Das Ausland. Überschau der neuesten Forschungen auf dem Gebiete der Natur-, Erd- und Völkerkunde [66]

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DAS

AUSLAND

WOCHENSCHRIFT

FÜR

ERD-

UND

VÖLKERKUNDE

SECHSUNDSECHZIGSTER JAHRGANG

HERAUSGEGEBEN VON

SIEGMUND

GÜNTHER

1893

STUTTGART VERLAG DER J. G. COTTA'SCHEN BUCHHANDLUNG NACHFOLGER

Printed in Germany

Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.

Inhalts - Verzeichnis .

Jahrgang 1893 .

[ Die Rubrik » Geographische Mitteilungen ist nicht besonders berücksichtigt , vielmehr sind die einzelnen Bestandteile derselben den betreffenden Fach-Kategorien direkt eingeordnet worden. Der Buchstabe G. bedeutet den Namen des Herausgebers. ] A. Geographie im allgemeinen . Zu den Bestimmungen über die Schreibung der Ortsnamen in den deutschen Schutzgebieten. 33. Rob. Sieger (Wien) . Die Teilung der Erde. 65. A. Oppel (Bremen). Zum nautischen Schulwesen in Deutschland. 112. Eugen Träger (Nürnberg). Der X. deutsche Geographentag . 433. 451. 474. 489. Eugen Träger (Nürnberg). Geographische Wanderversammlungen. 143. G. Geographische Preisfragen. 383. G.

Orientalische Kunstweberei. 587. 603. W. Kellner (Gera) . Die Rhein- und Bodenseeufer-Regulierung . 645. J. S. Gerster (Rorschach). Die handelspolitische und volkswirtschaftliche Bedeutung der Wolgastrasse im Sommer und Winter. 705. 726. Friedrich Wilhelm Gross (Dresden). Der Nikaragua-Kanal und seine geographische Bedeutung. 721 . 741. Ernst Bötticher (Potsdam). Volkswirtschaftliche Zustände in Bihar. 801. 819. G. Th. Reichelt (Rheinfelden ). D. Mathematische Erdkunde

Geschichte der Geographie (inkl. Biographie) . Das Wort »Calamita « für Magnet. 62. A. Schück (Hamburg). Werner von Siemens . 94. W. Wolkenhauer (Bremen) . Ein vergessenes Dokument zur Geschichte der Erdphysik. 129. S. Günther. Henry F. Blanford . 158. W. Wolkenhauer (Bremen). Die erste Landesaufnahme im Hochstifte Bamberg um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts. Vorläufige Mitteilung. 158. K. Ehrenburg (Würzburg). Die Globen des Vincenzo Coronelli. 172. E. Gelcich (Lussin piccolo). Beiträge zur Geschichte des Reisens. 204. 218. 234. 250. Georg Steinhausen (Jena). Bemerkungen über nautische Instrumente zur Zeit der grossen Entdeckungen. 257. A. Schück ( Hamburg). Die Schiffe des Columbus. 269. E. Gelcich (Lussin piccolo) . Zur Geschichte der Kontraktionstheorie. 273. Rob. Sieger (Wien) . Robert Hartmann . 318. W. Wolkenhauer (Bremen). Beiträge zur Geschichte der mathematischen Geographie. 337. E. Gelcich (Lussin piccolo). Nelson und Hassan . 350. W. Wolkenhauer ( Bremen). Zu den nautischen Instrumenten und Methoden im Zeitalter der grossen Entdeckungen. (Erwiderung gegen Herrn A. Schück.) 351. E. Gelcich ( Lussin piccolo). Der Malayische Archipel im Lichte des Zeitalters der Entdeckungen . 357. 375. 391. P. Bergemann (Jena) . Mercator-Reliquien. 381. G. Senft. 415. W. Wolkenhauer (Bremen) . Semper. 415. W. Wolkenhauer (Bremen). Neuentdeckte Autographen des Columbus. 416. E. Gelcich (Lussin piccolo). Italienisch - deutsche Reise - Sprachführer aus alter Zeit. 417. Henry Simonsfeld (München). Lossen. 446. G. Alte Karte von Flandern . 446. G. Die nautischen Instrumente der indischen Seefahrer zur Zeit Vasco da Gamas. 462. E. Gelcich (Lussin piccolo) . Meteorologische Neudrucke. 462. G. Marthe . 478. W. Wolkenhauer (Bremen) . Schiffsführung in Indien im 15. Jahrhundert. 495. A. Schück (Hamburg). Rae. 527. W. Wolkenhauer (Bremen). Nochmals die flandrische Karte aus dem 16. Jahrhundert. 575. G. H. Lange. 606. W. Wolkenhauer (Bremen). Schillers geographische Vorstudien zu Tell . 654. G. Der Kodex Toscanelli der Nationalbibliothek in Florenz . 717. E. Gelcich (Lussin piccolo) . Karl Lang. 749. F. Erk (München). B.

E. Physikalische Erdkunde

P

(inkl. Biologische Geographie). Die neuen deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse. 8. 21. 161. 180. 202. 214. 263. 276. 788. 807. P. Treutlein (Karlsruhe). Die Paläo- Geographie Südamerikas . II . 26. 41. 54. H. von Thering (Rio grande do Sul). Ozeanographische Forschungen im östlichen Mittelmeere. 14. G. Diluviale Rheinkiesel aus der Pfalz. 62. C. Mehlis (Neustadt a. d. H.). Neue Studien über die Lianen. 97. Erich Goebeler (Potsdam) . Zur meteorologischen Optik des Hochgebirges. 142. G. Cholera und Witterung. 142. G. Temperaturumkehr im deutschen Mittelgebirge. 142. G. Der Regenfall in den Niederlanden. 149. H. Zondervan (Bergen- op -Zoom). Vorweltliche Lateritbildung in Skandinavien und ihre Beziehungen zum Tertiär und Diluvium Norddeutschlands. 170. 186 . H. J. Haas (Kiel). Ein neues Thermometer für niedrige Temperaturen . 172. G. Modifikation des Blutes durch die Seehöhe. 172. V. Freudenberg (Mödling bei Wien). Ein Gang durch eine meteorologische Zentralstation . 177. 197 . C. Lang (München). †. Entdeckung einer jährlichen Ebbe und Flut im Quellwasser. 189. V. Freudenberg (Mödling bei Wien). Das Gletscherkorn . 222. G. Der Erdrutsch von Sandgate. 222. G. Bestimmung der Erddichte. 222. G. Die argentinischen Büsserfelder. 223. G. Englers Studien über die afrikanische Hochgebirgsflora. 225. Erich Goebeler (Potsdam). Das Erdbeben von Zante. 289. Bernhard Ornstein (Athen). Zirkulationen in der Atmosphäre . 302. G. Die Transportarbeit der Wellen. 302. G. Eine schwimmende Meeresinsel. 302. G. Diluviale Tieransiedlungen in Russland . 303. G. Studien über das Erdbeben auf Zante vom 31. Januar 1893 . 305. J. Partsch (Breslau). Das Wetter in der Umgebung der barometrischen Maxima. 307. W. J. van Bebber (Hamburg) . Ueber die Verbreitung , Beschaffenheit und Verwendung der Banane. (Nach ostindischen Angaben .) 331. 344. G. Th. Reichelt ( Rheinfelden).

)

C E R

A

C. Wirtschaftliche Geographie. Die Zwangskultur im Niederländischen Indien. 28. Alwin Oppel (Bremen). Deutsche Kulturarbeit in Kleinasien. 130. Gustav Krenke (Pinneberg in Holstein) . Der Weinbau Serbiens. 134. A. Schmitter (Breslau) . Landwirtschaftliches aus São Paulo . 145. Henry Lange (Berlin). †. Baumwollenkultur in Russisch-Asien . 207. E. Francke (München). Formosas wirtschaftliche Verhältnisse . 327. Alwin Oppel (Bremen). Bedeutung der Mainkanalisierung. 351. O. Ankel (Frankf. a . M.). Die Wasserversorgung Londons. 529. R. Schück (London).

(inkl. Kartographie und Nautik). Nochmals zur Erdkarte in I : I 000000. 46. E. Hammer (Stuttgart). Ueber den gegenwärtigen Stand der Einführung der mitteleuropäischen Zeit in der Schweiz . 168. J. H. Graf (Bern). Der Seering. 188. A. Schück (Hamburg). Landesvermessung von Griechenland . 318. Th . Fischer (Marburg i. H ). Zur Aitowschen Kartenprojektion. 325. Franz Vapotitsch (Graz). Böschungsverhältnisse . 447 . G. Zum barometrischen und thermometrischen Höhenmessen. 479. G. Zur Benützung des Astrolabiums, besonders bei grossen Höhen. 511. A. Schück (Hamburg). Das Projekt einer einheitlichenErdkarte. 643. KarlSapper (Coban). Die Veränderlichkeit der Polhöhen. 654. G. Die Photographie und die Schwankung der Erdachse. 718. Erich Goebeler (Potsdam) .

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IV

Inhalts -Verzeichnis.

Dünen in der oberrheinischen Tiefebene. 350. A. Penck (Wien) . Der Kammerbühl. Eine vulkanistische Studie. 353. 372. S. Günther. Gold und Silber im Meerwasser. 366. V. Freudenberg (Mödling bei Wien). Das Klima des Pic du midi. Ein Beitrag zur Charakteristik des Höhenklimas. 369. 388. 406. 427. 438. 455. Friedrich Klengel (Leipzig). Schwerebestimmungen im hohen Norden. 382. G. Taubildung. 382. G. Eisberge und Witterung. 382. G. Experimentelle Geologie. 385. 403. S. Günther. Die Eiszeit im Reichenhaller Thale . 415. J. Jäger (München) . Verteilung der Dichte im Inneren der Erde. 447. G. Die Kälterückfälle im Mai . 447. Erich Goebeler ( Potsdam). Beitrag zur Hygiene in den Tropen mit Rücksicht auf die Arbeitsverhältnisse im Pflanzerleben auf Sumátra. 449. 471 . R. Sucro ( Deli auf Sumátra). Oertlicher Magnetismus und tellurischer Magnetismus. 478. G. Klimatologische Diagramme. 479. G. Neue diluviale Funde in der Pfalz . 494. C. Mehlis (Neustadt a. d . H.) . Von der Meteorologie zur Cholerafrage. 497. 515. Wilhelm Krebs (Berlin). Die Ursachen der Luftdruckverhältnisse über Europa. 513. H. Habenicht (Gotha) . Neue hydrographische Karten von Süddeutschland . II. 543 . Adolf E. Forster (Wien). Die Schwerkraft in den Ostalpen , in den Karpathen und in der ungarischen Tiefebene . 577. Emanuel Czuber (Wien) . Zur Frage der Klimaveränderung. 620. G. Glacial- und Drifthypothese. 620. G. Die Seen des Tatra- Gebirges . 620. G. Die geologische Entwickelung der Säugetiere. 621. G. Seenbildung in Kalifornien. 625. Karl Ochsenius ( Marburg i . H.) . Beobachtungen über Salzgehalt und spezifisches Gewicht des Meerwassers zwischen den Norwegischen Scheren . 627. 648. A. Schück (Hamburg) . Die Vulkane Guatemalas. 654. G. Witterungsverlegung von niederen nach höheren Breiten. 673 . Wilhelm Krebs (Berlin). Zur Hydrographie Schwedens . 687. Rob . Sieger (Wien) . Erdmagnetische Störungen. 687. G. Die griechisch-kleinasiatische Erdbebenchronik vom Jahre 1889 bis incl. 1892. 689. 707. 728. Bernhard Ornstein (Athen). Menschliche Generationen und Klimaschwankungen . 702. G. Erklärung. 720. Dinklage (Hamburg). Neue diluviale Funde in der Vorderpfalz . 764. C. Mehlis (Neustadt a. d. H. ) . Die Permanenz der Meerestiefen. 769. Eduard Suess (Wien) -– Erich Goebeler (Potsdam) . Einiges über die Vorgänge am Untergrunde der Gletscher. 817. Ad. Blümcke (Nürnberg) . Torfgase im Leopoldskron- Moor . 825. E. Fugger (Salzburg). F. Allgem. Ethnologie ; Anthropogeographie . Das verschiedene Wachstum der Völker. Ein Beitrag zur Kritik der anthropogeographischen Grundbegriffe. 44. 59. 75. 91 . IIO. 121. Fr. Guntram Schultheiss (München). Ethnographische Parallelen. 209. 227. 244. 267. 284. 297. 314. 617. 634. 651. 668. 684. H. Henkenius (Heidelberg) . Ueber das Mutterrecht und Vaterrecht bei malayischen Stämmen. 321. J. Kohler (Berlin). Ueber die iberische Rasse. 342. Georg Buschan (Stettin) Altersstufen der verschiedenen Völker. 366. V. Freudenberg (Mödling bei Wien) . Der Völkergeist in den geographischen Namen. 465. 485. 504. 522. 534 551 569. 585. 600. J. J. Egli (Zürich). Ethnologische Studie über Namen und Namengebung. 545. 564. 583. 597. Karl Friedrichs (Kiel). Ethnologisches in der Edda . 609. J. Robinson (Wien). Der XI. internationale Kongress für prähistorische Archäologie und für Anthropologie. 767. L. Bürchner (Amberg) . G. Europa.¹ ) I. Alfred Philippsons Landeskunde des Peloponnes. 5. Th. Fischer (Marburg i. H.). Die Mönchs-Republik auf dem Athos . 36. J. Pfeiffer (Belgrad). Sannthaler der Steiner Alpen ? 253. G. Orometrische Mittelwerte des Schwäbischen Jura und des Königreichs Württemberg . 511. Adolf E. Forster (Wien). Neue Eisenbahn in Krain. 638. G. Durchforschung des Bachergebirges. 758. O. Ankel (Frankf, a. M. ). 1) Unter I werden bei jedem Erdteile die mehr das geographische, unter II die mehr das ethnographische Moment betonenden Abhandlungen aufgeführt.

Wanderungen in den italienischen Alpenthälern am Ost- und Westfusse des Monte Rosa. 753 773 790. 809. Elise Emmel (Dresden). Ein Ausflug nach Süd-Istrien. 755. Karl Moser (Triest). Von der finnischen Nordküste. 785. 804. 822. Joseph Kořenský (Prag- Smichow). II. Die Huzulen. Eine ethnographische Skizze. 17. Raimund Friedrich Kaindl (Czernowitz-Wien). Die Quälgeister der Magyaren. Ein Beitrag zur Volkskunde Südost-Europas. 81. 101. Heinrich v. Wlislocki (Jegenye in Siebenbürgen) . Totenfetische im Volksglauben der Magyaren . 254. G. Die alten Ligurer. 575. Georg Buschan (Stettin) . Die » Czorna Hora« als Kultusstätte der Huzulen. 630. Raimund Friedrich Kaindl ( Czernowitz - Wien). Türkische Sprichwörter. 638. Bönisch (Berlin). Forschungen über das deutsche Wohnhaus. 677. 693. 709. 731 . 743. Gustav Bancalari (Linz) . H. Asien . I. Die Erforschung Mittelsumátras . 1. Georg Gerland(Strassb . i . E.) . Trockenheit und Misswachs in China. 14. G. Am Ufer des Kaspischen Sees. Nach A. Krassnow. 49. W. Henckel (München) . Zur Erforschung von Borneo. 61. H. Zondervan(Bergen- op - Zoom). Ueber Mineralquellen im Kaukasus . 124. C. Hahn (Tiflis). Merzbachers Reisen im Kaukasus . 143. G. Hoses Reise in Borneo. 191. H. Greffrath (Dessau). Pamir, » das Dach der Welt « . 193. 212. 230. 246. Bernhard Stern (Wien). Rockhills Reise in der Mongolei und in Tibet. 287. H. Greffrath (Dessau). Die Insel Banguey. 253. H. Greffrath (Dessau). Elephantenjagd in Siam . 393. 409. H. Stratz (Bangkok) . Timor . 343. H. Greffrath (Dessau). Die Extraterritorialität der fremden Nationen in Japan. 632. *** Hinterindischer Bernstein. 638. G. Kamtschatka. 641. 664. 682. 699. A. Brückner (Jena). Hydrographie des Oxus- Beckens. 657. W. Komischke (Berlin). Siam . 751. H. Greffrath (Dessau). Zur Statistik der Kaukasusländer. 767. W. Henckel (München) . II. Indochinesische Nachrichten über das Vorhandensein eines sicherlich aus uralter Zeit noch herrührenden Schriftsystemes. 124. Georg Buschan (Stettin). Die Entstehung der Welt und das Wesen des Menschen nach chinesischer Anschauung . 151. Franz Kühnert (Wien) . Volksstudien von der Küste Malabar. 241. 261. 274. 294. W. Schmolck (Lahr ). Ursprung der Bevölkerung von Kambodscha. 270. Georg Buschan (Stettin). Ethnographisches aus Mittelasien. 285. W. Henckel (München) . Goldgeräte auf den Philippinen . 383. G. Graburne von den Liukiu- Inseln. 383. G. Regenzauber in Japan. 638. G. Die Bungianen. 723. F. Blumentritt (Leitmeritz) . Die Sekte der Duchoboren in Transkaukasien . 737. C. Hahn (Tiflis) . Anschauungen der Tscherkessen und Abchasen an der PontusKüste. 826. N. v. Seidlitz (Tiflis). J. Afrika ¹ ). I. Die geologischen Verhältnisse bei Witwatersrand und die Zukunft der Goldfelder . 95. Brix Förster (München) . Afrikanische Nachrichten . (Oktober - Dezember.) 105. 116. Brix Förster ( München). Aus Britisch- Ostafrika. III. H. Greffrath (Dessau). Die Inseln St. Paul und Amsterdam. 142. G. Die Nekropole von Memphis. 154. 164. Paul Pasig (Leipzig). Sansibar. 190. H. Greffrath (Dessau). Die Kerguelen französisch. 254. H. Greffrath (Dessau) . Die engl. Kronkolonie Sierra Leone. 286. H. Greffrath (Dessau). Afrikanische Nachrichten. (Januar― März .) 291. 312. 328. Brix Förster (München) . Gegenwart und Zukunft der Negerrepublik Liberia. 348. 355. E. Horn (Steglitz bei Berlin). Die geschichtliche Entwickelung Ugandas von 1875-1892 . 360. 378. Brix Förster (München) . Reise nach und in dem Kongo Staate. 363. 396. 412. Fr. Martin (München). 1) Zu Afrika werden hier auch die im Indischen Ocean zerstreuten Eilande gezählt.

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Inhalts-Verzeichnis . Klein -Windhoek. 383. G. Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch - Südwestafrika. 481. 501. 520. 530. 548. 567. A. v. Elterlein (München). Afrikanische Nachrichten. (April - Juni .) 561. 579. 595. 611 . Brix Förster (München) . Südwestafrikanische Inseln. 574. H. Greffrath (Dessau). Swazi-Land. 797. H. Greffrath (Dessau). II. Ethnologische Bemerkungen zu Morgens Kamerun -Werk. 47. Friedrich Müller (Wien) . Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika. 73. 88. 107. 119. 138. 155. L. Hösel (Leipzig) . Das persönliche Pronomen der Bantu-Sprachen. 638. G. Die Matabele und ihr König. 717. H. Greffrath (Dessau). K. Australien und Polynesien. I. Weiteres von ten Kates Reisen. 269. H. Zondervan (Bergen- op -Zoom). Die Key-Inseln. 339. H. Zondervan (Bergen-op - Zoom). Kaninchen in Australien . 574. H. Greffrath (Dessau). Das britische Neu- Guinea. 593. H. Greffrath (Dessau). Die südlichen Salomons-Inseln . 655. H. Greffrath (Dessau). Die australische Kolonie Queensland. 765. H. Greffrath (Dessau). II. Australischer Aberglaube. 174. H. Greffrath (Dessau). Von den Eingeborenen der Neuen Hebriden. 287. H. Greffrath (Dessau). Gilbert-Archipel . 319. H. Greffrath (Dessau). Ueber Mythologie und Kultus von Hawaii. 401. 424. 435. 454. 476. 492. 507. 525. 536. Th. Achelis (Bremen).

L. Nordamerika. I. Ergebnisse des neuen Census in der Union . 29. E. Francke (München). Der elfte Census in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. 113. E. Francke (München). Das heutige Texas. 539. 555. 572. Otto Lerch (Austin , Texas) . Vom oberen Jakima - Fluss . 779. 795. C. A. Purpus (Delta Colorado). Aus einem Briefe von Friedrich Ratzel . 784. II. Isländische Einwanderung in Manitoba . 796. H. Greffrath (Dessau). M. Mittel- ¹ ) und Südamerika. I. Das britische Guiana. 137. H. Greffrath (Dessau). Die deutschtirolisch-rheinische Kolonie Pozuzo in Peru. 310. A. Klassert (Schwaigern) . Neuere Nachrichten über die Kolonie Pozuzo in Peru. 528. A. Klassert (Schwaigern) . Die englische Kronkolonie der Turks- und Caicos- Inseln. 542. H. Greffrath (Dessau). Weiteres über ten Kates Reisen. 589. H. Zondervan (Bergen- op-Zoom). Lumholtz' Reisen in Nordmexiko . 590. M. Klittke (Frankfurt a. d. O.). Albinismus in Chile. 702. G. II. Mexikanische Indianerstämme. 607. M. Klittke (Frankfurt a. d . O.) . N. Polarländer. I. Antarktische Expedition. 637. H. Greffrath (Dessau). Von der Nansenschen Expedition . 637 . G. Nachhall der ersten Nansen - Expedition . Berichte der Eskimos Arkaluk und Wêleme in Goothaab. 662. 679. Signe Rink (Christiania). II. Aus dem Leben der Europäer in Grönland. 747. 758. 777. Signe Rink (Christiania).

Bücherbesprechungen. Jensen , C., Die nordfriesischen Inseln Sylt, Föhr, die Halligen vormals und jetzt. 15. Eugen Träger Langhans , P., Deutscher Kolonialatlas , I , 16. (Berlin). †. Herrich , A. , Karte von Afrika. 16. H. Lange 1) Zu Mittel- Amerika wird hier auch Mexiko gezahlt.

Amrum und (Nürnberg) . H. Lange (Berlin). † .

V

Casati , G., Unioro. 16. Brix Förster ( München). Regel , F. , Thüringen , I. Teil. 30. O. Ankel (Frankfurt a. M. ) . Whymper, E. , - Steger, F., Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860-1869 . 31. O. Ankel (Frankf, a . M. ) . Karte und Längenschnitt von dem binnenländischen Rhein- WeserElbe- Kanal . 31. O. Ankel (Frankfurt a. M.). Kirchhoff, A. , Archiv der Landes- und Volkskunde der Provinz Sachsen nebst angrenzenden Landesteilen . 32. O. Ankel (Frankfurt a. M. ). Balbi , A. , . Heiderich , F. , Allgemeine Erdbeschreibung , Lieferung 1-14. 32. O. Ankel (Frankfurt a. M. ) . Woenig , F. , - Klamroth , A. , Eine Pusztenfahrt. 32. O. Ankel (Frankfurt a . M.). Det norske geografiske selskabs Arbog, III. 47. Rob. Sieger (Wien). Jäger , H., Kamerun und Sudân, I. Teil. 48. Brix Förster (München). Rambaldi , Graf K. von , Wanderungen im Gebiete der Isarthalbahn. 62. W. Goetz (München). Novibazar u, Kossovo ; das alte Rascien. 63. W. Goetz (München). Morgen , C. , Durch Kamerun von Nord nach Süd. 64. W. Goetz (München). Bohatta , H. , Praktische Grammatik der javanischen Sprache. 79. A. A. Fokker (Leiden). Schilling , O., Das Reich Monomotapa. 80. Brix Förster (München). Weisbach, A. , Die Deutschen Niederösterreichs , eine anthropologische Skizze . 95. G. Buschan (Stettin). Höfler , M. , Wald- und Baumkult in Beziehung zur Volksmedizin Oberbayerns. 96. Hugo Arnold ( München). Newcomb , S. , Engelmann , R. , Vogel , H. C. , Populäre Astronomie. 100. Erich Goebeler (Potsdam). Sievers , W., Asien ; eine allgemeine Landeskunde. 125. Georg Wegener (Berlin) . Lepsius , R. , Geologie von Deutschland und den angrenzenden Gebieten, 1. Teil. 127. A. Rothpletz (München). Tippenhauer , L. G., Die Insel Haiti . 127. G. Haas , H. , Katechismus der Geologie. 128. G. Schurtz , H. , Katechismus der Völkerkunde. 128. G. Bulletin of the Philosophical Society of Washington, XI. 143. G. Schumann , E. , Geschichte der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig 1743-1892 . 144. G. Treutlein , P. , Vorträge gehalten im Naturwissenschaftlichen Vereine zu Karlsruhe. 144. G. Köppen , W., Die Schreibung geographischer Namen. 159 . Rob. Sieger (Wien) . Fees , Th. , Schulwandkarte von Afrika. 160. Brix Förster (München). Hamburgische Festschrift zur Erinnerung an die Entdeckung Amerikas. 174. G. Schilling , C. , Arthur Breusing ; ein Lebensbild. 175. G. Bender , H. , Rom und römisches Leben im Altertum. 175. G. Pick, A. J., Die elementaren Grundlagen der astronomischen Geographie. 175. G. Fraas , E., Scenerie der Alpen . 176. G. Klein , H. J. , Führer am Sternenhimmel. 190. Erich Goebeler (Potsdam). Geistbeck, A. , Geographische Landschafts- und Städtebilder. 191. Oskar Steinel ( Schweinfurt) . Böninger , E. , Eine Reise um die Erde . 191. Oskar Steinel (Schweinfurt) . Schachinger , C. M. , Reise durch Italien nach Aegypten und Palästina. 191. Oskar Steinel (Schweinfurt) . Valentin , Westpreussen seit den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts . 192. Fr. Guntram Schultheiss (München). Diercks , G. , Marokko und die deutschen Interessen . 192. Ph. Paulitschke (Wien) . Frobenius , H. , Die Heiden-Neger des ägyptischen Sudân . 208. Ph . Paulitschke (Wien) . Neumann , R. , Nordafrika (mit Ausschluss des Nilgebietes) nach Herodot. 208. Ph. Paulitschke (Wien) . Bellio , V. , Cristoforo Colombo come uomo del rinascimento . 223. E. Gelcich (Lussin piccolo). Uzielli , G. , L'Affrica nel passato e nell' avvenire. 224. E. Gelcich (Lussin piccolo). Langhans , P. , Deutscher Kolonialatlas, II . 224. H. Lange (Berlin). † . Neumann , L., Die Volksdichte im Grossherzogtum Baden. 237. Eugen Träger (Nürnberg) . Gloy , A. , Beiträge zur Siedelungskunde Nordalbingiens. 237. Eugen Träger (Nürnberg). Suess , E., Die Zukunft des Silbers . 238. Erich Goebeler (Potsdam). Király , J. v. , Geschichte des Donau- , Mauth- und Urfahr-Rechtes der k . Freistadt Pressburg. 238. Christian Gruber ( München) . Kettler , J.I., Afrikanische Nachrichten . 238. W.Goetz (München) .

VI

Inhalts -Verzeichnis.

Gäbler , E., Schulwandkarte von Afrika . 239. W. Goetz (München) . Partsch , J., Schutzgebiete des Deutschen Reiches. 239. W. Goetz (München) . Schmidt , A., Theoretische Verwertung der Königsberger Bodentemperatur- Beobachtungen. 254. G. Leyst , E., Untersuchungen über die Bodentemperatur in Königsberg i. Pr. 254. G. Berichte der Kommission für Erforschung des östlichen Mittelmeeres, 1. Reihe . 255. G. Darwin , Ch. , Carus , J. V. , Reise eines Naturforschers um die Welt. 255. G. Artaria- Zipser , Universal-Administrativkarte d. OesterreichischUngarischen Armee. 256. G. Artaria , Eisenbahn- und Post- Kommunikationskarte von Oesterreich- Ungarn . 256. G. Peucker , K. , - Cizalek , Th . , - Rothaug , J. G. , - Zehden , K., Atlas für kommerzielle Lehranstalten. 256. G. Höck , F. , Die Nadelwaldflora Norddeutschlands. 256. H. Dingler (Aschaffenburg) . Compte rendu du Vme Congrès International des Sciences Géographiques à Berne . 271. O. Ankel (Frankfurt a. M. ) . Harrisse , H. , Christophe Colomb devant l'histoire . 271. O. Ankel (Frankfurt a. M.) . Loevinson , E. , Cristoforo Colombo nella letteratura tedesca. 271. O. Ankel (Frankfurt a . M. ) . Balbi , A. , - Heiderich , F. , Allgemeine Erdbeschreibung, Lieferung 15--24. 272. O. Ankel (Frankfurt a. M. ). Barkhausen , A. , Einige Betrachtungen über Magnetismus und Elektrizität, ihre Wirkungen und Wechselwirkungen. 272. O. Ankel (Frankfurt a . M.) . Meinecke , Deutscher Kolonial- Kalender für 1893. 272. W. Goetz (München) . Schück, A. , Magnetische Beobachtungen auf der Nordsee . 287 . Ludwig Weber (München). Tischner , A. , Le mouvement universel. 288. G. Falb , R. , Kalender der kritischen Tage 1893. 288. O. Ankel (Frankfurt a. M.) . Jung , J. , Zur Geschichte der Pässe Siebenbürgens. 288. W. Ruge (Leipzig). Seler , C. , Die Frau im alten und im heutigen Mexiko. 288 . G. Buschan (Stettin) . Luksch , J. , - Wolf, J. , Physikalische Untersuchungen im östlichen Mittelmeere. 303. Th. Fischer (Marburg i. H.). Bielenstein , Die Grenzen des lettischen Volksstammes und der lettischen Sprache in der Gegenwart und im 13. Jahrhundert . 304. J. Bauduin de Courtenay (Dorpat). Bielenstein , Atlas der ethnologischen Geographie des heutigen und des prähistorischen Lettenlandes. 304. J. Bauduin de Courtenay (Dorpat) . Raccolta di Documenti e Studi pubblicati dalla R. Commissione Colombiana, Parte IV, Vol. II (Bertelli, Bellio) . 319. E. Gelcich (Lussin piccolo). Haas , H. J. , Aus der Sturm- und Drangperiode der Erde , 1. Teil. 336. G. Minich , A. , Eine Orientreise. 336. G. Perthes , J. , van Kampen , A. , Atlas Antiquus. 336. G. Wolfrum , W. , Briefe und Tagebuchblätter aus Ostafrika. 351 . Brix Förster (München). Braun , E. , Die Humussäure in ihrer Beziehung zur Entstehung der festen fossilen Brennstoffe und zur Waldvegetation. 367. K. Ochsenius (Marburg i. H.). Bent , Th . , The Ruined Cities of Maschonaland. 384. Brix Förster (München). Blink , H. , Nederland en zijne bewoners. 398. H. Zondervan (Bergen-op-Zoom) . Graf, J. H. , Die Karte von Gyger und Haller aus dem Jahre 1620. 399. G. Lochmann , J. J. , Grat , J. H. , Karten kleinerer Gebiete der Schweiz. 399. G. Regelmann , C., Abriss einer Geschichte der württembergischen Topographie und nähere Angaben über die Schickhartsche Landesaufnahme Württembergs. 399. G. Fritsche , H. , Ueber die Bestimmungen der geographischen Länge und Breite und der drei Elemente des Erdmagnetismus durch Beobachtungen zu Lande. 400. G. Tischner , A., Les Astronomes. 400. G. Klein , H. J., Jahrbuch der Astronomie und Geophysik, 4. Jahrgang. 400. G. Goetz , W., Novibasar, Amselfeld , Schardagh . 400. G. Hartleben , A. , Statistische Tabelle über alle Staaten der Erde , 1. Jahrgang . 400. G. Brandstetter , R. , Malayo-Polynesische Forschungen , I. 400. G. Stradner , J., Rund um die Adria , 416. E. Gelcich (Lussin piccolo). Fennia, VI und VII. 432. Rob. Sieger (Wien). Penka , K. , Die Heimat der Germanen. 448. G. Buschan (Stettin).

Much, M. , Die Kupferzeit in Europa und ihr Verhältnis zur Kultur der Indogermanen . 448. G. Buschan (Stettin) . Brinton , G., The Etrusco-Libyan Elements in the Song of the Arval Brethren. 448. G. Buschan (Stettin). E. D'Albertis , Le costruzioni navali e l'Arte della navigazione al tempo di Cristoforo Colombo. 463. E. Gelcich (Lussin piccolo). Hoernes , R. , Erdbebenkunde. 479. Erich Goebeler (Potsdam) . Ule , W. , Die Mannsfelder Seen und die Vorgänge an denselben im Jahre 1892. 479. Erich Goebeler (Potsdam) . Theobald , G. , Tarnuzzer , Chr. , Naturbilder aus den Rätischen Alpen. 480. Erich Goebeler (Potsdam) . Krauss , F. S. , Böhmische Korallen aus der Götterwelt. 480. Ludw. Fränkel (Stuttgart-München). Bergemann , P. , Verbreitung der Anthropophagie über die Erde. 495. H. Henkenius (Heidelberg). Wlislocki , H. von , Aus dem Volksleben der Magyaren . 512 . H. Schurtz (Bremen). Riggs , S. R. , Dorsey , J. O. , A Dakota-English Dictionary. 512. Friedrich Müller (Wien). Martin , R. , Zur physischen Anthropologie der Feuerländer . 528 . G. Buschan (Stettin). Pilling , J. C. , Bibliography of the Athapascan Languages. 528 . Friedrich Müller (Wien). Rossner , A. , Der Name des Klosters Pforta. 558. Fr. Regel (Jena). Lerp , K., Die alten Völker, Gaue und Ansiedelungen im heutigen Lande Gotha. 559. Fr. Regel (Jena). Bülow , H. von , Momentaufnahmen aus Galizien. 559. C. Mehlis (Neustadt a . d . H.) . Ringler , A. , Distanzkarte der Schweiz in Marschstunden . 559. C. Mehlis (Neustadt a. d . H.) . Leonhard , R., Der Stromlauf der mittleren Oder. 559. C. Mehlis (Neustadt a. d. H ) . Uchtomsky , Fürst E. , Brunnhofer , H. , Orientreise Sr. Kaiserl. Hoheit des Grossfürsten -Thronfolgers Nikolaus Alexandrowitsch von Russland, I. 559. OskarSteinel (Schweinfurt). Schuster , G., Die Entdeckung Amerikas und ihre Folgen. 560. Oskar Steinel (Schweinfurt) . Lehzen , Ph. , Aus allen Weltteilen. 560. Oskar Steinel (Schweinfurt) . Sievers , W. , Deckert , E. , · Kükenthal , W. , Amerika , eine allgemeine Landeskunde , Lieferung 1. 560. Erich Goebeler (Potsdam) . Lambert , T. H. (de St. Bris) , America , a Name of Native Origin. 575. Luigi Hugues (Casale in Piemont). Jannet , C. , Kämpfe , W. , Die Vereinigten Staaten Nordamerikas in der Gegenwart. 590. G. Bädeker , K. , Nordamerika , Die Vereinigten Staaten nebst einem Ausfluge nach Mexiko . 591. G. Böckh , R. , Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin. 591 . H. Lange (Berlin) . †. Jäger , G., Aus Natur- und Menschenleben , Lieferung 1. 592. Erich Goebeler (Potsdam) . Möller , A. , Die Pilzgärten einiger südamerikanischer Ameisen . 592. Erich Goebeler ( Potsdam) . Seebach , K. von , Ueber Vulkane Centralamerikas. 592. Erich Goebeler (Potsdam). Hansgirg , A. , Prodromus der Algenflora von Böhmen . 592. Erich Goebeler (Potsdam) . Hellmann , G., Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus, Nr . 1 und Nr. 2. 607. G. Bemmelen, W. van, De Isogonen in de XVIde en XVIIde Eeuw. 608. G. Kirch, G. und M. , Hellmann , G. , Das älteste Wetterbuch 1700-1701 . 608, G. Erster Jahresbericht des Sonnblickvereins für das Jahr 1892. 608. G. Erk , F. , Der Einfluss der Alpen auf die klimatischen Verhält nisse der bayerischen Hochebene . 608. G. Bergholz , P. , Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1892 , Station I. Ordnung in Bremen . 608. G. Kerschensteiner , G. , Die Resultate der zweiten Gepatschfernervermessung. 608. G. Du Bois - Reymond , E. , Maupertuis. 621. G. Müller , J. , Ueber die Originalität der Naturales Questiones Senecas. 621. G. Rudolff, G. , Hochheim , A. , Die Astronomie des Mahmud ibn Muhammed ibn ' Omar al- Gagmînî. 622. G. Köberlin , A. , Zur historischen Gestaltung des Landschaftsbildes um Bamberg. 622. G. Oberhummer , E., Bericht über Geographie von Griechenland . 622. G. Lochmann , J. J. , Graf, J. H. , Bibliographie der schweizerischen Landeskunde, Fascikel II , c. 622. G. Beck , Th. , Panorama des Bodensees. 622. G. Floyer , E. A. , Étude sur le Nord - Etbai entre le Nil et la mer rouge. 622. Th. Paulitschke (Wien) .

Inhalts-Verzeichnis. Powell , J. W. , Seventh Annual Report of the Bureau of Ethnology to te Secretary of the Smithsonian Institution 1885 bis 1886. 623. Friedrich Müller (Wien). Funk , B. Kurze Anleitung zum Verständnis der samoanischen Sprache. 624. Friedrich Müller (Wien) . Hammer , E. Zeitbestimmung (Uhr Kontrolle) ohne Instrumente durch Benützung der Ergebnisse einer Landesvermessung. 639. G. Neumann , B. , Studien über den . Bau der Strombetten und das Baersche Gesetz. 640. G. Fennia , VIII. 640. Rob. Sieger (Wien) . Förster , C. Zur Geographie der politischen Grenze. 655. G. XI. Jahresbericht des Export-Musterlagers Stuttgart. 655. G. Fricker , K. Die Entstehung und Verbreitung des antarktischen Treibeises . 655. Erich Goebeler (Potsdam). Oppel , A. , Erdkarte , darstellend die Entwickelung der Erdkenntnis vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 656. Christian Gruber (München). Krümmel , Otto , Reisebeschreibung der Plankton-Expedition . 670. Kurt Lampert (Stuttgart). 687. Nippold, Ottfried , Wanderungen durch Japan. A. Kirchhoff (Halle a. d . S.) . Arnous , H. G , Korea. 688. A. Kirchhoff ( Halle a. d . S.) . Bastian , Adolf, Die Verbleibsorte der abgeschiedenen Seele. 688. Ludw. Fränkel (Stuttgart-München) . Bastian , Adolf, Der Buddhismus als religionsphilosophisches System. 688. Ludw. Fränkel (Stuttgart-München). Karsten , G. , Dr. Heinrich Adolf Meyer. 703. G. Höfler , M. , Der Föhn vom ärztlichen Standpunkte . 703. G. van den Stok , J. P. , Observations made at the Magnetical and Meteorological Observatory at Batavia. 703. G. Felix , J., Lenk , H. , Beiträge zur Geologie und Paläontologie der Republik Mexiko, II , 1. 703. G. Ratzel , Friedrich , Politische und Wirthschaftsgeographie der Vereinigten Staaten von Amerika. 718. G. XII. Jahresbericht des Vereines für Erdkunde zu Dresden. 718. G. Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark , Jahrgang 1892. 718. G. XX . Bericht des Museums für Völkerkunde in Leipzig. 719. G. Verlagsbericht von Ludwig Ravensteins Geographischer Anstalt in Frankfurt a. M. 719. G. Catalogo generale delle Edizione Hoepli dal 1872 al 1893. 719. G. Romanes , G. John , Die geistige Entwickelung beim Menschen. Ursprung der menschlichen Befähigung. 719. G. Buschan (Stettin). Hermann , Anton , Ethnologische Mitteilungen aus Ungarn . 719. G. Buschan (Stettin). Ive , A. Die istrianischen Mundarten. 720. E. Gelcich (Lussin piccolo). Maionica , H., Fundkarte von Aquileja. 720. E. Gelcich (Lussin piccolo). Costantini , G. , Per qual valico alpino scese Annibale in Italia? 720. E. Gelcich (Lussin piccolo). Kotô , B. , On the Cause of the Great Earthquake in Central Japan. 735. R. Hoernes (Graz). Meyer , Gustav , Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde. 736. Ludw. Fränkel (Stuttgart-München). Sociedade de Geografia in Lisboa, Catalogo. 719. G. Auerbach, B. , Le Plateau Lorrain . 751. A. Kirchhoff(Halle a. |S.). Paulitschke , Ph., Ethnographie Nordost - Afrikas. 751 . A. Kirchhoff (Halle a. d . S.) . Warsberg , Al. Freiherr v. , Frischauf, J. , Eine Wallfahrt nach Dodona. 752. A. Kirchhoff (Halle a . d . S.) . van Bebber , W. J. , Katechismus der Meteorologie. 752. Erich Goebeler (Potsdam) . Wilk , Grundbegriffe der Meteorologie. 752. Erich Goebeler (Potsdam) . Howorth , Henry H. , Ehemann , E. A. , Das Mammut und die Flut. 752. Erich Goebeler ( Potsdam). Meisel , F., Die Gradnetze der Landkarten . 765. E. Hammer (Stuttgart). Gelcich , E. , Sauter , F. , Kartenkunde. 766. E. Hammer (Stuttgart). Simony , Friedrich , Das Dachsteingebiet. 766. G. Die hygienischen Verhältnisse der grösseren Garnisonsorte der Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie, XI, Salzburg . 766. G. Duro , D. C. J. , La marina del siglo XV. en la exposicion histórica. 766. E. Gelcich (Lussin piccolo) . Viterbo , E. , Grammatica e dizionario della lingua Oromonica (Galla). 766. Friedrich Müller (Wien) . Diercks , Gustav , Ein Jahrhundert nordamerikanischer Kultur. 767. W. Goetz (München) . De Salma , L. , Obock. 767. W. Goetz (München) . Prinz , W. , Les variations de la température de l'intérieur d'un arbre observées pendant une période de dix-neuf mois ( 1890 bis 1892). 781. E. Ihne (Friedberg i . H.).

VII

de Clercq , F. S. A. , Schmeltz , J. D. E. , Ethnographische Beschrijving van de West- en Noordkust van Nederlandsch-Nieuw- Guinea. 782. Fr. Ratzel ( Leipzig). de Clercq , F. S. A. , De West- en Noordkust van Nederlandsch- Nieuw- Guinea. 782. Fr. Ratzel (Leipzig). Bartels , Max , Die Medizin der Naturvölker. 782. G. Buschan (Stettin). Koken , Ernst , Die Vorwelt und ihre Entwickelungsgeschichte. 783. Erich Goebeler (Potsdam). Walther , Johannes , Bionomie des Meeres. Erster Teil . 783. Erich Goebeler (Potsdam). Walther , Johannes , Allgemeine Meereskunde. 783. Erich Goebeler (Potsdam) . Naumann, Edm ., Vom Goldenen Horn zu den Quellen des Euphrat. 783. H. Zimmerer (München ). Schanz , Moritz , Das heutige Brasilien. 784. W. Goetz (München). Credner , Rudolf , Rügen ; eine Inselstudie. 797. A. Phi lippson (Bonn). Leppla , A. , Ueber den Bau der pfälzischen Nordvogesen und des triadischen Westrichs . 798. C. Mehlis (Neustadt a. d . H.) . Det Norske Geografiske Selskab Arbog , IV. 798. Rob. Sieger (Wien ) . Swift Balch , Edwin , Mountain Exploration . 798. O. Ankel (Frankfurt a. M. ) . Niermeyer, J. F. , Zur Geschichte der Kartographie Hollands in den drei vorigen Jahrhunderten . 799. O. Ankel (Frankf, a. M. ). Uchtomsky - Brunnhofer , Orientreise des GrossfürstenThronfolgers von Russland , Lieferung 7-21 . 799. Oskar Steinel (Schweinfurt ). Mondschein, Johannes, Ulrich Schmiedels Reise nach Südamerika in den Jahren 1534-1554 . 800. H. Zimmerer (München) . Schmeltz , J. D. E., Internationales Archiv für Ethnographie. 800. H. Schurtz (Bremen). Festschrift, Ferdinand Freiherrn v. Richthofen zum 60. Geburtstage am 5. Mai 1893 dargebracht von seinen Schülern . 811. G. Brockhaus' Konversationslexikon , 14. Aufl . , 5. - 7 . Bd . 813. G. Mayer , Ernst , - Luksch , Joseph , Weltkarte zum Studium der Entdeckungen mit dem kolonialen Besitze der Gegenwart . 814. G. Hölzels Geographische Charakterbilder für Schule und Haus , 2. Supplement . 814. G. Achelis , Th . Die Entwickelung der Ehe . 814. H. Schurtz (Bremen). Post , A. H. , Grundriss der ethnologischen Jurisprudenz. 1. Baud . 814. Th. Achelis (Bremen). Chrysochoos , M. , Der Prasias- See . 815. S. Miliarakis (Athen). Dent , C. T. , - Arnold , C. , Hess , H. , · v. Smoluchowski, Th. , Schultze Walther , Hochtouren . 816. Emil Pott (München). Kettlers Kleine Schulwandkarte von Afrika. 826. G. Lingg , Ferdinand , Konstruktion des Meridianquadranten auf dessen Sehne . 826. G. Engleder , Franz , Bilder für den geographischen Anschauungsunterricht. 827. G. Gruber , Christian , Schilderungen zur Heimatkunde Bayerns. 827. G. Gruber , Christian , Die geographische Erforschung Altbayerns in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 827. G. VI. Jahresbericht der Physikalischen Gesellschaft in Zürich , 1892. 828. G. Cvijić , Jovan , Das Karstphänomen. 828. G. Davis , William Morris , Geographical Illustrations. 828. G. Schichtel , Karl , Der Amazonen-Strom. 829. G. Bergolien , Knud , Mohn , H. , Kart over Dr. Fridtjof Nansens Polarexpedition 1893-189 829. G. van der Chijs , J. A. , Dagh-Register gehouden int Casteel Batavia vant passerende daer ter plaetse als over geheel Nederlandts-India Anno 1663. 829. G. vander Chijs , J. A. , Nederlandsch-Indisch Plakaatboek, 1602-1811 . 829. G. Klapálek , Fr. , Kafka , Joseph , Untersuchungen über die Fauna der Gewässer Böhmens. 829. G. Bulletin de la Société Neuchâteloise de Géographie. 829. G. XI. Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft von Bern, 1891-1892 . 830. G. Wäber , A. , Die Bergnamen des Berner Oberlandes vor dem 19. Jahrhundert. 830. G. Grissinger , K. , Artarias Orts-Lexikon der Oesterreichischungarischen Monarchie. 830. G. Oppel , Alwin , Ludwig , Arnold , F. Hirts Bilderschatz zur Länder- und Völkerkunde . 830. G. Ziemssen , Otto , Makrokosmus. 830. G. Bürchner , Ludwig , Das ionische Samos, I, 1. 830. E. Oberhummer (München).

VIII

Inhalts -Verzeichnis.

Egli , J. J. , Nomina geographica. 830. A. Kirchhoff (Halle a . d . S.) . Finsch , O. , Ethnologische Erfahrungen und Belegstücke aus der Südsee. 830. A. Kirchhoff ( Halle a . d. S.) . Hassan , Vita , - Baruck , Elie M. , Moritz , B. , Die Wahrheit über Emin Pascha , die ägyptische Aequatorialprovinz und den Sudân. 831. W. Goetz (München).

Abels , L. , Jacob , Georg , Studien in arabischen Dichtern. 831. Friedrich Müller (Wien). Müller , W. Max , - Ebers , Georg , Asien und Europa nach altägyptischen Denkmälern. 831. Fritz Hommel ( München ) . Brunnhofer , Hermann , Vom Aral bis zur Gangâ. 832. F. H. Blersch , Jos. , Kardinal Lavigerie. 832. F.

Verzeichnis der Mitarbeiter (und Mitarbeiterinnen). Achelis, Th . , Dr. phil. , Gymnasialoberlehrer, | Greffrath, H. , Schriftsteller , Dessau . Bremen . Gross , Friedrich Wilhelm , Schriftsteller, . Ankel, Otto, Dr. phil. , Frankfurt a. M. Dresden. Arnold, Hugo, k. Hauptmann a . D. , München. Gruber , Christian , Dr. phil. , Hauptlehrer Bancalari , Gustav , k. k . Oberst a. D., an der Städt. Handelsschule , München. Linz a. d. D. Haas , H. J., Dr. phil. , Professor der Geologie an der Universität, Kiel. Baudouin de Courtenay , J. , Professor der slavischen Sprachen an der Universität, Habenicht, H., Kartograph, Gotha. Krakau (früher in Dorpat). Hahn , C. , Professor und kais. russ . Staatsrat, Tiflis. Bebber, W. J. van, Dr. phil . , Professor und Abteilungsvorstand der Deutschen See- Hammer , E. , Professor der Geodäsie an der Technischen Hochschule , Stuttgart . warte, Hamburg. Henckel, W. , Privatier, München . Bergemann, P. , Dr. phil. , Jena. Blümcke, Ad., Dr. phil. , k. Reallehrer, Nürn- Henkenius, H., Dr. med . , Oberstabsarzt a. D. , berg. Heidelberg. Blumentritt , Ferd . , Professor , Leitmeritz Hoernes, R. , Dr. phil., Professor der Geologie an der Universität, Graz. (Böhmen) . Bönisch, k. Baurat, Berlin . Hoesel, L., Dr. phil., Leipzig. Bötticher, Ernst, k. Hauptmann a. D. , Pots- Hommel , Fr., Dr. phil. , Professor der oriendam . talischen Sprachen an der Universität, München. Brückner , A. , Dr. phil. , Professor , Jena. Bürchner, L., Dr. phil. , k . Gymnasiallehrer, Horn , E. , Oberlehrer a. D. , Steglitz bei Berlin. Amberg. Czuber, Emanuel, Dr phil. , Professor der Hugues, Luigi , Professor, Casale ( Piemont) . Mathematik an der Technischen Hoch- Jäger, J. , k. bayer. Generaldirektionsrat a. D. , München. schule , Wien. Dingler, H. , Dr. med. , Professor der Botanik Ihering, H. von, Dr. phil., Rio grande do an derk. Centralforstlehranstalt, AschaffenSul ( Brasilien). burg. Ihne , E. , Dr. phil. , Reallehrer , Friedberg i. H. Dinklage, Kapitän, Abteilungsvorstand der Deutschen Seewarte, Hamburg . Kaindl , Raimund Friedrich , Professor, Czernowitz . Egli , J. J. , Dr. phil. , Professor an der Kantonschule, Zürich. Kellner, W. , Postsekretär, Gera. Emmel, Elise , Dresden . Kirchhoff, A., Dr. phil., Professor der GeoErk , F. , Dr. phil . , Direktor der bayer. graphie an der Universität, Halle a . d. S. Meteorol. Centralstation und Privatdocent Klassert , A. , Professor , Schwaigern (Württemberg). der Meteorologie an der Universität, München. Klengel, Friedrich , Dr. phil ., Leipzig. Fischer, Th ., Dr. phil., Professor der Geo Klittke , M. , Mittelschullehrer , Frankfurt a. d. O. graphie an der Universität, Marburg i . H. Förster , Brix , k. Oberstlieutenant a . D. , | Kohler, J., Dr. jur. , Professor der RechtsMünchen. wissenschaft an der Universität , Berlin. Fokker , A. A. , Niederl . Kolonialbeamter, Komischke, W., Dr. phil. , Danzig . Leiden. Kořenský, Joseph, Schuldirektor, Smichow bei Prag. Forster, Adolf E. , Assistent der geographischen Lehrkanzel an der Universität , Wien. Krebs, Wilhelm, Berlin. Fränkel , Ludw. , Dr. phil. , Privatdocent der Krenke , Gustav, Pinneberg (Holstein) . Litteraturgeschichte an der Technischen Kühnert, Franz, Dr. phil . , Privatdocent der Hochschule, Stuttgart. ostasiatischen Sprachen an der Universität, Wien. Francke, E. , Dr. oec. pol . , Hamburg (früher in München). Lampert, Kurt, Dr. phil . , Professor , Stuttgart. Freudenberg, V., Schriftsteller, Mödling bei Wien. Lang , C. , Dr. phil . , Direktor der bayer . Meteorol. Centralstation und Privatdocent Friedrichs, Karl, Dr. jur., Privatdocent der Rechtswissenschaft an der Universität , der Meteorologie an der Universität und Kiel. Technischen Hochschule, München. † Fugger, Eberhard, Professor , Salzburg. Lange, Henry, Professor, Berlin. † Gelcich , E. , Professor und Direktor der Lerch, Otto, Dr. med. , Austin (Texas). k. k. Marineschule , Lussin piccolo im Martin, Fr. , k. bayer. wirkl. Rat (München) . österreich. Küstenland . Mehlis , C. , Dr. phil. , k. Gymnasiallehrer, Neustadt a. d . H. Gerland , Georg , Dr. phil. , Professor der Geographie an der Universität , Strass Miliarakis, S. , Professor an der Universität, Athen. burg i. E. Gerster, J. S. , Professor, Rorschach . Moser, Karl, Professor , Triest. Müller, Friedrich, Dr. phil. , Professor der Goebeler, Erich, Dr. phil. , Potsdam . Sprachwissenschaft an der Universität , Goetz , W. , Dr. phil. , Professor an den Wien. k. Militärbildungsanstalten und Privatdocent an der Technischen Hochschule, Oberhummer , Eugen , Dr. phil. , Prof. der München. Geographie an der Universität, München . Graf, J. H. , Dr. phil., Professor der Mathe- Ochsenius , Karl , Dr. phil. , Konsul a. D. , Marburg i. H. matik an der Universität, Bern .

Oppel, Alwin, Dr. phil . , Gymnasialoberlehrer, Bremen . Ornstein , Bernhard , Dr. med. , Generalarzt a. D., Athen. Partsch , J. , Dr. phil. , Professor der Geographie an der Universität, Breslau . Pasig, Paul, Leipzig. Paulitschke, Ph. , Dr. phil., kais. Rat, Professor und Privatdocent der Geographie an der Universität, Wien. Penck , Albrecht , Dr. phil. , Professor der Geographie an der Universität , Wien. Pfeiffer, J. , Schriftsteller, Belgrad . Philippson, A. , Dr. phil. , Privatdocent der Geographie an der Universität, Bonn. Pott, Emil , Dr. phil., Professor der Landwirtschaft an der Technischen Hochschule, München . Purpus , C. A. , Delta Colorado (Nordamerika). Ratzel , Friedrich, Dr. phil . , Professor der Geographie an der Universität , Leipzig. Regel , Fr. , Dr. phil . , Professor der Geographie an der Universität, Jena. Reichelt , G. Th. , Missionar , Rheinfelden . Rink, Signe, Christiania. Robinson, J., Wien. Rothpletz , A. , Dr. phil ., Privatdocent der Geologie an der Universität , München. Ruge , W. , Dr. phil. , k . Gymnasiallehrer, Leipzig. Sapper, Karl, Dr. phil. , Coban (Guatemala) . Schmitter, Anton , Schriftsteller, Karlsruhe . Schmolck, W., Missionar, Lahr. Schück, A. , Seeschiffer, Hamburg. Schück, R. , Schriftsteller, London. Schultheiss, Fr. Guntram, Dr. phil. , k . Reallehrer a. D. , München . Schurtz, H., Dr. phil . , Assistent am Museum, Bremen (früher in Leipzig). Seidlitz, N. von, Tiflis. Sieger, Rob. , Dr. phil . , Wien. Simonsfeld , Henry , Dr. phil. , Kustos der k. Hof- und Staatsbibliothek und Privatdocent der Geschichte an der Universität, München. Steinel, Oskar, k. Reallehrer, Schweinfurt . Steinhausen, Georg, Dr. phil . , Universitätsbibliothekar, Jena. Stern, Bernhard, Schriftsteller, Wien. Stratz , H. , Postdirektor , Berlin (früher in Bangkok). Sucro, R. , Deli ( Sumátra). Suess , Eduard , Dr. phil. , Professor der Geologie an der Universität, Wien . Traeger , Eugen , Dr. phil. , Assistent am Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg. Treutlein, P. , Professor, Karlsruhe. Vapotitsch, Franz, Dr. phil . , Graz. Weber, Ludwig, Dr. phil. , kais . Regierungsrat im Reichs-Patentamt , Berlin (früher in München). Wegener , Georg , Dr. phil . , Assistent der Geographischen Gesellschaft, Berlin . Whislocki, Heinrich von, Dr. phil . , Schriftsteller, Budapest. Wolkenhauer , W. , Dr. phil . , Realschuloberlehrer, Bremen. Zimmerer, H. , Dr. phil. , Gymnasiallehrer , München. Zondervan , H., Bergen- op - Zoom. ***

DAS

AUSLAND

Wochenschrift

für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 1 .

Stuttgart, 7. Januar 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. In- und Auslandes und die Postämter. MDCXL Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Zur Erforschung Mittelsumátras . Von Georg Gerland (Strassburg i . Els.) S. 1. — 2. Alfred Philippsons Landeskunde des Peloponnes . Von Th. Fischer (Marburg i . H. ) S. 5. 3. Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse . Von P. Treutlein (Karlsruhe) . S. 8. 4. Die Paläo- Geographie Südamerikas. Von H. von Ihering (Rio grande do Sul) . S. 11. 5. Geographische Mitteilungen. (Trockenheit und Misswachs in China ; Oceanographische Forschungen im östlichen Mittelmeere.) S. 14. 6. Litteratur. (Jensen ; Langhans ; Herrich ; Casati .) S. 15 .

Zur Erforschung Mittelsumátras.

Es ist das grosse Werk der Expedition nach Mittelsumátra, welche von der Aardrijskundig Genootschap,

Von Georg Gerland ( Strassburg i. Els. ) . Sumatra, die zweitgrösste der Sunda-Inseln, ganz in niederländischem Besitz und umgeben von zwei der befahrensten Seestrassen, der Malakka- und der Sundastrasse, ist gleichwohl bis jetzt keineswegs in allen Teilen wirklich genau bekannt ; und die Kenntnis, die wir von der Insel haben, geht in verhältnismässig neue Zeit zurück. Dies hat zum Teil seinen Grund in den politischen , in den Bevölkerungsverhältnissen ; die Hauptursache aber liegt in der geographischen Lage und Beschaffenheit Sumatras. Die Umfahrt nach der Westküste über den weiten Indischen Ocean hin ist unbequem , ungünstig der Bau der Küste , welche keine guten Häfen , keine grösseren Flussmündungen besitzt und hinter der die Insel selbst sofort zu einem hohen Gebirgsrand ansteigt, der sich in der Nordhälfte zu einem breiten

der Geographischen Gesellschaft zu Amsterdam in richtiger Erkenntnis , wie viel die Erdkunde noch über Sumátra zu lernen hat , 1876 ausgerüstet wurde .

Die Reise selbst wurde 1878 und 1879

ausgeführt . Führer waren der Lieutenant zur See J. Schouw Santvoort und A. L. van Hasselt , Mitglieder der Expedition der Ingenieur D. D. Veth, der Zoolog Joh. F. Snelleman und nach Santvoorts plötzlich erfolgtem Tode der Lieutenant zur See Cornelissen . Wie Santvoort wurde auch ein anderes Mitglied der Expedition in der Blüte des Lebens und viel zu früh für die Wissenschaft vom Tode ereilt, Daniel D. Veth , der am 19. Mai 1885 in Südafrika der Dysenterie erlag. Das Reisewerk erschien unter dem Titel : Midden-Sumátra.

Reizen en onderzoekingen der Su-

Plateau entwickelt und weiter nach Süden in breiten Stufen in das Tiefland abfällt. Die Südküste ist ganz von hohen Gebirgserhebungen gebildet . Der

mátra-expeditie , uitgerust door het Aardrijkskundig Genootschap, 1878-1879 ; die einzelnen Bände sind

geführt, so muss unser Dank , unsere Freude desto lebhafter und grösser sein. Im eben abgelaufenen Jahre nun ist ein Werk zum endlichen Abschlusse gelangt, dessen erste Bände schon 1881 und 1882 veröffentlicht wurden ; ein Werk,

phische Beschreibung desselben , nebst Atlas von 16 Karten ; der dritte Teil, von A. L. van Hasselt, ebenfalls in zwei Bände zerfallend, ist der Bevölkerung Mittelsumátras gewidmet und zwar enthält der

von den Mitgliedern der Expedition verfasst ; die Osten zeigt freilich in Mittel- und Südsumátra breite Herausgabe besorgte Prof. J. P. Veth . Die erste Flachländer ; allein diese sind , abgesehen davon , | Abteilung , in zwei Bänden in 4º, nebst vielen schönen dass auch sie keine guten Häfen aufweisen , sehr Holzschnitten und je einem von C. L. van Kesteren schwer zugänglich durch ihre grossen Sumpfniede- gestochenen Kupferstich als Titelblatt, wie jedem Band ein solcher beigegeben ist, erschien 1881 und 1882 ; rungen , durch ihre häufigen Ueberschwemmungen . Forschungsreisen in Sumátra sind also keineswegs sie enthielt die allgemeine Reisebeschreibung sowie leicht. Werden sie dennoch unternommen und mit eine Karte des durchreisten Gebietes von Dan. Veth. Beharrlichkeit , Geschick und gutem Erfolg durch- Letzterer veröffentlichte ebenfalls 1882 die geogra-

welches zum Besten gehört , was je über Sumátra geschrieben ist , welches aber trotzdem in Deutschland durchaus nicht allgemein bekannt zu sein scheint. Ausland 1893 , Nr. 1.

erste Band ( 1880) die » Volksbeschrijving«, während der zweite de » >Talen en Letterkunde«< , Sprachen und Dem ersten Band ist als Litteratur behandelt. zweite

Abteilung

ein

ethnologischer

Atlas I

von

Zur Erforschung Mittelsumátras.

2

128 Tafeln nebst erklärendem Text von 29 Seiten

Teile des Werkes ein sehr wohlberechnetes , eng

beigegeben. Der vierte Teil des Werkes , wieder in zwei

zusammengehöriges Ganze aus , dessen Mittelpunkt die geographische, dessen Grundgedanke die länderkundliche Erforschung des durchreisten Gebietes ist. Dies Gebiet ist nicht gross ; es konnte also nach allen Seiten umfassend geschildert werden . Der

Unterabteilungen auseinandergehend , umfasst die faunistischen und botanischen Resultate der Reise, der leider ein Botaniker von Fach nicht beigegeben werden konnte. So sind die 1884 erschienenen Bijdragen tot de Kennis der Flora van Midden-Sumátra, die zweite Abteilung dieses Teiles bildend und verfasst von van Hasselt und Dr. Boerlage , wenig um-

geographische Teil bildet das Centrum des Werkes , er folgt unmittelbar auf die Reisebeschreibung, und ihn umgeben in gleichsam concentrischen Kreisen zunächst die Völkerkunde , dann die Tier- und

fangreich . Desto reicher aber ist die erste Abteilung ausgestattet , deren erste Hälfte Wirbeltiere,

Pflanzenbeschreibung , welche das Werk abschliessen . Das erforschte Gebiet erstreckt sich vom Quell-

Mollusken, Crustaceen , Neuropteren und Käfer ; deren zweite, 1892 vollendete, die Gradflügler, Schmetterlinge, Dipteren, Hymenopteren und Hemipteren, sowie Spinnen und Würmer umfasst. Beide Hälften sind von Snelleman in Verein mit mehreren an-

system des Indragiri, nördlich vom Gunung Merapi , zunächst durch das Gebirgsland , welches die Ursprünge des Hauptflusses der Insel , des Hari , umfasst, bis zum Gunung Korintji ; dann den Hari entlang bis zu seiner Mündung und den Musi , den

deren Gelehrten bearbeitet und mit sehr vorzüglichen, zum Teil farbigen Bildern versehen , die wir, wie auch die Farbentafeln zur Volksbeschreibung, der rühmlichst bekannten Officin von F. W. M.

zweitgrössten Strom Sumátras aufwärts bis in die Nähe seiner Quellen, hierauf durch die Gebirgsländer Lebang und Redjang : also durch den nördlichen und südlichsten Teil des westsumatranischen Bari-

Trap in Leiden verdanken . In Leiden ist auch das ganze Werk erschienen, und zwar bei J. Brill. Es war früher die Sitte der Reisenden , ihre

sangebirges und durch das Gebiet der beiden ihm entfliessenden Hauptströme der Insel. Oder etwa vom Aequator und 100-101 ° EG. bis etwa zum

Erlebnisse und ihre wissenschaftlichen Forschungsresultate in den verschiedenen Bänden eines Werkes

4.º S , also durch den nördlichen Teil der Südhälfte des mächtigen Eilandes.

zu veröffentlichen , da dann Botanik, Zoologie, Erdkunde, Anthropologie , Ethnographie u . s . w. einan-

Die Aufgaben , welche die Geographische Gesellschaft zu Amsterdam der Expedition gestellt

der ablösten . Man denke an die gewaltigen Werke, | hatte, bestanden : 1. in der Mappierung des durchreisten Gebietes ; 2. in der Untersuchung der Prodie unter Dumont d'Urvilles Namen gehen, oder an die Bände der amerikanischen Exploring Expeduktivität desselben ; 3. in seiner ethnographischdition Oceaniens. Heute ist man von diesem Verlinguistischen und naturhistorischen Erforschung. Wie vorzüglich sich die Expedition dieser Auffahren zurückgekommen, und sehr mit Recht . Ganz abgesehen davon, dass nach den heutigen Anforderungen der Wissenschaft ein Einzelner die Materialien , die er heimbringt , allein gar nicht bearbeiten kann, so waren jene grossen Werke auch zu schwer-

gaben entledigt hat , ist ja seit Jahren bekannt und der letzte jetzt vollendete Band steht an sachlichem Wert und trefflicher Ausstattung den ersten Bän-

fällig, sie umfassten zu viel und oft ganz Heterogenes,

den nicht nach . Und gerade dieser endliche Abschluss des Werkes legt es nahe, die Hauptresultate

so dass die einzelnen Resultate sich gegenseitig in solche Schatten stellten ; und schliesslich waren solche Bändereihen schon deshalb unzugänglich , weil sie

der Forschungsreise kurz aufzuzählen und zu besprechen . Die Botanik ist insofern zu kurz gekommen ,

wegen des allzu hohen Preises und des allzubunten Inhaltes niemand kaufte. Heute verfährt man anders ; die wissenschaftlichen Resultate werden in oft von verschiedenen FachFachzeitschriften

als ja ein Botaniker der Expedition fehlte , als nur in geschäftsfreien Stunden die Mitglieder derselben auch Pflanzen beobachten und sammeln konnten . Unter den mitgebrachten Neuheiten fesselt eine rie-

gelehrten veröffentlicht , und die Reisegeschichte pflegt mehr oder weniger populär gehalten zu werden . Allein bei diesem so reichhaltigen Werke über

sige Rafflesie (Rafflesia Hasselti) die Aufmerksamkeit ganz besonders ; übrigens enthalten auch die kurzen Angaben über den Gipfel des Korintji einiges

Mittelsumátra scheint es fast , als sei der Herausgeber wieder zu jener alten Art der Sammelwerke zurückgekehrt. Dem ist aber nicht so . Die Geo-

pflanzengeographisch nicht Uninteressante, und manches andere findet sich eingestreut in den beiden ersten Bänden des Werkes , der Reisebeschreibung.

graphische

Ueber die faunistischen Arbeiten mögen die Zoo-

Gesellschaft

zu Amsterdam

war es,

welche das ganze Unternehmen ins Leben rief; loogen urteilen ; tiergeographisch wertvoll ist manche nach ihrem Geist und Plan müssen wir das ReiseMitteilung , so z . B. die über eine neue Species werk beurteilen . Allerdings haben wir ReisebeLepus , welche von der Expedition aufgefunden schreibung, Geographie, Völker- und Sprachenkunde, | wurde ( Lepus Netscheri) . Die Käfer sind besonders Zoologie und Botanik in einer Reihe : aber nicht reich vertreten, und in dem eben vollendeten Bande heterogen und teilnahmlos steht eines dem anderen die Schmetterlinge ; jedenfalls erhalten wir sehr umgegenüber , vielmehr machen alle die verschiedenen | fangreiche und wertvolle Beiträge zur Fauna der

Zur Erforschung Mittelsumátras. 3 Insel . Vieles Hierhergehörige finden wir wiederum in der Reisebeschreibung .

aus welchen wir uns die Konfiguration des Thalwegs des Hari ableiten können , sehr genaue Angaben

Der ethnographische und linguistische Teil des Reisewerkes, verfasst von A. L. van Hasselt , ge-

über seine Tiefen , die Breite seines Bettes, die Lage seiner Kiesinseln, die zum Teil verfestet erscheinen

hört zu den vorzüglichsten Arbeiten der Expedition . Zwar tritt das anthropologische Element sehr zurück ; dafür aber erhalten wir über Stämme , die bisher verhältnismässig nur wenig bekannt waren,

u. s . w. Die Tiefen , welche scheinbar ganz unregelmässig aufeinander folgen , braucht man nur senkrecht im Querschnitte des Flussbettes aufzutragen , um die Gesetzmässigkeit ihrer Anordnung.

die eingehendsten ethnologischen Schilderungen, welche ihr ganzes Leben umfassen und durch einen ganzen Band lehrreicher Abbildungen illustriert sind. Wir finden hier ein so reiches Quellenmaterial, dass es bisher von den ethnologischen Fachmännern noch keineswegs erschöpft ist , wohl auch schwerlich je erschöpft werden kann ; vielmehr wird dieser

sofort zu erkennen : sie beruhen ganz auf der Wirkung des fliessenden Wassers , welches über einen beweglichen Grund strömt , also Gerölle führt und Sohle und Ufer fortwährend angreift . So liegen sie an den Beugestellen des Stromes, wo der Thalweg gegen das Ufer gerichtet ist , oder dicht unterhalb

Teil stets ein hervorragend wichtiges Quellenwerk für Malaisien bleiben . Doch ich habe über denselben schon früher wiederholt gesprochen und kann deshalb hier über ihn hingehen ; nur sei noch bemerkt, dass wir nicht wenige der Abbildungen dem Fleiss Daniel Veths verdanken , welcher auch als Photograph der Expedition thätig war. Ein freilich grösseres und bleibenderes Denkmal hat sich D. D. Veth durch den zweiten Teil

derselben; sie liegen ferner hinter den Kiesschwellen in der Mitte Mitte des des Flussbettes Flussbettes .. Ohne Zweifel sind in der die Tiefen nicht stationär, und ebenso ist die Lage des Thalweges und der Geröllmassen stetigem Wechsel unterworfen . Jedes Hochwasser bringt Veränderungen. So würde eine heutige Aufnahme des Hari ein sehr modifiziertes, dennoch aber im wesent-

des Werkes, seine »Aardrijkskundige beschrijving van

lichen gleiches Bild der Elemente des Strombettes geben . Denn die Darstellung der Makking -Vethschen Karten , obwohl nur einen Zeitmoment wiedergebend , ist höchst charakteristisch und dabei so

Midden-Sumatra« (geographische Schilderung MittelSumátras) und durch den Atlas errichtet , welcher zu diesem zweiten Teile gehört . Auch die Uebersichtskarte , welche dem ersten Teil des Werkes, der Reisebeschreibung beigegeben ist (im Maasstab

eingehend gezeichnet , dass wir uns nach derselben mit Bequemlichkeit das Profil der damaligen Lage der Kiesmassen entwerfen können, welche sich zur Zeit der Aufnahme im Strom bewegten . Denn in jedem Gerölle führenden Strom haben wir ein dop-

von I : 1000000), verdanken wir Veth. Der Atlas enthält zunächst eine Specialkarte des Gebietes (1 : 500000) in vier Blättern ohne Gebirgszeichnung, sodann ( 1 : 250000 ) eine mit dem Terrain

peltes Bewegungssystem , das des Wassers und das der Geröllmassen . Das Wasser bewegt sich in

versehene Karte des Gebirgslandes von Padang (Padangsche bovenlanden) , eine geologische Uebersichtskarte des durchreisten Gebietes , welche zu-

schiebt, nimmt auch die Bewegung dieser letzteren die Form einer Serpentine an, mit der sich die Serpentine des Thalweges immer kreuzt . Dies geschieht in fortwährender Verlegung der Kreuzungsstellen ,

gleich viele Gebirgsumrisse und Profile gibt, sowie endlich 15 Stromkarten des Hari und des Tembesi im Maasstab 1 : 60 000 nebst einer Reihe Kartons (in 1 10000 ) der wichtigen Nebenflüsse. Für die Hydrographie des Gebietes hat der Atlas namentlich Bedeutendes geleistet , ja Grundlegendes : denn die Darstellung der hydrographischen Verhältnisse Sumátras in den neuen Atlanten beruht auf den Untersuchungen unserer Sumátraexpedition . Nach mancher Seite hin sind die Stromkarten ganz besonders wichtig. Wir verdanken sie zunächst dem Leiter der Expedition , Lieutenant Santvoort und seinem Amtsnachfolger , Lieutenant Cornelissen, sowie den Untersuchungen Pruys van der Hoevens und seines Steuermanns Makking , welcher letztere unter Dan. Veths Leitung die Blätter für den Atlas gezeichnet hat . Die Wichtigkeit derselben liegt in dem verhältnismässig grossen Maasstab, in welchem sie uns vorliegen , so wie in dem sehr genauen Detail über die Bildung des Strombettes , welche infolge dieses Maasstabes in die Karten eingezeichnet werden konnte. So erhalten wir alle Daten ,

Serpentinen über und zwischen den letzteren ; indem es aber bei Hochwasser die Gerölle weiter

da nach jedem Hochwasser die Geschiebehaufen, jene Kiesinseln , am gleichen Ufer abwärts geführt, geschoben oder getragen werden. So ändert sich die Konfiguration des Stromes, wenn man denselben aus Bette, Gerölle und Wasser bestehend annimmt , fortwährend, und dennoch bleibt sein Bild im wesentlichen das gleiche. Ein solcher Strom verlegt sich bei besonders starkem Hochwasser bisweilen selbst den Weg, indem die durch das Hochwasser angehäuften Kiesmassen für das Niederwasser und seinen Lauf Dann bilden sich tote undurchdringlich sind. Arme , kiesgefüllte Ausbuchtungen und dergleichen Erscheinungen, von denen uns die Karten des Vethschen Atlas ebenfalls deutliche Angaben bringen. Ebenso wird die Einmündung von Nebenflüssen , namentlich wenn sie selber kiesführend sind , sich für die Gestaltung des Hauptstrombettes wirksam erweisen : und auch dies zeigen unsere Karten auf das deutlichste z . B. da , wo der Hauptnebenfluss des Hari, der Tembesi einmündet. Seine Kiesmassen

Zur Erforschung Mittelsumátras .

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liegen thalwärts der Mündung im Hari mächtig | Stromverhältnisse des Hari konnte die Expedition selbstverständlich nicht geben , so dass wir also aufgehäuft. mittlere Zahlen nicht bilden können . Aber auch Beide Ströme aber, der Tembesi wie der Hari , müssen sehr reich an Geschieben sein, da sie beide mit einem äusserst verzweigten System von Quellflüssen dem Hochgebirge entfliessen ; da der Hari auch noch ausser dem Tembesi eine Menge Zu-

dies einmalige Bild des merkwürdigen Stromes ist sehr wertvoll , und sein Wert wird dadurch sehr erhöht, dass Veth uns eine eingehende Schilderung der Pegelstände zu Djambi vom 25. September 1876

flüsse vom Hochgebirge empfängt. Der Oberlauf des Hari, bis Simalidu, hat ein starkes Gefälle, wie sich schon auf der Karte an der meist sehr geraden

bis zum 7. März 1879 gibt, so dass wir uns durch dieselbe , sowie durch einzelne Mitteilungen über Stromgeschwindigkeit, seine übrigen Angaben mannigfach ergänzen können. Der Wert eines solchen Quellenwerkes , wie das vorliegende ist, ergibt sich am deutlichsten aus seiner Fruchtbarkeit : aus dem Einfluss , welchen die mitgeteilten Beobachtungsresultate auf die betreffenden Einzelwissenschaften auszuüben vermögen. Den Nachweis dieser Fruchtbarkeit für alle die in Betracht kommenden Wissenschaften zu führen , vermag kaum ein Einzelner und würde auch für diese

Richtung der einzelnen Teile des Strombettes und der schroffen Hauptwendungen des letzteren zeigt . So bestätigt die Mitteilung Veths , dass der Strom bis Simalidu meist zwischen hohen Ufern fliesst, nur das , was wir nach der Lage des Strombettes und seiner Wassermenge erwarten müssen.

Sehr merkwürdig sind einige Notizen , nach welchen anzunehmen ist , dass der obere Hari auch die Erscheinung der Flussterrassen aufweist ; dass er an anderen Stellen durch hochaufgehäufte Schottermassen fliesst . So sagt Veth S. 15 : in seinem obersten Lauf ströme der Fluss in einem breiten Thal, welches beiderseits durch etwa 2000 m hohe Berge eingeschlossen sei ; er habe sich hier an dem Fuss der östlichen Kette im Lauf der Jahrtausende ein tieferes Bett mit steilen Wandungen eingegraben , welches etwa 100 m tiefer liege , als der ursprüngliche Thalboden . Und S. 20 erfahren wir , dass nicht allzuweit unterhalb der eben geschilderten Stelle sich zahlreiche zahlreiche Stromschnellen Stromschnellen im Hari vorfinden , die meisten freilich unbedeutend und durch Anhäufung von Rollsteinen und grobem Kies entstanden . Dazwischen finden sich indessen

Blätter eine viel zu umfangreiche Aufgabe sein. Deswegen habe ich ein Beispiel ausgewählt , um die Bedeutung der mittelsumatranischen Expedition und ihrer Forschungen darzulegen , den Haristrom . Das Bild, welches wir unter Veths Einleitung von demselben machen können , ergibt zugleich ein weiteres Resultat, welches von allgemeinerem Interesse ist. Ich will es kurz darlegen . Der Rhein hat eine Stromlänge von 1225 km, ein Flussgebiet von 197 200 qkm.

Die Länge des

Hari beträgt nach Veth , der jedoch nur die Länge der Thäler misst , in welcher der Fluss strömt, 520 km ; das Stromgebiet umfasst etwa 50000 qkm . Der Fluss ist also beträchtlich kleiner als der Rhein ,

auch Oertlichkeiten , wo der Fluss das Gerölle beseitigt hat und die Stromschnellen durch Felsen , die im Flussbette anstehen, hervorgerufen werden . Sind

dennoch aber zeigt er dieselben Erscheinungen wie dieser die Terrassenbildung , die Geröllaufschüttungen , die Kiesinseln , die Sand- und Schlamm-

das nicht ganz ähnliche Verhältnisse , wie wir sie z. B. im oberen Rheinlauf finden ? Es ist sehr zu

das Delta , die Abzweigung und andererseits wiederum die Versandung von Stromarmen , die oft nicht unbedeutend sind. So wird

bedauern, dass Veths Mitteilungen über diese Verhältnisse nur beiläufig und daher ganz kurz sind. Die Stromkarten des Atlas stammen nicht aus

ein und derselben Zeit des Jahres, zeigen also verschiedenen Wasserstand . Der untere Teil des Hari ist im September und Oktober 1877 , der obere (bis Simalidu) im Februar 1878 , die mittleren Strecken sind im Juni und Juli aufgenommen . Im Februar 1878 war der Wasserstand am höchsten , im Juni am tiefsten ; und Veth nimmt das Jahr 1878 als ein Normaljahr

bezüglich

des Wasserstandes an . Dagegen war 1876 der höchste Wasserstand im November und Dezember , 1877 war er im Mai und Juni noch hoch und am tiefsten erst im September und Oktober. Natürlich werden derartige Schwankungen durch Schwankungen der klimatischen Verhältnisse hervorgerufen : 1876-1877 » > war der Westmonsun wahrscheinlich sehr nass, >>Unser Wissen von der Erde« gegenüber allerdings,

tiger, als in unseren Breiten ; und also müssen auch die Wirkungen derselben sich kräftiger und schon in kürzeren Räumen zeigen . So wird der rasche Uebergang der Gerölle in Sand und Schlamm völlig begreiflich . Der Vater Daniel Veths , der weitverehrte Nestor der niederländischen Geographen , hat die

schulunterricht , wie sich derselbe seit nun beinahe 20 Jahren entwickelt hat , hervorgegangenen Geo-

zum Teil wenigstens, günstiger gestellt, als er nicht in dem Maasse, wie jene, gezwungen war, aus buchhändlerischen Rücksichten in durchaus unwissenschaftlicher Weise Länderindividuen zu zerreissen . Wenigstens für Italien und die Iberische Halbinsel konnte er, abgesehen von der Beschränktheit des

Ausgaben der » > Reisen und Untersuchungen der Su-

Raumes und der Anschauungsmittel, annähernd seine eigenen Grundsätze durchführen . Ein Vergleich mit

mátra-Expedition« nicht ohne mancherlei Mühe und Arbeit im Jahre 1892 zu Ende geführt. Alle Fachgenossen in und ausser den Niederlanden sind ihm

Philippson , natürlich nur dem zweiten Teile seines Werkes, wird, wenn ich nicht befangen urteile, zeigen , dass, wenn man in Betracht zieht, dass mir die Auf-

dafür zu hohem Danke verpflichtet und freuen sich mit ihm, dass er die endliche Vollendung des gross-

gabe gestellt war , in knappster Form hochwichtige und vielfach anziehende Länder für weitere Kreise

artigen Werkes noch erlebt hat. Möge dasselbe nun auch die weite Verbreitung finden, die es verdient !

darzustellen , während Philippson nur die Fachmänner als Leser seiner Darstellung eines räumlich beschränkten Gebietes vor sich hat und sein Buch

Alfred Philippsons Landeskunde des Peloponnes .

Von Th . Fischer (Marburg i. H.) . Das Werk von A. Philippson ¹ ) , dessen erste Abteilung wir schon im vorigen Jahrgange dieser Zeitschrift S. 960 zu besprechen Gelegenheit hatten, liegt nunmehr vollendet vor , und wir nehmen so Veranlassung , demselben eine etwas breitere Betrachtung zu widmen , da wir es nicht nur an und für sich für eine bedeutsame Leistung, sondern auch in methodischer Hinsicht für eine der wichtigsten Erscheinungen auf dem Gebiete wissenschaftlicher Landeskunde in der letzten Zeit erklären müssen . Wir kennen keine landeskundliche Einzeldarstellung ¹) Der Peloponnes , Versuch einer Landeskunde auf geologischer Grundlage. Nach Ergebnissen eigener Reisen von Dr. Alfred Philippson , Berlin , Friedländer , 1892. 642 S. gr. 8° ; mit topogr. u. geolog. Atlas . -- Das Wort » Peloponnes >Produktion und Erwerbsquellen < « , indem

wird politisch noch in nicht ferner Zukunft hoch-

der Verfasser bezüglich der Ethnographie auf einen Aufsatz in »> Petermanns Mitteilungen Mediterranean Pilot>Halligenbuch Johansens. Etwas Neues bietet daher Jensen in dieser Schilderung nicht , vielmehr nur einen kurzen Auszug aus älteren Schriften. Ferner möchten wir ein aus dem Titel hergeleitetes Bedenken gegen Jensens Werk äussern : » Die nordfriesischen Inseln ... vormals und jetzt« . Wer es unternimmt, die Vergangenheit dieser merkwürdigen Welt mit der Gegenwart in

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Vergleich zu bringen , der wird auch dann , wenn er nur » mit besonderer Berücksichtigung der Sitten und Gebräuche der Bewohner schreibt , eine kritische Untersuchung ihrer geographischen Beschaffenheit nicht vermeiden dürfen. Zwar bringt Jensen zahlreiche Angaben historisch nachweisbarer Veränderungen seiner Heimat , aber das sind doch nur systemlose Auszüge aus bereits veröffentlichtem Material. Wir heben das nur vom Standpunkt einer strengen Auffassung hervor , die uns selbst mit Recht entgegentrat, als wir notgedrungen denselben Fehler begangen hatten ; wir sind uns aber andererseits wohl bewusst , dass es die ganze Kraft eines kritisch geschulten Gelehrten erfordert , diese sehr schwierige Aufgabe definitiv zu lösen , wobei derselbe vielfacher Unterstützung bedürfen wird . Hier sei noch bemerkt , dass wir hinsichtlich der Anordnung des Stoffes die gesonderte Beschreibung der Seebäder , losgelöst von ihren Heimstätten Amrum , Föhr und Sylt , für nicht sehr glücklich halten, denn schon dadurch ist eine gewisse Weitschweifigkeit und manche Wiederholung nicht zu vermeiden gewesen ; vollends aber wäre mehr Sachlichkeit und Präcision erzielt worden, wenn der Autor nicht die Methode befolgt hätte, den Leser auf seine Spaziergänge mitzunehmen, um ihm die Gegend vorzuführen, wobei wir natürlich hier und da eine kleine Erfrischung geniessen oder an einem dritten Ort wiederzukehren versprechen müssen . Diese Mängel treten aber alle zurück gegen die grossen Verdienste der Jensenschen Arbeit , deren Hauptwert in dem kulturhistorischen zweiten Hauptabschnitt : » B. Aus dem Leben der nordfriesischen Inselbewohner beruht, in welchem allerdings die Erörterungen über die Hausmarken von S. 145-149 besser zu dem Abschnitt II : » Häuserbau , Hauseinrichtung u . s . w . « gezogen worden wäre. In unserer Zeit, wo die Verkehrserleichterungen mit manchen Uebelständen auch manches Gute beseitigt haben , wo alte , sinn- und pietätvolle Sitten zugleich mit der alten, malerischen und kleidsamen Nationaltracht abgelegt werden , wogegen wohl leider alle neuerdings gemachten Wiederbelebungsversuche erfolglos bleiben werden , ist es überhaupt dankenswert , die wenigen noch vorhandenen oder nachweisbaren Ueberreste den kommenden Kulturperioden aufzubewahren. Hoffentlich regt das treffliche Buch die Nordfriesen an , Herrn Jensen in jeder Beziehung zu unterstützen , um die unvermeidlich gewesenen Lücken in seinen verdienstvollen Sammlungen auszufüllen. Nicht ohne Grund speichert unsere Zeit in kostspieligen Museen die Erinnerungen an vergangene Kulturperioden auf; nur sie vermögen die litterarisch-historischen Berichte so weit zu ergänzen, dass eine zutreffende Vorstellung bestimmter Zustände an bestimmten Orten erzielt werden kann . Für die so interessanten nordfriesischen Inseln war bisher noch wenig in dieser Beziehung gethan , und darum werden die späteren Zeiten immer wieder auf das Jensensche Buch zurückgehen müssen . So ist es auch durchaus anzuerkennen , dass der Herr Verfasser auf die Sammlung altfriesischer Reimsprüche und Lieder viele Mühe verwendet hat , wofür ihm die Germanisten Dank wissen werden. Ueberhaupt muss man sagen , dass der umfangreiche , zweite Hauptabschnitt hohes wissenschaftliches Interesse beanspruchen kann. Zweierlei möchten wir noch hervorheben , was grossen, praktischen Wert für jene Frieseninseln besitzt und zugleich für den Staat. Nachdem Herr Jensen die bedauerliche Thatsache zahlenmässig belegt hat, dass namentlich seit 1870 die Ausübung des Seemannsberufes unter der inselfriesischen Bevölkerung und damit zugleich der Wohlstand derselben zurückgegangen ist, behandelt er S. 136-138 die Gründe für diese sehr betrübliche Erscheinung und erblickt sie mit Recht in der 1869/70 erfolgten Aufhebung der Privatnavigationsschulen auf Sylt und Föhr. Refe. rent kann bestätigen, dass den jungen Männern jener Inseln auch heute die Lust zu diesem ehrenvollen und wichtigen Berufe, der für das ganze Deutsche Reich von höchstem Werte ist , nicht fehlt , dass sie aber die Kosten nicht erschwingen können , eine der staatlichen Schiffahrtschulen in Kiel oder Flensburg zu besuchen. Wir halten die Ausführungen des Herrn Verfassers für sehr beherzigenswert und sind gleich ihm für die Neukonzessionierung vollberechtigter Privatseemannsschulen , die den staatlich als notwendig verlangten Ansprüchen genügen . Der zweite Punkt betrifft die Wattenarbeiten zur Wiedergewinnung

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Litteratur.

des verlorenen Landes , dessen Ausdehnung an der jütischen Küste auf 40-45 Quadratmeilen ( 2200-2500 qkm) veranschlagt wird. Herr Jensen empfiehlt mit Dr. Meyen u. a. die Ziehung von Dämmen , um den Schlickansatz zu ermöglichen. Rechnen wir auch nur die Hälfte des angegebenen Areals auf wiedergewinnbares Kulturland und rechnen wir den dithmarsischen thatsächMorgen (etwa 1 ha) nur zum Wert von 2000 Mark lich gilt er durchschnittlich in gutkultiviertem Zustande mindestens das Doppelte - so ergibt sich, dass hier Land im Werte von 200 Millionen Mark zurückzugewinnen ist . Setzen wir selbst den Fall , dass die zu ziehenden Dämme und Buhnen diese ganze enorme Summe verschlingen , so hätte der Staat dennoch einen doppelten Vorteil : er könnte jahrelang Hunderte , selbst Tausende von Arbeitern beschäftigen und produzierte ein Wertobjekt , welches wiederum Tausenden von Familien Arbeit und Verdienst gewährte, indem, wie gesagt, durch aufgewendete Kultur der Wert des Bodens sich weit über den Ankaufspreis erhöhen liesse. Dadurch blieben zahlreiche Staatsbürger , die jetzt der Auswanderung verfallen, dem Lande erhalten, und zwar als sehr steuerfähige Mitglieder. Wir haben seinerzeit den Vorschlag gemacht, mit der Sicherung der bedauernswerten Halligen, die jetzt der Zerstörung geweiht sind , den Anfang zu machen, und zwischen ihnen ein Netz von Buhnen und Dämmen festzulegen , die dem treibenden Schlick einen Anhalt böten . Leider ist das bisher unbeantwortet geblieben , und die Halligen sind weiterhin der Auflösung preisgegeben , bis die ersehnte Entscheidung fallen wird ; aber wir wollten doch nicht versäumen , darauf hinzuweisen , wie die Stimmen sich mehren , die den Betrieb der Landgewinnungsarbeiten in grösserem Maasstabe als bisher befürworten. Nürnberg. Eugen Traeger. Deutscher Kolonial -Atlas. 30 Karten mit vielen Hundert Nebenkarten , entworfen , bearbeitet und herausgegeben von Paul Langhans. Gotha, Justus Perthes, 1893 . Die erste Lieferung dieses vielversprechenden Atlas ist soeben ausgegeben , sie enthält : Vorwort und Inhaltsübersicht ; Nr. 1 : Verbreitung der Deutschen über die Erde ; Nr. 25 : Schutzgebiet der Neu-Guinea-Compagnie. Der uns durch seine Abhandlungen in Dr. A. Petermanns Mitteilungen , den »> Deutschen Geograph. Blättern « u. s . w. vorteilhaft bekannte Herausgeber sagt in dem Vorwort zu seinem Atlas : >» Die Darstellung der deutschen Schutzgebiete , der deutschen Siedelungen im Auslande, der Verbreitung der Deutschen, ihrer geistigen und materiellen Kultur auf dem ganzen Erdball, das ist der Zweck und Plan des Deutschen Kolonial - Atlas .> Rusyn merke ich ausdrücklich an , dass ich sie gegenwärtig auch nicht für volkstümlich halten kann. Das volkstümliche Adjektiv lautet überall russkij , ruska « . Vgl. meine Schrift Die Ruthenen in der Bukowina , Czernowitz 1889 , I, S. 32 f. , Anm . 3. Ausland 1893 , Nr. 2.

Huzulen werden offiziell zu den Ruthenen gezählt;

treffs ihres Ursprunges zu zahlreichen Vermutungen veranlasst sah . Abgesehen von völlig unsinnigen Ansichten glaubte man in den Huzulen slawisierte Reste der Skythen, Goten, der Kumanen und Mongolen erblicken zu können ; eine andere Meinung ging dahin , dass die Huzulen aus Rumänen und Ruthenen bestünden ; schliesslich hält man die Huzulen auch geradezu für ein » > Mischvolk« , das aus den verschiedenartigsten Elementen in jüngerer Zeit hervorgegangen sei . Wer die Geschichte des Ostkarpathenlandes übersieht , der wird in der That nicht leugnen , dass in den Huzulen verschiedene Volkselemente aufgegangen sein könnten . Schon in ältester Zeit mussten von den aus Osten heranstürmenden Völkern die am Fusse der Karpathen sitzenden in das Gebirge zurückgedrängt werden. Gerade das gegenwärtig von den Huzulen bewohnte Gebiet, dessen Thäler sich gegen Osten und Norden öffnen, ist aber offenbar um so mehr als Zufluchtsstätte aufgesucht worden , als gerade das Vorland

1 ) Vgl. Kaindl , Ueber die Besiedelung der Bukowina Mitund >> Die Verteilung der Siedelungen in der Bukowina teilungen der Geogr. Gesellschaft in Wien, 1891 ). 3

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Die Huzulen.

dieses Gebirgsteiles unzähligemale von den Völkerund Kriegsstürmen durchtobt wurde. Noch im 18. Jahrbundert war das Bergland am Czeremosz und wohl nicht minder an den anderen Wasserläufen eine Sammelstätte für Flüchtlinge aus dem Hügellande. Wenn man aber auch wird zugeben müssen , dass in den Thälern der Moldawa und Suczawa ,

des Czeremosz und Pruts Angehörige verschiedener Völker schon seit der ältesten Zeit gewohnt haben mögen, so wird andererseits nicht bestritten werden. können, dass unter denselben die Slawen das Uebergewicht hatten. Seit dem 4. Jahrhundert wohnen diese am Fusse der Karpathen ¹ ) ; durch den Andrang der Avaren, Ungarn und Petschenegen , weniger durch die Kumanen, intensiver durch die Mongolen , mussten sie in überwiegender Zahl in die Karpathenthäler gestossen worden sein . Ihnen gegenüber traten sicher alle hier vorhandenen Elemente zurück. Hauptsache bleibt es schliesslich , dass die Huzulen in Sprache, Sitte und Volksüberlieferung bis auf gewisse Eigentümlichkeiten , die freilich nicht unterschätzt werden dürfen , Slawen sind und ihren slawischen Nachbarn gleichen . Nationen , welche auf einer niedrigen Kulturstufe stehen , können andere Volkselemente nur sich assimilieren, wenn sie demselben an Zahl überlegen sind. Dieser Thatsache gegenüber kann vernünftigerweise nicht geleugnet werden , dass die Hauptmasse der Huzulen slawischer Herkunft sei. Dafür spricht vor allem die Nomenklatur im Gebiete der Huzulen : dieselbe ist vorwiegend , ja fast ausschliesslich slawisch. Daneben gibt es vorzüglich rumänische Namen, wie z. B. Dil, Perkalab, Pire, Rotundul und Radul. An die Mongolen mögen Namen wie Tatarka hindeuten ; einen ungarischen führt z. B. der Bach Szebeni. Unter den huzulischen Familiennamen findet man rumänische , ungarische, polnische, armenische, ja selbst deutsche ; doch treten dieselben nur in sehr geringer Zahl auf und rühren vielleicht mit Ausnahme der rumänischen

Grössere Schwierigkeiten bieten die verderbten , selbstgebildeten oder in übertragener Bedeutung gebrauchten Worte des Huzulen , wie z . B. huz , zażerysty = ruth . raserty; mucholap = >> Fliegenfänger>beichten« < , während es ruth . >>ordnen« bedeutet . Schliesslich enthält die Sprache des Huzulen eine Reihe von Fremdwörtern . Der grösste Teil derselben ist offenbar rumänisch : watra = >>Feuer« ; were = »ist's wahr« ; portaty »tragen » Hirt « u . dgl. Man will auch kumanische Worte im huzulischen Dialekte gefunden haben ; selbst der Name der Huzulen wird vom zweiten Namen der Kumanen (Uzen, Guzen) mittels der türkischen Endung ul abgeleitet . Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass dieser Name vom rumänischen hoz (Räuber) abzuleiten ist. Dafür spricht vor allem der bisher unbeachtet gebliebene Umstand , dass die Huzulen sich diesen Namen nicht so sehr selbst beilegen , als vielmehr mit demselben von ihren Nachbarn benannt werden . Sie selbst nennen sich zunächst chrestiany (Christen) , hôrski (Gebirgsbewohner), russki ludy (»ruthenische« Leute) , jetzt wohl auch Huculy, doch wird dieser Name nicht selten noch geradezu als ein Schimpfwort aufgefasst, was es ursprünglich offenbar auch war. Uebrigens stand im Huzulengebiete das Räuberwesen bis vor wenigen Jahrzehnten in Blüte, und sie selbst haben sich vor 100 Jahren als zusammengelaufenes Raubvolk bezeichnet ¹) . Schliesslich scheint der Name Huzule durchaus nicht so alt zu sein , dass er bis auf die Guzen oder gar auf die Goten zurückgehen könnte. Ihre Nachbarn im Hügellande , ebenso wie die Gebirgsbewohner im Westen nennen die Huzulen in verächtlicher Weise Boiken. Untereinander gilt diese Bezeichnung als Schimpfwort. Besonders muss hervorgehoben werden, dass die Huzulen am Czeremosz auf diejenigen am Prut mit Verachtung herabsehen und sie ebenfalls Boiken nennen 2) . Der Huzule

offenbar von einzelnen Einwanderern her. Die grosse Menge der Namen ist den ruthenischen gleichlautend, also slawisch .

spricht von sich gewöhnlich in der Mehrzahl. Gegen Andersgläubige ist er duldsam " ) . Es fehlt ihm nicht an Scharfsinn , Humor und Gewandtheit ; Geschmack und selbst ein gewisser Kunstsinn kann ihm nicht

Der Sprachschatz der Huzulen ist noch nicht genügend untersucht ; doch ist es unzweifelhaft, dass derselbe bis auf einen Bruchteil slawisch ist ; von

abgesprochen werden . Der Körperbau des Huzulen ist kräftig und stämmig ; die Huzulinnen sind fast ausschliesslich niedrigen Wuchses. Ihr Haar ist brünett,

der Form der Sprache gilt dieses ausschliesslich. Der Ruthene kann sich mit dem Huzulen im all-

selten blond ; ein blondes Mädchen gilt als besonders schön . Die Schönheit der Huzulinnen wird meist

gemeinen gut verständigen. Der lautliche Unterschied zwischen beiden Sprachen besteht zumeist darin, dass der Huzule in vielen Fällen ein e spricht , wo der Ruthene ein a setzt , z. B. huz . jehoda , ruth. jahoda » Erdbeere« ; huz . Fekiw, ruth. Fakiw » Jakob«< ; huz . mieso , ruth. miaso - >>Fleisch «< 2) .

1) Vgl. Die Ruthenen in der Bukowina « , I, S. 12 ; Kaindl, Geschichte der Bukowina, Czernowitz 1888 , I. 2) Uebrigens muss bemerkt werden , dass auch im Hügellande , wenigstens bei den Ruthenen der Bukowina , oft ein e statt a gesprochen wird.

1) Haquet , Neueste physikalisch- politische Reisen, Nürnberg 1790, I, S. 176 f. 2) Anmerkungsweise mag hinzugefügt werden , dass auch bei den Ruthenen des Hügellandes sowohl in Galizien als auch in der Bukowina die Bezeichnung Boiko (im verächtlichen Sinne) für fremde und benachbarte Stammesgenossen üblich ist. So nennen die Bukowiner Ruthenen im Winkel zwischen Czeremosz und Prut die Ruthenen jenseits des Pruts >> Boiken « . 3) Die Mehrzahl der Huzulen gehört bekanntlich zur griech.kath . (unierten) Kirche ; der andere Teil ist griech.-orient. (nichtunierten) Bekenntnisses ; die ersteren vorzüglich in Galizien, die letzteren in der Bukowina.

Die Huzulen.

zu übermässig gepriesen . Sie altern rasch, weil sie allzu frei leben. Die Kleidung der Männer und Frauen ist schön und originell . Die Männer tragen ein Hemd aus grober Leinwand und breite Hosen aus grobem Tuch , die bei festlichen Gelegenheiten hochrot oder seltener dunkelblau sind. Oben werden dieselben durch einen breiten Ledergurt festgehalten , am unteren Teil der Waden aber eng zusammengeschnürt. Die Füsse werden in eine Art wollener Socken gehüllt und stecken in Sandalen oder seltener in Stiefeln . Ueber dem Hemde trägt der Huzule ein kurzes Pelzchen ohne Aermel, das mit Pelzwerk verbrämt und bunt ausgenäht ist . Darüber legt er einen kurzen Mantel an , der ebenfalls mit bunten Zieraten versehen ist . Ein Hut nach ungarischer Art , der im Winter durch eine Pelzmütze ersetzt wird ; ferner eine Tasche mit breitem Riemen und oft reich mit Nieten und Knöpfen verziert ; endlich der Hakenstock , der zuweilen ein kleines Kunstwerk für sich ist , vervollständigen die Tracht des Mannes. Die Frauen und Mädchen tragen Hemden mit buntgestickten Aermeln ; statt des Rockes eine oder zwei Schürzen aus Tuch, welche, mittels eines langen Wollgürtels zusammengehalten , dieses Kleidungsstück in jeder Beziehung ersetzen und überdies beim Reiten nach Männerart besonderen Vorteil gewähren. Auch die Frauen tragen den kurzen Pelz und den Mantel und ebenso oft eine Tasche. Ihre Fussbekleidung ist dieselbe wie beim Manne ; Ohrgehänge und Glasperlen um den Hals dienen als Schmuck. Den Kopf des Weibes deckt ein buntes

19

Hat man den Ort , auf welchem die Hütte gebaut wird, nicht sorgfältig geprüft, so kann es leicht geschehen , dass die Wahl gerade auf einen Ort fiel, auf welchem der Teufel und böse Geister hausen . In diesem Falle spukt es im Hause , und die Bewohner desselben müssen grosses Unheil erfahren. Da bleibt nichts anderes übrig , als das Blockhaus auf einen günstigeren Ort zu übertragen , und dies geschieht auch oft. Will der Huzule den Bau des Gehöftes beginnen, so ladet er gewöhnlich seine Nachbarn, die freilich oft nur allzuweit wohnen , zur gemeinsamen , unentgeltlichen Arbeit ein ; man nennt diese freiwillige Hilfeleistung klaka oder toloka. Das Material für den Bau bieten ihm die Fichtenwälder der Karpathen . Die Rundhölzer werden höchstens auf jener Seite bezimmert, welche dem Inneren des Hauses zugekehrt wird ; dann erscheint die Innenseite der Wände eben und glatt , während aussen die unbehauenen Stämme sichtbar sind . Die Wände werden übrigens weder mit Lehm oder Mörtel angeworfen, noch getüncht ; nur die Teile um die Fensteröffnungen pflegt man zuweilen durch einen Anstrich auszuzeichnen . Das Haus des Huzulen ist gewöhnlich mit derjenigen Längsseite , in welcher sich die Eingangsthüre und die Fenster befinden, gegen Osten gekehrt. Schon auf den ersten Blick nimmt man den Unterschied zwischen dem Hause des wohlhabenden Bergbewohners und dem des armen wahr. Zunächst ist nur das Haus des ersteren in der Regel ordentlich mit Schindeln, die mit Eisennägeln befestigt werden , bedacht ; der arme Mann stellt sein Dach aus dünnen

Tuch ; das Mädchen geht unbedeckt und durchflicht ihr Haar mit roter Wolle und glänzenden Knöpfen . Uebrigens ist es selbstverständlich , dass Gegend , Jahreszeit und andere Umstände nicht ohne Einfluss auf die Einzelheiten der Tracht bleiben .

und Steine befestigt. Ferner pflegt der reiche Huzule längs der ganzen Vorderseite der Hütte einen Vor-

Der Huzule baut nur Blockhäuser . Nicht jeder Ort ist aber glückbringend, und daher ist auch nicht jeder als Bauort für die Hütte geeignet. Deshalb prüft der Huzule den Platz , auf welchem er sein

gang anzubringen ; und zuweilen wird vor dem Hause ein enger Hofraum geradezu festungsartig verbaut . Der wichtigste Unterschied besteht aber darin, dass das Haus des Armen nur aus einer Stube

Blockhaus errichten will , sehr genau, bevor er den Bau beginnt. Mit Vorliebe wird ein Ort gewählt, den das Vieh als Lagerstätte aufsucht. Ein Platz , auf welchem ein Bau roter Ameisen sich befindet ,

besteht, während das des Reichen zwei Wohnräume aufweist. Die Einrichtung der Wohnstube ist höchst einfach ; sie besteht aus dem grossen, backofenförmig überwölbten Herde , breiten , längs der Wände befestigten Bänken , einem Geschirrkasten , einigen Bildern , Kleiderrechen und zuweilen einem Tische.

soll nicht als Baugrund gewählt werden ; hingegen ist eine Stelle, auf welcher schwarze Ameisen ihren Hügel aufführten , glückverheissend . Um den Ort noch genauer zu erforschen , schläft der Familienvater, welcher das Gehöfte aufführen will, auf demselben. Träumt er angenehm , erscheint ihm vorzüglich im Traume schönes Vieh , so ist der Baugrund wohl gewählt ; im entgegengesetzten Falle hütet sich der Huzule, auf demselben zu bauen. Andere erproben die Baustelle auf folgende Art : Sie stellen auf dieselbe ein Gläschen , welches nicht ganz voll mit Wasser gefüllt und mit einem Blatte bedeckt ist ; wenn der Platz glücklich sein soll, so wird am folgenden Tage das Wasser zugenommen haben ; ist dieses nicht geschehen , so ist der Ort zu meiden .

Spaltbrettchen (Dranitzen) oder Schwarten her, die er nebeneinander legt und durch querstehende Stangen

An das Haus lehnen sich die Stallungen für das Vieh, die Kammer und wohl auch ein Holzschuppen an ; sie sind durch Schleppdächer mit dem Hause verbunden. Umgrenzt ist das Gehöft des Huzulen mit einem Zaune, der aus gespaltenen Stangen derart hergestellt ist, dass er leicht auseinander genommen und wieder zusammengestellt werden kann . Die Konstruktion des Zaunes bringt es mit sich , dass er in Zickzacklinien verläuft. Der Huzule ist kein Ackerbauer, denn die rauhe Natur seiner Heimat schränkt die Feldwirtschaft auf ein geringes Maass ein .

Im Czeremosz- und Putilla-

thale beträgt das Feldareal beispielsweise nur 3,6 %

20 des Gesamtflächeninhaltes dieser Thäler.

Die Huzulen. Ueberdies

ist die Fruchtbarkeit eine sehr geringe. Während im Hügellande der Bukowina je 1 ha Acker einen Ertrag von 8,14 hl Winterkorn , 9,61 hl Sommergerste, 14,74 hl Hafer, 12,95 hl Mais und 80,69 hl Kartoffel gewährt , sind die bezüglichen Zahlen für das Gebirgsland der Bukowina 5,06 , 6,45 , 12,05 , 9,05 und 59,05 . Zieht man noch den Umstand in Betracht , dass der Mais oft durch Fröste verderbt

Reiter hinan, stets mit den Vorderfüssen jeden einzelnen Stein auf seine Standfestigkeit prüfend . Bei wildem Sturmestosen in schrecklichen Gewitternächten schreitet es auf dem Gebirgswege ruhig und sicher einher. Und trifft es sich wohl , dass sein Herr nach fröhlichen Stunden in allzu angeheitertem Zustande dahinreitet und zuweilen zu Boden fällt, so bleibt es gelassen stehen , bis die Fahrt wieder beginnen kann .

wird , dass ferner ein Teil des bebauten Bodens

Von den anderen Erwerbszweigen des Huzulen

Ueberschwemmungen ausgesetzt ist, so wird es klar, weshalb der Huzule nur höchst spärlich Ackerbau treibt. Zur Bearbeitung desselben bedient er sich gewöhnlich des Grabscheites ; Pflüge werden wohl auch gebraucht , doch sind dieselben höchst primitiv. Die

ist vor allem noch das Holzflössen von Bedeutung. Schon vor 100 Jahren scheint dasselbe nicht unwichtig gewesen zu sein ; aber erst in den letzten Jahrzehnten hat die Holzgewinnung so sehr an Umfang gewonnen , dass sie nicht allein den Gebirgsbewohnern reichlichen Verdienst bietet, sondern auch noch Arbeiter aus der Fremde herbeizieht . Der Hu-

Hauptprodukte sind Gerste , Haber und Kartoffeln ; in günstig gelegenen Gebieten auch Mais oder Kukuruz . Den grössten Teil ihres Bedarfes an Kukuruzmehl holen die Huzulen aber aus dem Hügellande. Ein dicker Brei , den sie aus demselben bereiten , und eine Art von Kuchen vertreten bei ihnen die Stelle unseres Brotes ; gegohrenes Brot aus Kornmehl können sie gar nicht backen . Die Hauptbeschäftigung des Huzulen ist die Viehzucht und die mit derselben verbundene Heuwirtschaft. Das Vieh ist der einzige Reichtum des Huzulen ; die Anzahl der Rinder und Schafe , dann der Ziegen und Pferde gilt als Maasstab seiner Wohl-

zule zeigt sich im allgemeinen als ein kühner und gewandter Flösser. Ist er fleissig und begleitet ihn auf seinen Fahrten die Karpathenflüsse thalabwärts gutes Glück , so verdient er für seine Verhältnisse nicht geringe Summen Geldes. Viele Huzulen sind Handwerker. wird Fassbinderei im

Vor allem

grossen betrieben ,

und die

billigen Erzeugnisse derselben finden weite Verbreitung im Vorlande. Die Erzeugnisse der Drechsler und Schnitzer zeugen von besonderer Kunstfertigkeit, und auf der letzten Ausstellung zu Czernowitz

habenheit ; auf die Ausdehnung des Grundbesitzes wird wenig Rücksicht genommen, weil derselbe nur von geringem Werte ist. So wurde denn auch noch vor 12-15 Jahren in Gebieten, in welchen der Ge-

im Jahre 1886 hatte man Gelegenheit, geradezu bewunderungswürdige Flaschen, Fässchen , Zuckerdosen, Löffel u. dgl. zu sehen . Schliesslich wirft auch die Fischerei , deren

meindeausschuss die Steuer repartierte , die Höhe derselben nicht nach dem Grundbesitze , sondern nach dem Viehstande bemessen . Aus dem jährlichen Zuwachs an Viehstücken wird gewöhnlich nur der-

Handelsprodukt vorzüglich geräucherte Forellen sind, und endlich die Jagd einigen Verdienst ab. Nicht selten hat der Huzule das Wild , welches er im

jenige Teil verkauft , zu dessen Ernährung die zur Verfügung stehenden Wiesen und Weiden nicht hinreichen. Die Viehzucht im Gebirge ist im grossen und ganzen eine Nomadenwirtschaft. Der Auftrieb auf die Bergwiesen findet im Juni statt, wenn schon aller Schnee geschmolzen ist . Die Armen übergeben ihre Viehstücke den reichen Herdenbesitzern zur Obhut und Pflege . Die Sennhütten sind in der Regel höchst unrein ; der treffliche gesalzene Schafkäse, > Brindza«< , welcher daselbst bereitet wird, dürfte die » freilich manchem nicht so gut schmecken, wenn er einst in der Alphütte Umschau gehalten hätte. Bemerkt mag noch werden , dass die Brindza einen der wichtigsten Handelsartikel der Huzulen bildet , wie sie auch neben der sauren Milch zur täglichen Nahrung derselben gehört. Der Abtrieb von den GebirgsBesondere Erwiesen findet Ende August statt . wähnung verdient jene kleine , aber schöne und kräftige Pferderasse, welche der Huzule züchtet und die seinen Namen trägt . Die » Huzulen «< sind auch im Hügellande sehr gesucht und geschätzt . Bewunderungswürdig ist ihre Klugheit und Geschicklichkeit. Den steilsten Bergpfad trägt das Tier seinen

nächsten Winter erlegen soll , schon im vorhinein dem jüdischen Händler verkauft. Im allgemeinen darf man wohl sagen, dass der Huzule gegenwärtig sein Auskommen findet und keine Not leidet . Schlimmer stand es bis um die

Mitte dieses Jahrhunderts , als auf den Unterthanen der Druck der Grundherrschaften lastete, deren Willkür und Grausamkeit sie preisgegeben waren . Die harte Not trieb das Volk zur Selbsthilfe . Kühne Bandenführer traten auf, die um sich zahlreiche Scharen sammelten ; aus dem Vorlande erhielten sie stets neuen Zuzug . Einer der bekanntesten dieser Räuberführer ist Doubusz , der im Jahre 1745 von dem Manne seiner Geliebten erschossen worden ist. Noch heute lebt das Andenken an denselben nicht bloss bei den Huzulen , sondern auch bei den benachbarten Ruthenen , von einem romantisch- sagenhaften, ja geradezu schon mythischen Geiste getragen , lebhaft fort . Er wird vom Volke geradezu verehrt , wie die Sagen, welche von ihm erzählt werden , beweisen . Er hat den Teufel erschossen heisst es unter anderem - und dafür ist er von einem Engel heimgesucht und von Gott mit unendlicher Stärke ausgestattet worden. Dem Volke ist Doubusz nicht

Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse.

21

ein Räuber, sondern ein Volksheld ; denn er hat die | hatte, verstopfte mit ihrem Schwanze so lange das Armen geschützt, die Bedrücker des Volkes verfolgt Loch, bis Noah einen Zapfen machte und denselben und nur Verräter aus seiner Mitte gestraft. Nach in die Oeffnung hineintrieb. So war die Arche und dem Tode Doubusz' währte das Räuberwesen in alle, die in ihr waren, gerettet und schwammen auf den Karpathen noch ein volles Jahrhundert. Gegendem grossen Wasser. Unter den Tieren, welche Noah in die Arche wärtig herrscht aber vollständige Ruhe , und der Reisende ist nirgends gefährdet. Wenn man noch genommen hatte, war auch der Einhornvogel. Derhier und da liest , dass der Huzule stets die Pistole selbe sagte zu Noah , er wäre stark genug, um sich im Gürtel trägt u . dgl . m. , so ist dies bloss ein Hirngespinnst sensationssüchtiger Feuilletonisten . Die Volksüberlieferung der Huzulen ist eine überaus reiche . Ihre Gebräuche bei der Geburt,

über dem Wasser zu erhalten, er könne bis an die Wolken fliegen und werde sich stets in der Nähe der Arche aufhalten. Dann flog er davon, und er hätte wohl sein Vorhaben ausgeführt, aber es setzten sich auf ihn andere Vögel , die nicht hoch genug

Taufe , Werbung , Hochzeit , Beerdigung , an kirchlichen und nichtkirchlichen Festtagen u. dgl. zu

fliegen konnten .

schildern , ist im Rahmen dieser Skizze nicht möglich . Aus der Fülle ihrer Mythen und Sagen lassen wir aber wenigstens eine als Beispiel folgen . Im Anbeginn lebten auf der Erde nur ganz kleine Leute ; die hatten sehr lange Bärte und hiessen daher Ellenbärtige .

des Einhornvogels nicht gewachsen ; er sank hinab in die Flut und ertrank. Seither gibt es keine Einhornvögel mehr. Mit dieser Probe aus der Volksüberlieferung der Huzulen schliesst der Verfasser seine >> Skizze «< . Ausführlicher hofft derselbe über die Huzulen in

Als diese Zwerge zu sein aufhörten , folgten

seinem Werke zu handeln , welches er mit Unterstützung der Wiener Anthropologischen Gesellschaft vorbereitet.

ihnen Riesen . Diese waren so stark , dass sie die stärkste Tanne umfassen , aus dem Boden reissen

Dieser Last war auch die Kraft

und forttragen konnten . Ein Riese hob wohl auch ein Fass voll saurer Milch mit zwei Fingern auf, stellte es auf den Zaun und trank die Milch in zwei Zügen aus. Wollte ein Riese Kukuruzbrei kochen,

Die neueren deutschen Rheinstromstudien

so stellte er den Kessel voll Wasser an das Feuer,

Von P. Treutlein (Karlsruhe) .

damit dasselbe heiss werde ; er selbst lief aber erst viele Meilen weit in die nächste Stadt , um das Kukuruzmehl zu holen. Wenn das Wasser zu sieden

(Fortsetzung statt Schluss .)

begann , war der Riese mit dem Mehl auch schon zurückgekehrt ; so flink waren diese Riesen. Weil sie aber grossen Frevel thaten, sind sie durch einen vierzigtägigen Regen vernichtet worden . Die gegenwärtigen Menschen sind im Vergleiche zu den Riesen sehr klein ; doch mit der Zeit werden . dieselben noch kleiner werden, und schliesslich wird die Erde wieder nur von Zwergen bewohnt sein . Zwölf dieser kleinen Leute werden in einem Backofen genug Raum haben , um daselbst dreschen zu können .

und ihre Ergebnisse .

II.

Der natürliche Strombau des deutschen Oberrheines.

Entsprechend dem äusseren Anlass , der das Bedürfnis nach eingehenden Rheinstromstudien zeitigte , trat bei deren Beginn sofort die Hauptfrage in den Vordergrund und sie erheischte dringend ihre Beantwortung die Frage , ob vielleicht die am Rhein , zumal am Oberrhein , im Verlauf unseres Jahrhunderts durchgeführten Kunstbauten die erhöhte Stärke und Häufigkeit der Ueberschwemmungen bewirkt oder wenigstens zu Ungunsten der Anwohner beeinflusst haben.

Als Gott den Entschluss fasste , die Riesen zu

Das Eingehen auf diese Frage musste ersicht-

vertilgen , da befahl er dem Noah , die Arche zu bauen. Dieser war gut und fromm , und deshalb wollte Gott ihn erhalten .

lich zu der anderen zurückgeleiten, welches denn der Zustand des Rheines gewesen vor jener Gesamtheit von Wasserbauten , die man als die Korrektion des Oberrheines zu benennen pflegt; man musste auf den natürlichen Zustand des Stromes zurück-

Vierzig Jahre lang baute Noah die Arche.

Als

dieselbe fertiggestellt war, kam der Teufel und zerstörte sie. Da Noah darüber voll Trauer war, kamen zwei Wanderer herbei ; der eine derselben.

gehen , wie er im vorigen Jahrhundert und früher gewesen und geworden , auf die physikalische Bedingtheit seines Wesens , vor allem auf die Entwickelungsgeschichte seines Bettes. Und hier war eine Lücke der Wissenschaft auszufüllen , die viel-

war Gott, der andere der heilige Petrus (!) . Diese trösteten Noah und ermunterten ihn , eine zweite Arche zu bauen . Noah befolgte den Rat, und nach längerer Zeit war die neue Arche hergestellt. Da | leicht nur deshalb erhalten geblieben , weil die bekam auch schon die Flut, und Noah schwamm auf treffende Frage dem Grenzgebiete zweier Wissenderselben . Der Teufel hatte sich aber in eine Maus schaften eignet , dem zwischen Geologie und Geoverwandelt und frass in den Boden der Arche ein graphie . » Der Geologe pflegt seine Untersuchungen Loch. Da wäre wohl dieselbe untergesunken , aber mit der Thal- und Seebildung abzuschliessen ; der die Schlange, welche Noah in die Arche genommen Geograph setzt mit der hydrographischen Beschrei4 Ausland 1893, Nr. 2.

Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse .

22

bung des Flusses , so wie er ihn vorfindet , ein. > Census Bulletins « . Solche liegen in den Nummern 204 vom 5. September 1892 , 207 vom 26. September, 252-259 vom 18. Oktober und 271/72 vom 20. Oktober dieses Jahres vor uns. Mit Ausnahme des ersten Heftes werden sämtliche Bulletins als » Preliminary Statistics Die Censusamte auf Grund des Kongressbeschlusses vom sociale Gefahr>des jugendlichen Verbrechens besteht in seiner Regellosigkeit , nicht in seiner Frechheit. Es ist mehr die nehmen in ihrem Distrikte persönlich zu besuchen und Ankündigung einer künftigen Gefahr , als eine Bedie erforderlichen Informationen für jedes Etablissement drohung in der Gegenwart.> Allgemeine Erdbeschreibung « , in der Neubearbeitung von Heiderich , nimmt einen hervorragenden Platz in der geographischen Litteratur ein. Aus den besten Quellen schöpfend , hat Heiderich ein Handbuch geschaffen , das bei der Fülle des Gebotenen wie der methodischen Anordnung des Stoffes nicht nur den weitgehendsten Bedürfnissen der Gebildeten Rechnung trägt, sondern sich auch als ein für den Fachmann brauchMathematische und physi bares Hilfsmittel erweist. kalische Geographie kommen auf 253 Seiten zur Darstellung; es folgen die allgemeinen Fragen der politischen Geographie ;

dann , mit Australien beginnend , die Länderkunde , nach physischen , historischen und politischen Gesichtspunkten ab. gehandelt. Die Verlagsbuchhandlung hat mit bekannter Liberalität in illustrativer Hinsicht das Möglichste geleistet. Zahlreiche Abbildungen landschaftlichen und ethnographischen Charakters, Skizzen und Karten erhöhen den Wert des Buches , dessen gesättigte und dabei doch durchsichtige Darstellung das Eindringen in das Gebiet der Erdkunde auch dem mit Ernst herantretenden Neuling gestattet. Das Werk kann nicht warm genug empfohlen werden ! Christoph Columbus und die Entdeckung Amerikas. Nach den besten Quellen bearbeitet von W. Hering. Mit zehn Abbildungen und einer Karte. Hannover-Linden, Verlag von Manz & Lange, 1892. 64 S. 8 °. Dass die 400jährige Gedenkfeier der Entdeckung Amerikas litterarische Angebinde in Hülle und Fülle bringen würde, war vorauszusehen und entspricht in der That der Bedeutung des Tages. Wenn es mir gestattet ist , ein Facit zu ziehen, so will mir scheinen, als sei die Columbusforschung zu einem , wenn auch nicht endgültigen , so doch durchaus befriedigenden Abschlusse gekommen. Der Gewinn , den künftige philologischhistorische Untersuchungen bringen werden, dürfte zu dem bereits Erzielten in einem sehr bescheidenen Verhältnisse stehen. Am ersten mag noch über die vorcolumbische Periode Amerikas in ihren wirklichen oder mutmaasslichen Beziehungen zur Alten Welt einiges Licht verbreitet werden. Das vorliegende Schriftchen , durchaus auf Ruge fussend , wendet sich an die Jugend. Damit ist ihm Tiefe und Breite bestimmt ; auch die Charakterzeichnung des Columbus wird hierdurch beeinflusst. Eigene Gedanken darf man in dem Büchlein nicht suchen , aber seinem Zwecke entspricht es vollauf. Die Normannenfahrten durften nicht unerwähnt bleiben, wenn selbstverständlich auch Leif mit Columbus nicht im entferntesten in Parallele gesetzt werden kann . Ebenso konnten ein paar Worte gesagt werden über Columbus' mutmaassliches Piratenleben (Büdinger ! ) . Zur Anschaffung für Schülerbibliotheken ist die Schrift wohl geeignet. Eine Pusztenfahrt. Bilder aus der ungarischen Tiefebene von Franz Woenig. Illustriert von A. Klamroth. Leipzig, Verlag von Carl Jacobsen. 196 S. 8 °. Mit grosser Befriedigung hat Rezensent Woenigs >> Pusztenfahrt aus der Hand gelegt. Streng fachwissenschaftliche Belehrung darf man freilich in dem Buche nicht suchen , weder der Geograph noch der Botaniker. Wem es aber darum zu thun ist , seinen im Joche eintöniger Berufsgeschäfte oder im ernsten Dienste der Wissenschaft ermüdeten Geist ein wenig auszuspannen, Kopf und Herz zu erfrischen an Bildern , deren Eigenart im Stoffe sowohl wie in der Form beruht , der greife zu diesem Buche. Eine Wanderung durch das Alföld von Budapest über Czegléd und Kecskemét nach Debreczin schildert der Verfasser. Kreuz und quer , bei Tag und Nacht ist er durch die Pussten gestreift , ihre Freuden kostend , die Beschwerden willig tragend. Es liegt ein eigener Reiz über diesem Steppenlande mit seinen Csárdas , Herden , Hirten , Zigeunern , Dieben u. s. W. Hier ist Romantik noch daheim ; hier lebt die Gastfreundschaft ; hier spriessen wie die Heideblumen , kunstlos und sinnig , Märchen und Lied empor. Mit offenem Auge hat Woenig das Land durchzogen , mit glücklichem Griffel seine Eindrücke wiedergegeben. Die eingestreuten Czárdas, Zigeunerlieder und Hirtenweisen ; die Lieder von Petöfi , Orczi , Szász , Beck , Geissler , Oswald u. a ; dazu die verständnisvoll an den Text sich anlehnenden und fast durchweg flott entworfenen Zeichnungen von Klamroth : dies alles verleiht der Darstellung eine eigenartig schöne Färbung. Möchte diese Empfehlung zur Verbreitung des Buches ein weniges beitragen ! O. Ankel. Frankfurt a. M. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

AUSLAND

DAS

Wochenschrift

Erd-

für

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 3.

Stuttgart, 21. Januar 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5 , zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Zu den neuen Bestimmungen über die Schreibung der Ortsnamen in den deutschen Schutzgebieten. Von Rob. Sieger (Wien) . S. 33. 2. Die Mönchs-Republik auf dem Athos. Von J. Pfeiffer (Belgrad). S. 36. - 3. Die PaläoGeographie Südamerikas. Von H. von Ihering ( Rio grande do Sul) . (Fortsetzung. ) S. 41. 4. Das verschiedene Wachstum der Völker. Ein Beitrag zur Kritik anthropogeographischer Grundbegriffe. Von Fr. Guntram Schultheiss (München) . (Fortsetzung.) S. 44. 5. Geographische Mitteilungen. (Nochmals zur Erdkarte in 1 : 1000000 ; Ethnologische Bemerkungen zu Morgens Kamerun -Werk. ) S. 46. 6. Litteratur. (Det norske geografiske selskabs årbog ; Jäger. ) S. 47. Zu den neuen Bestimmungen über die Schreibung der Ortsnamen in den deutschen Schutzgebieten.

Von Rob. Sieger (Wien). Die

Transskriptionsfrage

beschäftigt

Eine solche wäre für die Deutschen vielleicht der Geographentag, und die Hoffnung, ihn zu einem Ausspruche zu bewegen , ist noch nicht völlig aufgegeben. Unterdessen sind die deutschen Schulmänner nach dem Vorbilde anderer engerer Kreise

die

deutschen und ausserdeutschen Geographen seit längerem und hat wohl allen, die zu ihrer internationalen Regelung beizutragen sich bemühten, schon manche schwere und verzagte Stunde bereitet. Es kostet uns Deutschen immer Ueberwindung, uns von einem streng wissenschaftlichen Standpunkte, der das Vernunft gemässe fordert , zu der Erkenntnis zurückzuziehen, dass es sich um eine rein praktische Frage handelt, in der es lediglich gilt, das Erreichnamentbare anzustreben . Und vielen von uns

(Deutsche

Morgenländische Gesellschaft , Hydrographisches Amt u . s . w. ) zur Selbsthilfe geschritten . Die von ihnen 1887 aufgestellten Regeln und das darauf beruhende Namenverzeichnis boten indes der Kritik Anlass zu manchen Verbesserungen , und es wurde dadurch die Frage mehr in Fluss gebracht,

lich ausserhalb des Deutschen Reiches - ist auch

als entschieden. Nunmehr erfolgt der Anstoss von ganz anderer Seite. Eine Kommission im Deutschen Auswärtigen Amte stellt Grundsätze für die Schreibung der Ortsnamen im deutschen Schutzgebiete fest ¹ ) und das mit gutem Rechte. So gut die Namen in Deutschland oder Frankreich eine

der Gedanke an ein internationales Uebereinkommen , dessen unsere Weltkartographie doch eigentlich bedarf, so fest eingewurzelt , dass uns die Versuche verschiedener auswärtiger geographischer Gesellschaften,

officielle Orthographie besitzen, so gut die englische Verwaltung in ihren Kolonien die Namen mit bestimmten Modifikationen englisch schreibt, so gut darf auch Deutschland in seinem Besitz von oben

die Namenschreibung innerhalb ihres Volkes zu regeln , von vorneherein nicht allzu willkommen waren. Indes ist kein Zweifel, dass diese nationalen

herab eine Orthographie feststellen . Und nachdem die Ansicht bei den Kartographen immer mehr Boden gewinnt , dass auch koloniale Namen von den wissenschaftlichen Geographen durchaus in der officiellen Schreibung des betreffenden Kolonialstaates wiederzugeben seien, nachdem in dieser An-

Umschriftsysteme - sobald sie erst im Leben festen Fuss fassen — auch eine bedeutende Erleichterung, und namentlich grössere Sicherheit gewähren , als dies bei der bisherigen schrankenlosen Freiheit der Fall war. Wie man die Weltzeit im Prinzipe hochhalten und die Zonenzeit dennoch als Fortschritt anerkennen kann , so müssen wir auch zugeben, dass, so sehr wir eine internationale geographische Transskription anstreben mögen, doch eine Aufstellung fester Regeln für die Schreibung geographischer Namen im Deutschen allein schon einen Gewinn darstellt. Allerdings bedarf es dazu einer Autorität, die sich und ihren Vorschriften allgemeine Anerkennung verschaffen kann . Ausland 1893, Nr. 3.

sicht die Systeme der verschiedenen Nationen übereinstimmen, und nachdem sie auch bei den in dieser Frage sonst unfruchtbaren Beratungen des Berner Kongresses im Vorjahre fast allseitig als richtig anerkannt ist eben einfach die neue Schreiberkannt wurde wurde weise

der Namen im deutschen Schutzgebiete eine für alle Völker verbindliche Thatsache geworden.

»> Uyiyi«< wird nicht mehr » > Ujiji «

¹) >» Deutsches Kolonialblatt« 1892 , Nr . 16, abgedruckt » Verhandl. d. Ges. f. Erdk. Berlin 1892 , S. 365 ff.; vgl. auch die eng lische Kritik in »> Proceed . of the R. Geogr. Soc. 1892 , S. 770 ff. 5

34

Zu den neuen Bestimmungen über die Schreibung der Ortsnamen in den deutschen Schutzgebieten.

geschrieben , so gut wie »Berlin « nicht »Bährlien > Bei

und einer Umschreibung in unsere Alphabete es wäre nun gewiss ein grosser Gewinn , wenn wir auch zu dieser Umschrift dieselben Regeln und Zeichen verwenden könnten , die für die deutschen

geographischen Namen , welche aus europäischen (soll wohl heissen : lateinschreibenden) Sprachen entnommen sind oder von Eigennamen herrühren , verbleibt es bei der ursprünglichen Schreibweise.« Da-

Schutzgebiete gelten ; um so mehr, als ja die Namen der letzteren vielfach identisch sind mit denjenigen solcher freier Gebiete - ich erinnere nur an arabische, malayische und ähnliche Wörter. Die Anwendung der officiellen Umschrift auf

gegen sollen allgemeine, geographische Bezeichnungen, die aus europäischen Sprachen stammen , wie Berg, Fluss, See, Dorf, Stadt, in der Regel deutsch wiedergegeben werden . Wenden wir uns zu den einzelnen Regeln , so

solche Namen kann aber nicht einfach angeordnet werden, wie dies für jene des eigenen Landes möglich ist. Hier bedarf es der Vereinbarung der deutschen Geographen - und nicht einmal bloss

gewahren wir ebenfalls eine beachtenswerte Rücksichtnahme auf die Systeme, welche von jenen grossen Geographischen Gesellschaften vorgebracht wurden und insbesondere eine fast genaue Uebereinstim-

der Geographen Deutschlands - untereinander. Wollen wir auch russische , griechische , türkische, persische, chinesische Namen nach dem Schema des

mung in den Lücken , welche alle diese Systeme aufweisen . Zunächst wird als allgemeiner Grundsatz vorangestellt , dass die Schrift den Wortlaut so genau wiederzugeben habe , wie dies mit ein-

oder nicht? Berliner Auswärtigen Amtes schreiben g des Entscheidun freie die beginnt Mit dieser Frage Geographentages und damit die Kritik. Sind die Regeln für die Schutzgebiete ausreichend und bestimmt genug , um als allgemeine Umschriftregeln für alle nicht durch europäische Besitzverhältnisse bereits festgelegten geographischen Namen von den Deutschen angenommen zu werden? Die einfache Bejahung dieser Frage würde die VerDaher wäre es hältnisse ungemein vereinfachen.

besondere wünschenswert, die Stimmen Kirchhoffs, Köppens und Eglis schon vor dem Stuttgarter Geographentage zu vernehmen . Die neue Umschrift für die deutschen Schutz-

fachen Schriftzeichen möglich ist. Regel II behandelt Selbst- und Doppellaute, die geschrieben werden sollen , wie im Deutschen . Für äu, eu, oi und oy wird nur oi, für ai, ci , ay und ey nur ai gesetzt . Bei getrennter Aussprache tritt ein Trema ( · ) ein . Dehnung bezeichnet der Circumflex in seiner französischen Form . Gegen diese Regel dürfte wohl vom Standpunkte eines süddeutschen Gehöres einzuwenden sein , dass das eu in Freude und das oi in Aloisia denn doch min-

sträfliche Prinzipienreiterei, wenn man als Anhänger einer internationalen Regelung der Transskriptionsdestens ebenso verschieden sind, wie deutsches und frage hier das Bessere als Feind des Guten wirken | englisches w, welches das neue System unterscheidet . liesse. Und auch jeder andere Einwand gegen die Regel III betrifft die Mitlauter. Zusammenofficiell vorgeschlagenen Regeln muss als Gewissensgesetzte Laute werden in ihre Bestandteile aufgelöst, sache ernsthaft überlegt werden . also ks, ts und kw für x , z , c und qu. Die einDennoch scheint es mir , als ob das gewiss fachen Laute werden wie im Deutschen gebraucht, gründlich durcherwogene System der Reichskommit folgenden Ausnahmen : für deutsches j tritt y mission mindestens gewisser Ergänzungen ¹ ) be- | ein, für französisches j hingegen j und für englischesj dürfte , ehe es zu dem vorschwebenden Zwecke ge(franz. dj) wird dj geschrieben. Sch und tsch werden durch sh und tsh , also wie im Englischen, eignet ist. Und gerade weil es angezeigt ist , über dieselben bereits vor dem Zusammentritte des nächsten wiedergegeben . V ist deutsches w, w hingegen engliches w . Unser ch wird durch kh ersetzt, während Deutschen Geographentages in Erörterung zu treten und weil es gewiss möglich ist , den eventuellen Wünschen dieser Körperschaft bei der eingesetzten ständigen Kommission von Sachverständigen Gehör zu verschaffen und so die endgültige Herstellung eines beiden Zwecken entsprechenden Regelverzeich-

1 ) Ergänzungen und Verbesserungen sind übrigens in Punkt IX der Vorschriften ausdrücklich vorbehalten .

gh demselben Laut in weicherer Aussprache und zugleich dem Zäpfchen-r entspricht - also wesentlich in gewohnter Weise das arabische Ghain wiederund ck natürlich durch kk ersetzt geben soll ― wird (tz wohl auch durch

einfaches ts ,

worüber

nichts in den Regeln steht) . Die S - Laute sollen dadurch bezeichnet werden , dass weiches s durch den Buchstaben s ohne diakritisches Zeichen , scharfes

Zu den neuen Bestimmungen über die Schreibung der Ortsnamen in den deutschen Schutzgebieten.

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( s) hingegen durch denselben mit darübergesetztem | Frage , wie der Laut des englischen th (zunächst Strichlein (s ) wiedergegeben wird. Abweichend vom ohne Unterschied, ob hart oder weich ) zu bezeichnen Deutschen werden also nur j, v, w und y gebraucht, wäre, ferner wie man unser deutsches ng von einem und zwar zumeist in einer Verwendung, an die das wirklichen ng unterscheiden soll. Aber auch wissenschaftliche Publikum schon recht gewöhnt ist. über die Bezeichnung der Nasalvokale und die Entbehrlich werden die Buchstaben und Verbindungen : Mouillierung fehlt es in den Regeln an irgend einer Bestimmung , während in der Praxis sich das c, ck, ch, sch, tsch, qu, x, ph (sofern = ƒ) und z. In dieser Regel ist kein Punkt , gegen den man Bedürfnis nach ihrer Festlegung alsbald einstellen muss . bei vorurteilsfreier Betrachtung Einwand erheben kann, ausser dem fremdartigen diakritischen Zeichen des scharfen s .

Es ist das einzige seiner Art und

durchbricht somit das Schema in unangenehmster Weise. Will man schon keines der erwähnten, ganz

Der Grund , weshalb gerade diese letzteren Punkte im deutschen , wie im französischen System

entbehrlich gewordenen Zeichen zur Scheidung der S-Laute herbeiziehen , also entweder z für das weiche

unerörtert blieben , liegt wohl in ihrer Schwierigkeit wenigstens ihrer vermeintlichen . Für den Franzosen ist es übrigens viel schwerer , eine Bezeichnung zu finden , welche die Nasalvokale von den

oder mit der Cedille ( ) für das scharfe s , was jedem Gebildeten verständlich wäre und in keinem

Buchstabengruppen Vokal + n unzweifelhaft trennt -er wird die letzteren von Hause aus als Nasalvokale

Setzkasten fehlt , so wird es immer noch angemessener sein, auch im Anlaute das scharfe s durch ss

aussprechen , muss also seinen Sprachgebrauch erst nach den Regeln ändern . Wir, die Vokal + n auch als an , in u. s. w. sprechen , bedürfen aber bloss eines Nasalzeichens , um alle Zweideutigkeit zu vermeiden. Ein solches wäre vorhanden, wenn wir uns

zu bezeichnen (wie dies seit langem bei Umschriften aus dem Russischen sich eingebürgert hat) , als ein vereinzeltes Strichzeichen heranzuziehen . Regel IV handelt vom mehrwortigen Namen und V soll durch den Akut bezeichnet der Cirkumflex Anwendung

Verbindungsstrich in vom Accent. Dieser werden , » sofern nicht findet «< . Hier klafft

insofern eine Lücke, als es an einer klaren Bezeichnung für unbetonte, lange Vokale fehlt. Indes mag. das um so eher hingehen, als sich dafür wohl von selbst das Längezeichen der Metriker (-) ebenso einbürgern wird, wie das Kürzezeichen ( ) für besonders hervorhebenswerte Kürzen .

entschliessen, das diakritische Zeichen des spanischen й in Señor über Vokale zu setzen - damit ist aber eine bei der Festlegung eines Namens sehr wichtige Nuance gewonnen. Für Konsonanten könnte dasselbe Zeichen die Mouillierung bedeuten . Doch dies nur als Beispiel! Gerade jene Lücken des Systemes sind es, von denen die Arbeit der deutschen Geographen auszugehen hat.

Wenn man sich

Betrachtet man die Regeln im Zusammenhange,

über eine Bezeichnung der Nasalierung, der Mouillierung des ng und th, des scharfen s u. s. w. auf dem Geographentage einigt und dieselben der Kolo-

so wird ihnen ein Vorurteilsloser , der seine Lieblingswünsche zurückzudrängen weiss , vollen Beifall zollen. Mit unerheblichen Ausnahmen bezeichnen

nialverwaltung zur Ergänzung vorschlägt, so braucht man wohl kaum eine Zurückweisung von seiten der letzteren zu besorgen . Es wird aber durch ein solches

sie klar und scharf die zu unterscheidenden Laute ; überdies ist der Grundsatz der Einfachheit streng

Kompromiss der schöne Zweck erreicht , dass die officielle Orthographie der Schutzgebiete und zugleich die wissenschaftliche Umschrift der deutschen Geo-

durchgeführt.

Einfache Laute werden durch Buch-

stabengruppen überhaupt nur in den Fällen mit h (sh, kh, gh) wiedergegeben und diese sind im deutschen wissenschaftlichen Gebrauche zum grossen Teil

graphen ein einziges und geschlossenes System darstellen.

schon eingebürgert .

Aber selbst, wenn dies erst einer späteren Zeit vorbehalten bleiben müsste , so ist doch zweifellos

Allein das System ist mit den vorliegenden Regeln nicht abgeschlossen . Seine Lücken teilt es allerdings zumeist mit dem Londoner und Pariser System allein sie sind deswegen nicht weniger

durch die officielle Kundgebung eine gewisse Basis für die Behandlung der Transskriptionsfrage seitens der deutschen Geographen gegeben . Dieses Regelverzeichnis hat mit dem Momente seines Erscheinens

vorhanden. Ich möchte kein Gewicht darauf legen, dass die Unterscheidung des e und ä eigentlich auch eine Unterscheidung der übrigen offenen und geschlossenen Vokale, mindestens der beiden o und ö, logisch fordert für unser deutsches Ohr ist eben

praktische Geltung in grossen Landstrichen deutschen Besitzes. Es ist daher zunächst angezeigter, von einer Diskussion und Amendierung seiner Be-

die letztere vielleicht nicht ebenso deutlich, wie die des offenen und geschlossenen e. Auch auf das Unbezeichnetbleiben so häufiger Vokale , wie das dumpfe bayerisch-österreichische a (englisch a in all) u. a. möchte ich bloss von weitem hinweisen. Man

ganze Lösung der Transskriptionsfrage beruht auf Kompromissen , wie die Sache sich unter den gegebenen Verhältnissen darstellt : zunächst Kompromisse zwischen den einzelnen Interessenkreisen inner-

könnte mir sonst eine übertriebene, kleinmeisterische Genauigkeit vorwerfen.

Wichtiger ist schon die

stimmungen auszugehen , als auf eigener theoretischer Basis ein neues System aufstellen zu wollen . Die

halb des einzelnen Volkes , dann ein internationaler Kompromiss zwischen den daraus gewonnenen nationalen Systemen, deren Uebereinstimmung ja bereits

Die Mönchs -Republik auf dem Athos .

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in vielen Punkten eine erhebliche ist ¹ ) . So führt | Wasserscheide , sind mehr nach der östlichen Seite in dieser Angelegenheit vielleicht einmal ausnahmsder Landzunge gelegen . Von dieser Kuppe aus verweise der Weg durch Trennung zur Einheit . zweigen sich beiderseits kurze, sich absenkende Bergkämme, die durch tiefe Thäler voneinander geschieden sind. Die Abhänge auf der östlichen Seite sind steiler und die Felsen am Ende derselben fallen senkrecht Die Mönchs -Republik auf dem Athos.2)

Von J. Pfeiffer (Belgrad).

in das Meer ab , während die Felsen auf der westlichen Seite stufenweise herabreichen bis zum Meeres-

Die Mönche aller Religionen und Nationen haben sich für die Errichtung ihrer Klöster meistens

ufer. Die Höhe des Kammes steigt von der Verbindung der Landzunge mit dem Festlande nach

malerische Umgebungen gewählt und dabei besonders, wo es möglich war, gebirgigen Gegenden den Vorzug gegeben. Die Priester, die Gründer der Klöster, gingen dabei von der Ansicht aus, dass im Anblicke

Süden zu an und der höchste Gipfel , der Athos, befindet sich im südlichsten Teile. Nach dem Namen

der gewaltigen Berge und anderer Naturgebilde der Geist des Menschen um so fester an die ewigen Wahrheiten gefesselt wird , und das Gebet inmitten riesiger Felsen , weitgedehnter Waldungen inniger dem Herzen entströmt. Als gute Beobachter des menschlichen Geistes , wie es die Priester immer waren, haben sie gewusst, welchen Aufschwung zum Göttlichen ein Blick auf das Grossartige , Majestätische und Schöne hervorruft . Man kann aber auch annehmen, dass sie einsame und abgelegene Stellen deshalb wählten, um zur Zeit von Wirren und Kriegen von dem Schauplatze derselben entfernter zu sein, um in Einsamkeit und Ruhe sich innig und aufrichtig in den Anblick der grossartigen Naturerscheinungen zu versenken , welche der Allmächtige erschaffen . Unter den Stellen, welche die Mönche für ihre

dieses Gipfels wird die ganze Halbinsel das Athosgebirge genannt. Der Athosgipfel ist ungefähr 1940 m . hoch und in dem obersten Teile ein kahler Marmorfels. Wenn seine weissen Kalkmasen , von den Strahlen der Sonne glänzend beleuchtet , wiederstrahlen, bilden sie dann einen herrlichen Gegensatz zu dem blauen Himmelsgewölbe und dem dunklen Grün der Wälder, mit welchem der Kamm der Halbinsel bewachsen ist. Das Klima ist, wie im ganzen Küstenlande des Aegäischen Meeres , warm und gleichmässig . Im Sommer regnet es selten , aber dieser Mangel wird durch starken Tau, der über Nacht eintritt, ersetzt . Gegen den Spätherbst fängt die Regenzeit an und dauert über die Wintermonate, in welchen bisweilen auch ein wenig Schnee, aber nur in höheren Gegenden , fällt . Reif und Eis gibt es nie. Die Blätter fallen von den Nuss-, Kastanien-, Feigen- und Maulbeerbäumen ab, ebenso von einigen , auch nördlicher

Klöster wählten, scheint der Berg Athos sehr geeignet zu sein, damit die vorstehend geschilderten menschlichen Gefühle und Neigungen befriedigt werden . Der Athos ist ein Gebirgskamm, welcher 60 km lang ist und an seiner breitesten Stelle eine Breite von 11 km

gelegenen Gegenden angehörigen Waldbäumen, die aber auch auf der Athoshalbinsel vorkommen . Alle anderen Bäume und Sträucher sind im Winter und

besitzt . Dieser Gebirgskamm wird durch eine schmale, etwas weniger als 2 km breite Landzunge mit dem Kon-

keit ist die Pflanzenwelt sehr üppig entwickelt . Vom Meere aus der Ferne betrachtet, sieht der ganze Ge-

tinent verbunden. Das Meer hat in diese Landzunge zwei kleine, in lieblicher Umgebung liegende Häfen eingeschnitten . An der schmalsten Stelle dieser Land-

birgskamm wie ein einförmiger Wald aus , dessen Grün hier und da kalkige Felsen weiss schimmernd unterbrechen . Der Blick kann kaum die in dem

zunge kann man noch heute die Spuren des Kanals

Waldmeere versteckten Klöster, Kirchlein und Ein-

entdecken , den der mächtige persische Herrscher Xerxes im Jahre 480 v. Chr. zur Zeit seines Krieges mit Athen durchstechen lassen wollte oder wirklich

siedlerhütten erkennen ; soweit das Auge reicht , ist alles Berg und Wald. Der Pflanzenwuchs des Nordens reiht sich hier an den des Südens und bietet

Sommer grün . In einem so gleichmässigen und warmen Klima und bei der genügenden Feuchtig-

ein prachtvolles Naturbild. Die Waldbäume erreichen durchstechen liess. Diese Spuren haben der berühmte Niebuhr und andere Reisende , Geschichts- und Altertumsforscher untersucht.

Die Hauptkuppe dieses Kammes, wie auch die 1 ) Vgl . meine Ausführungen >> Compte rendu du Ve congrès international des sciences geographiques « (Bern 1891 ), Annexe XXXVI. 2 ) Da der Herr Verfasser die vorhandene Litteratur nicht näher angegeben hat , so möchte die Redaktion einen kleinen Zusatz in dieser Hinsicht beifügen. Zu vergleichen sind besonders die folgenden Abhandlungen : Fallmerayer , Fragmente ; Pischon in v. Raumers >>Histor. Taschenbuch ( 1860) ; Gedeon , " Adwg (Konstantinopel 1886) ; K. Dühmig im 14. Hefte der Jahresberichte der Geogr. Gesellschaft in München,

eine ausserordentliche Höhe ; einige nördlichere Arten, wie Eichen, Pappeln , Weiden erreichen in diesem vom Meere umspülten Halbinselgebiete eine solche Formenüppigkeit, dass man sie kaum als solche erkennen kann . Die Mannigfaltigkeit, Dichte und Grösse des Pflanzenwuchses erinnert an die heisseren Gegenden der tropischen Zone. Die Wege und Pfade , welche die Athoshalbinsel durchkreuzen , sind zumeist mit Steinen gepflastert und führen durch den Wald oder an dessen Rand dahin ; auf demselben dahingehend spürt man inmitten des Sommers , wenn die Sonne glühend heisse Strahlen herabsendet , die Hitze wenig , weil die Bäume mit ihrem dichten Laubdach dagegen



Die Mönchs-Republik auf dem Athos.

Schutz gewähren. Quellen trifft man häufig an , aus denen klares Gebirgswasser sprudelt. Wasser gibt es im Ueberfluss , es bildet nach allen Richtungen , über Gestein , durch Gras und Moos ein Wassernetz , welches reichlich und befruchtend die Erde befeuchtet. Selbst die Luft ist dadurch am Morgen reichlich mit Feuchtigkeit gesättigt, bis die Mittagssonne ihre sengenden Strahlen wirft . Einige alte , griechisch-byzantinische Kirchenschriften haben mit Enthusiasmus über diese Halbinsel geschrieben und ergingen sich in Lobgesängen über den Himmel, die Luft des Athos, seine Wälder und Thäler. Wenn man von gewissen Punkten des Athosgebirges aus den Blick über das blaue Meer hinschweifen lässt , sieht man , wegen der grossen Durchsichtigkeit der Luft, die Ufer und Gebilde der fernen Inseln ganz klar und deutlich . Auf diese Weise wird der Beschauer auf dem Berge Athos immer neuen, verschiedenartigen und farbenreichen Bildern begegnen , so dass sein Geist durch Betrachtungen nicht ermattet, sondern neue Kraft schöpft, um mit gleicher Frische und Beharrlichkeit die ihn umgebenden Naturerscheinungen zu beobachten , denn eine solche Vereinigung von Wasser , Himmel , Felsengestein und üppigem Pflanzenwuchs findet sich nur

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alten Ueberlieferungen , dass der Athosberg schon lange vor Einführung des Christentums einen Ruf als Heiligtum genossen hat. In dieser Richtung ist auch eine Sage bemerkenswert, dass auf dem Gipfel des höchsten Berges der Halbinsel, weithin sichtbar, die goldene Bildsäule eines » > Gottes Athos« aufgestellt war. Es dürfte die Meinung gerechtfertigt sein, dass , als das Christentum Oberhand erhielt , es die Priester des alten Glaubens verjagte , die Götzenbilder zerstörte und an deren Stelle seine Heiligen aufstellte, seine Priester einsetzte. Die griechischen Mönche, welche in den Klöstern die Legenden erzählen , möchten gerne die Entstehung der Heiligkeit des Berges Athos aus grauer Zeit herleiten , aber die geschichtlichen Zeugnisse reichen nicht aus , dieses zu beweisen , obwohl gewiss ist , dass der » > Hagion Oros« schon seit frühen christlichen Zeiten und durch viele Jahrhunderte in den Augen der orientalischen , orthodoxen Welt sich einer grossen Verehrung erfreute. Der >» Hagion Oros ist im Laufe der Jahrhunderte ein Wallfahrtsort für die orientalisch-orthodoxen Christen aller

Athos und seine Umgebung in glühende Farben hüllen . Das Athosgebirge wird von den Griechen

Völkerschaften des Ostens geworden , beinahe ebenso bedeutsam , wie die heiligen Orte in Judäa und Galiläa . Der Pilger , welcher das Grab Christi in Jerusalem besucht , er sei ein Bulgare , Grieche, Serbe , Russe , Grusier oder Rumäne , würde sich nicht für einen vollkommenen Wallfahrer halten , wenn er nicht auch den Berg Athos besucht und in dessen Klöstern seine Andacht verrichtet haben würde . Die vielen Scharen der russischen

>>Hagion Oros« (der heilige Berg) genannt. ' ) Die christlichen Bewohner dieser Gegend bewahren und erzählen zwei Legenden über die Heiligkeit des Berges Athos. Nach der ersten Legende soll Christus

Bauern kehren nicht eher nach Hause , bis sie ihre Pilgerfahrt mit dem Besuche des heiligen Berges und seiner Heiligtümer beschlossen haben . Die orientalischen Orthodoxen fühlen sich auf >> Athos « so

einmal eine Reise , von der im Evangelium keine Erwähnung geschieht, unternommen haben . In der Zeit, als er im phönizischen Küstenlande weilte, kam er über das Meer nach Calcidien, um den berühmten Gebirgskamm zu besuchen, der an der Südseite mit dem Bergzacken des Athos endet. Die zweite Legende spricht nichts von dem, meldet nichts von einem Besuche Christi , sondern erzählt , dass die Mutter Gottes, Maria, nach der Himmelfahrt Christi in das Athosgebirge gekommen und daselbst das

heimisch, wie zu Hause, weil sie dort in der äusseren Ausübung ihrer Andacht und Ceremonien weder durch

dem orientalischen Orthodoxentum das Gebiet streitig , und zwar hatte dasselbe den Athos schon besetzt, als noch niemand an die Trennung der abendländischen

Wort Gottes gepredigt habe, dass vor ihrer Heiligkeit und vor der Kraft des Wortes alle Götzenbilder

und morgenländischen Kirche dachte. Wie die grosse Zahl der Klöster, Kirchen und

niedergefallen seien und das Christentum sich zu erheben begann . Von dieser Zeit an sei die Madonna die Schutzpatronin vom Berge Athos geworden und habe diesen Ort durch viele Wunder verherrlicht und seit dieser Zeit habe dieser Ort den

Einsiedeleien nicht gestern entstanden , so ist ihre Anzahl auch nicht auf einmal geworden . Jahrhunderte verflossen , bis das Athosgebirge von Gebäuden und Heiligtümern der orientalischen Kirche erfüllt wurde. Wie sich ehemals zur Zeit der Essäer

Namen >» Hagion Oros « , und wäre deshalb auch die Kirche von Kareä, welche die Mutter aller Kirchen

die wüste Ebene Hebron in Palästina, oder die Libysche Wüste zur Zeit der heiligen Büsser und des Makarius von Alexandrien mit Einsiedlern füllten , ebenso sind die Thäler des Athos schon seit der

selten. Alle diese Scenen werden am Abend herrlicher und erreichen dann die höchste Schönheit, wenn die goldenen Strahlen der Abendsonne den

des Athos genannt wird, der heiligen Gottesgebärerin geweiht. Wie dem auch sei , wahr ist es nach vielen

¹) Gesprochen » ajonóros « . Ausland 1893, Nr. 3.

gleichzeitige Betrachtung gestört , noch feindlichen Angriffen ausgesetzt sind . Die Häresis hat zwar einigemale versucht , sich auf dem Athos einzunisten , sie ist aber stets niedergehalten und ausgerottet worden. Dort macht heute keine andere christliche Konfession

Regierung der ersten christlichen Herrscher eine Anziehungskraft für jene geworden , welche den Lehren und dem Beispiele der Heiligen Paulus und 6

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Die Mönchs -Republik auf dem Athos .

Die Zahl der Einsiedler

Wer kann das wissen ? Wer kann die Beweggründe

des Athos wuchs während des ganzen byzantinischen Zeitalters. Das ekstatische Einsiedlerleben entwickelte

dieses Thuns bei solchem Geschöpfe Gottes entdecken und erkennen ? Die Wissenschaft erklärt diese Er-

sich da in allen Formen. Die Anachoreten bauten sich einsame Zellen in den Felsenhöhlen , und die Koenobiten bauten sich Klöster entweder nahe dem

scheinung aus einem besonderen Zustande des Nervensystemes ; indem diese Asketen ihren Körper peinigen und dabei beten , verfallen sie in einen Zustand der Verzückung , in welchem sie keine körperlichen Schmerzen zu empfinden scheinen . Damit sie sich öfters und ungestört in diesen Zustand der Verzückung versetzen können , um in dieser Welt der Einbildung länger verbleiben zu können , suchen die Asketen ebenso gerne die Stille und Einsamkeit, wie die Liebenden . Die strenge Form der Askesis scheint zu

Antonius folgen wollten .

Meeresufer oder inmitten der Wälder oder sogar in der Tiefe der Schluchten. Dank der einsamen Lage haben die Klöster des Athos die fürchterlichen Schläge und Erschütterungen nicht so sehr gefühlt, jene Begebenheiten , die so oft die Balkanhalbinsel in Aufruhr versetzten . Durch diese Jahrhunderte andauernde Ruhe ist es möglich geworden, dass wir heute noch auf dem Berge solche Ueberlieferungen und Gewohnheiten finden , die an das frühe Zeitalter des Christentums erinnern , als alte Gewohnheiten und ur-

allen christlichen Zeiten im Athos in Uebung gewesen zu sein . Die Anachoreten haben dort schon

vor der Ankunft des heiligen Antonius gewohnt ; auch zur Zeit der Heiligen Simeon und Sabbas Zur Zeit, als die Einsiedler begannen , sich auf | hat ihr Eifer nicht nachgelassen , und es scheint die Sage begründet, dass auch der heilige Sabbas selbst dem Athosgebirge niederzulassen , bestand zwischen > Hagion Oros« als Einsiedler gelebt Zeit im » einige ihnen keine Ordnung und Regel ; sie waren durch habe. keine Bande miteinander verbunden, es bestand auch Die Koenobiten führen kein so einsames Leben, keine Gemeinschaft , weder im Gebet , noch in der aber es ist die Regel, die sie befolgen, sehr strenge, Arbeit . Der heilige Athanas von Agioris, der früh-

sprüngliche Formen des religiösen Asketismus bewahrt wurden.

zeitig im Athosgebirge erschien , entschloss sich, diesem ungeregelten Zustande abzuhelfen , und schrieb zu diesem Zwecke eine Ordnung vor , in welcher den Einsiedlern eine Einheit und gemeinsame Richtung gegeben wurde . Der damalige Kaiser von

und sie haben sich der Oberaufsicht eines Aeltesten höheren Ranges unterstellt. Eine noch mildere Regel beobachten die sog. Idiorrythmiker , welche ein

Byzanz , Nikifor Faka , ermunterte ihn zu diesem

angenehmeres Leben führen . Immerhin ist auch die Nahrung dieser Ordensleute eine kärgliche und die Zubereitung roh. Nur dreimal in der Woche

Unternehmen und half ihm , es auszuführen ; aber

trinken sie Wein und essen rohe Fische ; an drei

im Laufe der Zeiten erlitten die Regeln des heiligen Athanas einige Abänderungen , denn die Mönche

Wochentagen essen sie zweimal am Tage , an den anderen nur einmal. Das Fleischessen ist den Koeno-

des Athos leben heute nicht mehr nach einer Regel , sondern sind in zwei Hauptorden geteilt , in Anachoreten und Koenobiten.

biten ganz verboten , und die Idiorrythmiker dürfen es nur an bestimmten Tagen und vorgeschriebener Jahreszeit geniessen . Die Fasten dauern sehr lange

Die Anachoreten ( »Skiten « ) halten heute noch die Regeln strenge, während die Koenobiten dieselben ge-

und sind häufig. Täglich müssen acht Stunden dem Gebet gewidmet werden , und ein Teil der Nacht ist dem Wachen gewidmet. Das Leben

linder auslegen und anwenden. Das Kloster der heiligen Anna bildet den Mittelpunkt der Anachoreten . In der Umgebung dieses Klosters leben sie als Einsiedler noch so wie in frühen christlichen Zeiten . In der Nähe des Klosters des heiligen Paulus sieht man in den Felsen ausgehöhlte Grotten, in welchen diese Einsiedler von der menschlichen Gesellschaft getrennt leben ; sie kommen nie aus diesen wunderlichen Wohnungen heraus , und die Nahrung wird ihnen aus dem nahen Kloster gebracht ; ihre einzige Oftmals bewohnen Beschäftigung ist das Gebet. Anachoreten solche Höhlen , in denen sie weder aufrecht stehen, noch sich ausstrecken können, um zu liegen ; eine solche Höhle misst oft kaum zwei bis drei Quadratmeter. Ohne Blick für die Aussenwelt , ohne Stimme für ihre Nebenmenschen beschäftigen

dieser Mönche ist nach ihrer Regel ein wahrhaft streng klösterliches.

Alle grossen Klöster gehören zu einer der beiden genannten Richtungen . Im Athosgebirge befinden sich 20 grosse Klöster , zehn auf der östlichen, zehn auf der westlichen Seite ; ein jedes Kloster hat mehrere Zweigniederlassungen , in denen zwei bis drei Mönche leben , ausserdem gehören dazu noch mehrere Kirchen und Kapellen ; einige haben bis zu 15 solcher Niederlassungen und abgelegener Kirchlein . Teils in den unzähligen Zellen der Klöster, teils in den Felsenhöhlen , wohnen einige Tausend Mönche ; man schätzt deren Zahl auf 4-6000 Seelen . Damit zwischen diesen Menschen verschiedener

sie sich nur mit Gott und ihrem Gewissen und erscheinen uns beinahe verstört und aller menschlichen Gedanken und Gefühle bar. Was mag wohl in der Seele eines solchen Anachoreten vorgehen? Welcher

Volksabstammung eine Ordnung herrsche , war es notwendig , eine Verwaltung einzuführen ; was die Regierungsform dieses Mönchwesens betrifft , so ist sie der republikanischen ähnlich ; sie hat ein Parlament , eine vollziehende und herrschende Behörde.

furchtbare, energische Wille muss ihn beherrschen ?

Das » >Mönchsparlament «< bilden die Abgeordneten der

Die Mönchs-Republik auf dem Athos.

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20 grossen Klöster , und es wird einberufen , wenn sich eine Notwendigkeit zeigt , über wichtige Angelegenheiten, welche die ganze Mönchskolonie betreffen, zu beraten . Die regierende Macht wird von einem ständigen Ausschuss von vier Mitgliedern ge-

wollen, nehmen vom Kloster diese Zellen in Pacht ; so hat z. B. das Kloster Hilendar in und um Kareä ein Wohnhaus und 23 Zellen. Die Kathedralkirche von Kareä gehört allen Klöstern des Athosberges ge-

vier übereinstimmen , kann das Siegel auf eine Urkunde nicht aufgedrückt werden . Das Polizeiwesen besorgen gegen 30 in schmuckes Nationalkostüm

gebiete zu jener Zeit , wie mit Fluch beladen , vertrieben wurden . Im Laufe der Zeit haben diese

meinsam und wird von ihnen erhalten ; sie gilt als bildet , welche aus den Hauptklöstern des Athos : die Mutterkirche dieser grossen Mönchssiedelung . Die Bibliothek des Protatons in Kareä birgt viele Hilendar, Lavra, Vatopedi und Iviron , erwählt werden. Diese ständigen Ausschussmänner nennt man Epi- | alte Bücher und Manuskripte ; darunter auch die VerUnter den Epistaten wird jedes Jahr ein fassungsurkunde der Athosklostergemeinschaft, welche staten. anderer zum Vorsitzenden des Ausschusses gewählt, zur Zeit des byzantinischen Kaisers Manuel geden man Proepistates nennt und der im Städtchen schrieben worden sein soll , aber schon aus den Zeiten des Kaisers Constantinus Monomachus herKareä seinen Sitz nehmen muss ; deshalb wird dessen Wohnhaus dort auch als das Protaton bezeichnet. stammt. Nach dieser Verfassung ist Kindern, bartWas die vier Epistaten bestimmen, verpflichtet alle losen Jünglingen , Frauen und Mädchen der Zutritt Das Regierungssiegel dieser zum Athos verboten . Interessant sind hierüber die Bewohner des Athos. Mönchsrepublik ist in vier Teile zerlegbar , wovon Notizen des Domentian , aus welchen man entjeder Epistat einen bei sich trägt ; wenn nicht alle nehmen kann , wie die Bartlosen aus dem Athos-

gekleidete Arnauten, von denen jedem Kloster einer oder zwei zugewiesen sind. Im Athosgebiete befindet sich ausser der Mönchsregierung auch ein Vertreter der türkischen Staatsgewalt, ein Mudir, der seinen Sitz auch im Flecken Kareä hat, sich in die Klosterangelegenheiten jedoch

Verbote gewisse Abänderungen und Abschwächungen erlitten ; so ist jetzt der bartlosen Jugend der Aufenthalt auf dem Athos erlaubt, aber was die Frauen anbelangt, so ist das Verbot noch verschärft worden, indem heutzutage sogar den Weibchen von Säugetieren und Federvieh der Zutritt verboten ist.

nicht einmischt , sondern nur die Steuern einzieht und auf etwaige politische Vorgänge ein wachsames Auge hat.

Der Berg Athos ist ein ganz merkwürdiger Platz der Erde ; seine Ansicht, Gestaltung, die periodische Luft , die üppige Pflanzenwelt , das herrliche Meer, alles das berauscht und entzückt ; aber kaum .

Der Hauptort der Mönchsrepublik des Athos ist eben jenes Kareä , die Residenz des vorsitzenden Epistaten und des Mudirs, aber welch eine Residenz ! Ein

dass man vom Meeresufer einige Schritte vorwärts gethan , so wird man enttäuscht und kühl , wenn man einen Blick auf die Bewohner und auf das-

elendes Dörflein in einiger Entfernung vom Meere, in einem Gebirgsthale gelegen . ¹) Eine schmale Gasse

jenige, was Menschenhände geschaffen haben, wirft . Es tritt dem Beobachter eine organisierte mensch-

bildet die Ortschaft, zumeist aus niedrigen Häusern mit engen, dunklen Läden bestehend, in deren Hinter-

liche Gesellschaft entgegen, welche denkt und arbeitet, aber mit ihren Gedanken und ihrer Arbeit dem Zeit-

grunde menschliche Gestalten hocken, welche durch

laufe fremd geblieben ist . Wenn man den Athos von einem Ende zum anderen besichtigt , so findet man selbst an entfernten Stellen , selbst im Hinter-

ihre Ruhe an die phlegmatischen Kaufleute der türkischen Städte erinnern. Das sind Kaufleute und Handwerker : Schneider , Pantoffelmacher u. s . w. , die alle schwarz gekleidet sind. Rufen oder Schreien hört man hier nicht, nur die Töne des Handwerkszeugs , das Rauschen des Baches und wenige leise Worte der Käufer und Verkäufer machen sich bemerkbar, sonst herrscht eine fast bedrückende Stille trotz der grossen Zahl der Bewohner ; nur am Samstag wird es lebhafter, da ist Markttag, die Mönche bringen dann von allen Seiten des Athos die Erzeugnisse ihrer Handarbeit zum Verkauf: hölzerne Kreuze, gemalte und auch in Holz geschnitzte Bilder, Rosenkränze, Kochlöffel u . s . w. In Kareä hat jedes Kloster des Athos seine besonderen Felder und ein Haus , in welchem der Klostervorstand wohnt, dann Zellen und Läden, die man vermietet. Die Mönche, welche in Kareä leben

¹) Der Herausgeber erlaubt sich zu bemerken , dass die Schilderung Dühmigs , auf Grund persönlicher Einsichtnahme, dem in reizendem Grün gelegenen Städtchen ein weit besseres Zeugnis ausstellt, als dies der Herr Verfasser thut.

grunde der Abgründe , etwas Ungewöhnliches und Interessantes , was uns um einige Jahrhunderte zurückversetzt ; man findet dort 20 grosse Klöster mit einer ungeheueren Anzahl von Zellen ; jedes Kloster bildet für sich eine befestigte Kolonie mit zahlreichen Nebengebäuden und umgebenden Kapellen. Ausserdem bemerkt man viele Grotten und Einsiedlerhütten, welche teils am Meeresufer , teils auf schwindligen Höhen oder in geheimnisvollen, tiefen Thälern , durch dichtes Gebüsch versteckt, zerstreut sind. In diesen Klöstern , Kirchen und Kapellen sind wertvolle Ueberreste der byzantinischen Kultur aufbewahrt ; ihre Wände sind von oben bis unten mit Fresken bedeckt und die Inkonostasen ¹ ) mit Bildern überhängt. In der Schatzkammer liegt ein reicher Schatz von golddurchwirkten Kirchengewändern, Juwelen und Geschmeiden : Kreuze, Kelche,

1) Die bekannten Zwischenwände der orthodoxen Gotteshäuser.

Die Mönchs-Republik auf dem Athos.

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Weihrauchfässer, Särge zum Aufbewahren von Gebeinen der Heiligen und vieles andere. In den

Gegenstände trifft man auf denselben Stellen in verschiedenen Kirchen des Athos. Die Kanones des

Fächern der und Kopien Werke , aus von grosser

byzantinischen Orthodoxentums haben auch gewissermaassen für die Kunst Geltung , es ist so vorge-

Bibliotheken sind wertvolle Manuskripte auf Pergament angesammelt , seltene denen die Forscher oft Entdeckungen Wichtigkeit gemacht haben . Viele be-

rühmte Gelehrte haben bis jetzt den Athos besucht, aber für den Forscher bleibt das Feld noch immer weit und reich , so dass man nicht sagen kann , es sei

erschöpft.

Die Bibliotheken

der Athosklöster

waren von jeher der Gegenstand sorgfältiger Forschung. Schon in der ersten Zeit der türkischen Invasion entdeckten die gelehrten Griechen , die sich nach Italien flüchteten , Europa den grossen Wert

schrieben und so musste es geschehen ; ein Künstler, der seinem Despotismus untergeordnet ist , hat kein Recht, dem Triebe seiner Eingebung zu folgen , seine Aufgabe ist ihm vorgeschrieben , und er muss nur trachten , genau auszuführen , was die Ikonographie als geltend vorschreibt . Die hervorragendsten Gemälde der Athoskirchen rühren von Pauselin her ; deshalb sagen auch die Mönche, um ihrem Kloster eine Wichtigkeit in kirchlicher Kunst zu geben , dass dieses oder jenes Bild von Pauselin sei , wenn es

dieser litterarischen Schätze. Ein gewisser Johann Laskaris schleppte aus dem Athos eine grosse An-

auch nicht richtig ist. Die Mönche des Athos waren in früheren Zeiten

zahl alter Werke heraus . Die neueren Forschungen waren nicht minder fruchtbar ; Savastiano, v. Müller, haben ganze

berühmt durch ihren frommen Lebenswandel und ihre Pflege der Wissenschaften . Die Schulen der Athosklöster waren damals der Hort der Wissen-

grosse Kataloge der übriggebliebenen Manuskripte verfasst, unter denen ich die Erdbeschreibungen von

schaften für die orientalisch-orthodoxe Christenheit, und der Einfluss ihrer Lehrer war in der Kirche des

Strabo und Ptolemäus , welche im Kloster Vatopedi vorgefunden wurden , hervorhebe. ¹) Den grössten Reichtum zeigen diese Bibliotheken in theologischen Werken ; da sind Gottesdienstbücher , Kopien von Evangelien , Lebensbeschreibungen der Heiligen , Klosterregeln und anderes ; unter den Werken dieser

Orients überwiegend. Es gibt wenige kirchliche Würdenträger oder bedeutende Litteraten im byzantinischen Zeitalter , die nicht ihre Laufbahn im Athos begonnen haben . Die Hierarchie in Byzanz und anderen Ländern im Oriente bekam ihre ausgezeichnetsten Mitglieder aus den Reihen der Athoszöglinge ;

Langlois ,

Robert - Curson u.

a.

Richtung findet man serbische, griechische, russische ,

die Klöster des Athos gaben die Patriarchen Cal-

georgische Manuskripte aus dem 10. , 11. und 12. Jahr hundert , die oft mit goldenen Buchstaben und mit

listus , Philotheus , Maximus IV. und Niphon ; die zwei letzteren kamen erst nach dem Einbruche

Vignetten, in Einbänden von kostbarer Metallarbeit, und mit ausserordentlicher Schönheit geschrieben sind. Die Grundsätze des Stils, in welchem die Kirchen des Athos erbaut wurden , sind dieselben , welche Antonius v. Tralles und Isidor v. Milet ange-

der Türken zum Patriarchat. Für die Serben war der Athos von grosser Be-

wendet haben , als sie die Sophienkirche in Konstantinopel errichteten . Alle Kirchen im Athos sind mittlerer Grösse , ihren Bauumrissen fehlt Reinheit und Plastik , aber diesen Mangel ersetzen sie durch Reichtum der Nebenverzierungen . Die Mönche haben nichts geschont, um ihre Heiligtümer reich und glänzend auszuschmücken . Nach allen Seiten glänzt und strahlt das edle Metall , die Mosaik auf goldenem Grunde. Thüren, Bänke, Tische sind von schönem , schwarzem oder braunem Holze , vielfach verziert mit Perlen , Elfenbein und Seide.

Grosse Lustres,

vergoldet und mit dem doppelköpfigen kaiserlichen Adler geschmückt , hängen von der Decke herab, und die Malerei deckt alles zu , wo die Mosaik,

deutung . Ein Biograph des ersten serbischen Volksaufklärers schreibt : »Der heilige Sabbas hielt sich bei seiner Rückkehr in Hilendar auf, aus welchem Kloster er solche Mönche mit sich nahm, von denen er glaubte, dass sie zu Bischöfen geeignet seien, und trat mit ihnen über Salonichi den weiteren Zug nach Serbien an. Byzantinismus « . wohl auf das byzantinische Reich , wie auch auf Serbien und Bulgarien , und es kam oftmals zu Missbrauch ihrer Gewalt. Die türkische Herrschaft brach aber diese direkte Einflussnahme auf die Geschicke der orientalischen Völker, die bemerkbar vom Athos-

Die Paläo- Geographie Südamerikas . Von H. von Ihering (Rio grande do Sul). (Fortsetzung.) In Argentinien ist die nearktische Invasion markiert durch die araukanische Formation, bis in welche hinein Ameghino Artefakte des Menschen oder seines Vorläufers glaubt verfolgen zu können . Offenbar kann der Ursprung des Menschen nicht in Südamerika.

berge ausging. Es gelang den Mönchen des Athos , gleich wie der griechischen Hierarchie , auch unter den Türken ihr Dasein zu sichern und zu fristen, aber ihr Einfluss nahm rasch ab. Hinter den Kloster-

gesucht werden . Sollte er in Nordamerika pliocän gelebt haben , so kann er natürlich mitsamt den an-

mauern wurde zwar das nationale und gemeinschaftliche religiöse Bewusstsein bewahrt und gepflegt, aber ihre Bewohner blieben auf der gleichen Stufe, wie die andere orientalisch- christliche Geistlichkeit.

rechnet zwar die araukanische Formation zum Miocän, aber, wie mir scheint, ohne zwingenden Grund . Ich meinerseits betrachte sie als untere Abteilung des Pliocän und die von Döring und Ameghino als oligocän gedeutete patagonische Formation als miocän. Zur Zeit ist diese Frage wohl noch nicht

Die Bibliotheken sind in dem Stande geblieben , wie sie zur Zeit der Blüte des Athos waren, man schaffte nichts Neues an, ja es ist sogar durch Nachlässigkeit und den Eigennutz mancher Mönche ungeheuer vieles verschwunden, gestohlen oder verkauft worden. Es gibt auf dem Athos keine Schulen mehr, weder für

deren nordamerikanischen Einwanderern auch in Argentinien pliocän aufgetreten sein. Ameghino

sicher zu beurteilen , aber in dem Maasse als die Kenntnis der Pliocän-Fauna von Nordamerika eine intensivere wird , muss auch die Bestimmung des Zeitpunktes zuverlässiger gelingen, wann die Land-

42

Die Paläo- Geographie Stidamerikas.

verbindung zwischen beiden Amerikas zustande kam . Leider ist überaus wenig bekannt über das nordamerikanische Pliocän ; vielleicht weil man die betreffenden Schichten zum Teile dem Pleistocän zurechnet. Betrachten wir die verschiedenen Tertiärfaunen von Nordamerika , so sehen wir , dass die in der

Anders

steht es

mit

einer älteren karbonen

Eiszeit, über die wir durch O. Derby ¹) unterrichtet sind . In der Karbonregion des Paranagebietes trifft man nämlich der Karbonformation angehörige Schichten von Thonschiefern , welche kleinere und grössere Blöcke aus verschiedenartigen Gesteinen in einer Weise eingelagert enthalten, die nur auf Transport durch Eis beziehbar ist.

Regel, so auch von Cope dem unteren Miocän zugerechneten Whiteriver-Beds noch gänzlich frei von südamerikanischen Elementen sind , und dass ihre Fauna keinerlei Vertretung in Südamerika hat. In

Es hat bekanntlich nicht an einer grossen Menge von Versuchen gefehlt, die Eiszeiten auf kosmische Momente ursächlich zurückzuführen und ihnen eine regel-

den miocänen John Day - Beds sind bereits zahlreiche , aber noch weitaus nicht alle der später in Südamerika vorkommenden Einwanderer vertreten , südamerikanische Elemente fehlen , da die wenigen Edentaten wohl eher auf altweltliche Typen zu beziehen sein dürften und Didelphys wohl auch von

mässige Periodicität zu vindicieren, Versuche, die in den geologischenThatsachen so wenig Halt finden, dass man sie, wie Waagen sich ausdrückt, kaum ernst nehmen kann . Waagen hat zunächst darauf hingewiesen, dass die mächtigen See- wie Süsswasserschichten des vorderindischen Gondwanasystemes, welche vom

Europa kam . Ganz ähnlich steht es mit den Loupfork-Beds. Rechnet man auch diese, mit Cope, noch

Karbon bis zum Jura reichen , in den oberkarbonen Talchir-Schichten in feinen Schieferthonen und Sand-

zum Miocän und die Equus-Beds schon zum Pleistocän , so fehlt eben das Pliocän ganz. Das ist sehr unwahrscheinlich, viel eher werden die EquusBeds pliocän sein . In ihnen ist das südamerikanische Element reich vertreten , welches doch , wie wir

steinen vielfach geränderte, oft gekritzte Felsblöcke bis zu 6 Fuss Durchmesser enthalten , welche nur durch Eis können transportiert worden sein. Auch die ihnen entsprechenden Ecca-Schichten Südafrikas, sowie in Ostaustralien die Stony- Creek-Schichten und Bachusmarsh-Schichten sind in gleicher Weise glacial . Waagen hält diese Ablagerungen mit Glacialerscheinungen für gleichaltrig und bestimmt ihr Alter als oberkarbon . >» In Australien, « sagt Waagen p. 183 , »haben wir unzweifelhaft unterkarbone Ab-

sahen, in Florida pliocän erscheint. Strittig ist hiernach zumal das Alter der araukanischen Formation , die zwar unmöglich , wie Steinmann meinte, pleistocän sein kann, wohl aber entweder , und wie ich denke , am wahrscheinlichsten unteres Pliocän , oder wie Ameghino meint , oberes Miocän sein kann .

lagerungen , Kulmschichten als Unterlage der glacialen Bildungen ; am Indus in der Salt-range haben wir Schichten unzweifelhaft permischen Alters im 2. Die Eiszeiten . unmittelbar Hangenden derselben, und so bleibt uns Es lassen sich, wie in anderen Teilen der Erde, nichts anderes übrig , als die Annahme , dass sich so auch in Südamerika zwei Perioden der Verglet- die glacialen Vorgänge , von denen bis jetzt die scherung nachweisen . Von der pleistocänen Eiszeit | Rede war , zu einer Zeit abspielten , als anderwärts sprachen wir oben schon anlässlich Steinmanns die oberen Coal Measures zur Ablagerung gelangten . bezüglicher Angaben. Steinmann bestätigte, dass Die Annahme der Phytopaläontologen , dass in Auin Patagonien und in den Anden die Ansammlung stralien die Pflanzen das Ausschlaggebende seien, und Wirkung der Eismassen zeitweise eine etwas und dass die paläozoischen Tiertypen dort bis in grössere war als jetzt. Ob es nicht ein Missbrauch die mesozoische Zeit herauf fortgelebt hätten , worauf des Wortes >>Eiszeit« ist, dieses auf Südamerika an- die Pflanzenreste hinwiesen , ist damit gänzlich unzuwenden , möge dahingestell: bleiben , jedenfalls sind diese jüngeren glacialen Erscheinungen sehr geringfügiger Art , nie haben sie die allgemeinen physischen Bedingungen des Landes wesentlich beeinflusst . Es wäre das anders , wenn L. Agassiz recht behalten hätte mit seiner Behauptung einer brasilianischen Eiszeit . Auch Auch hier in Rio grande grande do Sul kann man nicht selten Verhältnisse beobachten , die man auf Wirkungen von Gletschern oder Eisbergen zu beziehen in Versuchung kommt, allein die vermeintlichen erratischen Blöcke sind

haltbar geworden , und wir wissen nun ganz bestimmt, dass in Australien , Afrika und Indien eine Flora von mesozoischem Typus bereits zur Zeit der Coal Measures erscheint .> Die häufigste Form ist Ganga- ❘ sich anhäuften. Diese Meeresströmungen erreichten zu permischer Zeit auch die indische Küste des mopteris cyclopteroides. Voltzia heterophylla Brogn . ist eine charakteristische Art der europäischen un- grossen südlichen Kontinentes und verursachten teren Trias , und ebenso haben Albertia und Neu- dort, warmes Wasser mit sich bringend, die reiche ropteris ihre nächsten Verwandten in den gleichen Schichten ; alle Arten von Gangamopteris , Glossopteris, Vertebraria und Noeggerathoipsis sind nahe verwandt mit Formen aus australischen Ablagerungen . Amerika«< würde Waagen ein volles Dritteil des Zuflusses dar , während der nach dem früher Bemerkten jetzt auf Nordamerika beschränken. Der grösste Teil dieser Ablagerungen ist offenbar aus Niederschlägen des süssen Wassers gebildet, und es müssen riesige Seen und gewaltige Stromsysteme sich da ausgebreitet haben , wo wir heute diese Schichten vorfinden . Diese Beobachtung hat schon früh zur Annahme eines grossen Kontinentes geführt, welcher in frühen geologischen Zeiträumen sich über einen grossen Teil der Südhemisphäre ausbreitete, an Ausdehnung den jetzigen europäisch-asiatischen Kontinent wohl erheblich übertreffend.

Leider hat Waagen sich nicht

ausgesprochen , in welcher

darüber

Weise man sich den

Zusammenhang der südamerikanischen Festlandmassen mit dem grossen südlichen Kontinente vorzustellen hat. Dieser Zusammenhang kann ja entweder zwischen Afrika und Brasilien, oder zwischen La Plata und Australien antarktisch stattgefunden haben. (Schluss folgt.)

Das verschiedene Wachstum der Völker. Ein Beitrag zur Kritik anthropogeographischer Grundbegriffe.

Anteil der Angelsachsen wie der Iren nicht mehr, wie früher , je ein weiteres Dritteil erreichen, nachdem sie in der neuen Mischung die englische Sprache zur herrschenden gemacht haben . Hauptsächlich die Skandinavier , weniger die Romanen und Slawen füllen die Stelle aus. Aber Irland hat sich entvölkert , indem seine Bevölkerung mehr als den Ueberschuss an die Union abgab. Denn auch hier hat die thatsächliche Abnahme nichts mit der Frage nach der Fruchtbarkeit zu thun. Seit 1750 war die Bevölkerung rasch gewachsen , rund von 2,4 auf 8,3 Mill . im Jahr 1845 , trotz starker Auswanderung.

Dann aber riss Not und eine beispiellose

Auswanderung die Lücken , die sich immer mehr vergrössert haben : im Jahre 1851 6,57 Mill . , 1891 Die festzustellenden Zahlen nur noch 4,7 Mill . über die Auswanderer erreichen nicht die Höhe der Differenz . Von 1847-1890 werden nur 2,54 Mill . der über New York in der Union Eingewanderten als Iren ausgeschieden, während die Gesamtzahl der seit 1820 eingewanderten Iren auf 32 Mill . berechnet wird. Trotz aller Statistik kommt man über das Annähernde nicht hinaus. Viele Tausende sind eben über Britisch Nordamerika ins Land gekommen. Nach Hunderttausenden zählen die in Irland Ge-

Von Fr. Guntram Schultheiss (München) . (Fortsetzung.) Nach dieser Rechnung im Bausch und Bogen stünde allerdings die Fruchtbarkeit der Bevölkerung der Union doch noch beträchtlich über der des Deutschen Reiches. Hier hat sich die Volks-

borenen auch in England und Schottland - nach der Zählung von 1881 rund 800000. Da vorauszusetzen ist, dass gerade die mittleren Lebensstufen am leichtesten sich eine neue Heimat suchen , so ist der Geburtenüberschuss in Irland von 1871-1880 in der Höhe von 422 907 beträchtlich genug, 0,8 %

zahl von 45,23 Mill . des Jahres 1880 auf 49,42 Mill . gehoben , die Mehrung beträgt noch kein Zehntel . Zur Ermittelung der Fruchtbarkeit ist aber der

jährlich , wenn man die Abnahme von 5,41 Mill. auf 5,17 berücksichtigt . Gegenüber der Auswanderung 530924 bleibt aber eine ähnliche Differenz

Geburtenüberschuss im ganzen beizuziehen ; er be-

wie in Deutschland (siehe oben) von etwa 130 000 (ohne die mögliche Einwanderung zu beachten), über deren Verbleib keine Kontrolle möglich ist,

trägt rund 5,5 Mill . , jährlich 1,25 % . Aber die gesamte Auswanderung stellt eben auch darin einen Fehlbetrag dar und müsste von der Anfangsbevölkerung abgerechnet werden . Sie betrug 1880 bis 1890 1,54 Mill . , dazu bis 1885 weitere 160 000 , deren Abfluss sich der Kontrolle entzog . Wäre also das Deutsche Reich überhaupt imstande, seinen gesamten Zuwachs festzuhalten , so stünde es an Fruchtbarkeit der jungen Union wohl ziemlich gleich, da es sich eben um die Auswanderung von Altersklassen handelt, die in der neuen Heimat jedenfalls durch Geburten zur Mehrung ebensoviel hinzufügen , als sie hier Ausfall vorstellen. Eine überraschende Bestätigung der oben angeführten allgemeinen Behauptungen von der Verlangsamung der Zunahme von innen heraus in der Union ! Trotz alles dunkelhaften Yankeetums bestimmt der Ueberfluss der Bevölkerung in Europa das Wachstum der Union ; heute wieder, wie vor 100 Jahren, bevor die Wirren der Revolutions- und napoleonischen Kriege eine aussichtsvolle Zukunft deutscher Kolonisation jenseit des Meeres zur Ver-

die aber der Auswanderung zuzufügen sind. Jedenfalls gehören die Iren, als Volk betrachtet, nicht als geographisches Gebiet von Irland , zu den rasch sich mehrenden Völkern . Indem wir somit die Bevölkerungsbewegung der Union und die gesamte Auswanderung aus Europa in den inneren Zusammenhang mit der Zunahme in Europa selbst setzen , ergibt sich ein ethnographischer Gesichtspunkt , der vor der rein politisch -statistischen Verzeichnung der Zunahme nach Ländern manchen Vorzug voraus haben möchte. Allerdings ist es schwieriger, die statistischen Angaben nach diesem Gesichtspunkt zu verwerten , als mit dem rohen Ergebnis der Volkszählungen zu operieren . Man findet kaum die gewünschten Daten für die letzten Jahrzehnte , noch weniger für die früheren, um den thatsächlichen Zuwachs als Differenz der Geburten und Todesfälle in die Faktoren zu zerlegen , deren Schwankungen die Unterschiede der wahren Fruchtbarkeit , der Kultur , hinsichtlich

Das verschiedene Wachstum der Völker.

45

der Wahrung der Gesundheit , der Zuträglichkeit | lionen im Jahre 1789. Beim Tode Ludwigs XIV. des Klimas , der socialen Einflüsse zur Ursache soll es nur 18 Millionen gezählt haben . Es spricht haben, aus deren blossen Nebeneinanderstellung sich das freilich sehr gegen die allgemeine Bemerkung mit einem Blick die Auswanderung erkennen liesse. Voltaires von der langsamen Zunahme der VolksAuch die Zahl der Einwanderung ist für die ethnozahlen. Friedrich der Grosse rechnet 1769 für Frankgraphische Auffassung wichtig, z . B. bei Frankreich, reich nur 16 Millionen ( » Oeuvres « , hgg . v. Preuss , denn durchaus bedeutet die thatsächliche FruchtbarIX , 136) , Dieterici ( »Vermehrung der Bevölkerung keit der Völker ein tieferes Moment, als bei reiner seit 1700 ; » Abhandlungen der preussischen AkaZunahme in einem Abschnitt des Raumes ; die Unterschiede der Gegenwart sind sicher auch Unterschiede der Zukunft , wenigstens der nächsten , und wahrscheinlich auch der Vergangenheit. Dies zeigt schon ein Rückblick auf hundert Jahre , wie ihn Oppel gegeben hat (» > Petermanns Mitteilungen « 1886, S. 134 ff. ). Freilich hält er sich an die rein poli-

demie « , 1850 , S. 78) 23 Millionen , gewiss zu viel . Für das Deutsche Reich mit Oesterreich und Ungarn , wozu bis 1780 ein Stück von Polen , dann die Bukowina (hier nur 75 000 Bewohner [? ] , Ratzel , II, 286) gekommen war, setzt Oppel zusammen 39,7 Millionen an . Diese Zahl scheint uns etwas zu hoch, wenn wir auch nicht in der Lage sind,

tischen Gebiete und will aus deren Bevölkerungszunahme sogar ihre mutmaassliche Bevölkerung im Jahre 1980 berechnen : ein blosses Spiel , selbst wenn

ihr eine befriedigend begründete entgegenzustellen . ( Der Bericht von Inama - Sterneggs über die Bevölkerung Europas seit 1000 Jahren, VI. Statistischer

man Aenderungen in den Grenzen für nicht wahrscheinlich erachtet - gegenüber den Wirkungen,

Kongress zu Wien 1887 , war uns nicht zugänglich, wird aber kaum anderes Material bringen , als der Artikel des gleichen Verfassers über Bevölkerung in Conrads » Handwörterbuch der Staatswissenschaften Essai sur la litterature allemande« » Handbuch der Geographie «< , 1811 ) 2839 auf die Quadratmeile. (Fortsetzung folgt.)

Geographische Mitteilungen. (Nochmals zur Erdkarte in 1 : 1 000 000. ) die Diskussion über die Erdkarte bisher fast ausschliesslich im » Ausland « geführt worden ist , wird es den Lesern dieser Zeitschrift angenehm sein, hier eine kurze Anzeige einer neuen Arbeit zu finden , die als >» Vorschläge, der vom Berner Internationalen Geographischen Kongresse eingesetzten Kommission unterbreitet von Prof. Dr. Albrecht Penck , Wien>Die Geschichte dieses Kontinentes , " sagt Waagen , »scheint eine höchst eigentümliche gewesen zu sein. Statt der grossen Faltenzüge , die in der Nordhemisphäre die Gebirgserhebungen zusammensetzen und so gewissermaassen das Gerippe der Kontinentalmassen bilden , finden wir hier Tafelberge aus horizontal gelagerten Gesteinsmassen aufAllerdings ruhen auch diese wieder auf gebaut. gefalteten Gebirgsgliedern , allein es sind hauptsächlich nur archäische Gesteine , die von der Faltenbildung betroffen werden. Bereits zur devonischen Zeit sehen wir die Intensität der Faltenbildung bedeutend reduziert ; grosse Distrikte , wie Südafrika und Indien, zeigen die devonischen Gebilde grösstenteils in horizontaler Lagerung, und alles, was später folgt, wird nur hie und da ganz lokal aus seiner horizontalen Lage gerückt. Während so die faltenbildende Thätigkeit auf diesem Teile der Erdoberfläche mehr und mehr reduziert wird , scheinen zu gleicher Zeit ungeheure Einbrüch die einst vorhan. den gewesene grosse Ländermasse mehr und mehr der Zerstückelung zugeführt zu haben . Wir wissen aus der Verteilung der marinen Niederschläge , dass zur jurassischen Zeit der einstige Kontinent bereits in drei unabhängige Teile zerfallen war, und Afrika, Indien und Australien durch Meeresarme von einander getrennt waren ; zur triassischen Zeit dagegen hing Afrika wahrscheinlich noch mit Indien zusammen , während Australien schon damals selbstständig geworden war . Reise in Brasilien« I, p. 308 an, am Rio Peratinim , einem Nebenfluss des

platagebiete, westlich der Anden, keine Schildkröten vorkommen. Die Landtiere sind natürlich nicht an

Uruguay auf Gebiet von Rio grande do Sul, Belemniten gefunden zu haben. Sollte hier die alte Tren-

die engen Grenzen gebunden wie die Süsswassertiere , trotzdem lassen auch sie zum Teil ähnliche

nungslinie zwischen Archiplata und Archibrazil gelegen haben? Wahrscheinlich sind auch im öst-

Beziehungen erkennen . Unter den Iguaniden , einer sehr alten , zumal in Südamerika , aber auch in

lichen Südamerika Juraschichten in grösserer Ausdehnung vorhanden gewesen , aber zerstört worden.

Madagaskar wie auf den Gallapagos , Viti- und Freundschafts - Inseln vertretenen Familie , existieren viele Formen , die von Venezuela und Ecuador bis auf die Antillen sich verbreiten, indess die Gattungen

Bei Porto Alegre und bei São Lourenço, im Süden von Rio grande do Sul , ruht das Alluvium unmittelbar auf dem Granit auf. Auch Burmeister¹ ) berichtet von 200 m tiefen Bohrungen bei Buenos Aires , aus denen sich ergab , dass das Tertiär unmittelbar auf den metamorphischen Gesteinen der azoischen Formation aufruht. Andererseits wäre es auch möglich , dass die Trennungslinie im Süden von Buenos Aires läge, und dass zur Jurazeit Archiplata auf mehr südlichen Gegenden beschränkt war. Die Malwinen und Falklandsinseln sind jedenfalls erst relativ spät in der Tertiärzeit von Patagonien abgegliedert worden , darauf weisen schon die daselbst vorkommenden Canis-Arten hin. Auch Chile muss weiter nach Westen gereicht haben , da offenbar Chiloë lange mit Chile zusammenhing, mit dem es die identische Süsswasserfauna teilt. Jedenfalls muss nach dem Rückzuge des Jurameeres aus der Gegend der chilenischen Anden eine einheitliche, faunistische Region sich über Chile und Argentinien ausgebreitet haben , welche uns die noch heute nachweisbaren Verwandtschaftsbeziehungen erklärt .

Offenbar ist die Fest-

1) Desc. phys. Arg. Geologie, p. 154 .

schildkröten Ecuadors , zwei Clemmys-Arten , leben östlich wie westlich der Anden, während im Archi-

Liolaemus , Saccodeira und Urostrophus genau auf das Archiplatagebiet beschränkt sind, im Westen auf Chile und Peru , im Osten auf Patagonien , Argentinien , Uruguay und Rio grande do Sul . Wenn bis jetzt Geographen und Geologen die südamerikanischen Anden als einheitliches System ansehen , so ist das offenbar verkehrt. Die tier geographischen Thatsachen enthalten daher einen Wink zur Prüfung der Zusammensetzung und Entstehung der Anden . Wir haben daher mit der Thatsache zu rechnen, dass die afrikanisch-indischen Beziehungen der südamerikanischen Tier- und Pflanzenwelt sich nur auf Archibrasil und Archiguiana beziehen , während Archiplata mesozoisch mit Australien und Neuseeland zusammenhing. Diese uralte Trennung zwischen Archiplata und dem Rest von Südamerika erhielt sich wenigstens für die Süsswasserfauna sehr lange. In den älteren tertiären Schichten von La Plata oder in Patagonien kommen aber die Konchyliengattungen der Archiplata in den Süsswasserablagerungen vor, Ampullarien und Glabaris erscheinen erst pliocän und zwar mit Arten , die sich durch den Rio Paraguoz

Die Paläo- Geographie Südamerikas.

57

nach dem Amazonas verfolgen lassen. Dies wäre nicht zu verstehen , wenn nicht die Ebene des Rio

die inselförmig isolierten Gebiete von Archibrasil und Archiguiana zunächst für die Entwickelung des

Paraguoz in gleicher Weise, wie jene des Amazonas, während des grösseren Teiles der tertiären Formationen vom Meere bedeckt gewesen wäre. Miocän existierte bei Paraná ein grosser Golf des offenbar weit ins Innere des Kontinentes eindringenden Meeres,

Säugetierlebens bedeutungslos bleiben. Es bleiben dann aber zwei Wege offen , auf denen die Ein-

in dessen Ablagerungen auch Säugetiere der patagonischen Formation angetroffen werden . Die nächst tiefere , grössere Formation des Tertiärs , die guaranische , reicht als versteinerungslose Bildung weit über die östlichen und nördlichen Teile Argentiniens . Bei Buenos Aires trifft man in einer Tiefe von 92 m auf die patagonische, in einer Tiefe von 112 m auf die guaranische Formation , die bis zur Tiefe von 290 m vorhält. Burmeister schliesst aus diesen Thatsachen (1. c . S. 224) , dass bei Ablagerung der patagonischen Formation ein Meeresarm Corrientes und Südbrasilien von den zum Teil inselförmig entwickelten Festlandpartien der Pampasgegend trennte. Er weist ferner darauf hin , dass Kreidemassen vermutlich cretaceischen Alters in der Serra zwischen Cordoba und S. Luis gefunden wurden , und dass man in Patagonien im Rio Negro und im Rio Chubut Ammoniten des Oolith findet. So unvollkommen alle diese sparsamen That-

sachen uns auch über die ältere Geographie des La Plata aufklären , so statuieren sie doch nicht im mindesten einen Gegensatz zwischen den zoogeographischen und geologischen Thatsachen , lassen vielmehr erwarten , dass bei Zunahme der geologischen Aufschliessung des Paraguaythales und Argentiniens sich herausstellen wird , in welcher Weise die Abgrenzung von Archiplata und Archibrasil beschaffen war. Diese Abgrenzung bestand für die Süsswasserfauna auch noch während des grössten Teiles der Tertiärepoche , für die Landtiere jedenfalls nicht so lange , da die sich hebenden Anden wohl schon zu einer Zeit , da Brasilien noch Insel war, eine schmale Brücke nach dem Norden schlugen . Von ganz besonderer Bedeutung sind für die Weiterverfolgung dieser Fragen die verwandtschaftlichen Beziehungen der Säugetiere . In der mesozoischen Epoche gab es aber Beuteltiere, aus denen sich vermutlich in der Kreideformation die ersten placentalen Säugetiere entwickelten . Die mesozoische Geographie nun lässt uns in der Hauptsache zwei grosse kontinentale Massen erkennen , eine europäischasiatische , die mit Nordamerika und Australien zusammenhing, und eine brasilianisch-afrikanische .

Es

ist aber bemerkenswert, dass, soweit mir wenigstens bekannt , cretaceische und eocäne Säugetiere weder aus Afrika , noch auch aus Brasilien bekannt wurden , während man sie aus fast allen Teilen der ersteren grossen Kontinentalmasse kennt . Auf ihr wird daher der Beginn der Entwickelung placentaler Säugetiere zu suchen sein . Auch als zu Ende der Kreideformation oder vielleicht erst eocän die Brücke zwischen Afrika und Südamerika sank, mussten

wanderung von Säugetieren nach Archiplata erfolgen konnte : entweder über die Anden von Nordamerika her oder von Australien aus. Würden etwa eocäne Säugetiere in Brasilien und Afrika entdeckt , so würde die Annahme einer Einwanderung von Afrika aus nach Südamerika nötig. werden , für die bis jetzt keinerlei Thatsachen angeführt werden können . In Bezug auf den etwaigen Weg von Nordamerika her besteht eine in der » > Revista Argentina« enthaltene Kontroverse zwischen Ameghino und mir. Der argentinische Gelehrte gibt zu , dass mesozoisch und tertiär bis zum Ende des Miocän beide Amerika getrennt waren , meint jedoch , ohne die Annahme einer eocänen Landverbindung nicht auskommen zu können , angesichts der Aehnlichkeit der Säugetiere des argentinischen und nordamerikanischen Eocäns. Andererseits gibt Ameghino die Richtigkeit meiner Argumentation zu, dass nämlich die zu Didelphys führenden Peratherien und die zu den Therydomyden des europäischen Eocäns führenden hystricomorphen Nager Argentiniens in Nordamerika gar nicht oder erst später auftraten . Es scheint mir kein zwingender Grund für eine solche Annahme vorhanden , wohl aber sprechen ernste Bedenken dagegen. Wie wir oben sahen , war in der Kreidezeit Mittelamerika, sowie ein grosser Teil des nördlichen Südamerika, ebenso wie Mexiko und Texas, vom Meere bedeckt. Dieses centralamerikanische Meer muss nun tertiär immer mehr zurückgewichen sein, und das lehrt auch die Erfahrung. Heilprin ¹ ) hat eine in dieser Hinsicht überaus instruktive Karte veröffentlicht. Die eocänen , marinen

Schichten

gehen wie

ein

zu-

sammenhängender Gürtel von Texas aus , längs des Mississippi einen tiefen Golf bildend , quer durch Georgia, Florida u . s . w. hindurch. Nahezu parallel schieben sich daran die oligocänen , miocänen u . s . w. Schichtengürtel. Die Karte erläutert somit sprechend das langsame Wachstum Nordamerikas gen Süden hin, bietet aber keinerlei Handhabe dar für die Hypothese , dass eocän plötzlich und vorübergehend eine grosse Zunahme des Festlandes erfolgt wäre , vielmehr zeigt diese Karte , sowie auch der Text , uns das nordamerikanische Eocän ganz an die noch weiter landeinwärts folgenden Kreideschichten anknüpfend , nur als ein Glied in der Kette jener Vorgänge, durch welche die Küste Nordamerikas successive mehr gen Osten und Süden ausgedehnt wurde. Im Gegensatze zu der einen recenten Ursprung Floridas vertretenden Meinung von L. Agassiz ergibt sich aus Heilprins und E. A. Smiths Untersuchungen, dass ein grosser Teil von Florida schon miocän als 1 ) A. Heilprin , Contributions to the Tertiary Geology and Paleontology of the United States, Philadelphia 1884 , »Journ . Ac. Nat. Sc. « , ser. II, vol . 9 , pl. 4.

phie

Die Paläo -Geogra

58

rikas .

Südame

Festland existierte , da das Alter der den grössten Teil der Halbinsel bildenden Schichten oligocän ist .

Wenden wir uns nun der Betrachtung der in Südamerika selbst während der tertiären Epoche er-

Wenn somit beide Amerika eocän ebenso getrennt waren, wie mesozoisch und miocän, so kann

folgten Veränderungen zu . Die Anden haben nicht nur jurassische , sondern vielfach auch cretaceische,

die ältere Säugetierfauna Argentiniens nicht über Nordamerika eingewandert sein. Wie mir scheint, weisen gerade Ameghinos neueste Untersuchungen uns auf die Richtung hin, aus der die Einwanderung erfolgte. Zu den bemerkenswertesten , neuerdings von Ameghino im patagonischen Eocän gemachten Funden gehört der Nachweis der neuen Genres Prothylacinus , Perathereutes u . a . , Raubtiere , welche

marine Schichten emporgehoben , so dass ihre bis in die neueste Zeit fortgesetzte Erhebung offenbar erst tertiär erfolgte. Es besteht aber darin ein

zu den Dasyura gehören , den gegenwärtig auf Australien beschränkten Beutelmardern . Es wird also entweder die Brücke zwischen Australien und Archiplata doch bis ins Eocän erhalten geblieben oder die Einwanderung schon in der Kreideformation erfolgt sein. Die Antwort auf diese Frage wird wohl von den eocänen Süsswasserschichten Australiens erwartet werden müssen . Die Wallace sche Idee, dass Australien keine eigenen placentalen Säugetiere besitze , und dass es infolge frühzeitiger Isolierung die mesozoische Fauna unverändert sich erhalten. habe , wies ich schon früher zurück. Volle Aufklärung kann uns erst werden, wenn auch in Australien

Gegensatz zwischen Archiplata und Archiguiana. In ersterem Gebiete hat die Landbildung eher begonnen, als im Norden , wo das Kreidemeer noch einen grossen Teil von Bolivia , Nordperu und Ecuador bedeckte, indes im Süden, also im Archiplatagebiete, die marinen Gebilde der Kreide sehr zurücktraten . Es ist also in der Richtung der Anden , von Süden gen Norden hin , das Land der Archiplataregion während der Kreideformation und späterhin als ein anfangs schmaler Streifen Landes aufgestiegen , der successive breiter wurde. Dieser Streifen Landes aber war nur die Verlängerung des bereits in der mesozoischen Epoche bestehenden Archiplatagebietes , dessen südlichste , antarktische Gebiete wohl erst spät in der Tertiärepoche versanken , wogegen allerdings die Brücke zwischen Archiplata und Australien die Eocänformation nicht überdauert zu haben scheint. Die Abtrennung der Falklands - Inseln vom Archi-

jenen des Mammut , sodann ein Backzahn des Mastodon und Reste des Dronte, der grossen , erloschenen

platagebiete erfolgte erst , als es in demselben bereits Canis-Arten gab, deren eine auf jener Inselgruppe sich erhielt. Das relativ späte Verschwinden der antarktischen Landmassen von Archiplata gibt sich auch heute noch kund in dem Gegensatze der Küstenkonchylien von Chile und Patagonien , ein Gegensatz, der um so auffallender ist, als aus der Zeit der

Vogelgattung von Bourbon . In Neu -Caledonien habe Filhol Knochen eines grossen , fossilen Pachydermen entdeckt. Jedenfalls blieben Neu- Guinea und Austra-

Landverbindung zwischen Brasilien und Afrika sich eine grosse Anzahl von beiden Küstengebieten identischen Arten von Mollusken und anderen Seetieren

lien lange genug mit Asien verbunden , um Schweine, Mäuse und Hunde einwandern zu lassen , die noch

erhalten hat . Und dieser Gegensatz der Mollusken an der östlichen und westlichen Küste Südamerikas

heute durch treten sind .

ist ein sehr alter , schon im älteren Tertiär entwickelter. D'Orbigny und Philippi haben gleichermaassen beobachtet, dass die marinen Konchylien der Tertiärschichten östlich und westlich der Anden ver-

das ältere Tertiär reiche Ausbeute an Säugetieren geliefert haben wird. Leider ist gerade über die älteren fossilen Säugetiere der australischen Region verhältnismässig wenig bekannt. Moreno ¹ ) gibt. an, dass auf den Salomons-Inseln Beinknochen eines grossen Säugetieres entdeckt worden seien , ähnlich

eigentümliche

Arten

daselbst

ver-

So ist es klar, dass unsere Erkenntnis der alten Geographie Südamerikas für die Zeit von Kreide und Eocän wesentlich von der Kenntnis der fossilen Säugetiere abhängt . Zur Zeit können wir aber sagen, dass mesozoisch und in der ersten Hälfte des Tertiärs beide Amerika getrennt waren, dass somit die ältere Einwanderung entweder über Afrika nach Guinea und Brasilien oder von Australien nach Archiplata erfolgte. Für jene Annahme kann beim Mangel irgendwelcher eocäner und oligocäner Knochen im Gebiete von Archiguiana und Brasilien kein Anhalt gewonnen werden ; indes offenbar nähere Beziehungen bestanden zwischen der ältesten tertiären Säugetierfauna von Archiplata und Australien , welche uns einen Austausch der beiderseitigen Fauna bis ins Eocän wahrscheinlich machen.

1 ) Fr. P. Moreno , El origin del hombre sudamericane, Buenos Aires 1882 , p . 22 .

schiedenen Arten angehören. Noch wenig beachtet sind die Beziehungen dieser marinen Faunen zu jenen von Neuseeland und Australien , ein Gegenstand , zu dem viel zu bemerken wäre. So findet sich in Argentinien in der patagonischen Formation unter anderem Strathiolaria ornata Sow. als Repräsentant einer im übrigen nur in Neuseeland vorkommenden Gattung, auch Vertreter von Crassatella. Während somit im Süden die alte antarktische Landmasse versank , muss bald die Verbindung mit Columbien infolge der fortschreitenden Hebung der Anden zustande gekommen sein . Am längsten scheint Brasilien als Insel isoliert geblieben zu sein , da einerseits im Amozonasthale noch lange marine und Brackwassermollusken sich erhielten, andererseits erst pliocän die Brunnengewässer des Amazonas- und La Platagebietes in jenen Zusammenhang traten, welcher

Das verschiedene Wachstum der Völker. 59 die Einwanderung der brasilianischen Süsswassermollusken nach Argentinien gestattete. Sehr wesentliche Aenderungen erlitt unterdessen der äusserste Norden Südamerikas . Zahlreiche Landund Süsswassermollusken Venezuelas finden sich auch auf den Antillen , ja selbst Vertreter der Pampassäugetiere oder ihnen nahestehende Arten gelangten nach Cuba und anderen Inseln Westindiens, wohin sie eben nur über eine alte Landbrücke kommen konnten. Diese Brücke muss breit und reichlich bewässert gewesen sein, denn Unio scamnatus Morel

erwähnten spättertiären Beziehungen zwischen beiden Amerika bezüglich des Zeitpunktes des Eintrittes und der Dauer noch genauer zu ermitteln . Sind somit auch noch im einzelnen viele wichtige Fragen zu lösen , so zeigt sich doch im ganzen zwischen den neueren Ergebnissen tiergeographischer Forschung und jenen der geologischen Studien über die alte Geographie des Erdballes eine so bemerkenswerte Uebereinstimmung, dass offenbar die Rekonstruktion der mesozoischen und tertiären Geographie Südamerikas , wie sie hier skizziert wurde , in ihren

von Cuba , der einzige Vertreter der Gattung Unio❘ wesentlichsten , allgemeinen Zügen einen hohen Grad in Westindien , soweit bis jetzt bekannt , lebt auch innerer Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen kann. in den Gewässern von Honduras. Die heutige Landbrücke zwischen Nord-, Süd- und Centralamerika,

Es wäre gewiss für die Freunde des »Ausland«
>In der Abneigung gegen Bodenteilung liegt der Rückgang deutscher Bauernschaften wesentlich begründet. Die reinsten Ackerbaugebiete sind in Deutschland diejenigen , wo die Bevölkerung, wiewohl dünn gesät, am langsamsten zunimmt. « Der Kernpunkt des Verständnisses liegt unseres Erachtens anderswo,

müssen. Man hat die Wahl ,Oppels Ansatz von II Mill . für zu hoch zu erklären oder eine be-

nämlich in den Lebensansprüchen, unter deren Druck die Vermehrung entweder stillsteht oder nur vom Platze

trächtlich grössere Vermehrung von 1700 (trotz des spanischen Erbfolgekrieges, während dessen die Bevölkerung nicht wuchs) bis 1780 als in den folgenden hundert Jahren anzunehmen . Ob die Zahlen der Auswanderung zur Erklärung genügen , ist vorderhand sehr zu bezweifeln .

verdrängt wird. In Frankreich , über dessen innere Ungleichheiten der Vermehrung jetzt die Darstellung von Supan , Verschiebung der Bevölkerung in den industriellen Grosstaaten Westeuropas 1881-1891

Das Vorhergehende , so wenig es uns befriedigend erscheinen muss , wird doch genügen zum Beweis, dass Oppel sich allzusehr von dem Gedanken leiten lässt, in der Zunahme der Bevölkerung Europas im 19. Jahrhundert liege ein Zahlenverhältnis , das wie vorwärts ins 20. Jahrhundert , so rückwärts ins 18. wenigstens die Wahrscheinlichkeit bestimmen könne. Denn zu welchen Endzahlen muss jede Berechnung

(»Petermanns Mitteilungen«< , Bd . 38 [ 1892 ] , S. 59-66) , vorliegt , handelt es sich wohl mehr um den ersten Fall , in Deutschland um die Abgabe des Ueberschusses an die Auswanderung, deren Ursache vielfach die Herrschaft des Grossgrundbesitzes ist. Solcher Fragen hätte auch die historische Statistik genug zu lösen ! Wer kann entscheiden, ob die Germanen nach ihrer Festsetzung in römischen Provinzen die frühere Fruchtbarkeit gewahrt haben ?

Geographische Mitteilungen. Trifft hier Ratzels Typus von Kolonialländern zu oder überwiegen die Leiden der Akklimatisation ? Sollen wir den Zahlenangaben der griechischen und lateinischen Geschichtschreiber Glauben schenken, die ein Interesse haben können , die Zahlen der Feinde zu übertreiben , der Vandalen und Ostgoten etwa, die von Belisar und Narses besiegt werden ? Oder hat Gerland recht , wenn er den Untergang der germanischen Stämme im römischen Gebiete der plötzlich eintretenden psychophysischen Arbeit zuschreibt , die das gesamte Volkstum stört und zerZukunft stört (vgl. »> Globus « , Bd . 36 , S. 253. der Indianer, VI, Psychische Einwirkungen der Civilisation)? Unverkennbar ist, wie sowohl in Gallien seit der fränkischen Eroberung, als im inneren Germanien, bei Schwaben, Bayern , Thüringern , beim Uebergang zur vollen Sesshaftigkeit durchaus nicht der zu erwartende Aufschwung der Bevölkerung eintritt. Bei aller Roheit , die sich vielfach , besonders im westfränkischen Teile breit machte, liegt es wie ein Bann der Erschlaffung und Abspannung über dem germanischen Teile der Bevölkerung . Es ist die Zeit der sogenannten Bekehrung : die alte Einheit des geistigen Lebens ist zerrissen . Der Fetischismus der Heiligenverehrung zeigt die Furcht vor Gefahren und Schrecknissen , die Landschenkungen an die Kirche sind ein Mittel zur Beruhigung. Karls des Grossen scheinbar so glänzende Regierung steigert durch ihre hohen Anforderungen , Kriegszüge u. dgl. den wirtschaftlichen Druck, der die Zahl der Gemeinfreien , der Bauern , mindert . Nur für die Geistlichkeit und den Adel ist es eine Zeit des Gedeihens auf Kosten der grossen Masse des Volkes . Zu den allgemeinen Anzeichen einer sehr verlangsamten Zunahme der germanischen Bevölkerungen gehört wohl auch die Ausbreitung der Slawen von Osten her bis an die Saale , den Main und die Rednitz , und ebenso das Pusterthal herauf, wo die Bayern doch nicht viel früher sie zurückdrängten , als auch Karl der Grosse die politischen Grenzen nach Osten zu wieder vorschob. Man kann dem wohl die innere Kolonisation in Germanien, bezeugt durch die Ortsnamen auf -reut , -rode, schwand u . dgl . , entgegenhalten ; nur besagen sie an sich noch nichts über die Zeit und verbieten durchaus nicht , sie

erst dem 10. und

11. Jahrhundert zuzuweisen . Wenigstens hat noch das 9. Jahrhundert die Bevölkerung durch eine Reihe tiefer Störungen dezimieren sehen , durch innere Kriege seit der Zersetzung des karolingischen Gesamtreiches, und ganz besonders auch durch Hungersnöte ¹ ) , 843 und 845 in Gallien (Ann . Bertiniani ) ; 1) Eine Zusammenstellung solcher Störungen wäre ein vielfach verdienstliches Werk . Sie dürfte sich aber nicht nur auf die Hungersnöte erstrecken (wofür Ratzel , Anthropogeogr. , II , 397, auf die Arbeit von Walford , Famines of the world Journal of Statistical Society , Bd . 41 [ 1878 ] , S. 433-56 , und Bd. 42 [ 1879 ] . S. 79-265, verweist , die jedoch unvollständig und un-

6I

850 (Ann . Xantenses und Fuldenses ) ; 852 , 853 , 856 und 857 , 858 grosses Sterben (Ann. Bertin . und Xant. ) ; 862 grosse Hungersnot und Krankheit (Ann. Hersfeld .) ; 868 Sterben in ganz Gallien und Germanien (Ann . Fuld . und Hersfeld .) ; 869 Hungersnot , besonders in Burgund und Gallien, Essen von Menschenfleisch (Ann . Xant. ) ; 873 gcwaltige Hungersnot durch Italien und Germanien, Heuschreckenfrass (Ann . Fuld . und Hersfeld . ) , Heuschrecken und Seuche (Regino) , 874 viele Menschen erfroren , 877 italienisches Fieber , Pestilenz (Ann. Fuld . ) ; 882 Pestilenz aus Italien nach Bayern eingeschleppt , ebenso 883 ( Ann. Fuld. , bayerische Fortsetzung) unstreitig Influenza , ebenso 898; ferner 895

Hungersnot

(Ann .

Fuld. und Hers-

feld . ) . Absichtlich haben wir diesen Wust von Notizen zusammengestellt ; es handelt sich um einen verhältnismässig kurzen Zeitraum , und in diesen Störungen scheint eine gewisse Periodicität zu bestehen . Vereinzelte Angaben liessen sich aus allen Jahrzehnten beibringen , ziemlich viele aus dem Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts. Dann aber tritt eine Häufung seit 1040 ein. (Fortsetzung folgt.)

Geographische Mitteilungen. (Zur Erforschung von Borneo . ) Die Insel Borneo ist unzweifelbar von den vier » grossen Gesellschaft zur Beförderung der physikalischen Forschung in den niederländischen Kolonien > Calamita « auf die Magnetnadel hat auch Gimma einen Beitrag geliefert in seiner >> Idea della Storia dell' Italia Letterata« (Napoli 1723 , Cap. 41 , Nr. 10) : »Die Instrumente zum Haarkräuseln wurden auf lateinisch (dà latini) Calamistra (Brenneisen) genannt , und bei den Griechen , wie die Curioni erklären , waren es Nadeln , deren sich die Frauen beim Kopfputz (»in componendo capillo « ) bedienten, weil sie früher gewöhnt waren , dieselben aus Schilfrohr zu fertigen (d . h. Rohrstückchen dafür zu benutzen). Nach (dem Wörterbuche ?) der florentinischen Akademie (Gimma sagt kurz : »secondo la Crusca« ) ist » Calamita«< nicht allein der Stein , sondern auch die magnetische Nadel. Die Italiener haben also recht wohl den Namen >> Calamita Calamus « seien mancherlei Sachen benannt, obiges nicht als von Gimma weit hergeholt zu betrachten. Erwähnte Stelle fand ich erst nach der Veröffentlichung meines Aufsatzes »Kompass , Bussole, Calamita« auf (»Die Natur « , Organ des Deutschen Humboldt -Vereins , 40. Jahrg. , Nr. 9 , 28. Febr. 1891 ) . (Mitteilung von A. Schück in Hamburg. ) (Diluviale Rheinkiesel aus der Pfalz.) Ein geologisch wertvoller Fund wurde von Maurermeister Gerber in der oberen Schillerstrasse zu Dürkheim in den letzten Tagen (14. Januar) gemacht. Beim Graben von Sand für Maurerzwecke stiess derselbe in 10 m Tiefe mitten in reiner, roter Sandmasse auf einen vereinzelten ovalen Stein von 5,7 cm Länge und 3,5 cm Dicke . Derselbe stellte sich bei der Untersuchung als ein Rheinkiesel heraus, der nicht nur an den Kanten durchscheinend, sondern fast bis zur Hälfte seines Umfanges lichtdurchlässig ist. Am Rande seiner grössten Breitenausladung (a -e) trägt dieser Rheinkiesel rostige Flecken, welche von der Einwirkung seines ockerhaltigen Bettes herrühren. Der Eisenocker färbt hier den Sand dunkelrot. Das krystallinische Gefüge ist an mehreren Stellen, besonders längs der Bruchlinie a - b-c, deutlich erkennbar. Die untere Hälfte zeigt unzweifelhafte Spuren von Schwemmung, welcher der Krystall auf seiner Wande-

rung von den Centralalpen bis zu den Ausläufern des Hartgebirges am Grunde des Rheinstroms oder Rheinsees ausgesetzt war. Kleinere Mantelbedeckungen (bei d) scheinen Partikelchen des Steines zu entstammen, welche aus den Spalten des Objektes durch mechanische Einwirkung entfernt und sodann durch Druck wieder angepresst wurden . Aus Kalk, wie Referent zuerst vermutete, bestehen sie, nach der chemischen Untersuchung von seiten des Herrn Apotheker Eccard , nicht . Rheinkiesel sind in den Alluvionen des Rheines nicht selten, übersteigen aber selten die Länge von 3-4 cm . Nach der geologischen Lagerung in einer Tiefe von 10 m unterhalb des jetzigen Niveaus, mitten in reinen, offenbar von Flutungen der vorgeschichtlichen Zeit hier abgelagerten weissen und roten Sandmassen Diluvialer Rheinkiesel natürlicher Grösse. gehört der Rheinkiesel dem älteren Diluvium des Rheinthales an, das bis hierher in die Seebacher Bucht, in 155 m Meereshöhe, vor Jahrtausenden seine Meereswogen gesandt hat ') . Wenn auch einzelne Forscher, so Salinendirektor Laubmann ), diese weissen und roten Sandlagen, sowie die über ihnen am Gehänge liegenden , von Brauneisensandstein halb gebundenen, oft kopfgrossen Geschiebe , die eine mehr als haushohe Mauer in der Hohl , direkt südöstlich der Fundstelle, bilden, als tertiäre Gebilde erklärt haben, so machen es die Untersuchungen von Direktor Dr. von Gümbel ) und Dr. Aug. Leppla ) doch wahrscheinlicher , dass diese fluviatilen Ablagerungen dem älteren Diluvium angehören. Diluviale Rheinkiesel kommen auch in den Ablagerungen am Ausgange des Margarethenthales oberhalb Forst vor. Doch sind sie bedeutend kleiner und erreichen kaum eine Durchschnittslänge von 2 cm. Herr Gutsbesitzer Werle jun. zu Forst hat bei der oberrheinischen Geologenversammlung zu Dürkheim eine Sammlung von solchen Herrn Dr. Leube zum Geschenke gemacht. - Obiger Rheinkiesel ist nach Vergleich mit anderen derselben Art das grösste, bisher bekannte Exemplar. (Mitteilung von Dr. C. Mehlis in Neustadt a. H.)

Litteratur.

Wanderungen im Gebiete der Isarthalbahn . Von Karl Graf von Rambaldi , Major a. D. Mit Illustrationen von Frhr. Friedr. von Loën. München, Stahl, 1892. 151 S. kl. 8 °. Die kürzeste Widerlegung des Urteiles , welches noch manches sonst anerkannte geographische Lehrbuch über München 1) Vgl. Pegelhöhe bei Mannheim = 100 m über der Nordsee. 2) Vgl . Jahresbericht der Pollichia , XXV- XXVII , S. 87 bis 89 , und Karte. Laubmann nennt diese Gebilde »Baltenberger Bildung « . 3) Vgl. » Bavaria — Rheinpfalz , S. 59 , und mündliche Mitteilung. 4) Vgl. » Geognostische Jahreshefte , II . Jahrg. Kassel 1889. S. 181 , 3. Absatz.

Litteratur.

erhaltenen Umwallungen anlegten (S. 32) . Ob die Grünwalder Forst-Veste durch Abrutschungen » bedeutend « verkleinert worden, erscheint angesichts der Schutthügel von Kleinbauten am Fusse der oberen Böschung nicht wahrscheinlich (S. 30) . Für die Erklärung des Gletscherschliffes (S. 72 ) ist offenbar übersehen , dass derselbe aus Konglomerat besteht, und dass eine mindestens zweimalige Uebereisung unserer Gegend stattfand ; die zweite lieferte dann solche Schliffe.. Ebenso würden wir den Leser nicht gerne zu politischer oder konfessioneller Parteistellungnahme veranlassen, wie S. 73 und 124 , und keine Gastwirtschaftsführung eigens empfehlen, am wenigsten wenn dagegen lebhafte Einsprache erhoben werden kann , wie gegen die » Post « in Bayerbrunn. Solche Kleinigkeiten sind jedoch kaum imstande, die Vorzüge der Gediegenheit und gewinnenden Darstellungsweise des

Büchleins zu mindern, welches durch den feinen Geschmack und die Naturtreue der anmutsvollen Loënschen Landschaftsbildchen noch besonders gewinnt. Novibazar und Kossovo (Das alte Rascien) . Eine Studie . Mit einer Karte. Wien , A. Hölder , 1892. 158 S. gr. 8 °. »Kossovo polje -wer je in Serbien oder Rascien gereist ist und irgend ein Gespräch über die Geschichte dieser Länder begonnen : wohl stets hat er in kurzem den Namen jener Landschaft mit schmerzlicher Tonfärbung vorbringen hören. Jeder Kenner serbischer Liederpoesie oder Dramaturgie weiss, dass so und so viele Stücke dieser Dichtungsarten als Schaudie Amsel ) platz oder Ursache das Amselfeld (koša wirkungsvoll verwerten. Und doch ist dieses Gebiet und seine nördliche Nachbarschaft , welche in der Presse meist >>Novibazar >Wanderungen«. So besteht zu wenig Grund zu der Vermutung, dass das Gleisenthal von einem offenen Flusse durchzogen war , als die Römer an seinem Rande die noch wohl-

63

64

Litteratur .

und -kultur, Bewässerung, Bevölkerung und Städten, sowie namentlich den öffentlichen Zuständen zu versehen. Doch müssen wir etliche Verdienste dieser Beschreibungen immerhin hervorheben . So vor allem das Eingehen des Verfassers auf die schon erwähnten heillosen Striche an der Ost- und Südostgrenze Montenegros : darin liegt ein ganz einzigartiges Verdienst und rühmendes Zeugnis für die Gewandtheit und Opferwilligkeit seiner Bereisung. Sodann gebührt seiner Städteschilderung die Anerkennung vollster Lebendigkeit und Zuverlässigkeit , wenn auch da und dort ersichtlich ist , dass er , wie erwähnt , während einer Reihe von Jahren im Lande Touren gemacht habe ; z. B. hat er Priština offenbar schon vor etlichen Jahren, nicht neuestens besucht, wie aus der Bemerkung über das Regierungsgebäude erhellt. Allenthalben sind historische Hinweise bezüglich noch bestehender oder vergangener Ortschaften geschickt verwertet und meist geographisch trefflich belehrend. Wir finden namentlich auch die Beachtung der einstigen römischen Strassenzüge und Stationen sehr verdienstlich . Die Würdigung aller grösseren landschaftlichen Reize geschieht mit verständnisvoller Wärme und durchaus naturwahr. Das Kossovo polje selbst hat Anonymus mit Recht als überaus fruchtbar gepriesen, nachdem er eine treffliche Schilderung seines mächtigen nördlichen Luginslandes , der Hochburgruine Svečan bei Mitrovica , gegeben , deren so seltener Besuch durch europäische Reisende uns unverständlich ist , da wir uns bei einem solchen weder über Beschwerlichkeit noch über Weglänge beklagen konnten . Immer und überall beherrscht den Autor der Zweck, aufs zuverlässigste zu unterrichten und zu vergegenwärtigen ; leichte unterhaltende Lektüre bieten zu wollen , entspräche seinem Wissensreichtum ohnedies zu wenig. Darum kann das Werkchen auch allen denen als eine vorzügliche Leistung empfohlen werden, welche mit höheren Anforderungen Belehrung über dieses historisch-völkerkundlich-geographisch behandelte Stück der Balkanhalbinsel suchen. W. Götz. München. Durch Kamerun von Nord nach Süd . Reisen und For schungen 1889-91 . Von C. Morgen , Premierlieutenant à la suite .... Mit 19 Separatbildern , 50 Textabbildungen und Karte. Leipzig, Brockhaus, 1893. 390 S. gr. 8 °. Nur jene, welche weniger für eine verlässige Länderkunde Afrikas sich interessieren , als für allgemeine Notizen über Völker und Aussehen des tropischen Teiles dieses Kontinentes, meinen vor einer Uebersättigung mit Afrikalitteratur sich fürchten zu sollen. So tüchtig sich auch Forscher und Expeditionsführer, wenigstens deutsche und französische, mit der Darstellung ihrer Züge und Wahrnehmungen in den neu durchwanderten Landstrichen bewähren wir vermögen fast alle jene Regionen , welche auch nur etwa 100 km von den Küsten entfernt sind, lediglich streifenweise kartographisch wiederzugeben. Darum wird die geographische Leserwelt jedes erscheinende Werk eines gewissenhaften und berufenen Afrikaforschers, auch wenn er nur engeren Raum durchzogen hätte , als eine erwünschte Bereicherung begrüssen. Nun aber bietet sich uns in Morgens » Durch Kamerun ) ein belehrendes Buch über zwei Expeditionen , welche tiber ein von 3 ° bis 8 ° 15 ' nördl . Br. in meridionaler Richtung ausgedehntes und grösserenteils bisher völlig unbekanntes Gebiet sich erstreckt haben. Die vielseitige Befähigung zur Beobachtung und die geschickte Vermeidung zweckstörender Kämpfe hat genannten Verfasser in stand gesetzt, hauptsächlich den Zwischenraum zwischen dem Hinterlande der südlichen Ufergebiete Kameruns und dem mittleren Benue in grundlegender Weise zu erkunden. Die Morgenschen Errungenschaften für unser Wissen von der Bodengestalt fraglichen Gebietes sagen uns , dass nach dem Aufstieg auf die bekannte zweite Terrasse des afrikanischen Aussenrandes von etwa 700 m an der Grundcharakter eines welligen Plateaus mit aufgesetzten kurzen Rücken und stumpfen

1) Vgl. die in voriger Nummer enthaltene Mitteilung von Prof. Friedrich Müller (Wien).

