und Soldaten benommen haben, und mit welch'

rastloser Anstrengung, die Gefahr nicht scheuend, dahin wirkten, um der so

sehr um sich greifenden Flamme Einhalt zu thun".

Der Neuausgabe von Vorschriften hatte Wrede seit lange seine Auf­

merksamkeit zugewendet.

Schon im Juli 1813 war Regiments-Kommandant

von Winkler Mitglied einer Kommission, „um aus den alten und neuen diesseitigen kgl. Kavallerie-Reglements für alle und jede vorkommende kleinere

und größere Bewegung"

zum Zwecke allgemeiner Gleichheit einen Auszug

der Kommandowörter zu bearbeiten.

Gleich nach den Feldzügen, noch in Frankreich, wurde die unterbrochene Thätigkeit der Reglement-Kommissionen wieder ausgenommen, und schon im Februar 1816 konnte zur Prüfung der Entwürfe durch Wrede bestimmt

werden, daß alle Bewegungen in kleinen und größeren Abteilungen auf dem Übungsplätze zu versuchen und dieselben in allen ihren Teilen genau durchzunehmen seien. Von Kavallerie war das Garde du Corps-Regiment zu den Versuchen

ausgewählt, es hatte vom 15.—30. April en detail, vom 1.—15. Mai

zusammengestellt zu exerzieren.

Prinz Karl war hierbei stets anwesend.

Am letzten Tage geruhten Se. Majestät der König persönlich Revue

und Manövre abzuhalten. Wrede's Tagesbefehl vom 16. Mai fährt, nachdem er den Mitgliedern der Kommissionen seinen „verbindlichsten Dank öffentlich" ausgedrückt, also fort: „Es ist für einen Chef ein äußerst angenehmes Gefühl, die Hingebung

und Bemühungen wahrzunehmen,

mit welchen alles Streben auf einen

Punkt hinwirkt, um einen gemeinschaftlichen Zweck zu erreichen.

8*

116

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

Se. Majestät der König, Allerhöchst welchem ich diese verschiedenen

einbeförderten Arbeiten znr Allerhöchsten Genehmigung alleruntcrthänigst unterlegen werde, werden gewiß mit besonderem Allerhöchsten Wohlgefallen

dieselben aufnchmen und sich mit Vergnügen überzeugen, daß noch immer der ncmliche Geist Allerhöchst

dcro Armee beseelt,

sie von jeher

der

zu schönen und großen Handlungen, verbunden mit der unerschütterlichen Anhänglichkeit und Treue an das königlich Allerhöchste Haus, angefeuert hat.

Auch denen gesamten zur Einübung der neuen Bewegungen aller Waffengattungen hier versammelt gewesenen Truppen bezeuge ich meinen wärmsten Dank für jenen Eifer und Thätigkeit, mit welcher sowohl die

Herren Stabs- als Oberoffiziere als auch Unteroffiziere und Gemeine es sich angelegen sein ließen, diese neuen Vorschriften sich eigen zu machen: alle haben gleich gewetteifert, es einander zuvor zu thun.

Se. Majestät der König haben Allergnüdigst geruht, mir aufzutragen,

den

sämtlichen

unter

Brigadiers Baron

abteilungen, Ihre

dem Kommando

Maillot

gestern

des Herrn Generalmajor versammelt

gewesenen Truppen­

über welche Allerhöchst dieselben SRctnie *)

vollkommcndste

Allerhöchste Zufriedenheit

und

nicht

gehalten haben allein

über

die

Haltung und Propertät, sondern auch über die Pünktlichkeit und Gewandt­

heit, mit welcher diese Truppen die ihnen befohlenen Bewegungen voll­ zogen, zu erkennen zu geben."

