Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949-2002 9783110969054, 9783598237805

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Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949-2002
 9783110969054, 9783598237805

Table of contents :
Vorwort
Autorenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Die Wahlperioden des Deutschen Bundestages
Biographische Artikel A–M
Biographische Artikel N–Z
Anhang
Zeittafel
Präsidenten und Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages
Vorsitzende, stellvertretende Vorsitzende und Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktionen und Gruppen
Ehemalige Mitglieder des Reichstages und des Parlamentarischen Rates
Ehemalige Mitglieder der Volkskammer
Personenregister
Ortsregister
Vorwort
Abkürzungsverzeichnis
Die Wahlperioden des Deutschen Bundestages
Ergebnisse der Bundestagswahlen 1949–1998
Zeittafel nach Eintrittsdatum
Dauer der Mitgliedschaft
Verzeichnis der gewählten und nachgerückten Bewerber
Verzeichnis der in den Wahlkreisen gewählten Bewerber
Verzeichnis der über Landeslisten gewählten und nachgerückten Bewerber
Die Ausschüsse des Bundestages und ihre Mitglieder
Corrigenda und Ergänzungen
Personenregister
Literaturverzeichnis

Citation preview

Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1 9 4 9 - 2 0 0 2 Herausgegeben von Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst unter Mitarbeit von Bruno Jahn Band 1 A-M

Κ -G -Saur München 2002

Redaktionelle Leitung: Bruno Jahn Redaktion: Sigrid Detschey, Dr. Ulrike Ehmann, Friederike Hillebrand, Sven Koch, Mike W. Malm, Dr. Tanja Nause, Dr. Barbara Palmbach, Hinrich Schaer, Veronika Thalhammer, Helga Wenzl Redaktionsschluß: 30. April 2002

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages / hrsg. von Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst. Unter Mitarb. von Bruno Jahn. - Miinchcn : Saur ISBN 3-598-23780-4 1. A - M. - 2002 ISBN 3-598-23781-2

© Gedruckt auf säurefreiem und chlorarmem Papier Printed on acid-free and chlorine-free paper Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K.G. Saur Verlag GmbH, München 2002 Printed in the Federal Republic of Germany Satz: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck und Binden: Strauss Offsetdruck GmbH, Mörlenbach ISBN 3-598-23781-2 (Band 1) ISBN 3-598-23780-4 (Set)

Inhaltsverzeichnis

Band 1 Vorwort

VII

Autorenverzeichnis

IX

Abkürzungsverzeichnis

XI

Die Wahlperioden des Deutschen Bundestages

Biographische Artikel A - M

XIII

1

Band 2 Biographische Artikel Ν - Ζ

Anhang

593

Vorwort

Am 1. Juli 1948 waren die Ministerpräsidenten der deutschen Länder von den Militärgouverneuren der westdeutschen Besatzungszonen aufgefordert worden, eine verfassunggebende Versammlung cinzuberufen, die für die Westzonen eine demokratische und föderative Verfassung ausarbeiten und dabei auch die Abgrenzung der neugeschaffenen Länder überprüfen sollte. Um eine Festschreibung der, faktisch allerdings bereits vollzogenen, Teilung Deutschlands zu verhindern, erreichten die Ministerpräsidenten, daß statt einer vom Volk gewählten Nationalversammlung ein von den Landtagen der Länder entsandter „Parlamentarischer Rat" ein provisorisches „Grundgesetz" für den zu bildenden Weststaat entwerfen sollte, das von den Ländern angenommen werden sollte. Daß diese (vorläufige) Verfassung eine demokratische sein werde, war nicht nur Vorgabe durch die Besatzungsmacht, sondern nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur selbstverständlich; daß sie eine föderative Struktur aufweisen müsse, war eine Forderung der Alliierten wie der bereits bestehenden Länder, um die Macht einer zentralen Regierung zu begrenzen. Damit ist die bundesstaatliche Verfassung der Weimarer Republik wie auch des Kaiserreiches von 1871 beibehalten worden, die im „Deutschen Bund" von 1815 ihren Vorläufer hatte. Das „Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland" hat die Stellung und Zuständigkeiten der Länder erheblich verstärkt. Am 8. Mai 1949, vier Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation der dcutschcn Wehrmacht und der Übernahme der Regierungsgewall durch die Besatzungsmächte, wurde das „Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland" ohne allgemeine Wahl verabschiedet; am 24. Mai trat es in Kraft. Aufgrund der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 konstituierten sich am 7. September der Bundestag der BRD mit (damals) 402 Abgeordneten als Vertretung der Bundesrepublik und der Bundesrat als Vertretung der (damals) 11 Bundesländer. Am 12. September wurde Theodor Heuss (FDP) zum Bundespräsidenten, drei Tage später Konrad Adenauer (CDU) zum Bundeskanzler gewählt. Vorläufige Hauptstadt der Bundesrepublik wurde Bonn. - Mit taktischer Verspätung erfolgte am 9. Oktober 1949 die Proklamation der Gründung der „Deutschen Demokratischen Republik", des zweiten deutschen Staates, mit eigener Verfassung. Nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist diese ein „demokratischer und sozialer Bundesstaat", in dessen Mittelpunkt - entschiedener als der Reichstag in der Weimarer Verfassung - der Bundestag steht. Er ist Gesetzgeber, von dessen Mehrheitsvotum die Bun-

desregierung abhängt; ein Volksentscheid ist nur für den Fall einer Neugliederung des Bundesgebietes vorgesehen: eine Folgerung aus den Erfahrungen der Weimarer und der NS-Zeit mit ihren Plebisziten. Die Bundesrepublik ist eine repräsentative Demokratie, in der der Grundsatz der Volkssouveränität durch die Wahl der entscheidungsberechtigten Organe und das freie Mandat der Abgeordneten und deren Immunität garantiert ist. Das Wahlrecht ist allgemein, gleich, unmittelbar, geheim und frei. Das Wahl verfahren geht von der Konkurrenz der Parteien um die Macht aus, ist jedoch durch die Einführung eines personalisierten Verhältniswahlrechts und der Fünfprozentklausel modifiziert. Die freie Parteigründung und die Mitwirkung der Parteien bei der politischen Willensbildung ist mit dem Verbot nichtdemokratischer Parteien verbunden. Die ausdrücklichc Erwähnung der Parteien als Mitwirkende „bei der politischen Willensbildung des Volkes" (Grundgesetz Art. 21) unterstreicht die besondere Bedeutung, die ihnen im politischen System der Bundesrepublik zugesprochen ist und inzwischen ein Ausmaß crrcicht hat, das von den Verfassungsvätern gewiß nicht beabsichtigt war. In der politischen Praxis werden die Kandidaten für den Bundestag (wie auch für die Landtage der Länder) von den Parteien aufgestellt, bilden nach der Wahl Fraktionen, Mehrheiten und Koalitionen, bestimmen die Wahl des Bundeskanzlers bzw. der Ministerpräsidenten der Länder und die Zusammensetzung der Länderregierungen. Der Bundesrat besteht aus Mitgliedern der Regierungen der Länder, die sie bestellen oder abberufen. Praktisch - aber nicht notwendig - gehören die Mitglieder den regierenden Parteien an oder stehen ihnen nahe. Sie können ihre Stimme nur einheitlich abgeben. Diese Praxis hat sich zunehmend durchgesetzt und findet ihren Ausdruck in der personellen Besetzung von Ausschüssen, Kommissionen und Ämtern. Die Bundesrepublik Deutschland mit abweitendem Akzent einen Parteienstaat zu nennen, geht sicher zu weit, ist jedoch nicht unbegründet. Das vorliegende „Handbuch" verzeichnet alle Abgeordneten des Bundestages der Bundesrepublik Deutschland von ihrer Gründung 1949 bis 2002, von der ersten bis zur vierzehnten Wahlperiode. Die biographischen Angaben beschränken sich nicht auf die Zeit und die Tätigkeit der Genannten als Mitglieder des Bundestages; sie informieren auch über Herkunft, Lebens- und Bildungsweg, berufliche und politische Tätigkeit in Industrie und Wirtschaft, in Schul- und kirchlichem Dienst, in Vereinen, Verbänden und Parteien. Bei den Berufsbczeichnungen

vii

Vorwort wurden erlernte und ausgeübte Berufe aufgeführt, wobei eine enge Anlehnung an gängige Berufsbezeichnungcn erfolgte und Systcmatisicrungcn auf ein Mindestmaß beschränkt wurden. Auf Rangbezeichnungen wurde verzichtet. Nicht nur die Mitgliedschaft im Bundestag, auch die in den Landtagen der Bundesländer ist dokumentiert. Besondere Aufmerksamkeit ist der öffentlich oft wenig wahrgenommenen Arbeit der Abgeordneten in den Ausschüssen des Bundestages gewidmet. Die Ausschüsse werden zur Vorbereitung der Verhandlungen eingesetzt. Ihr Zuständigkeitsbereich entspricht in der Regel dem der Fachministerien. Auch Mitgliedschaften in Sonderausschüssen, Enquete-Kommissionen und Untersuchungsausschüssen werden genannt. Die Zusammensetzung der Ausschüsse sowie die Regelung des Vorsitzes erfolgt im Verhältnis der Stärke der einzelnen Fraktionen. Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts haben die Ausschüsse „ein verkleinertes Abbild des Plenums" zu sein. Die Benennung der Ausschußmitglieder ist Sache der Fraktionen. Bei direkt gewählten Mitgliedern des Bundestages wird der Wahlkreis, den sie vertreten, bei Landeslistenbewerbern die jeweilige Landesliste angegeben. Änderungen der Wahlkreisnumerierung bzw. des jeweiligen Gebietsstandes wurden berücksichtigt. Das Datum des Einzugs in den Bundestag nach einer Neuwahl (in der ersten Wahlperiode) bzw. des Nachrückens auf der Liste im Laufe der Wahlperiode nach Ausscheiden eines Abgeordneten wird vermerkt. Fraktions- oder Parteiwechsel werden nachgewiesen, das vorzeitige Ausscheiden aus dem Bundestag durch Niederlegung oder Entzug des Mandats durch Nennung des Datums festgehalten. Ein Verzeichnis der eigenen Veröffentlichungen einzelner Parlamentarier wie auch einschlägige Veröffentlichun-

viii

gen anderer über sie vervollständigen die Artikel. Bei der Vielfalt der Lebenswege und Tätigkeiten der Abgeordneten, der Unterschiedlichkeit, Dauer und Wichtigkeit ihres Wirkens und des parlamentarischen Engagements einzelner mußten die jeweiligen Artikel unterschiedlich ausfallen. Nicht biographische Vollständigkeit wurde angestrebt, vielmehr ein vollständiges Verzeichnis der Männer und Frauen, die als Abgeordnete des Bundestages zu ihrer Zeit und zu ihrem Teil zur Geschichte der Bundesrepublik beigetragen haben und gegenwärtig beitragen. Eine Übersicht über die Wahlperioden des Deutschen Bundestages ist den biographischen Teilen der beiden Bände vorangestellt. Die Wahlperiode beginnt jeweils mit dem Zusammentritt des neuen Bundestages. Der Anhang in Band 2 gliedert sich in mehrere Teile. Eine Zeittafel ermöglicht das vergleichende Lesen zeitgleicher Biographien. Einer Liste der Präsidenten und stellvertretenden Präsidenten des Bundestages folgen Verzeichnisse der Vorsitzenden, stellvertretenden Vorsitzenden und Parlamentarischen Geschäftsführer der einzelnen Fraktionen und Gruppen sowie Listen von Abgeordneten, die vor ihrer Mitgliedschaft im Bundestag dem Reichstag, dem Parlamentarischen Rat oder der Volkskammer der DDR angehört hatten. Ein Personenregister und ein Ortsregister, das neben den Geburts- und Sterbcorten (mit * bzw. mit t gckcnnzcichnct) die in den Artikeln erwähnten Orte (~) auflistet, beschließen den Band.

Die Herausgeber Berlin, Göttingen, April 2002

Autorenverzeichnis

Professor Dr. Werner Abelshauser Hans Matthöfer Karl Schiller Dr. Josef Ackermann Heinrich Lübke Walter Scheel Dr. Willy Albrecht Hermann Schmitt-Vockenhausen Karl Wienand Alexandra Albrecht-Baba Erhard Eppler Professor Dr. Hartmut Berghoff Kurt Birrenbach Professor Dr. Peter Brandt Oskar Lafontaine Gerhard Schröder Klaus Schütz Professor Dr. Christoph Buchheim Franz Böhm Alex Möller Fritz Schäffer Privatdozent Dr. Gerd Dietrich Ferdinand Friedensburg Lothar de Maizière Professor Dr. Bernd Faulenbach Björn Engholm Fritz Erler Erich Ollenhauer Rudolf Scharping Dr. Michael F. Feldkamp Walter Menzel Hermann Schäfer Hans-Christoph Seebohm Dr. Jürgen Frölich Ralf Dahrendorf Wolfgang Gerhardt Hildegard Hamm-Brücher Klaus Kinkel Wolfgang Mischnick Hermann Otto Solms Dr. Hans-Jürgen Gerhard Kurt Birrenbach Professor Dr. Gert-Joachim Glaeßner Gustav Heinemann Helene Wessel Rüdiger Graf Alfred Drcggcr Knut von Kühlmann-Stumm Friedrich Schäfer Professor Dr. Helga Grebing Willy Brandt Kurt Schumacher Hans-Jochcn Vogel Professor Dr. Christian Hacke Jakob Kaiser

Christian Handschell Erich Köhler Professor Dr. Ludolf Herbst Ludwig Erhard Gerd Herzog Philipp Jenninger Kerstin Müller Dr. Renate Höpfinger Theodor Waigel Dr. Detlev Hüwel Karl Arnold Professor Dr. Dr. h. c. Wolfgang Jäger Gerhard Schröder Bruno Jahn Wilhelm Hoegner Petra Kelly Paul Löhe Erich Mende Hans-Joachim von Merkatz Gebhard Müller Bernhard Vogel Georg August Zinn Dr. Kai von Jena Karl Carstens Professor Dr. Karl Kaiser Hans-Dietrich Genscher Dr. Monika Kaiser Hans Modrow Dr. Steffen Kaudelka Heiner Geißler Rita Süssmulh Professor Dr. Hans-Otto Kleinmann Kurt Biedenkopf Professor Dr. Henning Köhler Konrad Adenauer Dr. Daniel Kosthorst Heinrich von Brentano Dr. Wolfgang Kraushaar Joseph Fischer Professor Dr. Wolfgang Krieger Franz Josef Strauß Friedrich Zimmermann Dr. Dirk van Laak Franz Blücher Professor Dr. Ulrich Lange Gerhard Stoltenberg Jana Leichsenring Helene Weber Heinz Westphal Hans-Jürgen Wischnewski Dr. Michael Lemke Rainer Barzel Egon Franke Waldemar Kraft Hermann Pünder Richard Stücklen

Autorenverzeichnis Privatdozent Dr. August Hermann LeugersScherzberg Herbert Wehner

Karl Mommer Ernst Müller-Hermann Theodor Oberländer

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Burkhard Hirsch

Dr. Karsten Rudolph Horst Ehmke Erhard Eppler

Professor Dr. Jutta Limbach Ernst Benda Dr. Bernhard Lorentz Gerd Bucerius Professor Dr. Wilfried Loth Walter Hallstein Dr. Michael Matthiesen Theodor Heuss Professor Dr. Klaus-Jürgen Matz Reinhold Maier Dr. Andreas Meier Hermann Ehlers Eugen Gerstenmaier Bettina Michalski Louise Schroeder

Dr. Jonas Scherner Otto Graf Lambsdorff Professor Dr. Ernst Schubert Heinrich Hellwege Dr. Peter Schumann Klaus von Dohnanyi Dr. Theo Schwarzmüller Helmut Kohl Wolfgang Schäuble Professor Dr. Dietrich Staritz Max Reimann Dr. Irene Stoehr Marie-Elisabeth Lüders

Dr. Patrick Moreau Gregor Gysi

Dr. Bernd Stöver Herbert Czaja Georg Leber

Dr. Walter Mühlhausen Holger Börner

Dr. Gerhard Stoltenberg f Kai-Uwe von Hassel

Privatdozent Dr. Guido Müller Helmut Haussmann Kurt Georg Kiesinger

Professor Dr. Rita Süssmuth Waltraud Schoppe Antje Vollmer

Dr. Daniela Münkel Annemarie Rcngcr

Dr. Bruno Thoß Theodor Blank Manfred Wörner

Professor Dr. Herfried Münkler Otto Schily Dr. Detlef Nakath Egon Bahr Dr. Ingo Nathusius Hans Mühlenfeld

Dr. Karsten Timmer Markus Meckel Professor Dr. Dr. h. c. Rudolf Vierhaus Richard Freiherr von Weizsäcker

Professor Dr. Jan Peters Wolfgang Thierse

Dr. Hans-Jochen Vogel Hans-Ulrich Klose Helmut Schmidt

Professor Dr. Hans Pohl Robert Pferdmenges

Dr. Petra Weber Carlo Schmid

Christiane Reinecke Martin Bangemann Karl-Hermann Flach Richard Jaeger Heinrich Krone

Professor Dr. Udo Wengst Thomas Dehler Friedrich Middelhauve

χ

Dr. Hans Woller Alfred Loritz

Abkürzungsverzeichnis

Abs. AG Art. AUD Aufl. Bd., Bde. Bearb., bearb. betr. Bez. BFD Β HE BP BRD BUND BVP bzw. CDA CDP CDU CSU CVP DA DA DAG DB DBD DDP DDR ders. DFU DG DGB dies. Diss. DJ DKP DNVP DP DP DPB DPS d. R. DRK DRP DSU DU DVP DVP DVU DZP

Absatz Aktiengesellschaft Artikel Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher Aullage Band. Bände Bearbeiter(in), bearbeitet betreffend Bezirk Bund Freier Demokraten Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten Bayernpartei Bundesrepublik Deutschland Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Bayerische Volkspartei beziehungsweise Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft Christlich-Dcmokratische Partei Christlich Demokratische Union Deutschlands Christlich-Soziale Union in Bayern Christliche Volkspartci Demokratische Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Aufbruch Deutsche Angestellten-Gewerkschaft Deutscher Block Demokratische Bauernpartei Deutschlands Deutsche Demokratische Partei Deutsche Demokratische Republik derselbe Deutsche Friedens-Union Deutsche Gemeinschaft Deutscher Gewerkschaftsbund dieselbe(n) Dissertation Demokratie Jetzt Deutsche Kommunistische Partei Deutschnationale Volkspartei Demokratische Partei Dcutschc Partei Demokratische Partei Bayern Deutsche Partei Saar der Reserve Deutsches Rotes Kreuz Dcutschc Rcichspartei Deutsche Soziale Union Deutsche Union Demokratische Volksparlei Deutsche Volkspartei Deutsche Volksunion Deutsche Zentrums-Partei

ebd. eG EG EGKS eGmbH EKD erg. ERP erw. EU e. V. ev. EVG EVP-CD EWG f., ff. FDGB FDJ FDP FDP/DPS FDP/DVP FU FVP GAL GB/BHE GDP geb. gem. Gestapo GG gGmbH GmbH GVP Hrsg., hrsg. IFM IG 1MB

Jg· kath. KB KPD Kr.

ebenda eingetragene Genossenschaft Europäische Gemeinschaft Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montan-Union) eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht Evangelische Kirche in Deutschland ergänzt European Recovery Program erweitert Europäische Union eingetragener Verein evangelisch Europäische Verteidigungsgemeinschaft Europäische Volkspartei - Christliche Demokraten Europäische Wirtschaftsgemeinschaft folgende Seite(n) Freier Deutscher Gewerkschaftsbund Freie Deutsche Jugend Freie Demokratische Partei Freie Demokratische Partei/Demokratische Partei Saar Freie Demokratische Partei/Demokratische Volkspartei Föderalistische Union Freie Volkspartci Grün-Alternative Liste Gesamtdeutscher Block/Block der Heimatvcrtricbcncn und Entrechteten Gesamtdeutsche Partei geboren(e) gemäß Geheime Staatspolizei Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gesamtdeutsche Volkspartei Herausgeber(in), herausgegeben Initiative Frieden und Menschenrechte Industriegewerkschaft Inoffizieller Mitarbeiter mit vertraulichen Beziehungen zu vom MfS verfolgten Personen (bis 1979 als IMV bezeichnet) Jahrgang katholisch Kommunistischer Bund Kommunistische Partei Deutschlands Kreis

xi

Abkürzungsverzeichnis LDP LDPD LL MfS NATO NDP NLP NPD NDPD NR NS NSDAP

Ministerium für Staatssicherheit North Atlantic Treaty Organization Nationaldemokratische Partei Niedersächsische Landespartei Nationaldemokratische Partei Deutschlands Nationaldemokratische Partei Deutschlands Nationale Rechte Nationalsozialismus, nationalsozialistisch Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

S. SA SBZ SDP SDS SED SMAD sog. Sp. SPD SPE SRP SS u. a. UdSSR

Seite Sturmabteilung (der NSDAP) Sowjetische Besatzungszone Sozialdemokratische Partei in der DDR Sozialistischer Deutscher Studentenbund Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Sowjetische Militäradministration in Deutschland sogenannt Spalte Sozialdemokratische Partei Deutschlands Sozialistische Partei Europas Sozialistische Reichspartei Schutzstaffel (der NSDAP) unter anderem, und andere Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken United Nations Organization United States of America Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands

o. J. o. O. OSZE

ohne Jahr ohne Ort Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa

UNO USA USPD

PDS Prov. Pseud.

Partei des Demokratischen Sozialismus Provinz Pseudonym

VEB VEG verh.

Volkseigener Betrieb Volkseigenes Gut verheiratete

reformiert Die Republikaner

WAV WEU

Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung Westeuropäische Union

ref. REP

xii

Liberaldemokratische Partei Deutschlands Liberaldemokratische Partei Deutschlands Linke Liste

Die Wahlperioden des Deutschen Bundestages

Wahlperiode

Wahltag

Konstituierung

Ende der Wahlperiode

„parlamentslose Zeit"

1.

14.8.1949

7.9.1949

7.9.1953

28 Tage

2.

6.9.1953

6.10.1953

6.10.1957

8 Tage

3.

15.9.1957

15.10.1957

15.10.1961

1 Tag

4.

17.9.1961

17.10.1961

17.10.1965

1 Tag

5.

19.9.1965

19.10.1965

19.10.1969

keine

1

6.

28.9.1969

20.10.1969

22.9.1972

82 Tage

7.

19.11.1972

13.12.1972

13.12.1976

keine

8.

3.10.1976

14.12.1976

4.11.1980 2

keine

3

keine

9.

5.10.1980

4.11.1980

29.3.1983

10.

6.3.1983

29.3.1983

18.2.1987

keine

11.

25.1.1987

18.2.1987

20.12.1990

keine

12.

2.12.1990

20.12.1990

10.11.1994

keine

13.

16.10.1994

10.11.1994

26.10.1998

keine

14.

27.9.1998

26.10.1998

1) Anordnung über die Auflösung des 6. Deutschen Bundestages vom 22.9.1972 (BGBl. I S. 1833). 2) Nach Art. 39 Abs. 1 GG, neugefaßt durch Gesetz zur Änderung des GG vom 23.8.1976 (BGBl I S. 2381) endet die Wahlperiode mit dem Zusammentritt eines neuen Bundestages. 3) Anordnung über die Auflösung des 9. Deutschen Bundestages vom 6.1.1983 (BGBl. I S. 1).

A Abelein, Manfred, * 20.10.1930 Stuttgart. Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. Α., Sohn eines kaufmännischen Angestellten, studierte nach dem Besuch des Gymnasiums Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Politikwissenschaft, legte die Große Juristische Staatsprüfung ab und wurde 1954 an der Universität Basel mit der Dissertation Die Charta der Vereinigten Nationen in der Rechtssprechung des Internationalen Gerichtshofes 7,um Dr. jur. promoviert. A. arbeitete beim Landratsamt Aalen, dann beim Regierungspräsidium Nordwürttemberg in Stuttgart. 1961-65 war er persönlicher Referent des Bundesministers Heinrich Krone im Bundesministerium für besondere Aufgaben. 1966/67 Privatdozent für Öffentliches Recht und Politische Wissenschaft an der Universität Würzburg, wurde er 1968 Ordinarius für Politische Wissenschaft und Öffentliches Recht an der Universität Regensburg. Er wurde als Rechtsanwalt beim Amtsgericht und Landgericht Bonn zugelassen. A. gehörte 1965-90 als CDU-Abgeordneter des Wahlkreises 174 (Aalen-Heidenheim) dem Bundestag der 5.-11. Wahlperiode an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik, außerdem Ordentliches und in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusscs. Jn der 6. Wahlperiode war er Vorsitzender der Kommission „Wehrdisziplinarrecht" und Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses, dem er in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 7. und 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, in der 8. Wahlperiode außerdem Stellvertretendes Mitglied des Rcchtsausschusscs und von der 9. bis zur 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Im Juni 1983 wurde er für die Dauer der 10. Wahlperiode zum Leiter der Delegation des Bonner Parlaments bei der Nordatlantischen Versammlung gewählt. 1991-96 war A. Vizepräsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und für die Abteilung „External Relations" zuständig. A. war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Zwickauer Sachsenring Automobilwerke GmbH und Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Planungsgenossenschaft, Bonn. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Kulturpolitik des Deutschen Reiches und der Bundesrepublik Deutschland. Ihre verfassungsgeschichtliche Entwicklung und ihre verfassungsrechtlichen Probleme. Köln/Opladen 1968. - Kontrolle ohne Kontrolleure? Zur Bedeutung des Bundestages als Kontrollorgan. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 150-159. - Die Stellung des Abgeordneten im parlamentarisch-repräsentativen System. In: Sonde 2 (1969) Heft 2, S. 27-36. - 20 Jahre Deutscher Bundestag. Die politische Bilanz von fünf Legislaturperioden. In: Der Deutsche Bundestag 1949-1969. Hrsg. von Walther Keim. Frankfurt am Main/Bonn 1969, S. 19-31. - Plebiszitäre Elemente im deutschen Parlamentarismus. In: Reale Utopien. Mainz 1970, S. 23-41. - Hrsg.: Deutsche Kulturpolitik. Dokumente. Düsseldorf 1970. - Mit François Bondy: Deutschland und Frankreich. Geschichte einer wechselvollen Beziehung. Düsseldorf/Wien 1973. - Die Rechtsstellung des Abgeordneten in der Rechtsprechung des Bundesverfassungs-

gerichtes. In: Um Recht und Freiheit. Festschrift für Friedrich August Frhr. von der Heydte. Halbband 2. Berlin 1977, S. 777-792. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. A c h e n b a c h , Ernst, * 9.4.1909 Siegen, f 2.12.1991 Essen. Jurist (Rechtsanwalt), Diplomat, ev. Nach der Reifeprüfung 1927 an der Oberrealschule in Gelsenkirchen studierte A. Rechtswissenschaft in Paris, Berlin, Hamburg und Bonn, legte 1931 bzw. 1936 die beiden Juristischen Staatsprüfungen ab und wurde 1933 mit der Arbeit Der briefliche und telegraphische Vertrag im vergleichenden und internationalen Privatrecht (veröffentlicht 1934) zum Dr. jur. promoviert. 1936-44 war er Beamter im Auswärtigen Dienst in der Berliner Zentrale und 1940-43 Leiter der Politischen Abteilung der deutschen Botschaft im besetzten Paris. 1944 als Gcsandtschaftsrat in den Ruhestand versetzt, war er bis zum Kriegsende Soldat und floh Ende 1945 aus der Gefangenschaft im Osten. 1946 ließ sich A. als Rechtsanwalt in Essen nieder. 1947/48 verteidigte er bei den Nürnberger Kriegs vcrbrcchcrprozcssen Angeklagte der IG Farben und des Auswärtigen Amtes und war Anwalt des ehemaligen Staatssekretärs im Reichspropagandaministerium, Werner Naumann. In der 2. und 3. Wahlperiode über die Landesliste gewählt, war Α., Verbindungsmann der FDP zur Schwerindustrie des Ruhrgebietes, 1950-58 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen und von April 1955 bis Januar 1958 Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion. 1960-64 gehörte er der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union, 1964-77 dem Europäischen Parlament an und war dort stellvertretender Fraktionsvorsitzender, 1969-74 Vorsitzender des Ausschusses für die Beziehungen zu den afrikanischen Ländern und Madagaskar sowie 1974-76 Vorsitzender des Ausschusses für Entwicklung und Zusammenarbeit. 1957-76 gehörte A. mit einem Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag in der 3.-7. Wahlperiode an. Von Dezember 1971 bis 1972 war er dort stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP. Er war in allen Wahlperioden Ordentliches Mitglied (in der 3. Wahlperiode seit Oktober 1960, davor Stellvertretendes Mitglied, in der 5. Wahlperiode von Januar bis November 1967 Stellvertretendes Mitglied) des Auswärtigen Ausschusses. Dem Rechtsausschuß gehörte er in der 3. Wahlperiode bis Oktober 1959, in der 4. Wahlperiode bis Februar 1963 als Stellvertretendes, dem Finanzausschuß in der 3. Wahlperiode bis November 1959, in der 4. Wahlperiode von November 1963 bis April 1964 als Ordentliches Mitglied an. In der 3. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung (seit Oktober 1959), in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung (seit Februar 1963). Von Dezember 1970 bis November 1971 und seit März 1972 war er in der 6. und bis März 1973 und seit Mai 1973 in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In der 6. Wahlperiode gehörte er außerdem bis März 1970 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an.

1

Ackermann Wegen seiner Tätigkeit vor 1945 mußte A. 1974 unter dem Druck der öffentlichen Meinung auf die Stellung als Berichterstatter für den deutsch-französischen Uberleitungsvertrag in der Frage bereits verurteilter NS-Kriegsverbrecher verzichten. Als Vorsitzender des FDP-Arbeitskreises für Außen-, Deutschland- und Sicherheitspolitik begleitete er Außenminister —» Scheel im Juli 1970 als Vertreter der Bundestagsfraktion zu den Verhandlungen mit der Sowjetunion nach Moskau. Bei der Bundestagswahl 1976 verzichtete A. auf eine erneute Kandidatur, schied mit Ablauf der Legislaturperiode aus dem Bundestag aus und war danach als Anwalt und Notar tätig. A. wurde 1971 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Redliche Bemühungen um Frieden und Wiedervereinigung. Außenpolitische Reden und Aufsätze. Hrsg. von Georg Tolges. Opladen 1961. A c k e r m a n n , Annemarie, geb. Eisemann, * 26.5. 1913 Parabutsch (Batschka, Jugoslawien), t 18.2.1994 Königswinter. Zahnärztliche Assistentin, kath. A. besuchte die Mittelschule in Batsch (Jugoslawien) und die Höhere-Töchter-Schule in Graz (Österreich) und wurde zur zahnärztlichen Assistentin ausgebildet. Sie arbeitete im schwäbisch-deutschen Kulturbund mit. Nach ihrer Flucht 1944 über Ungarn wurde sie 1946-49 in einem Massenlager in Österreich interniert. 1950 übersiedelte sie nach Bayern, 1951 in die Pfalz. Seit 1951 beschäftigte sie sich in der CDU mit Flüchtlingsfragen, Frauen- und Jugendfragen und war im Katholischen Frauenbund aktiv. A. war 1953-61 Mitglied des Bundestages der 2. und 3. Wahlperiode mit einem Mandat der CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz. Tn beiden Wahlperioden gehörte sie dem Ausschuß für Lastenausgleich (in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied), dem Ausschuß lur Kriegsopfer und Heimkehrerfragen (in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode bis November 1958 als Ordentliches Mitglied) und dem Ausschuß für Heimatvertriebene (in der 3. Wahlperiode seit November 1958 als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 2. Wahlperiode war sie außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für öffentliche Fürsorge und des Ausschusses für Gesundheitswesen (seit Dezember 1953), in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Verteidigung (bis November 1958, dann Ordentliches Mitglied). Von Januar bis Oktober 1965 gehörte A. als Nachrückerin für Gerhard —» Fritz auch dem Bundestag der 4. Wahlperiode an und war seit Januar 1965 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung und des Ausschusses für Heimatvertriebene.