Kuppen sich im ganzen behauptet. Nur hebt sich das Land in der Nähe der Wasserscheide zwischen den Benuëgewässern und dem von Morgen entdeckten grossen Sanagazubringer Mbam und seinen Zuflüssen zumeist auf 1050-1300 m ; einzelne Bergmassen werden mit mehr als 2000 m Höhe geschätzt . Bemerkensum dieses handelt es wert in dem südwestlichen Adamaua sich hauptsächlich — sind die hier, ähnlich wie in den sog. Tsadseeländern und im linksseitigen Kongogebiete, auftretenden energischen Granitkegel und zu kleinen Plateaubergen abgestumpfte Graniterhebungen , welche u. a. auch stattliche Dörfer tragen . Naturgemäss wird über die übrige Landesnatur Mannigfaltigeres gebracht. Die Bevölkerung zeigt sich körperlich vorteilhafter ausgestattet, je weiter man von der Küste vordringt, obgleich die Sprache bis etwa zum 13. Meridian und 5. Parallel derjenigen an der Küste verwandt bleibt. Von da an nordwärts macht sich mehr und mehr der Fulbe- und der Haussaeinfluss auch in der physischen Beschaffenheit der Stämme geltend . Etwa 220 km von der Küste trifft man auf die armseligsten Stämme , wie auch die in der kolonialen Litteratur öfter genannten küstennahen Bakoko und Batanga moralisch hinter den Binnenstämmen beträchtlich zurückstehen . Freundlich und verträglich, in befriedigendem Wohlstande, traf Morgen besonders die nördlichsten Stämme innerhalb des deutschen Interessengebietes , während uns allerdings Zweifel kommen , ob die von Morgen unter etwa 12 ° 24 ' östl . L. und 4 ° 42 ′ nördl . Br. geschaffene Station Kaiser Wilhelmsburg in Ngilla sich als Stütze wirklicher Oberhoheit der deutschen Macht noch bewähre . Die Tierwelt weist noch in sehr stattlicher Zahl Elefanten auf. Dafür zeugt auch u. a. der Marktwert der Zähne ; denn in Ngilla bot z. B. ein Haussahändler einen 25 kg schweren Elfenbeinzahn , um ein Zeugstück von etwa 70 Pfg. Wert zu erlangen. Die wildreichste Gegend im allgemeinen aber fand Morgen in der Sanagaregion bei den Nachtigal - Katarakten. Als Haustier machte eine kräftige Rasse von Buckelrind etwa vom 6.0 nordwärts vorteilhaften Eindruck , während schon in Ngilla Pferde, von Jola her eingeführt, als Luxustiere des Häuptlings bemerklich wurden ; weiter nördlich wurden sie in gleicher Eigenschaft zahlreicher. Die Flora ist in dem Niederlande , d . h. also auf etwa 150-200 km von der Küste , durch riesige Urwälder üppig vertreten ; machte doch Morgen im Küstenlande Batanga einen Marsch von neun Tagen ununterbrochen innerhalb des Waldes. Dagegen beherrscht auf der Höhe auch dieses Gebiet Afrikas grösstenteils der Savannenwalde und noch mehr die Savanne. Die Gummiliane bereichert die Wälder noch zahlreich ; dagegen hat Morgen nicht deutlich erkennen lassen , ob der Kolanussbaum seine wertvollen Schoten innerhalb der durchzogenen Landstriche biete, oder ob die Nüsse durch den Handel hereinkommen. Für die Hebung des Verkehrs zwischen den verschiedenen Landschaften wäre die Verbreitung dieses Baumes überaus vorteilhaft. Eine trotz der kurzen Beobachtungsdauer immerhin sehr dankenswerte Beigabe hat unser Buch auch mit seinem meteorologischen Anhange geliefert. Wir müssen ja eine schmerzliche Leere der Litteratur hinsichtlich der Fragen meteorologischen Zahlenmateriales über Afrikas Stationen, soweit sie nicht Küstenplätze sind, fast für das ganze Gebiet innerhalb der Tropen beklagen . Daher werden wir jeden derartig gewissenhaften Beitrag, wie ihn Morgen aus den Aufschreibungen der Jaunde- Station für zwei Jahre zusammengestellt hat und aus seinen eigenen Beobachtungen für zwei Monate in Ngilla vorbringt , hoch zu zu schätzen haben. Der Stil des Buches wirkt anziehend , die Abbildungen als solche von Hellgrewe sind natürlich sehr gut : das Ganze gehört in jeder Hinsicht unter die bedeutenderen Darstellungen deutscher Forscherarbeit in Afrika . W. Götz. München .

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 5.

Stuttgart, 4. Februar 1893 .

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des MDCXL In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. 2. Afrikanische Nachrichten . (Oktober-Dezember.) Inhalt : 1. Die Teilung der Erde. Von A. Oppel ( Bremen) . S. 65. Von Brix Förster (München. ) S. 69. 3. Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika. Von L. Hösel Leipzig) . S. 73. — 4. Das verschiedene Wachstum der Völker. Ein Beitrag zur Kritik anthropogeographischer Grundbegriffe. Von Fr. Guntram Schultheiss (München). (Fortsetzung. ) S. 75 . 5. Litteratur. (Bohatta ; Schilling. ) S. 79. Die Teilung der Erde.

Streben dahin geht, Land auf Land an sich zu ketten

Von A. Oppel (Bremen) .

und ihre Machtsphäre beständig zu erweitern . Im allgemeinen kann die Machteinwirkung eines Volkes auf andere eine dreifache sein : eine politische, eine wirtschaftliche und eine geistig-kulturelle .

>>Nehmt hin die Welt ! rief Zeus von seinen Höhen Den Menschen zu ; » nehmt, sie soll euer sein, Euch schenk' ich sie zum Erb und ew'gen Lehen ; Doch teilt euch brüderlich darein. >Welche Faktoren haben bei der Gründung von Niederlassungen in Afrika wesentlich mitgewirkt ?« und daran anschliessend : » > Wo sind daher viele , bezw. die wichtigsten Niederlassungen entstanden ? « Doch kann keineswegs ein vollständiges Bild entworfen werden , da wir über die Lage und noch mehr über die Gründung der meisten Ortschaften in mangelhafter oder ungenügender Weise unterrichtet sind , wir müssen uns begnügen , das Bemerkenswerteste hervorzuheben und zu weiteren Forschungen anzuregen .

Einer Entschuldigung für dieses Verfahren bedarf es kaum bei demjenigen , der mit der Entdeckung des » dunklen « Erdteiles vertraut ist. Um einen Ueberblick zu gewinnen , suchen wir zunächst Ansiedelungen auf,,

welche zu ebener Erde , dann solche, welche auf und an erhöhten Punkten, Staudinger , Im Herzen der Haussaländer H. H. Stanley , Durch den dunklen Weltteil St. D. d. d . W. I , II . Im dunkelsten Afrika . St. I. I, II. Schweinfurth , Im Herzen von Afrika S. I, II. Th . Thomson , Durch Massai -Land W. W.-A. Wilson , Westafrika . Wissmann , Unter deutscher Flagge quer durch Afrika U. d . Fl. Wissmann , Meine zweite Durchquerung 2. D. Aequatorial-Afrikas . Wissmann , Wolff etc. , Im Innern Afrikas I. I. Petermanns Mitteilungen(Ergänzungshfte.) P. M. (E.) Mitteilungen der k. k. Geogr. Ges. in Wien Mitt. W. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde (Neue Z. (N.) Folge) Verhandlungen d. Ges . f. Erdkunde z . Berlin Verh. B. Bemerkung : Alle übrigen Quellennachweise sind ausführlicher gegeben .

in ihren

Erscheinungsformen und Pro-

allem zeigt sie sich in dreierlei Gestalt, als Wüste und Steppe , als Kulturland (im Sudân, in Ostund Südafrika vorwiegend) und als Waldgebiet in Centralafrika. Während aber das erstere sich von den übrigen leicht abgrenzen lässt , sind das zweite und dritte Gebiet kartographisch schwer von einander zu scheiden , denn so wie es kaum irgendwo eine grössere Fläche Kulturland gibt , welche nicht von Wäldern unterbrochen wird, so ist andererseits auch das eigentliche Urwaldgebiet ziemlich beschränkt . Wald und Kulturland wechseln auch in Afrika fast überall miteinander ab ,

nur herrscht strichweise

bald das eine , bald das andere vor. Schon aus diesem Grunde ist für dieses Kapitel eine übersichtliche Darstellung vorgezogen worden , zumal hier mehr als in den übrigen Abschnitten an Bekanntes angeknüpft werden musste. Das zuerst genannte Gebiet ist im allgemeinen. als fast unbewohnt zu bezeichnen . In der eigentlichen Wüste sind die Eingeborenen lediglich auf

die Oasen angewiesen . Aber nur in wenigen von ihnen ist der Ertrag an Getreide zur Ernährung der Ansiedler hinreichend ; bei den meisten beruht die Existenzfähigkeit in der reichen Ausbeute von Datteln , welche in der nördlichen Sahara als wichtigstes und beinahe einziges Tauschobjekt dienen. Diejenigen Oasen , welche nicht das nötige Quantum Getreide und Datteln erzeugen , müssten verlassen werden , wenn sie nicht durch den Verkehr gehalten würden, denn jeder Reisende ist gezwungen, an diesen wichtigen Haltepunkten einen Durchgangszoll zu entrichten . Mit der Entvölkerung der Oasen würde auch der wichtige Ueberlandhandel zwischen Nordafrika und dem Sudân verfallen , und so muss. es schon im Interesse der Kaufleute liegen , diese

74

Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika .

Oasen möglichst zu schützen und ihre Bewohner zu unterstützen . Wenn freilich zwischen verschie-

dann bestimmend wirkte. Natürlich luden besonders die fruchtbarsten Striche zur Bebauung ein.

denen Mächten ein Kampf um dieselben entbrennt, dann haben die Oasenbewohner und mit ihnen die Kaufleute schwer zu leiden , dann kommt es wohl

Wo der Verkehr unbedeutend ist oder fast ganz aufhört, da ist dieser Faktor allein ausschlaggebend . Wie sehr die ackerbautreibenden Afrikaner dadurch

vor , dass der Verkehr andere Wege einschlägt, dass blühende Ortschaften verschwinden und an

beeinflusst werden , beweist die Thatsache , dass es in weiten Gebieten dieses Erdteiles keine eigentlichen

anderen stehen.

Dörfer mehr gibt , dass jede einzelne Familie oder mehrere zusammen inmitten ihrer Fruchtfelder wohnen. Eine Aufzählung derartig wohnender Völker-

scheinbar ungünstigen Plätzen neue ent-

Ausser den Siedelungen in den Oasen werden uns auch solche genannt , welche direkt in der Wüste liegen. Diese können einzig und allein entweder

schaften gehört nicht in den Rahmen dieser Arbeit, es seien daher nur die Dinka (S. I 171 ) , die Djur

durch den Verkehr, oder durch eine eigenartige In- | ( S. I 211 ) , die Niam - Niam (S. I 487 ) und die Marea (Mz. 231 ) genannt . Mit der Erschöpfung dustrie geschaffen worden sein und nur durch dendes Bodens wird eine andere Fläche zur Bebauung selben erhalten werden . Die ersteren werden wir in Angriff genommen ; es wandern dann die Weiler da zu suchen haben, wo der Reisende sich zu einer weiten Wüstenwanderung anschickt, oder wo er nach wochenlangem Wandern auf Sand und Steinen zu einer längeren Ruhepause gezwungen ist . Naturgemäss werden sie immer an solchen Punkten entstehen,

und mit ihnen ihre Namen.

Doch bewegt sich

diese eigenartige Wanderung jedenfalls nur in einem gewissen Kreise , so dass nach vielen Jahren die

alten Plätze wieder aufgesucht werden . Einen ähnlichen Vorgang beobachteten verschiedene Reisende im Reiche des Muata Jamwo , nur zwingt hier der Dünenregion gelegen, umgeben von Sandmassen , auf | Aberglaube zum Wechsel des Wohnortes. Es gilt in diesem Lande das Gesetz , dass , sobald der Redenen kein Grashalm zu finden ist ( L. II 86).

wo sich mehrere Wege vereinigen . Hierher zu rechnen wäre Arauan , inmitten einer kolossalen

Taudeni würde ohne die dortigen reichen Salzlager nicht existieren . Es ist in Bezug auf Verpflegung vollständig auf die Zufuhr von aussen angewiesen.

gent gestorben ist , der nächste Muata Jamwo die Residenz zu verlegen hat. Doch finden sich all diese Residenzen in derselben fruchtbaren Ebene

Man baut dort gar nichts , und das Wasser muss stundenweit aus dem Wadi Tedi geholt werden

(M. J. 228) . Es ist leicht möglich, dass auch hier neben der Scheu , den Geist des Vorgängers zu ver-

(L. II 71 ) . Ist die Wüste als arm an Wohnorten zu be-

sich mit frischem Grün bedeckt, auf einige Zeit hier

letzen , oder auch der Abneigung vor den Stätten , welche an ihn erinnern , ursprünglich auch die Erschöpfung des Bodens eine Triebfeder zum Ortswechsel gewesen ist. In den nach der Steppe zu gelegenen Gegenden sucht man dem zeitweise eintretenden Wasser-

ihre fliegenden Behausungen, und die Steppe erhält in dieser Periode das Aussehen einer bewohnten Gegend. Doch sobald die Gräser verdorren und

mangel durch Graben von Brunnen entgegen zu arbeiten , und da der Afrikaner nichts weniger als difficil ist in der Wahl des Trinkwassers, so ist er

das himmlische Nass versiegt, ziehen auch die flüchtigen Bewohner davon, ja selbst das Wild, das sich

auch leicht zufrieden gestellt. Wo sich jedoch in der trockenen Zeit des Jahres der Wassermangel

sonst hier in Menge herumtummelte, verschwindet, und die Steppe wird wieder zu der trostlosen Fläche, die sie vorher gewesen . Wehe dem Wanderer, der

allzu fühlbar macht , da sehen wir vielfach Thäler, und zwar zumeist alte, ausgetrocknete Chors , Vertiefungen und Einsenkungen verschiedener Art zur Offenbar findet man an Besiedelung verwendet. verwendet . derartigen Plätzen zu allen Jahreszeiten in der Tiefe eine ausreichende Wassermenge vor . El Obeid, die Hauptstadt Kordofans, und viele andere Orte dieses Landes sind in Bodenmulden hineingebaut (M 189 .

zeichnen, so fehlt der Steppe überhaupt jede feste, ständige Siedelung, sie wird nur vorübergehend von Nomaden besucht . Diese errichten dann, wenn sie

sie jetzt durcheilt ! Vergebens schaut er nach den Hütten der Menschen aus , wo er seinen Hunger stillen , vergebens nach einer grünenden Stelle , wo er seinen brennenden Durst löschen kann . Ueberall dieselbe ermüdende Eintönigkeit ! Verzweifelt sinkt der Träger zu Boden , ohne Hoffnung , je wieder eine menschliche Wohnung zu erblicken . Es scheint fast, als ob denjenigen Steppen Ostafrikas , wo das Kamel noch keinen Eingang gefunden hat , mehr

Das zweite Gebiet ist ein so vielgestaltiges, reich angebautes und wechselvolles in seinen Er-

218 ff. ) . Kubo , nördlich von Tinge, liegt ebenfalls in einer Einsenkung , in welcher sich alle Flüssigkeit der Umgegend sammelt (B. IV 326) . Aehnlich ist Aribi gelegen (H. H. 71 ) . Aus dem oben angeführten Grunde scheut man sich in jenen Gegenden nicht, selbst Kessel oder ähnliche strategisch ungünstige Plätze zur Besiedelung zu wählen, wie dies bei Gando der Fall gewesen ist , welches von An-

scheinungen , dass wir uns nicht wundern dürfen, wenn bei der Besiedelung bald dieses , bald jenes Bedürfnis mehr in den Vordergrund trat und als-

höhen ringsum beherrscht wird. Da man jedoch dort imstande ist, die Orte durch Wall und Graben zu schützen , der Feind auch in der Regel nicht

Menschen zum Opfer fielen , als selbst der nackten Wüste.

Das verschiedene Wachstum der Völker.

75 über grosse Belagerungsmittel verfügt , so fällt die | das sich in sandiger , öder Umgebung Ungunst der Lage nicht allzusehr ins Gewicht. ohne sich an irgend einen natürlichen zu lehnen. Beängstigender noch als der Wassermangel muss das Fehlen eines natürlichen Schutzes wirken . Ein nicht zu unterschätzender Feind waldarmen Strichen die Sonne in ihrer Weder Felsen und Berge , noch Abgründe und Schluchten, weder Flüsse und Sümpfe oder Wüstendürre hindern den Feind am Vordringen . Die Bewohner sind daher genötigt, den Mangel des natürlichen Schutzes durch künstliche Vorrichtungen , durch Gräben und ein- oder mehrfache Umwallungen oder verschiedenartige Umzäunungen zu ersetzen . Genügen auch diese nicht , so sucht man sich in das Unvermeidliche zu schicken , und selbst dann,

ausbreitet, Stützpunkt ist in den unmittel-

baren Einwirkung auf den Menschen. Wenn ihre glühenden Strahlen auf die Fluren niederbrennen, so dass Geist und Körper erschlafft und jede Thätigkeit sich in lästige Qual verwandelt , dann schmachtet der Mensch nach erfrischender Kühlung. Mag auch der Afrikaner weniger empfindlich sein, er versteht sehr wohl den Wert des Schattens zu schätzen. Von den meisten

Orten

im Sudan rühmen die

wenn die Bedrückungen eines übermütigen Nachbars fast unerträglich werden , wird man den ein-

Reisenden , wie sie von herrlichen Tamarinden , Gummibäumen u. a. überschattet, wie überall in den

mal liebgewonnenen Platz nicht aufgeben, im nächsten Jahre sprosst neues Leben aus der sich verjüngenden Erde , und die fleissige Hand verwischt

Höfen mit sorgender Hand derartige Bäume angepflanzt werden , der Wohnung zum Schmuck und zur friedlichen, beglückenden Ruhe. Diese Schatten spendenden Bäume sind geradezu charakteristisch für den gesamten Sudan, und die Cordia spielt dort häufig genug die Rolle unserer Dorf- oder Hauslinde. Auch im südlichen Afrika fand Livingstone die zahlreichen Dörfer am Moeru von Feigenbäumen.

bald die Spuren des verheerenden Krieges ; erst dann, wenn der Eroberer sinnlos brennt und mordet, wenn er die neu aufkeimende Saat immer wieder aufs neue erstickt, dann veröden auch von Natur fruchtbare Gebiete , dann fallen die ehemaligen Wohnsitze der Menschen der wuchernden Pflanzenwelt und mit ihr dem Wild zum Opfer.

Um aus vielen

Beispielen nur eines herauszugreifen, sei an Mohrs Wort erinnert (II 51 ) : » Die Matabele unter Mosilikatse haben die Kraale dem Erdboden gleich gemacht und die Strecken der Kultur der Wildnis zu-

beschattet.

Es übt somit die Sonne in der angedeuteten Weise einen wesentlichen Einfluss auf das

Aussehen der Orte aus , die grössten Städte nicht ausgenommen ; ob sie aber bei dem Entstehen bezw. Verlassen derselben bestimmend wirkt , das muss vorläufig dahingestellt bleiben . (Fortsetzung folgt.)

rückgegeben > Menschenwille « oder » menschlicher Wille « , karěp - pé wong Studien in Holland) Regierungsbeamter im Inneren Javas, glaube »der Wille des Menschen . Das letztere ist daher das beich völlig imstande zu sein , über die Kenntnis der Sprache bei anderen zu urteilen. Das Studium des Javanischen war mir auch stimmtere von beiden. S. 34 gibt på und prå, ebenso wie früher schon ka für während meines fünfjährigen Aufenthaltes in Ostindien als Bepa , pra , ka. amter eine ununterbrochene Beschäftigung . Zudem hat Herr Bei der Steigerung der Adjektive, S. 40 , würde es besser Bohatta meinen Kursus der javanischen Sprache im » Oestersein, bei langkung (luwih) u . s. w. noch kalijan , tinimbang reichischen Litteraturblatte« besprochen ( 1. September d . J.), kalijan anzuführen. Langkung (luwih) allein kann nicht und so ist es dem genannten Herrn vielleicht angenehm , auch unsere Endung er im Komparativ vertreten, wohl aber nglangmein Urteil über seine Arbeit zu vernehmen. kungi. In diesem Falle würde man sagen : Tanah Jawi Das vorliegende Buch ist in der Hinsicht für uns Holländer nglangkung - ngi hagěng - ngipun tanah Madura. merkwürdig , dass der Verfasser als der erste deutsche SchriftAls Pronomen der zweiten Person (S. 43) steht pan steller sich mit dem Javanischen beschäftigt. Mein erster Gedanke war zwar, Herr Bohatta werde wohl in Niederländischjenněng - ngan - sampeyan etwas unter pan- jěnnĕng - ngandalem ; beide Wörter werden aber zu ansehnlichen Personen geIndien gewesen sein. Es gibt ja auch viele Deutsche und Ungarn in diesem Lande. Doch als ich sein Buch näher be- braucht (z. B. zum Residenten wird stets das letztere angewendet, zu einem »Controleur das erstere). Zu Fürsten wird nur sampeyantrachtete , wurde es mir klar , dass der Verfasser niemals seinen dalem (Euer Gnaden , Hoheit , Majestät) gesagt. Dika wird Fuss auf indischen Boden gesetzt hatte. Daher ist es auch verals Pronomen der zweiten Person im Kråmå bezeichnet, ist aber zeihlich , dass er manche Fehler begangen hat. Schon am AnMadyå ; Kråmå ist sampeyan , auf einer Stufe mit kula. Vom fange des Werkes verrät sich dieser Umstand . In der Einleitung Madya hat der Verfasser eine viel zu beschränkte Definition wird bemerkt , dass sog. Kråmå - hinggil -Wörter nur in der gegeben (S. VII). Es ist die Sprache der Kaufleute und überAnrede von Fürsten u . s. w. gebraucht werden sollen. Dies haupt solcher Menschen , die einander völlig unbekannt sind ist vollständig unrichtig. Ich sage absichtlich Kråmå - hinggilWörter, da man unmöglich ausschliesslich Kråmå - hinggil und daher nicht wissen, in welchem Rangverhältnisse sie gegenseitig stehen. Auch wird es gesprochen zu Untergeordneten sprechen kann. Das Javanische kennt zwei Gattungen der Rede : einigen Ranges (oder wenn diese alt sind) , zumal in der GegenKråmå und Ngoko , und noch eine Zwischengattung : das wart von Geringeren. Madyå ; während Kråmå - hinggil sich auf einzelne Wörter Unter den Pronomina der ersten Person fehlt habdibeschränkt. Diese falsche Auffassung einer sehr wichtigen Sache dalem , das mit pan - jěnněng - ngan - dalěm und pan - jĕnněngin Javanischen beeinflusst das ganze Buch : überall, wo ein Wort als Kråmå - hinggil bezeichnet werden sollte , wird es vom ngan - sampeyan auf einer Linie steht (verkürzt habdalem , ha' dalem und ' dalěm. Verfasser als Kråmå angegeben. Die Beispiele sind fast zahllos Das Pronomen der dritten Person ist zuweilen déwék - ké und liegen klar zu Tage. So findet sich putrå als Kråmå von (piyambak-kipun) , nicht aber déwé (piyambak) , das nur für hanak , ein Wort , das im Kråmå und im Ngoko gebraucht selbst , eigen , allein gebraucht wird. wird , während putrå ausschliesslich Krå må - hinggil ist. S. 44 finde ich : tiyang jawi kalih hasu - n - nipun Kråmå - hinggil nennt man die Wörter, welche in der Anrede statt kalih segawon - nipun . Fehler gegen die richtige Anoder in Briefen angewendet werden sollen, wenn man von Dingen, wendung der verschiedenen Sprachgattungen sind überhaupt, die den Angeredeten oder sonst eine andere höflich zu behandelnde Person betreffen, spricht. So würde ich, als Regierungsbeamter wie gesagt, zahlreich und nicht alle hier hervorzuheben. Die Unterscheidung von Pronomina demonstrativa der mit einem javanischen Distriktsvorsteher (wědånå) redend , von ersten, zweiten und dritten Person ist sehr neu im Javanischen. meinem eigenen Kopfe sagen : sirah , d. h . ich ändere meine Kråmå - Rede keineswegs . Spräche ich aber vom Kopfe des AnSo etwas sehen wir im Arabischen ( dzaka u . s. w. ) , vielleicht geredeten, so würde die Höflichkeit das Wort maståkå fordern. auch im Lateinischen ( iste) , im Javanischen aber kann es nur eine sehr lebhafte Phantasie ausfindig machen . Kråmå- hinggil ist eine Sammlung von Höflichkeitsausdrücken , sonst nichts. So würde ich zu meinem javaniBei den Pronomina personalia vergass ich zu bemerken , schen Bedienten , vom Hause des Residenten sprechend , sagen: dass jenněng in der ursprünglichen Bedeutung nicht D Regierung , sondern stehen , Stand heisst. So genommen , ist es dalěm , von dem Hause des ersteren : homah , d. h. resp. synonym mit sampeyan als » Fuss « . Die Form juměnnĕng Kråmå - hinggil und Ngoko , obgleich in beiden Fällen meine ganze übrige Rede Ngoko ist. Jede andere Grammatik als die wird im Sinne von »regieren gebraucht , bedeutet aber auch des Herrn Bohatta würde hierüber Näheres sagen. stehen und ist dann Kråmå- hinggil von ngadeg (Kr. Ng. ) . >>Warum stehen Sie ? Setzen Sie sich ! « würde heissen : PunnapåIn derselben Einleitung meldet der Verfasser, das Javanische beherrsche mit seinen Dialekten fast den ganzen Indischen ha sampeyan punnika juměnněng ? Sampéyan pinnarak. Auch pinnarak ist Kråmå - hinggil. Archipel. Auch dies ist unzutreffend . Hätte der Herr Verfasser S. 45 treffe ich den Satz : Pangeran matur punnikå dasselbe vom Malayischen gesagt, so würde es nicht so weit von der Wahrheit entfernt sein. Das Javanische wird nur in Java, kålå punnåpâ ? als Uebersetzung von >» Wann sagte der Prinz dies ?«< Vielmehr wäre das die Uebersetzung von » Der Prinz und zwar ausschliesslich im Inneren der Insel , gesprochen. sagte : wann war das ? « , aber nur eine schlechte. Richtig würde West-Java , das im vorliegenden Buche als malayisch bezeichnet wird, ist sundanesisch, mit Ausnahme von Batavia, wo das Maobiger deutscher Satz im Javanischen lauten : Henggèn pangéran

80

Litteratur.

ngandika punnika kålâ - punnåpa ? Vom Prinzen kann man nur ngandika sagen : dies ist wiederum ein Kråmå - hinggil, »sagen«, ebenfalls von celatu und für tutur und sanjang >reden.. Nur mit henggèn (Ngoko holèh) wicantěn oder hangsal ist es überhaupt erlaubt die Aktiv-Form des Verbums zu gebrauchen , wo von einer erwähnten Sache oder Person die Rede ist. Diese Bemerkung knüpft sich an die Besprechung der Passiv-Formen. Das persönliche Passiv wird vom Verfasser nicht recht deutlich erklärt. Dieses ist dann zu verwenden , wenn man von einer bekannten Person oder Sache spricht und auch die die Handlung verrichtende Person bekannt oder erwähnt ist. So bedeutet tak - lako - k - haké : ich habe es in Gang gebracht « , di - tulis - si : er hat es beschrieben , mit einer Inschrift versehen « .

In der Uebung auf S. 46 wird das chrende Rama (Vater) verbunden mit dem ebenfalls höflichen dalem . Wäre dieses Wort aber in der Bedeutung a'dalěm — und das kommt häufig vor , so wäre Råmå nicht angezeigt , wohl aber bapak , das einfache Kr.- und Ng. - Wort für »> Vater « . Paju soll pajon sein (Dach). Die Bedeutung von bocah ( Kr. laré) ist auch nicht richtig angegeben. Hier gibt es denselben Unterschied zwischen hanak und bocah (laré) , wie im Spanischen zwischen hijos und niños. Der Verfasser verwechselt die Bedeutungen : »Wie viel Kinder haben Sie ? « würde im Spanischen so gesagt werden : »Cuantos hijos tiene Vm ? Hijo korrespondiert mit dem javanischen hanak , nicht mit bocah (laré). Bei den Zahlwörtern wird der Unterschied zwischen dem Gebrauch vor und hinter einem Dingwort nicht deutlich hervorgehoben. Vor dem Substantiv soll man das Zahlwort anwenden, wenn es substantivisch , hinter dem Substantiv , wenn es adjektivisch vorkommt . So ist »Zwei Bogen (Papier) zum Schreiben« so zu geben : rong kebèt di - gawé tulis (kalih kěbèt ka - daměl njĕrat) ; » die zwei Bogen , die ich auf dem Tische gelassen « : kebèt loro holèh - ku ninggal hing méjà (kěbèt kěkalih hěnggèn - kula nilar hing méjå). Bei den Ordnungszahlen fehlt stets hingkang (Ng. kang oder sing) : sapisan = » einmal « , kang sapisan = »der, die , das erste u. s. w. , kaping sangå = >neunmal , hingkang kaping sångå »der, die, das neunte « . »Ein Halb « ist nicht sa - tengah , dies ist nur halb , adjektivisch oder adverbial gebraucht, nicht als Zahlwort ; das letztere lautet : saparo Ng., sapalih Kr. S. 57 steht Kula cekap tilěm yèn tilěm jam něněm. Dieser Satz ist sehr unjavanisch ausgedrückt ; richtig wäre : Cěkap henggèn - kulâ tilěm yèn tilem něm jam. Das Zahlwort steht hier substantivisch (es kommt auf die Anzahl an) , nicht adjektivisch. Bei tilěm und turu sollte auch noch saré als Krama- hinggil erwähnt werden. >>Schlafen Sie schon ?« Punnapa sampeyan sampun saré ? Man spricht hier vom Schlafen des Angeredeten : die Höflichkeit fordert ein Kramahinggil -Wort. Die Erklärung vom Gebrauche des Passivs suche ich vergebens. Sehr wichtig ist die Regel , dass man es immer zu verwenden hat, wenn der Gegenstand, auf welchen die Handlung sich bezieht, bekannt oder erwähnt ist, und in solchen Fällen ohne Ausnahme. >>Hast du den Brief geschrieben ?« wäre deshalb zu übersetzen : Layang - ngé hapa wis ko-tulis ? S. 64 sollte bei C. Numerus u. s. w. noch angeführt sein : påḍa (hoch sami) drückt oft den Plural bei Verben aus ; padâ lungå »Sie gingen fort «S. 66 steht hěmbok als Ngoko von hibu (Mutter). Hibu ist aber wie råmå Kramâ - hinggil , hěmbok nur Ngoko , aber fast ausschliesslich in der Anrede oder mit dem Namen des Kindes gebräuchlich ; sonst heisst es biyung. Résidèn soll sein : residèn. Hanak lembu ist wohl malayisch, im Javanischen besteht ein eigenes Wort für » Kalb « : pědèt ( Kuhkalb ; Büffelkalb ist guḍèl) . S. 71 findet sich ngěkah als Infinitiv , ist aber Verbum finitum ; kěkah ist Infinitiv (Begriff-Substantiv , wie im Arabischen). S. 81 stosse ich auf karesik - kan für »Schönheit . Das deutsche schön ist im Holländischen schoon , aber dieses Wort

hat bei uns noch die Bedeutung rein , gewaschen u. s. w . Aus diesem Grunde hat sich der Verfasser geirrt. Rěsik ist die Uebersetzung der zweiten Bedeutung des holländischen Wortes schoon , nicht der ersten . Das ist die Schuld des Holländischen in den vom Verfasser studierten Grammatiken . Schön ist im Javanischen hayu (von Frauen), bagus (von Männern), hapik (hoch sahé) von Sachen u . s . w. Dukun ist nicht Arzt , sondern »javanische Kräuterkennerin «< , auch >> Hebamme « . Pasanggrahan kein Hôtel , sondern auf Staatskosten errichtetes Haus für reisende Beamte u. s. w. Mongsa wird niemals im Sinne von da mit gebraucht, bedeutet aber: »es wird wohl nicht sein« , »es ist unwahrscheinlich « . Seite 83 steht hara - hårå statt hårå - hårå. Es bedeutet nicht Ebene « , sondern Wildnis (oppositum von babaddan, von Bäumen und Kräutern gesäubertes Land). »Obschon , obgleich (S. 88) ist nicht sen åyå , sondern sanajan. Ich erinnere mich nicht mehr, wo ich jěkså als >> Richter fand - es war in einer der Uebungen -) es ist dies aber ein javanischer Beamter , meist im holländischen Dienste , den wir »Officier van Justitie « oder »jakså « nennen . Um nicht allzu ausführlich zu werden , möge von dem übrigen Teile des Buches nur noch kurz einiges bemerkt sein. Es ist schade , dass Herr Bohatta nicht alle seine Lesestücke u. s. w. den von ihm benutzten Grammatiken entlehnt hat : das Javanische ist eine für Europäer viel zu schwierige Sprache, um selbst geeignete Uebungen verfassen zu können . Zur Beendigung meiner flüchtigen Bemerkungen muss ich noch hervorheben , dass die Grammatik des Herrn Bohatta von grossem Fleisse Zeugnis ablegt. Die Sprache ist , wie gesagt, zumal für diejenigen , welche das schöne Land , in dem sie gesprochen wird , niemals saben , ausserordentlich schwierig. Es ist daher dem Verfasser gar nicht übel zu nehmen , dass er in vielen Punkten gefehlt hat . Ohne Zweifel wird eine zweite Auflage das Buch in viel verbesserter Form wieder erstehen lassen. Leiden. A. A. Fokker. Das Reich Monomotapa. Sein erstes Bekanntwerden, sein Name und seine Darstellung auf den Karten des 16. bis 19. Jahrhunderts. Von Dr. Oskar Schilling . Leipzig 1892. gr. 4º. Der Verfasser hat sich die sehr dankenswerte Aufgabe gestellt , einem geographischen Monstrum , das auf Karten , in Lehrbüchern , ja selbst in politischen Streitschriften sein spukhaftes Wesen getrieben , mit den schneidigsten Waffen echt wissenschaftlicher Kritik zu Leibe zu gehen. Es ist ihm gelungen , eine Jahrhunderte alte strittige Frage auf Grund einer ausserordentlichen Belesenheit endgültig zu lösen und auszumerzen. Der Portugiese Barbosa , welcher die Gegenden des südöstlichen Afrika, das heutige Sofala, 1516 besuchte, erwähnte zuerst ein Reich Benamataza ; Barros führte sodann mit verbessernder Hand das Reich des Monomotapa , d . i . des » Herrschers des Ganzen , 1552 in die geographische Litteratur ein. Von nun an schwoll das Gebiet des Häuptlings M. , obwohl es bereits gegen das Ende des 16. Jahrhunderts in Verfall geraten war, durch die Hand phantasiereicher Geographen zu einem riesigen Reiche an und erhielt sich als solches , bis Delisle 1700 es auf einen bedeutend geringeren Raum einschränkte und bis es endlich durch den Bericht Livingstones 1856 ganz auf den Karten verschwand . Die vorliegende Schrift bietet nicht nur eingehende Belehrung über die geschichtliche Entwickelung des Kartenwesens während vier Jahrhunderten , sondern auch eine Fülle höchst anregender Analogien und trotz seiner strengen Gelehrsamkeit den Genuss einer lebendigen Darstellung. Die beigegebenen wichtigen Karten sind leider durch den Druck an vielen Stellen schwer leserlich geworden. München. Brix Förster. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND

Jahrgang 66, Nr. 6 .

GÜNTHER . Stuttgart, 11. Februar 1893 .

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7.— Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND In- und Auslandes und die Postämter. NDCAL GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden . Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Die Quälgeister der Magyaren . Ein Beitrag zur Volkskunde Südost-Europas. Von Heinrich v. Wlislocki (Jegenye in Siebenbürgen). S. 81. 2. Afrikanische Nachrichten . (Oktober-Dezember.) Von Brix Förster (München) . (Fort4. Das setzung. ) S. 84. 3. Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika. Von L. Hösel ( Leipzig) . ( Fortsetzung.) S. 88. verschiedene Wachstum der Völker. Ein Beitrag zur Kritik anthropogeographischer Grundbegriffe. Von Fr. Guntram Schultheiss (München). (Fortsetzung .) S. 91. - 5. Geographische Mitteilungen. (Werner von Siemens ; Die geologischen Verhältnisse bei Witwatersrand und die Zukunft der Goldfelder. ) S. 94. - 6. Litteratur. (Weisbach ; Höfler. ) S. 95 .

Die Quälgeister der Magyaren . Ein Beitrag zur Volkskunde Südost - Europas. Von Heinrich v. Wlislocki (Jegenye in Siebenbürgen) .

eingefallenes Gesicht, hohle, thränende Augen , trockene Zunge und brennender Durst , sowie Verminderung der Sehkraft deuteten auf ein tiefes körperliches Leiden . Die Unterschenkel dieser Kranken waren be-

Neben dem Teufel und den Hexen spielen die Quälgeister im magyarischen Volksglauben eine bedeutende Rolle. Dem Auslande ist bislang hierüber, wie über magyarischen Volksglauben überhaupt, so

sie sich nicht erwehren konnten . Die Wölfe und Hunde nachahmend , strichen sie bellend und brüllend

viel wie gar nichts bekannt geworden , weshalb ich es wage , hier einige Mitteilungen über die Qualgeister bei den Magyaren zu machen, indem ich die verstreuten Berichte anderer und meine eigenen Er-

umher. . . . Im Mittelalter erreichte dieser Wahnsinn seinen höchsten Grad und wurde vorzüglich dadurch furchtbar, dass die Kranken in ihrer Wut Kinder und Erwachsene töteten , wovon man im Altertum

mittelungen kurz zusammenfasse . Auf Vollständigkeit können diese meine Mitteilungen nur insoweit Anspruch erheben , als hier alle bislang veröffentlichten Quellen genau verzeichnet und mitgeteilt sind . Die geistige Krankheit Lykanthropie lässt sich bei den Magyaren aus historischen Quellen nicht nachweisen, obwohl sie einmal international gewesen

nichts wusste. Notitia Hungariae novae hist . geogr. «, Vien . 1735

heraus unzulässig ist , sondern hierbei allgemeine Gesichtspunkte angenommen werden müssen «< . Gehen wir nun einen Schritt weiter. Nach den

bis 1742 ; 2 , 382 ) schreibt : » Vulgus adulto errore credit λυκανθρώπους esse - slavis wlokodlak id genus dicitur - qui e hominibus in lupos conversi, Lycaonis ritu , vindictam de his sumunt , quorum injuriis sunt adpetiti . Quem autem hac suspicione semel notaverunt , ab hoc multa sibi superstitione cavent , ne novis provocatus injuriis , ad ingenium redeat . > Gerade da, wo unsere Quellen verhältnismässig am

Sie zeigte sich besonders im

reinsten fliessen , erscheint die Verwandlung als eine periodisch wiederkehrende , z . B. bei den Neurern (Herodot IV, 105 ) und ebenso auch in Preussen , Livonien und Litauen, wo es nach Olaus Magnus die Weihnachtszeit ist, in welcher unzählige Menschen als Wölfe herumlaufen. Hieraus ergibt sich , dass wir es mit einer uralten, verschiedenen Völkern .

Monat Februar ; dann verliessen die Kranken nachts ihre Wohnungen und schweiften auf den Begräbnisplätzen umher, wobei sie sich einbildeten , sie seien .

gemeinsamen Kultushandlung zu thun haben, nach welcher entweder das gesamte Volk oder nur einzelne aus demselben, dem Sündenbock der Hebräer

Wölfe oder auch Hunde (Kynanthropie) . Blässe und Ausland 1893. Nr. 6.

vergleichbar , vielleicht um irgend eine verderbliche II

späte Mittelalter fort.

Die Quälgeister der Magyaren .

82

Gottheit zu sühnen , in Wolfspelzen umherirren | in den Schafställen gar arg aufräumen , dann sagt mussten. Darum heisst wohl auch bei den Germanen das Volk : >>Ein Wolfsbettler geht um ! Quod nos praefati sclavi criminabantur, cum ungaris fidem catholicam violasse et per canem seu lupum aliasque nefandissimas et ethnicas res , sacramenta et pacem egisse. « Dem magyarischen Volksglauben gemäss nehmen nach dem Tode solche Leute Wolfsgestalt an , die ein schweres Unrecht im Leben erlitten haben . Gewöhnlich sind es Schäfer , denen im Leben ihre Herren schweres Leid und Unrecht zugefügt haben, und die sich nun nach ihrem Tode in Wolfsgestalt an ihren früheren Herren rächen , indem sie deren Schafherden verwüsten (Ipolyi-

a. a. O. S. 361 ) ; desgleichen glaubt man in manchen . magyarischen Gegenden , ein Hundebettler (kutyakoldus ) streife im Dorfe herum , wenn nachts alle Dorfhunde laut heulen und winseln . Hundebettler werden diejenigen nach ihrem Tode , denen. jemand durch falschen Schwur ( hamis eskü) , einen Meineid, schweres Unrecht zugefügt hat. In Hundegestalt irren sie herum und verfolgen den Betreffenden , der sie im Leben beleidigt und verkürzt hat. Dieser Glaube weist nun wieder auf den altmagyarischen Eidbruch zurück (s . Ipolyi a. a. O. S. 544 ff.) . Eine neuere Erweiterung dieses ursprünglich sich nur auf Hunde und Wölfe bezüglichen, magyarischen Volksglaubens finden wir in den sog. »rasenden schwarzen Rossen « (veszett fekete csikó) . Rosshirten, die im Leben von ihren Herren viel Unrecht haben erleiden müssen, verwandeln sich nach ihrem Tode in schwarze Rosse, die nachts in rasender Eile durch das Pferdegestüt brausen und die Rosse mit ihren Hufen und Zähnen verwunden (Ipolyi a. a. O. S. 361 ) . Der eigentliche Werwolfdes magyarischen Volksglaubens ist also der >» Wolfsbettler«< (farkaskoldus ) ; daneben aber gibt es auch noch einen sog . »> Wolfshirten« < (farkaspásztor) , der, meiner Ansicht nach, dem slawischen Volksglauben entlehnt ist. Hierfür spricht auch der Umstand , dass dieser Wolfshirte nur in südungarischen Gegenden, wo auch slawische Stämme wohnen , bekannt ist, während er in Mittelungarn und zum Teil in Siebenbürgen dem magyarischen Volksglauben abgeht. Wolfshirte kann ein Mensch werden : 1. durch Zauberkünste , 2. durch den heiligen Georg. Vorzugsweise können Frauen , die im Rufe stehen , Hexen zu sein , Wolfsgestalt

>> Magyar.

annehmen . Der alte Schafhirte Johann Dorba aus Szent-Tamás (Südungarn) erzählte mir, was ich übrigens schon vor Jahren vernommen hatte, dass

Mythol.; Pest 1854 , S. 361 ) . Sie heissen im Magyarischen »farkaskoldus » Wolfsbettler« und wandeln nach ihrem Tode, nicht etwa, »um irgend eine verderbliche Gottheit zu sühnen « , in Wolfspelzen umher , sondern um Rache an denen zu nehmen , die ihnen als Dienstgeber den Eid , das Wort gebrochen , und ihnen dadurch irgend ein schweres

sich gewisse Frauen am Georgstage vor Sonnenaufgang mit Wolfshaaren räuchern und dann im Tau baden , wodurch sie die Eigenschaft erlangen, sich nach Belieben in Wölfe zu verwandeln, vorausgesetzt, dass ein Wolfshirte vor seinem Hinscheiden ihnen gewisse Zauberformeln mitgeteilt hat , mit deren Hilfe sie sich aus Wölfen wieder in Menschen zurück-

Unrecht zugefügt haben.

ein Unrecht begangen , sondern ihnen hat man ein solches zugefügt. Dadurch unterscheidet sich der magyarische Werwolf wesentlich von dem anderer Völker ; ebenso dadurch , dass er nicht schon im

verwandeln können . Wer am Georgstage vor Sonnenaufgang Tau trinkt, den verwandelt der heilige Georg in einen Wolf. Neun Jahre lang muss dann ein solcher Mensch in Wolfsgestalt herumwandeln , bis ihm die Haut vom Leibe fällt und er seine Menschen-

diesseitigen Leben Wolfsgestalt annimmt , aus der er sich nach Belieben in seine Menschengestalt zurückverwandeln kann . Halten wir diesen magyari-

gestalt zurückerhält . » Nach einem besonderen Volksglauben,« schreibt F. S. Krauss (a. a. O. S. 411 ), > den ich nur für die Kroaten nachzuweisen imstande »

schen Volksglauben neben die oben mitgeteilte Briefstelle , so ergibt es sich, dass wir es hier mit einer

bin, vermag der heilige Georg , der Schutzherr der Waldtiere , namentlich der Wölfe , zuweilen einen Menschen in einen Werwolf zu verwandeln, indem er über den Betreffenden eine Wolfshaut wirft. « Dem

Stummer ,

» > Magyar Mythologia«
Thue das nicht!« bat nun der Schäfer , »ich habe Unglück genug mit dieser Herde.. Tagtäglich geht mir ein Lamm verloren , Herde das ich meinem Herrn bezahlen muss ! « — »> Die Frau deines Herrn , die raubt die Lämmer,« versetzte der Wolfsbettler ; » doch , ich will dir helfen!

gelegt wird , der » den Namen Gottes nicht missbraucht« . Unter den magyarischen Schafhirten hört man auch auffallenderweise die wenigsten Flüche. In Sugág, an der siebenbürgischen Grenze , biss im

Jeden Tag sollst du für jedes Lamm , das man dir raubt , zwei andere bekommen ! «< Der Wolfsbettler lief weg. Am nächsten Morgen fand der Schäfer

Winter 1889 ein rasender Wolf sechs Einwohner, von denen fünf an der Tollwut starben. Es hiess

aber fehlte. So ging dies den ganzen Sommer über. Die Frau stahl jeden Tag eines ihrer eigenen Lämmer, wofür ihr der Schäfer eines von den zwei Lämmern .

damals in der Gegend , dass dieser Wolf ein Einwohner der Nachbargemeinde Strugár gewesen sei , der vor einigen Jahren spurlos verschwand und dem Glauben der Leute gemäss als Wolfshirte die Umgegend unsicher machte. Der eigentliche Werwolf, der farkaskoldus, kann auch erlöst, d . h . dem Toten kann die Ruhe verschafft werden , wenn man ihn mit einem Stocke schlägt, den man einmal mit Weihwasser besprengt hat. In der Kalotaszeger Gegend schneiden die Schäfer beim ersten Austreiben der Herde auf die sommerlichen Weideplätze einem Lamme die Schwanzspitze ab und nageln dieselbe an eine solche Stelle eines Baumes , auf die sie vorher mit einem Beile ein Kreuz geschnitten haben . Diese Schwanzspitze behängen sie dann mit Kräutern , die an ihren blossen

zwei fremde Lämmer in der Herde vor ; ein Lamm

gab , die ihm der Wolfsbettler brachte , so oft ihm , dem Schäfer, ein Lamm gestohlen wurde. Auf diese Weise kam der Schäfer in den Besitz einer ansehnlichen Lämmerherde. Die Frau seines Herrn stahl nun auch das letzte Lamm des Bauern und wollte. nun auch mit den Lämmern desgleichen thun , welche der Schäfer als Ersatz für die gestohlenen Lämmer dem Bauern gegeben und die er selbst eben vom Wolfsbettler erhalten hatte . Aber da ereilte sie die Strafe.

Als sie sich mit dem gestohlenen Lamme

entfernen wollte , da erschien der Wolfsbettler , erwürgte die Frau, schleppte ihren Leichnam ins Dorf und legte ihn ins Bett zum Bauern, der vor Schrecken starb. Der Schäfer aber ward durch seine vom Wolfsbettler erhaltenen zahlreichen Lämmer ein gar reicher

Füssen bei einem Gang durch die Fluren am Georgs- | Mann. morgen hängen geblieben sind (vgl. Varga , » BaNur noch einige lose Bemerkungen über den bonák könyve «< magyarischen Wolfsbettler. Wer in den Besitz von » > Buch des Abergl. « , S. 148 ) . Dies geschieht, um den Wolfsbettler von der Herde Haaren eines Wolfsbettlers gelangt , kann sich daferne zu halten, dessen Namen die Schäfer sich hüten durch nach Belieben unsichtbar machen , so oft er bei der Herde auszusprechen, weil sie glauben, ihn dadurch herbeizulocken . Nicht nur als Schädiger der Herden , sondern auch als Helfer der Hirten und derjenigen Leute, die sich unverdienterweise in Not befinden , tritt der

diese Haare mit seinen eigenen Haaren in Verbindung bringt. In Jegenye , meinem gegenwärtigen Aufenthaltsorte , lebt ein weit und breit bekannter Dieb , Namens Joseph Szöcs , genannt >» Zeller «< ; sprechen die Leute über ihn und seine Streiche, so

Afrikanische Nachrichten .

84 heisst es am Schlusse immer :

»Wolfsbettler war

sein Vater« < (farkaskoldus volt az apja) , um damit anzuzeigen, dass man diesen Mann bei seinen Diebereien gar schwer ertappen könne, nachdem er Haare vom Wolfsbettler geerbt habe. Kleine Kinder soll man am Georgstage im Freien nicht allein lassen, denn der Wolfsbettler raubt sie.

Der überall wild

wachsende Quendel (Thymus serpillum ) heisst im Kalotaszeger Bezirk » farkaskoldus - virág « (Wolfsbettlerblume) . Man mischt diese Kräuter mit Wolfshaaren und räuchert damit Kinder, die nicht wachsen wollen. (Schluss folgt. )

Afrikanische Nachrichten . (Oktober -Dezember . )

Von Brix Förster (München) .

hervor und erwies sich als eine festeingewurzelte Macht. Am wenigsten Gewicht wurde auf die materiellen Vorteile gelegt , die der Besitz von Uganda bringen. könnte . Wohl pries man es gelegentlich als das innerafrikanische Paradies in der herkömmlich übertriebenen Weise ; allein die eigentliche Autorität der Gegenwart für die Beurteilung des Landes, Kapitän Lugard , sprach sich sehr vorsichtig und nüchtern. aus. Er gab zu , dass Kaffee , Baumwolle und andere tropische Produkte in künftigen Zeiten dort. reichlich geerntet werden könnten ; aber die Jetztzeit könne noch nicht auf einen wertvollen Export rechnen. Hat doch die Gesamtausfuhr von Elfenbein während 12 Jahren nur den Wert von 120 000 M. betragen ! Das benachbarte Deutsch- Ostafrika dagegen lieferte allein in einem Jahre ( 1891 ) für mehr als 3000000 M. ! Lugard empfiehlt deshalb, die viel-

Englisch - Ostafrika .

besprochene Mombas -Victoria - Njansabahn nur bis Kikuju zu bauen. Die viel schwierigere und kostspieligere Fortsetzung soll man der Zukunft über-

In England wogte der Kampf der Meinungen, ob die Regierung Uganda der britischen Herr-

lassen , wenn sich die Prosperität des Seegebietes wirklich entwickelt hat.

schaft erhalten oder aufgeben sollte , während des Oktober und November hin und her. Goldie , der

Gegen Ende November gab endlich das zögernde Ministerium Gladstone dem allgemeinen Drängen nach und bestimmte, dass Portal , der Generalkonsul

(Fortsetzung.)

Direktor der R. Niger Company , warnte in einer Zuschrift an die >» Times « ( 8. Nov. 1892 ) davor , die Reichsregierung mit den Geschäften einer Chartered

von Sansibar , als Kommissär nach Uganda gehe , »um über die gegenwärtigen Verhältnisse und deren

Company zu belasten . Die Beamten einer Privatgesellschaft beweisen , wie er aus Erfahrung behauptet, viel mehr Energie in der Entwickelung einer

erspriesslichste Behandlung Bericht zu erstatten. Times Ausland Times « , 24. Januar 1893 ) wegen

genau mit den Schilderungen Stanleys überein. Da Lugard vom Nordende des Beatrice- Golfes

der 1500 m hohen Lage und der üppigen Fruchtbarkeit als geeignet für die Ansiedelung von Europäern erachtet , ebenso wie den nördlichen

( von den Eingeborenen Rusango- See genannt) über ein niedriges Plateau ( 1600 m über dem Meere) zum Semliki , wahrscheinlich zur Atjangara-Fähre ( vgl . Stuhlmanns Karte in » Pet . Mitt . « 1892 , Taf. 16) hinabgestiegen ist , so umfasst jetzt unsere geographische Kenntnis die ganze Umgebung des mächtigen Ruwenzorigebirges. Auf der rauhen , felsigen Ostseite fliessen die krystallhellen und eiskalten Bäche sämtlich dem Mpanga und Wami und durch diese dem Rusango-See zu . An der Westseite öffnet

Teil des Mauplateaus ( 2400 m ) , die Landschaft Nandi ¹). Er stellte sich gelegentlich die Frage, woher der Victoria Njansa die ungeheuren Wassermassen erhalte ; der Abfluss durch den Nil ist viel bedeutender , als dass er durch die geringen und trägen Zuflüsse des Ngare Dabasch , Nzoia und Kagera ersetzt werden könnte. Wenn es nicht unterirdische Quellen sind, so müssen es die Regenmengen sein, welche das Wasserbecken fortwährend auffüllen. Die kleinen Regen dauern von Anfang Oktober bis Mitte Dezember , die grossen von Anfang März bis Ende Mai . Als im vorigen Juni der See wegen aussergewöhnlichen Regenfalles um 6' gestiegen war, trat im September in Aegypten unerwartete Ueberschwemmung ein. Hätte man nach Kairo telegraphieren können , so wäre Unglück am unteren Nil verhütet worden. Ebenso interessant als verwickelt stellen

eine dies viel sich

nach den Mitteilungen Lugards die socialen Zustände und Rangverhältnisse der Waganda dar. Nur wer mit ihnen vertraut , was erst nach vielmonatlichem Aufenthalte möglich , kann als oberste Behörde die richtige Einsicht bei strittigen Fällen gewinnen und ein die Gesamtheit befriedigendes Urteil fällen . Für den Neuling sind tiefwirkende Missgriffe unvermeidlich . Lugard betrat bei seinem Zug gegen Unioro 1) Ein sehr gut unterrichteter Korrespondent der >> Times Rinder, Ziegen, Schafe » 14 000 » Kopra » Tabak 128 000 D Häute 60 000 Ausfuhr im Weltverkehr: 1889/90 1890/91 Elfenbein für 4581 000 M. 4 252 000 M. » 666 000 » Gummi (Kautschuk) 598 000 » 281 000 » " Sesam 336 000 » * Reis 187 000 347 000 » 232 000 Rinder, Ziegen, Schafe 238 000 Kopra 44 000 73.000 » Tabak • 72.000 D 67 000 16.000 D Häute 14 000 «

Emin-Pascha-Expedition « im allgemeinen vollkom. men überein. Von ganz besonderem Werte sind

a

schaftliche Schilderungen mit jenen der »Deutschen

Deutsch- Ostafrika. Die Handelsstatistik über den Warenverkehr Hamburgs mit Deutsch- Ostafrika 2) muss zum Zweck einer richtigen Auffassung der kolonial-wirtschaftlichen Ergebnisse mit der gouvernementalen Stati-

1) Proc. of the R. G. Soc ., 1892 , S. 513 . 2) Deutsches Kol.-Bl. 1892 , S. 530 und 533 .

Einfuhr von Hamburg : 1890 Baumwollwaren und Bekleidung • für 26 000 M. >> 7000 » Metallwaren » 4 000 » Seife D Spirituosen

1891 430 000 M. 206 000 4 800 » 8000

1) Beilage zu Nr. 21 des Deutsch. Kol.-Bl. , 1. Nov. 1892.

Afrikanische Nachrichten.

Einfuhr im Weltverkehr : 1889/90 1890/91 Baumwollwaren und Bekleidung für 5814 000 M. 4934 000 M. Metallwaren 331 000 >> 551 000 30 Seife 82.000 61 000 » Spirituosen 13.000 » 45 000 Wie bedeutend ist der Absatz von Baumwollwaren und dgl. , und welche lohnende Aussicht eröffnet sich hier für die deutsche Textil- und Eisenindustrie , um dem Ausland den Rang streitig zu machen! Deutschland ist noch weit entfernt , aus dem Produktenreichtum an Elfenbein, Gummi u . s. w. den grösstmöglichen Nutzen zu ziehen. Für den überraschenden Niedergang des Hamburger Elfenbeinhandels 1891 fehlt mir die Erklärung , um so mehr, als Ad. Meyer in Hamburg in seinem Elfenbeinbericht von 1891 u. a. sagt : »Die direkten Verladungen nach Deutschland haben sich gleichfalls voll erhalten> Deutsch - Ostafrika« ganz allgemein »Ostafrika«< für diesen Artikel zu verstehen ist, und dass die grösste Masse der Häute (aus Mombassa und Somaliland) in Sansibar eingeschifft wurde. — Vielversprechend ist die beträchtliche Zunahme der Bodenkultur , deren Resultate als Reis, Kopra und Tabak erscheinen . Schliesslich darf es als ein günstiges Prognostikon für die Zukunft angesehen werden, dass die Rindviehzucht einen nicht unbedeutenden Export gestattet . Der als »provisorisch« bezeichnete Etat pro 1893/94 bestimmt eine Summe von 4780 000 Mark Die Einnahmen aus den für Deutsch- Ostafrika. Zöllen u. s. w.

werden dabei auf 2 280000 Mark

veranschlagt , während sie faktisch 1891/92 nur 1324000 Mark betrugen. Man hat demnach ein gesichertes Vertrauen auf die Steigerung der Einkünfte . Der sehr lebhaft betriebene Schmuggel nach dem Freihafen Sansibar entzieht der Verwaltung bedeutende Summen.

Man hofft , ihn durch Ver-

mehrung der Zollbeamten und Herstellung von Zollkuttern künftig einzuschränken .

Unter den Ausgaben figurieren : Für die Schutztruppe ( 23 Off. , 36 Unt., 1201 M. ) 1 368 220 M. D » Polizeitruppe ( 4 6 » 283 080 » 398 D Expeditionen und Stationen 350 000

87

Usambaralinie sollte im November 1892 begonnen werden und wird Ende 1893 40 km weit bis Sega fertiggestellt sein. Von den Expeditionen der Schutztruppe ist wieder eine schmerzliche Niederlage zu berichten. Obwohl Chef Johannes am 27. August 1892 an 3000 Wahehe bei Mhunzi in Kutu gründlich geschlagen , brachen diese doch wieder , unerwartet, einer Sturmflut vergleichbar, in die Landschaft Usagara ein und plünderten die arabische Niederlassung bei Kondoa vollständig aus. Der in dem benachbarten Kilossa stationierte und zur Hilfe herbeigerufene Lieutenant Brüning entschloss sich am 6. Oktober mit dem Restbestand seiner Compagnie (35 Zulus) das sicheren Schutz bietende Fort zu verlassen und sich den Tausenden von Wahehes Der erste Anlauf todesmutig entgegenzuwerfen . glückte ; als aber die Soldaten ihre Munition ( 120) Patronen pro Kopf) verschossen hatten , stürmten die in schützenden Schlupfwinkeln verborgenen Wahehes plötzlich hervor ; die Zulus liefen davon. Lieutenant Brüning , von wenigen Mannschaften umgeben , hielt unerschütterlich stand , bis er die letzte Kugel aus seinem Revolver geschossen , und starb dann , von zwei Speeren durchbohrt, den ehrenvollsten Soldatentod. Vom militärischen Standpunkte wäre es vollkommen zu rechtfertigen gewesen, wenn Lieutenannt Brüning auf die Verteidigung seines Denn Postens in Kilossa sich beschränkt hätte. erungen von seine Compagnie , durch Abkommandi 155 Mann auf 35 reduziert, war eigentlich zu schwach , um einen Ausfall glücklich durchzuführen ; die Zulus , seit dem Juni wegen Ablaufs der von ihnen gekündigten Dienstpflicht ihre Ablösung täglich erwartend, hatten keine Lust mehr, sich für die Deutschen zu schlagen , wenn es nicht an ihr eigenes Leben ging , und besassen kein Vertrauen mehr zu den Gewehren , an denen die Läufe ausgebaucht waren und die Yatagans nicht mehr festhielten. Wenn ein Teil der Schuld bei früheren Unglücksfällen der Unvorsichtigkeit oder der Unüberlegtheit der Führer zugeschrieben werden kann , bei Kilossa war es anders. Hier ist nicht ein Schatten der Verschuldung auf seiten des Führers zu entdecken . Mit höchster Achtung muss es vielmehr anerkannt werden , dass ein kerniger, ruhig entschlossener, junger Offizier die deutsche Ehre nicht durch den Vorwurf befleckt wissen wollte , dass ein einzigesmal , wenn

« Europäer waren im Schutzgebiete wohnhaft : 486 (darunter 205 Offiziere und Beamte) . Der Plantagenbau wird jetzt in erweitertem Umfange und mit erheblichen Kapitalien betrieben . Es bestehen sieben grosse Plantagenunternehmungen ,

nämlich bei Tanga (2) , Amboni , Derema , Lewa, Kikogwe und Kitopeni (bei Bagamoio ) . Am aussichtsreichsten sind die Kaffee- und Kakaokulturen bei Derema in Usambara . Der Eisenbahnbau der ¹) >>Deutsches Kol.-Bl. « 1892 , S. 27 .

unter den schwierigsten Verhältnissen , der Schutz der deutschen Flagge vergeblich von den Eingeborenen angerufen worden wäre. Lieutenant Brüning fiel alsOpfer der Menschenliebe und eines stark ausgeprägten Nationalbewusstseins. auch

Ich

sprach

mich im

»Ausland » Ihre Dörfer liegen immer am Rande der Wälder oder Gebüsche, damit die Eingeborenen bei Gefahren leicht entschlüpfen können« ( Z. VI 280) . Man vergleiche auch Barth IV 37 ff. Wo der Urwald ungeheure Flächen bedeckt, da bleibt den Eingeborenen nichts anderes übrig , als entweder eine zufällig entstandene Lichtung zur Anlage der Siedelung zu benutzen oder eine solche durch mühsames Ausroden der Pflanzen zu schaffen, um Raum für Hütte und Feld zu gewinnen , wie z. B. die Songoneger stets die hohen Bäume in der Nähe des Dorfes fällen (M. J. 36) . Ebenso haben die Denqa ihre Wohnungen in den Lichtungen des Waldes zerstreut ( P. M. E. 50 S. 22 ) . Ein Gleiches gilt von vielen Bezirken Deutsch- Ostafrikas ( U. d . Fl . 256). Freilich bleibt eine derartige Lage stets strate-

89

Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika.

gisch ungünstig, und wir finden deshalb solche Orte

zum Teil im dichtesten Walde .

fast immer noch besonders mit reichen Verteidigungsmitteln versehen , es müsste denn sein , dass sich die Bewohner durch ihre Zahl so überlegen fühlten, dass sie einen Feind nicht zu fürchten brauchten .

einem solchen nähert , hat man keine Ahnung von dessen Dasein, bis man sich fast an dem Thore befindet. Selbst von den zwischen Sankullu und

Die Erfindungsgabe in den Vorrichtungen, den Ort zu schützen, feiert hier und da geradezu Triumphe . Grossartig zeigen sich hierin die von Stanley besuchten Balesse , denn sie haben die Umgebung ihrer Orte mit den Ueberresten, Trümmern und Stämmen des Urwaldes angefüllt und dadurch einen Verhau geschaffen , welchen der Fremde erst nach stunden-

Wenn man sich .

Lukenje bereits im eigentlichen Urwalde gelegenen interessanten Riesendörfern der Bassange erzählt Kund , dass sich ihm ganz unvermittelt der Blick auf eine unabsehbare Dorfstrasse öffnete (Verh. B. XIII 327 ) . Cameron fand auf seiner Reise nach dem Mohria-See die Dörfer meist im Dickicht versteckt, nur zugänglich auf einem einzigen, eng gewundenen und überdies stark verbarrikadierten Fuss-

langer gefahrvoller und äusserst mühsamer Wanderung zu überwinden vermag (St. J. 241 ) . Junker schildert im 2. Bande seines Werkes (S. 294) die durch Graben und Palissaden geschützte , ein

pfade (II 55). Die Wohnungen der nicht wandernden Hassanie liegen gleichfalls im dichtesten Ur-

förmliches Festungswerk bildende Residenz Mambangas. Nur hatte man hier unterlassen , die unmittelbar am Laufgraben aufragenden hohen, mächtigen Bäume zu fällen , so dass der Feind ringsum im dichtesten Walde überall Schutz und sicheres

Nicht selten ist es schwer , aus den Berichten herauszulesen , ob ein Ort im dichten Walde oder

Versteck fand. Noch ungeschickter zeigten sich die Eingeborenen, welche Wissmann auf seiner zweiten Durchquerung Afrikas südlich vom Tanganika anSie hatten ihre mit Palissaden umgürteten traf.

walde (Z. VI 217 ) . den Fan. (Sk. 75 ).

Dasselbe behauptet Lenz von

in einer Lichtung desselben gelegen ist . Man vergleiche folgende Stellen : Nur 6-10 Häuser bilden cin kleines , in der üppigen Vegetation meist versteckt liegendes Dörfchen (U. d. Fl . 172 ) . Das eigentliche Negerdorf Kimbunda nicht mit der portugiesischen Anlage gleichen Namens zu verwechseln liegt im Walde (M. J. 50).

Dörfer in das dichteste Gebüsch hineingebaut , um

Siedelungen, inmitten des dichtesten Gebüsches

die Annäherung des Feindes zu erschweren , sie hatten aber andererseits auch nicht bedacht, dass sie die sich Nähernden nicht sehen konnten , und dass ihre

gelegen, gehören teilweise scheuen und versprengten Völkchen an , die den Kampf um das Dasein aufgegeben haben oder doch von demselben sehr hart mitgenommen worden sind. Da diese Leutchen keine

so angebrachten Palissaden überhaupt nicht zu verWissmann vergleicht die Beteidigen waren. wohner in treffender Weise mit dem Vogel Strauss, welcher seinen Kopf in den Sand steckt , um nicht gesehen zu werden ( 2. D. 214) . Wir wollen indes nicht allzu verächtlich auf sie herabblicken ; für die dortigen Verhältnisse sind diese Palissaden immerhin eine zumeist genügende Schutzwehr, und die Neger haben wiederholt bewiesen, dass es auch unter ihnen nicht wenig erfinderische Köpfe gibt. Vor allem verstehen es die Neger, ihre Heimstätten so sicher zu verstecken , die Zugänge so ge-

Nutzgewächse bauen können , so sind sie lediglich sofern ihnen der auf Jagd und Fischfang und auf Diebstahl angewiesen . Mut dazu geblieben ist v. Höhnel (a . a. O. 32) erzählt von den zwischen den Massai in abhängiger und gedrückter Stellung lebenden Wandorobbo, dass ihre kleinen Dörfer stets derart in Schluchten und Dickichten versteckt sind, dass man sie fast nie zu sehen bekommt. Ihm gelang es überhaupt nur zwei Dörfer zu entdecken . Ebenso errichten die scheuen Wotschúa (wie wohl die meisten Zwergvölker) ihre Hütten im Waldes-

schickt anzubringen und die Pfade so täuschend | dunkel ( J. III 92) . Viele von den Walddörfern sind periodische zu verbergen , dass sie auch das geübteste Auge Wohnsitze und dienen nur zu vorübergehendem nicht zu entdecken vermag . Der Hauptweg führt Aufenthalte (Hol . K. 91 ) . wohl auch in ziemlicher Entfernung von den Oft kann man in den Berichten der Reisenden Ortschaften hin , und der Wanderer zieht an ihnen ahnungslos vorüber.

So kann es vorkommen, dass

der Fremde vermeint , durch eine vollständig unbewohnte Gegend zu reisen , da er nirgends eine Hütte erblickt, er würde aber genug Dörfer passiert haben, wenn es ihm nur gelungen wäre , die Pfade nach den abseits gelegenen Wohnstätten aufzufinden (W. Wolff). Wiederholt versichern die Reisenden , dass sie nach langem verzweifeltem Umherirren plötzlich eine bewohnte Lichtung betraten . So schreibt Staudinger (H. H. 170 ) : » Die Walddörfer sind so gut versteckt ; nichts würde den Wanderer an die Nähe eines solchen gemahnen » Utopia«< , England für so übervölkert , dass die Menschen bald einander auffressen müssten (vgl. V. Göhlert, Ent-

sen sucht ihn zu stützen durch die aus der Luft gegriffene Behauptung, dass sich geistige Fähigkeiten nicht vererbten (S. 174) . Ueber diese Frage bestehen schon seit Schopenhauer besser begründete Anschauungen , der vor allem nachwies , dass die Begabung der Söhne in der Regel auf die Mutter zurückführt : soweit es sich nicht um Durchschnittsmenschen handelt, denen durch günstige Umstände, Familientradition, Protektion , Reichtum u . dgl . die Möglichkeit gegeben ist, auf beschränktem Gebiete koncentrierte, ungestörte Arbeit zu leisten und rasch

wickelung der Bevölkerung Europas , » Vierteljahrsschrift für Volkswirtschaft und Kulturgeschichte« < 1883 , S. 764) . Eine Industrie , die für die Welt

in hervorragende Stellung zu kommen , während hundert andere im dunkeln verkümmern , oder erst in ihren Nachkommen neu aufblühen . Und anderer-

arbeitet und liefert , konnte er nicht ahnen . Die Mehrung der Bevölkerung kann aber noch lange fortdauern , solange der Absatz zunimmt , solange die Ueberlegenheit Englands besteht . Ist sie für

seits können auch ererbte , geistige Fähigkeiten unfruchtbar werden , wenn ihnen die Zucht des Willens fehlt. Das Richtige in Hansens Behauptung muss

alle Zukunft gesichert ?

auf eine breitere Basis gestellt werden . Es handelt sich um die Frage , ob das städtische Leben überhaupt im geistigen und körperlichen Sinne mehr Kraft und infolgedessen auch Bevölkerung verzehrt als die Landwirtschaft in den Lebensformen des Bauernstandes, und in welchem Umfange die Städte eines Nachschubes bedürfen, um nicht zurückzugehen . Für die Bevölkerungsbewegung unseres Jahrhunderts,

Man fürchtet die Konkur-

renz Deutschlands schon heute ! Sollte sie einst siegen was dann ? Die zweite typische Erscheinung ist , dass der gesamte Zuwachs an Bevölkerung mit wenig Ausnahmen den Städten zu gute kommt, während die Landbevölkerung nicht nur relativ, sondern auch absolut rasch abnimmt.

Die alten Freisassen , mit

denen Eduard III . und Heinrich V. die französischen Ritterheere besiegten , sucht man ja heute in weiten Strichen umsonst ; der Grossgrundbesitz , die rationelle Landwirtschaft hat Pächter und Taglöhner an ihre Stelle gebracht ; auch von diesen braucht man immer weniger , je mehr die Landwirtschaft Geschäft geworden ist, dessen Reinertrag wächst mit der Verwendung der Maschinen statt der Menschen, mit der Grösse und der Zusammenlegung der für die verschiedenen Betriebe geeigneten Grundstücke . Der Gewinn an Nahrungsmitteln steigert sich, aber der kleine Bauernstand wird bald ein Anachronismus sein. Bildet er einen unerlässlichen Bestandteil zum

typisch von England dargestellt, ist diese Frage von höchster Bedeutung. Die Anthropogeographie wird sich wohl nicht darauf beschränken dürfen , an der Hand der Statistik das Anschwellen der Städte und das mässige oder mangelnde Wachstum der Landbevölkerung einfach zu belegen . Die erste Unterfrage wird wohl von vornherein allgemein bejaht werden. Der Kampf ums Dasein tobt in der Stadt, wenigstens der grossen und wachsenden, in ganz anderem Sinn und Umfang, als auf dem Lande , und fordert zahllose Opfer denn welche Statistik hat sich je mit ihnen abgegeben ? Wer in einer grossen Stadt lebt , kann seine Beobachtungen anstellen , wie viele Existenzen ihre

Aufbau eines Volkes , zu seiner fortwährenden Er- | Sache, um mit Goethe zu sprechen, auf Nichts gestellt haben. Man begreift nicht, von was sie leben neuerung? >>Latifundia Romam perdidere « , sagt man. Oder kann der Grossgrundbesitz mit Dienstund doch leben sie , aber wie ? Gewiss nicht wie die Lilien auf dem Felde. Und die untergehen, boten und die Stadtbevölkerung seine Funktionen übernehmen, genauer der Mittelstand von Beamten

registrieren nicht nur unter der Sterbeziffer ; als

und Bediensteten aller Art , der von Gehalt lebt, der Handelsstand , der Industriearbeiter mit Fabrik-

Vagabundenscharen , als Bewohner der Strafanstalten bleiben sie der Abschaum des brandenden städti-

besitzern und Werkmeistern , die ganze Masse derer, die für den materiellen und geistigen Schmuck des Lebens sorgen , vom Hausbesitzer bis zum Dienst-

schen Lebens . Und dazu kommen noch die Einbussen an Gesundheit ; der Landmann strengt mehr seine Muskeln , der Städter seine Nerven mehr an,

mann , vom Dichter bis zum Zeitungsträger , die alle auf die Steigerung der Bedürfnisse rechnen und auf das Wachstum der Städte , zu denen

auch der Fabrikarbeiter in gewissem Sinne. In der Union , die das städtische Leben so sehr übertreibt, hat man zuerst die vielgestaltige Geissel der Nerven-

nach dieser Beziehung Industriedörfer und Industriegegenden zu rechnen sind?

leiden beobachtet.

Einseitig ist der Gesichtspunkt Hansens , dass

Sie und die Schwindsucht sind

die tiefen Schatten neben dem Glanz grosstädtischen Aufblühens. Und über die Frage, ob die städtische

Das verschiedene Wachstum der Völker.

93 Bevölkerung alle Funktionen eines dahinschwinden-

Es soll ja gerade der Mittelstand sein, der nur durch

den Bauernstandes übernehmen kann, haben gerade tiefer blickende Statistiker und Nationalökonomiker längst ihre Bedenken geäussert. Von Geringeren zu schweigen , beruft sich

den Nachwuchs des ersten Standes, der Landbauer, erneut wird . Andererseits sucht er zu zeigen , dass die eingeborene Bevölkerung Leipzigs in je zwei Menschenaltern durch den Zuzug von auswärts.

Roscher auf die Meinung eines so gewaltigen Geistes wie der des Fürsten Bismarck, der sich

völlig ersetzt werde (S. 27 nach dem Material einer Arbeit von Hasse , Heft 11 der >» Mitteilungen des

darüber gelegentlich und zwanglos verbreitete , wie es vorwiegend Genuss und Erwerb sei , der die Menschen in der Stadt beherrsche ; damit schwinde die Zufriedenheit , ein Atomismus trete an seine Stelle , eine leicht bewegliche Masse, wie Flugsand, der vom Winde aufgetrieben wird ; eine Art Massenaberglaube macht sich bemerklich (bei Busch, >>Bismarck und seine Leute« I, 312 ) . Es ist bekannt, dass Bismarck auch schon früher zu ähnlichen

statistischen Bureaus der Stadt Leipzig« 1872 ) . Und ebenso hebt er die ungünstigen Ziffern über die Militärtauglichkeit der nordböhmischen Fabrikarbeiter und der geborenen Pariser (nach früheren Arbeiten) hervor (S. 213 ) . Es ist unstreitig eine Frage von höchster Wich-

tigkeit für die Beurteilung des rapiden Aufschwunges der Bevölkerung Europas im 19. Jahrhundert. Für die früheren Jahrhunderte scheint die Antwort im ganzen klipp und klar im ungünstigen Sinne

Ansichten in aggressivster Form sich bekannt hat . Roscher fügt den folgenden Satz bei : » Gelingt es, durch die einzige Panacee aller socialen Krankheiten , die Hebung der wahren , d. h . sittlichen Religiosität im Volke , diesen Gefahren der Grossstädte zu begegnen, so lässt sich den letzteren viel Gutes nachrühmen . Gelingt es nicht, so wird frei-

und Mittel der Forschung « 1886 , S. 73 : » Wir wissen bis jetzt nichts darüber , ob die städtische Bevölke-

lich das Uebergewicht der Grosstädte zu einer Hauptursache, welche bei überreifen Nationen die Altersschwäche und den Verfall beschleunigt (System der Volkswirtschaft III , 35—36 ) . «

rung in alten Zeiten sich durch natürliche Fortpflanzung vermehrt oder ob sie eines ländlichen Zuzuges bedurft hat, um sich auf der Höhe zu erhalten.> Conrads Handbuch« II, 435 , nach Laurent).

Magdeburg in die preussische Armee, besuchte seit 1835 die Artillerie- und Ingenieurschule zu Berlin und wurde. 1838 Artillerieoffizier. Nachdem er bereits in dieser

Wo der Zuwachs einigermaassen festzustellen ist, da erscheint er für anderthalb Jahrhunderte ausser-

Stellung mehrere wichtige Erfindungen gemacht und 1847 die erste längere unterirdische Telegraphenleitung von Berlin nach Grossbeeren ausgeführt hatte , schied er im Juni 1849 aus dem Militärdienste aus und begründete mit dem Mechanikus Halske eine Telegraphenbauanstalt , aus der im Laufe der Zeit sich ein Weltgeschäft herausgebildet hat , dessen Kabel und Drähte den Erdball umspannen und dessen Fabriken in den verschiedensten Ländern Europas alle Erzeugnisse liefern, die mit dem Telegraphenwesen, mit der Hervorbringung von Licht und Kraft durch Elektrizität , wie mit der Elektrotechnik überhaupt in Beziehung stehen. Es bildet einen hohen Genuss , in den »Lebenserinnerungen von Werner von Siemens« (Berlin , Verlag • von Julius Springer, 1892 , 317 S. gr. 8 °) den Entwickelungsund Lebensgang des hervorragenden Mannes zu verfolgen , der berufen war , bei den gewaltigen Umwälzungen, wie sie unser Jahrhundert im Verkehrswesen. und in der Technik gezeitigt hat, die Rolle eines Führers zu übernehmen ; doch ist es hier nur unsere Aufgabe, an seine geographischen Arbeiten zu erinnern . Auf einer Reise nach Italien hatte W. v. Siemens

ordentlich gering. Was sollte der Grund sein als sehr hohe Sterblichkeit , mässige Geburtenziffern , geringe Lebensdauer , besonders der Männer. Sind dies durchgreifende Züge städtischen Lebens? Stehen sie in Zusammenhang mit ungünstigen Lebensbedingungen der im engen Raum zusammengepferchten Stadtbevölkerung ? Schon vom Rom der Kaiserzeit gewinnt ein sehr vertrauenswürdiger Forscher aus dem Studium der Inschriften den Eindruck einer verhältnismässig niedrigen Lebensdauer der hauptstädtischen Bevölkerung (Pöhlmann , »Uebervölkerung der Grosstädte «< , S. 114) . Das hier zusammengestellte reiche Material ist nur geeignet, diesen Eindruck auf den Leser zu übertragen, die Thatsache als eine notwendige Folge der naturwidrigen Zusammendrängung in enge Gassen und schmale Behausungen erscheinen zu lassen. In finsteren Proletarierwohnungen , in die man nicht aufrecht eintreten kann, in Zellen und Schlafstellen , in Kellerwohnungen und Dachkammern kann kein lebensfrisches Geschlecht nachwachsen. Es erreicht

— und übertrifft vielleicht die heutige Wohnungsnot unserer Grosstädte , aber auch die deutschen Städte des Mittelalters darf man sich nicht als die Stätten der Behaglichkeit vorstellen , wie etwa Aeneas Sylvius in seinem bekannten Briefe die Behausung Nürnberger Bürger darstellt ,

die

besser wohnen als Schottlands Könige. Das gilt doch höchstens für die Patrizierhäuser . Nach unseren Begriffen waren diese Städte überaus ungesund, wenn auch bei verbesserter Baukunst später nicht mehr vorkam , wie 1184 bei einem Hoftage Kaiser Friedrichs I. zu Erfurt, dass die Balken des Saales brachen und eine Menge Leute in die darunter befindliche Abtrittgrube stürzten , acht Fürsten , viele Edle , über 100 Ritter darin erstickten ( »Annales Stadenses Mon. Germ . « XVI , 350 ; auch andere Quellen) . (Schluss folgt.)

Geographische Mitteilungen. (Werner von Siemens.) Am 6. Dezember 1892 starb zu Charlottenburg bei Berlin im fast vollendeten 76. Lebensjahre der berühmte Physiker und Ingenieur Ernst Werner von Siemens , gleich hervorragend als Gelehrter wie als Techniker. Da derselbe mit Da derselbe mit

im Mai 1878 Gelegenheit, die Thätigkeit des Vesuv zu beobachten. Als Frucht der hier gesammelten Erfahrungen entstand seine neue Theorie der vulkanischen

Erscheinungen , die er in den » Monatsberichten der kgl. preussischen Akademie der Wissenschaften «< 1878 , S. 558 ff. , unter dem Titel »Physikalisch-mechanische Betrachtungen , veranlasst durch eine Beobachtung der Thätigkeit des Vesuv im Mai 1878 « , niederlegte . Er versucht hier vor allem den Nachweis zu führen , dass den physikalischen Grundlagen der Erdbildungstheorie des englischen Physikers William Thomson thatsächliche > Ueber Bedenken entgegenstehen . In einer Abhandlung » die Zulässigkeit der Annahme eines elektrischen Sonnenpotentials und dessen Bedeutung zur Erklärung terrestrischer Phänomene« (Sitzungsber . der kgl. preuss . Akad. der Wissensch. , Märzheft 1883 ) legte er einige Jahre später in grossen Zügen dar , wie der Erdmagnetismus , die Erdströme und Polarlichter und ebenso die atmosphärische und Gewitterelektrizität durch das elektrische Sonnenpotential ihre Erklärung finden. Siemens ' letzte wissenschaftliche Arbeiten betreffen die Meteorologie. In einer Abhandlung »Ueber die Erhaltung der Kraft im Luftmeere der Erde « ( Sitzungsber. der kgl . preuss . Akad. , Berlin 1886 , März) gab er die Anregung zu einer ganz neuen Auffassung und Behandlung der meteorologischen Grunderscheinungen, indem er die Entstehung der allgemeinen Cirkulation der Atmosphäre von dem grossen und fruchtbaren Prinzip der Erhaltung der Kraft aus betrachtete. Im Anschlusse an diese Arbeit erschienen eine Reihe wichtiger theoretischer Erörterungen von M. Möller , B. Overbeck , H. v. Helmholtz, W. v. Bezold u. a., und Siemens erhielt dadurch Veranlassung, seine Theorie wiederholt zu verteidigen und

Litteratur. 95 weiter zu entwickeln ; die betreffenden Aufsätze sind betitelt : >> Zur Frage der Luftströmung « ( 1887 ) , » Ueber das allgemeine Windsystem der Erde« ( 1890 ) und » Zur Frage der Ursachen der atmosphärischen Ströme « ( 1891 ). Seine » > Gesammelten Abhandlungen und Vorträge « erschienen 1888 in zweiter Auflage . An äusseren Ehren und Auszeichnungen hat es dem hervorragenden Manne nicht gefehlt. Die Berliner Universität ernannte ihn 1860 zum Ehrendoktor der Philosophie, die Heidelberger Universität verlieh ihm den Titel eines Doctor medicinae hon. c. , 1867 erhielt er von der französischen Regierung den Orden der Ehrenlegion, seit dem Jahre 1874 war er Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, 1885 wurde er unter die Ritter des Ordens pour le mérite aufgenommen , und Kaiser Friedrich erhob ihn in den erblichen Adelsstand . In die Geschichte der Elektrotechnik aber ist der Name Werner von Siemens für alle Zeit eingeschrieben , und auch die Geschichte der Geophysik hat desselben stets eingedenk zu bleiben. (Mitteilung von Dr. Wolkenhauer in Bremen.) (Die geologischen Verhältnisse bei Witwatersrand und die Zukunft der Goldfelder.) Der nordamerikanische Minen - Ingenieur Hamilton. Smith hat die Goldlagerstätten bei Johannesburg in Transvaal während eines mehrmonatlichen Aufenthaltes eingehend untersucht und einen ausführlichen Bericht darüber in der »> Times » Rush Forst« (vom romanischen » foresta « = Wald « ) sind 4 Kultorte benannt, verschiedene auf andere Weise : -tichl, ach, -ried, -reute in wechselnden Formen , » -schachenhungarischen Vampyren« ist (s. ein Verzeichnis der wichtigsten Werke bei Ipolyi a. a. O. S. 231 , Anm .). Das ungarische Volk hat den Vampyr nie

Volksglauben der Slawen Nordungarns eine wichtige Parallele mit : » Einmal wälzte sich an einem regne-

gekannt, weder unter dem Namen » Vampyr« , noch unter einer anderen Bezeichnung. Das Wort »>Vampyr« übersetzten die ältesten Schriftsteller und Lexikographen mit vérszopó lélek = » blutsaugende Seele « , von der der Volksglaube aber nichts zu berichten weiss . Eine eigentümliche Gestalt des ungarischen Volksglaubens ist der sog. Lidércz ( in Dialekten auch : ludvércz , lodovércz , luczvér , iglicz oder ihlicz) . Alte Lexikographen übersetzen es mit = >>>ignis fatuus> Irrlicht « , > » Irrwisch« , das »das Volk für eine teuflische Erscheinung hält« . Erdélyi (» Magyar közmondások« , 267) , einer der besten älteren Volksforscher , sagt über den Lidércz : >>>Der Lidércz ist im ungarischen Volksglauben eine Art Feuergeist, der gleich der das Feuer nährenden Luft auch durch das Schlüsselloch sich hereinzwängen und selbst die verschlossensten Räume , Schränke, Kisten u . dgl. besuchen kann , ohne dieselben in Brand zu setzen; er schleppt Schätze , Reichtümer herbei ; deshalb sagt man von einem , der plötzlich reich geworden : Er hat einen Lidércz ' (lidércze van) ; er wohnt in Sümpfen , Burgruinen , Höhlen, Friedhöfen oder an dumpfen, schimmeligen Orten . >> >> weiblichen 336325 453315 auswärts Geborene männlichen Geschlechtes >> >> >> weiblichen 428 846 Im Jahre 1864 wohner gezählt. gebürtigen 1880 Dazwischen liegt

hatte Berlin rund 630 000 EinIn München betrugen die Orts37,5 % , im Jahre 1890 35 % . eine Mehrung um 50 % . Die

geborenen Münchener 80 000, 1890 125 000.

betrugen

also

1880

rund

Die Frage, ob die eingeborene Bevölkerung sich anders als im vorigen Jahrhundert durch eigene Mehrung erhält oder wächst, ist mit solchen Zahlen freilich noch nicht gelöst, da auch alle Kinder auswärts geborener Eltern zu den Einheimischen gezählt wurden. Dass die Statistik sich mit der Frage nach den Grosseltern befasse, ist nicht zu erwarten ; und doch müsste man , um Anhaltspunkte für die Dauer städtischer Familien zu erhalten , noch bis zu den Urgrosseltern hinaufgehen . Hansen , der im allgemeinen eine starke Vermehrung seiner dritten Bevölkerungsstufe, der städtischen Handarbeiter, ohne Zuzug behauptet , verwickelt sich hier in Widersprüche. Er bezieht sich auf die Tabelle Hasses ,

zur Kritik anthropogeographischer Grundbegriffe.

wonach die Bevölkerung Leipzigs über 15 Jahren zu 23,53 % aus geborenen Leipzigern , zu 76,47 % aus Zugezogenen besteht , und folgert daraus das Absterben der Einheimischen schon innerhalb zweier Menschenalter , - und betont dann doch wieder,

Von Fr. Guntram Schultheiss (München).

dass in Bayern die starkwachsenden Gross- und In-

Das verschiedene Wachstum der Völker.

Ein Beitrag

(Schluss.)

Welchen Anteil an der rapiden Zunahme der meisten, besonders der grösseren Städte im 19. Jahrhundert hat nun die geminderte Sterblichkeit , beziehungsweise der Ueberschuss der Geburten über die Sterbefälle , starke Zuzug ?

und welchen

hat der beständige

Unstreitig haben ja die gesundheitlichen Vorkehrungen, hier mehr gefördert, dort weniger, eine Wirkung zeigen müssen. So schreibt ihnen Roscher für London den seit 1796 beginnenden regelmässigen Ueberschuss der Geburten zu ; zwischen 1851 und 1861 habe die Bevölkerung dadurch um 292890 Seelen , durch den Ueberschuss der Einwanderung Er über den Abzug um 148763 zugenommen . führt auch eine Berechnung an (»Preuss . statist . Zeitschr. « 1862 , S. 195 ) , wonach Berlin 1710 (etwa 60 000 Einwohner) bis 1860 durch Geburtsüber-

dustriestädte eine grosse Ortsgebürtigkeit aufwiesen . Die amtlichen Veröffentlichungen gestatten hier, den Abzug der Ortsgebürtigen nach anderen Wohnsitzen festzustellen , sofern es sich nicht ums Ausland handelt, er bewegt sich zwischen 19 und 42 % , einesteils durch die Versetzungen von Beamten und Offizieren bedingt, andernteils dadurch , ob ein Ort durch Entwickelung der Nahrungsquellen einen grösseren oder geringeren Teil der unternehmenden Bevölkerung festzuhalten vermag.

Der Zuzug in

die Städte ist ja nirgends ausschliesslich Landbevölkerung. Aber doch ist es eine allgemein gültige Beobachtung , dass die kleinen Orte ebenso , wie das platte Land , den Zuwachs an die wenigen grossen Städte abgeben ; es sind gerade die Elemente , die dort möglichst rasch eine Familie begründen , und deren Kinder dann ortsgebürtig werden. Man braucht nur die Aufbietungen zu Trauungen in einer grossen Stadt zu verfolgen .

Das verschiedene Wachstum der Völker.

122

Man wird nun keinen erschöpfenden Beweis für die langsame Vermehrung städtischer Bevölkerung verlangen , die dann leicht zu Stillstand und leisem Rückgang übergeht . Es ist fraglich , ob er je über die Wahrscheinlichkeit hinaus zu führen ist ; aber so sehr man Hansens einseitige Beschränkung der Erscheinung auf den bürgerlichen Mittelstand ablehnen darf, so bleibt doch ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit selbst noch für das 19. Jahrhundert bestehen.

Hansen hat ihn erhöht durch

den glücklichen Hinweis auf die Verschiebung der Konfessionen in einzelnen Städten Bayerns. Eine

die Katholiken Von

69,06 , die Protestanten 29,35 % . 100 Geburten aber waren 71,39 katholisch,

27,28 protestantisch . Der Anteil der Protestanten wird also fortgesetzt sich mindern . Ja sogar für den Juden scheint die Uebersiedelung in die Städte in der gleichen Richtung folgenreich zu werden ; ihre Geburtsziffer ist prozentual geringer als der Anteil an der Gesamtbewohnerschaft ( 1,10 zu 1,50 ; (nach 1885 erwägen , gewogen.

1,64 % ) . Der Abzug ist freilich zu aber er wird wohl vom Zuzug aufIn den umgebenden Bezirksämtern Fried-

berg

widmet ; die dazu gehörige Karte von Südwestdeutschland ist zwar nicht ans Licht getreten , aber

und Augsburg wurden 6000 Protestanten und an 76 000 Katholiken gezählt. Die protestantische Reichsstadt Memmingen hatte 1818 an 6700 Bewohner ; jetzt noch 6400 Protestanten und 3000 Katholiken. Im Bezirksamt leben 4900 Protestanten unter 24000 Katholiken ; nach Westen

jede Territorialkarte des 18. Jahrhunderts kann sie ersetzen .

und Südwesten ehemalige kleine

Dissertation von Sivers ist der » Abhängigkeit der jetzigen Verteilung der Konfessionen in Deutschland von den früheren Territorialverhältnissen «< ge-

Da ist es nun doch sehr auffallend , worauf eben Hansen aufinerksam macht , wie sich besonders die Entwickelung der Bevölkerung in den ehemaligen Reichsstädten gestaltet hat , die Enklaven mitten unter katholischer Landbevölkerung bildeten . Mit Recht weist er das sogenannte Gesetz der wachsenden Minoritäten zurück , das eine ganz falsche Vorstellung hereinträgt und sucht vielmehr ein allmähliches Absterben der altansässigen Stadtbevölkerung und ihre Ersetzung durch den Zuzug vom Lande her zu erweisen. Da die Ergebnisse der letzten Volkzählung das zu unterstützen scheinen , mag in Kürze darauf eingegangen werden . Die ehemalige Reichsstadt Regensburg war mit ihrem winzigen Gebiete , mitten unter katholischen Umgebungen , früher jedenfalls weit überwiegend protestantisch ; später wurde sie allerdings paritätisch, die Katholiken und Protestanten genossen gleiche Rechte. Hansen ( 1889 ) gibt den Anteil der Protestanten zu 17 % an ; 1890 waren es 5930 Protestanten und 31 346 Katholiken . In den beiden umgebenden Bezirksämtern Regensburg und Stadt am Hof wurden 500 Protestanten auf nahezu 69000 Katholiken erhoben .

Regensburg ist seit 1818 von

19000 Einwohnern auf fast 38000 gestiegen . Augsburg war nach Hansen zu Beginn des Dreissigjährigen Krieges bis auf ein Zehntel proteUm 1600 hatte es (nach Jastrow stantisch. S. 157) 50000 Einwohner; früher bis 60 000. Sein Stadtgebiet war sehr unbedeutend ; die nächste Umgebung war katholisch ; erst jenseits der Donau lagen grössere protestantische Gebiete. Im 18. Jahrhundert ist auch Augsburg rechtlich paritätisch. Im Jahre 1818 hatte es an 30000 Einwohner ; 1876 über 50000, davon zwei Fünftel protestantisch; nach Hansen noch ein Drittel ; 1890 22 000 Protestanten gegen 52 000 Katholiken . Der Rückgang des altansässigen protestantischen Elements lässt sich aber noch genauer beobachten. 1885 betrugen die Katholiken 67,20 % , die Protestanten 30,91 % ; 1890

liegen protestantische Gebiete, Reichsstädte und andere Herr-

schaften . Die alte Reichsstadt Kempten duldete keine Katholiken in ihren Mauern ; für sie legten die Fürstbischöfe um ihre Residenz eine Neustadt an. Ganz Kempten zählte 1818 an 6700 Bewohner ; heute gibt es 3600 Protestanten und an 11 700 Katholiken ; im Bezirksamt gleichen Namens 400 Protestanten und 30000 Katholiken . In der alten Reichsstadt Lindau , die 1818 noch nicht 3000 Einwohner zählte , leben 2300 Protestanten und 3000 Katholiken , im Bezirksamt 2300 Protestanten und 23 600 Katholiken. In Kaufbeuren, gleichfalls protestantische Reichsstadt , die im Jahre 1818 3500 Einwohner zählte, leben jetzt 1900 Protestanten und 5400 Katholiken , im Bezirksamt 244 Protestanten und 22000 Katholiken . Das Wachstum der protestantischen , altansässigen Bevölkerung dieser kleinen Städte ist also sehr zweifelhaft. Der Zuzug aus der nächsten Nähe konnte nur mässig sein ; der gesamte bayerische Kreis Schwaben , südlich der Donau , enthält nur an 25000 protestantischer Landbevölkerung ; den von weiterher kann man kaum feststellen . Ein etwas abweichendes Bild bieten einige prote stantische Reichsstädte im heutigen Bayern , nördlich der Donau, die gleichfalls früher als rein proteSo zählte Nördlingen stantisch anzusehen sind. 1818 an 5600 Einwohner ; 1890 stehen 6200 Protestanten gegen 1300 Katholiken ; das gleichnamige Bezirksamt hat aber 18000 Protestanten und 13000 Katholiken ; es ist auf drei Seiten von katholischen Gegenden umschlossen , nach Norden liegen überwiegend protestantische Striche. Dagegen hat die alte Reichsstadt Dinkelsbühl , gleichfalls früher rein protestantisch , nur im Süden ein katholisches Gebiet, die gefürstete Propstei Ellwangen vor 1803 mit 25 000 Einwohnern auf 7 Quadratmeilen ( 385 qkm) . Dinkelsbühl hatte 1818 4800 Einwohner , jetzt an 3200 Protestanten und 1300 Katholiken ; das Bezirksamt 3400 Protestanten und 21000 Katho-

Das verschiedene Wachstum der Völker.

123

liken . Reiner hat sich Schweinfurt als protestan- | Gesetz der Trägheit nicht minder zur Beute zu tische Enklave erhalten, mit 8400 Protestanten und fallen , als die Vergangenheit , wenn auch die Ver3700 Katholiken ; 1818 hatte es an 5500 Einwohner. besserung der Gesundheitsverhältnisse seine WirDas alte reichsstädtische Gebiet zeigt sich noch in kung verlangsamt. Könnte uns denn nicht dieses Gesetz des Beden 6400 Protestanten des Bezirksamtes gegenüber 25 000 Katholiken. völkerungswechsels wirklich, wie Hansen will , den

Abermals ein anderes Bild gewähren die alten Bischofsstädte Bamberg und Würzburg , beide bis zu ihrem Anfall an Bayern rein katholisch . Bamberg , 1818 mit 17500 Bewohnern , hat jetzt 4900 Protestanten und an 30000 Katholiken ; die beiden nächsten Bezirksämter 2500 Protestanten und 50 000 Katholiken ; die Protestanten sind also von weiterher zugezogen . Würzburg , das

1818 an 27000 Einwohner

zählte, hat heute 11 000 Protestanten und 47000 Katholiken, ein noch auffallenderes Verhältnis . In der nächsten Umgebung hat es noch 3800 Protestanten auf 35 000 Katholiken . Die früher erzbischöflichmainzische Stadt Aschaffenburg, also gleichfalls rein katholisch ( 1818 2750 Einwohner) , hat jetzt 1990 Protestanten und 12000 Katholiken ; freilich fällt hier eine Forstakademie und die Garnison ebenso stark ins Gewicht , wie im umgekehrten Sinne für Ansbach mit über 2000 Katholiken und nicht ganz 12000 Protestanten der Sitz der Kreisregierung. Noch stärker aber ist die Zumischung von Katholiken unter der ehemals geschlossenen prote-

stantischen Bevölkerung von Nürnberg , Fürth und Erlangen. Hier leben jetzt schon 45 000 Katholiken neben 148 000 Protestanten, fast ein Viertel . Die drei Städte hatten 1818 zusammen 48000 Einwohner. In den Landbezirken sind 8800 Katholiken unter 60 000 Protestanten .

Schlüssel geben zum Verständnis so manchen Vorganges , der ein Rätsel scheint ? Wohin sind die blühenden, bürgerlichen Gemeinwesen mit deutschem Recht , die durch das weite Polen sich erstreckt haben, die die Karpathen zu einem Gebirge DeutschDas Eindringen der Polen , der lands machten ? Slowaken , der Magyaren entzieht sich in vielen Fällen nicht der geschichtlichen Kenntnis . Aber es war doch nur möglich , weil die Verteidigung Allerdings , die schwächer war als der Angriff. römische Kolonisation hat es vermocht , in den Städten und von ihnen aus auch die Landbevölkerung zu romanisieren , aber dieses Zwangssystem hat die deutsche Städtebevölkerung von den Ostseeprovinzen bis zur Hochebene Siebenbürgens nie ins Werk gesetzt. So lange der Zuzug dauerte, hielt sie sich aufrecht mit zähem Bewusstsein des Rechtes höherer Gesittung ; seit er abgeschnitten ist, steigt ihre Wagschale, leichter werdend, in die Höhe, und die brutale Ueberzahl wirkt zu Gunsten der Halbkultur. So ist so manche deutsche Stadt im magyarischen Sprachgebiete wie im tschechischen niedergegangen, so ist Prag in kaum einem Menschenalter aus einer überwiegend deutschen zu einer stark tschechischen Stadt geworden , so siechen die deutschen Minoritäten in den Städten Galiziens, ja selbst

tischen . Die Hauptstadt rekrutiert sich eben aus dem ganzen Staate. Zwar ist dabei Hansens

Mährens ¹ ) , dahin , seit ihnen Schutz und Zuzug fehlt. Allerdings spielt auch das verschiedene Maass nationaler Energie eine Rolle , sonst wäre Triest eine slowenische Stadt wie Laibach . Aber der passive Widerstand deutscher Bauernkolonien gegen alle Versuche , ihnen eine andere Sprache aufzunötigen,

Prophezeihung nicht eingetroffen , dass München bei 300 000 Einwohnern 46 800 Protestanten haben

zeigt doch, dass die Schwäche nicht nationale Eigenschaft ist ; wo sie mit ihrem Nachwuchs deutschen

würde.

Städten zur Seite stehen , wie in Ofen , oder im siebenbürgischen Sachsenlande wenigstens zum Teil, da geht es langsam mit der Entnationalisierung ; denn auch sie ist wesentlich ein Kampf zwischen verschiedener Fruchtbarkeit und verschiedenen Ansprüchen ans Leben . Ob in Südtyrol die Sprache Goethes oder die Dantes herrschen soll, das stellt sich im letzten Grund als die Frage dar, ob der deutsche Bauer vor dem italie-

Immerhin liegen aber hier die katholischen Striche doch näher, als für München die protestan-

Denn nach der Zählung von 1890 haben

sich bei 350000 Einwohnern auf 294000 Katholiken erst 48000 Protestanten ergeben . Doch ist auch das eine bemerkenswerte Zahl, da zu Anfang des Jahrhunderts die Protestanten hätten an den Fingern aufgezählt werden können. Dabei zeigen . die Protestanten einen männlichen Ueberschuss von 5000 ; der Frauenüberschuss für die ganze Bevölkerung beträgt 10000. Die letztangeführten Zahlen über die konfes-

sionellen Verschiebungen lassen nun doch wenigstens die Bedeutung eines Teils der Zugezogenen erscheinen , wie ein dunklerer Wasserstreif bei der Vereinigung zweier Flüsse wohl langehin den verUnd fast geben die schiedenen Ursprung verrät. kleineren Städte ein noch deutlicheres Bild einer gewissen Ermattung ; von ihr beherrscht , räumen die älteren Elemente vor den jüngeren das Feld . Und die Gegenwart unserer Städte scheint diesem

nischen Grundbesitz mit hungernden Pächtern und 1) Erst in letzter Zeit ist die Stadtverwaltung von Prossnitz von, den Tschechen erobert worden,, Mährisch wie vorher in Datschitsch, Meseritsch , EibenTrebitsch -Budwitz Jamnitz , Grossschitz , Boskowitz , Gewitsch , Kremsier , Holleschau , UngarischHradisch, Ungarisch-Brod , Wallachisch-Meseritsch. Der Vorgang ist immer der gleiche , die altansässige, wohlhabende deutsche Bürgerschaft wird von dem zugezogenen tschechischen Bestandteile überwuchert , der in früherer Zeit sich ohne Widerstand germanisieren liess und einen Gewinn darin fand , heute seine Sprache festhält. Ein Gegengewicht könnte ein deutscher Zuzug von weiterher bilden.

Geographische Mitteilungen.

124

Taglöhnern bestehen kann . Wie wenig hat die spanische und portugiesische Herrschaft in Südamerika es vermocht , lebenskräftige Bevölkerungen zu pflanzen, trotz der Herrschaft ihrer Sprache und der katholischen Kirche , die ja auch den Mischlingen und den Indianern im grossen Umfange sich aufdrängte, aber sie sonst in ihrem Wesen bestehen liess.

Denn beide Völker haben doch mehr präch-

tige Städte mit erhabenen Domen gebaut , als das Land kolonisiert. Die heutige Einwanderung kann das Verhältnis nach und nach ändern ; aber an vielen Stellen droht noch immer selbst der apathische Indianer mit der Gefahr der Ueberwucherung, während er in der Union dahingeschwunden ist , nicht vor den Städten , sondern vor dem Farmer. Denn die Städte sind eben nur da ein dauerndes Gewächs ,

wo sie von

allen Seiten her die über-

schüssige Kraft an sich ziehen können ; reine Stadtvölker aber , das zeigt die Geschichte immer wieder, büssen üppige Blüte mit ruhmlosem Untergange. ¹)

Geographische Mitteilungen .

(Ueber Mineralquellen im Kaukasus ) ) . Während viele Mineralquellen im Kaukasus schon seit langer Zeit einen Weltruf besitzen , wie die schwefelhaltigen 1) Zur Notiz über den Beschluss des fränkischen Kreises vom 14. Februar 1650 (» Ausland « 1892 , Nr. 52 , S. 824 ) verdanken wir einer brieflichen Mitteilung des Herrn Dr. Kiesewetter in Breslau den Hinweis auf Hormayrs » Taschenbuch für vaterländische Geschichte 1832 , S. 357 , wo der Wortlaut sich findet , leider gleichfalls ohne nähere Bezeichnung einer Quelle. Ein Zufall setzt uns in die Lage , den dortigen Wortlaut zu vervollständigen. Da die Sache nicht ohne kulturgeschichtliches Interesse ist, so mag er hier folgen. >Dem nach auch die unumgängliche dess heyl . Römischen Reichs Notthurft erfordert, die in diesem 33-Jerig blutigen Krieg ganz abgenommene, durch das Schwerdt, Krankheit und Hunger verzehrte Mannschaft wiederumb zu ersetzen und in das khünfftig eben desselben Feinden besonders aber dem Erbfeind des christlichen Namen , dem Türckhen desto stattlicher gewachsen zu sein , auf alle Mitl , Weeg und Weiss zu gedenkhen , Als seinds uf reiffe Deliberation und Berathschlagung folgende 3 Mittel vor die bequembste und beyträglichste erachtet und allerseits beliebt worden. 1. Sollen hinfüro innerhalb der nechsten 10 Jahren von Junger Mannschaft oder Mannspersonen , so noch unter 60 Jahren sein , in die Clöster aufzunemmen verboten , vor das 2te denen jenigen Priestern , Pfarrherren so nicht Ordensleuth oder auff den Stifftern , Kanonicaten sich ehelich zu verheyrathen , 3. Jeden Mannspersonen 2 Weiber zu heyraten erlaubt sein : dabei doch alle und jede Mannssperson ernstlich erinnert , auch auf den Canzeln öffters ermanth werden sollen Sich dergestalten hierinnen zu verhalten und vorzusehen , dass er sich nötig und gebührender Discretion und Vorsorg befleisse , damit er als ein ehelicher Mann, der ihm zwei Weiber zu nehmen getraut, beede Ehefrauen nicht allein notwendig versorge , sondern auch unter Ihnen allen Unwillen verhüette . Salvo jure etc. « Als litterarischen Hintermann vermuten wir zunächst irgend eines der Kuriositätenbücher aus dem 18. Jahrhundert , woher die Nachricht ohne sonderliche Aengstlichkeit auf Orthographie wiederholt entnommen sein könnte. Vielleicht findet sich aus dem Leserkreise des »Auslande der endgültige Bescheid. Auf S. 76 , Zeile 11 v. u. 1. Bamberg statt Lemberg. 2) Vgl. Materialien zur Geologie des Kaukasus, Bd . VI, 1892.

Quellen von Tiflis, Abastuman und Borschom in Transkaukasien, und die Mineralwasser von Pjätigorsk, Essentuki , Kislowodsk und Scheljesnowodsk im nördlichen Kaukasus, sind dagegen die im Osten zu beiden Seiten des mächtigen Gebirges liegenden Quellen noch wenig bekannt und erforscht . Auf sie weist Bergingenieur Konschin in einem längeren Aufsatze im VI. Band oben genannter >» Materialien « hin. Wir entnehmen demselben folgende Notizen. Sehr reiche Quellen mit auffallend hoher Temperatur finden sich namentlich im Gebiete von Lenkoran (s . S. 49 ff. ) , dann bei Kisljar und Grosno (letztere beide im Terek-Gebiet) . Nicht weit von Lenkoran lenken die heissen, schwefel-

haltigen, laugensalzigen Wasser von Prischib durch ihre Ergiebigkeit , hohe Temperatur , reichen , mineralischen Gehalt und prächtige Lage unsere Aufmerksamkeit auf Der tägliche Ertrag übersteigt 100 000 Eimer sich. (à 12 1) . Die Temperatur der einzelnen Quellen beträgt 50-90 ° C. Leider sind sie bis jetzt chemisch noch nicht analysiert worden . Die bedeutenden Ablagerungen von Schwefelhydraten lassen auf einen starken mineralischen Gehalt schliessen. Die Quellen liegen in der Schlucht Wiljaschtschai , 1000 ' ü . d . M. , am Abhange eines mit uralten Eichen bestandenen Berges in reizender Umgebung. Die Verbindung mit der transkaukasischen Eisenbahn ist keine schwierige. Das Klima scheint ein gutes zu sein, da die dort .wohnenden Molokaner ein gesundes Aussehen haben . Im Bezirk von Kisljar finden wir die bragunischen Wasser mit schwachem Schwefelgehalt und einer Tem0 peratur von 65-92,5 ° C. Ein Liter enthält = 1,399 g fester Bestandteile (hauptsächlich kohlensaures Natron und 0,5 schwefeliges Natron) . Man zählt zehn Quellen mit einem täglichen Ertrage von 500 000 Eimern . Sie treten am nördlichen Abhang des den Terek begleitenzu hier Koroch geheissen den Gebirgskammes von Kamm dieser wird Tage. 5 Werst von Braguni der Sunscha durchbrochen, die sich hier mit dem Terek vereinigt. Dieser selbst fliesst am Fusse des Koroch, 2-3 Werst von den Quellen, hin. Die Quellen brechen aus dem stark quarzhaltigen Sandstein 300 ' über dem Fluss hervor. Das heisse Mineralwasser fällt in Kaskaden herab, eisenhaltigen Kalk von rötlicher und weisser Farbe in grossen Mengen ablagernd. Dampfwolken steigen über dem Wasser auf. Hier finden wir wenigstens die allerprimitivsten Einrichtungen zu Bädern und einige schlechte Hütten zum Unterkommen für die Kranken . Das Klima ist trocken und heiss ; Ende Juli und August macht sich das Sumpffieber bemerkbar. Im Bezirk von Grosno liegen die Quellen von Gor0 jatschewodsk mit einer Temperatur von 62-89 ° C. Sie enthalten in einem Liter Wasser 1,022 g feste Bestandteile, hauptsächlich schwefelsaures Natron (0,401 ) , doppelkohlensaures Natron (0,424) und schwefeliges Natron (0,007 ). Die Wasser treten in einer der tiefen Schluchten zu Tage , welche sich in den Nordabhang des Terekkammes in einer Entfernung von 5 Werst vom Aul Staro -Jurt ( 15 Werst von Grosno) einschneiden. Sie bilden zwei Gruppen, die etwa eine Werst auseinander liegen. Die östliche Gruppe enthält 18 Quellen mit einer täglichen Lieferung von 30 000 Eimern. Die westliche, wichtigere Gruppe hat drei Quellen mit einem täglichen Debit von 300 000 Eimer. Das Wasser sprudelt aus hartem, stark quarzhaltigem Sandstein hervor und bildet

Litteratur.

reichliche Kalkniederschläge. Diese Mineralquellen werden häufig gebraucht. Sie werden in einem grösseren Bassin gesammelt , abgekühlt und dann in die Wannen geleitet. Das überflüssige Wasser fliesst in Teiche , in welchem sich die Kranken beiderlei Geschlechts vor aller Augen baden . Bei der westlichen Gruppe ist ein kleines Badehaus von acht Gemächern für Offiziere errichtet. Das Klima ist im Sommer trocken und heiss . Von Ende Juli herrschen starke Winde und kommen häufige Erkrankungen am Fieber vor. Ausser diesen bedeutenden Mineralquellen zählt Konschin im östlichen Kaukasus noch 17 Gruppen auf im Sunscha-Bezirk, bei Kisljar, bei Grosno, im Kreise von Chassaw-Jurt und Temir-Chan - Schura , bei Petrowsk, Derbent, im Samurschen Kreis , im Bezirke von Kuba, Nucha, Sakatali und Lenkoran u . s . w. Bei diesem ungeheuren Reichtum an heilsamen. Quellen ist es sehr zu verwundern, dass so wenig geschieht, um dieselben dem kranken Publikum auch nur halbwegs zugänglich zu machen. Uebrigens muss man auch von den weltberühmten Bädern im Kaukasus sagen, dass in denselben die Badeeinrichtungen meist die allerprimitivsten sind und für den Komfort der Badegäste ausserordentlich wenig gethan wird . Das kleinste Bad im Ausland bietet der Bequemlichkeiten mehr und zwar für bedeutend geringeres Geld. Kein Wunder daher, dass viele Russen im Auslande Heilung von ihren Leiden suchen. (Mitteilung von Prof. Hahn in Tiflis.) (Indochinesische Nachrichten über das Vorhandensein eines sicherlich aus uralter Zeit noch herrührenden Schriftsystemes.) Harmand fand in der Nähe eines Dorfes der Bolovens zwischen Attopeu und Bassac über einen Pfad hängend ein Holzbrettchen , das auf beiden Kanten in Abschnitten eine Anzahl Einkerbungen trug. Diesen Zeichen lag folgender Sinn zu Grunde . Auf der rechten Kante eine Serie von zwölf kleinen , dann eine von vier grossen und schliesslich eine dritte von zwölf kleinen Kerben , was übersetzt besagen will : zwölf Tagemärsche von hier ab wird jedermann, der es wagen sollte, unsere Palissaden zu überschreiten , unser Gefangener , oder er zahlt uns vier Büffel oder zwölf ticaux ( 1 tical = 2 Mark) Lösegeld. Auf der linken Kante sassen acht grosse Einkerbungen, elf von mittlerer Grösse und neun kleine, d. h. unser Dorf beherbergt acht Männer , elf Weiber und neun Kinder. Lefèvre ) beobachtete ähnliches im Fürstentum Luang-Prabang im Lande der Khas . Es war gleichfalls ein Täfelchen, das ein Empfehlungsschreiben eines Khanhäuptlings für vier seiner Leute an einen anderen Häuptling darstellte und 21 Einkerbungen enthielt , die sich folgendermaassen verteilten und folgende Bedeutung hatten. Zwei Kerben : Zeichen des Absenders ; vier : die Sendung um eine solche mündlicher Art handelte es sich offenbar ist vier Leuten anvertraut ; zwei : ??; fünf : man muss ihnen fünf Maass Alkohol geben ; zwei : zwei Hühner ; zwei : zwei Schweineanteile ; vier : vier Maass Reis. Pierre Crabouillet endlich berichtet , dass bei den Lolos im südlichen Sse-tchuen dieselbe Methode

¹) Lefèvre - Pontalis , M. P. , Note sur l'écriture des Khas indo- chinois. L'Anthropologie. Paris 1892. Nr. 2. S. 157 ff.

125

besteht , um sich hauptsächlich bei der Abwickelung schwieriger Geschäfte, z. B. bei Ehekontrakten, Kriegserklärungen u. a. zu verständigen. Die Lolos sind eine kaum civilisierte Rasse, die das Bedürfnis zu einer Schrift nicht eher gespürt zu haben scheint, als bis sie mit den bedeutend höher stehenden Chinesen in Berührung kam. Es nimmt daher nicht wunder , dass sich bei ihnen für gewisse Bedürfnisse des täglichen Lebens die alte Sitte, Brettchen mit Einkerbungen zu benutzen , erhalten hat. (Mitteilung von Dr. Buschan in Stettin.)

Litteratur. Asien. Eine allgemeine Landeskunde. Von Wilhelm Sievers. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut, 1892. VIII und 664 S. gr. 8º. Eine vorläufige Anzeige des Buches auf Grund der ersten Lieferungen habe ich bereits früher ( »Ausland « 1892 , Nr. 29) gegeben und dabei über die prinzipielle Bedeutung des Sieversschen Unternehmens gesprochen . An die heutige zusammenfassende Kritik gehe ich mit dem ganzen ungemeinen Achtungsgefühl heran, das man gegenüber einer Leistung ungewöhnlicher Willens- und Arbeitskraft empfindet. Denn als eine solche wird jeder dieses Werk anerkennen müssen , der von der ungeheuren Weitschichtigkeit des Materials und von der Schwierigkeit , es auf einen solchen Raum zusammenzudrängen, eine richtige Vorstellung hat und dabei berücksichtigt, in wie unbegreiflich kurzer Zeit das Buch fertiggestellt worden ist. Freilich darf uns das nicht hindern , auch auf die Mängel des Buches hinzuweisen ; sie mögen zum grössten Teile eben aus der Kürze der Arbeitszeit erklärlich und unter solchen Umständen sogar unvermeidlich sein, indes kann diese Uebereilung, wenngleich sie wahrscheinlich nicht dem Autor zur Last fällt, doch nicht als vollwichtige Entschuldigung dienen , da ein objektiver Grund für die Notwendigkeit derselben nicht erfindlich ist. Den Eingang des Werkes bildet eine ausführliche Entdeckungsgeschichte , gut disponiert und mit grossem Fleiss zusammengetragen ; besonders dankenswert ist die graphische Einzeichnung der wichtigsten Reiserouten vom Mittelalter ab. Vielleicht hätte hier eines oder das andere noch hinzugefügt werden können , wie die wichtige Reise des Mir Izzet - ullah ( 1812) von Indien durch Ostturkestan nach Fergana und Buchara oder einige der Tibetreisen von Andrade , Desideri u. s. W. Zweckmässigerweise wurde den neueren Reisen (seit den Schlagintweits , 1856) in Centralasien ein besonderes Blatt zu teil , denn hier ist das Hauptgebiet für die grossartige Entdeckungsthätigkeit unseres gegenwärtigen Zeitalters. Im Texte wäre die Angabe, dass Shaw der Begleiter Haywards gewesen sei (S. 32) zu ändern ; beide waren selbständig , und Shaw war die zufällige Begegnung mit Hayward sogar sehr unerwünscht (s. Shaw , Visits to High Tartary , C. V u. f.). Shaw war später Begleiter der ersten Expedition Forsyth. In der Hervorhebung gewisser Namen durch Sperrung wird etwas willkürlich verfahren ; so ist z. B. Conradt , der entomologische Begleiter Grombtschewskis , gesperrt , und P. v. Semeno w nicht. Auf der Karte Taf. 3 ist zu ändern : 1865 für Johnson , statt 1868 ( im Texte richtig , S. 32) ; 1874 für Nain - Singh , statt 1873 (s. Journ. R. G. Soc. London 1877 , S. 87 , 112 ; hieraus ergibt sich das allerdings angegebene Aufbruchsdatum » 15. Juli 1873 auf S. 88 als Druckfehler) . Es folgt dann eine allgemeine Uebersicht über Grösse, Grenzen , Umriss , über Geologie , Gebirgsbau und die grossen Züge der Hydrographie Asiens ; sie mündet aus in die Einteilung des Stoffes : Vorderasien , Westasien, Nordasien, Centralasien und seine Umwallung , Ostasien, Südasien . Hinsichtlich der Grenzen macht schon H. Lullies in seiner verständnisvollen Besprechung unseres Buches (» Verhdl. d . Ges. f. Erdk. z. Berlin 1892 , S. 548) auf den Mangel an hinreichender Begründung in der Abgrenzung

126

Litteratur.

Asiens gegen Europa aufmerksam ; auch diejenige gegen Australien ist unklar; man erwartet eigentlich, dass die Molukken zu Australien geschlagen werden sollen , da sie nur durch eine 500 m tiefe Senke von Neuguinea getrennt seien , wogegen zwischen Timor und Australien eine Tiefe von 3100 m liege ( S. 41 ) . Die Einteilung Asiens ist vortrefflich, nur die Benennung nicht ganz glücklich ; » Westasien « , wenn damit nur die aralokaspische Senke und das flache Westsibirien gemeint sein soll , hiesse besser Nordwestasien , denn zu West asien gehört Vorderasien auch . Aus ähnlichem Grunde hiesse der Ostsibirien umfassende Teil besser Nordostasien, da zu » Nordasien zweifellos Westsibirien auch gehört. Hieran schliesst sich nunmehr die Sonderdarstellung der Oberflächenbildung der einzelnen Gebiete. Diese Schilderungen sind durchweg lebendig , greifen das Wesentliche heraus , sie disponieren kräftig und passend und zeigen eine grosse , selbstständige Kenntnis der Quellen und fast immer ein gutes Verständnis derselben . Nur zuweilen ist die vom Verfasser gelieferte Zusammendrängung des Stoffes entschieden minder klar als die Originalarbeiten, aus denen er schöpft. Wie im Bande » Afrika « reihen sich die Abschnitte » Klima « , » Pflanzenwelt« , » Tierwelt« , » Völkerkunde « an ; ich bin zu wenig Fachmann in diesen Dingen, um ein maassgebendes Urteil darüber zu fällen. Die ersten drei Abschnitte sind laut Angabe des Autors nach Hann , Drude und Wallace gearbeitet. Eine politische Geographie , in zwei Abschnitten , » Die Staaten und >>Die europäischen Besitzungen in Asien , sowie eine sehr dankenswerte Zusammenstellung über das » Verkehrswesen eingeschnitten bezeichnen darf (S. 145 ), erscheint doch recht fraglich. Warum ist die berühmte Frage nach dem Vulkanismus des Tien-schan nicht einmal gestreift ? Darf man sagen , der Karakorum sei durchaus » centralasiatischen Charakters « (S. 166) ? Auf die Mustagh-Kette mit ihrem ungeheuren Gletschergebiete, auf die tief ausgescharteten Thäler der südlichen Wetterseite im Bereiche der Schayok- Zuflüsse passt das doch wohl nicht recht. Es ist unüberlegt , die Geschwindigkeit des Semenow- Gletschers ohne weiteres auf 0,623 m in 24 Stunden anzugeben (S. 147) oder die Länge des Yangtsekiang ebenso einfach auf 5080 km (S. 212). Einer solchen falschen Exaktheit steht dann eine Angabe, wie das Areal des Toten Meeres zu 920 oder 1320 qkm , gegenüber (S. 70). Die Malabar-Küste ist nicht durchweg Steilküste (S. 48 ) , sondern wir haben hier im südlichen Teile ausgesprochene Haffbildungen. Die Höhe des Chantengri soll mit. 6500 m die Höhen des nördlichen Kwenlun übertreffen ; nach der trigonometrischen Messung der » Indian Survey beträgt aber der höchste gemessene Kwen-lun Gipfel , der Pik K 17, 6819 m (s. Walkers Vier Blatt-Karte von Turkestan , 1878). Der Name »Dach der Welt für das Pamir-Hochland stammt keineswegs von den » Alten « (S. 148 ), sondern ist der gegenwärtige einheimische Ausdruck : Bam- i - duniah , der erst allgemein bekannt geworden ist , seit Wood ihn 1838 von den Kirgisen hörte (s. Wood , Sources of the River Oxus , S. 217 ; vgl . Humboldt , Centralasien, I, S. 589 ff. ) ; Ritter kennt ihn in seiner Darstellung des Pamir-Hochlandes (Asien, VII, 1837 ) noch nicht. Dass das Pamir-Hochland keine mesozoischen Ablagerungen enthalten soll ( S. 148) , ist unrichtig ; Stoliczka identifiziert den Kalk von Aktasch mit grosser Bestimmtheit mit demjenigen am Karakorum -Passe , und dieser ist triassisch (s. Blanford , Scientific Results of the Second Yarcand Mission , based upon the Collections and Notes of the late Ferdinand Stoliczka , Geologie, Calcutta 1878 , Pars VI). Gegen die Begründung der Flussdurchbrüche durch die grosse Himalaya-Kette mit rückschreitender Erosion vgl. F. v. Richthofen , Führer, S. 175. Die Erklärung der bekannten Dämmerungserscheinungen nach dem Ausbruche des Krakatoa (S. 245 ) ist durchaus missverstanden ; nicht jene Luftwelle , welche nach dem Stosse die Erde mehrmals umkreiste , hat die hinaufgeschleuderten Staubteilchen so weit verbreitet, denn diese Umkreisung vollzog sich in wenigen Stunden, die Wanderung der Dämmerungserscheinungen aber erst in vielen Monaten . Es ist unrichtig, dass die Chinesen nur unter der Tang- und der Mandschu-Dynastie Ostturkestan besessen haben (S. 498) ; bereits unter den beiden Han-Dynastien haben sie es zweimal erobert (vgl . v . Richthofen , China, I, S. 446 ff. ) . Nicht in den fünfziger Jahren hat sich Jakub Beg empört (S. 498) , sondern 1865. Die » Yümönn-Passage « reicht nicht bis Taschkent (S. 644) , sondern diese berühmte Strasse am Nordfusse des Nan-schan fällt nur bis zum Yü - Thore (Kia Yü - kwan) mit der nach Taschkent zusammen, denn der Yü-Stein, von dem sie ihren Namen hat , kam über Scha - tschou (nicht >> Sa - tschou , S. 501 , es ist die » Sand-Stadt « , vgl. Scha-mo) von Yü-tiën oder Khotan . Der Terek- Pass gehört zum Tien-schan , nicht zum Pamir- Gebiete ( S. 644, cf. Die Grenzen des Pamir-Gebietes, S. 148) . Tibet hat keineswegs nur zwei Verkehrsstrassen (S. 644) , es gibt ausser den genannten z. B. noch zwei zum oberen Hwangho , ferner die Strasse im Dzangbo -Thale , verschiedene Pilgerstrassen von Lässa aus u. a. m. Alle diese Versehen sind nur aus einem Bruchteile des Buches genommen. Sie genügen aber bereits , um uns zu dem wohl berechtigten Urteile zu nötigen, welches die Brauchbarkeit des Buches als Kompendium des neuesten Wissens über Asien doch sehr beeinträchtigt : es ist nicht hinreichend zuverlässig . Hier wird bei einer zweiten Auflage der Hebel einzusetzen sein,

Litteratur. um das prinzipiell gut angelegte Werk auf die Höhe zu bringen, welche dem Verfasser vorschwebt und an sich für ihn durchaus erreichbar erscheint. Berlin. Georg Wegener. Geologie von Deutschland und den angrenzenden Gebieten . Von R. Lepsius. I. Teil : Das westliche und südliche Deutschland . Stuttgart, Verlag von J. Engelhorn , 1887-92 . (I. Band der >> Handbücher zur deutschen Landes- und Volkskunde, herausg. von der Centralkommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland .) gr. 8 °. Seit Kefersteins » Teutschland und Boués » Geognostischem Gemälde Deutschlands « , die beide vor mehr als 60 Jahren erschienen sind , hat die Geologie Deutschlands ganz gewaltige Fortschritte gemacht. Hunderte von Geologen haben teils aus eigenem Antriebe, teils mit Unterstützung oder im Auftrage staatlicher Institute das ganze Land in seinen einzelnen Teilen auf das genaueste untersucht und beschrieben . Die geologische Litteratur ist während dieser Zeit zu einem wahren Berge angeschwollen , so dass eine kritische Bewältigung derselben in ihrem ganzen Umfange dem Einzelnen kaum mehr möglich ist. Daneben ergibt sich, dass sie doch recht ungleich über Deutschlands Gauen ausgeteilt ist. Manche Gegenden wirkten wie Magnete anziehend auf die Geologen, andere blieben wie Stiefkinder kaum beachtet. Die Menge und die Ungleichartigkeit des Stoffes haben deshalb in gleicher Weise eine übersichtliche Darstellung des bisher Gewonnenen gefordert , und sehr viele werden dankbar in diesem ersten Bande den Versuch dazu begrüssen, den Lepsius , veranlasst durch den Deutschen Geographentag, unternommen hat. Die Aufgabe war keineswegs leicht , da mit den verschiedenartigsten Ansprüchen gerechnet werden musste. Als ein vortreffliches Vorbild konnte allerdings Hauers » Geologie der österr . ungarischen Monarchie gelten , und lehrreiche Hilfsmittel boten die schon veröffentlichten geologischen Uebersichten über einzelne Länderstriche, wie z. B. v. Dechens » Erläuterungen z. geol. Karte der Rheinprovinz und Westfalens «< oder Gümbels im Erscheinen begriffene Geologie von Bayern« . Aber die Hauptschwierigkeit bestand darin , die oft weit auseinandergehenden Ansichten und Ergebnisse der Einzelforschung zu einem in sich einheitlichen Bilde zusammenzufügen, das den Geologen befriedigen und auch dem fernerstehenden Naturforscher , sowie den Freunden der Naturwissenschaften verständlich sein sollte. Zu diesem Zwecke hat der Verfasser es für gut befunden, sein Thema in mehrere selbständige Teile zu zerlegen , deren jeder als gewissermaassen selbständige Abhandlung erscheint. Das rheinische Schiefergebirge und das oberrheinische Gebirgssystem sind in diesem ersten Bande enthalten ; später werden das nördliche, das östliche Deutschland und die deutschen Alpen behandelt werden . Jeder dieser fünf Teile gliedert sich ferner in eine kurze orographische Uebersicht , eine eingehende Beschreibung der geologischen Schichtsysteme und eine solche der vorhandenen Eruptivgesteine. Geologische Uebersichtskarten und zahlreiche Profilzeichnungen und Ansichten, teils auf besonderen Tafeln , teils im Texte eingedruckt , veranschaulichen das Geschilderte , und in Anmerkungen wird das Wichtigste der benutzten Litteratur angeführt. Es ist selbstverständlich ganz unmöglich , auf den reichen Inhalt des 800 Seiten grossen Buches hier näher einzugehen. Aber ich möchte den Leser auf zwei Punkte aufmerksam machen , die mir besonders aufgefallen sind und die als charakteristische Eigentümlichkeiten der Anschauungsweise des Verfassers gelten dürfen. Auf allen den zahlreichen Profilen und ebenso im Texte selbst fehlen die sog . Luftsättel gänzlich , welche sonst bei allen modernen tektonischen Darstellungen als ein beliebtes Hilfsmittel erscheinen. Mit punktierten Linien verbindet man die abgebrochenen Enden derjenigen mehr oder weniger steil aufgerichteten Schichten, welche gleichalterig sind und ursprünglich ein ununterbrochenes Lager gebildet haben. In Gegenden mit stark zerstückeltem Schichtenbau gewinnt der Leser mit Hilfe dieser Linien , denen man gewöhnlich die Form einer bogenförmig geschwungenen Kurve gibt , leicht und rasch eine Vor-

127

stellung von dem ursprünglich Zusammengehörigen , so wie es wenigstens von dem betreffenden Autor angenommen wird. Indessen werden diese in der Luft gezogenen Kurven oder Luftsättel häufig missverstanden, indem manche sie für etwas wirklich Thatsächliches nehmen , das ehemals in dieser Form existiert habe und nur durch Erosion abgetragen worden sei . In einigen Fällen mag dies ja wohl auch richtig sein, in der Mehrzahl der Fälle trifft es aber sicher nicht zu , und deshalb wohl hat Lepsius auf die Anwendung dieses Hilfsmittels verzichtet , zu Gunsten einer richtigeren Vorstellung, auf Kosten allerdings einer leichteren Fasslichkeit. Im Vordergrunde geologisch - tektonischer Arbeiten steht heutigen Tages das genetische Moment. Durch welche Kräfte sind die Schichten in diejenige Lage gebracht worden , in der sie jetzt Glieder hoher Gebirge oder weiter Niederungen sind ? Wer hierauf eine Antwort sucht , der wird sie bei Lepsius nicht immer und nur mühsam finden. Der Schichtenbau wird zwar in zahlreichem Detail sehr anschaulich gemacht, aber es geschieht dies gewissermaassen nur nebenher bei Gelegenheit der sehr eingehenden petrographischen und paläontologischen Beschreibung der einzelnen Schichtsysteme (Formationen) . An solchem Orte ist es aber ganz unmöglich , auf die gebirgsbildenden Bewegungen und Kräfte selbst näher einzugehen. Wir müssten dies geradezu als einen aus der dem ganzen Buche zu Grunde gelegten Stoffeinteilung entspringenden Mangel ansehen , wenn wir nicht die Erwartung hegten , dass es in der Absicht des Verfassers liegt , erst am Schlusse des ganzen Werkes einen Ueberblick über den Bau des gesamten Landes zu geben , an den sich dann leicht eine Beantwortung genetischer Fragen knüpfen lässt, soweit sie in einer Geologie Deutschlands erwartet und verlangt werden darf. Das Kommende lässt sich einstweilen noch nicht beurteilen, aber mit dem vorliegenden ersten Bande haben wir allen Grund zufrieden zu sein wegen der Klarheit und Anschaulichkeit der Darstellung , und so dürfen wir wohl annehmen und hoffen, dass dieses Buch besonders von Lernenden und solchen , denen die Geologie eine notwendige Hilfswissenschaft ist, als Quelle der Belehrung gerne benutzt werde. München. A. Rothpletz . Die Insel Haiti. Von L. Gentil Tippenhauer , ehemal. Generalinspektor an der Polymathischen Schule u. s . w. Mit 30 Holzschnitten , 29 Abbildungen in Lichtdruck und 6 geologischen Tafeln in Farbendruck. Leipzig 1893. F. A. Brockhaus. XVIII und 693 S. gr. 4 °. Dieses grossartig ausgestattete Werk wird allen Geographen willkommen sein , weil es mit höchstem Fleisse alles auf die zweitgrösste unter den » Grossen « Antillen bezügliche Material zu sammeln und wissenschaftlich zu verarbeiten bestrebt ist. Der Verfasser, dessen Grossvater ein Holsteiner, dessen Grossmutter eine Bewohnerin Haitis war, hat sich lange Jahre in Deutschland aufgehalten und dortselbst offenbar gründliche Studien gemacht, welche ihn befähigten , seinem wirklichen Vaterlande, der Haitischen Republik 1 ) , als Ingenieur und Offizier wertvolle Dienste zu leisten. Dass er die deutsche Sprache gewählt hat , um in ihr die Ergebnisse seiner eingehenden landeskundlichen Studien niederzulegen , kann uns nur angenehm berühren . Allerdings ist die deutsche Litteratur über Haiti nicht so unbedeutend , wie Herr Tippenhauer (S. VIII) glaubt , dem die Schrift von Contzen (>> Haiti und seine Rassenkämpfe, historisch entwickelt«< , Köln 1863 ) entgangen zu sein scheint , aber gerade unter dem geographischen Gesichtspunkte haben wir für eine Monographie, wie es die vorliegende ist, alle Ursache dankbar zu sein . Den Beginn des Werkes macht eine sehr ausführliche, durch zahlreiche Abbildungen unterstützte oro-hydrographische Beschreibung der Insel. Die Gipfel der fünf annähernd parallel dahinziehenden Gebirgsketten steigen bis 3000 m an. Die Flüsse und Bäche haben, was bei der energischen Vertikalentwickelung der auf relativ geringem Areale sich auftürmenden Bergmassen nicht 1) Die Insel , das Española Colons , zerfällt in zwei politisch ganz selbständige Republiken : Haiti (kleiner, aber strebsamer und für die Weltwirtschaft bedeutender) und San Domingo (im Osten) . Das Wort Haiti wird bald im engeren, bald im weiteren Sinne gebraucht.

128

Litteratur.

wunder nehmen kann , durchweg ein starkes Gefälle und aus klimatischen Gründen keine ständigen Wassermengen , so dass also für Schiffahrtszwecke nicht viel an ihre Mitbenutzung gedacht werden kann ; die » Rivière des Guêpes wird als >> ein Wâdi im wahren Sinne des Wortes« bezeichnet. Die geologischen Verhältnisse sind noch wenig geklärt , wie sich denn der Verfasser beinahe nur auf die Vorarbeiten des Engländers Gapp stützen konnte. Auffällig erscheint das gänzliche Fehlen aller paläozoischen und der älteren mesozoischen Bildungen ; von den Sedimentärgesteinen ist erst die Kreide kräftiger entwickelt, und ein gleiches gilt auch für das Tertiär. Dass übrigens die Gliederung dieses letzteren , wenn erst die Forschung weiter fortgeschritten ist, eine vielfach andere werden wird, als wir ihr hier auf Tafel VI begegnen , dünkt uns sehr wahrscheinlich. Sehr interessant ist das Vorkommen ausgedehnter Strandlinien an der Felsküste, von denen uns Tafel I einige ausgezeichnete Beispiele vor Augen stellt. Für die Klimatologie Haitis ist neuerdings ein guter Grund durch die von Hann bearbeiteten Beobachtungen Ackermanns gelegt worden . Es sind , wie anderwärts , zwei Regen- und zwei Trockenzeiten nachweisbar , doch ist die Verteilung derselben nichts weniger denn eine einheitliche. Von der Plötzlichkeit der Regenfälle wird (S. 134) genau dasselbe mitgeteilt , was Freudenberg im vorigen Jahrgang des »Ausland (S. 244 ff. ) von Jamaika berichtete : >> Die Strassen der Städte verwandeln sich in schmutzige , reissende Wasserläufe ; trockene Ravins werden zu den wildesten Bächen ; ruhig dahinrieselnde Flüsschen schwellen zu tobenden Strömen an, die überall arge Verwüstungen anrichten. Die Fauna und Flora der eine tropische Ueppigkeit aufweisenden Insel findet natürlich auch eine sehr sorgfältige Schilderung, aus der wir die Angabe (S. 324) herausheben , dass es nirgends auf Haiti gefährliche Schlangen geben soll. Einem mit grosser Hingebung bearbeiteten Schaltkapitel wirtschaftlichen Inhaltes folgt dann der anthropogeographische Teil , der eine Fülle selbständiger Beobachtungen enthält, so z. B. über das merkwürdige Neger-Französisch, welches in mannigfachen Variationen von den Bewohnern gesprochen wird (S. 474 ff.) . Der Autor hat sich bei aller natürlichen Zuneigung für das Land seiner Geburt volle Objektivität des Urteiles bewahrt und erkennt an , dass die kleinlichen , vielfach komischen Zustände des bisher fast nur von Negern und Farbigen bewohnten Freistaates , dem er dient , nur durch Heranziehung von Weissen eine nachhaltige Aufbesserung erfahren können. Ein sehr umfangreicher Katalog am Schlusse enthält alle diejenigen litterarischen Erscheinungen, welche es irgendwie mit der Insel Haiti zu thun haben. Vermissen wir auch einzelnes unter den Historikern des Entdeckungszeitalters unseren Ruge , unter den Ethnologen den Amerikaner Fewkes (siehe auch oben) , so müssen wir doch diese Zusammenstellung als eine äusserst dankenswerte begrüssen. Dank verdienen überhaupt gleichmässig der Verfasser, wie die Verlagshandlung, welche einem solchen Unternehmen , das niemand als ein gewinnbringendes ansehen wird , eine so thatkräftige Unterstützung hat angedeihen lassen. Katechismus der Geologie. Von Dr. Hippolyt Haas , Professor an der Universität Kiel. Fünfte, vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 149 in den Text gedruckten Abbildungen, einer Tafel und einer Tabelle. Leipzig 1893. Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber. XIV. 223 S. kl . 8°. Katechismus der Völkerkunde. Von Dr. Heinrich Schurtz , Privatdozenten an der Universität Leipzig. Mit 67 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig 1893. Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber. XIV. 370 S. kl . 8 °. Die Katechismen« der bekannten Leipziger Firma sind nicht mehr das , was der übliche Sprachgebrauch unter » Katechismus& versteht ; von Frag' und Antwort ist keine Rede, wohl aber sind es kurze , streng-wissenschaftliche Lehrbücher , welche sich über alle Gebiete menschlicher Erkenntnis erstrecken. Zwei derselben, welche den Grenzgebieten der Erdkunde angehören, liegen uns heute zur Berichterstattung vor. Das Buch von Prof. Haas ist bereits durch den Umstand ,

dass es zur fünften Auflage gelangte , als ein gutes Lehr- und Lernmittel ausreichend gekennzeichnet ; allerdings wurden die drei ersten Ausgaben von einem anderen Autor , dem verdienten B. v. Cotta , besorgt , aber der Gang der Darstellung blieb in der Hauptsache derselbe , und der neue Herausgeber hatte wesentlich die Pflicht , darauf zu achten , dass den seitdem gemachten Fortschritten der Wissenschaft entsprechend Rechnung getragen werde . Insbesondere hat er dabei die paläontologischen Abschnitte unter seine Obhut genommen und in vorzüglicher Weise die Stockwerke der Erdrinde nach den in ihnen enthaltenen Leitversteinerungen gekennzeichnet , wobei er zumal die früher nicht genügend berücksichtigte paläozoische Aera auf das Eingehendste behandelte . Sehr gute Bilder sind in Menge beigegeben und erleichtern das Studium ungemein. Mit allen wichtigen Punkten durchaus einverstanden, möchten wir nur zwei Einzelheiten , diese freilich entschieden, beanstanden . Gewiss darf Ameghinos Entdeckung eines tertiären Menschen in Argentinien noch nicht mit irgendwelchem Anspruche auf Sicherheit verkündet werden , wie dies K. v. Zittel auf das Ueberzeugendste dargethan hat (vgl. auch G. Buschan im » Ausland « 1892, S. 700). Ging Herr Haas hier ein wenig zu radikal vor , so verhielt er sich an einer anderen Stelle (S. 53 ) viel zu konservativ , indem er die » säkulären « Niveauveränderungen ob es wirklich namhafte instantane « gibt , ist durch E. Suess doch recht zweifelhaft geworden - >>mit zu den durch die vulkanische Thätigkeit hervorgebrachten Wirkungen« rechnet. Die sicher zu hoffende sechste Auflage wird nicht umhin können, dieser veralteten vulkanistischen Anschauung die mehr und mehr an Bedeutung gewinnende Lehre von der Umsetzung der Meere zu substituieren. Herr Dr. Schurtz , durch seine Untersuchungen über die geographische Verbreitung der Negerwurfmesser in ethnologischen Kreisen wohl bekannt , hat sich gleichfalls seiner nicht leichten Aufgabe mit Geschick und Erfolg unterzogen. Er sendet einen Ueberblick über die somatische Anthropologie und über die anthropogeographischen Grundbegriffe voraus , erörtert nächstdem , ohne allzusehr sich ins Detail zu verlieren , die Prinzipien der vergleichenden Völkerkunde und tritt dann in die Beschreibung der einzelnen Rassen und Völker ein. Man kann das von vollster Sachkunde zeugende Werkchen nur bestens empfehlen. Dass der Erdteil Afrika und seine Bewohner mit einer gewissen Vorliebe behandelt worden sind , und dass gegen jene andere Völkergruppen etwas zu sehr in den Hintergrund treten , wird sich nicht in Abrede stellen lassen , findet aber seine Erklärung in den Verhältnissen. Die nordamerikanischen Indianer und die Völkerschaften des Kaukasus sind es, die im Vergleiche mit anderen etwas zu kurz auch hier gekommen sind. Die Schoschonen den mexikanischen Stämmen zuzuzählen und von den Arapahoes völlig zu trennen (S. 253 ) , will uns nicht gerechtfertigt erscheinen ; zwischen Apaches und Mescaleros (S. 241 ) besteht kein eigentlicher Unterschied , sondern es sind nur die letzteren ein Zweig des grossen Apatschenvolkes , der sich auf Gewinnung und Vertilgung des bekannten Metcalbranntweines besonders gut versteht. Zu S. 246 wäre zu bemerken, dass jetzt wohl kein einziger Indianer mehr östlich vom Mississippi seinen Wohnsitz hat , dass vielmehr auch die letzten Reste der südöstlichen Stämme in die Reservationen verpflanzt sind. Für die kaukasischen Völker endlich, die in ihrer Zersplitterung freilich das Schmerzenskind des ethnographischen Systematikers darstellen, sind vier Seiten doch zu wenig . Wenn der Verfasser dieses ebenso schwierige wie interessante Kapitel mit Rücksicht auf die Forschungen von Radde , Schiefner , C. Hahn u. a. in der nächsten Auflage seines Leitfadens weiter ausarbeiten wollte, würde er sich ein entschiedenes Verdienst zumal auch um die Anfänger erwerben , welche sich sonst allein auf die schwer zugänglichen Originalarbeiten angewiesen sehen. Auch bei dem Buche von Dr. Schurtz ist die artistische Ausstattung rühmend anzuerkennen. S. Günther. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift

für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66 , Nr. 9.

Stuttgart, 4. März 1893 .

Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Quartal M. 7.— Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND In- und Auslandes und die Postämter. MDCXL GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Ein vergessenes Dokument zur Geschichte der Erdphysik. Von S. Günther. S. 129. 2. Deutsche Kulturarbeit in Kleinasien . (Die anatolische Bahn. ) Von Gustav Krenke (Pinneberg in Holstein) . S. 130. - 3. Der Weinbau Serbiens. Von A. Schmitter (Breslau) . S. 134. 4. Das britische Guiana. Von H. Greffrath (Dessau). S. 137 . 5. Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika. Von L. Hösel (Leipzig). (Fortsetzung.) S. 138. 6. Geographische Mitteilungen. (Zur meteorologischen Optik des Hochgebirges ; Cholera und Witterung ; Temperaturumkehr im deutschen Mittelgebirge ; Die Inseln St. Paul und Amsterdam ; Merzbachers Reisen im Kaukasus ; Geographische Wanderversammlungen.) S. 142 . 7. Litteratur. ( Bulletin of the Philosophical Society of Washington ; Schumann ; Treutlein. ) S. 143 .

Ein vergessenes Dokument zur Geschichte der Erdphysik .

sich beteiligten ; es genügt , die Namen Celsius ,

Linné , Browallius , Chydenius , Gadolin , Runeberg , Nordenankar zu nennen , um der hervor-

Von S. Günther. ragendsten Rufer im Kampfe gedacht zu haben ¹) . oder nach unserem Begriffe unAlle möglichen -

Schon frühzeitig fanden aufmerksame Beobachter heraus, dass die Grenzlinien des festen und flüssigen Elementes auf unserer Erde keine unveränderlichen sind. Die Griechen ein Xanthus , Aristoteles, hatten sich ein förmliches System des Strabo

wog durchweg die Annahme vor , dass das Wasser

Inhaltes ausgebildet, dass an vielen Orten Meer und Festland stetig ihre Plätze tauschten ¹ ) . Jener neu-

sich zurückziehe , die Landmasse aber stabil bleibe. Später aber , zumal unter dem Einflusse der vulka-

spanische Dichter Castellanos , auf welchen in jüngster Zeit die Aufmerksamkeit der Geographen unter einem ganz anderen Gesichtspunkte gelenkt ward 2) , spricht sich im 16. Jahrhundert ganz zutreffend über die geologischen Kennzeichen aus , welche ihm das

nistischen Anschauungsweise eines L. v. Buch und A. v. Humboldt , näherte man sich mehr und mehr der früher schon von Runeberg ) und Lazzaro Moro 3 ) ausgesprochenen Ansicht, dass die Hydrosphäre sich stabil verhalte , das Land aber durch

Hervortreten der Ränder jener Bucht, in welche der Magdalenenstrom sich ergiesst, aus dem Meere wahr-

unterirdische Kräfte in die Höhe gehoben werde, und dieser Lehrmeinung ist längere Zeit hindurch,

scheinlich machten . Zu Beginn des 16. Jahrhunderts bemerkten Hjärne und Swedenborg die wachsende

namentlich durch die glänzende Darstellungsweise Peschels ' ) , ein ganz übermächtiger Einfluss ge-

Erhebung älterer Strandlinien über das augenblickliche Meeresniveau , und letzterer stellte sofort die Vermutung auf ") , »dass die Meere gegen die Pole sinken und gegen den Aequator sich erheben , und

blieben . Der wackere v. Hoff, welcher, wenn auch nicht immer mit stichhaltigen Gründen , die neue Lehre ebenso bekämpfte ) , wie dies anfangs auch Lyell ) that , musste sich Buchs und Peschels.

dass früher abgetrennte Inseln durch das Sinken des

scharfen Tadel gefallen lassen, und auch Prévosts

Meeres mit dem Lande vereinigt werden können Gesellschaft für den Bau der Kleinasiatischen Bahnen« mit einem Kapitale von 4500 000 Mk . gebildet. Die Linie Haider-Pascha-Ismid durchzieht nahe der Meeresküste eine durch landschaftliche Schön-

der Seeschiffahrt ausgesetzt ist , so fand sich kein Privatunternehmer , der sie ohne Staatshilfe hätte bauen wollen . Die Regierung liess daher die 93 km lange Anfangsstrecke von Haider-Pascha, einer Vorstadt von Skutari , bis Ismid , am Hintergrunde des

heit ausgezeichnete Gegend ; Weinberge, Baum- und Gemüsegärten , Felder und Wiesen wechseln miteinander ab und der ganze Pflanzenwuchs ist von einer für das deutsche Auge überraschenden Ueppigkeit. 20 km von Haider-Pascha erreicht die Bahn

gleichnamigen Busens, für Staatsrechnung durch englische Bauunternehmer ausführen , und gab diese dann

die unmittelbar am Meere gelegene Stadt Cartal, die grossenteils europäisch gebaut ist und einen vortreff-

Deutsche Kulturarbeit in Kleinasien. 133 lichen Hafen besitzt ; hinter Guebzeh ( 44 km) übersetzt sie in mächtigem Bogen ein tiefes Thal , in dessen Nähe grossartige Ruinen aus der Römerzeit und das angebliche Grab des Hannibal als redende

liegt , endigt bei Karaköi ( 157 km ) und ist keineswegs unfruchtbar, sondern ganz gut angebaut ; namentlich die Seidenzucht wird in grossem Maasstabe betrieben und jeder Fleck Erde ist mit Maulbeerbäumen

Denkmäler einer untergegangenen Welt in unsere schnellebige und leichtvergessliche Zeit des Dampfes In TutunTutun und elektrischen Funkens hineinragen . In

bepflanzt. Die Bearbeitung der Seide besorgen zahlreiche Seidenspinnereien , die zum Teil mit Dampf betrieben werden, in verschiedenen Orten des Karasu-

Tchiflik ( 80 km ), wo auf den ausgedehnten Krongütern ein kaiserlicher Kiosk viele Besucher anlockt, hat die Baugesellschaft grosse Hafenanlagen und

thales ; Biledschik allein zählt deren 20 und hat durch so rege gewerbliche Thätigkeit gegen 12000 Einwohner in seinen Mauern versammelt. Den Brenn-

Schuppen zur Ausschiffung und Unterbringung der erforderlichen Schienen, Schwellen u. s . w. anlegen lassen.

stoff zum Fabrikbetrieb liefern die zwischen Biledschik und Karaköi gelegenen Braunkohlengruben von Köplu . Von Karaköi an wird das Karasuthal , obwohl noch stark gewunden, wieder flacher; zugleich

Bei Ismid , dem alten Nicomedia ( 15000 Einwohner) , verlässt die Bahn das Meeresgestade und tritt in eine weite , fruchtbare Ebene ein , die zu beiden Seiten von bewaldeten Bergzügen eingefasst wird; aus den Holzungen und Gebüschen schauen überall die Dächer der Gehöfte hervor, und da, wo das Land angebaut ist, liefert es in grösster Fruchtbarkeit und Ergiebigkeit Getreide, Gemüse und Südfrüchte. In Bujuk-Dervent ( 18 km von Ismid) erreicht die Bahn den wundervollen Sabandscha-See, der in einer Länge von 11 km und einer Breite von 6 km der Landschaft einen hohen Reiz verleiht ; am Südufer dieses Sees entlang führt die Bahn über Sabandscha (32 km), einem Ort von 3000 grösstenteils von Reis- und Oelbau lebenden Einwohnern, nach der Station Adabasar (40,5 km ) , die 10 km von der 8000 Einwohner zählenden und durch Seidenzucht ausgezeichneten gleichnamigen Stadt entfernt ist. Hier betritt die Bahn das Thal des Zakaria-

aber ändert sich das landwirtschaftliche Aussehen der Gegend ganz auffallend . Mit dem bisher vorherrschenden Seeklima verschwinden bei 350 m Seehöhe die Nutzpflanzen wärmerer Zonen, und Gerste, Mais und Weizen sprossen in den Thalgründen , so-

Insboli Schwarzes Meer

Kompl an ༦༥ Marmara Mear

Brussa

BEaegle Jamis

Wearthanyo Bildbespite of Karakor Iningu



flusses, des alten Sangros oder Sangarius, und geht. bald darauf auf das rechte Ufer des Flusses, der hier

weit sie eben bebaut sind ;

in südnördlicher Richtung die von West nach Ost hinziehende Gebirgskette in engem Bette durchbricht, über; oberhalb Geiwe (65 km), wo die Bahn wieder auf das linke Ufer übergeht, erweitert sich das Thal zu einer 3 km breiten und 27 km langen Ebene,

Gegend ist indessen mit Wald und Buschwerk bestanden. standen . Da an eine vernunftgemässe Forstwirtschaft nicht zu denken ist, so sind die abgelegeneren Holzungen überständig , die thalwärts näheren dagegen raubbauartig abgeholzt , während der Nach-

die sich bis Mekedsche (90 km) hinaufzieht und ausserordentlich fruchtbar, reich angebaut und durch Bearbeitung der in grossen Mengen gewonnenen Von MeSeide auch gewerblich entwickelt ist . kedsche folgt die Bahn weiter dem Zakaria, den sie

wuchs der Ziege , »dem Fluche des Orients« , zum Opfer fällt. Die in ihrem Wachstum fortwährend durch das Benagen gehemmten Schösslinge verkümmern , und das Gebirge verkarstet . Bei Bosjuk verlässt die Bahn das Karasuthal und steigt in dem

noch zweimal überbrückt, bis Lefke ( 104 km) , einer Stadt von 5000 Einwohnern, und verlässt bald darauf das Zakariathal, um in das weniger gewundene Seitenthal des Karasu einzubiegen . Bei Wesir- Chan ( 123 km)

Nebenthale des Bosjuksu an wenigen armen Ortschaften vorbei bis zu der in 875 m Seehöhe gelegenen Wasserscheide zwischen Karasu und Pursaksu hinan , um alsdann zuerst in dem Thale des

der grösste Teil der

verengt sich das Karasuthal derart , dass zahlreiche Sarisu und später in dem des Pursaksu durch eine Uferschutzbauten notwendig wurden ; der Aufstieg zwar fruchtbarere, aber schlecht angebaute Landschaft wird steiler und der Höhenunterschied beträgt auf nach Eskischehr (223 km) herabzusteigen. 8 km Länge 300 m. Hoch über dem Thalgrunde Eskischehr, das alte Doryläum, wo Gottfried windet sich die Bahn auf dieser Strecke an den von Bouillon den Seldschukken die erste FeldFelsenabhängen hinauf; bald verschwindet sie in schlacht lieferte, ist eine in den letzten Jahren schnell einem Felsvorsprung , bald übersetzt sie eine jähe Schlucht , um sich dann wieder in SchlangenwinDiese dungen an der Berglehne hinaufzuziehen . grossartige Gebirgslandschaft , in der Biledschik (141 km), die Hauptstadt des Sandschaks Ertogrul, Ausland 1893, Nr. 9.

angewachsene Handelsstadt von etwa 25 000 Einwohnern und der Sammelpunkt für die Karawanen , die aus dem Süden von Konia und Afiun-Karahissar, sowie aus dem Osten von Angora und Siwrihissar kommen. In der Nähe von Eskischehr liegen Meer18

Der Weinbau Serbiens. 134 schaumgruben, die dem Staate gehören und an ein- | starke Verbreitung der Weinrebe, und die Rebenzucht bildet daher einen ansehnlichen Zweig im wirtschaftzelne Griechen verpachtet sind ; von letzteren wird lichen und Erwerbsleben des Landes. ein jeder Beschreibung spottender Raubbau betrieben. Dem Gedeihen des Weinstockes leistet der kalVon Eskischehr folgt die Bahn dem breiten Thale des Pursaksu , dessen sumpfige Niederungen an wasserarme Hügel grenzen und nur eine spärliche und arme Bevölkerung beherbergen ; denn obwohl der Pursaksu immer Wasser führt und dadurch das Land vor völliger Dürre schützt und obwohl der Boden sehr fruchtbar ist , so macht doch die Einwirkung der glühenden Sonnenhitze auf die Sümpfe der Flussränder das Klima in den Sommermonaten

kige, kreidehaltige Boden Vorschub.

Die Weinbau-

bezirke sind meistens Bergrücken mit sanften Abdachungen und Ebenen im Süden und Südosten des Landes. Die Wärme ist aus diesem Grunde überall eine ausreichende , in einzelnen Gegenden hat man sogar auch felsige Anhöhen mit Reben bepflanzt, um der Mühe des Unkrautjätens überhoben zu sein,

sehr ungesund. Bald nachdem die Bahn das Zakariathal wieder erreicht hat, verlässt sie es abermals, um

und überall gedeiht das edle Gewächs in vortreff― licher Güte. Deshalb hat der Rebbau auch besonders in den letzten drei Jahrzehnten - in be-

im Grimisuthale anzusteigen und alsdann im langsamen Abstieg das vielgewundene Thal des Engürisu zu erreichen . In diesem gut angebauten und dicht bevölkerten Thale steigt die Bahn bis zu ihrem End-

achtenswerter Weise, ja bedeutsam sich auszubreiten begonnen. Ein gleiches kann leider von den zum Aufziehen und zu der Pflege der Rebe , sowie zur Behandlung des Weines erforderlichen Kenntnissen

und Einrichtungen gerade nicht behauptet werden . punkte Engürie oder Angora aufwärts ; Angora ist eine lebhafte und gewerbfleissige Stadt von 40 000 EinDie Winzer sind beim Pflegen und Behandeln der wohnern, in der die Karawanen aus Kaisarie ( Cäsarea) | Stöcke fast ausschliesslich auf ihre Arme angewiesen ; Instrumente , wie man sich deren in den mittelund Josgad mit denen aus dem reichen Thale des europäischen Ländern beim Rebbau bedient , sind Kysyl Irmak, des alten Halys, zusammentreffen, und den Serben teils noch wenig, teils gar nicht bekannt . die schon jetzt einen bedeutenden Ausfuhrhandel mit Getreide und Wolle teils nach Ismid und Skutari, teils Da es überdies auch an geschickten Arbeitern und nach Sinope und Ineboli am Schwarzen Meere betreibt. an dem nötigen Betriebskapital fehlt , so entbehrt die Arbeit nur zu häufig , ja beinahe in der Regel Am 31. Dezember 1892 ist die Bahn vollständig der erforderlichen Sorgfalt und Genauigkeit . Das dem Betriebe übergeben worden . Seitdem hat die Gesellschaft durch Kaiserliches Irade vom 6. Februar d . J. | Setzen der Weinrebe beispielsweise wird in der unvollkommensten und unrationellsten Weise vorgedie Konzession für eine Verlängerung ihrer Hauptnommen; von einer Vorbereitung des Bodens und Relinie von Angora bis Kaisarie (410 km) , sowie für eine Zweigbahn von Eskischehr über Kjutahia und Afiun-Karahissar nach Konia (450 km) unter Gewährleistung einer Betriebseinnahme von 17 500 bzw. 13500 Frs. für das Kilometer erhalten . Namentlich

gulierung ist keine Rede ; ebensowenig wird vielfach auch auf Trennung und selbständige Pflege der ver-

die Bahn nach Konia wurde zugleich von Engländern und Franzosen viel umworben ; es erschien indessen

vermischt. Die Rebe wird, wie in Mitteleuropa, an Stöcken gezogen, welche Zwischenräume von 60 bis 65 cm untereinander haben , die einzelnen Reihen derselben haben 65-75 cm voneinander Abstand . Das Maass, nach welchem die Bodenfläche bei dem Weinbau bemessen wird, ist die Motika, welche im Durchschnitt 1000 Weinstöcke enthält und ein Areal

aus politischen und strategischen Gründen angezeigt, diesen Verkehrsmittelpunkt von Inner -Kleinasien unmittelbar mit Skutari bzw. Konstantinopel zu verbinden , und aus diesem Gesichtspunkte konnte die Vergebung des Bau- und Betriebsrechtes nur an die deutsche Gesellschaft in Frage kommen. Deutscher Thatkraft im Verein mit deutschem Gelde ist es demgemäss vorbehalten, einen bedeutenden Teil des

schiedenen Sorten gesehen , sondern es wird alles ohne Unterschied in ein und derselben Pflanzung

von ungefähr 580 qm umfasst. So weit ist alles in schönster Ordnung. Aber das Beschneiden geschieht unvollkommen im höchsten Grade, weshalb auch der

erschliessen ; durch den Bahnbau ist zugleich das

Zweig zu viel verlieren muss für die Frucht. Ebenso unrationell wird auch bei der Weinlese verfahren : hier

heimische Gewerbe in jenen Gegenden günstig eingeführt , und so bietet sich die prächtige Gelegenheit, einen Teil des Absatzes , der durch den amerikanischen Zollabschluss verloren gegangen ist , in Kleinasien wieder zu erringen.

gibt es auch nicht eine Idee von einer Ausscheidung der verschiedenen Traubensorten , wie auch nicht von einem Wegklauben der reifen von den unreifen , der gesunden von den faulen Beeren, sondern alles das wird zugleich zusammen übereinander in die

vorderen Kleinasiens dem europäischen Verkehr zu

Der Weinbau

Serbiens .

Kelter geworfen. Die grösste Unwissenheit und Unkenntnis zeigt sich jedoch in der Behandlung des Weines im Keltern selbst , im Umgiessen und Abziehen, ausserdem endlich auch in der Auswahl von

Von A. Schmitter (Breslau). In Serbien sind die natürlichen Verhältnisse ausserordentlich günstig für das Gedeihen und eine

für die Aufbewahrung des Weines in Fässern höchst verhängnisvollen Plätzen . Etwas Fortschritt lässt sich nach allen diesen Richtungen ja allerdings nicht ab-

Der Weinbau Serbiens.

135

leugnen, allein derselbe ist auf eine äusserst geringe | Alles in allem gibt dies einen Gesamtertrag von rund 1 200 000 hl¹) . Zahl der Producenten beschränkt und kann nur erIn Serbien wird eine Reihe von Trauben- bzw. reicht werden durch eine ungewöhnliche Opferwilligkeit und einen förmlichen Kampf gegen die Vorurteile, schlechten Angewohnheiten und Bräuche.

Weingattungen gepflanzt , welche alle voneinander mehr oder minder verschieden sind , und zwar:

So ist es z . B. bekanntlich ausgemachte Thatsache,

Skadarka, Prokupatz , Satschinak, Dinjka (krupna und

dass beim Weinbau eine der wichtigsten und hauptsächlichsten Bedingungen die ist, dass die Weinlese zur rechten Zeit vorgenommen werde. Aber dies

szitna) , ferner Smederewka, Slankamenka, Graschewiwa, Gak, Drenak, weiss , blau und rötlich , u . s. w. Von allen diesen Trauben ist die verbreitetste die

ist in Serbien für heute rein unmöglich , nachdem die Weinlese von den Gemeindebehörden anberaumt

Skadarka ; dieselbe ist vorherrschend in den kraijinischen Weingärten, sowie auch so ziemlich in allen

wird und dieselbe in der bestimmten Zeit vorgenommen werden muss , mögen nun die Trauben

übrigen des Landes , ausgenommen diejenigen der Bezirke von Prokuplje, Nisch und Uschitze. Diese

reif oder unreif sein, mag schönes Wetter sein oder schlechtes . Sobald dann die Weinlese auf die an-

Traube gibt einen starken und kräftigen Wein, aber sie gibt demselben allein für sich selbst keine voll-

gedeutete Weise über Hals und Kopf vor sich gegangen ist , werden die Herden in die Weingärten gelassen , welche dort mehr beschädigen und verderben, als sie selbst wert sind.

ständig schöne Farbe ; neben derselben kommt fast überall Satschinak vor , jedoch mit viel geringerer jeweiliger örtlicher Verbreitung. Diese letztere Sorte

Ungeachtet aber dieser bisweilen geradezu unerhörten Misstände wirken die klimatischen Verhältnisse , sowie die Natur des Bodens so günstig auf die Traubenbildung, dass alle Weinkenner die Weine Serbiens zu den besten in Europa zählen . Dieselben sind daher auch bald ein wichtiger und bedeutender Gegenstand der Ausfuhr geworden , allein mehr als Rohprodukt und nicht als vollendetes Erzeugnis der serbischen Weinkellerei ; und zwar richtet sich diese Ausfuhr im besonderen nach jenen Gegenden Europas,

gibt dem Rotwein jene schöne Farbe und jenen ausgezeichneten Weingeschmack, der denselben so vorteilhaft auszeichnet und allenthalben gerühmt wird. Prokupatz findet sich in reinen Pflanzungen in den Weingärten von Uschitze, Prokuplje und Nisch ; die Rebe kommt auch in anderen vor, aber selten. Die Traube derselben ist dicht und ebenfalls dunkel, aber ihr Wein. ist stumpf und herb. Die Smederewka ist von den weissen die wichtigste und berühmteste ; dieselbe gibt es in reinen , getrennten Pflanzungen

in welchen die Rebanlagen von der Phylloxera verheert worden sind.

nur um Smederewo (Semendria) herum , dagegen in anderen Gegenden, wo sie gepflanzt wird, ist sie mit anderen Reben untermischt. Diese Rebe trägt

Der Weinstock ist über ganz Serbien verbreitet, ausgenommen diejenigen Gegenden , in welchen die

eine vornehme und ausgezeichnete, zum Essen einzig schmackhafte Frucht, und es dürfte dieselbe in dieser

hohe Lage seine Ausbreitung hindert ; die Gebiete, auf welchen der Weinstock Pflege und Gedeihen findet , sind vielmehr vorzugsweise die Thäler und

Hinsicht wenigstens den ersten Platz einnehmen unter den Traubensorten Mitteleuropas . Aber auch ihr Wein ist gut und wohlschmeckend . Die Smede-

Thalränder, so diejenigen der Nischawa, der Joglitza, der Binatschkischen und Grossen Morawa, der Ras-

rewo-Weine versehen vorzugsweise die Landeshauptstadt Belgrad mit reichlichem Vorrat. Da dieselben

sina , Mlawa, und das Donauthal im engeren Sinne ; ausserdem die Schumadija, die Gegend von Possawa-

nicht viel Säure haben, wenig Alkoholgehalt besitzen und daher zum Verschneiden sich nicht eignen , so bekommt man sie meist in unvermischtem Zustande zu trinken .

Kolubara , von Yelitza , von Jupa und von Urania . Die grösste räumliche Ausdehnung nehmen die Rebgelände des Timokthales ein . Die wenigsten Rebenpflanzungen gibt es im Kreise Uschitze (0,0007 ha Weinland auf 1 qkm) , ferner im Drinathalkreise (0,15 ha auf 1 qkm) , in den Kreisen Waljewo (1,52 ha auf 1 qkm) und Schabatz ( 1,71 ha auf I qkm ). Die meisten und ausgedehntesten Rebgelände weist die Umgegend von Negotin auf (13-38 ha auf 1 qkm) ; nicht unbedeutend sind auch die Weingärten der Kreise von Nisch (7,82 ha auf 1 qkm), Pirot ( 6,94 ha auf 1 qkm) , Knjaschewatz (6,66 ha auf 1 qkm ) und Smederewo (6 ha auf 1 qkm). Die oben genannten Landstriche schliessen eine Gesamtbodenfläche von 80 336 ha ein , welche mit Wein bepflanzt sind. Man welchen nimmt den durchschnittlichen Ertrag I ha jährlich an Wein liefert, auf 15 hl an ; zuweilen beläuft sich derselbe auch bis auf 18 hl.

Die schwersten Weinsorten liefern die NegotinTrauben , welche beim Keltern einen tief-schwarzblauen Saft geben, der, nachdem er einige Zeit gestanden ist, die Farbe des Rums annimmt und wie Dessertwein schmeckt . Die Haupteigenschaften des Negotin -Weines sind Stärke , Fülle und Kraft , ein Bouquet voll Tannin , Milde des Geschmackes und Feuer . Diese Eigenschaften machen die Traube zu einer im hohen Grade gesuchten Ware , schon aus dem Grunde , weil dieselbe zur Beimischung für leichtere Sorten ganz vorzüglich sich eignet. Trotz der fast mehr als sehr primitiven übrigens weiter Art der Zubeoben bereits näher geschilderten 1) Also nahezu ebensoviel wie in Griechenland oder in den Vereinigten Staaten, deren mittlere jährliche Weinproduktion 1 500 000 hl beträgt ; und Algier mit 800 000 hl wird demnach von Serbien (fast) um die Hälfte übertroffen.

Der Weinbau Serbiens . 136 reitung ist der Negotin -Wein nach drei Jahren völlig trinkbar. Mit Rücksicht darauf, dass er leicht transportabel ist , versendet man ihn auf weite Entfernungen. Die sog. Jupa-Weine, welche in der Gegend von Kruschewatz und Kraljewo, auf den Thalrändern des Ibar und der Goliskischen Morawa wachsen , sind

Seiner

Zeit ist Serbien

ebenfalls der Berner

Phylloxerakonvention beigetreten ; das Land ist von den Angriffen der Reblaus nicht verschont geblieben , doch hat man einer weiteren Verbreitung des verheerenden Insektes Einhalt zu thun vermocht. Die Regierung hatte zu diesem Zwecke der Skupschtina in jener Zeit ein Gesetz mit sehr strengen ein-

etwas herber als die vorher angeführten NegotinWeine und nicht so alkoholhaltig . DieWeine von Nisch sind leichter, milder und spritloser. Auf den am meisten der Sonnenwärme ausgesetzten Rebhügeln des Nischer Bezirkes wächst eine Traube, aus welcher ein leicht

schlägigen Bestimmungen vorgelegt , welches auch von der damaligen Versammlung der Landstände sanktioniert worden und zu Anfang des Jahres 1883 in Kraft getreten ist .

petillierendes , anregendes Getränk gewonnen wird . Der vornehmste und erste Platz unter den Weinen

Genüge hervor , dass es dem von Natur so bevorzugten und reichgesegneten Weinlande bislang an

Serbiens gebührt aber entschieden dem Gewächse, das die Gegend , in welcher die Wiege der serbischen Freiheit stand , das die Schumadija hervorbringt. In diesem Weine vereinigen sich alle jene Eigenschaften , deren ein gesundes und kräftigendes Getränk bedarf. Auch in seiner äusseren Erschei-

rationeller Behandlung und Ausbeutung der Frucht des Weinstockes gebricht und im besonderen auch der Abgangsprodukte (Druse , Trester , Ranken , Blüten und Blätter) , wodurch sehr leicht eine Doppelernte aus dem Keller gehen könnte und dabei würde

nung präsentiert sich der Schumadija -Wein in der vorteilhaftesten Weise. Schliesslich sei noch der Dinjka (roter Traminer) Erwähnung gethan , deren Traube hier grosse, dort kleine Beeren trägt, die aber ebenso wie die übrigen Rebensorten nirgends selbständige Pflanzungen bildet, noch in stärkerem Maasse verbreitet ist, so dass also alle übrigen Sorten im heutigen Weinbau von keinerlei Bedeutung sind. Der Alkoholgehalt

der serbischen Weine ist

nicht unbedeutend und beträgt beispielsweise bei den besten Negotiner Sorten 13 % (nach dem Gewicht gerechnet) . (Bekanntlich sind alle Weine , welche mehr als 14 % Alkohol nach Tralles enthalten , durch Cognak oder Sprit verstärkt, da durch Gärung nicht mehr als 14 % resultieren .) Der Zuckergehalt stellt sich im Durchschnitt auf 18 % . Im allgemeinen kann man sagen, dass die roten Weine Serbiens als diejenigen von feinerem Bouquet gelten, und dass , was ihre Gesamtqualität anbelangt , dieselben guten französischen Rotweinen ebenbürtig an die Seite zu stellen sind . Eine Eigenschaft, welche dieselben ganz im besonderen mit diesen letzteren teilen , ist die schon hervorgehobene grosse Milde Was dieselben von den und der Tanningehalt. Weinen, welche im südlichen Ungarn wachsen, vorteilhaft unterscheidet , das ist der reine Geschmack und das Freisein von erdigen Bestandteilen, die den Trauben mancher Weinstöcke Ungarns, Siebenbürgens und Rumäniens eigentümlich sind . Alle serbischen Weine vertragen den Transport in das Ausland. Früher machten verschiedene aus dem Inneren des Landes stammende Weine eine Ausnahme, weil dieselben in Schläuche eingeschlossen auf steinigen Gebirgswegen in das Donauthal hinAber durch die Erausgeführt werden mussten . bauung der neuen Bahnlinie Belgrad-Nisch sind diese Misstände zum grössten Teile beseitigt und die Ausfuhr so ziemlich allgemein zugänglich gemacht .

Aus all den angeführten Thatsachen geht zur

die Qualität angenehmer , gesünder und preiswerter sein ; ebenso würde auch an Arbeit, Zeit und Lagerraum erspart werden, da der Wein in kürzerer Zeit versand- und flaschenreif wäre. Ihre Weine durch Kunst zu veredeln - denn mehr dadurch , als durch lokale Einwirkung der Natur ist der Ruf und das Renommee verschiedener - haben die serbieuropäischer Sorten entstanden schen Rebbauern bislang nicht verstanden , wohl aber wurden ihre Produkte auf krummen Wegen in die Keller der Klügeren geholt , verbessert und unter beliebten Etiketten für hohe Preise verkauft. Nachträglich kommt uns noch eine offizielle, im Laufe vorigen Jahres in Belgrad in der Staatsdruckerei des Königreiches Serbien erschienene serbische Broschüre zu Händen , betitelt » Weinbaustatistik in dem Königreich Serbien für das Jahr 1889 « , nach amtlichen Quellen zusammengestellt und bearbeitet von Bogoljub Jowanowitsch (mit zwei Karten) , welche für das in Rede stehende Thema nicht uninteressant ist . Wenn dieselbe in der Hauptsache auch nichts Neues und keine wesentlichen Unterschiede aufweist , da ihre Angaben ja kaum zwei Jahre weiter heraufreichen , als die in vorstehender Abhandlung herangezogenen authentischen Quellennotizen, so verdient sie doch schon deswegen allein besondere Beachtung , weil die Schrift einen erfreulichen Beleg dafür bietet , in welch hohem Grade man an maassgebender Stelle diesen für das Land so bedeutsamen Erwerbszweig und so wichtigen Teil des Volkswohlstandes zu schätzen und würdigen begonnen hat. Der dem Titel entsprechend fast ausschliesslich statistischen Darstellung des sachkundigen Verfassers entnehmen wir die nachstehenden interessanten ergänzenden Daten : Die Zahl der Weinbergbesitzer ist vom Jahre 1869, wo die erste offizielle statistische Aufzeichnung stattfand , bis zu jener vom Ende des Jahres 1884 von hat sich also ge162487 auf 325 336 gestiegen

Das britische Guiana.

137

radezu verdoppelt -

und zwar in 528 Gemeinden , | punkte mehr, so dass es in dieser Beziehung füglich . bei den obigen Ausführungen sein Bewenden haben wobei auf eine Gemeinde 82,02 ha , auf einen Bekann . sitzer durchschnittlich 0,27 ha kommen . Mit Rücksicht auf die einzelnen Kreise weisen, von der Stadt Belgrad abgesehen ( 1,14 % ) , die Kreise Podrinje und Das britische Guiana. Tschatschak ( 11,51 bzw. 21,77 %) den geringsten Von H. Greffrath (Dessau) . Prozentsatz auf, Knjaschewatz und Crna Reka daDie britische Kronkolonie Guiana umfasst nach gegen den höchsten (88,58 bzw. 86,03 % ). Die mittlere Höhe übersteigt der Prozentsatz in zwölf | officieller Angabe einen Flächeninhalt von 282 288 qkm . Kreisen, während er in den übrigen hinter derselben Man darfindes nicht vergessen, dass der schon 14 Jahre zurückbleibt . Auf Stadt und Land verteilt sich der dauernde Grenzstreit mit Venezuela noch immer nicht Prozentsatz in der Weise, dass auf erstere 23,67 % treffen , auf letzteres dagegen 56,10 % . Der erwähnten statistischen Feststellung der Bevölkerung und des Gesamtvermögens zufolge waren im Jahre 1884 So 335,98 ha der Bodenfläche des Landes mit Wein bepflanzt , wovon 64 808,46 ha auf die alten Provinzen trafen ; im Jahre 1867 betrug die Ausdehnung des Reblandes nur 410690 Motiken oder 34854,72 ha , somit sind es im Jahre 1884 29935,74 ha mehr gewesen. Vergleicht man diese Zahlen jedoch mit jenen vom Jahre 1889, so ergibt sich, dass in diesem

geordnet ist.

Jahre (wohl grösstenteils infolge des grossen Schadens und der traurigen Verwüstungen der im Jahre 1882 zum erstenmal aufgetretenen Phylloxera , von welcher bisher nur die Kreise Waljewo , Podrinje , Rudnik ,

nialamt in London auf dessen Besitz jetzt nicht verzichten zu wollen .

Wranja und Pirot verschont geblieben sind) in den alten Provinzen jenes Plus gegen 1867 bereits auf 2064,51 ha herabgesunken war. Indessen kam jene Vermehrung der Fläche des Rebgeländes in der bezeichneten Periode lediglich acht Departements zu

bestand aus 12 166 Portugiesen, 4558 anderen Europäern, 105 463 Ostindiern, 3714 Chinesen, 3433 afrikanischen Negern , 112155 westindischen Negern , 29029 gemischter Rasse , 7463 Rothäuten und 347 ohne nähere Angabe.

gute , in den übrigen war im Gegenteil ein RückAuf die von den Türken gang zu konstatieren . neu gewonnenen Grenzgebiete von Nisch , Pirot, Wranja u . s . w. kamen zu dieser Zeit 8385,59 ha . Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl kommt in Ser-

noch Urwald , in den einzudringen bisher nur von wenigen versucht ward. Ueber ihren Wert lautet das Urteil verschieden . Ein officieller Bericht vom

bien im Durchschnitt auf 48 Einwohner 1 ha Weinland ; im einzelnen im Kreise Krajina schon auf 20 , während in dem von Podrinje erst auf 311 und im Stadtgebiet von Belgrad vollends erst auf 326 Einwohner ; das Departement Uschitze hat bekanntlich Was Wachstum und Gegar keine Weinberge .

Es handelt sich dabei um die Frage,

ob das östliche Ufer des Essequibo R. im Nordwesten die Grenze bilden solle , in welchem Falle der Kolonie Guiana ein beträchtliches Areal verloren ginge. Vor etlichen Jahren machte England den Vorschlag , aus dem Gebiete am linken Ufer des Essequibo R. eine neutrale Zone zu bilden , es kam aber nicht dazu . Da das bestrittene Terrain von englischen Explorern auf deren Kosten erforscht ward und durch die Entdeckung von Gold am Essequibo u. s. w. einen hohen Wert hat, so scheint das Kolo-

Nach dem Census vom 6. April 1891 zählte die Bevölkerung von Guiana 278 328 Köpfe und

Der bei weitem grösste Teil der Kolonie ist

Jahre 1891 spricht sich dahin aus : >>Das Innere ist unbekanntes Land, dessen Wälder so düster und finster sind , wie die des dunkelsten Afrika , und dessen Boden zwar Gold und andere Hilfsquellen bergen mag, aber dessen Klima an den Einwanderern Verrat übt und den nach Reichtum Suchenden ein frühes Grab bereitet. Die durch-

deihen der Weine und die jährliche Produktion anbelangt , so nimmt in dieser Hinsicht die erste Stelle der Kreis Wranja ein, wo 1 ha Rebgelände jährlich ein Erträgnis von rund 28 % hl Wein liefert ; her-

schnittliche jährliche Rate der Sterblichkeit in 13 Jahren ergibt 37,7 auf je 1000 der Bevölkerung. Ob diese Wälder je gelichtet und ob Städte und Dörfer an den Flüssen , die das Land durchziehen , entstehen

nach kommt das Departement Knjaschewatz und Bei einem erst nach diesem jenes von Krajina . von Sorten) mittle (der ren Durchschnittspreis 23 Dinar für 1 hl ( 1889 ) repräsentiert die Weinproduktion eines Jahres den immerhin nicht un-

und blühen werden, ist ein Problem, welches allein die Zukunft lösen kann. Zur Einführung in die mitteleuropäische Zeit und führt in klarer, gemeinverständlicher Darstellung die astronomischen Grundsätze vor , auf denen die Festsetzung einer Normalzeit für ein grösseres Land beruht. Der Verfasser legt besonderes Gewicht auf die Vereinheitlichung der Eisenbahnzeiten , von der auch Moltke bei seiner berühmten Reichstagsrede ( Ausland 1892 , S. 77 ) ausgegangen war , und führt u . a . an , dass die Vereinigten Staaten , in deren Grenzen noch vor zehn Jahren nicht weniger denn 49 verschiedene Eisenbahnzeiten existierten , die Regelung nach sog. Stundenzonen¹) geradezu durchführen mussten. Er erörtert dann die Folgen, welche die Erhebung des um 15 ° von Greenwich abstehenden Hauptkreises zum Normalmeridian nach sich ziehen musste, prüft die Einwände, welche von den Anhängern der Weltzeit gegen die neue Einrichtung erhoben wurden , und gibt endlich sehr beachtenswerte Ratschläge dafür , wie von den Bewohnern des äussersten Ostens und Westens des Reiches die unleugbar vorhandenen Unannehmlichkeiten abgeschwächt werden können . Nahe in Verbindung mit diesem ersten steht der zweite Vortrag »Ueber Stundenzonenzeit und Weltzeit « . Wir können uns den Schlussfolgerungen des Verfassers nur anschliessen, welche dahin gehen , dass eine für den ganzen Erdball einheitliche Zeit zwar wissenschaftlich gerechtfertigt erscheinen kann, den Handel und Verkehr hingegen mehr in nachteiliger als in vorteilhafter Weise beeinflussen dürfte.

Geschichte der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig 1743-1892 . Von E. Schumann. Danzig 1893 . Kommissionsverlag von W. Engelmann in Leipzig . 9 Tafeln. VII und 149 S. gr. 8 °. In dieser Festschrift , welche die Frucht so mühevoller Quellenstudien ihres Verfassers ist , wird man auch sehr viele für eine Geschichte der wissenschaftlichen Erdkunde in Deutschland verwertbare Materialien antreffen , und deshalb wollten wir nicht unterlassen , unsere Leser auf den vielseitig anregenden Inhalt der Schumannschen Arbeit aufmerksam zu machen. Am 2. Januar 1743 hielt die Danziger Gesellschaft ihre erste ordentliche Sitzung ab. Männer wie Gralath , der Elektriker, Hanow , der Untersuchungen über den Salzgehalt der Ostsee anstellen liess , Reyer , der als der erste Deutsche sich für Phänologie interessierte , sorgten gleich dafür , dass der junge Verein sich eine angesehene Stellung erwarb ; es ward eine Sternwarte begründet , auf welcher der wackere Koch lange Jahre thätig war ; hochherzige Stiftungen ermöglichten die Ausschreibung von Preisaufgaben , von denen wir nur Hansens Abhandlung über den Foucaultschen Pendelversuch hier anführen wollen. Für die Landeskunde des Danziger Gebietes wurde manches geleistet , so z. B. über die Bernsteinfunde alles Wissenswerte zusammenzustellen gesucht , und Conwentz hat die in diesem Sinne unternommenen Forschungen von Aycke als sehr verdienstvolle bezeichnet. Man wird beim Durchlesen des langen Namenverzeichnisses auf viele Namen stossen, deren Träger aus der Geschichte der Naturwissenschaft und speciell der physikalischen Geographie bekannt sind , und der Verfasser hat es, soweit nur möglich , durch Beibringung der litterarhistorischen Daten uns ermöglicht , bei jeder Persönlichkeit uns auch ihrer Leistungen zu erinnern. --- Zu S. 78 sei bemerkt , dass die zumal an Petrefakten reiche Sammlung des Naturhistorikers J. Th. Klein den Grundstock zu dem Naturalienkabinette der Universität Erlangen abgegeben hat und zum Teile dort noch vorhanden ist.

>> Der Karlsruher Meteorologe Philipp Friedrich Stieffel ( 1797-1852) « bildet den Gegenstand des dritten Vortrages. Stieffel lehrte alle möglichen Fächer am polytechnischen Institute der badischen Hauptstadt und begann dortselbst seit 1826 regelmässige und genaue Aufzeichnungen über den Stand der Witterung zu machen , aus denen er dann mit der Zeit prognostische Regeln herzuleiten vorhatte. Er gedachte die Meteorologie , die zunächst noch nichts weiter war als ein Zweig der allgemeinen Statistik, auszubauen zu einer » Meteoromantie, d. i. zu einer Vermutung der künftigen Witterung aus der vergangenen « , und dabei dachte er klar genug, um dem Monde keinen irgend erheblichen Einfluss auf das Wechselspiel unserer Lufthülle zuzuschreiben. Der Versuch , ein » Monatsblatt der künftigen vermutlichenWitterung « herauszugeben , konnte natürlich im Jahre 1843 um so weniger gelingen, als ihn auch heute noch , wo wir doch viel weiter gekommen sind, kein Mensch mit Aussicht auf Erfolg unternehmen könnte ; auch der Gedanke, » Witterungstypen « für die einzelnen Jahreszeiten ausfindig zu machen , war im besten Falle damals ein verfrühter. Immerhin wird Stieffels Methode auch von J. van Bebber » als schon mehr den Fortschritten der Wissenschaft entsprechend « bezeichnet , und vor allem ist dem bescheidenen Manne nachzurühmen , dass er in einer Zeit, in der unter den Männern der offiziellen Gelehrsamkeit Herr Treutlein führt dafür drastische Belege an der meteorologische Nihilismus Mode war , mutig an der Möglichkeit einer ausübenden, und zwar nicht astrometeorologischen, Witterungskunde unentwegt festhielt. Und darum muss man es dem Vortragenden Dank wissen , dass er das Gedächtnis eines in seiner Art sehr verdienstvollen Forschers durch seine unparteiische Lebensskizze wieder zu Ehren gebracht hat. S. Günther.

Vorträge, gehalten im Naturwissenschaftlichen Vereine zu Karlsruhe von P. Treutlein , Professor am Gymnasium zu Karlsruhe . Karlsruhe 1892. Druck der G. Braunschen Hofbuchdruckerei . 90 S. gr. 8 °. 1) Dr. Bessels hat im Leben mancherlei Unglück erfahren müssen. Hier im Tode nun wird er noch das Opfer einer Tautologie, denn er wurde, wie wir vernehmen, im Friedhoff cemeterys zu Heidelberg beerdigt . Solche Missverständnisse sollten in einer so geachteten Publikation doch eigentlich nicht vorkommen.

1) Das verzweifelte Dilettantenwort Stundenzonen hat sich leider jetzt auch bereits in wissenschaftlichen Kreisen so fest eingebürgert, dass an seine Ausmerzung wohl kaum mehr gedacht werden kann. Offenbar ist es aus dem Geschäftsbetriebe der Telegraphen- und Eisenbahnbehörden einfach herübergenommen worden , allein in diesem entspricht auch eine Zone völlig dem, was die Geometrie unter jenem Begriffe versteht, nämlich einem von zwei parallelen Kreisen eingeschlossenen Stücke der Kugelfläche . Eine >Stundenzone dagegen ist und bleibt ein von zwei grössten Kreisen begrenztes Kugelzweieck , und es sollte deshalb im Sinne einer vernünftigen Namengebung gegen die unglückliche Bezeichnung so entschieden wie mög lich Einsprache erhoben werden. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

AUSLAND

DAS

Wochenschrift

für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von SIEGMUND GÜNTHER.

Jahrgang 66, Nr. 10.

Stuttgart, 11. März 1893.

Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postämter.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Landwirtschaftliches aus São Paulo . Von Henry Lange (Berlin) . S. 145 . - 2. Der Regenfall in den Niederlanden. Von H. Zondervan (Bergen-op-zoom). S. 149. - 3. Die Entstehung der Welt und das Wesen des Menschen nach chinesischer Anschauung. Von Franz Kühnert (Wien) . S. 151. -- 4. Die Nekropole von Memphis . Von Paul Pasig (Leipzig). S. 154. - 5. Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika. Von L. Hösel (Leipzig) . (Schluss. ) S. 155 . 6. Geographische Mitteilungen. (Henry F. Blanford ; Die erste Landesaufnahme im Hochstifte Bamberg um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts, vorläufige Mitteilung.) S. 158. 7. Litteratur. (Köppen ; Fees.) S. 159 . Landwirtschaftliches aus São Paulo .

romanischen Rasse an ; diese gingen Verbindungen mit Indianern und Negern ein und zeigen in ihrer

Von Henry Lange (Berlin). Brasilien ist

ein wunderbares Land ; fast so

Selbstschätzung den später eingewanderten Deutschen und Italienern gegenüber einen ihnen schlecht

stehenden Nativismus. Es gibt aber auch löbliche gross wie Europa , 8337 218 qkm (Europa hat 0 9923415 qkm) , breitet es sich zwischen 5 ° 10' | Ausnahmen , wie der gelehrte Professor , Dichter nördl. Br. und 33 ° 45 ' südl. Br. aus ; trotz des und Philosoph Tobias Barretto de Menezes ¹ ) , schönen Klimas und im allgemeinen guten Bodens obgleich Quadrone , von dem Sylvio Romero ist das Land nur sehr schwach bevölkert : man sagte , er sei ein echter typischer Brasilianer , der mit Leib und Seele zum Germanentum übergegangen schätzt die Bevölkerung auf 14 002 335 Seelen ; ich war. C. von Koseritz sagt in seiner Biographie sage, man schätzt die Bewohnerzahl , da eine zuverlässige Aufnahme der eigentümlichen Verhältnisse wegen noch nicht durchgeführt worden ist. Bleiben wir bei dieser Zahl stehen , so beträgt die Dichtigkeit auf 1 qkm 1,67 oder allerhöchstens 2 , während in Europa auf 1 qkm 33 Seelen kommen . Bekanntlich war das Kaiserreich Brasilien in

20 Provinzen geteilt ; diese Einteilung ist auch nach der Revolution vom 19. November 1889 beibehalten , aber die Provinzen wurden Staaten, und das Reich erhielt die Bezeichnung : » Vereinigte Staaten von Brasilien« . Mehrere von den Staaten befinden sich noch im Zustande der Wildnis und sind uns zum Teile weniger bekannt als Afrika. Ein deutscher Forscher , Prof.

Dr. von den Steinen , fand auf seinen Expeditionen 1884 und 1887/88 am Xingú im Binnenstaate Matto Grosso Völkerschaften , die von der Existenz des weissen Mannes noch nichts wussten . Dr. P. Ehrenreich, der in den letzten Jahren Brasilien durchforschte, sagt ¹) : >>Bis heute war Brasilien in ethnologischer Beziehung eines der unbekanntesten Länder. > Die Frucht seiner Studien war die tiefste Verehrung des deutschen Wissens und die Ueberzeugung , dass seinem Vaterlande nur Heil erwachsen könne, wenn es das französische Flittergold fallen liesse und sich befleissige , deutsche Bildung zu erlangen , deutsch zu denken und zu schaffen. Fragen wir uns , welches waren denn schliesslich die wirtschaftlichen Resultate jener Arbeit der deutschen Kolonisten auf den Fazenden (Plantagen der Grossgrundbesitzer) für diese selbst , so treten uns ganz überraschende Resultate entgegen. Die grosse Mehrzahl der einstigen Kolonisten und deren Söhne sind selbständige Eigentümer von kleinen Landgütern oder haben sich in den Städten als Kaufleute niedergelassen . Gar manche von ihnen leben jetzt von ihren Renten , und fast alle führen ein durchaus behagliches Dasein«< 2). Die kirchlichen und staatsbürgerlichen Verhältnisse für die Eingewanderten haben sich nach der

geben . Diese Idee war nicht so neu , denn schon vor 20 Jahren trug man sich in Brasilien mit diesem Gedanken. Der frühere Gesandte Herr Baron von Jaurú war 1873 von seiner Regierung beauftragt, Schritte zu thun, um sich in Deutschland nach geeigneten Kräften umzuschauen . Aufgefordert , ihn bei seinen Bemühungen zu unterstützen , sind wir mit den Hochschulen von Bonn (Poppelsdorf) und Halle a . S. , ja in Berlin mit einzelnen Herren in Verbindung getreten , unsere Bemühungen verliefen damals resultatlos. Glücklicher waren im Jahre 1887 Antonio da Silva Prado und Dr. Rodrio da Silva , indem es ihnen gelang , eine landwirtschaftliche Versuchsstation zu Campinas in der Provinz , dem jetzigen Staat São Paulo zu begründen und eine vorzügliche Kraft in der Person des Herrn Prof. Dr. Dafert als leitenden Direktor zu gewinnen. Prof. Dafert hat seine Erfahrungen in einer

Verfassung der Republik gebessert. Die gegenwärtige Diktatur wird durch normale Zustände bald beseitigt werden. Der Staat São Paulo schliesst sich nun den

längeren Abhandlung ¹ ) bekannt gegeben , der wir hier einiges entlehnen. » Der Paulister Landwirt kennt nur gemässigten

südlichen Staaten Rio Grande do Sul, Santa Catharina und Paraná als Ziel deutscher Auswanderung an. Der Staat São Paulo nimmt unter den brasilianischen Staaten bezüglich der Bevölkerung ( mit etwa 1 306 272 Einwohner) den dritten Rang ein, in Betracht der Bodenoberfläche ( 240 876 qkm³ ) ) und

Raubbau , von einigen kleinen Gutsbesitzern in der Nähe grosser Niederlassungen abgesehen . Wie eine nähere Betrachtung des Landes unzweifelhaft ergibt, ist im grossen und ganzen diese Richtung vorläufig wirtschaftlich vernünftig. Das wichtigste Erzeugnis in São Paulo ist der Kaffee. Er gedeiht am besten

Dichtigkeit der Bevölkerung (4,5 Einwohner auf 1 qkm) die achte Stelle ein. In Preussen kommen auf 1 qkm 86 Einwohner, im Königreich Sachsen sogar 233 Ein-

auf frostfreiem, frisch gerodetem Waldboden, an dem auch jetzt noch, und namentlich tiefer im Binnenland, durchaus kein Mangel ist. Die landlords' der

wohner auf 1 qkm . Räumlich mit dem preussischen Staate verglichen , ist São Paulo um 47 471 qkm kleiner , das ist etwa ein Gebiet wie die Provinz Ostpreussen mit dem östlich von der Weichsel liegenden Teil von Westpreussen . Die >>Paulisten« sind von alters her als unter-

Provinz haben bei Zeiten ungeheuere Gebiete fruchtbarer Erde , ersessen oder erworben . Güter , deren Ausdehnung die mehrerer deutscher Fürstentümer bei weitem übertrifft , sind damals für unglaublich niedere Preise (oft 1 Milr. die Alqueire 2 ) zu haben gewesen. Heute dürfte es nur noch auf dem Wege der Familienbekanntschaft oder noch tiefer in den

nehmende , thatkräftige Menschen bekannt, ihre Hauptnährquelle bilden der Ackerbau , die Bodenerzeugnisse. Um die Bodenerzeugnisse auf den Markt schaffen zu können , bedarf man guter Transportwege , und diese sind zum Teil geschaffen worden , indem man ein schon recht ausgedehntes Eisenbahnnetz hergestellt hat.

, terras des conhecidas möglich sein , ähnliche Ländereien zu kaufen. Auch dann wird die Forderung eine höhere sein , als ehedem , denn man hat jetzt

Das wichtigste Erzeugnis der Landwirtschaft ist

Erfahrung in diesen Geschäften auf Zeit . Verlegt der glückliche Besitzer von ,terras novas (unkultiviertes Land) aus Not oder Berechnung den Ort seiner Thätigkeit von dem alten , väterlichen Gute

1 ) Henry Lange , Südbrasilien , Leipzig 1885 , S. 231 . 2) Karl Kärger , Brasilianische Wirtschaftsbilder, Berlin 1889, S. 318. 3) Die Oberfläche Italiens, nur das Festland, 236 402 qkm.

1) F. W. Dafert , Die Landwirtschaft São Paulos , Landwirtschaftliche Jahrbücher , 19. Bd ., Berlin 1890 . 2) 1 Milr. = 1000 Reis - 2 Reichsmark, bei dem gegenwärtigen Kurs weniger. Alqueire ist Flächenmaass ( = 24 200 qm) .

Landwirtschaftliches aus São Paulo.

mit seiner relativ hohen, aber altersschwachen Kultur nach dem fernen jungfräulichen Boden der , municipos novos , so vermehrt sich zwar der Frachtpreis zur Küste, aber damit Hand in Hand auch der Ertrag.Weizenböden erster Klasse« wie in Deutschland hat Dafert nicht angetroffen , er setzt hinzu , aber auch keine besonders unfruchtbaren Proben. Eine Abhängigkeit der Kaffeekultur von der geologischen Beschaffenheit ist in São Paulo ebenso wie überall vorhanden , aber nur innerhalb engster Grenzen erkennbar. Der Untergrund und die klimatischen Verhältnisse sind maassgebende Faktoren . Während die europäische Landwirtschaft den Acker nur oder doch hauptsächlich oberflächlich ausnutzt, erschöpft der Kaffee vermöge seiner Pfahlwurzeln

nutzt den Kot seiner Kühe zum Düngen der Kaffeeberge. Der Waldboden scheint in Brasilien durchweg sich für den Ackerbau besser zu eignen, als das Kampland. Soweit wir die deutschen Niederlassungen ver-

>>Zur Prüfung der Bodenbeschaffenheit auf Tauglichkeit für bestimmte Kulturen dient ganz allgemein

folgt, finden wir den deutschen Kolonisten vorwiegend dort, wo früher Wald gestanden hat . In Rio Grande

ein Verfahren , das mit der Bonitierung nach wild Der Jacaré wachsenden Pflanzen identisch ist.

do Sul und Santa Catharina, wo die Deutschen blühende Niederlassungen geschaffen haben , ist es

(Acacia , sp. ) , der Suarantão (Ymira , sp . ) und die Catanduva sind Bäume , welche Wassermangel und daher »terras seccas« anzeigen. Paò d'Alho S ( e-

den Acker in den tieferen Schichten .

der Wald , in dem sie ihre erste Hütte gebaut. In Paraná , wo man den Kamp besiedeln wollte , sind keine so guten Erfolge erzielt worden . In Espiritu Santo, wo sich auch bereits vor 20 Jahren Deutsche als Kaffeebauer niederliessen , wurde ebenfalls der Wald gewählt , und in São Paulo finden wir die ertragsfähigen Kaffeegüter auf dem Waldboden .

guiera alliacea Mart. ) , Urtica astuans Jacq . und Jangada brava (Heliocarpus americanus L. ) sind Hauptleitpflanzen für gute Erden' (terras boas) . Hierher gehören vor allem : terra salmorão , mit gröberen Gesteinsbröckeln vermischt, terra massapé, ein mehr lehmiger Sandboden , und endlich die terra rosea,

Dafert sagt : »Zum Ackerbau dienen in São

welche besonders von der Figueira (Ficus dolioria

Paulo hauptsächlich ursprüngliche Waldböden, weit seltener , campos . Fast durchgehend lässt sich geologisch oder chemisch die Verschiedenheit beider gar nicht rechtfertigen . Ihr abweichender praktischer Wert muss vielmehr aus physikalischen und äusseren Gründen abgeleitet werden. Ein Vergleich der im Jahre 1886

wenn sie entweder bescheidenere Ansprüche stellt, d. h. nebenher laufen kann , oder wenn sie höheren

in den einzelnen Länderteilen vorhandenen Arbeitskräfte mit der Dauer des Kaffeebaues und der Be-

Nutzen gibt , als das alte , eingebürgerte Gewächs . Keine dieser Voraussetzungen trifft beim Zuckerrohr für São Paulo zu, einzelne örtliche Ausnahmen ab-

deutung desselben lehrt , dass die alten Kreise auch dann noch die dichtest bevölkerten bleiben , wenn

gerechnet. Bei der glücklichen Eignung des weitaus grössten Teiles der Provinz zum Kaffeebau , wäre es Thorheit , einen zweifelhaften Tausch zu

Indem die Bevölkerung sesshafter war, als der Ackerbaubetrieb selbst . entstand in erster Linie in den

suchen. Auf Boden aber , welcher der Güte oder der Lage nach von geringerem Werte ist und unter ungünstigeren Bearbeitungsverhältnissen gibt das

europäischen Nachschub gehoben werden musste. Dieser Umstand und nicht die Aufhebung der Sklaverei gebot energisch die Heranziehung neuer Arbeitskräfte . >Milho« der Paulisten genügt ja gleich-

mässig den Hauptbedürfnissen der Menschen und der Tiere. Der Mais ist auch das heimatliche Nahrungsmittel der Italiener, und von allen von Europa kommenden Einwanderern wird der Italiener sich in diesem Staate am meisten heimisch fühlen. Ueber den Umsatz und Gewinn landwirtschaftlicher Produkte entlehnen wir Dafert das folgende : Kaffee.

Der Umsatz verteilte sich 1886

durch den Hafen von Santos ausgeführt durch die Linha Dom Pedro II. ausgeführt im Lande verbraucht

150008 000 kg 3 000 000 "" 16 800 000 99

insgesamt 169 808 000 kg. Baumwolle. Die Gesamterzeugung wird zwischen 6000 000 bis 8000 000 kg betragen .

Tabakbau wird vorzüglich in Apiahy, Araçariguama, Araraguara, Batataes, Belém do Descalvado, Bom Suicesso , Cajurú , Carono da Franca , Franca do Imperador , Itapetininga , Jaboticabal , Jahú , Mocóca , Natividade , S. Manoel do Paraiso , S. Sebastião , Tijuco Preto , Una, Piedade , S. Cruz do Rio

die Grundbedingung ihrer früheren Blüte verschwand.

neuerschlossenen Gebieten Arbeitermangel, der durch

gelegentlich verstimmt durch innere oder äussere Ursachen. « Doch fehlt es in São Paulo , wie in ganz Brasilien , an Fachschulen. Dem Mangel an Arbeitskräften ist die Landesregierung bemüht , abzuhelfen , indem sie die Einwanderung in grossem Maasstab begünstigt. Die Unvollkommenheit der Verkehrswege ist ein sehr grosses Uebel , dem durch Eisenbahnbauten allein nicht abzuhelfen ist . Es müssen gute Landstrassen geschaffen werden , und mit diesen hängt der Brückenbau in Verbindung. Auch die allgemeine Landesvermessung und Katasterarbeiten liegen im argen. In der Landesvermessung hat São Paulo einen erfreulichen Anfang gemacht . Unter der Leitung eines vorzüglich dazu berufenen Gelehrten , Prof. Dr. Orville A. Derby , ist eine Kommission für die geographische und geologische Aufnahme des Staates São Paulo gebildet . Diese Kommission hat bereits eine grosse Thätig-

keit entwickelt. Es liegen uns mehrere recht wertvolle >>Boletims Commissão geographica e geologica do Estado de São Paulo« vor , wie : »> Considerações geographicas e economicas sobre o Valle do Rio Paranapanema>Exploração dos Rios Itapetininga e Paranapanema« . 25 Kartenblätter im Maasstab von 1 : 50000 und mit einer Karte im Maasstab von 1 : 1 000 000,

Der Regenfall in den Niederlanden . dazu einen ausführlichen

Text.

-

149

>>Contribuição , kommt , treffen aufeinander in der Breite der Insel

para a Flora Paulista região campestre« por Alberto Loefgren ; von demselben Verfasser : »Dados Clima-

Texel und können, da der nördliche Strom einigermaassen kälter ist , teilweise die Ursache sein , dass

tologicos do anno 1889 « .

die nördlichen Inseln wenig Regen erhalten . Auch der Einfluss des Bodens und der Terrainbildung ¹) lässt sich hier nachspüren ; so wird man eine grosse

Ueber die Thätigkeit dieser wissenschaftlichen, geographisch- geologischen Kommission haben wir in >>Petermanns Mitteilungen « , Bd . 37 , 1891 , einen ersten Bericht gegeben ; der zweite ist im Dezemberheft im 38. Band, 1892 , zum Abdruck gekommen .

Der Regenfall in den Niederlanden .

Von H. Zondervan (Bergen-op- zoom). In der im Mai 1892 erschienenen dritten Lieferung der >>Tijdschrift van het Kon . Ned . Aardr. Genootschap

1892 hat Herr Dr. H. Tonkes in seinem

Aufsatze >» Over den regenval in Nederland> Geldersche Vallei « , während dort auch die Regenverteilung eine andere ist . Dass die Provinzen Nord- und Südholland ein Regenmaximum haben, hat teilweise seinen Grund in ihrer tiefen Lage und ihrem Wasserreichtum 2 ) . Der Einfluss der Pflanzendecke und vor allem der Wälder ³) lässt sich in den Niederlanden , wo noch immer mehr als 35 % des Bodens bewaldet sind 4 ) , unzweifelbar ebenfalls an verschiedenen Stellen nachspüren, wiewohl Tonkes es noch nicht für geraten hält , hierauf tiefer ein-

nur >>Freunde der Meteorologie« . Zweitens sind die Stationen nicht gleichmässig genug über das Land verteilt . Auch bestand bis vor kurzem keine

zugehen. Das dritte und letzte Kapitel ist unbedingt das weitaus wichtigste. Die Tafeln enthalten die Regenmengen, sowohl im Jahresmittel als auch nach den Jahreszeiten, von 90 Stationen. Daraus erhellt so-

Uebereinstimmung in den Udometern, ja es wurden sogar an einer und derselben Station in verschiedenen

fort , welche Unterschiede auch auf beschränktem Areale vorkommen können . So beträgt der jährliche

wissenschaftlich gebildeten Personen , sondern meistens

Zeiten verschiedene Messgläser verwendet, während dieselben auch nicht überall in gleicher Höhe über dem Boden angebracht waren. Dabei ist die Zahl der Jahre , während welcher Aufzeichnungen stattgefunden haben , lange nicht überall dieselbe , sie beträgt an manchen Stationen nur fünf Jahre. Auch wurden die Beobachtungsreihen an einigen Stellen dann und wann , oft während längerer Zeit , unterbrochen. Aus des Verfassers Betrachtungen erhellt denn auch, wie er selber sagt, » dass die erhaltenen Resultate nicht unbedingt vertrauenswert sind « . Manche bis jetzt nicht zu lösende Frage findet vielleicht in einem der erörterten Fehler bei den Beobachtungen ihre Erklärung. Im zweiten Kapitel bespricht Dr. Tonkes , der dabei (wie im ganzen) zu einem grossen Teile auf einer Arbeit des Herrn Engelenburg ) fusst, sich

mittlere Regenfall in : Lemmer . Vlieland Zuidbroek Vlissingen Midsland

557,4 mm 565,0 573,2,1 583,3 11 591,0

Dagegen in : Almelo Leeghwater 's Gravenzande Leiduin Arnhem

804,0 812,0 820,4 825,4 829,6

mm 11 31 17 31

Und dabei treten die Gegensätze oft in unmittelbarer Nähe auf ! So erhalten jährlich im Mittel : Amsterdam nur 698,8, Zaandam dagegen 797,6 mm Regen Scheveningen ,, 667,1 , ' s Gravensande 19 820,4 31 1) Venlo 610,8, Kessel 1) "" 729,4 11 644,4 , Arnhem 17 31 829,6 "" Wageningen Nur in einzelnen Fällen lässt sich die Ursache

aber mehr auf einen geographischen Standpunkt stellt, die Faktoren , welche auf den Regenfall eines Landes Einfluss üben können , insoweit dieselben

dieser bedeutenden Differenzen angeben, bei weitaus den meisten Abweichungen dagegen nicht. Inwieweit dieselben Fehlern bei den Beobachtungen zu-

sich in den Niederlanden nachspüren lassen . Durch seine Lage im Gebiete der Südwestwinde erhält das Land seinen Niederschlag vom Meere her. Zwei

zuschreiben sind , lässt sich leider nicht ermitteln .

Gezeitenströmungen an der Westküste , von denen die eine aus dem Süden, die andere aus dem Norden 1) Hyetographie van Nederland . Siehe unser Referat in dieser Zeitschrift, 1891 , Nr. 41 , S. 820. Ausland 1893, Nr. 10.

1) W. J. van Bebber , Handbuch der ausübenden Witterungskunde , II. A. Supan , Grundzüge der physischen Erdkunde. 2) Woeikof, Klimate der Erde, I. 3) C. E. Ney , Ueber den Einfluss des Waldes auf das Klima. 4) H. Blink , Kaart der Bosschen in Nederland , 1 : 400000. 20

Der Regenfall in den Niederlanden. 150 Auf den Karten sind diejenigen Stationen , deren Niederschlagsmenge nur einen kleinen Unterschied gegen die des Jahres oder der Jahreszeit zeigt, sowie auch diejenigen, wo diese Differenz grösser und sehr gross ist, zu Niederschlagsprovinzen zusammengefasst worden. Die Differenz zwischen den auf diese Art konstruierten Provinzen beträgt bei den vier ersten Karten jedesmal 5 mm, bei Karte V 10 mm, während die Provinzen durch verschiedene Schraffierung voneinander unterschieden sind . Karte I gibt auf diese Art die »> Regenverteilung im Winter« an , Karte II die im Herbst , Karte III die im Frühling, Karte IV die im Sommer , Karte V die im Jahresmittel , Karte VI die » Gebiete mit einem Sommerund Herbstmaximum , ausgedrückt in Prozenten der jährlichen Niederschlagsmenge «< . Eine Betrachtung der Karten lehrt sofort, dass in den einzelnen Jahreszeiten dieselben schwer oder durchaus nicht zu erklärenden Gegensätze zwischen benachbarten Ortschaften auftreten , als im Jahresmittel . Es würde zu weit führen , dies hier im einzelnen nachweisen zu wollen . Auch können wir hier nicht alle die wichtigen Schlüsse anführen , zu welchen Herr Tonkes durch seine höchst verdienstvolle Arbeit gekommen ist . Nur folgendes möge noch Erwähnung finden . Der mittlere Regenfall beträgt in den Niederlanden : Sommer Herbst im Jahr Winter Frühling 219,2 mm . 205,4 123,5 695,1 147

Im Winter

befindet

sich

ein Maximum im

ganzen Westen des Landes und ein noch grösseres in den östlichen Teilen der Provinzen Brabant , Gelderland und Overijsel , während zwischen beiden Im Herbst befindet sich ein ein Minimum liegt . Hauptmaximum an der West- und Nordküste und nimmt gegen Osten und Südosten regelmässig ab. Die Minima findet man hauptsächlich in der Gelderschen Vallei und dem Biesbosch , während sich an der Ostgrenze des Landes wiederum ein Maximum vorfindet . Diese beiden Jahreszeiten zusammenfassend , kommt Tonkes zu der Schlussfolgerung , dass , >>wenn man im Winterhalbjahr von der holländischen Küste nach Osten vorschreitet , man erst einem

wieder am tiefsten ist, geht auch jetzt von hier aus in südöstlicher Richtung in ein Maximum über, das in der Gegend von Apeldoorn und Almelo am stärksten hervortritt . Fassen wir diese beiden Jahreszeiten zusammen , so lässt sich in Bezug auf das Sommerhalbjahr die Schlussfolgerung ziehen : Die Küste ist mit Ausnahme eines Teiles der holländischen Dünengegend regenarm ; dahinter nimmt der Regenfall in östlicher Richtung zu ; er ist in Südholland schon ziemlich gross und erreicht das Maximum auf den Höhen Gelderlands ; das Maximum an der Küste ist nicht ganz verschwunden , wird aber übertroffen von demjenigen an der Ostgrenze. Was die Regenverteilung über das ganze Jahr anbetrifft, so findet man ein Maximum an der Küste Hollands und ein geringeres an der Ostgrenze in Gelderland und Overijssel, ein Minimum im Nordwesten, von den Wadden- Inseln bis Kampen, sowie auch in Limburg. Der Verfasser kommt zu demselben Schlusse , zu dem schon Engelenburg in seiner > » Hyetographie « gekommen war , dass nämlich die jährliche Regenmenge in den Niederlanden zwischen 600 und 800 mm variiert und am grössten . ist zwischen und nahe hinter den holländischen Dünenreihen .

Arnhem

erhält den meisten Regen

(829 mm), Lemmer den wenigsten (557 mm) . Aus den Tafeln, sowie auch aus Karte VI lässt sich folgern, dass es im Winter und Frühling weniger regnet als im Herbst und Sommer, dass der Winter regenreicher ist als der Frühling und dass die westlichen Provinzen ein Maximum im Herbst , die östlichen Provinzen im Sommer haben . Man kann also sagen , dass die Niederlande , obwohl es dort während aller Jahreszeiten regnet, doch in den östlichen Teilen Sommerregen , also einen kontinentalen Charakter, und in den westlichen Teilen Herbstregen, d. h. einen maritimen Charakter, haben . Der letztere ist deutlicher und schärfer ausgedrückt als der erstere . Zum Schlusse weist Dr. Tonkes noch darauf hin , dass ,

wenn S. Günther¹ )

zu der >> Zone

der vorherrschenden Sommerregen« < auf mittlerer Breite Schweden , fast ganz Europäisch-Russland und Westsibirien , den grössten Teil von Oesterreich-

Maximum , dann einem Minimum und später noch- | Ungarn und Bayern rechnet , es besser gewesen wäre, die Grenze dieses Gebietes mehr nach dem Westen mals einem Maximum des Niederschlages begegnet . >enthaltend die alten Geschlechter« , zur Zeit der grossen Oede entstand, so waren mit der Entwickelung der acht Phänomene wirklich die drei Potenzen : Himmel, Erde und Mensch vollständig. Man wird in der vorstehenden Darstellung

Zustand und die Auffassungskraft der Völker während

zuleben , könnte man die Entstehung der eigenen ersten Ideen, in ihrer Gesamtheit und mit derselben Stärke sich in die Erinnerung zurückrufen , mit der sie das für alles empfängliche und aufmerksame Kind fesselten. Leider sind es aber nur einzelne Bilder, deren Farben überdies im Laufe der Zeit verblassten , die aus jenen glücklichen Tagen unserem Gedächtnisse erhalten blieben . Das Kind zeigt uns zu jener Zeit, wo sich die ersten sprachlichen Laute über dessen Lippen drängen , deutlich , dass die Ideen des Menschen bedingt und beengt sind durch die sinnliche Vorstellung. Anfänglich ist ihm nicht selten der Unterschied von Mann und Frau gleichbedeutend mit Vater und Mutter. Auf den Armen der eigenen Mutter ruhend, die mit zärtlichen Blicken das ihr teure Wesen umfängt, streckt der kleine Weltbürger seine Händchen aus

manche Anklänge an andere Völkersagen finden, z . B. an das Zarvana akarana mit Ormuzd und

und lallt jedem vorübergehenden Manne zu : Papa. Sollten nun die Völker in ihrem ersten Entwicke-

Ahriman bei den Persern , an die Gottheiten Ra und Schut der Aegypter, an die Götter Gäa , Uranos und Pontos der Griechen, an den Riesen Ymir und

lungsstadium , wo sie reine Naturkinder darstellen , wo ihnen keine reiche Fülle von Erfahrungen und Vorstellungen zu Gebote standen, wo sie kaum noch

152

Die Entstehung der Welt und das Wesen des Menschen nach chinesischer Anschauung.

von dem grossen Gebiete sinnlicher Erscheinungen ein winziges Teilchen aufgelesen, sollten sie damals

Der Winter mit seiner Schneedecke , die alles umspannte, wo alles Lebende sich verbarg, die Tiere

schon, nur auf sich selbst angewiesen, in der Lage gewesen sein, von einer Gottheit, einer Seele, oder überhaupt einem Geistigen zu sprechen ? Nein. Erst

ihre Höhlen und Schlupfwinkel , die ersten Naturkinder von Menschen ihre Behausungen unter der Erde aufsuchten , wo kein grünender Halm , keine

aus längerer Erfahrung gelangten sie zur Einsicht, es gäbe Ereignisse in der Natur , auf die sie ohne.

lachende Flur das Menschenauge erfreute , sondern starr und öde alles erschien , war das Bild des An-

Einfluss sind , und infolgedessen Mächte , die über ihnen sind.

fangszustandes der Welt, das Bild des Chaos. Sobald die ersten Strahlen der neubelebten Sonne

Die Sonne spendete ihnen Licht und Wärme ;

die Winterdecke zum Schmelzen brachten, verliessen

doch eisigkalte Stürme vernichteten die wohlthätige Wirkung derselben. Das Feuer erwärmte sie ; schädigte aber auch ihre Erzeugnisse . Der Donner setzte sie

Mensch und Tier ihre Winterlagerstätten und erschienen auf der Oberfläche der Erde , wo die auftauenden Schneemassen alles mit ihren Gewässern

in Schrecken . Das Wasser war segenspendend für die Erhaltung ihres Lebens ; und gerade dieses Wasser bedrohte gar oft ihr Dasein, zerstörte ihren Unterhalt. Alles Seiende übte auf sie eine zwingende,

nach und nach bedeckten . Ist hier nicht das getreue Bild des Pan- ku - schi oder Hun - tun , der

Lange Zeit willen-

zur Zeit der grossen Oede entstand , der Moment, wo das Leben in der Natur , das Tai-kih , sich zu regen begann , wo sich der Unterschied zwischen

los sich diesen Einflüssen hingebend , verfielen sie,

der bisherigen Kälte und der beginnenden Wärme

wie Volney so treffend sagt, in jenem Augenblicke, wo sie sich hiervon Rechenschaft geben wollten ,

geltend machte , also aus dem Tai-kih Yang und Yim hervorgingen und um die Herrschaft stritten ? Himmel und Erde heben sich in dem weiteren

unwiderstehliche Thätigkeit aus .

der Bewunderung , und diese zwingenden Mächte in der Natur wurden für sie der primitive und grundlegende Typus des Gottesbegriffes . Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet , er-

scheinen die Thatsachen von grösster Bedeutung, dass die Chinesen die Sonne das Bild des Königs nennen , dass unter den Sternbildern , die in den ersten Zeiten unseres Erdbestandes in den Nächten um die Wintersonnenwende am Himmel sichtbar waren, eines den Namen Hiü, d. i. Grabhügel , ein anderes den Namen Jin-sing , d . i . Sternbild des Menschen , trägt ; dass der Zeitpunkt der Wintersonnenwende mit Tsse, d. i. Kind, bezeichnet wurde. Sie nannten das Sternbild , in dem die Sonne für jene ferne Epoche zu neuem Leben scheinbar erwachte , auch Kih , so diesen Augenblick mit dem First eines Hauses vergleichend, der höchster Punkt, Begrenzungspunkt und Wendepunkt zugleich ist. Ebenso beachtenswert ist es, dass der erste Mensch Pan - ku- schi auch den Namen Hun-tun , ver-

Fortschreiten der Jahreszeiten immer mehr voneinander ab. Die Helligkeit der Nächte lässt den Glanz des bestirnten Himmels schauen , die keimenden Saaten erquicken bei Tage das Auge durch ihren Anblick . Die Sonne, Tai-yang, entfaltet stetig ihre Macht bis zur heissen Jahreszeit . Nun treten Gewitter und Stürme auf, bedingt durch die Wärme , bestimmt zur Abkühlung der Luft. Yang und Yim sind im steten Wechsel . Die befruchtende Kraft des Regens bewirkt das Wachstum der Saaten . Durch sie erhält der Mensch seine Nahrung. So hängt er von den atmosphärischen Ereignissen über ihm in den Lüften und von dem Gedeihen und Spriessen auf der Erde ab .

Er steht, wohl mit eigener Macht-

sphäre bedacht, dennoch ohne direkten Einfluss auf diese Naturereignisse zwischen Himmel und Erde und bildet darum mit ihnen eine Dreiheit von Gewalten.

mischte Wassermassen , führt , und am sechzehnten

Kann man sich nach einer solchen natürlichen, nur auf dem Kreise der sinnlichen Wahrnehmung

Tage des zehnten Monates, ungefähr dem Zeitpunkte der Wintersonnenwende, während der grossen Oede , geboren wurde, nirgends aber seine Lebensdauer oder seine Regierungszeit sich angegeben findet. Alles dieses in Erwägung gezogen , führt zu

fussenden Anschauung wundern , dass die Chinesen im allgemeinen und ihre Philosophen im besonderen eigentlich nie von einem persönlichen Gotte sprechen ? Ihr Tai-kih, das der Philosoph durch wu kih rh tai-kih definiert, » ohne Aeusserstes und dabei Alleräusserstes« ,

jenem Vorbilde, jenem Modelle der Natur, dem das chinesische Volk die Entstehung der Welt nachbildete . Der Kampf ums Dasein in den Naturelementen, wie er sich im steten Wechsel der Jahreszeiten , ja selbst im Laufe eines Tages den ersten Naturmenschen darstellte, ist das Prototyp von dem Wer-

ist der Schlusspunkt des Denkens. Es ist nichts anderes, als eine Umschreibung des Kausalitätsprinzipes, jedoch nicht über den Kreis sinnlicher Erfahrung ausgedehnt. Yang und Yim sind die letzten Formen sinnlicher Wahrnehmung, die in ihrer Wechselbeziehung noch ein Etwas als Bedingendes not-

den der Welt nach chinesischer Anschauung. Einmal musste denn doch der beständige Kreislauf dieser Naturereignisse begonnen haben , und so war es für

wendig machen , das aber in sich schon den Gipfelpunkt , die Grenze der sinnlichen Wahrnehmbarkeit. bezeichnet , so dass wir also über diesen letzten Ur-

die Chinesen das Natürlichste , den ersten Wechsel der Jahreszeiten gleichbedeutend mit dem Werden der Welt zu halten.

grund nichts mehr zu sagen wissen . Ob dieser Urgrund ein persönliches , übernatürliches Sein , ob er etwas der Materie Anhaftendes sei , ist bei dem

Die Entstehung der Welt und das Wesen des Menschen nach chinesischer Anschauung.

153

chinesischen Ausdruck Tai - kih vollkommen in der | in dem, » was man das Herz von Himmel und Erde weise« und » heilig « . griffe » Würde das ganze Wesen des heiligen Menschen

sinnlichen Wahrnehmungsvermögens auf Richtigkeit Anspruch erheben können , deswegen sagt er : wu kih rh tai-kih , an diesem Punkte , dem letzten Ur-

nicht vom Urprinzipe beherrscht, so würden Gelüste und Leidenschaften zur Herrschaft gelangen ,

grunde , liegt die Grenze unserer Verstandesthätigkeit ; wir stehen sonach an der äussersten Stelle, zu

dann kaum von den Tieren unterschieden. In ähnlicher Weise bildet das Walten der Natur

welcher wir überhaupt gelangen können (tai-kih), über die es hinaus für unser Vorstellungsvermögen kein weiteres Etwas (wu-kih) gibt.

auch in den anderen Punkten den Untergrund der confucianischen Lehre . Ein scharf beobachtender

Und so liegt auch kein zwingender Grund vor, unter dem Ausdrucke Ti oder Shangti , Herrscher, oberster Herrscher , den man schon im genannten

gebenden Welt nicht entgehen liess , sondern sie vielmehr seinem Gedächtnisse einprägte , der mit feinem Takte aus bloss äusserer Auseinanderfolge

Buche der Wandlungen antrifft , ein persönliches Wesen zu denken . Eine einfache Analogie, aus dem

das innerlich wirklich Zusammengehörige anwendete, war die einzige Bedingung für eine derartige Lehre von der Weltentstehung und dem Wesen des Men-

und es gäbe kein Ideal vom Menschen , er wäre

Geist, der sich die Gesetzmässigkeit in der ihn um-

Volksleben genommen , führte zu diesem bildlichen Ausdruck . Wie nämlich der Regent unter den Menschen . Und die Tiefe des Verstandes , die uns in der chinesischen Kosmogonie und den Anfängen schen die letzte Instanz ist für ihre Lebens- und Rechtsverhältnisse , so ist das Tai-kih die letzte Indieser Philosophie in Erstaunen versetzt und uns stanz für die sinnlichen Wahrnehmungen und Erscheinungen. Da nun aber der Herrscher, sofern er Mensch , also ein Sinnliches ist , diesem Tai-kih unterliegt, gilt dieses als das zu oberst Herrschende, Shang- ti. Dem Walten und Wirken in der Natur ähnlich ist das Leben des Menschen , betrachtet in seiner Entwickelung von der Wiege bis zum Grabe. Sprechen doch auch wir von dem Frühlinge , Sommer und Herbste des Lebens ; nur der Winter hat keine rechte

zur Ansicht verleiten könnte, dass sowohl jene, die Kosmogonie, ein Geistesprodukt auf einer bedeutend späteren Stufe der Volksentwickelung sei und aus dieser, der Philosophie , die man der vollsten Blüte des Volkes für würdig hält, sich entwickelte , diese Verstandestiefe liegt einzig und allein » in dem nach innerer Zusammengehörigkeit regelmässig verbundenen Weltverlauf, die derselbe rein äusserlich abspiegelt« . Erklärlich ,

namentlich im

Hinblick

auf die

Heimstätte in diesem Bilde gefunden , natürlich ; denn der Winter ist das Abbild der düsteren Ruhe im

sprachliche Ausdrucksweise des älteren Chinesisch, ist es daher, dass in zweifelsohne so früher Zeit eine

Grabe , wo bereits das Bereich der sinnlichen Erfahrung seinen Abschluss gefunden . So waltet denn auch im Entwickelungslaufe des Menschen dieser Dualismus des Yim und Yang, ja in dem Menschen-

derartige, thatsächlich philosophisch nüchterne Auffassung Platz greifen konnte. Diese nüchterne Anschauung im grossen und ganzen beibehalten zu haben , ist jedoch Verdienst

geschlechte selbst

Dualismus auf. Das erzeugende Männliche ist Vertreter des Yang, das sich hingebende Weibliche Ver-

des Volkes und seiner Sprache, ist auch der Grund , dass das chinesische Volk bis auf den heutigen Tag seinen Typus bewahrte, dass die fremden Eindring-

treter des Yim, und in der Vereinigung beider liegt der Urgrund für die Dauer des Menschengeschlechtes . Auch die geistige Thätigkeit kommt bei dieser Auf-

linge ganz in dem ursprünglichen Volkscharakter aufgingen . Seine ganze Verfassung , ja nahe seine ganze Lebensgewohnheit , wurzelt auf dieser nüch-

fassung nicht zu kurz . » Die beiden Odem Yang und Yim nämlich erregen einander « , wie die chinesi-

ternen Auffassung ; bei ihm konnte kein Schopenhauer ein » > Die Welt als Wille« schreiben ; nur >>Der Wille eine Welt« würde für China Bedeutung gehabt haben. Nicht das sich den Sinnen auf-

weisen die Geschlechter diesen

schen Philosophen sagen , » durch Veränderung erzeugen sie alle Dinge , alle Dinge entstehen durch Erzeugung ; so ist Wechsel und Veränderung endlos. Nur der Mensch , erreicht er seine Vollendung , ist alsdann vollkommen geisteserfüllt ; die Gestalt hat sich

Verstandes ,

gebildet, der Geist schafft Wissen, die fünf Naturen erregen und bewegen sich, dabei unterscheiden sich Gute und Böse , und die verschiedenen Handlungsweisen treten hervor. Gross ist das Yih-king, ja es ist erhaben «, sagt darum Tschou - tsi .

entseelten Körpers zur unbedingten Voraussetzung für eine jenseitige glückselige Fortdauer machte, so konnten die Toten nirgends sicherer und unverletzbarer geborgen werden , als im tiefen, stillen Wüstensande.