Die Ausgabe der Reglements, vorerst noch in Entwurfsform, geschah vom Jahre 1818 ab,

zuerst

Unterricht in« Reiten,

dann für die Waffenübungcn und das Exerzieren,

erschienen die neuen Vorschriften

über den

weiter über Wartung und Pflege der Dicnstpferdc. Zur systematischen Einübung mußten sie nach Wrede's Befehl zuerst

von Oberst, Stabsoffizieren und Adjutanten theoretisch zu täglich bestimmter

Stunde genau durchgcnommen werden, sodann hatte theoretischer Unterricht an

alle Offiziere,

dann praktischer Unterricht an

dieselben stattzusindeu;

hierauf erst hatte der theoretische, dann der praktische Unterricht an die

Unteroffiziere, endlich die Einübung der präsenten Mannschaft zu beginnen. Für das

Exerzieren zu

Garde du Corps-Rcgimente

Fuß ein

und

die

Säbelhiebe

eigener Lehrkurs

wurde bei bem

gebildet,

zu

dem alle

Kavallerie-Regimenter Offiziere und Unteroffiziere kommandierten.

Im Juli 1823 gelangten die allgemeinen Dienstvorschriften zur Aus­ gabe, deren Einleitung in unübertrefflicher Weise die Grundregeln für den

Soldaten enthielt.

*) Nevue-Geschenk: Doppelte Löhnung und 1 Pfund Fleischzulage vom 1. Unter­ offizier abwärts am 15. Mai.

117

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter. 1816—1825.

Zum Abschlüsse waren die Arbeiten damit aber noch nicht gelangt, so beginnt ein bezüglicher Erlaß Wrede's vom 18. November 1823:

„Um

endlich einmal einen Gegenstand zu beendigen, dessen Erledigung Seine Majestät der König schon seit mehreren Jahren entgegen sehen". Noch im Jahre 1825 war für Garnisons- und Fclddicnst das alte Kriegs-Regle­

ment vom Jahre 1778 in Anwendung. Bis zur endlich definitiven Ausgabe

aller Reglements

kamen

die

dreißiger Jahre heran. Über Zeiteinteilung und allgemeinen

Betrieb des Dienstes

gibt die

folgende Meldung des Garde du Corps-Regiincuts, Ende Mai 1821 an die Brigade erstattet, die beste Charakteristik. „Dem erhaltenen hohen Befehle gemäß beehrt sich das Regiments-

Kommando in gehorsamste Anzeige zu bringen, daß gleich nach Eintreffen der Beurlaubten und dem successiven Zugänge der Ergänzungsmannschaft den Eskadrons nur so viel Zeit gelassen wurde, als nötig war, um die Pferde­ zuteilung, Rangierung zu Pferd und zu Fuß, dann Einteilung und den nötigsten Elementar-Untcrricht für Pfcrdcwart, Satteln, Packen und die nötigsten Waffcnübungen mit Gründlichkeit vorznnchmcn; und wurden sodann sämtliche Eskadrons einzeln zuerst zu Fuß, um sich über ihren Stand und Haltung im allgemeinen, dann den Montur- und Armatnrstand und die Propertät und Adjustierung zu überzeugen, vom RegimentsKommandanten inspiziert; und diese detaillierte Inspizierung sodann auch

einzeln zu Pferde ausgerückt vorgenommen. Bei beiden wurden im allgemeinen und bei sämtlichen Eskadrons sehr pünktlicher Vollzug der vom Regimente gegebenen Bestimmungen und viele Umsicht und ein sehr lobenswerter Eifer von Seite der Herren EskadronsKommandanten und Offiziere und sehr viel guter Wille von Seite der Mann­ schaft bemerkt. Wahrend fortschreitend von: Herrn Major du jour mit den Herren

Offizieren der neu erschienene Eskadrons-Unterricht durchgcgangen wurde, versammelten die Herren Eskadrons-Kommandanten täglich die Offiziers und Unteroffiziers, um ihnen zu der nun beginnenden Reitschule den Reit­ unterricht ins Gedächtnis zurückzurufen und sich zu überzeugen, daß diese

Abrichter nicht bloß das im Reglement Vorgeschriebene vollkommen genau für ihre Person zu vollziehen verstehen, sondern auch die Anweisung ganz

nach

der Vorschrift gleichheitlich und mit Gründlichkeit

zu

erteilen

im

stände sind. Zugleich wurde auch das Säbclexerzieren mit den Offiziers und Unter­ offiziers durchgemacht und sich auch hierbei überzeugt, daß sie sämtlich diesen

Unterricht zu erteilen im stände sind.

