Das Allgemeine Brouillon: Materialien zur Enzyklopädistik 1798/99 9783787329854, 9783787310883

Novalis überlieferte in den Aufzeichnungen des Allgemeinen Brouillon von 1798/1799 das strikte philosophische Programm d

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Das Allgemeine Brouillon: Materialien zur Enzyklopädistik 1798/99
 9783787329854, 9783787310883

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•• I.

NOVALIS

Das Allgemeine Brouillon Materialien zur Enzyklopädistik 1798/99

Mit einer Einleitung von Hans-J oachim Mähl

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 450

Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprünglichen Ausgabe identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­ sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. ISBN 978-3-7873-1088-3 ISBN eBook: 978-3-7873-2985-4 © Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1993. Alle Rechte vor­ behalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in Germany.  www.meiner.de

INHALT

Vorbemerkung

............................ . ....... .

VII

Einleitung. Von Hans-Joachim Mäh! ..................

IX

1. Zur Neuordnung und Datierung .. . .......... . .....

XI

2. Zur Textgestaltung .............................. .

XXVII

3. Zu den Lektürenachweisen ..... . ................. .

XXIX

4. Zum Enzyklopädie-Projekt .................. . .... . XXXIV

NüVALIS (Friedrich von Hardenberg) Das Allgemeine Brouillon Erste Gruppe (Nr. 1-444): Aufzeichnungen vom September bis Oktober 1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2

Zweite Gruppe (Nr. 445-692): Aufzeichnungen vom Oktober bis November 1798

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

86

Dritte Gruppe (Nr. 693-930): Aufzeichnungen vom November bis 10./11. Dezember 1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

161

V ierte Gruppe (Nr. 931-1151): Aufzeichnungen vom Dezember 1798 bis Anfang März 1799 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

208

Anhang: Exzerpte (L . Tieck und Fr. Schlegel) . . . . . . . . . . . .

238

Literaturverzeichnis

.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

239

1. Werkausgaben N ovalis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

240

2. Quellenbibliographie

240

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

V OR B E M ERKUN G

Obwohl Novalis ( Friedrich von Hardenberg) sein geplantes Buch über die Enzyklopädistik nicht zum Abschluß brachte, so bilden die in lo­ ser Folge aufgereihten Notizen, Skizzen und Diskurse aus den Jah­ ren

1798/99

nicht ungeordnete Fragmente, sondern bereits die

ausgearbeitete Vorstufe des Werks, mit dem Novalis das hohe Ziel der Philosophie der Romantik einlösen wollte: die poetische Rückführung aller Einzeldisziplinen wissenschaftlicher Erkenntnis unter das Dach der Totalität. Das "Allgemeine Brouillon" gilt daher der neueren For­ schung zu Recht als einer der herausragenden Schlüsseltexte zum Verständnis der Leitidee der Philosophie der Deutschen Romantik. Die vorliegende Studienausgabe des Textes der Notizen, Skizzen und Diskurse, die von Hans-Joachim Mäh! erstmals in korrekter An­ ordnung ediert sind, folgt der historisch-kritischen Ausgabe: Nova­ lis, Schriften, herausgegeben vonRichard Samuel in Zusammenarbeit

3. revi­ 242-478.

mit Hans-Joachim Mäh! und Gerhard Schutz, Dritter Band, dierte Auflage, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart

1983,

S.

Die " Einleitung" von Hans-Joachim Mäh! und der Text sind unver­ ändert und seitengleich aus der Stuttgarter Ausgabe übernommen. Die dortige Seitenzählung wird in der vorliegenden Ausgabe in der Kolumnentitelzeile innenstehend mitgeteilt. Querverweise auf Abtei­ lungen, Anmerkungen und Abbildungen der historisch-kritischen Ausgabe, die im vorliegenden Band nicht enthalten sind, wurden teils durch explizite Hinweise auf die entsprechenden Fundstellen ersetzt, jedoch unverändert beibehalten, sobald sie auf Texte anderer Abtei­ lungen der historisch-kritischen Ausgabe verweisen. Aus Umfangs­ gründen mußte auf die Beigabe der dort im Anhang mitgeteilten detaillierten Anmerkungen mit den Einzelnachweisen der von No­ vatis ausgewerteten Literatur ( vgl. Abschn.

3

der Einleitung von

Hans-Joachim Mähl) verzichtet werden; die umfassende Aufstellung der von Novalis ausgewerteten Schriften und Quellen wurde unge­ kürzt übernommen.

Der Verlag

IX

207 E INL E ITUN G

Die 1 1 5 1 Aufzeichnungen des Allgemeinen Brouillons sind ein Ergebnis d er zweiten Hälfte von Hardenbergs Freiherger Studienzeit - sie wurden zwischen September 1798 und Anfang März 1799 geschrieben. D amit schließen sie zeitlich unmittelbar an die I'Orarbeiten zu verschiedenen Fragmentsammlungen (Abt. VI) an und laufen parallel zu d em Hauptteil der Freiherger naturwissenschaftlichen Studien (Abt. VIII) . Mit diesen sind sie auf die verschiedenste Weise verbunden, teilweise erwachsen die Gedanken des Brouillons direkt aus ihnen. Novalis hat seine Arbeitsweise in einer Brouillon-Notiz selbst gekennzeichnet, w enn er mit Bezug auf seine Freiherger Fachstudien schreibt : "Gravitationslehre - und Arythmetika universalis will ich zuerst durch­ gehn. Jener soll Eine Stunde, dieser Z Stunden gewidmet werden. Was mir nebenher einfällt, wird in das allg[ erneine J Brouillon mit hineingeschrie­ ben. Die übrige Zeit wird theils dem Roman, theils vermischter Lektüre gewidmet- und d[er] Chymie und Encyclopaedistik überhaupt." (Nr Z31) .

Damit hat er dieser Sammlung von Aufzeichnungen einen provisorischen Titel gegeben, aber zugleich deutlich gemacht, daß sie mehr als nur eine selbständige Verarbeitung der naturwissenschaftlichen Lektüre enthalten sollte. In einer Arbeitsnotiz, die der zitierten unmittelbar vorausgeht, heißt es : "J ezt will ich alle W[issenschaften] speciell durchgehn - und Materialien zur Encyclopaedistik sammeln. Erst die Mathematischen - dann die Übrigen- die Philosophie, Moral etc. zulezt." (Nr. ZZ9)

Hauptzweck der Anlage eines solchen " allgemeinen Brouillons" ist ihm also, Material für sein Enzyklopädie-Unternehmen zusammenzutragen, das wahrscheinlich durch Abraham Gottlob W emers Vorlesungen über Enzyklopädie der Bergwerkskunde mit angeregt wurde und das sich nun in ihm zu einem romantischen Plan von der Vereinigung aller Wissen­ schaften, ihrer wechselseitigen Erklärung und der Herausbildung einer "Universalwissenschaft" entwickelt. Unter den Hauptbeschäftigungen für diese Zeit nennt er daher auch an erster Stelle die " Encyclopaedistik" (Nr. 2 1 8) der er eine besondere Stunde seines Freiherger Arbeitstages widmen will : sie soll die "Verhältnisse - Aehnlichkeiten- Gleichheiten­ Wirckungen der Wissenschaften auf einander" erkunden und darstellen (Nr. 233). Dieser Gedanke rückt immer stärker in den Mittelpunkt seines ,

X

Hans-J oachim Mäh!

208

Interesses und führt ihn etwa in der Mitte der vorliegenden Aufzeich­ nungen dazu, sich noch einmal auf die Prinzipien seines Unternehmens zu besinnen, das schon Vorhandene kritisch durchzugehen, zu ordnen und damit Voraussetzungen für die weitere Arbeit zu schaffen. In einer Reihe von Brouillon-Aufzeichnungen spiegelt sich diese Absicht deutlich wider. Er spricht von der "Kritik meines Unternehmens" (Nr. 526, 527, 534), von einer "Ordnung meiner Papiere" (Nr. 534, 597) und von einer "Revision der Gedanken" (Nr. 597) . Zugleich werden diese Bemühungen um eine tiefere methodische Begründung der Enzyklopädistik auch von den Freiherger naturwissenschaftlichen Studien reflektiert, insbesondere von den Studien zu Lambert und Werner (vgl. Einleitung zu Abt. VIII, S. 22 f.) . Im Spätherbst 1 7 98, wohl Ende Oktober, ging Novalis also daran, die schon vorliegenden Aufzeichnun.;en des Allgemeinen Brouillons nach bestimmten Gesichtspunkten und Ordnungsprinzipien noch einmal durch­ zugehen und zu bearbeiten. Die erste Aufgabe bestand für ihn in der "Bezeichn[ung] aller meiner Gedanken" (Nr. 597), d. h. er ordnete die Aufzeichnungen verschiedenen Wissenschaftsgebieten zu und versah sie mit klassifizierenden Überschriften, während alles Persönliche, Arbeits­ pläne, Büchernotizen etc., gestrichen wurde 1• Der Rest des Brouillons wuPde dann etwa von Anfang November 1 7 98 an niedergeschrieben. Zu seiner Bearbeitung und Klassifizierung ist Novalis nicht mehr gekommen, wohl weil die technischen Studien gegen Ende der Freiherger Zeit ihn immer mehr in Anspruch nahmen und seit Anfang Dezember die Auf­ zeichnungen ohnehin "ins Stocken gerathen" sind (Brief an Caroline Schlegel vom 20. 1. 1 799). Offensichtlich aber ist, daß er die bei seiner "Revision" gewonnenen Grundsätze schon für die restlichen 500 Auf­ zeichnungen berücksichtigt hat, Büchernotizen oder biographische Be­ merkungen weroen hier nur selten noch eingeschaltet. Das Allgemeine Brouillon, wie es sich 1 928 im Oberwiederstedter Archiv vorfand, b estand aus 5 Handschriftengruppen, die zusammen 356 Oktav­ seiten umfassen. Mit Ausnahme des losen Doppelblatts 0 69-70, das bereits nach den Grundsätzen des Brouillons b earbeitet ist und daher an den Anfang gestellt werden muß, weisen sämtliche Handschriften gleiche Papierbeschaffenheit und gleiches Format auf (WZ: I A FISCHER und BUDISSIN). Damit wiPd deutlich, daß diese Sammlung - im Unterschied etwa zu Abt. VIII und XII - von vornherein als ein zusammenhängendes Ganzes, eben als " Brouillon " , als hefbartiges Manuskript, angelegt wor­ den ist. Sophie von Harnenberg hatte j edes Bündel mit einem Buchstaben und j edes Blatt mit einer Ziffer in roter oder schwarzer Tinte versehen und sie wie folgt geordnet : 1 Die Art der Bearbeitung zeig en die Faksimiles geg enüber

[in B d .

33].

S. 248

und

S. 376

Einleitung

209

Hs. 0, BI. 69-70 Hs. R, Bl. 1-84

Hs. C, BI. 1-8 Hs. Q, BI. 1-56

Hs. G, BI. 1-28

Ein loses Doppelblatt 1 2 Bündel geheftet und von fremder Hand nume riert (1-12) 1 Bündel ungeheftet 9 Bündel geheftet und von fremder Hand numeriert (a-i) 4 Bündel geheftet und von fremder Hand numeriert (u, '/• u, ß, y)

XI 4SS.

168 ss. 1 6 SS.

1 12 ss.

5688.

Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck, später auch Eduard von Bülow hatten aus diesem Handschriftenkomplex etwa 300 Aufzeichnungen oder Teile von solchen in ihre Fragmentsammlungen eingestreut. Heilborn druckte größere zusammenhängende Abschnitte, aber mit vielen Auslas­ sungen ab ; auch Hardenbergs Durcharbeitung blieb unberücksichtigt. Erst Paul Kluckhohn veröffentlichte in der ersten Auflage dieser Aus­ gabe den gesamten Komplex und versuchte, eine zusammenhängende Ord­ nung in die Papiere zu bringen und sie zu datieren, ohne mit den Ergeb­ nissen zufrieden zu sein. Nachdem die Handschriften im Jahre 1960 wieder zugänglich wurden, haben die j etzigen Herausgeber diese noch einmal eingehend auf ihre Beschaffenheit, ihre gedanklichen Zusammenhänge, ihre Beziehungen zu anderen Arbeiten von Novalis sowie auf biographische Bezüge hin ge­ prüft. Von bestimmten Lektürenotizen ausgehend, die durch ein Quellen­ studium der von Novalis benutzten Schriften ermittelt wurden und die zunächst überraschende Zusammenhänge der Handschriften gegenüber der bisherigen Anordnung ergaben, führten diese Untersuchungen zur Umstellung von Blättern innerhalb einzelner Lagen und zur Einfügung ganzer Blätterlagen in andere, und es ergab sich so ein Manuskript, das chronologisch in seiner Aufeinanderfolge der Zeit von September 1798 bis Anfang März 1799 einwandfrei zugeordnet werden konnte. 1. Z u r N e u o r d n u n g u n d D a t i e r u n g Paul Kluckhohn hatte die beiden großen Handschriften R und Q, die 280 der 356 Seiten umfassen, in ihrer Reihenfolge unangetastet gelassen. Sie zeigten den merkwürdigen Umstand , daß Hardenberg mit seiner Überarbeitung offenbar jeweils in der Mitte einer Lage aufgehört hatte, bei R mitten in der Lage 8, bei Q mitten in der Lage h. Deutlich schloß sich R an die bearbeitete Handschrift 0 an, die infolge ihrer engen Be­ rührung mit den Briefen von August bis Mitte September 1798 und mit

XII

Hans-J oac h i m Mäh!

210

den Studien zur bildenden Kunst (Abt. VI, Nr. 474-487) einwandfrei zu datieren war ; dagegen mußte das Gesamtkonvolut von R auf die unge­ wöhnliche Zeitspanne von Spätsommer oder Herbst bis Dezember 1 798 angesetzt werden, da R 84 in einer biographischen Notiz (Nr. 870 : "Sollt ich krank werden . . . ") auf einen Brief vom 18. Dezember zurückwies. Handschrift C, von Kluckhohn neu geordnet, war wie das Ende von R nicht durchgearbeitet und schloß sich inhaltlich eng an R an. Handschrift Q, bis zum letzten Drittel überarbeitet, schien logisch zu folgen, obwohl sie wieder auf eine Zeitspanne von Oktober 1798 bis Januar 1799 an­ gesetzt wurde ; ihr folgten die überarbeiteten Blätter 9-1 2 der Hand­ schrift G, während der Rest von G durch den Schriftwechsel vom gehak­ ten zum steilrunden st und durch wörtliche Übereinstimmungen mit mehreren Briefstellen vom Januar und Februar 17 99 auf j eden Fall an das Ende des Allgemeinen Brouillons gehörte. Da Paul Kluckhohn eine Reihe von Widersprüchen bemerkte, nahm er an, daß Hardenberg ver­ schiedene Hefte parallel geführt und auch die Durcharbeitung in ver­ schiedenen Heften, also in R, Q und G parallel angefangen , dann aber aufgegeben habe. Dieser Schluß wurde ihm durch einige irrtümliche Datierungen, namentlich bei Q und G 9-12, nahegelegt. Auch in der Datierung einzelner Aufzeichnungen ging er z. T. von falschen Voraus­ setzungen aus, so wenn er annahm, daß die Büchernotizen in R 30 ( Nr. 246) auf eine Lektüre des Intelligenzblattes der Jenaer Allgemei­ nen Literaturzeitung zurückgingen und dieser Teil der Handschrift daher kaum vor Dezember 1798 geschrieben worden sein könnte. Dagegen erwies eine erneute Überprüfung der Handschriften 2, daß die großen Konvolute R und Q nicht notwendig eine Einheit bilden müßten und daß durch eine Umordnung möglicherweise alle durchgearbeiteten Aufzeichnungen aneinandergerückt und als zusammenhängende Folge erkannt werden könnten. Ausgangspunkt dieser Untersuchung ·.var die Ermittlung von Lektürenotizen, bei denen sich der Ausstrahlungsbereich eines bestimmten Werkes über Handschriften erstreckte, die in der bis­ herigen Anordnung weit voneinander entfernt lagen. Das galt namentlich von Hardenbergs Platin-Studien, die auf die Lektüre des sechsbändigen \Verkes von Dieterich Tiedemann, "Geist der spekulativen Philosophie " (Marburg 1 791-97), zurückgeführt werden konnten. Dieses Werk i s t für Novalis von b esonderer Bedeutung gewesen, denn es zeigte sich, daß er nicht nur seine gesamte Kenntnis Plotins aus dem großen, 1 70 SS. umfas­ senden Platin-Kapitel Tiedemanns schöpfte, sondern daß das Werk auch zu einer Fundgrube für seine Gedanken über Magie, Kabbala, Theosophie und andere Phänomene der "zweiten Mystik" wurde. So enthielt das =

2

Vgl. dazu ausführlich Hans-Joachim Mähl: Novalis und Plotin. Untersuchun­ gen zu einer neuen Edition und Interpretation des "Allgemeinen Brouillons". In : Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1963, Tübingen 1963, S. 1 39-250.

211

E i n leitung

XIII

erste, Theologische Phrsik überschriebene Blatt der Handschrift M XXIII (Abt. VIII, Nr. 9, S. 129) mit den Aufzeichnungen zu Paracelsus, Pordage, Bruno und Montagne nichts als wörtliche Auszüge aus Tiedemann. Auch die Auszüge aus den Gedanken von Leibniz und Tophail in der folgenden Handschrift M XXIV sowie eine Reihe von Bemerkungen über Platon, die scholastische Philosophie und Spinoza im Allgemeinen Brouillon gehen auf die Lektüre von Tiedemanns Werk zurück (Nr. 851, 898, 905, 9 1 4, 958) . Wichtiger war allerdings, daß im Zusammenhang mit dieser Lek­ tiire eine Anzahl von Aufzeichnungen, in denen der Name Plotins nicht genannt wird (wie in Nr. 908/924), sich als selbständige Betrachtungen und Schlußfolgerungen aus dem Platin-Studium Hardenbergs nach­ weisen ließen (Nr. 844, 846, 859, 896, 899, 907, 9 1 1 , 922, 934, 936-37 etc.). Diese Studien beginnen im letzten Teil der Handschrift R, kon­ zentrieren sich dann in großer Anzahl in Handschrift C und greifen auf Handschrift G über, wo sie nach dem ersten Drittel auslaufen. Weder Handschrift Q 1-56 noch G 9-12, die in der alten Anordnung dazwischen eingeordnet waren, brachten irgendwelche Spuren des Tiedemann­ Studiums. Dagegen fand sich zu Beginn von Q eine Biichernotiz, in der sich Novalis neben anderen philosophischen Büchern auch Tiedemanns Werk zur Lektüre vormerkt ( Nr. 459) . Unmöglich konnte dieser Titel­ vermerk den Handschriften folgen, die bereits einen ausgedehnten und nachhaltigen Niederschlag der Lektüre bringen. Handschrift C mußte also, wie der gedankliche Zusammenhang bewies, mit Handschrift G 1-8, 1 3-28 zusammengeschlossen werden, die dazwischen eingeordneten Hand­ schriften Q und G 9-12 herausgelöst und vorangestellt werden. Für G 9-12 fand sich nach genauer Überprüfung des Konvoluts R eine An­ schlußstelle : in einer unvollständigen Blätterlage (R 29-32), die im Ge­ gensatz zu den vorhergehenden und anschließenden Lagen nur 2 Doppel­ blätter umfaßte, folgte in der Mittellage auf eine durchgestrichene Notiz eine neue, scheinbar vollständige Aufzeichnung, die keine klassifizierende Überschrift erhalten hatte. Legt man hier die beiden Doppelblätter G 9-- 1 2 ein ( Nr. 249-282), so zeigt sich, daß die letzte Aufzeichnung von G 1 2 ( Nr. 282 : " Die mahlerische Bekleidung muß harmonisch mit dem Bekleideten zusammenstimmen.") in der ersten Aufzeichnung von R 3 1 ihre unmittelbare Fortsetzung findet und sich mit j ener zu einer fortlaufenden Notiz zusammenschließt ( "Die Kleidung muß selbstständig - frey sich schönbildend - congruppirend seyn. ) Es ergibt sich also ein neues Bündel von 4 Doppelblättern in der Ordnung R 29, 30, G 9, 1 0-1 1, 1 2, R 31, 32. Die Umordnung wird hier wie überall durch auffällige Übereinstimmungen in Schrift und Tinte sowie durch gedankliche V er­ kettungen bestätigt. So stimmt der Übergang von R 30 b zu G 9 a in F ederansatz und Tinte genau iiberein, ebenso wie sich der neue Feder­ ansatz mit dunklerer Tinte von G 12 b eindeutig in R 31 a fortsetzt. =

=

=

"

.

H ans-J oac h i m Mäh!

XIV

212

Gedankliche Zusammenhänge werden z. B. bei den Aufzeichnungen über Jean Paul sichtbar, die in Nr. 28 1, 284, 287, 345 nunmehr in enger Nach­ barschaft erscheinen. Dagegen zeigte sich, daß Q 1-56 ein zusammenhängendes Ganzes bildet, dessen einzelne Blattlagen nicht voneinander getrennt weroen können. Lediglich in Q 17-24 ergaben sich verschiedene Unstimmigkeiten in der Blattfolge, auf die schon Kluckhohn aufmerksam geworden war. Er zog allerdings daraus den Schluß, daß zwischen BI. 20 und 21 (früher Nr. 700 und 701) ein Blatt ausgefallen sein könnte. Eine nochmalige Unter­ suchung führte dagegen zu dem Ergebnis, daß sämtliche Blätter neu gefaltet und ineinandergelegt weroen müssen, um einen vollkommen schlüssigen Zusammenhang zwischen den einzelnen Aufzeichnungen her­ zustellen : in BI. 17 + 24 müssen, in umgekehrter Faltung als bisher, die Doppelblätter 23 + 1 8, 21 + 20 und 22 + 19 eingelegt werden, womit sich ein neu geordnetes Manuskript in der Reihenfolge Q 17, 23, 21, 22, 19, 20, 18, 24 ergibt ( Nr. 483, Z. 5 ab Naturmensch - Nr. 528, Z. 7 bis reale Versuch). Damit erhalten einige Aufzeichnungen einen ganz neuen, erst aus dem fortlaufenden Zusammenhang erkennbaren Sinn (z. B . Nr. 488, 492, 502). Davon abgesehen konnte hier die Aufeinanderfolge der einzelnen Blätter und Blattlagen durchgehend überprüft und bestätigt werden. Wo keine zwingenden syntaktischen Verzahnungen oder gedanklich-inhaltlichen Zusammenhänge nachweisbar waren, trat ein neues, bisher nicht erkann­ tes Kriterium ein, das auch für den ersten Teil der Handschrift R, BI. 1-56, von Bedeutung ist. Denn bei der Überarbeitung der Handschriften haben die Ausstreichungen, die Novalis neben der Einfügung klassifi­ zierender Überschriften vornahm, fast regelmäßig auf der gegenüber­ liegenden Seite einen schwachen, abgelöschten Strich hinterlassen - ein Zeichen, daß die Überarbeitung offenbar sehr rasch in wenigen Tagen durchgeführt worden ist. Diese Beobachtung ermöglichte es, auch dort, wo keine einwandfreie gedankliche oder gar syntaktische Verkettung der einzelnen Blätter vorliegt, die Reihenfolge der Papiere mit einiger Sicher­ heit zu erschließen, da sie Novalis in der angegebenen Ordnung zumin­ dest bei seiner Überarbeitung vorgelegen haben müssen. Um einige Bei­ spiele zu nennen : der Anschluß von Q 7 a an 6 b ist gedanklich nicht zwingend (Nr. 460 ab Kriterien Merckmale) , wird aber durch die Streichung der Notiz Nr. 459 auf der gegenüberliegenden Seite, die auf BI. 7 abgelöscht ist, endgültig bewiesen. Das gleiche gilt für die Blatt­ folgen Q 28-29 ( = Nr. 554, 1. und 2. Absatz), Q 3 3-34 ( = Nr. 592 und 593 ), Q 43-44 ( = Nr. 633, 4. und 5. Absatz) u . a. Bei Handschrift R kann diese Beobachtung als bestätigendes Kriterium für die Aufeinander­ folge der Blätter R 8-9 ( = Nr. 79 und 80), R 25-26 ( = Nr. 217 und 21 8), R 27-28 (= Nr. 233 und 234), R 37-38 ( Nr. 335 und 336), R 43-44 =

=

=

213

E inleitung

XV

( = Nr. 376 und 377) u. a. herangezogen werden. Damit scheiden nun­ mehr alle Zweifel aus, die bei Kluckhohn noch gegenüber der Reihen­ folge einzelner Blätter geäußert wurden, bei denen ein zwingender gedanklicher Zusammenhang nicht nachgewiesen werden konnte. Infolgedessen sind R 1-56 und Q 1-56 als in sich zusammenhängende Einheiten zu behandeln. Das galt aber nicht von den Blättern R 57-84, die von dem übrigen Teil der Handschrift R abgelöst werden mußten . Kluckhohn hatte übersehen, daß die Überarbeitung dieser Handschrift nicht mitten in Lage 8 bei BI. 54 endet (Nr. 437 = letzte Überschrift) , sondern daß Novalis nur deshalb keine neue Überschrift einsetzt , weil die folgenden Aufzeichnungen dem gleichen Themenbereich angehören, und daß auf der letzten S eite BI. 56 b noch zwei Streichungen folgen (Nr. 443-444). Es zeigte sich, daß Handschrift Q, die aus den schon erwähn­ ten Gründen Handschrift C und den letzten Blättern von R 57-84 voran­ gehen muß, in der Tat direkt an R 1-56 anzuschließen ist. Denn mit R 56 hört die Bearbeitung der Handschrift durch Novalis auf, während in Q 1-56 diese Überarbeitung fortgesetzt wird und erst in BI. 48 endet. Inhaltlich ist sowohl der Beginn von Q mit den letzten Blättern von R 49-56 als auch das Ende von Q mit den ersten Blättern von R 57-84 eng verbunden. So rücken nunmehr die beiden größeren Aufzeichnungen zu Goethes "Wilhelm Meister" (Nr. 390 und 445), die durch eine erneute Beschäftigung mit Friedrich Schlegels Athenaeums-Aufsatz angeregt worden sind, in einen näheren Zusammenhang ; die Studien zur " Patho­ genie" des Brownianers Andreas Röschlaub, die in den letzten Blättern von R beginnen (Nr. 386 ff.), werden in den ersten Blättern von Q fort­ gesetzt (Nr. 446 ff.) ; die für Novalis bedeutsame Lehre von den Graden des Lebens und der Lebensfunctionen, die in den letzten Blättern von R 54-56 entwickelt wird (Nr. 437-442), wird in der gesamten Hand­ schriftengruppe Q weiter ausgeführt und in den verschiedensten Auf­ zeichnungen als Versuch zu einer Gradierung des Denkens, Schreibens und Sprechens, der Wissenschaftlichkeit, des Glaubens, des Willens etc. erprobt (Nr. 484, 487, 495, 507, 509, 5 1 2) . Umgekehrt setzen sich die Gedanken von Nr. 633/34 ("\Vahrhafte Darstellung des Irrthums ist indir [ecte] Darstellung der Wahrheit") in Nr. 702 fort (" Über die Me­ thode den lrrthum, wie Wahrheit, zu behandeln"); der Anschluß von Nr. 693 ("Classificationslehre und Naturgeschichte der Probleme . . . Sammlung v [on] Problemen aller Art") an Nr. 690 (wo ein solches " Pro­ blem" entwickelt wird) ist naheliegend ; Nr. 721 (über das Individuelle und Falsche des Brownischen Systems) setzt die entsprechende und als neue Einsicht artikulierte Kritik an Brown in Nr. 593/94 und 622 ein­ deutig voraus. Dem entspricht auch der Schriftbefund, der nament­ lich im Übergang von Q 56 zu R 57 genaue Übereinstimmungen in Federansatz und Tinte zeigt. Es ergibt sich damit folgende Neuordnung,

XVI

H ans-J oac h i m Mäh!

214

die an allen handschriftlichen Kriterien sowie an den datierten Briefen aus dem gleichen Zeitraum vom September bis Dezember 1798 überprüft und bestätigt werden kann : 0 69-70

R 1-30 G 9-12 R 31-56 Q 1-17 Q 23, 21, 22, 19, 20, 1 8 Q 24-56 R 57-84

Nr. 1- 38 Nr. 39-248 Nr. 249-282 Nr. 282-444 Nr. 445-488 Nr. 488-5 1 8 Nr. 519-692 Nr. 693-87 1

Erst damit sind die vorher erwähnten Lektürezusammenhänge herge­ stellt, die Röschlaub-Studien greifen von R auf Q über, die Büchernotiz zu Tiedemann und Lambert zu Beginn von Q geht den entsprechenden Aufzeichnungen i n R 57-84 voran, die bereits einen Niederschlag der Lektüre darstellen und die sich in den nun folgenden und unmittelbar aneinander anschließenden Handschriften C ( Nr. 872-930) und G ( Nr. 931-1 1 5 1 ) fortsetzen. Es zeigt sich nun aber auch, daß Novalis bei der Überarbeitung seiner Manuskripte systematisch vorging und alle vor­ handenen Handschriften von Beginn an folgerichtig bis zu einem be­ stimmten Punkt klassifizierte und revidierte. Während bisher der Ein­ druck vorherrschen mußte, er habe wahllos bald hier, bald dort in seinen parallel angelegten Handschriften "herumgearbeitet" - was übrigens dem Urteil über die sprunghafte, überall nur assoziativ und flüchtig in­ teressierte Denkweise des Autors Vorschub leistete -, ergibt sich nun die Tatsache, daß er im Zusammenhang mit den eingehenderen Erörterungen seines Enzyklopädie-Proj ektes etwa in der Mitte der Handschrift Q den Vorsatz faßte, seine Gedanken durch klassifizierende, auf ein "Wissen­ schaftssystem" bezogene Überschriften neu zu ordnen : "Die Ordnun g meiner Papiere hängt von mei ne m \Vissensrh[ afts ]System ab. Bezeichn [ ung] all er meiner Gedanken und Re gister dieser Verzeichnun­ =

=

gen.

Revision der Gedanken." (Nr. 597)

Von diesem Zeitpunkt an, Ende Oktober 1 798, hat Novalis neben der Weiterführung seiner Aufzeichnungen in verhältnismäßig kurzer Zeit die bereits vorliegenden Papiere von Anfang an überarbeitet, indem er allen wesentlichen Aufzeichnungen die bekannten Ordnungsvermerke hinzu­ fügte und gleichzeitig ihm unwesentlich erscheinende Notizen ausstrich . Daß dies in wenigen Tagen geschah, ergibt sich aus dem handschrift­ lichen Befund der abgelöschten Streichungen. Es bestätigt sich also, daß die Manuskripte 0 69-70, R 1-30, G 9-12, R 3 1-56, Q 1-48 in ihrer neuen Anordnung lückenlos bis zur jeweils letzten Notiz der verschiede-

215

Einleitung

XVII

nen Konvolute durchgearbeitet worden sind und daß diese Überarbeitung ebenso konsequent in Q 46-48 aufhört : die Überschriften enden bei Nr. 643, die Streichungen bei Nr. 651 ; mit Nr. 653 setzt dann kaum zufällig ein Schriftwechsel mit spitzerem F ederansatz und etwas dunk­ l erer Tinte ein. Novalis hat also offenbar in der kurzen Zeit, die zwischen dem Plan der Überarbeitung (Nr. 597) und j ener Stelle liegt, an welcher in dem mittlerweile weitergeführten Manuskript die Überarbeitung ein­ gestellt wird (Nr. 651), seine bereits vorliegenden Papiere durchgesehen und klassifiziert. Von da an hören alle Spuren einer nachträglichen Be­ arbeitung auf, und lediglich eine Aufzeichnung, die Novalis wörtlich in seinen Antwortbrief an Friedrich Schlegel vom 20. Januar 1 799 über­ nommen hat, wird aus diesem Grunde im Brouillon gestrichen (Nr. 1095). Das Allgemeine Brouillon stellt also einen einheitlichen, in sich zusam­ menhängenden Handschriftenkomplex dar. Ihm kann allerdings noch die erste Seite der schon erwähnten Handschrift M XXIII zugeordnet wer­ den, die Auszüge aus dem 5. Bande von Tiedemanns "Geist der spekula­ tiven Philosophie" enthält und in der Art des Allgemeinen Brouillons durchgearbeitet, d. h. mit klassifizierenden Überschriften versehen wurde. Die Handschrift, die hauptsächlich Auszüge aus Lamberts "Neuem Organon" enthält, gehört als Ganzes zu den Freiherger naturwissenschaft­ lichen Studien (Abt. VIII, S. 129-32), ein Faksimile von Blatt 1 a wurde aber den letzten überarbeiteten Aufzeichnungen des Allgemeinen Brouil­ lons gegenübergestellt (S. 384), da das Blatt aus dieser Zeit der Überarbei­ tung stammen muß und Novalis durch die Überschriften angedeutet hat, daß er die exzerpierten Gedanken in die vorliegenden Aufzeichnungen einzuordnen beabsichtigte. Zur Datierung im einzelnen geben eine Reihe von Briefen und biogra­ phische Tatsachen Anhaltspunkte, die alle Bezug auf bestimmte Partien des Allgemeinen Brouillons nehmen und an denen die Neuordnung daher überprüft werden kann. So enthält der Brief an Caroline Schle­ gel vom 9. oder 16. September 1798 zunächst Andeutungen darüber, daß der " Brief über die Antiken", den Novalis damals im Anschluß an den gemeinsamen Besuch der Dresdener Galerien plante, umgeschmolzen werden solle. Gedankliche Entsprechungen dazu finden sich im Brouillon zunächst in Handschrift 0 69-70 ( Nr. 1-38), so daß dieses lose Doppel­ blatt sicherlich an den Anfang gestellt werden kann. Es schließt sich über­ dies auf das engste an die letzte Handschrift der Abt. VI, die Studien zur bildenden Kunst, an, in der ebenfalls die " Antiken" behandelt und ein " Brief über die Kunst und Antike an Schlegel sen . " erwähnt werden (Nr. 476/480) . Im Brouillon werden diese Studien fortgesetzt, indem sich Novalis mit 'Vinckelmanns "Geschichte der Kunst des Alterthums" und mit A. W. Schlegels Gespräch " Die Gemählde" auseinandersetzt; den =

XVIII

H ans-Joac h i m Mäh!

216

letzteren Athenaeums-Beitrag hat er offenbar bereits im September im Manuskript erhalten und gelesen. Aber auch in den ersten Blättern der Handschrift R 1-56 ( Nr. 39-444) finden sich Notizen, die zu dem erwähnten Brief in Beziehung zu setzen sind, so in Nr. 52 und 84, wobei Nr. 52 unter dem Stichwort Archaeologie vielleicht sogar einen Bestand­ teil der " Archaeologischen Beylage" bilden sollte, die Novalis brieflich ankündigt. Ferner wird hier mehrfach der Plan erwähnt, " Briefe an die Schlegeln" zu verfassen (z. B. Nr. 430) . Die im gleichen Brief an Caroline genannte "Symphysik mit Fridrich" , die in einer " Masse allgemeiner philosophisch physiologischer Experimente" ihren Ausdruck finden soll, bezieht sich wohl primär auf Hardenbergs Auseinandersetzung mit Fried­ rich Schlegels " Papieren" und auf den ganzen Komplex seiner Phrsica­ /ischen Fragmente (Abt. VIII, Nr. 5, S. 87, und Einleitung, S. 1 7 f.), diese aber hängen wiederum deutlich mit den weiterführenden Brouillon­ Aufzeichnungen Nr. 79, 8 1 , 83, 1 1 7 , 1 1 9, 125-126, zusammen. Nr. 134 ist wörtlich aus Schlegels " Papieren" übernommen worden. Auch die brieflichen Bemerkungen über die " Unreife von Schellings Weltseele" deuten zwar zunächst auf die Exzerpte und Studien zu diesem Werk hin, die sich in einer Handschriftengruppe der Abt. VIII finden (Nr. 6,S. 102 ff.), doch spiegeln sich diese Studien wiederum in einer Reihe von Brouillon­ Notizen wider (z. B. Nr. 67 und 1 34) . Und schließlich bildet auch der geplante Brief an Friedrich Schlegel, von dem Novalis schreibt, er würde " durchaus n e u - nur wenig aus den alten Papieren" , ein ständig erörtertes Projekt im Allgemeinen Brouillon, wobei Novalis offenbar nicht nur an die von Schlegel erwarteten "Briefe über Physik " denkt, sondern bereits ein Bruchstück aus der Enzyklopädistik " so romantisch, als möglich " , vor­ tragen will (Nr. 2 1 8) . Insgesamt kann dieser Teil der Handschrift R mit Sicherheit auf September 1798 angesetzt werden. Eine nähere zeitliche Bestimmung weiterer Teile wird durch die mehr­ fache Erwähnung J ean Pauls ermöglicht. Ihn lernte Hardenberg im Ok­ tober 1798 in Leipzig persönlich kennen, und die Aufzeichnungen in Nr. 281, 284, 287, 345, 419 und 430 haben wahrscheinlich diese Begeg­ nung zur Voraussetzung, zumindest bekunden sie Hardenbergs Interesse an J ean Paul, das sich kaum zufällig in diesen Teilen der Handschrift R so lebhaft äußert, um später fast ganz zurückzutreten. Dagegen bilden die Büchernotizen in Nr. 246 nur ein indirektes zeitliches Indiz. Sie sind nicht, wie Paul Kluckhohn annahm, dem Intelligenzblatt der Allgemei­ nen Literaturzeitung entnommen, das in Nr. 1 7 8 vom 5. Dezember 1798 die Werke von Suckow, Göttling und Rüdiger nebeneinander anzeigte und in Nr. 183 vom 1 5 . Dezember die ersten beiden Stücke von Goethes " Propyläen" - was Kluckhohn veranlaßte, diesen Teil der Handschrift R dem Dezember zuzuweisen. Einmal zeigt Hardenbergs Brief vom 7. No­ vember 1 798 an Friedrich Schlegel, daß er zu diesem Zeitpunkt das erste =

217

Einleitung

XIX

Stück der " Propyläen" bereits gelesen und darüber an Caroline Schlegel ausführlicher geschrieben hat: er kann also den Hinweis auf die neue Zeitschrift unmöglich aus der späteren Anzeige des Intelligenzblattes ge­ nommen haben. Vielmehr zeigt eine längere Aufzeichnung in Handschrift R 57-84 ( = Nr. 745), die übereinstimmend mit dem erwähnten Brief auf die Zeit um den 7. November angesetzt wird, daß sich Novalis hier mit Goethes Aufsatz "Ueber Laokoon" auseinandersetzt und daß diese Bemerkungen vermutlich auch den Inhalt des nicht erhaltenen Briefes an Caroline gebildet haben. Ferner werden im Intelligenzblatt "G. A. Suc­ cows Zusätze zu der zweyten, vermehrten Auflage seiner Anfangsgründe der ökonomischen und thierischen Chymie" angezeigt (Nr. 178, Sp. 147 5), während sich Novalis den Namen (Suckow) und den Titel (technischen Chemie) richtig notiert. Die so folgenreiche Spätdatierung Kluckhohns entfällt damit. Dagegen zeigt die Bemerkung Hardenbergs " nebst den jezt herausgekommenen Zusätzen " (Nr. 246), daß die Büchernotiz auf Ende September bis spätestens Anfang Oktober angesetzt werden muß, denn Suckows " Zusätze" erschienen zur Leipziger Michaelismesse, die am 30. Septernher 1798 begann, ebenso wie alle anderen hier aufgeführten Bücher Neuerscheinungen darstellen, die zur Herbstmesse erschienen oder zumindest angekündigt waren. Besonders bedeutsam für die Datierung der folgenden Handschrift Q 1-56 ( = Nr. 445-692) ist Hardenbergs Brief an Friedrich Schlegel vom 7. No­ vember 1798, der eine Reihe von Parallelen zum Allgemeinen Brouillon enthält. Hier wird insbesondere das "Bibelproj ect" erörtert, das Schlegel in seinem Brief vom 20. Oktober angeschnitten hatte. Novalis antwortet sichtlich überrascht : "Eins von den auffallenden Beyspielen unserer innern Symorganisation und Symevolution ist in Deinem Briefe. Du schreibst von Deinem Bibel­ project und ich bin auf meinem Studiurn der Wissenschaft überhaupt und ihres Körpers, des Buchs, - ebenfalls auf die Idee der Bibel gerathen Der Bibel - als des Ideals jedweden Buchs. Die Theorie der Bibel, ent­ wickelt, giebt die Theorie d[ erJ Schriftstellerey oder der Wortbildnerey überhaupt - die zugleich die symbolische, indirecte, Constructionslehre des schaffenden Geistes abgiebt . . . ".

Die hier erwähnte " Idee der Bibel" wird eingehend in Handschrift Q, Bl. 29-3 1 ( = Nr. 557 und 571) entwickelt, nachdem sie schon in R 53 ( = Nr. 433), noch ohne Beziehung a uf da s Enzyklopädie-Projekt, kurz angeklungen war. Ausdrücklich bemerkt Novalis, daß er unabhängig von Schlegel auf diesen Gedanken gekommen sei, also noch bevor ihm dieser am 20. Oktober das Ziel seiner literarischen Projekte, " eine neue Bibel zu schreiben " , mitteilte. Dieser Teil der Handschrift Q ist daher sicherlich vor dem Empfang des Schlegel-Briefes, zwischen dem 20. und 30. Oktober 1798, geschrieben worden. Damit stimmen die weiteren Entsprechungen

XX

218

Hans-Joachim Mäh!

überein, die sich zu dem gleichen Brief ergeben und die es ermöglichen, die gesamte Handschrift Q auf die Zeit von Anfang/Mitte Oktober bis höchstens Anfang November anzusetzen. Denn die im Briefe angedeutete "Kritik des Bibelproj ects" und " Einleitung zu einer ächten Encyklopae­ distik", die der verlorengegangene Brief an Caroline von Anfang Novem­ ber noch gerrauer dargestellt haben soll, spiegelt sich bis in wörtliche Ent­ sprechungen hinein i n den Brouillon-Notizen, die etwa im Mittelteil der Handschrift Q eine Kritik und tiefere methodische Begründung des Enzyklopädie-Unternehmens erörtern und dabei mehrfach den Plan der "Einleitung" erwähnen (vgl . besonders Nr. 526, 534, 552, 555, 571, 599, 616). Sie fügen sich in dieser Hinsicht zusammen mit den Werner­ Studien, die hier ständig angeführt werden, gelegentlich unter ausdrück­ lichem Hinweis auf das in Abt. VIII, Nr. 1 0, abgedruckte " Heft" ( = Nr. 628), aus dem Novalis vor allem seine Klassifikationsmethode ableiten und kritisch vervollkommnen wollte. Ferner zeigt der Brief, daß sich Novalis in dieser Zeit eingehender mit Schlegels Athenaeums-Aufsatz " Ueber Goethe's Meister" beschäftigt haben muß, dem er im Sommer 1798 eher ablehnend gegenüberstand (" Deine Fragmente und das Bruch­ stück von Meister versteh' und genieß' ich immer mehr " ) . Ein Nieder­ schlag dieses dem Briefe vorausgehenden Studiums findet sich in Nr. 390 ( = R 46/47) und Nr. 445 ( = Q 1), wobei besonders die letzte Aufzeich­ nung an Schlegels Aufsatz anknüpft und eine von diesem vorgetragene Kennzeichnung des Goetheschen Stils noch in Nr. 499 ( Q 22) bestäti­ gend aufgenommen wird. Und schließlich steht die Bemerkung über Leibniz, mit der Novalis diesen gegenüber Schleiermacher verteidigt und auf " die einzige Stelle von der Comb [inatorischen] Anal [ysis J" hinweist, in Verbindung mit der Aufzeichnung Nr. 648 ( Q 47), in der Novalis " Leibnitzens Vorrede bey Hindenburg" anführt, aus der auch, wie bei den Quellenstudien festgestellt wurde, die von Novalis gemeinte " einzige Stelle" stammt (s. Anmerkungen, S. 950f.). Der gleiche Brief enthält aber noch einige Hinweise auf die folgende Handschrift R 57-84 ( Nr. 693-871) , womit wiederum bestätigt wird, daß im Gegensatz zur alten Ordnung Q 1-56 v o r dem letzten Teil der Handschrift R eingeordnet werden muß und daß beide Handschriften gedanklich eng ineinander übergreifen. Denn Novalis rühmt hier Baader, dessen ältere Abhandlung "Vom Wärmestoff" (1786) er j etzt gelesen habe und an den er zu schreiben gedenke - eine Absicht, die auch in Nr. 699 ( = R 57) festgehalten wird : " Brief an Gerstenberg und Baader. " Die schon erwähnte Ankündigung, über die "Propylaeen" in einem Briefe an Caroline Schlegel zu berichten, darf mit Sicherheit zu Nr. 745 ( R 65) in Beziehung gesetzt werden, da diese Aufzeichnung eine Reihe von Gedanken und gegensätzlichen Auffassungen zu Goethes Laokoon-Aufsatz entwickelt, während Nr. 737 wahrscheinlich an Goethes Vorrede zu der =

=

=

=

Einleitung

219

XXI

neuen Zeitschrift anknüpft. Von besonderer Bedeutung ist schließlich noch die Kritik an " Kants Streit der Facultaeten " , den Novalis in seinem Briefe "ein schönes Advocatenspecimen" nennt. Wie die Briefstelle zeigt, bezieht er sich dabei vor allem auf den ersten Abschnitt bei Kant, der den Streit der philosophischen mit der theologischen Fakultät behandelt : "Die phil[ asophiseheJ Facultaet ist, wie der ärgste Sünder, am besten zu

vertheidigen.