Die Nekropole von Memphis .

Von Paul Pasig (Leipzig). Die Libysche Wüste in ihrem äussersten östlichen Vorsprunge , der sich , von ferne betrachtet, als ein nur wenig über das grüne Nilthal sich erhebender, graugelb schimmernder Nebelstreifen darstellt , bildete weit früher für Gelehrte und Laien

Aber ein solcher Riesenfriedhof, wie der in Rede stehende lässt auch ein Stadtcentrum ohnegleichen erwarten , dessen Bevölkerung nach Millionen gezählt haben muss. Die Forschung hat dies auch . längst festgestellt , nur ist man heute noch nicht darüber einig, ob dies die alte Menesstadt Memphis oder eine andere völkerwimmelnde Hauptstadt des

ein viel frequentiertes Forschungs- und Besuchsgebiet alten Reiches, deren Namen wir nicht kennen, war. als das gegenüber sich erhebende, in seiner geologi- | Die landläufige Annahme pflegt sich für ersteres zu schen und geognostischen Beschaffenheit ungleich entscheiden , dessen unscheinbare Trümmer sich in der Nähe der Station Bedraschen bei dem Felinteressantere Mokattamplateau . Der Grund hiervon lachendorfe Mitrahenne befinden . liegt darin , dass zu den natürlichen Voraussetzungen, die zu einem Besuche und zum Studium Es empfiehlt sich , wenn man unserer Nekrodes letzterwähnten Wüstengebietes einladen, auf dem Vorsprunge der Libyschen Wüste die höchsten Inter-

pole einen Besuch zugedacht hat, die Ausflüge nach den bedeutsamsten Teilen derselben von Kairo aus

essen der Kunst und Wissenschaft , namentlich der Archäologie , Kultur- und allgemeinen Geschichte hinzutreten . Während ewiges Schweigen über den öden , monotonen Flächen des Mokattam und der ihnen benachbarten Arabischen Wüste brütet,

gesondert zu unternehmen , statt das weite Gebiet von Norden nach Süden oder umgekehrt zu durchwandern . Denn letzteres ist , abgesehen von dem notwendigen Zeitverlust , den die Durchschreitung interesseloser Strecken bedingt, bei weitem mühsamer

reden unvergängliche steinerne Denkmale in der jenseitigen Wüste in stummer, aber nicht minder be-

und gefahrvoller. Zu den bedeutsamsten Quartieren bleiben aber des Riesenfriedhofes von Memphis wir bei der herkömmlichen Annahme - rechnen

redter Sprache von den Ruhmesthaten gewaltiger Herrschergeschlechter , und öffnen verschwiegene Gräber eines nach dem anderen ihren seit Jahrtausenden geschlossenen Mund, um uns in Bild und Wort das eigenartige Leben und Treiben eines hochentwickelten , uralten Kulturvolkes bis in seine intimsten Einzelheiten zu schildern. Es ist eine Totenstadt in des Wortes weitestem Sinne, jenes Wüstengebiet an der Grenze des Fruchtlandes von Abu-Roasch im Norden , mit seinen Pyramidentrümmern , bis Dâhschur im Süden , wo die charakteristische Form der sog . »> Knickpyramide « das Wahrzeichen bildet , eine Nekropole von beiläufig 2-3 Meilen Ausdehnung.

wir ausser der Trümmerstätte von Abu - Roasch vor allem das Pyramidenfeld von Gizeh und die Totenstätte von Sakkara . Der Besuch der genannten Oertlichkeiten , die einst nur mit erheblichem Aufwande von Zeit und Geld erreicht werden konnten , ist heute ungemein erleichtert . Seitdem der im Jahre 1874 verstorbene Gartendirektor Barillet , ein Pariser, die nach dem Wüstenplateau führenden Landstrassen durch Anpflanzung der Lebbachakazie (Albizzia Lebbek) in prachtvolle , schattige Alleen verwandelt hat , gelangen wir in beiläufig drei Stunden zu Fusse , zu Wagen oder Esel in der Hälfte dieser Zeit, von der Khalifen-

Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika.

stadt an den Rand der Libyschen Wüste , um von hier aus die unmittelbar benachbarten Totenquartiere mit ihren Trümmern und Monumenten zu besuchen. Was nun den nördlichsten Endpunkt unserer Nekropole , die Pyramiden von Abu - Roasch, betrifft, so ist es zweckmässig, zunächst über die 400 m lange Nilbrücke bei der Kaserne Kasr en -Nil, durch die Insel Gezireh mit ihren schattigen Baumgruppen die nach der Bahnstation Bûlâk ed-Dakrûr - nicht zu verwechseln mit Bûlâk, der Vor- und Hafenstadt Kairos - führende breite Landstrasse einzuschlagen, von der aus man in etwa einer reichlichen Stunde am Rande der Wüste in der Nähe des Dorfes AbuRoasch anlangt . Die Pyramiden , die nördlichsten in ganz Aegypten , liegen auf ziemlich ansehnlichen Hügeln und bedeutend höher , als die berühmteren von Gizeh. Auch scheinen sie von ganz respektabler Höhe gewesen zu sein . Wir sagen scheinen , denn es ist heute von ihnen nichts mehr zu sehen , als regellose Trümmerhaufen und einige ruinenhafte Ueberreste. Von einer Pyramide ist die Basis in einer Höhe von etwa 4 m erhalten. Auch die Königskammer ist noch vorhanden , nur ist ihre Decke eingestürzt und sonst nichts zu bemerken, was einen lohnenden Einstieg verhiesse . Auf den ersten Blick bemerken wir , dass die Bausteine nicht die Grösse der zur Aufführung der »grossen« Pyramiden von Gizeh verwendeten erreichen . Gleichwohl setzen sie in Anbetracht ihres hohen Alters den Beschauer in Staunen. Westlich von dieser Trümmerstätte dehnt sich ein für den Forscher äusserst interessantes und nicht minder ergiebiges Arbeitsgebiet aus. Schweinfurth und Mayer - Eymar haben hier seiner Zeit eingehende Studien in geologischer und botanischer Hinsicht gemacht. In letzterer Beziehung finden sich hier im allgemeinen die gleichen Arten, deren wir hier bereits bei Schilderung der zur Arabischen Wüste gehörigen Striche (versteinerter Wald u . a.) Erwähnung thaten. (Schluss folgt.)

Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika. Von L. Hösel (Leipzig) . (Schluss .)

Somit wären wir in das Bereich der Pfahlbauten eingetreten , welche wahrscheinlich über das gesamte mittlere Afrika verbreitet sind , wenn sie

im Bahr- el- Gasál und Kongogebiet, von denen uns Schweinfurth , Emin Pascha , Junker , Kurt von François , Wissmann , Livingstone u. a. berichten, deuten an, dass jene Gegenden entweder zeitweise unter Wasser gesetzt sind , oder dass die Erbauer aus derartigen Gegenden einwanderten, oder auch , dass sie diese Bauweise von benachbarten Völkern entlehnten , welche durch die Natur ihres Landes dazu gedrängt , diese eigenartige Hütte erfanden. Freilich darf diese Hüttenart weder mit den Schlafhütten verwechselt werden , welche zum Schutze gegen die Moskitos ebenfalls auf hohen Stämmen ruhen , noch mit den Kornspeichern , welche in vielen Teilen Afrikas ganz das Aussehen von Wohnhäusern haben und hier und da aus naheliegenden Gründen ebenfalls auf Pfählen angebracht werden . Ansiedelungen unter der Erdoberfläche. Wir wollen sogleich vorausschicken , dass wir zwei Arten zu unterscheiden haben , zuerst diejenigen , welche sich in Felsen , Schluchten und Vertiefungen anderer Art befinden , und dann diejenigen , zu welchen Grotten , Höhlen und Gruben ausersehen sind. Während sich die erstere

Gruppe an jene im zweiten Kapitel bereits besprochenen Wohnungen anschliesst , sind die letzteren als unterirdische im wahren Sinne des Wortes zu betrachten . Da sich aber beide oft neben einander finden , so ist es jedenfalls vorteilhafter , der geographischen Verbreitung zu folgen . Wir haben alsdann in Afrika vier grössere Gebiete zu unterscheiden : 1. Südafrika , 2. Länder in und an der Sahara , 3. Ostafrika und 4. das Gebiet am oberen Kongo . Bei der Neigung des Afrikaners, sich vor dem Fremden zu verbergen, bei seiner mangelhaften Bewaffnung und der entschiedenen Beanlagung , seine Stärke in der Defensive zu suchen, ist es leicht erklärlich , dass er alle möglichen Schlupfwinkel aufspürt, dass er sich nicht scheut , in Schluchten und Höhlen hinabzusteigen und dort dauernd seinen Wohnsitz aufzuschlagen . Am verrufensten sind nach dieser Seite hin die übel beleumundeten Buschmänner.

der hohen Wasser ihre Pfahlbauten , während sie sonst in gewöhnlichen Strohhütten hausen. Diese

Bauten bestehen aus vier in den Boden gesenkten , drei Meter hohen Stämmen , welche oben gegabelt sind und eine drei Meter hohe, kreisrunde Hütte tragen. Auch nachdem die Wasser bereits abgelaufen sind , werden diese Hütten noch lange bewohnt (Globus XVIII . Rohlfs ) . Die Pfahlbauten

Für sie , deren

Nachtlager oft von einer unglaublichen Einfachheit ist , bilden überhängende Felsen , Grotten , Spalten , die sich in die Tiefe hinein erweitern , und Höhlen ein natürliches Obdach (Globus XVIII 103. - Hahn . Fritzsch , Die Eingeb. 440) .

auch nur in geringer Anzahl angetroffen werden. So beziehen die Bassa bei Loko am Benue zur Zeit

155

Gleich ihnen werden

die Makalaka von kriegerischen Nachbarn bedrängt. Sie haben sich deshalb in gebirgige Regionen zurückgezogen, wo sie sich im Notfalle in Höhlungen verstecken und womöglich auch einige Stück Vieh ¹) unterbringen können. Mauch meint, dass sie bei einer Belagerung alsdann an Wassermangel zu leiden haben , ein Notstand , der wohl bei den meisten

1) Wer denkt dabei nicht an den Kuhstall im sächsischen Elbsandsteingebirge ?

156

Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika.

Höhlenbewohnern sonst nicht in Frage kommnt (A. a. O. 41 ) . Der Vollständigkeit halber wollen wir

waren , jetzt sich aber in gedrückter Stellung befinden und steinerne Hütten oder Höhlen bewohnen

die Anthropophagenhöhlen im Basutolande nicht übersehen , doch waren sie jedenfalls niemals eigentlich bewohnt (Globus XIV 236) . Den Buschmännern am ähnlichsten sind in vielen

(Hg . NO . 74 ff. 113 ) . Munzinger gedenkt bei der Beschreibung seiner Reise ins Land der Marea eines Berges , welcher aus einem ungeheuren , sehr hohen Felsturm besteht. An seiner Basis ist er von

Beziehungen die Tubu, die einen Teil der nördlichen gewaltigen Felsblöcken umringt , die, ordnungslos Wüste bewohnen wie jene das Wüstengebiet süd- | übereinander gefallen, eine Unzahl von Höhlen und lich vom Aequator. Ihre Höhlenwohnungen sind Schachten bilden. Das hier errichtete, einerseits durch zweierlei Art. Entweder es werden einfach die naden Berg , andererseits durch einen Strom gedeckte türlichen Höhlen der Felsen dazu benutzt -- denn Dorf ist von den Bewohnern überdies durch starke

cementlose Mauern geschützt . In Abessinien scheinen vielfach Höhlen bewohnt zu werden . So sah Steud-

wegen der Unzahl von Felsblöcken , ihrer Massigkeit und Mannigfaltigkeit der Anordnung sind diese Behausungen ausgezeichnet geschützt vor Sonne und Regen, äusserst bequem und erfordern nicht die ge-

ner eine solche sogar zu einer Kirche eingerichtet ; andere Höhlen dienten Mönchen zur Wohnung

ringste Nachhilfe durch die Kunst- oder es werden aus den umherliegenden Steinen rohe , nicht wandförmige Mauern aufgeführt und , wenn irgend

(Z. N. XII 207). Ein ähnliches Verhältnis wie das oben angeführte besteht weiter südwärts zwischen den herr-

möglich, an einen Felsen gelehnt . Diese Wohnungen sind , ganz dem heimlichen Wesen der Tubu ent-

schenden, Viehzucht treibenden Massai und den von ihnen unterjochten Wandorobbo. Letztere sind sehr

sprechend , aufs trefflichste in Schluchten versteckt (N. I 266) . Es ist wahrscheinlich, dass eben diese Behausungen den Tubu im Altertum den Namen

scheu und zurückgezogen und legen deshalb auch ihre Dörfer in Schluchten und Dickichten versteckt an (A. a. O.) . Wandern wir nach Westen zu , so stossen wir

Höhlenbewohner eingetragen haben, auch waren derartige Wohnungen in früheren Zeiten jedenfalls über ganz Nordafrika verbreitet , wie ja auch das Verbreitungsgebiet der Tubu selbst damals offenbar ein grösseres war als heutzutage. Als Rohlfs von Marokko herkam, gelangte er auch in das Höhlendorf Uled- bel - Gassem . Diejenige Höhle , welche er besuchte , hatte einen niedrigen Eingang , war aber inwendig geräumig und hoch,

in Emin Paschas ehemaliger Provinz zwischen Biti und Bufi am Jeï auf weite, ausgedehnte Höhlen , welche zwar nicht immer bewohnt gewesen sein mögen , in welche sich aber bei Besitznahme des Landes die Eingeborenen mit ihren Herden und Kornvorräten flüchteten und hier den Eroberern lange Zeit widerstanden (E. P. 318 ) . Eine interessante Entdeckung machte Stanley

von länglich runder Form ; eine Oellampe erleuchtete den düsteren Raum . Er berichtet weiter , dass die grosse Mehrzahl der Bewohner Sintans in Tripolitanien in Höhlen leben , und dass sich von den fünfzig Dörfern dieser Landschaft die meisten unter der Erde befinden . - Hierher zu rechnen wären allen-

auf seinem Feldzug gegen Unioro . In einiger Entfernung von einem Dorfe bemerkte er viele tiefe Gräben mit kleinen kreisrunden Oeffnungen . Eine genaue Untersuchung ergab , dass von der Grube unter der Oeffnung aus verschiedene Gänge zu geräumigen Aushöhlungen führten, welche ebenso vielen

falls auch die Erdhütten von El-Ak' -sabi, auf welche

Zimmern glichen . Er fügt hinzu , dass in SüdUnioro viele derartige Wohnungen erbaut werden (D. I 470) . Ob sie aber nur für gewöhnlich bewohnt und in Zeiten der Not verlassen , oder ob

Panet bei seiner Wanderung stiess ,

denn indem

er diesen Ort schildert , sagt er : Man denke sich einen Berg, in den jeder ein Loch gräbt, um darin zu wohnen . Zu dem östlichen Gebiete rechnen wir die Länder östlich vom Nil von den Grenzen Nubiens an bis Deutsch-Ostafrika hin. In der Gegend von Nakfah und Wold Kan leben in den gebirgigen Regionen als Ziegenhirten die Bet Maleh . Dereinst

sie gerade bei derartigen Gelegenheiten als Zufluchtsstätten aufgesucht , oder ob sie dann vielleicht so kunstvoll verschlossen werden , dass die Feinde ahnungslos darüber hinziehen , das auszudenken , bleibt unserer Phantasie überlassen.

Ziegenherden in Felsenklüften angebrachte Stallungen besitzen . Ihnen verwandt sind wahrscheinlich die

Bei der Betrachtung dieser Höhlen werden wir unwillkürlich an jene räumlich nicht allzu weit von ihnen entfernten Höhlen von Elgon bei Kawirondo erinnert, welche Thomson beschreibt. Diese dürften vielleicht die Veranlassung zu der Sage über den eigenartigen Ursprung der Nilquellen gebildet haben ; denn Thomson musste, als er eine von ihnen besuchte , vier Bäche durchwaten , welche alle dem Innern entströmten, auch standen rohe Blöcke gleich Säulen umher. Sie sind von einer ganz bedeuten-

Ziegenhirten in der Gegend von Hager bei Nakfah, welche ebenfalls früher Besitzer des dortigen Landes

den Grösse , da Thomson , obgleich er sich etwa 100 m weit hinein wagte , doch kein Ende finden.

waren sie mächtig und reich, denn die interessanten. Gräberstädte, welche uns v. Heuglin und Schweinfurth beschreiben , stammen jedenfalls von ihnen her. Jetzt sind sie als Unterthanen der Beni Amer heruntergekommen ; und v. Heuglin bezeichnet sie als arme, verkommene, menschenscheue Geschöpfe, welche in runden Steinhütten wohnen und für ihre

Ueber die Lage der Ansiedelungen in Afrika .

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konnte , und auch die Eingeborenen behaupteten, | dem Feinde unversehens in den Rücken fallen und dass sie von vielen selbst das Ende noch nicht ge- ihn so zwischen zwei Feuer nehmen «. >> Auch in Mkwamba, etwas weiter aufwärts vom Lufira , gibt sehen hätten ; ganze Dörfer mit grossen Viehherden liegen da unten in bergender Finsternis . Sie scheinen es unterirdische Wohnungen , die grössten Höhlen im allgemeinen vom Boden bis zur Decke 4-5 m aber sind bei Mkanna« (Cam . II 77) . Seite 268 hoch zu sein und liegen alle in einem bestimmten Horizonte rings um den Berg herum. Das Sonderbarste an der ganzen Sache ist , dass sie zwar unbestreitbar von nach Thomsons Meinung

fügt er hinzu , dass die Wohnungen der Beschreibung nach sehr schön gewölbt seien und von steinernen Säulen getragen werden . Hält man beide Berichte nebeneinander , so

Menschenhand geschaffen sind , dass aber die Ansicht, als ob sie von Anfang an etwa zu Wohnungen

ergibt sich erstens, dass in jenen Gegenden an mehreren Orten derartige Höhlenwohnungen existieren , denn Livingstone sowohl , als auch Cameron führen verschiedene auf, zweitens aber , dass die

oder Festungen bestimmt wären, einfach unzulässig ist. Die Thatsache offenbar, dass sie alle in festem Agglomerate, keine aber in der unmittelbar darüber

grossartigsten bei Mkanna gelegen sind , denn in

befindlichen Lavaschichte angelegt sind, bringt Thomson zu der Ansicht , dass eine kultivierte Rasse hier nach Edelsteinen oder Metallen suchte. Gestüzt wird

Livingstone Mpamaǹkanana (S. 344) ist unschwer obiges Wort wieder zu erkennen . Ueber die Entstehung weiss Livingstone zu berichten , dass ihre Bildung im allgemeinen der Gottheit zugeschrieben wird . Seine Folgerung dass dies soviel sagen will , die jetzigen Bewohner

diese Annahme durch die Behauptung der Eingeborenen , dass ihre Väter und deren Väter auch hier gewohnt, aber diese Höhlen nicht gegraben hätten (Th . 455-59) . Sollte in der That im Altertum ägyptischer oder später im Mittelalter arabischer Einfluss zeitweise bis hierher gereicht haben? Um dieses Gebiet abzuschliessen, sei noch das wiederholt genannte Dorf Mân Komoss angeführt, das so geschickt angelegt ist , dass selbst Mirambo , der Napoleon jener Gegenden, von den Bewohnern zurückgeschlagen wurde. Einige der Bewohner hatten sich der Sicherheit oder des Mangels an Raum wegen (?) Löcher und Höhlen in die Felsen gegraben. Die Beschreibung der Höhlen von Elgon wird manchem Leser jene am oberen Kongo ins Gedächtnis zurückgerufen haben , welche zwei grosse englische Reisende , Livingstone und Cameron zu erreichen strebten , ohne sie jedoch zu Gesicht zu bekommen. Livingstone spricht in seinem Tagebuche wiederholt von ihnen (I 328. 337. 344. 393. 445 und öfter im II . Bande) . Man teilte ihm mit : Es soll unterirdische steinerne Häuser in Kabiuré geben. Die Höhlen in Muabos Bergen bei Mita oder Mpamankanana seien so gross, dass sich . die ganze Bevölkerung dieses Distriktes (gegen 10000 Menschen) darin verbergen könne. Grosse Vorräte von Lebensmitteln würden darin aufbewahrt und ein Bach fliesse durch die ganze Strasse der Cameron empfing unterirdischen Wohnungen .

seien der ursprünglichen, höhlengrabenden Rasse gefolgt - ist durchaus korrekt , da er offenbar der Ansicht ist , die Höhlungen seien durch MenschenOb dies aber in der That der hand geschaffen . Fall ist , oder ob sie von Natur entstanden sind , diese Frage zu entscheiden , ist bis jetzt unmöglich , doch scheint die Annahme am meisten für sich zu haben , dass diese Höhlen im Gegensatze zu denen von Elgon natürliche Bildungen sind, bei denen die Menschenhand vielleicht hier und da ergänzend nachgeholfen hat. Wollten wir vorstehende Erörterungen zusam-

men fassen , so würde sich etwa folgendes Facit ergeben. Bei der Anlage der Ansiedelungen in Afrika erscheint als wichtigste Forderung , den Ort vor feindlichen Einflüssen sicher zu stellen . Dieser Forderung sucht man

abgesehen von den

künstlichen Schutzvorrichtungen - auf zweierlei Weise gerecht zu werden : 1. Man errichtet die Niederlassung auf einem schwer zugänglichen Punkte (auf Felsen , Bergen , Anhöhen , in und an Gewässern ) . 2. Man sucht sie dem Auge des Feindes zu verbergen (durch Verlegung in den Wald, in Höhlen, Schluchten, Bodenfalten, Lagunen u. s. w.). Die zweite Frage ist die nach der Frucht-

seine Nachrichten hierüber von dem Araber Dschumah Merikani. Dieser erzählt :: »»> Die Dieser erzählt Die Höhlen Höhlen sind luftig und trocken und von kleinen Bächen durchrieselt. Einige sollen unter dem Flussbette liegen, da, wo das Wasser einen starken Fall bildet .

barkeit des Bodens und (in den wasserarmen

Die Bewohner der Umgegend bauen sich Hütten in diesen Höhlen und verwahren ihre Ziegen und sonstige Habe darin . Zahlreiche Oeffnungen lassen den Rauch der Herdfeuer heraus, und mehrere Gänge führen in das Innere. feindlichen Angriffen Angriffen Bei feindlichen Bei

Aberglaube u . a . zu nennen . In späteren Zeiten jedoch, wenn die natürlichen

pflegen die Insassen mehrere Trupps zugleich durch diese verschiedenen Ausgänge zu senden , welche

Gegenden) nach ausreichender Wassermenge. Als Beweggründe dritten Ranges sind - wenigstens jetzt noch die Lage an Verkehrswegen, die Gesundheit des Platzes , Gesetz und

Verkehrswege ausgenutzt sein werden , wenn Strassen und Eisenbahnen den Erdteil durchziehen , wenn die Dampfkraft hier siegreich waltet, dann wird Afrika ein wesentlich anderes Bild bieten : Handel und Industrie werden

dann auch hier die aus-

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Geographische Mitteilungen .

schlaggebenden Faktoren sein , neue grosse Verkehrscentren werden entstehen und die Verstecke sich entvölkern .

Geographische Mitteilungen. (Henry F. Blanford . ) Am 23. Januar d . J. starb in Folkestone (Grafschaft Kent) der bekannte englische Meteorologe und beste Kenner des indischen Klimas Henry F. Blanford , der sich um die indische Klimatologie im hohen Maasse verdient gemacht hat. Geboren im Jahre 1834 zu London , studierte er auf der Royal School of Mines und darauf auch ein Jahr in Freiberg in Sachsen Bergbaukunde und trat 1855 in den Dienst der Geological Survey of India. Von 1862 bis 1874 war er dann als Professor am Presidency College in Kalkutta thätig. Während dieser Zeit begann er sich lebhaft für die Meteorologie zu interessieren ; 1867 wurde er zum Meteorological Reporter to the Government of Bengal und 1874 zum Direktor der zum grossen Teil von ihm ins Leben gerufenen indischen meteorologischen Stationen ernannt. Er war es, der die Sturmwarnungen an Indiens Küsten einführte und die meteorologischen Bedingungen aufklärte, unter denen die Cyklone im Bengalischen Meerbusen entstehen . Insbesondere hat der Verstorbene die Regenverhältnisse Indiens untersucht und darüber eine grundlegende grosse Arbeit >>The Rainfall of India« (» > Indian Meteorological Memoirs «, Bd . III, 1886 und 1887 ) , sowie eine sehr grosse detaillierte Regenkarte von Indien (»Rainfall Chart of India showing the average annual distribution of rainfall according to locality and season, Kalkutta 1883 « ) veröffentlicht. (Vgl. J. van Bebbers eingehenden Bericht in der » Meteorolog. Ztschr. «< , 1889. ) Von Blanfords zahlreichen Aufsätzen mag hier nur die wichtige Arbeit »> Influence of the Indian forets on the Rainfall«< ( 1887 ) hervorgehoben werden, in der er den exakten Nachweis führt , dass auf einer grossen Fläche Landes in den Centralprovinzen , die früher ganz abgeholzt waren, seit mehr als zehn Jahren aber durch gesetzlich verfügte Waldschonung sich wieder mit Wald bedeckt haben, der Regenfall sehr merklich zugenommen hat. Seine letzte grössere Arbeit ist eine treffliche Klimatologie Vorderindiens, die den Titel führt : >>A practical guide to the Climates and Weather of India, Ceylon and Burma and the Storms of Indian Seas « (London, 1889. 8 °. XIII, 369 S. ) . Von früheren Arbeiten seien noch erwähnt seine Schullehrbücher : »Physical Geography of India« und >» Elementary Geography of India, Burma und Ceylon « . Im Jahre 1888 zog sich Blanford wegen seiner angegriffenen Gesundheit nach England zurück. An mancherlei Ehren hat es dem Begründer der Klimatologie Indiens nicht gefehlt : seit 1880 war er Mitglied der Royal Society, 1884-1885 Präsident der Asiatic Society of Bengal, und mehrere meteorologische Gesellschaften hatten ihn zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt. (Mitteilung von Dr. Wolkenhauer in Bremen .)

des vorigen Jahrhunderts eine systematische topographische Landesvermessung durchgeführt wurde, sind im Nachbarstifte Bamberg die Aufnahmsarbeiten schon im 16. Jahrhundert in die Hände eines Mannes gelegt worden , ganz ähnlich wie in Bayern Philipp Apian und in Sachsen Matthias Oeder die Seele der dortigen Specialkartierungen gewesen sind. Dieser erste bambergische Specialkartograph war Petrus Zweidler von Teuschnitz , » > Chorograph und Landmesser>Verzeichnis von bambergischen topographisch-historischen Abbildungen « , Bamberg 1841 (S. 11 , Anm . ) auf Zweidler aufmerksam gemacht, forschte ich im Herbst vorigen Jahres in Bamberg nicht ohne Erfolg dem Verbleib der alten Zweidlerschen Karten nach, konnte aber wegen anderweitiger Abhaltung diese Studien noch nicht vollenden. Als ich nun jüngst in dem Kataloge des bayerischen Nationalmuseums in München wieder einige Zweidlersche Blätter verzeichnet fand , wurde mein Interesse für den alten Landmesser aufs neue angeregt und ich beschloss, zunächst einmal diese Notiz als Vorläufer einer von mir für später beabsichtigten grösseren Studie einem weiteren geographischen Publikum vorzulegen , dem Zweidler bisher völlig unbekannt geblieben ist. Heller berichtet, Zweidler sei 1599 von dem Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel ( 1599-1609) mit der Vermessung sämtlicher bambergischen Aemter beauftragt worden . Von den Karten führt Heller die der Aemter Schmachtenberg , Forchheim und Kronach an und sagt, er sei im Jahre 1613 gestorben. Von diesen Karten hat sich bloss die erstgenannte wiedergefunden, dafür tauchten aber mehrere von Heller nicht erwähnte auf und es steht zu hoffen , dass sich noch mehrere in Sammlungen vergraben vorfinden. Ich gebe hier die Liste der von mir bis jetzt konstatierten Zweidlerschen Blätter, wobei ich die mir aus eigener Anschauung bekannten durch ein Sternchen hervorhebe . Gleich die erste Karte der chronologisch geordneten Aufzählung zeigt , dass die Thätigkeit des Landmessers schon vor dem von Heller angegebenen Zeitpunkt begonnen haben muss, somit jene Angaben einer Nachprüfung bedürftig sind. Alle Blätter, mit Ausnahme des Abrisses der Stadt Bamberg, sind kolorierte Handzeichnungen . 1597 Amt Vilseck . NMM ¹). 1598 Amt Veldenstein *. Maasstab etwa 1 : 22000 . Spätere Kopie von 1747. BB . 1598 Amt Schmachtenberg*. Maasstab etwa 1:11 300 . HVB. 1599 Amt Marktschorgast. NMM . 1602 Abriss der Stadt Bamberg* . 4 Blatt in Kupferstich . BB. Maasstab etwa 1603 Amt Hertzogenaurach *. I : 22 000. BB. 1606 Amt Schönbrunn *. Maasstab etwa 1 : 19000. BB.

Es scheinen ausser den genannten noch einige anonyme Blätter auf Zweidler zurückzuführen zu sein,

(Die erste Landesaufnahme im Hochstifte Bamberg um die Wende des 16. und 17. Jahrhunderts ; vorläufige Mitteilung. ) Während die älteren Karten grossen Maasstabes von Teilen des Hochstiftes Würzburg sämtlich Gelegenheitskarten sind , die von verschiedenen Zeichnern nach verschiedenen Methoden

deren Besprechung ich mir aber noch aufspare. Hier will ich nur einige kurze Bemerkungen über die Karte des Amtes Schmachtenberg folgen lassen, um den Lesern des »Ausland Hassfurt« der deutschen Reichskarte) ergibt, wie zu erwarten, einen bedeutenden Rückgang des Weinbaues und namentlich des Waldbestandes seit jener Zeit bis zur Gegenwart. Ungemein reich ist die Karte an Flurnamen, die aber leider wegen Nachdunkelung und Beschmutzung des Papieres zum Teil recht schwer leserlich geworden. sind. Sehr sorgfältig sind auch die Landesgrenzen durch Farbstriche und Hinzufügung der Wappen hervorgehoben.

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Es ist , so hoffe ich, nach der angestellten Blütenlese den Lesern dieser Zeilen klar geworden , welch reiches Material für die ältere Topographie des Bamberger Gebietes auf einem einzigen Blatte Zweidlers enthalten ist, und mancher hegt vielleicht den Wunsch, später noch mehr von Zweidler zu erfahren. Wann dieser Wunsch erfüllt werden kann , weiss ich bis jetzt noch nicht , ich hoffe aber , dass es einmal geschehen wird. Jedem aber, der mir bei der noch fortzusetzenden Sammlung des Materiales behilflich sein will, werde ich mich tief verpflichtet fühlen . (Mitteilung von Dr. Ehrenburg in Würzburg. )

Litteratur. Die Schreibung geographischer Namen. Vorschlag an den Deutschen Geographentag von 1893. Von W. Köppen . Hamburg 1893. 39 S. gr . 8º. Das wichtige Schriftchen zerfällt in drei Teile ein Gutachten , das der Kommission zur Bestimmung der Schreibweise in den Schutzgebieten (s. D» Ausland « 1893 , Nr. 3 ) vorgelegen hat und von ihr teilweise berücksichtigt wurde ( S. 1—32) , dann Bemerkungen über die Beschlüsse dieser Kommission und einige andere neuere Erscheinungen (S. 33-39 ) , endlich die Anträge an den Deutschen Geographentag (S. 39) , von welchen noch die Rede sein soll. Während der erste Teil auf selbständiger Basis ein geschlossenes System der Umschrift entwickelt , das besonders wegen seiner durchaus praktischen Gesichtspunkte besondere Beachtung verdient, wird in den zweiten (dem leitenden Grundsatze der Rücksicht auf das bereits Erreichte getreu) der Vorschlag der Kommission als Grundlage angenommen und bloss versucht, die Lücken desselben nach dem vorher entwickelten Systeme auszufüllen . In beiden wurzeln dann die Anträge für den Stuttgarter Geographentag. Der beschränkte Raum erlaubt mir hier bloss Hauptsächliches hervorzuheben . Nach einer Uebersicht der wichtigsten Laute in systematischer Darstellung erörtert Köppen die bereits erreichten Uebereinstimmungen in der Schreibweise der geographischen Gesellschaften und hydrographischen Aemter (London , Paris , Berlin , Washington) und der Schreibweise Kieperts und Richthofens . Zu diesen Uebereinstimmungen gehört der Grundsatz, in lateinschreibenden Ländern die offizielle Schreibweise festzuhalten , bei den übrigen Sprachen aber den Laut und nicht den Buchstaben wiederzugeben , die Zulassung nationaler Nebenformen (doch nur sozusagen im Hausgebrauch), die Vermeidung komplizierter Zeichen und 21 bestimmte Lautzeichen. Zu jedem dieser Punkte finden sich feinsinnige Bemerkungen, wozu ich vor allem auch Köppens Vorschläge über verschiedene Verwendungsarten der Klammer rechne. In Bezug auf Nichtübereinstimmendes schlägt Köppen vor allem die Regel vor: keine einfachen Zeichen für zusammengesetzte Laute. Zusammengesetzte Zeichen für einfache Laute lässt er jedoch in bestimmten Fällen zu . Ich möchte den Gegensatz gegen die von mir früher vertretene Auffassung dahin fassen , dass ich diesen Grundsatz jenem der Vermeidung diakritischer Zeichen überordnete, solche also den Hilfsbuchstaben vorzog , Köppen hingegen diakritische Zeichen bedingungslos, stumme Buchstaben nur nach Thunlichkeit ausschliesst. Die ersteren sollen in der gewöhnlichen Umschrift vermieden werden, damit ihre Anwendung in engeren Fachwerken gewissermaassen eine höhere Stufe der Genauigkeit ermöglicht. Ebenso bloss fakultativ soll Quantität , Accent , offene und geschlossene Aussprache bezeichnet werden ; in der Art ihrer Bezeichnung weicht Köppen von Kirchhoff ab. In der Frage der Hilfsbuchstaben entscheiden die Systeme der grossen Gesellschaften, wie das der das stummeh aber Reichskommission zu Gunsten Köppens einmal zugelassen , fällt jeder praktische Grund hinweg , sich gegen andere bequeme Hilfsbuchstaben weiter zu wehren. Von einzelnen Lauten, über die erst Einigung zu erzielen wäre, hebt Köppen zehn hervor : die beiden engl. th , die

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Litteratur.

beiden s , französ . j , unser ng , engl . w. , unser û und ö und das polnische y. Indem er als Mittel zur Ableitung von Dauerlauten aus Verschlusslauten (k, g, t) oder verwandten Dauerlauten (s) empfiehlt , ergibt sich th und dh für die beiden engl. th, zh für französ . j . Hier wäre Köppen aber aus praktischen Gründen bereit, die Schreibung j , eventuell ohne Punkt als J , vorzuziehen . Hartes und weiches s soll s und z , unser gutturales n nach deutscher Art ng geschrieben werden ; w ist für den englischen Laut, v für deutsches w und französisches v zu setzen. U und ö wie im Deutschen ; stumme oder dumpf kurze Vokale (haben, London) sind durch den Apostroph oder gar nicht zu bezeichnen. Diese Vorschläge stimmen mit dem einen oder anderen der angenommenen Systeme überein , und einige davon sind von der Reichskommission gebilligt worden. Unter den >> Lücken « aller Systeme erscheint das polnische y, ein auch im Russischen sehr wichtiger Laut , für den Köppen ï (mit dem Trema) vorschlägt , dann die Nasalierung und die Palatalisierung , jener Vorgang , der im speciellen Falle des 1 und n (Mouillierung) unserem Gehör weit fühlbarer ist als z. B. bei v oder r ; er ist im Russischen sehr verbreitet. Köppen schlägt hiefür den Hilfsbuchstaben y vor , also ny für französ . gn , ly und ny für span. 11 und ǹ , portug . lh und nh , ty für kroatisch ( aber tsch), dy für magyar. gy u . s. w. Doch soll diese Schreibung fakultativ bleiben und nur vor jenen Vokalen (a, o, u, è) eintreten, vor welchen dem Deutschen dieser Klang auffällig genug ist. Zur Unterscheidung des Hilfsbuchstaben y vom Halbvokal y soll der Bindestrich verwendet werden. Ein besonderes Zeichen , das umgekehrte h , also ч, schlägt Köppen für khy = deutsch ch in »ich « vor. Ob uns alle diese Palatallaute vernehmlich genug sind , mag man bezweifeln für ein so einfaches Mittel zu ihrer Bezeichnung , wie es hier geboten wird , muss man aber dem Verfasser dankbar sein. Die Nasalierung der Vokale soll in der bekannten portugiesischen Weise à, ù, è u. s. w. bezeichnet werden . Ueber Diphthonge und unreine Vokale fasst sich Köppen kurz genug : bei den ersteren ist eine annähernde Genauigkeit noch recht schwer zu erzielen, es genügt ihm die Vermeidung von absolut Falschem, wie unser eu für öi. Das Gutachten schliesst mit der Abwehr etymologischer u. s . w. Einflüsse auf die rein lautliche Schreibung und mit einem Ausblicke auf die internationale Regelung der Umschrift und vielleicht einmal sogar der phonetischen Orthographie ab. Eine Tabelle auf S. 30 zeigt den Reichtum an Bezeichnungen, den das von Köppen vorgeschlagene System bietet, ohne doch den Typenvorrat mittlerer deutscher Druckereien wesentlich zu überschreiten. In der Kritik der Vorschläge der Reichskommission , welche den zweiten Teil des Büchleins bildet , berühren sich meine Ausführungen im » Ausland « 1893 , Nr. 3, eng mit jenen Köppens. Bemerkt sei, dass er die Regel für die Zischlaute anders interpretiert, indem er das lange Zeichen f für weiches, das runde s mit dem (dann vielleicht entbehrlichen) diakritischen Strich für hartes s vorgeschlagen glaubt. Gh für Zäpfchen-r beanstandet er mit Grund ; den Punkt des französischen j ( = à des Slav.) will er lieber weglassen (1 ), um Verwechselungen vorzubeugen; das Trema soll durch Bindestrich oder Apostroph ersetzt werden . Im übrigen schlägt Köppen die Beschlüsse der Kommission als Grundlage jeder weiteren Verständigung vor. Ich möchte hier bemerken, um einem Missverständnisse früherer Aeusserungen vorzubeugen, dass diese Verständigung auch nach meiner Ansicht nicht in einer Vollversammlung, sondern zunächst in einer Kommission des Geographentages erfolgen muss. In diese Kommission wäre es wünschenswert Mitglieder der Reichskommission zu wählen - und da der Stuttgarter Geographentag über Köppens Vorschläge (wie mir Herr Prof. Köppen mitteilt) vermutlich in Abwesenheit des Antragstellers wird verhandeln müssen, so ist es geradezu Ehrenpflicht, ihm durch die Wahl in diese Kommission Gelegenheit zur weiteren Verfolgung seiner Ideen zu geben . Die Anträge Köppens sind so gefasst, dass auch ein Gegner seiner Ansichten im einzelnen ruhig zustimmen kann , sobald er nur die ehrliche Absicht hegt , eine Einigung in dieser Frage zu beschleunigen. Die Anträge, deren einhellige Annahme einen bedeutungsvollen Fortschritt ausmachen

würde , lauten folgendermaassen (die Hervorhebung durch gesperrten Druck geht vom Referenten aus) : 1. Der Geographentag ernennt eine Kommission , welche, zunächst für den Gebrauch der deutschen Geographen , eine möglichst einheitliche Schreibweise geographischer Namen auszuarbeiten hat. 2. Die Kommission hat in der Hauptsache das für die deutschen Schutzgebiete offiziell angenommene System zu Grunde zu legen , jedoch diejenigen Punkte , welche in jenem System offen gelassen sind oder in einem von den Systemen der geographischen Gesellschaften von London und Paris anders geregelt sind, nachzuprüfen und über dieselben Vorschläge zu machen, welche möglichst viel Aussicht auf internationale Annahme haben. In dieser Weise sind insbesondere nachzu. prüfen : a ) die Schreibung der Zischlaute ; b) das gutturale (velare) n und r und das polnische y ; c) die Unterscheidung des offenen und geschlossenen e, ö und o ; d) die Verschmelzung und Zerlegung von Buchstabengruppen (Diphthonge, aspirierte und palatale Konsonanten). 3. Ferner hat die Kommission für die Abgrenzung der phonetischen und historischen Schreibweise nähere Vorschläge auszuarbeiten. 4. Endlich hat die Kommission unter Zuziehung von Sachverständigen (Phonetikern und Landeskundigen) Transskriptionsregeln und Namenregister für die einzelnen Sprachgebiete auszuarbeiten. 5. Die Kommission darf sich durch Kooptation verstärken und hat ihre Ergebnisse möglichst bald ganz oder teilweise abgeschlossen zu veröffentlichen. Dieselben werden dem Geographentag von 1895 und eventuell einem geeignet erscheinenden internationalen Kongresse zur Beschlussfassung vorgelegt . Wien. Rob. Sieger. Schulwandkarte von Afrika. Maasstab I : 6 000 000. Von Theodor Fees. Wien 1893. Eduard Hölzel. Es ist dies eine oro- und hydrographische Karte, welche in fünf Abstufungen den plastischen Aufbau des Kontinentes klar zur Anschauung bringt. Mit trefflicher Charakteristik sind die Seenbecken und Flussthäler eingezeichnet. Um die Uebersichtlichkeit nicht zu stören , wurden die Ländernamen weggelassen, dagegen die Hauptorte und deren Verbindung untereinander durch Eisenbahnen und Karawanenstrassen eingetragen. Alle neueren geographischen Erforschungen fanden sorgfältige Berücksichtigung , mit Ausnahme natürlich der allerneuesten , wie z. B. Morgens Mbam- Sañaga und Baumanns Eiassi-See . Beigefügt ist eine politische und ethnographische Uebersicht. Das geographische Gesamtbild entspricht - und das ist die Hauptsache -- allen Anforderungen, die man an eine Wandkarte von Afrika in Bezug auf Deutlichkeit und Richtigkeit stellen kann. Auch bei der Durchsicht der Einzelheiten wird man durchgehends befriedigt sein. Nur einigen Ungenauigkeiten und Unterlassungen , die mir gerade in die Augen fielen , dürfte vielleicht bei einer zweiten Auflage Berücksichtigung geschenkt werden : einer der südlichen Zuflüsse des Viktoria - Njansa ist der unbedeutende Simiu und nicht der Metwe ; was hier als Oberlauf des Metwe eingetragen ist , ist der Wembäre , welcher in den Eiassi-See mündet ; der Katsena (Nebenfluss des Benue) entspringt nicht in der angegebenen Richtung und nicht unter dem Namen Majo ; der Mbam mündet in den Sañaga ; der Hauptort von Deutsch- Ostafrika - Dar es Salaam gehört ebenso auf die Karte, wie Mombassa als Hauptort von Englisch-Ostafrika ; die für den Welthandel höchst wichtige Eisenbahn von Port Elisabeth im Kapland nach Pretoria fehlt ; sie war seit einigen Jahren im Bau und wurde am 1. Januar d. J. eröffnet ; Molopo heisst der Fluss im Betschuanenland , nicht Moloqo ; auf der politischen Uebersichtskarte vermisst man die namentliche Bezeichnung der deutschen Kolonie Kamerun. München. Brix Förster. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 11 .

Stuttgart, 18. März 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des MDCYL GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5 , zu senden. In- und Auslandes und die Postämter. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse. Von P. Treutlein (Karlsruhe) . (Fortsetzung.) S. 161. 2. Die Nekropole von Memphis. Von Paul Pasig (Leipzig) . (Schluss.) S. 164. 3. Ueber den gegenwärtigen Stand der Einführung der mitteleuropäischen Zeit in der Schweiz. Von J. H. Graf (Bern) . S. 168. 4. Vorweltliche Lateritbildung in Skandinavien und ihre Beziehungen zum Tertiär und Diluvium Norddeutschlands. Von H. J. Haas (Kiel) . S. 170 . 5. Geographische Mitteilungen . (Die Globen des Vincenzo Coronelli ; Ein neues Thermometer für niedrige Temperaturen ; Modifikation des Blutes durch die Seehöhe ; Australischer Aberglaube. ) S. 172. - 6. Litteratur. (Hamburgische Festschrift zur Er. innerung an die Entdeckung Amerikas ; Schilling ; Bender ; Pick ; Fraas. ) S. 174 . Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse.

Von P. Treutlein (Karlsruhe). (Fortsetzung. ) III. Die Korrektion des Oberrheins. (Geschichte. - Durchführung. - Kosten.)

des Bettes statthatte , war der Lauf zwar mehr geschlossen , aber in weiten Krümmungen gewunden (vgl. Fig. 2 auf S. 22) , so dass sich Hochwasser und Eisgänge stauten und verheerende Ueberschwemmungen verursachten , und hier in den scharfen Krümmen riss der Strom fort und fort in die Ufer ein , bis er auch da - oftmals plötzlich die Landzungen durchbrechend -seinen Lauf änderte. Am

Der vorige Artikel hat Honsells Hauptgedanken den »natürlichen Strombau des Oberrheins ein System oder ein generaler Operationsplan zu Grunde zu legen« sei, » welchem nicht nur alle Arbeiten untergeordnet werden , sondern welcher auch näher bestimmt, wie und wann mit einem Aufwand der grösste Effekt erreicht werden kann« . Diesen

a) Geschichte der Rheinkorrektion . Erst als die napoleonischen Kriegsstürme vorüber und die rechtsrheinischen Gebiete von Basel abwärts bis zur hessischen Grenze unter badischer Hoheit vereinigt waren, konnte der schon wiederholt ( 1778 , 1784, 1789 ) versuchte und allein zum Ziel führende Weg beschritten werden, in gemeinsamer Planung und Arbeit mit den Nachbarstaaten Frankreich und Bayern das grosse Werk zu beginnen und durchzuführen. Tulla gab den Anstoss dazu . Schon seit 1797 für die Besserung der Rheinbauverhältnisse bemüht , schlug er erstmals 1809 eine umfassende Regulierung des ganzen oberen Stromteiles vor , fand damit aber heftigen Widerspruch : die höheren Verwaltungsbeamten sahen in ihm nur den Theoretiker , der >> abstrakte Ideen mit unsinnigen Kosten und mit dem Schweisse der Unterthanen zu realisieren bestrebt sei« .

Er seinerseits begründete nun 1812 aus-

führlich seinen Vorschlag ; aber es bedurfte erst noch der grossen Ueberschwemmungen von 1816 und 1817

Gedanken ausgesprochen , seine Ausführbarkeit ge- | ( vgl. Fig . 7 ) und ihrer Zerstörungen in der Rheinniederung, bis sein Plan Anklang fand und endlich zeigt und seine Ausführung unermüdet und mit der erste Schritt zu seiner Verwirklichung geschah : Selbstverleugnung in die Wege geleitet zu haben, noch 1817 wurden gemeinsam von Baden und Bayern ist das Verdienst von J. G. Tulla ( 1770-1828 ) , dem Leiter des badischen Flussbauwesens . Auf ein die vier ersten, auf dem Kärtchen in Fig. 6 (S. 25 ) eingezeichneten Durchstiche von Stromkrümmungen aushalbes Jahrhundert schätzte er die Zeit , welche zur Durchführung der von ihm geplanten grossen »> Rheinkorrektion Altrheine « zu verlanden.

müssen , und zwar letzteres ohne nachhaltigen Erfolg. Bei alledem ist noch gar nicht berücksichtigt, dass die Erhöhung des Strombettes abwärts

c) Kosten. Tulla hatte die zur Ausführung seines Planes der Rheinkorrektion nötige Zeit auf 50 Jahre veranschlagt und die dafür aufzubietenden

des Kaiserstuhles sich fortgesetzt, somit zunehmend gesteigerte Anstrengungen erfordert hätte. grossen >obere» Horus (Sonnengott und Sonne) im Aufgange« entstanden ist und schliesslich als Hüter oder Wächter gedeutet wurde. Als Symbol aber des Sonnengottes wurde der Sphinx schon frühzeitig zum Wahrzeichen des Pharaonentums . Denn jeder Pharao hielt sich und galt für den Sohn und sichtbaren Stellvertreter dieses höchsten Gottes, dem in möglichst auffälliger Weise zu huldigen eine Pflicht der Pietät , ein Gebot politischer Klugheit für jeden ägyptischen König bildete. Und dies führt uns auf das Alter unseres

Genüge beweisen, wie gerade dieser Teil der Nekropole von Memphis zur Zeit des alten Reiches - bis zur 11. Dyn. d . h. etwa 2500 v. Chr. mit besonderer Pietät dem widmet war.

Toten- und Ahnenkult ge-

Es ist das Verdienst des unermüdlichen französischen Forschers Mariette - Pascha (gest. als Direktor des Aegyptologischen Museums in Kairo im Jahre 1881 ) gewesen, die Wichtigkeit auch des südlichsten Teiles dieser Totenstadt ohnegleichen für die Forschung dargethan zu haben. Denn wenn der Schwerpunkt der archäologischen Studien jenes Gelehrten auf den Totenfeldern von Sakkâra zu suchen ist, so weiss heute jedermann, welch ungeheure Fortschritte gerade diese Ausgrabungen für die Wissenschaft bedeuten . Um nach Sakkara, jenem am Wüstensaume gelegenen, kleinen, schmutzigen Fellachendorfe, zu gelangen , empfiehlt es sich , in der bereits erwähnten Station Bulak ed - Dakrûr den nach Oberägypten fahrenden Zug zu besteigen und denselben bis zur Station Bedraschên zu benutzen. Der Sicherheit wegen ist es übrigens ratsam ,

von Kairo gleich

einige brauchbare Esel oder Maultiere , ohne welche der Besuch des Totenfeldes von Sakkara nicht gut möglich ist , mitzunehmen , da in Bedraschên nicht immer gute Reittiere vorhanden sind. Die Eisenbahnfahrt gehört zu den interessantesten im Nillande. Zur Rechten tauchen bald jenseits des üppigen Fruchtlandes die drei » grossen« Pyramiden von Gizeh in überaus wirkungsvoller Gruppierung aus dem Frühnebel hervor. Zur Linken erregen ausgedehnte Zuckerplantagen unsere Aufmerksamkeit , in deren Mitte wir sogar die stattlichen Gebäude einer nach euro-

Wundermales. In der zwischen den ausgestreckten Vorderbeinen entdeckten kapellenartigen Anlage fand man seinerzeit neun mehr oder minder gut erhaltene

päischem Muster eingerichteten Zuckerfabrik bemerken. Bald darauf befinden wir uns in einem

Statuen des Königs Chephren , vor dessen Mausoleum , kaum eine Viertelstunde entfernt, der Sphinx liegt , ausserdem verschiedene Stelen , deren eine

Dattelpalmenwalde, durch den die Bahn unserer Endstation hindurch führt , und den ausgedehntesten von ganz Aegypten ist ein eigentümliches Gefühl, dem zum

neben dem Namensschilde Chephrens auch dasjenige Thutmes III . ( 18. Dyn ., um 1700 v. Chr. ) aufweist. Dieser kleine Tempel ist also zweifellos bereits von Chephren (4. Dyn. ) am Sphinx eingerichtet und zum Ahnenkult bestimmt worden welch hohes Alter gebührt daher diesem Standbilde 3500 v. Chr. selbst, wenn es schon um diese Zeit als bedeutungsvolles Wahrzeichen des Licht und Leben

bis fast zu welcher zu gehört . Es Teile recht

stachligen Gestrüpp auf dürrem , eintönigem Sandboden , über welchem nur in gewissen Abständen sich schlanke Kronen im blauen Aether wiegen, ohne jedoch den für den Europäer so willkommenen Schatten zu spenden, den von unseren Durchschnittsund berufenen Dichtern so glorifizierten Namen eines >>Palmenhaines« zuerteilen zu müssen ! Wir

Die Nekropole von Memphis.

167

unsererseits sind stets der Meinung gewesen , dass | Stufenpyramide, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen von Sakkara, das älteste bekannte Bauwerk der unsere deutschen Eichen- und Buchenhaine , unsere besitzen. Welt duftigen Nadelwälder , von der vielseitigen Nutzbarkeit der Palmen abgesehen, unter allen Umständen den Vergleich mit letzteren gar wohl bestehen . In Bedraschên verlassen wir den Zug , um zu

Esel das westwärts gelegene Wüstentotenfeld von Sakkâra aufzusuchen . Wir sind hier buchstäblich und unmittelbar auf altheiligem Boden. Denn die regellosen, meist aus ungebrannten Ziegeln bestehenden , übrigens teilweise recht unscheinbaren Schutthaufen in und bei dem angrenzenden Dorfe Mitrahenne sind die letzten , kärglichen Ueberreste der einstigen glänzenden Metropole des alten Reiches , der uralten Menesstadt Memphis. Und doch nicht

Sakkara und Mariette sind voneinander untrennbar , und auf Schritt und Tritt wandert unser Fuss im Wüstensande auf historischem Boden , auf Grabestrümmern und Bauresten von eminent archäologischer Bedeutung. Ein gut Teil der letzteren hat die Fürsorge der Forscher wieder dem schützenden Wüstensande überlassen , um sie vor der Beutegier der Hyänen in Menschengestalt zu wahren.

All-

gemein zugänglich sind jedoch jederzeit, wenn auch gegen geringes Entgelt und stets nur in Begleitung von Beduinen, das prachtvolle Totenhaus , die Mastaba des Ti , des Geheimsekretärs dreier Könige der

die einzigen. In einer den grösseren Teil des Jahres | 5. Dyn . (um 3000 v. Chr.) , mit ihren wunderbar über zum Teil mit Wasser gefüllten Grube mitten erhaltenen Skulpturen und lebensvollen Scenen aus dem privaten und öffentlichen Leben der alten im Palmenhaine liegt , das Antlitz nach unten gekehrt , der verstümmelte Koloss Ramses' des Grossen , der einst nicht weniger als 13 m maass

Aegypter, und die Stiergrüfte oder das sog . ägyptische Serapeum . Mariette war es wiederum, der

und höchst wahrscheinlich eine jener beiden Bildsäulen war , mit denen jener gewaltige Herrscher aus Dankbarkeit für gnädige Rettung aus feindlicher Bruderhand den Eingang des Ptah-Tempels in Memphis schmückte . Und nun weiter hinein in

jene 141 Sphinxe zu Tage förderte ( 1850-1851 ) ,

reichen Forscherfleisses , liegt. Der Ritt nach dem Hause Mariettes mitten in der Wüste, das, nach

welche die Begräbnisstätte der heiligen Stiere (Apis) mit dem benachbarten , aus griechischer Zeit stammenden Tempelgebäude , dem sog. griechischen Serapeum, alleeartig verbanden . Von letzterem bemerkt heute der Reisende nichts mehr ; die Apisgrüfte hingegen bilden zur Zeit eine vom Sande bedeckte 350 m lange , 3 m breite und 5,5 m hohe, aus dem lebenden Felsen gehauene , vielgewundene, dunkle Halle, in die man nur mit Licht einzudringen vermag. In 24 Nischen stehen noch die riesigen ,

Blockhausart errichtet, für länger andauernde Touren eine höchst willkommene Unterkunftsstätte bildet,

granitenen Särge der heiligen Stiere, jeder 4 m lang, 2,30 m breit und 3,30 m tief, vorzüglich poliert und

führt an der charakteristischen Stufenpyramide vorüber , einem Bauwerk, das nach Form und Be-

beiläufig 65 000 kg schwer, freilich gegenwärtig leer. Man vergegenwärtige sich, um die Sorgfalt, die diesen

deutung Gelehrten und Ungelehrten viel Kopfzerbrechen verursacht . Zunächst bildet der Grundriss der Pyramide, ganz abweichend von der gewohnten Form , kein Quadrat , sondern ein Rechteck (Nordund Südseite je 107,3 m , Ost- und Westseite je

Tierleichen gewidmet wurde, zu begreifen , die Thatsache, dass der Apis als Verkörperung des höchsten Gottes Ptah (in Memphis ) schon bei Lebzeiten göttliche Ehre genoss. Und im Tode suchte man dieselbe eher noch zu steigern . Bedurfte es doch zur würdigen Beisetzung eines nach Alexanders des Grossen Tode verstorbenen Stieres ausser den

den Palmenwald, dann über üppig grünende Saatenfelder hinweg nach dem Wüstenrande , wo das schmutzige Dorf Sakkâra , für die wissenschaftliche Welt ein Wahrzeichen unermüdlichen und erfolg-

120,6 m lang) . Auch ist das Ganze nicht genau, sondern nur ungefähr nach den vier Himmelsgegenden orientiert. Sodann ist das Baumaterial bei weitem geringer, mürber, als das bei anderen Pyramiden verwendete. Die stufenartige Form der aus etwa sechs je 10 m hohen, um je 2 m eingerückten Etagen bestehenden, annähernd 60 m hohen Pyramide mag aus mehrtausendjährigen Witterungseinflüssen zu erklären sein, denen das weichere Material nicht stand zu halten vermochte. Alle die erwähnten Abweichungen scheinen auf ein besonders hohes Alter des Bauwerkes hinzudeuten , und Mariette war es , der geradezu die Vermutung aussprach , dass unsere Pyramide identisch sei mit derjenigen des Unenephes ( 1. Dyn . , um 4500 v. Chr. ) und wahrscheinlich die Stiergrüfte des alten Reiches beherbergt habe. Für letzteres sprechen die verschiedenen Räumlichkeiten , die man beim Oeffnen des Bauwerkes im Inneren desselben entdeckte. Wir würden sonach in der

bereits vorhandenen beträchtlichen Mitteln eines ausserordentlichen Staatszuschusses von 50 Silbertalenten (250000 Mark) , und liess sich ein Apispfleger die Bestattung des seiner Obhut anvertraut gewesenen heiligen Tieres nicht weniger als 100 Silbertalente (500 000 Mark) kosten ! Uebrigens gehören die heute noch vorhandenen Stiergrüfte, nach teilweisen Sarginschriften zu schliessen , einer relativ späteren Zeit an (Psammetich II. 665-611 v. Chr. und später) . Der Aegyptenreisende , mag er geologischen, geographischen , botanischen oder anderen wissenschaftlichen Zwecken dienen , muss mehr oder minder auch Archäologe sein , und wenn er es noch nicht war, so sorgt das wunderbare Pharaonenland dafür, dass er es, fast ohne sein Zuthun , wird . Nirgends in der Welt reichen sich die verschiedenartigsten

Ueber den gegenwärtigen Stand der Einführung der mitteleuropäischen Zeit in der Schweiz .

168

wissenschaftlichen Disciplinen in so erhebender Weise brüderlich die Hände, um gemeinsam an der Lösung der ersten und schwierigsten Fragen der Menschheit

zuführen und die Fahrplanentwürfe auf dieser neuen Basis vorzulegen ¹ ) . > es

Von J. H. Graf (Bern). sei der Bundesrat ermächtigt , den Eisenbahnen die Die Notwendigkeit, sich mit der Frage der Einführung der Stundenzonenzeit zu befassen , trat an die Schweiz in dem Momente heran, als ein Teil der Nachbarn , nämlich die süddeutschen Staaten und

Einführung der mitteleuropäischen Stundenzonenzeit zu gestatten und dieselbe gleichzeitig auch im Postund Telegraphendienst in Anwendung zu bringen ¹) . «< Zur Prüfung der Frage wurden in beiden Räten

Oesterreich-Ungarn , für ihren Eisenbahn- , Post- und Telegraphenverkehr die mitteleuropäische Zeit einführten. Bekanntlich ist diese Zeitzählung in Oesterreich-Ungarn seit dem 1. Oktober des Jahres 1891 , in Elsass-Lothringen, Baden , Württemberg und Bayern

Kommissionen niedergesetzt. Inzwischen hat sich nun auch das Publikum mit der Frage beschäftigt und

seit dem 1. April 1892 in Kraft . Unter dem 24. April 1892 ging dann auch dem schweizerischen Post-

die Einführung der mitteleuropäischen Zeit in die Tagesblätter lanciert und sogar dem Referendum ,

und Eisenbahndepartement eine Eingabe des schweizerischen Eisenbahnverbandes zu , die in folgenden Sätzen gipfelte :

d . h. der Volksabstimmung, über die Frage gerufen . Sein Postulat ist die Weltzeit für den Verkehr und die wissenschaftlichen Beobachtungen , daneben die Ortszeit . Darin wird er unterstützt von einigen .

>> 1 .

Die Konferenz

des

Eisenbahnverbandes.

zwar unter der Führung von einigen Fachmännern . Direktor H. R. Billwiller , vom meteorologischen Centralbureau in Zürich , hat mehrere Artikel gegen

Gelehrten der französischen Schweiz , spricht sich einstimmig für die Einführung einer Einheitszeit (Stundenzonenzeit) ¹ ) bei den schweizerischen Eisenbahnen, der schweizerischen Post- und der schweizerischen Telegraphenverwaltung aus, und zwar nicht bloss für den inneren Dienst , sondern auch gegenüber dem Publikum, da im Interesse der Betriebssicherheit von einer besonderen Dienstzeit Umgang genommen werden muss . 2. Die Mehrheit der Verwaltungen ist für die Annahme der mitteleuropäischen Zeit, weil der grösste Teil der Schweiz in diese Zone fällt , und weil auf diese Weise für den grösseren Teil der Grenzbevölkerung die Uebereinstimmung mit dem Ausland erzeugt wird . Die Verwaltungen der Jura-SimplonBahn und der Neuenburg - Jura - Bahn hingegen halten dafür , dass die Frage noch nicht spruchreif sei. 3. Die Verwaltungen des schweizerischen Eisen-

bahnverbandes sind bereit , die einheitliche Zonenzeit auf den Zeitpunkt eines Fahrplanwechsels ein¹) Vgl. wegen dieses Wortes S. 144 dieses Jahrganges.

wie

F.

A.

Forel und H. Dufour , vom waadtländischen Ingenieur- und Architektenverein , von der dortigen . Naturforsch. Gesellschaft und der »Société industrielle et commerciale« . Andererseits haben die Ostschweizer. Geograph. - Kommerzielle Gesellschaft in St. Gallen, die gleichnamige Mittelschweizer. in Aarau und die Geographische Gesellschaft in Bern eine Eingabe an den Bundesrat zu Gunsten der mitteleuropäischen Zeit gemacht.

Auch hat sich der Nestor unserer

schweizerischen Astronomen, Professor Dr. R. WolfZürich , für die Einrichtung unzweideutig ausgesprochen, wenn er sagt 2) : >> Der die Einführung einer Universalzeit im bürgerlichen Gebrauche glücklich vermittelnde Vorschlag von Flemming , sich für die bürgerliche Zeit überall , anstatt auf willkürlich gewählte , auf Meridiane zu beziehen , welche um volle Stunden vom ersten Meridian abstehen , und so zu bewirken,

¹) Bericht des schweizerischen Bundesrates. 2) Handbuch der Astronomie , III. Bd., S. 319.

Ueber den gegenwärtigen Stand der Einführung der mitteleuropäischen Zeit in der Schweiz.

dass alle Uhren auf der ganzen Erde in Beziehung auf Minute und Sekunde übereinstimmen , hat alle Aussicht , bald allgemein adoptiert zu werden, sind doch bereits Nordamerika , Schweden und die deutschen Eisenbahnverwaltungen mit gutem Beispiele vorangegangen , indem sie in dieser modifizierten Weise Greenwicher Zeit benutzen . >Das Inden Thätigkeit glaubt derselbe nicht. landeis «< , so sagt der Genannte, » fand vielmehr die 1) Siehe hierüber des Verfassers Aufsatz Ueber die Art und Weise, wie die Geschiebemergel Norddeutschlands zur Ablagerung gelangt sind « (in » Mittlgn . aus d. Mineralog. Institut der Universität Kiel « , Bd . I , Heft 2). 2) Cf. meinen schon weiter oben annotierten Aufsatz. 3) Gletscherkunde, S. 382 . 4) Zur Diluvialfrage. (In » Mittlgn . aus d . Mineralog. Institut der Universität Kiel « , Bd. I, Heft 3.) 5) Der weiter oben citierte Aufsatz über die Ablagerungsweise der Geschiebemergel.

recht.

Den Beweis hierfür zu erbringen, das wollen

rend der Tertiärzeit stattgehabten Vorgänge wieder

musste sowohl die Lateritbildung, als auch die Wassermenge der Flussläufe eine Einbusse erleiden , denn die Regengüsse nahmen , der zunehmend kälteren Temperatur entsprechend , ab . Ein anderer Verwitterungsmodus, derjenige, der sich in unseren Gegenden an den massigen Gesteinen , den krystallinen Schiefern , den Thonschiefern , Sand- und Kalksteinen noch heutzutage geltend macht, kam zur Entwickelung . Mächtige Schuttmassen, Felsenmeere und was dergleichen noch mehr ist, bildeten sich . Durch die infolge der herannahenden Eiszeit noch intensiveren Frostwirkungen wurde dieser Vorgang in hohem Maasse unterstützt. Von welcher nicht zu unterschätzenden Bedeutung diese letzteren sind , das haben ja in neuester Zeit Blümcke und Finsterwalder 1) dargethan . Auch die Zerklüftung des Gebirges mag hier von Einfluss gewesen sein , die schon von Nathorst betont worden ist, wie denn auch Törnebohm sich für das Vorhandensein mächtiger Schuttmassen in dem präglacialen Skandinavien ausgesprochen hat 2 ) . Somit hat sich auf dem skandinavischen Festlande infolge akkumulierender Zersetzung eine grosse Decke verwitterten Gesteinsmateriales ausgebildet, die eben , weil die denudierenden Kräfte damals nur noch in geringerem Maasse thätig sein konnten , liegen bleiben musste, bis die Agentien der Diluvialzeit kamen, um sie wegzuschaffen . Diese letzteren hatten also eine erodierende Thätigkeit nicht auszuüben. Damit fällt auch der Widerspruch, welcher sich aus der Annahme einer solchen Erosionskraft einerseits , andererseits aber aus dem geologischen Auftreten der Geschiebemergel ergeben muss, immer vorausgesetzt, dass solche thatsächlich Grundmoränen im vollen Sinne des Wortes sind. Dann mag das Inlandeis auch gewissermaassen konservierenden Einfluss auf seinen Untergrund besessen haben , es sei denn , dass aus dem Bau des felsigen Untergrundes resultierende Umstände Stauchungserscheinungen und ähnliches bedingten , wie das oftmals der Fall war. Eine mässige Erosionskraft , wie solche z . B. von 1) Zur Frage der Glacialerosion. (In » Sitzgsber. kgl. bayer. Akademie d . Wissensch. , math.- phys. Klasse , 1890). Wie erodieren die Gletscher ? (In Zeitschrift d. deutsch - österr. Alpenvereins , 1891.) 2) Grund dragen af Sveriges geologi.

188

Geographische Mitteilungen.

Heim betont wird , wird aber wohl niemand dem Gletscher- resp. Inlandeise abstreiten wollen. Die petrographische Untersuchung zeigt , dass

die Ablagerungen des Diluviums durch mechanische Einwirkung , nicht aber durch chemische Zersetzung zustande gekommenen Gesteinsdetritus darstellen , so beispielsweise das Hauptgebilde dieser Schichten, der sog. untere Geschiebemergel. Beim Schlämmen desselben finden wir eine Unzahl Partikelchen von unzersetztem Feldspat, von Glimmer, Quarz, Magneteisen und noch vielen. anderen Mineralien mehr , daneben noch Kreidebryozoen in grosser Menge im Schlammrückstande vor , was bei den tertiären Thonen durchaus nicht

kleiner

der Fall ist .

Nur selten kann man in diesen letzteren

noch ein Stückchen unverwitterten Feldspates nachweisen, und nur die sehr schwer oder gar nicht zersetzbaren Mineralien , wie Glimmer und Quarz , sind noch darin vorhanden . Freilich hat auch das Diluvium verhältnismässig reinere Thonbildungen , so z. B. in Schleswig-Holstein an der inneren Umrandung der Föhrden, Gebilde, über deren Entstehung ich schon früher näheres gesagt habe. Aber diese Ablagerungen sind als dem Meere zugeführte und wieder aufgestauchte Schlämmprodukte der diluvialen Schmelzwasser anzusehen , sie befinden sich auf tertiärer Lagerstätte , und auch beim Durchschlämmen dieses Materiales zeigen sich noch mikroskopische Partikelchen von Feldspaten u. s. w. , kurzum von

zu verstehen.

Sind die letzteren ja doch nur die

Auswaschungsprodukte der Geschiebemergel unter Mitwirkung des fliessenden und des Meereswassers ! In der Natur der Sache aber muss es liegen , dass diese Sande gerade im Gebiete diluvialer, resp. postglacialer und alluvialer Flussläufe besonders eisenhaltig sind. Das ist auch der Fall. Und eben aus alten Flussalluvionen resp. Schottern beziehen die hier gemeinten Städte zumeist ihr Grundwasser, was ein Fehler und ein Missgriff sein dürfte , denn in den Betten der alten Flussläufe sind vielfach Torfund Moorbildungen eingelagert . Dies zeigt z . B. der Oberlauf der Eider bei Kiel. Die in derartigen Mooren in Verwesung begriffenen Pflanzenmassen wirken nämlich ungemein reduzierend auf die sonst kaum löslichen Eisenverbindungen , auf das Eisenoxyd und dessen Hydrat ein . Dieselben erleiden eine Umwandlung in kohlensaures Eisenoxydul, das im Wasser leicht löslich ist. In dieser Form gelangt das Eisen in das Grundwasser . Sobald dieses aber bei seiner Hebung im Wasserwerke in Berührung mit der Luft kommt , muss die Kohlensäure entweichen , als Eisenoxydhydrat fällt das Eisen wieder aus dem Wasser aus , ein Verderb für die Qualität des Wassers, nicht zum mindesten aber für die Rohrleitungen selbst , die mehr oder weniger verstopft werden.

Deshalb die neuerlichen , bis dato, soweit

mir bekannt, noch wenig erfolgreichen Versuche der Wassertechniker, das Grundwasser eisenfrei zu machen.

allen den im eigentlichen Geschiebemergel vorhandenen Mineralien in gewisser Anzahl . Wir müssen

Allerdings sind auch die Grundwasser , welche aus anderen , als im Gebiete eines alten Flusslaufes be-

aber aus diesen Thatsachen folgern , dass alle diese diluvialen Massen nicht durch dieselben Einwirkungen von ihrem Anstehenden losgelöst wurden, dass vielmehr andere Verhältnisse , als die Lateritisierung der Gesteine, dabei in Kraft getreten sind.

legenen diluvialen Schichten stammen , hier und da stärker eisenhaltig, niemals aber, soviel mir bekannt, in so hohem Maasse . Auch scheint das Eisen hier

Zum Schlusse sei es mir gestattet , noch auf eine Frage zurückzukommen, die von eminent praktischer Bedeutung für das nördliche Deutschland ist

aus, und es braucht oft mehrere Tage, ehe man eine

und zweifelsohne verknüpft sein dürfte mit den hier ausgeführten Thatsachen . Eine Reihe grösserer, auf diluvialem Boden belegener Städte Norddeutschlands, die ihren Wasserbedarf aus dem Grundwasser decken , leiden an dem ungemein grossen Eisengehalte desselben. Wie weiter oben schon ausgeführt worden ist, sind die Lateritbildungen äusserst reich an Eisenverbindungen , und zwar an Eisenoxyd und Eisenoxydhydrat. Auch unsere Geschiebemergel zeigen lokal einen beträchtlichen Gehalt an Eisenoxydhydraten, speciell auch die diluvialen Sande. Dieser Reichtum an Eisenmineralien bei den genannten Gebilden lässt sich nur so erklären , dass tertiäres Material aus dem Untergrunde in die Geschiebemergel mit aufgenommen worden ist, oder auch, dass diese letzteren selbst noch auf skandinavischem Boden partiell gebildet wurden aus daselbst noch von früheren Zeiten her vorhandenem und noch nicht gänzlich weggeführtem lateritischem Detritus. Der lokale Eisenreichtum

gewisser diluvialer Sande ist leicht

nicht in der Form des kohlensauren Eisenoxyduls vorhanden zu sein , denn an der Luft fällt es nicht

nur leichte Trübung in derartigem Wasser bemerkt. Es bedarf anderer Vorgänge, als derjenigen , welche bei dem in unserer Zone stattfindenden Verwitterungsmodus platzgreifen , um das Eisen in solcher Menge aus den Gesteinen herauszulösen . Dies ist nur bei der Lateritisierung möglich . Auf solche Weise entstandene Eisenverbindungen sind es , welche die eben geschilderte Grundwasserkalamität hervorrufen .

Wenn diese uns sonst ferne liegende Frage

hier kurz gestreift worden ist , so mag mich der Leser freundlichst entschuldigen . Sie steht ja in einem gewissen Zusammenhange mit dem Thema dieses Aufsatzes und ist vielleicht nicht ganz ohne Interesse gewesen .

Geographische Mitteilungen. (Der Seering. ) Wenn auch der » Seering « ¹) schwerlich je auf See benutzt ist, so hat man doch seit dem 15. Jahrhundert bis in die neueste Zeit dasselbe Prinzip befolgt bei Herstellung von Taschen - Sonnen) Vgl . Gelcichs Festschrift ; auch » Ausland « , S. 174 d . J.

Geographische Mitteilungen. Kapitän Bannau , dem ich eine Abbildung dieses Instrumentes zeigte, um zu erfahren, ob er auch meine Ansicht teile , sagte mir sogleich , dass er sich erinnere , in seiner Knabenzeit habe in Ostholstein (Probstei bei Kiel ) jeder Hirtenknabe und Bauernknecht solchen » > Sonnenring« gehabt , bei dem die Oeffnung für den einfallenden Sonnenstrahl auf einem besonderen Ringe angebracht war , der sich in einer Spalte des Hauptringes drehen liess ; auf letzterem waren aussen die Monate angegeben (je zwei von gleicher Deklination nebeneinander) ; ihnen gegenüber die Stunden (auch die sich zu zwölf ergänzenden nebeneinander) . Oeffnung stellte man auf den betreffenden Monat , so fiel der Sonnenstrahl auf die Tagesstunde (nach Sonnenzeit) . Solchen Ring lieh mir dann der Mechanikergehilfe Herr Keil ; sein Grossvater hatte ihn aus Süddeutschland mitgebracht, er wurde als Familienerbstück betrachtet. Es zeigte sich , dass solche Ringe in der Calenberger Landschaft ( Hannover) , auch hier in Hamburg bis vor ungefähr 30 Jahren teils, wie oben gesagt, bei Landleuten, teils als Spielzeug im Gebrauch gewesen sind; der geographischen Breite entsprechend muss die Handhabe (hier ebenfalls ein kleiner Ring) an verschiedenen Orten verschiedene Stellung gehabt haben. Herr Prof. Dr. G. Karsten in Kiel schrieb mir : » Ich besitze ein vollkommeneres Instrument. Die beiden gegeneinander verschiebbaren Ringe haben ungefähr 10 cm Durchmesser ; in der Mitte ist ein drehbarer Rahmen. angebracht, auf welchem sich eine kleine Platte mit dem konischen Loche verschieben lässt , um dieses je nach der Deklination einzustellen . Auf der Aussenseite der Ringe ist 1. auf der einen Seite eine Gradteilung, um den Rahmen nach der Polhöhe einzustellen, 2. auf der anderen Seite eine Gradteilung, wie mir scheint, zur Bestimmung der Polhöhe, wenn Datum und Stunde bekannt sind. Die Stundenzahlen sind auf dem inneren Rande der beiden Ringe angebracht. Verein für Naturwissenschaftliche Unterhaltung« machte , erregten die Aufmerksamkeit von Herrn Dr. J. Brinkmann , Direktor des hiesigen Museums für Kunst und Gewerbe, von dem ich erfuhr , dass dieses im Besitz mehrerer tragbarer Sonnenuhren sei , von denen zwei aus dem 16. Jahrhundert stammen (eines ist eine sog. AequinoktialSonnenuhr für 31-60 ° Polhöhe, ähnlich wie sie z. B. P. Apianus , Dryander , Seb. Münster und Joh. Bapt. Benedictus teilweise als zum » annulus astronomicus « gehörend beschreiben) , ausserdem eines Siegelringes aus dem 15. , vielleicht Anfang des 16. Jahrhunderts, der ähnliche Zeichen trage wie der erwähnte Sonnenring . In der That war dieser Ring zweifellos gleichzeitig eine tragbare Sonnenuhr ; nur stehen Monate und Stunden an der Innenseite des Ringes in eigentümlicher Ordnung :

hervest mertmant oest april hornung saet hart flach heuma mey 5 bracma west 7

6

7 5

8 4

9 3

10 2

II I

12

Ausserdem sind die Zahlen verbunden durch Zickzacklinien, die, von 5 und 7 u. s. w. ausgehend, nach der entgegengesetzten Seite des Ringes führen , dort umkehren und nach anderen Zahlen zurückführen ; ferner ist in die Innenseite graviert : 55 ° Polh(öhe, also Schleswig) . Es fehlt die Vorrichtung , Schatten oder Licht-

189

schein auf die Stunden zu werfen, man sieht aber, wo sie angebracht war. Der Reif hat drei Löcher , eines in der Mitte , gegenüber der Siegelplatte , die anderen. beiden seitlich nebeneinander in parallelen Durchmessern ; jenes war für den Halter, diese beiden dienten zur Befestigung einer runden Führung, auf der sich eine Platte mit Lichtöffnung drehte oder ein Reif mit einem Gnomon (Schattenstift) . Da die Monate im Zickzack stehen, hat man nicht immer die Stunde benutzen können, auf welche der Lichtschein oder Schatten fiel, sondern man hat der betreffenden Linie zur richtigen Stunde folgen müssen. Man sieht, dass die beiden Aequinoktial-Monate in derselben Reihe stehen, ebenso die Solstitial -Monate ; es ist wohl möglich, dass die Verbindung von Führung und Ring mit einem Charnier versehen war , eventuell auch der Schattenstift , damit sie beim Nichtgebrauch weniger Platz einnahmen ; ebenso ist es möglich , dass noch ein (umlegbarer) Monatszeiger vorhanden war. Der Ring soll auf dem Kirchhofe von Moorfleth ausgegraben worden sein ; die Platte trägt die Inschrift J. H. S. , darunter Schild mit Kleeblatt, rechts und links davon J. M. (Mitteilung von A. Schück in Hamburg. ) (Entdeckung einer jährlichen Ebbe und Flut im Quellwasser.) In einer unlängst abgehaltenen Versammlung des Ingenieur - Vereines zu Philadelphia hielt Herr Auchincloss einen Vortrag über eine JahresEbbe und -Flut. Der Vortragende erbot sich zu beweisen, dass Ansammlungen von frischem Wasser jährlichen Ebbe- und Flutbewegungen von grösserer oder minderer Ausdehnung unterliegen, je nachdem das Becken oder die es einschliessende Bodenschicht beschaffen oder die Verdunstung in einem offenen Bassin eine stärkere oder schwächere ist.¹) >> Im März 1885 « , sagt der Genannte , » ward ein Brunnen gegraben , und , um die Dauer des Wasserzulaufes besorgt, untersuchte man die Tiefe des Wassers in Zwischenräumen von beiläufig 10 Tagen. Es zeigte sich bald , dass das Wasser zurückwich, während ein Jahr später, also 1886, man ein Steigen der Oberfläche konstatieren konnte , welche 12 Fuss betrug. Unsere

Neugierde ward hierdurch angeregt, und wir beschlossen, das Gesetz, wenn es ein solches gibt, dieser Ebbe und Flut zu untersuchen . Diese während der vergangenen sieben Jahre fortgesetzten Beobachtungen haben ergeben, dass in normalen Jahren die Wasserfläche ihren tiefsten Stand im Dezember hat , von da bis Juni steigt und während des Herbstes wieder sinkt. Eine Beobachtung der gefallenen Regenmenge zeigte, dass, während solche im letzten Halbjahre ebenso gross oder selbst grösser war als im ersten, dessenungeachtet der Wasserspiegel im Brunnen fortwährend sank. Die atmosphärische Temperatur hatte hierauf keinerlei Einfluss, nachdem die Temperatur des Wassers im Brunnen das ganze Jahr hindurch gleichblieb und die Tiefe desselben die Verdunstung an der Oberfläche gegenstandslos machte . Fanatismus , Indolenz und Trägheit zeichneten von je die Portugiesen aus. >Ein Franzose in fremden Ländern , namentlich in den Tropen, macht den Eindruck eines Fisches ausser Wasser.< In Japan , in Yokohama, ist er mit seinem Hotel nicht zufrieden ; es hatte früher einem Franzosen gehört, ist aber in amerikanische Hände übergegangen : Eine Reminiscenz der früheren Zeit war der echt französische Schmutz , der mich lebhaft an die Gasthöfe des südlichen Frankreich, namentlich der Loire-Gegend , erinnerte, echt amerikanisch dagegen die Gleichgültigkeit gegen Wünsche und Beschwerden, die in den Ländern der Neuen Welt ja allgemein beliebt ist, hier einen jedoch sonderbar anmutet. « Am meisten noch imponiert ihm der Engländer , obwohl auch dieser nicht eben

191

glimpflich behandelt wird : » Geschmack hat eben noch nie ein Engländer entwickelt. > Der ländliche Arbeiter schätzt die Wohnung um so mehr , je kleiner und niedriger sie ist , weil sie weniger Brennmaterial erfordert, und hält Thüren von mehr als 1,8 m für Luxus. Es ist nicht selten , dass mehrere Familien in einem und demselben Zimmer untergebracht sind , ein Uebel, welches ebensowohl den Ordnungssinn als das Schamgefühl erstickt ! « Besonderes Interesse verdient die Entwickelung der Bevölkerung im Zusammenhange mit der Ein- und Auswanderung und der Verschiebung des nationalen Verhältnisses zwischen Deutschen und Polen , wofür wertvolle Tabellen geboten sind.

Mit Zugrundelegung der Muttersprache der Schulkinder wäre das deutsche Element in Westpreussen seit 1861 bis 1886 von 68 % auf 60 , das polnische von 32 auf 40 gekommen , ein Wechsel , der hier auf die einzelnen Kreisgruppen und Kreise sorgfältig ausgeschieden wird . Selbst im ganz überwiegend deutschen Niederungsgebiete, in den Kreisen Danzig, Elbing, Marienburg, wuchsen die Polen von 3 % im Jahre 1861 auf 9-10 % im Jahre 1886 ; noch mehr im gleichfalls meist deutschen Gebiete von Marienwerder , Stuhm und Rosenberg von 28 auf 33—36 % ; im nordwestlichen deutsch- polnischen Höhengebiete der Kreise Neustadt, Karthaus, Berent, Preussisch-Stargard von 51 auf 66-68 % . Und ein ähnliches Erstarken des Polentums zeigt sich im ganzen Bereich seiner Verbreitung , wobei nur in den Regierungsbezirken Danzig und Breslau auch die Deutschen gering gewannen , während zugleich die Anzahl der in der Familie deutsch und polnisch sprechenden Kinder mit Ausnahme von Oppeln und Gumbinnen beträchtlich geschwunden ist. Neben der bekannten thatsächlichen Polonisierung deutscher Katholiken scheint aber doch auch die Auswanderung und der Abzug von Deutschen nach dem Westen der Monarchie auf die Verschiebung einzuwirken, wie denn Vallentin angibt, dass Westpreussen von 1824-1848 eine beträchtliche Mehreinwanderung gehabt habe. In den Regierungsbezirken Danzig und Marienwerder zeigt sich auch eine prozentuale Abnahme der Protestanten , 1858 53 % , 1885 47,5 % . Wie diese nationale Verschiebung mit dem Ueberwiegen des Grossgrundbesitzes und der geringen Entwickelung des Städtewesens zusammenhängt, ist nicht weiter zu erörtern; wo der Hebel zunächst anzusetzen ist, kann nicht mehr zweifelhaft sein. In der Vorrede liest man eine Klage über das Misstrauen, das noch vielfach einer wissenschaftlichen Verarbeitung statistischen Materiales im Wege steht ; das Buch selbst zeigt klar, dass erst die intensive Thätigkeit des geschulten Forschers aus blossen Ziffernreihen die Erkenntnis der Zustände gewinnen kann , aus der das Streben nach Besserung fruchtbare Anstösse empfängt . Gerade die moderne Volkswirtschaftslehre ist eine eminent praktische Wissenschaft. München. Fr. Guntram Schultheiss. Marokko und die deutschen Interessen . Von Dr. Gustav Diercks. Berlin 1893. Richard Lesser. 32 S. kl . 8 ° . ( »Aus geistigen Werkstätten . « Sammlung gemeinnütziger und volksbildender Vorträge. Heft 1.) Marokko ist durch seine günstige Lage für europäische Mächte, namentlich die westeuropäischen , ein verlockendes Objekt. Diercks erörtert in einer etwas eingehenderen Betrachtung, welche Interessen bei der heutigen politischen Lage in dem Reiche des » äussersten Westens« an der Lösung der marokkanischen Frage und an der Aufteilung oder Erhaltung des ScherifenReiches Deutschland hat oder haben kann. Des Verfassers Betrachtungen sind ganz belehrend und scharfsinnig , aber ohne überzeugende Kraft. Wer sich , sei es durch Autopsie , sei es an der Hand der Statistik und von Reisebeschreibungen , über jene Verhältnisse von Marokko orientiert , die es wünschenswert machen könnten , dass Deutschland das Reich oder einen Teil desselben gewinne, wird bald finden , Marokko sei heute bereits Albion verfallen mit allen Hilfsmitteln materieller Kultur. Deutschland müsste Marokko wahrscheinlich in aller Form erobern . Auf die Geltung des Duobus litigantibus tertius gaudet sich zu verlassen, dazu dürfte es niemals kommen. Aus der Förderung der wirtschaftlichen Interessen Deutschlands in Marokko ergibt sich allerdings auch die Bedachtnahme auf die politischen. Man könnte ja wünschen, dass Deutschland einstmals Marokko nähme , allein diesem Schritte müsste wohl jene Umgestaltung des morschen Reiches vorangehen, welche Diercks S. 32 andeutet, aber es ist kaum daran zu denken, dass Deutschland sich jemals in solchem Umfange auf die Kultivierung Marokkos einlassen werde. Wien. Ph. Paulitschke. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von SIEGMUND

GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 13.

Stuttgart, 1. April 1893 .

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND In- und Auslandes und die Postämter. MDCXXG GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5 , zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : i . Pamir, » das Dach der Welt « . Von Bernhard Stern (Wien) . S. 193. Ein Gang durch eine meteorologische Centralstation . Von C. Lang (München). (Schluss.) S. 197. - 3. Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse. Von P. Treutlein (Karlsruhe) . (Fortsetzung. ) S. 202. - 4. Beiträge zur Geschichte des Reisens. Von Georg Steinhausen (Jena). S. 204. - 5. Geographische Mitteilungen. (Baumwollenkultur in Russisch-Asien ; Rockhills Reise in der Mongolei und in Tibet.) S. 207. -- 6. Litteratur. (Frobenius ; R. Neumann .) S. 208.

Pamir,,, das Dach der Welt".

die Wasserscheide zwischen dem Flussgebiete des

Von Bernhard Stern (Wien).

Amu -Darja oder Oxus und des Yarkand- Darja, welcher die chinesische Provinz Ostturkestan durchströmt.

Pamir, die ödeste, bis vor wenigen Jahren noch ganz unerforschte Hochebene Innerasiens , ist heute der Schauplatz , auf welchem ein neuer Akt des russisch-englischen Kampfes um Indien spielt . In unheimlicher Stille, aber mit unverrückbarer Sicherheit sind die Forscher des übermächtigen Zarenreiches, welche immer zugleich Eroberer oder mindestens Vorläufer schnell folgender Eroberer gewesen sind , nach dem gesegneten Reiche vorgedrungen. Im Laufe weniger Jahre haben die Russen, fast ohne blutige Kämpfe , manchmal sogar ohne irgendwelchen Widerstand zu finden, die Steppen und Oasen Mittelasiens , Chokand und Chiwa , Merw und Buchara, unter ihre Macht gebracht , und nun schicken sie sich an, das letzte schmale Gebiet, das sie noch von Grossbritanniens Goldquelle trennt, an sich zu bringen . Mag man nun auch von einer Eroberung Indiens durch die Russen denken wie man will , so muss man doch den Mut und die Energie bewundern , mit denen sie ihr Ziel verfolgen , so dass sie selbst vor solchen Hindernissen nicht zurückscheuen , wie sie das Pamir- Plateau ihnen entgegenstellen muss. Das Pamirgebiet, etwa doppelt so gross, als das Königreich Bayern ¹ ) , ist weder fruchtbar, noch reich an Schätzen , weder bevölkert , noch im Besitz von Naturschönheiten . Es ist eine öde Hochsteppe im Quellgebiete des Oxus oder Amu-Darja.

Und doch

kann man es weder England, noch Russland, weder China , noch Afghanistan verdenken , wenn sie sich um diese öde Hochsteppe streiten . Denn sie hat eine grosse strategische und politische Bedeutung. Indem sie die Verbindung des Himalaja mit dem Gebirgssystem des Thianschan darstellt , bildet sie 1) 140 000 qkm bei einer mittleren Höhe von 4000 m. Ausland 1893, Nr. 13 .

Vermöge dieser Lage ziehen über diese öde Hochsteppe schon seit den ältesten Zeiten viele Strassen aus China nach Indien und aus Russisch-Turkestan nach Chinesisch- Turkestan . Der nördliche Teil der Pamir ist unmittelbar russisches Gebiet , der westliche gehört zum Chanat Bochara, welches Russland völlig unterthan ist , der östliche wird von den Chinesen und der südliche von den Afghanen in Anspruch genommen . Russland verlangt diese Landschaft infolge des Umstandes , dass 1876 bei der Annektierung des Chanats Chokand die Grenzen desselben nach Süden nicht festgestellt wurden , und behauptet nun , dass die Pamir ein Teil des annektierten Chokand ist. Der Name Pamir ist türk-tatarisch ¹ ) und bedeutet wörtlich »unbewohnte Wildnis« ; im Munde der umwohnenden Nomaden heisst dies Gebiet Bami-Duniah »Dach der Welt«. Die Chinesen nennen es Tschung-ling

>>Zwiebelgebirge ) Kreuzzüge « in

Sitte war. Mehr und mehr befestigte sich aber die Anschauung , dass solche Reisen zur vornehmen . Bildung gehörten , eine Anschauung , die ja auch schon das Mittelalter gehabt hatte , nur mit dem Unterschied , dass man damals die Elemente der Bildung in anderen Dingen sah, als nun beim Anbruch der neuen Kulturepoche .

die Erscheinung treten . Die Eroberung des heiligen Landes durch die Türken schien dann weitere Wallfahrten zu verbieten , aber schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts findet man wieder christliche Pilger im Osten ¹) , und bald mehren sich wieder die Pilgerreisen 2). Neben den Pilgern nach dem heiligen Lande sind übrigens auch die Rompilger und Wallfahrer nach sonstigen heiligen Orten als fromme Reisende zu erwähnen . - Weltlicheren Zwecken diente in der Regel die dritte Kategorie der mittelalterlichen Reisenden, die fahrenden Ritter. Indessen stehen diese Fahrten doch zum Teil mit den

um dem Beispiele anderer zu folgen , nur weil es

Das Reisen als Bildungsschule des vornehmen Mannes anzusehen , war also keine Erfindung des 16. Jahrhunderts . Indessen kamen um diese Zeit doch einige Umstände hinzu , die das Reisen in fremde Länder überhaupt begünstigten . Zunächst war jetzt der Verkehr zwischen den einzelnen Kulturländern überhaupt ein viel lebhafterer geworden . Weiter erwachte um diese Zeit eine allgemeine Reiselust in noch stärkerem Grade, als bisher ; es scheint wie ein

Denn

unruhiges Auf und Nieder durch die Völker zu gehen.

vieler fahrender Ritter Ziel war das heilige Land, und ihr höchstes Streben , zum Ritter des heiligen

Speciell in Deutschland wurde aber die Reisesucht noch besonders dadurch befördert, dass dieses Land

Grabes geschlagen zu werden . Aber der abenteuerlustige Ritter des 14. und 15. Jahrhunderts suchte auch anderswo seine Thatenlust zu bethätigen, ebenso wie seine Vorfahren in der Blüte der Minnezeit.

in politischer, wie in geistiger Beziehung mehr und mehr den übrigen Ländern , vor allem Frankreich , nachstand , dass man sich im Laufe des 16. Jahrhunderts daran gewöhnte, im Auslande das Ideal der Kultur zu suchen. So wird denn das Reisen Mode in Deutsch-

eben erwähnten Pilgerreisen in Verbindung.

Zum Beispiel lockte der Kampf gegen die Mauren in Spanien nicht wenige Helden , oder wenn sonst in der Nähe oder der Ferne Kriegsruf erschallte. Gerne zog er mit mehreren Genossen , mit einer >>> Gesellschaft Reisen nach der Ritterschaft )« auch

England und die Niederlande entwirft, jener sei auf Reisen gegangen , um »bei ausswürdischen Poten-

nach der Blütezeit des Rittertums eine Bildungsschule für den jungen Edelmann . An diese letzte Klasse der mittelalterlichen Rei-

taten , Fürsten und Herrn (inmassen Fürstlichen herrischen Personen geziemet) sich bekandt zu machen vnd derselben gute affection , favor vnd correspon-

senden¹ ) , an die fahrenden Ritter , lässt sich nun

dentz zu erwerben« . Neumayr hofft, dass durch seine Beschreibung des Herzogs Brüder »so vielmehr angereitzet werden möchten, S. F. G. hierinnen löb-

¹) Deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen Lande« , hrsg. von Röhricht und Meisner , S. 4. 2) Vergleiche im einzelnen über diese Fahrten das eben citierte Buch. 3) In der Bibliothek des Litterarischen Vereins zu Stuttgart findet man Berichte über solche Fahrten publiziert , z. B. Bd. I : Georg von Ehingens Reisen nach der Ritterschaft « ; Bd . VII : » Des böhmischen Herrn Leo von Rožmital Ritter-, Hof- und Pilgerreise durch die Abendlande 1465-1467 . « 4) Als eine weniger wichtige, aber zahlreiche Kategorie von Reisenden wären noch für das ausgehende Mittelalter die Handwerker zu erwähnen, für die das » Wandern unerlässlich war.

lichen nachzufolgen , inmassen dann auch allbereit zum theil geschehen ; dann nun mehr Hertzog Friedrichs vnd Hertzog Wilhelms F. F. Gn . Gn . dero Reisen in Niderland vnd Franckreich vnlangst durch Gottes Gnad mit gutem success auch verrichtet haben, Hertzog Albrechts vnd Hertzog Hans Friedrichs F. F. G. G. aber sich noch anjetzo in Frankreich befinden«< . - Aehnlich wie für die Fürsten wurde es im 16. Jahrhundert für den Adel allgemeine Mode,

Geographische Mitteilungen. die Söhne , die ungeleckten Bären , längere Zeit auf Reisen zu schicken, um sie zu vollkommenen Kavalieren heranzubilden . Die grosse Kavaliertour wurde ein wesentliches Element vornehmer Bildung. Und dem Adel eiferte wieder das wohlhabende Bürgertum nach. So wurde die Reisesucht allgemein . Am Schlusse dieser Epoche berichtet der gelehrte Marperger ¹ ) von der hergebrachten Sitte, »dass nemlich Leute von Condition , sonderlich vornehme junge Standes-Personen und die aus vornehmen ansehnlichen, es sey Adelichen oder Bürgerlichen Familien entsprossen, darum die Reise nach frembden Ländern vielfältig belieben, damit ihr Gemüth durch Ansehung so vieler Veränderungen und verschiedener lebendiger und lebloser Dinge ergötzet, ihr Verstand in einem so grossen Buch als der Erden -Kreyss ist, je länger je mehr bewandert , eröffnet ; geschärffet und erleuchtet , das zu Hauss durch die dahin gehende und darzu dienende Studia gefasste um so viel mehr bewähret , die Sitten und Affecten besser reguliret , der Leib durch die auff Reisen uns zustossende Fatignen gehärtet , die Gesundheit befestiget, und das Gute, so man an Gütern des Verstandes auff solchen Reisen erworben , künfftig hin dem Vaterland bey glücklicher Retour mitgetheilet werden möge . « »> In dieser Absicht, Was gilt bei uns ein Mann, der nicht gereiset hat ? « rief Fleming damals aus. (Fortsetzung folgt.)

Geographische Mitteilungen . (Baumwollenkultur in Russisch - Asien . ) Ein jüngst von der Verwaltung der russischen Südwestbahnen erstatteter Bericht gibt Mitteilungen über Stand und Aussichten der mittelasiatischen Baumwollenkultur, die allgemeinere Bedeutung beanspruchen dürfen . Seit der Eroberung von Merw und dem Bau der transkaspischen Eisenbahn ist Russland in der Lage, die für den Bedarf seiner grossen Baumwollenindustrie nötigen Rohstoffe auf eigenem Gebiete zu erzeugen . Die Versuche in dieser Hinsicht fielen freilich anfangs nicht zum besten aus. Die in Mittelasien heimische Baumwolle zeigte keine gute Beschaffenheit, die Pflanzer verstanden nicht, ihr Produkt ordentlich zu reinigen , der Wassermangel hinderte eine weitere Bebauung des Bodens. Die russische Regierung hat diese Misstände aber mit grösster Energie bekämpft, so dass schon jetzt ein Drittel des auf 9 Millionen Pud = 12 Millionen Doppelcentner geschätzten Bedarfs der russischen Fabriken an Rohbaumwolle von Mittelasien bezogen wird und die Aussicht besteht , in nicht allzu ferner Zeit das Gesamtquantum aus der eigenen Produktion zu decken. » Natürlich , « bemerkt dazu die >>Weser-Zeitung Diener>Von ihrer Jugend an, « sagt Marperger ¹) von den Kaufleuten, » werden sie vielmahls nach fremden

nopel, vornehmlich aber in Smyrna, Aleppo und besonders in dem gelobten Land wird man teutsche vornehme Passagier , Kauffleute und Pilgrime zur

Ländern gesandt, um daselbst des Landes Sprach und dessen Handlung zu erlernen. « Weiter sind es die Künstler, die in fremde Lande, vor allem auch nach

Genüge antreffen, man lese insonderheit von denen Ersten und letztern Herrn Friedrich Otto von

Italien, gingen, sich zu bilden . Die Gelehrten hatte die Reiselust nicht minder erfasst . Sie bemühten sich vor allem , gelehrte Verbindungen anzuknüpfen , die Bibliotheken zu durchforschen , hervorragende Gelehrte aufzusuchen und mit ihnen » in Korrespondenz un petit Monde, » un abrégé du Monde«< genannt wird. denn sie Die Reisen wurden in der Regel

junge Patriziersohn Lukas Friedrich Behaim aus

sollten ja eine Schule der Bildung sein

Nürnberg 1608 seiner Mutter schreibt, » dass mir die

Jugend unternommen , nachdem die häusliche SchulWie diese Erziehung ein bildung vollendet war.

Weise allhie und in ganz Frankreich gar wohl gefallen, sonderlich aber wegen der Lustigkeit des Orts und Lands, dann auch wegen der guten Capaunen, Pasteten und des Rothen Weins < « , so konnte solcher Bericht wohl Reiselust erwecken . » Gott wolle Euch, > Eure Capaunen , Enten und Indianischen Hennen gleich mir mein zähes, dürres Kuhfleisch ferner wol schmecken lassen . Amen.« Und dann fährt er fort : >>Dass Du auf künftigen Frühling in Italiam (reisen) wirst, habe ich zum Theil gerne vernommen , werde Dir vielleicht einen Purschgesellen mit abgeben, denn ich nicht Willens , diesen Sommer noch all-

¹) A. a. O,, S. 17.

in der

Hofmeister geleitet hatte, so begaben sich die jungen Standespersonen auf die Reise , ebenfalls im Geleite und unter der Aufsicht eines Mentors. Diese Hofmeister erhielten ihre Specialinstruktionen , damit der junge, ungeleckte Bär auch in nutzbringender Weise durch die Welt reisen möge . Auch gab es zahlreiche Handbüchlein , welche den Hofmeistern Winke 1) Vgl. für das Vorhergehende meine Geschichte des deutschen Briefes « , Bd . II , S. 8. 2) Vgl. » Historisches Taschenbuch « , IV. Folge , Bd . 10 , S. 362. 3) Vgl. Bibliothek des Litterarischen Vereins « , Bd. 86 . 4) A. a. O. , S. 16 f. 5) 1609 zieht ein Reiselustiger noch Italien vor. Vgl. meine Geschichte des deutschen Briefes«, Bd . II, S. 6 .

Beiträge zur Geschichte des Reisens .

219

wie ein Junger von Adel auf Reisen sollte der 16jährige Herzog Friedrich August zu Sachsen angeführet werden , damit ihm bey seiner wieder auf eine längere Reise gesandt wurde , » damit sich Heimkunfft in das geliebte Vater-Land weder die | Sr. Lbd . in allen Wohlanständigen Fürstlichen TugenUnkosten noch der Gefährlichkeit , welcher er sich den desto mehr perfectioniren möge« , wurde ein freiwillig unterworffen , gereuen möge ¹ ) « . Reisehofstaat von 20 Personen gebildet ¹ ) . Neben dem Hofmeister v. Haxthausen waren da zwei Gerne reiste man, namentlich diejenigen, die nicht gaben,

so vornehm waren , sich einen Hofmeister und sonstige Reisebegleiter zu halten , in Gesellschaft oder, wie man damals sagte, in compagnia 2 ) . Auch ein vornehmer Reisender berichtet einmal , dass er »neben

begleitende Kammerjunker, mehrere Pagen , ein Reisehofprediger, ein Reisemedikus , ein Reiseprovisor, der die Rechnungen zu führen hatte , und die Dienerschaft 2 ) . Der Reiseaufwand war auf 2000 Reichsthaler im Monat veranschlagt.

seiner Compagnie «< in Florenz angekommen sei ") . Ehe man sich auf die Reise begab , sah man sich , wie es ja auch selbstverständlich ist , in der Reiselitteratur , den zahlreich existierenden Itinerarien und Reisehandbüchlein , um . >» La première chose, « sagt St. Evremond an der oben erwähnten Stelle, » dont on se fournit c'est d'un Itinéraire, qui enseigne les voyes. La seconde , d'un petit livre qui apprend ce qu'il y a de curieux en chaque païs . «
» Land-Charten « , gehörten zur notwendigen Ausrüstung des damaligen | » anders nichts davon bringen, als dass sie in ihren Reisenden. Die übrige » Equipage « richtete sich Reiss- Journal oder Schreib - Taffel den Datum und naturgemäss nach den verschiedenen Ansprüchen . Tag anzeigen, wann sie daselbst gewesen seyn, und Ausser der Reisekleidung hatten viele nach Marwas sich etwan hier und dar, bey Gelegenheit solcher perger ) nur noch »einen guten Degen und paar Besichtigung möchte zugetragen haben . «< Auch St. Pistolen , eine Sack- Uhr , Compass , Schreib-Tafel, Evremond macht sich an der erwähnten Stelle darüber lustig : »Jamais Voyageur Allemand ne s'est Circul und Feuerzeug« mit sich. Ueberhaupt wurde anfangs auf den Reisen allzu grosser Luxus vercouché , sans avoir mis sur le papier ce qu'il a vu mieden. Im 16. Jahrhundert wurde häufig der jährdurant la journée.« Diese Reisetagebücher nun sind liche Reiseaufwand eines jungen Herrn von Stande uns noch vielfach erhalten ; in den meisten Biblioauf nicht mehr als 100 Thaler bemessen ) . Das theken finden sich noch solche Handschriften vor, die der Verfasser nur für sich selbst oder seine Freunde. wurde später freilich anders. Am meisten Aufwand erforderten naturgemäss die Reisen junger Fürsten , schon wegen der notwendigen, allerdings im Laufe der Zeit immer grösseren Reisebegleitung. Als 1687

und Verwandten niedergeschrieben hat. Der Verfasser der für seine Zeit besten Reisehandbücher , Martin Zeiller , hat eine Anzahl solcher Reiseberichte für

¹) »Der Adeliche Hofmeister « , S. 395 f. 2) Es geschehen aber viel Reisen von Hauss aus , von zwey, drey oder mehr in Compagnie zusammengetretenen guten Freunden und Bekannten«< . Marperger , Mentor oder Des reisenden Telemach kluger Hofmeister, S. 16. 3) Herzog Georg von Pommern, » Ledeburs Archiv « , XIII , S. 358 . 4) A. a. O. , S. 398. 5) Ueber diese Büchlein vgl . Paul Hassels Aufsatz in der Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte , Neue Folge, Bd. I, S. 409 . 6) Mentor , S. 5 . 7) Vgl. Biedermann , Deutschland im 18. Jahrhundert, II, 1 , S. 14.

seine Veröffentlichungen benutzt . So beschreibt er einmal eine Reise durch Frankreich, »so etliche von Adel mit ihrem Hofmeister verrichtet , die mir geschrieben

zukommen« ,

oder

er berichtet :

>> Die

1) Vgl. über diese Reise »Archiv für die Sächsische Geschichte , Neue Folge, Bd . VI , S. 289 ff. 2) 1601 reiste hingegen noch der Kurprinz von Sachsen nur mit zwei Kavalieren und einem Pagen . Vgl. Biedermann a. a. O. , II , 1 , S. 14. 3) K. Braun , Reisebilder, S. IX. 4) » Historisches Taschenbuch « , IV. Folge, Bd . 10 , S. 366 . 5) Der Wohl-Unterwiesene Passagier , S. 35.

220

Beiträge zur Geschichte des Reisens .

folgende Reise hat ein vornehmer Graf des H. Römischen Reichs anno 1609 mit seinen Gefährten verrichtet, deren einer dieselbe aufgezeichnet und andern guten Freunden mitgetheilt hat, daher sie auch kurz

über dieses Nicht-Reisen nicht wundern können. Die Frau soll von der Welt nichts wissen , das ist ein Vorrecht des Mannes. Ein rechter »Politicus«< zu werden - dieses Wort deckt sich durchaus nicht

beschrieben an mich kommen ¹) politischen Weisheit « wenig. Solchem Reisenden, der sich nur Vergnügens halber und um der Mode zu folgen, in der Welt umhertreibt, stellt Marperger ) den Reisenden , wie er sein soll , gegenüber : >>Ein reisender vornehmer bürgerlicher oder auch adelicher Passagier ist entweder anzusehen , als einer , der in seiner Jugend wenig gute Information gehabt , in der Theologie und Pietät schlecht gegründet, auch etwan allzu zeitig und ohne genugsame Praecaution in die Welt hineingeraffet, und mit derselben dergestalt verkehret worden, dass alle deroselben Laster und Untugenden sein höchstes Gut auf dieser Welt ausmachen , denen er hernach auch auf Reisen in frembde Länder . . . so vielmehr

So empfiehlt auch einmal in einem Briefe ein junger Nürnberger, Albrecht Behaim , seinem Vetter ein Reisebuch, » ob Du Dich vielleicht auf dieser Tyrolischen Reiss darinnen delectirn möchtest , und ist

nachhänget, und sich contentiret, dass er bey seiner Zurückkunfft etwas Frantzösisch reden , von Opern und Comoedien, von der Jagd, Pferden und Hunden,

solche zu Nürnberg gar wohl zu bekommen unter

und was er hin und wieder vor Stutereyen und Reit-

folgender rubrica : Martini a Baumgarten in Braitenbach, Equitis Germani, Nobilissimi et fortissimi Pere-

Schulen gesehen , auch in dieser oder jener Stadt vor Courtoisien gehabt , discurriren , und solchergestalt , als einer der die Länder durchreiset , und dabey von vornehmer Extraction ist, seiner Meynung nach Hof-

grinatio in Aegyptum , Arabiam, Palestinam et Syriam . In lucem edita etc. Diess Buch ist trefflich wohl zu lesen, sonderlich den Persohnen, so dieser Orten kundig ). Hier soll also der Vetter , der Tirol bereist, zum Vergnügen eine Reise durch den Orient lesen. Um die Erscheinung des modischen Reisens völlig zu verstehen , ist es notwendig, noch einiges über seinen Zweck zu bemerken . Ich habe oben bemerkt, dass das Reisen wesentlich als Bildungsschule dienen sollte , und dies ist in der That das bezeichnende Moment. Es ist schon bezeichnend, dass die Frauen nicht reisen . Das ginge » wider die weibliche Zucht und Schamhaftigkeit«, meinte man ¹ ) . Und wer die häusliche Abgeschlossenheit und Beschränkung der damaligen Frauen kennt ³) , wird sich

und Militair- Chargen vor andern praetendiren könne ; oder er ist auch anzusehen als ein solcher Cavalier, welcher in seiner Jugend von seinen Eltern wohl erzogen , zu allen Christlichen Tugenden , guten Künsten , Wissenschaften und Exercitiis , sonderlich zu solchen , die einem Patritio , Cavalier und Edelmann wohl anständig seyn, angeführet, sodann auf teutsche Universitäten und Academien erst geschickt, und wann er sich auf solchen vollkommen in der Lateinischen Sprache, ferner in nützlichen Disciplinen und Wissenschaften recht wohl gesetzet , alsdann erst, wann er noch unter 20 Jahren ist, mit einem alten, klugen und verständigen Hof-Meister, oder so er schon darüber und selbst reiffes Verstandes ist, erstlich Teutschland allein durchzureisen, und dessen

¹) >>Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte , Neue Folge, Bd . I, S. 416 f. 2) Ebenda, S. 414, Anm. 3) Vgl. meine D Geschichte des deutschen Briefes« , Bd . II , S. 7 . 4) Historisches Taschenbuch , IV. Folge, Bd. 10, S. 367 . 5) Vgl. meinen Aufsatz Die deutschen Frauen im 17. Jahrhundert in der Meyerschen » Zeitschrift für Kulturgeschichte « , Bd. I, S. 10 ff.

vornehme Höfe und memorabilia zu besehen , folglich aber auch nach andern fremden Ländern sich zu begeben, von seinen Eltern und Vorgesetzten abgefertiget worden. Ein solcher qualificirter Passa-

¹) S. 400 . 2) »Der Wohl-Unterwiesene Passagier« , S. 22 ff.

Beiträge zur Geschichte des Reisens.

221

gier, der nun schon die benöthigte Sprachen, Studia | Gesundheit und ihren Geldbeutel ; sie brachten einen und Exercitia mit sich aus Teutschland bringet, stellet sich hernach Prudentiam peregrinandi vor,

schlimmen Ton, viele üblen Gewohnheiten und einige Fetzen Französisch heim . Sehr richtig sagt Laurem-

quod sit Peritia cultiores populos invisendi , civilis prudentiae comparandae gratia , unde Reipublicae, Patriae, vel alienae adeoque nobismet ipsis , Emolumento esse possimus. « Darin sind also alle einig, dass die Erwerbung der »politischen Staats-Kunst Es ist ja thöricht vnd vnverantwortlich von einem Teutschen , « heisst es in den Gesichten Philanders von Sittewaldt¹ ) , » in frembde Lande mit grossen Kosten vnd offtmahl ins Verderben ziehen vnd sein eigen Vaterland vnd Muttersprach hindan setzen , alss ob man sich dessen beschämen thäte. Zeitschrift für Kultur-

»Veel reisen na Paris und andere fremde steden alleen darum, dat se hernamals können reden : ik bin in Frankrik ok gewesen dree veer jahr. «

geschichte «< , Bd. I , veröffentlicht hat, » bekümmert sich

So ist es denn kein Wunder , dass sich gegen

um die Zusammensetzung der französischen Parla-

das » unmässige Reisen «< schon in jener Zeit warnende Stimmen erhoben. Schon der niederdeutsche Uebersetzer von Sebastian Brandts » Narrenschiff«< macht

mente und der spanischen Provinzialstände ; er weiss genau anzugeben, wie die Regierungsräte von Katalonien, Aragon und Kastilien beschaffen sind«< . Wirtschaftliche Gegenstände ferner, die Einrichtung von Bergwerken , Schiffahrt , Brücken- und Strassenbau interessieren den Reisenden , auch die Sitten und Gebräuche der Einwohner. Meistens wird das alles im trockenen Ton aufgezählt , nur hier und da beleben amüsante Erlebnisse, wie z . B. in den Reiseberichten des Samuel Kiechel ) , die Darstellung. Wenn ein Reisender wirklich befolgte , was etwa Marperger in dem » > Wohl - Unterwiesenen Passagier ³)Itinerarium Germaniae , Galliae , Angliae , Italiae> Spectator « (Nr. 364) über den modischen jungen Reisenden folgendes : » Thus he spends his time as children do at puppet shows , and with much the same advantage, in sharing and gaping at an amazing variety of strange things ; strange indeed to one who is not prepared to comprehend the reasons and meanings of them , whilst he should be laying the solid foundation of knowledge in his mind , and furnishing it with just rules to direct his future progress in life under some skilful master in the art of instruction.
> Neque enim quia ad exteras nationes nonnulli nimis praepropere et sine iudicio proficiscuntur , quia peregrinos mores induunt , quia pro virtutibus vitia saepe arripiunt aut magnis itineribus, sumptibus immensis , labore summo alia quaedam parant , quae Majores nostri sunt detestati : idcirco damnandae prorsus atque rejiciendae sunt peregrinationes. Die Gletscherkornbildung ist keine Eigentümlichkeit des Gletschereises, sondern eine durch einen molekularen Umkrystallisationsprozess erklärbare Eigenschaft eines jeden Eises und hat daher mit dem Gletscher als solchem nichts zu thun , und die Bewegung des Gletschers kann ohne dieselbe zu stande kommen. Gletscherkornbildung und Gletscher haben keine wesentliche wechselseitige Beziehung. « (» > Ueber das Gletscherkorn«. Von der Schweizer. Naturforschenden Gesellschaft mit dem Preise der Schläfli - Stiftung gekrönte Schrift von Dr. Robert Emden . Zürich 1892.) (Der Erdrutsch von Sandgate. ) In der Nacht vom 4. zum 5. März d . J. brach über die kleine englische Stadt Sandgate (unweit Folkestone, an der Strasse von Dover, gelegen) eine eigenartige Katastrophe herein, welche über die Bewohner Schrecken genug brachte und in der Tagespresse vielfach als etwas ganz ausserordentliches hingestellt ward , unter dem geophysikalischen Gesichtspunkte jedoch kaum sehr befremden kann , da sich ähnliches doch schon zum öfteren ereignet hat. Wie es sonst nur bei einem Erdbeben der Fall zu sein pflegt, an welches jedoch diesmal gar nicht gedacht zu werden braucht, klaffte plötzlich der Boden, auf welchem das Städtchen erbaut ist , an verschiedenen Stellen auf; breite Risse bildeten sich in den Strassen, und auch die Häuser verloren ihr festes Gefüge , so dass die erschrockenen Bewohner schleunigst das Freie aufsuchten. Als der Tag anbrach, fand sich , dass in der That die grosse Mehrzahl der Gebäude schweren Schaden genommen hatte, und so kampieren denn die Bürger noch jetzt grossenteils unter Zelten , während eine aus dem benachbarten Uebungslager herangezogene Truppenabteilung die verlassenen Wohnungen gegen die Eingriffe unlauterer Elemente schützt, an denen es im Anfange nicht gefehlt hatte. Allem nach liegt nichts als eine ganz gewöhnliche Uferrutschung vor , wie sie für Zug in der Schweiz vor ein paar Jahren sich so verderblich erwiesen hat und von A. Heim in einer besonderen Monographie gekennzeichnet worden ist . Höchst merkwürdig wäre aber, wenn wirklich , wie man in Sandgate allgemein behauptet, einige unlängst in nächster Nähe der Küste vorgenommene Sprengungen mit Dynamit die eigentliche Ursache des Ereignisses darstellen sollten; für unmöglich ist es nicht zu erachten , dass eine an sich schon in ziemlich labilem Gleichgewichte. befindliche Pilotierung durch eine so heftige Erschütterung ihren inneren Halt vollkommen verlieren kann. (>>Berliner Tagblatt « , 1893 , Nr . 124 a . ) (Bestimmung der Erddichte.) Diese Grösse ist in den letzten Jahren durch die experimentellen Methoden von Jolly, Koenig , Poynting, besonders aber Wilsing mit einer sehr grossen Genauigkeit ermittelt worden, ohne dass dabei über die Art der Verteilung der Dichte im Erdinneren irgend eine Voraussetzung ge-

macht worden wäre. Prof. Tumlirz in Czernowitz hat nun einen anderen und zwar rechnerischen Weg zur Lösung dieser Aufgabe eingeschlagen , der allerdings keine gleiche Schärfe gewährleistet, aber immerhin der Kontrolle wegen einmal gegangen zu werden verdiente, und in der That haben sich dabei manche interessante Einzelheiten ergeben. Wenn man annimmt , dass die Dichte eines unendlich dünnen, zum Erdsphäroide ähnlichen und ähnlich liegenden Ellipsoides einzig und allein von dessen grosser Achse abhängig sei , so kann man eine Gleichung anschreiben, in welcher die unbekannte

Litteratur. Dichtigkeitsfunktion und das Potential vorkommen . Durch Näherung lässt sich diese Gleichung weiter behandeln, und es folgt aus ihr ein Wert für das Verhältnis , in welchem die Dichte im Erdmittelpunkte zu derjenigen in der äussersten Oberflächenschicht steht. Der letztgenannte Wert wird gemeinhin = 2,5 gesetzt , und es berechnet sich so die Dichte im Centrum 10,864 und die mittlere Dichte - 5,846 , was von den empirisch aufgefundenen Werten (im Durchschnitte 5,6) nicht erheblich abweicht. Die ganze Betrachtung kann dazu dienen, das erwähnte Aenderungsgesetz der Dichte, für welches sich u. a . auch Legendre , Callandreau und Steltjes ausgesprochen haben , als ein dem wirklichen Sachverhalte jedenfalls recht nahe kommendes erscheinen zu lassen. ( Sitzungsber. d . kais. Akad . d . Wissensch., Math. -Naturw . Kl . , Bd . CI ; November 1892. ) (Die argentinischen Büsserfelder.) Die abenteuerlichen Formen, in welchen sich stellenweise in den südlichen Teilen der Kordilleren das Gletscherphänomen

ausprägt, sind zuerst von Ch . Darwin bemerkt, später von Mac Rae und Güssfeldt näher beschrieben worden und haben neuerdings die Aufmerksamkeit des bekannten deutsch-argentinischen Geographen L. Brackebusch auf sich gezogen , der sich auch mit der Entstehung dieser Gebilde - von den Neuspaniern als >>> Penitentes «< (Büsser ) bezeichnet - eingehender beschäftigt hat. Es sind spitze , grossenteils über mannshohe Eispyramiden , die in wildem Durcheinander sich erheben und in ihrer äusseren Erscheinung einigermaassen an die bekannten »Erdpyramiden« Tirols gemahnen . Brackebusch fand dieselben niemals auf festem Gesteine , auch nicht auf thoniger Unterlage, wohl aber auf lockerem , durchlässigem Boden , vorwiegend auf vulkanischen Auswürflingen , wie sie in jenen Gegenden häufig die obere Bodendecke ausmachen. Die Fläche , auf der die Penitentes stehen , darf auch anscheinend keine abflusslose sein , indem in letzterem Falle zwar die gefrorene Masse eine gefurchte, karrenfeld-ähnliche Oberfläche erhalten, niemals aber einer so kolossalen Zerklüftung teilhaftig werden kann, wie man sie thatsächlich beobachtet; man begegnet den Büsserfeldern bereits unterhalb der eigentlichen Schneegrenze , und ihr Stoff ist nicht als Schnee, sondern als ein Mittelglied zwischen diesem und eigentlichem Gletschereise zu betrachten. Brackebusch erblickt in diesen Eiszacken die Ueberreste eines dereinstigen wirklichen Gletschers, dessen Unterfläche durch eine Schuttansammlung vom Felsbette getrennt war. Jene kam infolge der steten Durchtränkung mit Schmelzwasser ins Rutschen ; die darüber lagernde Eismasse konnte dieser Bewegung nicht so rasch folgen und zerbarst. Nachdem einmal der Ferner zahlreichen Zerklüftungen ausgesetzt war , vermochte die an sich starke Insolation mit verstärkter Kraft einzugreifen, und so modelliert die Sonnenwärme die pittoresken Gestalten der Penitentes heraus, welche nach dieser Erklärung nicht als etwas dauerndes, sondern als etwas ziemlich rasch vergängliches aufzufassen sind. Der vom Herausgeber dieser Zeitschrift gegebenen Anregung , einen besonderen Gletschertypus für diese Eisformationen aufzustellen, schliesst sich Prof. Brackebusch an , und zwar schlägt er vor, denselben statt als Anden- vielmehr als argentinischen Typus in die physikalische Geographie einzuführen. ( »> Globus «< , LXIII. Band, Nr. 1 und 2.)

223

Litteratur. Cristoforo Colombo come uomo del rinascimento. Discorso letto dal Prof. V. Bellio , nell' inaugu razione dell'anno accademico 1892-1893 della r. università di Pavia, il giorno 2 dicembre 1892. Pavia 1892 . Wahrscheinlich werden bei Beginn des heurigen Wintersemesters die Eröffnungsreden an sehr vielen Universitäten Italiens über Columbus gehandelt haben. Wir erhalten soeben diejenige, welche Prof. Bellio in Pavia hielt und die obigen Titel trägt. Der geehrte Verfasser hat sich vorgenommen , den Nachweis zu liefern , dass Columbus eine Frucht seiner Zeit und seines Landes war, und obwohl er das Verdikt Cesare Correntis nicht absolut unterschreiben möchte , demzufolge der Entdecker Amerikas am Ende des 15. Jahrhunderts nur ein Italiener sein konnte, so schliesst er sich doch grösstenteils dieser Annahme an. Hat nämlich auch Columbus in Pavia nicht studiert, wie ehemals behauptet wurde, so gab es doch zu seiner Zeit in Italien eine Fülle von Männern , die einen höheren wissenschaftlichen Schwung nahmen, die sog. Renaissance begründeten und Italien zu einem eigentümlichen Lande gestalteten. Wanderten doch Gelehrte aus allen Ländern nach Italien, um wissenschaftlich zu wirken, ja, die grossen deutschen Reformatoren der Wissenschaft , wie Johannes Müller, Coppernicus u. a. , hatten in Italien gelernt. Italien war im aussterbenden Mittelalter das Griechenland des Altertums , jede grössere italienische Stadt widmete warme Fürsorge der Kunst und der Wissenschaft. In solcher Atmosphäre lebend konnte auch Columbus , der , aller Wahrscheinlichkeit nach , in den damals vorzüglichen Schulen der genuesischen Weberzunft die Elemente des Wissens erhielt , nur ein Mann der Renaissance werden. Er las fleissig, was er nur zu lesen bekam , und wenn man seine schwärmerischen Beschreibungen der tropischen Schönheiten vor Augen hält, so erinnert man sich lebhaft an den berühmten Enea Sylvio Piccolomini . Bellio glaubt , dass Columbus bisher zu ausschliesslich als alleinstehende Person beurteilt wurde, ohne Rücksicht auf seine Umgebung ; indem er nun tiefer in seine Zeit blickte , kam Bellio auf den Schluss, Columbus sei ein Mann der Renaissance gewesen, oder, wie er sich wörtlich ausdrückt, » un' uomo moderno « . Hier thut Bellio wohl vielen Schriftstellern unrecht, denn die wirklichen Forscher, wie Ruge z. B. , haben eben die Zustände , wie sie am Ende des 15. Jahrhunderts herrschten , ihren Studien gründlich angepasst, wenn sie auch zu Resultaten gelangen, welche ganz entgegengesetzt lauten. Interessant ist es aber, dass Bellio nachweist, wie viele der Eigenschaften des Columbus den grössten unter seinen Zeitgenossen in Italien gemeinschaftlich waren . Er ist der Mann der Renaissance , nur fehlt ihm die Kenntnis der lateinischen Sprache, die er nicht so elegant bemeistert, wie andere Männer der Wissenschaft. An klassischer Bildung besass er jene Kenntnisse , die seinem Zwecke nötig waren. Freilich citiert er oft mittelalterliche Autoritäten , die schon längst vergessen waren , aber dies thut auch Pico della Mirandola , gewiss ein Mann der Renaissance . Seine Religiosität kann er von den Heiligen Antonino aus Florenz, Bernardino da Siena und Lorenzo Giustiniani geerbt haben , die zwar fromm bis zum Denkbaren waren, aber doch der Wissenschaft huldigten. Seine Absicht, das heilige Grab zu befreien , erinnert an Marino Sanuto und an Pius II. , und damals widmete man diesem Gedanken in Italien Schriften , Gedichte, Reden u. s . w. Ja sogar seine phantastische Kleidung war keine andere als eine der Mode gemässe . Wem fallen bei solchen Erörterungen nicht die Argumente Ruges ein ; nur handelt es sich darum , ob diese Uebereinstimmungen als das Ergebnis der studierten und affektierten Nachahmung oder als die Einwirkung der genossenen Bildung (wobei wir letzterem Ausdruck die weiteste Bedeutung geben) aufzufassen sind . Nach Ruge hat Columbus alle seine Ideen gewissermaassen anderen entnommen, nichts ist bei ihm Original. Nach der Schilderung Bellios muss man wohl auch auf denselben Schluss kommen , nur sind die äusseren Einflüsse als selbstwirkend anzusehen. Und man kann in der That nicht leugnen, dass die Umgebung, in der wir in unseren Jugendjahren leben, die Art der Studien, die wir verfolgen, die Bücher die wir lesen, die Lehrer, die wir anhören,

224

Litteratur.

die Sitten und Gebräuche unserer Mitmenschen auf unser späteres Wirken und Thun grossen Einfluss ausüben. In diesem Sinne hat nun Bellio den Entdecker behandelt. Gustavo Uzielli. Firenze 1892.

L'Affrica nel passato e nell' avvenire.

In Italien wird über Afrika gar viel und vieles gesprochen und geschrieben , ja es besteht , wie unsere Leser wohl wissen, eine grosse >>Società Africana d'Italia « mit einer namhaften Anzahl von Sektionen nach Art des Deutsch - österreichischen Alpenvereines. Die uns vorliegende Broschüre enthält nun einen in der Aula magna der Hochschule zu Florenz von Uzielli gehaltenen Vortrag , der - wie es in Italien nicht anders sein kann vielfach die Frage der Opportunität der Kolonie im Roten Meere berührt , die wir aber unbeachtet lassen wollen, um andere Stellen allgemeineren Interesses hervorzuheben . Vor allem anderen sei uns jedoch die Bemerkung gestattet , dass wir einen Grund, weshalb Uzielli » Affrica schreibt, nicht angeben könnten, da sonst italienisch ebenso gut wie deutsch » Africa geschrieben wird ; auch in den Monatsschriften der Italienischen Geographischen Gesellschaft steht immer nur » Africa « ¹) . Ein guter Teil des Vortrages handelt über Abessinien, und da fesselt uns die Angabe Uziellis , dass die jüngeren Bauten in jenem Lande, jene nämlich aus dem 15. Jahrhundert, ziemlich stark dem europäischen Geschmacke angepasst sind. Diese Thatsache sucht Uzielli auf den Einfluss des Besuches Italiens durch Abessinier zurückzuführen . Schon im Jahre 1404 besuchten Abessinier Florenz, und im Jahre 1441 nahmen Abessinier am Konzil teil , das in Florenz begonnen und in Rom geschlossen wurde. Rom gab ihnen Gelegenheit, die Monumente der alten, Florenz, jene der neuen Kunst zu besichtigen , und die Abgesandten des Negus brachten wahrscheinlich mit in die Heimat den Wunsch nach Neuerungen. Es ist daher nicht zu wundern, wenn wir in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts den venetianischen Maler und Architekten Francesco Brancaleone in Abessinien mit dem Bau von Kirchen und der Anfertigung von Gemälden beschäftigt sehen. Allein Brancaleone ist nach Uzielli bereits 1434 nach Abessinien gekommen , die Teilnehmer am Konzil kehrten 1441 zurück, somit scheint hier ein Druckfehler vorzuliegen. Oder aber es steht Brancaleones Berufung mit dem Konzil in keinem Zusammenhange. Im Jahre 1478 befand sich in Abessinien Niccolò Brancaleone , vielleicht ein Neffe des früheren. Was die Bedeutung Abessiniens gegenüber dem ganzen Kontinent anbelangt , so glaubt der Verfasser , dass das Land keiner besonderen Zukunft entgegen geht , und zwar aus dem Grunde, weil Abessinien bei einem eventuellen Ausbau von Eisenbahnen vom Lande abgeschnitten bleiben wird. Schon jetzt nehmen die Karawanen aus dem Inneren einen Weg , der Abessinien umgeht, und so wird es mit den zukünftigen Eisenbahnen auch sein. Die Engländer werden nicht versäumen , von ihren Besitzungen im Golf von Aden aus (Berbera und Zeila) über Harrar nach den Seen von Sumburu u. s. w. Schienenwege zu legen, die erste nordische Bahn wird ihre Kopfstation in Massauah oder Suakim haben , Abessinien umgehen und durch den Sudân zum Nilthale ziehen , um dann dem Laufe dieses Flusses zu folgen. Ob Suakim oder Massauah die Endstation sein wird, dies hängt wohl von dem seinerzeitigen Besitzer dieser Orte und von den finanziellen Mitteln der Kolonisatoren ab . Der Verfasser denkt mit Recht, dass der Nil trotz seiner Katarakten eine grosse Verkehrsstrasse werden wird , da man die schwierigen Stellen wohl regulieren und im äussersten Falle durch Kanalbauten oder kleinere Verbindungsbahnen umgehen kann. Man bemüht sich ja gegenwärtig auch in Europa ausserordentlich , um die Flüsse als Verkehrsmittel besonders für schwere und voluminöse Lasten besser auszunutzen . Hier macht Uzielli seine Landsleute darauf aufmerksam , dass sie also mit dem Besitz Abessiniens , wenn auch dieses Land andererseits an und für sich sehr reich ist , wenig gewinnen würden . Er weist auf die viele Arbeit hin , welche

Italien innerhalb der Reichsgrenzen auszuführen hätte , auf die Notwendigkeit von Fluss- und Sumpfregulierungen , auf die Zustände in Calabrien und auf Sardinien , wo Unzähliges zu leisten wäre . Es folgt nun eine rasche Uebersicht der italienischen Handelswege im Oriente, der einstmaligen und gegenwärtigen Bedeutung Aegyptens, dann ein allgemeiner Tadel der italienischen Kolonialpolitik und schliesslich ein Vergleich des Kampfes um das Dasein zwischen Christentum und Islamismus , der zum Schlusse führt, dass die muselmännische Kultur mit der Zeit unterliegen wird. Um sich einen Begriff zu machen, wie lange es brauchen dürfte, bis die Rassen der Eingeborenen verschwinden werden , nimmt Uzielli zwei Argumente in Behandlung. Erstens das Beispiel Amerikas, zweitens die topographischen Verhältnisse Afrikas. In Amerika existieren noch einige wenige Eingeborene, in den Vereinigten Staaten und in Britisch- Columbien etwa 66 000. Man kann also sagen, dass sie bereits fast ausgestorben sind. In Afrika wird es bis zur Vertilgung nicht mehr so lange dauern !? Die Gründe dafür muss der Leser wohl im Originale aufsuchen . Lussin piccolo. E. Gelcich. Deutscher Kolonial-Atlas . Von Paul Langhaus. Zweite Lieferung. Gotha, Justus Perthes, 1893. Anknüpfend an unsere Besprechung in Nr . 1 dieser Wochenschrift, wo der ganze Inhalt des Atlas angegeben ist, haben wir es hier nur mit Nr . 4, Das deutsche Land « , und Nr. 24 , » Schutzgebiet der Neu- Guinea-Compagnie« , Blatt I , zu thun. Karte 4 ist ausserordentlich reich und vielseitig. Die Hauptkarte liefert ein farbiges Bild der Verbreitung der Deutschen nach kreisartigen Verwaltungsbezirken. In sechs Farbentönen, von 100 % bis unter 1 % herab, Deutsche fast rein bis Deutsche fast fremdsprachlich, sind hier unterschieden. Die Wohnorte sind in fünf Klassen gegliedert, und die Ortszeichen drücken ein prozentuales Verhältnis der deutschen Bewohner aus. Die Grenze der friesischen , nieder- , mittel- und oberdeutschen Mundarten ist durch eine rote, unterbrochene Linie markiert. Durch Zeichen sind erkenntlich : hochdeutsche Kirchengemeinden und Schulen , Hochschulen mit hochdeutscher Lehrsprache ausserhalb des Reiches, hochdeutsche Zeitungen. Im Deutschen Reiche sind die Namen der Landesbzw. Provinzialverbände des Allgemeinen deutschen Schulvereines in Vollschrift, die Namen derjenigen Landesteile, in denen keine Verbände bestehen , in Haarschrift gegeben. An den Grenzen des deutschen Sprachgebietes sind die deutschen und fremden Namen eingetragen . Auch die Sitze der Ortsgruppen der deutschen Kolonialgesellschaften , anderer kolonialpolitischer und handelsgeographischer Vereine sind bemerklich gemacht. Diese schon so vielseitige Karte enthält noch 15 Nebenkärtchen, von diesen wollen wir namhaft machen : » Die Thätigkeit der Ansiedelungskommission für die Provinzen Westpreussen und Posen 1886-1892 ; » Die ehemaligen deutschen Heidekolonien in Schleswig ; Die überseeische Auswanderung aus den deutschen Bundesstaaten 1891 ; » Die deutsche Kolonisation in Lithauen 1736 « u. s. w. Aus diesen Anführungen ergibt sich , dass Verfasser hier ältere und neue Motive mit Kenntnis und Geschick zu vereinigen verstanden hat. Blatt 24 bildet die Sektion 1 der Karte vom Schutzgebiet der Neu- Guinea - Compagnie in 6 Blättern. Das schöne Blatt liefert den Beweis, dass wir noch recht wenig von diesem Schutzgebiete kennen , die grossen weissen oder leeren Stellen laden zur Erforschung ein. Abgesehen von der grossen Insel Neu-Guinea sind selbst die grösseren Inseln uns noch wenig erschlossen. Die Karte enthält fünf Kartons : den Humboldt-Hafen, den HatzfeldtHafen, beide im Maasstabe von 1 : 200 000 , den Friedrich-WilhelmHafen in 1:25 000, die Häfen in der Stephan- Strasse (1 : 400000) und Dallmann-Strasse (1 : 400 000). Berlin.

H. Lange.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart.

1) Es wäre gut, wenn man sich auch in Italien über die Schreibweise geographischer Namen einmal einigen würde .

Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift

für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 15 .

Stuttgart, 15. April 1893 .

Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND MDGXI In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5 , zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Englers Studien über die afrikanische Hochgebirgsflora. Von Erich Goebeler ( Potsdam). S. 225 . 2. Ethnographische Parallelen . Von H. Henkenius (Heidelberg) . (Fortsetzung. ) S. 227. - 3. Pamir , » das Dach der Welt« . Von Bernhard Stern ( Wien) . (Fortsetzung.) S. 230. - 4. Beiträge zur Geschichte des Reisens. Von Georg Steinhausen (Jena). (Fortsetzung .) S. 234. 5. Litteratur. (Neumann ; Gloy ; Suess ; Király ; Kettlers Afrikanische Nachrichten ; Gaebler ; Partsch.) S. 237. Englers Studien über die afrikanische Hochgebirgsflora.

zogen . Englers Untersuchungen umfassen vorzugsweise das floristisch am besten bekannte Abessinien, ferner das Somali- und Massaihochland , den Kili-

Von Erich Goebeler (Potsdam) . Es ist bekannt, dass die Floren entlegener Inseln eigentümliche Merkmale besitzen , indem durch die räumliche Abgeschlossenheit besser als irgendwo anders die Erhaltung alter Stammfloren vermittelt , die Entwickelung besonderer Arten gefördert , das Eindringen fremder Einwanderer verhindert worden ist . Die Hochgebirgsfloren zeigen gewisse Analogien zu denen der Inseln . Die räumliche Abgeschlossenheit ist hier zwar nicht in demselben Maasse vorhanden , aber die eigentümlichen Lebensbedingungen haben gleichfalls bis zu einem gewissen Grade die Konkurrenz

mandscharo, das Kondegebirge, die Hochgebirge im Zambesigebiete , in Angola und Benguela , das Kamerungebirge und die Piks von St. Thomas und Fernando Po . Die Aufgabe ist , » den Beziehungen dieser Floren zu denen der bekannten Gebiete nach-

zugehen und den Ursprung derselben zu ermitteln « . Die Uebersicht des dazu notwendigen floristischstatistischen Materiales nimmt allein über 360 Gross-

fremder Arten aus tieferen Regionen fern gehalten und

quartseiten des Werkes ein . Wenn man bedenkt, wie ungleich gross , zum Teil noch recht mangelhaft unsere floristische Kenntnis des inneren Afrika ist , wie ungleichwertig und wie weit zerstreut die vorhandenen Beobachtungen und Sammlungen , so

eine gesonderte Entwickelung begünstigt , deren Abkömmlinge sich dann allerdings durch Wanderungen in der Längsrichtung des Gebirges nach fremden Gebieten ausbreiten konnten . So bilden sowohl Inseln

muss auch der Laie erkennen , welche Leistung in dem Zusammentragen , der kritischen Sichtung und der Bearbeitung dieses gesamten Materiales enthalten ist. Wir müssen uns auf die wesentlichsten Resul-

wie Hochgebirge wichtige Wegweiser für den Forscher , welcher die floristische Verwandtschaft der

tate der Englerschen Arbeit beschränken und im übrigen auf das Werk selbst verweisen. Es ergibt

Erdräume, die Wege der Florenverbreitung und die Entwickelung der gegenwärtigen Pflanzenverteilung zu ermitteln sucht . Die Gebirge Eurasiens, Amerikas, Australiens haben in dieser Hinsicht schon manche

sich , dass die einzelnen , tropisch-afrikanischen Gebirgssysteme trotz der oft sehr grossen, sie trennenden Zwischenräume eine Menge gemeinsamer und verwandter Formen beherbergen, die also zwischen ihnen ausgetauscht worden sind . Insbesondere stellt

Aufklärung geliefert ; eine umfassende Vergleichung der bisher noch zu wenig bekannten Hochgebirgsfloren des tropischen Afrika konnte erst in neuester Zeit unternommen werden, nachdem die Reisen besonders von Schimper, Steudner , Manns , Welwitsch , Meyer , Schweinfurth und vieler anderer das dazu nötige Material geliefert hatten . Ein hervorragender Pflanzengeograph , Engler , hat sich in

das durch ganz Ostafrika, von Abessinien südwärts ziehende Hochland eine ebensolche pflanzengeographische Einheit dar, wie etwa das europäische Alpenland. Die übrigen Gebirge schliessen sich diesem Hochlande floristisch mehr oder weniger an. Noch wichtiger sind die Beziehungen zu den benachbarten Gebirgsländern . Zunächst zeigt das südwestarabische Hochland

einem umfangreichen Werke ¹ ) dieser Arbeit unter1 ) A. Engler , Ueber die Hochgebirgsflora des tropischen Afrika, Berlin 1892 (Abhandl . d . k. preuss. Akad . d. Wissensch.). Ausland 1893 , Nr. 15.

in seiner Flora die allergrösste Uebereinstimmung mit dem abessinischen ; eine Menge zum Teil endemischer Gehölze, Gebüsche, Steppen-, Felsen- und 29

226

Englers Studien über die afrikanische Hochgebirgsflora.

Bergwiesenpflanzen sind beiderseits identisch oder

Die mediterranen Beziehungen beschränken sich

wenigstens durch nahe verwandte Arten vertreten, weisen also auf einen einstigen Zusammenhang hin.

somit vorzugsweise auf Steppen-, Felsenpflanzen und

Vom Himalaya stammen offenbar einige Arten der arabisch-abessinischen Gebirge her , welche mit solchen von Afghanistan und des Himalaya identisch oder nahe verwandt sind , dort zum Teil sogar durch grosse Formenkreise vertreten werden . Teilweise haben sie sich auch durch die übrigen Regionen der tropisch- afrikanischen Gebirge , zumal durch Ostafrika, verbreitet. Ihre Zahl ist aber nur gering, ihre Verwandtschaft weiter entfernt, namentlich im Vergleich zu der grossen Menge vorderindischer Gattungen , die in Afrika in gleichen oder nahe verwandten

Arten

erscheinen ;

besonders haben die

afrikanischen Hochgebirge zahlreiche Steppenpflanzen mit Vorderindien gemeinsam. Zwischen beiden Gebieten hat also offenbar eine Wanderung auf dem Landwege stattgefunden, wenngleich nicht geleugnet werden kann, dass einige der gemeinsamen Formen vermöge der Leichtigkeit ihrer Samen auf dem Luftwege ausgetauscht sein können, dass andere ihre Aehnlichkeit vielleicht einer längeren , beiderseits gleichartigen Entwickelung und nicht einer direkten Abstammung voneinander verdanken . Die Beziehungen zur südafrikanischen Flora, mit Ausnahme der Flora des südwestlichen Kaplandes , sind gleichfalls sehr innig. Zahlreiche Gattungen und Arten reichen von Südafrika bis in die tropischen Gebirge oder gar bis zum Mediterrangebiete hinauf, die einen in ziemlich gleichmässiger Verteilung, die anderen nach Norden hin nur ärmlich vertreten , während sie in Südafrika

Ackerunkräuter , die in den tropisch-afrikanischen Hochgebirgen durch eine grosse Menge mittelländischer oder nahe verwandter Arten vertreten sind. Wenngleich ein Teil derselben wahrscheinlich erst mit dem Ackerbau von Norden her eingedrungen ist , nämlich solche , die zwar Aegypten und die kultivierten Strecken Abessiniens , aber nicht die gleichartigen Regionen des Kamerungebirges bewohnen , so sind doch die Mehrzahl Einwanderer älteren Datums. Ueberblicken wir das Gesamtergebnis , so erhält der zuerst aufgestellte Satz , dass die Hochgebirge das Empordringen der umgebenden Tieflandsfloren weniger als eine gesonderte Entwickelung und Florenwanderung begünstigen, eine neue Bestätigung. Nur eine relativ geringe Zahl tropisch-afrikanischer Gewächse , besonders Steppenpflanzen , vermochte sich in ursprünglicher oder umgewandelter Form in den höheren Gebirgsregionen anzusiedeln . Dagegen gelang dies einer grösseren Anzahl fremder Typen, die schon vorher gemässigteren Breiten oder grösseren Gebirgshöhen angehörten. In Yemen und Abessinien sind es teils tropisch-afrikanische, teils mediterrane und vorderindische Typen , welche den oberen Regionen einen gleichartigen Charakter aufprägen ; weiter südwärts verschiebt sich dieses Verhältnis allmählich allmählich zu Gunsten der südafrikanischen Abkömmlinge , die immer mehr an Ausdehnung gewinnen .

Also nicht allein zwischen den Gebirgen des

zu einer oft sehr grossen Formenentwickelung gelangt sind , z. B. die Erica- , Mesembryanthemum- , Helichrysum-Arten u . a. Untersuchen wir endlich die mediterranen Be-

tropischen Afrikas unter sich , sondern auch zwischen diesen und Südafrika , Arabien , Vorderindien , dem Himalaya und den Mittelmeerländern haben umfangreiche Pflanzenwanderungen stattgefunden. Die geo-

standteile der tropisch-afrikanischen Hochgebirgsflora, so fällt zunächst auf, dass die Verwandtschaftsbe-

logische Entwickelungsgeschichte Afrikas und seiner Nachbarländer gibt die nähere Erklärung dieses Vorganges . Das tropische Afrika bildete mit Madagaskar, Arabien und Vorderindien von der Juraperiode ab lange Zeit hindurch , vielleicht bis in das Tertiär, einen zusammenhängenden , indo-afrikanischen Kontinent, auf dem sich die heutigen afrikanischen Gebirge von Südafrika bis nach Yemen von alters her aneinander reihten . Der gemeinsame Grundstock

ziehungen derselben vorzugsweise auf den Osten, weit spärlicher auf den Westen des Mediterrangebietes hindeuten . Es fällt ferner auf, dass die so reiche, mediterrane Gehölzflora in Afrika und Südarabien, mit Ausnahme der Erica arborea , der Colutea haleppica und einiger anderer , sehr dürftiger Spuren, fast gänzlich fehlt , während dagegen eine Menge mediterraner Gehölze durch Vorderasien bis zum Himalaya reicht oder dort ihre nächsten Verwandten hat. Das Vorkommen von 66 Immergrünen in

aller tropisch- afrikanischen Gebirgsfloren , ihre reichen Beziehungen zur Flora von Arabien , Vorderindien und Südafrika können daher nicht überraschen ; zu-

Abessinien , sowie die Ausbreitung mancher medi-

mal zwischen Abessinien und Yemen ist der Zu-

terraner Hölzer durch die Steppen von Algier und Vorderasien beweist , dass die nötigen Existenzbedingungen zum Gedeihen derartiger Formen wohl vorhanden sind; gleichwohl sucht man im ganzen,

sammenhang erst im jüngeren Tertiär durch den Einbruch des Roten Meeres aufgehoben worden. Die himalayensischen Typen sind etwas später nach .

südlich der Wüste gelegenen Afrika vergeblich nach den Myrten , Lorbeeren, Eichen , Pinusarten und sonstigen Immergrünen , die für die Küstenzone des Mittelmeeres so charakteristisch sind . Zahlreiche andere, typisch mediterrane Hölzer, wie Ligustrum, Cotinus, Apocynum , Juglans u . s . w. vermissen wir gleichfalls .

Arabien und Abessinien gelangt, auf einer nördlichen Landbrücke, die am Ende der Kreide- oder Anfang der Tertiärperiode über Afghanistan nach dem westlichen Himalaya führte . Da dieser damals erst im Anfang seiner geologischen und floristischen Entwickelung stand , da ausserdem in Abessinien die Konkurrenz einer älteren Vegetation und ungünstigere

Ethnographische Parallelen . Existenzbedingungen den neuen Ansiedlern entgegentraten , so musste die Zahl derselben nur gering bleiben. Was dann die Ausbreitung mediterraner Formen bis zum Himalaya und ihre partielle Ausschliessung vom tropischen Afrika anlangt, so dehnte sich jedenfalls in der Kreide- und Tertiärperiode nördlich von Indo-Afrika an Stelle des heutigen Nordafrikas und Nordarabiens das breite Saharameer aus, und trennte das südliche Festland von dem eurasiatischen , weit nach Osten reichenden Kontinente. Nur an einer

227

Als letztes, sehr wichtiges Ergebnis muss hervorgehoben werden, dass auf den afrikanischen Hochgebirgen mehrere Familien und Gattungen fehlen, die nach den sonstigen Florenbeziehungen dieser Länder und bei der Mannigfaltigkeit der Existenzbedingungen dort eigentlich zu erwarten wären. Die einen, wie die Abietineen, Betulaceen , Fagaceen, Aceraceen, Caprifoliaceen, Rhododendroideen , Vaccinioideen, die Gentianen , Hieracien, Aconitum-, Liliumarten u. a. be-

Stelle, durch die am Roten Meer hinziehenden Küsten-

wohnen die meisten Gebirge Eurasiens, die Gebirge des indischen Archipels , zum Teil auch den Atlas. Die anderen gehören zu der Flora des südwestlichen

gebirge und den Sinai , entstand später eine Landbrücke zwischen Abessinien und den mediterranen

Kaplandes, wie die Cunoniaceen , Restionaceen , Diosmeen, fast alle Proteaceen u . s . w. und zeigen dort

Gebirgsländern , die sich im Pliocän nördlich von

zum Teil eine ganz gewaltige Artenentwickelung, wie Struthiola und Pelargonium , während sie nur mit einzelnen Arten in das tropische Afrika hineinreichen . Alle diese gehören einem ganz fremden Florenelemente an , welches mit dem indo-afrikanischen nichts zu schaffen hat und sich im südwestlichen

Aegypten , westlich von Syrien bis Cypern und an Stelle des Aegäischen Meeres zwischen Kleinasien und der Balkanhalbinsel ausbreiteten . Vermutlich sind nun in der Kreide- und Tertiärperiode die Wärmeverhältnisse und Vegetationsformationen im tropischen Afrika dieselben , wenn auch in anderer Verteilung und Ausdehnung gewesen , da der in Tropenländern für diese Formationen maassgebende Faktor, ausgedehntes , massiges Gebirgsland , schon damals gegeben war. Die jetzt im Waldgebiete der Nilländer herrschende, tropische Vegetation muss bis an die Küsten des Kreidemeeres gereicht, darüber muss eine subtropische Gehölzflora existiert haben . Auf den Inseln und Küsten Eurasiens bestand eine gleichfalls subtropische , aber ganz anders geartete Flora ; zu ihren Bestandteilen gehörten jedenfalls im Oligocän und Miocän die Gehölze der heutigen mediterranen Littoralzone . In Verbindung mit Persien, Afghanistan und dem Himalaja konnte diese Flora mit den dortigen Floren in mannigfachen Aus-

Kaplande von alters her siegreich behauptete , aber jenseits dieser Grenzen mit dem tropisch-afrikanischen Florenelemente nicht konkurrieren konnte. Aehnlich ist die Sachlage bei der zuerst genannten Gruppe. Einige Vertreter derselben , z . B. die Eichen , Abietineen, Ahorne u. s. w. sind dem afrikanischen Hochgebirge wohl deshalb fremd geblieben , weil das Gewicht ihrer Samen die Verbreitung auch über schmale Meeresstrecken verhinderte . Die Hauptursache für das Fehlen dieses borealen Florenelementes in Afrika sieht indessen Engler darin , dass dasselbe erst später, etwa seit der Oligocänzeit, von Norden und Osten her einwanderte , um die neu entstandenen Gebirge des Mittelmeergebietes oberhalb der immergrünen Vegetation zu besiedeln , während die afrikanischen

tausch treten ; von Indo-Afrika blieb sie ausgeschlossen

Gebirgsländer schon längst vorhanden und mit afri-

bis zur Herstellung der zuvor erwähnten pliocänen Landbrücke . Nachdem diese entstanden, hätte wohl

kanisch-indischen Typen besetzt waren , welche das Eindringen neuer Fremdlinge fernhielten .

eigentlich eine allgemeine Wanderung nach Süden stattfinden müssen ; jedoch die vordringenden mediterranen Gehölze fanden den von ihnen beanspruchten Raum schon von der dichten Gemeinschaft der älteren

Ethnographische Parallelen . Von H. Henkenius (Heidelberg ) .

Ansiedler besetzt ; sie konnten sich weder damals

(Fortsetzung . ) heimisch machen, noch später, als nach dem Rückzuge des Tertiärmeeres der Zusammenhang zwischen dem nordwestlichen und tropischen Afrika hergestellt ward ; denn nunmehr wurde ihre Ausbreitung durch die Wüste gehemmt . Anders die anspruchsloseren mediterranen Stauden und Kräuter ; die Regionen

Transportes auf ihren Wanderungen halber wohnen die meisten nomadischen Jäger- und Hirtenvölker in Zelten . Die einfachsten Zelte sind die der Nomadenvölker der Sahara , der Tuareg , der H'auin-

des Hochgebirges boten ihnen genügenden Spielraum ; ausserdem muss die grössere Feuchtigkeit während der Glacialzeit auch in den mediterranen

Araber im Senaar, der Beni Hassan in Marokko, bei welch letzteren die Zelte sehr nieder sind, der Tibbu in Tibesti , der Auelemmiden und südlichen Galla .

Gebirgsländern eine Verschiebung der Bezirke nach unten bewirkt und damit die Verbreitung nach Süden erleichtert haben . Es fand daher eine ergiebige Einwanderung mediterraner Steppen- und Wüstenpflanzen

Zwei 2,4 m hohe Stangen tragen eine Querstange, von welcher Zeltleinen auf die Erde gehen und über diese werden Matten (Bursch) oder schwarzer Zeug aus Ziegenhaar ausgespannt, hier und da werden

statt ; dass dieselben überwiegend östlichen Typen angehören , ist bei der östlichen Lage des Wanderungsweges leicht verständlich .

hierüber noch Matten und im Süden die Blätter der Dumpalme gelegt ; nach vornen sind diese Zelte offen, aber gewöhnlich ist diese Oeffnung so niedrig,

Des leichten Auf- und Abschlagens , des leichten

228

Ethnographische Parallelen .

dass man unter ihr hindurchkriechen muss .

Bei den | glocke zu vergleichen ist ; das Zelt besteht aus gitterförmig zusammengebundenen , verschiebbaren Stäben , über die Filzdecken gezogen werden. Der Durchmesser variiert von 3 zu 9 m , die Höhe von 2,4 Zeltes des Scheiks eine Vertiefung für das Feuer und zu 4,5 m . Die Jurten der Mongolen sind durch im Hintergrund ein breites Steingestell für das Lager der Familie ; bei den Auelemmiden sind die Zelte eine Scheidewand in zwei seitliche, eine linke Männersehr vollkommen . Die arabischen Stämme Nubiens und eine rechte Frauenabteilung getrennt . Die Filz-

Beduinen Tunesiens haben die Zelte einen kahnförmigen First. Bei den Kabylen ist in der Mitte des

haben Zelte aus feinen Ruten, zu Matten geflochten (Schokaben) ; weiter südlich werden einfach dünne Stämmchen mit den zwei Enden in den Boden gesteckt und die Blätter der Dumpalme darüber gedeckt. Die Massai , die zwischen Kilimandscharo und Kenia wohnen , bauen solche zeltartige , mit Rindshäuten gedeckte Hütten und dichten sie zur Regenzeit mit Kuhmist. Zelte mit Leder gedeckt und Rohrstengel als Zeltstangen ( Toldos) bewohnen die Patagonier. Aus Büffelhäuten mit 20-30 fichtenen, 7,5 m

langen Stangen besteht das Zelt des amerikanischen Indianers der Prairien : der Sioux , Assiniboins, Schwarzfüsse, Krähen- Indianer und Comanches . Im Sommer wohnen in Lederzelten die Bewohner der Nordwestküste Nordamerikas : die Tinné-, Haida- und Sund-Indianer; bei den beiden letzteren sind die Zelte mit Matten überzogen , bei ersteren mit Elen- oder Renntierhaut .

In Europa sind die

Zelte nur als Sommerwohnungen bei den Seelappen eingeführt (Gammer) , und vertreten die Zelttücher, Rasenstücke , die über die Zeltwand gelegt werden . Ihre Winterwohnungen bestehen aus Blockhäusern nach norwegischem Muster. Die Zelte der übrigen Lappen sind mit Wollstoffen bedeckt. Mehr verbreitet sind die Zelt wohnungen in

Asien, dessen Nordhälfte beinahe ausschliesslich von Viehzucht, Jagd und Fischfang lebenden Nomadenvölkern bewohnt ist. Bei unserem Eintritt in Kleinasien begegnen uns Zelte aus schwarzem Wollstoff (Ziegenhaar) bei den Turkomanen , die im Sommer in Zelten wohnen, den Kurden und Euruquen, die das ganze Jahr dieselben bewohnen , und den Armeniern , bei denen das zuckerhutförmige Zelt

zelte der Tibetaner sind nicht immer rund, sondern zuweilen auch rechteckig. Die kondurofskischen Tataren wohnten gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in Zelten oder Hütten auf Wagen . Ehe wir weitergehen , wollen wir einen Blick auf das Material werfen, mit dem die verschiedenen Völker ihre Hütten bauen . Am nächsten liegen dem im Urzustand befindlichen Menschen die Zweige von Bäumen, das Gras, das Laub, die Erde ; diese Materialien müssen einen Halt gewinnen , den sie durch die Stämme junger Bäumchen oder auch ältere Stämme (Pfosten) erhalten . Ganz aus Erde werden die Mauern bei den Schilluk (am Nil) , den Fellah (in Aegypten) , den Bewohnern von Nejed (Arabien) , den nicht nomadisierenden Mongolen , den Bewohnern der Tatarenstadt in Peking und den Bewohnern der Altos von Centralamerika errichtet. Aus gestampfter Erde werden die Wände in einem Teile von Madagaskar errichtet, wo das Dach nicht auf den Wänden , sondern auf Pfosten ruht . Aus geformtem und an der Sonne getrocknetem Lehm (Adobe) bauten nicht nur die alten Mexikaner , sondern bauen auch heutzutage Indianer sowohl als civilisierte Bewohner Mexikos und Centralamerikas , die Bewohner des nordwestlichen Indien , Persiens und Kleinasiens. Mit Backsteinen bauen die Kirghisen in Semipalatinsk . Walfischrippen nehmen die Tschuktschen als

Baumaterial . Eine grosse Rolle spielt der Bambus im westlichen Asien , in Indonesien und findet auch noch vielfältig Anwendung in Polynesien und Ostafrika. Die verbreitetste Art zu bauen ist das Holzgerüst (Fachwerk) mit Lehin ausgefüllt ; so bauen

durch geflochtene Hürden ( Perdae) in eine hintere Frauen- und eine vordere, kleinere Männerabteilung

fast alle afrikanischen Völker , die Pueblo - Völker, die nordmexikanischen , die nordwestamerikanischen

Die persische Königs(Selamluck) abgeteilt ist. familie bezieht bei ihrem Gebirgsaufenthalte im Sommer ein Zeltlager.

Völker u . a .; an die Stelle des Lehms treten vielfältig Gras , Binsen , Farnkraut , Rohr , Palmblätter und Matten. Grashütten treffen wir in Usagara

Von den Bewohnern des nördlichen Asiens wohnen die Tschuktschen im Sommer in Leder-

(in Ostafrika), in Uganda und Karakwe (am ViktoriaSee) , backofenförmige Grashütten in Kalunda (im

zelten (Tschumm) , im Winter in Erdhütten , die Orotschonen im Winter in Zelten von Häuten , im

Reiche des Muata Jamwo). Gras und Palmblätter nehmen die Papuas Neu-Guineas und Neu-Kaledoniens. Aus geflochtenem Gras oder Rasen bauen die Eingeborenen der Sandwichsinseln ihre Hütten . Elende Strohhütten bauen die Batua zwischen Lubi-

Sommer in Zelten von Birkenrinde , die Ostjaken und Samojeden das ganze Jahr in Zelten aus Birkenrinde (Tschumm) . Bei Tomsk traf Finsch eine Ostjakenfamilie , die hinter einem schrägen Schutzdache aus Birkenrinde mit Mückennetzen von Kattun wohnte. Die Nomadenvölker, Kirgisen, Kalmücken , Turkmenen , Tataren und Mongolen , wohnen in Filzzelten (Jurten) , deren Form mit der einer Käse-

und Tanganjika-See und die Eingeborenen auf der japanischen Liukiu- Insel . Mit Grasmatten bedecken die Neuseeländer ihre oft reich verzierten Hütten ; die Eingeborenen der Osterinseln nehmen Binsen dazu , die Madagassen von Voilikerta die Blätter der Ravinala (Urania speciosa) .

Mit Matten schliessen

Ethnographische Parallelen .

die Wände die Hindu Bengalens, die Polynesier, die Kabei Tibestis , die meisten Kraalbauer. Die nordund centralamerikanischen Indianer bauen leichte Hütten aus Stangen und Rohr, an Stelle des letzteren nehmen die Indianer Guatemalas , Costaricas und Perus in der Gegend von Pachamac auch Binsen. Die Bewohner des Tarim, der in den Lob-nor fällt (Wüste Gobi) , machen das Gerüst aus unbehauenen

229

mit aufrecht stehenden Wandungen , mehr oder weniger spitzem Dache, das mit Gras , Stroh oder Palmblättern bedeckt ist , finden wir beinahe durch ganz Afrika, von Abessinien bis an den Atlantischen Ocean und südlich bis über den Zambesi und den Cunene hinaus . Bei den Barotse und einigen Völkern zwischen den grossen Seen trifft man auch koncentrische Hütten,

Pappeln und schliessen die Wände mit Rohr ; | d . h . eine Anordnung, bei der zwei runde Hütten von ganz aus Rohr bauen die Bewohner der Ufer des verschiedenem Durchmesser ineinander hineingebaut Lob-nor ihre Wohnungen . Fachwerk mit Bambus ausgefüllt trifft man in Hinterindien und dem .

werden, und zwar haben sie entweder einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt oder sie berühren sich an

malayischen Archipel . Hütten aus den Blattrippen der Raphiapalme , die Wände mit Bananenblättern ausgefüllt, bauen die Niam-Niam . Aus Flechtwerk

einem Punkte der Peripherie . An der Westküste, weniger an der Ostküste , herrschen rechteckige Hütten vor . Es wurden indessen auch solche gesehen bei den Barabra in Nubien, mit plattem Strohdach , bei den Dinka , Golo , Bongo , Niam-Niam,

werden die Wände in Samurzakan (in Kaukasien) und Ordos (in der chinesischen Provinz Kansu) hergestellt ; in der letzteren wird das Flechtwerk mit Kuhmist beworfen . Ganz von Holz bauen Völker in wälderreichen Ländern, zunächst die Völker Nordwestamerikas : die Chenook , Thlinkit , Haida , Nootka in Kolumbien und die Sund- Indianer in Washington , die Sioux, Assiniboins , Blackfeet, Crows, Mandanen und Mönitaris , als Winterwohnungen die Kariben von Honduras , die Bewohner des Hochlandes von Centralmexiko ; die Perser des Hochgebirges , die Japaner, Koreaner , die Eingeborenen von Assam (Indien) und die der Osterinseln , welche das Holz gestrandeter Schiffe dazu verwenden . Verzierungen mit Holzschnitzereien bringen die Papua Neu- Guineas , die Palau-Insulaner , die Malayen , die Maori und an ihren Palästen die Monbuttu- und Ugandakönige an.

Monbuttu , Waganda, Walunda, Manyema , am NigerBenue , bei den Bihennos , Luchazes , elende Hütten zwischen Ogowe und Cunene , und am Kongo. Stanley traf auf seiner letzten Reise am oberen Aruwimi (Nebenfluss des Kongo) Dörfer , die aus zwei parallelen Reihen von Holzhäusern , und bei den Balesse am Ituri (Oberlauf des Aruwimi ) ein Dorf, das aus zwei über 100 m langen , 2-3 m breiten Holzhäusern bestand , deren Wandungen auf der Strassenseite 2,75 m , auf der abgekehrten Seite 1,25 -1,5 m hoch waren . Von eigentümlicher Bauart sind die Tembe, im Parallelogramm errichtete, einen viereckigen Hof umschliessende Gebäude mit flachem Dache , deren Thüren auf den Hof hinausgehen, von dem aus eine oder zwei schmale Thüren nach aussen führen . Man

Bei den Suaheli und Somali Ostafrikas , den Nubiern, den arabischen Städtebewohnern , den Kleinasiaten des Pontusgebirges, den Persern, Grusiern und Armeniern finden wir Steinbauten , bei letzteren

trifft sie in Ugogo (Mpwapwa) und Uniamwesi . Ausserhalb Afrikas trifft man cylindrische Hütten bei den Battas in Sumátra, den Mandanen am oberen

von eigentümlicher Bauart.

Es werden Rollsteine

Tahiti, wo sie auch oval oder elliptisch vorkommen.

in den verschiedenen Lagen in verschiedener Rich-

Ovale Hütten treffen wir ausserdem bei den Payaoder Payer-Indianern in Honduras, den Puri in Ost-, den Guarani in Südbrasilien ; ferner in Neu-Guinea, auf den Admiralitäts- , Fidji- und Samoa-Inseln . Heuschoberähnliche , kegelförmige Hütten

tung

übereinander gelegt. Steinbauten fand Forster bei Cooks Umsege-

lung der Erde auf den Osterinseln mit sehr kleinem Innenraum und Cook bei seiner dritten Erdumsegelung auf Hawaii kleine Höhlen , durch Steinmauern geschützt . Auf den Karolinen und Palau-Inseln trifft man Steinbauten aus vorhistorischer Zeit . Die Tibbu häufen unter einem überhängenden Felsen Steine auf und stellen so eine künstliche Höhle her; die Indianer Unterkaliforniens häufen halbkreisförmige Steinhaufen auf, ohne diese Schutzwände mit einem Dach zum Schutze nach oben 1) zu versehen. Aus Korallenkalk werden Hütten in Okinawa Siwa (Liukiu , Japan) gebaut . Betrachten wir nun Form , Grösse und sonstige Beschaffenheiten der Hütten . Kreisrunde Hütten ¹) Da es selten , manches Jahr gar nicht regnet , so bedürfen sie dieses Schutzes nicht.

Ausland 1893, Nr. 15.

Missouri, bei den Pawnees am oberen Arkansas und in

treffen wir fast durch ganz Afrika : in Qualabat, in Abessinien , am oberen Nil , bei den Dinka , Nuer, Schilluck , Djur Bari , Niam- Niam , Waganda, Wanyamuesi, am unteren Kongo , bei den Bihennos , in Muata Jamwos Reich , bei den Ambuella und Barotse , in Itufa und Lovale am oberen Zambesi, in Ukwere, auf Sikyana (Salomons- Inseln ) und Neu- Kaledonien . Die Apaches stecken Stangen in den Boden, binden sie oben zusammen und bedecken dieses Gerüst mit Zweigen, Gras oder Häuten . Halbkugelige Wohnungen treffen wir ausser bei den Völkern Südafrikas noch bei den Massai ähnlich hergestellt, wie bei den Südafrikanern , in Mekélo

am Tanganjika , in Uhiy zwischen Tanganjika und Lualaba, in Kasongos Stadt südlich von Nyangwe. Die Lipans stecken dünne Stämmchen mit beiden. 30

Pamir, » das Dach der Welt« .

230

Enden in den Boden und bedecken die ovalen Hütten mit Zweigen, Gras oder Häuten .

Wir sehen back-

ofenförmige Hütten bei den Beduan des Samhar

lichen Eskimos ) , die Thlinkiten , Ostjaken und Kleinasier. Ein Dach aus Brettern trifft man in Central-

in Abessinien und bienenkorb förmige bei den

mexiko , in Samurzakan (Kaukasien) , aus Stein-

Todas in Indien . Aus dieser Aufzählung der cylindrischen, halbkugeligen , backofenförmigen und bienenkorbförmigen Hütten ergibt sich uns, dass ausser in Afrika die Rechteckform der Hütten bedeutend

platten in Adoah (Abessinien) . In Japan werden die Holzschindeldächer mit Steinen beschwert. Dächer aus Ziegeln treffen wir in Okinawa Siwa und bei den Indianern der Altos in Centralamerika.

überwiegend bei den Völkern der Erde ist. Das Dach auf dem Boden aufstehend treffen

Zum Schutze gegen die Kälte graben einzelne nordische Völker Löcher in den Boden , über die sie ihre Hütten aufbauen . Bei den Diggern

wir bei den Kredsch im Bahar el Gasal- Gebiet, bei den Baschilanke am oberen Lulua , an der Loangoküste, bei den Todas in Indien, bei den Papuas NeuGuineas , Neu-Kaledoniens , der Neu - Hebriden , auf Sikyana (Sal. Ins . ) , in den Freundschafts-, Gesellschafts- und Sandwichs- Inseln und auf dem MarschallArchipel, auf letzteren so niedrig, dass man hineinkriechen muss ; ferner bei den nomadisierenden Fischer- und Jägervölkern Kolumbiens als Sommerwohnung , und bei den Nomaden Südamerikas am Orinoko , Amazonas und Innerbrasilien . Ebenfalls am Orinoko, Amazonas, Innerbrasilien und am Magdalenastrome trifft man häufig Hütten , wo das Dach auf Pfosten ruht, die Wände aber offen sind, zuweilen aber mehrere , beinahe nie alle vier Wände geschlossen ; bei den Toba am Rio vermejo (Nebenfluss des Paraná) sind drei Wände geschlossen , die vierte offen . Bei dem polynesischen Hause ruht das Dach in der Mitte auf hohen, seitlich auf niederen Pfosten oder Steinfundamenten auf, es ist nie hoch und eine

Kaliforniens lässt sich zwar dieses Motiv nicht vermuten, da ihre Sommer heiss (bis zu 44 ° im Schatten) , ihre Winter mild sind. Sie graben ein mannshohes Loch von 3-4 m Durchmesser in den Boden , in der Mitte wird ein Pfosten aufgerichtet, ringsum werden Reiser in den Boden gesteckt , die auf dem Pfosten aufliegen , und Rasen darüber gedeckt. Der Eingang geschieht entweder vom Dache aus durch ein rundes Loch , das zum Abzug des Rauches sowohl , wie als Thüre offen gelassen ist, vermittelst eines Baumstammes, in den Kerben eingehauen sind, oder der Eingang ist an der Peripherie, wo dann Stufen in der Erde ausgehauen sind . Die Kolumbier , Hoopah , Haidah graben ein Loch , das die Hälfte der Hütte einnimmt , die Bewohner des Königin Charlotte-Sunds ein solches 3 m tief; gewöhnlich sind diese Hütten mit Rinde oder Rasen eingedeckt. Die Aleuten , Koniagas , Eskimos, Kamtschatalen, die Bewohner der Tundra, die Samojeden

Vergrösserung findet stets nur in die Länge statt.

und Ostjaken graben ihre Winterwohnungen ebenfalls in den Boden. Bei den Kirghisen ragt die

Auf den Freundschafts-Inseln laufen die parallelen Wände zuweilen nach einer Seite zusammen, so dass

Hütte nur einen Meter über den Boden und hat ein flaches Dach mit zwei Oeffnungen zum Abzug des

dadurch ein Fünfeck entsteht. Die Wände des polynesischen Hauses werden mit einem Rohr- oder

Rauches . Die Teke-Turkmenen graben im Winter Erdhöhlen und kleiden sie mit Filz und Teppichen aus. In Neuseeland sind ebenfalls halb unterirdische

Mattengeflecht geschlossen , ebenso werden zuweilen Abteilungen hiermit hergestellt . Ganz niedrige Seitenwände haben die Hütten auf den Salomons - Inseln und den Neu-Hebriden . Das

Dach

wird

mit

Gras ,

Stroh oder

Binsen eingedeckt in Abessinien , bei den Dinka, Nuer, Schilluck, Gonda, Kredsch , Kawele, am Bijerre, in Jambuja (Aruwimi) und bei den Makalaka ; mit Rohr oder Binsen in Madagaskar, bei den Kariben und Nahualt (in San Salvador) , auf den Sandwichs- , Fidji-Inseln , in Neu- Guinea, Pegu und Kamtschatka. Mit Palmblättern werden die Dächer eingedeckt in ganz Melanesien ,

Neu - Guinea ,

Wohnungen ; die Winterhütten der Mandanen und Mönitarier werden ebenfalls 30 - 60 cm in den Boden eingegraben. Am oberen Hoangho graben sich die Chinesen ohne Benutzung irgend eines anderen Baumateriales ihre Wohnungen im Löss aus, und es finden Millionen Menschen ihr Obdach in demselben . Bei Akserai im Villajet Konjeh in Kleinasien graben sich die Bewohner in einen konischen Hügel ein, in welchem unterirdische Treppen ausgehauen sind , und schliessen die künstlich ausgegrabenen Höhlen durch Mauern und Fenster. (Fortsetzung folgt.)

Neu-

Britannien (Bismarck-Archipel) , Duke of York-Inseln , Neu-Lauenburg , den Salomons- , Fidji- , Marschall-

Pamir,,,das Dach der Welt".

und Hervey-Inseln, in Tahiti, auf dem malayischen Archipel , in Pegu, Voilikerta (Madagaskar), Centralmexiko , bei den Zapotecas und Mosquitos , den Nahuatl, den Garaunos. Aus Rinden machen ihre Dächer die Chinooks und Irokesen .

asiens steht im Zusammenhang mit der Entwickelung des Verkehrs zwischen China und den Westländern

Ein Dach aus Rasen haben die Digger(Gräber-) Indianer Kaliforniens, die Konjagas (west-

seit den letzten Jahrhunderten v. Chr . Im Jahre 205 war die Han - Dynastie auf den chinesischen Thron

Von Bernhard Stern (Wien). (Fortsetzung.) Die ausführlichere Kenntnis der Länder Inner-

Pamir, » das Dach der Welt . 231 gekommen. Im Zweistromlande bestand die griechisch- | ihres Landes , und sie beschlossen , bald Handelsbaktrische Herrschaft, welcher von den vom Norden andringenden Juetschi , den weissen Hunnen oder Ephtaliten , wie sie bei den byzantinischen Schriftstellern heissen , in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. ein Ende gemacht wurde ¹ ). Mit diesen Juetschi, deren Reich sich bis in das 6. nachchristliche Jahrhundert erhielt, suchten die Chinesen Verbindungen anzuknüpfen . Sie waren damals von den Hiungnu bedrängt und hofften , im Bunde mit den Juetschi dieser Nomadenvölker Herr werden zu können. Einen solchen politischen Charakter hatte die Reise des chinesischen Generals Tschang - Kien, welcher 139 v. Chr. Peking verliess , um zu den Juetschi zu reisen und die Verhandlungen einzuleiten. Seine Reise ist von grösstem Interesse, denn sie ist die erste chinesische Expedition nach fernen Gegenden im Westen , von der wir Kunde haben. Wahrscheinlich war es in der That die erste ; denn

expeditionen nach den Ländern jenseits des TsungLing oder Zwiebelgebirges, wie sie die Pamir- Gebiete nannten , zu entsenden . Tschang- Kien kehrte 122 v. Chr. nach Peking zurück , und schon 121 wurden Versuche gemacht, über die Pässe der Pamir oder über die Pässe des Kaschgar- Dawan mit Indien und Westasien Handelsverbindungen anzuknüpfen ¹) . Die erste Handelskarawane aber ging im Jahre 114 , kurz nach Tschang - Kiens Tode , dem es nicht mehr vergönnt war, die Erfolge seiner Bestrebungen selbst zu erleben , über die Pamir-Pässe nach dem Lande der Ansi 2) . Unter günstigen Auspizien entwickelte sich dann der Verkehr mit den Westländern immer lebhafter. Neben den Handelsinteressen verfolgten die chinesischen Reisenden aber auch wissenschaftliche Zwecke und brachten reiche Mitteilungen für die geographischen Kenntnisse Innerasiens heim.

der Bericht hat die Färbung einer abenteuerlichen Entdeckungsreise nach ganz unbekannten Ländern .

In den Annalen fast einer jeden Dynastie, von den Han an , besass man eine genaue Schilderung der Hsi-yü oder Westländer. Deren Lage wird so be-

Tschang - Kien reiste in Begleitung eines Uiguren Tschung- i und einer 100 Mann starken Schutz-

schrieben : » Hsi- yü ist im Osten begrenzt durch die Barrieren von Yü-mönu-kwan und Yang-kwan , und

truppe.

im Westen durch den Tsung-ling.

Sie kamen nicht weit, fielen in die Hände

Der Tsung-ling

der Hiungnu und blieben zehn Jahre gefangen. Dann endlich gelang es ihnen, zu entkommen und nach vielen Mühen zu den Juetschi-zu stossen . Zwar wollten diese von dem Plane der Chinesen nichts

(Pamir) aber ist der Stamm , von dem die grossen Gebirge ausgehen , die das Gebiet im Norden und im Süden umfassen , und diese selben Gebirge begrenzen die Gebiete Nan-lu und Péi-lu im Süden

wissen, und Tschang - Kien musste die gefahrvolle Rückreise antreten , ohne einen politischen Erfolg erzielt zu haben, aber er erreichte etwas nicht minder

und Norden ") .>Itinerarium Germaniae nov antiquae : Teutsches Reyssbuch durch Hoch- und Niederteutschland ¹) « , da er die Schönheit des Unterlandes recht preisen will , vor allem seine Fruchtbarkeit hervor. Man müsse dasselbe » billich auch den allerfruchtbarsten Ländern gleichschätzen vnnd bekennen , dass es weder Frankreich noch Spanien auch Italien selbsten nicht etwas bevor gebe 2 ) . « Und dann lobt er die Fruchtbarkeit der einzelnen Teile der Reiche noch. An einer anderen Stelle 3 ) , wo er von dem schönen Genfersee spricht , heisst es : >>>Gemelter Johann Jacob Grasserus schreibt, es liege dieser See zwischen einer sehr lustigen vnnd fruchtbaren Landtschafft , als einem zierlichen Lustgarten in Gestalt eines halben Monds. « Vom Schweizerland meint er ) : » Ob nun wohl es hohe rauhe Berg , mit welchem es umgeben , so hat es auch doch auch fruchtbare Thäler , feiste Wiesen , Getraid vnd Weinwachs trefflichen« Aussicht von Lausanne >> über

viele mochten auf dem Standpunkt jener Leute des 16. Jahrhunderts stehen , die wie Kiechel nach

den See und das ganze niedrige Land gegen Geneve « . >> In der ThatBeschreibung einer Reise über den Harz im Jahre 1761 « heisst es ¹) : »Das Auge wurde durch die unendliche

blieben freilich noch auf dem Standpunkt der ver-

Mannigfaltigkeit der sonderbarsten Aussichten ergötzt . Bald blickte es mit Grausen von einer steilen Höhe in Abgründe herab , bald thürmten sich von allen Seiten ungeheuere Gebirge vor ihm auf. Das dunkelblaue, finstere Laub der von den Wipfeln der Tannen herabhängenden Zweige verbreitete eine gewisse angenehme Melancholie über die ganze wilde Scene.>um die Sonne aufgehen zu sehen 2)«. In der » Erzählung einer Reise durch die Schweiz 1761 « heisst es u . a. ) : » Als wir früh erwachten , sahen wir aus unseren Fenstern voll Verwunderung und Vergnügen die schönste Aussicht von der Welt ; nämlich den Anfang des Züricher Sees. Anfangs

flossenen Epoche stehen . Vorhin habe ich schon einiger Beispiele erwähnt. So sei auch noch Zacha-

trägt übrigens das neu erwachende Naturgefühl noch einen moralisch - sentimentalen , ich möchte sagen

rias Konrad von Uffenbach angeführt, der eine »gelehrte Reise «< eine damals sehr zahlreiche

Gellert - Klopstockschen Charakter. Man spricht von einem » > Ergötzen an den vortrefflichen Werken

unternahm . Species 2) Er spricht ( 1753 ) von den >>erschrecklichen Bergen « des Harzes . » Wir

kam Rousseau , der begeisterte Prophet eines tiefen Naturgefühles , und übte ungeheueren Einfluss aus . »Ja, erst Rousseau war es, « sagt Biese ¹ ), »welcher den vollsten Ton tiefster Begeisterung für die wilde Schönheit der Hochgebirge, andachtsvoller Bewunderung des Romantischen angeschlagen hat. >Wollen Sie hierüber wahres Vergnügen fühlen , so lassen sie uns im Geist in diesen Wald wandeln ; uns zu den Füssen flisternder, schlanker Birken und milder Haseln , auf einen mit Gras , Kräutern und Blümchen allerley Art bedeckten Boden niedersetzen ; in ein fruchtbar Thal, wo eine labende Quelle den Hirsch tränkt, hinabsehen ; der Vögel munteres Hüpfen betrachten und ihren frohen Gesang hören ; - und gewiss, Gellerts Lied : ,Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht' u . s. w. wird unsere stille Anbetung zu lauten Tönen bewegen . « Man spricht weiter z. B. von »> allerhand angenehmen Empfindungen «< , die » ein Hirte , der sich am Abhange eines Berges gelagert 1) 2) 3) 4) 5)

Bernouillis Sammlung, Bd. V, S. 201 f. S. 207.Ebenda, Bd . VI , S. 310. Ebenda, Bd . II , S. 59 ff. Ebenda, Bd. IV, S. 210.

Beiträge zur Geschichte des Reisens.

252

hatte , und auf seiner Schalmey ein Morgenlied | Ein andermal ¹ ) beschreibt er , wie die Sonne » > Ossian Romantisch« wird häufiger. Schon die Lady Montague spricht gelegentlich von »den romanhaftesten Einsiedelungen 2) .« Jetzt findet man Aussichten, Gegenden , Ruinen , alles » romantisch > Wir stiegen ab und gingen zum Krokstein. Liebster Freund , welch' ein majestätischer Naturblick ! Hier stand ich an der Felsenwand

auf Reisen zu übergehen , erwähne ich nur noch einzelne Stellen aus C. Meiners' Briefen über die Schweiz . Er schildert eine Spazierfahrt nach der Insel Mainau und geniesst die Natur in vollstem Maasse ) . » Ich mochte nicht allein nicht reden « , sagt er da , sondern kaum reden hören , und ich war am seligsten , wenn ich mich recht in meinem Busen freuen , und mein Entzücken ganz in mir konnte.. « Schauer wie ein Erdbeben durch sein Wesen>Der

erscheinen . Dieselbe ist angefüllt mit solchen überempfindsamen Schilderungen . Mylius erzählt, wie er schon als Knabe oben in den Bäumen Reisebe-

volle Mond leuchtete in seiner ganzen Pracht. Es war kein Wölkchen am Himmel , und nicht der geringste Wind wehete. Alles lag in sanfter Stille ...

schreibungen las oder damit in den Bergwald sich flüchtete , las und träumte 5) . » Ich ergötzte mich, indes hie und da hinter mir im Walde ein einsamer

und unser ganzes Herz war der Freude geöffnet.«

Vogel sein Abendlied auf einem Zweige sang , an dem milden Rosenschimmer, womit die wegschwin-

1) Ebenda, Bd. IV, S. 131 . 2) A. a. O. , S. 19. 3) Z. B. Bernouillis Sammlung , Bd . X , S. 257 : » Der ist sehr roProspekt von der Brücke (vor Quedlinburg). mantisch und stellet dem Auge das angenehmste Amphitheater vor. Ebenda , Bd . II , S. 15 : Die Wahrheit zu sagen , die mehresten von den romantischen Prospekten in Northwales, einzeln genommen , übertreffen unendlich die von Derbyschire. Schweiz «< zu haben und entdeckte nach Herzenslust Naturschönheiten . Der Name »> Sächsische Schweiz «

findet sich schon

Götzingers Werk :

» Schandau

1804 in

und seine Um-

gebungen oder Beschreibung der (sogenannten) Sächsischen Schweiz . « Götzinger berichtet, der Name sei der Gegend von geborenen Schweizern gegeben . >> Bald nachher « , sagt E. Boll¹) , »tauchte überall eine Schweiz auf, eine märkische, eine weimarische, eine fränkische u. s. w. Sie sind alle recht hübsch, bilden niedliche Landschaften, aber zum Alpenlande mit der Jungfrau , mit dem Finsteraarhorn , dem Rhein , der Rhone und den Seen verhalten sie sich wie ein niedliches, kleines Mädchen zu einem kolossalen Riesen.« Ueberall hin drangen nun Reisende, die Naturschönheiten zu geniessen , in den Harz, den Schwarzwald , das Riesengebirge , auf die Insel Rügen. Von der letzteren sagte ein Autor schon 1805 ) : »Seit einigen Jahren ist auch die Insel Rügen . ein Gegenstsand der Aufmerksamkeit und Neugierde der Fremden geworden , und Reisende aus nahen und fernen Gegenden haben sie , die vor einigen Decennien selbst in Deutschland fast noch eine Terra

(Sannthaler oder Steiner Alpen ? ) Wenn einmal eine geographische Bezeichnung das Bürgerrecht erlangt hat , so thut man , falls nicht ganz zwingende Gründe eine Aenderung erheischen, gut daran, dieselbe bestehen zu lassen. Gegen diese Grundregel verstösst der auffallenderweise von einzelnen kompetenten Stellen gebilligte Vorschlag des Laibacher Professors Gratzy , die Sannthaler Alpen«< , die südöstliche Vorgruppe der Karawankenkette, in » Steiner Alpen «< umzutaufen. Seit Schaubach ist erstere Bezeichnung die allgemein übliche, und es hat sich ihrer zumal auch Frischauf bedient , der sich durch seine bekannte verdienstvolle Specialschrift über die bis dahin wenig bekannte Gebirgsgruppe das erste Recht auf Namengebung erworben hätte . Eben dieser Alpenforscher thut auch überzeugend dar , dass Gratzys Berufung auf die alten krainischen Schriftsteller v. Valvasor und Hacquet nicht stichhaltig sei. Uns persönlich erscheint es unendlich viel natürlicher, einen Gebirgsteil nach einem denselben ganz durchströmenden Flusse, als nach einem am Fusse der Ausläufer gelegenen, wenig bedeutenden Städtchen zu benennen . So hat denn auch die Sektion »Marburg« des Deutsch- Oesterreichischen Alpenvereines, ebenso wie die Sektion >» Graz «< des Oesterreichischen Touristen-Klubs entschiedene Stellung gegen die Laibacher Neuerung genommen , erstere auf einen Vortrag von Dr. Glantschnigg , letztere auf einen Vortrag von Prof. Dr. Hoernes hin. Zumal die von diesem letzteren beantragte und nach eingehender Debatte (mit einigen Aenderungen) angenommene Resolution stellt die Gründe , welche das Festhalten an den >>Sannthaler Alpen« wünschenswert, ja notwendig machen, in sehr übersichtlicher Weise zusammen . ( » Oesterreich . Touristen - Zeitung « , 1893 , Nr . 1 und 2 ; »>> Grazer Tagblatt vom 8. und 17. Januar 1893.) (Die Insel Banguey. ) Charles V. Creagh, Administrator des britischen Nord-Borneo, besuchte gegen Ende des vorigen Jahres die der Nordküste vorliegende Insel Banguey. Der Boden derselben, hügelig und wellig, ist fruchtbar und würde sich für den Anbau von Kaffee und Kakao vortrefflich eignen . Die Bewohner, die Dusuns, sind gutgeartete, ehrliche und in ihrer Weise industrielle

incognita war, nicht nur eines Besuches würdig erachtet , sondern auch mit der Erklärung verlassen ,

Menschen. Ihre spärliche Bekleidung fertigen sie sich aus Baumrinde an. Ihr Haar tragen sie nach hinten

dass dies Land ihre Erwartungen übertroffen habe . » Wo anders «< , heisst es in Zobers » Der deutsche Wanderer« " ) , » bieten sich solche Gelegenheiten dar, sich in die grössesten Naturerscheinungen zu versenken , mit dem Leben der Natur immer inniger und vertrauter zu wer-

lang und durch eine hölzerne Nadel gebunden , am Vorderkopfe ist es kurz geschoren. Ein auffälliges Missverhältnis zeigt die im Verhältnis zu den Männern viel geringere Anzahl der Weiber. Aus diesem Grunde wandern viele junge Leute nach der Makudu -Bai an der Nordküste von Borneo aus , verheiraten sich unter den dortigen mohammedanischen Dusuns der Provinz Alcock und nehmen deren Religion und Sitten an. Die Bewohner von Banguey glauben an Geister, welche die Insel be-

den, als auf Wanderungen ? Unempfindlich, ja eisig musste dessen Herz seyn , den nicht der Auf- und Untergang der Sonne , von der Höhe eines Berges ¹) » Globus , Bd . XII, S. 142 . 2) Ebenda, Bd. XII , S. 144. 3) 2. Aufl. , Berlin 1826 , S. 6.

herrschen, und als deren Oberhaupt der Geist Si Jamin. gilt. Eine Priesterin , mit der Art und Weise dieser Geister vertraut und in Kenntnis des Vergangenen und des Zukünftigen, versteht sie in guter Laune und Ordnung zu halten . Sie allein dankt dem Si Jamin für

254

Litteratur .

die empfangenen Gaben guter Ernten , während ein weiterer Kultus nicht stattfindet . Sie ernennt und erzieht auch ihre Nachfolgerin, welche Witwe sein muss, sich schwarz kleidet und hölzerne Messer bei sich führt. In Gegenwart beider Familien werden im Walde die Heiraten geschlossen , deren Ceremoniell darin besteht, dass dem zu verheiratenden Paare vermittelst eines hölzernen Messers ein Blutstropfen aus den Waden entzogen wird. Das Ehepaar begibt sich alsdann zum bleibenden Aufenthalte in die Wohnung der Familie der Frau und wird ein Mitglied derselben . (Mitteilung von H. Greffrath in Dessau. )

(Die Kerguelen französisch. ) Das französische > Eure « unter dem Kommando des LieuteKriegsschiff » nants Lieutard nahm nun auch vom Kerguelen- Land in 50 ° südl . Br . und 70 ° östl. L. v. Gr . für Frankreich Besitz und vermaass es . Kapitän James Cook besuchte im Jahre 1776 die Hauptinsel zuerst und benannte sie Desolation Island . Sie hat einen ungefähren Umfang von 3415 qkm und ist unbewohnt und wohl auch unbewohnbar, besteht meist aus nackten Felsen und Bergen darunter Mount Ross mit 1865 m Höhe —, und bei ihrer grossen Unfruchtbarkeit ist die spärliche Vegetation eine verkümmerte. Walfischfänger laufen gelegentlich in die Hafenplätze, zumal in den Christmas-Hafen, ein. Durch ihre Lage zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und Australien hat die Insel eine gewisse strategische Bedeutung , sonst ist sie ohne Wert. (Mitteilung von H. Greffrath in Dessau. ) (Totenfetische im Volksglauben der Magyaren. ) Als eine sehr dankenswerte Ergänzung zu dem Aufsatze über ungarische Legenden , welchen H. v. Wlislocki in Nr. 6 und 7 des laufenden Jahrganges dieser Zeitschrift veröffentlicht hat , muss eine weitere Mitteilung desselben Autors über die Rolle gelten , welche das ungarische Volk gewissen von einem Gestorbenen herrührenden oder mit demselben in irgendwelcher Beziehung stehenden Gegenständen zuweist . Tragen diese Skizzen von der Nachtseite der Volkskunde auch zunächst ein specifisch magyarisches Gepräge, so sind sie für die vergleichende Ethnologie doch von entschieden allgemeinerem Interesse , weil solch »ursprünglicher Dämonismus «, wie sich Achelis ausdrückt, auch bei anderen , auf verwandter Entwickelungsstufe stehenden Völkern auftritt und zur Ziehung von Parallelen geradezu auffordert. Entweder, dies ist der geteilweise einen äusserst meinsame Grundzug dieser tiefen Stand des sittlichen Volksbewusstseins charakterisierenden Sagen, bringt der Totenfetisch , dem, der sich seiner bemächtigt hat , selbst den Tod oder aber er wirkt als zauberkräftiges Heilmittel. Mit Recht bemerkt v. Wlislocki , » dass die Bedeutung der Totenfetische für Darstellungen aus dem Gebiete der nichtchristlichen Religionsgeschichte eine ungemein wichtige ist , weil sie Kultus und Sitte älterer und neuester Zeit im innersten Wesen beleuchten, uns zum erschöpfenden Verständnisse nicht nur unserer eigenen mythologischen und religiösen Volksgebräuche verhelfen, sondern auch . solcher primitiver Völker, deren Menschenschlächterei und Menschenopfer uns sonst unverständlich , unerklärlich erscheinen würden« . (»Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien« , XXII. Band , separat ; im Selbstverlage der Gesellschaft, Wien 1892.)

Litteratur. Theoretische Verwertung der Königsberger Bodentemperatur-Beobachtungen. Gekrönte Preisschrift. Von Dr. Adolf Schmidt , Gymnasiallehrer in Gotha. Königsberg i. Pr. 1892. Separatabdruck aus den Schriften der Physikal. -Oekonom . Gesellschaft. XXXII. Jahrgang. 71 S. gr. 4°. ngen ratur Untersuchu über die Bodentempe in rg i. Pr. Gekrönte Preisschrift . Von Dr. E. Leyst Königsbe in Pawlowsk bei St. Petersburg . Königsberg i. Pr. 1893 . Separatabdruck aus den Schriften der Physikal .- Oekonom . Gesellschaft . XXXIII . Jahrgang . 2 Tafeln . 67 S. gr. 4º.

Die genannte gelehrte Gesellschaft hatte für 1892 in richtiger Erwägung des Umstandes , dass in Königsberg i. Pr. seit geraumer Zeit fortlaufende und genaue Messungen der Bodentemperatur angestellt worden sind , eine Nutzbarmachung des durch jene angehäuften Materiales zum Gegenstande eines Preisausschreibens gemacht. Es liefen zwei Bearbeitungen ein, deren eine sich auf den theoretischen Standpunkt stellte und an die ältere Untersuchung von Frölich über eben diesen Gegenstand (1868) anknüpfte, während die zweite den in erster Linie praktisch arbeitenden Meteorologen erkennen lässt. Die Arbeit von Dr. Schmidt wurde mit dem ersten , diejenige von Staatsrat Leyst mit dem zweiten Preise ausgezeichnet. Nach einigen allgemeinen Bemerkungen , welche sich besonders auf die Berücksichtigung der Bodenfeuchtigkeit beziehen , betrachtet Herr Schmidt die Wärmebewegung im Erdboden überhaupt, indem er die von Poisson aufgestellte partielle Differentialgleichung zu Grunde legt. Durch die Stationsbeobachtungen wird nichts weiter geliefert, als die Temperaturen in gewissen weiter oder weniger weit von der Oberfläche entfernten Punkten zur Zeit der Thermometerablesung, während man , wenn die Aufgabe einer vollständigen Lösung fähig wäre , zu jedem Zeitpunkt und in einer beliebigen Tiefe nicht nur die Temperatur , sondern auch die Kapazität und Leitungsfähigkeit der Wärme anzugeben in der Lage sein müsste. Direkt ist die Auflösung dieses Problemes nicht zu erbringen , vielmehr kann nur eine Interpolation zum Ziele führen. Darauf, wie der Verfasser letztere durchführt , kann im einzelnen hier natürlich nicht eingegangen werden ; lediglich analytische Gewandtheit und Beherrschung der formalen Operationsmethoden würden hier zu keinem Ziele geführt haben , vielmehr bedurfte es weit mehr eines sicheren Taktes, um die entsprechenden Näherungsformeln zu gewinnen und numerisch auszuwerten . So gelang es , zu ermitteln , um wieviel sich die Amplitude der Jahres- und Tagesschwankung beim Eindringen in eine gewisse Tiefe vermindern, wie sich die periodischen und unperiodischen Aenderungen der Temperatur im Boden gestalten , welches die höchsten Tagesmittel und Stundenwerte sind (alles natürlich für die Königsberger Station). In einem weiteren Abschnitte wird für die Wärmemenge , welche die Flächeneinheit des Erdbodens im Laufe eines Tages aufnimmt, ein analytischer Ausdruck entwickelt, und in den » Schlussbetrachtungen entnimmt der Verfasser seinen mathematischen Ergebnissen einige generelle Gesichtspunkte , deren Beachtung bei der Anlage von Bodentemperaturstationen als wünschenswert zu bezeichnen ist. Herr Leyst erachtet den Zeitpunkt zu einer abschliessenden mathematischen Behandlung noch nicht für gekommen ; dies ist insofern gewiss richtig, als die Hilfswissenschaft die Mittel zu einer voll exakten Darstellung der gesuchten Grössen in geschlossener Form jetzt und vielleicht auch für alle Zukunft -- nicht zur Verfügung stellen kann , aber dass durch eine geschickte Individualisierung trotzdem recht vieles geleistet werden kann , das ist durch A. Schmidt überzeugend dargethan worden. Dass daneben eine so scharfe Kritik , wie sie der Pawlowsker Meteorologe an dem Prinzipe der früher für mustergültig gehaltenen Königsberger Beobachtungen übt , gleichfalls ihre volle Berechtigung hat, wird niemand in Abrede stellen . Es wird dadurch festgestellt, dass die bisherige Art, die Bodenthermometer anzubringen , absolut richtige Resultate nicht liefern kann , dass insbesondere auch der jährliche Wärmegang dadurch unzutreffend

Litteratur. 255 zum Ausdrucke gebracht wird. Wie unzulässig es wäre , lokale Errungenschaften zu verallgemeinern , geht daraus hervor , dass Herr Leyst in Pawlowsk, Peking und Nukuss (Russisch- Centralasien) einen Zusammenhang zwischen der Temperatur der Niederschläge und derjenigen der untersten Bodenschichten aufzudecken imstande war, wogegen bei Königsberg mit seinem wenig durchlässigen Boden ein solcher Zusammenhang nicht hervortrat. Auch diese zweite Preisschrift schliesst mit einer Reihe durchdachter, aus gründlicher Erfahrung geflossener Ratschläge für die Weiterführung der Königsberger Beobachtungen. Beide Arbeiten, frei von jedweder utopischen Beleuchtung des einstweilen Erreichten , lassen uns keinen Zweifel darüber, dass die Lehre von der Bodentemperatur zur Zeit noch zu den mindest ausgebildeten Zweigen der Geophysik gehört , aber sie zeigen auch , jede in ihrer Art, die Wege auf, deren Betretung zu weiteren Fortschritten führen wird , und sind schon aus diesem Grunde als verdienstliche Leistungen zu begrüssen. Steht erst eine weitere , nach allen Vorschriften der Theorie und Empirie angestellte Beobachtungsreihe von einem Decennium zu Gebote , so wird durch deren Diskussion ein noch reicherer Gewinn an positiven Thatsachen sich erzielen lassen.

Berichte der Kommission für Erforschung des östlichen Mittelmeeres. Erste Reihe. Mit 2 Karten, 34 Tafeln und 4 Textfiguren . Wien 1893. In Kommission bei F. Tempsky. IV . 116 S. gr. 4°. Auf die Arbeiten der österreichischen Gelehrten im Mittelländischen Meere ist bereits in Nr. 1 des »Ausland « hingewiesen worden. Jetzt liegt, von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften herausgegeben und in der bekannten eleganten Weise ihrer sonstigen Publikationen ausgestattet , ein stattlicher Quartband vor, welcher die ausführlicheren Mitteilungen über die bisher angestellten Studien enthält. Das Schiff » Pola « , welches die Admiralität für die Expedition in Dienst stellen liess , wird sehr genau beschrieben, und daran reihen sich dann die Berichte der einzelnen Mitglieder des gelehrten Stabes , welcher auf genanntem Schiffe während der Jahre 1890/1891 eine Reihe von Kreuz- und Querfahrten im Adriatischen , Ionischen und östlichen Mittelländischen Meere ausgeführt hat (vgl . auch Nr. 2 vom vorigen Jahrgang des » Ausland « ). Die physikalischen Untersuchungen stellten , wie bekannt, die beiden Fiumaner Professoren Luksch und Wolf an , während der chemische Teil der Aufgabe in den Händen des Privatdozenten Dr. Natterer (Wien) lag. Der Schwerpunkt der höchst mühevollen Arbeit , welche nötig war, um das vorliegende Werk entstehen zu lassen, ist in den Tabellen und kartographischen Beigaben zu suchen , durch welche das Bodenrelief , die Temperatur- und Salzgehaltsverhältnisse , sowie die Zusammensetzung des Seewassers für die erwähnten Meerespartien bis ins einzelne aufgeklärt erscheinen. Die Oceanographie hat alle Ursache , der Wiener Akademie für ihre Initiative zu Dank verpflichtet zu sein, und neben » Gazelle « , » Challenger « , » Talisman « , » Vöringen « u. s. w. wird auch der Name >> Pola« künftig mit Achtung genannt werden. Reise eines Naturforschers um die Welt. Von Charles Darwin. Autorisierte deutsche Ausgabe. Aus dem Englischen übersetzt von J. Viktor Carus . Mit 14 Holzschnitten. Zweite , durchgesehene Auflage. Stuttgart 1893. E. Schweizerbartsche Verlagshandlung. X. 568 S. gr. 8 °. Dass dieses Werk in seinem deutschen Gewande einer zweiten Auflage teilhaftig werden konnte, das ist doch ein deutlicher Beweis dafür, dass man auch in Deutschland gute Bücher liest und kauft. Und ein ebenso lehr- wie genussreiches Buch ist Darwins Reisebeschreibung , welche der verdienstvolle Bearbeiter der Darwinschen Schöpfungen so trefflich in unsere Sprache zu übertragen verstand, dass die Uebersetzung sich ganz wie ein Original liest. Als Darwin diese Weltreise auf dem »Beagle antrat , war er als Naturforscher noch wenig bekannt, und zu umfassenden Vorstudien hatte er weder Zeit noch Gelegenheit gefunden , aber gerade dieser Umstand macht uns seinen tagebuchartigen Reisebericht so überaus wertvoll : nicht eine Fülle positiver Kenntnisse spricht daraus zu uns, wohl aber ein wahr-

haft grossartiges Talent , die Natur zu beobachten und an die gemachten Wahrnehmungen Schlüsse anzuknüpfen, diese letzteren an der Hand neuerer Erfahrungen zu prüfen und so allmählich die scheinbar verschiedenartigsten Erscheinungen nach einheitlichen Gesichtspunkten zusammenzufassen . Bei mehr denn einer Stelle hört man bereits den künftigen grossen Darwin reden : ex ungue leonem ! Die Reise selbst ging über die Kapverden nach Brasilien ; in Rio de Janeiro wurde ein kurzer Aufenthalt gemacht , und dann hatte Darwin Musse zu grösseren Landreisen in Argentinien , Uruguay und Patagonien . An den Falkland -Inseln und auf Feuerland wurde ebenfalls Halt gemacht , die Magellan-Strasse wurde durchfahren ; Chile hielt den Reisenden wieder für längere Zeit fest . Er lernte dort Land und Leute gründlich kennen und überschritt auch die Kordilleren (vgl. die von Preyer herausgegebenen Reisebriefe in Nr . 13 und 14 vom Jahrgang 1892 des >>Ausland ) . Reiche Belehrung gewährte der Galapagos-Archipel, auf welchem Darwin eine Fülle wichtiger, später von ihm in der >>Entstehung der Arten « verwerteter Eindrücke empfing . Die Weiterfahrt ging durch den Stillen Ocean , wobei Tahiti und Neuseeland angelaufen wurden , und nachdem auch dem Festlande Australiens ein kurzer Besuch abgestattet worden war, kehrte man über Keeling- Island , Mauritius, Ascension , mit abermaliger Berührung der Ostküste Brasiliens, nach England zurück. Nahezu fünfJahre hatte die Erdumsegelung in Anspruch genommen, und das von dem bekannten Kapitän Fitzroy befehligte Schiff hatte die ihm gestellte Aufgabe so gut wie nur möglich gelöst : es hatte sich als ein wahrer » Spürhund « im Dienste der Erdund Naturkunde bethätigt. Es wäre schwierig , aus der Fülle anregenden Stoffes alle die Punkte herauszuheben , in denen sich Darwins eigenartige Naturanlage am schärfsten offenbart , und es muss genügen , ein paar vereinzelte Andeutungen zu machen. Auf dem Meere beschäftigen ihn der Passatstaub , die Ursachen der abweichenden Meeresfärbungen, die Lebensweise gewisser Fische und Mollusken ; in Uruguay findet er Blitzröhren auf, über deren Entstehung er sich eingehend äussert ; bei der Betrachtung der Pflanzendecke der Gelände um La Plata kommt er zu der Ueberzeugung, dass erst durch die Einführung der europäischen Pferde und Rinder die dortige Vegetation eine Umgestaltung von Grund aus erfahren habe ; auf den Falklands sammelt er Thatsachen über die merkwürdigen Steinströme dieser Inselgruppe ; in der MagellanStrasse beobachtet er die Bildung der Eisberge und konstatiert, dass dieselben Gesteinsmaterial in grossem Maasstabe transportieren ; die Chonos-Inseln gewähren ihm neue Einsichten in das Wesen der Torfmoore und deren Bedingtheit durch das örtliche Klima. Wie höchst wichtig die Galapagos für Darwins Lebenswerk geworden sind , darauf ward vorhin schon von uns angespielt; gewisse Eidechsen und Schildkröten jener Vulkaninseln sind , so könnte man sagen , bei seiner Lehre von der Artentwickelung geradezu Gevatter gestanden , und der von ihm mit Verwunderung verzeichneten Zutraulichkeit der dort lebenden Vögel gegenüber dem Menschen bediente er sich nachmals als eines gewichtigen Unterstützungsmittels bei der Formulierung seiner Anschauungen vom Kampf ums Dasein« . Vor allem aber ist daran zu erinnern, dass Darwin seine Beobachtungen an den >niedrigen Inseln des Pacifischen und Indischen Oceanes zu seiner bekannten geistvollen Theorie der Korallenbauten verdichtete, welche zuerst allseitig adoptiert, hiernächst von geachteten Forschern mehrfach bekämpft wurde und heute wieder zu immer allgemeinerer Anerkennung sich durchzuringen anschickt. Dass einzelne der Darwinschen Behauptungen, so z . B. über die Küstenhebung infolge von Erderschütterungen , von seinen Nachfolgern widerlegt wurden , kann dem Werte des Ganzen selbstredend keinen Eintrag thun. Es dürfte kaum ein Buch geben , dessen ständiges und fleissiges Studium angehenden Jüngern der wissenschaftlichen Geographie nachdrücklicher zu empfehlen wäre , nicht bloss der darin enthaltenen Wahrheiten wegen , obwohl auch sie gewiss nicht zu verachten sind , sondern weil dasselbe in ganz vorzüglicher Weise lehrt, wie man mit offenem Auge eine fremde Welt bereisen und das , was man auf seinen Wanderungen Neues gelernt, darzustellen habe.

Litteratur. 256 Artarias Universal - Administrative Karte der Oesterreichisch-Ungarischen Armee mit der Einteilung des Reiches in die Territorial- und Ergänzungsbezirke des k. u. k. Heeres und der Kriegsmarine, der k. k. und k. ungarischen Landwehren und des Landsturmes. Bearbeitet von Oberst Zipser. Zweite Auflage. Wien 1893. Verlag und Eigentum von Artaria & Co. gr. 4°. Artarias Eisenbahn- und Post-Kommunikationskarte von Oesterreich -Ungarn. Wien 1893. Verlag von Artaria & Co. gr. 8°. Atlas für kommerzielle Lehranstalten. Gezeichnet von Dr. Karl Peucker. Fachmännisch bearbeitet von Dr. Th. Cicalek , Professor an der Wiener Handelsakademie ; J. G. Rothaug , Fachlehrer für Handelsgeographie an der Weissschen Handelsschule , Wien ; Dr. Karl Zehden , Professor an der Wiener Handelsakademie. Wien 1892. Verlag von Artaria & Co. gr. 4º. Drei Kartenwerke des wohlbekannten Wiener Verlages, welche sich von vornherein voller Beachtung geographischer Kreise versichert halten dürfen . Eine fachmännische Besprechung der im Maasstabe 1 : 1 500 000 ausgeführten Truppendislokationskarte kann an diesem Orte zwar nicht gegeben werden , allein die Verdienstlichkeit der sorgfältigen Arbeit wird jedem, der sie prüft , einleuchten ; in einer Zeit , in welcher nach bekanntem Urteile der » Beunruhigungs-Bazillus systematisch gezüchtet « wird , kann es auch dem Deutschen nur angenehm sein, die militärische Organisation des befreundeten Nachbarreiches im bequemen Bilde vorgeführt zu erhalten. Beigegeben ist eine >> Uebersicht der regelmässigen Ergänzungen an Truppen, welche die bestehenden Stellungsbezirke Oesterreich-Ungarns für das stehende Heer , für die Kriegsmarine , für die Landwehr und für den Landsturm zu leisten haben« . Auch die Eisenbahn- und Strassenkarte von OesterreichUngarn ist ein sehr brauchbares Hilfsmittel für den Verkehrs . geographen sowohl wie für jeden Reisenden speciell. Sämtliche Nachbarlande sind mit braunem Farbentone markiert , aus dem sich die in der natürlichen Papierfarbe angelegte Monarchie in einer dem Auge wohlthuenden Weise heraushebt. Die Bahnlinien lassen durch verschiedene Kolorierung sofort erkennen , ob sie dem Staate oder einer bestimmten Gesellschaft angehören ; die doppelgeleisigen Linien sind als solche durch zwei Parallelzüge gekennzeichnet. Sehr zu billigen ist die scharfe Hervorhebung des 15. Meridianes, welcher ja für das weite Gebiet die Normalzeit liefert ; diejenigen bekannteren Eisenbahnstationen, welche als unter diesem Meridian liegend gelten können , sind , beiläufig bemerkt , Nimburg in Böhmen und Vordernberg in Steiermark. Der Peuckersche Atlas wird , da er sich den Interessen der Wirtschaftsgeographie wie wohl kaum ein anderer anpasst, an allen Handelslehranstalten willkommen geheissen werden ; indessen ist jene Rücksichtnahme doch keine so weitgehende, dass derselbe nicht auch an jeder anderen Schule mit Nutzen gebraucht werden könnte. Unter dem technisch-kartographischen Gesichtspunkte verdient in erster Linie auf die konsequente Durchführung des Prinzipes der farbigen Höhenschichten aufmerksam gemacht zu werden , welches bei den Planigloben sowohl wie auch bei den physikalischen Karten von Europa, Oesterreich-Ungarn, Deutschland, Westeuropa, dem östlichen Teile des Mittelmeerbeckens und den Sudetenländern zur Anwendung gekommen ist und eine wirklich vorzügliche plastische Wirkung hervorbringt. Mit genau den gleichen Farbentönen bringt das hübsche Pflanzenkärtchen der Erde zur Anschauung, wie sich auf jener Tundren , Wüsten , Grasland , Kulturländereien und Waldbezirke verteilen. Als ein besonders glückliches Muster des erwähnten Verfahrens erscheint uns die Karte der drei Kronländer Böhmen , Mähren und Schlesien ( 1 : 1 500 000) , welche insbesondere auch durch ihr Maasshalten in der Aufnahme von Ortsbezeichnungen sich empfiehlt. Sehr übersichtlich ist auch die Mercator Karte der Kolonien und Welthandelswege gehalten , indem die Länder, da sonst die Farben nicht ausreichen würden, durch eine gefällige Querstreifung ins Auge fallen . Wir glauben,

dass das kleine und billige Kartenwerk nicht bloss selbst viele Freunde sich erwerben , sondern auch zu Nachahmungen VerS. Günther. anlassung geben wird. Die Nadelwaldflora Norddeutschlands. Von F. Höck. VII. Band , 4. Heft der » Forschungen zur deutschen Landesund Volkskunde « , herausgegeben von Kirchhoff. Stuttgart 1893. Engelhorn. 56 S. gr. 8 ° mit Karte. Seit dem vor einem Menschenalter ( 1863) erfolgten Erscheinen von A. Kerners >> Pflanzenleben der Donauländer« , dem eigenartigen Buche des geist- und phantasievollen Forschers, ist die Sociologie unserer heimischen Pflanzenwelt lange Jahre fast gar nicht fortgeschritten. Geraume Zeit bedurfte es, bis die Anregungen dieses Buches zu allgemeiner , sichtbarer Wirkung gelangten. Seit einer Reihe von Jahren nun hat die begonnene Bewegung immer weitere Kreise gezogen, und eine Anzahl tüchtiger Kräfte hat sich derartigen Studien zugewandt. Gleichzeitig hat sich die Fragestellung nach verschiedenen Richtungen erweitert und vertieft und vielfach schon für unsere Erkenntnis wertvolle Antworten ergeben. Es zeigt sich immer mehr , dass manche wissenschaftliche Probleme, welche früher durchaus spröde und unangreifbar schienen, wenn nur vom richtigen Punkte aus angepackt , überraschende Ergebnisse erhoffen lassen . Freilich ist der Weg bis zum endlichen Ziel ein weiter und mühevoller. Die vorliegende Schrift beschäftigt sich mit einschlägigen Fragen. Sie wurde angeregt durch E. H. L. Krauses schöne Arbeiten über die Verbreitung der Kiefer in Norddeutschland und behandelt zwar die gesamte Nadelwaldflora, aber doch ganz besonders eingehend die der Kiefernwälder , welche ja für das genannte Gebiet bei weitem am wichtigsten sind. Verfasser führt zunächst die norddeutschen Nadelhölzer und ihre ursprünglichen Grenzen , soweit sie bis jetzt sichergestellt sind , kurz an und zählt dann die gesamte Vegetation ihrer Bestände auf, von den Holzgewächsen bis zu den Zellenpflanzen herab. Selbstverständlich führt er nicht alle , einmal in einem Nadelwalde gefundenen Arten auf, sondern zunächst solche , deren Grenzen mit denen der Nadelhölzer bis zu einem gewissen Grade zusammenfallen, und dann jene, welche mehr oder weniger regelmässig in den Beständen auftreten. Auch manche wichtigere lokale Erscheinungen werden nicht übergangen. Es wird sodann die Verbreitung der einzelnen Arten, insonderheit in dem engeren Gebiete Norddeutschlands geprüft und schliesslich das Areal einer grösseren Anzahl wichtigerer Glieder der Pflanzengemeinschaft der Kiefernwälder tabellarisch verglichen mit dem Areal der Kiefer selbst. Die beigegebene Karte der Verbreitung der Nadelhölzer gibt einen guten Ueberblick über die zum Teil erst neusterdings genauer erforschten Verhältnisse. Für die nordwestliche Grenze der Kiefer schliesst sie sich z. B. ganz an die Resultate der ausgezeichneten Krauseschen Arbeiten an, welche die Linie Rostock -Güstrow– Wittenburg —Lübeck - Ratzeburg - Geesthacht (westlichster Punkt ! ) -Wendland- Drömling -Harz festgestellt haben. Vom Harz an verläuft die Grenze bekanntlich ausserhalb der norddeutschen Tiefebene durch die deutschen Mittelgebirge ins mittlere Frankreich . Für Taxus sind vor allem die schönen Untersuchungen Conwentz' zu Grunde gelegt. Das fleissige Schriftchen soll namentlich zu weiteren Studien in gleicher und ähnlicher Richtung anregen, wird es auch ohne Zweifel thun. Dieser wünschenswerte Erfolg wird jedenfalls begünstigt durch die Veröffentlichung in den weiteren Kreisen zugänglichen Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde « . Uebersichtlicher und leichter benutzbar hätte übrigens der Verfasser manche seiner Resultate gemacht , wenn er anstatt der systematischen Aufzählung einer grossen Zahl von Arten noch weitergehende Gruppierung nach gleichem oder ähnlichem Verhalten vorgenommen hätte. Besonders gilt dies für die etwas schwierig benutzbare, am Schlusse angehängte Tabelle. Aschaffenburg . H. Dingler.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift

für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER.

Jahrgang 66 , Nr. 17 .

Stuttgart, 29. April 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des MDCXLI In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Bemerkungen über nautische Instrumente zur Zeit der grossen Entdeckungen . Von A. Schück (Hamburg) . S. 257. 2. Volksstudien von der Küste Malabar . Von W. Schmolck ( Lahr) . (Fortsetzung. ) S. 261. 3. Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse. Von P. Treutlein (Karlsruhe) . (Fortsetzung. ) S. 263. 4. Ethnographische Parallelen. Von H. Henkenius (Heidelberg) . (Fortsetzung. ) S. 267. 5. Geographische Mitteilungen. (Die Schiffe des Co. lumbus ; Weiteres von ten Kates Reisen ; Ursprung der Bevölkerung von Kambodscha.) S. 269. 6. Litteratur. (Compte rendu du Vme Congrès International des Sciences Géographiques tenu à Berne ; Harrisse ; Loevinson ; Balbi-Heiderich ; Barckhausen ; Meinecke .) S. 271 . Bemerkungen über nautische Instrumente

teilten wohl schon damals das Blatt nach vier Haupt-

zur Zeit der grossen Entdeckungen .

richtungen , jeden Quadranten in acht Striche (die man zwar leicht wieder in halbe und viertel Striche

Von A. Schück (Hamburg). Die nautischen Instrumente, deren sich Columbus , seine Zeitgenossen und unmittelbaren Nachfolger bedienten , sind ungenügend bekannt ; wir können Vermutungen aufstellen , die sich auf Abbildungen stützen , aber es ist nicht sicher , ob die Instrumente so , wie sie gezeichnet sind , besonders

teilen kann ; da aber die eigentliche »Ponente«< die Quadranten in zwei Hauptabteilungen und jede von diesen in Viertel zerlegt, so kennt sie auch nur »> halbe Viertel« ) ; — die Genuesen bzw. Italiener, mit ihnen die » > Levante Quadrant «< genannt ist. Nach der >>Historie etc. « unterschied man zur Zeit

des

Columbus

wenigstens flandrische und

genuesische Kompasse ; eine gewisse Bestätigung hierfür geben Castanheda (das Original liegt mir nicht vor, nur die Wiedergabe Lisboa 1797 : » Historia do

20

Quadrant. Viertel verständlich zu machen , wohl aber ist dies schwer mit viertel Vierteln. Nach A. Biancos Ab-

schen und genuesischen Bussolen ist nicht ersichtlich: am nächsten liegt es , auf die Einteilung des

bildung kennzeichneten die Genuesen auch Osten durch das genuesische Kreuz ; dadurch mag später das Kreuz im allgemeinen in Karten als Bezeichnung für Osten gebräuchlich geworden sein . Ob die Niederländer den Magnetnadeln andere Form gaben, wie die Italiener, ob jene die Nadeln am Blatt anders befestigten , wie diese , darüber fand ich keinen Anhalt , wohl aber sehe ich einen Fortschritt in den Magnetnadeln selbst , die man zur Zeit des Columbus benutzt

Blattes der Kompassrose zu schliessen. Die Flamänder und mit ihnen die Bewohner der » >> Ponente Zeitschrift für Instrumentenkunde «< . Als Bild einer unter Columbus gebrauchten Kompassrose glaube ich diejenige ansehen zu dürfen , welche Juan de la Cosa zeichnete in seiner Karte vom Jahre 1500 , Nord oben. ausser der neuen spanischen Kopie dieser Karte auch bei Jomard und Santarem zweimal in Afrika, einmal in Indien, bei Jomard auch noch zweimal auf See zwischen dem südlichen Afrika und Amerika. Die hamburgische Festschrift zur Erinnerung an die Entdeckung Nautische Rose des Juan de la Cosa. Bei Santarem Grund schwarzbraun, Amerikas zeigt auf der N, E, S und W dunkelblau, NE, SE Vorderseite des Umu. s. w. gold, NNE, ENE u. s. w. rot, die anderen Striche gelblich weiss. schlages beider Bände eine andere Rose als rosa nautica des J. de la Cosa ; das ist ein Irrtum, es ist eine Vignette, Zierat seiner Karte, mit welcher er den Dienern der Kirche von seiner Unterthänigkeit unter die Lehren der Kirche Zeugnis ablegen wollte ; sie hat keine Bezeichnung für Nord und ist nicht einmal so gestellt , dass die Köpfe der Figuren nach Norden liegen, sondern nach Westen. Nach der Begleitschrift zur in Spanien genommenen

en

ng zur Zeit der grossen Entdecku

.

Kompasse« und »Der Kompasskessel und sein Gehänge «< , >> Central- Zeitung für Optik und Mechanik«< , 1891 ) . Genau gearbeitete nautische Instrumente gab es damals nicht ; Auswechslung gebrauchter Kompassteile fand auf See gewiss nicht statt (wie selten geschieht sie jetzt !) , auch steuerten die Schiffe sicherlich schlechter , als gegenwärtig; Schiffskurs , beobachtete Breite und Missweisung sind also mit erheblichen Fehlern behaftet, astronomische Längenbestimmung kannte man überhaupt nicht. Hieraus und aus dem Folgenden ist zu ersehen , dass beim Entwurf der Schiffswege jener Zeit noch nicht die Annäherung an Genauigkeit erreicht werden kann , wie nach Beobachtungen mit mittelmässigen Instrumenten und mittelmässig geführten Schiffsjournalen der Jetztzeit erreichbar ist. Die Geschwindigkeit des Schiffes zu bestimmen, hatte man damals kein Werkzeug ; es muss dahingestellt bleiben , ob man bereits das Abschreiten . anwendete . Hierzu beachteten die Schiffsführer auf dem Lande , welche Strecke sie in bestimmter Zeit zurücklegten , je nachdem sie rasch oder langsam gingen ; dann maassen sie sich auf dem Deck des Schiffes ab , wie lang die Strecke war , welche sie ohne Hindernis durchschreiten konnten , die also einem Teile der an Land zurückgelegten Strecken glich . Auf See hielten sie (so oft oder so selten

Kopie dieser Karte ist diese Rose auf ein besonderes Blatt Papier gemalt und aufgeklebt , scheint auch von einer geübteren Hand gefertigt zu sein als die anderen Figuren. - Nach den von mir als nautische

es ihnen gut dünkte) >>Schritt« mit den Schaumblasen, welche das Schiff am Bug aufwarf oder mit einem über Bord geworfenen Stückchen Holz , - so glaubten sie zu wissen, welche Strecke sie in einer Stunde zurückgelegt hätten , die gleiche legte also das Schiff in einer Stunde zurück. Dies fand ich beschrieben in holländischen Lehrbüchern der Navi-

d. h. als Kompassrosen (zum Unterschied von Kreisteilung in Striche) betrachteten gebrauchte J. de la Cosa Magnetnadeln in Form eines gleichschenkeligen Dreiecks mit kurzer Grundlinie, während A. Bianco solche mit längerer benutzte. Da van Swinden

gation aus dem Ende des 16. Jahrhunderts (vgl . von mir » Beitrag zur Kenntnis der Geschwindigkeitsmessung auf See «< , >> Zeitschrift für Instrumentenkunde « , 1885 , November). Wenn man beim Gehen Sekunden »zählte « und dies auf die Stunde über-

1773 (Lous und Musschenbroek schon vor ihm?) bewies, dass die Magnetnadeln verhältnismässig um so mehr Magnetismus besitzen und richtiger zeigen,

trug , konnte man selbstverständlich auch grosse Fehler begehen. Die Kette , welche auf Schiffen

je mehr sie sich der mathematischen Linie nähern , da schon vor 1661 darauf hingewiesen ist , dass eine Kompassrose nicht zuviel Magnetismus besitzen dürfe und Thomson dies 1874-1876 als zutreffend nachgewiesen, so betrachte ich die nautische Rose des J. de la Cosa als Fortschritt gegen die des Andrea Bianco. Es scheint nicht bekannt zu sein , ob man zur

Zeit des Columbus Kompasse mit der jetzt cardanisch genannten Aufhängung hatte , vielleicht nur solche mit einem Bügel, in dessen Mitte eine Oese

vom Hinterende aus nachgeschleppt wurde, hat nach Breusing dazu gedient, die sog. »Abtrift es bestand aus drei Tafeln« ) . Dies ist durch verschiedene spätere Berichte und drei von Kalkutta hierhergebrachte derartige Werkzeuge be-

hinzubewegen ; sein Zweck ist , plötzliches Wenden des Hinterendes zu verhindern, dann kann auch das Vorderende nicht unvorteilhaft weit drehen ; bei

stätigt (zwei von ihnen sind mit indischer Schrift beschrieben) ; es ist auch nicht schwierig, sich die drei Tafeln zu erklären . Der Polarstern konnte nur bis

leichtem Winde zieht man die Kette aufs Schiff oder sie sinkt vom eigenen Gewicht, kann also nicht so

ungefähr 6 ° nördl . Br. benutzt werden , denn selbst wenn der Horizont so klar und rein war, dass man

stark wirken , als wenn sie an der Oberfläche des Wassers nachschleppt .

jenen Stern bis zur Berührung mit dem Horizont sah, so liess sich ein so schmales Täfelchen, welches 0 auf Armeslänge nur 3 º Höhe und weniger beobachten lässt , schlecht halten . In Bezug auf die Mauren (nicht die Mohren , a . ob . O. S. 6 u. 7 v. u . Z. 3 ) , welche doch über den Aequator nach Süden fuhren , berichtete der Muallim (Schiffsführer , Schiffahrtskundige) Caná : » Elle e os mareantes de Cambaia e de toda a India , peró que a sua navegacão era

In Bezug auf die Instrumente zur Zeit der grossen (richtiger kontinentalen ) Entdeckungen ist man neuerdings sogar darauf verfallen , das Triquetrum der Alexandriner ins Spiel zu ziehen . Das Wort des Barros , auf das man sich dabei stützt , scheint aber unrichtig gedeutet worden zu sein . E. Gelcich schreibt in der schon erwähnten Festschrift ( 2. Abteilung : » Die Instrumente und die wissenschaftlichen Hilfsmittel der Nautik« [zu jener Zeit ] ) S. 6 : »Es scheint, dass noch früher (vor Johann II . von Portugal) den arabischen Lotsen des Indischen Oceans die astronomischen Methoden der Ortsbestimmung geläufig waren. « Dies ist mir in solcher Allgemeinheit unwahrscheinlich ; aus dem Mohit (beendet im Jahre 1554) = » Der Ocean« < , einem türkischen Segel- und Schiffsführungshandbuch, dessen Inhalt, wenigstens teilweise, älteren ähnlichen Büchern entlehnt ist, geht deutlich hervor , dass man Finger- bzw. Handbreite und Armeslänge, als bei verschiedenen Menschen verschieden , durch Holzplättchen ersetzte , die auf eine Schnur gereiht Die Art und Weise des Gebrauches ist ersichtlich aus der Beschreibung eines nur für bestimmte Polarsternshöhen eingerichteten Hilfsmittels in >» Journ . As . Soc. V. « , VII , 1838 und V, 1836 , im » Ausland « , 1892 , Nr. 51 ; allgemeiner in »Die Natur «< , 1891 , Nr. 30 , in dieser ist Prinseps Beweis übersetzt. Zur Zeit Vasco da Gamas gebrauchten also Araber bzw. Inder einen Vorläufer der »astronomi-

per certas estrellas, assi do Norte, como do Sul, e outras notaveis, que cursavam per meio do Ceo de Oriente a Ponente « ( » Er und die Seefahrer Cambaias und ganz Indiens gebrauchten zu ihrer Schiffsführung gewisse Sterne, sowohl des Nordens als des Südens , ausserdem besonders kenntliche Sterne, die von Osten nach Westen über die Mitte des Himmels gingen« ). Deshalb mussten jene mareantes sich mit mehr Tafeln versehen - der Mohit spricht von neun, Caná gebrauchte nur drei -, je nach den Sternen , die sie benutzen wollten . Einen deutlich kennbaren südlichen Polarstern gibt es jetzt nicht und gab es damals nicht. Gleich nach diesem , wie wir glauben , unrichtigen Citate des Triquetrums der Alexandriner ist in obiger Arbeit der Bericht des Niccolo Conti unrichtig übersetzt : >» Navigant ut plurimum Indi ad stellas alterius poli ut raro arctum conspiciant ; magnetis usu carent, elevatione et depressione poli cursus locorumque distantiam metiuntur« . Das heisst nicht : >>Die Seefahrer Indiens richten sich nach den Sternen

schen Methoden zur Ortsbestimmung« , nicht diese selbst. S. 7 ist dann gesagt : »Einer Angabe von Barros zufolge bestand dasselbe aus drei Stäbchen und war dem Gradstocke (Jakobsstab) ähnlich . Wahrscheinlich handelt es sich hier um das Triquetrum der Alexandriner. --Ob dieses das von

des antarktischen Poles, welcher gegen Süden liegt, weil sie nur selten unseren Polarstern sehen ; und

Barros gemeinte Instrument gewesen sei, kann man mit Sicherheit nicht entscheiden, indem nur der einzige Anhaltspunkt vorliegt, dass das Instrument aus

hindurch zu sehen ; das Wort »antarktisch«< ist bei

drei Latten oder Stäben bestand. Die Anwendung eines Bleilotes dürfte auf alle Fälle die Anwendbarkeit desselben auf Schiffen erschwert haben . >nach Augenmaass « lotrecht zu Astrolabium und den Quadranten.

gewesen, die sicherlich gute Lateiner und Geographen sind ; man hat sie nicht zurückgewiesen, mich auch

halten , wie das Von dem Wider-

sie fahren nicht nach der Bussole, sondern nach der Höhe der Gestirne, die sie mit eigenen Instrumenten abmessen« . Der Polarstern ist in Indien, wenigstens zwischen 6 und 30 ° nördl. Br. , das ganze Jahr

Uebersetzung eines Reiseberichtes vom Jahre 1449 wohl nicht am richtigen Orte. In obigem Satze

260

Bemerkungen über nautische Instrumente zur Zeit der grossen Entdeckungen ,

nicht auf Fehler aufmerksam gemacht. » > Die Inder führen ihre Schiffe (über das Meer) vornehmlich nach . Sternen beider Pole (vgl . Caná : assi do Norte, como do Sul) , da sie die Sternbilder beider Bären selten erblicken (weil sie dort nicht Circumpolarsterne sind und die Seereisen in bestimmte Monate fielen) ; den Gebrauch des Magneten kennen sie nicht ( eine Magnetnadel bzw. Bussole können sie doch benutzt haben , s. »Ausland« , 1892 , Nr. 8 , S. 126) , nach oberer und unterer Kulmination des Polarsternes

auch nur auf dem Lande gebraucht worden sein; für Seegebrauch hatte er entweder am o ° -Schenkel eine Handhabe oder die eben erwähnte Verbindung der äusseren Teile der jetzigen Oktanten ; letzteres wäre bequemer gewesen und hätte das Instrument gegen Verziehen geschützt .

