Das Babylonische Weltschöpfungsepos Enuma Elis 3868350365, 9783868350364

Der babylonische Schopfung-Epos "Enuma elish" erzahlt die Geschichte der ur-gottlichen Kampfe unter den Gotter

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Das Babylonische Weltschöpfungsepos Enuma Elis
 3868350365, 9783868350364

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  • Missing Chapter 5

Table of contents :
Contents
1. Am Anfäng
1.1 „Das babylonische Weltschöpfungsepos Enüma elis"
1.2 Übersicht über die Handlung des Epos
1.3 Hintergrund und Entstehung des Epos
1.3.1 Motivgeschichtlicher Hintergrund
1.3.2 Entstehung des Epos
1.4 Überlieferung und Versionen
1.4.1 Babylonische Standardversion
1.4.1.1 Texte der babylonischen Standardversion in neu-/spätbabylonischer Schrift
1.4.1.2 Texte der babylonischen Standardversion in neuassyrischer Schrift
1.4.2 Assyrische Modifikationen der babylonischen Standardversion
1.4.2.1 Aššur-Version
1.4.2.2 Enüma elfs in den Texten des sogenannten Mardukordals
1.5 Rezeption und Nachleben in der Antike
1.5.1 Durch Kolophone charakterisierte Texte
1.5.2 Schultexte
1.5.3 Kommentare
1.5.4 Lexikalische Listen
1.5.5 Anspielungen auf Enüma elis in Königsinschriften
1.5.6 Rezitation im Akitu-Fest
1.5.7 Altorientalische Bilder
1.6 Editionen des Epos
1.7 Poetik, Verse, Verseinheiten, poetische Struktur und Parallelismus membrorum
1.8 Tafeln und Tontafeln, Texte und Textvertreter, Partitur und Komposittext
1.9 Hinweise zur Umschrift und zur Übersetzung
1.9.1 Edition (Kapitel 3)
1.9.2 Übersetzung (Kapitel 4)
2. Texte
Tafel I
Tafel II
Tafel III
Tafel IV
Tafel V
Tafel VI
Tafel VII
3. Edition
Tafel I
Tafel II
Tafel III
Tafel IV
Tafel V
Tafel VII
4. Übersetzung
Tafel I
Tafel II
Tafel III
Tafel IV
Tafel V
Tafel VI
Tafel VII
Appendix: Texte der Assur-Version
Zeichnungen und Photographien

Citation preview

Das babylonische Weltschöpfungsepos Enüma elis

Herausgegeben von Thomas R. Kämmerer und Kai A. Metzler

Alter Orient und Altes Testament Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients und des Alten Testaments

Das babylonische Weltschöpfungsepos Enüma elis

Band 375

Herausgeber Manfried Dietrich• Oswald Loretz • Hans Neumann

Herausgegeben von Thomas R. Kämmerer und Kai A. Metzler

Lektor Kai A. Metzler

Beratergremium Rainer Albertz • Joachim Bretschneider Stefan Maul• Udo Rüterswörden • Walther Sallaberger Gebhard Selz • Michael P. Streck• Wolfgang Zwickel

2012 U garit-Verlag Münster

2012 Ugarit-Verlag Münster

Diese Edition hätte nicht zustande kommen können, hätten wir nicht Hilfe und Unterstützung von Menschen und Institutionen erhalten. Manfried Dietrich hat nach Photographien die Keilschriftkopien des Tafelteils gezeichnet. Die vorliegende Edition böte ohne sie nicht diesen Ertrag. Ihm gilt unser besonderer Dank, vor allem auch für seine stete Bereitschaft zum hilfreichen Gespräch. Die großzügige Publikationspolitik der Trustees des British Museum (London) ermöglichte uns, bislang noch nicht edierte Texte zu untersuchen und hier zu publizieren. Die Publikation eines weiteren Texts gestattete uns das Vorderasiatische Museum (Berlin); für die Vermittlung sei besonders Joachim Marzahn gedankt. Der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts danken wir, Photographien von Texten der Uruk-Sammlung publizieren zu dürfen. Karl Hecker hat uns nicht nur Einsicht gewährt in sein unvollendetes Manuskript einer Edition des Epos, sondern auch eine Kopie unbekannter Hand aus seinem Besitz zur Publikation überlassen, wofür wir ihm zu Dank verpflichtet sind. Hans Neumann sprechen wir für die Möglichkeit, diese Edition in der Bibliothek des Altorientalischen Instituts in Münster erarbeiten zu können, unseren Dank aus. Florentina Geiler danken wir, daß sie uns Photographien von Texten des British Museum angefertigt und uns gestattet hat, diese hier zu publizieren. Christopher Walker war uns hilfreich bei Überlegungen zu möglichen Tafel-Joins. Der U garit-Verlag finanzierte großzügigerweise eine Reise zum British Museum. Das babylonische Weltschöpfungsepos Enüma elfs. Herausgegeben von Thomas R. Kämmerer tmd Kai A. Metzler Alter Orient und Altes Testament, Band 375

Den Herausgebern der Serie Alter Orient und Altes Testament danken wir für die Aufnahme des Bandes in dieselbe. Der Estnische Wissenschaftsfonds half uns, über das Stipendium ETF7712 Fördergelder bekommen zu haben.

© 2012 Ugarit-Verlag, Münster

www.ugarit-verlag.de Alle Rechte vorbehalten All rights preserved. No part ofthis publication may be reproduced, stored in a retrieval system, or transmitted, in any form or by any means, electronic, mechanical, photo-copying, recording, or otherwise, without the prior permission ofthe publisher. Herstellung: Hubert & Co, Göttingen Printed in Germany ISBN 978-3-86835-036-4

Printed on acid-free paper

Horst Metzler danken wir für den unermüdlichen Kampf gegen die Heerschar der Fehlerteufel. Thomas Balke und Susanne Paulus unterstützten uns mit Gesprächen und Anregungen.

~Mfang 1 1 1.1 „Das babylonische Weltschöpfungsepos Enüma elfs" ............................................. I 1.2 Übersicht über die Handlung des Epos .................................................................... 7 i 1.3 Hintergrund und Entstehung des Epos ................................................................... 13 ~ 1.3.l Motivgeschichtlicher Hintergrund .............................................................. 13 ; 1.3.2 Entstehung des Epos ................................................................................... 16 1.4 Überliefernng und Versionen ................................................................................. 23 1.4.1 Babylonische Standardversion .................................................................... 24 1.4.1.1 Texte der babylonischen Standardversion in neu-/spätbabylonischer Schrift ................................................. 25 1.4.1.2 Texte der babylonischen Standardversion in neuassyrischer Schrift .............................................................. 25 1.4.2 Assyrische Modifikationen der babylonischen Standardversion ................. 26 1.4.2.1 Assur-Version ............................................................................... 26 1.4.2.2 Enüma elis in den Texten des sogenannten Mardukordals ............ 33 1.5 Rezeption und Nachleben in der Antike ................................................................ 36 1.5.1 Durch Kolophone charakterisierte Texte .................................................... 36 1.5.2 Schultexte .................................................................................................... 37 1.5.3 Kommentare ................................................................................................ 37 1.5.4 Lexikalische Listen ..................................................................................... 40 1.5.5 Anspielungen auf Enüma elis in Königsinschriften .................................... 40 1.5.6 Rezitation im Akitu-Fest ............................................................................. 42 1.5.7 Altorientalische Bilder ................................................................................ 45 1.6 Editionen des Epos ................................................................................................. 49 1. 7 Poetik, Verse, Verseinheiten, poetische Strnktur und Parallelismus membrornm 55 1.8 Tafeln und Tontafeln, Texte und Textvertreter, Partitur und Komposittext.. ......... 72 1.9 Hinweise zur Umschrift und zur Übersetzung ....................................................... 76 1.9.1 Edition (Kapitel 3) ...................................................................................... 76 1.9.2 Übersetzung (Kapitel 4) .............................................................................. 78