Ackermann, Else, * 6.11.1933 Berlin. Ärztin, Hochschullehrerin, ev. Α., Tochter eines Reichsbahnbeamten und einer Krankenschwester, besuchte nach der Grundschule in Berlin seit 1944 die Oberschule und bestand 1952 das Abitur. Sie studierte Medizin an der Humboldt-Universität Berlin, legte 1957 das Staatsexamen als Fachärztin für Klinische Pharmakologie ab und wurde 1959 mit einer Arbeit über die Entwicklung weiblicher Lehrlinge zum Dr. med. promoviert. 1960-65 war sie wissenschaftliche Assistentin, 1965-75 wissenschaftliche Oberassistentin am Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie an der Charité. 1969 habilitierte sie sich, wurde 1971 ordentliche Dozentin für Klinische Pharmakologie an der Medizinischen Akademie „Carl-Gustav Caras" in Dresden und war 1975-89 wissenschaftliche Oberassistentin und stellvertretende Bereichsleiterin am Zentralinstitut für Krebsforschung (ZIK) der Akademie der Wissenschaften in Berlin-Buch sowie Honorardozentin an der Humboldt-

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Universität bis Dezember 1989. Im März 1989 aus politischen Gründen als stellvertretende Bereichsleiterin am ZIK entlassen, wurde sie im Januar 1990 außerordentliche Dozentin an der Humboldt-Universität und Oberärztin am Institut für Klinische Pharmakologie der Charité. 1995 wurde sie Direktorin des Instituts und Lehrstuhlinhaberin für Klinische Pharmakologie an der Charité. A. war 1964-89 Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), 1984-88 der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft und seit 1984 der GoetheGesellschaft. Seit 1985 Mitglied der CDU, wurde A. 1986 Vorsitzende der CDU-Ortsgruppe Ncuenhagcn bei Berlin. Mit einem systcmkritischcn Brief an den CDU-Hauptvorstand im Juni 1988 markierte sie den Beginn des Reformprozesses innerhalb der Partei. Das Ministerium für Staatssicherheit eröffnete ein Ordnungsverfahren gegen sie und leitete ein Ermittlungsverfahren ein. 1989/90 vertrat A. die CDU im Gemeinderat Neuenhagen; später nahm sie am dortigen Runden Tisch teil. 1993 nahm A. ihre Tätigkeit in der Gemeindevertretung Neuenhagen wieder auf. Vom 18.3. 1990 bis zum 2.10.1990 war A. für den Wahlkreis 5 (Bezirk Frankfurt/ Oder) Mitglied der Volkskammer und gehörte dort dem Rechtsausschuß an. Am 3.10.1990 wurde sie als von der Volkskammer gewählte Abgeordnete Mitglied des Bundestages der 11. Wahlperiode, schied jedoch mit Ende der Legislaturperiode im Dezember 1990 wieder aus. Vom 22.10. 1991 bis Oktober 1994 war A. als Nachrückerin für den ausgeschiedenen Lothar de —>Maizière über die Landesliste Brandenburg erneut im Bundestag vertreten. Sie gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Gesundheit (seit November 1991), dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (seit Januar 1992) und dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit Februar 1993), als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß (seit März 1992) an. LITERATUR: M. Agethen: Unruhepotentiale und Reformbestrebungen an der Basis der Ost-CDU im Vorfeld der Wende. In: Historisch-politische Mitteilungen 1 (1994). A d a m , Ulrich, * 9.6.1950 Teterow. Mathematiker, Ökonom, leitender Angestellter, ev. A. besuchte eine Erweiterte Oberschule, bestand das Abitur und studierte Mathematik an der Universität Rostock. Anschließend arbeitete er als Hochschulmathcmatikcr, absolvierte ein ergänzendes Studium als Ökonom an der Bergakademie Freiberg und war dann als Facharbeiter für Landtechnik tätig. Im Rahmen der Hochschulausbildung erfolgte auch eine Ausbildung als Reserveoffizier. Er ist 2. Geschäftsführer im kaufmännischen Bereich der Greifswalder Möbel GmbH. 1973-89 war A. Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundcs (FDGB) und 1980-95 des Klcingartcnvcrbandes. Er ist Mitglied des Vorstandes der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung in der Bundesrepublik Deutschland e. V. (EAS), des Verwaltungsrates der Sparkasse Vorpommern, Greifswald, sowie stellvertretender Vorsitzender des Beirates für Kernenergiefragen des Landes Mecklenburg-Vorpommern. A. ist seit März 1990 Mitglied der CDU. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Bundesfachausschusses für Außenund Sicherheitspolitik und von Mai bis Dezember 1990 war er Mitglied der Bürgerschaft der Hansestadt Greifswald. Seit 1990 gehört A. als CDU-Abgeordneter des Wahlkreises 268 (Greifswald - Wolgast - Demmin) dem Bundestag an. Tm Juni 1993 wurde er Vorsitzender der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern der CDU/CSU-Fraktion und Mitglied des FraktionsVorstandes. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Vcrteidigungsausschuß mit. In beiden Wahlperioden war er

Adenauer Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation, in der 12. Wahlperiode auch des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 14. Wahlperiode gehört er erneut als Ordentliches Mitglied dem Verteidigungsausschuß an. Er ist Ordentliches Mitglied der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und in der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union/Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung. Er gehört dem Beirat der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn, dem Verwaltungsrat der Sparkasse Vorpommern, Grcifswald, und dem Vorstand der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatcnbetrcuung der Bundesrepublik Deutschland e.V. an. A. wurde 1998 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. A d a m - S c h w a e t z e r , Irmgard

Schwaetzer, Irmgard.

A d a m s , Rudi, * 10.11. 1919 Marsburg (Kr. Cochem). Kaufmännischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär, ev. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Aufbauschule wurde A. kaufmännischer Angestellter. Seit 1940 war er Soldat im Zweiten Weltkrieg und bis 1947 in England in Kriegsgefangenschaft. 1947/48 in einem Unternehmen der Rheinischen Braunkohle beschäftigt, wurde er 1948 Angestclltensckretär bei der IG Bergbau und Energie, stellvertretender Bezirksleiter und Mitglied des Aufsichtsrates der Rheinischen Braunkohlenwerke A. G., Köln. 1957-72 war er Bundesarbeitsrichter. Seit 1948 Mitglied der SPD, wurde A. 1960 Kreisvorsitzender im Landkreis Köln, 1966 stellvertretender Vorsitzender des Unterbezirks Köln-Land, Bergheim, Euskirchen. 1952-75 war er Stadtverordneter in Frechen, davon 9 lahre als FraktionsVorsitzender, und 1952-69 Kreistagsabgeordneter des Kreises Köln und 1964-69 stellvertretender Landrat. Am 8.12.1966 rückte A. über die Landesliste NordrheinWestfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Werner —>Figgen in den Bundestag nach. Für die 5.-8. Wahlperiode wurde er über den Wahlkreis 58 (Köln-Land bzw. Erftkreis II) in den Bundestag gewählt. In der 5. Wahlperiode gehörte A. als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß (seit Januar 1967) und dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (seit Juni 1968, davor seit Januar 1967 als Stellvertretendes Mitglied), als Stellvertretendes Mitglied in der 6. und 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft (bis Juni 1974) an, in der 7. Wahlperiode außerdem von Juni 1974 bis Januar 1975 dem Ausschuß für Verkehr und anschließend dem Verteidigungsausschuß. In der 8. Wahlperiode war er zunächst Stellvertretendes, seit September 1979 Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses. Im Januar 1970 wurde A. Mitglied des Europäischen Parlaments.

Adelmann von Adelmannsfelden, Raban Graf, * 28.9.1912 Düsseldorf, t 25. 1.1992 Kleinbottwar. Jurist, Diplomat, Landwirt, Weinbauer, kath. A. besuchte das Realgymnasium Kreuzgasse in Köln, bestand 1930 das Abitur und studierte bis 1934 Rechtswissenschaften in Bonn und Köln sowie 1931/32 Geschichte am Williams-College in Williamstown, Massachusetts (USA). Nach der Ersten Juristischen Staatsprüfung seit 1935 Referendar, trat er 1937 in den Auswärtigen Dienst ein, wurde 1938 Attaché bei der Deutschen Gesandtschaft in Prag und war 1939-42 Legationssekretär bei der Deutschen Gesandtschaft in Rio de Janeiro. 1942-45 nahm A. am Zweiten Weltkrieg teil, war anschließend Landwirt, Weinbauer und bewirtschaftete das Gut Schaubeck. Er war als Gemeinderat in Kleinbottwar und als Kreisverordneter tätig. 1962 wurde A.

Direktor der Informationsstelle der NATO. Er war Mitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung. Α., Mitglied der CDU, wurde über den Wahlkreis 165 (Ludwigsburg) in den 3. Bundestag (1957-61) gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verteidigung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und des Rechtsausschusses. A d e n a u e r , Konrad, * 5.1.1876 Köln, f 19.4.1967 Bad Honnef-Rhöndorf. Jurist (Rcchtsanwalt, Richter), kath. A. hat die parlamentarische Demokratie in der modifizierten Form der Kanzlerdemokratie in Deutschland heimisch gemacht, so daß sie von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung als Regierungsform akzeptiert wurde, verband sie doch starke Führung mit sicheren Mehrheiten und schuf damit eine politische Stabilität, die der Weimarer Republik gefehlt hatte. 1948/49 war er Präsident des Parlamentarischen Rates und von 1949 bis zu seinem Tod Mitglied des Bundestages, in der 1. bis 4. Wahlperiode mit einem Mandat des Wahlkreises 10 bzw. 69 (Bonn-Stadt und -Land), in der 5. des Wahlkreises 63 (Bonn). Es heißt seine politische Leistung keineswegs zu schmälern, wenn man feststellt, daß A.s Aufstieg und jahrzehntelange Entwicklung nicht auf einer parteipolitisch-parlamentarisch geprägten Karriere beruhte, denn er war kein Parlamentarier, der sich als solcher bewährte, bis er das Amt des Bundeskanzlers übernahm. Ganz im Gegenteil hatte er zwar über Jahrzehnte mit parlamentarischen Institutionen und Gremien zu tun, aber dies in der Regel mehr aus der Sicht der Exekutive. Α., dessen Vater nach der Entlassung aus dem Militär in die mittlere Beamtenlaufbahn übernommen worden war, wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Nach dreijährigem Besuch der Elementarschule kam er Ostern 1885 in das Königliche Katholische Gymnasium an der Apostclkirche in Köln, wo er 1894 das Abitur bestand. Mit Hilfe eines Bürgcrstipendiums studierte er Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau, München und Bonn. Nach dem Zweiten Staatsexamen (1901) war A. Gerichtsassessor bei der Kölner Staatsanwaltschaft, wechselte 1903 in das Büro eines Rechtsanwalts und übernahm 1905 die Vertretung eines Richters am Landgericht. Aus der 1904 mit Emma Weyer geschlossenen Ehe gingen drei Kinder hervor. 1906 wurde A. zum Beigeordneten, 1909 zum Ersten Beigeordneten in Köln gewählt. Er war bis 1933 Mitglied der Zentrumspartei. Wann er dieser beitrat, ist unbekannt. Nach der rheinischen Städteordnung, die dem Oberbürgermeister eine ungewöhnlich starke Stellung einräumte, hatte er seit seiner Wahl im lahre 1917 auch den Vorsitz in der Kölner Stadtverordnetenversammlung inne. Diese war bis 1918 nach einem für die Unterschichten so ungünstigen Zensuswahlrecht zusammengesetzt, daß in der Industriestadt Köln die Sozialdemokratie nicht einen einzigen Sitz erringen konnte. Das neue Stadtoberhaupt, das von der Notwendigkeit der Einbindung der Arbeiterschaft und ihrer politischen Vertreter überzeugt war, änderte diesen Zustand, indem es durch eine Nachwahl den Sozialdemokraten drei Mandate verschaffte. 1919 heiratete A. Auguste (Gussi) Zinsser; dieser Ehe entstammten vier Kinder. Nach den Wahlen von 1919 hatte A. es mit einer erheblich veränderten Stadtverordnetenversammlung zu tun, in der vor allem die Opposition der USPD die Atmosphäre prägte. Es zeigten sich aber auch oppositionelle Anwandlungen bei der bürgerlichen Rechten, bei Teilen des Zentrums wie der DVP. A.s Politik wurde von einer Mitte-Links-Koalition gestützt, war sowohl auf städtische Reformen als auch auf soziale Verbesserungen abgestellt und brachte ihm die Unterstützung der SPD ein, die für die Verwirklichung seiner ehrgeizigen Modernisierungspläne wie dem Grüngürtel, dem Hafen von Niehl und vor allem der Gründung der Universität eintrat.

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Adenauer Nur mil ihrer Hilfe konnte er die Bedenken und internen Widerstände der bürgerlichen Parteien überspielen. Aber bereits in den ersten Jahren nach dem Krieg zeigte sich bei ihm eine kaum verdeckte Abneigung gegen die „Parlamentarisierung" der Stadtverordnetenversammlung. Denn die durch das gleiche Wahlrecht zum ersten Mal in Erscheinung tretende radikale Linke nutzte das Forum des Stadtparlaments zur politischen Propaganda, was auch die Haltung der anderen Parteien beeinflußte und einer allgemeinen Politisierung Vorschub leistete, die A. mit immer deutlicher werdender Geringschätzung zur Kenntnis nahm. Im Laufe der Jahre regierte er seine Stadt immer autokratischer; 1926 kam es zum Bruch mit den Sozialdemokraten. Trotz seiner energischen Führung des Sladlregiments nahm A. noch andere Amter wahr, so als Vorsitzender des rheinischen Provinzialausschusses und als Präsident des Preußischen Staatsrates. In der Reichspolitik gab er Gastrollen, als er 1921 und 1926 als Reichskanzler im Gespräch war. Die Wiederwahl 1929 glaubte er durch spektakuläre Neubauten und Veranstaltungen zu sichcrn, deren Finanzierung durch Anleihen erfolgte. Für seine Wiederwahl war seine Baupolitik jedoch nicht hilfreich. Denn Schuldenmachen galt im Herbst 1929 als höchst bedenklich. Der erfolgreiche Oberbürgermeister, der in der Öffentlichkeit Distanz spüren ließ und wenig Kontakt zu den ihn stützenden Parteien hielt, verdankte seine Wiederwahl nur einem Zufall. Er wurde nur mit einer Stimme Mehrheit gewählt, und diese Stimme verdankte er einem alten Zopf der rheinischen Städteordnung, nach der die städtische Verwaltung über eine Stimme verfügte, die für den Oberbürgermeister abgegeben wurde. Besonders nachteilhaft wirkte sich bei der Wiederwahl und in der Folgezeit die Frage seines exorbitant hohen Gehaltes aus, das einschließlich der Nebeneinkünfte ein jährliches Einkommen von rund 120.000,- RM erbrachte, doppelt so viel wie das des Reichspräsidenten. Die städtische Finanzkrise als Folge der Depression kontrastierte denkbar scharf mit seinen hohen Bezügen, die seinen politischen Ruf schädigten. Obgleich entschiedener Republikaner, nahm er den Niedergang des Parlamentarismus ohne Bedauern zur Kenntnis. Mit Heinrich Brüning verband ihn tiefe gegenseitige Abneigung; im Frühherbst 1932 war er bemüht, die Beziehungen zu Papen und Schleicher zu verbessern. Er sah offensichtlich im Präsidialrcgime die geeignete Regicrungsform, die Krise zu überstehen. Die in Köln schwachen Nationalsozialisten betrachtete er nicht als ernste Gefahr. Nach der Machtergreifung Hitlers nahm er jedoch in demonstrativen Aktionen gegen die neuen Machthaber Stellung. So wurde er für die NS-Propaganda bei den Kommunalwahlen im März 1933 zur negativen Symbolfigur und zum Ziel wüster Drohungen. Der Absetzung und Festnahme durch die SA entzog er sich, indem er nach Berlin in seine Staatsratswohnung retirierte und Ende April 1933 im Kloster Maria Laach Zuflucht fand. Die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen führten zu einem Disziplinarverfahren, in dem er sich energisch und geschickt verteidigte. Im Sommer 1936 traf er eine finanzielle Einigung mit der Stadt Köln, die so günstig ausfiel, daß er neben seiner Pension eine stattliche Summe erhielt, die er für den Bau seines Hauses in Rhöndorf verwandte. Er führte dort das Leben eines Familienvaters und Pensionärs, ohne politische Interessen. Kontakte zum Widerstand lehnte er strikt ab, ließ sich aber über einen Mittelsmann informieren. Nach dem 20. Juli 1944 wurde er festgenommen und lernte noch das NS-System von einer Seite kennen, die er vorher verdrängt hatte. Die Amerikaner, die Rhöndorf im März 1945 besetzten, forderten ihn zur Übernahme seines alten Amtes in Köln auf. Dem widersetzte er sich und ließ sich erst Anfang Mai dazu überreden. Den politischen Aktivitäten ehemaliger Zentrumspolitiker, die ihm eine wichtige Rolle für den Neuauf-

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bau anboten, stand er zögerlich bis ablehnend gegenüber. So fehlte er auch auf der Kölner Gründungsversammlung der neuen, interkonfessionellen Christlich-Demokratischen Partei, die am 17. Juni die „Kölner Leitsätze" beschloß. Er ließ sich zwar im September in den Vorstand der rheinischen Partei wählen, erklärte aber zugleich, an den Sitzungen nicht teilnehmen zu können. Sein überdeutliches Desinteresse und die Ablehnung der Bitten um Mitarbeit in der neuen Partei - seine eigene Darstellung in den „Erinnerungen", er habe „von Anfang an für die CDU gearbeitet", ist entsprechend zu relativieren - , erklärt sich zum Teil aus dem Personenkreis der Gründer, die vom linken Zentrumsflügel kamen oder aktiv im Widerstand tätig gewesen waren. Im Vordergrund seines politischen Interesses stand die Wiederaufnahme von Plänen zur Errichtung eines Rheinstaates. Schon nach dem Ersten Weltkrieg, 1919 und 1923, hatte er sich um die Gründung einer „Friedensrepublik" bemüht. Nun ergab sich Ende Juni 1945 ein erster Kontakt mit französischem Militär. Gespräche fanden in Bad Godesberg, also in der britischen Zone statt und blieben der Besatzungsmacht nicht verborgen, die dann diese politischen Aktivitäten abrupt unterband. Unter fadenscheinigen Vorwänden - fachliche Inkompetenz - wurde A. am 6. Oktober seines Postens als Oberbürgermeister enthoben und ihm ein politisches Betätigungsverbot auferlegt. Es wurde in der Folgezeit gemildert und im Dezember aufgehoben. Dennoch bestimmte dieser Zusammenstoß auch das spätere Verhältnis A.s zur britischen Besatzungsmacht; er scheute vor massiver Kritik an ihr auch in der Öffentlichkeit nicht zurück. Der tatsächliche Einstieg in die CDU begann Anfang Januar 1946 mit der Bereitschaft, den Vorsitz der rheinischen Partei zu übernehmen. Danach folgte die Wahl zum Vorsitzenden der CDU in der britischen Zone, am 22.1.1946 in Herford. Hier gelang es ihm, als Alterspräsident für die konstituierende Sitzung sich selbst in Vorschlag zu bringen, um anschließend zum Vorsitzenden gewählt zu werden. Nach Gründung der CDU auf Bundesebene 1950 wurde er ihr Vorsitzender und hatte das Amt bis 1966 inne. Es gelang Α., den in Nordrhein-Westfalcn starken christlichen Sozialismus zurückzudrängen und der Partei das Profil einer Volkspartei zu erhallen. Er nahm aktiv an der Programmdiskussion teil. Darüber hinaus war er unermüdlich tätig, den Zusammenhalt der Partei zu stärken und Kontakte zu den Parteiorganisationen in der französischen Zone und der CSU in Bayern zu knüpfen. Kontakte mit der Ost-CDU lehnte er ab, weil die Sowjetzone für ihn schon seit 1945 verloren war. Die Londoner Empfehlungen der Westmächte zur Gründung eines westdeutschen Staates vom Juni 1948 bedeuteten trotz widriger Begleitumstände einen wichtigen Schritt in Richtung auf ein neues „Deutsches Reich", wie A. einmal öffentlich erklärte, allerdings noch ohne die Sowjetzone. Daneben begrüßte er mit erstaunlichem Optimismus die zaghaften Initiativen zur Einigung Westeuropas. Als Präsident des Parlamentarischen Rates war er weniger mit der Ausarbeitung des Grundgesetzes befaßt. Wichtiger waren ihm der Aufbau eines Stabes von zuverlässigen Mitarbeitern, Kontakte zu den alliierten Verbindungsoffizieren und vor allem der Ausbau Bonns zur Bundeshauptstadt durch den Bau des Bundestages, bevor entsprechende Beschlüsse dazu vorlagen. Den Bundestagswahlkampf 1949 führte er in starker Frontstellung gegen die Sozialdemokratie. Tatsächlich aber spielte Ludwig —> Erhard die zentrale Rolle, dessen Wirtschaftspolitik den gemeinsamen Nenner für die sich abzeichnende bürgerliche Koalition ergab. Die Frage, wer Bundeskanzler werden sollte, wurde von der Partei nicht gestellt, obwohl sie A. für sich selbst zuvor entschieden hatte. Das Wahlergebnis vom 14. August fiel für die Unionsparteien mit 31 Prozent

Adorno relativ knapp aus; die Koalition verfügte jedoch über eine ausreichende Mehrheit. Wie es A. gelang, nach der Wahl von seiner Partei als Kanzlerkandidat akzeptiert zu werden, war eine taktische Meistcrleistung. In einem Kreis von Unionspolitikern, die von ihm eingeladen waren („Rhöndorfer Konferenz"), konnte er eine Mehrheit für die Wirtschaftspolitik Erhards und damit für eine Koalition von C D U / C S U , FDP und DP erreichen. Die Befürworter einer großen Koalition blieben in der Minderheit. Als A. sich selbst als Kanzler vorschlug, verursachte das Verblüffung, aber keinen Protest. Wie er die Fraktion auf seine Linie brachte, hat er selbst als „diktatorisch, nur mit starkem demokratischem Einschlag" gekennzeichnet. Seine Wahl zum Kanzler erfolgte mit der Mehrheit von nur einer Stimme, praktisch seiner eigenen; den Ausschlag gegeben hat indes, daß eine nicht für ihn abgegebene Koalitionsstimme durch eine Stimme aus der Opposition kompensiert wurde. A.s politisches Grundkonzept bestand in der Verankerung der Bundesrepublik in der westlichen Welt. Er setzte auf die materielle Hilfe und den militärischen Schutz der USA, nahm aber zugleich auf französische Interessen Rücksicht, vor allem das französische Sicherheitsbedürfnis. Mit der Westbindung war für ihn untrennbar die Rückgewinnung der Souveränität verbunden. Das Besatzungsstatut bezeichnete er, als es ihm im September 1949 überreicht wurde, sofort als revisionsbedürftig. Der Weg bis zum Abschluß der Westverträge gestaltete sich jedoch weit mühseliger, als angenommen. Es ist eine Legende, daß A. die Souveränität gegen den Wehrbeitrag einhandeln wollte. Sein Angebot einer deutschen Aufrüstung im Sommer 1950 erfolgte als Reaktion auf die für ihn manifeste kommunistische Bedrohung nach Ausbruch des Koreakrieges. Er mußte den Alliierten erhebliche Zugeständnisse machen und das Ergebnis noch schönreden, was ihm im Bundestag den Vorwurf Schumachers einbrachte, „Kanzler der Alliierten" zu sein. Die Westverträge waren A.s größte Leistung. In zähen Verhandlungen mit den Hohen Kommissaren versuchte er so viel wie möglich herauszuholen, obwohl er wußte, daß die Mehrheit der Bevölkerung den Verträgen und insbesondere der Wiederbewaffnung ablehnend gegenüberstand und die in diese Zeil fallenden Landtagswahlen schwere Verluste für die Unionsparteien brachten. Gegen Ende seiner Amtszeit war bei A. in den Debatten des Bundestages zunehmendes Mißtrauen gegenüber den Wcstmächten festzustellen, das gegenüber den USA immer stärker werden sollte. A. nahm in den großen Debatten eine zentrale Rolle im Parlament ein, indem er für die Regierung zuerst das Wort ergriff. Allerdings wirkte er dann eher schwach. Seine Stärken waren improvisierte Reden aus dem Stand oder beim Wahlkampf. Zur eigenen Fraktion hatte A. ein eher gebrochenes Verhältnis. Mit den Abgeordneten, die in den Fraktionssitzungen aufmuckten und verschiedene Interessen vertraten, konnte er nicht viel anfangen. Daher bereitete ihm schon im Wahlkampf 1957 die Vorstellung tiefes Unbehagen, die Fraktion könne nach der Wahl über 300 Mitglieder umfassen. Problematischer für ihn war, daß in stärkerem Maße junge Abgeordnete in den Bundestag einrückten, die ihm im Grunde verständnislos gegenüberstanden. 1959 erklärte sich A. zur Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten bereit, zog diese Zusage allerdings zurück, als er sah, daß die Fraktion Erhard zu seinem Nachfolger wählen würde. Als er auch noch Erhard die Fähigkeil zu diesem Amt absprach und schwere taktische Fehler beging, kam es in der Fraktion zum offenen Aufruhr, der seinem Ansehen nachhaltig schadete und im Grunde seinen Abstieg einleitete. Mit der „Spiegel"-Affäre im Herbst 1962 sollte sich sein Au-

toritätsverlust noch deutlicher manifestieren, und wieder war es der Bundestag, in dem er eine empfindliche Niederlage hinnehmen mußte. Schließlich wurde der Kanzler am 15. 10.1963 vor dem Bundestag verabschiedet. Kerzengerade hörte er die Laudatio des Bundestagspräsidenten an, die in dem Satz gipfelte: „Konrad Adenauer hat sich um das Vaterland verdient gemacht." Der Abschied von einem lange die Bundesrepublik prägenden Regierungschef und der reibungslose Übergang der Macht auf den Nachfolger zeigten ein Maß an Kontinuität und Stabilität, das in hohem Maße A. zu danken war. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erinnerungen 1945-1963. 4 Bde., Stuttgart 1965 bis 1968. - Briefe 1945-1957. Bearb. von Hans Peter Mensing. 6 Bde., Berlin 1983-98. LITERATUR: Horst Osterheld, „Ich gehe nicht leichten Herzens ...". A.s letzte Kanzlcrjahrc. Mainz 1986. - HansPeter Schwarz: A. 2 Bde., Stuttgart 1986-91. - Daniel Koerfer: Kampf ums Kanzleramt. Erhard und A. Stuttgart 1987. - Henning Köhler: A. Eine politische Biographie. Berlin 1994. - Heinrich Krone: Tagebücher. Bd. 1: 1945 - 1961. Bearb. von Hans-Otto Kleinmann. Düsseldorf 1995. Henning

Köhler

A d l e r , Brigitte, * 22.6. 1944 Drangstedt. Bankkauffrau, Realschullchrcrin, Vcrbandsfunktionärin, ev. Nach der Mittleren Reife durchlief A. in Wertheim eine Banklehre und war fünf Jahre in ihrem Beruf tätig. Uber den zweiten Bildungsweg bestand sie die Eignungsprüfung für die Pädagogische Hochschule Heidelberg und wurde Grundund Hauptschullehrerin. Daran Schloß sich eine Ausbildung am Reallehrerinstitut Weingarten/Tettnang an, wo sie die Erste und Zweite Reallehrerprüfung ablegte. Anschließend war sie in Radolfzell, Neckargemünd und Heidelberg-Rohrbach, dann sechs Jahre lang bei der Stiftung Rehabilitation Heidelberg tätig. A. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Arbeiterwohlfahrt, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND), des Marie-Schlei-Fördervereins e. V. und des Verwaltungsrates der Deutschen Entwicklungsdienst GmbH, Berlin. A. Schloß sich 1970 der SPD an. 1975-84 war sie Gemeinderätin in Mauer und 1980-87 Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg mit einem Mandat des Wahlkreises 41 (Sinsheim). Seit 1987 gehört A. dem Bundestag an, jeweils mit einem Mandat der Landesliste Baden-Württemberg. In der 11.-12. Wahlperiode war sie zunächst Ordentliches, seit Juni 1993 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 11. Wahlperiode gehörte sie außerdem als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit an (seit August 1988), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis Oktober 1990) und dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Oktober 1990). Im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit war sie in der 12. Wahlperiode zunächst Stellvertretendes und seit Mai 1991 sowie in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied. In der 14. Wahlperiode ist A. Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. A d o r n o , Eduard, * 31.10. 1920 München, f 2 8 . 1 2 . 2 0 0 0 Stuttgart. Diplomlandwirt, kath. Der Arztsohn besuchte nach der Volksschule in Bad Wörishofen das Humanistische Gymnasium in Augsburg und in Mindelheim, wo er 1940 das Abitur bestand. Zur Wehrmacht

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Aerssen eingezogen und 1944 schwer verwundet, geriet er 1945 in Kriegsgefangenschaft, aus der er fliehen konnte. Nach praktischen Lehrjahren in der Landwirtschaft setzte er das 1942 an der Technischen Hochschule in München begonnene Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim fort, das er 1950 als Diplomlandwirt abschloß. 1951 übernahm er das in Familienbesitz befindliche Hofgut Kaltenberg bei Tettnang. 1959-63 war er Vorsitzender des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer, 1959-67 Vizepräsident des Europäischen Hopfenbraubüros in Straßburg, 1961-67 Präsident des Ausschusses der Hopfenerzeuger des Gemeinsamen Marktes und 1962-71 Vorsitzender des Arbeitskreises Bodenseeobst e.V. Auch an medizinischen und sozialen Fragen interessiert, war A. zuletzt Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Instituts zur Erforschung präventiv-medizinischer Fragen sowie Mitglied des Verwaltungsrates der gemeinnützigen Behinderten-Stiftung Liebenau. Nach seinem Beitritt zur CDU wurde A. 1954 Ortsund Kreisvorsitzender der Partei in Tettnang, 1955 Mitglied des Landesvorstandes und anschließend Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der CDU WürttembergHohcnzollcrn. 1956-77 hatte er den Vorsitz der CDU Württemberg-Hohenzollern inne und war 1970-77 stellvertretender Vorsitzender der CDU Baden-Württemberg. Er war Mitglied des Bundesparteiausschusses und des Bundesvorstandes der CDU. 1977 wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Bezirksverbandes Württemberg-Hohenzollern ernannt. Dem Bundestag gehörte A. in der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) für den Wahlkreis 195 bzw. 199 (Ravensburg) an. Von November 1965 bis April 1967 war A. Stellvertreter des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden —>Barzel und in dieser Position an den Verhandlungen vor der Großen Koalition beteiligt. Während aller drei Wahlperioden war A. Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis Juni 1972). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Petitionen und dem Außenhandelsausschuß an, in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Juni 1967). Im Gemeinsamen Ausschuß gemäß Art. 53a GG war er in der 5. Wahlperiode (bis Juli 1968) und in der 6. Wahlperiode (Januar bis Juni 1972), im Vermittlungsausschuß in der 6. Wahlperiode bis Juni 1972 Stellvertretendes Mitglied. Im April 1967 wurde A. erster Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung unter Gerhard —> Schröder (CDU) und blieb bis Oktober 1969 in diesem Amt. In der 1968 eingesetzten „Adorno-Kommission" wurden Vorschläge für eine Ersatzabgabe von nicht dienenden Wehrpflichtigen ausgearbeitet, die jedoch politisch nicht realisiert wurden. Am 21.8.1972 schied A. aus dem Bundestag aus und war bis 1980 Minister für Bundesangelegenheiten des Landes Baden-Württemberg unter Ministerpräsident Filbinger (CDU). Nach der Kabinettsumbildung im März 1980 von Annemarie —> Griesinger abgelöst, zog sich A. ins Privatleben zurück. 1968 wurde A. zum Ehrensenator der Universität StuttgartHohenheim ernannt und 1975 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Frieden und Sicherheit als Aufgabe der deutschen Politik. Bonn 1968. - Hrsg.: Auf dem Weg nach Europa. Bad Boll 1978. - Frieden in Bewegung. Konstanz 1985. Aerssen, Jochen van, * 15.4.1941 Kevelaer, t 9.1.1992 Düsseldorf. Jurist (Rechtsanwalt), Diplomvolkswirt, kath. A. besuchte nach der Volksschule ein Humanistisches Gymnasium, bestand 1960 das Abitur und studierte Jura und

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Volkswirtschaft an den Universitäten Bonn, Köln und Freiburg. Nachdem er dort 1964 das Erste Juristische Staatsexamen abgelegt hatte, erwarb er 1966 einen weiteren Abschluß als Diplomvolkswirt. 1970 legte er das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde mit der Arbeit Beziehungen der Staatshandelsländer Osteuropas zu GATT und EWG zum Dr. jur. promoviert. Seit 1971 war A. Rechtsanwalt in Düsseldorf und als freier Mitarbeiter der dortigen Industrieund Handelskammer in den Bereichen regionale Strukturpolitik, Öffentlichkeitsarbeit und Presse tätig. 1976 war er an einem Kommentar zum Landesentwicklungsprogrammgesetz Nordrhein-Westfalen beteiligt, 1978 an einem Kommentar zum Datenorganisationsgesetz Nordrhein-Westfalen. Α., der Mitglied der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung war, trat 1964 der CDU bei. Vom Kreisvorstand der CDU Kleve (seit 1970) stieg er in den Landesvorstand der CDU Rheinland (seit 1973) auf, wo er Beauftragter für Europafragen war. 1970-76 gehörte er dem Landtag von NordrheinWestfalen an und leitete dort 1973-75 als Vorsitzender den Ausschuß für Landesplanung. Daneben war A. stellvertretender Landesvorsitzender bzw. seit 1978 Landesvorsitzender der Europa-Union Nordrhein-Westfalen. Er war Vorsitzender der Deutsch-Niederländischen Kommission für Bildungsund Hochschulpolitik des Landes Nordrhein-Westfalen. In der 8.-9. Wahlperiode (1976-83) zählte A. zu den Mitgliedern des Bundestages; er vertrat den Wahlkreis 83 bzw. 81 (Kleve). In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. 1977-89 war A. Mitglied des Europäischen Parlaments, hatte den stellvertretenden Vorsitz des Ausschusses für Außenwirtschaftspolitik inne und interessierte sich besonders für die rechtlichen Rahmenbedingungen europaweiten Handels. VERÖFFENTLICHUNGEN: Dokumentation, Evaluierung und Kontrolle staatlicher Politik. In: Experimentelle Politik Reformstrohfeuer oder Lernstrategie. Hrsg. von GerdMichael Hellstern und Hellmut Wollmann. Opladen 1983, S. 250-255. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Agatz, Willi, * 10.6.1904 Heisingen (heute zu Essen), f 29.8.1957 Berlin. Bergmann, Gewerkschaftsfunktionär. Α., Sohn eines Bergarbeiters, arbeitete nach der Schulzeit in einem Bergwerk und war seit dieser Zeit gewerkschaftlich organisiert; er trat in den Verband der Bergarbeiter Deutschlands ein. Seit 1920 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, Schloß er sich 1924 der KPD an und wurde 1928 zum Betriebsratsvorsitzenden der Schachtanlage „Ludwig" gewählt. Nach dem Ausschluß aus der Gewerkschaft wegen führender Beteiligung am Bergarbeiterstreik 1930 wirkte A. in der Revolutionären Gewerkschaftsorganisation mit. Im selben Jahr wurde er durch die KPD in den Reichstag entsandt, dem er bis zum 31.3.1933 angehörte. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war er in der illegalen kommunistischen Widerstandsbewegung aktiv. 1934 in Berlin verhaftet, wurde er 1935 vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat und schwerer Urkundenfälschung zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und in das Zuchthaus Luckau überstellt und war nach Verbüßung der Strafe im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Im Oktober 1939 entlassen und unter Polizeiaufsicht gestellt, arbeitete er als Maurer und war seit Januar 1943 Soldat in der „Bewährungseinheit 999". Nach dem Kriegsende nahm A. die politische Tätigkeit in der KPD wieder auf und war bis zum Verbot der KPD 1956 Mitglied des Parteivorstandes. 1946 wurde er zum Sekretär für das Betriebsrätewesen der Einheitsgewerkschaft im Bezirk Essen gewählt und war von

