Biotonus-Therapie: schmerzfrei, besser fühlen, besser leben [1 ed.] 9783896446299, 9783896736291

Das Buch »Die Biotonus-Therapie« ist ein Ratgeber für schmerzgeplagte und gesundheitsbewusste Menschen, Therapeuten und

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German Pages 144 [145] Year 2012

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Biotonus-Therapie: schmerzfrei, besser fühlen, besser leben [1 ed.]
 9783896446299, 9783896736291

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schmerzfrei besser fühlen besser leben

Verlag Wissenschaft & Praxis

biotonus therapie

Daniel Gatzka

Daniel Gatzka

Die Biotonus-Therapie schmerzfrei besser fühlen besser leben

Mit Illustrationen von Thorsten Gatzka

Verlag Wissenschaft & Praxis

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-89673-629-1 © Verlag Wissenschaft & Praxis

Dr. Brauner GmbH 2012 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. +49 7045 93 00 93 Fax +49 7045 93 00 94 [email protected] www.verlagwp.de Druck und Bindung: M.P. Media Print Informationstechnologie GmbH, 33100 Paderborn Logo und Einbandgestaltung: CLAUS KOCH™ Hamburg, Claus Koch, Bela Marady.

Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Zusammenfassung Die Biotonus-Therapie wird seit vielen Jahren in den 7 Praxisstandorten von Daniel Gatzka mit großem Erfolg eingesetzt. Einsatzgebiete sind unter anderem: x Chronische Schmerzzustände im Bewegungsapparat x Sogenannte „Verschleißerscheinungen“ in Gelenken x Fehlschaltungen/Fehlhaltungen im Muskelapparat x Neurologische Defizite wie Muskelschwäche/Taubheitsgefühle x Schlaganfall, M. Parkinson, etc. x Skoliosen x Entwicklungsstörungen bei Babys und Kindern Theoretisch basiert die Biotonus-Therapie (RBT nach Himmelsbach) auf der Theorie des sogenannten Biotonus. Immer wenn in diesem Buch die Rede von Biotonus-Therapie ist, ist ebenso die Regulative Biotonus-Therapie nach Himmelsbach (RBT) gemeint. Das vorliegende Buch gibt dem Leser einen tieferen Einblick in die Gedankenwelt des Biotonus, dessen Eigenschaften, der Ursachen seiner Entgleisung und Maßnahmen zur regulativen Beeinflussung des Biotonus. Auf der Basis des Biotonus wird auch eine neue Sicht auf den Schmerz, dessen Aufgaben in unserem Körper und dessen Ursachen wiedergegeben. Nachfolgend wird die Biomechanik unseres Körpers dargestellt und die Funktionalität und das Zusammenspiel von Muskel, Sehnen, Bändern und Knochen erklärt. Aus der Art des Zusammenspiels lassen sich viele Krankheitszustände erklären und dadurch natürlich auch geeignet und ursächlich therapieren. Basierend auf der biomechanischen Funktionalität unseres Körpers werden wenige, aber sehr effektive Übungen vorgestellt. Diese Übungen sind so essentiell, wie das tägliche Zähneputzen, aber auch so unkompliziert und schnell durchführbar. Im letzten Teil des Buches wird ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in der Biotonus-Therapie gegeben und die Maßnahmen, diese Therapie für einen größeren Teil der Bevölkerung zugänglich zu machen. Dies erfolgt jedoch nicht missionarisch, sondern auf der Basis des gesunden Menschenverstandes und wissenschaftlicher Fakten. So sind z.B. Projekte in der Entstehung, die Basisbegriffe der

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Biotonus-Therapie Schülern und Lehrern im täglichen Schulunterricht nahe zu bringen oder innerbetriebliche Gesundheitskonzepte weiterzuentwickeln. Der Autor Daniel Gatzka befasst sich schon seit vielen Jahren mit der BiotonusTherapie und möchte mit diesem Buch seine Erfahrungen und Kenntnisse dem geneigten Leser nahe bringen und mit wissenschaftlichen Fakten untermauern.

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Danksagungen Ich möchte mich bei Frank Himmelsbach bedanken, bei dem ich die Therapiegrundlagen erlernen durfte. Mit ihm entstanden die Visionen. Außerdem großen Dank an meinen Bruder Thorsten, der dieses Buch immer wieder unter der Lupe der „Wissenschaft“ geprüft hat und vieles eingebracht und illustriert hat. Herzlichen Dank an alle Mediziner, die sich mit Kommentaren, Zitaten und Referenzen an diesem Buch beteiligten. Allen voran Dr. med. Beate Klajda für Ihr reizendes und treffendes Vorwort für mein Buch! Dank an meinen Mentor und Wachmacher Werner Brückner. Der Familie Mühlbauer, in deren Hotel ich die Ruhe und Inspiration finden konnte, um den größten Teil dieses Buches zu schreiben. Bei Sepp Mühlbauer durfte ich vieles lernen. Vielen Dank an mein Praxis-Team, das mir unterstützend zur Seite stand und steht und mir dadurch die notwendigen Freiräume gab, um dieses Buch zu schreiben. Und natürlich die Bekanntheit der Biotonus-Therapie durch hervorragende Ergebnisse voranbringt. Dank an Stefan Weindl für die Fotografien und bereitgestellten Bilder und an Markus Schaffer, der sich für die Bilder zur Verfügung gestellt hat! Herzlichen Dank an Claus Koch, der diesen grandiosen Einband konzipiert hat und auch unser neues Logo entwickelte. Und einen Menschen möchte ich ganz herzlich grüßen und danken, dass dies erst möglich wurde! Allen Patienten und Freunden, die mich in der Therapie weitergebracht haben und mir rat- und tatkräftig zur Seite gestanden haben. Tausend Dank an alle Menschen, deren Kommentare, Zitate und Bilder ich verwenden durfte! Und natürlich meiner Familie, die mir immer wieder die Zeit gab und mir den Rücken freigehalten hat.

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Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung .............................................................................................................................................. 5 Danksagungen ...................................................................................................................................................... 7 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................................... 12 Vorwort .................................................................................................................................................................. 13 Zum Autor............................................................................................................................................................. 14 Daniel Gatzka .......................................................................................................................................... 14 Der Weg zum Physiotherapeuten .................................................................................................. 14 Weg in die Selbstständigkeit ............................................................................................................ 14

Kapitel 1

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Entstehung der Biotonus-Therapie............................................................................................................ 17 Wissenschaftlicher Ansatz.................................................................................................................. 17 Fragwürdige Knieoperation bei Verschleißerscheinungen.................................................. 19 Der Placebo-Effekt ................................................................................................................................ 20 Der Nozebo-Effekt ................................................................................................................................ 21 Interessante Beispiele aus dem Internet: ............................................................................. 22 Symptome......................................................................................................................................... 23 Mechanismen .................................................................................................................................. 23 Beispiele ............................................................................................................................................. 24 Beispiele aus klinischen Studien .............................................................................................. 25 Chemotherapie ............................................................................................................................... 25 Nahrungsmittelallergie................................................................................................................ 25 Nebenwirkungen auf Arzneimittel ......................................................................................... 25 Kopfschmerzen durch nicht vorhandene elektrische Ströme .................................... 26 Elektrosmog ..................................................................................................................................... 26 Voodoo-Fluch.................................................................................................................................. 27 Suizidversuch mit Placebos ....................................................................................................... 27 Plazebo, Nozebo und die Macht der Gedanken ...................................................................... 27 Viele Fragen, aber wenige Antworten ...................................................................................................... 29 Fortbildungen bringen nicht weiter............................................................................................... 29 Ein neues Zeitalter in der Therapie beginnt ............................................................................... 30 Biotonus aktuell ...................................................................................................................................... 31 Entstehung der Therapie ................................................................................................................................ 33 Was ist denn nun richtig? .................................................................................................................. 33 Behandlungsstrategien der Therapie............................................................................................ 34 Behandlung in der Biotonus-Therapie ......................................................................................... 35

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Kapitel 2

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Einführung in das Wesen des Biotonus ................................................................................................... 41 Der Biotonus ............................................................................................................................................ 41 Mechanik – Biomechanik, Skelett und Muskeln....................................................................... 43 Elektrik/Steuersignale – Nerven ...................................................................................................... 44 Chemie – Biochemie............................................................................................................................. 46 Information – Geist/Psyche ............................................................................................................... 48 Vom Gleichgewicht und Ungleichgewicht ................................................................................. 50 Die Entgleisung des Biotonus .......................................................................................................... 55

Kapitel 3

57

Schmerz ................................................................................................................................................................. 57 Fakten ......................................................................................................................................................... 57 Suizidgefahr ..................................................................................................................................... 58 10 Jahre ohne Erfolg..................................................................................................................... 58 Operationen beseitigen den Schmerz nicht ...................................................................... 59 Frühere Behandlungen ................................................................................................................ 59 Was sagt nun die Schulmedizin zu Schmerzen? .............................................................. 60 Und genau jetzt geht der Weg bedauerlicherweise in die falsche Richtung! ..... 60 Beispiele aus der Praxis ............................................................................................................... 61 Schmerz aus Sicht der Biotonus-Therapie .................................................................................. 62 Einteilung der Schmerzmeldungen ............................................................................................... 65

Kapitel 4

73

Biomechanik ........................................................................................................................................................ 73 Thesen zur Biomechanik..................................................................................................................... 73 Wie genau funktioniert denn nun so ein Gelenk im Normalfall? ..................................... 75 Wirkung von muskulären Störungen auf das Gelenk (Kraftveränderungen) .............. 77 Veränderungen des Stoffwechsels (= Unterversorgung)..................................................... 79 Vergleich der Biotonus-Therapie mit bereits bestehenden Therapien .......................... 80 Manuelle Therapie ................................................................................................................................ 83 McKenzie ................................................................................................................................................... 84 Osteopathie.............................................................................................................................................. 86 Cranio-Sakrale-Therapie ..................................................................................................................... 88 Schlingentisch ......................................................................................................................................... 90

Kapitel 5 Evolution, Limbisches System und Fehlsteuerung .............................................................................. 93 Ursprünge und Evolution ................................................................................................................... 93 Der Stress aus Sicht der Biotonus-Therapie............................................................................... 96 Stressbewältigung ............................................................................................................................... 101

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Kapitel 6

105

Übungen zur Unterstützung der Biostonus-Therapie .................................................................... 105 Körperliche Übung als ein Basisbaustein der Biotonus-Therapie .................................. 105 Die aktiven Verlängerungsübungen............................................................................................ 107 Die drei elementaren Grundübungen ........................................................................................ 108 Der Kniebogen .............................................................................................................................. 108 Der Skispringer ............................................................................................................................. 110 Der seitliche Halbmond ............................................................................................................ 111

Kapitel 7

113

Ausblicke ............................................................................................................................................................ 113 Modernisierende Biotonus-Therapie & Zählbares im Leistungssport ........................ 113 Anwender aus dem Leistungssport ............................................................................................. 117 Bodybuilder oder Freikletterer ....................................................................................................... 119 Je früher – desto besser, Seminare für Schule & Kindergarten ....................................... 122 Entwicklung der Kindeswelt ............................................................................................................ 122 Was wirkt denn nun in der heutigen Zeit so nachteilig auf unsere Kinder? ...... 125 Präventionsprojekte in Betrieben ................................................................................................. 130 Evaluation in der Firma Würth (2011/2012) ..................................................................... 132 Unternehmer berichten .................................................................................................................... 134

Kapitel 8

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Fassbares aus der Praxis .............................................................................................................................. 137 Anwender der Biotonus-Therapie ................................................................................................ 137 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................................ 143 Glossar/Wörterverzeichnis.......................................................................................................................... 144

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Die Zwei-Punkte Strategie der Biotonus-Therapie........................................................... 34 Abbildung 2: Patientenbogen Stammdaten ................................................................................................ 36 Abbildung 3: Daniel Gatzka bei der Behandlung von Gewichtheber Jakob Neufeld (Nationalheber) ......................................................................................................................... 37 Abbildung 4: Abschlussbefund ........................................................................................................................ 39 Abbildung 5: Elemente des Biotonus ............................................................................................................. 41 Abbildung 6: Diffusion ........................................................................................................................................ 53 Abbildung 7: Keine Spannung ......................................................................................................................... 54 Abbildung 8: Spannung = Bewegung ........................................................................................................... 54 Abbildung 9: Blockierte Spannung ................................................................................................................. 54 Abbildung 10: Patientenbesuche im Quartal - Chronische und Sonstige im Vergleich ................. 57 Abbildung 11: Anteil der chronischen Krankheiten.................................................................................... 58 Abbildung 12: Lampe zur Anzeige eines technischen Fehlers ............................................................... 64 Abbildung 13: Der Mensch und sein individuelles Schmerzempfinden .............................................. 66 Abbildung 14: Die Kommunikationspyramide............................................................................................. 67 Abbildung 15: Der Schmerzmechanismus ................................................................................................... 69 Abbildung 16: Der Schmerzkomplex ............................................................................................................. 71 Abbildung 17: Bewegungsbilder/Bewegungsapparat .............................................................................. 74 Abbildung 18: Aufbau Muskelfaser................................................................................................................. 74 Abbildung 19: Stellung des Ellenbogengelenks ohne äußere Kräfte .................................................... 76 Abbildung 20: Belastetes Ellenbogengelenk bei ausgeglichenem Kräftegleichgewicht.................. 76 Abbildung 21: Belastetes Ellenbogengelenk mit unausgeglichenem Kräftegleichgewicht ............ 77 Abbildung 22: Behandlung eines Bandscheibenvorfalls BT..................................................................... 80 Abbildung 23: Mechanischer Übungsansatz aus der Bauchlage ........................................................... 84 Abbildung 24: Behandlung eines Bandscheibenvorfalls nach McKenzie ............................................ 86 Abbildung 25: Schlingentisch ........................................................................................................................... 90 Abbildung 26: Behandlung eines Bandscheibenvorfalls auf dem Schlingentisch ............................. 91 Abbildung 27: Evolution des Skeletts ............................................................................................................. 93 Abbildung 28: Evolution des Skeletts bis zum modernen Menschen (Cartoon) ............................... 94 Abbildung 29: Aufbau der menschlichen Wirbelsäule .............................................................................. 95 Abbildung 30: Ein Affe bei einer entspannenden Bananen-Mahlzeit ................................................ 101 Abbildung 31: Ganz entspannt – Vorbild Katze! ...................................................................................... 102 Abbildung 32: Gesundes und gestörtes Bewegungspotential.............................................................. 106 Abbildung 33: Anfangsposition Kniebogen (Bild S. Weindl) ................................................................. 108 Abbildung 34: Endstellung Kniebogen (Bild S. Weindl) .......................................................................... 108 Abbildung 35: Alternativer einbeiniger Kniebogen (Bild S. Weindl) .................................................... 109 Abbildung 36: Grundstellung Skispringer (Bild S. Weindl) ..................................................................... 110 Abbildung 37: Endstellung Skispringer (Bild S. Weindl) .......................................................................... 110 Abbildung 38: Halbmond mit Theraband (Bild S. Weindl)..................................................................... 111 Abbildung 39: Struktur der Sarkomere und entsprechender Kraftverlauf......................................... 121 Abbildung 40: Ausgangstellung „Balu der Bär“ (Bild S. Weindl) ........................................................... 126 Abbildung 41: Endstellung „Balu der Bär“ (Bild S. Weindl) .................................................................... 126

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Vorwort Frau Dr.med. Beate Klajda (Fachärztin für Neurologie): Mein Kontakt mit der Biotonus-Therapie ergab sich durch eigene körperliche Probleme und Schmerzen. Ich litt schon jahrelang unter Schmerzen im Halswirbelsäulenbereich und im Kniegelenk. Als Herr Gatzka dann im Mai 2008 in Buchen eine neue Praxis eröffnete, machte ich bald darauf Termine mit ihm aus und ich konnte diese neue Therapieform am eigenen Körper erfahren. Nicht nur die sehr guten und schnellen positiven Ergebnisse machten mich neugierig, sondern auch die sehr logische und für mich als Medizinerin nachvollziehbare theoretische Grundlage. Durch die Therapie geht es mir nun so gut wie noch nie und auch die körperliche und mentale Leistungsfähigkeit ist wesentlich besser. Außerdem konnte mir die Theorie und Philosophie der Biotonus-Therapie helfen, meine Arbeit als Ärztin zu verbessern und viele Merkwürdigkeiten, die sich auch bei mir in der Praxis ereignen, besser zu verstehen. Doch dazu später mehr im Kapitel Elektrik und Nerven. Ich sehe die Biotonus-Therapie auch nicht als Gegner der Schulmedizin, sondern als eine Erweiterung und Verbesserung der momentanen Therapien. Ich finde es auch wichtig und richtig, dass man neue Therapien unter die Lupe nehmen sollte. Und bei nachvollziehbaren Erfolgen und zusätzlicher Kostenersparnis, sollte eine Vergütung durch die gesetzlichen Kassen erfolgen. Denn viele Therapien, die durch die gesetzlichen Kassen gezahlt werden, erreichen keine nennenswerte Verbesserung unserer Patienten. Und neue effektive Therapien, die keine Langzeitpatienten erzeugen, können oder dürfen nicht erstattet werden. Zum Schluss meine Bitte an alle Mediziner: „Lesen Sie dieses Buch und entscheiden Sie danach.“ Nur durch unsere Mitarbeit können neue Therapien eine Chance bekommen.

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Zum Autor Daniel Gatzka Geboren wurde Daniel Gatzka am 17. August 1971 in Weiden in der Oberpfalz. Nach der Clemens-Brentano Grundschule besuchte er das Auguste Pattberg Gymnasium in Neckarelz als weiterführende Schule. Nach dem Erlangen der Allgemeinen Hochschulreife leistet er zunächst 15 Monate Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz als Rettungshelfer im aktiven Rettungsdienst in Mosbach. Die Erfahrungen im Einsatz als Rettungshelfer ebneten ihm den Weg in den Bereich der Heilberufe.

Der Weg zum Physiotherapeuten Aufgrund einer eigenen, schweren Knieverletzung und der intensiven Auseinandersetzung mit Schmerz, Muskelaufbau und Therapie, folgte die Entscheidung, den Beruf des Physiotherapeuten zu ergreifen. Dabei war Beruf auch wirklich als Berufung zu verstehen. Nach dem Besuch der Physiotherapie Schule in Mannheim und dem Abschluss als staatlich geprüfter Physiotherapeut im Jahre 1996 folgte ein Praktisches Jahr in Bad Rappenau (Vulpius Klinik & Therapiezentrum der Kur- und Klinikverwaltung). Am Ende dieses praktischen Jahres begegneten sich Frank Himmelsbach und Daniel Gatzka im Therapiezentrum und wurden Weggefährten für einen ganz neuen Ansatz in der Physiotherapie.

Weg in die Selbstständigkeit Nach nur drei Jahren als angestellter Physiotherapeut eröffnete Daniel Gatzka die erste eigene Praxis im September 1999 in Mosbach. 2005 folgte eine weitere Praxis in Neckarzimmern; 2008 dann zwei weitere Praxen in Buchen und Adelsheim. Schließlich wurde die fünfte Praxis am 09.08.2010 in Neckarsulm eröffnet und seit Oktober 2010 können auch die Gäste des Hotels „Bayerwaldhof“ in Bad Kötzting die Biotonus-Therapie in Anspruch nehmen. Das Erfolgsrezept basiert auf einer neuen, aber bis dahin noch nicht sehr bekannten Therapiemethode: “Die Biotonus-Therapie“.

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Während der Zeit als Angestellter und als Selbstständiger nahm Daniel Gatzka erfolgreich an der Weiterbildung in verschiedensten Therapierichtungen teil und praktiziert schließlich als Dozent der Biotonus-Therapie in unterschiedlichen Einrichtungen. Die Arbeit mit dieser modernen Therapie, ihre verblüffenden Erfolge und die Möglichkeiten, die dieses umfassende Therapieinstrument bietet, haben Daniel Gatzka motiviert, dieses Buch zu schreiben. Es soll einen einfachen, tief beeindruckenden Blick in die Theorie des Biotonus geben und verständlich erklären, wie verschiedene Therapie- und Übungsformen der Biotonus-Therapie aus dieser Theorie abgeleitet werden können. Schließlich sollte eine Hilfe zur Selbsthilfe mit verschiedenen, sehr alltagstauglichen Übungen geben werden. Ebenso erscheint eine Zusammenarbeit mit Tierärzten sehr sinnvoll, da diese Therapie sehr einfach auf z.B. Pferde, Hunde, Katzen etc. zu übertragen ist. Ein Partnerschafskonzept, um mit dieser Methode auf hohem Niveau erfolgreich zu sein, wird ab Mitte 2012 angeboten.

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Kapitel 1

Entstehung der Biotonus-Therapie Wissenschaftlicher Ansatz Immanuel Kant sagte zu dem, was Wissenschaft an sich ist: „Der Aufstieg vom Konkreten zum Abstrakten und von dort, auf höherer Ebene, wieder zum Konkreten“. Dies bedeutet in anderen Worten, die systematische Beobachtung eines Phänomens, die Ordnung der Beobachtungen zu einem großen Ganzen (sozusagen die Art und Weise, wie etwas funktioniert und zusammenhängt), die Verdichtung zu einer allgemeingültigen Theorie und anschließend die Anwendung der aufgestellten Theorie auf andere Fälle. Das versetzt uns in die Lage, auf eine gewisse Art und Weise vorhersagen zu können, wie sich etwas in der Zukunft entwickelt. Damit können wir diese aber auch gezielt beeinflussen. Mit der täglichen Anwendung der Theorie prüfen wir auch immer wieder aufs Neue, ob diese Theorie auch wirklich stimmt. Zu der Allgemeingültigkeit von Theorien vielleicht kurz folgender Hinweis: Für viele Physiker existieren gar keine Theorien, sondern nur Hypothesen, die darauf warten eines Tages in einem Experiment widerlegt werden zu können. Das heißt, dass das Wissen der Menschheit ständig im Fluss ist, ständig Revolutionen und Umstürzen ausgesetzt ist, die den Wahrheitsgehalt immer weiter voran zu treiben versuchen. Wissenschaft soll uns also in die Lage versetzten, die Funktion bestimmter Vorgänge und Dinge zu erklären, um diese geeignet und vorhersagbar beeinflussen zu können. Für die Entwicklung der Biotonus-Therapie stand an erster Stelle, die in der Praxis erhaltenen Aussagen und Methoden mit wissenschaftlichen Tatsachen zu untermauern und diese in ein möglichst widerspruchsfreies Theoriegebäude einzubetten. Wissenschaften wie Physik, Mathematik und Ingenieurswissenschaften haben bereits heute eine sehr hohe Sicherheit ihrer Aussagen und Erklärungsmodelle erreicht. Die moderne Medizin ist jedoch noch sehr weit von dieser Sicherheit in ihren Aussagen entfernt. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Stellen wir uns vor, Sie müssten ein Verfahren entwickeln, um beim Roulette möglichst viel zu gewinnen. Sie würden zwar den Tisch mit den Feldern sehen, das

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Rouletterad jedoch bleibt Ihnen verborgen. Der Croupier erklärt Ihnen nur, welche Möglichkeiten Sie beim Setzen haben:

x eine bestimmte Zahl x eine Farbe (rot/schwarz/grün) x gerade/ungerade Zahlen. Aber der Mechanismus des Roulettespiels bleibt Ihnen verborgen, genauso wie dem Mediziner die komplexen, inneren Regelvorgänge, die Vielzahl von Abhängigkeiten von Psyche und Körper verborgen bleiben. Sie beginnen zu setzen. Der Croupier sagt Ihnen nur, ob Sie gewonnen oder verloren haben. Sie beginnen, verschiedene Systeme zum Setzen auszuprobieren und merken schnell, dass auf spezielle Zahlen zu setzen fast nie zum Gewinn führt. Schließlich bemerken Sie, dass, wenn Sie auf gerade Zahlen setzen, Sie eine fast 50-prozentige Gewinnmöglichkeit erreichen. Dieses Ergebnis reicht Ihnen völlig und Sie brechen Ihre weiteren Untersuchungen ab. Ihre Beobachtungen fassen Sie nun wie folgt zusammen und stellen die folgende Theorie auf: „Um beim Roulette möglichst viel zu gewinnen, muss man auf gerade Zahlen setzen“. Genauso gut würden aber die Theorien „nur ungerade“, „nur rote“ und „nur schwarze Zahlen“ funktionieren. Bei allen Theorien beträgt die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen knapp 50 %. Aber welche der Theorien ist jetzt „die Richtige“? Tatsächlich beschreibt jede der Theorien nur einen Teilaspekt des Roulettespiels, sie sind zwar nicht falsch, aber unvollständig. Trotzdem erreicht jede knapp 50 % Sicherheit! In der Medizin stellt sich die Situation ähnlich dar. Bei dem Begriff „Medizin“ muss hier aber deutlich zwischen der Akut-Medizin, die sehr große Erfolge und Sicherheit in Ihren Methoden aufweist, und der Medizin, die sich mit chronischen Krankheitsbildern befasst, unterschieden werden. Die Akut-Medizin befasst sich mit der Behandlung von Unfallfolgen wie Knochenbrüche, Schnittwunden, Quetschungen etc. Da in diesem Fall Ursache und Wirkung sehr eindeutig miteinander zusammenhängen, konnten allein auf der Basis von einfachen biomechanischen Modellen Methoden entwickelt werden, die sehr sicher und schnell helfen. Daher sollen hier die Aussagen und Methoden der Medizin, die sich mit chronischen Krankheiten befassen, näher betrachtet werden. Bei der Behandlung von chronischen Krankheiten, Verschleißerscheinungen von Knochen und Gelenken, chronischen Schmerzzuständen tut sich die Medizin näm-

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lich weitaus schwerer. Kommen wir auf unser Beispiel vom Roulettespiel zurück. Die einfachen Theorien kommen hier auf Aussagewahrscheinlichkeiten von knapp 50 %, ohne überhaupt den dahinter steckenden Mechanismus zu kennen. Bei der Beurteilung von Behandlungsmethoden bei chronischen Krankheiten oder Krebs ist man in der Medizin schon zufrieden, wenn die Methode eine Sicherheit von 30 % aufweist. Dies gilt in der Medizin heute schon sehr oft als signifikant. Hier muss die Frage gestellt werden, ob man zum einen in den Studien zu einseitige Fragen stellt und viel zu früh abbricht (sobald die Studien irgendeine, scheinbar fest stehende Antwort gibt, mit der man wirtschaftlich etwas anfangen kann) und zum anderen, ob viele wissenschaftlichen Untersuchungen vielleicht nur bereits vorher festgelegte Antworten bestätigen sollen. Man also nur noch einen JaSager benötigt. Nachfolgend ist eine Reihe von Beispielen zur Unsicherheit der Aussagen und Methoden der modernen Medizin in Bezug auf chronische Krankheiten, Psyche und Schmerzzustände aufgeführt.

Fragwürdige Knieoperation bei Verschleißerscheinungen Basis für dieses Beispiel ist ein Artikel auf dem Online Portal des SWR. (www.swr.de/odysso/-/id=1046894/nid=1046894/did=2258352/1pbhsst/index.htm) Der Artikel befasst sich mit der Operationsmethode der Knie-Arthroskopie. Hierbei werden durch zwei kleine Hautschnitte eine Kamera und Operationsbesteck eingeführt. Diese Methode hat für Knie und Patient den Vorteil, dass sie wesentlich schonender durchzuführen und die Heilung deutlich schneller verläuft, als bei einer herkömmlichen Operationsmethode. Aufgrund der Einfachheit wird aber häufig nach dem Blick ins Knie auch gleich operiert, auch wenn die OP medizinisch gar keinen Nutzen bringt, insbesondere bei Schmerzzuständen im Knie. In diesem Artikel wird der Chirurg Prof. Hans Pässler zitiert, dem dieses Vorgehen schon lange ein Dorn im Auge ist. Seine Aussage: "Viele der Schmerzen kommen nicht aus dem Innenraum des Knies, sondern liegen in der Muskulatur, in den Sehnenansätzen versteckt. Und die kann ich natürlich mit einer Arthroskopie überhaupt nicht behandeln." Der Experte schätzt, dass etwa die Hälfte der Arthroskopien überflüssig ist. In die gleiche Richtung deutet eine im Jahr 2002 im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie der Baylor School of Medicine. Sie beobachtete Patienten mit schweren Knieschmerzen, die sich operieren lassen wollten [Moseley et al.,

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2002]. Die Studie sollte zeigen, welche Methode der Knie-OP die beste Heilungschance aufweist. Dr. Mosley, der Leiter der Untersuchungen, bildete drei Gruppen von Patienten (insgesamt 180 Personen) mit leichter Kniearthrose. Bei zwei Gruppen wurden tatsächlich Eingriffe im Knieinneren durchgeführt (Abschleifen des angegriffenen Knorpels, Spülen des Knieinnenraums), während bei der dritten Gruppe, bis auf kleine Einschnitte in die Haut, nichts weiter unternommen wurde. Alle drei Gruppen erhielten die gleichen postoperativen Behandlungen (Gymnastik, Physiotherapie etc.). Das Ergebnis der Studie überraschte, insbesondere auch Dr. Mosley, der die OPs auch selbst durchgeführt hatte, sehr. Die Gruppe, die nur die Placebo-OP erhalten hatte, ging es nach 2 Jahren genauso gut, wie den Patienten der beiden anderen Gruppen. 90 % der Operierten waren mit der OP zufrieden und unter den schmerzfreien Patienten waren sogar die Patienten der Placebogruppe in der Mehrheit. Für Dr. Mosley ist für den Erfolg der OP nicht die Operationsmethode entscheidend, sondern dass der Patient glaubt, dass ihm durch die OP geholfen wird!

Der Placebo-Effekt Der Placebo-Effekt ist schon seit langem in der wissenschaftlichen Literatur bekannt, obwohl er bei den Medizinern nicht sehr beliebt ist. Zum einen ist seine Erfolgswahrscheinlichkeit bei bestimmten Krankheitsbildern genauso hoch oder höher, wie der bei Methoden oder Medikamenten der klassischen Schulmedizin, zum anderen passt er nicht in das theoretische und sehr biomechanische und biochemische Bild des Menschen in der Medizin. Der Ausspruch „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf“ von Christian Morgenstern, beschreibt dieses „Augen verschließen“ der Schulmedizin vor den Tatsachen der Realität sehr kurz und prägnant. Ein Bericht des amerikanischen Gesundheitsministeriums veröffentlicht, dass sich in einer Studie die Hälfte der untersuchten depressiven Patienten durch die Einnahme eines Medikaments besser fühlte, während es bei der Placebo-Kontrollgruppe zweiunddreißig Prozent waren [Horgan 1999]. In einem Artikel der Zeitschrift des amerikanischen Psychologen-Verbands Prevention & Treatment mit dem Titel „The Empereror's New Drugs“ (Des Kaisers neue Drogen) schreibt der Psychologieprofessor Irving Kirsch [Kirsch 2002], dass gemäß klinischen Studien achtzig Prozent der Wirkung von Antidepressiva dem PlaceboEffekt zugeschrieben werden könnten. Kirsch musste sich auf die verfassungsrechtliche Informationsfreiheit berufen, um an die Daten, die die klinischen Untersuchungen zu den meist verkauften Antidepressiva dokumentieren, heranzukom-

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men. Die Gesundheitsbehörden wollten sie nicht freigeben. Aus diesen Daten wird ersichtlich, dass in mehr als der Hälfte der klinischen Versuche zu den sechs führenden Antidepressiva die Medikamente nicht besser abschnitten als die Placebos. In einem Interview mit dem Discovery-Channel sagte er: „Der Unterschied zwischen der Reaktion auf das Medikament und der Reaktion auf das Placebo betrug im Durchschnitt weniger als zwei Punkte auf einer klinischen Skala, die fünfzig bis sechzig Punkte erreicht. Das ist ein sehr kleiner Unterschied. Dieser Unterschied ist klinisch bedeutungslos“. Heute werden sogar klinische Studien von Patienten durchgeführt, die besonders stark auf den Placebo-Effekt reagieren. Jedoch nicht mit dem Ziel, den Mechanismus des Placeboeffekts näher zu studieren, sondern diese Menschengruppe aus anderen Versuchsreihen herausfiltern zu können, damit sie die „wahren Ergebnisse“ nicht verfälschen [Greenberg 2003]. Macht man eine Aussage wahrer, indem man existierende, aber unpassende Tatsachen einfach außen vor lässt? In Amerika wird auch das Schlagwort EBM, „Eminence Based Medicine“ verwendet. Eminence steht für die Person, die etwas sagt und nicht für Evidence, die tatsächlichen Beweise für einen Sachverhalt. Seit jeher scheint es in der Medizin wichtiger zu sein, wer etwas schreibt, als das was er schreibt. Zum Thema Placebo-Effekt lässt sich eine Fülle weiterer Studien aufzählen, die aber den Rahmen dieses Buches sprengen würden. Fakt ist aber, dass die Vorgehensweise in der Medizin also nicht immer von streng wissenschaftlichem Vorgehen geprägt ist. Vielmehr spielen hier auch vorgefasste Meinungen, medizinische Dogmen, aber auch handfeste, wirtschaftliche Interessen eine bedeutende Rolle.

Der Nozebo-Effekt Neueste Untersuchungen der Gehirnforschung und der Medizin beweisen das Vorhandensein einer noch wesentlich stärkeren Beeinflussung unseres Unterbewusstseins. Es handelt sich dabei um den sogenannten Nozebo-Effekt. Und gerade diese Wirkungsweise ist von extremer Wichtigkeit und sollte allen Medizinern, Therapeuten und Heilpraktikern bewusst sein! Ein einfaches Beispiel soll die Wirkung logisch und praktisch erklären: Ein Mann um die 50 Jahre geht zur Vorsorgeuntersuchung zum Urologen. Nach mehreren Untersuchungen kommt der Arzt zum persönlichen Gespräch und teilt dem Mann mit: „ Sie haben Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium. Ihre Lebenserwartung beträgt maximal 6 Monate!“

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Nun kann sofort die Wirkung des Nozebo-Effekts einsetzen. Die Lebensuhr des Menschen wird ziemlich genau in einem halben Jahr stehenbleiben! Warum? Die Aussage des Mediziners leitet eine negative unterbewusste Reaktion des Körpers ein, die dann auch mit hoher Wahrscheinlichkeit eintritt (self-fulfilling-prophecy). Es sei denn, der Mann ist in sich gefestigt, hat ein starkes Selbstvertrauen und will weiterleben. Dann sind seine Überlebenschancen höher und ein Weiterleben ist durchaus möglich. Ich möchte hier noch einmal deutlich betonen, dass unser Denken und unsere Einstellung zum Leben extrem wichtig sind. Diese uns oft nicht bewussten Vorgänge und Gedanken wieder in unser Bewusstsein zu bringen und dadurch alte und schadhafte Denkmuster zu verändern ist von höchster Wichtigkeit! Weitere Beispiele habe ich im Internet recherchiert, um diese schon sehr wichtige Wirkungsweise und seine möglichen Folgen näher zu erläutern.

