Das Dao der Balance Akupunktur: Grundlagen und spezielle Behandlungstechniken [1. Aufl.] 978-3-662-58119-3;978-3-662-58120-9

Die Balance Akupunktur ist eine noch relativ unbekannte Akupunkturmethode mit der nicht nur Erkrankungen des Bewegungsap

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German Pages XI, 195 [199] Year 2019

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Das Dao der Balance Akupunktur: Grundlagen und spezielle Behandlungstechniken [1. Aufl.]
 978-3-662-58119-3;978-3-662-58120-9

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-XI
Front Matter ....Pages 1-1
Grundlagen und zu klärende Begriffe (Johannes Hickelsberger)....Pages 3-19
Lokale Balance (Johannes Hickelsberger)....Pages 21-48
Front Matter ....Pages 49-49
Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken mittels lokaler Balance (Johannes Hickelsberger)....Pages 51-70
Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance (Johannes Hickelsberger)....Pages 71-86
Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien von Spiegelung und Abbild (Johannes Hickelsberger)....Pages 87-105
Die „12 Magischen Punkte“ (Johannes Hickelsberger)....Pages 107-135
BaGua-Balance durch Meridiankonversion (Johannes Hickelsberger)....Pages 137-149
Dysbalancen des Shen, Therapie mittels BaGua-Balance durch Meridiankonversion (Johannes Hickelsberger)....Pages 151-158
BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten (Johannes Hickelsberger)....Pages 159-176
BaGua-Balance nach den 5 Elementen (Johannes Hickelsberger)....Pages 177-188
Back Matter ....Pages 189-195

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Johannes Hickelsberger

Das Dao der Balance Akupunktur Grundlagen und spezielle Behandlungstechniken

Das Dao der Balance Akupunktur

Johannes Hickelsberger

Das Dao der Balance Akupunktur Grundlagen und spezielle Behandlungstechniken mit 154 Abbildungen

Johannes Hickelsberger Langenzersdorf, Österreich

ISBN 978-3-662-58119-3 ISBN 978-3-662-58120-9  (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unter­ nehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Fotonachweis Umschlag: © Sashkin/Adobe Stock Umschlaggestaltung: deblik Berlin Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany

V

Vorwort Die Akupunktur ist eine der ältesten Heilmethoden der Menschheit. Ihre Anfänge liegen im historischen Dunkel, die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem 2. vorchristlichen Jahrhundert (Sima Qian, ca. 145–90 v. Chr., Historiker der Han-Zeit). In der langen Zeit ihres Bestehens war diese Methode vielfältigen Veränderungen unterworfen, wobei eine Reihe hervorragender Ärzte für Weiterentwicklung gesorgt hat. Es ist mir ein Anliegen, über zwei dieser „Meister-Akupunkturärzte“ der jüngeren und jüngsten Vergangenheit zu berichten. Den einen – Master Tung (1916–1975) – war es mir leider nicht vergönnt, persönlich kennenzulernen. Seine Errungenschaften kenne ich nur indirekt, aus Büchern und Kursen, u. a. bei einem seiner letzten Schüler, Dr. ChuanMin Wang. Den anderen – Dr. Richard Tan – möchte ich als meinen eigentlichen Lehrer in Sachen Akupunktur bezeichnen, obwohl ich keiner seiner persönlichen Schüler war. Leider ist auch er allzu früh verstorben (2016). Ich hatte aber das Glück, viele seiner Lehrveranstaltungen, Kurse, Seminare zu besuchen. Nach jahrelanger Anwendung seiner Strategien bei einer Vielzahl von Patienten bin ich von der enormen Effektivität der „Methode Tan“ überzeugt. Ich bin ihm dankbar dafür, dass er mir den Weg gewiesen hat, den ich zu gehen habe. Die in diesem Buch geschilderten Strategien der Balanceakupunktur beruhen auf der Arbeit von Master Tung und Dr. Richard Tan. Ausgehend von einer gemeinsamen Grundlage – den im Universum allerorts und zu jeder Zeit präsenten und auch in der klassischen Medizinliteratur Chinas beschriebenen Prinzipien der Balance – hat jeder der beiden seine eigene Entwicklung genommen und Besonderheiten hervorgebracht. Die Aufgabe dieses Buches ist es, einige Strategien der beiden genannten Persönlichkeiten zu beschreiben und, angereichert mit meinen eigenen Erfahrungen, weiterzugeben. Es werden prinzipiell nur Behandlungsbeispiele geschildert, die ich persönlich in meiner Tätigkeit als Akupunkturarzt wiederholt durchgeführt habe. Besonders interessante und lehrreiche Fälle werden ausführlich geschildert. Ich habe darauf verzichtet, die Dauer der einzelnen Sitzungen, die Frequenz der Behandlungen sowie den Therapieerfolg bei jedem Beispiel anzuführen. Dies deshalb, weil diese Größen individuell unterschiedlich und somit dem Individuum und der gegebenen Behandlungssituation entsprechend zu variieren sind. Generell jedoch gilt: Akute Situationen erfordern eine höhere

VI

Vorwort

Behandlungsfrequenz (3–4 Sitzungen pro Woche), chronische Erkrankungen werden seltener (einmal pro Woche oder jede 2. Woche) behandelt. Bei Patienten mit akutem Beschwerdebild sind oft 2 oder 3 Sitzungen ausreichend. Chronische Erkrankungen erfordern einen Behandlungszeitraum von mehreren Wochen bis Monaten. Die durchschnittliche Behandlungszeit pro Sitzung beträgt 45 min. Die Effektivität einer Akupunkturbehandlung nach den Regeln der Balanceakupunktur ist grundsätzlich hervorragend. Es sind verblüffende Behandlungserfolge zu verzeichnen, oft innerhalb von wenigen Minuten. Dennoch sind uns Grenzen gesetzt. Akupunktur hilft dann, wenn sie richtig gemacht wird und wenn sie helfen kann. Sie kann nicht helfen – selbst nicht bei korrekter Durchführung – wenn sich unser Patient nicht an gewisse Vorgaben hält (z. B. körperliche Schonung bei bestimmten muskuloskelettalen Beschwerden) oder wenn anatomische Verhältnisse oder auch psychogene Blockademechanismen den Therapieerfolg unmöglich machen. So werden wir etwa bei radikulären Schmerzen, verursacht durch Bandscheibenvorfall, zwar zu einer gewissen Linderung der Beschwerden beitragen können, ein dauerhafter Erfolg kann jedoch ausbleiben. Auch bei einer Reihe von akuten inneren Erkrankungen müssen wir überlegen, ob nicht die Konsultation eines Chirurgen vorzuziehen wäre. Eine akute Appendizitis etwa erfordert ein chirurgisches Eingreifen, wohingegen eine schmerzhafte, durch ein Steinleiden verursachte Nierenkolik durchaus erfolgreich mit Akupunktur behandelt werden kann. Um hier die richtige Entscheidung treffen zu können, muss auch eine fundierte westlich orientierte medizinische Ausbildung gefordert werden. Wir sollten diese westliche Medizin nicht ablehnen, sondern das Wissen und die Erfahrung sowohl der westlichen als auch der östlichen Medizin zum Besten unserer Patienten nutzen. Johannes Hickelsberger

Wien im Winter 2018

VII

Inhaltsverzeichnis I Theorie 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8

Grundlagen und zu klärende Begriffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Die Begriffe Dao und Balance. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Makrokosmos – Mikrokosmos. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Yin und Yang und 5 Elemente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Meridiane. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 BaGua, Yao, Trigramme, Hexagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Exkurs in die chinesische Kosmologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Master Tung und Dr. Tan. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Arten von Balance. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

Lokale Balance. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2 2.1 Balanceakupunktur, ein Standard in 3 Schritten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.2 Balance zwischen Meridianen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.2.1 3-schrittiges Vorgehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 2.2.2 Die 6 Systeme im Einzelnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.3 Balance zwischen Körperteilen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.3.1 Spiegelung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.3.2 Abbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

II Therapie 3

Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken mittels lokaler Balance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.5.1 3.5.2 3.5.3 3.6 3.6.1 3.6.2 3.7

Allgemeine Regeln zur Erstellung eines Therapieplans. . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Rückenschmerzen allgemein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Beziehung zwischen Schmerzgebiet, Meridianen und Muskeln. . . . . . . . . . 54 Master-Tung-Akupunktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Die Regionen des Rückens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Der obere Rücken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Der mittlere Rücken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Der untere Rücken – das „Wetterloch“ des Rückens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Schmerzen im Bereich des Nackens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 „Gabelstrategie“ zur Therapie von Nackenschmerzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Schmerzen Nacken und Schulterhöhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Radikuläre und pseudoradikuläre Symptome an der unteren Extremität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Weiterführende Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

VIII

Inhaltsverzeichnis

4 Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance. . . . . . 71 4.1 Schultergelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 4.2 Ellbogengelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 4.3 Handgelenk und Hand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 4.3.1 Handgelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 4.3.2 Karpaltunnelsyndrom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 4.3.3 Ulnarissyndrom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.4 Hüftgelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 4.5 Kniegelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.5.1 Knieschmerz medial, betroffene Meridiane Le, Mi, (Ni) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 4.5.2 Knieschmerz, ganzes Knie betroffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4.6 Sprunggelenk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.6.1 Sprunggelenk, medial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4.6.2 Sprunggelenk, lateral. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 4.6.3 Sprunggelenk, anterior. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 4.7 Achillodynie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 4.8 Fersenschmerz, Fersensporn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4.9 Fingergelenke, Zehengelenke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 5

Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien von Spiegelung und Abbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

Grundlagen und Prinzip. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Das YangMing-Syndrom – Therapie von Allergien im Bereich von Augen, Nase, Rachen und Kehlkopf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 5.2.1 TaiYin-YangMing-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 5.2.2 JueYin-YangMing-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 5.2.3 Pc/Ni-YangMing-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 5.3 Das TaiYang-Syndrom – Therapie von Symptomen an den dorsalen Arealen des Körpers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 5.3.1 ShaoYin-TaiYang-Muster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 5.3.2 TaiYin-TaiYang-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 5.3.3 Lu/Le-TaiYang-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 5.4 JueYin-ShaoYang-Muster – Therapie von Symptomen an den lateralen Arealen des Körpers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 5.5 Die „4 Magischen Meridiane“ – Therapie von Symptomen frontal am Körperstamm im Bereich der Meridiane von Konzeptionsgefäß, Niere und Magen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.5.1 Beschwerden oberhalb des Rippenbogens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.5.2 Beschwerden unterhalb des Rippenbogens. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.5.3 Beschwerden in Nabelhöhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 5.5.4 Beschwerden im Unterbauch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 5.6 Die „8 Magischen Punkte plus 1“ – Therapie von Symptomen frontal am gesamten Körperstamm. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 5.7 Die „4 Magischen Hormonmeridiane“ – Therapie von hormonellem Ungleichgewicht beim weiblichen Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 5.1 5.2

IX Inhaltsverzeichnis

5.8

Die „8 Magischen Meridiane für jedes gynäkologische Problem“ . . . . . . . . 104 Weiterführende Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

6 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.2 6.3

Die „12 Magischen Punkte“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

Ein Patient mit traumatisch bedingtem Knieschmerz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 Dynamische Achsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Areale und 4 Punktgruppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 Das Wesentliche im Überblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Die 16 Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Farbcode als Hilfe bei der Verteilung der Punktgruppen auf die Extremitäten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 6.4 Beispiele aus der Praxis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 6.4.1 Nackenschmerzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 6.4.2 Herzbeschwerden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 6.4.3 Lumbalgie im Bereich von L2–L5/S1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 6.4.4 Schmerzen im mittleren Rücken, Th8–L2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 6.4.5 Schulterschmerz rechts, Lumbalgie rechts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 6.4.6 Hüftschmerz links, Knieschmerz rechts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 6.4.7 Schmerzen im oberen Rücken, Th1–Th9. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 6.4.8 Patientin mit Colitis ulcerosa und hormoneller Dysbalance. . . . . . . . . . . . . . . . 126 6.4.9 Ventrikuläre Tachykardie bei kardial metastasierendem Tumor. . . . . . . . . . . . 128 6.4.10 Gehirnerkrankungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 6.4.11 Durchblutungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 6.4.12 Kopfschmerz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

BaGua-Balance durch Meridiankonversion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Grundlagen und Prinzip. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Was bedeutet Meridiankonversion?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 Vorgehen bei Meridiankonversion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 YangMing-Syndrom, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 7.2.1 TaiYin-YangMing-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 7.2.2 JueYin-YangMing-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 7.2.3 PC/Ni-YangMing-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 7.3 TaiYang-Syndrom, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 7.3.1 ShaoYin-TaiYang-Muster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 7.3.2 TaiYin-TaiYang-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 7.3.3 Lu/Le-TaiYang-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 7.4 JueYin-ShaoYang-Muster, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 7.5 Die „4 Magischen Meridiane“, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 7.6 Die „4 Magischen Hormonmeridiane“, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

7 7.1 7.1.1 7.1.2 7.2

X

Inhaltsverzeichnis

7.7

Huo-Mu-Muster, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Weiterführende Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

8

Dysbalancen des Shen, Therapie mittels BaGua-Balance durch Meridiankonversion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

8.1 8.2 8.3 8.4 8.5 8.6

Grundlagen und Prinzip. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 JueYin-ShaoYang-Muster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 JueYin-YangMing-Muster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 ShaoYin-ShaoYang-Muster. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 Huo-Mu-Muster für Hitze-Erkrankungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Die „4 Magischen Hormonmeridiane“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Weiterführende Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158

BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Vorbemerkung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 Grundlagen der BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten. . . . . . . . . . . . . . . . 160 Die schönsten Gua der Elementezeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten, schematisches Vorgehen . . . . . . 168 BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten, Behandlungsbeispiele. . . . . . . . . 168 Schmerzen im Bereich des Bl-Meridians. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Radikulärer oder pseudoradikulärer Schmerz C6/C7, Therapie in der Metallzeit bzw. in der Holzzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 9.5.3 TaiYin-YangMing-Muster, Therapie in der Holzzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 9.5.4 JueYin-YangMing-Muster, Therapie in der Feuerzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 9.5.5 JueYin-ShaoYang-Muster, Therapie in der Erdezeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 9.5.6 Lu/Le-TaiYang-Muster, Therapie in der Holzzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 9.5.7 Die „4 Magischen Hormonmeridiane“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 9.5.8 Huo-Mu-Muster für Hitze-Erkrankungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Weiterführende Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176

9 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.5.1 9.5.2

10 10.1 10.2 10.3 10.4 10.5 10.6 10.7 10.8 10.9

BaGua-Balance nach den 5 Elementen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 Grundlagen der BaGua-Balance nach den 5 Elementen. . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 Tonisierung des Wassers/der Nierenenergie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 Tonisierung der Erde/der Milzenergie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 Tonisierung der Lunge/der Metallenergie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 Sedierung der Leber/der Holzenergie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Therapie des JueYin-ShaoYang-Musters zur Sedierung der Leber . . . . . . . . 185 Therapie des TaiYin-YangMing-Musters zur Tonisierung der Milz. . . . . . . . . 186 Sedierung des Herzens/der Feuerenergie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Tonisierung des Herzens/der Feuerenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188

Serviceteil Stichwortverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

XI

Über den Autor Dr. med. Johannes Hickelsberger ist seit 30 Jahren in allgemeinmedizinischer Praxis tätig, mit den Schwerpunkten Akutpunktur und TCM. Seine Ausbildung bezüglich Akupunktur und TCM erhielt er bei verschiedenen Akupunktur- und TCM-Gesellschaften, insbesondere bei der größten österreichischen Gesellschaft OGKA. Hier ist er auch als Referent mit Unterrichtstätigkeit für Körper- und Ohrakupunktur sowie TCM-Kräutertherapie tätig. Zu erwähnen sind auch Studienaufenthalte an Akupunktur- und TCM-Kliniken in China, namentlich Nanjing und Chengdu. Ein Meilenstein in seiner Entwicklung ist der Kontakt zu einer hervorragenden Persönlichkeit der klassischen chinesischen Medizin, Dr. Richard Tan. Durch diese Begegnung wurde auch der Grundstein gelegt für ein intensives Studium der klassischen chinesischen Medizinliteratur. Es ist ihm ein besonderes Anliegen, eine Synthese zwischen den Systemen der modernen westlichen und der klassischen chinesischen Medizin zu finden.

1

Theorie Inhaltsverzeichnis Kapitel 1

Grundlagen und zu klärende Begriffe – 1

Kapitel 2

Lokale Balance – 21

Teil I

3

Grundlagen und zu klärende Begriffe 1.1 Die Begriffe Dao und Balance – 4 1.2 Makrokosmos – Mikrokosmos – 5 1.3  Yin und Yang und 5 Elemente – 5 1.4 Meridiane – 6 1.5  BaGua, Yao, Trigramme, Hexagramme – 7 1.6 Exkurs in die chinesische Kosmologie – 13 1.7 Master Tung und Dr. Tan – 15 1.8 Arten von Balance – 17 Literatur – 19

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_1

1

4

1

Kapitel 1 · Grundlagen und zu klärende Begriffe

1.1  Die Begriffe Dao und Balance

In der chinesischen Geschichte gibt es eine Periode, die als die „Zeit von Frühling und Herbst“ (Chunqiu-Zeit, 722–481 v. Chr.) bezeichnet wird. Dieser Name klingt sehr poetisch und legt nahe, es habe sich hier um eine ruhige, ausgeglichene und romantische Periode gehandelt. Diese Annahme ist jedoch weit gefehlt: In Wahrheit handelt es sich um eine der grausamsten, brutalsten und blutigsten Perioden der chinesischen Geschichte. Dieselben Attribute gelten auch für die darauffolgende historische Periode Chinas, die „Zeit der Streitenden Reiche“ (Zhanguo-Zeit, 453–221 v. Chr.) – zusammengenommen ein halbes Jahrtausend, dominiert von Feuer und Schwert, ununterbrochenem Krieg, extremer persönlicher und politischer Unsicherheit, Folter, Unterdrückung, staatlicher Willkür, Naturkatastrophen, Missernten, Hungersnöten und wiederholten Epidemien. Das damalige China – den Namen „China“ hatte es damals noch nicht gegeben – war alles andere als ein einheitliches staatliches Gebilde. Es war die Zeit des Niedergangs der Zhou-Dynastie. Ihre Könige hatten de facto die Macht eingebüßt. Geblieben war ihnen lediglich eine nominelle Oberhoheit über eine Vielzahl von kleineren und größeren einzelstaatlichen Gebilden, die sich in ständig wechselnden Koalitionen gegenseitig bekriegten. Es war eine Zeit des staatlichen und moralischen Verfalls. Je größer die Not wurde, umso größer wurde auch das Verlangen, diese Not zu beenden. Je mehr alles aus dem Ruder lief, desto größer wurde der Wunsch, wieder zu erträglichen Verhältnissen, zu einer ausgeglichenen Balance der politischen Kräfte und der Beziehungen der Menschen untereinander – im Staat wie in der Familie – zurückzufinden. Diese Bestrebungen kondensierten in den Bemühungen zweier Männer, die zu den Begründern der beiden großen philosophischen Richtungen Chinas werden sollten: 5 LaoZi der Eine (6. Jh. v. Chr., Vaterfigur des Daoismus; Zi am Ende des Namens bedeutet „Meister“) und 5 KongZi der Andere (551–479 v. Chr., heute bekannt unter dem Namen Konfuzius; die nach ihm benannte Philosophie ist der Konfuzianismus). Es sollen hier nicht die Unterschiede zwischen den von diesen Männern begründeten Philosophien, dem Daoismus und dem Konfuzianismus, diskutiert werden. Vielmehr sei auf das letztendlich gemeinsame Ziel der beiden hingewiesen. Dieses bestand in der Beendigung von Unsicherheit und Schrecken, sowie Etablierung von Frieden und Sicherheit. Anders formuliert: Chaos beenden und Balance etablieren. > Das Bemühen um Balance und Ausgeglichenheit ist bis in unsere Zeit ein

hervorstechendes Merkmal der chinesischen Kultur geblieben und auch eine Konstante in der chinesischen Medizin.

Eine Erkrankung sowohl des Körpers als auch der Seele wird als Dysbalance angesehen. Im Falle einer solchen gilt es nun, durch therapeutisches Handeln wieder einen stabilen Zustand, d. h. ausbalancierte Verhältnisse, zu erreichen.

1.3 · Yin und Yang und 5 Elemente

5

1

Wie aber ist dieses Ziel zu erreichen? Welcher Weg muss eingeschlagen werden? Die Antwort lautet: „Folge dem Dao“. Dao ist nicht nur der zentrale, sondern auch der namensgebende Begriff des Daoismus. Es ließe sich lange über diesen Begriff nachdenken, diskutieren und versuchen, ihn zu erklären. An dieser Stelle sollte es jedoch genügen, ihn mit „Weg“ zu übersetzen, und zwar ist damit der richtige Weg und die richtige Methode gemeint, der bzw. die gewählt werden müssen, um zum erklärten Ziel zu kommen: der Wiederherstellung von Balance in Körper und Geist. Werkzeug zur Erlangung des Ziels ist die Akupunkturnadel. 1.2  Makrokosmos – Mikrokosmos

Ein Charakteristikum der chinesischen Philosophie und Medizin ist das Denken in den Kategorien von Makrokosmos und Mikrokosmos. Alles, was im Großen (Makrokosmos, Universum) vor sich geht, findet seine Entsprechung im Kleinen (Mikrokosmos, Erde, Mensch). Dieses Denken in den Kategorien von Makrokosmos und Mikrokosmos ist auch die Grundlage für die Vorstellung von Mikrosystemen. So kann z. B. ein Abbild des gesamten Körpers (Makrosystem) auf das Ohr (Mikrosystem) projiziert werden. Das ist die Grundlage der Ohrakupunktur. Analoges gilt für diverse andere Mikrosysteme wie Bauchdeckenakupunktur, Mundakupunktur, YNSA (Yamamoto neue Schädelakupunktur). Das allen diesen Mikrosystemen gemeinsame Grundprinzip ist darin zu sehen, dass es für jedes symptomatische Areal am Körper ein oder mehrere Areale gibt, welche das symptomatische Areal balancieren, ausgleichen, gesund machen, therapieren. Bezogen auf eine Therapie mit Akupunktur ist dieser Satz folgendermaßen zu konkretisieren. > Für jeden symptomatischen Meridian gibt es andere Meridiane, die den

symptomatischen Meridian ausgleichen oder balancieren. Für jedes symptomatische Areal gibt es andere Areale, die das symptomatische Areal ausgleichen oder balancieren.

Das Wissen über diese Balancemechanismen ist Tausende von Jahren alt und seit jeher ein wesentlicher Faktor in der chinesischen Medizin. Allen großen Akupunkturärzten – wie Master Tung und Dr. Tan, um nur einige besonders Herausragende der jüngeren und jüngsten Vergangenheit zu nennen – waren und sind diese naturgegebenen Mechanismen der Balance bekannt. 1.3  Yin und Yang und 5 Elemente

Die Yin-Yang-Theorie ist sehr alt. Yin und Yang sind zwei Pole. Ein genauer Zeitpunkt, an dem begonnen wurde, sich über diese beiden Pole Gedanken zu machen, kann nicht angegeben werden. Erste Hinweise finden sich in den Orakel-Inschriften der Shang-Zeit (1600–1100 v. Chr.).

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1

Kapitel 1 · Grundlagen und zu klärende Begriffe

Eine typische Frage, die an das Orakel gestellt wurde, ist die Folgende: 1. Innerhalb der nächsten 10 Tage wird kein Unglück geschehen. 2. Innerhalb der nächsten 10 Tage wird es zu einer Katastrophe kommen (Hertzer 2006, S. 115). Das sind zwei gleichzeitig formulierte, sich widersprechende Aussagen. Vom Orakel wurde nun erwartet, sich für eine Aussage zu entscheiden. Diese beiden sich widersprechenden Aussagen spiegeln eine Polarität wieder. > Man war sich also schon zur Zeit der Shang darüber bewusst, dass nichts im

Universum rein weiß oder rein schwarz ist. Allerdings wird entweder das Weiße oder das Schwarze überwiegen. Ohne dass hier Yin oder Yang beim Namen genannt werden, ist dennoch das Bewusstsein über die grundlegende Polarität der Yin-Yang-Vorstellung vorhanden.

Das früheste schriftliche Zeugnis, in welchem Yin und Yang explizit genannt werden bzw. in welchem Symbole dafür verwendet werden, ist das Y Ging, das „Buch der Wandlungen“. Die Urfassung dieses Buches geht zurück auf WenWang (König Wen), den Gründungsvater der Zhou-Dynastie (ca. 1122–256 v. Chr.). Er hat die Trigramme zu Hexagrammen (7 Abschn. 1.5) kombiniert, mit der maximal möglichen Anzahl von 64 Hexagrammen. Zusammen mit kurzen aphorismenartigen Sprüchen, den sog. Urteilen, bilden diese die Urfassung, die erste ursprüngliche Fassung des Y Ging. Chinesische Philosophie und chinesische Medizin sind voneinander nicht streng zu trennen. Beide basieren auf zwei Grundprinzipien, 5 dem Dualitätsprinzip von Yin und Yang und 5 der Theorie der 5 Elemente. Das zweite Prinzip – die Theorie der 5 Elemente (Feuer, Erde, Metall, Wasser, Holz) – trat erst einige Jahrhunderte, nachdem die Theorie von Yin und Yang bereits entwickelt war, in Erscheinung. Diese Elemente sind nicht zu verstehen als in sich abgeschlossene, ruhende, stabile Entitäten ohne jede Bewegung. Vielmehr stehen sie miteinander in Verbindung und pflegen eine intensive Kommunikation, wobei es auch zum Übergang oder zur Wandlung eines Elements in ein anderes Element kommt. Um diese Interaktionen zwischen den 5 Elementen zum Ausdruck zu bringen, wird auch von den 5 Wandlungsphasen gesprochen. Die Interaktionen zwischen den Elementen erfolgen nicht regellos, sondern entlang von bestimmten Wegen (Sheng-Zyklus, Ke-Zyklus). 1.4  Meridiane

Die Bezeichnung „Meridian“ ist keineswegs ein Begriff, der im chinesischen Verständnis der Leitbahntheorie wurzelt. Vielmehr handelt es sich um einen Begriff, der im 17. Jh. von dem niederländischen Arzt Wilhelm ten Rhyne geprägt wurde. Wilhelm ten Rhyne war tätig als Arzt in Diensten der Ostindien-Kompanie. In Japan stieß sein Interesse auf eine bestimmte Art von Zeichnungen. Es handelte sich dabei um Darstellungen des menschlichen Körpers mit Punkten, welche miteinander verbunden waren durch Linien, die in longitudinaler Richtung über Körperstamm und

1.5 · BaGua, Yao, Trigramme, Hexagramme

7

1

Extremitäten zogen. Diese Linien hatten Ähnlichkeit mit denen, die man zum Zwecke der Orientierung und Vermessung auf den Globus gezeichnet und „Meridiane“ genannt hatte, und so wählte Wilhelm ten Rhyne für die auf die menschliche Figur gezeichneten Linien ebenfalls den Begriff „Meridian“. An dieser Stelle sei der verehrte Lehrer des Verfassers, Dr. Tan, zitiert:

» Meridiane sind vom Menschen erdachte Linien, geschaffen mit dem Ziel, sich an der Oberfläche des Körpers orientieren zu können.

In der alten chinesischen Medizinliteratur ist der Begriff „Meridian“ nicht existent. Hier wird von Mai (JingMai und LuoMai) gesprochen, was am ehesten mit „Gefäß“ zu übersetzten ist. Vieles deutet darauf hin, dass man in früher Zeit darunter Blutgefäße verstanden hat. Im westlichen Kulturkreis ist diese Sicht allerdings nicht beliebt, führt sie doch zu einer gewissen Entzauberung und Entmystifizierung des Meridianbegriffs. Dieses ist bedauernswerterweise offensichtlich nicht gefragt. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass Generationen von Wissenschaftlern versucht haben und immer noch versuchen, das anatomische Substrat eines Meridians zu finden – bis zum heutigen Tage ohne Erfolg. Anmerkung  Da das vorliegende Buch kein Lehrbuch ist, welches sich mit den

Grundlagen der Akupunktur beschäftigt, sei darauf verzichtet, den Verlauf der Meridiane und die darauf liegenden Punkte zu beschreiben. Dies wird als bekannt vorausgesetzt. Darüber hinaus soll an dem im westlichen Kulturkreis gebräuchlichen Begriff des Meridians festgehalten werden, denn er ist zur Konvention geworden, und das Wissen über die Meridianverläufe wird benötigt, um sich im Sinne des obigen Zitats von Dr. Tan am Körper orientieren zu können. Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass die Orientierung am Körper nicht nur anhand von Meridianen erfolgt, sondern auch anhand von Regionen. Dabei kann eine Region – ein Gebiet, welches von Schmerz oder einem anderen Symptom betroffen ist – dem Einflussgebiet entweder nur eines oder auch mehrerer benachbarter Meridiane entsprechen. Von eminenter Bedeutung ist die Tatsache, dass ein balancierendes und somit therapeutisch wirksames Areal in den allermeisten Fällen nur dann ermittelt werden kann, wenn die Verläufe der Meridiane bekannt sind.

1.5  BaGua, Yao, Trigramme, Hexagramme

Die Übersetzung von BaGua lautet „8 Zeichen“. Jedes dieser 8 Zeichen ist ein Strichcode, bestehend aus jeweils 3 Linien (3 Yao), einem „Trigramm“. Jede einzelne Linie (Yao) eines Trigramms ist entweder eine durchgezogene Yang-Linie oder eine unterbrochene Yin-Linie. Ursprünglich hatte es nur 2 Gua gegeben, die Yang-Linie und die Yin-Linie (. Abb. 1.1). Es ist gut vorstellbar, dass diese beiden Zeichen z. B. zu Orakelzwecken verwendet wurden. Die durchgehende Linie mag „Ja“, die unterbrochene „Nein“ bedeutet haben. Es ließen sich damit auch schon einfache Phänomene und Vorgänge, wie sie in der

8

Kapitel 1 · Grundlagen und zu klärende Begriffe

1 . Abb. 1.1  Yang-Linie und Yin-Linie

. Abb. 1.2  Gua mit jeweils 2 Linien. TaiYang bedeutet größeres Yang, ShaoYin kleineres Yin, ShaoYang kleineres Yang, TaiYin größeres Yin

. Abb. 1.3 8  Gua mit jeweils 3 Linien

Natur vorkommen, beschreiben, etwa polare Phänomene wie Tag–Nacht, hell–dunkel, heiß–kalt, Mann–Frau etc. Der Wunsch nach einer detaillierteren Differenzierung führte dann dazu, dass man die Linien kombinierte. Die ersten Kombinationen waren solche aus 2 Linien. Dadurch ergaben sich 4 Gua mit jeweils 2 Linien: 2 Yang-Gua und 2 Yin-Gua (. Abb. 1.2). Die zusätzliche Erweiterung um eine Linie führte dann zu den 8 Zeichen, den BaGua (. Abb. 1.3). Damit konnte die Natur schon sehr differenziert beschrieben werden. Jedem Zeichen wurde eine Erscheinung, wie sie in der Natur vorkommt, zugeordnet. Der Ursprung dieser BaGua verliert sich im historischen Dunkel. Sie dürften aber schon ca. 2000 v. Chr. bekannt gewesen sein. Die Legende bringt sie in Zusammenhang mit FuXi. Dieser ist einer der mythischen Ur-Kaiser. Obwohl er mit einiger Wahrscheinlichkeit tatsächlich nie gelebt hat, gibt es Vorschläge bezüglich seiner Lebensdaten. So hat der britische Sinologe James Legge (1815–1897) das Jahr 3322 v. Chr. als sein Geburtsjahr errechnet. Andere Berechnungen machen FuXi um einige Jahrhunderte jünger. Diese errechneten oder vermuteten Lebensdaten von FuXi geben einen brauchbaren Hinweis auf das mögliche Alter der Trigramme. FuXi soll die Trigramme auf dem Rücken eines mythischen Tieres entdeckt haben. Von dieser Legende gibt es unterschiedliche Versionen: Einmal ist es eine Schildkröte, die aus den Fluten des Gelben Flusses auftaucht. Auf ihrem Panzer habe FuXi durchgezogene und unterbrochene Linien gesehen und als die 8 Trigramme gedeutet. Eine andere Version spricht von einem Drachenpferd, das den Fluten des Gelben Flusses entsteigt und auf dessen Rücken sich eine Jadeplatte befindet. Darauf habe FuXi eine Anordnung von dunklen und hellen Punkten erkannt, diese abgemalt und so die „Karte vom Gelben Fluss“ gezeichnet. Darüber hinaus habe er die Anordnung der Punkte als die BaGua, die 8 Zeichen, interpretiert.

1.5 · BaGua, Yao, Trigramme, Hexagramme

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1

. Abb. 1.4  Kreisförmige Anordnung der BaGua nach FuXi, „Früher Himmel“

FuXi ist nicht nur der „Erfinder“ der Trigramme, sondern er hat sie auch kreisförmig angeordnet (. Abb. 1.4). Diesem FuXi-BaGua-Kreis wurden später die Meridiane zugeordnet. Die kreisförmige Anordnung der BaGua mit dieser ersten Meridianzuordnung – später wurden die Meridiane anders auf die BaGua verteilt – ist bekannt unter der Bezeichnung „FuXi-BaGua-Kreis vom Frühen Himmel mit Meridianzuordnung“ (. Abb. 1.5). Es steckt hier die Absicht dahinter, eine unwandelbare, ewig gültige, kosmologische Ordnung zum Ausdruck zu bringen. In dieser kosmologischen Ordnung kommt der sich zwischen Himmel und Erde ausdehnenden Achse besondere Bedeutung zu. Die BaGua werden hier von innen nach außen gelesen. Die innerste Linie ist also die unterste Linie des Gua. Es balancieren sich hier nicht nur gegenüberliegende Gua, sondern auch die einzelnen Yao (Linien) der einander gegenüberliegenden Gua. Darüber hinaus balancieren sich auch gegenüberliegende Meridiane. Die Botschaft, die hier mitgeteilt wird, lautet: Die Lösung des Problems liegt auf der gegenüberliegenden Seite. Hierin liegt die Grundlage für das Balancesystem 1. > Balancesystem 1: Es balancieren sich Meridiane mit dem gleichen chinesischen

Namen, die „korrespondierenden Meridiane“ (7 Abschn. 2.2.1).

Zur Zeit der Song-Dynastie (960–1279 n. Chr.) hat der FuXi-BaGua-Kreis insofern eine Änderung erfahren, als die Meridiane anders auf die BaGua verteilt wurden. Dies ist der „FuXi-BaGua-Kreis vom Frühen Himmel mit später Meridianzuordnung“ (. Abb. 1.6).

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Kapitel 1 · Grundlagen und zu klärende Begriffe

1

. Abb. 1.5  Kreisförmige Anordnung der BaGua nach FuXi, „Früher Himmel“, mit Meridianzuordnung

. Abb. 1.6  Kreisförmige Anordnung der BaGua nach FuXi, „Früher Himmel“, mit später (Song-Zeit) Meridianzuordnung

1.5 · BaGua, Yao, Trigramme, Hexagramme

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1

Dabei wurden zwei Kriterien berücksichtigt: 5 1. Kriterium: Yang-Meridiane nur auf Yang-Gua, Yin-Meridiane nur auf Yin-Gua. 5 2. Kriterium: Der Körper wird auf den FuXi-BaGua-Kreis abgebildet. Die folgende Anordnung der Meridiane bildet die Grundlage für das Balancesystem 3: 5 Die beiden längsten Yang-Meridiane (Bl, Gb) repräsentieren den Kopf. 5 Die beiden längsten Yin-Meridiane (Le, Ni) stehen für die untere Extremität. 5 Die Meridiane der oberen Extremität sind den Bewegungen der oberen Extremität nachempfunden. 5 Die Meridiane der Mitte (Mi, Ma) finden sich in der Mitte. Auch bei dieser Meridiananordnung balancieren sich gegenüberliegende Meridiane. > Balancesystem 3: Es balancieren sich innen-außen-gekoppelte Meridiane

(7 Abschn. 2.2.1).

Etwa 2000 Jahre nach FuXi hat ein Mann, der mit einiger Wahrscheinlichkeit tatsächlich gelebt hat, die 8 Trigramme (BaGua) wiederum kreisförmig angeordnet, allerdings in anderer Reihenfolge. Dieser Mann ist WenWang (König Wen), der Gründervater der Zhou-Dynastie. Seine Darstellung ist bekannt unter dem Namen „BaGua-Kreis vom Späten Himmel“ (. Abb. 1.7). In diesem „BaGua-Kreis vom Späten Himmel“ verläuft die vertikale Achse nicht – wie im „BaGua-Kreis vom Frühen Himmel“ – zwischen Himmel und Erde, sondern zwischen Feuer und Wasser. Ein Menschenleben verläuft entlang dieser Achse. Der Mensch kommt aus dem Wasser, geht während seines Lebens durch das Feuer, in welchem er schließlich nach dem kompletten Aufbrauchen seiner Substanz (Yin, Jing) ­verglüht. WenWang ist darüber hinaus die Kombination der Trigramme zur maximal möglichen Anzahl von 64, den 64 Hexagrammen, zu verdanken. Jedes dieser Hexagramme

. Abb. 1.7  BaGua-Kreis nach WenWang, „Später Himmel“

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1

Kapitel 1 · Grundlagen und zu klärende Begriffe

hat er mit einem kurzen aphorismenartigen Spruch versehen (Urteil, Bedeutung) und damit die Urfassung des Y Ging (Buch der Wandlungen) geschrieben. Die FuXi-Gua werden von innen nach außen gelesen, die WenWang-Gua dagegen von außen nach innen. Im BaGua-Kreis nach WenWang sind die Gua nicht so schön ausbalanciert wie im BaGua-Kreis nach FuXi. Die einzigen beiden Gua, die sich hier gegenüberliegen und ausbalancieren, sind das Feuer-Gua und das Wasser-Gua. Man kann aber eine Linie ziehen. Über dieser Linie finden sich nur Yin-Gua, darunter nur Yang-Gua. Im BaGua-Kreis nach WenWang sind den Gua neben den Naturerscheinungen auch die Elemente und die Himmelsrichtungen zugeordnet. > Hier gilt es, umzudenken: Anders als im westlichen Kulturkreis findet sich Süden

oben, Norden unten, Westen rechts und Osten links. Osten ist deshalb links, weil der Osten dem Holz zugeordnet ist. Der Osten Chinas ist grüner, baumreicher, reich an Gemüse. Der Westen Chinas ist trockener und steiniger. Hier findet sich in tieferen Bodenschichten Metall. Deshalb ist der Westen dem Metall zugeordnet. . Abb. 1.8 zeigt – ausgehend von den Yin- und Yang-Linien – die Entwicklung der

Trigramme sowie die Zuordnung von Naturerscheinungen, Himmelsrichtungen und Meridianen: a. Yang-Linie und Yin-Linie, b. Kombination der Linien zu 2 Yang-Gua und 2 Yin-Gua,

. Abb. 1.8  Entwicklung der Trigramme und ihrer Zuordnungen

1.6 · Exkurs in die chinesische Kosmologie

c. d. e. f. g. h.

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1

Kombination der 4 Gua mit jeweils einer weiteren Linie ergibt 8 Gua, Zuordnung von Naturerscheinungen zu den Gua, Zuordnung der Elemente zu den Gua, erste Meridianzuordnung zu den Gua, Zuordnungen der Himmelsrichtungen zu den Gua, spätere Meridianzuordnung zu den Gua (Song-Dynastie).

1.6  Exkurs in die chinesische Kosmologie

Die Begriffe Yin und Yang können auch ausgehend von einem kosmologischen Standpunkt betrachtet werden. In diesem Zusammenhang muss jedoch zunächst der Frage nachgegangen werden, woher Yin und Yang eigentlich kommen und was vor ihnen war. Die chinesische Sichtweise von der Entstehung des Kosmos beginnt mit einem Zustand, der als WuJi bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um eine Art „Ursuppe“, einen ursprünglichen, undifferenzierten Zustand, zu welchem zurückzukehren das Ziel der daoistischen Meditationsübungen ist. Im Zustand des WuJi ist alles gleichförmig, es gibt nichts Konkretes, kein Oben und kein Unten, kein Links und kein Rechts, kein Osten, Westen, Norden oder Süden. Es ist ein Zustand ohne jeglichen Orientierungspunkt. Eine mögliche Übersetzung des Begriffes WuJi lautet „ohne Polarität“. Würde man sagen, es handle sich um eine undifferenzierte Materie, so wäre das nicht korrekt, denn Materie ist mit Form verbunden, der Zustand des WuJi jedoch ist formlos. Andererseits kann auch nicht gesagt werden, dieser Zustand sei vollkommen leer, denn eines ist in ihm im Übermaß vorhanden: Potenzialität. Alles was entstehen wird, verdankt seine zukünftige Existenz der überbordenden Potenzialität des WuJi. Allmählich kommen die Dinge in Gang. Es beginnt sich etwas zu bewegen, wie der sanfte Beginn eines aufkommenden Windes. „Es“ beginnt zu atmen. Diese atmende Bewegung ist das ursprüngliche Qi. Qi bedeutet ja auch – unter anderem – „Atem“. Durch diese Bewegung kommt es zu einer ersten Differenzierung in 2 Fraktionen: Das leichte, klare, sich bewegende – das Yang-Qi – steigt nach oben, während das schwere, trübe, träge – das Yin-Qi – nach unten sinkt. Somit ist der Zustand der „höchsten“ oder „äußersten“ – im Sinne von der „ersten“ – Polarität erreicht, der Zustand des TaiJi, die grundlegende Polarität von Ying und Yang, von Yang-Himmel und Yin-Erde. Durch fortlaufende Interaktion zwischen diesen beiden Polen bekommen dann alle konkreten Dinge ihre Existenz. In Worten des Dao De Jing (in anderer Schreibweise Tao Te King; eine der möglichen Übersetzungen lautet „Das Buch vom rechten Weg“, mutmaßlicher Autor LaoZi, 6. Jh. v. Chr.):

» Der Sinn erzeugt die Einheit. Die Einheit erzeugt die Zweiheit. Die Zweiheit erzeugt die Dreiheit. Die Dreiheit erzeugt alle Geschöpfe (Wilhelm 2011, S. 42).

Die beiden Zustände von WuJi und TaiJi werden üblicherweise auch grafisch dargestellt. WuJi ist der leere Kreis (. Abb. 1.9), die grafische Darstellung des TaiJi findet sich in . Abb. 1.10.

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Kapitel 1 · Grundlagen und zu klärende Begriffe

1

. Abb. 1.9  Grafische Darstellung des WuJi

. Abb. 1.10  Grafische Darstellung des TaiJi. (© Vadim 7 Cebaniuc/stock.adobe.com)

Im TaiJi-Symbol wird Yin in schwarzer Farbe, Yang in weißer Farbe dargestellt. Dabei ist Folgendes zu erkennen: Wechselspiel von Yin und Yang 5 Die Summe von Yin und Yang ist zu jedem Zeitpunkt gleich. 5 Wenn Yang sein Maximum erreicht hat, beginnt Yin in dem Ausmaß größer zu werden, in dem Yang kleiner wird. 5 Wenn Yin sein Maximum erreicht hat, beginnt Yang in dem Ausmaß größer zu werden, in dem Yin kleiner wird. 5 Yin und Yang sind keine absoluten, sondern vielmehr relative Größen. Ein Yang-betonter Zustand ist Yang-betont nur relativ gesehen zur Größe des im Moment bestehenden Yin – und umgekehrt. 5 Selbst im Zustand von maximalem Yang befindet sich noch ein Kern von Yin – und umgekehrt. Dies ist ersichtlich am kleinen schwarzen Yin-Kreis im weißen Yang-Maximum sowie am kleinen weißen Yang-Kreis im schwarzen Yin-Maximum.