Ahrens Dezember 1946 bis Ende 1948 2. Vorsitzender der IG Bergbau. 1946-49 war er für die KPD Mitglied des nordrheinwestfälischcn Landtages. 1949-53 gehörte A. dem Bundestag der 1. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen an. Er war beratendes, seit 1951 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit, 1950/51 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht sowie bis März 1952 Ordentliches Mitglied des Ausschusses gemäß Art. 15 GG und des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch" (Gelsenkirchen). LITERATUR: Jens Ulrich Klocksin: Kommunisten im Parlament. Die KPD in Regierungen und Parlamenten der westdeutschen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland (1945-1956). Bonn 1993. Ahlers, Conrad, * 8.11.1922 Hamburg, t 19.12.1980 Bonn. Journalist, Vcrwaltungsbcamtcr, cv. Α., dessen Vater als Exportkaufmann und zeitweise als deutscher Wahlkonsul in England tätig war, besuchte das Heinrich-Hertz-Realgymnasium in Hamburg, bevor er sich als Abiturient 1941 freiwillig zur Fallschirmtruppe meldete. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er 1945 an der Universität Hamburg das Studium der Volkswirtschaft auf und wurde stellvertretender Asta-Vorsitzender. 1947 gehörte er in Hamburg zu den Begründern der Jungen Union. 1948/49 arbeitete er als Journalist beim Deutschen Dienst der BBC in London und seit 1949 beim „Hamburger Sonntagsblatt". 1951 wurde er Chef vom Dienst im Fresse- und Informationsamt der Bundesregierung und war seit 1952 während der Vorbereitung der Bundeswehrgründung Pressereferent bei der Dienststelle Blank, dem Vorläufer des Verteidigungsministeriums. In den folgenden Jahren arbeitete A. für verschiedene Zeitungen, seit 1954 als außenpolitischer Redakteur der „Welt", seit 1957 als Bonn-Korrespondent des „Spiegel", seit 1959 als innenpolitischer Redakteur der „Frankfurter Rundschau" und seit 1962 als stellvertretender Chefredakteur des „Spiegel". Der von ihm im Oktober 1962 verfaßte Artikel „Bedingt abwehrbereit" führte zur „Spiegel"-Affäre. Auf Veranlassung von Verteidigungsminister —> Strauß (CSU) in Spanien wegen Verdachts auf Geheimnisverrat verhaftet, kam A. im Dezember wieder frei. Das Verfahren gegen ihn und —» Augstein wurde 1965 eingestellt. Nach der Bildung der Großen Koalition war A. 1966-69 stellvertretender Leiter des Bundespresseamtes, 1969-72 als Staatssekretär Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Α., seit 1968 in der SPD, war 1972-80 mit einem Mandat des Wahlkreises 152 (Kreuznach) Mitglied des Deutschen Bundestages. Sowohl in der 7. als auch in der 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses, 1973/74 Ordentliches, in der 8. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und gehörte in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß und seil 1974 dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an. A. arbeitete auch während seiner Abgeordnetentätigkeit journalistisch, u. a. für den „Stern", und war mit der Öffentlichkeitsarbeit der Krupp-Stiftung betraut. 1978/79 hatte er die Chefredaktion des SPD-Boulevardblattes „Hamburger Morgenpost" inne und war Mitglied der Chefredaktion der „Wirtschaftswoche". Am 1.3.1980 wurde A. Intendant der „Deutschen Welle", was ihn aus rechtlichen Gründen zur Niederlegung seines Bundestagsmandats (7.3.1980) zwang. VERÖFFENTLICHUNGEN: Selbstkritik der Jugend. In: Neues Hamburg 2 (1948) S. 148-151. - Die Bedeutung der allgemeinen und aktuellen politischen Information für die Re-

gierungspolitik. Itzehoe 1968. - Der öffentliche Dienst und die Medien. Bonn 1979. - Das Ende, das ein Anfang war. Freiburg im Breisgau u.a. 1981. LITERATUR: Walter Henkels: Neue Bonner Köpfe. München/ Zürich 1977, S. 16-19. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. Ahrens, Adolf, * 17.9.1879 Bremerhaven, t 21.1.1957 Bremen. Kapitän, ev. Der Sohn eines Gärtners musterte nach dem Besuch der Volksschule 1893 als Schiffsjunge an. Mit 19 Jahren erwarb er das Patent als Steuermann auf großer Fahrt und 1899 das Kapitänspatent beim Norddeutschen Lloyd. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde sein Schiff in Port Said aufgehalten und die Besatzung in Malta interniert. Nach seiner Rückkehr 1919 betätigte sich A. bis 1923 als selbständiger Kaufmann, heuerte danach wieder beim Norddeutschen Lloyd an und war 1927-39 Kapitän auf großen Schnelldampfern. 1939 durchbrach er die englische Blockade und brachte den Schnclldampfcr „Bremen" sichcr nach Bremerhaven. Im selben Jahr wurde A. zum Kommodore ernannt. Seit 1941 im Ruhestand, wurde er 1945 Hausverwalter der Stiftung „Haus Seefahrt" in Bremen. A. war in der 1. Wahlperiode (1949-53) mit einem Mandat der Landesliste Bremen für die DP Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehrswesen (bis Juni 1951, danach als Stellvertretendes Mitglied), dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (seit Juli 1952) und dem Ausschuß für Grenzlandfragen (Juni bis November 1951, danach bis März 1952 als Stellvertretendes Mitglied) an. Bis November 1951 war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit und des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Siegesfahrt der „Bremen". Aufgezeichnet von Christian Hilker. Berlin 13 1940. - Lebensfahrt über Ozeane. Aufgezeichnet von Christian Hilker. Berlin 1943. - Männer, Schiffe, Ozeane. Vom Schiffsjungen zum Kommodore. Aufgezeichnet von Christian Hilker. Worpswede 1949. - Die Bremen. Aufgezeichnet von Christian Hilker. Essen 1956. Ahrens, Hermann (Friedrich Arnold), * 8.4.1902 Jerstedt, f 14. 7.1975 Salzgitter. Verwallungsbeamter, Journalist, Verlagsleiter. A. besuchte 1908-16 die Volksschule und machte 1916-18 eine Verwaltungslehre im Landratsamt Goslar. Nach dem Ersten Weltkrieg als kaufmännischer Angestellter in der Industrie tätig, wurde er 1925 Verwaltungsangestellter bei der ProvinzialVerwaltung Hannover. A. war 1920-25 Mitglied der SPD und trat 1931 der NSDAP bei. Seit 1933 Bürgermeister der Stadt Salzgitter, übte er 1933-36 das Amt des Kreisleiters von Goslar-Land aus, nahm 1941/42 am Zweiten Weltkrieg teil, war 1942-45 1. Beigeordneter, seit September 1944 kommissarischer Staatskommissar der Stadt Watcnstcdt-Salzgittcr und wurde 1945 noch offiziell zum Staatskommissar bestellt. Von den Briten seines Amtes enthoben, verhaftet und im Lager Eselheide interniert (1945-47), war A. nach seiner Freilassung 1947-51 freiberuflich als Strukturplaner, Journalist und Verlagsleiter tätig. 1951-53 und 1959-63 war er Mitglied des Aufsichtsrates der Salzgitter AG. 1950 Schloß sich S. dem Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) an, wurde 1952 Vorsitzender des Bundesausschusses des Gesamtdeutschen Blocks/BHE, 1956 des niedersächsischen Landesverbandes des GB/BHE und

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Ahrens war 1962-75 Bundesvorsitzender der Gesamtdeutschen Partei (GDP). Über die Landesliste des BHE wurde er 1951 in den niedersächsischen Landtag gewählt. Als niedersächsischer Minister für Wirtschaft und Verkehr (1951-57) entwickelte A. ein erstes vielbeachtetes Zonenrandprogramm, war 1959-63 Finanzminister im Koalitionskabinett von SPD, B H E / G D P und FDP und seit 1961 gleichzeitig stellvertretender Ministerpräsident des Landes Niedersachsen. Als Minister setzte er sich für die Klärung der Besitzverhältnisse am Volkswagenwerk ein. Nach der Niederlage der GDP bei den Landtagswahlen 1963 schied A. aus der Regierung aus. 1965-69 war Α., über die SPD-Landesliste Niedersachsen gewählt, als Gast der SPD-Fraktion Mitglied des Bundestages der 5. Wahlperiode. Er war Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge sowie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. Im April 1961 wurde A. das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. NACHLASS: Nicdcrsächsischcs Hauptstaatsarchiv, Hannover; Bundesarchiv, Koblenz. A h r e n s , Karl, * 13.3.1924 Hilter (Teutoburger Wald). Jurist, Vcrwaltungsbcamtcr, cv. Nach dem Besuch einer Oberschule in Osnabrück wurde A. im Zweiten Weltkrieg eingezogen und geriet in Gefangenschaft. Nach dem Ende des Krieges zunächst Arbeiter, studierte er Jura und Volkswirtschaft in Göttingen, wurde 1952 mit der Arbeit Rechtliche Grundlagen für die Wahrung öffentlicher Interessen in den Organen von Aktiengesellschaften zum Dr. jur. promoviert, legte 1955 das Assessorexamen ab und trat in die Landesverwaltung von Niedersachsen ein. 1959-63 war er Stadtdirektor in Northeim, 1964-66 Direktor des Verbandes Großraum Hannover, 1967-69 als Ministerialdirigent Leiter der Abteilung für Kommunalwesen und Raumordnung im Innenministerium von Nicdcrsachscn. Er übernahm außerdem das Amt cines geschäftsführenden Präsidialmitglieds des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) e. V., Köln. Als Mitglied der SPD gehörte A. dem Bezirksvorstand Hannover sowie dem Parteirat an. A. war in der 6.-11. Wahlperiode (1969-90) Mitglied des Bundestages. Er vertrat in der 6.-8. Wahlperiode den Wahlkreis 42 (Holzminden) und erhielt sein Mandat danach über die SPD-Landesliste Niedersachsen. A. engagierte sich in der 6. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß (bis Juni 1970) sowie in den Kleinen Kommissionen „Städtebauförderungsgesetz" und „Städtebaubericht 1970" des Ausschusses lur Städtebau und Wohnungswesen. In der 7.-9. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied, in der 10. und 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. In der 7. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 7. und 8. Wahlperiode (bis April 1977) des Finanzausschusses, in der 9. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (bis Oktober 1982) und in der 11. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses sowie des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. 1970-91 war er Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, 1983-86 deren Präsident sowie Präsident der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Standort der kommunalen Versorgungswirtschaft. Köln 1971. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn.

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A i g n e r , Heinrich, * 25. 5.1924 Ebrach, t 2 4 . 3 . 1 9 8 8 Ebrach. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und Oberrealschule in Amberg und München nahm A. nach dem Abitur 1942-45 am Zweiten Weltkrieg teil und geriet am Ende in Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr studierte er Jura in Erlangen und wurde 1954 mit der Arbeit Untersuchungen über das Delikt der Abtreibung an Hand der gerichtlichen Akten des Landbezirkes Amberg der Jahre 1925-1950 zum Dr. jur. promoviert. 1954 trat er in das Bayerische Landwirtschaftsministerium ein und arbeitete für die Obere Siedlungsbehörde für Oberbayern, zuletzt im Rang eines Regierungsrates. A. war Vizepräsident der Deutschen Stiftung (Berlin), Vorstandsmitglied der Zentralstelle der katholischen Kirche für Entwicklungshilfe und Kurator der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft. Er war Kreisvorsitzender der Jungen Union in AmbergStadl, wurde 1952 Landessekrelär von Bayern und 1955-59 Landesvorsitzender der Jungen Union in Bayern. Dem Deutschen Bundestag gehörte A. für die CSU in der 3.-8. Wahlperiode (1957-80) an; er vertrat den Wahlkreis 214 bzw. 218 (Amberg). Als Ordcntlichcs Mitglied engagierte er sich während der 3. Wahlperiode im Haushaltsausschuß, insbesondere im Rcchnungsprüfungsausschuß, während der 4. Wahlperiode im Außcnhandclsausschuß (bis Februar 1963) und in der 4.-5. Wahlperiode im Ausschuß für Entwicklungshilfe (seit Februar 1963). In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen, in der 4. Wahlperiode des Haushaltsausschusses und in der 6.-8. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. 1961-88 Mitglied des Europäischen Parlaments, gehörte A. dem Paritätischen Ausschuß der Beratenden Versammlung des AKPEWG-Abkommens an und war 1979-88 Vorsitzender des Ausschusses lur Haushallskontrolle. Er unterstützte besonders die Ausübung des Budgetkontrollrechts durch das Europäische Parlament. VERÖFFENTLICHUNGEN: Plädoyer für einen Europäischen Rechnungshof. Luxemburg 1973. - Europa - Schicksalsfrage unseres Jahrhunderts. Würzburg 1978. - Finanzkontrolle der Europäischen Gemeinschaften: Entwicklung und Perspektiven. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 9 (1978) Heft 2, S. 186-192. LITERATUR: Unterwegs für Europa. Festschrift für Dr. Η. A. Hrsg. von Heinz Aigner. 1984. NACHLASS: Archiv für Christlich-Soziale Politik der HannsSeidel-Stiftung, München; Stadtarchiv Amberg. A i g n e r , Ilse, * 7 . 1 2 . 1 9 6 4 Feldkirchen (heute zu Feldkirchen-Westerham). Elektrotechnikerin, kath. Nach der Grundschule in Feldkirchen (1971-75) und dem Gymnasium in Bad Aibling (1975-77) besuchte A. 1977-81 die dortige Realschule, die sie mit der Mittleren Reife abschloß. Die Ausbildung zur Radio- und Fernsehtechnikerin (1981-85) beendete sie mit der Gesellenprüfung. 1981-88 arbeitete sie im elterlichen Handwerksbetrieb, verließ die 1988-90 besuchte Technikerschule als staatlich geprüfte Elektrotechnikerin und war 1990-94 in der Hubschrauberentwicklung im Bereich Systemelektrik bei Eurocopter tätig. 1994 wurde A. Vizepräsidentin des Landesverbandes Obcrbayern im Bund Deutscher Karneval, 1997 Mitglied des Bezirksausschusses der obcrbaycrischcn Wasscrwacht und 2000 Präsidiumsmitglied des Förderkreises Deutsches Heer. 1995-98 war sie Vorsitzende des Kulturvereins im Landkreis Rosenheim e. V. A. gehörte 1983-99 der Jungen Union Bayern an, war 1989-99 Mitglied in deren Landesausschuß und 1993-99 stellvertretende Landesvorsitzende. 1985 trat sie in die

Albers CSU ein, war 1995-99 stellvertretende Kreisvorsitzende der CSU Rosenheim-Land, wurde 1995 Mitglied des CSUParteivorstandes sowie des Bezirksvorstandes Oberbayern und ist seit 1999 stellvertretende Bezirksvorsitzende. 1987 Schloß sich A. der Frauen-Union an. 1990-98 saß sie im Gemeinderat von Fcldkirchcn-Westerham, 1990-99 im Roscnheimer Kreistag und 1990-98 im Kreisausschuß des Kreistages Rosenheim. 1994-98 war A. Mitglied des Bayerischen Landtages, wo sie dem Ausschuß für Bildung, Jugend und Sport sowie dem Ausschuß für Eingaben und Beschwerden angehörte. Seit 1998 vertritt A. in der 14. Wahlperiode den Wahlkreis 210 (Starnberg) im Bundestag. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tcchnikfolgenabschätzung sowie Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Tourismus. Ihre Schwerpunkte sind Schulpolitik, berufliche Bildung, Kommunalpolitik und Raumfahrt. A l b e r , Siegbert, * 2 7 . 7 . 1 9 3 6 Hechingen (Hohenzollern). Jurist (Staatsanwalt), Parteifunktionär, kath. Nach dem Abitur studierte A. als Werkstudent Jura in Tübingen, Berlin, Paris, Hamburg und Wien. Nachdcm er 1960 das Erste und 1964 das Zweite Juristische Staatsexamen abgelegt hatte, war er Gerichtsassessor beim Amtsgericht Aalen, beim Landgericht Stuttgart und bei der dortigen Staatsanwaltschaft. 1966 wurde er in den Landtag von Baden-Württemberg abgeordnet, 1968 zum Staatsanwalt ernannt und als Regierungsrat zum Landtag versetzt und war bis September 1969 parlamentarischer Referent der dortigen CDUFraktion. Seit 1997 ist A. Generalanwalt am Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften sowie Mitglied des Konvents zur Ausarbeitung der Grundrechtscharta für die Europäische Union. A. engagierte sich als Kurator der Ostseeakademie, war auch Vorstandsvorsitzender und zuletzt Beisitzer im Bundesvorstand der Paneuropa-Union. 1967-69 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Stuttgart, 1968-71 Landes- und Bezirksvorsitzender der Jungen Union Nordwürttemberg und 1969-71 Mitglied des Bundesvorstandes der Jungen Union. 1971 wurde er Kreis Vorsitzender der CDU Stuttgart. A. gehörte auch dem Bezirksvorstand der CDU Nordwürttemberg und dem Landesvorstand der CDU für Baden-Württemberg an. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) war A. Mitglied des Bundestages, in der 6.-7. Wahlperiode über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg, danach als Direktvertreter des Wahlkreises 166 (Stuttgart III). Während der 6.-7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß und in der 6. Wahlperiode im Petitionsausschuß (bis 1972). In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses lur wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Juni 1972) und in der 8. Wahlperiode des Rechtsausschusses. 1970 wurde A. in die Parlamentarische Versammlung des Europarates aufgenommen, in dem er als Vorsitzender des Haushalts- und Programmausschusses hervortrat. 1977-97 gehörte er dem Europäischen Parlament an, dessen Vizepräsident er 1984-92 war. Er engagierte sich als Mitglied im Ausschuß für Rccht und Bürgerrechte, dessen Vorsitz er 1993/94 innehatte. Er war außerdem Vorsitzender der Delegation für die Beziehungen zu den baltischen Staaten und der Unterausschüsse für Datenschutz sowie für giftige und gefährliche Stoffe. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Europahandbuch. Köln 1990. - Die Entwürfe des Europäischen Parlaments für eine europäische Verfassung. Saarbrücken 1994. - Entwicklungslinien eines europäischen Ausländerrechts. Erfurt 1999. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

A l b e r s , Johannes, * 8 . 3 . 1 8 9 0 München-Gladbach (heute Mönchengladbach), t 8.3. 1963 Köln. Schriftsetzer, Gewerkschaftsfunktionär, Angestellter, kath. Α., Sohn eines Zimmermanns, machte nach der Volksschule eine Lehre als Schriftsetzer und arbeitete in seinem Beruf bei einer Zeitung in München-Gladbach. 1908 Schloß er sich dem katholischen Gesellenverein und 1909 der Christlichen Gewerkschaft an. 1914-18 Soldat, kam er 1919 in der Nachfolge von Jakob —> Kaisers als Kartellsekretär in die Zentrale der Christlichen Gewerkschaft in Köln, die 1921 nach Berlin verlegt wurde. 1924-31 vertrat A. die Zentrumspartei im Stadtrat von Köln, gehörte u. a. dem Sozialpolitischen Ausschuß, dem Hoch- und Tiefbau-Ausschuß, dem Ausschuß für das Wohnungswesen und dem Wohlfahrtsausschuß an und war von 1927 bis zur Auflösung der Partei stellvertretender Partei Vorsitzender des Zentrums in Köln. Seit 1931 Direktor des städtischen Versicherungswesens, wurde A. im Januar 1933 von den Nationalsozialisten entlassen, jedoch nach ein paar Tagen als Geschäftsführer der städtischen Betricbskrankcnkassc wieder eingestellt, wo er bis 1944 tätig war. 1924-33 arbeitete er in der „Konsumgenossenschaft Eintracht" mit und gehörte dem Aufsichtsrat der Wohnungsgcnosscnschaft Köln 1896, der Rheinischen Stahlwerke in Essen, der Gemeinnützigen AG für Wohnungsbau, Köln, und der Preußischen Bergwerks- und Hütten AG, Hannover, an. In der Zeit des Nationalsozialismus unterhielt er Kontakte zur Widerstandsbewegung. Tm Oktober 1944 verhaftet, war er zunächst in Rheinbach, später in Berlin in Haft, wurde im April 1945 vom Volksgerichtshof wegen Hochverrats zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und war 1944/45 Gefangener im Zuchthaus Plötzensee. Bereits 1945 als Beiratmitglied des Oberpräsidiums Nordrhein wieder mit politischen Aufgaben befaßt, gehörte A. zu den Begründern der CDU und leitete mit Hans Böckler die Gründung einer Einheitsgewerkschaft (DGB) in die Wege. Bis 1962 war er Vorsitzender der Kölner CDU; seit 1950 gehörte er zunächst als Stellvertretendes, dann als Ordentliches Mitglied dem CDU-Bundesvorstand an. 1945-48 war er Stadtverordneter im Kölner Stadtrat, CDU-Krcisvorsitzcndcr in Köln und stellvertretender Vorsitzender der CDU Rheinland. 1946-50 gehörte er dem Landtag von NordrheinWestfalen an; 1946/47 war er stellvertretender Vorsitzender des Hauptausschusscs und Vorsitzender des Arbeitsausschusses, 1947/48 Vorsitzender des Hauptausschusses. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) saß A. mit einem Mandat des Wahlkreises 9 bzw. 68 (Köln III) im Bundestag. Von Januar 1951 bis 1957 war er Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis März 1953, dann Stellvertretendes Mitglied; Vorsitzender bis März 1950), des Ausschusses gemäß Art. 15 GG und des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen, sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung (seit März 1952) und des Ausschusses für Kommunalpolitik. In der 2. Wahlperiode gehörte A. als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß gemäß Art. 15 GG und dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht, als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (bis Februar 1955) und dem Ausschuß für Fragen der Wiedergutmachung an. In der Nachfolge von Jakob Kaiser und Karl —> Arnold wurde Α., der stets für einen „Sozialismus aus christlicher Verantwortung" plädierte, 1958 Vorsitzender der Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, die er 1945 mitgegründet hatte und deren Geschäftsführung er bereits 1947-49 innegehabt hatte. A. war Mitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung und des Parteivorstandes der CDU.

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Albertz I960 wurde A. mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, kurz vor seinem Tod mit dem Ehrendiplom der Internationalen Widerstandsbewegung ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Aufgabe der ChristlichDemokratischen Union im Leben des deutschen Volkes. Köln 1945. LITERATUR: Norbert Blüm und Arthur Rohbeck: J. A. In: Christliche Demokraten der ersten Stunde. Hrsg. von der Konrad-Adenauer-Stiflung für politische Bildung und Sludienförderung e . V . Bonn 1966, S. 9-26. - Herbert Hömig: J. A. (1890-1963). In: Zeilgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Jürgen Aretz, Rudolf Morsey und Anton Rauscher. Mainz 1982, S. 205-222. - Hans-Otto Kleinmann: Adenauer, A. und die Anfänge der CDU-Sozialausschüsse. Unveröffentliche Briefe. In: Historisch-Politische Mitteilungen 3 (1996) S. 195-206. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. A l b e r t z , Luise, * 2 2 . 6 . 1 9 0 1 Duisburg, t 1.2.1979 Oberhausen. Verwaltungsangestellte, Buchhalterin, Sekretärin. A. war die Tochter des sozialdemokratischen preußischen Landtagsabgeordneten Hermann Α., der seit Januar 1945 in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Oranienburg festgehalten wurde und dort gestorben ist. Sic besuchte die Volksschule und die Handelsschule und durchlief eine Lehre bei der Verwaltung der Stadt Oberhausen (Rheinland). 1921-33 war sie Filialleiterin der „Neuesten Nachrichten", 1934-39 Devisenbuchhalterin. 1939 wurde sie zur Stadtverwaltung Oberhausen dienstverpflichtet und war 1945/46 Sekretärin des Oberbürgermeisters. A. war 1915-21 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und anschließend bis 1933 Mitglied der SPD, seit 1945 SPDVorstandsmitglied im Ortsverein Oberhausen und Vorstandsmitglied im DGB, Kreis Oberhausen, und gehörte seit 1950 dem Bundesparteivorstand der SPD an. 1946 Stadtverordnete in Oberhausen, hatte A. dort 1946-48 das Oberbürgermeisteramt inne und war damit die erste Frau an der Spitze einer deutschen Großstadt. 1947 wurde sie Mitglied des Beirates für Ernährung in Frankfurt am Main, war Mitglied des Verwaltungsrates des Nordwestdeutschen Rundfunks und gehörte 1947/48 dem Zonenbeirat der Britischen Zone an. 1947-50 war A. zugleich Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde sie Mitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung. Sie war auch Aufsichtsratsmitglied der Oberhausen A. G. und Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Oberhausen. 1956 wurde A. erneut Oberbürgermeisterin von Oberhausen und blieb bis zu ihrem Tod im Amt. 1970 legte sie ihre Parteiämter im SPD-Unterbezirk Oberhausen aufgrund ideologischer Konflikte mit den Jusos sowie Rivalitäten zwischen der SPDRathausfraktion und der Partei nieder. A. gehörte als SPD-Abgeordnete 1949-69 dem Bundestag an. In der 1.-4. Wahlperiode erhielt sie ein Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen, während sie in der 5. Wahlperiode direkt vom Wahlkreis 85 (Oberhausen) gewählt wurde. Von 1949 bis Mai 1959 war sie Vorsitzende des Petitionsausschusscs, was ihr den Beinamen „Mutter der Bedrängten" einbrachte. A. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films in der 1. und 2. Wahlperiode, des Wahlrcchtsausschusses in der 1. Wahlperiode (seit März 1953) und des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfe in der 4. Wahlperiode. Dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 15 GG gehörte sie in der 1.-4. Wahlperiode an (in der 1. Wahlperiode seit Dezember 1949, in der 3. Wahlperiode seit Juni 1958). In der 1. Wahlperiode war sie Stell-

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vertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität und des Ausschusses für innere Verwaltung, in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Geschäftsordnung und des Ausschusses für Atomfragen, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheitswesen und in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik. In der 5. Wahlperiode gehörte sie der Deutsch-Finnischen Parlamentariergruppe an. LITERATUR: Politik für den Menschcn. Eine Dokumentation zur Erinnerung an L. A. Hrsg. von der SPD-Fraktion des Rates der Stadt Oberhausen. Oberhausen 1979. - L. A. zum Gedenken am 10. Todestag: 1. Februar 1989. Hrsg. vom SPD-Unterbezirk Oberhausen. Oberhausen 1989. A l b o w i t z , Ina, geb. Freytag, * 2 6 . 4 . 1 9 4 3 Weimar. Hauswirtschafterin, Zahnarzthelferin, Werbekauffrau, ev. Nach der Volksschule besuchte A. eine Frauenfachschule, die sie mit der Fachhochschulreife abschloß, und arbeitete dann als Hauswirtschafterin, Zahnarzthelferin und Werbekauffrau sowie in leitender Position in verschiedenen mittelständischen Unternehmen. Daneben engagierte sie sich als Vorsitzende der Deutsch-Griechischen Gesellschaft im Oberbergischen Kreis. 1975 trat A. der FDP bei, wurde 1982 Kreisvorsitzende der FDP Oberberg und war 1984-98 stellvertretende Bezirksvorsitzende und Mitglied des FDP-Landesvorstandes Nordrhein-Westfalen. 1979-91 und 1999/2000 gehörte sie dem Rat der Stadt Gummersbach an und war 1981-91 FDPFraktionsvorsitzende, 1984-89 stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt. A. engagierte sich 1989-94 als Kreistagsabgeordnete und stellvertretende Landrätin des Oberbergischen Kreises, 1989-91 als Mitglied der Landschaftsvcrsammlung Rheinland, in der man sie zur stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden wählte. Zuletzt war sie an der Gründung der FDP-Seniorenorganisation LIS@ beteiligt. Dem Bundestag gehörte A. in der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen an. Bei der Wahl 1998 erhielt sie zunächst kein Mandat, rückte aber in der 14. Wahlperiode am 6 . 6 . 2 0 0 0 für den ausgcschiedcncn Jürgen W. —> Möllemann nach. 1992-98 leitete sie als Parlamentarische Geschäftsführerin die Angelegenheiten ihrer Fraktion. Sie war kulturpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Mitglied des Ältestenrats und wurde 1994 Vorsitzende der Bundestags-Kommission für Angelegenheiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abgeordneten. In der 12. und 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (seit Januar 1992) und dem Inncnausschuß (seit Oktober 1992), in der 13. Wahlperiode dem Innenausschuß und dem Sportausschuß an. In der 14. Wahlperiode ist sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie des Ausschusses für Gesundheit. 1998 forderte A. die Schaffung einer Zcntralinstanz für die Kulturpolitik der Bundesregierung. A l b r e c h t , Ernst, * 2 8 . 7 . 1 9 1 4 Grcifswald, f 1.12.1991 Schleswig. Kaufmann, ev. Α., Sohn eines Arztes, entstammte einer seil mehreren Generationen politisch geprägten Familie. Nach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium in Demmin 1934 durchlief er eine kaufmännische Lehre bei einer Kammgarnspinnerei in Leipzig - mit Unterbrechung durch zweijährigen Wehrdienst. A. war dann kaufmännischer Angestellter in Leipzig und arbeitete im Sekretariat einer Bank in Aussig. Während des Zweiten Weltkriegs mußte er in Hamburg auf

Alten-Nordheim Veranlassung der Geslapo ein Jahr lang Zwangsarbeit leisten. 1945 fand er eine Anstellung als Prokurist einer Hamburger Firma. 1949 wurde er Mitarbeiter des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland, später Geschäftsführer einer Textilgroßhandels-Zweigstelle und Gesellschafter einer Hamburger Verwaltungslirma. Seit 1946 Mitglied der CDU, gehörte A. in Hamburg dem Vorstand der Jungen Union an und war in verschiedenen kommunalen Ausschüssen und im Landesvorstand der CDU politisch tätig. 1949-53 war er Bezirksverordneter für Hamburg-Altona und 1953-56 im Hamburg-Block, 1957-61 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. A m 11.5.1956 kam A. über die Landesliste Hamburg für den durch Mandatsverlust ausgeschiedenen Karlfranz —> Schmidt-Wittmack in den Bundestag, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Seit Juli 1956 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung, des Ausschusses für Außenhandelsfragen und des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes, seit Januar 1957 des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er seit Juli 1956 dem Ausschuß für Verkehrsfragen und dem Ausschuß für Atomfragen sowie Anfang 1957 dem Ausschuß für Jugendfragen an. A. erhielt 1981 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. A l b r e c h t , Lisa (Maria Fanny), eigentl. Elisabeth (M. F.) Α., geb. Hartjen, * 2 7 . 5 . 1 8 9 6 Hamburg, t 16.5.1958 Berlin. Sportlchrcrin. Nach der Schulzeit zur Sportlehrerin ausgebildet, ging Α., die sich früh in der Arbeiterjugendbewegung engagierte, 1920 nach Berlin und arbeitete bis 1928 in ihrem Beruf. Seil 1911 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, seit 1914 der SPD, war sie 1928-33 Sekretärin der SPD für die Provinz Brandenburg. 1934 und 1938 wurde sie aus politischen Gründen zu Gefängnisstrafen verurteilt. 1943 übersiedelte A. nach Mittenwald und sland 1944 unter Polizeiaufsicht. Nach Kriegsende war sie zunächst bei der Amerikanischen Militärregierung in Garmisch angestellt, wurde Gemeinderätin und stellvertretende Bürgermeisterin in Mittenwald, Mitglied des Kreistages Garmisch-Partenkirchen, 1946 Landesvorsitzende und war 1947-50 stellvertretende Landes Vorsitzende der SPD Bayern. Sie war auch Mitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung. Dem Bundestag gehörte A. in der 1.-3. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste Bayern an. In der 1. Wahlperiode war sie Ordentliches (bis März 1953), in der 2. und 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen, in der 1. und 3. Wahlperiode Ordentliches, in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens. In der 1. Wahlperiode 1951/52 gehörte sie dem Ausschuß für Beamtcnrccht als beratendes Mitglied, dann als Stellvertretendes Mitglied, in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war sie auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen, in der 2. Wahlperiode des Ausschusses zum Schutze der Verfassung und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr-, Post- und Fernmeldewesen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg. mit Hanna Simon: Frauenbuch. Offenbach am Main 1947. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