Für Seegebrauch hat

der Quadrant sicherlich statt eines Bleilotes einen Zeiger gehabt , wie jetzt Krängungs- (Neigungs-) messer oder Klinometer. Mit dem Quadranten beobachtete man wohl deswegen genauer , weil sein

Radius grösser sein konnte als der des Astrolabiums messen sie die Richtungen und die Entfernung der Orte. Was jetzt ? « oder >» Was thust du ?« Mit der Antwort war jener Maure oder Inder nach den Begriffen der Eingeborenen im Vorteil gegen mich ; wahrheitsgemäss konnte ich nur sagen : wenn ich den Schiffsort berechnet und in die Karte

mit dem Quadranten die bedeckte oder Sterne beobachtet haben , so müssen bei jenem die Löcher der Absehen (Diopter) sehr klein, bei diesem gross gewesen sein, damit man nicht eine helle Stelle im Gewölk für die Sonne hielt oder nach einem unrichtigen Stern sah ; der eine oder andere hat wohl

eingetragen habe, weiss ich, wie ich weiter steuern lasse; jener sagte einfach : jetzt steure ich so und so sei es nach der Bussole oder nach den Sternen

die Diopter zum Auswechseln einrichten lassen . Beide Instrumente sind im Augenblick des Anhaltens des Zeigers oder der Alhidade nur selten lotrecht gewesen, mit dem Quadranten war es aber leichter

dann haben wir mit Tagwerden die und die Landmarke in Sicht , oder sind bei dem und dem Ort ; traf dies nicht ein , so trugen damals , wie heute, unbekannte oder ungewöhnliche Strömungen die Schuld.

erreichbar, als mit dem Astrolabium ; ferner musste der Beobachter verstehen , nach oben zu schielen , indem ein Auge Horizont und Fläche des Instrumentes beachtete, das andere Auge das Gestirn, oder er musste sich gewöhnen, sehr rasch vom Horizont

Als damals zum Messen von Gestirnshöhen benutzte Instrumente kennt man Astrolabium und

nach dem Gestirn und zurück zu sehen . Farbige Gläser zum Abblenden der Sonnenstrahlen sehen

Quadrant ; jenes (Fig. S. 257 ) ist richtig gezeichnet, nur fehlt an der Alhidade oder Regel die Handhabe, mit der man jene drehte. Als einen Irrtum betrachte ich die Angabe, das Astrolabium sei freischwebend gehalten worden ; erstens hätte man dann nur äusserst selten beobachten können, weil ein Schiff nur äusserst

wir an den alten Instrumenten wohl deswegen nicht, weil , so lange keine guten und bequemen Deklinationstafeln der Sonne vorhanden waren, dies Gestirn von Seefahrern nicht benutzt wurde, dann weil ihr Anbringen durch den Mechaniker den Nautikern

selten sich so wenig bewegt, um dies zu gestatten, zweitens hätte man dann bei dem Drehen der Alhi-

zu kostspielig gewesen wäre ; später mögen sie ein Stück Glas in Holz- oder Hornfassung gehabt haben, welches sie nach Bedarf anräucherten und vor das

dade das Instrument aus der richtigen Lage gebracht, drittens war dabei die Stellung des Armes zu un-

Auge steckten oder banden. Der sog. Seering ist auf See wohl nicht benutzt

bequem. Die >» Handhabe« der Zeichnungen diente bei Nichtgebrauch zum Anhängen an die Wand der Kammer ; zum Seegebrauch war aus der Platte ein vierspeichiges Rad gemacht , an bzw. über dessen

worden ; sein Gebrauch scheint noch unbequemer, wie der von Astrolabium und Quadrant, für Sternshöhen war er unverwendbar wegen der geringen Lichtstärke der Sterne . Kapt . Bannau teilte mir aber mit ,

Speichen und Rand fassend man das Instrument festhielt , wie man noch jetzt hölzerne Oktanten ohne Griff hält, deren radiale Teile und Bogen unter sich

noch vor 45 Jahren sei ein ähnliches billiges Werkzeug als Taschensonnenuhr in der Probstei (Ostholstein , bei Kiel) im Besitze der Hirten- und Bauernknechte

ebenso verbunden sind, nur fehlt die obere Speiche, weil bei Quadranten der obere Teil des Rahmens

gewesen, auch Spielzeug für Knaben ; für jene, damit sie (so oft die Sonne sichtbar war) rechtzeitig zum Mittagessen kamen . Es waren zwei konzentrische Ringe, die aufeinander lagen , der äussere auf dem inneren verschiebbar ; auf diesem waren die Stunden-

wenig Neigung haben kann, sich zu verziehen , und weil sie bei ihm das Halten oder die Bewegung des Zeigers erschweren würde ; in einem Kreisausschnitt von 90 ist bei derselben Versteifung wie beim Kreise nicht so viel Platz wie bei diesem, selbst wenn jener den doppelten Radius hat. Der Quadrant kann in der gezeichneten Weise

zahlen eingeritzt , auf jenem die Monate (also eine rohe Deklinationsangabe) und das konische Loch eingebohrt ; die Stellung desselben hat einer bestimmten geographischen Breite entsprechen müssen .

Volksstudien von der Küste Malabar.

Herr Prof. Dr. G. Karsten in Kiel , den ich ersuchte, Erkundigungen einzuziehen , ob solch Werkzeug noch erhalten ist , antwortete , er besitze ein vollkommeneres von 10 cm Durchmesser, das für jede geographische Breite einstellbar sei, wohl auch zu deren Bestimmung diene (beides doch höchstens 0 auf 14 genau). Aehnliche »Sonnenringe>Auf den neunten Kumbha-Mondtag gebe ich ein festlich Mahl , Drum, o Weib, mach alles fertig für der Gäste grosse Zahl : 2. Pappatam, geschmolzne Butter, Zucker, Putuppêry rein ; Ingwer wir fünf Unzen brauchen , samt Limonencurry fein. 3. Fleisch darf an dem Mahl nicht fehlen ; gross ist der Bedarf dabei ; Drum , o Weib , musst du dich sputen , dass an nichts ein Mangel sei !>Heute muss das Fleisch geraten zu dem Astrologenschmaus !>Was hast du so grosse Eile ? Was führt dich zu mir herein ? « 27. Tschappen ist's , der mich hersendet ; denn das Fleisch ist aufgezehrt, Das ihr gestern habt gespendet, neuer Vorrat wird begehrt. « 28. Nun , dem Mangel will ich steuern ; hier muss noch ein Vorrat sein.«< Kurupp sprach's und packt im Korbe Kopf und Fell des Schakals ein. 29. Welche Freude in dem Kreise all' der Astrologen, seht ! Als mit einem Korb beladen Tschandu ein zur Pforte geht. 30. » Kaniyale ! prüft den Braten , den Kurupp gesendet hier.< Tschandu öffnet schnell den Kratten : » Seht, was ist das für ein Tier?« 31. Pallûr - Wan ân blinzelt , starret , guckt sich schier die Augen aus. >>Es ist ein Reh ! « so ruft der eine , » o , das gibt ' nen feinen Schmaus !>Was , ein Reh ? « ruft da ein andrer. »Wildschweinbraten seht ihr hier !« Sagt ein dritter ; doch der vierte : » Wildschwein ? nein ich kenn' das Tier !« 33. Stachelschwein ! « so hört man raten , Zweifel hört man überall. >> Freunde ! « ruft der Pallûr - Kâren , » hört, ich glaub' , es ist Schakal ! 34. Wir sind gründlich angeschmieret von dem schlauen Nâyertum , Und wir dummen Astrologen ernten Schand und Spott statt Ruhm !
>Von dem dummen Kastenmahle bleibt uns Schmach bis in das Grab! 40. Drum so wahre deine Zunge ; wenn die Sache kommt ans Licht, Sind blamiert wir ganz erbärmlich , Schmach deckt unser Angesicht !>Pappattam >neu« ; uppêry ein Curry aus Früchten in Salz geröstet. Limonencurry in Currystoff eingemachte Limonen. 3. In Indien redet der Mann sein Weib mit » Du « an, während das Weib »Sie sagen muss. 4. >> Kurupp « oder »> Kuruppen « ist ein Ehrentitel einer unteren Nâyerklasse. Nâyers sind bekannt als gute Schützen ; » Nâyer « »Jäger , von » Nâyadu « = » die Jagd.. 5. Höhere Kastenleute reden niedere mit » Du an , während diese je nach der Kaste den Höherstehenden im einfachen, doppelten oder dreifachen Plural anreden ; von sich selbst aber als Atiyan< » Sklave sprechen. » Kumbhamonat«< . 7. » Kumbhamâsam « 8. Kurupp Tschandu Nâyer ist Tschappens Grundherr ; zuweilen besteht zwischen Grundherr und Hörigen ein ziemlich patriarchalisches Verhältnis . 9. Die Nâyers lassen jedoch gerne an den hörigen Kanîschas ihren Mutwillen aus. 10. Der Schakal oder Goldwolf ist über ganz Indien sehr verbreitet und gilt gleich dem indischen Hunde , mit dem er sich oft vermischt, für sehr unrein . Durch Essen von solchem Fleisch geht nach indischer Auffassung die Kaste verloren. 13. Die Kaniyals sind die niederste Abteilung der Astrologenkaste. Mädchenname. 14. Kuttitschirutti Kaliyâni ebenso. Der Brennstoff >> Tschêri «< = Faserige Hülle der Kokosnuss, die ausgezeichnet brennt. 15. Kunott- Mâtavi. » Kunott« = Eigenname des Wohnhauses der Mâtavi. Will man in Malabar eine Person näher bezeichnen , so setzt man vor ihren Eigennamen den Namen

263

des Hauses, in dem sie daheim ist . Jedes Gehöft hat seinen Namen. Kunyottu - Tschandu Tschandu , ein Mann aus dem Gehöfte Kunyottu . Dieser Tschandu ist nicht zu verwechseln mit den Tschandu Nâyer ; er ist ein armer Kaniyal. Die Aussicht auf das bevorstehende Mahl bringt ihn so in Begeisterung , dass er , seinem Bildungsstande gemäss , sein Sitzfleisch reibt. Komappen aus Mahé gilt als lumen unter seinen Kollegen. Auch in Malabar herrscht die orientalische Sitte, dass Mädchen und Frauen ihre Augenlider mit Antimon bemalen ; dies gibt dem Blick der Jüngeren etwas Fremdartiges , aber seltsam Bestrickendes. Ullery - Raman Der Astrologe Râman aus Ullêry. Blockköpfig, weil sie im allgemeinen für dumm gelten. Tschappens Bruder heisst ebenfalls Tschandu . Sehr verbreiteter Name. Wanan aus Pallûr. Pallûr - Wanân Mann aus Pallûr. Pallur Kâren Hat der Hindu sich mit einer Speise verunreinigt , so wird neben vielen anderen Mitteln ein Purgativ für absolut nötig erachtet. » Kutschery = ein Gerichtsgebäude , wo sich Tag für Tag des öffentlichen Gerichtsverfahrens wegen eine Menge Neugieriger versammeln und die Tagesneuigkeiten kolportieren. >>Curry>> Reichskommission zur Untersuchung der Rheinstromverhältnisse« eingesetzt wurde , und wie diese den ersten und grundlegenden Teil ihrer Aufgabe darin sah , »die in Bezug auf den Rheinstrom und seine Nebenflüsse obwaltenden thatsächlichen Verhältnisse klar zu stellen , « und wie sie zur Ausführung ihrer Aufgabe in zweifacher Beziehung vor allem eine hydrographische Beschreibung des Rheines In und seiner Nebenflüsse für nötig erachtete. wiederholter Tagung (neunmal , insbesondere zu Frankfurt a . M. 1884, Konstanz 1885 , Worms und Düsseldorf 1886, Berlin 1888 ) hat dann diese Kommission den genauen Plan für eine solche Beschreibung festgelegt und hat in den Jahren 1885-1889 die zu deren Anfertigung nötigen Materialien durch ihre Mitglieder unter Beihilfe der einzelnen beteiligten Staaten beschaffen lassen . Es hätte darauf nur noch einer Zusammenstellung der gelieferten Einzelarbeiten in gleichmässiger Behandlung und einer redaktionellen An- und Ineinanderfügung der Einzelbeschreibungen bedurft, um den ursprünglichen Plan der Gesamtbeschreibung zur Ausführung zu bringen. Mit dieser Arbeit ward schon 1886 das seit seiner Gründung auf verwandtem Gebiete rührig und erfolgreich thätige Badische Cen-

264

Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse.

tralbureau für Meteorologie und Hydrographie beDessen Vorstand Honsell mochte sich aber mit dem Gedanken eines derartigen Sammelwerkes nicht befreunden. Ihm schien vielmehr notwendig, und auf seinen Antrag erkannte dann auch die Reichskommission als Bedürfnis an eine übersichtliche

ist und in acht Abschnitten sowohl die physikalischen Bedingtheiten des Stromes und seiner Nebenflüsse, als auch den Uferschutz und die Ausnutzung seiner Wasser ebenso gründlich wie klar behandelt, und hierbei Altes und Neues in reicher Fülle darbietet.

Darstellung der wichtigsten hydrographischen , wasserbaulichen und wasserwirtschaftlichen Verhältnisse , sowie eine Darstellung der Behandlung von Recht und Verwaltung des Wasserwesens im deutschen Rheingebiete. Dies musste also eine, freilich auf Grund

Die geographische und Gliederung des genau den Zug der im 1210 , im ganzen 3360

der von den Einzelstaaten gelieferten Materialien , aber auch auf Grund eigener zahlreicher Erhebungen und Studien anzufertigende, selbständige Arbeit werden. Und diese Arbeit , weil nicht mehr nur eine vorwiegend von Fachmännern zu verwertende Zusammenstellung , sondern eine auf weitere Kreise

470 km, findet weiter dessen Fläche ( 224000 qkm) und die Länge des Flusses (= 1360 km) so gross und so verteilt , wie schon im vorigen Artikel an-

berechnete übersichtliche Darstellung, sie durfte nicht durchweg geographisch , wie früher geplant war, nach Stromstrecken , sie musste sachlich gegliedert werden , und es mussten die technischen Gesichts-

Einführung ¹ ) über Lage Stromgebietes verfolgt Osten 2150 , im Westen km langen Wasserscheide,

bestimmt die reine Südnorderstreckung des Flussgebietes zu 628 km , seine Ostwesterstreckung zu

gegeben ist , und hieraus abgeleitet das Verhältnis der Breiten zur Längenentwickelung als 12 v. H. der Länge 2 ) ; auch die politische Zugehörigkeit der Teile des Flächengebietes sowohl als der Uferlängen finden sich bestimmt. Von letzterer , rechtes und linkes Ufer getrennt gerechnet, gehören 687 km zu Preussen , 90 km zu Bayern , 551 km ( unterhalb

punkte mehr zurücktreten gegen die hydrographi- | Basel 263 km ) zu Baden , 156 km zu Hessen und 184 km zu Elsass-Lothringen. schen , auch gegen die wirtschaftlichen , indem die Auch der Gebirgsbau , die vertikale GliedeZustände und Vorgänge hauptsächlich in ihrer allrung des Rheingebietes , das Relief seines Bodens gemeinen Gestaltung und Entwickelung ins Auge zu fassen waren . ist gründlich studiert und durch Zahlentabellen verAls besonders kennzeichnend zeigt das deutlicht. All dieses leistet das grosse, unter Beihilfe tüchtiger, wissenschaftlicher Hilfskräfte verfasste Werk ' ) , welches als das eine Endergebnis der sechsjährigen

Rheingebiet im Vergleich zum übrigen Europa und zu den anderen Kontinenten einen überraschend

Arbeit der >> Reichskommission «< aufzufassen ist , und welches in gründlicher, doch gedrängter Weise die Ergebnisse eingehendster Rheinstromstudien vorführt und unser heutiges Wissen vom Rhein und seinen Nebenflüssen darstellt.

grossen Reichtum an verschiedenen , selbständig nebeneinander stehenden Reliefformen : 21 v. H. der ganzen

Wir müssen hier absehen vom ganzen zweiten Teil des Rheinstromwerkes, welcher, ein Viertel des Ganzen ausmachend 2) , » Recht und Verwaltung des Wasserwesens « darstellt ; wir richten hier unser Augenmerk wesentlich auf den ersten Teil , welcher • der >>Hydrographie und Wasserwirtschaft « gewidmet ¹) Der Rheinstrom und seine wichtigsten Nebenflüsse von den Quellen bis zum Austritt des Stromes aus dem Deutschen Reich. Eine hydrographische, wasserwirtschaftliche und wasserrechtliche Darstellung mit vorzugsweise eingehender Behandlung des deutschen Stromgebietes. Im Auftrag der Reichskommission zur Untersuchung der Rheinstromverhältnisse herausgegeben von dem Centralbureau für Meteorologie und Hydrographie im Grossherzogtum Baden. Mit 9 Uebersichtskarten und -profilen nebst einer Stromkarte des Rheines in 16 Blättern. Berlin, Ernst & Korn , 1889. XXXII und 359 S. 2 °. ( 1. Teil S. 1-267 ; 2. Teil S. 267-359). Die Kosten dieses in 2000 Exemplaren gedruckten Werkes nicht gerechnet die bei den Einzelstaaten für die Vorarbeiten entstandenen , teilweise nicht unerheblichen Kosten belaufen sich auf 64 385 Mk.; hieran trug das Reich 20 000 Mk. Vom Rest zahlten die Einzelstaaten im Verhältnis ihrer Anteile am Stromgebiet und an den Uferlängen , nämlich Preussen 17 560 Mk . ( 39,6 % ) , Baden 8570 Mk . ( 19,3 %), Bayern 6440 Mk . ( 14,5 % ) , Elsass-Lothringen 5420 Mk. ( 12,2 % ), Hessen 3520 Mk. (7,9 % ), Württemberg 2890 Mk. (6,5 % ). 2) Verfasst von Geh. Oberregierungsrat Schenkel in Karlsruhe,

Fläche gehören dem Alpenland, 53 v . H. dem südwestdeutschen sog . rheinischen Gebirgssystem , 20 v. H. der mitteldeutschen Gebirgsschwelle und 6 v. H. der niederdeutschen Tiefebene an ; der mannichfaltige Wechsel von Hochgebirge ( 10 v. H. ) , Mittelgebirge ( 39 v . H. ) , Hochebene und Hügelland ( 37 v. H. ) , sowie Tiefebene ( 14 v. H. ) wird anschaulich beschrieben. Der Abschnitt über die geologischen Verhältnisse ) gibt die Hauptepochen der äusserst wechselvollen Entwickelungsgeschichte des Gebietes, und sucht aus dieser die Grundzüge der heutigen Oberflächengestalt und ihrer Beziehungen zur Entwässerung zu erklären . Für die Alpen wird ein von Süden her wirkender Zusammenschub der Erdrinde und eine dadurch erzeugte Faltenbewegung als Entstehungsursache angenommen , während östlich vom Schwarz- und Odenwald , sowie westlich von Wasgau und Hardt ein Höhenunterschiede bis 1 ) Dieser wie die beiden folgenden Abschnitte des Werkes sind im Auftrag und im Benehmen mit dem Centralbureau verfasst von Prof. L. Neumann in Freiburg i. B. 2) Als entsprechende Zahl findet das Rheinstromwerk (S. 20) für Ems 7 , Weser 9, Donau 10,5 , Elbe 11, Oder wie Rhein 12 , Memel 14,6, Po und Weichsel 15,6, so dass also der Rhein eine verhältnismässig grosse Breitenentwickelung hat. 3) Zum Teil unter Beihilfe von Prof. R, Lepsius in Darmstadt,

Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse.

265

zu 3000 m erzeugendes Absinken eintrat, und gleich- | Höhenlage , sowie die Grösse des Durchflussquerzeitig mit dieser Schollenbewegung , während die schnittes bei Nieder-, Mittel- und Hochwasser, ebenso die Hauptabmessungen der 32 über den Rhein fühGebirgsränder stehen blieben , vollzog sich in der Mitte eine von Süden nach Norden hin an Be- renden festen Brücken . trag abnehmende Grabenversenkung , die nachher

Auch die Bewaldung des Stromgebietes

das Rheinthal bildete , übrigens selbst wieder später durch Geröllablagerungen um mehr als 100 m erhöht ward (vgl . oben S. 25) .

kommt im Rheinstromwerk zu gerechter Beachtung . Ihre Bedeutung , ihre Beziehung zu den übrigen Kulturarten, die Flächengrösse jener und dieser, all dies wird zahlenmässig ermittelt ; auch die Ab- und

Wo die Geologie mit der Erklärung der Thalbildung abschliesst , setzt die Geschichte des natürlichen Strombaues ein . Wie diese , wenigstens auf der Strecke von Basel bis Bingen , zu stande gekommen, vielmehr was über diese die neueren Studien an Aufschlüssen geliefert , wie sich also der Lauf des Stromes selbst , sein Längenprofil , sein Bett und sein Ueberschwemmungsgebiet ausgebildet haben, das hat ein früherer Artikel (S. 21 ff. ) auseinandergesetzt , wir brauchen hier nicht darauf zurückzukommen. Wir wenden uns demgemäss zur heutigen Gestaltung der Strom- und Flussgerinne und zu ihrer Geschiebeführung , wie sie das Rheinstromwerk in äusserst gründlicher und schöner Darstellung vorführt. In elf Teile wird das ganze Stromsystem des Rheines gegliedert, und von jedem derselben , sowie von seinen Nebenflüssen,

Zunahme der Waldbedeckung wird studiert, und es ergibt sich , dass jedenfalls in letzter Zeit im deutschen Rheingebiet die Ausstockungen überwogen werden durch die Aufforstungen ; die Besitzverhältnisse , die Bestands- und Betriebsarten , die Verjüngungsweisen des Waldes und die Pflege seiner Bodenbedeckung sind die Gegenstände genauer Untersuchung und wegen der etwaigen Bedeutung des Einflusses der Waldzustände auf die Hochwasserverhältnisse

durch weitgehende

statistische Nach-

weisungen aufgeklärt. Von den klimatischen Verhältnissen haben. wir, was auf die Niederschläge sich bezieht , schon im Artikel IV vorweggenommen ( S. 213 ff. ) ; im Rheinstromwerk werden vor diesen die allgemeinen klimatischen Bedingungen des Rheingebietes und seine

wird die Herkunft und Stärke der Wasser, die Länge und Art des Laufes , die Fallhöhe im ganzen und

Wärmeverhältnisse im besonderen behandelt ¹) . Seeund Festlandklima verdrängen sich hier wechsel-

in den Teilen , das jeweilige durchschnittliche Gefälle, sein Sinken und Steigen angegeben, sowie die

seitig jenes verleiht dem Niederrhein eine periodische Jahresschwankung von 17 ° und selbst nur

Natur des Bodens und der einschliessenden Gehänge, und daraus wird Art und Grösse der Geschiebe-

16º, dieses erzeugt im Oberrhein entsprechende Werte, weche 19 ° überschreiten und selbst 20 ° er-

führung und ihrer stets neubildenden Wirkung ab-

reichen .

geleitet. Ueberhaupt werden überall die Unregelmässigkeiten und scheinbaren Zufälligkeiten durch denkendes Betrachten auf das Zusammenwirken ele-

Temperaturabnahme mit der Höhe , aber auch die gelegentliche Temperaturumkehr , das ist die Zunahme mit der Höhe und deren bedeutsame Ein-

mentarer Thatsachen zurückgeführt und so erklärt . Besonderes Studium erfährt der Bodensee : seine Höhe

wirkung auf die Schneeverhältnisse, werden ermittelt, ebenso wird der Föhn nach Häufigkeit und Wirkung im Rheingebiet behandelt . Alle Erscheinungen klimatischer Art, welche für die Vorgänge im Wasserhaushalt unseres Stromgebietes bedingend sind, finden so ihre zahlenmässige Feststellung und Erklärung. Und wenn der Wasserhaushalt bis dahin

über dem Meere (bei Mittelwasser) beträgt 395 m¹ ) , seine Fläche (mit Ueberlinger- und Untersee) bei Mittelwasser 528,3 qkm, bei nicht ausserordentlichem Hochwasser dagegen etwa 555,5 qkm. Seeartig wird der Rhein auch unterhalb Basel gelegentlich der Hochwasser : das natürliche Ueberschwemmungsgebiet beträgt dann bloss von Basel bis zur Neckarmündung 1330 qkm ( rechts 631 , links 699) ,

während

das bezüglich

künstlich be-

grenzte Ueberschwemmungsgebiet sich auf 433 qkm (rechts 232, links 201 ) beläuft. Alle diese Verhältnisse sind in reichen Karten und Profilen , sowie in einem grossen , mit ausserordentlicher Sorgfalt hergestellten Tabellenwerk bis ins einzelne veranschaulicht und zahlenmässig vorgeführt : von über 400 Stationen sind die bezüglichen Stromlängen , die Höhen über Meer , die Fallhöhen und die Gefälle angegeben , von 121 Stationen die Flussbreite und ¹) Diese Höhe wuchs bis zum Höchstwert ( 1817) um 2,60 m und fiel bis zum niedersten bekannten Wert um 1,30 m, so dass die bekannten äussersten Werte um 3,90 m voneinander verschieden sind.

Die für die Wasserverhältnisse wichtige

mehr von der Seite der Einnahme betrachtet war, so wird nun auch die Ausgabe und der Einnahmeüberschuss der Forschung unterworfen , indem die Abflussvorgänge in den oberirdischen Gerinnen studiert werden. Es fehlt noch viel, so lautet das Ergebnis, dass die zwischen den Abflussvorgängen und den physikalischen und geognostischen Verhältnissen des Rheingebietes stattfindenden Beziehungen ganz erkannt wären . Schon die Niederschlagsmengen sind ja nur grob geschätzt, die Durchlässigkeit des Bodens hat man ja erst angefangen zu untersuchen, die Wassermengen des Rheines und seiner Nebenflüsse sind nur vereinzelt gemessen. Was aber bis

1 ) Diesem Abschnitte liegt eine Arbeit von Dr. Schultheiss in Karlsruhe zu Grunde .

266

Die neueren deutschen Rheinstromstudien und ihre Ergebnisse .

jetzt bekannt ist an Thatsachen und Schlussfolge- | aber die Wasserstandsbewegung vollkommen ihren rungen, gibt das Rheinstromwerk. So zunächst beCharakter , indem die Schwankungen hier durch treffs der 118 Pegel (48 am Rhein selbst , 70 an die Wassermengen der in kurzen Abständen einmündenden grossen Nebenflüsse bestimmt werden : seinen Nebenflüssen) und der an ihnen gemachten Wasserstandsbeobachtungen : Fig. 17 veranschaulicht ' ) für 16 Pegelstationen am Rhein (im Durchschnitt der 36 Jahre von 1851 - 1886) in den Punkten der

Fig . 17.

der Jahreskurve herangewachsen und das Sommerhochwasser des Oberrheines ist zur bescheidenen Anschwellung herabgesunken . Noch wichtiger sind die Ergebnisse , zu welchen die Rheinstudien führten , betreffs der Hochfluten: die Meinung vor allem ist gründlich widerlegt, dass in einer Hochflut des unteren Stromlaufes die Summe der Flutwellen aller Zuflüsse von den Quellgebieten herab zu erkennen sei. Emerich Wesel Düsseldf Koln Bonn. Koblenz

Bingen Mainz. Manheim Speyer

Maxau.

Kehl. Altbreisach Basel Waldshut Konstz.

880 840 800 C 760 720 680 640 600 560 520 480 440 400 360 320 280 240 200 160 120 80 40 040 -80 -120

in deren Einzugsgebiet tritt aber die Schneeschmelze mehrere Monate früher ein als in den Alpen , und im Hochsommer zehren sie stark ab , so dass sich schon vom Neckar ab anfänglich schwach , dann immer stärker, zu Anfang des Frühjahres ein zweiter, verhältnismässig niedrigerer Höchststand des Wassers einstellt. Im Unterrhein ist dieser aber zum Scheitel

Eine solche

Vereinigung der einzelnen Flutwellen hat, soweit die Kenntnis reicht, niemals stattgefunden . Stets durch andersartige oder zu anderen Zeiten wirkende Ursachen bedingt, treten die einzelnen Hochflutwellen der verschiedensten Stromstrecken zu verschiedenen

Linie C die mittlere Wasserhöhe , in B und D die durchschnittliche Höhe der niedrigsten und höchsten Jahreswasserstände , in A und E die einzelnen niedersten und höchsten Wasserstände . Weiter wird der Abflussvorgang in mühsamer Arbeit , deren Einzelergebnisse in zahlreichen Tabellen niedergelegt sind , als Gesamtwirkung aller beteiligten Faktoren betrachtet . Es ergibt sich, dass im oberen Rhein die Wasserstandsbewegung im allgemeinen eine ziemlich regelmässige ist : vom Winter bis zur Mitte des Sommers wächst allmählich der Wasserstand wesentlich infolge der Schneeschmelze des Hochgebirges , um dann , wegen der Herbstregen etwas weniger regelmässig , bis zum Niederststand im Januar und Februar wieder zurückzugehen (vgl . Fig 15 , S. 216) . Im wesentlichen dasselbe Verhalten zeigt der Rhein auch bis Mannheim , nur dass zwischen Ill und Neckar , entsprechend der Wasserabgabe des Mittelgebirges , die Winteranschwellungen nach Häufigkeit und Höhe zunehmen. Unterhalb des Neckars bis zur Mosel ändert Die Nullhöhen der Figur entsprechen nicht den Nullpunkten der einzelnen Pegel, weil diese letzteren in keiner Beziehung zu einander stehen , weil sonst auch die Wasserstandshöhen der verschiedenen Pegel nicht miteinander vergleichbar wären. Um eine solche Vergleichbarkeit wenigstens annähernd herzustellen, ist als Vergleichsniveau d . h. als Ort der Nullhöhen oder als Abscissenachse für jede der 16 Stationen der gleichzeitige, über das ganze Stromgebiet sich ausdehnende BeharrungsNiederwasserstand vom Februar 1882 gewählt. Für diesen wurden die Angaben des Rheinstromwerks umgerechnet (unter Benutzung der Zahlen auf S. 48 , 49 , 51 der Ergebnisse der Untersuchung der Hochwasserverhältnisse « , Berlin 1891 ) und in die Figur eingetragen .

Zeiten ein, und selbst aussergewöhnliche Hochwasser aus der Schweiz , aus dem Schwarzwald und den Vogesen erzeugen abwärts der Mosel nur mässige Anschwellungen. Wir werden in einem folgenden Artikel genauer auf diese Verhältnisse eingehen , wollen hier nur das noch bemerken , dass das gerade die grosse Bedeutung des Rheinstromwerkes ausmacht, dass alle Beziehungen zahlenmässig klargestellt, alle die Schlussfolgerungen durch überreichen . Thatsachenstoff belegt sind . Auch Wasserschutz und Wasserbenutzung endlich werden im Rheinstromwerk gründlich abgehandelt, indem die strom- und flussbaulichen Arbeiten hinsichtlich ihres Zweckes , der angewandten Bauarten und der erzielten Erfolge besprochen werden; die grossen Stromregulierungen finden dabei besondere Beachtung . Ueberschaut man rückblickend die im Rhein-

stromwerk niedergelegten Studien und deren Ergebnisse, so gewahrt man freudig und bewundernd , wie sie über alle Verhältnisse des Rheinstromes, die natürlichen und die künstlich geschaffenen, klares Licht verbreiten. Wir sehen , wie der Strom , im Gebiete des ewigen Schnees geboren und in seiner Entwickelung Gebirgsquerriegel durchbrechend und ein weites Tiefland durchfliessend, eine reiche Vielgestalt der wag- oder senkrechten Gliederung seines Gebietes , somit auch der klimatischen Verhältnisse besitzt, welche in Verbindung mit dem Wechsel des geologischen Baues mannigfach ausgleichend auf das Verhalten der Wasser einwirken , im Wechsel der Jahreszeiten bald die Hochwasser mildernd oder verteilend , bald wieder den Strom kräftig speisend. Reicher Waldbestand und sorgsame Pflege der Boden-

Ethnographische Parallelen .

267

bedeckung im Verein mit der widerstandsfähigen , und weisse Schnur (irik) schlingen. Durch diesen Gürtel werden vorn und hinten je ein weisser, gelber Natur des Gesteines , wo es wenig durchlässig ist, verhüten das Auftreten von Wildbächen und ihren oder brauner Bastfaserrock gesteckt . Die Weiber stecken durch den Irik zwei bis auf die Füsse reichende zerstörenden Folgen . Ueberall hat Menschenhand Matten (nir) , eine von hinten nach vorn und darordnend , schützend , bessernd eingegriffen , hat erüber die zweite umgekehrt. Ein eigentümliches Getragsfähiges Land geschaffen und die Fieber gebannt, hat den Wasserstrassenverkehr und die landwirtwand ist der lange Grasrock, den eben diese Insulaner tragen. Die Matten der Marshal- und Gilbert-Insuschaftliche und gewerbliche Wasserbenutzung gefördert. laner sind berühmt durch ihre Güte und Schönheit. Dies alles heute wissen , es in seinen gegend) Polynesien . seitigen Beziehungen erkennen und, soweit möglich ,

zahlenmässig angeben zu können , ist die Leistung und das grosse Verdienst des Rheinstromwerkes ; auf Grund seiner Studienergebnisse erst ist es mög-

In Tahiti gingen die Mädchen bis zum dritten oder vierten, die Knaben bis zum sechsten oder siebenten Jahre nackt. Erwachsene gehen auf Mangareva und

lich zu prüfen, wie sehr die Gesamtwasserwirtschaft❘ des Rheinstromgebietes sich ihrem Ideale genähert, dass die Summe aller durch die schädigenden Wirkungen des Wassers verbleibenden Nachteile das kleinste , die Summe der Vorteile aller Wasserbenützungen das grösste Maass erreicht.

anderen Inseln des Tuamotu-Archipels bei schwerer Arbeit oder grosser Hitze nackt , tragen dann aber wenigstens einen schmalen Gurt, die lawa-lawa der Papua. In Tahiti wurde ein Stück Zeug , das in der Mitte ein Loch hat , durch das der Kopf gesteckt wird , und das vorne und hinten bis an die

(Fortsetzung folgt.)

Knie herabfällt, die »tiputa «< , und um die Taille ein 3,6-4,5 m langes Tuch, das mehrmals um den Leib

Ethnographische Parallelen .

gezogen wurde, der »parau« , getragen . Als Zeichen des Reichtums trug man von letzteren mehrere übereinander. Auch chlamysartige Mäntel wurden verwendet.

geschlungen und zwischen den Schenkeln hindurch-

Von H. Henkenius ( Heidelberg). (Fortsetzung.) c) Mikronesien . Die Mikronesier scheinen aus einer Mischung

von Melanesiern und Polynesiern oder von denselben Stammeltern , wie die Polynesier , hervorgegangen zu sein. Auf den Marianen gehen die Männer ganz nackt. Die Frauen tragen einen schurzförmigen Gürtel von Blättern oder Bast. Im Kriege und auf der See trägt man eine ärmellose Jacke von Pandanuslaub und Hüte aus demselben Stoffe , doch gewöhnlich geht man barhäuptig . An einem Gürtel aus Schildpatt und Muschelstücken tragen sie oft ein käfigartig weit abstehendes Gewebe aus Wurzeln. Auf den Palaos , Karolinen und GilbertArchipel gehen die Männer häufig nackt, sonst tragen sie einen kurzen und schmalen Mattenschurz ; die Weiber tragen überall Schürzen . In Pegan , den Central-Karolinen , Kusaie , Tobi und Yap werden auch lawa-lawa vielmals um den Leib geschlungen und mit lang herabhängenden Enden getragen ; in Ponapi ein Gürtel aus Kokosgeflecht und ein langer Schurz aus Gras. Auf den westlichen Karolinen trägt man zuweilen Mäntel aus Mattengeflecht und in Ponapi die dem amerikanischen Poncho ähnliche tiputa¹ ). In Kusaie hing an dem mit Muscheln verzierten Mattengurt der Weiber hinten eine lange Matte herunter. Eine eigentümliche Kleidung haben die Marshal-Insulaner : sie tragen einen geflochtenen Gürtel (kangr), um den die Reichen eine lange , schwarz

¹) Siehe unten.

Die Frauen trugen statt der tiputa den ahupu oder ahutiapono , einen leichten Shawl oder Weste über der Schulter und den parau. Der Kopf war gewöhnlich unbedeckt , zuweilen mit Blumen und Kränzen geziert , zuweilen trug man eine kleine Mütze aus Kokosnussblättern oder einen augenschirmähnlichen Hut , bei Festen trugen die Frauen , zuweilen auch die Männer einen Turban aus tapa. Der Zeug, aus dem die meisten Kleider gemacht waren, war die tapa aus der Rinde verschiedener Maulbeerarten (Broussonetia papyrifera [ Urticinae, Artocarpeae ] ) , » wauti und auti«< genannt, aus der des Brotfruchtbaumes (Artocarpus incisa [Urticinae , Artocarpeae] ,

» paea«< , und Artocarpus inte-

grifolia , »uru« ) und aus dem Feigenbaum (Ficus prolixa [ Urticinae , Artocarpeae]) , » maté «< genannt, gewonnen. Mit einer Muschel wurde die Rinde der Bäume über der Wurzel durchschnitten . Nimmt man Brot-

frucht, muss das Bäumchen jung und zart sein ; die Bäume werden abgebrochen , einige Tage in die Sonne gelegt, die Rinde der Länge nach gespalten und abgeschält , in Wasser einige Tage maceriert, auf ein Brett mit konvexer Fläche gelegt, die äussere Seite mittelst einer Muschel (Tellina gargadia) abgeschabt, bis nichts übrig bleibt, als die Fasern der inneren Haut, dann mit einem vierseitigen Hammer aus Eisenholz ( Casuarina equisetifolia) , von dem drei Seiten verschieden starke Riefen haben und auf der vierten Seite dieselben im Viereck angebracht sind, geschlagen und so Stücke 1,2 m breit und 24-30 m lang hergestellt . Die tapa aus dem Papiermaulbeer-

268

Ethnographische Parallelen.

baum ist die zarteste und wird weiss gebleicht , die vom Brotfruchtbaum ist braun, die vom Feigenbaum ist die gröbste und braun , hat aber vor den beiden anderen den Vorzug der Resistenz gegen das Wasser. Gefärbt werden diese Stoffe schön rot durch eine Mischung des Saftes einer Feige (mate) und desjenigen von den Blättern von Cordia, sebestina (etu ) oder durch Mischung des Saftes der Früchte von mate mit einer Tournefortia ( tahinu ) oder Convolvulus brasiliensis ( eurhe) oder einer Solanumart (ebua). Durch letztere werden verschiedene , aber nicht so schöne Rot dargestellt . Die gelbe Farbe wird durch Abschaben der Rinde der Wurzel von Morindra citrifolia (nono ) und Einweichen in Wasser gewonnen . Die Farben werden auf folgende Weise aufgetragen : Blätter von Farren oder anderen Pflanzen werden zuerst auf die Farblösung, dann auf ein Brett mit einer konvexen Seite und der Stoff darüber ge-

woben oder die Mäntel bestanden aus einer Matte, die aus Streifen der Blätter der Schwertlilie so geflochten war , dass die spitzen Enden frei über die Fläche hervorragten, so dass die Matte ein zottiges Ansehen bekam. Zuweilen waren diese Mäntel aus Hundefellen gemacht.

Auf den Markesas trug man

auch Mäntel, die in der Form den neuseeländischen ähnlich waren . In den Inseln des Stillen Oceanes hat durch den Einfluss der Mission die Kleidung der Eingeborenen eine grosse Revolution erlitten , so dass auf den meisten Inseln infolge der Christanisierung der Eingeborenen diese wenigstens Hosen oder Hemd oder beides tragen, und durch den ganzen Stillen Ocean. ist für die Frauen ein langes , oben faltenreiches, vom Hals zu den Knöcheln reichendes, hemdartiges Gewand ohne Gürtel um die Taille eingeführt .

2. Amerika. legt und auf diese Weise schöne Muster abgedruckt ; es werden aber auch gestreifte, karrierte und punktierte Muster gedruckt . Die beste tapa wurde auf Tahiti hergestellt, nächstdem in Tonga, wo sie »gnatu« genannt wird . In Neu-Seeland hatte man früher tapa gemacht, zur Zeit von Cooks erstem Besuch aber war die wenige tapa , die man in Neu-Seeland sah , eingeführt . In Melanesien und Mikronesien war sie ausser auf den Fidji- Inseln unbekannt. Ausser der tapa bereiten die Polynesier noch Matten zu Kleiderstoffen aus der Rinde von Hibiscus tiliaceus (puru) ; eine weisse , noch schönere Matte wurde aus Pandanusblättern (vanne) und eine gröbere zu Teppichen und zum Daraufschlafen aus Binsen und Gräsern geflochten . Die besten Matten Polynesiens werden in Tonga und auf den PalliserInseln (Tuamotu- Archipel ) geflochten . In Hawai wurden durch Einflechten der roten Federn von

a) Die Hyperboräer . Unter Hyperboräern verstehen wir nicht bloss die Bewohner der amerikanischen Polargegenden, die Eskimos , sondern auch die der asiatischen, und was über die Kleidung der Eskimos gesagt wird, stimmt annäherungsweise zu dem , was über die Aleuten , Kamtschadalen , Tschuktschen , Jukahiren , Jakuten und Samojeden zu sagen ist. Bei den Eskimos in Grönland und an der Nordküste Amerikas verwendet man zur Kleidung Seehund- und Renntierfelle, sowie auch Vogelbälge. Man zieht gewöhnlich zwei Kleider übereinander. an, von denen eines mit einer Kapuze versehen ist , die bei den Frauen zuweilen zur Bergung des nackt in derselben liegenden Säuglings weiter ist , doch werden auch manchmal die Kinder unter dem Rocke, der über der Hüfte durch einen Gürtel zusammen-

gehalten wird, getragen. Der Rock , der bei den Männern bis über die Knie reicht, ist bei den Frauen Drepanis coccinea (Passerinae, Caerebidae) und den gelben von Mohoua fasciculata ( Passeres Certhiidae) kürzer, hat aber vornen und hinten eine frackartige in die Matten die berühmten prachtvollen Feder- | Verlängerung . Beide Geschlechter tragen Beinkleider, mäntel , die die Könige bei der Krönung trugen , die über den Knien zusammengebunden werden. Zu gemacht. Ebenso wurden in Tahiti , Tonga und Neu-Seeland ähnliche Federgewänder geflochten , in

Hause gehen sie zuweilen ganz nackt, denn in ihren engen , festverschlossenen Hütten ist es gewöhnlich

Neu-Seeland mit Kiwifedern . In Tahiti trug der junge König bei seiner Thronbesteigung einen Gürtel aus roten Federn .

unerträglich heiss . Bei feuchtem Wetter wird ein Hemd aus Seehundsdärmen übergezogen ( >» Kamleika «< und » > Anpak« der Eskimos und » > Okonscheck« der Tschuktschen) und hierüber zuweilen bei Seefahrten

Auf den übrigen polynesischen Inseln war so ziemlich dieselbe Kleidung aus denselben Stoffen, wie die beschriebenen , nur über Neuseeland , das sich durch sein rauheres Klima unterscheidet , sind noch einige Worte zu sagen.

ein schwarzer, glatter Seehundspelz. Bei Staatskleidern sind die Haare nach aussen gekehrt, zur Arbeit aber tragen sie die schmutzige Hautseite nach aussen. Die Pelzstiefel, die zuweilen zur vorübergehen-

Das Wesentliche des Anzuges des Neu-Seeländers waren zwei Matten, wovon eine um die Hüften gegürtet wurde, die andere über die Schulter getragen . Die Frauen trugen nur den um die Hüften gegürteten

. den Unterbringung des Säuglings gebraucht werden und bis zum Knie reichen, werden bei kalter Witterung an die Schenkel heraufgezogen. Kurze Schenkelhosen mit hoch heraufreichenden Stiefeln sind bei

Mattenrock . Der Umhang um die Schultern wurde an seinen beiden oberen Ecken zusammengeheftet . Die Gewänder wurden entweder aus neusee-

Samojeden , Jakuten und Tungusen üblich . Luxus fehlt nicht bei Frauen- und Mädchenkleidern , die oft aus farbig gegerbten Fellen gemacht und mit Säumen aus verschiedenen Fellen , roten Bändern und Perl-

ländischem Flachs (Phormium tenax, Liliaceae) ge-

Geographische Mitteilungen, stickerei verziert sind. Wohlhabende Tschuktschinnen tragen aus Eichhornschwänzen verfertigte Halswärmer. Je nach der Lebensweise und geographischen Lage sind die Stoffe , aus welchen die Kleider gemacht werden, verschieden ; bei den Renntiernomaden aus Renntierfell, bei den Küstenbewohnern aus Seehundsfell, daneben von Fellen von Hunden , Eisfüchsen und Vögeln ; letzteres besonders bei den südlichen Eskimos. Gegen die Schneereflexe tragen die Eskimo Brillen aus Glimmer, die Samojeden solche aus Messing mit einer Spalte, die Tschuktschen einen Augenschirm. Aehnlichen Zweck mag wohl die hölzerne Mütze der Aleuten haben , die mit einem augenschirmähnlichen Rande versehen , grün gefärbt und mit Schnauzenhaaren der Seelöwen nebst aufgereihten Perlen besteckt ist. (Fortsetzung folgt.)

Geographische Mitteilungen . (Die Schiffe des Columbus. ) Es ist in dieser Zeitschrift wiederholt (Nr. 35 und 64) über die in Spanien stattgehabte Rekonstruktion der » Santa Maria«< berichtet worden. Mit derselben Aufgabe beschäftigte sich seit zwei Jahren in Genua ein italienischer Fachmann, Kapitän E. A. d'Albertis , bekannt als Verfasser einiger vorzüglichen Reiseberichte und als Mitglied der italienischen Commissione Colombina. Während man aber in Spanien das Augenmerk ausschliesslich auf die » Santa Maria«< warf und diese in natürlicher Grösse wieder aufbaute, hat d'Albertis alle drei Schiffe, doch nur als Modelle, aber in ziemlich grossen Dimensionen, rekonstruiert und dieser Tage fertiggestellt ; sie werden durch die Stadt Genua soeben nach Amerika geschickt, um in Chicago ausgestellt zu werden . Um sich für alle Fälle vor dem Vorwurfe der einfachen Nachahmung zu schützen, hatte d'Albertis im Frühling 1892, sobald er mit sich selbst einig war , die Zeichnungen der »> Santa Maria« dem Vorstande der archäologischen Columbus - Kommission in Spanien, Schiffskapitän C. F. Duro , eingesendet, und da ergab sich die für die Forschung sehr erfreuliche Thatsache, dass die Entwürfe d'Albertis' mit jenen der genannten Kommission fast vollständig übereinstimmten. Da nun die Entwürfe ganz unabhängig voneinander ausgeführt wurden , so muss man annehmen , dass die Rekonstruktion den wirklichen Verhältnissen entsprach. Unterdessen hat die spanische » > Santa Maria « den Ocean durchsegelt ; über diese Fahrt entnehmen wir den bisher erschienenen Zeitungsnachrichten , dass sie äusserst mühevoll und geradezu gefährlich war, da sich das Schiff bei stürmischem Wetter sehr schlecht hielt und auch geringe Geschwindigkeiten aufwies. Es entspricht diese Wahrnehmung vollständig dem Berichte des Columbus , der die gleiche Klage in seinem Tagebuche führte , wo es heisst : »La nao . . . . era muy pesada y no para el oficio de descubrir« (Das Schiff war sehr schwerfällig und zu Entdeckungsreisen ungeeignet) . In Bezug auf die anderen Schiffe ist eine Entdeckung des d'Albertis seemännisch wichtig . Peter Martyr schrieb in Dec. I seines berühmten Werkes : >> Instanti

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tum » sine caveis« als gedeckt und ungedeckt aus , d. h. sie berichteten , dass nur eines der Schiffe ein Deck hatte, während die zwei anderen offen waren. So sehr nun der Schiffbau am Ende des 15. Jahrhunderts noch zurück war , so musste man doch staunen , dass sich gewiegte , erfahrene Seeleute in ein grosses , unbekanntes Meer mit offenen, dem Untergange so völlig ausgesetzten Schiffen wagten. Nun zeigt d'Albertis, dass die Interpretation Peter Martyrs eine ganz falsche ist, dass sich das caveatum und sine caveis auf die Zutakelung bezieht und mit und ohne Marsen (Mastkörbe) bedeuten will. Im Mittelländischen Meere wurde damals und wird heute noch die Benennung gewisser Schiffe von dem Vorhandensein der Marsen oder von ihrem Fehlen abhängig gemacht , und der Italiener Peter Martyr hat sich der in Italien üblichen Nomenklatur bedient. Demnach waren die Schiffe des Columbus alle drei gedeckt, wogegen nur die >> Santa Maria « Marsen hatte. (Mitteilung von Prof. Gelcich in Lussin piccolo. ) (Weiteres von ten Kates Reisen . ) Im Anschlusse an unsere Mitteilungen in dieser Zeitschrift, 1892 , Nr. 32, wollen wir jetzt die weiteren Ergebnisse der Forschungsreise Dr. H. F. C. ten Kates bringen, soweit uns dieselben aus zwei unterdessen eingetroffenen Briefen bekannt geworden sind . In dem ersten derselben datiert Papeete (Tahiti ) , 3. Mai 1892 — erwähnt er der Inseln, welche von ihm, von Papeete aus, besucht wurden. Im Februar machte er eine Exkursion auf Tahiti und der benachbarten Halbinsel Taiarapu und besuchte nochmals das Punaru-Thal und das TamanuPlateau im Inneren. Dann wandte er sich nach den Inseln Taravao , Tautira , Vairao und Papenoo , wo er überall anthropologische Forschungen anstellte. Im März schiffte er nach den » Inseln unter dem Winde « hinüber, und zwar nach Huahine, Raiatea, Tahaa und Borabora, sowie auch zweimal nach Moorea oder Eimea. Alle die Inseln der Gesellschaftsgruppe, sowie auch diejenigen des Cook , Tubuai- und Tuamotu - Archipels werden. von wenig voneinander abweichenden Varietäten derselben Rasse bewohnt. Der Einfluss Melanesiens ist hier, wie es scheint , äusserst schwach gewesen. Die Bewohner der Oster- Insel bilden dagegen einen einigermaassen abweichenden Typus , welcher an die amerikanische Rasse erinnert. ten Kate hatte Gelegenheit, 50 Personen beiderlei Geschlechts, sowie 219 Kinder genau zu untersuchen . - fast gar >>>Ethnologisches gibt es hier sehr wenig nichts mehr, was Interesse erregt «< , schreibt ten Kate . >>Ich habe sogar nur mit Mühe mir einige Geräte aus der Steinperiode verschaffen können . Das Tatuïren , die Tapaanfertigung, ja sogar das Kavatrinken sind hier gänzlich in Vergessenheit geraten. Die Ueberlieferungen und religiösen Ansichten früherer Zeiten leben nur noch bei den älteren Leuten fort. Sowohl physisch als moralisch nehmen diese Völker fortwährend ab , und die Bevölkerung rein polynesischer Rasse schwindet schnell. und fortwährend mehr und mehr. Die Civilisation und ungeachtet das Gegenteil das Christentum haben wahr scheint diese Völker in keinerlei Hinsicht besser

ex regio fisco destinata sunt tria navigia : unum onerarium caveatum alia duo mercatoria levia sine caveis

gemacht. Im Gegenteil , sie sind sittenloser und mehr der Trunksucht ergeben , als es jemals in der Zeit des Heidentums der Fall war. Ueberdies werden sie heim-

que ab Hispanis caravele vocantur.« Irving, Harrisse, Spotorno , Navarrete u . v. a. legten sich das » cavea-

gesucht von Krankheiten und Uebeln , welche früher bei ihnen unbekannt waren. Das letzte Geschenk (zu

270

Geographische Mitteilungen.

gleicher Zeit das letzte Gift) der Civilisation ist der Mohnsaft, welcher schon auf den Marquesas-Inseln grosse Zerstörungen unter den Eingeborenen angerichtet hat. Wenn irgendwo die Civilisation einen zerrüttenden Einfluss ausübt - welcher bald zu Ende gebracht sein wird so ist es im Stillen Ocean ; hier vielleicht noch mehr als in Nordamerika. Die Opposition gegen meine Theorie beruht nur auf Unkenntnis oder Entstellung der Thatsachen « (S. 130). Das klingt fast drollig ! Werden nicht vielmehr von Falb die Thatsachen in der schlimmsten Weise vergewaltigt ? Da er das Erdinnere in flüssiger Form gebraucht die Hypothese verlangt dies gebieterisch - SO wird dieser Aggregatzustand einfach postuliert , als gegeben angenommen, unbekümmert um den Stand der Diskussion der Frage, unbekümmert selbst um zweifellos gesicherte Ergebnisse. Grinst der Mond mit seiner Mumienlarve voll herab , dann haben wir einen kritischen Tag; verhüllt er schweigend sein Angesicht, dann kriselts wieder : so will es Herr Falb und da helfen alle Lehrstühle der Astronomie , Physik , Meteorologie und Geologie nichts. Abo špa -- und die Gemeinde der Gläubigen betet ihm nach . Noch immer glauben Leute, mit dem sog. 100jährigen Kalender müsse es nicht ganz ohne sein. Hat er doch Treffer ! Trügt nicht alles , so wird Herrn Falb allerdings eine geringere Unsterblichkeit zu teil als dem seligen Dr. Knauer ; einstweilen aber spukt der Falbianismus in so viel halb- und viertelgebildeten Köpfen, dass die warnenden Stimmen, die zudem aus begreiflichen Gründen eine gewisse Reserve bewahren , meist tauben Ohren predigen . Möchten die Leser dieser Zeitschrift durch Wort und Feder mit dazu beitragen, die Wahrheit an das Licht zu bringen! Frankfurt a. M. O. Ankel.

Zur Geschichte der Pässe Siebenbürgens . Von J. Jung. Separatabdruck aus den >> Mitt . d . Inst. f. österr. Geschichtsforschung . Ergänzungsband IV. 1892. gr. 8º. Jung will in dem ersten Teile seiner Arbeit einen Beitrag liefern zur Lösung der Frage , die neuerdings von Kaindl in den >> Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichte >Wo fand der erste Zusammen-

stoss zwischen Hunnen und Westgoten statt ?« Er stellt mit Recht den Satz auf, dass man bei allen ähnlichen Untersuchungen die geographischen Verhältnisse des in Frage kommenden Landes möglichst weit in die Römerzeit zurück verfolgen müsse , wenn man zu einem richtigen Schlusse gelangen wolle ; dass man hier, in unserem Falle, vor allem feststellen müsse, welche Rolle von der Römerzeit an die einzelnen Pässe Siebenbürgens , wohin sich die Goten flüchteten , gespielt haben . Jung stellt nun alles zusammen , was wir darüber erfahren aus Inschriften , Münzfunden und anderen Quellen. Trotzdem lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden, wo Athanarich die Hunnen erwartete , durch welche Pässe er sich vor ihnen zurückzog, und wo er die Befestigungsmauer aufgeführt hat , die zur Deckung des Rückzuges dienen sollte. An dieser Unsicherheit ist Ammianus Marcellinus schuld, unser einziger Gewährsmann , dessen Bericht viel zu wenig Im genau ist , als dass er eine scharfe Bestimmung zuliesse. zweiten Teile der Arbeit gibt der Verfasser Beiträge zur Ge schichte der siebenbürgischen Pässe im Mittelalter. Leipzig. W. Ruge. Die Frau im alten und im heutigen Mexiko . Von Cäcilie Seler. Heft 3 der Sammlung gemeinnütziger und volksbildender Vorträge aus geistigen Werkstätten « . Berlin 1893. Richard Lesser. Obwohl das Zeitalter der Aufklärung , in dem wir leben, mancherlei Uebelstände gezeitigt hat , so sind doch seine guten Seiten nicht zu verkennen. Zu diesen zählen u. a. auch die Bestrebungen, die Fortschritte auf den verschiedenen Gebieten der Wissenschaft, vor allem der Natur- und Kulturgeschichte, weiteren Kreisen des Volkes zugänglich zu machen und durch populäre Darstellung in Wort und Schrift das Interesse für dieselben bei den weniger gebildeten Volksschichten zu erwecken . Von diesem Standpunkte aus gebührt der R. Lesserschen Verlagsbuchhandlung in Berlin Anerkennung , dass sie es unternommen hat , den schon bestehenden Sammlungen gemeinverständlicher Vorträge eine neue Kollektion »aus geistigen Werkstätten anzureihen, die sich vor jenen durch die Wohlfeilheit der einzelnen Hefte ( 50 Pfg.) auszeichnet ¹) . Das vorliegende 3. Heft (Vortrag , gehalten im Fortbildungsverein zu Steglitz) behandelt das Leben und Treiben der Frau im alten Aztekenreiche , wie es hauptsächlich aus den Darstellungen des Codex Mendoza hervorgeht ; soweit ein Vergleich mit den modernen Zuständen von Wert ist , hat die Verfasserin auch die Sitten der Mexikanerin der Jetztzeit in den Kreis ihrer Betrachtung gezogen. Neun Abbildungen tragen zum besseren Verständnis bei. Stettin. G. Buschan.

Erklärung. Im Einverständnisse mit der Redaktion der Zeitschrift » > Die Natur« konstatiert der Herausgeber, dass der in Nr. 17 laufenden Jahrganges genannter Wochenschrift abgedruckte Aufsatz von Paul Pasig in Leipzig >>Der versteinerte Wald«
> Pleistocän«< verwendet, die Vereisung von Europa zurückwich , rückten diese Tiere wieder nach Norden und Nordwesten vor , um in Finland rasch und dann auch im eigentlichen Russland zu verschwinden, wogegen sie in Sibirien sich viel länger erhalten zu haben scheinen . Während der zweiten Hälfte der Eiszeit dürfte der Mensch mit dem Mammut zusammengelebt haben ; das Feuer war bekannt , für die Gerätschaften aber lieferte einzig der Feuerstein das Material. In dem Landesteile nördlich vom Waldai - Gebirge aber erfolgte die Einwanderung des paläolithischen Menschen erst nach dem letzten grossen Rückgange der Eisdecke und nach dem Aussterben des Mammuts auf diesem Boden ; von dem ältesten Menschen weist das europäische Russland überhaupt keine Spuren auf. (»Extrait du Bulletin du Congrés International d'Archéologie etc. « , Moscou 1892. )

Litteratur. Physikalische Untersuchungen im östlichen Mittelmeere. Bearbeitet von Josef Luksch und Julius Wolf, Professoren an der k. k. Marine-Akademie zu Fiume. Erste und zweite Reise S. M. Schiffes » Pola in den Jahren 1890 und 1891. Wien 1892. 66 S. 2º mit 25 Tafeln . Sonderabdruck aus dem LIX . Bande der »Denkschr. d. math .- nat. Kl. d. k. Ak. d . Wiss. « ¹ ) Das vorliegende Werk ist nur eine vorläufige, lediglich den Beobachtungsstoff zu erläutern bestimmte Veröffentlichung, welcher eine umfassende Bearbeitung alles gewonnenen Beobachtungsstoffes folgen soll, sobald die Forschungen, die ja auch im Jahre 1892 fortgesetzt worden sind , einen gewissen Abschluss erreicht haben werden. Dennoch ist derselbe eine überaus wertvolle Gabe , welche die Mittel des österreichischen Kaiserstaates der Wissenschaft bieten. Eine gewaltige Summe sowohl draussen auf dem Meere wie drinnen am Schreibtische gethaner Arbeit ist in demselben niedergelegt. Es werden dabei auch die physikalischen Ergebnisse der » Hertha « -Expedition von 1880 und des »Washington « von 1887 --- Italien und Oesterreich wetteifern ja seit einer Reihe von Jahren in der Erforschung des Mittelmeeres verwertet. Es handelte sich um Messungen der Meerestiefen, der Temperatur, des Salzgehaltes und specifischen Gewichtes in den verschiedenen Tiefen , um Untersuchung der Durchsichtigkeit des Meerwassers . Eine ganze Reihe ansprechender Karten, wie sie aus dem Militärgeographischen Institute hervor1) Schon dreimal seit zwei Jahren ist im Ausland (1892 , S. 32 ; 1893 , S. 14 und S. 255) auf die bedeutenden oceanographischen Arbeiten der österreich-ungarischen Marine hingewiesen worden ; diesen kürzeren Hinweisen schliesst sich das gegenwärtige eingehende Referat an.

zugehen pflegen und bei denen man nur den Maasstab ungern entbehrt , lässt die Ergebnisse der langen Zahlenreihen der Tabellen mit dem Auge erfassen. Namentlich finden wir den tiefen Trog, welcher sich an der Ostseite des Centralbeckens unmittelbar unter dem Festlandsockel von Griechenland von Zante in südöstlicher Richtung bis zur Südwestecke von Kreta hinzieht, zum erstenmale genau dargestellt. Dort wurde die grösste bisher im Mittelmeere überhaupt gelotete Tiefe von 4400 m 125 km südsüdwestlich vom Kap Matapan nachgewiesen. Die Akademie der Wissenschaften zu Wien hat für diese trogförmige Einsenkung den Namen > Pola -Tiefe vorgeschlagen , ein Vorschlag , dem wohl kaum ein Geograph zustimmen wird. Zunächst müsste jeder geographisch Denkende diese Tiefe in der Nähe von Pola suchen , was natürlich für jeden mit dem Bodenrelief der Adria nur ein wenig Vertrauten ausgeschlossen ist ; es gilt also , das Gedächtnis mit einem völlig neuen , ursächlich zusammenhangslosen Begriffe zu belasten. Wenn wir nun wissen, dass A. Philippson , noch ehe diese neuen Lotungen bekannt geworden waren , auf diesen Steilabsturz an der Südwestseite des Peloponnes hingewiesen und , gewiss mit Recht , denselben mit den dort den Festlandsockel Griechenlands begrenzenden , zu den Erdbeben jener Gegend das neueste von Zante spricht noch mehr dafür in ursächlichen Beziehungen stehenden jungen Bruchlinien in Verbindung gebracht hatte , so muss wohl der Wunsch vorliegen , diese Beziehungen zu der Umgebung auch in der Benennung eines neuen geographischen Gegenstandes zum Ausdrucke zu bringen. Wir schlagen daher, gerade so wie wir den tiefen Trog nördlich von Kreta die südägäische Tiefe nennen und von einem südadriatischen Tiefbecken sprechen , die Bezeichnung südwestpeloponnesische Tiefe vor. Die Namen >> Centralund Ostbecken des Mittelmeeres « , sowie der dritte , » Nordwestbecken « , dürften wohl längst allgemein von den Geographen gebraucht werden. Die beiden ersteren scheidet die auch durch diese neuen Lotungen noch genauer festgestellte Kreta-BarkaSchwelle . Die Tabellen 1 , 2 und 3, welche den bedeutendsten Teil des Werkes ausmachen, enthalten die Beobachtungen über Temperatur , specifisches Gewicht und Farbe des Seewassers vom Sommer 1890 und 1891 , der Hertha von 1880. Eine Fülle überaus wertvollen Beobachtungsstoffes zur Physik des Mittelmeeres und der Meere überhaupt, auf den näher einzugehen wir uns mit Rücksicht auf den Raum und die wohl bald zur Veröffentlichung gelangenden Beobachtungen der Sommerfahrt von 1892 versagen müssen. Wir sehen jedenfalls der kritischen Verarbeitung des gesamten Stoffes mit Spannung entgegen , da uns verschiedene Fragen aufstossen , die klarzustellen uns selbst im Augenblicke die Zeit fehlt. Z. B. die hohe Temperatur von 13,9 ° C. auf dem Grunde des südägäischen Beckens südwestlich von Santorin bei 1838 m , während südlich von Kreta schon bei 1165 m am Grunde 13,6 ° C. beobachtet wurden, die gleiche Temperatur wie in der oben erwähnten grössten Tiefe des Mittelmeeres. Die Beobachtungen über die Wärmeverteilung und die Abnahme derselben mit der Tiefe werden durch 17 für den betreffenden Meeresraum möglichst typisch gewählte Kurven veranschaulicht , welche zugleich die Möglichkeit gewähren , durch Interpolation die Temperatur von 100 zu 100 m zu bestimmen . Die Abnahme erfolgt zuerst sehr rasch bis zu einer Tiefe, welche zwischen 20 und 70 m schwankt, dann langsam bis zur grössten Tiefe, etwas rascher nur noch in der Schicht von 100 bis etwa 400 m . Von 400 m an bis zu den grössten Tiefen ist die Abnahme sehr gering und beträgt so z. B. in der südwestpeloponnesischen Tiefe in einer Schicht von 4000 m Mächtigkeit nur 0,7 ° C. Die tägliche Temperaturschwankung macht sich bis zu etwa 100 m bemerkbar. Die Tafeln 5-9 veranschaulichen die Lage der gleichwarmen Schichten auf teils annähernd meridional, teils äquatorial verlaufenden Linien , von denen namentlich die eine von Korfu nach Barka besonders lehrreich ist. Da steigen die Isothermobathen südwärts an, während längs der Marmarika und bis zum Nildelta , wie es den dort den ganzen Sommer herrschenden auflandigen Winden entspricht , vielmehr die Erwärmung in grössere Tiefen hinabreicht.

Litteratur. 304 Die Tafeln 11-14 veranschaulichen die Temperaturen , 15-25 den Salzgehalt an der Oberfläche , in 10 und 100 m Tiefe , wie am Meeresgrunde. Nur am Eingange in die Adria und in dieser selbst ist am Grunde nur eine Temperatur von weniger als 13 ° C. vorhanden , sonst im ganzen Central- und Ostbecken eine solche von nahe an , meist über 13,5 ° C. Es ergibt sich im allgemeinen eine , wenn auch geringe Zunahme des Salzgehaltes, um etwa 0,5 % , an der Oberfläche gegen Süden und Südosten und von der Oberfläche gegen den Grund. An der Küste von Barka beträgt im Spätsommer der Salzgehalt an der Oberfläche 3,88 % , um Kreta und gegen Alexandria hin bis 3,90 %, am Meeresgrunde nordwestlich von Barka bis 3,95 % . Es dürfte nach diesen Untersuchungen sowohl im Central- wie im Ostbecken des Mittelmeeres am Grunde überall und dauernd ein Salzgehalt von nahezu 3,90 % vorhanden sein , der sich örtlich bis auf 4 % ( Ras Hilil 3,98 % ) steigern dürfte. Wie dies schon früher in der Adria nachgewiesen ist , beeinflussen auch in der Nähe der Küsten Griechenlands aus dem Meeresgrunde hervorbrechende Quellen den Salzgehalt wie die thermischen Verhältnisse. Ueber die Untersuchungen der Verbreitung des Lichtes mittels photographischer Apparate und weisser Scheiben, wie über die Wellenmessungen und die Versuche mit Oel wird nichts Näheres mitgeteilt. Th. Fischer. Marburg i. H. Die Grenzen des lettischen Volksstammes und der lettischen Sprache in der Gegenwart und im 13. Jahrhundert. Ein Beitrag zur ethnologischen Geographie und Geschichte Russlands von Dr. A. Bielenstein, ev .-luth. Pastor zu Doblen in Kurland. (Mit einem Atlas von 7 Blättern.) St. Petersburg, 1892. XVI und 548 S. 4º. (Dazu als »Beilage :) Atlas der ethnologischen Geographie des heutigen und des prähistorischen Lettenlandes. Von Dr. A. Bielenstein . St. Petersburg, 1892 . An diesem seinem Werke arbeitete der hervorragendste Kenner der lettischen Sprache und des lettischen Volkstums eine lange Reihe von Jahren , indem er alle darauf bezüglichen , ebenso historischen , wie auch linguistischen Data mit einer unübertreffbaren Sorgfalt , Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit zusammenstellte. In dem ersten, viel kleineren Teile des Buches finden wir eine Uebersicht über die jetzigen Wohnsitze der Letten , über ihre Beziehungen zu den anderen Völkerschaften, über ihre Zahl u. S. W. Der zweite , bei weitem grössere Teil aber , welcher den eigentlichen Kern des Werkes und das Hauptverdienst des Verfassers bildet , enthält eine bis in das einzelnste gehende Untersuchung über die ethnologischen Verhältnisse an der südöstlichen Küste der Ostsee im 13. Jahrhundert und überhaupt zu den Zeiten , da die deutschen Eroberer sich mit den Eingeborenen dieses Landes zum erstenmale bekannt machten. Dieses Land war auch damals von den Letten und ihren Nachbarn bewohnt, obwohl die damaligen Sprachgrenzen etwas anders ausfielen als heutzutage , und z . B. die Völker des finnischen Stammes sich viel weiter nach Süden ausdehnten und die Letten vom Meere trennten. Um zu ganz sicheren und unanfechtbaren Resultaten zu gelangen , stützt sich Bielenstein auf eine erschöpfende Durchmusterung aller Quellen, wie Chroniken , Urkunden u. s . w., in welchen irgend eine Erwähnung der Landschaften oder Oertlichkeiten des baltischen Landes geschieht. Es werden hier alle alten Ländernamen aufgezählt und womöglich erklärt , die Bevölkerung dieser Länder auf ihre Nationalität oder , genauer gesagt, auf ihre sprachliche Zugehörigkeit geprüft, die allmähliche ethnologische Mischung und Assimilierung und die im Bereiche der ethnologischen Nomenklatur stattfindende Verschiebung an der Hand einer detaillierten Untersuchung von Orts- und Personennamen, wie auch allen in den Urkunden vorkommenden Appellativa gezeigt, - mit einem Wort, es wird alles Mögliche gethan, um ein klares und allseitig beleuchtetes Bild der jeweiligen ethnologischen Zustände und der nachfolgenden ethnologischen Veränderungen und Verschiebungen zu entwerfen.

Da ich den speciell historischen Forschungen ziemlich fern stehe , so darf ich mir das Urteil darüber nicht erlauben, inwieweit die rein historische Seite in Bielensteins Untersuchungen als gediegen gelten darf; ich bin aber überzeugt, dass sie für eine in jeder Hinsicht gelungene erklärt werden muss, ganz ebenso wie einerseits die philologische Quellenkritik und die Art und Weise philologischer Konjekturen, andererseits aber die linguistische Methode bei den auf die Durchforschung des sprachlichen Materiales gestützten Schlüssen unseres Verfassers . Die einzelnen von ihm begangenen Fehler erscheinen in der Masse der unanfechtbaren Zusammenstellungen und Folgerungen als verschwindend klein . Es war auch bei einem solchen besonnenen und geradezu ausgezeichneten Forscher nichts anderes zu erwarten. Für die in dem Anhange gegebene Uebersicht der jetzigen lettischen Dialektologie sowie für die mit grösster Sorgfalt entworfenen >> Isoglossen wird unserem hochverehrten Verfasser jeder Sprachforscher seinen vollen Dank wissen . Die » Folgerungen aber , die sich aus diesen Dialektgrenzen für die Erkenntnis der prähistorischen Völkerverhältnisse im baltischen Lande ergeben dürften « , sind nicht nur einem Sprachforscher, sondern auch jedem Historiker höchst willkommen. Das grosse Verdienst von Bielensteins Untersuchungen erscheint uns um so bedeutender , wenn wir erwägen , dass er seit einigen Jahren seines Augenlichtes fast ganz beraubt ist, so dass er bei der Abfassung seines Werkes , besonders aber des eine höchst wertvolle Beilage bildenden »Atlasses « , zur Hilfe anderer Zuflucht nehmen musste . So waren ihm u. a. der Akademiker Kunik und der Privatdocent Mag. E. Wolter sehr behilflich . Der erste von ihnen bereicherte das Buch mit seinen äusserst wichtigen und auf das Dunkel mancher verwickelten historisch-ethnologischen Frage ein sehr erwünschtes Licht werfenden Bemerkungen und Zusätzen . Der andere aber , Herr Wolter, besorgte die Korrektur des Werkes und hat das die Benutzung desselben ungemein erleichternde Register mit grosser Mühe und Sorgfalt zusammengestellt. Die Karten des Atlasses wurden von der Tochter des Verfassers, Frl . Martha , die letzte Karte aber, die höchst interessante » Isoglossen-Karte , von seinem Sohne, Pastor E. Bielenstein zu Sahten, gezeichnet. Ausserdem wird im Vorwort noch der Herr Oberlehrer Heinr. Diederichs in Mitau mit Dank erwähnt. Schliesslich muss hervorgehoben werden , dass die kaiserl. Akademie der Wissenschaften das Werk Bielensteins auf ihre Kosten drucken liess und es so der gelehrten Welt zugänglich machte. Obgleich sich Bielenstein sehr oft auf die Arbeiten anderer Forscher und auf die von denselben gewonnenen Resultate stützt , so verhält er sich doch auch diesem fremden geistigen Kapital gegenüber vollkommen selbständig , und es trägt sein monumentales Werk das einheitliche Gepräge einer unabhängigen und in jeder Einzelheit selbständigen wissenschaftlichen Leistung. Dieses Werk bekam Ende des vorigen Jahres ( 1892 ) die von der historisch-philologischen Fakultät der Universität Dorpat zuerkannte volle Robert Heimbürgersche Prämie. Um dieselbe Prämie bewarben sich noch einige andere Werke , von denen zwei wenigstens , an und für sich genommen , sie vollkommen verdienten. Es lieferte aber das Werk Bielensteins in seinem Inhalt ein so reiches Material an ganz neuen für die Wissenschaft wertvollen Ergebnissen, es warf in so umfangreichem Maasse Licht auf die ethnologischen Verhältnisse eines nicht unbedeutenden Teiles der Erdoberfläche , es steckte in ihm ein so grosses Quantum des Fleisses und der langdauernden mühseligen Arbeit , es zeichnete sich schliesslich dieses Werk durch seine methodologischen Vorzüge in so hohem Grade aus , dass es jedenfalls an der ersten Stelle genannt werden musste und eine Konkurrenz nicht zulässig machte. Dorpat. J. Baudouin de Courtenay. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

1

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 20.

Stuttgart, 20. Mai 1893.

Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postämter. MDCXLI GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Studien über das Erdbeben auf Zante vom 31. Januar 1893. Von J. Partsch (Breslau). S. 305. 2. Das Wetter in der Umgebung der barometrischen Maxima. Von W. J. van Bebber ( Hamburg) . S. 307. - 3. Die deutschtirolisch-rheinische Kolonie Pozuzo in Peru. Von A. Klassert (Schwaigern) . S. 310. - 4. Afrikanische Nachrichten. (Januar - März.) Von Brix Förster (München) . (Fortsetzung.) S. 312. - 5. Ethnographische Parallelen. Von H. Henkenius ( Heidelberg) . (Fortsetzung.) S. 314. - 6. Geographische Mitteilungen. (Robert Hartmann ; Landesvermessung von Griechenland ; Gilbert-Archipel .) S. 318. - 7. Litteratur. (Bertelli ; Bellio . ) S. 319 . Studien über das Erdbeben auf Zante vom 31. Januar 1893 .

Von J. Partsch (Breslau.) Die Fortschritte der Erdbebenkunde seit der

geben. Beigefügt sind zwei Kärtchen , Nachbildungen der englischen Seekarte mit treuer Wiedergabe der grausamen Namensverstümmelungen des Originales. Ardaillons Bericht gewinnt einen besonderen Wert,

Mitte unseres Jahrhunderts haben die Methoden und die Mittel der Beobachtung und der wissenschaftlichen Beurteilung kräftiger Bodenbewegungen der-

weil er Fühlung genommen hatte mit dem eifrigsten Erdbebenbeobachter Zantes , dem englischen Telegraphendirektor Herrn W. G. Forster. In dieser Beziehung und durch die Beschränkung seines Auf-

artig verschärft , dass man mit Spannung bei der ersten Kunde von einer neuen Erdbebenkatastrophe dem Eintreffen der genaueren, auf sorgsamer Wahrnehmung ruhenden Berichte entgegensieht, immer in der Hoffnung, dass die einzelne Erfahrung sich frucht-

enthaltes in Zante auf 22 Tage war minder begünstigt Dr. Philippson , der am 5. März einen Abstecher von einer grossen , auf Nordgriechenland zielenden Reise nach der von Patras aus leicht erreichbaren Insel unternahm und darüber an die Ge-

bar erweisen könne für das allgemeine Verständnis der gewaltigen Naturerscheinung. Die ersten Zeitungsnachrichten begnügen sich in der Regel mit der ein-

sellschaft für Erdkunde zu Berlin (» Verh. « , 1893 , 160-170) berichtete. Aber die Rührigkeit , Sorgfalt und Sachkunde dieses Beobachters verliehen

drucksvollen Schilderung der Verheerungen ; und es ist nicht nur entschuldbar , sondern geradezu ein wohlthuender Beweis aufrichtigen Mitgefühls mit

seinen Wahrnehmungen ein ganz besonderes Gewicht.

den Opfern des Ereignisses, wenn dabei eine über-

dass das Erdbeben vom 31. Januar nicht eine jener grossen Katastrophen war , wie sie Zante 1840 ,

treibende Ausmalung nahezu regelmässig die erste Stimme führt . Dass dies auch von den ersten wort-

Beide Gelehrte stimmen überein in dem Urteil,

reichen, aber für den Kenner der Oertlichkeit wenig greifbare Thatsachen bietenden Nachrichten über das grosse Erdbeben in Zante gelte, konnte der aufmerksame Leser leicht erkennen ; es wurde mir schon

Kephalonia 1867 heimgesucht haben. Die grosse Zahl schwer beschädigter Häuser - in der fruchtbaren Gartenebene der Inselmitte sind fast alle zerstört ! erklärt sich nicht sowohl aus der ungewöhnlichen Gewalt der Erdstösse , als vielmehr aus.

im Februar durch eine kurze briefliche Mitteilung

der schlechten Bauart (rohe, unbehauene, nicht mit

eines Freundes bestätigt und liegt nun im einzelnen klar in den Berichten ruhig beobachtender Besucher der betroffenen Insel.

Kalkmörtel , sondern mit Thon zusammengeklebte Feldsteine) . Die festeren Stadthäuser haben viel besser widerstanden. In vollem Einklang betonen dann

Ein Mitglied der Ecole française d'Athènes , Herr Ardaillon , hat eine Woche auf die Bereisung der Insel verwendet und seinen vom 23. Februar datierten

beide Berichterstatter die schon bei früheren Erdbeben immer hervorgehobene Erfahrung , dass das aus festen Kalksteinen der eocänen und der Kreide-

Bericht mit sechs Photographien arg beschädigter Bauten den » > Annales de Géographie« (II, 273-280) ,

formation bestehende Bergland im Westen der Insel, mit Ausnahme des Südens , keine nennenswerten

einer unter der Leitung von Vidal de la Blache und Marcel Dubois aufstrebenden neuen wissen-

Schäden erlitten hat , dagegen waren die Orte vor dem Ostfusse des Gebirges (Bugiato, Machaerádon)

schaftlichen Fachzeitschrift, zur Veröffentlichung überAusland 1893 , Nr. 20.

schwer beteiligt an der Verwüstung ,

welche das 39

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Studien über das Erdbeben auf Zante vom 31. Januar 1893 .

Becken der centralen Ebene (Skulikádon , Gaëtani) | legen auf die Eindrücke der Bewohner des Schütterund in kaum geringerem Grade die tertiären Mergelgebietes in betreff der Richtung der Stösse mit Recht höhen des Ostufers mit der Stadt Zante betroffen geringen Wert. In der That hat jeder etwas anderes hat ¹) . Der lockere Untergrund der tertiären Hügel darüber von den Inselbewohnern erfahren . Deshalb und des Schwemmlandes hat überall die Widersind beide bemüht gewesen, aus objektiven , bleibenstandskraft der Bauwerke einer härteren Probe ausden Kennzeichen , in den verheerenden Wirkungen gesetzt. Wenn so im allgemeinen der Bruchrand des Erdbebens die Richtung seiner Stösse zu erdes Gebirges die Westgrenze des Bereiches der Zerkennen . Bekanntlich bleiben Mauern, deren Längsstörung bezeichnet, scheint doch auch zwischen dem richtung mit der Richtung der Erdstösse übereinhart mitgenommenen Süden und dem nahezu schadstimmt, häufiger verschont, als solche, deren Richtung los gebliebenen Norden ein zweifelloser Unterschied senkrecht steht auf der Stossrichtung. Stimmt bei zu bestehen, der sich nur aus der ungleichen Stärke einem Hause eine Diagonale seines Grundrisses mit der Stossrichtung überein, so werden die Ecken an der Erschütterung, nicht wie Philippson es versucht aus den Bodenverhältnissen erklären lässt . Das südlichste Gebirgsdorf, Keri , steht nicht »auf lockerem Boden« , sondern lehnt sich an einen unten.

den Enden dieser Diagonale ernster gefährdet sein , als die anderen Teile des Mauerwerkes. Darauf achten auch beide Beobachter, aber sie kommen zu

durch

widersprechenden Ergebnissen .

ein Kliff abgeschnittenen

Höhenzug

fester

Nummulitenkalke. Wenn also dieses Dorf völliger Zerstörung anheimfiel und wie Ardaillons Text und Karte andeuten auch die nächsten anderen Bergdörfer, Agalâs und Kilioméno (im selben Dimos der Naphthii) noch in den Bereich ernster Schäden hineinfielen , so dürfte dafür lediglich die geringere

Ardaillon.

Tous les murs , toutes Entfernung vom Ausgangspunkte der Erschütterung massgebend gewesen sein. Im selben Sinne lässt sich wohl die Thatsache deuten, das Skulikádon das nördlichste, schwer heimgesuchte Dorf war. Wohl könnte bei dem grossen, nordwestlicheren Dorfe Katastári seine Lage auf dem festen Gebirgsrand selbst im gleichen, schützenden Sinne gewirkt haben, aber bei dem nordöstlicheren Gerakárion würden »> die harten Porosschichten des Bodens Bei

mumi) turbanartig geschlungen werden . Auf dem Körper zunächst befindet sich das Hemd (kurd .: kiras , armen .: schabik) , aus buntem Kattun verfertigt und kaum über die Hüfte reichend . Die Beinkleider (kurd .: schal , arm .: schalwar) sind ganz wie die oben (S. 301 ) beschriebenen tür-

den Arabern ist es beinahe schon zum Sprichwort geworden, dass es leichter ist, nach Ruanda hinein-

kischen Tschakschür) , ebenso die Gamaschen und der Bund (kurd .: bescht , arm .: kodi) . Die Unter-

zukommen, als wieder heraus. Eine arabische Kara- | jacke ( anteri ) ist zuweilen lang , einen Teil der Beinkleider bedeckend , und ist wiederum bedeckt wane ist vor 18 Jahren hineinmarschiert , aber nie zurückgekehrt , und der Bruder Tippu -Tipps hat vergeblich mit 600 Gewehrträgern versucht , durch Ruanda vorzudringen >Berliner Zeitschrift für Erdkunde« und anderen Fachblättern . Hartmanns Hauptwerk ist seine Monographie über » Die Nigritier> Die Völker Afrikas « , veröffentlichte er 1879 als 38. Band der >> Internationalen wissensch . Bibliothek « . Weitere Arbeiten über Afrika lieferte er in dem Sammelwerke » Das Wissen der Gegenwart « über Abessinien (Bd. 14 ) , die Nilländer (Bd. 24) und Madagaskar (Bd . 57 ) . Eine hervorragende Stellung nehmen auch seine Beiträge zur zoologischen und zootomischen Kenntnis der anthropoiden Affen ein : » Der Gorilla « (Leipzig, 1880) ; » Die menschenähnlichen Affen>Les Corte-Real « , während er das neueste grosse Werk von dem berühmten Amerikanisten >> Discovery etc. wahrscheinlich noch nicht vergleichen konnte. Nun schreibt Harrisse , die fragliche Karte sei in der Projektion der Plattkarten entworfen und mit Parallelkreisen und Meridianen versehen. Davon kann keine Rede sein , die Karte enthält nur den Aequator und die Wendekreise und keine Spur von einem Gradnetze. Ferner weist Bellio nach , dass Harrisse die Lage der Ponta de Assia falsch angibt. Von der Vermutung des Harrisse , dass die aus anderer Hand stammenden Namen durch Vespucci hinzugesetzt worden seien , ist ebenfalls bei Bellio nichts zu sehen ; dafür berichtet er , dass jene Küste nachträglich korrigiert wurde, und zwar durch Ueberkleben eines feinen Pergamentstreifens , was in Les Corte-Real« nicht angegeben wird. Was die Küste nordwestlich von Cuba anbelangt, welche Ruge für die Küste Asiens nach Toscanelli hält , so sagt der Verfasser nur, dass sie keinen Namen führt, und dass in ihrer Nähe auch keine Aufschrift vorkommt. Die Karte aus den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts, die sich in der Biblioteca Oliveriana zu Pesaro befindet und auch von Harrisse beschrieben wurde , ist viel besser ausgefallen als jene von Cantino und als die Karte Cosas. Auffällig ist bei derselben , dass die Entfernung der Canarien von Cadix einerseits und von Gujana andererseits genau dieselbe ist, als wie sie der Brief Vespuccis an Soderini angibt ; ebenso ist die Costa Fremosa mit dem Brief übereinstimmend 870 Leguen lang. »Viele der Betrachtungen , welche Harrisse tiber die Uebereinstimmung der Karte des Cantino mit der Reise des Vespucci anstellt , und welche gewiss grosser Beachtung wert sind , sind auf diese oliverianische Karte anwendbar ; die Angabe ferner eines einzigen Zeichens mit einem einzigen Namen für die lange Küstenstrecke im Norden von Cuba entspricht der an geographischen Benennungen so kargen Beschreibung Vespuccis. « Aus diesen Thatsachen will Bellio keine bestimmten Schlüsse über die erste Reise des Vespucci ziehen , aber er glaubt sie besonders hervorheben zu müssen. Sicher aber ist die Uebereinstimmung der Südküsten mit der zweiten und dritten Fahrt dieses Entdeckers. Bei der Kartengruppe Battista Agnese macht uns Bellio auf einige Punkte aufmerksam, welche Beziehung zur Geschichte der physikalischen Geographie haben . Auf einem dieser Blätter bemerkt man nämlich einen zur Küste der Vereinigten Staaten parallel laufenden, von 28 bis 38 ° nördl. Br. reichenden Streifen, dunkelgrün im Norden , hellgrün und grünlichgelb im Süden , mit einer durchschnittlichen Ausdehnung von 2º und im Mittel ebensoweit entfernt von der Küste. Soll dieser Streifen die Sargasso-See andeuten , deren Lage von den Seefahrern so verschiedenartig angegeben wurde ? Oder bedeutet es eine vermeinte Bank ? Oder soll gar dieses die erste und älteste Andeutung des Golfstromes darstellen ? Eine andere bemerkenswerte Erscheinung ist das Vorkommen der ersten Schiffahrtsrouten , angegeben durch Linien und durch die Bezeichnung : el viazo del Perù , el viazo de Maluco . Die Route nach Perù führt von Cadix über Panamá, jene nach den Molukken durch die Magellan- Strasse. Sehr interessant sind die Anhänge zur Hauptarbeit, welche über die Versetzung einiger Küsten auf den ältesten Blättern Amerikas handeln. Beginnen wir mit Cuba , so erscheint diese Insel auf der Karte des Cantino ( 1502 ) in 40 ° nördl. Br. , auf der oliverianischen in 29 ", auf der Charta maritima Portugalensium (1501-1514) in 35 °, auf dem Blatte Cosas in 36 °, bei Ruysch ( 1507) in fast 40 ° , bei Silvano ( 1511 ) in 40º, bei Schoner ( 1520) in 30 °, bei Bordone ( 1521 ) in 40 °. Erst von 1525 an wird die Küste richtig eingetragen , und kommen bei späteren Karten wieder Fehler vor, so ist das ein Anzeichen, dass ältere Quellen benutzt wurden. Bellio hebt nun hervor, dass die ältesten mit dieser fehlerhaften Angabe versehenen

Karten portugiesischen Ursprunges sind , und dass sich so die Versetzung erklären lassen könnte. Diese Deutung kommt mir sehr bedenklich vor, und jedenfalls ist die Karte Cosas hiervon auszuschliessen. Dagegen verdienten die Angaben Cantinos, Verazzenos und der Karte im Museum Borgia (Cuba in 28 °) weitere Beachtung . Unklar ist uns der kurz gehaltene Versuch Bellios , den Fehler auf 28 ° reduzieren und erklären zu wollen. Er sagt , dass die Astrolabien sehr ungenau waren , und dass Columbus sich solcher Instrumente bediente , welche in Andalusien oder Marokko, für ganz andere Breiten also , erzeugt waren als für die Tropen. Bestärkt fühlt er sich in dieser Annahme durch den Umstand , dass gerade die Breitenangaben in den Tropen die am meisten irrigen sind. Wir wissen momentan nicht , was darunter gemeint wird , da beim Astrolabium die Breite auf die Anwendbarkeit keinen Einfluss ausübt. Soll es sich hier um eine Verwechselung mit dem Jakobsstabe handeln ? Oder denkt Bellio , dass die Teilung für zu grosse (Sonnen ) oder für zu kleine (Nordstern-) Höhen nicht mehr sorgfältig ausgearbeitet war ? Auf keinen Fall geht es an, den Fehler auf die Einwirkung der Refraktion zurückzuführen, die in 22 noch viel zu wenig zu sagen hat. Eine andere auffällige Versetzung, welche auf allen Karten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorkommt , ist die Verschiebung der Ostküsten Nordamerikas um 12-20 ° nach Osten. Vielfach hat man diese Erscheinung mit den politischen Intriguen verbunden, die sich in Angelegenheit der Feststellung der Demarkationslinie abspielten , und Bellio will dies nicht ganz verneinen. Allein seiner Ansicht nach ist diese Verschiebung auch eine natürliche Folge der mangelhaften nautischen Ortsbestimmungsmethoden jener Zeit , und in dieser Beziehung wirkten besonders zwei Umstände entscheidend. Erstens die Unkenntnis der magnetischen Deklination , die eine ungeahnte und unberücksichtigt gebliebene Versetzung nach Westen verursachte. Zweitens die Ausserachtlassung der Abnahme in der Grösse der Längengrade. Hatte man seinen Weg zurückgelegt, welcher am Aequator einer Längenänderung von 1 ° entspricht, so notierte man auch in höheren Breiten einen gleichen abgesegelten Längenunterschied , während letzterer in der That bedeutend grösser war. Diese beiden Fehlerquellen wirkten nun im gleichen Sinne und verursachten eine Versetzung der Küste nach Osten. Was die Distanz anbelangt, verhält sich aber der Längengrad in 50 ° Br. zum Aequatorgrad wie 70 : III , und dieser Fehler ist nun nach Bellio genau derselbe , wie er im Mittel auf eben jenen Karten vorkommt. Schliesslich erklärt Bellio die östliche Versetzung der Küsten um Kap Roque durch die Unkenntnis der Aequatorialströmung. Um anderen das Studium dieser Karten zu erleichtern, hat Bellio schliesslich die wahre Lage der Küsten in Marinischer Projektion gezeichnet und auf demselben Blatte in verschiedenen Farben die Küsten eingetragen , wie sie nach den wichtigsten der von ihm besprochenen Bilder zur Darstellung gelangen . Der Leser sieht , dass dieser neueste Beitrag Bellios schätzenswert ist und das Material zur Geschichte der Kartographie wesentlich bereichert. E. Gelcich . Lussin piccolo .

An die Mitarbeiter! Aehnlich , wie in Nr. 23 des vorigen Jahrganges , sieht sich der Herausgeber zu der Erklärung gezwungen , dass für das ganze Jahr das » Ausland « mit Material überreichlich versorgt ist , so dass neue Einsendungen im allgemeinen erst 1894 auf Veröffentlichung rechnen dürfen . Musste doch sogar mit Rücksicht auf diese Sachlage der Bericht , den Herr Dr. Träger (Nürnberg) über den Stuttgarter Geographentag verfasste und der Redaktion schon zu Ende April einlieferte , bis zum Juli zurückgestellt werden ! Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 21.

Stuttgart, 27. Mai 1893.

Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND In- und Auslandes und die Postämter. MDCXL GÜNTHER in München , Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit.

Inhalt : 1. Ueber das Mutterrecht und Vaterrecht bei malayischen Stämmen. Von J. Kohler (Berlin) . S. 321 . 2. Zur Aitowschen Kartenprojektion. Von Franz Vapotitsch (Graz) . S. 325. -- 3. Formosas wirtschaftliche Verhältnisse . Von Alwin Oppel (Bremen) . S. 327. 4. Afrikanische Nachrichten. (Januar - März.) Von Brix Förster (München). (Schluss .) S. 328. ― 5. Ueber die Verbreitung , Beschaffenheit und Verwendung der Banane. (Nach ostindischen Angaben . ) Von G. Th. Reichelt (Rheinfelden) . S. 331. ― 6. Litteratur. (Haas ; Minich ; van Kampen .) S. 336. Ueber das Mutterrecht und Vaterrecht

selbst vollzogen ; manchmal sind auch Frauenkaufvölker im Mutterrecht verblieben.

bei malayischen Stämmen .

Von J. Kohler (Berlin) .

$ 2. SI. Die welthistorischen Motive, die den Uebergang vom Mutterrecht zum Vaterrecht vollzogen haben, sind von ausnehmender Wichtigkeit ; denn kaum war je ein Fortschritt der Menschheit wichtiger , kaum

In den Padangschen Hochlanden auf Sumátra besteht noch das Mutterrecht , das Neffenrecht , der adat kamanakans ; anders in einigen benachbarten Gebieten : hier sind die Kamanakans, die Neffen , in

je eine Wandelung verhängnisvoller. Als das Vaterrecht erstand , konnte der Genius der Menschheit

Konkurrenz mit den Kindern gestellt : Kinder und Neffen erben zugleich. Bei manchen Stämmen ist es so weit gediehen , dass die Söhne die Neffen aus-

neue Bahnen erspähen und den Völkern neue Kulturschicksale offenbaren.

schliessen , rieren ¹).

Die Motive waren nicht immer dieselben ; eine jede Rechtsentwickelung zeigt neben einer Reihe allgemeiner Principien eine Unsumme von individuellen Varianten. So auch hier; um so interessanter ist es, den Entwickelungsprozess da zu enthüllen , wo er sich in historischen Zeiten vollzogen hat, und nirgends ist der Prozess durchsichtiger und plastischer, als bei den malayischen Völkern . Hier ist ein er-

die Töchter mit den

Neffen konkur-

Dies hängt hauptsächlich damit zusammen, dass das Mutterrechtshaus faktisch nicht mehr aufrecht erhalten wird. Das echte Mutterrechtshaus ist eine Verbindung der Schwestern und ihrer Kinder mit ihren Brüdern zu gemeinsamem Haushalte , unter Ausschluss der Männer. Dieses Mutterrechtshaus hält oftmals straff zusammen , so dass es nur durch Gewalt gelockert

giebiges Feld für die vergleichende Rechtsgeschichte,

werden kann , und das ist eben der Frauenraub.

und ein reichliches Material von Beobachtungen gibt der Forschung Stoff zu neuen Betrachtungen ; hier war das Gebiet, wo der leider viel zu früh verstorbene Dr. G. Wilken so fruchtbar gewirkt hat ; hier hat das Werk von Riedel über die >> Sluik- en kroes-

Vielfach löst sich aber das Mutterrechtshaus von selbst . Hierbei können die verschiedensten Gründe

harige rassen tusschen Selebes en Papua « ( 1886) reiche Fördernis geboten , und eine Reihe von späteren Studien haben sich angeschlossen, die teils in den » > Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volken-

langt, nicht durchführbar ist. Wo, wie in Australien, die Menschen zu drei oder fünf herumschweifen

zusammenwirken . Oftmals sind die Nahrungsmittel so spärlich und so weit zerstreut, dass eine Ansammlung von Menschen , wie sie das Mutterhaus ver-

müssen, um den Lebensunterhalt zu fristen, da kann das Mutterhaus faktisch nicht mehr bestehen : der Mann wird eben mit Weib und Kindern umherziehen. Wo ein Teil des Volkes sich absondert

kunde van Nederlandsch- Indië« (Haag) , teils in der >>Tijdschrift voor Indische Taal-, Land- en Volkenkunde«< (Batavia und Haag) veröffentlicht sind . Als ein Hauptförderungsmittel des Vaterrechts

und neue Wohnsitze sucht , da wird gleichfalls der Mann die Frau und die Kinder mit sich nehmen :

ist schon längst der Frauenraub und der Frauenkauf erkannt worden ; aber dies ist nicht das einzige. Manchmal hat sich die Umbildung allmählich von Ausland 1893, Nr. 21.

1) Wilken , De verbreiding van het matriarchat op Sumatra, 1888 , in den Bijdragen «, XXXVII , S. 163 f. 41

322

Ueber das Mutterrecht und Vaterrecht bei malayischen Stämmen .

bestände das Mutterhaus faktisch weiter, so hätte der Mann in der Entfernung keine Frau , die Frau keinen Mann mehr. Daher die häufige Erscheinung, dass, während das Muttervolk noch nach altem Brauche lebt , die Kolonisten den adat des Vaterrechts annehmen . Allerdings hat die faktische Lösung des Mutterhauses noch nicht notwendig zur Folge, dass das Mutterrecht de jure aufgegeben wird . Bei vielen, vielleicht bei der Mehrzahl der australischen Stämme, besteht das Mutterrecht weiter ; wenn auch das Kind

hälfte erbt an seine Kamanakans , die Frauenhälfte an ihre (seine) Kinder. So bei strenger Durchführung des Mutterrechtes.

Nun gibt es aber schon hier Vermittelungen : stehen die Kinder dem Vater näher, als die Neffen, so wird der Vater sich versucht fühlen, den Kindern Schen-

und die Mutter mit dem Vater lebt , so kann es

kungen zu machen . Dies ist in Ländern des strengen Mutterrechts nicht gestattet , mindestens nicht ohne Zustimmung der Kamanakans ¹ ) ; in dem genannten Bezirke von Sumátra aber ist es dem Manne gestattet , seinen Kindern , zwar nicht von seinem

doch so sein, dass das Kind lediglich mit der Mutter und ihrer Familie, nicht mit dem Vater und seiner Familie verwandt ist. Wohl aber entsteht ein Wider-

Stammvermögen , wohl aber von seinen Errungenschaften zu schenken. Noch weiter führt die Entwickelung bei an-

spruch zwischen jus und factum, der sich, je reicher die Beziehungen werden , um so schneidender fühlbar macht. Dass bei dem Tode des Mannes nicht

deren Stämmen des erwähnten Distrikts . Es gibt Stämme, bei welchen die Kinder mit den Kamanakans das Errungenschaftsteil des Vaters zusammen erben und zwar zu halb und halb . Bei anderen Stämmen siedelt die Frau zu dem Manne über, die Kinder erben alles , die Kamanakans nichts.

das Kind , das mit ihm alle Lebensschicksale teilt, zur Erbschaft kommt , sondern der vielleicht ganz unbekannte Neffe , ist gewiss kein ansprechendes Resultat; dass beim Kriege zwischen beiden Familien der Sohn aus dem Hause des Vaters austreten und

mehr 2) .

$ 3. gegen den Vater die Waffen führen muss, wird gewiss im höchsten Grade peinlich empfunden werden . Gerade bei einer Kolonistenbevölkerung ist ein Derartiges kaum durchführbar: der Vater erwirbt , der im Heimatlande gebliebene Neffe erbt ; oder lässt man nur Kolonisten zur Erbfolge zu , so ist es trotzdem höchst störend , dass der Sohn ausgeschlossen werden soll, auf dessen Arbeit vielleicht der wesent-

In anderen Teilen Sumátras ist allerdings, wie vielfach sonst, der Frauenkauf das bildende Element gewesen. Bei verschiedenen Stämmen gibt es zwei Eheschliessungsformen : die Form , bei welcher der Mann alles ist , und die andere Form , wo die Frau alle Rechte hat . Die erstere ist die Kaufform , die djurdjur- Ehe ; djurdjur ist die Kaufsumme , die entweder bar bezahlt oder auch durch Pfandlingschaft, durch das Mendschirings -Verhältnis, abver-

lichste Teil des Vermögens zurückzuführen ist . Das führte von selbst zur Herausbildung des Vaterrechtes , wie dies aus den Mitteilungen Graaflands über den Distrikt Indragiri (auf Sumátra) hervorgeht ¹ ) . Hier finden wir teils noch das reine Mutterrecht : die Frau wohnt mit den Kindern in ihrem Geschlecht (suku) unter dem Bruder, dem

öfters mit Rücksicht darauf ein Zuschlag zum Frauenpreis beansprucht ") .

mamaq. Die Beerbung erfolgt nach Mutterrecht : das Vatervermögen (harta pembawan) kommt an seine Neffen, die Kamanakans ; das Muttervermögen,

Diesem patriarchalischen Zustand entspricht auch das Leviratsrecht in der Weise, dass die Person der Frau mit dem Nachlasse auf den nächsten Erben

das harta - dapatan , erbt an ihre Kinder ; so auch die jeweilige Hälfte der Errungenschaft . Bei den Malayen herrscht nämlich vielfach die Errungenschaftsgemeinschaft ; sie herrscht vielfach, soweit sie nicht durch die Kaufehe und die der Kaufehe entsprechende Unter-

übergeht . So ist es bei den Battaks auf Sumátra : die Witwe , die kein Kind hat , fällt an ihre Stiefsöhne oder an die Brüder des Verstorbenen , die sie verkaufen oder einem von ihnen als Frau überlassen

jochung der Frau verdrängt worden ist ; sie besteht insbesondere vielfach in den Gegenden des Mutterrechtes und ist eine Reaktion gegen die Härten desselben denn die Errungenschaftsgemeinschaft lässt die Hälfte der Arbeit des Mannes an die Frau und folgeweise an die Kinder der Frau fallen , die ja regelmässig zu gleicher Zeit auch Kinder des Mannes sind 2 ) . In dem erwähnten Distrikte heisst das Errungenschaftsganze harta - suarang , es gehört zur Hälfte dem Manne, zur Hälfte der Frau ; die Mannes1) Bijdragen tot de Taal- , Land- en Volkenkunde , XXXIX , S. 40 f. 2) Dafür wird ihnen allerdings die Hälfte des Erwerbs der Frau entzogen ; aber das ist wohl meist das mindere.

dient wird. Jetzt hat der Mann alle Rechte , ihm gehört alles Vermögen , alle Errungenschaft ; ihm gehört selbst, was die Frau einbringt --- doch wird

können .

Hat sie Söhne, so fällt sie gewissermaassen

an diese ; natürlich ist ihre Stellung hier eine andere : sie bleibt bei den Minderjährigen im Haushalte und geht , wenn sie sich verheiraten , in ihr Hauswesen über ¹ ) . Solche Zustände finden sich auf den verschiedensten malayischen Inseln . Auf Aaru hat der Bruder des Mannes das Recht , die Witwe ohne Brautschatz zur Frau zu nehmen 5) .

Ebenso auf den

1) So bei den Nairs ; vgl . » Ztschr. f. vgl . Rechtswissensch. « , X, S. 68. 2) Graafland , S. 43 , 45 , 46 f. 3) Wilken , in den » Bijdragen « , Bd . 40, S. 158 f., 200 f. 4) Meerwaldt , in den » Bijdragen « , Bd. 41 , S. 197 . 5) Hoëvell , in der » Tijdschrift« , Bd . 33 , S. 84 f.

Ueber das Mutterrecht und Vaterrecht bei malayischen Stämmen.

323

Key -Inseln ¹) , auf einigen Teilen von Timorlaut 2). Das Recht des Bruders ist ein Recht auf die Witwe

Daher ergibt sich für diese Stämme von Sumátra das System: die Ehe ist eine Ehe nach Mutter-

kraft Erbschaftsrecht ; ist sie im Erbe , so kann sie sich nicht gegen die Verbindung mit dem Inhaber des Erbes sträuben ; und gehört sie zum Erbe , so braucht für sie nichts bezahlt zu werden .

recht , sofern nicht die Frau von dem Manne gekauft wird. Dass sich die Mutterrechtsehe in be-

Wie ernst der Frauenkauf genommen wird, zeigt auch folgendes. In Sumátra kommt es öfters

erhalten werden kann , beruht auf Gründen , die in dem Aufsatz über Recht , Glaube und Sitte aus-

vor, dass ein Teil des djurdjur, das talikulo , nicht bezahlt wird ; dies hat zur Folge , dass das Band zwischen der Frau und ihren Eltern noch nicht völlig gelöst ist und diese insbesondere einschreiten können , wenn der Ehemann das Weib verwunden oder gar töten wollte ").

geführt worden sind ¹) .

die

Zahlt dagegen der Mann nichts, so ist die Ehe ambil - anak- , die tjambur - sungkai- oder

tjambur - sumbai - Ehe. Hier zieht der Mann zur Frau über , und alles Vermögen gehört der Frau , d. h. der Frauenfamilie ; sogar die eheliche Errungen-

sonderem Maasse dann erhalten hat, wenn die Tochter das einzige Kind ist , und nur durch sie das Haus

$ 4. Uebrigens haben die ausgezeichneten Forschungen von Wilken dargethan , dass es auch auf Sumatra. Stämme gibt , welche das System der Kinderverteilung üben, das bekanntlich bei den Makassaren und Buginesen heimisch ist . Die Vereinigung von Vaterund Mutterrecht kann ja in der Art erfolgen , dass die beiden Familien sich in die Kinder teilen : die

schaft, das harta - pentjarian ; nur das beigebrachte Vermögen des Mannes verbleibt ihm , aber er bringt in diese Ehe selten etwas mit ; denn hat er etwas,

Kinder gelten als Vermögenswerte, bezüglich eine Auseinandersetzung stattfindet 2 ) . Die Vereinigung von Vater- und Mutterrecht, ein jedes Kind zu beiden Eltern und ihrer

so heiratet er eher mit djurdjur . Diese Art der Eheschliessung findet nicht nur statt, wenn die Frau

in Beziehung steht , ist gleichfalls in Sumatra (wie in Borneo) vertreten , als mardika- , suka - sama-

als einziges Kind das Haus aufrecht erhalten soll, sondern auch sonst, sofern der Mann keinen Kauf-

suka- , radja - radja - Ehe ³) . Das Entstehen dieser Doppelform ist sehr begreiflich ; namentlich die Kinderverteilung erklärt sich daraus , dass an Stelle des Frauenpreises oder eines Teiles desselben Kinder der Ehe an die Mutter-

preis bezahlen kann 4 ) ; allerdings wohl seltener, da in solchem Falle die djurdjur-Ehe mit Abverdienen des djurdjur durch zeitweilige Pfandlingschaft dem Manne grösseren Vorteil bietet. Diese ambil- anak- Ehe ist eine Ehe nach Mutterrecht. Man hat dies bestritten ; man hat geltend gemacht, dass die Kinder dieser Ehe durch die Mutter nicht an ihren Bruder oder Oheim, sondern an ihren Vater fallen. Allein dieser Einwand ist

welcher höchste wonach Familie

familie abgetreten werden. Aber auch die zweite, vollkommenere Eheform lässt sich dadurch erklären, dass die Mutterfamilie sich mit einer kleineren Summe abfinden liess, sofern man ihr nur ein Anteilsrecht an der Frau und jedem Kinde

unstichhaltig. Es kommt vielmehr darauf an, nach welchem System der Vater der auf solche Weise verheirateten Tochter sich verehelicht hat . Wenn

gewährte ; die Anteilsrechte blieben hier ungeteilt , es fand keine actio communi dividundo bezüglich der Kinder statt ; alles blieb gemeinsam. Schon die oben angeführte Sitte des talikulo zeigt diese Ent-

der Vater derselben eine djurdjur- Ehe eingegangen hat, dann gehört ihm natürlich die Tochter ; und die

wickelung : ein Teil des Kaufpreises weniger , und die Familie behält ein Anrecht an der Frau . Aller-

Kinder, welche die Tochter ins Haus bringt, bringt sie dem Vater ins Haus, dem sie selbst gehört. Da der Vater nach Vaterrecht verehelicht ist , so kann das nunmehr gewählte Mutterrecht nicht weiter reichen , als soweit es sich mit dem Vaterrechte verträgt , welches dem Vater zusteht. Hat da-

dings kann diese ethisch vollkommenere Familienform noch einen anderen Ursprung haben , wovon sofort zu handeln ist ( vgl . weiter unten) . So hat hier die Variante der Kaufidee zu einer

gegen der Vater der Tochter selbst nach ambil-anak, nach tjambur-sumbai geheiratet , so gehören seine Kinder, also auch die Tochter, nicht ihm , sondern dem Mutterhaus , das durch seine Frau aufrecht erhalten wird ; mithin bringt die wiederum nach ambilanak verheiratete Tochter die Kinder nicht dem Vater

birgt .

und in das Haus des Vaters , sondern in das Haus ihrer Mutter und , wenn sie Brüder hat , in die Herrschaft ihrer Brüder. ¹) 2) 3) 4)

Hoëvell , ebenda, Bd. 33 , S. 125 . Riedel , S. 301 . Wilken , in den » Bijdragen « , Bd. 40 , S. 166 . Wilken , in den Bijdragen « , Bd . 40, S. 181 .

Variante im Familienrecht geführt, zu einer Variante, die allerdings eine fundamentale Verschiebung in sich $ 5. So auf Sumatra , so in sonstigen malayischen Gebieten . Allüberall sieht man, wie Frauenraub und Frauenkauf mit ihren Varianten eine Umwandlung der Familienverhältnisse zu bringen vermögen. 1 ) » Grünhuts Zeitschrift , XIX , S. 584. 2) Solche Kinderverteilungen finden sich ausnahmsweise auch bei anderen Völkern , z. B. in Indien (» Ztschr. f. vgl . Rechtswissensch. « , X , S. 74). 3) Wilken , in den D Bijdragen « , Bd. 40 , S. 189 , 193 . Man nennt sie auch semendo - Ehe uneigentlich , denn » semendo heisst »Ehe « überhaupt.

Ueber das Mutterrecht und Vaterrecht bei malayischen Stämmen .

324

Auf der Insel Ceram zahlt der Bräutigam einen | gilt noch bei verschiedenen Stämmen der Malayen Kaufpreis (anai) , wodurch die Frau in die Familie volles Mutterrecht ; so nicht nur bei den Menangkabaus auf Sumátra, sondern auch auf den Luangdes Mannes kommt ; wird der Kaufpreis nicht beSermata - Inseln : hier wird kein Brautpreis bezahlt, zahlt , so tritt der Mann in die Familie der Frau . dafür tritt aber auch der Mann in die Familie der Die vor der Zahlung erzeugten Kinder fallen in die Mutterfamilie und bleiben hier bei manchen Frau ein und wohnt bei seinen Schwiegereltern . Stämmen, auch nachdem der anai entrichtet ist ; bei manchen Stämmen wird der Brautschatz dadurch berichtigt, dass man der Brautfamilie einen Teil der Kinder überlässt also Kinderverteilung im obigen

Die Ehe kann im eigenen und fremden Stamm eingegangen werden ; im letzteren Falle geht der Mann in den Stamm der Frau über ¹).

Auf Leti besteht gleichfalls kein Brautschatz ,

Sinne. Der Frauenpreis kann auch , ähnlich wie auf Sumátra, erarbeitet werden ¹ ) . Ebenso gehören auf

auch hier gilt Mutterrecht ; der Stand der Mutter ist für die Kinder maassgebend, die Frau bekommt die

Ceramlaut die vor der Zahlung des Brautpreises gezeugten Kinder zur Mutterfamilie 2) . Ebenso auf

volle Errungenschaft , der Mann ist insofern ein Annex der Frauenfamilie ; sein Eigenvermögen erbt an die Schwester und die Schwesterkinder 2) .

den Watubela - Inseln : die Ehe ohne Brautpreis, wo dann die Kinder in die Mutterfamilie fallen , ist die dakenav - Ehe ; sie kann durch nachträgliche Zahlung in eine davakahaa- , d . h. Vaterrechtsehe

$ 6. Uebrigens zeigen auch die strikten Völker des

verwandelt werden ³). Aehnlich auf den Key - Inseln : durch Zahlung des Brautpreises wird die Frau von ihrer Familie

Patriarchats Spuren ehemaligen Mutterrechtes . So Ein häufiges gerade die Battaks auf Sumatra. Residuum des Mutterrechtes ist bekanntlich der Avun-

gelöst und in die des Mannes gebracht ¹ ) ; auch auf Timorlaut : erst mit Bezahlung des vollen Brautpreises bekommt der Mann die volle Herrschaft

kulat , d . h. die besonders bedeutungsvolle Rechtsstellung des Mutterbruders , des avunculus , in der

über die Frau ; erst jetzt kann er verlangen , dass die Frau die elterliche Wohnung verlässt, und kann er sämtliche Kinder in Anspruch nehmen "). Auf der Dama - Insel endlich findet sich der Brauch, dass das erstgeborene Kind den Eltern der Frau statt des Brautschatzes überlassen wird ") . Ebenso wie der Kauf der Frau wirkt der Raub,

die Entführung , sofern nur gegen eine (oft sehr geringe) Gabe die Versöhnung mit der beleidigten Familie zu stande gekommen ist. So auf Ceram ) ; so auf Kisar : hier ist die Ehe sonst eine Mutterrechtsehe ; wird aber die Frau entführt und tritt gegen Zahlung und Busse Versöhnung ein , so gehören die Kinder dem Vater ) . Auf Kisar gilt noch etwas Besonderes : heiraten Bruder- und Schwesterkinder, so ist die Ehe eine jener vollkommenen Ehen , wo die Kinder der Vaterund der Mutterfamilie zugleich gehören und so beide Bildungsgedanken vereinigt sind 9 ) ; dies enthüllt uns ein neues Motiv dieser hohen Entwickelungsform : stehen sich die Brautleute so gegenüber , dass die Frau dem nämlichen Geschlechte angehört, wie die Mutter des Mannes , so ist es begreiflich , dass die Mutterfamilie mit gesteigerter Energie Mutterrecht an den Kindern beansprucht. Im Gegensatze zu den gedachten Eheformen

1) Riedel , 2) Riedel , 3 ) Riedel , 4) Riedel , S. 124 f. 5) Riedel , 6) Riedel , 7) Riedel , 8) Riedel , 9) Riedel ,

S. 132 . S. 173 . S. 205 . S. 236 ; Hoëvell , in der » Tijdschrift« , XXXIII, S. S. S. S. S.

301 . 465 . 133 . 416. 416.

Familie , die oft mit der Stellung des Vaters alterniert, nicht selten den Vater bei wichtigen Gelegenheiten völlig zurückdrängt . Ueber den Avunkulat in Indien hat Bachofen ) und habe ich ¹ ) Nachweise gegeben. Er findet sich aber auch bei den Battaks. Verheiratet sich nämlich die Schwestertochter, so bekommt zwar ihr Vater den Kaufpreis, das boli oder sinamot , aber ein weiteres Geld, das upa tülang , fällt an den avunculus 5) — ein Residuum des ehemaligen Verheiratungsrechts , das

sehr erklärlich ist ; denn Rechte , die Geldvorteile bringen , pflegen mit besonderer Zähigkeit festgehalten zu werden. Eine solche Teilung des Menschenpreises mit der Mutterfamilie kommt im Leben der Völker auch sonst häufig vor : die Teilung des Brautschatzes, wie die Teilung der Komposition. Ferner hängt mit dem Mutterrecht folgender Brauch zusammen . In gar manchen Gegenden der Erde ) , so auch bei den Battaks , findet sich der Brauch , dass der Schwestersohn die Bruderstochter heiratet ; ja er ist dazu von Rechts wegen verpflichtet,

sofern beide im richtigen Alter stehen und keine wichtigen Gründe entgegen sind ; doch kann er sich durch eine Geldbusse befreien . Die Cousinehe an sich hat mit dem Mutterrecht nichts zu thun ; sie beruht auf dem ehemaligen Gruppenehegedanken , wonach die Männer der einen Gruppe die Frauen 1 ) Riedel , S. 324. 2) Riedel , S. 390 ; Hoëvell , in der » Tijdschrift« , XXXIII, S. 212. 3) Antiquarische Briefe, II , S. 188 f. 4) Ztschr. f. vgl. Rechtswissensch. , X, S. 69 f. 5) Meerwaldt , in den » Bijdragen « , Bd . 41 , S. 204. 6) So auch bei den Chins in Birma , » Ztschr. f. vgl. Rechtswissensch. « , VI, S. 187 f.; in einigen Gegenden Indiens, >>Ztschr. f. vgl. Rechtswissensch. , VIII, S. 144 ; X, S. 72 .

Zur Aitowschen Kartenprojektion.

325

der anderen Gruppe von selbst zu Frauen haben . | sohn, denn die Schwestertochter wird verheiratet und Wohl aber hängt mit dem Mutterrechte der Satz einen Teil des Frauenpreises bezieht der Oheim ; zusammen , dass diese Cousinehe sich fast durchdaher lebt das Avunkulat hier noch tagtäglich gängig in der Gestalt findet , dass Schwestersohn mit Bruderstochter , nicht so , dass Schwestertochter mit Bruderssohn in die Ehe tritt : eine solche Ehe

in frischer Geltung, während die Beziehung zu den Söhnen der Schwester als unpraktisch verblasst . So kommt es nun , dass die Ehe des Brudersohnes

wäre nicht nur ungebräuchlich, sondern selbst verboten, so verboten wie die Geschwisterehe.

mit der Schwestertochter als widernatürlich gilt, als so widernatürlich, als ob das Wasser den Berg hinan-

Der Grund dieser Erscheinung ist aber folgender : Zur Zeit der Gruppenehe und des Mutterrechtes ist es so : der Bruder aus dem Stamme A heiratet eine Frau aus dem Stamme B, und ihr Sohn fällt in den Stamm B ; die Schwester aus dem Stamme A heiratet einen Mann aus dem Stamme B , und ihre

liefe ¹) , während die Ehe der Bruderstochter mit dem Schwestersohn unbeanstandet bleibt ; und da sie unbeanstandet bleibt, so kann sich hier immer noch der welthistorische Trieb der Cousinehe erfüllen .

Tochter gehört dem Stamme A an: hiernach ist der Bruderssohn ein B und die Schwestertochter eine A, die Ehe wäre hiernach möglich ; sie ist auch in den Zeiten des reinen Mutterrechtes möglich gewesen. Anders nach Uebergang zum Vaterrecht, sofern noch mutterrechtliche Reminiscenzen bleiben. Nach Uebergang zum Vaterrecht kehrt sich die Sache um : der Bruderssohn gehört der Familie seines Vaters an und wird ein A , die Schwestertochter aus gleichem Grunde eine B; hiernach stünde wiederum der Ehe nichts im Wege. Aber das setzt voraus , dass das Vaterrecht ganz durchgedrungen ist. Nun blieb aber, wie oben bemerkt, häufig der Avunkulat bestehen , d . h. die Beziehung des mütterlichen Oheims zu den Nichten, so dass diese Nichten dem Oheim wie Kinder nahe standen ; und diese

Beziehung wurde um so mehr aufrecht erhalten, als sie geldwertig war und dem Oheim bei Verheiratung der Nichte einen Teil des Frauenpreises eintrug. War nun das Verhältnis so gestaltet, so musste sich bei der Ehe von Bruderssohn und Schwestertochter nach Bildung des Vaterrechts folgendes entwickeln : Gehört der Bruder zum Stamme A, so gehört auch der Bruderssohn zu diesem Stamme A; die Schwester , die dem gleichen Stamme A entsprosste, verheiratet sich mit einem Manne aus dem Stamme B , und ihre Tochter wird eine B. Allein kraft des Avunkulates erhebt immer noch der Bruder (A) seine Ansprüche auf sie und behandelt sie , als ob sie noch seinem Stamme, dem Stamme A, zugehörte ;

In einigen Mitteilungen wird allerdings einfach gesagt , dass der Cousin die Cousine heirate, aber hier ist nach Analogie der eingehenderen Berichte anzunehmen , dass dies stets Schwestersohn und Bruderstochter ist. So in Manggarai auf Flores 2 ) . Das Gleiche ist anzunehmen , wenn es von den Bewohnern von Kisar heisst, dass Brudersund Schwesterkinder miteinander heiraten , diese Ehe auch schon in der Kindheit zugesagt wird , während die Ehe von Bruderskindern mit Bruderskindern nicht gestattet sei ") .

Zur Aitowschen Kartenprojektion . Von Franz Vapotitsch (Graz). Um den Wert der Aitowschen Projektion und der Erweiterungen durch E. Hammer¹) und J. Frischauf ) zu beurteilen, habe ich auf Anregung des letzteren die Tabellen für die grösste Winkelverzerrung 2 und für das Flächenverhältnis Sab (bei den nicht flächentreuen) berechnet. Für den Zweck dieses Berichtes schien es genügend, 20 in Graden und nur bei kleinen Zahlen

die erste Decimale anzugeben , die Grösse S auf zwei Decimalen mitzuteilen. Zum Vergleiche der flächentreuen Projektionen wurde die in > » Tissot - Hammer« enthaltene Tabelle der Mollweideschen Projektion bis zu 180 ° Länge erweitert. I.

Diese Aitow sche Projektion wird charakterisiert durch die Formeln

sie gilt noch wie seine Tochter, und darum darf sie der Bruderssohn , der gleichfalls dem Stamme A angehört , nicht heiraten ; es würde als ebenso unnatürlich gelten , wie die Ehe von Bruder und Schwester.

COS u

cos & cos ε λ

tg v =

tgp sin & λ

x = u COS V

y = ɛu sin v, Nun sollte man glauben , dass der gleiche Fall einträte , wenn die Tochter des avunculus den Sohn seiner Schwester heiratet ; denn auch hier könnte man sagen : der Sohn der Schwester ist dem avunculus gegenüber wie der eigene Sohn und eine Ehe mit der leiblichen Tochter des avunculus ausgeschlossen. Allein hier würde man übersehen, dass das Verhältnis des avunculus zur Schwestertochter notwendig viel inniger bleibt, als das Verhältnis zum SchwesterAusland 1893, Nr. 21 .

wo

die Breite und λ die Länge bedeutet. & ist = n

won die Vervielfachungszahl der Längen ") bezeichnet. 1) 2) 3) 4) lungen« , 5) 6)

Meerwaldt , in den » Bijdragen « , Bd . 41 , S. 205. Meerburg , in der Tijdschrift « , Bd . 34 , S. 466 . Riedel , S. 416. E. Hammer , Petermanns Geographische Mittei38. Bd . , S. 85. J. Frischauf , » Ausland « , 1892 , Nr. 26, S. 414. Ausland , 1892 , Nr. 26. 42

on Zur Aitowschen Kartenprojekti .

326

I Die Tabellen wurden für € =

; und

; &= 2

3 2

gerechnet .

ausserdem noch einige Werte für e = 3

bei der folgenden flächentreuen Projektion verwendet ; u und haben dieselbe Bedeutung wie bei I. น x = 2 sin COS V 2



I

• sin v.

=3

y = 2 € sin 2

2

20 -

ε 入

90

120

150

180

O

0.0

0.6

2.6

6.0

II

17

26

30

2.6

9.4

19

28

37

48

59

60

II

21

38

6

77

85

85

91

93

59

75



90

120

150 0 |

180 18

0.0

0.6

4.I

9.0

15

26

39

30

4.0

II

22

33

44

56

69

74

86

95

95

100

102

818

30

60

O

39

20

9-

26

90

886

60

|ཌ 3

30

3335

9-

O

S

60

90



9O

30

60

90

120

150

180

O

1.00

I.OI

1.05

I.II

1.21

1.35

1.57

30

1.04

1.06

1.09

1.16

1.25

1.42

1.57

60

1.21

1.22

1.25

1.30

1.36

1.46

1.57

1.57

1.57

1.57

1.57

1.57

1.57

1.57

O

16 39

27

44

60

50

68

84

I @=

3 20

8180

I ==

3 20

30

60

90

120

150

180

O

O

0.4

1.7

4.0

7.1

II

16

30

4

12

23

34

44

55

58

77

92

ΙΟΙ

105

114

120

60

16

29

47

65

90

39

53

74

92

9-

22

À

O

--

9.

90

O

30

60

90

120

150

180

0.3

1.2

2.6

4.7

7.5

12

2

O

ε= 3

30

2.6

IO

20

30

39

48

58

60

II

23

41

58

72

84

94

90

26

41

65

84

97

107

113

20 入

O

O

16

74

45

9

43

85

90

39

73

73

6

S

O

9-

00

།ྱ །༅ ༄

30

O

30

60

90

120

150

180

1.00

Ι.ΟΙ (1.005)

1.02

1.05

1.09

1.14

1.21

1.05 (1.047)

1.05

1.07

1.09

1.18

1.18

1.25

1.21 (1.209)

1.213

1.22

1.25

1.28

1.31

1.36

1.57

1.57

1.57

1.57

1.57

1.57

1.57

180

90

III.

Verzerrungselemente der Mollweideschen Projektion ¹). 20

90



2 60

90

120

150

180

12

12

12

12

12

19

27

35

43

50

91 180

O

@=

30

O

12

12



30

5.7

IO

60

17

26

41

56

69

81

90

180

180

180

180

180

180

3 S = ab

20 λ

9.

180

O

90

180

II

49

1.00

1.21

2.41

II

36

69

I.II

1.29

2.06

26

61

61

1.57

1.57

1.57

O

90

O

O

45

90

S == I.

1) Vgl. Tissot - Hammer , Netzentwürfe geogr. Karten, Tafel XIII.

II . Das Aitowsche Projektionsverfahren wurde auch

Formosas wirtschaftliche Verhältnisse. 327 Formosas wirtschaftliche Verhältnisse.

Von Alwin Oppel (Bremen).

Norden , Takao und Anping-Taiwanfu im Süden . Die Gesamtausfuhr aus diesen vier Häfen betrug im Durchschnitt der Jahre 1880-1889 26 Mill . Mark ,

Die Insel Formosa wird ihrer ganzen Länge 1889 aber 26,3 Mill. Mark ; davon entfielen 1889 nach von einer in südwestlicher Richtung laufenden auf die Nordhäfen 18,4 Mill . Mark , auf die SüdBergkette durchzogen . Weite Strecken der gebirgigen häfen aber 7,9 Mill . Mark. Im gleichen Jahre verkehrten in den Nordhäfen 145 Schiffe mit zusammen Nordspitze sind mit Theepflanzungen bedeckt, während sich in den Thälern ausgedehnte Reisfelder hin- | 87 128 Rgtonnen Laderaum , in den Südhäfen aber ziehen . An die Westküste schliesst sich eine nied86 Schiffe mit 57431 Rgtonnen . Formosa könnte entschieden eine grössere Ausrige Ebene an , welche von der See aus ziemlich tief in das Innere reicht und von zahllosen Bächen fuhr haben , wenn die Verhältnisse des Binnenverkehrs wesentlich gebessert würden. Damit und Flüsschen durchschnitten wird , die sich gleich sieht es aber einstweilen noch schlecht aus. Auf einem Netzwerk über das Land verbreiten und es zur Reis- und Zuckerkultur ganz besonders geeignet machen. Das Innere und die ganze, der vollen Gewalt des Nordostmonsuns ausgesetzte Ostküste ist Gebirgsland ; steile Berge erstrecken sich bis zum

schmalen Fusswegen , welche sich zwischen Reisfeldern und durch Dschungeln hinziehen , muss der

an der Südostküste. Auch die Südspitze ist gebirgig. Die betreffenden Gebirge sind sämtlich bewaldet und

im Bau begriffen , aber keine der projektierten Linien ist vollendet . Die verhältnismässig grössten Fort-

von Giessbächen durchschnitten . An Fluss wegen ist die Insel sehr arm . Der einzige Fluss , welcher auf eine geringe Strecke kleine Fahrzeuge trägt, ist der bei Tamsui mündende Kilung.

schritte sind auf der Strecke Taipehfu-Kilung zu bemerken , und von Taipehfu bis Suitengka ist der Betrieb bereits eröffnet. Weiterhin befindet sich die

Transport der Waren in der westlichen Ebene des Südens durch Träger bewirkt werden . Nur in der Meeresstrande und lassen nur wenig bebaubares | Nähe der Küste sieht man ungefüge , zweiräderige Büffelkarren, welche höchstens 8 Pikul = 5 Zentner Land übrig. Eine Ausnahme machen die sog. Kapladen können . Eisenbahnen sind zwar mehrere sulan-Ebene im Nordosten und die Ebene bei Pilam

Bisher ist wenig geschehen , um die reichen Naturschätze der Insel zu heben. Auch seitens der Wissenschaft ist sie dermaassen vernachlässigt worden , dass heutigestags noch ansehnliche Strecken unerforschten Gebietes vorhanden sind.

Der Reichtum der Gebirge Formosas an wertvollen Nutzhölzern ist sehr gross und noch lange nicht genug verwertet . In den Thälern des Nordens wächst die Steineiche ; die Berge im Inneren sind bedeckt mit Kampferwaldungen und Sasanbäumen (eine Fichtenart mit hartem, weissem Holz ) ; ferner findet man in Fülle den Schaolam , welcher eines der schönsten Hölzer des Ostens liefert , die Arbor vitae orientalis , deren Stamm bisweilen 15-20 m hoch wird, die Liquidimbar Formosana, den Firnisbaum (Vernix vernicia) u . a. m. Kohlen sind auf Formosa viel vorhanden. An der Nordspitze liegt ein Feld von 120 qkm Ausdehnung . Ferner laufen zwei Flöze zwischen Tamsui und Kilung, das eine etwa 1,2 m mächtig und fast zu tage liegend, während das andere 18-27 m tief liegt, aber nur 35 cm mächtig ist. Der Preis der Kilungstückkohle beträgt

Linie Taipehfu-Taiwanfu-Takao im Bau . Das Telegraphennetz Formosas ist ziemlich ausgebaut. Takao und Anping -Taiwanfu sind bereits seit 1877 telegraphisch verbunden. Zwischen Anping und den Pescadores, sowie zwischen Hobe und Futschau wurde bereits 1887 je ein Kabel gelegt, später wurde auch die Landlinie zwischen Hobe-Kilung und Taiwanfu dem Verkehre übergeben und somit auch die telegraphische Verbindung des Südens mit dem Festlande hergestellt . Fernsprechlinien bestehen zwischen Anping und Takao, sowie zwischen Taipehfu und Tamsui . Die Hauptausfuhrgegenstände sind Thee und Zucker, früher war es auch Reis. Daran schliessen sich mit grösseren oder geringeren Beträgen AgarAgar, Hanf, Kohlen , Rohr, Schwefel, Erdnüsse, Gelbwurz , Holz , Reispapier, Salz u. a. Thee ist der Stapelartikel des Nordens, wo die Ausfuhr von 1867-1889 von 12 000 MC auf

83 672 MC im Werte von 17 Mill. Mark stieg. Der formosanische Thee geht zunächst über Amoy nach Nordamerika. Zucker ist die Hauptkultur des Südens , wozu

an Ort und Stelle 17 Mark per Tonne, in Shanghai kostet sie 26 Mark. Formosa hat anscheinend auch

sich der Boden daselbst auf das vorzüglichste eignet. Man baut drei Sorten Rohr : rotes (chow chow

grosse Lager an anderen nutzbaren Mineralien , aber sie sind bisher noch nicht einmal untersucht, geschweige denn ausgebeutet. An verschiedenen

cane) mit 70 % Saft, weisses mit 65 % und gelbes mit 55 % ; das gelbe ist das beste . Die Zuckerpflanzer sind meist Kleinbauern , welche fast durch-

Stellen finden sich auch Petroleumquellen , z. B. im Norden bei dem Städtchen Miaoli-schê, südwest-

gängig ohne Kapital arbeiten und selten eigene Zuckermühlen haben . Weisser Zucker , nur in Taiwanfu

lich von Tamsui . Hier hat man die Ausbeute mehrhergestellt , geht fast ausschliesslich nach China Von braunem Zucker unterscheidet fach in Angriff genommen, aber wieder aufgegeben . | (Hongkong) . Auf Formosa bestehen vier dem fremden Handel man zwei Arten : Taiwanfu und Takao . Ersterer geöffnete Häfen : Tamsui (Hobe) und Kilung im

geht ausschliesslich nach den chinesischen Nordhäfen ,

328

Afrikanische Nachrichten .

letzterer vorwiegend nach Japan. Im Jahre 1890 | dings immer mehr Verwendung findet . Endlich mag belief sich die Ausfuhr an braunem Zucker aus Tai- noch der von fremden Kaufleuten für Rechnung der wanfu und Takao auf 411200 MC , davon gingen 207 460 MC nach Japan.

Regierung ausgeführten Bestellungen gedacht werden . Der Wert der betreffenden Gegenstände , als Eisen-

Früher bildete, wie oben angedeutet, Reis den Hauptausfuhrartikel Formosas. Jetzt führt der Norden der Insel Reis ein, während im Süden die Aus-

bahn- und Telegraphenmaterial, Geschütze, Munition, Maschinen , Schiffe u . dgl. beläuft sich neuerdings auf durchschnittlich 3 Mill. Mark für das Jahr . Der

fuhr noch besteht , aber gegen früher sehr zurück-

Anteil , den deutsche Firmen an diesen Geschäften

gegangen ist . Die Ursache dieser Erscheinung liegt teils in der starken Bevölkerungszunahme , teils in

hatten , beträgt etwa 21 % , derjenige amerikanischer Häuser etwa 24 % und derjenige britischer Kaufleute 55 % .

dem Umstande begründet , dass frühere Reisfelder für Thee- und Zuckerkultur verwendet werden .

Die Einfuhr an ausländischen Waren, welche Afrikanische Nachrichten.

sich hauptsächlich auf Opium und Baumwollenstoffe, ausserdem auf Wollenwaren , Zündhölzer , kondensierte Milch , Eisenbahn- und Telegraphenmaterial u . a. bezieht, liegt seit einer Reihe von Jahren mit Ausnahme des Opiums völlig in den Händen der chinesischen Händler , welche ihre Einkäufe direkt in Hongkong machen. Opium ist deshalb ein besonders wichtiger Einfuhrartikel, weil die Bewohner Formosas noch stärkere Konsumenten dieses Stoffes sind, als die Chinesen des Festlandes. Die Gesamteinfuhr betrug 1881

(Januar-März . )

Von Brix Förster (München). (Schluss.) Wenn man mit diesen thatsächlichen Verhältnissen die geographischen Notizen vergleicht, die Stanley beim König Rumanika von Karagwe 1875 gesammelt (» > Durch den dunkeln Weltteil« I , S. 511 ) , so wird man gewahr , wie doch immer ein Körnchen Wahrheit in dem Wust von sagenhaften Erzählungen

355 463 Pikul, 1889 aber 286 194 Pikul . Der Grund des Rückganges ist nicht etwa in dem verminderten

steckt . Freilich erscheint es unmöglich , das »Körnchen » Wissmann «< ,

sasi gezwungen . Uebrigens ist die Strasse von Mesule nach Kilwa jetzt ganz verlassen ; die Karawanen vom Nyassa-See schlagen mit Vorliebe die neue Route von Moesi über Masasi nach Lindi ein .

Englisch - Centralafrika .

sondern auch der » > Pfeil«< mit dem Befahren des Nyassa sich begnügen muss ; denn der Weitertrans-

Josef Thomsons Reise von Kota-Kota am Nyassa zum Südende des Bangweolo- See, vom 23. August 1890 bis 4. Januar 1891 , bringt einige sehr

port nach dem

die bisherigen

wichtige Veränderungen in die vorhandenen karto-

Kosten enorm vermehren (was die Kräfte der Auftraggeberin , der Antisklaverei-Lotterie-Kommission, nicht mehr zu leisten vermögen , da diese Mitte März die Liquidation des ganzen Unternehmens be-

Tanganjika würde

graphischen Darstellungen jener Gegenden. (Vgl . » Geogr. Journal « 1893 S. 97 mit Karte. ) Wenn Thomson auch teilweise die Routen Livingstones, Silva Portos , Girauds , Capellos und Ivens und

schlossen hat) ; auch ist gegenwärtig die notwendige Masse von Trägern nicht zu beschaffen. Die Vorexpedition war zur Zeit von Wissmanns

Sharps verfolgt oder nahezu berührt hat , so ist doch sein Weg vom mittleren Loangwa zum Bangweolo-See und von hier nach Süden um die Mu-

Schreiben in Matope eingetroffen , hatte also den schiffbaren Oberlauf des Schire erreicht ; allein die

chinga-Berge bis zum Unterlauf des Loangwa vollkommen neu . Als er die Höhe der Muchingo-

Hauptexpedition mit den beiden Dampfern wird erst Mitte Februar 1893 in Katunga angelangt sein , und dann beginnt erst die schwierige Fortschaffung zu Land über Blantyre nach Matope ! Zudem erheben sich schwarze Gewitterwolken an den Ge-

Berge ( 1400 m) unter etwa 13 ° südl . Br . erreicht hatte , bemerkte er zu seinem Erstaunen , dass das auf den Karten eingetragene Lokinga- Gebirge nicht existiere ; man müsste denn darunter die nahe west-

staden des Nyassa : alle Anzeichen deuten auf einen

lich gelegene Vimbe- Bergkette ( 1870 m ) verstehen . Noch überraschender für ihn war, dass er, der von

planmässigen und gemeinsamen plötzlichen Angriff der Araber gegen alle Niederlassungen der Weissen . Die Engländer verstärken sich wohl, aber mit kaum zureichender Truppenanzahl .

Süden nach Norden vom 13.º südl . Br . und 30 ° 30′ östl . L. v . Gr. an marschierte , noch bei 12 ° 15′ südl. Br. bei Tschitambo festen Boden unter seinen Füssen fand und nichts von der Wasserfläche des

Einen willkommenen Beitrag zur genaueren Kenntnis des südlichsten Teiles von Deutsch-Ost-

Bangweolo-Sees bemerkte , dessen südliche Ufer er

afrika liefert F. v. Behr durch die Darstellung einer Reise , die er vom 5. September bis 8. November 1891 von Lindi über Masasi bis in die Steppe östlich von Mesule gemacht. ( » v. Dankelmans Mitt . «< 1893 , VI, S. 42 mit Kartenskizze.) Das Plateau, das südlich des Lukuledi (Ukeredi ) bis zu 300 m sich erhebt , wird an den Abhängen mit dichtem Buschwald bedeckt und geht auf den Höhen in eine steinige Savanne über. Die in der Umgegend von Masasi , einer englischen Missionsstation , wohnende Bevölkerung setzt sich aus Wakua (Makua) und Yao zusammen; das friedlichere Element der ersteren hat das kriegerische der letzteren überwunden. Von Masasi aus zu den Majeje-Bergen und von hier nördlich zu den Kongomere-Bergen (Lu-

nach der Einzeichnung der Karten schon längst überschritten haben musste . Die Trockenzeit , in der er sich befand , gab der Landschaft ein ganz verändertes Aussehen . Nach seinen Beobachtungen und Erkundigungen konnte er feststellen , dass der Bangweolo-See zur Trockenzeit nahe südlich der Halbinsel Barawa und Kirui bei Kawende endige, dass er aber zur Regenzeit das Land bis zum 12 ° 15′ überschwemme, aber nicht eigentlich weiter ; endlich , dass der Tschambesi nicht in den See, sondern unter 10 ° 45'südl . Br. direkt in den Luapula münde. Sonach gebührt dem Tschambesi nicht mehr die Auszeichnung , als Hauptquellfluss des Luapula-Kongo genannt zu werden. Das Quellgebiet des Mulunguije und des Lusenfwa (südlich vom Bangweolo-See und rechtsseitige Nebenflüsse des Loangwa) liegt um

Afrikanische Nachrichten.

330

mehr als einen halben Grad weiter südlich , als auf | richtiger dürfte sie als » Durstfeld « bezeichnet werder neuesten Karte von Perthes angegeben . Thomden . »Ueberall reichliches und schönes Gras, grüne son schildert bei einem allgemeinen Rückblick den Bäume und saftige Sträucher . Die Baumbestände Charakter der Hochfläche von Mpeseni (zwischen konzentrieren sich auf den Höhen der Sanddünen ; Nyassa und Loangwa) und jener direkt westlich an in den Thälern liegen üppige Grasflächen . Der Boden ist meist roter Sand und wechselt mit Kalkdie Muchingo-Berge anstossenden, als höchst fruchtbares Acker- und Weideland. Verfolgt man aber die Darstellung seiner Reise im einzelnen , so bemerkt man , dass er da den Eindruck von eng begrenzten Räumlichkeiten auf weit ausgedehnte

schichten , welche das Urgestein horizontal überlagern und sozusagen den Deckel der Regenwasseransammlungen bilden . Letztere repräsentieren

er auf Kosten der

die Quellen des Landes ; im Winter sind sie trocken. Man muss aber die Kalksteinschichten , die manch-

exakten Wahrheit zu einer poetisch verklärenden Ausdrucksweise besondere Neigung verspürt. Die

mal eine Dicke von 10' betragen , durchbrechen , um zum Wasser zu gelangen.« Dr. Fleck hat die

Probe auf die Richtigkeit der letzteren Behauptung kann man machen , wenn man Thomsons erste Länderbeschreibung in seinem Werk »Durch Masailand« mit den jetzt mehrfach und gründlich erforschten Verhältnissen vergleicht , und wenn man

Ueberzeugung gewonnen , dass dieser Teil Südafrikas noch in der historischen Zeit von grossen

Strecken überträgt , und dass

Seen überdeckt gewesen ist, und dass die Kalksteinschichten Niederschläge derselben sind . Als sprechen-

Alfred Sharpes »Journey from Nyassa to the Loangwa« (Proc. 1890 , S. 744 ) durchliest , welcher in demselben Jahr und in denselben Gegenden reiste,

den Beweis dafür gibt er an , dass der Baobab sich nur in alten , ehrwürdigen Exemplaren vorfindet . »> Die mächtigen Riesen konnten in ihrer Jugend das Wasser finden ; das Wasser sank immer tiefer, schliess-

und nüchtern und unbeeinflusst Mpeseni als eine Oase in der Wüstenei beschreibt und gerade das massenhafte Vorkommen der Tsetsefliege hervorhebt, deren Nichtvorhandensein Thomson als einen

lich so tief, dass die Sämlinge verkommen mussten , während die schon entwickelten Bäume ihre Wurzeln immer tiefer senkten . «>Der

Mitteilungen» Klein -Java «< . der Grösse Sumátras berichtet Barthema nichts Bestimmtes , er sagt nur , die Insei sei sehr gross . Marco Polo ) gibt ihren Umfang auf 2000 Meilen an , ebenso Nicolo Conti ) und Odoardo Barbessa 10) auf 2100 Meilen 11) . Von einer Einteilung in Königreiche, wie sie Marco Polo (Ferbih , Basma, Samara , Dragojan , Lambri und Fanfur) und auch Odoardo Barbessa (Pedir, Virabem, Pacem, Campar, Andaragire und Mana an der Küste, die beiden letzteren unter einem Könige, Ham und viele andere im Inneren) geben, berichtet Barthema nichts. Als grösste Stadt auf Sumátra nennt er Pedir , die uns auch bei Lintscotanus 12) als wichtiger Handelsplatz begegnet . Die Hauptprodukte der Insel sind nach Barthema : Pfeffer, Paradiesholz und Benzoë, ein Baumharz 13 ) , aus dem Parfümerien hergestellt ¹) A. a. O. , Buch III - V. 2) A. a. O., Buch VI . 3) A. a. O. , S. 297 ff. 4) Vgl . z. B. Plinius , VI, S. 22. - Mela , III , S. 7. Stephan. Byzant. , S. 637 - auch Strabo und Ptolemäus. 5) Vgl . Die Reisen des Venetianers Marco Polo , Ausgabe von Bürk, S. 523. 6) A. a. O. , S. 519 , Anmerkung. 7) S. 50. 8) A. a. O. , S. 523. 9) Ramusio , I , S. 365. 10) Ramusio , I, S. 343. 11) Jedenfalls sind chinesische Meilen (Lis ; 1 Li = 442 bis 443 m) gemeint , wie auch Yule annimmt ; diese Angaben würden dann ziemlich der Wirklichkeit entsprechen . 12) A. a. O. , S. 49 . 13) Vom Benzoëbaum, Styrax Benzoin L., kommend.

Der Malayische Archipel im Lichte des Zeitalters der Entdeckungen , werden.

Den angenehmen Duft , den das Paradies-

holz, einige Zeit — » bis einer den 51. Psalm viermal sprechen möchte« in der geschlossenen Hand gehalten, ausströmt, kann er gar nicht genug rühmen . Das Vorkommen von Elefanten berichtet Barthema in Uebereinstimmung mit Marco Polo.

Die Be-

wohner Sumátras dagegen schildert unser Gewährsmann sehr abweichend von diesem. Während Marco Polo ) , Nicolo Conti ) und Odoardo Barbessa ) die Bewohner der Insel, zum grossen Teil wenigstens , als Menschenfresser bezeichnen - die Battaker aufSumátra sind ja heutzutage noch Anthropophagen in optima forma weiss Barthema davon gar nichts. Er erzählt von ihnen , sie seien nicht streitbar, verständen sich wohl auf Gewerbe und Kaufmannschaft und hätten die Ausländer lieb und wert. Ihre Häuser , berichtet er weiter , sind aus Stein, aber sehr niedrig wie noch heute auf allen Inseln des Malayischen Archipels der Erdbeben wegen und mit den Schalen der Meerschildkröten , die sehr gross seien (Barthema hat selbst eine gesehen, die 103 Pfund wog) gedeckt. Ferner rühmt er an den Insulanern, dass sie gute Schwimmer und wohlerfahrene Schiffer - wie alle Malayen noch heutzutage und > » ausbündige Meister, künstlich Feuer (d. h . Feuerwerk) zu machen «< seien . Sehr geschickt sind sie auch in der Herstellung feiner Seiden- und Baumwollengespinnste und zierlicher >> Kästlin und Trühlin« (wie der Uebersetzer sagt) von Gold. Die Metall- und Textilindustrie steht überhaupt bei den Malayen auch in unserer Zeit noch in hoher Blüte . >>Unter den Batta gibt es geschickte Gold- und Silberschmiede, die sogar Filigranarbeit fertigen . Spinnerei und Weberei sind weit verbreitet . Selbst die primitiven Dajaken verfertigen vortreffliche Zeuge aus Baumwolle auf dem höchst einfachen , senkrechten Webstuhle , der , aus ein paar Stäben zusammengebunden, schief gegen die Hauswand gelehnt zu werden pflegt, und die Battaker verstehen sogar Goldfäden einzuweben ¹).« Auch die Insel Borneo hat Barthema besucht ; jedoch ist seine Beschreibung des Landes ziemlich dürftig. Er teilt nur einiges über die Einwohner mit , indem er berichtet , dieselben seien , obwohl >>Abgötterer und Heiden « , doch »fein ehrbare und verständige Leute«< ; ihre Hautfarbe ist mehr weiss als braun. Sie tragen Hemden von Baumwollenstoff, einige auch rote Mützen. Auch die Gerechtigkeit der Bewohner rühmt er , ohne aber Beispiele derselben anzuführen . Von den Produkten des Landes wird nur der Kampher erwähnt. - Diese Nachrichten über Bórneo bedurften daher natürlich der Vervollständigung, um ein deutlicheres Bild von der ¹) A. a. O. , S. 524 und 529. 2) A. a. O. , S. 366 . 3) A. a. O. , S. 3434) Vgl . Ratzel , Völkerkunde , II , Leipzig 1888 , S. 425 und 426 , und Waitz , Anthropologie der Naturvölker , V, 1 , Leipzig 1865 , S. 132 ff.

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Insel zu erhalten . Solche Ergänzungen konnte man aus Marco Polo ¹) , Odoardo Barbessa ) , Nicolo Conti ) und Antonio Pigafetta ) schöpfen. Nach Marco Polo hat die Insel einen Umfang von 3000 Meilen und steht unter der Gewalt nur eines Königs ; sie ist reich an Gold und Gewürzen mannigfachster Art. Nicolo Conti berichtet von einem auf Borneo, allerdings nur hier und da , wachsenden Baum , dessen Holz im Inneren fest wie Eisen sei und von Speeren und Messern nicht durchbohrt Die Bewohner der Insel , sagt er, sind unmenschlich und grausam wie kein anderes Volk. Sie essen » Katzen , Mäuse und andere unreine Tiere.« Eigentümlicherweise wird nichts von Kannibalismus berichtet, während doch die Dajaken Borneos noch jetzt nicht nur arge Kopfräuber, sonwerden könne³) .

dern auch Menschenfresser sind " ) .

Was Nicolo

Conti von dem Blutdurste und dem Spielen mit Menschenleben sagt, kann man als für alle Malayen geltend und auf alle passend verallgemeinern : noch heute gehören die Geringschätzung des Lebens eines Menschen , die oft bis zur Tollheit (Amok-Laufen, < «< » töten von dem javanischen Worte » amoak« gebildet) gesteigerte stumpfsinnige Mord- und Blutgier zu den Charakterzügen jener Rasse, wegen deren hauptsächlich sie Wallace für geistig tiefer stehend als die Papúa hält ') . Nicolo Conti erzählt u . a . folgendes : » Wenn jemand einen Gläubiger nicht befriedigen kann, so übergibt er sich ihm als Sklaven , wenn er aber keine Lust hat, ernstlich zu arbeiten, so läuft er mit einem Schwerte auf die Strasse und tötet jeden , der ihm begegnet , bis er einen findet , der stärker ist als er. Dieser tötet dann ihn , und nun verlangt der Gläubiger des Getöteten von dem Mörder Genugthuung und Befriedigung seiner Forderung.« Ferner teilt unser Berichterstatter mit, dass, . wenn jemand ein neu gekauftes Schwert erproben wolle, er damit jeden ihm Begegnenden niederstosse , ohne dafür gestraft zu werden . Vielmehr freut man sich und lobt ihn , wenn er gut und kräftig zuzustossen versteht. Auch von Hahnenkämpfen, einem Sport, der noch heute bei den Malayen sehr beliebt ist, weiss Nicolo Conti zu erzählen. - Odoardo Barbessa rühmt die Frauen auf Borneo : sie seien weiss, von schönem Körperbau und lieblichem, nur etwas breitem Gesicht ; auch singen sie schön und sprechen mit Anmut und sind geschickt in feinen Handarbeiten mit Hilfe der Nadel. Von den Männern

1) A. a. O. , S. 518–520. 2) A. a. O. , S. 343 . 3) A. a. O. , S. 367 und 371. 4) Reise um die Welt, deutsche Uebersetzung, Jena 1801 , S. 145 ff. 5) Das sog. Eisenholz , Sideroxylon L. , Gattung aus der Familie der Sapotaceen. Hier ist vielleicht Sideroxylon nitidum Bl. gemeint, ein Baum , der namentlich auf Java weitverbreitet ist. 6) Vgl. Bock , Unter den Kannibalen Bórneos, Jena 1882 , S. 150 und 153 , 240 und 250. 7) A. R. Wallace , Der malayische Archipel (deutsch von A. B. Meyer) , Braunschweig 1869 , II , S. 406 ff.

360

Die geschichtliche Entwickelung Ugandas von 1875–1892 .

weiss er nicht viel Gutes zu berichten : sie sind stolz,

der gut schwimmen kann , und dessen Rüssel sehr

lügnerisch und verräterisch , aber sie sind auch geschickte Schiffsbauer und Seefahrer, kühne Jäger und erfahren in Herstellung kunstvoller Waffen mancherlei -Art und von Feuerwerk. Bei Pigafetta wird die Insel » > Burne «< genannt ; er kennt übrigens nur den nördlichsten Teil derselben aus eigener Anschauung. Wie Barthema hebt auch er den Kampher als Hauptprodukt Bórneos hervor ; von weiteren Ge-

in die Länge gezogen und mit langen Fangzähnen Ausserdem berichtet Pigafetta bewaffnet ist ) . von Bäumen auf diesen Inseln , »deren heruntergefallene Blätter lebendig sind«. Diese Blätter haben Aehnlichkeit mit Maulbeerblättern , sagt er, ihr Stiel

wächsen ausser dem Kampherbaume (Laurus Camphora L. - >>Capor > Mamelon Plantade« . Seit 1866 erhebt sich

ab, und bisweilen ist in weiter Ferne der höchste Gipfel der Cevennen selbst , der Mézenc , sichtbar . Am östlichen Horizont zeigt sich der Pic Carlitte , einer der höch-

dort ein Unterkunftshaus, in welchem 1873 eine provisorische, meteorologische Station , die »Station Plantade« eingerichtet wurde. Plantade nahm am Pic

sten Gipfel der mittelländischen Pyrenäen , und an 1) Rotch , Mountain Meteorological Stations of Europe, p. 29. 2) Vaussenat , Le Pic du Midi ( » Annuaire du Club Alpin Française 1881 , p. 495) ; L'Observatoire du Pic du Midi ( »Annuaire de la Société Météor. de France « 1886, p . 107.) 3) Der Zusatz de Bagnères « oder » de Bigorre dient zur Unterscheidung des Pic von dem gleich hohen , aber der südlichen Hauptkette angehörigen Pic du Midi d'Ossau.

du Midi auch mehrere geodätische Arbeiten für eine Karte : »Les États de Languedoc «< in Angriff. Die ersten Höhenmessungen des Pic führte Cassini auf trigonometrischem Wege von 1744 1) Bagnères de Bigorre war bereits den Römern wegen seiner heissen Schwefelquellen ( 25-59 °) bekannt . Bagnères liegt am Ausgange des romantischen , von der Adour durchflossenen Campanerthales, 555 m hoch.

Der Kammerbühl . 372 In diese Zeit fallen auch die Unter-

Sache ist, wie zugestanden werden muss, von einigem

suchungen des Physikers Secondat de Montesquieu über die Beziehungen zwischen Siedepunkt und Meereshöhe ( 1743 und 1746) , die als eine Fortsetzung der ähnlichen Experimente Lemonniers am Canigou ( 1739) zu betrachten sind . Die älteste

Belange. Der letztere nämlich glaubte seine Behauptung, dass man es wirklich mit einem ehemaligen Vulkane zu thun habe, wesentlich auch durch das Vorhandensein einer alten Krateröffnung be-

bis 1760 aus.

wissenschaftliche Abhandlung

über den Pic

ver-

danken wir dem französischen Physiker Darcet, der sich zwei Jahrzehnte später ( 1774) längere Zeit zugleich mit dem Physiologen Monge auf dem Gipfel aufhielt. Sie erschien 1775 unter dem Titel : »Discours sur l'état actuel des Pyrénées et sur les causes de leur dégradation. Nordost« ist wahrscheinlich irrig gewählt, denn nach dieser Seite hin läuft der Hügel gegen eine Depression aus, die ihr Wasser wohl am längsten bewahrte. Ausland 1893 , Nr. 24.

Zu einer zusammenfassenden Darstellung

Noch einmal hat dann später Goethe , und zwar in Gesellschaft jenes böhmischen Grafen , des schwedischen Chemikers Berzelius (s . Nr. 9 d . Z.) und 1) K. v. Seebach , Vorläufige Mitteilung über die typischen Verschiedenheiten im Bau der Vulkane und über deren Ursache, >> Ztschr. d. D. Geol . Gesellschaft , 18. Band , S. 643 ff. 48

374

Der Kammerbühl .

des Breslauer Physikers Pohl , den Kammerbühl bestiegen (am 30. Juli 1822) . Er erzählt nur kurz ¹), die genannten Gelehrten hätten seine Anschauung gebilligt , und er selbst habe die Gelegenheit wahrgenommen, einem anderen Begleiter , der ein begeisterter Anhänger der Erdbrandtheorie gewesen sei , deren Unzulässigkeit im gegebenen Falle darzuthun.

Im Jahre 1837 tagte zu Karlsbad die Wander-

aufzuschütten .

Bald

aber

drang

die

glutflüssige

Basaltlava nach und verstopfte dauernd jene Oeffnung durch die davor sich ausbreitenden , langsam erstarrenden magmatischen Massen, und aus diesem Grunde kann, worauf wir oben anspielten, von einer Aufdeckung des eigentlichen Kraterganges kaum die Rede sein . Auch die Schilderung des Vorganges, welche A. v. Lasaulx und R. Hoernes in ihrem Lexikonartikel >» Die Vulkane «

entwerfen ¹ ) , deckt

versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte, und dieser Umstand mag wohl den (ein Jahr später

sich im ganzen mit eben dieser Auffassung. Gegen die Ansicht, dass der Vulkan mit einer

verstorbenen) Grafen Sternberg bewogen haben, die bergbauliche Untersuchung vornehmen zu lassen . Wenigstens weist hierauf die Inschrift am Eingange des jetzt nahezu unwegsamen Stollens hin, welcher an der Südwestseite des Hügels in denselben hineingetrieben ist. Wo aber Einzelheiten über diesen

wenn auch nur angedeuteten Krateröffnung versehen sei, wendet sich auch v. Gümbel mit allem Rechte. Er charakterisiert den Kammerbühl als einen reinen Basalthügel, doch wird sich auch mit seiner

Bau und seine wissenschaftlichen Folgen zu finden wären , vermögen wir nicht anzugeben. Reuss spricht 2) nur ganz allgemein von »berg< , und auch Judd³) männischen Untersuchungen« und v. Gümbel ) beschränken sich auf diese Angabe , so dass wir also dasjenige , was Reuss mitteilt, als erste Quelle ansehen müssen. Wir dürfen

Darlegung 2) diejenige von Reuss , welche nun noch etwas näher specialisiert werden soll, sehr wohl vereinbaren lassen. Nicht minder stimmt hierzu, was Neumayr³) von dem Westende der nordböhmischen Basaltentwickelung sagt , dass nämlich die so zahlreichen Bomben von explosiver Thätigkeit Zeugnis ablegen . In ausgedehnten Vulkangebieten treten fast immer homogene und geschichtete Vulkane , mit mannigfachen Uebergängen von der einen zur anderen Gattung , uns entgegen . Dies gilt für die Auvergne , in deren Centralplateau die domitischen Massenergüsse die älteren , die Stratovulkane die

dies um so mehr , als die Autopsie vortrefflich zu dieser leider sehr kurzen Mitteilung stimmt . Danach befand sich an dem südwestlichen Abfalle des Berges ) eine dem Vermuten nach halbkreisförmige Spalte , aus welcher in kurzdauernder Eruption Schlacken, Bomben, Lapilli und Aschenmassen empordrangen, um vom Westwinde 6) an der Ostseite ab-

jüngeren Bildungen repräsentieren¹ ) ; ein gleiches kann von der Eifel gesagt werden , in welcher v. Buch ) den Reichtum der vulkanischen Ge-

gelagert zu werden und hier eben einen wirklichen Stratovulkan- oder doch die Hälfte eines solchen -

staltungen bewunderte. So darf auch unser Kammerbühl die Rolle eines Mittelgliedes in Anspruch nehmen ;

1) Goethe a. a. O. , S. 81 . 2) Reuss a. a. O. , S. 57. 3) Judd , Contributions to the Study of Volcanos , >> Geological Magazine « 1876 , S. 53 ff. In diesem Aufsatze findet man ausser einer leidlichen Abbildung des Berges und einer in dieser Form mit der Wirklichkeit wenig harmonierenden Durchschnittszeichnung auch die Thatsache verzeichnet, dass H. Cotta schon 1826 das Eintreiben einer Galerie veranlasst hat. Allein wenn , wie schon bemerkt , Judds dritte Figur (S. 59) die Sternberg- Cottaschen Aufschlüsse getreu wiedergeben soll, so können wir, auf den Augenschein uns stützend, diese letzteren nicht als so beweiskräftig gelten lassen , wie man glaubt. Niemals werden wir zugeben , dass ein centraler Basaltgang genau in jene Einsenkung des Gipfels mündet, deren oben Erwähnung geschah , und die nach Judd wirklich einem Krater gleicht, während sie dies doch gewiss nicht ist. Wichtiger erscheint, dass diesem Autor zufolge Forscher wie Goldfus , G. Bischof, Ehrenberg und v. Leonhard die Richtigkeit von Goethes Terrainschilderung bestätigt haben. 4) K. W. v. Gümbel , Geologie von Bayern , 2. Band, Kassel 1892 , S. 537 ff. 5) In der sehr instruktiven graphischen Skizze v. Gümbels ( » Durchschnitt durch den Kammerbühl ) scheint uns das Zuleitungsrohr B um ein Stück weiter nach links verlegt werden zu müssen. 6) Da in der zweiten Hälfte der Tertiärperiode die Verteilung von Wasser und Land auf der Erde schon in den Hauptzügen mit der gegenwärtigen übereinstimmte , darf ein regelmässiges Vorherrschen der aus dem westlichen Quartier kommenden Winde schon für jene Zeit angenommen werden. H. Cotta (»Natur< 1893 , Nr. 25) dachte auch an Strömungen im Wasser.

er zeigt , dass an dem nämlichen Orte die beiden Modalitäten vulkanischer Emanation in die Erscheinung treten können, so zwar, dass die eine von der anderen abgelöst , ja sogar vollständig vernichtet, absorbiert wird. Die Basaltdurchbrüche der Miocänzeit scheinen ziemlich gleichzeitig im ganzen nördlichen Böhmen

1 ) Kenngott , Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 3. Band , Breslau 1867 , S. 586 : » Die nordböhmischen Eruptivgebilde sind teils basischer, teils saurer Natur. Erstere haben stellenweise Aufschüttungskegel hinterlassen, welche durch die Frische ihrer Schlacken und die vulkanischen Bomben , welche sie enthalten , leicht ihr Entstehen durch jüngere Ausbruchsthätigkeit erkennen lassen, wie z. B. der schon von Goethe geschilderte Kammerbühl bei Eger. >Die hügelartige Erhöhung ist nichts anderes als ein übrig gebliebener Basaltstrunk , welcher der allgemeinen Abtragung widerstanden hat. Société Ramond « zu Bagnères , deren wissenschaftliches Ziel, dem Namen Ramond

Die politischen Umwälzungen der folgenden Jahre liessen indes alle Hoffnungen und Wünsche

entsprechend , eine möglichst sorgfältige Erforschung der Pyrenäen , nach allen Richtungen hin , bildete,

der gelehrten Welt scheitern und drängten das Projekt über ein halbes Jahrhundert völlig in den

vermochte 1866 den lange gehegten Hoffnungen wieder neue Nahrung zu geben. Dass die Observatoriumsfrage in den Versammlungen dieser Ge-

Hintergrund . Aus der grossen Zahl der Gelehrten , welche in dieser Zeit , gegen Ende des 18. und in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts den Pic zum Zwecke wissenschaftlicher Forschungen aufsuchten , nennen wir hier neben den berühmten Geologen und Mineralogen Dolomieu und Cordier vor allem den

sellschaft häufig berührt wurde , bedarf wohl kaum einer besonderen Erwähnung. Bereits im folgenden Jahre erschien in ihren Sitzungsberichten ein Résumé der bisherigen Beratungen und Vorschläge, abgefasst von Dr. Costallat , auf dessen Anregung zunächst die Einrichtung einer provisorischen , meteorologi-

genialen Naturforscher Ramond , den Begründer einer physikalischen Geographie der Pyrenäen . Schon

schen Station in dem fast vollendeten Gasthaus an der Plantadespitze , 500 m unterhalb des Gipfels ,

in seinem Hauptwerke vom Jahre 1788 : >> Observations faites dans les Pyrénées pour servir de suite à des observations sur les Alpes« widmet er der Beschreibung des Pic du Midi , den er seiner

ins Auge gefasst wurde. Den eifrigsten und thatkräftigsten Förderer fand jedoch das ganze Unternehmen in dem Ingenieur C. X. Vaussenat , der sich durch seinen Aufenthalt in den Hochalpen wäh-

dominierenden Stellung wegen zum Ausgangspunkt

rend der beiden Winter 1853

seiner Forschungsreisen gewählt hatte , einen besonderen, grösseren Abschnitt . Als ein direktes Ergebnis seines Aufenthaltes auf dem Gipfel sind je-

hervorragendes , praktisches Verständnis für die grossen Schwierigkeiten in der Ausführung des Planes erworben hatte . Als daher für den nächsten wissen-

doch speciell noch zu nennen die in der Geschichte der Höhenmessungen oft citierten Abhandlungen : >>Sur la mesure des hauteurs par le baromètre« und >>>Sur la correction de la formule barométrique de Laplace, « sowie ferner die kleinere Schrift : >>Sur la végétation du Pic du Midi « vom Jahre 1802 .

schaftlichen Kongress zu Pau , im Jahre 1873 , in der physikalischen Sektion die These gestellt wurde : >>>Utilité d'un observatoire sur un point culminant de la chaîne des Pyrénées«< , beauftragte ihn die Société Ramond mit der Ausarbeitung des Observatoriums-Projekts und mit der Vertretung des Unter-

Zwei Jahrzehnte später , von 1825 bis 1842 sind hier die Naturforscher Léon Dufour , Mirbel,

nehmens auf dem Kongress. für die Zukunft des Planes

sowie die Geographen und Geodäten Coraboeuf, Hossard und Oberst Peytier wissenschaftlich thätig. Letzterer blieb volle 15 Tage auf dem Gipfel und

glänzend Vaussenat seine Aufgabe zu lösen verstand, lehrt der Erfolg. Am 4. April fand die betreffende Sitzung des Kongresses statt , und bereits vier Tage später , am

betonte in seinem Bericht an das Kriegsministerium vor allem die Wichtigkeit des Pic vom militärischen 1) Die Wirkungen der paraklastischen Aktion gegenüber denen der nachher eingreifenden Erosion werden sehr sorgfältig gegeneinander abgewogen von Hettner ( » Gebirgsbau und Oberflächengestaltung der Sächsischen Schweiz «< , Stuttgart 1887) . Daubrée hatte gezeigt , dass die Torsion von Glasstangen, deren Längsachse unverändert bleibt , Zerklüftungen der bezeichneten Art zuwege bringt , und Stapff hat dann die Bedeutung dieses Experimentes auch noch für andere geodynamische Vorgänge eingehend diskutiert (Eine zerbrochene Fensterscheibe, Glückauf , 1893 , Nr. 26) . Er erkennt an , dass die Drillung Paraklasen bewirken kann , aber der gewöhnliche Hergang war ihm zufolge ein anderer. Die häufigsten und wesentlichsten geoklastischen Prozesse lassen sich auf einfache , gradlinige Drücke oder Schübe zurückführen , wie solche Daubrée (im kleinen) auf dem Umwege der Torsion hervorbrachte. >La construction de cet observatoire résolue en 1873 par le Général Champion de Nansouty et l'Ingenieur C. X. Vaussenat a été exécutée en

Felsplatte untergebracht. Vom Hauptbau führt zunächst ein Holztunnel zu einem zweiten , kleineren Gebäude, das als Werkstätte und zugleich als chemiVon hier aus erreicht sches Laboratorium dient.

huit années par leurs soins continus et au milieu de grandes difficultés . Ils ont été soutenus dans leur oeuvre par le

man auf einem gleichfalls gedeckten Stufengang die Plattform mit dem Instrumentenhäuschen. Letzteres

patronage de la Société Ramond de Bagnères et par plusieurs citoyens généreux notamment M. M.

ist daher bei jedem Wetter bequem erreichbar, und selbst starke Schneestürme können den Zugang nicht

Jean Cistac de Montrejeau , Charles Baggio de Carvin , Bischoffsheim de Paris, Paul Bert

erschweren , da das Felsplateau vermöge seiner exponierten Lage stets schneefrei gefegt wird . Das Instrumentenhäuschen , das also nur wenige Meter unterhalb des Nordgipfels liegt , birgt folgende Instrumente : I Stations-Thermometer,

d'Auxerre et par les Ministres Bardoux , Frey-

I Maximum-Minimum-Thermometer, I Schleuder - Thermometer ,

I Psychrometer, I Registrier-Psychrometer (System Richard) , I Haar-Hygrometer, I Regnaultschen Apparat zur Bestimmung des Taupunktes. (Letztere beiden Instrumente dienen .

cinet et Ferry . Achevé le gros oeuvre ce jour 30. juillet MDCCCLXXX . » Service

Angot , brieflich um Auskunft hierüber zu ersuchen , die dieser in liebenswürdigster Weise ausführlich erteilte. Das Verfahren ist kurz folgendes : Unter Heranziehung der kontinuierlichen, dreistündigen Be-

géographique de l'armée « , von den Geodäten Hauptmann Desforges und Tracou zum Zwecke einer

obachtungen am Puy de Dôme und Gr . St. Bernhard werden zunächst die drei fehlenden Nachtbeobach-

Revision der früheren Generalstabskarte ausgeführt wurden.

tungen 10hp, I ha, 4ha durch Differenzenbildung für den Pic interpoliert, und sodann werden aus den nun-

Das Observatorium auf dem Pic du Midi bildet daher nach Vaussenats Ausdruck ein »laboratoire

mehr vorhandenen, acht täglichen Beobachtungen die arithmetischen Mittel gezogen. Der Fehler, den dieses.

pour les sciences physiques en général« und ist als solches, wenn auch nicht das höchste , so doch

Verfahren bedingt , ist nach Angots Erfahrungen ziemlich gering und beträgt 0,2 ° C. für die

ohne Zweifel das grossartigste und vielseitigste Gebirgs-Observatorium der ganzen Welt.

Temperatur, ± 0,1 mm für den Luftdruck. Nach diesen Vorbemerkungen beginnen wir

Wir gehen nunmehr zu unserer Hauptaufgabe, der Darstellung der klimatischen Verhältnisse des Pic du Midi über.

mit der Erörterung der drei Hauptfaktoren des Klimas : Temperatur , Luftdruck und Niederschlag. (Fortsetzung folgt. )

II. Das Klima des Pic du Midi. Der Malayische Archipel Die meteorologischen Beobachtungen vom Gipfel des Pic du Midi werden seit dem 15. Oktober 1881 in den »> Annales du Bureau Central Météorologique de France«< in extenso publiziert . Da der letzte Band dieser Annalen den Jahrgang 18881 ) umfasst , so sind mithin erst sieben vollständige Jahrgänge für die Berechnung der Mittelwerte verfügbar. Der Vollständigkeit wegen sollen jedoch im folgenden auch noch die Beobachtungen der bereits 1873 von General Nansouty eingerichteten Station Plantade (2366 m), soweit sie uns zugänglich sind , in Kürze zusammengestellt und erörtert werden . Leider beginnen die Publikationen in den Annalen für diese Station erst im Jahre 1878 und enden bereits mit September 1881 , da die Station, wie schon oben erwähnt , seit Eröffnung des Gipfel - Observatoriums aufgehoben wurde.

Wir sind deshalb hier

im Lichte des Zeitalters der Entdeckungen , Von P. Bergemann (Jena). (Schluss. ) Nördlich von Timor liegt die Insel Mallua 2) , deren Bewohner Wilde sind und mehr unvernünfSie sind tigen Tieren als Menschen gleichen . Menschenfresser und gehen ganz nackt bis auf ein kleines Stück Baumrinde, womit sie ihre Scham bedecken . Nur im Kriege verwahren sie sich Brust und Rücken mit Büffelfellen und heften sich vorne und hinten Schwänze von Ziegenfellen an. Die Haare werden auf den Kopf zurückgezogen und durch einen Kamm von Rohr zusammengehalten ; der Bart wird in Blätter gewickelt. > Mit einem » Worte, « sagt er , »es sind die hässlichsten Leute , die wir auf der ganzen Reise angetroffen haben. Lazarus-Inseln« nennt, weil er und seine Genossen am fünften Fastensonn-

sang ¹ ) , » worunter manche über einen Fuss lang und armsdick , andere nur eine Spanne lang und andere noch kleiner waren ; diese letzteren waren die besten«. Der Reis wird in Rohr- oder in höl-

tag, welcher der Lazarustag heisst, dieselben gewahr wurden; erst viel später bekamen sie , nach König

zernen Gefässen gekocht , weil er sich so besser halten soll, als wenn er in Töpfen gekocht wird 2) .

Philipp von Spanien , den Namen » > Philippinen «< . Er hat die Insel Maingdanao , d. i. Mindanao , be-

Auch wird aus Reis eine Art Wein bereitet , » der stärker und besser als der Palmwein ist>am meisten gefiel ihnen aber der Draht , an dem sie ihre Fischangeln befestigten «< . Sie trieben Acker-

Gold gäbe , als sie Haare auf dem Kopfe hätten « ; aus Mangel an Eisen jedoch können sie es nicht

bau und Viehzucht ³ ) . »Auch haben sie ziemlich grosse und zahme Hähne, die sie aus einer Art von

bearbeiten und lassen es liegen. Von Tieren werden erwähnt Schweine und Ziegen , von Pflanzen der Zimtbaum , Ingwer und Reis. Den Zimtbaum be-

Aberglauben nicht essen ; sie unterhalten sie aber, um sie gegeneinander kämpfen zu lassen ; alsdann werden Wetten gemacht und Preise für die Eigentümer der siegenden Hähne angesetzt ¹). Cain « heisst >» Holz « und » mana « = >> süss> Die Pfeilgifte aber der philippinischen Stämme sollen nur in ganz frischem Zustande wirksam sein « (Ratzel³)) . Wenn die Insulaner im Gefechte keine Pfeile mehr haben , so stecken sie in ihre Blasröhre eine eiserne Spitze und benutzen dieselbe nun als Lanze. Von den übrigen Philippinen erwähnt Pigafetta : Zolo , d . i . Jolo ( bei Cook Soloo) und Taghima, d . i . Basilian , » wo die schönsten Perlen ge< ; ferner Benajan 6) , deren Bewohner funden werden« vom Hörensagen, denn er selbst war nie da er so schildert : » Man erzählte uns , dass es auf einem Vorgebirge dieser Insel an einem Flusse Menschen gäbe , die am ganzen Körper behaart , sehr kriegerisch und besonders gute Bogenschützen wären . Sie haben grosse Dolche , die einen Palmo ( etwa 0,21 bis 0,25 m breit sind ; und wenn sie eines Feindes habhaft werden , so verzehren sie sein Herz ganz roh mit einer Brühe von Pomeranzen und Zitronen ") >von ziemlich grossem Umfange, aber geringer Höhe « >Arensburg «< aus Bremen eingelaufen war, doch konnte ich diesen Landsmann nur per Distance begrüssen.

Kap Blanco dubliert hatten , kam uns am frühen Morgen des 18. August Kap Verde in Sicht, und nun gingen wir um 9h morgens desselben Tages auf der Rhede von Dakar vor Anker. Von Kap Verde aus war die Fahrt stets längs der afrikanischen Küste gegangen, die jedoch wenig Abwechslung bot. Flache,

Vor uns lag nun wieder das eintönige Schiffsleben, bis wir nach Dakar, der Hafenstadt von Senegambien, kamen. An Bord befanden sich Künstler aller Art , so drei Amateurphotographen , die natürlich Las Palmas mit ihren Instantinés unsicher gemacht und auch an Bord schon alle möglichen und unmöglichen Aufnahmen der Passagiere versucht

felsige Ufer, hier und da durch einen über das niedrige Grün hervorragenden Baum geziert. Von einer hohen, weit ins Meer hinaus ragenden felsigen

die andere Weise im Bilde verewigt zu werden.

Landzunge, deren Spitze die ewig brandenden Wogen zu pittoresken Säulen ausgewaschen haben , grüsst von weitem der Leuchtturm von Dakar, der sowohl durch seine Form , als durch den Umstand , dass an seinen Fuss Häuser angebaut sind , den Eindruck eines Kirchturmes macht. Hat man diese

Die Nacht vom 16. auf 17. August brachte uns eine kleine , allerdings weniger angenehme Ueber-

Landzunge umfahren, so zeigt sich zuerst die Insel Gorée, deren starke Fortifikationen mit ihren grossen

hatten. Da auch ein vorzüglicher Zeichner die einzelnen Passagiere sehr ähnlich abkonterfeite , war man eigentlich keinen Moment sicher, auf eine oder

Reise nach und in dem Kongo-Staate .

397

Geschützen gar drohend ins Meer hinausblicken. Während dieses Fort die eine Hälfte der Insel, einen etwa 200' aus dem Meere hervorragenden Hügel in Anspruch nimmt , liegt die Stadt durch die Höhe vor den Meereswellen geschützt beinahe auf gleichem Niveau mit dem Meeresspiegel, und zwar

des Kapitäns auf der Höhe von Sierra Leone sein , doch war es zu dunkel , um das Licht des Hafens von Freetown sehen zu können . Mit Tagesanbruch zeigte sich diese Berechnung auch als vollkommen richtig, und so gingen wir wenige Stunden nachher bei oben genanntem Platze vor Anker. Die Stadt

ist das ganze Terrain dicht besetzt von weissen , mit roten , flachen Giebeldächern bedeckten Häusern . Dakar selbst bietet einen ähnlichen Anblick , eben-

bietet , vom Meere aus gesehen , bereits einen sehr hübschen Anblick. Man fährt , bevor man in

falls Befestigungen und Häuser derselben Bauart, nur stehen diese hier weit auseinander, und macht

den eigentlichen Hafen kommt , längs einer mit tropischer Vegetation geschmückten Landzunge hin , und da grüssen die hübsch gebauten Villen der dort

sich üppiges Grün zwischen denselben bemerkbar, Da unser Schiff nur wenige Stunden hier blieb, durften die Passagiere nicht ans Land, doch gelang es mir und meinem Kollegen, uns dem ersten Offiziere des Schiffes anzuschliessen , der die Geschäfte

wohnenden Europäer gar freundlich und einladend zu dem ankommenden Schiffe herüber. Die Stadt selbst ist auf einer den Hafen beherrschenden Anhöhe gelegen . Auf einem mit saftigem Gras bedeckten Hügel liegt die Kaserne und das Haus des

am Lande für den Kapitän zu besorgen hatte. Dakar ist der Hafenort für Senegambien, und es geht von

Gouverneurs , während hoch über demselben , auf dem höchsten Gipfel eine Gesundheitsstation angelegt ist. Dieselbe soll hier sehr nötig sein , da Freetown als der ungesundeste Platz von Westafrika verrufen ist . Ob mit Recht oder Unrecht, muss ich

hier aus eine Eisenbahn ins Innere. Der Platz scheint den Franzosen sehr wichtig zu sein , wie schon die starken Befestigungen bewiesen. An und für sich sieht man hier wenig Interessantes. Neger aller möglichen Stämme, die Frauen meist in lange, blaue Kattunkleider gehüllt, das Haar

dahingestellt sein lassen . Auf mich machte die Stadt einen sehr guten Eindruck, wohl hauptsächlich deswegen , weil man sich hier zum erstenmale wieder

in eine Unmenge kleiner Zöpfe geflochten, während

von echt tropischer Vegetation umgeben sieht. Man

die Männer sich zumeist mit alten abgetragenen Kleidern der Europäer schmücken . Auch die alten roten englischen Uniformen sind hier sehr zahlreich vertreten. Ein Gang durch die Stadt bewies mir , dass

sagte mir jedoch auch, dass sich die sanitären Verhältnisse in den letzten Jahren, seit dem man mehr für Drainage des roten , nichts durchlassenden ,

der Ort, falls nicht grösserer Exporthandel herrscht, von dem man nichts sehen konnte, ziemlich tot sei. Einige Läden zeigten in ihren Auslagen die gewöhnlichen Schundwaren, die an solchen Orten stets als » > Articles de Paris« den Inländern zum Kaufe

haben , so dass kein Europäer mehr dem Klima erlegen sei , es müsste denn sein , dass er sich sein Grab selbst gegraben habe durch allzu reichlichen Alkoholgenuss, diese grösste und gefährlichste Krankheitsursache für Europäer in den Tropen .

angeboten werden . Die Häuser sind meist gut gebaut , so besonders die Kaserne und das Palais des Gouverneurs. Ein Neger, der uns führte , erzählte

Ein von vier kräftigen Krunegern gerudertes Boot brachte uns binnen einigen Minuten ans Land, wo wir jedoch eine grosse Enttäuschung erlebten .

uns, dass vor wenigen Tagen sich etwa 3000 seiner Landsleute teils als Kulis , teils als Krieger für Dahome hätten anwerben lassen . Ob es wahr war,

Es war nämlich Sonntag. Infolgedessen traf man wir waren ja in einer englischen Kolonie - alle Läden u. s . w. geschlossen, so dass eben nichts anderes

muss natürlich dahingestellt bleiben . Unser Kapitän hätte auch gerne Neger als Deckpassagiere nach dem Kongo mitgenommen , musste jedoch von

übrig blieb , als durch einen Spaziergang durch die Strassen , deren Gebäude alle hermetisch abgesperrt schienen, uns ein Bild der Stadt zu formen.

diesem Vorhaben absehen , da ein Befehl des Gou-

Man sieht hier viele gut und zweckmässig gebaute

verneurs vorlag, dass kein Inländer ohne besondere Erlaubnis dahin gehen dürfe. Sollte dies Verbot schon eine Folge der französisch - belgischen Zerwürfnisse am Kongo sein oder seinen Grund nur darin haben , dass von den vielen Hunderten von Negern, die früher nach dem Kongo gegangen, beinahe keiner wieder in seine Heimat gekommen war?

Häuser , die häufig zwei , ja sogar drei Stockwerke haben. Untergrund und Erdgeschoss sind aus Backsteinen , während der Oberbau aus Planken hergestellt ist. Doch fehlt es natürlich auch nicht an

Um 11h kamen wir wieder an Bord, und nun wurde unser Schiff , nachdem es kaum den schützenden Hafen von Dakar verlassen, sofort von einem neuen

schweren Lateritbodens gethan, bedeutend gebessert

solchen , die ganz aus Stein gebaut sind.

Mitten

durch die Stadt geht ein brausender Gebirgsbach , dessen tiefe Schlucht herrliches tropisches Grün schmückt , wie überhaupt am ganzen Platze kein Mangel ist an allen den herrlichen Fruchtbäumen

Tornado überfallen . Nachdem uns Wind und Wellen zwei weitere Tage tüchtig ausgeblasen und herumgeschaukelt hatten , gingen wir in der Nacht des 20. August auf hoher See vor Anker.

der Tropen , so vor allem Kokospalmen , Bananen, Mangas, Papayas und anderen mehr. Ueberall laufen die den Negern unentbehrlichen Ziegen umher, auch sieht man Schweine und eine kleine Gattung Rindvieh, während Pferde ganz fehlen. Als Transportmittel

Berechnung

für Europäer dienen Sänften , und wir begegneten

Wir mussten nämlich nach der

Litteratur .

398

in zwei derartigen dem Gouverneur und seiner Gattin, die sich, von grossem Gefolge begleitet, gerade zur Kirche tragen liessen . An Kirchen scheint hier kein Mangel zu sein ; ich selbst sah deren sechs von allen möglichen Grössen, darunter eine katholische, eine der englischen Staatskirche und die verschiedenen anderen protestantischen Sekten gehörenden . Mein Führer sagte mir , dass es zwölf Kirchen in Free(Schluss folgt.)

town gebe.

Litteratur. Nederland en zijne bewoners . Handboek der Aardrijkskunde en Volkenkunde van Nederland. Met kaarten en af beeldingen. Door Dr. H. Blink. Drei Bände gr. 8 °. Bd . I XII und 596 S. , Bd. II 575 S. , Bd. III 540 S. Amsterdam 1892. S. L. van Looy & H. Gerlings . Es liegt hier eine siebenjährige Arbeit vor uns , welche, wenn man dieselbe auch nur oberflächlich durchsieht, in Staunen versetzt über das sehr umfassende Quellenmaterial, welches dabei verwertet worden ist. Welch eine unerhörte Ausdauer , welch cinen niemals ermüdenden Fleiss muss der Verfasser besessen, welch eine nicht zu bändigende Lust zum Schaffen muss er stets mit sich herumgetragen haben , um in so wenigen Jahren solch eine Arbeit liefern zu können ! Denn nicht ein einziges Werk war hier vorhanden, welches als Grundlage dienen konnte, auch das Ausland lieferte ihm, bei der eigentümlichen Beschaffenheit des niederländischen Bodens , kein zum Nachfolgen geeignetes Beispiel . Und dabei stellte sich Dr. Blink nicht damit zufrieden, das vorhandene Material zu verwerten, die verschiedenen Quellen miteinander zu vergleichen und auf diese Art sich ein eigenes Urteil zu bilden , sondern an vielen Orten fällte er dies nur, nachdem er persönlich an Ort und Stelle Forschungen angestellt hatte , so wie z. B. in Betreff der Verschiebung der Dünenreihen landeinwärts , der Bildung der Dünenthäler , der Entstehungsart der Torfmoore, der Entwickelung und der jetzigen Verhältnisse der Lauerzee u. s. w. Auch entwirft der Verfasser nicht nur ein Bild des Bodens, wie er sich jetzt darstellt, sondern versucht stets , uns die historische Entwickelung dieses Bildes vor Augen zu führen. Denn wie er im Vorwort (S. VII) zum dritten Bande sagt , hegt er die feste Ueberzeugung , dass man kein Objekt vollständig kennen kann ohne seine Geschichte. Die Gegenwart ist eine Entwickelungsphase der Vergangenheit, und um die Gegenwart zu begreifen, das Existierende zu kennen, muss man den Faktoren nachspüren , aus denen es entstanden ist. Dadurch aber schwoll das Material in sehr starkem Maasse an , und kostete es einerseits sehr viele Mühe , die vielen und verschiedenartigen Quellen zusammenzubringen , andererseits der überwältigenden Menge des Stoffes Herr zu werden . Dass dieses dem Verfasser, wenigstens im Anfange, nicht immer leicht wurde, lässt sich hier und da in seiner Arbeit verspüren . Es ist ihm aber trotzdem gelungen , durch das gefährliche Labyrinth den rechten Weg zu finden , und so hat Herr Blink uns als Resultat seines mühevollen vieljährigen Ringens eine Geographie der Niederlande geliefert, wie es bis jetzt keine gab und wofür ihm jeder Geograph , an erster Stelle jeder holländische Geograph, recht dankbar sein wird. Es liegt nicht in unserer Absicht, eine eingehende Besprechung dieses Werkes zu liefern , wozu überdies diese Zeitschrift schwerlich den erforderlichen Raum zur Verfügung stellen möchte. Darum wollen wir uns darauf beschränken, den Hauptinhalt dieses » Handbuches > In so vast a field , there will be room to acquire fresh knowledge for centuries to come , coasts to

mit der Luft als Urstoff? ( » Heil. Sage der Polynes. «< , S. 20) . Es möchte sich deshalb wohl der Versuch lohnen, diese seltsame Schöpfung des mythologischen Bewusstseins genauer zu betrachten ; es werden sich in der That ganz von selbst die unabweisbarsten und weitreichendsten Parallelen mit ähnlichen Gebilden anderer Völker einstellen, so dass wir dadurch vielleicht die ersten Grundlinien für eine künftige vergleichende Mythologie auf ethnologischer Basis ge-

survey, countries to explore, inhabitants to describe, and perhaps to render more happy«, haben sich in einer Weise erfüllt ( natürlich von dem wohlgemeinten philanthropischen Zusatz abgesehen) , die er selbst nicht ahnen konnte. Durch die unermüdlichen Stu-

winnen, die wir in der vergleichenden Rechtswissenschaft ja schon besitzen. Erst wenn diese Struktur der verschiedenen mythologischen Systeme klar erkannt ist , kann von einer wirklich wissenschaftlichen ,

dien unserer Reisenden und Gelehrten , nicht zum

psychologischen Verarbeitung und Erfassung des

wenigsten auch durch die erfolgreichen Bemühungen der auf den verschiedenen Punkten des Archipelagus auf längere Dauer ansässigen Kaufleute und Beamten ist allmählich ein kostbarer Schatz mythologischer, religiöser und philosophischer Ideen gesammelt, wie . wir ihn in solcher Reichhaltigkeit kaum bei einem

empirischen Rohstoffes die Rede sein . Dadurch bedingt es sich auch , dass wir das eigentliche Detail hier nicht behandeln können, vielmehr dafür auf die

Jedenfalls ist schon diese anderen Volke finden . eine Thatsache allein hinreichend , den seiner Zeit bereits von Chamisso lebhaft geäusserten Protest nachdrücklich wieder aufzunehmen , den er gegen

Mythologie (um diese handelt es sich in erster Linie) in lückenloser Geschlossenheit und Vollständigkeit zu bieten - das verwehrt schon die Unvollständig-

die landläufige, für den krassen Uebermut und Dünkel des gewöhnlichen Kulturmenschen so recht charak-

gedanken der ganzen Weltanschauung werden wir mit zweifelloser Sicherheit erkennen können . Der

teristische Bezeichnung der Naturvölker als Wilde richtete ( » Reise um die Welt« , Ges. Werke I, 119 ) . Mit Rücksicht auf eine Ueberlieferung der Maoris über die Schöpfung bemerkt Bastian mit Recht : >>Was haben wir hier vor uns ? Solche Frage wird sich beim Durchblicken dieses merkwürdigen Doku-

Stoff gliedert sich in drei Abteilungen ; zuerst werden wir uns mit der eigentlichen Kosmogonie zu beschäftigen haben , wie sie überall an den Anfang gerückt ist, mit den Ansichten über die Entstehung der Welt , der organischen Wesen , des Menschen u. s. w. Daran schliesst sich unmittelbar die Theo-

mentes sogleich hervordrängen. Ein philosophisches Produkt? Doch kannibalischer Wilden? und dann

gonie, die Lehre von den Göttern und Heroen, und endlich als naturgemässer Schluss fügt sich daran die Psychologie, die verschiedenartigen Vorstellungen über das Verhältnis des Körpers zur Seele, über ihre

orphisch- chaldäische, buddhistisch -vedische Anklänge auf allen Seiten . Ist ein verkleideter Anaximander oder Pythagoras hierher gewandert , wenn nicht etwa Anaximenes , der Vorgänger der Spiritualisten , Ausland 1893 , Nr. 26.

betreffenden Monographien verweisen müssen ; auch das möge man bedenken , dass wir natürlich nicht im stande sind , diesen Entwurf der hawaiischen

keit des Materiales

, aber den eigentlichen Grund-

Präexistenz und spätere Fortdauer.

Damit würde der eigentliche Bestand des mythologischen Denkens er51

Ueber Mythologie und Kultus von Hawaii .

402

schöpft sein und nur anhangsweise würden sich daran einige Bemerkungen über das Priesterkönigtum , über gewisse religiöse Feste und Geheimbünde und ähnliche Dinge knüpfen . I. Kosmogonie.

Um nicht unerquicklichen Missverständnissen zu begegnen , ist es wohlgethan , von vorneherein daran sich zu erinnern , dass für den gesamten Charakter der polynesischen mythologischen Ideen der Begriff der organischen Entstehung und Entfaltung , des Emporblühens, wie es meist heisst, maassgebend ist ; man muss sich demnach weislich vor dem Irrtum hüten, dem manche Missionare infolge ihres einseitig dogmatischen Standpunktes unterlegen sind , als ob man es hier mit dem (noch dazu logisch recht heiklen) Begriff der Schöpfung zu thun hätte. Ueberall vielmehr, wo sich in modernen Berichten derartige Anschauungen und Andeutungen verraten , kann man sicher sein , dass es sich hier um eine Fälschung handelt, obschon eine bona fide unternommene, die aber nichtsdestoweniger als eine solche rückhaltlos hinzustellen ist (vgl. Bastian , Zur naturwiss . Behandlungsweise der Psychologie , S. 205 *) ) . Um sofort einen konkreten Anhalt zu haben , wird es vielleicht sich empfehlen , statt eines abstrakten Schematismus mit einer Skizze des berühmten Tempelgedichtes zu beginnen, das Bastian auf seiner vorletzten Reise in Polynesien der Vergessenheit entriss und es für die Wissenschaft nutzbar machte , des Pule Heiau , das uns mit einem Schlage mitten in jene wunderbare Welt mythologischen Sinnens und Träumens hineinführt. Indem wir selbstredend in

Noch sonnenlos, die Zeit verhüllten Lichtes, Und schwankend nur im matten Mondgeschimmer, Aus Makalias nächtigem Wolkenschleier Durchzittert schattenhaft das Grundbild künft'ger Welt. Des Dunkels Beginn aus den Tiefen (Wurzeln) des Abgrunds, Der Uranfang von Nacht in Nacht, Von weitesten Fernen her , von weitesten Fernen her u. s. w.«

(»Heil . Sage« , S. 70. )

Schon diese wenigen Zeilen

enthalten die mannigfachsten mythologischen Anschauungen ; in erster Linie ist der buddhistische Begriff der Periode (Zeit- oder Westumschwung) wichtig , indem damit unter der Voraussetzung der Ewigkeit der Materie nur eine neue Phase der physikalischen Entwickelung angedeutet wird, die in mehr oder minder organischem Zusammenhange mit den früheren Weltsystemen gestanden hat. Während noch alles von finsterer Nacht bedeckt ist , beginnt sich doch schon eine gewisse , wenn auch undeutliche Strahlenbrechung , ein Schimmer des Lichtes , zu regen ; zugleich aber gibt das betreffende Wort (malama) , da es ausserdem ein geistiges Licht bezeichnet , eine gewisse Hindeutung auf eine umfassende Intelligenz , einen Nous im Sinne des Anaxagoras . Endlich macht Bastian auf die Bedeutung der Makalii , der Plejaden oder des Siebengestirnes aufmerksam , »die sich gleichsam als das Thor öffnen für das Eingreifen der kosmischen Kräfte auf die planetarischen Schöpfungen, die jetzt beginnen , und ist die eigentümliche Rolle der Plejaden in fast sämtlichen Mythologien der fünf Kontinente hinlänglich bekannt « ( » Heil . Sage« , S. 106) . Nach diesem Vorspiel wird dann mit dem Auftreten des Kumulipo (eigentlich Wurzel kumu — des Abgrundes - lipo ) und des entsprechenden

betreff des Details auf die Uebersetzung und Erklärung , wie sie der Nestor der Ethnologie in Deutschland in der »> Heiligen Sage der Polynesier« (S. 105 ff. u . S. 116 ff.) gegeben hat , verweisen, beschränken wir uns auf die Hervorhebung der wichtigsten mythologischen Ideen , die darin zum Ausdruck gelangen . Zunächst treffen wir auch hier auf die überall vorkommende Basis , auf den sich immerfort wiederholenden Anfangspunkt mythologischen Denkens , auf eine undurchdringliche , alles in ihrem Schoosse umfassende Urnacht, in der Zeit und Raum noch nicht zu unterscheiden sind , ähnlich wie im Zeruana akarana des Zendavesta oder

in den entsprechenden chaldäischen , assyrischen, phönikischen und anderen Dichtungen¹ ) . Die Weltbildung , die sich nunmehr in dem Rollen der Urnächte vollzieht , ist aber ihrerseits nur ein Abglanz früherer Gestaltungen , aus deren Trümmern sich eine neue Entwickelung aufbaut . Das Proömium dieses dunklen Weihegesanges lautet nach der Uebersetzung Bastians so : >>Hin dreht der Zeitumschwung zum Ausgebrannten die Welt, Zurück der Zeitumschwung nach aufwärts wieder, *) Vgl. dazu Bastian , Heil . Sage der Polynesier, S. 10, wo die absichtliche Vernichtung aller Traditionen durch Missionare konstatiert wird.

weiblichen Gegenspieles Po-ele die neue Aera eingeleitet * ), ähnlich wie bei den Chinesen sich Ying und Yang einander gegenüberstehen oder die Nyx ursprünglich bei Hesiod allein dasteht und dann durch ihre Verbindung mit Erebos, als der Dunkelheit der Unterwelt , die weiteren Emanationen bewirkt . Im übrigen tritt vorläufig in den Schöpfungen der folgenden Stufen , den Protozoen u. s. w. , der geschlechtliche Gegensatz noch nicht hervor , nur ist es für diese Generatio aequivoca bezeichnend , dass jedesmal eine neue Art der Lebewesen in zweifacher Form erscheint , sowohl auf dem Lande wie im Meere, wie denn diese Teilung durch die Natur der Dinge für die polynesische Inselwelt gegeben ist** ) . Als eine höchst merkwürdige paläontologische Figur *) Vgl. Moerenhout, Voyage aux îles du Grand Ocean, I , S. 563 , der das männliche Prinzip als das aktive, geistige, als die Seele fasst, das andere als das passive, sichtbare, materielle, als den Körper . ** Vgl. Bastian , Naturwiss. Behandlungsweise der Psych. , S. 85 Bei der in Polynesien durchgängigen Doppelteilung zwischen Land und Meer wird bei dem Hervortreten aus dem Po , durch das Drinnenwirken der Atua , der terrestrischen Schöpfung (in Hawaiis Pule Heiau ) stets eine marine oder aquatische gegenübergestellt. So steht in Mangaia an der Spitze der Schöpfungswesen (gleich Oannes und anderen Fischgöttern) Vatea mit seinem Halbleib.

Experimentelle Geologie. aus früheren Weltsystemen ragt in diese Aera hinein der Octopus , dem nordischen Kraken vergleichbar, anfänglich als stummer Zuschauer, dann unter dem Gewühl der entstehenden Reptilien und übrigen Meerungeheuer mit in den Kampf des Daseins gerissen. Im übrigen herrscht noch immer Nacht , obschon gelegentlich (wie in der zweiten Schöpfungsperiode) sich Anzeichen der Dämmerung bemerkbar machen . Auch darin bekundet sich ein wesentlicher Fortschritt, dass mit der zunehmenden Anhäufung und Befestigung der Schlammerde der leere Abgrund (Kumulipo) allmählich ausgefüllt wird und verschwindet (am Ende der ersten Schöpfungsperiode) . Von den weiteren Perioden (im ganzen sind es ihrer neun oder zehn) bietet keine ein tieferes Interesse , als die fünfte und siebente; in jener scheidet sich die Nacht vom Tage als besonderer Zeitabschnitt , obschon trotzdem der der alte Refrain : Po-no, Nacht überall, festgehalten wird. Ebenso ist es bemerkenswert , dass sowohl hier als auch in der siebenten vor der individuellen Existenz des Menschen die Voranlagen für den Verstand, für die technischen Fertigkeiten und Geschicklichkeiten und namentlich die allgemeinen psychischen Schöpfungen , die Seh- und Hörbilder , Gedanken , Zauberformeln u . s. w. entstehen , was

403

When above were not raised the heavens, And below on the earth a plant had not grown up, The abyss also had not broken open their boundaries, The chaos (or water) Tiamat (the sea) was the producing mother of the whole of them. When the gods had not sprung up, any of them, A plant had not grown and order did not exist. The Hebrew legend infers that the gods, Elohim, existed contemperaneously with and apart from the chaos . The Marquesan legend makes the great god of all, Atea, the light, evolve himself from out of darkness , Tanaoa , the ruler of chaos , and from Atea sprung the next great god , Ono or sound. The Hawaiian legend makes the tree great gods, Kane, Ku and Lono, light, stability and sound , evolve themselves out of chaos , Po . The Babylonian legend makes the two gods Lahnuu and Lahanu, the male and female personifications of motion and production, issue from chaos , followed by the gods Sar and Kisar , representing the upper and lower expanse, which four deities, however, appeare to be mere abstractions, and were followed by the first actual , personal gods Anu , Elu or Bel , and Hea , representing heaven, earth and the sea , the Babylonian triad, corresponding and organisers to the Hawaiian triad , as the first real creators universe.« the (I, S. 67 ff.) . of

(Fortsetzung folgt.)

Experimentelle Geologie . Von S. Günther. (Schluss. )

Bastian dem entsprechenden Verhältnisse zwischen Aromana und Ayatana im Abhidharma des Buddhismus vergleicht oder den platonischen , aller individuellen Existenz vorangehenden Urbildern Urbildern der Schöpfung , den Ideen (» Naturwiss. Behandlungsweise «< , S. 162 *)) . In der achten Periode entsteht der Mensch , die wilden Naturkräfte besänftigen sich, Geburt des Weibes (Lailai) und des alle Welt durchstrahlenden Lichtes , die Säulenpfeiler festigen sich, unter Erdbeben richtet sich das Land empor , und die Weltschöpfung ist vollendet .

Anmerkungen. 1) Vgl. dazu die Ausführung von A. Fornander in seinem ausgezeichneten dreibändigen Werke An account of the Polynesian race, its origin and migrations (London 1878 ff. ) , dessen Wert nur durch die seltsamen Konstruktionen eines angeblich cushitischen Einflusses auf die Bewohner der Südsee geschmälert wird. Es handelt sich hier speciell um das Verhältnis der babylonischen und hebräischen Legende zur polynesischen Ueberlieferung : >>This chaos idea among the Polynesian tribes bears a striking relationship to the old Babylonian and Hebrew accounts of the Genesis of the world. Every reader knows the second verse of Genesis : And the earth was without form and void ; and darkness was upon the face of the deep. And the Spirit of God moved upon the face of the waters. The Tahitian Tino Taata who floated on the surface, may be the original or the copy of the Hebrew legend . The Babylonian legend , according to Berosus, states that there was a time in which there existed nothing but darkness and abyss of waters, and according to the cuneiform inscriptions collected and translated by Mr. G. Smith , Tiamat , the spirit of the sea and chaos , was selfexistent and eternal, older even than the gods, for the birth or separation of the deities out of this chaos was the first step in the creation of the world. The Chaldean legend refers to a time

Genau in derselben Weise geht in dem Schöpfungssange der Maori das Allgemeine und Abstrakte dem Individuellen und Konkreten vorher (vgl. Bastian , Heil. Sage, S. 19) .

Die Nachbildung der Gebirgsfaltung war für Daubrée , sowie für seinen Mitarbeiter Sauvageot , gleichfalls ein Gegenstand ernster Beachtung. Schon A. Favre hatte darauf aufmerksam gemacht ¹) , dass ein mit Thon belegtes parallelepipedisches Stück Gummi, wenn es zuerst gewaltsam ausgedehnt und sodann sich selbst überlassen werde, in dieser Thonschicht Formen darbiete, welche unwillkürlich an die Erdgebirge gemahnen. In der That ist ja auch die Ursache der Umgestaltung beidemal die nämliche : die auf einer gegebenen Basis ruhende Masse soll plötzlich auf einer kleineren Grundfläche Platz finden , und das kann nicht geschehen, ohne dass Berstungen , Faltungen , Ueberschiebungen u. s. w. eintreten. Freilich liess sich mit Fr. Pfaff an diesem bequemen Versuche das aussetzen , dass ein Kautschukstreifen ein schlechtes Abbild der gekrümmten Erdoberfläche sei , allein indem Chancourtois eine Kugel mit dünner Wachsschicht überzog und deren Volumen alsdann sich verkleinern liess , konnte er ganz dieselben Stadien der Runzelung bemerken , wie im früheren Falle. Von durchschlagendem Erfolge waren endlich in dieser Hinsicht die erwähnten Versuche von Daubrée und Sauvageot , welche die Gummikugel durch Aufkleben von Kautschukplättchen in ein Ellipsoid verwandelten und , indem sie aus der Hohlkugel die darin enthaltene Flüssigkeit in kleinen. Quantitäten austreten liessen , die Paraffinhaut nötigten ,

1) Vgl. Nature « , 19. Band , S. 103 ff. Eine sehr übersichtliche Schilderung des oben erwähnten Cyklus von Experimenten gab Czerny von Schwarzenberg (Ueber die Entstehung der Gebirge, » D. Rundschau f. Geographie u . Statistik « , 2. Jahrgang, S. 332 ff.) .

Experimentelle Geologie.

404

sich den neuen Verhältnissen anzupassen . Die Unebenheiten , welche der Ueberzug daraufhin mehr und mehr hervortreten liess, dürfen als ein getreues Analogon der unregelmässigen Konfiguration der Oberfläche unseres Planeten angesehen werden, ganz so wie es die Kontraktionstheorie ¹ ) erheischt. Wieder einen neuen Gedanken hat Daubrée dadurch in die Experimentalgeologie hineingetragen, dass er die gestaltlichen Veränderungen der in den Straten eingeschlossenen Versteinerungen kausal

Einerleiheit

dieser kosmischen

und der irdischen

Körper erbracht wurde. Die metallischen Verbindungen, welche aus Daubrées Schmelztiegel hervorgingen, liessen sogar, wenn man Schwefelsäure mit einer angeschliffenen Fläche in Berührung brachte, die für die Sideriten charakteristischen Widmannstätten schen Liniennetze hervortreten. stättenschen Gegen die oben besprochene Hypothese von der bruchlosen Umformung der Gesteinschichten ist, wenn wir nunmehr wieder zur Lehre von der Ge-

auf besonders heftige Zuckungen der Erdkruste hindeutete, verändert, d. h. verbogen und gestreckt erscheint. Manchmal sind die Fossilien sogar zerstückt,

birgsbildung zurückkehren , von Stapff¹) geltend gemacht worden, dass der nämliche Effekt auch dann erreicht werden konnte, wenn thatsächlich die Schichten zuerst unter der Einwirkung so ungeheuerer Kräfte, wie sie hier in Frage kommen, ihren Zusammenhang verloren. Sie gewannen denselben durch Druck

woraus zu entnehmen ist, dass sie längst an der fraglichen Stelle abgesetzt waren , als die fragliche Be-

wieder, nachdem zuvor ihre teilweise ZerDies reissung , Zertrümmerung erfolgt war.

wegung ihren Anfang nahm.

geht unzweideutig aus den mit Recht berühmt gewordenen Versuchen von Spring 2 ) hervor , der u. a. durch die hydraulische Presse pulverisierten Wismut zu einem anscheinend homogenen Metallblock zusammenzuschweissen vermochte. Auch über

zu begreifen lehrte 2 ) . Die fossilen Tierkörper besitzen im allgemeinen eine typische Form , welche ab und zu in solchen Gebirgen , deren Entstehung

Unsere Fig. I bringt

die Schichtung und Schieferung hat der erstgenannte Geologe gearbeitet und die letztere, wie wir sie am Gneis beobachten, als eine Konsequenz sehr starken Druckes gekennzeichnet (s. o.). Nach dieser Seite hin sind auch Pilars Erklärungen für die Strukturverwandlungen einer gepressten oder gewalzten Schicht ) der Beachtung würdig, wiewohl sie mehr aus theoretischer Spekulation als aus experimenteller Erkenntnis hervorgegangen sind. Ueberhaupt liesse sich , wenn diese kleine Studie eine Vollständigkeit anstreben wollte , welche zu erreichen ihr an sich verwehrt ist, noch manches vereinzelt stehende, im

Fig1. dem Leser einen künstlichen Belemniten vor Augen, welcher von Daubrée in diesem Zustande der Verstümmelung dargestellt wurde. Ehe wir von dem trefflichen Forscher Abschied nehmen, haben wir noch seiner Herstellung künstlicher Meteoriten Erwähnung zu thun ³) , durch welche augenfälliger als sogar auf spektralanalytischem Wege der Nachweis von der grundsätzlichen 1 ) Hierzu wäre auf die Darlegungen in Nr. 9 und Nr. 19 des laufenden Jahrganges dieser Zeitschrift zu verweisen. 2) Daubrée , Expériences sur la schistosité des roches et sur les déformations de fossiles corrélatives de ce phénomène ; conséquences géologiques qu'on peut en déduire , » Bull . de la Soc. Géolog. de France , Séance du 26 juin 1876. 3) An diese Arbeiten haben sich in jüngster Zeit andere von französischen Mineralogen, von Moissan und Friedel , angereiht ( Compt. rend. de l'acad . franç . « , 116. Band , S. 218, S. 224 ff.). Nachdem in Meteoreisenmassen Amerikas das Vorhandensein von Diamanten erhärtet worden war, kam es darauf an, solche auch im Laboratorium zu erzeugen, wobei jedoch nur Stoffe, die ohnehin in Eisenmeteoriten auftreten, zur Verwendung gelangen durften , also Eisen selbst , Schwefel , Phosphor und Nickel. Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen , doch lassen sie einen günstigen Erfolg voraussehen.

Rahmen einer zusammenfassenden Betrachtung aber nicht uninteressante Faktum den bereits erörterten hinzufügen 4). Statt dessen erblicken wir eine Hauptaufgabe

1 ) Siehe Stapff, Betrachtungen über den Mechanismus der Schichtenfaltung, N. Jahrb. f. Miner., Geol. u. Paläontol. Unnützes altes Zeug. Gut für den Papierkorb. Die Herzogin

von Alba hat nun eine gediegene wissenschaftliche Bildung im Auslande erhalten, und die Frucht ihres Umganges mit deutschen, italienischen und französischen Gelehrten war das, dass sich die Herzogin vornahm, der historischen Wissenschaft ernste Dienste zu leisten. Den Anfang dazu machte sie mit der Veröffentlichung der D Documentos escogidos del archivo de la casa de Alba« , eines Werkes von 610 Seiten, welches 1891 in Madrid gedruckt wurde. Nun warf die Herzogin ihr Auge auf obiges Konvolut, und es stellte sich heraus , dass in demselben Autographen des Columbus enthalten waren, welche in einem neuen Bande veröffentlicht wurden unter dem Titel : » Autógrafos de Cristobal Colon y Papeles de América los publica la Duquesa de Berwick y de Alba , Condesa de Siruela . Madrid 1892. « Bisher sind nach Harrisse 157 Schriftstücke des Columbus bekannt gewesen, von welchen man jedoch nur 23 Autographen besitzt. Die neue Sammlung der gelehrten Dame enthält 57 auf die Entdeckungsgeschichte oder auf den Entdecker Bezug habende neue Dokumente und darunter zehn FacsimileAbdrücke von Autographen des Admirals. Die neuentdeckten Dokumente reichen von 1495 bis 1616 und beziehen sich : 15 auf Columbus selbst, 14 auf seinen Erben Diego , die übrigen auf Hojeda , Diego de Nicuesa , Hernan Cortez , Sebastian Cabot, Diego Mendez und Hernan Pizarro . Zwei von den Autographen handeln von den Rechten des Admirals , die ihm kraft seines Vertrages mit den Königen zukamen, ein weiterer enthält die Rechnung über die Goldmengen , welche Cristobal de Torres , Alonso Sanchez Carbajal und Juan Antonio ( Colombo ?) nach Spanien brachten , und die in Sevilla, Valladolid und Burgos verkauft wurden. Unter den übrigen Schriftstücken sind besonders zwei interessant. Das eine davon ist eine Zeugenaussage des Juan Velasquez und des Arztes Alonso , Begleiter des Alonso de Hojeda im Jahre 1499 , über die Fahrt dieses letzteren nach der Nordküste Südamerikas (sog. zweite Reise des Vespucci und Entdeckung der Strecke von der Boca del Drago bis Cabo de Vela) . Derselben entnimmt man , dass Hojeda das Schiff zu seiner Fahrt kaperte, dass er es durch Raub verproviantierte und die Absicht hatte , nach Haiti zu fahren , um sich in den Besitz von 15-20 000 Dukaten zu setzen, die Columbus dort besass. Ferner werden aus diesem Schriftstücke alle Begleiter des Hojeda bekannt, nur kommt unter denselben merkwürdigerweise Vespucci nicht vor. Weit wichtiger ist das zweite der angeführten Dokumente, eine am 15. Dezember 1495 in articulo mortis getroffene Verfügung des wohlbekannten Juanoto Berardi (Geschäftscompagnon oder Chef des A. Vespucci) , wodurch Columbus gebeten wird , den Testamentsvollstreckern des ersteren eine Summe von 180 000 Maravedis zu bezahlen , die Columbus dem Berardi seit drei Jahren schuldete. Daraus wird vollends klar , woher Columbus das Geld nahm, welches er bedurfte, um mit einem Achtel der Gesamtkosten zur Ausrüstung der drei Schiffe für die erste Fahrt beizutragen. Während man also fast jede IIoffnung aufgab , noch neue auf die Entdeckungsgeschichte Bezug habende Dokumente zu entdecken, überraschte die grossherzige Herzogin die Gelehrtenwelt mit ihrer schönen und wertvollen Sammlung. Hoffen wir, dass beim emsigen Nachsuchen in den Privatbibliotheken noch mancher Schatz ans Tageslicht gefördert werde. Rund um die Adria. Von Josef Stradner. Mit 34 Illustra. tionen von Franz Schlegel. Graz 1893 . Eine sehr eingehende , geographisch interessante Schilderung folgender Partien am nördlichen Rande der Adria : die Insel Lussin, Castuà , Pisino, Pinguente und Montona , Tschitschenboden, Aquileja, Grado, Arquà, die Eugancen, Este, die unteren Länder am Po . Das Buch ist so verfasst , dass es Geographen und Touristen sehr nützlich werden kann . Lussin piccolo. E. Gelcich.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND

GÜNTHER .

Jahrgang 66 , Nr. 27 .

Stuttgart, 8. Juli 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND MDCXL GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. In- und Auslandes und die Postämter. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pt. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Italienisch-deutsche Reise- Sprachführer aus alter Zeit. Von Henry Simonsfeld (München) . S. 417 . 2. Ueber Mythologie und Kultus von Hawaii. Von Th. Achelis ( Bremen) . ( Fortsetzung. ) S. 424. 3. Das Klima des Pic du Midi. Ein Beitrag zur Charakteristik des Höhenklimas. Von Friedrich Klengel ( Leipzig) . (Fortsetzung. ) S. 427 . ---4. Litteratur. (Fennia .) S. 432. Italienisch-deutsche

Reise-Sprachführer aus alter Zeit. Von Henry Simonsfeld (München). >>>Nichts Neues unter der Sonne« könnte ich füglich den folgenden Zeilen als Motto voranstellen. Wer heutigentages in fremde Länder reist , ohne der dortigen Sprache völlig mächtig zu sein , versieht sich wohl vorsorglich mit einem der handlichen >>Sprachführer Einfierung latein wälsch frantzesisch vnd teutsch in gemainen dingen zu reden von nuwem gedruckt vnd an vil orten zemal im latein

Drucker , Adam von Rottweil , hergestellt worvnd welschen gebessert vnd corrigiert dienen (= den> Questo libro el quale den ist. Der Anfang lautet : » jenigen) so durch die land handlen vnd der si chiama introito e porta de quelle (!) che voleno imparare e comprendere todescho a latino cioe❘ sprach nit kinden nit minder noturftig dan nutzlich. «< Die Einteilung dieses viersprachigen Vokabulars taliano (= italiano) el quale e utilissimo per quele ist dieselbe wie bei dem ältesten Drucke von 1477 . o che vadeno a pratichand per el mundo el Dieser zerfällt in zwei Bücher , das erste geteilt in >>Diss puch haltet sia todescho o taliano . . . « 55, das zweite in 9 Kapitel. Das erste Buch hat inen (= enthält) den aller kosteleichisten vnd nüzkeine besondere Ueberschrift , die 55 Kapitel aber leichisten vund ; wer lernen wölt wälhisch oder teutsch, der findez an disen puch ale di näm vnd wörter der man pedarf zu reden oder zu nennen ale creaturen di da sind in den vier elementen. Beitrag zur Kunde der norditalienischen Mundarten im 15. Jahrh. , in den Denkschriften der Wiener Akad . d . Wiss., Phil.-histor. Kl. « , Bd . XIII .

darauf beschränkt, nur das Notwendigste aus

Bewegte sich ja doch der Verkehr damals in viel einfacheren Verhältnissen . Wer reiste denn über-

oder Mailand oder sonstwo seine Handelsgeschäfte oder als Student, um an einer der

zu erledigen

berühmten Universitäten in Padua oder Bologna den Studien zu obliegen ¹ ) . Wo er hinkam , fand er in den grösseren Städten deutsche Landsleute, darunter namentlich Gewerbetreibende und Handwerker 2) , selbst deutsche Herbergen, und für den geschäftlichen Verkehr mit den Einheimischen bediente er sich zumeist einer Mittelsperson , des Unterhändlers, des Dolmetschers, die des Deutschen mächtig waren . Nicht also diesseits der Alpen , sondern jenseits haben wir den Ursprung jener alten Sprachführer zu suchen . Es ist ja auch bezeichnend, dass sie das Italienische voran stellen . Nicht für die Deutschen, welche nach Italien kommen und vorher die italienische Sprache erlernen wollen , sind sie ursprünglich angelegt , sondern umgekehrt für Italiener, welche sich das Deutsche aneignen wollen³) . Und zwar, wie ich glaube, in erster Linie für Kaufleute . Denn es heisst ja auch in der Einleitung ( cf. oben ) : » für diejenigen , so durch die Land handeln. « Als Ort ihres Entstehens aber betrachte ich 1) Man vergleiche hiezu Steinhausens interessanten Aufsatz >> Beiträge zur Geschichte des Reisens« in Nr. 13 ff. dieser Zeitschrift , wo die Steigerung der Reiselust und Reisesucht eben in das 16. Jahrhundert verlegt wird. 2) Cf. meine Arbeit : »Eine deutsche Kolonie zu Treviso im späteren Mittelalter « , in den » Abhandlungen der k. bayer. Akad. d. Wiss . « , Kl . III , Bd. XIX , Abt. III. 3) Unsere hiesige Staatsbibliothek scheint ein einziges Fragment eines deutsch - italienischen Vokabulars in einem undatierten Inkunabeldruck (ohne Jahr und Ort) zu besitzen (Inc. s. a. 1960 b 4º) , das nur aus vier Blättern besteht. Das erste Blatt trägt den Titel : » Vocabulario Todescho e Italiano «. Auf Blatt 2 folgt erst das Alphabet , dann der Spruch : >> Im namen des Vaters und des Suns und des heiligen Geistes Amen « , darauf die sechs persönlichen Pronomina : ich, du , er, wir, ir, sie (mi, ti, quelo, nui, vui, queli) « und nun Verba, abkonjugiert im Präsens, dann in den einzelnen Personen durch verschiedene Tempora und zum Schluss die Fragen : » Von wanen kumpt ir? Da chi logo vegni vui ? Ich kum von haus. Mi vegno da chaxa. Was wer euch lieb ? Che serà a vui a charo ? Nit anderss auff dis mal. Non altro per questa volta. Offenbar « , sagt Mussafia eben mit Rücksicht auf dieses letzte Gespräch, >>haben wir hier die Arbeit eines deutschen Sprachmeisters vor uns, der in Venedig lebte« , und mit dem Bearbeiter dieses Teiles unseres Handschriften-

däutschen Haus ; ( 1516 ) In hospicio, in fondigo, a la boutiche, im legerhauss ; In domo Alamannorum , in casa deli todeschi , ala maison des alamans , in dem teutschen hauss - womit nichts anderes als

kataloges, G. M. Thomas , erblickt er in dem am Schluss genannten »Meister Georg von Nürn-

der berühmte Fondaco dei Tedeschi , das deutsche Kaufhaus in Venedig ¹ ) gemeint ist.

berg « den Verfasser der ganzen Handschrift, welcher Schüler zu werben suche. Denn es werde sowohl

Endlich sind gerade in Venedig und sicher

seine Adresse mitgeteilt (auff sand bartholmes

für den nämlichen Kreis von Benutzern ähnliche Sprachführer schon wenigstens fünfzig Jahre vor dem ersten Druck zusammengestellt worden . Auf einen davon bin ich eben während meiner Vorarbeiten zur Geschichte des Fondaco und der deutsch-

platz nahent pey dem deuczen hauzz : >> sul campo de san bortolamio apresso al fontego di thodeschi« ) , als auch werde von ihm gerühmt, dass er » ein chlugen sin ze leren habe an (= ohne) alz verdriessen . « Es

venetianischen Handelsbeziehungen durch den Katalog der italienischen Handschriften unserer Staatsbibliothek aufmerksam gemacht worden, in welchem (S. 296) als Nr. 261 verzeichnet steht : »Vocabolario Veneziano-Todesco« aus dem Jahre 1424. Ein zweites Exemplar des gleichen Vokabulars aus dem nämlichen Jahre besitzt, wie sich bei weiterer Nachforschung ergab , die k. k. Hofbibliothek zu Wien , worüber , wie über die späteren oben erwähnten Drucke , bereits Mussafia in der früher angeführten Abhandlung eingehend gehandelt hat. Jedoch nur nach einer Seite hin : er hat lediglich den italienischen Teil zum Gegenstand seiner sprachlichen Untersuchungen gemacht. Was den germanistischen Teil betrifft, so hat wohl Schmeller in seinem klassischen » > Bayerischen Wörterbuch «< speciell unsere hiesige Handschrift von 1424 verschiedentlich benutzt , systematisch und erschöpfend ist dieselbe aber noch nicht untersucht und verwertet worden. Ich habe deshalb meinen früheren Kollegen, jetzt Professor Brenner in Würzburg , für diese Arbeit und eine gemeinsame Herausgabe dieses alten Vokabulars zu interessieren gesucht , wobei ich mir die Darlegung des geschichtlichen oder, genauer gesagt , kulturgeschichtlichen Wertes vorbehalten hatte. Denn dass der letztere in der That kein geringer , wird teils bereits aus dem Voran-

heisst auch , wie ich hinzufügen will, am Anfang des letzten Gesprächs : » >Waz lernstu ? Ich lern deucz . Du tuest weislich . Ez ist ein hubcz dinck deucz chunen in diser stat durch dez deuczen hauss willen (per amor del fontego) .

Du schollt

fast lernen (tu de imparar forte) . Gern, Herr.« < Deutlicher kann Zweck und Entstehen dieses Es Sprachbuches wohl nicht angegeben werden. che sich (der Handel venetianis ist der deutsch eben im Fondaco dei Tedeschi konzentrierte) , der

diese Vokabulare oder Sprachführer ins Leben gerufen hat. Bei der zunehmenden Frequenz deutscher Kaufleute in der Lagunenstadt mochten die Einheimischen , um mit den Deutschen auch direkt verkehren zu können , immer mehr das Bedürfnis fühlen , sich die deutsche Sprache selbst anzueignen , deren Kenntnis ihnen ja auch von Vorteil sein konnte, wenn sie -was übrigens seltener der Fall mit ihren Waren selbst in deutsche Lande war kamen.

Deshalb steht auch hier das Italienische

oder, wie schon oben bemerkt, vielmehr das Venetianische voran ; ihm gegenüber der deutsche Ausdruck und zwar , wie Brenner festgestellt hat , in der bayerischen Mundart ¹ ) . Wenn wir uns nun zu dem Inhalt im Detail wenden, so haben wir mit Mussafia vor allem zu bemerken , dass in dem ersten Teile , dem eigent-

stehenden , teils aus der genaueren Schilderung des Inhaltes, wie ich hoffe, erhellen .

lichen Sprachbuche , Rubriken oder Kapitelüberschriften fehlen . Doch findet sich in der hiesigen Handschrift , wo eine neue Wortgruppe beginnt ,

¹) Siehe darüber mein Werk : » Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und die deutsch-venetianischen Handelsbeziehungen « , Stuttgart, Cotta, 1887 , Bd . I und II ,

1) Charakteristisch dafür ist z. B. der Gebrauch des b statt w ; ob sich damit die Autorschaft des Nürnberger Sprachlehrers verbinden lässt ?

Italienisch - deutsche Reise -Sprachführer aus alter Zeit.

420

eine grössere, blau oder rot gemalte Initiale. » Strenge Methode in der Einteilung wird nicht beobachtet,

agrest ¹ ) , der sues und sauer wein , der malvasir, romanir , rainval (ribuola) , tribian , marck- (de

denn manches Wort wird in die einzelnen Gruppen aufgenommen, das nicht dazu gehört . Der Gleichklang eines deutschen Wortes führt nicht selten zur

marcha), perg- und wein von der eben. >Im Winter muss man selbst bei einem schlechten

Wer porigt verchaufft ser, verleust die freunt, daz gelt hat er nimmer.