1.7 · Master Tung und Dr. Tan

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1

1.7  Master Tung und Dr. Tan

Auf die Frage, wie lange die Balancemethode schon existiert und wer diese ersonnen hat, d. h., wen man also als den Urheber dieser Akupunkturstrategie ansehen soll, ist wie folgt zu antworten. Die Prinzipien der Balance sind als jedem Lebewesen – und darüber hinaus dem ganzen Kosmos – immanente Prinzipien anzusehen und somit seit ewigen Zeiten existent. Es ist daher unsinnig, von einem „Erfinder“ der Balancemethode zu sprechen. Es hat aber immer wieder Ärzte gegeben, die ihr ärztliches Handeln nach diesen grundlegenden Prinzipien ausgerichtet haben – Ärzte, die sich über die allesbeherrschenden Prinzipien der Balance bewusst gewesen sind. Die Prinzipien der Balance wurden im Y Ging erstmals in schriftlicher Form festgehalten, und sie waren den Autoren der klassischen chinesischen Medizinliteratur, Huang Di Nei Jing (Su Wen, Ling Shu), Nan Jing, bekannt. In diesen Klassikern und der darauffolgend bis zum 20. Jh. entstandenen Medizinliteratur Chinas finden sich zahlreiche Hinweise darauf. Allerdings sind diese für den ungeübten Leser nur schwer als solche zu erkennen, da die Sprache dieser Literatur sie oftmals mehr verschleiert als klar zum Ausdruck bringt. Das 20. Jh. schließlich ist das „Jahrhundert der Klarheit“, als deren Protagonisten zwei „Großmeister“, Master Tung und Dr. Tan, aufgetreten sind. Was haben diese beiden großen Lehrer gemeinsam, was unterscheidet sie? z Gemeinsamkeiten

5 ein gründliches Erforschen und klares Erkennen der Prinzipien der Balance, 5 deren praktische Anwendung auf dem Gebiet der Akupunktur sowie 5 das Bestreben, die gewonnenen Erkenntnisse weiterzugeben. z Unterschiede

Was diese beiden Männer unterscheidet, zeigt sich auf mehreren Ebenen: z z Die didaktische Methode Was die Lehrmethode von Master Tung betrifft, so beruhen die folgenden Ausführungen auf Berichten seiner Schüler. Über die Art und Weise, wie Dr. Tan unter-

richtet hat, kann der Verfasser aus eigener Anschauung berichten – zwar nicht als sein persönlicher Schüler, wohl aber im Rahmen seiner shows in diversen Städten Europas. Master Tung legte im Rahmen des Unterrichtsprozesses seine Geheimnisse nicht von Anfang an offen. Seine Schüler sollten beobachten, wo und wie er seine Nadeln setzte, und sie sollten darüber reflektieren, warum er es so machte. Die Frage nach dem Warum wurde nicht sofort beantwortet. Erst wenn der Lernende sich ausreichend darüber Gedanken gemacht hatte, war der Lehrer bereit, sein Vorgehen mit dem Schüler zu diskutieren. Ganz anders Dr. Tan, der sein Auditorium von der ersten Minute an mit Witz, Esprit und Intelligenz zu fesseln vermochte. Seine Seminare nannte er selbst shows. In diesen legte er die Prinzipien der Balance und ihre Anwendung auf das Gebiet

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1

Kapitel 1 · Grundlagen und zu klärende Begriffe

der Akupunktur sowohl theoretisch dar – beginnend mit den grundlegenden Begriffen Yin, Yang und Dao über die Entdeckung der Trigramme und ihrer kreisförmigen Anordnung in historisch nicht gesicherter Zeit durch historisch nicht gesicherte Personen (Entdeckung der Trigramme durch den mythischen Urkaiser FuXi), weiter über die Entdeckung der Hexagramme (König Wen, ca. 1000 v. Chr., hat die 8 Trigramme zu 64 Hexagrammen kombiniert und den grundlegenden Text des Y Ging verfasst), bis hin zu den unterschiedlichen Interpretationen von Hexagrammen, Trigrammen und ihrer kreisförmigen Anordnung bis in die Zeit der Song-Dynastie – als auch praktisch/klinisch in Form von coram publico durchgeführten Patientenbehandlungen in allen Einzelheiten und in äußerst fesselnder Form. So hat er es verstanden, in seinen Schülern ein Interesse zu wecken, welches als kaum mehr zu senkendes „Tan-Fieber“ bezeichnet werden darf. z z Der prinzipielle Umgang mit Akupunkturpunkten Master Tung konfrontierte seine Schüler mit einer Vielzahl von „neuen“ Punk-

ten. Diese haben jeweils sowohl einen Eigennamen als auch eine numerische Bezeichnung. Alle diese Punkte könnten auch als von Master Tung „erfundene“ oder „entdeckte“ Punkte bezeichnet werden. Bei näherer Betrachtung stellt sich aber heraus, dass viele dieser „Tung-Punkte“ identisch sind mit „klassischen“ Akupunkturpunkten oder dass sie zumindest in deren unmittelbarer Umgebung lokalisiert sind. Im Gegensatz dazu arbeitete Dr. Tan mit den „klassischen“ Akupunkturpunkten. Er betonte jedoch, dass es Hunderte und Tausende Punkte gibt, die als therapeutisch wirksame Punkte in Betracht kommen. Für ihn war oft nicht so sehr die exakte Punktlokalisation laut Lehrbuchbeschreibung ausschlaggebend, sondern vielmehr ein Areal, in welchem ein Punkt zu suchen ist. > Die Lehrbuchbeschreibung eines Akupunkturpunktes gibt nicht seine exakte

Lokalisation wieder, sondern lediglich den Ausgangspunkt für seine Suche.

Die tatsächlich wirksame Lokalisation ist festzustellen durch Palpation und Registrierung einer gegenüber der Umgebung geänderten Sensibilität (dies gilt übrigens auch für die von Master Tung praktizierte Methode). Der derart gefundene Punkt wird als „ashi-Punkt“ bezeichnet, was so viel bedeutet wie „druckschmerzhafter Punkt“. Findet sich ein solcher ashi-Punkt z. B. in der Nähe von Di 11, so wird er als „Di 11 ashi“ bezeichnet. Sowohl in der Tung- als auch in der Tan-Schule ist eine besondere Form der Lokalisationsbeschreibung eines Punktes üblich. So ist „Di 10.5“ die Lokalisation eines Punktes, der am Di-Meridian in der Mitte zwischen Di 10 und Di 11 liegt. „Lu 5.5“ liegt in der Mitte zwischen Lu 5 und Lu 6. „Lu 5.25“ liegt in der Mitte zwischen Lu 5 und Lu 5.5. z z Zum Begriff „Meridian“ Das System von Dr. Tan ist, was die Diagnosestellung betrifft, eindeutig meridianorientiert. Im Gegensatz dazu neigt Master Tung dazu, den Schwerpunkt der Diag-

nose auf Organebene zu setzen.

1.8 · Arten von Balance

17

1

Master Tung spricht in seinen Schriften von ShenJing, was so viel wie „Nerv“ bedeutet (Chuan-Min 2014, S. 19). Jedem ZangFu ist ein „Nerv“ zugeordnet. Es gibt also einen He-, Mi-, Lu-, Ni- und Le-Nerv. Um die Diktion aber der allgemein üblichen westlichen Diktion anzugleichen, wurde der Begriff „Nerv“ ersetzt durch den Begriff „Meridian“, was sich allgemein durchgesetzt hat. Diese Master-Tung-Meridiane haben jedoch meist einen etwas anderen Verlauf, als er aus der klassischen Akupunktur bekannt ist. So liegt z. B. der Master-Tung-Mi-Meridian zwischen den klassischen Meridianen von Ma und Gb. Auf jedem dieser Master-Tung-Meridiane liegen Punkte, die dem entsprechenden ZangFu – und im weiteren Sinne dem gesamten Funktionskreis – zugeordnet sind. Diese Punkte sind oft in Gruppen angeordnet und werden als „Reaktionsareale“ oder „Reaktionspunkte“ bezeichnet. Oft sind diese Reaktionsareale die wichtigsten Punkte, die das zugeordnete ZangFu beeinflussen, und sie haben sowohl diagnostische als auch therapeutische Bedeutung. Dr. Tan gebraucht den Begriff „Meridian“ also in der allgemein üblichen Art und Weise. Master Tung macht das ebenso, führt aber zusätzlich einen gegenüber der klassischen Akupunkturtheorie mehr oder weniger veränderten Meridianverlauf ein. Ein Kuriosum am Rande  Wie berichtet wird, hat Master Tung gelegentlich durch die

Kleidung durchgestochen. Er wollte angeblich sein Wissen über die angewendete Stichtiefe nicht preisgeben, und er sei der Meinung gewesen, dass die Bakterien, welche mit der Nadel in das Gewebe gelangten, durch das Drehen der Nadel abgetötet würden. Dies sei ohne Kommentar lediglich erwähnt. Was die Therapie von inneren Erkrankungen betrifft, so entwickeln beide Schulen jeweils unterschiedliche Strategien. Darauf wird später noch näher einzugehen sein, insbesondere was die „Methode Tan“ betrifft.

> Zusammenfassend ist festzustellen, dass es zwischen der Strategie von Master

Tung und derjenigen von Dr. Tan viel Gemeinsames und auch große Unterschiede gibt. Beide Schulen haben jedoch die gleichen Grundlagen und den gleichen Ausgangspunkt – die Prinzipien der Balance. Davon ausgehend hat jede Schule ihre Besonderheiten entwickelt.

1.8  Arten von Balance

2 grundsätzliche Arten von Balance 5 Lokale Balance 5 Globale Balance

Die lokale Balance  gleicht lokale Probleme aus, d. h. Symptome, die an einem

bestimmten Ort des Körpers lokalisiert sind. Es handelt sich dabei meist – aber nicht immer – um Beschwerden am Bewegungsapparat.

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1

Kapitel 1 · Grundlagen und zu klärende Begriffe

Die globale Balance  kommt im Gegensatz dazu in der Therapie von funktionellen Störungen oder von Erkrankungen, die nicht genau lokalisierbar sind, zur Anwendung, wobei mehrere Meridiane/Organe/Funktionskreise in Form eines „Musters“ beteiligt sind (7 Kap. 5). Konkrete Beispiele sind Allergien, Diabetes mellitus, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises oder auch psychoemotionale Dysbalancen. Die klassische chinesische Sichtweise betrachtet den Körper als Staat. Dieser besteht aus einzelnen Teilen. Die wichtigste Voraussetzung für ein optimales Funktionieren des Staates als Ganzes ist das Vorhandensein von ausgewogenen, ausbalancierten Beziehungen zwischen seinen Teilen. Was der Staat im Großen ist, das ist die Familie im Kleinen. So kann der Körper auch mit einer Familie verglichen werden. Auch diese Sichtweise findet sich in der klassischen chinesischen Medizinliteratur. Diese große Familie besteht aus vielen Verwandten, zwischen denen gute und weniger gute Beziehungen bestehen, wie in jeder Familie. Die Familie als Ganzes aber wird umso besser funktionieren, je besser die innerfamiliären Beziehungen, die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern, sind. Mit anderen Worten: Die Beziehungen zwischen Kindern, Eltern und Großeltern müssen möglichst gut ausbalanciert sein. In der klassischen chinesischen Medizinliteratur werden die Organe des Körpers als Mitglieder einer Familie gesehen. Es wird beschrieben, nach welchen Regeln sich diese gegenseitig beeinflussen. Das ist die Grundlage des Sheng-Zyklus (Unterstützungs-Zyklus, Mutter-Kind-Zyklus) und des Ke-Zyklus (Unterdrückungs-Zyklus, Großmutter-Enkelkind-Zyklus). Diese Zyklen sind Wege, auf denen sich die Organe gegenseitig beeinflussen. Verläuft diese gegenseitige Beeinflussung nicht regelhaft, so wird die Balance gestört und ein Organ erkrankt. Insbesondere das Nan-Jing, der „Klassiker der Schwierigkeiten“, befasst sich mit dieser Sichtweise. Hier – Nan-Jing, 69. Frage – wird auch das therapeutische Prinzip vorgestellt, das bei gestörter Balance diese wieder in einen ausbalancierten Zustand zu überführen vermag:

» Im Falle von Leere, fülle die Mutter der betroffenen Leitbahn. Im Falle von Völle, leite aus dem Kind der betroffenen Leitbahn ab (Unschuld 2013, S. 734).

Bei einem aus der Balance geworfenen Menschen ist auf folgende Beziehungen und deren Balance konkret zu achten: Grundlegende Beziehungen und deren Balance 5 Balance zwischen Körperteilen 5 Balance zwischen Gewebearten 5 Balance zwischen Meridianen

Balance zwischen Körperteilen  Alle diese Balancierungen beruhen auf den Strategien von „Spiegelung“ und „Abbild“, welche in 7 Kap. 2 ausführlich erörtert werden. 5 Ein schmerzendes Kniegelenk kann balanciert, d. h. therapiert werden, durch das Kniegelenk der Gegenseite oder auch durch ein Ellenbogengelenk.

19 Literatur

1

5 Das Schultergelenk wird balanciert durch das Schultergelenk der Gegenseite oder durch ein Handgelenk, ein Hüftgelenk oder ein Sprunggelenk. 5 Die Vorderseite des Körpers wird balanciert durch die Hinterseite des Körpers. 5 Eine ganze Extremität kann durch eine der drei anderen Extremitäten balanciert werden, ein Unterarm durch den Unterarm der Gegenseite, durch einen der beiden Unterschenkel, durch einen Oberschenkel oder auch durch einen Oberarm. 5 Ein symptomatisches Areal am Stamm wird balanciert durch ein definiertes Areal an einer Extremität. Balance zwischen Gewebearten  Hier geht es um die Strategie, „Ähnliches mit Ähnlichem“ zu behandeln. Muskel balanciert Muskel, Sehne balanciert Sehne, Knochen balanciert Knochen. 5 So kann z. B. das M.-piriformis-Syndrom therapiert werden durch Nadelung des M. teres minor. 5 Eine Affektion der Achillessehne lässt sich balancieren durch Nadeln, welche die am Os pisiforme ansetzende Sehne berühren. 5 Bei einer den Knochen betreffenden Erkrankung soll die Nadel Knochengewebe berühren, etc. Balance zwischen Meridianen  Die Balance zwischen Meridianen ist als besonders wichtig anzusehen und wird in 7 Abschn. 2.2 ausführlich abgehandelt.

Literatur Chuan-Min W (2014) Introduction to Tung’s acupuncture. Institute Publications, Lombard Hertzer D (2006) Das Leuchten des Geistes und die Erkenntnis der Seele. VAS, Frankfurt a. M. Unschuld P (2013) Antike Klassiker der Chinesischen Medizin. 1. Huang Di Nei Jing, Su Wen, 2. Nan jing (Text vollständig und unkommentiert in deutscher Übersetzung). Cygnus, Berlin Wilhelm R (2011) Y Ging: Das Buch der Wandlungen. Anaconda, Köln Weiterführende Literatur Bauer W (Verfasser), van Ess H (Hrsg) (2009) Geschichte der chinesischen Philosophie. Beck, München Gernet J (1988) Die chinesische Welt. Suhrkamp, Frankfurt a. M. Laozi (Verfasser), Wilhelm R (Übersetzer) (2010) Laotse, Tao te king: das Buch vom Sinn und Leben. Anaconda, Köln McCann H, Ross H (2015) Practical atlas of Tung’s acupuncture. Müller & Steinicke, München Ross H, Winarto F (2008) Die Balance-Methode in der Akupunktur. Müller & Steinicke, München Unschuld P, Tessenow H (2011) Huang Di Nei Jing Su Wen: an annotated translation of Huang Di’s inner classic – basic questions. University of California Press, Berkeley Vogelsang K (2012) Geschichte Chinas. Reclam, Stuttgart Whisnant B, Bleecker D (2015) Treat back pain distally. Draycott Publishing, Plano

21

Lokale Balance 2.1  Balanceakupunktur, ein Standard in 3 Schritten – 22 2.2  Balance zwischen Meridianen – 22 2.2.1  3-schrittiges Vorgehen – 22 2.2.2  Die 6 Systeme im Einzelnen – 24

2.3  Balance zwischen Körperteilen – 30 2.3.1  Spiegelung – 30 2.3.2  Abbild – 36

Literatur – 48

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_2

2

22

Kapitel 2 · Lokale Balance

2.1  Balanceakupunktur, ein Standard in 3 Schritten

2

Voraussetzung für die korrekte Durchführung der in diesem Buch geschilderten Balanceakupunktur ist ein standardisiertes Vorgehen in 3 Schritten; das genormte Vorgehen entsprechend diesen 3 Punkten folgt der von Dr. Richard Tan in seinen Büchern und Kursen vorgestellten Systematik. Balanceakupunktur – standardisiertes Vorgehen in 3 Schritten 1. Schritt: Stellen der Diagnose, d. h. Ermittlung des betroffenen Meridians/der betroffenen Meridiane 2. Schritt: Ermittlung der balancierenden Meridiane, welche den betroffenen Meridian/die betroffenen Meridiane balancieren, anhand von . Tab. 2.2 (7 Abschn. 2.2.1) 3. Schritt: Ermittlung der zu nadelnden Punkte mithilfe der Strategien von Spiegelung und Abbild

2.2  Balance zwischen Meridianen 2.2.1  3-schrittiges Vorgehen z 1. Schritt: Stellen der Diagnose

Angenommen, es stellt sich ein Patient vor mit Schmerzen im Bereich des linken Ellbogengelenks, entsprechend der westlichen Diagnose „Epicondylitis humeroradialis sin“. Diese westliche Diagnose ist für eine Akupunkturbehandlung irrelevant. Ebenso irrelevant sind TCM-Diagnosen, wie z. B. „Le-Qi-Stagnation“, „Stase von Xue“ etc. Hier muss genau unterschieden und getrennt werden zwischen einer „akupunkturtauglichen“ Diagnose und einer TCM-Diagnose. Das Stellen einer TCM-Diagnose ist zu vermeiden. Die für eine Akupunkturbehandlung relevante Diagnose lautet: Hand YangMing. > Die Diagnose besteht also lediglich in der Benennung des betroffenen Meridians.

Es ist dabei vorteilhaft, den Namen des Meridians in chinesischer Diktion (Hand YangMing) und nicht in Form des deutschen Meridiannamens (DickdarmMeridian) zu nennen. . Tab. 2.1 zeigt die 12 Hauptmeridiane mit ihrer deutschen und ihrer chinesischen

Bezeichnung. Fakultativ kann dann noch die Art und konkrete Lokalisation der Symptome ergänzt werden. Im o. g. Beispiel wäre das: Hand YangMing, Schmerzen im Bereich des linken Ellenbogens.

Finden sich die Schmerzen nicht nur im Bereich des Di-Meridians, sondern auch im Bereich des 3E-Meridians, so lautet die für eine Akupunkturtherapie relevante Diagnose:

Hand YangMing und Hand ShaoYang, Schmerzen im Bereich des linken Ellbogens.

23

2.2 · Balance zwischen Meridianen

2

. Tab. 2.1  Die 12 Hauptmeridiane Chinesischer Name

Deutscher Name

Hand TaiYin

Lu-Meridian

Hand JueYin

PC-Meridian

Hand ShaoYin

He-Meridian

Hand TaiYang

Dü-Meridian

Hand ShaoYang

3E-Meridian

Hand YangMing

Di-Meridian

Fuß TaiYin

Mi-Meridian

Fuß JueYin

Le-Meridian

Fuß ShaoYin

Ni-Meridian

Fuß TaiYang

Bl-Meridian

Fuß ShaoYang

Gb-Meridian

Fuß YangMing

Ma-Meridian

Die westliche Diagnose „Podagra rechts“ heißt als Akupunkturdiagnose: Fuß TaiYin und Fuß JueYin, Schmerz, Schwellung, Rötung rechtes Großzehengrundgelenk.

Darüber hinaus gibt es auch Fälle, bei denen die Diagnose nicht in Form der Benennung eines oder mehrerer Meridiane gestellt werden kann, weil die Symptome keinem Meridian eindeutig zugeordnet werden können. In diesem Fall kommen besondere Techniken der Balanceakupunktur zum Einsatz. Diese werden in nachfolgenden Kapiteln besprochen.

> Eine Akupunkturbehandlung erfordert eine „akupunkturtaugliche“ Diagnose.

Diese besteht in der Identifizierung des betroffenen Meridians/der betroffenen Meridiane.

z 2. Schritt: Ermittlung der balancierenden Meridiane

Nachdem im 1. Schritt die Diagnose in Form des betroffenen Meridians gestellt wurde, werden im 2. Schritt die Meridiane bestimmt, welche den betroffenen Meridian balancieren (ausgleichen, therapieren). . Tab. 2.2 erklärt, wie sich die Meridiane balancieren. In der ersten Spalte finden sich die 12 Hauptmeridiane. Unter ihnen ist der betroffene Meridian/sind die betroffenen Meridiane auszumachen. In den Spalten mit den Bezeichnungen „System 1–6“ sind die jeweils balancierenden Meridiane angeführt. Die gegenseitige Balance der Meridiane erfolgt durch 6 Systeme. Angenommen, der symptomatische (betroffene) Meridian wäre der Hand TaiYin (Lu-Meridian). Es gibt dann 6 Meridiane, die ihn ausgleichen (balancieren) (. Tab. 2.2): 5 Nach System 1 wird der Lu-Meridian ausgeglichen durch den Mi-Meridian der kontralateralen Seite. 5 Nach System 2 wird der Lu-Meridian ausgeglichen durch den Bl-Meridian der ipsilateralen oder der kontralateralen Seite.

Kapitel 2 · Lokale Balance

24

. Tab. 2.2  Wer balanciert wen in welchem System?

2

Meridian

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Lu

Mi

Bl

Di

Bl

Le

Lu

Di

Ma

Le

Lu

Ni

Ma

Di

Ma

Di

PC

Mi

PC

Di

Ma

Mi

Lu



Ma

3E

He

Mi

He

Ni

Gb



Gb

Mi

He



Bl

Mi

He

Le

Bl



Bl



Lu

Ni

Lu



Bl

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

Pc

Le

Ma

3E

Ma

Ni

Pc

3E

Gb

Ni

Pc

Mi

Gb

3E

Gb

3E

He

Le

He

3E

Gb

Le

PC

Di

Gb



Lu

Le

Zu nadelnde Körperseite

Kontralateral

Ipsi-/kontralateral

Kontralateral

Ipsi-/kontralateral

Kontralateral

Ipsi-/kontralateral

5 Nach System 3 wird der Lu-Meridian ausgeglichen durch den Di-Meridian der kontralateralen Seite. 5 Nach System 4 wird der Lu-Meridian ausgeglichen durch den Bl-Meridian der ipsilateralen oder der kontralateralen Seite. 5 Nach System 5 wird der Lu-Meridian ausgeglichen durch den Le-Meridian der kontralateralen Seite. 5 Nach System 6 balanciert sich der Meridian selbst ipsilateral oder kontralateral. z 3. Schritt: Ermittlung der zu nadelnden Punkte

In den Systemen 2, 4 und 6 erfolgt die Bestimmung der Seite durch Prüfen der Druckschmerzhaftigkeit, RAC (aurikulokardialer Reflex), oder eine andere Testmethode (Kinesiologie). Sollte sich hier kein eindeutiges Ergebnis zeigen, wird entweder kontralateral oder ipsilateral oder auch beidseits genadelt. 2.2.2  Die 6 Systeme im Einzelnen

Die Systeme 1–3 leiten sich aus den BaGua ab, die Systeme 4 und 5 von der Meridianuhr. z Ein Blick auf die klassische Literatur

Das Huang Di Nei Jing – „Der Klassiker der Inneren Medizin des Gelben Kaisers“ – ist das klassische Werk über Akupunktur und Medizinphilosophie. Es entstand in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten als Kompilation noch früherer – leider

2.2 · Balance zwischen Meridianen

25

2

verschollener – Schriften. Der Großteil des Wissens über alte chinesische Medizin hat seine Wurzeln in diesem Werk. Wäre dieses Werk nie geschrieben worden, so wären es nicht möglich, Akupunktur zu betreiben. Dieser Klassiker setzt sich aus 2 Teilen zusammen, dem Su Wen und dem Ling Shu. Die folgenden Auszüge aus dem Su Wen, in der Übersetzung von Unschuld, sind wegweisend für Akupunkturtechniken im Rahmen der Balancemethode.

» Der Himmel hat Yin und Yang. Der Mensch hat 12 Sektionen. Diejenigen, die die

Strukturen der 12 Sektionen kennen, sie besitzen das Wissen der Weisen und können nicht hinters Licht geführt werden (Unschuld 2013, S. 154).

» Bei Üppigkeit und Schwäche des Qi, bei einer Bewegung links und rechts zur

Unausgewogenheit, reguliere das Unten über das Oben, reguliere das Linke über das Rechte (Unschuld 2013, S. 165).

Unter den „12 Sektionen“ sind die großen Gelenke zu verstehen; jeweils links und rechts die Gelenke von Schulter, Ellbogen, Hand (Handgelenk), Hüfte, Knie und Fuß (Sprunggelenk). Wie diese zueinander in Beziehung stehen, wird ersichtlich aus den Strategien „Normale und inverse Spiegelung der Extremitäten aufeinander“ (7 Abschn. 2.3.1, . Abb. 2.6, 2.7, 2.8, 2.9, 2.10 und 2.11). Das „Regulieren des Oberen mit dem Unteren“ sowie das „Regulieren des Rechten mit dem Linken“ ist die Grundlage von System 1 und System 2 (s. unten: . Abb. 2.1 und 2.2 sowie . Tab. 2.2). 2.2.2.1  System  1

Nach System 1 balancieren sich 2 Meridiane mit dem gleichen chinesischen Namen (. Abb. 2.1 und . Tab. 2.2). Diese beiden Meridiane gehören nach dem 6-Schichten-Modell der gleichen energetischen Schicht an. Sie sind korrespondierende Meridiane (Oben-Unten-Kopplung). Die Zuordnung der Meridiane zu den BaGua entspricht dem „FuXi-BaGua-Kreis vom Frühen Himmel“, wie in . Abb. 1.5 dargestellt. Zeitlich gesehen handelt es sich hier um die frühere Zuordnung der BaGua zu den Meridianen.

. Abb. 2.1  Balancierung der Meridiane nach System 1

Kapitel 2 · Lokale Balance

26

2

. Abb. 2.2  Balancierung der Meridiane nach System 2

Für System 1 gilt: 5 5 5 5

Hand wird zu Fuß Fuß wird zu Hand Yang bleibt Yang Yin bleibt Yin

Es balancieren sich: 5 Hand TaiYang (Dü-Meridian) und Fuß TaiYang (Bl-Meridian) 5 Hand ShaoYang (3E-Meridian) und Fuß ShaoYang (Gb-Meridian) 5 Hand YangMing (Di-Meridian) und Fuß YangMing (Ma-Meridian) 5 Hand TaiYin (Lu-Meridian) und Fuß TaiYin (Mi-Meridian) 5 Hand ShaoYin (He-Meridian) und Fuß ShaoYin (Ni-Meridian) 5 Hand JueYin (PC-Meridian) und Fuß JueYin (Le-Meridian)

2.2.2.2  System  2

Zu System 2 . Abb. 2.2, . Tab. 2.2. Auch in System 2 erfolgt die Zuordnung der Meridiane zu den BaGua entsprechend dem „FuXi-BaGua-Kreis vom Frühen Himmel“, wie in . Abb. 1.5 dargestellt. Zeitlich gesehen handelt es sich hier um die frühere Zuordnung der BaGua zu den Meridianen. Für System 2 gilt: 5 5 5 5

Hand wird zu Fuß Fuß wird zu Hand Yang wird zu Yin Yin wird zu Yang

Es balancieren sich: 5 Hand TaiYang (Dü-Meridian) und Fuß TaiYin (Mi-Meridian) 5 Hand ShaoYang (3E-Meridian) und Fuß ShaoYin (Ni-Meridian)

2.2 · Balance zwischen Meridianen

27

2

5 Hand YangMing (Di-Meridian) und Fuß JueYin (Le-Meridian) 5 Hand TaiYin (Lu-Meridian) und Fuß TaiYang (Bl-Meridian) 5 Hand ShaoYin (He-Meridian) und Fuß ShaoYang (Gb-Meridian) 5 Hand JueYin (PC-Meridian) und Fuß YangMing (Ma-Meridian)

2.2.2.3  System  3

Die beiden Meridiane, die sich nach System 3 ausgleichen, sind gekoppelte Meridiane (Innen-Außen-Kopplung), . Abb. 2.3, . Tab. 2.2. Hier entspricht die Zuordnung der Meridiane zu den BaGua dem „FuXi-BaGuaKreis vom Frühen Himmel“ mit zeitlich gesehen späterer, Song-zeitlicher Verteilung der Meridiane auf den BaGua-Kreis (. Abb. 1.6). Für System 3 gilt: 5 5 5 5

Hand bleibt Hand Fuß bleibt Fuß Yang wird zu Yin Yin wird zu Yang

Es balancieren sich: 5 Hand TaiYang (Dü-Meridian) und Hand ShaoYin (He-Meridian) 5 Hand ShaoYang (3E-Meridian) und Hand JueYin (PC-Meridian) 5 Hand YangMing (Di-Meridian) und Hand TaiYin (Lu-Meridian) 5 Fuß TaiYang (Bl-Meridian) und Fuß ShaoYin (Ni-Meridian) 5 Fuß ShaoYang (Gb-Meridian) und Fuß JueYin (Le-Meridian) 5 Fuß YangMing (Ma-Meridian) und Fuß TaiYin (Mi-Meridian)

. Abb. 2.3  Balancierung der Meridiane nach System 3

28

Kapitel 2 · Lokale Balance

2.2.2.4  System  4

2

Die Systeme 4 und 5 werden von der Meridianuhr abgeleitet (. Abb. 2.4 und 2.5, . Tab. 2.2). Für System 4 gilt: Die sich balancierenden Meridiane liegen in der Meridianuhr einander gegenüber. Es balancieren sich: 5 Hand ShaoYin (He-Meridian) und Fuß ShaoYang (Gb-Meridian) 5 Hand TaiYang (Dü-Meridian) und Fuß JueYin (Le-Meridian) 5 Fuß TaiYang (Bl-Meridian) und Hand TaiYin (Lu-Meridian) 5 Fuß ShaoYin (Ni-Meridian) und Hand YangMing (Di-Meridian) 5 Hand JueYin (PC-Meridian) und Fuß YangMing (Ma-Meridian) 5 Hand ShaoYang (3E-Meridian) und Fuß TaiYin (Mi-Meridian)

. Abb. 2.4  Balancierung der Meridiane nach System 4. In der Meridianuhr gegenüberliegende Meridiane balancieren sich. Dies entspricht der Regel Mittag–Mitternacht

2.2 · Balance zwischen Meridianen

29

2

. Abb. 2.5  System 5. In der Meridianuhr benachbarte Meridiane gleicher Polarität balancieren sich

2.2.2.5  System  5

Für System 5 gilt: Die sich balancierenden Meridiane liegen in der Meridianuhr benachbart und haben jeweils gleiche Polarität. Es balancieren sich: 5 Hand TaiYang (Dü-Meridian) und Fuß TaiYang (Bl-Meridian) 5 Fuß ShaoYin (Ni-Meridian) und Hand JueYin (PC-Meridian) 5 Hand ShaoYang (3E-Meridian) und Fuß ShaoYang (Gb-Meridian) 5 Fuß JueYin (Le-Meridian) und Hand TaiYin (Lu-Meridian) 5 Hand YangMing (Di-Meridian) und Fuß YangMing (Ma-Meridian) 5 Fuß TaiYin (Mi-Meridian) und Hand ShaoYin (He-Meridian)

2.2.2.6  System  6

Zu System 6 . Tab. 2.2. Für System 6 gilt: Der Meridian balanciert sich selbst.

30

Kapitel 2 · Lokale Balance

2.3  Balance zwischen Körperteilen

2

Nachdem bereits dargestellt wurde, wie die Diagnose gestellt wird (1. Schritt des standardisierten Vorgehens) und wie die balancierenden Meridiane ermittelt werden (2. Schritt des standardisierten Vorgehens), ist nun der 3. Schritt des standardisierten Vorgehens, die Ermittlung der zu stechenden Punkte, zu klären. Um diese Punkte zu ermitteln, ist es nötig, sich mit der Balance zwischen Teilen des Körpers zu beschäftigen. > Grundsätzlich gilt, niemals eine Nadel in ein betroffenes – z. B. schmerzhaftes,

gerötetes, juckendes – Areal zu stechen. Ein betroffenes Areal wird nicht genadelt. Es ist jedoch durchaus möglich, und oftmals trägt es auch zu Heilung bei, das betroffene Areal nicht mit der Nadel, sondern mit anderen Methoden zu behandeln. Diesbezüglich kommen u. a. infrage: Massage, Anwendung von Wärme (Moxa), Vibration (z. B. mit Stimmgabeln), Laserlicht. Stattdessen ist ein Körperteil ausfindig zu machen, der gesund ist und das betroffene Areal balanciert (= therapiert).

Sich balancierende Körperareale werden ermittelt durch Spiegelung oder Abbild. Beides sind Projektionen eines symptomatischen, erkrankten Körperteils auf einen anderen, gesunden Körperteil. Spiegelung  Projektion eines symptomatischen Körperteils auf einen gleichartigen,

ähnlich geformten gesunden Körperteil – etwa Spiegelung der oberen Extremität der einen Seite auf die obere Extremität der Gegenseite oder Spiegelung der unteren Extremität der einen Seite auf die untere Extremität der Gegenseite oder Spiegelung einer oberen Extremität auf eine untere Extremität, ipsi- oder kontralateral. Die Strategie der Spiegelung wird angewendet zur Therapie von Beschwerden an den Extremitäten.

Abbild  Projektion eines symptomatischen Körperteils auf einen nicht gleichartig,

nicht ähnlich geformten Körperteil – etwa Abbild von Rumpf und Kopf auf eine ganze Extremität oder Abbild des Kopfes auf eine ganze Extremität. Die Strategie des Abbildes wird eingesetzt bei Beschwerden am Kopf oder am Stamm. Sowohl die Spiegelung als auch das Abbild können normal oder invers erfolgen.

2.3.1  Spiegelung

Spiegelung 5 Projektion einer Extremität auf eine andere Extremität 5 Methode zur Ermittlung von therapeutisch wirksamen Akupunkturpunkten bei Symptomen an den Extremitäten (Schmerz oder auch andere Symptome wie Rötung, Schwellung, Exanthem etc.)

31

2.3 · Balance zwischen Körperteilen

2

2.3.1.1  Spiegelung einer oberen Extremität auf die obere

Extremität der Gegenseite, normal und invers

Bei der normalen Spiegelung einer oberen Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite (. Abb. 2.6) entsprechen sich die Abschnitte der beiden Extremitäten, wie in . Tab. 2.3 angeführt. Das Schultergelenk der einen Seite entspricht dem Schultergelen der anderen Seite, der Oberarm der einen Seite entspricht dem Oberarm der anderen Seite etc. Ein erkrankter Körperteil der einen Seite wird durch den entsprechenden Körperteil der anderen Seite balanciert und therapiert. Bei der inversen Spiegelung einer oberen Extremität auf die andere obere Extremität wird eine Extremität um 180° rotiert. Die Rotationsachse ist das Ellbogengelenk (in . Abb. 2.7 und einigen der Abbildungen durch eine schwarze Linie gekennzeichnet). Es kommt dabei zu inversen Entsprechungen der einzelnen Gliedmaßenabschnitte, mit Ausnahme des Ellbogengelenks (. Abb. 2.7 und . Tab. 2.4). Des Weiteren ist zu beachten, dass die Proportionen der um 180° rotierten Extremität nun geändert sind. Wenn das Schultergelenk der rotierten Extremität dem Handgelenk der anderen Extremität – und vice versa – entspricht, dann müssen Oberarm und Unterarm der rotierten Extremität ihre Proportionen ändern (die Änderung der Proportionen ist in den Abbildungen nicht dargestellt). Der Oberarm der einen Extremität wird in seiner Länge der Länge des Unterarms der anderen Extremität angeglichen und erscheint somit verlängert. Ebenso wird der Unterarm der einen Extremität in seiner Länge der Länge des Oberarms der anderen Extremität angeglichen und erscheint somit verkürzt.

. Abb. 2.6  Normale Spiegelung einer oberen Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite

. Tab. 2.3  Normale Spiegelung einer oberen Extremität auf die obere Extremität der ­Gegenseite Schultergelenk

Schultergelenk

Oberarm

Oberarm

Ellbogen

Ellbogen

Unterarm

Unterarm

Handgelenk

Handgelenk

Hand

Hand

32

Kapitel 2 · Lokale Balance

2

. Abb. 2.7  Inverse Spiegelung einer oberen Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite

. Tab. 2.4  Inverse Spiegelung einer oberen Extremität auf die obere Extremität der ­Gegenseite Schultergelenk

Handgelenk

Oberarm

Unterarm

Ellbogen

Ellbogen

Unterarm

Oberarm

Handgelenk

Schultergelenk

Hier balanciert das Schultergelenk der einen Seite das Handgelenk der Gegenseite, der Oberarm der einen Seite balanciert den Unterarm der Gegenseite etc. Analoges ergibt sich für die normale und die inverse Spiegelung der unteren Extremität auf die untere Extremität der Gegenseite (s. unten). 2.3.1.2  Spiegelung einer unteren Extremität auf die untere

Extremität der Gegenseite, normal und invers

Bei Spiegelung der beiden unteren Extremitäten aufeinander wird in analoger Weise zur Spiegelung der beiden oberen Extremitäten aufeinander vorgegangen (. Abb. 2.8 und . Tab. 2.5, . Abb. 2.9 und . Tab. 2.6). 2.3.1.3  Spiegelung einer oberen Extremität auf eine untere

Extremität, normal und invers

Hier wird eine Achse durch Knie und Ellenbogen gelegt. Diese Achse wird bei der inversen Spiegelung zur Rotationsachse. Da die obere Extremität kürzer ist als die untere Extremität, kommt es sowohl bei der normalen als auch bei der inversen Spiegelung einer oberen Extremität auf eine untere Extremität zu einer Verschiebung der Proportionen. . Abb. 2.10 zeigt die normale Spiegelung einer oberen Extremität und einer unteren Extremität aufeinander. Die inverse Spiegelung ist in . Abb. 2.11 ersichtlich. Eine tabellarische Darstellung beider Fälle zeigt . Tab. 2.7.

33

2.3 · Balance zwischen Körperteilen

2

. Tab. 2.5  Normale Spiegelung einer unteren Extremität auf die untere Extremität der Gegenseite Hüftgelenk

Hüftgelenk

Oberschenkel

Oberschenkel

Kniegelenk

Kniegelenk

Unterschenkel

Unterschenkel

Sprunggelenk

Sprunggelenk

Fuß

Fuß

. Abb. 2.8  Normale Spiegelung einer unteren Extremität auf die untere Extremität der Gegenseite

. Tab. 2.6  Inverse Spiegelung einer unteren Extremität auf die untere Extremität der ­Gegenseite Hüftgelenk

Sprunggelenk

Oberschenkel

Unterschenkel

Kniegelenk

Kniegelenk

Unterschenkel

Oberschenkel

Sprunggelenk

Hüftgelenk

. Abb. 2.9  Inverse Spiegelung einer unteren Extremität auf die untere Extremität der Gegenseite

34

Kapitel 2 · Lokale Balance

2

. Abb. 2.10  Normale Spiegelung einer oberen Extremität auf eine untere Extremität

. Abb. 2.11  Inverse Spiegelung einer oberen Extremität auf eine untere Extremität

. Tab. 2.7  Normale und inverse Spiegelung einer oberen Extremität auf eine untere ­Extremität Normale Spiegelung

Inverse Spiegelung

Finger

Zehen

Finger

Hüftoberkante

Hand

Fuß

Hand

Hüfte

Handgelenk

Sprunggelenk

Handgelenk

Hüftgelenk

Unterarm

Unterschenkel

Unterarm

Oberschenkel

Ellbogen

Knie

Ellbogen

Knie

Oberarm

Oberschenkel

Oberarm

Unterschenkel

Schultergelenk

Hüftgelenk

Schultergelenk

Sprunggelenk

2.3.1.4  Praxis-Beispiele zur Spiegelung (. Abb. 2.12)

Bei Symptomen an den Extremitäten wird – wie immer – in 3 Schritten vorgegangen: 5 1. Schritt: Stellen der Diagnose. Diese wird als akupunkturtaugliche Diagnose gestellt, d. h. in der Identifikation des betroffenen Meridians/der betroffenen Meridiane. 5 2. Schritt: Ermittlung der balancierenden Meridiane (6 Systeme, . Tab. 2.2). 5 3. Schritt: Ermittlung der zu stechenden Punkte auf den balancierenden Meridianen durch Spiegelung.

2.3 · Balance zwischen Körperteilen

35

2

. Abb. 2.12  Schmerzgebiete. Der Schmerzpunkt ist gelb, das Areal der infrage kommenden Therapiepunkte schwarz gekennzeichnet. HG Handgelenk

Es sind also immer 3 Fragen zu stellen: 1. Welcher Meridian ist betroffen? 2. Welches sind die balancierenden Meridiane? 3. Welche Punkte sind auf den balancierenden Meridianen zu stechen? z Beispiel A

Schmerzen am rechten Sprunggelenk lateral, im Bereich von Gb 40. 1. Schritt, Diagnose: Fuß ShaoYang (Gb-Meridian). 2. Schritt, balancierende Meridiane: Hand ShaoYang (3E) und Fuß JueYin (Le) kontralateral (d. h. links), Hand ShaoYin (He) ipsi- oder kontralateral (d. h. rechts oder links). 3. Schritt, zu nadelnde Punkte: 3E 4, 3E 14 und Le 12 kontralateral, He 7 ipsi- oder kontralateral. Die Ermittlung der balancierenden Meridiane erfolgt in Schritt 2 (nach . Tab. 2.2), die Ermittlung der auf diesen Meridianen zu stechenden Punkte erfolgt durch Spiegelung in Schritt 3. Es ist nicht erforderlich, alle balancierenden Meridiane bzw. alle infrage kommenden Punkte zu stechen. Es reicht, den oder die wirksamsten Punkte, z. B. durch Prüfung der Druckschmerzhaftigkeit, auszuwählen (alternativ kommen infrage RAC, Tensor, O-Ring-Test oder andere kinesiologische Methoden). Für die Lokalisation der Punkte ist prinzipiell folgender Merksatz gültig: > Die Lehrbuchlokalisation eines Punktes entspricht nicht seiner tatsächlichen

Lokalisation, sondern lediglich dem Ausgangspunkt zur Suche des Punktes.

36

Kapitel 2 · Lokale Balance

z Beispiel B

2

Schmerzen rechtes Knie, medialer Gelenksspalt, im Bereich des Milz-Meridians. 1. Schritt, Diagnose: Fuß TaiYin (Mi-Meridian). 2. Schritt, balancierende Meridiane: Lu, Dü, Ma, 3E, He. 3. Schritt, zu stechende Punkte: 5 Lu 5, Ma 35 und He 3 kontralateral, 5 Dü 8 und 3E 10 kontra- oder ipsilateral. z Beispiel C

Schmerzen linkes Handgelenk, im Bereich der Tabatiere. 1. Schritt, Diagnose: Hand YangMing (Di-Meridian). 2. Schritt, balancierende Meridiane: Ma, Le, Lu, Ni. 3. Schritt, zu stechende Punkte: Ma 41, Le 4, Lu 9, Ni 3. > Es sei nochmals hervorgehoben: Das Vorgehen in diesen 3 Schritten ist immer

gleich.

2.3.2  Abbild

Abbild 5 Projektion von Kopf und Rumpf auf eine Extremität, normal oder invers 5 Rotationsachse ist die Ellbogen(Knie)-Nabel-Achse 5 Als weitere Möglichkeit bei Beschwerden am Kopf: Abbild lediglich des Kopfes auf eine Extremität, normal oder invers 5 Methode zur Behandlung von Symptomen an Kopf und Rumpf an einer Extremität

Die sich ergebenden Entsprechungen der Körperteile sind den Abbildungen (. Abb. 2.13, 2.14, 2.15, 2.16, 2.17, 2.18, 2.19, 2.20, 2.21, 2.22, 2.23 und 2.24) zu entnehmen. Die Rotationsachse (Ellenbogen–Nabel bzw. Knie–Nabel) ist in einigen Abbildungen als schwarze Linie dargestellt. > Zu beachten sind die in den Abbildungen nicht berücksichtigten, jedoch

anzupassenden Proportionen von Oberarm und Unterarm bzw. von Oberschenkel und Unterschenkel.

Die Entsprechungen der Körperteile sind in den Tabellen jeweils zusammenfassend dargestellt (. Tab. 2.8, 2.9, 2.10, 2.11 und 2.12).