Interessante Beispiele aus dem Internet: Nocebo-Effekt (Quelle: www.wikipedia.org/wiki/Nocebo-Effekt) Der Nocebo-Effekt (von lat. nocere = ‚schaden‘, nocebo = ‚ich werde schaden‘) ist – analog zum Placebo-Effekt (lat. placebo = ‚ich werde gefallen‘) – die Bezeichnung einer Reaktion auf ein medizinisches Präparat ohne eine spezifische Wirkung. Im Gegensatz zur positiven Wirkung beim Placebo-Effekt erfolgt beim Nocebo-Effekt eine negative Reaktion Entdeckt wurde der Nocebo-Effekt, als nach Verabreichung wirkstofffreier Präparate – so genannter Placebos – negative, krank machende Auswirkungen auftraten. Wenn die negative Wirkung überwiegt, wird korrekterweise von einem «Nocebo» (statt Placebo) gesprochen. Im medizinwissenschaftlichen Sprachgebrauch werden heute im weiteren Sinne auch alle anderen Maßnahmen oder jegliche Einflussgrößen als Nocebo bezeichnet, die ohne naturwissenschaftlichen Nachweis einer spezifischen Wirkung eine negative Reaktion bewirken können. Dazu gehören u. a. (Fehl-)Diagnosen von Ärzten oder ausführliche Erläuterungen zu möglichen Nebenwirkungen (z. B. bei wissenschaftlichen Studien). Auch kann sich ein NoceboEffekt zu anderweitig erklärbaren Negativwirkungen addieren. Der Nocebo-Effekt soll nach einigen Erklärungshypothesen – über die aber kein aktueller wissenschaftlicher Konsens besteht – auch eine Rolle bei negativen Wahrnehmungen im Zusammenhang mit Funkmasten („Elektrosmog“) oder Atomkraftwerken spielen. Der Nocebo-Effekt – oft auch als negativer Placebo-Effekt bezeichnet – beruht, wie auch der Placebo-Effekt, unter anderem auf einer bestimmten Erwartungshaltung.

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Die Erwartungshaltung kann demnach auch unbewusst sein und auf Lernmechanismen wie z. B. Konditionierungen beruhen. So kann beim Patienten die Befürchtung aufgebaut werden, dass bestimmte äußere Einwirkungen „krank machen“. Diese Personen erkranken dann auch tatsächlich, beziehungsweise es können die entsprechenden Symptome bei ihnen beobachtet und auch gemessen werden. Einem anderen gängigen Erklärungsmodell zufolge handelt es sich dabei um eine negative selbsterfüllende Prophezeiung (self-fulfilling prophecy). Zu beachten ist, dass auch ein nachgewiesener Nocebo-Effekt nicht ausschließt, dass Dinge, durch die er ausgelöst wird, nicht zusätzlich per se schädigend sein können: Medikamente können beispielsweise neben den nur aufgrund einer Erwartung eingetretenen scheinbaren Nebenwirkungen auch tatsächliche, auf den Stoff zurückzuführende Nebenwirkungen haben. In der Praxis kann sonst der, ebenso wie der Placeboeffekt, überall verbreitet auftretende Nocebo-Effekt leicht dazu führen, tatsächlich Schädliches als Einbildung abzutun – dies kann sich gleichermaßen auf die hier aufgeführten Auseinandersetzungen um Atomkraftwerke, Elektrosmog, allopathische, homöopathische oder naturheilkundliche Medikamente beziehen.

Symptome Die von den Betroffenen beklagten Nebenwirkungen sind meist Erkrankungen, denen im Allgemeinen ein hoher Grad an psychosomatischen Ursachen zugeschrieben wird. So äußert sich der Nocebo-Effekt üblicherweise durch subjektive Symptome, wie beispielsweise Übelkeit, Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Benommenheit. Daneben sind allerdings auch objektive Symptome diagnostizierbar. Dies sind vor allem Hautausschlag, erhöhter Blutdruck und erhöhte Herzfrequenz. Diese Symptome können leicht und von vorübergehender Natur, aber auch chronisch und im Extremfall sogar letal sein. Der Nocebo-Effekt zeigt sich am deutlichsten in einer krankmachenden Angst vor eingebildeten Gefahren. Nocebo-Symptome treten bei Frauen signifikant häufiger als bei Männern auf. Bei älteren Menschen ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des NoceboEffektes höher als bei jüngeren.

Mechanismen Der dem Nocebo-Effekt zugrunde liegende psychische Mechanismus ist im Wesentlichen unbekannt. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand spielen die Konditionierung und die Erwartungshaltung eine wesentliche Rolle.

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Es lassen sich auch physiologische Komponenten im Zusammenhang mit dem Nocebo-Effekt identifizieren. Offensichtlich spielt bei psychisch bedingten Schmerzen der in der Darmschleimhaut gebildete Botenstoff Cholecystokinin (CCK) eine Rolle. Er löst im Gehirn eine Schmerzreaktion aus und hat auch bei Phobien eine entscheidende Funktion. Dieser durch Angst ausgelöste Botenstoff ist vermutlich dafür verantwortlich, dass bei einer Medikamenteneinnahme dann gehäuft Nebenwirkungen auftreten, wenn der Patient diese erwartet.

Beispiele Der Nocebo-Effekt lässt sich insbesondere in placebokontrollierten DoppelblindStudien für die Neuzulassung eines Medikamentes beobachten. In diesen Studien werden alle Patienten über mögliche zu erwartende Nebenwirkungen des Wirkstoffes informiert – unabhängig davon, ob sie diesen Wirkstoff oder ein Placebo erhalten. Placebo-Empfänger klagen dann häufig über die entsprechenden, ihnen zuvor erläuterten Nebenwirkungen. Etwa ein Viertel aller Patienten, die in einer solchen Studie ein Placebo erhalten, klagt demnach über ungünstige Nebenwirkungen. Ein Beispiel ist das Auftreten einer Hypervagotonie, die sich in einer Doppelblindstudie eines Calciumantagonisten bei Patienten durch Herzrhythmusstörungen manifestierte, obwohl diese nur das Placebo erhalten hatten. In einer anderen Studie klagten 19 Prozent der Probanden, welche das Placebo in einer placebokontrollierten Doppelblind-Studie mit insgesamt 109 gesunden Probanden erhalten hatten, über Nebenwirkungen. In einer früheren Studie, in welcher 67 placebokontrollierte klinische Studien ausgewertet wurden, klagten durchschnittlich 23 Prozent der Probanden, die nur das Placebo erhalten hatten, über mindestens eine störende Nebenwirkung. Der Anteil an Probanden, der nach Einnahme des Placebos über Nebenwirkungen klagt, hat eine erheblich höhere Inzidenz von 27 bis 71 Prozent, wenn sie nach den Nebenwirkungen befragt werden. So wie zur Beurteilung der Wirkung eines Medikamentes in einer placebokontrollierten Doppelblind-Studie der Placebo-Effekt der Kontrollgruppe von der Wirkung des eigentlichen Wirkstoffes subtrahiert wird, kann der Nocebo-Effekt der Kontrollgruppe zur Ermittlung der eigentlichen Nebenwirkungen des Wirkstoffes prinzipiell ebenfalls subtrahiert werden. Der Nocebo-Effekt kann auch bei Tieren beobachtet werden. Ein signifikanter Anteil von Probanden klagt nach simulierten Auffahrunfällen, bei denen der Pkw nur vermeintlich, tatsächlich aber gar nicht beschleunigt wurde, über Beschwerden (der Begriff "Verletzungen" wird von Medizinern in diesem Zu-

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sammenhang vermieden) im Bereich der Halswirbelsäule, die mehrere Tage andauern können. Offensichtlich erwartet man Schmerzen und sie stellen sich auch ein.

Beispiele aus klinischen Studien Framingham-Herz-Studie In der sehr breit und über Generationen angelegten Framingham-Herz-Studie des United States Public Health Service wurde festgestellt, dass Frauen, die von sich sagten, dass sie eher als andere Frauen an Herzkrankheiten erkranken, über einen Beobachtungszeitraum von 20 Jahren tatsächlich fast die vierfache Wahrscheinlichkeit zeigten, einen Myokardinfarkt oder plötzlichen Herztod zu erleiden – auch wenn die Ergebnisse mit den Variablen Tabakkonsum, hoher Blutdruck und hoher Cholesterolwert korrigiert wurden. Chemotherapie Ein Beispiel für die Konditionierung, beziehungsweise den Einfluss psychologischer Faktoren ist, dass sich bei Patienten, die eine Chemotherapie gegen Brustkrebs erhalten, eine profunde Übelkeit (Nausea) einstellen kann, wenn sie einen Raum betreten, der die gleiche Farbe wie der Infusionsraum hat, in dem sie die Chemotherapie erhielten. In einer Studie war dies bei einem Drittel der Patienten der Fall.

Nahrungsmittelallergie Patienten, die über eine Nahrungsmittelallergie klagten, erhielten in einer Doppelblindstudie Injektionen von Kochsalzlösung, die ihnen – bewusst falsch – als Allergen beschrieben wurde. Ein Viertel dieser Patienten zeigte nach der Injektion allergische Reaktionen.

Nebenwirkungen auf Arzneimittel In Italien wurde 2004 eine groß angelegte Studie mit insgesamt 600 Patienten durchgeführt, die zuvor über unerwünschte Arzneimittelwirkungen (Nebenwirkungen) bei der Einnahme von Arzneimitteln klagten. Ein Teil der Patienten erhielt ein Placebo, der andere Teil einen Wirkstoff, jeweils oral verabreicht. In der Gruppe, die das Placebo erhielt, stellte sich bei 27 % der Patienten der Nocebo-Effekt ein. Eine spätere Studie kommt zu ähnlichen Resultaten, allerdings mit einer deutlich niedrigeren Häufigkeit (drei Prozent).

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Kopfschmerzen durch nicht vorhandene elektrische Ströme In einer Studie aus den frühen 1980er Jahren wurde an 34 Studenten das folgende Experiment durchgeführt: Den Studenten wurde gesagt, dass ein elektrischer Strom durch ihren Kopf geschickt würde und dass es dabei zu Kopfschmerzen kommen könne. Ohne jeden Stromfluss klagten mehr als zwei Drittel der Studenten über Kopfschmerzen. 1993 wurde eine ähnliche Studie veröffentlicht. 99 Probanden wurden unterhalb des Auges an zwei Elektroden angeschlossen, die mit einem Gerät mit der Aufschrift „Schock-Generator“ verbunden waren. Den Probanden wurde erläutert, dass ein nicht messbarer Strom durch ihren Kopf geleitet werde. In Wirklichkeit erzeugte das Gerät jedoch nur einen beim Hochschalten lauter werdenden Ton. Das Ergebnis:

x 25 Probanden klagten über Schmerzen x weitere 23 Probanden hatten punktuelle Schmerzen, verneinten aber ein Schmerzerleben bei nachträglicher Befragung x 3 Probanden hatten andere Empfindungen wie Mundtrockenheit oder Verspannung im Nacken x 7 Probanden hatten Schmerzen nur im Bereich der Elektroden x 7 Probanden hatten Schmerzen im erweiterten Elektrodenbereich x 11 Probanden hatten Schmerzen im Elektroden- und anderen Bereichen x 28 Probanden hatten Schmerzen in anderen Bereichen des Kopfes[35] Elektrosmog In einer über drei Jahre dauernden Studie der Universität Essex nahmen 44 Personen teil, die über gesundheitliche Beschwerden durch die Nähe von Mobilfunkanlagen klagten, sowie 114 Personen, die noch nie negative Auswirkungen durch Mobilfunk an sich bemerkt hatten. In einem Labor wurden diese Personen in verschiedenen Experimenten elektromagnetischen Strahlen mit Frequenzen im GSMund UMTS-Bereich ausgesetzt. In der Doppelblindstudie wurde den Versuchsteilnehmern gesagt, dass eine Antenne mit der entsprechenden Strahlung für 50 Minuten in Betrieb sei. Die Probanden, die sich für strahlungssensibel hielten (aus der Gruppe der 44), klagten anschließend über Übelkeit, Kopfschmerzen oder grippeähnliche Symptome. Ebenso konnten die Ärzte bei den Betroffenen Änderungen der Herzfrequenz und der Hautfeuchtigkeit messen. Diese subjektiv empfundenen Beschwerden und messbaren Symptome waren allerdings ganz unab-

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hängig davon, ob die Antenne tatsächlich in Betrieb war oder nicht. Zwölf Personen mussten wegen massiver gesundheitlicher Beschwerden den Test beenden.

Voodoo-Fluch Ein Beispiel für einen extremen Nocebo-Effekt sind Todesurteile, die von Voodoopriestern verhängt werden. Dabei wird vermutet, dass die Opfer in ihrem Glauben vor Resignation und Angst erkranken und letztlich auch wirklich sterben.

Suizidversuch mit Placebos Das Nocebophänomen ist nicht so gut untersucht wie die Placeboeffekte. Es scheint jedoch über die gleichen Wirkmechanismen „Erwartung“ und „Konditionierung“ ausgelöst zu werden. Aufsehenerregend ist ein Fallbericht eines Studenten, der in einem Suizidversuch einen kompletten Monatsvorrat eines Medikaments einnahm, an das er durch die Teilnahme an einer Medikamentenstudie gelangt war. Er kam in ärztliche Behandlung, und obwohl es sich bei dem Medikament nur um Placebotabletten handelte, war sein Zustand kritisch. Erst nachdem er von der wahren Natur der Tabletten erfuhr, normalisierten sich seine Werte wieder.

Plazebo, Nozebo und die Macht der Gedanken (Quelle: http://www.med1.de/Forum/Cafe/477232) Die meisten von uns kennen heute den Begriff Plazebo, der aus dem Lateinischen kommt und wörtlich übersetzt bedeutet "ich werde angenehm sein". Es handelt sich hier meist um ein sogenanntes Scheinmedikament, eine pharmakologisch unwirksame indifferente Substanz, die man anwendet, um einem subjektiven Bedürfnis nach medikamentöser Therapie zu entsprechen. Jedoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Effekt überdurchschnittlich oft eine starke Wirkung zeigt, so dass man ihn auch gezielt in der Medizin einsetzt, z.B. bei der Erprobung neuer Medikamente. Zu Grunde liegt dem Ganzen allerdings die Macht der positiven Gedanken und Erwartungen, die man mit dem Plazebo-Mittel auf psychischer Ebene verbindet. Habt ihr auch schon vom Gegenteil des Plazebo-Effekts, dem sogenannten Nozebo gehört? Der Begriff des Nozebo entstand in den letzten Jahren als Gegenstück zum Plazebo und bezeichnet die Verschlimmerung oder Manifestation einer Krankheits-

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symptomatik durch imaginative oder suggestive Kräfte. Gelegentlich beschreibt man damit auch bestimmte umweltbedingte Erkrankungen, deren Entstehung auf herkömmlich wissenschaftliche Weise nicht hinreichend erklärt werden kann. Aber auch ein Arzt kann als Nozebo fungieren, wenn er latente Befürchtungen oder Missempfindungen des Patienten aus purem Verdacht heraus mit einer mutmaßlichen Vergiftung in Verbindung bringt und ihn so auf diese Vorstellung fixiert. Ganz besonders schadet der Nozebo-Effekt, wenn selbst das erfolgversprechendste Medikament durch das aufmerksame Studieren des Beipackzettels, auf dem all die juristisch dokumentationspflichtigen unerwünschten Wirkungen aufgelistet sind, einen realen Wirkungsverlust erleidet. Liegen die Ursachen für Krankheiten oder auch Heilung am Ende in der Macht und dem Einfluss unserer Gedanken? Und steht und fällt unsere Gesundheit durch mehr oder weniger starke bzw. falsche Autosuggestion?

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Viele Fragen, aber wenige Antworten Die Ursache für die Entstehung der Biotonus-Therapie lässt sich am besten an der Geschichte, die Ihre Entwicklung prägte, beschreiben. Die Entstehung der Therapie ist bestimmt durch die Fragen, die sich im Laufe der Behandlung am Patienten stellten, die Einflüsse, die aus den verschiedenen Fortbildungskursen und aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen eingingen und dem Wunsch, dem Patienten konkret und effektiv helfen zu können.

Fortbildungen bringen nicht weiter Nach Abschluss der Ausbildung zum Physiotherapeuten erfolgten bei Daniel Gatzka und Frank Himmelsbach verschiedene Fortbildungskurse in Manueller Therapie, PNF, McKenzie, Myoreflextherapie, Osteopatie, Kinesiotaping etc. Ziel der Fortbildungen war eigentlich, die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten, Patienten effektiv zu helfen, weiter zu entwickeln und zu verbessern. Die Realität zeigte aber sehr schnell die Grenzen dieser Therapien auf. Es wurden zwar immer wieder neue Ansätze und Behandlungstheorien dargelegt, die sich zunächst stimmig anhörten, jedoch zeigte sich nach kritischem Hinterfragen, dass der Kern dieser Theorien mehr oder weniger aus dem Auswendiglernen von handwerklichen Techniken besteht. Wie der Mensch funktioniert und warum er Schmerzen hat, blieb im mystisch Dunklen oder wurde nur sehr oberflächlich angeschnitten. Besonders frustrierend war die gemeinsame Fortbildung in Bad Wildbad. Diese gab die Initialzündung für Frank, das Problem grundsätzlicher anzugehen und auch andere Wege zu beschreiten. Anfang 2000 hatte Frank die ersten Grundlagen zu seiner Therapie erarbeitet und darauf basierend schon die ersten Behandlungsmethoden adaptiert. Als er Daniel Gatzka die Basis seiner Therapie erklärte und ihm Beispiele zu den bereits erzielten Therapieerfolgen zeigte, war dies für ihn zunächst noch schwer nachvollziehbar. Aber, wie der Zufall so spielt: Als er zwei Wochen Urlaub machen wollte, bot sich sein Freund und späterer Trauzeuge Frank als Urlaubsvertretung in Mosbach an. Und diese Vertretung hatte es in sich, da die therapeutischen Erfolge von Frank in dieser kurzen Zeit enorm waren. Viele der damaligen Patienten haben Frank in guter Erinnerung behalten und erkundigen sich noch heute regelmäßig nach ihm. Leider wurde Frank im Jahre 2008 durch unglückliche Umstände selbst von gesundheitlichen Problemen heimgesucht und konnte daraufhin nur wenig in den Fortschritt seiner Vision einbringen. Dies war die Initialzündung bei Daniel Gatzka,

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um dieses Buch zu schreiben und die Anfänge und Ideen dieser neuen Behandlungsmethode bekannt zu machen. Denn Nachahmer gibt es schon lange.

Ein neues Zeitalter in der Therapie beginnt

Dann begann Daniel Gatzka mit seiner Ausbildung bei seinem Freund Frank. Diese Fortbildung bot nun genau den roten Faden, den er gesucht hatte. Es wurde ein schlüssiges Menschenbild vermittelt und eine Therapie, die an den ursächlichen Problemen des Menschen angreift und nicht an deren Symptomen. Die BiotonusTherapie basiert in ihrer Basis auf Physik, Biomechanik, Anatomie, Biochemie und Physiologie. Die ganze Philosophie dieser Therapie ist durch einfache Logik, mit Ursache und Wirkung nachvollziehbar. Die Therapieergebnisse in der praktischen Umsetzung am Menschen übertrafen auch bei den folgenden Seminarteilnehmern alle Erwartungen. Die eigenen gesundheitlichen Probleme, die jeder Therapeut natürlich auch hat, wurden im Laufe der Fortbildungen immer besser.

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Biotonus aktuell Durch die Biotonus-Therapie, in der die Mitarbeiter in den Praxen von Daniel Gatzka ausgebildet sind, konnten bis heute schon eine Vielzahl sogenannter medizinisch unvermeidbarer Operationen vermieden werden. Chronische Schmerzpatienten und als „austherapiert“ geltenden Menschen konnte geholfen werden. Gerade diese greifbaren Therapieergebnisse, die in der praktischen Umsetzung der Theorie entstanden, sind eine nicht weg zu diskutierende Tatsache, die für die Richtigkeit der theoretischen Grundlagen und der ausgearbeiteten Therapiemethoden sprechen. „Die Therapie weiter zu verfeinern, an der weiteren Entwicklung von Methoden mitwirken zu können, mit denen man letztendlich leidenden Menschen helfen kann, sind Dinge, die unheimlich anspornen, diesen Weg weiter zu gehen“, so Gatzka. Auch will er mit diesem Buch weder die Schulmedizin angreifen noch seine eigene Therapie als Wunderwaffe anpreisen. Er hofft vielmehr, dass durch dieses Buch die Therapie bekannter wird und es zu Kontakten und Netzwerken kommt, die die Therapie weiter verbessern und damit immer mehr Menschen geholfen werden kann. Das „Projekt 2012“ von Daniel Gatzka besteht darin, dass er die reichhaltigen Therapieinhalte der Biotonus-Therapie (Fortbildung in Theorie & Praxis, Qualitätssicherung etc.) und betriebswirtschaftliche Erfahrungen (Marketing, Werbung, Referenzen etc.), die er durch das Eröffnen und Führen von 5 Praxisstandorten erfahren hat, an interessierte Kolleginnen und Kollegen weitergeben möchte. Im Sinne einer eigenständigen therapeutischen Qualitätsmarke „Biotonus-Therapie“ möchte er ein Netzwerk aufbauen, um Physiotherapeuten/-innen erfolgreicher zu machen. Eine hohe therapeutische Qualität flächendeckend in ganz Deutschland zu gewährleisten, um dadurch noch viel mehr Menschen helfen zu können, die von chronischen Schmerzen geplagt werden! Besonderen Wert legt er dabei auf die Qualität und Nachhaltigkeit der Ausführung. Eine Verwässerung der Therapiequalität, die es nach Abschluss von gängigen Fortbildungen (Manuelle Therapie, PNF, Bobath, Osteopathie etc.) immer wieder gibt, möchte er durch ein neues und intensives Partnerkonzept verhindern. Die Biotonus-Therapie soll in allen Standorten in Deutschland vergleichbar, effektiv und von höchster Qualität sein.

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Alle Ärzte, Therapeuten und Heilpraktiker, die sich hierfür interessieren und ihren Patienten in Zukunft effektiver helfen wollen, dürfen sich gerne an Daniel Gatzka & seinem Team wenden. Telefon: 0800-4289520 (0800-GATZKA und die 0) Email: [email protected]

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Entstehung der Therapie Um auf diese Philosophie zu stoßen, muss man zu allererst ganz viele Dogmen, die man gelernt hat, beiseiteschieben. Dies ist auch der Grund, warum viele gute therapeutische Ansätze nicht von Medizinern ausgehen, da diese schulmedizinisch gewonnenen und somit verifizierten Wahrheiten sehr hemmend wirken können. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Dorn-Therapie. Ein ganz normaler Landwirt entwickelte eine Therapie, die oft mehr Erfolg verspricht als eine manualtherapeutische oder krankengymnastische Behandlung durch einen Physiotherapeuten! Interessanterweise existieren so viele unterschiedliche Therapieformen, die alle Erfolg nachweisen konnten und dann wieder nicht. Und das obwohl einige Therapien total gegensätzlich zueinander arbeiten. In der Autowerkstatt würde das so aussehen. Ihre Reifen haben nicht mehr viel Profil und sie erhalten von der einen Werkstatt den Rat “So weiterfahren, denn sie sparen Benzin”. Die nächste Werkstatt empfiehlt Ihnen: ”Sofort neue Reifen aufziehen, da die Unfallgefahr steigt und ein Bußgeld von der Polizei droht”. Die klassische Krankengymnastik hängt einen Patienten mit Rückenschmerzen in der momentanen Entlastungshaltung in den Schlingentisch. Oder der Patient bekommt Strom, Wärme oder Eis? Bei der manuellen Therapie nach McKenzie müsste sich der gleiche Patient vielleicht zehnmal intensiv strecken! In der Krankengymnastik nach PNF würde man verschiedene Muskelgruppen in sogenannten Mustern (= Pattern) trainieren. Und beim Kinesiotaping werden die schmerzhaften Muskeln „beklebt“. Bei der Brüggertherapie würde man in extrem aufrechter Haltung mit dem Theraband arbeiten und bei Bobath viel mit geführten Bewegungen und Anbahnungen sein Bestes versuchen.

Was ist denn nun richtig? Scheinbar müssen alle Therapien am gleichen Schalter arbeiten, denn sonst hätte ja nicht jede Therapieform ihre Erfolgserlebnisse. Es denkt aber niemand so richtig darüber nach, woran er arbeitet und welche Zusammenhänge dabei bestehen.

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Was ist denn nun der Schalter, an dem alle Therapien notgedrungen ansetzen? Es scheint die Muskulatur und das Gewebe zu sein! Also begann sich mein Freund Frank näher mit der Muskulatur und deren Verbindungen im Körper zu beschäftigen. Er behandelte einen Kniepatienten bewusst nicht am Knie und wollte sehen wie das Ergebnis wohl aussehen würde. Und siehe da, dem Kniepatienten ging es deutlich besser, obwohl am Knie gar nicht behandelt worden war. Oder er behandelte an einer Stelle im Körper und der Patient antwortete mit einer Schmerzveränderung ganz wo anders. Diese Beobachtungen konnte Frank Himmelsbach ständig feststellen und er fand auch den Grund dafür. Schließlich versuchte er den Menschen noch ganzheitlicher zu sehen und brachte noch stärker die Körpersprache wie Mimik und Gestik in die Therapie ein. Und schon war der erste Grundstein zur Biotonus-Therapie vollbracht.

Behandlungsstrategien der Therapie

Abbildung 1: Die Zwei-Punkte Strategie der Biotonus-Therapie

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In der Biotonus-Therapie gibt es zwei wesentliche Möglichkeiten, wie der Therapeut den Biotonus des Patienten beeinflussen kann. Die grundlegende Regulation findet an der Muskulatur des Menschen statt. Der Therapeut vergleicht den Ideal-Zustand (= Soll-Zustand) mit dem aktuellen Zustand (= Ist-Zustand). Der Biotonus-Therapeut sollte ständig konzentriert und aufmerksam sein, um seine Behandlungsstrategie zu erstellen und diese bei Veränderungen der Spannungszustände sofort anzupassen. Die zweite therapeutische Säule sind aktive Übungen. Einerseits sind dies aktive Übungen durch den Therapeuten, um die aktuellen Bewegungsgrenzen zu erweitern und eine bessere Ansteuerung der Muskulatur zu erreichen. Andererseits werden daraus Eigenübungen für den Patienten konstruiert, um das Therapieergebnis zu erhalten und weiter zu verbessern. Durch dieses 2 Säulenmodell wird der Biotonus (= neurologische Matrix) des Menschen reguliert und allmählich den normalen Spannungszuständen angenähert.

Behandlung in der Biotonus-Therapie Der Patient kommt in die Praxis und der Therapeut füllt einen standardisierten Befund aus (s. Abb. 2). Für eine gezielte Behandlung ist es sehr wichtig, dass Schmerzort, Schmerzdauer und Schmerzstärke subjektiv eingeschätzt werden und diese Einschätzungen möglichst eindeutig festgehalten werden. Nur so kann am Ende der Behandlung die Wirksamkeit und Effektivität der Therapie (= Wirkung) festgestellt werden. Außerdem spielt natürlich die tägliche Belastung (Beruf & Hobby) eine wichtige Rolle, da unser Bewegungsapparat und vor allem die Muskulatur dadurch sehr speziell belastet werden. Zusätzliche Stressfaktoren in Familie und Beruf und auch vorangegangene Operationen und regelmäßige Medikamenteneinnahme sind beim Erstbefund sehr wichtig.

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Abbildung 2: Patientenbogen Stammdaten

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Danach verschafft sich der Therapeut einen Eindruck über die muskulären Spannungsverhältnisse des Menschen. Über Druck an speziellen Stellen der Muskulatur, die in einer standardisierten Reihenfolge abgetastet wird, testet der BiotonusTherapeut die momentanen Spannungsverhältnisse. Eine mögliche Schmerzantwort deutet darauf hin, dass eine veränderte und möglicherweise ursächliche Spannungsveränderung vorliegt. Der dabei angewendete Druck richtet sich nach dem Patienten und kann persönlich angepasst werden. Abbildung 3: Daniel Gatzka bei der Behandlung von Gewichtheber Jakob Neufeld (Nationalheber)

Diese sehr stark auffallenden Spannungsveränderungen des jeweiligen Menschen können dann auch von unterschiedlichen Biotonus-Therapeuten vergleichend gefunden und ertastet werden. Es geht mir dabei um die relative Vergleichbarkeit der Befunde und dass unter Therapeuten die gleiche Sprache gesprochen wird und gleiche Ergebnisse entstehen, die für jeden logisch, verständlich und reproduzierbar sind. Gleichzeitig erfolgt dabei die Behandlung und der Patient spürt selbst, wie seine symptomatischen Probleme an oft weit entfernt liegenden Körperstellen reproduziert werden können und nach einer gewissen Zeit wieder verschwinden. Sehr interessant ist immer wieder, wie weit Symptom und Auslöser voneinander entfernt sein können! Beispiel: Ich behandelte kürzlich eine Patientin, die sich einer operativen Korrektur ihres rechten Sprunggelenks unterworfen hatte. Als ich an einer Stelle des Kiefers mit Druck arbeitete fragte sie mich plötzlich warum sich jetzt ihr Sprunggelenk rechts wieder mit Symptomen meldete?

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Und genau dies sind die praktischen Erfahrungen, die unsere Theorie bestätigen und nur erfahrbar sind, wenn man mit dem nötigen Wissen und gewisser Intensität therapiert. Nach der Behandlung werden die momentanen Veränderungen in Bezug auf Schmerz und Wohlbefinden aufgenommen. Danach erhält der Patient noch die passende aktive Eigenübung (vgl. Zähneputzen), die seine momentanen Spannungsveränderungen positiv verändert und er den momentanen Zustand stabilisiert. Beim nächsten Behandlungstermin wird wieder der momentane Schmerzzustand abgefragt und auch andere Veränderungen werden schriftlich festgehalten. Nur so kann man Veränderungen, die durch eine Therapie ausgelöst wurden, vergleichbar feststellen und festhalten. Je nach Beschwerdebild kommt der Patient anfänglich ein- bis zweimal pro Woche zur Therapie. Im Anschluss werden die Therapieeinheiten möglichst schnell auf ein Minimum reduziert, wie es die Symptome zulassen. Dies hängt natürlich auch sehr von der Eigeninitiative des Patienten ab und wie häufig er seine Übungen praktiziert. Beim letzten Termin werden dann die aktuell noch vorhandenen Schmerzen und alle Begleitsymptome möglichst objektiv durch den Patienten festgehalten. Der Therapeut schätzt zudem ein, wie er die Mitarbeit des Menschen sieht und ob die Therapie seiner Meinung nach die Ursache getroffen hat. Dies kann auch in Abbildung 4 einfach nachvollzogen und ausgewertet werden. Ein oder zwei präventive Behandlungen für die zukünftige Beschwerdefreiheit sind optimal und die entstehenden Gesundheitskosten sind sehr überschaubar.

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Abschlussbefund Datum (TT.MM.JJ) Bewertungssystem: 5=Überhaupt nicht zutreffend, schlecht; 1=Stark zutreffend, sehr gut

Bewertung durch den Patienten Beschwerdebild verbessert: Allgemeinbefinden verbessert: Mobilität verbessert: Körperliche Leistungsfähigkeit verbessert: Geistige Leistungsfähigkeit verbessert: Schmerzfreiheit: Arzneimittelverbrauch gesenkt: Therapie hat die Ursache getroffen: Effektivität der Therapie:

Bewertung durch den Therapeuten Ursache der Beschwerden getroffen: Muskelspannung harmonisiert: Mobilität der Gelenke verbessert: Mitarbeit des Patienten (Übung): Allgemeines Erscheinungsbild verbessert:

Abschlussbeschwerdebild (5=sehr schlecht, 1=sehr gut) Beschwerdebereich Füße/Zehen Knie/Beine Hüfte Bauch LWS Brust Brust WS Schultern/Schlüsselbein Hals, Seite, vorne HWS Kiefer / Zähne Kopf / Ohren / Schläfe

Note

Augen Atmungsorgane Kreislauf Blutgefäße/Herz Verdauungsapparat Allergie Gräser/Pollen: Allergie Hausstaub: Allergie Lebensmittel: Allergie Arzneien: Diffuses Schmerzbild:

Allgemeine NotizenzumAbschluss Start

Abbildung 4: Abschlussbefund

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Ein aktuelles Beispiel aus der Praxis: Die Mutter eines Unternehmers, den ich schon behandelt hatte, wurde auf unsere Therapie aufmerksam gemacht, da ihr eine Operation als einzige Lösung angeboten wurde. Die Laufstrecke dieser Frau, die immer gerne und lange mit ihrem Mann gewandert ist, war plötzlich auf 100200 Meter geschrumpft. Die Ursache wurde nach vielen Arztbesuchen, Untersuchungen und Messungen gefunden! Im MRT konnte man eine Spinalkanalstenose in der LWS erkennen. Nach der ersten Biotonus Behandlung verdoppelte sich zwar die Laufstrecke der Frau und sie fühlte sich subjektiv viel besser, jedoch blieben deutliche Verbesserungen bei Behandlung zwei und drei aus. Ich fragte die Patientin daraufhin noch einmal bezüglich ihrer Symptome genauer, da ich einen Verdacht hatte. Daraufhin empfahl ich der Frau, dass sie sich bei einem Gefäßspezialisten vorstellen und untersuchen sollte. Ein starker Gefäßverschluss wurde dort festgestellt und nach erfolgreicher Gefäßerweiterung mit Stent (Gefäßstütze) sind ihre Sorgen vergessen. Sie kann wieder ohne Probleme Laufen. Was noch hätte passieren können, kann sich jeder selbst vorstellen. Und gerade dies sind die Möglichkeiten viele Operationen und damit verbundene Kosten einzusparen!