Die

phil[ asophisehe J

Darstellung

schönste Defension der phil[ asophiseben

J

dieses

Streits

wäre

die

Facultaet gewesen. Kant ist, in

Beziehung auf die Bibel, nicht a Ia Hauteur. "

Diese briefliche Äußerung hat eine längere Aufzeichnung im Brouillon 1nr Voraussetzung, die sich ausdrücklich mit dem ersten Abschnitt von Kants "Streit der Facultäten" (1798) und besonders mit seiner Stellung­ nahme zu den " Religionssecten" auseinandersetzt (Nr. 7 82 R 7 1 ) . Hier wird denn auch übereinstimmend "Kants Advocaten Geist" gegeißelt. Damit zeigt sich aber, daß dieser Teil der Handschrift R noch insgesamt auf die Zeit bis höchstens 7. November angesetzt werden muß, da die brieflich geäußerte Kritik an Kant ebenso wie die Ankündigung einer Stellungnahme zu Goethes "Propyläen" kaum vor den entsprechenden Aufzeichnungen im Brouillon geschrieben worden sein können. Für den Rest dieser Handschrift ergeben sich Datierungsanhalte aus der Erwähnung Lamberts (Nr. 785) und den ersten Studiennotizen zu Tiede­ mann (Nr. 844, 846, 851). Diese werden indessen besser im Zusammen­ hang mit der folgenden Handschrift C behandelt, die sich eng an die letzten Blätter von R anschließt und zu deren Datierung bereits Harden­ bergs Brief vom 10. oder 1 1 . Dezember 1798 an Friedrich Schlegel heran­ gezogen werden kann s. Zunächst knüpft eine biographische Notiz in Nr. 877 ( C 5) wörtlich an die vorhergehende in Nr. 870 ( R 84) an. VVenn Novalis hier nicht nur den Satz "Sollt ich krank werden . . . " wieder aufnimmt, sondern auch ausdrücklich hinzufügt : =

=

=

"Sollt ich jezt Kranck werden - so kann ich diese Stunden, außer einigen möglichen,

o bangeführten

nutzungen,

vorzüglich

wissenschaftlichen

und

technischen

Be­

zur Ausbildung meiner Sittlichkeit und Religiosi­

taet .. . benutzen",

so zeigt er damit an, daß diese Notiz als eine unmittelbare Ergänzung der vorangehenden aufzufassen ist und daß das Blatt C 5 sich direkt an R 84 3 Die neue Datierung dieses Briefe!: ist durch Heinz Ritter erschlossen worden,

der auch erkannte, daß der bisher als unvollständig angesehene Brief (Kl. IV,

Nr.

1 68)

mit dem vermeintlichen Brieffragment vom

18.

Dezember (Nr.

1 70)

eine Einheit bildet. Das Datum des letzteren Briefes, dessen Handschrift (früher im Besitz von Hubert v . Lassaulx) verschollen ist, muß auf einem Lesefehler beruhen. Vgl. Heinz Ritter, Die Geistlichen Lieder des Novalis . In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft, Bd. IV, Stuttgart

1960,

S.

341

f.

XXII

Hans-J oachim Mäh!

220

anschließen muß. Daher ist gegenüber Kluckhohns Anordnung das Dop­ pelblatt C 4-5 umgefaltet worden, was auch durch die gedankliche Ver­ bindung zwischen Nr. 871 und 872 nahegelegt wird, und die kleinere Handschrift folgt in der Sequenz C 5, 4, 2, 3, 1, 8, 6, 7 ( Nr. 872-930) . Eine genaue Datierung der erwähnten biographischen Notizen ergibt sich aus dem Brief vom 10./1 1 . Dezember. Denn hier berichtet Novalis zu­ nächst von j ener Krankheit, die in den Brouillon-Aufzeichnungen er­ wartet oder befürchtet wird : " ... besonders da jezt Kranckheit und andre Unannehmlichkeiten mich so sehr gestört haben und noch stören. Seit 3 Wochen hab ich keinen ordent­ lichen Gedanken gehabt." =

Daß die zeitliche Angabe "seit 3 Wochen " recht genau zu verstehen ist, ergibt sich wiederum aus dem neu aufgefundenen Brief an Rahe! Just vom 5. D ezember, in dem es heißt : "Mit meiner Gesundheit hats seit 14 Tagen wieder gehinkt - jetzt fängts aber wieder an, auf beiden Beinen zu gehen" 4• Die fraglichen Notizen, i n denen sich die Sorge um die erwartete Krankheit spiegelt, werden daher auf die Zeit um den 20. No­ vember 1798 angesetzt werden müssen. Der restliche Teil der Handschrift R 72-84 ist also etwa zwischen dem 7. und 20. November geschrieben worden. "\Veitere Berührungspunkte ergeben sich vor allem aus den ersten Tiede­ mann-Studien in R 8 1-82, die sich in der Handschrift C fortsetzen (Nr. 896, 898, 899, 902, 905, 907, 908, 9 1 1 , 914, 922-924) . Hier weist uns Hardenbergs Brief vom 10./11. Dezember, in dem er Friedrich Schlegel seine Plotin-Entdeckung mitteilt, darauf hin, daß die eingehende Beschäftigung mit Tiedemanns Werk und die entsprechenden Schluß­ folgerungen und selbständig weitergeführten Gedanken zu Plotin bereits etwas zurückliegen müssen - denn er zweifelt daran, ob er Schlegel nicht schon früher davon Mitteilung gemacht habe : "Ich weis nicht, ob ich Dir schon von meinem lieben Platin schrieb. Aus Tiedemann lernt ich diesen für mich gebornen Philosophen kennen - und erschrack beynah über seine Aehnlichkeit mit Fichte und Kant - und seine idealisch e Aehnlichkeit mit ihnen. Er ist mehr nach meinem Herzen als beyde . . . " . Zu diesem Zeitpunkt müssen also bereits die Brouillon-Notizen vorliegen , die j ene "Aehnlichkeit" Plotins mit Fichte und Kant eingehend erörtern (Nr. 908/924) und die Hardenberg mit anderen Aufzeichnungen als " eine neue Verkündigung" des vielgeschmähten Neuplatonikers in die geplan­ ten literarischen Korrespondenznachrichten des " Athenaeums" mit auf­ zunehmen beabsichtigte. Das stimmt nun auch relativ genau mit der DaEin neuer Brif'f von �ovalis. Mitgeteilt und erläutert von Ge-rhard Schulz. In: DVJ 35, 1961, S. 216. - Bd. 4, S. 265. 4

XXIII

Einleitung

221

tierung der Tiedemann-Exzerpte aus Abt. VIII überein. Denn da das erste Blatt der Handschrift M XXIII, das Exzerpte aus dem 5. Bande bringt, nach Art der früheren Brouillon-Notizen überarbeitet ist, muß es noch in die oben ermittelte Zeit der Brouillon-Bearbeitung fallen, also aus dem Zeitraum bis Ende Oktober 1798 stammen. Die Exzerpte sind dann offenbar, nach Einschub der Lambert-Studien, fortgesetzt worden, auch wenn aus den anderen Bänden Tiedemanns nur das Blatt M XXIV (BI. 5) mit Auszügen aus dem 6. und 4. Band von fremder Schreiberhand erhalten ist. Zur Lektüre des umfangreichen Werkes wird Novalis ohne­ hin einige Zeit benötigt haben, da ein Studium zumindest des 2.-6. Bandes nachweisbar ist. Die Lambert-Notiz in Nr. 785 und die ersten Tiedemann­ Notizen in Nr. 844, 846 und 85 1 , die diese Lektüre bereits voraussetzen und durchaus selbständige Betrachtungen dazu darstellen, werden also aus der zweiten Hälfte des November stammen, und auch die hieran an­ schließenden Studien in Handschrift C werden eher noch auf Ende No­ vember als Anfang Dezember angesetzt werden müssen, wobei als ter­ minus ante quem in j edem Fall der 10./ 1 1 . Dezember gelten kann. Die Handschrift G 1-8, 13-28 ( Nr. 931-1151), die als letztes Konvolut folgt, erstreckt sich über einen größeren Zeitraum. Die gedanklichen Verbindungen zu Handschrift C sind so zahlreich, daß die erste Hälfte des Konvoluts sicherlich noch in die Zeit bis zum 10./1 1 . Dezember 1798 fällt. Vor allem werden die Platin-Studien fortgesetzt, wie sich aus den Aufzeichnungen Nr. 934, 936-937, 942, 971-973 erschließen läßt, auch wenn der Name Plotins nicht mehr genannt wird. So wird etwa der Begriff des " thätigen Empirismus" , der in C 6 ( Nr. 924) als eine bedeutsame Schlußfolgerung des Platin-Studiums entwickelt worden war, in G 1 ( Nr. 934/936) näher begründet und ausgeführt ( " Auf diesem Beweise beruht die Möglichkeit des thätigen Empirismus"). Ferner wird die letzte Notiz von C 7 ( Nr. 930) in G 4 weitergeführt ( Nr. 964: " Cosmopol [itische] Ideenpolitik . . . " ) , und die folgende Notiz " Betrach­ t [ungen] über eine Geschichte der Philos{ ophie}" (Nr. 97 1 ) deutet auf die entsprechenden Aufzeichnungen in Nr. 886, 898, 902, 905 etc. zurück. Wörtlich wird dann in Nr. 977 ("es sind Proteusse ") auf einen Satz in Nr. 886 zurückgegriffen ("Versuche den phil [ osophischen] Proteus zu {Lriren" ) , was den engen Anschluß beider Handschriften in der Neuord­ nung noch einmal überzeugend unterstreicht. Eine Bestätigung der zeit­ lichen Ansetzung bietet schließlich wieder der Brief vom 10./1 1 . Dezem­ ber 1798, der den Plan zur "Errichtung eines litterairischen republica­ nischen Ordens" erwähnt, den Hardenberg "durchaus mercantilisch poli­ tisch" nennt (was dann Caroline Schlegels liebenswürdigen Spott in ihrem Antwortbrief vom 4. Februar hervorruft) . Diese Briefstelle wider­ spiegelt sich in den beiden Aufzeichnungen Nr. 1058/1059 ( = G 17), so daß G 1-8, 13-17 möglicherweise noch dem ersten Dezemberdrittel an=

=

=

=

=

XXIV

Hans-J oachim Mäh!

222

gehören. Die Erwähnung Baaders ( Nr. 938), die sich auf sein Werk " Ueber das pyrhagoräische Quadrat in der Natur" (1 798) bezieht, wird allerdings erst in einem Briefe an Friedrich Schlegel vom 20. Januar 1799 aufgenommen; doch zeigt die Briefstelle, daß die Lektüre weiter zurück­ liegen und durchaus noch im Dezember erfolgt sein kann : =

"Baader hat neuerlich ein paar Bogen herausgegeben -

goraeische Quadrat in der Natur,

über das pytha­

nichts, wie derbe, gediegene Poesie, aber

freylich in grobe Bergarten eingesprengt und schwer zu säubern und aus­ zuhauen."

Für den restlichen Teil der Handschrift G 1 8-28 werden wir größere Pausen zwischen den einzelnen Eintragungen voraussetzen müssen. Dies begründen die erhaltenen Briefe mehrfach. Die Weihnachtsfeiertage ver­ brachte Novalis in Siebeneichen, Ende Dezember verlobte er sich mit Julie von Charpentier, und Anfang Januar verbrachte er mit seinem Bruder Anton einige Tage in Dresden. Und nachdem schon der Dezember­ Brief über störende Unannehmlichkeiten geklagt und betont hatte, daß gegenüber den chemischen und technischen Studien die anderen Pläne zurückgestellt werden müßten, heißt es am 20. Januar 1 799 erneut an Friedrich Schlegel : "Seit

Z

Monaten hab ich wenig thun können. Angst, Zerstreuung, Geschäfte,

Reisen und nun wieder Freude und Liebe haben mich außer Kranckheits­ zufällen ganz von der Feder entfernt. Jezt drängen mich technische Studien aller Art in den lezten Monaten meines Hierseyns. Ich sammle viel

leicht

- viel­

kommt auf den Sommer Zeit zur Ausführung."

Obereinstimmend damit schreibt Novalis ebenfalls am 20. Januar an Caroline Schlegel : "Seit

Z

Monaten ist alles bey mir ins Stocken geratben, was zum liberalen

Wesen gehört. Nicht

3

gute Ideen hab ich i n dieser geraumen Zeit gehabt.

Jezt leb ich ganz in der mir das bürgerliche

Technik,

weil meine Lehrjahre zu Ende gehn, und

Leben mit manchen Anforderungen immer näher

tritt ... ".

Und noch am 27 . Februar bedauert er : "Schade

nur,

daß

mir jezt

keine

Zeit

zum ideenreichen Müßiggange

bleibt - und ich so selten mich sammeln und auf meinen innren Sprach­ organen fantasiren kann. Ich fühle jedoch, daß diese Unterbrechung eine ruhige,

weinichte

Gährun g befördert ... " .

Dem entspricht es, daß auch im Allgemeinen Brouillon der nächste sichere Datierungsanhalt, der sich i n G 20-21 ergibt ( Nr. 1095/1 096), bereits auf den 20. Januar hinweist und daß sich zwischen diesen und den fol­ genden zehn Aufzeichnungen bis Nr. 1 106/1108 ein Zeitraum von 4 Wochen erstreckt. Auch zeigt der handschriftliche Befund, daß z. B . zwischen d en einzelnen Aufzeichnungen Nr. 1090-1096 auffällige Unter=

223

Einleitung

XXV

schiede in Federansatz und Tinte zu verzeichnen sind. Die Notiz Nr. 1 095 knüpft an Friedrich Schlegels Brief vom 2. Dezember 1798 an und ist offenbar aus dem Brouillon wörtlich in Hardenbergs Antwortbrief an Schlegel vom 20. Janua� übertragen worden. Denn nur so ist es zu erklä­ ren, daß die Brouillon-Notiz dann nachträglich gestrichen wurde. Es ist anzunehmen, daß Hardenberg diese Aufzeichnung etwas früher, nach Erhalt des Schlegel-Briefes, niederschrieb und sie dann für seine Ant­ wort benutzte. Dem widerspricht auch nicht der im Brief verbesserte Ansatz ("Deine (negative Setz( ung) ) Meynung von der Negativitaet der Xstlichen Religion "), denn gegenüber der Brouillon-Aufzeichnung wollte Novalis hier offensichtlich deutlicher an Schlegels Brief anknüpfen (" . . . ob Du Dich entschließen kannst, . . . das Christentum absolut negativ zu setzen "), strich das dann aber doch zugunsten der Brouillon-Fassung. Dagegen ist die folgende Aufzeichnung Nr. 1096 eindeutig aus dem am gleichen Tage an Caroline Schlegel gerichteten Brief ins Brouillon über­ tragen worden, denn hier erwähnt Novalis eingangs Ritter, Schelling und ßa ader, bevor er mit der kritischen Einschränkung fortfährt : "Das Beste in der Natur sehn indeß diese Herrn doch wohl nicht klar . . . " .

Der ganze, 1 3 Zeilen umfassende Abschnitt des Briefes findet sich wört­ lich im Brouillon, aber ohne daß vorher die Namen "dieser Herrn" genannt werden, so daß der erste Satz deutlich auf die vorangegangene Briefpassage zurückweist. Daher muß diese Aufzeichnung dem Briefe entnommen und ins Brouillon übertragen worden sein, als ein Abschluß und Resumee der Plotin-Studien, aus denen Novalis sich den " heiligen Weg zur Physik" erschlossen hatte, und im Gegensatz zu Nr. 1095 wird diese Aufzeichnung nicht gestrichen. Auch die folgende Bemerkung zur " schönen, liberalen Oeconomie" (Nr. 1 097) ist dem Brief an Caroline entnommen. Zwischen Nr. 1 095 und 1 096/97 kann also eine Schreibpause liegen, und nur die letzten beiden Aufzeichnungen sind eindeutig auf den 20. Januar zu datieren. Schon Nr. 1 1 00 (" Über Fichtes Appellation ") muß dann zu der Nachschrift im Briefe an Dietrich von Miltitz vom 6 . Februar 1799 in Beziehung gesetzt werden, wo Novalis seinem Freunde ein aufmerk­ sames Studium dieser Schrift empfiehlt. Fichtes " Appellation an das Pu­ blicum" wurde bereits im Januar ausgeliefert, und wenn auch Charlotte Ernst auf Carolines Veranlassung hin Novalis erst Anfang Februar die Schrift zugesendet hat, so kann sie dieser doch schon etwas früher durch seinen Vater bekommen haben, dem Fichte selbst nach Carolines Mittei­ lung ein Exemplar schickte und der seinem Sohn auch Miltitz' Brief über­ mittelte, auf den dieser am 6. Februar antwortet. Wieder müssen größere Schreibpausen vorausgesetzt werden, denn nach nur 4 Aufzeichnungen folgen in Nr. 1 1 06/1 1 08 ( G 22) Bemerkungen, =

XXVI

Hans-J oac h i m Mäh!

224

die sich z. T. wörtlich in Hardenbergs Brief an Caroline Schlegel vom 27 . Februar 1799 wiederfinden. Von diesem Teil der Handschrift an (G 22-28 Nr. 1 1 04-1 151) wechselt die Schrift außerdem konsequent vom gehakten zum runden st und vom links- zum rechtsgeschwungenen Schluß-s, ein ·wechsel, der sich in den datierten Dokumenten ebenfalls zum ersten Male in dem erwähnten Brief an Caroline Schlegel zeigt. Und schließlich behandeln die Brouillon-Noti zen Nr. 1 128-1129 Pro ­ bleme der " Ständeverfassung" , die Georg von Carlowitz in seinen Briefen vom 20. Januar und vom 10. Februar angeschlagen hatte. Da Harden­ bergs Antworten nicht erhalten sind, kann nur vermutet werden, daß er, als er die Aufzeichnungen Nr. 1 1 28/29 niederschrieb, damit eine Antwort an Carlowitz (wohl auf dessen Brief vom 10. Februar) entwarf. Auf j eden Fall zeigen diese Parallelen, daß in Handschrift G die Auf­ zeichnungen Nr. 93 1-1059 noch dem Dezember 1798 angehören, während Nr. 1060-1095 wahrscheinlich im frühen Januar (bis höchstens 20. 1 .) , Nr. 1096-1 103 i m späten Januar u n d Anfang Februar, Nr. 1 1 04-1 1 5 1 schließlich von Ende Februar bis höchstens Anfang März 1799 nieder­ geschrieben wurden. - Zur Entstehung und Datierung des Allgemeinen Brouillons ergibt sich also im Vergleich zur 1. Auflage folgende Über­ sicht : =

1 . Auflage

Handschriften

2. und 3. Auflage

I. Gruppe (September bis Anfang/Mitte Oktober Nr. Nr. Nr. Nr.

1- 37 58-252 897-932 253-408

1 798)

0 69-70 R. 1-50 G 9-12 R. 5 1-56

139Nr. 249Nr. 282Nr.

Nr.

11. Gruppe (Anfang/Mitte Oktober bis Anfang November

64G-681 713-7 1 8 ; 701-7 1 2 ; 689-700 ; 682-688 Nr. 719-896 Nr.

Nr.

Q 1-17 Q 25, 21, 22, 19, 20, 18 Q 24--56

Ill. Gruppe (Anfang November bis 1 0./11. Dezember Nr. Nr.

409-58 1 589-600 ; 582-588 ; 601-639 IV. Gruppe (Dezember

Nr.

933-1 1 53

R.

57-84 C 5, 4, 2, 5, 1 , 8, 6, 7

38 248 282 444

1798)

Nr.

445- 488 488- 518

Nr.

5 1 9- 692

Nr.

1 798) Nr. Nr.

693- 871 872- 930

1 798 und Januar bis Anfang März 1 799) G 1-8, 13-20,

21-28

Nr.

931-1 1 5 1

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XXV I I

D i e Neuordnung des Allgemeinen Brouillons läßt sich somit durch alle handschriftlichen, gedanklich-inhaltlichen und biographischen Kriterien stützen und bestätigen. Zweifel tauchten vorübergehend nur auf, als beobachtet wurde, daß Blätter der Handschrift R (BI. 31-56) und beson­ ders der eingelegten Handschrift G (BI. 1 1-12) einige runde st-Formen statt der zu dieser Zeit bei Novalis sonst üblichen gehakten st-Formen aufwiesen ; bei den Bll. 11 und 12 a (Nr. 270-276) überwiegen sie sogar, treten dann aber in R 31-56 zurück, obwohl sie vereinzelt auch noch in den ersten Bll. von Q auftauchen. In allen nachfolgenden Handschriften bis zu den letzten Blättern der Handschrift G 1-8, 1 3-21, nimmt Novalis aber wieder die alte Schreibgewohnheit an, erst ab G 22 a (Nr. 1 1 04) tritt dann das für die Zeit vom 27 . Februar 1 799 an charakteristische steil­ runde st zusammen mit dem ebenfalls zur gleichen Zeit wechselnden rechtsgeschwungenen Schluß-s auf. Beim ersten Auftauchen des runden st in den Handschriften R und G bleibt es dagegen beim linksgeschwunge­ nen Schluß-s. Die Handschriften sind außerdem so miteinander verzahnt, daß nur ein vorübergehendes Schwanken in den Schreibformen ange­ nommen werden kann, d. h. Novalis hat offenbar im Herbst bis Spätherbst 1798 vorübergehend seine alte, vom 23. Mai bis mindestens 5. September 1797 übliche Schreibart des st wieder aufgenommen (untermischt mit dem gehakten st), ist dann aber bis Februar 1799 ganz zum gehakten st zurück­ gekehrt. Diese Annahme wird schließlich noch durch gleiche Beobach­ tungen bei Handschriften der Abt. VIII bestätigt. Das Nebeneinander beider Schreibformen stützt somit noch einmal die Neuordnung, vor allem die Einlage der beiden Doppelblätter G 9-12 in R 29-32, deren Zusam­ mengehörigkeit der erwähnte Schriftbefund unterstreicht. 2. Z u r T e x t g e s t a I t u n g Gegenüber der 1 . Auflage von 1929 ist die Numerierung der einzelnen Aufzeichnungen durchgehend überprüft und revi di ert worden. Verschie­ dentlich waren Unterstreichungen bestimmter Wörter als Trennungs­ striche angesehen worden, gelegentlich auch umgekehrt Trennungsstriche als Unterstreichungen. Durch die Neu- und Umordnung einzelner Lagen und Blätter fielen einige Numerierungen fort, da sich neue Zusammen­ hänge zwischen den einzelnen Aufzeichnungen ergaben. Problematisch blieb zuweilen die Numerierung am Beginn von neuen Seiten oder neuen Handschriftenlagen. Hier war nicht immer deutlich festzustellen, ob die Aufzeichnungen an die vorausgehenden unmittelbar anschließen sollten oder ob Novalis nur einen Trennungsstrich am Ende einer Seite oder einer Lage für unnötig hielt bzw. ihn zu setzen vergessen hatte. Wo ein Zusammenhang vertretbar schien, wurde auf eine gesonderte Numerie­ rung verzichtet, wo j edoch durch den freien Raum am Ende einer Seite

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offenbar wurde, daß auf der folgenden eine neue Aufzeichnung beginnt, oder wo ein unmittelbarer Zusammenhang mit den vorausgehenden Aufzeichnungen nicht bestand, wurde die Nummer in eckige Klammern gesetzt. Überdies wurden dort einzelne Trennungsstriche im Druck belassen, wo sie in Länge und Stärke von den sonst üblichen abweichen, also z. B. über die ganze Seite gezogen werden. Sie mögen Novalis' Ver­ suche zu einer ersten Gliederung seiner Aufzeichnungen darstellen. Ob sie allerdings erst bei der Überarbeitung eingefügt wurden, ist nicht fest­ zustellen. Die Überarbeitung der ersten Hälfte der Brouillon-Aufzeichnungen (bis Nr. 651) wir.d zunächst sichtbar gemacht durch Hervorhebung der nach­ träglich eingefügten Überschriften in KAPITÄLCHEN. Diese Art der Hervor­ hebung wurde gegenüber dem in der 1. Auflage durchgeführten und zu­ nächst auch für unsere Edition vorgesehenen Fettdruck (s. Bd. 22, S. 684) aus technischen Gründen bevorzugt. Die klassifizierenden Stichworte ste­ hen teils über, teils vor den Aufzeichnungen und sind fast ausschließlich unterstrichen. Um das Druckbild nicht zu stören, war hier eine Verein­ heitlichung geboten. Die Stichworte wurden grundsätzlich vor die Auf­ zeichnungen gesetzt und, ob unterstrichen oder nicht, im gleichen Druck wiedergegeben. Wo ein Stichwort mitten in einer Aufzeichnung zwischen den Zeilen erscheint, wurde es, ebenfalls in Kapitälchen, an den Beginn des Satzes gestellt, auf den es sich bezieht. Über einige Besonderheiten geben die Lesarten Auskunft. Das von Novalis bei der Überarbeitung nachträglich Gestrichene wu r de in halbfette Winkelklammern ( ) gesetzt und im Text belassen, während Ausstreichungen bei der Niederschrift in den Lesarten wiedergegeben werden. Der Textgestaltung lagen die allgemeinen Prinzipien dieser Ausgabe zu­ grunde. Eine Reihe von Fehllesungen früherer Ausgaben konnte besei­ tigt werden. So erwies sich z. B., daß Novalis in dem vielzitierten Satz (Nr. 49 Ende) die Liebe nicht das " Amen" , sondern das "Unum des Uni­ versums" genannt hat, und daß ihm Krankheit nicht zu den menschlichen "Vergnügen", sondern zu den "menschl [ichen] Vorzügen, wie Tod" zu gehören scheint (Nr. 9 1 8) . Ein Verzeichnis auf S . 1067 gibt Auskunft über die wesentlichsten sinnverändernden Korrekturen des Textes. Besonders häufig mußte die Auflösung von Abkürzungen revidiert werden. Hier hat es sich als verhängnisvoll erwiesen, daß auch bei Kluckhohn die Auflö­ sungen stillschweigend vorgenommen und nicht als solche gekennzeichnet wurden, so daß dem Leser eine Überprüfung irrtümlicher Ergänzungen nicht möglich war. So heißt es z. B. in Nr. 139 "W [as] i [st] Synkretis­ mus ? " statt früher "1./Vissenschaft ist Synkretismus ? " , in Nr. 730 "W [un­ der] und N[atur] W[elt] sollen Eins werden" statt früher "Wunder und Nichtwunder sollen eins werden" , in Nr. 605 " Zufälliger Scheinglaube d [es] Unmögl [ichen] ist W[ahn}" statt früher " . . . ist Wirklichkeit". Da

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N ovalis die klassifizierenden Überschriften seiner Aufzeichnungen fast immer abkürzt, waren hier ebenfalls Korrekturen notwendig - so muß z. B. in manchen Aufzeichnungen " Anal[ogische] Physiol[ ogie}" statt " Analytische Physiologie" gelesen werden (Nr. 371), und statt der neben­ einandergestellten Begriffe "Mus [ik] . Mathematik" erwies sich die adj ek­ tivische Auflösung "Mus[ikalische} Mathem[atik}" als die sinngemäß richtige (Nr. 547). Auch hiervon werden die wichtigsten Verbesserungen in dem genannten Verzeichnis aufgeführt. Gewisse Probleme ergaben sich schließlich noch bei der Textanordnung. Novalis pflegt sich manchmal mitten im Satz zu unterbrechen und einen Gedanken hinzuschreiben, der ihm während der Niederschrift anderer Ideen eingefallen ist. In Nr. 7 1 7 unterbricht er plötzlich den begonnenen Satz "Mit der Bildung und Fertigkeit . . . ", um die Bemerkung " (Frey­ heit und Liebe ist Eins.)" in die Mitte der folgenden Zeile zu schreiben und dann auf der übernächsten den begonnenen Satz fortzusetzen " . . . d es Denkers, wächst die Freyheit" . Unsere Ausgabe versucht, das ursprüng­ liche Schriftbild treu zu bewahren, und bringt dergleichen Einfügungen nicht wie frühere Ausgaben am Ende von Sätzen bzw. Absätzen. In anderen Fällen hat Novalis allerdings um bereits Dastehendes herum­ geschrieben, so z. B. in Nr. 854. Das Schriftbild ergibt zunächst : "Bewegung ist nur das Element des Wohl u. Zufriedenseyns. (Soge­ nannte, inne- (Spielbewegung - Musik - Beschäftigung.) re Ruhe entsteht nur aus regelmäßiger Vibration - und Circulation."

Aus dem Schriftbild, dem am Rande begonnenen " (Soge-" und der Unter­ brechung mitten im 'Vort wird deutlich, daß "Spielbewegung" etc. vor dem mit "Sogenannte " anfangenden Satz niedergeschrieben wurde und daß die Druckanordnung dem zu folgen hat. Zweifelsfälle werden wiederum in den Lesarten erläutert.

3. Z u d e n L e k t ü r e n a c h w e i s e n Auf die zahlreichen Lektürenotizen Hardenbergs, die durch ein ent­ sprechendes Quellenstudium festgestellt und nachgewiesen werden konn­ ten, wurde schon im Zusammenhang mit der Neuordnung hingewiesen. Sie werden in den Anmerkungen*erläutert. Wie eingangs erwähnt, bilden die Freiherger naturwissenschaftlichen Studien (Abt. VIII) die eine große Materialbasis, aus der die Aufzeichnungen des Allgemeinen Brouillons erwachsen sind. Ihre Benutzung und Verarbeitung ist im Brouillon viel­ fältig zu verfolgen - sei es, daß Novalis hier wörtlich Notizen aus den Studienblättern übernimmt (z. B. Nr. 134 aus der Beschäftigung mit den Papieren von Fr. Schlegel, oder Nr. 817 aus dem 2ten Chymischen Heft), sei es, daß er selbst auf die Manuskripte der Abt. VIII hinweist und dar"[in

Bd.

33].

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aus Schlußfolgerungen zieht, wie dies besonders bei den YVerner-Studien der Fall ist (Nr. 465, 475, 529/30, 532, 534, 558, 580, 609, 628), sei es, daß er ohne besonderen Hinweis Gedanken weiter verfolgt, die in den naturwissenschaftlichen Studien ihre Grundlage haben (z. B. Nr. 67 zu den Schelling-Studien, Nr. 1 1 7 ff. zu Schlegels Papieren) . Aber auch Rückgriffe auf ältere philosophische Studien sind möglich, wie die Ver­ weise auf Eschenmayer (Nr. 50/56), die Verweise oder wörtlichen Über­ nahmen aus den Hemsterhuis-Studien (Nr. 197-203, 1082) oder gelegent­ liche Rückgriffe auf die Bl ü the nst a u b - Fragmente zeigen (Nr. 314, 398, 85 1 , 951). Daneben aber hat sich Novalis, wie erst jetzt erkennbar wird, im All­ gemeinen Brouillon mit einer großen Anzahl von philosophischen, natur­ wissenschaftlichen oder literarischen Werken auseinandergesetzt, die in den Freiherger Fachstudien nicht herangezogen oder nur am Rande er­ wähnt werden. Von besonderer Bedeutung sind hier z. B. die Werke von Sprengel, Röschlaub, Tiedemann, Kant, Fichte, d'Alembert, Condorcet, Wolff, Hindenburg, A . v. Humboldt, Schacher, Chladni, Goethe, A. W. Schlegel, J. v. Müller, Baader, Kielmeyer u . a., wobei schon die Aufzäh­ lung der Namen als Spiegelbild der vielfältigen Interessen Hardenbergs und der verschiedensten, im Brouillon ber ücksichtigten Wissenschafts­ gebiete gelten kann. In den seltensten Fällen liegen dazu Exzerpte vor, meist handelt es sich um selbständige, an einer bestimmten Lektüre orientierte Aufzeichnungen, die im Gegensatz zu den Freiherger Studien nicht durch einen Quellenhinweis gekennzeichnet sind, da die voran­ gegangene oder parallel laufende Lektüre nur als Anstoß und Denk­ impuls wirksam wird s . Gleichwohl ist die EntschlüsseJung solcher Auf­ zeichnungen von entscheidender Bedeutung nicht nur für ihr Verständnis im einzelnen - das oft erst vom Hintergrund der Lektüre her den von Novalis intendierten Gedankengang genauer zu erfassen imstande ist -, sondern vielmehr auch für das Verständnis der vorliegenden Sammlung im ganzen, die sich entgegen der herkömmlichen Auffassung von den Fragmentsammlungen der Abt. IV und VI erheblich unterscheidet. So konnten z. B. Exzerpte in Nr. 1 37 (aus K. Sprengels " Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde"), in Nr. 307 (aus Johannes v. Müllers " Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft"), in Nr. 336 (aus d'Alemberts "Discours preliminaire" zur französischen Enzyklopädie) und in Nr. 796 (aus Condorcets "Entwurf eines histori­ schen Gemähldes der Fortschritte des menschlichen Geistes") festgestellt werden. Dabei ist es für die Arbeitsweise von Novalis charakteristisch und bezeichnet die Schwierigkeit der Ermittlungen, daß nur in Nr. 307 Name und Werk angemerkt sind ("Müllers Geschichte d [er] Schweitz"), in & Vgl.

dazu im einzelnen Mähl, Novalis und Plotin, a. a. 0. S. 1 64 ff. und S. 207 ff.

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Nr. 3 3 6 wenigstens andeutungsweise das Werk ( " aus der Encyclopaedie"), in Nr. 796 nur der Name ("Nach Condorcet"), und daß in Nr. 137 über­ haupt kein Hinweis auf eine zugrundeliegende Lektüre gegeben wird. Die zuletzt genannte Aufzeichnung mag daher hier als Beispiel für die Art der Ermittlungen sowie für die Bedeutung der damit erschlossenen gedanklichen Zusammenhänge erläutert werden. Die Tatsache, daß in dieser oft zitierten, Magie überschriebenen Aufzeichnung Platon ange­ führt wird (" Plato nennt die Magie d [es] Zoroaster einen Dienst der Götter"), ist irreführend. Denn mit der Ermittlung der entsprechenden Platon-Stelle (Alcibiades I, 122 A) ist die Notiz nicht entschlüsselt, da sich die vorhergehenden und folgenden Bemerkungen offenkundig nicht auf Platon beziehen. Dennoch muß eine Lektüre Hardenbergs vorausgesetzt werden, worauf vor allem der im letzten Abschnitt auftauchende Kon­ j unktiv der Aussage hindeutet ("Mittler zwischen Gott und Menschen, mit denen sich der Weise vereinigen müsse "). Die Schwierigkeit der Nachforschungen besteht in diesen wie in ähnlichen Fällen darin, daß man sich erst allmählich über einige im Brouillon eingeschaltete Bücher­ notizen oder über ein Studium der von Karl von Hardenbergs Hand aufgezeichneten Liste von Büchern, die sich in Novalis' Besitz befanden (s. Buchliste II, Bd. 4), an die mögliche Quellenvorlage herantasten kann. So verzeichnet eine spätere Büchernotiz ( Nr. 459) das Werk von W. G. Tennemann, "System der Platonischen Philosophie" (4 Bde., Leipzig 1792-95). Eine Überprüfung ergibt allerdings keine Anhaltspunkte für eine Benutzung durch Novalis. Dagegen finden sich im Umkreis der erwähnten Lektürenotiz unter dem Stichwort Med{icin] einige merk­ würdige Aufzeichnungen über die Nationalkrankheit der Pocken (Nr. 1 40) und eine " astronomische Heilkunde" (Nr. 143), die sich zu der Erkennt­ nis verdichten : " Die Philosophie der Medicin - und ihrer Geschichte ist ein ganz ungeheures und noch ganz unbearbeitetes Feld" (Nr. 1 4 2) . Das deutet auf die Lektüre eines medizingeschichtlichen Werkes hin, und in Hardenbergs Bücherverzeichnis von 1801 finden wir das schon genannte Werk von Kurt Sprengel angeführt : "Versuch einer pragmatischen Ge­ schichte der Arzneikunde" (4 Bde., Halle 1792-99). Geht man diesen kombinierten Hinweisen nach, so ergibt sich, daß die gesamte Aufzeich­ nung in der Tat auf die Lektüre Sprengels zurückgeführt werden kann, denn hier findet sich im 2. Bande ein ausführlicher Abschnitt über den "Einfluss der morgenländischen After-Weisheit auf die Medicin" , der der Magie gewidmet ist. Aus ihm stammt auch, z. T. in wörtlicher Anleh­ nung, das vermutete Exzerpt von Novalis 6. Die damit erschlossene Lektüre wird aber bedeutsam erst durch den Umstand, daß auch die vorhergehenden und folgenden Aufzeichnungen =

6 Vgl. [in B d .

die voll ständige Mitteilung der B elegstellen in den Anmerkungen ,

33] .

S. 907 JI.

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über die "S r m p a t h i e des Zeichens mit dem Bezeichneten" und weitere " Grundideen der Kabbalistik" (Nr. 1 37-1 3 8) durch Sprengels Werk angeregt worden sind und daß Novalis in diesem Zusammenhang den Begriff einer " Tfechselrepraesentationslehre des Universums" prägt, der in der neueren Forschung von Theodor Haering aufgenommen und zum Schlüsselbegriff der ganzen Philosophie Hardenbergs erhoben wor­ den ist 7 . Die Frage, was der Begriff an dieser Stelle in sich faßt, was er zum Ausdruck bringen will und wie er zu interpretieren ist, läßt sich allerdings nur im Hinblick auf die Lektüre beantworten, an der er sich gebildet hat und auf die er sich eindeutig bezieht - wie der Nachsatz " Emanationslehre. (personificirte Emanationen. ) " unterstreicht. Denn Sprengel entwickelt in dem genannten Abschnitt die Magie der Perser und Chaldäer und bringt sie mit der ältesten Emanationslehre in Ver­ bindung, die später von Plotin und seinen Nachfolgern sowie von der christlichen Gnostik aufgenommen worden ist : "Von Persien, Arabien und Aegypten aus hatte sich schon zu Galens Zeiten die seltsame Theologie der Magier in die Schulen des blühenden Alexan­ driens eingeschlichen . . . Da alles, was gut ist, als ein Ausfluss der obersten Gottheit betrachtet werden kann ; so hängt auch alles in der ganzen Natur, und besonders jeder Körper auf der Unterwelt mit dem Universo und mit den grossen Weltkörpern zusammen. Alles wirkt auf einander: eines wird durch das andere bezeichnet. Dies war die wichtige Grundstütze des ersten Zweiges geheimer Weisheit, der Astrologie, die die Perser und Chaldäer gleich eifrig betrieben, und die auch in der Folge mit der Medi­ cin vereinigt ward. Die Bilder des Thierkreises standen mit den Gliedern des menschlichen Körpers in Sympathie, nach welchen die Perser und Chaldäer alle Krankheiten beurtheilten . . . Die verschiedenen Ausflüsse der Gottheit wurden von den morgenländischen Griiblern eben so personificirt , als die Ausflüsse des bösen Principii . . . . -

"

Novalis hat dieses Kapitel offenbar mit größter Aufmerksamkeit studiert und sich dabei stillschweigend über die kritische Tendenz Sprengels hin­ weggesetzt, der lediglich ein "Gemählde dieser abgeschmackten After­ weisheit" entwerfen will und von den "schnöden Künsten der Magie" mit großer Verachtung spricht. Ihn fesselten die Beziehungen, die sich zwischen dieser ältesten Magie des Orients sowie der j üdischen Kabbala und seinen eigenen Überlegu ngen zum " magischen Idealismus" abzeich­ neten, und er faßte mit dem Begriff einer "Wechselrepräsentationslehre des Universums" j enes System einer allgemeinen Harmonie aller Dinge und ihrer wechselseitigen Bezeichnung zusammen, das sich als notwendige Folge der Emanationslehre ergab : "Alle Dämonen im Universo hangen zusammen, und diese allgemeine Sympathie macht den wahren Weisen fähig, . . . über die bösen Dämonen zu 7

Vgl. Th. Haering, Novalis als Philosoph. Stuttgart 1954, S. 9, S. 189 f., S. 376 ff.

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herrschen und sich der Gottheit z u nähern . . . Dazu kommt, dass man das Universum als belebt betrachten kann, weil es voller Dämonen ist ; man kann es mit dem menschlichen Körper vergleichen, in welchem alles zu­ sammen hängt und die mannigfaltigste Sympathie Statt findet. Der Weise sucht diese Harmonie der Theile des Universi zu erforschen, und erstaunt nicht, wenn er sie auch in den heterogensten, entferntesten Dingen an­ trifft, wenn er Sterne mit Pflanzen überein stimmend und eines durch das andere angezeigt findet . . . " .