A l b r e c h t , Michael, * 25.11.1947 Riesa (Sachsen). Diplomlehrer, ev. A. besuchte die Grundschule in Jahnsbach, die Erweiterte Oberschule in Thum/Erzgebirge und bestand das Abitur mit Berufsausbildung zum Rinderzüchter. Nach dem Wehrdienst studierte er 1966-70 Deutsch und Musik an der Universität Halle und Schloß als Diplomlehrer ab. Danach war er als Fachlehrer, Fachberater und Weiterbildner tätig, wurde Studienrat und im März 1990 Kreisschulrat (Schulamtsleiter) im Erzgebirgskreis Brand-Erbisdorf. A. trat 1978 in die CDU ein und wurde stellvertretender CDU-Ortsgruppenvorsitzender. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er für den Wahlkreis 8 (Bezirk KarlMarx-Stadt) der Volkskammer und in der 11. Wahlperiode vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 dem Deutschen Bundestag an, wo er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung war. Bei der Wahl 1990 kandidierte er ohne Erfolg lur den Bundestag. A l l t s c h e k o w , Peter, * 2 8 . 3 . 1 9 4 9 Rollshausen (Kr. Duderstadt). Jurist (Richter), Vcrwaltungsbcamter. A. bestand 1967 am Deutschorden-Gymnasium in Bad Mergentheim das Abitur und leistete 1967-70 Wehrdienst, den er als Hauptmann d. R. beendete. 1970-75 studierte er Jura, Politische Wissenschaft und Geschichte in München und Freiburg, legte 1975 das Erste Juristische Staatsexamen ab und war bis 1977 Referendar in Freiburg und Bonn. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1978 war er bis Juni 1992 Richter am Landgericht Heilbronn und wurde dann Sprecher des Wirtschaftsministeriums von Baden-Württemberg. Gewerkschaftlich ist A. in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr organisiert. 1967 trat A. der SPD bei. Seit 1979 im SPD-Kreisvorstand Heilbronn-Stadt, wurde er 1985 dessen Vorsitzender. 1989-93 war er Mitglied des SPD-Parteirates. 1990 wurde er zum SPD-Fraktionsvorsitzenden im Regionalverband Franken gewählt. A. gehörte in der 12. Wahlperiode vom 3.8. bis zum 10.11.1994 als Nachfolger von Gerlinde —>Hämmerle dem Deutschen Bundestag an. Er erhielt sein Mandat über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg. A l t e n - N o r d h e i m , Odal von, * 2 1 . 5 . 1 9 2 2 Holzminden. Land- und Forstwirt, ev. Nach dem Besuch von Volksschule und Gymnasium bestand A. das Abitur und nahm 1940-45 am Zweiten Weltkrieg teil, zuletzt als Oberleutnant und Adjutant einer Kavallerieeinheit. Im Anschluß daran erhielt er eine landwirtschaftliche Berufsausbildung mit Staatsexamen an einer Höheren Landbauschule und war seit 1950 selbständiger Land- und Forstwirt. Als Mitglied der CDU engagierte er sich im Kreisvorstand der Partei, im Landesagrarausschuß sowie als Ratsmitglied und Kreistagsabgeordneter. A. war Kreislandwirt, Angehöriger der Landwirtschaftskammer Hannover, Vorsitzender des Niedersächsischen Landvolks in der Grafschaft Schaumburg, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände und Vizepräsident der Bundes Vereinigung der Deutschen Arbeitgeber-Verbände und des UnternehmerVerbandes Niedersachsen. Er gehörte auch dem Wirtschaftsausschuß für Außenhandclsfragcn beim Bundcsministcrium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) gehörte A. über die nicdcrsächsische CDU-Landesliste dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

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Althammer A l t h a m m e r , Walter, * 12.3.1928 Augsburg. Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. Α., Sohn eines Polizeiobermeisters, besuchte nach der Volksschule in Augsburg die Oberschule in Mindelheim. Gegen Ende des Krieges wurde er zum Wehrdienst einberufen und geriet als Siebzehnjähriger in Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung bestand er 1948 das Abitur und studierte Rechtsund Staatswissenschal'ten an der Universität München. 1952 legte er das Referendarexamen ab, setzte das Studium an der Hochschule für Politikwissenschaften in München fort, wurde 1954 mit der Arbeit Der Begriff des Beteiligten im Verwaltungsprozeß zum Dr. jur. promoviert und war seit 1955 wissenschaftlicher Assistent bei Theodor Maunz an der Universität München. 1956 besuchte er die Verwaltungshochschule in Speyer. Nach dem Assessorexamen zunächst als Rechtsanwalt tätig, war er seit 1957 juristischer Beamter bei der Stadt Augsburg und daneben Lehrer an der Bayerischen Verwaltungsschule. 1961 trat er als Regierungsrat in das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus ein; als Regierungsdirektor schied er aus dem Dienst aus. 1971-85 war er als Rechtsanwalt tätig. 1952 Schloß sich A. der CSU an. 1955-61 war er Bezirksvorsitzender der Jungen Union in Augsburg. 1971 lehnte A. ein Angebot von Franz Josef —> Strauß ab, CSU-Generalsekretär zu werden. Er trat entschieden für den Kreuther Trennungsbeschluß (November 1976) und die „vierte Partei" ein. 1965 wurde A. Präsident der Südosteuropa-Gesellschaft, 1970 Mitherausgeber der Monatsschrift „Die politische Welt" und und 1986 Präsident des Wcst-Ost-Kulturwcrks in Münchcn. Er war zweiter Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung. 1978 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Firma Thormann und Stiefel AG, Augsburg. Seit 1961 gehörte A. als Abgeordneter des Wahlkreises 239 (Augsburg-Land) dem Bundestag der 4.-10. Wahlperiode an. Er war in der 4.-7. Wahlperiode (seit Februar 1963) Ordentliches Mitglied, in der 8. und 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. Als Ordentliches Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode dem Wirtschaftsausschuß (bis Februar 1963) und dem Ausschuß für Entwicklungshilfe, in der 9. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 4. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Inneres, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik, in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 8. Wahlperiode des Ausschusses für Forschung und Technologie, in der 10. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschuß und des Finanzausschusses. Seit 1965 war er Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Haushaltsausschuß, im 8. Bundestag stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion. Am 14.4.1985 legte A. sein Bundestagsmandat nieder und wurde stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Lastenausgleichsbank in Bonn, deren Verwaltungsratsmitglied er bis 1984 gewesen war; 1991 wurde er Sprecher der Deutschen Ausglcichsbank. 1970 wurde A. mit dem Bayerischen Verdienstorden und 1993 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Politiker oder Spezialisten? Aufgabe und Arbeitsweise der Fraktionen. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 59-67. - Gegen den Terror. München 1977. - Aufzeichnungen und Erinnerungen. Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Bd. 16: W. A. München 2002. LITERATUR: Walter Henkels: Neue Bonner Köpfe. München/ Zürich 1977, S. 20-21.

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DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Soziale Hanns-Seidel-Stiftung, München.

Politik

der

A l t h e r r , Waller Franz, * 11. 7.1946 Kaiserslautern. Elektromechaniker, Chirurg, kath. Zum Elektromechaniker ausgebildet, bestand A. 1969 über den zweiten Bildungsweg das Abitur und studierte in S aarbrücken/Homburg Medizin. 1975 legte er das Staatsexamen ab, wurde zum Dr. med. promoviert, war 1977-86 wissenschaftlicher Assistent an der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes in Homburg und ließ sich zum Unfallchirurgcn ausbilden. 1986 wurde er Oberarzt an den Krankenanstalten der Stadt Saarbrücken in der Abteilung für Unfall-, Hand- und Plastische Chirurgie. 1978 wurde Α., seit 1965 Mitglied der CDU, Ortsbürgermeister der Gemeinde Mittelbrunn. Er gehörte seit 1986 dem CDU-Kreis vorstand für Kaiserslautern-Land an und gelangte 1989 in den Kreistag von Kaiserslautern, 1996 in den Landtag von Rheinland-Pfalz und 1999 in den Verbandsgemeinderat Landstuhl, wo er sich im Ausschuß für Europafragen sowie im Ausschuß für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit engagierte. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte A. über die rheinland-pfälzische CDU-Landeslistc dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit, Stellvertretendes, seit Juni 1992 Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend. A l t m a i e r , Jakob, * 23.11. 1889 Flörsheim am Main, t 8 . 2 . 1 9 6 3 Bonn. Journalist. Α., Sohn eines Bäckermeisters, besuchte die Volksschule und die Realschule in Höchst am Main, leistete den Militärdienst als „Einjähriger" ab, durchlief eine kaufmännische Lehre und arbeitete als Journalist bei der „Frankfurter Volksstimme" und der „Flörsheimer Zeitung". 1914-17 war er Soldat im Ersten Weltkrieg, 1918-21 politischer Redakteur der Frankfurter „Volksstimme", seit 1919 Korrespondent beim „Vorwärts" und in dieser Funktion bei den Versailler Friedensverhandlungen anwesend, 1921-23 Korrespondent des „Manchester Guardian" in Berlin, 1924-33 Mitarbeiter von „Vorwärts", „Frankfurter Zeitung", „Die Glocke", „Die Weltbühne", „Die Republik", von französischen und englischen Blättern sowie der sozialdemokratischen Provinzpresse. 1926 wurde er Korrespondent des Sozialdemokratischen Pressedienstes in Belgrad, Paris und London. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme ging A. in die Emigration nach Paris, anschließend über London nach Belgrad, wo er bis 1937 Korrespondent der „Neuen Weltbühne", des „Pariser Tageblatts" und der „Pariser Tageszeitung" war. 1937/38 arbeitete er als Korrespondent von „Lc Populaire" im republikanischen Spanien, 1939-41 in Belgrad und Athen als Berichterstatter u. a. für „Le Populaire" und „Manchester Guardian" und war anschließend bis 1945 in Kairo tätig. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland wurde er 1946-48 Korrespondent des „Telegraf und des „Neuen Vorwärts" in Paris und London. A. trat 1913 in die SPD ein. Er war seit 1950 Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und seit 1957 der Versammlung der Westeuropäischen Union und des Parlamentarischen Rates der Europäischen Bewegung. Er gilt als Initiator des Deutsch-Israelischen Vertrags von 1952. Von 1949 bis zu seinem Tod war A. mit einem Mandat des Wahlkreises 14 bzw. 139 (Hanau) Mitglied des Bundestages. Er war in der 1. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Berlin, in der 1. und 2. Wahlperiode des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für

Altvater Kommunalpolitik (bis April 1955), in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wiedergutmachung und in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Entwicklungshilfe (bis Februar 1963). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Ausschuß für ßcsatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen und dem Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden „Londoner Schuldenabkommen", in der 2. und 3. Wahlperiode dem Ausschuß für auswäitigc Angelegenheiten an. VERÖFFENTLtCHUNGEN: Frankfurter Revolutionstage. Frankfurt am Main 1919. - Sur le front de la liberté. Un reportage en Espagne républicaine. In: Le Populaire. Paris 1938. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. A l t m a i e r , Peter, * 18.6.1958 Ensdorf (Saar). Jurist, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Besuch von Volksschule und Gymnasium bestand A. 1978 das Abitur und begann das Studium der Rechtswissenschaft in Saarbrücken, das er 1985 mit dem Ersten Juristischen Staatsexamen abschloß. 1985/86 folgte ein Aufbaustudium „Europäische Integration" und zugleich 1985-87 eine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Staats- und Völkerrecht der Universität des Saarlandes (Saarbrücken), 1988-90 am Europa-Institut, nachdem er 1988 das Zweite Juristische Staatsexamen abgelegt hatte. Nach Ableistung seines Wehrdienstes war er 1990-94 Beamter der Europäischen Kommission in Brüssel, 1993/94 Generalsekretär der EG-Verwaltungskommission für die soziale Sicherheit der Wanderarbeitnehmer. 1974 wurde A. Mitglied der Jungen Union, 1976 der CDU. Bis 1990 war er u. a. Orts-, Gemeinde-, Kreis- und Landesvorsitzender der Jungen Union Saar. 1987-91 gehörte er dem CDU-Kreisvorstand an und ist seit 1991 Mitglied des Landesvorstandes und Vorsitzender des Landesfachausschusses „Europa" der CDU Saar sowie seit 2000 Kreisvorsitzender der CDU Saarlouis. Seit Beginn der 13. Wahlperiode 1994 gehört A. über die saarländische Landcslistc der CDU dem Bundestag an. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union, Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. In der 14. Wahlperiode gehört er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß, als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. Im Unterausschuß Europarecht, dem er seit 1994 angehört und dessen Vorsitzender er 1998 wurde, befaßt sich A. mit Richtlinien- und Verordnungsentwürfen der Europäischen Union sowie ihrer Umsetzung in Deutsches Recht. Als Vertreter der C D U / C S U Bundestagsfraktion wurde er im November 1999 vom Deutschen Bundestag in den EU-Grundrechtskonvent entsandt. A. ist für die Pflege von Kontakten zu EU-Behörden in Brüssel und Luxemburg zuständig. VERÖFFENTLICHUNGEN: Finanzkontrolle und Betrugsbekämpfung in der Europäischen Union. Sankt Augustin 1996. - Ist die Hinnahme mehrfacher Staatsbürgerschaft überfällig? In: CIVIS 3-4, 1996. - Die überfallige Reform der Staatsbürgerschaft. In: Die Frau in unserer Zeil 27 (1998) Heft 1, S. 27-31. A l t m a n n , Elisabeth, geb. Walenciak, * 12.10. 1943 Immenstadt (Oberallgäu). Lehrerin. Nachdem sie in Düsseldorf das Abitur bestanden hatte, studierte A. an der Universität Erlangen-Nürnberg für das Lehramt an Schulen sowie zusätzlich Schulpsychologie und Di-

daktik. Danach war sie als Lehrerin und im Bereich Erwachsenenbildung tätig. 1982 wurde A. Mitglied der Grünen, war 1984-90 Kreisrätin und koordinierte 1987-95 im Vorstand der „Grünen und Alternativen in den Räten Bayerns" die grünen Aktivitäten auf Landesebene. 1992-94 war sie Bezirksvorsitzende von Bündnis 9 0 / D i e Grünen in Mittelfranken. In der 13. Wahlperiode (1994-98) gehörte A. über die bayerische Landesliste ihrer Partei dem Bundestag an. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie des Ausschusses für Verkehr und bis 1997 hochschulpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. A. sprach sich u. a. dafür aus, ausländischen Studierenden den Zugang zu deutschen Hochschulen zu erleichtern und ihnen großzügigere Wohnungs- und Arbeitsrechte zu gewähren. A l t m a n n , Gila, * 2 2 . 5 . 1 9 4 9 Wilhelmshaven. Grund- und Hauptschullehrerin. A. Schloß 1969 den Besuch eines Gymnasiums in Wilhelmshaven mit dem Abitur ab, studierte bis 1973 an der Pädagogischen Hochschule Hildesheim für das Lehramt an Grundund Hauptschulen und war 1973-76 Lehrerin an einer Sonderschule für Lernbehinderte, 1976-91 Hauptschullehrerin in Moordorf. 1991-96 war sie Vorstandsmitglied der AG Schacht Konrad und zuletzt im Vorstand von „Rosana e. V. Brücke für Belaruss". Seit 1981 Mitglied der Grünen, war A. 1986-93 Fraktionssprecherin der Grünen im Stadtrat von Aurich und 1991-94 hauptamtliche Landesvorsitzende der niedersächsischen Grünen. Seit der 13. Wahlperiode 1994 ist A. über die nicdcrsächsische Landesliste ihrer Partei Mitglied des Bundestages. In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau sowie dem Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus an. Nachdem sie früh als verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion hervorgetreten war, wurde sie im Oktober 1998 zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministcrium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheil unter Jürgen —>Trittin (Bündnis 90/Grüne) ernannt, wo sie sich an entscheidender Position ihren Schwerpunkten Klima- und Naturschutz sowie Lärmbekämpfung und speziell Küstenschutz widmet. Im April 2000 leitete sie die deutsche Delegation bei der 11. Konferenz zum Washingtoner Artenschutzabkommen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Heiner Monheim u. a.: In: Einmal Chaos und zurück: Wege aus der Verkehrsmisere. Köln 1998. DEPOSITUM: Archiv grünes Gedächtnis, Bornheim-Widdig. A l t v a t e r , Wilhelm, * 12.8.1920 Todtenhausen, ν 4.2.2001 Todtenhausen. Schiffbauer. A. besuchte nach der Volksschule eine Fortbildungsschule und Schloß eine Schiffbauerlehre mit der Gesellenprüfung ab. 1940-45 Soldat im Zweiten Weltkrieg, wurde er 1945 Mitarbeiter des Wasserstraßen-Maschinenamtes Minden und war dort seit 1948 Betriebsratsvorsitzender. 1946 trat A. in die SPD ein. 1952-58 gehörte er dem Bezirksausschuß Minden an. In der 3. Wahlperiode war A. als Nachfolger des verstorbenen Abgeordneten Hugo —> Rasch seit 2 2 . 9 . 1 9 6 0 Mitglied des Bundestages mit einem Mandat der nordrhein-westfälischen Landesliste der SPD. Er war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (seit Oktober 1960) und des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen (seit Dezember 1960).

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Amelunxen A m e l u n x e n , Rudolf, * 3 0 . 6 . 1 8 8 8 Köln, t 21.4.1969 Düsseldorf. Jurist (Richter), Verwaltungsbeamter. Der Sohn eines Rechnungsrates der preußischen Eisenbahnverwaltung besuchte Volksschule und Gymnasium, bestand 1909 das Abitur und begann ein Jura- und Geschichtsstudium in Freiburg, Berlin und Bonn, das er 1912 mit dem Ersten Juristischen Staatsexamen abschloß. Nach zwei Jahren als Gerichtsreferendar unter dem katholischen Sozialpolitikcr Carl Sonncnschcin in Erlangen 1914 mit der Arbeit Die Verletzung der Unterhaltspflicht des unehelichen Vaters vom strafrechtlichen und armenpolizeilichen Standpunkt zum Dr. jur. promoviert, wurde er Hilfsrichter am Kölner Landgericht. Im Ersten Weltkrieg zunächst Soldat, arbeitete er seil 1916 bei der deutschen Zivilverwaltung in Namur. Nach dem Ende des Krieges begann er als Hilfsarbeiter im Preußischen Ministerium des Innern (Berlin), bevor er 1919 das Zweite Juristische Staatsexamen ablegte und im selben Jahr Regierungsrat im Preußischen Wohlfahrtsministerium wurde. Seit 1921 Obcrrcgicrungsrat, arbeitete er seit 1922 im Staatsministerium in Berlin als persönlicher Referent der Ministerpräsidenten Stegerwald, Marx und Braun und wurde 1923 Ministerialrat. 1926 beförderte man A. zum Regierungspräsidenten von Münster und zum Vorsitzenden des Volkswirtschaftlichen Prüfungsamtes der dortigen Universität. 1932 wurde er seines Amtes enthoben, als Reichskanzler Franz von Papen die preußische Regierung absetzte und eine Reihe von demokratisch gesinnten Ministern entließ. Während des NSRegimes zur politischen Untätigkeit gezwungen, wurde A. 1944/45 als Metallarbeiter zwangsverpflichtet. Im Juli 1945 kehrte A. in die Politik zurück, war zunächst Oberpräsident der Provinz Westfalen, dann vom 17. 8.1946 bis 17.6.1947 erster Ministerpräsident und gleichzeitig Kultusminister von Nordrhein-Westfalen. Erst 1947 trat A. der Zentrumsparlei (ZP) bei, lur die er im selben Jahr an den Landtagswahlcn teilnahm, aus denen die CDU als stärkste Partei hervorging. A. schaffte den Sprung in den Landtag und vertrat dort bis 1958 die ZP. Der neuen Regierung unter Ministerpräsident —»Arnold (CDU) gehörte A. 1947-50 als Sozialministcr an. 1950 erfolgte der Rücktritt des Kabinetts und die Bildung einer Übergangsregierung unter Arnold. 1950-58 war A. Justizminister, zunächst im dritten Kabinett Arnold und seit Februar 1956 unter Ministerpräsident —> Steinhoff (SPD). Während dieser Zeit betrieb A. Reformen von Gerichtsbarkeit, Strafvollzug und Juristenausbildung. 1955 führte er den rechtskundlichen Schulunterricht ein. 1949 kandidierte A. ohne Erfolg für das Amt des Bundespräsidenten. In der 1. Wahlperiode gehörte A. bis zu seinem Mandatsverzicht am 7.10.1949 wegen der Übernahme des Amtes des Sozialministers in der nordrhein-westfälischen Landesregierung dem Bundestag an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Studentische Jugendgerichtshilfe. München-Gladbach 1911. - Beschränkte Erwerbsfähigkeit und Fürsorgearbeit. München-Gladbach 1915. Großstadtelend. München-Gladbach 1915. - Wir wollen weiterleben. Ansprachen. Emsdetten 1946. - Wege zum Volksstaat. Ansprachen. Düsseldorf 1947. - Kampf gegen Not. Ansprachen. Essen-Kettwig 1948. - Das Kölner Ereignis. Essen 1952. - Kleines Panoptikum. 8 Männer und eine Frau. Essen 1957. - Ehrenmänner und Hexenmeister. Erlebnisse und Betrachtungen. München 1960. LITERATUR: Wolfram Köhler: R. A. Düsseldorf 1958. Presse- und Informationsamt der Landesregierung Nordrhein-Westfalen: In memoriam Dr. R. A. Düsseldorf 1969. Peter Hüttenberger: R. A. In: Zwischen Ruhrkampf und Wiederaufbau. Hrsg. von Walter Forst. Köln/Berlin 1972, S. 119-125. - Karl Teppe: R. A. In: Aus dreißig Jahren. Rheinisch-Westfälische Politiker-Porträts. Hrsg. von Walter

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Forst. Köln/Berlin 1979, S. 48-65. - Clemens Amelunxen: Vierzig Jahre Dienst am sozialen Rechtsstaat. Berlin 1988. A m e n d e , Andreas, * 12.2.1955 Leipzig. Lokomotivführer, ev. A. besuchte 1961-71 die Polytechnischen Oberschulen in Bad Lausick und Schwedt. Er war Hilfspfleger im PaulGerhardt-Stift Wittenberg, Apparatewärter in Piesteritz, Rangierer, Rangierleiter und Lokomotivführer im Petrochemischen Kombinat Schwedt. 1977 Facharbeiter für Betricbsschlosserei, seit 1978 Lokheizer bei der Deutschen Reichsbahn, legte A. 1980 die Lokomotivführerprüfung ab und wurde 1985 E-Lok-Führer. 1981 / 82 war er Bausoldat. Nach kirchlichem Fernunterricht 1985-89 legte er das Erste Theologische Examen ab und erwarb Predigtrecht. A. Schloß sich im Oktober 1989 dem Neuen Forum, im Dezember desselben Jahres der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) an. Im Februar 1990 wurde er SPDKreisgeschäftsführer, im Juni 1990 Kreisgeschäftsführer in Angermünde. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte A. der Volkskammer (Wahlkreis 5, Bezirk Frankfurt/Oder), vom 3. 10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 dem Deutschen Bundestag an. A m 18.10.1990 wurde er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr. A m l i n g , Max, * 2 8 . 4 . 1 9 3 4 Eibelstadt. Installateur, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief A. 1948-52 eine Lehre als Spengler und Installateur und arbeitete 1952-59 als Installateur bei den Würzburger Stadtwerken. 1959/60 studierte er an der Akademie der Arbeit und wurde 1960 DGB-Jugendsekretar für Augsburg/Schwaben. 1968-70 war er 2. Geschäftsführer der IG Bau-Steine-Erden, 1970-82 DGB-Vorsitzender im Kreis Augsburg. A. gehörte dem Aufsichtsrat der „Neuen Heimat Schwaben" an. Seit 1952 Mitglied der SPD, war er 1954-60 Vorsitzender des Orts Vereins Eibelstadt, gehörte seit 1962 dem Unterbezirksvorstand der SPD Augsburg an und war 1966-72 Mitglied des Stadtrates von Augsburg. 1968 wurde er Vorsitzender des SPD-Orts Vereins Augsburg und 1973 stellvertretender Untcrbczirksvorsitzendcr. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) war A. Mitglied des Bundestages. In der 7. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 238 (Augsburg); danach erhielt er sein Mandat über die bayerische SPD-Landesliste. In der 7. und 8. Wahlperiode (seit September 1977) engagierte sich A. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 8. Wahlperiode im Ausschuß für Forschung und Technologie (bis September 1977), in der 11. Wahlperiode im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Juni 1989). Dem Sporlausschuß gehörte er in der 8. Wahlperiode bis Oktober 1977 als Stellvertretendes Mitglied, seit Oktober 1978 sowie in der 9.-10. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied und in der 11. Wahlperiode bis Oktober 1990 wieder als Stellvertretendes Mitglied an. In der 9.-10. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr. In der 7. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, in der 8.-11. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. A m r e h n , Franz, * 2 3 . 1 1 . 1 9 1 2 Berlin, f 4.10.1981 Berlin. Bankkaufmann, Jurist (Rechtsanwalt, Notar), leitender Angestellter, kath. A. besuchte die Hindenburg-Realschule und das SiemensReform-Realgymnasium in Berlin und war Mitglied katho-

Andres lischer Jugendverbände, u. a. des Windthorst-Bundes. Nach dem Abitur 1932 durchlief er eine Banklehre und war bis 1939 Bankkaufmann bei der Dresdner Bank. 1940-45 Soldat, zuletzt im Rang eines Oberfeldwebels, kehrte er schwer verwundet aus dem Krieg zurück, war 1945-55 Geschäftsführer der Eigenhausbauten für Stadt und Land GmbH in Berlin und studierte daneben seit 1946 Rechtswissenschaften. Nach Ablegung beider Staatsprüfungen ließ er sich 1952 als Rechtsanwalt nieder. 1964 wurde er auch Notar. 1949-67 gehörte er der Leitung der katholischen Kirchengemeinde von GroßBerlin an. Seit 1945 Mitglied der CDU, war A. 1946-48 Bezirksverordneter in Berlin-Steglitz und 1949-51 Sprecher der Jungen Union im Landesvorstand der CDU. 1961-73 gehörte er dem Bundesvorstand der CDU an, zeitweise auch dem Parteipräsidium. Seit 1958 war er zweiter, 1961-69 erster Landesvorsitzender der CDU Berlin. 1950-69 saß er im Berliner Abgeordnetenhaus und hatte 1952-55 das Amt des Vizepräsidenten inne. 1955-63 war A. unter den beiden SPD-Biirgermeistern Otto —> Suhr und Willy —> Brandl als Bürgermeister zweiter Mann im Rathaus Schöneberg. 1963 bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus trat er als Kandidat der CDU gegen Willy Brandt an. Die CDU verlor die Wahlen, und A. wurde Oppositionsführer im Abgeordnetenhaus, in der 6.-9. Wahlperiode (1969-83) gehörte A. mit einem Mandat des Landes Berlin dem Bundestag an. Er war in allen Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, in der 7.-9. Wahlperiode auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. A. wurde 1962 Ehrenbürger von Rhodos. 1962 erhielt er das Große Silberne Ehrenkreuz der Republik Österreich und 1963 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: Wolf J. Bell: F. A. Bonn 1962 NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. A n b u h l , Jürgen, * 5.5. 1940 Berlin. Gymnasiallehrer, cv. A. besuchte Volksschule und Gymnasium und studierte nach dem Abitur Philologie. Nach dem Staatsexamen war er als Sludienrat tälig. 1979 wurde er in Kiel mit der Arbeit Impulse und Initiativen bezüglich vorschulischer kompensatorischer Erziehung im 7. Deutschen Bundestag 1972-1976 promoviert. 1963 trat A. in die SPD ein und war bis 1975 Ortsvereinsvorsitzender. Er war mehrere Jahre Mitglied des Landesvorstandes der Jungsozialistcn und der SPD in SchleswigHolstein. Seit 1965 kommunalpolitisch tätig, war er Stadtrat in Eckernförde. Zuletzt war er Bürovorsteher und Vorsitzender des Hauptausschusses der SPD Eckernförde. Am 3.11.1970 rückte A. als Nachfolger von Hans-Ulrich —> Brand über die Landesliste Schleswig-Holstein in den Bundestag nach, dem er auch in der 7. Wahlperiode (1972-76) mit einem Mandat des Wahlkreises 2 (SchleswigEckernförde) angehörte. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 7. Wahlperiode bis November 1974. In der 6. Wahlperiode war er von Oktober 1970 bis Februar 1971 auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, in der 7. Wahlperiode seit Juni 1974 des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 6. Wahlperiode dem Rechtsausschuß (von November 1970 bis März 1971), dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1971) und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an.

A n d e r s , Artur, * 21.1.1896 Breslau, f 13.7.1976 Lengerich. Kaufmännischer Angestellter, Verbandsfunktionär, leitender Angestellter, Verwaltungsangestellter, kath. Nach dem Besuch einer Elementar- und Fortbildungsschule in Breslau und verschiedenen Gewerkschaftskursen durchlief A. eine kaufmännische Lehre. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1920-33 war er Geschäftsführer des Zentralverbandes der Angestellten und Mitglied des Beirates für die Gewerkschaflskurse im Staatswissenschaftlichen Institut der Universität Münsler, 1934-45 Angestellter und Geschäftsführer in Angestellten-Krankenkassen. 1950-60 gehörte er zunächst dem Vorstand, dann der Vertreterversammlung der Deutschen Angestellten-Krankenkasse Hamburg an und war zeitweise Versammlungsvorsitzender. Seit 1919 Mitglied der SPD, war er 1923-25 Stadtverordneter in Osnabrück. 1945-61 hatte A. das Amt des Stadtdirektors in Lengerich (Westfalen) inne, war 1950-61 Hauptausschuß- bzw. Vorstandsmitglied im Westfälischen Sparkassen- und Giroverband und gehörte 1957-61 der Landschaftsversammlung von Westfalen an. 1961 wurde er in den Kreistag Tecklenburg und zum SPD-Kreisvorsitzenden gewählt. Er engagierte sich auch im Gemeindetag Westfalen-Lippe und in der Arbeitsrechtlichen Vereinigung der Gemeinden. In den Bundestag trat A. in der 4. Wahlperiode am 17.4.1963 als Nachfolger des ausgeschiedenen Abgeordneten Heinz —> Kühn ein; sein Mandat erhielt er über die SPDLandesliste Nordrhein-Westfalen. A. war seit Juni 1963 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Inneres und seit Oktober desselben Jahres Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und des Ausschusses für Atomkcrncncrgic und Wasserwirtschaft. A n d r e s , Gerd, * 8.4.1951 Wirges. Maschinenschlosser, Gewerkschaftsfunktionär. A. besuchte die Volksschule, legte die Facharbeiterprüfung zum Maschinenschlosser ab und erwarb an einer Abendschule die Fachoberschulreife. Nach Ausübung verschiedener gewerkschaftlicher Funktionen 1968-72 leistete er 1972/73 Zivildienst bei der Arbeiterwohlfahrt und war 1974-98 Sekretär beim Hauplvorstand der IG ChemiePapier-Keramik (jetzt IG Bergbau, Chemie, Energie), wo er 1981-87 die Abteilung Bildung leitete. 1968 der SPD beigetreten, war er 1976/77 stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungsozialisten. Seit 1983 gehört er dem Unterbezirksvorstand der Stadt Hannover an. Im selben Jahr wurde er Vorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in Hannover-Stadt und -Land; 1988-96 war er Mitglied des Bundesvorstandes der AfA. Seit Beginn der 11. Wahlperiode 1987 vertritt A. den Wahlkreis 36 (Hannover I) im Bundestag. 1988-98 war er Angehöriger des Fraktionsvorstandes, 1997/98 sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und als Nachfolger von Ottmar —> Schreiner Vorsitzender der SPD-Arbeitsgruppe „Arbeit und Sozialordnung". In der 11.-13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, in der 12. Wahlperiode auch dem EG-Ausschuß an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Familie und Senioren und in der 13. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (seit August 1998). Im Oktober 1998 wurde A. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. Als Mitglied der Steuerungsgruppe für das Bündnis für Arbeit wirkte er aktiv an der rot-grünen Arbeitspolitik mit, während er im Bundestag als Berichterstatter für die Pflegeversicherung auftrat. A. gehört dem Seeheimer Kreis an.