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Kapitel 2

Einführung in das Wesen des Biotonus Der Biotonus Das Wort Biotonus wird schon im Duden wie folgt beschrieben: „Art und Weise der Spannkraft und der gesamten Energie des menschlichen Organismus“ (www.duden.de). Oder aus dem griechischen-neulateinischen als natürliche Spannkraft übersetzt. Und genau darum geht es in der Biotonus-Therapie. Es findet eine Regulierung der Spannungsverhältnisse im Menschen statt. Hin zur natürlichen/biologischen Spannung.

Abbildung 5: Elemente des Biotonus

Bei der Biotonus-Therapie unterscheidet man vier grundlegende Elemente, die wie Zahnräder ineinandergreifen. Vergleichen wir dies zur Erklärung einfach mit einem Auto. Damit unser Auto fährt, brauchen wir zuerst einen Fahrer. Denn ohne Fahrer fährt unser Auto nun einmal nicht. Dieser Fahrer ist bei uns Menschen mit den Gedanken (= Bewusstsein) und den Emotionen (= Unterbewusstsein) gleichzusetzen. Das nächste Zahnrad Mechanik entspricht der Karosserie, den Rädern, den Bremsen, der Lenkung und noch vielem mehr beim Auto. Beim Mensch ist dies die Bio-

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mechanik mit den Gelenken, Bändern, Kapseln und vor allem mit unserer Muskulatur, da sich ohne Muskeleinsatz keine Bewegung und somit Biomechanik ergibt. Als nächstes kommt die Chemie in Form der Batterie oder Verbrennung beim Auto. Entsprechend die Biochemie bei uns Menschen. Darunter kann man die gesamten biochemischen Vorgänge verstehen, wodurch zum Beispiel Nahrung abgebaut, Energie produziert wird und auch Schlackenstoffe wieder ausgeschieden werden. Hier spielt z.B. die Ernährung des Menschen eine sehr wichtige Rolle. Tanken Sie doch mit Ihrem Auto statt Diesel mal Benzin! Ich möchte hier noch einmal darauf hinweisen, wie wichtig das Thema „richtige Ernährung und richtiges Trinkverhalten“ ist. Zum Schluss noch die Elektrik in Form von Stromkabeln beim Auto. Dies entspricht beim Menschen den Nerven. Es handelt sich hier vereinfacht um „Informationskabel“, die der Übermittlung von Informationen auf elektrischer Basis dienen; also Informationen von unserem Gehirn zum Körper und vom Körper wieder zur Schaltzentrale zurückbringen. Interessant ist hierbei anzumerken, dass die Informationen, die vom Körper zum Gehirn gehen, beträchtlich mehr sind, als die vom Gehirn zum Körper. Die Wichtigkeit unseres Körpers scheint also viel größer zu sein als man vermuten würde. Entscheidend ist nun, dass diese vier Elemente eine Schnittzone bilden. Das heißt, jede Veränderung in einem Element (= Zahnrad) wird auch Veränderungen in den übrigen Elementen bewirken. Ist zum Beispiel der Fahrer fahruntüchtig, wird sich das auf alle anderen Bereiche auswirken. Macht die Batterie im Winter schlapp, kann auch ein Profi-Rennfahrer nicht weiterhelfen. Fehlt uns ein Rad oder haben wir einen Plattfuß, so wirkt sich dies auch wieder auf das Gesamtsystem “Auto” aus. Genau dieselben Verknüpfungen bestehen nun auch beim Menschen und müssen unbedingt beachtet werden. Ist ein Mensch z.B. durch ein Trauma in schlechter emotionaler Verfassung, wird sich dies natürlich in einer veränderten Haltung, Mimik und Gestik zeigen. Es kommt zu einer veränderten Muskelspannung. Eine traurige oder sogar depressive Körpersprache ist zu sehen. Gleichsam erkennt eine Mutter sofort an diesen Merkmalen, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt. Doch genauso ist auch der andere Weg denkbar. Durch ständig gleichbleibende muskuläre Fehlspannungen kommt es zu emotionalen Veränderungen, die wir heute als “Psychosomatik” einfach so abtun. Denn wie man nun gut nachvollziehen kann, ist Psychosomatik für uns Menschen etwas ganz normales. Wir sind nun

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einmal emotionale Wesen und genau das unterscheidet uns doch sehr stark vom Auto! Drei Säulen der Therapie und Gesundheit sind daher nochmals hervorzuheben:

x Gezielte Muskelbehandlung & tägliche Ausgleichsübungen (siehe Biomechanik & Emotion) x Individuelles/effektives Muskeltraining (siehe Biomechanik & Elektrik) x Ernährung & Trinkverhalten (siehe Biochemie & Elektrik)

Mechanik – Biomechanik, Skelett und Muskeln Die Biomechanik unseres Körpers ist für einen Menschen mit guten mechanischen Kenntnissen etwas sehr logisches und auch sehr gut nachvollziehbar. Bei einem Gelenk handelt es sich vereinfacht um zwei knöcherne Strukturen, die gegeneinander bewegt werden. Zur besseren Führung und einer ökonomischeren Bewegung existieren deshalb Bänder und Kapseln. Fehlt ein Band, so ist von der Muskulatur eine qualitativ höhere Arbeit zu erbringen, als wenn alle Bänder vorhanden wären. Aus diesem Grund gibt es Menschen, die verschiedene Leitstrukturen (z.B. Bänder) und Muskeln nicht besitzen. Sie haben dafür eine sehr gut verschaltete Muskulatur, die die Bewegungen optimal ausführt oder verschiedene Muskeln überflüssig macht. Auch beim Baby existieren viele unserer Bandstrukturen noch gar nicht, da sie sich erst durch mechanische Belastungen ausbilden und eine Schlange bewegt sich vor allem durch einen sehr gezielten und spezialisierten Muskeleinsatz. Knochengerüst und Bandstrukturen sind hier nicht von Wichtigkeit. Beim Menschen sind daher alle die Bewegungen physiologisch, bei denen es zu einer koordinierten und aktiv geführten Bewegung kommt. Auch extremste Bewegungen zum Beispiel von sogenannten Schlangenmenschen sind physiologisch, wenn die muskuläre Führung und dadurch die Biomechanik gewährleistet sind. Bei röntgenologischen Untersuchungen werden erstaunlicherweise gerade bei diesen Menschen selten starke Verschleißerscheinungen festgestellt. Dagegen entwickeln viele Menschen, die beruflich keinen hohen biomechanischen Belastungen unterliegen und zum Beispiel nur viel sitzen, stärkste Arthrosen und Bandscheibenvorfälle, während der jahrelang aktive Marathonläufer einwandfreie Bänder und Gelenke hat! Der Versicherungsfachmann dagegen hat mehrfache Bandscheibenvorfälle und Gelenkarthrosen, obwohl er sich doch viel weniger belastet hat! Ein Mensch ohne vorderes Kreuzband im Kniegelenk entwickelt keine Beschwerden, obwohl er sich nicht operieren ließ. Er hat ein seinem Alter entsprechendes

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Gelenk. Ein anderer Mensch mit Zustand nach vorderer Kreuzbandplastik und OP entwickelt eine starke Arthrose und klagt über starke Beschwerden. Sport ist nicht mehr möglich.

Warum? Anscheinend besteht kein direkter Zusammenhang zwischen hoher Belastung und Verschleißerscheinungen. Und ebenso führt auch eine Operation nicht zwangsläufig zur Verhinderung einer Gelenkarthrose. Denn die Biomechanik ist am Stärksten von einer gut funktionierenden Muskulatur abhängig! Die Gelenkbewegung wird durch die Verschaltung unserer Muskulatur (= Software) bestimmt. Ergeben sich Störungen in der Software (= neuromuskuläre Verschaltung), dann wird nach einer gewissen Zeit auch unsere Hardware (Knochen, Knorpel, Gelenke, Kapseln, Bänder, Schleimbeutel etc.) verschleißen. Zudem wird auch unser Gewebe durch mechanische Belastungen während unseres Lebens immer wieder umstrukturiert. Also verändern sich bei uns Menschen immer wieder Strukturen, da sich die Belastungen, die auf unseren Körper wirken, verändern! Dadurch sind wir dann wieder in der Lage andere Bewegungen auszuführen und zu optimieren (siehe Training).

Elektrik/Steuersignale – Nerven Damit unsere Muskulatur richtig angesteuert werden kann, benötigt der Körper Leitungsstrukturen (Nerven), die die Informationen vom Gehirn zum Muskel und von unserer Muskulatur zum Gehirn transportieren, also vom Zentrum zur Peripherie und von der Peripherie wieder zurück zum Zentrum. Diese Funktion erfüllen unsere Nerven durch Weiterleitung der Information in Form elektrischer Impulse (= elektrische Spannung). Eine Sache hat mit unseren Nerven allerdings sehr wenig zu tun. Es geht um den Schmerz. Denn unsere Nerven, wie auch das Gehirn, besitzen keine Schmerzmelder. Folglich hat der Nerv meist sehr wenig mit der Ursache von Schmerzen zu tun, aber natürlich mit der Fortleitung dieser Information aus unserem Körper. Lediglich das Bindegewebe (= Nervenhaut) um den Nerven herum ist mit Schmerzmeldern versehen. Folglich ist der Nerv selten die eigentliche Quelle eines SchmerzSignals! Die Nerven sind sehr einfach mit den Stromkabeln im Auto vergleichbar. Hat ein Marder ein wichtiges Kabel (Anlasser) durchgebissen, dann wird uns die entsprechende Funktion (Startvorgang) beim Auto fehlen. Diese Funktion fehlt bei Be-

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schädigung dann aber auch gänzlich! Ein bisschen Fehlen ist auch beim Nerv nur schlecht vorstellbar, da seine Funktion in einem digitalen Verständnis zu sehen ist. Entweder ist er an oder aus. Entweder ist das Kabel in Ordnung und die Lampe/ Zündung geht, oder das Kabel ist defekt und die Lampe/das Auto startet nicht. Ebenso bekommen wir bei einer Störung unseres digitalen Fernsehbildes überhaupt kein Bild mehr zu sehen; beim analogen Bildempfang kommt es zuerst zu einer Bildstörung, die immer stärker werden kann. Doch woher kommen dann diese Phänomene wie Muskelschwäche (Teillähmung), Kribbeln, Pelzigkeitsgefühl etc. beim Menschen. Wie oben beschrieben können diese Phänomene nicht in erster Linie vom Nerven herrühren. Nicht selten können auch bei Menschen mit Muskellähmungen weder Bandscheibenvorfälle noch Fehlfunktionen des Nerven und seiner Nervenleitgeschwindigkeit gefunden werden. Dagegen wird ein seit Jahren tauber Großzehen oder eine fehlende Fußhebung durch eine Behandlung mit der Biotonus-Therapie plötzlich wieder hergestellt. Wenn also die Aussage: „Der Nerv ist tot“ stimmen würde, dann wäre so ein Therapieergebnis medizinisch nicht möglich und einem Wunder gleichzusetzen. Auch die Frage: „Nach welcher Zeit ein eingeklemmter Nerv abstirbt“ muss unbedingt näher geklärt werden. Denn wie ist erklärbar, dass der Nervus peronaeus durch längeren Druck, zum Beispiel bei einer Knieoperation, geschädigt wird, während ein Bandscheibenvorfall Tage und Wochen auf die Nervenwurzel drückt und keine bleibenden Schäden hinterlässt. Die ursächlichen Gründe für diese täglichen Phänomene müssen anscheinend wo anders zu finden sein. Es könnte an biochemischen Veränderungen liegen!

Anmerkungen von Frau Dr. med. B. Klajda (Fachärztin für Neurologie): Auch ich stelle bei meiner Arbeit als Neurologin immer wieder Dinge fest, die es aus rein schulmedizinischer Sicht eigentlich gar nicht geben dürfte: z.B. bei dem allseits bekannten Karpaltunnelsyndrom stelle ich sehr häufig folgendes fest. Patienten, die zu mir überwiesen werden, da Sie unter Pelzigkeitsgefühlen, Kribbeln und Schmerzen in den Händen und Fingern leiden, werden bei mir zu einer diagnostischen Messung der Leitgeschwindigkeit einbestellt. Bei Unterschreitung eines vorgegebenen Wertes rät man den Patienten zur Operation des Karpaltunnels. Dabei wird operativ der Karpaltunnel erweitert, um den Druck auf den Nervus Medianus zu verringern, da dieser zu den obengenannten Symptomen und schlimmstenfalls zu Muskelschwäche der Daumenmuskulatur führt.

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Also müsste dann logischerweise nach erfolgter Operation die Nervenleitgeschwindigkeit wieder im Normbereich liegen? Ich musste aber bei erneuten Messungen nach Karpaltunneloperationen meistens genau das Gegenteil diagnostizieren. Die meisten Messungen waren immer noch pathologisch und eine weitere Operation hätte folgen müssen. Und leider genau diese Messverfahren sind auch ausschlaggebend, ob man jemandem zu einer Bandscheibenoperation rät. Die vielen erfolglosen Operationen, die jeder Mediziner im Laufe seines Arbeitslebens mitbekommt, sind so natürlich als sehr zweifelhaft zu sehen. Anscheinend ist nicht der Messwert alleine so aussagekräftig, um eine Operation empfehlen zu können. Es müssen noch andere Faktoren bestehen, die dafür sorgen, dass die Nervenleitgeschwindigkeit herabgesetzt ist. Die Erklärung, die in der Biotonus-Therapie verwendet wird, erscheint mir sehr logisch und medizinisch nachvollziehbar. Leider werden somit auch aus meiner Sicht immer noch viel zu viele Operationen durchgeführt, um Nervenstrukturen zu entlasten (Bandscheiben-, Karpaltunnel-OP etc.), obwohl die eigentlichen Ursachen woanders liegen und durch eine Operation überhaupt nicht beseitigt werden können. Es gibt ja auch regelmäßig Patienten, die unter neurologischen Ausfallerscheinungen (Pelzigkeit, Kribbeln, Muskelschwäche etc.) leiden, für die man bei Messungen und MRT Aufnahmen keinen sichtbaren Grund findet! Auch bei neurologischen Krankheitsbildern wie Schlaganfall, Ataxie, M. Parkinson etc. erscheint mir eine Behandlung im Sinne der Biotonus-Therapie als sinnvoll und deutlich effektiver als herkömmliche krankengymnastische Therapien.

Chemie – Biochemie Gehen wir dafür etwas näher auf die Funktionsweise einer Autobatterie ein. Durch die chemischen Spannungsverhältnisse, die durch eine Säure und destilliertes Wasser gewährleistet werden, entsteht eine elektrische Spannung. Diese elektrische Spannung benötigen wir, um unser Auto zu starten. Kommt es zu chemischen Spannungsveränderungen, so wird auch die elektrische Spannung darunter leiden. Das Gleiche gilt natürlich auch umgekehrt. Es herrscht also eine sehr starke Beziehung zwischen der Chemie/Biochemie und der Elektrik. Liegen elektrische Störungen im Körper vor, wirkt sich dies auch auf die Biochemie aus. Genauso verändert eine biochemische Störung die Elektrik (z.B. Nerven) in unserem Körper. Dadurch werden positive Therapieergebnisse und negative Ver-

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änderungen im menschlichen Körper logisch nachvollziehbar. Es kommt zum Beispiel häufig zu Veränderungen der Nervenleitgeschwindigkeit, ohne dass degenerative Veränderungen oder Schäden nachweisbar sind. Durch oben erläuterten Zusammenhang der Biochemie mit der Elektrik werden diese Phänomene erklärbar. Und auch veränderte Nervenleitgeschwindigkeiten sollten nicht immer nur in Zusammenhang mit Bandscheibenvorfällen und „Druck auf den Nerven“ gesehen werden. Die Biochemie unseres Körpers wird von sehr komplexen und vielschichtigen Prozessen bestimmt. Einerseits geht es um Bereitstellung und Wechselwirkung kleinster Bausteine im Körper, um z.B. Adrenalin, Dopamin, Insulin etc. in optimaler Konzentration bereitzustellen. Andererseits basiert unser gesamter Stoffwechsel auf biochemischen Reaktionen, die durch Diffusion, Osmose und auch aktive Transporte im Körper stattfinden. Interessant ist ebenfalls, dass es auch bei der Biochemie wieder um Informationen, Informationsaustausch, Informationsspeicherung und Informationsweiterleitung geht. Und gerade diese sehr diffizilen, anfälligen und eben nicht mit der Hand greifbaren Reaktionen, die in der Medizin oft nicht ausreichend beachtet werden, sind meiner Meinung nach ebenfalls sehr stark vom umliegenden Gewebe, dessen Spannungszuständen und natürlich unseren Emotionen und Gedanken abhängig. Ein kurzes logisches Beispiel: Wir liegen mit unserem Ehepartner im Bett und wachen plötzlich durch ein knarrendes Geräusch auf! Der eine Partner denkt sofort an Einbrecher. Daraus resultieren folgende körperliche Reaktionen: Pulsanstieg, Blutdruckanstieg, Angstgefühl, Atemveränderungen, Schweißbildung etc. Der Mensch bereitet sich auf einen Kampfzustand (Fight & Flight) vor, der aber allein durch einen einzigen Gedanken ausgelöst wird. Der andere Ehepartner vermutet nur ein normales Holzgeräusch („Holz arbeitet halt“) als Ursache. Dreht sich im Bett um und schläft weiter. So einfach können zwei unterschiedliche Ansichten, Vermutungen, Gedanken usw., die meist unterbewusst auftreten, unsere körperliche Reaktion in völlig unterschiedliche Richtungen lenken. Gerade auch unsere biochemischen Reaktionen bleiben davon nicht unberührt und müssen beachtet werden. Dadurch werden viele alltägliche Situationen verständlich und die individuelle Interpretation von Situationen eines jeden Menschen sollte stärker berücksichtigt werden. Auch sportliche Höchstleistungen und Pannen sind so sehr logisch und leicht verständlich. Doch dazu etwas später im Kapitel „Zählbares im Leistungssport“.

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Da all diese Reaktionen sehr oft auf Wasser angewiesen sind, zeigt wieder wie wichtig es ist genug zu trinken! Gerade bei ausweglosen Krankheiten wie z.B. Parkinson, MS etc. ergeben sich daraus sehr erfolgreiche Therapieansätze, die in der Praxis sehr überzeugend funktionieren. Bei chronisch kranken Parkinsonpatienten mit zum Teil langjährigen Schmerzen und starker Unbeweglichkeit des gesamten Körpers, die selbst nicht an eine Verbesserung ihres Zustandes glaubten, gab es in der Praxis zum Erstaunen beider Seiten signifikante Verbesserungen. Die betroffenen Menschen konnten sich deutlich besser und schneller bewegen. Die Bewegungsqualität verbesserte sich und es war den Menschen wieder möglich ein selbstständigeres Leben zu führen. Folglich hat sich bei diesen erkrankten Menschen auch in der Biochemie eine Veränderung vollzogen! Dies näher zu untersuchen, wäre sehr aufschlussreich und spannend, jedoch mit sehr hohen Kosten verbunden. Wünschenswert wäre es, wenn sich für solche Projekte neue Kooperationspartner finden würden! Gerade für die biochemischen Prozesse spielen eine gesunde und ausreichende Ernährung eine entscheidende Rolle! Diese ist daher die dritte wichtige Säule in der Biotonus-Therapie. Es gibt immer wieder Patienten, bei denen die Therapie nur zögerlich anspricht. Von einer Überprüfung und Veränderung der vielleicht gestörten Ernährungssituation werden auch diese Menschen profitieren. Es ist daher immer wichtig, alle relevanten Umstände zu überprüfen.

Information – Geist/Psyche Unser Geist und unsere Psyche sind ebenfalls sehr stark von unserer Wahrnehmung, unserem Körper und dessen Spannungszuständen abhängig. Der Anstieg der psychischen und psychosomatischen Krankheitsfälle in Betrieben ist drastisch und inzwischen sind fast 50 % der Krankheitstage auf Probleme mit der Muskulatur und der Psyche zurückzuführen. Meiner Meinung nach hat eine Therapie der Muskulatur bzw. eine Gesprächstherapie bei einem Psychotherapeut/Psychiater die besten Aussichten auf Erfolg. Denn die psychische/psychosomatische Problematik wird immer einen Einfluss auf die Muskulatur (siehe Limbisches System) haben und als Muskelspannung greifbar sein. Oder eine starke Störung der Muskelspannung führt sekundär zu psychischen/psychosomatischen Problemen. Diese Probleme dann nur medikamentös zu behandeln, scheint mir daher nicht sinnvoll und gewinnbringend zu sein. In diesem Buch soll sich dem Biotonus und der auf ihm basierenden Therapie nach wissenschaftlichen Methoden genähert und diese erklärt werden. Erklärungs-

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modelle, die der Metaphysik entliehen sind, wird der geschätzte Leser hier nicht finden. In den nachfolgenden Abschnitten wird das Phänomen „Biotonus“ näher beleuchtet und mit Beispielen erklärt. Der Biotonus ist Realität, während „mystische“ Energieflüsse und magische Kräfte mehr in den Bereich des Okkulten einzuordnen sind. Der Biotonus basiert auf den Gesetzen der Physik, Chemie und der Steuerund Regelungstechnik. Wenn es zu Störungen im Biotonus kommt, können die unterschiedlichsten Störungen und Krankheitsbilder auftreten. Aufgrund dieser Vielfalt der möglichen Krankheitsbilder und der Komplexität des Biotonus können Auswirkungen dieser Störungen zum Teil sehr mystisch anmuten. Doch deshalb muss man nicht auf die Metaphysik zurückgreifen. Hier ist vielmehr der erfahrene und neugierige Therapeut gefragt, den Störungen auf den Grund zu gehen, das Problem zu analysieren und die entsprechende Therapie anzusetzen und durchzuführen. „Spannungen benutzt der Körper, um Ideen zu unterdrücken, die er vom Geist erfahren hat und die, falls sie anerkannt würden, unangenehme Emotionen hervorrufen würden.“ Der Körper würde die Emotionen so ausdrücken, wie sie kommen – ohne Rücksicht auf etwaige Konsequenzen. Aber wenn der Geist zu der Ansicht gelangt, dass gewisse Emotionen nicht ausgedrückt oder gewisse Vorstellungen oder Erinnerungen nicht anerkannt werden sollten, weil sie qualvoll oder gefährlich sind, dann unterdrückt der Körper sie auf die einzige ihm zur Verfügung stehende Methode, nämlich durch Muskelanspannung – und das bedeutet, dass die Muskeln sich nicht bewegen können. Also ist es nur logisch, dass muskuläre Verspannungen auch mit emotionalen Spannungen und der Psyche verbunden sind und ein Puzzleteil der Problematik darstellen.

Aus der Praxis: Der Motorradrennsportler Marvin Fritz spürte nach den Behandlungen deutlich, dass sich seine Konzentrationsfähigkeit verbessert hatte! Dies fällt natürlich vor allem Menschen auf, die sich in Grenz- und Extremsituationen befinden. Und gerade eine Verbesserung in diesen unterbewussten Reaktionen unterscheidet den Sieger vom Verlierer! (siehe Zitat Marvin Fritz) Im Laufe der Jahre fiel mir immer wieder Folgendes bei den behandelten Menschen auf:

x Die psychische und emotionale Befindlichkeit veränderte sich bei den meisten Patienten schon binnen weniger Behandlungen sehr positiv. Die Menschen hatten plötzlich eine positivere Körpersprache, lachten wieder sehr oft und fühlten sich einfach gut!

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x Lange geplante Vorhaben wurden jetzt plötzlich umgesetzt. x Unterbewusste Probleme kamen in das Bewusstsein des Menschen und er konnte Lösungswege finden. x Kinder konnten Informationen besser verarbeiten und ihre Konzentrationsfähigkeit nahm deutlich zu. x Die Körperwahrnehmung verbesserte sich bei den meisten Patienten und ihr Selbst-Bewusst-Sein nahm zu. Aus der Praxis: Vor eineinhalb Jahren lernte ich den Gewichtheber Jakob Neufeld kennen. Er probierte die Biotonus-Therapie aus, da er körperliche Probleme hatte und auch seine Leistungskurve stagnierte seit einigen Jahren. Bei den ersten Behandlungen sprach er immer wieder davon, dass die deutschen und internationalen Normen ja nicht zu schaffen seien und er machte einen sehr frustrierten Eindruck. Die ersten drei Behandlungen hatten es in sich und er musste mit vielen körperlichen und vegetativen (Schweißausbruch etc.) Reaktionen umgehen lernen. Diese Reaktionen sind bei ihm gänzlich verschwunden, die Schmerzhaftigkeit der Therapie ist drastisch gesunken, er blieb bis dato verletzungsfrei und wie ich meinen Ohren kaum glauben konnte: Er war plötzlich wieder optimistisch und steckte seine Ziele neu ab, die er erreichen will. Der Spaß am Gewichtheben kam zurück. Er wurde 2011 Deutscher Meister in der 77Kg Gewichtsklasse und wurde EM und WM Teilnehmer. Zurzeit liegt er nur 3 Kg unter der Olympianorm, die er auch noch erreichen will! Diese Leistungssteigerungen bei Hochleistungssportlern, die man durch reine Trainingslehre nicht mehr erklären kann, erlebe ich sehr häufig. Auch hier wären weitere wissenschaftliche Nachforschungen notwendig und vielleicht ergeben sich ja durch dieses Buch neue Kooperationen, die solche Veränderungen tiefgründiger erklären lassen.

Vom Gleichgewicht und Ungleichgewicht Wenn es um den menschlichen Körper, dessen biologische Prozesse und Gesundheit geht, ist in vielen Veröffentlichungen und Berichten oft vom Gleichgewicht die Rede. Sehr oft verbindet man dieses Gleichgewicht mit dem Bild einer Waage, deren Schalen sich im harmonischen Gleichgewicht befinden. Tatsache ist aber, dass, wenn das Leben auf einem solchen statischen Gleichgewicht basieren würde, wir mit Sicherheit schon ausgestorben oder, mit noch größerer Wahrscheinlichkeit,

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gar nicht erst entstanden wären. Das Leben basiert auf Ungleichgewicht, die Spannungen, die durch ein Ungleichgewicht aufgebaut werden, führen erst zu Bewegung und Leben. Wörtlich übersetzt bedeutet „Tonus“ ja Spannung und Ungleichgewicht. Soll z.B. Wasser fließen, so benötigt es ein Gefälle, also ein Ungleichgewicht in der Höhe. Der Wissenschaftler oder Ingenieur spricht hier von einem sogenannten Potentialgefälle. Erst dann ist ein kontinuierlicher Wasserfluss möglich (wenn die Quelle ständig Nachschub liefert und nicht versiegt). Genauso verhält es sich beim biologischen Leben unserer Ausprägung. Das Leben basiert auf einer Vielzahl von chemischen, biologischen und elektrischen Prozessen, die nur durch ein entsprechendes Ungleichgewicht überhaupt erst möglich werden und am Laufen gehalten werden können. Als Beispiel sei an dieser Stelle unser Wärmehaushalt angeführt. Wären wir immer im Gleichgewicht mit unserer Umgebungstemperatur, so könnten wir die Abwärme, die in unserem Körper beim Umbauen unserer Nahrung, bei der Bewegung unserer Muskeln und beim bloßen Benutzen unserer kleinen grauen Zellen entsteht, nicht an unsere Umgebung abführen und würden unweigerlich an Überhitzung sterben. Wir brauchen also ein Temperaturgefälle zwischen unserer eigenen Körpertemperatur und der Umgebungstemperatur. Wird es wirklich heiß in unserer Umgebung, so baut unser Körper künstlich ein Temperaturgefälle auf, indem er schwitzt. Er kühlt damit unsere Haut ab. In diese kühlere Haut geben wir zunächst unsere innere Abwärme ab, die dann durch weiteres Schwitzen und Verdunsten des Schweißes die Abwärme an unsere Umgebung weiterleitet. Der Abwärmetransport ist also nur durch ein Ungleichgewicht möglich. Das gleiche Problem hat übrigens auch unsere Erde. Sie muss die Energie, die auf der Tagseite durch das Sonnenlicht auftrifft und die in biologischen und geothermischen Prozessen entsteht, ebenfalls wieder loswerden. Das geschieht hauptsächlich auf der Nachtseite, indem die Wärme als Infrarotstrahlung an den Weltraum abgegeben wird. Dieser ist zum Glück so kühl, dass ein so großes Temperaturgefälle entsteht, dass diese große Menge an Abwärme auch abgegeben werden kann. Bei der Venus wird dieses Temperaturgefälle durch die dichte Wolkendecke geschwächt. Deshalb herrschen auf ihrer Oberfläche Temperaturen bis über 500°C. Wenig lebensfreundlich! Wenn in diesem Buch von Gleichgewicht gesprochen wird, so soll hiermit ein dynamisches und kein statisches Gleichgewicht bezeichnet werden. Natürlich gibt es Gleichgewichtszustände in biologischen Systemen. Dabei handelt es sich aber bei unseren Lebensformen, die aktiv mit ihrer Umgebung interagieren können, immer

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um dynamische Gleichgewichte. Gleichgewichte, bei denen die Änderungen im Gleichgewicht sind. Um diesen Sachverhalt näher erläutern zu können, soll an dieser Stelle eine kurze Erklärung für die Begriffe System und Prozess gegeben werden:

System: Der Systembegriff kommt ursprünglich aus der Technik. Mit System bezeichnet man eine Menge von Elementen, die so angeordnet sind, dass sie miteinander in Wechselbeziehung treten können. Ein System dient immer einem Zweck, wobei dieser sehr oft erst durch den Beobachter definiert wird. Dieser Beobachter kann das System natürlich auch mehr oder weniger sinnvoll und willkürlich in Elemente oder untergeordnete Subsysteme aufgliedern. Als Beispiel für ein System könnte man die Haut in ihrer Funktion als ein System zur Regulierung des Wärmehaushalts des Körpers beschreiben. Unsere Schweißdrüsen wären dann ein Subsystem des Systems Haut, das durch zusätzliches Schwitzen und dem darauffolgenden Verdunsten des Schweißes zur Regulierung des Wärmehaushaltes beiträgt. Das System Haut wäre wiederum ein Subsystem des Systems Mensch. Mit dieser Gliederung lassen sich auch sehr komplexe Wirkungsketten aufbrechen und verstehen. Ein System dient immer der Energie-, Stoff- bzw. Informationsumsetzung oder deren Transport. Prozess: Während beim System die Struktur im Vordergrund steht, die die Energie, den Stoff bzw. die Information verarbeitet und transportiert, so steht beim Begriff Prozess die Art und Weise wie dieses geschieht im Vordergrund. Während beim System Haut und dem Subsystem Schweißdrüse der Aufbau und die Struktur im Vordergrund stehen, würde man beim Prozess der Temperaturregulierung und dem darunter liegenden Subprozess Schwitzen den physikalischen Effekt der Abkühlung durch Verdunsten meinen. Beim Prozess sind die Gesetzmäßigkeiten, also welche physikalischen und chemischen Effekte für die Temperaturregulierung verantwortlich sind und ausgenutzt werden, von Bedeutung, aber nicht die Struktur, in der diese Gesetze angewendet werden. Ein biologisches System wie wir es sind, kennt keine permanenten, statischen Gleichgewichte. Wir sind auf Bewegung und Interaktion mit unserer Umwelt angelegt. Ein Haus z.B. basiert auf einem statischen Gleichgewicht von Druck- und Stützkräften. Gäbe es diese beim Haus nicht, so würde es unweigerlich einstürzen. Wir dagegen leben auf Basis der verschiedensten Ungleichgewichte. Durch unsere Körper und Gehirne strömt eine Flut aus Nahrung und Information. Damit diese Dinge strömen können, benötigen wir diese Ungleichgewichte und Spannungen. Auch eine Zelle benötigt Zucker, also Energie für ihre chemischen Prozesse; um diese zu beziehen wird ein Konzentrationsgefälle benötigt, d.h. die Konzentration

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an Zucker in der Zelle muss geringer sein, als die Konzentration des Zuckers im Blut. Über die Gesetze der Diffusion wandern die Zuckermoleküle aus dem Bereich der hohen Konzentration (Blut) in den Bereich niedriger Konzentration (Zelle). In der Zelle entstehen aufgrund der chemischen Prozesse Abbauprodukte, die abtransportiert werden müssen. Dies kann ebenfalls über den Prozess der Diffusion geschehen. In der Zelle ist die Konzentration dieser Abbauprodukte höher als deren Konzentration im Blut. Aufgrund des Konzentrationsgefälles wandern die Abbauprodukte durch die Zellmembran in den Blutkreislauf und werden abtransportiert. Hier existiert also tatsächlich ein Gleichgewicht an „Transportprozessen“, d.h. es wird genau so viel Stoffmenge in die Zelle hinein transportiert, als die Zelle auch wieder abgibt. Dies ist aber kein statisches Gleichgewicht, sondern ein dynamisches Gleichgewicht von „Kommen und Gehen“.

Abbildung 6: Diffusion

Doch die Ursache für diese Transportprozesse und deren Gleichgewicht ist ein Konzentrationsgefälle, also ein Ungleichgewicht! Wird dieses dynamische Gleichgewicht von „Kommen und Gehen“ gestört, z.B. durch ein Versagen der Leber, das die Konzentration an Abbauprodukten im Blut ansteigen lässt, so wird das Konzentrationsgefälle geringer und es können nur wenig Abbauprodukte aus der Zelle in die Blutbahn gelangen. Die Konzentration an Abbauprodukten in der Zelle steigt und dadurch vergiftet sich die Zelle schließlich selbst, weil das neue Gleichgewicht im für die Zelle toxischen Bereich liegt. Ursache der Krankheit ist in diesem Beispiel also nicht der Prozess an sich, sondern die Störung der Höhe des Ungleichgewichtes, welches für den Prozess verantwortlich ist! Ursache ist also eine Störung der Spannung!