Als Ergebnis darf also festgehalten werden, daß sich ein für Hardenbergs philosophische Anschauungen zentraler Begriff - der die im Herbst 1 7 97 aus dem Sophien-Erlebnis erwachsenen Gedanken zur Repräsentations­ lehre und ihre erste Anwendung auf die Staatsphilosophie fortsetzt und weiterführt - an der Lektüre eines Werkes über die orientalische und neuplatonisch-christliche Emanationslehre gebildet hat und mit diesem seinem historischen Ursprungsort in Verbindung gebracht werden muß, bevor man ihn in seiner allgemeineren Bedeutung für die Philosophie und "\Veltanschauung Hardenbergs interpretiert und ausschöpft. Auf­ schlußreich ist ferner, daß sich der scheinbar sprunghafte vVechsel der Themen in den Aufzeichnungen Nr. 1 37-1 43 konsequent auf die Lektüre des gleichen Werkes zurückführen läßt, der Novalis insofern folgt , als er sich von ihr zu selbständigen Betrachtungen und Schlußfolgerungen anregen läßt. Denn auch die folgende Frage "W [as) i [st) Synkretismus ? " (Nr. 1 39) bezieht sich auf Sprengels abwertende Kennzeichnung des "ver· derbliehen Synkretismus", der im Neuplatonismus zum Übergang der morgenländischen Schwärmerei in die Philosophie geführt habe - ein Begriff, den Novalis wohl schon hier neu zu durchdenken beabsichtigt, b evor er ihn später ausdrücklich rehabilitiert (vgl . Nr. 385 u. 457). Die Aufzeichnung über die Krankheiten als Beförderungsmittel der Mischung und Universalisierung der Nationen und Rassen (Nr. 1 40) knüpft wieder an einen späteren Abschnitt bei Sprengel an, überschrieben "Erste Nach­ richten über die Pocken " , in dem Sprengel als "grösste lV[erkwürdigkeit" die Ausbreitung dieser arabischen Krankheit über das nördliche Afrika nach Spanien, Frankreich und Italien schildert. Die allgemeine ßemer· kung über die Philosophie der Medizin und ihrer Geschichte (Nr. 1 42) hält dagegen den Blickpunkt fest, unter dem Novalis die Lektüre des gan­ zen Werkes bedeutungsvoll erschien, während sich die nachfolgenden Aufzeichnungen über eine astronomische Heilkunde und über die " Lehre von den Signaturen" (Nr. 143) mit Sicherheit auf den 3. Band des \Verkes beziehen, in dem unter dem Titel " Paracelsus Reformation " ungewöhn­ lich ausführlich die theosophischen und kabbalistischen Prinzipien in der Heilkunst des Paracelsus und seine Lehre von den Signaturen abgehandelt werden. Bedeutsamer als die bloße Feststellung von Exzerpten ist also, wie dieses

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Beispiel zeigt, die EntschlüsseJung von selbständigen Studiennotizen, die ihren Ausgangspunkt von einer bestimmten Lektüre nehmen und auf diese bezogen bleiben, ohne das benutzte vVerk ausdrücklich zu nennen. Wichtig sind dabei die flüchtigen Hinweise, die Novalis in Form von Zusätzen gelegentlich einer Notiz anfügt, wie : "vid. Spinotza, von Hum­ boldt citirt" (Nr. 70) , "vid. Schocher" (Nr. 367), "vid. Kants Bemerckun­ gen üb[er] d [ie] chymischen Auflösungen" (Nr. 446), "vid. Leibnilzens Vorrede bey Hindenburg" (Nr. 648), "vid. Ritters galv [anische] Ver­ suche" (Nr. 649), "vid. Fichtens VV [issenschafts] L[ehre] " (Nr. 661) usw. Diese Anspielungen sind bisher kaum beachtet worden, doch zeigte sich bei entsprechenden Nachforschungen häufig, daß Novalis hier nicht nur eine bestimmte Textstelle im Auge hat, die er als Bestätigung oder Ergän­ zung seiner eigenen Gedanken heranziehen möchte, sondern daß die ganze Aufzeichnung oder gar mehrere vorangehende und folgende sich auf den angeführten Autor und sein zu ermittelndes vVerk zurückführen lassen. So ergab z. B. eine Nachprüfung des kleinen vVerkes von C. G. Schocher " Soll die Rede auf immer ein dunkler Gesang bleiben, und können ihre Arten, Gänge und Beugungen nicht anschaunlich gemacht, und nach Art der Tonkunst gezeichnet werden ? " (Leipzig 1791), daß eine Reihe von Aufzeichnungen über die musikalischen Prinzipien der Sprache und über das Alphabet als eine " TonSchriftkunst " , die sich im Umkreis der erwähnten Anspielung finden (Nr. 244-245, 347 , 352, 367 , 382), offensichtlich durch Schochers Schrift angeregt worden sind und selbständig weiterführende Gedanken zu dem hier vorgelegten Entwurf einer neuen Deklamationskunst darstellen. In dieser Hinsicht ergänzt sich die Lektüre mit derj enigen von E. F. F. Chladnis " Entdeckungen über die Theorie des Klanges" (Leipzig 1 787), die Novalis etwa zur glei­ chen Zeit liest, ohne den Namen des Autors in seinen Aufzeichnungen zu nennen, wobei ihn Chladnis experimentelle Entdeckung der " Klangfigu­ ren" zu immer neuen Analogien und Schi ußfolgerungen hinreißt (N r. 245, 362, 376, 382, 454) . Ebenso zeigt die Ermittlung von A. v . Humboldts " Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen" (Leipzig 1 7 94), daß das von diesem angeführte Spinoza-Zitat wahrscheinlich den Ausgangspunkt für die kühnen Überlegungen bildet, mit denen Novalis in Nr. 69-70 die Welt als " eine sinnlich wahrnehmbare, zur Maschine gewordene Einbildungskraft" bezeichnet. Und ähnlich werden seine Gedanken über die kombinatorische Analysis als eine " sichtbare Architek­ tonik - und Experimentalphysik des Geistes" erst verständlich, wenn man die prophetischen Leibniz-Worte, die C. F. Hindenburg seiner latei­ nischen Schrift über die Kombinationslehre als Motto vorangestellt hatte, als Kontext heranzieht (Nr. 648) . Häufig schaltet Novalis wenigstens den Namen des Autors beiläufig in seine Aufzeichnungen ein, seltener gibt er einen Hinweis auf das benutzte

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Einleitung

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Werk. So werden zwar " Krugs Encyclopaedie" (Nr. 1 1 4) , " Kants Streit der Facultaeten " (Nr. 782) oder "Fichtes Appellation" (Nr. 1 1 00) an­ geführt, aber viel häufiger ist eine flüchtige Einschaltung wie : "Eschen­ mayer nennt sie Naturmethaphysik" (Nr. 50), oder : " Die Indirecte Sthenie hat Röschlaub ganz vergessen" (Nr. 446), oder : " Diese Defini­ tion scheint mir vorzüglicher, als die Baadersche" (Nr. 626), oder : " Baumgarten hat mit seiner Definition . . . nicht unrecht" (Nr. 687) . In ähnlicher Weise werden z. B. A. W. Schlegel (Nr. 3 1-38), Hemsterhuis (Nr. 1 97-203), Jacobsson (Nr. 230) , Schleiermacher (Nr. 257), Werner (Nr. 405, 491, 670), Leibniz (Nr. 645, 772), Bacon (Nr. 702) , Camper (Nr. 706) , Wolff (Nr. 7 1 4), Maimon (Nr. 760), Kielmeyer (Nr. 838) und Kant (Nr. 1002, 1004) angeführt, wobei das von Novalis gemeinte und häufig indirekt zitierte Werk nicht immer leicht zu ermitteln ist. Gele­ gentlich geben die schon erwähnten, im Brouillon eingestreuten Bücher­ notizen (wie in Nr. 5, 45, 109, 246, 404, 459, 524, 579, 806, 888) nähere Hinweise, wenn sich Novalis hier einen Buchtitel notiert und zur späte­ ren Lektüre vorgemerkt hat. Die Werke, auf die er in den oben angeführ­ ten Bemerkungen Bezug nimmt, konnten bis auf wenige Ausnahmen, die sich wahrscheinlich auf Freiherger Vorlesungen beziehen, sämtlich ermit­ telt werden ; auch hier zeigte sich, daß der Ausstrahlungsbereich der Lektüre oftmals erheblich größer war, als der flüchtig eingeschaltete Name vermuten ließ, und sich über eine ganze Reihe von vorhergehenden oder folgenden Aufzeichnungen erstreckte. So führte der von Novalis viermal genannte Name Röschlaubs (Nr. 446, 504, 594, 622) zur Ermitt­ lung seines Werkes " Untersuchungen über Pathogenie oder Einleitung in die medizinische Theorie" (2 Bde., Frankfurt a. M . 1 798), und ein Stu­ dium dieses Werkes wiederum zeigte, daß eine ganze Kette von Auf­ zeichnungen sich weitgehend selbständig mit Röschlaubs Theorien aus­ einandersetzt und schließlich zu dem Plan eines kritischen Aufsatzes in Hufelands " Journal der practischen Arzneykunde" führt (Nr. 622) . Die damit erkennbaren Lektürezusammenhänge konnten wiederum als Indiz für die Neuordnung der Handschriften benutzt werden, wie oben vor allem anhand der Tiedemann-Studien Hardenbergs dargelegt wurde. Ahnlieh ist es bei den Lektürenotizen zu d'Alembert (Nr. 327-332) und zu Condorcet (Nr. 790, 793, 795, 798, 807), obwohl hier die wenig später folgenden Exzerpte, die man bisher noch nicht als solche identifiziert hatte, den entscheidenden Hinweis gaben (Nr. 336 u. Nr. 796) . Besonders interessant, da die bloße Feststellung zunächst überraschen muß, sind die Lektürenotizen zu Christian Wolffs deutscher Metaphysik (Nr. 766773). Hier gab weniger die Büchernotiz in Nr. 459, die Wolf nur bei­ läufig erwähnt, sondern eine Notiz in Nr. 7 1 4 den ersten Anhaltspunkt, lla sie bereits eine gerrauere Kenntnis des genannten Aufklärungskompen­ diums verrät. Aber erst ein Studium Wolffs konnte zu dem Ergebnis

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führen, daß Novalis in seinen späteren Aufzeichnungen Nr. 766-773 den entsprechenden Paragraphen der "Vernünfftigen Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen" gefolgt ist - womit, wie bei Sprengel, die scheinbar sprunghafte Art seines Denkens auf den kon­ sequenten Gang der Lektüre zurückgeführt wird -, und daß selbst eine so völlig eigenständige Aufzeichnung wie Nr. 766 (" Durch Experimen­ t i ren lernen wir Beobachten . . . ") noch an einen Abschnitt bei Wolff anknüpft ("Unterscheid zwischen observiren und experimentiren"), oder daß die ebenfalls selbständige Aufzeichnung Nr. 769 ("Wollen und Nicht­ wollen zugleich ") durch Wolffs Bemerkungen über den Unwillen und das Nichtwollen angeregt worden ist. Diese Feststellungen, die zu einer neuen Charakterisierung der Brouillon­ Auf�ichnungen führen und n eue Schlußfolgerungen für das ganze Unternehmen der Enzyklopädistik zulassen, dem das vorliegende Werk nach dem Willen Hardenbergs dienen sollte, sind auch für das Verständ­ nis der einzelnen Aufzeichnungen wichtiger, als dies zunächst den An­ schein haben mag. Dabei muß vorab betont werden, daß durch die stän­ digen Lektürenachweise keineswegs die schöpferische Eigenart und Originalität des Hardenbergsehen Denkens eingeschränkt werden soll. Es kann im Gegenteil nun deutlicher als bisher gezeigt werden, worin diese Originalität besteht und wie sie mit dem vorgegebenen Gedankenmaterial verfährt. Gerade bei Novalis haben die einzelnen, aus dem Zusammen­ hang gelösten "Fragmente" immer wieder dazu verführt, moderne, auf ganz anderen Denkvoraussetzungen beruhende Ideen oder weltanschau­ liche Standpunkte in sein philosophisches Fragmentwerk hineinzudeuten. Die Lektüre Hardenbergs zeigt nun, auf welchen zeitgenössischen Denk­ voraussetzungen seine Notizen beruhen, auch dort oder gerade dort , wo er sich, wie b ei Tiedemann oder Sprengel, über die rationalistische Betrachtungsweise und Wertung des Autors stillschweigend hinwegsetzt, indem er sie bei seinen Aufzeichnungen ignoriert. Im übrigen hat er sich stets zu diesem Prinzip der geistigen Anregung durch Gespräch und Lektüre bekannt, da er sich auch im "Fremden, Gegebenen " seine Selb­ ständigkeit zu bewahren wußte und die "Verwandlung des Fremden in e in Eignes" , die " Zueignung" als das unaufhörliche Geschäft des Geistes ansah s. So wird auch in den Brouillon-Aufzeichnungen die "Sucht nach Originalitaet" dem echten Gelehrten ausdrücklich abgesprochen (Nr. 7 1 6) und im Gegensatz dazu betont : "Einem geistvollen systematisirenden Menschen gehören alle Ideen, alle Beobachtungen. Er erwirbt sie sich - er macht sie sich zu eigen, durch Formation und Benutzung." ( Nr. 466) s

Vgl. Einleitung zu Abt. II (Bd. 2, 5. 102) .

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Einleitung

XXXVII

Oder noch deutlicher heißt e s in einer anderen Aufzeichnung : "Man studirt fremde Systeme um sein eignes System zu finden. Ein frem­ des System ist der Reitz zu einem Eignen. Ich werde mir meiner eignen Philosophie, Physik etc. bewußt - indem ich von einer Fremden afficirt werde - versteht sich, wenn ich selbstthätig genug bin . . . " (Nr. ZZO). Im Allgemeinen Brouillon ist beides nachweisbar, die Aneignung des Fremden wie die Selbsttätigkeit in der Aneignung, mit der Novalis jedem anverwandelten Gedanken das Signum seines schöpferischen Geistes auf­ prägt. Dieser ständige Prozeß der Auseinandersetzung und Umdeutung des Gelesenen, der ihn zum Bewußtsein der eigenen Gedankenwelt führt, ist nirgends fesselnder und überzeugender zu verfolgen als dort, wo die Lektüre eigentlich nur zum Widerspruch hätte reizen müssen. Hier zeigt sich eine Bereitschaft, das Wertvolle dennoch aufzunehmen und das Infe­ riore stillschweigend zu übergehen, aus dem Widerspruch noch einen Denkimpuls und eine Anregung zum Weiterdenken zu ziehen, die mehr über Hardenbergs Geist aussagt als manches lakonisch verkürzte und miß­ verstandene Fragment. \Vir erhalten damit einen Einblick in die Gedan­ kenwerkstatt des Brouillons, der für die Interpretation vieler Auf­ zeichnungen schlechterdings entscheidend ist. Erst aus der Auseinander­ setzung mit Kants "Streit der Facultäten" (Königsberg 1 798) werden die selbständigen Betrachtungen über die " Religionslehre" als Synthesis von Gefühl und Gedanke, von Glaubens- und Vernunftsätzen, " Poemen " und " Philosophemen" verständlich, da sie sich aus einer ganz bestimmten Polemik gegen K ant entfalten (Nr. 782) ; erst aus dem Gegensatz zu Goethe, der sich in Nr. 745 bei Betrachtung des Aufsatzes " Ueber Lao­ koon" äußert, kann die folgende bedeutungsvolle Bemerkung über die höchsten Kunstwerke als " ästhetische Imperative" ganz erfaßt werden ; erst d'Alemberts Vorrede zur französischen Enzyklopädie zeigt, worum es bei den umfangreichen Aufzeichnungen über " Gedächtniß, Verstand und Einbildungskraft" und über das "historische" und "verständige Wissen " geht (Nr. 327-332) : nämlich um eine Auseinandersetzung mit dem grundlegenden enzyklopädischen Einteilungsprinzip aller \Vissen­ schaften, das von Diderot und d'Alembert durchgeführt worden war und das Hardenberg hier auf seine Brauchbarkeit für das eigene Enzyklopädie­ Unternehmen prüft. Und schließlich können durch den Nachweis der Lektüre Zusammenhänge aufgedeckt werden, die bisher unerkannt blei­ ben mußten - z. B . bei den Platin-Studien, wo sich aus bestimmten, durch die Lektüre Tiedemanns vermittelten Gedanken selbständige poetolo­ gische Folgerungen ergeben, so daß am Ende zwischen der noch ganz auf Platin bezogenen Notiz Nr. 9 1 1 : "Experimentiren mit Bildern und Begriffen im Vorstell[ungs]-V[ ermögen] ganz auf eine dem phys[ikalischen] Experim[entiren] analoge Weise. Zu­ s[a.mmen ]Setzen. Entstehn lassen - etc."

XXXV I I I

H ans-J oachim Mäh!

236

und der scheinbar ganz manieristischen Notiz Nr. 953 : "Der Poet braucht die Dinge und Worte, wie Tasten und die ganze Poesie beruht auf thätiger Ideenassociation - auf selbstthätiger, absichtlicher, idealischer Zufallproduktion - (zufällige - freye Catenation.)"

ein innerer Zusammenhang besteht, der zum Verständnis beider Auf­ zeichnungen beitragen kann. Zeigt er doch den metaphysischen Blick­ punkt auf eine " andere Welt" (Nr. 898/934), der auch in den poetologi­ schen Aufzeichnungen Hardenbergs gewahrt bleibt und seinen Gedanken eine metaphysische Verbindlichkeit zuweist, die von der radikalen " Arti­ stik" , die man bestimmten Äußerungen von ihm heute gern unterstellt, "' eit entfernt ist. Die Anmerkungen, wie sie im Anschluß an die Lesarten im Anhang dar­ geboten werden, bilden allerdings nur einen ersten Ansatz der hier zu leistenden Kommentierungsarbeit. Die Novalis - Forschung hat in dieser Hinsicht, wie seit Minors Ausgab e & oft genug betont worden ist, ohne daß die entsprechenden Konsequenzen gezogen worden wären, kaum Vorarbei­ ten zu einer historisch-kritischen Edition aufzuweisen, und die Ermittlung der vielfältigen Lektürenotizen Hardenbergs nimmt aus den geschilderten Gründen so viel Zeit und Mühe in Anspruch, daß der damit eingeschla­ gene Weg von künftigen Spezialuntersuchungen weiter verfolgt werden muß. Die Art der Anknüpfung und selbständigen Verarbeitung der Lek­ türe kann also nur paradigmatisch aufgezeigt werden - es ist höchst wahrscheinlich, daß noch weitere Aufzeichnungen derart assoziativ an eine bestimmte Lektüre gebunden sind und daß sich der scheinbar sprungu Novalis Schriften, hg. von Jacob Minor. Bd. I, Jena 1 907, S. XLI f. : "Die Fragmente freilich werden andern und mir auch in Zukunft noch genug zu tun geben. Sie bilden, sowohl was den Text als was die Anordnung betrifft, eine Aufgabe, die, je nach dem Zweck der Ausgabe verschieden, immer aber nur unvollkommen zu lösen sein wird . . . Dazu kommt noch, daß sich seine Gedanken stets auf diskursivem Wege, im Anschluß oder im Gegensatz zu denen an­ derer . . . entwickelt haben ; und daß die Grenze, wo der Auszug oder das Zitat aus fremden Schriften aufhört und das selbständige Denken beginnt, entweder gar nicht mehr erkennbar oder doch nur nach genauester Untersuchung in j edem einzelnen Falle festzustellen ist. Diese Untersuchungen aber haben sich über alle Gebiete, nicht bloß der Geisteswissenschaften, sondern auch der Natur­ wissenschaften zu erstrecken und werden wohl einen ganzen Generalstab von Gelehrten, die mit ihrem Fachwissen auch die nötigen historischen Kenntnisse verbinden, in Anspruch nehmen, wenn sie endgültig angestellt werden sollen . Das von I\1inor bezeichnete Desiderat ist bisher nicht eingelöst worden, weder von ihm selbst noch von den ihm folgenden Editoren, ja, es blieb ohne Kon­ sequenzen auch innerhalb der Forschungsliteratur, die selbst dort, wo ,Einflüsse' untersucht wurden, auf j ede exakte quellenkritische Arbeit stillschweigend ver­ zichtete. u -

237

E inleitung

XXXIX

hafte Wechsel der Themen oftmals ganz natürlich aus den wechselnden Schwerpunkten der Lektüre erklären wird. In j edem Fall werden zu allen Namen und Büchertiteln, die Novalis erwähnt, die genauen bibliographi­ schen Angaben mitgeteilt. In fast allen Fällen sind außerdem dort, wo innerhalb der Aufzeichnungen ein Autor oder ein Werk genannt werden, die entsprechenden Textstellen, auf die sich Novalis bezieht, ermittelt und in den Anmerkungen wiedergegeben worden. Schwieriger ist es in den­ j enigen Fällen, wo bei bestimmten Aufzeichnungen Lektürenotizen ver­ mutet werden können, ohne daß Novalis irgendeinen Hinweis auf das benutzte vVerk eingeschaltet hat. Hier wird es auch in Zukunft noch lang­ wieriger Untersuchungen und oft vergeblicher Quellenlektüre bedürfen, um schließlich - wie bei Sprengel, Chladni, W olff oder Tiedemann - die flüchtigen Anknüpfungspunkte in einer bestimmten Lektüre Hardenbergs a ufzuspüren und zu verifizieren. Die bisher vorliegenden Ergebnisse zei­ gen aber, daß für eine eingehendere Interpretation solche Nachforschungen unabdingbar sind. Wo eine Lektürenotiz vermutet wird, die Quelle aber nicht ermittelt werden konnte, wird dies in j edem Fall vermerkt (so bei Nr. 787 /88) ; wo bestimmte Bücher, deren Lektüre bei Novalis in diesem gedanklichen Zusammenhang nahelag, vergeblich überprüft wurden, wer­ den auch diese Titel mitgeteilt, um der Forschung künftige Irrwege zu ersparen (so zu Nr. 467/645) . Im ganzen aber ergibt sich schon j etzt ein dichtes Netz von Quellenverweisen, das als ein Spiegelbild der dem Brouil­ lon zugrundeliegenden Lektüre Hardenbergs gelten kann und das zugleich weitreichende Schlußfolgerungen für die besondere Eigenart der hier gesammelten Aufzeichnungen eröffnet. 4. Z u m E n z y k l o p ä d i e - P r o j e k t Das Allgemeine Brouillon ist keine Fragmentsammlungto. Die Aufzeich­ nungen erhalten nach Analyse der ihnen zugrundeliegenden Lektüre und Lektüreanregungen den Charakter eines Notizbuches, in dem in loser, häufig äußerlich veranlaßter Folge Gedanken notiert und teils stichwort­ artig, teils diskursiv ausgeführt werden, die im wörtlichen Sinne "Ma­ terialien" für ein künftiges Buch darstellen. Um eine Interpretation dieser Gedanken zu ermöglichen und einen Einblick in ihre Entstehung und in die Denk- und Arbeitsweise des Verfassers zu vermitteln, ist eine genaue chronologische Folge der Handschriften und ein quellenkritischer Kom­ mentar unerläßlich. Die Versuche einer neuen, systematisch geordneten Zusammenstellung aller auf die Enzyklopädie bezogenen Aufzeichnungen Hardenbergs, die unter Benutzung seiner klassifizierenden Überschriften und meist auch unter Einbeziehung der übrigen naturwissenschaftlichen to

Zum folgenden Abschnitt vgl. wieder Mäh!, Novalis und Pl otin a.a.O. S. Z3Z ff. ,

XL

H a n s-J oachim Mäh!

238

Studien aus dieser Zeit, soweit sie bisher bekannt waren, in den Ausgaben von E. Kamnitzer oder E. Wasmuth vorgenommen wurden 11 , müssen als verfehlt gelten, da sie die bestehenden gedanklichen Zusammenhänge zerstören und den Eindruck anderer, nicht bestehender Zusammenhänge erwecken. Sie beruhen im Grunde auf der irrigen Annahme, daß es sich bei diesen Aufzeichnungen um " Fragmente" handele, die als solche beliebig zusammengestellt werden können und als ohnehin willkürlich gereihte Gedankenfolgen neu kompanierbar sind. Diesem Eindruck haben schon die ersten Herausgeber der Schriften vorgearbeitet, indem sie Aus­ wahlen aus dem Allgemeinen Brouillon in die " Fragmente vermischten Inhalts" aufnahmen und dies wie Tieck folgendermaßen begründeten : "Er [Novalis] hatte den Plan zu einem eigenen encyklopädischen Werke entworfen, in welchem Erfahrungen und Ideen aus den verschiedenen Wissenschaften sich gegenseitig erklären, unterstützen und beleben sollten. Aus dem Entwurfe dieses Werkes, welches, wie es scheint, nur aus der­ gleichen abgerissenen Sätzen bestehen sollte und konnte, sind die meisten dieser Gedanken genonunen." 1 2

Demgegenüber muß betont werden, daß das geplante enzyklopädische Werk auch in seiner vollendeten Gestalt keine Fragmentsammlung wer­ den sollte. Was Novalis vorschwebte, läßt sich durch seine Äußerungen verhältnismäßig genau bestimmen. Ihm ging es um eine Grundlegung aller Wissenschaften, um eine Wissenschaftslehre als "System des wissen­ schaftlichen Geistes" (Nr. 56), die das Verbindende zwischen den ver­ schiedenen Zweigen und Sachgebieten der "Wissenschaften aufsucht und diese auf ihre tiefere Einheit zurückführt. Denn " die größesten Wahr­ heiten unsrer Tage verdanken wir dem Contact der lange getrennten Glieder der Totalwissenschaft" , wie es im wörtlichen Rückgriff auf die Hemsterhuis-Studien von 1 797 heißt (Nr. 199). Die " Encyclopaedistik" soll daher Verhältnisse, Ähnlichkeiten, Gleichheiten und Wirkungen der Wissenschaften aufeinander aufspüren und darstellen (Nr. 233). Von Hemsterhuis und C. A. Eschenmayer wird wohl die erste Anregung dazu ausgegangen sein (s. Einleitung zu Abt. III), von A. G. "\Verner, dessen Vorlesungen über eine Enzyklopädie der Bergwerkskunde Hardenberg in Freiberg hörte, will er vor allem die Klassifikationsmethode übernehmen und auf alle Wissenschaftsbereiche ausdehnen (freilich in revidierter Form, s. Nr. 529/30, 558), Goethes " Behandlung der Wissenschaften" dient als bedeutungsvolles Vorbild (Nr. 968). Schon im Sommer 1798 11 Vgl. Novalis Fragmente. Erste vollständige, geordnete Ausgabe hg. von Ernst Kamnitzer. Dresden 1 929. Briefe und Werke, hg. von Ewald Wasmuth. Bd. III, Berlin 1 943, S. 297-706. (2. Aufl., Bd. II, Heidelberg 1 957.) 1.2 Novalis Schriften, hg_ von Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck. Erster Theil, Berlin 1802, S. VII (Vorrede). -

239

Einleitung

XLI

spricht e r vo n d e m " encyclopaedischen Gelehrten" , der durch Simplifika­ tion und Reduktion den höchsten Grad der Vollkommenheit erreicht und alle bestimmten vVissenschaften in Eine verwandelt (Abt. VI, Nr. 253) . Die Auseinandersetzung mit d' Alemberts Vorrede zur französischen En­ zyklopädie, die sich im Brouillon findet, knüpft an diesen Gedanken an und führt ihn weiter ("L'esprit systematique est l'esprit de Reduction ou de Simplification", Nr. 336) . Im Oktober 1798, wo sich die Aufzeichnun­ gen zur Enzyklopädistik häufen und das Proj ekt festere Konturen ge­ winnt, fixiert Novalis den Satz, dessen Auflösung und Beweis das Unter­ nehmen der Enzyklopädie bildet - "Alle W{issenschaft] ist Eine" , ist sich aber zugleich der Schwierigkeiten in der Ausführung bewußt unC. vermerkt : "vVenn mein Unternehmen zu groß in der Ausführung werden sollte - so geh ich nur die Methodik des Verfahrens - und Beyspiele ­ den allgemeinsten Theil und Bruchstücke aus den besondern Theilen" (Nr. 526) . Gleichzeitig wird das "Buch", wie es nun schon konkreter heißt, als eine "Klassification aller wissenschaftlichen Operationen" oder als eine " Combinationsl [ehre] der wissenschaftlichen Operationen" be­ zeichnet (Nr. 552), womit die Einschränkung auf den allgemeinsten Teil, die " Methodik des Verfahrens", festgehalten wird. Ähnlich spricht No­ valis in seinem Briefe an Friedrich Schlegel vom 7 . November 1798 von der " Einleitung zu einer ächten Encyklopaedistik", die ihn als eine viel­ umfassende Arbeit in diesem ganzen Winter beschäftigen werde, und fügt hinzu : " Ich denke hier Wahrheiten und Ideen im Großen - genia­ lische Gedanken zu erzeugen - ein lebendiges, wissenschaftliches Organon hervorzubringen. " Die Einleitung spielt auch sonst in seinen Über­ legungen eine große Rolle, sie ist der "phil{ osophische] Text zum Plan" und die eigentliche " Encyklopaedistik des Buchs" (Nr. 599) , während die Ausführung der einzelnen "Stücke" oder " Glieder" offenbar zurück­ gestellt wird (Nr. 555). Auch die " W[issenschafts}Kunde", die das Buch vermitteln soll, wird in diesem Sinne und unter Anknüpfung an Leibniz als eine Art von "wiss[enschaftlicher] Grammatik" oder "Compositions­ lehre - mit Beyspielen" bezeichnet (Nr. 616). Neben der Methodik des Verfahrens, die für Hardenberg im Mittelpunkt seiner Überlegungen steht, ist also nur von Beispielen oder Bruchstücken der besonderen An­ wendung die Rede ; um den Geist der Einheit, um das kombinatorische Prinzip als solches ging es ihm, und nicht um stoffliche Vollständigkeit. Ausdruck dafür ist die bemerkenswerte Tatsache, daß er fast immer nur von einer " Encyklopädistik" spricht, nicht aber von einer Enzyklopädie als Ziel seiner Arbeit. Und in dieser Hinsicht ist das vorliegende Werk, obwohl es nur Materialien bietet und der ihm zugrundeliegende Gedanke nicht ausgeführt wurde, ein vollkommenes Zeugnis dessen, was sein Autor beabsichtigte : die Aufsplitterung und Vereinzelung der Wissen­ schaften durch ihre Rückführung auf eine solche "Combinationslehre" -

XLII

H ans-Joac h i m Mäh!

240

oder " Compositionslehre" oder " Constructionslehre des schaffenden Gei­ stes" zu überwinden, da ihr " Eintheilungsgrund" nach seiner tiefsten Überzeugung "zufällig und fremd" ist (Nr. 983). Schon die klassifizieren­ den Überschriften zu bestimmten Aufzeichnungen geben davon ein Bild, Überschriften wie : " Geistige Phys[ik]" , "Phi/[asophisehe] Phys[ ik]", "Mus[ikalische] P hys[ ik]" , "M us[ikalische] Mathem[ atik]" , "Phys[ika­ lische] Gesch[ ichte}" , "Phys[ikalische] Phi/[osophie]" , "Phys[ikalische] Kunst/[ehre]" , "Phys[ikalische] Pol[itik]" , oder : "Anal[ogische] Poetik" , " Anal(ogische] E[rregungs}L[ehre]", "Anal[ ogische] Physiol[ogie]", "Poiit[ische} Physiol[ogie]" , usw. Über die Form, die das künftige Buch erhalten sollte, hat Novalis aus­ führliche, aber nicht immer klare und zudem häufig wechselnde Vor­ stellungen entwickelt. Immerhin ist schon eine frühe Aufzeichnung aufschlußreich, nach der er plant, in einem Briefe an Schlegel ein Bruch­ stück aus der Enzyklopädistik vorzutragen, und zwar " so romantisch, als möglich " : "Soll es eine Recherche (oder Essai), eine Sammlung Fragmente, ein Lich­ tenbergischer Commentar, ein Bericht, ein Gutachten, eine Geschichte, eine Abhandlung, eine Recension, eine Rede, ein Monolog (oder Bruchstück eines Dialogs) etc. werden?" (Nr. 218)

Wie die Spannweite der möglichen Gattungsformen zeigt, kann ein ein­ zelnes Stück der Enzyklopädie offenbar auf verschiedenste Weise aus­ geführt werden, was weniger auf eine Unsicherheit Hardenbergs, als vielmehr auf einen Stilwillen zurückzuführen ist, der das Unternehmen der Enzyklopädie in keine Einzelform, auch nicht in eine "Sammlung Fragmente " , einzufangen bereit w·ar. Der Geist der Enzyklopädistik bedingt vielmehr eine enzyklopädische Vielfalt der Ausdrucksformen, und i n diesem Sinne ist auch die angeführte Frage zu verstehen. Man mag das romantisch nennen, aber gewiß kommt auch hierin j ene Universal­ tendenz zum Ausdruck, die Novalis dem "ächten Gelehrten" als dem "vollständig gebildeten Menschen " zuschreibt : "Alles was ein Gelehrter thut, sagt, spricht, leidet, hört etc. muß ein arti­ stisches, Technisches, wissenschaftliches Produkt oder eine solche Operation seyn. Er spricht in Epigrammen, er agirt in einem Schauspiel, er ist Dia­ logist, er trägt Abh[andlungenJ und Wissenschaften vor - er erzählt Anecdoten, Geschichte, Märchen, Romane, er empfindet poetisch . . . Kurz der ächte Gelehrte ist der vollständig gebildete Mensch - der allem, was er beriilirt und thut eine wissenschaftliche, idealische, synkritistische Form giebt." t s 1 3 Nr. 470. Man vergleiche dazu aber auch die scharfe Beobachtungsgabe, mit der Novalis in einer späteren Aufzeichnung ein empirisches Bild des Gelehrten entwirft (Nr. 749).

241

Einleitung

X LI I I

Welche Folgerungen sich daraus für den Autor selbst ergeben haben, zeigt wieder eine spätere Notiz aus der letzten Handschriftengruppe des Brouillons, aus einer Zeit also, in der die Reflexionen über Idee und Form des geplanten Buches bereits weitgehend abgeschlossen sind. In dieser Notiz wiederholt Novalis seine Absicht, sich der verschiedensten Gattungs­ formen zu bedienen und keinesfalls auf Fragmente zu beschränken : "Jedes Stück meines Buchs, das in äußerst verschiedner Manier geschrieben seyn kann - In Fragmenten - Briefen - Gedichten - wiss[enschaftlich] strengen Aufsätzen etc. - Einem oder einigen meiner Freunde dedicirt." (Nr. 945)

Damit wird deutlich, daß im Gegensatz zur "Methodik des Verfahrens" über die einzelnen " Stücke" oder "Glieder" des Buches, von denen No­ valis spricht, kaum mehr gesagt werden kann, als daß sie sich völlig und grundlegend von den vorliegenden Aufzeichnungen unterschieden hätten. In dieser Hinsicht ist das Allgemeine Brouillon nicht nur unvollendet, sondern bildet vielmehr nur die Vorstufe zu einem Werk, dessen nähere Gestalt wir nicht kennen, da die Ausführung dieser und ähnlicher Pläne unterblieb. Das zeigen auch die zahlreichen Bemerkungen über die Not­ wendigkeit von Kupfertafeln und Tabellen , über Prinzip und Wesen der Vorrede, des Titels, des Mottos, der Noten, der Beilagen und des Registers, die sich vor allem im Mittelteil der Aufzeichnungen finden ( Nr. 240, 550, 5 7 1 , 573, 581, 588) und aus denen sich entnehmen läßt, daß das geplante Werk ein höchst kompliziertes, differenziert aufgebautes "wissenschaft­ liches Organon" werden sollte, das seiner Form nach die universale Ten­ denz des Inhalts zu spiegeln hätte. In der vorliegenden Niederschrift ist das Brouillon nicht mehr als eine gedankenreiche, den ganzen Kosmos menschlichen Wissens und Ahnens umspannende Materialsammlung , die durch Aufzeichnungen, die ihrerseits noch dem "Material " angehören, dem kühnen Unternehmen einer Enzyklopädistik zugeordnet wird. Die­ ser Plan ist den vorliegenden Aufzeichnungen zu entnehmen und muß aus ihnen erschlossen werden ; eine Rekonstruktion durch diese Aufzeich­ nungen und mitteist ihrer systematischen Zusammenstellung verbietet sich von selbst. Auch in der überkommenen Gestalt darf der enzyklopä­ di sche Plan Friedrich von Hardenbergs, wie schon Kluckhohn bemerkt hat, als einer der größten in der deutschen Geistesgeschichte und als eines der bedeutendsten Dokumente des frühromantischen Geistes gelten. 1 4 14

Der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, insbesondere ihren Mit· arbeitern im bibliographischen Auskunftsdienst und im auswärtigen Leihver· kehr, gilt unser besonderer Dank für die Hilfe bei der oft mühevollen Beschaf· fung von seltenen Werken und Originaldrucken des 1 8. Jahrhunderts, die für die EntschlüsseJung der Brouillon-Notizen von Bedeutung waren. - Eine Quellenbibliographie der von Novalis erwähnten oder benutzten Bücher findet sich im Anhang, S. 240-248.

N O V AL I 8 ( FR I E DR I CH V O N H AR D E N B ER G )

D A S ALL G E M E I N E

BR OU ILL O N

Materialien zur Enzyklopädistik

1798/99

2 1.

Allgemeines B rouillon

242

(Fleischmasse der Robben. Fische.)

(perspect[ivische] Stereometrik der Mahlerey. (Flächen und Linien­ kunst. Kubische Kunst.) )

2.

DrCHTK [UNST ] . Beywörter der griechischen Dichter - durchaus mahlerisch bedeutend - z. B. In der Juno geben die Augen den Ton an und so fort. Theorie der idealischen Proportionen.

3.

6

MED[ r c r N] . Kranckheitsproportionen - Elementarproportionen - In Einen giebt der Magen, in den andern die Lunge und so fort, den Ton an.

4.

5.

(Winkelmann Gesch [ichte] der gr[iechischen] Kunst)

6.

(Attribute - Signaturen. Heraldik . Individualitaet.)

7.

(War Rafael Seelenmahler ? W[as] h [eißt] d[as] ?)

(Die Physik ist j ezt nur Masse - aus einzelnen Massen bestehend. Es giebt noch keine Physik - es giebt nur einzelne physikalische W[issenschaften] - vielleicht auch noch nicht Physikalisch .)

10

s.

9.

15

(Geschichte der Encyklopaedistik.)

(Romantisiren ähnlich dem Algebraisiren - Brief an Fr[iedrich Schlegel] - romantisch ) 10.

(Naturgeschichte. Nat [ur] Beschreibungen. Besch [reibung] der El [ectricitaet] - des Magnetism etc. (Kunstbeschr[eibung] .) Bearbei- 20 tung d [er] Nat[ur] Gesetze. Algebraisirung d [er] mathematischen Ge­ setze.) 11.

TELEOL [OGIE] . Alles, was wegzuwünschen ist, ist nur falsche Mey­ nung - Irrthum. Kranckh [eit] und Übel sind solche� nur in der und durch die E i n b i l d u n g - sie sind nicht zu statuiren. 12.

MED [ICIN] . Nutzen j eder Kranckheit - Poesie derselben. Eine Kr[anck ­ heit] kann kein Leben seyn, sonst müßte die Verbindung mit Kr[anck­ heit] unsre Existenz erhöhen. Forts [etzung] dieses merckw[ürdigen] Gedankens.

25

243

E rste Gruppe

·

Nr. 1-24

3

(Handel - Geist des Handels. I Stadtrecht - Forstrecht - Landes­ recht oder Landeshoheit etc.) 13.

(Betreibung im Großen I Mehr über die sonderbare Indikation der Untersch [iede] zwischen Praxis und Theorie. Die Praxis soll theore tischer werden.) 14.

5

(Man lernt Handwercke - Maschinen - Wissenschaften - Künste ­ Menschen etc. durch geschickte Eintheilung und zweckmäßige Suc­ cessive Betrachtung am leichtesten und besten kennen .) 15.

PAEDAGLOGIK] . Erziehung v [on] Kindern, wie Bildung eines Lehrlings - nicht durch directe Erziehung - sondern durch allmäliches Theilnehmen lassen an Beschäftigungen etc. d [er] Erwachsenen. I 16.

10

(Langeweile ist Hunger - oder asthenischer Mangel. Indirecte Langeweile : ) Directe 17.

15

(Begr[iff] von Configuration - Symmetrie. (Proportionen der Kör­ per.) ) 18.

19.

20

K [uNST] L[EHRE] . Grenzen der Mahlerey - und Sculptur ­ Gang d[er] Sculpt[ur] vom Ideal heraus. Gang d [er] Mahlerey zum Ide [al] hinein

HrsT [ORIK] . Übergang der heydnischen Relig[ion] (Liturgie) in die katholische. 20 .

(Die Kinder sind Antiken . Nicht alle Kinder aber sind Kinder. Auch die Jugend ist antik. Aber auch nicht alle Jünglinge sind Jüng­ linge .) 21.

25

22.

H r s T [ oRrK ] . Alterthum - vom Ideal heraus. Jugendthum zum Ideal hinein.

H rsT [ O R IK] . Die Erwachsenen sind die Jüngern, in andrer Be­ ziehung. 23.

24 .

(Theorie der Erregung - Brown. (Bewegung) )

4

Allgemeines B rouillon

244

(Kleidung und Person sind bey den griechischen Figuren eins Assimilation d[er] Kleidung)

25.

-

(Schwarze Kreide, Farben, Striche, Worte sind ächte Elemente, wie mathematische Linien und Flächen.) 28.

(Eine Bilds[äule] und Gemählde müssen auch wohl Formeln für ihre Construction - individuelle Kunstregeln - seyn ?)

27.

5

(Wissenschaftliche Dythiramben - (Zu häufiger Gebrauch termino ­ logischer Ausdrücke.) )

28.

29·

( (Über Thiermalerey.) )

30.

(Colossale Darstellungen - Colossaler Roman )

31.

(Buchstaben sind geistige M ü n z e - Chiffern. Schl [egel] Sen[ior] .)

32.

LoGIK . Cantraste - sind inverse Aehnlichkeiten.

(Mit einem Talent - einem Sinn etc. k o k e t t i r e n. (Koquettiren ­ Streben Aufmerksamkeit zu erregen und so ind[irect] zu gefallen. rhetorisch .) Schl[egel] sen[ior] )

10

33.

34 .

(Begr[iff] von Migniatur. Schl [egel] Sen [ior] .)

35 .

(Phaenomenologische Natur der Mahlerey.)

15

K[UNST] L[EHRE] . Über das caracterisirende Glied einer j eden Composition .

38.

37.

(Bekleidete Natur. Ton der Landschaft. (Still-Leben) )

20

38. K [uNST] L[EHRE] . KRIT[ I K ] . Über das neuere Princip der Nach ­ ahmung der Natur. I Realisirung des Scheins. Schl [egel]Sen[ior] ./ ..

PsYCH [OLOGIE] . Was man mit Fertigkeit und Leichtigkeit thun kann, dazu hat man Neigung ; fürs Entgegengesezte, Abneigung. Unser Wille ist entweder abhängig von + und - Neigung oder unabhängig. 39.

25

E rste Gruppe

245

·

5

Nr. 25-48

(PSYCH [OLOGIE]) . Was man nicht auf einmal fassen und thun kann oder will, faßt und thut man successive und theilweise.

40.

(Beschreibande und erzählende Physik./ Wenn man über die Feuerflamme nachzudenken anfängt, wie verfährt man da. Zergliedernd. (Feuriger Rauch, feuriger Dampf - feurige Luft, feuriger Aether, feuriges Solid um, feuriges liquidum.) ) 41.

5

MATHEM [ATIK] . Der Vortrag der Mathem [atik] muß selbst mathematisch seyn . I Mathem[atik] d [er] Mathem[atik] . 42.

(MED [rciN] ) . Rausch aus Stärke - Rausch aus [Schwäche] . Die 10 narcotischen Gifte, der Wein etc. bewircken einen Rausch [aus] Schwäche Sie entziehn dem Denkorgan etwas. Sie machen es unf[ähig] für seinen gewöhnlichen Reitz. I Leidenschaften, fixe Ideen sind vielleicht eher ein Rausch aus Stärke - bewircken Localentzün ­ dungen . I Wollust berauscht auch, wie Wein. Im Rausch aus Schwäche 15 hat man viel lebhaftere, durchdringendere Sensationen. Je besonnener, desto unsinnlicher. 43.

-

-

(Reduction verwickelter Figuren auf einfache. So mit den Grö ­ ßen etc)

44.

45.