2.3 · Balance zwischen Körperteilen

37

2

. Abb. 2.13  Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf eine obere Extremität, Ansicht von anterior

. Abb. 2.14  Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf eine obere Extremität, Ansicht von posterior. OA Oberarm, UA Unterarm, HG Handgelenk

38

Kapitel 2 · Lokale Balance

2

. Abb. 2.15  Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf eine obere Extremität, Ansicht von anterior

. Abb. 2.16  Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf eine obere Extremität, Ansicht von posterior. HWS Halswirbelsäule

2.3 · Balance zwischen Körperteilen

39

2

. Abb. 2.17  Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität, Ansicht von anterior

. Abb. 2.18  Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität, Ansicht von posterior. OSch Oberschenkel, USch Unterschenkel, SpG Sprunggelenk

40

Kapitel 2 · Lokale Balance

2

. Abb. 2.19  Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität, Ansicht von anterior. SpG Sprunggelenk

2.3.2.1  Abbild von Kopf und Rumpf auf eine obere Extremität,

normal und invers

Es wird das normale Abbild von Kopf und Rumpf auf eine obere Extremität, Ansicht von anterior (. Abb. 2.13) und von posterior (. Abb. 2.14) (. Tab. 2.8) sowie das inverse Abbild von Kopf und Rumpf auf eine obere Extremität in anteriorer (. Abb. 2.15) und posteriorer Ansicht (. Abb. 2.16) (. Tab. 2.9 und 2.10). dargestellt. Aus diesen Abbildungen sind die Entsprechungen der Körperteile ersichtlich. Entsprechende tabellarische Auflistungen finden sich in den genannten Tabellen. 2.3.2.2  Abbild von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität,

normal und invers

Dargestellt wird das normale Abbild von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität (. Abb. 2.17, Ansicht von anterior und . Abb. 2.18 von posterior) sowie das inverse Abbild von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität (. Abb. 2.19 in anteriorer und . Abb. 2.20 in posteriorer Ansicht).

2.3 · Balance zwischen Körperteilen

41

2

. Abb. 2.20  Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität, Ansicht von posterior. SpG Sprunggelenk, USch Unterschenkel, OSch Oberschenkel

. Abb. 2.21  Normales Abbild des Kopfes auf eine obere Extremität

42

Kapitel 2 · Lokale Balance

2

. Abb. 2.22  Inverses Abbild des Kopfes auf eine obere Extremität

. Abb. 2.23  Normales Abbild des Kopfes auf eine untere Extremität

2.3.2.3  Abbild des Kopfes auf eine obere Extremität, normal und

invers

Bei Symptomen am Kopf kann die Therapie an der oberen Extremität erfolgen. Dabei wird das Symptomgebiet – der Kopf – auf eine obere Extremität abgebildet (. Abb. 2.21 für das normale Abbild, . Abb. 2.22 für das inverse Abbild). . Tab. 2.11 gibt eine Übersicht über die sich balancierenden Areale.

43

2.3 · Balance zwischen Körperteilen

. Abb. 2.24  Inverses Abbild des Kopfes auf eine untere Extremität

. Tab. 2.8  Entsprechungen der Körperteile bei normalem Abbild der oberen Extremität auf Kopf und Rumpf Schulter

Kopf

Oberarm

Stamm oberhalb des Nabels

Ellbogen

Höhe Nabel, L2, Taille

Unterarm

Stamm unterhalb des Nabels

Handgelenk

L5/S1, Genitale, Blase

Hand

Inneres Genitale, Sacrum, Coccygis

Finger

Äußeres Genitale, Anus

. Tab. 2.9  Entsprechungen der Körperteile bei inversem Abbild der oberen Extremität auf Kopf und Rumpf Finger

Schädeldecke

Hand

Kopf, Gesicht, Schädelbasis

Handballen

Kinn

Handgelenk

C7/Th1, HWS, Hals

Unterarm

Stamm oberhalb des Nabels

Ellbogen

Höhe Nabel, L2, Taille

Oberarm

Stamm unterhalb des Nabels

Schultergelenk

Hüftgelenk

Oberkante Schulter

Äußeres Genitale, Anus

2

Kapitel 2 · Lokale Balance

44

. Tab. 2.10  Entsprechungen der Körperteile bei Abbild von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität

2

Normales Abbild

Inverses Abbild

Hüfte

Kopf

Zehen

Schädeldecke

Hüftgelenk

Hals, Kiefer, Schädelbasis

Fuß

Kopf, Gesicht

Oberschenkel

Stamm oberhalb Nabel

Mittelfuß

HWS, Nacken, Hals

Knie

Höhe Nabel, L2

Unterschenkel

Stamm oberhalb Nabel

Unterschenkel

Stamm unterhalb Nabel

Sprunggelenk

C7/Th1, HWS, Hals

Sprunggelenk

L5/S1, Genitale, Blase

Oberschenkel

Stamm unterhalb Nabel

Fuß

Inneres Genitale, Blase, Sacrum, Coccygis

Hüftgelenk

Schultergelenk

Zehen

Äußeres Genitale, Anus

Oberkante Hüfte

Äußeres Genitale, Anus

. Tab. 2.11  Entsprechungen der Körperteile bei Abbild des Kopfes auf eine obere Extremität Normales Abbild

Inverses Abbild

Finger

Kinn

Finger

Schädeldecke

Hand, Handgelenk

Mund

Hand, Handgelenk

Zwischen Schädeldecke und Stirn

Unterarm

Nase

Unterarm

Stirn

Ellbogen

Auge, Ohr, Hinterhaupt

Ellbogen

Auge, Ohr, Hinterhaupt

Oberarm

Stirn

Oberarm

Nase

Schulter

Schädeldecke, Stirn

Schulter

Mund

Schultergelenk

Schädeldecke

Schultergelenk

Kinn

. Tab. 2.12  Entsprechungen der Körperteile bei Abbild des Kopfes auf eine untere Extremität Normales Abbild

Inverses Abbild

Zehen

Schädeldecke

Zehen

Schädeldecke

Fuß, Sprunggelenk

Mundhöhle

Fuß, Sprunggelenk

Zwischen Schädeldecke und Stirn

Unterschenkel

Nasenhöhe

Unterschenkel

Stirnhöhe

Knie

Auge, Ohr, Hinterhaupt

Knie

Auge, Ohr, Hinterhaupt

Oberschenkel

Stirnhöhe

Oberschenkel

Nasenhöhe

Hüfte

Schädeldecke, Stirn

Hüfte

Mundhöhle

Hüftgelenk

Schädeldecke

Hüftgelenk

Kinnhöhe

2.3 · Balance zwischen Körperteilen

45

2

2.3.2.4  Abbild des Kopfes auf eine untere Extremität, normal und

invers

Der Kopf kann auch auf die untere Extremität abgebildet werden, ebenfalls normal und invers (. Abb. 2.23, 2.24 und . Tab. 2.12). 2.3.2.5  Abbild von Kopf und Rumpf auf einen Röhrenknochen . Abb. 2.25 zeigt das Abbild von Kopf und Rumpf auf den 2. Mittelhandknochen. Dies ist das übliche Bild, um diese Form der Abbildung zu demonstrieren. Das Prinzip kann aber auf jeden Röhrenknochen übertragen werden. Die Abbildung kann normal oder invers sein. Der Röhrenknochen wird in 3 Teile eingeteilt: 5 Der oberste Teil entspricht dem Oberen Erwärmer, 5 der mittlere Teil dem Mittleren Erwärmer, 5 der untere Teil dem Unteren Erwärmer.

Die 3 Teile werden weiter unterteilt in jeweils 4 Teile. So findet jeder Körperteil seine Entsprechung auf einem Röhrenknochen, wie in . Abb. 2.25 und 2.26 dargestellt. So wird auch klar, dass der Punkt Pc 6, ein wichtiger Punkt gegen Übelkeit, nicht auf Erfahrung beruht, sondern vielmehr auf den Prinzipien der Balance (. Abb. 2.27). 2.3.2.6  Abbild des DuMai auf den RenMai

Nach System 6 – der Meridian balanciert sich selbst – können sich DuMai (Lenkergefäß) und RenMai (Konzeptionsgefäß) jeweils selbst balancieren. Darüber hinaus können sich DuMai und RenMai auch gegenseitig balancieren. Wenn der RenMai betroffen ist, lässt er sich durch den DuMai auf gleicher Höhe balancieren. Ist der DuMai betroffen, wird ein Punkt am RenMai in entsprechender Höhe gewählt (. Abb. 2.28).

. Abb. 2.25  Abbild von Kopf und Rumpf auf den 2. Mittelhandknochen. HWS Halswirbelsäule, OE obere Extremität, ME mittlere Extremität, UE untere Extremität, LWS Halswirbelsäule

46

Kapitel 2 · Lokale Balance

2

. Abb. 2.26  Normales und inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf einen Röhrenknochen (hier Tibia plus Fibula und Humerus)

. Abb. 2.27  Abbild von Kopf und Rumpf auf die Unterarmknochen. Der Bereich um Pc 6 entspricht dem Oberbauch

2.3 · Balance zwischen Körperteilen

47

2

. Abb. 2.28  Balance eines Schmerzgebiets am Lenkergefäß (LG) durch einen Punkt am Konzeptionsgefäß (KG) und umgekehrt

. Abb. 2.29  Abbild des Lenkergefäßes auf den Kopf

2.3.2.7  Abbild des DuMai auf den Kopf

Dies ist eine weitere Möglichkeit, Symptome im Bereich des DuMai zu behandeln. Es wird ein Homunkulus auf den Schädel projiziert. Dabei kommt der DuMai des Homunkulus auf den tatsächlichen DuMai zu liegen (. Abb. 2.29). C 1 projiziert sich auf Höhe der Stirn-Haar-Grenze, L 2 auf Du 20, Sacrum und Coccygis auf den Okzipitalhöcker. Hand- und Fußbereich des projizierten Homunkulus eignen sich zur Therapie von Polyneuropathien und Parästhesien an Hand und Fuß.

48

Kapitel 2 · Lokale Balance

Literatur

2

Unschuld P (2013) Antike Klassiker der Chinesischen Medizin. 1. Huang Di Nei Jing, Su Wen, 2. Nan jing. Cygnus, Berlin (Text vollständig und unkommentiert in deutscher Übersetzung) Weiterführende Literatur Maciocia G (2008) Grundlagen der chinesischen Medizin. Elsevier, München McCann H, Ross H (2015) Practical atlas of Tung’s acupuncture. Müller & Steinicke, München Ross H, Winarto F (2008) Die Balance-Methode in der Akupunktur. Müller & Steinicke, München Tan R (2007) Acupuncture 1, 2, 3. Richard Teh-Fu Tan. OMD & LAc., San Diego. 7 http://www.drtanshow.com/books.htm Unschuld P, Tessenow H (2011) Huang Di Nei Jing Su Wen: an annotated translation of Huang Di’s Inner classic – basic questions. University of California Press, Berkeley

49

Teil II

Therapie Inhaltsverzeichnis Kapitel 3

Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken mittels lokaler Balance – 51

Kapitel 4

Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance – 71

Kapitel 5

Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien von Spiegelung und Abbild – 87

Kapitel 6

Die „12 Magischen Punkte“ – 107

Kapitel 7

BaGua-Balance durch Meridiankonversion – 137

Kapitel 8

Dysbalancen des Shen, Therapie mittels BaGua-Balance durch Meridiankonversion – 151

Kapitel 9

BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten – 159

Kapitel 10

BaGua-Balance nach den 5 Elementen – 177

51

Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken mittels lokaler Balance 3.1 Allgemeine Regeln zur Erstellung eines Therapieplans – 52 3.2 Rückenschmerzen allgemein – 53 3.3 Beziehung zwischen Schmerzgebiet, Meridianen und Muskeln – 54 3.4 Master-Tung-Akupunktur – 55 3.5 Die Regionen des Rückens – 56 3.5.1 Der obere Rücken – 57 3.5.2 Der mittlere Rücken – 59 3.5.3 Der untere Rücken – das „Wetterloch“ des Rückens – 60

3.6 Schmerzen im Bereich des Nackens – 64 3.6.1 „Gabelstrategie“ zur Therapie von Nackenschmerzen – 66 3.6.2 Schmerzen Nacken und Schulterhöhe – 67

3.7 Radikuläre und pseudoradikuläre Symptome an der unteren Extremität – 68

Weiterführende Literatur – 70

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_3

3

52

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

3.1  Allgemeine Regeln zur Erstellung eines Therapieplans

1. Schritt: Stellen der Diagnose

3

Die Diagnosestellung hat in Form einer „akupunkturtauglichen“ Diagnose zu erfolgen, also nicht etwa als TCM-Diagnose, wie „Leber-Qi-Stagnation“ oder „Nieren-Yang-Mangel“. Vielmehr besteht die Diagnose in der Identifizierung und Benennung des betroffenen Meridians bzw. der betroffenen Meridiane. Ergänzend können noch Art und genaue Lokalisation der Symptome angegeben werden. 2. Schritt: Ermittlung der balancierenden Meridiane

Dazu wird eine Meridian-System-Matrix erstellt, welche im Prinzip ein Ausschnitt der . Tab. 2.2 ist (7 Abschn. 2.2.1). Anhand dieser Matrix sind alle balancierenden Meridiane, die den betroffenen Meridian balancieren, zu erkennen. Für jeden betroffenen Meridian gibt es 6 balancierende Meridiane. Es ist jedoch nicht erforderlich, alle 6 Meridiane in die Therapie einzubeziehen. Die Auswahl hat nach bestimmten Kriterien zu erfolgen: 5 Zunächst wird nach einem balancierenden Meridian gesucht, der mehrere betroffene Meridiane balanciert. Findet sich ein solcher, so ist dieser bevorzugt in die Therapie einzubeziehen. 5 Ein weiteres Auswahlkriterium ist die Prüfung der Druckschmerzhaftigkeit. Findet sich eine solche an einem der balancierenden Meridiane im Bereich eines Projektionsareals, so wird diesem balancierenden Meridian den Vorzug gegeben. 5 Schließlich ist auch die Praktikabilität eines balancierenden Meridians zu bedenken. Diesbezüglich muss berücksichtigt werden, wie der Patient gelagert ist, ob er sitzt oder liegt, ob er sich in Rückenlage oder Bauchlage befindet, wie er gekleidet ist, etc. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Akupunktur nach der Balancemethode ist darin zu sehen, dass die zu behandelnde Person fast immer in sitzender Position genadelt werden kann. Dies deshalb, weil sehr häufig nur Punkte an den Extremitäten zwischen Fingern und Ellbogen bzw. zwischen Zehen und Knie genadelt ­werden. 3. Schritt: Ermittlung der zu nadelnden Punkte

Es erfolgt die Auswahl der auf den balancierenden Meridianen zu stechenden Punkte. Diese finden sich im entsprechenden Projektionsareal. Die zu stechenden Punkte müssen nicht zwingend klassische Akupunkturpunkte sein. Es ist durchaus möglich, dass sie in der Nähe von klassischen Punkten zu finden sind oder auch zwischen zwei klassischen Punkten eines Meridians oder auch zwischen zwei benachbarten Meridianen liegen. Auch ein Symptom – meist das Symptom „Schmerz“, möglich sind jedoch auch andere Symptome – kann ja zwischen zwei benachbarten Meridianen lokalisiert sein oder das Gebiet mehrerer Meridiane betreffen.

3

53

3.2 · Rückenschmerzen allgemein

Beispiel Epicondylitis humeroradialis  Der Schmerzpunkt kann am Hand YangMing

(Di) liegen oder am Hand ShaoYang (3E) oder zwischen beiden Meridianen oder an beiden Meridianen. Dementsprechend ergeben sich nicht nur unterschiedliche balancierende Meridiane, sondern auch unterschiedliche Lokalisationen der zu stechenden Punkte. Alle infrage kommenden Punkte müssen aber in einem der jeweils entsprechenden Projektionsareale liegen (im kontralateralen Ellbogenbereich oder im Kniebereich einer der beiden unteren Extremitäten).

3.2  Rückenschmerzen allgemein

Schmerzen am Rücken betreffen ein großes, ausgedehntes Areal, und sie sind ein großes Thema in den Praxen von Ärzten nahezu aller Fachrichtungen und von Physiotherapeuten. Bei Schmerzen im Bereich des Rückens können unterschiedliche Meridiane involviert sein. Zwei Meridiane sind jedoch immer zu beachten (. Abb. 3.1): 5 der Bl-Meridian und 5 der Ni-Meridian. Diagnose  Bl-Meridian, Ni-Meridian. Balancierende Meridiane  Die betroffenen Meridiane von Bl und Ni balancieren sich

nach System 3 gegenseitig, und sie balancieren sich nach System 6 selbst. Folglich ist es möglich, beide Meridiane in die Therapie einzubeziehen.

Punkte  Es empfiehlt sich, auf einer Seite Ni 3 tief bis in den Bereich von Bl 60 zu

stechen sowie kontralateral Bl 60 tief bis in den Bereich von Ni 3. Diese Punktekombination kann bei allen Rückenbeschwerden als „Basistherapie“ genadelt werden. Zusätzlich sollten jedoch auch Punkte entsprechend den Strategien von Spiegelung und Abbild ermittelt und gestochen werden. So würde man bei Schmerzen in Höhe L2 ashi-Punkte um Bl 40 und Ni 10 nadeln, entsprechend der Strategie „Abbild von Kopf und Rumpf auf die untere Extremität“. Es ist immer eine Überlegung wert, welche Meridiane außer denen von Bl und Ni zusätzlich beteiligt sein könnten: 5 Bei Schmerzen in der Mitte des Rückens, im Bereich der Wirbelsäule, ist an eine Beteiligung des Lenkergefäßes zu denken. 5 An eine Beteiligung des Gb-Meridians sollte bei Schmerzen im Bereich von Gb 25 und Gb 30 gedacht werden.

Bl Ni

System 1 Dü He

System 2 Lu 3E

System 3 Ni Bl

. Abb. 3.1  Meridian-System-Matrix von Bl und Ni

System 4 Lu Di

System 5 Dü PC

System 6 Bl Ni

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3

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

5 Hinweise auf eine Beteiligung des Di-Meridians sind Schmerzen im Bereich der Mm. rhomboidei sowie des M. subscapularis, welche unter dem Einfluss des Di-Meridians stehen. 5 Schließlich können auch Schmerzen im Bereich der Mm. levator scapulae, infraspinatus, teres minor et major als Rückenschmerzen in Erscheinung treten, obwohl diese Muskeln eher im Rahmen eines Schulter-Schmerz-Syndroms involviert sind. Die genannten Muskeln stehen unter dem Einfluss des Dü-Meridians. 3.3  Beziehung zwischen Schmerzgebiet, Meridianen und

Muskeln

> Am Rücken ist nicht nur die Frage nach den betroffenen Meridianen von eminenter Bedeutung, sondern auch die Frage nach den betroffenen Muskeln und den Meridianen, die die betroffenen Muskeln balancieren.

Die beiden hauptsächlich betroffenen Meridiane sind, wie oben erwähnt, der Bl-Meridian und der Ni-Meridian (7 Abschn. 3.2), aber auch der Gb-Meridian, das Lenkergefäß und der Di-Meridian können mitbeteiligt sein. Es ist ein oft begangener Fehler, lediglich den Bl-Meridian als involviert zu betrachten. Der Bl-Meridian korrespondiert mit der oberflächlichen Schicht der Rückenmuskulatur (Mm. trapezius, latissimus dorsi, erector spinae, paraspinales, piriformis, gemelli, quadratus femoris, glutaeus maximus). Am Rücken existiert jedoch auch eine tiefer gelegene Muskelschicht (Mm. multifidi, quadratus lumborum, coccygis, ileococcygis), und dies im ganzen Bereich zwischen Occiput und Sacrum/Coccygis. Diese tiefe Muskelschicht steht unter dem Einfluss des Ni-Meridians, welcher in die Gruppe der beteiligten Meridiane aufgenommen werden muss. Die Beteiligung des Ni-Meridians bei Rückenbeschwerden korreliert positiv mit der Chronizität der Beschwerden und dem Alter des Patienten. Im Gegensatz dazu steht die Beteiligung des Bl-Meridians im Vordergrund bei akuten Beschwerden und im jüngeren Lebensalter. Bei einem Schmerzsyndrom, das akut beginnt, um dann in einen chronischen Verlauf zu münden, ist die Beteiligung des Ni-Meridians umso mehr anzunehmen, je fortgeschrittener die Chronizität ist. Eine Beteiligung des Gb-Meridians ergibt sich aus seinem Verlauf im Bereich des Schmerzgebiets um die Punkte Gb 25 und Gb 30. Auch an die Möglichkeit einer Beteiligung des Di-Meridians muss gedacht werden, insbesondere bei Schmerzen in Höhe des Schulterblatts (hier befinden sich die Mm. rhomboidei und der M. subscapularis, welche vom Di-Meridian balanciert werden). Eine Beteiligung des Lenkergefäßes ist anzunehmen bei Beschwerden an oder nahe der Mittellinie über der Wirbelsäule. Das Lenkergefäß versorgt hier Bandscheiben, knöcherne, gelenkige und ligamentäre Strukturen der Wirbelsäule.

3.4 · Master-Tung-Akupunktur

55

3

3.4  Master-Tung-Akupunktur

Vor der näheren Betrachtung einzelner Regionen des Rückens in 7 Abschn. 3.5 werden im Folgenden zunächst ausgewählte Punkte zur Therapie von Nacken- und Rückenbeschwerden aus dem Gebiet der Akupunktur nach Master Tung vorgestellt. LingGu, 22.05  ist wohl der berühmteste Punkt nach Master Tung. Bei Rückenschmerzen ist dieser Punkt aus Sicht des Verfassers nahezu als Conditio sine qua non zu bezeichnen. Insbesondere ist er wirksam bei Schmerzen im unteren Rücken, ausgehend von der Lendenwirbelsäule (LWS), im Bereich L5/S1, aber auch bei Schmerzen im Sakral-, Kokzygeal-, und Hüftbereich sowie auch bei Nackenschmerzen. Bei richtiger Punktion von LingGu liegt die Nadelspitze im Bereich des Zusammentreffens der Basen der Mittelhandknochen I und II. Bei inverser Abbildung von Kopf und Rumpf auf den Mittelhandknochen I liegt die Nadelspitze im Abbildungsbereich des unteren Rückens. Bei normaler Abbildung von Kopf und Rumpf auf den Mittelhandknochen I liegt die Nadelspitze im Abbildungsbereich des Nackens. LingGu liegt am Di-Meridian. Dieser ist besonders reich an Qi und Xue, und seine Nadelung bewegt diese Substanzen dort, wo diese stagnieren. DaBai, 22.04  entspricht etwa Di 3 und kann zur Wirkungspotenzierung dazugegeben werden. LingGu, DaBai und ZhongBai (etwa 3E 3)  ist eine berühmte Kombination aus 3 Punkten. SanChaYi, SanChaEr und SanChaSan  sind ebenso wirkmächtig. Die Nadelung von SanChaSan beginnt am klassischen Akupunkturpunkt 3E 2. Von hier aus wird die Nadel vorgeschoben bis zum Winkel des Zusammentreffens der Mittelhandknochen IV und V. Die Nadelung von SanChaYi und SanChaEr erfolgt analog zu SanChaSan, jedoch zwischen den Mittelhandknochen II und III bzw. III und IV. Abbildungsstrategien, welche die Wirksamkeit der SanCha-Punkte erklären, sind die normale und inverse Abbildung von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität (die Hand entspricht dem Kopf bzw. dem unteren Rücken) sowie die normale und inverse Abbildung von Kopf und Rumpf auf einen Röhrenknochen (hier wird das Abbildungsareal der gesamten Wirbelsäule und des gesamten Rückens angesprochen). ChongZi, 22.01 und ChongXian, 22.02  liegen am Daumenballen im Bereich des Lu-Meridians, gegenüber LingGu und DaBai. ChongXian hat sich als besonders wirksam erwiesen bei Schmerzen im Bereich zwischen den Schulterblättern. HouZhui, 44.02 und ShouYing, 44.03  liegen am 3E-Meridian in der Trizepsmuskulatur bzw. ihrer Sehne. Bei tiefer Nadelung wird auch der Knochen erreicht, wodurch nicht nur die Leber (nach Master Tung liegen diese beiden Punkte im Reflexareal von Leber und Herz), sondern auch die Niere bzw. die mit diesen beiden Organen assoziierten Gewebearten – Muskulatur, Sehnen, Knochen – angesprochen werden. Auch bei diesen Punkten sind die o. g. Abbildungsstrategien als Erklärung für ihre Wirkung anzuführen.

56

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

WanShuYi, 22.08, und WanShuEr, 22.09  sind ebenfalls unbedingt zu erwähnen. WanShuYi wird nahe Dü 3 lokalisiert, WanShuEr 1 Cun proximal davon. Die beiden Punkte sind insbesondere indiziert bei Schmerzen im unteren Rücken, die mit Feuchtigkeit (Schweregefühl) assoziiert sind.

3

GuCiYi, GuCiEr und GuCiSan (die Bone-Spur-Points)  sind weitere am Oberarm

gelegene Punkte; sie liegen am Di-Meridian.

HouZhui 44.02, FuDing 44.04  liegen am 3E-Meridian.

3.5  Die Regionen des Rückens

Im klassischen chinesischen Medizinverständnis wird die Wirbelsäule in 4 Segmente à 7 Wirbel eingeteilt (. Abb. 3.2).

. Abb. 3.2  Einteilung der Wirbelsäule in 4 Segmente à 7 Wirbel. (Mod. nach © 7 nerthuz/stock.adobe.com)

3.5 · Die Regionen des Rückens

57

3

Es ist sinnvoll, diese Aufgliederung der Wirbelsäule und des Rückens so zu übernehmen: 5 Das 1. Segment besteht aus den 7 Halswirbeln. 5 Das 2. Segment umfasst die folgenden 7 Wirbel (die Wirbel Th1-Th7). 5 Das 3. Segment konstituiert sich aus den darauffolgenden 7 Wirbeln (die Wirbel Th8–L2). 5 Das 4. Segment setzt sich zusammen aus den restlichen Wirbeln bzw. Segmenten (L3–S4 [L3–Coccygis]). Dementsprechend wird der Rücken nach der klassischen chinesischen Medizinliteratur wie folgt eingeteilt: Gliederung des Rückens 5 Oberer Rücken von Th1-Th7 5 Mittlerer Rücken von Th8–L2 5 Unterer Rücken von L3–S4 (L3 – Coccygis)

Die Autoren der klassischen chinesischen Medizinliteratur haben diese Einteilung der Wirbelsäule nicht von ungefähr geschaffen, sondern – wie sich in den weiteren Ausführungen zeigen wird – mit gutem Grund. 3.5.1  Der obere Rücken

An der Begrenzung des oberen Rückens (Th1-Th7) wird die Weisheit der klassischen Ärzte und Autoren offenbar. Dieser Rückenabschnitt bietet eine Besonderheit. Im Allgemeinen wird nicht daran gedacht, hier den Di-Meridian, zusätzlich zu den Meridianen von Blase und Niere, in die Diagnose miteinzubeziehen. Während die tiefe Muskulatur des Rückens auch im oberen Bereich vom Ni-Meridian und die oberflächliche Muskulatur vom Bl-Meridian versorgt wird, sind im Bereich des oberen Rückens zusätzlich noch die Mm. rhomboidei in die Überlegungen einzubeziehen. Der M. rhomboideus major hat seinen Ursprung an den Dornfortsätzen der Wirbel Th1-Th5, der M. rhomboideus minor entspringt an den Dornfortsätzen der Wirbel C7– Th1. Beide Muskeln setzen am medialen Rand des Schulterblattes an, und sie werden versorgt vom Di-Meridian. Die Lokalisation dieser Muskeln ist also identisch mit dem von den klassischen Autoren angegebenen Bereich des 2. Wirbelsäulensegments, welches – in Schulterblatthöhe als breites, über den Rücken quer verlaufendes Areal – als der „obere Rücken“ bezeichnet wird (. Abb. 3.3). Es ist der einzige Bereich des Rückens, in dem der Di-Meridian eine Rolle spielt. Es muss auch eine eventuelle Beteiligung des M. subscapularis in Betracht gezogen werden. Dieser liegt unter dem Schulterblatt, von wo aus Schmerzsensationen in den oberen Rücken ausstrahlen können. Auch dieser Muskel steht unter dem Einfluss des Di-Meridians.

58

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

3

. Abb. 3.3  Schmerzen am oberen Rücken, inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die untere Extremität sowie inverses Abbild von Kopf und Stamm auf den 1. Mittelhandknochen

Di Bl Ni Du

System 1 Ma Dü He

System 2 Le Lu 3E

System 3 Lu Ni Bl

System 4 Ni Lu Di

System 5 Ma Dü PC

System 6 Di Bl Ni Du

. Abb. 3.4  Meridian-System-Matrix von Di, Bl, Ni, Du

. Abb. 3.4 zeigt die betroffenen und die balancierenden Meridiane. Zur Therapie bietet sich der Ni-Meridian an. Dieser balanciert alle drei betroffenen Meridiane. Die am Ni-Meridian zu stechenden Punkte, Ni 3–Ni 9.5, ergeben sich durch die Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die untere Extremität“. Ni 3, 4, 5 und 6 liegen im Bereich des Sprunggelenks und entsprechen bei inverser Abbildung der unteren Extremität auf Kopf und Rumpf der Höhe C7/Th1. Von hier ausgehend nach proximal werden ashi-Punkte bis in den Bereich von Ni 9.5 genadelt (. Abb. 3.3), maximal 3–5 Nadeln reichen hierfür aus. Das Lenkergefäß schließlich kann balanciert werden durch die Strategie „Abbild des Lenkergefäßes auf den Kopf “ oder auch durch die Strategie „Balance des Lenkergefäßes durch das Konzeptionsgefäß“. Auch ein Punkt aus der Master-Tung-Akupunktur muss hier unbedingt Erwähnung finden, Chong Xian, 22.02. Der Punkt liegt am Lu-Meridian, und dieser balanciert nicht nur nach System 2 den Bl-Meridian, sondern auch nach System 3 den Di-Meridian.

3

59

3.5 · Die Regionen des Rückens

3.5.2  Der mittlere Rücken

Findet sich das Schmerzgebiet in Höhe Th8–L2, so können die Meridiane von Bl, Ni, Gb und das Lenkergefäß betroffen sein. Die Beteiligung des Gb-Meridians ergibt sich aus seinem Verlauf zum Punkt Gb 25. Die Meridian-System-Matrix (. Abb. 3.5) zeigt die betroffenen und die balancierenden Meridiane. Wie man erkennt, sind mehrere Kombinationen möglich. Kombinationsmöglichkeiten 

5 Um die Meridiane von Bl, Ni und Gb auszugleichen, sind jedoch immer zwei balancierende Meridiane erforderlich: etwa die Kombination Dü- und He-Meridian. Dü balanciert Bl, He balanciert Ni und Gb. Diese Kombination ist insbesondere dann einzusetzen, wenn der Schmerz an oder sehr nahe bei der Wirbelsäule oder zwischen der knöchernen Wirbelsäule und dem seitlich davon gelegenen Wulst der paravertebralen Muskulatur lokalisiert ist. Der Dü-Meridian bietet sich hier deshalb besonders an, weil er ebenfalls zwischen einer knöchernen Struktur (Ulna) und einem Muskel (M. flexor carpi ulnaris) verläuft. Hier kommt die Strategie „Balanciere Ähnliches mit Ähnlichem“ zum Einsatz. 5 Betrifft hingegen der Schmerz in erster Linie die Muskulatur, so ist es besser, die Kombination von Lu-Meridian und He-Meridian einzusetzen. Der Lu-Meridian balanciert den Bl-Meridian. Die Muskulatur am Unterarm – dort, wo der Lu-­ Meridian verläuft (M. brachioradialis und M. flexor pollicis longus) – ist ein gutes Abbild der paravertebralen Muskulatur. Gleiches gilt für den He-Meridian (M. palmaris longus, M. flexor digitorum superficialis). Auch hier geht es also um die Strategie, Ähnliches mit Ähnlichem zu behandeln. 5 Auch andere Kombinationen sind denkbar: etwa Lu und 3E oder Dü und 3E. Zu klären bleibt die Frage nach den zu stechenden Punkten. Es bietet sich die Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ an (. Abb. 3.6). Entsprechend dieser Strategie bildet sich die Höhe L2 auf den Ellbogenbereich ab. Um Symptome im Bereich des mittleren Rückens zu behandeln, werden daher Punkte an den ausgewählten balancierenden Meridianen, ausgehend vom Ellbogenbereich (HoPunkte) nach distal, genadelt. Die Punkte, die sich hier anbieten, sind Lu 5, Lu 5.5 und Lu 6 sowie He 3, He 3.25 und He 3.5. Sollte man sich für den Dü-Meridian oder den 3E-Meridian als balancierende Meridiane entscheiden, so sind entsprechende Punkte auf diesen zu wählen. Also Dü 8 bzw. 3E 10 und Punkte distal davon (. Abb. 3.6).

Bl Ni Gb Du

System 1 Dü He 3E

System 2 Lu 3E He

System 3 Ni Bl Le

. Abb. 3.5  Meridian-System-Matrix von Bl, Ni, Gb, Du

System 4 Lu Di He

System 5 Dü PC 3E

System 6 Bl Ni Gb Du

60

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

3

. Abb. 3.6  Schmerzen am mittleren Rücken, inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität

Das Lenkergefäß schließlich kann balanciert werden durch die Strategie „Abbild des Lenkergefäßes auf den Kopf “ oder auch durch die Strategie „Balance des Lenkergefäßes durch das Konzeptionsgefäß“. 3.5.3  Der untere Rücken – das „Wetterloch“ des Rückens

Als Wetterloch bezeichnet man üblicherweise eine Gegend, in der es aufgrund eines Zusammentreffens geografisch-lokaler Faktoren einerseits und klimatischer Faktoren andererseits gehäuft zu Problemen kommt. Übertragen auf die anatomischen Gegebenheiten – die Geografie – des menschlichen Körpers trifft dies auch auf die Region untere LWS, L5/S1, Sakroiliakalgelenk, SIPS (Spina iliaca posterior superior), Gesäß, Sacrum, Coccygis zu. In dieser Region bleiben oft klimatische Faktoren wie Wind und Feuchtigkeit hängen, sie nisten sich hier ein und werden zur Ursache nicht nur eines akuten, sondern oft auch chronischen oder chronisch-rezidivierenden Schmerzsyndroms. Es müssen hier die Meridiane von Bl, Gb und Ni balanciert werden, zusätzlich aber auch die betroffenen Gewebearten. In diesem „Wetterwinkel“ sieht sich der Behandler v. a. mit Knochen, Muskeln, Gelenken und gelenknahen Strukturen konfrontiert. Genau diese Strukturen sollten auch – entsprechend der Strategie „Balanciere Ähnliches mit Ähnlichem“ – an den entsprechenden Punkten der balancierenden Meridiane mit der Nadel berührt werden. Man darf nicht den Fehler begehen, nur den Bl-Meridian auszugleichen. Dieser versorgt zwar – seinem Verlauf entsprechend – das betroffene Schmerzareal. Es sind aber meist auch andere Meridiane (Ni, Gb) betroffen. Darüber hinaus ist auch auf die Zuordnung von Muskeln zu Meridianen zu achten.

3.5 · Die Regionen des Rückens

61

3

. Abb. 3.7  Schmerzen am unteren Rücken, normales Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität

Der Bl-Meridian ist zuständig für die Mm. latissimus dorsi, glutaeus maximus, piriformis, gemelli und quadratus femoris, also insgesamt für die oberflächliche Muskelschicht. Der Gb-Meridian versorgt die Mm. glutaeus medius und minimus. Der Ni-Meridian schließlich ist nicht nur zuständig für die tiefe Muskulatur (Mm. quadratus lumborum, coccygis, ileococcygis), sondern auch für die in diesem Areal prominent vertretenen knöchernen Strukturen. Die zu stechenden Punkte ergeben sich durch die Strategie „Abbild von Kopf und Rumpf auf eine Extremität“ oder durch die Strategie „Abbild von Kopf und Rumpf auf einen Röhrenknochen“. . Abb. 3.7 zeigt die Strategie „Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“, . Abb. 3.8 die Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“, jeweils mit den infrage kommenden zu stechenden Punkten. Die betroffenen und die balancierenden Meridiane (. Abb. 3.9) sind identisch mit denen, die in 7 Abschn. 3.5.2 zur Therapie von Beschwerden am mittleren Rücken genannt wurden. Zur Therapie von Beschwerden am unteren Rücken empfiehlt sich jedoch eine etwas geänderte Gewichtung hinsichtlich der zu wählenden balancierenden Meridiane. Insbesondere eignen sich die Meridiane von Di, 3E, Dü, He und Bl. > Unbedingt zu berücksichtigen ist die Tatsache, dass der Ni-Meridian ein

betroffener Meridian ist. Dieser ist bei Beschwerden am unteren Rücken wegen der hier prominent vertretenen knöchernen und muskulären Strukturen immer zu balancieren, vorzugsweise über die Meridiane von Di, 3E, He und Bl. Dieser Aspekt korreliert positiv mit dem Alter des Patienten.

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

62

3

. Abb. 3.8  Schmerzen am unteren Rücken, inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität

Bl Ni Gb Du

System 1 Dü He 3E

System 2 Lu 3E He

System 3 Ni Bl Le

System 4 Lu Di He

System 5 Dü PC 3E

System 6 Bl Ni Gb Du

. Abb. 3.9  Meridian-System-Matrix von Bl, Ni, Gb, Du

z Di-Meridian

Der Di-Meridian balanciert den Ni-Meridian. Durch die Balancierung des Ni-Meridians werden auch die von diesem abhängigen Muskeln (M. quadratus lumborum, M. multifidus, M. coccygeus, M. iliococygeus, kleine Becken- und Steißbeinmuskeln) balanciert. Bei Anwendung der Strategie „Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ ist der Ellbogenbereich ein Abbild von L2 (. Abb. 2.13), das Handgelenk ein Abbild von L5/S1 (. Abb. 2.14). Um den unteren Rücken in seinem Bereich oberhalb von L5/S1 zu balancieren, sind am Di-Meridian zu nadeln ashiPunkte am Unterarm zwischen Di 5 und Di 11. Bei Anwendung der Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ sind am Oberarm Punkte des Di-Meridians in Erwägung zu ziehen, z. B. die Bone-Spur-Points (GuCiYi, GuCiEr und GuCiSan) (. Abb. 3.8). Liegt das Schmerzgebiet in Höhe L5/S1 und distal davon, so sind Di 5 und Punkte distal davon zu nadeln, insbesondere LingGu (22.05) und DaBai (22.04). Bei den letztgenannten Punkten wird auch die Strategie „Inverses und normales Abbild von Kopf und Rumpf auf den 2. Mittelhandknochen“ wirksam (. Abb. 2.25).

3.5 · Die Regionen des Rückens

63

3

z Dü-Meridian

Der Dü-Meridian balanciert den Bl-Meridian in seinem Verlauf durch den unteren Rücken. Dadurch wird auch die vom Bl-Meridian abhängige Muskulatur (Mm. latissimus dorsi, erector spinae, paraspinalis, piriformis, glutaeus maximus) in diesem Bereich ausgeglichen. Um den unteren Rücken in seinem Bereich oberhalb von L5/S1 zu balancieren, ist Strategie „Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ anzuwenden. Die entsprechenden Punkte am Dü-Meridian finden sich an seinem Verlauf am Unterarm. Es handelt sich um Punkte zwischen Dü 5 und Dü 8. Liegt das Schmerzgebiet in Höhe L5/S1 und distal davon, so sind der Punkt Dü 5 und Punkte distal davon (Dü 4, Dü 3, WanShuYi 22.08 und WanShuEr 22.09) zu nadeln. Auch hier wird die Strategie „Abbild von Kopf und Rumpf auf einen Röhrenknochen“ wirksam. Sehr effektiv ist auch die Spiegelung des Hüftbereichs auf den Bereich der Schulter (Strategie „Normale Spiegelung der untere Extremität auf die obere Extremität“). Die entsprechenden Punkte finden sich im Schulterblattbereich, ashi-Punkte Dü 10– Dü 13. z 3E-Meridian

Der 3E-Meridian balanciert den Gb-Meridian und somit die Mm. glutaeus medius und glutaeus minimus sowie den Ni-Meridian und somit die Mm. quadratus lumborum und die tiefe Muskulatur von Becken und Steißbein. Um den unteren Rücken in seinem Bereich oberhalb von L5/S1 zu balancieren, ist die Strategie „Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ anzuwenden. Die entsprechenden Punkte am 3E-Meridian finden sich an seinem Verlauf am Unterarm zwischen 3E 4 und 3E 10. Bei Anwendung der Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ sind Punkte am Oberarm zu stechen, z. B. die Punkte HouZhui (44.02), ShouYing (44.03) und FuDing (44.04) (. Abb. 3.9). Liegt das Schmerzgebiet in Höhe L5/S1 und distal davon, sind die Punkte 3E 4 und Punkte distal davon zu nadeln (3E 3, YaoTongXue, ZhongBai 22.06 und XiaBai 22.07 oder SanChaSan). z He-Meridian

Der He-Meridian balanciert den Ni-Meridian und die von diesem abhängigen Muskeln (M. quadratus lumborum, M. multifidus, M. coccygeus, M. iliococygeus). Er eignet sich insbesondere zur Therapie von Schmerzen, die mit dem M. quadratus lumborum in Zusammenhang stehen. Es wird die Strategie „Normales Abbild von Kopf und Stamm auf die obere Extremität“ angewendet. Die entsprechenden Punkte befinden sich am He-Meridian an seinem Verlauf am Unterarm. Es handelt sich um die Punkte zwischen He 3 und He 7. Liegt das Schmerzgebiet in Höhe L5/S1 und distal davon, sind die Punkte He 7 und Punkte distal davon zu stechen (He 8).

64

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

z Bl-Meridian

3

Der Bl-Meridian balanciert den Ni-Meridian und sich selbst. Auch er eignet sich zur Therapie von Schmerzen, die in Zusammenhang mit dem M. quadratus lumborum stehen. Die entsprechenden Punkte finden sich am Bl-Meridian an seinem Verlauf am Unterschenkel. Es sind Punkte zwischen Bl 40 und Bl 60. Liegt das Schmerzgebiet in Höhe L5/S1 und distal davon, sind der Punkt Bl 60 und Punkte distal von Bl 60 zu wählen. Insbesondere ist zu denken an Bl 60, 62, 65. Anmerkung  Es sei nochmals darauf hingewiesen: Der untere Rücken (LWS,

Sacrum, Steißbein, Sitzbeinhöcker, Hüfte) kann sehr gut über die kontralaterale Schulter behandelt werden. Bei „Inversem Abbild von Kopf und Stamm auf die obere Extremität“ entspricht die Schulter dem unteren Rücken und der Hüfte. Auch bei „Normaler Spiegelung der unteren Extremität auf die obere Extremität“ ist die Schulter der Abbildungsbereich der Hüfte. 5 Dü 10 entspricht dem Bereich von L5/S1, 5 der laterale Bereich des Schulterblatts entspricht dem lateralen Bereich des Kreuzbeins, 5 der obere Rand des Schulterblatts entspricht der Crista iliaca, 5 die Fossa supraspinata entspricht der Ala ossis ilium. 5 Diesbezügliche Punkte sind Pian Jian, Di 15, 3E 14, Dü 10, Dü 11, Dü 12 sowie ashi-Punkte im Schulter- und Schulterblattbereich.

3.6  Schmerzen im Bereich des Nackens

Nacken und Hals sind insofern eine sensible Region als hier eine Engstelle zwischen Kopf und Rumpf gegeben ist, in der sich eine Reihe von Meridianen auf engem Raum zusammendrängen. Es ist daher sehr genau zu differenzieren, welche Meridiane betroffen sind. Auch hier muss auf die Zuordnung von Muskeln zu Meridianen geachtet werden. Ein Meridian, der bei Schmerzen am Nacken immer betroffen ist, ist der Bl-Meridian. Im Nackenbereich besteht ein enger Zusammenhang zwischen diesem Meridian und den Mm. trapezius, sternocleidomastoideus, splenius capitis und cervicis und dem M. semispinalis capitis. Diese Muskeln bilden eine oberflächliche Muskelschicht, unter der sich tiefergelegene Muskeln befinden. Zu nennen sind hier die Mm. multifidus, semispinalis cervicis, longus capitis, longus colli, rectus capitis sowie die Mm. obliquus capitis superior und inferior. Alle Muskeln dieser tiefen Schicht stehen nicht unter dem Einfluss des Bl-Meridians, sondern unter dem des Ni-Meridians. > Diese Zuordnung von Muskeln zu Meridianen darf keinesfalls vergessen werden.

Dementsprechend ist davon auszugehen, dass bei Beschwerden im Bereich des Nackens immer der Ni-Meridian mitbeteiligt ist. Das gleiche gilt auch für Rückenschmerzen.

Immer, wenn am Nacken oder Rücken der Bl-Meridian beteiligt ist, muss auch die Möglichkeit einer Mitbeteiligung des Ni-Meridians in Betracht gezogen werden. Für

3

65

3.6 · Schmerzen im Bereich des Nackens

die Beteiligung des Ni-Meridians am Schmerzgeschehen sprechen Chronizität, fortgeschrittenes Lebensalter und ein Mangelzustand. Des Weiteren können die Meridiane von Gb, 3E, Dü sowie das LG betroffen sein. 1. Schritt  Dieser besteht wieder in der Diagnosestellung (d. h. Identifizierung der betroffenen Meridiane). 2. Schritt  Es werden entsprechend den Matrizes (s. unten) die balancierenden

Meridiane ermittelt.