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Angermeyer VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Hanns Brauser und Bernd Wurl: Jugendarbeitslosigkeit. Bonn 1977. - Hrsg.: 1. April 1933 - 50 Jahre danach. Hannover 1983. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. A n g e r m e y e r , Joachim, * 18.12.1923 Hamburg, t 8 . 5 . 1 9 9 7 Bad Rothenfelde. Kaufmannsgehilfe, geschäflsführender Gesellschafter. Α., Sohn eines Kaufmanns, bestand nach dem Besuch von Volksschule und Realgymnasium 1942 das Abitur. Noch im selben Jahr eingezogen, leistete er bis 1945 Dienst bei der Luftwaffe. 1947-49 machte er eine kaufmännische Lehre, die er mit der Kaufmannsgehilfenprüfung abschloß, war bis 1962 Angestellter und danach Geschäftsführender Gesellschafter in einer Spedition. 1975 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Beirates der Spielbanken Bentheim-Bad Zwischenahn. Als Abgeordneter war er Vorstandsvorsitzender der Rudolf von Benningsen-Stiftung. 1966 trat A. in die FDP ein. Er wurde Vorsitzender des Kreisverbandes Osnabrück-Land sowie Mitglied des Bezirksvorstandes Osnabrück und des Landesvorstandes Niedersachsen. In der 8. Wahlperiode (1976-80) gehörte A. über die niedcrsächsischc Landcslistc der FDP dem Bundestag an. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Ausschuß für Wirtschaft und war zugleich Mitglied des Beirates für handelspolitische Vereinbarungen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen sowie dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (März/April 1980) an. A n n i e s , Dieter, * 1.12.1942 Elbing (Westpreußen). Installateurmeisler, ev. Nach der Grundschule in Görlitz mit Abschluß der 10. Klasse durchlief A. 1958-61 eine Lehre als Klempner und Installateur und leistete 1964/65 Wehrdienst. 1970 wurde er Klempner- und Inslallateurmeisler und eröffnete einen Handwerksbetrieb. Seit Februar 1990 Mitglied der FDP (Ost), gehörte A. zu den Gründungsmitgliedern der FDP im Bezirk Karl-MarxStadt und wurde FDP-Bezirksvorsitzender von Karl-MarxStadt (Chemnitz). Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war er Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 8, Bezirk Karl-MarxStadt), wo er dem Ausschuß für Bauwesen, Städtebau und Wohnungswirtschaft angehörte. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war A. Mitglied des Bundestages. A m 18.10.1990 wurde er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Seine Kandidatur bei den Bundestagswahlen 1990 war erfolglos. A n s o r g e , Maria, geb. Scholz, * 15.12.1880 Lochau (Böhmen), t 11.7.1955 Dorsten. Textilarbeiterin, Parteifunktionärin, kath., später konfessionslos. Die Tochter eines Maurers besuchte 1886-93 die Volksschule in Lochau, war daneben in der Landwirtschaft tätig und arbeitete nach dem Tod ihres Vaters 1893-1911 in der Textilindustrie. 1905 trat sie in die Textilarbeiter-Gewerkschaft ein, wurde 2. Ortsvorsitzende in Friedland (Niederschlesien) und war 1907-11 Vorstandsmitglied des dortigen Kartells des Textilarbeiterverbandes. 1911-18 war sie als Kaffeeleserin in einer Genossenschaft und Expedientin in einer Bäckerei tätig, leitete seit 1913 die Frauen- und Kinderschutzkommission in Waldenburg, war 1917 Mitbegründerin der dortigen Arbeiterwohlfahrt und 1930-33 deren Leiterin. 1919-33 arbeitete Α., seil 1905 Mitglied der SPD, an der von Paul —>Löbe als Chefredakteur geleiteten „Schlesischen

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Bergwacht" mit, nahm 1919 an der Parteikonferenz in Weimar teil, wurde 1924 Parteisekretärin in Waldenburg und gehörte 1929-33 dem Parteiausschuß an. 1919-33 war sie SPD-Abgeordnete im Kreistag in Waldenburg und bis auf eine kurze Unterbrechung in der 2. Wahlperiode 1924 auch im Deutschen Reichstag, wo sie vor allem für die Verbesserung der Lebensbedingungen der schlesischen Berg- und Industriearbeiter eintrat. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde A. mehrfach inhaftiert, zuletzt 1944 im Konzentrationslager Ravensbriick, und war bis 1945 arbeitslos. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie von der sowjetischen Besatzung als Bürgermeisterin von Nieder-Salzbrunn (Niederschlesien) eingesetzt. 1946 von den polnischen Behörden ausgewiesen, übersiedelte sie nach Marl (Westfalen), wo sie sich u. a. dem Wiederaufbau der Arbeiterwohlfahrt widmete. Vom 17.10. 1948 bis zu ihrem Tod war sie für die SPD Mitglied des Rates von Marl, seit dem 9.11.1952 auch Mitglied des Rates des Amtes Marl. Am 17.11.1951 rückte Α., die u. a. mit Louise —> Schnieder befreundet war, für Karl —> Brunner in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Seit Februar 1952 war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kricgsgcfangcncnfragen. LITERATUR: Wilhelm Matull: Ostdeutschlands Arbeiterbewegung. Abriß ihrer Geschichte, Leistung und Opfer. Würzburg 1973. - Christi Wickert: Unsere Erwählten. Sozialdemokratische Frauen im Deutschen Reichstag und Preußischen Landtag 1919 bis 1933. Bd. 2. Göttingen 1986. - Regine Marquardt: M. A. (1880-1955). Eine Arbeiterin im Bundestag. In: Dies.: Das Ja zur Politik. Frauen im Dcutschcn Bundestag (1949-1961). Ausgewählte Biographien. Opladen 1999, S. 45-67. A n t r e t t e r , Robert, * 5 . 2 . 1 9 3 9 München. Schriftsetzer, leitender Angestellter, Parteifunktionär, Universitätsdozent, kath. A. war 1953-65 Schriftsetzer und Korrektor, 1965-70 Geschäftsführer in Pforzheim, neben seiner Tätigkeit als Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Rems-Murr seit 1968 Vorstandsmitglied, 1970-72 Pressesprecher und 1972-80 Leitender Landesgeschäftsführer des SPD-Landesverbandes Baden-Württemberg. 1976 wurde er Lehrbeauftragter an der Universität Stuttgart. In der 9.-13. Wahlperiode (1980-98) war A. über die SPDLandesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages. In der 9.-12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Verkehrsausschuß an, in der 10. Wahlperiode bis Februar 1984, danach als Stellvertretendes Mitglied. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, 1989-98 Vorsitzender von dessen EuropaUnterausschuß. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (bis November 1981), des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (von November 1981 bis Oktober 1982) und des Ausschusses für Forschung und Technologie, in der 11. und 12. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode des EG-Ausschusses und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" und in der 13. Wahlperiode des Vcrtcidigungsausschusscs. 1984-98 als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, war A. stellvertretender Leiter der dcutschcn Delegation und hatte das gleiche Amt in der Versammlung der Westeuropäischen Union inne. Während seiner Mitgliedschaft im Bundestag gehörte er dem Kuratorium der Kunststiftung Baden-Württemberg, dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und dessen Geschäflsführendem Ausschuß an und war Mitglied des Parteirates der SPD.

Arendt VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Quo vadis Europarat? Bonn 1995. - The Eastern dimension of European security. Paris 1996. - Hrsg.: Sicherheit in Europa. Die Westeuropäische Union. Bonn 1997. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. A p e l , Hans, * 25.2.1932 Hamburg. Kaufmännischer Angestellter, Diplomvolkswirt, Parteifunktionär, europäischer Beamter, ev. Α., dessen Vater, ein Prokurist, durch das Kriegserlebnis zum Pazifisten wurde und dessen Mutter 1946 starb, durchlief nach dem Abitur 1951 in Hamburg eine kaufmännische Lehre und war dann Verkaufskorrespondent bei einem Mineralölkonzern. Seit 1954 studierte er an der Universität Hamburg, wurde 1957 Diplomvolkswirt und Schloß das Studium 1960 mit der Promotion über das Thema Edwin Cannen und seine Schiller. Die Neuliberalen an der London School of Economics zum Dr. rer. pol. ab. Er war in der evangelischen Jugendbewegung aktiv, trat am 2 7 . 4 . 1 9 5 5 der SPD bei und war Geschäftsführer der Hamburger Jungsozialisten. Seit dem 1. 8.1958 Sekretär der Sozialistischen Fraktion des Europäischen Parlaments in Luxemburg, wurde er 1962 europäischer Beamter und war bis 1965 als „Chef de Division" erster Sekretär des Verkehrsausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft und Finanzen des Europäischen Parlaments. 1965 wurde A. in den Bundestag gewählt, dem er bis 1990 angehörte. In der 5.-10. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 15 (Hamburg-Nord I); in der 11. Wahlperiode zog er über die Hamburger Landesliste in den Bundestag ein. 1969-72 war er Stellvertretender Vorsitzender der SPDFraktion. In der 5. Wahlperiode war er bis April 1967 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und gehörte dem Ausschuß für Wirtschaft in der 6. (seit Juni 1970) und in der 9. Wahlperiode (seit Oktober 1982) als Stellvertretendes Mitglied an. In der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verkehrsausschusses, hatte er in der 6. Wahlperiode (1969-72) den Vorsitz des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fcrnmcldcwesen innc. Er war in der 5. und 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (seit Mai 1969 bzw. Februar 1971), in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 9. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (seil Oktober 1982) und gehörte in der 10.-11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied sowohl dem Finanz- als auch dem Haushaltsausschuß an. 1972 trat A. in die Regierung ein und war als Parlamentarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt für EuropaFragen zuständig. A m 16.5.1974 übernahm er im 1. Kabinett —»Schmidt von diesem das Bundesministerium für Finanzen und bemühte sich u. a. mit der Steuerreform von 1974 um eine Verringerung der Neu Verschuldung des Bundes. Nach dem Rücktritt von Georg —» Leber übernahm er im Februar 1978 das Bundesministerium für Verteidigung. In diesem Amt konnte Α., der als „weißer Jahrgang" nicht „gedient" hatte und sich in der Öffentlichkeit oft betont salopp äußerte, gegen den Widerstand des militärischen Apparates Einsparungen durchsetzen (u. a. durch Rücknahme der Heeresstrukturreform), die Bürokratisierung verringern und die soziale Sicherung für Bundeswehrangehörige verbessern. Wegen seiner Einschätzung der sowjetischen Rüstung als offensiv und der nachdrücklich vertretenen, bundesdeutschen Verteidigungsbereitschaft innerhalb der NATO (Einführung des Kampfjets Tornado, NATO-Doppelbeschluß) wurde Α., der dem Seeheimer Kreis angehörte, von Teilen der SPD stark kritisiert. Nach dem Ende der sozialliberalen Koalition wurde er 1983 wieder stellvertretender Vorsitzender der

SPD-Bundestagsfraktion, als der er im November 1983 gegen die Fraktion für den Doppelbeschluß stimmte. 1985 ließ er sich von der Parteiführung als Spitzenkandidat zur Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses aufstellen und wurde für das schwache Abschneiden der SPD persönlich verantwortlich gemacht. Als Α., seit 1970 Mitglied des Parteivorstands, 1984-86 auch des Präsidiums, nicht mehr in den SPD-Vorstand gewählt wurde, trat er als stellvertretender Fraktionsvorsitzender und finanzpolitischer Sprecher der SPD zurück und verzichtete auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag. A. beschäftigte sich u. a. als stellvertretender Vorsitzender der SPD-Langzeitkommission und erster Vorsitzender der von ihm 1970 mitbegründeten Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen mit dem politischen System der Bundesrepublik, kritisierte den mangelnden Dialog zwischen Politik und Wählern und argumentierte für einen schlanken Staat und direktere Demokratie sowie gegen die zunehmende Macht der Parteien und ihrer Funktionäre im öffentlichen Leben. Seit 1990 übernahm er mehrere Aufsichtsratsmandate in den neuen Bundesländern und berichtete in Zerstörte Illusionen. Meine ostdeutschen Jahre (2000) über die Entwicklung der Lausitzer Braunkohlcindustric nach der Wende 1989. 1993 wurde A„ der seit Februar 1991 Vorlesungen über Finanzpolitik an der Universität Rostock hielt, zum Honorarprofessor ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erfahrungen und Reflektionen eines Neulings zur Bundestagswahl 1965. In: Die Neue Gesellschaft 13 (1966) Heft 2, S. 125-132. - Für und wider das Mehrheitswahlrecht. Eine Analyse und ein Vorschlag. In: Politische Meinung 12 (1967) Heft 1, S. 15-25. - Ein Plädoyer für den Berufspolitiker. In: Die Neue Gesellschaft 14 (1967) Heft 2, S. 129-135. - Der dcutschc Parlamentarismus. Unreflektierte Bejahung der Demokratie? Reinbek bei Hamburg 1968. - Die Willensbildung in den Bundestagsfraktionen. Die Rolle der Arbeitsgruppen und der Arbeitskreise. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 1 (1970) Heft 2, S. 222-232. - Bonn, den ... Tagebuch eines Bundestagsabgeordneten. Köln 1972. - Bundeshaushalt 1977. Sicheres Fundament für den Aufschwung. Bonn 1977. - Der Abstieg. Politisches Tagebuch 1978-1988. Stuttgart 1990. - Die deformierte Demokratie. Parteicnherrschaft in Deutschland. Stuttgart 1991. Aktualisierte Taschenbuchausgabe, München 1993. - Der kranke Koloß. Europa - Reform oder Krise. Reinbek bei Hamburg 1994. - Staat ohne Maß. Finanzpolitik in der Sackgasse. Düsseldorf 1997. A r e n d t , Walter, * 17.1.1925 Heessen (heute zu Hamm). Bergarbeiter, Gewerkschaftsfunktionär. Der Sohn eines Bergmanns wurde nach dem Besuch der Volksschule im väterlichen Beruf ausgebildet, nahm seit 1943 als Unteroffizier am Zweiten Weltkrieg teil und arbeitete, aus französischer Gefangenschaft entlassen, 1946/47 wieder im Bergbau. 1946/47 studierte er an der Akademie für Arbeit in Frankfurt am Main, 1948/49 an der Akademie für Gemei η Wirtschaft in Hamburg und war dann in der Presseabteilung der IG Bergbau und Energie (IGBE) in Bochum (seit 1954 als kommissarischer Leiter) tätig. Später wurde er Chefredakteur der Monatszeitschrift „Der Gewerkschafter". 1946 in SPD und Gewerkschaft eingetreten, wurde A. 1955 Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der IGBE und war 1964-69 als Nachfolger von Heinrich Guthcrmuth Erster Vorsitzender der damals mächtigsten Gewerkschaft Nordrhein-Westfalens sowie 1967-69 Präsident des Internationalen Bergarbeiterverbandes. 1967 in den Vorstand des mitgliederstärksten SPD-Bezirks Westliches Westfalen gewählt, gehörte er 1968-79 dem Parteivorstand, 1973-79 auch dem Präsidium an und wurde 1977 stellvertretender Parteivorsitzender. A. war bis zum 6 . 7 . 1 9 8 3 Mitglied des

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Aretin Aufsichtsrates der PreussenElektra AG und gehörte danach deren Beirat an. Er war auch Mitglied des Aufsichtsrates der Mannesmann AG. Seit 1961 Mitglied des Bundestages, vertrat A. in der 4. Wahlperiode den Wahlkreis 99 (Gelsenkirchen), wurde für die 5. und 6. Wahlperiode über die Landesliste NordrheinWestfalen gewählt und errang bei den Wahlen zum 7. und 8. Bundestag das Direktmandat des Wahlkreises 111 (HerneCastrop-Rauxel). Er war in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses (bis März 1964), in der 5. Wahlperiode bis Januar 1967 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und in der 8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. 1961-69 gehörte er der Sozialistischen Fraktion im Europäischen Parlament an. Zunächst als Energieexperte anerkannt, war A. u. a. an der Gründung der Ruhrkohle AG beteiligt und konnte bereits als Abgeordneter und Gewerkschafter die Senkung des Pensionsalters gefährdeter Bergarbeiter durchsetzen. Am 2 2 . 1 0 . 1 9 6 9 wurde der einflußreiche Vertreter des Gewerkschaftsflügels in der SPD statt des Sozialexperten Ernst —> Schcllcnbcrg Nachfolgcr Hans —> Katzers im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. Als „Anwalt der kleinen Leute" war A. eine Schlüssclfigur in der Regierung -^Brandt, trug mit zahlreichen Gesetzen zum Ausbau des Sozialstaates bei und hatte maßgeblichen Anteil an den innenpolitischen Reformbestrebungen. Neben rentenpolitischen Maßnahmen, die zumeist die Zustimmung der C D U / CSU fanden (u. a. Rentenreform von 1972), führte er die kostenlose Krebsvorsorgeuntersuchung ein, reformierte die Krankenversicherung (1972) und das Betriebsverfassungsgesetz (1972) und erweiterte die Mitbestimmung (Mitbestimmungsgesetz von 1976). Vor allem weil auf Druck des Koalitionspartners FDP die leitenden Angestellten in die Mitbestimmung einbezogen werden sollten und so die Einheit der Arbeitnehmerschaft aufgebrochen wurde, aber auch wegen der infolge von Wirtschaftsrezession und Strukturwandel in der Montanindustrie wachsenden Finanzierungsproblematik hinsichtlich der Kranken- und Rentenversicherung erklärte A. am 16.12.1976 seinen Verzicht auf die Mitgliedschaft im 2. Kabinett —> Schmidt; sein Nachfolger wurde Herbert —>Ehrenberg. Am 15.12.1977 zum stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion gewählt, verzichtete A. 1980 auf eine erneute Kandidatur für ein Bundestagsmandat. A. wurde 1975 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Deshalb bin ich Sozialdemokrat. Bonn o.J. (1969). - Kennzeichen sozial. Wege und Ziele der sozialen Sicherung. Stuttgart 1972. - Mehr Lebensqualität durch Arbeitsschutz und Arbeitswissenschaft. Reden. Wilhelmshaven 1974. - Mitbestimmung. Rede. Bonn 1976. LITERATUR: Walter Henkels: Neue Bonner Köpfe. München/ Zürich 1977, S. 25-28. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. A r e t i n , Anton Freiherr von, * 15. 8.1918 München, t 12.6. 1981 Aldersbach. Jurist (Rechtsanwalt), kath. A. war der Sohn des Chefredakteurs der „Münchner Neuesten Nachrichten" und Leiters des Bayerischen Heimatund Königsbundes, Erwcin Freiherr von Aretin. Nach dem Besuch des Wilhelmsgymnasium in München studierte er Rechtswissenschaft in München, Prag und Lausanne und wurde nach dem Ersten Staatsexamen 1941 eingezogen. Nach 1945 war er als Rechtsanwalt tätig. 1946 trat A. in die CSU ein. Seil 1947 Mitglied der Bayernpartei (BP) und von deren Landesvorstand, wurde er 1948

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Vorsitzender des BP-Kreisverbandes Niederbayern und Mitglied des Landesvorstandes der BP. 1950/51 war er für die Bayernpartei Mitglied des Bayerischen Landtages. 1952 wurde er aus der B P ausgeschlossen. Als Abgeordneter des Wahlkreises 18 [213] Vilshofen gehörte A. dem Bundestag der 1. Wahlperiode (1949-53) an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (bis März 1952), des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von Januar 1951 bis März 1952 und seil Juli 1952), des Ausschusses für Beamlenrecht (von November 1950 bis September 1951), des Ausschusses für innergebielliche Neuordnung (von Juli 1952 bis Februar 1953, Beratendes Mitglied bis März 1952) und des Ausschusses für Kulturpolitik (bis Dezember 1949). Als Beratendes Mitglied gehörte er dem Wahlprüfungsausschuß (bis März 1952 und seit März 1953) sowie dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis Februar 1951) an. Im Oktober 1950 wurde er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen und des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen. Im Zusammenhang mit der „Spiegel"-Afi'äre aus der Bayernpartei ausgeschlossen, wechselte A. am 14.12.1951 in die Föderalistische Union, der Fraktion der Bayernpartei und der Deutschen Zentrumspartei. A r n d g e n , Josef, * 2 4 . 2 . 1 8 9 4 Rheydt (heute zu Mönchengladbach), f 2 0 . 9 . 1 9 6 6 Wiesbaden. Stukkateur, Verbandsfunktionär, kath. A. war Sohn eines Stukkateurmeisters aus dem Taunus; seine Mutter war Holländerin. Er besuchte die Volksschule und erlernte ebenfalls den Stukkaleurberuf. Früh im katholischen Jugendverein aktiv, wurde er Mitglied des Vorstandes und Präfckt. 1911-14 war er in einer Schuhfabrik in Mülfort tätig und wurde Mitglied, später Ortsvorsitzender des Zcntralverbandcs Christlicher Lederarbeiter. Seit 1914 Soldat im Ersten Weltkrieg und 1917 schwer verwundet, arbeitete er seit Juni 1918 wieder in einer Schuhfabrik. 1919-25 war er Angestellter, später Bezirksleiter des Zentralverbandes Christlicher Lederarbeiter, 1925-32 Redakteur der „Deutschen Lederarbeiter-Zeitung". Er hatte den Vorsitz des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes für das Gebiet Hessen und Hessen-Nassau inne und war Mitglied des Verwaltungsrates der Landesversicherungsanstalt und des Landesarbeitsamtes in Hessen. 1932 wurde A. Vorsitzender des Zentralverbandes Christlicher Lederarbeiter in Deutschland. 1933 aus politischen Gründen entlassen, schlug er sich als Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes durch. Nach dem Kriegsende wirkte er beim Wiederaufbau der Gewerkschaften mit. 1931 irai Α. der Zentrumsparlei bei. 1945 beteiligte er sich an der Gründung der CDU in Hessen und wurde stellvertretender Landes Vorsitzender. 1946 wurde er Ministerialdirektor im hessischen Ministerium für Arbeit und Wohlfahrt. 1946-49 war A. Mitglied des Hessischen Landtags und seit 3.1. 1947 Arbeits- und Wohlfahrtsminister des Landes Hessen. Im Zuge der Verringerung der hessischen Ministerien von acht auf fünf, die das Kabinett am 30.9.1949 beschloß, trat A. am selben Tage zurück. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) gehörte A. als CDUAbgeordneter dem Bundestag an. In der 1. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 12 [137] (Schwalbach), in der 2.-4. Wahlperiode den Wahlkreis 137 (Limburg). A m 18.10.1958 wurde er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. In der 1. und 2. Wahlperiode gehörte A. dem Haushaltsausschuß bis Januar 1957 als Ordentliches, danach und in der 3. und 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender, in der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und seit Oktober 1953 Stellvertretender Vorsitzender, in der 3. und 4. Wahlperiode Stell-

Arndt vertretendes Mitglied (bis Februar 1965) des Ausschusses für Sozialpolitik. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender im Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen, in der 2. Wahlperiode bis Februar 1954 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied, in der 3. Wahlperiode von November 1958 bis November 1959 als Stellvertretendes, danach und in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen. A. war in der 1. Wahlperiode auch Ordentliches Mitglied des Wahlrechtsausschusses. Dem Ausschuß für Arbeit gehörte er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied, in der 3. Wahlperiode bis November 1958 als Ordentliches Mitglied und Vorsitzender, danach und in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. 1952 und 1957 war er Bundeswahlbeauftragter für die Durchführung der Wahlen in der Sozialversicherung. 1965 kandidierte er nicht mehr für den Bundestag. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnauer-Stiftung, Sankt Augustin. A r n d t , (Karl Otto) Adolf, * 12.3.1904 Königsberg (Ostpreußen), f 13.2.1974 Kassel. Jurist (Richter, Rechtsanwalt, Staatsanwalt), Verwaltungsbeamter, ev. Α., Sohn eines Ober- und Geheimen Bergrates und Professors der Staats- und Bergrechtslehre, studierte in Marburg und Berlin Rechtswissenschaften, Nationalökonomie und Philosophie. 1926 in Marburg mit der Arbeit Kartellrechtliche Verwaitungsakte zum Dr. jur. promoviert, wurde er 1929 Gerichtsassessor, 1932 Landrichter. Wegen seiner jüdischen Vorfahren wurde A. jedoch bald aus dem Amt gedrängt. 1933-45 war er Rechtsanwalt in Berlin und verteidigte eine Reihe von Sozialdemokraten und Gewerkschaftern. Unter anderem knüpfte er damals Verbindungen zu Kurt —»Schumacher. Nach Kriegsende trat A. der SPD bei, arbeitete als Oberstaatsanwalt und Rcchtspolitikcr seiner Partei eng mit dem Justizminister Georg August —> Zinn zusammen und war von Dezember 1945 bis September 1949 Ministerialrat im hessischen Justizministerium, wo er an den Entwürfen für eine demokratische Gründungsverfassung Hessens mitwirkte. 1948/49 war er Vorsitzender des Rechtsausschusses und Ausschußmitglied für Beamtenrecht im Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. 1956-64 gehörte A. dem Vorstand seiner Partei an und engagierte sich 1959 für die Verabschiedung des Godesberger Programms. 1963/64 war er in Berlin Senator für Kunst und Wissenschaft und bemühte sich u. a. um die Versöhnung mit den Juden. 1969 wurde A. zum Honorarprofessor ernannt. 1949 zog A. als Abgeordneter der SPD in den 1. Deutschen Bundestag ein, wirkte dort als Rechtsspezialist seiner Partei und war bis 1964 Geschäftsführer der SPDBundestagsfraktion. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht, in der 1., 2., 4. Wahlperiode Ordentliches, in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung (seit Juni 1951), dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität (bis lanuar 1951) und dem Untersuchungsausschuß zur Hauptstadtfrage (seit März 1953) sowie zahlreichen Unterausschüssen, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz, dem Ausschuß für Heimatvertriebene (bis Mai 1951) und dem Ausschuß für Beamtenrecht an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und des Ausschusses für Kulturpolitik (bis Januar 1956), in der 2. und

з. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Vermittlungsausschusses, in der 3.-5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses (bis Juli 1968, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung, in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses für die Strafrcchtsrcform und des Wahlmänncrausschusscs (seit Februar 1967) sowie Stellvertretendes Mitglied des Richterwahlausschusses (seit Februar 1967). Als Rechtsexperte wies A. wiederholt auf die Gefährdungen der Demokratie hin, denen er ein starkes demokratisches Selbstbewußtsein entgegensetzte. Demokratie bedeutete für ihn in der Essenz Selbstherrschaft und Gleichberechtigung mündiger Bürger. A. beharrte auf dem Mitspracherecht des Parlaments bei wichtigen Entscheidungen und suchte gleichzeitig die Verfassungsjudikative zu stärken, indem er das Bundesverfassungsgericht gegenüber der Regierung verteidigte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Rechtsdenken in unserer Zeit. Positivismus und Naturrecht. Tübingen 1955. - Die Persönlichkeit in der parlamentarischen Demokratie. Vortrag. Berlin 1958. - Die Entmachtung des Bundestages. In: Die Neue Gesellschaft 6 (1959) Heft 6, S. 431-438. - Die Nichtigkeit verfassungswidriger Gesetze. In: Die Offentlichte Verwaltung 12 (1959) Heft 3, S. 81-84. - Das nicht erfüllte Grundgesetz. Ein Vortrag. Tübingen 1960. - Der deutsche Staat als Rechtsproblem. Berlin 1960. - Der Jurist im Parlament. In: Juristen-Jahrbuch 1 (1960) S. 82-89. - Demokratie als Bauherr. Berlin 1961. - Mit Michael Freund: Notstandsgesetz aber wie? Köln 1962. - Das zeitgerechte Parlamentsgebäude. In: Die Neue Gesellschaft 9 (1962) Heft 6, S. 429-438. Unsere geschichtliche Verantwortung für die Freiheit. Berlin 1963. - Gesetzesrecht und Richterrecht. In: Neue Juristische Wochenschrift 16 (1963) Heft 29, S. 1273-1284. - Reform der parlamentarischen Untersuchungsausschüsse? In: Deutsche Richterzeitung 42 (1964) Heft 9, S. 290-292. - Geist der Politik. Berlin 1965. - Landesverrat. Berlin 1966. - Opposition. In: Die Neue Sammlung 8 (1968) Heft 1, S. 1-17. Politische Reden und Schriften. Hrsg. von Horst Ehmke und Carlo Schmid. Berlin/Bonn 1976. - Gesammelte juristische Schriften. Ausgewählte Aufsätze und Vorträge. 1946-1972. Hrsg. von Ernst-Wolfgang Böckenförde und Walter Lewand. Münchcn 1976. LITERATUR: Festschrift für Α. A. Hrsg. von Horst Ehmke и.a. Frankfurt am Main 1969 (mit Bibliographie). - Dieter Gosewinkel: Α. A. Die Wiederbegründung des Rechtsstaats aus dem Geist der Sozialdemokratie (1945-1961). Bonn 1991 (mit Bibliographie). - Claus Arndt u.a. (Hrsg.): Α. A. zum 90. Geburtstag. Dokumentation der Festakademie in der Katholischen Akademie. Hamburg/Bonn 1995. - Dieter Gosewinkel: Α., Α. In: Manfred Asendorf und Rolf von Bockel (Hrsg.): Demokratische Wege. Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrhunderten. Stuttgart/Weimar 1997, S. 20-22. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. A r n d t , Claus, * 16.4.1927 Marburg. Jurist, Verwaltungsbeamter. Α., Sohn von Adolf —>A., bestand nach dem Besuch von Gymnasien in Berlin, Innsbruck und Lauban (Niederschlesien) 1943 das Kriegsabitur, leistete Arbeitsdienst in Polen und war als Gefreiter an der Ostfront eingesetzt. Nach seiner Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft studierte A. Jura in Bonn, München und Hamburg sowie an der Verwaltungshochschule in Speyer. 1954 legte er das Referendarexamen, 1958 das Assessorexamen in Düsseldorf ab und wurde 1959 in Bonn mit der Arbeit Der Begriff der Partei im Organstreitverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht zum Dr. jur. promoviert. 1959-68 war A. im Hamburger Staatsdienst tätig, zuletzt als Regierungsdirektor und

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Arndt Leiter des Senatorbüros und Referats für Staats- und Völkerrecht sowie gesamtdeutsche Fragen der Behörde für Inneres. 1967/68 hatte er Anteil am Hamburger Entwurf für die Notstandsverfassung. Als Experte für Staatsrecht erhielt er mehrere Lehraufträge, u. a. 1960 an der Verwaltungsschule Hamburg, 1967/68 an der dortigen Polizeischule, 1 9 7 3 / 7 4 a n d e r Universität und 1983 an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Hamburg. 1973 wurde A. zum Senatsdirektor der Hamburger Justizbehörde ernannt. Seit 1951 Mitglied der SPD. war A. 1952-55 stellvertretender Vorsitzender des SDS und wirkte 1955 an einer Denkschrift mit, in der grundlegende Reformen des Hochschulwesens gefordert wurden. 1958/59 war er Sekretär des SPD-Verfassungsausschusses „Godesberger Programm" und wurde 1973 stellvertretender Vorsitzender der Bundesschiedskommission seiner Partei. Am 4 . 6 . 1 9 6 8 trat A. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Peter -^>Blachstein in den 5. Deutschen Bundestag ein, dem er auch in der 6. Wahlperiode mit einem Mandat der Hamburger Landcslistc angehörte. Durch einen ungünstigen Listenplatz erhielt er bei der Wahl 1972 kein Mandat, konnte jedoch als Nachrücker für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wilhelm —>Nölling noch einmal in den Bundestag einziehen (vom 2 0 . 5 . 1 9 7 4 bis 1976). A. war in allen drei Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses, in der 5. Wahlperiode seit Juli 1968, in der 7. Wahlperiode seit Juni 1974; in der 6. Wahlperiode hatte er dessen stellvertretenden Vorsitz inne. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied in der 5. (seit September 1968) und 6. Wahlperiode dem Innenausschuß, in der 6. (seit Oktober 1971) und 7. Wahlperiode (von Dezember 1975 bis April 1976) dem Auswärtigen Ausschuß, in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß gemäß Artikel 15 GG und in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (seit Juni 1974) an. In der 6. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Vermittlungsausschusscs, des Richtcrwahlausschusses des Wahlmännerausschusses (seit Oktober 1971) und der Enquete-Kommission „Verfassungsreform". Den Ostverträgen stimmte A. im Mai 1972 trotz Vertreibung aus Schlesien zu. 1973/74 hatte er den Vorsitz der Unterkommission II „Parlament und Regierung" in der EnqueteKommission „Verfassungsreform" und 1974/75 den stellvertretenden Vorsitz im Untcrsuchungsausschuß zur Affäre um DDR-Spion Guillaume inne. Während seiner Zeit als Abgeordneter war A. mit der Durchsetzung der rechtspolitischen Programme von —> Brandt und —» Schmidt befaßt und engagierte sich zusätzlich u.a. für den Minderheitenschutz sowie die Ost- und Deutschlandpolitik. Er beschäftigte sich auch mit konstitutionell-parlamentarischen Fragen. A. sah die in der Verfassung vorgesehene Balance zwischen Parlament und Regierung durch die Verschiebung der politischen Gewichte nicht mehr gewährleistet und befürwortete die Stärkung der Bundesländer als Gegengewichte zum Bund. Er sprach sich gegen das in seinen Augen zunehmende Übergewicht des repräsentativen Anteils der Demokratie aus und forderte statt dessen die stärkere Beteiligung des Volkes an der politischen Entscheidungsfindung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Parlament und Ministerialbürokratie. In: Die Verwaltung 2 (1969) Heft 3, S. 265-278. - Architektur und Parlamentsarbeit. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 1 (1970) Heft 4, S. 432-436. - Zur Reform der Institution des Parlamentarischen Staatssekretärs. In: Der Staat 9 (1970) Heft 4, S. 501-507. - Die Verträge von Moskau und Warschau. Politische, verfassungsrechtliche und völkerrechtliche Aspekte. Bonn 1973, 2 1982. - Das Verhältnis von Budgetrecht des Parlaments und Zustimmungsrecht des Finanzministers nach Art. 112 GG. In: Deutsches Verwaltungsblatt 90 (1975) Heft 16, S. 601-604. - Zum Rederecht der Mitglieder des Bundesrates im Bundestag. In: Zeitschrift für

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Parlamentsfragen 7 (1976) Heft 3, S. 317-322. - Der § 218 vor dem Bundesverfassungsgericht. Heidelberg 1979. - Die Menschenrechte. Hamburg 1981. - Parlamentarische Gesetzgebung und Bundesverfassungsgericht. In: Die Freiheit des Anderen. Hrsg. von Hans-Jochen Vogel u. a. Baden-Baden 1981, S. 423-436. - Mißtraucnsvotum und Parlamcntsauflösung. In: Rccht und Politik 18 (1983) Heft 2, S. 65-67. Der Bundestagsabgeordnete als Ausschußmitglied. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 15 (1984) Heft 4, S. 523-529. C. A. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 5. Boppard am Rhein 1988, S. 9-114. - Amt und Mandat. Ausgewählte Reden und Schriften aus drei Jahrzehnten. 4 Bde., Baden-Baden 1989-2000. - Fraktion und Abgeordneter. In: Parlamentsrecht und Parlamcntspraxis in der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Hans-Peter Schneider und Wolfgang Zeh. Berlin/New York 1989, S. 643-672. - Spuren in der Zeit. Düsseldorf 1991. LITERATUR: Festschrift für C. A. zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Annemarie Renger u. a. Heidelberg 1987. - Herta Däubler-Gmelin: „Spuren in der Zeit": C. A. zum 70. Geburtstag. In: Die Neue Gesellschaft 44 (1997) Heft 4, S. 308-309. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. A r n d t , Klaus Dieter, * 9 . 3 . 1 9 2 7 Berlin, f 2 9 . 1 . 1 9 7 4 Berlin. Diplomvolkswirt, cv. A. besuchte Oberschulen in Berlin und Niesky (Oberlausitz). 1943-45 war er zunächst Luftwaffenhelfer, nahm dann als Infanterist am Zweiten Weltkrieg teil und leistete Arbeitsdienst. In der Nachkriegszeit studierte er in Berlin Volkswirtschaft und wurde 1954 an der Freien Universität Berlin mit der Arbeit Wohnungsversorgung und Mietenniveau in der Bundesrepublik Deutschland promoviert. Seit 1950 am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung tätig, 1959-67 als Abteilungsleiter, wurde er 1968 dessen Präsident. 1946 trat A. in die SPD ein. 1948-50 gehörte er dem Kreisvorstand Treptow, 1950-52 dem Landesausschuß und seit 1956 dem Kreisvorstand Steglitz an, wo er 1958-63 Bezirksverordneter war; 1963-65 vertrat er den Bezirk im Berliner Abgeordnetenhaus. In der 5.-7. Wahlperiode gehörte A. über die Berliner Landcslistc dem Bundestag an. 1967-70 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundcswirtschaftsministcrium unter Karl —> Schiller (SPD) und von 1972 bis zu seinem Tod stellvertretender Fraktionsvorsitzender. A. engagierte sich in allen drei Wahlperioden als Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (in der 5. Wahlperiode bis Januar 1967, in der 7. Wahlperiode bis Dezember 1973). Als Ordentliches Mitglied gehörte er dem Unterausschuß „Tabaksteuer" in der 5. Wahlperiode, dem Untcrausschuß „Zu Fragen der EG-Finanzierung" bis September 1971 in der 6. Wahlperiode und dem Ausschuß gemäß Art. 45 GG in der 7. Wahlperiode an. In der 5. Wahlperiode war A. bis Januar 1967 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und des Ausschusses für das Bundesvermögen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, in der 7. Wahlperiode des Ausschusses lur Wirtschaft (bis Januar 1974), des Gemeinsamen Ausschusses nach Art. 53a des GG und des Vermittlungsausschusses. Von 1971 bis zu seinem Tod gehörte er dem Europäischen Parlament an. A. sprach sich für den Ausbau des Handels innerhalb Europas aus und forderte den Aufbau intensiverer Wirtschaftsbeziehungen zur DDR. VERÖFFENTLICHUNGEN: Anlageverschleiß und Anlageersatz in der westdeutschen Wohnungswirtschaft. Zum Problem der Wohnungsinstandsetzung. Berlin 1957. - Wohn-

Arnold Verhältnisse und Wohnungsbedarf in der sowjetischen Besatzungszone. Berlin 1960. - Mit Oskar de La Chevallerie: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung für die Bundesrepublik Deutschland. Berlin 1962. - Anwendung und Zuverlässigkeit vicrtcljährlichcr Gcsamtrcchnungcn. Berlin 1964. - Mit Rolf Fröhner und Franz Sackmann: Marktforschung und wirtschaftliche Steuerung. Itzehoe o. J. (1968). LITERATUR: Der Mann, der Brücken schlug. Erinnerung an K. D. A. Gedenkschrift zum 50. Geburtstag. Hrsg. von Armin Grunewald. Berlin 1977.