(Stieglitz architectonisch es Wörterbuch .)

(Man betrachtet eine Maschine (Begr[iff] d [er] Maschine) ent­ w [eder] im statischen, oder mechanischen Momente d. h. entw[eder] in Beziehung auf das Gleichgewicht der Theile, oder in Bewegung dies ist die Hauptbetrachtung des Mechanikers )

20 46.

-

(TECHN[ISCHE] UND WISSENSCH [AFTLICHE] PAED AG [OGI K] ) . Der 25 Lehrling darf noch nicht raisonniren. Erst muß er mechanisch fertig werden, dann kann er anfa ngen nachzudenken und nach Einsicht und Anordnung des Gelernten streben. Das voreilige Denken hält mehr auf, als daß es befördert. Diese Pflicht des wissenschaftlichen An­ fängers gehört zu der allg[emeinen] Pflicht seine Vernunft gefangen 30 zu n[ehme] n - Auch diese Gefangennehmung kann zur Kunst werden. 47.

48.

(Bemerkungen bey Kants [Schre] iben an Hufeland)

6

Allgemeines Brouillon

246

PsYCH [OLOGIE] UND ENCYKLOP [AEDISTIK] . Deutlich wird etwas nu [r] [du] rch Repraesentation. Man versteht eine Sache am leich ­ t [este]n, wenn man s i e repraesentirt sieht. S o versteht man das Ich nur insofern es vom N[icht] I [ch] repraesentirt wird . Das N[icht] I [ch] ist das Symbol des Ich, und dient nur zum Selbstverständniß des Ich. So versteht man das N[icht] I[ch] umgekehrt, nur insofern es vom Ich repraesentirt wird, und dieses sein Symbol wird . In Hinsicht auf die Mathem[atik] läßt sich diese Bemerckung so anwenden, daß die Mathem[atik] , um verständlich zu seyn repraesentirt werden muß . Eine Wissenschaft läßt sich nur durch eine andre wahrhaft repraesen- IO tiren. Die paedagogischen Anfangsgründe der Mathem[atik] müssen daher symbolisch und analogisch seyn. Eine bekannte W[issenschaft] muß zum Gleichniß für die Mathematik dienen und diese Grundglei­ chung muß das Princip der Darstellung der Mathematick werden./ So wie die Anthropologie, die Basis der Menschengeschichte, so ist die 1 5 Physik der Mathematik die Basis der G eschichte der Mathematik. Die Physik überhaupt ist die ursprüngliche, eigentliche Geschichte. Die gewöhnlich so genannte Geschichte ist nur [abg] eleitete Ge­ schichte./ 20 I Gott selbst ist nur durch [Re]praesentation verständlich ./ 49.

PHIL[OSOPHIE] . I Ursprünglich ist lf'issen und Thun vermischt dann trennen sie sich und am Ziel sollen sie wieder vereinigt, und cooperirend, harmonisch, aber nicht vermischt seyn. Man will zugleich wissen und thun in wechselseitiger Beziehung 25 wissen, wie und was man thut, thun, wie und was man weiß ./ (/Die Chymie ist die Stoffkunst /Unisono/, die Mechanik die Be­ wegungskunst /Dissono/. Die Physik /Synthesis ./ die verbündete Chymie und Mechanik (Harmonie) die Lebenskunst ./) ENCYCLOP [AEDISTIK] . Die Transeendentale Physik ist die Erste, aber die niedrigste Wissenschaft - wie die W[ i s s e n s c h a f t s ] - 30 L [ e h r e}. Eschenmayer nennt sie Naturmethaphysik . [s. Abt. III, Nr. 43J Sie handelt von der Natur, eh sie Natur wird - in demj enigen Zustande, wo Mischung und Bewegung, (Stoff und Kraft) noch eins sind. Ihr Gegenstand ist das Chaos. Verwandlung des Chaos in harmonischen Himmel und Erde. I ßegriff des Himmels. Theorie des wahren Hirn- 3 5 [50 . ]

247

5

10

15

20

25

30

35

E rste Gruppe

·

Nr. 49-50

7

mels - des innern Universums . / Der Himmel ist die Seele des Stern­ systems - und dieses sein Körper. IChymie Stoffveränderungs(Bereitungs)kunst. Kraft und Bewegung ist synonym . Mechanik - Bewegung[s] Veränderungskunst - Modificationskunst der Bewegung. practis[che] Physik - Kunst die Natur zu modificiren - Naturen nach B [elie]ben hervorzubringen . Natur und Lebendiges ist eins . Chymie und Mechanik haben noch etwas chaotisches an sich. (Ihr Vortrag wird also wohl von der Trans­ scendentalen Physik abhängig seyn.) In der practischen Physik, oder der höhern Chymie und Mechanik I die Mechanik der Chymie und die Chymie der Mechanik sind, wie mir scheint, eigne abhängige Wis­ senschaften I giebt es nur Stoffverbindungen nicht Mischungen, Be­ wegungsverbindungen nicht Mischungen, Stoff und Bewegungsver­ bindungen nicht Mischungen - hingegen in der Chymie giebt es nur Stoffmischungen - und Stoffbewegungen (kräftige Stoffe) , und in der Mechanik ebenfalls Bewegungsmischungen und BewegungsStoffe (stoffige Kräfte) . Die moderne Ansicht der Naturerscheinungen war entweder chymisch, oder mechanisch I Neuton und Euler beym Lichte./ Der Scientifiker der practischen Physik betrachtet die Natur zugleich als selbstständig und Selbstverändernd, und als übereinstimmend harmonisch mit dem Geiste. Seine Chymie ist höher - sie verbindet Stoffe, ohne ihre In­ dividualitaet zu vernichten, und bringt höhere republicanische Kör­ per hervor. So auch seine Mechanik . Jene hat mit dieser Ein Medium Stoff und Bewegung gepaart durch gegenseitige Zuneigung - I + und -, Männliche und weibliche Form./ Kraft und Stoff in Harmo ­ nie - Verschiedne Stoffe und Bewegungen verbinden sich simultan . Jedes beabsichtigt sich indirect. Moralisirung der Natur. Die magische Chemie, Mechan [ik] und Physik gehören in ein ganz andres Gebiet. Die Factur ist der Natur entgegengesetzt. Der Geist ist der Künst ­ ler. I Factur und Natur vermischt - getrennt - vereinigt. Jenes be­ handelt die Transeendental Physik und Poetik - die Getrennten die practische Physik und die Poetik - die Verbündeten die höhere Physik und Poetik. Die höhere Phil[ osophie] behandelt die Ehe von Natur und Geist.

8

Allgemeines Brouillon

248

Chemische und mechanische Psychologie. Transseendentale Poetik. practische Poetik . Die Natur zeugt, der Geist macht. I! est beaucoup plus commode d'etre fait, que de se faire lui meme. PsYCH[OLOGIE] . Die Liebe ist der Endzweck der Tf'eltgeschichte - das Unum des Universums. ENC [YCLOPAEDISTIK] . Die Transeendentale Poetik handelt vom Geiste, eh er Geist wird . In der chemischen und mechanischen Psycho­ logie herrscht eine beständige Vernichtung der scheinbaren Individua ­ litaeten. In der transc[endentalen] Poet[ik] gibt [es] nur Ein gemeines rohes Individuum. In der practischen Poetik ist von gebildeten Individuen - oder Einem unendlich gebildeten Individuum die Rede. 51 .

10

ARCHAEOLOGIE. Galvanism der Antiken, ihr Stoff - Revivification des Alterthums. Wunderbare R e l i g i o n, die sie umschwebt - Ihre Geschichte - die Philosophie der Skulptur - Gemmen - menschliche Petrificationen - 15 Mahlerey - Portrait - Landschaften - der [Me]nsch hat immer sym ­ bolische Philosophie seines Wesens in seinen Wercken und seinem Thun und Lassen ausgedrückt - Er verkündigt sich und sein Evange ­ lium der Natur. Er ist der Messias der Natur - die Antiken sind zu­ gleich Produkte der Zukunft und der Vorzeit - Göthe betrachtet die 20 Natur wie eine Antike - Karacter der Antike - die Epigrammen die Antiken sind aus einer andern Welt - Sie sind, wie vom Himmel gefallen. Etwas über die Madonna. Zum Schluß einige Gedichte. Die Betrachtung der Antiken muß gelehrt (physisch) und poetisch seyn . Giebt es eine Zentral Antike - oder einen Universalgeist der Antiken ? 25 Mystischer Sinn für Gestalten. D [ie] Antiken berühren nicht Einen sondern alle Sinne, die ganze Menschh [ei] t. 52.

Wenn der Vortrag der Mathem[atik] mathematisch, so muß ja wohl auch die Physik physicalisch vorgetragen werden können und so fort. [s. Nr. 42] 53 .

PHYSIK [ALISCHE] GESCH [ICHTE] . Untersuchung der Frage, ob sich nicht die Natur mit wachsender Kultur wesentlich geändert hat ? 54 .

30

249

E rste Gruppe

·

N r. 50-59

9

PHYsroL[oGrE] . Gehört etwa die Sensibilitaet schon der Seele an ? (Reitzbarkeit und Sensibilitaet haben einen sehr bemercklichen Ein­ fluß auf die Organisation - Ein Reitzbarerer wird mehr Gefäße, zar­ tere Muskeln, und ein mehr sensibler mehr und zärtere Nerven haben 5 bes[onders] in den Theilen, die oft afficirt werden. Wo die Reitzbar­ keit eines Theils sehr erhöht ist, da treiben neue Gefäße und Nerven hervor - der Körper wird gebildeter, aber zärter. I Über Secretion, Ge­ wöhnung, Abführungsmittel, Mangel an Reitzen, sthenische Disposi ­ tion - Ro [bu]ration und Debilitation. Wirckung eines krancken Glie1 0 des auf die Andern - Kranckheitsverschiedenheiten - Krisen - Fie­ ber - Complicationen - Consensus etc. I 55.

ENC[YCLOPAEDISTIK] . Der W[issenschafts}Lehrer behandelt blos W[issenschaft] im Ganzen - Hat blos mit W[issenschaften] , als sol ­ chen zu thun. I Die W[issenschafts]L[ehre] ist eine wahrhafte, un15 abhängige, selbstständige Encyklopädik. - W[issenschaft] d[er] W[is­ senschaften] . I W[issenschafts]L[ehre] ist System des wissenschaft­ lichen Geistes - die Psychologie, wenn ich so sagen darf - der Wissen­ schaften im Ganzen. 56.

PHrL [ OSOPHISCHE] KRIT[IK] . Ist Fichtens Darst[ ellung] der W[is20 senschafts] L[ehre] nicht noch dogmaticistisch? Fichtens Vorurtheile ­ oder sein wissenschaftlicher Caracter. 57.

PHIL [OSOPHIE.] Philosophie ohne Vorurtheile - karacterlose nicht individuelle Philosophie. Philosophie der Menschheit - Phil [o­ sophie] des Geistes überhaupt - oder reine Philosophie - uninterressirte Philosophie. 58.

25

ENC[YCLOPAEDISTIK] . Sollte die Menschenpsychologie etwa wie die W[issenschafts]L[ehre] , blos den Menschen als ein Ganzes, als System, betrachten (und blos von oben herunter) und Psychol [ogie] überhaupt blos mit Ganzen zu thun haben. Dann schiene mir Psychologie und P h y s i n l o g i e vollkommen Eins zu seyn - und die Seele nichts, als Princip des Systems, Substanz, zu seyn - ihre Wohnstätte wäre der Himmel. Physiologie überhaupt wäre Weltpsychologie - und Natur und Seele auch eins - da unter Natur doch nur G e i s t des G a n z e n, sub stantielles Princip verstanden wird. 59.

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35

10

Allgem eines Brou illon

250

CosMOLOGIE. Gott und Natur muß man hiernach trennen - Gott hat gar nichts mit der Natur zu schaffen - Er ist das Ziel der Natur ­ dasjenige, mit dem sie einst harmoniren soll. Die Natur soll moralisch werden und so erscheint allerdings der Kantische Moralgott und die Moralitaet in einem ganz andern Lichte. Der moralische Gott ist etwas weit Höheres, als der magische Gott. 60.

5

THEOSOPHIE. Wir müssen Magier zu werden suchen, um recht moralisch seyn zu können. Je moralischer, desto harmonischer mit G o t t - desto göttlicher - desto verbündeter mit Gott. Nur durch den Moralischen Sinn wird uns Gott vernehmlich - der moralische Sinn 10 ist der Sinn für Daseyn, ohne äußre Affection - der Sinn für Bund der Sinn für das Höchste - der Sinn für Harmonie - der Sinn für freygewähltes, und erfundenes und dennoch gemeinschaftliches Le­ ben - und Seyn - der Sinn fürs Ding an sich - der ächte Divinations ­ sinn. I diviniren, etwas ohne Veranlassung, Berührung, vernehmen./ 15 Das Wort Sinn, das auf mittelbares Erkenntniß, Berührung, Mi­ schung, hindeutet, ist hier freylich nicht recht schicklich - indeß ist ein unendlicher Ausdruck - wie es unendliche Größen giebt. Das Eigentliche kann hier nur approximando, zur Nothdurft, ausgedrückt werden. Es ist Nichtsinn, oder Sinn, gegen den j enes Nichtsinn ist. 20 Will ich nun Gott oder die Weltseele in den Himmel setzen ? Besser wär es wohl, wenn ich den Himmel zum moralischen Universo er­ klärte - und die Weltseele im Universum ließe. 61.

MoR [AL] UND RELIG[ION] . Moralisch handeln und religioes han­ deln sind sonach aufs innigste vereinigt. Man soll zugleich innere und äußere Harmonie beabsichtigen - zugleich das Gesetz und den Willen Gottes, j edes um sein selbstwillen, erfüllen. Es giebt also ein einseitiges moralisches und einseitiges religioeses Handeln. 62.

PERSONENLEHRE. Eine ächt synthetische Person ist eine Person, die mehrere Personen zugleich ist - ein Genius. Jede Person ist der Keim zu einem unendlichen Genius. Sie vermag in m ehrere Per­ son[en] zertheilt, doch auch Eine zu seyn. Die ächte Analyse der Per­ son, als solcher bringt Personen hervor - die Person kann nur in Per­ sonen sich vereinzeln, sich zertheilen und zersetzen. Eine Person ist

25

63 .

30

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E rste Gruppe

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N r. 60-69

11

eine H a r m o n i e - keine Mischung, keine Bewegung - keine Sub ­ stanz, wie die "Seele " . Geist und Person sind Eins. (Kraft ist Ur­ sache.) Jede persönliche Äußerung gehört einer b estimmten Person an. Alle 5 Äußerungen - der Person gehören zur unbestimmten (Universal) personalität und zu einer oder mehreren b estimmten Personalitäten zugleich. z. B. eine Äußerung, als Mensch, Bürger, Familienvater und Schriftsteller zugleich . 10

CosMOLOGIE. E s muß unendliche Wissenschaften, unendliche Men­ schen, unendliche Moralisten, unendliche Götter, wie unendliche Grö ­ ßen, geben. Heterogene Dinge können sich einander nur nähern.

64 .

ENC [YCLOPAEDISTIK] . Die Elemente entstehn später, als die Dinge - So ist der Körper vor der Fläche, die Fläche vor der Linie etc ., die 15 Elemente sind künstliche Bestandtheile. Allg[emeine] Begriffe, Gat­ tungsnotionen, etc. gehören zu den Elementen. 65.

ENC [YCLOPAEDISTIK] . Real Integration und Differentiation. Die Geometrie ist bisher methodo integrali vorgetragen worden. Diffe ­ rentiale Geometrie. Differentiiren ist in Elemente zerlegen (idealische 20 Analyse) Integriren ist das Entgegengesezte (Realsynthese) Der gewöhnliche Diff[erential] und Int[egral] Calcül ist nur eine aber­ malige Zerlegung der Elemente in Elemente . (Verschiedne Sorten von Einh eiten) 66.

PHYSIK . Das Schellingsche Wärmesystem verbunden mit dem 25 Franklinism I der nichts anders ist, als Brownisrnl wird die Grundlage des künftigen UniversalNatursystems. 67.

(Essai über die vollkommne Sprache - Einleitung zur mathemati­ schen Revolution. /Essai ist zwischen Brief und Abhandl[ung] )

68.

MATH [EMATIK] . Am Ende ist die ganze Mathemat[ik] gar keine besondre Wissenschaft - sondern nur ein allgem[ein] wissenschaft­ liches Werckzeug - ein schönes W erckzeug ist eine Contradictio in adj ecto . Sie ist vielleicht nichts, als die exoterisirte, zu einem äußem Object und Organ, gemachte Seelenkraft des Verstandes - ein reali -

69. so

12

Allgemeines Brou illon

252

sirter und obj ectivirter Verstand. Sollte dieses vielleicht mit mehreren und vielleicht allen Seelenkräften der Fall seyn - daß sie durch unsre Bemühungen, äußerliche Werckzeuge werden sollen ? - Alles soll aus uns heraus und sichtbar werden - unsre Seele soll r e p r a e s e n t a b e l werden - Das System der Wissenschaften soll symbolischer Körper (Organsystem) unsers Innem werden - Unser Geist soll sinnlich wahr­ nehmbare Maschine werden - nicht in uns, aber außer uns. /Umgekehrte Aufgabe mit der .Äußern Welt./ KosMOLOGIE. Über den ldealism - vid. Spinotza, von Humboldt citirt. Dieses hängt sehr mit den vorigen zusammen. Eine sinnlich wahrnehmbare, zur Maschine gewordene Einbildungskraft ist die Welt. Die Einbild [ungs] Kr[aft] ist am leichtesten und ersten zur Welt gekommen , oder geworden - die Vernunft vielleicht zulezt. Über diese Herausbildung - und geistige Secretion./ Keim und Reitz Secre­ tion - erstere weiblich - leztere männlich./ Entwicklung unsrer Natur. Erste Zeugung - 2te - dritte etc. cumulative.

5

70.

10

15

(3fache Ansichten unsrer Selbst - nach d [er] Kat[egorie] d[er] Caussalit[aet] , der Substantialitaet, und d[er] Harmonie. Die beyden ersten sind wieder doppelt.) 71.

ERREG[UNGS].THEOR[IE] . Aller Reitz soll nur temporell, nur Erziehungsmittel, nur Veranlassung zur Selbstthätigkeit seyn. 72.

ßiLD [UNGs] LEHRE D [ER] NATUR. Die Natur soll moralisch wer­ den. Wir sind ihre Erzieher - ihre moralischen Tangenten - ihre mora­ lischen Reitze. Läßt sich die Moralitaet, wie der Verstand etc., obj ectiviren und organisiren - Sichtbare Moral.

20

73.

25

MENSCH [EN']VERH [ÄLTNIS] LEHRE. Weil wir j ezt noch ein frem­ der Reitz für die Natur sind, so ist unser Contact mit der Natur auch nur zeitlich. Sie secemirt uns allmälich wieder - Vielleicht ist es eine Wechselsekretion. 30 74 .

7S.

D ITO . Wir sind zugleich in und außer der Natur.

253

E rste Gruppe

·

N r. 69-79

13

(ERz [IEHUNGs] LEHRE) . Dem Kinde (Subj ect) wird Glauben - ab ­ s [olute] Annahme eines Thätigkeit erweckenden Princips (Object) zu­ gemuthet. 76.

5

10

15

20

PHIL[osoPHIE] . Der Anfang des Ich ist blos idealisch. - Wenn es angefangen hätte, so hätte es so anfangen müssen. Der Anfang ist schon ein späterer Begr[iff] . Der Anfang entsteht später, als das Ich, darum kann das Ich nicht angefangen haben. Wir sehn daraus, daß wir hier im Gebiet der Kunst sind - aber diese künstliche Supposition ist die Grundlage einer ächten Wissenschaft die allemahl aus künstlichen Factis entspringt. Das Ich soll construirt werden. Der Philosoph be­ reitet, schafft künstliche Elemente und geht so an die Construction. Die Naturgeschichte des Ich ist dieses nicht - Ich ist kein Naturpro ­ duct - keine Natur - kein historisches Wesen - sondern ein artisti­ sches - eine Kunst - ein Kunstwerck. Die Naturgeschichte des Mensehen ist die andre Hälfte. Die Ichlehre und JIIenschengeschichte oder Natur und Kunst werden in einer höhern Wtssenschaft - (der moralischen Bildungslehre) vereinigt - und wechselseitig vollendet. /Natur und Kunst werden durch Moralitaet gegenseitig armirt ins unendliche./

(Kann die Chymie Kunst werden ? Hauptfrage. Sie solls durch Moralitaet werden.) 77.

ZUKUNFTSLEHRE. (COSMOGOGIK .) Die Natur wird moralisch seyn ­ wenn sie aus ächter Liebe zur Kunst - sich der Kunst hingiebt - thut, was die Kunst will - die Kunst, wenn Sie aus ächter Liebe zur Natur für die Natur lebt, und nach der Natur arbeitet. Beyde müssen es zu­ gleich aus eigner Wahl um ihrer Selbst willen - und aus fremder Wahl um des Andern willen, thun. Sie müssen in sich selbst mit dem Andern und mit sich selbst im Andern zusammentreffen. Wenn unsre Intelligenz und unsre Welt harmoniren - so sind wir Gott gleich. 78.

26

-

30

MENSCHENLEHRE. Ein Kind ist eine sichtbargewordne Liebe. Wir s elbst sind ein sichtbargewordner Keim der Liebe zwischen Natur und Geist oder Kunst. [79 . 1

14

254

Allgemeines B rouillon

THEOSOPHIE. Gott ist die Liebe. Die Liebe ist das höchste Reale - der Urgrund. ENC [ YCLOPAEDISTIK ] . Theorie der Liebe ist die höchste W[issen­ schaft] - die NaturWissenschaft - oder WissenschaftNatur. Philielogia (oder auch Philologie.) PHYSIK UND ZUKUNFTSLEHRE. Eine Generation ist der Keim der unendlichen Generation - die das Weltdrama beschließt. Die ächte Generation ist unsre Menschwerdung. Die gewöhnlichen Generationen sind nur BedingungsProcesse der ächten Generation. 10 PHYS [ IKALISCHE] PHIL [ osOPHIE] . Wenn die Einheit x das Positive ist, so ist die Melheit r das Negative. D as Product ist die Neutralisations ­ sfäre von x und y - oder die Allheit. Einem bestimmten x entspricht ein bestimmtes r oder eine bestimmte Vielheit. (z. B. v [on] Bedingungen - ) Bestimmte x und y kann es aber vor bestimmten Allheiten z nicht ge­ ben. Z ist also das Erste - Primitife - eine allbestimmbare Allheit. Z wird dann durch Berührung eines andern Z in y und x zersezt - das allbestimmbare Z natürlich in allbest[immbare] y und x. Alles Bestimmte ist nur insofem bestimmt, und individuell - als es schon in einem System oder z begriffen ist. Jedes wäre isolirt ein U n i v e r s u m - ein allbest[immtes] Z. CosMOLOGIE. Der Stein ist nur in diesem Weltsystem Stein und von Pflanze und Thier verschieden. Die j etzige Bestimmung und Vertheilung eines j eden Individuums in diesem Weltsystem ist wohl nur scheinbar oder relativ, zufällig - histo ­ risch - unmoralisch ? Jedes hat nach seinem mitgebrachten Antheil, nach seiner inferirten Relation von Welt (Synth [esis] v [on] Quant [ität] und Qual[ität] ) seinen Platz im Weltsystem erhalten. -

ZuK[UNFTs] LEHRE. Dieser r e c h t l i c h e Z u s t a n d soll ein morali­ scher werden - und dann fallen alle Schranckcn [ , ] alle Bestimmungen von selbst weg - und j eder ist und hat alles unbeschadet der Andern. Die Mathematik bezieht sich auch nur auf Recht - rechtliche Natur

15

20

25

30

255

5

E rste Gruppe

·

�r. 79-85

15

und Kunst - nicht magische Natur und Kunst. Magisch werden beyde nur durch moralisirung. Liebe ist der Grund der Möglichkeit der lVTHgie. Die Liebe wirckt magisch . Alles Seyn soll i n ein Haben verwandelt werden. Seyn ist eins eitig Haben synthetisch, liberal. RoMANTIK. Alle Romane, wo wahre Liebe vorkommt, sind Mähr­ ehen - magische Begebenheiten. [SO . l

PHYSIK. Sollte j ede Umarmung zugleich die Umarmung des gan­ zen Paars - als Einer Natur, mit Einer Kunst (Einem Geiste) seyn und das Kind das vereinigte Produkt der doppelten Umarmung. Sollten die Pflanzen etwa die Produkte der weiblichen Natur und d [es] männlichen Geistes - und die Thiere die Produkte der männlichen Natur und des weiblichen Geistes seyn ? Die Pflanzen etwa die Mäd· chen - die Thiere die Jungen der Natur? Oder sind die Steine Produkte der Wurzelgeneration - Pflanzen - der Generation2 - Thiere - der Generat[ion]3 - und Menschen - der Ge­ neration n oder 00 ? 81.

10

15

PHIL[OSOPHIE] D [ER] MENSCHHEIT. ( D IAETET [IK] D [ER] MENSCHH [EIT] . ) Der zu frühzeitige und unmäßige Gebrauch der Religion ist dem W achsthum und Gedeihn der M enschheit äußerst nachtheilig - wie Brautewein etc. der physischen Ausbildung. vid. Morgenland etc. Der Proselitism ist schon eine Verbesserung - hier wird doch Religion schon eine Beförderung der Thätigkeit. 82.

20

PHYS [ IK] . Eine Ehe sollte eigentlich eine langsame, continuirliche Umarmung, Generation - wahre Nutrition - Bildung eines Gemein­ samen, harmonischen Wesens seyn ? Selbstbildung, Selbstbetrachtung ist Selbstnutrition, Selbstgeneration. 83 .

25

ARCHAEOL [OGIE] . Definition der Antike. Antike Darstellung der Antike. Erziehung zu den Antiken. 84.

30

K UNSTL[EHRE] . Sind technische Definitionen und Construc[tion]s ­ Formeln - Recepte eins ? 85.

16

Allgemeines Brouillon

256

NAT [ÜRLICHE] KuNSTL [EHRE] . Ein E l e m e n t ist ein Kunstpro­ duct. Es giebt noch keine Elemente - es sollen aber welche gemacht werden. Sollte die Kunst eine Differentiation (und Integration) des Geistes seyn ? Philologie im ausgedehntesteil Sinne (Archaelogie), als Wissenschaft der Kunstgeschichte - etc. - etwa die Integrationslehre ? Ein K[unst] Werck ist ein Geistelement. 86.

6

ROMANTIK . Absolutisirung - Universalisirung - C l a s s i f i c a t i o n des individuellen Moments, der ind[ividuellen] Situation etc. ist das eigentliche Wesen des Romantisirens. vid. Meister. Mährchen .

87.

PHYS [ IK ] Absolute Passivitaet ist ein vollkomner Leiter - ab - 10 s[olute] Activitaet ein vollk[ommner] Nichtleiter. Jenes ist so gut höchster Effort von Kraft, als dies. Passivitaet ist nicht so verächtlich, als man glaubt. Nichts schwächt eine fremde Gewalt mehr, als ab ­ s[olute] Passivitaet. Unvollkommne Leiter verstärken den angreifen ­ den Theil . Vollk [ommne] Nichtleiter schwächen auf die entgegen- 15 gesezte Weise abs[olut}. 88.

.

PHYS[IKALISCHE] KuNSTL[EHRE] . Wie wenig Menschen haben Genie zum Experimentiren. Der ächte Experimentator muß ein dunkles Gefühl der Natur in sich haben, das ihn, j e vollkomner seine An­ lagen sind, um so sicherer auf seinem Gange leitet und mit desto grö - 20 ßerer Genauigkeit das versteckte entscheidende Phaenomim finden und bestimmen läßt. Die Natur inspirirt gleichsam den ächten Liebhaber und offenbart sich um so vollkommner durch ihn - je harmonischer seine Constitution mit ihr ist. Der ächte Naturliebhaber zeichnet sich eben durch seine Fertigkeit die Experimente zu vervielfältigen, zu 25 vereinfachen, zu combiniren, und zu Analysiren, zu romantisiren und popularisiren, durch seinen Erfindungsgeist neuer Experimente durch seine Naturgeschmackvolle oder Natursinnreiche Auswahl und Anordnung derselben, durch Schärfe und Deutlichkeit der Beobach ­ tung, und artistische, sowohl zusammengefaßte, als ausführliche Be- ao schreibung, oder Darstellung der Beobachtung aus. Also Auch Experimentator ist nur das Genie. 89.

ENC [YCLOPAEDISTIK] . Es giebt sehr viel sogenannte Wissen­ schaften, deren heterogene Lehrtheile nur durch ein künstliches Zen90.

E rste Gruppe

257

5

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15

20

·

N r. 86-92

17

trum vereinigt und ausgewählt sind - so z. B. der Bergbau, die Sali ­ nistik etc. Der Gegenstand derselben ist nur eine gemischte wissenschaftliche Aufgabe. Es sind Künste und keine Wissensch aften. Fast j edes Handwerck - j ede Kunst sezt verschiedne, wissenschaftliche Organe zugleich in Bewegung. (Jeder Handwerker bedarf wenigstens die oryktognostische Kennt­ niß der Güte seiner Materialien etc.) Manche W[issenschaften] b estehn ganz aus Hülfswissenschaften, wie die Oben Genannten - Hier würde der Name Hülfswissenschaften nicht passend seyn - besser Elementarwissenschaften. Die Organo­ logie ist eine wahre Hülfswissenschaft der Chymie. Vorbereitungswissenschaften giebts, wie Vorbereitende Künste. Es giebt W[issenschaften] und K [ünste] die gleichsam die Schlüssel zu allen sind - hat man diese inne, so werden die andern mit Leichtigkeit erlernt und ausgeübt. Die Basis aller Wissenschaften und Künste muß eine W[issenschaft] und Kunst seyn - die man der Algeher vergleichen kann - Sie wird frey!ich, wie diese, später, als die meisten speciellen Künste und W[issenschaften] entstehn - weil die Gattung oder das Gemeinsame später, als das Einzelne entsteht - indem es erst durch den Contact der gebildeten Individuen erzeugt wird - h[oc] est ins Fleisch kommt. POLI T[IK] eines Staats. 91 .

.

Constitution ist Constructionsformel einer Nation,

ENC[YCLOPAEDISTIK] . Die Grammatik und b es[onders] ein Theil von ihr, das Abcbuch einer best[immten] Sprache ist eine bes[ondere] Elementarwissenschaft Die allg{emeine] Grammatik n ebst dem allg[emeinen] Abcbuche ist schon eine höhere Elementarwissenschaft - aber doch noch eine An30 wendung auf Sprache. Die höchste Elementarwissenschaft ist diejenige, die schlechterdings kein bestimmtes Obj [ect] - sondern ein reines N. b ehandelt. So auch mit der Kunst. Das Machen mit Händen ist auch schon ein specielles, angewandtes Machen. Das N Machen mit dem N Organ ist der 35 Gegenst[and] dieser allg[emeinen] Kunstlehre und Kunst. (Vielleicht

25 92 .

18

Allgemeines Brouillon

258

nichts anders, als ächte Philosophie - als Bildungslehre und Bildungs ­ kunst und Erweckungsmittel des Genies überhaupt.) ARTISTIK. HandwercksFertigkeiten (Handwercker) dirigirt der Künstler. Er concentrirt durch eine höhere Einheit verschiedne Hand­ wercke, durch welche höhere Goncentration sie selbst eine höhere Be- 5 deutung erhalten . Der höhere Künstler componirt aus den Einheiten der niederem Künstler eine Variationsreihe höherer Einheiten und so fort. 93.

PHYs[rK] . Sollte das Organ schon eine höhere Einheit von Stoffen und Bewegungen seyn ? ein componirt wircksamer und veränderlicher 10 Stoff? 94 .

ENc [ YCLOPAEDISTIK] . Wo Eine Kunst und Wissenschaft nicht weiter kann, beschränckt ist, da fängt die Andre an und so fort. (Anw[endung] dieser Bem [erkung] auf d[ie] sog[enannten] Elemente 15 des Organikers) . 95.

MINERAL [OGIE] . Steine in Potenzen - specifisch verschiedne Fos ­ silien - dem Grad nach verschiedne Steine. Wenn man einen philo­ sophischen Stein hat, so hat man auch wohl einen mathematischen und artistischen Stein ? etc.

96.

97.

GES C H [ICHTs] LEHRE Was ist eigentlich Alt ? Was Jung ? Jung - wo die Zukunft vorwaltet. Alt - wo die Vergangenheit die Übermacht hat. .

Jung und alt - polare Praedicate der historischen Substanz. (Die Acci ­ denzen sind immer polarisch.) Kein Alterthum, ohne Jugendthum - und umgek[ehrt] . Alt entspricht dem Starren. Jung - - - dem Flüssigen. Das Alte ist das Gebildete - plastisch . Das Junge - - - das Bewegliche - Gemeinsame.

20

25

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E rste Gruppe

·

Nr. 92-102

19

Wenn sich Historien berühren, so werden beyde polarisch. Das Karacterisirende läßt sich in j edem. (nach Wernerscher Farbentermino ­ logie) Hier wird das Alterthum der karacteris irende Bestandtheil dort das Jugendthum. IAnwendung dieser lezten neuen Ansicht der Polaritaet auf die übrigen Polaritaeten./ Physik der Historie. /Physik des Raums ./ ENC [YCLOPAEDISTIK] . Analogische Analysis (Analysis - Kunst aus bekannten das Unbekannte zu finden) Analogische Gleichungen - und Aufgaben. 98.

10

GESCH [ICHTS] LEHRE. Die Geschichte der Menschheit steht mit der Masse der individuellen Geschichten in Polaritaet. Die (neuere) Gesch[ichte] hat das Alterthum am Ende - die (ältere) Geschichte am Anfang - et sie porro .

99.

16

20

25

DITO. Über den gegenwärtigen Moment - oder den immerwähren­ den Erstarrungspro [ce] ß d [er] irrdischen Zeit - Sie hat eine sonder­ bare Lebensflamme. Die Zeit macht auch alles, wie sie auch alles zerstört - bindet - trennt. Natur der Erinnerung - Seelenflamme - besondres Leben der Seele innre Lebensweise - der Erstarrungsproceß. Dies rührt von der Berührung einer 2ten Welt - eines 2ten Lebens her - wo alles entgegengesezt ist. Wir springen, wie ein electrischer Funken, in die Andre Welt hin­ über etc . Zunahme der Capacitaet. Tod ist Verwandlung - Verdrängung des lndividualprincips das nun eine neue haltbarere, fähigere Verbindung eingeht. 100.

-

MENSCHENLEHRE. Die Frauen haben eigentlich einen entschied ­ neu Sinn für das A"ußre - Es sind geborne Oryktognosten. 101 .

ENC[YCLOPAEDISTIK] . Die Skulptur und die Musik sind sich, als entgegengesezte Härten, gegen über. Die Mahlerey macht schon den Übergang. Die Skulptur ist das Gebildete Starre. Die Musik, das (Ge­ bildete) Flüssige. /Masken der Alten Schauspieler./ /Über H ä r t e n / 102.

so

20

260

Allgemeines Brouillon

(Der gewöhnliche Geschmack in der Litteratur entspricht voll­ kommen dem Geschmack des großen Haufens in der Mahlerey und Musik etc. - und es ist da nichts besonders, sich zu verwundern.)

103 .

ENc [YCLOPAEDISTIK] . Wenn es eine Philosophie des Lebens gibt, so kann man auch nach einer Philologie, Mathematik - Poetik, und Historie des Lebens fragen.

104 .

ARTISTICK. Je einfacher im Ganzen - und j e Individueller, und mannichfacher im D etail - desto vollkommner das Kunstwerk. Auch die Fibra simplicissima muß noch individuell und gebildet und analog seyn.

o

105.

10

MENSCHENL[EHRE] . Die Kindheit ist der Erwachsenheit cnt­ gegengesezt - Blüthe und Frucht - Frühling und Herbst. 106.

JAHRSZEITENLEHRE. I Es giebt keinen Sommer. Es giebt nur Eine, oder 2, oder 3, oder 4, oder unendlich viel Jahrszeiten. Morgen, Abend und Nacht entspricht dem Frühling, Herbst und Winter. Die Eintheilung in Tag und Nacht, der in Sommer und Winter./ ERDENLEHRE. Eintheilungen der Erde. Philosophische, und poe­ tische Geografie. historische Geographie ist die Specielle. Weltgegen­ den. Fictionen der Astronomie. Sternbilder. Lichtmeßkunst. Sollte man nicht nach der mittlern Stärke des Lichts die Entfernungen berechnen können ?

15

101.

108.

(Compendia aller Wissenschaften. (Köhlersche Buchh[andlung]))

109.

(Jacobsons technologisches Wörterbuch v[on] Burgsdorf.)

GESCH [ICHTS] LEHRE. Neu und Jung ist Eins. Neu ist das Obj [ect] . Jung das Subj ect. /Bekannt und Alt sind auch nahe verwandt./

20

110.

MATHEM [ATIK] . Allg[emeiner] Begriff der Multiplication - nicht blos der Mathematischen - so der Division, Addition etc. Vorzüglich interressaut ist diese philosophische Betrachtung der bis­ her blos mathematischen Begriffe und Operationen - bey den Poten ­ zen, Wurzeln, Differentialen, Integralen, Reihen Curven - und Directen - Functionen. Der Binomialsatz dürfte noch eine weit höhere

25

111.

-

30

261

E rste Gruppe

·

N r . 103-114

21

Bedeutung - eine viel interressaniere Anwendung in der Physik in Betr[ eff] der Polaritaeten etc. erhalten. Jfache Polaritaeten - lnfinitinomische Polaritaeten. Nicht blos Bi­ nomism - sondern auch Infinitinomism. 5 Ich verstehe eine Größe, wenn ich in ihrer Aequation auf der andern Seite eine Function der Gegengröße habe. Eine Haupt Antithese der Mathematik ist, Bekannte und Unbekannte Größen. ( + und -. Groß - Klein. Theil - Ganzes.) Entw[eder] such ich nun die Unbekannten Größen mit Functionen 10 der Bekannten zu gleichen, oder umgek [ehrt] - Zur leztern Rech­ nungsArt gehört der lnfinitesimalcalcül. 1 12 .

(Hindenburg über das lnfinitinomium.)

CosMOLOGIE.Unsre Welt ist das was sie ist, als Glied des Univer­ salweltsystems. Ihre Veränderungen werden m1:t durch die Verände 15 rungen des großen Systems bestimmt. Je mannichfacher Etwas individualisirt ist - desto mannichfacher ist seine Berührung mit andern Individuen - desto veränderlicher s eine Grenze - und Nachbarschaft. Ein unendlich caracterisirtes Individuum ist Glied eines Infiniti 20 nomiu[m] s - So unsre Welt - Sie gränzt an unendliche Welten - und doch vielleicht nur an Eine. Die Welt im Ganzen hat auch nur Eine Welt gegen sich über. Himmel und Erde. Entstehung der Kranckheit durch Berührung eines stärkern Lebens. Analoge Gleichung der an­ dem Welt - Theorie des Himmels. 113.

ENC[YCLOPAEDISTIK] . Numismatik. Selbst Heraldik. Krugs En­ cyclopaedie. Aelteste Physik. Modenlehre Kleidungslehre. Koch ­ kunst. Meublementslehre. Adoratslehre. Farbenlehre. Akustik. (Uni­ versalisirung der Handwercke.) Statistik - /Statistik des römischen Rechts/ (Die Geschichte kann eine Statistik zum Zwecke haben - das 30 Gegenwärtige ist dann das Resultat des langen historischen Experi­ ments oder Factums - oder nicht. Jenes pragmatische Geschichte dies Geschichte an sich . /Romantische Behandl[ung] der speciellen Geschichte./

25

114.

-

22

Allgemeines Brouillon

262

Die seelige Hoffnung des Quintus Quintus bin ich geblieben, geplackt und arm, wie die Landmaus, Freudig sterb ich - gewiß, Tertius drüben zu seyn. 115.

RELIG[roNs] LEHRE. Sonderbar, daß in so viel Religionen die Götter Liebhaber des Häßlichen zu seyn scheinen. 116.

N[ATUR] L[EHRE] . Je lebhafter das zu Fressende widersteht, desto lebhafter wird die Flamme des Genußmoments seyn. Anwen­ dung aufs Oxigime. /Nothzucht ist der stärkste Genuß ./ Das Weib ist unser Oxiglme -./ N[ATUR] L[EHRE] . Sind alle Excremente befruchtende Potenzen. vid. d [en] Mist. Unterschied zwischen Thier und Pflanzendünger. Men­ schenkeime gedeihen auch schneller und üppiger, wenn sie durch höhern Mist befruchtet werden. Wie wir den Pflanzenboden düngen, so düngen uns die Pflanzen den Luftboden. Die Pflanzen sind Erdenkinder - Wir Kinder des Aethers (Erde für Starr - Aether, für Flüssig) Die Lunge ist eigentlich unser Wurzelkern - Wir leben, wenn wir Athmen und fangen unser Leben mit Athmen an. (Kinder des Himmels freyten die Töchter der Erde.) Wir fressen die Pflanze, und sie gedeihen in unserm Moder. Was uns das Fressen ist, das ist den Pflanzen die Befruchtung. Empfangen ist das weibliche Genießen - Verzehren das Männliche. (Ein Säufer ist einer liederlichen Frau zu vergleichen.) Das Befruchten ist die Folge des Essens - es ist die umgek [ehrte] Operation - dem Befruchten steht das Gebären, wie dem Essen, das Empfangen entgegen . /Der Mann ist gewissermaaßen auch Weib, so wie das Weib Mann - entsteht etwa hieraus die verschiedne Schamhaftigkeit?/ 117.

RELlG[roNs]GESCH [ICHTE] . Vorstellung der Gottheit, als eines Verzehrenden und befruchtenden Tf/esens . [Jeanne Marie Bouvier de la Motte] Guyon . Nonnen. Bey Mönchen hat Onanie und Paederastie daraus entstehn müssen.

10

15

20

25

118.

N[ATUR]L [EHRE] . Grade der Vegetabilitaet - Animalitaet Mineralitaet. 1 19 .

so

263

E rste Gruppe

·

Nr. 115-125

23

N[ATUR]L [EHRE] . Sind Natur und Kunst schlechthin nicht Krank - und entsteht Kranckheit - blos durch fehlerhafte Verbin­ dungen wie Mißgeburt etc. Abortus etc.

120.

KosMOLOGIE. Die Atmossfäre des Universums muß im Gegensatz immanent seyn. Synth [ese] v[on] Himmel und Erde.

121 . 6

(Ausdruck - Selbstbefleckung - Selbsttrübung - Selbstpraecipi­ tation.) /GRAM [MATIK] . Die Sprache ist Delphi. I PHYS [IK] . Licht Symbol und Agens der Reinheit. Wo das Licht nichts zu thun findet ­ weder etwas zu trennen, noch zu verbinden - da fährts durch . Was nicht getrennt und Verbunden werden kann - ist rein - einfach . An­ wendung auf El[ectricitaets] Leiter - Nichtleiter und Halbleiter. 122.

10

N[ATUR] L[EHRE] . Ist die Verbind [ung] d [es] Körpers und der Seele I Polare Entgegensetzungen - auch hier nicht blos Binom./ cohaerenz, Gravitation - electr[isch] , Magnetisch - chymisch etc . ? 123.

15

GEISTIGE PHYS[IK] . Unser Denken ist schlechterdings nur eine Galvanisation - eine Berührung des irdischen Geistes - der geistigen Atmosphäre - durch einen himmlischen, außerirrdischen Geist. Alles Denken etc. ist also an sich schon eine Sympraxis im höhern Sinn. 124 .