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Abbildung 7: Keine Spannung

Abbildung 8: Spannung = Bewegung

Abbildung 9: Blockierte Spannung

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Die Entgleisung des Biotonus Die Spannungszustände bei uns Menschen und natürlich auch bei Tieren unterliegen permanenten Schwankungen. Ein gesunder Körper pendelt diese Spannungszustände andauernd aus. In einem ausgeglichenen und gesunden Biotonus finden alle Bewegungen physiologisch statt und machen ihn stabiler. Dies geschieht wie wir wissen durch Sport und Bewegung. Ein Mensch, der regelmäßig Sport treibt ist also nicht grundsätzlich gesünder! Wenn diese Bewegungen jedoch physiologisch ablaufen, macht es seinen Körper (Biotonus) stabiler und widerstandsfähiger. Doch wie kommt es nun zu Problemen und wie wirken sie sich aus? Mangelnde oder fehlende Belastung bzw. Bewegung bringt den Biotonus noch nicht zwangsläufig aus dem Gleichgewicht, macht ihn aber instabiler. Es gibt ja auch Menschen, die ohne Sport alt geworden sind und zudem leistungsfähig waren. Zudem sind unsere Spannungszustände im Unterbewusstsein gespeichert und direkt mit unser Psyche und dem Wohlbefinden verknüpft. Entgleist der Biotonus, führen Bewegungen in der entgleisten Richtung zur Festigung der muskulären Fehlspannung. Dies führt dann zum bekannten Schmerz, der uns nur warnen will, dass etwas nicht in Ordnung ist (= Warnschmerz). Generell ist es wichtig, dass diese Störung meist global im Körper entsteht und daher die Schmerzursache selten an der Stelle der Schmerzempfindung ist. Deswegen findet man bei medizinischen Untersuchungen auch sehr oft keine Schädigung am Schmerzort! Oft aber auch stärkste degenerative Schäden ohne Schmerzmeldung. Ein kleines anschauliches Beispiel: Vertreten wir uns den Knöchel, reicht eine ausreichende Erholungsphase aus, damit sich unser Körper selbst heilen und regenerieren kann. Diese Heilung orientiert sich natürlich immer an bestimmten Wundheilungsphasen, denen wir unterliegen. Finden nun jedoch Verdrängungsmechanismen statt und es kommt zu keiner ausreichenden Erholungsphase, dann wird dieses Problem im Unterbewusstsein abgespeichert und bleibt bestehen. Wir können zum Beispiel unser Bein jetzt nicht schonen, da wir sehr viel in der Arbeit zu tun haben. Nun wird das Problem weiterbestehen und sich fortan auf verschiedenste Art und Weise melden. Treffen nun zu viele verdrängte Probleme/Dysbalancen aufeinander, dann bricht das Gesamtsystem irgendwann zusammen und es reicht nicht mehr aus, nur die

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letzte Störung, zu beseitigen. Auch lange Ruhephasen, um die natürlichen Heilungsvorgänge abzuwarten, bleiben nun ohne Erfolg Bleiben wir wieder bei unserem Vergleich mit einem Auto. Sie ignorieren das rote Ölwarnlämpchen und fahren munter weiter. Tage später erscheint ein anderes Warnlämpchen, das zum Beispiel auf eine erhöhte Temperatur hinweist. Auch das ignorieren sie munter weiter, weil sie ja noch einen wichtigen Geschäftstermin haben. Plötzlich leuchtet kurz eine neue Warnleuchte auf und das Auto bleibt stehen. Das Auto springt nun gar nicht mehr an und Ihr Geschäftstermin ist dahin. Auch jetzt reicht es nicht mehr einfach nur zu warten bis der Motor abgekühlt hat oder Öl nachzufüllen. Das Auto muss in die Werkstatt und alle Probleme müssen beseitigt werden! Beide Beispiele (Mensch & Auto) wirken sich nun natürlich auch auf das Wohlbefinden und die Psyche des Menschen aus und werden leider oft als mögliche Ursache übersehen. Zusammenfassend muss klargestellt werden, dass Schmerzen (= Warnlampe im Auto) auf ein Problem hinweisen und physiologisch (= natürlich) sind. Schmerz ist eine uralte Sinneswahrnehmung, die man auch mit dem Gefühl von Müdigkeit vergleichen kann. Den Schmerz als Pathologie zu bekämpfen, wie es leider heute sehr oft stattfindet, ist falsch und fatal, da natürliche Warnsysteme abgeschaltet werden und die Gefahr einer Verschlechterung drastisch ansteigt. Daher wird der Körper versuchen, mit neuen Schmerzen zu antworten, um die Problematik zu melden. Oder er wird sogar im schlimmsten Fall Bereiche muskulär abschalten und es kommt zu Schwäche und Teillähmungen der Muskulatur. Ziel muss es also folgerichtig sein, die ursächlichen Spannungsprobleme zu regulieren und dadurch die Warnschmerzen wieder abzuschalten. Warum gerät der Biotonus aber aus dem Gleichgewicht? Mögliche Gründe können sein:

x Genetische Faktoren/Alter/Geschlecht x Psychische/Emotionale Faktoren x Mechanische Einwirkung x Trainingszustand/koordinative Fähigkeiten

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Kapitel 3

Schmerz Fakten Studie von JUNGCK 1991 über Schmerzpatienten: Von den insgesamt 32 Millionen Menschen, die in einem Quartal ihren Arzt aufsuchten, waren zwischen 5,12 und 7,68 Millionen Menschen von chronischen Schmerzen betroffen.

PatientenbesucheͲ Quartal 35

30

Patienten[Mio]

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20 Sonstige Chronischmax 15

Chronischmin.

10

5

0 Patienten

Abbildung 10: Patientenbesuche im Quartal - Chronische und Sonstige im Vergleich

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Chronisch Sonstige

Abbildung 11: Anteil der chronischen Krankheiten

Wie aus Abbildung 11 ersichtlich haben 25 % aller Patienten chronische Schmerzen! „Chronische Schmerzen sind mit zu der belastendsten, kostspieligsten und verbreitetsten Gesundheitsstörung in der westlichen Welt geworden."

Suizidgefahr Jährlich begehen in der Bundesrepublik Deutschland ungefähr 2000 bis 3000 Menschen mit chronischen Schmerzen Selbstmord. Momentan sind es sogar schon 5000 Suizide!

10 Jahre ohne Erfolg Weitere Zahlen, die alarmierend und äußerst erschreckend sind, beziehen sich auf die Behandlungsversuche von chronischen Schmerzen. Bevor chronisch Schmerzkranke in die Behandlung von Facheinrichtungen (z.B. Schmerzzentren oder Schmerzkliniken) gelangen, haben sie durchschnittlich 10 Jahre mit Behandlungsversuchen von 8 verschiedenen Fachärzten über sich ergehen lassen müssen.

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Operationen beseitigen den Schmerz nicht 80 Prozent der chronisch Kranken haben während dieser Zeit mindestens einmal im Krankenhaus gelegen. Ein Drittel hat sich wegen Schmerzen operieren lassen – ohne Erfolg.

Frühere Behandlungen Die Zeit, die verstreicht, bevor sich ein Facharzt mit den chronischen Schmerzen beschäftigt, wirkt sich negativ aus. Je länger ein Patient unter chronischen Schmerzen leidet, desto schwerer ist er zu behandeln. In späteren Stadien gelingt es meistens nur noch, den Schmerz zu vermindern. Ganz beseitigen lässt er sich dann nur noch selten. Wie sehen nun die momentanen Behandlungen bei Schmerzen aus:

x Einsatz von Schmerzmedikamenten (Aspirin, Diclofenac, Ibuprofen etc.) x Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten (Diclofenac, Cortison etc.) und Muskelrelaxantien zur Muskelentspannung x Spritzen an die schmerzhafte Stelle, oft in die Nervenwurzel oder Infusionen mit oben genannten Hintergrund x Verabreichung von Psychopharmaka x Schonen der betroffenen Körperpartie x Ruhigstellung von Gelenken durch Tape oder Gips x Operationen (Versteifung von Bandscheiben, Gelenke, Verkalkungen, Schleimbeutelentfernungen, Durchtrennung von Nerven, Versteifungen etc.) Folgende Beschwerdebilder werden oft so behandelt:

x Schmerzen der Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Lendenwirbelsäule x Schleimbeutelentzündung an Schulter und Knie x Sehnenscheidenentzündung x Tennis- und Golferellenbogen x Karpaltunnel- und Sulcus-ulnaris-Syndrom x Arthrose der Daumengelenke x Schnappfinger x Hallux valgus x Spinalkanalstenose

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x Instabilitäten mit Schmerzen x Gleitwirbel x Skoliosen x Migräne x Tinnitus x Fibromyalgie etc... Was sagt nun die Schulmedizin zu Schmerzen? Zitat aus dem Internet: „Schmerz ist eine Sinneswahrnehmung, die auf einem tatsächlichen physiologischen Vorgang beruht. Schmerzen haben auch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Sie teilen dem Organismus mit, dass etwas nicht in Ordnung ist.“ Bis hierhin ist alles logisch und nachvollziehbar. Sie sagen dem Körper: „Da ist eine Schädigung vorhanden, die dich in deiner normalen Funktion beeinträchtigt oder auch bedroht“. Diese Schädigung wird medizinisch als „Noxe“ bezeichnet. Werden diese Schmerzen nicht schnell betäubt führt dies zur Entstehung eines „Schmerzgedächtnisses“!

Und genau jetzt geht der Weg bedauerlicherweise in die falsche Richtung! Schmerz wird mit einer Schädigung gleichgesetzt. Obwohl sich gerade diese Schädigungen bei Schmerzpatienten oft gar nicht finden lassen. Und es soll nun sogar eine Abspeicherung stattfinden, die später weiterhin für Schmerzmeldungen sorgt, obwohl das Problem angeblich nicht mehr vorhanden sein soll? Warum sind die medizinischen Erfolge bei Schmerzen aber dennoch so gering? Und warum steigt die Anzahl der chronischen Schmerzpatienten so massiv an? Warum gibt es heute neue Krankheitsbilder wie die Fibromyalgie, die es früher gar nicht gab und die heute vermehrt auftauchen? Der Holzweg ist: Die Verbindung Schmerz mit einer vorhandenen Schädigung gleichzusetzen. Es wird immer nach einem sichtbaren bzw. messbaren Schaden gesucht (Röntgen, CT, MRT, diagnostische Messungen etc.), der diese Schmerzen rechtfertigen könnte.

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Und das lässt sich in jeder Arztpraxis beobachten: Ein Mensch humpelt in die Praxis und klagt über Schmerzen in der Hüfte. Nach erfolgter Untersuchung wird ein Röntgenbild/MRT/CT empfohlen und der Patient muss zum Radiologen. Verdacht: Verschleiß am Gelenk! Das Bild wird gemacht und ... Es ist kein Verschleiß, keine Arthrose zu erkennen. Warum dann die Schmerzmeldungen? Dieses Phänomen gibt es bei allen Krankheitsbildern, die mit Schmerzen einhergehen können und es macht den Mediziner ratlos!

Beispiele aus der Praxis x Patient mit Rückenschmerzen und Ausstrahlungsschmerz in die Arme oder Beine ohne Bandscheibenvorfall. x Gelenkschmerzen ohne Nachweis einer entsprechenden Arthrose. x Verdacht einer Spinalkanalstenose ohne bildlichen Nachweis einer Verengung. x Karpaltunnelsyndrom ohne pathologische Messung der Nervenleitgeschwindigkeit . Und davon gibt es noch viele Symptome mehr, die ohne bildlichen Nachweis vorhanden sind. Aber: Es existieren auch genau die umgekehrten Zustände bei uns Menschen. Der Mensch hat keine Schmerzen und durch Zufall wird eine massive Arthrose, ein Bandscheibenvorfall, eine Verengung des Spinalkanals oder ähnliches festgestellt! Und zum Glück bestätigen dies auch unzählige Studien. Es existiert eine Vielzahl von Menschen, die nachweisliche Schädigungen haben, aber die Schmerzmeldung ist nicht vorhanden. Was passiert denn da? Für die Schulmedizin dürfte es so etwas gar nicht geben. Aber genau so entstand der Weg in die falsche Richtung. Schmerzen werden sofort mit einer vorhandenen Schädigung verbunden. Und wird bei einem Schmerzpatienten am Schmerzort dann irgendeine Abnormität festgestellt, so ist diese das Problem des Patienten und der Schmerzauslöser ist gefunden. Auch bei der Problematik des Bluthochdruckes kann man Ähnlichkeiten finden. Die meisten Menschen mit Bluthochdruck werden symptomatisch mit Medikamenten behandelt, da sich keine Anomalität oder Ursache finden lässt. Die Prognose ist schlecht: Damit müssen sie leben. Für viele Patienten ist dies das frustrierende Ergebnis der ganzen Odyssee. Der Schaden ist gefunden und die Schmer-

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zen werden bleiben. Keine gute Aussicht. Dann wird dort vielleicht noch operiert, eingespritzt, ruhiggestellt oder sogar versteift, um die Schmerzmeldung zu verhindern. Leider meist auch ohne Erfolg! Da der Schmerz ja nur eine reine Information “Irgendetwas stimmt nicht” für das Gesamtsystem Mensch darstellt, sind solche symptomatischen Ansätze meistens zum Scheitern verurteilt. Diese Beobachtungen führen zu folgender Frage: Ist dies „Medizin“ auf dem neuesten Stand, wissenschaftlich und logisch? Kann man Dinge so vereinfachen? Dies muss, denke ich, eindeutig verneint werden und es gibt noch weitere triftige Gründe dafür. Nachfolgend werden die Zustände im menschlichen Körper beschrieben, wie wir sie aus der Sichtweise der Biotonus-Therapie sehen und folglich behandeln.

Schmerz aus Sicht der Biotonus-Therapie Schmerz ist eine individuelle Verarbeitung unseres Gehirns, welche teilweise auf früheren Erfahrungen beruht. Es muss eine individuelle Toleranzschwelle überschritten werden, damit es zur Sinneswahrnehmung Schmerz kommt. Diese Toleranzschwelle wird umso geringer, je stärker der Biotonus aus dem Gleichgewicht ist. Ein chronischer Schmerzpatient verspürt daher immer früher Schmerzmeldungen, da seine Spannungszustände fortlaufend schlechter werden. Weitere Folgen werden weiter unten mit Hilfe unseres Schmerzmodels erläutert. Schmerz ist eine Sinneswahrnehmung und die letzte Stufe der Wahrnehmung. Nach dem Schmerz kann es zu Abschaltungen im Körper kommen.

Aus der Praxis: Ein Patient klagt seit Jahren über stärkste Schmerzen an der Wirbelsäule mit Ausstrahlungen in die rechte Hand. Seit wenigen Tagen kommen nun auch Schwächegefühle im rechten Arm und ein Kribbeln dazu. Die Warnschmerzen über Jahre führten zu keinen positiven Veränderungen bei diesem Menschen. Daher ist der Körper gezwungen andere und stärkere Meldungen zu senden, um vielleicht doch eine Einsicht des Menschen zu erreichen. Zudem führen diese Abschaltungen oder das Herunterfahren der Kraft (= Spannung) zu kurzfristigem Schutz der Strukturen. Schmerzrezeptoren sind da angelegt, wo eine Wahrnehmung bei uns stattfinden soll. Primär sind dies Haut, Periost, Sehnen und Muskulatur. Keine Schmerzmeldung erhalten wir aus dem Knochen, dem Knorpel, den Nerven, dem Gehirn und

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unseren Organen. Lediglich das Gewebe um diese Strukturen besitzt Schmerzmelder (Nozizeptoren). Deswegen werden auch Tumore oft erst sehr spät entdeckt. Treten Schmerzen im menschlichen Körper auf, ist dies in erster Linie eine reine Information. Der Körper will uns nur sagen: Da ist etwas nicht in Ordnung. Diese Information wird dann mit individuell erlebten Dingen verknüpft und bestimmt so die Höhe der Schmerzmeldung.

Aus der Praxis: Ich behandelte eine Patientin mit Schmerzen im Bereich der Bauchmuskulatur und des Zwerchfells. Sie wurde plötzlich immer blasser, der Schmerz nahm stark zu und ihr wurde sehr übel. Wenig später war wieder alles in Ordnung und ich fragte sie, ob da mal irgendetwas passiert war. Sie verneinte zuerst und erinnerte sich dann aber wieder an einen kleinen Unfall in der Kindheit. Ihr war der Schlitten bei einem Zusammenstoß mit einem Baum sehr stark in den Bauch gerammt. Jetzt waren die Stärke und das Unangenehme dieses Schmerzes für die Patientin und mich sehr gut nachvollziehbar. Jeder kennt diese Situation: Bei Ihrem Auto leuchtet plötzlich das rote Ölwarnlämpchen auf! Da ist etwas nicht in Ordnung. Es ist aber noch nichts kaputt! Was ist jetzt zu tun? Warnlampe zukleben, abklemmen und einfach weiterfahren. Dadurch vielleicht einen größeren Schaden riskieren? Das Problem des Autos existiert ja weiter und wir nehmen es nur nicht mehr wahr. Der Deutsche, der sein Auto wahrlich vergöttert, wird es bestimmt anders machen. Entweder kennt er sich etwas mit dem Auto aus und wird den Ölstand kontrollieren und dann bei Bedarf Öl nachfüllen. Oder er wird natürlich schnellstmöglich in die Autowerkstatt fahren und dort alles durchchecken lassen. Nur warum gehen wir mit unserem Körper so belanglos, schädigend und rücksichtslos um? Einfach den Schmerz betäuben und schon geht es weiter! Einerseits natürlich aus Bequemlichkeit und um Energie zu sparen. So eine Schmerztablette ist schnell genommen, sich in seinen Gewohnheiten zu ändern ist dagegen mit sehr viel mehr Aufwand und Energieverbrauch verbunden. Andererseits wird in der Medizin oft dogmatisch vorgegangen und je nach medizinischer Richtung werden sogar sehr abstruse und oft widersprüchliche Meinungen vertreten.

Aus der Praxis: Eine Patientin kommt aus der Kur zurück und hat deutlich mehr Schmerzen wie vorher. Sie erzählte mir, wie sie dort behandelt wurde. Man verabreichte ihr verschiedene Schmerzmittel und Muskelentspannungsmittel (Muskelrelaxantien), um ihre Schmerzen in den Griff zu bekommen, um dadurch intensive Kräftigungsübungen und Therapie überhaupt erst möglich zu machen. Ein Vorge-

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hen wie beim Beispiel des Autos und der Ölwarnlampe beschrieben. Es ist nicht nur der falsche, sondern sogar ein sehr gefährlicher Weg. Folgeschäden und vermehrte Schmerzen sind die logische Konsequenz. Genau in diesem deutlich schlechteren Zustand wandte sich oben beschriebene Patientin wieder an mich.

Abbildung 12: Lampe zur Anzeige eines technischen Fehlers

Die Schmerzmelder befinden sich also an den Stellen im menschlichen Körper, die für eine Warnmeldung vorgesehen sind. Wieder sehr gut vergleichbar mit den vielen Meldern im Auto! Dort gibt es Melder, die den Ölstand messen, die kontrollieren, ob wir angeschnallt sind, ob genügend Spritzwasser vorhanden ist und vieles mehr. Unsere Schmerzmelder befinden sich ausschließlich in der Muskulatur und im Bindegewebe. Es befinden sich keine Schmerzrezeptoren in den lebenswichtigen Organen. Wäre dies so, dann würde bei einer Schadensmeldung eventuell unsere Leber aufhören zu arbeiten. Ein lebensbedrohlicher Zustand und somit nicht logisch. Gleichsam meldet sich ein Herzinfarkt nicht mit Schmerzen am Herzen, sondern individuell mit sehr unterschiedlichen Schmerzausstrahlungen im Unterkiefer, im linken Arm, dem Rücken etc. Es befinden sich auch keine Schmerzrezeptoren im Knochen. Früher gab es das Phänomen öfter, dass Menschen mit

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stärkster Arthrose praktisch Knochen auf Knochen gelaufen sind und dabei nur wenig Schmerzen hatten. Damals gab es allerdings die Möglichkeit einer Totalendoprothese (TEP) nicht und diese „bequeme Alternative“ war nicht wählbar. Auch aus den Nerven und dem Gehirn selbst erfolgt keine Schmerzmeldung. Ein Abschalten unserer Schaltzentrale auf Grund von Schmerzen wäre natürlich auch mit schlimmsten Folgen behaftet und fatal!

Einteilung der Schmerzmeldungen Aufgrund der Philosophie der Biotonus-Therapie und den praktischen Erfahrungen bei der Umsetzung, ist folgende Einteilung von Schmerzen für uns logisch und nachvollziehbar:

a.) Biomechanischer Schmerz (Muskel & Gewebe): Der am häufigsten auftretende und weit größte Anteil der Schmerzmeldung (ca. 90 %). Tritt bei kritisch erhöhtem Muskeltonus auf und führt daher zu einer starken Störung der Biomechanik mit Gefahr von starken Schäden und Verschleiß. b.) Verschleißschmerz: Kommt immer in Verbindung mit dem Warnschmerz vor. Nur der geringste Anteil der Schmerzmeldung. c.) Chemischer Schmerz: Schmerzmeldung bei Aktivierung der Chemorezeptoren, wie z.B. bei Entzündungen oder bei schon sehr starken Verschleißerscheinungen. Verschwindet sofort, wenn die chemische Reizung verschwunden ist. Ist auch nur ein geringer Teil der Gesamtschmerzmeldung. d.) Akutschmerz: Schmerzmeldung bei wirklicher Verletzung von Strukturen, die Schmerzmelder besitzen. Auch bei dieser Form der Schmerzmeldung ist ein beträchtlicher Teil der oben beschriebene Warnschmerz.

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Abbildung 13: Der Mensch und sein individuelles Schmerzempfinden

Wie schon vorher beschrieben ist das Schmerzempfinden jedes Menschen sehr individuell. Auch die Schmerzschwelle jedes Menschen ist individuell. So kommt es vor, dass die Therapie für den einen Menschen unglaublich schmerzhaft ist, während ein anderer Patient bei der gleichen Therapiestärke kaum Schmerzen wahrnimmt. Jeder Mensch besitzt seinen Verstand (= Bewusstsein), um Dinge zu planen und mit Logik Dinge gegeneinander abzuwägen. Zusätzlich hat jeder Mensch verschiedenste Dogmen als Merkmale seiner persönlichen Gehirnstrukturierung abgelegt und Erfahrungen aus der Erziehung (Eltern) und dem Erleben im Umgang mit Verwandten und Freunden (= Umfeld). Dabei kann es sich um positive Leitsätze wie „Ehrlichkeit ist wichtig“ oder aber um negative Dogmen wie „meine Meinung kann ich mit Gewalt durchsetzen“ handeln. Glücklicherweise können diese Dogmen immer wieder von uns überprüft, verändert und eventuell ganz gelöscht werden. Unser gesamter Körper, alle noch so kleinen Bestandteile bilden das komplexe Individuum. Die Interaktionen aller Zellen des gesamten Individuums bestimmt

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zum allergrößten Teil unser Handeln. Laut neuester Gehirnforschung handeln und entscheiden wir Menschen zu 95-98 Prozent unterbewusst. Der Anteil unseres so hoch geschätzten Verstandes liegt bei nur 2-5 Prozent. Jeder Mensch, natürlich auch jedes Säugetier, besitzt Schmerzmelder, die den sogenannten „rezeptiven Schmerz“ auslösen. Diese über Melder (= Rezeptoren) wahrgenommene Sinneswahrnehmung „Schmerz“ wird dann durch unseren Verstand, unsere individuellen Erfahrungen mit dem Schmerz überlagert. Die persönliche Reaktion des Menschen auf diese Sinneswahrnehmung ist also durch verschiedenste Erfahrungen geprägt.

Aus der Praxis: Ein Patient, der sehr aktiv im Kampfsport mit Vollkontakt ist und in jedem Kampf stärkste Gewalteinwirkung auf den gesamten Körper gewohnt ist, meldete sich während der Behandlung beunruhigt. Er wurde gerade an der HWSMuskulatur behandelt, als er fragte, ob das für ihn gut sein kann, weil es ihm Schmerzen verursache. Antwort: Bei jedem Kampf bekommst du starke Schläge und Tritte auf deinen Körper und machst Dir diese Gedanken nicht! Er sah verdutzt aus. Die Unsicherheit, was man mit ihm machte, reichte aus, um Skepsis auszulösen. Der gewohnte Kampfsport war für ihn Normalität und er hatte gelernt, damit umzugehen. Ich finde, dass dies ein sehr gutes Beispiel dafür ist, wie sehr viel geringere Reize durch unsere Einstellung (siehe Verstand & Dogmen) verstärkt oder abgeschwächt werden können.

Abbildung 14: Die Kommunikationspyramide

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Um den Schmerz überhaupt verstehen zu können, muss man die zeitliche Entwicklung (Evolution) des Menschen bedenken und in bestehende Therapiekonzepte einbeziehen. Die verbale Sprache des modernen Menschen ist die jüngste und auch die unehrlichste Art miteinander zu kommunizieren. Denn ich kann zu jemandem sagen: „Ich kann Dich gut leiden“, obwohl ich ihn eigentlich nicht leiden kann. Älter sind die kulturellen Rituale, die Gestik und Sitten, die von Volk zu Volk und von Kultur zu Kultur unterschiedlich sind und weitergegeben wurden. In Europa geben wir uns z.B. zur Begrüßung die Hand, in Asien verneigt man sich. Auch dies sind unterschiedliche Kommunikationsformen, um ähnliches auszudrücken. Die zweitälteste Form der Kommunikation sind die Emotionen und die damit verbundene Körpersprache. Betont werden muss, dass Emotionen für unser Überleben von höchster Wichtigkeit sind. Mit Ihrer Hilfe kann man erkennen, ob ein Mensch uns wirklich gut leiden kann, oder ob er das nur so sagt; ob jemand die Wahrheit sagt oder etwa lügt; ob ich jemandem vertrauen kann oder eher nicht. Die Körpersprache ist dadurch wesentlich ehrlicher, als die noch junge verbale Sprache. Von hoher Wichtigkeit ist, dass erst die motorische Umsetzung von Gedanken Sprache möglich macht, die wir dann über unsere Ohren aufnehmen können. Diese Umsetzung erfolgt durch das feine Zusammenspiel von Zunge und Kiefermuskulatur. Dies unterstreicht nochmals die Wichtigkeit dieser Strukturen, die in der Physiotherapie sehr oft viel zu kurz kommen! Die älteste Kommunikationsform der Menschheit ist der Schmerz. Auch dies ist eine sehr ehrliche Kommunikationsform, die alle anderen Kommunikationsformen überlagert und uns dadurch sehr stark beeinflusst. Die Verbindung dieser verschiedenen Kommunikationsformen sollte uns immer präsent sein, um Krankheitsbilder besser verstehen zu können.

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Abbildung 15: Der Schmerzmechanismus

Doch wie kann man sich nun den Schmerzmechanismus, die Entstehung von Schmerzen und Veränderung von Schmerzmeldungen vorstellen? Zur Vereinfachung ein kleines Beispiel: Ein Mensch rutscht auf einer Bananenschale aus und staucht sich bei dem darauffolgenden Sturz das Steißbein und die Lendenwirbelsäule. Nun fragt sich der Körper, ob eine Verdrängung der Problematik notwendig ist oder nicht. Ist der Mensch momentan in der Lage diese Verletzung durch ausreichende Ruhe und Regeneration auszukurieren, dann wird auch das Problem vom Körper allein gelöst werden können. Man benötigt nur die Zeit (Wundheilungsphasen) und Ruhe. Ist nun jedoch eine Regenerationspause durch Stress, Arbeit etc. nicht möglich, dann wird das Problem des Menschen in den von uns so genannten „Kurzzeitstapel“ abgelegt. Dies führt zu Schonmechanismen wie kurzfristiger Versteifung und Stabilisierung des betroffenen Bereichs und kann nun auch beliebig oft und lange so ablaufen. Ist dann irgendwann Zeit für die notwendige Regeneration vorhanden, kommt es zu einem kurzen Erinnerungsschmerz „Lass mich bitte in Ruhe arbeiten“, der oft als Erstverschlimmerung nicht sehr passend formuliert wird. Dieser

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Schmerz entspricht einem Baustellenschild, führt zur Sensibilisierung und Schonung des betroffenen Bereichs des Menschen und dadurch auch wieder zur Gesundung. Das Ende der Schmerzmeldung ist die logische Folge. Dauern die besagten Stressfaktoren weiter an, kommt es zu folgenschweren Prozessen. Es kommt zu chronischen und unterbewussten Schonhaltungen, die zu einer individuellen Verschaltung des Schmerzes führen. Daraus resultieren sehr diffuse Schmerzmeldungen, die nichts mehr mit der ursächlichen Problematik zu tun haben. Diese Ablage im sogenannten „Langzeitstapel“ kann sich zudem noch aus unterschiedlichen Bereichen überlagern und führt dadurch noch zu mehr Verwirrtheit. Ein typisches Krankheitsbild für diese diffusen Schmerzmeldungen am gesamten Körper ist die sogenannte Fibromyalgie. Heißt übersetzt: Muskel-Sehnen-Schmerz! Also beschreibt der Krankheitsname eigentlich schon sehr schön die Probleme dieser Menschen, meistens Frauen. Es kommt über die Jahre zu immer stärker werdenden muskulären Spannungsproblemen und Schmerzen am gesamten Körper, die sehr oft medikamentös behandelt werden. Dadurch kommt es natürlich zu kaum nennenswerten Verbesserungen und die Schmerzmeldungen bei diesen Menschen haben mit der ursprünglichen Problematik nun nicht mehr viel zu tun. Therapeutisch sollte man nun bei dem Krankheitsbild „Fibromyalgie“ den größten Teil der Störungen beseitigen, um diesen Menschen effektiv zu helfen und die Schmerzmeldungen zu beseitigen. Da oft auch starke emotionale und psychische Probleme vorhanden sind, ist eine zusätzliche psychologische/psychotherapeutische Betreuung für diese Menschen sehr zu empfehlen. Die therapeutischen Erfolge bei solchen Krankheitsbildern sind sehr gut und bestätigen wiederum die Richtigkeit der Biotonus-Philosophie.

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Abbildung 16: Der Schmerzkomplex

Die vielfachen Überlagerungen von unterschiedlichsten Problemen des Menschen sind bei chronischen Krankheiten immer vorhanden. Wobei die Probleme aus allen 4 Elementen (siehe Biotonus) stammen können und eine Therapie dies berücksichtigen sollte. Bemerkenswert ist ja auch, dass gerade in den lebenswichtigen Organen, wo man es eigentlich vermuten würde, keine Schmerzmeldung vorgesehen ist. Eine Störung der Leber wird sich weniger mit Schmerzen zeigen. Es kommt zu Veränderungen der Leberwerte, Aussehen des Menschen (Augen, Haare etc.), Schlafstörungen, Leistungsvermögen sinkt usw. Denn die ursprüngliche Funktion des Schmerzes ist eher in der evolutionären Verletzung des Jägers (akuter Vorgang) zu sehen. Also ein Anzeiger bei einer akuten Verletzung, der mit dem Schmerzort übereinstimmt. Der chronische Schmerz dagegen entspricht übertragen eher einem Gefühl von Müdigkeit oder Durst (Warnmeldung), d.h. diese Sinneswahrnehmung soll uns all-

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gemein zur Schonung und Ruhe bewegen, um Schlimmeres zu verhindern. Schmerzort und Ursache stimmen daher meistens nicht mehr überein. Es handelt sich um eine Kommunikation unseres Körpers mit dem bewussten Ich. Deswegen führt ein Schmerz z.B. bei Ameisen auch in erster Instanz zu keiner Lähmung des Insekts! Denn dies wäre natürlich das Todesurteil. Ebenso wird eine Mutter mit Knieschmerzen blitzschnell zu ihrem bedrohten Kind rennen können, um es zu retten, ohne dabei Schmerzen wahrzunehmen.

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Kapitel 4

Biomechanik Thesen zur Biomechanik x Kein Knochen im Körper bewegt sich ohne Muskeleinsatz. Es sei denn durch eine Fremdeinwirkung, z.B. ein Unfall oder Trauma. x Kein Muskel arbeitet isoliert. Es werden immer Muskelketten aktiviert. x Es besteht eine Wechselwirkung von Muskulatur zu den Emotionen und zur Psyche. x Keine Bewegung findet statt, wenn nicht ein Muskel nachlässt. Dabei wird Energie verbraucht und es handelt sich um einen aktiven Prozess. x Eine Zielsetzung löst eine Folge von Bewegungen aus. Die Bewegung wiederum besteht aus einer Folge von im Unterbewusstsein hinterlegten Bewegungsbildern. x Die Idee/Vorstellung einer Bewegung ist die Grundvoraussetzung zu ihrer Entwicklung. Die Entwicklung der Bewegung und deren Ausführung führen zur Entstehung von Bewegungsbildern. x Die Ausführung der Bewegung formt die Struktur des gesamten Bewegungsapparates. x Die Bewegungsmöglichkeiten werden durch die Struktur des Bewegungsapparates vorgegeben (s. Abbildung 17). x Die Kraft der Muskulatur hängt von der Aktivierung möglichst vieler einzelner Sarkomere (kleinste Einheit der Muskulatur) ab (s. Abbildung 18). x Zu hohe Spannung im Agonisten (z.B. Bizeps) führt zur Gegenspannung der Antagonisten (Trizeps). Häufig sind die Antagonisten die Schmerzmelder. x Jedes Gelenk hat bremsende und beschleunigende Kräfte. Wenn diese im Einklang sind läuft die Bewegung rund und schonend ab. Wenn eine dieser Kräfte im Ungleichgewicht ist, entstehen Scherkräfte, die zum Verschleiß führen. Um diesen Verschleiß zu minimieren, wird der Körper versuchen, das Bewegungsausmaß zu minimieren. Dadurch wird der Verschleiß natürlich weiter vorangetrieben.