1. Wahlperiode, des Ausschusses für Beamtenrecht in beiden Wahlperioden (in der 1. Wahlperiode hatte er auch den stellvertretenden Vorsitz innc) und des Ausschusses zur Beratung des Personal Vertretungsgesetzes (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung (seit Dezember 1949), dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (seit März 1952), dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik (seit März 1952), dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, dem Ausschuß für innergebietliche Neuordnung und dem Wahlrechtsausschuß an. In der

A r n d t - B r a u e r , Ingrid, * 20. 3.1961 Marburg. Diplomkauffrau, Diplomsoziologin, Verwaltungsangestellte. Nach dem Besuch der Gesamtschule in Wetter (Hessen) und dem Abitur an einem Gymnasium in Marburg studierte A. 1980-85 Betriebswirtschaftslehre und Soziologie in Marburg: sie wurde Diplomkauffrau und Diplomsoziologin. 1998/99 war sie Sachgebietsleiterin „Kommunales Marketing" für den Kreis Steinfurt. 1983 wurde A. Mitglied der SPD. 1985/86 war sie Stadtverordnete in Wetter. 1994-97 gehörte sie dem Kreistag des Kreises Steinfurt an und engagierte sich als Organisationsreferentin im SPD-Unterbezirksvorstand Steinfurt und als stellvertretende Vorsitzende im Ortsverein Horstmar. A m 1.7.1999 trat A. als Nachfolgerin der ausgcschicdencn Abgeordneten Ingrid —> Matthäus-Maier über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag ein. Sie ist Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses.

2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung sowie des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen und saß auch im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung.

A m h o l z , Otto (Theodor Gustav), * 12.4.1894 Berlin, t 7.10.1988 Braunschweig. Verwaltungsbeamter. A. bestand das Abitur am Reform-Realgymnasium in Luckenwalde, nahm am Ersten Weltkrieg teil und studierte Volkswirtschaft, Rechtswissenschaften, Philosophie und Geschichte in Berlin. Er war in der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost tätig. 1920 trat er in die Reichssteuerverwaltung ein und wurde beim Finanzamt Stettin eingestellt. 1921 wurde er Ministerialbeamter in Braunschweig. A. war in der freigewerkschaftlichen Beamtenbewegung in Braunschweig aktiv, dort Mitgründer, später Vorsitzender des Braunschweiger „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold" und engagierte sich für den „Bund deutscher Frontkämpfer und Republikaner" sowie für die „Deutsche Friedensgesellschaft". 1931-33 war er Stadtverordneter von Braunschweig. 1933 wurde er aus politischen Gründen aus dem Staatsdienst entlassen und war monatelang auf der Flucht. Er schlug sich als Vertreter, 1934-41 als selbständiger Lebensmittelkaufmann in Hildesheim durch und war Abteilungsleiter, Schichtmeister und Einkäufer in mehreren Betrieben. In der ersten Nachkriegsverwaltung des Landes Braunschweig war A. für das Personalwesen zuständig. 1919 Schloß sich A. dem sozialdemokratischen Studentenbund an und trat 1920 in die SPD ein. Nach 1945 war er Mitglied des Vorbereitenden Landesausschusses der SPD, später Vorsitzender des Landesvorstandes Braunschweig. Ende der fünfziger lahre trat er aus persönlichen, lokalpolitischen Gründen aus der SPD aus. 1945 wurde er Hauptreferent des Ministerpräsidenten, 1946 Mitglied des Braunschweigischen Landesrates und war Mitglied des ernannten Braunschweigischen Landtages vom 21.2. 1946 bis zum 21.11.1946, dort Vorsitzender des Rechtsausschusses, des Feuerwehrausschusses sowie des Sozialausschusses. Von Mai 1946 bis November 1946 war er Innenminister des Landes Braunschweig. 1949-57 vertrat A. den Wahlkreis 50 (Braunschweig Stadt) im 1. und 2. Bundestag, wo er maßgeblich am Bundesbeamten- und Personalvertretungsgesetz mitwirkte. A. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen in der

A r n o l d , Gottfried, * 10.2.1933 Düsseldorf, lurist (Rechtsanwalt), Herausgeber, kath. Α., Sohn des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Karl —>A., besuchte die Volksschule und Oberrealschule in Biberach, dann ein Gymnasium in Düsseldorf, an dem er 1953 das Abitur bestand. 1953-56 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Köln und München, war nach dem Ersten luristischen Staatsexamen Gerichtsreferendar, wurde 1959 in Köln mit der Arbeit Die staatsrechtlichen Grundgedanken Karl August von Hardenbergs zum Dr. jur. promoviert und legte 1960 das Zweite luristische Staatsexamen ab. Nachdem er vorübergehend für einen Presseverlag gearbeitet hatte, ließ sich A. als Rechtsanwalt in Düsseldorf nieder. Später wurde er Mitherausgeber der Tageszeitung „Rheinische Post", war Mitgesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender der Rheinisch-Bergischen Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH (Düsseldorf) sowie Aufsichtsratsmitglied der Neusser Zcitungsvcrlag GmbH und der Hanse-Merkur Allgemeine Versicherungs-AG/Lebensversicherung A G (Hamburg). A. gehörte dem CDU-Kreisvorstand Düsseldorf und dem Vorstand der CDU-Sozialausschüsse Rheinland an und war mehrere lahre lang Vorsitzender der Düsseldorfer CDU. In der 4.-9. Wahlperiode (1961-83) gehörte A. dem Bundestag mit einem Mandat des Wahlkreises 74 (Düsseldorf I) an. Während der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Pelitionsausschusses, des Wirtschaftsausschusses (bis Mai 1963 als Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, in der 6.-9. Wahlperiode des Rechtsausschusses, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 4. und 5. Wahlperiode gewesen war. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes, in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik, in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft sowie in der 6. und 7. Wahlperiode dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an. A r n o l d , Karl, * 21.3.1901 Herrlishöfen (heute zu Warthausen, Kr. Biberach), t 29.6. 1958 Düsseldorf. Schuhmacher, Gewerkschaftsfunktionär, kath. A. wuchs in Oberschwabcn unter bescheidenen ländlichen Verhältnissen in einem religiös geprägten Elternhaus auf. Vater lohann Baptist, verheiratet mit Maria Fridolina, geb. Dangele, verdingte sich als Landwirt und Tagelöhner. Das Ehepaar hatte vier Kinder. Sohn Karl besuchte seit 1907 die einklassige Volksschule in Herrlishöfen und ging 1916-19 in eine Schuhmacherlehre in Biberach an der Riß. Nach der Gesellenprüfung arbeitete er in einem Schuhgeschäft im benachbarten Ochsenhausen und konnte durch Vermittlung des für seine Heimalregion zuständigen Reichstagsabgeordnelen Matthias Erzberger (Zentrumspartei) die Soziale Hochschule

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Arnold in Kochel besuchen, die vom Verband Katholischer Arbeitnehmer getragen wurde. Im Herbst 1921 fand A. eine Anstellung beim Christlichen Lcdcrarbeitcrvcrband in Düsseldorf. 1924 wurde er Sekretär des Bezirkskartells der Christlichen Gewerkschaften in Düsseldorf, die die tragende Säule im nicht-sozialistischen Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) bildeten. 1928 wurde A. Vorsitzender des DGB und heiratete im selben Jahr Liesel Joeres, die Tochter eines Gewerkschafters. Das Paar bekam vier Kinder. A. gehörte dem Vorstand der Düsseldorfer Zentrumspartei an und war 1929-33 Mitglied des Stadtrates. Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften und der Selbstauflösung des Zentrums wurde A. Teilhaber eines Installationsunternehmens. Während der NS-Diktatur hatte er Kontakt zu Widerstandskreisen. 1944 wurde A. von der Gestapo verhaftet, aber bald darauf wieder freigelassen. Unmittelbar nach Kriegsende setzte er sich für die Bildung einer einheitlichen Gewerkschaftsbewegung ein und wurde im Dezember 1945 Vorsitzender des neuen Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Düsseldorf. Parallel dazu betrieb er die Gründung einer konfessionsübergreifenden christlichen Partei. Er übernahm im November 1945 den Vorsitz der CDP (Christlich-Demokratische Partei) in Düsseldorf, die sich wenig später in CDU umbenannte. Im Januar 1946 wurde er zum Oberbürgermeister von Düsseldorf gewählt und erhielt zwei Monate später von der britischen Besatzungsmacht zusammen mit Anton Bctz, Erich Wendcroth und Friedrich Vogel die Lizenz für die Herausgabe der Düsseldorfer Zeitung „Rheinische Post". Der ersten (ernannten) Landesregierung unter Regierungschef Rudolf Amelunxen gehörte A. als stellvertretender Ministerpräsident an. Nach der ersten Landtagswahl vom 20.4.1947, aus der die CDU als stärkste Kraft hervorging, wurde A. Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Angesichts der großen Not im Lande bildete er ein AllparteienKabinett (ohne FDP). Tn seiner Regierungserklärung vom 17.6.1947 („Das kapitalistische System hat sich an seinen eigenen Gesetzen totgelaufen") plädierte er für eine „echte Gemeinwirtschaft". Auf Druck des konservativen Parteiflügels entließ er 1948 die beiden kommunistischen Minister. Im März 1948 legte er ein „Manifest an die deutsche Einheil" vor, mit dem er die sich abzeichnende Spaltung Deutschlands zu verhindern hoffte. Auf sein Betreiben setzten sich bei den Beratungen der Länderchefs über die Zukunft Westdeutschlands die Begriffe „Grundgesetz" (statt Verfassung) und „Parlamentarischer Rat" (statt Verfassunggebende Versammlung) durch. A. eröffnete die erste Sitzung des Parlamentarischen Rates am 1.9.1948 in Bonn. Vergebens machte er sich 1949 für eine Große Koalition auf Bundesebene stark. Am 7.9.1949 wurde er zum ersten Präsidenten des Bundesrates gewählt. Nach der Landtagswahl vom 18.6.1950 bekräftigte A. in seiner Regierungserklärung: „Nordrhein-Westfalen will und wird das soziale Gewissen der Bundesrepublik sein." Er forderte vom Bund Regelungen zur Mitbestimmung und zur Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand. Sein Kabinett aus CDU und Zentrum wurde nach der Landtagswahl vom 27.6.1954 um die FDP erweitert. Als Vorsitzender des Bundesratsausschusses für Auswärtiges begleitete A. 1955 Bundeskanzler —» Adenauer auf dessen Reise nach Moskau. Aus bundespolitischen Gründen betrieben die Liberalen im Februar 1956 den Sturz von Α., der das erstmals angewendete Konstruktive Mißtrauensvotum als „Schlacht in einem falschen Saale" brandmarkte. Neuer Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wurde der SPD-Politiker Fritz —> Steinhoff. Nach seiner Abwahl wandle sich A. verstärkt der Parteiarbeit zu. Er führte die CDU-Landesverbände Rheinland und Westfalen durch Bildung eines Landespräsidiums, dessen Leitung er übernahm, enger zusammen;

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Geschäftsführer wurde Rainer —»Barzel. Auf dem CDUBundesparteitag im April 1956 in Stuttgart wurde A. - inzwischen von der Technischen Hochschule Aachen mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet - zu einem der vier Stellvertreter von Partcichcf Adenauer gewählt. Zur Bundestagswahl am 15.9. 1957 kandidierte A. im Wahlkreis 62 (Geilenkirchen-Erkelenz-Jülich), den er mit 72 % gewann. Fortan einer der fünf stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, hielt er am 22.1.1958 seine erste Rede im Plenum zum Thema Vcrmögcnsbildung. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung. Im Mai übernahm er als Nachfolger von Jakob —> Kaiser den Vorsitz der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Sein Ziel bestand darin, in Düsseldorf die Macht zurückzuerobern. Den triumphalen Wahlsieg der Union (absolute Mehrheit) erlebte er nicht mehr. Am 29. Juni, eine Woche vor der Landtagswahl, starb A. an Herzversagen. LITERATUR: Rainer Barzel (Hrsg.): Κ. A. Bonn 1960. - Walter Forst: Κ. A. In: Rheinische Lebensbilder. Bd. 7. Köln 1977. - Detlev Hüwcl: Κ. A. Eine politische Biographic. Wuppertal 1980. - Detlev Hüwel/ Jürgen Rosorius: Der Politiker Κ. A. Düsseldorf 1982. - Κ. A. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident 1947-1956. (= Schriftenreihe des Landtags Nordrhein-Westfalen, Bd. 13). Düsseldorf 2001. Detlev Hüwel A r n o l d , Rainer, * 21.6.1950 Stuttgart. Fernmeldemonteur, leitender Angestellter, ev. A. Schloß die Realschule 1966 mit der Mittleren Reife ab und machte 1966-69 eine Lehre als Fernmeldemonteur. 1969/70 Fernmelderevisor, beendete er 1972 die Fachhochschulc Esslingen mit der Fachhochschulrcifc. Nach der Eignungsprüfung für das Studium ohne Reifezeugnis (1973) studierte er 1973-77 für das Lehramt an Grundund Hauptschulen, dem er 1977/78 ein Kontaktstudium im Bereich Erwachsenenbildung an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg anschloß. 1979-98 war A. Fachbereichsleiter für EDV sowie Organisationsleiter an der Volkshochschule Stuttgart und zuletzt Geschäftsführer des Musikhauses Fildcr GmbH in Filderstadt. 1972 trat A. in die SPD ein. 1974-81 war er Vorsitzender des SPD-Orts Vereins Filderstadt, 1980-92 Stadtrat in Filderstadt, 1981-95 SPD-Kreisvorsitzender in Esslingen, 1989-94 Kreisrat im Kreis Esslingen, 1994-98 Mitglied der Regionalversammlung Verband Region Stuttgart und 1995-97 Mitglied des SPD-Landesvorstandes Baden-Württemberg. Seit 1998 ist A. über die SPD-Landeslisle Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages. Er ist Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Verteidigungsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. A r n o l d , Thea, * 11.12.1882 Fulda, t 26.1.1966 Düsseldorf. Lehrerin. Nach dem Besuch der Höheren Mädchenschule in Fulda und des Lehrerinnenseminars in Duderstadt legte A. 1901 in Hannover die Prüfung für Volksschulen, 1911 in Koblenz die Prüfung für mittlere und höhere Schulen und 1912 zunächst für Rektoren an Volksschulen, dann für Rektoren an mittleren und höheren Schulen ab. Seit 1902 unterrichtete sie an Volksschulen, mittleren und höheren Schulen in Königstein im Taunus, Bensheim an der Bergstraße, Graach an der Mosel, Trier und Düsseldorf. 1919 wurde sie Voiksschulrektorin in Düsseldorf. Während dieser Zeit hielt sie sich mehrmals zu Studienzwecken in England und Frankreich auf und belegte Fortbildungsseminare in Pädagogik und Psychologie an der Universität Köln. 1949 schied A. aus dem Schuldienst

Atzenroth aus. Neben ständiger Mitarbeit im Deutschen Roten Kreuz, dessen Ehrenvorsitzende sie in Düsseldorf wurde, war sie führend in Frauenausschüssen tätig. A. war Stadtverordnete im Düsseldorfer Stadtparlament und Mitglied zahlreicher Ausschüsse. Seit der Wiedergründung der Zentrumspartei nach 1945 war sie Mitglied dieser Partei. 1949-53 gehörte A. als Abgeordnete der Zentrumspartei dem Bundestag mit einem Mandat der Landeslistc NordrhcinWestfalen an. A m 14.12.1951 wechselte sie die Fraktion und wurde Mitglied der Föderalistischen Union. Seit 9.12.1952 gehörte sie keiner Fraktion mehr an. A. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (bis 20.12.1952), bis März 1952 Stellvertretendes, danach bis 2 0 . 1 2 . 1 9 5 2 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen und von März bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 5 2 Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. Bei der Bundestagswahl 1953 kandidierte A. erfolglos für die Gesamtdeutsche Volkspartei, 1957 für den Bund der Deutschen, Partei für Einheit, Frieden und Freiheit. A r t z i n g e r , Helmut, * 2 2 . 4 . 1 9 1 2 Bergisch Gladbach, t 2 . 1 0 . 1 9 9 6 Bruchsal. Jurist, Prokurist, ev. Nach dem Abitur an einem Realgymnasium in Essen studierte A. in München, Berlin und Münster Rechtswissenschaft und bestand 1935 das Erste Juristische Staatsexamen. 1937-40 war er Angestellter der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Altstadt, 1940-52 Angestellter einer Treuhandgesellschaft in Mannheim, zuletzt als Prokurist. 1941 legte er die Stcucrbcraterprüfung ab und war 1941-45 Soldat im Zweiten Weltkrieg. 1948 wurde A. in Heidelberg mit der Arbeit Die steuerliche Behandlung von Kriegs- und Nachkriegsverlusten nach Artikel VIII des Kontrollratsgesetzes Nr. 12 zum Dr. jur. promoviert. Seit 1956 Personalleiter, wurde er später Prokurist der Firma Carl Frcudcnberg (Weinheim). A. trat 1948 der CDU bei. 1953 wurde er Stadtrat und evangelischer Kirchengemeinderat in Weinheim, 1959 Kreistagsabgeordneter. In der 4.-7. Wahlperiode (1961-76) gehörte A. dem Bundestag an. Er vertrat in der 4. Wahlperiode den Wahlkreis 180 (Mannheim-Land), danach den Wahlkreis 183 (BruchsalKarlsruhe-Land II). In der 4. Wahlperiode engagierte sich A. als Ordentliches, in der 5.-7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuß. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen und des Ausschusses für Heimatvertriebene. Während der 5.-7. Wahlperiode gehörte er 1965-77 dem Europäischen Parlament an. A s c h o f f , Albrecht, * 11.4.1899 Berlin, f 11. 8.1972 Bad Neuen ahr-Ahrwei 1er. Jurist (Rechts an wait), ev. Α., Sohn eines Sanilälsrates, besuchte ein Humanistisches Gymnasium in Berlin, nahm 1916-18 am Ersten Weltkrieg teil und studierte 1920-23 Rechtswissenschaften in Bonn, Berlin und Rostock. 1923 bestand er das Referendarexamen, 1927 das Assessorexamen und wurde im selben Jahr mit der Arbeit Die Rechtsnatur des Lieferungsvertrages im Verkaufssyndikat. Eine kartellrechtliche Untersuchung (veröffentlicht 1930) zum Dr. jur. promoviert. 1927-34 war er als selbständiger Rechtsanwalt in Berlin tätig. Seit Herbst 1934 Offizier in der Wehrmacht, nahm A. 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Oktober 1955 entlassen wurde. 1957 ließ sich A. als Rechtsanwalt in Essen nieder und gehörte der Geschäftsführung des Unternehmerverbandes Ruhrbergbau an.

1919-32 war A. Mitglied der Deutschen Volksparlei und gehörte zuletzt ihrem Zentralvorstand an. 1956 trat er in die FDP ein. 1959 war er Vorsitzender des Bezirks Verbandes Ruhr und des Landes Vorstandes der Partei, Vorsitzender des wirtschafts- und sozialpolitischen Ausschusses Ruhr, Mitglied des wirtschaftspolitischen Ausschusses der Bundespartei und Mitglied des Bundeshauptausschusses der FDP. Viele Jahre war A. Ratsherr in Essen und Mitglied des Europäischen Parlaments. 1970 wurde er Vizepräsident des Wirtschafts- und Sozialausschusses der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG). 1961-65 saß A. im Bundestag der 4. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen. Bis Anfang Januar 1963 war er Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses, danach Ordentliches Mitglied und dessen Vorsitzender. Er war außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung (bis Februar 1963 und seit November 1963), des Rechtsausschusses (von Februar bis November 1963) und des Ausschusses für Entwicklungshilfe (bis November 1963). A. trat besonders durch seine Initiativen zur Reform der Parlamentsarbcit hervor. A s s m a n n , Heinz, * 19.7.1931 Gelsenkirchen. Bergmann, Gewerkschaftsfunktionär. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Berglehre (1946-49) war A. Bergknappe, später Hauer (Bergmann). 1953-58 gehörte er dem Betriebsrat an und war 1953-57 gleichzeitig Betriebsjugendsprecher und Jugendsprecher im Gesamtbetriebsrat. 1957/58 nahm er an einem Seminar für Jugenderzieher in Wohnheimen mit Abschlußprüfung des Landes Nordrhein-Westfalen teil. Seit 1958 war er Sekretär bei der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, zunächst als Jugendsekretär, dann als Organisationssekretär. 1961/62 besuchte er die Sozialakademie Dortmund, wurde danach Geschäftsstellenleiter der IGBE-Geschäftsstelle in Helmstedt und 1963 Bezirksleiter des IGBE-Bezirks RuhrNordost/Hamm. 1948 trat A. der SPD bei. Er war Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Hamm-Westen, gehörte 1964-82 dem SPD-Unterbezirksvorstand Hamm, 1972-82 dem SPDBezirksvorstand Westliches Westfalen an und engagierte sich im Bezirks- und Unterbezirksvorstand der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD. Er war Mitglied des Stadtrates von Hamm und der Verbandsversammlung des Kommunalverbandes Ruhrgebiet. Als Nachfolger von Hermann —> Schmidt trat A. am 2 4 . 2 . 1 9 8 3 mit einem Mandat der SPD-Landcsliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag ein und gehörte ihm bis zum Ende der 9. Wahlperiode an. Während seiner Mitgliedschaft im Bundestag saß er im Aufsichtsrai der Bergbau AG Westfalen und im Verwaltungsrat der Sparkasse Hamm und war Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Hamm GmbH. A t z e n r o t h , Karl, * 2 2 . 9 . 1 8 9 5 Köln, t 18.6.1995 Koblenz. Diplombetriebswirt, Fabrikant. A.s Vater war Maurer und eröffnete später in Berlin eine Tischlerei. Der Standort der sich daraus entwickelnden kleinen Möbelfabrik wurde nach dem Ersten Weltkrieg nach Metternich bei Koblenz verlegt, wo 1919 die Firma „Rheinische Möbelwerke Emil Atzenroth" gegründet wurde. Nach dem Besuch der Volksschule und des Luisenstädtischen Realgymnasiums in Berlin begann A. an der Technischen Hochschule in Charlottenburg das Studium der Höheren Mathematik und des Maschinenbaus. Von Juli 1915 bis November 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Danach studierte er in Köln Betriebswirtschaftslehre, legte die Diplomprüfung ab, wurde 1924 mit der Dissertation Der Weg des Weichholzes zur rheinischen Möbel-Fabrikation zum Dr. rer. pol. promoviert und übernahm anschließend

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Auch das väterliche Geschäft, das er zu einer der führenden Möbelfabriken in Westdeutschland ausbaute. Seit 1927 war er chrcnamtlich in verschiedenen Zweigen der Sozialversicherung tätig. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft baute er sein Unternehmen wieder auf. Er errichtete die Vereinigung der Wirtschafts- und Arbeilgeberverbände Rheinland-Hessen-Nassau und wurde deren Vorsitzender. Er wurde Präsident der 1947 gegründeten Vereinigung mittelrheinischer Unternehmerverbände, Mitglied der Union Européenne de l'Ameublement, war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Drahtwerke C. S. Schmitt AG, Niederlahnstein, Vorsitzender des Landesverbandes Holzindustrie Rheinland-Pfalz und Leiter der Norddeutschen HolzBerufsgenossenschaft und gehörte dem Verwaltungsrat des Landesausschusses Rheinland-Pfalz der Rhein-Main-Bank AG, dem Landesausschuß derselben Bank sowie dem Vorstand der Bundesanstalt für Arbeitslosenversicherung und -Vermittlung an. 1949 Schloß sich A. der FDP an. 1956 wurde er Mitglied des Bundesvorstandes, des Vorstandes des Landes RheinlandPfalz und des Kreisverbandes Koblenz sowie Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaft, Finanzen und Sozialpolitik. Tn der I.-4. Wahlperiode (1949-65) gehörte A. mit einem Mandat der Landesliste Rheinland-Pfalz dem Bundestag an. Er war in der 1. Wahlperiode bis Juni 1952 Stellvertretendes, danach und in der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik und gehörte in der 3. und 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Wirtschaftsausschuß (seit Mai 1962 als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 1. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich, war er in der 2. Wahlperiode bis April 1956 dessen Stellvertretender Vorsitzender und seit Februar 1957 dessen Stellvertretendes Mitglied. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 2. Wahlperiode des Sonderausschusses „Gemeinsamer Markt/Euratom" und in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Entwicklungshilfe, dessen Vorsitzender er im Juni 1962 wurde. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit, des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen und des Ausschusses zur Beratung des EVG-Vertrages (seil März 1953), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses gemäß Art. 15 GG, des Ausschusses für Arbeit und des Ausschusses für Sozialpolitik (bis April 1956), in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Sozialpolitik (bis Oktober 1960), in der 4. Wahlperiode des Finanzausschusses und des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht. In der 2. Wahlperiode war er Fraktionssprecher in Fragen der Wirtschaftsund Sozialpolitik. VERÖFFENTLICHUNGEN: Zu meiner Zeil. Böblingen 1980. LITERATUR: Helga Lerch: Der Abgeordnete und Unternehmer Κ. A. In: Wolfgang Mischnick (Hrsg.): Verantwortung für die Freiheit. 40 Jahre F.D.P. Stuttgart 1989, S. 93-100. A u c h , Dieter, * 12.4.1941 Stuttgart. Werkzeugmacher, Parteifunktionär. A. besuchte 1947-55 die Volksschule in Bernhausen, durchlief 1955-58 eine Werkzeugmacherlehre und arbeitete danach im Bereich Slanzereitechnik. Nach Täligkeilen als Abteilungsleiter, Kontroll-Leitcr und Bctricbsratsvorsitzcndcr war er 1968-80 DGB-Vorsitzender in Bernhausen und Filderstadt. 1966 trat A. in die SPD ein. Seit 1969 war er stellvertretender Orts Vorsitzender, 1972-75 Orts Vorsitzender. 1971 wurde er Geschäftsführer der SPD Baden-Württemberg in Esslingen, 1973 stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der SPD Baden-Würliemberg und Mitglied des Kreisvorstandes, 1974 Mitglied des SPD-Gesamtbetriebsrates. 1975-79 gehörte A.

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dem Stadtrat von Filderstadt an. 1978 wurde er in den SPDRegionalausschuß aufgenommen und 1980 zum Kreisvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen gewählt. In der 9. Wahlperiode (1980-83) gehörte A. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. A u g e , Heinrich, * 3 . 2 . 1 8 9 8 Recklinghausen, t 2 1 . 2 . 1 9 7 7 Recklinghausen. Lehrer, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Nach der Volksschule besuchte A. ein Lehrerseminar in Recklinghausen, nahm 1916-18 am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1919 Volksschullchrcr, später Rektor in Herne (Westfalen). 1944/45 war er Soldat. 1925 trat A. in die SPD ein. 1945 war er Mitbegründer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, in der er Leiter der Abteilung Rechts- und Haftpflichtschutz für Nordrhein-Weslfalen wurde. 1952 übernahm A. das A m i des Oberbürgermeisters von Recklinghausen. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) gehörte A. dem Bundestag an; er vertrat den Wahlkreis 100 (Recklinghausen-Stadt). Er war in allen drei Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (seit März 1969 Stellvertretendes Mitglied) und des Petitionsausschusses. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, in der 3. und 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen und in der 5. Wahlperiode dem Wahlprüfungsausschuß an. A u g s t e i n , Hans-Iürgen (Werner Karl Gaston), * 16.1.1925 Königsberg, f 7 . 1 0 . 2 0 0 1 Essen. Jurist (Rechtsanwalt, Justitiar), Vcrwaltungsbeamtcr. Nach dem Abitur an einem Humanistischen Gymnasium war A. im Obsthandcl und im Bergbau tätig, studierte Rechtswissenschaft in Köln und legte das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1939-48 lebte er als Emigrant in Belgien. 1959-62 war A. Justitiar der Stadt Solingen, 1963-72 Stadtdirektor in Hattingen. 1949 wurde er SPD-Mitglied. In der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) gehörte Α., seit 1949 Mitglied der SPD, dem Bundestag für den Wahlkreis 112 (Ennepe-Ruhr-Kreis) an. Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 7. Wahlperiode im Petitionsausschuß (seit Juni 1973), im Rechtsausschuß (bis Juni 1974), im Finanzausschuß (von Juni 1974 bis Juni 1975) und im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (davor von Dezember 1974 bis Juni 1975 als Stellvertretendes Mitglied), in der 8. Wahlperiode im Haushaltsausschuß, dem er in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört hatte. A u g s t e i n , Rudolf, Pseud. Jens Daniel, Moritz Pfeil, * 5 . 1 1 . 1 9 2 3 Hannover. Journalist, Publizist, Schriftsteller. Α., Sohn eines Photokaufmanns, war nach dem Abitur am humanistischen Kaiserin-Auguste-Victoria-Gymnasium in Hannover (1941) Redaktions Volontär beim „Hannoverschen Anzeiger". Er wurde zum Arbeitsdienst eingezogen und leistete seit April 1942 Wehrdienst. 1945 war A. vorübergehend in amerikanischer Gefangenschaft und arbeitete als Journalist beim „Hannoverschen Nachrichtenblatt". 1946 übernahm er das Referat Deutschland beim Nachrichtenmagazin „Diese Woche", dessen Herausgeber und Chefredakteur er wurde, nachdem sich die englischen Presseoffiziere von der Leitung zurückgezogen hatten. Seit dem 4 . 1 . 1 9 4 7 erschien das Blatt unter dem Titel „Der Spiegel", von Α., der heftige Kritik an der Politik der —> Adenauer-Regierungen übte, in den fünziger und sechziger Jahren als „Sturmgeschütz der Demokratie" verstanden.