118

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

Hierauf begann der Unterricht im allgemeinen, des Montags, Dienstags,

Donnerstags und Freitags von stüh 6 Uhr bis ’/s 9 Uhr, wobei als Grund­ satz bestimmt wurde, daß an diesen Tagen und während den bestimmten

Stunden sämtliche Dienstpferde geritten und

sämtliche Mannschaft,

vom

1. Wachtmeister abwärts, in seiner treffenden Klasse reiten muß. Als Reitschulplatz hat die 1. und 2. Eskadron den sogenannten Weide­

platz, die 3. den Kasernhof, die 4. den freien Platz bei den Baracken') von

Haidhausen, wo selbe auch noch eine halbe Eskadron stehen hat, die 5. den

freien Platz hinter der alten und die 6. den hinter der neuen Isar-Kaserne erhalten.

Diese Reitübung wurde bisher sehr häufig durch das sehr anhaltende Negenwctter und hierdurch ganz verdorbene Reitschulplätze unterbrochen und

dagegen getrachtet, umsomehr in den Waffenübungen zu Fuß, dem Säbel­ exerzieren und dem Satteln und Packen vorzurücken, um bei eintretender

besserer Witterung sodann sämtliche Zeit auf den Ncitunterricht verwenden zu können, und glaube ich doch gegen Ende Juni mit der Zugsarbeit beginnen zu können.

Des Mittwochs früh Vr7 Uhr ist entweder Regiments- oder Eskadrons-

Propcrtäts-Adjustierungs-Parade und nachher Fouragesasscn. Des Samstags ist durch die Herren Eskadrons-Kommandanten Pferde­

gesundheits- und Propertäts-Visitation, dann Beschlags-Aufnahme, dann Fouragefassen. Sonntags von '/r9 bis '/rll Uhr ist in einem bestimmt werdenden Adjustement Vorlesung bei den Eskadrons, wo dem Soldaten seine Pflichten

im allgemeinen, seine Dienstobliegenheiten als Soldat, Kavallerist und Pferde­ wärter, das anständige militärische Benehmen in und außer Dienst, bei der

Honneursbezeugung, das freundliche Benehmen mit den übrigen hier Garni-

sonierenden, das ruhige, ordentliche und anständige Benehmen in den Wirts­

häusern und auf der Straße eingeschärft und systematisch abgehandelt wird. Täglich von Partien

10 Uhr Vormittag wird

und Abteilungen das

mit gesamter Mannschaft in

Säbelexerzieren vorgenommen,

worin

die

Eskadrons schon soweit vorgerückt sind, daß sie selbe in Bälde mit der

ganzen Eskadron werden ausführen können. Täglich des Nachmittags, mit Ausnahme des Donnerstags, an welchem Tage die Montur- und Armatur-Visitation durch die Herren Eskadrons-

Kommandanten, und des Samstags, wo die besondere Reinigung von Kaserne und Stallungen, dann die Reinigung und das Ausklopfen der bestimmten

*) kamen zum Abbruch als die Stallbaracken hinter der Kaserne, Platz des heutigen

Heumagazins, für 230 Pferde erweitert worden waren.

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter.

1816—1825.

119

Gegenstände vorgenommen wird, ist Unterricht, welcher unter Oberleitung des Herrn Majors Baron von Gravenreuth von dem Herrn Ober­ lieutenant Leinsteiner sehr zweckmäßig erteilt wird, den sämtliche Unter­

offiziere besuchen müssen und viele Garde du Corps als Freiwillige besuchen

zu dürfen sich meldeten und noch immer melden, und der in diesem Augen­ blick von 119 Individuen besucht wird, und dem Regimente schon viele

Unteroffiziere vervollkommnet und auch schon sehr brauchbare gebildet hat. Diejenigen Unteroffiziere, welche in dem, was im Unterrichte gelehrt wird, schon vollkommen erfahren sind und in diesem Augenblicke die Zahl 26 aus­ machen, werden alle Monate einmal geprüft und zur Vorlage der Probe­ schrift angehalten. Im Monate zweimal werden die anbcfohlenen chirurgischen Gesundheits­ Visitationen mit Genauigkeit vorgenommcn und sind die venerisch und mit Ausschlag Behafteten sehr unbedeutend und im Durchschnitte die von Urlaub Einrückenden eher wie die in der Garnison Verbleibenden damit behaftet." Die Zeiteinteilung der Wintermonate war dem ähnlich. Der erste Reitunterricht des Rekruten geschah auf Decke, das Pferd mit Doppeltrense gezäumt. Langsames und gründliches Fortschreiten des Unterrichts war durch die Vorschriften eingeschürft. Zum Trabe durfte erst