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formt

Bewegung / Bewegungsbilder

Bewegungsapparat

fördert

Abbildung 17: Bewegungsbilder/Bewegungsapparat

Abbildung 18: Aufbau Muskelfaser

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Um einen weiteren Schutz aufzubauen, werden Bewegungen, die zu Stresssituationen führen, ebenfalls eingeschränkt. Diese Einschränkungen können ebenfalls zu degenerativen Prozessen führen und eventuell zu ursächlichen Störungen werden. Der Körper selbst versucht Bereiche, die nicht bewegt werden sollen, zu versteifen. Es entstehen z.B. Kalkablagerungen in der Schulter, Osteophyten am Knie- und Hüftgelenk und eine Vielzahl anderer struktureller Veränderungen. Diese sind dann gerade bei bildgebenden Untersuchungen (Röntgen, CT, MRT und Ultraschall) zu finden. Aber sie sind nicht die ursächlichen Probleme des Menschen! Wird dem Körper wieder klargemacht, dass physiologische Bewegungen stattfinden sollen, werden diese Prozesse wieder rückgängig gemacht, d.h. es kommt zu einer Umkehr der oben beschriebenen Prozesse, die aber ihre Zeit benötigen. Auch die Entwicklung dieser Probleme kam ja nicht von heute auf morgen! Ebenso benötigt die Heilung natürlich auch eine gewisse Zeit, die wir uns nehmen sollten. Dazu ein praktisches Beispiel: Sie gehen das erste Mal ohne Handschuhe in den Garten, um den Erdboden zu harken. Durch den ungewohnten mechanischen Reiz auf die Haut der Hände erfolgen Meldungen des Gewebes (Haut unserer Hände), dass es zu Überlastungen kommt. Als Reaktion wird sich in den Belastungszonen der Hände Hornhaut bilden, die diese Arbeit dann erleichtern und verbessern wird. Stellen wir die Gartenarbeit im Winter wieder ein, wird sich diese Reaktion (Hornhaut) natürlich rückgängig machen. Dieser für uns normalen Reaktion liegen Veränderungen in vielen Bereichen zu Grunde. Auch hier sind biomechanische und biochemische Veränderungen stark miteinander verbunden.

Wie genau funktioniert denn nun so ein Gelenk im Normalfall? Fakt ist, dass sich zwei Knochen (= Gelenk) nur durch den Einsatz von Muskulatur gegeneinander bewegen. Dieses feine Zusammenspiel der Muskulatur sorgt also dafür, dass Körperbewegungen möglich sind und der Gelenkverschleiß möglichst gering bleibt. Zusätzlich und aus Gründen der Redundanz gibt es natürlich auch Bänder, Faszien und Kapseln, die zur Erleichterung dieser Gelenkbewegungen beitragen. Je nach Entwicklung und Belastung eines Menschen sind diese Strukturen unterschiedlich stark oder schwach und manchmal auch überhaupt nicht angelegt. Nehmen wir einfachheitshalber ein Scharniergelenk, wie es der Ellenbogen ist. In Abbildung 19 wird das Ellenbogengelenk in gebeugter Stellung ohne äußere Kräfte dargestellt.

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Bizeps

Trizeps

Sehnen Knorpel Band Stellung Ellenbogengelenk ohne äußere Kräfte Abbildung 19: Stellung des Ellenbogengelenks ohne äußere Kräfte

Es existiert der Beuger (Agonist = Bizeps) und der Strecker (Antagonist = Trizeps). Soll die Armstreckung und -beugung normal und verschleißarm ablaufen, so müssen der Bizeps und Trizeps optimal zusammenarbeiten. Wenn der Arm gebeugt werden soll, muss der Bizeps anspannen und der Trizeps gleichzeitig eine Verlängerung zulassen. Dies führt dann zu einer physiologischen und „normal“ aussehenden Bewegung, die eine hohe Lebenserwartung der passiven Strukturen gewährleistet. Auch bei äußerer Belastung müssen Agonist und Antagonist ein ausgeglichenes Zusammenspiel aufweisen, da sonst z.B. starke Scherkräfte in den Gelenken auftreten. Abbildung 20 zeigt ein belastetes Ellenbogengelenk mit ausgeglichenem Zusammenspiel zwischen Bizeps und Trizeps.

Äußere Krafteinwirkung Zugkraft Bizeps

Zugkraft Trizeps

Keine Verschiebung des Ellenbogengelenkes Abbildung 20: Belastetes Ellenbogengelenk bei ausgeglichenem Kräftegleichgewicht

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Abbildung 21 zeigt hingegen ein belastetes Ellenbogengelenk mit einer zu hohen Zugkraft des M. bizeps brachii. Folge ist eine Verschiebung des Gelenkes (nach vorne oben) und ein damit verbundener, erhöhter Verschleiß.

Äußere Krafteinwirkung Zugkraft Bizeps

Zugkraft Trizeps

Verschiebung des Ellenbogengelenkes Abbildung 21: Belastetes Ellenbogengelenk mit unausgeglichenem Kräftegleichgewicht

Nehmen wir folgendes Beispiel: Der Motor eines Autos erzeugt beim Fahren ein ständiges Ruckeln. Dies wird natürlich zu einem vorschnellen Verschleiß von Autoteilen führen, da die Bewegung nicht rund abläuft. Genauso verhält es sich im menschlichen Körper, wenn die Feinabstimmung der Muskulatur nicht optimal funktioniert. Es kommt zu fehlerhafter Biomechanik (sogenanntes Roll-Gleiten) und dadurch zu hohen Belastungsspitzen, die zu überhöhten Kräften im Gelenk führen.

Wirkung von muskulären Störungen auf das Gelenk (Kraftveränderungen) Finden die obengenannten normalen/biologischen Spannungsveränderungen in der beteiligten Muskulatur nicht statt, dann wird ein Großteil dieser Kraft, wie oben angedeutet, in dem Gelenk zu strukturellen Schäden führen (= resultierende Verschleißkraft). Die biomechanisch nicht physiologisch umgesetzte Bewegungsenergie wird als Kraft im passiven Gewebe (Knorpel, Knochen, Bänder etc.) bleiben und zu pathologischen Belastungen führen.

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Der zweite Aspekt ist, dass uns diese verschwendete Energie in der Gesamtbilanz fehlt. Dies führt wiederum zu Schwäche, Müdigkeit und Energiemangel. So erklären sich auch oft beobachtete Aussagen von Patienten: Nach der meist schon ersten Biotonus-Therapie fühlen sich die Menschen energiegeladen und fit. Nach mehreren Behandlungen berichten die Patienten über weitaus größere Energiereserven und Kräfte! Beispiel: Sie kennen die Wirkung Ihrer Handbremse am Auto? Was passiert, wenn Sie mit Ihrem Auto losfahren und das Lösen der Handbremse vergessen? Ja genau: Sie kommen nicht so zügig wie gewohnt voran. Sie haben einen erhöhten Verschleiß (Bremsbeläge) und Energiebedarf (Kraftstoff). Und vor allem das Fahrgefühl ist vermindert und der Fahrspaß geht verloren! Wo sind die PS? Und genau diese Wirkung erzeugen Sie in Ihrem Körper durch unnötige Muskelspannungen! Ich erkläre meinen Patienten dies auch immer als unnötige Stand by Geräte, die ständig Energie abzapfen. Ich denke, dass dies so logisch nachvollziehbar wird:“ Die vorher vergeudete muskuläre Energie (Bremse) steht nun zusätzlich als Bewegungsenergie zur Verfügung. Die muskuläre Handbremse wird gelöst! Zusammenfassend kann man sagen, dass gerade die oben beschriebenen Vorgänge unsere menschlichen Gelenke zum vorzeitigen Verschleiß verurteilen. Es muss zu einer deutlich erhöhten Kraftwirkung in das Gelenk kommen. Und genau für das Entstehen dieser resultierenden Kraft ist eine Fehlspannung (= Fehlprogrammierung) der Muskulatur verantwortlich. Diese Veränderung von Druckund Entlastungsphasen führt zwangsläufig zum verfrühten Abbau von Knorpel, Menisken und Bandscheiben. Auch das Entstehen von Verkalkungen, Osteophyten, Veränderungen an Schleimbeuteln usw. ist eine Folge der muskulären Fehlspannungen. Und als Letztes muss auch der unglaubliche Energieverlust erwähnt werden, der leider zu unserem Verschleiß führt. Wird diese Fehlspannung reguliert, führt dies zu einem unglaublichen Energiegewinn des Menschen. Getreu unserem Motto :

“Besser Fühlen – Besser Leben“

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Veränderungen des Stoffwechsels (= Unterversorgung) Die Ernährung eines Gelenkes hängt, wie man in allen medizinischen Grundausbildungen lernt, maßgeblich von den Kräften der Be- und Entlastung ab. Wie bei einem Schwamm ist es notwendig, dass man ihn ausdrückt und ihn dann wieder mit Wasser füllen lässt. Und genau bei diesem Prozess sind natürlich auch wieder die Muskeln von höchster Priorität, also der muskuläre Spannungszustand um das jeweilige Gelenk von existentieller Bedeutung. Das menschliche Gewebe (Knorpel, Menisken und Bandscheiben) verhält sich so ähnlich wie ein Schwamm. Dieser kann Wasser bei Entlastung aufnehmen. Bei folgender Belastung können die Schlackenstoffe dann wieder abgegeben werden. Im entlasteten Zustand kann das Gewebe (= Schwamm) umliegendes Wasser und Nahrungsbestandteile aufnehmen. Drücken wir den Schwamm mit unserer Hand zusammen (= im belasteten Zustand), so werden das Wasser und die Schlackenstoffe wieder aus dem Schwamm herausgepresst. Genau so funktioniert die Ernährung in nicht mehr durchbluteten Bereichen, im menschlichen Gelenk, in den Menisken und Bandscheiben. Überwiegt nun ein Zustand oder noch schlimmer, fehlt ein Zustand gänzlich, dann kommt es mittel- und langfristig zu Ernährungs- bzw. Entschlackungsstörungen im Gelenk. Fehlt die Belastung, z.B. infolge einer Verletzung oder Operation, kommt es primär zu Störungen auf Grund von Minderbelastung. Kommt es zu mangelhafter Entlastung (= ständige Überlastung) wird eher die ständige Überbelastung zum Problem. Ein bekanntes Beispiel: Viele ältere Menschen klagen über das Krankheitsbild „Osteoporose“. Auch bei dieser Problematik sind in erster Linie Be- und Entlastungsphasen gestört. Dadurch kommt es zum Abbau der Knochen und dadurch zum Krankheitsbild der Osteoporose. Natürlich können auch Ernährungsprobleme (Ernährung/Biochemie) eine Rolle spielen und ein Ersatz über pharmazeutische Präparate ist unabdinglich. Im Gespräch mit einem eher alternativen und ganzheitlichen Orthopäden, der schon hohe Arztposten begleitet hatte, fiel folgende Aussage:“ Die medikamentöse Therapie, die von den gesetzlichen Kassen gezahlt wird, bringt gar nichts!“ Also eine eindeutige Bestätigung der obigen Vermutung. Osteoporose-Studien in Amerika bei Kindern waren dahingehend sehr auffällig, dass die Ernährung dort eine sehr wichtige Komponente einnahm. Bei bestätigter Osteoporose kam es durch Ernährungsumstellung innerhalb kürzester Zeit zu einer Normalisierung der Werte. Kinder sind eben ein Regenerationswunder! Und sie haben einen enormen, natürlichen Bewegungsdrang.

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Vergleich der Biotonus-Therapie mit bereits bestehenden Therapien Gerade/schräge Bauchmuskulatur

Gerade/schräge Bauchmuskulatur

transversale Bauchmuskulatur

transversale Bauchmuskulatur

Abbildung 22: Behandlung eines Bandscheibenvorfalls BT

Die Biotonus-Therapie ist sicher keine Wunderwaffe, beeindruckt aber mit einer überdurchschnittlichen Erfolgsquote und Therapie-Effizienz.

Warum ist dies so? Berufen wir uns auf das gängige Beispiel eines LWS-Schmerz-Patienten. Durch unsere einseitige, meist sitzende Haltung und oft dominierender Beugebelastung kommt es zu einer Verkürzung der Bauchmuskulatur. Dies führt zu immer höheren Spannungen in der geraden und schrägen Bauchmuskulatur, die unsere Rückenmuskulatur in immer höhere Schutzspannung bringt. Die Rückenmuskulatur muss aus biomechanischen und physikalischen Gründen gegenhalten! Der transversale Bauchmuskel wird dadurch reflektorisch abgeschaltet, da er biomechanisch die Wirbelsäule sogar aufrichten würde, was ja nicht mehr geht. Der biomechanische Schwerpunkt des Menschen liegt zusätzlich leicht vor dem Bauchnabel und die Rückenmuskulatur muss also eine ständige Fall verhindernde Spannung aufbauen. Sie kann nicht ausweichen! Ansonsten würden wir sofort nach vorne kippen, was beim älteren Menschen in einer verstärkten Beugehaltung der Wirbelsäule zu sehen ist. Natürlich meldet sich irgendwann die Rückenmuskulatur mit einem Warnschmerz, da sie ständig arbeiten muss, überlastet und übersäuert ist. WARNMELDUNG!

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Die Erfahrungen, dass nach einer Massage der Rückenmuskulatur, die Schmerzen nicht weniger, sondern unerträglich geworden sind, lassen sich nun leicht erklären. Die notwendige Schutzspannung der Rückenmuskulatur wurde durch die entspannende Massage der Rückenstrecker sehr stark herabgesetzt und führte folglich zu einer noch stärkeren Info (= Schmerzmeldung), da die Rückenmuskulatur vorübergehend ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen kann. Das genaue Gegenteil kann man durch Krafttraining der Rückenmuskulatur erreichen. Ein Training der Rückenstrecker und eine damit erhöhte Kraft und Übersäuerungsmöglichkeit führt möglicherweise kurz- und mittelfristig zu einer Schmerzverbesserung. Physikalisch und biomechanisch muss jedoch angemerkt werden, dass die ursächliche Spannungsproblematik der Beugemuskulatur (Bauch & Hüfte) noch weiterbesteht. Die erhöhte Kraftwirkung, gerade der Rückenmuskulatur, führt aber sogar zu einer noch höheren schädlichen Verschleißkraft, da die Biomechanik weiterhin gestört ist. Dies ist auch der Grund, warum die obengenannten LWSSchmerzen langfristig wieder auftreten oder eine Warnmeldung an anderer Stelle auftritt. Der erfolgreiche Weg liegt daher aus meiner Sichtweise in einer Reduzierung der pathologischen Bauchmuskelspannung und nicht in einer Spannungssenkung der Schutzmuskulatur. Dies wird auch bei vielen anderen gängigen Therapien (Brügger, Packi, Mossetter) schon überaus richtig beschrieben. Also eine Verlängerung der Bauchmuskulatur, dies zu einer Spanungsreduzierung der Bauchmuskulatur, einer Aktivierung der transversalen Bauchmuskulatur führt (Aufrichten) und dadurch zu einer Regulierung der Rückenmuskulatur. Die normalen Spannungszustände führen also zu einer verminderten bis gänzlich verschwundenen Schmerzmeldung. Die Biomechanik kann nun wieder physiologisch ablaufen! Nun noch eine kurze Anmerkung von einem Zahnarzt, der die Biotonus-Therapie als Patient kennengelernt hat und nun seine Erfahrungen weitergibt.

Anmerkungen von Dr. dent. W. Roßdeutsch (Zahnarzt): Intraorale Destruktionen werden durch die klassische zahnärztliche Primärdiagnostik erfasst. Destruktionen der einzelnen Strukturen des Kiefergelenks und der Kaumuskulatur lassen sich nur durch die manuelle Funktionsanalyse reproduzierbar erheben. Derzeit gibt es keine praxisgerechte Alternative, Belastungsvektoren und Adaptationserscheinungen im Kausystem zu überprüfen. Die diversen Einflüsse lassen sich aufgrund ihrer Vielzahl und Herkunft nur zum Teil in einer zahnärztlichen Pra-

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xis abklären. Dazu stehen dem Zahnarzt entweder die Techniken der klinischen Okklusionsanalyse oder der instrumentellen Funktionsanalyse zur Verfügung. Im Rahmen der interdisziplinären Behandlung ist es Aufgabe des Physiotherapeuten, Adaptationserscheinungen in umgebenden Strukturen durch manuelle Therapie und Mobilisierungsmaßnahmen zu beseitigen. In der Diskussion um eine isolierte zahnärztliche oder interdisziplinäre Therapie stehen sich zwei Kernaussagen gegenüber: Einerseits wirkt sich eine isolierte Behandlung im Kausystem auch auf den Bewegungsapparat aus (Lotzmann et al. 1989, Gole 1993), andererseits löst eine Behandlung im Bewegungsapparat auch Probleme im Kausystem (Makofsky u. Sexton 1994, Chinappi u. Getzoff 1996). Bumann et al. stellten 1999 fest, dass chronische Schmerzpatienten signifikant nur von einer aufwendigen, spezifisch interdisziplinären Therapie profitieren. Das war bis dahin auch unsere Erfahrung in der Praxis. Signifikante Verbesserungen erzielten wir bei chronischen Schmerzpatienten ab dem Jahr 2009 als Daniel Gatzka Patienten von mir mit der Biotonus-Therapie behandelt hatte! Langanhaltende Beschwerden im Kiefergelenksbereich, die vorher mit Funktionsdiagnostik und daraus resultierender Okklusionstherapie, Schienentherapie, Interceptortherapie behandelt worden waren, besserten sich signifikant durch Hinzuziehen der Biotonus-Therapie. Als Grund konnten wir ausmachen, dass offensichtlich das Einbeziehen der Hals- und Schultermuskulatur und korrigierende Eingriffe in dem gesamten Bewegungsapparat eine Verbesserung herbeiführten. Ein ganzheitlicher Ansatz wie bei der Biotonus-Therapie ist damit richtig, nachvollziehbar und erfolgreich. Zusammenhänge zwischen Funktionsstörungen des Kiefergelenkes und des übrigen Bewegungsapparates sind aus klinischen Untersuchungen hinreichend bekannt. Nackenkopfschmerzen, vegetative Symptome, Schmerzen im Ausbreitungsgebiet des Nervus trigeminus und Störungen im Schluck- und Stimmbereich stehen häufig im Zusammenhang mit der oberen Halswirbelsäule (Wolff 1996). Störungen der Halswirbel C2/C3 können Dysphonien und ein "Globusgefühl" auslösen (Seifert 1989). Auch diese Bemerkungen von Dr. Roßdeutsch zeigen deutlich, dass eine bessere und engere Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Zahnarzt notwendig ist, um die Probleme von Patienten in den Griff zu bekommen. Ebenso wäre aus meiner Sicht eine frühzeitige Behandlung der gestressten Kiefermuskulatur sehr sinnvoll,

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da die abgenommenen Abdrücke und die erstellte Aufbissschiene, die Brücke, das Implantat, die dritten Zähne etc. dann besser passen würden. Zusätzlich könnten unnötige Folgekosten eingespart werden!

Manuelle Therapie In der sehr weit verbreiteten Manuellen Therapie mit vielen verschiedenen Richtungen (Kaltenborn, McKenzie, Cyriax, Maitland etc.) ist man der Ansicht, dass man größtenteils durch Gelenkmanipulationen und viele Gelenkbehandlungen zum Erfolg kommt. Dies ist auch die primäre Grundlage der Osteopathie, auf die ich später zu sprechen komme. Die Muskulatur wird auch in diesen Therapie-Techniken immer mehr einbezogen. Jedoch nur sekundär und leider zu eng mit den örtlichen Symptomen verbunden. Techniken der Mobilisation und Stabilisation überwiegen und ein schablonenhaftes Anwenden verhindert häufig das Finden der ursächlichen Störungen. Diese liegen leider sehr oft weit weg vom wahrgenommenen Symptom! Diese manuellen Techniken nehmen auch einen sehr großen Teil der OsteopathieAusbildungen ein und bilden einen wissenschaftlichen und anatomisch korrekten Zweig. Doch wie schon vorher beschrieben: Unsere Gelenke machen und erlauben nur das, was unsere Muskeln zulassen und wollen! Wenn ich als Therapeut nun am Gelenk meines Patienten arbeite, werde ich Erfolg haben, wenn ich das Gewebe (= Muskulatur) dadurch positiv beeinflusse. Passiert dies nicht, und jeder Therapeut kennt dieses peinliche und schlecht zu erklärende Dilemma, dann hat der Patient danach eventuell noch mehr Probleme. Gerade in der manuellen Therapie nach McKenzie ist dieses Phänomen sehr anschaulich zu erklären. Bei Rückenschmerzen in der LWS, die auch in die Beine ausstrahlen können, kommt sehr oft eine streckende (= extensorische) Bewegung zum Einsatz. Diese Bewegung wird durch den Therapeuten (mobilisierend oder manipulativ) und/oder durch den Patienten in Eigenregie durchgeführt. Das führt häufig zu guten, aber auch teils zu schlechten Ergebnissen.

Warum? Hat der Mensch eine hohe Bauchmuskelspannung, dann kann diese Bewegung in die Streckung und auch schon der Impuls in die Streckung zu einer Verbesserung führen. Wenn der Muskel dies zulässt! Bleibt die Bauchmuskulatur aber in hoher Spannung und es ist schon eine starke Bandscheibenvorwölbung (= Protrusion) vorhanden, dann kommt es durch diese Therapie nicht selten zu einer Verschlech-

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terung der Symptomatik. Sogar die Verschlimmerung von Bandscheibenvorfällen und die Erzeugung von Sequestern sind möglich. Denn die verkürzte und hypertone Bauchmuskulatur lässt keine physiologische Streckung (= Extension) der Wirbelsäule zu. Es kommt zu starker Druckerhöhung und Verschlechterung der Problematik. Ähnlich wie bei dem Beispiel des Ellenbogengelenkes kommt es zu einer fehlerhaften Biomechanik in den Wirbelgelenken und ein erhöhter Druck auf die Bandscheibe entsteht. Dies kann zum Abdrücken des vorgewölbten Bandscheibenteiles führen und der sogenannte Sequester ist vorhanden. Gerade auf diese Problematik wird bei den Fortbildungen immer wieder hingewiesen und trotzdem treten die Verschlechterungen häufig auf.

McKenzie Robin McKenzie hat bedauerlicherweise die gesamte Muskulatur einfach weggelassen und eine sehr gute Therapie an der Veränderung des Schmerzes festgemacht.

Abbildung 23: Mechanischer Übungsansatz aus der Bauchlage

Bei der manuellen Therapie nach Robin McKenzie geht es auch um einen sehr mechanischen und logischen Therapieansatz. In den Fortbildungskursen werden sehr viele Techniken vermittelt und erklärt und wann man welche dieser Techniken anwenden sollte. Dabei spielt die Schmerzveränderung eine wesentliche Rolle. Bei einer Zentralisierung des Schmerzes liegt der Therapeut richtig. Kommt es bei der Therapie zu einer Peripheralisierung (= Schmerz strahlt aus), dann muss aufgepasst und eventuell sogar die Therapie eingestellt werden. Denn man geht dann von einer Verschlechterung (= z.B. Verschlechterung der Bandscheibenposition) aus.

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Meiner Meinung nach hat man bei dieser Therapie einen deutlich besseren Leitfaden (= Schmerz) als bei der klassischen manuellen Therapie. Und auch die Erfolge bei mechanischen Rückenbeschwerden (HWS bis LWS), mechanischen Schmerzen der Extremitäten und bei Kopfschmerzen sind sehr gut. Dennoch führten Misserfolge, Therapieverschlechterungen und ausbleibende Therapieerfolge bei mir zum Nachdenken. Wo liegen eventuelle Fehler und Fehlinterpretationen bei dieser guten Therapie? Das erste und meiner Meinung nach stark auffallende Problem liegt darin, dass R. McKenzie einfach die komplette menschliche Muskulatur ignoriert hat. Denn wie vorher schon sehr oft beschrieben, liegen unsere Schmerzmelder in der Muskulatur und dem Gewebe. Eine primäre Bedeutung der Muskulatur ist somit unabdingbar. Und die Schmerzveränderung muss natürlich auch sehr viel mit muskulären Spannungsveränderungen zu tun haben. Zweitens bewegt sich im menschlichen Körper nichts ohne muskuläre Kontraktion. Also auch dies ist ein Faktor, den man nicht einfach weglassen darf. Zum Dritten liegen mir die Verschlechterungen bei dieser Therapieform schwer im Magen. Was hat es damit auf sich? Durch die passiven Bewegungen durch den Therapeuten bzw. bei den Eigenübungen durch den Patienten kommt es häufig zu folgenschweren Problemen. Beispielsweise bei der häufig durchgeführten passiven Extension (= Streckung) der Lendenwirbelsäule entsteht folgende Problematik: Die funktionell wichtige und verkürzte Bauchmuskelspannung, gibt durch den passiven Bewegungsreiz nicht nach. Das führt zu einer verstärkten Kompression der hinteren Bandscheibenanteile. Eine logische Folge ist der verstärkte und ausstrahlende (= Peripheralisierung) Schmerz und eine stärkere Bandscheibenprotrusion bis zum Bandscheibenvorfall und Sequesterbildung sind möglich. Eine Verhinderung dieser Problematiken wird später bei der Biotonus-Therapie erklärt.

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Abbildung 24: Behandlung eines Bandscheibenvorfalls nach McKenzie

Osteopathie Nun ein kurzer Überblick über die heutzutage oft in den Medien beschriebene Osteopathie (= Knochenkrankheit). Denn viele Menschen können sich unter diesem Begriff nur wenig vorstellen und ich werde auch oft von Patienten gefragt, was die Unterschiede unserer Biotonus-Therapie zur Osteopathie seien. Die Begriffe Osteopathie (von gr. RVWHRQ ostéon ‚Knochen‘ und SD4RV páthos ‚Leiden‘), osteopathische Medizin und osteopathische Behandlung beschreiben im Bereich der Alternativmedizin verschiedene Krankheits- und Behandlungskonzepte. In Europa werden darunter unterschiedliche befunderhebende und therapeutische Verfahren verstanden, die manuell, also mit den bloßen Händen des Behandlers ausgeführt werden. Die Bezeichnungen „Manuelle Medizin“, „Manualtherapie“, Chirotherapie und „Chiropraktik“ werden synonym gebraucht. Wirkungsnachweise gibt es nur für wenige der Indikationen, die der Osteopathie zugeschrieben werden. Im angloamerikanischen Sprachraum, speziell in den USA, steht der Begriff osteopathy für ein Diagnose- und Therapiekonzept, das auf den US-Amerikaner Andrew Taylor Still zurückgeht. Still prägte 1885 auch den Begriff osteopathy. Stills Konzept

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beruht zumindest teilweise auf Annahmen, die im Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehen. Im deutschsprachigen Raum werden heutzutage unter dem Begriff Osteopathie verschiedene Formen von Diagnose und Therapie reversibler Funktionsstörungen des aktiven und passiven Bewegungsapparates verwendet. Dazu gehören Manuelle Medizin, Chirotherapie, Chiropraktik, Manualtherapie, osteopathische Medizin und Manipulationstherapie. Außerhalb der USA stellt die Osteopathie keine eigenständige Behandlungsmethode dar. Als Verfahren beziehungsweise Methode ist sie jedoch in zahlreichen Ländern ohne das historische Konzept verbreitet. International ist die Begriffabgrenzung schwierig, da in verschiedenen Ländern unterschiedliche Berufsgruppen unterschiedliche Behandlungsformen als Osteopathie bezeichnen und darüber hinaus auch die Lehre uneinheitlich ist, weshalb verschiedenste Zertifikate und Diplome in diesem Bereich verliehen werden. Die zwischen Europa und Nordamerika unterschiedlichen Definitionen von Osteopathie führen insbesondere im angloamerikanischen Sprachraum zu einer abweichenden Verwendung. Dort wird die Osteopathie als eigenständiges Behandlungskonzept gesehen, welches auch auf eigenständigen, im Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehende Theorien, basiert. Trotz dieser Unterschiede sind die wichtigsten manuellen Techniken identisch, werden jedoch nach unterschiedlichen Prämissen angewendet. (Quelle: http://de.wikipedia.org) Ich selbst habe schon Fortbildungen aus den Bereichen der Osteopathie gemacht und war doch sehr erstaunt, dass die Philosophie der Osteopathie immer wieder sehr stark in das unwissenschaftliche, religiöse und mystische abwanderte. Es wurde ein sehr gutes anatomisches, physiologisches und biomechanisches Wissen vermittelt und viele Therapieansätze erscheinen auch sehr logisch und sind gut nachvollziehbar. Doch leider werden viele Behandlungstechniken dann eher nach dem Glaubenssatz durchgeführt: es liegt am Gespür und der Idee des Therapeuten, was richtig ist. Getreu dem Motto:“ Wenn es so nicht geht, dann in die andere Richtung und wer heilt hat Recht“. Ich will dies auch nicht verurteilen, da die osteopathische Medizin einen ganzheitlichen Ansatz bietet. Allerdings entfernt man sich in der Therapie wieder weit von der Wissenschaft!

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Cranio-Sakrale-Therapie Die Cranio-Sakrale-Therapie (= ein Baustein der Osteopathie) baut auch auf einem sehr fragwürdigen Fundament auf: „Die verschiedenen Knochen, aus denen unser knöcherner Schädel entsteht, sollen durch den Liquorstrom gegeneinander bewegt werden und es kommt dadurch zu Spannungen zwischen diesen Knochen.“ Letztendlich soll dies zu gesundheitlichen Problemen beim Menschen führen. Bei einem Baby und Kind kann man sich das vielleicht noch vorstellen. Dort sind diese Verbindungsstellen noch nicht verknöchert! Da der Liquorstrom jedoch sehr gering ist und die einzelnen Knochen beim erwachsenen Menschen knöchern verwachsen sind, ist diese Sichtweise und Philosophie sehr angreifbar. Mit heutigen Messmethoden wäre eine derartige Theorie mit Sicherheit widerlegbar und somit unglaubwürdig. Bei der anderen Philosophie der Cranio-Sakralen-Therapie wird von einem embryonalen respiratorischen Rhythmus (= ERR) ausgegangen. Es soll eine selbstständige Bewegung der Schädelknochen in eine weiterlaufende Bewegung des Kreuzbeins und der Organe existieren, die behindert sein kann. Gerade diese grundlegenden Philosophien und Erklärungsversuche der Therapie sind in der Osteopathie oft fragwürdig und es wird auch sehr häufig mehr Wert auf die Vielfalt der Techniken gelegt als auf wissenschaftliche Nachweise. Dies macht die flexible und individuelle praktische Umsetzung, der sehr wissenschaftlichen und hochwertigen Theorien der Osteopathie, natürlich wenig angreifbar. Philosophien sind eben Philosophien und wer heilt hat Recht! Jeder Osteopath geht dadurch wieder seinen eigenen Weg und braut sein eigenes Süppchen. Hat der Osteopath ein gutes Händchen in der Auswahl der Techniken, dann sind auch die Therapieergebnisse gut. Ist die Auswahl eher bescheiden, dann sind auch die therapeutischen Erfolge nicht außergewöhnlich. Jedoch gerade die Vergleichbarkeit und das hohe Qualitätsniveau einer Therapie wird in Zukunft entscheidend sein, ob eine Therapie Erfolg haben kann und die Patienten diese Therapie auch deutschlandweit weiterempfehlen. Zudem arbeitet ein guter Osteopath auch am Muskel und Gewebe und reguliert dort Spannungszustände. Leider jeder Osteopath wieder nach seiner Sicht- und Spürweise sehr unterschiedlich! Vor kurzer Zeit hatte ich ein sehr gutes und fortschrittliches Gespräch mit einem angehenden Osteopathen aus Bayern, der zufällig im gleichen Hotel wie ich Urlaub machte. Wir tauschten unsere Erfahrungen und unsere Vorgehensweise bei

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Patienten und Beschwerdebildern aus und kamen zu folgendem interessanten Ergebnis. Es gibt riesige Schnittpunkte zwischen beiden Ansätzen und auch er kann auf große Erfolge bei Babys, Kindern und Erwachsenen zurückgreifen, die man aus schulmedizinischer Sichtweise nicht erklären kann. Dabei gibt es jedoch manchmal unterschiedliche Theorien, warum man so oder so behandelt. Auch er arbeitet erfolgsorientiert und wendet die Techniken an, die für ihn logisch erklärbar sind. Auch er empfindet einige der Philosophien der Osteopathie als fragwürdig, bemängelt die Vielzahl der osteopathischen Techniken und es fehle an effektiven aktiven Übungen in der Osteopathie. Die Theorie der Biotonus-Therapie war für ihn sehr logisch und nachvollziehbar. Zudem war er sehr überrascht, dass man eine effektive Therapie auf diesem Niveau in sehr kurzer Zeit erreichen kann. Denn er benötigt 5 Jahre, um den Abschluss in Osteopathie neben dem Beruf zu erreichen! Und sogar dann befinden sich seine osteopathischen Behandlungen, die er ohne ärztliches Rezept leistet, in einer gewissen Grauzone. Daher auch mein Aufruf an Politik und Verbände: Gebt den Physiotherapeuten mehr Freiraum zur Behandlung, wie es in den meisten europäischen Ländern schon seit Jahren der Fall ist. Man macht so viele Fortbildungen und qualifiziert sich ständig weiter. Jedoch ohne Honorierung im Kassensystem! Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen für eine normale physiotherapeutische Behandlung (15 Minuten Behandlung) ca. 15 Euro. Die neuste kuriose Veränderung, wenn ein Mensch auf eigene Kosten etwas für seinen Gesundheitszustand tun möchte; also keinen „Wellnessurlaub“, sondern eine Therapie mit Erfolg macht. Dafür jedoch keine ärztliche Verordnung hat, da er vielleicht nicht die Zeit für den Arztbesuch auf sich nehmen kann oder will. Oder er bekommt kein Rezept mehr, da die Heilmittel immer stärker budgetiert werden. Jetzt müssen wir diesen mündigen und gesundheitsbewussten Bürger noch mit zusätzlich 7 % MwSt. auf seiner Rechnung beglücken! Ganz zu schweigen von dem buchhalterischen und organisatorischen Aufwand, den die Physiotherapeuten dadurch auferlegt bekommen.