ENC [YCLOPAEDISTIK] . Die Denklehre entspricht der Meteorologie. 20

ENC [YCLOPAEDISTIK] . Die Erde ist a - die Atmosphaere x. (veränder­ liche Größe) Die Atmosphärologie ist die Meteorologie. Ferne Hin­ deutung auf Astrologie. Symbolische Prophezeyungen. Chiromantie. PHYS[IK] . Der Nutritionsprocess erwärmt - der entgegengesezte, der SekretionsProcess - erkältet. Sollten alle Potenzen schwächen und stärken nach Beschaffenheit. (W[as] ist Stärke ?) Vom Fieber. Fieberfrost - Desoxydation (des Festen) und (Oxidation des Flüßigen) - Fieberhitze - Desoxidation des Flüßigen (und Oxida­ tion des Festen) Doppelte Brennbarkeit des Festen und Flüßigen./ Inflammable Luft/ - Weingeist - Oe! etc.) Ist bey der Reduction der Metalle eine wahre Oxidation der Luft - ? 125.

25

so

24

Allgemeines Brouillon

264

((Die größere Röthe des Bluts in den Venen ist leicht durch den Sekretionsproceß der arteriellen und venösen Muskeln erklärbar.)) PHYSIK. Das Leben der Pflanzen ist gegen das Leben der Thiere gehalten - ein unaufhörliches Empfangen und Gebären - und lez­ teres gegen dieses - ein unaufhörliches Essen und Befruchten. Wie das Weib das höchste s i c h t b a r e Nahrungsmittel ist, das den Obergang vom Körper zur Seele macht - So sind auch die Geschlechts­ theile die höchsten, äußern Organe, die den Übergang von sichtbaren und unsichtbaren Organen machen. Der Blick - (die Rede) - die Händeberührung - der Kuß - die Busen berührung - der Grif an die Geschlechtstheile - der Act der Um­ armung - dis sind die Staffeln der Leiter - auf der die Seele herunter­ steigt - dieser entgegengesezt ist eine Leiter - auf der der Körper heraufsteigt - bis zur Umarmung. Witterung - Beschnüffelung - Act. Vorbereitung der Seele und d [es] K[örpers] zur Erwachung des Geschlechtstriebes. Seele und K[örper] berühren sich im Act. - chemisch - oder galva­ nisch - oder electrisch - oder feurig - Die Seele ißt den K[örper] (und verdaut ihn ?) instantant - der Körper empfängt die Seele - (und gebiert sie ?) instantant. [126.]

10

15

20

Über die Bewegung der gereizten Muskelfa ser. (Innrer Genera­ tionsproces s zwischen den festen Theilen (d[en] Muskeln) und den flüßigen.) 121.

MED [ICIN] . Alle Exantheme sind Zersetzung einer Gattung Krankheit in viele Individuen - Schwächung durch Vereinzelung. Polypen, wild Fleisch, Exostosen, Krebs, Brand, sind vollkommne Schmarotzerthiere (oder Thierpflanzen) - sie wachsen, sie werden erzeugt, sie zeugen, sie haben ihre Organisation, sie secerniren, sie essen. (Wahres Leben - Falsches Leben - täuschende Symptome - Kranckheiten sind lebendig scheinende Todte (Gift und Tod ist Eins) - Todte mit Merckmalen des Lebens - Leben mit Merckmalen des Todtes Scheintodt - Scheinkranckheit - Schein Gift . Kranckheiten sind partielle Überwältigungen - lndividualverände[128.!

25

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265

Erste Gruppe

·

Nr. 125-133

25

rungen. Tod ist Generalüberwältigung. Der Tod ist das Centrum der Kranckheiten.) PHYS[IK] . (CHYMIE.) Sollte man nicht Gährung der Verbrenung entgegensetzen können. pos[itive] und neg[ative] Flamme./ Ist Hydro6 gen vielleicht ein gasartiges Metall (bunte Farben in Morästen) Wasser also ein flüssiger Metallkalch. Eis - Ein Metallglas durch Kälte - Das Hydrogene ist auch das Pigment der Pflanzen . Der Kohlenstoff ist dann vielleicht der Gährungs, der Reductions­ stoff - dem Brennbaren wird das Gährbare entgegengesetzt. (Schwefel 10 ist wohl Oel - krystallisirtes - oder auch Metall.) positiv brennbar negat[iv] brennbar. (Feuer - pos [itive] Combustion - Gährung neg [ative] C [ombustion] .) Feuer der Nutritions - Gährung, der se­ cretions Process - (Zeu�ungsproceß, vielleicht beydes zugleich .) Was ist, statt des Lichts bey d[er] Gährung? (pos [itives] - neg[atives] Licht 15 vielleicht.) 129.

ENc [YCLOPAEDISTIK] . Die Phil [osophie] , die die Natur vom Mineral zum Menschen fortschreiten läßt - ist die Nutritions - po­ s[itive] Combustions - Feuertheorie - die es Umgekehrt zugehn läßt ­ die Gährung neg [ative] Combustions - Secretionstheorie. 130.

20

25

PHYSIOL[OGIE] . Athmen ist schon ein gemischter, synth[etischer] Process - ein Wechselproc[eß] zwischen Flüssigen und Starren - ein Gährungs und Combustionsprocess zugleich - mithin ein Generations­ process. Das Pulsiren ist Secretionsprocess. (Schnelligkeit des Pulses in astheni sehen Kr[anckheiten] .) D i e Drüsen (Lymphat[ische] Gefäße) sind dem Nutritionsgeschäft gewidmet. (Peristaltische Bewegung vielleicht der Blutbewegung entgegengesezt.) 131.

ENc [YCLOPAEDISTIK] . Druck verhält sich vielleicht zu Stoß, wie Wärme zur Elektricität. 132.

30

PHYs [rK] . Aus einer geistvollen, absol [ut] ähnlichen Benutzung (Bearbeitung) eines oder einiger Phaenomene, ist die antiphlogistische Theorie entstanden. Mehrere solche Versuche. Sie ist eigentlich nichts, als die Nutritionstheorie - die pos[itive] Combustionslehre - freylich 133.

26

Allgemeines B rouillon

266

nur halb . Sollte man ihr etwa den Beynamen - mineralische Chemie geben können - die andre Hälfte, ist die Gährungstheorie - die Vege ­ tabilische Chemie - Beyde werden durch die Generationstheorie ver­ einigt. Hauptphaenomene der GährungsTheorie - Hauptphaenomim der 5 Generations theorie. 134 . (Der unendliche Stein kann weder stoßen [F. Schlegel]) [s. Abt. VIII, S. 90]

-

noch gestoßen werden.

CHEMIE. Schelling ist der Philosoph der neuern Chemie - der ab s [olute] Oxigenist. 10 135.

Sauerstoff - Basis des Mineralreichs. Hydrogen - Basis des Metallreichs. Kohlenstoff - vegetabilische Basis. Stickstoff - thierische Basis .

Da entständen vielleicht 4 Chymien - 2 chemische Philosophieen. 15 Die Eine vom Stickstoff herunter - zum Oxigene - die andre, um­ gekehrt. Dem Einen wäre die Natur ein unendlich modificirtes Oxigene - dem andern ein unendlich modificirter Stickstoff. /Reine Atmosphäre. Meteorologische Physik oder Chymie - auch dieser wäre eine geologische Chymie entgegengesezt - beyde vereinigt d [ie] gal- 20 v[anische] Chymie. Ox [igene] und Hydr[ogene] auf Einer Seite Kohlenstoff und Stickstoff auf der andern - anorgische und Organische Chemie. -

136.

Begr[iff] von Ansteckung.

MAGIE. (mystische Sprachl[ehre]) S y m p a t h i e des Zeichens mit dem Bezeichneten (Eine der Grund ­ ideen der Kabbalistik.) Die Magie ist von Philos[ophie] etc. ganz verschieden und bildet eine JVelt - eine Wissensch[aft] - eine Kunst für sich . Magische Astronomie, Grammatik, Philosophie, Religion, Chymie etc. Wechselrepraesentationslehre des Universums . Emanationslehre . (per­ sonificirte Emanationen.) 137.

25

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267

Erste

Gruppe

·

N r. 133-143

27

In der Magie dienen die Geister. Beschauliches Leben. Plato nennt die Magie d[ es] Zoroaster einen Dienst der Götter. Theurgie. Der l*ise. Mittler zwischen Gott und Menschen, mit denen sich der Weise vereinigen müsse. Klassificationssystem der Daemonen. Amulete. Talis� mane. Beschwörungen. Kalenderreligion der Egypter.

Überall liegt eine grammatische Mystik, wie mir scheint zum Grunde - die sehr leicht das erste Erstaunen über Sprache und Schrift erregen konnte. (Die wilden Völker halten die Schrift noch j ezt für Zauberey.) Hang zum Wunderbaren und Geheimnißvollen ist nichts als Stre­ ben - nach unsinnlichen - geistigen Reitz. Geheimnisse sind Nah­ rungsmittel - incitirende Potenzen. Erklärungen sind verdaute Ge­ heimnisse. 138.

10

139. 15

20

W[as] i [st] Synkretismus?

MEn[rciN] . Auch Kranckheiten können Beförderungsmittel der Mischung und Universalisirung der nähern Bestandth[eile] der Menschheit (der Nationen und Ra�en) werden - (so sind z. B. die Pocken erst eine (endemische, und) Nationalkranckheit gewesen -) und so fort . Dies ist sehr merckwürdig. 140.

141.

Philosophie der HumoralPathologie .

DITo. D i e Philosophie der Medicin - und ihrer Geschichte ist ein ganz ungeheures und noch ganz unbearbeitetes Feld. (Organ{ische] Kranckh[eiten]. anorgische Kr[anckheiten] . Ryth­

142.

mische etc . Jeder Mensch hat eigne Kranckheiten - eigene Gänge, 25

so

Erscheinungen und Complicationen der Kranckheiten.) Phil[osophie] der Physiologie. I galvan[ische] Wirck[ungen] der Blähungen./ Häufige Seelenbewegungen - Übungen etc. vermehren den Zusam­ menhang v [on] K [örper] und S [eele] und machen Beyde Sensibler gegen einander. Krampf ist ein Secretionsprocess - hängt an der Gfihrung /die Gäh ­ rung im lebendigen Thier ist freylich anders modificirt, als im Todten. (Einfacher Gährungsproceß.) ENC [YCLOPAEDISTIK] . Vitale Astronomie - und astronomische Heilkunde. I GRAM [MATIK] . Der Mensch spricht nicht allein - auch

143 . 35

28

Allgemeines B rouillon

268

das Universum spricht - alles spricht - unendliche Sprachen. I Lehre von den Signaturen./ MED[ICIN] . Die Arzeneykunst ist allerdings die Kunst zu tödten. I PsYCH [OLOGIE] . Aberglauben, Aberwitz, Aber­ vernunft. POLIT [IK] . Was ist der Gemeine Mann? Der absolute, ge­ meine Mann? I MED [ICIN] . Aechte Gesundheitsmittel giebts nicht 5 Alle Mittel sind weil sie überhaupt w i r c k s a m sind, schädlich. Ge­ meinschaft mit dem Gesunden - dem Abs [olut] Gesunden - macht Gesund. Durch alle Arzeneyen entsteht ein fremdes, gemischtes We­ sen. Vollkomne Isolation des Körpers - Verwandlung eines Leiters, in einen Nichtleiter - Man suche den Körp[er] unabhängig v[on] äußern 10 Influenzen zu machen - aus der Welt heraus zu heben. -

ENC [YCLOPAEDISTIK] . Die Eintheilung der Mechanik in Statik und Bewegungslehre, ist viel allgemeiner, als man glaubt - Es ist eine universell wissenschaftliche Eintheilung.

144 .

ENC [YCLOPAEDISTIK] . Witzige Physik, Geschichte, Mathem[atik] , 15 Phil [osophie] etc. hat besonders Voltaire versucht. Die amüsirende Ansicht der W[issenschaft] ist auch eine eigne, wissensch [aftliche] Behandlung.

145.

ENc[YCLOPAEDISTIK] . Eine W[issenschaft] gewinnt durch Fres ­ sen - durch Assimiliren andrer Wissenschaften etc. So d [ie] Mathem [atik] z. B. durch den gefressenen Begriff des Unendlichen.

146.

CosMoL [OGIE] . Natürlich organisirter Körper - und Künstlich zu organisirender Geist - Natürlich organisirter Geist und künstlich zu organisirender Körper. Der Körper ist das Innre bey der Entgegengesezten Welt und der Geist das Äußre - das Feste - etc. Fluctuirender Körper - fluctuirender Geist. Alle körperliche Operationen sind ein entgegengeseztes Den­ ken. Drüben ist Brennen, gähren, stoßen etc. - was hier Denken, Empfinden etc. ist.

20

147.

148.

{In der Mathem[atik] nur das Universelle aufgesucht.)

MED [ICIN] . Sollte die Medicin nicht vorzüglich historisch und poetisch seyn ? (Individualsinn.) (Über die Ruhe in medic [inischer] Hinsicht.) 149.

25

30

269

E rste Gruppe

·

Nr. 143-157

29

PHYSIOLOG [IE] . Kritische Revue der Eintheilungen des mensch ­ lichen Körpers. 150.

PHIL [OSOPHIE] . Alle Schrancken sind blos des Übersteigens wegen da - und so fort. 151 .

5

KRIT[IK] . Touj ours en etat de Critique. Etat der Kritik ist für die Freyheit (das Element der [Freyheit]) - (Element in diesem Sinne) . (Vielleicht ist so Starres und Flüssiges d [ie] beyden entgegengesezten Elemente des Feuers .) 152.

PHILOL [OGIE] . Anspielungen sind indirecte Citate. I PHILOL [OGIE] . Es ist gewiß, daß eine Meynung sehr viel gewinnt, so bald ich weiß, daß irgend j emand davon überzeugt ist - sie wahr­ haft annimmt - freylich muß es auf eine Art seyn, deren Ursache nicht gleich in die Augen fällt - Gewicht der Autoritaeten - eine Autoritaet macht eine Meynung mystisch - reitzend. I Rhetorische Gewalt des Behauptens./ Geheimniße sind Armaturen, Condensatoren des Divinations - des Erkenntnißvermögens .

153 . 10

15

PHYS[IK] . HylozoYsten oder Organisten - und Materialisten oder Maschinisten, Anorgisten. 154 .

25

ENc [YCLOPAEDISTIK] . Doppelte Universalität j eder wahrhaften W[issenschaft] - Eine entsteht, wenn ich alle andern W [issenschaften] zur Ausbildung der Besondern benutze. - Die Andre, wenn ich sie zur Universalwissenschaft mache und sie selbst unter sich ordne alle andre Wissenschaften, als ihre Modificationen betrachte. Den Ersten Versuch der leztern Art hat Fichte mit der Phil[osophie] unternommen . Er soll in allen W[issenschaften] unternommen werden.

30

MED [ICIN] . Wirckung der Mittelsalze im Körper - durch all­ mäliche Zersetzung - Alle Arzeneymittel wirken da, wo sie zersezt werden. Gift und Gegengift - Allmäliche Verstärckung des beyderseitigen Processes - im Generat[ions]proc[eß] .

155.

20

156.

(Oxidationspr[oceß] . Kohlungspr [oceß] . Azotation. Hydrodations­ pr[oceß] etc . (Alcalisationspr[oceß]) (Verwandtsch [aft] d [es] Stick ­ st[offs] mit dem Oxiglme.)

157.

30

Allgemeines Brouillon

270

(Sollte Schwefel wahre neutralisirte Hydrogenesäure seyn?)) ((Mit den wesentlichen Oelen, bes [onders] mit Einigen, ist Ox[i­ gene] wohl so nur verbunden - wie Hydrogene mit Wasser im Wein­ geist - und mit Säuren in der Naphta.) (Nähere Untersuchung der Naphten - ihrer Verbindung mit den 5 Alcalien.) (Sollte die Flamme etc. nur sichtbarer Combust[ions]Proc[eß] im F l ü s s i g e n seyn - Combustionsproc[eß] im Starren.)) CHEMIE. Problematischer Satz : Alles Säuerbare muß schon die 10 Grundlage des Sauren neutralisirt enthalten. 158.

CHEMIE. Mannichfache Arten der chymischen Berührungen oder Verhältnisse - z. B . in den monoionischen Pflanzen und Thierstoffen. 159.

GESCH[ICHTS] LEHRE. Verwandl[ung] des Jungen in das Alte ­ und des Veränderlichen in das Bleibende, - des Flüssigen in das Starre. Die Vorzeit nimmt zu - die Zukunft ab (Nicht auch zugl [eich] um- 15 gek[ehrt] ?) (Oder geht dies bis zu einem Maximum ? Oder in einer Gur[ve] ?) . 160.

ENc[YCLOPAEDISTIK] . Universalisirung der Geschichtlichen und geografischen Wesen. (Überall ist Sardinien, wo man allein schläft.) (Encyklopaedisirung einer W[issenschaft] .) 161 .

162.

20

PoLIT[IK] . Eine Stadt, als Maschine - einfache Figur einer Stadt.)

CHEM [ISCHE] PHYSIOL[OGIE] . Nutritionspr[oceß] = organischer Bild [ ungs-] , Gerinnungspr[ oceß] . 163 .

MENSCHENL[EHRE] . Alle Menschen sind in einen perpetuirlichen Duell begriffen. 16(.

165.

25

NuMISM [ATIK] . Galvanismus des Geldes .

MENSCHENL[EHRE] . Medic [inische] Ansicht der Ehe. (Gesunde ­ kränckliche Ehe .) Glückliche Ehe. 166.

MED [ICIN] . Könnte sich j emand erhalten, wenn er seine Excre­ mente fräße . 30 167 .

271

E rste G r u p p e

·

N r . 157-174

31

MED [ICIN]. Die Reinlichkeit der Haut vermehrt die Lebens­ konsumtion. 168.

ROMANTIK . Sollte nicht der Roman alle Gattungen des Styls in einer durch den gemeinsamen Geist verschiedentlich gebundnen Folge begreifen ? 169.

POLIT [IK] . Zünfte - Zunftregierungen. Noch viel mehr Hand­ wercker und Künste. Oeconomische Zunft. 110.

PHYS[IK] . Aus der idealen Zersetzung des Lebens entstehn K [örper] und Seele. DITO . /Sind die äußern Sinne Fresser?/ DITo. 10 Vermischung der Farben durch schnelle Bewegung. Schwindel. ruhende Bewegung. Ruhe trennt, was Bewegung verbindet und um­ gekehrt./ Haltbare Farben, die sich nicht zersetzen. I An [Friedrich] Schl [egel] ausgegangen von seiner Philologie, seiner Natur etc. IAbstracte Bewegung - abstracter Stoff. /(Das Alterth [um] , Bruch 1 5 stück aus Novalis Geschichte. Contact mit d e m Geist der Geschichte.) 111 .

11 2 . PHYS[IK] . Leben ist Naturfrerheit - sinnliche Frerheit. Abs [olute] 2 - Freiheit - individuelle Freyheit - relative Frey­ heit - Sensible Frerheit.

GESCH [ICHTS] UND RAU M LEH RE. Synth[esis] von Raum und Zeitindividuen. Sichtbare historien. - sichtbare Zeitfü ll e n (Raum­ füllen) . (Gliederung der Zeitfüllen.) - Zeitbildungen. Die Zeitnaturen sind wie der Wein - je älter, je köstlicher - Gäh ­ rung - Abklärung - Vergeistigung - Sie werden oeliger. (Oe!, Symbol des Geistes - sein Körper.) Die Zeit entsteht mit dem Factum (Bewegung) - der Raum mit der Stoffung. (Stoff und Raum - Zeit und Bewegung - sind wie Nichts und Etwas schon antithetische - i. e. subalterne Begriffe - Begriffe von späterer Formation.) 173.

20

25

ao

MENSCHENL[EHRE] . Ein Mensch kann alles dadurch adeln (seiner würdig machen) , daß er es will. 1 74 .

32

Allgem eines Brouillon

272

.ARTISTIK. Idealische Fossilien und Pflanzenmahlerey - Idealische Thierbildnerey. IAttribute der griechischen Götter. Signaturen./

175•

ENC [ YCLOPAEDISTIK] . Universale Poetik und vollst[ändiges] System der Poesie. Eine Wissenschaft ist vollendet, 1. wenn sie auf alles angewandt ist - 2. wenn alles auf sie angewandt ist - 3. Wenn sie, als abs [olute] Totalitaet, als Universum betrachtet - sich selbst als abs [olutes] Individuum mit allen übrigen W[issenschaften] und K[ünsten] , als relat[iven] Individuen, untergeordnet wird.

176 .

5

PHYS [ IK] . Sollten die Farben der Übergang von abs [oluter] Be­ wegung (des pos [itiven] und neg[ativen] Lichtstoffs) zu absoluter Ruhe 10 seyn. Bewegung bindet - was Ruhe zersezt und umgekehrt. 177.

PHYSIOL [ OGIE] . Jedes Glied im menschlichen Körper ist eine Function des Systems - mehrerer Glieder - und j edes Glieds. (Regeln der physiologischen Algeber.) (Rechnungsarten. Gleichung. Methode der Auflösung.) 178.

15

PsYCH [ OLOGIE] . Sollte die Seele ebenfalls ein künstliches oder zufälliges Produkt seyn ? Auch der Sitz der Seele ist willkührlich oder zufallig ? Seelenconstructionslehre. AllT [ISTIK] . (Die Kunst überhaupt sollte die das Princip d er äußern Kennzeichen seyn - überhaupt Fremde Einwirckung - Beziehung auf 20 das Fremde.) Mischung und Trennung der Merckmale d[er] Bewegung und Ruhe. 179.

ENC [YCLOPAEDISTIK ] . Beobachtung der Zeitenergie der Seele und d [es] Körpers. Physiologische und Psychologische Zeitlehre. /Ver­ änderung der bloßen RaumsCapacitaet - (Capacitaet des Volums [,] d [er] extens [iven] Raumfülle, der Gestalt) - der intensiven Raum­ Capacitaet (der Masse - oder intensiven Raumfülle) - der extensiven Zeitcapacitaet (Kapacit[aet] der Dauer Zeitvolums - der inten­ siven Zeitcapacitaet (der Geschwindigkeit - der intensiven Zeitfülle)

180.

25

-

PHIL [ O S O PHIE] . Von dem Verhältniß zwischen Gegenstand und Vorstellung - eine kritische Bemerkung (Symbolisch sympathisch nach der Lehre v [on] den Signaturen.) 181.

ao

E rste Gruppe

273

·

Nr. 175-189

33

MED [ICIN] . Über nicht wachsende Kranckheiten - schwächliche Constitutionen - Dispositionen.

182.

N[AT UR]L[EHRE] Die Natur verändert sich sprungweise. /Fol­ gerungen daraus. Synthetische Operationen sind Sprünge - (Einfälle 6 Entschlüsse.) Regelmäßigkeit des Genies - des Springers par Ex ­ cellenr;e. 183 .

.

GESCH[ICHTS]LEHRE. Wo ewige, unabänderliche Gesetze wal­ ten - da ist Alterthum, Vergangenheit. Der Process der Geschichte ist ein Verbrennen. Die Mathematische Natur verzehrt die Unermeß 10 liehe -. ENC [YCLOPAEDISTIK] . (Liquidostatik und Liquidomechanik der Zu­ kunft.) Universelle hist[orische] Mechanik. 1 84 .

LITTERARISTIK. Schriftsteller Kunst - wie man sich zum Schrift16 steiler bildet. Bibliothek - in Beziehung auf die Schriftstellerkunst wie Gemäldegallerie in Beziehung auf die Mahlerkunst. Klassificationen der Bücher. Bestandtheile der Bücher - vollständiges Buch. Kunst zu lesen 185.

-

PHYS[IKALISCHE] SINNLEHRE. Sprechen und Hören ist Befruch 20 t e n und Empfangen./ PsYCH [OLOGIE] . Scham - Scheu vor Kund­ werdung - I ARTISTIK. symbolisch religioese Mirnick - Sittenmimik ­ Grüßen etc. Was bedeutet z. B . Enthüllung ? Synth[esis] v [on] Mann und Weib . / PH Y S [ IK ] . Grund der Gast­ freundschaft der Alten - Abendmahl Gemeinschaftliches Essen und 26 trinken ist eine Art Vereinigung - ein generationsact. 186.

-

LITTERARIST[IK] . Fabrick. Buchhandel. 187.

Academie des Seiences - wissenschaftliche

GEISTESLEHRE. Achte Unschuld - ist absolute Elasticitaet - nicht zu überwältigen. 188.

ao

P oLIT[I K ] Der vollk[ommne] Bürger lebt ganz im Staate - er hat kein Eigenthum außer dem Staate. I Das Völkerrecht ist der Anfang zur universellen Gesetzgebung zum universellen Staate - Über Al­ lian�en - Friedensschlüsse - Tractate U n i o n e n - Garantieen. 189.

.

-

34

Allgemeines Brouillon

274

Republik und Monarchie durch eine Unionsacte vollkommen ver­ einigt. Es müssen mehrere nothwendige Stufen v [on] Staaten geben ­ die aber durch eine Union vereinigt seyn müssen. JuR[ISTIK] . Sonst hat man das römische Recht für ein römisches Specificum angesehn und so vieles. Der Proceß ist der Generationsprocess des Urtheils - des 6 Rechts - etwas, wie ein Beweis. Der Allg[emeine] Process. [190.1 PsYCH [ OLOGIE] . Traurigkeit ist Symptom - Stimmung der Se­ kretion - Freude Symptom des Genusses - der Nutrition. I Die Ar­ terien betreiben den Nutritions und die Venen den Sekretionsprocess./ 191 . MED [ rciN] . Über die Arzeneymittel, die der Mensch in seiner 10 Gewalt hat - d. h . über diej [enigen] Willensthätigkeiten, die der Mensch, als Mittel, den Kranckheiten entgegensetzen kann - z. B. über die durch Anstrengung mögliche allmäliche Verminderung des Hustens. H'iderstand gegen die Kranckheiten. Phil[osophie] j eder einzelnen 16 Kranckheit. Bessre Classification der Kranckheiten. Kritik der Sprengelsehen Pathologie. 192. MED [ rciN] . Krampf und Entzündung sollen beständig im mensch ­ lichen Körper verbunden und wechselnd da seyn - in bestimmten Pro ­ portionen. Die Bestimmungen dieser Proportionen machen die indivi duellen Temperamente und Constitutionen.

20

193. PHYS [ rK ] . Über die Centralbildung und Erzeugung der Wellen ­ Welle entsteht im Mittelpuncte der Bewegung. 194 . PsYCH [OLOGIE] . Wie man aus den Symptomen den Sitz der Leidenschaft finden kann ? Rationelle und medicinische Mimik. Zufällige - willkührliche und wesentliche Symptome. Classification der Leidenschaften - Theorie ihrer äußern Symptome. Der Sitz der Seele ist bald hier, bald dort - bald an m ehreren Orten zugleich - er ist veränderlich - und so auch der Sitz ihrer Hauptglieder - die man durch die Hauptleidenschaften kennen lernt. 195. PsYCH [ OLOGIE] . Das Gedächtniß nimmt mit der Fähigkeit die Gegenstände a priori zu finden, ab, und zu.

25

so

E rste Gruppe

275

·

Nr. 189-201

35

ENC [YCLOPAEDISTIK] . 1. Gedächtniß IT'issenschaften Natur Elementar W[issenschaften} (NaturElemente. Kunstelemente) 2. W[is­ senschaften] d [es] Kombinationsvermögens = W[issenschaften] des Zusammengesezten etc. 196.

5

1.

abs[olute] Ged [ächtnis] W[issenschaften] . Abgeleitete

2. abs [olute] Komb [inations] W[issenschaften] . Abgeleitete.

ENC[YCLOPAEDISTIK] . Die magischen W[issenschaften] entsprin­ gen, nach Hemsterhuis, durch die Anwendung des moralischen Sinns 10 auf die übrigen Sinne - i. e. durch die Moralisirung des Weltalls, und der übrigen Wissenschaften. 197.

ENc [YCLOPAEDISTIK] . Die W[issenschaft] im Großen besteht, nach Hemsterhuis, aus dem Produkt der Gedächtnißwiss [enschaften] , oder der gegebnen Kenntnisse, und der Vernunftw[issenschaften] , oder 15 der gemachten (erworbnen) Kenntnisse. Die leztern sind das bloße Werck des Menschen. Die W[issenschaft] im Großen ist also über­ haupt die TotalFunction der Daten und Facten - die n Potenz des Reihenbinoms der Daten und Facten. Hier wird die combinator[ische} Analysis Bedürfniß . 198.

20

ENc lYCLOPAEDISTIK] . D i e größesten Wahrheiten unsrer Tage verdanken wir dem Contact der lange getrennten Glieder der Total­ wissenschaft. Hemsterhuis . [s. Abt. rrr, Nr. 27] 199.

MENSCHENGEscu [rcHTS] LEHRE. Hemsterhuis und Dumas merck­ würdige Ideen von den Aphelien, und Perihelien des menschl[ichen] Geistes - dem Caracter j eder Perihelie und seiner Entstehung und Ausbildung. [s. Abt. III, Nr. 27-28] 200.

25

PHYS [IKALISCHE] SINNENLEHRE. Anschaun ist ein elastischer Genuß. I PurL [OsOPHISCHE] PHYS [IK] . Das Bedürfniß eines Gegen­ standes ist schon Resultat einer Berührung in distans. Anfang der Negation - der Heterogeneisirung. Die Fuga Vacui ist nichts, als eine Anziehung des Leeren und des Vollen. Alle Fuga Vacui ist relativ - nur bis zu einem gewissen Punct 201 .

so

36

Allgemeines Brou i l l o n

276

wircksam - Sie hat, wie alle Anziehung, und Saturation einen Ter­ minus ad quem. SOFOLOGIE. Weisheit muß man hienieden meist nur beym Mittelmäßigen ( Eingeschränkteren) suchen. Hemsterh [uis] . [s. Abt. III, Nr. 32 ] Weisheit ist Harmonie. 2 und 3 sind leichter in Harmonie, als 1 und 1 0 0 . Schwierige Harmonie des Genies. ( quant [ itatives ] Genie. quali ­ t [ atives ] Genie. Ihre Synth [ esis] .)

202 .

MoR[ALISCHE] ERZIEH [UNGs] LEHRE. Hemsterhuis moralische Heilkunst im Simon. [s. Abt. 111, N r . 38] 203 .

ARTISTIK. (PSYCH [OLOGIE] ) . Die Hand wird beym Mahler Sitz 10 eines Instinkts - so auch beym Musiker - der Fuß beym Tänzer. Das Gesicht beym Schauspieler - und so fort. 204.

PsYCH [OLOGIE] . Schmerz und Angst bezeichnen die träumenden Glieder der Seele. Körperliche Lust und Unlust sind Traumprodukte. Die Seele ist nur zum Theil wach. Wo sie träumt, wie z. B. in den un- 15 willkührlichen Organen - wohin in gewisser Hinsicht der ganze Kör­ per gehört - da empfindet sie Lust und Unlust. Schmerz und Kitzel sind Sensationen der g e b u n d n e n Seele.

205.

ERREG [UNGs] THEORIE. Die Erregbarkeit ist Repulsivkraft - die Capacitaet - Attractionskraft. 20

206.

HISTORIE. Über die Zeit, wo Vögel, Thiere und Bäume gespro ­ chen haben.

207.

ARTISTIK. Ein Theater ist, wie Fabrik und Academie - ein großer mannichfaltiger Virtuos. 208 .

(Sollte die Operation des Willens - die Wahl erst polarisiren) PsYCH [OLOGIE] . Daß der Wille die polarisirende Macht ist, ist außer Zweifel - die Best [ immung] , was, nach beschehner Polarisirung, rechts oder links, pos [itiv] oder negativ seyn soll - ist ein 2ter Act des lf/illens. 209 .

25

ZuKÜNFTIGE LITTER[ATUR] . Es wird eine schöne Zeit seyn, wo 30 man nichts m ehr lesen wird, als die schöne Composition - als die Litte-

210.

E rste Gruppe

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·

Nr. 201-218

37

rairischen Kunstwerke. Alle andre Bücher sind Mittel und werden vergessen, wenn sie keine tauglichen Mittel mehr sind - und dies können die Bücher nicht lange bleiben. PHYSIOLOGIE. Schlaf ist ein vermischter Zustand des Körp [ers] 5 und d [er] Seele. Im Schlafe ist K[örper] und S [eele] chymisch verbun­ den. Im Schlafe ist die Seele durch den K [örper] gleichmäßig ver­ theilt - der Mensch ist neutralisirt. PHYSIOL [OGIE] . Wachen ist ein getheilter - polarischer Zustand . Im Wachen ist die Seele punctirt ­ localisirt. 10 Schlaf ist Seelenverdauung ; der Körper verdaut die Seele - (Ent­ ziehung des Seelenreitzes) - Wachen ist Einwirckungsstand des Seelen­ reitzes - der Körper genießt die Seele. Im Schlafe sind die Bande des Systems locker - im Wachen angezogen. 211 .

CosMoL [OGIE] . Qual [itatives] - quant[itatives] - und relatives Chaos . 212.

15

LITTER [ATU R] . Gelehrsamkeit entspricht dem Gedächtniß. Fähig­ keit oder Geschicklichkeit dem Geist. Beydes verbinden h[eißt] bey­ des, als ein Binomium ansehn und dieses potenziren. (Romantische Gelehrsamkeit - und romantische Geschicklichkeit 20 Combinations und Variationsfertigkeit.) 213.

THÄTIGKEITSL[EHRE] . Chaotische Thätigk [eit] - polare Th[ätig­ keit] - synthetische Thätigkeit.

214.

215.

PSYCH [OLOGIE] . Über den Tiefsinn - Jte Dimension.

ERKENNTNISSLEHRE. Die mittelbare (organische) Erkenntniß, 2 5 Berührung und Genießung ist die 2 te Epoke. Die erste Epoke ist die des Chaos. Die dritte Epoke ist die Synthetische - Die unmittelbar Mittelbare Erkenntniß, Genießung und Berührung. 216.

ENc[YCLOPAEDISTIK] . (Wie Epos, Lyra und Drama die (Element e) der Poesie - so giebt es auch ähnliche (Elemente) der Scienz, oder Wissenschaft.) 211.

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(Meine Hauptbeschäftigungen sollen j ezt 1 . Die Encyclopaedi ­ stik. 2 . ein Roman. 3 . der Brief an Schlegel seyn. Im leztern werde [218.1

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Allgemeines B rouillon

278

ich ein Bruchstück aus 1 . so romantisch, als möglich, vortragen. (Soll es eine Recherche ( oder Essai ) , eine Sammlung Fragmente, ein Lich ­ tenbergischer Commentar, ein B ericht, ein Gutachten, eine Ge­ schichte, eine Abhandlung, eine Recension, eine Rede, ein Monolog oder Bruchstück eines Dialogs etc. werden ?)) 5 219.

(Sur les Kategoriees. )

GEISTIGE BILDUNGSL[EHRE] . Man studirt fremde Systeme um sein eignes System zu finden. Ein fremdes System ist der Reitz zu einem Eignen. Ich werde mir meiner eignen Philosophie, Physik etc. bewußt - indem ich von einer Fremden afficirt werde - versteht sich, 10 wenn ich selbstthätig genug bin. Meine Phil [ osophie] oder Physik kann nun mit dem Fremden übereinstimmen oder nicht. Im erstem Falle zeigt es Homogeneitaet - gleichen wissenschaftlichen Karacter, wenigstens in dieser Beziehung an. ( Ehe der heterogenen Systeme. ) 220.

PHYL [OSOPHIE] . Unter Phil [ osophie] hat man fast immer nur eine 15 höhere Potenz der Wissenschaftlichkeit überhaupt verstanden - nichts Specifisches. 221 .

ENc [YCLOPAEDISTIK] . Nicht das Wesentliche - karacterisirt nicht die Hauptmassen - sondern das Unwesentliche - Eigenthüm­ liche. Werners Oryktogn [ osie] . Die vollk [ ommen] unabh [ ängige] 20 Oryktogn [ osie] und die vollk [ ommen] unabh [ ängige] mineralische Chemie machen als völlig Heterogene ein System. 222 .

MED [ICIN] . Ein Hauptmangel der Arzeneykunst liegt noch in der willkührlichen, unsystematischen Dosenbestimmung - und DosenSuite. 25 ( Schnelle Kur - weniger dauerhaft, als die Langsame. Je länger der Mensch Kind bleibt, desto älter wird er. ) [223 . ]

LEBENSG ENUSSL [EHRE] . Je mehr der Mensch seinen Sinn fürs Leben künstlerisch ausbildet, desto mehr interressirt ihn auch die Dis ­ harmonie - wegen der Auflösung. Einfache Harmonie - ( Melodie) 30 complicirte mannichfache Harmonie. (analytische synth [ etische] Harmonie). 224 .

-

-

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E rste G r u p p e

·

N r. 218-231

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MED [IciN] . Eigenthümlich - fremd.) Einfach Gesund - com­ plicirt gesund - Einfaches Wolbefinden - complicirtes Wolbefinden. THEODICEE. Wenn nun Gut und Übel seine eigenthümlichen Vor­ züge hätte, so wäre doch ihre Verknüpfung sehr wünschenswerth. PsYCH [OLOGIE] . WechselVerstärkung und Schwächung - und neutrali ­ sirung des + Angenehmen und - Angenehmen.

225.

6

DYNAMIK . Wenn die Repulsiv Kraft überwältigt ist, so fängt die Eindringung des Fremden an. I Überwältigt zum Theil - überwältigt und nicht überwältigt zugleich. Bey allen unmittelbaren Processen der Chymie ist das Überwältigte zugleich das Oberwältigende. 226.

10

CHEMIE. Chymische Bereitungsprocesse. Gebrauch j edes chymi ­ schen Produkts. Seine Beschreibung - seine Definition oder Bestand­ tbeile und deren Verhältniß - Seine Gleichniße. (Immanente Glei­ chung - transeendeute Gleichung.) (22 7 . ]

15

(Addiren, subtr[ahiren,] multipl[iciren,] divid [iren,] Logaryth­ misiren, delogarythmisiren, Gleichen, und Auflösen, differentiiren und integriren, Exponenziren und radiciren . seriiren und Summiren etc. Proportioniren - disproportioniren.) 228.

(Jezt will ich alle W[issenschaften] speciell durchgehn - und Materialien zur Encyklopaedistik sammeln. Erst die Mathematischen - dann die Übrigen - die Philosophie, Moral etc. zulezt.) 229.

20

TECHNIK. (MECHANIK.) Mechanisch verbinden - mechanisch trennen. (Glätten - raub machen. Formgeben) trennungs und Verbin25 dungsinstrumente. (Scheere, Meißel, Messer, Pfriem, Beil, Keil, Feile, Bohrer, Hammer, Zange, Nähnadel, Schaber etc. sind im Grunde einerley Instrumente -) Mechanische Bindestoffe - Zwirn etc . Nägel, Nadeln - Riegel - sie sind theils zäh, theils Starr. Dies beruht alles auf der specifischen Cohaerenz. 30 (Schuster, Schneider, Beutler, Sattler, (Tapezierer) Näther, Perücken­ macher, Puzmacher, sind Ein Handwerck .) Jacobson. 230.

(Gravitationslehre - und Arythmetika universalis will ich zuerst durchgehn. Jener soll Eine Stunde, dieser 2 Stunden gewidmet wer(23 1 . ]

40

Allgemeines Brouillon

280

den. Was mir nebenher einfällt, wird in das allg[emeine] Brouillon mit hineingeschrieben. Die übrige Zeit wird theils dem Roman, theils vermischter Lektüre gewidmet - und d [er] Chymie und Encyclopae­ distik überhaupt. Das Cabinet v[on] Heynitz und Hofmann wird erst nach geendig- 5 ten praeparativen Theil d [er] Oryktognosie betrachtet. Der Gravitationslehre folgt die Mechanik.) (1 Stunde ist den ehrmischen Bereifungen gewidmet. (B [ereitungen] v[on] Processen, von Leben aller Art.) 1 . chymische Bereitungen chymischer etc. Kräfte - d [es] Feuers, d [es] Lichts der Kälte, der Gährung, der Detonation etc . der Electr[icitaet] , d [es] Magnet[ism] . (B[ereitung] v[on] Proc[ess] Organen - von Organen aller Art) 2. Bereitungen chemischer Stoffe.) 232.

10

(1 Stunde der Encyclopaedistik überhaupt. Diese enthält wissen - 15 sch[aftliche] Algeher - Gleichungen. Verhältnisse - Aehnlichkeiten ­ Gleichheiten - Wirckungen der Wissenschaften auf einander. Früh v[on] 6- 1 2 folgen sich diese Stunden. Nachmittag ist, wenn früh keine St[unde] verlohren gegangen ist, Roman und Lektüre . Briefe unterbreehen alle St[unden] . Die übrige St[unde] früh kann der 20 Motion und d [en] Pausen gewidmet seyn. V[on] 9- 1 0 z. B. wird spatzieren geritten oder v [on] 1 1- 1 2 . Wird früh v [on] 6-7 etwa ge­ lesen so wird Nachmit[tags] eingeholt.) 233 .

RoMANT [IK] ETC . Märchen. Nessir und Zulima. Romantisirung der Aline. Novellen. Tausend und Eine Nacht. Dschinnistan. La Belle et la Bete. Musaeus Volksmärchen. Romantischer Geist der neuern Romane. Meister. Werther. Griechische Volksmährchen. Indische Märchen. Neue, originelle Märchen. In einem ächten Märchen muß alles wunderbar - geheimnißvoll und unzusammenhängend seyn alles belebt. Jedes auf eine andre Art. Die ganze Natur muß auf eine wunderliche Art mit der ganzen Geisterwelt vermischt seyn . Die Zeit der allg[emeinen] Anarchie - Gesezlosigkeit - Freyheit - der N a t u r­ s t a n d der Natur - die Zeit vor der We l t (Staat.) Diese Zeit vor der Welt liefert gleichsam die zerstreuten Züge der Zeit nach der Welt [234 . 1

25

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E rste Gruppe

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N r . 231-239

41

wie der Naturstand ein sonderbares Bild des ewigen Reichs ist. Die Welt des Märchens ist die durchausentgegengesezte Welt der Welt der Wahrheit (Geschichte) - und eben darum ihr so durchaus ähnlich wie das Chaos der vollendeten Schöpfung. (Über die Idylle.) 5 In der künftigen Welt ist alles, wie in der ehmaligen Welt - und doch alles ganz Anders. Die künftige Welt ist das Vernünftige Chaos ­ das Chaos, das sich selbst durchdrang - in sich und außer sich ist Chaos 2• oder 00 • Das ächte Märchen muß zugleich Prophetische Darstellung - idea10 Iische Darstell [ung] - abs [olut] nothwendige Darst[ellung] seyn. Der ächte Märchendichter ist ein Seher der Zukunft. Bekenntnisse eines wahrhaften, synth [etischen] Kindes - eines ideali­ schen Kindes . (Ein Kind ist weit klüger und weiser, als ein Erwachse­ ner - d [as] Kind muß durchaus ironisches Kind seyn.) - Die Spiele d [es] 15 K[indes] - Nachahmung der Erwachsenen . (Mit der Zeit muß d [ie] Gesch [ichte] Märchen werden - sie wird wieder, wie sie anfieng.) PHYS [ rK] . (Leben überhaupt ist das eigentliche abs [olute] Men ­ struum universale - und univers[ales] Bindungsmittel.) (Es giebt unendlich viel Arten des Lebens. Alles Organ ist Excrement oder Produkt des Lebens.) 235.