J

2 Texte .............................................................................................................................. 81 Tafel 1.. ........................................................................................................................... 81 Tafel II ........................................................................................................................... 88 Tafel III .......................................................................................................................... 91 Tafel lV .......................................................................................................................... 93 Tafel V ........................................................................................................................... 96 Tafel VI .......................................................................................................................... 99 Tafel VII ...................................................................................................................... 102 3 Edition ......................................................................................................................... 109

Tafel 1. .......................................................................................................................... 109 Tafel II ......................................................................................................................... 152 Tafel III ........................................................................................................................ 180 Tafel lV ........................................................................................................................ 200 Tafel V ......................................................................................................................... 228 Tafel VI ........................................................................................................................ 247

Tafel VII ...................................................................................................................... 281 4 Übersetzung ................................................................................................................ Tafel!. .......................................................................................................................... Tafel II ......................................................................................................................... Tafel III ........................................................................................................................ Tafel IV ........................................................................................................................ Tafel V ......................................................................................................................... Tafel VI ........................................................................................................................ Tafel VII ......................................................................................................................

315 315 322 327 332 337 342 348

Appendix: Texte der Assur-Version ............................................................................ 355

5 Verzeichnisse .............................................................................................................. 361 5.1 Verzeichnis der Museums- und Ausgrabungsnummern der Texte ...................... 361 5.2 Verzeichnis der Publikationsorte der Texte ......................................................... 365 5.3 Konkordanz der Textsiglen verschiedener Editionen .......................................... 371 5.4 Inventar der Figuren und Orte .............................................................................. 379 5.4.1 Figuren ...................................................................................................... 379 5.4.2 Orte und andere Teile des Kosmos ........................................................... 390 5.4.3 Verschiedenes ........................................................................................... 396 5.5 Literaturverzeichnis ............................................................................................. 398 5.5.1 Abkürzungen ............................................................................................. 398 5.5.2 Literatur ..................................................................................................... 401 5.6 Abbildungsverzeichnis ........................................................................................ 416

1 AmAnfäng 1.1 „Das babylonische Weltschöpfungsepos Enüma elis" „Weltschöpfungsepos" - so schlicht die Feststellung klingt, daß sich dieser Begriff aus den beiden Teilen „Weltschöpfung" und „Epos" zusammensetzt, so geeignet ist sie, mit ihr eine Einleitung zu einer Edition dieses Werkes beginnen zu lassen, denn diese beiden Wörter charakterisieren sehr präzise das hier edierte Werk. Das im jungbabylonischen Akkadisch verfaßte Epos um die Schöpfung der Welt wurde im Alten Orient nach den ersten beiden Wörtern des ersten Verses benannt: enüma elis „als oben" 1. Es erzählt von der Schöpfung der Welt, einschließlich der Errichtung und Konsolidierung der Herrschaft des Gottes Marduk als König der Götter. Welt ist hierbei als Kosmos im Sinne von „Weltsystem"/,,Weltall" zu verstehen - vor dem Hintergrund der grundlegenden Bedeutung des Wortes Kosmos als „Ordnung" 2 • Die Schöpfung wird als ein komplexes Geschehen erzählt, das sich wesentlich zusammensetzt aus den beiden Komponenten Entstehung und Herstellung des Kosmos (im Sinne von „ Welt") und Organisation von Kosmos (im Sinne von „ Ordnung"). Oder anders gewendet: Das Thema des Epos sind die Errichtung und die Einrichtung des Kosmos. Am Anfang stehen zwei Gewässer, Apsü und Tiamtu3, ,,Grundwasser" und „Ozean", die religionshistorisch als „ur-" bzw. ,,unanfängliche" Materie zu verstehen sind. Zugleich bilden sie in der Erzählung ein Paar, das vor allen und vor allem anderen da ist und als erste Generation von Göttern die nachfolgenden Generationen entstehen läßt4 . Der Gott der

Zeichnungen und Photographien ............................................................................... Tafeln

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So heißt es z.B. in der Beschreibung des Rituals zum Akltu-Fest des Gottes Marduk in der Stadt Babylon im ersten Monat des Jahres, im Nissan, der Oberpriester „erhöbe" (i. e. ,,rezitiere") den Text Enüma e/fs von Anfang bis Ende für Marduk (der im konkreten Text als bei „Herr/HERR" bezeichnet wird); W. Farber, TUAT 2, S. 217; s.u. 1.5.6. Auch in dem als Marduk-Ordal bezeichneten Textkomplex, welcher von einem Prozeß des Gottes Assur gegen Marduk erzählt, wird auf das Weltschöpfungsepos mit der Bezeichnung enüma e/fs Bezug genommen; A. Livingstone, SAA 3, Nr. 34 (Assur-Version), Z. 34.54, Nr. 35 (Niniveh-Version), Z. [11]. [28] .44; s.u. 1.4.2.2. M. Gatzemeier, Kosmos, I. Antike, HWPh 4, Sp. 1167-1173. Der Name der Göttin wird sonst zumeist Tiämat bzw. Tiamat gelesen. Zur Form Tiamtu siehe 5.4.1 s. v. Mittels der häufigsten Schreibung ti-amtu(GEME) wird Tiamtu durch die Schreibung pseudoetymologisch als amtu(GEME) ,,Magd, Sklavin" verunglimpft. Im Prinzip sind Apsü und Tiamtu zwar Götter, doch ist zu berücksichtigen, daß sie in den Texten des Epos nur selten mit dem Gottesdeterrninativ explizit als solche ausgewiesen sind; Tiamtu z.B. Ee I 32 (Text I C), 108 (Text I BB). Sie sind im Rahmen der Handlung anthropomorphe Figuren, doch zugleich auch Materie(n), eben Wasser; das Nichtverwenden des Gottesdeterrninativs unterscheidet sie von den anderen Figuren, die eindeutiger als Götter ausgewiesen sind und bei denen etwaige kosmologische Aspekte (z.B. bei Ansar und Kisar) innerhalb des Epos weniger zum Tragen kommen. In diesem Zusammenhang ist auch zu berücksichtigen, daß die Namen Apsü und Tiamtu im Epos fast stets mit Kasusendungen geschrieben werden. Es handelt sich nicht um Eigennamen im Status absolutus in Abgrenzung zu Substantiven im Status rectus wie etwa im Falle von Samas als Name des Sonnengottes zu samsu „Sonne" als Substantiv. - Zu Apsü und Tiarntu als Urrnaterie (,;primordial elements") siehe W. Horowitz, ORA 5, S. 31. 33-38. Seines Erachtens ist in Enüma e/fs neben dem Wasser auch der Wind als Urrnaterie konzipiert; dieser

Kapitel 1

Am Anfang

fünften Generation, Ea, gestaltet aus der Leiche von Apsü den gleichnamigen „unterirdischen" Ozean. Der Gott der sechsten Generation, Marduk, gestaltet aus der Leiche von Tiamtu den Himmel und die Erde und aus der Leiche des neuen Gefährten Tiamtus, des Gottes Kingu, den ersten Menschen und damit dann auch die Menschen. Die Weltschöpfung findet ihren Abschluß mit der Konsolidierung der Herrschaft Marduks, die im Sinne von Kosmos als „Welt(all)" und „Ordnung" Teil der Weltschöpfung ist. Unser Beharren auf den Wörtern „Epos" einerseits und „Welt" und „Schöpfung" vor dem Hintergrund des Wortes „Kosmos" andererseits resultiert daraus, daß in der Altorientalistik wohl keine andere Bezeichnung für eines der großen, umfangreichen und in zahlreichen einzelnen Texten bezeugten Werke so umstritten ist wie „Weltschöpfungsepos" für Enüma elis. Sowohl die Charakterisierung als Epos als auch die Charakterisierung des inhaltlichen Schwergewichts als Weltschöpfung sind nicht Konsens.