3. Schritt  Ermittlung der zu stechenden Punkte.

Es bieten sich drei Möglichkeiten an: 1. „Inverses Abbild der oberen Extremität auf Kopf und Rumpf “. Hier erfolgt die Therapie an der Hand. Die balancierenden Meridiane finden sich in . Abb. 3.10. Die entsprechenden Punkte sind He 7, 3E 4, Dü 5 sowie ashi-Punkte an den Meridianen von He, 3E und Dü im Bereich von Handgelenk und Handwurzel. 2. „Inverses Abbild der unteren Extremität auf Kopf und Rumpf “. Hier erfolgt die Therapie am Fuß. Die balancierenden Meridiane finden sich in . Abb. 3.11. Die

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6



Bl

Mi

He

Le

Bl



Bl



Lu

Ni

Lu



Bl

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

3E

Gb

Ni

Pc

Mi

Gb

3E

Gb

3E

He

Le

He

3E

Gb

Punkte He 7 3E 4 Dü 5

. Abb. 3.10  Meridian-System-Matrix bei Nackenschmerzen, Therapie an der Hand

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6



Bl

Mi

He

Le

Bl



Bl



Lu

Ni

Lu



Bl

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

3E

Gb

Ni

Pc

Mi

Gb

3E

Gb

3E

He

Le

He

3E

Gb

. Abb. 3.11  Meridian-System-Matrix, Therapie am Fuß

Punkte

Le 4 Ni 3

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

66

3



System 1 Bl

System 2 Mi

System 3 He

System 4 Le

System 5 Bl

System 6 Dü

Bl



Lu

Ni

Lu



Bl

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

3E

Gb

Ni

Pc

Mi

Gb

3E

Gb

3E

He

Le

He

3E

Gb

Punkte

He 7 Ni 3

. Abb. 3.12  Meridian-System-Matrix bei Nackenschmerzen, Therapie an Hand und Fuß

entsprechenden Punkte sind Le 4 und Ni 3 sowie ashi-Punkte an den Meridianen von Le und Ni im Bereich von Sprunggelenk und Fußwurzel. 3. „Inverses Abbild der oberen Extremität und inverses Abbild der unteren Extremität auf Kopf und Rumpf “. Hier erfolgt die Therapie an Hand und Fuß. Die balancierenden Meridiane finden sich in . Abb. 3.12. Die entsprechenden Punkte sind He 7 und Ni 3 sowie ashi-Punkte an den Meridianen von He und Ni im Bereich von Handgelenk und Handwurzel bzw. Sprunggelenk und Fußwurzel. Die in . Abb. 3.10, 3.11 und 3.12 angeführten Punkte sind als Minimalanforderung zu verstehen. Es können auch zusätzliche Punkte genadelt werden, z. B. Mi 5 zusätzlich zu Le 4 und Ni 3. > Zum wiederholten Male muss darauf hingewiesen werden, dass eine

Punktangabe niemals als Lehrbuchlokalisation zu verstehen ist, sondern vielmehr als „ashi-Punkt“ in der Umgebung der im Lehrbuch angegebenen Lokalisation.

3.6.1  „Gabelstrategie“ zur Therapie von Nackenschmerzen

Es wird deshalb von einer „Gabelstrategie“ gesprochen, weil die Position der Nadeln in situ den Zinken einer Gabel ähnelt (. Abb. 3.13). Diese Strategie eignet sich insbesondere für Nackenbeschwerden, die vom Nacken weiter nach vorne in das seitliche Halsgebiet reichen. Hier befindet sich der M. sternocleidomastoideus, und hier kreuzen die Meridiane von Dü, Di und Ma. Auch die Meridiane von Bl und Ni sind betroffen. Insgesamt sind hier also viele Meridiane involviert. In diesem Fall bietet sich die Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Stamm auf einen Röhrenknochen“ an (7 Abschn. 2.3.2). Bei dieser Form der Abbildung entspricht der Winkel zwischen Köpfchen und Schaft des Mittelhandknochens dem Areal HWS-Nacken-Hals. Auch hier sei auf die Ähnlichkeit zwischen den Systemen von Dr. Tan und Master Tung hingewiesen:

3.6 · Schmerzen im Bereich des Nackens

67

3

. Abb. 3.13  Gabelstrategie zur Therapie von Nackenschmerzen

5 Die Nadeln an den Punkten 3E 2 und den Baxie-Punkten (Dr. Tan) entsprechen den Punkten SanChaYi, Er, San (Master Tung). 5 Dü 3 (Tan) entspricht WanShuYi 22.08 (Tung). 5 Di 3 (Tan) entspricht DaBai 22.04 (Tung). 3.6.2  Schmerzen Nacken und Schulterhöhe

Hier kommt es zu einer Schmerzsymptomatik mit Überlagerung der Regionen von Nacken, Schulterhöhe (M. trapecius) und lateralem Halsgebiet (M. sternocleidomastoideus) (. Abb. 3.14).“ Dieses doch sehr ausgedehnte Schmerzgebiet kann durch 3 Meridiane ausgeglichen werden: am besten durch Ni, Mi und Le. Die zu nadelnden Punkte sind jeweils ashi-Punkte zwischen Le 4 und Le 5, zwischen Ni 3 und Ni 7 sowie zwischen Mi 5 und Mi 6. 5 Das Areal um Le 4 balanciert den Nacken, das Areal um Le 5 balanciert die Schulterhöhe. 5 Das Areal um Ni 3 balanciert den Nacken, das Areal um Ni 7 balanciert die Schulterhöhe. 5 Das Areal um Mi 5 balanciert den Nacken, das Areal um Mi 6 balanciert die Schulterhöhe.

68

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

3

. Abb. 3.14  Schmerzgebiet Nacken und Schulterhöhe sowie zu nadelnde Punkte

3.7  Radikuläre und pseudoradikuläre Symptome an der

unteren Extremität

Hier ist zu unterscheiden zwischen Wurzel und Zweig. z Wurzel

Die Wurzel als die eigentliche Ursache des Beschwerdebildes ist im Bereich des unteren Rückens oder im Beckenbereich zu suchen. Falls es sich hier um den Prolaps einer Bandscheibe handelt, wird die Akupunktur oft kein wirklich befriedigendes Ergebnis liefern. Hier sind Grenzen gesetzt. Es ist jedoch durchaus eine Besserung der Beschwerden zu erwarten. Wie weitgehend diese Besserung gehen wird, bleibt allerdings abzuwarten. > Bei besonders schwerwiegender Symptomatik wie Harn- oder Stuhlinkontinenz,

Lähmungen oder einer auch mit diversen Analgetika nicht zu beherrschenden Schmerzsymptomatik ist von einer Akupunkturbehandlung abzusehen. Hier wird man den Neurochirurgen zurate ziehen.

Häufiger aber besteht ein pseudoradikuläres Schmerzsyndrom. Das Spektrum der möglichen Ursachen ist groß und erstreckt sich von übergroßen Belastungen, Hebetraumen und muskulären Verspannungen sowie Fehlhaltungen der Wirbelsäule über degenerative Aufbrauchs- und Abnutzungserscheinungen, Fehlstellungen im Bereich der gelenkigen Verbindungen der Beckenknochen, Blockierungen des Sakroiliakalgelenks, M.-piriformis-Syndrom bis hin zu infekt- oder seltener auch tumorbedingten Wurzelreizsymptomatiken. Alle genannten Ursachen können zu einer Schmerzsymptomatik führen, die sich lediglich auf den Rücken – insbesondere auf seinen mittleren und unteren Bereich – ohne Ausstrahlung in die untere Extremität konzentriert, oder aber es besteht zusätzlich eine in die untere Extremität ausstrahlende Symptomatik mit Schmerzen, Parästhesien oder Hyposensibilität.

3.7 · Radikuläre und pseudoradikuläre Symptome …

69

3

> Bei allen diesen pseudoradikulären Symptomen ist eine Akupunkturtherapie sehr

erfolgreich.

z z Therapie der Wurzel

Die Lokalisation der zugrunde liegenden Ursache ist identisch mit dem Vorgehen, das in 7 Abschn. 3.5.2 (mittlerer Rücken) und 7 Abschn. 3.5.3 (unterer Rücken) beschrieben wurde. Die zur Anwendung gelangenden Strategien sind: „Abbild von Kopf und Stamm auf die obere Extremität oder die untere Extremität der Gegenseite“ oder auch „Abbild von Kopf und Stamm auf einen Röhrenknochen“ sowie bei Beschwerden im Hüftbereich „Spiegelung der unteren Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite“, wobei der Hüftbereich auf den Bereich der kontralateralen Schulter gespiegelt wird. z Zweig

Hier handelt es sich um die Symptome, welche in die untere Extremität ausstrahlen. Meist bestehen hier Schmerzen, oft aber auch Parästhesien oder eine Sensibilitätsminderung. Die westliche Medizin orientiert sich – was die Lokalisation der Symptome betrifft – an den Dermatomen. Dadurch ist es möglich, auf die Lokalisation der Ursache rückzuschließen. Auch der Akupunkturarzt sollte sich dieser Betrachtungsweise nicht verschließen, gilt es doch auch für ihn, nicht nur den Zweig, sondern auch die Wurzel der Erkrankung zu erkennen und zu behandeln. z z Therapie des Zweiges

Die Schmerzausstrahlung in die untere Extremität kann entsprechend der Strategie „Spiegelung der unteren Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite“ erfolgen. 5 Bei lateraler Ausstrahlung des Schmerzes an der unteren Extremität ist der Gb-Meridian betroffen. In diesem Fall sind Nadeln am 3E- und/oder He-Meridian der Gegenseite zu setzen. 5 Findet sich der ausstrahlende Schmerz an der unteren Extremität dorsal, so ist der Bl-Meridian betroffen. Zu nadeln sind die Meridiane von Dü und/oder Lu. 5 Sind sowohl der Gb- als auch der Bl-Meridian betroffen, sind die Nadeln am 3Eund Dü-Meridian oder am He- und Lu-Meridian zu stechen. 5 Auch die Kombinationen von 3E- und Lu-Meridian oder He- und Dü-Meridian sind möglich. 5 Ist der Schmerz zwischen Gb- und Bl-Meridian lokalisiert, so kann zwischen den balancierenden Meridianen genadelt werden. Welche Meridiane tatsächlich gestochen werden, hängt nicht zuletzt davon ab, wo ashi-Punkte zu finden sind. 5 Betrifft die Schmerzausstrahlung nur den Oberschenkel bis zum Knie, so sind die Nadeln an den balancierenden Meridianen der oberen Extremität nur am Oberarm oder am Unterarm zu setzten, abhängig davon, ob die symptomatische untere

70

Kapitel 3 · Therapie von Beschwerden an Wirbelsäule, Rücken und Nacken …

3

. Abb. 3.15  Areale an Unterschenkel und Unterarm, die sich balancieren

Extremität normal oder invers auf die obere Extremität der Gegenseite gespiegelt wird. Beides ist möglich. 5 Ebenso ist vorzugehen, wenn das Schmerzgebiet lediglich den Unterschenkel oder die untere Extremität in ihrer gesamten Ausdehnung betrifft. 5 Wenn der Schmerz bis in den Fuß oder bis zu den Zehen ausstrahlt, so sind die balancierenden Meridiane auch an ihrem Verlauf an der Hand mit Nadeln zu versorgen. Bezüglich normaler Spiegelung der betroffenen unteren Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite (. Abb. 3.15). > Ein Nachteil des geschilderten Vorgehens ist, dass oft viele Nadeln erforderlich

sind, um einen Meridian im gesamten symptomatischen Gebiet abzubilden. Zu überlegen ist daher die Strategie der BaGua-Meridiankonversion (7 Kap. 7). Bei Anwendung dieser Strategie wird ein ganzer Meridian durch nur 2 Nadeln balanciert.

Bei radikulären oder pseudoradikulären Symptomen an der oberen Extremität ist in analoger Weise vorzugehen.

Weiterführende Literatur Chuan-Min W (2014) Introduction to Tung’s acupuncture. Institute Publications, Lombard Kendall D (2002) Dao of Chinese medicine. Oxford University Press, New York Maciocia G (2008) Grundlagen der chinesischen Medizin. Elsevier, München McCann H, Ross H (2015) Practical atlas of Tung’s acupuncture. Müller & Steinicke, München Ross H, Winarto F (2008) Die Balance-Methode in der Akupunktur. Müller & Steinicke, München Tan R (2007) Acupuncture 1, 2, 3. Richard Teh-Fu Tan. OMD & LAc., San Diego. 7 http://www.drtanshow.com/books.htm) Whisnant B, Bleecker D (2015) Treat back pain distally. Draycott Publishing, Plano

71

Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance 4.1  Schultergelenk – 72 4.2  Ellbogengelenk – 74 4.3  Handgelenk und Hand – 75 4.3.1  Handgelenk – 75 4.3.2  Karpaltunnelsyndrom – 75 4.3.3  Ulnarissyndrom – 76

4.4  Hüftgelenk – 77 4.5  Kniegelenk – 80 4.5.1  Knieschmerz medial, betroffene Meridiane Le, Mi, (Ni) – 80 4.5.2  Knieschmerz, ganzes Knie betroffen – 82

4.6  Sprunggelenk – 83 4.6.1  Sprunggelenk, medial – 83 4.6.2  Sprunggelenk, lateral – 84 4.6.3  Sprunggelenk, anterior – 84

4.7  Achillodynie – 84 4.8  Fersenschmerz, Fersensporn – 85 4.9  Fingergelenke, Zehengelenke – 86 Literatur – 86

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_4

4

Kapitel 4 · Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance

72

4.1  Schultergelenk

4

Für die Therapie von Schulterbeschwerden nach den Prinzipien der Balanceakupunktur ist die Diagnosestellung nach Kriterien der westlichen Medizin zwar interessant, aber nicht ausschlaggebend. Westliche Diagnosen wie „Omarthrose“, „Omarthritis“, „Periarthritis humeroscapularis“, „Frozen Shoulder“ etc. wird man zur Kenntnis nehmen und dadurch auch in der Lage sein, zusätzliche therapeutische Maßnahmen im Rahmen einer TCM-Therapie durchzuführen (lokale Applikation von Moxa, Laserlicht, Methoden der manuellen Medizin, TCM-Kräutertherapie). Für die Akupunkturtherapie im Sinne der Balancemethode ist jedoch in erster Linie die Kenntnis des betroffenen Meridians/der betroffenen Meridiane erforderlich. Dies nämlich ist der erste Schritt bzw. die Grundvoraussetzung für das weitere therapeutische Vorgehen im Sinne der Balanceakupunktur. 1. Schritt  Dieser besteht wie immer in der Diagnosestellung, wobei es sich um die

Identifizierung des betroffenen Meridians/der betroffenen Meridiane handelt.

2. Schritt  Auch dieser ist schon bekannt. Es handelt sich um das Finden der balancierenden Meridiane anhand der Meridian-System-Matrix (s. unten, . Abb. 4.2). 3. Schritt  Letztendlich sind noch die zu stechenden Punkte zu finden. Durch die Strategie der „Inversen Spiegelung der kontralateralen unteren Extremität auf die betroffene obere Extremität“ ergibt sich als Behandlungsort das kontralaterale Sprunggelenk. Die Meridian-System-Matrizes für Schulterbeschwerden zeigen die in der Praxis häufig vorkommenden Kombinationen von betroffenen Meridianen, des Weiteren die balancierenden Meridiane sowie die zu stechenden Punkte (. Abb. 4.1, 4.2, 4.3 und 4.4). Zusätzlich zu den dort angeführten Punkten kommen auch andere Punkte in Betracht.

System 1 Lu Mi Di Ma

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Bl

Di

Bl

Le

Lu

Le

Lu

Ni

Ma

Di

Le 4

. Abb. 4.1  Meridian-System-Matrix: Schulterbeschwerden, betroffene Meridiane Lu, Di

Lu Di 3E

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Mi

Bl

Di

Bl

Le

Lu

Ma

Le

Lu

Ni

Ma

Di

Gb

Ni

Pc

Mi

Gb

3E

Le4+Ni3 oder Le 4+Mi5

. Abb. 4.2  Meridian-System-Matrix: Schulterbeschwerden, betroffene Meridiane Lu, Di, 3E

Dü 3E

4

73

4.1 · Schultergelenk

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Bl

Mi

He

Le

Bl



Gb

Ni

Pc

Mi

Gb

3E

Mi 5

. Abb. 4.3  Meridian-System-Matrix: Schulterbeschwerden, betroffene Meridiane Dü, 3E

Lu Pc

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Mi

Bl

Di

Bl

Le

Lu

Le

Ma

3E

Ma

Ni

Pc

Le 4

. Abb. 4.4  Meridian-System-Matrix: Schulterbeschwerden, betroffene Meridiane Lu, Pc

5 Ist der Patient 50 Jahre oder älter, so wird auch von einer „50-years-shoulder“ gesprochen. In diesem Fall sollte unbedingt der Ni-Meridian mitberücksichtigt werden. Das bedeutet, der Punkt Ni 3 sollte – besonders bei über 50-jährigen Patienten – immer in Erwägung gezogen werden. 5 Ein Punkt von besonderer Wichtigkeit ist Mi 5, da er die Schulter über den Lu-­ Meridian vorne und über den Dü-Meridian hinten balanciert. 5 Auch ein Punkt aus der Akupunktur nach Master Tung ist es wert, zusätzlich in Erwägung gezogen zu werden: ShenGuan, 77.18. 5 Wenn die gesamte Schulter schmerzt, sind als Diagnose „alle die Schulter betreffenden Meridiane“ anzunehmen (. Abb. 4.5). Aus der Matrix ist ersichtlich, dass der Le-Meridian alle betroffenen Meridiane ausgleicht, außer den 3E-Meridian. Dieser kann durch die Meridiane von Gb, Ni, PC oder Mi balanciert werden. Da sowohl der Ni-Meridian als auch der Mi-Meridian jeweils zusätzlich noch zwei weitere betroffene Meridiane ausgleicht, ist diesen der Vorzug zu geben. Aus der Sicht des Autors bevorzugte Therapie  Le 4 + Mi 5 + ShenGuan 77.18. Der letztgenannte Punkt wird von Master Tung zur Therapie von Schulterbeschwerden empfohlen. Er liegt am Mi-Meridian, 1,5 Cun distal von Mi 9, und ist der Hauptpunkt zur Unterstützung der Niere.

In . Abb. 4.5 ist der He-Meridian nicht berücksichtigt. Sollte dieser jedoch differenzialdiagnostisch als ursächlicher Meridian infrage kommen, so ist dies in entsprechender Weise zu berücksichtigen. In diesem Fall kommen als zusätzliche, den He-Meridian balancierende Punkte Ni 3 und Gb 40 infrage.

Kapitel 4 · Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance

74

4

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Lu

Mi

Bl

Di

Bl

Le

Lu

Di

Ma

Le

Lu

Ni

Ma

Di



Bl

Mi

He

Le

Bl



oder

Pc

Le

Ma

3E

Ma

Ni

Pc

Le4+Ni3

3E

Gb

Ni

Pc

Mi

Gb

3E

Le4+Mi5

. Abb. 4.5  Meridian-System-Matrix: Schulterbeschwerden, wobei die ganze Schulter betroffen ist

4.2  Ellbogengelenk

Wie jedes andere der großen Gelenke wird auch das Ellbogengelenk von 6 Meridianen versorgt. Es können entweder alle dieser Meridiane betroffen sein oder nur einer oder mehrere in unterschiedlicher Kombination. Es folgen zwei Beispiele, den westlichen Diagnosen Epicondylitis humeroradialis (EHR) und Epicondylitis humeroulnaris (EHU) entsprechend. 5 Sind die Meridiane von Di und/oder 3E betroffen (. Abb. 4.6), so ergeben sich bei Anwendung der Strategie „Spiegelung der erkrankten oberen Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite“ (nach System 3) Lu 5 + Pc 3, oder (nach System 6) Di 11 + 3E 10. 5 Betrifft der Schmerz nur den Di-Meridian, so ist nur ein Meridian zu nadeln, welcher den Di-Meridian balanciert (Lu oder Di). 5 Betrifft der Schmerz nur den 3E-Meridian, so ist nur ein Meridian zu nadeln, der den 3E-Meridian balanciert (Pc oder 3E). Bei Anwendung der Strategie „Spiegelung der erkrankten oberen Extremität auf die untere Extremität der Gegenseite“ bietet sich insbesondere der Ni-Meridian an. Dieser balanciert den Di- (System 4) und den 3E-Meridian (System 2). Mögliche andere Kombinationen sind etwa Ma + Gb oder Ma + Mi oder Le + Gb oder Le + Mi, jeweils die Ho-Punkte.

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Di

Ma

Le

Lu

Ni

Ma

Di

3E

Gb

Ni

Pc

Mi

Gb

3E

. Abb. 4.6  Meridian-System-Matrix: Epicondylitis humeroradialis

Lu 5+Pc 3 oder Di 11+3E10

4

75

4.3 · Handgelenk und Hand

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

He

Ni

Gb



Gb

Mi

He



Bl

Mi

He

Le

Bl



He 3 oder Mi 9 - 10

. Abb. 4.7  Meridian-System-Matrix: Epicondylitis humeroulnaris

In Analogie zum genannten Beispiel ergeben sich bei betroffenen Meridianen He und Dü, entsprechend der westlichen Diagnose Epicondylitis humeroulnaris (. Abb. 4.7), entsprechende Kombinationen von Ho-Punkten im Bereich von Ellbogen oder Knie. Am Ellbogen bietet sich He 3 an (He balanciert He nach System 6 und Dü nach System 3). Im Kniebereich bieten sich ashi-Punkte um das mediale Knieauge an, also Punkte zwischen Mi 9 und Mi 10. 4.3  Handgelenk und Hand 4.3.1  Handgelenk

Der Ni-Meridian balanciert 4 der betroffenen Meridiane. Der Punkt Ni 3 eignet sich deshalb besonders zur Therapie von Handgelenkbeschwerden, aber auch die Kombination von Le 4 und Mi 5 ist möglich. Oder es werden, falls erforderlich, alle 3 Punkte (Ni 3 + Le 4 + Mi 5) genommen (. Abb. 4.8). 4.3.2  Karpaltunnelsyndrom

Betroffen sind die Meridiane von Lu, Di und Pc. Von den balancierenden Meridianen eignet sich zur Therapie v. a. der Le-Meridian, da dieser alle 3 betroffenen Meridiane balanciert.

Lu Di He Dü Pc 3E

System 1 Mi Ma Ni Bl Le Gb

System 2 Bl Le Gb Mi Ma Ni

System 3 Di Lu Dü He 3E Pc

System 4 Bl Ni Gb Le Ma Mi

System 5 Le Ma Mi Bl Ni Gb

. Abb. 4.8  Meridian-System-Matrix: Schmerzen am Handgelenk

System 6 Lu Di He Dü Pc 3E

Punkte Ni3+Le4 oder Ni3+Mi5

Kapitel 4 · Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance

76

4

. Abb. 4.9 Karpaltunnelsyndrom

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Lu

Mi

Bl

Di

Bl

Le

Lu

Di

Ma

Le

Lu

Ni

Ma

Di

Pc

Le

Ma

3E

Ma

Ni

Pc

Le 1 Le 2 Le 3 Le 4

. Abb. 4.10  Meridian-System-Matrix: Karpaltunnelsyndrom

Die zu nadelnden Punkte finden sich durch die Strategie „Normale Spiegelung der betroffenen oberen Extremität auf die untere Extremität der Gegenseite“. 5 Le 1 und Le 2 balancieren die Finger, 5 Le 3 therapiert die Mittelhand, 5 Le 4 das Handgelenk (. Abb. 4.9 und 4.10). 4.3.3  Ulnarissyndrom

Hier sind die Meridiane von He, Dü, Pc und 3E betroffen. Als balancierende Meridiane bieten sich die Meridiane von Ni und Mi an. Der Ni-Meridian balanciert die Meridiane von He, Pc und 3E, der Mi-Meridian die Meridiane von He, Dü und 3E (. Abb. 4.11 und 4.12). Bei Anwendung der Strategie „Normale Spiegelung der betroffenen oberen Extremität auf die kontralaterale UE“ finden sich die zu nadelnden Punkte. Auch eine beidseitige Nadelung ist möglich.

4

77

4.4 · Hüftgelenk

. Abb. 4.11 Ulnarissyndrom

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

He

Ni

Gb



Gb

Mi

He



Bl

Mi

He

Le

Bl



Pc

Le

Ma

3E

Ma

Ni

Pc

3E

Gb

Ni

Pc

Mi

Gb

3E

Punkte Ni 1-3 Mi 1-5

. Abb. 4.12  Meridian-System-Matrix: Ulnarissyndrom

5 Die Finger werden balanciert durch die Punkte Mi 1, 2, 3 und Ni 1, 5 zur Balance der Mittelhand dient Mi 4 und Ni 2, 5 das Handgelenk wird therapiert mit Mi 5 und Ni 3 (. Abb. 4.11). 4.4  Hüftgelenk

Schmerzen im Bereich der Hüfte können einerseits von der hüftnahen Muskulatur ausgehen, andererseits vom Hüftgelenk selbst, oft im Sinne einer Coxarthrose, oder – wenn auch seltener – einer Coxitis oder auch einer Hüftkopfnekrose. Darüber hinaus ist damit zu rechnen, dass sich muskuläre Schmerzen und Gelenkaffektionen gegenseitig beeinflussen. So findet sich bei einer Coxarthrose meist auch ein sekundäres muskuläres Beschwerdebild. > Der Diagnosestellung – im Sinne einer „Akupunkturdiagnose“ – kommt somit bei

Beschwerden im Bereich der Hüfte eine besondere Bedeutung zu. Es ist daher genau zu diagnostizieren, welche Meridiane betroffen sind.

Kapitel 4 · Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance

78

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Ma

Di

PC

Mi

PC

Di

Ma

Mi

Lu



Ma

3E

He

Mi

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

Le

PC

Di

Gb



Lu

Le

Di 5(15) + Lu 9(2) + 3E 4(14)

4 . Abb. 4.13  Meridian-System-Matrix: Hüftbeschwerden inguinal

5 Bei Hüftschmerz, der sich inguinal – also medial und anterior – manifestiert, sind die Meridiane von Ni, Le, Mi und Ma betroffen (. Abb. 4.13). 5 Der Di-Meridian balanciert die Meridiane von Ma, Ni und Le. Man muss sich also noch für einen Meridian entscheiden, welcher den Mi-Meridian balanciert. Als besonders praktikabel bietet sich der Lu-Meridian an.

Durch die Strategie „Inverse Spiegelung der erkrankten unteren Extremität auf die kontralaterale obere Extremität“ ergeben sich Punkte um Di 5 und Lu 9, eventuell zusätzlich 3E 4. Da jedoch zwischen Hüft- und Schultergelenk eine größere Ähnlichkeit besteht als zwischen Hüft- und Handgelenk, ist eine Therapie über das Schultergelenk zu überlegen. Die Meridiane bleiben die gleichen. Zu einer Änderung kommt es lediglich an der Strategie der Spiegelung und somit an den Punkten. Die Strategie besteht nun in der „Normalen Spiegelung der erkrankten unteren Extremität auf die kontralaterale obere Extremität“. Dadurch ergeben sich die an der Schulter zu stechenden Punkte Lu 2 und Di 15, eventuell zusätzlich auch 3E 14. Zu empfehlen ist immer auch die Suche nach ashi-Punkten um Dü 9 und Dü 10. 5 Beim lateralen und dorsalen Hüftschmerz bieten sich in analoger Weise am Handgelenk Dü 5 und 3E 4 sowie an der Schulter Dü 10 und 3E 14 an (. Abb. 4.14). 5 Bei Schmerzen am Gesäß sind ashi-Punkte zwischen 3E 4 und 3E 5 sowie zwischen Dü 5 und Dü 6 zu nadeln. > Darüber hinaus ist immer zu bedenken, dass Schmerzen im Bereich der Hüfte

nicht – oder zumindest nicht nur – vom Hüftgelenk selbst, sondern vielmehr von der Muskultur ausgehen, welche bei Bewegungen des Hüftgelenks beteiligt sind.

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Bl



Lu

Ni

Lu



Bl

Gb

3E

He

Le

He

3E

Gb

. Abb. 4.14  Meridian-System-Matrix: Hüftbeschwerden lateral und dorsal

Dü 5(10) + 3E 4(14)

4.4 · Hüftgelenk

79

4

5 Der M. iliopsoas, zuständig für Beugung und Innenrotation im Hüftgelenk, steht unter dem Einfluss des Ma-Meridians, ebenso die Mm. rectus femoris, vastus laterlis, intermedius und der M. obturatorius externus. 5 Der oft betroffene M. tensor fasciae latae (Flexion, Abduktion) sowie die Mm. glutaeus medius et minimus (Abduktion, Flexion, Innenrotation) werden durch den Gb-Meridian versorgt. 5 Für die Mm. glutaeus maximus (Außenrotation und Abduktion), piriformis, quadratus femoris (Außenrotation, Adduktion, Extension) ist der Bl-Meridian zuständig. Wenn also eine muskuläre Schmerzkomponente im Vordergrund steht, so sind zusätzlich entsprechende Punkte an den Meridianen von Ma, Gb und Bl zu nadeln. Es sei hier zusätzlich auf weiterführende Literatur verwiesen (insbesondere Kendall 2002, S. 214 ff.). Um alle betroffenen Muskeln anzusprechen und das Hüftgelenk zu balancieren, auch bei Schmerzen, welche die gesamte Hüfte betreffen, oder wenn eine Meridianzuordnung nicht exakt durchgeführt werden kann, ist ein umfassenderes Vorgehen im Sinne einer „globalen Balance“ (7 Kap. 5) zu überlegen. Die zu nadelnden Punkte finden sich durch die Strategie „Inverse Spiegelung der Extremitäten aufeinander“. Es handelt sich um die Punkte Lu 9, Mi 5, Di 5, Ma 41 (. Abb. 4.15). Die betroffenen und auch die balancierenden Meridiane sind identisch mit den Meridianen des TaiYin-YangMing-Musters (7 Kap. 5).

. Abb. 4.15  Schmerzen linke Hüfte

80

Kapitel 4 · Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance

4.5  Kniegelenk

4

Die Diagnose ist abhängig vom betroffenen Areal. In (. Abb. 4.16) sind der mediale, der laterale, der anteriore und der posteriore Knieschmerz berücksichtigt. Lediglich der mediale Knieschmerz kann – wenn nur die Meridiane von Mi und Le betroffen sind – durch nur einen einzigen Meridian balanciert werden (Dü oder Lu). Zur Balance der anderen Areale sind jeweils 2 Meridiane erforderlich. Die zu nadelnden Punkte ergeben sich durch die Strategie „Spiegelung der betroffenen unteren Extremität auf die kontralaterale obere Extremität“. Es handelt sich durchweg um Ho-Punkte am kontralateralen Ellbogengelenk. 4.5.1  Knieschmerz medial, betroffene Meridiane Le, Mi, (Ni)

Beim medialen Knieschmerz ist es oft nicht möglich, genau zu differenzieren, welche der 3 Yin-Meridiane betroffen sind. Meist sind es Mi und Le. In diesem Fall ist – wie bereits erwähnt – lediglich ein Meridian erforderlich, um die beiden betroffenen Meridiane zu balancieren. Ob der Lu-Meridian oder der Dü-Meridian genadelt wird, bleibt

Mi

System 1 Lu

System 2 Dü

System 3 Ma

System 4 3E

System 5 He

Le

PC

Di

Gb



Lu

lateral Ma

System 1 Di

System 2 PC

System 3 Mi

System 4 PC

System 5 Di

Gb

3E

He

Le

He

3E

anterior Ma

System 1 Di

System 2 PC

System 3 Mi

System 4 PC

System 5 Di

Mi

Lu



Ma

3E

He

Bl

System 1 Dü

System 2 Lu

System 3 Ni

System 4 Lu

System 5 Dü

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

medial

posterior

. Abb. 4.16  Meridian-System-Matrix: Knieschmerz

Ho P U N K T E

Mi

System 1 Lu

System 2 Dü

System 3 Ma

System 4 3E

System 5 He

Le

PC

Di

Gb



Lu

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

medial

4

81

4.5 · Kniegelenk

Ho-Punkte

. Abb. 4.17  Meridian-System-Matrix: Medialer Knieschmerz

dem Therapeuten überlassen. Vom Verfasser wird der Lu-Meridian bevorzugt, da hier die gelenknahen Strukturen mit der Nadel besser zugänglich sind. Handelt es sich jedoch nicht um einen rein medialen, sondern eher um einen vorwiegend medialen Schmerz, der auch nach posteromedial in den Bereich des Ni-Meridians ausstrahlt, so ist auch dieser in die therapeutischen Überlegungen einzubeziehen. In diesem Fall ist ein weiterer balancierender Meridian zu wählen (. Abb. 4.17). Diagnose  Meridiane von Mi, Le und Ni. Balancierende Meridiane (. Abb. 4.17)  Minimalforderung sind 2 Meridiane, ent-

weder 2 Yin- oder 2 Yang-Meridiane oder ein Yin- und ein Yang-Meridian.

Punkte  werden ermittelt durch „Spiegelung der unteren Extremität auf die obere

Extremität der Gegenseite“. Es handelt sich um Ho-Punkte an den genannten Meridianen.

Wenn mit der o. g. Minimalanforderung in einigen Fällen nicht der gewünschte Erfolg zu erzielen ist, sollte das in . Abb. 4.18 dargestellte Vorgehen bei Knieschmerzen im medialen Kompartiment – und darüber hinaus bei jedem Knieschmerz – zum Erfolg führen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass es sich hier nur um eine mögliche Punktekombination unter mehreren anderen handelt. Diese Punktekombination ist ein Vorgriff auf die in 7 Kap. 5 beschriebene Strategie der globalen Balance. Warum Le 3?  Le 3 deshalb, weil er nach System 3 den Gb-Meridian und nach System 6 (der Meridian balanciert sich selbst) den betroffenen Le-Meridian beeinflusst. Darüber hinaus ist Le 3 der am stärksten Qi und Xue bewegende Punkt. Warum tiefe Nadelung von Le 3 zu Ni 1?  Weil Ni 1 nach System 6 (der Meridian

balanciert sich selbst) den betroffenen Ni-Meridian beeinflusst.

Warum Di 11?  Di 11 balanciert nach System 1 den Ma-Meridian, nach System 2 den Le-Meridian und nach System 4 den Ni-Meridian.

82

Kapitel 4 · Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance

4

. Abb. 4.18  Mögliche Punktekombination bei Knieschmerz

Warum Gb 41 und 3E 5?  Diese beiden Punkte sind indiziert bei allen Gelenkaffektionen, und sie schalten die außerordentlichen Meridiane DaiMai und YangWeiMai ein. Der Gb-Meridian balanciert nach System 3 den Le-Meridian und nach System 6 sich selbst. Der 3E-Meridian balanciert die betroffenen Meridiane von Gb, Ni und Mi. Warum JianZhong, 44.06?  JianZhong ist ein von Master Tung empfohlener Punkt bei Kniebeschwerden. Er liegt am Di-Meridian, in der Mitte des M. deltoideus. Es stehen also insgesamt 8 Punkte zur Verfügung – eine durchaus akzeptable Anzahl von Nadeln, um ein gutes Resultat zu erzielen.

4.5.2  Knieschmerz, ganzes Knie betroffen

Wenn das gesamte Knie schmerzt oder nicht genau festgestellt werden kann, welche Meridiane betroffen sind, dann müssen alle das Knie betreffenden Meridiane balanciert werden (. Abb. 4.19). Was die balancierenden Meridiane betrifft, so ergeben sich 3 Meridiangruppen. Jede Meridiangruppe besteht aus 2 Meridianen 1. Di und Pc, 2. Lu und Dü, 3. He und 3E. Um alle Meridiane zu balancieren, muss aus jeder Gruppe ein Meridian gewählt werden, egal in welcher Kombination.

4

83

4.6 · Sprunggelenk

Ho-Punkte Di +Dü+3E

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Ma

Di

PC

Mi

PC

Di

Ma

Mi

Lu



Ma

3E

He

Mi

PC+Lu+He Di+Dü+He

Bl



Lu

Ni

Lu



Bl

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

Gb

3E

He

Le

He

3E

Gb

Le

PC

Di

Gb



Lu

Le

Lu+PC+3E usw.

. Abb. 4.19  Meridian-System-Matrix: Schmerzen am ganzen Knie

Durch die Strategie „Spiegelung der betroffenen unteren Extremität auf die kontralaterale obere Extremität“ ergeben sich als zu nadelnde Punkte wiederum die Ho-Punkte am kontralateralen Ellbogengelenk. Sollte wider Erwarten der Therapieerfolg nicht zufriedenstellend sein, sind zusätzliche Punkte – wie in . Abb. 4.18 ersichtlich – indiziert. Die in . Abb. 4.18 dargestellte Punktekombination eignet sich zur Therapie von Knieschmerzen jeglicher Lokalisation. 4.6  Sprunggelenk

Am Sprunggelenk muss unterschieden werden zwischen den Bereichen anterior, lateral und medial. Die Therapie erfolgt am einfachsten am kontralateralen Handgelenk, entsprechend der Strategie „Inverse Spiegelung der betroffenen unteren Extremität auf die kontralaterale obere Extremität“. 4.6.1  Sprunggelenk, medial

Betroffene Meridiane sind die Yin-Meridiane der unteren Extremität, die Meridiane von Mi, Ni, und Le. 2 Meridiane müssen als balancierende Meridiane gewählt werden. Es bieten sich an Di + 3E oder PC + He oder Di + PC oder Dü + He etc., jeweils ashi-Punkte im Bereich des Handgelenks (. Abb. 4.20).

Kapitel 4 · Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance

84

4

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Mi

Lu



Ma

3E

He

Mi

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

Le

PC

Di

Gb



Lu

Le

Di5 + 3E4 oder Dü5 + He 7 etc.

. Abb. 4.20  Meridian-System-Matrix: Sprunggelenkbeschwerden medial

4.6.2  Sprunggelenk, lateral

In der Therapie des lateralen Anteils des Sprunggelenks ist v. a. der Gb-Meridian betroffen. Man wird sich für einen ashi-Punkt im Bereich des Handgelenks am 3Eoder He-Meridian (3E 4, He 7) entscheiden. Falls auch der Bl-Meridian betroffen ist, muss ein Punkt am Dü- oder Lu-Meridian dazu genommen werden (ashi Dü 5, Lu 9) (. Abb. 4.21). 4.6.3  Sprunggelenk, anterior

Betroffen ist hier lediglich der Ma-Meridian. Die Balance erfolgt durch handgelenknahe ashi-Punkte am Di- oder PC-Meridian (Di 5, Pc 7) (. Abb. 4.22). 4.7  Achillodynie 1. Schritt  Diagnose: Betroffen sind die Meridiane von Bl und Ni.

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Bl



Lu

Ni

Lu



Bl

Dü5, Lu 9

Gb

3E

He

Le

He

3E

Gb

3E4, He7

. Abb. 4.21  Meridian-System-Matrix: Sprunggelenkbeschwerden lateral

Ma

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Di

PC

Mi

PC

Di

Ma

. Abb. 4.22  Meridian-System-Matrix: Sprunggelenkbeschwerden anterior

Di5, Pc7

4

85

4.8 · Fersenschmerz, Fersensporn

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Bl



Lu

Ni

Lu



Bl

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

. Abb. 4.23  Meridian-System-Matrix: Achillodynie

2. Schritt  Ermittlung der balancierenden Meridiane (. Abb. 4.23). Die besten Ergebnisse liefern die Systeme 1 und 4. Die balancierenden Meridiane umgeben hier jeweils eine Sehne. Das ist ein gutes Abbild des betroffenen Körperteils. Die anatomische Ähnlichkeit zum betroffenen Gebiet ist hier sehr groß. Den Meridianen von Dü und He – System 1 – ist der Vorzug zu geben, da es sich um hintere Meridiane handelt, genauso wie auch die betroffenen Meridiane von Bl und Ni hintere Meridiane sind (. Abb. 4.23). 3. Schritt  Ermittlung der zu stechenden Punkte durch die Strategie „Normale Spie-

gelung der betroffenen unteren Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite“. Es ergibt sich auf der ulnaren Seite der Sehne des M. flexor carpi ulnaris ein zu nadelndes Areal ausgehend von Dü 5 bis zu ca. 4 cm proximal davon, auf der anderen Seite der Sehne ein Areal zwischen He 7 und He 4.

4.8  Fersenschmerz, Fersensporn

Bei Schmerzen an der Ferse, oft verursacht durch einen Fersensporn, sind die Meridiane von Mi, Bl und Ni beteiligt. Bei Anwendung der Strategie „Spiegelung der unteren Extremität auf die obere Extremität“ ergeben sich zu stechende Punkte an den Handballen – diese entsprechen der Ferse – an den Meridianen von Lu, Dü und He. Die Lokalisation dieser Punkte entspricht den Master Tung-Punkten MuGuan und GuGuan (. Abb. 4.24).

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Mi

Lu



Ma

3E

He

Mi

Bl



Lu

Ni

Lu



Bl

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

. Abb. 4.24  Meridian-System-Matrix: Fersenschmerz

86

Kapitel 4 · Therapie von Gelenkbeschwerden mittels lokaler Balance

4.9  Fingergelenke, Zehengelenke

4

Bei Beschwerden an den Fingergelenken – z. B. Schmerz, Schwellung, Rötung, etwa bei arthrotischen oder entzündlich-rheumatischen Erkrankungen – wird nicht meridianbezogen, sondern regionenbezogen therapiert. So werden etwa Schmerzen an der radialen Seite des 3. Fingers durch Nadelung an der medialen Seite der kontralateralen oder – je nachdem, wo ashi-Punkte gefunden werden – der ipsilateralen 3. Zehe behandelt. Schmerzen am Grundgelenk der rechten Großzehe erfordern eine Nadelung am Grundgelenk des linken oder rechten Daumens.

Literatur Kendall D (2002) Dao of Chinese medicine. Oxford University Press, New York Weiterführende Literatur Chuan-Min W (2014) Introduction to Tung’s acupuncture. Institute Publications, Lombard Maciocia G (2008) Grundlagen der chinesischen Medizin. Elsevier, München McCann H, Ross H (2015) Practical atlas of Tung’s acupuncture. Müller & Steinicke, München Ross H, Winarto F (2008) Die Balance-Methode in der Akupunktur. Müller & Steinicke, München Tan R (2007) Acupuncture 1, 2, 3. Richard Teh-Fu Tan. OMD & LAc., San Diego. 7 http://www.drtanshow.com/books.htm Whisnant B, Bleecker D (2015) Treat back pain distally. Draycott Publishing, Plano

87

Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien von Spiegelung und Abbild 5.1 Grundlagen und Prinzip – 89 5.2 Das YangMing-Syndrom – Therapie von Allergien im Bereich von Augen, Nase, Rachen und Kehlkopf – 90 5.2.1  TaiYin-YangMing-Muster – 92 5.2.2  JueYin-YangMing-Muster – 94 5.2.3 Pc/Ni-YangMing-Muster – 94

5.3 Das TaiYang-Syndrom – Therapie von Symptomen an den dorsalen Arealen des Körpers – 94 5.3.1  ShaoYin-TaiYang-Muster – 95 5.3.2  TaiYin-TaiYang-Muster – 95 5.3.3 Lu/Le-TaiYang-Muster – 96

5.4  JueYin-ShaoYang-Muster – Therapie von Symptomen an den lateralen Arealen des Körpers – 96

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_5

5

5.5 Die „4 Magischen Meridiane“ – Therapie von Symptomen frontal am Körperstamm im Bereich der Meridiane von Konzeptionsgefäß, Niere und Magen – 99 5.5.1 Beschwerden oberhalb des Rippenbogens – 100 5.5.2 Beschwerden unterhalb des Rippenbogens – 100 5.5.3 Beschwerden in Nabelhöhe – 101 5.5.4 Beschwerden im Unterbauch – 102

5.6 Die „8 Magischen Punkte plus 1“ – Therapie von Symptomen frontal am gesamten Körperstamm – 102 5.7 Die „4 Magischen Hormonmeridiane“ – Therapie von hormonellem Ungleichgewicht beim weiblichen Geschlecht – 103 5.8 Die „8 Magischen Meridiane für jedes gynäkologische Problem“ – 104 Weiterführende Literatur – 105

5.1 · Grundlagen und Prinzip

89

5

5.1  Grundlagen und Prinzip

Wenn bisher der Begriff „Balance“ genannt wurde, so stand dieser Begriff immer für eine lokale Balance. Im Folgenden wird der Begriff der globalen Balance eingeführt. > Lokale Probleme können mittels lokaler Balance behandelt werden. Probleme,

die nicht auf eine Lokalisation (auf ein lokalisierbares Gebiet) beschränkt sind, oder Probleme, die mehrere Funktionskreise betreffen, oder funktionelle Probleme verlangen dagegen nach einer globalen Balance. Globale Balance  Eine globale Balance muss 2 Kriterien erfüllen: Sie muss sowohl

dynamisch als auch statisch sein.