Auhagen Mil der Hauptstadt-Affäre 1950 etablierte sich der „Spiegel" als politisches Enthüllungsmagazin. Weltweit kritisiert wurde das Eingreifen der Bundesregierung in der „SpiegelAffäre", die am 26.10.1962 mit einer Hausdurchsuchung der Redaktionsräume in Hamburg begann und schließlich zu einer Regierungskrise und zum Sturz des Verteidigungsministers Franz Josef —> Strauß führte. Anlaß war der Artikel „Bedingt abwehrbereit" von Conrad —> Ahlers. A. stellte sich am 27. Oktober selbst der Polizei; erst im Februar 1963 kam er wieder frei. Das Strafverfahren gegen A. und Ahlers wurde am 14.5.1965 wegen Mangels an Beweisen eingestellt. Bei wechselnden Eigentumsverhältnissen ist A. bis heute Herausgeber des „Spiegels". 1977 erwarb er die Mehrheitsbeteiligung am „Filmverlag der Autoren"; im Herbst 1985 verkaufte er seine Anteile wieder. Im November 1972 kam A„ seit 1955 Mitglied der FDP, über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag, aus dem er am 24.1.1973 wieder ausschied. 1983 erhielt A. die Ehrendoktorwürde der britischen Universität Bath, 1987 die der Bergischen Universität Wuppertal. 1988 wurde er Ehrensenator der Universität Hamburg, 1994 Ehrenbürger von Hamburg. Er ist Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1990 wurde ihm der Adolf-GrimmePreis, 2000 für sein Lebenswerk der Ludwig-Börne-Preis zuerkannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Deutschland - ein Rheinbund? Darmstadt 1953. - Konrad Adenauer. London 1964. - Opposition heute. Vortrag vor dem Rhein-Ruhr-Club. Hamburg 1964. - Spiegelungen. München 1964. - So stell ich mir die Christen vor. Berlin 1965. - Meinungen zu Deutschland. Frankfurt am Main 1967. - Preußens Friedrich und die Deutschen. Frankfurt am Main 1968. Neuausgabe, Nördlingen 1986. - Jesus Menschensohn. München u.a. 1972. Hamburg 3 1999. - Macht und Ohnmacht der Liberalen. In: Frank Grube und Gerhard Richter (Hrsg.): Der SPDStaat. München 1977. - Hrsg.: Überlebensgroß Herr Strauß. Ein Spiegelbild. Reinbek bei Hamburg 1980. - Otto von Bismarck. Frankfurt am Main 1990. - Mit Günter Grass: Deutschland, einig Vaterland? Ein Streitgespräch. Göttingen 1990. - Macht und Gcgcnmacht. Gcspräch mit Beate Pinkerneil in der Reihe „Zeugen des Jahrhunderts". Hrsg. von Ingo Hermann. Göttingen 1992. - Hrsg.: Ein deutsches Jahrzehnt. Reportagen 1985-1995. Hamburg 1995. LITERATUR: David Schoenbaum: Ein Abgrund an Landesverrat. Die Affäre um den Spiegel. Wien u. a. 1968. - Bodo Zeuner: Veto gegen A. Der Kampf in der Spiegel-Redaktion um Mitbestimmung. Hamburg 1972. - Leo Brawand: Die Spiegel-Story. Düsseldorf 1987. - Hans-Jürgen Jakobs und Uwe Müller: Augstein, Springer & Co. Deutsche Mediendynastien. Zürich 1990, S. 11-52. - Ulrich Greiwe: A. Ein gewisses Doppelleben. Berlin 1994. - Leo Brawand: R. A. Düsseldorf 1995. Augustin, Anneliese, geb. Mindermann, * 24.4. 1930 Kassel. Apothekerin, ev. A. bestand das Abitur an einem Gymnasium in Lörrach, studierte in Basel und Freiburg im Breisgau Pharmazie und erhielt 1957 ihre Approbation als Apothekerin in Stuttgart. 1958-84 lebte sie als selbständige Apolhekerin in Kassel, war 1988/89 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundesgesundheitsamtes und wurde im Juli 2001 Honorarkonsulin des Königreiches Marokko. 1967 der CDU beigetreten, wurde A. 1969 in den CDUKreisvorstand Kassel-Stadt aufgenommen und 1972 als Stadtverordnete in Kassel gewählt. 1976 wurde sie Mitglied des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen und des dortigen Fraktionsvorstandes, 1981 Vorsitzende der Kommunalpolitischen Vereinigung Kassel-Stadt und Mitglied des

Landesvorstandes, 1983 Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der CDU Hessen. Über die hessische CDU-Landesliste war A. in der 10. Wahlperiode vom 13.1.1984 bis 1987 und in der 11.-13. Wahlperiode Mitglied des Bundestages; am 6.12.1989 rückte sie für dem ausgeschiedenen Abgeordneten Dieter —> Werrich nach. Sie war in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (seit Januar 1984). Dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (und Entwicklung) gehörte sie in der 10. und 11. Wahlperiode (seit April 1984 bzw. Mai 1990) als Stellvertretendes, in der 12. und 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. Im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit war sie in der 10. Wahlperiode und seit Februar 1990 in der 11. Wahlperiode Stellvertretendes, seit März 1990 Ordentliches Mitglied. A. war in der 12. und 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. und 13. Wahlperiode konnte sich A. im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit profilieren. In der 13. Wahlperiode war sie auch Mitglied des Gesundheitsausschusses. Daneben saß sie im Vorstand des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSUFraktion. Am Zweiten Gleichberechtigungsgesetz kritisierte A. 1994 das Fehlen von Regelungen zur Anerkennung ehrenamtlicher Leistungen und initiierte 1996 auf kommunaler Ebene ein Programm zur Suchtprävention bei Kindern. Besondere Bekanntheit gewann A. durch ihre Arbeit im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, da sie hier intensive Kontakte zu Mittelmeer-Anrainern wie Marokko pflegte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bevölkerungspolitik und Familienplanung: Grundpfeiler einer Welt, die überleben möchte. In: Zeitschrift zur politischen Bildung 31 (1994) Heft 4, S. 98-101. Augustinowitz, Jürgen, * 10. 6.1964 Rüthen. Bankkaufmann, kath. Nach dem Besuch von Hauptschule und Handelsschule ließ sich A. zum Bankkaufmann ausbilden. Nach dem Wehrdienst (1985/86) war er bei verschiedenen Banken tätig, zuletzt in der Firmenkundenabteilung der Deutsche Bank AG. 1979 trat A. in die Junge Union, 1981 in die CDU ein, engagierte sich in der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft und war stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender. In der 12.-13. Wahlperiode (1990-98) gehörte A. dem Bundestag an; er vertrat den Wahlkreis 118 (Soest). In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (und Entwicklung), in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Pelitionsausschuß an. A u h a g e n , Hendrik, * 25.5.1951 Celle. Gymnasiallehrer. Nach dem Abitur 1972 studierte A. Politologie und Germanistik in Konstanz, wo er 1978 die Magisterprüfung und das Staatsexamen ablegte. 1982/83 absolvierte er sein Referendaria!, bestand das Zweite Staatsexamen im Schuldienst von Baden-Württemberg und war Studienassessor. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag nahm er seine Tätigkeit als Lehrer in Konstanz wieder auf.

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Aumer 1968-72 gehörte Α. den Jungsozialisten an. 1980 wurde er Mitglied der Grünen und war Mitglied des Landesvorstandes Baden-Württemberg. 1982 zählte er zu den Gründungsmitgliedern einer Arbeitsloseninitiative. Am 17.4.1985 als Nachfolgcr von Maricluise —>BeckOberdorf mit einem Mandat der Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag eingetreten, gehörte er ihm bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 an. Von April 1985 bis Juni 1986 war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und seit April 1985 des Ausschusses für Wirtschaft. A u m e r , Hermann, * 30.4.1915 München, t 30.5.1955 München. Bankkaufmann, Buchhändler, kath. A. war Sohn des späteren Vizepräsidenten der Industrieund Handelskammer München und Generalkonsuls Hermann A. Er besuchte die Volksschule und das Realgymnasium in München und war in katholischen Jugendorganisationen tätig. Er studierte an der Handelshochschule und machte eine Banklehre. 1932-34 hielt er sich in der Schweiz auf, übte anschließend cinc kaufmännische Tätigkeit in Halle (Saale) aus und arbeitete im Bankhaus Gebrüder Arnold in Berlin sowie bei der Reichskreditgesellschaft in Berlin. 1940-45 hatte er eine leitende Position bei der Diamalt A. G. München inne, deren Vorstand bereits sein Vater angehört hatte. 1942 wurde A. ehrenhalber zum Rumänischen Vizekonsul ernannt. 1945/46 war er Staatskommissar für Wiedergutmachung und politisch Verfolgte, wurde aber von der bayerischen Regierung auf Verlangen der amerikanischen Militärregierung entlassen und arbeitete dann als Buchhändler in München. A. war Vorstandsmitglied der Deutschen Friedensgesellschaft und Mitglied des Landesvorstandes und des Landesausschusses der Bayernpartei (BP). 1949-53 saß A. als Abgeordneter der Bayernpartei im Bundestag, gewählt im Wahlkreis 3 (SchrobenhausenIngolstadt). Er war bis 8.9.1950 Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, des Ausschusses gemäß Art. 15 GG und des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffvertriebs. Im Juni 1950 wurde er „wegen parteischädigenden Verhaltens" aus der BP ausgeschlossen, behielt aber sein Bundestagsmandat. Am 8.9.1950 wurde er fraktionslos. Im Zusammenhang mit der „SpiegeP'-Affäre erhielt er aufgrund der Ergebnisse des Untersuchungsausschusses zur Hauptstadtfrage („Spiegelausschuß") im Juni 1951 die Aufforderung, sein Mandat niederzulegen, ist ihr aber nicht gefolgt. 1952 kam es zur Aufhebung der Immunität, da gegen

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A. wegen des Verdachts der Eidesverletzung, Unterschlagung, Untreue, Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung eine Anklage vorbereitet wurde. A u s t e r m a n n , Dietrich, * 22.10.1941 Berlin. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), Parteifunktionär, Verwaltungsbeamter. Nach dem Abitur 1962 studierte A. Rechtswissenschaft in Berlin und Münster und legte 1967 das Erste, 1971 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1971-74 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Bürgcrschaftsfraktion in Hamburg, 1972-74 Rcchtsanwalt und Notar in eigener Kanzlei, 1974-77 hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Barsbüttel, 1977-81 der Gemeinde Brunsbüttel, 1981/82 Stadldirektor und Kämmerer in Göltingen. 1987-93 war er Senator der Fraunhofer-Gesellschaft und gehörte zuletzt dem Verwaltungsrat der Deutschen Ausgleichsbank (Bonn) an. 1997 wurde er Kurator des Fraunhofer-Instituts für Siliziumtcchnologic (ISiT). 1971 wurde A. Mitglied der CDU. 1987-2000 war er Kreisvorsitzender der Stcinburgcr CDU, danach deren Ehrenvorsitzender. A. gehört dem CDU-Landesausschuß SchleswigHolstein und Bundesvorstand der Kommunalpolitischcn Vereinigung der CDU an. Am 16.4.1982 rückte A. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Olaf Baron von —»Wrangel in den Bundestag nach, dem er seitdem angehört. Zunächst Vertreter des Wahlkreises 3 (Steinburg-Dithmarschen-Süd), erhielt er in der 10.-14. Wahlperiode sein Mandat über die Landesliste Schleswig-Holstein. A. ist Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein sowie Mitglied des Fraktionsvorstandes und haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSUFraktion. In der 9. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß (seit Oktober 1982) und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit April 1982), als Stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuß (seit April 1982), dessen Ordentliches Mitglied er seit der 10. Wahlperiode ist. In der 10.-12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, in der 13. dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an. In der 14. Wahlperiode ist A. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Entwicklungs- und Beschaffungsvorhaben der Bundeswehr. Kontrollverfahren des Haushaltsausschusses. In: Wehrtechnik 27 (1995) Heft 2, S. 4-5.

Β Baack, Herbert, * 3.2.1921 Willen. Dreher, Industriemeister, ev. Nach dem Besuch der Volksschule erhielt B. eine Ausbildung als Dreher und war 1939-45 Soldat. 1953-55 nahm er an einem Industriemeisterlehrgang teil, legte die Industricmcisterprüfung ab und wurde Oberwerkmeister bei der Maschinenfabrik Korfmann GmbH in Witten. 1946 Schloß sich B. der Industriegewerkschaft Metall an. Er gehörte dem Aufsichtsrat der Siedlungsgesellschaft Witten an. 1948 trat B. in die SPD ein. Er wurde Mitglied des SPDUnterbezirksvorstandes Ennepe-Ruhr/Witten. 1952-75 war er Mitglied des Rates der Stadt Witten, 1965-75 Vorsitzender der SPD-Fraktion. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) vertrat B. den Wahlkreis 118 (Bochum - Witten), in der 9. Wahlperiode (1980-83) den Wahlkreis 111 (Bochum II - Ennepe-RuhrKreis II) im Bundestag. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses, dessen stellvertretender Vorsitzender er im Oktober 1982 wurde, und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982). Baade, Fritz, * 23.1.1893 Neuruppin, t 15.5.1974 Kiel. Staatswissenschaftler, Wirtschaftsberater Hochschullehrer, ev. B., Sohn einer Lehrerin und eines Seminardirektors, studierte nach dem Abitur am Gymnasium in Schulpforta Theologie, Medizin und Volkswirtschaft in Göttingen, Berlin, Heidelberg und Münster. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil, war 1919-25 Landwirt und wurde 1922 in Göttingen mit der Arbeit Die Wirtschaftsreform des Großbetriebes in vorkapitalistischer Zeit zum Dr. rer. pol. promoviert. 1915 der SPD beigetreten, war er 1918/19 Stadtverordneter und Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates Essen und 1927 Mitverfasser des SPD-Agrarprogramms. 1925-29 leitete er die Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik in Berlin. 1926/27 war er deutscher Sachverständiger bei der Vorbereitung der Weltwirtschaftskonfcrenz in Genf, 1929-33 Leiter der Reichsforschungsstelle für landwirtschaftliches Marktwesen und Reichskommissar bei der Deutschen Gctrcidc-HandclsgcscJlschaft in Berlin. Seit 1930 lehrte er an der Agrarwirtschaftlichen Fakultät der Universität Berlin. 1930-33 gehörte er für den Wahlkreis Magdeburg dem Reichstag an und war dort 1931 Mitverfasser des sog. WTB-Plans zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Roggenkommission. 1933 aus politischen Gründen aus allen Ämtern entlassen, betätigte er sich 1933/34 wieder als Landwirt, emigrierte 1935 in die Türkei, beriet dort bis 1938 das Wirtschaftsministerium, war dann bis 1939 Chefberater des Landwirtschaftsministeriums in agrar- und außenpolitischen Angelegenheiten und seil 1938 Dozent für Landwirtschaft. 1939-46 war er selbständiger Wirtschaftsberater in der Türkei. 1946-48 ging er gewerkschaftlichen und publizistischen Tätigkeiten in den USA nach. 1948-61 war B. Ordinarius und Direktor des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel. 1950 gründete er die Zeitschrift „Die Weltwirtschaft". 1961 wurde er Gründungsdirektor des Instituts für Wirtschaftsfragen der Entwicklungsländer. B. war Vorsitzender der Deutsch-Türkischen

Gesellschaft. 1964 wurde er Generalkonsul der Türkischen Republik. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) gehörte B. mit einem Mandat der Landesliste Schleswig-Holstein dem Bundestag an. 1949-53 war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für ERP-Fragen, 1953-57 stellvertretender Vorsitzender im Unterausschuß „Kartellgesetz" des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 1. und 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 3. und 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. Ordentliches Mitglied war er in der 1. Wahlperiode außerdem im Ausschuß gemäß Art. 15 GG, im Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden „Londoner Schuldenabkommen" (seit Mai 1953), in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (bis April 1958, danach Stellvertretendes Mitglied) und in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für Entwicklungshilfe. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Wirlschaftsausschuß an. B. erhielt 1961 das Große Verdienslkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1970 den Kulturpreis der Stadt Kiel. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Hans Krüger: Sozialdemokratische Agrarpolitik. Berlin 1927. - Verbrauchereinkommen und Landwirtschaft. Berlin 1932. - Amerika und der deutsche Hunger. Braunschweig 1948. - Mit Christopher Emmet: Zerstörung auf unsere Kosten. Amerika protestiert gegen die Demontagen. Hamburg 1948. - Der europäische LongtermPlan und die amerikanische Politik. Kiel 1949. - Das Ruhrrevier in der Weltwirtschaft. Essen/Kettwig 1949. - Welternährungswirtschaft. Hamburg 1956. - Gesamtdeutschland und die Integration Europas. Köln/Opladen 1957. - Die deutsche Landwirtschaft im Gemeinsamen Markt. BadenBaden 1958. - Weltenergiewirtschaft. Atomenergie - Sofortprogramm oder Zukunftsplanung? Hamburg 1958. - Der Wettlauf zum Jahre 2000. Oldenburg/Hamburg 1960. Dynamische Weltwirtschaft. München 1969. - Weltweiter Wohlstand. Oldenburg 1970. - Mit Franz Fendt: Die deutsche Landwirtschaft im Ringen um den Agrarmarkt Europas. Baden-Baden 1971. LITERATUR: Hermann Paetzmann: F. B. Hamburg 1958. Ansprachen zur Feier des 80. Geburtstages von F. B. Kiel 1973. - Möglichkeiten und Grenzen einer Verbesserung des Ost-West-Handels und der Ost-West-Kooperation. Symposium. Hrsg. von Herbert Giersch. Tübingen 1974. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz. Babel, Gisela, geb. Blomeyer, * 23.5.1938 Berlin. Juristin. Nach dem Abitur 1957 studierte B. Rechtswissenschaften in Edinburgh, Tübingen und Berlin und wurde 1964 mit einer Arbeit über Probleme der abstrakten Normenkontrolle zum Dr. jur. promoviert. 1976 trat sie in die FDP ein und wurde 1983 Ortsvorsitzende der Partei in Marburg, 1984 Kreisvorsitzende in Marburg-Biedenkopf. B. war stellvertretende Vorsitzende des Landesfachausschusses Sozialpolitik und Mitglied des Überparteilichen Frauenverbandes in Marburg. 1981 wurde sie Ortsbeiratsmitglied in Wehrshausen und FDPStadtverordnete in Marburg, 1989 Kreistagsabgeordnete des

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Bach Kreises Marburg-Biedenkopf. 1987-90 war sie Mitglied des Hessischen Landtages und sozialpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) gehörte B„ jeweils über die FDP-Landesliste Hessen gewählt, dem Bundestag an. 1992 wurde sie sozialpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion und Mitglied des Fraktionsvorstandes. In beiden Wahlperioden war sie Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Frauen und Jugend, dem EG-Ausschuß und dem Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens", in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Gesundheit und dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wettbewerb im sozialen Bcrcich. In: Otto Graf Lambsdorff (Hrsg.): Freiheit und soziale Verantwortung. Grundsätze liberaler Sozialpolitik. Frankfurt am Main 2001, S. 181-193. DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Bach, Franz Josef, * 4.2.1917 Neuss, f 3.8.2001 Aachen. Diplomingenieur, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Diplomat, kath. B. bestand 1936 das Abitur, studierte 1938-42 Maschinenbau und Volkswirtschaft, Schloß das Studium 1942 als Diplomingenieur ab, war 1942-45 Assistent am Aerodynamischen Institut der Technischen Universität Aachen, Fachgebiet Gasdynamik, und wurde 1947 an der Technischen Hochschule in Aachen mit der Arbeit Druckverteilungsmessungen an Geschossen zum Dr.-Ing. promoviert. Später arbeitete er als Betriebsleiter und als Wirtschaftsredakteur bei der „Aachener Volkszeitung". 1949 studierte er Politische Wissenschaften an der Universität Charlottevillc (Virginia, USA), besuchte 1950/51 die Diplomatenschule in Speyer und trat 1951 in den Auswärtigen Dienst ein. 1951-54 war er zunächst Legationssekretär, dann Gesandtschaftsrat in Sydney (Australien), 1954-57 Gesandtschaftsrat Erster Klasse in Washington. 1957 wurde er Leiter des Kabinettsreferates für das Auswärtige Amt im Bundeskanzleramt, 1958 Ministerialrat, 1959 persönlicher Referent des Bundeskanzlers —> Adenauer. 1960/61 koordinierte er den Bundestagswahlkampf zwischen der Parteileitung der CDU und dem Bundeskanzleramt. 1961-64 war B. Generalkonsul in Hongkong und 1964-68 Botschafter in Teheran. In der 6. Wahlperiode (1969-72) vertrat B. für die CDU den Wahlkreis 53 (Aachen-Stadt) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. NACHLASS-SPLITTER: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Bach, Robert, * 7.12.1901 Limbach bei Homburg (Saar), t 10.6. 1976 Neunkirchen (Saar). Bergmann, Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär, ev. B. besuchte die Realschule, studierte 1928/29 an der Staatlichen Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Berlin und arbeitete dann als Bergmann. Seit 1918 gehörte er der Gewerkschaft an, wurde Mitglied der Gewerkschaftsjugend und der Sozialistischen Arbeiterjugend und trat 1920 der SPD bei. 1937 aus politischen Gründen entlassen, wurde er bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 wieder eingestellt. 1945-47 war er Betriebsprüfer der Ortskrankenkasse Homburg (Saar). Seit 1947 Sekretär des Industrieverbandes Bergbau der Einheitsgewerkschaft Saar, wurde er 1953 bei deren Verbot entlassen. Nach der Wiederzulassung des Verbandes wurde er 1956 erneut eingestellt und war seit 1956 Sekretär der Industriegewerkschaft Bergbau.

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Am 27.10.1959 rückte B. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Rudolf —» Reckten wald über die SPD-Landesliste Saarland in den Bundestag nach, dem er bis 1961 angehörte. Seit Dezember 1959 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit. Bachmaier, Hermann, * 5.7.1939 Crailsheim. Jurist (Rechtsanwalt), ev. B. legte am Gymnasium in Crailsheim das Abitur ab und studierte Geschichte, Politische Wissenschaft und Rechtswissenschaften in Heidelberg und Tübingen. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen gründete er eine Rechtsanwaltskanzlei in Crailsheim. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, der Arbeiterwohlfahrt und des Deutschen Anwaltsvereins. 1969 trat B. in die SPD ein. Er wurde Mitglied des Parteirates. 1973-75 war er Vorsitzender der SPD Crailsheim, 1980-91 stellvertretender Vorsitzender der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) BadenWürttemberg und 1981-91 Mitglied des Landesvorstandes der SGK Baden-Württemberg. 1994 übernahm er den stellvertretenden Landesvorsitz der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen. Jeweils über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, gehört B. seit 1983 dem Bundestag an. 1987-98 war er stellvertretender rechtspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, 1988-90 Vorsitzender des Transnuklear/ Atomskandal-Untersuchungsausschusses und 1995-98 Obmann der SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuß, der sich mit dem Plutonium-Schmuggel beschäftigte. In der 10.-13. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Rechtsausschuß mit, dessen stellvertretender Vorsitzender er in der 14. Wahlperiode ist. Als Ordentliches Mitglied gehörte er in der 13. Wahlperiode auch dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an, in dem er sich in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied engagiert. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 10.-12. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, in der 12. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Wirschal'l. In der 14. Wahlperiode ist er auch Ordentliches Mitglied des Gremiums gemäß § 41 des Außcnwirtschaftsgcsctzcs zur Kontrolle der Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses sowie des Parlamentarischen Kontrollgremiums. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Innenausschuß und dem Unterausschuß Neue Medien an. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

Bading, (Hans Wolfgang) Harri, * 23.5.1901 Berlin, t 12.6.1981 Hamburg. Diplomlandwirt, Verwaltungsangestellter, Unternehmer, Angestellter im Bildungsbereich, ev. B„ Sohn eines Justizrates, machte nach dem Besuch eines Humanistischen Gymnasiums eine Landwirtschaftslehre, studierte 1922-26 Landwirtschaft in Berlin und arbeitete daneben im Bergbau und im Bankgewerbe. Seit 1926 war er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Preußischen Hauptlandwirtschaftskammer, bis 1929 Direktionsassistent bei der Deutschen Maizena-Gesellschaft. 1928 wurde er Hilfsreferent bei der Reichsforschungsstelle für landwirtschaftliches Marktwesen und war 1930-33 Referent bei der Forschungsstcllc für Wirtschaftspolitik im Institut für Arbeiterbewegung. Nach dessen Auflösung arbeitete er als kaufmännischer und landwirtschaftlicher Sachverständiger. 1941-44 kriegsdienstverpflichtet, war er 1945-52 Inhaber einer Firma

Bäuerle zum Import von Trockenfrüchten und übernahm 1946 die Geschäftsführung der Liga für Neuaufbau in Hamburg. 1947 wurde er Referatsleiter in der Bizonen-, später der Bundesverwaltung (Bundesernährungsministerium); 1951 schied er wegen gegensätzlicher Auffassungen über die Agrarpolitik der Bundesregierung aus. B. wurde 1956 Leiter der HeimVolkshochschule Bergneustadt der Friedrich-Ebert-Stiftung und war Mitbegründer der Agrarsozialen Gesellschaft. 1929 Schloß sich B. der SPD an, nahm als Sachverständiger an den Sitzungen der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion teil und war Berater des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Berliner Vertretung der genossenschaftlichen Einkaufsgesellschaften und des Zentralverbandes Deutscher Konsumvereine. Er arbeitete für die Parteiund Gewerkschaftspresse und lieferte bis 1935 Informationsmaterial an den in Prag erscheinenden „Vorwärts". 1937 trat er der NSDAP bei, nach 1945 wieder der SPD. 1953 wurde er agrarpolitischer Referent beim Parteivorstand. 1964-69 war er Vorsitzender des Kreistages Frankenberg (Eder) und vertrat 1970-76 den Deutschen Gewerkschaftsbund im Wirtschaftsausschuß für Außenhandelsfragen beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. 1957 wurde B. über die SPD-Landcslistc Hessen, 1961 und 1965 im Wahlkreis 129 (Fritzlar-Homberg) direkt in den Bundestag gewählt. In allen drei Wahlperioden (1957-69) war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bis Februar 1959 Stellvertretendes Mitglied, gehörte er danach und in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Außenhandelsausschuß an und wurde dort 1961 Sprecher der SPD-Fraktion. In der 3. Wahlperiode war B. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodcnrccht, in der 4. und seit Januar 1967 in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Entwicklungshilfe, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen. Seit 1957 gehörte B. der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft an, deren stellvertretenden Vorsitz er 1962-69 innehatte. 1961-69 war er Mitglied des Beirates der Bundesregierung für handelspolitische Vereinbarungen, 1964-70 des Europäischen Parlaments. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wörterbuch der Landwirtschaft. Deutsch-Englisch - Englisch-Deutsch. Zum Gebrauch für Landwirte, Gärtner, Tier- und Pflanzenzüchter, Imker, Fischer, Tierärzte, Landwirtschaftliche Schulen und Institute, Behörden und Organisationen, Gewerbe und Handel. Hamburg 1947. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. B ä r s c h , Siegfried, * 14.2.1920 Frankenberg (Sachsen). Arzt. B., Sohn eines Arbeiters, leistete nach dem Abitur 1938 Arbeits- und Militärdienst und studierte Medizin in Halle und Leipzig. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft war er seit 1945 Arzt an der Universitätsklinik in Halle. 1948 flüchtete er aus der Sowjetischen Besatzungszone und ließ sich in Bremen als praktischer Arzt nieder. 1945 trat B. der SPD bei und sprach sich deutlich gegen die Vereinigung von KPD und SPD in der Sowjetischen Besatzungszone aus. Im Mai 1946 erklärte er seinen Austritt aus der SED. Seit 1948 war er politischer Redakteur der sozialdemokratischen Wochenzeitschrift der Bremer SPD, seit 1949 Zweiter Vorsitzender der SPD in Bremen und Mitglied des Parteiausschusses der SPD in Bonn. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat B. den Wahlkreis 2 bzw. 58 (Bremen-West) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens sowie des Ausschusses für gesamtdeutsche (und Berliner) Fragen. Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 1. Wahlperiode auch im

Haushaltsausschuß, in der 2. Wahlperiode im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (seit Mai 1954) und im Ausschuß für Atomfragen, in der 3. Wahlperiode seit April 1958 im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (davor als Stellvertretendes Mitglied). In der I. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanzund Steuerfragen, des Ausschusses für Außenhandelsfragen (bis Dezember 1949), des Ausschusses für ERP-Fragen, des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen und von März bis Juni 1952 des Ausschusses für Bücherei, in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Kulturpolitik und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Sozialpolitik. B a e u c h l e , Hans-Joachim, * 15.4.1922 Freiburg im Breisgau. Verwaltungsbeamtcr, kath. Nach dem Abitur 1940 an der Schule Schloß Salem (Bodensee) leistete B. Reichsarbeitsdienst und begann in Wien zu studieren. 1941-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, studierte nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 in Freiburg Rechtswissenschaft und legte 1948 das Verwaltungsreferendarexamen ab. Nach dem Besuch der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer war er seit 1949 Referendar an verschiedenen Landratsämtern und legte 1950 die Große Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst ab. 1951 wurde B. Verbandsvorsteher des Wasserversorgungszweckverbandes Starzel-Eyach-Gruppe, 1953 Mitglied des Aufsichtsrates der Krcisbaugcnossenschaft Hcchingcn und 1954 Mitglied des Aufsichtsrates der Hohenzollerischen Landesbahn AG. 1955 übernahm er den Vorsitz der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr im Kreis Hcchingen und gehörte seit 1964 dem Planungsrat der Regionalen Planungsgemeinschaft Donau-Iller-Blau in Ulm an. 1967/68 war er Hauptgeschworener bei der Großen Strafkammer des Landgerichts Ulm. B. trat der SPD bei, wurde 1957 deren Kreisvorsitzender in Hechingen, 1961 Kreis Vorsitzender der SPD Ehingen, und 1969 stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Ulm. Seit 1959 war er Kreisverordneter und Mitglied des Hohcnzollerischen Kommunallandtagcs in Sigmaringen, seit 1965 Kreisverordneter und Kreisrat im Landkreis Ehingen, 1951-61 Bürgermeister der Stadt Haigerloch und seit 1961 Bürgermeister in Schelklingen. In der 6. Wahlperiode (1969-72) gehörte B. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen. B ä u e r l e , Willi, * 2 4 . 3 . 1 9 2 6 Weinheim (Bergstraße), t 1.2.1996 Offenbach am Main. Technischer Zcichner, Gewerkschaftsfunktionär. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Lehre war B. als technischer Zeichner tätig, besuchte 1940-43 die Unteroffiziersschule und nahm 1944/45 am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1962 war er hauptamtlicher Stadtrat in Offenbach. 1945 trat B. in die SPD ein. 1947-50 war er 2. Ortsvorsitzender der SPD in Wcinhcim, 1950-61 Gewcrkschaftssckrctär in Weinheim und Offenbach am Main. 1956-61 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung Offenbach an, seit 1956 als Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1957-60 war er 2. Vorsitzender der SPD im Orts verein Offenbach, seit 1959 Vorstandsmitglied der SPD im Unlerbezirk Offenbach-Dieburg und 1960-65 Erster Vorsitzender der SPD in Offenbach. A m 8 . 5 . 1 9 6 3 rückte B. über die SPD-Landesliste Hessen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Karl —> Wittrock in den Bundestag nach, in dem er in der 5.-7. Wahlperiode (1965-76) den Wahlkreis 146 (Dieburg) vertrat. In der

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Bäumer 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (seil Oktober 1963), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen und gehörte in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (bis Juni 1968), in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Dezember 1970) und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit Februar 1971). In der 7. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied bis Juni 1975 im Ausschuß für Forschung und Technologie, danach im Finanzausschuß.

März bis Juli 1952 dem Ausschuß lur Wiederaulbau und Wohnungswesen (danach bis September 1962 als Ordentliches Mitglied) an.

Bäumer, Rudolf, * 29. II. 1901 Ennigloh (heute zu Bünde), t 25. 9.1973 Bünde. Werkzeugdreher, Verwaltungsangestellter, Verbandsfunktionär. B. besuchte die Volksschule in Ennigloh, machte eine Werkzeugdreherlehre und bildete sich in Abendkursen der Gewerkschaft und an der Volkshochschule weiter. Seit 1919 gehörte er der SPD an und betätigte sich ehrenamtlich im Deutschen Metallarbeiter-Verband. Seit 1928 Mitglied der Amts Vertretung Enningloh, wurde er 1933 aller Ämter enthoben. Er war bis 1943 als Werkzeugdreher tätig und nahm 1943-45 am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1945 arbeitete er als Arbcitsvcrmittlcr beim Arbeitsamt Herford. 1953 wurde er geschäftsführendes, 1957 ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Konsumgenossenschaft Bünde-Lübbecke. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen. Seit 1946 war B. wieder Mitglied der Amts- und Gemeindevertretung Ennigloh. Er übernahm den stellvertretenden Vorsitz des Kreisgemeindetages Herford. 1957 wurde B. über die SPD-Landeslisle Nordrhein-Westfalen, 1961 im Wahlkreis 107 (Herford-Stadt und -Land) direkt in den Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Außenhandelsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen. In der 4. Wahlperiode wurde er im Februar 1963 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes.