In die Erzählung von Götterkampf und Kosmosgestaltung eingebaut ist eine lange Passage, die in sich nicht narrativen, sondern hymnischen Charakters ist. Von VI 101 bis VII 142 preisen die Götter Marduk, indem sie seine Namen nennen und erklären. Allerdings sind diese hymnischen Preisungen als Reden von innerhalb der Erzählung handelnden Figuren gestaltet und gelegentlich durch kurze Einschübe des Erzählers unterbrochen, so daß sich letztlich auch diese auf den ersten Blick hymnische Passage als konstitutiver Teil des grundlegend narrativen Epos erweist. Neben der hier verwendeten Differenzierung zwischen „Mythos" und „Epos" als Bezeichnungen für den Inhalt (,,Mythos") gegenüber der Form (,,Epos") werden die beiden Begriffe zumindest in der deutschsprachigen Altorientalistik auch verwendet, um in rein inhaltlicher Betrachtung zwischen Geschichten um Götter (,,Mythos") und Menschen (,,Epos") zu unterscheiden 1• Vermutlich hierdurch bedingt wird der eigentlich naheliegende und bereits 1896 von Fr. Delitzsch im Buchtitel Das babylonische Weltschöpfungsepos verwendete Begriff Epos vermieden oder umgangen. So spricht zum Beispiel A. Ungnad von ,,Weltschöpfungsgedicht"2, E. Ebeling und L. Matous von „Weltschöpfungslied"3, C. Bezold und H. Winckler von „Schöpfungslegende"4, B. Pongratz-Leisten und M. Dietrich von ,,Lehrgedicht"5, St. Maul von „Lied"6, W. G. Lambert (in der Übersetzung von K. Hecker) von „Poem" 7 bzw. R. Labat von „poeme" 8 . Im englischsprachigen Raum wird der Begriff ,,Epic of Creation" umstandsloser verwendet - hierbei sind neben W. G. Lambert" u. a. St. Langdon, St. Dalley, B. R. Poster und E. Prahm zu nennen 10 -, sofern das Werk nicht wie bei L. W. King (,,Legends") 11 und A. Heide! (,,Story of Creation") 12 im Lichte biblischer Schöpfung betrachtet wird. Statt „epic" wird eher der Begriff „myth" von W. G. Lambert verwendet, wenn die inhaltliche Betrachtung stärker in den Fokus genommen wird 13 • Der Untertitel Standard Babylonian Creation Myth der vor einigen Jahren von Ph.

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,,Epos" versus „Mythos" Das literarische Werk 1 Enüma elis ist in formaler Hinsicht ein Epos und in inhaltlicher Hinsicht ein Mythos. Der Begriff Epos bezeichnet ein mehr oder weniger langes aus Versen zusammengesetztes Werk erzählenden, narrativen Charakters.2 Der Begriff Mythos bezeichnet eine besondere Form des narrativen Textes, der, zumal als ätiologischer, dazu dient, die Welt zu erklären und für den Erzählenden bzw. Verfassenden und seine Hörer- und Leserschaft signifikanten Charakter hat. 3 Insofern das Werk Enüma elfs ein vergleichsweise langer aus Versen zusammengesetzter Text ist, der von sogenannten uranfänglichen Götterkämpfen und der daraus resultierenden oder anschließenden Schöpfung bzw. Gestaltung des Kosmos erzählt, handelt es sich sowohl um ein Epos als auch um einen Mythos.

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Ansatz ist problematisch, da der Wind in Gestalt der vier Winde, die Anu Marduk schenkt (I 105), und der sieben Winde, die Marduk sich selbst schafft (IV 45-48), relativ spät im Epos auftaucht. Wind ist in Enüma elis ein Element unter vielen, bedeutend weniger ursprünglich als das Wasser. In der Schilderung der Entstehung der Göttergenerationen sind drei an sich verschiedene oder zumindest unterscheidbare Schöpfungsmodalitäten miteinander verknüpft worden. 1.) Schöpfung durch geschlechtliche Fortpflanzung: Tiarntu wird als „Gebärende von allen" (mu'allidat gimrz-sun, Ee I 4) geschildert, Apsü als „Säer von ihnen" (zäru-sun, Ee I 3; bzw., da zeru neben „Saat/ Same" auch „Sperma" bezeichnet: ,,Samenspender, ,Erzeuger"' (im altorientalischen Weltbild)). 2.) Wasser als uranfängliche Materie: Wenn es im anschließenden Vers I 5 heißt, Apsü und Tiarntu „mischen ihre Wasser zusannnen", so handelt es sich bei diesen Wassern nicht ausschließlich um die zur Zeugung zu vermischenden Körperflüssigkeiten, sondern vor dem Hintergrund, daß diese beiden Wesen am Anfang stehen und Apsü auch explizit als „der Erste" (restu, Ee I 3, ,,der vorn Anfang", cf. Gen. 1,1) ausgewiesen ist, um die Wasser, die die beiden selbst sind. 3.) Schöpfung als pflanzenhaftes, autogenetisches Entfalten/Hervorbrechen, Ernersio (cf. J. van Dijk, Acür(SODNS) 28 (1964/1965) 23, und Handbuch der Religionsgeschichte 1, S. 457-458; G. Pettinato, Menschenbild, S. 29-46; M. Dietrich, FS Koch, S. 70-71, MARG 20 (2010) 39, u. ö.): Von den nachfolgenden Generationen wird gesagt, sie seien „hervorgebracht", wobei impliziert ist, daß sie „(pflanzenhaft aus der Erde) sichtbar hervortreten". Zur Literarizität rnesopotamischer literarischer Texte K. A. Metzler, Tempora, S. 6-11, mit weiterer Literatur. Zur akkadischen Epik nach wie vor grundlegend K. Hecker, Epik, v. a. S. 1-24. Zum hier zugrundegelegten Verständnis von Mythos, das wesentlich auf dem M. Eliades aufbaut, siehe K.A. Metzler, Tempora, S. 304-309.

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So spricht z.B. W. von Soden, Einführung, S. 201, vorn „Atrarnchasis-Mythos" und vorn „Gilgarneschepos". A. Ungnad, ATBAT 1, S. 1. 2 E.Ebeling, ATAT , S. 108, ebd. auch „Gedicht[]"; ders., AOTU 2/4, Titel; L. Matous, Arür 29 (1961) 30, ebd. allerdings auch „Weltschöpfungsepos". C. Bezold, Die Schöpfungslegende; H. Winckler, Keilinschriftliches Textbuch, S. 94. B. Pongratz-Leisten, ina sulmi zrub, S. 16 und öfters ebd.; M. Dietrich, FARG 40, S. 136 und öfters ebd.; ebd. wird das Werk auch als „mythologische Dichtung" bezeichnet und distanzierend auf „die häufige Bezeichnung ,Babylonisches Weltschöpfungsepos' " hingewiesen. St. Maul, Enürna elis, DNP 3, Sp. 1052-1053. W.G. Larnbert, TUAT 3, S. 565. R. Labat, Le poerne babylonien de Ja creation. Zum Beispiel L. Matous, Anür 29 (1961) 33 (Brief von W.G. Larnbert an L. Matous); W.G. Larnbert, unter anderem JSS 13 (1968) 106. St. Langdon, Babylonian Epic ofCreation; St. Dalley, Myths frorn Mesopotarnia, S. 228; B.R. Poster, Before the Muses, S. 350; E. Prahm, Orient 45 (2010) 3. L. W. King, Seven Tablets of Creation, Untertitel: ,,or the Babylonian and Assyrian Legends Concerning the Creation ofthe World and ofMankind". A. Heide!, Babylonian Genesis, Untertitel: ,,The Story of Creation". Eine ursprünglich wohl nur als Edition von Enüma elis konzipierte Studie ist über viele Jahre hinweg als „new critical edition" des „Epic of Creation" angekündigt worden (z.B. W. G. Larnbert, JSS 13 (1968) 106), später dann z.B. als „füll critical edition of Surnerian and Babylonian