geschritten werden, nachdem Sitz und Führung im Schritte befestigt war. Es ist „das Verfahren sehr irrig, denselben, nm ihm festen Sitz beizu­ bringen, gleich anfangs in lebhafte Bewegungen zu setzen und im Zirkel herumreiten zu lassen". Bezüglich des Galopps enthielt ein älteres ReglemcntZ die Bestimmung: „Ein Kavalleriepferd soll nur rechts galoppiert werden, weil es im Gliede den Frontmarsch erleichtert". Die 1818 aus­ gegebenen Vorschriften kennen diese Bestimmung nicht mehr, bei der schweren Kavallerie blieb die Einübung des Galopps indes beschränkt, so gestattete ein Brigadebefehl vom 21. März 1821 dem 1. Kürassier-Regimente dessen Übung auf der Reitbahn nur soviel, „als zur Dressur der Pferde unbedingt nötig, da keine Charge anders als im Trabe gemacht werden darf".

*) Reglement für die Königlich-Bayerische Kavallerie.

München, bei Franz Seraph

Hübschmann (ohne Jahreszahl). Nicht uninteressant und charakteristisch für die Abrichtung der Rekruten dürste ein

Absatz dieses Buches über Hallen der Distanee sein : „Diese ist aus 3 Schritte bestimmt

und ist als ein Fundament der ganzen Reiterei anzusehen. Sie erhält den Mann in beständiger Attention aus seinen Vordermann, sie gewöhnt die Pferde auf gleiche Gangart; sie lehrt den Mann beim feurigen Pferde das gelinde Anziehen und Nachlassen des Zügels, beim trägen den Gebrauch des flachen Schenkels,

in beiden Fällen kommt das Pferd

dadurch auf die Hänchen, wird gestellt und gebogen; also sind die Vorteile der sehr oft als Kleinigkeit angesehenen Distance gewiß unendlich

groß und für den anweisenden

Offizier ein Gegenstand seiner besonderen Aufmerksamkeit."

120

Teil I.

Historische Nachrichten.

6. Abschnitt.

Die Dressur der Remonten war von dem Rittmeister einem Offizier

der Eskadron zu übertragen, „welcher als guter Reiter und Sachkenner mit

faßlichem Vortrage,

ausharrendcr Geduld

Kenntnisse der Untergebenen stände ist".

und

Mäßigung

die minderen

zu unterstützen und zu vervollkommnen

im

Die Remontreiter, aus Unteroffizieren und Soldaten ausgewählt,

waren während der Dauer der Abrichtung von den kleinen Eskadronsdiensten

befreit. Die Abrichtung sollte in der Regel nicht vor vollendetem fünften Jahre Vorher waren die jungen Pferde durch Bewegung an der Hand

beginnen.

und an der Longe unter Decke und Sattel vorzubereitcn.

jedes Pferd an der Longe angeritten werden sollte,

Während früher

beschränkten die Vor­

schriften des Jahres 1818 deren Gebrauch auf ganz besonders boshafte und wilde Pferde, die übrigen waren mit Führpferden anzureiten.

In der ersten

Zeit sollten aber nicht mehr als vier Pferde zugleich für die Schulübungen

vorgenommen werden.

Der Gang der Dressur war systematisch dem heutigen

Verfahren mit den jungen Remonten sehr ähnlich. Besonderer Nachdruck war auf Zähmung und Vertrautmachen der Tiere, Übung vor Schuß, Trommel

und sonstigen Gegenständen gelegt. Als Erfolg der beendeten Dressur bezeichneten die Vorschriften:

„daß

die Pferde thätig und gehorsam seien, einen guten Schritt gehen, mit ver­ einten Kräften geradeaus und auf der Volte in gleichem Zeitmaße den Trab

anhaltcn, mit Beibehaltung des Gleichgewichtes rechts und links galoppieren, dem Schenkel gehörig weichen, die Traverse mit Genauigkeit vollführcn, den Führungen und Hilfen des Reiters in der Carriere ebenso wie im Galopp

gleich gut gehorchen, auf gerader Linie willig und ohne zu stocken zurück­ treten, im Übersetzen (von Hindernissen) bestätigt seien, und in den Übungen vor dem Schusse und sonstigem kriegerischen Geräusche eine gewisse Dreistig­ keit besitzen".