20

MENSCHENL [ EHRE] . Ewige Jungfrau ist nichts, als e w i g e s, w e i b l i c h e s Kind. Was entspricht der Jungfrau bey uns Männern. Ein Mädchen, die nicht mehr wahrhaftes Kind ist, ist nicht mehr Jungfrau . (Nicht alle Kinder sind Kinder) . 236 .

25

ZuK [UNFTS]L[EHRE] n [Es] LEBENS . Unser Leben ist kein Traum - aber es soll und wird vielleicht einer werden.

237.

MATHEM [ATISCHE] PHrL[OSOPHIE] . ( GRAMMATIK . ) Die Katego ­ rieen sind das Alphabet cogitationum humanarum - worinn j eder Buchstabe eine Handlung begreift - eine philosophische Operation einen höhern (mathematischen) Calcül - Die Philosophie der Kate­ gorieen ist von der höchsten Wichtigkeit.

238 .

30

PHYS[rK] . Allgemeine Ansicht der chemischen Operationen Ihre Algebrai:sirung. /Nasser Weg - trockner Weg - philosophischer

239 .

42

Allgemeines Brouillon

282

Weg./ Alles ins Gleichgewicht setzen ist ein Selbstwägen der Natur ­ ein Selbstproportioniren - I Die Verhältnisse des Volums, der Aus ­ streckung etc. sind Selbstmessungen - die Graderhöhungen sind po­ tenzirungen - das Polarisiren - ein poniren und Negiren Das Logarythmisiren und Gleichen - das differentiiren und irrte- 5 griren quid ? Zahlensystem und Sprachsystem. 240. ENc[ YCLOPAEDISTIK] .

Wie werden die philosophischen Kupfer­

tafeln beschaffen seyn ? Dahin gehören schon die Kategorieentafel - das Fichtische theoretische System - die Dyanologie - die Tafeln an der Logik v[on} Maaß ­ die Bacosche Tafel der Wissenschaften etc . Tabellen etc.

(

+ a + a :fl: - a

:��

)

Geografische - Geognostische - mineralogische - chronologische mathematische - technologische - ehrmische - Cameralistische - poli­ tische - galvanische - physicalische - Artistische - physiologische musicalische - heraldische - Numismatisch e - statistische - philo ­ logische - Grammatisch e - psychologische - Litterairische - philo sophische Kupfertafeln. Die Pläne vor d [en] Büchern sind gewisser­ maßen schon Kupfertafeln - (Die Alphabete) - Die Indices sind die Speciellen Wörterbücher und Encyclopaedieen. /Die Geometrie z. B . i n eine große Tabelle gebracht - d i e Arythmetik - d i e Algeher etc./ Alle mögliche l i t t e r a i r i s c h e artistische und weltliche Geschichte muß in Tafelnsuiten gebracht werden können. (Je weniger ein Buch in eine Tafel gebracht werden kann, desto schlechter ist es.) 24 1 .

10

15

20

25

Campers Buch./

MATH EM [ATIK ] . Die Combinatorische Analysis gehört eigentlich zur universellen Arythmetik - Sie die Algeher und sog[enannte] Analysis machen Eine Wissenschaft aus. Sie handelt im allg[emeinen] von Zahlen oder Zeichensystemen. (Zahl ist Vielheit. eine Zahl Men­ schen) von localen Veränderungen - sie ist eine sonderbare Art von entgegenges [ezter] Mechanik - Stellenlehre -. Die Discerptionen ge242.

so

283

Erste Gruppe

·

Nr. 239-245

43

hören in eine andre Klasse - doch hängen sie genau damit zusammen. Bey ihr sind die Zeichen individuell. Algebralsirung ihrer Opera­ tionen. ANAL [O G IS C HE ] MATHEM [ATIK] . Produkte sind unvollk [ommne] 6 Potenzen etc. I Der Geist ist das potenzirende Princip - daher ist die Schriftwelt die Potenzirte Natur oder technische Welt. 243 .

ScrENT [rA] ARTIS LITTER[ARIAE] . Die Schriftkunst (Tonkunst) schriftkünstlich behandelt liefert die Wissenschaft von der Schrift­ kunst (Scientiam artis litterariae) . Die Kritik der Schriftkunst bereitet 10 diese Wissenschaft vor. Unser Alphabet ist eine TonSchriftkunst und noch obendrein von einem individuellen Instrumente, dem m enschlichen Sprachwerck ­ zeugsystem. Allgemeines, reines Schriftsystem - und besondre, abgeleitete Schrift 15 systeme. (vid. das Zahlensystem .) Noten. 244 .

MusiK . Die Gonsonanten sind die Fingersetzungen und ihre Folge und Abwechselung gehört zur Aplicatur. Die Vocale sind die tönenden Saiten, oder Luftstäbe. Die Lunge ist der bewegte Bogen. Die mehreren Sayten auf einem Instrument sind nur zur Bequemlich keit - es sind Abbreviaturen. Es ist eigentlich nur Eine Sayte. Die Orgeln sind Nachahmungen der Sayteninstrumente. Über den karac­ terisirenden Ton der Sayte - der Grund dieser Individualitaet - Masse länge - Dicke etc . Über die Mittönungen. Tonreihe j edes Sayten­ strichs. Dauer des Strichs - Ansetzpunct des Bogens. Steg. Bau des Instruments. Harmonika. Euphon[ie] . Über den Glockenton. Theorie des Harmonikaspielens. Die tastirte Harmonika. Warum die Wellen und Ströme des Wassers nicht tönen? Acusticitaet der Luft. Schwingungen einer mit El[ectricitaet} geladenen Glocke. Über die allg[emeine] n Sprache der Musik. Der Geist wird frey, unbestimmt angeregt - das thut ihm so wohl - das dünkt ihm so bekannt, so vaterländisch - er ist auf diese kurzen Augenblicke in seiner indischen Heymath. Alles Liebe - und Gute, Zukunft und Ver­ gangenheit regt sich in ihm - Hoffnung und Sehnsucht./ Vers [uch] bestimmt durch die Musik zu sprechen. Unsre Sprache - sie war zu 245.

20

-

25

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44

Allgem eines Brou illon

284

Anfang viel musicalischer und hat sich nur nach gerade so prosaisirt ­ so enttönt. Es ist j ezt mehr Schallen geworden - Laut, wenn man dieses schöne Wort so erniedrigen will. Sie muß wieder Gesang wer­ den. Die Consonanten verwandeln den Ton in Schall. (Suckows Anf[angs] Gr[ünde] der oecon[omischen] und technisehen Chemie, nebst den j ezt herausgekommenen Zusätzen.

246.

6

Betracht[ungen] üb [er] d [ie] Kriegskunst. 2ter Theil.

Theoret[ische] Bruchst [ücke] üb [er] d [ie] Natur d [er] Erde, Sonnen und Planetenwelt. Düsseldorf Daenzer. Göthe Prophylaen. Göttlings Handb [uch] der Chemie. La Grange v[on] Gruson. 2ter Th[eil] . La Sue Grundlinien zur Physiognomik aller lebenden Körper vom Menschen bis zur Pflanze. W eygand. Probe einer neuen Ausgabe der griech [ischen] und röm[ischen] Clas siker in Fragmenten. Leipzig. Feind. Rüdigers physische Ketzereyen . Weygand . Schillers Musenallmanach . Tiecks neue Romane) DENKL[EHRE] . Unendliche Gedanken - ideale Gedanken - Ideale mit 2 und 3 Dimensionen . Wie kann man sich der unendlichen Ge­ danken zur Lösung endlicher Gedankenprobleme bedienen ?

247 .

248.

10

15

20

(Die Kunst ist das Compliment der Natur.)

PoL [ITIK] . Freyheit und Gleichheit verbunden ist der höchste Caracter d er Republik, oder der ächten Harmonie. 249 .

PoL[ITIK] . Eine vollk[ommene] Constitution - Bestimmung des Staatskörpers - der Staatseele - des Staatsgeistes - macht alle aus ­ drückliche Gesetze überflüssig. Sind die Glieder genau bestimmt, so verstehn sich die Gesetze von selbst. So lange die Glieder noch nicht vollk[ommene] Glieder sind - noch nicht genau bestimmt - so muß es Gesetze geben - Mit wahrer Kultur im Allg[emeinen] vermindert sich die Zahl der Gesetze. Gesetze sind das CampZement mangelhafter Naturen und Wesen, daher synthetisch . Wenn wir das Wesen eines

25

250 .

30

285

E rste

G r u pp e

·

Nr. 245-256

45

Geistes näher bestimmen werden, so haben wir auch keine geistigen Gesetze mehr nöthig. ETHIK. Über das Moralgesetz. Mit vollständiger Selbstkenntniß - und Weltkenntniß - vollständi ger Selbst und Weltbestimmung verschwin­ det das Moralgesetz und die Beschreibung des moralischen Wesens steht an der Stelle des Moralgesetzes . Gesetze sind die Data, aus denen ich Beschreibungen zusammensetze. PoL [ITIK] . Wir sind mit dem Unsichtbaren näher, als mit dem Sichtbaren verbunden. (mys tischer Republicaner.)

251 .

10

LoGIK. Gesetze sind nothwendige Folgen des u n v o l l k o m m n e n Denkens - oder Wissens. 252 .

(Über die Mittel ein mechanisches Gemenge zu Sortiren - eine Anwend [ung] auf Chymie.)

253.

[254 . ] 15

20

LEBENSL[EHRE] . Das Leben ist ein moralisches Princip . (Unvoll­ k[ommene] Moralität - unvollkommnes Leben. 255.

ERZIEH [UNGs] W [rssENSCHAFT] n [Es] G EL EHRTEN . Der Histo ­ riker wird durch die Zeitungen (ein Verzeichniß individueller Nach­ richten) gebildet. Hier kann er Kritik lernen. kritisches Zeitunglesen und Schreiben. Falsche Nachrichten - einseitige - entstellte - lernt er nachgerade benutzen. Vollk[ommen] entgegengesezte Nachrichten heben sich auf - Unvollk [ommen] entgegengesezte geben die Wahr­ heit zum Resultat, wenn man die sich aufhebenden Data oder Glieder durchstreicht. Die Materialien des Historikers sind die Quellen oder die Zeitungen - oder die Historien, welches Eins ist. Kritisch ordnet der directe Historiker seine Data zu Gleich ungen [,] zu einer großen gut geordneten Aufgabe. Dies ist die erste Arbeit - die Auflösung die­ ser Aufgabe - oder des Gleichungen Systems - ist die 2te Arbeit -

256 .

25

30

P oL [ ITIK ] . Hierarchie = Monarchie. Regierung eines Einzelnen Episcopalverfassung = Aristocratie. Regierung Mehrerer. Protestantism = Democratie. Regierung aller und eines j eden. Ihre Vermischungen - Beschränkungen etc.

46

Allgemeines Brouillon

286

diese beschäftigt den reflectirenden Historiker. Die Zeit ist der sicher­ ste Historiker. Die gewöhnlichen Zeitungen liefern eine reale Kritik . Den directen kann man auch den beobachtenden Historiker nennen . (Die Beobachtung bereitet den Beweis vor.) (Jeder Beweis ist eine Ahnenprobe.) Der Beweis ist die umgekehrte Auflösung. Bey der Auf- 6 Iösung folgt die Integration der Differentiation - bey dem Beweis_e umgekehrt. (Integrat[ion] und Diff[erentiation] nehm ich hier nicht ganz in d [er] gewöhnl [ichen] B e de u t u n g . ) REL [IGIONS] L[EHRE] . Das sind glückliche Leute, die überall Gott vernehmen - überall Gott finden - diese Leute sind eigentlich 10 religiös. Religion ist Moral in der höchsten Dignitaet, wie Schleyer­ macher vortrefflich gesagt hat. [257 . 1

ANTHROP [OLOGIE] . Unaufhörliche Thätigkeit in best[immter] Richtung, object[ive] Thätigkeit - ist die negative Kette, die die positive (subj ect [ive] allg [emeine]) Thätigkeit sehr verstärkt - und 16 nur im vereinigten Besitz dieser beyden Thätigkeiten und im Z u ­ stande ihrer Harmonie i s t man wahrhaft besonnen - wahrhaft ruhig und freythätig zu allem Geschickt - durchaus Gesund. (Künstler aus Sittlichkeit.) (Der vollständige, und der vollk[ommene} Künstler überhaupt ist von 20 selbst sittlich - so auch der vollständige und vollk[ommene] Mensch überhaupt.) 258.

PAED [AGOGIK] . Alles was dem sich bildenden Menschen noch schwer dünckt, da sollt er nach gerade seine Kräfte daran versuchen, um es heben, und mit großer Leichtigkeit - und Geschicklichkeit heben und bewegen zu können. Dadurch gewinnt er es lieb . Was einem Mühe kostet, das hat man lieb. 259 .

26

PHYSIK D [ER] GEISTIGEN THÄTIGK [EIT] . Moralität des Glaubens überhaupt. Er beruht auf Annahme der Harmonie. Aller Glauben geht von moralischen Glauben aus. 30 260.

PoL[ITIK] . Der Staat ist immer instinktmäßig nach der relativen Einsicht und Kenntniß der menschlichen Natur e i n g e t h e i l t wor­ den - d er Staat ist immer ein Macroandropos gewesen - die Zünfte = 261 .

287

E rste Gruppe

·

Nr. 256-270

47

die Glieder und einzelnen Kräfte - die Stände = die Vermögen. Der Adel war das Sittliche Vermögen - die Priester das religiöse Ver­ mögen - die Gelehrten die Intelligenz, der König der Wi l l e. Allego ­ rischer ]1.1ensch. PoL[ITIK] . Auflösung des hauptpolitischen Problems. Ist ein politisches Leben möglich ? oder Sind Verbindungen der entgegengesezten politischen Elemente a p r i o r i möglich ? 10 Genialischer Staat. (Reunion der Oppositen) 5

262.

PHYS[IK] . Die Elemente haben nicht des m i n d e s t e Verhältniß zum Composito. (vid . Linien zu Flächen - Flächen zu Körpern.)

263 .

W [ISSENSCHAFTs] L[EHRE] - ODER PHIL[OSOPHIE] . Über die For­ mel Ich - die Aufgabe Ich ? Formel des Genies - Formel des Geistes. 15 Die Auflösung ist in ihr enthalten. 264 .

TECHN [IK] . Aehnliche Eintheilung der chemischen und mechani ­ schen Geschäfte. 265.

266.

(Wasser und Feuer sind die HauptKraft q u e l l e n .)

(Synthetische, simultane Reitzbarkeit des Menschen oder Thiers. 20 Simultane Reitze - Componirte synth[ etische] simultane Reitzung. vid. Browns Einseitigkeit etc.) 267.

ASTR [ONOMIE] . Die Sternwarte ist dem Dienste der Gestirne gewidmet. 268 .

PsYCH [OLOGIE] . Das Lächerliche ist eine Mischung, die auf Null hinausläuft. (Detonation.) (Mischung des Gemeinen, Niedrigen und Erhabenen etc.) 269.

25

(Instinkt ist Kunst ohne Absicht - Kunst, ohne zu wissen wie und was man macht. Der Instinkt läßt sich in Kunst verwandeln - durch Beobachtung der Kunsthandlung. Was man also macht, das läßt sich am Ende kunstmäßig zu machen, erlernen. Kunst das Lächerliche und das Romantische hervorzubringen.) 270.

ao

48

Allgemeines Brouillon

288

PsYcH [OLOGIE] . Das Lächerliche ist nicht beißend. Lachen ist ein Krampf. Die Ursache des Lachens muß also von einer plötzlichen Entladung der gespannten Aufmercksamkeit - durch einen Cantrast entstehn. Aehnlichkeit mit dem electrischen Funken. Der ächte Komicker muß ernsthaft und wichtig aussehn, wenn er eine Posse macht. ( Ironie. Parodie. Travestie - Die Verkleidung ist ein Haupt­ Bestandtheil des Lächerlichen. Wortspiele. Lächerliche Fragen und Antworten. Anecdoten. Scenen. Shakespeare. Die Italiaener. Ari­ stophanes. Witz der gemeinen Leute. Carricaturen. Hogarth. Lich tenberg.) Lachen - Kur der Hypochondrie. Aus vielen Lachen und Witzeln kann aber auch Hypochondrie entstehn. Lachen bekömmt sthenischen Con­ stitutionen vorzüglich gut. Alles was die Aufmercksamkeit erregt und nicht befriedigt ist lächerlich - Nur das Plötzliche Abspannen der Aufmercksamkeit ist aber die eigentlich Zachenmachende Operation. Das Weinen ist eine sthenische Krisis - das Rührende ist das Gegen ­ tbeil des Lächerlichen. Das Rührende fängt mit Abspannung an und spannt plötzlich - das Rührende oder das Eindringende dringt schnell ein - eh man Z eit hat sich zu fassen - Es ist eine Übersätti­ gung - Weichwerden - zerfließen - schmelzen. Jenes ist ein Absonderungs, dies ein Einschluckungsprocess - Jenes ein Flüchtigwerden daher �ie Kälte des Lächerlichen. Dies ein Gerinnen - ein Starrwer­ den - daher die Wärme. Das Weinen und Lachen mit ihren Modifica ­ tionen gehören so zum Seelenleben, wie Essen und Secerniren zum körperlichen Leben. Das Weinen macht das arterielle - das Lachen das venöse System. ( Verhältnisse des arteriellen und venösen Systems in j eder Con­ stitution. Sollte die Gicht etc. nicht oft von fehlerhaften Verhältnissen dieser Systeme ( und ihrer Säfte) herrühren. ( Verhältniß der Röthe d [ es ] arteriellen Bl [ utes ] zur Schwärze des venösen Bluts) )

5

10

15

20

25

211 .

212.

PSYCH [OLOGIE] . Aller Ernst frißt - und aller Spaß sondert ab .

PsYCH [OLOGIE] . Ist Dencken auch Absondern - ? Dann ist viel ­ leicht empfinden Fressen. Selbstdenken ist vielleicht ein Lebenspro 273.

so

Erste Gruppe

289

·

N r . 270-279

49

ceß - Freß und Absonderungsproceß zugleich . Denken und Empfin­ den zugleich. PsYCH [OLOGIE] . Durch Abstraction wird die Reitzbarkeit ver­ mehrt. Zuviel Abstraction erzeugt Asthenie - zu viel Reflexion Sthenie. Ich muß viel reflectiren und nicht viel abstrahiren . Ich bin schon reitz ­ bar genug. Ein scharfer Denker ist ein empfindlicher Meter - ein sehr subtiles Reagens. 274.

5

PHYs [ rK] . Daß der Erzeugungspr [ oceß ] so früh und so vorzüglich die phil [ osophischen] Physiker beschäftigt ist kein Wunaer - Sie ahn deten wohl daß hier eine merckwürdige Grenzhöhe läge. Was ich begreife, das mus ich machen können - was ich begreifen will - machen lernen. Kommt die Physik hier an eine wirckliche Grenze, so muß sie die angrenzende Wissenschaft requiriren. Vielleicht ist der Erzeu ­ gungsproc [ eß ] nur antinomisch construirbar - i. e. nur phil [ csophisch ] - Die Physiologie liefert das eine Eine Glied - die Psychologie das 2te und die Phil [ osophie ] construirt aus beyden den ZeroProcess. ( Die W [ issenschaft ] v [ on] d [ en] Substanzen und Ursachen ( und Harmonieen) kann man auch die Lehre vom Unendlichen oder von den Zeros nennen. Die Harmonie ist wohl die Synth [ ese ] v [ on] Substanz und Ursache. ) 275 .

10

15

20

KmEGSK [UNST] . W [ as ] ist eine Schlacht ? ein Desorganisations ­ process. Der Zweck der Schlacht ist - die feindliche Armee zu ver­ nichten. Sie k a nn durch ihre Aufreibung oder ihre Auflösung, als Armee, zerstört werden. Tödten ist keine Kunst - aber binden trennen etc. D er Festungs oder Positionskrieg ist eine ganz andre Art von Krieg. 276 .

25

211.

IDEALL [EHRE] . Weisheit ist moralische Wissenschaft und Kunst.

( Bearbeitung einer Sprache. Sylbenverzeichniß . caracterisirende Bestandtheile der Sprache. Scientifisch systematisches Lexicon . )

278.

ao

GRAM [MATIK] . Übergang einer Sprache in die Andre - durch corrupte, oder eigenthümliche Aussprache. Erhebung der gemeinen Sprache zur Büchersprache. Die gemeine Sprache wächst unaufhör­ lich - aus ihr wird die Büchersp [ rache ] gebildet. Übergang und Um[279 . ]

50

Allgemeines B rouillon

290

bildung der Vocalen und der Sylben in einander. 1 , 2, 3 , 4, und mehr­ sylbige Wörter. Allg{emeines] Sprachsystem - Sprachgeschichtssystem. Erfindung j e ­ d e r Sprache a priori . Verschiedenheit der Aussprache. GRAM [MATIK] . Die gem[eine] Sprache ist die Nat[ur] Spr[ache] die Büchersprache die Kunstsprache.

280.

PsYcH [OLOGIE] (AESTETHIK) . Karacter der Geschwätzigkeit. Ge­ schwätzigkeit des Humors - Tristr[am] Shandy. Jean Paul.

281 .

ENc [YCLOPAEDISTIK] . EncyclopaedisirungsCalcul./ LITT [ERA­ 'I'UR] . Über den moralischen Schriftsteller. Der ächte Moralist - die höchste Stufe der Etterairischen Bildung. Buchkünstler der Moral ./ ENC [YCLOPAEDISTIK] . Die Oryktognosie in Tafeln./ MENSCHEN­ BILD [UNGs] L[EHRE] . Um die Stimme zu bilden muß der Mensch mehrere Stimmen sich anbilden - dadurch wird sein Organ substan­ tieller. So um seine lndividualitaet auszubilden muß er immer mehrere lndividualitaeten anzunehmen und sich zu assimiliren wissen - da­ durch wird er z[um] substantiellen Individuum . Genius ./ Die mahle ­ rische Bekleidung m u ß harmonisch m i t d e m Bekleideten zusammen­ stimmen. Die Kleidung muß selbstständig - frey sich schönbildend congruppirend seyn. MENSCHENLEHRE. Alles, was der Mensch m a c h t, ist ein Mensch oder quod idem est ein Bestandtheil des Menschen - ein Mensch ­ liches VII esen. (W[issenschaft] Kunstw [erk] etc.) 282 .

10

15

20

-

MOR [ALISCHE] PsYCH [OLOGIE] . Der Busen ist die in Geheimniß Stand erhobne Brust - die moralisirte Brust. Fernere Bemerkungen dieser Art. So z. B. ist ein gesto rbner Mensch ein in abs [oluten] Ge­ heimnißzustand erhobener Mer.srh . 283 .

25

PHYs[rK] (ENC[YCLOPAEDISTIK] ) . Sentimentale Betrachtungen und Ansichten der Natur etc. Jean Paul hat hierinn etwas geleistet.

30

284 .

CosMOL [OGIE] . Universu fu - Multiversum - Omniversum. Für d [as] H ö c h s t e Allumfassende ein namenloser Ausdruck.

285.

291

E rste G r u p p e

·

N r. 279-290

51

PHIL[OSOPHIE] . Product d [er] Harmonie v[on] Subj [ect] und Obj [ect] - ihrer chemischen Mischung ihrer mech [anischen] Berüh­ rung etc.

286.

KRIT[rK] . Jean Faul ließ sich vielleicht ein humoristischer Epiker 5 nennen. Er ist auch ein (instinctartiger) natürlicher, encyclopaedischer Humorist. (ENc [YCLOPAEDISTIK] . Die Encyclopädistik hat viel Ver­ wandtschaft mit der Philologie.) 287.

PsYCH [OLOGIE] . Sympathie (erhöht) (verstärkt) das Leiden - Sub ­ stantielles Leiden. Der Symp [athie] entspricht die Coaction - Mit10 leiden - Mitthätigkeit. Leiden und Th [ätigkeit] wird erst durch Mit­ leiden und Mitthätigkeit lebendig. Eine Art der Mitfreude ist sympathetisch - Eine Art des Mitleids ist coactiv. 288.

PsYCH [OLOGIE] . Geduld ist zweyerley - ruhige Ertragung des Mangels - ruhige Ertragung des Übermaaßes . Die ächte Geduld zeugt von großer Elasticitaet.

289 . 15

MENSCHENL[EHRE] . Der gebildete und der ungebildete, rohe Karacter kann excentrisch und gemein seyn. Gebildet und gegliedert ist Eins. Auch der gewöhnlichste Karacter kann unendlich gebildet 20 seyn. Seine Unendlichkeit ist gegen die Unendli chkeit des gebildeten excentrischen Karacters von der niedrigsten Ordnung./ ÜNTOL[OGIE] . Die Unendlichkeiten verhalten sich wie die Endlichkeiten, mit denen sie im Wechsel stehn. Die Endlichkeit ist das Integral der Einen (Klei ­ nen.) Unendlichkeit - und das Differential der andern (Großen) Un 25 endlichkeit - dasselbe, was Eins ist. Die Differentialen des Unendlich Großen, verhalten sich wie die Integralen des Unendlich Kleinen - weil sie eins sind. 1 (1 X ) : 1 : : 1 290.

....__...

so

ne als Irritabilitaetspr[ocess] .) Alle Synthesis ist eine Flamme - oder Funken - oder Analogon der­ selben. [897 . 1

Die allg[emeinen} Ausdrücke der scholastischen Phil[osophie] haben sehr viel Aehnlichkeit mit den Zahlen - daher ihr mystischer Gebrauch - ihre Personification - ihr musicalischer Genuß - ihre unendlichfache Combination . Alles aus Nichts erschaffne Reale, wie z. B . die Zahlen und die ab ­ stracten Ausdrücke - hat eine wunderbare Verwandtschaft mit Din­ gen einer andern Welt - mit unendlichen Reihen sonderbarer Combinationen und Verhältnissen - gleichsam mit einer mathem[atischen]

20

898 .

25

so

441

Dritte Gruppe

·

Nr. 892-903

201

und abstracten Welt an sich - mit einer poetischen mathem[atischen} und abstracten Welt. Sonderbares Accompagnement der Verstandesfantasieen - des abstracten Spiels - mit innern SinnenFantasieen und Bilderspiel Begleitende Symbolisation, oder Schematism. Emanat[ions] Lehre etc. 899 .

6

Alles Obj ect wird Reitz (und Formel) einer neuen Objection . Es ist die unterste Reihe - das nächste Subj [ect] ist die Differenzen ­ reihe. Es ist ein Geronnenes - und das Subj [ect] ein Flüssiges, eine Atmo­ sphäre. Es ist eine beständige Größe - das Subj [ect] eine Veränder­ liche - Beyde in Einer Function. 900 .

to

Aller Zufall ist wunderbar - Berührung eines höhern Wesens ein Problem Datum des thätig religiösen Sinns. 15 (Verwandl [ung] in Zufall.) Wunderbare Worte - und Formeln. (Synth [esis] d [es] Willkührlichen und Unwillk[ührlichen].) (Flamme zwischen Nichts und Etwas.) 901 .

Mystischer Dogmatism des Orients - (entstanden aus Trägheit und Ahndung) höhere Mittheilung der Erkenntniß - intellectueller Quietismus - System des Wissens, wie System der Gnade - B assives

902 . 20

System - indirect thätiges System.

26

Axiom : Wir können von uns selbst nichts wissen, Alles ächte "\V[issen] muß uns gegeben seyn ( Thätige Bearbeitung und Erhebung der Trägheit.) Kann man Genie seyn und werden wollen ? So mit dem Witz, dem Glauben, der Religion etc. Es hat in Beziehung auf das Genie bisher beynah d [as] Praedestina­ tionssystem geherrscht. Die zum Theil wahre Beobachtung liegt zum Grunde - daß der Wille anfangs ungeschickt wirckt - und das N a t u r­ s p i e l stört - (Affectation) und einen unangenehmen Eindruck macht - im Anfang durch Theilung der K r a f t (bey der Aufmercks[amkeit] ) sich selbst untergräbt - und aus mangelhaften Reitz und mange]903 .

ao

Allgemeines Brouillon

202

442

hafter Capacitaet das nicht zu leisten vermag, was er dunkel, instinkt­ artig beabsichtigt. Der Instinkt, als Gefühl des Bedürfnisses, des Incompletten ist zugl [eich] das Gefühl des Zusammenhangs, d [er] Stätigkeit - der fortleitende - sich tastend orientirende Sinn - (So fährt der Blitz aus Instinkt in der metallenen Kette nieder.) der rohe, synthetische com­ plettirende Trieb - ein transitorisches - Punctähnliches Ich.

6

Die Scholastiker verwandelte[n] alle Dinge in abstracta - Schade, daß sie nicht, zugl[eich] in Beziehung auf diese Operation - die Ent­ gegengesezte versuchten - und über dieses Verfahren nachdachten, oder Schlüsse daraus zogen. (Das Nachdenken verwandelt alles in System, oder Reihengewebe.)

10

904 .

905 .

Die bloße Analyse - die bloße Experimentation und Beobachtung führt in unabsehliche Räume und schlechthin in die Unendlichkeit Ist sie poetischer Natur und Absicht, so mags seyn - sonst muß man absolut einen Zweck mit Recht Finis genannt - haben oder Setzen - damit man sich nicht in diese Speculation, wie in ein Labyrinth einem Wahnwitzigen völlig gleich, verliert. Hier ist der Sitz der so berüchtigten Speculation - des verschrieenen, falschen Mystizism des Glaubens an die Ergründung der Dinge an sich Der Kriticism zeigt eben die Nothwendigkeit der Begrenzung - De­ termination, Innehaltung - weißt auf einen bestimmten Zweck hin und verwandelt die Speculation in ein nützliches und selbst poetisches Instrument. Diese endlose Fortsetzung einer Thätigkeit ist Caracter der Seelen, oder Geistesinerz (Man denke an j emanden, der eine unendliche Reihe, Bruchreihe z. B. exhauriren wollte - die Quadrataren d [es] Zirckels etc.) 906 .

16

-

Die Reihe der Individuen, auf die das Gedächtniß, als die unterste Seelenkraft - die Basis der Andern - sich bezieht, ist auch d[ie] Unterste. (Entgegensetzung von Basis, welcher Begr[iff] sich auf Schwere b ezieht, und Hebel (v[on] Heben) welcher sich auf Gegenschwere bezieht)

20

26

907.

ao

Dritte Gruppe

443

·

Nr. 903-914

203

(Neue Deduktion des Hebels, aus dem Hebepuncte etc. d [urch] Centrifugalk [raft] . ) Das logische Schema der Wissenschaft hat Fichte gleichsam zum Muster einer realen Menschenkonstruction und Weltkonstruction gewählt. Seine Aehnlichkeit mit Platin. Fichte thut durch geschriebene Worte und Wortformeln - Gorobi­ nationen - innere Wunder - oder er hält für eine willkührliche Wun ­ derhandlung uos .

5

Denken und Schreiben oder Sprechen zugleich, mit gegenseitiger Postulation, oder Necessitation.

10

Satz : Gegenseitig Bezognes simultanes Sprechen und Denken (thäti ­ ges Betrachten) thut Wunder - erzeugt eine Substanz (Flamme), die beydes, Sprechen und Denken harmonisch erregt - und bildet. Kenntniß und Wissenschaft sind völlig dem Körper analog - ist er nicht s c h ö n, oder brauchbar - so ist er eine Last. 909 .

15

(Seele und Geist der Wissenschaft.) Daher hat Lernen soviel Aehnlichkeit mit Essen - und das a priori Wissen ist ein Sattwerden - ein Ernähren, ohne zu essen. Soll man blos das Nützliche und Schöne suchen, treiben und betrachten ? 910.

20

Experimentiren mit Bildern und Begriffen im Vorstell[ungs] V[ermögen] ganz auf eine dem phys[ikalischen] Exp eri m [e n ti ren ] analoge Weise. Zus [ammen] Setzen. Entstehn lassen - etc. [911 . 1

Der Physiker bearbeitet die Natur aus d [er] Ersten - Chemiker und Mechaniker schon aus der 2ten und 3 ten Hand. Die rohen Kräfte etc. erhalten diese v[om] Physiker. 912.

25

Sollten die Körper und Figuren die Substantiva - die Kräfte die Verba - und die Naturl[ehre] - Dechiffrirkunst seyn. 913.

Sollte Gott d [as] Element der Synthesis seyn - gleichsam das Oxiglme dieser Operation. (Experimentiren in Gott - Theosophi ste­ reyen) Spinotzism - Emanationssystem. 914.

so

204

Allgemeines Brou illon

444

Die sog [enannten] Hülfswissenschaften werden eigentlich durch ­ aus mißverstanden - unter dieser Rubrik sollte eigentlich die W[is­ senschafts] L[ehre] j eder sp [eciellen] W[issenschaft] - ihre individu­ elle Genesis - ihre Zusammensetzung aus den Elementarwissen­ schaften - die Verhältnisse der Zusammensetzung und die Verhältnisse zu andern zusammengesezten W [issenschaften] vorgetragen werden. 915.

Synth [etische] Überzeugung ist geglaubtes Wissen oder urnge­ k[ehrt] . Eine Überzeugung entspringt blos im Verstande - Eine in d[en] Sinnen - Eine im Willen Harmonische nicht monotonische Coincidenz aller drey macht d[ie] vollk[ommne] Üb [er] z[eugung] .

6

916.

-

10

Üb [er] die Gestalt und Articulation der Lebensaction (siderischer Körper.) Schwerpunct - Schwerlinie - Schwerfläche - etc. Verwandt ­ schaftspunct - Linie - Fläche etc. Einfluß der Schwerpunctslage und Veränderung auf den rnenschl[ichen] Körper. (Perspectivische Gefühl, 15 Gedancken und Kraft Veränderung) die Gicht etc . gehört zu d [en] krancken Actionswirckungen. 917.

Veränderung einer mannichfachen Figur - durch eine einfache Fi gu ­ ration. Aehnlichkeiten v [on] K ranckheiten - Jedes Organ kann ziemlich alle Kranckheiten d[er] Andern haben. Alle Kranckh[eiten] sind zusammengesezt aus Kranckheiten. Der ganze Körper erkranckt, wenn einzelne Organe erkranken. Verhält ­ nisse der Kr [anckheiten] einzelner Organe zu einander - ihre Mi schungen - und Complicationen . Alle Kr[anckheiten] entstehn aus Entzweyungen der Organe. (Kr[anckheit] gehört zu d [en] menschl [ichen] Vorzügen, wie Tod.) 918.

(Aehnlichkeit des Nasenschleims und d [es] Saarnens - ähnlicher Geruch im Catarrh - der Galle und d [es] Speichels. Des Urins und d[er] Ausdünstungsmaterie etc.) (D [as] Gehirn gleicht den Hoden.) 919.

Die Lehre von verschiedneu Welten gehört in die Cosrnologie.)

20

25

ao

445

Dritte Gruppe

·

1'\r. 9 15-924

205

Wi.ss{enschafts}tomie - genie - urgie - Physik - Poesie - Poli­ tik - Metaphysik - Historie - Nutzenlehre oder Teleologie. Logologie. (Sollte ursprünglich d [er] Mensch zum Schmerz - zur Be­ arbeitung d[es] Leidens etc. bestimmt sich haben.) 920.

5

10

Der ächte G ewinnst bey Fichte und Kant ist in der Methode in der Regularisation des Genies. Die genialischen Einfälle und Methoden sind hier gleichsam exhaurirt und in ein System gebracht. Die Resultate waren einzeln fast vollständig schon da - aber der Geist des Systems - der Kritische, fehlte und ohne diesen war der ganze Besitz ungewiß und unbrauchbar. Durch die zweckmäßige Reunion der Glieder - durch Kriticismus - Vereinproceß von S i n n und Wi l l e n ­ wird der Geist figirt. [92l . i

(Der Unterschied zwischen Ding und Begriff ents teht durch Beziehung auf Gesammt und Privatwillen -)

lo

Über d [as] irrdisehe Individuum - das himmlische Individuum und ihre Verhältnisse ./ (Gott ist die Weltseele der ldealwelt)

922 .

Seele ist beynah ein Begriff, wie 1\Iaterie - am Ende wohl mit ihm in genauer Verbindung. Die Seelenkr[äfte] und Verm[ögen] sind den Kräften der Materie und den speciellen Stoffen zu vergleichen . 923 .

20

Plotin war schon in Betreff der meisten Resultate - kritischer Idealist und Realist. /Fichtes u�td Kants Methode ist noch nicht voll­ st[ändig] und genau �enug dargestellt. Beyde wissen noch nicht mit Leichtigkeit und Man 'lichfaltigkeit zu experimentiren - überhaupt nicht poetisch - Alles i�• so steif, so ängstlich noch. Die freye Generationsmethode d [er] Wahrheit kann noch sehr er­ weitert und simplificirt - überhaupt verbessert werden. Da ist nun diese ächte Experimentirkunst - Die H'issenschaft des thätigen Em­ pirismus. (Aus d [er] Tradition ist L e h r e geworden) (Alle Lehre bezieht sich auf Kunst - Praxis .) Man muß d [ie] Wahrheit überall vergegenwärtigen - überall r e ­ p r a e s e n t i r e n (im thätigen, producirenden Sinn) können. 924 .

26

30

206

Allgemeines B rouillon

446

Die Erfindungskunst von mech [anischen] Instrumenten ist geo ­ metrischen Stamens. Figuren - Skelett - Grundriß Probleme. 925.

(Linearprojectionen - Planiproj ectionen - Stereotypen. Körp [erliche] Gest[alt] - Liniengest[alt] - Flächcngest[alt] Er­ findungslehre - oder Analysis. Zahlen und Wort Gestalten lehre. z . B. Reihen etc. Zahlen und W[ort] Mechanik - Geschwindigkeitslehre -) 926.

Quantitativer - qualit[ativer] - relativer Raum und Zeit. Modaler.

Die Combinationen von Ich und N[icht] I[ch] , nach der Anleitun g der Kateg[orien] , geben die mannichfachen Systeme der Philosophie. (Syst [em] d[er] Ableitung aus dem Einfachen. D [as] System der Bearbeitung der gemeinen Erfahrung - System des bloßen Ichs Identitaet - System des bloßen N[icht}I[chs} - Widersp [rechendes] System des Ichs und N[icht] I[chs] . Zureichender Grund. System des Occasionalism (Beziehung auf d [as] Erregungs System) (Eine gelegenheitliehe Ursache ist Reitz) Fichtes System. Kants System. Chyrnische Methode - Physicalische - mechanische mathem[atische] Methode etc. System d [er] Anarchie - Demokratie - Aristokratie - Monarchie. Artistische Methode - art[isti ­ sches] System. D [as] ConfusionsSystem. Mystizism. Historisrn . etc.)

927.

928 .

16

20

Sonderbare Harmonie des Zufälligen im atomistischen System.

In jedem System - Gedankenindividuo - das nun ein Aggregat oder Procl.ukt - etc. seyn kann - ist Eine Idee, Eine Bemerckung oder mehrere vorzüglich gediehn und haben die andern erstickt - oder sind allein übriggeblieben. Im geistigen Nat[ur] System muß man sie nun überall zusammensuchen - j edem seinen eigenthümlichen Boden Klima - seine bes[ondere] Pflege - seine eigenth[ümliche] Nachbarschaft geben - um ein Ideen Paradies zu bilden - dies ist das ächte System. I Das Paradies ist das Ideal des Erdbodens. 929 .

10

25

ao

447

D r itte Gruppe

·

Nr. 925-930

207

Merckwürdige Frage v[om] Sitz des Paradieses - (Sitz der Seele) (Eine Kunstkammer soll in Beziehung auf die Naturkräfte etc. das seyn - was ein botanischer und e n g l i s c h e r G a r t e n (Nachahmung d [es] Paradieses) in Beziehung auf den Erdboden und seine Produkte 5 ist - ein verjüngter, concentrirter - potenzirter Erdboden) Das Paradies ist gleichsam üb [er] d [ie] ganze Erde verstreut und daher so unkenntlich etc. geworden - Seine zerstreuten Züge sollen vereinigt - sein Skelett soll ausgefüllt werden . Regeneration des Paradieses. 10

15

20

Über die VerwandtschaftsLehre d [er] vollständigen Gedanken , Ideen etc. (Lithopolitik.) Associationslehre - Ideenpalitick - Vorstel ­ lungspolitik. Was für d [ie] Pflanzen Klima, und Boden ist - ist für die Fos ­ silien - Wärme und M e d i u m (Auflösung) - Element im gew [issen] Sinn. (Das ist mein Element) (So ist Oxigene d [as] Element d[es] Feuers) Vom Element der Ideen - und j eder Idee insbes[ondere] - ihre nöthige Wärme. Lehre wo man best[immte] Ideen aufzusuchen - und zu vermuthen hat. (Associative angew[andte] Analysis .) IIeymath und Verwandtsch [aft] d [er] Ideen. 930.

*

*

*

Allgemeines Brouillon

208 931 .

448

Einheit des Lichts - Einheit der Finsterniß.

Inwiefern ist der Begr{iff} Ding - Gegenstand einer besondern Wissenschaft - hat er WissenschaftsRecht ?

932 .

933. Die Beweise von Gott gelten vielleicht in Masse etwas - als Methode - Gott ist hier etwas, wie oo in der Mathematick - oder 0°. (Nullgrade) (Phil [osophie] der 0 .) (Gott ist bald 1

· oo

- bald

1

=

5

- bald O)

Gott ist ein gemischter Begriff - Er ist aus der Vereinigung aller Gemüthsvermögen etc. mitteist einer moralischen Offenbarung, eines moralischen Zentrirwunders entstanden. (Gott ist, wie Phil [osophie] Jedem Alles und j edes - das personi ­ ficirte x - Fichtes N[icht] I [ch] .) Fichtes N[icht] l [ch] ist die Einheit aller Reitze - d [as] Schlecht ­ hin Reitzende und eben darum eine Assimilirte - Ewig Unbe­ kannte. Nur Leben reizt und nur Leben kann nicht genossen werden.) Schon das Gewissen beweißt unser Verhältniß - Verknüpfung ­ (Die Übergangsmöglichk [eit]) mit einer andern Welt - eine innre un­ abhängige Macht und einen Zustand außer der gemeinen lndividuali­ taet. Die Vernunft ist nichts anders . Der Etat de Raison ist ekstatisch . (D [urch] d [ie] Connexion mit dem Vater kann man Wunder thun.) Auf diesem Beweise beruht die Möglichkeit des thätigen Empirismus. Wir werden erst Physiker werden, wenn wir imaginative - Stoffe und Kr[äfte] zum regulat[iven] Maaßstab der Naturstoffe und Kr[äfte] machen.

10

15

934 .

20

25

Alle Vereinigung des Heterogenen führt auf oo Theorie der Wahrscheinlichkeit - WahrscheinlichkeitsBew[eise] und Calcül Quadr[atur] d[es] Unendl[ichen] etc . 935.

.

Wenn wir Selbsterzeugnisse, und Machwercke mit Naturproduk ­ ten vergleichen, so werden wir die Natur verslehn lernen . Man versteht Künstler, insofern man Künstler ist und wird, und sich also selbst versteht.

936 .

30

449

Vierte Gruppe

·

Nr. 9 3 1-942

209

Mit Aufklärung und Berichtigung der physischen Theorieen, werden auch die hyperphysischen (transcendenten) und dadurch die transseendentalen - oder kritischen, Synthetischen Theorieen gewin­ nen z. B. d [ie] Emanationslehre - d[urch] verbesserte Lichttheorie. 937.