Am Anfang

Kapitel 1

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Talon vorgelegten Edition kombiniert die eher philologisch-editorische Perspektive (,,Standard Babylonian") mit der eher inhaltlichen Perspektive (,,Myth") 1•

hang verwoben wird. So legt zum Beispiel W. G. Lambert dar: Das Werk „wurde aber in der modernen [Welt] oft als »Das (babylonische) Weltschöpfungsepos« bezeichnet. Dieser moderne Titel ist aber nicht ganz gerechtfertigt, da die Schöpfung nur einen kleinen Teil der Gesamtkomposition ausmacht und zudem einein bestimmten Hauptthema untergeordnet ist, nämlich dem, den Aufstieg Marduks, des Stadtgottes von Babylon, von einem ursprünglich niederen Gott des babylonischen Pantheons zu dessen Anführer zu erklären und zu rechtfertigen. " 1

,,Weltschöpfung" versus „Aufstieg Marduks" Uneinigkeit herrscht in der Forschung auch bei der Antwort auf die Frage nach dem inhaltlichen Schwerpunkt des Werkes. Da man das Neue, noch Unbekannte stets nur vor dem Hintergrund des Alten, schon Bekannten verstehen kann bzw. das Neue stets zunächst innerhalb der älteren Kategorien zu verstehen versucht, las man die allmählich zahlreicher werdenden Keilschrifttafeln von Enüma elis am Anfang der Editionsgeschichte vor dem Hintergrund der jüngeren, westlicheren, bekannteren und verständlicheren biblischen Schöpfungsgeschichte der hebräischen Bibel. Dies führte dazu, daß in Titeln von Studien und Editionen und in Bezeichnungen für das Werk zunächst „Schöpfung" und „creation" vorherrschend waren. Doch bereits recht früh setzte sich die Erkenntnis durch, daß das Stichwort „Schöpfung" der Komplexität des Werkes nicht gerecht wird. Nach L. W. King

Mit ähnlichen Worten gewichtet er die Thematik auch jüngst: „The so-called Babylonian Epic of Creation is a narrative myth composed to assert and justify the status of Marduk as head of the pantheon, when previously even his limited promotion under Hammurabi had not in any way undermined the status as head ofthe pantheon ofsuch Sumerian gods as Enlil and An."2 Ähnlich gewichtet auch M. Dietrich, wenn er drei Gründe für die breite Akzeptanz des Epos auflistet:

,,[t]he poem embodies the beliefs of the Babylonians and Assyrians conceming the origin of the universe; it describes the coming forth of the gods from chaos, and teils the story of how the forces of disorder, represented by the primeval water-gods Apsü and Tiamat, were overthrown by Ea and Marduk respectively, and how Marduk, after completing the triumph of the gods over chaos, proceeded to create the world and man."

,,1. Das Verständnis des Enüma elis als Suprematie-Hymnus aufMarduk von Babylon anläßlich seiner Erhebung zum Herrn über das traditionelle sumero-babylonische Pantheon; 2. das Verständnis des Enüma elis als Lehrgedicht für die Entfaltung der Macht Marduks über ganz Babylonien als ,Reichsgott' und die hier beheimatete Kultur und 3. das Verständnis des Enüma elis und seiner Kosmogonie als Lehrgedicht zur Erklärung der Gegebenheiten auf Erden - daher rührt die häufige Bezeichnung ,Babylonisches Weltschöpfungsepos'. " 3

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Nur wenig später verschiebt A. Ungnad den Akzent von der Schöpfung zur Herrschaft Marduks noch stärker: ,,In der uns vorliegenden Gestalt beabsichtigt das Gedicht zu zeigen, wie Marduk, der Gott von Babylon, zum Herrn (bab. bei) der Götter ersehen wurde. Hiermit soll dann auch die Berechtigung des Anspruchs Babyions, als Hauptstadt der Welt zu gelten, begründet werden. Das Gedicht erweist sich aber als eine Überarbeitung älterer Mythen. Die Grundlage dürfte eine Schöpfungslegende gebildet haben, deren Held der Gott Ellil (früher Bel gelesen) von Nippur in Zentralbabylonien war. Seine Taten wurden einfach aufMarduk übertragen." 3

Die Schöpfungsthematik ist in dieser Darlegung degradiert zum überlagerten Hintergrund. Doch noch wird nicht explizit gesagt, daß der Aufstieg Marduks das zentrale Thema sei. Das Werk habe lediglich das Ziel, den Aufstieg zu zeigen. Über die Vermittlung dieses Zwischenschritts gelangt man dann zu der Darstellung, daß der Aufstieg Marduks das eigentliche Hauptthema des Werkes sei. Diese Ansicht wird nicht unbedingt in jedem Falle explizit ausgesprochen, weil die Forschungstradition, Enüma elis mit dem Stichwort ,,Schöpfung" zu verknüpfen, sehr mächtig ist; man spürt sie aber deutlich in jedem „sogenannt" oder „so-called", mit dem das Stichwort „Weltschöpfung" in diesem Zusammen-

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creation myths" (W. G. Lambert, HSAO6, S. 78). Ph. Talon, Enuma Elis. L. W. Kmg, STC I, S. XXV. A. Ungnad, ATBAT 1, S. 2.

In diese Tradition stellt sich auch A. Seri: ,,The creation story was thus the means to convey, proclaim, and justify the enthronement of Marduk as Babylon's main deity. The glorification of Marduk is so forceful that the poet has him take over Enlil's role as head of the pantheon. This was achieved progressively throughout the text, first by suggesting Marduk's righteous genealogy, then by presenting hirn as the hero who defeated Tiämat and fashioned the universe, and finally by granting Marduk fifty names. " 4 Einen eigentümlichen Weg schlägt hierbei J. Bottero ein, wenn er in einer Sammlung von Übersetzungen altorientalischer Werke Enüma elfs unter der Rubrik „La glorification de Marduk" als „L'Epoee de la Creation" vorstellt und so die beiden Themen formal auf unterschiedliche Überschriftsebenen verteilt, wenngleich in der Rubrik kein anderer Text vorgestellt wird5•

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W.G. Lambert, TUAT 3, S. 565. W. G. Lambert, StJ 5, S. 17. Allerdings wird in derselben Studie in einem Appendix eine Übersetzung des Werkes eben unter dem Titel „The Babylonian Epic of Creation" geboten - ohne „socalled" (S. 37). M. Dietrich, FARG 40, S. 136. A. Seri, JANES 126 (2006) 507. J. Bottero in J. Bottero / S. N. Kramer, Lorsque !es dieux, S. 602.