Herrn ausharren ; im Sommer ist das Leben leichter, und man kann sich um einen anderen umsehen. >Pfarrer und Evangelier « und vom Kaiser bis zum Thürhüter und Schaffer. Unter den Fürsten werden nach dem Kaiser (in dieser Reihenfolge) ge-

Alla bocha meti fren Parla puocho e intendi ben. Dem mund secz ein zil, Red wenigt und verste fil.

nannt : Der König von Frankreich , England , Böhmen , Ungarn , Cypern , der Herzog von Bayern , Oesterreich, Venedig, der Herr von Mailand . Ebenso steht bei den Namen nach Deutschland Bayern voran,

Nun folgen, wiederum durch eine goldene Initiale getrennt, die schon oben kurz erwähnten , umfangreicheren Gespräche, welche diesem Sprachbuche noch einen besonderen Wert verleihen . Ausführ-

dann folgen : Oesterreich , Wien , Ungarn , Ofen , Böhmen , Schwaben, Nürnberg, Regensburg, München (Munichen Munego , ein Municher un Munegense , einer fon Munichen un da Munigo) , Augsburg, Salzburg, Konstanz ( Chosstnitz ) , Bozen , Trient, Friaul,

licher dieselben hier wiederzugeben , verbietet der Mangel an Raum, und bei einem stückweisen Auszug geht natürlich der ganze Reiz des Frage- und

Udine (Weiden) , Venzone (Peusendorff) , Villach, Cividale (Sibendat), Spilimberg (Spamberck), Sacile (Zizeil), Treviso (Terfuess), Mestre (Mesterz) , Padua, Venedig, Ferrara, Brescia, Mantua, Lombardei ,

des Fondaco dei Tedeschi etwa am Rialto . Der Vater ist verreist ; an seiner Stelle muss der

Antwortspieles verloren . Das erste Gepräch führt uns in den Kaufladen eines Venetianers in der Nähe.

junge Sohn mit dem Deutschen verhandeln , welcher Stoffe einkaufen will. Er bietet ihm Parchent, Valessi

Genua, Mailand » hauptstat in lamparten « , Bologna , | (das Stück um 42 Dukaten) und Boccassin , das Stück um 6½ Dukaten ; aber unser Landsmann erFlorenz, Rom »> haubtstat aller werlt« , Neapel . Die klärt dies für zu teuer , da er sonst in Deutschland Handelsbeziehungen der Republik Venedig , die in diesen Städten zum Ausdruck kommen , spiegeln sich daran verliere. Dabei entwickelt sich, da der junge Venetianer auch wieder in den noch beigefügten Namen von Frankunserem Käufer einen Trunk anbietet , folgendes reich, England und Flandern . Zu ihnen gehören charakteristische Gespräch (wovon ich den veneferner die Ausdrücke für Weg, Strasse, Markt, Dorf, Berg, Thal u . s . w. tianischen Teil weglasse) : Der Venetianer : Wolt ir nicht ein trunck tun ? Der Deutsche : Ich waizz Ein kürzeres , besonderes Kapitel bilden die zur Kirche und dem Kirchamt gehörigen Dinge bis zum sein nicht, ez ist ze frue. Ez ist nicht mein gebonGrab und darüber hinaus ; wiederum ein anderes hait alz frue ze trincken . Der Venetianer : Daz ist wol ein bunder. Darumb ez ist nicht der deuczen Waffen- und Rüstzeug, Krieg und Frieden . In buntem Durcheinander folgen darauf Tugenden und Laster, die Farben , die persönlichen Fürwörter , abstrakte Begriffe , wie die Liebe , die Freude u . s . w ., zu kleinen Sätzen verbunden . Ein neuer, schon äusserlich durch eine grössere goldene Initiale erkennbarer Teil der Handschrift beschäftigt sich mit den Zeitwörtern und der Konjugation. Dieselben werden zuerst in diesen drei Formen aufgeführt : 2. Singular Imperativ , Infinitiv Ausland 1893 , Nr. 27.

gebanhait. Der Deutsche : Sprich nur du auch also daz die deuczen trunken sein . Und die Walich (Welschen) fellen (fehlen) nicht , benn sie darczu chumen . Der Venetianer : Wol daz die deuczen den nomen haben .

Nun, unser Landsmann lässt

sich schliesslich doch erweichen und thut dem Wein Bescheid . Wie ihn dann der Venetianer auch zum Essen einladen will , lehnt er dies ab , weil er »> im deuczen hauzz «< essen will (e voio disnar in fontego) . 54

er

422

Italienisch -deutsche Reise -Sprachführ

aus alter Zeit .

Am nächsten Tage kommt unser Deutscher wieder zur >> Station «< , d. h . zum Laden des jungen Venetianers mit seinem » > Unterchauffel«< (messeta, Sensal) , und nach längerem Hin- und Herreden

lichkeit sicher entsprechender , netter Beleg für die freundschaftlichen Beziehungen , die zwischen den Venetianern und unseren Landsleuten bestanden , und die in der Geschichte des deutsch-venetianischen

werden sie schliesslich handelseinig, indem der Preis für das Stück Parchent (dessen besondere Güte

Handels wiederholt zu Tage treten.

herauszustreichen der Venetianer nicht müde wird) auf 4 Dukaten festgesetzt wird . Unser Landsmann kauft 25 Stück . Von dem Betrag gibt er

Gespräch endlich bezieht sich also, wie früher schon erwähnt , auf das Erlernen der deutschen Sprache und behandelt dies Thema in verschiedenen Wen-

dem Verkäufer 10 Dukaten » daran « (als chaparra), die übrigen 90 lässt er ihm »in die panck« schreiben (schriver in bancho) , den Rest erstattet er ebenfalls in baarem Geld , die Ware aber wird durch Träger (bastazi) des Fondaco fortgeschafft , nach-

dungen mit eingestreuten , allgemeineren kleinen Sätzen , Fragen und Antworten über das Befinden, das Wetter und dergleichen , dessen Hauptinhalt wir ja bereits oben wiedergegeben haben . Die kurze Skizze , die wir von dem Inhalt unseres

Das dritte , ebenfalls nicht allzu umfangreiche

dem unser Deutscher sich auch noch eine Zugabe | Sprachbuches nur geben konnten , lässt den vollen Reichtum desselben wohl kaum erkennen . So viel (zonta) von drei Pfund Baumwolle erzwungen . wird man leicht fühlen , dass dieses merkwürdige Denn » ez ist der deuczen gebanheit daz si muessen allbeg zugab haben. Pey mein trewn ez duncat Vokabular von 1424 den ersten Druck von 1477 ein deuczen er hiet nicht chauff gemacht ob er in dieser Hinsicht namentlich durch die Gespräche weit übertrifft . An Uebersichtlichkeit freilich lässt nicht zugab hiet« . Ein »> Leitchauffstrunk«< ¹ ) beschliesst das Geschäft. es ja einiges zu wünschen übrig. Und dies scheint Das zweite, kürzere Gespräch hat zum Gegenstand ein Tauschgeschäft zwischen den beiden nämlichen Kaufleuten , wie man wohl mit Mussafia wird annehmen dürfen. Unser Deutscher will 25 Stück Valessy eintauschen gegen deutsche Leinwand (»golchz «< genannt , das ist = golsch oder golisch »gewöhnlich weiss und blau , oder weiss und rot

man auch empfunden zu haben . Denn das (wenigstens soweit jetzt bekannt) nächstälteste , ähnliche italienisch -deutsche Sprachbuch zeichnet sich gerade dadurch aus, dass es in eine Reihe von Abschnitten

Zu

mit Ueberschriften geteilt ist , über welche zuletzt sogar ein Register folgt. Es ist uns dies gleichfalls in einer hiesigen italienischen Handschrift ( Nr. 362 ) erhalten , welche

diesem Zwecke gehen die beiden nun diesmal zusammen in das »deucz hauss «< (in fontego), in den

nach einigen Notizen Ende 1460 in Venedig geschrieben ist , deren Lautverhältnisse aber nach

Fondaco dei Tedeschi , wo unsere Landsleute ihre Waren aufzustapeln und dann den Venetianern zum Kauf vorzulegen hatten. Der »chnecht« > » chnecht«< (el (el

Mussafias Ansicht mit ziemlicher Sicherheit auf Verona und die Umgegend hinweisen . Es fehlen denn auch jene intimeren Beziehungen zu Venedig

fante) öffnet mit dem Schlüssel das Gewölb (la volta) und breitet die » > graben tucher« und die >>leinbot>Was beim Kaufe ausser dem bedungenen Kaufpreis gleichsam zur Befestigung des abgeschlossenen Handels vom Käufer noch besonders gegeben und sehr oft gemeinschaftlich vertrunken oder verschmaust wird. « (Schmeller - Frommann, I, S. 1534.) 2) Schmeller Frommann , I, S. 893 .

die Frage begegnet : > » Wannen pistu, seyt ir ?« und dann : » > Von welcher stat pistu ? seit ir?« Die Antwort darauf lautet hier : » Ich pin von Ofen , bien (Wien) , prage, kuln, nuremberg, augspurg, kostnicz, vlm, strospurg, venedig, peren (Verona) , mailand» Regenverteilung im Westen und Nordfür Salzburg , Obersteiermark ( 19 Orte) : Winter westen Europas« die Prozentzahlen für zehn Orte 16 % , Frühling 24 % , Sommer 38 % , Herbst 22 % ; der >> Landes >Sie verteilen sich eben nahezu gleichmässig auf einen längeren Zeitraum, und nur bei sehr ins einzelne gehender Mittelbildung lässt sich ein Zeitpunkt grösster Häufigkeit oder richtiger das Vorhandensein eines Rückfalles überhaupt nachweisen« (v. Bezold). (Mitteilung von Dr. Goebeler in Potsdam .)

Litteratur .

448

Litteratur. Die Heimat der Germanen. Von Karl Penka . Separatdruck aus dem XXIII . Bande der » Mitteilungen der Anthrop. Gesellschaft in Wien«< . Verlag von Karl W. Hiersemann, Leipzig. gr. 8º. Penka stützt seine Argumente über die Heimat der Germanen auf folgende Punkte. Er findet auf Grund linguistischer Forschungen, dass das Ursprungsland der Germanen einmal innerhalb der gemässigten Zone gelegen habe , sodann , dass dasselbe ein Waldland und keine Steppe gewesen sei , und drittens , dass es an ein Meer gegrenzt habe. Die Landstriche des südlichen Russland , wohin Schrader den gemeinsamen Sitz der Indogermanen verlegt, erfüllen diese Bedingungen nicht, denn einmal bilden dieselben heutigentags grösstenteils eine zumeist baumlose Steppe, und zum anderen kommen unter diesem Himmelsstriche verschiedene Tiere und Pflanzen, für die gemeingermanische Be. nennungen existieren, nicht vor. Auch die Länder an der Nordsee sind als Stammsitze in diesem Sinne auszuschliessen , weil daselbst die Fichte , ein urarischer Baum, wildwachsend nicht vorkommt und nachweislich in ganz Norddeutschland Kelten einst ansässig waren. Per exclusionem gelangt Penka somit zu der Annahme , dass nur an der Ostsee die Urheimat der Germanen gelegen haben müsse. Für die Beantwortung der Frage , ob Norddeutschland oder Südskandinavien dieses Land gewesen sei, sind die vorgeschichtlichen Funde ausschlaggebend. Diese sprechen dafür , dass nur das Gebiet als arische Heimat gelten kann , in welchem sowohl die Kultur der älteren als auch der jüngeren Steinzeit vertreten und durch Uebergangsformen vermittelt werde, eine Bedingung , die nur Dänemark und Südschweden erfüllen. Die paläolithischen Bewohner Mittel- und Westeuropas zogen sich nach dem Ende der Eisperiode , den Spuren des Rentieres folgend, nach dem Norden zurück und bildeten sich hier , speciell in Skandinavien, zu Germanen um . Dies ist der Gedankengang in der vorliegenden Broschüre. Referent will keine Kritik an den Penkaschen Ausführungen üben , zumal da er auf dem Gebiete der vergleichenden Sprachforschung, auf die Penka so grosse beweisende Kraft legt, vollständig Laie ist. Er gibt aber zu bedenken , dass die Schlussfolgerungen, die sich auf dieser Wissenschaft aufbauen , doch recht willkürliche und dehnbare sind ; Schrader , ein gewiss schätzenswerter Linguist , kommt gerade zu den entgegengesetzten Resultaten. Ferner möchte Referent betonen , dass es voreilig wäre , über die Hypothese Schraders ein absprechendes Urteil zu fällen , bevor die geologischen und archäologischen Verhältnisse Südrusslands genügend erforscht sind . Wenn gegenwärtig dort nur Steppen vorhanden sind , so ist damit noch nicht gesagt, dass es solche daselbst auch vor Tausenden von Jahren gegeben hat. - Auch die aus der Archäologie und Somatologie hergenommenen Beweise Penkas sind doch nur Hypothesen und bieten mancherlei Angriffspunkte dar. Verfasser stellt es z. B. als ausgemachte Sache hin , dass die sog. Arier von dolichokephaler Schädelform und hellem Typus gewesen sind, während hingegen die Anthropologen der Annahme eines einheitlichen Typus berechtigten Zweifel entgegenbringen und die Schädelfunde aus vorgeschichtlicher Zeit zeigen, dass sowohl zur jüngeren, als auch zur älteren Steinzeit Mitteleuropas schon Leute von dolichokephalem, mesokephalem und brachykephalem Schädelbau, breiter und schmaler Gesichtsform u. s. w. lebten. So geistreich die Erörterungen Penkas auch sind , so bleiben sie nach Ansicht des Referenten doch immer nur eine Vermutung. Die Kupferzeit in Europa und ihr Verhältnis zur Kultur der Indogermanen. Von Dr. Matthäus Much . Mit 112 Abbildungen im Text. Zweite , vollständig umgearbeitete undbedeutend vermehrte Auflage . Jena 1893. H. Costenoble. gr . 8 °. Es ist das unbestrittene Verdienst des Wiener Archäologen Much , die Aufmerksamkeit der Urgeschichtsforscher auf das Vorhandensein einer Uebergangsperiode von der jüngeren Steinzeit zur Bronzezeit, der Kupferzeit, gelenkt und dieselbe für ganz Europa nachgewiesen zu haben. Seit den ersten zusammenhängenden Ausführungen Muchs im Jahre 1886 hat die von ihm angeregte Frage zu eifrigen Nachforschungen Veranlassung gegeben und durch eine Unmasse von Funden von Gegenständen

aus ungemischtem Kupfer eine umfangreiche Bestätigung erfahren, so dass die Herausgabe einer neuen zusammenfassenden Arbeit ein wahres Bedürfnis erscheint. Much hat sich derselben in seiner bekannten sachkundigen und kritischen Weise unterzogen ; die zweite Auflage liegt uns vollständig umgearbeitet und aufs doppelte vermehrt als abgeschlossenes Ganzes vor. Auf Grund des von Much gesammelten und gesichteten Fundmateriales nicht bloss aus unserem Kontinent, sondern auch aus Afrika und Westasien , sowie seiner im Anschluss hieran gegebenen Argumente kann es keinem Zweifel mehr unterliegen, dass das Vorhandensein einer Kupferzeit für die Vorzeit Europas für erwiesen gilt. Im zweiten Teile seines Werkes beschäftigt sich Much mit der Frage nach dem Alter der Indogermanen in Europa und ihrer Kultur in der Vorzeit. Er weist nach , dass dieselben bereits seit Beginn der jüngeren Steinzeit in Mitteleuropa als ansässig zu denken sind und zwar nicht als nomadisierende, sondern vielmehr als Ackerbau und Viehzucht treibende Völkerstämme. Hinsichtlich der Frage nach der Heimat der Arier stellt Much sich auf den Standpunkt, dass Mitteleuropa , woselbst die ältesten Ueberreste eines gewissen Kulturgrades angetroffen werden, diese wahrscheinlich gewesen sei . Kritik an einem so verdienstvollen Werke, wie das vorliegende es ist, üben zu wollen, erscheint bedenklich. Referent kann seine Anschaffung allen Fachgenossen nur eindringlichst empfehlen. G. Brinton : The Etrusco-Libyan Elements in the Song of the Arval Brethren . » Proceed. of the American Philosophical Society. « Philad. 1893. Vol. XXX . 317 S. gr. 8 °. Brinton ist schon in früheren Aufsätzen für die ethische und kulturelle Verwandtschaft zwischen Etruskern und Libyern eingetreten. Die vorliegende Abhandlung bringt neue Argumente für diese Hypothese. In ihr beschäftigt sich Brinton mit dem Gesange der Fratres Arvales , einer Priesterschaft der alten Römer , deren Institution noch aus der Zeit der Etrusker herrührt. Sein Inhalt hat mancherlei Auslegungen erfahren , die indessen keinen rechten Sinn hineinzulegen vermochten. Brinton nimmt nun an , dass der überlieferte Text durch Schuld des Steinschneiders die Verse finden sich auf Steinplatten eingraviert Schreibfehler enthält. Er liest an Stelle der üblichen Lesart >> satur furfere Mars limen sali sta Berber« vielmehr mit Bréal : sata tutere , Mars ; clemens satis esto Berber und erklärt das Wort » Berber« für die Reduplikation von >» Ber« »Ver « . Ver ist aber nach dem Zeugnisse des Varro der »deus Etruriae princeps« , dem die übrigen lateinischen Schriftsteller den Namen >>Vertumnus gaben. Derselbe Name für eine gleichwertige Gottheit kommt nun in der Religion der Libyer vor ; auf ihn ist in gleicher Weise das Wort >> Berber und selbst die Bezeichnung des ganzen schwarzen Erdteiles » A-fer-ica « zurückzuführen. - Eine weitere Stütze seiner Hypothese findet Brinton darin, dass die Tur-sha, der bekannte Volksstamm, der ums Jahr 1300 in Aegypten zusammen mit den Libyern von Westen her einbrach , allgemein als Etrusker gedeutet werden. Ferner soll zu ihren Gunsten der Umstand sprechen , dass noch in späteren Jahrhunderten Etrusker in Westfajûm und an der Grenze Aegyptens nach Libyen hin ansässig waren, wie aus der Inschrift auf einem von Fl . Petrie zu Medinet Gurob aufgefundenen Sarge (an-en-tur-sha Mann der Tur-sha) und aus dem in derselben Gegend aufgefundenen etruskischen Ritualbuch (= Agram-Kodex) hervorzugehen scheint. Endlich legt Brinton noch Gewicht auf eine vermeintliche Verwandtschaft des Namens » Adur-machides« , einer Völkerschaft , die Herodot nach Kyrene lokalisiert , mit >>Tur-sha « (Atur , Etruria) einerseits und » adur « , » adrar« , der libyschen Bezeichnung für » Berg (also Etrusker Bewohner der Gebirge Libyens) andererseits. -- Die Auslassungen Brintons klingen doch zu unwahrscheinlich gegenüber der für ziemlich bewiesen geltenden Annahme von einem kleinasiatischen Ursprunge der Etrusker. Stettin. G. Buschan. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND

GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 29.

Stuttgart, 22. Juli 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des MDCXL In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Beitrag zur Hygiene in den Tropen mit Rücksicht auf die Arbeitsverhältnisse im Pflanzerleben auf Sumátra. Von R. Sucro (Deli auf Sumátra) . S. 449. 2. Der X. Deutsche Geographentag. Von Eugen Träger (Nürnberg). (Fortsetzung.) S. 451. - 3. Ueber Mythologie und Kultus von Hawaii . Von Th. Achelis (Bremen) . (Fortsetzung.) S. 454. 4. Das Klima des Pic du Midi. Ein Beitrag zur Charakteristik des Höhenklimas. Von Friedrich Klengel (Leipzig) . ( Schluss . ) S. 455. 5. Geographische Mitteilungen. (Die nautischen Instrumente der indischen Seefahrer zur Zeit Vasco da Gamas ; Meteorologische Neudrucke.) S. 462. 6. Litteratur. (D'Albertis.) S. 463 .

Beitrag zur Hygiene in den Tropen mit Rücksicht auf die Arbeitsverhältnisse im

Tabakpflanzens dienlich gemacht werden sollen . --Eine auf obengenannte Weise zusammengewürfelte Schar wird nun durch chinesische Agenten dem

Pflanzerleben auf Sumátra ¹) . Von R. Sucro (Deli auf Sumátra) . Die auf der Ostküste von Sumátra fast

aus-

schliesslich betriebene Kultur ist die des Tabaks , und zwar werden zu dieser Kultur selbst ausschliesslich chinesische Arbeiter verwandt , die zu dem Zwecke direkt aus China importiert werden und sich demnach dem hiesigen Klima anzupassen haben. Die meisten der inportierten Chinesen kommen aus der Umgegend von Kanton , Macão , Futscheu und Amoy.

Das Alter dieser Emigranten variiert

im allgemeinen zwischen 17 und 28 Jahren , doch kommen natürlich auch höhere Altersklassen dazwischen vor. Der frühere Beruf der Leute , soweit sie solchen gehabt haben , ist ebenfalls ein sehr verschiedener und setzen sich solche Emigranten nicht immer aus den besten Elementen zusammen . Besonders das aus grösseren Städten, wie Kanton, Macão u . s. w., kommende Volk ist am wenigsten geeignet zu dem Zwecke , dem die Einwanderer auf Sumátra dienen sollen. Es sind im allgemeinen wenige Feldarbeiter unter den Leuten, obgleich sie sich gerne dafür ausgeben, da dem engagierenden Pflanzer dies als eine gute Rekommandation gilt . Die hauptsächlichsten vorkommenden Berufsarten sind frühere Bootsführer (sogenannte Sampankulis) , Knechte von Kaufhäusern , die aus diesem oder jenem Grunde der Heimat den Rücken kehren ; Schuhmacher , Schneider , Barbiere und alle erdenklichen Arten von Gewerbeklassen

Pflanzer angeboten, der je nach der augenblicklichen Nachfrage für Werkkräfte einen sehr variabeln Preis per Kopf an den Agenten zu zahlen hat und dann mit den betreffenden Arbeitern einen vom Gouvernement legalisierten Arbeitskontrakt auf höchstens drei Jahre eingeht. Die Umrisse eines solchen Kontraktes sind im allgemeinen folgende : Der Mann verpflichtet sich zu drei Jahren bei einem Minimalgehalt von £ 6 (sechs mexikanische Dollars) per Monat . Doch geht der Lohn meist über den Kontrakt hinaus , so dass die Leute sich im allgemeinen beinahe auf das Doppelte stellen. Kommt ein Arbeiter im Laufe des ersten Kontraktjahres aus der Schuld, die er durch monatliche Vorschüsse von seiten des Arbeitgebers kontrahiert hat , so steht es demselben frei , zu gehen , und der Kontrakt ist zu Ende. Sitzt dagegen ein Arbeiter im dritten Jahre noch in Schuld, was besonders bei schwächeren Personen häufig geschieht , so ist der Arbeitgeber doch verpflichtet ,

denselben

zu

entlassen

und ihm noch

Passage nach dem Land der Herkunft zu gestatten . Diese von der holländischen Regierung aufgestellten Kontrakte sind in der humansten Weise zu Gunsten der Arbeiter aufgestellt ; hauptsächlich auch mit aus dem Grunde , um die Emigration aus China zu erleichtern , da die dortigen Behörden in früheren Zeiten vielfach Schwierigkeiten in den Weg geworfen haben. Aerztliche Assistenz durch Europäer ist den Leuten auch zu bieten, und es ist jeder Arbeitgeber gehalten , einen Arzt zu engagieren und sich an

sind vertreten, die jetzt alle dem einen Zwecke des

einem Lazarete zu beteiligen, in dem er seine kranken Arbeiter unterbringen kann .

1) Vgl. hiezu auch Dannes Aufsatz ( » Ausland « Nr. 17 und 18). Ausland 1893, Nr. 29.

Wenn solche Klubs von neuengagierten Arbeitern ankommen , werden dieselben nach Identi57

1892 ,

Beitrag zur Hygiene in den Tropen mit Rücksicht auf die Arbeitsverhältnisse im Pflanzerleben auf Sumátra.

450

fizierung der einzelnen Person vermittelst Photographie, Namen, besonderen Kennzeichen, den einzelnen Wohnungen zugewiesen , welch letztere auch

nie eine langsame Wundheilung bekunden , während Chinesen , die mit Schweinefett liebäugeln , wo sie dessen habhaft werden können , wochenlang an den

unter steter gouvernementaler Kontrolle stehen, dort geborgen und dann für gewöhnlich die ersten Wochen zu einer leichten Arbeit zugezogen ; entweder in Scheunenarbeit, zum Sortieren u. s. w. von

geringfügigsten Lappalien laborieren. (Natürlich sind nur äusserliche Verletzungen gemeint.) - Vielfach leiden die neuen Ankömmlinge auch von der Sonne, da dieselben, nur mit einem Lendentuch be-

Tabak oder leichteren Arbeiten, wie Wege reinigen , Holz tragen , oder Umarbeiten schon bepflanzten Um die Leute Bodens mit der Hacke u. s. w.

kleidet, der Sonne ausgesetzt sind und sich so normal häuten , was allerdings manchmal mit etwas Fieber verbunden ist.

an die neue Lebensweise in den Tropen systema-

Wichtig ist , die Leute , deren Leben und Ar-

tischer gewöhnen zu können , übernimmt man gewöhnlich für die ersten Wochen, respektive Monate die Menage selbst , d . h. man liefert den Leuten ihre Mahlzeiten zu den bestimmten Tageszeiten gemeinschaftlich . - Dieselben setzen sich folgender-

beit sehr genau nach der Uhr geregelt ist , auch zum Baden (dreimal täglich) anzuhalten , besonders im Beginn , da dieselben gerne aus Bequemlichkeit sich dieser Prozedur entziehen.

maassen zusammen .

Das Baden besteht darin , dass der Mann sich einige Eimer Wasser über den Körper giesst , was

Des Morgens 5 Uhr bekommen die Leute gequollenen Reis mit Salzfisch und irgend einer Gemüsesorte. Reis nehmen die Leute in fast un-

zur Reinlichkeit beiträgt und den Körper erfrischt, ohne zu ermüden. Nach ein bis zwei Monaten sind die Leute alle

glaublichen Quantitäten zu sich , besonders in den ersten Monaten, während die dazu genossenen Stückchen Fisch mehr als Genussmittel gebraucht zu wer-

so weit akklimatisiert, dass sie ihre normale Arbeitszeit im Felde einhalten können , und ich habe in

den scheinen , und ebenso geht es mit dem jeweiligen Gemüse . Um 11 Uhr vormittags gibt man dann gewöhnlich zur Abwechslung weichgekochten Reis mit denselben Zuthaten und abends 6 Uhr wieder die Rekapitulation des Frühstücks . Zweimal, resp . viermal monatlich gibt man auch frisches Fleisch als Zuthat (ausschliesslich Schweinefleisch) , und wenn es sich mit den Verhältnissen vereinigen lässt, bietet man statt des gesalzenen Fisches frischen Fisch . Thee muss den Leuten immer ad libitum zu Gebote stehen. Das Resultat ist dann auch ein zusehend gutes , denn die ziemlich mager und ausgehungert ankommenden Leute runden sich zusehends in der kürzesten Zeit , so dass man nach ein oder zwei Monaten seine Arbeiter kaum wieder erkennt , da in der Zwischenzeit auch die gelbliche Hautfarbe sich in eine mehr rötlich-braune verändert hat.

Die

kleinen

Klimakrankheiten ,

die

sich bei

diesen Neulingen einstellen , bestehen hauptsächlich in Augenentzündung, Verstopfungen, leichteren Diar-

meiner langjährigen Praxis unter Chinesen nicht einen Hitzschlag erlebt oder auch nur eine Erkrankung gefunden , bei welcher der Arzt auf so etwas hätte schliessen müssen . Das Territorium , welches zur Tabakskultur an der Ostküste von Sumátra liegt gerade zwischen dem 3. es sind darunter speciell die Lankat die für diese Kultur

in Angriff genommen, und 6.º nördl . Br . , und Sultanate von Deli und günstigsten.

Die jährliche Arbeitssaison beginnt im allgemeinen mit dem Monate Februar , zu welcher Zeit die sogenannte Regenzeit vorüber ist. Das Wetter beginnt um diese Zeit trockener, die Regentage beginnen seltener zu werden . Dem einzelnen chinesischen Arbeiter wird um diese Zeit sein Arbeitsfeld zugeteilt. Es ist dies ein Stück Land in einer Grösse von etwa 6000 qm, auf welchem der Urwald zuvor durch andere Arbeiter ausgerottet ist. Es liegt nun dem Arbeiter ob , den schon gekappten Wald reiner durchzukappen, d . h. die Aeste und stehen gebliebenen kleinen Bäume zusammenzuschlagen , so dass nach ein bis zwei Wochen , im

rhöen, die durch die gewöhnlichen Hausmittel, deren Anwendung jeder Europäer verstehen muss (Sulph . zinci , Ricinusöl , Laudanum) in kurzer Zeit bewältigt werden. Aeussere Verwundungen heilen verhältnismässig langsam, zumal bei Neuangekommenen , da die Wunden nicht trocken werden wollen und leicht eitern , während schon akklimatisierte Leute,

Falle günstiger Witterung, wenn die nebeneinander liegenden Felder der einzelnen Leute diese Arbeit in gleichmässiger Vollendung aufweisen , zum erstenmale Feuer gelegt werden kann , wozu natürlich ein warmer Tag mit günstigem Winde ausgesucht wird . Die Arbeitszeit der Leute ist in dieser Zeit

mit Jodoform behandelt , immer in kürzester Zeit hergestellt sind. Ich möchte hier eine Bemerkung

fixiert, 6-12h morgens und 1-6h nachmittags . Nach dem ersten Durchbrennen überarbeitet

zwischenfügen, die mir ausnahmlos in meinem über zwölfjährigen Aufenthalt in den Tropen zur Thatsache geworden , nämlich dass meine anderen Arbeiter, wie Klings (Inder), Singhalesen , Banjeresen, Batakker , Gajoes und Malayen, die alle an sehr scharf gewürztes Essen gewöhnt sind, nie oder fast

der einzelne Mann wieder sein Feld , indem er die übriggebliebenen Holzreste zu einzelnen Haufen zusammenbringt , die dann wieder gebrannt werden , je nach den Witterungsverhältnissen . Die grossen Stämme bleiben selbstverständlich liegen im Felde, ebenso wie die grossen Baumstumpen stehen bleiben .

Der X. Deutsche Geographentag .

451

Nach dieser Arbeit beginnt das Umarbeiten des | wasser gespeist. Durch die höheren TiefentempeBodens mit der Hacke , wobei der Arbeiter sein raturen und das Verhalten der Richterschen Sprungganzes Feld auf etwa 1 Fuss Tiefe umzugraben , und die kleineren Wurzeln der Bäume zu entfernen hat.

schichten unterscheiden sich die norddeutschen Seen sehr wesentlich von den Alpenseen. Im August fand Dr. Ule im Mauersee neben der Richterschen , die

In der Zwischenzeit sind auch von jedem ein-

in den baltischen Seen durchweg tiefer liegt, als in den alpinen, noch eine zweite Sprungschicht, die er die periodische nennt, ja, er glaubt noch eine dritte, die tägliche, konstatieren zu müssen , die durch die

zelnen Arbeiter sogenannte Saatbeete angelegt worden, so dass, nach Umarbeitung des gesamten Feldes, die ausgesäten Tabakspflänzchen eine Grösse erreicht haben, die ein sofortiges Auspflanzen derselben , gestatten. Es ist dann im allgemeinen hierfür der Monat Mai herangekommen . Die Temperatur ist um diese Zeit eine bedeutend hohe, kommt während der Mittagsstunden oft

Verschiebung der verschieden temperierten Wasserschichten entsteht ; denn in den norddeutschen Seen finden sich hinreichend grosse Flachwassergründe, welche dem See bei Sonnenerwärmung warmes Wasser zuführen. Daher nimmt Ule neben den von

Gemildert wird diese hohe Richter festgestellten vertikalen Strömungen auch noch horizontale zur Erklärung der Sprungschichten Temperatur durch die Seewinde , die an heiteren an. Einen weiteren Einfluss übt wahrscheinlich der Tagen fast ausnahmlos gegen 10 morgens einsetzen und bis gegen 4h nachmittags fortwehen. | Wind auf die Sprungschichten, deren Lage Ule als sich fortwährend auf und ab bewegend bezeichnet ; Im Mai fallen auch gewöhnlich die schweren Regen (Wolkenbrüche), die oft vielen Schaden anweitere Beobachtungen werden zur definitiven Lösung aller hier in Betracht kommenden Fragen angestellt richten und die Flüsse über die Ufer treiben , wodurch den Arbeitern oftmals viele Ausnahmsarbeiten werden , zu denen auch die Wasserdurchsichtigkeit erwachsen . gehört. Der Arbeiter pflanzt nun seinen Tabak aus, verAn diesen Vortrag schloss sich eine sehr lebendige auf 28-30 Centigrade.

sorgt denselben in Bezug auf » Wassergeben der jungen Pflänzchen «< , zweifaches Anhöhen der grösser gewordenen Pflanzen und Absuchen der Raupen, welch letzteres Geschäft grosse Sorgfalt und viele Arbeitszeit erfordert. (Schluss folgt.)

Der X. Deutsche Geographentag. Von Eugen Träger (Nürnberg). (Fortsetzung. ) An diesen sehr eingehenden Vortrag schloss sich derjenige des Dr. Ule - Halle über die Temperaturverhältnisse der baltischen Seen , wozu die Studien im Herbst des vorigen Jahres in Ostpreussen und

Debatte , in welcher Dr. Hergesell - Strassburg auf seine mit Dr. Langenbeck 1889 und 1890 angestellten Untersuchungen am Weissen See in den Vogesen hinwies , deren Ergebnisse bereits in den >> Geogr. Abhandlungen von Elsass-Lothringen Salzpfannen«, erhalten sind. Wo Sandstein

An diesen lebendig und allgemein verständlich vorgetragenen Bericht , der ganz besonders auch in

herrscht, haben seiner gleichmässigeren Erwärmung und Abkühlung wegen die Gesteine der Denudation

Laienkreisen Anerkennung fand , schloss sich eine Reihe kleinerer Mitteilungen von sachkundiger Seite,

erfolgreich widerstanden, wo aber Dünen das Land bedecken , sind sie das Resultat der verwitterten

aus denen die Beobachtungen des Dr. HergesellStrassburg am Anemometer hervorgehoben werden mögen. Derselbe hat am Strassburger Münster einen solchen Apparat in 144 , einen anderen in 44 m

krystallinischen Gesteine. Die Denudationsformen sind im übrigen dieselben , wie die von Prof. Walther geschilderten, und so kommen von der Fels- bis zur Lehmwüste alle vier Wüstenarten vor. Dr. Schenk

Höhe angebracht und gefunden , dass die mittlere Jahresgeschwindigkeit des Windes an dem oberen

klassifiziert sie ihrer Entstehung nach in Illuvial-,

6 m ergeben habe , also bereits so gross sei , wie

Denudations- und Aufschüttungswüsten, je nachdem der Schutt liegen bleibt , entfernt oder angehäuft

auf hohen Berggipfeln . Die Windgeschwindigkeit nimmt also nach oben hin sehr rasch zu und er-

wird . Gute Aquarelle und Gesteinsproben erläuterten auch diesen, sachlich sehr interessanten Vortrag, an

reicht nach diesen Beobachtungen bereits in 100 m Höhe das örtlich grösste Jahresmittel . Darin beruht

den Prof. Rein - Bonn Bemerkungen über seine in Marokko gemachten Beobachtungen der Windthätig-

nach Dr. Hergesell die bedeutende Transportfähigkeit anknüpfte , Prof. Loczy - Budapest über Verkeit des Windes, zumal sehr oft der Wind bis unwitterungserscheinungen in der Gobi - Wüste. mittelbar auf die Erdoberfläche gelangt.

Das wird

(Fortsetzung folgt. )

in der Wüste wegen der Vertikalströmungen zur Zeit der Insolation wohl überhaupt allgemein der Fall sein, solange die Sonne scheint. Es sprach alsdann der Afrikareisende Dr. SchenkHalle über Gebirgsbau und Bodengestaltung von Deutsch-Südwestafrika . Unser südwestafrikanisches 58

Ausland 1893 , Nr. 29.

Ueber Mythologie und Kultus von Hawaii.

454

Ueber Mythologie und Kultus von Hawaii . Von Th. Achelis (Bremen). (Fortsetzung.) Neben dem schon erwähnten Kane wird häufig noch Kii genannt, die sich beide um die Gunst jenes ersten Weibes Lailai bewerben ; Bastian charakterisiert ihn folgendermaassen : »Er erscheint als das Prototyp jener psychischen Schöpfung , welche die Akua in dunkler Urnacht vorbereitet, um den Verstand der Menschen damit zu begaben . Er ist klug

erste gekommen sei , erhielt ich folgende Antwort : Ueber Kahiko - ka - laui kann man auf einen weiteren Anfang nicht zurückgehen , da sich wohl die Folgen der Entwickelung an einem Baum beobachten lassen, von dem Samen ab, aber nicht die Entstehung selbst, so dass mit dem Samen abzuschliessen ist« ( »Heil . Sage«, S. 157 , vgl. » Oceanien « , S. 227) ¹³) . Auf der anderen Seite zeigen sich aber gewisse historisch-lokale Beziehungen , denen zufolge Papa die einheimische Prinzessin der Inseln ist , um die der aus der Fremde an den Küsten landende See-

und gewandt, aber auch verschlagen und listig, darauf bedacht, Kane aus seinem legitimen Ehebett zu verdrängen. Weiterhin spielt deshalb Kii oder Tiki die Rolle eines skandinavischen Loki oder indiani-

könig Wakea freit. Daher seine steten Embleme die Moavögel *) , die ihn bei seiner Rückkehr aus der Meerestiefe begleiteten , und nachdem er sie von seinem Rücken verscheucht, rasten sie auf den Haus-

schen Nanabozho und verschwimmt in den Mythen mit der unterweltlichen Götterfamilie der Maui, nichts-

dächern (vgl. Bastian , Oceanien , S. 227) . Vielfach spielen mythische und lokal-historische Elemente

nutzige Schwänke und Possen treibend , aber auch durch vielerlei Wohlthaten , die Erfindungen seines Scharfsinnes , die Menschen beglückend « ( »> Heilige Sage« , S. 140) . Er ist die Figur des durch seine listigen Streiche beliebten Volkshelden, der sich gegenüber den durch Geburt und Stellung bevorrechteten

durcheinander , wie in der folgenden Tradition, die Bastian erzählt : »Nach dem Tode Kahikos , der seinen ältesten Sohn Lihauula zum Erben einge-

höheren weiss, so über ihn nicht zu

Persönlichkeiten Achtung zu verschaffen dass eine Fülle von launigen Erzählungen existieren 12) . Ueber diesem Detail ist aber vergessen , dass er sich auch durch Ein-

führung mannigfacher technischer und industrieller Fertigkeiten , durch die Erfindung des Feuers , wie endlich durch die Linderung der übergrossen Hitze ein namhaftes Verdienst um die Gesittung erworben hat. Auch die Gestaltung der Erde wird mit Kane und seinen Brüdern in Verbindung gebracht, indem der Meergott Tangaroa , über ihre bösen Thaten

setzt , geriet dieser in Krieg mit seinem Bruder Wakea und wurde (da er die Warnungen des Kilo oder Propheten wegen ungünstiger Omen missachtete) besiegt und erschlagen , so dass die Herrschaft an Wakea fiel, bis auch dieser beim Angriff des Häuptlings Kameia - Kumuhonua nach Kaula zu flüchten hatte. Dort nochmals verfolgt , musste er sich mit seinen Begleitern ins Meer stürzen , um sich durch Schwimmen zu retten. Mit den Wogen ringend fragte er seinen Priester (Kahuna) Komoawa , wo Hilfe zu erlangen sei , und dieser nannte als Mittel die Erbauung eines Tempels (Heiau ) für die Götter (Akua) . Auf die Frage , wo Holz und wo das

Schwein für die Opfer zu erlangen seien , hiess der ergrimmt, den bis dahin still daliegenden Fisch (eben Priester ihn erst die flache Hand heben (womit der die Erde) sich heftig sträuben liess ; hierdurch ent- Tempel gebaut sei) und dann die linke Hand geballt standen die Unebenheiten des Bodens , Berge und in die Rechte legen (als das niedergesetzte Schwein) Abgründe , nachdem die anfängliche Spaltung und unter Sprechen des Gebetes (durch den Priester) . Trennung des Himmels und der Erde schon voll- Dann trieben sie nach der Küste Hawaiis und alle zogen war (vgl. Bastian , Heil . Sage , S. 215 ) .



Ein mythologisch wichtiges Paar ist ferner Wakea und Papa , obwohl hier schon sich der Uebergang zu historischen Kombinationen fühlbar macht. Ursprünglich sind sie als Himmel und Erde gedacht und mit einer leichten Verschiebung als Sonne (Mittagssonne) und die für Polynesien wesentlich in Betracht kommenden Inselgruppen. Eine anderweitige Deutung erhielt erhielt Bastian Bastian aus dem Munde eines alten Priesters, der offenbar ursprünglichere Anschauungen , wenn auch nur fragmentarisch, darin zum Ausdruck brachte : »Wakea und Papa fluteten auf den Köpfchen des Seegrases (Hua Lipoa) im weiten Ocean, und aus ihren Zeugungen gebar Papa das Inselland. Nach ihrer Herkunft fragend, erfuhr ich, dass Wakea - ka - laui ein Nachkomme Kumuhonua - ka - lauis sei, und dieser Kumuhonua - i - lalos , der von Kahiko - ka - laui (der Alte des Himmels) stamme , als erster im Dasein . Als ich nun gerne wissen wollte, woher denn dieser

Männer (sowie die Familienglieder) landeten dort, mit Ausnahme eines einzigen , der noch heute im Meere schwimmt , als Kehauaka , der zurückgebliebene Mensch (ein ewiger Wasserjude) . In seine Tochter Hoohiku - ka - lani verliebt, suchte Wakea seine Frau Papa durch Veränderung der Tabunächte zu täuschen , überhörte aber einst das (eala au ahu , eala au mai »auf erwache, auf erhebe dich beginnende« ) Morgengebet seines Priesters und schlief bis zum Sonnenaufgang. Obwohl sein Ge*) Diese spielen eine gewisse mythologische Rolle , indem sie z. B. nach der grossen, alles verheerenden Flut die Ankunft Wakeas verkünden , nachdem durch das Brechen des Teiches über dem Himmel (Kulaninakoi) die furchtbare Katastrophe über die Welt hereingebrochen ist. (Vgl . Bastian , Heil . Sage , S. 155.) Wie schon bemerkt , dient der Vogel auch geradezu als Sitz der höchsten Gottheit, Taaroas , in welcher Gestalt er öfters sich seinen Tempeln nähert (vgl . Ellis , II , S. 191 ) ; ausserdem wäre daran zu erinnern , dass (vgl. unsere genauere Ausführung später) Maui in und bei den Alae -Vögeln das Feuer fand (vgl . Oceanien, S. 278 ff.).

Das Klima des Pic du Midi. 455 sicht verhüllend, wurde er durch Papa erkannt, und um sie zu versöhnen (oder um die Schande zu verdecken) galt von da an Hoohiku - ka - lani als Tochter des Priesters Komoawa mit der Frau Popokolonuha.

Aus Wakeas Ehebruch wurde

als knochenlose Fleischmasse der (älteste) Sohn Haloa - maka (Auge des Stengels) geboren , der kurz nach der Geburt neben dem Hause begraben wurde und die Taropflanze hervorwachsen liess ; der ihm folgende Bruder wurde deshalb Haloa (Stengel) > Heil . Sage« , S. 173 , und ebenso >> Zur genannt « (» > Oceanien «< , Kenntn. Haw. « , S. III , und endlich »

18) Eine abweichende Version berichtet Bastian in folgender Weise : Als Vorfahr der Eingeborenen auf Hawaii zeugte Kahiko (der Alte) mit Kupulanaka hau den Sohn Wakea , der sich mit Papa , Tochter des Einwanderers Kukalaniehu , vermählte, sich aber, aus Liebe zur erstgeborenen Tochter, von ihr schied (unter Einführung des Tabusystemes) . . . . Der auf Wakea und Papa (deren verkrüppeltes Kind als Taro gepflanzt wurde) folgende Sohn hiess Haloa (Pflanzenstengel). (Oceanien, S. 233.)

weltlicher Erntegott , gegenüber dem in schattenhaftes Dunkel zurücktretenden Kanaloa. »> Bei der

14) Fornander nimmt für Wakea einen specifischen geschichtlichen Anknüpfungspunkt an , nämlich die Gestalt eines mächtigen Häuptlings, dessen Reich zerstört sei, so dass er zur Auswanderung gezwungen wurde ; andererseits glaubt er die Berichte über seinen Ehebruch in eine Zeit späterer Verderbnis setzen zu müssen : Of the legends which treat of Wakea and his wife Papa , not much bearing the impress of ancient and original tradition had been preserved. What had been preserved, however, establishes the fact, that Waka was a chief one one of the Molocca islands (Gilolo) , previous to , perhaps contemporary with the great exodus of the Polynesian family from the Asiatic Archipelago. His reign seems to have been chequered by wars and reverses. Certain great changes in the social system of the people, the strengthening of the Kapus and the introduction of new ones, are vaguely ascribed to him. His life seems to have been troubled by rebellion at home and by foreign presure from without. The domestic relations between him and his wife Papa appear to have been very infortunate and fom by far the greatest portion of the subject-matter of the legends referring tho those personages. Wakea , however, seems not to have been without defenders of his good name.... The domestic scandal of Wakea's incest, on which later versions of the Wakea legends lay so much emphasis, appears therefore not to have been fully believed in more ancient times , and I feel justified in considering it as an unfounded gravamen of a character remembered only by succeeding generations for its oppressiveness and tyranny. I find no personal description in the legends of Wakea , but Papa is represented as a comely woman, very fair and almost white. She is said to have become crazy or distracted on account of her domestic troubles with her husband , who publicly divorced her , according to ancient custom by spitting in her face. She is represented as having lived so a very old age, and as having died in Waieri , a place in Tahiti. In after ages she was deified under the name o Haumea. (I, S. 204.)

Ernte brachten die Landbauern die Erstlinge dem-

(Fortsetzung folgt.)

S. 253) 14). Neben Kane und Kanaloa geniesst in Hawaii eine grosse Verehrung Lono , der uns Europäern aus der unglücklichen Katastrophe Cooks schon dem Namen nach wenigstens bekannt ist. Die Vergötterung, welche dem englischen Seefahrer zu Teil wurde , erklärt sich bekanntlich so , dass die Eingeborenen in ihm die längst ersehnte Gestalt ihres dereinst ausgewanderten Gottes zu erblicken vermeinten, bis sie durch rein menschliche Klagelaute, die dem durch einen Stein verwundeten Cook entfuhren, belehrt wurden , dass kein Unsterblicher vor ihnen stehe. Er ist Gatte der vulkanischen Göttin Pele , die er verlassen , obschon er zu ihren Ehren athletische Spiele ( die Mahakiki ) eingesetzt. Er ist ein Jahres- und Erntegott , weshalb sein Bild bei solchen Festen in feierlicher Prozession umhergetragen wird. Während in Mangaia Lono oder, wie er hier heisst , Rongo dem dunklen Hades angehört (im Reiche des Milu) , im Gegensatz zum hellen , lichtfarbigen Zwillingsbruder Tangaroa , hat in Hawaii gerade umgekehrt Lono den Charakter als ober-

jenigen Gotte dar, den sie verehrten, indem (je nach der Sekte) ein Feuer für Ku , für Lono , für Kane oder für Kanaloa angezündet wurde , unter allgeDas Klima des Pic du Midi. meinem Stillschweigen . Wenn nach dem Kochen der Speise die Gesellschaft im Kreise zusammensass, wurde das Idol herbeigeholt und mit dem Becher Lonos am Halse umgehängt. Das Bild sollte nur zur Erinnerung dienen an den Gott, der im Himmel weilte, und der Priester bot deshalb die Speise dem Himmel (nicht dem Idol) an. Dann konnte das Mahl beginnen, und später, nachdem das Feuer erloschen war, konnte die Speise (ohne fernere Rücksicht auf den Gott, der befriedigt war) benutzt wer-

Ein Beitrag zur Charakteristik des Höhenklimas. Von Friedrich Klengel (Leipzig) . (Schluss . ) Wir lassen nun die elfjährigen Beobachtungen und berechneten Mittelwerte der Jahreszeiten und Jahressummen für die drei Stationen folgen : Jahreszeitliche Verteilung und Jahressummen des Niederschlags 1878-88.

den« < ( »Zur Kenntn . Hawaiis« , S. 3 ) . Mit den Zwillingen Kane und Kanaloa , sowie mit Ku , dem privilegierten Fürstengott , bildet Lono somit die

Bagnères 555 m Beobachtet

Station Plantade 2366 m Berechnet

Pic du Midi- Gipfel 2860 m Berechnet

heilige Vierzahl im Religionssysteme der Hawaiis.

Anmerkungen. 12) Vgl . Bastian , Heil. Sage, S. 209 ff.; Inselgruppen in Oceanien , S. 232 ff. , und die aus Grey mitgeteilte Erzählung in Zur Kenntnis Hawaiis , S. 98 ff.

Winter Frühling Sommer Herbst Jahr

mim 320 372 275 298

1265

00 25,2 29,5 21,7 23,6

mm 472 814 406 458

2150

0 21,9 37,9 18,9 21,3

mm 523 394 281 388

1586

% 32,9 24,9 17,7 24,5

Das Klima des Pic du Midi .

456

Graphisch dargestellt sind diese Verhältnisse auf Fig. 11.

Jährlicher Gang des Niederschlags, Mittel 1878-1888. Pic du Midi (Station Plantade) 2366 m. 350

300 250 I།--|| །། ཥ -| ། སྦྲུ |

Bagnères de Bigorre, 555 m . 200

Gipfel zeigt sich entschieden wieder die Tendenz zu einer regelmässigeren Verteilung. Feuchteste Jahreszeit ist aber hier im Gegensatz zu den beiden anderen, tieferen Stationen der Winter, während der Sommer auch hier sich durch relative Trockenheit auszeichnet. Der Unterschied zwischen beiden beträgt hier noch gegen 15 %. Gemeinsam ist also , um es noch einmal zu wiederholen, allen drei Stationen das Sommerminimum , dagegen wandert das Frühlingsmaximum der beiden unteren Stationen in der höchsten Lage auf den Winter. Ausser diesen durch die Art der Reduktion noch wenig gesicherten Ergebnissen über die Verteilung des Niederschlages in den verschiedenen Höhenniveaus gewinnen wir aus dem Vergleich der reduzierten Jahressummen

150 100

jedoch noch ein sehr wichtiges , zuverlässiges Resultat über den Einfluss der Höhe auf das absolute,

Pic du Midi - Gipfel, 2860 m. 200

jährliche Quantum des Regenfalles : Der Niederschlag nimmt von der Ebene an bis etwa zu dem Niveau von 2300-2400 m sehr bedeutend zu , um sich von da an bis zum Gipfel wieder beträchtlich zu verringern, mit anderen Worten : Die Maximalzone des Niederschlages liegt am Pic du Midi in etwa 2300-2400 m Höhe. Gerade der letztere

150

Punkt , die Wiederabnahme der atmosphärischen Feuchtigkeit in höheren Lagen , ist hier besonders hervorzuheben. Denn eine Steigerung des Nieder-

100

།། ཁཟ།། Fig. 11.

schlages bei wachsender Erhebung ist ja schon vielfach und seit längerer Zeit an verschiedenen Gebirgen nachgewiesen worden. Schon Kämtz ¹) gibt in seinem » > Lehrbuch der Meteorologie« eine ausführlichere Darstellung von diesem Einfluss der Gebirge , und Dove nannte sehr bezeichnend den

Bei weitem den meisten Niederschlag empfängt, wie sich aus diesen Zahlen ergibt, die Mittelstation , nämlich gegen 900 mm mehr als Bagnères , und

Brocken den »Haupt - Kondensator des nördlichen Tieflandes >Von dem Oberbodensee « ed .

Götzinger , 2 , S. 431-434. 8) In den zuerst 1535 erschienenen » Annales Bojorum von

Bekenntnis gerichteten Sinn dieser Nationen , den Eifer, ja die Glut, mit welcher sie an den specifisch

jeher warmfühlend für den Glauben «< und nicht erweicht durch friedsame Künste, entflammten in Ruhm-

¹ ) J. J. Egli , Nomina geographica , Versuch einer all . gemeinen geographischen Onomatologie , Leipz. 1872. Das Werk besteht aus a) Lexikon, enthaltend die etymologische Erklärung von 17 000 geogr. Namen, b) Abhandlung, d . i . Verwertung des lexikalischen Materials. Das Lexikon in zweiter , vermehrter und verbesserter Auflage, Wort- und Sacherklärung von 42 000 geogr. Namen aller Erdräume, 1893 . 2) As. 1 , 34 p . 186 : » Punhão tambem os nomes aos cabos Angras, e mostras da terra que descubrírào, ou por razão do dia que alli chegavão , ou per qualquer outra causa , como a Angra a que ora chamamos das voltas. . . . 3) Histoire des Navigations aux Terres Australes «< , 2 vols . in 4 , Paris 1756. In der deutschen Ausgabe von Adelung, S. 653 .

begierde und Glaubenseifer . Es ist nicht nötig , zu erzählen , wie die christliche Macht von Stufe zu Stufe stieg, wie zu Leon und Burgos , zu Pamplona, Zaragoza und Barcelona die christlichen Könige und ¹) » Zeitalter der Entdeckungen « , S. 266 , Note 4. Dass noch im 17. Jahrhundert derselbe Geist die spanischen Seefahrer beseelte wie im 15. und 16. , das bezeugt die farbenreiche Darstellung, welche der Originalbericht der Entdeckung des südlichen Heiliggeist-Landes, zu Pfingsten 1606, enthält. Das Wesentliche aus J. Zaragozas Ausgabe (Hist. del Descubr . de las R. Austr. , 1 , S. 311 ff. ) ist in die neue Auflage der » Nomina geogr. « , S. 398 , Art. » New Hebrides « , aufgenommen. 2) Joh. v. Müllers Sämtl . Werke, 3 , S. 65 ff.

t

468

Der Völkergeis

chen

in den geographis

Namen .

Grafen sich erhoben, wie das feste Toledo fiel , wie | schichte des Landes erweisen könnten . Aber einen der burgundische Graf Heinrich von Porto aus >> so deutlichen Fingerzeig gewährt uns doch F. Caballang er lebte Krieg führte wider die Ungläubigen «< ; | leros spanisches Namenbuch ¹ ) , welches unter Zugrundelegung eines Sammelmateriales von 30000 Nawie sein Sohn , durch ein heiliges Traumgesicht entmen eine ganz achtenswerte Leistung seiner Zeit flammt, dem Heere seinen Glauben gab und siegte, wie der castilische Affonso , mit Hilfe der Fürsten seines Glaubens, auf dem Schlachtfelde von las Navas di Tolosa die Oberhand der Christen für immer entschied ; wie nach Vereinigung Castiliens und Leons Cordova und das prächtige Sevilla den Christen zufiel ; wie auf der Ostseite des Landes Rodrigo Diaz, der Cid, »der edle Ritter für Glaube und Freiheit>Hauptleute des heiligen Krieges > Katholischer, Rechtgläubiger, Allerchristlichster Könige und Freunde Gottes « gerühmt , sich den Titel » der Katholische « bei 2 ) . Die Stadt, welche er in der Nähe des maurischen Granada, um dieses in immerwährender Belagerung zu halten, hatte erbauen lassen , nannte er Santa Fé (= » der heilige Glaube«). Das Bild dieser Zeiten lässt sich in wenigen Worten entwerfen . In den Bergen Asturiens er-

heissen konnte und das Beste geblieben ist, was bis zum heutigen Tage Spanien in dieser Richtung hervorgebracht hat. Nach diesen Materialien sind über 5700 spanische Orte nach Heiligen benannt, darunter 4500 in Galicia und Asturia , deren Heiligenname durch einen profanen Beisatz differenziert ist . Was unserem Verfasser aber besonders aufgefallen , das ist die starke Vertretung , und zwar mit 385 Ortsnamen , des heiligen Martin , welcher hierin selbst die allerheiligste Jungfrau und so ausgezeichnete Apostel wie Petrus und Johannes übertrifft . Die besondere Verehrung, die ihm Spanien durch so viele Benennungen erwiesen , wäre , meint er , schwierig zu erklären (dificil de esplicar) , wenn nicht diese Namen sämtlich in den Nordprovinzen beisammen vorkämen , 6 in Aragon , 7 in Neu-Castilien, 24 in Cataluña , 58 in Alt- Castalien und Leon , 290 in Galicia und Asturia. Diesen Heiligen , dessen Name selbst » Krieger« bedeutet und der auch als Soldat einen asketischen Hang nicht verleugnete, riefen , so berichtet Caballero 2 ), die Christen in der Wiederherstellung und Neubesiedelung Spaniens mit Vorliebe an, und ihm weihten sie mit Vorliebe die Stätten.

starkt, begann die westgotische Nation ihren Kampf gegen die Mauren. In den vorliegenden Ebenen ging es schrittweise vorwärts. Jede neue Erwerbung wurde durch jene Kastelle gesichert, deren Zahl dem Lande den Namen Castilien verlieh. Je mehr die maurische Herrschaft in kleine Staaten sich zer-

der neu gewonnenen Heimat . Das Gepräge eines permanenten Kreuzzuges, in 800jährigem Ringen tief eingedrungen in den Nationalgeist , drückte sich selbst den ersten Entdeckungsfahrten auf. Was an der marokkanischen Küste den Mauren entrissen werden konnte, galt als Bollwerk des christlichen Glaubens ) . Prinz Heinrich , Grossmeister des Christusordens, wollte dessen reiche Ein-

splitterte, je mehr bei der zunehmenden Civilisation , Ueppigkeit und Verweichlichung der Mauren Kraft und Kriegsmut schwand, desto mehr »hob sich der

künfte zur Erweiterung der christlichen Kirche in Afrika verwenden . Wie er weiter und weiter drängte, wurden die Fahrten lohnend, die Absichten umfassend,

ritterliche Geist der Westgoten durch Glaubenseifer, Sie fochten einen Ruhmgier und Freiheitsstolz «< .

auf Indien gerichtet ; aber noch in Congo¹ ) hielt der Entdecker fest am Versuche , die neuen Neger-

siegreichen Kampf um Herrschaft und Glauben. Mehr und mehr zog sich das arabische Element in

könige und Negervölker für das christliche Bekenntnis zu gewinnen, und als auf der anderen Seite Afrikas

den Süden zurück, und in gleichem Maasse drängten die Christen nach , um die verlassenen Sitze einzunehmen . Eine Geschichte dieser christlichen Neu-

die Portugiesen sich des » > Handels von Indien und Aethiopien«< bemächtigten, da war der Triumph um so grösser, als dies die Blüte der mohammedanischen

besiedelung würde in den Ortsnamen erweisen, von

Macht knickte.

welchem Geiste die Kolonen getragen waren. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass wie im heissen Kampfe , so auch in dem Werke des Friedens der

in Deutung des eigenen Vornamens , seine Briefe oft XPO . FERENS , » > Christusbringer« , als sei er,

Glaubenseifer sich kundgegeben habe im Geiste der Namen, die den neubesiedelten Orten erteilt wurden . Ich zweifle nicht : die neuen Ortsnamen erhielten ein kirchliches Gepräge . Es wäre gar zu schön , wenn wir diese Behauptung an der Hand einer vollständigen Kolonialge-

1) Ebenda, 3 , S. 134 ff., 229 ff.; 4 , S. 51 ff. 2) Ebenda, 5 , S. 28 ; 6 , S. 55.

Unterzeichnete doch Colon selbst,

wie Juan de la Cosas Karte bildlich darstellt, von der Vorsehung bestimmt, das Jesuskind durch atlan¹) Nomenclatura geografica de España , 240 S. in 12º, Madrid 1834. 2) Y el ser guerrero el Santo induce á creer que le invocaron los cristianos en la restauracion de España - época á que debe referirse la fundacion ó repoblacion de muchos de estos lugares (S. 30). 3) Siehe die christliche Umtaufe von Agadir in der neuen Auflage der »Nomina geogr.« , S. 338, Art. » Gader« . 4) Barros , As. , a. m. O.

Der Völkergeist in den geographischen Namen . tisches Schilf an die Ufer der

Neuen

Welt zu

bringen ¹ ). Jede Küste, an welcher die Portugiesen und Spanier landeten , erschien ihnen als eine Gabe, welcher nun auch die Segnungen des Christentums zu Teil werden sollten , und zum Zeichen dieser Auffassung wurden da padrões , welche man zu Hause mit Heiligennamen getauft und geweiht hatte, dort ein grosses hölzernes Kreuz aufgepflanzt 2 ) . So gipfelte die materiellen Vorteile , Macht und Reichtum , kamen ja ohnehin die gesamte Thätigkeit , die friedliche Arbeit des Entdeckers , wie die blutige der Eroberer, in der Ausbreitung des Glaubens, und wie aus den Geschicken dieser Volksgeist entsprang , so hinwiederum suchte dieser seinen Ausdruck auch in der Nomenklatur. Die Prüfung des einschlägigen Materiales , soweit dasselbe seinerzeit für unsere >» Abhandlung« vorlag , hat unsere Ansicht zahlenmässig bestätigt. Es wurde da³) berechnet, welcher Prozentanteil der für die einzelne Nation vorliegenden Ortsnamensumme dem kirchlichen Gebiete angehöre , und es fanden sich so , während die Neugriechen mit 3,7,

469

nahm die Republik nach allen Richtungen hin einen mächtigen Aufschwung; aber ihr Nerv blieben Seefahrt und Handel. Dreimal versuchte der grosse Seemann Will. Barents eine nordöstliche Durchfahrt nach Indien ; als jedoch Corn . Houtman , im März 1595 abgegangen , auf dem Kapwege Indien erreichte und von da im August 1597 zurückkehrte, da war für die Niederlande dasselbe geleistet , was kurz zuvor Sir James Lancaster für England gethan hatte : der direkte Seeweg nach Indien war gefunden. Während die Engländer in Vorderindien die portugiesische Herrlichkeit bedrängten , so warf sich Holland auf den Archipel. Schon 1602 entstand die Holländisch-Ostindische Compagnie, und 1610 wurde auf Java der Centralpunkt der maritimen Vor den Unternehmungen gegründet : Batavia. Thoren dieser Inselwelt entstieg dem australen Ocean eine Küste um die andere, anscheinend lauter Anteile eines ungeheueren Kontinents , einer Terra Australis, die in Stücke zu zertrümmern dem grössten der holländischen Entdecker , Abel Tasman , gelang.

die Italiener mit 2,6,

Kann man sich wundern, dass die holländischen

die Franzosen mit 2,9 , die Deutschen mit 1,7 , die

Entdecker und Kolonisatoren , voll Hoch- und Dank-

Engländer mit 2,0 und die Holländer mit 2,5 % erscheinen ,

gefühls , ihrer Stimmung auch toponymischen Ausdruck gaben? Das erbstatthalterliche Haus , die Generalstaaten, die Staatsmänner und Seehelden, die opferkräftigen und opferfreudigen Handelsstädte, die

die Rätoromanen

mit

1,6 ,

für die Spanier für die Portugiesen

· •

17,4, 16,0 % .

Wir haben versucht, an dem Beispiel der iberischen Völker die Richtigkeit unserer am Schlusse des ersten Kapitels aufgestellten toponymischen These, und zwar im Sinne von § 5 dortiger Specialisierung, nachzuweisen . Ob dieser Nachweis gelungen, mag der geneigte Leser entscheiden. * * III. Die Holländer. Von gänzlich abweichendem Gepräge ist die geographische Nomenklatur der holländischen Entdecker und Kolonisten. Ein kleiner , zäher Volksstamm , gestählt in ewigem Kampf mit dem Meere, war durch Fischerei , Gewerbefleiss und Seehandel aufgeblüht und hatte in Kunst und Wissenschaft eine hohe Stufe erreicht. Da kam Philipps II. harte Hand und trieb das Volk zum Widerstand gegen die spanische WeltAus 44jährigem Ringen , das zuerst der macht. . schweigsame Wilhelm von Oranien und nach dessen Ermordung sein zweiter Sohn Moriz , ein geborener Feldherr, leitete , erstand das Staatswesen der vereinigten Niederlande, eine Eidgenossenschaft von sieben Provinzen , deren Abgeordnete , in den >> Generalstaaten Grundwasserbeobachtungen im unterelbischen Gebiet>annulus astronomicus« bzw. den Sonnenring oder Seering gebrauchte, d. h. das Instrument so hielt, dass sein Schatten am kleinsten war , und die Alhidade dabei derart drehte , um die Oeffnung der Diopter in jenem Schatten als Lichtfleck sich zeigen zu lassen ; aber dies wäre auf See nahezu unmöglich gewesen, jedenfalls bei so grossen Höhen, für Sterne überhaupt nicht anwendbar. Selbst mit den heutigen Instrumenten will ich nicht behaupten , auf See eine Sonnenhöhe von 89 ° noch so sicher gemessen zu haben wie eine von 85 , selbst 88 ° ; und darüber wäre es unter uns bei Höhen von 89½ zwei bis drei Beobachtern ein müssiger Streit gewesen, wessen Höhe die richtige war, so rasch ist die Höhenänderung. In Bezug auf solche Fälle kann man nur >>subjektiv«< sprechen ; waren und sind andere Beobachter glücklicher, so bin ich vollständig neidlos ; mein Sextant war ein ausgezeichneter Oertling (eine Examen- Prämie der preussischen Regierung), unter den mir vorgelegten Oktanten wählte ich denjenigen , dessen Spiegel die besten Bilder gaben , und mit ihm maass ich dieselben Sterndistanzen wie mit jenem Sextanten ; auch wird

Sit

Kapitän Crépin , jetzt Hafenmeister in Stettin , untér dem ich als Steuermann diente , sich wohl erinnern, dass ich keine Gelegenheit versäumte , mich im Beobachten zu üben. Die Alhidade einzustellen und zu warten , ob das Gestirn gerade diese Höhe erreiche : das habe ich für Meridianhöhen allerdings nicht gelernt und nicht geübt , sondern dem Gestirne zu folgen und seine grösste bzw. kleinste Höhe zu beobachten. Es ist mir unmöglich , den Glauben zu hegen , ein von einem Manne am Ringe frei schwebend gehaltenes Astrolabium, das durch Bewegen der Alhidade aus der Vertikalebene gebracht ist , auf das ausserdem Wind und Schiffsbewegung wirken, müsse in der Vertikalebene des Gestirnes still hängen , wenn das Gestirn die eingestellte Höhe erreicht, und dies müsse dann die MeridianEbenso kann ich nicht glauben, dass vor höhe sein. 400 Jahren die Schiffsführer und Steuerleute grössere Lust zum und im Rechnen besassen wie die jetzigen; ich schädige das Andenken jener Herren durchaus nicht, wenn ich glaube , jener Zeit entsprechend war beides noch geringer als jetzt ; deshalb bin ich der festen Ueberzeugung , dass man die Alfonsinischen Deklinationstafeln der Sonne zu benutzen keine Lust hatte und deshalb Sonnenhöhen nur ganz ausnahmsweise, wenn überhaupt , maass. (Mitteilung von A. Schück in Hamburg . ) (Orometrische Mittelwerte des Schwäbischen Jura und des Königreiches Württemberg. ) Der jüngst erschienenen wertvollen Gewässer- und Höhenkarte des Königreiches Württemberg ¹ ) hat C. Regelmann , welcher dieselbe bearbeitete, am Rande Angaben über 250 in dem Gebiete der Karte gelegene Punkte . in Metern über Normalnull beigegeben. Dieselben sind in neun natürliche Gruppen verteilt. Für die drei ersten auf den Schwarzwald bezüglichen Gruppen hat L. Neumann in seiner Orometrie des Schwarzwaldes 2 ) die orometrischen Mittelwerte mitgeteilt , für die übrigen Gruppen hat Regelmann sie neu berechnet. Da dieselben sehr wertvoll und jedenfalls von grösserem Interesse sind, mögen sie hier mitgeteilt werden.

Gruppe

1. Randen (Hauptkamm) und 2. Badischer Jura (Hauptkamm) 3. Schwäbische Alb, westl .Teil, Heuberg und Hardt (Hauptkamm ) 4. Mittlere Alb , Reutlinger Alb mit dem Teutschbuch (Hauptkamm) 5. Rauhe Alb , Aal buch und Ulmer Alb (Hauptkamm) 6. Härdtfeld undJunge Pfalz ( Hauptkamm)

Mittlere Mittlere Mittlere Kamm- Mittlere Gipfel- Sattel- Schar- Kammhöhe länge höhe höhe tung in m in km in m ü. d. M. in m ü. d. M 50

841

775

66

808

90

762

717

45

740

119,4

892,2

800,2

92

846

76,8

789,7

746,5

43,2

768,1

113,6

746,7

677,9

68,8

712,3

639

579

60

609

95

1. und 2. Begrenzt von Wutach , Rhein , Donau , Hegau und Ablach.

1) Herausgegeben vom kgl. württ. Statist. Landesamt, Stuttgart 1893 . 2) Pencks Geograph. Abhandl. , Bd . I , Heft 2 , Wien 1886.

Litteratur. 512 1. Von der Enge bei Schaffhausen bis zur Aitrachmündung (bei Geisingen). 2. Südlich von Aitrach und Donau. Richtung des Hauptkammes : Rubis am Randen - - Neu Höwen- Witthoh- Buchheim- Engelwies - Scheer. 3. Begrenzt von Donau, Lauchert, Starzel und Neckar. Richtung des Hauptkammes : Der Europäischen Wasserscheide folgend von der Neckarquelle bis zum Pass von Burladingen. 4. Begrenzt von Lauchert , Donau , Lauter , Erms , Neckar und Starzel. Richtung des Hauptkammes : Der Europäischen Wasserscheide folgend vom Pass von Burladingen bis zum Pass von Münsingen. 5. Zwischen Erms und Lauter einerseits , Kocher und Brenz andererseits. Richtung des Hauptkammes : Der Europäischen Wasserscheide folgend vom Pass von Münsingen bis zum Pass von Oberkochen . 6. Zwischen Kocher, Brenz, Donau und Wörnitz. Richtung des Hauptkammes : Königsbronn - Wellerstein Harburg . Als mittlere Höhen berechnete Regelmann für die Albhochfläche 726 m, die Riesebene 425 m, das Neckarland 420 m (mittlere Gipfelhöhe 490 m), Oberschwaben 592 m (mittlere Gipfelhöhe 666 m) , ganz Württemberg (etwa) 500 m. Mittlere Höhe des Deutschen Reiches 214 m. (Mitteilung von A. E. Forster in Wien.)

Litteratur. Aus dem Volksleben der Magyaren. Ethnologische Mitteilungen von Dr. Heinrich von Wlislocki. München 1893. Huttlers litter. Anstalt. gr. 8 °. Lange Zeit ist es das Schicksal des magyarischen Volkes gewesen, weniger verstanden als ein anderes der Zahl der übrigen europäischen Stämme gegenüberzustehen . Nicht nur die geringe Menge wissenschaftlicher Kräfte , die sich mit dem Volksleben der Ungarn beschäftigte, sondern vor allem die Sprache war es, die eine schwer überschreitbare Schranke bildete. Diese Schranke hat nicht der Zufall errichtet : Sie ist zugleich der Ausdruck einer tiefgehenden Rassenverschiedenheit , sie erinnert an das Hereinbrechen eines stammfremden Volkes , der letzten Nachzügler des Hunnensturmes, unter die Arier Europas. Die Frage , wie viel dieser seltsame Stamm von alten Ueberlieferungen bewahrt haben , wie sich sein ganzes Volksleben von dem der Nachbarn unterscheiden mag, ist um so brennender geworden , je mehr sich die Volkskunde im übrigen Europa entwickelt hat. Wenn es uns jetzt verstattet wird, einen Blick über die Mauer zu werfen , wenn wir endlich imstande sind, von einer ganz Europa umfassenden Volkskunde zu reden , so müssen wir dem Manne aufrichtig dankbar sein , der mit hingebendem Fleisse diese neue schöne Gabe seinen früheren Arbeiten hinzugefügt hat, Heinrich v. Wlislocki , dessen Verdienste um die Volkskunde ebenso bekannt sind wie seine Zuverlässigkeit ; über kleine Mängel des Ausdruckes und der Darstellung sieht man gerade in diesem Falle gerne hinweg. Die Abhandlung ist in folgende grössere Abschnitte geteilt : Höhenkultus , Festgebräuche , Zauber mit menschlichen Körperteilen, Schatzgewinnung, Hexenglauben , Hexenspruch und Zauberbann , eine Geburtsgöttin. Der erste Abschnitt scheint durch das Werk des Freiherrn F. v. Andrian tiber Höhenkultus veranlasst zu sein und enthält wie dieses viele heterogene Bestandteile . Immerhin ergibt sich eine gewisse religiöse Bedeutung der Berge bei den alten Magyaren wie bei ihren Nachkommen. Im übrigen lehrt eine Durchsicht der Bräuche und Sagen

alsbald, dass man sich auf durchaus bekanntem Boden befindet, dass fast nichts vorhanden ist , das nicht bei anderen Völkern Europas seine Parallelen hätte : Der magyarische Volksglaube gliedert sich aufs engste an den der Nachbarvölker an , die durch Sprache und Rasseneigentüm lichkeit sonst so scharf von den Magyaren geschieden sind. Das kann nur zum kleinsten Teile auf Uebertragung in neuerer Zeit beruhen , das beweist vielmehr, wie eine gemeinsame Grundlage niederer mythologischer Ideen schon im Altertum von Britannien bis zum Ural verbreitet war. Wer freilich die Anschauungen der Naturvölker mit denen der Bewohner Europas zu vergleichen gewohnt ist , steht nicht erstaunt vor diesem Ergebnis, das er vielmehr noch zu erweitern geneigt sein wird . Es gibt einen Volksglauben »Aberglauben , wenn man so will -1 der die ganze Menschheit umfasst und überall, wo in vernünftiger Weise gesucht wird, auch in seinen Grundzügen zu finden ist . Das letzte Kapitel des Werkes ist das einzige , das sich mit einem höher entwickelten mythologischen Wesen befasst, der Boldogasszony , der »seligen oder lieben Frau« . Wie zu erwarten , sind hier die Beziehungen zu den Gottheiten stammverwandter Völker , z . B. der Mordwinen , leicht nachzuweisen, und ebenso ist es für die ethnologische Stellung der Slawen bezeichnend, dass gerade bei ihnen sich ähnliche Göttergestalten entwickelt haben. Auch hier aber scheint eine allgemein menschliche Grundlage vorhanden zu sein , aus der nicht nur bei den Magyaren und ihren Verwandten , sondern auch anderwärts derartige mythologische Gebilde erwachsen sind , und v. Wlislocki dürfte das Richtige treffen , wenn er an das Mutterrecht mit seinen zahlreichen Nachklängen erinnert. Bremen. H. Schurtz. A Dakota-English Dictionary by Stephen Return Riggs. Edited by James Owen Dorsey. Washington, Government printing office , 1890. X und 665 S. 4 °. (Contributions to North American Ethnology, volume VII.) Im Jahre 1852 erschien in Washington, herausgegeben von der Smithsonian Institution » under the patronage of the Historical Society of Minnesota das Werk des Missionars S. R. Riggs : >>Grammar and Dictionary of the Dacota language « (XI, 64 und 338 S. gr. 4 ). Das Dakota ist die Sprache der Sioux-Indianer, auch Nadowessier (Naudowessie) genannt. Sie zerfällt in drei Dialekte, nämlich das Santi (Santee), Yankton und Teton. Eine kurze grammatische Darstellung dieser Sprache findet sich in meinem Grundriss der Sprachwissenschaft II, 1 , S. 214. Während das im Jahre 1852 erschienene Werk von Riggs fast ausschliesslich auf dem Santee-Dialekt , der Schriftsprache der Sioux, basiert war, ist das soeben erschienene Lexikon durch Worte aus dem Teton- und Yankton - Dialekte erweitert. Die Redaktion desselben hat das Mitglied des » Bureau of Ethnology«< , der ausgezeichnete Ethnologe und Sprachforscher J. O. Dorsey übernommen, der beste jetzt lebende Kenner des Dakota Volkes. Ursprünglich war das ganze Werk, das als VII . Band der » Contributions to North American Ethnology « in drei Abteilungen erscheinen sollte , auf einen grösseren Umfang berechnet. Es sollte nebst dem vorliegenden » Dakota-English Dictionary auch ein English-Dakota Dictionary und dann noch eine Grammatik des Dakota mit Texten nebst einer Ethnographie des DakotaVolkes umfassen. Doch wurde wegen des schon sehr grossen Umfanges des vorliegenden Lexikons der Plan fallen gelassen und die Realisierung desselben , wie wir hoffen, der Zukunft vorbehalten. Das Werk gereicht dem Bureau of Ethnology und speciell dem Herausgeber desselben, J. O. Dorsey , zur höchsten Ehre und ist als eine der tüchtigsten Arbeiten auf dem Gebiete der amerikanischen Linguistik zu bezeichnen . Wien. Friedrich Müller.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND

Jahrgang 66, Nr. 33.

GÜNTHER .

Stuttgart, 19. August 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. MDCXL Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit.

2. Von der Inhalt : 1. Die Ursachen der Luftdruckverhältnisse über Europa. Von H. Habenicht (Gotha) . S. 513. Meteorologie zur Cholerafrage. Ein Studiengang. Von Wilhelm Krebs (Berlin) . (Schluss.) S. 515 . - 3. Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch - Südwestafrika. Von A. v. Elterlein (München). (Fortsetzung.) 5. Ueber S. 520. ― 4. Der Völkergeist in den geographischen Namen. Von J. J. Egli (Zürich). (Fortsetzung.) S. 522 . Mythologie und Kultus von Hawaii. Von Th. Achelis (Bremen . ) (Fortsetzung.) S. 525. - 6. Geographische Mitteilungen. (Rae ; Neuere Nachrichten über die deutsche Kolonie Pozuzo in Peru .) S. 527. - 7. Litteratur. (Martin ; Pilling .) S. 528 . Die Ursachen der Luftdruckverhältnisse

über Europa. Von H. Habenicht (Gotha). Die Erkenntnis von der Abhängigkeit der meisten Witterungserscheinungen, wie Winde, Niederschläge, teilweise Temperatur , von der Luftdruckverteilung wird wohl allgemein als wichtigster Fortschritt der neueren Forschungen auf meteorologischem Gebiete

Breitengürteln zwischen 20 ° und 40 ° , da wo teilweise die höchsten Temperaturen auftreten , lagern grosse konstante barometrische Maxima, welche im Laufe des Jahres nur geringen Wanderungen mit dem Stand der Sonne unterworfen sind. Polwärts

anerkannt. Man hat mit Hilfe dieser Erkenntnis für viele Klima- und Witterungserscheinungen genetische Erklärungen gefunden . Die Erklärung der Ursache

davon , also gerade in den kälteren Zonen , lagern dagegen konstante , verhältnismässig zum Teil tiefe Minima. Hier erklären sich also die Luftdruck- nicht aus den Temperaturverhältnissen . Auf noch grössere Widersprüche stösst man bei den Witterungserscheinungen über Europa . Da gibt es nicht nur Wintermaxima mit Kälte,

von Luftdruckverhältnissen, also von der Verteilung und Veränderung barometrischer Minima und Maxima, ist dagegen, nach Aussage der bedeutendsten Fachgelehrten , bisher nur mangelhaft , meist noch gar nicht geglückt . Die Sommerminima und die Wintermaxima über Kontinenten hat man wohl völlig befriedigend aus den jahreszeitlichen Temperatur-

sondern auch ebenso grosse , ziemlich beständige Sommermaxima mit Hitze. Es gibt Jahre, in denen ein tiefes Minimum das andere jagt , mit grossen Luftdruckdifferenzen auf kurze Entfernungen , und wieder solche, in denen der Luftdruck fast permanent gleichmässig verteilt ist . Es gibt ganz trockene Jahre mit extrem heissen Sommern und kalten Wintern,

schwankungen erklärt . Die Sommerwärme erzeugt bekanntlich im Sommer, z . B. über Innerasien , eine Auflockerung der unteren , mithin eine Erhebung

und solche, in denen die halbjährigen Durchschnittstemperaturen nur wenig voneinander abweichen . Im folgenden soll der Versuch gemacht werden,

der gesamten Luftschichten , welche ein allseitiges Zuströmen meist feuchter , kühler Oceanwinde von

diese Rätsel und scheinbaren Widersprüche zu lösen . Das konstante Maximum über den Rossbreiten

der Peripherie nach dem Centrum des Kontinentes

liegt im Centrum der durch die Rotation der Erde und die Gestalt des Nordatlantischen Oceans be-

zur Folge hat. Im Winter erzeugt die starke Wärmeausstrahlung dagegen eine Verdichtung der

dingten , im Sinne des Uhrzeigers sich drehenden Luftzirkulation, welche durch das Ausgleichsstreben zwischen kalter und warmer Zone hervorgerufen

Luftpartien über Innerasien , welche ein allseitiges Abfliessen kalter , trockener Kontinentalwinde von dem Centrum nach der Peripherie bewirkt. Aehnlich verhält es sich mit den täglichen , durch Tageswärme

wird. Diese regelmässigen Zonenwinde finden sich fast nur über Meeren , weniger über Kontinenten,

und nächtliche Abkühlung hervorgerufenen Aspirationen (Land- und Seewinden) mancher Kontinente.

weil hier vielfach die Temperaturunterschiede der Zonen durch die der Jahreszeiten verwischt werden.

Hier ist also offenbar die Wärmeschwankung Ursache. Bis hierher reicht diese Erklärung , viel weiter nicht. Ueber zwei Dritteln der Erdoberfläche, den Meeren , finden sich zwar am Aequator Zonen

Der Nordostpassatwind kommt aus kälteren in wärmere Gegenden . Er hat also eine aufsteigende Tendenz . Am Aequator trifft er mit dem Südostpassat der südlichen Halbkugel zusammen und wird dadurch in

relativ geringeren Luftdruckes, aber auf den beiden Ausland 1893 , Nr. 33 .

die rein westliche Richtung gedrängt .

Dadurch wird 65

514

Die Ursachen der Luftdruckverhältnisse über Europa.

seine aufsteigende Bewegung wesentlich verstärkt . | Bei seiner Rückkehr nach der Zone westlicher Winde aber kommt er in immer grössere Bedrängnis. Einmal durch die nach Norden sich verengende Gestalt❘ des Oceans und dann wegen der Verjüngung der Längengrade nach dem Pol zu , wodurch für alle nach Norden gerichtete Strömungen der Platz kleiner wird. Raum gibt es nur in der Höhe . Es sind also mechanische, durch Bedrängnis im Raume entstandene Aufwärtsbewegungen, welche die konstanten Minima über den kälteren Teilen der Oceane erzeugen. Da

atlantischen Ocean auftreten , als in eisbergarmen Jahren . In den letzteren erreichen sie meist Europa in schon sehr verflachtem Zustande oder gar nicht,

nun die Rossbreiten rings herum von aufsteigenden Luftströmen umgeben sind, so muss sich über ihnen ein Luftberg anhäufen , und wir haben hiermit zu-

Meer gross sind, und bewirken daselbst aufsteigende Luftströme. Da nun im Sommer über Asien ein

gleich eine Erklärung für das konstante Maximum über dem Nordatlantischen Ocean. Ganz anders verhält es sich mit den wandernden Minima . Sie sind besonders häufig über dem Nordatlantischen Ocean , entstehen teilweise hier, teils an der Ostküste von Nordamerika , teils über den kanadischen Seen und wandern auf ihren Zug-

deshalb ist in solchen Jahren die Luftdruckverteilung über Europa meist gleichmässig und beständig. Die Feuchtigkeit spendenden, kräftigen und anhaltenden Westwinde bleiben aus , es entsteht Trockenheit, Sommerwärme und Winterkälte. Im Sommer ziehen die schwachen Minima , welche Europa erreichen , meist längs der West- oder Südküste des Erdteiles, wo die Temperaturgegensätze zwischen Land und

konstanter aufsteigender Luftstrom besteht , so ist Europa rings herum von aufsteigenden Strömen umgeben , und es bildet sich aus denselben Gründen wie über den Rossbreiten ein Wärme-Luftdruckmaximum. Das Kälte-Luftdruckmaximum der Winter in trockenen Jahren erklärt sich von selbst aus der ungehinderten Ausstrahlung. In eisbergreicheren Jahren überwiegen stürmische Westwinde, tiefe Depressionen mit steilen Gradienten in Europa. Sie erzeugen nasskalte Sommer und

strassen, den vorherrschend westlichen Winden folgend, zum Teil über den ganzen Atlantischen Ocean bis in das Innere von Europa , wo sie sich vielfach, nachdem sie den Kanal, die Nord- und Ostsee über-

regnerische, gelinde Winter. Die Eisberge des Golfstromes wirken also weniger abkühlend als mildernd

zogen haben, verflachen, oder längs der norwegischen Küste oder des Mittelmeeres abschwenken . Diese

auf unser Klima. Nur enorm grosse Eisbergmaxima, welche den grössten Teil der Golfstromwasser ab-

wandernden Minima treten im Nordpacifischen Ocean seltener , dagegen am Kap Horn und am Kap der guten Hoffnung häufiger auf.

kühlen, erzeugen auch extrem strenge Winter, weil dann ganz Westeuropa von einem breiten Mantel kalten Wassers umgeben ist , die Zone der Tempe-

Schon aus diesen wenigen Thatsachen bekundet sich die Neigung dieser Minima , bei ihrer Bildung und Wanderung Linien der Erdoberfläche zu folgen, auf denen sich starke Temperaturgegensätze berühren . Da wo kalte und warme Meeresströme sich begegnen, wie bei der Neufundlandbank , am Kap der guten

raturgegensätze Europa zu fern ist, um Cyklone bis zu uns gelangen zu lassen, wodurch das winterliche

Hoffnung u . s . w ., oder wo durch das verschiedene Verhalten von Land und Wasser zur Insolation starke Temperaturgegensätze nahe bei einander erzeugt werden , da entstehen und bewegen sich vorzugsweise barometrische Minima. Die Temperaturgegensätze im Nordatlantischen Ocean aber sind, wie ich in Nr. 49 , 1892 dieser Zeitschrift gezeigt habe , jahreszeitlichen , jährlichen und mehrjährigen bedeutenden Schwankungen unterworfen, hervorgerufen durch die Schwankungen der alljährlich von Januar bis Juli bei Neufundland in den Golfstrom eintreibenden Eismassen und deren Schmelzwasser, welche kalte Streifen in dem warmen Golfstromwasser erzeugen. Es gibt nicht nur einzelne, sondern ganze Reihen vorwiegend eisbergreicher oder -armer Jahre. Beim Studium der monatlich erscheinenden Pilot Charts (Washington) , auf denen Eis-, Wetter- und Strömungsverhältnisse des vorangegangenen Monats

Luftdruckmaximum über Europa-Asien grosse Ausdehnung und Beständigkeit erlangt. Wir haben hier zugleich eine Erklärung für

den Mangel an Cyklonen über dem nordpacifischen Ocean, er liegt an dem Mangel von Polareis, mithin an dem Mangel von Temperaturgegensätzen daselbst . Eine Reihe von eisbergarmen oder -reichen Jahren verschärft natürlich die entsprechende Wirkung auf unser Klima. Die Niederschlagsschwankungen wirken auf den Grundwasserstand, und dieser wirkt auf das Klima verschärfend zurück . In Europa sind demnach Niederschlagsschwankungen, erzeugt durch Schwankungen von Temperaturgegensätzen im Golfstrom , Ursache , Temperaturschwankungen Wirkung . Erstere sind bekanntlich viel beträchtlicher als letztere. Nur ausnahmsweise, z. B. beim Uebergang einer Klimaperiode in die andere , wenn auf einen warmen Sommer ein gelinder Winter , oder auf einen nasskalten Sommer ein strenger Winter folgt, entstehen Jahrestemperaturmittel , welche von den normalen beträchtlich abweichen . Solche Jahre können für die ganze Pen-

eingetragen sind, tritt nun das mit dem Gesagten übereinstimmende Resultat zu Tage, dass in eisbergreichen Jahren mehr , tiefere und kräftige Cyklone

tade oder Dekade ausschlaggebend sein . Wir wollen an der Hand dieser Betrachtungen die letzte grössere Klimaperiode Revue passieren lassen. Von 1872 bis 1887 ist eine fast ununterbrochene

mit längeren, geradlinigen Bahnen über dem Nord-

Reihe mässig eisbergreicher Jahre beobachtet worden.

Von der Meteorologie zur Cholerafrage. 515 Diese Jahre brachten uns alle nasskühle Sommer und gelinde oder mässige Winter. 1888 ging die Eisbergzahl zum erstenmal auf das bedeutende Minimum

Die Einwirkung der Sonne machte sich unmittelbar geltend , ein Umstand , der wohl auf den fortdauernd niederen Grundwasserstand zurückzu-

von 10 (das Mittel beträgt 200 ) zurück . Diese Abnormität vermochte aber den jahrelang festgewurzelten Witterungscharakter in demselben Jahre noch nicht wesentlich zu verändern. Als aber 1889 ein zweites bedeutendes Minimum unmittelbar folgte

führen sein dürfte , denn derselbe zeit immer noch sehr gering. Regenwasser sind infolge des laufen , die Winde haben rasch

(28 Stück) , da bekamen wir seit 21 Jahren das erste warme Frühjahr, den ersten warmen Sommer. Es machte sich bereits ein Sinken der Grundwasser

geklagt wird. Da nun in diesem Jahre wieder keine reiche Eisbergsaison in Aussicht steht , welche sich ohnedies erst im Herbst fühlbar machen würde , so

bemerklich. Das nächste Jahr , 1890 , brachte aber das enorme Eisbergmaximum von 674 Stück , es war, als ob die zwei Jahre lang aufgestauten Massen mit einemmal hervorbrächen . Das hatte einen zwar

ist zu erwarten, dass, wenn auch die Eiswässer des

noch ziemlich warmen , aber vielfach stürmischen Sommer mit heftigen Regengüssen und einen ganz abnorm kalten Winter im Gefolge.

Beide Klima-

verhältnisse sind der Grundwasserbildung ungünstig . In 1891 wurde im Golfstrome zwar eine dem Durchschnitt sich nähernde Zahl ( 141 ) von Eisbergen beobachtet, dieses Jahr brachte uns auch ein dement-

war für diese JahresDie Schmelz- und Bodenfrostes abgegetrocknet , so dass noch allgemein über Mangel an Untergrundwasser

Golfstromes vielleicht periodenweise im Frühjahr ihren kühlenden Einfluss geltend machen werden , der Witterungscharakter des kommenden Sommers in Mittel- und Osteuropa wieder vorwiegend, möglicherweise sehr trocken und warm sein wird. Diese Prognose wurde vom Verfasser am 23. März gestellt , sie hat sich bisher vollauf bestätigt ¹) .

Von der Meteorologie zur Cholerafrage. sprechendes mässigeres Klima. Aber schon 1892 trat wieder eine grosse Abnormität der Eisverhältnisse im Nordatlantischen Ocean , in der Nähe der Neufundlandsbank , ein. Während fast regelmässig

Ein Studiengang.

Von Wilhelm Krebs (Berlin). (Schluss.)

das Eintreffen der Eisberge im Golfstrom von Januar oder Februar bis Juli oder August beobachtet wird, waren die ersten Monate von 1892, bis Ende April, in der Nähe von Neufundland vollständig eisfrei, eine Abnormität , eingetreten war , (179 Stück) aber selten eintretenden

welche seit vielen Jahren nicht dann trat eine ziemlich kräftige kurze Eisbergperiode ein. Diese Eisbergverhältnisse , in Verbindung

mit dem abnormen , einen niederen Grundwasserstand begünstigenden Charakter der vorhergehenden Jahre, haben die lange Trockenperiode , welche seit dem Frühjahr 1892 andauert, bewirkt.

Im vorigen Sommer war die Luftdruckverteilung über Europa meist gleichmässig, die Eisberge waren erst spät , im Mai , in den Golfstrom eingetreten, mithin war die Grenze des durch sie verursachten kalten Wassers im warmen Golfstrom noch fern . Infolgedessen herrschten über Europa meist schwache Winde oder Stillen. Der durch eine Reihe vorwiegend eisbergarmer Jahre erzeugte niedere Grundwasserstand sank noch mehr, der Kontinent trocknete mehr und mehr aus. Auch die Herbststürme blieben aus, mit ihnen ergiebige Niederschläge. Hierdurch wurde aber im Winter die Wärmeausstrahlung sehr begünstigt. Es bildeten sich ausgedehnte Kälte- und Luftdruckmaxima über Europa-Asien von grosser Beständigkeit, welche ihren Höhepunkt im Januar erreichten . Im Februar aber war der Zeitpunkt gekommen , wo die Ostgrenze der Eiswässer des Golfstromes sich Europa so weit genähert hatte , dass das europäische Luftdruckmaximum den aus kürzerer Entfernung kräftiger auftürmenden Cyklonen , in Verbindung mit der höherstehenden Sonne , allmählich weichen musste.

Typhusepidemien , welche in Dresden feuchten Jahren zu folgen pflegen , stellen sich für Hamburg besonders in trockenen ein . Einen schlagenden Beleg liefert ferner diese Stadt durch ihre schwerste Cholera-Epidemie in dem trockenen Jahre 1892 , welche ihren Hauptherd in dem sonst noch meistbegünstigten Teil des ungesunden Infiltrationsgrundes , dem Billegebiete, bildete (Abb . 1 ) . Aehnlich nistete sich in Magdeburg die schwere Cholera- Epidemie des Jahres 1873 hauptsächlich in den Stadtteilen Buckau und Friedrichstadt ein, von denen ersteres sonst zu seinen gesundesten Gebieten gehört (Abb. 5) . An ihm ist auch zu beweisen , dass im Gegensatz zu dem höher gelegenen Sudenburg die Jahre höheren Elbstandes und Niederschlages gesünder zu sein pflegen als diejenigen mit niederem Elbstande und kleinen Regenmengen 2). Sonst sind die Grundwassereinflüsse in Magdeburg westlich der Elbe sehr ähnlich denjenigen Dresdens, indem die kleinen Nebenflüsse Klinke und Schrote an der Infiltration hauptsächlich beteiligt erscheinen, die Schrote besonders, wie auch aus dem Verlaufe der Grundwasserkurven hervorgeht, für den nördlichen Teil der Alt- und die südliche Neustadt. Die Friedrichstadt dagegen , im Osten , scheint in ihrem wenig günstigeren Gesundheitszustande teilweise ¹) Dass der Herausgeber persönlich von dem weitgehenden Einflusse der atlantischen Treibeismassen nicht im gleichen Maasse wie der Herr Verfasser überzeugt ist , hat er schon früher mehrfach betont. 2) Näheres darüber teile ich im » Gesundheits-Ingenieur « (Jahrgang 1893 ) mit.

ie Von der Meteorolog zur Cholerafrage .

516

von einem Arm der Elbe benachteiligt zu sein, der niedrigen , langsam fliessenden, vor ihrer Mündung in die Stromelbe durch Grauwackenklippen etwas abgedämmten alten Elbe (Abb . 5). Insofern nähert sich dieser Teil Magdeburgs den Verhältnissen Berlins (Abb. 7) und Leipzigs (Abb. 8 und 9). In Berlin schliessen sich die ungesunderen Stadtteile auffallend an das Infiltrationsgebiet der Spree,

an

Cholera ¹ ) .

Brauchbare

Geburtenstatistik

der

Lebendgeborenen für die einzelnen Stadtteile konnte ich nicht weiter zurück als bis 1875 erhalten *) . Doch ist nicht zu erwarten , dass das Verhältnis in in der Geburtenhäufigkeit der Berliner Stadtteile zu einander in den sechziger Jahren sehr viel anders war. Nimmt man demnach jene Geburtenzahlen der sechs Jahre 1875-1880 als Widerlager

Sch rot e

Magdeburg. I : 100 000.

Abbildung 5.

41m

47m

Sc hr ot e

Abbildung 6.

43m 45m

48 47m 49m m

49m 51m 53m ule Renne Fa

Grauwacke 41m

Hom Grauwacke Grauwacke

Grauwacke

te hro

Sc # Elbe Arte be El Strom- -

Cuneu

47 48m m

Überfall

om

Str

Rotliegendes

El

be

49m

53m

49m 51m

45m lz 47m e



Grundwasserstände in Metern über dem Null der preussischen Landesaufnahme. X Elbwasserstände in Metern über dem Null der preussischen Landesaufnahme. Grenzen der unterirdischen Felsriffe. Grenzen der Stadtteile. Sterbefälle 1886-1892 auf 100 Geburten :

mehr als 70

55-59

in Leipzig an dasjenige der Pleisse an.

Die in diese Gebiete eingeschriebenen Zahlen bezeichnen Sterbefälle an Cholera auf 1000 Einwohner.

50-54

.

Das von der Schrote infiltrierte, durch Grünsandlager von der Elbe abgedämmte Grauwackengebiet. Das von Cunette und Elbe dränierte Gebiet.

55

In den Stadtteilen : I. Altstadt IV. Sudenburg 73 II. Wilhelmstadt V. Neustadt 53 III. Friedrichstadt VI. Buckau • 56

Schrote-Infiltration und nach Bevölkerungsdichtigkeit schätzungsweise berichtigte Cholerasterblichkeit während des Sommers 1873 im damaligen Gebiete der Altstadt.

54 59 51

Die bis-

herigen Darstellungen der schlimmen Cholera-Epidemien , von welchen beide Städte im Jahre 1866 heimgesucht wurden , standen für Berlin nur deshalb nicht in Einklang mit diesem Verhalten , weil die ausserordentliche Kindersterblichkeit die kinderreichen Vorstädte des Südens und Ostens weit über die dort waltenden örtlichen Verhältnisse hinaus benachteiligte . Die Kinder unter fünf Jahren machten damals der Gesamtbevölkerung aus, die Sterbefälle unter ihnen aber 1% der Gesamtsterblichkeit

-X Grund- bzw. Elbwasserstände, letztere im Sommer 1873 , während der Epidemie.

für Neuberechnung der Cholerasterblichkeit 1866, so erhält man in der That die höchsten Sterblichkeiten in den auch nach der Sterblichkeitsstatistik des achten Jahrzehntes ungesundesten Teilen des Infiltrationsgebietes (Abb. 7). 1 ) R. Böckh , Bewegung der Bevölkerung der Stadt Berlin 1869-1878 , S. 22-23 . Doch mussten die Bezirke I und XII in den Jahren 1875-1878 erst von dem Zuschuss aus den dort gelegenen Entbindungsanstalten befreit werden. 2) E. H. Müller, Die Cholera-Epidemie zu Berlin im Jahre 1866, Berlin, J. C. F. Ensslin, 1869, S. 95.

Von der Meteorologie zur Cholerafrage. 517 Die durch solche Berücksichtigung übermässiger Kindersterblichkeit erreichten Aenderungen des Cholerabildes gehen aus der nachfolgenden Tabelle hervor, in welcher die Stadtteile der Abb . 7 entsprechend numeriert sind. Cholerasterblichkeit 1866 in den Standesamtsbezirken auf 1000 Einwohner ( 1864) . auf 100 Geburten ( 1875-1880) Zum Vergleich Sterblichkeit 1881-1890

I 6,9 27 88

Wirklich ergibt sich dann ein Bild der Choleraverteilung (Abb. 9) , welches mit demjenigen der Boden- und Bodenwasserverhältnisse ganz auffallend übereinstimmt. In noch höherem Grade tritt entsprechende

Uebereinstimmung

II 4,2 16

III/IV 14,5 15

V/VI 9,5 12

72

67 63

6573

VII 12,5 13 70

VIII 9,3 15 78

in

IX 6,9 20 84

der Verteilung X/XI 9,6

XII 6,3 IO

67 70

75

XIII 6,7 4 70

Abbildung 7. Berlin . I

100 000.

XI X

Plötzen See S

chifia

Nord

Καταλ 31,5m

13 30,75m

31.0m 31,5m

boldt

Spree

325m

Ha

VII Sp

re

e

34 325

LandwehrKanar 72 IV

00

32

4m

x33,4

Spree- und Grundwasserstände in Metern über dem Null der preussischen Landesaufnahme. X höchster Durchschnitt der gemessenen Grundwasserstände im Durchschnitte des Jahrzehntes. Sterbefälle 1881-1890 auf 100 Geburten :

85-89

I. II. III. IV. V. VI. VII.

80-84

75-79

70-74

65-69

60-64

In den Standesamtsbezirken : 88 Altstadt VIII. Königstadt Friedrichstadt 72 IX. Spandauer Viertel X. Rosenthaler Vorstadt 67 Friedrichs- und Schöneberger Vorstadt 63 Friedrichs- und Tempelhofer Vorstadt XI. Oranienburger Vorstadt Luisenstadt jenseit XII. Friedrich Wilhelm - Stadt und Moabit 65 Luisenstadt diesseit XIII. Wedding 73 Stralauer Viertel 70

78 84 67 70 75 70

In der Statistik der gleichzeitigen Leipziger | der Hamburger Epidemie (Abb . 2) hervor. Auf beiden Karten äussert sie sich in zwei Epidemie kam die Kindersterblichkeit so wenig zur Geltung, dass Schmieder damals den Satz aufstellen Richtungen. Einerseits zeigen Oertlichkeiten gleicher Boden- und Infiltrationsverhältnisse übereinstimmende konnte : Die Mortalität wächst mit zunehmendem Zahlen der Cholerasterblichkeit. So im städtischen Alter. Da die höheren Jahrzehnte wegen ihrer verringerten Beteiligung am Bestand der Lebenden und also auch der Choleraopfer zurücktreten , sind die Zahlen derselben als hinreichend ausgeglichen, ohne grosse Fehler auf die Einwohnerzahl zu berechnen. Ausland 1893, Nr. 33.

Weichbilde Leipzigs die mit 15 Verstorbenen auf 1000 bezeichneten zwei Gebiete undurchlässigen Geschiebelehmes und die mit 12 bezeichneten beiden Gebiete der von der Pleisse infiltrierten Parthenauen. 66

Von der Meteorologie zur Cholerafrage .

518

So ferner auf der Karte der unterelbischen Epidemie | die beiden Infiltrationsgebiete mit 12-13 , die beiden (Abb. 2 ) die Gebiete Altonas und Wandsbeks mit 2, Marschgebiete mit 16-22 an Cholera Verstorbenen die beiden bodenreinen Gebiete Hamburgs mit 6-7,

auf 1000 Einwohner.

Abbildung 8.

Leipzig und Querschnitt seines Bodens in der westöstlichen Linie A B. I : 100 000.

Fr. 110m

Lup

106,6m he

pe

rt

FrPa

Fr

105m ‫عناانها‬ Fr. 105m

Pl

ei

Elster

N

ss

e

Wehr 110m

106 6m.

-

Fry

e ss Pl ei

Fl ut

El st e Rö r de l

hb

et

t

Fr

120mIüberNormalnull nom 100m+ 90m 180mI B

A

Grundwasserstände in Metern über dem Null der preussischen Landesaufnahme. Umgrenzung des unmittelbar oder in höchstens 1,2 m Tiefe anstehenden Felsgrundes der Westvororte. Sterbefälle 1891-1892 auf 100 Geburten :

61-70

41-50

+3

In den Standesamts-Bezirken : IV. West -Vororte 70 V. Süd -Vororte 44 50

I. Alt-Leipzig II. Ost-Vororte III. Nord-Vororte .

44 46

Querschnitt des Bodens, Höhen : Längen = 2500 : 1.

Felsen des Karbon und Silur.

Thon.

Thonige Sande.

Aeltere Flussschotter.

Geschiebelehm.

Jüngere Flussschotter.

Auenlehm .

Von der Meteorologie zur Cholerafrage. 519

Abbildung 9. Leipzig und Umgebung. I : 100 000. Breitenfeld 43

120 m KleinWiederitzsch Gross15

Lindenthal 9

Plaussig

Portitz

Lützschena 5

120m

115 m. Neutzch19

Mockau 36

Stahmeln24

110 m Wahren 20

125 m

Eutritzsch Is

Möckern 46 Gohlis 18 r

te

e

Neu Mackau, Abtnaundorf2

pp

rt

Lu

Schönefeld 24

Pa

Bokitz Ehrenberg 38 105m

Paunsdorf 52 Neustadt eolrdf fd nes Neschkö 13 r 125m au2s6en 7 Vol ma Sellerh 1 Stunz 6 ler Neusel hausen Matkau Anger-Crottend

110m

Re

110 m Leutzsch 6

ud

12 z ny

NW ur

e

Lindenau 24 110m Schönau

Zweinaundorf 33

Ne

Thonberg 11

Plagwitt

115 m Schleasin 25

•KL . Zschochet

Stotteritz60

125m Holzhausen 65

Connewitz 15

Probstheida 3

Ө Gr. Zschocher 31

Zuckelhausen

SLössnig 29 ho p nö 37 , li tz Dosen Raschwith26

Windorf95

Knautkleeberg 14

Wachau

Ötzsch Gautzsch

Markkleeberg 10

Knauthain-7

Rehbach

Lieberfwolkwitz 8

Zobigker 5 Crostewitz 15 OProdel Gr.Städteln

Güldengossa

Cröbern 9 120m

115 m KI.Städteln

115m Felsgrund

Thon

Geschiebelehm mehr als 1,2 m mächtig

undurchlässig

undurchlässig

nur in der oberen Kruste durchlässig

Kiese und Sande

Abschwemmassen

durchlässig

durchlässig

Löss oder Geschiebelehm weniger als 1,2 m mächtig

meist durchlässig

Auenlehm

oft sumpfig durchtränkt

Flusslauf mit Wehren. Grenzen der Bodenarten. Grenzen der Teile Alt-Leipzigs. Grundwasserstände in Metern über dem Null der preussischen Landesaufnahme.

Cholera-Epidemie von 1866 . Die in den Stadtteilen und bei den Dörfern eingeschriebenen Zahlen bezeichnen die Cholerasterblichkeit auf 1000 Einwohner. Die vorzugsweise von städtischen Arbeitern bewohnten Dörfer sind unterstrichen, die nicht unterstrichenen besitzen vorwiegend bäuerliche Bevölkerung.

520

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch- Südwestafrika, Andererseits

stellt sich wiederholt

eine Ver-

doppelung der Sterblichkeit in nebeneinander gelegenen Wohngebieten dort ein , wo augenscheinlich nur ein verunreinigender Einfluss der Infiltration zu sonst übereinstimmenden Boden- und Wohnverhältnissen hinzutritt. Bei Leipzig (Abb . 9 ) tritt diese Verdoppelung zwischen der West- und der von der Pleisse infiltrierten Osthälfte der Westvorstadt, zwischen dem mittleren und dem durch Pleisse und oberflächliche Abläufe infiltrierten westlichen Streifen der Südvorstadt hervor und lässt sich, allerdings in weniger strenger Weise , auch an ähnlich unterschiedenen Dörferpaaren wie Connewitz und Lössnig, Plagwitz und Lindenau, Gohlis und Möckern , GrossZschocher und Windorf verfolgen. An der Unterelbe (Abb. 2 ) stellte sich dieselbe Verdoppelung der Cholerasterblichkeit von den bodenreinen nach dem infiltrierten Geestgebiet der Stadt Hamburg ein. Und dieses selbe Verhältnis kehrt nahezu wieder bei einer dritten und einer vierten Epidemie in einer dritten Stadt. Die Altstadt Magdeburgs (Abb . 6) zerfiel in der Einschränkung , welche von den früheren Festungswerken bis in die Mitte der siebziger Jahre veranlasst wurde , in ein nördliches Drittel , dessen Untergrund, aus Grauwacke und Grünsand bestehend, der Schrote-Infiltration fast gänzlich ausgesetzt war, und den südlichen Rest , dessen vorwiegend durchlässiger Boden durch Elbe und Festungscunette gute Drainage erfuhr. Im Jahre 1831 entfielen nach Rosenthal auf jenes infiltrierte Drittel 225 von im ganzen 375 , im Jahre 1873 653 von 1189 Choleratodesfällen. Die Einwohnerzahlen der Altstadt be-

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in DeutschSüdwestafrika.

Von A. v. Elterlein (München) . (Fortsetzung.)

Allgemeines über die Lagerstätten des Ostens . Schenk unterscheidet , wobei er die landesüblichen Benennungen gebraucht, für Transvaal vier Typen des Goldvorkommens und zwar : 1. Die Reefdiggings, d. s. Goldquarzgänge vom Typus Australien-Kalifornien , deren Gold in häufiger Begleitung von Eisenmineralien ( Pyrit bzw. Seltener brechen KupferBrauneisenerz ) auftritt . erze bei. Cohen fügt dieser Paragenesis noch spärlichen , silberreichen Bleiglanz und Silberglanz hinzu . Die Reefdiggings setzen in der Primär- und Kapformation auf. Dass sich der Quarz der goldführenden Reefs von dem der goldleeren nicht unwesentlich unterscheidet, hat Götz für Marabastadt nachgewiesen. 2. Die Konglomeratdiggings, d. s . nach Cohen und Schenk Seifen von hohem, wohl paläozoischem Alter innerhalb der Schichten der Kapformation , die diese Forscher als Küstenbildung auffassen und auf die Zerstörung der Goldquarzgänge der Primärformation durch die Abrasionswelle zurückführen . Dieser Typus führt das Gold sowohl in den Geröllen als im Bindemittel. Die bekanntesten derselben sind die der Goldfelder des Witwaterrands . 3. Die Lateritdiggings , d. s . Lagerstätten , auf denen das Gold der zu Laterit umgewandelten

trugen bei jener Epidemie etwa 39 000 , bei dieser 64000 Seelen. Auch mit Vernachlässigung der für

Diabasdecken und -lagergänge

den nördlichen Stadtteil grösseren Dichtigkeit der

zersetzenden Agentien zugänglichen Schichten der

Bevölkerung ergibt sich daraus , dass in dem gut drainierten , also bodenreineren Gebiete der einen

Kapformation zur Konzentration gelangt ist . sind nur von untergeordneter Bedeutung.

Epidemie 6, der anderen 13 , in dem infiltrirten dagegen der einen 17 , der anderen 31 von 1000 Einwohnern erlagen , hier also im Jahre 1831 wie im

4. Die Alluvialdiggings . Sie sind schon früher besprochen und gewürdigt worden. Das von den Erzlagerstätten eingehaltene Generalstreichen ist im grossen das der Hauptdislo-

zwischen den den

Sie

Jahre 1873 wenig mehr als die doppelte Verhältniszahl . Bei so vielfältiger zahlenmässiger Uebereinstimmung hört der Zufall auf; hier waltet eine Gesetzmässigkeit , welche allein aus örtlichen Einflüssen erklärt werden kann , da sie sich deutlich an be-

kationslinien , bzw. der längs dieser verlaufenden Terrainerhebungen . Dieser Umstand begründet für Südost- und Südwestafrika ein abweichendes Ver-

stimmt geartete Orte knüpft . Absichtlich habe ich im Vorstehenden ihr Auffinden dargelegt, Schritt für Schritt von dem medizinischen Streitigkeiten fernstehenden geographischen Anfangspunkte aus. In

scheint, das Bestehen ursächlichen Zusammenhanges zwischen Erzdepots und Terraingrundlinien zu bekräftigen . Im Transvaal und in den angrenzenden Gold-

diesem Zusammenhange fällt sie mit besonderer Schwere für die seit Jahrzehnten von dem Hygie-

gebieten überwiegt die Richtung Ost- West die SüdNord- Richtung in demselben Grade , in dem die Goldquarzgänge häufiger in den Swasischichten der Primärformation als in der dieser aufgelagerten Kapformation aufsetzen . Da die stark gefalteten Schichtgesteine jener, also auch deren Sattel- und Mulden-

niker Herrn v. Pettenko fer vertretenen Anschauungen ins Gewicht.

halten ,

das jedoch in hohem Grade geeignet er-

linien , Ost -West streichen , so durfte man auch Längsspalten und demgemäss Gesteins- sowohl als Mineralgänge, deren Felderstreckung eben diese Richtung einhält , deren Fallen demnach teils ein nörd-

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch-Südwestafrika.

521

liches, teils ein südliches ist, erwarten . Dass Lager- | selben Eruptivgesteine , in deren Begleitung innerhalb der älteren Formationen sich so zahlreiche gänge , die während der Faltungsperiode entstanden und nicht präexistierende Lager, welche die Faltung mitgemacht haben , vorliegen , dafür sprechen die zahlreichen Nebengesteinstrümmer im Gange nahe dem Hangenden , wie sie Cohen von Marabastadt, Knochenhauer aus dem De Kaapdistrikte erwähnt, letzterer, indem er weiter hinzufügt, dass ihre Mächtigkeit, die im Durchschnitte 1,25-1,70 m betrage, mit der Teufe häufig zunehme. Schenk berichtet überdies, dass die Goldriffs der Swasischichten zwar im Streichen, nicht aber immer im Fallen mit diesen übereinstimmten . Bezüglich der Art der Erzführung berichtet Knochenhauer von den De Kaapgängen - und wir dürfen dies bestimmt auf das übrige Transvaal übertragen -- sie sei eine zweifache : Entweder wäre der Erzgehalt ein ziemlich gleich mässiger, oder er habe sich in »sogenannten Schüssen >Alle Kupfererzgänge Klein-Namaqualandes be> eisernen sitzen in ebenso ausgezeichneter Weise einen »

Hut«< ¹) als Salbänder im Hangenden und Liegenden. Die vorwaltende Gangart ist Quarz ; in ihm sind die Kupfererze wesentlich enthalten . Er durchdringt und durchsetzt die Erze. >Sibirische Geschichte , 2 Bde. in 8º , St. Petersburg 1768 (vgl. Note 1 ). 4) Siehe meine Untersuchung » Jermaks Kriegszug und die Lage von Sibir « in J. I. Kettlers » Ztschr. f. wissenschaftl . Geographie 1 , S. 93-104 , Lahr 1880 .

1) »Nomina geogr. « , 2. Aufl. , S. 925 u. a. m. Unter besonderen Eindrücken sind auch hier andere Namen entstanden : nach besiegten Fürsten und Völkern. Wenn in der ersten Zeit der conquista ein wogulischer oder tatarischer mursa ( := Fürst) unterworfen oder gefangen oder getötet wurde , so bereitete ein solcher , damals noch neuer und seltener Erfolg der Schar Jermaks eine so lebhafte Freude, dass die Stelle nach dem Unglücklichen benannt wurde , wie Mursinska ( Nomina geogr. , 2. Aufl. , S. 629) . Unter allen sibirischen Volksstämmen widerstanden die Buräten, russ. Brati, am hartnäckigsten . Man traf sie an dem stürmischen Lauf der Angara. Schon 1623 forderte man ihre Unterwerfung. Schritt vor Schritt musste der Fluss erobert werden. Erst 1631 gelang die Anlage eines Ostrog, des Bratskoi Ostrog. Ein angenehmer Empfang wurde 1632 dem Eroberer zu teil in dem breiten, weidereichen Thalkessel der Lena , wo die Jakut, an Vieh und Pelzwaren reich und zu Tausch aufgelegt, die Fremdlinge freudig aufnahmen. Der Ostrog wurde also Jakutskoi Ostrog genannt. So haben auch hier starke , aussergewöhnliche Eindrücke toponymisch gewirkt und die lange Linie einer einförmigen Nomenklatur an einzelnen Punkten durchbrochen. 3) Abhandl. , S. 134.

Der Völkergeist in den geographischen Namen.

die Entfernungen bestimmt in einem Ländergebiet, welches vor lauter Entfernungen kaum zusammenzuhalten ist . An den Flüssen erstanden natürlich auch die befestigten Niederlassungen , am liebsten da , wo zwei Wasserstrassen sich vereinigten , zwei Gebiete sich die Hand reichten , d. h . also an den Konfluenzstellen. Da nun längs derselben Hauptader mehrere Orte entstanden , konnte nicht jene den Namen leihen ; das konnte höchstens geschehen, wenn bloss ein Ober und Unter (und allenfalls ein Mittel) zu unterscheiden war, wie Werchne Kolymsk, Sredne Kolymsk und Nischnij Kolymsk. Gewöhnlich drückte gerade der Nebenfluss , an dessen Mündung der Ort lag , die respektive Lage der an demselben Hauptflusse gelegenen Ansiedelungen unzweideutig aus, besonders wenn noch ust' - »> Mün-

offenbar , wie die Kultur nach Kulturnamen drängt eine neue Bestätigung des § 1 unserer These. * *

*

524

Und nun in die Tundra der Eismeergestade zu den Samojeden ! Wer wird der Namenwelt der Samojeden das gleiche Gepräge zutrauen, wie es uns die toponymischen Schöpfungen der sibirischen Kosaken und Promyschlenniki oder die der beiden erwälinten Seefahrer gezeigt haben ? Niemand. Ohne Zweifel fühlt jeder, dass unter den Rentiernomaden, Fischern und Jägern der Tundra, bei so ganz anderer Kulturstufe und Kulturrichtung , bei so völlig anderer Lebensweise und anderen Lebenszielen , auch die Bedingungen der geographischen Nomenklatur andere sind. Dürfen

dung« hinzugesetzt wurde , z . B. Ust' Ilginskoy = >>der Ort an der Mündung der Ilga« (in die Lena), Ust ' Kutsky = >>der Ort an der Mündung der Kuta« (in die Lena), oder einfacher Witimsk, Olek-

wir dieses Gefühl wirklich voraussetzen ? Wenn ja, so ist das Schicksal unserer Hypothese ja zum voraus entschieden . So fanden sich denn für die Samojeden 93,3 %

minsk u . s. w., d. i . der Ort an der (Mündung des) Witim, Olekma u . s . w. (in die Lena). Auch hier zeigt sich deutlich , dass die geo-

Naturnamen, der höchste Betrag, den nach unseren Materialien ein Volksherd überhaupt erreicht hat. Gewiss dürfen wir in diesem Verhalten eine Be-

digen und vielseitigen Natursinn der Samojeden ! >>>Ich hatte , « schreibt der Beobachter , dessen zwei-

verschiedener Kategorien , in Prozenten der eigenen Namensumme , berechnet. Es hat sich gefunden :

bändigem Werk wir den Grossteil der samojedischen Ortsnamen entnommen haben ¹ ) , » sehr bald die Beobachtung gemacht, dass die Namen, welche von den Samojeden den Lokalitäten ihres Landes bei-

Krusenst .

Kulturnamen

Naturnamen

Naturnamen

551

Inhärenz Adhärenz Relation

. Krusenst

Noch ein Blick auf die Namengebung russischer Entdecker. Für zwei derselben haben wir ¹ ) die Anteile

Kotzebue

stätigung des § I unserer toponymischen These erblicken , welche für die Naturvölker ein Vorwalten der Naturnamen annimmt.

Kotzebue

graphische Nomenklatur eines Volkes durch die Eigenart der Lebens- und Kulturverhältnisse ihr Gepräge erhält, und in dieser Erscheinung finden wir abermals den 5 unserer These bestätigt.

5,1 5,1

5,0 1,7 3,3

10,3 10,0

Materielle Kultur Intellekt. Kultur Moral. u. religiös. Kultur . . Politische Kultur

0,8 71,8 64,2

Kulturnamen

89,7 86,7 — 3.3

Adoptionen

Sehen wir aber noch näher zu : auf den leben-

gelegt werden (wenn sie wirklich samojedischen und nicht älteren , tschudischen , Ursprungs sind) fast immer an irgend eine bezeichnende Eigentümlichkeit der betreffenden Lokalität erinnern ) . « Auch eine andere Stimme 3) rühmt der Samojeden » reich-

5,1 2,5 12,8 19,2

Auch in diesen Einzelfällen , die genau mit einer allgemeinen Erscheinung übereinstimmen 2) , wird

haltige und ausdrucksfähige Sprache«< . Von den 130 Kategorien , die unsere »Abhandlung« im Gebiete der Naturnamen unterschieden hat, sind durch die Samojeden 56 repräsentiert , d. i . nicht nur mehr als alle Völker , von denen hier eine kleinere Gesamtzahl von Namen aufgeführt ist , sondern auch mehr als mancher absolut stärker vertretene Herd.

¹ ) Ebenda, S. 262—276. 2) Die Berechnung der prozentualen Anteile in Natur- und Diese Regsamkeit und Vielseitigkeit des samojediKulturnamen , für 16 der toponymisch namhaftesten nicht-engschen Natursinnes wird sich in folgender Tafel lischen Entdecker (über die englischen siehe Abschnitt IX) ergab | zeigen . folgende Reihe :

Natur- Kulturnamen namen

Natur- Kulturnamen namen

Kotzebue 89.7 Bougainville 43,7 56,2 10,3 86,7 d'Entrecasteaux 27,6 Krusenstern * 10,0 69,0 Columbus 64,4 La Pérouse * 6,5 90,3 35,6 55,6 76,7 Barents 23,6 44,4 Magalhaes 28,0 Maurelle 47,8 72,0 52,2 Le Maire-Sch. Mendana 92,3 7.7 30,8 69,2 Tasman Sarmiento 8,3 91,7 34,8 65,2 Haast Baudin 94,8 91,6 Kane * 8,4 3,9 Der geringe Betrag der » Adoptionene , welcher die Prozent-

zahlen der selbständigen Namenschöpfungen auf 100 ergänzen würde , ist hier ausgeschlossen. Es betrifft dies die vier mit bezeichneten Fälle. Ein flüchtiger Ueberblick schon zeigt das ausnahmslose Vorwalten der Kulturnamen ; eine nähere Prüfung der Schwankungen einzelner Beträge hat manche beherzigenswerte Aufschlüsse ergeben (Abhandl., S. 262 ff.). 1 ) A. G. Schrenk , Reise nach dem Nordosten des europ. Russland durch die Tundren der Samojeden zum arktischen Uralgebirge, auf allerhöchsten Befehl ... 1837 ausgeführt, Dorpat 1848. 2) An der Richtigkeit dieser Beobachtung ist, trotz Castrèns strenger (russisch geschriebener) Kritik, nicht zu zweifeln. 3) »Ztschr. f. Allg. Erdkunde« nf. 8, S. 55.

Ueber Mythologie und Kultus von Hawaii .

Eskimos Drawidas Malayen Polynesier Rätoromanen Mongolen Neger . Phönizier . Samojeden Chinesen Perser Bhota Italiener Hebräer Indianer Römer

Gesamtzahl der aufgeführten Namen.

Zahl der Naturnamen.

Zahl der durch die Namen repräsentierten Kategorien.

43 58 98 III 122 127 135 153 163 171 174 177 270 321 324 401

39 40 81 92 ΙΟΙ 102 106 77 152 130 68 137 151 223 229 IIO

22 21 43 45 38 44 41 28 56 49 24 51 46 61 73 39

Sie lehrt , dass unter sämtlichen 16 hier aufgeführten Herden die Samojeden die absolut drittgrösste Zahl von Naturnamen haben und ebenso den dritten Rang in der Vertretung der Kategorien einnehmen , und es ist kein Zweifel , dass hier der Art geistiger Begabung eines Volkes der Charakter eine seiner geographischen Namenwelt entspricht neue Bestätigung des § 4 unserer These. (Fortsetzung folgt.)

525

Von diesen eigentlichen Priestern , die wesentlich rituelle und freilich auch politische Funktionen ausübten, sind zu unterscheiden die Hoki oder Kaioa als Sänger , welche die traditionellen Gesänge und Lieder bei festlichen Gelegenheiten vorzutragen hatten , von denen manche allerdings auch geheimgehalten wurden , sowohl aus religiösen , wie auch schwerwiegenden rechtlichen Gründen (vgl . Bastian, Oceanien, S. 235) . Ausserdem stellt man die Propheten (Kaula) wohl den Sterndeutern ( Kilo) gegenüber, die ebenso (aus sehr naheliegenden Gründen) ihre Wissenschaft von Vater auf Sohn vererbten. Während der Kilo (bemerkt Bastian) die Sterne und Wolken beobachtet , sucht der Kaula die Seelen , und sein Blick durchdringt alles, die Tiefen der Erde wie der See (für verborgene Schätze) . Wenn ein Häuptling verborgen ist , erkennt der Kaula den Ort durch den Regenbogen, der sich auf den Platz des Häuptlings niederlässt ( »Zur Kenntn . Haw. «< , S. 8). Die Aufnahme von Zöglingen war an bestimmte Vorschriften geknüpft , wie sie überall auf Erden vorkommen , Beschneidung , Kahlscheren des Kopfes , Fasten , Uebernahme anderer Gelübde , besonders in geschlechtlicher Beziehung u . s. w. Die Beschneidung, welche in Hawaii auf Lua Nuu zurückgeführt wird, den Zehnten in der Abstammung von der grossen Flut an gerechnet, wird von Fornander wieder ausgebeutet , um den von ihm so lebhaft verfochtenen arabisch-cushitischen Konnex

Ueber Mythologie und Kultus von Hawaii . Von Th. Achelis (Bremen). (Fortsetzung. )

mit Polynesien wahrscheinlich zu machen 28) . Was nun die Funktionen der Priester anlangt, so versteht es sich von selbst, dass ihnen das ganze Gebiet des Kultus zufiel, der Bau von Tempeln und Zufluchtsstätten (vgl. das Detail bei Bastian , Zur Kenntn .

Anhang . Religiöse und sociale Verhältnisse. (Kultus, Geheimbünde, Priesterklassen , Tabu u. s. w.) Auch für dieses Kapitel können wir uns nicht auf eine detaillierte Ausführung aller Einzelheiten einlassen, sondern wir werden auch hier wieder auf die betreffenden genaueren Specialarbeiten verweisen ; andererseits würden wir eine bedenkliche Lücke in unserer Darstellung lassen , wenn wir nicht noch einige Punkte zur Sprache brächten , besonders das so mächtig entwickelte Priesterkönigtum. Betrachten wir zunächst die Stellung und Bedeutung des Priesters. Der einflussreichste Priester, oder mit bekannter Bezeichnung Hohepriester genannt, oder aufHawaiisch Kahuna nui , war stets ein Spross der Familie Paao, hier vererbte also die Würde von Vater auf Sohn, die. übrigen Familienglieder begleiteten den Häuptling. Die älteste Priesterklasse stammte freilich, wie Bastian berichtet , aus der Familie Mauis , von Maui - hope , jüngstem Kinde Hinas , aber sie war zurückgedrängt durch den Priester Paao , der, an der Nordwestküste Hawaiis landend , den Heiau von Mokini (nebst Zufluchtsstätte) baute (mit Hilfe der Po oder Nacht), indem die Stämme von allen Seiten herbeigebracht wurden (»Zur Kenntn . Haw. «, S. 6) .

Haw. , S. 8 ff. , und »> Oceanien It was a body of negative commandments : Thou shall not do this, that or the other thing under penalty, binding on the consciences of the people. The meaning of this word is ,sacred, prohibited, set apart', whether referring to religious or civil matters. The religious tabus relating to rites , observances , public worship and the maintenance of the gods and their priests were well known, comparatively fixed in their character and the people brought up from childhood in the know legde and observance of them . But the civil tabus were as uncertain and capricious as the mind of the chief, priest or individual who imposed them on others or on himself and his family. However much the Kapu - system may in after ages have been abused , it no doubt was originally a common law of the entire Polynesian family for

Stellung besassen die polynesischen Priester in der rücksichtslosen Ausnutzung des Tabu . Schon Chamisso war diese Institution aufgefallen , indem er

the protection of persons and things , an appeal to the gods for punishment of offenders where human

sich so äussert : » Der Vorgänger Tameiameia auf Owaihi war dergestalt Tabu, dass er nicht bei Tage gesehen werden durfte. Er zeigte sich nur bei Nacht ; wer ihn bei Tagesschein zufällig nur erblickt hätte, hätte sofort sterben müssen , ein heiliges Gebot, dessen

vigilance failed to detect them or human power fell short of reaching them . The universality of the Kapu within the Polynesian area, without referring to the positive declarations of particular legends, makes it beyond a doubt that the Polynesians brought

Vollstreckung nichts zu hemmen vermag« (Werke II, 310) . Das Tabu erstreckte sich schrankenlos auf

it with them, from their former abodes in the west, and there traces are found of it « ( I , 113 ) . Auch

alle religiösen und socialen Beziehungen des Volkes, und schon deshalb ist es begreiflich, wenn sich der Klerus und Adel dieses despotischen Mittels gerne bediente , um die Kluft zwischen ihnen und dem

Moerenhout , der das Tabu das geschickteste und mächtigste Mittel nennt, das je priesterlicher Betrug und politischer Despotismus ersonnen , kann doch nicht umhin, zu gestehen : » Le Tabou était la seule gemeinen Manne möglichst zu erweitern . Seiner police de ces îles, et quoique, le plus souvent, il ne Natur nach ist es in der Hauptsache negativ, besteht | frappât que pour satisfaire aux caprices et conformément aux vues politiques des chefs , il avait aussi in Verboten z. B. bestimmter Speisen , Betreten von heiligen Orten , Heilighaltung bestimmter Zeiten | pourtant quelquefois pour but le bien de la comu. s. w.; so gab es in jedem Monat vier solcher munauté« < (I, 531 ) * ) . Besonders schwer litten die Kapu -Nächte. Ja, es erstreckte sich auf die scheinbar Frauen unter dem Druck des Tabu , wie sich das aus dem Charakter einer barbarischen Lebensanschaugeringfügigsten Handlungen , so, wenn Bastian erung von selbst erklärt ; ja selbst das Fleisch der wertzählt, wurde die Frau, die am Kapu-Tage Zeug ver-

les premiers d'entre eux appartenaient toujours à la haute aristocratie et jouissaient d'un pouvoir presqu'égal à celui des rois ou des chefs suprêmes. *) Fornander weist diesmal die cushitische Beziehung ab , indem er auch die anderen Analogien in Griechenland zu Hilfe nimmt (I, S. 118) ; das Detail bei Rienzi , der übrigens auch die Parallelen mit Rom und Avignon , die gleichfalls als Zufluchtsörter gegolten , anführt : Quelques jours passés dans ces lieux de réfuge suffisaient pour effacer les infractions aux lois civiles. La fin de la guerre mettait un terme au séjour des prisonniers. Une fois sortis , aucun n'avait droit sur les fugitives, quelque pussent les crimes dont on les accusât. (II , S. 24.) Endlich vgl . Bastian , Zur Kenntnis Hawaiis, S. 32.

vollsten Tiere und der Genuss bevorzugter Früchte und Pflanzen war ihnen , wie A. v. Chamisso mitteilt, untersagt . Andererseits war es , unter Beobachtung der rituellen Formen , aber auch möglich , den Bann des Tabu aufzuheben (was gewöhnlich mit geräuschvollen Festlichkeiten verknüpft war) , wie Bastian berichtet : > » Um sich selbst und das Dorf von dem Tabu zu befreien, wirft der Tohunga (Priester) einen aus dem für die Götter bestimmten *) Aehnlich Rienzi , II , S. 39 , der eine ursprünglich religiöse Bedeutung des Tabu annimmt, die sich dann im Laufe der Zeit auch auf das sociale Gebiet übertragen habe 24).

Geographische Mitteilungen. Hangi oder Ofen heiss genommenen Stein durch seine Hände, um ihn dann wieder hineinzulegen und das Tabu im Kochen der Speise auf diese zu übertragen, die durch die Götter gegessen wird, im Aufhängen in einem Korb am Baum (bei den Maori) , und in gegenseitiger Eidesbindung ( wie bei Sieyon) oder Tauschhandel (bei Plato) sakramentale Mahle auch auf Erden (bis zu den Jagas , in Menschenfleisch)>Les devoirs de l'homme envers les dieux étaient

donc plutôt fastidieux que sévères et préjudicables, rien de plus facile que d'éviter et les offenser . Sacrifices aux temples , observance rigoureuse des rites et des ordonnances sacrées , attention continuelle ou soumission dans toutes les actions, c'était là tout ce qu'ils exigeaient impérieusement et le moindre oubli exposait les contrevans aux châtimens les plus sévères. Pour le reste , la conduite et les actions des hommes leur etaient absolument indifférentes«< (I, 465) . Anmerkungen . 23) The remarkable parallelism of the Hawaiian legend of Lua-Nuu with the Hebrew legend of Abraham and the institution of circumcision connected with each, doubtless indicate a common origin for both legends a Cushite-Arabian origin, in a land , where circumcision was practised from remotest antiquity, as well in Egypt. . . . Taken together with the numerous other instances of correlation of Polynesian and Cushite folklore, this custom and accompanying legend is but another argument for the long and intimate connection between the Cushite-Arabs and the Polynesian ancestors. « (Fornander , I, S. 104.) 24) Dans l'origine du tabou il est à présumer que cette institution fut bornée d'abord à quelques objets du culte ; mais les prêtres sentirent bientôt tout le parti qu'ils pouvaient tirer d'un moyen aussi puissant sur des hommes ignorants et crédules ; aussi l'institution dut-elle s'étendre rapidement , et les rois , s'associant à la perversité des ministres de leurs dieux , les protégèrent pour être protégés par eux. Ils nuirent donc ; et là,

527

comme dans un grand nombre de sociétés, prêtres et rois tirent un pact impie , pour tenir ce malheureux peuple sous le joug de l'ignorance, de la tyrannie et de la superstition. (Rienzi, II, S. 34.) (Schluss folgt.)

Geographische Mitteilungen. (Rae.) Einer der ältesten Pioniere der arktischen Region und der Veteran der Polarreisenden, Dr. John Rae , ist am 25. Juli d . J. in hohem Alter, das er aber leicht trug , in London gestorben. Ihm verdankt man die ersten sicheren Nachrichten über das Geschick der Franklinschen Expedition . Ein Wort der Erinnerung mag deshalb dem Verstorbenen auch im »Ausland «< , in dessen früheren Jahrgängen sein Name so oft genannt. ist, gewidmet werden. Geboren auf den Orkney- Inseln , kam er früh als Schiffsarzt in die Dienste der HudsonsbaiGesellschaft , und seine jährlichen Fahrten nach der Hudsonbai boten ihm für seine späteren Polarreisen eine treffliche Vorbereitung. In den Jahren 1846 und 1847 untersuchte er im Auftrage der genannten Gesellschaft die westliche Küste von der Hudsonsbai und der MellvileHalbinsel mit gutem Erfolg. Im folgenden Jahre, 1848, nahm er dann an Sir John Richardsons UeberlandExpedition an den Mackenzie- und Kupferminenfluss zur Aufsuchung Franklins teil. Nach Richardsons. Heimreise übernahm er die weitere Leitung und untersuchte die Küsten von Wollaston- und Victoria-Land, deren Zusammenhang er nachwies ; auch den Meeresarm zwischen letzterem und Boothia fand er auf. Die Londoner Geographische Gesellschaft verlieh dem kühnen und unermüdlichen Forscher für die auf dieser Reise gewonnenen Resultate ihre goldene Medaille . Im Jahre 1853 wurde Dr. Rae von der Hudsonsbai- Gesellschaft mit einer vollständigen Aufnahme der Westküste von Boothia bis zur Bellot- Strasse betraut . Er ging von der Repulsebai über den Isthmus nach Westen bis in die Nähe von King Williams - Land , durchmaass das bis dahin noch unbekannte Gebiet zwischen den äussersten von Dease und Simpson 1839 einerseits und von John Ross 1829-1833 andererseits erreichten Punkten der Nordküste und erfuhr hier von Eskimos die ersten bestimmten Mitteilungen über das traurige Ende von Franklins Expedition ; er brachte auch eine Anzahl von dieser herrührender Ueberreste (Löffel , Gabeln , Messer, eine Uhr, eine silberne Platte mit der Inschrift >>Sir John Franklin « u . a . ) käuflich an sich , mit welchen er nach seiner Rückkehr am 22. Oktober 1854 vor der britischen Admiralität erschien . Seine Mitteilungen wurden zwar anfangs mit grossem Misstrauen aufgenommen (auch von Dr. A. Petermann , vgl . » Ausland >Royal Society« und zum Ehrenmitglied der >>Berliner Gesellschaft für Erdkunde« ernannt. (Mitteilung von Dr. Wolkenhauer in Bremen . ) (Neuere Nachrichten über die deutsche Kolonie Pozuzo in Peru. ) H. Wichmann veröffentlicht im geographischen Monatsbericht von » Petermanns Mitteilungen « 1893 , S. 150 f. , einen Brief des

Forschungsreisenden Richard Payer aus Iquitos vom 8. Mai 1893. Richard Payer , der 1891 zum Zwecke der Landesaufnahme von Iquitos über Pozuzo nach Lima gereist war , hat nunmehr wieder den umgekehrten Weg von Lima nach dem Pozuzo und Mairo , von da im Kanoe nach Iquitos vollendet. Ueber Pozuzo ¹) bringt der Brief die überraschende Mitteilung, dass nach 34jährigem Ausharren am Pozuzo zur Zeit die meisten Ansiedlerfamilien die alten Wohnsitze verlassen , um sich auf der benachbarten Hochebene von Oxabamba niederzulassen. Dieselbe hat ein gemässigtes Klima, ist von zahlreichen Gewässern durchschnitten, gewährt ein näheres Absatzgebiet und entspricht nach Richard Payer allen Anforderungen der schwer geprüften Kolonisten. Durch allerlei böswillige Machenschaften war den Ansiedlern diese Gegend bisher verschlossen gehalten worden. Man hat demnach die deutschen Ansiedler 34 Jahre in dem verhältnismässig engen Pozuzothale festgehalten, während die Kreolenmission von San Luis angeblich im Interesse der Eingeborenen die dem Anbau mehr Raum gewährende Hochebene von Oxabamba so lange für eigene Zwecke reserviert hielt - wohlgemerkt, ohne sie wirklich zu verwerten. Diese Thatsache mahnt zu erneuter Vorsicht gegenüber den Bestrebungen der Peruaner , deutsche Auswandererfamilien in schwer zugänglichen , dem Anbau wenig Raum gewährenden Gebirgsthälern anzusiedeln , ohne auch nur die allernotwendigsten Vorkehrungen zum Empfange getroffen und ohne im geringsten festgestellt zu haben, dass ein Absatzgebiet , gute Zugangswege, überhaupt die Bedingungen zu einer lebensfähigen Ansiedelung vorliegen. Solange die Einsicht und Thatkraft in peruanischen Regierungskreisen so mangelhaft sind, dass sie eine Wiederholung der bei der übereilten Anlegung der Kolonie Pozuzo vorgekommenen Fehler möglich, sogar wahrscheinlich erscheinen lassen, so lange muss vor einer Auswanderung dahin gewarnt werden . Jedenfalls darf man in Deutschland und Oesterreich die lange Reihe von Täuschungen und Enttäuschungen nicht vergessen, die seit dem ersten Auftauchen des Projektes vor 40 Jahren Unternehmern und Kolonisten von der Regierung bereitet worden sind , obschon diese Unsummen von Geld für das Projekt geopfert hat, die aber zum grössten Teile an den Händen hungriger Beamten (Mitteilung von A. Klassert in kleben blieben. Schwaigern. )

Litteratur. Zur physischen Anthropologie der Feuerländer. Von Dr. Rudolf Martin , Dozenten der Anthropologie an der Universität und am Eidg. Polytechnikum in Zürich. Mit 19 Abb. und 2 Tafeln. Sonderabdruck aus dem Archiv für Anthropologie , XXII . Bd . , 3. Heft. Braunschweig 1893 . Rassenmonographien sind in der bisherigen anthropologi1) Vgl. »Ausland« 1893 , S. 310 ff., wo ältere Nachrichten über die Kolonie verzeichnet sind.

schen Litteratur eine relativ seltene Erscheinung und jedweder weitere Beitrag dieser Art erfüllt ein immer noch stark emMartin hat sich die Feuerländer zum pfundenes Bedürfnis. Gegenstand seines Studiums gemacht ; er hat zu diesem Zwecke alle bisherigen Publikationen über dieses Volk zusammengestellt und eine Reihe selbständiger Beobachtungen (an der AlakalufTruppe, die im Jahre 1881 Europa bereiste und hier zum grössten Teil ihr Leben einbüsste) zu einem organischen Ganzen zusammengefügt. Wir beschränken uns , von der mit grossem Fleiss und kritischem Blick abgefassten Monographie eine kurze Zusammenfassung der dabei gewonnenen Resultate zu geben. Den Feuerländer charakterisieren : kleine Statur , kurzer Hals , breiter Rumpf, rötlich-braune Haut , straffe und schwarze Haare ; kleine , dunkelbraune , schmal geschlitzte Augen ; in der Jochbogengegend breites , nach unten und oben zu sich verschmälerndes, daher viereckiges Gesicht, eingesattelte, breite Nase, langer Mund ; mesokephaler, leicht zur Brachykephalie (JahganTribus) und Dolichokephalie (Alakaluf-Tribus) geneigter , ferner orthokephaler, mesosemer, phänocyger, mesognather, leptorrhiner, hypsikoncher , chamaeprosoper , brachystaphyliner , mesodonter Schädel mit aufgeworfener Sagittalnaht und fliehender, schmaler Stirn; geringe Lumbarkurve, platyhierisches, platypellisches Becken, dolichokerkische und dolichocnemische Extremitäten , zu den Beinen relativ lange Arme , retrovertierter Tibiakopf. Ueber die ethnische Stellung der Feuerländer lässt sich , solange als keine detaillierten Monographien über alle amerikanischen Völkertypen vorliegen, nur soviel sagen, dass diese Rasse voll und ganz der Varietas americana angehört, und innerhalb dieser von ihren nächsten Nachbarn , den Patagoniern , Araukanern , PampasIndianern beträchtliche Verschiedenheiten (in der Statur , Farbe und den Schädelproportionen) , dagegen mit den Tapuios , Guarani , Aymara u. s. w. , sowie den Botokuden , also auch der fossilen Rasse von Lagoa-Santa eine grössere oder geringere Uebereinstimmung aufweist. Hinsichtlich der Frage nach der Herkunft der Feuerländer nimmt Martin den Standpunkt ein , dass die Annahme einer primären Einwanderung von Europa her als die wahrscheinlichste zu bezeichnen ist , denn trotz unzähliger intrakontinentaler Mischungen und wechselseitiger Penetration in einer geologisch jüngeren Zeit (besonders von Asien her) haben sich doch gewisse europäische Merkmale im Typus der Feuerländer erhalten. Stettin. Georg Buschan . Bibliography of the Athapascan Languages by James Constantine Pilling . Washington . Government printing office . 1892. VII und 125 S. gr. 80 Der im Jahrgange 1892 , S. 168 angezeigten » Bibliography of the Algonquian Languages« , welche den fünften Band des von Pilling ins Werk gesetzten grossen Unternehmens bilden, schliesst sich die vorliegende Publikation als sechster Band an . Auch dieser Band ist mit derselben Gründlichkeit und Genauigkeit , welche die vorhergehenden Bände auszeichnen , gearbeitet. Es werden darin 544 Titel von Büchern , Broschüren und Artikeln , welche auf den Gegenstand Bezug haben , mitgeteilt , von denen 428 gedruckten Publikationen und 116 Manuskripten angehören . Der Verfasser hat die meisten Schriften selbst in der Hand gehabt , wobei er den Aufbewahrungsort genau angibt ; von den Titeln jener Schriften, die ihm nicht zugänglich waren, hat er sich durch sichere Gewährsmänner genaue Kopien zu verschaffen gewusst. Die Indianersprachen , welche den athapaskischen Sprachstamm bilden , werden in Alaska, in Britisch-Nordamerika , dann am Chinook- Columbia und im Süden bis gegen Mexiko hin gesprochen. Die nördlichsten Athapasken-Stämme sind Nachbarn der Eskimos , die südlichsten , die Apatschen , Nachbarn der Mexikaner. Nur wenige Stämme haben eine so grosse Ausdehnung in nordsüdlicher Richtung. Wien. Friedrich Müller. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst ,

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER.

Jahrgang 66, Nr. 34.

Stuttgart, 26. August 1893.

Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postämter.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit.

Inhalt : 1. Die Wasserversorgung Londons. Von R. Schück (London) . S. 529. 2. Zur Frage des Vorkommens von 3. Der Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch- Südwestafrika. Von A. v . Elterlein (München). (Fortsetzung. ) S. 530. 4. Ueber Mythologie und Kultus Völkergeist in den geographischen Namen. Von J. J. Egli (Zürich). (Fortsetzung .) S. 534 . von Hawaii. Von Th. Achelis (Bremen .) (Schluss . ) S. 536. 5. Das heutige Texas. Von Otto Lerch (Austin , Texas) . S. 539. - 6. Geographische Mitteilungen. (Die englische Kronkolonie der Turks- und Caicos-Inseln ; Timor. ) S. 542 . 7. Litteratur. (Neue hydrographische Karten von Süddeutschland . II . ) S. 543 . entleert, und nun begann man durch Aufführung eines gewaltigen Dammes das Thal abzuschliessen und

Die Wasserversorgung Londons.

Von R. Schück (London) . das ganze Terrain mit seinen lachenden Gärten und Unter den vielen ökonomischen Fragen , deren Lösung der Verwaltung der Riesenstadt London voll und viel zu thun geben, tritt diejenige der Wasserzufuhr für Menschen und Vieh und für alle technischen und Haushaltungs-Zwecke immer dringender an sie heran . Wohl hat London den mächtigen Strom der Themse, aber es hat sich bereits herausgestellt, dass das diesem Flusse zufliessende Volumen an Wasser bedeutend kleiner ist als das, welches man ihm täglich entnahm . Andererseits ist aber auch im Laufe der Zeit die Themse zu einer wahren Mistpfütze geworden , und trotz aller Verordnungen und kostspieliger Reinigungsversuche ist kaum eine Besserung darin eingetreten, so dass die Wasserwerke an der oberen Themse und weit von London entfernt

Feldern in einen ungeheuren See umzuwandeln . Die zu überwindenden Schwierigkeiten , nicht allein für den Bau des Dammes , sondern auch für die Wasserleitungen bei einer so grossen Distanz , erschienen fast unüberwindbar, aber menschlicher Geist wusste sie alle zu bewältigen. Die Tiefe des Sees ist auf 84 Fuss berechnet, und Liverpool besitzt jetzt eine tägliche Zufuhr von 20 Millionen Gallonen (eine Gallone = 4½ 1) chemisch reinen Wassers, die im Falle der Not auf das Doppelte gesteigert werden kann . Die Kosten dieses Riesenwerkes betrugen etwa 3 Millionen Pfund Sterling. Was aber Liverpool durchgeführt hat, das dürfte auch für London nicht unmöglich sein . Die Regie-

Liverpool, die zweitgrösste Stadt Englands, litt an demselben Uebel, aber der Gemeinsinn der Ein-

rung hat schon vor mehreren Jahren eine Kommission ernannt, welche die zahlreichen, darüber gemachten Vorschläge zu prüfen und endgültigen Bescheid zu geben hat . Es ist selbstverständlich, dass ein solches Werk nicht allein für den augenblicklichen Bedarf, sondern auch für die Zukunft berechnet sein muss,

wohner fand, wenngleich nur mit einem ungeheueren Aufwand von Kosten , Mittel und Wege, die Frage endgültig und für immer zu lösen. Etwa 68 englische Meilen (9 englische =

und dass man deshalb die sich von Jahr zu Jahr steigernde Bevölkerungszahl in Betracht ziehen muss, und dass nicht London allein, sondern auch dessen ganze Nachbarschaft in einer solchen Unternehmung

2 deutsche Meilen) von Liverpool, in der Grafschaft Montgomeryshire, liegt das etwa 5 Meilen lange und eine halbe Meile weite Thal von Vyrnwy. Es ist zu beiden Seiten von ziemlich hohen , bewaldeten Hügeln begrenzt , und ein grösserer Fluss und mehrere Bäche durchlaufen es . Nachdem die Stadtverwaltung von Liverpool die dazu erforderliche parlamentarische Berechtigung erlangt hatte, erwarb sie das Eigentumsrecht über das ganze etwa 22 000 Morgen umfassende Thal , die Bewohner des in demselben befindlichen Dorfes wurden entschädigt, der Kirchhof sorgfältigst Ausland 1893 , Nr. 34.

eingeschlossen sein muss. Nach genauen statistischen Tabellen hat es sich herausgestellt , dass die Einwohnerzahl der inneren Stadt, in der kaum noch Bau-

belegen sein müssen, um ein für den menschlichen Gebrauch liefern.

einigermaassen

geniessbares Wasser

zu

plätze zu finden sind , in fortwährender Abnahme begriffen ist , während , begünstigt durch die trefflichen und überaus billigen Verkehrsmittel , die der Vorstädte und der Nachbarschaft unverhältnismässig zunimmt. Während die Zunahme in den Jahren 1861-1870 etwa 30 % zeigte, ergeben die statistischen Tabellen der letzten zehn Jahre ein Anwachsen von über 50 % . 67

530

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch -Südwestafrika .

Es tritt nun an die Kommission die Frage heran , | angesammelten und sich stets erneuernden Quantiauf welche Bevölkerungszahl das Werk basiert wertäten geradezu unerschöpflich sind. den muss . Wenn das innere und äussere London London wird jedenfalls weit, höchst wahrscheinin demselben Verhältnis wie seit 1881-1891 fortlich noch auf eine grössere Entfernung als Liverpool, in das Land hineingehen müssen, um das ihm wächst , so würde es im Jahre 1941 eine Einwohnerzahl von nicht weniger als 17527 645 haben , legt | Passende zu finden, aber es ist dies die einzige Lösung dieser so überaus brennenden Frage . Ohne Zweifel man aber dieser Berechnung die offiziellen Ge-

man unter keinen Umständen für weniger als zehn Millionen Seelen vorsorgen müsse , und die Kommission einigte sich darüber, die Zahl auf 12 500 000 festzusetzen.

wird die Ausführung auf fast unübersteigbar scheinende Schwierigkeiten stossen , für den Ingenieur gibt es aber heutzutage kaum noch eine Unmöglichkeit . Die Leitungen für Liverpool mussten verschiedene Male über breite, schiffbare Flüsse hinweg oder unter denselben hindurch geführt werden, und was Liverpool vermag, wird auch für London ausführbar sein.

Eine weitere Frage war , für wieviel Wasser täglich auf jeden Kopf der Bevölkerung vorgesorgt

Das Recht , London mit dem nötigen Wasser zu versehen , liegt immer noch in den Händen einiger

werden müsse, und der Vorschlag lautete dahin , dass die bis jetzt durch die Wassercompagnien gelieferte Quantität um mindestens 10 % erhöht werden müsse, was für die 122 Millionen Seelen , Mann , Frau und

weniger privilegierter Privatcompagnien , die alle von ihrem Aktienkapital hohe Dividenden zahlen . Privilegien sind aber nicht mehr zeitgemäss , und seit vor etwa zehn Jahren London, das sonst in etwa sechs

Kind , täglich 35 Gallonen ( 158 1) ergeben würde,

verschiedenen Provinzen lag und demgemäss auch verschiedene Verwaltungen hatte , zu einer eigenen Provinz , the County of London , gemacht worden

burts- und Todeslisten und die Präponderanz der ersteren über die letzteren zu Grunde, so würde sie dann nur 9966 687 betragen. Man sah also , dass

worin jedoch das für Feuerlöschen, Strassenreinigen u. s. w. nötige Wasser inbegriffen ist. Bei allen diesen Kalkulationen stützten sich die Vorschläge der Kommission auf eine Zeitdauer von 50 Jahren, die bei einem solchen Riesenwerke jeden-

ist, geht die Centralbehörde damit um, diese Privi-

falls lang genug ist , da es wohl unmöglich sein dürfte, auf weiter hinaus vorzusorgen .

legien durch Ankauf zu beseitigen und die ganze Sache unter einen Hut zu bringen. Was aber auch immer die Kosten der Anlage der neuen Wasserzufuhr für London , und diese wer-

Die Hauptfrage jedoch ist die, woher das Wasser zu nehmen sei. Die Bezugsquelle aus der Themse muss schon aus sanitären Gründen und solchen, die

den viele Millionen Pfund betragen, sein werden , die Ausführung kann kaum länger hinausgeschoben werden. Wie schon erwähnt, zahlen die jetzigen Wasser-

den Fluss selbst betreffen , aufhören , und andere Flüsschen in der Nachbarschaft Londons können,

compagnien hohe Dividenden, und auch das projektierte neue Unternehmen wird, abgesehen von allen

mit Rücksicht auf die zu liefernde Wassermenge, kaum in Betracht kommen. Wir haben hier einen ziemlich bedeutenden Fluss , den New river, der von

anderen Vorteilen , die es bietet , ein glänzender finanzieller Erfolg sein. Wie brennend die Frage für London ist , das

seiner etwa 30 Meilen von der Stadt entfernten

sehen wir in diesem Frühjahr 1893 , wo jetzt , in der Mitte Mai, seit sieben Wochen kein Tropfen Regen gefallen und der Wasserstand der Themse dadurch so niedrig ist , dass bereits einige Compagnien das Publikum durch Zirkulare auffordern , mit dem Wasser

Quelle hierher geleitet und gänzlich absorbiert wird , aber auch er kann nur einen verhältnismässig kleinen Teil des Nordostens von London mit dem nötigen Wasser versehen .

Alle bis jetzt gemachten Vor-

schläge scheiterten an der Unzulänglichkeit , es wird nichts übrig bleiben , als , gleich

und den

möglichst sparsam umzugehen, da sie bei länger anhaltender Dürre fürchten müssen , nicht mehr das

Liverpoolern ¹ ) , weit hinaus zu ziehen , um genügende Bezugsquelle zu finden . Abgesehen den dadurch verursachten stattlichen Kosten , bei einem solchen Unternehmen kaum in

eine von die Be-

Nötige liefern zu können .

tracht kommen können , dürfte die Sache nicht so schwer sein .

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in DeutschSüdwestafrika.

Fast ganz England ruht auf einer Kalkformation , und die Geologie lehrt uns, dass dieses Gestein stets beträchtliche unterirdische Hohlräume enthält , die

Von A. v. Elterlein (München). (Fortsetzung. )

mit einer Menge des reinsten Wassers angefüllt sind. Diese Höhlen bilden die Reservoirs für das aus den

Die einbrechenden Erze sind nach Knop fol-

Flüssen und Bächen durch die vielfachen Spalten , welche der Kalkfelsen enthält , sickernde Wasser,

gende : 1. Kupferglanz ,

und die Erfahrung hat uns gezeigt , dass die dort

grösse.

¹ ) und Münchenern.

Die Red.

derb , in Knollen von Kopf-

2. Buntkupfererz , immer von Kupferkies begleitet, häufig ins Nebengestein austretend.

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch- Südwestafrika.

531

3. Kupferkies, derb, oft Trümer im Buntkupfer , was das Qualitative betrifft, sehr ähnlich der Kleinbildend. Namalands , teilweise indes trügen die Mineralien 4. Schwefeleisen , als Markasit und als Eiseneine veränderte Physiognomie. Ausschliesslich in Damaraland kämen vor , wenn auch nur unterkies, überall im Erz und im Nebengestein . 5. Molybdänglanz im Granit und auch im Kupferkies in Blättchen und blätterigen Aggregaten. 6. Antimonfahlerz , derb, silberhaltig. 7. Rotkupfererz , derb und krystallisiert. 8. Ziegelerz und Kupferpecherz, im eisernen Hut. 9. Malachit. 10. Kupferlasur. II . Arsensaures Kupferoxyd (Olivenit), 12. Kieselmalachit (Chrysokoll).

13. Gediegen Kupfer. 14. Gediegen Gold ; im Kupferpecherz des eisernen Hutes oder in Kieselmalachittrümern eingesprengt.

In den geschwefelten Kupfererzen >>ver>> Soll auch mit Kupfer verbunden als besondere Species auf den Gruben der Herren Philipps und King vorgekommen sein .>Die geschwefelten Kupfererze in der Teufe und im Kern bestehen im allgemeinen vorwaltend aus Kupferkies , und dieser findet sich da am reinsten , wo, wie sich Stinner brieflich ausdrückt , das Erz zwischen festen, hangenden und liegenden Wänden steht. Dagegen treten Buntkupfererz , Kupferglanz

larvt« .

und Kupferindig nur da auf, wo zersetztes Nebengestein erscheint und die Erze von kaolinartigen Massen und von Kupferschwärze ¹ ) begleitet werden ; ebenso zwischen dem eisernen Hut und dem Kies der Teufe. Kupferindig kommt hier nur derb und in geringer Menge als Ueberzug auf geschwefelten Kupfererzen in Begleitung von Kupferschwärze vor. >>Die oxydierten Kupfererze finden sich vorweise mit und zwischen Malachit und schliesslich züglich im eisernen Hut, und zwar auf der MatchlessBiotit in schwarzen und braunroten Blättchen, diese Mine in der Folge , dass das Ziegelerz des Ausim Gangquarz , beibrechen. Hierzu kommt noch gehenden mit der Teufe in Malachit , Kieselmala» ein sanft anzufühlendes , bräunlich - gelbes Stein- | chit , Rotkupfererz und endlich in Gediegen-Kupfer verläuft. mark, welches häufig Zwischenräume im Gange ausfüllt und nicht selten Erze umschliesst«< . >>Das Gediegen- Kupfer durchzieht hier in den Gangbreccien sind häufig und beweisen , dass unteren Teufen der Region oxydierter Erze den ganzen Stock, setzt von hier aus weiter in die Klüfte thatsächlich Gänge oder diesen genetisch verwandte Lagerstätten vorliegen. Diesen Notizen fügt des Nebengesteins , sowohl im Hangenden als im Knop Liegenden , und ist noch in einem Schachte , der indem er auch hierbei dem Berichte D. Stinners folgt ungefähr 12 Lachter ( 24 m) im hangenden Nebendie Beschreibung der unter gestein vorgeschlagen war , in den Abgängen und 22º südl. Br. und 18 ° östl. L. in Damaraland geKlüften zu verfolgen «< . legenen Matchless-Mine an . Er sagt : »Die Kupfererzgänge setzen auch hier Der Betrieb wurde eingestellt, weil der schwie-

(wie in Klein-Namaqualand) in krystallinischen Schiefern auf und zerfahren im unterteufenden Granit in

rige Transport » der reichen Kupfererze « der Rentabilität der Grube im Wege stand , Mangel an Holz

Nester und Einsprenglinge , so dass der Abbau im

und Kohlen aber die Verhüttung an Ort und Stelle unmöglich machte. Fassen wir zusammen , so ergibt sich für die

Granit eingestellt werden muss. Am Tage tragen die Gänge einen eisernen Hut mit stark malachi-

in Rede stehenden Lagerstätten das Folgende : Die tischem Anfluge (Indikation) . Der Gang, auf welchem die Matchless-Mine baut, führt die Kupfererze stock- | Paragenesis der auf ihnen einbrechenden Erze charakförmig , d. h . die Erze keilen sich im Gange mit terisiert sie, wie ja Knop schon hervorhebt, als der Kupferformation Breithaupts zugehörend , die sie dem Streichen derselben aus , setzen streckenweise in seltener Reinheit und fast ohne jede Komplikation in Form von Schwefelkies, der manchmal bis 4 Fuss zeigen , im Systeme Groddecks verweist sie ihre mächtig wird , fort , um wiederum in einen neuen Kupfererzstock überzugehen. >>Als Gangart bezeichnet Stinner eine weiche, oft mulmige und stark eisenhaltige Masse ... Quarz ist auch hier mit den Erzen innig verwachsen . Unter den Gangarten , welche wesentlich dieselben wie in Klein-Namaqualand, ist noch Schwerspat anzuführen. Der Schwerspat ist zum Teil mit Kupferpecherz und Ziegelerz innig gemengt , zum Teil in Drusen auskrystallisiert. « Auch die Erzführung sei,

Hauptgangart, Quarz, unter den Typus TellemarkenCornwall. Wenn Breithaupt von der Anordnung der Erzmittel auf den Gängen seiner Kupferformation sagt :

>>Gleichförmiges Verteiltsein der Erzführung

in beträchtlicher Längen- und Teufenausdehnung kommt nicht oft vor , « so bestätigt Tinner diese

1) Ein manganigsaures Salz des Kupfers , dem Crednerit nahestehend.

532

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch-Südwestafrika.

Beobachtung für Südwestafrika ; in seinen Erz> Erzfälle « (den >>Stöcken Theorie von denen Burat schon 1846 in seiner » der Erzlagerstätten> Bei WealGeorgia z . B. — ist ein isoliert stehender Granitkegel ganz von Kieselmalachit inkrustiert . Ebenso bei Weal-Julia eine mit 60º ansteigende Granitkuppe . In der Umgebung von Springbock fontain ist Kieselmalachit auf der Oberfläche in grosser Ausdehnung verbreitet « < u. s. w.

der schwierigsten und zeitraubendsten Aufgaben gestaltet , die dem Geologen oder Bergmann gestellt werden können , so wird man das abfällige Urteil unseres Autors, gewiss in dessen Sinn, eben als ein vorläufiges hinnehmen . Aus dem Referat des Vortrages Dr. Gürichs auf der Versammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft im August 1889 zu Greifswald geht das Nachstehende hervor : Gold hat sich gefunden : >>... an einer Felsenhöhe am rechten Ufer des Schwachaub, etwa 50 km nordöstlich von WalfischBai ; das vorherrschende Gestein ist ein gewöhnlicher Auf Biotitgneis von steilem östlichen Einfallen . der Höhe enthält derselbe eine Einlagerung von Granatfels und eine solche von krystallinischem Kalk. An dem Westhang der Höhe sieht man grüne Streifen, wohl in derselben Zone , aber nicht genau in demselben Horizonte des Gneises , in nord- südlicher Richtung mehrfach sich wiederholen . Es sind dies mehrere, bis 100 m lange Einlagerungen von Kupfer. . kies und Buntkupfererz ... kaum 1 cm stark. ... In einer dieser Einlagerungen war an einer etwas quarzreichen Partie des Gneises sichtbares Gold in kleinen Flimmerchen in Malachit und Kieselkupfer auf-

worden , nicht in gleichem Maasse . Die Verhältnisse bringen dies mit sich , wie schon angedeutet. Das von Gürich untersuchte Gebiet liegt zwischen Kan und Kuisib , umfasst also denjenigen Teil un-

gefunden worden. Trotz vorgenommener bergmännischer Arbeiten konnten nicht einmal durch die Analyse in dem bezeichneten Gestein noch Spuren von Gold nachgewiesen werden . Es war augenscheinlich der ganze Vorrat sichtbaren Goldes durch die flachen Schürfarbeiten der Finder vollständig hinweggeräumt. » Granatfelslagers« , das aus >>stellenweise sehr syenit-ähnlichem Hornblendegneis Kupferflecke «< Gold, sondern nur einer von ihnen . » »Das Gold kommt in diesem zersetzten Gestein, das

ganz besonders gilt dies für die Glieder der Goldund der Kupferformation , keinerlei Anhalt bieten, erwägt man andererseits die Unmöglichkeit, die für ein gut fundiertes Urteil über die Untersuchungswürdigkeit eines Erzvorkommens durch Grubenbaue denn nur um diese konnte es sich über-

aus Granat , Epidot , Magneteisen , Malachit, Kieselkupfer, lederbraunem Kupferpecherz und Brauneisen besteht, in unregelmässigen Flimmerchen vor « ; hier baut die Pot-Mine ; im Chuos-Gebirge, zwischen Kan und Schwachaub, halbwegs zwischen Pot-Mine und Walfisch- Bai ; das

haupt handeln — unbedingt nötigen Aufschlüsse von heute auf morgen herzustellen, gibt man endlich zu, dass Gürichs Publikationen zu der Vermutung

Gold hat sich hier in den zersetzten oberflächlichen Teilen des sehr ungleichmässig in »> Quarzpartien, -linsen , streichenden sowie einigen querschlägigen

berechtigen , dass ausser einfacheren Lagerstättenformen auch solche vorliegen, deren Kompliziertheit die Beurteilung ihrer geologischen Stellung schon, doppelt aber ihres technischen Wertes zu einer

Gängen« < einbrechenden Kupferglanz ausgeschieden ; »im übrigen ist das Gold an den Kupferglanz gebunden , tritt in demselben aber auch wieder sehr ungleichmässig verteilt auf«< ;

Orientieren uns somit die älteren Autoren über ihren Gegenstand bis ins Detail , so gilt dies von den Berichten G. Gürichs , soweit sie bekannt ge-

auf einer Schwachaub-Insel , 35 km unterhalb

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch- Südwestafrika.

533

in den Gebirgen zwischen Usakos und Karibib ; | bekannt gewordenen Mineralien samt einigen Notizen über die Art ihres Auftretens bringt. Gold nennt auch hier ist es wieder an Kupfererze gebunden und zwar findet es sich »in sehr feinverteiltem Zustande er von etwa 20 Lokalitäten . Auch diejenigen , die in mehreren linsenförmigen Kieseinlagerungen im nicht schon früher angeführt worden sind , führen es zumeist mit Kupfererzen vergesellschaftet ; eigentkrystallinen Kalk« ; »die weithin zu verfolgenden riffartig hervorragenden Lager desselben sind Verliche Goldquarzgänge, die also dem Typus Australienanlassung zu den Angaben über so ausgedehnte schönen,, ,Goldriffe gewesen. In dem weissen , schönen krystallinischen Kalk mit Tremolit und Skapolith treten gleichsinnig streichende und einfallende, wenig mächtige Einlagerungen zersetzter , mehr dolomitischer Bestandteile mit Brauneisen und zuweilen Malachit auf; in diesem braunen Gestein , sehr wenig auch in dem benachbarten weissen Marmor hat sich nun Gold gefunden . In dem einzigen bis dahin näher untersuchten Kalke hörte dieser Gehalt bei

Kalifornien entsprächen, werden nur aus dem Gebiete zwischen Schwachaub und Kuisib, und zwar dessen westlichem, nahe der Küste gelegenem Teile genannt. Zu den schon früher angeführten Mineralien tritt unter anderem noch Bleiglanz (am unteren Schwachaub bei Kalikontes und aus der Südostecke des Schutzgebietes) , Pyrit , Markasit und was von besonScheelit, Molybdänglanz , Toderem Interesse ist pas, Flusspat und Turmalin . Von diesen findet sich Scheelit in derben über-faustgrossen Massen ...

einer Tiefe von 2-3 m wieder auf« ; bei Rehoboth ; die Art des Vorkommens scheint der im Chuos- Gebirge ähnlich zu sein ; im Gebiete von Niguib am unteren Kuisib ; hier, insonderheit bei Ussis zwischen dem mittleren Kuisib und dem Schwachaub , hat Gürich » zahlreiche Quarzriffe untersucht, die zum Teil als goldEs sind lauter kleine haltig angegeben waren . Gänge von höchstens 100 m Länge und 2 m Stärke «< . Am zahlreichsten treten sie bei Ussis in der Nähe eines Granitmassivs auf. Wismut und Wolframit brechen bei . Das Gold soll ziemlich regelmässig verteilt sein ; mit blossem Auge sei es nur selten sichtbar , da es in » minimal dünnen Häutchen« auftrete. >> Nach den bisherigen Erfahrungen lassen sich also , « fährt Gürich fort , »die Goldlagerstätten in Deutsch-Südwestafrika in folgender Weise gruppieren : I. Wismuttypus. Gold mit Wismut in hauptsächlich streichenden Quarzgängen .

1. Typus Ussis . II . Kupfertypus. 2. Typus Ussab . Gold im Ausgehenden von Kupfersulfid-Einlagerungen im Gneis. 3. Typus Pot- Mine. Gold im Ausgehenden von Kupfersulfid-Einlagerungen im Granatfels. 4. Typus Usakos. Gold in zersetzten Kupferund Eisensulfid- Einlagerungen in körnigem Kalk.

5. Typus Chuos - Gebirge.

Gold in Quarz-

partien und -gängen mit Kupferglanz . Quarzlinsen in der Nähe der goldführenden Gänge von Ussis« (Gross - Namaland) in schwärzlich-grünen Krystallen auftretend und in granatroten » > allerdings kleinen radialstrahligen Kryställchen in Klüften des Quarzes bei den ,Goldminen bei Zawichab« (vgl. auch Hintze, Handbuch der Mineralogie , S. 361 ) .

Ausser dem Referate des seinem Hauptinhalt

Erwähnt muss noch werden , dass Schinz neben.

nach wiedergegebenen Vortrages liegt von G. Gürich noch eine zweite Arbeit vor, in welcher dieser Autor

anderen Mineralien , die er gesehen , auch » > Zinn « anführt, leider ohne Angabe eines Ortes. Liegt hier keine Verwechselung vor und eine solche darf, wenn Kassiterit (Zinnstein) gemeint ist , als ausge68

eine Aufzählung der ihm in Südwestafrika teils auf ihren Lagerstätten, teils auf vorgelegten Schaustufen Ausland 1893 , Nr. 34 .

Der Völkergeist in den geographischen Namen.

534 schlossen erachtet werden

, so verleiht diese Beob-

licher Hinsicht, erwirbt sich volles Vertrauen .

Das

achtung der kurzen geologischen Betrachtung in dem ausgezeichneten Buche jenes Autors besonderen Wert.

Werk des Engländers ¹ ) ist nur eine Art Ortslexikon , erhebt sich aber, gerade auch durch die toponymi-

Der oben wiedergegebenen Einteilung nun der >>Goldlagerstätten« wird man nur insoweit zustimmen

schen Angaben, weit über die gewöhnlichen Erzeugnisse dieser Art und wird so zu einem würdigen

dürfen , als sie eben das Vorkommen des Goldes neben dem gewisser anderer Mineralien erläutert ; wer aber an dem gut begründeten Gebrauche fest-

Seitenstück des Dictionary, welches des Verfassers Landsmann über die indische Inselwelt herausgegeben hat. Ausschliesslich der Toponymie dient ein Teil des Reisewerkes der Gebrüder Schlagintweit 2 ) ; er enthält über 1200 Ortsnamen , darunter etwa 150 aus Tibet , welch letztere anderwärts nochmals behandelt sind ³) .

hält, zur Charakterisierung einer Lagerstätte das auf ihr einbrechende Hauptmaterial zu wählen, dasjenige, auf dessen Gewinnung der eventuelle Bergbau basieren müsste, wird sich ihr nicht anschliessen können , und zwar deshalb nicht , weil Nr. 2 , 3 , 4 und wahrscheinlich auch 5, auf welch letzterer Form das Gold ausschliesslich an den Kupferglanz gebunden sein soll , nicht als Goldlagerstätten auf Grund der vorliegenden Aufschlüsse bzw. deren Charakterisierung durch Gürich , vielmehr als Kupferlagerstätten aufgefasst werden müssen .

Für unsere Betrachtung schien uns lehrreich , die zwei Völker, die, einander so benachbart , doch so grundverschieden sind, zusammenzustellen. Dort ein Zweig indogermanischer Abkunft , in üppig gesegnetem Tropenland, bei altererbtem Landbau, der sich mit den Künsten des Handwerkes und mit dem Handel in die Erwerbsthätigkeit teilt , ein Volk im Besitz einer wundersamen Sprache und einer reichen Litteratur, erzogen in einer alten Weisheit, die schon

Man kennt diese goldführend bekanntlich von sehr vielen Lokalitäten , und ebenso häufig Kupfererze auf Goldlagerstätten , Gold aber auf Kupfererzlagerstätten doch nur vereinzelt in Mengen , die es rechtfertigten, die Anwesenheit dieses Edelmetalles anders

dem grossen Schüler des Aristoteles Ehrfurcht eingeflösst hat, im täglichen Leben jedoch zu gemeinem Götzendienst herabgesunken ; dort ein Herd vom

denn als glücklichen Nebenumstand bei ihrer Beurteilung in Rechnung zu setzen . Den Fachmann wird zwar jene Gruppierung nicht verwirren, die eventuell

Gepräge der mongolischen Rasse, auf dem gehobensten aller Plateaux des Erdballes, wo die Steppe, vielorts die trockene Salzsteppe, vorherrscht und nach über-

reiche Kupfererzlagerstätten lediglich unter dem Gesichtspunkte ihrer Goldarmut betrachtet ; da indes das Thema ein öffentliches ist und die von Dr. Gürich

mässig heissem Sommer der windig-kalte , unglaublich trockene Winter einkehrt, ein Volk zumeist auf

behauptete Gold armut des Schutzgebietes missverständlich wiederholt mit Erzarmut identifiziert worden ist , so war es vielleicht gut , das Vorstehende zu betonen . (Fortsetzung folgt.)

den Hirtenberuf angewiesen und im Ceremoniell des Lamaismus erzogen . Es

wäre sonderbar,

wenn die Nomenklatur

so verschiedener Völker dasselbe Gepräge aufweisen sollte . Wie verhält sich's damit ? Die Verwertung

Kulturnamen

Bhota

Naturnamen

Hindu

in den geographischen Namen .

tuale Anteile der beiden eigenen Namensummen :

Bhota

Der Völkergeist

Hindu

unseres Sammelmateriales ) ergab folgende prozen-

Von J. J. Egli (Zürich). (Fortsetzung.)

2,0 I ,I 10,5 23,0 8,9 34,8 5,1 18,7

Wenn es keiner Entschuldigung bedarf, die mongolische Bevölkerung Tibets als Bhota aufzuführen , so haben wir dagegen , lediglich der Kürze zuliebe , für die ganze Familie der »Sanskritvölker «< den Namen der Hindu , ihres Hauptrepräsentanten , verwendet.

tumskunde gibt in seinem Meisterwerke ¹ ) einige Hundert Ortsnamen , vorzugsweise vorderindische ; die Etymologien bilden integrierende Teile der Darstellung , und die Einlässlichkeit und Gründlichkeit der Motivierung , sowohl in sprachlicher als sach1) Indische Altertumskunde , 4 Bde. in 8 °, Leipzig und London 1844/61 . Die ersten zwei Bände in 2. Aufl. 1867/74 .

4,I 1,7 28,4 11,2 18,2 2,2

73,5 22,4

Naturnamen

26.5 77,6

Kulturnamen

Kulturnamen

73.5 22,4 100,0 100,0

Naturnamen

Summa

Die geographische Nomenklatur dieser beiden Volksherde ist uns hauptsächlich durch Chr. Lassen , Edw. Thornton und Herm. v. Schlagintweit Der Begründer der indischen Altererschlossen.

Materielle Kultur Intellekt. Kultur Moralische Kultur Religiöse Kultur Politische Kultur Unbestimmte Kulturnamen

6,1

6,2 སྟྲ།

VIII. Die Hindu und Bhota.

Appellativ.Namen Inhärenz . Adhärenz Relation

16,7

I,I

26,5 77,6 Summa 100,0 100,0

1) »A Gazetteer of the territories under the government of the East Indian Company and of the native states of the continent of India« , new ed. 1 vol . in 8º, Lond. 1857. 2) »Geographical Glossary from the languages of India and Tibet etc. , vol . III , p . 133-293 , in gr . 4º , Leipzig und London 1863. 3) Glossary of Tibetan geographical terms « (»Journ . R. Asiat. Soc . 20, S. 67-98) , London 1863 . 4) Abhandl. , S. 249. Von den dort aufgeführten Prozentzahlen weichen die definitiven , nach den endgültigen Namensummen berechneten , die wir nun hier einsetzen , um ganz ge ringe Beträge ab.

Der Völkergeist in den geographischen Namen.

Aus den Summen der prozentualen Anteile ergibt sich , dass der Kulturherd nur 26,5 Natur- auf 73,5 Kulturnamen, das Hirtenvolk dagegen 77,6 Naturauf 22,4 Kulturnamen aufweist ¹ ) . Es wird also auch hier klar , dass das Naturleben nach Naturnamen. das Kulturleben nach Kulturnamen drängt²) — wieder im Sinne des § 1 unserer These. Wenn Schlagint weit ) auch in Indien »> nicht selten>Ueberall musterhafte Ordnung. Die in Paradeform vor der Volksmenge aufgestellte Sicherheitswache zu Pferde und zu Fuss erscheint fast überflüssig gegenüber einer Volksmenge , die sich tadellos benimmt. Die Anwesenheit der Polizei wird somit zur blossen Dekoration.< »Das hätte ich vielleicht besser doch nicht sagen sollen « würde am Ende Herr Uchtomskij mit den Worten des galanten Marquis im » Lustigen Krieg« erwidern , wenn ein Neugieriger sich näher erkundigen wollte , wo das etwa viel, viel anders wäre wie in Wien, und warum ihm gerade das so aufgefallen sei . Als Form wählte der Verfasser die Tagebuchberichterstattung ; sie bietet auch entschieden Vorteile, weil sie sich den mannigfaltigen Rücksichten und Erwägungen leichter anpassen lässt , als die gewöhnliche erzählende. Die Einleitung gibt in abgerissenen Bildern unvermittelt die Eindrücke der einzelnen Reiseruhepunkte. Im eigentlichen Werke trägt das erste Kapitel die Ueberschrift » Wien « . Die Feierlichkeiten beim Empfang und die übrigen Aufmerksamkeiten werden anschaulich beschrieben. Daran reiht sich die Fahrt nach Triest , wo der Empfang ein merklich kühler war. »Auf der Fahrt nach Patras « heisst der nächste Abschnitt ; darin wird des näheren die Geschichte des Schiffes, der » Pamjat Asowa« , mitgeteilt, auf welcher der Thronfolger die Reise unternimmt. Recht interessant ist das Kapitel , das die Eindrücke von Olympia niederlegt. Sodann geht's in das Bereich der Akropolis und dann weiter nach Afrika hinüber. Im Geschmacke des Orientes häufen sich die Festlichkeiten bei den Empfängen in Port Said und Kairo. Eingehend werden Kairo und seine Merkwürdigkeiten geschildert. Das sechste Heft ist diesem Teile der Reise gewidmet. Hoffentlich sind auch die folgenden Lieferungen so interessant wie der Anfang. Die Entdeckung Amerikas und ihre Folgen. Von Dr. G. Schuster. Basel , Verlag der Schweizer Verlagsdruckerei . 1892. 195 S. 8 °. Auf verhältnismässig kleinem Raum bietet der Verfasser eine anziehend geschriebene Darstellung der That des Columbus ; um so nützlicher ist sein Buch, als es gleichzeitig nicht nur eine Vorgeschichte der Entdeckung Amerikas bringt, sondern, wie ja im Titel schon angedeutet ist, auch die Folgen der Entdeckung zu schildern unternimmt. Bei jedem der drei Hauptkapitel verzeichnet der Verfasser die benutzte Litteratur ; ein ausführliches Namen- und Sachregister erleichtert das Nachschlagen. Als wichtigsten Bestandteil dürfen wir wohl den dritten (Die Folgen der Entdeckung) ansehen ; es werden die Folgen der Entdeckung in Bezug auf die Entwickelung der geographischen Wissenschaften besprochen , dann in Bezug auf den Handel und Verkehr : Erweiterung des Handelsgebietes, Vermehrung der Handelsprodukte , Sklavenhandel , Edelmetallproduktion , Banken und Bankwesen, Goldhandel , Kolonien, Handelsgesellschaften, Handels- , Wechselund Seerecht , ferner in Bezug auf die Entwickelung der Landwirtschaft. Im Anschlusse daran verbreitet sich der Verfasser sodann über die wirtschaftliche Entwickelung einiger Länder der alten Welt : Portugal , Spanien , Holland , England , Frankreich, Dänemark , Deutschland. Dass in dem enge bemessenen Raum

nicht etwa die ganze neuzeitliche Entwickelung der genannten Staaten annähernd erschöpfend behandelt werden konnte , liegt auf der Hand ; es ist nur versucht, die unmittelbar mit der Entdeckung Amerikas zusammenhängenden Thatsachen zu registrieren. Es erübrigt noch, zweier Kapitel zu gedenken, die der Verfasser an die Lebensschicksale Columbus' gereiht hat, eine kurze Darstellung des Wirkens des Mannes, von dem der Name » Amerika herrührt , und eine noch kürzere Beschreibung der Thaten der kleinen Entdecker « und der ersten Erdumsegelung . Aus allen Weltteilen. Reiseerlebnisse aus den Jahren 1878 bis 1885 von Philipp Lehzen. Leipzig, Gustav Uhl. IV und 428 S. 8°. >>Auf Veranlassung lieber Bekannter hat der Verfasser seine Reiseerlebnisse aus den Jahren 1878-1885 , die schon als Einzelaufsätze im » Globus « , in » Aus allen Weltteilen und in der »Kölnischen Zeitung erschienen waren , nun zu einem zusammenhängenden Ganzen zusammengefügt und neu veröffentlicht. Der Verfasser weiss anziehend zu erzählen ; er beobachtet viel Interessantes, ohne deswegen in lehrhaften Ton zu verfallen. Der Titel rechtfertigt sich schon aus den einzelnen Kapitelüberschriften. Mexiko , New Orleans , New York, Rio de Janeiro, Montevideo , Kioto , Peking, Celebes, Sydney, Hobart auf Tasmania, Colombo, Kairo, Gibraltar, das ist nur eine kleine Blumenlese aus den im Buche besprochenen Stellen des Erdballes. Dazwischen treten nicht aufdringliche Raisonnements, vielfach veranlasst durch nahegelegte Vergleichung des Beobachteten mit ähnlichen Erscheinungen der geliebten Heimat. Auch dort , wo man vielleicht den Ansichten des Verfassers nicht völlig beipflichtet , erkennt man gerne die Gefühlswärme und die nicht verletzende Form der Polemik an, über die der Reisende verfügt . In einem Dialoge legt der Verfasser auch seine Ansicht über deutsche Kolonisation und über die Zukunft der Deutschen klar , indem er sie einem Engländer gegenüber entwickelt. Der Hauptvorzug des Buches ist die anschauliche Erzählung, die überall das Gepräge der Wahrhaftigkeit an sich trägt . O. Steinel. Schweinfurt.

Amerika. Eine allgemeine Landeskunde. In Gemeinschaft mit Dr. E. Deckert und Prof. Dr. W. Kükenthal herausgegeben von Prof. Dr. Wilhelm Sievers. Leipzig, Bibliographisches Institut, 1893. Lieferung 1. Im rührigen Verlage des Bibliographischen Institutes erscheint bereits der dritte Band der » Allgemeinen Länderkunde« . Die Anforderung , die an eine allgemeine Länderkunde zu stellen ist , eine Zusammenstellung unserer heutigen gesamten Kenntnis von der Erdbeschreibung , in einheitlicher , übersichtlicher Form , gemeinverständlicher Darstellung und bildlicher Anschauung« , wurde in den ersten beiden Bänden , » Afrika « und >>Asien « , in anerkennenswerter Weise erfüllt - einzelne Mängel mochten bei der Ueberfülle des Stoffes und bei der Schnelligkeit Die bisher vorliegende des Erscheinens entschuldbar sein erste Lieferung von Amerika « verspricht nun eine Fortführung des Werkes wie bisher ; die Behandlung des Stoffes , die Disponierung , die Reichhaltigkeit an Karten und Abbildungen ist dieselbe geblieben. Der unermüdliche Verfasser von Afrika und >>Asien hat zwar diesmal nur Südamerika bearbeitet ; aber zwei andere namhafte Gelehrte , Deckert und Kükenthal, sind für Nordamerika und die Polarländer gewonnen worden. Letzterer ist als Autorität für die Arktis bekannt ; ersterer ist , abgesehen von seinen wissenschaftlichen Leistungen , für weitere Kreise bekannt geworden durch seine interessanten Reiseskizzen aus Nordamerika. Und nach diesem Werkchen zu urteilen, dürften in dem neuen »Amerika « die grösseren Gesichtspunkte gegenüber dem stofflichen Materiale mehr als bisher vorteilhaft hervortreten . Es lässt sich somit für »Amerika « eine gleich günstige Aufnahme wie für » Afrika « und » Asien. erwarten. Potsdam. Erich Goebeler. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von SIEGMUND GÜNTHER .

Stuttgart, 9. September 1893 .

Jahrgang 66, Nr. 36 .

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des MDCXL GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. In- und Auslandes und die Postämter. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Afrikanische Nachrichten . (April - Juni. ) Von Brix Förster (München) . S. 561 . - 2. Ethnologische Studie über Name und Namengebung . Von Karl Friedrichs (Kiel). (Fortsetzung.) S. 564. - 3. Zur Frage des Vorkommens 4. Der von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch- Südwestafrika. Von A. v. Elterlein (München) . (Schluss. ) S. 567. Völkergeist in den geographischen Namen. Von J. J. Egli (Zürich). (Fortsetzung .) S. 569. — 5. Das heutige Texas. Von Otto Lerch (Austin, Texas). (Schluss. ) S. 572. - 6. Geographische Mitteilungen . (Südwestafrikanische Inseln ; Kaninchen in Australien ; Die alten Ligurer ; Nochmals die flandrische Karte aus dem 16. Jahrhundert. ) S. 574. - - 7. Litteratur. (Lambert. ) S. 575. 2. Februar in Sikasso einen Freundschaftsvertrag mit dem Nachfolger Demba. Bei den weit ausgedehnten Räumen des westlichen Sudan und bei der verhältnismässig geringen

Afrikanische Nachrichten . (April -Juni. )

Von Brix Förster (München).

Samorys Macht scheint vollkommen gebrochen

Truppenzahl, welche die Franzosen verwenden , kann es nicht wunder nehmen, wenn ein unternehmender Heerführer , trotzdem er vor Jahren auf das Haupt

zu sein. Im vorigen Jahre allmählich von Norden nach Süden, den Milo (einem seitlichen Quellflusse

geschlagen, plötzlich wieder gefahrdrohend auftaucht. Amadu ward von Oberst Archinard im Anfang 1891

des Niger) aufwärts gedrängt, wurde er im Februar d . J. von Oberst Combes durch die Besetzung von Odjenna und Gueleba (ungefähr 9 ° südl. Br . und 0 8 westl. L. v. Gr. ) und Nafara (?) nach Südosten vertrieben, wobei es zu keiner Hauptschlacht, sondern nur zu vereinzelten Scharmützeln kam. Die Fran-

bei Segu-Sikoro (am mittleren Niger) total besiegt. Er flüchtete nach dem angrenzenden Massina , wo sein Bruder Muniru auf dem Throne sass. Da

Französisch- Nordwestafrika .

zosen trachteten vor allem danach , Samory von Sierra Leone , welches ihm das verbrauchte Kriegsmaterial wiederersetzte , abzuschneiden . Kapitän Dargelos und Briquelot besetzten deshalb nicht nur Farana am oberen Djoliba, sondern überschritten auch ohne Rücksicht auf den französisch- englischen Vertrag vom 26. Juni 1892 (s . » Ausland « , 1892, S. 723) die Grenze und rückten im Februar 1893 in Erimankono ein. Damit trat zu gleicher Zeit eine für die Engländer sehr empfindliche Sperrung des Karawanenverkehres aus Samorys Ländern ein. Der Gouverneur in Freetown war im Begriff, Truppen nach dem Inneren zu schicken, als Contreordre aus London eintraf. In den sofort aufgenommenen diplomatischen Verhandlungen erklärte Frankreich, Erimankono gehöre zur Landschaft Houbou und diese stehe unter französischem Protektorat. Noch ist nichts von einer definitiven Regelung des Streitfalles bekannt. Einen anderen Feind der Franzosen schaffte ein natürlicher Tod aus dem Wege : am 28. Januar 1893 starb Tieba in Sikasso . Kapitän Quinquandon erfasste rasch die Gelegenheit Ausland 1893 , Nr. 36.

und

schloss

am

dieser sich nicht zu einem Rachekrieg bewegen liess, zettelte Amadu eine Verschwörung an , liess den Bruder ermorden und bemächtigte sich der Herrschaft. Oberst Archinard wartete den bevorstehenden Angriff nicht ab. Er ging Ende März 1893 von Sansanding mit einer Flotille stromabwärts nach Mopti und zu Land nach Djenne. Amadu rückte von Bandiagara heran. Anfang Mai wurde Bandiagara von Archinard genommen und mit einer starken Garnison besetzt. Amadu floh nach Dalla (?) . Fortwährend erneuert die französische Regierung die Benennung und politische Einteilung ihrer westafrikanischen Besitzungen . Nachdem sie im September v. J. Senegambien in drei Teile zerlegt , in ein Senegambien im engeren Sinne , mit St. Louis als Hauptstadt , in den französischen Sudan und Rivières du Sud , bestimmt ein Dekret vom 10. März d. J. , dass die Länder , welche zwischen Portugiesisch- Guinea und dem englischen Lagos liegen , in folgende unabhängig voneinander verwaltete Kolonien zerfallen : 1. Guinée française (das bisherige Rivières du Sud) mit dem Protektorat über Futa Djallon und die angrenzenden Gebiete . Gouverneur Dr. Bailley . 2. Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste ) mit dem Protektorat über Kong und über die anderen Terri71

562

Afrikanische Nachrichten .

torien im Nigerbogen, mit Ausschluss von Samorys Reich und dem Lande Tieba, welche unter der Verwaltung von Französisch-Sudan verbleiben . Gouverneur Kapitän Binger. 3. Benin , das Gebiet zwischen Togo und Lagos an der Küste und landeinwärts ; das ist das bisherige

Königreich Dahome . Ein sämtliche französische Kolonien in Westafrika umfassender Name wurde nicht geschaffen. Mit der Besiegung der Truppen Behanzins im Oktober und November v. J. ward ein endgültiger, sicherer Friedenszustand in Dahome , wie vorauszusehen war , noch nicht gewonnen . Behanzin verharrt mit einer starken Schar von Getreuen in bedrohender Nähe von Abome in Atchirigue (westlich vom Berg Gbowelli und dem Flusse Soa ; siehe Kiepertsche Karte, 1893 ) ; seine Truppen lieferten noch am 3. Mai 1893 bei Toffo (nördlich von Allada) den Franzosen ein blutiges Gefecht . Unter diesen Umständen ist es begreiflich , dass General Dodds es für absolut notwendig erklärt hat , die Occupationsarmee nicht zu verringern. Man bewilligte ihm für 1893 abermals 7 Millionen Francs. Mizon gehört zu jener Sorte von Afrika-Abenteurern, denen einmal ein Wurf gelingt, dann aber das Missgeschick der Charakterlosigkeit den Weg zu weiteren Erfolgen versperrt. Seine Expedition vom Benuë zum Kongo war eine grosse Leistung. Bei der pomphaft begonnenen Wiederholung desselben Unternehmens benutzte er die ihm durch Stecken-

1891 1892 I 753 600 M. Der Wert der Einfuhr betrug 2 136000 M. » >> Ausfuhr 2411 000 › 2 760 000 › 4 547 000 M. Summa 4513 600 M. Durch den unermüdlichen Eifer v. Dankelmans

auf geographisch - wissenschaftlichem Gebiet sind wir in den Besitz einer neuen , ausserordentlich schön und sorgfältig bearbeiteten Karte der Gegend zwischen Bismarckburg-Salaga-Kratye ( Masstab 1 : 300 000) gekommen (»Mitteilungen «, 1893 , Tafel II). Im Nachlass von Wolf und Kling wurden Originalaufnahmen vorgefunden und auf Grund dieser und mit Heranziehung der kartographischen Arbeiten des Hauptmanns v. François eine neue Karte hergestellt. Im Vergleich mit den früheren Kartenskizzen der erstgenannten beiden Reisenden (vgl. » Mitteil. « Times« < vom 14. Juli) , noch einen verhängnisvollen Schritt weiter. Er erklärte die Provinz Muri am oberen Benuë , mitten in der englischen Sphäre gelegen , als französisches Protektorat von CentralSudan ; er erstürmte ein grosses Negerdorf und verkaufte die Einwohner als Sklaven an den Häuptling von Muri. Diese Thatsache wurde durch zwei französische Offiziere, welche vom oberen Benuë in die Heimat zurückkehrten , bestätigt. Unter diesen Umständen musste sich die französische Regierung nun doch entschliessen , Mizon aus Afrika im Juni zuNébout , der bekannte Ubangirückzuberufen . Reisende, erhielt das Kommando über die AdamauaExpedition. Togo ¹). Die Einnahmen betrugen aus Zöllen Steuern Summe 1891/92 122 208 M. 24 166 M. 146 374 M. 1892/93 192 027 M. 76 006 M. 218034 M. 1) Vgl . Ausland 1892 , S. 498 , und » Kol.-Bl. « 1893 , S. 303.

Zoll und sonstige Einnahmen im Etatsjahr 1891/92 : 440 118 M. 1892/93 : 500 485 M. ¹)

Die Gesamtausfuhr 2 ) betrug :

1891 4 305 000 M. Palmöl und Kerne für Gummi Elfenbein Kakao Tabak

1892 4 264 000 M. 1891 2332 000 I 232 000 595 000 31 000 52.000

M. » » R D

1892 2.360 000 I 025 000 725 000 61 000 7.000

M. D D D

Die Gesamteinfuhr betrug :

1891 4 546 000 M.

für Schnaps Baumwollwaren » » Eisenwaren D Seife

1892 4470 000 M.

1891 593 000 1 234 000 240 000 44 000

M. D D D

1892 550 000 M. 926 000 » 250 000 D 35 000 »

Ein Grenzregulierungsvertrag , welcher abgeschlossen wird , ehe man genaue kartographische Aufnahmen der betreffenden Gegenden besitzt, muss immer zu politischen und wirtschaftlichen Verwicke1) Im Etatsjahr 1889-1890 betrugen sie 200 000 Mk. 27 1890-1891 19 287 000 19 2) Vgl . »Kol.- Bl. 1892 , Beilage zu Nr. 21 , und 1893 , S. 301 .

Afrikanische Nachrichten. 563 lungen führen und wird mit der Zeit unhaltbar .

Das

zeigt sich deutlich an dem deutsch-englischen Grenz-

tracht gezogen werden , dass durch die Anlage von Warendepots in diesem verwickelten Netze von Creeks ein schwunghafter Schmuggel hätte betrieben werden können; ferner dass bei der Veränderlichkeit

vertrag von 1885/86 (vgl . Wagner und Supan, Bevölkerung der Erde , Gotha 1891 ) in Bezug auf die Scheidungslinie zwischen Kamerun und dem Oelflüsse-Distrikt. Ein Punkt im Inneren , die Stromschnellen des Old Calabar, war astronomisch fixiert

der Wasserläufe der Zwischenpunkt Uriifian-Ikankan einer natürlichen Verrückung möglicherweise ausgesetzt wäre und daraus wiederholte Grenzstreitig-

und blieb unangetastet während aller Verhandlungen der künftigen Jahre. Auch darüber war man sich einig, dass die Mündung des Rio del Rey an der Küste als Ende der Grenzlinie dienen sollte. Da aber der

keiten entstehen würden. Mit England war sich leicht zu verständigen ; handelte es sich doch nur um den ganz wertlosen Landstrich der Bakasi-Halbinsel .

Oberlauf des Rio del Rey unbekannt war, so fehlte

Sehr viel schwieriger und für Deutschland un-

ein unverrückbarer Zwischenpunkt zwischen den Stromschnellen des Old Calabar und der Mündung

günstiger liegen die Verhältnisse an der Ostgrenze von Kamerun . Als man 1885 das Abkommen mit.

des Rio del Rey. 1885 hatte man sich begnügt, als solchen die Quelle des Rio del Rey anzunehmen. Da sich aber im Verlaufe der nächsten Jahre heraus-

Frankreich traf (vgl . Wagner und Supan , Die Bevölkerung der Erde , S. 169 ) , war man deutscherseits mit der Befestigung der Herrschaft an der Küste,

stellte, dass der Rio del Rey kein Fluss im eigentlichen Sinne des Wortes sei, sondern nur eine Einbuchtung des Meeres, die sich durch eine Reihe von Creeks unter verschiedenen Namen in das Innere

französischerseits mit der Gewinnung des Landes zwischen Ogowe und Kongo ausschliesslich beschäftigt ; auf den Karten befand sich ein grosser weisser Fleck zwischen Kamerun und Baghirmi.

verzweigt, so war die gedachte Stelle einer Rio del

Man glaubte, vollauf für die Zukunft vorgesorgt zu haben, als man die Scheidungslinie im Süden zwi-

Rey- >>Quelle >Kol . - Bl . « , 1890 , S. 124) » das obere Ende des Rio del Rey Creeks « als Zwischenpunkt festzustellen . Damals fusste man schon, wie bei den späteren Verhandlungen, auf der Admiralitätskarte » das Mündungsgebiet des Akwa Jafe und Rio del Rey« (v. Dankel»Das mans Mitteilungen , 1890 , Tafel VII) ¹) . obere Ende«< ist aber ein ungenauer Ausdruck , da der Hauptcreek in ziemlicher Nähe der Mündung in breitere und geringere Seitenarme verläuft . So wurde denn in dem neuesten deutsch-englischen Vertrag vom 14. April 1893 ( » Kol.-Bl. « , 1893 , S. 214) eine unbestreitbare Fixierung des » oberen Endes «< vorgenommen und der Zusammenfluss des Ufiifian mit dem Ikankan als Zwischenpunkt für die Grenzlinie von den Stromschnellen bis nach West-Huk am rechten Ufer der Mündung des Rio del Rey fest-

schen der deutschen und französischen Kolonie vom Campofluss bis tief in das unbekannte Innere , bis zum 15. östl. L. v. G. führte. Seitdem hat sich die Situation wesentlich verändert. Wir gehen mit unseren kolonialen Bestrebungen Schritt für Schritt immer weiter nach Osten , theoretisch sogar nach Nordosten bis in das Land Baghirmi, die Franzosen dagegen vom Sanga und Ubangi aus , nach Norden und Nordwesten . Die Kollision der Interessen ist hier unvermeidlich . Oestlich vom 15. ° hat jede Nation freie Hand ; denn in dem Abkommen von 1885 bezieht sich »die Verpflichtung, sich einer jeden politischen Einwirkung zu enthalten« , nur auf die Landstriche, welche nördlich und südlich des Campofluss- Parallels bis zum Schnittpunkt mit dem 15.º liegen. Wenn also die Franzosen vom Ubangi aus den Schari überschreiten und in Baghirmi sich that-

gestellt. Danach ist die neueste Kiepertsche Karte >> Aequatorial -Westafrika « ( 1893 ) zu berichtigen ; denn die Bakasi-Halbinsel gehört jetzt nicht mehr zu Deutsch- Kamerun . Sie gehört aber von der Mündung des Rio del Rey und Akwa Jafe bis zu Arsibons Dorf auch nicht zur englischen Kolonie, wenigstens nicht vollständig und bedingungslos ; denn nach

sächlich einnisten , so können wir dagegen , unter Berufung auf den Vertrag von 1885 , durchaus nicht protestieren . Wenn andererseits die Franzosen vom

dem Vertrag vom April d . J. dürfen » irgendwelche

frühere Abkommen , und wir dürfen das uns nicht

Handelsniederlassungen « (also auch nicht von Eingeborenen) innerhalb dieses Dreieckes weder von der deutschen, noch der englischen Verwaltung gestattet werden . Die wirtschaftliche Neutralisierung

gefallen lassen . Eine noch ungelöste Frage ist aber , wie weit nach Norden bildet der 15. Längengrad die Ostgrenze von Kamerun ? Würde er beispielsweise bei

dieses ausgedehnten , durch Mangrovewaldungen versumpften Zwischengebietes scheint eine sehr ver-

den Tuburi-Sümpfen auf ein geordnetes englisches Protektorat stossen , so wäre die Frage entschieden ; denn dann wäre offenbar das, wenn auch noch nicht von uns besetzte, doch unerforschte Gebiet thatsächlich

nünftige Maassregel zu sein .

Denn es muss in Be-

¹) Bei dieser Karte ist zu beachten , dass die Meridiane falsch numeriert sind ; statt 8 ° 10' 20 " u. s. w. muss man lesen : 8° 30' 40 " u . s. w. , wie aus dem beigefügten Texte zu erkennen ist.

Sanga aus den 4. Parallel und den 15. Meridian überschreiten und mit dem Häuptling von Gasa Verträge abschliessen , wie kürzlich es Brazza gethan (s . unten . Französisch-Kongo) , so verletzen sie offenbar das

das Hinterland des uns von England vertragsmässig überlassenen Teiles von Adamaua. Es wäre nun sehr schön und in einer, freilich sehr fernen Zukunft gewiss

564

Ethnologische Studie über Name und Namengebung .

erspriesslich, wenn wir das Nordende des 15. Längen- | geträumt hat ¹) . Wenn dies aber nicht der Fall ist, grades als östliche Grenzmarke bis zum Treffpunkt mit dem Tsadsee verlängern könnten. Allein hier kommen wir nicht nur mit den Franzosen , sondern

oder sich die Eltern aus einem anderen Grunde nicht einigen können , so nennen sie eine Reihe von Namen , während der Aelteste des Stammes aus

auch mit den Engländern in Konflikt. Derjenigen Macht , welche mit dem Sultan von Bornu einen endgültigen Schutzvertrag abzuschliessen vermag, fällt ohne Zweifel das strittige Gebiet in den Schoss . Die beste Aussicht darauf hat trotz der bisherigen Misserfolge England : es besitzt in Jola den nächst-

einem Gefässe Wasser auströpfeln lässt. Derjenige Name , der mit dem Anhangen eines Tropfens zusammenfällt , wird als der richtige dem Kinde beigelegt. Durch die Wahl eines unrichtigen Namens würde das Kind sterben . Die Beilegung des Namens erfolgt bei Gelegenheit der griechisch-orientalischen

gelegenen und vollkommen gesicherten Ausgangspunkt für die Wiederholung spekulativer Expeditionen ; es verfügt über die reichlichsten finanziellen Mittel und kann die verlockendsten Vorteile bieten für den Abfluss des Reichtums von Bornu nach der Meeresküste.

Taufe (v. Wlislocki , V. Z. , S. 12/455 ; Hellwald , M. F., S. 467) . Deutsche Zigeuner vermeiden es , den Namen eines Verstorbenen auszusprechen, und geben den Dingen , welche ihnen gleichlauten , einen neuen Namen (Andree , P. N. , S. 262 , Kohler in » Grünhuts Zeitschrift« 19 , S. 566). Bei den Serben rechnet man es einer jungen

Die Regelung der Grenzverhältnisse mit Frankreich ist eine brennende geworden ; diplomatische Verhandlungen finden darüber in Berlin statt. Ueher den Stand derselben und über die Forderungen der Reichsregierung verlautet aber nichts . Dem Gouvernement von Kamerun ist es end-

Ehefrau als Schande an , wenn sie ihren Ehemann mit seinem Namen anredet (Karic im Ausland 1889 ,

lich nach vielen Verhandlungen gelungen, den Stamm

p. 788) . Die Russen haben jeder drei Namen, den TaufAlenamen, imja (z. B. Pjotr = Peter , Alexej xius , Marfa = Martha) , einen Familiennamen ,

der Bakwiri in Buea im Kamerungebirge der deutschen Herrschaft zu unterwerfen . Am 4. Februar 1893 kam es zum friedlichen Abschluss. Gouverneur

proswischtsche (z . B. Turgenjew, Wjereschtschagin) , und zwischen beiden stehend , das Patronymicum, Ottschestwo, welcher aus dem Taufnamen des Vaters

Zimmerer konnte daher im März ohne jede militärische Begleitung einen mehrere Tage dauernden

entnommen ist , und bei Männern mit der Endung owitsch oder ewitsch, bei Frauen mit der Endung owna

Aufenthalt in Buëa nehmen und mit Leichtigkeit verwickelte und ernsthafte Streitigkeiten der verschiedenen Häuptlinge untereinander schlichten .

oder ewna gebildet wird, z . B. Iwanowitsch, Johanns Sohn, Iwanowna, Johanns Tochter ; Jakowlewitsch ,

Von Erfolg gekrönt war eine Expedition des Assessors Wehlau in der zweiten Hälfte des März mit 85 Mann der Polizeitruppe und 600 Mann der Küstenbevölkerung (Banoko und Bapuku ) gegen den Stamm der Mabea, welche das Hinterland von Gross-

Jakowlewna von Jakow (= Jakob ) ; Nikolájewitsch , Nikolájewna von Nikolai ( = Nikolaus) ; Grigórjewitsch , Grigórjewna von Grigorij (Gregor) ; Fomitsch, Fomínischna von Fomá ( =Thomas) . Im gesellschaftlichen Verkehr erfolgt die Vorstellung mit dem Familiennamen , doch findet nach kurzer Bekannt-

Batanga zwischen dem Lokundje und Campofluss dem freien Handelsverkehr mit Waffengewalt versperrten. Mit grossem Geschick und ausserordent-

schaft regelmässig eine gegenseitige Mitteilung von Tauf- und Vaternamen statt , und alsdann werden . nur diese beiden Namen bei der Anrede benutzt.

licher Energie erstürmte er die befestigten Orte der Mabea , wesentlich unterstützt von der überlegenen Wirkung des Maximgeschützes . Am 4. April unterwarfen sich die Mabea, und am 7. Mai vollzog sich der feierliche Friedensschluss.

Eine Abweichung von dieser Regel wird als Steifheit oder als Kränkung aufgefasst. Diese Art der Benennung und Anrede haftet so zäh im Volksbewusstsein , dass selbst westeuropäische Prinzessinnen , welche sich mit kaiserlich

(Fortsetzung folgt.)

russischen Prinzen vermählen, einen russischen Rufnamen und einen russischen Vatersnamen annehmen. Ein Blick auf die Genealogie des russischen Kaiser-

Ethnologische Studie über Name und Namengebung .

Von Karl Friedrichs (Kiel). (Fortsetzung. ) Arier und Semiten . Bei den wandernden Zigeunern Siebenbürgens hat jede Sippe, Gakkiya , ihren Familiennamen . Den Rufnamen bekommt das Kind nach demjenigen Bekannten, von dem die Mutter kurz vor der Geburt

hauses lehrt, dass seine Mitglieder in diesem Jahrhundert durchweg evangelische Prinzessinnen geheiratet haben, welche zum grössten Teil griechischorthodox geworden sind. Sie haben sich alle dem russischen Namensritus unterworfen , und wo der wahre Name des Vaters nicht in den russischen Taufnamenkanon passte , wurde zum Zwecke der Anrede ein solcher zurecht gemacht. Nach einer Angabe bei Leuthold , der aber von Russen , die ich deshalb fragte , widersprochen

1) Vgl . Ploss , K. B. S., I, S. 174 (Norwegen).

Ethnologische Studie über Name und Namengebung.

565

worden ist, besteht in Bezug auf den Vatersnamen | borg Petersdatter hiess , so wird das Kind Fridthjof ein Unterschied zwischen Vornehmen und Geringen. auch mit dem Namen Fridthjof Petersdatter einDenn nur der Vornehmere pflegte das Patronymikon voll zu führen, z . B. sich Michail Wasiljewitsch zu nennen , während der Angehörige des niederen Volkes sich Michail Wasiljew nennt. Nach altrussischer Sitte kann der Vornehmere auch noch ein dem Namen des Grossvaters nachgebildetes Wort hinzufügen. Leuthold lehrt ferner, dass Personen der nie-

getragen, und ist mit diesem Namen, der seine uneheliche Geburt anzeigt, so lange er in Deutschland lebt, belastet. Dargun zählt in » Mutterrecht und Raubehe«< (Breslau 1883 , S. 58) eine Reihe von germanischen Fällen auf, in denen Kinder nach der Mutter bezeichnet werden, und in denen die Mutter einem Kinde den Namen auswählt und beilegt. Dass diese Erscheinung hier ebensowenig wie bei

deren Stände , deren Familiennamen unbekannt ist (Findelkinder u. s. w.) , einen Namen annehmen

den alten Aegyptern, den Kanori und den Warungu zum Beweise des Matriarchates verwertet werden

können , wenn der Pfleger sie nicht seiner Familie zuschreiben lässt . Nur muss dies ohne Verletzung bestehender Namensrechte Dritter und mit Zustim-

kann, geht aus meinen Ausführungen in der »Zeitschrift für Ethnologie «< 1888 , S. 211-216, meines Erachtens zur Genüge hervor. Dass das herzliche Verhältnis zwischen der Mutter und ihren Kindern

mung der Behörde geschehen Rechtskunde p. 16).

(Leuthold , Russ .

auch im Patriarchat , und auch ohne dass daraus

Patronyme Bezeichnungen sind auch im germanischen Leben nicht unbekannt . Die Patronym-

Rechtsfolgen abgeleitet werden sollen , einmal auch äusserlich zum Ausdrucke kommt, ist nicht so un-

endung ist ing und ung. Die gesamten nordischen Völker, sowie die Schleswig-Holsteiner und Friesen trugen ehedem nur einen Rufnamen und einen

glaublich, dass daraus die Folgerung gezogen werden könnte, dass das Patriarchat neben dieser Gewohnheit nicht bestehen könnte. Ein wirkliches Metro-

Vatersnamen , welcher entweder durch Ansetzung von genitivischem en oder durch Anhängung der Silbe sen oder son an den Namen des Vaters gebildet wurde. Wenn der Vater Jens hiess, so hiess der Sohn vielleicht Bleik Jensen , und dessen Sohn

nymikon , d. h . ein fester Beiname , der aus dem Mutternamen entnommen ist , und der vom Kinde

Christian Bleiken ; aus diesen Vatersnamen sind vielfach später feststehende Familiennamen geworden, und daher kommen die vielen auf en und sen ausgehenden Familiennamen in Schleswig -Holstein und Dänemark , wie Hansen , Petersen , Jensen , Bleiken ; Karstensen, Christiansen , Christensen (Karsten- Christian) , Paulsen , Jakobsen , Wilhelmsen , Nielsen, Nissen, Klausen, Klassen (Niels und Nis = Nikolaus) u. dgl . In Schweden ist in vielen Gegenden kein fester Familienname in Gebrauch , sondern wird. durch den Vatersnamen ersetzt , z . B. hiess ein Landstreicher Karl Peterson , sein Vater Peter Olaf son , seine Mutter Carin Carlsdatter ¹ ) ; in diesem Falle hatte der Mann den Namen Carl mit Rücksicht auf den Vatersnamen seiner Mutter, also auf den Rufnamen seines mütterlichen Grossvaters erDie vielen schwedischen Mägde , welche halten. sich in Kiel und anderen Städten der norddeutschen

regelmässig geführt wird, wird von Dargun selbst nicht behauptet . Die mystische Bedeutung des Namens in der deutschen Welt ist bekannt , in der Pfalz wie in

Bremen und nach Bastian auch in Schlesien nennt man ein Kind vor der Taufe nicht mit Namen , in Ostpreussen würde ein unglücklich gewählter Name dem Kinde den Tod bringen, und wenn ein Kind früh gestorben ist, so nennt man das nächste Kind in Ostpreussen gern Erdmann oder Erdmuthe, in anderen Provinzen sucht man einen Namen , der auf Erde oder Wasser hindeutet. Die Juden einiger Gegenden geben ihrem Kinde in der Synagoge, und zwar den Knaben bei Gelegenheit der Beschneidung, einen hebräischen, oder heiligen Namen, Schem haqqodesch ; und in einigen Gegenden ausserdem zu Hause an einem Sabbath nachher noch einen profanen Namen, Schem hachôl. In einigen Gegenden bekommen die Mädchen ihren Namen am Sabbath nach der Geburt, in anderen an

Küste aufhalten, haben zum grössten Teil oder sämtlich keinen Familiennamen ; sie melden sich somit als Carin Paulsdatter , Ingeborg Petersdatter u . dgl . auf der Polizei und zu anderen öffentlichen Registern an. Wenn nun ein solches Mädchen ausserehelich

dem Sabbath , an welchem die Mutter zum erstenmal in die Synagoge gegangen ist ¹ ) , jedenfalls aber wird die Namengebung in der Synagoge vollzogen , und es folgt darauf ein Fest zu Hause (Schechter in der »Jewish quarterly review« , Oktober 1889 , S. 10 f.) . In der hebräischen Sage bekamen nicht nur die unehelichen Kinder Loths Moab und ben

niederkommt, so verlangen die Standesämter die An-

Ammi den Namen von der Mutter auserwählt und

gabe eines Familiennamens des Kindes (§ 22 , 1 des Reichsgesetzes vom 6. Februar 1875 ) . Da nun ein solcher nicht vorhanden ist, so wird an dessen Stelle der Vatersname, den die Mutter führte , ohne Aen-

beigelegt (Genesis 19 , 37. 38) , sondern auch die Kinder Jakobs ( Genesis , Kap . 39. 40) , ferner Simson ( Richter 13 , 24) und Samuel ( 1 Sam. 1 , 20) . Und alle diese Namen scheinen unabhängig von

derung eingetragen .

der Beschneidung beigelegt zu sein ; Jesus und Jo-

Wenn also die Mutter Inge-

1) Son ist Sohn « und » datter Ausland 1893 , Nr. 36.

ist » Tochter..

1) Nach Ploss , K. B. S. , 1 , S. 186, am Tage der Geburt. 72

566

Ethnologische Studie über Name und Namengebung .

hannes dagegen erhielten ihre Namen bei Gelegenheit der Beschneidung , und zwar Johannes durch den Vater , welcher seinem Sohne den Namen ge-

Mohammed kann von jedem angenommen werden, und die türkische Abkürzung desselben Mehemed, richtiger Mèmed , ist nicht durch religiöse Scheu

mäss des englischen Geheisses auswählt und beilegt, und zwar gegen die - anscheinend also damals bereits eingebürgerte Gewohnheit , dem Kinde

hervorgerufen , sondern aus Bequemlichkeit angenommen. Freilich hat Mohammed im Islam nicht im entferntesten eine ähnliche Stellung wie Jesus

den Namen eines Verwandten beizulegen Lucae 1 , 13 , 31. 59-63 ; 2 , 21 ) .

(Ev.

im Christentum ( während die Muslime Jesus und Esra ihrem Mohammed gleichstellen) , aber ein ge-

Die letzterwähnte Sitte wird von den Juden Deutschlands heute als geltend anerkannt, und zwar bekommt der ältestgeborene Sohn den Namen seines agnatischen Grossvaters , und wenn dieser noch

wisser Gegensatz der Anschauung ist wohl nicht zu verkennen. Andererseits gaben die Türken früher nicht zu, dass ein Christ oder ein Jude einen muslimischen Namen führte, und selbst Kaiser Joseph II.

lebt , den seines agnatischen Urgrossvaters . Auch der Unterschied zwischen profanen und religiösen

wurde von der hohen Pforte nie als Jusuf, sondern

nur als Jusappa angeredet (Klemm , Kg. 7 , S. 232). Namen wird bei den Juden Deutschlands festgehalten | Die Wahl des Namens geschieht oft nach zufälligen Umständen, die zur Zeit der Geburt auf die Mutter und zwar gibt auf den Grabsteinen der jüdischen Eindruck gemacht haben , die Marokkaner haben fast Friedhöfe die hebräische Hälfte der Inschrift den nur biblische oder kuranische Namen. Die Beireligiösen Namen des Verstorbenen und das Datum nach jüdischer Zeitrechnung , die deutsche Inschrift | legung des Namens geschieht bei einzelnen Völkern durch den Imam in der Moschee, bei anderen ohne den profanen Namen und das Datum nach bürgerweitere Förmlichkeit durch den Vater. Nachnamen licher Zeitrechnung . Religiöser und profaner Name sind nicht bekannt ; Orientalen , welche nach dem werden nicht willkürlich nebeneinander gewählt, Westen kommen , schaffen sich einen solchen auf sondern es wird auf eine gewisse Aehnlichkeit im Laute oder in der Bedeutung oder auf die Uebereinstimmung im Anfangsbuchstaben gesehen . Solche Profanisierungen religiöser Namen sind:

irgend eine Weise, wie ein türkischer Student Namens Mohammed in Berlin den Rufnamen seines Vaters Hassan dem seinen als Nachnamen zufügte.

Der

vollständige arabische Name besteht aus drei Teilen,

Adolf (Jizchak) ; Amalie (Milkah , Blimel) ; Berna) dem ism , dem eigentlichen Rufnamen , wie hard (Ber) ; Dorothea (Deborah) ; Friederike (ReHassan , Said , b) der kunjah , dem Ehrennamen , bekkah, Ribqah) ; Heinrich (Hirsch, Heim) ; Henriette, welcher regelmässig teknonym oder patronym ist, Jettel (Hinda , Gitel ) ; Herbert ( Herz ) ; Hermann (Zwi, Hirsch) ; Isaak (Jizchak) ; Lippmann (Elieser) ; | wie z . B. abu 'l-Hassan (Vater des Hassan ), ibn Zijad ( Sohn des Zijad) , umm Musa (Mutter des Moses) Löbel (Lew) ; Ludwig , Louis (Elieser, Leiser, Lasser, und c) dem lakab , dem Unterscheidungsnamen, Levi, Aharon) ; Louise (Leah) ; Marcus (Mardochai) ; der im alten Arabertum von dem Stamm und der Marianne (Mirjam) ; Minna ( Mindel) ; Moritz (MoFamilie , in späteren Zeiten nach dem Handwerk, scheh) ; Philipp (Feibel) ; Pincus ( Pinchas) ; Rosalie einer Eigenschaft, dem Geburts- oder Wohnort ge(Rekil) ; Wolf (Séb, Uebersetzung) . nommen wurde, wie at-Tabari (der Mann von TabariWie übrigens der Name Gottes nicht genannt wird , so nennen auch die Engel die ihren nicht (Richter 13 , 18 ; Genesis 32 , 29) . In einer Oberschlesiens Erbeslegitimationssache jüdischen stellte sich heraus , dass zwei Schwestern gleichzeitig > Handel« führten und dass mehrere von den Namen » den Erbinnen einen anderen Namen trugen, als denjenigen , welcher bei Gelegenheit ihrer Geburt im Civilstandesregister eingetragen war. Wie weit solche Unregelmässigkeiten als jüdische Gebräuche auf zufassen sind, und ob hier der Unterschied zwischen profanen und religiösen Namen obgewaltet hat, habe ich nicht ermitteln können ; doch waren alle Namen profanen Klanges. Eine Namensänderung ist auch in der hebräischen Sage etwas sehr häufiges (Abram = Israel, Esau Abraham, Sarai = Sarah, Jaqob

stan) . Die Höflichkeit erfordert , dass man einen freien Muslim mit der Kunjah anredet, also fast wie im Russischen . Vollständige Namen sind z . B.: Achmed ibn abd'al-lah abu ' l-ala al-ma-arri (Achmed der Sohn des Abd'allah , der Vater von Ala , aus Maarra in Nordsyrien) ; Mohammed ibn Amr asSamachschari ; Ismail ibn Ali asch-Schahinschah ( v. d. Decken , Reisen in Ostafrika 1 , S. 97 .

Klemm , Kulturgeschichte 7 , S. 232 ; 4, S. 154. Kremer , Kulturgeschichte 2 , S. 250. - Ploss , K. B. S. 1 , S. 164, 171 , 180. --- Mündliche Erkundigungen) . Der Kürze halber sei gleich hier von ähnlichen Sitten bei fremden Völkern die Rede. Unter den Australiern haben wir ausführliche Nachrichten über die Stämme am Herbert flusse in

Edom) ; doch machen die Berichte den Eindruck, | Nord - Queensland. Hier gibt der Vater seinem Kinde einen Namen , aber nie seinen eigenen. Gewählt als ob sie nachträglich aufgestellt seien , um widersprechende Ueberlieferungen in Uebereinstimmung werden die Namen von Tieren, besonders Vögeln. Der Name ist ein Teil der Person ; wenn ein Zauzu bringen. Die Muslime scheinen die Scheu vor dem berer jemandem schaden will , so hat er nicht nötig, Namen Gottes nicht zu kennen. Das Wort Allah sich Haare oder Speisereste von ihm zu verschaffen, ist beständig in ihrem Munde. Auch der Name sondern es genügt, den Namen des Unglücklichen

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in Deutsch-Südwestafrika.

zu wissen, und aus diesem Grunde benennen sich die Eingeborenen meistens mit Klassennamen , statt mit ihren wirklichen Namen. Der Name eines Verstorbenen wird in der Trauerzeit wenig und später gar nicht mehr erwähnt, damit nicht der Geist des Verstorbenen den Ruf höre und die Lebenden verfolge.

Indessen tragen die Wilden dem Reisenden

567

Zur Frage des Vorkommens von Lagerstätten nutzbarer Mineralien in DeutschSüdwestafrika.

Von A. v. Elterlein (München). (Schluss.)

in aller Ausführlichkeit unterrichtet. Die regelmässige Zeit der Namengebung ist hier der 12. Tag, jedoch kommen bei den einzelnen Völkern auch frühere und spätere Termine, vom 3. bis zum 60 Tage vor. Zuweilen, aber nicht regelmässig, wird dem Kinde

Auf den Zusammenhang der Erze mit dem Granit bzw. verwandten Tiefengesteinen in Klein-Namaland ist früher schon hingewiesen worden , für die DamaraGross-Namaländer-Lagerstätten glaube ich jenen Zusammenhang im Vorhergehenden wahrscheinlich gemacht zu haben. Es dürften also die Verhältnisse, unter denen die Lagerstätten der Küstenzone zwischen Olifantsriver und Kan auftreten , vielleicht so liegen : Ungeheuere Tiefengesteinsmassen , emporgedrängt durch Bruch und Faltung, dehnen sich, im allgemeinen in nordsüdlicher Anreihung und Erlängung, unter den Sedimenten . Wo die Denudation diese entfernt hat, ein Vorgang, den Berstungen der emporgewölbten Bedeckung unterstützt haben werden, sehen wir heute langgezogene Granitgebiete von unbestimmter Oberflächengestaltung oder rückenund kuppelförmige Granitberge. Von den Hauptmassen ablaufend erstrecken sich Apophysen ins Nebengestein, Differenzierungen der Konstitution des Magmas, abweichende Abkühlungsverhältnisse, Unterbrechungen und erneute Wiederaufnahme der Eruptionsthätigkeit sind zur Bildung von Syeniten, Dioriten , Gabbros u. s . w. samt ihren porphyrischen Facies und zur Entwickelung von Lagerstättenformen Anlass geworden, deren grösseren Teil wir als echte Gänge kennen gelernt haben , für deren einige wir Kontaktmetamorphose als Entstehungsursache nicht ohne Grund vermuten durften. Die von den älteren wiederholt citierten Autoren

der Name eines Vorfahren gewählt. Zuweilen werden. auch die Brahmanen , Priester oder Astrologen befragt, ihre Ratschläge werden aber nicht immer beVielfach bekommt die Frau einen neuen folgt .

eingehend beschriebenen Kupferzechen , unter welchen uns die Matchless-Mine deshalb besonders interessiert, weil sie dem von Gürich bereisten Gebiete angehört und unter den von diesem Autor besichtigten

Namen, wenn sie sich verheiratet .

Ausstrichen bzw. Gruben zweifellos Analoges hat,

Die Kolhs legen dem Kinde im allgemeinen acht Tage nach der Geburt den Namen bei , nachdem sie sich durch eine mystische Probe von der Glück-

scheinen insgesamt eine Kombination mehrerer Formen zu zeigen : Im Dache des Tiefengesteins treten

Lumholtz gegenüber kein Bedenken, ihm ihre und ihrer Frauen Namen zu nennen . Namen werden im übrigen nicht nur den Menschen , sondern auch den Jagdhunden gegeben ; es ist üblich, einen Europäer um europäische Namen zu bitten, was als erste Grundlage der Civilisation angesehen wird. Untereinander aber behalten diese Australier ihre einheimischen Namen bei (Lumholtz , Menschenfresser, S. 108 , 246 , 251 , 263 , 275 , 325 , 326) . Von der Teknonymie sagt Lumholtz nichts ; diese kommt aber in Australien vielfach vor, besonders am unteren Murray und in Südaustralien ; sie besteht darin , dass beide Eltern einen Namen annehmen, welcher den Namen des ältesten Kindes mit einem das Vater- bzw. Mutterverhältnis andeutenden Zusatze verbindet. In Westaustralien sollen sogar Familiennamen in Uebung sein und von der Mutter auf die Kinder übertragen werden (Lubbock, E. C., S. 127. 390. - Westermarck , H. M. , S. 125 ( 101 ) .Vgl. auch Ploss , K. B. S. 1 , S. 165. 170) . Ueber die Verhältnisse in Vorderindien und insbesondere in der Provinz Bombay werden wir durch Kohlers Aufsatz in Z. V. R. 10 , S. 122-126

verheissung des gewählten Wortes überzeugt haben ; dem ältesten Knaben wird in der Regel der Name des Grossvaters gegeben , oft wird auch ein Kind nach dem Tage benannt , an dem es geboren ist (Andree , P. N. , S. 255 ) . Eine andere Regelung gilt aber für einen wichtigen Zweig dieses Volkes , die Santal oder Sonthal . Diese geben dem Knaben fünf Tage, dem Mädchen drei Tage nach der Geburt einen Namen in einer öffentlichen mit Haar- | schur verbundenen Zeremonie ; die Knaben bekommen .

sie als Gänge auf, meist als Lagergänge mit häufig so beträchtlichen Anschwellungen, dass sie das Aussehen von Stöcken gewinnen ; nach der Tiefe setzen sie im Granit als Gänge mit sehr unregelmässig auftretenden Erzmitteln entweder , oder als massige Lagerstätten fort, wie aus der Notiz, die Gänge zerführen im unterteufenden Granit in Nester, geschlossen werden darf. War dieser erreicht, so liess man die Gruben auf in der Annahme, das Erz höre im

ihren Namen nach dem Grossvater , die Mädchen

Granit auf oder der Bergbau lohne doch nicht mehr. Auch in Cornwall war man der Meinung, das Erz verschwinde im Granit. Burat bemerkt hier-

nach der Mutter der Mutter ( Kohler in Z. V. R. 9 , S. 335). (Fortsetzung folgt.)

> Lange Zeit hindurch nahm man auf einige über: » trügerische Anzeichen hin an , dass die Gänge in dem Granit an Edelkeit nachliessen und sich in demselben verlören ; allein der Bergbau hat bewiesen, dass dies Gestein im Gegenteil ebenso erzreich sei ,

ens

568

Zur Frage des Vorkomm

ten

t von Lagerstä

als der Killas , und dass die Gänge in demselben nur gewisse Modifikationen des Verhaltens erlitten, welche von dem Uebergang der Spalten aus dem weichen Schiefer in den harten und gleichartigen Granit herrührten . « Im Ookieper Reviere hat man sich diese cornwalliser Erfahrung zu nutze gemacht, die scheinbar erschöpften Lagerstätten im unterteufenden Quarzglimmerdiorit (Schenk) aufgesucht und thatsächlich so reich wieder ausgerichtet, dass, trotz der ungünstigen Kupferpreise von heute , die Ausbeute, die jene Gruben bringen, eine sehr beträchtliche sein soll . Dass auch die südwestafrikanischen Kupfererzdepots , von denen dies noch nicht erwiesen ist, in irgend einer der oben genannten Formen im unterteufenden Tiefengestein fortsetzen, möchte ich schon deshalb als wahrscheinlich betrachten , weil dieses Fortsetzen eben das natürlichere wäre. An dem Reichtum vieler dieser Kupferlagerstätten kann, wenn auch ziffernmässige Nachweise nicht bekannt geworden sind, nicht gezweifelt werden. Dass sie zur Zeit guter Kupferpreise trotz ihrer Lage im wegelosen Lande den Bau gelohnt haben, geht aus den Berichten Knops hervor, und auch C. G. Büttner gibt einer schlechten Leitung allein die Schuld an dem Misserfolge der Walfisch-

r

nutzbare

en

Minerali

frika

in Deutsch -Südwesta

.

die Goldquarzgänge (Typus Australien -Kalifornien) können nicht als genügend bekannt betrachtet werden , vor allem weil in Anbetracht der auf ihnen zu erwartenden Art der Erzführung das Bekanntsein mit ihrem Verhalten an dem oder jenem Punkte der Ausbisse über Bauwürdigkeit oder Unbauwürdigkeit ebensowenig entscheidet, als bei den nur selten kontinuierlichere Erzmittel aufweisenden Kupfertypen, besonders denen, die wir in Verbindung mit Granatfels oder krystallinischem Kalk haben auftreten sehen. Dem Endurteil von Gürich kann ich mich nach alledem um so weniger anschliessen , als die im Nachsatze ausgesprochene Beschränkung der behaupteten Goldarmut auf das bereiste Gebiet die Wirkung des Vordersatzes : » >Wenn somit dem Goldbergbau in unserem Schutzgebiete überhaupt keine günstigen Aussichten zugesprochen werden können> 641957 Süsse Kartoffeln 5 127 729 Bushel 22 » 666 061 94 225 Tons Heu,kultiviert » » Prairieheu 226 163 > 1 223 174 Sorghum cane (ZuckerrohrD art) für Heu 1 117 807 197456 D Fässer D Zuckerrohr • 717016 41 237 )Syrup Sorghum cane 2 63484 Fässer für Syrup • I 049 139 BaumwollenD samen 621 954 Bushel 4353 678 Melonen Gartenprodukte Pfirsiche Aepfel Pflaumen Birnen Weintrauben

im Werte von 384 350 Dollars D 2 176 726 D » » D 1515756 D D » » 319115 » » 20 2 59 549 » D 30 34583 » D » 148 975

Ackerwirtschaftliche Produkte in den Händen des Produzenten und für den Familiengebrauch . Hausgeräte, den Wert von 250 Dollars nicht überschreitend . Eigentum , welches nicht unter Exekution verkauft werden darf:

Eine Heimstätte im Werte von 5000 Dollars, wenn in der Stadt gelegen , und 200 Acker mit Gebäuden auf dem Lande. Hausgeräte , Küchengeräte , Nahrungsmittel für Familiengebrauch , Handwerkszeug , Bücher und Instrumente , notwendig zur Ausübung eines Berufes, fünf Kühe, eine Flinte, zwei Pferde und ein Wagen, eine Kutsche , Sättel, Zügel, 20 Schafe und 20 Schweine. Auch kann Lohn für geleistete Dienste nicht mit Beschlag belegt werden .