5

10

Zentralkr[äfte] sind Radien, nicht Diameter. I Eine Spitze ist ein mechanischer Focus. I Ist wircklich, nach Baader - Kälte und Schwere verwandt ? I Die Vorstellung der Innen und Außenwelt bil­ den sich parallel fortschreitend - wie Rechter und Linker Fuß - be­ deutender Mechanism des Gehens. I Betracht [ung] über d [en] Jahrmarckt - ein Waarentheater - auf Illusion etc . angelegt - Von Samm­ lungen und ihren Aufstellungsarten und Demonstrationsarten über­ haupt I Üb [ er] die Sprache der Körperwelt durch Figur. Übersetzung d [er] Qualit[ät] in Quantität und umgek[ehrt] . 938 .

Eiter - Jauche./ Organ [ische] Masse ist Synth [ese] v[on] Flüssig und Fest./ Mystische Geometrie I Ächter wissenschaftlicher Geist hat vorzüg­ lich bisher bey den Mathematikern geherrscht. I [939 . ]

15

Das Mährehen ist gleichsam der Canon der Poesie - alles poetische muß mährchenhaft seyn. Der Dichter betet den Zufall an.

940 .

20

Die Drey Dimensionen sind Resultat der Reduktion unendl[icher] Dimensionen. Sie beziehn sich auf einen Dreyfachen Durchgang der Blätter. 941 .

Die Körper sind in den Raum precipitirte und angeschoßne Ge­ danken - Bey der Precipitation ist der Raum, als 0 oder oo - als freye 25 Temperatur - Substantieller K[örper] , zugleich entstanden. I Die Zeit ist ein Successiver Wechsel } er Kräfte - Die Gegenwart ist die Schwebung - gleich einem Gefäße, das einen aufnehmenden und abführenden Gang hat. I Wenn in uns die Welt entsteht - so entsteht das W eltkörpersystem 30 zuerst - und so herunter - Das Astralsystem ist das Schema d[er] Physik. Übersetzung desselben auf die Oberfläche - in Fossilien Pflanzen, und Thiere. Der Mensch ist ein Focus des Aethers. (Be­ gr[iff] v [om] Aether.) 942 .

210

Allgemeines Brouillon

450

Die gew[öhnliche] N [atur] L[ehre] ist nothw[endige] Phaeno ­ menologie - Grammatik - Symbolistik. I Wir sehn d [ie] Natur, so wie vielleicht d[ie] Geisterwelt, en perspect[ive] . Der verständigen Einb [ildungs] Kr[aft] kommt das Geschäft des Be­ zeichnens im Allg[emeinen] zu - des Signalisirens - Phaenomenologisirens - Die Sprachzeichen sind nicht specifisch von den übrigen Phaenomens unterschieden. 943 .

Von porösen und gefäßigen Massen. I Übergangsordnung - der Krystalle - Probleme dieser Lehre. I Mystische Kriegskunst. Der mathem [atische] Krieg - Der poetische Krieg - der wissenschaftliche der Spielkrieg etc. Der rhetorische Krieg.

5

944 .

Jedes Stück meines Buchs, das in äußerst verschiedner Manier geschrieben seyn kann - In Fragmenten - Briefen - Gedichten wiss [enschaftlich] strengen Aufsätzen etc. - Einem oder einigen meiner Freunde dedicirt.

10

945 .

9J6.

15

Von krampfigen Turgescenzen.

Ist die Chymie - vVärmemodificat[ions] Lehre, so ist ihre Verbin­ dung mit Electricit[aet] und selbst Galvan[ism] nicht befremdend. ( Magnet[ism] verhält sich zur Schwere - wie Elektr[icitaet] zu Wärme. ) 947 .

Die einzelnen Wissenschaften werden qualitatibus, nicht quanti­ tatibus gebildet. So ist die Probierkunde keine andre Wissensch[aft] als die Hüttenkunde - Die Felsenbild[ungs]L[ehre] keine andre, als d[ie] FossilienBild [ungs] L[ehre] - Migniatur und Colossalwissens� �f � .

20

948 .



Verwandtschaftsprincip der Fossilien. Schädlichkeit der Motion nach Tisch - Einmal nur essen - um 4 Uhr - Nothwendigkeit der Saamenausleerungen in gewissen Jahren.) 949.

Eine Art von Schmerz läßt sich dur� Reflexion - andre d [urch] Abstraction vertreiben. 950 .

951 .

Beweisversuche meiner Sätze im Blüthenstaub.

30

451 952 .

Vierte Gruppe

·

Nr. 943-958

211

Das ächte Dividuum ist auch das ächte Individuum.

Der Poet braucht die Dinge und Worte, wie Tasten und die ganze Poesie beruht auf thätiger Ideenassociation - auf selbstthätiger, ab ­ sichtlicher, idealischer Zufallproduktion - (zufällige - freye Catena­ tion.) (Casulstik - Fatum. Casuation.) (Spiel.) 953 .

Ein Mährehen sollt ich warlieh schreiben - Gesetze des M [ähr­ chens] . 954.

Über die mystischen Glieder des Menschen - an die nur zu den­ ken - schweigend sie zu bewegen - schon Wollust ist.

955 .

10

Wo Colik her entsteht - daher entsteht auch Gicht - Rheumatism - Hypochondrie - Hämorrhoiden etc. NervenKolick etc. - Muskeln Kolik. Halbkranckheiten - Übergänge v [on] Kranckheit und Gesund ­ heit. 956 .

Den allg[emeinen] Begriffen : Seyn, Verschiedenheit etc. ist es, wie der Philosophie etc. gegangen - j eder hat aus ihnen gemacht was er gewollt hat. Dies zeigt sehr deutlich, daß man sie nicht allein gebrauchen, oder in Ihnen etwas wunderbares suchen soll - Sie sind intellectualer Stoff, aus dem sich machen läßt, was man will. Sie sind Indicationen des Bestimmens - der Arten der Best[immungs]processe. Sie haben keine Bestimmung - man muß ihnen Eine geben - Eine solche Indication eines Höhern Verfahrens ist auch Philosophie etc. 957 .

15

20

Spinotza und Andre haben mit sonderbaren Instinkt alles in der Theologie gesucht - die Theol [ogie] zum Sitz der Intelligenz gemacht. Spinotzas Idee von einem kategorischen - imperativen - Schönen oder vollkommenen Wzssen einem an sich befriedigenden Wissen - einem alles übrige Wissen annihilirenden und d [en] Wissenstrieb angenehm aufhebenden Wissen - kurz einem wollüstigen Wissen (welche allem Mysticism zum Grunde liegt) ist höchst interressant. (Euthanasie.) Ist nicht die Moral, insofern sie auf Bekämpfung der sinnlichen Nei­ gung beruht - selbst wollüstig - ächter Eudaemonismus. Wollust ist ein gefälliger und veredelter Schmerz. Aller Krieg ist wollüstig. (Transcendente Wollust der Schwärmer etc.) 958.

25

-

30

Allgemeines Brou illon

212

452

Der Traum ist oft bedeutend und prophetisch, weil er eine Natur­ seelenwirckung ist - und also auf Associationsordnung beruht - Er ist, wie die Poesie bedeutend - aber auch darum unregelmäßig b e ­ deutend - durchaus frey.

959 .

Man sollte stolz auf den Schmerz seyn - j eder Schmerz etc. ist eine Errinnerung unsers hohen Rangs.

960.

a

Ächte Experimentalmethode - F o r m a l i t ä t e n des Experimen­ tators.

961 .

Behandlung der Wissenschaften und j edes einzelnen Gegenstandes als Werckzeug - und Experimentalstoff zugleich. Die Wissenschaft ist nichts, als die Skale etc. In einem ächt wiss[en­ schaftlichen] Kopfe indicirt sich alles von selbst. Der Kopf ist die Uni versalSkale. Thätige Ansicht - thätiger Gegenstand. (Ansicht der Welt durch einen Krystall - durch eine Pflanze - durch einen Menschenkörper etc. Ähnliche Experimentation) 962.

10

15

Über das Theatralische des Jahrmarckts und des Experimentirens - Jede Glastafel ist eine Bühne - ein Laboratorium - eine Kunstkam­ mer ist ein Theater. 963 .

Cosmopol [itische] Ideenpolitik - Steinpolitik - Pflanzenpolitik etc. (Über d[ie] Sensationen und ihre gegens[eitigen] Verwandtschaften und Verhältnisse)

964 .

965.

20

Lebendige Kräfte - indirect construirbare - Wunderkräfte.

Wolkenspiel - Naturspiel äußerst poetisch. Die Natur ist eine Aeolsharfe - Sie ist ein musikal[isches] Instrument - dessen Töne wieder Tasten höherer Sayten in uns sind. (ldeenassociation.) [966 . 1

967.

25

Göthische Behandlung der Wissenschaften - mein Proj ect.

Das Gedächtniß treibt prophetischen - musicaZischen Calcül. Sonderbare bisherige Vorstellungen vom Gedächtniß - als eine Bilder­ bude - etc. Alle Errinnerung beruht auf indirecten Calcül - auf Musik etc. 968.

so

Vierte Gruppe

453

·

Nr. 459-979

213

Wollust des Erzeugens - Alles Erzeugen ist also eine polemische Operation. Wollust d[er] Synthesis.

969.

Gegenwart des Geistes - Zukunft des Geistes - Vergangenheit (Abwesenheit) d [es] Geistes. 970.

5

971 .

Betracht[ungen] über eine Geschichte der Philos{ophie.}

Zweyte - immanente Generation ist V erstand es= B [ ewußt] S [ eyns] entstehung - Generations - Existenz reihen - Synth[ etische] Eiisten ­ zen. Daseynspotenzen. 972.

Ein Körper verhält sich zum Raume - wie ein Sichtbares zum Lichte. 973 .

10

974 .

Auch instinktartig ist d[er] Zirkel der Figuren Kanon.

Sollte die Gicht etc . der Vorläufer der Körperbernächtigungs Periode seyn ? Beruht auf Association etc. Poetisirung d [es] Körpers . [975 . 1

Jeder Gegenst[and] läßt sich (beynah) zum Obj [ect] einer bes[ondern] ·Wissenschaft machen.

976 . 15

Eigentlich sind alle die allg[emeinen] W[issenschaften] - z. B. Physik und Mathematik, etc. in Einern Fall mit der Phil [osophie] es sind Proteusse - all g [erneine] Substanzen - I n d i c a t i o n e n etc.

977 .

Kranckheit hat Brown schler.hterdings nicht erklärt - Seine Ein theilung trift beydes Leben und Kranckheit Die Erklärung d [es] Wesens - der Entstehung d [er] Kr[anckheit] ist weit üb [er] Br[owns] Horizont - Seine Eintheilung ist eine dem Ge­ schlechtsPhaenornlm - worunter Gesundh [eit] und Kr[anckheit] , als Arten gehören - zukommende P a r t i a l Eintheilung. 978.

20

MittelAction des B [ewußt] S [eyns] - Sthenie (Excess) - Asthenie (Excess) .

25

Der Mensch strebt nach nichts mehr, als reitzend, Aufmercksam ­ keit erregend (Turgescirend, Reflexion anziehend) z u seyn. 979.

Allgemeines Brou illon

214

454

Sollte der FroschhautHygrometer und der Hygrom [eter] über­ haupt - so wie auch die Folgen des Anhauchs beym Galv[anism] nicht Wirckung der hier verschwindenden Wärme etc. seyn.

980.

Der Differentialcalcül scheint mir die allg[emeine] Methode das Unregelmäßige auf das Regelmäßige zu reduciren - es durch eine Funktion des Regelmäßigen auszudrücken - es mit dem Regelmäßigen zu verbinden - das Regelmäßige zu dessen Meter zu machen - es mit demselben zu logarythmisiren. [981 . 1

Die Kriegskunst zerfällt in eine Menge bes[ondrer] Lehren - die Tanzkunst Gymnastik - Fechtkunst - Schießkunst - Psychologie etc. liefern ihre Beyträge zur Kriegskunst (Auch Rechenk[unst] , Mathematik, Oeconomie, Politik etc.) (Krieg - kriegen, erhalten.)

5

982 .

-

Der W[issenschaft] ist es wie den Menschen gegangen - um sie leichter bearbeiten und bilden zu können, hat man sie in einzelne Wissenschaften (und Staaten) eingetheilt - der Eintheilungsgrund war hier und dort zufällig und fremd.

10

983 .

Der Ausdruck aufs reine bringen. I In der Spannung oder Aufmercksamkeit ist Repulsion und Attraction vereinigt - eins um des Andern willen z. B . bey der Abstraction ist die Repulsivkr[aft] gegE'n Einiges vermehrt - gegen das andre vermindert etc. 984 .

15

-

Leichtsinn - Schwersinn etc . / Entstehungsformel eines Triangels ./ Über die successive, und Stückweise Best[immung] des Raums. (Win­ kel, Hyperbeln, Parabeln - Parallellinien - bloße Linien etc.) Der Begr[iff] der Fläche ist nach dem Begr[iff] d [es] Körpers und fast aus demselben oder wenigstens mitte1st desselben entstanden.

20

985 .

Ein Mährehen ist eigentlich wie ein Traumbild - ohne Zusam­ menhang - Ein Ensemble wunderbarer Dinge und Begebenheiten z. B. eine musicaZische Fantasie - die Harmonischen Folgen einer Aeolsharfe - die Natur selbst.

25

986 .

Wird eine Geschichte ins Märchen gebracht, so ist dies schon eine fremde Einmischung - Eine Reihe artiger, unterhaltender Versuche -

30

Vierte Gruppe

455

5

·

Nr. 980-991

215

ein abwechselndes Gespräch - eine Redoute sind Mährchen. Ein höhe­ res Mährehen wird es, wenn ohne den Geist des M [ärchens] zu ver­ scheuchen irgend ein Verstand - (Zusammenhang, Bedeutung - etc.) hinein gebracht wird . Sogar nüzlich könnte vielleicht ein Märchen werden. Der Ton des bloßen M[ärchens] ist abwechselnd - er kann aber auch einfach seyn. I Best[and] Th [eile] der Märchen. 987.

Harmonie ist - Ton der Töne - genialischer Ton.

Hätten wir auch eine Fantastik wie eine Logik, so wäre die Erfindungskunst - erfunden. Zur Fantastik gehört auch die Aestethik gewissermaaßen, wie die Vernunftl [ehre] zur Logik.

988. 10

Sonderbar, daß eine abs[olute] , wunderbare Synthesis oft die Axe des Märchens - oder das Ziel desselben ist.

989.

Der Begr[iff] v [on] Caussalitaet bezieht sich auf eine reelle Zeiterfüllung - indem in dem vorgegenwärtigen Momente, ein specifischer Gegenstand gedacht wird, der sich auf den Gegenstand des gegenwär­ tigen Moments, wie sein Moment zu diesem Momente verhält - Im Zweckbegriffe wird dem gegenwärtigen Momente (Gegenst[and] ) ein veranlassender folgender (Gegenst[and] oder) Moment zugedacht. Das Mittel ist im gegenwärtigen Momente - die Substanz ist auch im gegenwärtigen Momente - sie ist eine personificirte - figirte Gegen­ wart. Ein Raumerfüllungsindivid [uum] ist ein Körper. Ein Zeiterfüllungs ­ individuum eine S e e l e. I Zeiterfüllungsgesetze. I Jenes macht Raum dies Zeit) [990 . 1

15

20

25

Zeit ist innrer Raum - Raum ist äußre Zeit. (Synth[ese] dersel ­ ben) Zeitfiguren etc. R[aum] und Z [eit] entstehn zugleich . Die Kraft d [er] zeitlichen Ind[ividuen] wird d[urch} d[en} Raum ­ die Kraft der räumlichen Individuen d [urch] d [ie] Zeit (Dauer) gemessen. Jeder Körper hat seine Zeit - j ede Zeit hat ihren Körper. Zeitconstruc ­ tionen. (Zeittriangel - Zeitfiguristik - Zeitstereometrie - Zeittrigono­ metrie.) 991 .

so

216

Allge m e i n es Brouillon

456

992. Über das Oeligwerden d [er] Weine - allmäliche Wasserzersetzung - das Fett im thierischen Körper entsteht d [urch] Destillation des Oels aus den Säften mitte1st der feinen Gefäßchen. I Je zarter, und feiner die Organische Masse sich bildet, desto lebendiger wird sie. Über das Reflexions Phaenomen - das sich selbst auf die Schulfern springen der Reflexirenden Kraft. (Gliedrung der Bewegung.) (Zeitverdichtung - Gedanckenconcentration. [993 . 1

5

Alles Verdampfende ist zugleich ein ElectricitaetsSamm!er - (eine lif/ärme anziehende ([an}lockende) Ursache.) Beziehung auf Galvanism. 994 .

Giebt es überhaupt einen absoluten Isolator - oder Excitator Beydes sind relative Begriffe - Es kommt auf die Höhe und d [en] Um­ fang des Grades d [es] Isolandums und Excitandums an. (Sind nicht alle Wärmeattractionen mit Oxigenanziehungen verbunden ?) 995.

Alle Armatur ist am Ende eine Reitzbarkeitserhöhung, wie das Fernrohr eine Sichtbarkeitserhöhung ist.

996 .

Unser Geist ist eine Associationssubstanz - Aus Harmonie Simultaneitaet d [es] Mannichfachen geht er hervor und erhält sich durch sie. (Er ist eine Gicht - ein spielendes Wesen.) Der Geist ist das Sociale, Concatenirende Princip - Nur ein Geist eine Association hat ihm das Daseyn gegeben. Der Tod versezt ihn in der großen Association irgend wo anders hin ­ Associationsgesetze - er wird irgendwo anders erweckt Licht ist die Action des Weltalls - das Auge der vorz[ügliche] Sinn für das Weltall - oder Weltseele - Weltaction. Die Strahlen desselben sind eine bloße Fiction.

10

15

997 .

-

Am Ende giebt es auch in der Chymie keine ei gentlich generisch (sprungweise) verschiedne Stoffe. Alcalien und Säuren gehn in ein­ ander über - Alcalien und Erden = Säuren und Erden - Erden und Metall e - etc. (Hydrogene sulfureux, Blausäure, Alcali Fluor etc .)

20

25

998.

30

Vierte Gruppe

457

·

Nr. 992- 1006

217

Butter schwächt, wie alle Oele etc. I Wie fixe Ideen oft Exostosen im Gehirn, oder andre Körperliche Ursachen haben, so umgekehrt fixe Schmerzen etc. haben Seelenursachen. Gewiß ists, daß der Mensch selbst Seelenkranckheiten Herr werden kann - und dies beweißt unsre Moralitaet - unser Gewissen - unser unabhängiges Ich . Selbst in Seelenkr[anckheiten] kann der Mensch außerhalb seyn - und Beobachten und Gegenexperimentiren . Es ist freylich oft sehr schwer - den Sensibelsten am Schwersten - deren Hang überhaupt lebhaft und schnell ist. 999 .

5

10

15

Gegensatz von Schule und Welt. I Modificiren ist relatives Ma­ chen und zerstören. Abs[olut] Machen können wir nichts, weil d [as] Problem des abs [oluten] Machens ein i m a g i n a i r e s Problem ist. Keinen abs[oluten] Anfang giebts nicht - er gehört in die Kategorie d[er] imaginairen Gedanken. 1000.

1001 .

Was eigentlich fr'e l t bürger und weltbürgerlich lnterresse ist ?

1002 .

Kant ist ein netter Beobachter und Experimentator -

Die Synth [ese] von Seele und Leib heißt Person - die Person verhält sich zum Geist, wieder, wie der Körper zur Seele. Sie zerfällt auch einst und geht in veredelter Gestalt wieder hervor. [1003 . 1

20

25

Vom Pluralism und Omnilism. I Kants Warnung vor Selbst­ beobachtung I Seine fehlerhafte Erkl[ärung] v[on] Na!vetät. I Seine unrichtige Auslegung des m e rc k würdigen Plurals in der öffentlichen Sprache I - wie ihr, sie etc. (Über das Buhlen der Seele mit dem Körper -) 1004 .

Vielleicht kann man mitte1st eines dem Schachspiel ähnlichen Spiels - symbolische Gedankcnkonstructionen zu stande b ringen Das ehmalige Logische Disputirspiel glich ganz einem Bretspiel. 1005.

Die mathematische Methode ist das Wesen d [er] Mathematik. Wer die Methode ganz versteht, ist Mathematiker. Sie ist, als die wiss{enschaftliche] Methode überhaupt höchst interres ­ sant, und gibt vielleicht das richtigste Muster zur Eintheilung des Er­ kenntniß oder Erfahrungsvermögens her. 1006 .

30

218

Allgemeines B rouillon

458

Axiome und Postulate bezeichnen das theoret[ische] (a.) und prac ­ tische (b.) Wissensvermögen überhaupt aus. Aufgaben bezeichnen den Trieb . Auflösung und Beweis das analytische (ad a.) und Synth [e­ tische] (ad b .) Vermögen. Die Erklärungen und Zusätze haben auch ihre Bedeutung. Hieraus sieht man, daß unser Wissenstrieb der Lebens trieb der Intelligenz ist, ein Spiel der Intellectuellen Kr[äfte] . Wie das Auge nur Augen sieht - so der Verstand nur lerst[and] ­ d [ie] Seele Seelen - die Vernunft - Vernunft - der Geist - Geister etc . Die Einb[ildungs] Kr[aft] nur Einb [ildungs] Kr[aft] - die Sinne ­ Sinne . Gott wird nur d[urch] einen Gott erkannt etc.

5

1001.

Auch d [as] Flüssige ist beseelt - freylich anders, als d [as] Feste. Es ist vielleicht mit der Seele, wie mit der Wärme. Gas entspricht dem Seelenmedium - dem Nervenäther. Heftiger Reitz - (mechanischer ­ oder Feuerreitz) bewirckt Verdampfung und Verflüchtigung. Ent­ stehung des Seelenmedii - g l e i c h s a m Entstehung d[er] Seele selbst. Bey der Zeugung braucht die Seele den Körper und vice versa viel ­ leicht - Mystizism dieser Operation .

10

1008.

Man hat starre B e w e g u n g e n (Spannungen) , w1e flüssige und beyde übergehend - und von mannichfaltigen Graden.

16

1009.

20

A u f g a b e n : Denken - erfinden - wissen - glauben - wollen etc . (Axiome, Postulate, Aufgaben, Lehrs [ätze] etc . der Art) 1010.

Der Raum geht in die Zeit, wie der Körper in die Seele über. Simultanerzeugungsproc[ess] einer Seite. I Das Märchen ist ganz musicalisch. I Das Auge ist ein Flächensinn - d[as] Gefühl - schon cubischer. Gehör ist ein mech [anischer] - Geru ch und Geschm[ack] chymische Bewegungss [inne] - Wie Sprache und Ohr - Geruch und Geschmack - im Verh [ältniß] stehn, so stehn auch wohl noch mehrere Organe in Gemeinschaft. Mit d [em] Auge scheint d[as] Gefühl in bes[ondrem] Verh [ältniß] . Auch mit dem Ohr z. B. Untersch [ied] v [on] Malern und Musiktrn. Verhältnisse der Schärfe dieser Sinne zum Verstande etc. Ihre Schärfe scheint beynah mit d[er] Schärfe des Verstandes - Gemüths überhaupt - in umgekehrten Verh[ältniß] rou .

25

ao

459

Vierte Gruppe

·

N r. 1006-1016

219

zu stehn - z. B. Wilde - und Thiere etc. I Flächenbewegungsreitz scheint Licht zu seyn./ Wie wir uns durch gewisse Erscheinungen auch zu Hinzudenkun­ gen nicht blos zu gewissen Sensationen, genöthigt fühlen - zu einem 5 bestimmten Supplement und Replement von Gedanken - z. B. d [urch] eine Menschengestalt, ihr einen geistigen T e x t unterzulegen, so ist es auch - indem wir an uns selbst denken - oder uns selbst betrachten - Wir fühlen uns zu einer ähnlichen Hinzuthat von Begriffen und Ideen - zu einem bestimmten Nachdenken genöthigt - und dieser ge10 gliederte Zwang und Anlaß ist das Bild unseres Selbst. Die Regeln unsers Denkens und Empfindens etc . sind das Schema theils des Caracters der Menschheit überhaupt - theils unserer Indi­ viduellen Menschheit. Indem wir uns selbst betrachten, fühlten wir uns auf eine mehr oder weniger deutlich bestimmte Weise genöthigt 15 uns so und nicht anders zu entwerfen, zu denken etc. (Microcosm in potentia.) 1012.

Lithocaracteristik. Eine Mittelbare Sensation - eine Sensation der Sensation ist ein halber Gedanke - ist viell[eicht] schon ein Ge­ danke . vid . Harmonie - S c h l u ß. 1013.

20

Die Synth[etische} Methode (mit den Datis anzufangen) ist die frostige - anschießende, krystallisirende, figirende, successive Me­ thode. Die Analytische Methode dagegen ist erwärmend, auflösend, liquidirend. Jene sucht das Ganze, diese die Theile. 1014 .

Versuch das zu beweisen und aufzulösen - zu construiren, was die Mathem[atik] nicht b ew[eist] oder auflößt - Wissenschaftslehre der Math[ematik]. Applicatur der Aufgaben und Lehrsätze - Verknüpfung derselben ­ Szientificirung der Mathematik. 1015.

25

Alle historische W [issenschaft] strebt mathematisch zu werden. Die mathematische Kraft ist die ordnende Kraft. Jede mathematische W[issenschaft] strebt wieder philosophisch zu werden - a n i m i r t oder rationalisirt z u werden - dann poetisch - endlich moralisch zulezt religiös. 1016.

30

220

Allgemeines Brouillon

460

W/ issenschafts]Lehrer der Physik - Dieser macht erst Licht Luft - Wärme - etc. er hört auf, wo der Physiker anfängt. Er dedu ­ cirt die Bestandtheile der Natur und ihre Beschaffenheit und ihre Verhältnisse aus der Aufgabe der Natur überhaupt. Der Mensch ist die phil[osophische] Natur - vielleicht auch die poetische etc. - Die W issensch[afts} Natur überhaupt. 1011.

Das Maaß ist, was an der Skale der Opunkt oder d [er] Mittelgrad ist. Das ächte Maaß ist allemal das M i t t e l - auf der Einen Seite Bruch - auf d[er] andern Zusammensetzung. Verschiedne Arten d{es} Maaßes. 1018.

10

Bemerck[ungen] üb [er] d [ie] Bildung des Rauchs - bcym Rau ­ chen und sonst. 1019.

[1020 . ] 1021 .

Auch Cohaesion beruht am Ende auf Schwere.

Über das ldentisiren und Substituiren des des Algebra!sten .

Denken ist unter d[en] Operationen, was der Schlußsatz unter den Sätzen ist. 1022 .

15

Wie wenn der Verstand nicht der Sinn für Qualitäten[.] sondem nur für Quantitäten wäre - und das thätige Gedächtniß hingegen der Sinn für Qualitäten wäre - Jener der mathematische - dieser der p h y s i k a l i s c h e S i n n. (Gedächtnißkategorieen - Vernunftkatego rieen - thät[ige] Vernunft ist prod{uctive} Imagination.) Gott - Welt - Mensch - Thier - Pflanze etc. sind Vernunftcategorieen . (Beyspiele von Gedächtnißkategorieen .)

20

Am Ende ist Elektricität trockner Galv[anism] (trockner Weg) und Galv[anism] nasse Elektricität (nasser Weg) . Beziehung auf Chymie.

25

1 023 .

1024 .

Luft wirckt, meiner Meynung nach, auf Wasser und Oel etc. wie diese auf starre Körper. Wirckung 2-3 heterogener Flüssigkeiten auf einander. Luftglieder in flüssigen und starren Ketten. Luftketten. 1025 .

Wasser ist eine nasse Flamme. I Probe mit dem Diamant und d [em] Honigstein bey galv[anischen] Versuchen. I 1026.

30

461

Vierte G r u p p e

·

Nr. 1017-1035

221

Sollte die Brennbark[eit] keinen Einfluß auf Excitat[ion] und Leit­ kr[aft] haben. [1027 . ]

Einführung t h ä t i g e r Materien - wie thätiger Sinne .

Electrische Ketten und Nichtketten. I - Action, + Action . Bewegung bey Schluß und Oeffnung - Berührung und Trennung - Ge­ bung und Beraubung. Anwendung auf Asthenie. 1028.

5

Die Theorie des Lebens etc. ist so unabhängig, wie die Theorie des thierischen Baus und seiner Bildung - nur der Geist synthesirt Leben und Figuration. (Richtung entsteht mit Figur.) 1029 .

10

1030.

Ausschließender Wechsel v[on] Quantität und Qualität.

Bey allem Flüssigwerden entsteht Kälte - nur beym Eise scheint dies nicht der Fall zu seyn - daher entsteht umgek[ehrt] beym Frost des Wassers Kälte, da hier eigentlich Wärme entstehn sollte - Wenns schneyt, wirds freylich etwas wärmer - aber der Schnee entsteht auch nicht aus Wasser, sondern aus dem allerdings dünnem Dunst.

1031 .

15

Dimensionen = Richtungen. (S e l b s t berührung im Galv[a­ nism] und El[ectricitaet] auch wohl in der Chemie.) 1032.

1033 . 20

Der Fantasie Begriff ist die Anschauung - ihre Einheit etc.

. Eine Synthese ist ein chronischer Triangel. I Die Sprache und die Sprachzeichen sind a priori aus der menschlichen Natur entsprun ­ gen und die ursprüngliche Sprache war ächt w i s s e n s c h a f t l i c h Sie wieder zu finden ist der Zweck des Grammatikers. 1 034 .

-

Wissenschaftliche Beantwortung der Frage : Giebt es eigenthätige Fantasmen? (Synth[etische] Urth[eile] a pr[iori] eigenthüm­ liche Sensationen? Sensuale Kategorieen? Wie sich der Verstand raum und zeit vindicirt, um gültige Bestim­ mungen f[ür] d [ie] Sinne zu b ewircken[,] so die Fantasie x und r - um gültige Bestimmungen für den Verstand machen zu können. (x und y vielleicht Zeichen (Schein) und Grenze) 1035.

25

30

222

Allgemeines Brouillon

462

Sollte es nicht ein Vermögen in uns geben, was dieselbe Rolle hier spielte, wie die Veste außer uns - der Aether - j ene unsichtbar sichtbare Materie, der Stein der Weisen - der überall und nirgends, alles und nichts ist - Instinkt oder Genie heißen wir sie - Sie ist über­ all v o r h e r. Sie ist die Fülle der Zukunft - die Zeitenfülle überhaupt 5 - in der Zeit, was der Stein der Weisen im Raum ist - Vernunft ­ Fantasie - Verstand und Sinn (Bedeutung 3 - 5 Sinne) sind nur ihre einzelnen Funktionen. 1036 .

Sonderbar, daß dem Willen nur die eigentlichen Glieder und fast nur die A"ußern unterworfen sind. 1037.

10

Die Theorie des Falls kann zu sehr interressauten Aufschlüssen über die Gesetze der Jlivification, der innem mech[anischen] Auf­ schließung etc . veranlassen. 1038.

1039.

Über Pump und Saugwercke - den neuen Hubsatz etc.

Die Gleichung für den Menschen ist Leib = Seele - für das Geschlechte - Mann = Weib. 1040.

15

(Die Polaritaet ist eine reale Gleichung.) (Glieder heißen d[ie] Theile, die mit + und - zusammenhängen.) ist das generale Gleichungsglied der vereinigten Gl[eichungs] Glieder. 0

20

Zahlen und Worte sind Zeitdimensionsfiguren oder Zeichen. Wort und Zahlfigurationen. 1 04 1 .

Der Keil, der Hebel etc. sind Kraftverstärckungs und Schwä­ chungsmittel - die kleine absolute Kraft zu einer großen specifischen ­ relativen zu machen. Eine Spitze ist ein mechanischer Brennpunct eine Fläche das Gegentheil - (der Bohrer.) 1042.

Könnte man nicht das Wasser stoßweise aufs Rad bringen ? I Acustische Versuche mit Erschütterungen einer Scheibe etc. durch Töne - Luftvibrationen etc. I 1043 .

25

Vierte Gr uppe

463

·

N r. 1036-1053

223

Worte und Töne sind wahre Bilder und Ausdrücke d [er] Seele_ Deschiffrirkunst. Die Seele besteht aus reinen Vocalen und einge­ schlagenen etc. Vocalen. 1044.

Über Combination verschiedner Zeichensysteme und Skalen etc . z. B. wie bey d [er] Meteorologie - wo man aus 5 - 6 signalisiren­ den W �ckzeugen zusammengesezte Worte des zusammengesezten Phaenomens der Witterung erhält - So bey allen zusammengesezten Phaenomcnen. (Synth[ese} zweyer heterogener Welten und Opera­ tionen etc.) [104 5 . ]

6

Reagens des wahren Xstenthums.)

10

1046 .

15

Vergleichung der Körper und d [er] Zeichen - und d [er] Ge­ dancken und d [er] Zeichen. ( Ein Gedanke ist nothw[endig] wörtlich.) (Tonkunst und Schriftk [unst] ist Psychologie - wenigstens die Basis derselben.) 1047 .

1 048 .

Unser Geist ist ein Verbindungsglied des völlig Ungleichen.

Alle Sensationen sind Folgen einer Grund.sensation. Es hat Sinn - widersinnig etc .) Isochronism. I Zahl der Gesichtspuncte eines Kör­ pers und einer Vorstellung oder eines Gedanckens. I 1049.

20

Über das Drama - und die Dramatische Construction - Szenen ­ Acte Verwickelung - mimisches Spiel Eintheilung - Gliedrung einer Handlung etc. 1 050 .

-

-

Über die Krystall Übergänge. Anwendung . dieser Theorie auf Figurenverwandlungen überhaupt. Sollte die Acustik Einfluß haben. 25 Die Übergangsperiode ist durchaus die Mannichfachste. 1 05 1 .

Die Figur des kleinsten Theils ist nichts, als die Figur der Ur­ formation - Elementarformation - und diese ist nur der figürliche Ausdruck der Dynamischen Gemeinschaft - oder Composition. Wie wird eine chymische, materiale Verbindung figürlich ausge­ drückt ? - Dies ist eine innre Sinneinungsaufgabe. 1052.

ao

Gefrierung Gegenstück der Entzündung. I Indikation der kal ­ ten und blassen Extremitaeten - Bey Einer Gattung Menschen ist die 1053 .

-

224

Allgemeines Broui l l o n

464

Lebenskraft herausgedrängt in die äußern Glieder - bey andern zurückgedrängt - in die innern Theile. Betrachtungen darüber. -

1054 .

Die Schwere dürfte wohl nur ein Compositum aller Kräfte seyn ?

1055.

Denken ist Wollen oder Wollen ·- Denken.

1056 .

Die Leber ist das temperirende Organ - Alles Fett temperirt.

Die Seele ist unter allen Giften das Stärckste. Sie ist der durch ­ dringPndste, diffusibelste Reitz - Alle Seelenwirkungen sind daher bey Localübeln und entzündlichen Kranckheiten höchst schädlich . Ein Localübel läßt sich oft nicht anders kuriren, als durch Erregung einer allgemeinen Kranckheit und umgek [ehrt] . Kur einer Kr[anckheit] durch die Andre. 1057.

10

Plan zu dPm panthomatischen Journal und dem intellectuellen Ritterorden etc. 1058.

Vom merkantilischen Geiste. Der Handelsgeist ist der Geist der Welt. Er ist der großartige Geist schlechthin. Er sezt alles in Bewegung und verbindet all es . Er weckt Länder und Städte - Nationen und Kunstwercke. Er ist der Geist der Kultur - der Vervollkommnung des Menschengeschlechts. Der histo­ rische Hand.elsgeist - der sklavisch sich nach den gegebenen Bedürf­ nissen - nach den Umständen der Zeit und des Ort richtet - ist nur ein Bastard des ächten, schaffenden Handelsgeistes .

1059.

Der Geist verhält sich zur Seele - oder die Bestandtheile des unsichtbaren Individuums zu einander - wie die Säfte und die festen Theile im Körper. Der Geist entsteht aus der Seele - Er ist die kry ­ stallisirte Seele - Seine Figur - oder sein Karacter - sein Temperament und seine Constitution sind Functionen der ersten Anlage, der Geisterwelt und der Seelenbeschaffenheit. Auch hier trift man die beyden Systeme der Humoral und Solidarpathologie - des trocknen und nassen Weges an.

15

20

1060.

Die Philosophie ist von Grund aus anth[i]historisch. Sie geht vom Zukünftigen, und Nothwendigen nach dem Wircklichen - Sie ist die W[issenschaft] des allg[emcinen] DivinationsSinns. Sie erklärt die 1061 .

25

so

465

Vierte Gruppe

·

N r. 1053-1069

225

Vergangenheit aus der Zukunft, welches bey der Geschichte umge­ kehrt der Fall ist. (Sie betrachtet alles isolirt, im Naturstande - un­ verbunden.) Die Gicht etc. scheint mehr eine allgem[eine] Kr[anckheit] zu seyn, die nicht in concreto existirt, sondern sich in mannichfaltigen Variationen äußert - als eine Disposition. Vielleicht sind das schon gute Constitutionen - in denen reine Sthe­ nieen etc. entstehn - Die meisten Const[itutionen] vermögen viel ­ leicht nicht wahrhaft krank zu werden und es bleibt nur bey unvollk[ommenen] Kr[ankheiten] - Krankheitstendenzen - vielleicht ist Gliederreißen etc. eine unreife Entzündung. 1062.

10

Über das Einschlafen eines Gliedes. (lsochronism - isochronisch simultan.)

10&3 . =

Menschen sind in Bezug auf den moralischen Sinn, was Luft und Licht in Bezug auf Ohr und Auge sind. 1 064 .

15

[1065 . ]

Jeder Engländer ist eine Insel./

Der Körper entsteht durch ein plastisirendes I d o l - ein bilden­ des Schema - einen mystischen, selbstthätigen Typus.

1 066 .

Die Hypostase versteht Fichte nicht - und darum fehlt ihm die andre Hälfte des schaffenden Geistes. Ohne Ekstase - fesselndes, alles ersetzendes B [ewußt] S[eyn] - ist es mit der ganzen Philosophie nicht weit her. (Spinotzas Zweck.) 1067.

20

1068.

B r i e f e, Unterhaltungen - oder Gespräche - Geschäftsarbeiten wircksame Brochüren - das sind practisch schriftstellerische Arbeiten - Predigten auch. Romane, Erbauungsbücher, Komoedien etc. selbst historische und philosophische Arbeiten, sobald sie nicht, als Geschäftsarbeiten, Be­ richte, Protocolle etc. betrachtet werden können - sind blos gefällige, liebenswürdige, schriftstellerische Arbeiten . 1069.

25

30

Die Oryktognosie gehört zur Historie.

226

Allgemeines Brouillon

466

Individuen vereinigen das Heterogene - z. B. in den sogenannten gemengten und gemischten Wissenschaften - Sie bringen wunderbar das Verschiedenartigste in Eine Gemeinschaft des Zwecks und d [er] Arbeit - der Zusammenwirckung - ein Individuum ist ein magisches - willkührliches Princip - ein grundloses Leben - ein persönlicher Zufall. Die Menschheit überhaupt ist freylich das generellste und eigenthüm­ lichste Individualprincip der Wissenschaften. Für sie setzen sie sich alle, bis ins unendlichste Glied - in Thätigkeit. 1010.

1011 .

Kur der Schmerzen mit KitzeZ - Entgegensetzung von Schmerzen.

5

10

S y m m e t r i k - Symmetrie in Compositionen. Abzissen und Ordinaten wachsen symmetrisch. 1012.

Was suchte Spinotza ? Selbst Fichtens Phil [ osophie] ist nicht ganz frey von genialischer E m p i r i e - glücklichen Einfällen. I Das Leben ist etwas, wie Farben, Töne und Kraft. Der Romantiker studirt das Leben, wie der Mahler, Musiker und Mechaniker Farbe, Ton und Kraft. Sorgfältiges Studium des Lebens macht den Roman­ tiker, wie sorgfältiges Studium von Farbe, Gestaltung, Ton, und Kraft den Mahler, Musiker und Mechaniker. 1 073 .

Populaire, und gelehrte - historische und philosophische Staatsverfassungen. 1074 .

15

20

Der thätige Gebrauch der Organe ist nichts, als magisches, wun­ derthätiges Denken, oder willkührlicher Gebrauch der Körperwelt - denn Willen ist nichts, als magisches, kräftiges Denkvermög[en] . 1075.

Unsre Erde ist ein S c h w e r e L e i t e r - ein isolirter nämlich. Comprimirte, verdichtete, und verdünnte Schwere - wie Elektricität und Magnet. Sollten lockre Gewebe auch die Schwere isoliren und aufhalten ? Ü ber die Entstehung der Kälte bey Schnee und SaZzmischungen . [ 1 076 . ]

25

B [ewußt] S[eyn ] des Besitzers von äußern und innern Geld, oder Vermögen. I Paarung von Enthusiasmus und Vernunft. I

ao

1077.

1078.

Über das E r f r i e r e n eines Gliedes.

Vierte Gruppe

467

·

N r. 1070-1088

227

Die Häufung von Verbis, Adj ectivis, und Substantivis ist oft nichts als eine doppelte und mehrfache Rede - ein zerstückelter Pa­ rallelism. 1079.

1080.

Von der Corruptibilitaet des menschlichen N a c h d e n k e n s.

Freyheit ist eine Materie, deren einzelne Phaenomene, Indivi ­ duen sind.

1 08 1 .

Fortsetzung des Hemsterhuisischen Gedanckens - von der son­ derbaren Veränderung der Welt in der Fantasie des Menschen durch die Copernikanische Hypothese - oder schon durch die Gewisheit der himmlischen Weltkörper - durch die Gewisheit, daß die Erde in der Luft schwebe. 1082.

10

Wer weis, was für wunderbare Resultate der Isochronism mehr­ facher Handlungen geben würde - so wie Feuerstein und Stahl einen lichten Funken durch stoßweise Reibung geben. [1083 . ]

15

Deduktion der Reitzbarkeit und Constitution j edes Gliedes am menschlichen Körper aus seiner Lage, seiner Fülle, und seinen Nach ­ barn etc. Betrachtungen üb [er] d [ie] Schönheit des menschlichen Baus. 1084 .

1085. 20

Anschaffung einiger schönen Statuen.

Kalte Luft scheint ein besserer Leiter - oder ein schlechterer N[icht] Leiter der El[ectricitaet] zu seyn, als Warme - daher die El[ectrisir] Maschinen wircksamer im Sommer, als Winter sind. Kalte Luft ist aber auch dichter, als Warme. 1086.

Muß die Erde und die Planeten überhaupt nicht negativ el[ectrisch] seyn, wenn die Sonne positiv ist - und so existirt auch vielleicht ein ähnlicher Schwere - und Licht Wechsel. 1087.

25

Wir leben eigentlich in einem Thiere als parasitische Thiere die Constitution dieses Thiers bestimmt die Unsrige et vice versa. Die Bindungsverhältnisse der Atmosphärischen Bestandtheile sind vielleicht sehr mit den Bindungsv[erhäitnissen] derselben Bestand­ th[eile] im organischen Körper übereinstimmend. 1088 .

ao

-

228

Allgemeines Brouillon

468

Begriff v[on] G e s c h w i n d i g k e i t und E r z e u g u n g. Leztere ist eine Stoff- oder Schwerkraftorgan Bildung - und in diesem Sinne ist vielleicht die gewöhnlich so benannte Erzeugung keine wahre Er­ zeugung. Erstere ist ein Element j eder verkörperten Kraft schlechthin - eine nothwendige Folge der Erscheinung der Kraft. Vielleicht ist Denken eine zu schnelle, zu ungeheure Kraft um wirck­ sam zu seyn - oder die Dinge sind zu gute Leiter (oder N[icht] L[ei­ ter] ?) der Denkkraft [1089 . ]

Bey allem Verdichten erfolgt Abstoßung von Wärme - Wärme wird fühlbar - Bey allem f'erdünnen wird Wärme angezogen - es ent­ st-eht das Gefühl v[on] Kälte. 1090.