Kapitel 1

Am Anfang

Die Liste der Charakterisierungen von der Art „traditionell Schöpfung, aber eigentlich Aufstieg Marduks" ließe sich fortsetzen. Sie sind unseres Erachtens jedoch problematisch, denn sie legen den Akzent allzu stark auf nur ein Thema und treiben einen Keil zwischen die beiden Komponenten Kosmoserrichtung und Kosmoseinrichtung auf Kosten der Schöpfung. Im Rahmen der monarchisch konzipierten Welt des Alten Orients muß ein Gott an der Spitze des Kosmos stehen (bzw. auf dem Thron sitzen). Und für das Epos ist es Marduk, weil nur er Tiamtu bezwingen, nach den Vorarbeiten seiner Väter den Kosmos fertigstellen und seinen Vätern und den übrigen Göttern Sicherheit bieten kann. Seine Herrschaft ist Garant für die Bewahrung der Schöpfung. Im Rahmen der Konzeption des Epos vor dem Hintergrund des altorientalischen Weltbilds ist die Herrschaft Marduks über den Kosmos nicht ein zweites Thema neben oder gar vorrangig gegenüber der Schöpfung, sondern vielmehr - um im Wortfeld zu bleiben - krönender Abschluß der Schöpfung. In diesem Sinne ist Enüma elis das „Babylonian Epic of Creation" 1 - ohne einschränkende Zusätze.

nem" Monster Asakku untergegangene „Welt" als die zuvor von Marduk aus „seinem" Monster Tiamtu geschaffene „Welt" verstehen. Nimmt man nun jedoch vor dem Hintergrund dieses damit dann auch altorientalischen Weltaltermythos das Epos Enüma elis selbst in den Blick, so läßt sich das im Epos geschilderte Geschehen als Folge von drei Weltaltern bzw. Welten verstehen, zwischen denen jeweils Kämpfe stattfinden, in denen es cum grano salis um alles oder nichts geht. Im ersten dieser drei Weltalter herrschen Apsü und Tiamtu. Es geht im Kampf zwischen Apsü und Ea unter. Im zweiten konkurrieren die großen Götter, die zuvor in der ersten Welt entstanden sind, mit Tiamtu und ihrer Entourage. Diese Welt geht im Kampf zwischen Tiamtu und Marduk unter. Im dritten Weltalter herrscht Marduk. Von diesem dritten Weltalter aus rückwärts betrachtet erweisen sich die beiden ersten eigentümlich ortlos: Erst im zweiten schafft Ea aus Apsü den Apsü und dann Marduk im dritten aus Tiamtu Himmel und Erde, so daß sich der bekannte dreiteilige Kosmos aus den drei Schichten Apsü, Erde und Himmel ergibt. - Die Frage, wo das erste Weltalter angesiedelt ist und wo das zweite, wenn Himmel und Erde erst im dritten geschaffen werden, stellt sich dem Epos nicht. Im Rahmen der so verstandenen Konzeption des Epos schafft Marduk gerade nicht die Welt schlechthin und zur Gänze, sondern lediglich Himmel und Erde als zusätzliche Schichten über dem Apsü und - auch wenn dies so innerhalb des Epos nicht explizit gesagt wird- inmitten der Wasser 1. Und er ist auch nicht der einzige Schöpfergott. Vor ihm waren schon zunächst Apsü und Tiamtu und dann Ea weltarchitektonisch tätig. Aus kurzsichtiger menschlicher Perspektive mag sein Werk, die Schöpfung von Himmel und Erde, größer als das Werk vorangehender Schöpfungsakte erscheinen, und das Epos mag dies auch so preisen, aber was wäre er ohne die Weisheit des Apsü, thematisiert in den Plänen, die er seit seiner Geburt in der „Cella der Zeichnungen" (Ee I 79) um sich gehabt hat?

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Exkurs: Reminiszenzen einer Mythologie aufeinanderfolgender und aufeinander aufbauender Weltperioden Allerdings ist ein einschränkender Zusatz zu machen im Hinblick auf die Frage, was das für eine Welt beziehungsweise welche Welt es ist, die Marduk schafft, wenn gesagt wird, Marduk schaffe die Welt. In der indischen Mythologie des Vedismus/Hinduismus - mithin östlich des Vorderen Orients - ist der Mythos aufeinanderfolgender jeweils durch Zerstörung beendeter und durch anschließende Neuschöpfungen erneut geschaffener Welten überliefert, wobei die Dauer der einzelnen Weltperioden bzw. Welten fortlaufend abnimmt2. Im Westen des Vorderen Orients ist dieser Mythos unter anderem prägnant im Rahmen der griechischen Mythologie in Hesiods Werke und Tage überliefert als Mythos von fünf Menschheitsepochen: aufeinander folgen eine goldene, silberne, erzene/bronzene, heroische und eiserne Menschheit.3 Dieser Mythos aufeinanderfolgender und kontinuierlich in zeitlicher und/oder qualitativer Hinsicht abnehmender Zeit- oder Menschheitsalter findet sich im Vorderen Orient unter anderem in der Konzeption der sumerischen Königsliste als Folge zeitlich kürzer werdender Dynastien: Die Regierungsperioden schrumpfen von den Tausenden von Jahren der Könige der Zeit vor der Flut auf normalsterbliche Maße zusammen, je näher die Dynastien der Gegenwart des Textes kommen. Diese Bezüge zwischen diesen drei Kulturen hat jüngst M.-A. Ata ,,Brustkorbhälfte" - dürfte zuerst auf Tiamtu bezogen gewesen sein, die Marduk gerade getötet hat und deren Leiche er zu Himmel und Erde umgestaltet. Städte haben zunächst einmal keine Rippen, zumal das Öffnen von Rippen(gegenden) ein brutaler, an das Aufbrechen von Jagdbeute gemahnender Akt ist, der als königliches Selbstlob anläßlich einer Stadtgründung zur Schilderung des Errichtens von Mauem mit Toren seltsam fremd anmutet: Könige bauen Mauem mit Toren gleichzeitig; sie bauen üblicherweise nicht erst die Mauem und reißen dann Teile davon ein, um Tore einzurichten. Wenn dennoch Sargon sich mit dieser dekonstruktivistischen Phrase seiner Stadtkonstruktion rühmt, dürfte er sich ihrer bewußt bedienen, um sich als weltschöpfender Gott Marduk zu imaginieren, sofern er sich nicht vor dem Hintergrund einer gegebenenfalls dann bereits unter ihm und nicht erst unter seinem Nachfolger Sanherib entstandenen Assur-Version des Epos als eben Assur imaginiert. Ähnlich formuliert findet sich diese Form des Stadtmauererrichtens als Aufbrechen von Rippen auch 6 andernorts in Texten Sargons II. und auch in denen Sanheribs . Aus der Parallelität ergibt sich, daß es sich hier, wie von A. Fuchs, Inschriften Sargons, S. 292 Anm. 62, vermutet, um ein Bier handelt; die Autoren des CAD (CAD, T, S. 409) bleiben bei ,,mng. unkn.".

2 J. Renger, BBVO 6, S. 127; E. Frahm, Orient 45 (2010) 8, 24 Anm. 21 (ebd. ,,III 35" statt III 135). 3 AHw, S. 1020; CAD, S, S. 133. 4 E. Frahm, Orient 45 (2010) 8, 24 Anm. 21. 5 Cf. A. Militarev / L. Kogau, SED I, S. 243-244. 6 Zum Beispiel A. Fuchs; Inschriften Sargons II., S. 42 uud 296, Z. 66 (Sargon II.); D.D. Luckenbill, Sennacherib, S. 111, Z. 71, und R.C. Thompson, Iraq 7 (1940) 90, Z. 11-12 (Sanherib); cf.

1 !

Kapitel 1

Am Anfang

Anspielungen auf das Epos finden sich auch in Sanheribs Schilderung der Schlacht bei Halule 691 v. Chr. zwischen Assyrien und dem babylonisch-elamischen Bündnis unter Musezibmarduk und 1:;[umbanmenä.nu, in der er seine Gegner in die Nähe von Tiamtu und ,,ihrer Brut" rückt 1.