Staatssteuern :

von

Die Wertsteuer beträgt 15 Cent von 100 Dollars 1892 ab. Hierzu kommen eine Wahlsteuer

von I Dollar für jeden Wahlberechtigten und verhältnismässig kleine Berufssteuern . Stadt- und Landschaftssteuern sind natürlich verschieden in verschiedenen Ortschaften . Wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, haben sich die Verhältnisse in Texas vielfach geändert, seitdem Dr. Ferd. Römer seine klassischen Werke über dieses schöne Land veröffentlicht hat.

Doch

wie damals so noch heute sollten seine Worte jungen Leuten zur Warnung dienen ¹ ) . >>Möchten sich doch in Zukunft junge Männer der gebildeten Stände, ehe sie den Entschluss fassen, nach Texas auszuwandern , recht bestimmt darüber klar werden, was sie dort zu erwarten haben . Möchten doch alle , welche nicht den festen Entschluss und die nötige Befähigung besitzen , um sich als Ackerbauer dort niederzulassen , nicht dorthin gehen , wo sie statt des geträumten Glückes nur Enttäuschungen und ein trauriges Ende finden werden .>Kuhranch « , häufig 100000 Acker umfassend , ist mit einem Drahtzaun (barbed wire fence) umgeben, innerhalb welchem die Rinder frei umherlaufen . Gefüttert wird das Vieh nicht . Lediglich auf kleineren Ranches , verbunden mit Ackerwirtschaft (stockfarms) , auf denen man veredeltes Vieh zieht , pflegt man während einer kurzen Zeit des Winters zu füttern . Für Kapitalisten , die mit den Landesverhältnissen gut vertraut sind , ist Texas ein ergiebiges Operationsfeld . Der gesetzliche Prozentsatz ist 8 % per annum, welcher bis zu 12 % bei Kontraktabschlüssen erhöht werden kann . Grosse Summen,

seiner ausgedehnten Küste verspricht in naher Zukunft einer der blühendsten Staaten der Union zu werden .

Geographische Mitteilungen. (Südwestafrikanische Inseln. ) Der Oranje River, auch wohl »der südafrikanische Murray>AuslandAlberto del despacho o despachado « ) sei ; ob Vespucci den Namen Alberico oder Almerigo oder Amerigo gehabt habe u. s. w. Dass der wahre Vorname des Florentiners Amerigo gewesen , glaubt der Unterzeichnete in seinen beiden Monographien Sul nome America« (I , 1886 ; II, 1890) ausser Zweifel gesetzt zu haben . Um jedoch jeden Zweifel zu heben und dem florentinischen Seemanne seinen wahren Namen endgültig zu sichern, genügt ¹ ) ein von Vespucci unterm 30. Dezember 1492 an den herzoglichen Kommissär Corradolo Stanga aus Sevilla gerichtetes Schreiben , denn hier unterzeichnet er sich als » Ser « Servitore --- »Amerigho Vespucci mercante fiorentino in Sybilia«. Es ist sonach von keiner Namensumwandelung Alberto in Amerigo oder Despacho in Vespucci die Rede. 1) Vgl. einen Aufsatz von Govi ( Atti della R. Accademia dei Lincei , Rom 1888, S. 299 ff. ) .

576

Litteratur .

Was den zweiten Punkt anlangt, dass nämlich die Berichte Vespuccis aus den Reiseberichten des Colon und Pinzon abgeschrieben seien , so genügt es , darauf hinzuweisen , dass entgegen den Ausführungen des Autors - jener Brief an Lorenzo di Pier Francesco de' Medici , worin Amerigo von seiner dritten Reise , der ersten an Bord eines portugiesischen Schiffes gemachten , erzählt , in den ersten Monaten des Jahres 1503 niedergeschrieben wurde , ein Jahr vor dem Erscheinen des famosen » Libretto de tutta le navigatione de re di Spagna , de le isole et terreni novamente trovati « , welches Albertino Vercellese von Lisona im April 1504 zu Venedig herausgab. Allerdings wäre , wie Lambert bemerkt , die erste Veröffentlichung der von Alberto Vespucci von Lisbona (sic !) unternommenen Reise einige Monate älter als jenes » Libretto> Editio princeps die Ausgabe des Johann Otmar in Augsburg , während dieser in Wahrheit eine Pariser Ausgabe von Jean Lambert vorherging , die entweder bereits 1503 oder doch sicher vor dem Erscheinen des » Libretto erfolgte. Es ist mithin unmöglich , dass sich Vespucci irgendwelcher Bestandteile dieser letztgenannten Sammlung bedient haben sollte , um sein auf die dritte Reise bezügliches Sendschreiben an Medici herauszuputzen. Man muss mit aller Entschiedenheit diesen Punkt betonen, wie denn auch sachlich jener Brief von 1503 , welcher uns mit dem wahren Namen des florentinischen Seefahrers bekannt macht , denjenigen des grossen genuesischen Seehelden an Bedeutung übertrifft ¹). Nachdem ich so die Grundlosigkeit der gegen Amerigo erhobenen Plagiats-Beschuldigung dargethan , soweit sich dieselbe auf dessen dritte Reise bezog , ist es kaum mehr für mich erforderlich, mich mit dem viel besprochenen Berichte an Piero Soderini zu befassen, in welchem folgeweise der vier Reisen, der zwei unter spanischer und der zwei unter portugiesischer Flagge ausgeführten, gedacht wird. Ich begnüge mich mit der Bemerkung, dass jenes lange Schreiben am 4. September 1504 , also nur vier Monate nach der Publikation des » Libretto , abgeschlossen ward , und dass Vespucci , der sich damals in Lissabon aufhielt , ganz unmöglich in der Lage war, für seinen eigenen Reisebericht aus dem Inhalte genannten wichtigen Schriftstückes irgendwelchen Nutzen zu ziehen. Ja , man kann nicht einmal sagen , dass für Vespucci irgendwelchen Wert gehabt hätte Colons Schreiben aus Jamaika vom 7. Juli 1503 , welches gemeinhin unter der Bezeichnung » Lettera rarissima bekannt ist , da es durch die Obsorge des Costanzo Bayuera am 7. Mai 1505 zu Venedig aus der Druckerei des Simon Lovere hervorging, und da ferner über das Datum des 4. September 1504 kein Zweifel bestehen kann , weil dieses durch die ebenfalls sehr seltene Lettera di Amerigo Vespucci delle Isole nuovamente trovate in quattro suoi viaggi « 2 ) bezeugt wird. Gewissermaassen als Anhang zu seiner Arbeit veröffentlicht Lambert viele geschichtliche Berichtigungen ( >> Rectificaciones históricas ) , worin die Relationen des Columbus mit denen des Vespucci verglichen werden. Dieselben sind interessant und dokumentieren die geduldige und scharfsinnige Forscherthätigkeit Lamberts , aber sehr zwingend sind sie nicht. Welcher Zusammenhang besteht z. B. zwischen den Worten Colons Partí en nombre de la Santissima Trinidad , Miércoles 30 de Majo ( 1498) de la Villa de San Lucar . 3 ) und denjenigen des Vespucci Saliendo, pues, del puerto de Lisboa con tres naves de conserva el dia 10 de Mayo de 15014 ) ; welcher zwischen Colons Versicherung, dass am 19. September 1492 die Nacht 14 Stunden dauerte "), und jener des Amerigo , dass die Dauer 1) Vgl . S. Ruge (Die Entdeckungsgeschichte der Neuen Welt, S. 124) : Während der einzige von Columbus bekannt gewordene Brief nur von Inseln zu berichten wusste , betont Vespucci die grosse Ausdehnung des neu entdeckten Erdteiles , der wohl eine neue Welt genannt zu werden verdiente." 2) Von diesem Traktate wurde bald eine französische Uebersetzung veranstaltet, und diese diente sodann wiederum als Vorlage für die lateinische Ausgabe , welche Waldseemüller 1507 unter der Aufschrift Quattuor Navigationes erscheinen liess. 3) Navarrete , I, S. 394 der zweiten Auflage. 4) Ebenda, III, S. 267 . 5) Ebenda, I, S. 248.

der Nacht 15 Stunden betrug ¹ ) ? Gewisse rein numerische Beziehungen genügen für Lambert , um den florentinischen Nautiker einer Irrung zu zeihen ; so z. B. die Angabe des letzteren , er habe 700 Leguen , d. h. das Doppelte des von Colombo gemachten Weges, zurückgelegt. Gleicherweise soll Vespucci als Plagiator dastehen, wenn er sagt 2) : » Trovammo in questa costa che le correntî del mare erano di tanta forza che non ci lasciavano navigare « , und zwar einfach deshalb, weil auch Columbus in seiner Beschreibung der dritten Reise von einer wilden Flut erzählt , die so hoch als das Schiff ging ³) . Mir scheint , dass man kraft der kritischen Methode , welche Lambert anwendet, ohne Schwierigkeit die Unwahrheit zahlreicher Reiseberichte nachweisen könnte , zumal wenn es sich um Seefahrten handelt , welche unter ziemlich übereinstimmenden örtlichen und klimatischen Bedingungen stattgefunden hatten. Ueber den Ursprung des Namens »Amerika spricht sich Lambert (Rectificaciones , S. 21 ) , wie folgt , aus : » Acabando el estudio , por resultado da à conocer incontestablemente que el nombre de América es indigena y tiene su origen en el nombre de provincia de Maracapana 6 tierra de Maraca 6 Amaracapana segùn Humboldt ó Ameriocapana y America etc. segùn Raleigh y otros , ó de la tierra de Itimarca. Da empfiehlt es sich denn, an eine andere Schrift eben von Herrn Lambert zu erinnern (»Discovery of the Origin of the Name of America « , 1888), worin der Autor, auf A. v. Humboldts Autorität sich stützend , bemerkt , dass die erste spanische Ansiedelung im transatlantischen Kontinente, zugleich mit Cumana und Cubagua Hauptsitz des Negersklavenhandels , Amaracapana genannt worden sei. Nun fand aber ein solcher Handel, obschon allerdings ziemlich frühzeitig mit ihm auf amerikanischem Gebiete begonnen ward, sicher nicht vor dem Jahre 1507 statt, in welchem Waldseemüller der Neuen Welt den Namen des florentinischen Entdeckers beizulegen vorschlug , und so sollte doch diese eine Erwägung schon zureichen, um die von Lambert so warm verteidigte Hypothese für die Entstehung des Wortes »Amerika als haltlos zu erkennen. Allein man kann noch weitere Belege beibringen. Sowohl im Reiseberichte des Alonso de Hojeda , wie auch in den annähernd gleichzeitigen Schilderungen der Reisen des Alonso Niño und des Cristóbal Guerra trägt der in Rede stehende Teil der Küste Südamerikas nicht den Namen Ameracapana , sondern Marecapana ) , und unter der nämlichen Form begegnet man ihm wieder in verschiedenen kartographischen Dokumenten des 16. Jahrhunderts. Desgleichen ist auf dem Globus des Eufrosinus Ulpius ( 1542) das Küstenland zwischen Cumana und Paria mit >>Maracapana . verzeichnet , und nicht minder kennt es als solches Peter Martyr d'Anghiera " ) . In seiner kurzen Besprechung 6) von Pinarts Note » De l'origine du nom d'Amérique « , in welch letzterer der französische Geograph die Ableitung des Namens der Neuen Welt von einer Oertlichkeit Ameracapana aufrecht erhält , welche in den ersten Zeiten der Erwerbung stetige Beziehungen zum Hauptorte des spanischen Kolonialreiches (San Domingo) gepflogen habe , äussert S. Ruge zutreffend : » Man kennt die Umwandelung von , alopex' in , Fuchs ' « . Mit diesen Worten beschliesst auch der Unterzeichnete seine Besprechung der neuen Lambertschen Studie , indem er nicht umhin kann , es zu beklagen, dass der Autor eine so stattliche Gelehrsamkeit und so viel Scharfsinn daran gesetzt hat , um eine Behauptung zu erhärten , welche fortan wohl keinen Vertreter mehr in der geschichtlich-geographischen Kritik finden dürfte. Casale (Piemont). Luigi Hugues. 1) Varnhagen , Amerigo Vespucci , S. 60. 2) Ebenda, S. 50. 3) Navarrete , I , S. 398. 4) Herrera , I, S. 82 ff.; Navarrete , III , S. 12. 5) Schumacher, Petrus Martyr, S. 124. 6) Petermanns Geograph . Mitteilungen 1893 , S. 13 des Litteraturberichtes . Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift

für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER.

Jahrgang 66, Nr . 37 .

Stuttgart, 16. September 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7. Zu beziehen durch die Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Die Schwerkraft in den Ostalpen , in den Karpathen und in der ungarischen Tiefebene . Von Emanuel Czuber (Wien). S. 577. - 2. Afrikanische Nachrichten. (April -Juni .) Von Brix Förster (München). ( Fortsetzung.) S. 579. — 3. Ethnologische Studie über Name und Namengebung. Von Karl Friedrichs (Kiel) . (Fortsetzung.) S. 583. — - 4. Der Völkergeist in den geographischen Namen . Von J. J. Egli (Zürich) . (Fortsetzung. ) S. 585. -- 5. Orientalische Kunstweberei. Von W. Kellner (Gera). S. 587. - 6. Geographische Mitteilungen. (Weiteres über ten Kates Reisen ; Lumholtz' Reisen in Nordmexiko.) S. 589. 7. Litteratur. (Jannet-Kämpfe ; Baedeker ; Böckh ; Jäger ; Möller ; v. Seebach ; Hansgirg.) S. 590.

Die Schwerkraft in den Ostalpen, in den Karpathen

zugesprochen hat ;

dann

aber ist durch

die mit

äusserster Sorgfalt ausgeführten relativen Bestimmungen das Verhältnis der Schwerkräfte in den ein-

und in der ungarischen Tiefebene.

Von Emanuel Czuber (Wien). Den Untersuchungen über die Verteilung der Schwerkraft in den tiroler Alpen , einem Teil der bayerischen Hochebene und der lombardisch-venetianischen Tiefebene, welche v. Sterneck im Jahre 1891 ausgeführt hat und über deren Ergebnisse in diesen Blättern ¹ ) berichtet worden ist, sind im Vorjahre mehrere beträchtliche Arbeiten ähnlicher Art angereiht worden 2 ) ; dadurch ist die Summe wissenschaftlich festgestellter Thatsachen , auf welche in vielleicht nicht ferner Zukunft wichtige Schlüsse über die physikalische Beschaffenheit der Erdrinde sich . aufbauen werden , in erheblicher Weise vermehrt worden. Der Dank dafür gebührt in erster Reihe dem regen Arbeitseifer Oberstlieutenant v. Sternecks, nicht minder auch dem fördernden Entgegenkommen der ihm vorgesetzten Behörden . Es sind im Vorjahre drei Operationen ausgeführt worden. Die erste verfolgte den Zweck, Wien durch relative Schwerebestimmungen mit weiteren Stationen zu verbinden, für welche absolute Bestimmungen vorhanden sind, in der Absicht, für diesen Ort, der bei Sternecks Messungen als Referenzstation dient,

eine genauere Bestimmung der Schwerkraft zu erlangen. Wenn dieses Ziel auch nicht erreicht worden , das Resultat vielmehr in gewissem Sinne ein negatives ist, so war die aufgewendete Arbeit doch keine vergebliche ; sie hat zunächst gezeigt, dass die vorhandenen absoluten Bestimmungen der Schwere nicht jene Zuverlässigkeit bieten, welche man ihnen bisher 1) Ausland 1892 , Nr. 43 . 2) Mitteilungen des k. k. Militär-geograph. Institutes « , Bd . XII.

Ausland 1893 , Nr. 37.

bezogenen Stationen festgestellt, und sobald einmal für eine derselben mit allen jetzt zu Gebote stehenden Mitteln die absolute Messung der Erdschwere vollzogen sein wird , ist sie indirekt auch für die Die von Sterneck gewählten Stationen waren : Berlin, Gebäude der Normalaichungskommission, nach Angabe Foersters dieselbe Stelle, an welcher Bessel 1835 in dem früher bestandenen magnetischen Observatorium die absolute Bestimmung vorgenommen hat ; Potsdam, Pendelsaal des anderen geleistet.

Königl . Geodätischen Institutes, wo in nächster Zukunft eine absolute Messung mit allen modernen Hilfsmitteln ausgeführt werden wird ; Hamburg, Deutsche Seewarte, wo Mahlke 1891 eine absolute Bestimmung vorgenommen hat , während solche für die 2 km östlich gelegene Sternwarte Altona aus den Jahren 1820 und 1869 von Sabine und Peters vorliegen. Da mittlerweile durch relative Messungen mit dem Sterneckschen Pendelapparat durch Lorenzoni Padua mit Paris, durch Messerschmitt Bern , Genf und Zürich untereinander und durch voraufgehende Beobachtungen mit Wien , Milit .- Geogr. Institut, verbunden worden waren, so konnte nun für letzteren Ort die Schwerkraft aus 16 verschiedenen absoluten Bestimmungen abgeleitet werden . Die gewonnenen Einzelwerte bilden aber eine Reihe von nicht unbeträchtlichem Intervall : die Länge des Sekundenpendels der Ausgangsstation variiert zwischen 993,745 und 993,842 mm. An eine Mittelbildung ist aus mehrfachen Gründen nicht zu denken ; Sterneck vermutet bei den meisten bisherigen Absolutmessungen systematische Fehler und bleibt, schon um der Gleichförmigkeit der Resultate willen, die er aus seinen Beobachtungen ableitet, bei dem 1891 aus München und Wien, Türkenschanze, erschlossenen 73

t

578

Die Schwerkraf

n

n in den Ostalpen , in den Karpathe und in der ungarische

Tiefebene .

Werte 993,836 mm. Für die Verlässlichkeit der | gleich ― 0,075 m , und da ihr sphäroidischer An0,054 m ausmacht¹ ) , so drücken sich die teil — relativen Bestimmungen mit dem Sterneckschen Störungen der Schwerkraft in dem geringen Betrage Apparat ergab sich neuerdings eine schöne Bestäti0,021 m aus. Die von dem Einfluss der von gung , die zugleich unwiderleglich nachweist , dass Meeres das dem bei niveau überragenden Massen befreiten und die auffallende Diskrepanz , die sich 1891 auf dieses Niveau reduzierten Schwerkräfte führen Anschlusse an Padua herausstellte , nur in der absoluten Messung Lorenzonis von 1886 zu suchen

zu Resultaten , welche mit den in den tiroler Alpen

ist : 1891 fand Sterneck mit seinem Apparat für Padua-Wien , Türkenschanze , den Unterschied der

gefundenen in gutem Einklange stehen . Wieder ist unter dem Alpenmassiv ein Defekt angedeutet , der

Schwingungszeiten zu 0,0000501 Sek .; 1892 ergab sich mit einem neuen für die Königl . Ital. Geodätische Kommission bestimmten Apparate der näm-

südlich von Graz und nördlich vom Semmering allmählich in einen Massenexcess übergeht ; letzterer erreicht dort, wo die Linien der zweiten Operation sich kreuzen , seine grösste Mächtigkeit , die jedoch nach Osten hin noch weiter zunimmt und am Neu-

liche Unterschied , während sich mit Rücksicht auf die etwas abweichende Schwingungsdauer der Pendel des neuen Apparates hätte 0,0000505 ergeben sollen ; man kann also sagen , dass trotz der veränderten Umstände fast völlig sich deckende Resultate zustande gekommen sind. Die zweite Operation betraf zwei südlich von Wien fast rechtwinklig sich schneidende Linien , deren erste von 240 km Länge auf dem bei Gleichenberg in Steiermark gelegenen Hochstradenkogel beginnend dem Mur- und Mürzthal folgt, den Semmering überschreitet , das Wiener Tertiärbecken durchschneidet und nördlich von Wien mit der astro-

siedlersee den höchsten Betrag erreicht , den Sterneck bei seinen Beobachtungen bisher angetroffen hat : einer Platte von 1000 m Dicke, von 2,5 Dichte, im Meeresniveau entspricht hier der Ueberschuss der beobachteten Schwere über die normale . Eigentümlich sind die Ergebnisse, welche aus der dritten Operation gefolgert worden sind ; sie deuten darauf hin , dass die galizische Hochebene, die ungarische Tiefebene und das siebenbürgische Hochland einem weit ausgedehnten Störungsgebiete

Von sehr beträchtlicher Ausdehnung ist das Ge-

der Schwerkraft angehören , in welchem die Wirkungen der Gebirge nur in geringem Maasse zur Geltung kommen . So ergab sich die Reduktion , welche an dem Nivellement Lemberg - Grosswardein vermöge des wirklichen Verlaufs der Schwere anzubringen ist, mit +0,015 m , und da sich der sphäroidische Anteil gleich 0,054 m herausstellt , so sind die Störungen der Schwerkraft mit dem Betrage von - 0,039 m beteiligt, welcher, obwohl an sich klein , doch erheblich grösser ist als jener auf

biet der dritten Operation, welche Sterneck selbst unter Mitwirkung seines Sohnes und Hauptmann Krifkas ausgeführt hat. Auf 27 Stationen der 300 km

der Linie München - Mantua ( 0,018) , in deren Zuge die hohen tiroler Alpen gelegen sind. Die reduzierten Schwerkräfte weisen unter der ungarischen

langen Linie , die , von Lemberg ausgehend , in der Richtung Stryj-Munkács die Karpathen übersetzt und in der nordungarischen Ebene bis Nyiregyháza sich hinzieht, und auf 37 Stationen der 540 km langen Linie Dobschau - Nyiregyháza - Grosswardein - Maros-

Ebene und dem siebenbürgischen Hochlande auf einen Massenexcess von wechselnder , namentlich unter den Niederungen der Theiss , des Berettyóund des Körösflusses, ansehnlicher Mächtigkeit hin, so dass Sterneck auf die Vermutung geführt wird,

vásárhely , welche, im ungarischen Erzgebirge ent-

es hänge der Lauf der Flüsse mit den Schwereverhältnissen in irgend einer Weise zusammen. Die galizische Hochebene zeigt dagegen mit der bayerischen ein ähnliches Verhalten , indem sich unterhalb derselben ein Massendefekt herausstellt, der weit unter die Karpathen reicht. Die Zahlen, welche sich für die Mächtigkeit der idealen Störungsschichten auf dem von Sterneck

nomischen Station Herrmannskogel endet ; die zweite von 70 km Länge zieht sich vom Neusiedlersee, das Leithagebirge überschreitend, bis zum höchsten Gipfel des Wienerwaldes, dem Schöpfl. Auf beiden Linien zusammen wurden 35 Stationen erledigt, und zwar zum grössten Teil durch Sternecks langjährigen Mitarbeiter Hauptmann Křifka und den Linienschiffslieutenant v. Koráb.

springend, durch die ungarische Ebene ins siebenbürgische Hochland sich erstreckt, wurden relative Schwerebestimmungen vorgenommen . Wenn Wenn die 64 Stationen in 42 Tagen erledigt werden konnten , so zeugt dies nicht allein für die Geschicklichkeit der Beobachter, sondern auch für die vorzügliche Ausbildung des ganzen Verfahrens . Die wissenschaftliche Verwertung der Ergebnisse geschah genau in derselben Weise, welche wir in unserem oben angezogenen Berichte des Vorjahres auseinandergesetzt haben. Es erübrigt daher nur , die Resultate in Kürze mitzuteilen . Von Interesse war es zunächst , zu erfahren , welchen Einfluss der thatsächliche Verlauf der Schwere auf das die Ostalpen überschreitende Nivellement ausübt ; die bezügliche Reduktion ergab sich

eingeschlagenen Wege ergeben, haben, wie er selbst ausdrücklich bemerkt, keinen definitiven Charakter ; sie leisten nur den guten Dienst , dass sie die thatsächlich vorhandenen Schwankungen der Schwerkraft in augenfälliger Weise zur Darstellung bringen ; noch fehlt ein sicheres » Niveau « , auf welches die Schwankungen zu beziehen wären . Denn einerseits

1) »Ausland

1892 , Nr. 13.

Afrikanische Nachrichten. 579 kann der absolute Wert der Schwere für die Referenz- | Franç. « , 1893 , Juni , mit einer Kartenskizze) , dem station Wien , Militär- Geograph. Institut , nicht als gesichert angesehen werden ; andererseits liegt eine gewisse Willkür darin , wenn man die nach Helmerts empirischer Formel gerechneten Schwerkräfte als >>normal >Société des études coloniales et maritimes« ( »Mouv. geogr. « vom 2. April 1893 ) eine anschauliche und

7 ° 42′) der Gribingui ( ein Quellfluss des Schari) bei der Biegung seines Laufes aus ostwestlicher nach südnördlicher Richtung überschritten , sein rechtes

sehr interessante Schilderung des Landes zwischen

Ufer bis Mandjatesse (8 ° 39′ nördl. Br. ) verfolgt und, ihn hier übersetzend, die Abschwenkung nach

dem Ubangi und der Wasserscheide des Schari entworfen. Ueberraschend wirkt

so sagt er

die Frucht-

barkeit des Bodens einerseits und andererseits die

Nordwesten und Westen begonnen . In dieser Gegend treffen wir zum erstenmal auf einen durch Nach-

geringe Anzahl bebauter Flächen. Vorherrschend ist das Savannengras , das als wildes Getreide Mil-

tigal angedeuteten Namen : es ist der Stamm der Rutu , welchen Maistre als Stamm der Areta bezeichnet. Vor Dai stiess man auf den von Süden

lionen von Vögeln und Vierfüsslern als Nahrung dient. Wo die spärlich verbreiteten Eingeborenen

nach Norden fliessenden Sara ( 18º östl . L. v. G.). Von Dai im Lande der Sara war man bestrebt,

sich angesiedelt haben, bebauen sie mit Sorgfalt und Verständnis ihre Felder, welche sie durch geschickten Fruchtwechsel von Sesam, Bataten u. s. w. und durch

Nachtigals Route bei Gundi und Palem zu erreichen . Hier fand im November die Begegnung mit einem Beamten des Sultans von Baghirmi statt, mit dem man sich gut auf arabisch verständigen konnte . Die freundliche Einladung, nach Massenja, der Hauptstadt Baghirmis , die Weiterreise fortzusetzen, war äusserst verlockend; allein bei dem rapi-

Ausjäten des Unkrauts produktionsfähig erhalten . Sie pflanzen auch Baumwolle und verarbeiten sie zu festen Geweben. Obwohl sie niemals vorher mit Europäern in Verkehr getreten waren , kennen sie doch den Tabak, säen und ernten ihn . Dybowski ereifert sich mit Recht gegen jene sensationssüchtigen Afrikareisenden, denen es nur darauf ankommt, möglichst lange und deshalb schmale Strecken des unbekannten Landes flüchtig zu durchwandern .

Von

viel grösserem Nutzen wäre es , Männer mit dem ausdrücklichen Auftrag auszuschicken , jene unerforschten Gegenden auf ihre Kulturfähigkeit zu prüfen und praktisch verwertbare Beobachtungen der Heimat zu liefern . Ueber Maistres höchst wichtige und erfolgreiche Expedition vom Ubangi zum Schari und Benuë besitzen wir jetzt seinen eigenhändigen Bericht an das Comité de l'Afrique Française ( » L'Afr.

1) D Ausland

1893 , S. 382.

den Schwinden der Vorräte mussten alle Kräfte aufgeboten werden , um möglichst rasch nach Jola zu gelangen , wo man sichere Aushilfe durch die englische Niger Company erwarten konnte. Maistre ging daher ungesäumt von Dai nach Westen , nach Lai , überschritt hier am 23. November den Logone, gelangte südlich der Tuburi- Sümpfe und des Majokebbi und ungefähr parallel dem 9. ° südl . Br. bei Gurua an den Benuë und am 29. Januar 1893 nach Jola. Von hier schlug er den Landweg über Kontscha nach Ibi am Benuë ein und erreichte zu Schiff die Mündung des Niger bei Akassa am 23. März 1893 . Die Zahl seiner Begleiter hatte sich um 49 Eingeborene und Senegalesen vermindert . Betrachten wir nun die geographischen Resultate. Die Hydrographie , welche Nachtigals Erkundi-

580

Afrikanische Nachrichten .

gungen über die Quellflüsse des Schari uns über-

Maistre an dieser Stelle , nur 250 km von der

liefert , erleidet einige wesentliche Veränderungen . Nach Maistre setzt sich der Oberlauf des Schari vom 9. ° 30' nördl . Br. aufwärts aus drei Flüssen

Station am Kemo entfernt, ein französisches Dampfboot vom Stapel laufen und den Schari hinabfahren bis in den Tsad-See !

zusammen, deren Quellgebiet auf der Wasserscheide

Die Völkerschaften ,

mit denen

man in

Be-

des Schari und Ubangi zwischen dem 6. und 7. ° nördl . Br. | rührung gekommen , reihen sich aneinander von Süd liegt. Der westlichste Zufluss ist der Sara ; er strömt nach Nord und West , wie folgt. Die friedlichen von Süden nach Norden , über Dai , ungefähr parallel Togbo ; die Ndri , welche nach Südwesten bis zum dem 18. östl. L. v. G. Er entspricht ziemlich genau dem Bahar Kuti Nachtigals , aber erst vom 7.0° 30' nördl . Br. an . Der Gribingui entspringt im Osten vermutlich unter 7 ° nördl. Br. und 20 ° östl . L. v. G. als der Kukuru Dybowskis (vgl. »Ausland « 1893 , S. 292) . Er wendet sich bei Jagussa ( 19 ° 20'östl. L. v. G.) nach Norden und vereinigt sich unter 8 ° 40 ′ nördl . Br ., nahezu an derselben Stelle , wo auf Perthes Karte der Zusammenfluss des Bahar el Asrek und Abiad angegeben ist, mit dem Mingui, welcher als dritter Quellfluss des Schari ebenfalls einen ostwestlichen Lauf (längs des 8. ° nördl . Br. ) bis zur Mündung in den Gribingui wahrscheinlich besitzt. Der Gribingui kann bis zu seiner Biegung nach Norden mit dem Oberlauf des Bahar Kuti (aber nur 0 bis zum 19. östl . L. v. G. auf den bisherigen Karten) , der Mingui sehr gut mit dem Bahar el Asrek identifiziert werden.

Ein ständiger Zusammenhang durch fliessendes Gewässer zwischen dem oberen Schari (im Lande der Sara) und dem oberen Logone bei Lai existiert nicht , wohl aber, wie Maistre von den Eingeborenen erfahren , ein vorübergehender bei Eintritt grosser Ueberschwemmungen . Auf dem Wege von Lai nach Gurua traf Maistre auf ein kleines , nach Norden abfliessendes Wasser ; er ist geneigt, dieses als Quelle des Majo Kebbi anzusehen, um so mehr, da nach Aussage der dortigen Bewohner der Majo Kebbi aus den Tuburi-Sümpfen nicht fliesst, was ausserdem schon Macdonald auf seiner Benuë-Reise 1889 festgestellt hat (» Proc. R. G. Soc. 1891 , S. 475 , mit Karte) .

Sanga sich ausbreiten , durch ein 100 km breites, wüstes Gebiet von den Völkern im Norden abgeschnitten ; der kriegerische und zahlreiche Stamm der Mandja ; die sanftmütigen Wiawia und Awaka ; die Aretu (oder Rutu ?) und Akangu zwischen Gribingui und Mingui mit einer Sprache, die keiner der vom Kemo mitgenommenen Eingeborenen verdolmetschen. konnte ; das mächtige kriegerische Volk der Sara, welches sich in der Umgegend von Dai dem Sultan von Baghirmi unterworfen, tiefer im Süden aber mit Tapferkeit und Erfolg das Vordringen der Muselmänner bekämpft ; die Gaberi in der Nachbarschaft von Lai, welche ihre Unabhängigkeit gegen Baghirmi tapfer verteidigen , aber unter dem Einflusse der Civilisation des mittleren Sudân stehen. Nehmen wir an ,

dass weder Maistre noch

Dybowski übertrieben haben , so liegen auf der Wasserscheide des Ubangi , zwischen dem 6. ° und 8. nördl . Br. , zwei merkwürdig kontrastierende Landstriche dicht nebeneinander : im Westen Savannenwüsten und Moräste, im Osten üppiges Kulturland ; im Westen Völkerstämme, welche weiter im Norden jede Beziehung untereinander verloren haben bis zur Unverständlichkeit der Sprache , und welche gegen das Vordringen des mohammedanischen Elementes eine unüberschreitbare Schranke schon vom 9.º nördl . Br. bilden ; im Osten dagegen eine Bevölkerung, welche bei dem mannigfaltigsten Verkehr unter sich das Hereinströmen arabischer Mischlinge fast bis zum 6. nördl. Br. ermöglicht. Sichere Schlüsse auf die Ursache der auffallenden Verschiedenheit lassen sich noch nicht machen ; vorläufig mag man als

Das durchzogene, unerforschte Land ist reizlos

solche die grössere Energie der Bewohner von Wadai

bis zum Verzweifeln ; auf trostlose Savannen folgen endlose sumpfige Strecken und man freute sich , im Lande der Sara wenigstens trockenen , wenn auch tief sandigen Boden unter die Füsse zu bekommen . Kaum bemerkbar ist der Anstieg zur Wasserscheide und die Senkung derselben nach Norden.

und die äusserst fruchtbare Beschaffenheit der östlichen Gegenden annehmen. Der Völkerverkehr folgt hier nicht dem Lauf der Flüsse , sondern überquert sie. Brazza setzt , unbekümmert um den deutschfranzösischen Grenzvertrag, seine Bemühungen fort,

Um dieses Land, südlich von Baghirmi, brauchen

in das Hinterland von Kamerun einzubrechen und

wir also die glücklichen Franzosen nicht zu beneiden. Nur das eine muss konstatiert werden, dass zwischen

Verbindungen mit Adamaua herzustellen . Im Juli 1892 hat er sich selbst von Bania am Sanga ( oder Mam-

dem Gribingui und Logone der Reichtum an Elefanten sehr bedeutend ist . Wenn die Franzosen in diesen Gegenden sich festsetzen , so können sie es nur in

bere) aus nach Gasa (etwa 14 ° 30 ' östl. L. v. Gr.) zu dem Häuptling Abu ben Aissa , einem Unterthan des Sultans von Ngaundere, begeben und dort

der Absicht thun, hier eine günstige Haltstation für den Verkehr zwischen dem Ubangi und Baghirmi zu gewinnen. Maistre hat die Lage des richtigen Stützpunktes herausgefunden : es ist Jagusso (7 ° 20′ nördl . Br. ) , wo die Schiffbarkeit des Gribingui beginnt. Mit kühnem Vertrauen in die Zukunft sieht

einen Posten unter Goujon zurückgelassen. Ponel schickte er Anfang 1893 zum Sultan von Ngaundere. Insofern sind die früheren Nachrichten zu korrigieren (vgl. » Ausland «< , 1893 , S. 70 ) . Geographisch interessant ist die Probe , die er mit der Schiffbarkeit des Mambere stromaufwärts angestellt.

Afrikanische Nachrichten. 581 Er liess im Oktober 1892 den Dampfer >» Courbet «< | mächtigste Häuptling gefallen war, Mitte Februar 1893 über die Stromschnellen bei Bania bringen und dieser Njangwe besetzt. Verstärkungen unter Lieutenant konnte als fernsten Punkt 5 ° 7 ′ nördl . Br. und Chaltin und Tobbak (abmarschiert am 8. März 15 ° 48 ′ östl . L. v. Gr. bei Bubua erreichen . Doch wurde konstatiert , dass der Mambere nur in den

von der Mündung des Aruwimi) vereinigten sich , nachdem sie am 15. Mai einen glänzenden Sieg bei

Monaten August , September und Oktober befahrbar sei. Der Vollständigkeit wegen sei auch der verunglückten Expedition des Duc d'Uzès , welcher auf

den Stanley-Fällen errungen, mit dem Kapitän Ponthier und später mit dem Hauptkorps in Njangwe, um zum entscheidenden Angriff gegen die Araber am Westufer des Tanganjika vorzugehen . Hier war

der Heimreise im Juni 1893 in Kabinda (nördlich der Kongo - Mündung) gestorben ist, Erwähnung gethan . Sie ist die langsamste von allen neueren

übrigens Kapitän Jacques nicht unthätig geblieben ; er machte einen Ausfall von Mpala aus und trieb den Feind über den Lukuga zurück . Ausserdem

Forschungsunternehmungen .

rückt zu und zwar verlassen Van

Im April 1892 von Marseille abgegangen , kam sie erst im August an den Stanley Pool . Von hier gedachte sie über die

Stanley-Fälle nach dem Seengebiete vorzudringen . Durch den Araberaufstand am oberen Kongo von diesem Vorhaben zurückgeschreckt , ging sie den Ubangi hinauf und vereinigte sich ungefähr im Dezember 1892 mit der Expedition Liotard östlich von Diukua Mossua, um die Mörder des Franzosen Poumayrac zu bestrafen. Das gelang ihr auch, und das ist ihr einziges Resultat . Der Kongo-Staat liegt mit Frankreich in heftigen , diplomatischen Grenzstreitigkeiten . Als

bekannt wurde, dass die Belgier mit dem Häuptling Bangasso am Mbomu (rechtseitiger Nebenfluss des Ubangi) einen Vertrag abgeschlossen , protestierte die französische Regierung auf das eifrigste dagegen unter Berufung auf den Vertrag vom 29. April 1887 , wonach der Thalweg des Ubangi die Grenze bilden sollte. Da man aber damals noch nicht den Ober-

seiner Hilfe Descamps allmählich heran von Osten ; dieser hatte Mitte April Belgien und sich nach dem Zambesi eingeschifft. Kerkhovens grossartig angelegter Kriegs-

zug nach dem oberen Nil scheint vollkommen gescheitert zu sein. Noch fehlen genauere Nachrichten ; die letzten Briefe datieren vom 12. Februar und 1. April 1892. Fest steht nur, dass er umgekommen ist. Im Herbst 1890 war er von Ibembo am Rubi, welcher nördlich vom Aruwimi in den Kongo mündet , mit 13 Offizieren und etwa 3000 Mann abmarschiert und hatte aller Wahrscheinlichkeit nach Wadelai oder Lado im Juli 1892 erreicht. Hier soll er eine antimahdistische Erhebung unter Emir Abugingeh benutzt haben , um einen Vorstoss nach Norden zu unternehmen . Als dieser missglückte , war er gezwungen, schleunigst Wadelai zu räumen ; er fiel in einem der Rückzugsgefechte . Mehr wissen wir zur Zeit nicht von seinem Schicksale.

lauf des Ubangi, seine Identität mit dem Uelle kannte ,

Das Interessanteste , das im letzten Vierteljahr aus dem Kongo- Staat verlautete, sind die genaueren

so erklärt jetzt der Kongo-Staat jenen Vertrag für veraltet und hat , um eine günstige Basis für neue Unterhandlungen zu schaffen , einstweilen seine Macht

Berichte über die Expeditionen von Delcommune und Bia - Franqui ( vgl . » Mouv . géogr. « vom 16. , 19. April und 14. Mai 1893 ) . Delcommunes .

bis

Man

Route vom Lomami durch Katanga bis zum Tan-

kann auch mit geographischer Berechtigung den Satz aufstellen : der Thalweg des oberen Ubangi ist der

ganjika wurde bereits in Nr. 5 des » Ausland « , 1893 , S. 71 , mitgeteilt . Von Mpala am Tanganjika marschierte er am 6. Oktober 1892 ab quer durch das Land, bis er bei Makalumbi auf den Lukuga stiess. Bis zu diesem Punkt war der Abfluss des Lukuga aus dem Tanganjika schon 1878 von Thomson verfolgt worden. Delcommune setzte seine Reise am linken Ufer fort und erreichte am 14. November

in die Gebiete Bangassos ausgedehnt.

Mbomu ; denn dieser scheint dem Uelle mindestens gleichwertig zu sein. Uebrigens sind gegenwärtig alle diplomatischen Erörterungen von den erbosten Franzosen abgebrochen worden.

Kongo - Staat. Ausfuhr ) 1892 :

Elfenbein Kautschuk Palmnüsse . Andere Produkte In Summa

2 900 000 Mk. 500 000 D 900 000 D 90 000 D 4 390 000 Mk.

Einfuhr (vom 9. Mai bis 31. Dezember) : 4543 000 Mk.

den Einfluss in den Lualaba ungefähr da , wo auf unseren Karten der Landschi-See eingetragen ist, nur um etwa einen Längengrad weiter westlich . Von einem See war nichts zu sehen . Ein Abstecher nach Süden , 100 km weit , führte zur Vereinigung

Mit den Arabern am oberen Kongo haben die Belgier jetzt gründlich aufgeräumt. Lieutenant Dhanis hat, nachdem von einem Detachement unter Lieutenant

des Lualaba mit dem Luapula bei Ankoro , welche bei 6 ° 30′ südl . Br . und 27 ° östl. L. v. Gr. liegt, also etwas weiter südlich und westlich , als bisher angenommen wurde. Delcommune hätte gerne

Wouters Muini Moharra bei Goio Kopapa (südlich von Njangwe) geschlagen und nachdem dieser

den Lualaba abwärts bis Njangwe verfolgt , allein seine Träger drängten zur beschleunigten Rückkehr

1) Ausfuhr 1891 : 5 176000 Mk. S. 499 , und Kol.-Bl. 1893 , S. 320. Ausland 1893, Nr. 37.

Vgl .

Ausland

1892 ,

nach dem Sankurru . Er ging deshalb von der Mündung des Lukuga direkt westlich bis zum Einfluss des Lukassi in den Lomami (südlich von Mussumba), 74

Afrikanische Nachrichten . 582 gelangte von hier den Lomami hinab am 19. Dezember nach Ngongo Luita , am 7. Januar 1893 nach Lusambo am Sankurru und am 3. Februar an den Stanley Pool. Die Expedition unter Bia , nach dessen Tode am 4. August 1892 bei Ntenke unter Führung von Franqui , nahm folgenden Verlauf ( vgl. » Ausland » Zeitschr . für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft «< 5 , S. 176. - Bastian , R. V. , S. 171. —

584

Ethnologische Studie über Name und Namengebung . Vgl . auch Ploss,

der Grosseltern beigelegt, ohne dass ein Unterschied zwischen väterlichen und mütterlichen Vorfahren

Bei den Kuttschin und Tinne (Athapasken) Nordamerikas gibt es Stammesnamen, welche von der Mutter auf die Kinder übergehen ; bei den Kutt-

gemacht würde (Westermarck , H. M. , S. 122/99) .

schin kommt auch die Teknonymie vor, indem ein

Im Gebiete der malayischen Rasse sind auf

Vater nach seinem Sohne oder seiner Tochter benannt wird (Bastian , R. O. , S. 171. Lubbock,

Wellesley und Penang sieben feststehende Rufnamen im Gebrauche. Wenn mehr Kinder geboren werden , so werden dieselben Namen mit dem Zusatze »kitschill«< (jünger) wiederholt. Die Mädchen erhalten dieselben Namen wie die Knaben, aber mit

Lubbock, E. C. , S. 125. K. B. S. 1 , S. 163) .

E. C. , S. 113. 125. 391 ) .

Bei den Wyandoten

(Huronen) werden einmal im Jahre alle Kinder, welche bis dahin geboren sind, mit einem Namen belegt ; dies geschieht durch die einheimischen Häuptlinge ; im übrigen tragen die Huronen , wie die nahe verwandten Irokesen , den Namen der Mutter (Archiv für Anthropologie 16 , S. 559. Post, St. E. F. , S. 14) . Bei den Minnitaries geschieht die Benennung durch einen Medizinmann, welcher dabei reich beschenkt wird (Klemm , Kg . 2 , S. 87 ) . In Südamerika werden die Arawaken in ihrer Abstammung nach der weiblichen Linie benannt ; ein Weib , welches sich verheiratet, behält den Namen nach ihrer Mutter auch während der Ehe bei, und dieser Name geht von der Mutter auf die Kinder über (Appun im »Ausland « 1871 , S. 124. — Schomburgk, Reisen 2, S. 459. Post , St. E. F., S. 14). Die Kariben geben ihren Kindern zehn bis zwölf Tage nach der Geburt einen Namen, indem sie zugleich Ohren, Unterlippe und die Nasenscheidewand durchbohren. Die Wahl des Namens erfolgt durch die Mutter und zwar willkürlich , indem sowohl die Namen der Vorfahren , als auch die von geehrten Gästen, endlich auch die Bezeichnung von Bäumen und Tieren und selbst von Ereignissen verwendet werden können . Bei der Aufnahme unter die Krieger und nach Vollbringung grosser Thaten wird der Name gewechselt . Die Mutter wird zuweilen nach ihrem Kinde benannt . Enge Freunde tauschen ihre Namen untereinander aus. Auf den Antillen geschah die Namengebung acht Tage nach Beendigung des dem Vater obliegenden Fasten und unter Hinzuziehung von Paten, denen zum Danke der Hals mit Palmöl gesalbt wurde ( Klemm , C. G. 2, Ploss , K. B. S. 1 , S. 186, 293. - Post, S. 86. St. E. F. , S. 33. ________ Starcke , P. F. , S. 43 [ F. P. , S. 40]) . Bei den Tupi gibt die Tötung eines Feindes den Anlass zur Beilegung eines neuen Namens (Andree , P. N. , S. 260) . Bei einem Zweige dieses Volkes, den Auetö , ist der Namenstausch eine besondere Ehrenbezeugung für ausgezeichnete Fremde (Ehrenreich in »Ztschr. f. Ethn. «, 22, S. 96). · Die Quichua in Peru legten dem Namen eine besondere Bedeutung bei. Denn die von Vira cocha, dem Schöpfer der Quichua, aus Stein gebildete Sonne , Mond, Sterne und Menschen wurden lebendig, nachdem man sie bei ihrem Namen gerufen hatte (Fr. Müller , A. E. , S. 310) . Bei den wilden Yahgans (Feuerländern ) wird den Kindern der Name

Malayen.

dem Zusatze >» meh « ( Bastian , V. Ö . A. , 2 , S. 494) . Die Malegaschen setzten ihre Namen meist aus Wörtern des täglichen Gebrauches, aus den Bezeichnungen für Säugetiere, Vögel, Insekten und Pflanzen zusammen ; bei einzelnen Stämmen spricht niemand seinen eigenen Namen aus, aber Diener und Sklaven dürfen ihn nennen . Der Herrscher nimmt bei den Hovas gelegentlich der Thronbesteigung einen neuen Namen an , bei den Sakala ven wird einem verstorbenen Herrscher ein neuer Name gegeben . Auch an der Westküste ist Namentausch beobachtet . Allgemein aber ist es unschicklich , den Namen der Könige , oder ohne Entschuldigungen den Namen eines Hochgestellten , und eine Verletzung der Ehrfurcht, den eines Verstorbenen auszusprechen . Die Scheu vor den Namen der Stammeshäuptlinge ist so gross, dass alle einzelnen Silben, die in demselben vorkommen , im täglichen Verkehr vermieden und u. a. die gebräuchlichsten Appellativa durch andere ersetzt werden müssen , - etwa als wenn uns Deutschen mit Rücksicht auf den Namen Wilhelm der Gebrauch der Wörter » verwildert « , » ich will « , » Helm ray« heisst »Vater reni « heisst >» Mutter>Ra « ist die Silbe, mit welcher alle Personennamen im Malayassischen beginnen . Wenn ein Kind adoptiert wird, wird die Teknonymie ebenso gehandhabt. Nur ein Stamm des Hova-Adels der Andriána übt niemals Teknonymie (Sibree , Madagaskar, Deutsch, S. 129. 166. 185. 186. 187. 188. 324) . Auf Java benennt sich der Vater gleichfalls nach dem Namen seines ältesten Sohnes z. B. Popa Ramu » Vater des Ramu« (Bastian , V. Ö. A. 6, S. 181 , Note *. Vgl . auch Ploss , K. B. S. , 1 , S. 179 ) . Unter den Passum- mah auf Sumátra bekommt der Vater einen wirklichen Namen nach seinem ältesten Kinde , während die Mutter nur aus Höflichkeit so genannt wird (Lubbock , E. C. , S. 391. - Vgl. (Schluss folgt.) Andree , P. N. , S. 258) .

Der Völkergeist in den geographischen Namen.

585

Der Völkergeist

weil sie ein fremdes Element in die Beträge des

in den geographischen Namen .

Mutterlandes einführen , sorgfältig ausgeschieden . Die Berechnung ergab an Naturnamen die seltene Höhe von 90,9, an Kulturnamen 9,1 % . Es ist also kein Zweifel: auch hier hat das Naturleben nach Naturnamen gedrängt -- entsprechend dem S 1 unserer

Von J. J. Egli (Zürich) . (Fortsetzung. ) XI. Die Canadier und Yankees.

These.

In der Gegend , wo heute die nordatlantischen Kabelstränge die Neue Welt erreichen, sind früh die europäischen Seeleute erschienen . Hier sind schon

Bei dieser Gelegenheit schien es lehrreich , den Anteil der Kanadier mit dem der Kapholländer zu vergleichen ¹) .

die Vinlandfahrer vorbeigesegelt, und in den Tagen des Columbus kamen Cabot und Cortereal . In den fischreichen Gewässern erblühte sofort ein schwunghaftes Seegewerbe ; aber eine wichtige Entdeckung folgte erst am Laurentiustage 1535 : Hinter < , im damaligen Golfo dem »> neugefundenen Lande« Quadrado, sah Jacques Cartier die Mündung eines mächtigen Stromes, den er bis zu dem »königlichen Diese That gab Frankreich eine Berge« befuhr. Kolonie. Von Canada aus zogen die Händler und Abenteurer , lüstern nach ungebundenem Leben , fähig, Hunger und Durst , Frost und Hitze und alles Ungemach der Wildnis zu ertragen , von Stamm zu Stamm , durch die endlosen Waldländer , die von Pelztieren wimmelten. Die Jagd wurde einträglich. Grosse Aktiengesellschaften kauften die Ware auf. Die >>Canadier« , über das Indianerland zerstreut , mit indianischen Frauen verheiratet , in verpallisadierten Blockhäusern angesiedelt , führten ein Leben voller Jägerlust und Kanoefahrten . Der Sohn des Kulturmenschen ist zum Jäger, Fischer und Bootsmann geworden ¹). Diesem Naturleben entspricht denn auch das Gepräge ihrer geographischen Nomenklatur 2 ) : die Naturnamen herrschen vor. Mehrfach im Laufe der

Betrachtungen , welche wir den Kategorien dieser Namenklasse gewidmet , war auf das starke Vortreten wie der kapholländischen , so auch der canadischen Anteile hinzuweisen ³), und wir haben diese Anteile, 1) So auch schon unsere » Abhandl. « , S. 66 : » Muss nicht der Sohn des Kulturmenschen , welcher in den Wald- und Gewässerrevieren der Hudsonsbay- Länder oder in den Hochsteppen Südafrikas Jäger und Fischer , Hirt und Bootsmann wird , hier sich mit Rothäuten , dort mit Kaffern und Betschuanen amalgamiert und in dieser Mischung einen Widerwillen gegen jede stetige, mit der Bodenkultur verbundene Arbeit einsaugt (Petermanns Geogr. Mitteilungen 6 , S. 31 ) , den Charakter eines Naturmenschen annehmen ?« 2) Manche dieser Namen sind freilich von den Indianern entlehnt . Während die Canadier, Abkömmlinge einer höheren Kulturstufe, unter die nordamerikanischen Rothäute geraten, mit ihnen sich vermischen , nicht aber um die eigene Sprache einzubüssen, nicht um eine neue Sprache zu erzeugen, sondern unter sich , auf ihren gemeinschaftlichen Routen , also hauptsächlich den Sommer über , das ererbte Idiom fortbenutzen , hingegen in ihrer Familie, bei ihren indianischen Frauen , also hauptsächlich den Winter über , auch die fremde Sprache verstehen lernen , somit fähig werden , den Sinn mancher indianischer Namen zu verstehen und im Umgange mit den eigenen Stammgenossen zu übersetzen : so besass ...... (Abhandl. S. 260). 3 ) Abhandl. S. 18, 24, 35 , 54, 66, 74, 76, 85 , 92 , 97, 114, 133 , 136.

Naturnamen

Canadier

Kulturnamen

Summa

absolut

%

absolut

%

absolut

290 180

90,9 78,9

29 48

9,1 21,1

319 228

100 100

Kapholländer . >> Der Prozentanteil , welchen die Kapholländer in der Rubrik der Kulturnamen aufzuweisen haben , ist mehr als zweimal so stark als der korrespondierende der Canadier. Wir haben schon früher 2) darauf aufmerksam gemacht, einerseits wie die canadische Bevölkerung einen tiefen Widerwillen gegen jede stetige , mit der Bodenkultur verbundene Beschäftigung zeigt, und somit tief in die Bahn eines unsteten , schiffenden und fischenden Wanderlebens

eingetreten ist, andererseits wie der Kapholländer nicht ausschliesslich Hirte und Jäger ist, sondern da, wo eine Wasserrinne die Berieselung gestattet , das ansässige Leben durch Bebauung der Erde veredelt. Das Walten eines nationalen Geistes , der gemeinschaftliche Kampf gegen die verhassten Nachbargewalten, das Wesen der neubegründeten staatlichen Einrichtungen dieser südafrikanischen Boeren legt ein ferneres Zeugnis dafür ab, dass wir hier eine eigentümliche Uebergangsform der beiden Seiten des ethischen Lebens vor uns haben. Wenn nun die stärkere Vertretung der Kulturnamen zu dieser Beobachtung stimmt, so erkennen wir darin einen neuen Specialfall , welcher unser oben ausgesprochenes Hauptgesetz bestätigt. « < Uebrigens ist , angesichts des Vorwaltens der Naturnamen auch hier, wie schon wiederholt 3) , zu konstatieren , dass, während im Mutterherd die Kulturnamen vorherrschen , der Tochterherd die Naturnamen bevorzugt. Es entspricht dem Sinn des § 2 unserer toponymischen These , dass auch hier dem Rückgang der Kultur ein Rückgang der geographi schen Nomenklatur parallel gegangen ist und zwar gleichermaassen bei den Canadiern französischer wie englischer Zunge.

Schon längst ist auf die Eigentümlichkeiten der geographischen Nomenklatur hingewiesen worden, welche die junge Nation der Vereinigten Staaten ¹) Ebenda, S. 251 f. 2) Ebenda , S. 173 . 3) Siehe am Schlusse unseres vorliegenden Abschnittes III (Holländer) und der ersten Hälfte des Abschnittes VI (Griechen).

Der Völkergeist in den geographischen Namen .

586 geschaffen hat.

Mehrfach und eingehend hat sich

J. S. Buckingham ¹ ) mit dieser Sache beschäftigt. Eine Zusammenstellung der Städtenamen der Union, fussend auf den Ergebnissen des Census von 18512), ergab, dass 69 Namen berühmter Männer zu solchen Ortsnamen verwendet sind, viele mehrfach, ihrer 22 je über 10fach . Einen speciellen Zug in dieser Richtung bilden die Unionspräsidenten : 140 Washington, 26 Adams, 71 Jefferson, 46 Madison, 56 Monroe, 121 Jackson, 28 Van Buren, 56 Harrison , 24 Polk und Knox (er hiess James Knox Polk) , 14 Taylor, 1 Fillmore . . . » in einigen Jahren wird es ohne Zweifel ein halbes Dutzend Pierce geben . Dieses starke patriotische Gefühl haben die Amerikaner auch dadurch zu erkennen gegeben , dass sie nicht weniger als 111 Städte Union tauften . >The u. s. w. in ähnlicher Gruppierung a. a. O.

1) in seinen grösseren Werken : a) America , historical, statistic and descriptive , 3 voll. in 8 ° , London 1841 ; b) The Eastern and Western States of America , 3 voll. in 8 °, London 1842 ; c) The Slave States of America, 2 voll. in 8º, London 1842 ; d) Canada , Nova Scotia , New Brunswick and the other British provinces in North America, London 1843 . 2) Petermanns Geogr . Mitteilungen 2 , S. 156 f. 3) Buckingham , America, 2 , S. 263 , 494 .

inhabitants of Athens ¹ ) seem very proud of the name of their village, and call themselves Athenians. There is also a village , called Rome , in the adjoining county, and the inhabitants of this are , of course, called Romans. In the state of Ohio , however, they are so extra-classical, that they have three places called Rome , and three called Athens ; and in one instance the township of Rome is in the county of Athens; while in other states there are no less than fourteen places bearing this classical name. This taste for Greek and Roman names extends to the steamboats navigating the inland waters , as well as to the towns and villages ; as may be seen from the following paragraph taken from a newspaper of recent date : A recent New Orleans ship states , that the steamboat Tarquin , from Rome , lost a wheel-house by coming in contact with the Tiber, which was racing with the Rocky Mountains !«

Ein solch unerhörtes mixtum compositum stimmt zu dem kosmopolitischen Wesen, welches die Bürger der jungen Riesenmacht auszeichnet. Kommen einem diese Yankees doch oft vor , wie wenn sie , ausgewandert mit ihrem Erbteile antiker und moderner Kultur der alten Welt, nicht zufrieden mit der unermesslichen Rennbahn , welche die neue Heimat ihrem rastlos geschäftigen Treiben darbietet , mit der einen Seite ihres Janusgesichts immer wieder zurückschauten auf die ältere Hälfte des Erdlebens. Kein anderes modernes Volk hat so viel inneren Beruf, diese Doppelrolle zu spielen, und wenn diesem universalen Charakter auch die Nomenklatur entspricht , so offenbart sich darin eben der Zusammenhang zwischen Kulturrichtung und geographischer Onomatologie ). »Nicht selten« so findet , im Einklang mit dem 4 unserer These , auch der Bearbeiter der »nicht selten oben erwähnten Zusammenstellung

1) Buckingham , Slave St., 2 , S. 76. Diesem Autor zufolge ( America « , 3, S. 108 ) begann die Verwendung griechischer und römischer Namen in dem Military Tract , dem zum Staate New York gehörigen Gebiete, welches der Kongress zu Gunsten der Revolutionskrieger beiseite setzte. Der mit der Ausmessung betraute Surveyor-general wollte keine anderen Namen dulden und nahm , als die alten Städte aufgebraucht waren , alte Feldherren, Dichter u. s. w. Scipio, Manlius, Brutus, Cassius, Homer, Virgil, Ovid. . . . » This frequent appropriation of the names of great countries to small villages , as China , Mexico , Columbia, and Albion , gives an air of the ludicrous to the places themselves , when we first see them , and it is hardly less so with the towns . . . . This nomenclature of American towns is beginning every day to attract more and more the attention of its own people , and every now and then its absurdity is happily pointed out , and its amendment strongly pressed on the public attention . . . . There are also towns and rivers called by the following fantastic names, unmatched, J should think, in any age or country, viz ., Hat, Rat, Bad-Axe, Bad-Fish, Long-a- Coming, Cow-Skin .... ; and one of the rivers of the state of Maine, which had no doubt a full sounding Indian name , is called by the undignified appellation of Andrew Scroggin, and another is metamorphosed into A-bag-o'-squash ; while an island on the coast is called Smutty-Nose (East. and W. St. , I, S. 90). 2) Abhandl . S. 238 .

Orientalische Kunstweberei.

offenbaren sich Charakter, Geschmack und Geistesfähigkeiten ... in diesen Städtenamen.«< In einem Artikel , » Die Städtenamen in den Vereinigten Staaten« , prüft Ed . Häusser die Anteile der verschiedenen Nationalitäten an der Namengebung und findet : Im spanischen und französischen Gebiete tragen die Ortsnamen »einen monarchischen und

ausgeprägter noch

einen katholisch-kirch-

587

Orientalische Kunstweberei. Von W. Kellner ( Gera) . Unter den kunstgewerblichen Erzeugnissen des Orients nehmen die Arbeiten , welche der Webstuhl liefert, insbesondere die Teppiche und Decken , den ersten Rang ein . Der orientalische Teppich bildet. das interessanteste, alter- und volkstümlichste Schau-

sind; der Charakter der holländischen ist national

stück aus den Ländern der »aufgehenden « Sonne ; er dient gleichzeitig dem täglichen Gebrauche und dem Luxus, dem Herren- wie dem Gottesdienst ; mit

und ausserdem noch etwa ganz besonders nüchtern ; die deutschen Namen erinnern zum Teil an die alte

seinem Glanze schmückt der Nomade Ross und Zelt, der Ottomane Moschee und Palast. Echte Oriental-

Heimat, nicht aber an die nationale Geschichte (bei diesen armen, gedrückten Einwanderern dürfen wir

teppiche und deren Nachahmungen finden wir auch in Westeuropa , und kein moderner Salon ist heute.

keinen besonderen Nationalstolz erwarten) « . Gewiss, man wird dem Schlussatze beistimmen : » In der geo-

denkbar ohne hervorragenden Teppichschmuck. Das Produktionsgebiet der echten orientalischen

graphischen Nomenklatur der Vereinigten Staaten prägt sich, ebenso wie in allen anderen , die naturwie menschengeschichtliche Eigenart in monumentaler Schrift aus.« Ein merkwürdiger Vorschlag, von einem Landes-

Teppiche erstreckt sich von der Donau bis zum . Indus , vom Kaspischen Meere bis zum Persischen Golf, vom Balkan bis zum Atlas und dem Sudân.

kind herrührend, zielt auf eine durchgreifende Reform dieser wunderlich gemischten Nomenklatur 2) . Was anderen Leuten natürlich und berechtigt scheint : das buntscheckige Bild der Namenwelt unter einer buntscheckig zusammengewürfelten Einwandererbevölkerung, die mit den Erinnerungen und Gewohnheiten der alten Heimat die Eindrücke und Hoffnungen der neuen vermischte, das ist dem amerikanischen Ver-

erzeugt. Die Geschichte der orientalischen Teppichweberei ist uralt und reicht weit in die Vorzeit zu-

lichen Charakter ; bei den Namen Neu-Englands wird uns klar , dass wir unter bibellesenden Protestanten

fasser unbegreiflich und verwerflich . Die unpassenden Namen will er durch indianische oder durch neuerfundene ersetzen . Wo nämlich geeignete Motive fehlen, könne man Namen erfinden , die, wenn auch ohne Sinn , doch wohlklingend wären . Viel lieber als die der Alten Welt entlehnten will der Verfasser solche sinnlose , mechanisch geschaffene Silbenfabrikate , die in beliebiger Zahl , als Angebot jeder Nachfrage gewachsen , sich herstellen lassen. Erhielte man ja allein, meint er, aus den 20 Silben der indianischen Namen Altamaha, Cayuga, Monongahela, Susquehanna und Pensacola eine endlose Reihe von Kombinationen : Altama, Altayuga, Altahela, Altahanna, Altacola . . . , ein förmliches »> storehouse of names « . Ganz richtig , können wir beifügen : nur an drei- und viersilbigen Komplexen erhielte man nach dem Gesetz der Variationen schon 123 120 neue Formen ! Wahrlich , ein Vorschlag, welcher dem technischen und spekulativen Genius des Yankee alle Ehre macht. Nun leugne man noch, dass die geistige Eigenart, der Einzelnen wie der Völker, nach toponymischem Ausdrucke drängt! (Schluss folgt.) 1) » Globus 25 , S. 269 f. , 284-286 , Braunschw . 1874. Wieder abgedruckt in » Kettlers Ztschr. f. wiss. Geogr. 4, S. 76 ff. , Wien 1883 , auszugsweise auch in » Seiberts Ztschr. f. Schulgeogr. 5 , S. 249 ff., Wien 1884. 2) D. D. Field , On the nomenclature of cities and towns in the United States (» Bull . Am. Geogr. Soc. 1885 , S. 1—16) , New York 1885.

Die schönsten Teppiche werden in Persien , Kleinasien und Anatolien , im Kaukasus und in Innerasien.

rück . Schon die Aegypter haben Teppiche gewebt, und nach ihnen die Griechen und die Römer, die Syrer und die Inder. In der Beschaffenheit und Herstellungsweise der orientalischen Teppiche hat sich seit Jahrhunderten nur wenig geändert ; heute wie im Altertum werden vorzugsweise Knüpfteppiche in prachtvollen ornamentalen Zeichnungen und leuchtenden Farben hergestellt. Nach der Abhandlung im Teppichausstellungskatalog des k. k. Handelsmuseums zu Wien vom Jahre 1891 , auf welche nachstehende Darstellung sich gründet, liegt die Abweichung des altorientalischen Teppichs von der jetzigen Ware hauptsächlich in der Färbung, deren Schönheit gegen früher vielfach zurückgegangen ist. Die Entwickelung der orientalischen Teppicherzeugung begann mit den durch Nomaden hergestellten Knüpfteppichen , deren Fläche einfache Streifen aufweist , welche zu verschiedenen Einzelmotiven aneinander gereiht wurden. Diese Einzelmotive innerhalb der Streifen waren streng geometrisch gehalten und umgeben von Tierbildern, z . B. Pferden , Kamelen, Ziegen u. s. w .

Die weitere Entwickelung der orien-

talischen Teppichornamentik zeigt frei über die Fläche hingeworfene Rankenornamente. Dann folgen die mit den letzteren in Verbindung gebrachten Blütenmotive : Rosetten , Palmetten und Narzissen . Von den in die Teppiche eingewebten Tierbildern sind. zu erwähnen : Löwe, Stier, Antilope , Panther, Pfauen, und Wasservögel. Die Darstellung menschlicher Gestalten hat nur selten bei der Teppichverzierung Eingang gefunden . An den Teppichen der Nomaden kommen solche noch am häufigsten vor, an anderen Stücken dagegen seltener oder gar nicht. . Zur Herstellung der Knüpfteppiche bedient man sich fast allgemein eines senkrecht oder auch schief

e

588

Orientalisch

aufgerichteten Balkengerüstes . Zwei mächtige Baumstämme werden in entsprechender Entfernung voneinander aufgestellt und oben durch einen Querbalken verbunden. An letzterem, dem Kettenbaum, hängen in langer Reihe die Garnknäuel ; dahinter, in Riemen hängend , schwebt der Zugbaum. Die Kette wird zur Vermehrung und Ausgleichung der Spannung über mehrere runde Stäbe geführt. Die Kettenfäder laufen entweder frei , durch einen der erwähnten

ei

Kunstweber

.

unter der Türkenherrschaft , als die serbischen Industrieerzeugnisse noch in Konstantinopel lohnenden Absatz fanden, beschäftigte sich in Pirot noch gross und klein mit der Teppichweberei. Heutzutage, unter den hemmenden Zollschranken, sind höchstens noch 900 Personen am Webstuhl thätig. Die Teppichweberei ist in Serbien ganz und gar Hausindustrie, welche sich von einer zur anderen Generation forterbt. Sagen , Märchen und Lieder erzählen von der Kunstfertig-

keit der serbischen Frauen und Mädchen , von der Stäbe getrennt, herab, oder es wird die sogenannte haute lisse -Vorrichtung angebracht , und es laufen Sorgfalt, mit der die Mutter ihre Töchter lehrt den alsdann die Kettenfäden über die Litzen derselben . Webstuhl zu handhaben , die prächtigen Teppichmuster zu erzeugen und mit lebhaften Farben ausDer erste Schlussfaden läuft bei den letztgenannten zuschmücken. Mit Ausdauer hält die serbische Teppichen in gerader Linie quer durch , der zweite kreuzt die Kette in schlangenartigen Windungen. Durch straffes Spannen des Schlussfadens wird die Breite des Gewebes dargestellt. In Europa erstreckt die orientalische Teppichweberei sich auf Bosnien , Bulgarien , Serbien und Rumänien . Die bosnische Teppicherzeugung, welche früher in grosser Blüte stand, lag zur Zeit, als Oesterreich-Ungarn das Land besetzte, ganz darnieder. Was

Weberei an den alten, überlieferten Teppichmustern und Ornamenten fest, die ihnen sämtlich namentlich bekannt sind und in überraschender Fertigkeit ohne jede Vorlage hergestellt werden . Im allgemeinen werden die serbischen Teppiche nach einem bestimmten Muster gewebt, mit rotem oder schwarzem Grund

damals vorgefunden wurde, waren rohe, geschmack-

versehen. In den Teppich werden Streifen und Figuren sowie Ornamente und Verzierungen eingewebt, die dem Blumenreiche entlehnt sind. Die Mitte des

lose Darstellungen , aus denen man die früheren schönen Muster kaum wieder zu erkennen vermochte.

serbischen Teppichs wird durch ein Rechteck — die >> Safra « Smetenik«< , die nächsten >>Schestak« und » Sidjade « , die kleinsten , » Zan « genannt, dienen zum Bedecken türkischer Divans. Selbstverständlich werden auch andere Grössen , je nach

Die bosnischen Webstühle waren so schmal, dass auf denselben nur Teppichstreifen in der Breite eines Arschin 40 cm hergestellt werden konnten .

Wunsch der Käufer, angefertigt. Als Webstube ist die oft nur notdürftig gegen Regen geschützte Hauseinfahrt anzusehen , woselbst der Teppichrahmen auf-

Die Streifen wurden demnächst aneinander genäht

gestellt wird.

und so Teppiche in gewünschter Grösse hergestellt. Nach Uebernahme der Landesverwaltung durch Oesterreich-Ungarn wurde zunächst zur Hebung der Teppichweberei in Serajevo ein besonderes Atelier eingerichtet und mit neuen, praktischen Webstühlen ausgestattet. Bosnische Weberinnen wurden nach

primitives Gestell aus festen Balken , der Breite des Teppichs entsprechend und am oberen Ende mit einer Walze versehen, an welche die aus Hanf gedrehten Faden in der Länge des Teppichs befestigt werden . Auf die Walze werden die fertigen Teile des Teppichs gewunden . Ein Rahmen teilt die

Wien entsandt , um hier in der Handhabung der neuen Stühle unterwiesen zu werden ; ferner wurden

Faden , mit einer sog. Holzklampfe werden letztere aneinander geschlagen . Die Arbeiterin teilt geübten

besseres Material , präparierte Schafwolle und echte Färbemittel eingeführt . Unter Leitung tüchtiger Kräfte wurde alsdann nach altbosnischen Motiven

Blickes mit ihren Fingern die Längenfaden des Teppichgerippes, fügt die gefärbten Faden ein, knüpft, netzt und webt in der geschicktesten Weise derart,

mit der Weberei neuer , moderner Teppiche begonnen. Diese Einrichtungen haben sich bewährt .

dass beide Teppichseiten die gleiche Zeichnung erhalten. Die Muster und die Ornamente werden aus

Die neuen bosnischen Teppiche gleichen den alt-

dem Gedächtnisse ohne jede Vorlage und Farben-

orientalischen Erzeugnissen in Zeichnung und Halt-

angabe eingefügt , und nach wochenlanger , mühevoller Arbeit ist der Teppich fertig. In der Regel arbeiten an einem mittelgrossen

farben hatten zweifelhaften Anilinpräparaten weichen müssen , welche durch ihre Farbenwirkungen und ihre geringe Dauerhaftigkeit den letzten Schein wirklichen künstlerischen Ansehens der bosnischen Tep-

barkeit und haben gleichzeitig alle Vorzüge der europäischen Technik . Die bosnischen Teppiche

Letzterer ist nichts weiter als ein

werden jetzt in allen gewünschten Grössen angefertigt. In Serbien webt man den Teppich für den häuslichen Bedarf. Der wichtigste Erzeugungsort ist die südserbische Grenzstadt Pirot am Fusse der

Mühe. Der Arbeitslohn, den die serbischen Teppichweberinnen erhalten, ist ein geringer, ihre Nahrung eine karge. Bei einem Stückchen Brot und Käse

Stara Planina. Die Teppichweberei wird daselbst seit alter Zeit hausgewerblich betrieben. Ehemals.

und einem Kruge Wasser arbeiten sie singend von früh bis spät am Webstuhl und erhalten für ihre

Teppich fünf Weberinnen anstrengend 18 bis 20 Tage ; grössere Teppiche erfordern monatelangen Fleiss und

Geographische Mitteilungen. 589 mühselige Arbeit höchstens 50 Pfennig täglich. Die Preise der Teppiche stellen sich je nach Grösse, Material , Färbung und Muster auf 12 bis 200 Frs. Zur Hebung der hausgewerblichen Teppich-

des Direktors des Museums in La Plata , welche nicht nur archäologische, geologische und geographische Ziele verfolgte , sondern auch die Lösung der Grenzstreitigkeiten zwischen Argentinien und Chile bezweckte,

Die Forschung , welche 32 Monate währte und die Sammlungen des Museums in La Plata in bedeutendem Maasse bereicherte , umfasste das Gebiet zwischen der Stadt Catamarca im Süden , dem Anfangspunkte, und dem 22½ ° südl. Br . im Norden und dehnte sich ausschliesslich in einer Gebirgsgegend , im Mittel 12-1300 m Im Jahre 1887 wurden aus Serbien (Pirot) 2797Tep- | hoch, aus. Anfangs reiste man zusammen, später trennten piche im Werte von 228412 Frs . in das Ausland verkauft. sich die Mitglieder öfters in kleine Abteilungen, und zwar führte Dr. ten Kate während ungefähr sieben Wochen Die bulgarischen Teppiche aus dem Balkan eine besondere Abteilung, die archäologische, an , Nur (Fuss-, Divan- und Gebetteppiche) sind gewöhnlich über seine eigenen Forschungen in den Provinzen Cataschwarz , braun, blau oder gelb. Die Teppiche von marca, Tucuman und Salta teilt uns ten Kate näheres Pirot sind lebhafter gefärbt , aus feinerer Wolle, mit . Er sollte die Altertümer , welche die Calchaqui-, dichter gewebt, grösser und kostspieliger ; sie gleichen Quilmes- und andere Indianer hinterlassen haben, stumehr den asiatischen . Der Hauptort bulgarischer dieren und sammeln , mit anderen Worten das ehemalige Teppichindustrie ist Tschiprowatz oder Ciporovica, südöstliche Inkagebiet erforschen . ein Marktflecken von etwa 300 Häusern. AusserDer Hauptsache nach lief die Reiseroute von der dem werden Teppiche gewebt in Govešda , GornjiHauptstadt Catamarca über den Singuil - Pass und AndalZlatina, Vlaśkoselo und anderen Orten. Man fertigt gala durch die Quebrada de Muschaca nach Arenal, an in den bulgarischen Häusern hauptsächlich Kilims dem westlichen Abhange der mit ewigem Schnee bedeckten Aconquya- Berge hin. In der eben genannten oder Gebetteppiche von grosser Schönheit, Die Quebrada entrannen die Reisenden einer grossen GeMänner besorgen die Bereitung der Farben, die Auffahr, welche durch einen heftigen Sturm und das schnelle stellung des Webstuhles , die mühsame Herstellung Wachsen eines Bergstromes hervorgerufen wurde . Acht der Ketten , das Ausscheiden und Vorrichten der der Saumtiere kamen um , und die Gesellschaft musste Wolle. Die Auswahl der Muster (Dessins) der Farben fünf volle Tage bei fortwährendem Regen an einer Bulgarin überlassen selbst Weben und das ist der . und derselben Stelle in dem Hohlwege kampieren. Von Für gewöhnlich werden nur Teppiche von zwei Arenal zogen sie gegen Punta de Balastro und San José , Geviertmeter erzeugt . An grösseren Teppichen arvon dort aus nach Santa Maria. Von Quilmes an reiste beiten oft vier bis sechs Frauen und Mädchen aus ten Kate allein mit nur zwei Begleitern. Er besuchte dem Hause oder der Nachbarschaft gleichzeitig . Der das Cajon- Thal und die weiter westlich liegenden Ruinen Tagelohn beläuft sich auf 4-6 Piaster. In Sofia, unweit Guasamayo, dann Amaicha, Tolombon und Ca-

erzeugung gründete seinerzeit die serbische Königin die Piroter Teppichindustriekasse , aus welcher den Teppichweberinnen Vorschüsse zum Ankauf von Arbeitsmaterial gewährt werden, und welche gleichzeitig den Verkauf der fertigen Ware übernimmt.

Zaribrod, Berkovitza , Kotal , Elena und Tschiporowatz sind Musteranstalten zur Förderung der Teppichweberei eingerichtet .

fayate. Hier schickte er einen seiner beiden Gehilfen über den Guachi - Pass und durch die Quebrada de Escoipe nach Payagasta , während er selber über den

Auch in Rumänien werden die Teppiche durch die Hausindustrie auf ganz gewöhnlichen Handstühlen

Gebirgspueblo Amblayo und Rosario de Lerma, unweit der Stadt Salta , durch die Quebrada del Toro diesen Ort zu erreichen suchte. Wegen des schlechten Zustandes der Gebirgspfade , infolge des vielen Regens, musste er aber unweit Golgota zurückkehren und ebenfalls die Reise durch die Quebrada de Escoipe machen. Von Payagasta zog er über Cachi, Seclantas, Molinos, Carmen und San Rafael zurück nach San José , schickte dann seine Abteilung am 22. April nach Pilciao, wo dieselbe entlassen ward. ten Kate selber zog allein nach Trancas und kehrte dann per Eisenbahn über Tucuman nach La Plata zurück. An verschiedenen Stellen veranstaltete ten Kate

hergestellt und zwar hauptsächlich in den an den Abhängen der Karpathen liegenden Städten und in den Gebirgsdörfern , wo die Arbeitskräfte nicht durch die Landwirtschaft in Anspruch genommen werden. Die unter dem Namen »Velintze« < in den Handel kommenden Teppiche gleichen den bulgarischen und serbischen, doch fehlen ihnen deren zarte Dessins und reizende Farbengruppierungen . Sie werden in der Regel zur Grösse von 1,5 : 2,0 m angefertigt und durch die Bauern vor Beginn des Feldbaues hausierend verkauft . (Schluss folgt. )

Geographische Mitteilungen . (Weiteres über ten Kates Reisen .) Der rastlose Forscher weilte in Argentinien länger als in den meisten übrigen von ihm besuchten Gegenden . Laut seinem letzten Briefe ¹ ) beteiligte er sich an der von Regierungs wegen im Januar 1893 ausgeschickten Expedition unter Führung des Dr. Francisco P. Moreno, 1) D Tijdschrift v. h. Kon . Ned. Aardr. Genootschap , Jahrg. 1893 , Nr. 4, S. 729.

Aufgrabungen in den Trümmerstätten alter Gebäude und Begräbnisplätze . Auch sammelte er viele archäologische Gegenstände , zum grössten Teile irdenes Geschirr, sowie auch Objekte aus Stein, Kupfer, Bein und Muscheln und auch noch einige Skelette , welche teilweise in irdenen Töpfen enthalten waren. Diese ehemalige eingeborene Städtebevölkerung besass Bergwerke und verstand sich darauf, Metalle zu schmelzen ; auch mit der Webekunst und dem Ackerbau war sie vertraut ; sie hatte grosse Herden , erst von Lamas, später von Schafen und Ziegen . Ausser vielen Städten , alle aus schweren , rohen oder bearbeiteten Steinen und Algarrobo-Holz (Prosopis sp .) gebaut, be-

Litteratur . 590 sassen die Calchaquis eine gewisse Zahl Festungen, welche auf schwer zugänglichen Bergspitzen angelegt waren. » Für denjenigen, welcher kurz vorher die grünen Inseln Insulindes und des Stillen Südmeeres besucht hat, besitzen diese dürren, trostlosen Wüsteneien wenig Anziehendes. Nur an dem östlichen Abhange der Berge, in einem Teile Tucumans und in dem Valle de Lerma, erinnert das üppige Grün und die feuchtwarme Temperatur an die Tropen. « Der grösste Teil des durchforschten Gebietes ist arm ; arm in jeder Hinsicht, ausser einzelnen Strecken , wo man einen Ueberfluss von Trauben und Pfirsichen hat . »> Augenscheinlich waren diese Gegenden früher viel reicher an fliessendem Wasser und dadurch fruchtbarer als jetzt. Die Nordwestprovinzen scheinen , wenigstens in den Gebirgsgegenden , einem Austrocknungsprozess zu unterliegen ; mit jedem Jahre wird das Land weniger bewohnbar. Die ländliche Bevölkerung wandert mehr und mehr aus und sucht ostwärts die Existenzmittel , welche ihr in der traurigen. Heimat fehlen.>London Missionary Society« eine Hauptstation errichtet hatte. Port Moresby ist , wenn auch kein vorzüglicher, doch immerhin kein schlechter Hafen . Er wird von unregelmässigen und grösstenteils mit Waldbäumen, welche an die australischen Eukalypten erinnern, bedeckten Hügeln umgeben , und das dortige Klima ist nicht ganz so schlecht wie im übrigen NeuGuinea . Ausser Port Moresby existieren noch zwei andere Amtsstellen mit Gerichts- und Polizeipersonal . Die eine liegt im Osten auf der kleinen Insel Samarai und die andere im Westen in dem Orte Mabudauan. Das Klima ist feucht und entnervend und muss als ein in hohem Grade ungesundes bezeichnet werden. Malaria ist das grosse Hauptübel . Man mag eine Weile dagegen ankämpfen , aber die Krankheit kommt , früher oder später , und lässt ihre schlimmen Spuren zurück ; selbst die Eingeborenen bleiben nicht ganz verschont . Die, welche im Lande viel umherreisen oder gereist haben, sind immer am empfänglichsten , und auch ein längerer Aufenthalt von 10 oder 15 Jahren akklimatisiert und schützt Man hofft , dass das Klima sich durchaus nicht. allmählich in dem Grade zum Bessern ändern werde, wie das Land erschlossen wird und in der Kultur

gelegene Owen Stanley- Gebirge und erreichte dessen höchsten ( 3999 m) Gipfel. Etwas später befuhr er mit dem kleinen Regierungsdampfer > » Merry England>London Missionary Society« eine Mission an der südöstlichen Küste des britischen Neu-Guinea, welcher der Reihe nach die Missionare Revs . A. W.

eine jährliche Beihilfe von 5000 £. In 1891 liefen 64 Schiffe mit 4597 Tonnen ein und 61 Schiffe mit 4365 Tonnen aus.

Murray, S. Mc. Farlane , W. G. Lawes und

(April-Juni. ) Von Brix Förster (München).

James Chalmers vorstanden und zum Teil noch vorstehen , - lauter Männer , welche unsere

Afrikanische Nachrichten.

(Fortsetzung.) Bewunderung und Hochachtung beanspruchen. Polynesische Lehrer , meist aus Rarotonga , assistierten ihnen. Der Rev. W. G. Lawes übersetzte das Neue Testament in den im südlichen Neu- Guinea verbreitetsten Motu-Dialekt.

Im Jahre 1885 liess

sich auf Yule Island , Hall Sound , in 8 ° 48 ′ südl . Br. und 146 ° 28 ′ östl . L. von Gr. , wieder eine katholische Mission » > Of the Sacred Heart« < unter dem ehrwürdigen, nunmehr verstorbenen Bischof Verjus nieder. Im Jahre 1891 begannen die rührigen Wesleyaner ihre Missionsthätigkeit am südöstlichen Ende von Neu-Guinea unter Leitung der Revs. W. E. Bromilow und A. A. Maclaren , und an der Nordostküste ist neuerdings auch eine anglikanische Mission unter dem Rev. Copeland King ins Leben getreten. Es ist erfreulich, dass das Ziel dieser verschiedenen Missionen mit dem der Regierung fast identisch ist , wodurch die Civilisation der Eingeborenen wesentlich erleichtert wird . Zum Schlusse noch einige statistische Angaben. Der Export des britischen Neu-Guinea im Jahre 1891/92 (von Juli zu Juli) bewertete 11 289 £ († 2855). Die vornehmsten Ausfuhrartikel bildeten Bêche de 15 ) zu mer oder Trepang mit 49 Tonnen ( 3850 £, Kopra mit 340 Tonnen ( + 142 ) zu und Gold mit 1235 Unzen ( — 1191 ) zu 2461 , ferner noch Perlmuscheln , Kuriositäten, 4322

Englisch- Ostafrika. Nach dem » > Economist « (vom 27. Mai 1893 ) betrug in Sansibar 1892 2 600 000 Mk . die Einfuhr aus England > Deutschland 2 100 000 >> D Indien 3 440 000 X2 » Ostafrika (Festland) 15 500 000 20 Summe 23 640 000 Mk. 18 160 000 Mk. die Ausfuhr Ausfuhr und Einfuhr zusammen 41 800 000 Mk. • 20 000 000 Mk. Dagegen betrug 1891 die Einfuhr » " Ausfuhr 20 400 000 Summe 40 400 000 Mk. ¹) Demnach hat sich

1892 die Einfuhr nahezu

um denselben Betrag vermehrt , als sich die Ausfuhr vermindert hat. Als Ursache für den letzteren Umstand wird der Rückgang der Nelkenkultur und die Verlegung des Sitzes des deutschen Gouvernements nach Dar es Salaam betrachtet. Es geht also ein guter Teil der Waren vom Festland direkt nach Indien und Europa, ohne Sansibar zu berühren . Die Finanzen der englischen Verwaltung in Sansibar stehen nicht sehr glänzend . Wohl betrugen

1892 die Einnahmen 1295 000 Mk. und die Ausgaben nur 1 273 000 Mk. , so dass ein Aktivrest von 22000 Mk. vorhanden ist . Allein abgesehen davon, dass die Rente aus den von Deutschland gezahlten

Sandelholz und Schildpatt. Auf Neu- Guinea entdeckte man bis jetzt , trotz vieler Nachforschung, keine wertvollen Mineralien. Das obige Gold wurde auf den Inseln Sudest in 11 ° 32 ′ südl . Br. und 153 ° 30′ östl . L. v. Gr. und St. Aignan in 10 ° 44 ′ südl. Br. und 152 ° 33 ′ östl . L. v. Gr. an der Südostküste gefunden. Der Import in 1891/92 bewertete 23756 L (+ 8226 gegen das Vorjahr) und bestand hauptsächlich in Nahrungsstoffen , Bekleidungssachen, Baumaterialien und Gegenständen für Tauschhandel mit den Eingeborenen . Die öffentlichen Ein(+2110) und flossen mit künfte ergaben 4784 4429meist aus Eingangszöllen . Das Geschäftsleben liegt grösstenteils, wie die Zolleinnahmen auf Samarai beweisen , an der Südostküste. Zollhäfen für einlaufende Schiffe sind Port Moresby und Samarai an

4 Millionen Mark und der vertragsmässige Beitrag der Englisch- Ostafrikanischen Gesellschaft über ein Viertel der Gesamteinnahme ausmacht , so figuriert auch in letzterer der Ueberschuss von 1891 im Betrage von 56550 Mk. ! Also einen verzweifelt beneidenswerten Vorteil hat England durch den Besitz von Sansibar nicht gewonnen . Ohne Deutsch-Ostafrika ist eben Sansibar nicht der »Schlüssel von Afrika « . Wenn beide voneinander getrennt , entbehrt jedes des natürlichen, üppigen Wachstums. 1 ) Im >> Ausland « 1892 , S. 515 , wurde Export und Import von Sansibar im Jahre 1891 auf 51 Mill . Mk . angegeben. Die damalige Statistik aber umfasste die Zeit vom Oktober 1890 bis Ende September 1891. Man sieht daraus, mit welcher Vorsicht man statistische Vergleiche zwischen zwei nicht ganz gleichen Zeiträumen behandeln muss.

596

Afrikanische Nachrichten .

Die Englisch - Ostafrikanische Gesellschaft | auf vier Jahre veranschlagt . Die 3 % ige Verzinsung des Anlagekapitals und die Betriebsausgaben ergeben steht nahezu vor der Liquidation . Trotz der Räumung von Uganda ( 31. März) , trotz des Aufgebens von jährlich eine Summe von 133 000 £. Diese müsste durch Personen- und Frachtverkehr gewonnen werWitu ( 31. Juli ) sind die Kosten der Verwaltung des den . Eine annähernd richtige Grundlage zur BeKüstengebietes ( 87000 £) so hoch und die Einrechnung dieser Faktoren ist fast unmöglich ; denn nahmen so gering ( 71 000 ₤) und nicht steigerungsvon dem bisherigen Karawanenverkehr sind mit Ausfähig , dass selbst unter Anrechnung unkultivierter nahme des Elfenbeins alle voluminösen Waren , wie Ländereien als realisierbare Aktiva eine ungedeckte verbleibt. Verkaufen , was Schuld von 181 000 Getreide , Rindvieh u . s. w. ausgeschlossen . Es ist besitzt, also eine Berechnung ins Blaue hinein, welche man die Compagnie an idealen und realen Gütern wie mir scheint — mit einem versuchte und zwar Handelsunternehund ganz und gar auf lukrative mungen sich zurückziehen , das erscheint als die einzige Rettung. Wer aber wird den verlangten Kaufpreis von 480000 £ zahlen ? Die englische Regierung zeigt sich sehr halsstarrig ; denn sie hat mit einer mächtigen Partei im Parlament zu rechnen, welche jeder weiteren Ausdehnung des Kolonialbesitzes widerstrebt. Eine ausländische Gesellschaft

möglichst günstigen Prospekt, wenn er auch als ein minimaler bezeichnet wird : nämlich 35 625 £ für den Warentransport und 25 375 £ für die Personenbeförderung , in Summe 61000 £. Der Zuschuss, welcher demnach von der englischen Regierung bei 3 % Zinsgarantie voraussichtlich verlangt werden . Engmuss, beläuft sich jährlich auf etwa 70 000

würde sich wohl finden ; aber das Verschachern eines englischen Protektorates könnte selbst das freisinnigste Ministerium in London nicht genehmigen . Wir haben

land wäre reich genug, um um diesen Preis das zukunftreiche Experiment zu wagen. vielleicht Deutsch - Ostafrika würde dann gezwungen sein ,

hier ein Beispiel, wie koloniale Privatunternehmungen , welche als Basis nur Neid und Zukunftsträumerei besitzen , in die Brüche gehen . Aus Neid gegen Deutschlands Erwerbungen in Ostafrika wurde Mombas und Uganda in Beschlag genommen ; auf Grund überschwenglicher Reiseberichte wiegte man sich in Träumen über die Ertragsfähigkeit unkultivierter und unkultivierbarer Landstrecken. Zu dem kommt eine

ebenfalls eine Bahn nach dem Inneren zu bauen ; denn geschähe das nicht , so würde der gesamte Handelsverkehr aus dem weiten Seengebiet ausschliesslich nach Mombas sich wenden und nicht wie bisher nach Bagamojo.

Leitung der Geschäfte, welche durch das Verfolgen heterogener Ziele die Kräfte zersplittert . Mit Recht hebt die >> Saturday Review« (vom 1. Juni 1893 ) hervor , dass die Compagnie nie genau wusste , ob

Die von Höhnel und Chanler beabsichtigte Exkursion von Borati (bei Bilarti) am mittleren Tana nach dem Makenzie (vgl . » Ausland« , 1893 , S. 293 ) wurde vom 5. Dezember 1892 bis 10. Februar 1893 glücklich ausgeführt und lieferte einige wichtige geographische Resultate (siehe »> Petermanns Mitteilungen « < , 1893 , S. 120 und 146 mit Karte) . Der

sie vornehmlich die Wünsche der Philanthropen und | Mackenzie , ein unbedeutender Fluss , entspringt in Missionare zu berücksichtigen habe oder ob sie nicht in der vulkanischen Bergkette Djambeni ( 2100 m) unpatriotischer Begeisterung die Ausdehnung britischer gefähr da , wo in den Karten der Lorian- See sich Herrschaft wesentlich ins Auge fassen müsse oder end- eingezeichnet findet, in 735 m Höhe ü . d . M. Nördlich , ob sie sich auf den merkantilen Betrieb ganz lich davon fliesst der Guaso Niro , auf welchen die allein beschränken solle. Die Folge war , dass die Reisenden unter 37 ° 55 ′ östl . L. v. Gr. und o ° 43′ notwendigen Gelder nur spärlich flossen . Denn die Frommen schreckten vor den grossen Summen zu-

nördl . Br. stiessen, aus einer Hügel- und Parklandschaft direkt nach Osten in eine menschenleere

rück, und die Geschäftsleute misstrauten dem wenig kaufmännischen Gebahren. Vergleicht man damit das Verfahren der Deutsch- Ostafrikanischen Gesell-

Wüstenei ; beim 39. ° 20 ′ östl . L. v. Gr. verläuft er in einen Sumpf (den Lorian-Sumpf) .

schaft, so muss man ihr einräumen, dass sie zu rechter Zeit in die Bahnen rein wirtschaftlicher Politik einlenkte ; freilich erhielt sie auch durch die deutsche Reichsregierung eine so generöse Unterstützung , dass sie von dem drohenden Bankrott gerettet wurde. Bei den Interessenten hat sich die Anschauung gebildet, dass Englisch- Ostafrika nur durch den Bau einer Eisenbahn von Mombassa nach dem ViktoriaNjansa rentabel gemacht werden könne. Bekanntlich wurde im vorigen Jahre Sir Macdonald mit der Tracierung der Bahn von der Regierung betraut . Ein ausführlicher Bericht darüber wurde dem Parlament am 27. Juni vorgelegt ( » Times «< vom 28. Juni 1893 ) . Die Bahnlänge beträgt 1051 km ; die Baukosten werden auf 2200 000 und die Bauzeit

Uganda. Sir Gerald Portal ist am 17. März 1893 in Mengo angekommen und hat sofort mit festen Händen die Zügel der Regierung ergriffen . Alles beugt sich vor ihm , denn er ist umgeben von dem Nimbus königlicher Gewalt . Seine Stellung zu Mwanga markierte er dadurch, dass er ihm keine Geschenke überreichte. Ordnung will er schaffen und die englische Herrschaft mit voller Kraft ausüben ; später mag dann das Parlament in London entscheiden, ob es Uganda behalten will oder nicht . Am 1. April hisste er die königlich britische Flagge in Mengo auf. Seine zweite That war eine neue Verteilung von Aemtern und Ländereien durch eine Vereinbarung am 8. April mit der protestantischen und

Ethnologische Studie über Name und Namengebung.

597

katholischen Mission und mit den grossen Häupt- | Festlichkeit durch die Eltern (Schadenberg in der lingen. Bezeichnend ist , dass bei dieser tief ein>» Ztschr. f. Ethnol « . , Bd . 21 , Verhandlungen S. 680). greifenden Veränderung in die innere Verwaltung | Bei den Tinguianen ebenda ist der grösste Mangel Ugandas weder König Mwanga noch Vertreter der an Achtung , den einer begehen kann , der , den mohammedanischen Partei zur Beratung oder GutNamen eines seiner Vorfahren auszusprechen (Baheissung herangezogen wurden . Zwischen den Katholiken und Protestanten wird vollkommene Parität

stian , V. Ö. A. , 5 , S. 86, Note **) . Bei den Igorroten bekommt ein Kind den Namen des Ver-

hergestellt ; jede Partei erhält ihren eigenen obersten

wandten , welcher ihm das erste Geschenk bringt,

Richter (Katikiro) , Truppenbefehlshaber (Mujasi) und Admiral (Gabunga) . Noch mehr werden die Katholiken begünstigt durch die Einräumung der

dieser Name wird aber im späteren Leben mehrfach gewechselt (H. Meyer, W. R. , S. 529. — v. Hellwald in T. H. Z. , 4 , S. 266) .

Provinz Kaima , der Sesse-Inseln , eines Distrikts in Singo und mehrerer Schambas in Mugema ¹ ) . Da-

Mikronesier.

gegen wird ihnen die Möglichkeit , einen eigenen König sich zu erwählen , wie sie vielleicht heimlich

Auf den Marshall - Inseln geschieht die Benennung eines Kindes kurz nach der Geburt ohne

beabsichtigten (Ch. M. Int. , 1893 , S. 22 ) , durch die von Bischof Hirth vorgeschlagene Anordnung abgeschnitten , dass die Söhne Karemas , also die

Feierlichkeit durch den Vater ; das erste Kind wird auf Radack nach dem Muttervater benannt ; die

Neffen Mwangas und die einzig möglichen Kronprätendenten, von der katholischen Station Bukumbi nach dem Fort Kampala zur Erziehung unter englischer Aufsicht gebracht werden müssen . Diese Vereinbarung wird unter den Protestanten eine bedenkliche Aufregung hervorrufen ; waren sie doch schon sehr ungehalten über Lugard , als dieser den Katholiken das schöne Buddu ganz und gar überliess . Nur das Ansehen der englischen Krone und die Furcht vor einer starken bewaffneten Macht werden den Ausbruch einer abermaligen Revolte unterdrücken. Portal scheint durch die Berichte, welche ihm aus bester Quelle von allen Seiten zuflossen , zu der

Wahl der übrigen ist frei. Es ist hier wie auf allen Südsee - Inseln (Forster bei Andree , P. N. , S. 259) ein Zeichen enger Freundschaft, wenn zwei Freunde die Namen miteinander austauschen ; die dadurch geknüpften Bande sind so eng, dass keiner der beiden mit einem dritten in ein gleiches Verhältnis treten kann, ohne den ersten Die beiden Wahlbrüder müssen auf zu kränken . Verlangen ihre Frauen miteinander teilen , sind aber nicht zur Blutrache verpflichtet , wenn einer von ihnen von einem dritten erschlagen wird . Ferner nimmt der , welcher einen anderen in der Schlacht erschlagen hat , dessen Namen an. Der Name ist ein Teil des Benannten und unzertrennlich davon. Als Kotzebue auf einer der Radack- Inseln an einem

Baume eine Kupferplatte mit dem Namen seines Schiffes und der Jahreszeit annagelte, begriff der eingeborene Lagediack nicht , wie es möglich sei , mit dem Schiffe davon zu segeln, dessen Name an den Baum genagelt sei (Kotzebue , Entdeckungsreise, 2 , ― Chamisso , ebenda, 3 , S. 118 . Provinz und einen Teil Singos einräumen, da beide | S. 56. 79. 121. in den >>Mitteilungen aus den 119. Knappe bei geringer Besiedelung sehr dringend fleissiger Waitz , A. «< , I , S. 76. Schutzgebieten< deutschen Ackerbauer bedürfen ; die Sesse-Inseln gehörten längst . 130) 110. Bd. , S. V. , 5. N. in den Bereich der Katholiken (Ch . M. Int. , 1893 , Bei den nahe verwandten Gilbert - Insulanern S. 503) . (Fortsetzung folgt.) ist der Namentausch ebenfalls in Uebung (Kohler

Ueberzeugung gekommen zu sein, dass, wenn man die Katholiken nicht ganz ausgiebig befriedigte, sie sich mit den Mohammedanern gegen die Regierung in Mengo verbünden und empören würden . Ausserdem konnte Portal schon deshalb ihnen Kaimas

in Grünhuts Zeitschrift, 19 , S. 566). Bei den Papua auf Neu - Guinea wird das Ethnologische Studie über Name und Namengebung. Von Karl Friedrichs (Kiel). (Schluss.) Auf den Philippinen wurde früher ein Vater nach der Geburt eines Kindes nach diesem benannt

Kind einige Zeit nach der Geburt benannt ; bei den Nufuresen , sobald es gehen kann , bei anderen, sobald die Mutter die Wochenbetthütte verlassen hat, oder 10-20 Tage nach der Geburt. Bei den Nufuresen findet eine Festlichkeit statt, zu der die Verwandten sich versammeln , das Kind wird gebadet und um einen Brunnen herumgetragen ; wenn es

Apayaos , einem der philippinischen Völker, erfolgt die Namengebung bei der Geburt der Kinder ohne

ein Mädchen ist , werden ihm zugleich Ohrlöcher gebohrt und Ringe hineingesteckt. Ein Festmahl findet auch in anderen Gegenden statt . Die Motu (Britisch - Neu-Guinea) entnehmen die Namen den

1) Wahrscheinlich sind das die Schambas , welche schon im Oktober 1892 von Kapitän Williams den katholischen Priestern zurückgegeben wurden. (Vgl. » Times « vom 8. Juli 1893.) Ausland 1893, Nr. 38.

Wörtern für allerlei Gegenstände aus ihrer Umgebung, z. B. Schwein , Wallaby, Trommel , Beil ; die Bewohner der (deutschen ) Astrolabe - Bai wählen 76

(Bastian , V. Ö. A. , 5 , S. 270, Note *) .

Bei den

che

598

Ethnologis

bung

Studie über Name und Namenge

.

Namen von Pflanzen , Tieren , Inseln, Dörfern u . dgl. | selbst kurze Zeit nach dessen Tode nicht ausgeEin Wechsel des Namens findet bei einigen Stämmen sprochen werden. Gattungswörter , die diesem Namen statt, bei anderen, wie es scheint, nicht. ähnlich klingen , werden geändert (Bastian in der In Doreh (niederländisch) wechselt jeder wenigstens einmal seinen Namen , viele mehreremal ; wer gewechselt hat, den darf niemand mehr mit seinem Kindernamen anreden ; mit jedem Wechsel ist ein zweinächtiges Gastmahl verbunden. In Nufur wechseln Knaben ihren Namen , wenn sie etwa 12 Jahre alt sind , nachdem sie vorher etwa einen Monat auf Reisen gegangen sind ; der Akt ist verbunden mit einem Feste , in welchem der Knabe zugleich die erste Schürze anlegt. Die Frauen nehmen hier einen neuen Namen nach ihrer ersten Niederkunft an ; wenn das Kind am Leben ist , so bekommen sie den Titel insoes = »> Milchfrau« . Den Namenstausch hat Chalmers in Britisch- Neu- Guinea, an der CloudyBai , auf der Teste-Insel und auf der Dufaure-Insel beobachtet und zum Teil ausgeübt , er ist hier ein Zeichen enger Freundschaft. Dasselbe gilt von den Inseln der Torres-Strasse , wo durch den Namentausch ein inniger Freundschaftsbund für das ganze Leben geschlossen wird, der völlige Güter- und Lebensgemeinschaft bewirkt und zur gegenseitigen zeitweiligen Hingabe der Frauen verpflichtet . Die (deutschen) Bewohner von Finsch - Hafen sprechen nie ihren eigenen Namen aus ; die Freunde von Chal-

» Zeitschrift für Völkerpsychologie«< , 5 , S. 171 f.). - Bei den Maori auf Neuseeland bekommt das Kind gleich bei der Geburt einen vorläufigen Namen. Den Hauptnamen bekommt es einige Zeit später, unter Ceremonien , die in den verschiedenen Gegenden verschieden sind ; eine Namensänderung scheint mit der Pubertätsfeier verbunden zu sein. Ferner hat jeder einen dritten Namen, den nach dem Tode eines Mannes der älteste Sohn als seinen dritten Namen annimmt. Der Hauptname wird nach zufälligen Umständen, nach Tugenden oder nach einer Art von Los gewählt ; der dritte Erbname, der auch, aber kaum mit Recht , als Familienname bezeichnet ist, bezieht sich auf Thaten, Schicksale, Besitztümer u. dgl. Auch hier müssen Gattungswörter geändert werden , wenn sie mit dem Namen der Häuptlinge übereinstimmen (Bastian in Z. V. P. , 5 , S. 171 , Note **. Klemm , C. G. , 4, S. 304 f. - Ploss, K. B. S., 1 , S. 75. 166. 170. 174. 176. 186. 258 ; 2, S. 195 f. - Westermarck , H. M. , 124/101 ) . -Auf den Markesas wird eine Freundschaft dadurch inniger, dass Freunde ihren Namen austauschen . Der gewöhnliche Freund (choa) hat nur ein Recht auf einfache Zuvorkommenheiten, dem ikoa kann man

mers kannten ein solches Bedenken nicht (Chalnichts abschlagen (v. Hellwald in T. H. Z. 5 , S. 315 ). mers und Gill , Neu - Guinea , S. 18. 54. 56. Afrikaner . Friedmann in der »Zeitschrift für allgemeine ErdIn Afrika fürchten sich die hamitischen Imokunde «< 1862 , S. 278. 279. ― Hager , Kaisergh (Tuareq) des Nordens , den Namen ihres Scha Wilhelms-Land, S. 74. van Hasselt in der > » Zeitverstorbenen Vaters zu nennen (Bastian , V. Ö . A. , schrift für Ethnologie« , 8, S. 183. 185 f. - Kohler Kohler , R. S., S. 167) . 5, S. 357, Note *. in Z. V. R. , 7, S. 374. Fr. Müller , A. E., en wird ein Kind unmittelntott Hotte den Bei S. 134. - Ploss , K. B. S. , 1 , S. 161. 163. 165 . bar nach der Geburt durch die Mutter benannt. Nach 173. 186. 258. 296. Schellong in » > Ztschr . f. Ploss haben sie jeder einen freien und einen festen Ethnol. , 21 , S. 12. - Waitz , A. N. V, 6, S. 622) . Namen , indem der feste für die Söhne nach der Auf den Fidji - Inseln wird jedem Menschen Mutter, für die Töchter nach dem Vater gebildet ein willkürlicher Name beigelegt. Das erste Kind wird ; wenn also ein Mann LGanchab heisst , so aus einer Ehe wird nach seinem Vatervater , das könnte seine Tochter LGanchas Geis¹ ) genannt zweite nach dem Muttervater benannt. Ein Namenwerden , und ähnlich wenn eine Mutter sich Tsawechsel kommt vor , ist aber an keine Altersstufe maras rufen lässt , so würde ein Sohn Tsamarab gebunden , sondern wird durch charakteristische EigenGeib genannt werden können. Eine Quelle Lubschaften oder durch die Tötung eines Feindes verbocks weiss nur, dass die Hottentotten ihre Kinder anlasst. Oft wird der Name des Erschlagenen annach einem beliebigen Tiere benennen . Andersgenommen. Verwandte reden sich nie mit dem son dagegen berichtet von den Nama , dass die Namen , sondern stets mit dem zutreffenden VerTöchter nach dem Vater , die Söhne nach der wandtschaftsworte an (Morgan , S. C. A. , S. 583 . Mutter benannt werden , eine Regel , von der man Ploss , K. B. S. , 1 , S. 179. Andrée , P. N. , selten abweiche. Der sog. feste Name ist jedenS. 259). falls als patronymer bzw. metronymer Beiname zu Polynesier. betrachten (Andersson , See Ngami , 2 , S. 70. Umgekehrt bedienen sich die Tonganer Klemm , C. G. , 3 , S. 287. — Lubbock , E. C., Verwandtsch aftsnamen weder in der Anrede, der S. 218. Ploss , K. B. S. , 1 , S. 169) . Die Buschnoch wenn sie von jemand sprechen ; selbst Kinder männer (San) haben keine Namen und haben nicht reden ihren Vater mit seinem Eigennamen an das Bedürfnis, einander zu rufen und persönlich zu (Morgan , S. C. A. , S. 580 ) . Auf Tahiti ( Geunterscheiden ; dies gilt nicht nur von den hüttensellschaftsinseln, über welche im übrigen Ploss , K. losen Jagdnomaden, sondern auch von den Dorf-San B. S. , 1 , S. 67. 165. 173. 186. 304 , zu vergleichen 1) b ist die maskuline, s die feminine Endung. ist) darf des Königs Name , solange er lebt , und

Ethnologische Studie über Name und Namengebung.

599

(Burchell , Reisen in Südafrika, 2 , S. 117. - Lichten- , fürchtet , dass sein Name verraten sei , so lässt er stein , Reisen in Südafrika , 1 , S. 192 ; 2 , S. 82 ) . ihn heimlich ändern, in einer nur dem Erfinder beDie Akka oder Efè Mittelafrikas , deren behauptete kannten Bedeutung (Bastian in Z. V. P. , 5 , S. 176. Verwandtschaft mit den San mit guten Gründen Klemm , C. G. , 3 , S. 287) . Unter den waverteidigt und bis jetzt noch nicht widerlegt ist, benennen sich mit Eigennamen wie Otikodschi, Njambando , Apumodo (Männer) , Mameri, Immà, Tipekitanga (Weiber) ( Casati , Aequatoria, I, S. 149 f.) . Die Neger Liberias haben für Knaben und Mädchen feste Namen , je nach den Wochentagen, an denen sie geboren sind , es muss also möglich und nicht übermässig selten sein, dass zwei Kinder desselben Hauses dieselben Namen führen. Dasselbe wird von der ganzen Goldküste behauptet, während bei den Elminesen die Namen für das 3., 4. , 8. , 9., 10. , 11. , 13. Kind feststehen (Ploss , K. B. S. , I , Waitz , A. N. O. , 2 , S. 123. S. 169. 176. Roskoschny, Westafrika , S. 180 ). Insbesondere soll bei den Fanti das ganze Volk keine anderen Personennamen kennen, als die sieben Wochentage, weshalb Spitznamen allgemein üblich seien (v. Hellwald in T. H. Z. , 3 , S. 93 ) . In Yoruba ist dies nicht der Fall ( Ploss , K. B. S. , 1 , S. 259) . Ebenso

Bondéi vor Usambara wird jedem sein eigentlicher Name nach jenem der Grosseltern gegeben , und zwar durch den Vater, am siebenten Tage nach der Geburt ; daneben hat jedermann noch mehrere Rufund Spitznamen, doch bleibt der ursprüngliche Name sein eigener, bis er selbst Vater wird. Dann ändert sich der Name derart, dass beide Eltern einen neuen Namen nach dem ersten Kinde annehmen . Wenn z. B. ein Mann einen Sohn bekommt, den er Mbuyu nennt , so heisst von nun ab er selbst Sembuyu und seine Frau Mambuyu . Wenn Mbuyu heiratet und seinen Erstgeborenen Ponda nennt , so heisst dann er selbst Seponda und seine Frau Maponda. Wenn Seponda eine zweite Frau heiraten würde, die ihm einen Sohn Namens Kalata gebierte , so behielte Seponda seinen Namen , weil dies Kind nicht sein erstes ist, und die Frau nähme den Namen Makalata an . Denn nur der Erstgeborene hat diesen Vorzug , nachgeborene Kinder bleiben auf den Namen der Eltern ohne Einfluss (Baumann ,

ist etwas Aehnliches in Nupe nicht aufgefallen , wo U. N. G. , S. 131 ) . In U- Ganda pflegen die Könige die Namengebung selbst bei den Sklavenkindern eine | ( welche von den Wa-Huma stammen) bei der Thronbesteigung oder zur Erinnerung an ein grosses Erfeste ist (Clapperton , Zweite Reise , S. 201 ) und eignis Beinamen anzunehmen . Suna , m Tesas Vater, desgleichen in Sugu in Borgu, wo der Vater seinem hatte vier solche Namen, mTesa selbst hatte sechs Kinde am siebenten Tage nach der Geburt einen Namen beilegt (Nachlass von L. Wolf in M. D. S. , ( Felkin in der >» Kolonialpolitischen Korrespondenz «< , 4, S. 16) . 1887 , S. 245 b ) . In U- Gogo hinter U-Sagara ist die mit Namenaustausch verbundene Verbrüderung beDie Neger der Sierra Leone tragen Beinamen nach dem Namen der Mutter. Fenda Modu ist kannt (Post , A. J. , 1 , S. 39. — Post , St. E. F., Modu , Sohn der Fenda , Kali Namina ist Namina, Tochter der Kali (Klemm , C. G. , 3 , S. 287) . Des-

S. 33 ) . Bei den Wa- Pokomo bekommt jedes

gleichen benennen sich in Bornû die Personen und im besonderen Könige nach dem Namen der Mutter,

gleich nach der Geburt einen Namen von der Grossmutter mütterlicherseits oder von dem Grossvater

und der Stamm, aus dem die Mutter eines Prinzen ihre Herkunft ableitet , wird in den Chroniken als

väterlicherseits ; sind beide nicht mehr am Leben , von der Mutter (Rust , Deutsche Emin - Pascha-

Sache von der grössten Wichtigkeit angeführt, weil bei allen Thronstreitigkeiten die Stämme für den Prinzen Partei nehmen , dessen Mutter ihnen angeDibbalami Dúnama Sélmami bedeutet : hört.

Expedition, Expedition , S. 86). Bei den Wa- Nyamwesi wird den Kindern von dem Vater und der Mutter in Zusammenwirkung mit dem Mutterbruder ein Name beigelegt. Die Namen werden nach beliebigen Gegenständen gewählt, ohne Unterschied, ob der Nämling ein Knabe oder ein Mädchen ist. Der Anruf ist meist nach dem Namen des Vaters, und wenn das

Dúnama , Sohn des Sélma und der Dibbala (Bastian , Reisen und Entdeckungen , 2 , S. 297). Von den Ba - Ntu bekommen unter den Wa-

Kind

Guha die Kinder in der Regel den Namen ihres Vaters (Westermarck , H. M. , S. 127/103 ) . Unter den Baschi - Lange erfolgt die Namengebung durch den Vater ; gewählt kann der Name eines guten Bekannten werden , wie z. B. Tschin-

Kind unehelich ist , nach dem Namen der Mutter, mit Voransetzung des Wortes mana = >> Kind >Kind des Huaia« . Unter-

genga seinem Sohn nach dem Senhor tenente Wissmann ( Portug.: Herrn Lieutenant Wissmann ) den Namen Tenente gibt (Wissmann , Q. d . A. , 79 ) . Bei den ba-Teke bekommt ein Kind den Namen

gelegentlich vor mit der Wirkung , dass über dem neuen Namen der alte oft vergessen wird , insbe-

einander pflegen die Leute sich midchane = >>Freund« anzureden. Ein Namenwechsel kommt

des Grossvaters oder der Grossmutter (Westermarck, H. M., S. 126/103) .

sondere scheinen sie eigene Kriegs- oder Reisenamen zu haben (Reichard in »Ztschr. d. ges. Erdk . « , 24, S. 258. 328). Bei den Be - Tschuana werden die Kinder nach

Wenn unter den Ama- Kosa , bei denen der Namenwechsel an sich in Uebung ist , ein Mann

hervortretenden körperlichen Eigenschaften benannt (Andree , P. N. , S. 255) . Später, als Mütter, lassen

600

Der Völkergeist in den geographischen Namen.

die Mädchen sich nach dem Namen des erstgeborenen Sohnes rufen (Lubbock , E. C. , S. 390) . Die Ba-Ntu-Völker der Kongogruppe nennen

der französischen, den St. Peters River der englischen Canadier, erreichten, standen betroffen von der Himmel-

Unter den uraltaischen Völkern haben die

bläue seines Wassers. Der spätere General Z. M. Pike ¹ ), flussauf kommend, fand im September 1805 den Missisipi auffallend rötlich , an tiefen Stellen tintenschwarz , während jener Fluss blau und klar erschien , selbst noch auf beträchtliche Strecken ab-

Mongolen einen religiösen und einen profanen Namen. Der erste wird am vierten oder an einem anderen Tage des ersten Lebensmonats, welchen der

wärts von der Mündung 2 ) . »> Die ganze Gegend wimmelt von klaren Wasserrinnen und von angeblich 10000 Seen , welche bald die offene Prairie

Klostervorsteher nach Nachschlagung medizinischer und astronomischer Werke bestimmt hat, unter Mit-

zieren , bald im Dunkel des Waldes prangen oder wie Krystalle in Felsspalten liegen . Sie ist so hervorstechend reich an krystallhellen Spiegelflächen,

aus Furcht vor Behexung ungern den Namen ihres Stammes (Büttner, R. K. L., S. 187). Altaier.

wirkung von wenigstens vier Lamas dem Kinde beiDie Wahl dieses Namens findet gleichfalls nach Durchsicht der medizinischen und astrologischen Werke statt, und zwar wird der Wochentag oder der über dem Tage herrschende Stern zu Grunde gelegt.

gelegt. Der profane Name, welcher zum täglichen Gebrauche dient , wird dem Knaben von einem Familiengliede gegeben . Ein Mädchen bekommt den Namen von derjenigen Frau, welche der Mutter bei der Geburt beigestanden hat und dem Kinde die Wiege schenkt . Einen Unterschied zwischen Männerund Frauennamen gibt es nicht , aber oft tragen Männer die tibetanische und Frauen die mongolische Form der Namen . Ein Namenwechsel kommt vor und wird besonders bei Krankheiten angewandt, um den an dem alten Namen haftenden Krankheitsdämon zu betrügen (Beguelin im » Globus« 57 , 209. S. 210. Bastian , V. Ö . A. , 6, S. 396, Note °, Ploss , K. B. S. , 1 , S. 86 . S. 452 , Note º. 163. 175) . Der Völkergeist in den geographischen Namen. Von J. J. Egli (Zürich). (Schluss .) XII. Die Indianer.

Es bedarf kaum der Rechtfertigung, wenn wir die Indianerwelt, als Ganzes betrachtet, dem Naturleben zuweisen. Hat ja die Entdeckung der Neuen Welt nur wenige Kulturherde getroffen , und was seither zur Sittigung der »Wilden «< geschehen , das ist teils neuen Datums, teils von sehr mässigem oder fraglichem Kulturwerte . Mit jener Anschauung harmoniert denn auch das Gepräge der geographischen Nomenklatur der Indianer. Die Verwertung des vorliegenden Materials ergab 70,7 % Natur- auf 29,3 % Kulturnamen. Bei den Naturvölkern herrschen die Natur-, bei den Kulturvölkern die Kulturnamen vor, so lautet S I unserer toponymischen These. Solche Naturnamen, wie Niagara = » Wasserdonner«, Minnesota = » himmelblaues Wasser« , Winnipeg - » Schlammwasser«, frappieren durch die anschauliche Treue , mit der die Objekte im Worte wiedergegeben sind - als förmliche Medaillen der Sprache.

Alle , welche die Rivière de St. Pierre

dass fürwahr kein bezeichnenderer Name (als Minne sota) dafür hätte gefunden werden können ³).> Habichtshaus «< , Paišu-éti = » Hundfischdorf« , Tamitoto = »> Eulenfluss «< , Kuyakuáli-éti = »> Harpyienhaus« , Ma -iyeri - >>Tapir starb« 2). Die Rechtfertigung, welche unseren Ergebnissen hier geworden , erinnert an die früher , im Schlusssatz zu Abschnitt V ( »Die neudeutschen Entdeckernamen viert. Als Frucht des Ganzen aber ergibt sich hinwiederum , dass einerseits die Natur der Objekte,

reihe > >> IV , XII, 2 >> >> III, VI, XI, 3 >> >> VI, VII, IX, X, XI, XII, 4 >> >> II, III , IV, V, VI , VII, VIII , IX, 5 X , XI .

andererseits die geistige Anlage und Ent$ wickelung und zwar sowohl nach deren S quantitativem als qualitativem Maass , d . i. | § $ also Kulturgrad und Kulturrichtung der verschiedenen Völker , in der geographischen Onomatologie sich abspiegelt . So schrieb ich im Jahre 1871. Jetzt habe ich das Vergnügen , in einem Ausspruch A. Kirchhoffs einer Bestätigung dieser Ansicht zu begegnen ) . >>Wie schön hat sich das von Egli gefundene Gesetz , dass Naturvölker in der Benennung von Oertlichkeiten stets , ähnlich den Kindern, mehr Sinn für die Tierwelt als die sie minder fesselnde Pflanzen-

Der vorliegende Versuch wird verschiedene Beauch jetzt wieder — urteilung erfahren . Man wird einwenden , aus so wenig vollzähligem Sammelstoff seien sichere Schlüsse nicht abzuleiten. Ist ja sogar behauptet worden , es könne absolut keine Namenlehre geben , bevor unter allen Millionen Ortsnamen auch der letzte erklärt , gesammelt und Für solchen Unsinn fehlt mir das

welt verraten , durch die feinsinnigen Forschungen

rubriziert sei ") ! Verständnis .

von Dr. K. von den Steinen unter den SchinguIndianern bewährt !« So sagt der Reisende in seinem der k. preuss . Akademie der Wissenschaften zu Berlin

>>Eine vergleichende Onomatologie, « so spricht ein Meister wie E. Curtius ) , »> wird zur Kenntnis

erstatteten Bericht 5) : » Ihre ganze Kunst wird von dem Vergnügen an der Tiernachbildung beherrscht. Nicht nur soll der grösste Teil der Masken Tiere

1 ) Das bezeichnet hier einen weichen gutturalen Reibelaut , ähnlich dem westfälischen g mit dem mittleren Gaumen hervorgebracht. 2) K. v. den Steinen , Bakaïrí- Sprache, S. 62 f. , Leipzig 1892 - nach gef. Mitteilung des Herrn Prof. Kirchhoff. 3) Da dem einfachen Menschenverstande eine solche Behauptung kaum glaublich erscheinen dürfte , sei hier die betreffende Stelle ( » Rev. Crit. « 7 , S. 74) wörtlich eingefügt : » Il n'est pas nécessaire d'être statisticien pour voir que la condition première d'un semblable calcul est la mise en oeuvre de tous (sic !) les éléments de la question , sans exception aucune (1).« 4) > Beiträge zur geogr. Onomatologie , S. 145.

1) Um kein Missverständnis zu begehen, beachte man, von welcher Schulstufe die Rede ist. 2) Th. Scherr , Handb. d . Pädag. , I , S. 543 . 3) Siehe die Diskussion zu Taf. 62 . 4) Ausland. 1892 , Nr. 36. 5) »Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse vom 18. Oktober 1888 , S. 6 des Sep.-Abdr.

Orientalische Kunstweberei.

603

der verschiedenen Völker und ihrer Individualität

es werden die kostbarsten Kirmaner Shawls daraus sehr wichtige Beiträge liefern.> Kilims « oder >» Zeilús « . Die Seidenteppiche von Kaschan und Sultanabad sind in Kette und Flor

Orientalische Kunstweberei.

aus letzterem Stoffe gewebt und mit baumwollenem Einschlag versehen. Diese Teppiche sind ausser-

Von W. Kellner (Gera).

In Griechenland ist die Teppichweberei hauptsächlich in Athen und Argos , Atalanti , Gortinia, Leonidi, Tripolitza, sowie in Volo und Makvenitza in der Provinz Thessalien zu Hause. Die durch-

ordentlich kostspielig. Ferner webt man feine Wollteppiche, bei welchen die Kette oder der Einschlag der grösseren Haltbarkeit wegen aus Seide hergestellt ist. Von besonderer Weichheit sind die Filzteppiche, welche in Ispahan , Khaïn und Yezd hergestellt werden und sich als Fussbodenbelag vorzüglich

schnittliche Jahresproduktion beträgt etwa 60 000 Oka (die Oka - 1,280 kg) oder nach Flächenmaass

eignen. Die Filzteppiche werden aus gemischter Wolle

50 000 Geviertmeter, im Werte von 1 000 000 Drachmen à 6,2 Pfennig deutsche Reichswährung. Teppichfabriken sind nur in Athen vorhanden . Die grösste derselben ist die von dem Bankier Syngros ge-

durch Stampfen erzeugt ; die Dessins, aus Baumwolle bestehend, werden eingepresst . Die Herstellung der persischen Filzteppiche oder >» Nemeds « geschieht in der Weise, dass zunächst eine der Grösse des Tep-

gründete Frauenarbeitsanstalt » gastirion apóron ginekōn« . Daselbst sind etwa 400 Frauen und Mädchen beschäftigt, welche ausser anderen weiblichen Handarbeiten auch die Weberei, namentlich die Teppichweberei erlernen und dann in der Anstalt weiter

pichs entsprechende Grube ausgehoben wird , in welche man die Haare eindrückt und mittels hölzerner

(Schluss . )

beschäftigt werden , welche nicht nur ihre eigenen Erzeugnisse , sondern auch die durch hausgewerbliche Thätigkeit geschaffenen Teppiche in den Handel bringt . Die Rohstoffe für die griechischen Teppiche, Wolle, Baumwolle und die Färbemittel kommen aus dem Peloponnes oder aus Livadia. Der Preis der

Schlägel so lange klopft , bis das Ganze eine feste Masse bildet. Von gleicher Einfachheit gestaltet sich die Herstellung der afghanischen Nemeds , zu welchen die Wolle von Schafen , Kamel- und Ziegenhaare verwendet werden . Hinsichtlich der Gestalt und Grösse werden unter-

griechischen Baudenkmäler eingewebt. Der Verdienst der Teppichweber stellt sich auf etwa 1,60 Drachmen. Einen hervorragenden Ruf hatten von jeher die persischen Teppiche. Dieselben gelten noch heute als grosse Kostbarkeit. Je nach der Herkunft und

schieden »Khali « oder »Khalitsché « , » Sedschadé« und >> Dschanemaz «< oder Gebetteppiche. Die Khalis sind Teppiche von 2 m Länge und 3 m Breite . Hierzu gehören auch die Bokhara- und die turkmenischen Teppiche. Früher konnten in Persien nur Teppiche in länglicher Gestalt hergestellt werden . Bei der Bauart des persischen Hauses einerseits, welches infolge des Mangels an langen Deckenbalken stets nur längere Gemächer von geringer Breite enthält , und bei der Niedrigkeit der Werkstätten , welche die Verwendung eines hohen Webstuhles unmöglich macht, konnten

dem Gewebe werden unterschieden : Wollene und Ziegenhaarteppiche, Kamelhaarteppiche, Teppiche aus Filz und Seide. Die besten kommen aus der Gegend

quadratische Teppiche nicht hergestellt werden, dieselben wurden vielmehr ganz dem Wohnraume angepasst.

rohen Wolle stellt sich auf 2 Drachmen für die Oka ; gewaschene Wolle das Doppelte. Die Muster der griechischen Teppiche sind den Smyrnateppichen ähnlich ; ab und zu findet man Ansichten der alt-

von Schiraz und Kirman in Südpersien . Die südDie Teppicheinteilung im persischen Wohnpersische Wolle , welche häufig mit Ziegenhaaren zimmer ist derart , dass über das obere , dem Einvermengt wird, gibt den Teppichen jenen herrlichen , gang entgegengesetzte Ende ein die ganze Breite in Europa so beliebten Seidenglanz , den die Perser des Raumes einnehmender, meist filzartiger Teppich > mahmali «< nennen . Die teuerste Ziegenwolle wird | ( » Serendaz « ) gelegt wird, von dem aus, den Seiten» aus den kleineren , feinen Haaren sortiert , welche wänden entlang , sich zwei lange , schmale Laufdiese Tiere im Frühjahr verlieren. Von besonderer teppiche, die » Kenari Kalemkar« verhängt. Dagegen bildet der Teppich » in den durchweg ungedielten Häusern einen unentbehrlichen, höchst schätzbaren Bodenbelag. Die kostbarsten Exemplare werden nur bei den feierlichsten Gelegenheiten hervorgeholt und ausgebreitet . Als Wandschmuck werden die Teppiche in Persien sehr selten gebraucht , und wo dies ausnahms-

lang. Die grösseren derselben heissen »Dschanemaz «< oder Gebetteppiche. Dieselben werden von den Mohammedanern während der Verrichtung der Gebete als Fussteppiche benutzt. Da bekanntlich

weise geschieht, ist es mehr als Nachahmung europäischer oder centralasiatischer Sitte anzusehen . Selbst die allerkostbarsten Gewebe aus Seide , Gold und

der Muselmann bei seinen religiösen Uebungen das Gesicht gegen die heilige Stadt Mekka kehrt , so wird in das Teppichmuster gewöhnlich eine Nische

Silber und die mit Edelsteinen belegten Teppiche wurden in früheren Zeiten ausschliesslich nur zur Bedeckung des Fussbodens benutzt . Nur in den

von giebelartiger Form eingewebt und zwar an der Stelle, wo der Betende das Haupt zu Boden niederbeugt. Diese Darstellung wird » Mihrab« genannt.

einander stehen , d . h. der Teppich darf weder an dem den Abschluss bildenden äussersten Rande noch in der Bordüre oder in dem Saume von schiefen

Moscheen sieht man Teppiche als Wandbekleidung verwendet ; so ist z. B. die Kaaba in Mekka mit kostbaren Teppichen belegt . Der >>Kilim >Kirmaschan« oder »Schiraz « vorkommen , werden durch die Nomaden erzeugt ; sie zeichnen sich durch grosse Weichheit und Glanz, sowie durch Dichtigkeit des Gewebes aus und gelten selbst in Persien noch jetzt als die schönsten . Die Motive der Teppichbilder sind in der Regel dem Pflanzen- oder Tierreich entlehnt , mit Zackenkonturen umgeben und durch Fransen verziert. Nicht minder wertvoll und berühmt sind die Khorassanteppiche und die persischen Seidenteppiche oder Nemeds aus Kaschan oder Sultanabad . Gleich den persischen sind auch die kaukasischen Teppiche reinwollene oder halbwollene; sie sind . meist niedrig geknüpft, zeichnen sich durch lebhaftes Farbenspiel und eine doppelte Fransenreihe aus , welche weder an den persischen , noch an centralasiatischen Teppichen zu finden ist. Hinsichtlich ihrer Grösse unterscheidet man Gebet- und Laufteppiche oder Läufer. Die kaukasischen Teppiche kennzeichnen sich hauptsächlich durch ihr buntfarbiges Aussehen . Die Farben sind sehr gute und geschmackvoll gewählt ; ebenso sind die Teppich-

Ware, sondern meist in den entlegenen Ortschaften Vorderasiens erzeugt. Die besten Teppiche kommen aus Giordes, Kula und Uschak. Die Teppichweberei wird überall hausgewerblich betrieben und zwar ausschliesslich durch Frauen und Mädchen . Die Wolle, welche dabei verwendet wird, stammt von den eigenen Schafen und wird im Hause gesponnen . Das Färben derWolle besorgen die Männer während der Regenzeit ; doch gibt es auch Färber von Profession , namentlich in Kula und Uschak. Cochenille und Krappwurzel geben rote, Indigo gibt blaue, die Kreuzbeere grüne und gelbe Farbe. Mit den Galläpfeln wird schwarz, mit Valonia weiss und braun gefärbt. Die Schattierungen werden unter Anwendung verschiedener Farbhölzer hergestellt . In Uschak , wo die Teppichfabrikation am ausgedehntesten und vollendetsten ist, sind etwa 2000 Webstühle im Betrieb . 4000 Arbeiter besorgen das Weben der Teppiche , sowie das Waschen und Färben der Wolle. Die hochwelligen Uschaker Teppiche zeigen türkische Dessins und uralte , vererbte Muster. In Giordes werden grosse Teppiche nach persischen Mustern erzeugt .

Die besten unter

diesen sind die feinen Kilims bis zu 180 Piks im Geviert, ferner die kleinen Sedschiadé - Teppiche und »Sedschiadé kiari Kadim« . Kula liefert KhorassanImitation , welche in Dessin und Färbung den alten.

606

Geographische Mitteilungen.

phrygischen Tapeten gleichen . Die früheren Versuche der Nachahmung europäischer Muster haben die Weber zum Glück aufgegeben und sind wieder zu ihren gewohnten Vorlagen zurückgekehrt, welche sie durch einfache Versetzung der Farben ins Unendliche wechseln, und die jede geübte Arbeiterin auswendig kennt. Bei den Dessins der Smyrnateppiche werden unterschieden : das schiefe Muster >» Sarpat Killit «< , das Blattmuster >>Japrak« mit rotem Grund in Grün und Blau. Neuerdings arbeitet man übrigens auch nach bestellten Mustern. Die besten reinwollenen, dicken Teppiche liefert allein der Ort Uschak, dessen feinste Marke >> Tek-Iplik« heisst. Die Teppichausfuhr von Uschak ist die bedeutendste und betrug z. B. im Jahre 1889 125 000 türkische Pfund. In Syrien wird unterschieden die Teppichweberei in den Dörfern und jene der Nomaden . Die Teppich-

Das Dorf Haidamur ist wegen seiner schönen Teppiche von alters her berühmt. Die dortigen Teppiche sind meist rot oder schwarz, zuweilen auch karminrot und mit braunen oder schwarzen Figuren versehen. Die Bordüre ist weiss . Die gleichen Verhältnisse bestehen in Marokko und Tunis. Eine bei uns fast unbekannte Teppichart ist jene des Tuarekstammes. Diese Teppiche werden von den Tuarekweibern hergestellt, kommen nicht in den Handel, sondern verbleiben im Familienbesitz. Die schönsten pflegt man dem Eigentümer mit in das Grab zu geben . Die tunesische Teppichweberei erstreckt sich auf die Städte Gabes und Kairuan, sowie auf die Gegenden von Feriana und Tabassa. Der hohe Preis der tunesischen Teppiche steht übrigens in keinem Verhältnis zu ihrem wahren Werte.

weberei der Dorfschaften ruht vollständig in den Händen der Bauernweiber und Mädchen der Bezirke Hakkar, Hazzur, Hossu und Safita. Am bedeutendsten

Ostindien (Madras und Warangul ) liefert Seidenund Samtteppiche von grosser Schönheit . In China ist die Teppichweberei eine verbreitete Hausindustrie. In Peking werden für die kaiserlichen Paläste schöne

steht in dieser Beziehung das 30 Meilen von Tripolis belegene Dorf Haidamur da , dessen Teppiche alle anderen an Eleganz der Zeichnung und an Dauer-

Teppiche aus Seide und mit Goldfaden durchwirkt hergestellt, doch können dieselben hinsichtlich ihrer Dessins und Färbung sich in keiner Weise mit den

haftigkeit übertreffen . Eine Art guter Teppiche werden ferner im Dorfe Fakef erzeugt. Der Ort liegt 25 Meilen von Baalbek entfernt. Der syrische Handwebstuhl ist von unglaublicher Einfachheit. Kleine Pflöcke , an denen die verschiedenen Garne befestigt sind , werden dicht nebeneinander in dem

orientalischen Teppichen messen . China und Japan benutzen als Bodenbelag hauptsächlich Matten aus Bast oder Rohr. Die Teppichweberei hat daher in genannten Ländern nicht viel zu bedeuten.

Boden befestigt.

Das Garn wird am Boden an den

Pflöcken befestigt. durch entsprechende so dass der Schuss Webeschiffchen sind

Die einzelnen Faden werden Hölzer voneinander getrennt, hindurchgeführt werden kann . nicht im Gebrauch, statt deren

werden die Knäuel mit dem Garn durchgeführt. Das Holz wird sodann um etwa 1 Fuss vorgeschoben. Darauf nimmt die Arbeiterin einen groben, hölzernen Kamm , um den Schuss zusammen zu bringen. Bei diesem höchst langweiligen Verfahren bringt eine Arbeiterin täglich nur kleine Stücke von höchstens 6 Zoll im Geviert zu stande. So kommt es , dass an kleinen , etwa 2 Yards langen und 12 Yards breiten Teppichen 6 Wochen ununterbrochen gearbeitet werden muss. Die in Syrien hergestellten Teppiche bestehen aus reiner, im Lande gewonnener Wolle. Von Zeit zu Zeit werden Verkaufsmärkte für Teppiche abgehalten in Kaalat- ebn Hassan , sowie in den Klöstern St. Georg und St. Elias zu Safita, wohin die Händler aus Hamath, Homs und Tripolis zum Einkauf kommen . Auf diese Märkte ziehen ferner die Ehemänner , Brüder und sonstigen Verwandten der Arbeiterinnen mit den erzeugten Teppichen und verkaufen letztere oft zu Preisen , welche denen nachstehen , welche die ihre Dörfer bereisenden Aufkäufer bieten . Der Quadrat-Pik Yards kostet 50 bis 60 Piaster für Haidamurteppiche und 40 bis 50 Piaster für andere Teppiche. Zu einem Teppich von 12 X 24 Yards werden 92 Rottl oder 19 Oka Wolle gebraucht.

Geographische Mitteilungen. (H. Lange. ) Am 30. August d. J. ist zu Berlin der durch seine Schulatlanten in weiten Kreisen bekannte Kartograph Prof. Dr. Henry Lange im 73. Lebensjahre gestorben. Geboren am 13. April 1821 zu Stettin, erhielt er seine geographische Fachbildung durch Karl Ritter und , mit August Petermann gemeinsam , in der geographischen Kunstschule von Prof. Heinrich Berghaus. Im Jahre 1844 erfolgte seine Berufung nach Edinburg, um hier, wieder mit seinem Freunde Petermann zusammen , in des schottischen Geographen Al. Keith Johnston kartographischer Anstalt an der Zeichnung des »Physical Atlas «, einer englischen Bearbeitung des Berghausschen physikalischen Atlas, und anderen. kartographischen Arbeiten teilzunehmen ' ). Nach dritthalbjährigem Aufenthalte in Schottland kehrte Dr. Lange nach Berlin zurück und trat hier mit A. v. Humboldt, Karl Ritter , Leopold v. Buch, Wilhelm Dove, Heinrich Kiepert und anderen namhaften Männern in wissenschaftlichen Verkehr und lieferte für deren

Schriften und Abhandlungen eine grosse Zahl von einzelnen Karten. Im Jahre 1855 erschien dann der von Theodor v. Liechtenstein begonnene und von ihm fortgesetzte >> Schulatlas« in 29 , später in 45 Karten (Braunschweig bei George Westermann), der durch Freihaltung des Kartenbildes von jeglichem unnützen Detail und naturgemässe charakteristische Veranschaulichung des Bodenreliefs einen sehr anerkennenswerten Fortschritt in der Schulkartographie bezeichnete. Bist 1) Vgl. den Nekrolog auf Aug. Petermann von Dr. Henry Lange in den >>Deutschen Geographischen Blättern , 1878, S. 250-255.

Litteratur.

heute ist derselbe in über 70 Auflagen erschienen und noch auf sehr vielen höheren Lehranstalten bei uns in Gebrauch. Von 1855-1860 war Dr. Lange Leiter der von ihm gegründeten geographisch- artistischen Anstalt der F. A. Brockhausschen Verlagsbuchhandlung in Leipzig, dann war er dort mehrere Jahre als Privatgelehrter thätig , ward 1861 Mitbegründer des dasigen Vereins für Erdkunde und folgte 1868 einem Rufe in das königlich Statistische Bureau unter Dr. Engel , um bis zu seinem Tode der Plankammer desselben vorzustehen. Von seinen zahlreichen kartographischen Arbeiten seien hier nur erwähnt sein »Bibelatlas « zu Bunsens Bibelwerk (1860) , Brockhaus' Reise - Atlas von Deutschland ( 1857-1860), seine Schulkarten vom Königreich Sachsen, seine Wandkarte der Herzogtümer Bremen und Verden , seine Karte von Liv-, Esth- und Kurland , seine Karte von Südbrasilien , dann aber vor allem sein populärstes Werk, der »Volksschulatlas «< , der bereits 1885 in 149 Auflagen oder 1½ Millionen Exemplaren verbreitet war. Auch schriftstellerisch ist der Verstorbene äusserst thätig gewesen, besonders verdient seine ungemein rege litterarisch-agitatorische Thätigkeit im Interesse der Polarforschung und zu Gunsten der deutschen Kolonisation in Südbrasilien hervorgehoben zu werden. Die Resultate seiner langjährigen Studien über Südbrasilien legte er 1882 in einer Monographie. unter dem Titel : » Südbrasilien. Die Provinzen Saò Pedro do Rio , Grande do Sul , Santa Catharina und Paraná, mit Rücksicht auf die deutsche Kolonisation Ausland «< , die »Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin « , zu deren Beirat er lange Jahre gehörte , die »> Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik« u . a. lieferte er lange Jahre hindurch kritische , biographische und andere Beiträge. Die Geographie hat in Henry Lange einen treuen und fleissigen Förderer und Pfleger verloren. Seinem Wunsche gemäss wurde seine irdische Hülle in Gotha verbrannt . (Mitteilung von Dr. Wolkenhauer in Bremen. ) (Mexikanische Indianerstämme.) Vom Januar bis Mai 1893 hielt sich Lumholtz (s. in Nr. 37 ) unter den Tepehuanes, einem sehr intelligenten, aber ebenso zurückhaltenden Stamme, auf. Trotzdem gelang es ihm, Einblick in ihre geheimen Riten zu thun. Sie leben jetzt im Staate Durango und sind grösstenteils mexikanisiert, nur unter den in Chihuahua hausenden 1500 führen noch viele eine sehr primitive Lebensweise in den abgelegenen Arroyos (Flussbetten ) . Sie besitzen besondere religiöse Ceremonien, und die Personifikationen der vier Elemente treten in nächtlichen Sitzungen auf, welche in einem eigens dazu erbauten Blockhause abgehalten werden , das nur einen Eingang, aber keine Fenster besitzt und völlig verfinstert werden kann . In der Semana Santa (heiligen Woche) konnte der Reisende den grossen , jährlich wiederkehrenden Fusswettlauf beobachten. Es nahmen daran 224 Personen, getrennt nach Männern , Weibern , Verheirateten , Unverheirateten, Erwachsenen und Kindern, teil, doch soll die Zahl derselben ehemals viel grösser gewesen sein. Den Preis gewannen die verheirateten Männer , deren beide beste Läufer 13 Vueltas (Bahnlängen) in 3 Stunden.

607

12 Minuten zurücklegten ( = 22 engl. Meilen und 3739 Fuss) . Dabei zeigten dieselben keine Spur von Ermüdung und Atemlosigkeit , während einige junge Mexikaner, die zu gleicher Zeit liefen, nach der ersten Vuelta völlig erschöpft und atemlos ankamen. Und doch werden die Tepehuanes darin noch von den Tarahumares übertroffen. Zuverlässige Zeugen berichteten, dass vor acht Jahren der beste Läufer in derselben Zeit 27 Vueltas ( = 47 engl. Meilen und 861 Fuss ) machte und am nächsten Tage schon wieder vergnügt tanzen konnte. Der westliche Teil der Sierra liegt einige tausend Fuss tiefer und macht infolge der unzähligen Barrancas und Arroyos den Eindruck erstarrter Wogen. In den tiefen Barrancas ist es fast so heiss wie an der Küste , auf der Höhe von 5000 Fuss dagegen das angenehmste Klima von der Welt. Schnee fällt bis zu 1500 Fuss, jedoch seltener ; so erreichte er am 11. Januar 1884 in Morelos eine Höhe von 11 Zoll . Augenblicklich herrscht in Nordmexiko grosse Dürre, die Ernte ist in den beiden letzten Jahren wie verbrannt, Wasser vertrocknet an Stellen , wo nie dergleichen geschehen ist , für den Reisenden und seine Tiere ein grosses Hindernis. Die Pflanzenwelt der Barrancas scheint aber dadurch nicht beeinflusst zu werden, höchstens sehen die blattartigen Glieder der Opuntien etwas verschrumpft aus ; innen sind sie jedoch so saftig wie stets . Auch der 20-35 Fuss hohe Cereus Pithaya bietet wie sonst einen Ueberfluss saftiger, erfrischender Früchte, obwohl er auf dem dürresten Boden wächst. Die Indianer leben fast ganz von ihnen. Von den angeblich ausgestorbenen Tubares leben . noch einige, im ganzen etwa 20 Familien ; doch sprechen nur noch wenige ihre Sprache, und so wird die Niederschrift derselben durch Lumholtz einer anderenfalls bald eintretenden Lücke in der Kenntnis indianischer Sprachen vorbeugen. Der Reisende beabsichtigte, wieder ins Hochgebirge zurückzukehren und die Höhlen um Santa Ana zu studieren. Jedenfalls darf man von ihm noch wichtige Aufschlüsse über die ethnographischen Verhältnisse von Nordmexiko erwarten. (Mitteilung von M. Klittke in Frankfurt a. d. O.)

Litteratur. Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus , herausgegeben von Prof. Dr. G. Hellmann . Faksimiledrucke mit einer Einleitung. Nr. 1 und Nr. 2. Berlin 1893 , A. Asher & Co. gr. 4 °. Auf dieses verdienstliche Unternehmen ist im Ausland < bereits früher aufmerksam gemacht worden. Zur Zeit liegen zwei Lieferungen vor , beide historische Merkwürdigkeiten von hohem Range enthaltend und in tadelloser, genau den Modalitäten des ersten Erscheinens der betreffenden Schriften angepasster Ausstattung. Nr. I bringt L. Reynmans Wetterbüchlein von wahrer Erkenntnis des Wetters « aus dem Jahre 1510, den sorgfältigen bibliographischen Untersuchungen des Herausgebers zufolge die erste Druckschrift meteorologischen Inhaltes in deutscher Sprache und Markstein einer immer ausgebreiteter werdenden Litteratur ähnlichen Schlages . Die Quellen, aus denen der Autor schöpfte, hat der Herausgeber näher bestimmt ; nur seine kräftige »Pauren Regel« scheint dem ersteren eigentümlich zu sein. Auf ein ganz anderes Gebiet führt uns Nr . 2 , den 1648 zu Paris gedruckten » Récit de la Grande Expérience de l'Equilibre des Liqueurs des berühmten Mathematikers Blaise Pascal enthaltend. Es ist dies , wie hier gezeigt wird , eine etwas eil-

608

Litteratur.

fertig unter die Presse gegebene Flugschrift , von welcher demnach auch nur noch ganz wenige Exemplare erhalten sind. In ihr erzählt Pascal von den Versuchen , welche auf seine Anregung Perier mit dem Barometer am Puy de Dôme angestellt hatte (s. »Ausland « 1893 , Nr. 4) , und aus welchen nachmals die barometrische Höhenmessung hervorging. De Isogonen in de XVIde en XVIIde Eeuw. Proefschrift door W. van Bemmelen . Utrecht 1893 , J. van Druten. VII und 48 S. gr. 4 ° . Mit einer Karte. Die sehr fleissig gearbeitete Dissertation liefert einen guten Beleg dafür, dass und wie geschichtliche Forschung der Wissenschaft selber Nutzen bringen kann. Des Verfassers Bestreben war es , Deklinationsbeobachtungen aus vergangenen Zeiten zu sammeln und durch kritische Bearbeitung das Material zur Verzeichnung von isogonischen Kurven für einen gegebenen Zeitpunkt zu erhalten . Auf der angefügten Karte sind diese Linien für die Jahre 1540, 1580 , 1610 , 1640 , 1665 und 1680 zur Anschauung gebracht (wie dies teilweise allerdings auch im neuen Berghausschen Atlas geschah) , so dass man sich über die säkularen Veränderungen des Erdmagnetismus bezüglich dieses Elementes gut orientieren kann. Der Verfasser hat insbesondere die Schiffernachrichten des 17. Jahrhunderts mit Geschick seinen Zwecken nutzbar gemacht. Das älteste Wetter - Buch 1700-1701 von Gottfried Kirch und seiner Frau Maria Margaretha geb. Winkelmann. Herausgegeben von G. Hellmann . Berlin 1893. Druck von Dobrzynski & Walter. 42 S. gr. 4º. Durch methodisches , von einem günstigen Zufall angenehm unterstütztes Nachsuchen gelang es Prof. Hellmann, das meteorologische Originaltagebuch der astronomischen Familie Kirch , deren Name mit der Geschichte der Berliner Sternwarte unzertrennlich verknüpft ist , in der Bibliothek der Sternwarte von Edinburgh zu entdecken , und durch das freundliche Entgegenkommen des Direktors , des von der Koldeweyschen Expedition her in Deutschland gut bekannten - Dr. Copeland und eines in der schottischen Hauptstadt lebenden Deutschen wurde es ermöglicht , zwei Jahrgänge dieser über einen langen Zeitraum sich erstreckenden Aufzeichnungen abdrucken lassen zu können. Der Herausgeber gibt im Vorberichte die wünschenswerten biographischen Nachrichten über die Familie Kirch und erörtert auch einzelne der merkwürdigeren Beobachtungen des Wetterbuches. Die Witterungsnotate sind kurz und nicht gerade wissenschaftlich gehalten ; eigentliche Messungen kommen nur gelegentlich vor , dazwischen auch Bemerkungen über häusliche Angelegenheiten ; rühmenswert aber bleibt unter allen Umständen der vollständige Bruch mit dem damals noch nicht in allen Kreisen überwundenen Unsinn der Astrometeorologie.

Erster Jahresbericht des Sonnblickvereines für das Jahr 1892. Mit vier Tafeln in Lichtdruck . Im Selbstverlage des Sonnblickvereines. 1893. 53 S. gr. 8 °. Die kleine Schrift setzt sich zusammen aus vier Bestandteilen. Im ersten schildert Oberst A. v . Obermayer in kurzen Zügen die Entstehung des » Zittel-Hauses « auf dem Hohen Sonnblick im östlichen Teile der Hohen Tauern (3100 m Seehöhe) , die Einrichtung dieses Hauses und den darin untergebrachten Instrumentenpark , indem er zugleich der wichtigsten anderen Gipfelstationen in Europa und in anderen Erdteilen gedenkt. Daran reiht sich eine Lebensskizze des trefflichen Ignaz Rojacher (1844-1890) , eines selbstgemachten Mannes , der als >>Gewerke für seine Heimat , das Rauris - Thal , Opfer in jeder Beziehung gebracht und wesentlich durch seine kräftige Initiative diesen schwierigen Bau ermöglicht hat. Gestützt auf eine Beobachtungsreihe von fast sieben Jahren gibt Hofrat Hann eine eingehende , vergleichende Charakteristik des Sonnblick-Klimas, aus der wir hervorheben , dass mitten im Winter , während es tiefer unten oft sehr unfreundlich ist , der einsame Beobachter auf dem Gipfel oft längere Zeit des schönsten Wetters sich erfreuen darf. Vereinsnachrichten bilden den Schluss ; leider ist durch zu starke Inanspruchnahme der Meteorologischen Gesellschaft und durch den unerwartet frühen Tod Rojachers der Verein in eine ungünstige Lage geraten , und es ist stärkere

Beteiligung an demselben recht dringend zu wünschen , damit das schön begonnene Werk nicht wieder ins Stocken gerate. Der Einfluss der Alpen auf die klimatischen Verhältnisse der bayerischen Hochebene. Von F. Erk. München 1893. Verlag der J. G. Cottaschen Nachfolger. 33 S. kl. 8 °. Dieser Sonderabdruck aus der »Beilage zur Allgem . Zeitung ist für die Bewohner des Landes am Nordfusse der Kalkalpen, im besonderen also für die der Stadt München, von grossem Interesse , indem darin von einem Meteorologen , dem eine langjährige Erfahrung zur Seite steht , die allgemeinen atmosphärischen Verhältnisse , wie sie aus der geographischen Lage resultieren , gekennzeichnet werden . Als besonders wichtig erscheint die den grössten Teil des Jahres hindurch frei hervortretende und auch in den Sommermonaten nur abgeschwächte, nicht aber beseitigte Tendenz zur Bildung eines barischen Elevationsgebietes über den Alpen, bedingt einerseits durch die Bodengestaltung selbst , andererseits durch das Vorhandensein ausgesprochener Depressionsgebiete im Norden und Süden der Gebirgskette. Der Verfasser legt im einzelnen dar , wie aus dieser Sachlage der bekannte Wechsel von Berg- und Thalwind sich als notwendige Folge ergibt, verbreitet sich über das Wesen des Föhns und deutet zuletzt noch an , welche weitere Fragen der Beantwortung harren , um das Klima des Gebirgsrandes immer besser kennen zu lernen und von dieser Kenntnis auch für höhere klimatologische Probleme Nutzen zu ziehen .

Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1892. Meteorologische Station I. Ordnung in Bremen . Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen. Stündliche Aufzeichnungen der Registrierapparate. Dreimal tägliche Beobachtungen in Bremen und Beobachtungen an vier Regenstationen. Herausgegeben von Dr. Paul Bergholz. Jahrgang III. Mit acht Tafeln. Bremen 1893. Max Noesslers Buchdruckerei . XVI und 42 S. gr. 4 °. Wir führen dieses Jahrbuch weniger seines umfassenden Zahlenmateriales als deshalb hier an, weil der vorliegende Jahrgang eine sehr wertvolle elfjährige phänologische Beob achtungsreihe enthält. Die Beobachtungen wurden von Dr. Focke und dem Herausgeber nach dem von Hoffmann und Ihne aufgestellten Normen (s. » Ausland « 1892 , S. 287. 350) ausgeführt und verdienen ebenso Beachtung wie auch Nachachtung seitens der Leiter anderer meteorologischer Observatorien . Die Resultate der zweiten Gepatschfernervermessung. Von Dr. Georg Kerschensteiner , k. Gymnasiallehrer. Schweinfurt 1893. Druck von Fr. J. Reichardt. 30 S. gr. 8. Mit einer Karte. Auf diese interessante Abhandlung, Programm des Schweinfurter Gymnasiums , möchten wir alle Freunde der glacialen Physik um so dringender aufmerksam machen , weil für solche Gelegenheitsschriften die Gefahr, in rasche Vergessenheit zu geraten, nur allzu nahe liegt. Und es wäre dies im vorliegenden Falle sehr zu bedauern , denn der Verfasser , welcher mit der Technik der Gletschervermessungen gründlich vertraut ist, macht einen sehr ernstlichen Versuch , genaue numerische Werte für die Fortbewegungsgeschwindigkeit einzelner Teile des Gletschers, für den einer gegebenen Zeit entsprechenden Substanzverlust und die Grösse des aper gewordenen Terrains zu gewinnen. Um möglichste Sicherheit zu erhalten , wurde auch die Mühe nicht gescheut , das früher von Finsterwalder und Schunck gebildete Dreiecksystem mit der Triangulation der österreichischen Landesvermessung zu verbinden. Niemand , der ähnliche Fragen zu behandeln unternimmt , wird an dieser mehr noch durch ihre Methodik als durch ihre konkreten Ergebnisse Interesse erregenden Arbeit künftig vorübergehen dürfen. S. Günther.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 39.

Stuttgart, 30. September 1893 .

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Quartal M. 7.— Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND In- und Auslandes und die Postämter. INDEXL GÜNTHER in München , Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Ethnologisches in der Edda. Von J. Robinson (Wien) . S. 609. - 2. Afrikanische Nachrichten. (April -Juni.) Von Brix Förster (München) . (Fortsetzung und Schluss.) S. 611. 3. Ethnographische Parallelen. Von H. Henkenius (Heidelberg). S. 617. - 4. Geographische Mitteilungen. (Zur Frage der Klimaveränderung ; Glacial- und Drifthypothese ; Die Seen des Tatra- Gebirges ; Die geologische Entwickelung der Säugetiere. ) S. 620. 5. Litteratur. (Du Bois - Reymond ; Müller ; Rudloff- Hochheim ; Köberlin ; Oberhummer ; Graf; Beck ; Floyer ; Powell ; Funk.) S. 621 .

Ethnologisches in der Edda .

schiessen die Hunde mit Pfeilen und trachten ausserdem durch Lärm und Geheul die unholden Gesellen,

Von J. Robinson (Wien). Ethnologen und Völkerpsychologen haben es sich zur Aufgabe gemacht , einerseits durch Vergleichung der Weltanschauung , andererseits durch Analyse der Gewohnheiten , Sitten und Gebräuche

welche ihnen das wohlthätige Licht rauben wollen, zu verjagen. Charakteristisch ist, dass in der Edda

der Naturstämme, die Parallelismen in der geistigen Entwickelung der Menschheit aufzufinden . Diese

Wölfe, bei den Indianern Hunde als Feinde der beiden Lichtträger erscheinen . Wir dürfen daraus den berechtigten Schluss ziehen, dass bei den alten Germanen zur Zeit der Entstehung dieses Mythus der Hund bereits Haustier war und bei den Indianern

Parallelismen sind von grosser Bedeutung, denn an der Hand derselben sind wir in der Lage, aus einzelnen kargen Ueberresten aus der Vorzeit der Kulturvölker berechtigte Schlüsse auf ihre prähistorische Kultur zu machen, wobei wir auch durch die Dinge,

noch nicht , denn es ist jedenfalls sehr auffallend, dass Tiere derselben Gattung im Mittelpunkt dieser Sage stehen. Dass das Blut ein ganz besonderer Saft ist, das wissen wir alle aus Goethes »> Faust « . In der Völker-

welche der Spaten des Archäologen ans Tageslicht fördert, sehr unterstützt werden .

kunde nimmt das Blut auch einen ganz hervorragenden Platz ein ; hier erscheint nämlich das Blut als das

Auch die Edda hat uns in ihrer sagenhaften Hülle Vorstellungen erhalten, welche für den Ethno-

belebende und beseelende Prinzip . Wir setzen diesen Glauben voraus und ersparen uns deshalb auch die Aufzählung von Stämmen, bei denen diese Vor-

logen deshalb von grosser Bedeutung sind, weil dieselben noch gegenwärtig bei zahlreichen Naturvölkern angetroffen werden. Nach der Edda haben Sonne und Mond des-

stellung vorgefunden wurde. Auch die Edda scheint in dem Blute die Quelle des Geistes zu erblicken ,

halb einen so raschen Lauf, weil sie von Wölfen, die ein Riesenweib geboren hatte, unablässig ver-

Intellektes hervorgerufen wird. Die nordische Sage weiss nämlich von einem Dichtertrank zu erzählen , der aus dem Blute eines weisen Mannes, den zwei

folgt werden. Wenn diese Himmelskörper von ihnen ergriffen werden, so verfinstern sie sich. Um nun Sonne und Mond von den bissigen Angriffen der Wölfe Bell und Hatz befreien zu können, muss ein lärmendes Getöse gemacht werden. Darob erschrecken die Bestien und lassen Sonne und Mond los. Dieselben Anschauungen finden wir bei zahlreichen Naturstämmen ; so berichtet der Missionar Dobritzhoffer von den Chiquito- Indianern , dass nach ihrer Anschauung die beiden Lichtträger von Hunden verfolgt werden. Sonne und Mond verfinstern sich, wenn sie von den Hunden zerrissen werden . Die blutrote Farbe dieser Himmelslichter schreiben sie den blutigen Bissen jener Ausland 1893 , Nr. 39.

zu .

Die Indianer be-

da bei ihr durch den Blutgenuss eine Steigerung des

Zwerge getötet hatten, bestand ; natürlich wurde diese kostbare Substanz mit dem nirgends fehlenden Met gemischt . Derjenige, der von diesem Nasse trank , wurde ein Dichter oder ein Weiser. Ganz besondere intellektuelle Eigenschaften schrieb man dem Herzblute einer solchen Person zu . Held Siegfried berührt nur mit der Zunge ein wenig Blut von Fafners Herz und versteht gleich die Sprache der Vögel. Auffallend ist hier, dass dem Herzblute solche Bedeutung zugeschrieben wird. Wir können uns das nur dadurch erklären , dass den alten Deutschen schon bekannt war, dass das Herz das Centralorgan unseres Blutgefässystemes sei .

Dies ist allerdings nur eine 77

Ethnologisches in der Edda.

610

Vermutung, die jedoch sehr viel Wahrscheinlichkeit | dass bei dem Tode eines Häuptlings zahlreiche für sich hat. Dass den Aegyptern die hervorragende Sklaven getötet werden, damit jener auch im Jenseits Bedeutung des Herzens im menschlichen Organismus nicht ohne Bedienung und Gefolge sei . Ein erschreckenschon in sehr alter Zeit bekannt war , erfahren wir des Beispiel bieten hierfür die Aschanti. Auch in aus Papyrus Ebers , der in der Mitte des 16. Jahrder Edda gehen mit Siegfried vier Knechte , mit Brunhild fünf Mägde und acht Knechte in den hunderts v. Chr. geschrieben ist. Dieser Papyrus ist eines der sechs von Clemens von Alexandrien erTod. Ersterem wurden noch sein Ross, zwei Hunde wähnten hermetischen Bücher über die Medizin , und und zwei Habichte beigegeben , damit er sich auch zwar das Buch περὶ φαρμάκων. - Dieser Papyrus im Jenseits der Lieblingsbeschäftigung der alten enthält einen Abschnitt, betitelt : »Das Geheimbuch Germanen, der Jagd, hingeben könne. Bei allen niederen Stämmen vertreten die Gottesdes Arztes, die Wissenschaft vom Gange des HerEs sind,

urteile die Stelle unserer Gerichte. Das ist eine relativ

so beginnt der Traktat , Gefässe in ihm (gehend) nach allen Gliedern ; in betreff deren behauptet nun der Arzt Nébsext , wohin er auch immer seine Finger lege, sei es auf die Hände, sei es auf die Beine, so oft treffe er auch das Herz, dieweil dessen Gefässe in alle Glieder ausgingen . Es sei nämlich, wie er sich ausdrückt , der Knotenpunkt aller Gefässe des Körpers. Darauf führt der Gelehrte Nébsezt aus, wie diese Gefässe auf die Glieder verteilt sind, und zeigt dann, dass die verschiedenen seelischen Zustände , wie Zorn , Kummer , Ekel u . s. w. , und der Sprachgebrauch des Wortes >>Herz «< durchaus

zens und die Wissenschaft vom Herzen.>> Schlange Times «< vom 6. und 7. Juli ( 1893 ) | Entschuldigung hinzufügt , das entnervende Klima höchst wertvolle Aufschlüsse nach seinen eigenen erschwere gelegentlich das Erfassen der einzig richBeobachtungen . Er bestätigt, was ich schon immer tigen Maassregeln ; ja er betont sogar ausdrücklich, hervorgehoben habe, dass man Uganda in Bezug auf dass keine Beweise vorliegen für die (freilich nur Bevölkerungszahl und Produktenreichtum weit überals Vermutung ausgesprochene) Annahme Lugards, schätzt habe. Zur Zeit hat man ein durch Krieg die katholischen Missionare hätten gegen die engund Epidemien verwüstetes Land vor sich. Vier lische Herrschaft intriguiert. Man muss - glaube bei solchen kritisierenden Rückblicken beFünftel sind unbewohnt ! Die geschlossensten und ich besten Kulturen sieht man in Buddu unter der Auf-

denken , wie leicht es ist , nach vollendeten That-

sicht der katholischen Missionare . Gedge spendet❘ diesen uneingeschränktes Lob und stellt ihr segensreiches Wirken entschieden über die Leistungen der englischen Missionare .

sachen, nach Beruhigung der Gemüter irgendwo und irgendwie etwas auszusetzen an den Handlungen der Hauptpersonen, welche ihrer Zeit mitten in dem

Die Hauptschwierigkeit , Kultur und geordnete Zustände in Uganda einzuführen , liegt in der Ueber-

scheidende Entschlüsse zu fassen gezwungen waren. Hält man diesen Gesichtspunkt fest , so wird man auch in dem den Katholiken sehr geneigten Urteile des >>Berliner Tagblatt « - Korrespondenten

zahl von Häuptlingen und in dem Mangel tüchtiger Arbeiter. Ausser den Häuptlingen , welche grossen und kleineren Grundbesitz haben, gibt es eine Unzahl von Aristokraten , Excellenzen , die nur über einige Wakopi (hörige Landarbeiter ) verfügen . Sie faullenzen im Lande herum und vertreiben sich die Zeit mit Anzettelung gehässiger Streitigkeiten . Braucht man Arbeiter , so bekommt man sie nur von solch einer Excellenz , die dafür ein Trinkgeld beansprucht. Der Wakopi muss ohne Entlohnung für seinen Herrn arbeiten. Der Europäer erhält nur das schwächlichste, erbärmlichste Pack zur Arbeit. Das ganze WagandaVolk ist eine Masse von sorg- und anspruchlos Dahinlebenden ; diese mit dem Antrieb zu energischer Thätigkeit wirklich zu erfüllen, wird in vielen Jahren noch nicht gelingen , und ehe dies nicht erreicht ist,

stürmenden Verlaufe der Ereignisse rasche und ent-

Eugen Wolf als Kern die Thatsache herausfinden, dass Lugard im grossen und ganzen gerechtfertigt dasteht . E. Wolf war Zeuge oder Teilnehmer der von Macdonald offiziell geführten Untersuchungen ; sein vorläufiger Bericht enthält also noch nicht die als unumstösslich zu geltende Kritik . Wenn er ihm die Schuld an der unmittelbaren Veranlassung des Krieges beimisst, so kann dies nur entscheidend sein für die Beantwortung der rechtlichen Frage, ob die Englisch-Ostafrikanische Compagnie zur Entschädigung der katholischen Missionare verpflichtet sei oder nicht, aber nicht für die moralische und historische Auffassung der Ereignisse. Schwerer wiegt der Vorwurf, dass Lugard nach dem Friedensschluss bei der Verteilung Ugandas an die Katholiken und

bleibt Uganda arm an exportfähigen Produkten. Gedge unterzieht das Verhalten Lugards einer scharfen Kritik. Da er offenherzig gegen ihn die Vorwürfe erhebt, er habe nach dem Kriegszug gegen

Protestanten sein vorher gegebenes Wort nicht gehalten hätte. Das muss sich noch aufklären. Jedenfalls wusste Père Brards nichts von einer Wort-

die Mohammedaner im Frühjahr 1891 das mit Zündstoff überladene Uganda sich selbst überlassen, ferner den grossen Haufen verwilderter Sudanesen vom

brüchigkeit Lugards ; sonst hätte er ihm nicht bei seiner Abreise aus Mengo am 15. Juni 1892 geschrieben : »Je regrette beaucoup votre départ, car

Albert-See an die Grenzen Ugandas gebracht und doch nur mit 100 Mann das Fort Kampala verstärkt und endlich durch die Verteilung von Gewehren an die Protestanten den bisher eingehaltenen neutralen Standpunkt aufgegeben und damit zum Ausbruch

je crois que votre présence aurait beaucoup servi à la pacification du pays . Je vous souhaite de revenir

des Kampfes selbst beigetragen, so ist das Lob, das er im übrigen seinem klugen und thatkräftigen Auftreten uneingeschränkt spendet, von um so grösserem Werte. Die offizielle Untersuchung über den Streit der protestantischen und katholischen Partei, womit von Sir Portal gegenwärtig Kapitän Macdonald betraut worden , liegt noch nicht abgeschlossen vor uns. Aber so viel lässt sich schon jetzt mit Bestimmtheit erkennen , dass , was Lugard in seiner offiziellen Rechtfertigungsschrift gegen die Anklagen der katholischen Missionare ausgesagt, und was mir als Grundlage bei meinem Artikel » Geschichtliche Entwickelung Ugandas« diente, im allgemeinen und

nous voir dans le Buganda. « Mai 1893 , S. 344) .

(»Ch. Miss . Intell. «< ,

Deutsch- Ostafrika. Einnahmen aus Zöllen und Licenzen im Etatsjahr 1892/1893 . (in 1891/1892 : 1 324 170 Mk. ) Einfuhr und Ausfuhr im 2. , 3. und 4. Quartal 1892 . (in 1890/91 : 16482 000 Mk. )

I 209 926 Mk.

12 380 000 Mk.

Bei der fortwährenden Veränderung in der Anlage der handelsstatistischen Tabellen in Bezug auf den Anfang des Rechnungsjahres und in der Berechnung einmal nach Rupien, das andere Mal nach Dollars lässt sich absolut keine exakte Vergleichung des Handelsverkehrs in dem neuen Jahr mit dem

Afrikanische Nachrichten.

vorhergehenden anstellen ; sogar die Ergebnisse des 1. Quartals von 1892 sind nirgends zu finden . Den-

613

Mann der Schutztruppe war verletzt . Lieutenant Prince marschierte am 18. März von Uniangwira

noch muss man nach der Statistik der Zölle , welche | ab und erreichte Bagamoyo am 18. April ( » Kol.-Bl. « , konform geblieben, auf eine Minderung des ostafri1893 , S. 266 , mit Plan von Mdaburu) . Während Lieutenant Hermann im fernen kanischen Handels im Jahre 1892 schliessen . Aber nicht nur Deutsch- Ostafrika, sondern auch Sansibar Westen , von Bukoba aus , einen kurzen Kriegszug hat unter einer allgemeinen Depression , wenigstens im November 1892 gegen den Häuptling Mokoder Ausfuhr, gelitten. tani glücklich vollendet , an dem 1500 katholische Oberst Frhr. v. Schele hat am 22. Februar 1893 Waganda , wenn auch als minder wertvolle Hilfsdie Stellvertretung des Frhr . v. Soden übernommen ; zum Gouverneur wurde er soeben definitiv ernannt.

truppen , sich beteiligten , unternahm an der Küste Chef Leue eine Strafexpedition gegen den Häupt-

Frhr. v. Soden darf aber jetzt schon als ausgeschieden aus dem Kolonialdienst angesehen werden . Ich kann

ling Maruguru von Maande in Udoë und schlug diesen in einem Gefecht am 13. März 1893 , wobei

nicht einstimmen in die Klagen und Schmähungen, mit denen man diesen doch äusserst verdienstvollen Mann in der deutschen Presse überhäuft hat . Ich

leider der vortreffliche Feldwebel Kühne fiel. Emin Paschas trauriges Ende ist leider nicht mehr zu bezweifeln . Zuerst traf ein Brief ein , wel-

besitze keine genaueren Informationen ; dagegen halte ich mich an seine Verordnungen und Direktiven . Aus diesen muss jeder Vorurteilsfreie den abwägenden Geist , das Streben erkennen , der natürlichen

chen Raschid an seinen Onkel Tippu Tipp von den Stanley-Fällen am 3. Dezember 1892 schrieb

Entwickelung alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen und beschwichtigend auf die heterogenen Elemente der Eingeborenen , Araber und Weissen zu wirken . Er mag in verschiedenen , persönlich wichtigen, militärischen Angelegenheiten nicht energisch und rasch entschlossen genug eingegriffen haben ; aber man bedenke, er hatte zu fachmännischer Unterstützung fast nur sehr jugendliche Kräfte zur Verfügung. Die ostafrikanischen Verhältnisse sind ungemein schwierig und verwickelt ; zu ihrer Lösung bedarf es der Zeit und vieler Geduld , namentlich seitens der Kolonialfreunde . Lieutenant Prince kann sich rühmen , einer der siegreichsten Führer in der Schutztruppe zu sein. Scharf bedachtsam in der Vorbereitung, blitz-

und welcher dem Kapitän Jerôme Becker überschickt wurde ( » Mouv. géogr. « , 1893 , 28. Mai) . Der Brief lautete : »Said - ben - Abed marschierte von Kirondo (wahrscheinlich in Manjema) ab in der Richtung zwischen Wadelai und Unioro , als er mit Emin Pascha zusammentraf, der ihm sofort den Krieg erklärte. Man kämpfte zwei Tage lang ; am dritten Tage wurde Emin besiegt und nach grossem Verlust in die Flucht geschlagen. Bei der Verfolgung am vierten Tage kam es abermals zum Kampf. Emin wurde gefangen und getötet, wie alle seine Leute. Kol . - Bl . « , 1893 , S. 200 mit Karte), am 17. Februar schlug er sich auf dem Rückmarsch

Zeit und Ort der Mordthat gibt es vorläufig keine ganz sicheren Anhaltspunkte. Fest steht nach einem

durch die wildanstürmenden Wagogo durch und traf am 18. Februar in Uniangwira in Ugogo ein, wo er mit Lieutenant v. Bothmer zusammentraf, welcher bei der Erstürmung von Masentas Tembe am 16. Februar schwer verwundet worden. Nach-

Brief Kapitän Lugards an Stuhlmann ( »Kol.-Bl. « 1892 , S. 444) , dass Emin Anfang März 1892 in Begleitung von Manyemus von Mosamboni (Kavalli) nach dem Süden aufgebrochen und bald darauf in Vitshumbi am Albert-Edward- Njansa eingetroffen war. Aller Wahrscheinlichkeit nach durchzog er

dem die Wagogos zur Strafzahlung und endlich zum Friedensschluss gezwungen waren, galt es, das Räubernest des berüchtigten Häuptlings Muini Mtwana in Mdaburu gründlich zu säubern. Lieutenant Sigl und Kapitän Spring , welche beide am 3. März

dann die völlig unerforschten Gebiete des westlichen Urnedi und des östlichen Uregga bis Manyema am oberen Lualaba und fand hier sein Ende . Major v. Wissmann wenigstens hörte von Arabern am

von den Mdaburu-Leuten angefallen worden waren, fanden sich am 7. März in Uniangwira ein . Lieutenant Prince übernahm das Kommando über sämt-

Nyassa-See erzählen , dass Emin bei Kabambarre erschlagen worden sei . Berechnet man die Zeitdauer für den Marsch von Vitshumbi bis Kabambarre zu

liche Truppen in der Stärke von 150 Mann und brach in kühner Entschlossenheit am frühesten Morgen des 10. März , ohne einen Schuss zu thun , mittels

4-5 Monaten und für das Eintreffen der Nachricht

Sturmleitern in die Tembe Mtwanas ein. In zehn Minuten war aller Widerstand überwältigt ; Mtwana und sein Vater wurden hingerichtet. Kein Ausland 1893, Nr. 39.

Oktober 1892 seinem beklagenswerten Schicksale erlegen ist . Ueber die klimatischen Verhältnisse von Hoch78

an den Stanley- Fällen Anfang Dezember auf einen Monat , so kann man annehmen , dass Emin im

Afrikanisc

614

he

Usambara bringen »v . Dankelmans Mitteilungen «< ( 1893 , 2. Heft , S. 93) wertvolle Aufzeichnungen von dem Gärtner Holst , welcher in Mlato ( 1400 m ü. d. M. ) ein ganzes Jahr meteorologische Beobachtungen angestellt hat . Regen fällt zwar sporadisch in allen Monaten, doch gibt es auch eine dauernde Regenzeit, nämlich von Dezember bis Anfang Februar .

Nachrichte . n

bett kein konstantes ;

doch Kanäle wären immer

vorhanden , durch welche ein Fahrzeug von geringem Tiefgang seinen Weg hindurch finden könnte . 0,50 »

Durch die Simba-Uranga-Mündung fuhr Lieutenant Fromm in den Rufidji am 10. Mai hinein und wand sich durch eine enge Fahrrinne bis zu einer 1,8 m seichten Barre bei Kilindi durch. Hier musste

verdanken wir Holst sehr gründliche

schon am 12. Mai die » München Peterm . Mitt. « , 1886, Sein Bericht (in »

S. 365 ) lautete bedeutend günstiger als der des »Jedes europäische Boot könne geEngländers . fahrlos den Fluss befahren . Freilich sei das Fluss-

wieder ins offene Meer. Wenn er das Ergebnis seiner Probefahrt in die vorsichtigen Worte zusammenfasst : »ich möchte mit Sicherheit behaupten, dass der Fluss zu jeder Zeit eine Fahrrinne haben wird , in welcher Fahrzeuge von nicht mehr als 0,75 m Tiefgang fahren können > Wissmann«< nur für den Nyassa-See zu verwenden sei und nicht nach dem Tanganjika transportiert werden könne, da die Teile des zerlegten Dampfers »infolge des häufigen Umladens, von Witterungs- und Transporteinflüssen (schon in Katunga am unteren Schire) in einem Zustande sich befinden , dass sie einem (weiteren und) langen Landtransporte nicht mehr gewachsen seien« . Ausserdem fehlte es an einem Fahrzeug, um den zerlegten » > Wissmann«< über den See zu schaffen ; denn der Dampfer »> Pfeil«< , welcher ursprünglich dafür in Aussicht genommen war, konnte wegen seiner Unzerlegbarkeit nicht von Katunga über Blantyre nach Mpimbi zu Lande befördert werden ; er blieb im unteren Schire liegen . Wissmann hatte nun vorgeschlagen, den zerlegten >> Peters «< - Dampfer nach dem Tanganjika zu bringen ; der > » Wissmann>Wissmann « über die Schire- Fälle bis Mpimbi bedurfte der enormen Zeit von Ende Oktober 1892 bis Anfang April 1893 ; er wurde wesentlich durch Kämpfe mit den Eingeborenen im Januar und Februar 1893 unterbrochen, in denen die Deutschen die von den Arabern und Yaos schwer bedrängten Engländer unter Kapitän Johnston mit glänzendem Erfolge unterstützten . Erst im Juni war es möglich, den Dampfer vollständig zu montieren und dann vom Stapel zu lassen . In der Zwischenzeit ist Major v. Wissmann am Nordende des Nyassa-Sees auf seinen zwei Stahlbooten thätig gewesen. Am 12. Januar 1893 in Bandawe

615

eine Station (» Langenburg «) gegründet. Vom 29. Januar bis 23. Februar machte Bumiller im Auftrage Wissmanns einen sehr interessanten Ausflug durch das Livingstone- Gebirge ( 3000 m) zum Häuptling Merere in Usango (Konde-Plateau) , dessen Residenz von Utengule etwas weiter westlich verlegt ist. Bumillers Bericht , geographisch sehr wichtig, kann erst richtig gewürdigt werden, wenn die versprochene neue Karte in unseren Händen ist . Der Dampfer » > Wissmann < « und die Station Langenburg geht in den Besitz des Gouvernements von Deutsch- Ostafrika über ; Lieutenant Prince wurde zu diesem Zwecke am 6. Mai von Dar- es- Salaam nach dem Nyassa-See als Kommissär abgeschickt¹¹) . Deutsch- Südwestafrika . Es ist sehr zu bedauern , dass uns in neuerer Zeit das offizielle »Kolonialblatt « mit positiver Berichterstattung gelegentlich ganz im Stiche lässt . Das höchst wichtige Ereignis , die Erstürmung von Hoornkrans im April 1893 durch Major v. François , wodurch Henrik Witbooi nach Westen in das Gebirge gedrängt wurde, findet man mit keiner Silbe erwähnt . Nur einem Passus in einem Briefe v. François' vom 11. Mai aus Windhoek ( » Kol.-Bl. « , 1893 , S. 360) : »Die Zeit vom 19. h. bis jetzt habe ich dazu benutzen lassen« u . s. w. , ist zu entnehmen, dass das siegreiche Gefecht vor dem 19. April stattfand . Ueber die Art der Einnahme der Bergfeste, wobei viele Weiber der Hottentotten gefallen seien, lässt man unberichtigt die Kapzeitungen schmähen . Fest steht nur , dass am 16. März 1893 die Verstärkung der Schutztruppe (200 Mann) , in der Walfisch- Bai ankam, Hoornkrans vor dem 19. April erobert wurde und Witbooi nach dem Westen verschwand. Warum man ihn nicht sofort aufsuchte und bis zur Erschöpfung verfolgte , wird nirgends erklärt. Genug , François kehrte nach Windhoek zurück. Auf Drängen der Bastards von Rehoboth entschloss er sich am 11. Mai 1893 zu einem abermaligen Kriegszug gegen Hoornkrans mit 155 Mann Schutztruppe und und 50 50 Bastards. Schutztruppe Mit grosser Umsicht , genau den kriegsmässigen Uebungen in der Heimat entsprechend , wurde am 18. Mai der Vormarsch von Rehoboth angetreten und am 18. Mai das schwach besetzte Hoornkrans wieder genommen.

(in der Mitte des westlichen Seeufers) eingetroffen , suchte er an der deutschen Ostküste in der Mbampaund Amelia-Bai nach einem günstigen Hafenplatz,

Witbooi hatte sich auf dem 12 km westlich gelegenen Karibib (wahrscheinlich einem Teile des Gans- oder Kansberges ) zurückgezogen in eine formi-

fand aber vorläufig keinen ; erst spätere Untersuchung ergab , dass Amelia-Bai oder , wie Wissmann sie

dable Stellung, die Major v. François ohne Geschütz nicht anzugreifen wagte. Das Resultat des Kriegszuges war nur eine erfolgreiche Rekognoszierung. In Hoornkrans blieb diesmal eine Besatzung von 27 Mann zurück. v. François rückte wieder in Windhoek ein. Inzwischen waren in Walfisch- Bai

umtaufte, Windhafen allen Anforderungen entspreche. Er wandte sich nach der Nordostecke des Sees, nach der Rumvira-Bai (auf der Karte der » Proc . R. Geogr. Soc. «, 1890, S. 776 »Parumbira« genannt), welche er am 17. Januar erreichte. Auch hier sind die Uferverhältnisse nicht sehr günstig. Doch in Ermangelung eines anderen Platzes wurde hier an der Mündung des Rumvira ( »Lufira Ratschläge «< alles zu erreichen ,

gestiegen, dass die Chartered- Compagnie jetzt 37½ £

sichten der Goldgräber und Ansiedler solider zu ge-

617

Ethnographische Parallelen.

für 1000 Acres Land jährlichen Pachtzins verlange und erhalte, während sie ein Jahr vorher mit 1 £ sich begnügte, so muss man doch über diese enorme Wertsteigerung sehr misstrauisch mit dem Kopfe schütteln . Andererseits stimmt die Angabe, dass jetzt 2 Millionen Acres als die Gesamtheit des verfügbaren fruchtbaren Landes angeboten werden, fast genau mit meiner Berechnung in » > Aufklärungen über MaschonaLand« (» > Ausland« 1892 , S. 758), wonach ich die Gesamtsumme des kultivierbaren Bodens auf 3300 englische Quadratmeilen (d. s . 2112000 Acres) schätzte . An den 40 000 Quadratmeilen , die zuerst ausposaunt wurden , ist also kein wahres Wort , als das der Uebertreibung .

Ethnographische Parallelen ¹) . Von H. Henkenius (Heidelberg) . III. Wie sich die Wilden schmücken . Es ist manchmal schwer , eine strenge Grenze zwischen wilden, resp. Naturvölkern und civilisierten. zu ziehen, da die Uebergänge, wie überhaupt in der Natur , gewöhnlich sehr allmählich sind und auch manchmal Stämme anthropologisch identischer Beschaffenheit, infolge äusserer Einflüsse, auf sehr verschiedener Stufe der Intelligenz stehen . Wir wollen folgende Grenze ziehen , dass wir alle Völker, die Zugtiere (Hunde , Renntiere , Rinder, Pferde und Esel)

Die Regenzeit von 1892/1893 wurde ohne grosse

haben, und diejenigen , die einem philosophischen

Beschwerde und ohne massenhafte Erkrankungen glücklich überwunden . Mit den öffentlichen Bauten ist man in Salisbury fertig ; Stadtpläne von Salisbury, Victoria und Umtali liegen ausgearbeitet vor ; Bau-

Religionssysteme anhängen, ausschliessen. Auch können wir bei den Schmuck gegenständen

plätze werden nach Hunderten verkauft. Eine unternehmungslustige Gesellschaft mit 150 000 £ Kapital hat sich unter der Direktion von Willoughby gebildet: die Maschona-Land Development Company; sie erhielt 300 Claimes und 600 000 Acres , diese noch zu einem jährlichen Pachtzins von 1 pro Von der Rente beim Verkauf von 1000 Acres. Bauplätzen in den Städteanlagen muss die Hälfte an die Chartered Company abgegeben werden . Kapitän Spring marschierte im Auftrage der neuen Compagnie am 8. Juni 1893 mit 7 Europäern und 300 Trägern von Beira ab , um in dem 700-1500 m hoch gelegenen , sehr fruchtbaren Gebiete zwischen dem Bosi und Sabi eine Kolonie im Umfange von 380 englischen Quadratmeilen . (d . s . 243 000 Acres) zu gründen. Von der Beira - Bahn ist der Unterbau von

nicht immer genau bestimmen , ob der Schmuck, der körperliche Schutz oder das Wertobjekt das Hauptmotiv ist. Amulette, die fast alle Völker auf niederer Bildungsstufe tragen , werden einem europäischen Auge nicht als Zierrat erscheinen, ebensowenig die scharfkantigen Armringe der Irenga (am oberen Nil) , noch die der Djur (am oberen Nil) mit zwei Stacheln versehen . Auch der hübsch geschnitzte Dolch , der am Arm oder Hals getragen wird, und die schön geschnitzten Keulen und Waffen der Südsee - Insulaner dürften ebenso die Rolle von

Schmuckgegenständen , wie die von Waffen spielen. Die als Geld benutzten Kaurimuscheln , Dentalium, Pottwalzähne , Eisen- und Kupferringe , werden als Schmuck getragen . Metallmünzen kann man heute noch in wohlhabenden Gegenden von unseren Bauern als Rockknöpfe, ja Goldmünzen von reichen Bauernmädchen an ihren Miedern getragen sehen. Aber nicht allein dadurch , dass sie Zierrat an

Fontesville ( 5 miles abwärts von Neves Ferreira) sich hängen, schmücken sich die Naturvölker, sondern auch dadurch, dass sie sich die Haut bemalen, bis Chimoio (75 miles) vollendet ; man hoffte, Ende oder dadurch , dass sie durch Einstiche , die sie in Juli diese Strecke dem Verkehr übergeben zu können. die Haut machen , die Farbe haften machen, sich Aus dem Steigen und Fallen der Aktien der tättowieren oder künstliche Narben erzeugen, Chartered Company kann man nicht auf die schwansich selbst verstümmeln, Ohren , Nase und Lippen kende Prosperität von Maschona-Land schliessen ; durchbohren und die Zähne ausfeilen oder sie ganz dieses Papier ist an der Börse zum echtesten Spekuausschlagen. Eine dritte Art , sich zu schmücken, lationspapier geworden . Weit bedenklicher klingt haben sie, besonders die Afrikaner, in der Haartracht. eine im Juli 1893 eingetroffene Nachricht : 2000 MaWenn sich auch bei den Polynesiern die Tättotabeles sind auf Befehl Lobengulas in die Umgegend wierung zu einer religiösen Handlung ausgebildet von Victoria eingefallen und haben viele Maschonas hat , so hat es doch den Anschein, dass man urniedergemetzelt , angeblich , um einen Häuptling zu sprünglich die schwarze Farbe auftrug, um den Feind . bestrafen, der sich an den königlichen Herden verzu schrecken , dass man dann , um sie zu fixieren, griffen. So entschuldigte sich wenigstens Lobengula ; sie eintättowierte und dass man jetzt die Schmückung Dr. Jameson erwiderte ihm , er möge sich ja nie des Körpers im Auge hat, denn man bemüht sich , wieder einfallen lassen , mit seinen Kriegern die Grenze zu überschreiten. Durch dieses Ereignis ist die geträumte absolute Sicherheit in Maschona-Land gestört, um so mehr, da sich auch in der Nähe von Salisbury verdächtige Matabele-Horden eingeschlichen haben.

schöne Formen und Figuren herzustellen . Im Schmucke unterscheiden sich die Naturvölker

dadurch von den civilisierten, dass bei letzteren die Frauen grösseres Gewicht auf Schmückung des Körpers legen als die Männer, und bei jenen die Männer mehr als die Frauen. ¹) Vgl. » Ausland « 1893 , Nr. 14—20 (auch 1892, Nr. 53).

Ethnographische Parallelen .

618

Etwas betrachten mehrere Naturvölker als notwendigen Schmuck , was weniger eine Zierde als Unzierde und überdies unpraktisch ist das ist das Ausfeilen oder Ausschlagen eines oder mehrerer Vorderzähne ; das Abschneiden eines Fingergliedes geschah da, wo es vorkam, als Zeichen der Trauer. Betrachten wir zunächst

linke durchbohrte Ohrläppchen eine Blume. Auf den Loyalitäts - Inseln werden erst mit Eintritt der Mannbarkeit die Ohrläppchen durchbohrt. Auf den Fidji - Inseln durchstechen hauptsächlich die Frauen ihre Ohrläppchen . Auf Neu - Seeland fand Cook die Löcher von der Dicke eines Fingers, und es wurden Tuch, Federn, Knochen und hölzerne Stecken darin getragen. In Mikronesien wurde die Durchbohrung

a) Die Schmückung mit Schmucksachen und Durchbohrung von Ohrläppchen , Nase und Lippen .

1. Südsee - Inseln . Auf den Südsee-Inseln findet wegen der nahezu übereinstimmenden geographischen Lage und den beinahe gleichen Lebensbedingungen eine grosse

der Ohrläppchen am weitesten ausgedehnt. Auf den Palaos konnte man zwar noch ein Stück Koralle, Ringe von Schildpatt , Troddeln von buntgefärbtem Gras oder ein aufgerolltes Blatt darin tragen und auf Kusaie (Karolinen) trug man die Tabakspfeife in denselben, aber auf den Ralik- Inseln war das Loch so weit, dass man das durchbohrte Ohrläppchen

Die Südsee- Insulaner neh-

über den Kopf ziehen konnte (A. v. Chamisso) , und auf den Gilbert - Inseln hingen die durchbohrten

Perlen ,

Ohrläppchen bis auf die Schultern ; bei den Tagalen

Perlmutter, Blumen, Federn, Delphin-, Wal-, Meerschwein- , Hunde- und Schweinezähne , Krebsscheren , Hülsenfrüchte (Abrus precatorius, eine rote Bohne), Holzstäbchen , Silber (in Westmelanesien und Mikronesien) zu ihrem Schmucke. Nach Cooks erstem

auf den Philippinen konnte man einen Arm hindurchstecken. Auf Neu - Guinea werden längs des äusseren Randes die Ohren durchbohrt und in jedem einzelnen Loche ein Ring (bis zu 20) getragen. Auf

Uebereinstimmung statt.

men hauptsächlich Muscheln ,

Schildpatt ,

Besuch wurden auf den Gesellschafts- und TongaInseln vielfältig eiserne Nägel in den Ohren, der Nasenscheidewand und an Schnüren um den Hals.

Neu-Guinea und den benachbarten Inseln (bis zu den Salomons- Inseln ) werden kreisförmige Muschelplatten auf Stirne und Brust getragen, überdies trägt man auf der Brust eine dreieckige oder herzförmige

getragen. Auf Neu - Seeland trägt man aus Grünstein geschnitzte Figuren (tighi) in den Ohren und am Hals , auch Schnüre mit Menschenzähnen trug

Platte, erstere aus einer Muschel geschnitten , letztere aus Eberzähnen gemacht und aussen und innen mit Abrusbeeren verziert.

man um den Hals . Eine grosse Rolle spielen auf den Sandwichs - Inseln die roten Federn von Dre-

Zu erwähnen ist noch der Gebrauch der Frauen auf den Marianen , an den Lenden grosse , ge-

panis coccinea und die gelben von Mohoua fasciculata . Charakteristisch unterscheidet sich der Schmuck der

schliffene Muscheln, und der Brauch der Männer, grosse , unpolierte Muschelscheiben ( »goinha famagan « ) als über die Brust herabhängende Halskette zu tragen . Die Gesichtsmasken scheinen nicht als Schmuck,

Südsee- Insulaner von dem der Afrikaner dadurch, dass letztere auf Arm- und Beinringe, und zwar meist eiserne, das grösste Gewicht legen, während in den Südsee-Inseln Metalle nur ganz sporadisch (Neu-Guinea und Marianen ) zur Verwendung kommen und Beinringe zwar sehr hübsch aus Muscheln und Hundezähnen auf den Sandwichs-Inseln hergestellt werden und in Westmelanesien sporadisch Beinringe aus Bast getragen werden , aber der Schmuck hauptsächlich am Kopfe und Hals, höchstens noch auf der Brust und selten am Arme getragen wird. Die Nasenscheidewand wird durchbohrt , um Federn , Muscheln, Schildkrötringe , Blumen und Holzstücke darin zu tragen . Auf Neu - Seeland , den FidjiInseln , in Nordwestpolynesien , den NeuHebriden , den Karolinen , den Palaos und NeuGuinea werden auch die Nasenflügel durchbohrt und Bambusstöcke , Quarzstücke und Fäden mit Muscheln hindurchgezogen ; ebenso werden die Ohrläppchen durchbohrt und so viel Schmuck darin getragen, dass sie zuweilen bis an die Schultern herabgezogen werden (Oster - Inseln) .

sondern als Schreckmittel für die Feinde und als Verbergungsmittel getragen worden zu sein .

2. Australier. Der Schmuck der Australier ist sehr einfach . Er besteht im Tragen von Emufedern , Blumen , fremden Haaren oder auch Känguruhknochen in den

Haaren oder einer Schnur um dieselben , in Halsoder Stirnketten aus Schilfstücken oder Känguruhzähnen. Auf der Halbinsel York trägt man Perlmutter- , Kauri-, oder Haar-, Hals- und Armbänder . Bei Port Essington trägt man Armbänder von Pflanzenfasern und Halsbänder von Rohrstücken, die Männer bisweilen Gürtel von Menschenhaaren, von welchen Haare vom fliegenden Hunde oder Eichhörnchenschwänze herabhängen . Der Berliner Anthropologischen Gesellschaft wurde ein Schmuck aus den Krallen eines Leyervogels (bulla-bulla) und ein solcher aus den Schwanzenden des Beuteldachses

In Tahiti und übergeben.

Hawai trägt man zur Erinnerung an einen Verstorbenen eine Haarlocke im durchbohrten Ohrläppchen und hat gewöhnlich nur in dem einen Ohr Ohrringe. Auf Rotumah steckt man durch das

Ueber

das

Malen

und

die

Narben-

bildung werden wir unten sprechen . 3. Asien . Bei den Malayen der Halbinsel Malakka , den

Ethnographische Parallelen .

619

Sakasi und Semang, kommt die Durchbohrung der , halbmondförmige Stücke Eisenblech, die Hörner nach Nasenscheidewand vor, während früher Durchbohrung oben , auf der Stirne. Bei den Buschmännern ist der Schmuck sehr spärlich und wenig kostbar. der Ohrläppchen allgemeine malayische Sitte war. Die Semang durchbohren nur das rechte Ohr. Die Dajak- Frauen tragen 30-40 1 cm dicke Arm- und Beinringe von Metall . Bei einem Batak-Kinde von

Einige Messing- und Eisenringe, eine Kette dunkler Perlen und beliebige Stücke Eisen und Messing schmücken den Hals oder die Haare. Die Jagd-

sieben Jahren wurden 47 Arm- und 72 Beinringe

trophäen bestehen aus Federn oder Hasenschwänzen

gezählt . Die Timoresen tragen die Goldohrringe an Seidenfäden und besitzen ausserdem Gold- und

in den Haaren, aus Zähnen, Klauen , Hörnern und Muscheln am Halse und am Arme. In Ziegenhörnern

Kupferarmringe .

oder Schildkrötschalen tragen sie Tabak, Salben oder Amulette um den Hals. Zu erwähnen sind noch

Die Männer tragen um den Hals

Goldzierrate und auf dem Kopfe Bambuskämme mit Goldverzierung. Zuweilen hängen sie auch Stücke von Calebassen an die Ohren . Elfenbein-, Kupfer-, Silber- und Goldringe werden von beiden schlechtern an Armen und Beinen getragen.

Ge-

die am Fusse getragenen Tanzrasseln. Bei den Südost - Kaffern und Betschuanen

Bhil,

werden Halsbänder aus polierten Tierzähnen oder Muscheln getragen, deren Band entweder bloss aus einem Lederstreifen oder aus auf diesen aufgereihten

Tamut , Kanaresen , Malayala , Toda und Gonel lieben sehr den Schmuck , den sie den Hindu ent-

Glasperlen besteht, ausserdem Arm-, weniger Fussringe aus Metall, Elfenbein, Leder und Haaren und

lehnt haben und der in Ringen in einem Nasenflügel, Ohrringen, Arm- und Beinspangen und HalsDie Ainos tragen bändern und Ketten besteht.

Gürtel aus Perlen. Elfenbeinringe wurden zur Zeit, als die Elefanten noch häufiger waren , von den

Halsketten aus roten Beeren , die ihnen auch als Ohrgehänge dienen ; indessen tragen sie auch silberne und messingene Ohrringe und silberne Halsgehänge, und manchmal auch um den Arm gelötete Messingspangen. Jedem Kind wird gleich nach der Geburt ein kleines Silber- oder Zinnornament um den Hals

beiden Armen getragen . Die Armringe der wohlhabenden Frauen bestehen aus spiralig um Giraffenhaar gewickeltem Kupferdraht. Bei einer Häuptlingsfrau fand Lichtenstein 71 solche Ringe , die mehrere Pfund wogen. Auch Armringe , die aus der Haut des Rhinoceros oder Hippopotamus geschnitten

gehängt. Von den Kamtschadalen ¹ ) ist keinerlei Schmuck bekannt. Die Tschuktschen ¹) tragen an Hals, Ohren und Gürtel Glasperlen.

sind, werden getragen . Schnüre von Glas- und Kupferperlen tragen die Frauen um den Hals, während die Männer Amulette oder kleine Geräte daran tragen.

4. Afrika.

Von unbezahlbarem Werte sind alte, unschmelzbare

Die Dravidas Ostindiens, die Kolh ,

Bei den Hottentotten tragen beide Geschlechter lederne Taschen, Geräte, Schmuck und Talismane enthaltend, um den Hals. Kinder tragen am Gürtel Knöchelchen zum Spielen oder als Talismane. Die Elfenbeinringe um die Oberarme sind . selbst bei den Nama selten geworden. Auch kupferne Ringe werden selten und an diesen Ringen wurde früher ein Säckchen mit Tabak und Esswaren getragen . Beinringe aus Streifen Schaffell , deren sie oft 100 an einem Bein zwischen Knöchel und Knie trugen, hatten nur die Weiber. Um sie an diese beschwerliche Tracht , die ihre Beweglichkeit sehr hinderte, zu gewöhnen , liess man sie als Kinder unzählige Ringe aus Binsen um die Beine tragen. Grosse messingene Ringe trugen beide Geschlechter in den Ohren und befestigten glänzende PerlmutterFerner hingen sie Kupfer- und schalen daran. Glasperlen um den Hals und die Hüften , und wer keine Perlen hatte, trug statt dessen kleine Stückchen Strausseneierschalen . Um die Stirne trug die Frau ein Perlenband , von welchem Lederstreifen über Kopf und Gesicht herabhingen. Die Mitglieder einer Nama- Gesandtschaft in der Kapstadt trugen 1) Da die Kamtschadalen und Tschuktschen Zugtiere haben, gehören sie eigentlich nicht unter die Wilden ; da sie aber auf sehr niederer Bildungsstufe stehen , nehme ich keinen Anstand, sie hier zu diesen zu rechnen.

Männern am linken Arme, von den Häuptlingen an

Metallperlen, die nach Merensky von den Phöniziern stammen sollen . Ohrgehänge aus Kupfer und Metall sah man auch bei ihnen . Einen Pondo-Krieger bildet Missionar Dr. Wangemann ab , der die Stosszähne eines jungen Elefanten in den Ohren und den Haaren trägt und zwei Perlbänder , eines über die Stirne und eines über das Gesicht hat. Die Schmucksachen der Zulus sind denen der anderen Kaffern ähnlich . Eine bestimmte Art schwerer, erzener Armringe wurden von einigen Zulukönigen als Auszeichnung verliehen. Fingerringe und Federn in den Haaren gehörten ebenfalls zum Schmucke, sowie auch die am Arme getragene Gallenblase. Pflöcke, Knöpfe und Schnupftabaksdosen werden in den Ohrlöchern getragen . Der beliebteste Schmuck des berühmten Despoten Dingan waren die Perlen seiner 90 Weiber, die beinahe bedeckt damit waren . Bei den Stämmen am Zambesi , Nyassa , oberen Nil und südlich vom Tsad- See ist es Brauch, Ohren, Nasenflügel , Nasenscheidewand und Lippen behufs Durchsteckens von Gegenständen zu durchbohren. Die Frauen von den Basaruto - Inseln tragen ein Horn von Elfenbein in der Unterlippe, jene nördlich von Quillimane und Sena tragen. Messingringe und die der Maravi Scheiben von Elfenbein oder Zinn in der Oberlippe. Die Barutse und Babunde tragen Fingerringe ,

Armbänder, Fuss- und Wadenringe und kleine Ohr-

Geographische Mitteilungen.

620

ringe aus Eisen , Kupfer und Messing. Es werden 2-8 Fussringe getragen. Die niederen Stände tragen aus Eisendraht verfertigte Fussringe. Aus Elfenbein werden Arm- und Fussringe, längliche, cylindrische Stäbchen und Haarnadeln gemacht, letztere werden übrigens auch aus Röhrenknochen von Tieren und Nilpferdelfenbein verfertigt. Aus Holzstäbchen , Holzplättchen, Fasern und kleinen Gazellenhörnern werden ebenfalls kleine Schmuckgegenstände angefertigt. Eine eigentümliche Form haben die aus Holz geschnitzten Kämme. Aus der Sohlenhaut des Elefanten

werden

auch

Schmucksachen

geschnitzt.

Die Sklaven verfertigen sich Arm- und Wadenringe, Bracelets und Halsringe aus ungegerbtem Grau- Gnuzebra- und Büffelfell. Aus den Mähnen der Zebras werden Stirnbänder gemacht. Auch aus den Haaren und Borsten von Säugetieren werden Schmucksachen angefertigt : Büschelchen, Fransen, Quasten und Scheiben. In den Haaren tragen die Barutse Vogelfedern . Aus Gras, feinen Holzfasern, Bast und Stroh werden Armbänder geflochten , ebenso werden Tierklauen aufgereiht und als Armbänder getragen oder je zwei am Hinterhaupt befestigt. Die Schalen von kleinen Wasserschildkröten befestigt man am Haare , und kleine Muscheln , Tarsus- und Carpusknöchelchen, Samen und hartschalige Früchte werden mit Rosshaaren zu Armbändern aneinandergereiht. Von eingeführten Toiletteartikeln sind die himmel- und dunkelblauen Glasperlen die gesuchtesten, dann folgen die zinnober- und rostroten. (Fortsetzung folgt.)

Geographische Mitteilungen. (Zur Frage der Klimaveränderung. ) Es kann nach den Untersuchungen von Brückner wohl als sichergestellt gelten , dass auch in historischer Zeit das Klima gewissen Schwankungen unterliegt. Trotzdem gibt es Orte auf der Erde , deren Klima , wenigstens soweit einzelne Faktoren desselben in Betracht kommen, eine ganz auffallende Konstanz erkennen lassen ; zu diesen Orten gehört Turin , wie wir aus dem Referate van Bebbers über eine in genannter Stadt erschienene Schrift von Rizzo ersehen. Es wurden in derselben , auf Grund einer fast ununterbrochenen und bis zum Jahre 1753 zurückreichenden Beobachtungsreihe , der tägliche Gang der Temperatur , des Luftdruckes und der Luftfeuchtigkeit untersucht. Ueberaus gleichmässig gestalten sich nun zumal für die Hauptstadt Piemonts die jährlichen Wärmemittel, was um so mehr auffallen könnte, als das dortige Klima ein sehr excessives, ausgesprochen kontinentales ist. Bildet man, wie van Bebber gethan, die Mittelwerte für je 10 Jahre, so erkennt man, dass die grösste positive Abweichung vom Gesamtmittel 0,52 und die grösste negative Abweichung 0,45 Grade des hundertteiligen Thermometers beträgt. Selbst angenommen also, dass in früheren Zeiten die Beobachtungen nicht mit der später für nötig erkannten Genauigkeit angestellt worden wären , darf man ruhig behaupten : Die Jahrestemperatur Turins hat in den letzten 150 Jahren keine Veränderung erlitten . ( »Naturwissenschaftliche Rundschau« , 8. Jahrgang , S. 434 ff.) (Glacial- und Drifthypothese. ) Die Frage,

ob der Geschiebemergel Norddeutschlands wirklich als Grundmoräne des aus Skandinavien südwärts fortschreitenden Binneneises der Diluvialperiode anzusehen sei, beschäftigt noch immer die Geologen lebhaft, und neuerdings hat sich besonders H. Haas eingehend mit ihr beschäftigt , indem er teilweise an früher von Stapff geäusserte Ansichten anknüpfte . Ein Gegner der zu weit ausgedehnten Lehre von der Glacialerosion , wie der letztgenannte , will Haas den Beweis erbringen, dass ein sehr grosser Teil des auf nordische Provenienz hinweisenden Verwitterungsschuttes der baltischen Länder. nicht erst während der Eiszeit gebildet, sondern damals bereits vorhanden gewesen und nach den jetzigen Fundstellen transportiert worden ist . Eine ausgiebige Verwitterung scheint ihm allein schon durch klimatologische Gründe wahrscheinlich gemacht zu sein , indem die phytopaläontologische Forschung für das Skandinavien der späteren Tertiärzeit ein warmes Klima nachgewiesen hat . Es dürfte sich damals dortselbst Laterit in ähnlicher Weise gebildet haben , wie er heute die typische Zersetzungsform des Gesteines in gewissen tropischen Regionen darstellt ; den Mangel an Eisengehalt und demzufolge auch an Verschiedenfarbigkeit erklärt Haas (vgl. auch » Ausland « 1893 , Nr. 11 und 12 ) dadurch, dass man es ja nicht mit Laterit » in situ «< , sondern mit Lehmmassen zu thun hat, die einem gründlichen Auswaschungsprozesse unterworfen waren. Das Inlandeis fand , wenn diese Deutung des Vorganges zutrifft , das aufgelöste Gesteinsmaterial schon vor und schleppte es mit sich fort, wobei die von Nansen in Grönland entdeckten »Untereisströme« mitgewirkt haben mögen. Jedenfalls aber sei die transportierende Aktion der fortrückenden Eismasse ihrer erodierenden Aktion ganz beträchtlich überlegen gewesen. (»Mitteilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Kiel «, I. Band, 4. Heft.) (Die Seen des Tatra - Gebirges. ) In einer auch im übrigen recht interessanten Studie über die physikalisch-geographischen Verhältnisse der genannten Gebirgsgruppe in den Karpathen wendet K. Grissinger den zumeist nur unter dem landschaftlichen Gesichtspunkte gewürdigten Tatra- Seen seine besondere Aufmerksamkeit zu . Das Gebiet ist äusserst seenreich ; auf je 3,5 qkm entfällt eines dieser Wasserbecken , und zwar kommen dieselben , ähnlich wie in den Pyrenäen und Ostalpen , nur im Urgesteine vor und fehlen der Kalkformation gänzlich. Die meisten Seen liegen in einer Höhenzone zwischen 1600 und 1700 m, und zwar wird die Südseite des Gebirges ganz entschieden von ihnen bevorzugt. bevorzugt. Mehr als drei Viertel derselben gehören zu den eigentlichen Felsbeckenseen (» rock basins«) , wie dies schon Partsch angenommen hatte, grossenteils wohl Ueberreste einiger dereinst vorhanden gewesener grösserer Seen , deren Niveau sich senkte, sobald sich ihre Ausflüsse tiefer in ihre Unterlage einschnitten. Aber auch Moränenseen sind keine Seltenheit ; wenigstens glaubt Grissinger in neun Fällen diesen Charakter ermittelt zu haben, wogegen Abdämmungsseen im eigentlichen Sinne nicht nachgewiesen werden konnten . Temperaturmessungen haben gelehrt, dass zwischen den auf der Süd- und den auf der Nordabdachung gelegenen Seen hinsichtlich der Wärmeabnahme mit der Tiefe ein augenfälliger Unterschied obwaltet, indem bei den der ersteren Klasse angehörigen Seen die Abnahme

Litteratur.

viel rascher erfolgt , während in den oberen Schichten die Temperatur eine höhere ist. Die Eisbildung des Winters wird durch die niedrige Temperatur der unteren Lagen gefördert, und von dem ziemlich seichten >>FischSee « nimmt Grissinger an, dass er bis auf den Grund zugefrieren könne. (» XIII. Jahresbericht der Geographen an der Universität Wien. Sitzungsberichte d . math . - phys . Klasse d . k. bayer. Akad. d . Wissensch. « , XXIII . Band, 4. Heft. )

Litteratur. Maupertuis. Rede zur Feier des Geburtstages Friedrichs II. und des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 28. Januar 1892 gehalten von Emil Du Bois - Reymond . Leipzig 1893 . Verlag von Veit & Co. 91 S. gr. 8 °. Die Festreden des berühmten Berliner Physiologen bieten stets ästhetischen und wissenschaftlichen Genuss, und das gleiche gilt von diesem Essay über einen auch in der Geschichte der Geographie viel genannten Mann . Voltaires abscheuliche AcaciaSatire hat das Ihrige gethan , um den Namen Maupertuis in der Achtung nicht bloss der Mit- , sondern auch der Nachwelt

621

herabzusetzen , und so kann man es nur billigen , dass dem Andenken des Mannes, welcher der Berliner Akademie längere Zeit mit Ehren vorstand , eine gerechtere Würdigung zu teil wurde. Die subpolare Gradmessung hatte seinen Ruhm begründet , und mit ihr beschäftigt sich denn auch Herr Du Bois - Reymond sehr eingehend , indem er zutreffend hervorhebt , mit wie viel grösseren Schwierigkeiten ein solches Unternehmen in einem an den Umgang mit Schnee und Eis noch so wenig gewöhnten Zeitalter zu kämpfen hatte, als dies heute der Fall wäre. Nicht minder gründlich ist die Schilderung der Streitigkeiten , welche sich im Anschlusse an das Prinzip der kleinsten Aktion über dieses selbst , sowie über dessen Priorität entspannen , und in welche eben Voltaire mit seinem vernichtenden , vielfach ungerechten Pamphlete eingriff. Anhangsweise wird von der Lebensbeschreibung Maupertuis' gesprochen, welche der 1773 verstorbene La Baumelle druckfertig hinterliess, und welche erst 1856 durch einen seiner Verwandten veröffentlicht wurde. Die darin enthaltene Korrespondenz Friedrichs des Grossen mit seinem Akademiepräsidenten hat sich leider zum grossen Teile als eine freche Fälschung erwiesen , und selbst bezüglich des nicht direkt untergeschobenen Restes besteht noch grosse Unsicherheit , ob er als wirklich echt anzuerkennen sei. Die Noten enthalten u. a. eine interessante Erörterung über die bei der nordischen Gradmessung gebrauchten Thermometer. Wir sind völlig damit einverstanden , dass den mathemati schen Leistungen Maupertuis' , über welche man vielfach nur mit Achselzucken sprach , hier eine gerechtere Beurteilung zu teil wird , wie denn zumal das Lehrbuch der mathematischen Geographie gar nicht ohne Verdienst ist. Wir billigen es nicht minder, dass auch, wie schon angedeutet, das Gradmessungswerk die vielfach vermisste objektive Charakteristik fand, aber daran glauben wir allerdings festhalten zu müssen , dass , wenn Maupertuis nicht so rasch mit fertigen Resultaten hätte hervortreten wollen , die später von Svanberg und Palander angebrachte Rektifikation ---- ohne solche konnte es natürlich nicht abgehen nicht so bedeutend ausgefallen wäre. Eines mehr nebensächlichen Umstandes möchten wir noch gedenken. Indem der Verfasser die peruanische Meridianmessung der lappländischen gegenüberstellt , scheint er als den Gelehrten , welcher sich um die erste das meiste Verdienst erworben , De la Condamine bezeichnen zu wollen. Es liegt uns ferne , dem gerade um die Erdkunde sehr verdienten vielseitigen Naturforscher zu nahe treten zu wollen ; trotzdem aber müssen wir betonen , dass Bouguer die Seele der Unternehmung war , und dass deren grossartige astronomisch-physikalische Ergebnisse durchweg den Stempel von Bouguers Geiste an sich tragen. Ueber die Originalität der Naturales Quaestiones Senecas . Von Johann Müller. Innsbruck 1893. Druck der Wagnerschen Universitätsbuchdruckerei ; im Selbstverlage . 20 S. kl. 8 °. Die Absicht des Verfassers ist es, darzuthun, dass Seneca kein origineller Kopf war, sondern wesentlich aus anderen Autoren schöpfte und vornehmlich bei Posidonius starke Anleihen machte. Als quellenkritische Untersuchung hat die kleine Studie zweifellos ihren Wert ; aber den Zweck , welchen sich der Verfasser hauptsächlich erkor , nämlich die günstige Beurteilung Senecas durch A. Nehring und den Unterzeichneten als ungerechtfertigt hinzustellen -- diesen Zweck wird er nach der Meinung des zweitgenannten , der ja allerdings selbst Partei ist , nicht erreichen . Denn dass das Altertum in Quellenangaben überaus unzuverlässig war , dass man die Leistungen der Vergangenheit sonder Skrupel mit den eigenen zu einem Ganzen verarbeitete , ist ja bekannt , allein so wenig des Ptolemäus grosser Name darunter litt, dass er mit dem, was eigentlich dem Hipparch angehört, sehr ungeniert zu Werke ging ebensowenig sollte gerade bei Seneca eine Ausnahme konstatiert werden. Er hat doch zu dem Entlehnten vieles aus eigenen Mitteln hinzugefügt, und vor allem wird durch des Verfassers in ihrer Art ganz berechtigte Kritik ganz und gar nicht der von dem Schreiber dieser Zeilen ausgesprochene Satz erschüttert, dass Senecas » Naturales Quaestiones als ein wahres Repertorium für physische Geographie zu betrachten seien.

622

Litteratur.

Die Astronomie des Mahmûd ibn Muhammed ibn ' Omar al - Ġagmînî. Von G. Rudloff und Prof. Dr. Ad. Hochheim. Leipzig 1893. Druck von G. Kreysing. 65 S. gr. 8 °. Zwei Forscher , ein Orientalist und ein Mathematiker, welch letzterer sich jedoch durch seine Ausgabe des » Alkarkhî « schon als tüchtiger Arabist bewährt hat , haben sich zur Uebersetzung und Erläuterung des hier vorliegenden sehr interessanten Stückes arabischer Astronomie zusammengefunden . Von der Person des Gagmini weiss man fast gar nichts ; ein einziger Hinweis spricht dafür , dass er im 13. Jahrhundert lebte und wirkte. Für eine ziemlich späte Abfassungszeit spricht seine klare Einsicht , seine Zurückhaltung gegen astrologischen und anderen Aberglauben , wie er sonst die Schriften seiner Landsleute verunziert , seine Negierung der Trepidationshypothese, kraft welcher man das angeblich ungleichförmige Rückwärtsschreiten der Aequinoktialpunkte erklären zu können vermeinte. Die in Gotha aufbewahrten Handschriften, welche der berühmte Orientreisende Seetzen dorthin verbrachte , lieferten den Text, den wir in deutscher Uebertragung vor uns sehen. Die Sternkunde, welche Gagmini lehrt, ist natürlich ganz die Ptolemäi sche ; indessen bemerken wir bei ihm, wie bei anderen Arabern, eine gewisse Neigung , die Epicyklentheorie mit derjenigen der homocentrischen Sphären , wie sie Aristoteles von Eudoxus aufgenommen hatte, zu verschmelzen . Eigentümlicherweise gehen die Elemente der Planetentheorik voran, und das, was wir mathematische Erdkunde oder Sphärik nennen, folgt erst nach, worauf dann die Lehre von den Planetenbewegungen erst wieder aufgenommen und die Zurückführung ihrer Ungleichheiten auf die epicyklischen Umläufe gelehrt wird . Eine besondere Abteilung bildet Die Gestalt der Erde und was damit zusammenhängt« ; hier sieht man die Einteilung der Erdoberfläche in Klimate (nach der Tagesdauer) und die Lehre von der Sphaera recta , obliqua und parallela zum Vortrage gelangen . Den Beschluss macht, wie es sich für einen guten Moslem geziemt , die Ermittelung der Kibla, d. h. des Winkels, welchen die aus dem Beobachtungsorte nach Mekka gezogene Linie mit der Nordsüdrichtung einschliesst. Es handelt sich darum, in einem sphärischen Dreiecke ABC, in welchem man die Seiten AC und BC als Breitenkomplemente und den Winkel ACB als Längenunterschied der betreffenden Orte kennt, den bei A liegenden Winkel, das Azimut, unter welchem Mekka (B) von A aus erscheinen würde, zu bestimmen. Gagmini gibt eine graphische Lösung mittelst des Planisphärs. Die deutsche Bearbeitung liest sich sehr leicht , und die vielen , auf vollster Sachkunde beruhenden Noten heben jede Schwierigkeit sachlichen Verständnisses. Vielleicht hätte es sich da , wo von umbra recta« und umbra versa« die Rede war (S. 59) , empfohlen , auf die hohe Bedeutung dieser Ausdrücke in der Geschichte der Trigonometrie hinzuweisen. Auch würden wir weniger den alten Schaubach als Gewährsmann für geschichtlich-astronomische Dinge citiert haben ; für chronometrische Fragen z . B. (S. 63) stehen uns heute doch weit bessere Hilfsmittel zu Gebote , als sie uns jenes sehr verdienstvolle, aber doch veraltete Buch zu bieten imstande ist. Zur historischen Gestaltung des Landschaftsbildes um Bamberg. Von Dr. Alfred Köberlin , kgl. Gymnasiallehrer. Bamberg 1893. Fr. Humannsche Buchdruckerei (Fr. Göttling) . VII und 129 S. gr. 8 °. Diese schöne Programmabhandlung (des Neuen Gymnasiums zu Bamberg) gehört einer noch recht wenig entwickelten Litteraturgattung an und verdient deshalb vollste Beachtung seitens aller hier passt derer , welche sich für »historische Geographie einmal das viel missbrauchte Wort -- interessieren. An einem konkreten Beispiele zeigt uns nämlich der Verfasser , wie eine gewisse Erdgegend vor Zeiten ausgesehen hat, wie sie nach und nach aber, unter dem vereinigten Einflusse der Naturereignisse und der menschlichen Aktion , die Physiognomie angenommen hat, welche wir gegenwärtig an ihr wahrnehmen. Gründliche Ortskenntnis und ebenso gründliches Urkundenstudium waren die Vorbedingungen für eine solche Arbeit, deren Zweck sich auch

teilweise mit demjenigen von Ehrenburgs Untersuchungen zur Geschichte der fränkischen Kartographie ( Ausland 1893 , S. 158) berührt. Zumal für die Geschichte der Pflanzendecke dieses Teiles von Ostfranken bringt der Verfasser eine Menge ansprechender Nachrichten bei. Bericht über Geographie von Griechenland. Von Dr. Eugen Oberhummer , Professor an der Universität München. III. Teil. Kypros. Berlin 1893. Verlag von S. Calvary & Co. 70 S. gr. 8 °. Es ist dieser Bericht ein Sonderabdruck aus dem von Bursian begründeten, von J. v. Müller fortgeführten Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft (77. Band), und wir benutzen die Gelegenheit, die Geographen aufmerksam zu machen auf die fortlaufenden Berichte, welche Prof. Oberhummer regelmässig über alle die Geographie Griechenlands (im weitesten Wortsinne) betreffenden litterarischen Arbeiten erstattet. Die Insel Cypern ist , wie man weiss (vgl . » Ausland « 1892 , S. 364 ff.) , die wissenschaftliche Domäne des Berichterstatters , und so hat er denn auch diesmal eine ganz überraschend reichhaltige Litteratur über das noch vor kurzem so weltabgeschiedene Eiland seiner Besprechung unterzogen. Den Archäologen und Prähistorikern werden namentlich die Mitteilungen über die cyprischen Ausgrabungen - Cesnola , Ohne falsch - Richter - bemerkenswert erscheinen , aber auch jeder Geograph , der sich mit den östlichen Mittelmeerländern zu beschäftigen hat , wird den Bericht nicht entbehren können . Bibliographie der schweizerischen Landeskunde, Fascikel II c. Stadt- und Ortschaftspläne, Reliefs und Panoramen der Schweiz. Herausgegeben vom Eidgenössischen Topographischen Bureau ( Chef : Oberst J. J. Lochmann) . Redigiert von Prof. Dr. J. H. Graf. Bern 1893. Verlag von K. J. Wyss. XIII und 159 S. gr. 8º. Die vielen Nachrichten über Pläne kommen für die Ortsgeschichte der Schweiz in hohem, für die Geographie aber nur in geringem Maasse in Betracht. Dagegen ist auch für diese als sehr wertvoll zu erachten das von der Redaktion mit gewohnter Akribie zusammengebrachte Verzeichnis der Relief- und Panoramendarstellungen. Der Reichtum derselben ist ein ganz unerwartet grosser. Panorama des Bodensees und der Alpenkette von Friedrichshafen aus gesehen. Gestochen von Theoph. Beck in Schaffhausen. Konstanz (sine anno) . Verlag von Wilh. Mecks Buchhandlung. Dasselbe in kleinerem Maassstabe : Panorama vom Bodensee. Verlag von Wilh. Mecks Buchhandlung , Konstanz. Die Darstellung der Bodenseeumrahmung, wie sie sich von einem Höhenpunkte etwa eine halbe Stunde nördlich von dem Städtchen Friedrichshafen zu erkennen gibt , ist nach den persönlichen Erinnerungen des Referenten eine naturgetreue , obgleich es wohl einer selten günstigen Beleuchtung bedürfen mag , um die algäuer und schweizer Hochgipfel so plastisch erscheinen zu lassen , wie sie uns auf dem Beckschen Tableau entgegentreten. Auch die Namengebung scheint eine durchaus zuverlässige zu sein. Nur betreffs der Zugspitze will sich ein gewisses Bedenken nicht unterdrücken lassen , und es würde wohl einer kleinen geometrischen Prüfung der Möglichkeit , ob wirklich dieser Berg aus so grosser Entfernung noch zwischen den Vorbergen hindurch gesehen werden kann, bedürfen, um dieses Bedenken vollständig zu beschwichtigen . S. Günther. Étude sur le Nord-Etbai entre le Nil et la mer rouge. Par Ernest Ayscoghe Floyer. Avec quatre cartes et quinze illustrations. Le Caire , 1890. Imprimerie nationale. 192 S. 4°. Die in der Zeit vom 13. Februar 1891 bis zum 20. Mai desselben Jahres auf Kosten des Khedives von Aegypten ausge geführte Expedition in die Nubische Wüste, welche im vorliegenden Buche beschrieben wird , beweist aufs neue , dass die Engländer in Aegypten nicht nur die Grenze gegen Süden wachsam

Litteratur. beschützen und die materielle Lage des Landes günstig zu gestalten wissen, sondern dass sie sich auch um die wissenschaftlichgeographische Erforschung des Nilreiches bemühen . Es hat dies schon die Behandlung der Fajûm-Frage dargethan, von Arbeiten zur Bewässerung , der Irrigation des Landes , die auch manche wissenschaftliche Momente zu Tage förderten , hier nicht zu sprechen. Floyer beschreibt die Ergebnisse der Expedition in neun Kapiteln, deren acht Studien über historisch-topographische und naturhistorische Dinge betreffen, während ein Kapitel (das erste) unter dem Titel » Géographie den Verlauf der Reise von Assuan nach dem Berenice-Golf, von hier in zwei Routen nach Rakaka am Nil und zurück nach dem W. Sikait, von diesem in mässiger Entfernung nach dem Norden bis Koseir und von dieser Stadt wieder westlich bis Kos am Nil, wo die Reise ihr Ende erreichte, enthält. Eine grosse Menge der einander kreuzenden und parallel laufenden Wadis wurde untersucht , ohne dass die Reisearbeit, wenn man so sagen darf, geographisch etwas Besonderes geboten hätte. Ausnehmende Sorgfalt widmete der Leiter der Expediton der Untersuchung der uralten Minen und der ihre Bannmeile bedeckenden Ruinen . Im zweiten Kapitel seines Buches beleuchtet er eingehend die Geschichte des Bergbaues in diesem Erdenwinkel, dessen bei den alten Autoren so oft Erwähnung geschieht. Floyer belehrt uns darin, dass die Ababdi (Plural von Abbadi) der Name des Landes, nicht der dasselbe bewohnenden Menschen sei. Er leitet ihn von der arabischen Wurzel her; der Name bedeutete dann so viel wie X Wüstenbewohner . Floyer vermutet richtig, dass der alte Name der Troglodyten sehr wohl passe auf das bergbautreibende Volk in diesen Gegenden , und er übersetzt ihn geradezu mit mineurs . Auch die Herkunft des Namens der Ichthyophagen weist er nach, freilich nicht als erster , denn vor ihm hatten denselben schon andere richtig erklärt und lokalisiert . Ganz natürlich findet man , dass die ptolemäischen Bergbauer in diesen Gegenden in alten, vor ihnen abgebauten Stollen die Arbeit wieder aufnahmen. Warum aber gerade die Vorgänger der Mineurs unter den Ptolemäern jene Bergleute ( de mineurs négroides « ) gewesen sein sollen, die auch die Vorgänger der Bergleute in Dâr fûr sind , ist nicht einzusehen . Ueber das Alter der Bergwerke von Dâr für (offenbar in Taka) lässt sich ja kein sicheres Urteil fällen. Historische Beweise oder dergleichen , was Beweis sein soll , ist hier entschieden nicht ausreichend. Nur eine sehr genaue Untersuchung des Terrains kann Befriedigendes liefern, desgleichen in der Frage, ob die Bergwerke in Etbai von einer race minière aborigène, antérieure aux anciens Egyptiens « oder von den alten Aegyptern selbst in Betrieb gesetzt worden sind. Aus dem Verfahren der Goldgewinnung lässt sich wohl auch kaum die Herkunft des Arbeiters ableiten, wie Floyer glauben machen will . Ein wichtiger Beitrag scheint mir dagegen des Verfassers drittes Kapitel zur philologischen Exegese zu sein . Homers Verse ( » Odyss. « , 6 , 83 ff.) , wo von Menelaos' Irrfahrten gesagt wird: » Κύπρον Φοινίκην τε καὶ Αἰγυπτίους ἐπαληθείς Αιθίοπας θ' κόμην καὶ Σιδονίους καὶ Ἐρεμβούς Καὶ Λιβύην, κ . τ. ε.α deuten einen geographisch feststellbaren Weg an. Unter den Sidoniern sind die Bewohner des Wadi Zeidûn gemeint, das vom Dsch . Sabâj in der Nähe des Roten Meeres gegen Kos am Nil durch das Land der Blemmyer oder Eremben zieht , ein alter, angeblich schon von Phönikiern begangener Weg, den man in neuester Zeit , weil er der kürzeste zwischen dem Roten Meere und dem Nilthal ist, mit einem Schienenstrange belegen will, um England von der Passage des Suezkanals unabhängig zu machen, wo die Versenkung eines einzigen Schiffes genügt, um den Seeverkehr des Indischen und Mittelmeeres unmöglich zu machen. Hier wird eine Erklärung gegeben, die an Otto Benndorfs vortreffliche, man kann sagen sensationelle und ächt ethnographische Erklärung von » ἄρτον τ' οὗλον ἐλών κ . τ. λ. von Odyss. p, 343 (Eranos Vindobonensis Sep. 6 ff. ) erinnert. Der botanische Teil des Werkes ( Kap . 4) ist nicht ohne spekulative Gedanken. Ascherson und Schweinfurth wird er nicht befriedigen. Es ist ohne Zweifel eine Marotte des Ver-

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fassers , dass das Kamel und dessen Einführung Aegypten und im weiteren Maasse vielleicht Afrika zur Wüste mache . Zum mindesten ist es aber überspannt , zu glauben , dass » la nature est lentement , mais sûrement battue en brèche , par le chameau et par la hache , compagne inéritable mais imprévoyante du chameau , wiewohl der Satz — ein Analogon auf die Ziege und das Schaf Südafrikas - für manche Gegend Afrikas schon seine Geltung hat. Die mineralogischen und geologischen Kapitel weisen manches Belehrende auf. Uns interessierte namentlich der Exkurs über die Smaragdgruben in Aegypten , bekanntlich die ältesten der Erde. Alle geologischen Anschauungen des Verfassers möchten wir keineswegs unterschreiben. In dem Kapitel über den Handel im Roten Meere hält sich Floyer enge an Sir George Birwood. Der Absatz bringt nichts Neues, er ist eher leer und oberflächlich. Uebersetzungen, Verzeichnisse und andere Annexe beendigen das splendid ausgestattete Werk. Wir können uns nicht versagen , hier darauf aufmerksam zu machen , dass, wenn Floyer S. 39 verzeichnet , er habe von den Ababde erfahren , ihre Vorfahren seien von Süden aus in ihre heutigen Wohnsitze vorgerückt , dies ja seine Richtigkeit hat. Allein aller ostafrikanischen Hamiten Wiege ist das Nilthal. Sie zogen alle von Norden nach Süden und Südosten. Als aber die Semiten in Abessinien einwanderten , riefen sie eine Völkerbewegung hervor, die einem Herabrinnen der hamitischen Elemente von den abessinischen Bergen nach allen Weltgegenden glich. Damals zogen wohl die Väter der Ababde von Süden nach Norden. Wien. Ph. Paulitschke.