Dynamische Balance  Die dynamische Balance ist eine dynamische Yin-Yang-Balance. Yin-Meridiane und Yang-Meridiane werden an den Extremitäten so verteilt, dass sie sich dynamisch beeinflussen. Dies geschieht in Form von diagonalen Achsen (dynamische Achsen), einer diagonalen Yin-Achse und einer diagonalen YangAchse. Das bedeutet, Yin-Meridiane an der rechten oberen und der linken unteren Extremität, Yang-Meridiane an der linken oberen und der rechten unteren Extremität, oder umgekehrt (. Abb. 5.1). Statische Balance  Wenn ein Architekt ein Haus oder eine Brücke plant, so muss

er – damit das Bauwerk stabil ist und nicht in sich zusammenbricht – bestimmte statische Regeln berücksichtigen. Das Bauwerk benötigt ein stabiles Gerüst. Dieses stabile Gerüst wird in der Akupunktur durch eine entsprechende Anordnung der Meridiane erreicht. Yin- und Yang-Meridiane müssen auf den Extremitäten so verteilt sein, dass sie sich – entsprechend einem statischen Gerüst – gegenseitig balancieren, entsprechend der „Balance zwischen Meridianen“ (7 Abschn. 2.2). Es gibt 4 Möglichkeiten, ein stabiles Gerüst herzustellen, schematisch dargestellt als a, b, c und d in . Abb. 5.2. Im Prinzip bleibt das schrittweise Vorgehen das gleiche wie bei der lokalen Balance:

. Abb. 5.1  Dynamische Balance

90

Kapitel 5 · Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien …

5

. Abb. 5.2  a–d Statische Balance

1. Schritt  Diagnose (welcher Meridian/welche Meridiane ist/sind betroffen?). 2. Schritt  Balancierende Meridiane werden so gewählt, dass sie den Kriterien einer

globalen Balance entsprechen.

3. Schritt  Punkte werden ermittelt durch Spiegelung oder Abbild.

Die globale Balance kommt zur Anwendung im Rahmen von diversen Strategien, die im Folgenden näher besprochen werden. Alle diese Strategien sind den Forschungen von Dr. Richard Tan zu verdanken. Er hat sie in jahrelanger Tätigkeit erarbeitet und ihre Effektivität an vielen Tausenden Patienten überprüft.

5.2  Das YangMing-Syndrom – Therapie von Allergien im Bereich

von Augen, Nase, Rachen und Kehlkopf

Symptome  Das YangMing-Syndrom umfasst Symptome, welche im Gebiet der YangMing-Meridiane, Di- und Ma-Meridian, auftreten (. Abb. 5.3). Eine –

durch globale Balance und die Strategie „Abbild des Kopfes auf die Extremitäten“ behandelbare – Erscheinungsform des YangMing-Syndroms sind Allergien im Bereich von Auge, Nase, Rachen und Kehlkopf, aber auch Atemwegsinfekte in diesem Bereich sowie Akne sind geeignete Indikationen. . Abb. 5.4 zeigt die betroffenen und balancierenden Meridiane des YangMing-Syndroms.

5

91

5.2 · Das YangMing-Syndrom – Therapie von Allergien …

. Abb. 5.3  YangMing-Bereich an Gesicht und Hals

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Di

Ma

Le

Lu

Ni

Ma

Di

Ma

Di

PC

Mi

PC

Di

Ma

. Abb. 5.4  YangMing-Syndrom

Die betroffenen Meridiane Ma und Di sind gleichzeitig auch – nach System 1, 5 und 6 – balancierende Meridiane. Zusätzlich müssen noch 2 weitere balancierende Meridiane so gewählt werden, dass sich eine globale Balance (dynamisch und statisch) ergibt. Innerhalb des YangMing-Syndroms werden 3 Muster unterschieden. In jedem dieser Muster sind die YangMing-Meridiane (Ma und Di) als betroffene und gleichzeitig balancierende Meridiane vertreten. Die Muster unterscheiden sich aber durch die Wahl der anderen Meridiane. Die 3 Muster des YangMing-Syndroms 5 TaiYin-YangMing-Muster 5 JueYin-YangMing-Muster 5 Pc/Ni-YangMing-Muster

92

Kapitel 5 · Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien …

5.2.1  TaiYin-YangMing-Muster

Das TaiYin-YangMing-Muster ist am häufigsten anzutreffen. Es macht etwa drei Viertel aller YangMing-Syndrome aus. Symptome  Die Symptomatik wird dominiert von Schleim, Ödem, Schwellung. Der Puls ist oberflächlich und schlüpfrig.

5

Die TaiYin-YangMing-Persönlichkeit  ist nervös, unruhig, kann sich nicht entspannen, erscheint verkrampft oder hyperaktiv, muss immer etwas tun wie z. B. mit dem Bleistift oder dem Mobiltelefon herumspielen, mit dem Finger die Haare eindrehen etc. Die Meridiane von Di und Ma sind vorgegeben, da sie die betroffenen Meridiane sind und sich gleichzeitig auch gegenseitig balancieren. An einer oberen Extremität – ob links oder rechts ist unerheblich – werden also Punkte des Di-Meridians genommen. Um eine in das Konzept der globalen Balance passende Yang-Diagonale zu erhalten, muss der Ma-Meridian an der kontralateralen unteren Extremität gewählt werden. In . Abb. 5.5 sowie den . Abb. 5.6 (7 Abschn. 5.2.2) und . Abb. 5.7 (7 Abschn. 5.2.3) wurde der Di-Meridian an der rechten oberen Extremität und der Ma-Meridian an der linken unteren Extremität gewählt. An der noch freien linken oberen Extremität muss einer der 3 Yin-Meridiane der oberen Extremität gewählt werden. Der zu wählende Meridian soll zum Krankheitsbild passen, und er muss ein balancierender Meridian sein. Diese Anforderungen erfüllt der Lu-Meridian. Um zwischen linker oberer und rechter unterer Extremität eine Yin-Diagonale zu erhalten, muss auch an der rechten unteren Extremität ein Yin-Meridian gewählt werden. Zum Krankheitsbild (Ödem, Schleim, Schwellung) passt der Mi-Meridian.

. Abb. 5.5  TaiYin-YangMing-Muster

5.2 · Das YangMing-Syndrom – Therapie von Allergien …

93

5

. Abb. 5.6  JueYin-YangMing-Muster

. Abb. 5.7 Pc/Ni-YangMing-Muster

Durch diese Verteilung der Yin- und Yang-Meridiane auf die Extremitäten ist nun nicht nur eine dynamische, sondern auch eine statische Balance – Möglichkeit a in . Abb. 5.2 – erreicht. Die Auswahl der Punkte erfolgt durch die Strategie „Abbild der Extremitäten auf den Kopf “. Dabei projiziert sich das Auge auf Ellbogen und Knie, die Nase auf Unterarm und Unterschenkel, der Rachen auf die Region von Handgelenk und Sprunggelenk. Die entsprechenden Punkte sind in . Abb. 5.5 dargestellt.

94

Kapitel 5 · Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien …

5.2.2  JueYin-YangMing-Muster Symptome  Zusätzlich zu den Symptomen der Allergie im YangMing-Bereich des Kopfes besteht häufig eine ausgeprägte vegetative Symptomatik mit Schweißneigung und Palpitationen.

5

Die JueYin-YangMing-Persönlichkeit  ist angespannt, unfähig zu einer allgemeinen Lockerung, steht unter Stress, hat oft Verspannungszustände im Bereich des Schultergürtels oder leidet unter häufigen Kopfschmerzen oder Hypertonie. Der Puls ist saitenförmig. Hier kommen anstelle der TaiYin-Meridiane (Lu, Mi) die JueYin-Meridiane (Pc, Le) zum Einsatz (. Abb. 5.6). Dadurch ergibt sich auch eine andere Statik (Möglichkeit b in . Abb. 5.2).

5.2.3  Pc/Ni-YangMing-Muster

Dieses Muster wird eingesetzt bei Ni-Schwäche. Symptome  Neben den allergiespezifischen Symptomen im YangMing-Bereich des

Kopfes findet sich oft die vielfältige Symptomatik einer Schwäche im Funktionskreis Niere, z. B. Knochenschmerzen (Osteoporose), chronische Lumbalgie oder auch ein chronisches Erschöpfungssyndrom.

Der Pc/Ni-YangMing-Patient  erscheint erschöpft, kraftlos, mit tiefem Ni-Puls.

An der rechten unteren Extremität kann anstelle des Le-Meridians auch der Ni-Meridian genommen werden, wobei die Statik gleich bleibt (. Abb. 5.7).

5.3  Das TaiYang-Syndrom – Therapie von Symptomen an den

dorsalen Arealen des Körpers

Symptome  Das TaiYang-Syndrom tritt klinisch in Erscheinung in Form von Schmerzen im Bereich von Nacken, Schultergürtel und Rücken; eventuell auch Ausstrahlung des Schmerzes in die untere Extremität, entlang des Bl-Meridians. Es handelt sich also um Symptome im Bereich der TaiYang-Meridiane (Dü, Bl). Innerhalb des TaiYang-Syndroms lassen sich wieder 3 Muster unterscheiden. Bei jedem Muster sind die TaiYang-Meridiane (Dü, Bl) vertreten. Die Muster unterscheiden sich aber durch die Wahl der anderen Meridiane.

Die 3 Muster des TaiYang-Syndroms 5 ShaoYin-TaiYang-Muster 5 TaiYin-TaiYang-Muster 5 Lu/Le-TaiYang-Muster

5.3 · Das TaiYang-Syndrom – Therapie von Symptomen …

95

5

Die Auswahl der Punkte erfolgt durch die Strategie „Inverses Abbild von Rumpf und Kopf auf die Extremitäten“. Da das auf die Extremitäten abzubildende Schmerzareal oft sehr groß ist, werden viele Nadeln benötigt. Daher ist es – bei ausgedehntem Schmerzareal – ratsam, eine BaGua-Strategie anzuwenden. Dabei wird ein ganzer Meridian durch nur 2 Nadeln balanciert. Diese Strategien werden in späteren Kapiteln beschrieben (7 Kap. 7, 8, 9 und 10). Wenn aber das Schmerzgebiet nicht sehr groß ist und etwa nur den Bereich des Schultergürtels betrifft, so kann die Strategie „Inverses Abbild von Rumpf und Kopf auf die Extremitäten“ durchaus angewendet werden. Im Folgenden wird das Schmerzgebiet auf Nacken, Schultergürtel und oberen Rücken eingegrenzt (. Abb. 5.8). Für jeden Meridian werden 3 Punkte benötigt, jeweils im Bereich von Mittelhand/Mittelfuß, Handgelenk/Sprunggelenk sowie Unterarm/Unterschenkel. 5.3.1  ShaoYin-TaiYang-Muster Symptome  Beim ShaoYin-TaiYang-Muster finden sich Müdigkeit, Schwäche,

Erschöpfung, Nieren-Schwäche; der Rücken ist schwach und müde, evtl. auch Symptome vonseiten des Marks (Gehirn, Rückenmark, Nerven). Die zu stechenden Punkte sind zeigt . Abb. 5.9.

5.3.2  TaiYin-TaiYang-Muster Symptome  Beim TaiYin-TaiYang-Muster finden sich Symptome, welche die Mus-

kulatur betreffen. Im Vordergrund steht der Muskelschmerz, eventuell bestehen auch Muskelkrämpfe oder Muskelatrophien. Die zu stechenden Punkte finden sich in . Abb. 5.10.

. Abb. 5.8  TaiYang-Syndrom. Symptomgebiet Nacken, Schultergürtel, oberer Rücken

96

Kapitel 5 · Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien …

5 . Abb. 5.9  ShaoYin-TaiYang-Muster

. Abb. 5.10  TaiYin-TaiYang-Muster

5.3.3  Lu/Le-TaiYang-Muster Symptome  Bei diesem Muster ist eine Problematik der Sehnen und Ligamente oder auch eine psychoemotionale Komponente evident. Es handelt sich um eine Fülle-Symptomatik mit Stagnation des Leber-Qi. Die zu stehenden Punkte sind . Abb. 5.11 zu entnehmen.

5.4  JueYin-ShaoYang-Muster – Therapie von Symptomen an den

lateralen Arealen des Körpers

Symptome  Zum JueYin-ShaoYang-Muster gehören alle Symptome, die an der Seite des Körpers auftreten. Dazu zählen die seitlichen Regionen von Kopf, Nacken, oberer Extremität, Thorax, Hüfte, unterer Extremität (. Abb. 5.12). Der JueYin-ShaoYang-Patient  ist eine häufig angespannte Persönlichkeit. Oft hat er

genaue Vorstellungen davon, wie alles im Leben sein soll. Er hängt dickköpfig an seinen Regeln und kann die Kontrolle nicht aus der Hand geben. Er ist erfolgreich, weil

5.4 · JueYin-ShaoYang-Muster – Therapie von Symptomen …

. Abb. 5.11 Lu/Le-TaiYang-Muster

. Abb. 5.12  Symptomgebiet des JueYin-ShaoYang-Musters

97

5

98

Kapitel 5 · Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien …

er seine Ziele konsequent verfolgt. Wenn das Leben allerdings nicht wunschgemäß verläuft, kann die Situation in Frustration und Depression münden. Er ist also insgesamt ein Leber-Typ mit Neigung zu Leber-Qi-Stagnation. Ist das Symptomgebiet klein, etwa bei Symptomen, welche das Ohr betreffen (z. B. Otitis media, Otitis externa, Tinnitus, otogener Schwindel, neuralgische Symptome), so kann die Punktauswahl durch die Strategie „Abbild des Kopfes auf die Extremitäten“ erfolgen, . Abb. 5.13. Diesem Beispiel liegt das folgende schematische Vorgehen zugrunde:

5

1. Schritt  Diagnose (betroffene Meridiane): Gb-Meridian, 3E-Meridian. 2. Schritt  Die balancierenden Meridiane sind die Meridiane des JueYin-ShaoYang-­

Musters.

3. Schritt  Die zu nadelnden Punkte ergeben sich durch Anwendung der Strate-

gie „Abbild des Kopfes auf die obere Extremität und die untere Extremität“. Es ist dabei gleichgültig, ob das Abbild normal oder invers erfolgt. In beiden Fällen ist das Projektionsgebiet des Ohrs die Region von Ellbogen und Kniegelenk. Somit werden an den entsprechenden Meridianen (3E, Gb, Pc, Le) die Ho-Punkte (die 5. „Antiken Punkte“) gestochen. Meist handelt es sich jedoch um ein größeres Schmerzgebiet (z. B. laterale radikuläre oder pseudoradikuläre Symptomatik einer Extremität, eventuell auch verbunden mit lateralem Kopfschmerz). In diesem Fall wird besser die Strategie „BaGua- Balance durch Meridiankonversion“ angewendet (7 Abschn. 7.4).

. Abb. 5.13  Globale Balance des JueYin-ShaoYang-Musters bei Beschwerden im Bereich des Ohrs

5

99

5.5 · Die „4 Magischen Meridiane“ – Therapie von Symptomen …

5.5  Die „4 Magischen Meridiane“ – Therapie von Symptomen

frontal am Körperstamm im Bereich der Meridiane von Konzeptionsgefäß, Niere und Magen

Die Strategie der „4 Magischen Meridiane“ kann angewendet werden bei allen Beschwerden am Stamm frontal im Einflussgebiet von Konzeptionsgefäß, Ni-Meridian und Ma-Meridian (. Abb. 5.14). 2 der insgesamt 4 magischen Meridiane sind die betroffenen Meridiane von Ni und Ma. Diese beiden Meridiane balancieren sich auch selbst nach System 6. Die beiden anderen Meridiane sind die entsprechend . Abb. 5.15 ermittelten balancierenden Meridiane von Pc und Di. Es wird wie immer vorgegangen: 1. Schritt  Diagnose: Meridiane von Magen und Niere. 2. Schritt  Ermittlung einer globalen Balance durch die Meridiane von Ma, Di, Ni

und Pc.

3. Schritt  Ermittlung der zu stechenden Punkte durch die Strategie „Abbild von

Kopf und Stamm auf die Extremitäten“. Je nach betroffener Region am Stamm sind 4 unterschiedliche Punktekombinationen zu unterscheiden:

. Abb. 5.14  Indikationen für die Strategie der „4 Magischen Meridiane“

System 1

System 2

System 3

System 4

System 5

System 6

Ma

Di

PC

Mi

PC

Di

Ma

Ni

He

3E

Bl

Di

PC

Ni

. Abb. 5.15  Die balancierenden Meridiane von Ma und Ni

Kapitel 5 · Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien …

100

4 Regionen am Stamm 5 5 5 5

Beschwerden oberhalb des Rippenbogens Beschwerden unterhalb des Rippenbogens Beschwerden in Nabelhöhe Beschwerden im Bereich des Unterbauchs

5.5.1  Beschwerden oberhalb des Rippenbogens

5

Indikationen und zu nadelnde Punkte: . Abb. 5.16. Die Ermittlung der zu stechenden Punkte erfolgt durch die Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Stamm auf die Extremitäten“. 5.5.2  Beschwerden unterhalb des Rippenbogens

Indikationen und zu nadelnde Punkte: . Abb. 5.17. Die Ermittlung der zu stechenden Punkte erfolgt durch die Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Stamm auf die Extremitäten“.

. Abb. 5.16  „4 Magische Meridiane“. Beschwerden oberhalb des Rippenbogens

5.5 · Die „4 Magischen Meridiane“ – Therapie von Symptomen …

101

5

. Abb. 5.17  „4 Magische Meridiane“. Beschwerden unterhalb des Rippenbogens

5.5.3  Beschwerden in Nabelhöhe

Indikationen und zu nadelnde Punkte: . Abb. 5.18. Die Ermittlung der zu stechenden Punkte erfolgt durch die Strategie „Abbild von Kopf und Stamm auf die Extremitäten“. Ob die Abbildung „normal“ oder „invers“ erfolgt, ist in diesem Fall ohne Relevanz.

. Abb. 5.18  „4 Magische Meridiane“. Beschwerden in Nabelhöhe

102

Kapitel 5 · Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien …

5.5.4  Beschwerden im Unterbauch

Indikationen und zu nadelnde Punkte: . Abb. 5.19. Die Ermittlung der zu stechenden Punkte erfolgt durch die Strategie „Normales Abbild von Kopf und Stamm auf die Extremitäten“. 5.6  Die „8 Magischen Punkte plus 1“ – Therapie von

Symptomen frontal am gesamten Körperstamm

5

Die Strategie der „8 Magischen Punkte plus 1“ kann angewendet werden bei allen Beschwerden, die frontal den gesamten Körperstamm umfassen (. Abb. 5.20). Hier wird ein breiteres Gebiet angesprochen als bei der Strategie der „4 Magischen Meridiane“. Das Symptomgebiet umfasst die Versorgungsgebiete der Meridiane von Ni, Ma, Mi, Gb, Le, und Konzeptionsgefäß. An der unteren Extremität werden Punkte an den betroffenen und gleichzeitig balancierenden (System 6) Meridianen von Mi, Le, Ma und Gb gestochen. An der oberen Extremität wählt man Punkte der balancierenden Meridiane von 3E, Di, Pc und Lu. Anstelle von Pc oder Lu könnte auch He genommen werden, wodurch sich die gleiche Balance ergeben würde. Wird aber He zusätzlich (8 magische Punkte plus 1) zu Pc und Lu genommen, ergibt sich eine doppelt abgesicherte Statik und darüber hinaus auch eine Wirkung auf eine eventuell zusätzlich vorhandene psycho-emotionale Begleitkomponente. . Abb. 5.20 informiert über Indikationen und zu nadelnde Punkte.

. Abb. 5.19  „4 Magische Meridiane“. Beschwerden im Unterbauch. PMS prämenstruelles Syndrom

5.7 · Die „4 Magischen Hormonmeridiane“ – Therapie …

103

5

. Abb. 5.20  „8 Magische Punkte plus 1“. Indikationen und Punkte

5.7  Die „4 Magischen Hormonmeridiane“ – Therapie von

hormonellem Ungleichgewicht beim weiblichen Geschlecht

Die Strategie der „4 Magischen Hormonmeridiane“ (. Abb. 5.21) wird angewendet zur Therapie von hormonellem Ungleichgewicht bei Frauen.

. Abb. 5.21  „4 Magische Hormonmeridiane“. (Mod. nach © 7 ollaweila/stock.adobe.com)

104

5

Kapitel 5 · Therapeutische Optionen mittels globaler Balance, Einsatz der Strategien …

Hauptsächlich betroffen ist der Mi-Meridian. Dieser ist einer der Meridiane, die mit Hormonen in Zusammenhang gebracht werden. Mi 5 führt auch die Bezeichnung „Östrogenpunkt“, Mi 6 ist auch als „Uteruspunkt“ bekannt. Der Mi-Meridian ist auch zuständig für Verdauungsstörungen, Blähungen, Wassereinlagerungen, Menstruationsstörungen, Denken und emotionale Probleme. Als Hauptmeridian im hier dargestellten Beispiel (. Abb. 5.21) wird also der Mi-Meridian an der rechten unteren Extremität genommen. Um eine dynamische Balance zu erhalten, werden außerdem benötigt: 5 ein weiterer Yin-Meridian an der linken oberen Extremität sowie 5 jeweils ein Yang-Meridian an der rechten oberen und der linken unteren ­Extremität. Yang-Meridiane der oberen Extremität, die den Mi-Meridian balancieren, sind der 3E-Meridian und der Dü-Meridian. Hier wird der 3E-Meridian gewählt. Dieser wird – wie der Mi-Meridian – mit Hormonen in Zusammenhang gebracht, und er hilft der Milz, die Feuchtigkeit zu regulieren. Auf der gegenüberliegenden Körperseite bieten sich der He-Meridian und der Gb-Meridian an. Diese beiden Meridiane gehören zusammen nach der Regel Mittag–Mitternacht. Die Achse He-Gb ist auch für emotionales Ungleichgewicht zuständig. Durch die Wahl der genannten 4 Meridiane sind die Voraussetzungen für eine globale Balance gegeben. > Jede globale Balance muss 2 Forderungen erfüllen: Sie muss dynamisch und

statisch sein. Die dynamische Balance besteht im Vorhandensein der diagonalen Yin- und Yang-Achsen. Die statische Balance ergibt sich durch das statische Gerüst (. Abb. 5.2b).

Die Auswahl der Punkte erfolgt durch die Strategie „Normales Abbild von Kopf und Stamm auf die Extremitäten“. Hand und Fuß entsprechen dem inneren Genitale. Der Unterarm und der Unterschenkel entsprechen dem Stamm unterhalb des Nabels. 5.8  Die „8 Magischen Meridiane für jedes gynäkologische

Problem“

Bei Hinzufügen der Strategie der „4 Magischen Meridiane“ zur Strategie der „4 Magischen Hormonmeridiane“ ergibt sich die Strategie der „8 Magischen Meridiane für jedes gynäkologische Problem“ (. Abb. 5.22). Der Punkt Pc 7.2 (Pc 7.2-Areal nach Dr. Tan) ist ein Areal im Bereich der Handballen, etwa 1–1,5 Cun distal der distalen Handgelenksfalte. Hier sind 2 Nadeln zu ­stechen. Der Punkt Di 4.5 (LingGu nach Master Tung) befindet sich dort, wo die Mittelhandknochen 1 und 2 an ihrer Basis zusammentreffen. Pc 7.2 und LingGu gemeinsam gestochen sind eine effektive Hilfe bei schmerzhaftem Menstruationskrampf.

105 Weiterführende Literatur

5

. Abb. 5.22  „8 Magische Meridiane für jedes gynäkologische Problem“. (Mod. nach © 7 leszekglasner/stock.adobe.com)

Rasche Hilfe bei Dysmenorrhö Pc 7.2 und LingGu, beiderseits gestochen, führen zu rascher Besserung eines schmerzhaften Menstruationskrampfs.

Sowohl bei der Strategie „4 Magische Hormonmeridiane“ als auch bei der Strategie „8 Magische Meridiane für jedes gynäkologische Problem“ können noch weitere Punkte aus der Master-Tung-Akupunktur hinzugenommen werden. Es bieten sich an FuKe 11.24 auf der Yin-Hand und HuanChao 11.06 auf der Yang-Hand.

Weiterführende Literatur Chuan-Min W (2014) Introduction to Tung’s acupuncture. Institute Publications, Lombard Maciocia G (2008) Grundlagen der chinesischen Medizin. Elsevier, München McCann H, Ross H (2015) Practical atlas of Tung’s acupuncture. Müller & Steinicke, München Ross H, Winarto F (2008) Die Balance-Methode in der Akupunktur. Müller & Steinicke, München Tan R (2006) Dr. Tan’s klinische Erfahrungen zur unmittelbar wirksamen Akupunkturbehandlung, 1. Teil. Müller & Steinicke, München Whisnant B, Bleecker D (2015) Treat back pain distally. Draycott Publishing, Plano

107

Die „12  Magischen Punkte“ 6.1  Ein Patient mit traumatisch bedingtem Knieschmerz – 108 6.1.1  Dynamische Achsen – 109 6.1.2  Areale und 4 Punktgruppen – 109 6.1.3  Das Wesentliche im Überblick – 114

6.2  Die 16 Muster – 116 6.3  Farbcode als Hilfe bei der Verteilung der Punktgruppen auf die Extremitäten – 116 6.4  Beispiele aus der Praxis – 118 6.4.1  Nackenschmerzen – 119 6.4.2  Herzbeschwerden – 121 6.4.3  Lumbalgie im Bereich von L2–L5/S1 – 122 6.4.4  Schmerzen im mittleren Rücken, Th8–L2 – 123 6.4.5  Schulterschmerz rechts, Lumbalgie rechts – 124 6.4.6  Hüftschmerz links, Knieschmerz rechts – 125 6.4.7  Schmerzen im oberen Rücken, Th1–Th9 – 125 6.4.8  Patientin mit Colitis ulcerosa und hormoneller Dysbalance – 126 6.4.9  Ventrikuläre Tachykardie bei kardial metastasierendem Tumor – 128 6.4.10  Gehirnerkrankungen – 131 6.4.11  Durchblutungsstörungen – 133 6.4.12  Kopfschmerz – 133

Literatur – 135

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_6

6

108

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

6.1  Ein Patient mit traumatisch bedingtem Knieschmerz

Man stelle sich Folgendes vor: 5 Ein Patient mittleren Alters stürzt beim Schifahren und verletzt sich das rechte Knie. Das ganze Knie schmerzt und ist geschwollen. 5 Zusätzlich ist bei ihm eine Hypertonie bekannt. Er leidet unter Schlafstörungen, gelegentlichen Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Schultergürtelbeschwerden und Beschwerden am unteren Rücken. 5 Möglicherweise ist er auch noch übergewichtig, seine Blutfette sind erhöht, und er neigt zu einer diabetischen Stoffwechsellage. 5 Gelegentlich ist er auch depressiv verstimmt und mit seinem Leben nicht so recht zufrieden.

6

Wie soll man diesen Patienten diagnostizieren? Welche Meridiane sind betroffen? Allein durch die Kniebeschwerden sind bereits 6 Meridiane betroffen. Hinzu kommen die anderen Beschwerden: Hier finden sich multiple Zang-Fu-Diagnosen – ein wahres „Eldorado“ für den TCM-Kräuter-Arzt. Wie also ist vorzugehen bei einem Patienten, bei dem viele bis alle Meridiane oder multiple Organe oder Funktionskreise betroffen sind, oder wenn kein Meridian als ein betroffener Meridian zu identifizieren ist? Das Vorgehen ist – wie immer – das Folgende: 1. Schritt  Die Diagnose (Akupunktur-Diagnose) lautet: Es sind alle Meridiane

betroffen.

2. Schritt  Ermittlung der balancierenden Meridiane: Zur Balancierung müssen alle

Meridiane herangezogen werden.

3. Schritt  Die auf den balancierenden – auf allen – Meridianen zu stechenden

Punkte sind die „12 Magischen Punkte“. Bei dem beschriebenen Patienten mit posttraumatischem Knieschmerz könnte die Therapie unter Anwendung der Strategie der „12 Magischen Punkte“ wie in . Abb. 6.1 gestaltet sein. Im Folgenden werden die Bausteine herausgearbeitet, aus denen sich diese Therapie zusammensetzt. 3 Regeln 5 Bilde dynamische Achsen 5 Gliedere jede Extremität in 4 Areale 5 Nadle in jedem Areal eine Punktgruppe bestehend aus 3 Punkten.

6.1 · Ein Patient mit traumatisch bedingtem Knieschmerz

109

6

. Abb. 6.1  „12 Magische Punkte“ bei Schmerzen am rechten Knie

6.1.1  Dynamische Achsen

Als erstes ist die Verteilung der Polaritäten (Yin und Yang) auf die Extremitäten in Form von dynamischen Achsen zu nennen. In obigem Beispiel (. Abb. 6.1) verläuft die Yin-Achse zwischen der rechten oberen und der linken unteren Extremität. Die Yang-Achse befindet sich zwischen linker oberer und rechter unterer Extremität. Auf der Yin-Achse werden nur Yin-Punkte, auf der Yang-Achse nur Yang-Punkte genadelt. Da entgegengesetzte Pole sich anziehen, resultiert ein energetischer Bewegungsimpuls. Eine geordnete Bewegung kommt allerdings erst dann zustande, wenn eine Bewegungsrichtung vorgegeben wird. Dies geschieht durch eine entsprechende Verteilung der zu nadelnden Punktgruppen auf die Extremitäten. An jeder Extremität wird eine der 4 Punktgruppen einem von 4 Arealen zugeordnet. 6.1.2  Areale und 4 Punktgruppen

Unterarme und Unterschenkel werden jeweils in 4 Areale gegliedert, wobei sich benachbarte Areale überschneiden (. Abb. 6.2, 6.3, 6.4 und 6.5).

110

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

6 . Abb. 6.2  Areale 1–4 an der oberen Extremität, Yin-Seite. (Mod. nach © vladimirfloyd/7 stock. adobe.com)

. Abb. 6.3  Areale 1–4 an der oberen Extremität, Yang-Seite. (Mod. nach © vladimirfloyd/7 stock. adobe.com)

6.1 · Ein Patient mit traumatisch bedingtem Knieschmerz

111

6

. Abb. 6.4  Areale 1–4 an der unteren Extremität, Yin-Seite. (Mod. nach © goanovi/7 stock.adobe.com)

. Abb. 6.5  Areale 1–4 an der unteren Extremität, Yang-Seite. (Mod. nach © goanovi/7 stock.adobe. com)

112

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

Alle zu nadelnden Punkte sind „Antike Punkte“. Sie werden in 4 Punktgruppen zusammengefasst (. Abb. 6.6, 6.7, 6.8 und 6.9). Jede Punktgruppe besteht aus 3 „Antiken Punkten“ jeweils gleicher Polarität. Es gibt die Hand-Yin-Gruppen 1–4 (. Abb. 6.6), die Hand-Yang-Gruppen 1–4 (. Abb. 6.7), die Fuß-Yin-Gruppen 1–4 (. Abb. 6.8) und die Fuß-Yang-Gruppen 1–4 (. Abb. 6.9). > An jeder Extremität wird jeweils in nur einem Areal genadelt. In jedem Areal

werden die Punkte einer Punktgruppe – jeweils 3 Punkte – genadelt. Areal 1  ist lokalisiert an Fingern bzw. Zehen. Genadelt werden in diesem Areal die

Punkte der Punktgruppe 1. Diese besteht aus den 1. „Antiken Punkten“ (Jing-Brunnen-Punkte) oder benachbarten Punkten (. Abb. 6.6, 6.7, 6.8 und 6.9).

6

Areal 2  befindet sich im Bereich von Mittelhand bzw. Mittelfuß. Hier werden die Punkte der Punktgruppe 2 genadelt. Dabei handelt es sich um die 3. „Antiken Punkte“ (Shu-Bach-Punkte) oder benachbarte Punkte (. Abb. 6.6, 6.7, 6.8 und 6.9). Hier gibt es allerdings eine Ausnahme: an der Hand sind die Punkte der YinGruppe 2 nicht die 3. „Antiken Punkte“ (Shu-Bach-Punkte), sondern die 2. „Antiken Punkte“ (Ying-Quell-Punkte) (. Abb. 6.6). Areal 3  umfasst den Bereich von Handgelenk und distalem Unterarm, bzw. Sprunggelenk und distalem Unterschenkel. In diesem Areal werden die Punkte der Punktgruppe 3 genadelt. Dies sind die 4. „Antiken Punkte“ (Jing-Fluss-Punkte) oder benachbarte Punkte (. Abb. 6.6, 6.7, 6.8 und 6.9). Areal 4  liegt im Bereich von Ellbogen und proximalem Unterarm bzw. Knie und proximalem Unterschenkel. Hier werden die Punkte der Punktgruppe 4 genadelt. Dies sind die 5. „Antiken Punkte“ (He-Meer-Punkte) oder angrenzende Punkte (. Abb. 6.6, 6.7, 6.8 und 6.9).

. Abb. 6.6 Hand-Yin-Gruppe 1–4. HG Handgelenk. (Mod. nach © vladimirfloyd/7 stock.adobe.com)

6.1 · Ein Patient mit traumatisch bedingtem Knieschmerz

113

6

. Abb. 6.7 Hand-Yang-Gruppe 1–4. (Mod. nach © vladimirfloyd/7 stock.adobe.com)

. Abb. 6.8 Fuß-Yin-Gruppe 1–4. (Mod. nach © goanovi/7 stock.adobe.com)

> Die Punkte einer Punktgruppe sind immer innerhalb des entsprechenden Areals

zu nadeln. Es muss sich dabei nicht zwingend um einen „Antiken Punkt“ handeln, es kann auch ein benachbarter Punkt genadelt werden. Wichtig ist lediglich, dass jeder Punkt innerhalb seines Areales genadelt wird.

z Beispiel

Dies sei anhand des Areals 1 an der Streckseite der oberen Extremität näher erklärt. Dieses Areal liegt an den Fingern. Am Di-Meridian finden sich hier die Punkte Di 1 und Di 2.

114

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

6 . Abb. 6.9 Fuß-Yang-Gruppe 1–4. (Mod. nach © goanovi/7 stock.adobe.com)

Es kann hier entweder Di 1 (1. AP, Jing-Brunnen-Punkt) oder Di 2 (2. AP, YingQuell-Punkt) genadelt werden oder ein Punkt dazwischen. Wichtig ist nur, einen Punkt innerhalb des jeweiligen Areals zu wählen. Üblicherweise wird man im Areal 1 aber meist den Jing-Brunnen-Punkt, also den am meisten distal gelegenen Meridianpunkt, wählen. 6.1.3  Das Wesentliche im Überblick z Aus . Abb. 6.10 abzuleitende Erkenntnisse

1. Durch die Anordnung der Polaritäten in Form von dynamischen Achsen besteht eine dynamische Balance. 2. Die Meridiane balancieren sich gegenseitig. Folglich besteht auch eine – mehrfache – statische Balance. 3. Dynamische und statische Balance = globale Balance. 4. Es wird an allen12 Meridianen genadelt. 5. An jedem Meridian wird ein Punkt genadelt, also insgesamt 12 Punkte. 6. Diese 12 Punkte werden in 4 Gruppen à 3 Punkte gruppiert. Jede Gruppe besteht aus Punkten gleicher Polarität. 7. Die Yin-Gruppe 1 befindet sich an den Fingerspitzen der rechten oberen Extremität und besteht aus den Jing-Brunnen-Punkten der Yin-Meridiane der oberen Extremität. 8. Die Yang-Gruppe 2 befindet sich am rechten Mittelfuß. Es sind die Shu-BachPunkte der Yang-Meridiane der unteren Extremität. 9. Die Yin-Gruppe 3 befindet sich am linken Sprunggelenk. Es sind die Jing-FlussPunkte der Yin-Meridiane der unteren Extremität (anstelle des Jing-Fluss-Punktes Mi 5 wird oft Mi 6 genommen). 10. Die Yang-Gruppe 4 befindet sich am linken Ellbogen. Es sind die He-MeerPunkte der Yang-Meridiane der oberen Extremität.

6.1 · Ein Patient mit traumatisch bedingtem Knieschmerz

115

6

. Abb. 6.10  Knieschmerz rechts

11. Alle Punkte sind „Antike Punkte“ und befinden sich zwischen Finger und Ellbogen bzw. zwischen Zehen und Knie. Dadurch wird der gesamte Körper behandelt. Durch normale und inverse Spiegelung werden die Extremitäten behandelt. Durch normale und inverse Abbildung werden Kopf und Stamm behandelt (zur Klärung der Begriffe „Spiegelung“ und „Abbild“ 7 Kap. 2). z Der Weg zu dieser Punktekombination

1. Hauptsymptom ist der Knieschmerz rechts. Die Anordnung der Meridiane und Punkte wird ausgehend von diesem Hauptsymptom aufgebaut. Gesucht werden also Meridiane und Punkte, die das rechte Kniegelenk balancieren. Die balancierenden Meridiane ergeben sich aus Tab. 2.2 (7 Abschn. 2.2.1). Die Ermittlung der zu stechenden Punkte erfolgt durch Spiegelung der betroffenen unteren Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite. Die dadurch ermittelten Punkte konstituieren die Yang-Gruppe 4. 2. Als nächstes wird die Yang-Diagonale gebildet. Das heißt, es ist nach Yang-Punkten an der rechten unteren Extremität zu suchen. Da entweder im Uhrzeigersinn oder entgegen dem Uhrzeigersinn vorgegangen wird, muss es sich um die YangGruppe 2 handeln. Damit ist die Yang-Diagonale fertig. 3. Es muss der Forderung nach einer dynamischen Balance nachgekommen werden. Das bedeutet, es ist noch eine Yin-Diagonale zwischen rechter oberer und linker unterer Extremität zu konstruieren. Wird – wie in . Abb. 6.1 und 6.10 – entgegen dem Uhrzeigersinn vorgegangen, ist die Yin-Gruppe 1 an der rechten oberen Extremität und die Yin-Gruppe 3 an der linken unteren Extremität anzuordnen, oder man geht im Uhrzeigersinn vor. Dann kommt die Yin-Gruppe 1 an die linke untere Extremität, und die Yin-Gruppe 3 an die rechte obere Extremität.

116

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

Bei der Verteilung der Punktegruppen auf die Extremitäten sind 2 Regeln zu beachten. Werden diese Regeln eingehalten, kommt es zu einer geordneten energetischen Bewegung im oder gegen den Urzeigersinn. Regeln zur Verteilung der Punktgruppen 1. Verteile die Punktgruppen so, dass dynamische Achsen resultieren. 2. Gehe von Gruppe 1 nach Gruppe 2 nach Gruppe 3 nach Gruppe 4 vor, im oder gegen den Uhrzeigersinn.

6

6.2  Die 16 Muster

Die Gruppe 1 kann an jeder Extremität beginnen. Bei Platzierung der Gruppe 1 an den Extremitäten der rechten Körperseite ergeben sich die Muster 1–8 (. Abb. 6.11). Durch spiegelbildliche Übertragung auf die andere Körperhälfte ergeben sich weitere 8 Muster (. Abb. 6.12), also insgesamt 16 Muster. 6.3  Farbcode als Hilfe bei der Verteilung der Punktgruppen auf

die Extremitäten

Zur raschen Orientierung, als Überblick über die Punkte der einzelnen Punktgruppen und als Hilfe zur raschen Verteilung der Gruppen auf die Extremitäten dient ein Farbcode (. Abb. 6.13 und 6.14). Der Farbcode bezieht sich jedoch lediglich auf diese beiden Abbildungen und hat für folgende Abbildungen keine Bedeutung.

. Abb. 6.11  Muster 1–8

6.3 · Farbcode als Hilfe bei der Verteilung der Punktgruppen …

117

6

. Abb. 6.12  Muster 9–16

z Vorgehen

1. Entwicklung der Strategie der „12 Magischen Punkte“ ausgehend vom vorherrschenden Symptom. Durch Anwendung der Strategie der „lokalen Balance“ ergibt sich die erste Punktgruppe. Diese kann eine der Yin-Gruppen 1–4 oder eine der Yang-Gruppen 1–4 sein. Ist z. B. linksseitiger Kopfschmerz das zum Behandlungszeitpunkt führende Symptom, so kann an der rechten unteren Extremität die Yin-Gruppe 1 (in . Abb. 6.13 rechte untere Extremität, blau) gewählt werden.

. Abb. 6.13  Yin- und Yang-Punktegruppen und ihre Anordnung auf den Extremitäten (A)

118

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

6

. Abb. 6.14  Yin- und Yang-Punktegruppen und ihre Anordnung auf den Extremitäten (B)

2. Die Ermittlung der übernächsten Gruppe (Gruppe 3) erfolgt durch Legen einer dynamischen Achse zur kontralateralen Extremität, also von der rechten unteren zur linken oberen Extremität. In . Abb. 6.13 sucht man an der linken oberen Extremität die Punktgruppe mit der gleichen Farbe (also blau). Es handelt sich um die Yin-Gruppe 3. 3. Die nächste Gruppe wird ermittelt ausgehend von der im 1. Schritt ermittelten Yin-Gruppe 1 durch Vorgehen im oder gegen den Uhrzeigersinn. Hier spielt der Farbcode zunächst keine Rolle. Er wird erst wieder relevant beim letzten Schritt. Bei Vorgehen im Uhrzeigersinn kommt die nächste Punktgruppe auf die rechte obere Extremität zu liegen. Da immer die Reihenfolge von 1 nach 2 nach 3 nach 4 eingehalten werden muss, kann es sich nur um die Yang-Gruppe 2 handeln. 4. Die letzte Punktgruppe ergibt sich wieder durch eine dynamische Achse von der rechten oberen zur linken unteren Extremität. Hier ist es wieder die Gruppe mit der gleichen Farbe, wie sie die Gruppe an der rechten oberen Extremität hat. Es handelt sich um die Yang-Gruppe 4. Das Vorgehen entgegen dem Uhrzeigersinn ist analog dem Vorgehen im Uhrzeigersinn. 6.4  Beispiele aus der Praxis

Auf den ersten Blick mag die Strategie der „12 Magischen Punkte“ etwas kompliziert und verwirrend erscheinen. Um diesen „gordischen Verständnisknoten“ zu lösen, werden im Folgenden 12 Beispiele aus der Praxis im Detail erörtert: 5 Nackenschmerzen, 5 Herzbeschwerden,

6.4 · Beispiele aus der Praxis

119

6

5 Lumbalgie im Bereich von L2–L5/S1 5 Schmerzen im mittleren Rücken, Th8–L2 5 Schulterschmerz rechts, Lumbalgie rechts 5 Hüftschmerz links, Knieschmerz rechts 5 Schmerzen im oberen Rücken, Th1–Th 9 5 Patientin mit Colitis ulcerosa und hormoneller Dysbalance 5 Ventrikuläre Tachykardie bei kardial metastasierendem Tumor 5 Erkrankungen des Gehirns 5 Durchblutungsstörungen 5 Kopfschmerz In den allermeisten Fällen ist es unabdingbar, vor einer Akupunkturtherapie eine kompetente schulmedizinische Abklärung durchzuführen. Im Idealfall ist – sowohl die Diagnostik als auch die Therapie betreffend – eine Kombination aus westlicher Schulmedizin und traditioneller chinesischer Medizin, sei es nun eine Nadel- oder Kräutertherapie oder eine kombinierte Nadel- und Kräutertherapie, anzustreben. Moderne westliche Medizin und TCM sollten sich nicht gegenseitig ausschließen. 6.4.1  Nackenschmerzen

Eine postmenopausale Patientin kommt wegen Nackenschmerzen zur Akupunkturtherapie. Zusätzlich berichtet sie über eine Gewichtszunahme seit der Menopause, Hypertonie, Schlafstörungen und Depression. Um eine Therapie entsprechend der Strategie der „12 Magischen Punkte“ durchzuführen, gibt es immer mehr als eine Möglichkeit. Es können unterschiedliche Muster zum Einsatz kommen (. Abb. 6.15, 6.16 und 6.17). Das beste Muster ist das Muster, das dem Patienten hilft. Wenn nach dreimaliger Nadelung mit einem Muster kein Erfolg zu verzeichnen ist, sollte das Muster gewechselt werden. Bei jedem der 3 Muster werden 2 Strategien wirksam.