Anschluß an deren Aufenthalt an einem Ort außerhalb der Stadt, verbunden mit Prozessionen aus der Stadt heraus und wieder zur Stadt zurück. Das eigentlich zweimal jährlich veranstaltete Akitu-Fest wurde zudem von dem nur einmal jährlich begangenen Neujahr überlagert. Die aus dem ersten vorchristlichen Jahrtausend Babyloniens stammenden Texte, diejenigen, die hier von Interesse sind, zeichnen bedauerlicherweise kein einheitliches Bild. Die Chroniken thematisieren ein einmal jährlich im ersten Monat des Jahres, im Nissan, gefeiertes Akitu-Fest, vornehmlich im Hinblick darauf, ob es stattfand oder wegen Abwesenheit des Gottes oder des Königs nicht stattfand. Hierbei fungiert mehrfach „das Ergreifen der Hand Bels" durch den König als pars pro toto für die umfangreichen Rituale; daneben wird das Nicht-Stattfinden auch thematisiert durch den Hinweis, daß Bel nicht herauskommen konnte aus Babylon, und auch zusätzlich durch den Hinweis, daß der Gott Nabü nicht nach Babylon kommen konnte .. Von zentraler Bedeutung für die Chroniken waren mithin die Teilnahme des Königs und der Auszug Marduks aus Babylon heraus (und implizit seine Rückkehr) sowie die Ankunft Nabüs. Ein ähnliches Bild ergibt sich aus dem schon angesprochenen Ritual, das jedoch nur für den 2. bis 5. Tag des elftägigen Festes erhalten ist: Während für den 2. Nissan wesentlich lediglich Gebete an Marduk erhalten sind, werden am 3. Nissan zwei Figuren hergestellt, denen am 6. Tag ein Schlachter vor Nabü nach dessen Ankunft aus Borsippa in Babylon die Köpfe abschlägt - vor Nabü vermutlich stellvertretend für ihn. Während für den 4. Nissan tagsüber nur zwei Gebete thematisiert werden, diesmal an Marduk und an seine Gemahlin (Beltu, i. e. ~arpanitu), ist für den Abend und die Nacht zum 5. Nissan die Lesung von Enüma elf§ vor und für Marduk vorgesehen. Am 5. Nissan wird nach Gebeten für Marduk und für seine Gemahlin vormittags der Tempel gereinigt. Nachmittags wird der König im Tempel empfangen, seiner Herrschaftsinsignien durch den Oberpriester entledigt, durch eine Ohrfeige von ihm gedemütigt und zu versichern genötigt, gegenüber Marduk, Babylon, dem Tempel Esagil und dem Volk nicht nachlässig gehandelt zu haben; anschließend erhält der König durch den Oberpriester den Segen Marduks und seine Herrschaftsinsignien zurück; eine weitere Ohrfeige des Oberpriesters ostentativ nach der (Re)Investitur dient als Orakel: W eint der König, ist Marduk wohlgesonnen; weint er nicht, wird sich der Feind erheben. Die wesentlichen Handlungen der übrigen Tage ergeben sich bislang lediglich aus der komplexen Zusammenschau zahlreicher weiterer Texte unterschiedlicher Gattungen: Am 6. Nissan kommt Nabü von Borsippa aus in Babylon an; die beiden zuvor eigens angefertigten Statuen werden geköpft vor ("' von) Nabü; Nabü setzt sich auf den Thron der Schicksale1; laut einem Kommentar zum Enüma elf§ werden vom 6. bis zum 12. Nissan Geschenke verteilt2. Am 7. Nissan wird Marduk eingekleidet. Am 8. Nissan findet eine Götterversammlung im HofUbsu'ukinna im Esagil statt; anschließend reist Marduk begleitet von den Göttern zu einem eigens für das Akitu-Fest errichteten Haus außerhalb Babyions; während der Prozession finden weitere Rituale statt, im Rahmen derer der König einen Lauf zu absolvieren und ein baru-Gefäß zu 3 öffnen hat • Für den 9. und 10. Nissan sind lediglich ansatzweise in verschiedenen Texten

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1.5.6 Rezitation im Akitu-Fest Der Sitz im Leben antiker literarischer Texte läßt sich oftmals nur schwer und indirekt ermitteln. Umso bedeutsamer ist es, daß mit Enüma elf§ ausgerechnet einer der umfangreichsten und vielfältigst bezeugten Texte des Alten Orients in annähernd zeitgenössischen Ritualen explizit genannt wird und sogar explizit vorgeschrieben wird, wann, wo, von wem und in welchem Umfang er vorzutragen sei: Während des Akitu-F estes im Nissan von Babylon, das sich über die ersten elf Tage des Jahres erstreckte, sollte der Oberpriester von Marduk in dessen Heiligtum Esagil am 4. Nissan - vermutlich unter Ausschluß der Öffentlichkeit ,,[nach der] abendlichen [Zwi]schenmahlzeit" Enüma elf§ ,,[von] seinem [Anf]ang bis zu seinem Ende [für Bel]" erheben (i. e. ,vortragen/vorlesen'); dabei „bleiben die Vorderseite 2 der Tiara des Anu und der Thron des Ellil bedeckt" . Das Akitu-Fest wurde von der Mitte des dritten vorchristlichen Jahrtausends bis zur hel3 lenistischen Zeit in verschiedenen Orten Babyloniens und Assyriens gefeiert • Vielfach zumeist dann die bezeugt, Akitu-Feste zwei Epoche derselben und ein in Ort einen sind für ungefähr ein halbes Jahr auseinanderlagen und ursprünglich vermutlich mit den Tag-undNacht-Gleichen im Sommer und im Winter in Zusammenhang standen. Doch bereits in der frühen Zeit war ein solcher hypothetischer Ursprung überlagert von anderen Aspekten, denen u. a. der Lauf des Mondes und agrarische Periodisierungen des Jahres zugrundelagen, mitunter abhängig vom Charakter der Gottheit des jeweiligen Ortes. Ein wesentlicher Aspekt war hierbei die Feier der Ankunft bzw. des Wiederkommens der Stadtgottheit im

CAD~, S. 126, s. v. ifi'!lu 2a. 1 E. Weissert, HSAO 6, S. 191-202; E. Frahm, Sanherib-Inschriften, S. 86,254,279. 2 F. Thureau-Dangin, Rituels accadiens, S. 136, Z. 279-284, S. 153 (Zeichnung); Übersetzung von W. Farber, TUAT 2, S. 217, 63-68. 3 Die Forschungsgeschichte zum Aldtu-Fest und insbesondere zum Verhältnis von Enüma elf§ und dem Akltu-Fest ist lang und komplex, weshalb hier nur die umfangreicheren Studien aus der jüngeren Zeit genannt seien: M.E. Cohen, Cultic Calendars, S. 400--453 (1993; Studie zu allen bezeugten Aldtu-Festen von der Fära-Zeit bis zur hellenistischen Zeit); B. Pongratz-Leisten, ina sulmi frub (1994; Monographie zum Aldtu-Fest in Assyrien, Babylon und Uruk im 1. Jt. v.Chr.) - Rez. dazu von A.R. George, Biür 53 (1996) 363-395, und W.G. Larnbert, RA 91 (1997) 4980; B. Pongratz-Leisten, Neujahr(sfest), R1A 9, S. 294-298 (1998-2001; Lexikon-Artikel); J. Bidrnead, Akitu Festival (2002; Monographie zum Akltu-Fest v. a. von Babylon im 1. Jt. v.Chr.); M.J.H. Linssen, Cults ofUruk and Babylon, S. 68. 71-86 (2004; Studie zum Akitu-Fest in Babylon und Uruk in hellenistischer Zeit); A. Zgoll, Königslauf (2006; Studie v. a. zum AkltuFest im Nissan in Babylon im 1. Jt. v.Chr.); Cl. Ambos, ,,Neujahrs"-Fest zur Jahresmitte (2008), und ders., Ritual Healing (2010) (Studien zu Ritualen, die vermutlich mit dem A.kltu-Fest im Tasiit im 1. Jt. v. Chr. in Babylonien zusammenhängen). Eine übersichtliche Zusammenstellung der Quellen bietet A. Zgoll, Königslauf, S. 72-75. - Siehe auch M. Dietrich, FARG 40, S. 152157.