Eine gedeckte Reitbahn besaß das Garde du Corps-Regiment nicht, an mehreren Nachmittagen der Woche stand ihm die königliche Hofreitschule zur Verfügung.

Erst Ende Dezember 1823 wurde der Bau einer

gedeckten

Bahn in Vorbereitung genommen; am 7. Oktober 1824 erging der Befehl zur Inangriffnahme des Baues.

Das Scheibenschießen wurde in den Monaten Juni, Juli und August geübt.

Mit dem Karabiner waren von jedem Reiter 9, mit der Pistole

12 Patronen zu verfeuern, und zwar mit ersterem je 3 Schuß auf 25, 50

und 100 Schritte, mit letzterer je 4 Schuß auf 10, 20 und 30 Schritte'). Die Schießübungen mit dem Carabiner fielen mit Aufgabe desselben als Be­

waffnung der Kürassiere aus, scheinen indeß auch vorher schon unterblieben zu sein.

121

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter. 1816—1825.

Mit der Pistole sollte der Mann geübt werden, vorwärts, seitwärts und

rückwärts zu schießen. Die Scheibe war 7' hoch und 4—5' breit, darauf der Umriß einer

menschlichen Figur,

auf deren Stirne,

Brust und Unterleib

sich je eine

dreimal geteilte Kreisfläche von 6" Durchmesser als Zielobjekt befand. Die Schicßresultate*) wurden als nicht im Einklänge mit den dadurch erwachsenden Kosten erfunden, und deshalb die Einschränkung verfügt, daß

bei Kürassieren überhaupt nur mehr die Unteroffiziere „als vollkommen aus­ gebildete Lehrmeister dieser Kunst" und die Reengagiertcn im Scharfschießen

zu üben waren.

Für sie waren je 15 Patronen für Karabiner und Pistole

bestimmt.

Über die Abhaltung des theoretischen Unterrichts bestimmte ein GeneralJnspektionsbefehl des Jahres 1820:

„Neben den Waffenübungen muß die

Mannschaft täglich wenigstens während einer Stunde in den Grundsätzen der Subordination, Mannszucht und des Ehrgefühles, dann den Verhaltungen

Dabei müssen

für den Garnisons- und Felddicnst u. s. w. unterrichtet werden.

zweckmäßige Methoden so gebraucht werden, daß die widerwärtigen Ideen

des Schulhaltens in der Mannschaft möglichst unterdrückt und

eine der

Belehrung waffentragender Männer würdige Art angewendct werde."

Die Dienstvorschriften vom Jahre 1823 übertrugen den Unterricht im allgemeinen dem Zimmer-Kommandanten; er sollte gehalten sein „im täg­

lichen Umgänge mit den Soldaten seines Zimmers, dieselben gesprächsweise über ihre dienstlichen Obliegenheiten zu unterrichten".

Der Offizier vom

Tage hatte bei seinen Besuchen in der Kaserne durch Fragen sich zu über­ zeugen, ob solches in richtiger Art geschehe, in der Woche einmal aber sollte

der Rittmeister selbst in Gegenwart aller Eskadrons-Offiziere den Soldaten

und Unteroffizieren Unterricht über ihre Dienstobliegenheiten erteilen.

*) bei dem 1. Kürassier-Regimente: 1820.

Aus der Pistole wurden 5652 Schüsse abgegeben.

|

10 Schritte

weiß gesehlt!

schwarz

33

49

1294

348

80

20

30 Schritte

weiß gefehlt

schwarz 1. 3.Kr.! Kreis 2.Kr.

1. 3.Kr. Kreis 2.Kr.

160

|

20 Schritte

52

schwarz

weiß gefehlt

1. 12. Kr. 3.Kr. Kreis

1106

626

80

19

21

876

Die Schußliste des Jahres 1821 weist bei 10320 abgegebenen Schüssen aus: 7473 Treffer, 2847 Fehlschüsse, 621 Versager, 126 abgebrannte Schüsse.