Seventh Annual Report of the Bureau of Ethnology to the Secretary of the Smithsonian Institution 1885-1886 by J. W. Powell , Director. Washington , Government printing office , 1891. XLI und 409 S. 4 °. Der vorliegende siebente Jahresbericht des Ethnologischen Bureaus in Washington , redigiert von dem Direktor desselben, J. W. Powell , bringt ausser dem eigentlichen , 41 Seiten füllenden Berichte über die Thätigkeit der einzelnen Mitglieder des Bureaus und die von denselben unternommenen Arbeiten drei grosse Abhandlungen, nämlich 1. die Abhandlung Powells : >>Indian linguistic families of America North of Mexico « (S. 1-142 ) ; 2. die Abhandlung von J. W. Hoffmann : »The Midewiwin or ,Grand Medicine Society of the Ojibwa (S. 143-300) und 3. die Abhandlung von James Mooney : » The sacred formulas of the Cherokees « (S. 301-397). In der ersten Abhandlung, die wir als eine der bedeutendsten Arbeiten auf dem Gebiete der nordamerikanischen Linguistik und Ethnographie bezeichnen müssen, teilt Powell die Resultate seiner durch 20 Jahre in dieser Richtung betriebenen Studien mit. Er sucht die einzelnen Stämme strenge voneinander zu scheiden und nimmt eine Verwandtschaft nur dort an , wo sie mittels der Sprache unzweifelhaft bewiesen werden kann. Er tritt dabei manchen als begründet geltenden Ansichten skeptisch entgegen und legt seine eigenen Erfahrungen in die Wagschale. Powell teilt die ganze Indianerbevölkerung im Norden von Mexiko in 58 linguistische Familien , die er nicht geographisch , sondern alphabetisch aufzählt. Er gibt unter dem Schlagworte jeder einzelnen Familie die geographische Verbreitung derselben genau an , teilt die Namen der darunter fallenden Stämme in den verschiedenen Formen , unter denen sie vorkommen , mit und nennt zum Schlusse die Anzahl der heutzutage noch existierenden Individuen jedes einzelnen Stammes. Das Ganze wird durch eine ausgezeichnete ethnographische Karte, welche dem Werke beigegeben ist, erläutert. Die zwei folgenden Abhandlungen von Hoffmann und Mooney beziehen sich auf einen der wichtigsten Punkte des Lebens der Indianerstämme , nämlich die religiösen Vorstellungen und die mit diesen zusammenhängenden socialen Einrichtungen. Hoffmanns Arbeit handelt über die sogen. » Grand Medicine Society bei den Odzibwä-Indianern. Dieser Stamm gehört zur Algonkin-Familie, deren bedeutendsten Bestandteil er gegenwärtig bildet. Der Verfasser gibt die Sitze desselben auf einer beiliegenden Karte genau an.

624



Litteratur .

Bei den Odžibwäs gibt es eine wohlorganisierte Körperschaft von Individuen beiderlei Geschlechtes , genannt >> Midewiwin (Gesellschaft der Mide oder Schamanen) , welche als die Trägerin und Bewahrerin der religiösen Traditionen im weitesten Sinne des Wortes, sowie auch der Geheimnisse und verschiedener Heilmittel betrachtet werden kann. Zwar gibt es neben den Mides auch Wabenōs und Džessakkids , das sind aber blosse Privatpersonen ohne jeglichen Verband untereinander. Der Wabenō ist das, was wir einen gescheiten, geriebenen Menschen . nennen ; der Džessakkid entspricht dem Seher und Propheten anderer Völker. Beide jedoch sind blosse » Autodidakten « , welche ihre Kunst von selbst gelernt haben und auf eigene Faust betreiben. Beiden wird auch bloss von den kleineren, untergeordneten Geistern geholfen, während die Hilfe des grossen Geistes den Mides vorbehalten ist.

und den Ursprung der Krankheiten kennen. Danach lebten im Anfange Mensch und Tier friedlich nebeneinander , bis die Wesen sich stark zu vermehren begannen und ein erbitterter Kampf zwischen Mensch und Tier entstand. Da stellte sich jede Tiergattung mit einem Uebel gegen den Menschen ein, der sicher unterlegen wäre, wenn nicht die ihm freundlich gesinnten Pflanzen sich beeilt hätten , ihm mit Gegenmitteln beizustehen . - Dies ist die Erklärung für die Heilkraft der Pflanzen. Der Verfasser teilt S. 324-327 eine Liste der von den Cherokee-Indianern verwendeten Heilpflanzen mit und verbreitet sich ausführlich über die von den Indianern in der Regel eingeschlagene Heilmethode. Interessant sind auch seine Mitteilungen über die Ceremonien , die beim Sammeln der Pflanzen und bei der Bereitung der aus ihnen gezogenen Heilmittel beobachtet werden.

Die Mides sind nicht Autodidakten , sondern geschulte < Leute. Sie müssen nicht weniger als vier Grade durchmachen, wofür sie ein immer sich steigerndes Honorar an das Kollegium und die bei der Weihe intervénierenden Funktionäre entrichten müssen. Dabei ist der Weiheplatz immer verschieden geformt und ausgestattet, und die bei der Weihe durchgeführten Ceremonien werden immer mannigfaltiger. Das Gesicht des Kandidaten wird bei jedem Grade anders bemalt. Dies ersieht man am besten aus den Tafeln VI und VII, welche dem Werke beigegeben sind (vgl. die Beschreibung S. 180 ff.) . Bei diesen religiösen Handlungen werden alte Lieder ge. sungen und verschiedenartige Amulette in Anwendung gebracht. Der Verfasser hat eine Reihe dieser bisher vor den Augen Uneingeweihter ängstlich behüteten Objekte erworben und teilt sie in gelungenen Abbildungen mit. Eine grosse Rolle innerhalb der religiösen Ceremonien des Indianers spielt bekanntlich die Tabakspfeife. » Die Pfeife ist das grösste Mysterium der Welt. Die Scepter der Könige geniessen nicht jene Ehrfurcht wie sie . Sie ist der Gott des Friedens und des Krieges ; sie entscheidet über Leben und Tod. Ethnologischen Mitteilungen aus Ungarn « , II, S. 222 fï.

Die

>>Eudoxia« fällt.

Czorna Hora

als Kultusstätte der Huzulen .

Da ruft sie, wenn sie sich in ihre

Pelze hüllt , die kalten , rauhen Stürme hervor , sei es aus eigener Kraft oder weil sie die höheren Mächte durch ihr herausforderndes Benehmen hierzu reizt . Eine der huzulischen Versionen erzählt darüber folgendes : >>Einst lebte eine Stiefmutter, die war so schlimm, wie es eben alle Stiefmütter sind ; sie hatte aber eine Tochter, und diese wurde von ihr auf alle mögliche Weise gequält. So geschah es auch einmal, dass Baba Jeudocha , denn dies war eben die Stiefmutter, ihre Tochter schon im März verschickte, damit dieselbe Himbeeren sammle. Natürlich hatte die Alte diesen Auftrag nur wieder ersonnen , um das Mädchen zu quälen . Als nun dasselbe besorgt durch den Wald einherschritt , gewahrte sie zwei Wanderer, die an einem Feuer sassen ; es herrschte nämlich noch rauhes Wetter. Als die Männer das Mädchen sahen, riefen sie dasselbe herbei und fragten es , was ihm fehle und weshalb es weine. Da erzählte ihnen dasselbe unter Thränen sein Missgeschick, und wie es die Stiefmutter um Himbeeren geschickt hätte, trotzdem sie wisse, dass solche um die Zeit nicht zu finden seien. Die fremden Männer waren aber der Heiland und der heilige Petrus. Da hatten sie Erbarmen mit dem armen Kinde, trösteten es und hiessen ihm das vordere Rocktuch ) aufheben. In dieses warfen dann die Männer von dem Feuer einige Handvoll glühender Kohlen und befahlen dem Mädchen zugleich , auf dieselben keinen Blick zu werfen , als bis es nach Hause käme. Dieses versprach gehorsam zu sein und trat den Rückweg an. Als es daheim ankam, schrie die Alte sogleich , ob es Himbeeren brächte. >>Das weiss ich noch selbst nicht , « sagte die Angekommene, blickte aber zugleich auch in die Schürze und siehe da , dieselbe war gefüllt mit den herrlichsten Früchten. Da hoffte wohl die Tochter, dass die Alte nicht mehr schelten würde ; aber es kam doch anders, denn diese wandte nun die Sache und schrie : »Jetzt sehe ich schon, dass du alles machen kannst, wenn du nur guten Willen hast. « Dann aber machte sich die Alte selbst auf, um Himbeeren zu suchen. Sie trieb ihre Schafe und Ziegen zusammen, nahm aus der Vorratskammer zwölf Pelze und machte sich auf den Weg nach der Czorna Hora. Dort hoffte sie viele Himbeeren zu finden und überdies für ihre Herde reichliche Weide . Als Jeudocha aber auf dem Berge angekommen war, da herrschte dort noch grimmige Kälte. Daher zog die Alte einen ihrer Pelze an, und in der That wurde. es ihr bald warm. Da überkam sie aber böser Uebermut und sie brach in die lästerlichen Worte aus : > März, März , ich sch . . . . . dir ins Gesicht. « Nun » begann ein schreckliches Unwetter ; Regen goss herab und dann folgte in der Nacht arger Schnee . Jeudocha zog täglich einen weiteren ihrer Pelze an .

im

1) Ueber dieses Kleidungsstück vgl. den citierten Aufsatz Ausland« ,

631

Am zwölften Tage aber, da ihr kein Pelz mehr zur Verfügung stand, erfror sie schliesslich . So brachte die Alte durch ihren Uebermut rauhen Sturm über die Erde ; ihre Säule steht aber noch heute auf der Czorna Hora, und zwischen ihren Füssen quillt ein Quell überaus frischen und erquickenden Wassers hervor. > Reisen und Aufenthalt in Kamtschatka in den Jahren 1851-1855 « von Karl v. Ditmar (Erster Teil. Historischer Bericht nach den Tagebüchern . St. Petersburg 1890. X und 865 S. ) . Der Verfasser hatte einen zweiten, insbesondere die geologischen Verhältnisse der Halbinsel behandelnden Teil vorbereitet. Er starb im vergangenen Jahre . Ob die Fortsetzung des uns vorliegenden Buches erscheinen wird, wissen wir nicht . Namentlich die Darstellung der so überaus eigentümlichen und relativ wenig erforschten vulkanischen Verhältnisse Kamtschatkas in dem eventuell zu erwartenden zweiten

der Verfasser widmete sich der Landwirtschaft

in grösserem Maasstabe - verschoben die Verarbeitung des Gesamtmateriales, welches v. Ditmar über Kamtschatka gesammelt hatte , bis zu der letzten Zeit , wo insbesondere L. v. Schrenck die Vermittelung für die Publikation der Arbeit übernahm . Aus dem folgenden kurzen Hinweise auf die Geschichte der Halbinsel Kamtschatka und deren Erforschung kann man entnehmen, welche Stellung v. Ditmars Buch in der einschlagenden Litteratur einnimmt. Zum erstenmal erscheinen hier die Russen gegen

das Ende des 17. Jahrhunderts. Der Prozess der fortschreitenden Okkupation Nordasiens durch die Russen, welcher im 16. Jahrhundert begonnen hatte, fand in gewissem Sinne in der Zeit der Regierung Peters des Grossen seinen Abschluss , insofern Kosaken --- unter denen die Namen Deshnews und Atlassows hervorragen -- diese östlichsten Gebiete durchstreiften und besetzten .

Die wissen-

Bande dürfte einen hohen wissenschaftlichen Wert haben.

schaftliche Erforschung der Halbinsel Kamtschatka begann bedeutend später und zwar durch die Reisen

v. Ditmar erhielt im Jahre 1850 den Auftrag, Kamtschatka zu bereisen und in geographischer und besonders in geologischer Hinsicht zu erforschen ¹ ) . Er wurde zu diesem Zwecke bei dem damaligen

Stellers und Krascheninnikows um das Jahr 1740 . Krascheninnikows grundlegendes Werk kam in russischer Sprache im Jahre 1755 (etwas später erschienen Uebersetzungen in englischer, deutscher, französischer und holländischer Sprache) , Stellers Schriften

Kriegsgouverneur von Kamtschatka , Sawoiko , als Beamter für besondere Aufträge im Bergfache angestellt. Er verlebte dort fünf Jahre teils im PeterPauls- Hafen , teils auf Reisen durch die Halbinsel, welche er in allen ihren Teilen , die Südspitze ausgenommen, gründlich kennen lernte. Schon damals erschienen ein paar Abhandlungen des Verfassers >> über Eismulden im östlichen Sibirien «< , über die Korjaken u. s. w. in den Publikationen der Akademie der Wissenschaften. Persönliche Verhältnisse

1 ) v. Ditmar war damals 28 Jahre alt. Ausland 1893, Nr. 41 .

kamen in den Jahren 1777 und 1793 heraus. Krusenstern besuchte Kamtschatka in den Jahren 1803 bis 1806. Etwas später kam Kotzebue hierher, dessen Reise, wie man weiss, durch die Anteilnahme Chamissos eine besondere Bedeutung gehabt hat. Lesseps ( 1787 ) und Dobell ( 1812 ) unternahmen flüchtige Reisen durch einen Teil des Landes. Kittlitz' Reisewerk (insbesondere der zweite Band) ist von besonderem Interesse als wesentlicher Beitrag für die Ornithologie Kamtschatkas . Erman ging (1829) von Tigil quer hinüber und durch das 81

642

Kamtschatka.

Kamtschatka-Thal nach dem Peter-Pauls-Hafen . Das Innere der Halbinsel ist relativ selten erforscht worden. Sehr viel häufiger berührten Seeleute , insbesondere russische Seefahrer, einzelne Küstenpunkte, zumal in der Zeit als Russland in Nordwestamerika Kolonien besass. Als jedoch Russland in den fünfziger Jahren das Amur- Gebiet besetzte und in den sechziger Jahren die Kolonien in Amerika aufgab, indem es dieselben an die Vereinigten Staaten verkaufte , trat für die Berücksichtigung Kamtschatkas eine ungünstigere Periode ein . Nikolajewsk am Amur wurde zuerst , etwas später Wladiwostok an Stelle von Petropawlowsk der russische Haupthafen am Stillen Ocean. Viele gelegentliche Besuche Kam-

führte , und schonte keine Mühe und scheute keine Gefahren , um das Land auf das allergründlichste zu erforschen. Das rauhe Klima, die wilden Berglandschaften , die schlechten Kommunikationsmittel, die Spärlichkeit der Bevölkerung , die Grösse der Entfernungen liessen es an Beschwerden und Gefahren nicht fehlen . Der Verfasser hatte in den vierziger Jahren in Dorpat Mineralogie studiert und den Kandidatengrad erworben, worauf er seine Studien an der Akademie zu Freiberg und in Leipzig fortgesetzt hatte. Eine gründliche naturwissenschaftliche Bildung, ein ungewöhnlich ausgebildeter und angeborener Takt im Verkehr mit Vertretern der ver-

schiedensten Stände, reichliche Mittel, Zähigkeit und tschatkas hörten auf, und während fortan das AmurAusdauer und litterarische Fähigkeit haben ihn in und Ussuri-Land , sowie Sachalin und später die den Stand gesetzt , besonders erfolgreich zu becentral-asiatischen Grenzländer zum Ziel zahlreicher | obachten und seine Erlebnisse und Erfahrungen in Forschungsreisen wurden , fiel Kamtschatka einer fast seinem Buche zu verwerten. gänzlichen Vergessenheit anheim. In den letzten Die allgemeinen geographischen Verhältnisse der paar Jahrzehnten sind Schilderungen Kamtschatkas sehr seltene Ausnahmen gewesen . Dahin gehört etwa Kennans »Zeltleben in Sibirien« und Gilders

Halbinsel sind bekannt . Sie ist von einem Gebirge durchzogen , dessen höchste Gipfel den Montblanc An herrlichen Landschaften an Höhe überragen.

durch die Aufsuchung der » Jeanette« veranlasste Be-

1760-1780 residierten die Befehlshaber in Bolscherjezk ; 1780 siedelte das Centrum der Verwaltung wieder nach Nishne-Kamtschatsk über ; 1813 wurde

ist Kamtschatka mit den bevorzugtesten Stellen aller Weltteile zu vergleichen . Kennan hat noch vor kurzem die Kljutschewskaja Ssopka als den schönsten Berg bezeichnet, den er je gesehen ¹ ) . Die AwatschaBai, an welcher der Hauptort Petropawlowsk liegt, rivalisiert als Hafenplatz mit den besten Häfen der Welt, d . h . mit San Francisco und Rio de Janeiro 2) , und stellt eines der grossartigsten Landschaftspanoramen dar, welche man sehen kann. In betreff der

der Peter-Pauls- Hafen der Sitz der Befehlshaber ; 1855 war v. Ditmar Zeuge der Verlegung der Behörden

geologischen Verhältnisse nimmt Kamtschatka insofern eine eigentümliche Stellung ein , als sich 40 Vul-

von Petropawlowsk nach Nikolajewsk am Amur. Die meisten Chefs Kamtschatkas waren Seeoffiziere, so z. B. Ricord , Rudakow , Minitzki , Sawoiko u . a. Ueber die Mängel der Verwaltung der Halb-

kane dort befinden , von denen zwölf noch thätig sind . Die Eruptionen der letzteren , welche noch in den letzten Jahrzehnten stattfanden , stehen an Heftigkeit denjenigen des Aetna und des Vesuv nicht nach,

insel ist oft geklagt worden , wie denn z . B. Krusenstern vor 90 Jahren schon sich freimütig darüber äusserte und dabei die Bemerkung machte, dass die ungeheure Entfernung der Kolonie vom Mutterlande keine ausreichende Entschuldigung solcher Mängel darbiete, wie etwa aus der relativ bedeutend besseren englischen Verwaltung in Australien zu

sondern übertreffen dieselben vielleicht, werden aber nur wenig beachtet , weil nur einige wenige Kamtschadalen und Russen Zeugen des grossartigen Schauspieles zu sein pflegen . Dazu gehören dann die zahlreichen heissen Quellen , deren Eigentümlichkeiten noch nicht ausreichend erforscht sind. v. Ditmar darf unter allen

schliessen sei u . dgl . m.2) . Gerade insofern v. Ditmar Gelegenheit hatte , diesen Erscheinungen Aufmerksamkeit zu schenken, auf einen Niedergang der Zustände in Kamtschatka aufmerksam zu machen , ist

Umständen als der grösste Kenner dieser Verhältnisse gelten und hat seinem Buche eine Karte mitgegeben , auf welcher die erloschenen und thätigen Vulkane und die heissen Quellen angegeben sind --und durch besondere Farben hervortreten. Die Produktivität der Flora und Fauna übertrifft weitaus das Durchschnittsmaass anderer Landstriche. Das Gras

schreibung von Petropawlowsk¹ ). Die Centren der Verwaltung der Halbinsel haben, wie wir sehen werden , zum Schaden der Bevölkerung häufig gewechselt. Von Von 1740-1760 wurde das Land von Nishne-Kamtschatsk aus regiert ; von

sein Werk, neben seiner grossen Bedeutung für die Naturwissenschaften, von einem gewissen politischen Werte.

Die anspruchslose und dabei doch so überaus lebensvolle Schilderung der Reiseerlebnisse v. Ditmars bildet eine durchweg fesselnde Lektüre . Er stand im kräftigsten Mannesalter, als er diese Reisen aus1) Guillemards Werk »The Cruise of the Marchesa to Kamtschatka and New- Guinea (London 1881 ) hat dem Verfasser dieser Abhandlung nicht vorgelegen. 2 ) Krusenstern (Sammlung Hörner) , S. 296.

wird über Mannshöhe hoch ; alle Reisenden haben die Heuschläge bewundert ; damit sind denn die Bedingungen für eine gedeihliche Viehzucht gegeben ; die Mückenplage tritt in furchtbarer Weise auf; der Fischreichtum wird von allen Reisenden als märchen-

1 ) Zeltleben« ( Reclamsche Ausgabe), S. 86. 2) Reclus , Géogr. universelle, VI, S. 783 .

Das Projekt einer einheitlichen Erdkarte.

643

worden ist, und ich kann nicht umhin, einigen Bedenken an dieser Stelle Ausdruck zu verleihen . Es

haft beschrieben und könnte eine üppige Quelle des Volkswohlstandes abgeben ; an Bären ist ein solcher Ueberfluss, dass man für solche Gebiete , wo deren Zahl besonders gross ist , ein neues Adjektiv » > medwjeshisto«< (etwa mit »bäricht « zu übersetzen) gebildet hat . Ein rauhes , unwirtliches Klima , un-

sehr in den Vordergrund gedrängt worden wäre von seiten der Verfechter des Projekts gewiss ein

günstige Bedingungen für den Verkehr im Inneren , wie auch an den Küsten , und andere Verhältnisse

vortrefflicher Schachzug , denn es lässt sich an der Ausführbarkeit einer solchen Karte natürlich nicht

haben in Kamtschatka den Kulturprozess erschwert und verlangsamt. Und diese Fragen scheinen uns auch in dem Buche v. Ditmars besondere Beachtung

zweifeln , da ja jegliches Kartenmaterial , und wäre es noch so verschiedener Herkunft und Glaubwürdigkeit , sich demselben Maasstabe und derselben Pro-

zu verdienen . Es ist von Interesse , an der Hand dieses Werkes die Frage von den Beziehungen der früheren Bewohner der Halbinsel zu den Einwan-

jektion anpassen lässt . Allein erst die Gleichartigkeit der Darstellung, namentlich der Signaturen, der Fluss- und Gebirgszeichnung, würde dem Unternehmen eine höhere innere Bedeutung, eine gewisse produk-

derern und Eroberern zu verfolgen, Kamtschatka als russisches Kolonialgebiet zu betrachten, die Art und Weise der Verwaltung der Halbinsel zu charakterisieren. Wir werden um der grösseren Anschaulichkeit willen an manchen Stellen den Verfasser selbst reden lassen . Man begreift, dass es bei der Ungunst der klimatischen Verhältnisse , bei der durch diese letzteren unbedingt gebotenen nomadisierenden Lebensweise eines grossen Teiles der Eingeborenen in diesen

will mir scheinen , als ob in allen Besprechungen die Einheit des Maasstabes und der Projektion allzu

tive Kraft verleihen ; sie würde allen Zweigen der wissenschaftlichen Erdkunde neue Perspektiven eröffnen , da erst so ein richtiger Vergleich der einzelnen Erdräume untereinander ermöglicht würde und deshalb manches Kausalverhältnis klargestellt werden könnte , das uns bisher noch verborgen ist. Eine einheitliche Darstellungsweise ist nun freilich in Pencks Vorschlag mit einbegriffen , allein sie ist eben in Anbetracht des zur Zeit vorliegenden

östlichsten Gegenden Asiens nur eine ganz dünn | Kartenmateriales für den grösseren Teil der Erdoberfläche noch nicht möglich. Ich brauche hier gar nicht gesäte Bevölkerung geben kann . Die Korjaken und die Tschuktschen , welche das östlichste Glied des an die wenig bekannten oder unbekannten Ländermongolischen Volksstammes bilden und die ungegebiete von Afrika , Asien und Australien , an die heuer ausgedehnten Gebiete von Ishiginsk bis Nishne- | Polarländer und das Innere Südamerikas zu erinnern ; kolymsk und Kamtschatka bewohnen , zählen nur nach wenigen Tausenden . Ihren Habitus lernten

es genügt, die seit Jahrhunderten unter europäischern Einflusse stehenden Länder des lateinischen Amerika

wir noch in neuerer Zeit durch die Schilderungen Kennans , Nordenskiölds u . a. kennen . Die

namhaft zu machen, in welchen mit Ausnahme der wenigen wirklich vermessenen Gebiete noch der grössere Teil des Details auf Vermutungen oder Erkundigungen beruht ; eine einzige gute Itineraraufnahme von einiger Ausdehnung vermag daselbst noch

Grenze des von Korjaken und von Kamtschadalen bewohnten Gebietes hat v. Ditmar in seiner dem Reisewerke beigegebenen Karte schematisch angegeben. Die Zahl der Kamtschadalen schätzt man auf etwa 3000 ; sie sind im Laufe des Jahrhunderts mehr und mehr mit den Russen verschmolzen und sprechen zum Teil russisch . Schon im Laufe des 18. Jahrhunderts ist eine sehr beträchtliche und rasche Abnahme der Zahl der Kamtschadalen infolge der Berührung mit den Russen beobachtet worden . Blutige Kämpfe mit den Russen , Krankheiten und Branntwein haben die Bevölkerung erheblich reduziert . In v. Ditmars Werke begegnet uns eine Fülle von Angaben über diese populationistischen Verhältnisse der Halbinsel, ohne dass wir, der Natur der Sache nach, erwarten dürften , exakt ziffermässige Daten zu finden. (Fortsetzung folgt.)

wesentliche Berichtigungen des bisherigen Kartenbildes zu bringen , wovon ich mich bei meinen Reisen im nördlichen Mittelamerika und südlichen Mexiko zur Genüge überzeugen konnte. In Mexiko ist zwar seit Jahren die rührige » Comision geográfica exploradora« thätig, Aufnahmen des Landes zu machen und in Blättern vom Maasstabe I : 100 000 zu veröffentlichen. Aber das bisher bearbeitete Gebiet ist zu wenig umfassend, um für die Gesamtdarstellung der ganzen Republik stark ins Gewicht zu fallen , und als jüngst die Ingenieure H. Bentele und C. Zoll im Auftrag der »mexikanischen Centralbahn «< eine

Das Projekt einer einheitlichen Erdkarte .

Karte vom grösseren Teil von Mexiko im Maassstabe 1 1 000 000 unter Benutzung alles bekannten Materiales , insbesondere der Eisenbahntracen , konstruierten ¹), zeigte es sich, dass es durchaus an dem nötigen Materiale fehlte , um das Terrain durch

Von Karl Sapper (Coban).

Höhenkurven zur Darstellung zu bringen , dass das Flussnetz auf den bisher veröffentlichten Karten viel-

Mit lebhaftestem Interesse habe ich die anregende Diskussion verfolgt, welche im »> Ausland « über das

fach unrichtig war , und dass auch jetzt noch viele Zweifel in dieser Hinsicht bestehen .

gross angelegte Projekt Pencks betreffs Herstellung einer Erdkarte im Maasstabe I : 1 000 000 geführt

1) Noch nicht veröffentlicht.

644

Das Projekt einer einheitliche Erdkarte . n

Weit schlimmer steht es mit der topographischen , Blätter binnen kurzer Zeit wieder neu hergestellt Kenntnis der Südstaaten Mexikos, ferner der Repuund den neuesten Fortschritten angepasst werden bliken Guatemala, Honduras u. s. w. In den Grenzmüssten. Bezüglich der wenig bekannten Teile Afrikas, gebieten von Guatemala und Mexiko pflegten bis in die allerjüngste Zeit hinein fabelhafte Seen und Flüsse ein unsicheres und unstetes Dasein zu führen , bis Klarheit geschaffen wurde durch die ( 1889 in wenigen Exemplaren verbreitete, 1892 neu gestochene) Karte

Asiens , Australiens und der Polarländer sind wir ziemlich genau über den Grad und die Zuverlässigkeit unserer geographischen Kenntnisse unterrichtet, und private Kartenunternehmungen machen uns auch von Zeit zu Zeit mit den Resultaten der neuesten

Guatemalas , welche Herr Theodor Paschke aus

Forschungen bekannt, freilich nicht gerade im Maass-

den sorgfältigen Arbeiten der mexikanisch- guatemaltekischen Grenzkommission , aus den wichtigen Flussund Itineraraufnahmen von Edwin Rockstroh und

stabe 1 : 1 000 000 , aber doch vielfach in leicht vergleichbaren Maasstäben . Etwas anders steht es freilich mit den Karten der romanisch-amerikanischen

anderen Daten zusammengestellt hat ¹) ; für Mittel- | Länder, wo gewöhnlich nur der ortskundige Reisende ein einigermaassen sicheres Urteil über die Zuverund Südguatemala waren aber brauchbare Daten so spärlich , dass Herr Paschke die ungefähre Lage der wichtigeren Orte durch Erkundigungen feststellen musste. Ich habe daher durch meine 1888-1892 ausgeführten Itinerar- und Flussaufnahmen diese Karte ganz wesentlich berichtigen und auf Grund meiner Peilungen und einiger Tausend Aneroidablesungen sogar Isohypsen (im Abstand von 500 zu 500 m) einzeichnen können , freilich nicht mit dem Anspruch , auch nur den bescheidensten mathematischen Anforderungen zu genügen, sondern lediglich in der Absicht, ein einigermaassen scharfes und klares Bild der plastischen Gestaltung des Landes und der in landwirtschaftlicher Hinsicht bedeutungsvollen Höhenstufen zu geben 2) . Wie schlimm es auch jetzt noch mit der Detailkenntnis der Republik Guatemala bestellt ist , mag daraus hervorgehen, dass im Originalentwurf meiner Karte dieses Landes etwa 45 aller Wasserläufe gestrichelt angegeben werden mussten, weil ich nicht hinreichend genaue Daten über ihren Verlauf erhalten konnte. Dies als Beispiel . Ich frage nun, welchen Nutzen können Karten solcher Art für die vergleichende Erdkunde bieten , selbst wenn sie in einheitlichem Maasstabe und einheitlicher Projektion entworfen sind ? Es versteht sich, dass auf den Blättern der Erdkarte alles unsicher Bekannte von dem sicher Bekannten unterschieden werden müsste, und wir würden daher von den meisten Gebieten des lateinischen Amerika Bilder erhalten , in welchen nicht nur das meiste Detail der Fluss- und Gebirgszeichnung, sondern auch die Lage sehr vieler Orte als unsicher angegeben werden müsste (was- beiläufig gesagt -

lässigkeit der einzelnen Angaben zu geben vermag, denn die Karten beruhen trotz ihres häufig recht anspruchsvollen Titels oft auf sehr zweifelhaften Grundlagen , über welche sie gewöhnlich keinerlei Rechenschaft geben . Um aber Kenntnis der sicher bekannten Länderstriche und Routen gegenüber den unbekannten zu erhalten , würde es genügen , eine Liste der glaubwürdigen Aufnahmen aus jenen Ländern zu veröffentlichen und alles andere ohne weiteres als zweifelhaft anzusehen . Führt man schon jetzt das Projekt einer Erdkarte im Maasstabe 1 : 1 000 000 durch , so erhält man eben eine Sammlung von Kartenblättern , welche zwar denselben Maasstab und dieselbe Projektion zeigen , im übrigen aber durchaus verschieden sind , weil bei den einen das Terrain durch Höhenkurven, bei den anderen in Strichmanier, bei wieder anderen gar nicht dargestellt sein würde, weil bei den einen ein wohlbekanntes Flussystem, bei den anderen aber nur vermutete Wasserläufe zur Darstellung kommen würden, weil bei den einen genau bekannte menschliche Ansiedelungen mit scharf unterscheidbaren Signaturen angegeben werden könnten , während bei anderen kaum vage Andeutungen über die Art der Siedelungen bekannt wären u. s. w. Nimmt man ferner an, dass die einzelnen Kartenblätter aus finanziellen Rücksichten einem verschiedenen Reproduktionsverfahren unterworfen werden müssten , dass überhaupt die Blätter der weniger bekannten Gebiete eben wegen unserer geringen topographischen Kenntnis nur als provisorische gelten können , so verliert die Karte trotz des einheitlichen Maasstabes und der einheitlichen Projektion fast völlig ihre Vergleich-

einen höchst unschönen und unklaren Gesamteindruck erzeugt) . Es ist nun allerdings von grossem Nutzen , das alles zu wissen ; allein es bedarf doch

barkeit, soweit Fragen der physischen Erdkunde und Anthropogeographie in Betracht kommen . Ich glaube daher , dass das ganze Projekt um

wahrlich dazu keines so gewaltigen und kostspieligen Apparates, als die Erdkarte ist, von welcher eben jene

einige Jahrzehnte verfrüht ist , und dass man gut daran thun wird, zunächst an Erweiterung und Vertiefung unserer geographischen Kenntnisse ruhig weiter zu arbeiten und einer späteren Generation die Ausführung des schönen Projektes zu überlassen. Man behelfe sich eben inzwischen noch mit ver-

1) Die neuesten offiziellen Karten Mexikos nehmen merkwürdigerweise auf diese wichtigen Verbesserungen gar keine Rücksicht. Dagegen ist die Karte Paschkes durch ein Plagiat (Carte commerciale de la République de Guatemala von F. Bianconi) in Europa in weiteste Kreise getragen worden . 2) Diese im Maasstabe 1 : 500 000 gezeichnete Karte befindet sich zur Zeit im Besitze der Regierung von Guatemala.

schiedenen Projektionen und verschiedenen Maassstäben, wie man sich so wie so noch mit verschiedenartiger Darstellungsweise zu behelfen haben wird.

Die Rhein- und Bodenseeufer -Regulierung.

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Freilich ist ja ein beträchtlicher Teil der Erd- | Dämme an beidseitigen Ufern sich förmlich überoberfläche hinreichend gut bekannt, um schon jetzt boten . Es konnte auf diese Weise das Schutzbauwerk für die Dauer nicht weitergeführt werden. durchaus gleichartig dargestellt zu werden , und man Bei einem Durchbruch desselben - und ein solcher mag es ja versuchen, ob man sich trotz aller Sonderwar bei dem unberechenbaren Wesen der Hochbestrebungen und falschen Nationalstolzes über Anwasser und der mancherlei Faktoren , die bei demfangsmeridian, Maassystem, Signaturen , Rechtschreibung, Terrainzeichnung u. dgl . einigen kann . Gelingt es, sich über alle Vorbedingungen zu verständigen , neue Signaturen zu erfinden, welche in befriedigender Weise die Siedelungsformen der menschlichen Gesellschaft, die Wasserverhältnisse der Flüsse u . dgl. an-

selben mitwirken , trotz aller Vorkehrungen immer wieder wieder zu befürchten befürchten - musste dessen Verwüstung auf das progressiv sinkende seitliche Ufergelände stets zerstörender vorausgesehen werden. Daher war eine wirklich rationelle Radikal-

deuten, und eine Darstellungsweise zu finden, welche

korrektion zum unabweisbaren Bedürfnisse geworden .

vermutlich noch den Anforderungen späterer Jahrzehnte genügen dürfte, so möge man eben die genau

Aber über die Gestaltung derselben gingen die Ansichten auseinander. Es würde den Raum dieser

vermessenen Ländergebiete im Maasstabe 1 : 1 000 000 bearbeiten und das Unternehmen erst dann auf die

Zeitschrift ganz bedeutend übersteigen , wollten wir nur der Hauptzüge der Geschichte der Rheinkorrektionsfrage und ihrer Erörterungen von seiten der österreichischen und schweizerischen Techniker seit bald

übrigen Gebiete ausdehnen, wenn dieselben ebenfalls genügend bekannt sind, um wenigstens in den Hauptteilen gleichartig dargestellt werden zu können. Denn die Blätter , welche man jetzt von den wenig bekannten Gebieten entwerfen würde, würden in Bälde nur noch historischen Wert besitzen , und es ist sehr

einem Jahrzehnt sämtlich hier erwähnen . Es gehört dies weniger in eine geographische Zeitschrift als vielmehr in ein Fachblatt des Wasserbaues.

zweifelhaft , ob die Geldmittel aufgebracht werden können, um sie in angemessenen Zeiträumen zu erneuern und das ganze Riesenunternehmen jeweils auf der Höhe der Zeit zu erhalten .

Besondere Schwierigkeiten bot diese Regulierung noch wegen des internationalen Charakters der Territorialteilung des beidseitigen Staatsgebietes durch die Rheindurchstichkanäle, indem der eine Teil der Korrektion auf schweizerischen , der andere auf vorarlbergischen (österreichischen ) Boden fällt und einer

Die Rhein- und Bodenseeufer- Regulierung.

vom anderen abhängig wird, daher gewisse wechselseitig bindende Vereinbarungen notwendig wurden . Ein Blick auf das beifolgende Kartenbild bringt über das Gesagte volle Klarheit. Wir ersuchen den verehrlichen Leser, sich vor-

Von J. S. Gerster (Rorschach) . Die Verheerungen des Rheines in seinem Oberlaufe von den Bündnerbergen bis zum Bodensee haben namentlich in den Hochwassern des letzten Jahrzehntes wahrhaft erschreckende Dimensionen an-

erst die Legende ( Zeichenerklärung) anzusehen und dann den bisherigen Stromlauf des Rheines und die übrigen aktuellen Flussläufe zu verfolgen , welche in ganzen Linien dargestellt sind , und hierauf die

genommen und endlich die langwährenden Verhandlungen der Staatsbehörden Oesterreichs und der

Korrektionen , die mit gebrochenen Linien bezeichnet wurden. Der bis zur letzten Stunde von Vorarlberger

Schweiz zu einer gemeinsamen Korrektion gezeitigt, nachdem bis in die letzten Jahre, besonders bei den vielfach differierenden Anschauungen der Techniker und einer teilweisen Unentschiedenheit der vorarlberger Behörden , die Sache nicht vorwärts gehen wollte.

Technikern verfochtene Korrektionsplan sah vor, dass die Wasserbauwerke von jedem Staate für sich weiter fortgeführt werden , dass der Rhein seinen. alten Lauf beibehalte und dass seine Wuhre und Dämme verstärkt , daneben aber auf beiden Thal-

Der Kern dieser Regulierungsvorschläge liegt in der Verkürzung des unteren Rheinlaufes durch Abschneidung der grossen Rheinkurven durch zwei grosse Kanalanlagen , welche sich zu den Rheinkurven analog verhalten wie die Diameter zur Peripherie — wie das beifolgende Kartenbild zeigt. Dadurch soll das Gefälle verstärkt werden , dass

seiten grosse Landeskanäle erstellt werden von oben bis unten zum See, in denen sich das Ueberschuss-

der Strom seine Geschiebsmassen nicht mehr im

Bucht vorgebeugt werden , welche die Opposition

Flussbette ablege, sondern in den Bodensee abführe und das Bett immer mehr auswasche und vertiefe.

jahrzehntelang als schwerstes Bedenken entgegenstellte. Auch war dem Vorarlberg begreiflich die Abscheidung eigenen Territoriums nicht recht, sowie dass der gefährliche Rheinstrom weiter ins Land

Bei dem aktuellen schleppenden Serpentinenlaufe des Rheines wuchs sein Bett immer höher an , und die Gefahr und Grösse seiner Ueberschwemmungen wurde immer bedenklicher, wie denn auch die beiden Staaten in der Erhöhung und Verstärkung der Wuhre und Ausland 1893 , Nr. 41 .

wasser des Rheines bei dessen Hochgang und die Binnengewässer , die bisher dem Rheine zuflossen, sammeln sollte. Durch ein solches Vorgehen sollte auch der Gefahr der Versandung und Ausfüllung der Harder

hineinbezogen werden sollte. Die Teilung der grossen, in die vielen Millionen sich belaufenden Arbeit konnte auch keinen Anziehungspunkt bilden.

82

Rohrspitz

gewann schliesslich auch birner Can .A.

Rheinspitz

U.Durchst

Die Rhein- und Bodenseeufer- Regulierung .

646

D

ungen am Schweizer Ufer, sowie ihre theoretisch -praktische Beweisführung . Vor

nsa Rin

Altenrhein

402 Fussach I bg .

Stad

r 402 RHEINEGGY Gaissa ESS Schwa

Buchbo

die maassgebenden Kreise Oesterreichs durch ihre fortschreitenden Verbau-

allem ausschlaggebend und Entscheidung zu einer Dorn

Höchst 403ko

birner A.

So kam denn vor kurzem der internationale Vertrag

That RHEI Brugg N

zu stande, wie er in nach-

S Marge

d ione ects C. orre Can als Can old D h sauer - iep lac Kob

Norbur Bergstel AlterRheinlauf

Walzenhausen Leuchen Monstein

alte Flussläufe

Meldeo

Lustenau

ParallelGräben u.Dämme

Boschac

Hauptdurchstichs-Canal Parallel Gräben u. Dämme

neue Canäle Bernego

"

in

Bild

und

Wort dargestellt wird. Der Vertrag sieht eine Bauzeit von mindestens sechs bis acht Jahren und einen Kostenaufwand von 20 Millionen Francs für die

Arbeiten vor, welcher unter beide Staaten gleichmässig zu verteilen . Die Bauleitung

Dämme u. Wuhre

Herbrugg

folgendem

gemeinsam auszuführenden

h

alte

drängend waren die verheerenden Rheinkatastrophen der letzten Jahre.

Widnau

setzt sich gleichmässig aus beiden Staaten zusammen

Eisenbahn

Balgach x

Rebstein

Schmitter

n

423 Marbach Lüchingen

e

Diepoldsa f Galu ebiet :G St.

EI

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413

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415

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Stat Hohenems

g. Mäder/

H.S.

Altach 416 Sonder Bg 457 Götzis

t s

b

KummenKoblach 668

r

425

beide Rheindurchstiche, der obere auf Schweizer Gebiet und der untere auf Vorarlberger Territorium , gleichzeitig in Angriffgenommen, der untere aber vorher geöffnet werden . Zum besseren organischen Verständnis der Korrektion sind im beifolgenden Kartenbilde die alten Flussläufe und Kanäle mit den neuen zu vergleichen . Der Rhein ist bis zu seiner grossen Biegung oberhalb Diepoldsau regu-

Montlingen Eichenwies

und verpflichtet dieselben zur Uebernahme der Gesamtarbeiten zu gleichen sollen Danach Teilen.

0 V

Oberriet

Untere

Fru

tz

Rheinkorrektion : (der Fussacher- und Diepoldsauer- Durchstich) (untere) und (obere

die Binnengewässer-Korrektion.

leiningen JOHN.ch Die Schweizer Bauleitung aber verfocht mit wachsender Entschiedenheit ihren Standpunkt und

liert, im unteren Laufe hat er noch sein altes Gerinne und ist in neuerer Zeit beinahe bis zur Mündungsstelle beim Rheinspitz auf österreichischer undschweizerischer Seite mit starken, hohen Wuhren und Däm-

men eingeschränkt worden . Der Leser verfolge vorerst den jetzigen Lauf des Rheinstromes von der Einmündung des Ill- und

Die Rhein- und Bodenseeufer-Regulierung.

Frutzkanales auf Vorarlberger Seite und folge den grossen Rheinkrümmungen um die sankt-gallische Gemeinde Diepoldsau , die Rheinkurven zwischen Lustenau und St. Margrethen und zwischen letzterem

647

Kanal ( »Rinnsal « ) das Ueberwasser beim Hochgang des Rheines direkt in den See abführte .

eingeschränktem Bette, als natürliche Landesgrenze, grösstenteils fortbestehen . Parallel zu beiden Durchstichen , deren Rinnsal 120 m breit, ziehen, je 60 m vom Stromufer entfernt , die beiderseitigen Binnendämme und Abzugsgräben, so dass der Abstand der Krone derselben 240 m beträgt. 3. Schweizerischerseits zieht sich westlich vom neuen Durchstichsstrom der Rheinthaler Binnen-

Oberhalb Oberriet mündet von linker Seite der Werdenberger Binnenkanal in den Rhein , und unterhalb von dieser Stelle durchziehen zahlreiche Bäche die grosse sankt- gallische Rheinebene. Sie vereinigt der projektierte Rheinkanal , der alle unteren und mittleren rheinthalischen Binnengewässer selbständig vom Rhein in den See abführen soll.

kanal , der bald unterhalb der Station Heerbrugg der »Vereinigten Schweizerbahnen « sich östlich ziemlich nahe anschliesst und unterhalb des Ueberganges der Vorarlberger Bahnlinie in den bisherigen Rheinlauf mündet. In denselben fällt bei der mittleren Lustenauer Rheinbrücke der kleine Böschacher Kanal, welcher sich aus dem westlichen Seitengraben des

Oesterreichischerseits sammelt der Koblacher Kanal die Bergwasser und Wassergräben der Ebene vom Mündungslande der Frutz abwärts westlich bis zu seiner Einleitung in den Rhein oberhalb Lustenau.

Diepoldsauer Durchstichkanales und dem kleinen Regulierungs- und Entwässerungskanal bildet , der zwischen dem Durchstichs- und Binnenkanale hinläuft. Dieser soll nach erfolgtem Doppeldurchstiche des

Im Flussnetze des Unterlandes ist es hauptsächlich die vielgewundene Dornbirner Ach, die im Mündungsgebiete die grosse Kurve zwischen Brugg und Fussach beschreibt , in kleineren Serpentinen durchs Dorf Fussach dem Bodensee zuströmt und unten auch den Namen Fussacher Ach hier

Rheinstromes im reduzierten alten Bette desselben mit direkter Abschneidung der untersten grossen Rhein-

trägt.

4. Dem Rheinthaler Binnenkanal entspricht der dermalige vorarlbergische Hauptentwässerungs-

und Rheinegg, hier den sogenannten Eselsschwanz , von welch letzterem ein jetzt fast ganz verwachsener

Die Korrektionswerke sind folgende : 1. Der obere schweizerische Diepoldsauer Durchstich ; er beginnt unterhalb Kriesern an der Stelle , wo sich der Rhein nach Osten wendet. und die grosse Kurve um die Gemeinde Diepoldsau macht , und wo das Strässchen Kriesern -Diepoldsau beinahe das Rheinufer berührt. Der Durchstichskanal hält so ziemlich die Richtung des Rheinlaufes zwischen Kriesern und Mäder ein, macht nur eine leichte Krümmung westlich von Diepoldsau-Schmitter- Widnau, unter welch letzterer Ortschaft , östlich von der Bahnstation Heerbrugg, derselbe in das alte Rheinbett einmündet. Dieser obere Durchschnitt, dessen Länge 6146 m beträgt, schneidet die Dörfer Diepoldsau und Schmitter vom übrigen Kantonsgebiete ab ; dieselben bleiben. aber natürlich St. Galler Territorium . 2. Der untere österreichische Durchstich Brugg-Fussach ; er beginnt bei der St. Margrether Eisenbahnbrücke und lehnt sich bezüglich des neuen , linksseitigen Uferbaues an den Seedamm in Fussach an. Das neue Rinnsal nimmt vorerst die Richtung des Rheinstromes vom unteren Dorf Au bis zur Bahnbrücke , macht dann eine schwache Kurve um den

kurve (des sogenannten Eselsschwanzes) zwischen St. Margrethen und Rheinegg - zum Bodensee geführt werden , womit die Binnengewässerregulierung des unteren Rheingeländes ihren Abschluss erhalten wird.

kanal (Koblacher Kanal) , der seine Mündung unter der Schmitter Brücke hat. Zu den österreichischen Regulierungen gehören im speciellen folgende : Der Koblacher Kanal wird nicht mehr in den Rhein geführt, sondern von der Stelle, wo er sich bis jetzt dem Rheine zubog , östlich von Schmitter , wo der Seelachegraben von der Strasse Lustenau-Bauern her in den Kanal mündet, soll dieser in ziemlich gerader nördlicher Richtung mit 7-15 m Sohlenbreite zum See geleitet werden . Derselbe kreuzt die Strassen Lustenau-Bauern , Lustenau-Dornbirn , Höchst-Dornbirn, Höchst-Hard und, etwas oberhalb der letzteren , die Dornbirner Ach . 5. Der Verbindungskanal mit 25 in Sohlenbreite. Er beginnt am Diepoldsauer Durchstichkanal östlich von Widnau und schlägt die Richtung Südwest - Nordost

ein ,

das

alte Rheinbett

durch-

schreitend , welches nach entsprechender Abbauung mit Schleusen abgeschlossen wird vorher nimmt er den Entwässerungskanal des Gebietes DiepoldsauSchmitter auf und läuft in gleicher Richtung , die Strasse Lustenau- Bauern - Götzis kreuzend, dem österreichischen Hauptentwässerungs- (Koblacher) Kanal zu, welcher nach dieser Verstärkung »Vereinigter

Weiler Brugg und zieht von hier bis zur Harder Seebucht nördlich , beinahe in gerader Linie , das Dorf Fussach östlich berührend und die nördliche

Koblacher und Diepoldsauer Kanal« heisst . Er wird mittels eines neuen Gerinnes in einer Länge von etwa 3000 m dem dermaligen Scheibenbach-

Krümmung der Dornbirner Ach unterhalb Fussach durchschneidend . Dieser Durchschnitt wird 4925 m

entwässerungskanal zugeführt , dessen Richtung er im allgemeinen auf eine Länge von etwa 4800 m

lang und trennt die Vorarlberger Ortschaften Brugg, Höchst , Fussach , Gaissau vom übrigen österreichischen Gebiete ab. Der alte Rheinlauf wird in un-

bis zur Durchschreitung der Vorarlberger Bahn einhält , wobei übrigens der Scheibenbach in seinem Laufe mehr geregelt wird .

648

Beobachtungen über Salzgehalt und specifisches Gewicht des Meerwassers zwischen den Norwegischen Scheren . In der weiteren Fortsetzung von der Eisenbahn

schaften und Kommunikationen in leichtem Rot.

bis zum See auf 3400 m Länge wird der Hauptbinnenkanal in einem neuen Rinnsal zwischen dem

Ausgabe der Schulkarte mit Ausscheidung des nicht in den Schulunterricht gehörenden Details . Stumme Ausgabe der methodischen Schulkarte ohne Namen -- Wasserscheide blau punktiert ; entsprechend die Wandkarten.

Rhein und der Dornbirner Ache durchgeführt. Der Koblacher Kanal erhält aufwärts bis zu 1500 m Länge von seiner bezeichneten Ableitungsstelle mit Beibehaltung der gegenwärtigen , dem bisherigen Rheinlaufe parallelen Trace auf 6-7 m Sohlen-

Beobachtungen über Salzgehalt breite eine entsprechende Erweiterung und Vertiefung. Die Dornbirner Ache wird von der Eisenbahn

und specifisches Gewicht des Meerwassers zwischen den Norwegischen Scheren.

ab verlegt und parallel mit dem Rhein dem See zugeführt. Rücksichtlich der Ausmündung dieser drei Wasser-

Von A. Schück (Hamburg) .

läufe (Rheinhauptkanal, Binnenwasserkanal und Dornbirner Ache) in den See beträgt die Entfernung der Achsen des Rheines und des Binnenwasserkanales und der Dornbirner Ache 80 m, ebenso des Binnenwasserkanales, wo er zum Hauptkanal und seinen Parallel-

Folgende Tabellen sind die Ergebnisse der erwähnten Zusammenstellungen ; die von Herrn Prof. G. Karsten gegebene , dem Thermometer entsprechende Ordnung habe ich zweckentsprechend gefunden und deshalb beibehalten. - Herr Dr. K.

gräben und der kanalisierten Dornbirner Ache parallel läuft .

Scheels Originaltabelle gibt sieben Dezimalstellen ; in den folgenden habe ich fünf Dezimalstellen ge-

Der von beiden Staaten vereinbarte Vertrag setzt auch noch die einheitliche Korrektion des Rheines aufwärts bis zur Illmündung fest.

geben, weil Aräometer, an denen sie schätzbar sind , von der Benutzung auf See als ausgeschlossen noch nicht betrachtet werden dürfen ; in der That haben

Die Verkürzung des Rheinlaufes durch die beiden Durchstiche beträgt 9987 m. Unter dem Hoch-

ein paar Beobachter gefragt, warum nicht feinere Instrumente als das » > Marinebesteck« verabfolgt wür-

wasserspiegel liegen bei 1 230 000 Aren oder etwa 34000 Jucharten Landes mit einem Gesamtwerte der daraufliegenden Gebäulichkeiten von 20 Millionen Francs die Binnengewässerkorrektionen , welche

Der Ablesungsfehler würde dadurch verkleinert werden ; doch kann ich mich aus folgendem Grunde nicht ohne weiteres für diese Annahme entscheiden.

(Fortsetzung und Schluss. )

den , weil sie glaubten , solche benutzen zu können .

rechts und links zu etwa 4 Millionen veranschlagt | Zur Zeit , in der ich Schiffsführer war , hatte man sind und von beiden Staaten selbständig , aber genoch nicht so gute Aräometer wie jetzt ; als ich solche Instrumente kaufen wollte, musste ich mich zunächst mäss dem Organismus der Vereinbarung des Gesamtkorrektionswerkes auszuführen sind. behelfen mit sog. Salzspindeln verschiedener Grösse, Es influieren diese Korrektionen natürlich auch bis es mir gelang, den jetzigen »Suchern« ähnliche auf diejenigen der Regulierung des Bodenseespiegels, betreffend welcher von den fünf Bodenseeuferstaaten

zu erhalten , an denen nur die dritte Dezimale ablesbar ist , die vierte geschätzt werden muss. Bei

bereits Konferenzen eingeleitet worden und die ihre Hauptpointe in der Tieferlegung des Rheinabflusses aus dem Bodensee hat.

ihrer Benutzung zeigte sich, dass ihre Ruhe, folglich die Genauigkeit der Ablesung bedingt war durch die Weite und Tiefe des Gefässes, mit diesen durch

Schliesslich machen wir noch auf ein specielles, grosses , übersichtliches Kartenbild in zwei Farben

die Wassermenge, in welcher die Instrumente schwammen; je weiter das Gefäss war , um so weiter und

aus J. S. Gersters Wandkarte von Vorarlberg aufmerksam. Separatabdruck. Maasstab 1:75 000.

länger schwankte jenes hin und her, und um so stärker drängte es sich nach dem Rande hin ; je

Ausgabe ohne Relieftöne. Gruppenweise Ortszeichnung. Höhen- und Tiefenkurven . Bodenseeschichtenbild u. s. w. Preis 80 Cts. Auch in kleinerer Aus-

tiefer das Gefäss war , um so stärker und länger bewegte sich jenes auf und nieder. 1890 und 1891

gabe (kleinere Schrift und Zeichnung in der Handkarte des gleichen Autors) zu haben , welche als erste specielle Touristenkarte von Vorarlberg und Liechtenstein und angrenzenden Gebieten im Maasstabe 1 : 175 000 im Buchhandel erschienen ist bei Teutsch in Bregenz. Preis 2 Mark. Die Ausgabe mit und ohne Relieftöne in Naturfarben 1. Niederung : Ackerbau gelb ; 2. Hügelland und Vorbergland : Wiesland und Tiefwald grün ; 3. Alp und Hochwald dunkelgrün ; 4. Hochland mit Felskolorit : 5. Firnwelt nach den entsprechenden Höhenregionen - Höhenschichten . Ort-

fand ich die Becher- oder Standgläser der Kommission zur Untersuchung der deutschen Meere für die feinere Sorte des »Marinebestecks «< sehr zweckmässig , für die »> Sucher« eher zu weit ; Aräometer, an denen die vierte Dezimale des specifischen Gewichtes direkt abgelesen wird, von der fünften also wenigstens fünf Einheiten geschätzt werden können (vielleicht 25 der sechsten Stelle oder 14 der Abstände von je zwei Teilstrichen) : solche Instrumente müssten länger, die Gläser tiefer sein , und unter jenem müsste mehr Wasser bleiben, damit es beim Einsetzen nicht auf den Boden stösst , dadurch wird es möglicherweise unruhig. Gegen die Schwankungen des Schiffes

Beobachtungen über Salzgehalt und specifisches Gewicht des Meerwassers zwischen den Norwegischen Scheren . schützte ich das Instrument auf sehr einfache Weise, indem ich es in eine henkelartig angebrachte Schnur schlang und möglichst nahe mittschiffs auf Augeshöhe so aufhing, dass es nirgends anschlagen konnte, dies hat sich auch bei allen Beobachtern bewährt. Da niemand gezwungen ist , Aräometer einer

649

ein paar in Nord- und Ostsee fahrenden , ein paar zwischen hier und New York, hier und der Öst-, auch Westküste Südamerikas , ein paar Reisen auf einem nach Westindien, einem anderen nach China fahrenden, einem Segler, 1885-1888 von drei Finkenwärder Fischern (gegen geringe Entschädigung) , 1887

Aenderung des specifischen Gewichtes des Meerwassers bei Wärme zwischen 0-30 ° C., wenn das specifische Gewicht des frischen Wassers bei 4 ° C. - 1,00000 ist.

° C.

30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 175 17 16 15 14 13 12 II 10 9 8 76 ཀ་་ 32 5 4 3 2 I

1/3 (Scheel + Thiesen + Marek)

1/2 (Karsten + Schück)

1/2 (Karsten + Schück)

Ekman

Thorpe und Rücker

1/2 (Dittmar + Thorpe und Rücker)

1/3 (Dittmar + Ekman + Th . und R.)

Thorpe und Rücker o C.

Corr. Corr. Corr. Corr. Corr . Corr. Corr. Corr. 4S4 = 1,02042 = 1,01659 1,00000 = 1,01244 |= 1,00819 = 1,02797 = 1,03246 = 1,02453 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,99567 +433 1,00356 + 463 1,00753 + 491 1,01132 + 527 1,01484558 1,01876-577 1,02197 + 600 1,02618 + 628||30 1908 545 387 432 2653 593 29 597 403 2231 566 0785 459 1516 526 1163 496 626 374 0816 428 418 401 2686 560 28 2263 534 1194 465 1547 495 1940 513 0842 402 2719 527 27 1971 482 1578 464 654 346 1224 435 444 375 2295 502 681 319 2001 452 0872 372 1609 433 2751 495 26 2326 471 469 350 1254 405 1282 377 0902 342 1638 404 707 293 2031 422 2782 464 25 2356 441 494 325 2812 434 24 1666 376 2060 392 733 267 2386 411 518 301 0927 317 1310 349 2842 404 23 208 365 8 348 1694 2415 382 757 243 1336 323 542 277 0951 293 2116 337 780 220 1721 321 2443 354 2870 376 22 0975 269 564 255 1362 297 802 198 2142 313 2898 348 21 1747 295 0993 251 1387 272 2470 327 584 235 606 213 2168 285 2926 320 20 824 176 1773 269 1411 248 2497 300 1015 229 1038 206 630 189 2952 29419 2523 274 844 156 1797 245 2194 259| 1434 225 1820 222 1060 184 2218 235 2978 268 18 863 137 2547 250 652 167 1456 203 661 158 1832 210 872 128 1070 174 1467 192 2991 255 175 2559 238 2230 223 2242 211 1081 163 881 119 1477 182 1843 199 3003 24317 671 148 2572 225 2595 202 898 102 2265 188 689 130 1498 161 1864 178 1097 147 3027 219 16 2617 180 1118 126 2286 167 1517 142 913 087 706 113 1884 158 3051 195 15 719 100 1132 112 2307 146 2638 159 928 072 1535 124 3074 172 14 1904 138 731 088 2327 126 1553 106 1152 092 1923 119 3095 15113 941 059 2659 138 2345 108 2679 118 1166 078 1941 IOI 953 047 747 072 3116 130 12 1569 090 2697 100 1180 064 1958 084 3136 110 11 2363 090 964 036 763 056 1584 075 778 041 1598 061 1973 069 3155 091 10 973 027 2715 082 1193 051 2379 074 1208 036 790 029 1987 055 981 019 1611 048 3173 073 9 2394 059 2732 065 2000 042 798 021 988 012 2408 045 3190 056 8 2748 049 1219 025 1623 036 804 015 2421 032 2762 035 1227 017 2013 029 1634 025 3205 041 7 993 007 3220 0266 2775 022 811 008 1233 ΟΠΙ 2024 018 2433 020 1644 015 997 003 999 ΟΟΙ 1239 + 005 2786 +011 816 +003 2034 +008 1652007 3233 +013 5 2443 +010 1,00000 000 1,00819000 1,01244000 1,01659000 1,02042000 1,02453 000 1,02797000 1,03246000 4 2806-009 821-002 1244 000 2461-008 3258-012 3 2049-007 1665-006 0,99999 +001 1244 000 3270 024 2 2815 018 819 F000 2468 015 1670 011 997 003 2055 013 3280 034 I 2822 025 2474 021 2060 018 817002 1240 +004 1673 014 993 007 812007 2828-031 3288-042 0 2063-021 2479-026 1675-016 1236 +008 987 013

bestimmten Glassorte zu benutzen, so habe ich obige | auch auf zwei norwegischen und zwei schwedischen Tabellen ohne irgend eine » Glaskorrektion« gegeben; Dampfschiffen . Beobachter waren Kapitäne, Steuerfür die von der Kommission zur Untersuchung der leute , Matrosen , zuletzt auch Maschinisten ; letztere deutschen Meere verwendeten Küchlerschen Arãobrachten von dem Wasser , dessen Wärme sie gemeter hat Herr Prof. G. Karsten den linearen Ausmessen, Proben hierher und ich bestimmte das specidehnungskoeffizienten für 1 ° C. = 0,000008848 gesetzt (Herr Prof. Krümmel sagt in seiner erwähnten Arbeit : »Auch Tornöe fand bei Küchlerschen Instrumenten [ den kubischen ] 0,000026 « ; dies ist unrichtig ; Tornöe erwähnt nicht, dass er Untersuchungen darüber anstellte , sondern nur, dass er jenen Wert annahm). In den Jahren 1878-1889 habe ich mich nach

Kräften bestrebt , genannter Kommission Beobachtungen hiesiger Schiffe zu verschaffen ; sie wurden bald mehr bald weniger regelmässig angestellt auf

fische Gewicht. Leider zwang Geldmangel zur Einstellung dieser Beobachtungen. Herr Prof. Karsten hat dies mehrfach bedauert ; ab und zu fragen mich auch die Beobachter , ob ich die Sache nicht fortsetzen könne und was aus den Beobachtungen geworden, aber bis jetzt lässt sich keine befriedigende Antwort geben. Ich habe ein paar Arbeiten vorbereitet , von denen die kleinste hier folgt ; solche Beobachtungen sollten häufiger in geographischen Blättern besprochen werden, sie sind nötig für tierund pflanzengeographische Studien.

650

Beobachtungen über Salzgehalt und specifisches Gewicht des Meerwassers zwischen den Norwegischen Scheren. es befand sich in der vom jetzt verstorbenen Kapitän

Im Jahre 1887 erklärte Kapitän Folkedal vom norwegischen Dampfschiff >» Lofoten « sich bereit, mit einem seiner Steuerleute die Beobachtungen anzustellen , soweit Zeit und Gelegenheit es gestatteten ; er musste es aber bald dem betreffenden Steuermann .

Krabbo angegebenen Fassung : vier unten etwas gespreizte Stützen von starkem Messingdraht halten drei Plättchen aus Messingblech, deren oberstes und kleinstes mit den Stäben fest verbunden ist ; die an-

allein überlassen, da die Passagiere seine Zeit zu sehr in Anspruch nahmen . Anfangs besorgte Herr Steuer-

deren beiden, von denen das mittelste etwas grösser als das oberste und etwas kleiner als das unterste

mann Engelsen die Messungen , später und die längste Zeit Herr Steuermann Torkildsen ; als dieser auf ein anderes Schiff kam, hörten sie auf. Kapitän

ist, sind verschiebbar, so dass dieses der Länge des Thermometers entsprechend eingestellt werden kann ; das mittlere ist der Ablesung entsprechend verschieb-

Aenderung des specifischen Gewichtes des Meerwassers bei Wärme zwischen 0-30 ° C. , wenn das specifische Gewicht des frischen Wassers bei 17,5 ° C.

• C.

1/3 (Scheel + Thiesen + Marek)

30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 19 18 17% 17 16 15 14 13 12 II 10 9 8 7 6 5 4 3 2

Corr. Corr. 17,5 S17,5 Corr. = 1,00800 = 1,01200 1,00000 0,00 0,00 0,00 0,99696-304 1,00496 +304 1,00883 + 317 0914 286 725 275 527 273 0946 254 754 246 557 243 0972 228 782 218 583 217 1002 198 608 192 809 191 1032 168 633 167 836 164 861 139 657 143 1057 143 681 119 1081 119 885 115 704 096 1104 096 908 092 1122 078 930 070 723 077 746 054 952 048 1145 055 972 028 1167 033 770 030 1189 + 011 791 + 009 991-009 1,00000000 1,00800 000 1,01200000 810-010 1210-010 009-009 828 028 026 026 1227 027 042 042 845 045 1247 047 1262 062 858 058 056 056 1282 082 870 070 069 069 081 081 886 086 1296 096 902 102 1310 IIO 092 092 1322 122 ΙΟΙ ΙΟΙ 917 117 109 109 929 129 1338 138 116 1.16 937 137 1349 149 121 121 943 143 1356 156 125 125 950 150 1363 163 1369 169 127 127 955 155 128 128 1374 174 958 158 128 128 960 160 1374 174 1374 174 125 125 959 159 121 121 1370 170 956 156 1,00116-116 1,00951-151 1366-166

1/2 (Karsten + Schück)

1/2 (Karsten + Schück)

1/2 (Dittmar + Thorpe und Rücker

Thorpe und Rücker

Ekman

= 1,01963

1/3 (Dittmar + Ekman + Th. und R.)

Corr.

Corr.

Corr. = 1,01597

=1,02361

1,00000 ist.

Thorpe und Rücker Corr.

Corr. =1,02691

C.

= 1,03123

0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 1,01262 +335 1,01616 + 347 1,02007 +354 1,02329 + 362 1,02751 +372 30 2362 329 1647 316 1294 303 2785 338 29 2039 322 1679 284 2071 290 2395 296 2819 304 28 1325 272 2102 259 1710 253 2851 272 27 2426 265 1355 242 2132 229 2457 234 1384 213 1740 223 2883 240 26 2162 199 2488 203 1769 194 1412 185 2914 209 25 2191 170 1440 157 2944 179 24 1798 165 2517 174 1466 131 2219 142 2974 14923 1825 138 2546 145 1852 III 2575 116 1492 105 2247 114 3003 120 22 2602 089 1517 080 2273 088 1879 084 3031 092 21 2299 062 2629 062 1541 056 1904 059 3058 065 20 1928 035 1564 033 2654 037 2324 037 3085 038 19 2679 + 012 1586 + 011 1952 + 011 311001318 2349 + 012 1,01597 000 1,01963 +000 1,02361 +000 1,02691 +000 1,03123 + 000 175 1608-011 1974-011 2372-011 2703-012 3136-01317 1628 031 1996 033 2727 036 3160 037 16 2395 034 2016 053 1647 050 2749 058 3183 06015 2417 056 1666 069 2036 073 2438 077 2770 079 3206 083 14 2791 100 2055 092 1683 086 3228 105 13 2458 097 1699 102 2810 119 2072 109 2476 115 3248 125 12 1715 118 2089 126 3268 145 11 2493 132 2829 138 2104 141 1729 132 2847 156 2510 149 3287 164 10 2864 173 2119 156 1742 145 3305 182|| 9 2525 165 2879 188 3322 199 8 2132 169 1754 157 2539 178 2144 181 2894 203 3338 215 7 2552 191 1764 167 3352 229 6 2906 215 2155 192 1774 177 2563 202 2165 202 2918 227 3366 243 5 1782 185 2574 213 2174 211 2583 222 1789 192 2929 238 3379 256 4 2181 218 2938 247 1795 198 3391 268 3 2592 231 1800 203 2187 224 3402 279 2 2947 256 2599 238 2191 228 1803 206 3412 289 I 2605 244 2954 253 1,01805--208 1,02194-231 1,026c9-248 1,02960-269 || 1,03421-298|| 0

Folkedal machte sofort darauf aufmerksam , dass | bar, es dient als Versteifung des Ganzen . Die drei sich an nahe bei einander gelegenen Stellen erhebPlättchen sind in der Mitte zur Aufnahme des Thermoliche Unterschiede zeigen könnten, weil, der Bildung meters durchbohrt , das Loch in der untersten ist am kleinsten, so dass das Instrument ein Ruhelager des Landes entsprechend , unregelmässiger Zufluss von frischem Wasser zum Meerwasser vorhanden hat ; sobald es eingeschoben ist, wird das obere Loch sei ; dies hatten bereits 1872 die von der Kommission

mit einem Korkpfropfen geschlossen , den man mit dünnen Querbändern befestigt ; dann schiebt man das unterste Blech in die Höhe , bis das Thermo-

zur Untersuchung der deutschen Meere an Bord der >>>Pommerania>amoko > Naturwissenschaftlichen Rundschau« , Braunschweig 1893 ; » Astronomische Nachrichten > Tell «< IV, 1 und diejenige über Alpenrosen ebenda IV, 2 verwertet worden. Das Blatt mit den aus Scheuchzer genommenen Aufzeichnungen kannte bereits Gödeke und veröffentlichte dessen Inhalt in der Vorrede zu seiner Tell-Ausgabe. (» Vierteljahrsschrift für Litteraturgeschichte [von B. Seuffert], 6. Bd., S. 460 ff.) (Die südlichen Salomons - Inseln . ) Diese Gruppe wurde unter britisches Protektorat gestellt und der Jurisdiktion des High Commissioner of the Western Pacific Ocean , Sir J. B. Thurston , Gouverneurs der FidjiInseln, unterworfen. Das in Sydney stationierte britische Kriegsschiff »> Curacao« unter Kapitän Gibson traf am 10. Juni 1893 von Port Moresby, Neu - Guinea , aus bei der nächstgelegenen Insel, » Treasury Island «, der Gruppe ein und hisste am folgenden Tage die britische Flagge. Dasselbe geschah dann der Reihe nach auch auf den übrigen Inseln. Nur über Papula , wo kurz zuvor ein Matrose eines englischen Schiffes von den Eingeborenen war ermordet worden, hielt man strenges Gericht. Nachdem Satisfaktion verweigert worden , wurden das Dorf Abona und sämtliche Hütten in Brand geschossen. Die annektierte Gruppe umfasst die fünf grösseren Inseln San Cristoval , Malaita , Guadalcanar, Ysabel und Murray, und ausserdem ungefähr 25 kleinere, wie Eddystone , Ronongo , Gizo , Vella , Lavella , Kulambangra, Hathorn, Rubiana, New Georgia, Wauna Wauna, Ulana (wo sich eine Mission der englischen Kirche befindet) u. s . w. Einige der Inseln sind gebirgig und steigen bis 2600 m an. An den Flüssen Bokokimbo und Aola auf Guadalcanar breiten sich herrliche landschaftliche Schönheiten aus. Der im allgemeinen fruchtbare Boden produziert Kokosnüsse, Brotfrucht, Yams und Sago und würde sich für den Anbau von Zuckerrohr und Baumwolle vorzüglich eignen. Die Eingeborenen , welche zur schwarzen Papua- Rasse gehören, sind Kannibalen , zumal auf den nördlichen Inseln. Ihre Waffen sind Speere mit knöcherner Spitze und Bogen und Pfeil , und sie besitzen grosse, vorn und hinten geschweifte und hübsch ausgeschnitzte Kanoes. Die Männer gehen bis auf einen Lendengurt nackend , die Weiber tragen einen kurzen Rock. In Rubiana, einer der vornehmsten Städte, verehrt man ein phantastisches Idol , welches aus einem aufgerichteten Holzblocke besteht und in roher Darstellung ein menschliches Antlitz zeigt. Nach den neuesten Nachrichten wurden sehr reiche Nickeldepositen auf den Inseln entdeckt. (Mitteilung von H. Greffrath in Dessau.)

Litteratur. Zur Geographie der politischen Grenze mit besonderer Berücksichtigung kurvimetrischer Bestimmungen der sächsischen und schweizerischen Grenze. Leipziger Inauguraldissertation von Clemens Förster. Leipzig 1893. Druck von Alexander Wiede in Leipzig. 55 S. gr . 8 °. Diese Leipziger Dissertation knüpft an an die Ideen , welche Ratzel in seinem Essay über die Grenze (s . » Ausland « 1892 , Nr. 51 ) niedergelegt hat, geht aber im übrigen selbständig zu Werke. Die erste der drei Abteilungen , in welche sie zerfällt, sucht für das Wesen der Linie, welche zwei Kulturstaaten, und des mehr oder minder breiten Saumes , welcher zwei lockere Staatengebilde in fernen Erdteilen voneinander trennt, eine philosophische Begriffsbestimmung zu erhalten und wendet sich dann insbesondere gegen den Missbrauch , welcher mit dem Worte

655

»natürliche Grenze häufig getrieben wird. Die zweite Abteilung ist vorwiegend geschichtlicher Natur , indem der Unterschied zwischen >>alten« und »jungen « Grenzen hervorgehoben wird , welch letztere so gerne eine Tendenz zu geometrischer Regelmässigkeit bekunden . Durch interessante geschichtliche Beispiele wird der allgemeine Satz erläutert, dass bei lebenskräftigen Staatswesen zumeist das Bestreben zu Tage tritt , die vorhandene Grenze nicht bloss hinauszuschieben , sondern auch abzurunden und etwa vorhandene Exklaven zu absorbieren . In dieser Hinsicht ist die Vergrösserung der Schweiz lehrreich , welcher Staat, solange er noch in voller Kraft dastand , die Eingliederung abgelegener aber politisch verwandter Gebiete durchzusetzen vermochte (Schaffhausen und Appenzell) , wogegen, wie hinzugesetzt werden kann , für die Exklave Mühlhausen die Macht der Eidgenossen nicht mehr ausreichte. Auch die Darlegungen über die Art und Weise, wie bei Friedensschlüssen Grenzregulierungen erfolgen müssen , um für beide Teile möglichst die Garantie dauernder Anerkennung zu finden , sind recht beachtenswert. Die rein geographische Seite der Sache kommt am meisten zur Geltung im dritten Teile, der es mit der Grenzgliederung« — einem Seitenstücke der bekannten Küstengliederung«< zu thun hat. Wie schon die Titelworte andeuten, berechnet der Verfasser auf Grund seiner Messungen mit dem » Kurvimeter von Ott die Prozentanteile der Grenzen mehrerer Länder , wie sie den vier Himmelsgegenden zugewandt sind , und fragt dann weiter , ob und inwieweit es möglich sei , numerische Ausdrücke für den obigen , an sich unbestimmten Begriff zu erhalten. Ganz richtig bemerkt er, dass ein allseitig befriedigender Wert nicht angebbar ist , und so begnügt er sich , obwohl ihm die mathematischen Bedenken gegen diese Festsetzung nicht unbekannt sind , mit dem bekannten Ritterschen Quotienten. Wir können diesen Zahlen, eben weil ihnen der geometrische Sinn fehlt, eine wirkliche Bedeutung nicht zuerkennen , glauben vielmehr , dass der Verfasser gut daran gethan hätte , sich mit seiner zweiten Tabelle (S. 53) zu begnügen . Denn hier haben wir es mit einer reinen Zahl für die Grenzentwickelung zu thun ; sie ist , wenn g die gemessene Grenzlinie, f den Flächeninhalt des Landes bezeichnet, I g wobei der konstante Faktor natürlich gleich Vf 2 Υπ nichts zur Sache thut. Die so ermittelten Zahlwerte sind vergleichbar und reichen für die Zwecke vollkommen hin , welche der Verfasser verfolgt. Gegen einen Satz des Schriftchens möchten wir uns , als viel zu weitgehend , erklären . Es heisst dort (S. 14) nämlich : > Noch viel weniger tragen Flüsse das Merkmal der Grenze ursprünglich an sich ; erst durch menschliche Willkür wird ihnen die Aufgabe einer Scheidelinie zugewiesen. Man denke nur an den Lech , diese alte Stammesgrenze der Bajuwaren und Schwaben, den die bayerische Regierung in den zwanziger Jahren wahrlich nicht ohne Ursache fast für die ganze Länge seines Laufes zur Grenzlinie zweier Kreise gemacht hat ! Ist er doch nach Moritz Wagner sogar in zoogeographischer Beziehung eine wirklich trennende Linie. In vielen Fällen ist ja jene Behauptung unstreitig richtig , aber sie ist es doch nur cum grano salis. XI. Jahresbericht des Export - Musterlagers Stuttgart auf den 1. April 1893. Erstattet in der Generalversammlung vom 29. Juni 1893 . Während in manchen Städten , z. B. in München , die Exportlager sich keines dauernden Erfolges erfreuten, war es in Stuttgart anders. So ziemlich alle namhaften Handelsstädte des Erdkreises haben Einkäufer gesandt , nicht etwa bloss die europäischen , und die Korrespondenz des Lagers wies im Ein- und Auslauf im ganzen 18 644 Nummern auf. Die Handelsgeographie, für welche das Verzeichnis der abgesetzten Gegenstände wichtig ist , sei auf die blühende , unter Leitung des Direktors Paul Zilling stehende Institution ausdrücklich hingewiesen. S. Günther. Die Entstehung und Verbreitung des antarktischen Treibeises. Ein Beitrag zur Geographie der Südpolargebiete. Von Dr. Karl Fricker. Leipzig 1893.

Litteratur. 656 Aus der Leipziger Schule hervorgegangen , verdient das vorliegende Werk vor den älteren , dort entstandenen Abhandlungen zur Geographie des festen Wassers « , die wir früher besprochen haben , die erste Beachtung. Es will » nur eine Zusammenfassung vorhandener Thatsachen sein , keineswegs aber Spekulationen über geophysische Probleme anstellen . So gibt der Verfasser in weiser Zurückhaltung nur eine sorgfältige , erschöpfende und kritische Darstellung der Eisverhältnisse der Antarktis. Nebenbei erhalten wir eingehende Kunde über die Natur der Südpolargebiete, soweit dieselbe bisher bekannt geworden ist. Ein wertvoller Inhalt , eine klare , physikalische Anschauungsweise und eine gewandte Darstellung vereinigen sich , um eine Empfehlung des Werkes zu rechtfertigen. Um auf die Hauptergebnisse einzugehen , so sind im Südpolargebiete ausgedehnte Landmassen nachgewiesen, nnd es gibt deren vermutlich noch beträchtlich mehr. Ob sie aber einen zusammenhängenden Kontinent bilden oder nur einem gemeinsamen Sockel angehören , ist ebenso ungewiss wie ihr Oberflächenbau und ihre Umrisse. Die klimatischen Verhältnisse des ganzen Gebietes sind derart , dass eine stärkere Schneebedeckung und Vergletscherung notwendig erscheint und thatsächlich vorhanden ist. Schon die Inseln ausserhalb des Packeisgürtels , wie Kerguelen , Südgeorgien u . s. w. , sind in hohem Grade vergletschert. Noch mehr gilt dies von den eigentlichen Südpolarländern , wie Enderby-, Wilkes , Victoria- , Alexander-, Grahamsland u. s. w. Man hat zwar nicht an eine ins Ungemessene wachsende Eiskalotte zu denken , welche gleichmässig das gesamte innere Südpolargebiet überzieht und ihrer Unterlage alle individuelle Eigenart und Selbständigkeit genommen hat. Aber eine allgemeine Schneebedeckung ist die Regel in der Antarktis. Ueberall sind daraus gewaltige Inlandeismassen hervorgegangen , welche nur die höchsten Gebirgsketten frei aufragen lassen und sich oft weit in das Meer hinausschieben. Gletscher von individuellem Gepräge kommen seltener vor und nur da , wo bedeutendere Erhebung und mannigfacher Oberflächenbau die Bildung des Inlandeises verhindern , z. B. Durch enorme Ausan der Ostküste des Victorialandes. dehnung und ebenso wie das Inlandeis durch Mangel an Oberflächenmoränen ausgezeichnet, strecken auch die Gletscher ihre Zungen oft mehrere Seemeilen in die See hinaus. So erreicht der Seefahrer selten die antarktischen Gestade ; Inlandeis und Gletscher enden ausserhalb derselben in unzugänglichen , senkrechten Eismauern von 30-150 m Höhe , welche zuweilen sich auf Hunderte von Kilometern ununterbrochen verfolgen lassen. Dem ruhenden Eise des Festlandes steht das beweglich treibende der Meeresfläche gegenüber . Wie in der Arktis , so hat dasselbe auch hier eine doppelte Ausbildung und Ursprung : mächtige Eisberge und flaches Feldeis treiben gemeinsam dem Norden zu. Erstere entstammen den Eismauern des Inlandeises ; dass man es - entgegen den Ansichten von Mühry und Heim mit echten Gletschereisbergen zu thun hat , zeigt schon die charakteristische Bänderstruktur und die nicht seltene Schuttführung ; ausserdem hat man auch ihre Ablösung von den Eismauern direkt beobachtet. Das Meereis dagegen ist auf der Meeresfläche selbst durch winterlichen Frost entstanden. Aber während in der Arktis das Meereis bei weitem überwiegt , ist hier gerade das Gegenteil der Fall ; die Eisberge treten an Menge und durch kolossale Dimensionen weit hervor ( 1892 wurde z. B. eine Eisinsel von über 40 Seemeilen Länge entdeckt) , dagegen hat der Mangel an einigermaassen ausgedehnten Feldern beim Eindringen in die Packeiszone die Seefahrer von jeher überrascht. Der Grund liegt in den klimatischen Verhältnissen und der Landverteilung des Südens . In der Arktis begünstigt die allseitig kontinentale Umgebung das Ueberwiegen des Meereises über das Gletschereis. Auch in der Antarktis werden sich vermutlich die grossen südlicheren Meeresteile , das Rossmeer und das Georgsmeer , fast völlig mit Eis bedecken , aber die steten heftigen Winde , welche das ungeschützt daliegende Meer nicht zur Ruhe kommen lassen , müssen die Bildung grösserer, zusammenhängender Felder , wie sie dem hohen Norden eigentümlich sind , verhindern. Ueberdies hat das rein oceanische

Klima eine allgemeinere Vergletscherung der Landmassen und damit eine viel stärkere Ausbreitung des schwimmenden Gletschereises zur Folge . Eisberge und -felder werden von den übrigens ziemlich unbekannten Strömungen rings um das antarktische Landgebiet verteilt und nordwärts getragen, erstere naturgemäss am weitesten; aber auch das Feldeis reicht weiter , als man gewöhnlich anzuzunehmen geneigt ist. Im Süden von Neu- Seeland, Kap Hoorn und Kerguelen erreicht die extreme Meereisgrenze sogar die an diesen Stellen zurückweichende Grenze der Eisberge , im übrigen läuft sie derselben ungefähr parallel . Erich Goebeler. Potsdam . Erdkarte , darstellend die Entwickelung der Erdkenntnis vom Mittelalter bis zur Gegenwart in Stufen von Jahrhunderten. Von Al. Oppel. Aequatorialmaasstab 1 : 20 000 000. Verlag der Topographischen Anstalt Winterthur J. Schlumpf, vormals Wurster , Randegger & Co. Diese rühmenswerte Arbeit bringt zur Darstellung : I. vom Altertum : die Grenzen des Reiches Alexanders des Grossen, die Landgrenzen des Römischen Reiches , den ungefähren Umfang der Erdkarte des Ptolemäus ; II. vom Mittelalter : Umfang der Erdkenntnis der Araber , Umfang der Erdkenntnis um 1400 , Reisen zu Land und zu Wasser bis 1400 ; III . vom Zeitalter der Entdeckungen und der sogenannten neueren Zeit : a) 15. Jahrhundert : Reisen zu Land und zu Wasser , auch näher bekannt gewordene Küsten und Inseln ; b) 16. Jahrhundert : bekannt gewordene Gebiete, Reisen zu Land und zu Wasser , politische Grenzen in Asien und Amerika , im 15. und 16. Jahrhundert näher bekannt gewordene Gebiete ; c) 17. und 18. Jahrhundert sind wie das vorhergehende 16. Jabrhundert behandelt ; d) 19. Jahrhundert : Reisen zu Land und zu Wasser, genau erforschte Gebiete, weniger gut erforschte Gebiete, mangelhaft bekannte oder nur erkundete Gebiete ; im Altertum und Mittelalter bekannte , aber erst im 18. und 19. Jahrhundert teilweise genauer erforschte Gebiete ; im 17. bis 19. Jahrhundert näher bekannt gewordene Gebiete ; im 18. und 19. Jahrhundert näher bekannt gewordene Gebiete. Unerforschte Striche sind weiss gelassen. - Oppels Karte , deren Wert hauptsächlich nach der pädagogischen Seite hinneigt, bekundet, dass der Verfasser die Bedürfnisse höherer Schulen , was die geographische Entdeckungsgeschichte betrifft, allseitig erfasst hat. Jeder Lehrer der Erdkunde wird bestätigen , wie schwierig es bisher war, den Lernenden ein verständliches und zugleich übersichtliches Gesamtbild von der allmählichen Entschleierung des Erdballes , den Fortschritten des geographischen Wissens in räumlicher Beziehung zu bieten. Nachdem nun das hierfür notwendige Material in tüchtiger kartographischer Verarbeitung vorliegt , wird es gewiss leichter sein , den Gang der Entdeckungen und die wünschenswerte vergleichsweise Betrachtung über die Aufhellung der Kontinente und Meere vorzuführen. Und zwar um so mehr, als das Kolorit der Oppelschen Karte kräftig , weit wirkend und im ganzen doch nicht gar zu bunt ist. Es unterstützt den Lehrer in erfreulicher Weise, dass die Linien der einzelnen Entdeckungsfahrten die Namen der Reisenden tragen , welche sie ausführten. Darum befremdet es auch, dass gerade bei Afrika, dessen Erschliessung ja allenthalben mit besonderem Interesse verfolgt wird, dies unterlassen worden ist. Dieser Umstand trägt auch mit die Schuld daran, dass uns das Bild von dem Bekanntwerden jenes Erdteiles am wenigsten klar und entsprechend erscheint. Wünschenswert wäre ferner bei einer Neuauflage der Karte , dass die Reiserouten je nach ihrer Wichtigkeit für die Entdeckungsgeschichte noch stärker unterschieden würden. Im übrigen aber wird die überaus fleissige Leistung Oppels jedem Schulmanne sehr willkommen sein. München. Christian Gruber.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 42.

Stuttgart, 21. Oktober 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. MDCXL Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Die Hydrographie des Oxus- Beckens. Von W. Komischke (Berlin) . S. 657. --- 2. Nachhall der ersten Nansen-Expedition. Berichte der Eskimos Arkaluk und Wêlěme in Goothaab. (Uebersetzt von Signe Rink in Christiania.) S. 662. --- 3. Kamtschatka. Von A. Brückner (Jena). (Fortsetzung. ) S. 664. - 4. Ethnographische Parallelen. Von H. Henkenius (Heidelberg) . (Fortsetzung.) S. 668. 5. Litteratur. (Reisebeschreibung der Plankton-Expedition.) S. 670.

Die Hydrographie des Oxus- Beckens.

und dem Talas, bei Perowsk in den Syr-darjá, welcher damals durch das heute trockene Flussbett des Yani-

Von W. Komischke (Berlin). darja bis zum Oxus floss , so dass dieser genug Ueber die Hydrographie des transkaspischen Beckens hat vor kurzem Edouard Blanc ¹ ) als Er-

Wasser erhielt, um durch den Usboj nach dem Kaspischen Meere zu strömen.

gebnis seiner Forschungsreise in den Jahren 1890/91 eine längere Abhandlung veröffentlicht. Wir müssen

Ein solcher Sachverhalt wäre allein durch einen

also die Behandlung unseres Gegenstandes mit einer Besprechung dieser Arbeit beginnen . Blanc sucht nachzuweisen , dass der Oxus in historischer Zeit dreimal seinen Lauf geändert habe, und zwar hätte

früheren Zusammenhang des Tschu mit dem Issykkul zu erklären , indem ein Wasserabfluss aus dem See nach dem Fluss angenommen wird. Hiergegen spricht jedoch der Umstand , dass der Tschu nur ein kleines Flussbett (wie der Rhein bei Schaff-

er sich im Altertum in das Kaspische Meer , aber im Mittelalter , sicherlich noch bis in das 14. Jahrhundert hinein, in den Aral-See ergossen, dann aber müsste er während des 15. Jahrhunderts wieder nach .

hausen) hat ; nach Blancs eingehenden Untersuchungen könnte er niemals ein bedeutender Strom gewesen sein ; er ist seicht, und seine Breite erreicht

dem Kaspischen Meere geflossen sein , bis er sich seit dem 16. abermals allmählich dem Aral-See zuwandte. Als Ursachen für diese ungewöhnlichen

Dauer eine grosse Rolle in Hydrographie dieser Gebiete gespielt haben. Ferner liegt der Wasserspiegel

Vorgänge führt Blanc an : erstens Bodenschwankungen, wie sie sich besonders auch in den Erdbeben kundgeben ; zweitens Sedimentanhäufungen, welche, an der Mündung abgelagert , den Fluss nach einer anderen Richtung zu drängen imstande seien ; drittens die Bethätigung der Menschen, welche durch grossartige Kanalanlagen das hydrographische Bild dieser Gegenden vielfach umgestaltet haben, und vor allen Dingen viertens die Austrocknung der Zuflüsse des Oxus und sonstige Aenderungen in seinem Stromsysteme. Dem letzteren Punkte widmet Blanc im speciellen seine Ausführungen ; er sucht vornehmlich nachzuweisen, dass der Tschu, den er auf seiner Reise eingehend erforscht hat , in der Hydrographie Transkaspiens ehemals wenigstens vorübergehend eine

bedeutende Rolle gespielt hat. Danach mündete in früherer Zeit dieser Strom, vereint mit dem Sary-su ¹ ) Bulletin de la soc. de géogr ., t . XIII, Paris 1892 . Ausland 1893 , Nr. 42.

nicht 100 m; er kann also wenigstens nicht für die

des Issyk-kul so tief, dass umgekehrt das Wasser aus dem Tschu zu ihm abfliessen muss . Die steilen Ufer des Sees zeigen bis in sehr alte Zeit zurück keine Spuren einer Niveauschwankung . Trotz alledem ist ein früherer, bedeutender WasserabflussZusammenhang aus dem See nach dem Tschu evident . Die trennende Schwelle erhebt sich nur ein wenig über das Niveau des Sees , sie ist mit Kies bedeckt und scheint erst in neuerer Zeit aus dem Wasser emporgetaucht zu sein, eine jüngere Hebung ist wohl ausgeschlossen ; sie ist durchschnitten von einem Arm des Tschu , dem Kutië-Maldy, durch welchen das Wasser nach dem See abfliesst. Der Tschu durchbricht in seinem nach Westen gerichteten Lauf in einer engen Schlucht bei Bu-Amm das Gebirge, wo er dann in die Ebene tritt. Bis an diese Gebirgsscheide müsste nach Blanc einst das Wasser des Issyk-kul gereicht haben , und zwar wäre das heutige Ausgangsthor des Tschu durch einen plötzlichen Wasseranprall herausgebrochen worden . Den Grund hierfür glaubt Blanc in grossen Erdversen83

658

Die Hydrographie des Oxus-Beckens.

kungen in dem See, welche bei einem Erdbeben vor sich gegangen sein könnten , gefunden zu haben . Auf diese Weise wären kolossale Wassermassen aus dem Issyk-kul durch die Schlucht von Bu-Amm nach dem Tschu verdrängt worden , welcher deswegen vorübergehend gewaltig anschwoll und in weiterer Folge sogar eine Laufablenkung des Syr nach dem Oxus und des Oxus nach dem Kaspischen Meere bewirkte. Ein solcher Zustand konnte nur vorübergehend stattgehabt haben, weil sonst der Tschu sich ein grösseres Bett erodiert haben müsste ; auch konnte aus dem Issyk-kul nur so viel Wasser abfliessen, als durch den Landeinsturz verdrängt worden war, also nach Erreichung beinahe des jetzigen Niveaus hörte der Abfluss wieder auf, um in der folgenden Zeit in entgegengesetzter Richtung stattzufinden. Ein solches hydrographisches Phänomen glaubt Blanc in das 15. Jahrhundert verlegen zu dürfen . Nach der bekannten Erzählung von Baber , dem

im allgemeinen nichts einzuwenden haben ; es fragt sich bloss , ob die einzelnen Beobachtungen zuverlässig genug sind, um als Grundlage für solche Folgerungen dienen zu können. Vor allen Dingen hat Blanc thatsächlich keine eigentlichen Beweise für die angeblichen Landversenkungen in dem Issyk-kul geliefert ; Erzählungen der Eingeborenen und ähnliches sind hierfür natürlich belanglos . Was den vermeintlichen Arm des Oxus anbetrifft nach der von Lessar nachgewiesenen Depression , so ist hiergegen der Umstand anzuführen, dass die betreffende Ungusreihe in einer Entfernung von 64 km ¹ ) vom Amu-darjá aufhört ; dieses Becken könnte also höchstens nur den Tedschen oder vielleicht auch den Murghab aufgenommen haben. Die historischen Ausführungen Blancs scheinen im wesentlichen verfehlt zu sein . Das Zeugnis Babers 2) für die Nichtexistenz des Aral-Sees verdient nicht den Glauben, welchen ihm Blanc beimisst.

Nach dem

zuverlässigen Berichte des Ibn - Ali al - Djordjâni³) mongolischen Fürsten von Fergana , aus dem Ende des 15. Jahrhunderts , verlor sich der Syr-darjá in | (starb 1776) , floss der Amu- darjá in dieser Zeit bloss dieser Zeit im Sande , und des Aral-Sees wird gar nach dem Aral-See ; Djordjâni wundert sich, dass nicht erwähnt . Blanc schliesst hieraus, dass durch . dieser See trotz des Zuflusses so grosser Ströme sich nicht vergrössere. In den Memoiren Babers lesen die obige Ablenkung des Syr und des Oxus in dieser Periode der Aral -See , seiner Zuflüsse beraubt , zu einem unscheinbaren Sumpfe zusammengeschrumpft sein müsste ; für die Ablenkung des Amu-darjá nach dem Kaspischen Meere stützt sich Blanc auf das Zeugnis des Abudghâzi , des Khans von Khowârizm (starb 1665 ) . Nach der Ansicht Blancs existierte also in dieser Zeit der Aral-See ebenso wenig wie im Altertum , wo der Oxus nach dem Kaspischen Meer hin floss und der Yaxartes wahrscheinlich sein

wir dagegen¹ ) : » > Im Norden von Chodschand und südlich von Fenakand, welches jetzt allgemein unter dem Namen Shahrochich bekannt ist , wendet er (sc. Yaxartes) sich nordwärts und fliesst gegen Turkestan, wo er sich mit Ungestüm im Flugsande verliert, ohne sich in einen anderen Fluss oder in ein Meer zu ergiessen . An diesem Strome befinden sich sieben Städte, fünf am südlichen, zwei am nördlichen Ufer. >Sattel« zu bleiben brauchten , was dem durchnässten Balto sicher das Leben gekostet haben würde. Nach ihrer Rückkehr hatten wir noch mehrere

¹ ) Diese Tour, von Nansens Begleiter beschrieben, wird später hier mitgeteilt werden. 2) » Sákutôk bedeutet » Der stark Bewaffnete und ist im allgemeinen die Bezeichnung des Soldatenstandes. 3) Filiale der früher genannten Missionsstation Neu -Herrnhut nahe bei Goothaab.

auf den Beinen stehen , als er aus seinem

Kajak , worüber er beinahe gefallen wäre , heraus-

Tage Sturm .

(Schluss folgt.)

1 ) Eine mächtige Klippe im Goothaab- Fjord. 2) Wasserdichtes Oberzeug.

Kamtschatka .

664 Kamtschatka.

Von A. Brückner (Jena) . (Fortsetzung.)

ganze Arbeit für alle übernehmen , wie Fischen und Jagen, um die Nahrungsmittel zu beschaffen, Brennholz heranzufahren u. s. w. Verarmt und hilflos

Wie überall anderswo unter ähnlichen Verhält-

gehen diese Leute ihrem Verderben entgegen« (S. 205) . >>>Es scheint mir , « bemerkt v. Ditmar , »vor allen

nissen , so haben die Eroberer dieses Landes (also etwa in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts) ― die Kosaken - die Eingeborenen auf das grausamste

Dingen die heiligste Pflicht der Regierung zu sein, den armen, unglücklichen Kamtschadalen wieder zur Gesundheit zu verhelfen. Die obenerwähnte Krank-

behandelt. v . Ditmar liess sich von einem 90jährigen russischen Bauern in dem Dorfe Kljutschi mancherlei

heit ist durch die russische Eroberung des Landes importiert worden , und daher müsste es nun auch

von den früheren Zeiten erzählen . Die Erinnerungen dieses Bauern , Namens Udatschin , reichten weit zurück. Sein Vater war in der ersten Hälfte des

Gewissenssache sein, diese fürchterliche Pest wieder fortzuschaffen «< (S. 208) . Furchtbar haben auch die Pocken gehaust . Eine

18. Jahrhunderts nach Kamtschatka gekommen und um 1768 an den Pocken gestorben. Udatschin äusserte, die Kamtschadalen seien früher viel selbstbewusster gewesen als jetzt, und man habe bei ihnen nicht selten Züge von grosser Tapferkeit und Selbstaufopferung in den Kämpfen gegen die Russen gesehen. Nur mit blanker Waffe seien sie mutig gegen

Ortschaft Chapatscha, zwischen Kljutschi und Kamaka

an, dass die Pockenepidemie von 1768 fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes dahinraffte (S. 666) . v. Ditmar hatte den Eindruck , dass die Lamuten , ein

die Feuergewehre der Russen gezogen , um ihre Heimat aus der Knechtschaft der Kosaken zu be-

kräftiges, rühriges und gesundes Nomadenvolk , wohl dazu bestimmt seien, allmählich die weniger wider-

freien (S. 380) . Eine solche Veränderung des Volkscharakters, ein Zahmerwerden, das Zurückgehen der

standsfähigen und immer mehr aussterbenden Kamtschadalen zu ersetzen und dieses menschenleere Land

Geneigtheit zur Gewaltsamkeit , ein Erlöschen der kriegerischen Instinkte ist wohl auch anderswo bei der Berührung untergeordneter Stämme mit energischeren Eindringlingen beobachtet worden. So werden denn im Laufe der letzten Jahrzehnte, ja wohl im Laufe der letzten anderthalb Jahrhunderte die

wieder neu zu bevölkern (S. 214) .

kriegerischen Ereignisse zu den seltenen Ausnahmen gezählt und einen sehr geringen Anteil an der Reduktion der Bevölkerungszahl gehabt haben . Um so furchtbarer haben ansteckende Krank-

gelegen , soll 1768 während der Pockenepidemie vollständig ausgestorben sein und mit jener Zeit zu Man nimmt existieren aufgehört haben (S. 381 ) .

Für Hygiene und Therapie war, wie v. Ditmar berichtet, schlecht gesorgt. In einer grösseren Ortschaft des Westufers war ein Arzt von der Regierung angesiedelt worden , welcher »durch seine unglaubliche Unwissenheit und Roheit eine ganz überflüssige , den Leuten nur sehr zur Last fallende Person war>In diesen unglücklichen Ortschaften müssen häufig

nach.

Wissenschaftliches Streben war durchaus nicht

vorhanden . In der Apotheke fehlten immer die wichtigsten Dinge . Die Sendungen der medizinischen Hilfsmittel waren von ganz eigener Art. Man nahm nach einer besonderen Wahrscheinlichkeitsformel an, dass von einer jeden Krankheit immer nur ganz vereinzelte Fälle vorkommen können und danach waren die übersandten Portionen zugemessen. Epidemien

tümlichkeiten des hiesigen Klimas , des Landes und seiner Bewohner. Alles war tote, geistlose Schablone. Fieber , Skorbut , Rheumatismen , die schrecklichsten Formen der durch Generationen veralteten und vererbten Syphilis und endlich die grauenerregenden Fälle von Lepra fanden in der Apotheke von Petropawlowsk nur zu oft leere Flaschen und stiessen bei den Aerzten auf leere Köpfe und kalte Herzen «< (S. 667) ¹) .

1) Aehnlich tadelte Gilder noch vor einem Jahrzehnt die Indolenz der Behörden. Er schildert die von den Russen ein-

einer oder ein paar noch halbwegs Gesundere die 1) Nach Krusenstern , S. 308 , starben 1800-1801 5000 Kamtschadalen an den Pocken.

geschleppte Krankheit , erwähnt auch der Lepra und schreibt dann : » Vor einiger Zeit hat die Regierung hier (in Petropawlowsk) ein Hospital gegründet, das vorzugsweise für die Behandlung aller dieser Krankheiten bestimmt ist ; als leitender Arzt

Kamtschatka.

Von grossem Interesse sind v. Ditmars Bemerkungen über die Beziehungen der Russen zu den Kamtschadalen . Es wäre von grossem Werte , die Zahlenverhältnisse der beiden Gruppen der Bevölkerung angeben zu können , doch ist dieses um so weniger möglich , als ja im Laufe der zwei Jahrhunderte, seit die Russen in Kamtschatka erschienen , eine Vermischung der beiden Elemente statthatte und dieser Prozess sich auch jetzt noch fortsetzt . Von Bedeutung ist die Frage von dem gegenseitigen Einflusse der beiden Elemente aufeinander. Charakteristisch für dieses Verhältnis ist, was v. Ditmar von einem Dorfe Milkowa in der Nähe von WerchneKamtschatsk berichtet (S. 184) : »Milkowa nennt sich ein russisches Dorf und nicht einen kamtscha-

von denselben unterscheiden .

665

Auch bei ihnen sind

Fischerei und Jagd zur Hauptsache geworden , und ihre Nahrung ist fast vollständig animalisch . Brot ist durchaus kein unbedingt nötiges Nahrungsmittel und wird den Fischspeisen gegenüber ganz und gar hintangesetzt« (S. 374) . Aehnliches beobachtete v. Ditmar in anderen Ortschaften , z . B. in Bolscherjezk (S.656-657 ) , inWerchne-Kamtschatsk (S. 425 ) u.s. w. Es fiel v. Ditmar auf, dass der Einfluss der Russen ein relativ schwacher war. Von dem Dorfe Ssedanka bemerkt er : »Nur wenige von der Bevölkerung, im ganzen 42 Männer und 46 Weiber, verstanden das Russische, Weiber und Kinder jedoch kaum ein Wort. Daher machte mir auch alles einen ganz kamtschadalischen Eindruck. Nur die Häuser erinnerten an

dalischen Ostrog, und die Bewohner halten, obgleich sie sich weder in der Tracht, noch in der Sprache, noch auch in irgend einer anderen Beziehung wesentlich von den Kamtschadalen unterscheiden , doch sehr

russische Sitte , aber auch diese wurden jetzt , im Sommer, nicht bewohnt , sondern nur die oberen , verdeckten Teile der Balagans « (S. 561—562 ) . Aehnliches beobachtete v. Ditmar in Tolbatscha : >> Nur

darauf, reine Russen zu sein. So gab es hier denn auch keinen , Tojon ' , sondern einen ‚ Dorfältesten ' . Die russische Sprache war hier vielleicht um ein Weniges reiner zu nennen als bei den Kamtschadalen. Durch Jahrzehnte in den engsten Beziehungen zu

im äusseren , « bemerkt er , » durch die Häuser , die

den Nachbarn lebend und häufige Mischehen mit ihnen schliessend, hatten sie sich wohl ebenso weit den Kamtschadalen genähert, als diese ihrerseits dem

ganz kamtschadalisch geblieben war « (S. 395 ) . Besonders schwach stellt sich der Einfluss der

russischen Wesen und der russischen Sitte entgegengekommen waren , und so ist hier denn ein ganz eigenes Gemisch entstanden, welches zwischen beiden Nationen steht. Die Gesichtsbildung ist nur selten

daran grenzenden Gemüsegärten , die jetzt eine reiche Ernte versprechen , und die Haustiere, deren ich zwölf Rinder und drei Pferde zählte, zeigte sich russische Lebensart , während das übrige Thun und Treiben

Russen auf die Kamtschadalen auf kirchlichem, religiösem Gebiete heraus . Indem v. Ditmar die russischen und kamtschadalischen Elemente des Dorfes Milkowa miteinander vergleicht, sagt er : » Die russischen Bauern sind, und hierin möchte vielleicht der

europäisch, und gerade in dieser Beziehung scheint das Kamtschadalische den Sieg zu behaupten. Dafür

Hauptunterschied liegen, aufrichtiger und mit etwas mehr Verständnis kirchlich, während die Kamtscha-

haben die Kamtschadalen , besonders seit sie ihre alten Erdjurten ganz gegen russisch gebaute Häuser vertauscht haben , sehr viel von russischen Sitten und Allüren angenommen und nur einzelne ganz altkamtschadalische Gebräuche beibehalten , wie die

dalen , obgleich alle getauft, doch nur bis zur alleräussersten Schale in das griechische Christentum ein-

ganze Hunde- und Fischwirtschaft und was damit im Zusammenhange steht, so dass sich manche sehr

ihnen ein grenzenloser Wirrwarr von altem heidnischen Aberglauben und den äusserlichen Gebräuchen

auffallende Kontraste gebildet haben. > Die Christianisierung war und ist noch jetzt in Kamtschatka nur eine ganz und gar äusserliche und formelle. Von christlichem Geist , von tieferem Verständnis , von wirklicher Lehre oder Seelsorge war

der Anstalt wurde ein politischer Verbannter hierhergesandt. Augenblicklich ist das Hospital aber leer und der Arzt auf einer Vergnügungstour im nördlichen Kamtschatka abwesend . Der Grund hiervon liegt nicht etwa in einer Abnahme der Krankheiten , sondern allein in der Leichtfertigkeit und Schlaffheit, mit der die Verordnungen der Regierung in so weiter Entfernung vom Throne ausgeführt werden .« (» In Eis und Schnee. Die Aufsuchung der Jeanette-Expedition . Leipzig 1884. S. 42. ) — Es ist nicht daran zu zweifeln , dass die Berührung der Kamtschadalen mit den Russen für die Bevölkerungsverhältnisse der ersteren ebenso verhängnisvoll gewesen ist , wie das bei ähnlichen Verhältnissen bei der Berührung anderer Europäer mit den Bewohnern fremder Weltteile regelmässig der Fall war. Reclus bemerkt in seiner Géographie universelle « , VI, S. 797 : Les Tchouktches actuels n'ont pas l'air d'être un peuple en décadence. . . . Les Slaves sont trop rarement en relations avec eux pour que leur domination se fasse durement sentire u. s. w.

gedrungen sind und die neue Religion gleichsam nur als eine andere, jetzt fest verordnete Art und Form des Schamanentums ansehen . Daraus ist nun bei

und ist keine Spur vorhanden . Die hier ganz besonders unwissende Geistlichkeit begnügte sich, nur die äusserlichen Handhabungen und Ceremonien bei der Taufe zu vollziehen und die betreffenden Namen in die Register zu notieren . Die möglichste Vervollständigung und Erweiterung dieser Register war jedenfalls das Hauptziel , da recht lange Namenverzeichnisse für den Glaubenseifer des betreffenden Geistlichen Zeugnis ablegten und Belohnungen aller Art im Gefolge hatten . So zog das sogenannte Christentum ins Land ein, und so lebt es noch diesen Augenblick fort ! Die höchste Errungenschaft bei den hiesigen Völkern sind gewisse äussere , christ-

666

Kamtschatka.

liche, mit einem Wust von Aberglauben vermischte Formen und Gebräuche« (S. 354) . Der alte Udatschin erzählte dem Reisenden, dass der alte heid-

Von anderen Repräsentanten Russlands in Kamtschatka sind etwa noch die Kaufleute zu erwähnen. Man darf nicht wohl von einem civilisierenden Ein-

nische Aberglaube noch sehr in Blüte stehe : der

Ausse dieser Gruppe von Einwanderern oder vorübergehend sich hier Aufhaltenden reden . v. Ditmar weilte in Kamtschatka, als noch die russisch-amerikanische

Rabe sei noch jetzt der geheiligte Vogel , und bei wichtigen Gelegenheiten werde auch jetzt noch »schamant«< , wenn auch, aus Furcht vor den Popen, nur sehr versteckt . Im Norden , bei den sesshaften Korjaken , den Ukinzen , Pallanzen und Olutorzen sei der alte Glaube noch offen im Gange , und nicht selten zögen die Kamtschadalen dahin, um sich von den dortigen Schamanen Rat und Hilfe zu erbitten (S. 380). Ferner schreibt v. Ditmar : » Die Lamuten sollen fast alle getauft sein , d. h. sie sind in die Listen der griechischen Kirchenbücher eingetragen und tragen kleine Kreuze um den Hals. In Gegen-

Handelsgesellschaft bestand , deren Thätigkeit mit der Abtretung der russisch-amerikanischen Kolonien an die Vereinigten Staaten von Nordamerika ( 1867) ein Ziel gesetzt wurde. In den allerschärfsten Ausdrücken verurteilt v. Ditmar an verschiedenen Stellen seiner Darstellung die Stumpfheit und Gleichgültigkeit der Vertreter dieser Handelscompagnie, welche an keine Verbesserung der durch Sibirien und über Kamtschatka führenden Handelsstrassen dachten

wart der Russen , besonders der Popen , verstehen sie einzelnen äusseren Gebräuchen der Kirche zu

(S. 54) . Die Umsätze der russischen Compagnie im Peter-Pauls-Hafen blieben weit hinter denjenigen des amerikanischen Handlungshauses Knox zurück,

folgen. Von der eigentlichen christlichen Lehre wissen sie aber nichts und sind reine Schamanen-

welches durch praktische Auswahl der zu importierenden Waren und auch sonst durch Energie und

diener, wenn sie unter sich sind. Sie sind versteckter

Betriebsamkeit glänzende Resultate erzielte . »> Reiche Schätze waren zu heben, « schreibt v . Ditmar , » man

und vorsichtiger als die Korjaken , die , selbst wenn getauft, offen und vor jedermann ihren Götzen huldigen« (S. 533 ) . In Pallan , einer korjakischen Ansiedelung, wo v. Ditmar an einem Sonntage rasten musste, fand der Gottesdienst bei fast leerer Kirche statt. Die Bevölkerung sprach bei einer Art Volks-

von geschah. Man blieb bei dem herkömmlichen Pelzhandel , und wenn die gewohnten , nicht unbedeutenden Summen erzielt waren , so war man be-

fest nur korjakisch, und man nannte sich nur nach

friedigt.

korjakischen Namen, obgleich die ganze Bevölkerung formell der griechischen Kirche angehörte und also ihre russischen Taufnamen erhalten hatte (S. 583 und S. 585) . Selbstverständlich hat die Christianisierung anderer auf niederer Kulturstufe befindlicher Völker

Mumie gleich vegetierte diese Gesellschaft . Kein Vorwärtsstreben und kein Leben waren sichtbar...

ähnlich schwache Erfolge aufzuweisen wie in Kamtschatka. Im allgemeinen hat aber v. Ditmar den Eindruck gewinnen müssen, dass die griechisch-orthodoxe Geistlichkeit ihrer Aufgabe an diesem weit vorgeschobenen Posten nicht sonderlich gewachsen sei. Aehnlichen Zügen begegnen wir in den Schilderungen Jadrinzews in betreff anderer Teile des asiatischen Russland, wo unter anderem Geistliche, den streng

konnte einen schwungvollen Handel mit den Südhäfen des Stillen Oceans betreiben. Aber nichts da-

Einer sehr kostbaren ,

sehr

vornehmen

Anstatt neue Bedürfnisse der Bevölkerung freudig zu begrüssen, murrte man ; so habe ich z. B. selbst von einem Beamten der Compagnie aussprechen hören : » > Es ist schrecklich , dass man den Aleuten das Brotessen gelehrt , denn nun müssen wir ihnen Mehl u . s . w. zuführen « . . . . Nach fast 100jährigem Bestehen ist diese hoch privilegierte , begüterte und bevorzugte Compagnie verschwunden , ohne dem Staate irgend welchen Nutzen gebracht zu haben ; wohl aber sind durch Unterlassungen viele Millionen für denselben verloren gegangen. Von den eigentlichen russischen Kaufleuten in Petropawlowsk, deren

verbotenen Handel mit geistigen Getränken treibend , Zahl zwischen sechs und acht variierte, bemerkt der zum physischen und moralischen Ruin der Bevölke- | Verfasser , sie seien ungebildet und habgierig , sie liessen sich auf dem teuersten Wege , durch ganz rung beitrugen ¹) . 1 ) In Gishiginsk eintreffend sah v. Ditmar , wie die beiden Geistlichen der Stadt aus einem am Ufer landenden Boote in vollkommen bewusstlos trunkenem Zustande herausgehoben und nach Hause getragen wurden. » Sie gehörten , erzählt unser Reisender , » zu den ersten , die bei unserer Ankunft erschienen waren , um ihre Kollis zu empfangen , und kehrten erst wieder heim . Ob das unterdessen vollständig leer gewordene grosse Gebinde von Kirchenwein allein die Schuld an ihrem unwürdigen Zustande trug oder ob ihnen noch andere Quellen geflossen, blieb unentschieden , jedenfalls mussten die Bewohner des Ortes und eine grosse Zahl herbeigekommener Nomaden ihre Seelenhirten in dieser beklagenswerten und unwürdigen Lage empfangen. (S. 504) . Von dem Scheinchristentum der Kamtschadalen und Korjaken , der abergläubischen Opferung von Hunden u. dgl. m. berichtet auch Kennan. Von der Schlechtigkeit der Popen in Kamtschatka spricht auch Krusenstern S. 310.

Sibirien , den unglaublichsten Plunder bringen , und wunderten sich, wenn es nicht gelang, dagegen die ganze kostbare Jagdbeute Kamtschatkas an Zobeln, schwarzen Füchsen , Seeottern u . s. w. zu erhandeln (S. 147-149 ) . An einer anderen Stelle sagt v. Ditmar: »In dem Maasse , wie die amerikanischen Handelsfirmen durch reelle Behandlung das Vertrauen der Kamtschadalen gewonnen hatten , schwand das Vertrauen zu den russischen Krämern, von welchen sie auf Schritt und Tritt übervorteilt und gegen die sie nur durch die Beamten einigermaassen geschützt wurden. Diese Krämer und Betrüger , ohne Aufsicht im Lande gelassen, wären durch ihre Habgier und herzlose Unredlichkeit bald ein Ruin für die

Kamtschatka.

treuherzigen und gutmütigen worden« (S. 402—403 ).

Kamtschadalen

ge-

>>In der neueren Zeit, >war die Regierung auf das schreckliche Raubwesen, welches die hiesigen Kosaken und Kaufleute den

667

schliesst der Kamtschadale , dass die Sache , um die es sich handelt und von welcher er böse Folgen befürchtet, tot und erledigt sei , selbst wenn er, wie in meinem jetzigen Falle , gar keine Schuld hat . Wird aber das Geschenk zurückgewiesen , so bleibt

Nomaden gegenüber betrieben, aufmerksam geworden und hatte infolge dessen sehr verschärfte Maassregeln getroffen , um dem Unwesen ein Ende zu machen« (S. 489).

dem Kamtschadalen das Gefühl der Unsicherheit und der Angst, dass ihm später mehr abgenommen werden könnte. Es heisst hier sprichwörtlich : ‚ Der

Leider ist der Verfasser auf Grund langjähriger Beobachtung nicht in der Lage, den Vertretern der Regierung in Kamtschatka ein günstiges Zeugnis auszustellen. An unzähligen Stellen seines Buches fällt er ein unerbittlich strenges Urteil über die Missgriffe der Administration . Er beklagt auf das Tiefste, dass Kamtschatka nicht nach unabänderlich festen Prin-

Beamte ist klug und hat immer recht. Die Worte ‚ dumm und , klug ' im obigen Sprichwort müssen der Wahrheit gemäss durch die Worte , ehrlich und , gehorsam', und ,verschmitzt und ,unehrlich' ersetzt werden« (S. 608) . Man kann nicht leugnen, dass die Verwaltung

zipien von kenntnisreichen und wohlwollenden Chefs regiert würde, nach Prinzipien, die einzig und allein aus den durch ernstes und gewissenhaftes Studium erkannten Bedürfnissen von Land und Leuten abgeleitet worden wären (S. 208 ) . Statt dessen erlaubte sich z . B. der in Ishiginsk residierende Oberbeamte ganz ungewöhnliche Erpressungen und Bedrückungen gegen die in seinem Kreise nomadisierenden

Kamtschadale ist dumm und hat immer Schuld ; der

der so ungeheuer weit von der Centralregierung entlegenen Halbinsel Kamtschatka sehr bedeutende Schwierigkeiten darbieten muss , und dass bei der niederen Kulturstufe der Bewohner der Halbinsel auf eine wirkungsreiche Mitarbeit der indigenen Bevölkerung bei Lösung der Probleme der Administration nicht wohl gerechnet werden kann . Indessen hatte v. Ditmar den Eindruck , dass die Beamten in Kamtschatka denn doch in gar zu geringem Maasse der Situation gewachsen waren . Er weist auf sehr

Korjaken (S. 173 ) , und säten die Missbräuche der Bureaukratie ein tiefes Misstrauen der indigenen Be- | viele Misstände in dieser Beziehung hin und schildert die schlimmen Folgen der gedanken- und gewissenvölkerung gegen die Regierungsgewalt . » Die Kamlosen Verwaltung mit sehr lebhaften Farben . Lassen tschadalen, > Wie Sie fürchten, dass irgend eine unvorsichtige Aeusserung

auferlegen könnte und

leicht wäre es gewesen , mit dem Erlöse der Wal-

schweigen daher am liebsten ganz. Dies scheint ihnen jetzt so zur Natur geworden zu sein, dass es ausserordentlich schwer ist, die Kamtschadalen zum

ihnen

neue

Onera

fischjagd, des Robbenschlages und der Fischerei auf den Märkten von Honolulu , Schanghai und San

Erzählen zu bewegen . Es ist dies sehr zu bedauern, da so manche Sage und Tradition aus alter Zeit unter ihnen fortlebt « ( S. 361 ) . So hat denn die vergleichende Ethnographie, das Studium der Volkspoesie von der Schlechtigkeit der Beamten zu leiden. Und auch die Paläontologie. » Vor einigen Jahren, Dorfschulze « zu übersetzen) , den Reisenden durch das Geschenk eines Zobels begütigen zu

und Walrosszähne« ( S. 144–145 ) .

sollen. Der Verfasser knüpft daran folgende Betrachtungen : » > Natürlicherweise wies ich diese Gabe zurück , ersah aber daraus , wie sehr die Kamtschadalen von den Beamten ausgenutzt werden . Wird das Geschenk von dem Beamten angenommen , so

(Fortsetzung folgt.)

Ethnographische Parallelen.

668

Bei den Yuma - Stämmen (Cocomaricopa,

Ethnographische Parallelen.

Cocopa und Mohaves) bemalt man sich sehr stark, tättowiert aber nicht. Die Apachen bemalen das Gesicht mit roten und blauen Strichen und tätto-

Von H. Henkenius (Heidelberg) . (Fortsetzung. ) Bei den Kutschin (am Yukon) tätowieren die Weiber das Kinn , die Männer machen sich einen schwarzen Strich über Stirne und Nase und malen sich zuweilen rote Striche über Stirne und Wangen und abwechselnd rot und schwarze Striche auf das Kinn . Die Chipewyans (am Sklaven-See) tättowieren Wange und Stirne . Die Aleuten malen sich das Gesicht . Bei den Tschuktschen haben die Männer ein schwarzes oder rotes

Kreuz auf den Wangen ; auch auf den BehringsInseln tättowieren sich die Männer das Gesicht. Die Gesichtstättowierung ist bezeichnend für Stamm und Stand. Die Tschuktschinnen haben zwei Striche auf der Nase und 10-12 Vertikalstreifen am Kinn, einige Streifen und Figuren auf den Backen und den Unterarmen tättowiert. Die Tättowierung wird schon im neunten bis zehnten Jahre vorgenommen und zwar vermittelst Nadeln oder Durchziehen eines Fadens. Das Färbemittel ist gewöhnlich Russ. Zwischen Kotzebue - Sund und Eis-

wieren nicht. zu bemalen.

Auch die Navajo es lieben es , sich

) Die Indianer östlich vom Felsengebirge. Die Athapasken (Chipewyans , Qualhioka, Kenai , Ratten - Indianer , Nord-, Kupferminenund Hunds - Indianer) , ferner die Algonkinstämme (Chipeway , Knistino) , die Dakotah (Mandan und Menitari) tättowierten alle, beschränkten sich aber auf einige kleine Parallelstriche am Kinn und den Mundwinkeln . Die Eingeborenen der Neu- England - Staaten zeichneten sich Tierfiguren auf die Haut. In Virginien war das Tättowieren nur ein Schmuck für die Weiber. Im Süden aber war es eine Auszeichnung der Tapferen und Stammesabzeichen. Früher war das Tättowieren östlich vom Felsengebirge allgemein, ist aber infolge des Verkehrs mit den Weissen aufgegeben ; es werden aber um so reichlicher Farben aufgetragen , besonders bei Festen und im Kriege.

Kap haben die Weiber drei senkrechte Streifen am • Kinn . An Point Barron ist der mittlere Streifen einige Centimeter breit , und bei Weibern höheren Ranges sind zwei Streifen von den Mundwinkeln ausgehend. Schon in früher Jugend werden den Eskimo-Mädchen an Knien , Händen , Füssen und Wangen mit Kienruss gefärbte Fäden durch die Haut gezogen. B) Die Kolumbier und Kalifornier. Von den Kolumbiern tättowieren die Haidah . spärlich, aber sie bemalen sich die Haut dick.

Die

Nutkas tättowieren zuweilen die Lippen . Die SundIndianer tättowieren gewöhnlich nicht , bemalen sich aber bei festlichen Gelegenheiten das Gesicht mit Kohle oder rotem Thon. Bei den Chinook wird das Tättowieren nicht allgemein praktiziert, und wenn, dann werden Linien von Punkten in die Arme, Beine und Wangen gestochen . Die Weiber malen sich mit Pflanzensäften , und beide Geschlechter schmieren sich mit Salmenfett und rotem Thon ein. Die Sahaptin malen sich mit roter Farbe im Gesicht. Bei den Central - Kaliforniern tättowieren sich die Männer Brust und Arme. Die Frauen drei Striche von der Unterlippe zum Kinn . In einigen Stämmen tättowieren sie die Arme und den Rücken

) Der mexikanische Völkerkreis , Centralamerika und Westindien.

Zu dem mexikanischen Völkerkreise gehören die Schoschonen (am Schlangenfluss in Oregon und Jdaho) , die Utah und die Comanchen , die alle nicht tättowieren , sich aber das Gesicht rot, gelb und blau bemalen . Die wilden Stämme Mexikos : Otomi , Zoque und Mixes haben nie tätowiert, und die Indios pintos in Südmexiko haben ihre weissen Flecken nicht vom Malen, sondern bringen. sie bei der Geburt mit auf die Welt. Die Stämme von Centralamerika und Westindien , die Maya und Cariben kennen die Tättowierung nicht ; ebenso die Völker des südlichen Centalamerika. Erwähnt muss indessen werden, dass Columbus an der Nordküste von Honduras mit Tierfiguren tättowierte Menschen fand, und dass die Mayas von Yucatan früher auch tättowierten . Die wilden Gebirgsbewohner Guatemalas malen sich wahrscheinlich zum Schutz gegen die Stechfliegen . Die wilden Stämme Niguaraguas malen sich ebenfalls. Oviedo erzählte, dass sie ihr Gesicht mit Feuerstein aufkratzten und

der Hand. In einigen Gegenden , besonders in der Nachbarschaft der Seen malen sich die Männer in

schwarze Farbe einrieben . Die Mosquitos kauterisieren den Körper und reiben Farben ein . Die wilden Stämme des Isthmus malten sich allgemein. Bei den Männern von Cueba diente das Malen als

verschiedenen Farben und Mustern . Die Kalifornier tättowieren sich auch ihren Besitz an den Armen

Rangabzeichen . Freie Männer malten sich vom Munde abwärts und an Brust und Armen , Sklaven

ein.

vom Munde aufwärts. Die Eingeborenen der Nordküste von Chiriqui malten den Körper in Wellenlinien von den Schultern zu den Fersen. In Blas malten sich die Männer in schwarzen und die Frauen in roten Strichen . In Porto bello malten sich der

Die Tättowierung gilt auch als Stammesmerk-

mal . In Alt - Kalifornien (Pericu , Monqui und Kotschimi) werden die Mädchen in der Kindheit an Gesicht , Brust und Armen mit dem Dorn vom Kaktus und der Kohle von Meskal tättowiert.

Ethnographische Parallelen. König

schwarz und

seine

Unterthanen

rot .

669

In Iriben fördern das Wachstum ihres Haares und

Darien tättowierten sich die Weiber quer über die Nase von Wange zu Wange. Andere malten Fi-

machen es seidenglänzend durch das Oel von Carapa guanensis (Kraböl) . Die Mayoruna - Indianer

guren von Tieren und Bäumen über den Körper zerstreut, abwechselnd schwarz, rot und gelb.

(am mittleren Ucayali) machen sich seitlich eine Tonsur. Die Konibo reissen sich ausser den Kopfhaaren alle Körperhaare aus.

) Südamerika .

Bei den südamerikanischen Waldstämmen finden Punkttättowierungen mit einem Dorn oder einer spitzen Palmettorippe statt, die, mit Asche eingerieben , eine gelbe Färbung annehmen . Bei den Frauen ist die Tättowierung ein Zeichen der Mannbarkeit (zwischen neuntem und zehntem Jahre) und bei ihrer Verheiratung tättowiert man das Kinn mit einigen Linien . Je mehr eine Frau gezeichnet und Neben verstochen ist , desto vornehmer ist sie. allerlei Arabesken kommen Kreuze , Parallel- und Gitterlinien am meisten vor. Von den östlichen Andes - Völkern färben die Chontaquiros das Gesicht mit Ocker gelb und um die Augen mit Genipa ¹ ) schwarz. Die Konibo beschmieren sich mit Kraböl (Carapa guianensis ) und bemalen sich mit Ruku 2 ) rot im Gesicht und mit Genipa¹) den übrigen Körper schwarz . Bei den Araukanern ist der Leib rot und blau bemalt.

Die Quaruara und Jurúna (Tupis am Tocantins ) tragen einen blauschwarzen, tättowierten Fleck im Gesicht . Die Mundrúku ( Centraltupi am Tapajos) zeichnen sich durch starke Tättowierung aus . Die Pescherähs haben einen roten und weissen

Das Haar wird von den wenigen noch wilden Stämmen Centralamerikas lang, von den verheirateten Frauen aber kurz getragen . Die Indianer des Isthmus von Darien ziehen alle Haare mit Ausnahme der Kopfhaare aus und reiben sich mit Kräutern ein, die das Wachstum verhindern sollen. Am Golfe von Nicoya tragen die Frauen das Haar von der Stirne zum Nacken in zwei Teile gespalten und in zwei Zöpfe geflochten . Die Indianer von Kap Gracias , die Wulwas und die Mosquitos tragen das Haar lang und schlicht, wie die übrigen Centralamerikaner , aber einzelne Gebirgshäuptlinge rasieren das vorderste Haar weg ; die Poyas teilen das ihrige in der Mitte. In Trauer werden beide Seiten des Kopfes rasiert.

Die Körperhaare werden

alle ausgerissen. Die Acaxeen (an der mexikanischnordamerikanischen Grenze) schneiden das Haar als einziges Zeichen der Trauer ab. Die Pintos , Tarahumanes und Yaquis lassen ihr Haar sehr lange wachsen und sind sehr besorgt dafür. Die Guaicuris und Pericuris (in Unter-Kalifornien) tragen einen weissen Federnkranz um den Kopf. Die Pueblos (Neu- Mexiko ) lassen die Haare lang wachsen , und die Mädchen flechten es um zwei seitliche Reife, die Frauen schlingen es in zwei seitliche Knoten, und die Männer schneiden es vor den Ohren und

Streifen quer über das Gesicht.

über den Augen ab, während sie es hinten zusammenbinden . Ebenso machen es die Comanchen , doch flechten sie zuweilen zwischen die Haare Silberstücke. Die Frauen schneiden diese kurz . Zum Zeichen

c) Die Haartracht. 1. Die Amerikaner. Die Südamerikaner , auch die Pescherähs , tragen beinahe alle die Haare lang herabhängend

der Trauer schneiden sie auch die Männer kurz. Die Mohaves flechten ebenfalls das hintere Haar,

und über den Augen gerade abgeschnitten . Die Araukaner und Tehueltschen tragen ein seil-

ihre Frauen aber lassen es lose fliegen.

artiges Band oder ein Tuch um den Kopf gebunden. Dieses Abschneiden der Haare über den Augen dient bei den meisten Stämmen zur Fixierung der Zeit der Geschlechtsreife

der Mädchen.

Gewöhnlich

lässt

man das Haar ringsum, ausser über die Augen, frei hinabfallen. Die Nachkommen der Inka - Peruaner kämmen es in zwei seitliche Abteilungen, die sie seitlich hinabhängen lassen , und einen mittleren, hinteren Schopf, den sie zu einem Chinesenzopf drehen. Die Tobas , Abiponer und Coroados schneiden sich Tonsuren. Die Botokuden schneiden die Haare über den Ohren ringsum gleichmässig ab . Ebenso die Mura (am Amana-See), die eine Haarkrone um den Kopf tragen . Die Tupi reissen sich die Augenbrauen und die Wimpern aus. Die Ca-

¹) Genipa , Caruto oder Lana ist der Saft von Genipa caruto. 2 ) Ruku ist der rote Brei der Samen von Bixa orellana (Fam. Bikureae Ordn. Cistiflorae) .

Es ist ge-

bräuchlich bei ihnen , den Kopf mit Thon zu überziehen, um das Ungeziefer zu entfernen. Die Navajoes tragen das Haar ebenfalls hinten lang und binden es zusammen . Die Indianer östlich und westlich vom Felsengebirge tragen ihr Haar fast immer lang und auf der Stirne abgeschnitten und schneiden es fast alle zum Zeichen der Trauer ab. Am längsten sind die Haare der Krähen-Indianer . Catlin sah Haar bei ihnen , das 3 m lang war und auf dem Boden nachschleifte . Manchmal wird falsches Haar angeleimt, um es zu verlängern . Auch die Mandan legen grossen Wert auf langes Haar . Die Frauen scheiteln das Haar auf der Stirne und färben den Scheitel mit Zinnober oder roter Erde. Die Männer scheiteln ihr Haar an zwei Stellen seitlich von der Mitte, lassen den Büschel Haare, der dazwischen steht, bis an die Nasenwurzel hängen und schneiden ihn da ab .

Zur Trauer schneiden sich die Männer

einige Büschel ihres Haares ab , und wenn eine Frau

670

Litteratur.

für ihren Mann trauert , schneidet sie sich alle ihre | geknüpft ; die Eskimo am Mackenzie - Flusse tragen Haare kurz ab, und die Trauer dauert so lange, bis es auch lang, aber lose, andere schneiden sich eine grosse Tonsur und lassen sich einen kleinen Bart das Haar gewachsen ist. Nächst den Krähen -Indianern haben die Assiniboin die längsten Haare. Die Algonkins zupfen die Barthaare aus. Die Kalifornier flochten teilweise das Haar in einen dicken Zopf, den sie turbanartig um den Kopf legten . Die Ober -Kalifornier trugen eine Bein- oder Holznadel in dem Haare. Die Wintun (westlich vom

stehen. Am Kotzebue - Sund hängt das Haar in Flechten zu beiden Seiten herab . Alle fetten ihre Zöpfe mit Thran ein. Die Frauen lieben es auch, falsches Haar darunter zu flechten und es dann in zwei langen, dicken Zöpfen herabhängen zu lassen. Bei den Tschuktschen finden wir einen ein-

Sacramento) pflegten ebenfalls den Kopf mit einem Gemenge von Thon und Gummi zu bedecken . Die

zigen Zopf oder eine Mönchstonsur , und bei den Frauen das Haar in Flechten getragen.

Klammath - Indianer (Nord-Kalifornien und SüdOregon) binden das Haar, die einen in einen Knoten, die anderen ziehen es zurück , kürzen es hinten und binden es zusammen oder lassen es lose hängen. Zu Festen werden die Haare mit Federn geschmückt . Die Utah tragen das Haar entweder lose über die

2. Afrika.

Schultern oder flechten es in zwei lange , seitliche Zöpfe, die Frauen tragen es kurz . Die Athapasken (Washington) tragen eine Tonsur ; früher scheitelten sie das Haar und liessen es zu beiden Seiten herabhängen. Die Kolumbier und Nordwest -Stämme tragen das Haar meistens wie die übrigen Indianerstämme hinten lang und über den Augen abgeschnitten, und schneiden als Zeichen der Trauer die Haare ab ; einzelne Kolumbier knüpfen dasselbe auf dem Scheitel oder dem Hinterhaupte zusammen . Die Chinook teilen das Haar in der Mitte und lassen es in langen Zöpfen auf dem Rücken hängen . Bei den Nutkas ist es eine Schande , die Haare kurz zu schneiden , ausser als Zeichen der Trauer. Lang gewachsen, über dem Auge abgeschnitten und mit einem Bande zusammen, lässt es der Nutka entweder hängen oder knüpft es in einen Knoten. Die Körperhaare werden sorgfältig ausgerissen . Die Frauen kämmen und

Obgleich der Haarwuchs bei Negern und Hottentotten am wenigsten für einen komplizierten Haarschmuck geeignet erscheint , haben erstere doch die kompliziertesten Frisuren von allen Völkern der Erde. Fangen wir nun bei der Betrachtung der oberen Nilländer an , so kommen wir zunächst zu den Schilluck , die nichts mit ihrem Haare machen , als dass sie, wenn sie in den Kampf ziehen , einen Haaroder Federnkranz um den Kopf legen . Die Nuër machen mit einer Pomade aus Asche , Kuhmist und Kuharu die tollsten Frisuren . Bei den Dinka ist das Haar meist kurz geschoren und lässt man auf dem Scheitel einen Schopf stehen, in den Straussenfedern gesteckt werden. Die Dschur tragen das Haupthaar kurz geschoren . Die Dor wenden ebenfalls wenig Sorgfalt auf ihr Haupthaar. Bei den Bari scheren die Männer ihr krauswolliges Haar bis auf ein beschränktes Feld ; die Weiber scheren es gänzlich. Die Beri haben einen längeren Haar-, selbst Bartwuchs . Die Schuli lassen auf dem Scheitel ein beschränktes Haarfeld stehen , das mit Federn, Glasperlen und Kauri-Muscheln geschmückt wird. Die Wagungo (am Somerset- Nil) flechten das Haar in viele kleine Zöpfe.

flechten die Haare sorgfältig und machen sich Haarnetze mit Bast und Glasperlen und mit Gewichtchen versehen , um sie straff zu halten . Mit der zerquetschten Wurzel einer Pflanze glauben sie das Wachstum der Haare zu fördern. Die Haidah schneiden ihre Haare kurz und rupfen den Bart aus . Zum Zeichen der Trauer schneiden sie ihre Haare noch kürzer. Haare.

Die Chipewyans haben fliegende

Die meisten Hyperboräer flechten ihre Haare. Die Kutchins (Yukon) tragen es in langen mit Federn durchflochtenen Zöpfen, die Tennan - Kutchin beschmieren es mit Fett und Ocker, teilen es in der Mitte und bestreuen es mit feinen Schwanendaunen. Die Koniagas (Westalaska und Insel Kodiak) tragen die Haare lang, schneiden sie aber zum Zeichen der Trauer ab. Die Bewohner der Aleuten scheren ihr straffes Haar mit einem Feuersteine, die Männer am Scheitel, die Frauen an der Stirne ab. Bei den Eskimos beobachten wir verschiedenerlei Arten, das Haar zu behandeln ; die an der Ostküste tragen es lang mit einem Riemen, die Frauen mit farbigen Bändern, auf dem Wirbel in einen Knoten zusammen-

(Schluss folgt.)

Litteratur. Reisebeschreibung der Plankton - Expedition. Von Dr. Otto Krümmel , Professor der Geographie in Kiel. Nebst Einleitung von Dr. Hensen und Vorberichten von Drr. Dahl , Apstein , Lohmann , Borgert , Schütt und Brandt. Mit 100 Figuren im Text, sowie fünf Karten, zwei Tafeln und einer Photogravure. Kiel und Leipzig, Verlag von Lipsius & Tischer, 1892. 371 S. 4. Mk. 30.- . Mit erfreulicher und bemerkenswerter Raschheit ist bereits knapp drei Jahre nach Rückkehr des » National « der erste, stattliche Band des Gesamtwerkes erschienen , in welchem die Ergebnisse der sogenannten Plankton-Expedition niedergelegt werden sollen. In der Voraussetzung , dass die Leser dieses Blattes im allgemeinen über dieses Unternehmen bereits unterrichtet sind, braucht nur kurz an die Entstehung , den Zweck und die Bedeutung desselben erinnert zu werden. Den Namen »Plankton « (von havάw) führte zuerst Prof. Hensen in Kiel ein für die bunte Masse tierischer und pflanzlicher Lebewesen, welche, ein Spiel des Windes und der Wellen, willenlos im Wasser dahintreiben , im Gegensatze zu dem, was eigene Bahnen verfolgt, oder zur Masse der am Boden kriechenden und festsitzenden Lebewesen. An der Zusammensetzung des Plankton des Meeres nehmen Tiere aus den verschiedensten Abteilungen teil , doch handelt es sich überwiegend um kleine, oft mikroskopisch kleine Formen , besonders Kruster , Appendi-

Litteratur. kularien , Quallen , Radiolarien und freischwimmende Larven höherer Tiere , wozu sich , an Zahl und Masse mit den Tieren konkurrierend und sie übertreffend, niedrigste Pflanzen (Diatomeen , Peridineen, Flagellaten) gesellen. Indem die Massen des Plankton die Nahrung höherer Tiere bilden und wir in den niedrigsten pflanzlichen Teilen desselben die » Urnahrung aller Bewohner des Oceanes erkennen , ergibt es sich , welch hohe Bedeutung das Plankton in der Biologie des Meeres beansprucht. Von der Untersuchung schwimmender Fischeier in der Kieler Bucht ausgehend , gewann Hensen immer mehr die Ueberzeugung , dass zur Gewinnung eines halbwegs befriedigenden Einblickes in die sehr verwickelten biologischen Verhältnisse des Meeres es wünschenswert sei , die Quantität der Lebewesen festzustellen , welche sich zu einer bestimmten Zeit und an bestimmtem Orte im Meere finden, um dann in immer grösserer Ausdehnung des Untersuchungsplanes allmählich zu konstatieren , was und wie viel der Ocean an belebter Substanz produziert. In Verfolgung dieser weitausschauenden Idee ersann Hensen folgende Methode zur quantitativen Bestimmung des Plankton : eigens konstruierte Netze werden in eine bestimmte Tiefe des Meeres hinabgelassen , und sodann wird diese Wassersäule durch senkrechtes Heraufziehen des Netzes gewissermaassen filtriert ; die so gewonnenen PlanktonMassen werden nicht nur in Messcylindern volumetrisch bestimmt, sondern es wird auch in sehr mühsamer Weise nach der Methode der Blutkörperzählung für die einzelnen Arten, Tiere und Pflanzen, welche sich in dem gemachten Fang finden , die Zahl der Individuen ermittelt , die sich auf viele Millionen belaufen kann . Nachdem Hensen mehrere Jahre nacheinander in ausgedehntem Maasse in der Nord- und Ostsee quantitative Plankton - Untersuchungen angestellt und das Glück gehabt hatte, tüchtige Mitarbeiter zu finden, gelang es ihm, seinen Hauptplan zu realisieren : die Entsendung einer grossen Expedition zum Zwecke der Untersuchung des Plankton des Atlantischen Oceanes. Die Kosten wurden gedeckt von dem Fonds der Humboldt - Stiftung der kgl . preuss. Akademie der Wissenschaften , sowie aus Staatsmitteln , wozu noch von verschiedenen Seiten kleinere Beiträge kamen. Bekanntermaassen ist diese Plankton -Expedition bald der Gegenstand einer erbitterten litterarischen Fehde geworden , indem Häckel mit der Wucht seines Namens wie auch seiner Erfahrungen Einwürfe erhob gegen die Methodik Hensens sowohl , wie besonders gegen dessen Ansicht von der gleichmässigen Verteilung des Plankton. Leider ist auch dieser Streit zum Teil in dem Tone persönlicher Gehässigkeit geführt , wie er, scheint es, bedauerlicherweise sich heutzutage so schwer von sachlicher Diskussion trennen lässt . Es ist nicht hier der Ort, des näheren auf die strittigen Punkte einzugehen , wozu sich vielleicht bei Besprechung eines anderen in Aussicht stehenden Bandes des Plankton - Reisewerkes bessere Gelegenheit bietet ; bezüglich der Hauptfrage der Verteilung scheint uns , so banal diese Bemerkung auch klingen mag , die Wahrheit auch hier in der Mitte zu liegen. Eines aber ist sicher : mag auch an der Methodik Hensens das eine oder andere geändert werden, mag es auch manchmal zweifelhaft sein , ob das Resultat stets der aufgewandten ungewöhnlichen Mühe entspricht - , zweifelsohne hat Hensen einen neuen Weg eingeschlagen , in dessen Verfolgung die Wissenschaft neue wertvolle Einblicke in ein noch recht dunkles Gebiet thun wird. Dass die Plankton- Fahrt des >>National kein missglücktes Unternehmen gewesen , dass diese wissenschaftliche Expedition, mit deren Entsendung Deutschland sich erfreulicherweise nach längerer Zeit wieder in die Reihen der um die Erforschung der Meere verdienten Nationen gestellt hat, sich auch grösseren Forschungsfahrten würdig an die Seite stellen darf, davon legt dieser erste Band des Reisewerkes Zeugnis ab, wenngleich der Natur der Sache nach über die wissenschaftlichen Ergebnisse der Expedition vorerst nur in vorläufigen Mitteilungen berichtet werden kann . Die zwei ersten Kapitel des Bandes entstammen der Feder von Prof. Hensen , der in denselben die vorhin angedeutete Entstehungsgeschichte der Expedition schildert. Den grössten Teil des Werkes bildet die von Prof. Krümmel verfasste Reisebeschreibung. Am 15. Juli 1889 verliess der National den

671

Kieler Hafen ; die Fahrt ging durch den Grossen Belt , Skager Rack , Nordsee über die Orkney-Inseln und Hebriden in schier gerader Linie auf Kap Farewell auf Grönland zu , dem man bis auf 78 Seemeilen nahe kam, ohne dass es jedoch des herrschenden Nebels wegen gesichtet werden konnte. Den Kurs westsüdwestlich setzend, steuerte der » Nationale seinem nächsten Reiseziele , den Bermudas, zu, wobei zuerst der Westgrönlandstrom und sodann nach Passierung der Neufundlandbank der Florida- ( Golf ) Strom gekreuzt wurde. Vier Tage nur war der Aufenthalt auf den Bermudas bemessen ; sich wieder ostwärts wendend , ging die Expedition durch das Sargasso - Meer über die Kapverden südwärts bis zum einsamen Ascension , von wo der Dampfer seinen Kurs wieder nach Amerika nahm , um dies in Pará zu erreichen. Ein zweiwöchentlicher Aufenthalt daselbst wurde zu Landtouren und zu einer Fahrt den Amazonas aufwärts benutzt, welch letztere infolge des Ungeschicks des Lotsen leider ein vorzeitiges Ende erreichte , und dann die Heimfahrt über die Azoren angetreten ; Sturm und sonstiges Missgeschick verzögerten dieselbe über Erwarten ; am 7. November langte der National « wohlbehalten wieder in Kiel an. 15 600 Seemeilen waren in echter Kreuz- und Querfahrt zurückgelegt worden ; nicht weniger als viermal hatte die Expedition den Atlantischen Ocean gekreuzt und dabei beinahe 70 Breitegrade durchfahren ; die Hauptmeeresströme in diesem Gebiete waren zum Teil mehrfach gequert worden und die bedeutendsten Inseln angelaufen worden. Von dem Verlaufe dieser ganzen Tour mit all ihren kleinen und grossen Leiden einer Seefahrt , mit ihren erfüllten Hoffnungen und nicht erspart gebliebenen Enttäuschungen gibt uns Krümmel in seiner Schilderung das lebhafteste Bild. Aber so leicht und fliessend sich diese Kapitel lesen, so müsste der Verfasser dieser anmutigen Schilderungen nicht der bekannte Gelehrte sein , wenn nicht zugleich der Leser ihm eine Bereicherung seines Wissens verdanken würde. Bemerkungen über Wolkenbildungen, Strömungsverhältnisse und ähnliche Notizen finden sich überall einge . streut , und der Aufenthalt auf den einzelnen Inseln gibt dem Verfasser Gelegenheit, dieselben nicht nur vom naturwissenschaftlichen Standpunkte aus zu schildern , sondern auch eine historische Skizze ihrer Entwickelung, ihrer kommerziellen und geographischen Bedeutung zu geben. Ganz besonders hervorheben möchten wir auch die vielen grösseren Abbildungen , Vignetten , Initialen , welche diese Kapitel zieren und ihre Entstehung dem Marinemaler Eschke verdanken, der dank der Opferfreudigkeit eines Grossgrundbesitzers die Expedition begleiten konnte. Selbstverständlich wurde auch der Aufenthalt auf den einzelnen Inseln zu zoologischen Studien benutzt , und wenn man die Berichte durchliest, die Dahl über diese von ihm verfolgten Studien gibt , so kann man nur den Eifer bewundern , der es Dahl ermöglicht hat , in der Kürze der ihm zur Verfügung stehenden Zeit reiche Sammlungen der tierischen Bewohner der berührten Inseln anzulegen ; da auch die einschlägige Litteratur berücksichtigt ist , so erhält der Leser in diesen von Dahl bearbeiteten Kapiteln einen völligen umfassenden Ueberblick über die Fauna der Bermudas , Kapverden , Ascension und Azoren und über die zoogeographische Stellung dieser Inseln. Interessant ist auch die ebenfalls von Dahl gemachte Zusammenstellung der auf der Plankton-Expedition beobachteten Säugetiere, Vögel und Schildkröten des Meeres ; getreu dem Charakter der Fahrt als einer statistischen Expedition finden wir auch hier alle Mitteilungen mit Zahlen belegt, und die auf diese Weise gewonnenen präcisen Angaben geben vielfach ein von der gebräuchlichen Vorstellung abweichendes Bild. Im offenen Ocean sind Vögel nicht häufig ; an 34 Tagen kam überhaupt kein Vogel zu Gesicht, während an 42 Tagen Vögel beobachtet wurden , aber nur an 5-6 Tagen grössere Scharen ; eine grosse Lücke im Vorkommen der Vögel bildet das Sargasso - Meer , welches zoologisch , wie noch zu erwähnen , überhaupt eine ganz eigene Stellung einnimmt. Nordsee und Kattegat waren weit reicher an Vögeln als der offene Ocean. Auch die Seesäugetiere waren seltener zu sehen , als man gewöhnlich annimmt ; sie kamen im Durchschnitt nur jeden sechsten Tag zur Beobachtung. Zoologische Kapitel speciellerer Natur behandeln im vorliegenden Band Apstein mit einem Vorbericht über die Alcio-

672

Litteratur.

piden und Tomopteriden der Expedition , Lohmann mit einem solchen über die Appendikularien und Borgert mit Angaben über einige Phäodarien-Familien. Ueberall ist in erster Linie die horizontale und vertikale Verbreitung dieser interessanten pelagischen Organismen behandelt ; zum Teil ist durch die zahlreichen Fänge der Expedition bei den genannten Gruppen für diese Frage zum erstenmal eine breitere Basis gewonnen worden ; hervorheben möchten wir nur, dass die Appendikularien sich als die nächst den Kopepoden ihrer Zahl nach wichtigsten mehrzelligen Plankton-Organismen des Meeres erwiesen haben. Die in Aussicht gestellten ausführlichen Bearbeitungen der genannten Tiergruppen werden nach den in den Vorberichten gegebenen Andeutungen auch morphologisch viel Bedeutsames enthalten. Allgemeine biologische Fragen behandelt Brandt in dem Abschnitt Ueber Anpassungserscheinungen und Art der Verbreitung von Hochseetieren« . Von den Anpassungserscheinungen sind diejenigen Einrichtungen die wichtigsten , durch welche das specifische Gewicht der Tiere verringert und es ihnen auf diese Weise ermöglicht wird , sich zeitlebens frei im Wasser schwimmend oder schwebend zu halten. Von den verschiedenen zur Herabsetzung des specifischen Gewichtes in Anwendung gelangenden Mitteln , nämlich Oberflächenvergrösserung, reichliche Fettbildung , Ausscheidung von Gas in besonderen Behältern und wässerige Aufquellung vieler oder aller Gewebe und damit Hand in Hand gehend Bildung von Gallertsubstanz , ist , wie Brandt an Beispielen aus den verschiedensten Abteilungen des Tierreiches nachweist, das letztere das verbreitetste und zweckmässigste. Sekundär gewinnen die meisten pelagischen Organismen hierbei noch weiteren Vorteil, indem mit der gallertigen Aufquellung des Körpers die Durchsichtigkeit desselben Hand in Hand geht. Brandt ist geneigt , auch die bei Hochseetieren so ausserordentlich häufig verbreitete Erscheinung des Leuchtens als eine Folgeerscheinung der Anpassung an das Hochseeleben zu betrachten , indem das Fett, welches mit den Leuchterscheinungen in engem Zusammenhange steht , eigentlich der Verringerung des specifischen Gewichtes dient und das Leuchten zunächst eine reine Begleiterscheinung ist ; bei sehr vielen Tieren sehen wir jedoch diese Nebenfunktion zur Hauptfunktion erhoben. Unter den Beispielen der Farbenanpassung der Hochseetiere sind besonders das Sargassum bewohnende Krebse interessant, welche, auf diesen Tang lebend , eine braun-bunte Färbung zeigen , an freischwimmende Hochseetiere angeklammert dagegen blau sind. Sehr bemerkenswert sind die Ausführungen Brandts über Tierschwärme und über horizontale Verbreitung einiger grösserer Plankton- Organismen, aus welchen hervorgeht, dass die Lehre von der gleichmässigen Verbreitung des Plankton eben doch cum grano salis aufzufassen ist. In dem ruhigen, durch das Fehlen von Meeresströmen ausgezeichneten Sargasso-Meer , welches im Vergleich zu anderen Gebieten auffallend tierarm ist , fand sich das Plankton in der That ganz überraschend gleichmässig verteilt ; Brandt konnte z. B. die kolonienbildende Radiolarie Myxosphaera coerulea in gleichmässiger Verteilung über die ungeheure Strecke von etwa 1500 Seemeilen hin nachweisen ; wo dagegen Meeresströme sich finden , darf der Forscher auch erwarten , wenigstens häufig ge waltigen Ansammlungen pelagischer Organismen , sogenannten Tierschwärmen, zu begegnen. Die Plankton-Expedition begegnete, auf die Dauer der Reise berechnet, durchschnittlich jeden zweiten Tag einem grösseren oder kleineren Schwarm ; wird aber nur die Strecke zur Berechnung herbeigezogen , in welcher die Schwärme am häufigsten waren , nämlich im Guinea- und Südäquatorialstrom , so kommen zwei Tierschwärme auf jeden Tag. Wenn auch verschiedene Faktoren an der Bildung der Tierschwärme Teil haben mögen, so tragen die grossen Meeresströme jedenfalls einen bedeutenden Teil der Schuld an diesen , die gleichmässige Verteilung störenden Anhäufungen pelagischer Organismen. Da das Für und Wider in der Hauptstreitfrage der Hensen Häckelschen Polemik , in der Frage der Verteilung des Plankton , wie eingangs erwähnt, vielleicht später noch einmal erörtert werden wird , so mögen hier diese kurzen Anmerkungen genügen. Im Programm der Plankton-Expedition waren auch systematische botanische Untersuchungen vorgesehen ; nicht als ob

auf den früheren grossen Expeditionen botanische Funde völlig unberücksichtigt gelassen worden wären , allein die Botanik lief gewissermaassen nur nebenher. Auf der Fahrt des National fand sie zum erstenmal ihre offizielle Vertretung , und im Hinblick auf den botanischen Abschnitt des vorliegenden Werkes möchten wir es als ein Hauptverdienst dieser Expedition bezeichnen, der Botanik zu der ihr gebührenden Gleichberechtigung mit der Schwesterwissenschaft der Zoologie, verholfen zu haben. Unter dem bescheidenen Titel » Pflanzenleben der Hochsee gibt Dr. F. Schütt nicht weniger als den Grundbau einer neuen Wissenschaft der Pflanzenoceanographie. Freilich entgeht die Flora des Meeres nicht nur dem Blick des Laien , sondern sie entzieht sich auch allermeist dem Blicke des Forschers, denn die fast durchweg mikroskopischen Formen der niedersten Pflanzen, aus denen die Pflanzenwelt der Hochsee sich fast ausschliesslich rekrutiert, erregen selbst unter den Forschern nur bei Specialisten grösseres Interesse ; denken wir jedoch daran, dass die nach gewaltigen Massen zählende Flora des Meeres die Grundlage für das sich auf ihr aufbauende Tierreich des Meeres bietet, so tritt uns vollauf die Notwendigkeit einer marinen Floristik in die Augen. Aufsuchung und Bestimmung aller in der Hochsee lebenden Pflanzen (systematische Grundlage) , Ermittelung von möglichst vielen Orten des Vorkommens jeder Pflanzenspecies (geographische Grundlage ) sind die Vorarbeiten , Klarlegung der mannigfachen , von den verschiedensten Faktoren beeinflussten biologischen Verhältnisse das Ziel einer Floristik des Oceans , dessen Erreichen freilich wohl noch in nebelhafter Ferne liegt. Der Anfang hierzu aber ist für den Atlantischen Ocean in trefflicher Weise gemacht durch Schütts geistvolle Zusammenfassung aller auf der Plankton-Expedition gesammelten floristischen Erfahrungen ; leider müssen wir uns auch bei diesem Abschnitt des ersten Bandes des Plankton-Werkes aus Raummangel einfach mit einem Hinweise begnügen . Einer Uebersicht der Pflanzen des Meeres, aus welcher besonders die zahlreichen interessanten Beispiele der mannigfachen Hilfsmittel zur Erhöhung der Schwebefähigkeit hervorzuheben sind , folgt als zweiter Teil ein Kapitel Pflanzenoceanographie ; besonders bemerkenswert ist hier der Abschnitt » Vegetationsbilder und das Bestreben , die Bedeutung der einzelnen Pflanzenformen für das Zusammenleben aller klarzulegen. Während bei dem Vegetationsbilde der Landpflanzen sich diese Bedeutung der einzelnen Bestandteile dem menschlichen Auge direkt offenbart, gelangen wir bei der mikroskopischen Pflanzenwelt der Hochsee nur auf mühsamem , indirektem Wege zu ihrer Erkenntnis, und die Hensensche Methode erweist sich besonders hier als praktische Führerin. Zur graphischen Darstellung der gefundenen Verhältnisse hat der Verfasser ein eigenes Verfahren eingeschlagen , welches in sehr instruktiver Weise die wechselnde Bedeutung der einzelnen Gruppen oder selbst Arten in den einzelnen Meeresstrichen, z. B. das kolossale Ueberwiegen der Diatomeen in der IrmingerSee, zur Anschauung bringt ; er drückt die gefundenen Pflanzenmengen durch die Darstellung eines Würfels aus , wobei dessen Volumen proportional ist der Zahl der Individuen der betreffenden Pflanzen unter der Flächeneinheit des Meeres an einer bestimmten, angegebenen Stelle. Die Ausstattung ist mustergültig , Druck und Papier sind gleichmässig ansprechend , und der Preis sowohl des ganzen Bandes , wie auch der einzelnen verschiedenen Teile desselben (z. B. Schütt , Pflanzenleben der Hochsec. 76 S. 4 °. 35 Textabbildungen und eine Karte) ist für deutsche Verhältnisse geradezu niedrig zu nennen. Kurt Lampert. Stuttgart.

Berichtigungen. S. 608 , Z. 30 v. u. 1. nach Dr. Focke : Direktor Buchenau . S. 626 , Z. 13 v. o. 1. Wetters statt Wassers" . S. 631 , Z. 3 v. u. l. des Meerauges statt der Meerengen . Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von SIEGMUND GÜNTHER .

Stuttgart, 28. Oktober 1893.

Jahrgang 66, Nr. 43.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des TIDCXL In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5 , zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit.

Inhalt : 1. Witterungsverlegung von niederen nach höheren Breiten. Von Wilhelm Krebs ( Berlin). S. 673 . 2. Forschungen über das deutsche Wohnhaus. Von Gustav Bancalari ( Linz a . d . D. ) . (Fortsetzung. ) S. 677. - 3. Nachhall der ersten Nansen - Expedition . Berichte der Eskimos Arkaluk und Wêlěme in Goothaab. (Uebersetzt von Signe Rink in Christiania.) (Schluss. ) S. 679. 4. Kamtschatka. Von A. Brückner (Jena). (Fortsetzung.) S. 682. - 5. Ethnographische Parallelen. Von H. Henkenius ( Heidelberg) . (Schluss.) S. 684. — 6. Geographische Mitteilungen. (Zur Hydrographie Schwedens ; Erdmagnetische Störungen.) S. 687. --- 7. Litteratur. (Nippold ; Arnous ; Bastian. ) S. 687. Witterungsverlegung von niederen nach höheren Breiten . Von Wilhelm Krebs (Berlin) . In einer Mitteilung über Dürrejahre und strenge Winter ¹ ) versuchte ich die Geschwindigkeit , mit welcher sich die von mir nachgewiesene Witterungsverlegung in Meridianrichtung zu vollziehen pflegt, zu berechnen. Auf der Strecke von indischen zu deutschen Breiten der Osthemisphäre ergab sie sich zu jährlich 5,1 Breitengraden . Für die Strecke von Hainan bis zur Mandschurei ist eine ähnliche Be-

II . Reihe¹) : 1871 Südchina Swatou Kanton Takou

1874 1872 1873 1875 Kiukiang Chinkiang Hankou ) Niuchwang³) Ningpo Amoy Swatou Kiukiang Kanton Fuchou Takou Tamsui 22--30 22-24 39-45 ° n. 25-33 31-37 26 420 n. 29 23 34 8 4,8 3 3 5

III. Reihe¹) : 1874 Takou

rechnung auf Grund der acht Dürrereihen möglich, welche in zwei Arbeiten über klimatische und wirtschaftliche Verhältnisse Chinas von mir veröffentlicht worden sind 2) ³) . In der folgenden Tabelle wurden sie derart zusammengestellt , dass Landesteile oder Vertragshäfen, diese als Vertreter ihrer Hinterländer , durch gesperrten Druck ausgeprägte Dürre, durch gewöhnlichen Druck Regenmangel, durch mit Parenthesen eingeschlossenen Druck wirtschaftliche Unregelmässigkeiten oder Ereignisse signalisieren , welche

22-23 22 ° 30'

IV. Reihe ¹) :

1875 Tamsui Swatou Kanton

23-25 24 1,5

22-23 22 ° 30'

¹) »Meteorologische Zeitschrift « 1892 , S. 193 , 194 . 2) » Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik«< , Jahrg. XIV, S. 202-208. 3) Ebenda, Jahrg. XV, S. 111 . 4) Das hauptsächlichste Hinterland des Yangtse - Hafens Hankou liegt in der nordchinesischen Provinz Honan. Vgl. die unter 2) citierte Arbeit S. 205 , die unter 3) citierte S. III und >Imperial maritime customs, Reports on trade II, bes. 1876 , S. 21 . Ausland 1893, Nr. 43.

1879 Chekiang 28-30 29

V. Reihe¹) :

1877 Schönking 3) Chili Shansi Shensi Nordhonan 34–4I0 n . 37° 30′ n.

26-38 32 5,5

5,0

(1878) (Fuchou)

(1877) (Tamsui) (Kilung) 2 / 24-251 24 ° 30'

(1876) (Takou)

2

auf Störung des regelmässigen Witterungsganges, besonders Dürre, schliessen lassen. Mittlerer 1868 1867 I. Reihe³) : 1869 (Shanghai) (Tientsin) Jahres(Amoy) betrag (Swatou) (Wenchou) (Hankou) ) der Verlegung (Kanton) (Fuchou) in (Tamsui ) (Takou) Breiten30–400n . graden: Breitengrenzen : 22-26 25-31 28 Mittlere Breite : 24 35 ° n. 7 Jahresbetrag der Verlegung : 4 5,5

1876 Shantung Kiangsu Hankou 2) Kiukiang Fuchou

2

26–270 n. 26 3o n . 2,5

1881 1880 Shantung Niuchwang³) 0 39–45 ° n. 35-38 420 n. (3,9, bzw.) 36° 30′ 6,5 5,5 7,5

1883 Südformosa 22-24 23

7

1884 1885 Niuchwang³) Ichang Kiukiang Nordchina 32-45 ° n. 29-31 38 ° 30′ n. 30 8,5

7,8

1) Siehe Note 2) auf voriger Spalte. 2) Siehe Note 4) auf voriger Spalte. 3) Das Hinterland des Seehafens Niuchwang ist die südliche Mandschurei , besonders Schönking. 85

Witterungs

674

verlegung

von niederen nach höheren Breiten .

1886 VI. Reihe¹): Swatou

1888 1887 Wuhu ) Niuchwang³) Kuantung ) Hankou ) Chifu Wenchou Korea Pakhoi Hainan Chinkiang Fuchou 0 18-24 26-312 32–-45 * n . 21 28° 30' 38 ° 30′ n. ΙΟ 0,5 7,5

(1889) (Wensan) —38 ‫ ܕ‬0 .n 39 ° n.? VII. Reihe ):

1888 Tamsui Pakhoi 21-25 23

1889 Ningpo Wenchou 28-30 29 ΙΟ

allein die sichergestellten Fälle , so scheint es fast , als ob jene Geschwindigkeit, ähnlich dem Eintreten schwerer Wetterstörungen , wie Gewitter- und Cyklonenhäufigkeit und schliesslich auch der Dürren selbst , einer Periode unterläge , die einen stetigen Gang besitzt. Die mittleren Jahresbeträge der Verlegung in acht chinesischen Dürrereihen sind : 5,5 , 4,8*, 5,0, 7,0, 7,8, 8,8, 8,0 , 5,5 Breitengrade. Ein Versuch, die Beträge nach Fünfgradzonen der Breite zu mitteln, ergab eine stetige Zunahme der Geschwin-

(6,0, bzw.) 8,8 1890 Wensan

digkeit von 20

N. nach Norden bis 45 °, ebenfalls

nur bei Berücksichtigung der sichergestellten Fälle :

38-? n. 39 0 n.? 8,0

i is

VIII. Reihe : 1890¹ ) 1892 18911) Kuantung Yangtse - Gebiet Chili ? ³) Shansi ) Lungchou Pakhoi Shensi ) Nordszechwan 6) Gegend von Shanghai ') 21-25 30–38 ° n . 25-33 29 34 ° n. 23 6 5,5 5

I. Reihe : 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 4,0 4,0 4,0 7,0 7,0 7,0 II. Reihe : 3,0 3,0 3,0 3,0 3,0 5,0 5 5,0 8,0 8,0 8,0 III. Reihe : 1,5 8,0 8,0 8,0 8,0 5,5 5,5 5.5 595 IV. Reihe : (2,0) (2,0) (2,0) (2,5) 7,5 7,5 7,5 V. Reihe : 7,0 7,0 7,0 5,5 5,5 8,5 8,5 8,5 8,5 VI. Reihe : 7,5 7,5 7.5 10,0 10,0 10,0 10,0 (0,5) VII. Reihe : 6,0 6,0 10,0 10,0 10,0 VIII. Reihe : 6,0 6,0 6,0 5,0 5,0 5,0 Breitengrade für 6, Also 4 6,9 5,1 7,3 7,5 die sichergestellten, Breitengrade für 7,5 (6,0) 6,9 (6,7) (4.5) alle Falle zwischen 20 u . 25 25 u . 30 30 u . 35 35 u. 40 40 u. 45 ° nördl. Br.

Die Jahresbeträge der Verlegung schwanken allerdings in ziemlich weiten Grenzen um den anfangs erwähnten Mittelwert der anderen Reihen, 5,1 Breitengrade , nämlich von 0,5 bis 10 Breitengrade in allen , von 1,5 bis 10 in den sicher gestellten Fällen. Die Mittelwerte für jede der acht Dürrereihen nähern sich schon etwas mehr. Sie betragen 5 bis 9 Breitengrade , im Durchschnitt 5,8, und wenn man die unsicheren Jahresgebiete der Dürrereihen IV und VI auslässt , 6,5 Breitengrade jährlich . Eine nahezu volle Uebereinstimmung erhält man aber , wenn man berücksichtigt , dass jener erstberechnete Wert sich allein auf die Verlegung schwerer Witterungsstörungen bezieht. In der That weisen die Reihen schwerster Dürren I , II , III , VIII auch die beste Annäherung an ihn auf, mit 5,5 , 4,8 , 5,0 , 5,5 , im Durchschnitt 5,2 Breitengraden jährlich.

Berücksichtigt man

1) Siehe Note 2) auf S. 673 , Spalte 1 . 2) Siehe Note 4 ) auf S. 673 , Spalte 1 . 3) Siehe Note 3 ) auf S. 673 , Spalte 2 . 4) Die im Register der chinesischen Zollberichte unter Wuhu 1886 erwähnte Dürre (» Reports« 1886 , II , S. 128) , welche mich in der ersten Veröffentlichung über diese Reihe 1886-88 veranlasste , Wuhu sorgfältiger Vollständigkeit halber unter die Dürregegenden 1886 zu setzen , betraf Kuantung , in welcher Provinz sie der guten Reisernte bei Wuhu zeitweise ein Absatzgebiet eröffnete. 5) Nach Uebersetzungen aus der in Shanghai erscheinenden Zeitung » Hupao « , welche ich dem Entgegenkommen des Herrn Li- te - shun , früher Attaché der chinesischen Gesandtschaft in Berlin , danke, teilweise auch nach der » Leipziger Zeitung vom 22. September 1892. 6) »Vossische Zeitung vom 14. September 1892 , abends. ) Hamburger Nachrichten vom 4. Februar 1893 , abends.

In der Verschiedenheit dieser Zahlenreihen , besonders aber in dem gleichmässigen Steigen der ersten um jährlich 15 bis 1 Breitengrade , also 2-7 % , liegt ein Grund mehr von den nicht sicher festgestellten vier Jahresgliedern am Anfange der Reihe IV und am Schlusse der Reihe VI abzusehen. Vor allem würde zu entnehmen sein , dass die Ausfälle der Regen von Kilung und Tamsui 1877 (S. 206) ¹) , in letzterer Stadt gegenüber dem vierjährigen Durchschnitt um 21 % , rein örtlicher Natur waren . Dann entfiele aber jede Möglichkeit,

aus den in den vorliegenden Zusammenstellungen erschöpften Daten andere Reihen entgegengesetzter Richtung zu erzielen, als die einzige : 1888 Niuchwang Korea Chifu Chinkiang demnach

auch

1889 1890 Ningpo Kuantung Wenchou Lungchou Pakhoi

der von Brückner in den

1) Siehe Note 2 ) auf S. 673 , Spalte 1 .

Witterungsverlegung von niederen nach höheren Breiten.

675

Geographischen Mitteilungen ¹ ) erhobene | Afrika , die in ursächlichem Zusammenhang stand mit dem die britische Herrschaft schwer gefährdenEinwand gegen meine Nachweise. Denn dieser einzigen , nach niederen Breiten gerichteten Dürreden Kaffernkriege und dem ereignisreichen Burenreihe ständen acht nach höheren Breiten gerichtete treck, welcher zuletzt zur Gründung des Freistaates gegenüber. Dasselbe meiner Ansicht günstige VerUpingtonia führte ¹) . Das kleine Tahiti inmitten der Südsee hat sich bis zur Jetztzeit nicht von dem Schaden hältnis 8 würde erhalten, wenn man die einzelnen Dürredaten abzählt. Die südnördlich anzuordnenden beerholen können , welcher ihm durch die Missernte tragen 71-72 , die nordsüdlich zu ordnenden nur neun . des Jahres 1877 , in Gemeinschaft mit unzeitigen Doch würde, auch wenn genauere Untersuchung Regierungsmaassregeln , zugefügt wurde 2 ) . Noch nötigte, sie beizubehalten, jenes Verhältnis des Gegen bedeutender ist aber das wissenschaftliche Interzum Für auf 2 : 8 , dieses höchstens auf 16:75 er- esse, weil jedenfalls in jenem Jahre 1876, entgegen dem Brückner schen Erklärungsversuch zu seiner höht werden . Mit dieser Möglichkeit ist aus dem theoretischen Grunde zu rechnen, dass die fragliche Theorie der Klimaschwankungen, oceanische und festReihe Takou 1876 , Tamsui-Kilung 1877 , Fuchou ländische Gebiete gleichzeitig von Dürre ergriffen wurden , weil ferner auch nicht die Gesamtheit des 1878 einen auch sonst bestätigten 2 ) zonalen Zusammenhang aufweist mit gleichzeitigen indischen festländischen Ostasien zu leiden, Südchina beispielsweise gute Regen hatte ³) . Für Südwestafrika liess Dürren ³). Jedenfalls für das Jahr 1876 hatte derselbe eine nahezu erdumfassende Geltung. Die, wie sich die im Osten wie im Westen ausgedehnte Dürre 1876/77 bisher allerdings auch nicht in den es scheint , mit diesem beginnende Epoche von schwersten Dürren erstreckte sich mit Sicherheit über die Tropen und Subtropen dreier Erdteile : Südafrika ") , Asien ) , Australien 4 ) , machte sich bemerkbar mitten im

Stillen Ocean , in gleichen

Breiten, auf den Inseln des französischen Oceanien,

Zusammenhang einer Verlegung bringen. Doch sind dort die als Dürren auftretenden Störungen etwa 12mal häufiger als in Ostasien , die Entwirrung derselben zu Reihen wird ausserdem durch das nur

deren Hauptstadt Papeete auf Tahiti von spätestens dem 31. August 1876 bis zum 14. Januar 1877 keinen Tropfen Regen erhielt ) , und scheint auch

bruchstückweise vorliegende Nachrichtenmaterial sehr erschwert. Dass die von mir behauptete Gesetzmässigkeit aber auch dort zu beobachten ist , und dass die Wetterverlegung von niederen nach höheren

Teile des tropischen Amerika heimgesucht zu haben . Unter den von H. Morize verzeichneten schweren

Breiten verläuft , war mir möglich an vier Reihen . verspäteter Niederschläge zu erweisen , zu deren Bil-

Notstandsjahren der brasilianischen Provinz Ceara befindet sich das Jahr 1877 , ein Umstand , welcher auf Dürre zum mindesten in der ersten Hälfte der-

dung, bei dem seltenen aber unverkennbaren Auftreten solchen Verspätens auch die Bruchstücke genügten . I. Reihe: 1871 (Südwinter) 1870/71 1869 70 ? Ovamboland ?*) Gibeon 7) Omaruru 5) Ameib 6) 18-22 ° S. 0 20 25 s. 5º 1873/74 1875 (Südwinter) II. Reihe : 1874/75 Klein-Nama- und Warmbad 11) Otyosondyupa $) Westkapland 12) Otyosazu ") Hoachanas ? 10) Berseba? 10) 20-26 28-35 ° s. 28 31 ° 30' s. 23 3,5 X 2 5 79

selben deutet ").

Es wäre wissenschaftlich ein dank-

bares Unternehmen , dieser grossartigen Erscheinung, welche von H. F. Blanford schon nach manchen ihrer meteorologischen Einzelzüge in dem Gebiete von Mauritius bis Hochasien im Norden und bis zur Ostküste Australiens im Osten dargelegt worden ist , weiter nachzuforschen. Vom wirtschaftlichen Standpunkte ist es auch dankenswert . In ihren Bereich gehören nicht allein die furchtbarsten Dürren des südlichen und östlichen Asien, deren Menschenopfer nach Millionen zählen, sondern auch jene Dürre des südlichen

¹) Litteraturbericht , 1892 , Nr. 991 , und Kleinere Mitteilungen , 1893 , S. 45. Von den hier gegnerischerseits aufgestellten drei anderen rückläufigen Reihen wird die dritte durch das in Anmerkung ) , S. 674 , Spalte 1 , über Wuhu Gesagte erledigt, die beiden anderen beruhen auf Verwechselungen chinesischer Namen und Gegenden, und ich brauche zu ihrer Widerlegung allein auf genauere Durchsicht der Karten zu verweisen . 2) Beiträge zur Kenntnis der Niederschlagsverhältnisse der Tropen u. s. w. im zweiten Teile der Verhandlungen der Deutschen Naturforscherversammlung zu Bremen 1890. 3) Siehe Note 2) auf S. 673 , Spalte 1 . 4) H. F. Blanford , The Rainfall of India, Ind. Meteor. Memoirs , III. 5) Messager de Tahiti « , Jahrg . 1876 , S. 162 , 166, 174, 182 , 192, 196 , 199 , 203 , 207 , 211 , 216 , 220, 226 ; Jahrg. 1877, S. 13. Papeete . 6) Nach dem Litteraturberichte der Meteorologischen Zeitschrift 1893 , S. [ 8] .

¹) > Monatsberichte der Rheinischen Missionsgesellschaft« , Barmen 1877 , S. 85 ; 1878 , S. 88 , 145 ff.; 1880, S. 99 ff. 2) >>Verhandlungen des V. Internationalen Kongresses der geographischen Wissenschaften , Bern 1892 , S. 642-644 . 3) »Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik«< , Jahrg. XIV, S. 205 , Wien 1892. 4) »> Monatsberichte der Rheinischen Missionsgesellschaft >Ostasiatischen Lloyd « 1893 mit der Meldung von Dürre und Notstand in der Mongolei , welche sich ja von diesseits 40 bis jenseits 50° nördl. Br. ausdehnt. 4) Wohl im Winter 1894/95 .

Forschungen über das deutsche Wohnhaus.

677

einige Beispiele für den wirtschaftlichen Wert solcher klimatologischer Prognosen .

Das bis nun Erkundete mag im einzelnen noch recht lückenhaft sein ; das Gesamtbild des ostalpinen

Nicht zu unterschätzen ist aber ihr wissenschaftlicher Wert. Die Meteorologie verfolgte nun

> Typengewirres«< ist aber doch schon mit grosser » Wahrscheinlichkeit richtiger Schlüsse zu erkennen . Aus mancherlei Gründen erwarte ich aus dem noch

einmal von jeher vorwiegend den praktischen Zweck der Wettervorhersage.

Dass sie auf dem bisherigen

Wege der Vorhersage von Tag zu Tag diese Aufgabe noch keineswegs in befriedigender Weise zu lösen pflegt, daran besteht in eingeweihten Kreisen wohl kein Zweifel . Ich möchte das ganz natürlich finden. Der Meteorologe von gestern und heute befindet sich in der Lage eines Anatomen, welcher seine Untersuchungen mit dem Mikroskop beginnen soll . Verbesserung der bisherigen Methoden ist also recht wünschenswert. Diesem älteren , allgemeinen Bedürfnis kommt ein jüngeres und besonderes entgegen. Ich habe versucht und glaube , allgemeine, grosse Züge klimatischen Wechsels von hervorragend

nicht Erforschten keine besonderen Ueberraschungen. Das romanische Graubündtner Haus hat sich als einen sehr nahen Verwandten des nordostschweizerischen entpuppt ; vielleicht ist auch das ladinische Haus von Gröden, Enneberg und Buchenstein nicht viel vom osttirolischen verschieden , welches ja auch in der That im ladinischen Gebiet von Cortina d'Ampezzo wieder auftaucht.

Hat das Gebiet der

sogenannten Kimbern bei Asiago, wie ich vorgreifend bemerke, nichts Absonderliches gebracht, so werden auch wohl alle typisch noch nicht durchforschten Teile der Alpen vielleicht interessante Urformen der Thalhäuser , aber keine neuen Urformen mehr er-

weltwirtschaftlicher Bedeutung aufzudecken, für welche umfassende meteorologische Nachforschung noch sehr notwendig ist. Diese kann aber nicht mehr die Aufgabe des einzelnen Gelehrten oder eines einzelnen Institutes sein. Sie erfordert ein internationales Zusammenarbeiten der Wetter warten .

XII . Kapitel der » Forschungen über das deutsche. Wohnhaus«) auf das Beobachtete an und scheidet.

Forschungen über das deutsche Wohnhaus.

das Salzburger Stadthaus , ebenda 1888 , S. 203 ff. - Die bis nun erschienenen Bände von Die Oesterr.-Ung. Monarchie in Wort und Bild. bringen einiges über die Wohnhäuser der einEine treffliche Arbeit zelnen Länder Oesterreich - Ungarns. -

Von Gustav Bancalari (Linz a. d . D.) . (Fortsetzung.) XXI. Gegenwärtiger Stand der Hausforschung und ihrer Ergebnisse in den Ostalpen.

Rudolf Henning in seinem grundlegenden Buche »Das deutsche Haus in seiner historischen Entwicklung« , Strassburg 1882 , hat für die endgültige Erörterung des von ihm »oberdeutsch « genannten, zusammengefassten Haupttypus noch viel neues Beobachtungsmaterial verlangt. Sein Wunsch ist seither teilweise erfüllt worden und zwar besonders durch österreichische Forscher und auf die anregende Einwirkung der Wiener Anthropologischen Gesellschaft ) hin. ¹ ) Prof. Dr. Meringers (Wien) Aufsätze 1891 , 1892 Romsdorfers über das Haus der nördlichen Steiermark. (Czernowitz) Aufsatz 1892 über die Haustypen der Bukowina, welcher die überraschende Thatsache nachweist , dass die Grundform des Romänen-, Huzulen-, Ruthenen- und Magyaren -Wohnhauses gleich und mit der oberdeutschen verwandt sei ; diese beiden Aufsätze in »Mitt. Anthr. Ges. Wien . - V. HouRomsdek, Hanacky grunt (Ceský Lid . II , Cislo 2 , 3). dorfer , Zur Entwickelungsgeschichte des Bauernhauses ( » Oesterr. Landw. Wochenblatte 40 , 41 , 1891 ) mit Litteraturangaben . Dr. Jodok Bär ( Bregenz), Das Bregenzer Wald -Haus , » Vorarlberger Musealbericht 1891. - P. K. Rosegger , Haus und Heim , Ausgew. Werke IV, S. 212 ff. , anschauliche Schilderungen des obersteierischen Hausens und Lebens. Dr. Prinzinger der Aeltere (Salzburg) , Haus und Wohnung im Flachgau und in den drei Gebirgsgauen Salzburgs, » Ges. f. Landeskunde « , Salzburg 1885. A. R. v. Steinhauser (Salzburg) , Ueber Ausland 1893, Nr. 43.

geben . Wendet man den Satz von den Erfahrungseinrichtungen , den Einflüssen der Baumaterialien und ihren Korrelationen (»Ausland« , 1891 , VIII. bis

über das armenische Haus ( Anthr. Ges. Wien « ) 1892 bringt reiche allgemeine Aufschlüsse , wenn auch keine für das » oberdeutsche Haus unmittelbar wichtigen. - Arthur Frhr. v. Hohenbruck sammelt seit 1870 im Interesse anzubahnender Verbesserungen der ländlichen Gebäude , ohne dass dadurch der an Ort und Stelle eingelebte Typus beseitigt würde, mit unermüdlichem Interesse Darstellungen von Bauernhäusern und Gehöften Oesterreichs. Ein Teil derselben ist unter dem Titel > Pläne landwirtschaftlicher Bauten der kleinen Grundbesitzer in Oesterreich , Wien 1878 (Faesi & Frick) veröffentlicht worden. -- Meine Aufsätze Forschungen über das deutsche Wohnhaus « ( »Ausland. 1890 , 1891 , 1892 ) sind auf Grund der Anschauung verfasst worden. Ich habe hierzu seit 1889 auf vier Fussreisen , von durchschnittlich je 1100 km , die Ostalpen fünfmal durchquert ; habe in der Längsrichtung derselben grosse Stücke zurückgelegt (Enns- , Puster- und Innthal von Kufstein bis Nauders) und das am Nordfusse der Alpen anschliessende Erzherzogtum Oesterreich ob der Enns kreuz und quer durchschritten . Ich habe etwa 250 Typenbilder gezeichnet und bis nun 143 veröffentlicht. Meine Routen schaffen ein Beobachtungsnetz über das Alpengebiet zwischen den Meridianen von Mailand und Leoben und zwischen den Parallelen von Salzburg und Verona. - Ausserdem sind Arbeiten in erfreulicher , naher Aussicht , welche im Sinne Gladbachs die genauen Einzelheiten der volkstümlichen Bauten ähnlich wie die oben erfeststellen und überliefern sollen wähnte Bärsche Arbeit. - Architekt Jeblinger (Linz a. d. D. ) schickt sich an, die sechs Haupttypen Oberösterreichs technisch festzulegen ; Oberingenieur Eigl in Salzburg hat einen >> Gladbach über die schönen Häuser der Salzburger Gebirgsgaue vollendet und wird denselben veröffentlichen. Ich weiss nicht, ob diese Aufzählung vollständig ist, weil die emsigen Bemühungen einiger landeskundlicher Vereine u s. w. , welche bei ihren Publikationen die betreffenden Landessprachen benutzen, für die Allgemeinheit leider oft verloren gehen , wenn sie nicht in deutscher Uebersetzung erscheinen . — Jedenfalls ist da eine grosse Menge neuen und zum grössten Teile guten Materiales in wenigen Jahren zusammengebracht worden und soll ehestens vervollständigt werden. 86

678

Forschungen über das deutsche Wohnhaus.

man dadurch manche bloss scheinbar prinzipielle Unterschiede aus, so mag man über die unerwartete Einförmigkeit der ostalpinen Typen staunen . Man spricht mit Recht von einem » >Völkergewirre « in

1. Das Achensee - Haus , auch südbayerisches , bajuvarisches Haus oder » eigentliches TirolerHaus« genannt ; es herrscht in Südbayern, in Nordtirol von Kufstein bis Imst, bei Lermoos und Parten-

den Alpen und ich selbst ging mit Spannung auf die Suche nach einem entsprechenden »Haustypengewirre >Kleinhäusel «< freilich sind zumeist Einheitshäuser ;

Wörgl- Innsbruck. XXIII . Oberinnthal-(Innsbruck-Nauders), oberer Vintsgau, Valtelin, Val Camonica-Tonale- Pass. XXIV. Südtirol westlich der Etsch. (Fortsetzung folgt.)

stehen sie aber als »Ausgedinge « in Haufenhöfen , so sind sie wieder zumeist bloss Wohnräume . Nachhall der ersten Nansen-Expedition . Berichte der Eskimos Arkaluk und Wêlěme in Goothaab. (Uebersetzt von Signe Rink in Christiania.) Kein Mensch zweifelt an der Wichtigkeit der Hausforschung für die Anthropologie. Jeder Fortschritt derselben offenbart neue Seiten menschlicher

(Schluss.) Balto erzählte etwas recht Komisches von dieser

Sitte und neue Arten des Kampfes gegen natürliche Einflüsse . Für die Ethnologie ist jedoch Ziel und Nutzen der Hausforschung noch nicht so klar einzusehen. Die Typenbezirke decken sich nicht immer. mit den Sprachgrenzen ; die Sprachgrenzen wohl auch nicht immer mit den Nationalgrenzen (man bedenke z. B. die wenig vermischten und doch verwälschten Deutschen im >>Kimbernlande« !). Ist also das Haus etwas Nationales ? Es scheint , denn einigen Nationen kommen in der That gewisse Hausformen zu . Ist es etwas Internationales ? Es scheint, denn ein und derselbe Typus herrscht auch bei verschiedenen Nationen , und so bleibt noch manches Rätsel zu lösen, mancher scheinbare Widerspruch aufzuklären , und vor allem die Frage zu beantworten von der Uebernahme der Bauweise höherstehender durch primitive Völker, also etwa der Bauten altangesessener Ackerbauer durch Nomaden , welche eben zu stän-

Kajaktour . Als sie vom Sattel abgestossen waren, hatte Dietrichsen einen Vorsprung bekommen , und als er (Balto ) dann alle seine Kräfte anspannte , um ihm nachzukommen , war's ihm , als ob er vor ein paar Weissfischen , die er unten im Wasser gewahrte , nicht von der Stelle kommen könne . Er arbeitete immer eifriger mit dem Ruder , um von diesen fortzukommen , aber es war ihm , als ob er an ihnen festhänge , und sie ihn nicht losgeben wollten. Es überkam ihn , wie er sagte , eine Art Angst, und er meinte, es sei gewiss die Absicht der . Fische gewesen , ihn anzugreifen ; aber dann hätten sie Mitleid mit ihm gehabt und beschlossen , ihn in Frieden ziehen zu lassen . Später, am 4. April, reiste Nansen über Kornok nach Nunatarssuak , von wo aus er den Rand des Binnenlandeises untersuchen wollte , aber er konnte nicht dahin gelangen , darum begab er sich mit zwei

digen Wohnsitzen

sich bequemen müssen. Diese Frage betrifft also den Unterschied und die gegen1) Nur im Pongau und Lungau findet typisch eine Parallelstellung von Feuer- und Futterbehausung statt, welche eine regelmässige Gehöftbildung genannt werden muss. Ebenso an der Rienz im westlichen Pusterthale.

Grönländern von Kornok nach Njasagssuak und Agpalârtok, aber hier legte das Eis im Fjorde ihm solche Hindernisse in den Weg, dass sie bald wieder umkehrten . Sie waren zehn Tage abwesend. Diesmal war Nansen auch im Kajak aus, und » sowohl beim Sturm , als spät in die Nacht hinein ruderte er stets

Nachhall der ersten Nansen-Expedition.

680

drauf los mit allen Kräften «, sagten die beiden Grönländer von Kornok.

solche Gefahren sind sie nun einmal gewöhnt, und so wollen sie die Schuhe am liebsten behalten. Weil

Am Tage nach ihrer Rückkehr landete »Hoid-

sie sich daran gewöhnt haben, werden diese Schneeschuhe ihnen auch, wie gesagt, von grösstem Nutzen

björn«, das Schiff, welches ausgeschickt war, um sie alle nach Europa zurückzuführen . Es steuerte beim Schneewetter in den Fjord hinein , und als wir anderen, die wir dem Schiff im Boot entgegenfuhren, endlich, nachdem wir es hin und wieder durch die Wellen hindurch hatten schimmern sehen, an Bord gelangten , war der erste , den wir sahen, Nansen , der mit Kajak und allen Zubehör auf dem Deck stand. Nansen wurde es ungewöhnlich leicht, unsere Sprache zu erlernen . Obgleich nur 62 Monate vergangen waren , seit er hier landete , verstand er schon das meiste und sei's, dass er zur Ebbezeit am Strande war, um die heimkehrenden Kajaks zu empfangen, sei's, dass er in unseren Häusern besuchte, sprach er ohne weitere Anstrengung grönländisch, so dass man ihn gut verstehen konnte, ebenso wie er auch uns verstand. Balto war ihm ähnlich was die Sprache anbetrifft und im

Umgange mit uns

auf ihrer Reise. Die Lappen teilten uns doch mit, dass sie auch diese Art des Einschnürens für gefährlich hielten . Wenn sie fortgleiten, pflegen sie den Stock , den sie in der linken Hand halten , im Schnee hinter sich herschleppen zu lassen . Sie erzählten , dass Nansen einmal bei einer Wette im » > Ausfliegen « ¹ ) von einem steilen Hügel herab ein silbernes Andenken bekommen habe ; die Hügel, von denen er » ausflog « , seien 70 Fuss hoch gewesen, und Nansen sei, ohne zu fallen, hinunter gekommen . Obgleich sie, wie gesagt, bei uns nicht sonderlich viel von den Schneeschuhen Gebrauch machten, so sahen wir sie doch mitunter laufen . Einmal stand ich am Strande, um einige zu nehmen, als Nansen eben vor den Rollsteinen stehen blieb . Er mischte

fremde Kajaks in Empfang heruntergefahren kam und auf einem kleinen Eisrand sich unter uns mit seiner

Grönländern . Sie fehlten uns allen , als sie abgereist waren. Es waren so freundliche und so hübsche

gewohnten Vertraulichkeit . Es war sehr schwierig, über den Eisrand hinauf zu kommen , und ich dachte

Leute , dass man sie stets mit Wohlgefallen betrachtete , und auch sie waren froh über uns , so

natürlich, er würde die Schneeschuhe abnehmen , und wie es geschah, wie wir hinaufklettern , aber weiss ich selber nicht er stand einen Augenblick

dass wir sie ungefähr wie unsere eigenen Landsleute betrachteten, weshalb wir sie auch zu besuchen pflegten , so oft wir Lust hatten. Sie waren auch durchaus nicht lecker , sondern assen alle unsere

nachher, mit den Schneeschuhen an den Füssen, oben neben mir. Als er hier aber seitwärts gehen wollte, gerieten seine Schneeschuhe ineinander , und man

Gerichte, ausser verdorbenen oder gegohrenen Speisen und Getränken, und behaupteten, dass sie ihnen gut schmeckten. II.

würde geglaubt haben , dass er sie nun notwendig abnehmen müsse , um sie zu retten ; aber weit entfernt ! Er hob nur das eine Bein ein wenig in die

Nachdem ich über Thun und Treiben dieser

den ganz verdrehten Schneeschuh wieder in Ordnung zu bringen. Du meine Güte ! Wir anderen können doch auch etwas laufen , aber seine Behendigkeit fehlt uns wahrlich in hohem Grade. Er hat ja aber auch

Männer berichtet habe, will ich jetzt das Werkzeug besprechen , was sie über unser Binnenlandeis gebracht hat , nämlich den Schneeschuh ; auch etwas über ihr Schneeschuhlaufen hier berichten, obgleich sie den Winter über diese Dinger nicht oft gebrauchten , weder zum Gehen , noch zum Laufen. Wir Grönländer hatten ja schon früher gehört, dass die Normänner gute Schneeschuhläufer seien, indem ihr Land , ebenso wie das unserige , tüchtig viele Berge und viel Schnee hat, auch lange Strecken, die sie im Winter befahren müssen. Zu ihrer Binnenlandsreise hierher hatten sie Schneeschuhe verschiedener Art. Einige waren mit Stahl beschlagen , in der Mitte unterbrochen durch Beschlag von Häuten der Rentierfüsse und einige derselben hatten zwei Fugen, andere vier wegen des Hinaufsteigens . Alle Fussriemen konnte man binden und lösen . Nachdem man den Fuss hineingesteckt hatte, wurde ein Riemen um die Hacke gelegt, vorn

Höhe, und mit einem tüchtigen Ruck gelang es ihm,

die grosse Uebung , und dazu ist er noch jung an Jahren. < waren alle überhaupt Bis auf ihren > » Alten«

sehr leichtfüssig. An einem schönen Wintertage machte ich einmal selbst eine Tour mit Schneeschuhen über die Hügel und , als ich nach einem ziemlich steilen Aufgang etwas ausruhte , sah ich Sverdrup und Kristiansen auf den gegenüberliegenden Hügeln laufen . Als sie mich sahen, glitten sie sogleich zu mir herüber, natürlich mit fest an den Fuss geschnallten Schneeschuhen . Ich ermahnte sie inständig, dieselben abzuschnallen , ehe sie weiter führen den Hügel hinab , den ich eben gekommen war, da der Schnee, wie ich wusste, nur lose über dem Abhang hing, und die Ebene darunter voll von spitzen Steinen war , die aus dem Schnee hervor-

in eine Schlinge gezogen und fest geschnürt. Es ist grausig, sich die Gefahr mit festgeschnürten Schneeschuhen vorzustellen , wenn man über hohe

guckten . Aber während ich noch dasass und knurrte, grüssten sie und verschwanden . Daliess ich meine

Stellen hinweg soll , wo man nicht zu berechnen vermag, was in den Weg kommen kann , aber an

1) Die Grönländer gebrauchen diesen Ausdruck , wie die Engländer to start , bei allen Arten von Sport.

Nachhall der ersten Nansen -Expedition .

681

Schneeschuhe stehen und lief an den Rand , um | und aus dem vom Süden herkommenden Brausen hinabzublicken. Was sah ich ? Sie liefen schon des Meeres schloss man , dass ein Südwestwind im Anzuge sei. Ich riet Nansen ab , auszufahren , er lange unten zwischen den spitzen Steinen und ich konnte mich nicht enthalten , ihnen nachzurufen : meinte aber , es sei keine Gefahr vorhanden , wenn » Ila savkukasît kisîtsussuse ! « ( » Das muss man sagen, er nur um unser Land herumginge. Ich entschloss bange seid ihr nicht ! « ) . . . (Jetzt folgt eine längere Betrachtung über die Tollkühnheit der Schneeschuhläufer u. s. w.)

Ein anderes Mal, als ich ausging, um Garn übers Eis zu spannen, wollten Dietrichsen und Sverdrup mitgehen , um zu sehen , wie ich es machte. Sie hatten unüberzogene Schneeschuhe , während die meinigen mit Pelz bezogen waren , und obgleich es aussah, als ob sie sich nicht im geringsten anstrengten , während ich mit allen Kräften arbeitete, war es mir doch unmöglich, mit ihnen Schritt zu halten. Unterwegs kamen wir an eine Stelle , wo sie mir erzählten , dass Sverdrup tags vorher von dort ausgeflogen sei . Achtmal nacheinander war er hinabgekommen, ohne zu fallen. Der leere Raum maass 3-4 Ellen. Als er endlich beim Abhang angelangt, setzte er hinab und kam auch richtig auf die Beine zu stehen , fiel aber nachher, da er ausglitt, worauf er es noch einmal that ; da es dann aber auch nicht besser ging , mochte er es nicht mehr wiederholen . Als wir die Hügel hinauf sollten, konnte ich es doch endlich einmal mit ihnen aufnehmen und war der erste oben, weil sie mit ihren unüberzogenen Schneeschuhen gleichsam vorwärts lavieren mussten . Aber auch dabei kamen sie , vermittelst der Uebung , die sie haben, merkwürdig rasch vorwärts. * Arkaluks Artikel schliesst mit einer väterlichen Ermahnung an den »kleinen Alten « der Expedition, dass auch er sich auf den Schneeschuhsport legen müsse.

Hierüber wird Ole Ravna ohne Zweifel

gelacht haben , indem er sich doch herabgelassen haben muss, seinem Ratgeber mitzuteilen, dass auch ihm der Sport nicht ganz fremd sei. Arkaluk lässt noch einen Bericht folgen über die häuslichen Verhältnisse , über die Renntierzucht Ole Ravnas und anderer Lappen, über die Sitten und Gebräuche der Lappländer und über das Glück, welches die Expedition bekanntlich sowohl in ihrem eigenen Lande, als in ganz Europa gemacht hätte.

III.¹) Eines Tages , als Nansen und ich zu Süden unserer Wohnung lagen , um Eidergänse zu schiessen , zog ein schweres Unwetter auf. Am nächsten Tage war der Himmel ebenso dunkel und drohend. Zu > Ameraliksarnek« (der gleicher Zeit wehte ein starker » Wind , der aus der Bucht von Ameralik kommt) ¹) Aus den weitläufigen Mitteilungen des Grönländers Nr. 2 (Dr. Nansens Wirt während seines Aufenthaltes in Kangek) geben wir nur nachfolgende Erzählung einer gewagten Kajaksfahrt , da das Uebrige hauptsächlich Betrachtungen ähnlichen Inhaltes sind wie die Arkaluks.

mich dann, ihn zu begleiten , und wir wandten uns Nur ganz selten zeigte sich eine schüchterne Eidergans, und als wir einmal feuerten, bekam jeder von uns bloss eine. Bei Igdluerungnerit nach Norden.

fühlten wir die ersten Stösse von Südwesten, welche rasch stärker wurden , und bei Agdlit , wo wir uns wieder niedergelegt hatten , um zu schiessen , fing ich an recht besorgt zu werden , da sowohl Wind wie See sich mit aller Macht erhoben. Weil Nansen jetzt nicht länger abgeneigt war, einzukehren , drehten wir uns gegen den Wind und ruderten so stark wir konnten, aber bei Sarsivik wuchs meine Furcht aufs Doppelte.

Wenn er bei Kangâtsiak (ein schroffes Vorgebirge) kenterte, würde ich nicht imstande sein, ihn zu bergen, und wie würde mein Gewissen mich dann plagen ! Er tröstete mich aber damit, dass er gut schwimmen könne. Als meine Angst am grössten war , fiel es mir einmal ein , mich umzusehen , und Gott sei Dank! da hinten kam ein Kajak! Es war unser Nachbar Simon , der auf den Seehundsfang ausgewesen war. war. Als er bei uns war, bekam ich plötzlich ein Gefühl, als ob ich auf einer Ebene geborgen sei ( »tikiungmat, sordlo narssarsûp k'erk'anut pissunga « ) ) . Simon fürchtete sich nicht. weniger, als ich selber, vor der Fahrt um Kangâtsiak herum und wollte Nansen bewegen , auszusteigen und über Land zurückzukehren, aber das war ja ein langer , unbekannter Weg, weshalb es doch damit endete , dass wir alle drei um Kangâtsiak herumfuhren . Die See war wüst, und um nicht der Küste zu nahe zu kommen , mussten wir uns doch ziemlich weit hinaus halten .

Da sass er und hatte nicht ein-

mal seine Büchse im Kajak verwahrt, und auch die Harpune lag nur so ganz lose da bei dieser beschwerlichen Fahrt gegen Sturm und See. Aber wir kamen vorwärts und gelangten ums Vorgebirge herum , ehe die Sturmwolken sich entluden. Und als wir endlich so weit gelangt waren, dass wir uns vor den Wind begeben konnten, fing er an >> Hurrah«< zu rufen und lachte über sich selbst , dass er so schrecklich am Halse ( »erssiminik«< , eigentlich ums Schlüsselbein herum) schwitze. Das war eine ganz unsinnige Fahrt für einen Europäer , der obendrein erst in dem Winter einen Kajak probiert hatte. Noch waren wir nicht zu Hause, aber wir überredeten ihn doch , im Kajak nicht weiter zu gehen , da Kekertarssuaks Wind die See höchst unbehaglich aufwühlt. Da Simon seine Reise doch am liebsten zu Wasser fortsetzen wollte, stieg ich mit Nansen aus, hauptsächlich um ihm behilflich zu sein, den Kajak über

1) Allgemeiner Sprachgebrauch Trockenen sässe.

als ob ich auf dem

Kamtschatka.

682

den Eisrand zu ziehen. Da ich aber in dem Augenblick Sipâks gewahrte , welcher ausgegangen war, um nach uns zu sehen, rief ich ihn an und wartete, bis ich ihn die besprochene Handreichung hatte leisten sehen, worauf ich auch zur See meinen Weg fortsetzte. Ich freute mich aber , dass Nansen verschont blieb von dem unangenehmen Seegang in unserer Bucht, und Simon und ich konnten uns nicht genug darüber freuen , dass er glücklich davon geAls wir ihn später trafen , sagte kommen sei. Nansen jedoch , er beneide uns sehr , dass wir im Kajak hätten herumfahren können.

Kamtschatka.

Von A. Brückner (Jena).

Ferne Steinmassen importiert, die durch ihre Weichheit nicht einmal zu dem genannten Zwecke tauglich sind. Wie viel andere Ladung, die für dieses arme Land vom höchsten Werte gewesen wäre, hätte statt dessen gebracht werden können ! « (S. 215). Mehrmals kommt der Verfasser auf eine wichtige wirtschaftspolizeiliche Maassregel, die Nötigung der Eingeborenen zum Ackerbau, zu reden . Er hält diese Bestrebungen für zweckwidrig und zwar in Anbetracht der Ungunst der klimatischen Verhältnisse der Halbinsel . Der Anbau von Cerealien , meint unser Reisender, wird trotz der vorzüglichen Fruchtbarkeit des Bodens der frühen Nachtfröste wegen nie zu Resultaten führen und nie dem ganzen Lande ausreichende Nahrung geben (S. 207) . v. Ditmar zeigt an konkreten Beispielen , wie unter anderem in der Zeit der Kaiserin Anna ( 1733 ff.) erlassene Verordnungen und verfügte Maassregeln an dem kalten

(Fortsetzung. ) Recht spasshaft ist folgender Zug , welcher die Routine der bureaukratischen Maschine sprechend charakterisiert. Reguläre Posten gingen in Petropawlowsk nur zweimal im Jahre ab . Dafür gab es einen Postmeister und einen Postmeistersgehilfen, welche nur zweimal im Jahre beschäftigt waren .

Klima total gescheitert seien . » > Es wird auch jetzt noch, « schreibt er , »fleissig gearbeitet , jedoch , wie in Kljutschi , nur aus Gehorsam und in der Ueberzeugung, dass alle Mühe und Arbeit vollständig ohne Resultat bleibt«< (S. 419-420) .

> In Milhowa, « er»

zählt v. Ditmar an einer anderen Stelle , » zeigte mir der ganz niedergeschlagene Aelteste sein Gersten-

Nun war Petropawlowsk eine Gouvernementsstadt, welche, einer allgemeinen Verordnung entsprechend, vor jedem Postamt auch einen Briefkasten haben

feld , welches durch starke Nachtfröste am 8. und 10. Juni vollständig vernichtet war. Alle Arbeit und Mühe war wiederum verloren. Dennoch ver-

musste. >» So kam es dazu, « schreibt v. Ditmar , » dass aus St. Petersburg ein grün angestrichener Holzkasten 13000 Werst weit nach dem Peter- PaulsHafen geschickt wurde , um dort natürlicherweise zu ewiger Leere verdammt zu sein . Wer wäre wohl so thöricht gewesen, bei diesen unglaublich seltenen Gelegenheiten Lebenszeichen von sich zu geben, Monate , Wochen oder auch nur Stunden vorher seinen Brief in den Postkasten zu werfen ? Das Land

langt die Regierung immer wieder den Feldbau , obgleich die jahrelange Erfahrung dagegen spricht>Ich war sehr überrascht , den altbekannten Rappa-

lich; und dennoch ist alles dies eine den Leuten Es ist durchnur aufgedrungene Beschäftigung .

kiwwi Finnlands zu sehen , einen Granit, der zu den grossen Prachtbauten St. Petersburgs so vielfach Ver-

gehend bei allen hiesigen Völkern und hat sich auch auf die Russen , die längere Zeit hier gelebt haben, übertragen, dass ihnen das Herumnomadisieren , das

wendung findet. Auch erfuhr ich, dass diese Steine wirklich zu Schiff um die Erde herum nach Ajan gebracht worden waren . Weder Augen noch Ohren wollte ich trauen , so naiv einfältig war dies ! Hier, im Lande der schönsten Laven und Trachyte , die wohl noch die französischen und rheinischen Mühlsteine an Güte übertreffen , bleiben diese Gesteine unbenutzt , und dagegen werden aus der grössten

Fischen und Jagen lieber ist , als das Begründen einer angenehmen und behaglichen Häuslichkeit. Nichts geschicht für den Komfort des Lebens oder für die äussere Ausschmückung des Wohnortes. Eine Jurte im Walde zu bauen, ist beliebter, als zu Hause einen guten Garten zu pflegen , der schöne Erträge gibt, und irgendwo an einem Bache zu fischen und

Kamtschatka.

683

in stinkenden Balagans zu wohnen, ist erwünschter, | Dabei wissen sie sehr wohl , dass schon der nächste Chef alles wieder über den Haufen werfen wird. als sein Haus bei gewinnbringender Vieh- und Pferdezucht wohnlich einzurichten « (S. 612) . Sie beurteilen die Anordnungen sehr richtig und wissen zum voraus , dass alle praktischen Früchte für das Diese Bemerkungen unseres Reisenden geben zu denken. Hier liegt ein völkerpsychologisches Wohlergehen , für die Besserung der Zustände ausProblem vor . Die Bedürfnislosigkeit des Nomaden bereitet der von den Grundsätzen höherer Kultur-

bleiben werden . Sie können wirklich nicht begreifen , was man von ihnen will und was schliesslich aus

stufen geleiteten Wirtschaftspolizei unübersteigliche Hindernisse. Diese letzteren dürfen bei einer gerechten Beurteilung russischer Beamter in Kamtschatka nicht übersehen werden . Auch wäre hier

ihnen werden soll , und letzteres ist ihnen auch schon vollständig gleichgültig geworden . Eines nur weiss jeder ganz genau : der Chef hat eine grenzenlose Macht über den armen Kamtschadalen ; seine Befehle

zu bemerken, dass die Verwandlung von Nomaden in eine sesshafte Bevölkerung , wie das Beispiel der Korjaken zeigt, bisweilen nicht ohne eine wesentliche ethische Schädigung der betreffenden Stämme abläuft.

müssen unbedingt befolgt werden , und nach fünf Jahren kommt ein neuer Chef und erfolgen neue Befehle , die wahrscheinlicherweise alles Gewesene wieder auf den Kopf stellen . Alte Leute hier zu Lande , die schon mehrere Chefs erlebt hatten , erzählten mir mit dem Humor der Verzweiflung , wie

Es ist auch schon früher eine bekannte Thatsache gewesen, dass die sesshaften Korjaken sich durch schlechte Eigenschaften und allerlei Laster von den ihr Nomadenleben fortsetzenden Korjaken höchst unvorteilhaft unterschieden . Die Beobachtungen Kennans in seinem Buche » > Zeltleben in Sibirien>Entsprechend dieser weiten Ausdehnung der während die Mittelwasserstände nur Schwankungen (im elektrischen Entladungen, mögen sie nun Ursache oder parallele Vorgänge sein, ist denn auch die magnetische Sinne der Brücknerschen Klimaschwankungen, wie ich sie an den skandinavischen Seen nachwies) aufweisen . Eine Störung über ganz Europa verbreitet. « ( » Mitteilungen entsprechende Veränderung der maassgebenden meteoroder Geographischen Gesellschaft und des Naturhistorischen Museums in Lübeck«, zweite Reihe, Heft 5 und 6.) logischen Verhältnisse (Winterniederschlag, Termin der Schneeschmelze , Häufigkeit und Intensität der Tauwetter im Winter u . s. w. ) , ja sogar der Dauer der Litteratur. Frühlingsanschwellung ( Steigen im Mittel zehn bis elf Tage) ist aber nicht zu gewahren. Die Ursache der Wanderungen durch Japan. Briefe und Tagebuchblätter Veränderung ist also im Einzugsgebiete zu suchen; Vervon Ottfried Nippold. Jena, Maukes Verlag, 1893 . Das kleine Büchlein schildert in lebendiger Weise die fasser hält dafür die Tieferlegung von Seen und AusEindrücke , die der Verfasser auf Ferienreisen von seinem zeitde aufspeichern die trocknung von Sümpfen , wodurch weiligen Aufenthaltsorte Tokio im Sommer und Herbst , im und regulierende Thätigkeit derselben vermindert wurde. Winter und Frühling von der japanischen Landschaftsnatur und Unter seinen Vorschlägen spielt eine genauere Untervon den Japanern, sowie den Aino empfangen hat. der suchung dieser Wasserbecken eine Hauptrolle, von Der Verfasser macht keinen Anspruch darauf, hiermit die wir lehrreiche Ergebnisse erwarten dürfen. Es sei hier Erd- oder Völkerkunde erweitern zu wollen ; zum wenigsten in erwähnt, dass es bei dem gewaltigen Werk der Senkung der völkerkundlichen Litteratur ist er auch offenbar nicht eben bewandert, wie seine Aeusserung darthut, die Aino würden jetzt des Hjelmar durch die gleichzeitige Regulierung des »ziemlich allgemeine zu den Mongolen (? ! ) gerechnet. GleichAbflusses bisher gelungen ist , die befürchteten schädwohl wird jeder diese aus der Augenblicksstimmung heraus ver lichen Wirkungen auf die Frühlingsflut des Mälarsees fassten Skizzen gerne lesen, weil sie so anschaulich wirken und zu vermeiden. Die Tabellen zu Appelbergs Aufsatze so frei sind von vorgefassten Meinungen. e Regime jahreszeitlich das anderem unter uns erlauben Die Herbstausflüge betreffen die Insel Yezo , alle übrigen des Fyrisflusses zu erkennen, das mit jenem des MälarReisen dagegen die japanische Hauptinsel Honshiu oder Hondo sees, der ihn aufnimmt, genau übereinstimmt, und tragen (die wir nun nicht mehr » Nipon « nennen sollten , seitdem wir dadurch auch zum Verständnis der Jahresschwankungen wissen, dass das vielmehr die richtige Lautform derjenigen Schriftan der schwedischen Ostseeküste nicht unwesentlich bei. zeichen ist, die wir seit 300 Jahren nach chinesischem Vorgang irrtümlich Japan aussprechen). Das eine mal befinden wir (Mitteilung von Dr. Sieger in Wien. )

688

Litteratur.

uns mit dem Verfasser im Badeort Shiobara im Norden der Insel und besteigen von dort aus mit ihm den Takaharayama. Ein anderes mal durchwandern wir mit ihm den heiligen Bezirk von Ise, betrachten uns die geschichtlich geweihte Stätte Kiotos mit ihren etwa 900 Shinto- und 100 Buddhatempeln , danach (gerade zu Neujahr) die lebensvolle Handelsstadt Osaka (gespr. ôsaka). Ein drittes mal geht es in das schöne Gebirgsland von Ikao und Kusatsu . Das Bedeutsamste ist dabei wohl die unverhohlene Anerkennung, die der Verfasser der Liebenswürdigkeit des japanischen Volkes, gerade auch in seinen unteren breitesten Schichten zollt. Das erscheint um so wichtiger, als er mit scharfer Beobachtung Kenntnis der japanischen Volkssprache verband. Von der geistigen Gewecktheit der Japaner hört man oft genug rühmen , aber wie gutherzig sie ausserdem sind , wie harmlos vergnügt , wie zufrieden auch mit wenigem und darum wahrhaft glücklich , das erkennen wir hier in schönen Spiegelbildern nach der Natur. Gar mancher unserer Missionare hat uns neuerdings die Japaner gemalt , als seien sie in ihrer Religionslosigkeit am Rande des sittlichen Abgrundes angelangt und seien allein durch das Christentum zu retten. Aus Nippolds Schilderungen will uns das gar nicht einleuchten . Er fand die christlichen Japaner unsittlicher als die im angestammten Shintoglauben naiv dahinlebenden Heiden, die gar nichts von sittlichem Verfall blicken liessen. Erwähnt sei noch (von S. 189 ) ein hübscher Beitrag zu der alle Erdteile durchschwärmenden Sitte der Steinhäufung als Gedächtnismal . An einem Bache heissen Schwefelwassers bei Kusatsu liegen grosse Felsblöcke und auf ihnen eine Menge kleiner Steinchen ; jeder Vorübergehende legt ein Steinchen hinzu »zum Andenken toter Kinder« , wohl je eines Kindermordes oder eines an der Stelle sonstwie vom Tode überraschten Kindes. Korea. Märchen und Legenden nebst einer Einleitung über Land und Leute , Sitten und Gebräuche Koreas. Deutsche autorisierte Uebersetzung von H. G. Arnous. Mit 16 Abbildungen. Leipzig, Verlag von W. Friedrich. Ohne Jahresangabe. Die vorangeschickten Bemerkungen und Beschreibungen sind ziemlich wertlos. Erstere enthalten manches Schiefe oder geradezu Unrichtige. Korea soll nach S. 2 gemäss den letzten Nachforschungen (?) 16 Mill . Einwohner zählen ! Der Ginseng Koreas wird (S. 5 ) als » panay cinque folius« bezeichnet ; Panax quinquefolius ist aber die nordamerikanische Art, die ostasiatische dagegen Panax Ginseng. Der Hauptinhalt des Bändchens , sieben Erzählungen nach dem Koreanischen (ein paar Tierfabeln , sonst kleine Novellen und Geschichten) , ist etwas wertvoller , da wir bisher so wenig aus dem koreanischen Geistesleben kennen . Die Darstellungen eröffnen auch dann und wann einen erwünschten Einblick in die Volkszustände Koreas. Die Bilder (Volkstypen, Dorfansichten u. dgl .) sind offenbar nach Photographien hergestellt , leider jedoch stellenweise bis zur Unkenntlichkeit verschwommen. Halle a. d. S. A. Kirchhoff. Die Verbleibs - Orte der abgeschiedenen Seele. Ein Vortrag in erweiterter Umarbeitung. Von Adolf Bastian. Mit drei Tafeln. Berlin , Weidmannsche Buchhandlung, 1893 . II und 116 S. 8°. Der Buddhismus als religionsphilosophisches System . Vortrag , gehalten in der Aula des kgl . Museums für Völkerkunde zu Berlin von Adolf Bastian. Mit drei Tafeln . Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 1893. 63 S. 8°. Adolf Bastian gilt heute mit Recht dem Auslande gegenüber als Deutschlands klassischer Ethnologe , als der Mann, in dessen rastlosem und vielseitigem Schaffen sich die fruchtbare Fülle der wissenschaftlichen Völkerkunde, wie sie bei uns heimisch ist , verkörpert. Der unermüdliche Forscher umspannt ja auch in der That sämtliche Zweige des nachgerade unübersehbar ausgedehnten Faches und spendet glücklicherweise auch des öfteren die reifen Ableger seiner Untersuchungen , sei's auch bloss in der ausgeführten Buchausgabe eines öffentlichen Vortrages. Seit

etwa einem Jahrzehnte scheint seine Liebe insbesondere der Völkerpsychologie zu gehören, und auch das augenblicklich nach völliger Unabhängigkeit ringende Reich der Folkloristik begrüsst den Meister als würdigen Ehrenbürger. So liegen jetzt wiederum die Abdrücke zweier Vorträge in durchgesehener und ergänzter Fassung vor, von denen einer im Berliner »Museum für Völkerkunde , dem berühmten Musterinstitute unter seiner Leitung, der andere in dem fröhlich aufblühenden Berliner Verein für Volkskunde « (am 24. Februar 1893 , wie nicht angegeben ist) gehalten wurde. Die Themata beider Schriften hat der Verfasser schon vor längerer Zeit und dann wiederholt in Angriff genommen und auch litterarisch mehrfach berührt : das der erstgenannten in >Vorstellungen von der Seele ( 1875) und anderwärts andeutungsweise , z. B. in den Beiträgen » Zur naturwissenschaftlichen Behandlung der Psychologie durch und für die Völkerkunde « ( 1883) ; dasjenige der zweiten in » Die Weltauffassung der Buddhisten < ( 1870) , » Der Buddhismus in seiner Psychologie « ( 1882) , und in den » Religionsphilosophischen Problemen « ( 1884) streifte er die hier methodisch koncentrierten Gedanken. Was früher aber nur im Vorbeigehen angeschlagen wurde oder in leichten Umrissen vorschwebte , das bekam nunmehr feste Abgrenzung und erhielt in der Specialbehandlung sein volles Recht. Der Inhalt der ersteren Abhandlung spricht über die Entwickelung der Vorstellungen vom Tode und von den der Seele auf ihren Bahnen zugeschriebenen Schicksalen, über den Einfluss der Traumbilder, die Unterscheidung von zwei oder noch mehr Seelen, deren ungebundenes Umherschweifen in seiner Tendenz und ihr Bannen zu bestimmten Terminen , ferner über die überall engverwandten Anschauungen vom nachirdischen Aufenthaltsorte der Seele , die Rückkehr der Gestorbenen und die vom Aberglauben angewandten Gegenmittel. Dieser reiche Stoff ist mit einer Menge stützender Belege ausgestattet und zieht nicht nur aus antiker (und zwar klassischer sowohl wie germanischer) und mittelalterlicher Sage, sondern auch aus den Entdeckungen allermodernster Völkerforschung seine Unterlagen herbei. Die vergleichende Mythologie erfährt da manche Bereicherung, wo von den Inseln der Seligen , dem Elysion , der Walhalla , dem Sonnenhause für gefallene Helden die Rede ist. Natürlich liessen sich unschwer noch eine Anzahl weiterer Belege zu den Seelenwandlungen und -verwandlungen beibringen . So denkt man sich die Seele z. B. besonders gerne als unstetes Insekt, dessen Flucht den leiblichen Tod hervorruft, als Fliege, als Biene (Wagenfelds » Bremische Volkssagen« , II , S. 5) , als Hummel (Heer, Glaris , S. 318) ; man vergleiche auch aus »Ansgars Gesicht im Altnordischen die Schilderung der Hölle : »Dort flattern die Seelen umher wie angesengte Vögel, wie Mücken « (Hammerich , Aelteste christliche Epik, deutsch von Michelsen , S. 185 ) , mit Homer , w I ff. Hierher gehört auch das öfters variierte Märchen vom » Mann ohne Herz (von Wilhelm Hauff erneuert und nach diesem 1882 von Ernst Wichert als » Peter Munck dramatisiert) . Es ist unmöglich , hier näher einzugehen auf die vielerlei dunkle Fragen erhellenden Ergebnisse in dieser Schrift (der , wie das Druckfehlerverzeichnis erweist , ein des Griechischen kundiger Korrektor fehlte) und auf die völkerpsychologisch wie religionsgeschichtlich bedeutsame zweite , die in dem Zeitalter Friedrich Nietzsches , wo Sanskrit aus dem Zuckerbrote des Philologen sein Studienfundament, und der Pessimist Schopenhauer, der Regenerator der Nirvana-Ideen , der Modephilosoph geworden, zudem das Interesse der politischen Welt mehr und mehr an den bedrohlichen Vorgängen in Vorder- und Hinterindien haftet, mehrseitiger Teilnahme begegnen muss. Wir erwähnen noch der höchst instruktiven Bildertafeln, die seinen beiden Heften angehängt sind, und begrüssen mit warmem Danke die Zufuhr an Sachkenntnis und die feine Verwertung, die dieser Gewinn hier schon in der Hauptsache geniesst. Stuttgart.

Ludw. Fränkel.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER.

Jahrgang 66, Nr . 44.

Stuttgart, 4. November 1893 .

Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND In- und Auslandes und die Postämter. MDCXL GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Die griechisch-kleinasiatische Erdbebenchronik vom Jahre 1889 bis inkl . 1892. Von Bernhard Ornstein (Athen). S. 689. 2. Forschungen über das deutsche Wohnhaus. Von Gustav Bancalari (Linz a . d . D. ) . (Fortsetzung. ) S. 693. 3. Kamtschatka. Von A. Brückner (Jena) . (Schluss.) S. 699. 4. Geographische Mitteilungen. (Menschliche Generationen und Klimaschwankungen ; Albinismus in Chile.) S. 702. - 5. Litteratur. (Karsten ; Höfler ; van den Stok ; FelixLenk ; Ammon ; Buckman.) S. 703 . Die griechisch-kleinasiatische Erdbeben-

nuten , und die dritte , eine gemischte , welche sich aus einer undulierenden und schwach aufstossenden

chronik vom Jahre 1889 bis inkl. 1892 .

Von Bernhard Ornstein (Athen) . In Nr. 6 des » > Ausland« (Jahrgang 1891 ) erschien mein letzter Bericht über die während des Jahres 1888 von mir konstatierten seismischen Vorgänge in Griechenland und Kleinasien . Ohne die

Zuckung zusammensetzte, um 7 Uhr 10 Minuten . Im Piräus waren die Bodenschwingungen stärker man zählte deren fünf-, auch wütete daselbst den

Erwägung , dass ich dem Sensationsbedürfnisse der

ganzen Tag über ein orkanartiger Sturm , infolge dessen mehrere Gebäude beschädigt und im Titanischen Garten , sowie auf dem Boulevard Sokrates eine Anzahl Bäume entwurzelt wurden. Im Hafen

Zeitungskorrespondenten aus entfernten Gegenden , wie aus den griechisch-türkischen Grenzbezirken,

stürmte es an demselben Tage derartig , dass kein Dampfer einzulaufen vermochte , und dass es dem

den verschiedenen Inselgruppen, sowie besonders aus dem Inneren Kleinasiens, Rechnung zu tragen hatte, wäre die Zahl derselben vielleicht zu der doppelten und darüber hinaus angewachsen.

vor Anker liegenden französischen Admiralschiffe » Vauban « , sowie dem russischen Kriegsschiffe » Rinta«< nur mit äusserster Anstrengung gelang, sich gegen die Sturmflut zu schützen. Nach amtlichen. Meldungen machten sich die Erdkonvulsionen als

A) Erdbeben des Jahres 1889. Die während des Jahres 1889 zu meiner Kenntnis.

sekundäre Erschütterungswellen auch an anderen Orten fast zu gleicher Zeit, wenn auch nicht mit derselben

gelangten und einer möglichst sorgfältigen Prüfung | Stärke, fühlbar, wie z. B. in Theben , Livadia, Araunterworfenen Bodenerschütterungen belaufen sich chowa, Megara, Kalchis, Karysto und Amphissa. In im ganzen auf 42. Aus dieser Totalsumme können Korinth wurden dagegen ausnahmsweise zwei Erwir von vornherein 25 Fälle ausscheiden , welche schütterungen konstatiert, die erste um 11 Uhr abends zwar in Bezug auf Stärke und Zahl der Schwingungen oder Stösse , der Dauer , Richtung und Eintrittszeit

und die zweite gegen Morgen . In Athen selbst verursachte das Erdbeben , ausser dem Einsturz eines

mehr oder weniger voneinander abweichen , hingegen darin wesentlich übereinstimmen , dass sie keinen nennenswerten Schaden verursachten . Von diesen

baufälligen Hauses in der Hermesstrasse , keinen Schaden , dagegen bekam das unlängst wieder ausgebesserte Gewölbe der alten byzantinischen Kirche

machen wiederum diejenigen eine Ausnahme, welche kein seismologisches Interesse darbieten . Die übrigbleibenden 17 sind folgende : 1. Am 22. Januar, morgens, wurden hier in Athen

in Daphne eine tiefe Spalte. Die Bodenzuckungen waren von so heftigen und andauernden Regengüssen begleitet, dass dadurch die Olivenernte in Amphissa nahezu vernichtet wurde .

drei Bodenschwankungen beobachtet, welche nach dem Seismographen und im Hinblick auf die Lagerungsverhältnisse einiger ärmlicher Häusertrümmer die Rich-

Nachrichten aus Smyrna und Konstantinopel wurde das im Taurus liegende pisidische Sparta am 22. Januar ,

tung von Ost nach West einhielten . Die erste wellenförmige Erschütterung wurde 5 Uhr 15 Minuten verspürt , die zweite , anfangs gleichartige , aber mit einer drehenden Bewegung endigende, um 6 Uhr 30 MiAusland 1893, Nr. 44.

2.

Nach

hierhergelangten

übereinstimmenden

abends 11 Uhr, von einem folgenschweren Erdbeben heimgesucht . Auf die erste Erschütterung folgten bis 2 Uhr nachts noch acht andere , deren stärkste , von unterirdischem Getöse begleitete, den Zusammen87

690

Die griechisch-kleinasiatische Erdbebenchronik vom Jahre 1889 bis inkl. 1892 .

sturz von Moscheen , Minarets , Häusern und Maga- | Aquila (Abruzzen ) zu jener Zeit einen Monat hindurch dann und wann von Erdkommotionen gezinen oder Krämerläden , im ganzen ungefähr ängstigt wurden. Dem Berichte nach hatte sich 300 öffentlicher und privater Bauten, zur Folge hatte . daselbst am 10. März eine solche fühlbar gemacht Die meisten stehengebliebenen Wohnstätten sollen und am 11. März habe man sechs dergleichen gebis auf wenige baufällig geworden sein. Der Verlust an Menschenleben wurde mit Bestimmtheit nicht zählt . Die seismologischen Instrumente sollen in angegeben ; nach der voraussichtlich alsbald abgeschickten Depesche hatte man drei Leichen unter den Trümmern hervorgezogen. Der im Aufblühen begriffene, von zahlreichen Gärten umgebene Handelsplatz zählte an 4000 Familien , von denen ein Drittel aus orthodoxen, jedoch zum grossen Teile türkisch

schütterung fand ihre Bestätigung in einem Telegramm des Pariser »Petit Journal« vom 11. März. Nach einigen Tagen überraschte mich eine Notiz im » > Rheinischen Kurier« , nach welcher in Idstein

sprechenden Christen besteht. Schon zehn Tage vor der Katastrophe zitterte der Boden von Vorderasien

(Regierungsbezirk Wiesbaden) am 12. März, morgens 2 Uhr 29 Minuten (Ortszeit) bei Nordweststurm

auf verschiedenen Punkten . So wurden am 5. Januar in Auchak und Kuttahia und am 9. in Karazichar

und Schneegestöber ein Erdbeben stattgehabt hatte, welches auch in Auroff und Görsrad verspürt wurde. Einige Personen wollten schon am Abend um

Erdstösse verspürt. Aus Obigem folgt, dass die erste Erschütterung in Sparta mit der in Korinth um II Uhr abends des 22. Januar konstatierten zusammenfiel (»Ephemeris«) . Es verdient erwähnt zu werden, dass der edelmütige und mildthätige Sultan sogleich nach Eintreffen der Hiobspost 300 türkische Pfund auf seine Privatkasse anweisen liess , um der grössten Not möglichst abzuhelfen . Auch stellte sich der menschenfreundliche Monarch an die Spitze einer Kommission zur Sammlung freiwilliger Spenden behufs desselben wohlthätigen Zweckes . Wahrlich, ein nachahmenswertes Beispiel für manchen christlichen Herrscher ! 3. Nach Meldungen aus Korinth machte sich

dort am 3. Februar bei Tagesanbruch ein schwacher An demselben Tage wurde in Erdstoss fühlbar . > Neuen Freien Presse« über eine in Wartberg der » im Mürzthal (Oesterreich) beobachtete Erderschütterung telegraphisch berichtet. (Zeitangabe u . s. w. fehlte.) Aus San Francisco wurde gemeldet , dass Java am 2. Februar von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde, welches unter anderem die Stadt Joana fast ganz zerstörte. Der westliche Teil der Insel und das Centrum sollen am meisten gelitten haben. Aus New York schreibt man , dass in Nebraska am 5. Februar ein schrecklicher, von elektrischen Störungen begleiteter Orkan gewütet hat >Magdeburger Zeitung «>Neuen Freien Presse « , dass die Einwohner von

fortwährender Bewegung gewesen sein. Die Meldung in betreff der am 10. März beobachteten Er-

82 Uhr eine Bodenschwankung wahrgenommen haben. Wie ich schliesslich dem >> Secolo «< und der >>Illustrierten Zeitung« vom 16. März entnommen, wurde am 9. März ein Erdstoss in Bologna konstatiert. Aus Syra berichtete man vom 13. März über ein daselbst am 12. beobachtetes leichtes Bodenzittern .