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Siehe hier Korn. VII J zu Ee VII 92. 2 Siehe hier Korn. VII A+ zu Ee VII 110; E. Frahm, Babylonian and Assyrian Text Commentaries, s. 113. 3 A. Zgoll, Königslauf, v.a. S. 31-37.

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Kapitel 1

Am Anfang

Omina und Geschenke bezeugt. Am 11. Nissan kehrt Marduk nach Babylon zurück; es 1 findet erneut eine Götterversammlung statt . im Nissan das babylonische Akitu-Fest im Akltu-Fest dem neben ist Nur ansatzweise Tasrit bezeugt: Vermutlich findet am 8. Tasrit ein Festmahl für Marduk statt, an das sich eine Prozession anschließt; am selben Tag werden auch, diesmal von einem naru „Sänger", Passagen von Eniirna elfs vorgetragen.2 Im Ritual bzt sala' rne „Haus des Wasserversprengens" muß der König zuvor die Nacht vom 7. auf den 8. Tasrit in einem Rohrgefängnis außerhalb der Stadt in der Steppe verbringen, bevor seine Herrschaftsinsignien mit Wasser geweiht und ihm wieder übergeben werden, parallel zur Demütigung durch Ohrfeigen und 3 Übergabe der Herrschaftsinsignien am 5. Nissan. Sowohl die Chroniken als auch das Ritual zeigen deutlich, daß das Akitu-Fest von Babylon zwar grundlegend ein Fest von Marduk war, doch zugleich Nabü eine überaus wichtige Rolle spielte: Bedingung für die Möglichkeit des Festes war nicht allein Marduks Mobilität, sondern mitunter auch die Mobilität Nabüs; nicht nur an Marduks Sieg über Tiamtu wurde erinnert, sondern auch ein von Nabü gewonnener Kampf gegen Monster thematisiert, wenngleich Details im Unklaren bleiben. Hinzu kommt, daß nicht nur Marduk mit der Investitur des Königs verbunden war, sondern auch Nabü, wobei aber noch nicht deutlich ist, ob Nabü eventuell in stärkerem Maße oder auch ausschließlich mit einer Investitur des Kronprinzen verbunden war und ob es sich um eine einmalige Investitur zu Beginn einer 4 Herrschaftsphase oder um jährlich wiederholte Investituren handelte • Im 1. Jahrtausend v. Chr. wuchs die Bedeutung Nabüs im Pantheon und in der Religion Babyloniens beständig5. Er wurde mitunter gar als „Lugaldinnnera[nki]a, König der Könige, Herr der Her6 ren" angesprochen und erhielt Epitheta und Titel, die sonst mit Marduk verbunden waren . Es zeichnet sich ab, daß Nabü dieselbe Entwicklung durchlief wie sein Vater Marduk und zuvor Ninurta: Die jüngeren Götter gewannen gegenüber den älteren Göttern an Bedeutung, sie besiegten für sie die Monster und übernahmen von ihren Vorgängern Titel, Epitheta und eventuell auch die Herrschaft. Allerdings verliefen diese Entwicklungen nicht geradlinig und vermochten die Vorgänger nicht vollständig verdrängt zu werden. In Eniirna elfs wird Ellil zwar aus der Handlung verdrängt, taucht aber in der klassischen Reihung neben An und Ea wieder auf. Das Akltu-Fest von Babylon ist für uns erst einige Jahrhunderte nach dem Enstehen von Eniirna elfs im Detail greifbar; und zu diesem Zeitpunkt ist die Bedeutung des im Epos ja noch gänzlich ungenannten Nabü bereits so stark gewachsen,

daß ihr im Akitu-Fest von Babylon Tribut gezollt wird und Marduk schon nicht mehr der einzige Fokus ist, er seinen Sohn sogar als Monsterbezwinger neben sich dulden muß. Das in der Forschungsgeschichte so relevante und v. a. in der rnyth and ritual school so intensiv erörterte Verhältnis zwischen Eniirna elfs und Akltu-Fest ist sehr ambivalent. Wie das Akitu-Fest gestaltet war, als Eniirna elis entstand, ist unbekannt; und in der Zeit, aus der Einzelheiten des Festes bekannt sind, ist es schon nicht mehr das Fest Marduks allein, sondern es ist bereits von Nabü überschattet.

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5 6

Möglicherweise schließt sich die Zeremonie einer Hochzeit von Marduk und seiner Gemahlin ~arpanltu an; A. Zgoll, Königslauf, S. 41. S. Parpola, Letters from Assyrian Scholars II, S. 186f.; M.E. Cohen, Cultic Calendars, S. 451; A. Zgoll, Königslauf, S. 31; Cl. Ambos, ,,Neujalns"-Fest zur Jalnesmitte, v.a. S. 6-8. Cl. Ambos, ,,Neujalns"-Fest zur Jalnesmitte, S. 2--4; ders., Ritual Healing, S. 19-20. Die Bedeutung Nabüs im Akitu-Fest akzentuiert besonders M.E. Cohen, Cultic Calendars, S. 440--441; er nimmt einen Synkretismus „oftwo a/atu-festivals, the akflu ofNabü and the alatu of Marduk" (von Borsippa und Babylon) an. Zum Verhältnis der Herrscher zu Nabü v. a. B. Pongratz-Leisten, ina sulmi frub, S.93-111; hierzu auch A.R. George, BiOr 53 (1996) 377-385. Zu Nabü im Akltu-Fest auch L. Dirven, WO 28 (1997) v.a. 111-115. F. Pomponio, Nabü A. Philologisch, RlA 9, S. 16-24. W.G. Lambert, FS Matous II, S. 84-85.105. Ebd., passim S. 75-111, und Werner Mayer, FS Bergerhof, S. 177-180.

Darüber hinaus schreibt ein spätbabylonisches Ritual für den Monat Kislim vor, daß am 4. Kislim ein Sänger vor Marduk Eniirna elis vortragen soll. Kommt er zum Vers V 83, der schildert, daß Eas Wesir Usmü zu Gunsten von Damkina, Eas Gemahlin und Marduks Mutter, ein Geschenk zu Marduk bringt, soll ein Dumuniglala-Priester ein libbi gisirnmari „Dat2 telpalmen-Herz"1 auf einem Silbertablet vor Marduk plazieren. Aus dem Umstand, daß das 4. Kislim vorgetragen wuram auch zumindest eben sondern Nissan, 4. am nur Epos nicht de, hat W. G. Lambert geschlossen, daß die Rezitation am 4. Nissan während des AkltuFestes ihre Signifikanz für das Akitu-Fest verlöre und das Epos möglicherweise an jedem 3 4. Tag eines Monats vorgetragen wurde • Demgegenüber hat A. Zgoll herausgestellt, daß dem nicht notwendigerweise so sein müsse, insofern auch bei einer mehrmaligen, gar regelmäßigen Rezitation die Rezitation in einem bestinnnten Ritual von besonderer Bedeutung sein könne und dies im Falle der Rezitation des Epos im Rahmen des Akitu-Festes zwei4 fellos so sei , worin wir ihr zustimmen.

1.5. 7 Altorientalische Bilder Bildliche Darstellungen, die sich eindeutig mit dem Epos in Verbindung bringen lassen, sind thematisch eng umgrenzt und beschränken sich auf die Auseinandersetzung zwischen Marduk und Tiamtu bzw. ihren Geschöpfen. Auf einem als überdimensioniertem Rollsiegel gestalteten Weihegeschenk aus Lapislazuli des babylonischen Königs Marduk-zäkir-sumi I. (um 850 v. Chr.) an Marduk ist ein in der Art eines Götterstandbilds dargestellter Marduk abgebildet, vor ihm zu seinen Füßen liegend ein drachenartiges Ungeheuer, unter seinen Füßen eine langrechteckige horizontal ausgerichtete Fläche, mit Wellenlinien versehen und durch einen mittleren Strich in zwei Streifen geteilt; hierbei handelt es sich um die Wiedergabe eines Postaments, auf welchem 5 die Götterstatue steht (Abb. 1). Diese gewellte Fläche stellt Wasser dar, nämlich ver-

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,,Vegetationskegel der Pahne" (AHw., S. 550). G. tekel/u ).