888

122

Teil I.

Historische Nachrichten

6. Abschnitt.

Außerdem stand noch jedem Soldaten der Besuch der niederen Regiments­ schule frei. Zur Einübung des Felddienstes empfahl ein Erlaß W r e d e s vom

17. April 1820 die Abhaltung „militärischer Promenaden", Rcisemarschbewcgungen vor supponiertcm Feinde, um zll dem theoretischen Unterrichte die praktische Ausübung — das Bilde — zu fügen und dem Soldaten lebendige Darstellungen des ernsten, kriegerischen Lebens vor Augen zu führen.

Se. Kgl. Hoheit Prinz Karl widmete ihnen großes Interesse. Er befahl mit denselben, sobald die Verhältnisse es nur immer gestatten, zu

beginnen; anfänglich mit kleinen Abteilungen Märsche nicht weiter als bis zu drei Stunden zu machen, dann nach dem Grade der Ausbildung fort­ schreitend in den größeren Verbänden und auf längere Zeit auch mit ein­ gelegtem Abfüttern, wogegen ein Abkochen der Kosten halber verboten war. „Wegen der Arbeiten auf den Feldern und dem dadurch veranlaßten Mehrbefahren der Straßen" wurde die Abhaltung der Promenaden in den

Monaten Juli bis Mitte September, „wo mehr Terrain benützt werden kann", eingestellt. Während unter „Frühjahrscxerzicrcn" die Dctailausbildung bis zur Eskadron verstanden wurde, fand das Regimcntsexerzicrcn im Herbste,

September und Oktober, statt. Wie ersteres betrieben wurde, zeigt beispielsweise ein Brigadebcfehl d. d. Freising, 21. März 1821: „Vom 1. April an rücken die Regimenter, wo immer möglich, im Freien aus." „Bei diesen Ausrückungen ist jederzeit mit der Reitbahn der Anfang zu machen, dann folgt teilweise Glieder- und Zugs-Arbeit: es ist sich nicht zu übereilen und die Anweisung gründlich zu geben." „Der Galopp hat nun zu unterbleiben, es wird bloß getrabt; das

Austraben aber ist fleißig einzuüben, welches bei Abschwenkungen, Auf­ märschen und der Attacke anzuwenden ist." Die Exerzierformen selbst waren noch mehrfach vcrkünstelt durch mannigfache Entwicklungen,

Kontremärsche und Achsschwcnkungen auf die Mitte,

Durchziehen vor- und rückwärts und dergleichen mehr. Die Richtung war nach dem Flügel, die Offiziere standen in der Front. Für die Tempos bestanden genaue Raum- und Zeit-Bestimmungen nicht. Als Exerzierplatz diente dem 1. Kürassicr-Rcgimente die Gemeindcweide von Pulling, sie wurde aber zu klein befunden und 1823 dafür die Auwiese zwischen Freising und Erching mit 44 Tagwerk Fläche gepachtet. Über diesen Platz berichtete das Regiment indes schon 1824, daß er bei nassem Wetter „ganz unter Wasser gesetzt, wegen seines ohnehin sumpfigen Bodens

gar nicht benützt werden kann".

Friedensjahre bis zur Vereinigung beider Regimenter.

123

1816—1825.

Das Garde du Corps-Regiment übte auf dem Marsfelde.

Im Herbste wurde in der Regel wöchentlich viermal ausgerückt, Samstag

fand Pferdevisitation statt, Mittwoch und Sonntag waren Ruhetage. Die Übungen wurden mit dem sogenannten „Abexerziercn" in Gegen­ wart eines höheren Vorgesetzten beendet.

Erstmals nach den Feldzügen im Jahre 1822 reihte Fürst Wrede daran Übungen mit gemischten Waffen, indem er am 27. und 29. Oktober durch die Truppen der Garnison München auf dem Terrain des Kugel­

fanges bis zur Schwabinger-Chaussee „große Evolutionen im Feuer" aus­ führen ließ.

VI. Übungen mit gemischten Waffen. — Manöverbestimmungen (823. — Lager bei Ingol­ stadt (823. — Zeiteinteilung. — Durchführung der Übungen. — Handbillet des Königs an den Feldmarschall. — wechsel der höheren Führer (82