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Schlingentisch Diese Therapie wird schon seit vielen Jahren von den gesetzlichen Kassen gezahlt und gehört deshalb auch zur Grundausstattung einer Physiotherapiepraxis.

Abbildung 25: Schlingentisch

Nach der Praxisabnahme verwandelt sich diese Therapievorrichtung dann aber sehr oft zur Ablage von Lagerungsmaterialien, da die positive Wirkung für die Patienten sehr häufig ausbleibt.

Aus der Praxis: Bei manchen Patienten führt die Aufhängung im Schlingentisch zu einer oft nur sehr kurzen Verbesserung der Symptomatik. Bei vielen passiert aber gar nichts. Und bei manchen Patienten kommt es sogar zur Verschlechterung. Warum? Gehen wir wieder von der kurzen und verspannten (= hypertonen) Bauchmuskulatur aus. Wenn ich einen solchen Patienten durch den Schlingentisch in die Beugung (= Flexion) mit Zug bringe, kann es zu einer massiven Druckerhöhung auf die Bandscheibe kommen. Denn der Bauchmuskel lässt natürlich durch diesen passiven Zug oft nicht nach und es kommt zu einer Druckerhöhung im hinteren Bandscheibenbereich. Dies führt zu einer möglichen Steigerung der schon pathologischen Druckverhältnisse in den Bandscheiben und dadurch zu mehr Schmerzen.

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Welcher Therapeut kennt dies nicht? Der Patient, der eben noch im Schlingentisch lag, hat nach der Behandlung noch mehr Schmerzen! Und dies hält teilweise sogar sehr lange an. Natürlich gibt es auch Patienten, die sich nach der Schlingentischbehandlung wohlfühlen und keine solche Schmerzveränderung erfahren. Auch diese Reaktionen sind sehr logisch erklärbar, würden aber den Rahmen dieses Buches sprengen.

Abbildung 26: Behandlung eines Bandscheibenvorfalls auf dem Schlingentisch

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Kapitel 5

Evolution, Limbisches System und Fehlsteuerung Ursprünge und Evolution Um den Menschen von heute zu verstehen, muss man wissen, woher wir kommen. Es dauerte Millionen von Jahren, um vom primatenähnlichen Vormenschen zum Jetztmenschen zu werden. Die an den Vierfüßler gewohnte Wirbelsäule musste zahlreiche Veränderungen zulassen, damit wir zu dem aufrecht gehenden Menschen wurden. Danach dauerte es noch viele Tausende von Jahren bis wir zum Jäger und Sammler wurden, dessen Urinstinkte immer noch sehr stark in uns sind. Nun haben wir es seit der industriellen Revolution in knapp 100 Jahren wieder geschafft, uns vom aufrecht gehenden Menschen zum sitzenden Vierfüßler zu entwickeln. Und gerade das Tempo dieser Rückwärtsentwicklung macht uns heute so sehr zu schaffen. Denn auch die körperlichen und mentalen Belastungen haben sich komplett verändert!

Abbildung 27: Evolution des Skeletts

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Abbildung 28: Evolution des Skeletts bis zum modernen Menschen (Cartoon)

Es treten Zivilisationskrankheiten wie Schmerzen aller Art, Verschleiß, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes u.v.m. als logische Folgen auf. Die häufigste Konsequenz ist, dass wir uns nur noch sehr mühselig bis gar nicht mehr bewegen können. Doch was wäre früher durch diese Bewegungsunfähigkeit aus uns geworden? Ein praktisches Beispiel: Ein Raubtier ist hinter uns her und wir können nicht mehr rennen! Diesen Kampf werden wir verlieren! Die Nahrungsmittel mussten durch Jagen und Sammeln besorgt werden, aber der Jäger/Papa kann nur noch humpeln! Ja, auch das wäre ganz schnell das Todesurteil für die Familie gewesen und die harte Selektion der Natur hätte zugeschlagen. Die gesamte Familie wäre ausgestorben. Getreu dem Motto: Nur die Bestangepassten können und dürfen überleben (Only the fittest survive).

Was läuft falsch? Das Gleiche passiert mit unserem Auto, wenn wir es ständig in der Garage parken und es nur ab und zu für eine Kurzstrecke nutzen. Unser starker Bewegungsmangel führt zu starken Problemen in der Muskulatur. Und dieses Phänomen ist besonders deutlich bei unseren Kindern zu sehen. Schon in jungen Jahren treten motorische Probleme (besonders auffällig im Sportunterricht), Übergewicht und verschiedenste Schmerzen auf. Die Belastungsfähigkeit der Kinder nimmt stetig ab!

Stress heute! Früher konnte der Mensch bei Stresssituationen im Sinne von Kampf & Flucht (Fight & Flight) reagieren. Diese Reaktionen werden durch unseren heutigen Lebensstil und das soziale Umfeld stark unterdrückt und gänzlich unmöglich.

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Sie haben zum Beispiel Ärger mit Ihrem Chef, was einer Stress- und Kampfsituation von früher entspricht. Sie werden heute aber nicht einfach so vom Büro abhauen (Flucht) oder Ihren Chef niederschlagen (Fight). Dadurch fehlt uns heute der Aggressions- und Spannungsabbau, den unsere Vorfahren als Jäger und Sammler gewohnt waren. Es kommt dadurch zu reaktiven Muskelverspannungen, hohem Blutdruck oder einem Magengeschwür als logische Folge.

Abbildung 29: Aufbau der menschlichen Wirbelsäule

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Der Stress aus Sicht der Biotonus-Therapie Stress ist eine stark mentale Problematik, die früher so gar nicht im Vordergrund gestanden hat. Wir Menschen sind durch unsere Evolution gut auf körperliche Belastungen vorbereitet. Einen Tag Holzfällen im Wald ist zwar anfangs beschwerlich, fällt uns aber von Tag zu Tag leichter. Auf diese Art von körperlichem Stress sind wir gut vorbereitet. Diesen körperlichen Stress zu ertragen war lebensnotwendig und nur die Besten überlebten. Eine körperliche Meldung erreicht uns hierbei sehr direkt und erklärbar. Der mentale Stress, den wir heute um uns herum erzeugen, ist unser Körper leider noch nicht gewachsen. Erstens sind wir Menschen diesen Stress nicht gewohnt und zweitens ist diese Art von Belastung auch nicht so greifbar wie harte körperliche Arbeit. Die Phasen von Stress und Belastung sind heute wesentlich länger und die Phasen der Ruhe und Regeneration immer kürzer. Den Stress durch Bewegung abzubauen, wie es die Kinder machen, ist auch wesentlich leichter als durch nachdenken, grübeln usw. den mentalen Stress zu begreifen und abzuarbeiten. Es ist heute nicht ungewöhnlich, dass Menschen 7 Tage die Woche arbeiten. Ich unterhielt mich kürzlich in der Behandlung mit einem Unternehmerehepaar aus dem Bayrischen Wald, die ihren Betrieb die ganze Woche geöffnet haben und das über das gesamte Jahr hinweg! Tage und Stunden der Regeneration und Ruhe sind jedoch sehr wichtig, um den Akku wieder aufzuladen und die Körperspannung wieder nach unten zu bringen. Und gerade diese Auszeiten bedürfen einer vorausschauenden und klugen Unternehmensplanung. Sie sind für die Gesundheit des Unternehmers und der Angestellten von höchster Wichtigkeit! Dies konnte ich schließlich auch in sehr interessanten Gesprächen von Unternehmern erfahren. Wie sagten schon die alten Chinesen: „Jeder Gedanke eine Spannung!“ Und so kann man den Stress natürlich auch sehr gut an der Spannung der Gesichtsmuskulatur und an den schnellen Augenbewegungen erkennen. Diese erhöhte mentale und emotionale Belastung spiegelt sich folglich in der Muskulatur wider, die mit unserer Gefühlswelt sehr eng verknüpft ist. Dies geschieht am stärksten in der Kiefermuskulatur, die man aus evolutionärer Sicht auch „Kampfmuskulatur“ nennen könnte. Jeder Mensch weiß es und hat aus der Evolution gelernt, dass in schwierigen und lebensbedrohlichen Situationen eine Anspannung der Kiefermuskulatur zu mehr Kraftentwicklung und Überlebenschancen führt.

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Eine sehr anschauliche Erläuterung meines Freundes Serdar Batmaz (5. Meistergrad Wing Tsun) über seinen Kampfsport und seine Beobachtungen: Das Gefühl – Der sechste Sinn? „ich habe so ein komisches Gefühl …“ Wer von uns hat nicht schon mal so etwas gesagt, weil er etwas gefühlt hat, was ihn verunsichert hat. Antizipation; also eine Vorahnung. Unsere Wahrnehmung für Dinge, die wir nicht greifen können, ist wie ein zentrales Warnsystem. Wir liegen meistens richtig, wenn wir auf unsere Intuition hören; also auf die innere Stimme. Sie hat meistens Recht. Sie ist viel älter als wir selbst. Sie war wahrscheinlich schon bei der Entstehung des Lebens da! „Das fühlt sich gut an …“ Eine ehrliche Umarmung … Ein guter Händedruck … oder ein Stoff, den wir anfassen … Manchmal wird das Fühlen durch eine Berührung ausgelöst, manchmal kann ein Blick Gefühle auslösen … Ein Blick; man fühlt sich auf einmal ganz anders, die Hände fangen an zu zittern, man stottert; man ist verliebt … Gefühle, die nur durch Blicke und Körpersprache entstanden sind. Und genau diese Fähigkeiten nutzt das wahrscheinlich intelligenteste, durchdachteste und effektivste Selbstverteidigungssystem: WingTsun (WT)! Entwickelt von einer Frau aus dem Shaolin-Kloster in China, wurde WingTsun von Generation zu Generation verbessert und an die jeweilige Zeit angepasst. Für die Chinesen ist WT: „eine in Bewegung umgesetzte Philosophie!“ Für uns ist WT im Kern das Selbstverteidigungssystem überhaupt! Worauf basiert die Überlegenheit dieses Systems? Die Antwort: Gefühl. Durch ein einmaliges und geniales Trainingssystem; Chi Sao, wird das Gefühl sensibilisiert, verbessert und vermehrt! Chi ist die unendliche Energie die ständig fließt und Sao ist die Bewegung der Arme. Chi Sao bringt dem Übenden taktiles Sehen und Verstehen bei. Ausgelöst durch physischen Kontakt ist der WT-Praktizierende in der Lage die Bewegungen des Gegners zu kontrollieren. Jede Bewegung wird gefühlt und wahrgenommen und noch bevor der Gegner schlagen kann, wissen wir mit Gewissheit, was der Gegner vor hat und können es verhindern. Wie das verdeckte fünfte Blatt beim Poker-Spiel. Jeder glaubt, dass nur er das verdeckte Blatt, das vor ihm liegt sehen kann, aber durch WT sind wir tatsächlich in der Lage Dinge zu sehen, die ein ungeübtes Auge nicht sehen kann. Wir fühlen auch das unser Gegner nichts fühlt ... Dieses Nicht-Fühlen des Gegners wird für ihn zum Verhängnis sollte er mal auf einen WT-Praktizierenden losgehen.

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Er hat das Gefühl, umzingelt zu sein! Fragt sich, wie viele Arme und Beine dieser WT-ler doch hat ... WingTsun bedeutet auch Anpassung. Pass dich an die veränderte Situation an und du kommst weiter. Können wir immer noch so leben, wie vor fünfzig Jahren? Können wir so leben wie vor zehn Jahren? Sicher nicht! Wer heute nicht mehr erreichbar ist, lebt wahrscheinlich hinter dem Mond, so sagt man doch. Wer die Vorteile des Internet nicht nutzt, wird immer etwas hinterher hinken. Anpassung muss nicht immer bedeuten, dass man sich auflöst, dass man sich aufgibt. Im Taoismus sagt man: „Wer sich aufgibt, behauptet sich“. WT will nichts aufhalten. Passt sich an. „Was ich nicht verändern kann, lasse ich zu!“ WingTsun ist wie das Leben selbst! Mal extrem weich, mal extrem hart. Und dazwischen; wellig, windig, harmonisch usw. WT ist von jedem erlernbar. Jeder der fühlen kann, kann WT lernen. Jeder der verstehen kann, kann WT lernen. Verstehen, fühlen, üben, verinnerlichen und vergessen. Was ich kann, kann ich vergessen. Denn, ich kann es ja. Muss nicht ständig daran denken, was ich kann. Was ich durch ständiges Üben verinnerlicht habe. Durch dieses spezielle Gefühlstraining (Chi Sao) wird man so sensibel, dass man irgendwann das Vorhaben seines Gegners erkennt, noch bevor der Gegner bewusst zum Handeln übergeht. Also, wie ein guter Schachspieler, der den nächsten Zug seines Gegners erahnt und dementsprechend seine Figuren positioniert. Im WT-System gibt es Kampf und Kraft-Prinzipien, die uns das theoretische Wissen vermittelt, damit wir praktischen Erfolg haben. Sinnloses Üben, ohne Verstand führt selten zum Erfolg. Man sollte wissen, was man tut. Es wurden auch genug Bücher über WingTsun geschrieben, mein Ziel ist es hier nicht, den Leser etwas fühlen zu lassen, aber jeden einzuladen, durch WT mehr über sich selbst zu erfahren. WingTsun steigert unsere Sinne und wir werden reicher an Gefühlen. Das schönste an WT ist, während unser Körper älter wird, wird unser WT immer jünger. Die Kooperation der beiden Gehirnhälften wird dadurch besser. Die Konzentrationsfähigkeit wird besser; man lebt besser. Gesund, frei und selbstbewusst. Sifu Serdar Batmaz, WingTsun KungFu Meister. Leiter der WT Akademien Mosbach u Eberbach Wenn ein Mensch etwas ganz Schweres hochheben will, beißt er auf die Zähne und kann aus seiner Muskulatur noch etwas mehr Kraft/Spannung herausholen.

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Aus der Praxis: Eine Patientin sagte zu mir in der Behandlung, dass sie sich von dem Schmerz nicht unterkriegen lässt. Dies erwähnte sie mit geballter Faust und ihre Kiefermuskulatur war auch in einem sehr hohen Spannungszustand! Der Mensch kann dadurch auch an seine für Notfälle vorgesehenen Reserven gehen! In einer lebensbedrohlichen Lage, z.B. einer Kampfsituation um Leben und Tod, ist dieser Mechanismus für uns lebenserhaltend. Andererseits führt natürlich eine zunehmende Spannung in der Kiefermuskulatur, um sich dem Schmerz nicht zu ergeben, zu einer pauschal sehr stark erhöhten Spannung in der gesamten Muskulatur. Daraus können natürlich Schmerzmeldungen im gesamten Körper resultieren und statische Probleme entstehen. Die Entstehung von psychosomatischen Phänomenen in unserem Körper ist durch diese Theorie ebenfalls sehr gut nachvollziehbar und logisch. Emotionale, psychische und gedankliche Probleme gelangen über die Brücke des Limbischen Systems in unsere Muskulatur und es kommt zu körperlichen Meldungen (z.B. Schmerz). Die Kiefermuskulatur überhaupt nicht zu beachten oder rein symptomatisch zu sehen und sie nur bei bestimmten Schmerzsyndromen einzubeziehen kann daher nicht Erfolg bringend sein.

Anmerkungen zum Kiefergelenk von Dr. dent. M. Soulier (Zahnarzt): Das Kiefergelenk ist ein sehr komplexes Gelenk mit vielen umgebenen Nerven. Es besteht eine „gelenkige“ Verbindung über die Schädelplatte zur Halswirbelsäule. Am Kiefergelenk und am Kieferwinkel setzten sehr kräftige Muskeln (M. masseter & M. temporalis) an und viele kleinere Muskeln dienen der Steuerung und Öffnung des Kiefers. Es kommt heute häufig zu entzündlichen und chronischen Veränderungen der Kapsel und des Zwischenknorpels. Auch treten oft Fehlbelastungen des Kiefergelenks durch fehlende Zähne auf. Und gerade die Stressverarbeitung durch Knirschen und/oder Pressen tritt vor allem nachts bei den meisten Patienten auf. Die Folgen, die ich als Zahnmediziner feststellen kann, sind schlechter Schlaf, Schmerzen und Verspannungen in der Kiefer- und der Halswirbelsäulenmuskulatur. Die Mundöffnung kann eingeschränkt sein und auch eine eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes und der Halswirbelsäule ist sehr häufig. Kopfschmerzen und auch Zahnschmerzen ohne feststellbare Ursachen sind häufig die Folgen.

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Meist wird therapeutisch durch KG oder MT nur die Halswirbelsäule behandelt und die ursächlichen Störungen des Kiefergelenkes bleiben außen vor. Dadurch treten die Verspannungen nach kurzer Zeit wieder auf und die Gefahr einer starken Kiefergelenksproblematik nimmt drastisch zu. Dann ist oft nur noch eine Therapie mit Muskelrelaxantien und starken Analgetika möglich. Nun ist die Gefahr eines chronischen Verlaufs (CMD) mit anhaltenden Schmerzen sehr groß! Therapeutisch bekommt der Patient dann eine Schiene mit adjustierter Oberfläche und/oder einen Okklusionsausgleich in den Stützzonen. Die Sicht der Wichtigkeit der Kiefermuskulatur und die Auswirkungen auf den ganzen Körper, die ich als Anwender der Biotonus-Therapie kennengelernt habe, kann ich als Zahnmediziner nur loben und unterstützen. Eine Behandlung aller Dysfunktionen im Körper ist notwendig und nicht nur der Ort der Schmerzempfindung. In vielen gängigen Fortbildungen und in der Ausbildung der Physiotherapie wird weder auf Kiefergelenk noch Kiefermuskulatur eingegangen. Ein wichtiger Baustein, um Schmerzpatienten zu helfen, wird nicht oder nur sehr lückenhaft vermittelt und ein Scheitern vieler Therapien ist daher logisch und nachvollziehbar. Ich habe selbst als Patient meine Beschwerden, die natürlich viele Zahnärzte plagen, in den Griff bekommen und bin wieder schmerzfrei. Gängige Therapien, die ich natürlich auch zuvor probiert hatte, linderten nur sehr kurz meine symptomatischen Probleme. Dank der Eigenübungen kann ich jetzt auch täglich, vergleichbar dem wichtigen Zähneputzen, an meinen Defiziten arbeiten und schmerzfrei bleiben.

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Stressbewältigung Wichtig ist, dass jede Phase von Stress und Spannung von einer Erholungs- und Entspannungsphase gefolgt sein sollte. Auch Eustress, der unserem Körper gut tut und positiv ist, kann fließend in Distress übergehen und Gefahr bedeuten. Auch der umgekehrte Weg ist natürlich möglich. Dieser Stress geht immer mit Spannungen, positiven oder negativen Emotionen einher. Er kann sowohl körperlich als auch mental ausgelöst werden. Ebenso ist die Auflösung von Stress sowohl mental als auch körperlich durch Sport oder Behandlung möglich. Abbildung 30: Ein Affe bei einer entspannenden Bananen-Mahlzeit

Bleiben wir doch einfach mal wieder bei unserem Auto. Abhängig von der Größe des Schadens am Auto werden auch die Reparaturzeiten sehr stark differieren. Manchmal dauert die Reparatur einfach länger, da Ersatzteile bestellt werden müssen. Ähnlich verhält es sich bei unserem menschlichen Körper. Nach einer Verletzung benötigt auch der Körper eine Ruhephase (Reparaturzeit), die uns natürlich vorgegeben ist. Diese richtet sich ebenfalls nach der Größe des Schadens und dem verletzten Gewebe. Eine Verletzung der Haut wird schneller heilen als eine Band- oder Knochenverletzung. Geben wir unserem Köper genug Zeit, dann wird er sich immer sehr gut selbst helfen und heilen können. Findet die Regenerationszeit gar nicht statt oder ist sie viel zu kurz, dann bleiben Schäden zurück, die sich in unserem Leben immer wieder melden werden und Folgeschäden werden eintreten. Der häufigste Grund für die fehlende Regeneration ist der uns ständig begleitende Stress. Wir können und dürfen jetzt nicht zu Hause bleiben oder ausfallen! Kennen Sie diese Gedanken: Ich verliere sonst meinen Arbeitsplatz! Ohne mich geht es nicht! Ein anderer übernimmt meinen Posten? Diese fehlende Regenerationszeit, die sowohl uns Menschen als auch Tieren auf Dauer schadet, wird oft gar nicht als ursächliches Problem beleuchtet. Gerade bei

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Kopfschmerzen und Migräne ist oft zu beobachten, dass gehäuft am Wochenende oder im Urlaub eine Schmerzattacke auftritt. Der Körper deutet auf die zurückliegende Überbelastung hin und will uns durch die Schmerzmeldung zur Ruhe und Regeneration anhalten. Viele der heutigen Umstände machen eine Zeit für Ruhe und Regeneration oft sehr schwer. Das mobile Telefon klingelt, wir sind ständig erreichbar, Emails können überall und sofort empfangen werden, ein hoher Lärmpegel im Büro und in den Städten, hoher Leistungsdruck und vieles mehr lassen uns einfach nicht zur Ruhe kommen. Und irgendwann ist dann sogar der erholsame Schlaf nicht mehr möglich und die Gefahr von körperlichen und mentalen Schäden steigt immens. Eingesetzte Schlafmittel sind dann kurzfristig angenehm und hilfreich. Die vielen Nebenwirkungen und die schnelle Abhängigkeitsgefahr ist jedoch ein sehr großes Risiko über das viele Menschen nicht gründlich nachdenken.

Abbildung 31: Ganz entspannt – Vorbild Katze!

Auch in den verschiedenen Religionen werden immer wieder mentale und emotionale Ruhephasen in Form von Gebeten, Meditationen, Trancen und Gesängen integriert. Auch der Sonntag als Ruhetag macht daher sehr viel Sinn! Wer von uns hat aber noch einen richtig erholsamen und bewussten Sonntag & Erholungstag?

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Es ist deswegen sehr wichtig, dass eine klare Gliederung und Abgrenzung der Arbeitszeiten und der Regenerationszeiten stattfindet. Man darf sich auch über die Uhr keinem Druck aussetzten. Das Einschlafen dauert eben so lange wie es dauert! Wichtig ist auch, dass man sich bewusst und klar darüber ist, dass es jetzt Schlafenszeit ist und keine anderen Gedanken durch den Kopf gehen dürfen. Jeder Mensch hat eine andere innere Uhr und einen individuellen Biorhythmus, nach dem er leben sollte, um lange gesund zu bleiben.

Aus der Praxis: Bei den meisten Behandlungen mit der Biotonus-Therapie berichten die Patienten auch sehr schnell von einem viel besseren Schlafverhalten und einem erholsameren Schlaf. Durch die normalisierte Muskelspannung ist natürlich ein besseres Schlafverhalten nachvollziehbar und auch die mentalen und emotionalen Spannungen werden durch die Behandlung verringert. Die heute stärkere mentale Belastung der Menschen baut eine generell höhere Körperspannung auf. Durch die therapeutische Regulierung dieser Spannungen in den Normbereich (Biotonus) geht es dem Menschen wieder gut und er wird sogar mental belastbarer! Viele meiner Patienten und gerade auch Sportler berichten, dass sie sich nach der Therapie mental geschärft und viel wacher fühlen. Dadurch wird auch die Leistungsbereitschaft eines Sportlers erhöht.

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Kapitel 6

Übungen zur Unterstützung der Biotonus-Therapie Körperliche Übung als ein Basisbaustein der Biotonus-Therapie Bei einem normal entwickelten Kind staunen immer alle Erwachsenen, wie beweglich es ist und in welchen Positionen das Kind beim Spielen Ewigkeiten verharren kann. Das Kind entwickelt die ersten Bewegungsbilder und von Monat zu Monat kommen viele neue dazu. Zusätzlich werden diese Bewegungsbilder verbessert und sind für das Kind jederzeit abrufbar. Auch Erwachsene haben ein sehr großes Repertoire an Bewegungsbildern und können neue erlernen. Ein Kind tut sich natürlich viel leichter neue Bewegungsbilder zu erlernen als ein Erwachsener. Ein wichtiger Faktor dabei ist das kindliche Gehirn mit seiner unglaublichen Neuroplastizität. In diesen Bewegungsbildern sind die notwendigen Muskelspannungen, die Anfangs- und Endpunkte enthalten. Die Bewegungen zwischen Anfangs und Endpunkt werden von unserem Gehirn automatisch berechnet. Verwenden wir verschiedene Bilder (= Bewegungen) lange Zeit nicht mehr, da wir z.B. den ganzen Tag nur sitzen, dann können wir diese Bewegungen und hinterlegten Spannungen nicht mehr so leicht abrufen. Zusätzlich steht uns die notwendige Beweglichkeit, in der Muskulatur, die Stärke von passiven Strukturen und das Bewegungsgefühl nicht mehr ausreichend zur Verfügung. Aus dem geplanten Kopfsprung in das Wasser wird ein Bauchplatscher. Der geplante Purzelbaum bringt uns einen steifen Nacken ein. Das Gefühl Angst kann uns vor dieser Misere bewahren oder den geplanten Sprung erst recht zum Scheitern verurteilen, da geplante Bewegungen durch Angst nicht unbedingt besser ablaufen. Und genau das soll durch Abbildung 25 veranschaulicht werden. Jeder gesunde Mensch besitzt ein sehr großes Bewegungspotential mit einer geringen Schwankungsbreite als kleine Notreserve. Stellen wir uns nun einen Menschen mit einer starken Kniearthrose vor. Bei diesem Menschen ist das normale Bewegungspotential im Kniegelenksbereich sehr stark eingeschränkt und auch die Schwankungsbreite ist sehr gering. D.h. er kann sein Knie nur noch bis zu 90 Grad beugen und auch die Kniestreckung ist eingeschränkt. Dieser Mensch kommt natürlich bei Alltagsbewegungen wie sitzen, Treppen steigen, knien etc. immer wieder an seine Bewegungsgrenzen und wird

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dadurch sehr oft einen Warnschmerz erfahren, der ihn vor Schlimmerem bewahren will. Hätte dieser Mensch vereinfacht jeden Tag sein Knie zehnmal maximal gestreckt und maximal gebeugt, dann hätte der Mensch Einschränkungen viel früher bemerkt und es wäre diese starke Bewegungseinschränkung mit folgender Arthrose gar nicht erst entstanden. Doch die Blindheit für sich selbst und die Gewohnheit führt zu diesen Problemen. Jetzt ist das Kind schon fast in den Brunnen gefallen. Um solchen Menschen jetzt noch effektiv zu helfen und eine Gelenkprothese vielleicht noch zu verhindern oder wenigstens die Operation noch ein paar Jahre aufzuschieben, bedarf es nun sehr speziellen und effektiven Übungen. Das Gelenk kann nur gerettet werden, wenn die Beweglichkeit wieder Stück für Stück erweitert wird und damit auch die Gelenkversorgung verbessert wird. Auch andere Alternativen können natürlich positiv unterstützen! Es muss aus dem kranken Bewegungspotential wieder ein annähernd gesundes hergestellt werden. Und wie geht das?

Abbildung 32: Gesundes und gestörtes Bewegungspotential

Wir gehen bei unseren aktiven Übungen über das momentane Bewegungsende aktiv hinaus. Durch das Erzeugen neuer Endpunkte, stehen dem Menschen nach der Übung neue Bewegungspotentiale zur Verfügung. Passive Strukturen wie Bänder und Kapsel des eingeschränkten Gelenkes spielen natürlich manchmal auch eine Rolle. Hauptverursacher ist jedoch unsere Muskula-

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tur, die unsere Bewegungen am stärksten einschränkt. Und da es im Leben immer um Bewegung geht, sind dynamische und die Bewegung erweiternde Übungen wesentlich wichtiger als statische Übungen. Jeder kennt diese Situation: Man dehnt und dehnt aber eine richtige Verbesserung in der Muskellänge stellt sich nicht ein. Die Vorstellung, einen Muskel passiv zu dehnen, ist durch seine Anatomie bedingt schon sehr vage! Weitere Untersuchungen und Diskussionen zu dem Thema „Dehnen“ sind mit großer Sicherheit wichtig und notwendig. Dagegen können wir bei unseren Patienten immer sehr schnelle Verbesserungen der Muskellänge feststellen und belegen schon dadurch die praktische Umsetzung unserer Theorie. Auch Bewegungen, die Patienten schon Jahre nicht mehr konnten, sind sofort wieder durchführbar. Und das, obwohl diese spezielle Bewegung gar nicht im Einzelnen geübt wurde.

Die aktiven Verlängerungsübungen Um die veränderten Muskelspannungen im Alltag zu konservieren und weitere Verbesserungen zu erreichen, sind Übungen notwendig. Diese Übungen müssen wie das tägliche Zähneputzen in den Alltag eingebaut werden. Warum putzen wir eigentlich täglich 1-2 mal die Zähne? 1. Wir haben dies schon als Kind gelernt 2. Es geht schnell (1-2 Minuten) 3. Es ist effektiv 4. Wir sehen einen Sinn darin 5. Wir könne viele Folgekosten & Schmerzen beim Zahnarzt minimieren und sogar eventuell ganz verhindern Genau diese Merkmale findet man in den Übungen der Biotonus-Therapie wieder. Und erfahrungsgemäß machen unsere Patienten diese Übungen wirklich regelmäßig und gern. Wenn der Mensch einen Sinn und Effekt in Dingen sieht, dann macht er sie auch!

Aus der Praxis: Eine ältere Frau konnte durch Schmerzen im Rücken ihrer Leidenschaft Garten nicht mehr nachkommen. Durch die Biotonus-Therapie und die Eigenübungen ist sie wieder in der Lage, in dem Garten zu arbeiten. Wenn doch einmal Schmerzen aufkommen: „Dann mache ich meine Übung 3-5 mal und der Schmerz ist wieder verschwunden!“

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Der Grundgedanke bei diesen Übungen ist, dass es zu einer aktiven Verlängerung in der entsprechenden Muskulatur kommt. Dadurch entstehen bei dem Menschen neue Bewegungsbilder, neue neuromuskuläre Verschaltungen und dadurch neue Bewegungsmöglichkeiten. Es geht auch nicht um die Verlängerung von nur einem Muskel, sondern um vielseitige Muskelverschaltungen (= Muskelketten). Wichtig ist, dass der Mensch über die ganze Bewegung aktiv bleibt und nur die zu verlängernde Muskulatur arbeitet. Wenn wir eine sehr starke Spannung oder sogar ein Reißgefühl wahrnehmen, beginnt die Übung erst! Alles was wir nun mehr an Muskellänge herausholen, steht uns danach auch wieder zur Verfügung.

Die drei elementaren Grundübungen Der Kniebogen

Abbildung 33: Anfangsposition Kniebogen (Bild S. Weindl)

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Abbildung 34: Endstellung Kniebogen (Bild S. Weindl)

Die Zehen und Füße in den Boden drücken und die Kniegelenke strecken wollen, dabei das Becken weit nach vorne schieben, Brustbein nach vorne-oben bewegen, der Blick ist zum Brustbein gerichtet und nun soweit es geht mit dem Oberkörper Richtung Boden kommen und den Abstand Gesäß-Boden verkleinern. Dadurch kommt es zu einer aktiven Verlängerung der vorderen Muskelkette, die gerade durch unser vieles Sitzen sehr stark verkürzt.

Bei dieser Variation kann man gezielt nur eine Seite aktiv verlängern. Bei Gleichgewichtsproblemen kann man sich auch irgendwo festhalten. Der Fuß und die Zehen drücken nun z.B. auf einen Stuhl. Das weitere Vorgehen ist wie oben beschrieben.

Abbildung 35: Alternativer einbeiniger Kniebogen (Bild S. Weindl)

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Der Skispringer

Abbildung 36: Grundstellung Skispringer (Bild S. Weindl)

Abbildung 37: Endstellung Skispringer (Bild S. Weindl)

Das Gewicht bei gestreckten Kniegelenken so weit auf die Zehen bringen bis die Fersen fast abheben. Nun den Oberkörper wie ein Skispringer (Brustbein geht nach vorne!) nach vorne unten bringen und den Blick Richtung Tal richten. Nun entsteht eine Spannung in den Waden, hinteren Oberschenkeln und evtl. im Rücken. Diese Übung ist auch ohne Stein möglich. In der Endstellung beugt man dann die Zehen rechts und links im Wechsel („Raupengang“) und bewegt sich so wie eine Raupe vorwärts. Die Oberkörperposition so weit nach vorne unten erweitern bis die Kniegelenke in die Beugung ausbrechen wollen. Alternativ kann man die Wirbelsäule und den Nacken so weit wie möglich anbeugen und mit den Fingern Richtung Boden gehen. Durch Gewichtsverlagerung von rechts nach links kann man die Fersen zusätzlich abwechselnd weiter nach unten bewegen. Dadurch kommt es nun zu einer aktiven Verlängerung der hinteren Muskulatur, die auch bei sehr vielen Hochleistungssportlern stark verkürzt und geschwächt ist.