2

[... tl [ ... su]-tar-di-ma [ ... ur-ru ]-bi-issu-tar-'di'-[ ma] [gi'GIG]IR U 4 -me ur-ru-bis su-tar-di-ma [ ... U4)-'me1 ur-ru-bi-is su-tar-di-ma gis!GIGIR1 'U/-[me ur]-'ru'-bi-is s[u-tar]-di-'ma' [ ... ] su-tar-di-ma

G4'

[... tl

B Rs 18' C Rs 24' G2' I Rs 18' ORs 17' P+ Rs 15' TRs 8'

Fahre sehr bald mit dem Sturmwagen,

151

[ ... ] su-lil [... l ba-nu-u bi-di su-[lil] [ ... b ]a-nu-u bi-di usu-li-il [AN].'SAR.1 [ba-nu]-'u' bi-di usu-li-il [ ... su-li]- r i/1

175

Der Herr freute sich über das Wort seines Vaters; [ ... t] [ ... in ]a a-mat a-bi-su [i]b-'du'-m[a ... ] [ ... be-lu ]m a-na a-mat a-bi-su [i]b-du-ma be-li a-na a-mat AD-su [ib-du-m]a be-lum a-na a-mat a-bi-su ib-du-m[a ... ] r a-mat a 1 -b[i-su] [ ... a-bi-s]u t Sein Herz jubelte, er sagte zu seinem Vater: [ ... i]-'zak'-kar [ ... a-n]a AD-su i-zak-kar [i-l]i-i~ sA-ba-su-ma a-' na a 1 -b[i-su ... ] [ ... sA-ba-s]u-ma a-na a-bi-su i-zak-kar [i]-li-i~ sA-ba-su-ma a-na AD-su i-zak-kar [ ... l]ib-ba-su-ma a-na a-bi-su i-zak-kar 'i-li'-i[~ sA-ba]-'su'-[ma a]-na a-b[i-su ... ] 'i'-li-i~ sA-ba-su-ma a-na a-bi-su i-zak-k[ar] [ ... sA-ba-su]-'ma a-na a-bi-su i'-z[ak-kar]

Möglicherweise setzte der Schreiber am Zeilenanfang zu „GIGIR" an, ließ das Zeichen unverändert stehen (als er bemerkte, daß er gii vergessen hatte?) und setzte ein „GIGIR" dahinter, um so den Anschein von }"GIGIR" zu erwecken. Der Schreiber wollte versehentlich ur-ru-bi-is aus der vorangehenden Zeile wiederholen.

Edition, Tafel II

Kapitel 3

176

C Rs 30' E 3' G8' IRs 24' ORs23' P+ Rs 21' T Rs 12' V2'

,,Herren1, Götter, Schicksale der großen Götter, [ ... NAM.ME]S DlNGIR.MES GAL.MES [b ]e-lu4 DlNGIR.DlNGIR si-mat DlNGIR.DlNGIR [ ... ] [ ... DlNGIR.DlNG]IR si-mat DlNGIR.DlNGIR GAL.GAL [be-l]u 4 ' 2-u DINGIR.MES NAM.MES DINGIR.MES GAL.MES [ ... DlNGIR].MES NAM.MES DINGIR.MES GAL.MES EN.MES DI[NGIR].MES NAM.'MES 1 DINGIR.[MES ... ] [ ... ] DINGIR.MES GAL.MES [ ... NAM.ME]S DlNGIR.MES 'GAL 1 .[MES]

CRs31' E4' G9' I Rs 25' ORs24' P+ Rs 22' T Rs 13' V3'

Wenn ich euer Rächer (werden soll), [ ... g]i-mil-li-ku-un [s]um-ma-ma ana-ku mu-ter gi-mil-l[i-ku-un] [ ... ana-k]u 1 mu-ter gi-mil-l[i-ku-un] [su-m ]a-ma a-na-ku mu-ter gi-mil-li-ku-un [su-ma-m]a a-na-ku mu-ter gi-mil-li-ku-un §um-ma-ma a-na-'ku' mu-ter-ru gi-m[il-li-ku-un] [... gi-mi]l-li-ku-un t [ ... m ]u-ter [gi-mi]-' il'-[li-ku-un]

C Rs 32' E 5' G 10' I Rs 26' 0 Rs 25' P+ Rs 23' TRs13' V4'

Ich Tiamtu binden soll, euch am Leben erhalten soll, [ ... u-b ]al-lat ka-a-su-un a-kam-me ti-amtu-ma u-bal-lat k[ a-tu-un] [ ... ] u-bal-lat k[ a-tu-un] [a-ka ]m-me ti-amtu-ma u-bal-lat ka-tu-un [ ... t]i-amta-am-ma u-bal-lat ka-a-su-un a-kam-ma ti-amta-am-ma u-bal-la/ [ ... ] a-kam-me tam-tam-ma u-bal-lat ka-a-su-[ un] [ ... ti-amt]u-ma u-bal-'lat' ka-[a-tu-un]

C Rs 33' E6' Gll' I Rs 27' ORs26' P+ Rs 24' TRs 14'

Setzt eine Versammlung ein, macht übergroß, benennt mein Schicksat3, [ ... su-te-r ]a i-ba-a sim-ti suk-na-ma pu-ub-ra su-te-ra i-ba-[ a ... ] [ ... su-te-r]a 'i'-[ba-a ... ] [ ... ] pu-ub-ra su-ti-ra ib-ba-a sim-[ti] [ ... pu ]-ub-ru su-te-er ba-'a sim-tum suk-na-a-ma pu-ub-ru su-te-er ba-'[a ... ] [ ... i-b ]a-a sim-ti t

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157

i

V5'1

Im Ubsu'ukinna setzt euch gemeinsam freudig hin! [ ... ] ba-dis tas-ba-ma 2 ina UB.SU.UKKlN.NA-ki mit-ba-ris ba-di§ [ ... ] [ ... UB.SU.UKKlN.N]A-ki mit-ba-ris ba-dis tas-ba-[ma] 3 ina UB.SU.UKKlN.NA-'ku mit-ba-ris' ba-dis [ ... ] [ ... UB.S]U.UK.KlN.NA-kam mit-ba-ri-is ba-di-is ti-is-'ba'-ma i-na UB.SU.UKKlN.NA-kam mit-ba-ris ba-di-[is ... ] i-na UB.SU.UKKlN.NA-ki mit-ba-ri-is [ ... ]

C Rs 35' E 8' I Rs 29' M 127 0 Rs 28' P+ Rs 26' TRs 15'

Mit dem Werk meines Mundes will ich anstatt euer die Schicksale bestimmen. [ ... si-ma-t]a lu-si-' im, ep-su pi-ia ki-ma ka-tu-nu-ma si-ma-t[ a ... ] [ ... ki]-ma ka-tu-nu-ma si-mat lu-sim-[ma] ep-su p[i-ia] G1N7 ka-tu-nu-ma si-ma-ta lu-[s]im-m[a] [ ... pi]-ia ki-ma ka-a-tu-nu-ma si-ma-tum lu-si-im ep-sa pi-ia ki-ma ka-tu-nu-ma si-ma-[ti ... ] [ ... ] 'si' -mat lu-si-im t

E 9' I Rs 30' M 128 0 Rs 29' P+ Rs 27' TRs 15'

Nicht verändert werden darf irgendetwas, was ich schaffe, la ut-tak-kar mim-mu-u a-ban-nu-u [ ... ] [ ... mim ]-mu-u a-