. Abb. 6.15  Nackenschmerzen, Muster 5

120

6

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

. Abb. 6.16  Nackenschmerzen, Muster 16

. Abb. 6.17  Nackenschmerzen, Muster 1

1. Nach der Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Stamm auf eine Extremität“ ist das Projektionsgebiet des Nackens das Areal 3 und somit das Handgelenk bzw. das Sprunggelenk (. Abb. 6.18). Die entsprechenden Punkte sind Punkte der Yin- und Yang-Gruppen 3 (. Abb. 6.15, 6.16 und 6.17) Um den Fokus verstärkt auf den Nacken zu konzentrieren, wird die Punktgruppe 3 geringfügig variiert. In der Hand-Yin-Gruppe 3 wird Pc 7 anstelle von Pc 5 genadelt (. Abb. 6.15). In der Hand-Yang-Gruppe 3 wird 3E 4 anstelle von 3E 6 genadelt (. Abb. 6.16). In der Fuß-Yin-Gruppe 3 wird Ni 3 anstelle von Ni 7 genadelt (. Abb. 6.17). 2. Die Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Stamm auf einen Röhrenknochen“, genauer formuliert „Inverses Abbild von Kopf und Stamm auf die Mittelhandkochen bzw. Mittelfußknochen“ (. Abb. 6.19), ist wirksam bei den Yin- und Yang-Gruppen 2. Der Übergangsbereich vom Schaft zum Köpfchen entspricht der HWS.

6.4 · Beispiele aus der Praxis

121

6

. Abb. 6.18  Inverses Abbild von Kopf und Stamm auf die Extremitäten. Handgelenk und Sprunggelenk balancieren den Nacken

. Abb. 6.19  Inverses Abbild von Kopf und Stamm auf einen Mittelhandknochen. Der Übergangsbereich zwischen Köpfchen und Schaft balanciert den Nacken

6.4.2  Herzbeschwerden Hauptsymptome  Palpitationen, Herzrhythmusstörungen, Herzschmerzen. Zusätzlich  Reizdarmsyndrom, Hypertonie, Kopfschmerzen, Schlafstörungen.

Nach der Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf einen Mittelhandknochen“ entspricht dem Köpfchen des Mittelhandknochens der Kopf, dem Kopf-Schaft-Übergangsbereich des Mittelhandknochens die HWS, und etwas proximal davon liegt die Herzgegend. Somit behandeln die Punkte der Yang-Gruppe 2 das Herz (. Abb. 6.20). Wird anstelle von Di 3 – oder zusätzlich zu diesem Punkt – Di 4 genommen, behandelt man zusätzlich das Reizdarmsyndrom.

122

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

6 . Abb. 6.20  Herzbeschwerden, Reizdarmsyndrom, Muster 5

Pc 5 und He 4 (Yin-Gruppe 3) behandeln ebenfalls die Herzbeschwerden. Bei Herzrhythmusstörungen empfiehlt es sich, nicht Lu 8, sondern Lu 9 zu nadeln. Lu 9 ist der „Meisterpunkt der Gefäße“. Er wirkt aber auch als „Meisterpunkt des Herzrhythmus“, s. auch 7 Abschn. 6.4.9. Ma 36 und Gb 34 (Yang-Gruppe 4) behandeln das Reizdarmsyndrom. Diese beiden Punkte sind auch Bestandteil der Strategie „8 Magische Punkte plus 1“ (7 Abschn. 5.6). Das Gebiet von Ni 1 (Yin-Gruppe 1) an der Fußsohle entspricht dem Projektionsgebiet des Herzens an der Fußsohle. 6.4.3  Lumbalgie im Bereich von L2–L5/S1 Hauptsymptom  Schmerzen am unteren Rücken rechts. Zusätzlich  Schmerzen wechselnder Lokalisation bei Fibromyalgie-Syndrom, Depression, Gastritis, Reflux. Bei Schmerzen im unteren Rücken lässt sich die LingGu-DaBai-ZhongBai-Kombination sehr gut in die Strategie der „12 Magischen Punkte“ einbauen (. Abb. 6.21). Die 3 Punkte fungieren dabei als Hand-Yang-Gruppe 2 und therapieren den LWS-Bereich. Le 4 und Mi 5 (Fuß-Yin-Gruppe 3) liegen im Sprunggelenkbereich und therapieren entsprechend der Strategie „Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf die untere Extremität“ den Bereich von L5/S1. Proximal davon entspricht Ni 7 dem unteren Rücken oberhalb von L5/S1. Nach derselben Strategie entsprechen die Punkte der Fuß-Yang-Gruppe 4 dem Wirbelsäulenbereich um L2. Die Yin-Gruppe 1 an der rechten oberen Extremität balanciert den Kokzygealbereich. Ist der Schmerz einseitig, so wird die Yang-Gruppe 2 auf die kontralaterale Seite platziert.

6.4 · Beispiele aus der Praxis

123

6

. Abb. 6.21  Schmerzen am unteren Rücken, Muster 9

Bei beidseitiger Schmerzlokalisation wird die Yang-Gruppe 2 von Sitzung zu Sitzung alternierend links–rechts gestochen. 6.4.4  Schmerzen im mittleren Rücken, Th8–L2 Hauptsymptom  Schmerzen mittlerer Rücken rechts, Th8–L2. Zusätzlich  Schmerzen li Sprunggelenk, Hypertonie, Diabetes mellitus 2, Adipositas, Kopfschmerzen, psychoemotionale Dysbalance. Bei Schmerzen im Bereich des mittleren Rückens, Th8–L2, kann die Strategie der „12 Magischen Punkte“ ausgehend von der Yin-Gruppe 4 an der oberen Extremität entwickelt werden (. Abb. 6.22). Die Punkte dieser Gruppe (He 3, Pc 3, Lu 5) liegen im Bereich des Ellbogens. Bei „Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ entspricht der Ellbogen dem Wirbelsäulenbereich um L2. He 3 balanciert den Gb- und den Ni-Meridian, Pc 3 balanciert den Ni-Meridian und Lu 5 den Bl-Meridian, jeweils in Höhe L2. Durch die zusätzliche Nadelung von Punkten auf den Meridianen von He und Lu distal des Ellbogens erreicht man durch „Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ das Areal oberhalb von L2 sowie durch „Normales Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ das Areal unterhalb von L2. Somit wird das gesamte Areal des mittleren Rückens (Th8–L2) durch diese „erweiterte“ Yin-Gruppe 4 balanciert. Di 5 und Dü 5 (Yang-Gruppe 3) balancieren das linke Sprunggelenk. Die Punkte der Yang-Gruppe 1 therapieren den Kopfschmerz.

124

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

6 . Abb. 6.22  Schmerzen am mittleren Rücken, Muster 8

6.4.5  Schulterschmerz rechts, Lumbalgie rechts

Die Yang-Gruppe 2 an der linken oberen Extremität behandelt die rechtsseitige Lumbalgie. Die hier wirksame Strategie ist: „Normales Abbild von Kopf und Stamm auf die obere Extremität“. Die Strategie „Inverse Spiegelung der erkrankten oberen Extremität auf die kontralaterale untere Extremität“ wird wirksam bei der Balance der rechten Schulter durch die Yin-Gruppe 3. Die entsprechenden Punkte finden sich in . Abb. 6.23.

. Abb. 6.23  Schmerz Lumbalbereich und Schulter rechts, Muster 9

6.4 · Beispiele aus der Praxis

125

6

6.4.6  Hüftschmerz links, Knieschmerz rechts

Die Yang-Gruppe 3 an der rechten oberen Extremität balanciert das linke Hüftgelenk nach der Strategie „Inverse Spiegelung der betroffenen linken unteren Extremität auf die rechte obere Extremität“. Auch hier ist die Yang-Gruppe 3 insofern gering modifiziert als 3E 4 anstelle von 3E 6 genommen wird. Dadurch wird der Fokus verstärkt auf das betroffene linke Hüftgelenk gelegt. Die Yin-Gruppe 4 an der linken oberen Extremität balanciert das rechte Kniegelenk nach der Strategie „Spiegelung der betroffenen rechten unteren Extremität auf die kontralaterale Extremität“. Die entsprechenden Punkte sind in . Abb. 6.24 ersichtlich. 6.4.7  Schmerzen im oberen Rücken, Th1–Th9 Hauptsymptom  Schmerzen im oberen Rücken paravertebral rechts. Zusätzlich  Reizdarmsyndrom, Asthma, Hypertonie.

Bezüglich des Hauptsymptoms – Schmerzen im oberen Rücken – sind die Meridiane von Di, Bl und Ni betroffen. Diese werden balanciert durch die Meridiane von Ni und Le (Yin-Gruppe 3) (s. auch 7 Abschn. 3.5). Der Ni-Meridian balanciert sich selbst sowie die Meridiane von Bl und Di, der Le-Meridian balanciert den Di-­ Meridian. Die Yin-Gruppe 3 an der linken unteren Extremität balanciert den oberen Rücken nach der Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die untere Extremität“. Um die Wirkung verstärkt auf den oberen Rücken zu lenken, werden zusätzlich zu Ni 7 noch ashi-Punkte am Ni-Meridian zwischen Ni 7 und Ni 9.5 gestochen. Zusätzliche ashi-Punkte können auch am Le-Meridian proximal von Le 4 gestochen werden.

. Abb. 6.24  Schmerz linke Hüfte, rechtes Knie, Muster 16

126

6

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

. Abb. 6.25  Schmerzen am oberen Rücken, Muster 1

Bei den Punkten der Yang-Gruppe 2 an der linken oberen Extremität – Di 3, 3E 3, Dü 3 – sollte die Nadel gering nach proximal gerichtet sein. Dadurch wird – entsprechend der Strategie „Inverses Abbild des ganzen Körpers auf einen Mittelhandknochen“ – der obere Rücken und der Obere Erwärmer (Symptom Asthma) erreicht. Die Yang-Gruppe 4 an der rechten unteren Extremität balanciert die Mitte und somit das Reizdarmsyndrom. Die entsprechenden Punkte finden sich in . Abb. 6.25. 6.4.8  Patientin mit Colitis ulcerosa und hormoneller Dysbalance

Die 37-jährige Patientin wird vom Autor seit 2 Jahren betreut. Sie wird mit Akupunktur und Kräutern behandelt. Es handelt sich um ein komplexes Krankheitsbild. Schwerpunkte bei der Symptomatik 

5 Meist steht eine ausgeprägte Mittestörung mit wässrig-schleimigen Durchfällen und abdominellen Schmerzen im Vordergrund. 5 Der andere Schwerpunkt sind Symptome einer hormonellen Dysbalance, insbesondere Zyklusstörungen mit im Vordergrund stehender schmerzhafter Oligomenorrhö. 5 Erwähnenswert sind auch 5 eine chronisch rezidivierende Lumbalgie sowie 5 rezidivierende depressive Episoden. Objektiv fassbare Symptome  Blässe, trockene Haut, brüchige Nägel, kleiner

Zungenkörper mit geringfügig gestauten Venen an der Unterseite der Zunge, drahtiger Le-Puls, tiefer Ni-Puls bds., positives Oketsu-Zeichen (intensiver Druckschmerz im linken Unterbauch, um Ma 25) als Zeichen einer Blut-Stase.

Westliche Diagnosen  Colitis ulcerosa, Endometriose mit Z. n. Tubektomie rechts

wegen einer Endometriosezyste und OP linkes Ovar, ebenfalls wegen einer Endometriosezyste. Bezüglich der hormonellen Dysbalance findet sich eine ausgeprägte

6.4 · Beispiele aus der Praxis

127

6

Hyperprolaktinämie (ein Hypophysentumor wurde ausgeschlossen), gering erhöhtes Testosteron und deutlich erhöhtes sexualhormonbindendes Globulin. TCM-Zang-Fu-Diagnosen  Le-Qi-Stagnation, Le-Blut-Mangel, Blut-Stase, Mi-Qi-Mangel,

Schwäche der Ni-Essenz. 5 Interpretation: Le-Qi-Stagnation mit querem Angriff auf die Milz (Le unterdrückt Milz, Großmutter unterdrückt Enkelkind). Gleichzeitig Entwicklung einer Ni-Essenzschwäche durch Übertragung der Le-Pathologie auf die Ni entlang dem Mutter-Kind-Zyklus (das Kind laugt die Mutter aus) (. Abb. 6.26). 5 Betroffene Elemente und entsprechende Funktionskreise: Holz (Le), Erde (Mi), Wasser (Ni).

Im therapeutischen Vorgehen entsprechend Muster 1 (. Abb. 6.26) ist zu hervorzuheben: 5 Betroffen sind die Meridiane/Organe/Funktionskreise von Ma, Mi, Di, Dü, Ni, Bl, Le, He (shen). 5 Yang-Gruppe 4 an der rechten unteren Extremität (Ma 36, Gb 34, Bl 40) balanciert die Mitte und alle betroffenen Meridiane. 5 Yang-Gruppe 2 an der linken oberen Extremität, gering modifiziert (Di 4, SanChaSan, Dü 3.5), balanciert ebenfalls die Mitte und alle betroffenen Meridiane. 5 Yin-Gruppe 3 an der linken unteren Extremität (Mi 6, Le 3 anstelle von Le 4, Ni 7) stärkt die Mitte mit Mi 6, bewegt mit Le 3, tonisiert die Ni mit Ni 7 und balanciert die hormonelle Situation mit Mi 6 und Ni 7.

. Abb. 6.26  Muster 1 mit Einbeziehung des DaiMai, Colitis ulcerosa und hormonelle Dysbalance

128

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

Durch zusätzliche Nadelung von 3E 5 an der linken oberen Extremität und Gb 41 an der rechten unteren Extremität werden die außerordentlichen Meridiane DaiMai (Gürtelgefäß) und YangWeiMai (Yang-Fersen-Gefäß) aktiviert. Die Beschwerden der Patientin werden durch dieses Vorgehen auf ein Mindestmaß reduziert. 6.4.9  Ventrikuläre Tachykardie bei kardial metastasierendem

Tumor

6

Dieses Beispiel aus der Praxis des Autors wird im Folgenden detailliert beschrieben. Bei einer 50-jährigen Patientin war vor 7 Jahren ein maligner Tumor (Leiomyosarkom) im Bereich des rechten Nasenflügels aufgetreten. Die Läsion wurde operativ entfernt und anschließend radioaktiv bestrahlt (Spickung). In den folgenden Jahren war die Patientin beschwerdefrei, und die maligne Erkrankung galt als geheilt. 5 Jahre später kam es allerdings zum Auftreten einer Metastase im Bereich der rechten Orbita, bald darauf zu Metastasen in Lunge, Knochen (Femur bds.), im Bereich des N. opticus rechts, und im Bereich der rechten Schläfe. Die Patientin wurde wiederholt operiert, multipel chemotherapiert und radioaktiv bestrahlt. Über einen Zeitraum von 2 Jahren wurde sie vom Autor zusätzlich komplementärmedizinisch betreut, mit photodynamischer Lasertherapie, Akupunktur und TCM-Kräutertherapie. Dadurch konnten die aggressiven Nebenwirkungen der Chemo- und Bestrahlungstherapien auf ein Mindestmaß reduziert werden, sodass die Patientin insgesamt eine gute Lebensqualität hatte. Sämtliche Laborwerte befanden sich bis auf eine geringe und nicht weiter behandlungsbedürftige Leukopenie im Normbereich. Die Patientin war auch durchgängig arbeitsfähig. Doch trotz aller Bemühungen war der Tumor nicht besiegt. Es kam zu Atemnot bei Belastung, eine Abklärung ergab Metastasen im Herzen. Eine ventrikuläre Tachykardie konnte unter stationären Bedingungen wieder in Sinusrhythmus umgewandelt werden. Einige Tage später sucht die Patientin in massiv schlechtem Zustand die Praxis des Autors auf. Sie klagt über Herzklopfen, Thoraxdruck, Schwindel und Atemnot. Der Blutdruck liegt bei 80 mmHg systolisch zu 50 mmHg diastolisch. Nach Legen eines intravenösen Zugangs wird ein Elektrokardiogramm abgeleitet, welches neuerlich eine ventrikuläre Tachykardie mit einer Herzfrequenz >200/min zeigt (. Abb. 6.27). Alle Bemühungen, die Patientin zu einem weiteren stationären Aufenthalt zu bewegen, scheitern. Es werden die „12 Magischen Punkte“ genadelt, wie in . Abb. 6.28 gezeigt. Dadurch gelingt es, wieder normalen Sinusrhythmus zu etablieren (. Abb. 6.29). Während einer Beobachtungszeit von etwa 1 h bleibt der Sinusrhythmus stabil, die Patientin fühlt sich wohl und kann entlassen werden. In den nächsten Wochen kommt es zu wiederholten Rhythmusstörungen in Form eines Bi- und Trigeminus, welche durch die oben angeführte Akupunkturbehandlung immer in Sinusrhythmus umschlagen. Eine ventrikuläre Tachykardie ist nicht mehr aufgetreten.

6.4 · Beispiele aus der Praxis

129

6

. Abb. 6.27  EKG vor Nadelung der „12 Magischen Punkte“. Ventrikuläre Tachykardie, Herzfrequenz (HF) = 201

. Abb. 6.28  Muster 5, Herzrhythmusstörungen

Fazit  Dieser Fall zeigt, wie ein äußerst gefährlicher und lebensbedrohender Zustand erfolgreich mit der Strategie der „12 Magischen Punkte“ behandelt werden kann. Dennoch sollte hier – wenn möglich – einer schulmedizinischen Therapie unter ­ ­stationären Bedingungen der Vorzug gegeben werden. Anmerkung  Es sei noch hinzugefügt, dass eine durch einen Spezialisten mit Fach-

gebiet Rhythmologie verordnete Therapie – Betablocker und andere Antiarrhythmika – keine Verbesserung der Rhythmusstörungen erreichen konnte. Durch diese westlich-schulmedizinische Therapie kam es lediglich zu massivem Blutdruckabfall mit Kollapszuständen, die Rhythmusstörung selbst besserte sich nicht.

130

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

6 . Abb. 6.29  EKG nach Nadelung der „12 Magischen Punkte“. Sinusrhythmus, Herzfrequenz (HF) = 86

z Analyse der in diesem Fall angewendeten Strategie der „12 Magischen Punkte“

Es handelt sich um ein komplexes Erkrankungsbild, das den Einsatz der Strategie der „12 Magischen Punkte“ nahelegt. Ausgegangen wird vom derzeit vorherrschenden Hauptsymptom, den Herzrhythmusstörungen. 1. Schritt  Dieser besteht – wie immer – in der Diagnosestellung, also der Identifizierung und Benennung der betroffenen Meridiane. Diese sind die Meridiane von Ni, Ma, He und Pc. Obwohl es sich hier um eine innere Erkrankung handelt, wird die Diagnose dennoch als „akutpunkturtaugliche“ Diagnose, in Form der Identifizierung von betroffenen Meridianen, gestellt. 2. Schritt  Es werden die balancierenden Meridiane ermittelt, entsprechend Tab. 2.2 (7 Abschn. 2.2.1). Alle betroffenen Meridiane können durch nur 2 Meridiane balan-

ciert werden. Diese sind die Meridiane von Pc und Ni. Diese werden in die Strategie der „12 Magischen Punkte“ eingebaut, wobei jedoch auch die anderen balancierenden Meridiane berücksichtigt werden (. Abb. 6.28).

3. Schritt  Es wird an der rechten unteren Extremität begonnen mit der Yin-Gruppe 1, welche variiert wird. Die Fußsohle ist ein Mikrosystem, in dem sich der ganze Körper abbildet. Der Punkt Ni 1 liegt im Zentrum des Fußsohlen-Projektionsareals des Herzens. Um möglichst das ganze Herz abzubilden, werden hier 3 Nadeln gesetzt.

Anstelle von Le 1 wird Le 3 gestochen, mit tiefer Nadelung in Richtung Ni 1. Dadurch wird der Effekt von Ni 1 auf das Herz verstärkt. Zusätzlich ist der Le-Meridian auch ein balancierender Meridian des betroffenen Pc-Meridians. Darüber hinaus ist die Nadelung von Le 3 bei Tumorerkrankungen immer indiziert. Ein Tumor ist ein Verdichtungsknoten mit Stagnation von Qi, Blut, Schleim und Toxinen. Die Nadelung von Le 3 als stark bewegender Punkt ist hier sinnvoll. Im Rahmen der

6.4 · Beispiele aus der Praxis

131

6

Strategie der „12 Magischen Punkte“ ist die Nadelung von Le 3 anstelle von Le 1 legitim, da sich benachbarte Areale überschneiden (7 Abschn. 6.1.2). Als nächstes wird die dynamische Yin-Achse zur linken oberen Extremität – YinGruppe 3 – gebildet. Anstelle von Pc 5 wird Pc 6 gewählt. Entsprechend der Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Rumpf auf die obere Extremität“ balanciert Pc 6 die Herzregion besser als Pc 5. Anstelle von Lu 8 wird Lu 9 genommen, der klassische „Meisterpunkt der Gefäße“. Er kann auch als „Meisterpunkt des Herzrhythmus“ angesehen werden. Alle Punkte der Yang-Gruppe 2 (Di 3, 3E 3, Dü 3) liegen auf balancierenden Meridianen. Darüber hinaus sind sie – nach der Strategie „Abbild des ganzen Körpers auf einen Mittelhandknochen“ – an einem die Herzregion balancierenden Gebiet lokalisiert. Zuletzt werden noch die Punkte der Yang-Gruppe 4 an der unteren Extremität (Ma 36, Gb 34, Bl 40) gestochen. Auch diese Punkte liegen auf balancierenden Meridianen. Ma 36 und Gb 34 haben darüber hinaus eine die Herzregion balancierende Lokalisation, entsprechend der Strategie „Abbild des ganzen Körpers auf einen Röhrenknochen (Tibia, Fibula)“. 6.4.10  Gehirnerkrankungen

Behandelt werden können: M. Parkinson, multiple Sklerose, Demenz, zerebrovaskuläre Insuffizienz, Vertigo, Z. n. Insult, Hirntumor. Bei Gehirnerkrankungen wird Ni 1 (Yin-Gruppe 1) nicht an typischer Stelle an der Fußsohle, sondern am Fußsohlen-Projektionsareal des Gehirns gestochen (. Abb. 6.30). Dieses befindet sich im dorsalen Drittel der Fußsohle. Es handelt sich hier nicht um einen Punkt, sondern um ein Areal, welches mit 3 Nadeln abgedeckt werden sollte.

. Abb. 6.30  Gehirnerkrankungen, Muster 13, mit Einbeziehung von YangQiaoMai und YinQiaoMai

132

6

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

Es erscheint durchaus sinnvoll, die Strategie der „12 Magischen Punkte“ hier abzuwandeln und zu erweitern. Dies erfolgt durch Miteinbeziehen von Meridianen, die das Gehirn beeinflussen. Es bieten sich 2 Meridiane aus der Kategorie der außerordentlichen Meridiane an, YinQiaoMai und YangQiaoMai. Diesbezüglich findet sich im Ling Shu, Kap. 21, eine richtungweisende Passage. Die dem Autor zur Verfügung stehenden Übersetzungen sind allerdings mit einem Problem behaftet, welches bei allen Übersetzungen von chinesischen Schriftzeichen in eine westliche Sprache auftritt. Die Schwierigkeit besteht in einem immens großen Interpretationsspielraum des chinesischen Textes. Das führt dazu, dass die Übersetzung desselben Textes durch zwei verschiedene Übersetzer oft zu Ergebnissen führt, die nicht kongruent sind. Dennoch lassen sich einige Aussagen identifizieren, die sich im Wesentlichen in allen Übersetzungen entsprechen. Nach Durchsicht der verfügbaren Übersetzungen (Chieng-Lien und Schnorrenberger 1974, S. 203; Jing-Nuan 1993, S. 99; Unschuld 2015, S. 306) ergeben sich folgende Aussagen, die nach Ansicht des Autors das wiedergeben, was im Originaltext gemeint ist: 5 Der Blasenmeridian gibt im Bereich des Nackens einen Ast ab, der in das Gehirn zieht. 5 Dieser Ast teilt sich in 2 Teile; einer verbindet sich mit dem YinQiaoMai, der andere mit dem YangQiaoMai. 5 YinQiaoMai und YangQiaoMai überkreuzen sich im Gehirn. 5 Das Yang betritt das Yin, und das Yin kommt im Yang heraus. Die beiden Gefäße – YinQiaoMai und YangQiaoMai – treten also in das Gehirn ein, wo sie sich überkreuzen. Wie wir heute wissen, gibt es im Gehirn eine Vielzahl von kreuzenden Bahnen, etwa im Corpus callosum oder auch im Bereich der Sehbahn. Des Weiteren existieren Bahnen, die vom Großhirn in tiefer gelegene Hirnregionen verlaufen. Diese Bahnen sind im Ling Shu beschrieben als

» Das Yang betritt das Yin.

Und es gibt Bahnen, welche den umgekehrten Weg nehmen – in Worten des Ling Shu:

» Das Yin kommt im Yang heraus.

Diese Bahnen sind u. a. verantwortlich für affektive Steuerungsprozesse, für Lernen und Gedächtnis. Sie sind auch beteiligt bei emotionalen Störungen, psychiatrische Erkrankungen, Demenz, M. Parkinson, multipler Sklerose und anderen Erkrankungen des Gehirns. Da der Ankopplungspunkt eines außerordentlichen Meridians gleichzeitig auch der Kardinalpunkt eines anderen AOM ist, kommt es bei Einschaltung der Qiao-Gefäße automatisch auch zu einer Aktivierung von DuMai und RenMai. Auch diese beiden Gefäße haben eine enge Beziehung zum Gehirn. . Abb. 6.30 zeigt die Verteilung der Punkte bei diesem erweiterten Vorgehen. Es werden lediglich 2 weitere Punkte genadelt, Bl 62 und Ni 6. Durch diesen kaum nennenswerten Mehraufwand erschließt sich das gesamte Indikationsspektrum der nun eingeschalteten außerordentlichen Meridiane.

6.4 · Beispiele aus der Praxis

133

6

6.4.11  Durchblutungsstörungen

Bei allen durchblutungsbedingten Störungen – insbesondere periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), koronare Herzkrankheit (KHK), zerebrovaskuläre Insuffizienz – lässt sich die Strategie der „12 Magischen Punkte“ ergänzen mit der Aktivierung der ChongMai-YinWeiMai-Kombination. Der YinWeiMai (Haltegefäß des Yin) ist zuständig für alles Yin und somit auch für das Blut. Der ChongMai (Durchdringungsgefäß, Meer des Blutes) ist unschwer als Blutgefäßsystem zu identifizieren (Kendall 2002, S. 167 f.), insbesondere aber mit den großen arteriellen (Aorta, Becken- und Beinarterien) und venösen Gefäßen (V. cava und Pfortader). Hier kann die Strategie der „12 Magischen Punkte“ entwickelt werden, ausgehend vom Kardinalpunkt des ChongMai, Mi 4. Dieser Punkt liegt im Bereich des Mittelfußes und ist dementsprechend ein Punkt der Yin-Gruppe 2. Pc 6, der Ankopplungspunkt des Chong Mai – gleichzeitig auch der Kardinalpunkt des YinWeiMai – muss nun an der Yin-Gruppe 4 (He 3, Pc 3, Lu 5) ergänzt werden. Pc 6 ist eigentlich ein Punkt der Yin-Gruppe 3. Wird er nun zur Yin-Gruppe 4 hinzugefügt, so stört das die Balance nicht, da sich benachbarte Areale überschneiden. Nun müssen nur noch die beiden Yang-Gruppen verteilt werden (. Abb. 6.31). Der Mehraufwand beträgt lediglich 1 Nadel für den Punkt Pc 6. Gewonnen wird dadurch das gesamte Indikationsspektrum für die ChongMai-YinWeiMai-Kombination. 6.4.12  Kopfschmerz

Kopfschmerzen sind eine sehr gute Indikation für ein therapeutisches Vorgehen gemäß der Strategie der „12 Magischen Punkte“.

. Abb. 6.31  Durchblutungsstörung, Muster 8, mit Einbeziehung von ChongMai und YinWeiMai. (Mod. nach © London_England/7 stock.adobe.com)

134

6

Kapitel 6 · Die „12 Magischen Punkte“

Die Yin-Gruppen 1 und 2, egal ob an Hand oder Fuß, therapieren jeweils alle 6 Yang-Meridiane des Kopfes, entsprechend der Strategie „Inverses Abbild von Kopf und Stamm auf eine Extremität“. Der Schwerpunkt der Yin-Gruppe 1 liegt im Bereich des Schädeldachs, der Schwerpunkt der Yin-Gruppe 2 in den Kopfgebieten unterhalb des Schädeldachs. Das von den Yin-Gruppen 1 und 2 Gesagte gilt in gleicher Weise auch für die Yang-Gruppen 1 und 2. Sowohl die Yin- als auch die Yang-Gruppe 3 balanciert ebenfalls alle Yang-Meridiane des Kopfes in Höhe der Stirn, entsprechend der Strategie „Inverses Abbild des Kopfes auf eine Extremität“. Sowohl die Yin-Gruppe 4 als auch die Yang-Gruppe 4 balancieren, entsprechend der Strategie „Abbild des Kopfes auf eine Extremität“, ebenfalls alle 6 Yang-Meridiane des Kopfes im Bereich von Augen, Ohren und Hinterkopf. Zur Therapie von Kopfschmerzen mit der Strategie der „12 Magischen Punkte“ eignet sich folglich jedes der 16 möglichen Muster. Zu bevorzugen sind jedoch die Kombinationen mit Gruppe 1 und Gruppe 2 an der unteren Extremität, also die Muster 6, 8, 14 oder 16, da die an der unteren Extremität gelegenen Fernpunkte für den Zielbereich Kopf ferner – und somit effektiver – sind als jene an der oberen Extremität (. Abb. 6.32).

. Abb. 6.32  Kopfschmerz, Muster 14

135 Literatur

6

Literatur Chieng-Lien K, Schnorrenberger C (Übersetzer) (1974) Klassische Akupunktur Chinas. Hippokrates, Stuttgart, S 203 Jing-Nuan W (Übersetzer) (1993) Ling Shu or the spiritual pivot. University of Hawai’i Press, Honolulu Kendall D (2002) Dao of Chinese medicine. Oxford University Press, New York Unschuld P (2015) Antike Klassiker der Chinesischen Medizin. 3. Huang Di Nei Jing Ling Shu (Der vollständige chinesische Text mit kommentierter deutscher Übersetzung). Cygnus, Berlin Weiterführende Literatur Maciocia G (2008) Grundlagen der chinesischen Medizin. Elsevier, München Tan R (2006) Li Gan Jian Ying – die Balancemethode und Dr. Tan’s Strategie der Zwölf Magischen Punkte. Müller & Steinicke, München

137

BaGua-Balance durch Meridiankonversion 7.1 Grundlagen und Prinzip – 138 7.1.1 Was bedeutet Meridiankonversion? – 140 7.1.2 Vorgehen bei Meridiankonversion – 140

7.2  YangMing-Syndrom, Therapie mit BaGuaBalance durch Meridiankonversion – 142 7.2.1 TaiYin-YangMing-Muster – 142 7.2.2  JueYin-YangMing-Muster – 143 7.2.3 PC/Ni-YangMing-Muster – 143

7.3

TaiYang-Syndrom, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion – 144

7.3.1  ShaoYin-TaiYang-Muster – 145 7.3.2  TaiYin-TaiYang-Muster – 146 7.3.3 Lu/Le-TaiYang-Muster – 146

7.4  JueYin-ShaoYang-Muster, Therapie mit BaGuaBalance durch Meridiankonversion – 147 7.5 Die „4 Magischen Meridiane“, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion – 147 7.6 Die „4 Magischen Hormonmeridiane“, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion – 148 7.7

Huo-Mu-Muster, Therapie mit BaGua-Balance durch Meridiankonversion – 148

Weiterführende Literatur – 149

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_7

7

138

Kapitel 7 · BaGua-Balance durch Meridiankonversion

7.1  Grundlagen und Prinzip

In der späteren Meridianzuordnung (Song-Dynastie) des BaGua-Kreises nach FuXi ist (oder sind) jedem BaGua ein (oder zwei) Meridiane zugeordnet (Abschn. 1.5, . Abb. 1.6). Jedes dieser BaGua, jedes Trigramm, kann durch Hinzufügen eines weiteren Trigramms zu einem Hexagramm verdoppelt werden. > Somit besitzt jeder Meridian einen Strichcode, eine ID, in Form eines

Hexagramms.

Jede Linie eines Hexagramms steht für einen Akupunkturpunkt des Meridians. Dadurch ist es möglich, im Rahmen der Meridiankonversion einen ganzen Meridian darzustellen und zu therapieren. z Beispiel: der Le-Meridian (. Abb. 7.1)

7

Die 1. Linie ist immer die unterste Linie. Sie steht für den Jing-Brunnen-Punkt. Die 2. Linie entspricht immer dem Ying-Quell-Punkt. Die 3. Linie steht immer für den Shu-Bach-Punkt. Die 4. Linie steht für den Jing-Fluss-Punkt, Luo-Verbindungs-Punkt oder YuanQuell-Punkt. 5 Die 5. Linie steht für den Jing-Fluss-Punkt oder Luo-Verbindungs-Punkt. 5 Die 6. Linie steht immer für den He-Meer-Punkt. 5 5 5 5

Die Linien 1, 2, 3 und 6 entsprechen also immer den Shu-Transport-Punkten („Antike Punkte“). Auch die Luo-Verbindungs-Punkte und die Yuan-Quell-Punkte werden in dieses Schema miteinbezogen. Für die Luo-Verbindungs-Punkte der Yin-Meridiane gilt: bei Le und Lu ist es die 5. Linie, bei den anderen Yin-Meridianen ist es die 4. Linie. Bei allen Yang-Meridianen entspricht die 4. Linie dem Yuan-Quell-Punkt. Die Hexagramme der Meridiane und die Zuordnung ihrer Yao (Linien) zu den Akupunkturpunkten zeigt . Abb. 7.2. Am Beispiel des Le-Meridians befinden sich die Punkte Le 1 bis Le 8 zwischen Zehen und Knie.

. Abb. 7.1  Hexagramm des Le-Meridians

7

139

7.1 · Grundlagen und Prinzip

Le

He

Mi

Lu

Ni

Pc

Le

He

Mi

Lu

Ni

Pc

Gua

6. Yao

Le 8

He 3

Mi 9

Lu 5

Ni 10

Pc 3

5. Yao

Le 5

He 4

Mi 5

Lu 7

Ni 7

Pc 5

4. Yao

Le 4

He 5

Mi 4

Lu 8

Ni 4

Pc 6

3. Yao

Le 3

He 7

Mi 3

Lu 9

Ni 3

Pc 7

2. Yao

Le 2

He 8

Mi 2

Lu 10

Ni 2

Pc 8

1. Yao

Le 1

He 9

Mi 1

Lu 11

Ni 1

Pc 9

Gb



Ma

Di

Bl

3E

Gb



Ma

Di

Bl

3E

Gua

6. Yao

Gb 34

Dü 8

Ma 36

Di 11

Bl 40

3E 10

5. Yao

Gb 38

Dü 5

Ma 41

Di 5

Bl 60

3E 6

4. Yao

Gb 40

Dü 4

Ma 42

Di 4

Bl 64

3E 4

3. Yao

Gb 41

Dü 3

Ma 43

Di 3

Bl 65

3E 3

2. Yao

Gb 43

Dü 2

Ma 44

Di 2

Bl 66

3E 2

1. Yao

Gb 44

Dü 1

Ma 45

Di 1

Bl 67

3E 1

. Abb. 7.2  Hexagramme, IDs der Meridiane und Zuordnung ihrer Yao zu den Akupunkturpunkten. Luo-Punkte gelb, Yuan-Punkte blau

Unter dem Gesichtspunkt der Strategie „Normales Abbild der unteren Extremität auf Kopf und Rumpf “ entspricht Le 1 dem Genitale, bei „Inversem Abbild der unteren Extremität auf Kopf und Rumpf “ entspricht Le 1 dem Kopf. Unter dem Gesichtspunkt der „Spiegelung einer unteren Extremität auf die anderen Extremitäten“ werden alle Extremitäten – im Bereich der vom Le-Meridian balancierten Meridiane – balanciert. Bei Nadelung von Le 1 bis Le 8 wird somit der ganze Körper abgebildet.

140

Kapitel 7 · BaGua-Balance durch Meridiankonversion

7.1.1  Was bedeutet Meridiankonversion?

Jeder der 12 Hauptmeridiane besitzt einen Strichcode in Form eines Hexagramms. Jedes Hexagramm besteht aus 6 Linien. Jede Linie ist entweder eine durchgezogene Yang-Linie (1 Strich) oder eine unterbrochene Yin-Linie (2 Striche). Jede Linie eines Hexagramms repräsentiert einen Akupunkturpunkt zwischen Fingerspitzen und Ellbogengelenk bzw. zwischen Zehenspitzen und Kniegelenk. Wird ein Punkt gestochen, der einer Yang-Linie entspricht, so wird diese umgewandelt (konvertiert) in eine Yin-Linie. Wird ein Punkt gestochen, der einer Yin-Linie entspricht, so wird diese geschlossen bzw. umgewandelt (konvertiert) in eine Yang-Linie (. Abb. 7.3). Um das Hexagramm eines Meridians in das Hexagramm eines anderen Meridians umzuwandeln, müssen 2 Linien des umzuwandelnden Hexagramms bzw. 2 Punkte gestochen werden (. Abb. 7.4).

7

7.1.2  Vorgehen bei Meridiankonversion 1. Schritt  Es wird wie immer die Diagnose in Form der betroffenen Meridiane

gestellt.

2. Schritt  Wie immer werden die balancierenden Meridiane ermittelt. Diese werden so gewählt, dass gemeinsam mit den betroffenen Meridianen die Kriterien einer globalen Balance erfüllt sind.

. Abb. 7.3  Konversion eines Yang-Yao in ein Yin-Yao und eines Yin-Yao in ein Yang-Yao

7.1 · Grundlagen und Prinzip

141

7

. Abb. 7.4  Beispiele zur Konversion von Hexagrammen bzw. von Meridianen

3. Schritt  Die zu stechenden Punkte werden durch die Strategie „BaGua-­ Meridiankonversion“ ermittelt. Diese kann vertikal oder horizontal erfolgen. Sowohl bei vertikaler als auch bei horizontaler Konversion bleibt die globale Balance erhalten; es wird jedoch häufiger nach der vertikalen Konversion vorgegangen, da diese praktikabler ist. Für die Meridiankonversion gelten folgende Regeln:

Regeln bei vertikaler Konversion 5 Fuß-Yang wird zu Hand-Yin 5 Fuß-Yin wird zu Hand-Yang 5 Hand-Yang wird zu Fuß-Yin 5 Hand-Yin wird zu Fuß-Yang

Regeln bei horizontaler Konversion 5 Fuß-Yang wird zu Fuß-Yin 5 Fuß-Yin wird zu Fuß-Yang 5 Hand-Yang wird zu Hand-Yin 5 Hand-Yin wird zu Hand-Yang

142

Kapitel 7 · BaGua-Balance durch Meridiankonversion

7.2  YangMing-Syndrom, Therapie mit BaGua-Balance durch

Meridiankonversion

Beim YangMing-Syndrom sind die YangMing-Meridiane betroffen, also die Meridiane von Di und Ma.

7

Symptome  Ein dem YangMing-Syndrom entsprechendes westliches Krankheitsbild sind allergische Symptome an Auge, Nase, Rachen und Kehlkopf. 5 Wenn ausschließlich die Augen oder lediglich die Nase oder nur Rachen und ­Kehlkopf betroffen sind, erfolgt die Ermittlung der zu stechenden Punkte (3. Schritt) durch die Strategie „Abbild des Kopfes auf eine Extremität“. 5 Sind jedoch alle genannten Regionen (Augen, Nase, Rachen, Kehlkopf) ­gleichermaßen betroffen, so ist es besser, die Punkte nach der ­Strategie „BaGua-Meridiankonversion“ zu ermitteln. Die Therapie wird dadurch umfassender und generalisierter.

Das Vorgehen ist wie folgt: 1. Schritt  Diagnose: YangMing-Meridiane. 2. Schritt  Ermittlung der balancierenden Meridiane. 3. Schritt  Ermittlung der zu stechenden Punkte durch BaGua-Meridiankonversion.

Innerhalb des YangMing-Syndroms werden 3 unterschiedliche Muster differenziert, je nachdem, welche Symptome im Vordergrund stehen oder welche Begleitsymptome vorhanden sind (7 Abschn. 5.2). Muster innerhalb des YangMing-Syndroms 5 TaiYin-YangMing-Muster 5 JueYin-YangMing-Muster 5 PC/Ni-YangMing-Muster

7.2.1  TaiYin-YangMing-Muster

In mehr als zwei Dritteln der Fälle von YangMing-Syndrom kommt das TaiYin­ angMing-Muster zur Anwendung (. Abb. 7.5). Wenn es allerdings nach 3–4 SitY zungen zu keiner deutlichen Besserung gekommen ist, sollte das Muster gewechselt werden. Man muss sich dann entscheiden zwischen dem JueYin-YangMing-Muster und dem Pc/Ni-YangMing-Muster. Die Entscheidung richtet sich nach der Art der Symptome, nach deren Lokalisation und nach der Persönlichkeit des Patienten. Bei Anwendung der Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ werden die genadelten Meridiane in ihrem gesamten Verlauf, inklusive dem zugeordneten

7.2 · YangMing-Syndrom, Therapie mit BaGua-Balance durch …

143

7

. Abb. 7.5  TaiYin-YangMing-Muster, Meridiankonversion III, VI

Organsystem/Funktionskreis, angesprochen. Die Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ des TaiYin-YangMing-Musters hat daher ein Indikationsspektrum, welches weit über den Einsatz bei Allergie hinausreicht. Diese Strategie wurde vom Autor wiederholt und mit ausgezeichnetem Erfolg bei chronisch und chronisch-entzündlichen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen des Mittleren Erwärmers (M. Crohn), des Unteren Erwärmers (Colitis ulcerosa) und auch des Oberen Erwärmers (chronisch obstruktive Lungenerkrankung, COPD) eingesetzt. 7.2.2  JueYin-YangMing-Muster

Berichtet der Patient über Kopfschmerzen an der Seite des Kopfes im Bereich des Gb-­ Meridians, so wird man sich für das JueYin-YangMing-Muster entscheiden (. Abb. 7.6), ebenso bei angespannten, nervösen Menschen oder bei Menschen mit Fülle-Symptomen. 7.2.3  PC/Ni-YangMing-Muster

Kopfschmerzen im Bereich des Bl-Meridians oder des 3E-Meridians (Nacken, Hinterkopf, temporal) verlangen eher nach dem Pc/Ni-Yang Ming-Muster (die zum Einsatz kommenden Meridiane, nicht jedoch die Punkte auf diesen, sind identisch mit der Strategie „4 Magische Meridiane“), da der Ni-Meridian die Blase und den 3E balanciert (. Abb. 7.7). Gleiches gilt bei depressiven, unmotivierten Personen oder bei Mangel-Symptomen.

144

Kapitel 7 · BaGua-Balance durch Meridiankonversion

7 . Abb. 7.6  JueYin-YangMing-Muster, Meridiankonversion I, IV

. Abb. 7.7 PC/Ni-YangMing-Muster, Meridiankonversion I, IV

7.3  TaiYang-Syndrom, Therapie mit BaGua-Balance durch

Meridiankonversion

Das TaiYang-Syndrom umfasst das Gebiet der TaiYang-Meridiane Bl und Dü. Symptome  Klinisch tritt das TaiYang-Syndrom als Schmerzsyndrom im Bereich

von Schultergürtel, Rücken und Dorsalseite der unteren Extremität, uni- oder bilateral in Erscheinung.

7.3 · TaiYang-Syndrom, Therapie mit BaGua-Balance durch …

145

7

5 Prinzipiell kann die Auswahl der Punkte durch die Strategien „Abbild von Kopf und Rumpf auf eine Extremität“ und „Spiegelung der unteren Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite“ getroffen werden. Dies ist sinnvoll, wenn das Symptomgebiet relativ klein ist, wie z. B. bei Hinterkopf- und Nackenschmerzen. 5 Ist das betroffene Gebiet jedoch relativ groß, werden viele Nadeln benötigt. Daher ist es oft sinnvoller, nach der Strategie „BaGua-Meridiankonversion“ vorzugehen. Auch innerhalb des TaiYang-Syndroms werden 3 Muster unterschieden. Die Meridiane von Bl und Dü sind bei jedem Muster beteiligt. Die Muster unterscheiden sich aber durch die Wahl der beiden zusätzlichen Meridiane. Muster innerhalb des TaiYang -Syndroms 5 ShaoYin-TaiYang-Muster 5 TaiYin-TaiYang-Muster 5 Lu/Le-TaiYang-Muster

7.3.1  ShaoYin-TaiYang-Muster Symptome  Müdigkeit, Schwäche, Erschöpfung, Nieren-Schwäche, der Rücken ist schwach und müde, evtl. auch Symptome vonseiten des Marks (Gehirn, Rückenmark, Nerven). Die im Rahmen der Strategie „BaGua-Meridiankonversion“ zu stechenden Punkte sind ersichtlich in . Abb. 7.8.