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Der seitliche Halbmond Entweder hält man sich an einem Türrahmen fest oder man erhält Gegenspannung über ein Theraband (siehe Foto) oder einen Partner. Die rechte Hand hält das Theraband oder man hält sich damit am Türrahmen fest. Das rechte Bein wird mit hochgezogenem Fuß gestreckt hinter das linke gestellt. Nun macht man eine Halbmondbewegung und versucht gleichzeitig das rechte Bein weiter in die Gegenrichtung zu schieben. Auch die Halswirbelsäule beschreibt die Halbmondstellung. Dabei wird nun die seitliche Muskelkette aktiv verlängert, die ebenfalls im Alltag und bei vielen Sportarten sehr wenig beansprucht wird. Abbildung 38: Halbmond mit Theraband (Bild S. Weindl)

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Kapitel 7

Ausblicke Modernisierende Biotonus-Therapie & Zählbares im Leistungssport Es kommt zu immer mehr Verletzungen im Hochleistungssport, da man versucht, dem Körper immer mehr abzugewinnen. Teilweise wird sogar am Tag mehrfach trainiert und die Regenerationsphasen werden zu kurz oder sind gar nicht mehr vorhanden. Die Frage ist: Kann der Mensch überhaupt mehrfach am Tag zu 100 % trainieren? Was macht die Regeneration? Ist das vorteilhaft? Warum kommt es gerade bei Hochleistungssportlern immer häufiger zu Kreuzbandverletzungen? Gerade im Fußball ist dieses Phänomen immer häufiger zu beobachten! Und das passiert heute auch schon häufig in frühen Sportlerjahren! Warum sind die Chancen eine Arthrose zu bekommen nach einer Kreuzbandplastik nicht gänzlich ausgeräumt? Warum ist der eine Sportler nach seiner Laufbahn noch körperlich gesund und der Andere hat stärkste degenerative Erscheinungen und Schmerzen? Warum bekommt der Fußballer oft ein O-Bein und der Speerwerfer einen Werfer-Ellenbogen? Kürzlich unterhielt ich mich mit einem angehenden Chirurgen und bei dem Thema vordere Kreuzbandplastik bekam ich von ihm zu meinem Erstaunen folgende Antwort: „Das vordere Kreuzband muss man nicht unbedingt operieren“. Auch in Bezug auf gelenkerhaltende operative Therapien erzählte er mir, dass die alte Methode des Microfracturing immer noch die besten Ergebnisse bringen würde. Also gerade die sehr teuren und neuen Verfahren (Knorpelnachzucht etc.) hätten überhaupt keine besseren Ergebnisse erzielt. Ebenso bestärkte er unsere Meinung bezüglich des Sinnes von Schmerz und dass der Ort der Schmerzmeldung im Muskel und Gewebe ist. Wichtig bei jedem Patient so sein Motto: „Kümmere Dich um den Menschen und nimm Dir Zeit für ihn“. Ein ebenfalls wichtiger Punkt ist die Versorgung von Sportlern mit Zahnschutzschienen. Man möchte durch diese Schienen die Zähne des Sportlers, z.B. eines Boxers schützen und macht sich doch wenig Gedanken über die Folgen auf unsere Kiefermuskulatur. Durch diese Schienen kommt es beim Sportler logischerweise zu

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einem verstärkten Aufeinanderpressen der Zähne und dadurch zu einer starken Spannungserhöhung in der Kiefermuskulatur des Sportlers. Dies bleibt dann leider häufig unbeachtet und diese Fehlspannungen werden in den weiteren Körper übertragen. Nun kann es zu Problemen und Verletzungen in ganz anderen Gelenken (Schulter, Rücken, Knie, Hüfte etc.) kommen und die ursächliche Problematik bleibt im Dunkeln. Ein professioneller Mundschutz ist genauso wichtig wie das Beobachten der Spannungsveränderungen in der Kiefermuskulatur. Dieser Aspekt kam durch einen meiner Patienten zur Sprache, da er das Thema Mundschutz in einer Behandlung einbrachte. Da er selbst von 2006-2009 DRV-Nationaltrainer, 15er-Damen-RugbyNationalmannschaft war und Sportlehrer ist, kam ihm bei dem Thema Kiefermuskulatur diese tolle Anregung für mein Buch. Also gerade Hochleistungssportler, die mit Mundschutz trainieren, sollten sich darüber weiterführende Gedanken machen! Was kann man nun durch die Biotonus-Therapie im Hochleistungssport Präventives und Zählbares erwarten? x Ein besseres Verständnis des Menschen (Sportler) x Hervorragende präventive Ergebnisse mit der Folge einer deutlichen Reduzierung von Verletzungen im Hochleistungssport x Erprobte Verbesserung von Kraft, Ausdauer und Koordination x Nachhaltigere und zuverlässigere Rehabilitation nach erfolgten Verletzungen Und wie kann man solche Ziele erreichen? x Ursächliche Behandlungen statt symptomatischer Therapie (Techniken) x Neuartige effektive Übungen, die logisch und nachvollziehbar sind x Modernisierung der Trainingstherapie durch Einbau neuer Aspekte x Überzeugendes Verständnis von Schmerz und daraus resultierende Folgen x Zusammenfügen der Evolution des Menschen und der heutigen Belastungen Probleme im Hochleistungssport: x Emotionen werden sehr wenig einbezogen x Einseitiges Training und dadurch negative Beeinflussung der Bewegungsbilder x Negative Aspekte von Krafttraining bleiben unbeachtet x Muskulatur wird zu wenig auf Länge trainiert

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x Fehlende und zu kurze Regeneration x Verdecken der Warnmeldungen durch Medikamente x Zu viel symptomatische Therapie (Symptome stehen im Vordergrund) Auch die schon im Artikel „Stressbewältigung“ beschriebenen Störungen durch den notwendigen Mundschutz in zahlreichen Kampfsportarten darf man nicht außer Acht lassen! Ein Umdenken in diesen Sportarten wäre für die Sportler und Trainer eine schöne Sache, um unnötige Verletzungen und emotionale Veränderungen zu verhindern.

Hierzu die äußerst interessante Anmerkung eines Trainers und Sportlehrer: „Ich erachte die Biotonus-Therapie aufgrund eigener Erfahrung als eine sehr effektive Methode muskuläre Dysbalancen vor allem im Kieferbereich wieder lösen zu können. Gerade in Kampf- und Kontaktsportarten wie Rugby, Boxen, Hockey etc., in denen im Training wie auch im Wettkampf Mundschutzpflicht besteht, entwickelt sich eine enorme und unnatürliche Belastung für die Kiefermuskulatur. Durch die bedingte Fehlstellung des Kiefers in Verbindung mit der hohen Anspannung des Muskels werden langfristig für die Gesichtsmuskulatur und deren biochemischer Zustand gestörte Gleichgewichtszustände entstehen. Die Biotonus-Therapie hilft hierbei entscheidend den natürlichen Grundzustand wiederherzustellen.“ Friedrich Radetzky (DRV-Nationaltrainer 2006-2009, 15er-Damen-Rugby-Nationalmannschaft)

Das Gleiche gilt natürlich auch für Boxer, die ja immer mit Mundschutz trainieren! Mein Patient Dominik Britsch (Neckarsulm), ein sehr erfolgreicher junger Profiboxer, zeigte auch bei der Behandlung deutliche Veränderungen in der Kiefermuskulatur, die natürlich zusätzlich durch die Schlagwirkung der Gegner erhöht werden. Hierbei ist noch zu erwähnen, dass das ständige Tapen von bestimmten Gelenken und Strukturen Veränderungen nach sich zieht. Beim Profiboxer führt dies notgedrungen zu einer starken Abschwächung der Hand und Unterarmmuskulatur! Genau dies konnte ich bei diesem Boxer deutlichen beobachten, eine Verletzungsanfälligkeit in diesen Bereichen ist die logische Folge. Und genau dies kann man wiederum sehr gut verhindern, wenn man an diese Aspekte denkt und frühzeitig dagegen arbeitet. Ähnliches gilt auch für Sportler im Gewichtheben. Durch den speziellen Griff an der Hantel kommt es auch hier zu folgenschweren Veränderungen und Problemen. Die Schmerzen in den Handgelenken werden dann durch Bandagen im Frühstadium kompensiert. Später kommt es häufig zu medikamentöser Behandlung (Tabletten und Spritzen) und danach eventuell zur Operation. Eine frühzeitige ursächliche Therapie kann diesen Verlauf zum Glück verhindern.

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Folgende Geschichte kann man oft verfolgen: Ein Fußballer muss auf das Ende eines Spieles verzichten, da er „muskuläre Probleme“ verspürt. Beim nächsten Einsatz sieht man diesen Spieler mit einem „Kinesiotape“ am Körper spielen oder das betroffene Gelenk ist mit vielen Tapezügeln versorgt. Interessant ist dabei wieder, dass man bei der Fortbildung „Kinesiotape“ keine erklärende oder gar wissenschaftliche Erklärung für die Sinnigkeit dieser Therapie erfährt. Also eher probieren als therapieren! Und trotzdem sieht man ständig Sportler aus vielen Sportarten mit farblich wechselnden Tapes umherschwirren. Nach wenigen Minuten kommt es nun möglicherweise zur ernsthaften Muskelverletzung (Zerrung/Faserriss) oder einer Kapselbandverletzung des vorhin beschriebenen Sportlers. Nun muss er die natürlichen Heilungsprozesse abwarten und darauf hoffen, dass danach alles wieder in Ordnung ist. Nach ein paar Wochen sehen wir diesen Sportler wieder, jedoch diesmal mit einem Kinesiotape an einer ganz anderen Körperstelle! Was ist denn nun wieder passiert? Darauf folgen oft weitere Verletzungen an unterschiedlichen Stellen! Nach Monaten ist der Spieler dann wieder fit! Nun fehlen ihm leider Schnelligkeit, Ausdauer und Spielerfahrung. Zusätzlich wird der Druck auf den Sportler immer größer und es klappt einfach nichts mehr. Gerade dieser mentale Faktor wird oft wenig beachtet. Warum hört und sieht man diese Sportler-Geschichten so oft? Weil die ursächlichen Probleme des Sportlers oft nicht gesehen und gelöst werden. Es wird meist symptomatisch therapiert und dem Ort der Verletzung oder Schmerzmeldung zu viel Gewicht beigemessen. Dadurch erfolgt eine ständig wechselnde Information (= Schmerzmeldung), die natürlich bei unserem fein abgestimmten Profisportler (= Ferrari) schnell zu Schäden führen kann. Aber auch die nachgewiesenen Schäden am Bewegungsapparat sind wiederum Folgen der muskulären Fehlprogrammierung! Die Ursachen dieser muskulären Probleme können wieder sehr unterschiedlich sein. Warum sind unsere Hochleistungssportler nach Verletzungen wieder so schnell fit? Nicht nur weil sie so viel Therapie haben und muskulär einfach schon besser trainiert sind. Ich denke, dass auch dabei wieder viele Medikamente eine Rolle spielen und nicht immer alle Medikamente nur positive Wirkungen auf den Sportler haben. Die Zeit für die Wundheilung ist auch bei Sportlern vorgegeben und diese dann deutlich zu reduzieren, erhöht natürlich das Risiko der Folgeverletzung! Siehe die vielen prominenten Sportler, die nach ihrer sportlichen Laufbahn ein körperliches Wrack sind.

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Anwender aus dem Leistungssport Herr Thomas Mühlbauer (Springreiter Dt. Nationalmannschaft & Hotelier): „Ich hatte als Kind einen Reitunfall, bei dem eine Fraktur eines Halswirbels unbemerkt blieb. Seitdem fühle ich mich schief und litt unter verschiedensten Schmerzen. Seit der Biotonus-Therapie durch Daniel fühle ich mich zum ersten Mal gerade und mein Pferd Asti Spumante reagiert nun besser auf meinen nun gleichmäßigeren Zug. Die Schmerzen und Beschwerden von früher sind nicht mehr da.“

Herr Manfred Nerlinger (Dt. Meister & Weltmeister Gewichtheben, Rekordinhaber): „Die Wirkung und Effektivität dieser Therapie hat mich begeister. Warum im Hochleistungssport und gerade im Gewichtheben nicht schon länger so therapiert wird ist mir schleierhaft!“ Herr Christopher Trunzer (Nationalmannschaft, Golfprofi): „Bin Beschwerde frei und kann diese Therapie nur empfehlen. Auf die anfangs veränderten Spannungen und Verbesserungen in der Beweglichkeit muss man natürlich auch im Training reagieren.“ Herr Nico Müller (Dt. Rekordhalter und Teilnehmer Junioreneuropameisterschaften und Jugendolympiade 2010): „Dank der Biotonus-Therapie konnte ich die letzten Jahre ohne große Verletzung und Ausfälle durchtrainieren. Mir geht es deutlich besser und ich weiß nun auch wo meine Defizite liegen, an denen ich nun arbeiten kann. Die aktiven Verlängerungsübungen mache ich täglich und sie gehören zu meinem Training dazu.“

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Herr Jakob Neufeld: „Ich bin Sportsoldat bei der Bundeswehr in der Sportart Gewichtheben. Wie bei vielen anderen Sportarten muss der Körper auch hier eine hohe Belastung aushalten. Diesen Belastungen kann der Körper auch nur standhalten wenn er zu 100% fit ist. Neben der gesunden Ernährung und vielen anderen Faktoren gehört auch die Physiotherapie zu den wichtigsten Punkten. Mit Daniel Gatzka und der Biotonus-Therapie habe ich für mich die optimale physiotherapeutische Behandlung gefunden. Schon nach der ersten Anwendung hatte ich das Gefühl das mein Körper viel ausgeglichener und belastbarer ist wie vorher. Das spiegelt sich dann natürlich im Training wider. Ich kann mehr und intensiver trainieren ohne sofort Schmerzen zu bekommen. Und wenn ich doch mal Schmerzen habe behandelt Daniel nicht nur die Symptome, er sucht die Ursache und beseitigt sie. Um jedweden Verletzungen vorzubeugen halte ich die Biotonus-Therapie für sehr wichtig, deswegen bin ich auch fast jede Woche bei meinem Guru Daniel- Vielen Dank für die Behandlungen und die vielen Gespräche. Dominik Britsch (Profiboxer, IBF Juniorenweltmeister): „Ich hatte schon eine Handverletzung links, die mich zu einer unangenehmen und langen Pause mit OP zwang. Seitdem ich wegen Handproblemen, jetzt rechts, mit der Biotonus-Therapie behandelt werde, weiß ich nun woher die Handverletzungen logischerweise resultierten und wie ich für die Zukunft verletzungsfrei bleiben kann. Ich kann seitdem zum ersten Mal im Boxen schmerzfrei ohne Bandagierung trainieren und fühle mich besser.

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Bodybuilder oder Freikletterer Beim traditionellen Krafttraining stehen immer wieder das Training eines Muskels und seine Kraftentwicklung im Vordergrund. Auch wird der Masse eines Muskels eine sehr wichtige Stellung eingeräumt. Es existieren dort entweder starke oder schwache Muskeln. Man versucht ein Wachsen (= Hypertrophie) der Muskulatur zu bewirken und diese Vergrößerung der Muskelmasse dann durch weiteres Training in Kraft umzuwandeln. Dabei wird meistens an Kraftgeräten gearbeitet, die den menschlichen Körper in eine Bewegung hineinzwängen. Mit der Folge, dass Bewegungen ausgeführt werden, die mit den natürlichen Bewegungen des Menschen nicht mehr viel zu tun haben. Außerdem wird dem Menschen eine Bewegung durch das Kraftgerät vorgegeben, die unserer Biomechanik nicht mehr entspricht und es kommt notgedrungen zur Entwicklung von Scherkräften. Die spezielle Haltung von extremen Bodybuildern kennt ja jeder. Und dies hat mit einer normalen und gesunden Haltung nicht mehr viel zu tun. In der Biotonus-Therapie finden die aktiven Übungen zur Kraftverbesserung nur durch Übungen ohne maschinelle Unterstützung statt. Dabei entstehen auch diese negativen Scherkräfte nicht und die Übertragung auf die alltäglichen Bewegungen ist sofort vorhanden. Es entsteht ein neues und besseres Bewegungsbild, welches sofort einsetzbar ist. Weiterhin spielt leider in der gängigen Trainingstherapie und auch im Fitnessstudio die Qualität der Bewegung und die Muskellänge eine untergeordnete Rolle. Dies sind jedoch genau die Aspekte, die interessant sind und in der BiotonusTherapie eine übergeordnete Rolle spielen. Es ist vor allem sehr wichtig zu betonen, dass die Muskulatur der Kern unserer Bewegungen ist. Sie ist den Bändern und Knochen (passiven Strukturen) übergeordnet. Kein Knochen bewegt sich ohne einen Muskeleinsatz und keine Bewegung findet nur durch Bandführung optimal und physiologisch statt! Die Muskelfaser besteht in ihrer kleinsten Einheit aus vielen Sarkomeren, die hintereinander (Länge) und nebeneinander (Breite) verschaltet sind (siehe Abb. 33). Kommt es zu einem Zusammenziehen (= Kontraktion) des Muskels, dann werden diese Sarkomere vereinfacht ineinander gezogen. Es kommt zur Verkürzung der Muskulatur und zur Kraftentwicklung. Wie sieht es im Falle einer Muskelschwäche aus? Es kommt bei nur wenigen Sarkomeren, die hintereinander und nebeneinander verschaltet sind, zu einer ausrei-

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chenden Kontraktion. Dies entspricht einer Fehlansteuerung in der entsprechenden Muskulatur. Man muss also nur dafür sorgen, dass die schon vorhandenen Sarkomere physiologisch mitarbeiten. Mit sofortigem Erfolg einer kräftigeren Muskulatur ohne Muskelmasse zu trainieren. Dazu auch ein praktisches Beispiel aus dem Alltag: Wir alle wissen, dass es Menschen mit Muskelbergen gibt, die verhältnismäßig wenig Kraft besitzen (siehe Bodybuilding). Und es gibt hager aussehende Menschen, die überdurchschnittliche Kräfte erzeugen können. Warum ist das so? Warum spielt die Muskelmasse nur eine untergeordnete Rolle? Die Muskelmasse wird nur dann viel Kraft entwickeln können, wenn alle Sarkomere bei der Anspannung des Muskels mitarbeiten. Und gerade bei einem Bodybuilder sind zwar sehr viele Sarkomere in der Breite (Muskelmasse) vorhandenen, aber die Ansteuerung erfolgt nur sehr spärlich. Er holt sich seine Kraft aus dem Muskelquerschnitt, also aus der Breite. Und auch die durch das Training entstandenen Muskelverkürzungen verkleinern zusätzlich das Bewegungsspektrum (= Bewegungsbild). Er wird mit kräftigen und kurzen Bewegungen gearbeitet. Anders ein Freikletterer. Dieser Mensch hat seine Muskulatur auf Länge und Effektivität trainiert. Die Sarkomere jeder Muskelfaser werden zu einem extrem hohen Prozentanteil gleichzeitig aktiviert. Er holt seine Kraft aus der optimalen Ausnutzung der hintereinander geschalteten Sarkomere (Länge). Dadurch kommt es zu einer langen und kräftigen Bewegung. Vergleichen wir dies zum Verständnis an zwei 100 Meter Läufern. Der Sprinter mit der kurz trainierten Muskulatur wird sehr kleine und extrem kräftige Schritte machen. Also eine sehr hohe Kraftkurve über eine kleine Strecke. Der andere Sprinter wird sehr lange, aber etwas weniger kräftige Schritte machen, also ein geringeres Kraftmaximum besitzen, aber dafür eine wesentlich längere Bewegung auf lange gleichbleibendem Niveau haben. Diese Neuansteuerung der Sarkomere, die in unserer Muskulatur nicht mitarbeiten, wird durch spezielle und neuartige Übungen in der Biotonus-Therapie, gefördert. Auch dabei muss man wieder alle Einflüsse auf den Sportler berücksichtigen. Leider werden auch die Wirkung der Psyche und die Kraft der Emotionen oft unterschätzt. Obwohl jeder weiß, dass in Notsituationen (Kampf) eine deutliche Krafterhöhung nur über die emotionale Situation stattfindet; und diese benötigt der Mensch nicht erst nach Wochen Krafttraining, sondern sofort in der Notsituation!

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Abbildung 39: Struktur der Sarkomere und entsprechender Kraftverlauf

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Je früher – desto besser, Seminare für Schule & Kindergarten Aufgrund der immer stärker zunehmenden gesundheitlichen Probleme von Kindern, muss die Gesellschaft hier Prioritäten setzen. Kinder fangen schon früh an von Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Knieschmerzen usw. zu sprechen. Wenige Kinder kommen ohne eine Zahnspange aus (siehe Kieferproblematik). Also scheinen auf die heutige Generation von Kindern andere Belastungen zu wirken wie früher. Diese Belastungen gilt es nun frühzeitig zu erkennen, Lösungen zu finden und dann effektiv zu reagieren. Durch das neue Konzept der Biotonus-Therapie bieten sich gerade für Kindergärten und Schulen riesige Potentiale, um diese Störungen frühzeitig, einfach und günstig zu beheben. Denn je länger ein Problem besteht, umso schwieriger und umso teurer ist die Problemlösung für das Kind und somit auch für unser Gesundheitssystem. Das ungelöste Problem brennt sich immer stärker in die kindlichen Bewegungsmuster ein. Vergleichbar mit Milch, die sich immer stärker in die Kochplatte einbrennt, wenn man sie nicht frühzeitig mit einem Lappen wegwischt. Warum kommt es bei Kindern schon so frühzeitig zu folgenden Problemen? x Rückenschmerzen, Bauchschmerzen und Migräne x Verletzungen bei normalen sportlichen Belastungen x Zunehmend sehr geringe sportliche Leistungsfähigkeit x Skoliosen x Zahnfehlstellungen (Spangenversorgung) x Gelenkprobleme x Psychische und emotionale Probleme x Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite (Lernstörungen) x ADS & ADHS x Aggressionen

Entwicklung der Kindeswelt Um die Entwicklung dieser Probleme zu verstehen, muss man sich in ein Kind hinein versetzen und verstehen, wie sich ein Kind entwickelt und folglich verhält. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, kann es motorisch noch sehr wenig. Es entwi-

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ckelt langsam eine körperliche Landkarte, die vom Norden nach Süden und vom Osten zum Westen geht. Also vom Kopf zu den Füßen und von rechts nach links. Es baut sich erst einmal „Autobahnen“ in alle Richtungen, die natürlich von höchster Wichtigkeit sind und eine schnelle Verbindung gewährleisten. Dann kommen „Landstraßen“ und immer kleiner werdende Verbindungen dazu, die das motorische und sensorische Funktionieren gewährleisten. Nur das Vorhandensein aller Verbindungen lässt eine normale Entwicklung zu. Fehlt eine Autobahn, wird es zu sehr starken Entwicklungsproblemen beim Kind kommen, da die wichtigste Verbindung fehlt und alle weiteren Verbindungen blockiert sind. Das Fehlen von kleinen Verbindungen kann gut kompensiert werden und fällt oft gar nicht auf. Über dieses Netz der Kommunikation definiert sich ein Kind und nimmt sein „Ich“ erst wahr. Die Rotation des Kopfes beim Säugling ist sofort möglich und zeigt dadurch auch schon die Wichtigkeit dieser Halswirbelsäulenmuskulatur für uns Menschen. Dadurch kommt der Säugling an die Brust der Mutter und auch wichtige Reflexbewegungen basieren auf dieser Bewegungsmöglichkeit. Allein durch Beobachtung und Neugier versucht das heranwachsende Kind alles nachzumachen, was es so um sich herum wahrnimmt. Wir Menschen sind eben stark visuell orientiert! Die Welt eines Kindes besteht zu diesem Zeitpunkt zudem nur aus gut oder schlecht. Ist bei dem Baby alles in Ordnung, so wird es spielen und lachen. Bestehen Probleme, dann wird es schreien, weinen und unruhig sein. Alle Emotionen gehen natürlich mit Spannungen einher! Sichtbar vor allem durch die muskulären Spannungen im Gesicht des Kindes. Ein Kind lebt in den ersten Jahren in einer reinen emotionalen Welt und es wägt alles nach diesen Kriterien ab. Logik und Verstand sind hier noch fehl am Platz. Deswegen wird auch ein Kind seine Probleme, die erhöhte Spannungen in ihm erzeugen, in erster Linie durch Bewegung (Rennen, Unruhe, Aggressivität etc.) versuchen zu lösen. Erst in höherem Alter kommt dann der Verstand dazu, um Probleme auch mental zu lösen. Die Erfahrungen, die ein Kind im Laufe seines Lebens macht, werden sofort im „Limbischen System“ (= emotionales Gehirn) abgelegt. Diese unterbewusste Abspeicherung, ebenso die Emotionen, sind für uns Men-

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schen lebenserhaltend und von sehr großer Wichtigkeit. Sie werden uns ein Leben lang begleiten und prägen! Ein praktisches Beispiel: Ein Kind klettert auf einen Baum. Plötzlich verliert es den Halt und fällt auf den Boden! In der Realität angekommen spürt es einen Schmerz am Hinterteil, auf dem es gelandet ist. Zum Glück ist nicht viel passiert. Unser Limbisches System speichert dieses Erlebnis natürlich ab. Beim nächsten Ausflug auf einen Baum wird das Kind wachsamer sein! Es hat die negativen Folgen abgespeichert, wird eine leichte Angst verspüren, die es wachsamer macht. Der Körper will sich ja optimal weiterentwickeln und dabei sind Verletzungen natürlich möglichst zu vermeiden. Im schlechtesten Falle wird dieses normale Erlebnis zu negativen Beeinflussungen, einer überzogenen Angst des Kindes führen. Das Kind wird in Zukunft auf gar keinen Baum mehr klettern. Das Kind versucht es eventuell mit viel Angst und fällt wieder herunter! Nun ist die Grundlage für eine eventuelle Störung gelegt. Das Kind, der Jugendliche, der Erwachsene entwickelt möglicherweise eine Höhenangst. Sein Unterbewusstsein sagt zu ihm: Wenn du dich in der Höhe befindest, dann wird es gefährlich und bedrohlich! Es erfolgt die Ausschüttung von Stresshormonen mit den logischen Folgen. Dies ist genau der Mechanismus, der bei einem ganz normalen Kind ein Problem entstehen lässt. Das geschieht aber nur dann, wenn alle natürlichen Regelmechanismen versagen. Das Kind traut sich nichts mehr zu. Das heißt, der Körper des Kindes hat schon zu viele fehlerhafte Meldungen und Abspeicherungen erhalten. Oder die Eltern haben versagt, da sie ihr Kind nicht genügend ermuntert und das Problem nicht wahrgenommen haben. Auch sind ständige Floskeln wie: „Du tust Dir weh, pass auf Du fällst hin, Du fällst gleich runter“ etc. nicht gerade förderlich für die Entwicklung und das Selbstwertgefühl eines Kindes! Solche Sprüche werden vom Kind unterbewusst abgespeichert und es entstehen Ängste. Dies hat natürlich einen sehr großen Einfluss auf das Selbstbewusstsein und den Selbstwert eines Kindes und es führt zu einer gestörten Selbstwahrnehmung. Je besser sich ein Kind und seinen Körper (= eigentliches Ich) wahrnimmt, umso selbstsicherer und selbstbewusster ist es. Es sagt sich: „Ich weiß wer ICH bin und was ich kann!“ Oft haben die Eltern auch ähnliche Erfahrungen gesammelt und übertragen diese auch noch unterbewusst auf ihre Kinder. Das letzte Glied in der Kette sind dann die Erzieher(innen) und Lehrer(innen), die nur noch begrenzten Einfluss auf schon abgespeicherte Erfahrungen und feste Verhaltensmuster der Kinder haben. Gerade diese Berufsgruppen werden dann jedoch sehr oft mit Aufgaben be- und überlastet. Auch sollten wir uns über die Wichtigkeit dieser Berufe bewusst werden und

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dies bei der Bezahlung berücksichtigen. Ein rigoroser Sparkurs wie er momentan zur Anwendung kommt, wird nicht für mehr Qualität und eine bessere Versorgung unserer Kinder führen! Was wirkt denn nun in der heutigen Zeit so nachteilig auf unsere Kinder? Der erste Punkt ist meiner Meinung nach der sehr starke Bewegungsmangel, den die Kinder heute haben. Früher ist man nach dem Mittagessen, nachdem die Hausaufgaben erledigt waren, sofort in die Natur und hat sich ausgetobt. Es wurde auf Bäume geklettert, durch die Wiesen gerannt, im Bach geplanscht, auf dem Sportplatz mit dem Ball gespielt und noch vieles mehr. Ich erwähnte schon, dass Kinder ihre Probleme über Bewegung lösen. Hier haben wir schon eine große Misere. Durch die mangelnde Bewegung können unsere Kinder auch ihre emotionalen Probleme nicht mehr ausreichend lösen und verarbeiten! Heute sieht es so aus: Das Kind steht auf und setzt sich an den Frühstückstisch. Danach wird es mit dem Auto, Zug oder Bus (sitzend) zur Schule gebracht. In der Schule folgen nun sechs und mehr Stunden sitzen. Der Weg nach Hause erfolgt wie oben angesprochen und das Mittagessen wird wieder im Sitzen eingenommen. Danach werden die Hausaufgaben gemacht, am Computer gearbeitet oder ferngeschaut – alles wieder im Sitzen! Das Abendessen und die Fernsehsendung wie gehabt. Zum Schluss geht das Kind oder der Jugendliche zum Schlafen. Und sogar dabei hat er entweder ein Bein oder sogar beide Beine angebeugt und liegt quasi sitzend in der Embryonalhaltung auf der Seite. Dass dieser Schlaf auch nicht unbedingt erholsam ist, leuchtet jedem ein. Diese 20 Stunden sitzen brennen sich nun in die Bewegungsbilder von Kindern und Jugendlichen so stark ein, dass eine aufrechte Haltung fast nicht mehr möglich wird. Durch eine Basisübung aus der Biotonus-Therapie (Balu der Bär) kann man den Kindern schon sehr effektiv helfen, damit es zu diesen grundlegenden muskulären Problemen erst gar nicht erst kommt. Die Kinder lernen diese Übung spielerisch im Kindergarten oder der Schule kennen und lernen, dass diese Übung, wie das tägliche Zähneputzen, gut für ihren Körper ist. Zugleich sieht die Erzieherin/der Erzieher/die Lehrerin/der Lehrer, ob die Muskulatur und Wahrnehmung des Kindes in Ordnung sind. Auch eine Verbesserung des Kindes ist sehr leicht und schnell erkennbar oder eine Problematik, die einer therapeutischen Behandlung bedarf. Vor allem können diese Übungen leicht und kostensparend in den Unterricht eingebaut werden und sind überall durchführbar. Störungen der Kinder, die in Form von Fehlspannungen im Körper abgespeichert sind, können reguliert und beseitigt werden. Eine bessere Wahrnehmung und ein erhöhtes Selbstbewusstsein können die Folge sein.

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Balu der Bär

Abbildung 40: Ausgangstellung „Balu der Bär“ (Bild S. Weindl)

Abbildung 41: Endstellung „Balu der Bär“ (Bild S. Weindl)

Die Kniegelenke sind gestreckt und der Gesäßbereich ist entspannt. Das Becken wird aktiv nach vorne geschoben (Gewicht auf dem Vorderfuß) und das Brustbein nach vorne oben gebracht. Der Blick bleibt nach vorne zum Brustbein gerichtet und die Schultern sind locker. Über eine Anspannung der Zehen in den Boden will man sich am Boden festsaugen. Diese Position so weit wie möglich in die Streckung weiterführen und dabei die Luft nicht anhalten. Dadurch wird die vordere Muskelkette, die auch durch das viele Sitzen und gebeugte Arbeiten verkürzt, wieder auf Länge trainiert. Durch die oben beschriebenen Fehlbelastungen kommt es heute bei unseren Kindern zu sehr starken muskulären Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten. Gleichzeitig wird die Wahrnehmung für den Körper stark eingeschränkt, was wie-

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derum zu Kommunikationsproblemen, Entscheidungsträgheit, Aggressionssteigerung und fehlendem Selbstvertrauen führt. Ein Kind mit Selbstbewusstsein ist sich seines Körpers und seiner Fähigkeiten sehr wohl bewusst. Ein Kind mit gestörter Wahrnehmung für sich und seinen Körper wird es an Selbstvertrauen fehlen. Dies kann durch eine schlechte Erziehung, durch emotionale Traumen (Gewalt, Unfall etc.), biochemische Veränderungen, aber auch einfach durch muskuläre Fehlspannungen entstehen. Vergessen darf man auch nicht, dass ein funktionierender Körper einen sehr großen und positiven Einfluss auf die mentale und schulische Leistung unserer Kinder hat. Be-Greifen hat ja auch etwas mit dem Greifen also unserer Muskulatur zu tun! Vor allem in den Bereichen des Kindergartens und der Schule haben sich die Anforderungen an das Kind dramatisch verändert. Es werden immer mehr Leistungen in immer kürzeren Zeiten (z.B. G8) verlangt und dabei die Regenerationszeiten der Kinder total vergessen. Auch ein Kind benötigt mal Zeit für seine Hobbys und auch für sich selbst. Ein Kind soll auch mal Kind sein dürfen! Durch die für den Menschen ungewohnte mentalen Stresssituationen, kommt es zur Entwicklung von neuen Symptomen und damit Krankheitsbildern bei Kindern: ADS/ADHS. Dies sind Kinder mit einem sehr starken Bedürfnis an Bewegung. Das wird heute jedoch nur noch sehr gering gefördert und berücksichtigt. Diese Kinder benötigen sehr viel Bewegung und Meldungen aus ihrem Körper, um Entscheidungen zu treffen, um sich zu konzentrieren und ausgeglichen zu sein. Diese „Zappelphilippe“ gab es ja auch schon immer und wird es immer geben. Doch ohne auf diese Kinder individuell von Seiten der Eltern und Lehrer einzugehen, wählt man den Weg, diese Kinder als krank zu titulieren und sie mit Psychopharmaka zu versorgen. Die logische Folge ist dann, wenn die symptomatische Wirkung der Medikamente nachlässt, dass aggressives und unaufmerksames Verhalten schlimmer als zuvor sind. Also eher ein Schritt zurück. Zumal gerade Studien aus Amerika diesbezüglich nicht sehr viel Positives prophezeien! Nun noch zwei sehr schöne Beispiele aus der praktischen Umsetzung bei Kindern: Ein Kind kommt mit 5 Jahren zu uns in die Praxis. Es geht ausschließlich auf den Zehenspitzen und stürzt deswegen häufig. Laut einem Frühförderzentrum sollte man die Wadenmuskulatur erst einmal mit Botox behandeln und kräftig die Waden dehnen. Bei Erfolglosigkeit müsste man dann operativ die Wadenmuskulatur verlängern. Was für eine Horrormeldung für die Eltern! Die gesamte Motorik und Feinmotorik ist sehr stark gestört und das Gleichgewicht mangelhaft. Den Eltern wurde sehr oft gesagt, dass es sich dabei um eine Spastik handeln würde. Die Sprache des Kindes ist sehr verwaschen und undeutlich. Das linke Auge weicht bei

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Fixierung immer wieder nach lateral ab. Eine jahrelange Therapie auch mit Osteopathie ging voraus. Schon nach der ersten Behandlung traten sehr deutliche Verbesserungen ein. Die Mutter war total erstaunt. Die Sprache war deutlicher und Verwandte konnten das Kind jetzt beim Telefonieren verstehen. Das Kind konnte plötzlich einen Ball werfen und machte noch weitere motorische Fortschritte. Der Zustand verbesserte sich weiter bis heute. Es kommt nun altersentsprechend in die Schule, kann Eis essen, mit den Fingern schnipsen, mit den Händen klatschen, auf den ganzen Füßen gehen und auch den Kopf Richtung Brustbein anbeugen. Es traten also Fortschritte ein, die niemand so erwartet hätte und dem Kind einen fast normalen Alltag bringen. Jetzt kommt das Kind sogar in die erste Schulklasse. Bei einem Jugendlichen ging es um ganz andere Dinge. E. stottert sehr stark, hat schulische Probleme und ist sehr unsicher. Es handelt sich um eine russische Aussiedlerfamilie mit vielen Problemen. Gewalt und Alkohol gehören zum Alltag. Der Junge E. ist 15 Jahre und kam nur durch das engagierte Verhalten seines Lehrers, mit dem ich befreundet bin, zu uns in die Praxis. Seine Probleme galten aus medizinischer Sicht als austherapiert und ein Heilmittelrezept zu bekommen, war schon ein riesiger Kraftakt. Nach mehreren Behandlungen bekomme ich dann einen Telefonanruf meines Freundes, der mir Positives zu berichten hatte: „Der Junge sei wie rumgedreht, viel offener und besitze nun viel mehr Selbstvertrauen. Das Stottern sei verschwunden und er habe sich in allen Fächern verbessert. Nun hat er sogar noch eine Lehrstelle in einem Betrieb bekommen. Da die familiäre Situation natürlich ein großes Problem darstellt, muss so ein Mensch regelmäßig alle 8-12 Wochen eine Behandlung haben, um die immer wieder auftretenden Spannungen zu behandeln. Seine Übungen macht er fleißig und regelmäßig. Traurig ist zu erwähnen, dass trotz der schönen Erfolge, nie ein Lob der Ärzte folgte und es fast unmöglich war, ein Heilmittelrezept für den Jungen zu bekommen. Daran sieht man auch wieder, wie wichtig das Mitwirken von Lehrern/innen oder Erziehern/innen sein kann. Also… Je früher desto besser! x Auf das Kind anpassend und individuell durch gezielte Therapie eingreifen. x Mit überzeugenden aktiven Übungen (wie Zähneputzen). x Ermutigen in Bewegung und Sport.