>>Hier, « fügte man hinzu , » werden wir fast

jede Nacht durch Erdstösse erschreckt, ebenso unsere Nachbarn von Tenos und Naxos, während in Santorin Ruhe herrscht« (»Kaupoi « vom 14. März). Nach einem amtlichen Telegramm wurde das an 200 Feuerstellen zählende Dorf Kunina bei Vossizza am 12. März von einer heftigen Erderschütterung betroffen , welche von einem Hügelrutsch und Bodensenkungen begleitet war. Ein Teil der Häuser wurde von dem Erdrutsch bedeckt , der Rest wurde durch Risse unbewohnbar. In der Nähe des Gemeindeschulhauses zeigte sich eine tiefe Erdspalte ( » Revue Neuen Zeitung« und der » Xópa « unter dem 16. Mai : >> Die fortwährenden Erderschütterungen lassen uns nicht zur Ruhe kommen. Am 12. d . Mts . zählten wir deren drei ziemlich starke und mehrere schwächere, heute wiederholen sich letztere . Es ist auffallend, dass unsere Nachbarinseln davon verschont blieben. Madrid, 8. Juni. Gestern wurde hier und in Jaen (Andalusien) ein Erdbeben verspürt. Ephemeris« vom 8. Juli berichtet : >>Letzte Woche wurden in Zante wiederholte Erdstösse beobachtet , ohne jedoch Schaden zu verursachen. Zur selben Zeit hatten solche auch in Volo und Psara statt . (Nähere Angaben fehlten .) Petermanns Mitteilungen«< , 1889 , Heft 12 , ist dasselbe eingehend beschrieben. Man schreibt der »> Neuen Zeitung « (Nr. 230 vom 30. August) aus der Ortschaft Baburi in Epirus , dass in mehreren Bezirken seit dem 19. Mai fast täglich zwei bis drei leichte und unschädliche Bodenschwingungen beobachtet wurden. Vom 24. bis 26. August sollen dieselben an Heftigkeit zugenommen haben .

691

15. Am 26. August hat die Erdbebenkatastrophe auf Lesbos stattgehabt. ( Ich verweise auf meine Beschreibung derselben im »Ausland« 1891 , Nr. 6.) 16. Am 27. November - während ich auf einer Reise nach England begriffen war - sollen in Athen im Laufe des Nachmittags bis 102 Uhr abends fünf leichte und unschädliche Erschütterungen fühlbar Prevesa worden 17.

geworden sein ; ungleich stärkere sind in (Epirus ) zu derselben Zeit wahrgenommen (»Palingenesia« ). Am 3. Dezember machte sich hierorts um

Mitternacht eine mittelstarke wellenförmige Bodenschwingung in der Richtung von Ost nach West fühlbar. Aus Vostizza schrieb man der » > Palingenesia «, dass man dort am 2. Dezember um 11 Uhr 10 Minuten abends einen starken Erdstoss verspürt habe , am 3. Dezember , morgens 8 Uhr , einen stärkeren und um 10 Uhr abends einen noch . stärkeren. Am 26. Oktober, Datum der Katastrophe von Lesbos, seien dort ebenfalls drei Bodenschwin-

11. Am 16. September, morgens 5 Uhr, wurden hier in Athen zwei Erdstösse verspürt , von denen

gungen beobachtet worden . Nach der >» Ephemeris » Ephemeris«< ). Aus New York schreibt man der » > Magdeburger Zeitung Petit Journal« berichtet , dass in der Nacht vom 6. auf 7. Oktober ein heftiger

Meine Erdbebenbeobachtungen sind in diesem Jahre zahlreicher als im vorigen . Der Unterschied wäre vielleicht noch erheblicher , wenn ich nicht Grund zu der Annahme hätte , dass ein Teil derselben während meiner mehr als dreimonatlichen Abwesenheit von Athen der Aufmerksamkeit eines

Sturm an den Küsten Englands gewütet habe, durch welchen der Dampfer >» Express «< gescheitert sei. 14. Nach einer Notiz der »Neuen Zeitung« vom 21. November hat man im August etwa 15 Seemeilen von Tenedos ein Meerbeben beobachtet

mir befreundeten Stellvertreters entgangen sei . Von 131 im Laufe des Jahres gesammelten Beobachtungen von Erdkommotionen bieten 125 kein besonderes seismologisches Interesse, so dass die Zahl der besprechenswerten Fälle sich auf sechs reduziert . Ich beschränke mich nicht allein auf diese minimale

(s. »Ausland« 1891 , Nr. 6) .

Totalsumme als Ergebnis einer vorausgegangenen

Die griechisch-kleinasiatische Erdbebenchronik vom Jahre 1889 bis inkl . 1892 .

692 möglichst

sorgfältigen

Prüfung

der

einzelnen im

Jahre 1890 bekannt gewordenen Fälle von Erdbeben , sondern dehne dieses Verfahren auch auf die Jahrgänge 1891 und 1892 aus . Was andererseits die geographische Trennung der im Königreich Griechenland und in Kleinasien stattgehabten Erdbeben anlangt, sowie die Einteilung derselben in Tages- und Nachterdbeben, so habe ich auf diese sonst wünschenswerten Einzelheiten Verzicht geleistet , da die diesfallsigen aus Zeitungsnachrichten zu entlehnenden Daten sich einer annähernd genauen Kontrolle entziehen würden . Hierzulande ist man so sehr an Bodenschwankungen gewöhnt ¹ ) , dass man denselben geringe Aufmerksamkeit zu schenken pflegt , wenn sie nicht wenigstens Teile von Mauern zum Fall bringen oder Risse an Häusern zur Folge haben . Die angedeuteten sechs Fälle sind : 1. Die » > Ephemeris« vom 18. Februar berichtet, dass Vostizza und Umgebung im Laufe der letzten Woche 14mal erschüttert wurden . Unter anderen zählte man Sonnabend den 15. Februar sechs Bodenschwankungen, von denen drei heftige, welch letztere um 1 Uhr 20 Minuten in der Nacht vom 14. auf 15. , um 9 Uhr früh am 15. und um 2 Uhr nach Mitternacht statthatten . Das Beben um 9 Uhr morgens wird als ein heftiges bezeichnet. Diese Erdkommotionen wurden auf den Cykladen und in Patras gefühlt , Kalchis soll dagegen nur am 15. Februar um 9 Uhr morgens stark erschüttert worden sein . Nach demselben Blatte vom 5. März soll der 3500 Einwohner zählende Bezirk von Budrun (Hali-

zwei Erdstösse mittlerer Stärke in der Richtung von Süden nach Norden konstatiert . - Die » Magdeburger Zeitung«< vom 9. Juni bringt folgende Depesche : » Sofia, 7. Juni . Heute früh 62 Uhr erfolgten zwei ziemlich starke Erdstösse in der Richtung von Süden nach Norden . Ephemeris «< , >>Kapoi « und »> Neue Zeitung« wurde am 26. Juni das nordwestlich von Chios gelegene kleine Felseiland der ägäischen Inselflur Psara (Psyra , Tópa) mit dem gleichnamigen Inselstädtchen von einem verheerenden Erdbeben betroffen. Einige Personen haben und etwa erlitten sollen Verletzungen 50 Häuser mehr oder weniger beschädigt sein. Weiter soll während der gewaltigen Erschütterungen die Kuppe des Berges Kanavós gespalten und in sich zusammengestürzt sein. Aus der hierdurch gebildeten Oeffnung (Kraterschlund ?) sei ein heisser , schlammiger Wasserstrom ( Lava?) an den Abhängen des Berges hinab ins Meer geflossen. Hier und da sei ein Schwefelgeruch auf der Insel verbreitet, dessen Intensität auf einigen Stellen Atembeschwerden erregten . Diese anfangs durch Reisende über Chios hierhergelangten Nachrichten wurden später durch die Zeitungen von Smyrna bestätigt . Die kleine, unfruchtbare ¹ ) und erst durch den Heroismus ihrer Bewohner während des griechischen Unabhängigkeitskampfes im Bewusstsein der Griechen emanzipierte Insel Psara besitzt keine Telegraphenverbindungen . 5. Am 8. Juli wurden auf der Insel Andros

karnass, am Karischen Meere) seit dem 15. Februar von fortwährenden Erschütterungen betroffen worden sein, deren heftigste am Mittwoch den 25. Februar Verwüstungen zur Folge hatte und eine Panik verbreitete . Die Lokalbehörde hat um 3000 Zelte

und in dem schon im Altertum berühmten Badeorte Após auf Euböa zwei schwache Bodenschwingungen verspürt, die erste um 2 Uhr und die zweite

nachgesucht. Nähere Angaben fehlen . 2. Athen soll am Morgen des 18. März, 6 Uhr 15 Minuten und 7 Uhr 45 Minuten , zweimal hintereinander schwach gebebt haben , so dass die Bewegung von vielen Personen wie auch von mir nicht bemerkt wurde .

6. Der »Akropolis « telegraphiert man aus Karavasera (Appikoyixòv Apros) am 2. August , abends 7 Uhr : » > Vor zwei Stunden, um 5 Uhr nachmittags, schwankte der Boden dreimal hintereinander , ohne Schaden zu verursachen« . Andererseits meldet die

Auch in Xylokastron ( Eparchie von Korinth) wurden beide Erdstösse fühlbar. - Nach einer De-

um 4 Uhr 40 Minuten morgens (» Neue Ephemeris >Neue Zeitung«< , dass Lamia den 2. August, abends 9 Uhr, durch einen ziemlich starken, doch unschäd-

pesche d . d . Madrid , 18. März ( » Magdeburger Zeitung >Echo« vom 19. Februar 1891 beschriebenen Erd-

der >>Ephemeris >Der Fluss

¹)

Ausland

1889 , Nr. 6.

stieg gewaltig im Moment des heftigen Erdstosses und überschwemmte alles.« Ich erblicke in dieser ¹) Die Insel erzeugt nicht einmal Wein. Daher hiess es schon im Altertum : Ψύρα τὸν Διόνυσον ἄγοντες . « (Cratinus bei Suidas. )

Forschungen über das deutsche Wohnhaus.

693

Mitteilung einen Grund zur Verallgemeinerung der meines Wissens von mir zuerst gemachten Beobach-

Reichenhall - Lofer - St. Johann - Kitzbüchl - Wörgl gibt es keine »Rauchhäuser« . Vielleicht sind solche ab-

tung , dass fast sämtlichen auf den griechisch-kleinasiatischen Inseln und Küstenstrichen vorkommenden Erdbeben submarine Vulkanausbrüche zu Grunde

seits. Ueberall fand ich gemauerte Schlote , häufig Sparherde , oft den Backofen in einem abseitigen Häuschen. Aeltere Jahrzahlen , z . B. 1690 , 1708, fand ich auf manchen Firstbalken. Auslaufbrunnen

liegen ¹).

(Fortsetzung folgt.)

D

O Forschungen über das deutsche Wohnhaus .

offne Holzlage Von Gustav Bancalari (Linz a. d. D.) .

12-9m

(Fortsetzung . ) XXII .

Troad Kastn "

Salzburg- Reichenhall - Lofer- KitzbüchlWörgl- Innsbruck. Auf dieser Strecke ist das sogenannte » eigentliche Tiroler- Haus« am schönsten und reinsten

entwickelt ; nur bei Salzburg und zwischen Wörgl und Innsbruck ist der Typus vom Baumeister bearbeitet worden. Südwestlich von Salzburg lebt er

Tenn '

9m

Fig. 139. >Troad-Tenn (»Dinn«) oder Getreidescheuer neben alten Häusern in Strub (Salzburg) .

erst bei Gross- Gmain (östlich Reichenhall) wieder Mauerwerk tritt an ihm auch in waldiger auf. Gegend häufig zu Tage, so z. B. zwischen Unken und Lofer , weil > » wohl die Waldgerechtigkeit für Holzbezug aus den Staatsforsten den Bauern zusteht, aber taugliches Holz weit entlegen und schwer bringbar ist« < , wie der intelligente Wirt in Mellek mich aufklärte. Der Stein sei überall zur Hand und an Kalk fehle es ja nicht. So erklärt es sich, dass auch mitten in schönen, aber vorherrschend dünnstämmigen Wäldern überall weissgetünchte Steinwände von den Hängen herabblicken 2). Die Häuser im Thale der Saalach und des

oft vor dem Hause.

Innerhalb der Hausthüre oft

ein zweites niederes » Gatterl«, welches Licht einlässt, das Vieh aber abhält.

Neben dem alten Ein-

heitshause (Wohnung , Stall und Heu ) steht oft eine neuere >>Troad - Tin« (Tenne) mit »TroadKastn « , der durch eine an die »Säulen Haussims «) gehört hier zumeist zum

Strasse t.Todtenbretter I- W- Heurehm

12x=9m oberen Wohngeschoss und nur zuweilen hängt ein >>Obersims > Berchtenlaufen , heute noch am 6. Januar in Mittersill geübt, bei Unken erst vor zwölf Jahren abgekommen, hat auch nicht über die Grenze gegriffen. Von diesem altmythologischen Fastnachtspiele , dem Stelzenlaufen , der Federnzier ( Gockelhaube « ) , dem Tanz über Feuerbrände und den üblichen Teufelsmasken spricht man noch in Unken. Die hierbei gebrauchte Schweglpfeifer kommt jetzt ausser Gebrauch. Eine so scharfe Grenze für Volksgebräuche, wenn sie ein Gebiet desselben Stammes durchschneidet , ist gewiss seltsam und näherer Erforschung wert. - In dieser Gegend heisst die Spur einer ehemaligen Strasse oder einer Wohnstätte, wenn sie sich durch künstliche Ebnung verrät, » Gleichnis« , was ich als sprachliche Besonderheit hervorhebe. Ausland 1893, Nr. 44.

II

III

IV

Strasse Sudseite

Fig. 140. >Heustadl auf freiem Felde bei Reichenhall aus rohen Rundbalken.

Scheidewand von dem Einfahrt- und Dreschraum getrennt ist.

Oft ist dann an einem Ende des Ge-

bäudes ein Flugdach angelehnt für Streu oder Holz u . dgl. (s. Fig. 139) . Fig. 140 zeigt einen der Gemeinde Reichenhall

gehörigen »Heustadl « auf freiem Felde. Er ist aus Rundholz gezimmert, die 20 Balkenlagen übergreifen sich an den Ecken mit 30 cm langen Vorköpfen. 88

694

Forschungen über das deutsche Wohnhaus .

Der tennenartige Raum d heisst »Durchfahrt« , die Heubehälter rechts und links >» Rehm« und zwar 1. Heu - Rehm , 2. Grumet- (Nachmahd-) Rehm, 3. Sperrheu - Rehm , d . i . saures oder mageres Schaffutter. Diese »Rehmen« heissen auch >» Osen «< , die Scheidewände » > Osenwände« . Unter den Dachvorsprüngen ist Holz geschichtet und die » Hiefelstöcke« , d. i. Nadelholzstangen mit kurzgestutzten Aesten zum Aufhäufeln des Klees oder Heus , geborgen. Form, Name und Gebrauch dieser Stangen sind somit wie in Kärnthen . Grosse Heuhaufen werden um > » Triesthölzer « aufgetürmt. Die Totenbretter (Fig. 140 ) hängen im Pinzgau gewöhnlich an abgetrennten Scheuern oder auch an den Wirtschafts-

der Einfahrt Futter aus der Heu - Rehm

in den. Stall. Die Rehm-Abteilungen stehen auf Holzsäulen, und unter ihnen ist ein offener Schuppen für Waldstreu. Der Bauer meinte , »es wäre gut, wenn ich eine ,Durchfahrt' hätte ; denn so muss jeder eingefahrene Wagen rücklings (er gebrauchte ein anderes Wort) wieder hinaus« . Wir werden später (Fig . 145 ) sehen , wie diesem Bedürfnisse anderswo wirklich abgeholfen wurde , und erkennen in diesem Falle, wie allmähliche Typusänderungen entstehen. Die schmucken Holztürmchen , eigentlich nur

hölzerne Glockengestelle mit kegelförmig gespitzten Dachaufsätzen , stehen von Salzburg bis Wörgl auf Tennbrücke (Holzrampe)

trakten der Einheitshäuser, besonders wo sie der Vorübergehende sieht, also an Wegen. Was auch ihr Sinn und Zweck früher gewesen sein mag , gegenwärtig

t Strasse . Süd

gelten sie für Gedenktafeln , ähnlich wie » Marterln «< . In diesen Gegenden sind sie unbedingt auf salzburgisches Gebiet beschränkt . In Tirol , Kärnthen und Steiermark habe ich sie nicht gefunden ¹ ) .

I. Obergeschoss

Stube

Oft hängen mehrere an einem Hause ; auch solche Fremder , aus Gefälligkeit des Hausbesitzers. Sie sind kleiner als ein erwachsener Mensch, haben

Т Kammer

Heu Rehm

Sollergang Vormahd.

Einfahrt Rehm

Sargform , sind meist braun angestrichen , mit Inschriften versehen : »Zum christlichen Angedenken an .....« Sie werden zugleich mit dem Sarge an-

| Stube

Kammer Grumet

+ geschafft, für den Toten nicht gebraucht , nach der Beerdigung horizontal aufgehängt, allerdings in anderen Gegenden senkrecht in die Erde gesteckt, wie z. B. im Böhmerwalde oder bei Saalfelden u. s . w.

im christlichen Sinne umgestaltet worden. Kleine >> Heustadeln « , bestimmt , das Heu dort aufzubewahren, wo man es mähte , heissen » Hoss «< , kleben an allen Hängen , sind 4 m lang und breit , 3 m hoch, vom allerrohesten Blockbau , meist sechs Lagen dicker Bäume und fünf Lagen fugenschliessender Einlagepfosten , mit flachem Bretterdache. Der Raum ist ein ungeteiltes Quadrat ; die rechteckige

Strasse Süd .

Ein alter, wohl mit dem Animismus verquickter Gebrauch ist da offenbar rudimentär erhalten und dabei

II. Untergeschoss

Stube

Stall

Offene „Schupfen für Waldstreu

1,5*

_20 *(Schritt)- 15 m

Kammer

Hausgang

| Kuch Kuchel' el

Rumpel

10* Oeffnung ist dem Wege zugewendet und mit Balkenstücken ( »Stadlhölzer« ) verlegt . An solchen Bergstadln hängen oft ein bis zwei Totenbretter. Ausserdem gibt es bei Hallenstein » > Bergställe«< , mit gemauertem Stallkern und dreiteiliger Scheuer auf dem-

den Häusern, 2-3 m vom Firstende .

selben , mit Rampenauffahrt , also in merkwürdiger Uebereinstimmung mit dem Clavao Graubündens (»Ausland « , 1891 , S. 647) .

mit einem Kreuze, noch öfter gar nicht verziert. In Salzburg und Nordtirol habe ich nirgends jene altdeutschen, gekreuzten Pferdekopfornamente der First-

Fig. 141 versinnlicht das Untergeschoss eines Tiroler Hauses westlich vom Strubpasse, woran der

enden an urwüchsigen, ein paarmal allerdings an moVielleicht sind dernen Touristenhäusern gesehen . sie in Hochthälern zu finden . Sobald man den 800 m hohen Sattel zwischen

Achensee -Typus kenntlich , aber eine individuelle Abweichung in der Einfahrt bemerkbar ist. Die Hausfrau kocht hier auch wieder auf einem niederen Herde am offenen Feuer. Wie Westkärnthen Wie in in Westkärnthen heisst der Oberflur »Söller « ; bei wirft man aus

1) Wohl aber sind diese Erinnerungszeichen zahlreich im Die Red. (bayerischen) Thale von Ruhpolding.

Fig. 141 . Haustype von Strub (Salzburg). Dies ist oft

Strub und der Moränengegend von Endgries und Innerwald überschritten hat , trifft man im fruchtbaren Thale der Kitzbüchler Ache sofort einen üppigeren Hausbau. Gegen Kitzbüchel finden wir eine teilweise grossartige Ausgestaltung der Häuser. Wer aber noch an » kolossale Heidenhäuser« , d. i.

Forschungen über das deutsche Wohnhaus.

gemauerte , zum

von

den Walchen überlieferte, Holzbaue« gegensätz-

> germanischen »

liche Bauten glaubt , dem sei ein Spaziergang von Erpfendorf über Kirchdorf-St . Johann nach Kitzbüchl dringend geraten . Dort kann er staunend bemerken , wie mächtig sich das Holzhaus entwickelt hat und nun wegen des abnehmenden Holzreichtums Die Die in das ebenso kolossale Steinhaus übergeht. >> Heidenhäuser » Labn« Balkon . Dies sehr alte und offenbar altartige Tiroler Haus hatte also ursprünglich links einen ungeteilten, geräumigen Flur (Haus- und Herdraum) , rechts aber Stuben und Kammern, eine Form, welche sich dem heutigen Ostschweizer , sowie Wohnhause, dem Hause Cuorat W bach) in der Hauptsache sehr weiterhin bis gegen Wörgl an

dem Vorarlberger im Engadin (Gladannähert und noch ärmlichen Häusern

häufig gefunden wird. Es war selbstverständlich und nach der Lage des Balkons zu urteilen, ursprünglich ebenerdig . Je älter und primitiver , je näher also dem anzunehmenden Urtypus eine Hausform , desto grösser wird jedesmal der Kreis der Dies vergleichungsfähigen Nachbartypen .

Strasse

ст

Herd

„Haus

Küche

Kammer

b Nord

Süd a

Stube

Stall

deutet auf die gleichartige Urform aller betreffenden Typen hin. Die meisten Unterschiede sind später erworben, z . B. die vorherrschende beiderseitige Angliederung der Stuben und Kammern und daher der Hauseingang in der Mitte der Giebelseite . Das uralte Weiblein , welches dies Haus besitzt, hat mir auch durch eine Bemerkung zur Erkenntnis eines wichtigen Kriteriums städtischer Häuser verholfen. Sie schämte sich ihres unansehnlichen Hütt-

Ost

chens. Ich tröstete mit dem Sprichworte : » Ein Kleinhaus ist besser als kein Haus. Haus«< (nicht Vorhaus) genannt wird, worauf ich Gewicht lege ; dann weil neben den Fenstern mittlerer Grösse (» welche die Naherin hat grösser machen lassen«) 30 cm grosse, quadratische, ältere, wieder geschlossene Fensteröffnungen kenntlich geblieben sind . Das Obergeschoss hat die wahrscheinliche Urform der Hauseinteilung festgehalten. Ueber Haus und Küche befindet sich der ungeteilte ¹) Die St. Antonius - Kirche in St. Johann ist 1671 als Holzkapelle vollendet und erst 1768 gemauert worden. Dies gestattet einen Schluss auf die gewiss späte Vermauerung der Bauernhäuser. In einem Dorfe östlich Hopfgarten hat mir der Besitzer des schönen Holzhauses Fig. 144 geheimnisvoll mitgeteilt , sein Haus sei sehr alt, ein Heidenhaus , denn der Keller sei gemauert und gewölbt. Ich habe dieses Kellergeschoss besichtigt und halte das Mauerwerk für modern. Solche halb mythische Anschauungen sind gewiss merkwürdig , aber nicht leicht zu erklären . Vielleicht wirkt eine alte Erinnerung mit. Ansiedler , welche an Holzbau gewöhnt waren , sind in längst verödeter Gegend auf Mauerreste gestossen, haben sich derselben gar bedient und bringen die Heiden « ins Spiel , ähnlich wie man heutzutage » Schwedenschanzen« findet , welche aber in Wahrheit prähistorische Ringwälle oder Schanzen aus den Franzosenkriegen sind. Das wäre eine Erklärung , welche ich zur Beurteilung vorlege. Aus dieser bäuerlichen Benennung Folgerungen auf einen lückenlos überlieferten » Heidenhaustypus>Drei Gadn-Heachen «< (= Gadenhöhen) entspricht nach städtischem Sprachgebrauche einem » > zweistöckigen Gebäude« , also drei Geschossen, das Erdgeschoss mit-, das Dachbodengeschoss aber nicht gerechnet. Dabei gibt es ein bis drei Balkone . Ich habe bei Eberhardling folgende Zusammensetzungen gefunden : 1. Erdgeschoss , gemauert ; Labn ; Obergeschoss (Blockbau ) ; Oberlabn ; Boden . 2. Erdgeschoss ; erstes Obergeschoss , bis hierher gemauert ; Labn; zweites Obergeschoss ; Oberlabn ; Boden . 3. Dieselben Formen vermauert, mit oder ohne » > Labn«< alle aber mit Flachdach und Schwersteinen die Besitzer solcher Häuser haben viel Vieh - bis 100 Stück Rinder , welche im Winter alle im Gehöfte beisammen, im Sommer teilweise auf den Almen . sind. Das Haus Fig. 143 ist der Kern eines Haufenhofes , wie es in den Alpen wohl nicht viele gibt.

Forschungen über das deutsche Wohnhaus.

696

Der Eberhardlinger Hof enthält folgende Elemente : 1. das Einheitshaus mit Wohnung, Stall und Rehmwerk; 2. den Getreide -Tenn , rechts und links mit >> Troadkastn «< , und einer »Büh« (Bühne ?) oben im Dachraum ; 3. Backofen unter Dach ; 4. Schupfen ; 5. ehemaliger Getreidekasten (vgl . »Ausland«< , 1892 , S. 299) , zum Rosstall umgewandelt. Der Herd ist

wänden (verzinkte Bohlen ohne Vorköpfe) fallen dort auf. Sie stammen alle aus dem 19. Jahrhundert und verraten, dass wohl vor kurzem noch der Holzbau in diesen Gegenden alleinherrschend war. Westlich Kitzbüchl gibt es indes noch wahre Kleinode von

Holzhäusern .

Fig.

144 sucht ein

jenem des Achensee-Hauses ähnlich , also altartig. Die Küche ist seit langem in ein Seitengemach verlegt. Der Brunnen in jener Küche trägt die Zahl 1745 . Die Hühner hausen in einem Ställchen an den drei EE

Seiten des Herdes und können aus demselben , wie am Achensee, durch ein Schlupfloch ins Freie. Ins Wohnzimmer können sie nicht gelangen . Der in < , ein schmaler Fig. 143 angedeutete >» Umgang « der an Brettergang Wetterseite , wird später Ross Stall seine Erklärung finden. Die Brustbretter der Balkone sind (hier und bis Wörgl) zierlich ausgeschnitten. Neue, reiche, aber nüchterne Häuser verzichten auf diesen traulichen Zierrat . Ganz

arme , alte Häuschen haben ihn wohl nie besessen. Man wäscht in diesen Gegenden die glatt gehobelten , feinen Blockwände des Wohntrakts vor den grossen

18* = 13,50 m

Fig. 143. Obergeschoss , Rehmwerk im Hinterhause des ehemaligen Wirtshauses Niederstrasser in Eberhardling, nördlich Kitzbüchel (Tirol).

Festen mit Seifenwasser und Bürsten . Teile der >>OrtbretterHeubarren raum oberhalb der Tenne werden die Garben durch > hinaufgeschupft « . Aus den Heubarren eine Oeffnung » führen Löcher in den Stall. Aehnliche kleine Stadel

II

h - Hausthüre mit Stufen.

Nord 1) Vgl. Kiepert , Lehrb. d . alt. Geographie , S. 367 : >Ladiner oder Walchen , wie die bajuvarischen oder alamannischen Eroberer diese meist in besonderen Stadtquartieren (,Walchengasse ) neben ihnen wohnenden Reste der früheren Herren des Landes nannten , werden in diesen Städten (Regensburg , Augsburg , Passau) noch im 10. Jahrhundert erwähnt ; in Innsbruck noch im 12. Jahrhundert. . . . « S. 370: .... hat sich dann wieder die romanisch - ladinische Sprache im ganzen Umfange Rhätiens bis ins 12. und 13. Jahrhundert, in abgelegenen Thälern Graubündens und Osttirols bis heute und zwar mit einem eigentümlichen , vom benachbarten Italienisch scharf abweichenden Charakter erhalten. a

Fig . 159 . Wohnhaus (gemauert ) eines Kleinbauers , Besitzers von drei Stück Vieh ; Pellegri , bei Edolo . Rauchhaus .

Ein Kessel hängt an der Kette. Ein trepiede ( Dreifuss) steht über dem Feuer. Da verweilt im Winter die Familie, solange das Feuer brennt, denn die anderen Gemächer sind unheizbar , bloss als Schlafraum und Vorratskammern benutzbar. Stirbt das Feuer, so setzen sich alle in den Stall, die natürliche Wärme des Viehes ausnutzend. Die Dachkonstruktion erspart alle starken und langen Balken . Der First liegt auf dem Mauerstücke m und auf ähnlichen Mauer-

diesen Hausformen ein ehemaliger Holzbau entspricht, dessen ideale Rekonstruktion nicht gerade bedenklich und schwer ist. Das Urbild , wenn man das Obergeschoss wegdenkt und den Stall mit dem Erdgeschoss auf gleiche Höhe bringt , also die Folgen des Volkszuwachses und der Lage am Hang eliminiert , würde von dem Urbilde des osttirolischen Hauses , welches ich aus dem Saubüchel - Hause bei Kirchberg (Fig. 142 ) abzuleiten versuchte , nicht viel verschieden sein. Nur ist in diesem vermauerten , italienischen Hause der Flurraum als Ganzes benutzt, als Hauptgemach erhalten und aus den Nebenräumen sind keine traulichen Stuben , sondern nur unheizbare Cubicula , Schlafkammern geworden (vgl . » Ausland « , 1891 , S. 722); In den ausgebrochenen Giebelmauern (Fig. 159) sehe ich übrigens die Wurzel der in Oberitalien sehr verbreiteten » > Specula« -Konstruktion , d. i . eine zinnenartige Auszahnung der Mauern unmittelbar unter dem Dachsaume (»Ausland « , 1891 , S. 651 ) in Weilern und Städten , z . B. in Brescia. Im Norden wäre eine solche weitgehende Oeffnung der

stücken der Zwischenmauern , und , und der rückwärtigen Giebelmauer m₁ . Die Gesperre , ziemlich dünne Stangen , sind am Firste befestigt und ruhen auf den Längsmauern . Die Durchbrüche rechts und❘ links von m , 1 , 2 und m, gestatten den für den

Bodenräume , wenn nicht Heu und Stroh wärmend auf der Decke liegt (Kärnthner offene Giebel) , einfach zu kalt. Auch in der Valle Camonica (Ponte

Bodenraum (fenile , Speicher) notwendigen Luftzug. Dieser fenile (Heuboden) wird von der Bergseite gefüllt. Die Aussenwände sind roh gemauert, nicht

Dorf, » weil es im Winter den Stall warm halten muss« ; erklärlich in einer Gegend, wo sechs Monate lang eine bis 2 m dicke Schneeschichte liegen bleibt. Nicht bloss das Oberinnthal, der Vintschgau , auch

verputzt.

Die Fenster sind verglast und vergittert.

di Legno, 1261 m) führt man einen Teil des Heues aus dem Grunde mühsam von den Seitenthälern ins

716

Forschungen über das deutsche Wohnhaus .

das Valtelin , das Aprica-Pass- , das Edolo- und das Camonica-Thal würden landeskundliches Studium, etwa der Orts- und Flurnamen , der ältesten Pfarr-

Die Besiedelungsart der oberen Valle Camonica ist von der deutschen nicht verschieden . Die geschlossenen Haufendörfer haben Gewann- und Hufen-

bücher u . dgl . zur Aufklärung der Volksmischung und der Besiedelungsgeschichte verdienen . Die italienische Sprache hat über Land und Leute eine

verfassung. Der Feldboden ist in etwa 20 m lange, 10 m breite Parzellen geteilt. Jeder Besitzer hat zerstreute Parzellen zur Ausgleichung von gutem ,

dicke Schicht modernster Kultur gelagert , welche das darunter liegende Primitive schwer erkennen lässt . Man vergisst fast , dass das Italienische einst sehr langsam und seit kurzem erst unter dem Einflusse des Verkehres und der nationalen Einheit

schlechtem , entferntem , nahem , steilem , ebenem, trockenem und bewässertem Grunde. Die kultivierten Wiesen sind ähnlich verteilt ; vom Walde bloss ein Teil . Der grössere Rest nebst der Weide ist All-

rasch aus

Provinzial-, Distrikts- und selbst Dorf-

mundarten zusammenfloss und fliesst , so dass jetzt die Herrschaft der Mundarten merklich abnimmt. Zu dieser beispiellosen nationalen Koncentration kommt durch die Arbeiterwanderung eine internationale Begriffserweiterung gerade in die untersten

mende (Gemeingut) . Der Wald wird gemeinschaftlich bewirtschaftet , die Weide an Gemeindeglieder verpachtet. Der Pacht ist ein Tantum für jedes Stück Vieh ; das Doppelte für jedes Stück über den Winterviehstand . Auf diesen Weiden stehen nun stalli fenili oder Clischüre ( von >» Chiusura « ) und weiter oben die Malghe , ganz oben die baite für das

heutige Italiener ist ein ganz moderner Mensch. Sein lebhafter Sinn für die Gegenwart und die aus

Galtvieh. Die baite und malghe dieser Gegend kenne ich nicht ; wohl aber die clischüre , welche eine typische Spur zeigen und auf grosse Strecken gleich bleiben.

dem beängstigenden Eindrucke der Uebervölkerung

Fig. 160 zeigt einen doppelten Winterstall von

hervorgehende Sorge für die Zukunft leiten einseitig zu politischen Bestrebungen . Bezüglich des eigenen Volkstums begnügt er sich mit einigen Phrasen . Es ist ihm eine ausgemachte Sache , dass alle Italiener ungemischte Abkömmlinge der Römer sind. Kaum

Madonna di Biorca (935 m) bei Frontale , oberes

Schichten des Landvolkes , welches bei uns das beharrende, einzig rein nationale Element bildet. Der

Schieferdach beschwert



einige keltische Blutstropfen werden zugegeben. Spricht man von unzweifelhafter germanischer Beimengung , so wendet er sich vornehm lächelnd ab und findet in jedem gemischten Dialekte abgelegener Hochthäler Vulgärlatein , weil er es finden will. Die Namenforschung ist auch dem Gebildeten nahezu unzugänglich. Der Name einer Person und eines Ortes ist in Italien zumeist wie ein selbstverständ-

Fig. 160. Gemauerte Winterställe bei Mad. di Biorca (Valtelin). (Obergeschoss fenile ) . - Für zwei Besitzer.

Schiefer

liches, gewohntes Naturereignis. So antwortete mir ein Florentiner auf meine Frage nach der Bedeutung der Via dello Scheletro beim Florentiner Dome : >>>Mein Herr, Sie werden ja wohl auch einen Namen haben so wie diese Gasse. Jedes Ding hat seinen Namen«< . Einzelne landeskundliche Gelehrte , wie G. J. Ascoli , Giov. Flechia , die Brüder Cipolla u . s . w . , ändern nichts an der Thatsache , dass die Landeskunde in Bezug auf Volkstum in Oberitalien auf schmaler Grundlage steht. Gerade wo die reichsten Erkenntnisschätze lägen , an den Sprachgrenzen , ist wenig für deren Hebung durch Vereins- oder Musealarbeit, wie in Deutschland und Oesterreich, zu hoffen.

angenra bautum er Woh Stall

Fig. 161. Aehnliche Bergställe westlich von Edolo, bei Piazza.

Valtelin , für das Vieh zweier Kleinbauern . An jedem Ende ist ein Eingang in den Heuboden (fenile), unten sind die beiden Thüren zu den Ställen (ovile). Der Innenraum ist natürlich geteilt. Aehnlich angeordnete, aber mehr clavaoähnliche

In den untergehenden romanischen Dialektresten der Alpenthäler läge die Anregung, was Chr. Schneller

Clischüras mit Holzspeichern über dem Rinderstalle gibt es in Morignone ( 1095 m) nördlich Frontale. Fig. 161 stellt einen Bergstall dar, den ich bei

für das Lägerthal (südliches Etschthal) gethan , auch bezüglich der genannten Thäler ins Werk zu setzen ¹) .

Piazza ( 1000 m) , westlich Edolo , zu etwa 20 ein Sommerdorf bildend , sah . Für die Leute ist ein

1) Aus mehreren oben gebrachten Benennungen für Hausteile mag dies bereits erkannt worden sein. Andererseits ist zwischen Aprica und Edolo sehr häufig das Wort » la baita« für >>hohe Sennhütte , welches aber wohl aus dem deutschen Worte »Weide entstellt sein mag. Es hat in der italienischen Mundart den Sinn gewechselt und bedeutet » kleine , ärmliche Hütte , also wohl partem pro toto. Das italienisch-alpine Wort » malga =

>>Sennhütte ist offenbar mit »melken« verwandt. Ich erwähne noch Faitas am Tonal-Passe, des Berges Baitone der Adamello-Gruppe und des il paito « für die höheren Alpenhütten südlich der Presanello-Gruppe. Der Name Córteno (nicht corteno) westlich von Edolo erinnert mich an » Garten « . Vgl. die abweichende Angabe von Chr. Schneller , Tirol. Namensf. , S. 8, bezüglich >>paito« .

Geographische Mitteilungen. Bretthüttchen angebaut. Nur bei den weit entfernten Ställen bleibt die Magd . Bei den näheren kommt und geht sie nach Bedarf und nachts bleibt das Vieh unbewacht, was bei der unbedingten Sicherheit des Eigentums in diesen Gegenden ohne Bedenken ist. Fig. 162 zeigt eine Clischüra vom Aprica- Passe 1200 m) . Links , an den Rauchflecken kenntlich, ( ist der Wohnraum mit Herd und Betten für die l nde chi s t t Bre Black Blockriegel

Bruchstein = Mauer, unverputzt

10 x Nord

b

h Herd bb,Betten der beidenDirnen

b Stall

h Wohnraum Süd

4-

X

10 - 750 m

Fig 162. >Clischüra = geschlossene, almenartige Ställe östlich vom Aprica-Passe, Strasse von Valtelin nach Edolo. Dirnen. Rechts ist der Stall. Dieser Stall ist auch für den Winter gerichtet , » denn es kann so kommen , dass auch im Winter an ihn die Reihe kommt« . Die Blockwände sind genau , wie am Hinterrhein, und wie es Gladbach für mehrere Gegenden der Schweiz als typisch darstellt, mit senkrechten Riegeln quer auf den Balkenlagen gefestigt . Die letzteren sind nicht aufgekämmt , müssen daher durch dieses Mittel in der Vertikalebene festgehalten werden . Im Valtelin ist häufig ein Holzgang (lobja) mit einem Abtritt an der Hausfront . Eine seltsame Façadenzierde ! Oestlich des Aprica-Passes dagegen ist die Lobja nur Trockengerüste.

Geographische Mitteilungen. (Die Matabele und ihr König. ) In Südafrika ist nunmehr ein Krieg zwischen dem König Lobengula von Matabeleland und der British South African Chartered Company , unterstützt von der Kapkolonie , ausgebrochen. Die blutdürstigen Matabeles sind ein Stamm der Zulukaffern, welche vor ungefähr 70 Jahren gegen den Zulutyrannen Tschak a rebellierten und unter ihrem Häuptling Moselekatze zunächst in das jetzige Transvaal und dann in das Gebiet zwischen den Flüssen Limpopo und Zambesi einwanderten. Sie gründeten hier einen Militärstaat im Umfange von ungefähr 78 000 qkm und unternahmen fortwährend Raubzüge in das jetzt unter dem Schutze der South African Chartered Company stehende östliche Maschonaland . Sie ermordeten dessen friedliche Bewohner oder führten sie in Sklaverei

und raubten die Viehherden.

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Daraus ist nun der Krieg

entstanden, welcher durch zwei blutige Zusammenstösse am 16. und am 28. Oktober d . J. beendet wurde. Lobengula ward mit einem Verluste von 3000 Mann total geschlagen, und Matabeleland wird jetzt englisches Gebiet. Matabele ist stellenweise sehr fruchtbar und auch goldreich, so dass der Besitz des Landes den Engländern schon wünschenswert erscheinen kann. Ueber den in letzter Zeit öfters genannten König Lobengula werden einige Personalien von Interesse. sein. Er ist kräftig gebaut und überhaupt eine imponierende Erscheinung. Sein Gesicht zeigt eine gewisse Intelligenz und , wenn er bei guter Laune ist , auch Freundlichkeit. Er besitzt 83 Königinnen und viele Mütter, d. h. nicht Schwiegermütter , sondern überlebende Frauen seines verstorbenen Vaters Moselekatze , welche mit aller Aufmerksamkeit behandelt werden . Dieser grosse Harem lebt aber nicht zusammen , sondern ist über das ganze Land auf die verschiedenen Kraals verteilt , so dass der Fürst in seinem Hauptkraal Buluwayo immer nur eine mässige Anzahl von den Weibern um sich hat. Für seine specielle Bedienung hält er sich stämmige junge Mädchen und Sklavenknaben . Seine Oberwärterin ist eine Frau von immensen Proportionen , die Velaguba, welche, wegen seiner Furcht vor Vergiftung und Zauberei, alle Speisen und Getränke, die er geniessen will, zuvor probieren muss . Auch die Biervorräte , ein für ihn sehr wichtiger Artikel, stehen unter ihrer besonderen Aufsicht , wie sie zudem die Vertraute seiner grausamen Intentionen ist. Früh am Morgen müssen die Königinnen , jede von zwei Sklavenmädchen begleitet, reihenweise und nach der Etikette , worüber es oft zu heftigen Zänkereien unter ihnen kommt, Parade vor ihm machen. Ein Gesetz verbietet , dass Schwiegermütter die Wohnung ihrer Schwiegersöhne betreten , und falls sie sich auf der Strasse begegnen, sollen sie das Antlitz seitwärts wenden . Ueber einen Besuch , welchen einige Europäer im vorigen Jahre dem König Lobengula in Buluwayo machten, wird folgendes berichtet. Das fette , schwarze Monstrum kauerte auf der Erde und stierte uns beim Eintreten an. Ohne weiter Notiz zu nehmen, begab er sich in seinen Privatkraal , um sich » bedoktoren « zu lassen , damit er gegen unseren etwaigen Zauber gesichert sei . Dann empfing er uns im Schatten einer grossen Fleischkammer, in welcher geschlachtete Ochsen aufgehängt waren , deren herabtröpfelndes Blut uns besudelte . Er reichte uns die Hand und beugte uns sanft zur Erde nieder , d . h . wir sollten Platz nehmen. Nach kurzer, höflicher Unterhaltung wurde ein grosses Stück gekochten Fleisches vor uns niedergelegt. Es liess sich essen , und wir nahmen mit den Fingern davon . Was der König an Speisen und Getränken vorsetzen lässt, muss immer vollständig verzehrt werden , doch kann man sich dabei gegenseitig helfen, und diese Hilfe fanden wir an unseren beiden Dienern . Die Kleidung des Königs war sehr eigenartig und wechselte ab. Am ersten Tage folgte er der Matabele-Mode und trug eine schmale Streifenbedeckung um Lende und Brust , am zweiten Tage dagegen einen hohen , schwarzen Hut und ein Paar schmutziger Socken , und am dritten ein Tigerfell über den Schultern und eine Art wollener Nachtmütze auf dem Kopfe. Zum Schlusse noch einige Worte über den unter den Matabeles allgemein verbreiteten Glauben an Zauberei

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Litteratur .

und Hexerei. Es ist z. B. jemand plötzlich gestorben, der König oder eines seiner Weiber erkrankt, ein missgestaltetes Kind geboren, unter den königlichen Ochsen die Seuche ausgebrochen u . s. w. , so werden die Antizauber-Doktoren und -Doktorinnen konsultiert. Sie erklären fast immer das Uebel für die That eines Umtagati (Zauberers). Ausstaffiert mit Fellen und einer Anzahl Knochen nehmen sie allerlei seltsame Cere-

und säkularen Breitenänderungen genügend zu bestimmen, würde die erfolgreiche Anwendung derartiger Methoden einen bedeutenden Fortschritt darstellen. (Mitteilung von Dr. Goebeler in Potsdam.)

monien vor , rufen die Schatten der Verstorbenen an und befragen, mit Hilfe der Knochen, welche als Würfel dienen , die Geister, bis ihnen zuletzt der Name des Uebelthäters offenbart wird. Der Obmann (Isanusi) schleicht sich an ihn und berührt ihn mit der verhängnisvollen Rute. Damit ist der Unglückliche seinem Schicksale rettungslos verfallen , er wird sofort ergriffen und martervoll getötet. Des Königs Totschläger suchen hierauf seine Wohnung auf und setzen sie , wenn die Familie und die Sklaven im Schlafe liegen, in Brand. Wer herauswill , wird gewaltsamerweise wieder in die Flammen zurückgeworfen . (Mitteilung von H. Greffrath in Dessau .) (Der Kodex Toscanelli der Nationalbibliothek in Florenz.) Die politischen Tagesblätter, welche in Florenz erscheinen , wurden in den letzten Tagen durch die Nachricht in grosse Aufregung versetzt, dass die Nationalbibliothek in Florenz die Manuskripte des Toscanelli an einen auswärtigen Geographen leihweise ausfolgte. Diese Manuskripte hätten in der >> Raccolta Colombiana « < in photographischem Abdruck erscheinen sollen , und nun ist erstens damit die Herausgabe des bezüglichen Bandes verzögert worden, zweitens fürchtet man, dass das Werk an Originalität verliere, falls nämlich jener Gelehrte der »> Commissione Colombiana> Die Vereinigten Staaten von Amerika« . ) München 1893. Druck und Verlag von R. Oldenbourg. XVI und 763 S. gr. 8º. Obschon ein Zufall es gewollt hat , dass räumlich dieser Band in der zweiten Auflage ganz genau mit seinem Vorgänger übereinstimmt , so ist doch , wie die Vorrede betont und schon eine erste Durchsicht lehrt, der Inhalt diesmal ein gegen früher völlig verschiedener geworden. Und zwar nicht bloss deshalb , weil die Verhältnisse des Landes und Volkes in einer Zwischenzeit von 13 Jahren andere geworden sind , weil für die Neubearbeitung auch der Census der letzten Aufnahme (vgl. » Ausland. 1893 , Nr. 2) grösstenteils zu Grunde gelegt werden konnte, sondern auch deshalb , weil die Auffassung des Autors selbst von der Behandlung derartiger Aufgaben sich grundsätzlich geändert hat. Die Anschauungen , welche der Verfasser in seinen anthropogeographischen Arbeiten programmatisch niederlegte, hat er hier zur Anwendung in einem konkreten Falle gebracht, und wenn sich auch gegen diese Anschauungen mehrfach Opposition erhoben hat, so scheint uns doch die Einleitung (»Thatsachen und Wirkungen des Bodens betitelt und in drei Unterabteilungen » Lage « ; » Peripherie , Grenzen und Küsten ; »Der Raum < 1 zerfallend) den Beweis dafür zu liefern , dass sich mit jenen Gedanken , wenn man sie nur der vielleicht allzu naturphilosophischen Gewandung entkleidet, auch in der Praxis etwas erreichen lässt, und dass sie jedenfalls sehr gut dazu dienen , den Leser auf einen höheren Standpunkt zu stellen, von wo aus er über das ihn erwartende Studium einen zuverlässigen Ueberblick gewinnt , der ihn zugleich davor bewahrt , später in dem Meere von Einzelangaben zu versinken . Man wird auch von gegnerischer Seite kaum leugnen können, dass diese allgemeinen Erörterungen den Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse der Union und in die Gründe , weshalb sich diese Verhältnisse so und nicht anders gestaltet haben , erheblich begünstigen. Dem Referenten wenigstens ist die Berechtigung gar mancher Betrachtung , mit der er sich in der abstrakten Darstellung der »Anthropogeographie weniger befreunden konnte, durch dieses einführende Kapitel einleuchtender geworden. Was den thatsächlichen Inhalt des stattlichen Bandes anbelangt, so ist eine nur einigermaassen der Fülle des Mitgeteilten entsprechende Angabe an dieser Stelle leider unmöglich. Der erste Abschnitt ist ethnographischer Natur und kennzeichnet sowohl die Indianer- als die Neger- und Chinesen-Frage in ihrer hohen , zumeist unerquicklichen Bedeutung für die inneren Zustände der Republik. Dann folgt im zweiten Abschnitte die eigentliche Siedelungsgeographie, an welche sich im dritten die Charakteristik der wirtschaftlichen Zustände anreiht. Wir machen da insbesondere auf die übersichtlich gegliederte und in keinem anderen deutschen Werke mit ähnlicher Vollständigkeit durchgeführte Schilderung der Verkehrswege und Verkehrsmittel aufmerksam . Den vielseitigsten Stoff behandelt der vierte (Schluss-) Abschnitt , in welchem Verfassung und Parteiwesen , kirchliches und geistiges Leben und endlich die socialen Grundtypen der nordamerikanischen Gesellschaft zur Vorführung gelangen. Man wird wohl einwenden , das gehöre zum Teile nicht mehr in die Geographie, allein die Mehrzahl der Leser wird auf diese methodologische Streitfrage vermutlich weniger Gewicht legen und sich freuen, in einem Buche all dasjenige beisammen zu haben, was ihr wissenswert und brauchbar erscheint. So wird es denn auch nicht fehlen, dass dieser Band in noch höherem Grade, als dies

sichten der Genannte hat, doch glauben wir, dass derselbe an die Veröffentlichung dieser Dokumente nicht denkt , sondern die Manuskripte nur für Studien aus dem Gebiete der mathematischen Geographie braucht. Und wir wollten durch diese Zeilen auch nur die Geographen auf die Eifersucht aufmerksam machen , mit welcher das italienische Publikum die Manuskripte seiner Bibliotheken gehütet wissen will. Der Lärm der Florentiner Blätter wird wahrscheinlich - und leider — die Folge haben , dass künftighin das Entlehnen solcher Kodices für fremde Gelehrte mit grösseren Schwierigkeiten verbunden sein wird. ( Mitteilung von Prof. Gelcich in Lussin piccolo . ) (Die Photographie und die Schwankungen der Erdachse . ) Die photographische Kamera bat nicht allein der deskriptiven , sondern auch der messenden Astronomie schon unschätzbare Dienste geleistet es sei nur erinnert an die photographische Herstellung von Sternkarten und an die Bestimmung von Bewegungen im Visionsradius, welche durch photographische Aufnahme der Spektren eine bisher unerreichte Genauigkeit erlangte . Einer kurzen Mitteilung in den Berichten der Astronomischen Gesellschaft (Vierteljahrsschrift , 27. Jahrg. , Heft 4 ) entnehmen wir , dass neuerdings Versuche gemacht werden, um auch den Polhöhebestimmungen durch Anwendung der photographischen Methode eine grössere Genauigkeit zu verleihen. Bei der Bedeutung, welche in den letzten Jahren genaue Messungen der Polhöhe gewonnen haben , und wegen der Notwendigkeit , dieselben in grösserem Umfange und auf lange Zeit fortzusetzen , um die periodischen

Litteratur.

Litteratur. der ersten Ausgabe gegenüber galt, in weiten Kreisen sich verbreiten und dem Fachgeographen als Handbuch wichtige Dienste leisten wird. XIII. Jahresbericht des Vereines für Erdkunde zu Dresden. Dresden 1893. Kommissionsverlag von A. Huhle. III und 170 S. gr. 8 °. Abgesehen von den sonstigen Mitteilungen , wie sie jeder Jahresbericht enthält , und von kurzen Nachrichten über die zahlreichen vor den Vereinsmitgliedern gehaltenen Vorträge, sowie von einigen Rezensionen enthält das vorliegende Heft zwei sehr lesenswerte grössere Beiträge. Der bekannte Beobachter der Venus-Durchgänge , H. Krone , entwickelt seine Ansichten über die geographischen Verschiedenheiten , welche betreffs der »Aktinität , der photographischen Lichtwirkung, hervorgetreten sind , weshalb insbesondere Gegenden an und über dem Meere günstigere Bedingungen als festländische Bezirke darbieten. Daran reiht sich ein geschichtlich-geographischer Aufsatz über Bosnien aus der Feder des Hauptmanns v. Schubert , worin der Autor auf Grund eigener Erfahrungen und tüchtiger Litteraturkenntnis die Verhältnisse des Okkupationsgebietes darstellt , um auch seinerseits rückhaltlos die grossen Fortschritte anzuerkennen , welche das Land unter österreichischer Verwaltung gemacht hat. Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. Jahrgang 1892 (29. Heft.) Unter Mitverantwortung der Direktion redigiert von Prof. Dr. Rudolf Hoernes. Mit einem Porträt und drei Textfiguren . Graz 1893. CV und 429 S. gr. 8 °. Man sieht , dass sich der stattliche Band aus zwei selbständigen Teilen zusammensetzt. Der erste bringt das Geschäftliche und Referate über einzelne Vorträge, die teilweise ziemlich ausführlich gehalten sind , so namentlich dasjenige über einen recht anschaulichen und anregenden Vortrag des Oberlieutenants Kreutz ( » Ueber Menschen und Tiere an den Ufern des ParaguayStromes nördlich des Wendekreises « ) . Auch die Zusammenstellung der in den betreffenden Zeitraum fallenden landeskundlichen Litteratur gehört in diese Abteilung. Die zweite eröffnet eine sehr eingehende Abhandlung von Prof. P. Strobl in Seitenstetten (» Die Dipteren von Steiermark« ) ; es folgen die Nekrologe des Zoologen Graber , des Physikers Streintz ( der auch über die Beziehungen zwischen Mond und Witterung gearbeitet hat) und des Mineralogen Aichhorn (dessen Bildnis beigefügt ist) ; den Schluss machen Studien zur physikalischen Landeskunde. Prof. Reibenschuh teilt neuere Resultate seiner chemischen Untersuchung der steirischen Mineralquellen mit ; Prof. Hoernes diejenigen seiner paläontologischen Durchforschung der kohlenführenden » Sotzka - Schichten in Untersteiermark ; Lovrekovič schildert die Amphibolite von DeutschLandsberg ; Ippen verbreitet sich über gewisse Mineralfunde im Bachergebirge, während von dem ganzen geologischen Aufbau dieses letzteren Prof. Dölter eine Skizze entwirft. Auch die Meteorologie ist vertreten durch die Berichte der Professoren Wilhelm und Prohaska über die Niederschlags- und Gewitterverhältnisse des Beobachtungsjahres. XX . Bericht des Museums für Völkerkunde in Leipzig. 1892. Leipzig-Berlin 1893. Giesecke & Devrient. 24 S. gr. 8 °. Wie sein Vorgänger (s. » Ausland « 1892 , S. 736) so lässt auch dieser Bericht erkennen, dass das genannte Institut sich in erfreulicher Wirksamkeit befindet. Dank dem Entgegenkommen eines edlen Privatmannes und des Leipziger Stadtrates erhält dasselbe ein neues Gebäude , welches Stadtbaudirektor Licht ausgeführt hat ; ganz besonders aber hat sich um den Neubau Herr Dom . Grassi verdient gemacht , und ihm zu Ehren wird die Anstalt künftig den Namen » Grassi-Museum führen. Auch ein neues Ausstellungslokal stellte die Stadtverwaltung zur Verfügung. Unter den neuen Erwerbungen sind vorzüglich die Sammlung Hans Meyers , eine Serie von Gegenständen aus den Nikobarischen Inseln , für welche man dem Gouverneur Man dieser Gruppe zu Dank verpflichtet ist, und verschiedene Ethnographica aus Südindien zu nennen , welche Prof. E. Schmidt (Leipzig) gestiftet hat ; von den Herren Freiherr Schenck zu

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Schweinsberg und Dr. Scheube erhielt das Museum wertvolle persische Musikinstrumente , chinesische und japanische Objekte. Die Direktion führt nach wie vor unser geehrter Mitarbeiter, Herr Dr. H. Obst. Verlagsbericht von Ludwig Ravensteins Geographischer Anstalt in Frankfurt a. M. (Wielandstrasse Nr. 31 ) . Pfingsten 1893. Frankfurt a. M. 1893 . Druck von Mahlau & Waldschmidt. 19 S. gr . 8 °. Mit Vergnügen wird jeder Freund der Kartographie aus dieser mit Uebersichtskärtchen ausgestatteten Darlegung ersehen , welch bedeutende Leistungen von den Herren Ludwig , Hans, Simon und August Ravenstein seit einer Reihe von Jahren ausgegangen sind. Mit wahrem Vergnügen darf der Unterzeichnete, der sich hierüber auch gegenüber der geographischen Abteilung der Nürnberger Naturforscherversammlung aussprach, konstatieren , dass das herrliche Werk , die Karte der Ostalpen in 1 250 000, nunmehr zum Abschlusse gelangt ist. Die beiden letzten der neun in Aussicht genommenen Blätter, die Tridentiner Alpen und das Venetianische Gebirge mit angrenzender Tiefebene zur Darstellung bringend , sind soeben der Oeffentlichkeit übergeben worden , während Sektion 3 als die erste im Jahre 1884 erschien. >> Nonum prematur in annum - dieses horazische Wort hat hier eine höchst treffende Bestätigung erfahren. Catalogo generale delle Edizioni Hoepli dal 1872 al 1893. Milano 1893. Galleria de Cristoforio. 128 S. gr. 8". Manuali Hoepli. Milano 1893. 27 S. kl. 8º. Von der überaus anerkennenswerten Regsamkeit , welche der bekannte Mailänder Verlag von Ulrich Hoepli durch zwei Jahrzehnte entfaltet hat , gewähren diese beiden Kataloge ein treffliches Bild. Auch die Geographie hat eine stattliche Vertretung gefunden. S. Günther. Die geistige Entwickelung beim Menschen . Ursprung der menschlichen Befähigung. Von G. John Romanes. Autorisierte deutsche Ausgabe. Leipzig , Ernst Günthers Verlag, 1893 . Die Darwinsche Lehre gilt in gleicher Weise für den menschlichen Geist. Kinder sowohl als Tiere zeigen sich befähigt , allgemeine Ideen zu bilden ; der Gebrauch der Sprache ist hierzu nicht wesentlich notwendig. Alle Tiere besitzen die Anfänge einer Fähigkeit zur Zeichengebung und vermögen es, sich ihresgleichen verständlich zu machen ; ob die Zeichen solcher Mitteilung Worte sind oder nicht , ist hierbei gleichgültig. Der Unterschied zwischen Mensch und Tier liegt in dem Selbstbewusstsein . — Der Geist des Menschen ist auf natürlichem Wege aus dem der höheren Vierhänder entstanden ; nur erreicht die menschliche Erkenntnis eine höhere Entwickelungsstufe als die Erkenntnis bei Tieren. Einen Unterschied der Art nach zwischen Mensch und Tier kann man nicht konstatieren. Höher und niedriger bezeichnen somit keinen Unterschied hinsichtlich des Ursprunges, sondern hinsichtlich der Entwickelung : die ausschliesslich dem Menschen eigene Befähigung zur begrifflichen Aussage ist nur die höhere Entwickelung des auf einfacher Erkenntnis basierenden Mitteilungsvermögens , dessen aufsteigende Stufen sich durch das ganze Tierreich hindurch bis zum etwa zweijährigen Kinde hin verfolgen lassen , wonach sie ununterbrochen durch das gesteigerte Erkenntnisleben des Kindes weiter aufsteigen , bis sie unmerklich in das beginnende Begriffsleben des menschlichen Geistes übergehen. Das Buch ist höchst anziehend , an manchen Stellen aber auch in schwer verständlicher Sprache geschrieben. Ethnologische Mitteilungen aus Ungarn. Zeitschrift für die Völkerkunde Ungarns und der damit in ethnographischen Beziehungen stehenden Länder. Unter dem Protektorate und der Mitwirkung Seiner Kais. u . Königl . Hoheit des Herrn Erzherzog Josef redigiert und herausgegeben von Prof. Dr. Anton Herrmann. Monatlich 1-2 Hefte . Preis jährlich 8 Kronen 8 Mk., für Mitglieder eines Vereines für Volkskunde 6 Kronen 6 Mk. 8 °. Budapest I , Szent- Györgyutcza 5. 1893. III. Band . Die bereits vor sechs Jahren begründete und seiner Zeit

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Litteratur.

vom Auslande mit aufrichtiger Freude gewürdigte Fachzeitschrift >>Ethnologische Mitteilungen aus Ungarn hat leider schon zweimal das Missgeschick gehabt , ihre Thätigkeit einstellen zu müssen. Dank der thatkräftigen Redaktion von Anton Herr. mann und im besonderen der Munificenz Seiner Kais. u . Königl. Hoheit des Erzherzog Josef, des bekannten hochverdienten Kenners und Förderers der Zigeunerkunde, hat dieselbe in diesem Jahre nun ihre Auferstehung feiern können und zu ständigen Mitarbeitern eine Reihe namhafter Vertreter der ungarischen Volkskunde , im besonderen der Gypsy-Lore , gewonnen. Wir nennen von letzteren neben Seiner Hoheit dem Erzherzog Josef, Heinrich v. Wlislocki und Ludwig Katona auf folkloristischem Gebiete , Aurel v . Török auf prähistorischem Gebiete, Friedrich S. Krauss für südslawische Volksforschung u . s. w. Aus dem reichhaltigen Programm der vorliegenden ersten vier Hefte des III. Bandes heben wir hervor : » Mitteilungen über die in Alcsúth angesiedelten Zeltzigeuner von Erzherzog Josef; » Neue Beiträge zur Volkskunde der Siebenbürger Sachsen «< von Dr. Heinrich v. Wlislocki ; König Mathias und Peter Geréb , ein bulgarisches Guslarenlied von Dr. Fr. S. Krauss ; >>Ueber die heidnische Religion der Wogulen von Dr. B. Munkácsy ; » Der paläolithische Fund aus Miskolcz und die Frage des diluvialen Menschen in Ungarn

αν

II Quarto

a

a

Heu I Stall

II 21-16,50 m Strassenfront (Sud)

Heu

Stallo

Quarto

Streu

Streu

Querschnitt Strassenfront

Fig. 164. Doppelscheuer zweier Besitzer ; Pizzano di Vermiglio, oberes Val di Sole (Südtirol).

die Masi, Clischüras , Stalli fenili dieser Thäler , die | berg gibt es wenig Signori und Coloni) , welche Mahrstadel der Steiermark, die Heurehmwerke Ost- zwischen dem Nonsberger- und dem Achenseehause stehen. tirols gleichartig . Die Besiedelungsart im Val di Sole ist jener der Valle Camonica ähnlich. In die (weniger entfernten) Gemeindeweiden wird täglich aufgetrieben und Jahreszins gezahlt. Auf den höher gelegenen gibt es Schafhütten für längere Weidezeit. Im Val di Non (Nonsberg - von dem Namen

Die Gegend von Kaltern , Tramin und Margreid im rebenreichen Etschthale würde keine typischen Aufschlüsse geben, wenn man sie für sich betrachtete. Der Weinkeller ist die Hauptsache, die Speicher verkümmern. Städtisch verquetschte Formen , häufige

des Noceflusses, verdorben ?) verquickt sich der Sulzthaler Maso mit dem Wohnhause, welches auch in asging bishop

untypischer Weise die Stallungen aufgenommen hat. Wenn jeder Mensch ein Haus erfände , sein Haus seinen speciellen Bedürfnissen anpasste , so gäbe es Je intelligenter und selbständiger keinen Typus. eine Bevölkerung wird , desto mehr wird derselbe Erst durch die Absonderung des Bauentstellt.

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gewerbes vereinen sich wieder die Formen zu Baustilen .

zerflatternden Es scheint , dass die Nons-

Stall Stall

berger grossenteils in der Entwickelungsstufe der Ich habe in individuellen Bauart sich befinden.

Fig. 165.

Romeno, nordöstlich von Cles, Renaissanceornamente

Sulzberger Scheuer (Maso) auf einem gemauerten Hause; Romeno, Nonsberg, zwischen Cles und Mendel (Tirol) .

des 17. Jahrhunderts und sehr eigenartige Häuser von 1747 u. dgl. gesehen, und der Maler fände dort mehr zu thun als der Typenforscher . Nur das Haus der Fig. 165 beim Nordausgange dieses Ortes schien mir für meine Zwecke darstellenswert , weil diese Art der Zusammenstellung eines Einheitshauses nochmals und zwar sehr seltsam in der Valle di Rendena zu Tage tritt , und weil sie denn doch leise an das osttyrolische Achenseehaus anklingt. So schwach ist

Renaissancemittelfenster im Obergeschosse , Vermauerung und die Speculaform wirken zusammen, den Dörfern südlich von Bozen »> italienischen Charakter« zu verleihen .

Die Ortsteile heissen aller-

dings schon » > Fraktion « und die Lauben der Weinberge nicht »Lauben«< , sondern »> Pergel « , von pergola, und wenn es mit den Deutschen nicht geht, so

Forschungen über das deutsche Wohnhaus .

rufen die Grundherren Massadori ¹ ) , wie in Kurtatsch und Margreid die Coloni heissen , aus Welschtirol und Italien . Jede Zuwanderung verwirrt die Hausformen durch Hinzufügung neuer Wohnräume. In Margreid sind die Wandbank und der heilige Winkel aus der Stube verschwunden . Kachelofen und Ofenbank sind die letzten Reste süddeutscher Zimmereinrichtung. Dann schallt südlich Margreid der letzte bajuvarische Jauchzer , und dann hat es vor Rovere della Luna 2 ) , vor Jahrzehnten noch Aichholz genannt, im Etschthale mit dem Deutschtum ein Ende , und auch mit den letzten Resten ländlicher Hausformen . Fig. 166 mag die städtische

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der Kirche im Gespräche mit etwa 25 Leuten gesessen , wovon bloss etwa ein Drittel zugewandert sein mochte ; aber alle waren in Sprache, Ansichten , Tracht, selbst in Handbewegungen » echte Italiener Halbdeutsch« , wie es die Italiener verstehen), wo man seit 1790 italienisch spricht, leben die Familien Kreuzenberg , Ecker , Kazwalder , und eine Frau Bermer hat mir erzählt , ihr Gemahl sei der Sohn eines Deutschen, könne aber selbst nicht deutsch .

gewicht einer städtisch beeinflussten , in gedrängten Ortschaften sprachlich geschulten und gewitzigten Bevölkerung über schweigsame , gegen die » Stadtherren« < misstrauische Leute , deren Mundart arm, verderbt, nicht ausbildungsfähig gewesen und welche auf das Zuströmen neuer Begriffe aus der städtischen Gedankenküche freiwillig oder unfreiwillig verzichtet hatten . Bildung stärkt die Sprache einer Nation , denn das Studium bereichert die Vokabeln jedes einzelnen . Einen gefüllten Sprachschatz weiss man zu schätzen und zu verteidigen . Man würde sich beim Sprachwechsel wie beraubt vorkommen . So erklärt es sich denn , warum reformierte Schweizer, deutsche Bibelleser, zwischen Italienern und Romanen dennoch deutsch geblieben sind. Nur Volksbildung erhält eine bedrohte Nationalität . Dies wird am Beispiel der sogen . Kimbern, welche gar nicht welsch gemischt , sondern bloss ihrer bajuvarischen Sprache teilweise beraubt worden sind, erst recht klar. Die schöne Strasse Trient-Velaschlucht berührt den malerischen Toblino-(Tobel ?) See und führt durch die sehr grossartige Sarcaschlucht , wo früher nur ein unheimlicher Saumpfad (passo di morte) über Carés und dann über die Berge nach Tione geführt hatte , nach Giudicarien , d . i . vorerst das Thal der oberen Sarca. Der Name Sarca ist wohl aus >> Ache «< verdorben.

Es gibt vielleicht kein Volk , welches so leicht die Nationalfarbe verliert , wie der Deutsche. Ich bin in Rovere della Luna ein alter Mann hat noch den Eichwald gekannt und in der Jugend noch deutsch gesprochen 1892 unter der Linde vor 1) Im unteren Etschthale gibt es drei Abstufungen des Colonenverhältnisses. 1. Der Massador zahlt die Steuern, liefert den Wein ab, behält die Nebenfrüchte und bekommt baren Lohn . 2. Er zahlt die Steuern, liefert 2/3 des Weines, behält die Nebenfrüchte , bekommt keinen Lohn. 3. Er bearbeitet bestimmte Grundstücke nach Uebereinkommen bloss für baren Lohn. Unter Nebenfrüchten sind Mais, Weizen , Kartoffel und das Sauerheu der Etschniederung verstanden. 2) Nach Chr. Schneller ist dies della Luna< - kirchenaus dem gemeinlateinisch heisst der Ort » Roboretum a luna« deutschen » Lahn « , also » Eichwald am Lahn missdeutet worden. Einst lag es am Saume eines , vor 30 Jahren gänzlich verschwundenen , Eichwaldes ; es liegt ferner auf der Schutthalde oder Muhre (Lahn) eines Wildbaches.

Carés , welches auch »Alle tre archi «
italienische Bauwerk vom Flachdach und von Ziegeldeckung untrennbar wäre . In der That sah ich einzelne Häuser mit steilen Strohdächern von ferne in der Schlucht des Rivo Bondai, welcher dem

Forschungen über das deutsche Wohnhaus.

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Molveno-See entfliesst : Ein kleines Wohnhaus und zehn Schritte davon ein schlotteriges Wirtschaftsgebäude. Aehnliches sah ich bei Stenico . Bei Fiavé, südlich Carés, an der Strasse nach Arco, sollen viele strohgedeckte Häuser stehen , weil Schiefer nicht

Obergeschoss, auf welchem eine Decke aus starken Rundbalken liegt , und einem offenen Dachraume. Flachdach mit Brettern und Schwersteinen . Der Balkon (»Ponte cello« < = Brückel) ist an den Fussboden des Obergeschosses angefügt. Die gekreuzten

vorhanden , Holz und Ziegel teuer und Stroh vorhanden ist >Erdbeben-Insektes « und meint, dass die phantastische Annahme Ursachen der Erdbeben erörtert werden , in sieben Abschnitte, der Verursachung von Erdbeben durch das Kriechen eines Tieres Der erste derselben bezieht sich auf die Dislokationen der Erdunter der Erdoberfläche wahrscheinlich durch den äusseren Anrinde , bezüglich welcher Kotô die von Suess in seinem Werke blick der Spalte eines tektonischen Bebens, wie er sich bei der >>Das Antlitz der Erde ausgesprochenen Ansichten wiedergibt Neo-Bruchlinie zeigte, veranlasst worden sei. Bei diesem Beben und in ihrer Anwendung auf die geologischen Verhältnisse Japans aber ist das ganze Gebiet auf der Ostseite dieser Bruchlinie nicht erörtert. Der zweite Abschnitt betrifft die Geologie und Topoallein abwärts gesunken, sondern zugleich um 1-2 m längs der graphie der Provinzen Mino und Owari. Eine beigegebene Dislokationsebene nach Nordwesten geschoben worden. Diese Tafel (XXX) erläutert das Streichen der paläozoischen Schichten vertikale Bewegung und horizontale Verschiebung ist nach Kotôs und zeigt die Verquerung derselben durch mehrere von NordUeberzeugung die einzige Ursache der Katastrophe gewesen. westen nach Südosten gerichtete Flussthäler , deren Richtung Der sechste Abschnitt bringt eine eingehende und von Querbrüchen entspricht. Mit einem solchen Flussthale fällt der zahlreichen Illustrationen erläuterte Besprechung der grossen grosse Bruch zusammen , von welchem das Beben am 28. Oktober 1891 ausging und welcher von Kotô als great fault of Bruchlinie. Eine Reihe sprechender Beweise für die eingetretene Neo bezeichnet wird. Der dritte Abschnitt ist der Schilderung Verschiebung werden hier aufgezählt und teilweise zum Gegenstande von Abbildungen gemacht, und es unterliegt wohl keinem der gewaltigen Wirkungen des Bebens auf der dichtbevölkerten Zweifel, dass die längs der Bruchlinie um 1-2 m verschobenen Mino-Owari - Ebene gewidmet , durch welche , wie oben erwähnt , Grenzen der Felder, die in ihrer gegenseitigen Lage verschobenen so furchtbare Verheerungen angerichtet wurden . Es wiederholten Bäume u. s. w. als Beweise für die bei einem Erdbeben thatsich vielfach Erscheinungen , wie sie sonst bei verderblichen Erdsächlich eingetretene horizontale Verschiebung bald in unseren erschütterungen auftraten. In Ogaki, Gifu, Kasamatsu, Takega. hana und anderen Orten brach in den Ruinen der Ansiedelungen geologischen Lehrbüchern Erwähnung und Wiederabbildung finden werden . Feuer aus und vermehrte die Verwüstung und die Zahl der Im siebenten und letzten Abschnitte gibt Prof. Kotô Opfer. In der alluvialen Ebene entstanden zahlreiche Sprünge, die zusammenfassenden Bemerkungen , er erörtert die bei dem ferner Absitzungen an den Flussläufen , und es bildeten sich längs des Shonai-Flusses jene kleinen Schlammauswürfe , wie sie Beben stattgefundenen Bodenbewegungen und unterscheidet scharf J. Schmidt in Achaja beobachtete. Dieser Abschnitt enthält zwischen jenen oberflächlichen Folgewirkungen , welche in den auch ausführliche Daten über die Verluste an Menschenleben alluvialen Ebenen längs des Laufes der Flüsse eintraten , und jenen Thatsachen , in welchen die Ursache des Bebens zu suchen und die Zerstörung von Gebäuden , sowie über die Ausdehnung ist. Bei der Erschütterung vom 28. Oktober 1891 war diese der Erschütterung . Während das pleistoseiste Gebiet in den Provinzen Mino und Owari , innerhalb dessen fast alle Gebäude Ursache eine gewaltige Störungslinie , welche von Katabira am

Litteratur . 736 Kisogawa bis zur Stadt Fukui auf eine Strecke von 28 Ri oder 112 km zu verfolgen ist. Auf der rechten Seite dieser Linie sank der Boden um 2/3 bis zu 6 m und wurde zugleich um 123-2 m in horizontaler Richtung nach Nordwesten geschoben. Ausnahmsweise trat allerdings in Midori der Fall ein , dass nach dem Beben das Land im Westen niedriger war als im Osten, doch meint Kotô , dass hier nicht der Boden im Westen gesunken sei , sondern vielmehr im Osten eine lokale Auftreibung erfahren habe. Die Thatsachen , welche an der Neo- Bruchlinie beobachtet werden konnten , gleichen ausserordentlich den geologischen Verhältnissen, wie sie im Wahsatch-Plateau von Dutton geschildert wurden. Insbesondere gilt dies von der Emportreibung jenes Erdwalles , der von Kotô mit dem Gange eines ungeheuren Maulwurfes verglichen wird , und in der nachweisbaren gleichzeitigen Ab- und Seitwärtsbewegung einer Scholle, in einer wahren Flexur , die Kotô als monoclinic diagonal Flexure bezeichnet , begründet erscheint. Diese Bewegung auf der 112 km langen Neo-Bruchlinie verursachte ein Beben , welches nicht weniger als 243 055 qkm erschütterte , und welches Prof. Kotô mit Recht mit dem südspanischen Beben vom 25. Dezember 1884 vergleicht , das in einem die baetische Kette verquerenden grossen Bruche seine Erklärung findet. Es bildet ein ausgezeichnetes Beispiel für jene tektonischen Beben , welche E. Suess Blätterbeben« genannt hat. Es ist aber bis nun noch nie in so überzeugender Weise nachgewiesen worden , dass bei einem solchen Beben wirklich eine Verschiebung einer Scholle der Erdrinde eingetreten ist , und es sei gestattet, diesen grossen Erfolg, welchen die in Japan so rasch fortschreitende Seismologie neuerdings zu verzeichnen hat , anerkennend hervorzuheben. Wenn man im allgemeinen sagen darf, dass die Erdbebenkunde derzeit in Japan am eifrigsten gepflegt und am meisten gefördert wird , so wird man nicht umhin können , gerade in der besprochenen Abhandlung Prof. Kotôs eine wesentliche und überaus wertvolle Bereicherung unserer Kenntnisse von einer ebenso verderblichen wie früher rätselhaften Naturerscheinung zu erkennen. Graz. R. Hoernes.

Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde. Von Gustav Meyer. Strassburg , Verlag von Karl J. Trübner. I. Band , 1885. 412 S. 7 Mk . II. Band, 1893. 380 S. 6 Mk. Leider ist der Raum stark beschränkt, der mir zur Anzeige dieser wahrhaft klassischen Sammlungen vergönnt ist. Eine längere Reihe von Zeitungsartikeln , die sich an GelehrtenGedenktage , Reiseeindrücke , in der Regel aber an fesselnde Neuerscheinungen der vergleichenden Sprach- , Litteratur- und Völkerkunde anlehnen , hat Gustav Meyer hier zu Nutz und Frommen der engeren und weiteren Fachgenossen und der gesamten teilnehmenden höheren Bildung nach sauberer Durchsicht erneuert. Der das Tagesinteresse des verwehenden Feuilletons weit überragende Gehalt verleiht diesen Aufsätzen einen bleibenden Wert für die genannten Wissenschaftsgebiete . Wir können an diesem Orte bloss auf die völker- und volkskundlichen näher hinweisen , die sich nämlich insbesondere mit den Verhältnissen Indiens , der Balkanhalbinsel , sowie des antiken und des modernen Italien befassen, können dies übrigens getrost, wo von philologischer Seite kürzlich in der 248. » Beilage zur Allgemeinen Zeitung nachdrücklich auf die sprachgeschichtlichen und verwandten Abhandlungen eingegangen wurde ( » Gustav Meyer als Essayist« ). Bei alledem können wir nicht umhin, angesichts der erstaunlichen Vielseitigkeit des Verfassers und der bunten Fülle seiner Stoffe und Gesichtspunkte die Probleme, die er aufwirft , zu verzeichnen . Im ersten Bande : Zur Sprachgeschichte , I. Das indogermanische Urvolk, II . Die etruskische Sprachfrage , III. Ueber Sprache und Litteratur der Albanesen, IV. Das heutige Griechisch, V. Constantin Sathas und die Slawenfrage in Griechenland . Zur vergleichenden Märchenkunde : I. Folklore, II . Märchenforschung und Altertumswissenschaft, III. Aegyptische Märchen, IV. Arabische Märchen, V. Amor und Psyche, VI. Die Quellen des Decamerone , VII . Südslawische Märchen , VIII . Der Rattenfänger von Hameln , IX. Der Pate des Todes, X. Rip van Winkle. Zur Kenntnis des Volks-

liedes : I. Indische Vierzeilen , II. Neugriechische Volkspoesie, III. Studien über das Schnaderhüpfel : 1. Zur Litteratur dcr Schnaderhüpfel , 2. Vierzeile und mehrstrophiges Lied, 3. Ueber den Natureingang des Schnaderhüpfels. - Im zweiten Bande : I. Franz Bopp , II . Georg Curtius , III. Weltsprache und Weltsprachen, IV. Etruskisches aus Aegypten, V. Die Aussprache des Griechischen, VI. Von der schlesischen Mundart, VII. Zur Charakteristik der indischen Litteratur : 1. Allgemeine Grundlagen , 2. Der Veda , 3. Kâlidâsa , VIII. Zigeunerphilologie , IX. Volkslieder aus Piemont , X. Neugriechische Hochzeitsgebräuche, XI. Zur Volkskunde der Alpenländer , XII. Finnische Volkslitteratur , XIII. Das Räuberwesen auf der Balkanhalbinsel , XIV. Eine Geschichte der byzantinischen Litteratur, XV. Athen im Mittelalter , XVI. Das heutige Griechenland , XVII.: I. Von Korfu nach Athen , 2. Athen , 3. Im Lande der Pelopiden, XVIII. Zante, XIX . Apulische Reisetage : 1. Von Brindisi nach Lecce , 2. Lecce, 3. Kalimera , 4. Tarent, XX. Bei den Albanesen Italiens, XXI. Das Jubiläum der Universität in Bologna. Das Schwergewicht ruht bei Meyer stets in dem scharfen Erfassen und greifbaren Wiederspiegeln des Prägnanten , des Charakteristischen . In den Lokalschilderungen , in den Skizzen fremdartigen Völker- und Volkslebens zaubert er allemal mit wenigen Strichen ein anschauliches Bild von Land und Leuten und deren maassgeblichen Eigenschaften vor unser Auge : das geistige milieu schwebt ihm dabei unverrückbar vor . Satte Farbentöne vervollständigen diese Grundlinien . Ein Hauch liebenswürdigster Anmut durchweht die klassische Reife seiner Stilkunst , und wenn Anton Schönbach den lesenswerten Büchern der Weltlitteratur , die seine trefflichen Glossen Ueber Lesen und Bildung zuerst 1887 anführten , den ersten Teil der Meyerschen kleineren Arbeiten eingliederte, so reiht sich dies neuere Gebinde aufs würdigste an. So ist es ein hoher Genuss , diese überaus kenntnisreichen und feinsinnigen Aufsätze , die die englisch - französische Gattung des essay ebenbürtig pflegen, nicht nur zu studieren, sondern auch zu lesen. Die Völkerkunde im weitesten Sinne und die Folkloristik insbesondere schöpfen aus ihnen breite und tiefe Belehrung ¹ ). München. Ludw. Fränkel. Sociedade de Geografia in Lisboa. Catalogo dos periodicos politicos e noticiosos e das rivistas litterarias e scientificas. Lisboa 1893. Typ . da Compagnia Nacional Editora. 17 S. kl. 8 °. Das detaillierte Verzeichnis beweist, dass die Geographische Gesellschaft von Lissabon mit einer überaus grossen Anzahl von Zeitschriften (darunter auch das » Ausland « ) und gelehrten Gesellschaften im Verkehr steht. Unsere Zeitschrift hat schon mehrfach (s. z . B. Jahrgang 1892 , S. 335 , S. 847) auf die interessanten Publikationen Bezug genommen , welche uns aus der portugiesischen Hauptstadt zugehen. S. Günther. 1) Bei diesem Anlasse möge noch ein Zusatz Platz finden, der unlängst bei der Besprechung der beiden neuesten Schriften Adolf Bastians ( Aus land 1893 , Nr. 43 , S. 688) durch denselben Rezensenten infolge eines Versehens wegblieb . Die Schwärmerei für unverdaute buddhistische Dogmen spukt ja allgemach schon in sonst ganz ruhigen Köpfen. Denn Leute letzteren Schlages dürfen doch kaum Vedanta und Buddhismus als Fermente für eine künftige Regeneration des religiösen Bewusstseins innerhalb des europäischen Kulturkreises betrachten , wie es soeben Oberpräsident a . D. Th. Schultze (Leipzig , W. Friedrich) verlangt. Da lobe ich mir die , gemessenem und gründlichstem ethnologisch-volkspsychologischem Urteil entstammenden Skizzen, zu denen sich einschlägige Bücherkritiken bei zwei Autoritäten auswuchsen, wie sie uns jetzt in Th. Benfeys Kleineren Schriften I, S. 220-264 (und im ganzen Bande verstreut) und in Gustav Meyers Essays und Studien zur Sprachgeschichte und Volkskunde II , S. 81 ff. , aus Journalen gerettet werden. Diese Philologen erkunden die Tiefen der indischen Volksseele mit gleichem Ernste wie der Geograph Bastian. Nur darin unterscheiden sie sich freilich von ihm , dass sie von den Zeugnissen grauen Altertums in die Gegenwart heruntersteigen, während er zunächst auf Zuständen fusst, welche die heutige Landkarte des indischen Kaiserreiches beherbergt.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift

für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER.

Jahrgang 66, Nr. 47 .

Stuttgart, 25. November 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postämter. MDCXL GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Die Sekte der Duchoboren in Transkaukasien. Nach russischen Quellen mitgeteilt von C. Hahn (Tiflis) . S. 737. 2. Der Nikaragua-Kanal und seine geographische Bedeutung. Von Ernst Bötticher (Berlin) . (Schluss . ) S. 741 . 4. Aus dem 3. Forschungen über das deutsche Wohnhaus. Von Gustav Bancalari ( Linz a . d . D.) . (Schluss .) S. 743. Leben der Europäer in Grönland. Von Signe Rink (Christiania). S. 747. -- 5. Geographische Mitteilungen. ( Karl Lang ; Durchforschung des Bachergebirges ; Siam.) S. 749. 6. Litteratur. (Auerbach ; Paulitschke ; v. Warsberg-Frischauf ; van Bebber ; Wilk ; Howorth- Ehemann. ) S. 751 . Die Sekte

lich mit Viehzucht beschäftigen. Auch mit dem Fuhrwesen verdienen die Duchoboren viel Geld .

der Duchoboren in Transkaukasien ¹) . Von C. Hahn (Tiflis) . Fast überall, wo wir in Transkaukasien bei unseren Wanderungen auf russische Dörfer stossen , können wir sicher sein, in den Bewohnern Sektierer, wie Molakaner , Duchoboren u . s. w vorzufinden 2 ) . Dieselben sind von der russischen Regierung in der Mitte der vierziger Jahre entweder in den Kaukasus verschickt worden, oder haben sich aus freiem Antriebe daselbst angesiedelt. Wir haben solche Sektiererkolonien in den Gouvernements Tiflis, Eriwan , Elisabethpol und Baku . Bemerkenswert ist, dass alle diese Dis-

Seit einigen Jahren ist nun unter diesen Häretikern eine grosse Gährung zu bemerken , welche viel von sich sprechen macht. Der Tod der » duchoborischen Göttin« im Jahre 1887 war die Veranlassung dazu , dass die Sekte sich in zwei Parteien teilte , die einen grimmigen Kampf miteinander führen . Zugleich stiegen aber auch bei vielen Anhängern der Sekte Zweifel über die Richtigkeit der duchoborischen Lehre auf. Hier müssen wir aber um viele Jahre zurückgreifen und von der Entstehung und Entwickelung

Die Duchoboren, mit welchen sich dieser Artikel

der Sekte sprechen . Die Härese entstand in Russland zu Anfang des 18. Jahrhunderts in Jekaterinoslaw und Tambow , sowie einigen anderen Orten . Um diese Zeit lebte in einem Dorfe im Gouvernement Charkow ein früherer preussischer Unteroffizier , dessen Name sich nicht erhalten hat . Durch solide Lebensweise und Arbeitsamkeit verstand er es, sich

beschäftigen soll , wohnen grösstenteils im kleinen Kaukasus im Kreise von Achalkalaki auf einem

die Achtung der Bewohner des Dorfes zu verschaffen . Er bildete einen intimen Kreis von Bauern und

5-6000′ hohen grossen Plateau, dessen Einförmigkeit durch eine Menge grosser und kleiner Seen belebt ist . Wir. nennen von den ersteren den To-

unterrichtete sie in seiner Lehre , welche den Dogmen der Calvinisten , Anabaptisten und Quäker entlehnt und dem Verständnis der Bauern angepasst

parawan, Tabizchuri und Chontschali ³ ) . Alle diese Seen haben Süsswasser und sind reich an verschiedenen edlen Fischarten. Das Klima ist ein so rauhes, dass

war. Der Hauptgrundsatz seiner Doktrin war der, dass in der Seele jedes Menschen Gott selbst seinen

sidenten , obwohl ihnen meist unfruchtbare und in klimatischer Hinsicht ganz und gar ungünstige Ländereien angewiesen worden , dennoch dank ihrer Energie sich materiell sehr gut gestellt und sich ziemlich vermehrt haben.

an vielen Stellen Roggen und Weizen nicht zur Reife gelangen. Dagegen gibt es dort herrliche Weiden für das Vieh, weshalb sich die Ansiedler hauptsäch1) Nach russischen Quellen mitgeteilt. Irrtümlich schreibt man in Deutschland oft » Duchoborzen «. 2) Seltener sind die Ansiedelungen ehemaliger Soldaten in der Nähe der Standquartiere russischer Regimenter. 3) Der Toparawan, verketzert aus dem grusinischen » TbaParawani (Bedeutung der Worte unklar), liegt 6500 ' hoch und hat eine Oberfläche von 32 Quadratwerst ; der Tabizchuri (grusinisch : Tbis-kuri « ) nimmt 15 Quadratwerst ein. Ausland 1893 , Nr. 47.

Wohnsitz aufgeschlagen und die innere Welt des Menschen regiere . Der Nachfolger des Stifters der Sekte, ein gebildeter Russe, Namens Kolesnikow , breitete die Lehre mit Erfolg weiter aus und gewann eine Menge Proselyten im eigenen und in den benachbarten Dörfern. Die Grundsätze seiner Lehre brachte er seinen Anhängern in der Form von selbstverfertigten Versen bei . Weiter als diese Verkündiger der neuen Lehre ging aber ein gewisser Poborichin . Er wollte nicht mehr einfacher Prediger der neuen Lehre sein , sondern als ihr Stifter und 93

738

en in Transkaukasien .

Die Sekte der Duchobor

Haupt geehrt werden . Er lehrte : Gott, der Vater, | schlossen ; die Verstorbenen werden an beliebigen ist das Gedächtnis, Gott, der Sohn - die Vernunft, Orten begraben , ebenfalls ohne Gebet und Ein-und Gott, der heilige Geist der Wille ; Gott wollte segnung , jedoch kann die Gemeinde nachher die sich im Gedächtnis, in der Vernunft und im Willen Psalmen Davids singen , soviel sie will . «< — >» Unsere den gefallenen Seelen offenbaren und erschien auf Erden in Gestalt Christi, eines sündlosen Menschen ,

Lehre , « behaupten die Duchoboren weiter , » führt ihren Anfang zurück auf drei Märtyrer aus der Zeit

und seit der Zeit pflanzt sich die göttliche Kraft Christi von einem Erwählten auf den anderen fort. Dabei behauptete Poborichin , dass er selbst die Kraft Christi in sich fühle , d . h . dass er selbst Christus

Nebukadnezars , hat also lange Zeit vor der Erscheinung Christi existiert. «< Auf Poborichin folgte der frühere Korporal

sei . Er umgab sich mit zwölf Aposteln, welche die neue Lehre verbreiten sollten, mit zwölf Erzengeln , die seine Befehle ausführen, und zwölf Todesengeln, welche die Abtrünnigen und Ungehorsamen bestrafen mussten. Durchdrungen von der Ueberzeugung, dass Mangel an jeglicher Bildung am meisten die Leichtgläubigkeit fördert , behauptete Pobori chin , dass die Rettung der Seelen nicht nach Büchern, sondern durch die Kraft des Geistes vor sich gehe, dass man sich nicht an die Bibel, sondern an das Gedächtnis zu halten habe ; daher ward das Erlernen von Schreiben und Lesen verpönt . Die Lehre selbst wurde mündlich vorgetragen , und die Anhänger mussten sie auswendig lernen .

der Garde, S. Kapustin ; er wird als der eigentliche Er vereinigte alle Organisator der Sekte verehrt. Sektierer zu einer Gemeinde und gab ihnen zuerst den Namen » Duchoboren« . Es war ein kluger und beredter Mann . Er lehrte : »Als Gott zum erstenmal Mensch wurde , wählte er sich dazu den Leib des reinsten und besten Menschen auf Erden , den Leib Christi , in welchem die reinste Seele wohnte. Seitdem sich Gott in Christo geoffenbart hat , bleibt er beständig im Menschengeschlechte, wobei die göttliche Seele Christi in einer auserwählten Familie von einem Menschen in den anderen übergeht. Wenn die Seele auch in den Körper eines unvollkommenen Menschen übersiedelt , so behält sie doch das Be-

Was aber der eigentliche Kern der Lehre ist, für welche so viele rechtgläubige Christen gewonnen

wusstsein ihres göttlichen Ursprungs, und der Mensch, in dessen Leib Christi Seele wohnt , fühlt solches gar deutlich. Die Erwählten sind die Duchoboren ,

worden sind, ist schwer zu ergründen , wenigstens haben die jetzigen Duchoboren keine klare Vorstellung von ihrem inneren Gehalt. Die Lehre, voll von unverständlichem Mysticismus, wurde von Geschlecht zu Geschlecht durchs Gedächtnis überliefert

und in einem derselben wohnt stets die Seele Christi. Göttin « leben. An die

Waisen ; aus der gemeinsamen Kasse , welche in diesem Hause verwahrt wurde, erhielten die Armen

Spitze der Unzufriedenen , die allerdings in der Minderzahl waren , stellte sich der Bruder der Lukeria, welcher nicht nur die Erbschaft des Vermögens seiner

Unterstützungen zur Ansiedelung und ersten Einrichtung. Auch wurde ein Waisengericht zum Schutze des Eigentums verwaister Kinder gestiftet. Die ungehorsamen Fanatiker verwandelten sich in friedliche Bauern .

Durch Bebauung des Landes und

Schwester , sondern auch der zu ihrer Verfügung gestandenen Gemeindesumme beanspruchte, und dem durch Ausspruch des Gerichtes beides anheimfiel. Seitdem stehen in der Sekte zwei Parteien einander

hauses, in welchem nach dem Tode Illarion Kal-

in grimmigem Hasse gegenüber. Keinerlei Mittel werden geschont , um den Gegnern Schaden zu bringen. Auch veröffentlichen viele Duchoboren, um ihren Feinden einen Possen zu spielen, die Geheimnisse ihrer Lehre , suchen diese schlecht zu

mykoffs seine zwei kleinen Söhne Wassilj und Peter erzogen wurden.

machen und den orthodoxen Glauben anzunehmen. Beide Parteien sind bereit , für ihren Christus , für

Der erstere starb bald , der zweite Sohn Peter aber heiratete Lukeria Gudanowa ; aber auch ihn brachten Trunksucht und ausschweifendes Leben bald

Werigin oder Gubanow , in den Tod zu gehen. Anstatt eines Bethauses existieren jetzt zwei , und die Zwietracht setzt sich fort bis zum häuslichen

ins Grab. Er hinterliess keine Kinder. Jetzt aber verstand es Lukeria , ein kluges, listiges Weib , die Zügel der Regierung an sich zu reissen und sich zur Göttin der Duchoboren aufzuwerfen . Schon in

Herde , indem die Männer ihre Frauen zwingen wollen , das Bethaus ihrer Partei zu besuchen , die Frauen aber wieder durch verwandtschaftliche Bande

Viehzucht erreichten sie bald bedeutenden Wohlstand . Die einzige Verpflichtung der Gemeinde gegenüber bestand in der Abgabe eines bestimmten Teiles der Einnahmen zu Gunsten des Gemeinde-

höherem Alter stehend , liebte sie es , sich jung zu

in das andere gezogen werden . Die Folge ist, dass viele Frauen ihre Männer verlassen. Die Feindschaft

machen. Ihr gewöhnliches Kostüm war ein einfaches, aber sehr sorgfältig genähtes Kleid, ein Tuch

der Parteien spitzte sich endlich so zu , dass die Regierung einschreiten musste , welche denn auch

Der Nikaragua-Kanal und seine geographische Bedeutung. 741 Peter Werigin und fünf seiner vornehmsten Anhänger » verschickte « . Jedoch hegt seine Partei die Zuversicht , dass er bald auf einem weissen Rosse,

über dem südwestlichen Ufer der Insel ,

umgeben von Engeln mit flammenden Schwertern, zurückkommen und seine Widersacher niederschlagen werde.

sichtigen, machen wir einen Abstecher in den nördlichen Teil des Sees. Dort zeigt sich eine malerische

Diese Parteiung hat unter den Duchoboren auch mancherlei Zweifel an der Lehre wachgerufen ; die Kritik führte zum Skepticismus , und von da zum gänzlichen Verfall der Sekte ist nur ein Schritt . Einen kleinen Halt geben den Sektierern nur noch Vermögens- und Verwandtschaftsverhältnisse .

Der Nikaragua- Kanal

und seine geographische Bedeutung . Von Ernst Bötticher (Berlin). (Schluss.)

212 km

entfernt , soll sich der Auslass zum Stillen Ocean. öffnen. Bevor wir diese letzte Kanalstrecke be-

Gruppe von mehreren Hundert kleinen Inselchen , Los Corales , dann am Fusse des erloschenen Vulkans Mombacho Granada, eine Stadt von 15 000 Einwohnern, der Mittelpunkt des Handels von Nikaragua. Zur Zeit der spanischen Herrschaft setzte der Markt Granada bis zu einer Million Dollar um , was damals mehr Geld war als heute, aber in den der Unabhängigkeitserklärung ( 1823 ) folgenden unruhigen Zeiten wurde aller Wohlstand vernichtet . Die erst in den letzten Jahrzehnten wieder aufblühende Stadt sieht mit dem Kanalbau der reichsten Entwickelung entgegen, denn ihre Lage am See und an der Eisenbahn Rivas-Corinto macht sie zum Stapelplatze dieser Landesteile und zu einem Centrum zukünftiger Industrie . Neun Zehntel der Bevölkerung von Nika-

Kaffee- und Kakaopflanzungen bedeckt sind. Der letzte Ausbruch des Ometepek war 1883 , während der Madera erloschen zu sein scheint. Eine ganze Kette vereinzelter Vulkane zieht nordwärts parallel

ragua wohnen zwischen den Seen und der Küste. Dort mögen noch die an der Bahn gelegenen Städte Leon ( 35 000 Einwohner) , Masaya ( 18000 Einwohner) , Managua ( 10 000 Einwohner) und Rivas (8000 Einwohner) erwähnt sein . Managua, Sitz der Regierung , liegt entzückend an dem See gleichen. Namens. Von Granada bringt uns die Bahn nach Rivas-San Jorge, das der Insel Omepetek gegenüberliegt, und hier erreichen wir leicht die nahe Mündung des Rio Lajas, wo sich der Auslass öffnen soll , der die Schiffe aus dem See in den Stillen Ocean hinabträgt. Zwei Molen von 550 und 750 m

mit der Pacific- Küste , von denen der Masaya, Momotombo, Santa Clara und Coseguina noch Zeichen ihrer Thätigkeit geben. Diese vulkanische Beschaffen-

Länge werden ihre Einfahrt sichern . Der Kanal geht dann durch einen 14,4 km breiten, aber nur 13 bis 14 m hohen Felsrücken , dessen Durchbruch nicht

heit des Landes könnte Besorgnisse für den Kanalbau wecken , aber autoritative geologische Untersuchungen haben festgestellt , dass sowohl die vorgenannten Vulkane, wie die südlich in der angrenzenden.

allzu schwierig ist, in ein grosses, künstliches Wasserbecken im Niveau des Sees, das » > Bassin von Tola «< , das durch den Staudamm von La Flor, der dem von

Ein Dampfer der

von der Kanalgesellschaft

errichteten >>Nicaragua Mail Steam Navigation Company Vereinigten Staaten von Nordamerika« auf sich, die an allen Untersuchungen über die beste Linie eines interoceanischen Kanals hervorragend teilnahm, doch war damals weder der Geldmarkt noch die Technik für ein so grosses Unternehmen genügend entwickelt. Erwähnenswert ist wohl, dass sich auch Napoleon III. , der damals noch der Staatsgefangene von Ham war, dafür interessierte . Die Regierung von Nikaragua ermächtigte ihn, eine europäische Baugesellschaft für den »Canale Napoleone de Nicaragua « zu organisieren , und der Prinz liess 1846 eine Schrift unter seinem Namen zu Gunsten des Projektes veröffentlichen . Als aber der Mann , der damals an jene Regierung schrieb : >>Mit dem Namen, den ich trage, kann ich nur im Glanze des Thrones oder in der Dunkelheit des Kerkers leben >bureau of navigation« , Admiral Ammen , die beste Kanallinie auf Grund genauer örtlicher Untersuchung festzustellen , und im Jahre 1876 erstattete diese Kommission Bericht. Im Mai 1879 fand in Paris ein internationaler Kongress statt , der angeblich alle Kanalprojekte prüfen , in Wahrheit aber , wie sich nachher zeigte, die Wahl auf die Panamalinie lenken sollte, für welche Lieutenant Napoleon BonaparteWyse schon im Jahre zuvor die Konzession der Regierung der Republik Columbia erhalten hatte. Nachdem nun die in den Vereinigten Staaten weitverbreitete Ueberzeugung von der Undurchführbarkeit

jährlich sechs Millionen Tonnen nicht ohne recht lästige Verzögerungen bewältigen, da er nur 22,5 m Bodenbreite , nur wenige Erweiterungen und , abgesehen von einem kleinen See, nur ein einziges Bassin besitzt. Dementsprechend darf er nur mit einer Geschwindigkeit von 8,8 km in der Stunde befahren werden. Der Nikaragua - Kanal beansprucht trotz seiner 271 km nur wenig Fahrzeit mehr als der nur 160 km lange Suez-Kanal, weil er auf 159 km freie Fahrt gestattet und nur 112 km eigentliche Baustrecke aufweist, und weil diese, die vier grosse Bassins enthält , meist 37,5-56 m Bodenbreite und selbst in den (übrigens mit zahlreichen Erweiterungen ausgestatteten und insgesamt kaum 20 km langen) Felsdurchschnitten immer noch 2,5 m Bodenbreite mehr hat , als der Suez-Kanal überhaupt . Das gestattet Fahrgeschwindigkeiten von 4-8 km in den Baustrecken und von 12 bzw. 16 km in dem Fluss und dem See , so dass schliesslich den 24 Stunden Fahrzeit für 160 km Suez-Kanal nur 28 Stunden für 271 km Nikaragua-Kanal gegenüberstehen , einschliesslich der Verschleusung in den riesigen Schleusen, die nur einen Aufenthalt von je 45 Minuten verursachen und mithin innerhalb 24 Stunden 32 oder jährlich 11680 grosse Schiffe von insgesamt etwa 20 Millionen Tonnengehalt befördern können . Die Benutzung des Kanales muss mit der Entwickelung der Länder rings um den Stillen Ocean Dieser stehen wir staunend gegenüber. Die Staaten Oregon , Washington und Kalifornien bringen viel von ihrer grossen Weizen-, Woll- und Weinproduktion auf den europäischen Markt , und der ostasiatische Handel nimmt immer grösseren Umfang an. Da will es also Grosses bedeuten , wenn der Handel nicht mehr auf die geHand in Hand gehen .

fährliche Fahrt um das Kap Horn angewiesen ist, der Weg, der von San Francisco um das Kap Horn nach New York ebenso weit wie nach Liverpool ist, von 3328 geographischen Meilen auf 1620 nach Europa und sogar auf 1045 (gegenüber 704 Pacific-

bahn) nach New York abgekürzt wird , und ein Segelschiff von San Francisco nach Liverpool also kaum 60 Tage anstatt 120 gebraucht, was alljährlich mehr Fahrten als bisher gestattet , die Kosten für jede verringert , die Lieferzeiten sicherer einhalten, sowie günstige Chancen des Marktes besser ausnutzen lässt , also den Gewinn wesentlich steigert. Enge von Tehuantepek bauen wollte, wussten jahre- | Auch glaubt man, dass der 28stündige Wechsel der Schiffe aus Salzwasser in Süsswasser den bekannten lang die Anstrengungen aller für den Bau zusammenmarinen Ansatz der Schiffsböden , animalische und tretenden Gesellschaften zu vereiteln . Erst 1889 wurde des Panama-Unternehmens auf diesem Kongress noch verstärkt worden war, begann eine lebhafte Agitation für die Nikaragua-Linie. Aber die natürlichen Gegner dieser Linie, also die Lesseps bzw. die französische Politik , dann die amerikanischen Eisenbahnkönige, die die Konkurrenz fürchteten , sowie Leute wie Kapitän Eads , der eine Schiffseisenbahn über die

die Inkorporation der >> Maritime Canal Company of Nicaragua« (durch Gesetz vom 20. Februar) im Kongress durchgesetzt und dieser Gesellschaft die wiederholt von der Republik Nikaragua erneuerte Konzession für den Bau übertragen . Die Leistungsfähigkeit des Kanals wird unstreitig

vegetabilische Gebilde, die die Geschwindigkeit hemmen und öfteres Docken erforderlich machen , zerstören oder wenigstens im Wachstum aufhalten wird . Die Erfahrung muss es lehren . Die Vereinigten Staaten erwarten von dem Kanal ganz besonders grosse Vorteile und hoffen , einen grossen

Forschungen über das deutsche Wohnhaus.

Teil des Handels der ostasiatischen , australischen und westamerikanischen Häfen mit Europa an sich

743

Forschungen über das deutsche Wohnhaus. Von Gustav Bancalari (Linz a. d . D.) .

zu ziehen , sobald New York für jene fast um die ganze Breite des Atlantischen Oceans , also etwa

(Schluss.)

576 geographische Meilen näher ist als Europa, wohin zwar die Fahrt von Valparaiso um 200 geo-

Von einem anderen typisch anmutenden Hause in Pinzolo wollte ich den Grundriss abnehmen. Der

graphische Meilen und von den nördlicheren Häfen um das Drei- bis Sechsfache abgekürzt wird , aber

Besitzer meinte , sechs verwandte und zwei fremde Familien wohnten darinnen . So oft jemand einziehe

doch immer um jene

oder wandere , werde umgebaut. Ich müsste also schon alle Jahre nachsehen , damit der Plan richtig bleibe. Dieser vernünftige Mann hatte eben den

576 geographische Meilen

weiter bleibt. Die Frage, ob der Handel überhaupt den Weg durch den Kanal vorziehen werde , muss im grossen und ganzen bejaht werden , wenn auch die Wegersparnis allein nicht dafür maassgebend ist. Dieser Verkehr wäre , wenn heute schon möglich, auf acht Millionen Tonnen zu berechnen und muss. mit der Zunahme des Welthandels wachsen.

Trifft

diese Rechnung auch nur für drei Viertel zu , so gäbe das bei 2,50 Dollars Zoll doch schon eine Einnahme von 15 Millionen Dollars . Dabei können die Unterhaltungskosten nicht bedeutend sein. So So eröffnet diese Wasserstrasse dem Handel ausserordentlich günstige Aussichten . Natürlich ziehen die Vereinigten Staaten, deren atlantischen Häfen , um nur noch eins zu nennen, durch den unmittelbaren Verkehr mit den südamerikanischen Pacificstaaten

Begriff des Typischen und Willkürlichen gut erfasst . Anderswo , in Villa Rendana , hat mir einer der Bauern, unter welchen ich zeichnend sass, den Ausspruch gethan : » Es ist offenbar die Notwendigkeit und der Bedarf, welche die Häuser gemacht haben, wie sie sind. Ernst Maltravers > Devereux« in dem Jahre, als Bulwer unser Lieblingsschriftsteller war , der später natürlich von andern abgelöst wurde. Nur wenn der stets beachtungswerte Ruf : » die

Post ! die Post ! « in der ganzen Kolonie erscholl, sahen wir uns veranlasst , aus der >» Traumwelt «< unseres Buches in die Wirklichkeit zurückzukehren. O, diese höchst angenehme Wirklichkeit ! Nun wenden alle Augen sich der See zu der ruhigen blauen Seefläche des Godthaab-Busens, und wir wetteifern , den Gegenstand unserer Erwartung, unserer Hoffnung zu erkennen und zu bezeichnen nämlich die beiden Eskimo-Postleute in ihren »> Kajaks «< , welche sich durch zerstreute Treibeisstücke hindurcharbeiten , bis sie endlich sicher zwischen den Klippen des Ufers landen. Inzwischen sah man eine fröhliche Bewegung und viel Hin- und Herlaufen unter den Grönländern , welche sich fast alle am Ufer versammeln , um Neuigkeiten zu hören . Jeder hat mehr oder weniger Interesse für die Landenden, denn diejenigen , welche nicht selbst Briefe bekommen unter den jetzigen Grönländern ist das Briefschreiben ganz gewöhnlich sind nicht minder begierig , von Verwandten und Freunden auf anderen Stationen zu hören , und wenden sich daher an die Postleute , um mündliche Nachrichten zu bekommen ; wieder andere sind den An-

unglückliche Nervenleidende gekannt, welche unseren wiederhallenden Chor nicht ertragen konnten, aber niemand beachtete ihre Klagen

in der sonst all-

gemeinen Harmonie. Alle waren glücklich und hoffnungsvoll, bis der Gouverneur den Postsack geöffnet hatte , und sein Gehalt dann - wenigstens für eine Zeitlang - das Interesse erschöpfte. Ein anderes Mal wird unsere Nachmittagsgesell-

schaft durch den freudigen Ausruf »Schiff, Schiff ! «< elektrisiert - nicht voraus durch die Postkajaks angekündigt ; nein, wir sehen es mit unseren eigenen Augen seewärts an der rauhen Landspitze Kangek auftauchen ; zuerst kommt der Bug zum Vorschein, dann ein Mast, dann noch einer vielleicht auch noch ein dritter , und gleich wissen die »klugen Leute «< , ob es » Sjalfe « , » Neptun « oder » > Lucinda >Bitte, lieber Herr Sonne , sagen Sie uns, wie lange Zeit braucht das Schiff, um über den Meerbusen zu segeln ? Wie ist der Strom gerade jetzt, guter Niels ? Wenn wir doch den rechten Wind

den niedrigen flachen Dächern sitzen , sich damit begnügend , die Nachrichten bruchstücksweise von einem vorübergehenden Kinde oder geschwätzigem Mädchen zu sammeln . Unsere - d. h. der Dänen erste Frage von pflegt zu sein : >>Woher kommt die Post ? welcher Kolonie ? von Sukkertoppen , von Egedesminde oder wer weiss ? - vielleicht vielleicht von dem fernen südlichen Julianeshaab ?

O , wenn sie nun gar

von dem noch ferneren Europa , von dem rechten teuren Heimatlande käme so wäre unsere Freude vollkommen - ohnegleichen ! Diese letzte Alternative verstehen die Kajaks schon in einer ziemlichen Entfernung vom Ufer sinnreich anzukünden, indem sie ihre kurzen Ruder wie einen Mast in die Höhe halten, um damit anzüdeuten, dass europäische Schiffe die Post bei einer anderen Kolonie ans Land gebracht haben ; und dann wird augenblicklich ein froher Chor eingestimmt : »umiarsui-it das Schiff. das Schiff, o das Schiff ! Umiarsui- it ! o das » liebe Schiff ! « Ich habe einige - ganz einzelne -

Aber noch ist das Schiff nicht

bloss einen Augenblick bekämen ! «< So lauten die Fragen und Bemerkungen der europäischen Damen und Kinder, oft schwer genug zu beantworten. Als unnütze und lästige Personen stehen wir dort, um unaufhörlich den zauberischen Punkt zu betrachten. Während wir aber in unserer Erregung müssig

dastanden , sind die anderen Leute in der Kolonie thätiger gewesen : Boote sind in die See gelassen , begleitet von einer ganzen Menge von Kajaks , die flink das Wasser durchschneiden , um das Schiff hereinschleppen zu helfen, falls der Wind ganz still bleibt. Wie schön ist der Abend ! Die Sonne sinkt langsam hinter die Hoâk-Inseln ; die Oberfläche der See kräuselt sich leicht, in reicher Farbenpracht erglän· zend , indem der neue Wind , eine schwache ein sehr Brise aus Südwest , wirklich aufkommt gewöhnlicher Fall in der Godthaab-Bucht, und wir sollen die unendliche Befriedigung haben , unser

Geographische Mitteilungen.

749

>>umiarsu-it Nordlandes « zu . Alles ist still und feierlich das sanfte Gemurmel der Wellen am Ufer und das melodische Plätschern des kleinen Wasser-

die Arbeit, das Schiff sicher in den Hafen zu bringen,

falles hinter dem Hause des Doktors sind die ein-

nicht ungewöhnlich schwer gewesen ist , wird der

zigen Töne, welche die Ruhe der Nacht unterbrechen . >>Gute Nacht ! und nochmals gute Nacht !Beobachtungen der meteorologischen Stationen im Königreiche Bayern « erscheint. Dasselbe ist für alle klimatologischen Arbeiten , welche sich auf Bayern beziehen, die natürliche Grundlage, und Lang verwendete auf die Reichhaltigkeit seines Inhaltes und auf die Beschleunigung seiner Herausgabe stets die grösste Mühe . Nach Erledigung mehrerer einfacheren klimatologischen Arbeiten brachte Lang 1883 die umfangreiche Studie über das Klima von München zur Veröffentlichung, die sich hauptsächlich auf die langjährigen Registrierungen und Beobachtungen v. Lamonts stützt . Mit dieser Abhandlung habilitierte er sich auch an der Universität München als Privatdozent. Die möglichst Die möglichst scharfe Präcisierung des eigentümlichen Klimas der bayerischen Hochebene blieb seitdem eine Aufgabe, auf die Lang noch oftmals zurückkam. Von hervorragender Bedeutung und grossem Einflusse auf andere. Forscher war Langs Aufsatz » Ueber den säkularen Verlauf der Witterung als Ursache der Gletscherschwankung in den Alpen< >Bericht über die geologische Durchforschung des Bachergebirges« von Doelter und »Zur Kenntnis der Eklogite und Amphibolgesteine des Bachergebirges« von Ippen (Separatabdruck aus dem Jahrgang 1892 der » Mitteilungen« des Vereins, S. 35 ff. und S. 51 ff.) . Nachdem Doelter unter specieller Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse die Grenzen des Gebirges, als durch die Punkte Marburg , Unter- Drauburg und Weitenstein gegeben , bestimmt hat , behandelt er in kurzer Uebersicht seine Geologie. Das Bachergebirge besteht aus einem gangförmigen Granitmassiv, das ein Mantel von Schiefern umgibt. Gang förmig Doelter das seiner geringen Breite wegen nennt Massiv und macht damit zugleich (wie schon früher bei den Massiven der Cima d'Asta und des Monzoni ) einen Mit Reyer genetischen Gesichtspunkt geltend. (» > Geologische und geographische Experimente « , II , Wien 1892 ) nimmt er an, dass Granitmassive ebenso wie andere Eruptivgesteine durch gangartig ausströmende Ergüsse entstehen, und ihre Bildungsdauer eine sehr lange sein könne . Petrographisch haben wir im Bachergebirge zu unterscheiden : 1. Eruptivgesteine (Granit, wahrscheinlich jünger als Gneis, Glimmerschiefer und Amphibolit , gneisartiger Granit , Granitporphyr, vielleicht nur porphyrartige Apophysen des Hauptgranits, Porphyrit, vielfach an den Paläo-Andesit erinnernd, mit trachytischem Habitus) ; 2. Schichtgesteine der archäischen (und paläozoischen ? ) Formation (GraGlimmerschiefer , Amphibolit, nulit , Gneis , Talkschiefer , Eklogit , Marmor , Phyllit ) ; jüngere Sedimente ( Trias , im Nordosten teils unmittelbar auf Gneis aufliegend , Tertiär , am Rande des Gebirges). Was die nutzbaren Mineralien angeht , so kommen Erze nur sporadisch vor , die Marmore und Granite , letztere wegen des hohen Quarzgehaltes , sind von guter Qualität. - Die speciellen Untersuchungen von Ippen seien dem Fachgeologen zur Prüfung empfohlen ! (Mitteilung von Dr. Ankel in Frankfurt a. M. )

Litteratur. 751 (Siam. ) Ueber das Reich Siam berichtet Lord Lamington , welcher das Land durchreiste und als der

Wie bekannt , musste Siam infolge seiner neuerlichen Differenz mit Frankreich alles Gebiet östlich vom

erste Europäer über den Mekong R. hinaus bis an den Black R. in Tonquin vordrang. Die wichtigsten Landmarken in Siam sind die beiden Flüsse Menam und Me-

Mekong abtreten , während früher die Wasserscheide westlich von Annam in beträchtlicher Entfernung östlich vom Mekong die Grenze bildete. Ausserdem musste Siam sich verpflichten , in Zukunft seine Truppen nur auf ungefähr 25 km Entfernung dem Mekong zu nähern, und auch alle Inseln in diesem Flusse an Frankreich

kong. Das Thal des Menam ist von der Mündung des Flusses ab auf einer beträchtlichen Länge ausserordentlich fruchtbar, viel Reis wird gebaut und davon nach Singapore und nach Hongkong verschifft. Weiter nördlich wird das Land hügelig und der Lauf des Flusses durch zahlreiche Katarakte unterbrochen. Wenn der Menam angeschwollen ist, können ihn kleine Dampfer bis Raheng befahren, sonst aber nur bis Pak Nampo. Noch weiter nördlich wird das Land gebirgig, bleibt jedoch produktionsfähig. Die dortigen Bewohner , eine wandernde, nomadische Rasse, fällen von Zeit zu Zeit eine Anzahl von Bäumen, verbrennen sie und die Wurzeln und bauen sich so viel Reis, wie sie auf zwei bis drei Jahre nötig haben. Oestlich von hier liegt der Luang PhrabanDistrikt, eine trostlos wüste Gegend. Zwischen den Flüssen Menam und Mekong breitet sich, 700 Fuss über dem Meeresspiegel, ein grosses, ebenes Plateau aus, auf welchem die wichtige Stadt Khorat liegt , wohin der Bau einer Eisenbahn wenigstens projektiert ist. Dies ganze Plateau kann ohne viel Schwierigkeit kulturfähig und in eine sehr wertvolle Besitzung umgewandelt werden. Gold wird bei Kabun im Bette des Mekong und bei Cheng Mai am Menam gewonnen Eisen existiert in Menge , Saphire finden sich am Menam , und Baumwolle , Thee und Tabak werden mit Erfolg angebaut. Andere Erzeugnisse sind Salz und Oel. Auch liegen sehr wertvolle Tiekwälder von grosser Ausdehnung am oberen Menam. An Kommunikationswegen fehlt es, die vorhandenen wenigen sind schlecht. Wo es angeht , werden die Flüsse für den Transport benutzt. Boote, zuweilen von beträchtlicher Länge, fahren beständig auf dem Menam zwischen der Hauptstadt Bangkok und Cheng Mai ; die Fahrt dauert drei Wochen. Der untere Mekong ist wegen der vielen Stromschnellen bis Lakhon absolut nicht schiffbar, von da ab auch nur bis Kianghsen, darüber hinaus nicht weiter. Der sehr beträchtliche Handelsverkehr mit Khorat wird in der trockenen Jahreszeit durch Karawanen vermittelt, in der nassen Saison dagegen ist der Boden unpassierbar , und alles Reisen und aller Verkehr hören vollständig auf. Die Siamesen um Bangkok herum sind träge, energielose, dem Spiele ergebene Menschen im Gegensatze zu den weiter nördlich wohnenden, welche betriebsam und fleissig sind ¹ ) . Von dem gesamten Handelsverkehr in Bangkok fallen zur Zeit 90 Prozent auf England und englische Kolonien, und von den ein- und auslaufenden Schiffen führen über 80 Prozent die britische Flagge. Die englische Sprache ist in Bangkok die kommerzielle, und indische Münzen gelten im ganzen Lande. 1) Aus dem Leben der Siamesen wollen wir , wenn auch nur parenthesisch, eine kleine Notiz einschieben. In Siam wird. jedes Jahr nach einem Tiere benannt, und nur gewisse Tierjahre berechtigen zu einer Wechselheirat. Wer z. B. in einem mit >>Ratte benannten Jahre geboren ist, darf nicht eine Person aus einem mit Hund bezeichneten Jahre heiraten , ebenso eine Person aus dem >> Kuh nicht eine Person aus dem D Tiger.. Jahre u. s. w. Der Heiratsantrag ist einfach. Man fragt die Angebetete nach ihrem Tierjahre, und bietet dieses keine Schwierigkeit, so bittet man um eine Blume. Wird diese gewährt , so ist das Verlöbnis fertig.

überlassen.

(Mitteilung von H. Greffrath in Dessau.)

Litteratur. Le Plateau Lorrain. Essai de géographie régionale avec 24 croquis cartographiques de Barbier et 21 vues photographiques. Von B. Auerbach. Paris et Nancy , BergerLevrault & Cie ., 1893. kl . 8 °. Es ist schon von anderer Seite hervorgehoben worden, wie bezeichnend dieses auch äusserlich sehr hübsch ausgestattete kleine Buch insofern erscheint , als es mit vollem Bewusstsein eine französisch verfasste Landeskunde nach deutscher Forschungsmethode der Landeskunde darbietet. Lothringen wird dabei als geographischer Landesbegriff genommen, die Scheidung in französisches und deutsches Gebiet spielt also nur eine untergeordnete Rolle , und kräftig wird betont , dass jene » geographische Einheit viel mehr bedeute als die ihr allerdings mit zu Grunde liegende geologische Einheit. Nach natürlichen Landschaften gegliedert , wird nun die lothringische Hochfläche gründlich , dabei aber auch durchweg anziehend geschildert nach geologischem Aufbau , Gewässernatur, Klima und solchen Seiten des Volkslebens, die aus der Landesnatur sich erklären (vornehmlich also wirtschaftliche Thätigkeit,

Siedelungen und Verkehr). Es weht ein echt geographischer Geist in dieser Arbeit ; der Verfasser zeigt sich wohlbewandert in der ganzen einschlägigen Litteratur, französischer wie deutscher, geschichtlicher, geographischer, naturwissenschaftlicher und technologischer , aber er hebt aus der Fülle des Stoffes mit voller Herrschaft über denselben stets nur das wirklich Geographische hervor , ohne zu kapitulieren weder gegenüber der Geologie noch gegenüber der Historie. Dass die lothringische Grenze von 1871 keine im höheren Sinne geographische ist , wird man dem Verfasser zugestehen müssen und ihm seine Hoffnung auf deren einstmalige Wiedertilgung auch nicht verdenken. Dagegen muss Verwahrung eingelegt werden gegen Aufführung des Elsass unter den Provinzen Frankreichs« (S. 2), weil das Elsass schon vor 1870 geographisch zu Deutschland gehörte, seit 1870 aber erst recht. Ethnographie Nordost -Afrikas . Die materielle Kultur der Danâkil, Galla und Somâl. Von Ph. Paulitschke. Mit 25 Tafeln (über 100 Abbildungen) und einer Karte. Berlin , D. Reimer, 1893. gr. 8 °. Der Verfasser hat in diesem stattlichen Werke seine eigenen, von seiner Reise nach Harar mitgebrachten Forschungsergebnisse mit denen der übrigen Forscher auf diesem Gebiete zu einer vortrefflichen systematischen Völkerkunde des Osthornes von Afrika im Süden des Adener Busens vereinigt. Das nicht hinreichend bestimmte Titelwort »Nordost-Afrika« bezeichnet hier also das östlichste Afrika bis zum Ostrande des Abessinischen Hochlandes und bis zu dem grossen Graben , in welchem die abflusslosen Seen , wie Rudolfs- und Stephanie- See , eingebettet liegen. Eine kurze Uebersicht der Landesbeschaffenheit , soweit man sie bisher (namentlich geologisch doch nur bruchstückweise) kennen gelernt hat, bildet den Eingang. Das Land wird klimatisch vom Monsunwechsel beherrscht und ist merkwürdigerweise in seinem küstennahen Osten minder befeuchtet als in seinem binnenländischen Westen. In jenem überwiegt Wüste und Savanne , die bewohnenden Danâkil und Somál sind meist wandernde Hirten ; in diesem dagegen lichter oder auch dichter Wald , hier bauen die Gallas Getreide und teilweise Tabak, züchten das Buckelrind.

Litteratur.

752

Mit grossem Fleisse legt der Verfasser das geschichtliche Werden der gegenwärtigen Völkerverbreitung dar. Er veranschaulicht letztere auf einer grossen Karte, die in gut gewählten Farbensymbolen auch die ins Gebiet der drei Hauptvölker eingeschalteten Elemente angibt : ihre wechselseitigen Mischungen an den Grenzen, ferner mehr oder minder gemischte Reste von Vorbewohnern , so von Gallas im heutigen Somâlland , von »äthiopischen (abessinisch-arabischen) Semiten im Nordwesten, Bântus im Südwesten des heutigen Gallalandes. Darauf werden ganz ins einzelne sämtliche Seiten der materiellen Kultur erörtert : Kleidung , Schmuck , Waffen und häusliches Gerät , Nahrung , Gesundheit und Heilverfahren , Familienleben, Beschäftigung, sociale Gliederung, Produktion, Handel und Verkehr , Wert des Eigentums und der Arbeitskraft. Ausgezeichnet gelungene Abbildungen gewähren Einblick in das körperliche Aussehen und die sonstigen sinnlich wahrnehmbaren ethnographischen Merkmale der drei Völker. Die Bearbeitung der geistigen Kultur derselben hofft der Verfasser später vorlegen zu können. Eine Wallfahrt nach Dodona. Von Al. Freiherr von Warsberg. Aus dem Nachlasse herausgegeben von Joh. Frischauf. Mit zwei Karten. Graz , Leuschner & Lubensky , 1893. gr. 8 °. Mit der Absicht , die Kenntnis des klassischen Altertums durch Beobachtungen an Ort und Stelle zu fördern, bereiste der inzwischen verstorbene Verfasser (bekannt durch seine » Odysseischen Landschaften « ) das alte Epirus vom äussersten Nordwesten bis zum Südostende am Golf von Arta. Seine unterwegs , oft genug im Sattel , verfassten Niederschriften liegen uns hier in einer, wie versichert wird, möglichst inhaltsgetreuen , nur » alle rein subjektiven Betrachtungen , die nicht zum Gegenstande gehören, ausschliessenden « Redaktion vor. Den Landschaftscharakter Chaoniens, Thesprotiens und der Molossis schildert uns der Verfasser in kurzen, prägnanten Schlag. worten , besonders eingehend den um das schluchtige Thal des mittleren Kalamas , den des türkisch verlotterten Janina mit seinem schönen See und den der Umgebung des jüngst südwestlich von Janina entdeckten Bezirkes der altberühmten Orakelstätte von Dodona, von der dem Bändchen auch ein Situationsplan mit Angabe der wenigen Baureste aus dem Altertum beigefügt ist ). Man darf dem Herausgeber dankbar sein für diesen Beitrag zur genaueren Kenntnis eines ebenso interessanten wie wenig bekannten europäischen Landstriches. Halle a. d. S. A. Kirchhoff. Katechismus der Meteorologie. Von Prof. W. J. van Bebber. 3. Aufl . , gänzlich umgearbeitet. Leipzig 1893. kl . 8º. Aus der Feder eines namhaften Meteorologen stammend, hat dieser Katechismus, wie die Erscheinung der dritten Auflage beweist, sich schon viele Freunde erworben. Auch in der neuen Umarbeitung sehen wir erfolgreich das aufgestellte Programm durchgeführt : »mit möglichster Kürze und in allgemein verständlicher Form die Grundlehren der Meteorologie dem grossen Publikum zugänglich zu machen « . Die Form der Darstellung ist die alte geblieben : Wechsel von Frage und Antwort. Vielleicht wäre es besser gewesen, dieses Verfahren aufzugeben, wie bei anderen Weber schen Katechismen geschehen, zumal die Fragestellung mitunter der Korrektur des Didaktikers bedarf. Der Wunsch, auch der Schule einen handlichen Leitfaden zu liefern , dürfte freilich ein frommer bleiben , schon deshalb , weil die Meteorologie unmöglich im Umfange des Bebberschen Büchleins auf der Schule behandelt werden kann.

die wichtigsten Thatsachen von wenigen Grundwahrheiten ab, die sehr einfachen Kartenskizzen zeigen, was sie zeigen sollen so dass das Heft sich recht gut im Unterricht wird verwerten lassen. Auch der Laie kann es zur Belehrung benutzen. Die Ausdrücke >>2 Wasserbläschen« für den kondensierten Wasserdampf, » Schneekügelchen « für den Firn , der aufsteigende Luftstrom . in den äquatorealen Kalmen und die Behauptung , dass Lambrechts Polymeter das wichtigste Instrument der Meteorologie « sei , sind bedenklich. Der Anhang über Wettervoraussage konnte erspart bleiben ; denn es ist wohl kaum angängig, solche auf der Schule anstellen zu lassen, zumal nach den gegebenen Anleitungen. Das Mammut und die Flut. Nach dem Englischen von Henry H. Howorth , bearbeitet von E. A. Ehemann. London 1893. gr. 8 °. Bei der allgemeinen Herrschaft des Aktualismus scheint die ältere Katastrophenlehre schon lange der Geschichte anzugehören. Um so merkwürdiger ist das Erscheinen eines Buches , welches die Cuvierschen Katastrophen wieder zu Ehren bringen will, wenigstens in Anwendung auf eine der interessantesten Episoden der neueren Erdgeschichte , auf das Mammutzeitalter. Was die moderne Forschung über die Schicksale dieses grossen Säugers und über seine Beziehungen zur Eiszeit ermittelt hat , gilt unserem Autor als wenig bewiesen ; nur durch eine abnorme Ursache kann das abnorme Verschwinden des Mammuts erklärt werden ; und diese Ursache kann nur eine grosse Flut gewesen sein , welche über einen grossen Teil der Erde urplötzlich hereinbrach , die diluviale Tierwelt unter Lehm und Kies begrabend. In nördlichen Breiten trat zugleich ein grosser Klimawechsel ein, durch welchen zahlreiche Kadaver erhalten blieben. Es wäre vergebens, mit Howorth zu streiten über den Wert der Induktionen, welche in diesem Falle für den Katastrophismus oder Aktualismus sprechen ; denn in verschiedenen Köpfen sieht die induktive Logik verschieden aus. Jedenfalls die Art, wie er an zahllosen Stellen ganz unbestimmte oder unpassende Angaben zur Beweisführung verwertet , berechtigt ihn nicht , von der >unkritischen Manier der paläontologischen Speciesmacher < (S. 155 ) zu reden. Ferner , wer solche gewagten Angriffe auf allgemein geltende Anschauungen macht , der sollte wenigstens sein Arbeitsgebiet gründlich beherrschen . Bei Howorth ist dies nicht der Fall ; seine Quellen sind überwiegend Cuvier, Buckland , d'Archiac , Lyell nebst Zeitgenossen , und Arbeiten aus der neuen Blütezeit der Diluvialforschung werden relativ selten und recht unvollständig benutzt. In Verbindung damit steht eine verwunderliche Unkunde in der modernen Wissenschaft. Der Föhn entstammt der Sahara ; die gewaltigen Schneewehen der sibirischen Stürme werden in Abrede gestellt ; Ueberreste aus früheren Perioden sind nie in Höhlen gefunden worden ; die bis zum Eocän reichenden Pampasthone werden als durchweg » pleistocän bezeichnet , als ob es nie einen Roth , Döring und Ameghino gegeben hätte , und alle Fossilien der Pampas , die

Grundbegriffe der Meteorologie. Von Dr. E. Wilk. 2. Aufl. Leipzig 1892. kl. 8º. Der Inhalt ist möglichst gedrängt und eingeschränkt , im allgemeinen auch korrekt, die Darstellung ist deduktiv und leitet

Toxodonten, Glyptodonten etc. gelten als Zeitgenossen des Mammuts. Auch sonst wird dasselbe gleichzeitig gesetzt mit allen möglichen anderen Resten , die nach unserem heutigen Wissen den verschiedensten Abschnitten des Quartärs oder Tertiärs angehören. Ein Verständnis für die verschiedenen Epochen des Quartär, für das Wesen und die Bildungen der Glacialzeit kann man nach diesen Proben schon gar nicht verlangen. Howorths Versuch verdient , gelesen zu werden ; er ist ehrlich gemeint, ist auch mit grossem Fleisse durchgeführt, soweit es die ältere Litteratur anlangt , ist aber sonst verfehlt. In der Geschichte des Mammuts sind noch viele unklare Punkte ; aber Argumente eines längst abgewiesenen Standpunktes werden dadurch nicht besser, dass man sie von neuem wiederholt, ohne sich mit den inzwischen erfolgten Fortschritten der Wissenschaft auseinanderzusetzen. - Die Uebersetzung stammt von einem Laien her, einem Theologen , welchem viele merkwürdige Schnitzer passiert sind. Potsdam. Erich Goebeler.

1) Die Druckrevision hätte etwas gründlicher sein können. Die Vallononeiche (S. 25) soll wohl die Valoneen-Eiche sein , das weissgraue Wohl. gewands (S. 37) ein Wollgewand. Der Beiname Náïos des Dodonäischen Zeus kommt in verschiedenartiger Verschreibung vor.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

Als Schulbuch sind hingegen zu bezeichnen die

AUSLAND

DAS

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 48 .

Stuttgart, 2. Dezember 1893.

Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND In- und Auslandes und die Postämter. GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Wanderungen in den italienischen Alpenthälern am Ost- und Südfusse des Monte Rosa. Von Elise Emmel (Dresden) . S. 753. 2. Ein Ausflug nach Süd-Istrien . Von Karl Moser (Triest) . S. 755. 3. Aus dem Leben der Europäer in Grönland. Von Signe Rink (Christiania). (Fortsetzung. ) S. 758. - - 4. Geographische Mitteilungen. (Neue diluviale Funde in der Vorderpfalz ; Die australische Kolonie Queensland.) S. 764. 5. Litteratur. (Meisel ; Gelcich- Sauter ; Simony ; Die hygienischen Verhältnisse der grösseren Garnisonsorte der Oesterreichisch-ungarischen Monarchie, XI . Salzburg ; Duro ; Viterbo ; Dierks ; de Salma ; Zur Statistik der Kaukasusländer ; Der XI. Internationale Kongress für prähistorische Archäologie und für Anthropologie.) S. 765 .

Wanderungen in den italienischen Alpenthälern am Ost- und Südfusse des Monte Rosa. " Von Elise Emmel (Dresden) . Jahr für Jahr strömen Tausende und Abertausende von Vergnügungsreisenden aus Deutschland nach der Schweiz und zum Teil weiter nach Italien, aber nur äusserst wenige von ihnen gelangen in die Gegend , von der die nachfolgenden Skizzen handeln sollen . Die Hauptmasse der Reisenden begnügt sich mit dem Berner Oberlande und den davorliegenden Landschaften (Rheinfall , Züricher und Vierwaldstätter See) , ein anderer, ebenfalls beträchtlicher Teil geht entweder vom Vierwaldstätter See aus auf der Gotthardbahn oder vom Bodensee aus durch die Ostschweiz (Rheinthal, Graubünden ) nach den oberitalienischen Seen , wieder andere besuchen den Genfer See und das Chamonix-Thal , manche den Riffelberg und den Gorner Grat bei Zermattdie Thäler im Osten und Süden des Monte Rosa dagegen betritt, wie die Fremdenbücher der betreffenden Hotels verraten , nur höchst selten der Fuss eines deutschen Reisenden . Der Hauptgrund hierfür ist nicht etwa darin zu suchen, dass der Besuch dieser Thäler sich nicht recht lohne - vielmehr kommen ihnen wenige Punkte der Schweiz an Grossartigkeit , sondern er liegt wohl in und Schönheit gleich dem Umstande, dass sich jene Gegend bequem nur vom Lago Maggiore aus , also in westlicher Richtung, erreichen lässt . Ist aber jemand von Deutschland aus auf der Gotthardbahn dahin gelangt , so ziehen ihn in der Regel , besonders bei einem erstmaligen Betreten italienischen Bodens , der ComerSee und Mailand, sowie weiterhin Verona und Venedig mit übermächtiger Gewalt nach Osten. Wie dem nun auch sei , thatsächlich kennen , wie schon beAusland 1893, Nr. 48 .

merkt , nur verhältnismässig wenig Deutsche die italienische Umgebung des Monte Rosa aus eigener Anschauung , und deshalb dürfte die nachfolgende Darstellung mindestens von dem Vorwurfe frei bleiben, dass sie nur Allbekanntes bringe. Ein besonderer Umstand , der vielleicht bei meinen deutschen Landsleuten einiges Interesse für den Gegenstand dieses Aufsatzes erweckt , ist der, dass in den zu schildernden Alpenthälern noch die deutsche Zunge klingt. Schon Horace de Saussure , der erste Erforscher des Monte Rosa, der im Jahre 1789 jene Thäler zum erstenmale besucht hatte, machte auf die überraschende Erscheinung deutscher Sprachinseln am Süd- und Ostfusse des Monte Rosa aufmerksam . Auch im Norden ist diese » Königin der Alpen«< von deutschem Sprachgebiet

umgeben ,

und

nur von

Westen her reicht eine savoyische Mundart heran . Die acht Gemeinden , in denen noch deutsch gesprochen wird, sind : Macugnaga an den Quellen der Anza , Alagna an den Quellbächen der Sesia, Gressoney la Trinité , Gressoney St. Jean , Gabi und Issime am oberen Laufe der Lys (Lesa), Rima im Valle Piccola, endlich Rimella an einem Zuflüsschen des Mastallone , eines reissenden Bergwassers, das bei Varallo in die Sesia mündet ¹) . * * Im Juli 1892 befand ich mich in Orta (Oberitalien) , einem kleinen , am See gleichen Namens malerisch gelegenen Orte , westlich vom Südende des Lago Maggiore. Das Hotel Belvedere , in dem ich Wohnung genommen hatte , thront in herrlichster Lage auf dem Sacro Monte (heiliger Berg) , dessen Fuss von den Wellen des Lago d'Orta bespült wird. 1 ) Das den Deutschen in Piemont gewidmete interessante Schriftchen von L. Neumann (Freiburg i . B. 1891 ) scheint der Verfasserin entgangen zu sein , doch behält ihr Aufsatz auch neben jenem noch seine volle Berechtigung. 95

754

Wanderungen in den italienischen Alpenthälern am Ost- und Südfusse des Monte Rosa.

Hier , wie überhaupt an den oberitalienischen Seen, | Aussicht. Der Blick schweift hier bis zur Mündung fiel mir die Haartracht der Frauen auf. Sie stecken der Anza in die Tosa , dem beträchtlichen Orte

Scheitel reichenden Halbrund befestigen, gleich einem

Vogagna unmittelbar gegenüber. Das Val d'Oscella ist ein wenig einförmig , aber sobald man in das daran grenzende Anzasca-Thal tritt, entfaltet sich die südliche Vegetation immer üppiger. Die Reben , unter der Last der Trauben sich beugend, schlingen sich in Festons von Baum zu Baum , oder sind an

Heiligenscheine. Ein Pfeil mit dicken , ovalen Silberbuckeln hinter den Ohren vollendet den schimmern-

den Bergabhängen terrassenförmig ansteigend in Lauben gezogen. Von Cima di Mulera hinab-

den Kopfputz , der , nach manchen antiken Büsten zu urteilen , eine Ueberlieferung römischer Vorzeit sein dürfte.

steigend , erreichte ich wieder die Fahrstrasse , die hoch über der Anza an fruchtbaren Geländen hin, unter prächtigen Kastanien und Nussbäumen bei stets

Schwarze und weisse Schleier gehören in Oberitalien ziemlich allgemein zum unerlässlichen Putz der Bürgerfrau, wenn sie zur Messe geht. Das Schuhwerk der Frauen besteht aus Holzsandalen ( »zoccoli« genannt) , die mit buntgestickten Lederstücken

wechselnder, schöner Aussicht nach Castiglione führt. Von hier aus senkt sich der Weg hinab zum brausenden und schäumenden Bergstrome und bleibt eine Zeitlang an seinem Ufer, dann steigt er wieder stark an bis Calasca , wo ich einen hübschen Wasserfall sah. Die Sonne war schon ziemlich hoch gestiegen ,

sich das Haar mit langen, silbernen Nadeln , die oben kleine oder grosse, ovale oder runde Knöpfe haben , fest. Manche begnügen sich mit fünf bis sechs, andere gönnen sich den Luxus von 30 bis 40 dieser Nadeln, die sie in einem von Ohr zu Ohr über den

um den Vorderfuss befestigt sind . Da die Hitze von Tag zu Tag stieg und schliesslich unerträglich wurde, so beschloss ich , das kleine Paradies , »> Orta « genannt , zu verlassen und eine Tour um den Monte Rosa ¹ ) zu unternehmen. Mit dem Zuge fuhr ich bis Piè di Mulera, einem Dorfe im Val d'Oscella , das an der Eisenbahnstrecke liegt , die nach Domo d'Ossola führt , von wo aus man bequem über den Simplon in etwa zehn Stunden nach der Schweiz gelangen kann . In Piè di Mulera übernachtete ich in einem einfachen Gasthause in der Nähe des Bahnhofes und trat am Morgen darauf meine Wanderung um den Monte Rosa an. Nach etwa einer halben Stunde erreichte ich , bald aufwärts, bald abwärts steigend, auf einem mit eckigen, schlüpferigen Steinen gepflasterten Wege » Cima di Mulera« < , einen ganz in Weinlauben versteckten Ort, unterhalb dessen sich die Anza2 ) aus ihrer engen Schlucht in das hier sich verbreiternde Val d'Oscella ergiesst. Die Anza, an ihrer Quelle von den Deutschen >>> Visp > Toce > Wildmand«< so grosse Bedeutung bei , dass sie kein Bedenken trugen , ihre Kleinen lieber hinter gefrorenen Fensterscheiben in Gefangenschaft hinschmachten zu lassen, wo das sehnsuchts-

Zeugflicken, einem Reste Seidenband, einem Zeitungs— immer aber trägt es die

ausschnitt u . dergl.

Spuren vieler grönländischer Finger. Ich entsinne mich deutlich , wie oft ich als Kind in der Kirche diese Schätze bewunderte ; jetzt beneide ich die rechtmässigen Eigentümer nicht eben darum . Der Hausvater , ein alter Kolonist , ist nach seiner Tagesarbeit — Speckschneiden und Schneeschaufeln

heimgekehrt.

>>Speck« und »> Schnee» Löss « in anderen Profilen der Vorderpfalz und des Westrichs völlig deckt. Dass der hier lagernde »> Löss «< fluviatilen in Nr. 31 und Ursprungs ist, geht aus derscDarstellung uf hluss hervor . Vom Menaus dem neuen Schichtena schen ist keine Spur vorhanden ! In diluvialer Zeit bevölkerten demnach Herden des Urelephanten die bewaldeten Hänge und die üppig grünenden Plateaus am Ostrande des Hartgebirges daher Gerölle , Lehm , gelber Sand !, bis gewaltige Wasserfluten , vielleicht auch Eismassen dieser Fauna von Pachydermen ein plötzliches Ende bereitet haben. Die Reste der Dickhäuter transportierten Wasser- und Eismassen von ihren nicht allzu weit entfernten Kadavern aus hierher in das Delta des Speyerbaches. Hier blieben sie im Lehm stecken und wurden vom Geröll bedeckt,

1) Vgl.

Ausland . 1893 , Nr . 31 .

Litteratur. 765 das die Fluten von den nahen Bergen gelöst hatten, | Quetschung abgibt. Diese Farmen haben meistens einen bis der Zufall Knochen und Schicht wieder entblösst Umfang von 20-200 Acres (8-80 ha ) . Die jährliche und der Wissenschaft unserer Tage zugänglich gemacht Rente für gepachtetes Zuckerland beträgt 1 sh. von jeder hat. (Mitteilung von Dr. Mehlis in Neustadt a . d . H. ) | Tonne der Ernte . Der Acre liefert einen mittleren Jahresertrag von 18 Tonnen , so dass der Gewinn ein recht erklecklicher ist. Als Arbeiter werden aus klima(Die australische Kolonie Queensland . ) Auch tischen und pekuniären Gründen fast nur importierte die australischen Kolonien haben ihr goldenes Zeitalter Südsee-Insulaner verwendet. hinter sich, und die frühere, sehr starke Einwanderung Ausser Weizen und Zucker kommt als drittes wichreduziert sich jetzt auf ein geringes Maass. Indes darf man diese Kolonien nicht nach ein und derselben Scha- tiges Agrikulturerzeugnis Mais in Betracht. Es standen. blone beurteilen . Queensland sichert unseres Erachtens im letzten Jahre über 100 000 Acres ( 40 467 ha) unter Auswanderern, welche arbeitskräftig sind und ein kleines. dieser Kultur und ergaben bei einer zweimaligen Ernte Kapital von 2000-3000 Mark mitbringen , noch immer einen Ertrag von 3077915 Bushel. In den centralen und nordwestlichen Distrikten der eine sichere Zukunft, wenn auch zur Zeit eine finanzielle Depression im Staatswesen besteht. Die Kolonie hat Kolonie liegt in grossen Breiten das schönste Weideland, auf welchem zahlreiche Viehherden reichlich näheinen Flächeninhalt von 1730 032 qkm , zählte aber im rendes Futter finden . Queensland zählte Ende 1892 an November 1893 erst eine weisse Bevölkerung von Pferden 422 796 (+23 405 ) , an Rindern 6591416 420 000 Seelen. Von dem grossen Gebiete ihres fruchtbaren und fast für alle semitropischen und auch tropi- | ( + 398 675 ) , an Schafen 21708310 (+ 1418676 ) schen Erzeugnisse geeigneten Bodens waren Ende 1892. und an Schweinen 117000 (+ 5700 gegen das Vornoch nicht mehr als 104 406 ha unter eigentliche Kultur jahr). Das Klima gleicht im südlichen Queensland dem gebracht. In den südwestlichen Distrikten liegt das des südlichen Italien und kann auf dem erhöhten Tafelreichste Weizenland, wie man es nur in Australien antrifft. Eine von der Hauptstadt Brisbane auslaufende lande der südwestlichen Distrikte als ein ausgezeichnetes gelten. Dagegen ist es in den nordöstlichen und 777 km lange Eisenbahn nach Charleville - einem Orte mit 500 Seelen am Warrego R. in 26 ° 25 ' südl . Br. Zuckerdistrikten ein mehr tropisch - feuchtes und beund 146 ° 13 ' östl. L. v. Gr. - führt in und durch günstigt Fieberkrankheiten . (Mitteilung von H. Greffrath in Dessau. ) diese Distrikte und vermittelt den Transport. Zahlreiche Niederlassungen von Farmern haben in den letzten drei Jahren besonders um die an dieser Bahn in 36 ° 37′ Litteratur. südl. Br . und 148 ° 42 ' östl. L. v. Gr . liegende und 2000 Seelen zählende Stadt Roma im Umkreise von Die Gradnetze der Landkarten. Von F. Meisel . Halle 80 km stattgefunden . Der dortige Boden ist so frucht1894. XII und 64 S. 8 °. bar , dass im verflossenen Jahre vom Acre (40,46 Ar) Der Verfasser , Direktor der Handwerkerschule in Darmdurchschnittlich 25 Bushel ( à 36,34 1) Weizen geerntet stadt , lässt hier --- auf Wunsch von Herrn Prof. Kirchhoff wurden. Queensland bedarf das Jahr über für den Konseinen in den » Pädagogischen Blättern « , 16. Band , in Halle sum seiner Bevölkerung und für Einsaaten ungefähr erschienenen Aufsatz Einiges über die Abbildung der Kugelfläche in der Ebene« in erweiterter Form erscheinen . Er will 2340 000 Bushel Weizen. Da nun aber die Produktion kein Lehrbuch der Kartenentwurfslehre « bieten , sondern will in 1892 nur rund 400 000 ergab, so war ein Import von der sich für Geographie und Kartenwesen interessiert, in »jedem, 1940 000 Bushel im Werte von ziemlich 300000 £ ererster Linie aber dem Lehrer und dem Studierenden, behilflich forderlich. Es folgt daraus , dass die Farmer noch für sein , sich ein wirkliches Verständnis der verschiedenen Darlange Zeit einen guten Markt für Absatz ihres Getreides stellungsweisen anzueignen « . Wenn sich der Verfasser wirklich in der Kolonie finden werden. Der Erwerb von Land darauf beschränkt hätte, die in den bekanntesten und verbreitetist billig und sehr erleichtert. Wer eine Sektion, d. i. sten Atlanten bis jetzt benutzten Darstellungsweisen zu erläutern , 160 Acres oder 64,75 ha , erwerben will , hat im Verso wäre seiner Schrift neben denen von Steinhauser , Coordes, laufe der ersten fünf Jahre summarisch 2 sh. 6 d. oder Struve , Zöppritz , Breusing ein weiterer Leserkreis zu wünschen gewesen ; da er sich aber mehrfach auch auf Beur2,50 Mark pro Acre an die Regierung zu zahlen und teilung von Abbildungsmethoden einlässt , so kann man nicht tritt dann in den freien Besitz des Landes. Wer , aus umhin , auf die zahlreichen Unrichtigkeiten und Schiefheiten in England kommend , die Ueberfahrt aus eigenen Mitteln. Teilen der Schrift hinzuweisen . Es ist hier weder der diesen bestritten hat, also kein » Government-Immigrant «< ist, erOrt noch gestattet der Raum, auf viele Einzelheiten einzugehen, hält vom Staate eine Anweisung auf 20 £, welche beim und so mögen nur einzelne herausgegriffene Beispiele hier stehen : Ankaufe von Land in Zahlung genommen wird. Wer die vom Verfasser beliebte Unterscheidung in äussere und innere Viehzucht betreiben will, mag Weideland bis zum UmPerspektiven muss unzutreffende Vorstellungen zur Folge haben fange von 20 000 Acres ( 8093 ha) gegen eine jährliche (niemand hat je die gegen den externen Augpunkt hin liegenden Rente von 4-12 d . ( 6,36-10,62 Pfennig) pro Acre, Teile der Erdoberfläche perspektivisch abbilden wollen, sondern nur die von ihm abliegenden ; wieso kann man denn , muss der je nach Bonität , für einen langen Zeitraum in Pacht Anfänger fragen , auf dem vom Verfasser angedeuteten Wege nehmen. mehr als die Hälfte der Erdoberfläche perspektivisch abbilden, An der nordöstlichen Küste von Queensland breitet wie es doch James u. a. gethan haben ; warum aber alle persich das vorzüglichste Land für den Anbau von Zuckerspektivischen Abbildungen, mit Ausnahme der » stereographischen , rohr aus. Gegenwärtig dienen dieser Kultur bereits geographisch im allgemeinen ohne Bedeutung sind , erfährt 60 000 Acres (24 280 ha) . Es besteht eine gesonderte der Leser trotz vieler Worte nicht). Das vom Verfasser für Farmerklasse, welche nur Zuckerrohr produziert und es die Konstruktion des flächentreuen azimutalen Netzes aus dem dann zu einem durchschnittlichen Preise von 13 sh. pro stereographischen angegebene Verfahren versäumt ganz ebenso wie das Zöppritzsche , den Anfänger darauf aufmerksam zu Tonne an die Zuckermühlen in Port Douglas , Cairns, machen , dass und warum (unnötigerweise) das entstehende Bild Johnston , Mackay , Beenleigh , Bundaberg u. s . w. für

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Litteratur .

den doppelten Mittelpunktlängenmaasstab wie das zu Grunde liegende stereographische hat , so dass der Vorzug grösserer Klarheit , den sich der Verfasser beilegt , etwas einzuschränken ist. Wozu ferner Perspektiven auf Cylinder- und Kegelmäntel, wo finden sich denn diese Entwürfe benutzt ; und was ist das richtige Längenverhältnis der Parallelkreise auf dem Mollweideschen Bild ?

für den Tieferblickenden , und der treffliche Text bietet nach dieser Richtung hin alle die Hilfen , welche Lehrer und Autodidakt nur verlangen können . Man darf sich wohl der Hoffnung hingeben, dass es in nicht langer Zeit keine geographische Sammlung , keine mit leidlichen Mitteln ausgestattete Schulbibliothek mehr geben werde , in denen man Simonys Phototypien und Photogramme der Dachsteingruppe vermisst.

Kartenkunde. ( Sammlung Göschen . ) Von E. Gelcich und F. Sauter. Stuttgart, Göschen, 1894. 16º. Die Göschensche Sammlung hat die Idee der englischen >>Science Primers in glücklicher Weise nach Deutschland verpflanzt : berufene Autoren bieten in möglichst gemeinverständlicher Darstellung kurze Abrisse bestimmter Wissensgebiete für Schüler , Lehrer und den general reader « , und die Verlagshandlung thut das Ihrige durch treffliche Ausstattung der kleinen Bändchen im handlichsten Format, und durch einen auch heute noch in Deutschland fast beispiellos billigen Preis. Den Nummern, die für die Leser dieser Zeitschrift besonderes Interesse haben : >>Astronomie (Möbius) , » Geologie « (E. Fraas) , » Anthropologie (Rebmann ) , > Physikalische Geographie (Günther), »Mineralogie (Brauns) reiht sich nun hier eine » Kartenkunde . an, die nach Erläuterung der wichtigsten Vorbegriffe im ersten Teil die Projektionslehre und im zweiten die topographische Darstellung der Karten gibt und natürlich nur elementare Mathematik voraussetzt . Im wesentlichen wird in beiden Abschnitten historisch verfahren , wie sich das bei Gelcich , dem um die Geschichte der Nautik, Praktischen Astronomie und Kartographie verdienten Vorstand der Nautischen Schule zu Lussin piccolo, von selbst versteht ; dabei unterstützt eine grosse Zahl von meist guten Figuren den Text (nur in Fig. 30 und 31 ergeht es den Meridianen ziemlich schlecht , in Fig. 41 ist die seitliche Begrenzung der Zonenstreifen nicht nach Einem Mittelpunkte zu richten , in Fig. 59 soll es sich doch wohl um Durchdringung zweier Kegel handeln, so dass der Grundriss nicht verständlich ist , in der ersten Hälfte der Fig. 63 werden die ganz unmöglichen Nullflächen der preussischen Messtischblätter wieder vorgeführt , die jetzt die Landesaufnahme selbst aufgegeben zu haben scheint). Im Texte lässt sich eine grosse Zahl von Stellen nachweisen , welche die nachbessernde Hand bei einer zweiten Auflage erfordern ; möge diese dem Büchlein der klaren Anordnung seines Stoffes und der im ganzen guten Durchführung der ihm gestellten Aufgabe wegen bald beschieden sein ! E. Hammer. Stuttgart.

Die hygienischen Verhältnisse der grösseren Gar. nisonsorte der Oesterreichisch-ungarischen Monarchie. XI. Salzburg. Mit einer Umgebungskarte und 19 graphischen Beilagen. Wien 1893. Aus der k. k. Hofund Staatsdruckerei. IV und 79 S. kl. 8 °. Indem wir auf zwei frühere Anzeigen zweier solcher instruktiver Hefte , wie sie die gemeinsame Heeresverwaltung herausgibt, verweisen ( » Ausland . 1892 , S. 320 ; S. 784) , konstatieren wir gerne , dass auch diese Fortsetzung sich als eine dankenswerte Studie zur angewandten, insbesondere medizinischen Geographie zu erkennen gibt. Wir verweisen zum Belege hierfür insbesondere auf die sorgfältige Schilderung der geologischen und der Wasserversorgungsverhältnisse. Vielleicht hätte beim Grundwasser an die eine anscheinende Anomalie, wie sie gerade für Salzburg charakteristisch ist, überzeugend erklärenden Untersuchungen von Soyka erinnert werden dürfen. S. Günther.

Das Dachsteingebiet. Ein geographisches Charakterbild aus den österreichischen Nordalpen . Nach eigenen photographischen und Freihand-Aufnahmen illustriert und geschildert von Dr. Friedrich Simony , k. k. Hofrat und emer. Universitätsprofessor. Zweite Lieferung, enthaltend 52 Textseiten, 32 Atlastafeln, 36 Textbilder. Wien 1893 , Ed. Hölzels Verlag . Dem Ausland fehlt es leider am nötigen Raume , um diesem hervorragenden Werke , über welches sich der Referent auch bereits an anderem Orte näher ausgesprochen hat , seinem wahren Werte nach gerecht werden zu können. Es ist ein Unikum der Bildwerk - Litteratur , um dessen Zustandekommen sich neben dem ehrwürdigen Autor selbst (und seinem kräftig mitwirkenden Sohne , dem Mathematiker Dr. O. Simony) die Kunstanstalten von Bruckmann (München), Angerer & Goeschl (Wien), sowie nicht zum mindesten die Verlagshandlung das entschiedenste Verdienst erworben haben. Gerade letzteres wird noch besonders deutlich werden , wenn wir bemerken, dass beide Lieferungen zusammen um den wahrhaft niedrigen Preis von 22 Mk. zu beziehen sind. Die einzelnen Tafeln entsprechen gleichmässig einem dreifachen Zwecke dem des ästhetischen Landschaftsgenusses , dem der Orientierung in einem der merkwürdigsten Gebiete der nörd lichen Kalkalpen, und endlich dem der unmittelbaren Belehrung hinsichtlich solcher Fragen der Oroplastik und Geodynamik, für welche eben jenes Gebiet anschauliche Belege an die Hand gibt. So wird die Anregung , welche die Betrachtung der schönen Formen auch dem Beschauer schlechthin gewährt , unmittelbar zur instruktiven Einführung in die Geheimnisse der Alpenwelt

La marina del siglo XV. en la exposición histórica. Conferencia leída en la sala de actos de la exposición misma, por D. C. J. Duro. Ilustrada con dibujos de D. Rafael Monleon. Madrid 1893 . In Form eines Vortrages zeigt C. J. Duro in dieser Druckschrift, welches Bild man sich über das Seewesen des 15. Jahrhunderts auf Grund der gelegentlich der Columbus - Feier in Madrid ausgestellt gewesenen Gegenstände machen kann . Dabei berührt er alles zum Seewesen Gehörige, als Schiffbau, Schiffsartillerie, Seegesetzgebung u. s. w. In Bezug auf geographische und astronomische Steuermannskunde sagt der Verfasser , dass die Ausstellung nicht glücklich ausfiel , indem es nicht gelang, Instrumente aufzutreiben, die zur Zeit der grossen Entdeckungen benutzt wurden. Man sah auf der Ausstellung entweder ältere oder jüngere Astrolabien . Die hölzernen Quadranten und Astrolabien , welche in den Reisebeschreibungen Magellans und Vasco da Gamas erwähnt werden , und ebenso die kleineren aus Metall scheinen verloren gegangen zu sein. Dafür fiel die Kartensammlung reicher aus. Im ganzen und grossen drückt sich Duro dahin aus , dass die Ausstellung uns keine neuen Aufklärungen zur Columbus- und Entdeckungsgeschichte brachte, für den Fortschritt der Wissenschaft also bedeutungslos war. E. Gelcich. Lussin piccolo. Grammatica e dizionario della lingua Oromonica (Galla) del Prof. E. Viterbo. Milano , Hoepli , 1892. 2 voll. 16 ° (vol. I VI & 150 pag., vol. II 105 pag.). Dieses Werkchen gehört zur grossen Sammlung der Manuali Hoepli « , welche eine Popularisierung der Wissenschaften und Künste in Italien anstrebt , und ist ein blosser Wiederabdruck aus dem bekannten Reisewerke des Kapitäns Cecchi Da Zeila alle frontiere del Caffa « , dessen dritter Band das linguistische Material umfasst. - Bekanntlich wurde das Werk Cecchis mit Hinweglassung des dritten Bandes ins Deutsche übertragen, und infolge dieses Umstandes dürfte die vorliegende Publikation den deutschen Lesern als neu erscheinen, was sie aber nicht ist. Der Verfasser hat bei der Wiederveröffentlichung dieses Teiles offenbar die kolonialen Bestrebungen Italiens im Auge gehabt, und so hat infolgedessen seine Arbeit einen vorwiegend praktischen Wert. Er hat selbst die Expedition Cecchis nicht mitgemacht , sondern bloss das sprachliche Material derselben, welches für das vorliegende Werkchen in den Aufzeichnungen des Ingenieurs Chiarini und des Missionars Léon des Avanchers bestand , unter Heranziehung der Lectiones Grammaticales des kürzlich verstorbenen Kardinals Massaia , des ehemaligen Missionars der Galla- Länder, bearbeitet. Der hamitischen Sprachwissenschaft (das Galla ge-

Litteratur. hört bekanntlich zur kuschitischen Abteilung der hamitischen Sprachen) bringt die vorliegende Publikation nach den Arbeiten von Tutschek , Massaia und namentlich von Praetorius nichts Neues ; bloss die Dialektologie und Lexikographie des Galla können aber nur unter Anwendung strenger Kritik aus ihr einigen Nutzen ziehen. Friedrich Müller. Wien. Ein Jahrhundert nordamerikanischer Kultur. Von Dr. Gustav Dierks. Berlin , Lesser 1893. 160 S. kl . 8º. Vom Verfasser wurde dieses Buch zunächst für die Chicagobesucher bestimmt ; allein der Inhalt sichert demselben auch ganz unabhängig von Ausstellung und Jahrgang eine vorteilhafte Stelle in der Reihe der Veröffentlichungen , durch welche sich der Gebildete über die Entwickelungsgeschichte der Unionsstaaten unterrichten will. Diercks versteht es , die Hauptsachen von Nebendingen zu unterscheiden und besonders dadurch für den Unkundigen die Vergangenheit und die Charakterzüge des nordamerikanischen Lebens in der Gegenwart unmittelbar anschaulich zu machen und begreifen zu lassen , während der Belesene und Unterrichtete seine Vorstellungen und Urteile wie in einer Uebersicht und zur Erinnerung sich bestätigen lässt. Obock. Exploration du Golfe de Tadjoura du Gubbet-Kharab et de Bahr-Assal. Von L. de Salma. Paris , Faivre 1893. 153 S. kl. 8°. Der Verfasser, welcher schon vordem das Nilland besucht hatte, als er zum Zweck einer Binnenreise nach der Tadschurrabai sich aufmachte , gibt uns eine Beschreibung der Ortschaften und politischen Gebiete an dieser Bucht und versucht, die Sitten der Bevölkerung, die Handelsthätigkeit französischer Unternehmer, die Erfolge der Missionare seiner Nation und namentlich die Fortschritte französischen Einflusses in diesem wasserärmsten Gebiete zu veranschaulichen . Er verweist auf das benachbarte ergiebige Hochland an der Nordseite der Bai und empfiehlt die Verlegung des Gouvernements nach Djibutil an dem Kap , das im Süden vorspringt. (Die Länge der Küste dieser Kolonie betrage 300 km , der letzteren durchschnittliche Breite 30, 9000 qkm die Grundfläche .) . Doch lässt sich keine gründ lichere oder geographisch ausreichende Vorbildung des Verfassers erkennen ; seine Leichtgläubigkeit erhält für manche Angaben einen Entschuldigungsgrund in seinem französischen Patriotismus. München. W. Götz. Zur Statistik der Kaukasusländer. Das Transkaukasische Statistische Komitee in Tiflis gibt seit einer Reihe von Jahren wertvolle Sammlungen statistischer Arbeiten heraus, unter denen namentlich das » Magazin zur Kunde des Kaukasuse , welches von 1871 bis 1885 erschien, durch viele ausgezeichnete Abhandlungen hervorragt. Zu den neuesten Publikationen dieses Komitees gehört die im vergangenen Sommer veröffentlichte >> Sammlung statistischer Angaben über die Bevölkerung Transkaukasiens. Im Auftrage des Oberdirigierenden der Kaukasischen Civilabteilung herausgegeben vom Transkaukasischen Statistischen Komitee. Tiflis 1893. Ein grosser Lexikon- Oktavband von gegen 1000 Seiten, von denen 56 dreispaltige Seiten dem alphabetischen Verzeichnis von 9942 bewohnten Ortschaften Transkaukasiens gewidmet sind. Wir ersehen aus diesem umfangreichen Bande, dass Transkaukasien von 35 Völkergruppen bewohnt wird , wobei jedoch sämtliche Slawen (mit Ausnahme der Polen), sämtliche Germanen (wozu auch die Engländer, Schweden u. s. w. gerechnet wurden) und sämtliche Romanen (Moldauer, Walachen, Franzosen, Italiener) als je eine Völkergruppe angeführt sind. Von den übrigen Nationalitäten finden wir folgende verzeichnet : Pelasger (Griechen) , Iranier (Perser , Tadschiks , Talyschins , Kurden , Ossetiner) , Armenier , Zigeuner , Semiten (Juden und Chaldäer) , Kartwelier (a. östliche Georgier : Kachetiner , Kartalinzen , Berg- Georgier u. s. w.; b . westliche Georgier : Imeretiner , Gurier ; Mingrelier und Suaneten) , westliche Gebirgskaukasier (Kabardiner und andere tscherkessische Stämme , Abchasen) , östliche Gebirgskaukasier (Tschetschenzen , Awarzen, Andijzen, Chunsalzen , Kasikumuchzen, Kaitagzen , Tabassaranzen , Kjurinzen , Chinalugzen und Udinen),

767

Esthen und türkische Volksstämme (Osmanlis , Tataren) . An Religionen finden wir 17 verzeichnet, worunter sich aber sieben russische Sekten befinden. Die Einwohnerzahl Transkaukasiens wird auf 4415053 Seelen angegeben. Das Land ist in neun Gouvernements und Gebiete eingeteilt : Gouvernement Tiflis mit 9 Kreisen - 808 143 Einw. , Gouvernement Kutaïs mit 10 Kreisen und der Hafenstadt Poti 923 360 Einw. , Gouvernement Eriwan mit 7 Kreisen 670 405 Einw. , Gouvernement Jelisawetpol mit 8 Kreisen 728 943 Einw. , Gouvernement Baku mit 6 Kreisen 712 703 Einw., Gebiet Dagestan mit 9 Bezirken — 592 780 Einw. , Gebiet Kars mit 4 Bezirken - 174 044 Einw., Bezirk Sakataly - 74 449 Einw. und Bezirk Tschernomorskij 18 125 Einw. Die Bevölkerung Transkaukasiens hat sich in 13 Jahren um über 25 % vermehrt. Der zahlreichste Völkerstamm ist der tatarische (über 24 % ) , dann folgt der armenische (gegen 20 %); Georgier sind 8,11 , Imeretiner 9, Mingrelier 4,57 , Awarzen 3,33 , Tadschiks 2,65 und Russen nur 2,6 % vorhanden . Alle in diesem Werke gemachten Angaben fussen auf den im Jahre 1886 zusammengestellten Familienlisten. München. W. Henckel. Der XI. Internationale Kongress für prähistorische Archäologie und für Anthropologie (in Moskau 1892) . Ungewöhnliche Schwierigkeiten hatten die Veranstalter des >>Moskauer Internationalen prähistorischen und anthropologischen Kongresses « zu überwinden . Von Anfeindungen seitens eines Teils der einheimischen und wohl auch der ausländischen Presse gibt beredtes Zeugnis die Mitteilung von Anatol Bogdanoff, den wir als einen der Hauptredner auf dem Kongresse kennen lernen werden (abgedruckt auch im » Korrespondenzblatt f. Anthr., Ethn . u. Urgesch. 1892 , S. 24) . Als aber die Zeit der Abhaltung der Versammlung ( 1./13.-8./20 . Aug.) herannahte, näherte sich auch ein schlimmer asiatischer Gast , die indische Cholera , der Kongressstadt. Kollmann , auf dessen jüngst vollständig gewordenen Bericht ( Arch. f. Anthr. « XXI , S. 502 ff. , u . XXII, S. 131 ff.) wir des öfteren Bezug nehmen werden , schreibt , dass erst kurz vor Beginn der Versammlung die Epidemie in Moskau sich eingeschlichen habe , dass aber , wenn der Westen so festes Vertrauen auf die offiziellen Choleraberichte aus Russland gehabt hätte , als sie wirklich verdienten , die Zahl der Gäste grösser geworden wäre. Aber auch so hatten die europäischen Kulturländer berufene Vertreter gesendet. In der Eröffnungsrede hielt R. Virchow eine von grossen Gesichtspunkten ausgehende Rede über die Probleme , die nacheinander die bisherigen internationalen prähistorischen Kongresse beschäftigt haben. Darin bekämpfte der Redner keineswegs, wie manche Berichte es darstellten, die Abstammungslehre ; er stellte nur fest, dass man noch immer nichts vom Protanthropos gefunden habe. Weiteren Kreisen gilt die Konstatierung , dass kein sogenannter wilder Stamm körperlich unvollkommen organisiert sei. Kollmann selbst behandelte nicht nur das Thema, das in deutscher Fassung im gleichen Jahre auf » der XXIII. Allgemeinen Versammlung der deutschen Anthropologen in Ulm von ihm zum Vortrage kam (» Die europäischen Menschenrassen und die Frage nach der Herkunft der Arier ) , sondern legte auch in der Eröffnungssitzung, als es sich um das Zustandekommen einer internationalen Schädelmessungskonferenz handelte, den gegenwärtigen Stand der Kraniometrie dar. Die Ohraugenlinie oder die deutsche Horizontale wurde als Orientierungslinie für das Zeichnen der Schädel angenommen , ebenso die meisten Maasse der Frankfurter Verständigung« . Den Teilnehmern an der Versammlung wurde ein stattlicher Band, der I. Teil der Arbeiten des Kongresses : Congrès International d'Archéologie préhistorique et d'Anthropologie 11ème Session , à Moscou , du 1/ 13-8/20 août 1892 t . I Moscou 1892 IV und 192 S. gr. 8º vorgelegt, dessen Redaktion einem Komitee unter dem Vorsitze des Prof. Iwan Dümuschel verdankt wird. In der I. Sektion dieser Veröffentlichungen (Geologie und Paläontologie in Beziehung zu den ältesten Bewohnern) handelt S. Nikitin über das Quaternär Russlands. Die Spuren der Eiszeit in Finnland und im Westen

Litteratur.

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erlauben nur die Annahme einer Eiszeit für diese Gebiete ¹ ) . Auf dem Gipfelpunkt der Eiszeit stellte der grössere Teil von Russland eine Eiswüste dar, wie es jetzt etwa Grönland ist, nur flacher. Aus der ersten Hälfte des Pleistocän haben wir aus dem europäischen Russland keine Spur des Menschen. Im südlichen und östlichen Russland wohnten im Pleistocän Menschen mit zahlreichen Scharen des Mammut und anderer grosser Säuger gleichzeitig. Th . Tschernyscheff behandelt die posttertiären Ablagerungen im Norden und Osten des europäischen Russlands. Die ältesten menschlichen Stationen im mittleren und südlichen Ural stammen aus der späteren Steinzeit. Hinsichtlich der Besiedelung des übrigen Teils ist man noch nicht zu sicheren Ergebnissen gekommen. Nach dem Vortrage des Herrn O. Clerc (Einige Bemerkungen über die Höhlen des Urals) versprechen die Höhlungen an der Ostgrenze des europäischen Russlands noch wichtige Aufschlüsse. Herr J. Sawenkoff weist (Ueber die Reste der paläolithischen Epoche in der Nachbarschaft von Krassnoïarsk [Gouvernement Jenisseïsk, Sibirien ] ) die Bewohnung des Oberlaufs des Jenisseï in neolithischer Zeit nach. Prof. Dokutschaïeff behandelt in ausführlicher und methodischer Weise ein echt russisches Thema (Die russischen Steppen von einst und jetzt) . Einheimische und ausländische Gelehrte haben die südrussischen Steppen in drei Typen kategorisiert : das Gebiet des Wermuts und der Salzablagerungen im Südosten , das des gefiederten Pfriemengrases und des schwarzen Humus am Nordrand des Pontus und der Mäotis , und endlich die Steppe der Wälder oder die Vorsteppe« ursprünglich am Nordsaum der schwarzen Erde « . Die Abhandlung holt etwas weiter aus und beginnt mit den Darlegungen der Typen der glacialen Formationen , indem eine Reihe geologischer Zonen aufgestellt wird. Als Ideal der Steppe bezeichnet Herr Dokutschaïeff die Distrikte Pereiaslaff, Krementschug und Solotonoscha. Die Untersuchung über die Genesis der Steppenformationen und die Nachweise über die Wortbedeutung der Trockenbachnamen sind von grossem Interesse. Besonders eingehend behandelt Herr Dokutschaïeff die Vegetation der Steppe und deren Wanderungen in den verschiedenen Zeiträumen ; die Hylaia Herodots an der Mündung des Dnieper hat sicher existiert . In gleich gründlicher Weise werden Fauna und Klima der Steppen gewürdigt. Zwei klare Uebersichtskarten und eine statistische Tafel veranschaulichen die Bewaldung der Steppen von einst und jetzt . Ein faunistisches Thema (Ueber die Reste vom Höhlenbären und vom fossilen Moschusochsen) behandelt D. Anutschin. Nicht minder reichhaltig ist der Inhalt der übrigen Sektionen. Leider muss unser Bericht sich auf dürftige Notizen hierüber beschränken. In der II. Sektion (prähistorische Archäologie) vergleicht Gustav Chauvet in übersichtlicher Weise die urzeitlichen Hausindustrien in Frankreich und Asien unter dankenswertesten Verweisungen auf eine reichhaltige (meist französische) Litteratur. Libór Niederle zieht die Konsequenzen aus den letzten archäologischen Forschungen in Böhmen in Beziehung auf das östliche Europa. Mit den Bestattungen aus westgotischer Epoche im südlichen Frankreich beschäftigt sich die Arbeit von Barrière - Flavy. Ueber Nephrit I. im allgemeinen und 2. über vorgebliche Nephritgegenstände aus dem Ural handeln I. Graf Cassini, II. O. Clerc. Fürst Putiatin behandelt die Biss - Marken an den Knochen paläo- und neolithischer Zeit und den Kannibalismus ehemaliger Bewohner Südostrusslands. Funde aus dem paläolithischen Zeitalter in der Umgebung von Nofgorod bespricht in zwei Aufsätzen, deren zweiter ein Auszug ist, B. Peredolsky. Eine besondere Sektion war der Berichterstattung über Funde aus Kurganen (künstlichen Hügeln) und Goroditschtschen (Lagern , Ueberresten ehemaliger Städte oder Festungen) zugewiesen. A. Spitzin handelt über die Goroditschtschen mit Knochenartefaktenfunden in Nordrussland um den Ladoga- See , P. Krotoff über Steinwerkzeugfunde im Distrikt Jarensk , Gouvernement Wiatka, B. Peredolsky über die Nekropole (russisch Schalnik) von Jurjewo im Distrikt Borowitschi (Gouvernement Nowgorod).

1) Vgl. Ausland 1893, S. 303.

Eine Gemeinde dieses Distriktes in der Nähe des beschriebenen flachen Kurgans heisst Kuschwerskaja . Ihre Einwohner gleichen den Russen in keiner Weise. Sie sind bleich , mager , von braunen Komplexionen , die Männer wenig bärtig. Die Leute gehen niemals zur Kirche. Ihre Sprache erinnert in manchen Stücken ans Syrjänische . Die Becher , die die alten Skythen am Gürtel trugen , hat ein Aufsatz von N. Brandeburg zum Vorwurf. Er vergleicht in Kurganen gefundene Thongefässe mit Oesen und Löchern zum Anhängen mit den von Herodot be zeichneten goldenen Bechern an den Gürteln der Skythen. Hochbedeutsame Arbeiten über Rassenanatomie enthält die IV. Sektion (Anthropologie) ; Topinard äusserte sich über den Begriff der Rasse in der Anthropologie. Der Satz : » La nationalité n'a de rapport ni avec l'anthropologie , ni avec la race. Elle ne relève que de l'histoire , c'est un produit de l'histoire< klingt auch in den Arbeiten anderer zu demselben Kongresse wieder. Eine statistische Arbeit über das Gehirngewicht bei einigen Völkern des Kaukasus veröffentlicht N. Giltschenko. Julius Kollmann fasst das Ergebnis seines Vortrages über die Menschenrassen in Europa und die arische Frage in eine Reihe bedeutsamer Thesen zusammen : 1. In Europa muss man mindestens vier verschiedene Rassen unterscheiden , die 2. ohne Zweifel nebeneinander seit der neolithischen Epoche bestehen, 3. immer nebeneinander gelebt und sich gekreuzt haben , so dass 4. die europäische Kultur das gemeinsame Produkt aller europäischen Rassen ist. 5. Nur die dolichokephale leptoprosope Rasse Indiens kann als ein mit uns verwandter Typus betrachtet werden . Seit der neolithischen Epoche ist der Mensch ein >Dauertypus . In seiner Arbeit Ueber alte Schädel mit künstlichen Deformationen« bringt D. Anutschin südrussische Funde von Thonfiguren , die Menschen mit grotesk gestalteten Köpfen darstellen, mit makrokephalen, in denselben Gegenden gefundenen Schädeln zusammen. Eine lebhafte Diskussion rief Anat. Bogdanoffs bedeutende Arbeit über die älteste Menschenrasse Russlands (eine einheitliche dolichokephale Bevölkerung in den Kurganen Central- und Südrusslands) hervor. Die V. Sektion (prähistorische Ethnologie) endlich bietet nicht minder interessante Artikel. J. Smirnoff behandelt auch linguistisch die Ausbreitung der Finnen. Seine Ausführungen haben auch für die Toponomastik grossen Wert. N. Troitzky bespricht Reste des Heidentums zwischen den Oberläufen der Oka und des Don (Anzeichen ehemaligen Feuer-, Baum- und Steinkultus ; Steinkultus die Urreligion der früheren Herren des Gebietes, der Finnen) . Ernst Chantre regt in seinem » Projekt einer Reform der Nomenklatur der Völker Asiens die Niedersetzung einer internationalen Kommission zur Lösung dieser Aufgabe an. In der That wurde eine Kommission gewählt , der Anat. Bogdanoff , Ernst Chantre selbst , Miller , R. Virchow , Zagarelli und N. J. Zograph angehören . Er selbst lenkte die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die Bezeich nungen Kaukasier , Tatsen , Tadschik , Tataren , Turkomanen, Tschetschenzen u. a. Ethnologisch interessant sind die Ausführungen A. Iwanofskys über die Gleichzeitigkeit der Beerdigung und Verbrennung und über die Steinbildwerke » kamennya baby oder Babuschken. Der reiche Inhalt des ersten Teils der Arbeiten des Kongresses veranlasst uns , dass wir das Erscheinen des zweiten mit Spannung erwarten. Wenn die nächste Versammlung , die auf das Betreiben gewisser Kreise nicht in Berlin , sondern in Konstantinopel tagen soll, auch nur halbwegs den Ertrag liefert, wie die Moskauer Zusammenkunft , so kann sich die Wissenschaft Glück wünschen . Die grossartigen sanitären Anstalten Moskaus haben sowohl R. Virchows als J. Kollmanns Bewunderung erregt. Ebenso waren die Gäste des Lobes voll über die Gastfreundschaft und Zuvorkommenheit , die ihnen allenthalben entgegengebracht wurden. L. Bürchner. Amberg.

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger in Stuttgart. Druck der Union Deutsche Verlagsgesellschaft ebendaselbst.

DAS

AUSLAND

Wochenschrift für

Erd-

und

Völkerkunde

herausgegeben von

SIEGMUND GÜNTHER .

Jahrgang 66, Nr. 49.

Stuttgart, 9. Dezember 1893.

Manuskripte und Rezensionsexemplare von Werken der Jährlich 52 Nummern à 16 Seiten in Quart. Preis pro einschlägigen Litteratur sind direkt an Professor Dr.SIEGMUND Quartal M. 7.- Zu beziehen durch die Buchhandlungen des In- und Auslandes und die Postämter. MDCXL GÜNTHER in München, Akademiestrasse 5, zu senden. Preis des Inserats auf dem Umschlag 20 Pf. für die gespaltene Zeile in Petit. Inhalt : 1. Die Permanenz der Meerestiefen. Von Eduard Suess , aus dem Englischen frei übersetzt mit Benutzung von Suess , Antlitz der Erde, von Erich Goebeler. S. 769. 2. Wanderungen in den italienischen Alpenthälern am Ost- und Südfusse des Monte Rosa. Von Elise Emmel (Dresden). (Fortsetzung.) S. 773. - 3. Aus dem Leben der Europäer in Grönland. Von Signe Rink (Christiania) . (Schluss .) S. 777. - 4. Am oberen Jakima-Fluss. Von C. A. Purpus ( Delta Colorado) . S. 779. 5. Litteratur. (Prinz ; de Clercq - Schmeltz ; de Clercq ; Bartels ; Koken ; Walther ; Naumann ; Schanz. ) S. 781. 6. Aus einem Briefe von Friedrich Ratzel. S. 784.

Die Permanenz der Meerestiefen .

Von Eduard Suess , aus dem Englischen ') frei übersetzt mit Benutzung von Suess , Antlitz der Erde, von Erich Goebeler.

tion des Erdinneren schollenförmige Teile der Oberfläche sich abwärts verschoben. Diese Bildung von Senkungsfeldern scheint der wahre Ursprung der grossen Oceanbecken zu sein ; erst dadurch sind die Wasser in tiefen Weltmeeren gesammelt worden und die Kontinente entstanden .

Allerdings erfordert die 嚣

Beständigkeit und Alter der Festländer und Meeresbecken sind ein viel umstrittenes Problem,

Ausfüllung umfangreicher Einbrüche einen gewissen

bei dessen Lösung eine Menge schwieriger Kapitel aus der Geschichte unseres Planeten in Frage kommt .

Teil der oceanischen Wassermassen und hat somit eine allgemeine Senkung des Meeresniveaus , d . h. ein

Schon über die grundlegenden Voraussetzungen herrscht Meinungsverschiedenheit. Man hat als Grund-

deutlich stufenartiges Absetzen der älteren Strandlinien zur Folge . Die offenbar episodischen Er-

satz aufgestellt, dass Hebung und Senkung im grossen Maasstabe einander annähernd ausgleichen müssten ,

entsprechendes Areal um den gleichen Betrag sinken müsse . Meere und Kontinente könnten demnach nur ein relativ geringes Alter besitzen . Andererseits

hebungen ganzer Kontinente ohne Abweichung von der Horizontalen, ohne die mindeste Richtungsänderung der Wasserläufe findet so ihre Erklärung. Aber auch nur in diesem Sinne kann von einem gewissen Ausgleich zwischen » Hebung« und >» Senkung« die Rede sein.

hat gegenüber dem ausserordentlichen Ausmaass der

Es lassen sich nun in der Umgrenzung der

Meerestiefen und unter der Ueberzeugung, dass die älteren Ansichten über Hebung und Senkung nicht

Meeresbecken , je nachdem dieselbe von der Struktur der Festländer in verschiedenem Grade abhängig ist , zwei grosse Typen des tektonischen Baues erkennen . Im ganzen Gebiete des Pacifischen Oceanes folgt die

dass beim Aufsteigen

einer Kontinentalmasse ein

hinreichen, um so gewaltige und ausgedehnte Reliefdifferenzen zu erzeugen , »die Ansicht Wurzel gefasst , dass die oft erwähnten Veränderungen in der Verteilung von Ocean und Festland doch nur innerhalb gewisser, nicht allzuweiter Grenzen nachweisbar und überhaupt denkbar seien , und dass von jeher die Lage der grossen Festländer und der grossen Meeresbecken in der Wesenheit unverändert geblieben sei « . Eine Entscheidung wäre zunächst aus der Tek-

Küstenlinie dem Streichen langer Faltengebirge, deren Faltung gegen den Ocean gerichtet ist . Von Neuseeland und Neukaledonien durch die asiatischen Inselbögen bis zu den Aleuten, und längs der amerikanischen Westküste bis zum Kap Horn , mit Ausnahme einer Strecke in Mittelamerika , bilden Gebirgsfalten die Begrenzung des Festlandes selbst

sei, erstens der Faltung und zweitens der Senkung an Bruchlinien, indem infolge der fortdauernden Kontrak-

oder sind demselben als Inseln und Halbinseln vorgelagert. Anders beim Atlantischen und Indischen Oceane ; der Küstenlauf ist durch keinerlei Faltungsstruktur der Kontinente vorgezeichnet ; nur im Bogen der Kleinen Antillen und in dem entsprechenden Bogen von Gibraltar , der die Gebirge Nordafrikas mit den südiberischen verbindet , tritt ein solcher

1) Natural Sciences , Vol. 2, Nr. 13 , March 1893 . Ausland 1893, Nr. 49.

Zusammenhang hervor. Im übrigen gilt als Regel , dass die Gebirgsfalten gegen das Meer hin abbrechen, 97

tonik des Erdkörpers zu versuchen. Entgegen der älteren Ansicht über Hebung und Senkung scheint es, als ob die Erdkruste seit ihrer Entstehung zwei verschiedenen Arten der Bewegung unterworfen gewesen

770

Die Permanenz der Meerestiefen.

z. B. an der Küste von Cornwall, Südwest-Irland und

tiefen zeigen genau dieselbe Lage vor den Gebirgs-

der Bretagne , oder sie sind landeinwärts bewegt worden, wie bei den Alleghanies und allen anderen Faltenzügen des östlichen Nordamerikas bis Neufundland der Fall ist. Auch an den Riasküsten von

bogen von Japan , der Kurilen , Aleuten und von Alaska. Zwischen jenem Stücke alten Tafellandes, welches unter dem Gangesthale liegt , und jenem Teile des Weltmeeres, dem die Tuscarora-Tiefe an-

Neufundland und Neuschottland taucht ein grosses Faltengebirge unter das Meer ; es gleicht im Aufbau den armorikanischen Ketten so sehr, dass man

gehört, besteht somit eine vollständige tektonische Homologie ; beide bezeichnen die Grenze zwischen den gefalteten Ketten und dem Vorlande. Und da die gefalteten Ketten ein relativ geringes Alter be-

versucht hat , über das Meer hinweg eine Verbindung zwischen beiden zu rekonstruieren . Also die Innen-

sitzen , so wird auch von dem Vorlande das gleiche

seiten von Faltenzügen, zackige Riasküsten , welche das Versinken von Ketten anzeigen , Bruchränder von Horsten und Tafelbrüche bilden die mannigfaltige Umgrenzung des Atlantischen Oceanes.

gelten . Die tektonische Struktur der Erdkruste vermag uns also nichts über ein hohes Alter oder die Per-

Um auf den pacifischen Typus noch weiter einzugehen , so haben die indischen Geologen gezeigt , wie die gewaltigen Wellen der asiatischen Gebirge bei ihrer südwärts gerichteten Bewegung aufgestaut worden sind an den älteren, unbeweglichen Gebirgstafeln der Vorderindischen Halbinsel , der Korána-

lehren . Vielleicht prüfen wir mit besserem Erfolge die Sedimente der Vorzeit, ob ihre Verbreitung und Beschaffenheit auf örtliche oder allgemeine Veränderungen hinweisen . Zunächst an den Meeresküsten . Der Old Red-

berge und des keilförmigen Plateaus von Assam . In scharf ausgeprägten Bogen treten sie nach Süden hervor, dazwischen springen tiefe Winkel bis in die Gegend von Tank, nördlich von Dera Ismail Khan , bis zum oberen Jhelam und in das Thal des Brahmaputra zurück. Die Vorderindische Halbinsel wird in diesem Falle das »Vorland«< genannt. Man werfe nun einen Blick auf die Karte des

manenz der grossen oceanischen Depressionen zu

Sandstein ist eine aussermarine Formation , und doch streicht er auf den Orkneys in die See hinaus , erscheint wieder auf den Shetland- Inseln , und von Spitzbergen , der Nordküste Lapplands , und vom Weissen Meere sind permische Bildungen von gleichem Charakter bekannt. Auch die pflanzenführenden Schichten der Karooformation , zum Teil paläozoischen, zum Teil mesozoischen Alters, sinken im britischen

des Aleutenbogens gegen Kamtschatka und Alaska markieren . Auch der nördlichste Teil des Pacifischen

Kaffernland unter den Meeresspiegel und kehren dann als Gondwanaformation in Indien und Australien wieder. Aehnlich reichen die Süsswasserschichten des Wealden von England nach dem Festland , bis Hannover hinüber und streichen an der unteren

Oceans charakterisiert sich dann als ein >» Vorland «< , homolog dem indischen Tafellande ; in gleicher Weise, wie in Indien , dringen die schaarenden Bogen

Charente , sowie an den Küsten von Spanien und Portugal in den Ocean hinaus . Alles sind limnische Formationen ; das Festland , welches dieselben um-

gegen dieses >>Vorland« vor, während hingegen das Gelbe , das Berings- und die übrigen Randmeere innerhalb der gefalteten Region liegen. Prüft man

schloss , kann sehr wohl von der heutigen 1000oder 1500- oder 2000 - Fadenlinie abgewichen sein . Der Einbruch des Aegäischen Meeres ist postpliocän, denn pliocäne Süsswasserabsätze bilden Teile seiner Küste - gleichwohl gehen seine Tiefen weit über 1000 Faden hinab. Auch nach Rhodos reichen die

nördlichen Pacific und beachte die einspringenden Schaarungswinkel , welche das West- und Ostende

das Mittelmeer, so zeigt sich die ganze westliche Hälfte eingeschlossen von der gebrochenen Innenseite eines grossen , gebogenen Faltungsgebirges, welches den Apennin , die nordafrikanischen Ketten und die baetische Kordillere umfasst . In der östlichen Hälfte ist der Südteil bis Kreta, Cypern und Sizilien eingebrochen in die afrikanische Wüstentafel und bildet ein Vorland, dessen Umrisse durch Der keinerlei Gebirgszüge vorgezeichnet werden.

pliocänen Süsswasserschichten hinüber, und im mittleren Pliocän hat ein grosser , kleinasiatischer Fluss auf Rhodos mächtige Konglomerate abgelagert aber trotz dieses geringen Alters der Insel hat die > »Pola« dicht an der Südwestküste des Festlandes und

Rest im . Norden bedeckt die versunkenen Partien des tauro-dinarischen Bogens.

nicht weit von dem mächtigen Ak Dagh ( 10,000') eine Tiefe von 3591 m gelotet. Man denke sich nun die vorhandenen Wasser-

Es besteht ferner eine merkwürdige Tendenz,

mengen des Oceans abnehmen , sei es durch Ver-

dass sich auf der Vorderseite der grossen Gebirgsfalten gegen das Vorland hin Depressionen oder eine Art von Thälern bilden . Als Beispiel mögen dienen die Wüstendepressionen vor dem östlichen Atlas , die Flussthäler vor den hohen indischen Ketten und der

dunstung in den Weltenraum ,

Persische Golf vor den Zagrosketten . Vor kurzem fand die »> Pola« nahe der Südwestküste von Griechen-

Land nimmt an Ausdehnung zu . Es tauchen Tiefländer auf, jenem von Holland mehr oder weniger ähnlich , und die heutigen Flüsse , wie Shannon, Seine, Loire würden diese Tiefländer durchfliessen.

land, dicht an der Vorderseite des dinarischen Bogens, eine Tiefe von 4400 m. Einige der grössten Meeres-

wie Zöllner an-

nahm, oder in anderer Weise ; das gesamte Meeresniveau möge dadurch um 500 Faden unter seine heutige Höhe herabsinken . Die Kontinente werden dann um ebensoviel höher erscheinen , das trockene

Die Permanenz der Meerestiefen. 771 Sie würden meist ihr Bett nach rückwärts vertiefen , die Erosion würde neue Quer- und Längsrinnen bilden ,

das Tiefland würde in Hügel und Thäler

zerschnitten werden . Die Hügel südlich vom Shannon bilden dann die Fortsetzung jener Anti- und Synklinalen, welche jetzt im südwestlichen Irland unter

welche gegen Grönland streichen und das vormalige Vorhandensein eines grossen , atlantischen Festlandes erweisen, würde er ausrufen : > » Wahrhaftig, der Einbruch des nördlichen Atlantic ist ein Ereignis von jüngstem Datum und geht noch vor unseren Augen vor sich; und wie die höchsten Gebirgsketten , so

zone von Cornwall sich anreiht , und genau wie die

sind auch die tiefsten Depressionen des Planeten die jüngsten.« Ich fürchte , dem Redner nur eine unbestimmte Antwort geben zu können . Wir wollen daher die Meeresküsten verlassen. und den inneren Bau der Kontinente betrachten .

Gneise der Alpen , so würde auch der Gneis von Eddystone zwischen den bogenförmigen Gebirgsfalten aufsteigen . In ähnlicher Weise werden weiter südlich die Syn- und Antiklinalen der Bretagne, die jetzt nördlich und südlich von Brest verschwinden, auf weitere Erstreckung sichtbar ; hingegen erscheint im Nordwesten von Irland ein Plateau mit steilem

Die moderne Geologie vermag in allgemeinen Umrissen die Geschichte eines grossen Oceanes zu verfolgen , welcher einst Eurasien durchquerte und in dem heutigen Mittelmeer seinen letzten Rest hinterlassen hat . Wir wollen denselben mit dem Namen >>Tethys > Panthallatta« , den Planeten bedeckte. Erst mit dem ersten Erscheinen des trockenen Landes begann. der Absatz von Sedimenten. Die höheren Formen des Lebens werden sich dann in Gewässern von mässiger Tiefe entwickelt und von da allmählich über die sonnenbeschienenen Kontinente, sowie in die dunklen, abyssischen Tiefen verbreitet haben, während die langsame Modellierung der Erdoberfläche von statten ging. Aber diese Modellierung dauert noch fort. Ich glaube mit Reyer , Fischer , Iukes und vielen an-

5000 Mann habe betreiben lassen , und dass ein Gesetz erlassen wurde, das mehr als 5000 Bergleute zu ein und derselben Zeit darin zu beschäftigen verbot. Jetzt beuten die Engländer die Goldminen im Anzasca -Thal aus ; doch arbeiten im Bergwerk von Pestarena nicht mehr Tausende, sondern nur einige Hunderte. Das jetzt so stille Macugnaga - Thal glich damals einem Bienenkorb ; die reichen Schätze, die es barg , zogen von nah und fern Menschen herbei .

deren, dass die grossen Meerestiefen meist mit vul-

Der Monte Moro- Pass, der von Macugnaga in neun Stunden ins Wallis führt , wurde so viel begangen , dass eine Strasse darüber angelegt werden musste .

kanischen Produkten bedeckt sind , mit Lava und

Man sieht jetzt noch die Spuren dieses uralten , ge-

Aschen, welche gewaltige Ebenen bilden und eventuell von den abyssischen Sedimenten überlagert werden .

pflasterten Saumpfades , nahe der Passhöhe , wenn dieselbe nicht mit Schnee bedeckt ist. Bevor die

Aber ich sehe keinen Grund , weshalb nicht Teile des Oceanes oder selbst des trockenen Landes schon

Simplon -Strasse durch Napoleon I. gebaut wurde , nahm nicht nur der Handelsverkehr zwischen dem

morgen zur Tiefe brechen sollten , um neue Abgründe zu bilden, oder weshalb wir glauben sollten , dass alle grossen Oceanbecken seit den Zeiten der allgemeinen Wasserbedeckung, der Panthallatta, an-

mittleren Wallis und dem Lago Maggiore diesen Weg, sondern auch die Post wurde durch Saumtiere über den genannten Pass befördert . Hat nun auch der Monte Moro- Pass seit langer

dauernd vom Wasser bedeckt gewesen seien . Soweit es den Atlantic anlangt, existieren sogar einige Beweise für das Gegenteil .

Zeit seine Bedeutung verloren , so bildet er doch bei günstiger Jahreszeit und zuverlässigen Führern einen ganz bequemen Uebergang ins Wallis. Von der Pass-

Wanderungen

höhe ( 2862 m) des Monte Moro (von den Deutschen >>Petersrücken «< genannt) hat man bei klarem Wetter eine überwältigend schöne und grossartige Aussicht. An seinen Fuss lehnt sich das grüne Macugnaga-

in den italienischen Alpenthälern am Ost- und Südfusse des Monte Rosa.

Von Elise Emmel (Dresden) .

Thal, in das die Südseite des Monte Rosa mit einer Wand von mehr als 2500 m jäh abstürzt , und in der Ferne sieht man den Spiegel des Lago Maggiore.

(Fortsetzung.) Nachdem mein liebenswürdiger Führer mich auf Kapitän Trelease schenkte mir einige der schönen , kubischen Kiese , die mir gefielen , aber, wie er mich belehrte , die ärmsten an Goldgehalt waren. Das goldreichste Erz ist ganz unscheinbar, findet sich vereinzelt in grossen Schuppen oder

alles aufmerksam gemacht und mir vieles erklärt hatte, geleitete er mich nach seiner Wohnung zurück und lud mich zum Gabelfrühstück ein , indem er behauptete, dass es in Pestarena kein anständiges Gasthaus gäbe. Mit Dank nahm ich die freundliche Ein-

Blättchen krystallisiert und wird italienisch » scaglia grossa« genannt. Manche Stufen bilden schöne Gruppen (italienisch »gruppi « ), auch Nester genannt, weissgelblichen in ungleichen Würfeln krystallisierten , prächtig glän-

ladung an , da mir die frische Bergluft Appetit gemacht hatte, und bald sassen wir in einer Laube im

zenden Pyrits. Die Krystalle sind gestreift , zeigen Ausland 1893 , Nr. 49.

aus Toscana) und Asti Spumante (Schaumwein) , die 98

Garten des Kapitäns Trelease an der gedeckten Tafel und liessen uns die vorzüglich zubereiteten Speisen köstlich munden . Vorzüglicher Chianti (Wein

774

Wanderungen in den italienischen Alpenthälern am Ost- und Südfusse des Monte Rosa.

das Mahl würzten , trugen nicht wenig dazu bei, unser Gespräch anzuregen und zu beleben. Kapitän Trelease erzählte vieles von Mexiko , woselbst er

trachtung der Alpen , da sie dann die Sonne hinter sich haben und daher dunkel erscheinen , so dass die mächtigen Eis- und Schneeflächen der Gletscher

20 Jahre lang eines der grössten Silberbergwerke geleitet hatte , sein Kollege , Subdirektor der Gold-

erst nach Sonnenuntergang recht hervortreten . Da ich nach dem anstrengenden Marsche der

minen in Pestarena, der am Frühstück teilnahm , gab einige Episoden aus seinem vielbewegten Leben zum besten . Bei so interessanter Unterhaltung und beim Anschauen der herrlichen Natur (von meinem Platz aus in der Laube genoss ich den vollen Anblick der

Ruhe sehr bedürftig war, beschloss ich, mich sofort in mein Zimmer zurückzuziehen und erst am nächsten Tage mich mit dem reizenden Thale und seinen Bewohnern bekannt zu machen.

Königin der Alpen ) verging die Zeit pfeilgeschwind ;

Gleich nach dem Erwachen am frühen Morgen sah ich zum Fenster hinaus und erblickte das Thal

so kam es, dass ich erst gegen Abend Abschied von den liebenswürdigen Herren nahm , die mich ein

noch still und dunkel vor mir, während der Monte Rosa, den ich von meinem Zimmer aus sehen konnte,

Stück Wegs begleiteten und mir die Richtung nach Macugnaga angaben . Bei bester Laune setzte ich meinen Wanderstab

in unverhüllter Herrlichkeit, im Glanze der aufgehenden Sonne strahlte. Der Anblick war überwältigend,

weiter.

Von Pestarena bis Borca, dem ersten Dorf

deutscher Zunge , wird das Bett der Anza so enge, dass der Weg nur am Abhang hinführen kann. Die Anza wird hier, wie schon erwähnt, in ihrem oberen Laufe in der deutschen Gemeinde von Macugnaga >>Visp» Gornerhorn> ac « (» > Wohnung« ) hergeleitet und würde daher , ins Deutsche übersetzt , » > Bachhausen«< heissen. Derselbe kommt schon in einem Tauschvertrage zwischen dem Erzbischof Arnulf von Mailand und dem Abt Lanfred des Klosters zu Arona vom 22. Juni 999 vor , in dem der Abt vier Alpen erwirbt , darunter die »Alpicella Macuniaga« , die bis über die Mitte des 13. Jahrhunderts dem Kloster verblieb , aber nur als Weideland im Sommer benutzt wurde , wohnt war.

also

noch

nicht

bebaut

und

be-

775

halb des Ortes, in unmittelbarer Nähe des Gletschers, wohin man, tüchtig ansteigend, in etwa zwei Stunden gelangt. Auf dem Wege dorthin besuchte ich die alte Kirche der Gemeinde, die, von meinem Fenster aus gesehen , schon den Wunsch in mir rege gemacht hatte, sie einer näheren Besichtigung zu unterwerfen , da sie in diesen Thälern das älteste Denkmal von Menschenhand ist . Einer allgemein herrschenden Ueberlieferung zufolge ist dieses Gotteshaus im 16. Jahrhundert von deutschen Ansiedlern , die als Flüchtlinge während der Reformation über den Monte Moro kamen , erbaut worden . Die schönen Bogenfenster des Chores, die ausserordentlich interessant sind als einziger Rest gotischen Kirchenbaues in diesen Gegenden , stimmen ganz zu dieser Zeitangabe, da sie den Stil des 16. Jahrhunderts zeigen . Der Glockenturm zeigt, wie die anderen zahlreichen Campanili in diesen Thälern , den unkünstlerischen lombardischen Stil ; ein viereckiges, einfaches , schmuckloses Bauwerk mit flachem Dach, das in der Höhe der Glocken auf jeder Seite ein byzantinisches Doppelfenster hat. An seinem Fusse ist eine rohe Steinplatte angebracht, mit folgender Inschrift über zwei leeren Wappenschildern : » 1580. Questo edificio è . principiato al 7. Giugno . « Um diese Kirche herum befinden sich einige interessante Grabdenkmäler , u. a. das des 1881 auf dem Monte Rosa verunglückten D. Marinelli und seines Führers Imseng. Zur Zeit der Blüte Macugnagas befand sich ein schöner , grüner Platz um die Kirche , wo die Gemeinde zusammentrat und ein vielbesuchter Markt abgehalten wurde, zu dem eine grosse Anzahl welscher und walliser Handelsleute sich einfanden . Noch jetzt grünt dort eine uralte Linde von ungewöhnlichem Umfange , die manches Jahrhundert an sich hat vorüberziehen sehen , umgeben von einer steinernen Bank, mit einem steinernen Tisch . Weit und. breit in diesen Alpenthälern wächst kein zweiter derartiger Baum , und schon an sich befremdet eine Linde , die freilich nach alter deutscher Sitte auf der Walstatt der Gemeinde nicht fehlen durfte, in solcher Höhe! Der Sage nach wurde der Baum als kleines Reis durch eine alte Frau von den nördlichen Bergen heruntergebracht. Die in Rede stehende einfache Kirche ist fast

Die Bewohner von Macugnaga behaupten noch heute , dass sie aus der Schweiz und zwar aus der

unmittelbar am Fusse des linken Thalabhanges er-

Gegend von St. Gallen eingewandert seien , daher von den Alemannen abstammten , was jedoch wenig wahrscheinlich , da sich geschichtlich nachweisen lässt, dass dieses Volk niemals so weit nach Süden vor-

richtet, in der Nähe des Weges, der von Macugnaga über den Monte Moro nach Saas ins Wallis führt ; Gottesdienst wird nicht mehr darin abgehalten , seitdem verheerende Bergströme die schöne , grüne Wiesen-

gedrungen ist. Viel eher ist anzunehmen, dass diese Einwanderung von Wallis aus gegen die Mitte des

fläche ringsum hoch mit Schutt bedeckt haben. Fern von ihr, neben dem Hotel Moro hat das lebende.

13. Jahrhunderts erfolgt sein möge , da , wie ich schon einmal erwähnt habe , im Wallis und in Macugnaga bis auf den heutigen Tag gleiche Geschlechts- und Ortsnamen vorkommen.

Geschlecht ein neues Gotteshaus mit grosser Pracht erbaut, dessen Grösse und Schmuck mit der Armut der Thalbewohner im auffallendsten Widerspruche steht. Der Stil der Kirche ist der neuitalienische.

Die einzige Hochtour, die man von Macugnaga aus , auch allenfalls ohne Führer , machen kann, ist nach dem sogenannten » Belvedère« westlich ober-

Die Kanzel wird von einem riesigen , kunstvoll geschnitzten Adler getragen , der in seinem Schnabel ein Kind hält , von dem man aber nur den Kopf

776

Wanderungen in den italienischen Alpenthälern am Ost- und Sudfusse des Monte Rosa .

und einen Arm sieht ; ein rührendes Denkmal der traurigen Vorfälle, die noch heute in den Hochalpen sich ereignen sollen . Hirten erzählten mir , dass viele dieser Raubvögel an den Felswänden des Monte Moro horsten und oft junge Gemsen und Schafe davontragen, ja auch manchmal kleine Kinder rauben. Von der alten Kirche aus führt der Weg zuerst

haus auf der Passhöhe, von der aus man eine prächtige Aussicht geniesst , rastete ich einige Stunden und stieg dann in drei Stunden nach Fobello hinab, wo ich im »Hotel d'Italia« gute Verpflegung fand. Fobello (d . h. Schönbuch) ist ein sauberes , höchst malerisch im Mastallone - Thal gelegenes Dorf, eine sehr besuchte Sommerfrische der Norditaliener. Es liegt etwa 1000 m über der Meeresfläche , die Luft ist rein und erfrischend , die Fremden finden einfaches , aber gutes Unterkommen in drei GastWohlhabende Familien aus Turin und häusern .

an der Anza entlang, bei Zertannen vorüber, durch lichte Lärchenwaldung und über schöne Matten , dann steil ansteigend einen bewaldeten Hügel hinauf, der sich zwischen die beiden Zungen des MacugnagaGletschers schiebt , bis zu dem Punkte, der »Belvedère« genannt wird. Dies ist ein mit Heidekraut

Mailand haben reizende Villen hier, die grösstenteils zerstreut auf den umliegenden Höhen, halbversteckt

und einigen Nadelholzbäumen bewachsener Gipfel einer alten Moräne , in der Mitte des Thales , der

im Walde liegen . Am nächsten Sonntag wurde ein Fest im Dorfe

den mächtigen Gletscher in zwei Ströme teilt . Hier in unmittelbarer Nähe des Eismeeres mit seinen ge-

gefeiert , und die Kirche war schon zur Zeit der ersten Messe ganz angefüllt. Mir fiel besonders auf, dass unter den Andächtigen , Mädchen und Frauen,

waltigen Gletscherspalten und Moränen überschaut man mit einem Blick die Gemeinde Macugnaga mit ihren Dörfern , Matten und Feldern , die sie umgebenden Berge der Monte Rosa- Gruppe von der Thalsohle bis zu den höchsten Firndomen ; auf der rechten Seite

schöne Lärchenwaldungen

und über ihnen

kein Unterschied in der Kleidung zu bemerken war, und ich nahm daher an , dass die Anwesenden Bäuerinnen seien , da alle Frauen in Fobello , wenn sie der Messe beiwohnen , ihre Köpfe und Schultern mit einem weissen Tuche von Leinwand, Tüll oder

den Monte

Spitzen verhüllen, ich also ihre Gesichter nicht sehen konnte . Beim Heraustreten aus dem Gotteshause

Von Macugnaga führt der Turlo -Pass (2770 m) , von den Bewohnern »das Thürle« genannt, in acht bis neun Stunden direkt nach Alagna -Valsesia ; da

bemerkte ich aber, dass Reiche und Arme, Alte und Junge , die Gräfin und ihre Dienerinnen , wie die Frauen vom Lande die gleiche malerische Tracht trugen : einen bis an die Knie reichenden , dunkelblauen , faltigen Rock mit einem breiten Saum von

smaragdgrüne Alpen , Moro .

auf der linken

mir aber gesagt wurde, dass dieser Pass beschwerlich, im ganzen wenig lohnend , und die Aussicht von der Passhöhe sehr beschränkt sei , so zog ich vor, über den Col di Baranca nach Alagna zu wandern und auf dem Wege dahin die interessanten Ortschaften Fobello und Varallo zu besuchen. Bis Ponte Grande musste ich denselben Weg zurücklegen, den ich 14 Tage zuvor gemacht hatte, um nach Macugnaga zu gelangen . Sobald ich die Brücke von Ponte Grande überschritten hatte, kletterte ich auf steilem Pfade zwischen mächtigen Felsblöcken, im Schatten schöner Kastanien nach Bannio hinauf, das auf einem Plateau, sicher vor den Verheerungen des reissenden Bergwassers, 620 m hoch, in schöner Umgebung liegt. Einst war Bannio der Hauptort des Anza-Thales, jetzt ist es zu einem kleinen Weiler herab-

Mieder und die bauschigen feiner Leinwand , mit bunter die Schürze von ganz eigenvon gleicher Farbe wie der Rock, mit bunter Seidenstickerei und breiten Seidenbändern geschmückt ; der Gürtel derselben zieht sich unterhalb der Hüften herum , die Schürze selbst bildet vorn einen Beutel , in den die Frauen ihr Gebet-

hochrotem Stoff, das Aermel von weisser , Handstickerei verziert, tümlicher Form , oft

buch, Taschentuch und andere Kleinigkeiten zu legen pflegen, was ihre edlen Gestalten ein wenig entstellt. Um den Kopf schlingen sie sehr graziös ein seidenes Tuch , das an Festtagen mit breiten Seidenbändern, mit Gold- oder Silberfransen besetzt ist , die über den Nacken herniederfallen . Leider entstellen die meisten Frauen ihren malerischen Anzug dadurch ,

gesunken. Es ist der Knotenpunkt der Pässe , die nach Varallo , der Hauptstadt der Provinz Valsesia , führen. Oberhalb Bannio teilen sich die Wege ; rechts geht es über den Col d'Egua nach Carcóforo ins Sermenta - Thal, links über den Col di Rochetta

sie schwarze , mit einem breiten , gestickten Saum versehene Tuchbeinkleider tragen, die bis zum Knöchel reichen .

nach Rimella ins Mastallone -Thal und geradeaus über den Col di Baranca nach Fobello. Letzteren wählte ich ; er führt zuerst im schön bewaldeten Val Ollochia

Gegend ihrer schönen Gestalten und ihrer angenehmen Manieren wegen berühmt. Nach der Messe wurden auf einem grossen ,

entlang, dann steil ansteigend in etwa vier Stunden zur Passhöhe hinauf, auf der noch Schnee lag, in dessen Nähe ich die reizende » > Soldanella Alpina« fand , ein zartes , elegantes , rosafarbenes , gezacktes Blümchen . Während des Bergaufsteigens entfaltete

freien , mit Blumen und Fahnen geschmückten Platze Preise an die Schulkinder verteilt . Die Feierlichkeit wurde mit einer Anrede an die Schüler von Signor Angelo Rizzetti eingeleitet, einem Herrn aus Fobello, der sich um die Schulen in diesen Gemeinden sehr verdient gemacht hat. Der Unterricht ist un-

sich an jedem Ruhepunkte die Landschaft immer grossartiger vor meinen Blicken. Im einfachen Gast-

dass

Die Bäuerinnen von Fobello sind in der ganzen

entgeltlich und sehr geeignet , die Kinder zu nütz-

Aus dem Leben der Europäer in Grönland . lichen Mitgliedern der Gesellschaft zu erziehen ; auch Französisch und Zeichnen wird in der Gemeindeschule gelehrt. Zum Schluss spielten die Stadtmusikanten aus Varallo die Nationalhymne, und bald darauf zerstreute sich die bunte Volksmenge. (Fortsetzung folgt .)

Aus dem Leben der Europäer in Grönland . Von Signe Rink (Christiania). (Schluss.)

IV. Die >» Deutschen « . Ehe ich mein Tableau über das Leben der Europäer in Grönland der deutschen Leserwelt übergebe, möchte ich in dankbarer Erinnerung den Deutschen Nicht jederin Grönland einige Zeilen widmen. mann weiss oder wird sich dessen zu jeder Zeit erinnern, dass die Herrnhuter Brüder wenige Jahre nach Egede sich des neuen Missionswerkes annahmen . In welcher Weise sie es ausführten, was sie körper-

777

Neuherrnhut hinüber zu spazieren , weil es uns fast unmöglich war , an einem Frühlingstage , wo die ganze Natur aus ihrem langen Winterschlafe zu erwachen scheint , im Hause zu bleiben . An solchen Tagen wollte uns keine Arbeit von der Hand gehen ; wenn wir stundenlang unsere Strandpromenade, die oft erwähnte » Lange Linie «< , auf und nieder spaziert waren , schlugen wir den Bergpfad nach >>Deutschland«< ein, denn der Thalweg war zu solchen Zeiten unpassierbar , da der tiefe Schnee schmolz und eine förmliche Sintflut verursachte. Selbst über die Berge ging es schwer genug. Doch es gelang uns , und wir wurden für unsere Ausdauer reichlich belohnt durch den herzlichen Empfang , der uns bei den Missionaren zu teil wurde , indem wir gleich traktiert und mit trockenem Fusszeug versehen , während unsere Stiefel und Strümpfe in der Dienerstube - ein auf grönländisch eingerichtetes, getrocknet wurden . Auf dem besonderes Haus Rückwege wurden die Füsse natürlich ebenso nass , wie vorher; aber solchen Tagen in Grönland bringt man gerne eine oder mehrere Paar Stiefel zum

lich sowohl als geistig durchzumachen hatten , und Opfer. O der liebliche Frühling ! Wie jubelten über den echt christlichen Sinn, der ihnen half, alles wir ihm entgegen , wenn auch kein Baum seine Blätter entfaltete ! Ich habe nie die Bäume vermisst . Schwere zu tragen, darüber ist hoffentlich anderswo Es ist ausführlich berichtet. Es Aufmeine Aufnur meine hier nur ist hier Der von Schnee entblösste Berggipfel mit den ungabe , am Schlusse meiner Erinnerungen aus Grön land ihren Nachfolgern , den Herrnhutern meiner Zeit, einen freundlichen Gruss zu senden ! Die >> Deutschen Deutsche«< genannt. Die Ansiedelung der deutschen Missionare, welche nordöstlich von unserer Kolonie gelegen war, hiess Neuherrnhut. Wir standen mit den Missionaren in sehr freundschaftlichem Verkehr und besuchten sie oft in grösseren Gesellschaften . Die Damen von Godthaab , wenn sie mit ihren kuchenschmachtenden Kindern dort

schuldigen, oft recht dürftigen Blümchen, der herrliche Sonnenschein , der auf dem vor uns ausgebreiteten Ocean spielte, die harmonischen Töne der Wasserfälle und Ströme , die ihr Wintergefängnis durchbrochen , das frische Gras , welches aus den letzten Ueberresten des Winters hervorguckt, selbst die gelbe Oase mit dem vorjährigen welken Stroh , alle sind sie mir liebliche Stellvertreter reicherer Vegetation, alle Verkündiger der Allmacht und Liebe Gottes. Ich sehe vor mir die prächtige Bucht mit ihren nationalen Eigentümlichkeiten und den Scharen lärmender Frühlingsvögel. Von dem gegenüberliegenden » > Nordlande« höre ich fortwährend Schiessen, denn es ist die Zeit , wo die Eidergänse dort aus-

gewesen waren , kehrten selten zurück , ohne von

wandern . Die jungen Leute begeben sich dann früh morgens dahin, um abends mit reicher Beute heim-

den erfahrenen, älteren Frauen der Missionare irgend einen guten Rat bekommen zu haben .

zukehren . Wir werden ihnen auf dem Abendspaziergange begegnen , und dann heisst es wohl : »k'ase-

Die kleidsame Kopfbedeckung der Frauen der Missionare machte einen besonders vorteilhaften Eindruck auf mein junges, romantisches Gemüt .

rarpit Epha ? « ( »Wie viele hast du heute bekommen , Ephraim?« ) » Ich habe nur sechs bekommen, aber Kali war glücklicher als ich, er bekam dreissig Stücke. ...Wünschet ihr einige?« fügt er dann höflich hinzu.

Im Anfang standen wir fremd gegenüber , aber nach dadurch, dass die älteren nach und durch jüngere wenn

uns wohl ein wenig und nach , besonders Europa zurückkehrten ich so sagen darf

minder orthodoxe ersetzt wurden, wurden wir miteinander mehr und nach und nach sehr vertraut . Aber, ach ! bei den Neumodischen verschwand bald die reizende , kleine Kopfbedeckung , die nur noch an Feiertagen und bei kirchlichen Festen gesehen wurde. Im Frühling war es immer sehr einladend, nach

» Ja , gerne , wenn du einige für uns übrig hast ! ruhigen Zeit Brüdern «< gebettelt . Der scharfe, beissende Ostwind lässt uns unser

um das neufrisierte Chinesentoupet gebunden , mit neuen Stiefeln, an deren obigem Teil farbige Schleifen mit wehenden Bändern befestigt waren , und rote Müffchen über ihre kleinen Hände gezogen. An

Gesicht und Hände in Pelze begraben , gleich dem alten Fischer, wenn wir auch besser daran sind als er, da uns bald ein warmer Trunk laben wird.

diese Ausflüge gewohnt , pflegten sie gleich den Kindern das Haar zu machen und sie nach ihrem

langen Sopha von Seehundsleder, und vor uns steht ein einfacher Tisch mit schneeweisser Serviette.

Geschmacke zu putzen , ihnen neue Schürzen vorzubinden und im Winter, wie jetzt, ihnen Pelz und Handschuhe anzuziehen .

der Missionsanstalt. Herr H. war ein gesprächiger Herr , der seine Gäste wohl zu unterhalten wusste.

In Gedanken sehe ich manches liebe Gesicht unserer Dienstmädchen vor mir. Die nette Louise lasse ich jetzt ihren Platz bei uns einnehmen. Sie war wirklich ein hübsches Mädchen , was auch von ihrer Freundin (unserer

Endlich sind wir angelangt und sitzen auf dem

Am

häufigsten besuchten wir den Vorsteher

Er war in seiner Jugend viel gereist , war lebhaft und mit einem vortrefflichen Gedächtnis begabt. Wie sehr liebte ich diese kleinen , niedrigen , aufs einfachste möblierten Zimmer, geschmückt mit Bildern deutscher Städtchen, deren bunte Häuser aus

mussten wir über den Weg , den wir einschlagen

blühenden Gärten hervorguckten. Unter dem ganz kleinen Spiegel zwischen den ganz schmalen Fenstern hing der Bibelspruch : » Sei still und warte des Herrn Bevolking , der eine gründliche Beschreibung der Stämme , ihrer Wohnplätze, Grösse, ethnographischen Merkmale, ihres Charakters bringt und mit einem linguistischen Anhange schliesst. Es ist eine Menge ganz neuer Beiträge zur Kenntnis Neu - Guineas in diesen fünf Kapiteln vereinigt . Ich nenne nur beispielsweise die Befahrung des Flusses Karabra ( S. 211 ) , die anziehenden , wenn auch der Kritik bedürftigen Mitteilungen über gesellschaftliche und Familienverhältnisse in allen fünf Abhandlungen , die Bilder auf Gräbern von Angunung (S. 459) , den Hausplan (S. 614) und die genaue Beschreibung eines Jünglingshauses der Numforen (S. 616) , zahlreiche Angaben über die Grösse der Siedelungen, den Tauschhandel (der auch Waffen verbreitet) u. a. Für die rasche Aenderung in den Sitten und im Charakter der Papuas, die man beobachtet, wenn man nach Osten aus dem malayischen Einflussbereiche sich entfernt , ist mancher Beleg beigebracht, und die politischen Verhältnisse sind natürlich besonders eingehend beschrieben. Das vorzügliche Ortsregister und die drei Kartenbeilagen vervollständigen die treffliche Monographie. Fr. Ratzel. Leipzig. Die Medizin der Naturvölker. Ethnologische Beiträge zur Urgeschichte der Medizin. Von Dr. Max Bartels. Mit 175 Originalholzschnitten im Text. Leipzig , Th . Griebens Verlag, 1893. gr. 8 °. Einen glücklichen Griff hat der verdienstvolle Sekretär der Berliner Anthropologischen Gesellschaft gethan dadurch, dass er dieses bisher so vollständig brachliegende Gebiet der Völkerkunde in Behandlung nahm . Mit grossem Fleisse und vielem Geschicke hat er es verstanden, des in zahlreichen Einzelangaben zerstreuten Stoffes Herr zu werden und denselben zu einem harmonischen Gesamtbilde zusammenzufügen . Das Werk behandelt die Anschauungen, die unter den auf niederer Kulturstufe stehenden Völkern über den Begriff Krankheit und Medizin existieren , und die Mittel und Wege , die sie benutzen, um sich den Krankheiten gegenüber abzufinden. Dementsprechend ist der Stoff im Grunde genommen in zwei Hauptabschnitte gegliedert. Der erste Teil umfasst die Kapitel über »die Krankheit, die Aerzte und die Diagnostik der Naturvölker« ; der zweite hingegen behandelt »die Medikamente und ihre Anwendung, die Arzneiverordnungslehre, die Wasserkur, die Massagekuren , die Verhaltungsvorschriften für den Kranken , die übernatürliche Diagnose , die übernatürliche Krankenbehandlung , einzelne Kapitel der speciellen Pathologie und Therapie , die Gesundheitspflege und die Epidemien, die kleine Chirurgie und die grosse Chirurgie «. Ein jedes der angeführten Kapitel bringt viel des Lehrreichen und Interessanten. Der enge Raum für dieses Referat gestattet uns leider nicht, auf die Einzelheiten einzugehen. - Wir können Bartels' Werk mit gutem Gewissen unseren Lesern aufs wärmste empfehlen. Wir wollen auch nicht vergessen, hervorzuheben, dass eine ganze Reihe wohlgelungener Abbildungen , die zumeist den im Berliner Museum für Völkerkunde befindlichen Originalen entlehnt sind , den Inhalt des Buches gut illustrieren. Hoffentlich beglückt uns der Verfasser in Bälde mit einem ebenso wertvollen zusammenfassenden Werke über die Arten und den Verlauf der verschiedenen Krankheiten bei den Naturvölkern, sowie bei den einzelnen Rassen im allgemeinen, ein Gebiet, auf dem er bereits Specialstudien angestellt hat , und das zu dem vorliegenden Thema gleichsam die Ergänzung bildet. Stettin, G. Buschan.

Litteratur. Die Vorwelt und ihre Entwickelungsgeschichte. Von Prof. Ernst Koken. Leipzig 1893. gr . 8 °. Mit wenigen Worten : ein prächtiges Buch ! Um so schwerer ist bei eingehenderer Besprechung der Verdacht der Lobhudelei zu vermeiden. Der Verfasser, ein bewährter Paläontologe , hat eine populäre Entwickelungsgeschichte der Vorwelt vom modernen Standpunkt entwerfen wollen . Aber durch Umfang des Wissens, Autorität des Urteils, Fülle der Gedanken , Sorgfalt der Durcharbeitung geht das Werk weit über den Rahmen des Populären hinaus , ähnlich wie die schöne Erdgeschichte von Neumayr , welche durch Kokens » Vorwelt vortrefflich ergänzt wird. Die Werke , in welchen die geistige Vertiefung einer ursprünglich rein deskriptiven Wissenschaft so wie bei Koken gelungen ist , sind selten . Die Paläontologie steht ihm naturgemäss voran , aber auch die übrigen Seiten der Erdgeschichte kommen nicht zu kurz. Nur selten , z. B. im ersten Kapitel über Erstarrungskruste und Erdinneres , bieten sich der Kritik einige Anhaltspunkte. Als Eigentümlichkeit des Werkes sei hervorgehoben die in populären Darstellungen ungewöhnliche , aber um so verdienstvollere Schärfe, mit welcher immer wieder die Grenzen unseres Wissens betont werden. Erbarmungslos räumt Koken mit vielen hergebrachten Ideen auf : z . B. mit der Theorie von der meteorischen Einwanderung des Lebens , mit den unhaltbaren Adhémarschen (und Crollschen) Hypothesen, mit den müssigen Phantasien von der Periodicität der Eiszeiten , mit den Theorien einer kontinuierlichen Wärmeabnahme in der Erdgeschichte , mit den nichtigen Phantasmen der carbonischen Bruthitze und Kohlensäureatmosphäre , mit der immer wieder aufgetischten« Theorie vom borealen Ursprung der Arten u. s. w. Auf bio-

logischem Gebiete wird diese Auflehnung gegen das Dogma manches Missfallen erregen. Wo bleiben die Stammbäume der darwinistischen Eiferer gegenüber dem Satze , dass bis jetzt nur gesichert sei Lamarcks Gedanke der Entwickelung der Arten auseinander ! Schon durch das Auftreten aberranter, dann wieder verschwundener Formen, wie der Odontornithen und Pterosaurier, schon durch die häufige Ausbildung blosser Convergenzerscheinungen , welche fälschlich als phylogenetische Verknüpfungen , z. B. zwischen Dinosauriern und Vögeln , galten, ist die Genealogie vielfach irre geführt worden . Und selbst wenn dies nicht wäre, so ist doch nur der Nachweis engerer Ahnenreihen erbracht ; denn schon in den ältesten, fossilienliefernden Zeiten erscheinen alle grossen Kreise der Lebewelt gesondert , und die Schnittpunkte liegen weit zurück , in undurchdringlichem Dunkel . So können zumeist die phylogenetischen Meinungen der Zoologen paläontologisch weder gestützt noch widerlegt werden und bleiben indiskutabel. - Nicht blosse Verneinung , sondern wissenschaftlicher Ernst liegt in diesen Auslassungen. Das Bewusstsein unseres Nichtwissens soll nach Koken nicht abschrecken , sondern anspornen, nicht zu Deduktionen , sondern zu immer neuer Erforschung der Thatsachen ; diese allein kann den Boden zu einer klaren Weltanschauung liefern. Bionomie des Meeres. Beobachtungen über die marinen Lebensbezirke und Existenzbedingungen . Von Johannes Walther. Erster Teil einer Einleitung in die Geologie als historische Wissenschaft. Jena 1893. gr. 8 °. Die Aufgaben der Geologie haben sich heutzutage in einer Richtung entwickelt, von welcher am Anfange dieses Jahrhunderts nur Spuren zu finden waren. Bildeten damals topographische Geognosie , Formationslehre und allenfalls Tektonik den Mittelpunkt des Interesses , so hat sich jetzt aus der reinen Beschreibung folgerichtig die Frage nach der Entstehung der Dinge entwickelt. Die Astrophysik gab manchen Aufschluss über die Entwickelung des Erdkörpers , tektonische Studien lenkten unwillkürlich den Blick in die Vergangenheit zurück , das Experiment im Laboratorium und die Beobachtung der noch jetzt in der freien Natur wirksamen Vorgänge und Kräfte führten gleichfalls zu rückgreifenden Schlussfolgerungen . So ist allmäh lich das genetische Prinzip zur Herrschaft gelangt , aus einer rein deskriptiven wurde eine historische Wissenschaft, eine » Erdgeschichte . Und zwar hat von den genannten vier Methoden der historischen Forschung die zuletzt genannte , die des Actua

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lismus, oder, wie sie Walther nennt, die » ontologische « , an den gemachten Fortschritten den wesentlichsten Anteil. Ihr Prinzip , welches zuerst von Karl v. Hoff in seiner Bedeutung erkannt, von Lyell zuerst durchgreifend und erfolgreich angewendet wurde, ist dem heutigen Forscher selbstverständlich geworden : überall nehmen wir die Erscheinungen der Gegenwart zum Maasstabe , um daraus die Vorgänge der Vergangenheit zu ergründen. Und >>kaum eine grössere geologische Frage ist in unserem Jahrhundert diskutiert worden, ohne dass die ontologische Methode eine befriedigende Lösung des Streites herbeiführte > Sources Vauclusiennes , sondern für diese letzteren kennt man im französischen Jura den Namen »Doue , und die ersterwähnten Stauquellen werden wenigstens von Reclus etwas anders definiert. Sehr dankenswert sind die Aufschlüsse über die blinden Karstthäler und über die den Dolinentypus im grossen Maasstabe, aber auch mit gewissen Abweichungen, wiederholenden » Poljen « , deren periodische Inundation sorgfältig auf ihre meteorologischen und anderweitigen Bedingungen geprüft wird. Die hier gegebenen Darlegungen müssen als ein entschiedener Fortschritt unserer Erkenntnis betrachtet werden. Gleichfalls sehr nützlich sind die den Schluss ausmachenden Untersuchungen über die geologische und geographische Verbreitung des Karstphänomens , welche das Material zu einer schärferen Begriffsbestimmung der Oertlichkeiten liefert , welche der Verfasser als echtes Karstterrain aus den Kalkformationen überhaupt herausgehoben zu sehen wünscht . Geographical Illustrations. Suggestions for Teaching Physical Geography based on the Physical Features of Southern New England by William Morris Davis , Professor of Physical Geography in Harward University. Cambridge (Mass. ) 1893. 46 S. kl . 8°. Die kleine , von der Harward-Universität selbst veröffentlichte Schrift liefert einen sehr verdienstlichen Beitrag zur Didaktik der Morphologie des Erdbodens . Zwei Kraftkomplexe sind es , welche einer bestimmten Erdgegend den Ausdruck verliehen haben , welchen wir gegenwärtig an ihr wahrnehmen : >>konstruktive