. Abb. 7.8  ShaoYin-TaiYang-Muster, Meridiankonversion III, VI

146

Kapitel 7 · BaGua-Balance durch Meridiankonversion

7.3.2  TaiYin-TaiYang-Muster Symptome  Es handelt sich um Symptome, welche die Muskulatur betreffen. Im Vordergrund steht der Muskelschmerz, evtl. finden sich auch Muskelkrämpfe oder Muskelatrophien. Die im Rahmen der Strategie „BaGua-Meridiankonversion“ zu stechenden Punkte finden sich in . Abb. 7.9.

7.3.3  Lu/Le-TaiYang-Muster

7

Symptome  Bei diesem Muster ist eine Problematik der Sehnen und Ligamente oder auch eine psychoemotionale Komponente evident. Es handelt sich um eine Fülle-Symptomatik mit Stagnation des Leber-Qi. Die im Rahmen der Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ zu stechenden Punkte sind . Abb. 7.10 zu entnehmen.

. Abb. 7.9  TaiYin-TaiYang-Muster, Meridiankonversion I, IV

. Abb. 7.10 Lu/Le-TaiYang-Muster, Meridiankonversion I, IV und III, VI

7.5 · Die „4 Magischen Meridiane“, Therapie mit BaGua-Balance …

147

7

7.4  JueYin-ShaoYang-Muster, Therapie mit BaGua-Balance

durch Meridiankonversion

Symptome  Eingeschlossen sind alle Symptome, die an der Seite des Körpers auftreten. Dazu zählen die seitlichen Regionen von Kopf, Nacken, oberer Extremität, Thorax, Hüfte, unterer Extremität. 5 Ist das von Symptomen betroffene Gebiet klein, so kann entsprechend den Strategien von Spiegelung oder Abbild vorgegangen werden (s. auch 7 Abschn. 5.4). 5 Oft ist jedoch das Symptomgebiet relativ groß und umfasst ein ausgedehntes Gebiet des lateralen Körperareals. In diesem Fall ist es besser, nach der Strategie „BaGua-Meridiankonversion“ vorzugehen.

Die im Rahmen der Strategie „BaGua- Meridiankonversion“ zu stechenden Punkte sind . Abb. 7.11 zu entnehmen. 7.5  Die „4 Magischen Meridiane“, Therapie mit BaGua-Balance

durch Meridiankonversion

Die Strategie der „4 Magischen Meridiane“ – Di, Pc, Ni, Ma – wird angewendet zur Therapie von Beschwerden vorne am Rumpf. Je nach Lokalisation am Rumpf (oberhalb des Rippenbogens, unterhalb des Rippenbogens, Nabelbereich, Unterbauch) kommen auf diesen 4 Meridianen unterschiedliche Punkte zum Einsatz, entsprechend der Strategie „Abbild von Kopf und Stamm auf eine Extremität“ (7 Abschn. 5.5). Sind die Beschwerden aber nicht auf eine der genannten Regionen begrenzt, sondern umfassen mehrere oder sogar alle Regionen, erfolgt die Meridianauswahl durch die Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“. Die im Rahmen der Strategie „BaGua- Meridiankonversion“ zu stechenden Punkte sind . Abb. 7.12 zu entnehmen.

. Abb. 7.11  JueYin-ShaoYang-Muster, Meridiankonversion III, VI

148

7

Kapitel 7 · BaGua-Balance durch Meridiankonversion

. Abb. 7.12  Strategie „4 Magische Meridiane“, horizontale Meridiankonversion II, V

7.6  Die „4 Magischen Hormonmeridiane“, Therapie mit BaGua-

Balance durch Meridiankonversion

Bei den „4 Magischen Hormonmeridianen“ handelt es sich um die Meridiane von 3E, Gb, He und Mi. Sie werden angewendet zur Therapie von hormonellem Ungleichgewicht bei Frauen (7 Abschn. 5.7). Diese 4 Meridiane lassen sich in sinnvoller Weise zu einer globalen Balance kombinieren und eignen sich darüber hinaus auch zur Applikation im Sinne der Meridiankonversion. Die im Rahmen der Strategie „BaGua-Meridiankonversion“ zu stechenden Punkte sind . Abb. 7.13 zu entnehmen. 7.7  Huo-Mu-Muster, Therapie mit BaGua-Balance durch

Meridiankonversion

Die Therapie des Huo-Mu-Musters entsprechend der Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ wird bei den Dysbalancen des Shen besprochen, denen ein ganzes Kapitel gewidmet ist (7 Kap. 8).

149 Weiterführende Literatur

. Abb. 7.13  Strategie „4 Magische Hormonmeridiane“, Meridiankonversion I, IV und III, VI

Weiterführende Literatur Maciocia G (2008) Grundlagen der chinesischen Medizin. Elsevier, München McCann H, Ross H (2015) Practical atlas of Tung’s acupuncture. Müller & Steinicke, München Ross H, Winarto F (2008) Die Balance-Methode in der Akupunktur. Müller & Steinicke, München Twicken D (2012) I Ching acupuncture – the balance method. Singing Dragon, London Wilhelm R (2011) I Ging: das Buch der Wandlungen. Anaconda, Köln

7

151

Dysbalancen des Shen, Therapie mittels BaGua-Balance durch Meridiankonversion 8.1  Grundlagen und Prinzip – 152 8.2  JueYin-ShaoYang-Muster – 153 8.3  JueYin-YangMing-Muster – 154 8.4  ShaoYin-ShaoYang-Muster – 155 8.5  Huo-Mu-Muster für Hitze-Erkrankungen – 156 8.6  Die „4 Magischen Hormonmeridiane“ – 157 Weiterführende Literatur – 158

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_8

8

Kapitel 8 · Dysbalancen des Shen, Therapie mittels BaGua-Balance durch Meridiankonversion

152

8.1  Grundlagen und Prinzip

8

Bei Dysbalancen des Shen kann die Diagnose nicht in Form eines oder mehrerer betroffener Meridiane gestellt werden. Auch lässt sich kein betroffenes Körperareal ausmachen. Die zu stechenden Punkte können somit nicht mittels Spiegelung oder Abbild ermittelt werden. Zur Therapie von Dysbalancen des Shen eignet sich in besonderer Weise die BaGua-Meridiankonversion. Oft entstehen Dysbalancen des Shen (. Abb. 8.1) aus Enttäuschung darüber, dass sich das Leben nicht entsprechend den persönlichen Vorstellungen und Wünschen des betroffenen Individuums entwickelt. Dies führt zu Unzufriedenheit, Frustration und mündet schließlich in mehr oder weniger ausgeprägte depressive Zustände. Um diese Entwicklung zu verhindern, wäre ein Umdenken, eine persönliche Umbzw. Neuorientierung notwendig. Die Erwartungshaltung des betroffenen Individuums müsste sich ändern. Das Ego müsste bei sich selbst beginnen, seine Erwartungen den gegebenen Möglichkeiten anzupassen. Dieser Prozess lässt sich durch eine dem jeweiligen Beschwerdebild angepasste Nadeltherapie – entsprechend einem der u. g. Muster – unterstützen. Die Diagnose wird gestellt unter Berücksichtigung von somatischen Begleiterscheinungen, der energetischen Lage des Patienten und seiner Persönlichkeitsstruktur. Diese Beurteilung führt zur Identifizierung eines der folgenden Muster: 5 Muster zur Therapie von Dysbalancen des Shen 5 5 5 5 5

JueYin-ShaoYang-Muster JueYin-YangMing-Muster ShaoYin-ShaoYang-Muster Huo-Mu-Muster zur Therapie von Hitzeerkrankungen Strategie der „4 Magischen Hormonmeridiane“

. Abb. 8.1  Dysbalancen des Shen. (Mod. nach © One Line Man/7 stock.adobe.com)

8.2 · JueYin-ShaoYang-Muster

153

8

Die Symptomatik einer Shen-Dysbalance ist vielfältig: 5 Befindlichkeitsstörungen, Traurigkeit, Angst- und Panikstörungen unterschiedlicher Ausprägung, Stimmungsschwankungen, auch Aggressivität, Schlafstörungen und geändertes Libidoverhalten. 5 Neben den diversen psychoemotionalen Symptomen sind meist auch somatische Symptome vorhanden, hier v. a. Kopfschmerzen, muskuloskelettale Beschwerden, Obstipation, Reizdarmsyndrom, urogenitale Beschwerden. Diese somatischen Beschwerden stehen oft im Vordergrund. Die zugrundeliegende Störung des Shen offenbart sich oft erst im Rahmen eines anamnestischen Gesprächs. 8.2  JueYin-ShaoYang-Muster

Die Punktekombination ist . Abb. 8.2 zu entnehmen und ist identisch mit der in 7 Abschn. 7.4 beschriebenen Nadelung. z Die JueYin-ShaoYang-Persönlichkeit

Es handelt sich oft um Menschen in Führungspositionen, Managertypen, Menschen, die sehr genau wissen, wo sie hinwollen und ganz konkrete Ziele und Vorstellungen im Leben haben. Sie nehmen für sich in Anspruch, genau die Richtung zu kennen, in die man gehen muss, z. B. in der Familie, im Berufsleben, beim Aufbau einer Karriere oder eben allgemein im Leben. Diese Ziele und Vorstellungen werden vehement verfolgt.

. Abb. 8.2  JueYin-ShaoYang-Muster, Meridiankonversion III, VI. (Mod. nach © A. Hartung/7 stock. adobe.com)

154

Kapitel 8 · Dysbalancen des Shen, Therapie mittels BaGua-Balance durch Meridiankonversion

Die JueYin-ShaoYang-Persönlichkeit verlangt von sich selbst und von ihren Mitmenschen absolute Linientreue. Es handelt sich um Menschen mit viel Energie, um Fülle-Typen. Meist ist es einfach, die Mitbeteiligung von Leber und Gallenblase zu erkennen. Die Fülle in diesen Funktionskreisen kann in Le-Qi-Stagnation oder aufsteigendes Leber-Yang oder auch Leber-Wind münden. Die entsprechenden Symptome sind allgemeine muskuläre Verspannung – oft im Bereich von Nacken und Schultergürtel – Hypertonie, Spannungskopfschmerz, Migräne, bis hin zum Extremfall Schlaganfall. Die Symptome sind oft einseitig. Wenn die gesteckten Ziele nicht erreicht werden, kann die Situation auch in zunehmende Überforderung, Stress, Schlafstörungen, Enttäuschung, Frustration und Depression übergehen. 8.3  JueYin-YangMing-Muster

8

Die Punktekombination ist in . Abb. 8.3 dargestellt und ist identisch mit der in 7 Abschn. 7.2.2 beschriebenen Nadelung. z Die JueYin-YangMing-Persönlichkeit

Die JueYin-YangMing-Persönlichkeit imponiert oft als traurig, ängstlich, unsicher, nervös, neurotisch und nicht geerdet. Oft besteht Angst davor, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Auffallend ist eine allgemeine Schwächesymptomatik mit Schweißneigung und Palpitationen. Die Schwäche manifestiert sich oft in einem oder mehreren Funktionskreisen: im Oberen Erwärmer als asthmaartiges Zustandsbild, Herzbeschwerden, Palpitationen und Thoraxdruck; im Mittleren Erwärmer als Reizdarmsyndrom; im Unteren Erwärmer in Form von urogenitalen Beschwerden, rezidivierenden Harnwegsinfekten, erschwerter Miktion, Neigung zu Harninkontinenz.

. Abb. 8.3  JueYin-YangMing-Muster, Meridiankonversion I, IV. (Mod. nach © HeY/7 stock.adobe.com)

8.4 · ShaoYin-ShaoYang-Muster

155

8

8.4  ShaoYin-ShaoYang-Muster

Die Punktekombination ist in . Abb. 8.4 dargestellt. z Die ShaoYin-ShaoYang-Persönlichkeit

Die ShaoYin-ShaoYang-Persönlichkeit präsentiert sich als müder, geschwächter, erschöpfter und unmotivierter Mangel-Patient. Er ist nicht spontan und hat keine Interessen, präsentiert sich eventuell in Form eines Chronic fatigue-Syndroms, ist tagsüber immer müde, schläft viel am Tag und ist während der Nacht schlaflos. Wenn im Muster Herz und Niere (Shao-Yin-Achse) vertreten sind, so handelt es sich oft um eine Mangel-Persönlichkeit. Im Gegensatz dazu findet sich im Muster eines Fülle-Typs häufig die JueYin-Achse (Leber und Perikard). Das Vorhandensein des Gb-Meridians im ShaoYin-ShaoYang-Muster weist auf eine oft vorhandene Entscheidungsschwäche hin. Der Patient kann nicht zwischen zwei Alternativen wählen, oder er tut sich schwer, einen Entschluss zu fassen. Das Muster kommt auch zur Anwendung in mild ausgeprägten depressiven Phasen bei bipolarer Störung. Bei stärker ausgeprägter manisch-depressiver Erkrankung empfiehlt sich eher das JueYin-ShaoYang-Muster (7 Abschn. 8.2). > Es ist darauf hinzuweisen, dass bei ausgeprägter Symptomatik immer in

Absprache mit einem in westlicher Schulmedizin kompetenten Facharzt für Psychiatrie vorzugehen ist.

. Abb. 8.4  ShaoYin-ShaoYang-Muster, Meridiankonversion III, VI. (Mod. nach © listercz/7 stock. adobe.com)

156

Kapitel 8 · Dysbalancen des Shen, Therapie mittels BaGua-Balance durch Meridiankonversion

8.5  Huo-Mu-Muster für Hitze-Erkrankungen

Die Punktekombination ist . Abb. 8.5 zu entnehmen. Es handelt sich um ein Feuer-Holz-Muster (Huo-Mu-Muster). Die beteiligten und therapeutisch zum Einsatz kommenden Meridiane sind He, Le, Dü und Gb. Die Meridiane, die am meisten mit Hitze zu tun haben, sind Dü und He. Dies gilt auch für den Le-Meridian. Mit diesen 3 Meridianen lässt sich bereits ein Gerüst im Sinne einer globalen Balance bauen. Als 4. Meridian kommt der Gb-Meridian hinzu, der als Shao-Yang-Meridian ebenfalls zu Hitzeentwicklung neigt. Die Hitze entsteht entweder direkt im Herzen, oder sie wird von einem anderen Meridian/Organ/Funktionskreis auf das Herz übertragen. Egal auf welchem Weg die Hitze in das Herz gelangt, einmal dort angekommen, manifestiert sie sich in Form einer Alteration des Shen. z Die Huo-Mu-Persönlichkeit

8

Nur gering ausgeprägte Hitze im Herzen mag als eine von der Umwelt belächelte „Verrücktheit“ in Erscheinung treten, oft auch verbunden mit auffallender Logorrhö. Dieser Typus imponiert als lustiger, gern gesehener – wenn gelegentlich auch etwas anstrengender – Mitmensch, dem seine depressive Verstimmung keineswegs ins Gesicht geschrieben ist. Sein Gehabe dient ihm als Maske, hinter der sich seine depressive Grundstimmung verbirgt. Auch Nervosität, allgemeine Unruhe und Erregbarkeit, Ängstlichkeit und Schlafstörungen mit Einschlaf- und Durchschlafstörung sowie traumgestörter Schlaf sind mögliche Symptome. Weitere häufige Symptome sind ein allgemeines Hitzegefühl

. Abb. 8.5  Hitze-Erkrankungen, Meridiankonversion III, VI. (Mod. nach © vero_ro39/7 stock.adobe. com)

8.6 · Die „4 Magischen Hormonmeridiane“

157

8

mit Durst, rotem Gesicht, bitterem Mundgeschmack, trockenen Schleimhäuten und dunklem Harn. Eine schwerwiegende Manifestation von Beunruhigung des Shen durch Hitze findet sich bei der Manie. Das Muster eignet sich auch zur Therapie von Yin-Mangelhitze und darüber hinaus zur Therapie anderer Hitze-Symptome wie Infektionen mit Fieber. Auch rote Exantheme, etwa psoriatische Exantheme, oder Effloreszenzen im Rahmen einer herpetischen Erkrankung sind eine mögliche Indikation. Wenn die Herde auf der Haut in einem eher kleinen abgegrenzten Gebiet lokalisiert sind, kann die ­Punktfindung – Schritt 3 im standardisierten Vorgehen – durch die Strategien von „Spiegelung oder Abbild“ erfolgen. Wenn ausgedehnte Gebiete betroffen sind, wird besser die Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ eingesetzt. Die Erscheinungsformen des Huo-Mu-Musters sind meist dem Fülle-Typus zuzuordnen. Bei Yin-Mangelhitze wird ein Leere-Muster diagnostiziert, wobei aber auch hier eine – wenn auch nur relative – Yang-Fülle besteht. 8.6  Die „4 Magischen Hormonmeridiane“

Die Punktekombination findet sich in . Abb. 8.6. Bei den „4 Magischen Hormonmeridianen“ handelt es sich um die Meridiane von Mi, He, Gb und 3E. Die Strategie wird angewendet zur Therapie von hormonellem Ungleichgewicht beim weiblichen Geschlecht. Auch hier sind Symptome einer psychoemotionalen Dysbalance möglich. Neben dem in 7 Abschn. 5.7 beschriebenen Vorgehen ist es auch möglich, die Strategie „BaGua-Meridiankonversion“ anzuwenden.

. Abb. 8.6  Die „4 Magischen Hormonmeridiane“, Meridiankonversion I, IV und III, VI. (Mod. nach © roboriginal/7 stock.adobe.com)

158

Kapitel 8 · Dysbalancen des Shen, Therapie mittels BaGua-Balance durch Meridiankonversion

Weiterführende Literatur Maciocia G (2008) Grundlagen der chinesischen Medizin. Elsevier, München Twicken D (2012) I Ching acupuncture-the balance method. Singing Dragon, London Wilhelm R (2011) I Ging: das Buch der Wandlungen. Anaconda, Köln

8

159

BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten 9.1  Vorbemerkung – 160 9.2  Grundlagen der BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten – 160 9.3  Die schönsten Gua der Elementezeiten – 165 9.4  BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten, schematisches Vorgehen – 168 9.5  BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten, Behandlungsbeispiele – 168 9.5.1  Schmerzen im Bereich des Bl-Meridians – 168 9.5.2  Radikulärer oder pseudoradikulärer Schmerz C6/C7, Therapie in der Metallzeit bzw. in der Holzzeit – 169 9.5.3  TaiYin-YangMing-Muster, Therapie in der Holzzeit – 170 9.5.4  JueYin-YangMing-Muster, Therapie in der Feuerzeit – 172 9.5.5  JueYin-ShaoYang-Muster, Therapie in der Erdezeit – 172 9.5.6  Lu/Le-TaiYang-Muster, Therapie in der Holzzeit – 172 9.5.7  Die „4 Magischen Hormonmeridiane“ – 175 9.5.8  Huo-Mu-Muster für Hitze-Erkrankungen – 175

Weiterführende Literatur – 176

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_9

9

160

Kapitel 9 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

9.1  Vorbemerkung

Bevor die Grundlagen der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ erläutert werden, soll zunächst ein Überblick gegeben werden über das schematische Vorgehen im Rahmen der Balanceakupunktur unter besonderer Berücksichtigung der Punktfindungs-Strategien mittels Techniken, die auf den BaGua und deren Umwandlung beruhen. z Balanceakupunktur: allgemeine Therapieplanung, schematisches Vorgehen

Vor jeder Nadelung nach den Grundsätzen der Balanceakupunktur ist zu überlegen, wie im konkreten Fall vorzugehen ist. Dieses Vorgehen ist schematisch und beinhaltet 3 Schritte. 1. Schritt  Erstellen der Diagnose. Diese besteht in der Identifizierung des betroffenen Meridians/der betroffenen Meridiane. 2. Schritt  Ermittlung der balancierenden Meridiane anhand der 6  Systeme (7 Kap. 2, Tab. 2.2).

9

3. Schritt  Ermittlung der zu stechenden Punkte

5 bei Symptomen an den Extremitäten durch Spiegelung, 5 bei Symptomen an Kopf oder Stamm durch Abbild, 5 wenn ein Meridian in seiner ganzen Ausdehnung betroffen ist oder wenn mehrere Meridiane betroffen sind und dabei ein Muster erkennbar ist, bietet sich die Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ an. Die Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ wurde in 7 Kap. 7 und 8 beschrieben. Weitere, noch nicht besprochene Möglichkeiten der Punkteermittlung durch Anwendung der BaGua werden in diesem Kapitel und 7 Kap. 10 vorgestellt. Es handelt sich dabei um die Strategien 5 „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ (s. unten) und 5 „BaGua-Balance nach den 5 Elementen“ (7 Kap. 10). Anmerkung  Zum wiederholten Male sei darauf hingewiesen, dass sämtliche Stra-

tegien dieses schematischen Vorgehens das geistige Eigentum eines der größten Akupunkturlehrer der jüngsten Vergangenheit, Dr. Richard Tan, sind. Die Rolle des Autors dieses Buches beschränkt sich lediglich auf die Beschreibung der Lehrinhalte Dr. Tans und deren Verbreitung. 9.2  Grundlagen der BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

BaGua bedeutet 8 Zeichen. Jedes dieser 8 Gua besteht aus 3 Linien, also einem Trigramm. Diese Linien sind entweder durchgezogene Yang-Linien, oder unterbrochene Yin-Linien. . Abb. 9.1 zeigt die BaGua, die 8 Zeichen (s. auch 7 Abschn. 1.5).

161 9.2 · Grundlagen der BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

9

. Abb. 9.1 Die BaGua

Jeweils 2 Trigramme können zu einem Hexagramm kombiniert werden, wobei sich eine maximal mögliche Anzahl von 64 Hexagrammen ergibt (s. unten, . Abb. 9.3). Jedes dieser Hexagramme besteht aus 6 Linien. Die Hexagramme werden im Y Ging, dem Buch der Wandlungen, hinsichtlich ihrer Bedeutung beschrieben. Es gibt Hexagramme mit guter und solche mit weniger guter Bedeutung. Die Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ ist eine Akupunkturstrategie, welche abhängig von der gerade aktuellen Jahreszeit (Elementezeit) angewendet wird. Entsprechend dieser Strategie wird insbesondere dann vorgegangen, wenn das Beschwerdebild des Patienten mit einem zeitlich definierten Ereignis in Verbindung zu bringen ist, etwa somatische oder psychische Symptome im Anschluss an ein Trauma, eine Operation, eine psychische Alteration o. ä. Das chinesische Jahr hat nicht 4, sondern 5 Jahreszeiten. Zwischen Sommer und Herbst ist der Spätsommer als eigene Jahreszeit eingeschoben. Da im Süden Chinas die späte Sommerzeit von feuchtem Wetter dominiert ist, hat es sich angeboten, den Spätsommer als eigenständige Jahreszeit zu etablieren. Das steht auch im Einklang mit den 5 Elementen. Jedem Element entspricht eine Jahreszeit. Die 5 Jahreszeiten sind: Frühling, Sommer, Spätsommer, Herbst und Winter. Entsprechungen im Rahmen der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ 5 Frühling: Holzzeit 5 Sommer: Feuerzeit 5 Spätsommer: Erdezeit 5 Herbst: Metallzeit 5 Winter: Wasserzeit

Die Jahreszeit wird also durch das entsprechende Element definiert. Das ist insofern sinnvoll, als nicht überall auf der Welt gleichzeitig Frühling – oder eine andere Jahreszeit – ist. Die Holzzeit – oder jede andere Elementezeit – herrscht aber auf der ganzen Welt zeitgleich. Der Begriff „Frühling“ wird durch angenehm warmes, sonniges, nicht zu heißes Wetter definiert. Der Begriff „Holzzeit“ ist dagegen von solchen Vorstellungen unabhängig. Gearbeitet wird also nicht mit dem Begriff Jahreszeit, sondern mit dem Begriff Elementezeit.

Kapitel 9 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

162

Die Zeiten der Elemente 5 5 5 5 5 5 5 5

Erdezeit: 17. 1.–3. 2. Holzzeit: 4. 2.–16. 4. Erdezeit: 17. 4.–4. 5. Feuerzeit: 5. 5–20. 6. Erdezeit: 21. 7.–7. 8. Metallzeit: 8. 8.–18. 10. Erdezeit: 19. 10.–6. 11. Wasserzeit: 7. 11–16. 1.

Entsprechend der Auflistung ist die Erdezeit nicht wie alle anderen Zeiten eine kontinuierliche Zeitspanne. Vielmehr findet sich die Erdezeit immer zwischen zwei anderen Elementezeiten. Es handelt sich also um eine Übergangszeit zwischen jeweils zwei Elementezeiten.

9

Deutung im Hinblick auf die Lebensspanne eines Menschen  Im Laufe des Lebens gibt es unterschiedliche Phasen, die aufeinander folgen – etwa Kindheit, Pubertät, Erwachsenenalter, Senium. Die Übergangsphasen zwischen diesen Lebensabschnitten sind als besonders sensible Phasen hinsichtlich somatischer oder psychoemotionaler Dysbalancen bekannt. Man denke nur an die oft problembehaftete Pubertät oder die sog. Midlife-Crisis. Eine glückliche Lebensphase kann durch ein unverhofft eintretendes Ereignis – Trennung vom Partner, Tod des Partners, körperliches oder seelisches Trauma – ein jähes Ende finden. Man muss sich dann neu orientieren. Dieser Prozess findet statt in einer „Übergangszeit“. In solchen Situationen ist es besonders wichtig, „mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen“ bzw. „gut geerdet zu sein“, um nicht aus der Bahn geworfen zu werden. Parallelen zu den Erdezeiten sind hier unverkennbar. > Das Prinzip der „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ besteht darin, dass ein

Ausgangs-Gua in ein Ziel-Gua umgewandelt wird. Bei beiden Gua handelt es sich um ein Hexagramm. Das Ausgangs-Gua ist das Hexagramm eines balancierenden Meridians. Das Ziel-Gua ist das Hexagramm der gerade aktuellen Jahreszeit (Elementezeit).

Jeder Elementezeit ist eine bestimmte Anzahl von Hexagrammen zugeordnet. Als Ziel-Gua kommt aber nur ein möglichst „schönes“ Hexagramm infrage. Um „schön“ zu sein, muss es bestimmte Kriterien erfüllen: 5 Das Hexagramm soll möglichst gut balanciert sein, sowohl hinsichtlich seiner beiden Trigramm-Bestandteile als auch hinsichtlich seiner einzelnen Linien (. Abb. 9.2). 5 Es soll eine möglichst gute Bedeutung haben. Für den Interessierten sind diese Bedeutungen nachzulesen im Y Ging, dem Buch der Wandlungen. Wie schon erwähnt, besteht jedes Hexagramm aus 6 unterbrochenen oder durchgezogenen Linien (Yao). Die unterbrochene Linie (das unterbrochene Yao) ist eine

163 9.2 · Grundlagen der BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

9

. Abb. 9.2  Hexagramm 18*

Yin-Linie (ein Yin-Yao), die durchgezogene Linie (das durchgezogenes Yao) ist eine Yang-Linie (ein Yang-Yao). Jedes Hexagramm besteht aus 2 Trigrammen: 5 Das untere Trigramm wird auch bezeichnet als Körper-Gua, TiGua oder XiaGua. 5 Das obere Trigramm wird auch bezeichnet als Anwendungs-Gua oder YongGua. Der Ausdruck „Gua“ bedeutet „Zeichen“. Es gibt „8-Trigramm-Gua“ oder „BaGua“, und es gibt „64-Hexagramm-Gua“. Auch die Summe der Striche eines Gua (Trigramm oder Hexagramm) ist von Bedeutung: Hexagramm 18* (. Abb. 9.2) besteht – wie jedes Hexagramm – aus 6 Linien, aber aus 9 Strichen. Die Begriffe Linie und Strich sind also nicht synonym zu verwenden. Ein Hexagramm aus 9 Strichen ist ein Yang-Hexagramm, da 9 eine YangZahl ist (ungerade Zahlen sind Yang-Zahlen, gerade Zahlen sind Yin-Zahlen). Ein Hexagramm, dessen Strichsumme eine gerade Zahl ergibt, ist ein Yin-Hexagramm. In analoger Weise ist ein Trigramm mit einer ungeraden Strichsumme ein Yang-­ Trigramm. > Ein Hexagramm ist dann besonders „schön“, wenn es sowohl hinsichtlich seiner

beiden Trigramme als auch hinsichtlich seiner 6 Linien gut ausbalanciert ist und wenn es eine gute Bedeutung hat.

z Hexagramm 18*

Ein besonders „schönes“, ideales Hexagramm ist Hexagramm 18* (. Abb. 9.2). Es ist optimal ausbalanciert sowohl hinsichtlich seiner beiden Trigramme als auch hinsichtlich seiner 6 Linien: 5 Das untere Trigramm besteht aus 3 durchgehenden Yang-Linien, seine Strichsumme ist 3, es ist also ein Yang-Trigramm (Yang-Gua). 5 Das obere Trigramm besteht aus 3 unterbrochenen Yin-Linien, seine Strichsumme ist 6, es ist also ein Yin-Trigramm (Yin-Gua). 5 Diese beiden Trigramme balancieren sich gegenseitig, da sich Yin und Yang gegenseitig balancieren. 5 Darüber hinaus strebt das untere Yang-Trigramm nach oben, das obere Yin-Trigramm nach unten. Auch das trägt zur Balance des Hexagramms bei.

164

Kapitel 9 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

Das Hexagramm 18* ist auch bezüglich seiner 6 Yao (Linien) ideal ausbalanciert: 5 Es balancieren sich die Linien 1 und 4, 2 und 5 sowie 3 und 6. 5 Die Linien 1, 2 und 3 sind durchgezogene Yang-Linien, die Linien 4, 5 und 6 sind unterbrochene Yin-Linien. 5 Der hochgestellte Stern (*) bedeutet, dass es sich um ein Hexagramm handelt, welches im Y Ging eine gute Bedeutung hat. > Jedem Meridian ist ein Hexagramm zugeordnet. Mit anderen Worten: jeder

Meridian kann als ein Hexagramm dargestellt werden (7 Kap. 7, Abb. 7.2). Dieses Meridian-Hexagramm ist die ID des Meridians.

Im Rahmen der „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ werden nur solche Hexagramme genadelt, die in . Abb. 9.3 mit einem hochgestellten Stern (*) gekennzeichnet sind. Die IDs der Meridiane bilden in . Abb. 9.3 eine Diagonale von links oben nach rechts unten. Sie sind farblich hervorgehoben.

9

. Abb. 9.3  Die 64 Hexagramme

9

165 9.3 · Die schönsten Gua der Elementezeiten

9.3  Die schönsten Gua der Elementezeiten

z Metallzeit: 8. August–18. Oktober

5 Der Metallzeit ist das Hexagramm 18* als „schönes“ Hexagramm zugeordnet (. Abb. 9.4). 5 Das Hexagramm 18* ist, wie in 7 Abschn. 9.2 beschrieben, ein ideales Gua. 5 Das untere Yang-Gua strebt nach oben, das obere Yin-Gua ist strebt nach unten. 5 Auch die einzelnen Yao der beiden Gua balancieren sich gegenseitig ideal. Im Rahmen der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ werden die Ausgangs-Hexagramme wie folgt in das Ziel-Hexagramm 18* umgewandelt: Bl 64, 60, 40

Gb 40, 38, 34

He 7, 5, 4

Pc 7, 6, 5

Mi 2, 4, 9

Di 2, 3, 4

Lu 11, 7, 5

Ma 45, 41, 43

Dü 1, 2, 8

3E 1, 2, 10

Le 1, 2, 3

Ni 1, 2, 3

z Feuerzeit: 5. Mai–20. Juli

5 Der Feuerzeit ist das Hexagramm 36* als „schönes“ Hexagramm zugeordnet (. Abb. 9.5). 5 Das Hexagramm 36 ist ebenfalls ein „schönes“ Gua. 5 Ein kleiner Schönheitsfehler ist darin zu sehen, dass Yin unten und Yang oben steht. Das schlägt aber kaum negativ zu Buche, da Feuer unten und Wasser oben ist. Feuer unter Wasser hat eine gute Bedeutung. 5 Das Gua 36* ist das einzige Gua, das zu jeder Jahreszeit als Ziel-Gua genommen werden kann.

. Abb. 9.4  Gua 18*

. Abb. 9.5  Gua 36*

166

Kapitel 9 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

Die Ausgangs-Hexagramme werden wie folgt in das Ziel-Hexagramm  36* umgewandelt: Bl 66, 64, 40

Gb 43, 40, 34

He 8, 7, 5

Pc 8, 7, 6

Mi 4, 5, 9

Di 3, 4, 5

Lu 11, 10, 5

Ma 45, 44, 43

Dü 1, 5, 8

3E 1, 6, 10

Le 1, 3, 5

Ni 1, 3, 7

z Holzzeit: 4. Februar–16. April

5 Der Holzzeit sind 2 „schöne“ Gua zugeordnet (. Abb. 9.6 und 9.7). 5 Von den beiden Gua der Holzzeit ist Gua 45* das „schönere“. Bei diesem ist Yang unten und Yin oben. Auch die einzelnen Yao balancieren sich. 5 Gua 54* ist weniger „schön“. Zwar balancieren sich die einzelnen Yao, aber Yang ist oben und Yin ist unten. 5 Die beiden Gua balancieren sich aber gegenseitig. Es bietet sich daher an, beide Gua gleichzeitig in die Therapie einzubeziehen. Die Ausgangs-Hexagramme werden wie folgt in das Ziel-Hexagramm  45* umgewandelt:

9

Bl 66, 65, 64

Gb 43, 41, 40

He 8, 5, 3

Pc 8, 6, 3

Mi 3, 4, 5

Di 4, 5, 11

Lu 11, 10, 9

Ma 45, 44, 36

Dü 1, 3, 5

3E 1, 3, 6

Le 1, 5, 8

Ni 1, 7, 10

Die Ausgangs-Hexagramme werden wie folgt in das Ziel-Hexagramm  54* umgewandelt: Bl 67, 60, 40

Gb 44, 38, 34

He 9, 7, 4

Pc 9, 7, 5

Mi 1, 2, 6

Di 1, 2, 3

Lu 8, 7, 5

Ma 43, 42, 41

Dü 2, 4, 8

3E 2, 4, 10

Le 2, 3, 4

Ni 2, 3, 4

. Abb. 9.6  Gua 45*

. Abb. 9.7  Gua 54*

9

167 9.3 · Die schönsten Gua der Elementezeiten

z Wasserzeit: 7. November–16. Januar

5 Der Wasserzeit ist das Hexagramm 65* als „schönes“ Hexagramm zugeordnet (. Abb. 9.8). 5 Die beiden Gua der Wasserzeit – Gua 64* und Gua 65* – sind beide nicht besonders „schön“, da sich die Linien in keinem der beiden Hexagramme balancieren. 5 Auch befindet sich keines der beiden Gua in der Diagonale von rechts oben nach links unten. 5 Gua 65* ist aber das schönere, da Yang unten ist. Somit ist Gua 65* das „schönste“ Gua der Wasserzeit. Die Ausgangs-Hexagramme werden wie folgt in das Ziel-Hexagramm  65* umgewandelt: Bl 67, 65, 64

Gb 44, 41,40

He 9, 5, 3

Pc 9, 6, 3

Mi 1, 2, 3, 4, 5

Di 1, 2, 4, 5, 11

Lu 9

Ma 36

Dü 2, 3, 5

3E 2, 3, 6

Le 2, 5, 8

Ni 2, 7, 10

z Erdezeit: 17. Januar–3. Februar, 17. April–4. Mai, 21. Juli–7. August, 19. Oktober–6. November

5 Den Erdezeiten ist das Hexagramm 72* als „schönes“ Hexagramm zugeordnet (. Abb. 9.9). 5 Hexagramm 72 erfüllt die Kriterien eines „schönen“ Gua. 5 Yang ist unten, Yin ist oben, und die einzelnen Yao balancieren sich. Die Ausgangs-Hexagramme der werden wie folgt in das Ziel-Hexagramm 72* umgewandelt: Bl 67, 66, 40

Gb 44, 43, 34

He 9, 8, 7

Pc 9, 8, 7

Mi 1, 5, 9

Di 1, 3, 5

Lu 10, 8, 5

Ma 44, 43, 42

Dü 4, 5, 8

3E 4, 6, 10

Le 3, 4, 5

Ni 3, 4, 7

. Abb. 9.8  Gua 65*

. Abb. 9.9  Gua 72*

168

Kapitel 9 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

9.4  BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten, schematisches

Vorgehen

1. Schritt  Diagnose: Welcher Meridian ist bzw. welche Meridiane sind betroffen? 2. Schritt  Welches sind die balancierenden Meridiane?

5 Wenn nur ein Meridian betroffen ist, so kann im Sinne einer lokalen Balance vorgegangen werden. In diesem Fall wird ein balancierender Meridian bzw. sein Hexagramm ermittelt. Dieser balancierende Meridian kann auch – nach System 6 – der betroffene Meridian selbst sein. 5 Sind mehrere Meridiane betroffen, so wird – wenn möglich – ein Muster identifiziert. In diesem Fall konstituiert sich das Muster aus betroffenen und balacierenden Meridianen.

3. Schritt  Welche Punkte sind zu stechen?

9

5 Die zu stechenden Punkte werden ermittelt, indem das Ausgangs-Hexagramm bzw. die Ausgangs-Hexagramme in ein Ziel-Hexagramm umgewandelt werden. 5 Das Ausgangs-Hexagramm ist das Hexagramm eines balancierenden Meridians. Dabei ist zu beachten, dass in einem Muster die betroffenen Meridiane – nach System 6 – gleichzeitig auch balancierende Meridiane sind. 5 Das Ziel-Hexagramm ist ein möglichst „schönes“ Hexagramm der gerade aktuellen Behandlungszeit (Jahreszeit, Elementezeit). 5 Durch die Umwandlung eines Ausgangs-Hexagramms in ein Ziel-Hexagramm wird der Meridian/der Funktionskreis/das Organ, der/das dem Ausgangs-Hexagramm entspricht, balanciert.

9.5  BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten,

Behandlungsbeispiele

9.5.1  Schmerzen im Bereich des Bl-Meridians Symptome  Schmerzen entlang des Bl-Meridians in seinem Verlauf am unteren Rücken und an der unteren Extremität. Balancierender Meridian ist nach System  1 der Dü-Meridian. Durch „Anstechen“ der entsprechenden Yao wird er umgewandelt in ein „schönes“ Hexagramm der gerade aktuellen Elementezeit (. Abb. 9.10).

169 9.5 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten, Behandlungsbeispiele

9

. Abb. 9.10  Schmerzen am Bl-Meridian, Umwandlung des balancierenden Dü-Meridians in das Hexagramm der Elementezeit zum Behandlungszeitpunkt

9.5.2  Radikulärer oder pseudoradikulärer Schmerz C6/C7,

Therapie in der Metallzeit bzw. in der Holzzeit

Therapie in der Metallzeit

Symptome  Der Patient kommt Anfang Oktober in die Praxis mit Schmerzen an der rechten oberen Extremität, von der Schulter bis zu Daumen und Zeigefinger reichend, entsprechend den Meridianen von Di und Lu. Diagnose: Hand TaiYin (Lu-Meridian) und Hand YangMing (Di-Meridian). Als balancierender Meridian bietet sich der Le-Meridian an. Dieser balanciert beide betroffenen Meridiane. Das Hexagramm des Le-Meridians wird in das Hexagramm 18 umgewandelt, welches ein „schönes“ Hexagramm der Metallzeit ist. Die Umwandlung erfolgt durch Anstechen der Yao 1, 2 und 3. Das sind die Punkte Le 1, Le 2 und Le 3 (. Abb. 9.11). Möglich ist jedoch auch eine Therapie durch globale Balance durch Kombination der betroffenen Meridiane von Di und Lu mit den Meridianen von Ma und Mi. Das entspricht den Meridianen des TaiYin-YangMing-Musters. Die Auswahl der zu stechenden Punkte erfolgt hier aber nicht durch die Strategie „Balance durch Spiegelung“, auch nicht durch die Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“, sondern durch die Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ (. Abb. 9.12). Bei diesem Vorgehen werden die betroffenen Meridiane (Di, Lu) durch die Umwandlung der Hexagramme der Meridiane des TaiYin-YangMing-Musters (die Hexagramme der Meridiane von Di, Ma, Lu, Mi) in das Hexagramm 18 balanciert.

170

Kapitel 9 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

. Abb. 9.11  Schmerzen im Bereich der Meridiane von Di und Lu, Metallzeit. Diagnose: Meridiane von Di und Lu, balancierender Meridian Le. Das Hexagramm des Le-Meridians wird umgewandelt in das Hexagramm des Gua 18

9

. Abb. 9.12  TaiYin-YangMing-Muster, Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“, Metallzeit. Die Hexagramme der balancierenden Meridiane werden umgewandelt in das Hexagramm des Gua 18

z Therapie in der Holzzeit

Käme der gleiche Patient in der Holzzeit, so wäre es sinnvoll, die Hexagramme der balancierenden Meridiane in die Hexagramme von Gua 45 und Gua 54 umzuwandeln (. Abb. 9.13). Die Ziel-Gua 45 und 54 bilden eine perfekte Balance in jeder Richtung, sowohl zwischen links und rechts als auch zwischen oben und unten. Jede Therapie in der Holzzeit ist am besten mit einer Kombination der Gua 45 und 54 durchzuführen. Nur in der Holzzeit gibt es 2 Gua, die sich so perfekt ausbalancieren. 9.5.3  TaiYin-YangMing-Muster, Therapie in der Holzzeit

Das TaiYin-YangMing-Muster, BaGua-Balance nach den Jahreszeiten, bei Schmerzen im Bereich der Meridiane von Di und Lu, wurde in 7 Abschn. 9.5.2 für die Metallzeit und die Holzzeit besprochen. Nach der Strategie „Globale Balance durch Abbild“ (7 Abschn. 5.2.1) und „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ (7 Abschn. 7.2.1) ist nun die „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ eine weitere Strategie, dieses Muster zu therapieren. Hier sei nun darauf hingewiesen, dass sich das Muster für viele Indikationen eignet, u. a. auch zur Therapie von allergischen und anderen Symptomen im Bereich der YangMing-Meridiane an Kopf und Hals (. Abb. 9.14).

171 9.5 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten, Behandlungsbeispiele

9

. Abb. 9.13  TaiYin-YangMing-Muster, Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“, Holzzeit. Die Hexagramme der balancierenden Meridiane werden umgewandelt in die Hexagramme der Gua 45 und 54

. Abb. 9.14  TaiYin-YangMing-Muster, Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“, Holzzeit

. Abb. 9.13 und 9.14 zeigen das Vorgehen in der Holzzeit. Die beiden Abbildungen sind im Prinzip identisch. . Abb. 9.14 zeigt aus didaktischen Gründen zusätzlich das YangMing-Symptomgebiet bei Allergien im Bereich von Auge, Nase, Rachen und Kehlkopf. Allergien im Bereich der YangMing-Meridiane treten am häufigsten in der Holzzeit auf, gefolgt von den sich anschließenden Zeiten von Erde und Feuer. Die beiden anderen Muster des YangMing-Syndroms sind das JueYin-YangMing-Muster und das Pc/Ni-YangMing-Muster. Diese können in analoger Weise therapiert werden. Die Therapie des JueYin-YangMing-Musters in der Feuerzeit wird in 7 Abschn. 9.5.4 geschildert. Ebenso eignen sich nahezu alle in diesem Buch genannten Muster zur Anwendung der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“. > Die Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ ist insbesondere dann

einzusetzen, wenn das Beschwerdebild mit einem zeitlich definierten Ereignis in Verbindung zu bringen ist, etwa somatische oder psychische Symptome im Anschluss an ein Trauma, eine Operation, eine psychische Alteration o. ä.