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x Mit veränderter Sichtweise das Kind verstehen lernen. x Die Funktionsweise unseres Körpers besser unterrichten. Was bringt es… x Ein erprobtes Bewegungstraining. x Langfristige Gesundheit und mentale Steigerungen. x Attraktives und menschliches Lernen und Lehren. x Ein herausragendes präventives Instrument für Schule und Kindergarten. x Ein beachtliches Eigenschutz-Konzept für Lehrer.

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Präventionsprojekte in Betrieben Die Umsetzung des Konzeptes der Biotonus-Therapie in Unternehmen macht ebenso sehr viel Sinn. Und vor allem können dadurch erhebliche finanzielle Mittel für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer eingespart werden. Und das mit sehr geringen Investitionen durch die Firmen! Es besteht aus folgenden 3 Säulen: x Regelmäßige und präventive Durchführung der Biotonus-Therapie im Betrieb. x Ausführen der entsprechenden Übung 1-2 mal pro Arbeitstag. x Verbindung von verschiedenen wichtigen Bausteinen (Arbeitsplatzoptimierung, Ernährung, Möglichkeit von Sport & Bewegung, psychologische Unterstützung, individuelles Coaching etc.). An einem alltäglichen Beispiel möchte ich die Umsetzung und die Vorteile dieses Konzeptes vorstellen. Ein Mitarbeiter klagt über starke Rückenschmerzen. Da ein Arbeiten wegen der starken Schmerzen nicht mehr möglich ist, vereinbart er einen Termin bei seinem Hausarzt. Am nächsten Tag sieht sich der Hausarzt den Patienten an. Er verschreibt Medikamente, eine Krankmeldung wird ausgestellt und eine Überweisung zum Facharzt (Orthopäde) erfolgt. Dort ist aber in frühestens einer Woche ein Termin möglich. Nach einer Woche erfolgt dann die Untersuchung beim Orthopäden und ein Röntgenbild wird gemacht. Dies ist jedoch unauffällig und der Patient erhält sicherheitshalber eine Überweisung zum Radiologen, um an Hand einer Kernspintomografie-Aufnahme zum Beispiel einen Bandscheibenvorfall und Schlimmeres (z.B. Krebs etc.) auszuschließen. Auch bei dieser Aufnahme ergibt sich nichts, das weitere Schritte notwendig macht. Jetzt erhält der Rückenpatient seine Heilmittelverordnung, damit die Muskulatur gekräftigt, gedehnt, massiert wird und er ein Übungsprogramm bekommt. So sind nun meistens zwischen zwei und vier Wochen vergangen, die der Patient krankgeschrieben ist und seine Schmerzen in der Regel so sind wie zu Beginn der Misere. Bis der Mensch dann einen Behandlungstermin bekommt, geht noch eine Woche verloren und so sind mehrere Wochen vorüber, in denen der Arbeitgeber auf seinen Mitarbeiter verzichten muss und der Arbeitnehmer viel Schmerzen und Zeit mit Untersuchungen verbracht hat.

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Nun entsteht das nächste Problem. Der Patient erhält seine symptomatische Behandlung und hat sogar mehr Schmerzen oder es gibt keine Verbesserungen. Dies ist leider aus meiner Erfahrung als Physiotherapeut die Realität! Genau an diesem Punkt setzt das fortschrittliche Konzept an. Eine effektive Behandlung, die möglichst sofort am Arbeitsplatz stattfinden kann. Dabei muss unbedingt darauf hingewiesen werden, dass eine effektive Therapie an der Ursache ansetzt und das Symptom nur Meldung (= Nebensache) ist. Leider ist die gängige Physiotherapie sehr stark durch die Dogmen der Schulmedizin geprägt und dadurch fehlt der bewährte Ansatz der Biotonus-Therapie. Durch das logische Konzept fällt der Arbeitnehmer seltener aus oder er muss im Einzelfall bei fehlender Verbesserung der Symptome auf weitere Krankheiten hin untersucht werden. Momentan gehen Fehlzeiten fast zu 50 Prozent auf muskuläre und psychische Ursachen zurück. Also genau die Bereiche, die durch die BiotonusTherapie optimal verbessert werden können! Außerdem wird durch das genaue Erlernen spezieller Ausgleichsübungen, die wie das Zähneputzen funktionieren, eine außerordentliche präventive Arbeit geleistet. Mit dem Erfolg für den Arbeitgeber: Weniger Krankheitsausfälle und dadurch weniger Kosten/mehr Umsatz und bessere Planung. Zudem ist die Arbeitsleistung qualitativ höher, wenn sich der Körper des Menschen in optimalen Spannungszuständen befindet. Zur Erinnerung: Unser Körper ist der Entscheider! Daher ist es gerade für Menschen, die sich in Management-Positionen befinden, von größtem Nutzen, wenn ihr Körper im Biotonus ist. So trifft man die besten Entscheidungen! Der Arbeitnehmer kann seine Arbeit mit wesentlich geringeren oder ohne Schmerzen leisten und erfreut sich dadurch nicht nur während seiner Beschäftigungszeit bester Gesundheit. Auch in der Zeit danach kann gesagt werden: „Besser Fühlen. Besser Leben.“ Die wohlverdiente Rente in vollen Zügen und mit bester Gesundheit möglichst lange genießen. Momentan besteht im Sinne der betrieblichen Gesundheitsförderung eine Kooperation mit der BKK Würth, um die Erfolge der Biotonus-Therapie im Betrieb der Firma Würth zu messen. Die Wirksamkeit wurde gerade kürzlich in einer Anwendungsbeobachtung (Evaluation) eindrucksvoll unter Beweis gestellt. So gaben 53 Prozent der Beteiligten an, nach der Behandlung beschwerdefrei zu sein, weitere 40 Prozent verspürten eine deutliche Linderung ihrer Beschwerden. Also gab es bei 93 Prozent der Fälle ein positives Ergebnis.

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Die Behandlungen wurden dabei von mir und einem Physiotherapeuten meines Teams im Wechsel durchgeführt. Es handelte sich dabei um Mitarbeiter, die unter chronischen Beschwerden des Bewegungsapparates litten und die uns die Krankenkasse bzw. die Firma zugewiesen hatte. Bei 3 Patienten (10 %) konnte sogar eine geplante Operation verhindert werden. Evaluation in der Firma Würth (2011/2012) Die Ergebnisse einer aktuellen Evaluation in der Firma Würth (Standort Gaisbach, ca. 30 Teilnehmer) in Kooperation mit der BKK Würth, vorläufige Ergebnisse: AnzahlvonBeschwerde Zeilenbeschriftungen BrustWS Füße/Zehen/Arme HWS Knie/Beine LWS Schultern/Schlüsselbein Kiefer/Zähne Brust Kopf/Ohren/Schläfe Hals(Seite/vorne) Hüfte Hand/Finger Gesamtergebnis

Spaltenbeschriftungen Beschwerdefrei 67 % 75% 43% 33% 60 % 67 % 50% 0% 50% 100 % 100 % 0% 54%

Verbesserung Gleich Verschlechterung 33 % 0% 0% 25% 0% 0% 50% 7% 0% 50% 0% 17% 33 % 7% 0% 33 % 0% 0% 50% 0% 0% 100% 0% 0% 50% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 50% 50% 0% 39% 5% 2%

 Verschlechterung Verbesserung

gleich beschwerdefrei



Zusammengefasst: 93 % der Patienten sind beschwerdefrei/deutlich verbessert.

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AnzahlvonBeͲ schwerde Spaltenbeschriftungen Zeilenbeschriftungen 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 5 Gesamtergebnis Allgemeinbefinden 27% 5% 32% 18% 18% 0% 0% 0% 100% Arzneimittelverbrauch 36 % 0 % 9 % 0% 18 % 0 % 0 % 36 % 100 % Beschwerdebild 28% 8% 40% 20% 4% 0% 0% 0% 100% EffektivitätderTheͲ rapie 44 % 12 % 36 % 4% 4 % 0 % 0 % 0 % 100 % Erscheinungsbild verbessert 4 % 24 % 64 % 8% 0 % 0 % 0 % 0 % 100 % geistigeLeistungsf. 5% 5% 38% 14% 14% 0% 0% 24% 100% körperl.Leistungsf. 5 % 10 % 40 % 5% 15 % 0 % 10 % 15 % 100 % Mitarbeitdes Patienten(Übung) 20% 12% 40% 4% 16% 4% 4% 0% 100% Mobilität 13% 9% 57% 4% 17% 0% 0% 0% 100% Mobilitätder Gelenkeverbessert 4 % 24 % 56 % 8% 8 % 0 % 0 % 0 % 100 % Muskelspannung harmonisiert 8% 28% 56% 4% 4% 0% 0% 0% 100% Schmerzfreiheit 32% 16% 20% 8% 16% 4% 4% 0% 100% Therapiehat dieUrsachegetroffen 54% 13% 17% 8% 8% 0% 0% 0% 100% UrsachederBeͲ schwerden getroffen 32% 24% 32% 8% 4% 0% 0% 0% 100% Gesamtergebnis 22% 14% 40% 8% 10% 1% 1% 4% 100%

Auch in anderen Bereichen zeigten sich signifikante Verbesserungen (siehe Tab. oben und unten). Benotung 1-5, von sehr stark zutreffend(=1) bis nicht zutreffend(=5) Zeilenbeschriftungen Allgemeinbefinden Arzneimittelverbrauch Beschwerdebild EffektivitätderTherapie Erscheinungsbild verbessert geistigeLeistungsfähigkeit körperl.Leistungsfähigkeit Mitarbeitdes Patienten(Übung) Mobilität Mobilitätder Gelenkeverbessert Muskelspannung harmonisiert Schmerzfreiheit Therapiehat dieUrsachegetroffen UrsachederBeschwerdengetroffen Gesamtergebnis

MittelwertvonBewertung 2,0 2,9 1,8 1,6 1,9 2,9 2,7 2,1 2,0 2,0 1,8 1,9 1,5 1,6 2,0

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Unternehmer berichten Newsletter der Firma Hieke ZWH – fördert die Gesundheit der Mitarbeiter! BIOTONUS-Therapie für alle! "Die wichtigste Ressource unserer Firma bildet der Mitarbeiterstamm!" (Wolfdieter Hieke) Eines unserer Jahresziele 2012 ist die Erhaltung unserer Zufriedenheit und Gesundheit. Im Rahmen des ZWH-Gesundheitspräventions-Programms kommen alle Mitarbeiter einmal im Monat in den Genuss eines Besuchs beim Physiotherapeuten, um sich einer BiotonusTherapie zu unterziehen. Hierbei handelt es sich um eine Therapieform, die durch Kompression auf einzelne Muskeln Spannungszustände aufdeckt und nach und nach auflöst. Biotonus – besser fühlen, besser leben. Das ZWH-Team sagt: "EINE GUTE SACHE!" Hier einige Statements unserer Mitarbeiter: x Frau Seibert: "Ich hätte nie Gedacht, dass meine Kaumuskeln so verspannt sind." x Frau Scheuermann: "Ganz schön viel Hintergrundwissen des Therapeuten, das in die Behandlung mit einfließt." x Frau Rosin: "Interessant, wie alles zusammen spielt und welche Druckpunkte wie und wo wirken." x Herr Vavra: "Dachte eigentlich, ich hätte mehr ‚Baustellen'." x Herr Wörz: "Toll, dass uns die Firma solche Möglichkeiten anbietet." x Frau Seibert: "Meine Übungen mache ich gerne, damit ich bei der nächsten Behandlung einen Fortschritt feststellen kann."

Joachim Feuerle (Geschäftsführer CSS): „Mich fasziniert an der Therapie die EINFACHHEIT und die umfassende WIRKUNG. EINFACHHEIT fängt an bei „nicht ausziehen müssen“, kein Massageöl am Körper oder in der Kleidung danach. Dann die Einfachheit im Sinne der Druck-Anwendung, die am Hals angewendet in ein Bein ausstrahlen kann. Oder dass bei Schmerz, die ich im Arm spürte, die Ursache im Nacken sein kann, und dann auch plötzlich im Gesäßbereich eine Ausstrahlung zu spüren ist. Zudem die Nachhaltigkeit mit diesen spürbaren Ursachen umgehen zu können, ist für mich phänomenal. Abschließend sei gesagt, dass durch die ebenfalls super einfachen Übungen eine Stabilisierung oder permanente Besserung zu verzeichnen ist, die möglicherweise eine Dauerbehandlung und damit Dauerkosten verhindert, ist klasse. Dadurch kann mein Betrieb nur profitieren und Arbeitsausfälle einsparen. Durch persönlich kennengelernte Extremfälle in unserer Zusammenarbeit, entsteht tiefes Vertrauen.“ Herr Caner Sentürk (Unternehmer & ehemaliger Präsident Türkisch Round Table): „Diese wunderbare Therapie nimmt mir meine Nackenschmerzen und entspannt mich total. Danach fühle ich mich, als könnte ich Bäume ausreißen und meine Laune verbessert sich total. Sie steigert mein Wohlbefinden und ich habe ein besseres Selbstbewusstsein.“

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Herr Berthold B. (Bauunternehmer):„Mir gefällt das Vorgehen in dieser Therapie. Getreu meinem Motto: Geht nicht, gibt‘s nicht!“ Herr Kurt Hoffmann (Unternehmer): „Wer heilt hat Recht. Mit seiner BiotonusTherapie (RBT) trifft dies bei Herrn Gatzka zu. Er heilt. Im Gegensatz zur herrschenden Medizin, die nur Symptome behandelt, werden hier die Ursachen angegangen. Dies durfte ich selbst erleben. Durch einseitige Laufbelastung als Hobbysportler waren Schmerzen im Ischiasverlauf diejenigen, die signalisierten, dass etwas nicht stimmte. Nach verschiedenen Besuchen bei Spezialisten kam ich zu Herrn Gatzka. Durch seine wenigen Behandlungen sowie die gezeigten Übungen gepaart mit Kräftigungsübungen des Rumpfbereiches, war ich relativ schnell wieder schmerzfrei und kann seitdem wieder mit Freunden alle Sportarten ausüben. Es ist schön, dass es wirkliche Heiler gibt wie Herrn Gatzka. Er ist einer derjenigen Menschen, bei denen gilt: “Möge unserer Hände Arbeit zum Segen unserer Kunden sein“. Viel Spass beim Lesen seines Buches. Danke! Herzlichst Kurt Hofmann (Fitnesstrainer für Finanzen).“ Sepp Mühlbauer (Hotelier & Unternehmer): „Ich war völlig am Boden und konnte die einfachsten Alltagsbewegungen nicht mehr ausführen. Meine linke Hand zitterte ständig, mein Gang nur mit Stöcken sicher, das Autolenkrad mit der linken Hand zu bewegen war unmöglich, Knöpfe öffnen und schließen ging nicht und das Gefühl vom Entspanntsein war mir fremd. Dank der Biotonus-Therapie und Daniel bin ich wieder ein Mensch und kann meiner Arbeit voll nachgehen. Sogar die Hotelgäste sprechen mich oft an und wundern sich über meinen jetzigen Gesundheitszustand! Ich muss auch deutlich sagen, dass jeder Patient auch mithelfen muss, es nicht von jetzt auf morgen funktionieren kann und man dranbleiben muss. In der Anfangszeit fuhr ich wöchentlich nach Mosbach in die Praxis (646 km hin und zurück), um mich dort behandeln zu lassen.“ Peter R. (Unternehmer): „Ich hatte seit ca. 10 Jahren Rückenschmerzen. Durch diese andauernden Schmerzen litt ich mit der Zeit auch an Gleichgewichtsstörungen, Müdigkeit, Lustlosigkeit und Konzentrationsmangel. Wenn ich innere Energie und Kraft in Prozent angeben sollte, würde ich sagen unter 50 %. Die konsultierten

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Ärzte verschrieben Einlagen und Medikamente. Irgendwann waren die Medikamente so stark, dass ich mir vorkam als stünde ich unter Drogen. Die ganzen Therapien änderten nichts an der bestehenden Situation. Durch Empfehlung wurde ich auf die Physiotherapie Daniel Gatzka aufmerksam und befinde mich seitdem dort in Behandlung mit der Biotonus-Therapie (RBT). Ich merke immer mehr wie sich von Behandlung zu Behandlung mein Gesundheitszustand verbesserte. Aber nicht nur der Gesundheitszustand auch Müdigkeit, Lustlosigkeit, Schmerzen und Konzentrationsmangel verbesserten sich. Mein Leben ist besser geworden, um es deutlich zu sagen lebenswerter!“

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Kapitel 8

Fassbares aus der Praxis Anwender der Biotonus-Therapie Herr Dr. dent. Werner Roßdeutsch (Zahnarzt): „Signifikante Verbesserungen erzielten wir bei chronischen Schmerzpatienten ab dem Jahr 2009, als Daniel Gatzka Patienten von mir mit der Biotonus-Therapie behandelt hatte! Ich bin überzeugter Anwender und finde die Therapie aus Sich als Mediziner logisch, nachvollziehbar und effektiv.“ Herr Werner Brückner (Unternehmensberater): „Liegt es an meinen langen Autofahrten und der wenigen Zeit etwas für meinen Körper zu tun? Mein Rücken leidet darunter so sehr, dass ich immer wieder Schmerzen verspüre. Da angeblich über 80 Prozent der Deutschen über Rückenbeschwerden klagen, ist das ein Thema, das bei meinen Beruf als Unternehmensberater immer wieder mal zur Sprache kommt. Feststeht: Rückenprobleme hab ich mit meinen 63 Jahren nicht alleine. Nur stellen wir uns in Gesprächen öfters die Frage: Wie bekommen wir diese wieder weg? Dann kam eine Empfehlung eines Unternehmers aus dem Odenwald. Hier hörte ich das erste Mal etwas über die Biotonus-Therapie. Wahrscheinlich ging es mir wie vielen Menschen: „Was ist das denn?“ hörte ich mich fragen. Nun, ich nahm die Befürwortung an und ging zu Daniel Gatzka, der ein wirksamer Behandler sein soll. Sein Griff in die Muskel war dabei etwas unangenehm und ich dachte: „Wenn‘s hilft“. Und es hat geholfen! Nach mehreren Behandlungen – wahre Wunder kann auch er nicht vollbringen – verspüre ich so gut wie keinen Schmerzen mehr. Die ca. 70.000 Kilometer im Jahr auf deutschen Straßen machen wieder mehr Spaß. Und das Schöne: Nebenwirkungen können nicht entstehen. Das Einzige, was mich immer noch ärgert: Warum hab ich diesen Tipp über die Biotonus-Therapie nicht schon viel früher bekommen.“ Werner Brückner Berater und Coach Hanau

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Frau Dr.med. Beate Klajda (Fachärztin für Neurologie & Psychiatrie): „Ich bin ein Fan der Biotonus-Therapie. Auch Mediziner können davon profitieren!“ Irina Schönleber/Carsten Hartig:

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Herr Dr. dent. Marcel Solier (Zahnarzt): „Ich kann wieder Sport treiben, meine Schmerzen (Kniegelenk & Schulter) sind weg und ich fühle mich wohl.“ Frau Dr. med. A. (Fachärztin für Allgemeinmedizin): „Die Erfolge haben sich bis zu mir herumgesprochen. Die Wirkung hat mich überzeugt.“ Herr Dr. dent. Dan Eiworth (Zahnarzt): „Spannungen in der Kiefermuskulatur sind natürlich mit unseren Emotionen sehr eng verknüpft!“ Herr Dr. med. Michael G. (angehender Facharzt für Chirurgie): „Die Sicht bezüglich des Schmerzes finde ich korrekt und einleuchtend. Neue Operationen sind nicht immer besser, erfolgreicher und sparen Kosten.“ Herr Dr. med. B. (Facharzt für Urologie): „Es ist schon krank, dass die Patienten bei dieser Therapie einen großen Teil der Kosten selbst zahlen und die Krankenkassen davon in Form von Kostenersparnissen profitieren.“ Herr Manfred T. (Patient): „Äußerst zufriedenstellend sind die bisherigen Ergebnisse der Behandlungsmethode (BT/RBT). Bereits nach der zweiten Behandlung stellte sich die Besserung ein (keine Schmerztabletten mehr notwendig!), nach der vierten Behandlung war ich schmerzfrei. Wo ich eine Woche zuvor nur einige hundert Meter gehen konnte, bei selbst leichtestem Anstieg Probleme hatte, konnte ich nach der 4. Behandlung bereits über 2 km bergab in den Ortsbereich und auf dem Rückweg einen teilweise steilen Anstieg problemlos bewältigen. In Verbindung mit den häuslichen Eigenübungen sind somit die Ergebnisse viel besser als erwartet. Deshalb verdient Herr A. Münch ein besonderes Lob; ich bin begeistert und zufrieden mit meiner Wahl meines Therapeuten. Danke und weiterhin viel Erfolg Manfred T.“ Frau Kerstin K. (Patientin): „Über ein Jahr lang hatte ich Schmerzen in der Leistengegend. Die Diagnosen der Ärzte reichten von Rückenbeschwerden, über Blinddarmreizung bis hin zum Leistenbruch. Dann wurde mir Herr Gatzka und die Biotonus-Therapie (RBT) empfohlen. Bereits nach einer Behandlung wurden die Beschwerden deutlich besser, nach vier Behandlungen habe ich so gut wie keine Schmerzen mehr. Ich bin sehr froh, dass durch die Behandlung von Herrn Gatzka eine Operation nicht mehr nötig ist.“ Frau Kerstin W. (Patientin): „Vor 13 Jahren hatte ich meinen ersten Bandscheibenvorfall. Inzwischen bekam ich drei weitere, natürlich verbunden mit erheblichen Schmerzen. Gleichgewichtsstörungen und Taubheit in den Extremitäten waren meine ständigen Begleiter. Mehrfach wurde ich in Spezialkliniken behandelt, konnte eine OP aber immer verhindern. Natürlich wurden die Medikamente immer mehr, eine Schmerzfreiheit und ein Nachlassen der Symptome konnte ich aber

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trotzdem nicht erreichen. Vor 4 Jahren wurde mir die Physiotherapie Gatzka und die Biotonus-Therapie (RBT) empfohlen. Ich dachte mir, es kann eigentlich nur besser werden und nahm das Angebot für die Biotonus-Therapie gerne an. Von Termin zu Termin merkte ich, dass es mir besser ging. Ich konnte nach einem Eingliederungsplan sogar wieder (fast) normal arbeiten.“ Frau Gaby F. (Angestellte): „Durch Empfehlung kam ich zur Biotonus-Therapie zu Herrn Gatzka mit von Ärzten diagnostizierten Ischias-Schmerzen. Das heißt, ich hatte Schmerzen vom Po bis in die Fußspitzen, wobei drei Zehen stellenweise taub waren. Ich war doch sehr überrascht, als Herr Gatzka mit seiner Behandlung an meinem Kopf begann und sehr lange an meinem Kiefer verweilte. Kannte ich doch bisherige physiotherapeutische Maßnahmen diesbezüglich nur an meinem Po/ Bein. Die erste Behandlung war sehr intensiv und hatte am darauffolgenden Tag starke Kopfschmerzen hervorgerufen. Diesbezüglich möchte ich noch mitteilen, dass ich seit Jahren an starker Migräne leide. Nach meiner zweiten Behandlung waren die Schmerzen am Po/Bein sehr viel geringer und nach der dritten Behandlung fast weg. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass mein Kiefer sehr viel entspannter ist und ich auch seither keinen Migräneanfall mehr hatte. Ich kann Herrn Gatzka und seine Biotonus-Therapie wärmstens empfehlen – mir hat sie sehr geholfen und ich habe seit meiner Behandlung wieder mehr Lebensqualität.“ Karin L. (Patientin): „Ich hatte seit ca. 4 Wochen starke Schmerzen im Rücken, sowie ausstrahlende Schmerzen im rechten Bein. Da die Schmerzen nach 5 Spritzen immer noch nicht besser wurden, hat mir mein Arzt ein Rezept für Krankengymnastik verschrieben. Als ich nach 2 Behandlungen mit der Krankengymnastik noch keine Verbesserung eintraf, entschied ich mich doch für die BiotonusTherapie (RBT). Schon nach der ersten Behandlung mit der Biotonus-Therapie habe ich mich besser gefühlt. Nach der zweiten Behandlung waren die ausstrahlenden Schmerzen im rechten Bein weg. Selbst meine sechstägige Busreise konnte ich wieder schmerzfrei genießen, obwohl wir täglich sechs bis sieben Stunden mit dem Bus unterwegs waren. Ich bin sehr zufrieden und kann die Biotonus-Therapie nur empfehlen!“ Marvin F. (Schüler): „Mir brachte die erste Biotonus-Behandlung mehr als meine vergangenen 20 normalen physiotherapeutischen Behandlungen!“ Oliver Dorn: „Meine jahrelangen Rückenschmerzen sind weg! Meine Frage: Warum wird diese Therapie nicht mehr beachtet und von den Kassen bezahlt?“ Daraufhin schrieb Oliver Dorn einen persönlichen Brief an seine KV:

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Debeka Krankenversicherungsverein a.G. Leistungsabteilung Ferd.-Sauerbruch-Str. 18 56058 Koblenz 14. März 2008 Gesundheitswesen und der Patient, mit der Bitte diesen Brief zu lesen!! Sehr geehrte Damen und Herren, es ist mir ein persönliches Anliegen Ihnen in ein paar kurzen Zeilen zu meinen „angeblichen Rückenbeschwerden“ und unserem absurdem Gesundheitswesen zu schreiben. Seit ca. 7 Jahren leide ich mal stärker mal schwächer an Rückenschmerzen. Durch meine schon immer ausgewogenen Sportarten wie z. B. Schwimmen, Kraftsport und Radfahren besitze ich mit Sicherheit ein sehr gutes Körperbewusstsein und Körpergefühl. Ich bin 176 cm groß und wiege 74 kg, und hatte 1999 eine Leisten-OP. Als meine Beschwerden begonnen haben, war ich zweimal zur Kernspintomographie mit dem Ergebnis, das meine Wirbelsäule überhaupt keine Schäden aufweist. Normale Abnutzung für meine damals 33 Jahre. Anschließend habe ich mehrere Ärzte konsultiert und immer darauf hingewiesen, dass es sich für mich um extreme Muskelverspannung handeln muss, und ob dies auf meine Leisten-OP zurück zu führen ist. Ich habe unzählige Massagen, Manuelle Therapien etc. verschrieben bekommen, mit nur sehr mäßigem Erfolg. Kein Arzt hatte sich die Mühe gemacht mich einmal ordentlich zu untersuchen. Als nun Anfang Dezember 2007 mein Hausarzt mir ein Rezept gab mit dem Befund chron. HWS-BWS Syndrom bin ich damit zu einem Physiotherapeut, der mir von einem Leistungssportler empfohlen wurde. Daniel Gatzka ist der erste Physiotherapeut den ich kennen gelernt habe, der sich richtig Zeit für mich genommen hat und mir zu 100 % bestätigt hat, dass meine Beschwerden nur veränderte Spannungsverhältnisse in meinem Körper sind und dies sehr wohl von meiner Leisten-OP kommen kann. Nach jetzt 10 Behandlungen und einigen Übungen und Dehnungsübungen, die ich in mein Hanteltraining eingebaut habe, bin ich auf einer Skala von 1-10, bei 10 ist der Schmerz am stärksten, bei ca. 1,5 angekommen. Ich bin mir absolut sicher noch ein paar Behandlungen durch Daniel Gatzka und ich bin komplett beschwerdefrei. Sehr geehrte Mitarbeiterin, sehr geehrter Mitarbeiter der Debeka Krankenversicherung, ich muss mit Entsetzten feststellen, dass unser heutiges Gesundheitssystem es leider nicht mehr zulässt, dass sich ein Arzt oder Physiotherapeut richtig um einen Patient kümmern kann. Denn er bekommt für seine Leistung von den gesetzlichen Kassen fast nichts mehr bezahlt. Und somit füllt er sein Einkommen durch Privatpatienten, die er genauso schnell behandeln muss um Geld zu verdienen, auf. Wenn Ärzte und Physiotherapeuten sich Zeit nehmen könnten, um die Ursache heraus zu finden und nicht nur oberflächlich die Symptome behandeln, würden wir mit Sicherheit Millionen sparen können. Ich kann Ihnen Daniel Gatzka als einen Ausnahmentherapeuten nur empfehlen und ans Herz legen, sollten Sie einen Patienten haben in der Nähe Heilbronn – Mosbach der Beschwerden hat, ist sicherlich ein Besuch bei Daniel Gatzka gut investiertes Geld. Sehr gerne würde ich mich über eine Stellungnahme von Ihrer Seite aus freuen und möchte sie dazu ermutigen, alles zu tun was in Ihrer Macht steht um unser marodes und krankes Gesundheitssystem zu ändern.

Mit freundlichen Grüßen Ihr Debeka Kunde Oliver Dorn

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Uli Beez (Patient & Ausdauersportler): „Hiermit möchte ich Dir von Herzen zu Deinem Buch gratulieren. Meine Familie und ich sind Dir sehr dankbar, denn durch Deine Biotonus-Therapie (RBT) hat sich der Gesundheitszustand von meiner Tochter und mir wesentlich verbessert. Meine Tochter hatte des Öfteren kräftige Kopfschmerzen. Nach nur wenigen Biotonusbehandlungen fühlte sich meine Tochter viel besser. Die Biotonus-Therapie konnte meinen Rückenbeschwerden und Verspannungen auch mit nur wenigen Behandlungen Abhilfe schaffen. Lieber Daniel, ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und verbleibe mit freundlichen Grüßen Uli Beez.“

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Abkürzungsverzeichnis BT:

Biotonus/Biotonus-Therapie

BWS:

Brustwirbelsäule

CMD:

Störung des Kiefergelenks (Cranio mandibuläre Dysfunktion)

CT:

Computer-Tomographie

HWS:

Halswirbelsäule

KG:

Krankengymnastik

KV:

Krankenversicherung

lateral: seitlich LWS:

Lendenwirbelsäule

MRT:

Magnet-Resonanz-Tomographie

MT:

Manuelle Therapie

PNF:

Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation

TEP:

Totalendoprothese

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Glossar/Wörterverzeichnis Agonist: Muskelspieler Analgetika: Schmerzmittel Antagonist: Muskelgegenspieler Biotonus: Natürliche Spannungszustände im Körper Bizeps: Zweiköpfiger Muskel am Oberarm (Beuger) Croupier: Mitarbeiter einer Spielbank Dysbalance: Ungleichgewicht Dysphonien: Stimmstörung Extensorisch: Streckend Fight & Flight: Kampf- und Fluchtverhalten (evolutionäre Sichtweise) Globusgefühl: Fremdkörpergefühl im Rachen Intraorale Destruktion: Schäden im Mundraum Kontraktion: Muskelanspannung Liquor: Flüssigkeit um das Gehirn und die Nerven Muskeltonus: Muskelspannung Neuroplastizität: Flexibilität und Lernfähigkeit des Gehirns Nozizeptoren: Schmerzmelder Okklusionsanalyse: Begutachtung des Zahnaufbisses (Verschiebungen) Osteophyten: Knöcherne Ablagerungen Plazebo: Scheinmedikament Rotation: Drehbewegung Sarkomer: Kleinste Muskeleinheit Sequester: Abtrennung eines Bandscheibenteils Trizeps: Dreiköpfiger Muskel am Oberarm (Strecker)

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