Unsre neuern Physiker arbeiten ins Große - sprechen vom Bau des Universums - und darüber wird nichts fertig - kein wahrer Schritt gethan. Entw[eder] zaubern - oder handwercksmäßig, mit Nachden ken und Geist - arbeiten.

5

10

1091 .

Hauptideen. Glaube. Alles was geschieht will ich . Willkühr­ liches Phlegma. Thätiger Gebrauch der Sinne. Moral und Relig[ion] und Poesie. (Studium des Einzelnen)

15

1092.

20

Der Poet versteht die Natur besser, wie der wissenschaftliche Kopf. 1093 .

Die Seele wirckt, wie Oele, und auch wie narcotische Gifte deprimirend und auch excitirend. 1 094 .

(Die Meynung von der Negativitaet des Xstenthums ist vortrefflich . Das Xstenthum wird dadurch zum Rang der Grundlage der proj ectirenden Kraft eines neuen Weltgebäudes, und Menschen­ thums erhoben - einer ächten Veste - eines lebendigen, moralischen Raums. Damit schließt sich dies vortrefflich an meine Ideen von der bisherigen Verkennung von Raum und Zeit, an, deren Persönlichkeit und Ur­ kraft mir unbeschreiblich einleuchtend geworden ist. Die Thätigkeit [1095 . ]

25

30

469

5

10

15

20

25

Vierte Gruppe

·

Nr. 1089-1098

229

des R[aums} und d[er} Z[eit} ist die Schöpfungskraft und ihre Ver­ hältnisse sind die Angel der Welt. Absolute Abstraktion - Annihilation des Jetzigen - Apotheose der Zukunft, dieser eigentlichen bessern Welt, dies ist der Kern der Geheiße des Xstenthums - und hiermit schließt es sich an die Religion der Antiquare, die Göttlichkeit der Antike, die Herstellung des Alter­ thums, als der 2te Hauptflügel an - beyde halten das Universum, als den Körper des Engels, in ewigen Schweben - in ewigen Genuß von R[aum} und Z[eit]. ) Das Beste in der Natur sehn indeß diese Herrn doch nicht klar. Fichte wird hiernach seine Freunde beschämen, und Hemsterhuis ahndete diesen heiligen Weg zur Physik deutlich genug. Auch im Spinotza l('bt schon dieser göttliche Funken des Naturverstandes. Plo­ tin betrat, vielleicht durch Plato erregt, zuerst mit ächtem Geiste das Heiligthum - und noch ist keiner nach ihm wieder so weit in dem­ selben vorgedrungen. In manchen ältern Schriften klopft ein geheimnißvoller Pulsschlag und bezeichnet die Berührungsstelle mit der unsichtbaren Welt - ein Lebendigwerden. Göthe soll der Liturg dieser Physik werden - er versteht vollkommen den Dienst im Tempel. Leibnitzens Theodicee ist immer ein herrlicher Versuch in diesem Felde gewesen. Etwas ähn­ liches wird die künftige Physik, aber freylich in einem höhern Style. \'Venn man bisher in der sog [ enannten] Physikotheologie nur statt Be­ wunderung ein ander Wort gesezt hätte. 1 096 .

Schöne, liberale Oeconomie. Bildung einer poetischen Welt um sich her. Dichten mit lebendigen Figuren. 1097.

Fichtens Ich ist die Vernunft - Sein Gott und Spinotzas Gott haben große Aehnlichkeit. Gott ist die übersinnliche Welt rein - wir sind ein unreiner Theil derselben . Wir denken uns Gott persönlich, 30 wie wir uns selbst persönlich denken . Gott ist gerade so persönlich und individuell, wie wir - denn unser sog [ enanntes ] Ich vid. Göthens Fragment aus Faust. ist nicht unser wahres Ich, sondern nur sein Abglanz. 1 098 .

230

Allgemeines B rouillon

470

Über den Nutzen warmer Einreibungen verschiedner Substanzen - z. B. Milch, Fleischbrühe, Eyer, Wein, China etc. bes [onders] Fette, Oehle. Bisherige Vernachlässigung der Haut - des Hauptorgans. 1099 .

Über Fichtes Appellation - Fichte macht sich einen Gegner dies ist rhetorischpolemische These - Postulat aller Polemik - Es giebt Gegner. Das Choquante in Fichtes Behauptungen. Was ist Atheiste ­ rey ? Xstliche Religion . Geheimnißwürdigkeit aller religiösen An­ gelegenheiten. Hat der Staat Religion ? Gott ? (Atheisterey und Selbst­ heit Gottes . ) Wir Ebenbilder Gottes. Über die Schritte der kursächsischen Regierung. V\'arum sind andere Schriften nicht confiscirt. [ 1 1 00 . ]

5

10

Über die Kunst - in die Propylaen. Entstehung der Kunst. Über die Artistik der Natur. Ihre Zweckmä ßigkeit für Freyheit des Men­ schen. Sie ist durchaus zukünftig - etc. 1101.

SeheHing geht nur von dem lrritabilitätsphaenomen der Welt aus - er legt den Muskel zum Grunde - Wo bleibt der N e r v - die Adern - das Blut - und die H a u t - der Zellstoff. Warum geht er, der Chymiker, nicht vom P r o c e s s aus - von dem Phaenomcn der Be­ rührung - der Kette. 11 02.

15

1103. Über Fichtes Sehnen etc. - Tendenzen überhaupt. Die Astronomie muß die Grundlage aller Physikalischen Wissensehaften werden. [1104 . ]

20

Der Hebel ist schlechthin ohne starre Linien und Unterstützungs · punct aus der Lehre der Kraft überhaupt - den Centralkr[äften] über­ haupt zu erklären. 1105.

Die Ehe ist für die Politik, was der Hebel für die Maschinen lehre. Der Staat besteht nicht aus einzelnen Menschen, sondern aus Paaren und Gesellschaften . Die Stände der Ehe sind die Stände des Staats - Frau und Mann. Die Frau ist der sog [enannte] ungebildete Theil. Es giebt ein Ideal dieses Stands - Rousseau sah es ausschließend in seiner Apologie des Naturmenschen. Rousseaus Philosophemen sind überhaupt weibliche Philosophie oder Theorie der Weiblichkeit - An1 1 06 .

25

30

471

Vierte Gruppe

·

Nr. 1099-1117

231

sichten aus dem weiblichen Gesichtspuncte . Jezt ist die Frau Sklavin geworden. Dialektik ist Rhetorik des Verstandes - Alles auf Verstandes­ rührungen abgesehn. 1101.

5

1108.

Der Sinnenrausch ist zur Liebe, was der Schlaf zum Leben .

( 1 1 09 . ]

Gamism ist die Grundlage zum Patriotism.

Das Licht ist unstreitig galvanisches Produkt. Bey ihm ist offen ­ bar Actio in distans. Die Luft ist Leiter dieser A ction. Spiegelnde Körper sind Nichtleiter leitenden Flächen. 1110.

10

Die Religion begreift das Ganze Gebiet des sog[enannten] Über­ sinnlichen und Überindischen in sich - Sie ist theils theoretisch theils practisch. 1111 .

Wir sollen nicht blos Menschen , wir sollen auch mehr, als Men ­ schen seyn - Oder Mensch ist überhaupt soviel, als Universum - Es ist nichts bestimmtes - Es kann und soll etwas Bestimmtes und Unbe­ stimmtes zugleich seyn. 1112.

15

Gerruß und Natur sind chemisch - Kunst und Vernunft ist me­ chanisch. 1113.

Der physiologische Mensch ist gewiß in Beziehung auf alle Kräfte nur Halbleiter - (auch nur eine Kette von unzähligen Nüancen von Leitern, Halbleitern und Nichtleitern des Galvanism etc) 1114.

20

Je vielfacher der Mensch sich zugleich beschäftigen kann, ver­ steht sich, daß diese Beschäftigungen nichts collidircndes und Stören ­ des haben - desto energischer und reiner wirckt die Denkkraft - und vielleicht heben sich überhaupt heterogene Beschäftigungen . (1115.l

25

Nach Fichte ist Ich gleichsam das R e s u l t a t des Universums . Um Ich (mit B [ewußt] S[eyn]) zu setzen muß ich gleichsam das ganze Universum voraussetzen - so wie gegentheils die absol [ute] Setzung des Ich nichts anders ist, als die Setzung des Universums. 1116.

so

Der Begriff des deutlichen Kopfs läßt sich durch ein Exempel aus der Mathematik am besten erläutern. 1111.

232

Allgemeines B rouillon

472

Ein geom[etrisches] Verhältniß wird deutlich, wenn ich es mit sehr einfachen Quantitäten ausdrücke - z. B. 288 : 1 44 = 2 : 1 Die Fantasie wird hier nicht schwindlieh - nicht verwirrt - Die Seele erhält einen deutlichen Begriff dieses Verhältnisses - weil sie alle Glieder desselben einzeln und in ihrem Zusammenhange auf einmal mit der gehörigen Stärke fassen und betrachten kann. Ein deutlicher Kopf wird also der seyn, der ein Ganzes, als solches und in seinen Theilen mit der gehörigen Stärke zugleich faßt und betrachtet - und leicht für sich und andre den einfachsten Ausdruck complicirter Verhältnisse findet. (Über rationale und irrationale Köpfe) Im höchsten Grad auch physiologisch merckwürdig scheint mir die Auflösung des Phosphors, des Schwefels etc. in Luftarten bey nied­ riger Temperatur. Sollte im thierischen Körper bey Erzeugung mephitischer Luftarten etwas Ähnliches vorgehn ? Sollte etwa durch Stockung der Nerven eine niedrigere Temperatur des Unterleibes und der Organe entstehn - und nun eine Auflösung der thierischen Masse in Luftgestalt möglich wer­ den - besonders, wenn Krampfhafte Thätigkeit d er Organe dazu kommt. Krampf überhaupt ist vielleicht Folge negativer Nerventh[ätigkeit] oder auch Unthätigkeit derselben - und in genauer Verbindung mit Kälte.

5

10

1118.

Über den Erkältungsproceß - und seine Verbindung mit dem Entzündungsproceß - der Erkältungsproceß ist ein Zerstörungs - Auf· lösungs - Verdünnungs, Ausdünstungs, Desorganisationsprocess - der Entzündungsproceß ist gerade das Gegentheil.

15

20

1119.

25

Alle Actionen, selbst die des Denkens werden auf die Actio in distans zurückgeführt werden. 1120.

Je isolirter - desto wircksamcr. Sollte dies der geheime Sinn des so chemischen Grunds[atzes] seyn ? - Corpora non agunt, nisi soluta . Alle Solution ist mehr eine complette Trennung - als eine Vereini ­ gung. Hier giebts dann die wahre Actio in distans. Verschiedene Kräfte können ungestört in Einem Puncte wircken.

1121 .

473

Vierte Gruppe

·

Nr. 1117-1126

233

Das Wort Stimmung deutet auf musicalische Seelenverhältnisse Die Acustik der Seele ist noch ein dunkles, vielleicht aber sehr wich ­ tiges Feld. Harmonische - u n d Disharm[onische] Schwingungen. 1122.

Hypothesen über mehrfache Sinne - über dunkle - über neue Sinne - über ihre mögliche Einrichtung. (Mannichfaltigkeit und Bestimmtheit gleichzeitiger Augen­ sensationen.) 1 1 23 .

5

Wie Entzündungen gern Beraubungen zu folgen pflegen, so fol­ gen Erkältungen (Detonationen?) gern Überfüllungen 10 Daher würd ich sehr geneigt seyn, die Kranckheiten des Sommers denen des Winters entgegenzusetzen und ihnen auch entgegenges[etzte] Kurarten vorzuschreiben. Der heiße Sommer kurirt die Pest - so auch der kalte Winter die Inflammatorien. 15 Der Übergang im Frühj ahr aus den heißen Stuben in die kalten, feuchten Stuben gebiert Faul oder Erkältungsfieber - so wie im Herbst der Übergang der kalten, feuchten Stuben in heiße - Schnupfen etc. hervorbringt. Durch Beraubung wird der Körper Entzündbarer - durch Überfül20 lung, Erkältbarer. Auch im Körper ist Pendelschwung. (Wo der Nahrungsproceß im Stocken ist - wird Beraubung gute Dienste leisten - umgekehrt.) 1 1 2« .

Die Geistlichen und Hernhuther haben doch das Von:ügliche und bemerkenswerthe - daß sie Idealisten von Profession sind - und Religion ex professo treiben - Sie zu ihrem Hauptgeschäft machen und eigentlich auf dieser Welt in und für eine andere Welt leben. 1125.

25

Der Calcül von den veränderlichen Größen ist eine Art von Mechanik - Configurations oder CommotionsLehre. Die Mathematik ist ächte Wissenschaft - weil sie gemachte Kennt­ nisse enthält - Produkte geistiger Selbstthätigkeit - weil sie metho­ disch genialisirt. 1126.

ao

234

Allgemeines Brouillon

474

Sie ist Kunst, weil sie genialisches Verfahren in Regeln gebracht hat ­ weil sie lehrt Genie zu seyn - weil sie die Natur durch Vernunft ersezt. Die höhere Mathematik beschäftigt sich mit dem Geiste der Größen ­ mit ihrem politischen Princip - mit der Größenwelt. Ein deutlicher Begriff ist ein zergliederter und zusammengesez ­ ter Begriff zugleich -

1121.

Auflösung der Ständeverfassung muß dann nothwendig werden, wenn wahrhafte Ungleichheit - Mißverhältniß und Ausartung der ursprünglichen Stände - entstanden ist. Dies kann auf mancherley Art geschehn - 1 . wenn der Naturstand seine Bestimmung verläßt - 2. Wenn dies der Kunststand thut. 3. Wenn einer zu sehr anwächst oder sich vermindert. 4. Wenn die Wircksam­ keit des Einen und die Empfänglichkeit des Andern nicht mehr pro ­ portionirt ist. 5. Wenn ein Theil eines Standes zu dem Andern übergeht, ohne seine Rechte zu erhalten et vice versa. 1128.

10

15

Aus Oeconomie giebt es nur Einen König. Müßten wir nicht haushälterisch zu Wercke gehn, so wären wir alle Könige. 1129.

Die pathologische Erklärung des menschlichen Zustandes - unsre Welt - unsre Constitution - unsre Stimmung - Reitzbarkeit und Sensibilitaet. 1130.

20

Wissenschaften sind Folgen der Bedürfnisse - und des Mangels ­ mithin erste Mittel denselben abzuhelfen. Suchen wir also den In­ begriff der Mittel zur Erfüllung unsrer Wünsche, so müssen wir zu den Wissenschaften gehn - und Ihr Studium, als den geradesten Weg 25 zum Ziele ansehn. Eine höchst interressaute Anwendung dieser all­ gemeinen Bemerkung bietet uns die Heilkunde. Wenn wir hier nach den Aussichten fragen, die die Menschheit j ezt auf Befreyung ihrer körperlichen Übel hat - so wird man uns, zur Antwort, den Zustand der Heilkunde zeigen. Ihre Ausbildung und Verbreitung bestimmt 30 das Gegengewicht der Last der körperlichen Übel, die uns drücken. Je mehr die Heilkunde Elementarwissenschaft j edes Menschen wer­ den - je größere Fortschritte die gesammte Physick machen und die 1131 .

475

5

10

Vierte Gruppe

·

N r. 1126-1135

235

Heilkunde sie benutzen wird - Je inniger die gesammten Wissen­ schaften zur Beförderung ihres gemeinschaftlichen Interresse, des 'lVols der Menschheit, zusammentreten und die Philosophie zur Vor­ sitzerinn und Leiterinn ihrer Beschlüsse nehmen werden - desto leich ter wird j ener Druck, desto freyer die Brust des Menschengeschlechts werden. Jezt suche j eder Einzelne zur Beschleunigenden Annäherung dieser glücklichen Zeit das Übel an der Wurzel anzugreifen - er studire Me­ dicin und beobachte und forsche - und erwarte mehr gründlichen Nutzen von der Aufklärung seines Kopfs, als von allen Tropfen und Extracten. Die Gegenwart ist das Differenzial der Funktion der Zukunft und Vergangenheit. [ 1 1 32 . ]

Auch die lnoculation des Todes wird in einer künftigen allgemeinen Therapie nicht fehlen - so wie manche Kranckheiten unter den Erziehungsmethoden stehn, und von den Paedagogen dazu die Heilkunde requirirt werden wird. 1133.

15

Die Heilkunde, wie die Physik und Philosophie ist - ebensowohl Machungs, als Vernichtungskunsttheorie. 1134.

Mech[anische] - chem[ische] - und zusammenges [etzte] oder synth[etische] Heilkunde. I Relativitaet der Ausdrücke, stärkend, schwächend, entzündlich etc. Trüglichkeit der Symptome bey Indivi ­ duen - Der Arzt muß sich hier oft nach der Indikation der Zeit des Orts - der Epidemie etc. richten - und über die einzelnen Sym 25 ptome weg sehn. I Über die Action der atmosph[aerischen] Luft. I Über den therapeutischen Character der Heilmittel - z. B. die Wirckung der Neutralsalze, der Opiate, etc. Giebt es entzündliche und erkältende Mittel -? In welcher Verbindung stehn der Zehr, Nähr und Entzün­ dungsproceß ? etc. 30 Gleichgewicht der mancherley Actionen im Körper - Anwendung der hydrostatischen und hydraulischen Lehrs[ätze] auf die Lehre von den Actionen - und ihrer Vertheilung - I Über die Locations und Dislocationsmeth [ode] d[er] Kranckh [eiten] .

20

1135.

236

Allgemeines Brouillon

476

Anwendung v[on] Kälte durch Verdunstung bey entz[ündlichen] Kranckheiten. 1136.

Wolkenerzeugungsapparate im Großen um Wasser an wasser­ leere Orte zu bringen. 1137.

1 138.

Fermentations und Fäulnißbeobachtungen .

Chemische und physicalische und Mathematische etc. Maschinen ­ lehre. 1139.

Die intuitive Darstellung beruht auf systematischen Denken und Anschauen. 1140.

Die lndividualisirung durch Regelmäßigkeit der Mannichfaltig- 10 keit in der Natur.

1141 .

Wie die Stimme mannichfaltige Modificationen in Ansehung des Umfangs - der Geschmeidigkeit - der Stärcke - der Art ( Mannich ­ faltigkeit) - des Walklangs der Schnelligkeit - der Praecision oder Schärfe hat - so ist auch die schriftliche Stimme oder der Styl auf eine ähnliche Weise unter mannichfachen Gesichtspunkten zu beurtheilen. Die Stylistik hat ungernein viel Aehnlichkeit mit der Declamations­ lehre - oder der Redekunst im strengem Sinne. Rhetorik ist schon ein Theil der angewandten Rede und Schreibekunst . Außerdem gebraucht sie die angewandte geistige, oder psychologische Dynamik - und die angewandte, specielle Menschenlehre überhaupt mit in sich. (technische M [enschen]Lehre. Jene Dynamik ist ein Theil der Men­ schenl [ehre] überhaupt.) 1142.

-

Jeder muß mit seiner Stimme und mit seinem Style zu oeconornisiren - beyde gehörig immanent zu proportioniren - und zu nüan ­ l(iren wissen. 1143.

Das Denken ist, wie die B l ü t h e, gewiß nichts, als die feinste Evolution der plastischen Kräfte - und nur die allgerneine Naturkraft in der nDignitaet. Die Denkorgane sind die Weltzeugungs - die Naturgeschlechtstheile.

15

20

25

1144.

30

477

Vierte G r u p p e

[1145.]

·

Nr. 1136-1150

23 7

D[ie] Blüthe ist das Symbol des Geheimnisses unsers Geistes.

Staat und Kirche stehn und fallen zusammen. Die Philosophen oder die systematischen Denker sind nothwendig - Monarchisten und Religiosen. 1146.

5

Fichtes Phil[osophie] ist ein Denkerzeugungsproceß oder Or­ ganisationsproc[eß] - ein Phaenomen selbst, oder ein Factum. 1147.

1148.

Begriff der thätigen R e i t z b a r k e i t und S e n s i b i l i t a e t. (Erhöhte Reitzb[arkeit} und Sens[ibilitaet} sind wohl immer nur Folgen - nicht Ursache von Kranckheiten. Die Kranckheit äußert sich am allgemeinsten durch Erhöhung oder Erniedrung v [on] R[eitzbarkeit] und S [ensibilitaet] . Ist die Kranckheit gehoben, so ist auch R[eitzbarkeit] und S[ensibilitaet] wieder im gewöhn­ lichen statischen Zustande. Brown scheint also das Hauptverdienst zu haben - das wesent lichste, karakteristische Symptom der Kr[anckheit] bemerckt und sie darnach in Beziehung auf Arzeneykunde, (also schon ange­ wandte Pathologie) geordnet zu haben. Die Ordnung der Heilmittel ist dem proportional. Alle sog[enannte] reitzende Substanzen außer der Wärme sind KraftLeiter - also benehmend - die Lebenskraft erhält durch sie Spielraum. Nährende Mittel sind Halbleiter - Condensatoren. Nichtreitzende Mittel sind schlechte Leiter - Isolatoren - Kraft ­ beschränkende - comprimirende - narcotische (in Ruhe setzende) Mittel. [)]

10

15

20

25

Der Mensch ist eine (unerschöpfliche) Kraftquelle - oder ein Kraft­ erzeugungsproceß - das Gleichniß mit dem Lichte ist sehr passend. Wärme ist ein wahrer Reitz - Ein Reitz durch (Mit)Erregung Vielleicht wircken chymische Substanzen auch e r r e g e n d - Action m i t t h e i l e n d - chymische - mechanische Actionen.

1149.

30

Schaden der mystischen Moral der neuern Zeit - z. B. der Tiraden von Unschuld etc. 1150.

238

Allgemeines Brouillon

478

Bey allen techruschen Vorrichtungen ist der Zweck das kritische oder bildende Princip - und aus ihm muß die ganze Anstalt beurtheilt und deducirt werden. 1151 .

[ A N H A N G : E X Z E R PTE ] [Phantasien über die Kunst, hg. von Ludwig Tieck. Harnburg 1799] [ . . . die sich so innig genießen und] nichts weiter zu wissen streben. Wenn wir der Kinder holdseliges Angesicht betrachten so vergessen wir gern und leicht die Verwikkelungen der Welt - das Auge vertieft sich in den wunderbaren reinen Zügen und wie Profeten einer schönen Zukunft, wie zarte Pflanzen, die unerklärlich aus der längstentflohenen goldenen Zeit zurükgekommen sind, stehn die Kinder um uns. [Friedrich Schlegel : Lucinde. Berlin 1 799] [ . Viele Maler von Talent und Ein-] sieht streben ihr ganzes Leben umsonst darnach und viele Virtuosen der Männlichkeit vollenden ihre Laufbahn ohne eine Ahndung daran [davon] gehabt zu haben. Auf dem gemeinen Wege kommt man nicht dahin. Ein Libertin mag verstehn mit einer Art von Geschmack den Gürtel zu lösen. Aber jenen höhem Kunstsinn der Wollust durch den die männliche Kraft erst zur Schönheit gebildet wird lehrt nur die Liebe allein den Jüngling. .

.

L IT E R ATU R V E R Z E I C H N I S

240

Literaturverzeichnis

1002

1 . Werkausgaben N ovalis

Hchriften , hrsg. v. F riedrich Sch legel und Ludwig Tieck, 2 Bde. , Berlin 1802.

Schriften . Dritter Teil, hrsg. v. Ludwig Tieck und Eduard von Bülow, Berlin 1846. Häm mtliche Werke, hrsg. von Carl Meissner,

3

Bde., Florenz, Leipzig 1898; Ergänzungs-

hand auf Grund des literarischen Nachlasses, hrsg. v. Bruno Wille, Leipzig 1901.

Hchriften . Kritische Neuausgabe auf G rund des handschriftlichen N ach lasses, hrsg. v.

Ernst H eilborn,

3

B de. , Berlin 190 1 .

Schriften , hrsg. v . J akob Minor, 4 Bde. , J ena 1907.

"ovalis' sämtliche Werke, hrsg. v. Ernst Kamnitzer, 4 Bde. , München 1924.

Schriften , hrsg. v. Paul Kl uckhohn und Richard Samuel, 4 Bde. , Leipzig 1929.

Schriften . Die Werke Friedrich von Hardenbergs. Historisch-kritische Ausgabe, hrsg. v. Paul Kluc khohn ( t) und Richard Sam u e l , Stuttgart 1960 ff. ; Dritte, nach den

Handschriften ergänzte, erweiterte und verbesserte Au flage in vier Bänden und

einem Begleitband, Stuttgart 1977 ff. Werke, Tagebücher und Briefe Friedrich von H ardenbergs, hrsg. v. Hans-Joachim Mähl und Richard Samuel, 2 Bde. und 1 Begleithand, München , Wien 1978. \\-1erke in einem Band, hrsg. v. Hans-Joachim Mähl und Richard Samuel , Münchf'n, Wien 1981.

2 . Q u e l len b i b l iographie

Das Verzeichnis umfaßt alle von Novalis nachweislich benutzten Bücher und bietet damit einen Überblick über die "imaginäre" Bibliothek, die den Brouillon­ Aufzeichnungen zugrundeliegt. Werke, die zwar in einer bibliographischen Notiz festgehalten und offenbar zur Lektüre vorgemerkt wurden, deren Benutzung jedoch nicht einwandfrei durch Exzerpte oder Lektürenotizen erwiesen ist, werden in Klammern gesetzt. 1. AEPINUS, Pranz Ulrich Theodor : Recueil de Differents Memoires sur Ia Tourrnaline. St. Petersbourg : l'lmprimerie de l'Academie des Seiences 1762. Z. D'ALEMBERT, Jean-le-Rond : Discours preliminaire des Editeurs, in : Encyclopedie, ou Dictionnaire Baisonne des Sciences, des Arts et des Metiers . . . par M. Diderot et M. d'Alembert. T. I, Lausanne et Berne 1781 . (Unveränderter Nachdruck der Edition Pellet, 175 1-1780, in 35 Bänden.) (3.) ANONYM : Ankündigung und Probe einer Ausgabe der römischen und griechischen Classiker in Fragmenten. Enthaltend die Fragmente von Cicero's erster catilinarischer Rede, mit philologischen Epigrammen und Idyllen begleitet. Nebst einer Vorrede, bestehend in Fragmenten von Fried­ rich Schlegel. Rom 1 798 [recte Leipzig : Feind]. (4.) ANONYM : Theoretische Bruchstücke über die Natur der Erde, Sonnen­ und Planeten-Welt in Bezug auf verschiedene Wissenschaften von S. P. T. Düsseldorf : Dänzer 1798. 5. BAADER, Pranz Xaver : Vom Wärmestoff, seiner Vertheilung, Bindung und

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Quellen b i b liogra phie

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Entbindung, vorzüglich beim Brennen der Körper. Eine Probeschrift. Wien u. Leipzig : Krauß 1786. 6 . BAADER, Pranz : Beyträge zur Elementar-Phisiologie. Hamburg : Bohn 1797. 7. BAADER, Pranz : Ueber das pythagoräische Quadrat in der Natur oder die vier Weltgegenden. 0. 0. [Tübingen] 1798. (8.) BACON, Francis Baron v. Verulam : Novum Organum Scientiarum, sive Judicia vera de Interpretatione Naturae. In: Opera Omnia, quae extant : Philosophica, Moralia, Politica, Historica. Frankfurt a. M. 1665, Sp. 265-418. (9.) BAUMGARTEN, Alexander Gottlieb : Metaphysik. Halle im Magdeburgi­ schen : Hemmerde 1766. - Meditationes Philosophicae de Nonnullis ad Poema Pertinentibus. Halle 1735. 1 0. [BERENHORST, Georg Heinrich v.] : Betrachtungen über die Kriegskunst, Über ihre Fortschritte, ihre Widersprüche, und ihre Zuverläßigkeit. Auch für Layen verständlich, wenn sie nur Geschichte wissen. Erste Abtheilung, o. 0. [Leipzig] 1797. Zweyte Abtheilung, Leipzig : Fleischer 1798. ( 1 1 .) BROWN, John : System der Heilkunde. Nach der lezteren, vom Verfasser sehr vermehrten und mit Anmerkungen bereicherten Englischen Ausgabe übersezt, und mit einer kritischen Abhandlung über die Brownischen Grund­ sätze begleitet von C. H. Pfaff. Nebst einer tabellarischen Übersicht des Brownischen Systems von Samuel Lynch. Kopenbagen : Proft und Storch 1796. 12. CAMPER, Peter : Sämmtliche Kleinere Schriften die Arzney- und Wund­ arzneykunst und Naturgeschichte betreffend. Mit Kupfem. (Deutsch von J. F. M. Herbell.) Bd. I, II, 1. 2. III, 1. 2. Leipzig : Crusius 1784-1790. ( 1 3.) CAMPER, Peter : über den natürlichen Unterschied der Gesichtszüge in Menschen verschiedener Gegenden und verschiedenen Alters ; über das Schöne antiker Bildsäulen und geschnittener Steine ; nebst Darstellung einer neuen Art, allerlei Menschenkörper mit Sicherheit zu zeichnen. Nach des Verfassers Tode hg. von seinem Sohne Adrian Gilles Camper. übersetzt von S. Th. Sömmerring. Mit 10 Kupfertafeln. Berlin : Voss 1792. (1 4.) CHARPENTIER, Johann Friedrich Wilhelm : Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande. Mit Kupfern. Leipzig : Crusius 1778. 1 5. CHLADNI, Emst Florens Friedrich : Entdeckungen über die Theorie des Klanges. Mit eilf Kupfertafeln. Leipzig : Weidmanns Erben und Reich 1787. 16. CONDORCET, Marie Jean Antoine de : Entwurf eines historischen Ge­ mähldes der Fortschritte des menschlichen Geistes. Nachlaß von Condorcet, in's Teutsche übersezt durch D. Ernst Ludwig Posselt. Tübingen : Cotta 1796. 17. DIDEROT, Denis : Explication dt\tailJee du SystAme des Connoissances Humaines, in : Encyclopedie, ou Dictionnaire Raisonne des Sciences, des Arts et des Metiers . . . par M. Diderot et M. d'Alembert. T. I, 1781, p. XC-XCIX. 1 8. ESCHENMAYER, Carl August: Säze aus der Natur-Metaphysik auf chemische und medicinische Gegenstände angewandt. Tübingen : Heer­ brandt 1797.

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Literaturverze i c hnis

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1 9 . FICHTE, Johann Gottlieb : Grundlage der gesammten Wissenschaftslehre als Handschrift für seine Zuhörer. Leipzig : Gabler 1794. 20. FICHTE, Johann Gottlieb : Grundriß des Eigenthümlichen der Wissen­ schaftslehre in Rücksicht auf das theoretische Vermögen als Handschrift für seine Zuhörer. Jena u. Leipzig : Gabler 1795. 21. FICHTE, Johann Gottlieb : Versuch einer neuen Darstellung der '.Vissen­ schaftslehre. Erste Abtheilung. In : Philosophisches Journal einer Gesell­ schaft Teutscher Gelehrten, Bd. V, Heft 1, Jena u. Leipzig 1797, S. 1-49. ­ Fortsetzung. Ebd. Bd. VIII, Heft 1, 1797, S. 1-20. 22. FICHTE, Johann Gottlieb : Zweite Einleitung in die Wissenschaftslehre für Leser, die schon ein philosophisches System haben. In : Philosophisches Journal, Bd. V, Heft 4, 1 797, S. 3 1 9-378. - Beschluß. Ebd. Bd. VI, Heft 1 , 1797, s . 1-43. 23. FICHTE, Johann Gottlieb : Ueber den Grund unsers Glaubens an eine göttliche WeltRegierung. In : Philosophisches Journal, Bd. VIII, Heft 1 , Jena u. Leipzig 1798, S. 1-20. 24. FICHTE, Johann Gottlieb : Appellation an das Publicum über die durch ein Churf. Sächs. Confiscationsrescript ihm beigemessenen atheistischen Aeusserungen. Eine Schrift, die man erst zu lesen bittet, ehe man sie con­ fiscirt. Jena u. Leipzig : Gabler ; Tübingen : Cotta 1799. (25.) FINKE, Leonhard Ludwig : Versuch einer allgemeinen medicinisch-prak­ tischen G eographie, worin der historische Theil der einheimischen Völker­ und Staaten-Arzeneykunde vorgetragen wird. Bd. I-II, Leipzig : Weidmann 1792. - Bd. III, welcher die Zusätze zu den beyden ersten Bänden enthält, Leipzig 1795. (26.) FÜLLEBORN, Georg Gustav : Encyclopaedia Philologica. Sive primae lineae Isagoges in Antiquarum literarum. studia ad usum lectionum ductae. Breslau : E. G. Meyer 1798. 27. GENLIS, Stephanie Felicite de : Alphonso und Dalinde oder Die Feyerey der Kunst und der Natur. In : Der Frau Gräfin von Genlis Abendstunden auf dem Lande oder moralische Erzählungen für die Jugend. übersetzt von Ch. F. Weiße. 2. Theil, Leipzig : Crusius 1 785, S. 76 ff. (28.) [GERSTENBERG, Heinrich Wilhelm v.] : Beiträge zur Erläuterung und Prüfung des Kantischen Sistems in sechs Abhandlungen. Gotha : Ettinger 1 794. - Die Theorie der Kategorieen entwickelt und erläutert. Altona : Hammerich 1795. 29. GOETHE : Faust. Ein Fragment. In : Göthe's Schriften, Bd. 7, Leipzig : Göschen 1790, S. 1-1 68. 30. GOETHE : Das Mährchen. Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten, i n : Die Horen. Eine Monatsschrift herausgegeben von Schiller. Bd. IV, 10. Stück, Tübingen 1795, S. 108-1 52. 31. GOETHE : Epigramme. Venedig 1790. In : Musen-Almanach für das Jahr 1796, herausgegeben von Schiller. Neustrelitz, bei dem Hofbuchhändler Michaelis, S. 205-260.

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Quellen bi b l iogra p h i e

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52. GOETHE : Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman herausgegeben von Göthe. Bd. I-IV, Berlin : Unger 1795-1796. 53. GOETHE : Propyläen. Eine periodische Schrifft herausgegeben von Goethe. Ersten Bandes erstes Stück, Tübingen : Cotta 1798. (34.) GOTTLING, Johann Friedrich : Handbuch der theoretischen und prak­ tischen Chemie. Erster systematischer Theil, Jena : Akademische Buchhan d­ lung 1798. (35.) GUYON, Jeanne Marie Bonvier de Ia Motte : Christliche und Geistreiche Briefe über verschiedene Materien Die das Innere Leben oder den Geist und Sinn des wahren Christenthums betreffen. Aus dem Frantzösischen der Madame Guion treulich verteutscht. Leipzig : S. B. Walther 1 728. - Ander Theil, Leipzig 1730. 36. HEMSTERHUIS, Pranz : Oeuvres Philosophiques de M. F. Hemsterhuis. T. I-li, Pari s : l'Imprimerie de H. J. Jansen 1 792. 37. HINDENBURG, Carl Friedrich : Infmitinomii Dignitatum Exponentis Indeterminati Historia Leges ac Formulae editio pluribus locis aucta et passim emendata etc. Göttingen : Dieterich 1779. 38. HINDENBURG, Carl Friedrich : Novi Systematis Permutationum Com­ binationum ac Variationum Primas Lineas et Logisticae Serierum Formulis Analytico-Combinatoriis per Tabulas exhibendae conspectum proponit . . . C. F. H. Leipzig : Breitkopf 1781. 39. HINDENBURG, Carl Friedrich : Der polynomische Lehrsatz das wich­ tigste Theorem der ganzen Analysis nebst einigen verwandten und andern Sätzen. Zum Druck befördert . . . von C. F. H. ( Sammlung combinato­ risch-analytischer Abhandlungen, I.) Leipzig: Fleischer 1 796. =

40. HUMBOLDT, Friedrich Alexander v. : Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen. Aus dem Lateinischen übersetzt von Gotthelf Fischer. Nebst einigen Zusätzen von Herrn Dr. und Prof. Hedwig und einer Vorrede von Herrn Dr. und Prof. Christ. Friedr. Ludwig. Leipzig : Voss 1794. 41. HUMBOLDT, Friedrich Alexander v. : Versuche über die gereizte Muskel­ und Nervenfaser nebst Vermutbungen über den chemischen Process des Lebens in der Thier- und Pflanzenwelt. Theil I-li, Posen u. Berlin : Rott­ mann 1 797. 42. JACOBI, Friedrich Heinrich : David Hume über den Glauben oder Idealis­ mus und Realismus. Ein Gespräch. Breslau : Loewe 1 787, S. 209-230 (Bey­ lage : Ueber den Transeendentalen Idealismus). 43. [JACOBI, Johann Georg] : Neßir und Zulima. Eine Erzählung nach Ra­ phael. Berlin u. Leipzig : Decker 1782. 44. JACOBSSON, Johann Kar! Gottfried : Technologisches Wörterbuch oder alphabetische Erklärung aller nützlichen mechanischen Künste, Manufak­ turen, Fabriken und Handwerker, wie auch aller dabey vorkommenden Arbeiten, Instrumente, Werkzeuge und Kunstwörter, nach ihrer Beschaffen­ heit und wahrem Gebrauche, hg. von Otto Ludwig Hartwig. Theil 1-4, Berlin u. Stettin 1781-84 ; Theil 5-8, fortgesetzt von Gottfried Erich

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45.

46. 47. 48.

49. 50. 51.

Literaturverzei c hnis

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Rosenthal, nebst einer vollständigen Litteratur der Technologie, Berlin u. Stettin 1 793-95 . KANT, Immanuel : Gedanken von d e r wahren Schätzung der Iebendiß •n Kräfte und Beurtheilung der Beweise, derer sich Herr von Leibnitz und andere Mechaniker in dieser Streitsache bedienet haben, nebst einigen vor­ hergehenden Betrachtungen, welche die Kraft der Körper überhaupt be­ treffen (1747) . In : Kants sämmtliche kleine Schriften, Bd. I, Königsberg u. Leipzig [recte Jena : Voigt] 1797, S. 1-294. KANT, Immanuel : Kritik der reinen Vernunft. Zweite, hin und wieder verbesserte Auflage, Riga : Hartknoch 1 787. (4. Aufl. 1 794.) KANT, Immanuel : Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft. Riga : Hartknoch 1 786. KANT, Immanuel : Von der Macht des Gemüths durch den bloßen Vorsatz seiner krankhaften Gefühle Meister zu seyn. Ein Antwortschreiben an Herrn Hofrath und Professor Hufeland. In : J oumal der practischen Arzney­ kunde und Wundarzneykunst. Fünften Bandes viertes Stück, Jena 1 798, s. 701-7 5 1 . KANT, Immanuel : D e r Streit der Facultäten i n drey Abschnitten. Königs­ berg : Nicolovius 1 798. KANT, Immanuel : Anthropologie in pragmatischer Hinsicht abgefaßt. Königsberg : Nicolovius 1 798. KIELMEYER, Carl Friedrich : Ueber die Verhältniße der organischen Kräfte unter einander in der Reihe der verschiedenen Organisationen, die Geseze und Folgen dieser Verhältniße. Eine Rede den 1 1 ten Februar 1 793

am Geburtstag e des regierenden Herzo g s Carl von Wirtemberg, im großen akademischen Hörsaale gehalten. 0. 0. [Tübingen) o. J. [1793).

(52.) KOCH, Heinrich Christoph : Versuch einer Anleitung zur Composition. Leipzig, bey Adam Friedrich Böhme. 1. Theil, Rudolstadt 1 782 ; 2. Theil, Leipzig 1 787 ; 3. Theil (nebst Register), Leipzig 1793. 53. KRUG, Wilhelm Traugott : Versuch einer Systematischen Enzyklopädie der Wissenschaften. 1. Theil, Wittenberg u. Leipzig 1796 ; 2. Teil, Jena 1 797. (Fortsetzung erst 1812-181 9.) (54.) LAGRANGE, Joseph Louis de : Theorie der analytischen Funktionen, in welcher die Grundsätze der Differentialrechnung vorgetragen werden, un­ abhängig von der Betrachtung der unendlich kleinen oder verschwindenden Größen der Grenzen oder Fluxionen, und zurückgeführt auf die algebraische Analysis. Aus dem Französischen übersetzt von Johann Philipp Grüson. Berlin : Lagarde 1 798. - Zweyter Theil (nebst einem Zusatze von Lagrange), Berlin 1799. 55. LAMBERT, Johann Heinrich : Neues Organon oder Gedanken über die Er­ forschung und Bezeichnung des Wahren und dessen Unterscheidung vom Irrthum und Schein. Bd. 1-II, Leipzig : Wendler 1764. 56. LAPLACE, Pierre Simon: Darstellung des Weltsystems durch Peter Sirnon La Place. Aus dem Französischen übersezt von Johann Kar) Friedrich Hauff. Theil I-11, Frankfurt a. M. : Varrentrapp und Wenner 1797.

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Quellenbib l iograp hie

(57.) LA SUE, Jean Joseph : Grundlinien zur Physiognomik aller lebenden Kör­ per vom Menschen bis zur Pflanze. Aus dem Französischen mit nöthigen Zusätzen. Leipzig : Weygand 1 798. 58. LEIBNIZ : s. Hindenburg, Nr. 58. 59. LEIBNITZ, Gottfried Wilhelm v. : Theodicee, das ist, Versuch von der Güte Gottes, Freyheit des Menschen, und vom Ursprunge des Bösen, bey dieser vierten Ausgabe durchgehends verbessert, auch mit verschiedenen Zusätzen und Anmerkungen vermehrt von Johann Christoph Gottscheden. Hannover u. Leipzig 1744. 60. LICHTENBERG, Georg Christoph : Ausführliche Erklärung der Hagartbi­ schen Kupferstiche, mit verkleinerten aber vollständigen Copien derselben von E. Riepenhausen. 1 .-5. Lieferung, Göttingen : Dieterich 1 794-1 799. 61. LOSCHER, Carl Immanuel : Uibergangsordnung bei der Kristallisation der Fossilien, wie sie aus einander entspringen und in einander übergehen. Mit 6 Kupfern. Leipzig : Crusius 1796. 62. MAASS, Johann Gebhard Ehrenreich : Grundriß der Logik. Zum Gebrauche bei Vorlesungen. Nebst einigen Beispielen zur Erläuterung für die jüngern Freunde dieser Wissenschaft. Halle : Michaelis und Camp. 1793. 63. MAIMON, Salomon : Ueber den Gebrauch der Philosophie zur Erweiterung der Erkenntniß. In : Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten, Bd. II, Heft 1, Neu-Strelitz 1795, S. 1-35. 64. MÜLLER, Johannes : Der Geschichten schweizerischer Eidgenossenschaft Drittes Buch, 1 .-2. Abtheilung. Leipzig : Weidmann 1 788/1 795. ( Sämmt­ liche Werke, 22. Theil, Tübingen 181 6.) 65. MURHARD, Friedrich : System der Elemente der allgemeinen Grössen­ lehre nach ihrem Zustand am Ende des achtzehnten Jahrhunderts nebst Literatur und Geschichte. Lemgo : Meyer 1 798. 66. [MUSÄUS, Johann Kar! August] : Volksmährehen der Deutschen. Theil 1-5, Gotha : Ettinger 1 782-1 787. (Neue Auf!. 1 787/88.) (67.) PLATNER, Ernst : Anthropologie für Aerzte und Weltweise. Erster Theil, Leipzig : Dyck 1 772. - Neue Anthropologie für Aerzte und Weltweise, mit besonderer Rücl