172

Kapitel 9 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

9.5.4  JueYin-YangMing-Muster, Therapie in der Feuerzeit

Allergische Symptome im YangMing-Bereich (Augen, Nase, Nasennebenhöhlen, Rachen, Kehlkopf) treten gehäuft nicht nur in der Holzzeit, sondern auch in der Feuerzeit auf. . Abb. 9.15 zeigt die Therapie des JueYin-YangMing-Musters in der Feuerzeit. Nach der Strategie „Balance durch Abbild“ (7 Abschn. 5.2.2) und der „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ (7 Abschn. 7.2.2) ist die „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ eine weitere Strategie, dieses Muster zu therapieren. Darüber hinaus ist es auch eines der Muster, die bei psychoemotionalen Dysbalancen in Erscheinung treten (7 Abschn. 8.3). 9.5.5  JueYin-ShaoYang-Muster, Therapie in der Erdezeit

9

Das JueYin-ShaoYang-Muster eignet sich zur Therapie von Beschwerden an der Seite des Körpers. Nach der Strategie „Balance durch Abbild“ (7 Abschn. 5.4) und der „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ (7 Abschn. 7.4) ist die „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ eine weitere Strategie, dieses Muster zu therapieren. Darüber hinaus ist auch dieses Muster bei psychoemotionalen Dysbalancen zu beobachten (7 Abschn. 8.2). . Abb. 9.16 zeigt die Therapie des JueYin-ShaoYang-Musters unter Anwendung der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ in der Erdezeit. 9.5.6  Lu/Le-TaiYang-Muster, Therapie in der Holzzeit

Die 3 Muster des TaiYang-Syndroms eignen sich zur Therapie von Beschwerden im Bereich der TaiYang-Meridiane (Meridiane von Dü und Bl). Es handelt sich dabei um Beschwerden an der Rückseite des Körpers. Nach der Strategie „Balance durch Abbild“ (7 Abschn. 5.3.3) und der „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ (7 Abschn. 7.3.3) ist nun die „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ eine weitere Strategie, dieses Muster zu therapieren.

. Abb. 9.15  JueYin-YangMing-Muster, Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“, Feuerzeit

173 9.5 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten, Behandlungsbeispiele

9

. Abb. 9.16  JueYin-ShaoYang-Muster, Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“, Erdezeit

. Abb. 9.17 Lu/Le-TaiYang-Muster, Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“, Holzzeit

. Abb. 9.17 zeigt die Therapie des „Lu/Le-TaiYang-Muster“ mittels Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ in der Holzzeit anhand eines konkreten Falls aus der Praxis des Autors.

z Fallbericht

Ein 45-jähriger Physiotherapeut klagt über Schmerzen an der Dorsalseite der rechten Schulter. Die Beschwerden traten erstmals vor etwa 2 Jahren bei Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit auf. Bei der Massage eines Patienten verspürte er einen

174

9

Kapitel 9 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

plötzlichen Schmerz im Bereich des rechten Schulterblattes. Nach anfänglicher spontaner Besserung kam es jedoch immer wieder zu Schmerzen in diesem Bereich, entsprechend dem Versorgungsgebiet des Hand-TaiYang-Dü-Meridians. Zusätzlich klagt der Patient über Schmerzen an der Rückseite des linken Beins, entsprechend dem Verlauf des Blasenmeridians. Die klinische Untersuchung zeigt eine schmerzhaft eingeschränkte Retroversion im rechten Schultergelenk, druckschmerzhafte Areale um die Punkte Dü 9, 10 und 12 sowie einen eingeschränkten Lasègue-Test links. Die Diagnose ergibt sich aus den von Schmerzen betroffenen Arealen bzw. aus den in diesen Bereichen verlaufenden Meridianen. Diese sind die TaiYang-Meridiane (Meridiane von Dü und Blase). Es handelt sich also um ein TaiYang-Syndrom. Zur Therapie des TaiYang-Syndroms eignen sich prinzipiell 3 Strategien. 1. Ein Vorgehen entsprechend „Spiegelung und Abbild“. Diese Strategie scheidet aus, da aufgrund des doch sehr ausgedehnten Schmerzgebiets eine zu große Anzahl von Nadeln notwendig wäre. 2. Nach der Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ vorzugehen, wäre eine gute Entscheidung. 3. Die beste Wahl ist jedoch ein Vorgehen nach der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“. Dies deshalb, weil die Symptomatik eindeutig mit einem zeitlich konkret definierten Ereignis in Zusammenhang zu bringen ist. z z Abwägung der therapeutischen Alternativen

Die Entscheidung für das Lu/Le-TaiYang-Muster (. Abb. 9.17) erklärt sich letztendlich dadurch, dass der Schmerz im Bereich der Schulterrückseite mit Bewegung, also mit einer dynamisch-muskulären Komponente, in Verbindung zu bringen ist. Das spricht für die Beteiligung des Le-Funktionskreises (der Funktionskreis Leber ist in der TCM zuständig für die Dynamik der Muskulatur; die TCM-Definition von Schmerz lautet: Schmerz ist Stagnation von Qi, und/oder Stase von Xue/Blut. Hier ist der bewegende Effekt von Punkten des Le-Meridians erforderlich). Gegen das TaiYin-TaiYang-Muster spricht die Tatsache, dass der beschriebene Patient eine ausgezeichnet entwickelte und trainierte Muskulatur, auch im vom Schmerz betroffenen Schulterblattbereich, aufweist. Wäre die Muskulatur in diesem Bereich atroph, sollte man sich – wegen des bei diesem Muster beteiligten Mi-Meridians – für das TaiYin-TaiYang-Muster entscheiden (in der TCM ist der Funktionskreis Milz zuständig für den Ernährungszustand der Muskulatur). Denkbar ist jedoch auch, die Symptomatik als ShaoYin-TaiYang-Muster zu interpretieren. Die Beteiligung des Ni-Meridians an diesem Muster, und somit eine eventuell im Vordergrund stehende nervale Schmerzkomponente, ist zu überlegen. Gegen das ShaoYin-TaiYang-Muster spricht allerdings, dass es sich bei diesem Patienten um einen kräftigen Fülle-Typ handelt. Dennoch wäre ein alternatives Vorgehen – Lu/Le-TaiYang-Muster alternierend mit ShaoYin-TaiYang-Muster – dann zu überlegen, wenn es nach 3-maliger Nadelung des Lu/Le-TaiYang-Musters zu keiner wesentlichen Besserung kommt. Da der Patient jedoch schon nach der 2. Therapiesitzung mit dem Lu/Le-TaiYang- Muster über eine wesentliche Besserung seiner Symptomatik berichtet, wird

175 9.5 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten, Behandlungsbeispiele

9

diese Strategie bei den nachfolgenden Sitzungen beibehalten. Es wird 2-mal pro Woche genadelt (insgesamt 10 Sitzungen), mit ausgezeichnetem Erfolg. Die Therapie erfolgt in der Holzzeit. Dementsprechend werden die Meridian-IDs von Lunge und Leber in das Gua 45 und die Meridian-IDs von Dünndarm und Blase in das Gua 54 umgewandelt. Auch ein umgekehrtes Vorgehen (Lunge und Leber in Gua 54, Dünndarm und Blase in Gua 45) oder ein von Sitzung zu Sitzung alternierendes Vorgehen, ist möglich. 9.5.7  Die „4 Magischen Hormonmeridiane“

Nach der Strategie „Balance durch Abbild“ (7 Abschn. 5.7) und der „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ (7 Abschn. 7.5) ist die „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ eine weitere Strategie, dieses Muster zu therapieren (. Abb. 9.18). Das Gua 36 gehört zur Feuerzeit. Es ist aber das einzige Gua, welches zu jeder Jahreszeit als Ziel-Gua verwendet werden kann. 9.5.8  Huo-Mu-Muster für Hitze-Erkrankungen

Das Huo-Mu-Muster kann entsprechend der Strategie „BaGua-Balance durch Meridiankonversion“ behandelt werden. Diese Strategie wurde im Rahmen des Kapitels über Dysbalancen des Shen (7 Abschn. 8.5) erläutert. Nun soll die Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“ als eine weitere Strategie vorgestellt werden, um dieses Muster zu therapieren (. Abb. 9.19).

. Abb. 9.18  Hormonelles Ungleichgewicht, Balance durch „4 magische Hormonmeridiane“, Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“, Feuerzeit. (Mod. nach © roboriginal/7 stock.adobe.com)

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Kapitel 9 · BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten

. Abb. 9.19  Hitze-Erkrankungen, Balance des „Huo-Mu-Musters“, Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten“, Erdezeit. (Mod. nach © vero_ro39/7 stock.adobe.com)

9

Weiterführende Literatur Maciocia G (2008) Grundlagen der chinesischen Medizin. Elsevier, München Twicken D (2012) I Ching acupuncture – the balance method. Singing Dragon, London Wilhelm R (2011) I Ging: das Buch der Wandlungen. Anaconda, Köln

177

BaGua-Balance nach den 5 Elementen 10.1  Grundlagen der BaGua-Balance nach den 5 Elementen – 178 10.2  Tonisierung des Wassers/der Nierenenergie – 181 10.3  Tonisierung der Erde/der Milzenergie – 182 10.4  Tonisierung der Lunge/der Metallenergie – 183 10.5  Sedierung der Leber/der Holzenergie – 184 10.6  Therapie des JueYin-ShaoYang-Musters zur Sedierung der Leber – 185 10.7  Therapie des TaiYin-YangMing-Musters zur Tonisierung der Milz – 186 10.8  Sedierung des Herzens/der Feuerenergie – 187 10.9  Tonisierung des Herzens/der Feuerenergie – 187 Literatur – 188

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9_10

10

178

Kapitel 10 · BaGua-Balance nach den 5 Elementen

10.1  Grundlagen der BaGua-Balance nach den 5 Elementen

Das Prinzip der BaGua-Balance nach den 5 Elementen besteht darin, dass ein aus der Balance geratenes Element/ein Funktionskreis/ein Organ mit der im Folgenden beschriebenen Technik wieder in Balance gebracht wird. Das Hexagramm des Meridians, welcher dem außer Balance befindlichen Element/Funktionskreis/Organ entspricht, wird als Ausgangs-Hexagramm verwendet. Alle infrage kommenden Ausgangs-Hexagramme sind in . Abb. 10.1 dargestellt. In . Abb. 10.2 bilden sie eine farblich unterlegte Diagonale von links oben nach rechts unten. z Umwandlung des Ausgangs-Hexagramms in ein Ziel-Hexagramm

10

Das Ziel-Hexagramm ist eines der 64 Hexagramme des Y Ging, dem Buch der Wandlungen. . Abb. 10.3 zeigt als Beispiel eines Ziel-Hexagramms, das Hexagramm mit der Nummer 65. Die Nummerierung der Hexagramme ist ersichtlich in . Abb. 10.2. Hier ist die Nummerierung der Hexagramme nicht identisch mit der klassischen Nummerierung der Hexagramme im Y Ging, dem Buch der Wandlungen. Der hochgestellte Stern (*) neben der Nummer des Hexagramms bedeutet, dass das Hexagramm ein „schönes“ Hexagramm ist. Um ein „schönes“ Hexagramm zu sein, muss es bestimmte Kriterien erfüllen. 5 Das Hexagramm soll möglichst gut balanciert sein, sowohl hinsichtlich seiner beiden Trigramm-Bestandteile als auch hinsichtlich seiner einzelnen Linien (7 Abschn. 9.2, Abb. 9.2). 5 Es soll eine möglichst gute Bedeutung haben. Für den Interessierten sind diese Bedeutungen nachzulesen im Y Ging, dem Buch der Wandlungen. Jedes Hexagramm besteht aus 2 Trigrammen, deren oberes als Yong-Gua oder Anwendungs-Gua und deren unteres als Ti-Gua oder Körper-Gua bezeichnet wird (. Abb. 10.3). Aufsuchen des Ziel-Hexagramms in der Hexagramm-Tabelle und Ermittlung seiner Bedeutung  5 Die Ziffern neben den beiden Trigrammen beziehen sich auf . Abb. 10.2.

5 Die Ziffer neben dem oberen Trigramm bezieht sich auf eine vertikale Spalte der . Abb. 10.2. Alle oberen Trigramme der Hexagramme einer Spalte sind gleich. So ist z. B. in der Spalte 5 jedes obere Trigramm das Trigramm des Windes.

. Abb. 10.1  Das Ursprungs-Hexagramm ist die ID eines Meridians

10.1 · Grundlagen der BaGua-Balance nach den 5 Elementen

179

10

. Abb. 10.2  Die 64 Hexagramme

. Abb. 10.3  Hexagramm 65 als Beispiel eines Ziel-Hexagramms

5 Die Ziffer neben dem unteren Trigramm bezieht sich auf eine horizontale Zeile. Alle unteren Trigramme der Hexagramme einer Zeile sind gleich. So ist z. B. in der Zeile 6 jedes untere Trigramm das Trigramm des Wassers. 5 Nebeneinander gestellt – erst die untere, dann die obere Ziffer – ergeben die beiden Ziffern die Nummer des entsprechenden Hexagramms in . Abb. 10.2.

180

Kapitel 10 · BaGua-Balance nach den 5 Elementen

Wie weiter oben ausgeführt, besteht das Ziel-Hexagramm aus 2 Trigrammen, dem unten befindlichen Körper-Gua und dem oben befindlichen Anwendungs-Gua. 5 Das Körper-Gua ist das Trigramm des gestörten Elements. 5 Das Anwendungs-Gua ist das Trigramm eines tonisierenden bzw. sedierenden Elements, welches sich aus dem Sheng- oder Ke-Zyklus ergibt. . Abb. 10.4 zeigt die Trigramme der Elemente. Feuer und Wasser haben jeweils nur

ein Trigramm, allen anderen Elementen sind 2 Trigramme zugeordnet. Das auf den ersten Blick kompliziert erscheinende Prozedere sei nun Schritt für Schritt erklärt: Stärkung des Elements Wasser bei einem Patienten mit defizitärer Nierenenergie (. Abb. 10.5)

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1. Zunächst wird das Hexagramm des Ni-Meridians notiert. Dieses ist das Ausgangs-Hexagramm, das in ein Ziel-Hexagramm umgewandelt werden soll. 2. Die Niere ist assoziiert mit dem Element Wasser, welches aus der Balance geraten ist. Das Trigramm des Wassers fungiert nun als Körper-Gua des Ziel-Hexagramms. 3. Entsprechend dem Sheng-Zyklus wird Wasser durch Metall tonisiert. Das Trigramm des Metalls fungiert nun als Anwendungs-Gua des Ziel-Hexagramms. Wie in . Abb. 10.4 (s. auch 7 Abschn. 1.5, Abb. 1.8) gezeigt, existieren für das Metallelement 2 Trigramme, ein Yang- und ein Yin-Trigramm. Dementsprechend sind auch 2 Ziel-Hexagramme möglich, die Hexagramme 61 und 62. 4. Es gibt 3 Gründe, weshalb man sich für das Hexagramm mit der Nummer 62 entscheiden sollte: – Im Hexagramm 62 balancieren sich die beiden Trigramme hinsichtlich ihrer Yin-Yang-Balance. Das untere Trigramm hat 5 Striche, ist also ein Yang-Trigramm, welches das obere aus 4 Strichen bestehende Yin-Trigramm balanciert. Eine derartige Balance ist beim Hexagramm 61, das sich aus 2 Yang-Trigrammen zusammensetzt, nicht gegeben. – Das Hexagramm 62 zeigt das Bild des Sees über dem Wasser. Das bedeutet „Potenzierung“ des Wassers. – Die Umwandlung des Nieren-Hexagramms in das Hexagramm 62 kommt mit einer geringeren Anzahl von Nadeln aus als die Umwandlung in das Hexagramm 61.

. Abb. 10.4  Elemente und ihnen zugeordnete Trigramme. Nur für die Elemente Feuer und Wasser gibt es jeweils ein Trigramm, allen anderen Elementen sind jeweils 2 Trigramme zugeordnet

10.2 · Tonisierung des Wassers/der Nierenenergie

181

10

. Abb. 10.5  Die einzelnen Schritte der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Elementen“ zur Stärkung der Nierenenergie

10.2  Tonisierung des Wassers/der Nierenenergie

Die einzelnen Schritte der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Elementen“ zur Stärkung der Nierenenergie wurden in 7 Abschn. 10.1 beschrieben. . Abb. 10.6 ist ein Ausschnitt der . Abb. 10.5. Das Vorgehen eignet sich zur Therapie aller Formen einer defizitären Nierenenergie wie allgemeine Erschöpfungszustände, Yang-, Yin-Mangel der Niere, Schwäche der Nieren-Essenz, die Niere kann das Qi nicht empfangen, Nieren-Yang-Mangel mit überfließendem Wasser, Nieren-Yin-Mangel mit Leere-Hitze. Aus verschiedenen Gründen – s. Übersicht in 7 Abschn. 10.1 – ist hier dem Hexagramm 62 der Vorzug zu geben. Dabei ist es unerheblich, auf welcher Seite genadelt wird. Denkbar ist auch eine beidseitige Nadelung.

. Abb. 10.6  BaGua-Balance nach den 5 Elementen zur Stärkung der Energie der Niere

182

Kapitel 10 · BaGua-Balance nach den 5 Elementen

10.3  Tonisierung der Erde/der Milzenergie

Indikationen für dieses Vorgehen sind alle Formen einer Milz-Schwäche, insbesondere Milz-Qi-Schwäche und Milz-Yang-Mangel, aber auch sinkendes Milz-Qi, die Milz hält das Blut nicht, psychoemotionale Milzsyndrome etc. Hier fungiert als Ausgangs-Hexagramm das Hexagramm der Milz. Die Milz ist der Erde zugeordnet. Dementsprechend ist das Körper-Gua des Ziel-Hexagramms das Trigramm der Erde. Der Erde sind aber 2 Trigramme zugeordnet, deren jedes als Körper-Gua des Ziel-Hexagramms infrage kommt. Es gibt also auch hier 2 Ziel-Hexagramme. Da die Erde nach dem Sheng-Zyklus durch das Feuer gestärkt wird, ist das Anwendungs-Gua beider Ziel-Hexagramme das Trigramm des Feuers (. Abb. 10.7). Hexagramm 73*  Von den beiden Ziel-Hexagrammen hat das mit der Nummer 73* eine gute Yin-Yang-Balance. Auch ist die Anzahl der benötigten Nadeln mit nur einer Nadel bei Nr. 73* gegenüber 2 Nadeln bei Nr. 83* geringer. Der diesbezügliche Unterschied ist aber nicht allzu gravierend und schlägt deshalb nicht wirklich zu Buche. Hexagramm 83*  Das Hexagramm mit der Nummer 83* hat im Y Ging die Num-

10

mer 35 und den Namen „Der Fortschritt“. Unten befindet sich die Erde und oben das Feuer. Es ist das Bild der Sonne, die über die Erde emporsteigt. Das bedeutet raschen, leichten Fortschritt, Ausdehnung und Klarheit (Wilhelm 2011, S. 151). Insbesondere scheint der Begriff „Klarheit“ von besonderer Wichtigkeit zu sein, da eine Beeinträchtigung der Milz zu Schleimbildung und dadurch zu Vernebelung und Verklebung neigt, was nach Wiederherstellung von Klarheit verlangt. Das Hexagramm 83 hat somit eine sehr gute Bedeutung und sollte deshalb unbedingt in die Therapie einbezogen werden. Da auch das Hexagramm 73 durchaus positive Eigenschaften aufweist (YinYang-Balance, nur eine Nadel), ist es sinnvoll, mit beiden Hexagrammen gleichzeitig zu arbeiten – also Mi 1 auf der einen und Mi 1 und Mi 3 auf der kontralateralen Körperseite.

. Abb. 10.7  BaGua-Balance nach den 5 Elementen zur Stärkung der Energie der Milz

10.4 · Tonisierung der Lunge/der Metallenergie

183

10

10.4  Tonisierung der Lunge/der Metallenergie

Da die Lunge gestärkt werden soll, ist das Ursprungs-Hexagramm das der Lunge. Die Lunge ist mit dem Metallelement assoziiert, also ist das Körper-Gua des Ziel-Hexagramms das Trigramm des Metalls. Dem Metallelement sind aber 2 Trigramme zugeordnet, deren jedes als Körper-Gua des Ziel-Hexagramms infrage kommt. Es gibt also auch hier – zunächst – 2 Ziel-Hexagramme. Da aber das Metall-tonisierende Erdelement ebenfalls 2 Trigramme besitzt, die als Anwendungs-Gua in Betracht zu ziehen sind, gibt es insgesamt 4 infrage kommende Ziel-Hexagramme (. Abb. 10.8). Von diesen 4 Hexagrammen eignet sich das mit der Nr. 18 am besten. Im Y Ging wird es mit der Nr. 11 geführt und hat die Bezeichnung „Der Friede“. Das obere Yin-Trigramm (Erde) strebt nach unten, das untere Yang-Trigramm (Himmel) strebt nach oben. Yin und Yang sind hier optimal ausbalanciert, nicht nur hinsichtlich der beiden Trigramme, sondern darüber hinaus auch hinsichtlich der einzelnen Linien der beiden Trigramme. Die optimale Punktekombination zur Stärkung der Lungenenergie bei allen Schwäche-, Mangel- oder Leere-Mustern ist somit – bei Anwendung der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Elementen“ – die Kombination von Lu 11, Lu 7 und Lu 5.

. Abb. 10.8  BaGua-Balance nach den 5 Elementen zur Stärkung der Energie der Lunge

184

Kapitel 10 · BaGua-Balance nach den 5 Elementen

10.5  Sedierung der Leber/der Holzenergie

Die Sedierung eines Elements erfolgt durch Umwandlung des Ausgangs-Hexagramms in ein Ziel-Hexagramm, dessen Anwendungs-Gua das Trigramm des sedierenden Elements ist. Als sedierendes Element kommt in erster Linie das Sohn-Element (Sheng-Zyklus) infrage. Darüber hinaus kann aber auch das Großmutter-Element (Ke-Zyklus) zur Sedierung herangezogen werden. z Beispiel: Sedierung der Leber bei Leber-Qi-Stagnation

10

Es handelt sich dabei um ein Fülle-Muster der Leber, mit einem äußerst vielgestaltigen klinischen Erscheinungsbild. Möglich sind hier muskuläre Symptome, etwa Verspannungen und Schmerzen, meist am Schultergürtel oder im Bereich der Nackenmuskulatur. Weitere mögliche Symptome sind Kopfschmerzen, ein Gefühl des „Eingeschnürtseins“ im Bereich von Thorax oder Abdomen, Obstipation, Pflaumenkerngefühl, bestimmte Formen einer psychoemotionalen Dysbalance, Anspannung, auffallende Gereiztheit oder auch das prämenstruelle Syndrom mit allen seinen Symptomen. Bei längerem Bestehen einer Leber-Qi-Stagnation kann sich eine Hypertonie oder auch eine schwerwiegende Symptomatik in Form von aufsteigendem Leber-Yang, Leber-Wind, bis hin zum Schlaganfall, entwickeln. Es gibt also ein breit gefächertes Indikationsspektrum zur Sedierung der Energie des Holzes. Die einzelnen Schritte sowie die zu nadelnden Punkte entsprechend der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Elementen“ finden sich in . Abb. 10.9. Hexagramm 43*  Das Hexagramm 43*trägt im Y Ging die Nr. 21 mit dem Namen

„Das Durchbeißen“. Obwohl dem Autor die Bedeutung dieses Hexagramms nicht besonders günstig erscheint, ist es in . Abb. 10.2 dennoch mit einem Stern gekennzeichnet. Auch bilden die beiden Teil-Trigramme mit Yang unten und Yin oben eine schöne Balance.

. Abb. 10.9  BaGua-Balance nach den 5 Elementen zur Sedierung der Energie der Leber

10.6 · Therapie des JueYin-ShaoYang-Musters zur Sedierung der Leber

185

10

Hexagramm 53*  Im Gegensatz dazu bietet das Hexagramm 53* (in . Abb. 10.2

Nr. 53*, im Y Ging Nr. 50, „Der Tiegel“) keine Yin-Yang-Balance seiner Teil-Trigramme, wohl hat es aber eine gute Bedeutung im Sinne von „Ernährung, Umwandlung, Umgestaltung“, also von Entwicklung hin zu einer Besserung des Zustands. Beiden Hexagrammen ist also etwas Positives abzugewinnen. Dementsprechend kann eines davon an der linken oder rechten unteren Extremität als Ziel-Hexagramm eingesetzt werden oder eines davon beidseits oder beide jeweils kontralateral.

10.6  Therapie des JueYin-ShaoYang-Musters zur Sedierung der

Leber

Es ist auch möglich, die Le-Qi-Stagnation als JueYin-ShaoYang-Muster aufzufassen und mittels „BaGua-Balance nach den 5 Elementen“ zu therapieren. Dabei sind die Meridiane dieses Musters – die Meridiane von Le, Pc, Gb und 3E – die betroffenen und gleichzeitig die balancierenden Meridiane. Die Auswahl der zu nadelnden Punkte erfolgt wieder durch die Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Elementen“. . Abb. 10.10 zeigt das Vorgehen unter Anwendung der beiden Ziel-­Hexagramme 43* und 53*.

. Abb. 10.10  BaGua-Balance nach den 5 Elementen zur Therapie des JueYin-ShaoYang-Musters

186

Kapitel 10 · BaGua-Balance nach den 5 Elementen

10.7  Therapie des TaiYin-YangMing-Musters zur Tonisierung

der Milz

10

Die Tonisierung der Energie der Erde/des Elements der Milz wurde 7 Abschn. 10.3 dargestellt. Nun sollen alle Meridiane des TaiYin-YangMing-Musters behandelt werden, nicht nur der Mi-Meridian. Man denke auch an Indikationen wie chronische Gastritis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder M. Crohn; ebenso sind pulmonale Indikationen wie Asthma bronchiale und COPD in Betracht zu ziehen. Die 4  Ursprungs-Trigramme sind die Hexagramme der Meridiane des TaiYin-YangMing- Musters. Das Körper-Gua ist immer das Trigramm des gestörten Elements. Das gestörte Element ist die Erde, also sind die Körper-Gua der infrage kommenden Ziel-Hexagramme die Trigramme der Erde. Da dem Erdelement 2 Trigramme zugewiesen sind (. Abb. 10.4) gibt es 8 mögliche Zielhexagramme. Das Anwendungs-Gua der 8 infrage kommenden Ziel-Hexagramme ist bei jedem dieser Ziel-Hexagramme das Trigramm des Feuers, da die Erde durch das MutterElement Feuer tonisiert wird. . Abb. 10.11 zeigt alle Kombinationsmöglichkeiten. Die beste Kombination ist farblich unterlegt. Zur Therapie dieses Musters nach der Strategie „BaGua-Balance nach den 5 Elementen“ werden insgesamt 10 Nadeln benötigt – eine durchaus akzeptable Anzahl.

. Abb. 10.11  BaGua-Balance nach den 5 Elementen zur Therapie des TaiYin-YangMing-Musters

10.9 · Tonisierung des Herzens/der Feuerenergie

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10.8  Sedierung des Herzens/der Feuerenergie

Das Vorgehen bietet sich an zur Sedierung von Herz-Feuer. Es wäre möglich, Feuer durch das Element des Sohnes, also durch Erde, zu sedieren. Bevorzugt wird hier aber der Ke-Zyklus und somit die Sedierung des Feuers durch das Großmutter-Element, das Wasser. Ausgangs-Hexagramm ist das des Herzens. Körper-Gua des Ziel-Hexagramms ist das Feuer, sein Anwendungs-Gua ist das Wasser. Es ergibt ich das Hexagramm 36* (. Abb. 10.12). Einziger „Wermutstropfen“ ist die Tatsache, dass hier das Yin-Trigramm unten und das Yang-Trigramm oben ist. Abgesehen davon zeigt sich aber eine gute Balance, sowohl hinsichtlich der beiden Trigramme als auch hinsichtlich der einzelnen Linien. Auch das sich ergebende Bild ist ideal, mit Feuer unten und Wasser oben. Das ist das Bild des Feuers, welches mit Wasser gelöscht wird. Die entsprechenden Punkte finden sich in . Abb. 10.12. 10.9  Tonisierung des Herzens/der Feuerenergie

Hier geht es darum, über den Sheng-Zyklus zu schwaches Herz-Feuer zu tonisieren. Das Ursprungs-Hexagramm ist das Hexagramm des Herzens. Es gibt in diesem Fall 2 Ziel-Hexagramme. Das Körper-Gua beider Ziel-Hexagramme ist das Trigramm des Feuers. Da das tonisierende Holzelement 2 Trigramme besitzt, gibt es auch 2 Anwendungs-Gua. Als Ziel-Hexagramme ergeben sich dementsprechend die Hexagramme 34* und 35*. Beide sind mit einem Stern versehen und haben somit eine gute Bedeutung. Allerdings besteht das Hexagramm 35* aus 2 Yin-Trigrammen. Auch die Balance der einzelnen Linien ist nicht ideal, und es müssten 4 Punkte gestochen werden. Das Hexagramm 34* besteht aus einem Yin- und einem Yang-Trigramm. Die Balance zwischen den einzelnen Linien ist aber nicht ideal. Positiv zu Buche schlägt jedoch die Tatsache, dass nur 3 Punkte zu stechen sind. Man wird sich also eher für das Hexagramm 34 als Ziel-Hexagramm entscheiden. Die entsprechenden Punkte finden sich in . Abb. 10.13.

. Abb. 10.12  BaGua-Balance nach den 5 Elementen zur Sedierung von Herz-Feuer

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Kapitel 10 · BaGua-Balance nach den 5 Elementen

. Abb. 10.13  BaGua-Balance nach den 5 Elementen zur Tonisierung von Herz-Feuer

Literatur Wilhelm R (2011) I Ging: das Buch der Wandlungen. Anaconda, Köln Weiterführende Literatur Maciocia G (2008) Grundlagen der chinesischen Medizin. Elsevier, München Twicken D (2012) I Ching acupuncture – the balance method. Singing Dragon, London Unschuld P (2013) Antike Klassiker der Chinesischen Medizin. 1. Huang Di Nei Jing, Su Wen, 2. Nan jing (Text vollständig und unkommentiert in deutscher Übersetzung). Cygnus, Berlin

10

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Serviceteil Stichwortverzeichnis – 191

© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019 J. Hickelsberger, Das Dao der Balance Akupunktur, https://doi.org/10.1007/978-3-662-58120-9

191

A–B

Stichwortverzeichnis 12 Magische Punkte –– Areale  109 –– Colitis ulcerosa  126 –– Durchblutungsstörung  133 –– dynamische Achsen  109 –– Fallbeispiel  126, 128 –– Gehirnerkrankung  131 –– Herzbeschwerden  121, 128 –– hormonelle Dysbalance  126 –– Hüftschmerz  125 –– Knieschmerz  109, 115, 125 –– Kopfschmerz  133 –– Lumbalgie  122, 124 –– Muster  116 –– Nackenschmerzen  119 –– Praxisbeispiele  118 –– Punktgruppen  112 –– Rückenschmerz  123, 125 –– Schulterschmerz  124 –– Vorgehen  117 3E-Meridian  45, 59, 63, 104 4 Magische Hormonmeridiane  103, 148, 157, 175 4 Magische Meridiane  99, 147 –– Indikation  99 5 Elemente –– BaGua-Balance s. BaGua-Balance nach den 5 Elementen –– Erde  182 –– Feuer  187 –– Holz  184 –– Metall  183 –– Theorie  6 –– Wasser  180, 181 –– zugehörige Trigramme  180 5 Jahreszeiten –– BaGua-Balance s. BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten 50-years-shoulder  73 8 Magische Meridiane für jedes gynäkologische Problem  104 8 Magische Punkte plus 1  102 –– Indikation  103

A Abbild  30, 36, 115, 160 –– der oberen Extremität auf Kopf und Rumpf (invers)  65 –– der unteren Extremität auf Kopf und Rumpf (invers)  66

–– –– –– –– ––

des DuMai auf den Kopf  47 des DuMai auf den RenMai  45 des Kopfes auf eine obere Extremität (invers)  42 des Kopfes auf eine obere Extremität (normal)  42 des Kopfes auf eine untere Extremität (invers)  43, 58 –– des Kopfes auf eine untere Extremität (normal)  45 –– von Kopf und Rumpf auf eine obere Extremität (invers)  38, 60, 62, 121 –– von Kopf und Rumpf auf eine obere Extremität (normal)  40, 61 –– von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität (invers)  40, 121 –– von Kopf und Rumpf auf eine untere Extremität (normal)  40, 53 –– von Kopf und Rumpf auf einen Röhrenknochen (invers)  121 –– von Kopf und Rumpf auf einen Röhrenknochen (normal)  45, 58 Achillodynie  84 Akupunkturpunkt –– Ermittlung  24, 52 –– Kombination bei Knieschmerz  115 –– Kombination bei Rückenschmerzen  59 –– Lokalisation  16, 35 –– Nackenschmerzen (Master-Tung)  55 –– Rückenschmerzen (Master Tung)  55 Allergie  90, 142 Anwendungs-Gua  163 Areale, Extremitäten  112 –– Unterarm  110 –– Unterschenkel  111 ashi-Punkt  16, 66

B BaGua  7, 24, 161 BaGua-Balance durch Meridiankonversion  70, 160 –– JueYin-ShaoYang-Muster  147 –– TaiYang-Syndrom  144 –– YangMing-Syndrom  142 BaGua-Balance nach den 5 Elementen –– Sedierung der Leber  184, 185 –– Sedierung von Herz-Feuer  187 –– Tonisierung der Lunge  183 –– Tonisierung der Milz  182, 186 –– Tonisierung der Niere  180, 181 –– Tonisierung von Herz-Feuer  187

192

Stichwortverzeichnis

BaGua-Balance nach den 5 Jahreszeiten –– Behandlungsbeispiele  168 –– Vorgehen  168 BaGua-Kreis vom Späten Himmel  11 Balance  4 –– Mechanismen  5 –– zwischen Gewebearten  19, 60 –– zwischen Körperteilen  18, 30 –– zwischen Meridianen  19, 22 Balance, dynamische  89, 104, 109 Balance, globale  17, 89, 114 –– JueYin-ShaoYang-Muster  98 –– TaiYang-Syndrom  94 –– YangMing-Syndrom  91 Balance, lokale  17 –– Achillodynie  84 –– Ellbogenbeschwerden  74 –– Fersenschmerz  85 –– Fersensporn  85 –– Fingergelenkbeschwerden  86 –– Handgelenkbeschwerden  75 –– Hüftbeschwerden  77 –– Karpaltunnelsyndrom  75 –– Kniegelenkbeschwerden  80 –– Nackenschmerzen  64 –– pseudoradikuläre Symptome an der unteren Extremität  68 –– radikuläre Symptome an der unteren Extremität  68 –– Rückenschmerzen  53 –– Schulterbeschwerden  72 –– Sprunggelenkbeschwerden  83 –– Ulnarissyndrom  76 –– Zehengelenkbeschwerden  86 Balance, statische  89, 104 Balanceakupunktur –– Dr. Tan  15 –– Master Tung  15 –– Vorgehen in 3 Schritten  22, 52 Balancesysteme  23 –– System 1  9, 25 –– System 2  26 –– System 3  11, 27 –– System 4  28 –– System 5  29 –– System 6  29 Bl-Meridian  53, 59, 64, 94, 144, 168

C ChongMai (Durchdringungsgefäß)  133 Colitis ulcerosa  126

D DaiMai (Gürtelgefäß)  127 Dao –– Begriff  5 Daoismus  4 Dermatom  69 Diagnosestellung –– Balanceakupunktur  22, 52 Di-Meridian  54, 57, 62, 90, 142 Dr. Tan –– Methode  15 Dü-Meridian  54, 59, 63, 94, 144, 156 Durchblutungsstörung  133 Durchdringungsgefäß (ChongMai)  133 Dysbalance –– hormonelle  103, 126, 157 Dysmenorrhö  105

E Elementezeiten  161 –– Gua  165 Ellbogenbeschwerden  74 –– beteiligte Meridiane  53, 74 Erdezeit  162, 167, 172, 175

F Fersenschmerz  85 Fersensporn  85 Feuerzeit  162, 165, 172, 175 Fingergelenke  86 FuXi-BaGua-Kreis vom Frühen Himmel  9, 25

G Gb-Meridian  53, 59, 61, 104, 156 Gehirnerkrankung  131 Gua  7 –– Anwendungs-Gua  163, 178 –– der Elementezeiten  165 –– Konversion  162 –– Körper-Gua  163, 178 Gua 18  165, 170 Gua 36  165, 175 Gua 45  166, 171, 175 Gua 54  166, 171, 175 Gua 65  167 Gua 72  167 Gürtelgefäß (DaiMai)  127

193 Stichwortverzeichnis

H Haltegefäß des Yin (YinWeiMai)  133 Handgelenkschmerz  36, 75 Hauptmeridiane –– Übersicht  23 He-Meridian  59, 63, 104, 156 Herzbeschwerden  121 Herz-Feuer –– Sedierung  187 –– Tonisierung  187 Hexagramm  12, 161, 162 –– Konversion  141, 162, 178 –– Le-Meridian  138 –– Übersicht  164, 179 Hexagramm 18  163, 165, 169, 183 Hexagramm 34  187 Hexagramm 36  166, 187 Hexagramm 43  184 Hexagramm 45  166 Hexagramm 53  185 Hexagramm 54  166 Hexagramm 62  181 Hexagramm 65  167, 178 Hexagramm 72  167 Hexagramm 73  182 Hexagramm 83  182 Hitze-Erkrankung  156, 175 Holzzeit  162, 166, 170, 172 Hüftschmerz  77, 125 –– beteiligte Meridiane  77 –– dorsaler  78 –– inguinaler  78 –– lateraler  78 Huo-Mu-Muster  148 –– Hitze-Erkrankung  156, 175

J Jahreszeiten  161 JueYin-ShaoYang-Muster  96, 147, 153, 172, 185 JueYin-YangMing-Muster  94, 143, 154, 172

K Karpaltunnelsyndrom  76 Ke-Zyklus  6, 180, 184, 187 Knieschmerz  80, 125 –– beteiligte Meridiane  81 –– ganzes Knie  82 –– medial  35, 81 –– traumatische Ursache  108 Konfuzianismus  4

B–M

Konzeptionsgefäß (RenMai)  45 Kopfschmerz  133, 143 Körper-Gua  163 Körperstamm, Beschwerden –– frontal am gesamten Stamm  102 –– im Unterbauch  102 –– in Nabelhöhe  101 –– oberhalb des Rippenbogens  100 –– unterhalb des Rippenbogens  100 Körperstamm, Regionen  100 Körperteile, Balance  18, 30 Körperteile, Entsprechungen –– Abbild des Kopfes auf eine obere Extremität  44 –– Abbild des Kopfes auf eine untere Extremität  44 –– inverses Abbild  43 –– normales Abbild  43

L Leber-Qi –– Stagnation  96, 98, 146, 184, 185 Le-Meridian  75, 138, 156 Lenkergefäß (DuMai)  45, 47, 53, 59 Lu/Le-TaiYang-Muster  96, 146, 172 Lumbalgie  122, 124 Lu-Meridian  59 Lungen-Schwäche  183

M Mai –– Begriff  7 Makrokosmos  5 Ma-Meridian  90, 99, 142 Master Tung –– Akupunkturpunkte  16, 55, 58, 67, 73 –– Methode  15 Meridian –– Begriff  6 –– Bezeichnung  22 –– Kombination bei Knieschmerz  82 –– nach Dr. Tan  16 –– nach Master Tung  16 –– symptomatischer  5 Meridian, balancierender  5 –– Ermittlung  23, 52 –– System 1  9, 25 –– System 2  26 –– System 3  11, 27 –– System 4  28 –– System 5  29 –– System 6  29 Meridiankonversion  140 –– Regeln  141

194

Stichwortverzeichnis

Meridian-System-Matrix –– Achillodynie  85 –– Bl, Ni, Gb, Du  59, 62 –– Bl und Ni  53 –– Di, Bl, Ni, Du  58 –– Epicondylitis humeroradialis  74 –– Epicondylitis humeroulnaris  75 –– Fersenschmerz  85 –– Hüftbeschwerden, dorsale  78 –– Hüftbeschwerden, inguinale  78 –– Hüftbeschwerden, laterale  78 –– Karpaltunnelsyndrom  76 –– Knieschmerz  80 –– Knieschmerz, ganzes Knie  83 –– Knieschmerz, medialer  81 –– MA  99 –– Nackenschmerzen, Therapie am Fuß  65 –– Nackenschmerzen, Therapie an der Hand  65 –– Nackenschmerzen, Therapie an Hand und Fuß  66 –– Ni  99 –– Schmerzen am Handgelenk  75 –– Schulterbeschwerden, ganze Schulter  74 –– Schulterbeschwerden, Meridiane Dü, 3E  73 –– Schulterbeschwerden, Meridiane Lu, Di  72 –– Schulterbeschwerden, Meridiane Lu, Di, 3E  72 –– Schulterbeschwerden, Meridiane Lu, Pc  73 –– Sprunggelenkbeschwerden, anteriore  84 –– Sprunggelenkbeschwerden, laterale  84 –– Sprunggelenkbeschwerden, mediale  84 –– Ulnarissyndrom  77 –– YangMing-Syndrom  91 Meridianuhr  28 Metallzeit  162, 165, 169 Mikrokosmos  5 Mikrosysteme –– Akupunktur  5 Milz-Schwäche  182, 186 Mi-Meridian  104 Muskelschmerz  95, 146

N Nackenschmerzen  64, 95, 119 –– Akupunkturpunkte  55 –– beteiligte Meridiane  64 –– Gabelstrategie  66 –– Überlagerung mit Schulter und Hals  67 Nieren-Schwäche  94, 180 Ni-Meridian  53, 58, 59, 64, 99

O Ohrbeschwerden  98

P PC/Ni-YangMing-Muster  94, 143 pseudoradikuläre Symptome  68, 98, 169 Punktgruppen  112 –– Fuß-Yang-Gruppe  114 –– Fuß-Yin-Gruppe  113 –– Hand-Yang-Gruppe  113 –– Hand-Yin-Gruppe  112 –– Verteilung  116

Q Qi  13

R radikuläre Symptome  68, 98, 169 Reizdarmsyndrom  121, 125 RenMai (Konzeptionsgefäß)  45 Rücken –– Gliederung  56 Rückenschmerzen  53, 144 –– Akupunkturpunkte  55 –– beteiligte Meridiane  53, 54 –– mittlerer Rücken  59, 123 –– oberer Rücken  57, 95, 125 –– unterer Rücken  60, 122, 124

S Schmerzgebiete  35 Schulterbeschwerden –– beteiligte Meridiane  72 Schulterschmerzen  67, 72, 95, 124, 144 –– Fallbeispiel  173 –– therapeutische Alternativen  174 ShaoYang  8 ShaoYin  8 ShaoYin-ShaoYang-Muster  155 ShaoYin-TaiYang-Muster  95, 145 Shen, Dysbalance  148 –– Symptomatik  153 –– Therapie-Muster  152 Sheng-Zyklus  6, 180, 182, 184, 187 Spiegelung  30, 115, 160 –– einer oberen Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite (invers)  31 –– einer oberen Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite (normal)  31 –– einer oberen Extremität auf eine untere ­Extremität (invers)  34

195 Stichwortverzeichnis

–– einer oberen Extremität auf eine untere ­Extremität (normal)  32 –– einer unteren Extremität auf die obere Extremität der Gegenseite  69 –– einer unteren Extremität auf die untere ­Extremität der Gegenseite (invers)  33 –– einer unteren Extremität auf die untere ­Extremität der Gegenseite (normal)  32 –– Praxisbeispiele  34 Sprunggelenkbeschwerden –– anteriore  84 –– laterale  35, 84 –– mediale  83

T Tachykardie  128 TaiJi  13 TaiYang  8 TaiYang-Syndrom  94, 144 –– Lu/le-TaiYang-Muster  96, 146, 172 –– ShaoYin-TaiYang-Muster  95, 145 –– TaiYin-TaiYang-Muster  95, 146 TaiYin  8 TaiYin-TaiYang-Muster  95, 146 TaiYin-YangMing-Muster  79, 92, 142, 169, 170, 186 Trigramm  7, 160 –– der Elemente  180 –– Zuordnungen  12

U Ulnarissyndrom  77

M–Z

W Wasserzeit  162, 167 WuJi  13 Wurzel  68

Y Yang-Fersengefäß (YangQiaoMai)  132 Yang-Linie  8, 160 YangMing-Syndrom  90, 142 –– JueYin-YangMing-Muster  94, 143, 172 –– Pc/Ni-YangMing-Muster  94, 143 –– TaiYin-YangMing-Muster  79, 92, 142, 169, 170, 186 YangQiaoMai (Yang-Fersengefäß)  132 Yin-Fersengefäß (YinQiaoMai)  132 Yin-Linie  8, 160 YinQiaoMai (Yin-Fersengefäß)  132 YinWeiMai (Haltegefäß des Yin)  133 Yin-Yang-Theorie  5, 13

Z Zehengelenke  86 Zweig  69