Bahner, Dietrich, * 8.6.1939 Berlin. Diplomkaufmann, cv. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Augsburg bis zum Abitur 1959 durchlief B., Sohn eines Industriellen, eine praktische Ausbildung in Schuhfabrikation und Handel, hielt sich für längere Zeil in England und Frankreich auf und studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Berlin. 1966-73 hatte er Vorstands- und Gcschäftsführcrfunktioncn in der Schuhbranche inne, war Gesellschafter der Gesellschaft für soziale Dienstleistungen mbH, Berlin, und Kommanditist der Firma Leiser Fabrikations- und Handelsgesellschaft, Berlin. B. war Vorsitzender und Stifter der Stiftung Berliner Gemei nschaftsaufgaben und Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Weddinger Sozialstation. 1971 trat B. in die CDU ein und wurde 1972 Vorsitzender des Ortsverbandes Gesundbrunnen Berlin-Wedding. B. war 1973/74 stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union Berlin und seit 1973 Kreisvorsitzender der CDU BerlinWedding. 1977 wurde er Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes des Wirtschaftsrates der CDU e.V. Er gehörte der Wirtschafts- und Mittelstandsvereinigung der CDU an. 1975-79 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. 1984 wandle sich B. von der CDU ab und gründete die Demokratische Alternative für Umweltschutz, Steuerzahler und Arbeitsplätze, die 1984 erfolglos in Berlin kandidierte. Am 12.9.1979 rückte B. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Jürgen —> Wohlrabe in den Bundestag nach und wurde als Abgeordneter für Berlin in der 9. Wahlperiode bestätigt. Tn der 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Petitionsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis Oktober 1982), Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (seit Oktober 1982) und bis Oktober 1982 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. LITERATUR: Heinzgünter Klein: Gefragt: D. B. Bornheim 1976.

Bahlburg, Wilhelm, * 27.10.1888 Jesteburg, t 17.2. 1958 Buchholz. Handwerksmeister, Baumeister. B. besuchte die Volksschule, die höhere Fortbildungsschule in Hermannsburg und die Baugewerbeschule in Strelitz. Seit 1917 war er selbständiger Handwerksmeister. 1925-33 gehörte er dem Kreistag Harburg an. Im September 1945 wurde B. Vorsitzender der Niedersächsischen Landespartei für den Kreis Harburg. Er war Mitglied des ernannten und des gewählten Kreistages Harburg-Land und 1946-48 Landrat. 1946-50 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an, zunächst für die Niedersächsische Landespartei, dann für die Deutsche Partei (DP). Tn der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat B. den Wahlkreis 14 [36] (Harburg-Soltau) im Bundestag. Zunächst Mitglied der DP-Fraktion, schied er am 7.9.1951 aus ihr aus, wurde am 23.1.1952 ihr Gast und war seit 4.9.1952 wieder fraktionslos. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß (bis April 1951 ), im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis September 1951) und im Ausschuß für Bau- und Bodcnrecht (von Januar bis September 1951; seit Juli 1952 war er Stellvertretendes Mitglied) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er von Januar bis September 1951 dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und dem Ausschuß für Grenzlandfragen und von

Bahr, Egon (Karl-Heinz), * 18.3.1922 Treffurt (Kr. Eisenach). Industriekaufmann, Journalist, Verwaltungsbeamter, ev. B., dessen Familie aus Schlesien stammt, ist einziges Kind eines Lehrers und einer Beamtin. Er besuchte in Torgau seit 1929 die Grundschule, seit 1932 das MackensenGymnasium und nach dem Umzug der Familie nach Berlin 1938-40 das Gymnasium in Berlin-Friedenau (Abitur 1940). Da er wegen seiner jüdischen Vorfahren (Großmutter) keine Studienerlaubnis für Musik erhielt, absolvierte er 1940-42 eine Lehre als Industriekaufmann bei Rheinmetall-Borsig. 1942-44 leistete B. Militärdienst bei der Luftwaffe. Als Fahnenjunker wurde er 1944 entlassen, weil er nicht Offizier werden konnte. Von 1944 bis Kriegsende arbeitete er dienstverpflichtet bei Rheinmetall-Borsig, war von Mai bis August 1945 als Journalist bei der „Berliner Zeitung" tätig und wechselte dann wegen Differenzen mit dem Chefredakteur Rudolf Herrnstadt zur amerikanischen „Allgemeinen Zeitung", aus der später die „Neue Zeitung" wurde. Im Dezember 1948 ging B. zum „Tagesspiegel", arbeitete bis 1950 als Korrespondent in Hamburg und Bonn, wirkte 1950-60 als Kommentator beim amerikanischen Sender RTAS in Berlin und war dort 1953/54 Chefredakteur. Im Oktober 1956 trat B. der SPD bei. 1960 berief ihn der Regierende Bürgermeister von Berlin, Willy —> Brandt, in

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Bahr das Amt des Leiters des Presse- und Informationsamtes. In seiner Funktion als Pressesprecher des Berliner Senats referierte B. am 15.7.1963 vor der Evangelischen Akademie in Tutzing und verkündete in Abstimmung mit Brandt das Prinzip des „Wandels durch Annäherung" als Option für ein neue Ost- und Deutschlandpolitik. Mit der Bildung der Regierung der Großen Koalition und der Ernennung Willy Brandts zum Vizekanzler und Außenminister am 1.12.1966 wechselte B. zunächst als Sonderbotschafter, im Januar 1967 als Leiter des Planungsstabcs in das Auswärtige Amt. Dort erarbeitete er das Konzept einer auf Entspannung zielenden Außen- und Sicherheitspolitik mit dem Ziel der deutschen Einheit. Im Oktober 1969 - nach Übernahme der Kanzlerschaft durch Willy Brandl - wurde B. beamteter Staatssekretär im Bundeskanzleramt und zugleich Bundesbevollmächtigter für Berlin. Am 23.12.1969 empfing B. im Auftrag Brandts den Moskauer Journalisten Valerie Lednew und unterhielt mit ihm, unterstützt durch die beiden sozialdemokratischen Kanzler Brandt und —> Schmidt, bis 1982 einen „Back Channel" zur sowjetischen Führung. Als Staatsekretär verhandelte er seit 30.1.1970 mit dem sowjetischen Außenminister Andrej Gromyko über ein deutschsowjctischcs Gewaltverzicht-Abkommen, das am 12. 8.1970 von Bundeskanzler Willy Brandt und Ministerpräsident Alexej Kossygin unterzeichnet wurde. Am 27.11.1970 begann B. offizielle Gespräche mit DDR-Staatssekretär Michael Kohl, die zum Abschluß des Transitabkommens (17. 12. 1971), des Verkehrsvertrages (26.5.1972) und des Grundlagenvertrages (21.12.1972) zwischen beiden deutschen Staaten führten. Am 17.5.1972 sind im Bundestag die Ostverträge ratifiziert worden, für dessen parlamentarische Bestätigung sich B. sehr eingesetzt hatte. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl am 11.12.1972 wurde B. über die Landesliste Schleswig-Holstein in den Bundestag gewählt. 1976 und 1980 wurde er mit einem Direktmandat des Wahlkreises 1 (Flensburg - Schleswig) 1983 und 1987 über die Landesliste Schleswig-Holstein wiedergewählt und blieb bis zur ersten gesamtdeutschen Wahl am 2.12.1990 Bundcstagsabgcordnctcr. Im Dezember 1972 ernannte ihn Brandt zum Bundesminister für besondere Aufgaben. Nach Brandts Rücktritt infolge der Guillaume-Affäre gehörte B. dem Kabinett von Helmut Schmidt zunächst nicht an, wurde nach dem Rücktritt von Erhard —»Eppler am 10.7.1974 zum Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit ernannt. Mit Fragen der Außen- und Deutschlandpolitik beschäftigte sich B. neben seinem Ministeramt weiter. Nach der Bundestagswahl übernahm er am 22.11.1976 das Amt des Bundesgeschäftsführers der SPD, das er bis März 1981 ausübte. In dieser Zeit engagierte er sich für eine Parleireform, trat mit seinen Positionen zur Außen- und Sichcrheitspolitik verschiedentlich der Politik der Bundesregierung entgegen, so im Falle der Produktion amerikanischer Neutronenbomben, und äußerte Kritik am NATO-Nachrüstungsbeschluß zur Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen in Europa. Dem SPD-Parteivorstand sowie dem Präsidium des Parteivorstandes gehörte er von 1976 bis 1990 an. Anfang 1981 übernahm B. den Vorsitz des Unterausschusses Abrüstung und Rüstungskontrolle des Bundestages, den er bis Dezember 1990 innehatte. Zugleich gehörte er seit 1981 der von Olof Palme geleiteten internationalen Abrüstungskommission an. Seit 1983 verhandelte B. im Auftrag der SPD-Bundestagsfraktion mit SED-Politbüromitglicd Hermann Axcn über Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle. Im Mai 1987 wurde B. vom Parteivorstand zum Vorsitzenden der Sicherheitspolitischen Kommission der SPD ernannt. Nach der freien Volkskammerwahl 1990 in der DDR übernahm B. am 5.7.1990 bis zur Vereinigung die Aufgabe eines Beraters des DDR-Ministers für Abrüstung und Verteidigung, Rainer —> Eppelmann.

Im Bundestag gehörte B. in allen fünf Wahlperioden als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an (in der 7. Wahlperiode nur von Juni bis September 1974; in der 8. Wahlperiode bis September 1979, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 9.-11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990). Von 1984 bis April 1994 war B. Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. Der Hamburger Senat verlieh ihm für diese Tätigkeit 1990 den Professorentitel. Von 1976 bis 2000 war er Mitglied des Vorstandes der Friedrich-EbertStiftung. 1997 gründete B. gemeinsam mit Günter Grass den „Willy-Brandt-Krcis" und wurde dessen Vorsitzender. 1996 veröffentlichte er unter dem Titel Zu meiner Zeit seine Memoiren. B. wurde mit dem Großen Verdienstkreuz (1973) und dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband (1975) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Friedenspreis der Freda-Wüsthoff-Stiftung (1975), dem Theodor-Heuss-Preis (1976), dem Gustav-HeinemannBürger-Preis (1982) und der Mannheimer Medaille der IG Metall (1994) ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Grenzen der Bürgerinitiative. In: Energie, Beschäftigung, Lebensqualität. Bonn 1977, S. 237-243. - Was wird aus den Deutschen? Fragen und Antworten. Reinbek bei Hamburg 1982. - Zum europäischen Frieden. Eine Antwort auf Gorbatschow. Berlin 1988. - Sicherheit für und vor Deutschland. München/ Wien 1990. - Die Europäische Sicherheilsgemeinschaft. Baden-Baden 1995. - Globale Herausforderungen. BadenBaden 1995. - Deutsche Interessen. Streitschrift zur Macht-, Sicherheits- und Außenpolitik. München 1998. - Der Nationalstaat - überholt und unentbehrlich. Göttingen 1998. LITERATUR: Peter Bender: Die „Neue Ostpolitik" und ihre Folgen. Vom Mauerbau bis zur Vereinigung. München 1995. - Andreas Vogtmeier: E. B. und die deutsche Frage. Zur Entwicklung der sozialdemokratischen Ost- und Deutschlandpolitik vom Kriegsende bis zur Vereinigung. Bonn 1996. - Stephan Fuchs: Dreiecksverhältnisse sind immer kompliziert. Kissinger, B. und die Ostpolitik. Münchcn 1999. - Detlef Nakath: Das Dreieck Bonn - Ost-Berlin Moskau. Zur sowjetischen Einfiußnahme auf die Gestaltung der deutsch-deutschen Beziehungen (1969-1982). In: Ulrich Pfeil (Hrsg.): Die DDR und der Westen. Transnationale Beziehungen 1949-1989. Berlin 2001. - Mary E. Sarotte: Dealing with the devil. East Germany, détente, and Ostpolitik, 1969-1973. Chapel Hill/London 2001. - Daniel Küchenmeister und Detlef Nakath (Hrsg.): Architekt und Brückenbauer. Gedanken Ostdeutscher zum 80. Geburtstag von E. B. Bonn 2002. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Detlef Nakath Bahr, Ernst, * 11.6. 1945 Klum (Kr. Böhmisch-Leipa). Diplomlehrer. Nach dem Abitur, das er 1964 in Rheinsberg (Brandenburg) ablegte, studierte B. Mathematik und Astronomie an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam. 1968-89 war er Lehrer in Linum und Fehrbellin. B. ist Vorsitzender des Vereins arbeits- und innovationsorientierter Struktur- und Technologieentwicklung, Neurruppin. 1989 zählte B. zu den Gründungsmitgliedern der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP). 1990-93 war er Kreisvorsitzender der SPD Neuruppin. 1993 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Neuruppin. 1992-94 hatte er den stellvertretenden Landesvorsitz der SPD Brandenburg inne. Er war 1990-94 Landrat im Kreis Neuruppin, 1990-98 Mitglied, 1994/95 Präsident des Kreistages OstprignitzRuppin und hatte Anteil an der Umgestaltung der öffent-

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Baier lichen Verwaltung des Landkreises. B. war auch Vorsitzender in verschiedenen kommunalen Verwaltungsgremien und als Landrat Mitglied des Vorstandes im Kommunalen Arbeitgeberverband Brandenburg, im Vorstand der Vertreterversammlung der Landesversicherungsanstalt Brandenburg und der Dcutschcn Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas. Seit 1994 vertritt B. den Wahlkreis 271 (Neuruppin - Kyritz - Wittstock - Pritzwalk - Perleburg) im Bundestag. Seit 1998 ist er Sprecher der Landesgruppe der brandenburgischen Abgeordneten der SPD-Fraktion sowie waffen- und jagdpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 14. Wahlperiode betreut B. als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß die Arbeitsgebiete Innere Sicherheit (Waffenrecht), Staats- und Verwaltungsmodernisierung, Finanzausstattung der Kommunalpolitik und Schul- und Berufsschulausbildung. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusscs, des Ausschusses Vcrbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft und des Verteidigungsausschusses. Baier, Fritz, * 2.6. 1923 Chmelcschen (Bez. Karlsbad). Verwaltungsangestellter, kath. B. besuchte die Handelsakademie in Teplitz-Schönau und studierte Betriebswirtschaft. 1942-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1946 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen, war er seit 1946 in verschiedenen Zweigen der Verwaltung tätig. 1951 studierte er auf Einladung des amerikanischen Außenministeriums vier Monate lang Minderheitenprobleme in den USA. Nach seiner Mitgliedschaft bei der Landjugend gehörte B. 1949 zu den Begründern der Ackermann-Gemeinde in der Erzdiözese Freiburg und wurde deren Diözesanvorsitzender. Er betätigte sich auch im Bund der Deutschen Katholischen Jugend. B. wurde Bundesvorsitzender des Katholischen Arbeitskreises für Familiencrholung und Vorsitzender der Aktion heimatvertriebene Jugend im Bund der Katholischen Jugend. 1952 wurde B. Landesvorsitz.ender des Vertriebenenausschusses und Mitglied des Landes Vorstandes der CDU Nordbaden. Er war Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion und erster stellvertretender Bezirksvorsitzender der CDU. 1974-85 hatte er das Amt des Oberbürgermeisters von Mosbach inne. Am 26.6.1956 rückte B. über die CDU-Landesliste BadenWürttemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Eugen —> Leibfried in den Bundestag nach, in dem er in der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) den Wahlkreis 181 (Sinsheim), in der 5.-7. Wahlperiode den Wahlkreis 184 (HeidelbergLand - Sinsheim) vertrat. In der 2. Wahlperiode war er seil Juli 1956 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfragen, des Ausschusses zum Schutze der Verfassung, des Ausschusses für Jugendfragen und des Ausschusses für Atomfragen (bis September 1956) und hatte in der Kommission zur Beratung der Durchführung der Arbeiten für die Gesamterhebung zur Klärung des Schicksals ehem. deutschen Bevölkerung in den Vertreibungsgebieten des Ausschusses für Heimatvertriebene den Vorsitz inne. Als Ordentliches Mitglied gehörte er in den 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodcnrccht (seit Juli 1958), in der 3.-7. Wahlperiode (in der 3. Wahlperiode bis Juli 1958, in der 7. Wahlperiode bis April 1974, danach jeweils als Stellvertretendes Mitglied) dem Haushaltsausschuß an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaulbau und Wohnungswesen (seit Juli 1956), in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses für Heimatvertriebene (seit Juli 1956), in der 3.-5. Wahlperiode des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen,

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in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen und des Rechnungsprüfungsausschusses, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsführung, des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, des Ausschusses lur Städtebau und Wohnungswesen und des Rechnungsprüfungsausschusses und in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. B a l d a u f , Albert, * 8.12.1917 Saarlouis-Bcaumarais, t 25.10.1991 Lebach. Elektromeister, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Elektrikerlehre legte B. 1936 die Gesellenprüfung ab. 1938 leistete er Arbeitsdienst, nahm als Angehöriger der Marine am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich 1940-47 in britischer Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr war er Lehrlingsausbilder bei der Vereinigle-Saar-Elektrizitäts AG, legte 1949 die Meisterprüfung ab und wurde 1956 Revisionsmeister für Hochspannungs-, Meß- und Schutzanlagen. B. war Mitbegründer der CDU im Saarland. Er wurde stellvertretender Vorsitzender, 1951 Erster Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Saarlouis. 1952 betätigte er sich illegal für die Angliederung des Saargebietes an die Bundesrepublik Deutschland. 1956-60 war er Bürgermeister der Gemeinde Wallerfangen, seit 1956 Mitglied des Gemeinderates und Mitglied des Vcrwaltungsratcs des Amtsbezirks Wallcrfangen. 1965-70 gehörte er dem Landtag des Saarlandes an. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat B. den Wahlkreis 245 (Saarlouis-Merzig) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfe. In beiden Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Mittelstandsfragen, in der 3. Wahlperiode auch dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge an. Balke, Siegfried, * 1.6. 1902 Bochum, τ 11.6. 1984 München. Chemiker, ev. B., Sohn eines Schneidermeisters, bestand 1920 das Abitur, studierte Chemie an der Technischen Universität München, war seit 1924 Diplomingenieur und wurde 1925 mit einer Arbeit Über den Reaktionsverlauf der Mercurierung aromatischer Amine zum Dr.-Ing. promoviert. 1925-27 war er Chemiker bei der Firma Löscher & Bömpcr KG in Fahr (Rhein), 1927-52 Betriebschemiker der Firma Chemische Fabrik in Aubing, seit 1945 technischer Leiter mit Prokura und seit 1952 Mitglied des Direktoriums der Wacker-Chemie GmbH in Münchcn. Am 10.12.1953 wurde B. Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen. Zunächst parteilos, seit 1954 Mitglied der CSU, bemühte er sich um die Steigerung der Effizienz im Post- und Fernmeldewesen, trieb Automatisierung und Rationalisierang voran (u. a. Ausbau der Selbstwahl beim Telefonieren, Reduzierung der Postzustellung auf einmal täglich) und stellte 1954 durch eine auch in Kabinett und Wirtschaft umstrittene Gebührenerhöhung für Postsendungen die Rentabilität der Post wieder her. Nach der Ernennung von Franz Josef —» Strauß zum Verteidigungsminister wurde B. im Oktober 1956 dessen Nachfolger als Bundesminister für Atomfragen und leitete außerdem bis zum Amtsantritt von Ernst —»Lemmer am 14.11.1956 kommissarisch das Postministerium. Als Bundesminister für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (1957-61) und als Bundesminister für Atomkernenergie (1961/62) trat er für die privatwirtschaftliche Nutzung der Kernenergie ein, ohne jedoch auf erhebliche

Baiser finanzielle Zuschüsse (u. a. in Form der Verlust- und Risikobeteiligung des Bundes) an die Industrie beim Reaktorbau zu verzichten. Als entschiedener Gegner einer atomaren Bewaffnung der Bundesrepublik geriet er über den Beitritt zur Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) und vor allem wegen des am 2.7. 1957 im Bundestag gescheiterten Atomgesetzes in heftige Konflikte mit —»Adenauer. B., der auch von seiner Partei wenig Unterstützung zur Verbesserung der finanziellen Ausstattung seines Ministeriums erfuhr, legte gegen den Widerstand von Industrie, Forschungseinrichtungen und gegen die föderalen Bestrebungen der Länder, insbesondere Bayerns, den Schwerpunkt seiner Atompolitik auf die wissenschaftliche Forschung und förderte den Ausbau Münchens zum Zentrum der Atomforschung. Bei der Regierungsumbildung im Zusammenhang mit der „Spiegcl"Affäre wurde B. am 11.12.1962 ohne Benachrichtigung durch den Kanzler entlassen. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) war B. Mitglied des Bundestages. In der 3.-4. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 200 (München-Nord); 1965 wurde er über die CSULandesliste Bayern gewählt. Er war in der 4. Wahlperiode seit Februar 1963 Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses und des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. 1963 wurde B. in den geschäftsführenden Vorstand der CSU gewählt. B., seit 1956 Honorarprofessor für Chemiewirtschaft an der Universität München, war 1962-64 Vorsitzender des Kuratoriums des Ifo-Instituts und 1964-69 Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. B. wurde mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Bayerischen Verdienstorden und der Goldenen Hartmann-Medaille ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Grenzschichtprobleme in Wissenschaft und Politik. Essen 1958. - Die Nutzung der Kernenergie in geschichtlicher Darstellung. München 1960. Vernunft in dieser Zeit. Der Einfluß von Wirtschaft, Wissenschaft und Tcchnik auf unser Leben. Düsseldorf o.J. [1962]. - Investitionspolitik im Großraum Europa am Beispiel der Energiewirtschaft. Berlin 1963. - Aus seinen Reden über Technik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zusammengestellt von der Bundes Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Köln 1969. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B a l k e n h o l , Bernhard, * 16.11.1914 Elpe. Bergmann, Kaufmann, kath. B., Sohn eines Lebensmitteleinzelhändlers, besuchte die Volksschule, dann die Aufbauschule in Büren und arbeitete als Schlepper, Lehrhauer und Bergmann in Ramsbeck. 1936-38 leistete er Wehrdienst, war bis 1939 Bergmann und nahm dann am Zweiten Weltkrieg teil. Wegen einer Kriegsverletzung mußte er seinen Beruf aufgeben und übernahm das elterliche Geschäft. B. gehörte 1965-84 dem Kreistag von Brilon (seit 1975 Hochsauerland) an, war Mitglied des Kreisvorstandes, 1969-75 KreisvorsiUender seiner Partei in Brilon und Vorsitzender der kommunalpolitischen Vereinigung. 1946-60 und 1964-69 hatte er das Amt des Bürgermeisters in Elpe inne und war 1952-69 Amtsbürgermeister in Bigge. In der 3.-6. Wahlperiode (1957-72) vertrat B. den Wahlkreis 123 bzw. 120 (Lippstadt-Brilon) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, gehörte er diesem Ausschuß in den folgenden Wahlperioden als Stellvertretendes Mitglied an (bis Dezember 1970). In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mit-

glied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode auch dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe, in der 6. Wahlperiode dem Innenausschuß (seit März 1971) an. B a l s , Johann, * 15.8.1917 Freising. Schreiner, Angestellter, kath. B. erlernte 1931-33 das Schrcincrhandwcrk. 1931-33 betätigte er sich in der sozialistischen Gewerkschafts- und Naturfreundejugend. Nach sechsmonatigem Reichsarbeitsdienst 1936 leistete er bis 1945 Wehrdienst, davon 1939-42 in der Verwaltung. 1945 wurde er Angestellter der Allgemeinen Ortskrankcnkassc in Bad Rcichcnhall, 1946 Leiter der Verwaltungsstelle Landkreis Laufen. 1949 übernahm er den Vorsitz des Aufsichtsrates der Baugenossenschaft „Selbsthilfe" im Salzachkreis. 1945 trat B. in die SPD ein. Er war stellvertretender Bezirksvorsitzender der SPD Südbayern, seit 1953 Mitglied des Landesausschusses der SPD Bayern und Mitglied des Parteirates. 1946 wurde er Mitglied des Stadtrates und des Kreistages, 1948 stellvertretender Landrat in Laufen. In der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) war B., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Petitionen an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 2.-4. Wahlperiode des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis September 1956 Stellvertretendes Mitglied), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden (bis Januar 1966 Stellvertretendes Mitglied), in der 5. und 6. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (bis Dezember 1970, danach Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 3. (bis Februar 1959) und 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Gesundheitswesen, in der 3. Wahlperiode auch dem Ausschuß für Sozialpolitik, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Gesundheitswesen, in der 4. und 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Verteidigung (seit Dezember 1960) und in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit lanuar 1967) an. B a i s e r , Frolinde, * 6 . 9 . 1 9 2 4 Ingelheim. Bibliothekarin, Historikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, leitende Angestellte im Bildungsbereich, ev. B. bestand 1942 das Abitur, leistete 1942/43 Reichsarbeitsdienst und war 1944/45 kriegshilfsdienstverpflichtet. 1943-46 und 1953-57 studierte sie Geschichte, Pädagogik, Soziologie und Politische Wissenschaft. 1946-49 erhielt sie eine Ausbildung als Bibliothekarin, die sie 1949 mit dem Diplom abschloß, und arbeitete 1949-53 in diesem Beruf in Ludwigsburg, Hamburg, Bremen und Essen. Nach ihrer Promotion in Heidelberg 1957 aufgrund der Dissertation Die Anfänge der Erwachsenenbildung in Deutschland vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1848/49 (veröffentlicht 1959) war B. 1957-61 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialgeschichle an der Universität Heidelberg, 1961-69 Mitarbeiterin und Leiterin der Pädagogischen Arbeitsstelle des Hessischen Landesverbandes für Erwachsenenbildung in Frankfurt am Main. Seit 1971 leitete sie die Arbeitsstelle Fernstudium und Weiterbildung des Didaktischen Zentrums der Universität Frankfurt am Main. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr.

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Bait 1957 irai Β. in die SPD ein. Seil 1964 war sie Stadtverordnete in Frankfurt am Main, 1976/77 Stadtverordnetenvorsteherin. Sie arbeitete viele Jahre im Ausschuß für Planung der Stadtverordnetenversammlung mit. Am 14. 8.1979 rückte B. über die SPD-Landesliste Hessen für den verstorbenen Abgeordneten Hermann ^SchmittVockenhausen in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 8. Wahlperiode 1980 angehörte. Seit September 1979 war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. VERÖFFENTLICHUNGEN: S o z i a l d e m o k r a t i e

1848/49-1863.

Die erste deutsche Arbeiterorganisation „Allgemeine Arbeiterverbrüderung" nach der Revolution. 2 Bde., Stuttgart 1962, 21965. - Aufbruch zur Freiheit 1863-1963. Wege zu Mitverantwortung und sozialer Sicherheit. Hannover 1963. Mit Helmut Brackert und Jürgen Naeher: Das Funkkolleg Linguistik in der Universität. Ein Beitrag zum Fernstudium im Medienverbund. Frankfurt am Main 1973. - Aus Trümmern zu einem europäischen Zentrum. Geschichte der Stadt Frankfurt am Main 1945-1989. Sigmaringen 1995. Bait, Monika, geb. Bauer, * 12.3.1951 Großräschcn. Krankenschwester, Fürsorgerin, Parteifunktionärin, Sozialarbeiterin, konfessionslos. Nach dem Besuch der Polytechnischen Oberschule in Luckau wurde B. 1967-70 in Cottbus als Kinderkrankenschwester ausgebildet und besuchte berufsbegleitend 1976/77 die Bezirksakademie für Gesundheitswesen mit dem Fachabschluß Krankenschwester für Neurologie/ Psychiatrie. 1970-81 arbeitete sie als Kinderkrankenschwester in Cottbus. 1981-83 zur Fürsorgerin fortgebildet, war sie bis 1987 in diesem Beruf, 1990-98 als Sozialarbeiterin tätig. Seit 1994 ist sie staatlich anerkannte Sozialarbeiterin. B. war 1967-89 Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1991 wurde sie Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen. Sie ist Mitglied des Vorstandes des Arbeitslosenverbandes Deutschland e. V., Berlin, Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburg des Arbeitslosenverbandes Deutschland e.V., Cottbus (seit 1990), und Mitglied des Vorstandes des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Brandenburg e.V., Potsdam. 1980-89 gehörte B. der SED an. 1987-89 war sie Mitarbeiterin für Gesundheitswesen bei der SED-Kreisleitung in Cottbus-Stadt. Von Mai bis Oktober 1990 gehörte B. für die PDS der Stadtverordnetenversammlung Cottbus an, verließ die Partei 1990 und ist seitdem parteilos. 1998 wurde B. über die PDS-Landesliste Brandenburg in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dem Ausschuß für Gesundheit und der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" an. B. erhielt 1997 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Baltes, Andreas, * 19.12.1930 Hüttigweiler, f 31.1.2001 Völklingen. Diplomvolkswirt, Lehrer, Dozent, kath. B. bestand 1951 das Abitur, studierte 1951-55 Volkswirtschaft und Schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab. 1955-57 studierte er Pädagogik und war 1957-65 im höheren Schuldienst an kaufmännischen Schulen tätig. 1965 wurde er Dozent für Wirtschaft und Politik an der Staatlichen Ingenieurschule in Saarbrücken. Am 15. 12. 1967 rückte B., seit 1960 Mitglied der SPD, für den verstorbenen Abgeordneten Rudolf —>Hussong über die Landesliste Saarland in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 5. Wahlperiode 1969 angehörte. Er war seit Januar

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1968 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und seit Juni 1968 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik. Bamberg, Georg, * 9.1.1936 Rosenheim. Bahnbeamter. B. besuchte die Oberrealschule, erwarb 1951 die Mittlere Reife und trat als Jung werker bei der Deutschen Bundesbahn ein. 1961 stieg er in den gehobenen Dienst auf und war zuletzt Bundesbahnamtmann bei der Betriebskrankenkasse Rosenheim. 1964 trat B. in die SPD ein. Er war Vorstandsmitglied verschiedener Parteigremien und 1966-81 Mitglied des Stadtrates von Rosenheim. 1974-81 gehörte er dem Bezirkstag von Oberbayern an, war Mitglied des Gemeinderates in Rohrdorf und Mitglied des Kreistages Rosenheim. Am 2.2.1981 rückte B. über die SPD-Landesliste für den ausgeschiedenen Konrad —>Porzner in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 11. Wahlperiode 1990 angehörte. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr (seit September 1981), in der 9. Wahlperiode bis September 1981 auch des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 9. (Oktober 1982) und 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, in der 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Dezember 1988) an. Bangemann, Martin, * 15.11.1934 Wanzleben. Jurist (Rechtsanwalt), ev. B., Sohn eines Schlossermeisters, besuchte die Volks- und Mittelschule, bis seine Familie im Dezember 1945 nach Moordorf in Ostfriesland zog. Er besuchte die Oberschule in Aurich und Emden, wo er 1955 das Abitur bestand. Im selben Jahr nahm er das Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen auf und setzte es in München fort, wo er 1962 das Zweite Juristische Staatsexamen ablegte. Nach der Promotion 1964 in München mit der Arbeit Bilder und Fiktionen in Recht und Rechtswissenschaft war er bis 1984 Rechtsanwalt in Stuttgart und Metzingen. Bei der Informbau, Unternehmen für fortschrittliche Baumethoden, GmbH & Co. KG hatte er den Vorsitz des Aufsichtsrates inne. B. trat 1963 der FDP bei. 1969-74 war er Stellvertretender Landes Vorsitzender, von 1974 bis zu seinem Rücktritt aufgrund wachsender innerparteilicher Kritik 1978 Landesvorsitzender der Partei in Baden-Württemberg. Seit 1969 gehörte er dem Bundesvorstand der FDP an. 1974/75 und 1978-84 saß B. im FDP-Präsidium. Nach dem Tod des ersten FDP-Generalsekretärs, Karl-Hermann H> Flach, wurde er im Oktober 1974 zu dessen Nachfolger gewählt. Anders als sein Vorgänger war B. zur Fortführung einer sozialliberalen Koalition auf landes- und bundespolitischer Ebene nicht bereit und vertrat damit eine Koalitionsstrategie, die den vorherrschenden Tendenzen in der FDP zuwiderlief und innerhalb der Partei auf Kritik stieß. Bereits ein Jahr später schied er aus seinem Amt aus. Bei den Wahlen 1972 erlangte B. über die Landesliste Baden-Württemberg ein Mandat für den Bundestag, dem er zunächst bis 1980 angehörte. Im Auswärtigen Ausschuß war er in der 7. Wahlperiode bis September 1974 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied, in der 8. Wahlperiode bis September 1979 Ordentliches, danach bis April 1980 Stellvertretendes Mitglied. In der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Mai 1975). Seit 1973 gehörte B. dem Europäischen Parlament an und war dort u. a. Mitglied des Haushalts- und des Haushaltskontrollausschusses. 1975-79 amtierte er als stellvertretender Vorsitzender, 1979-84 als Vorsitzender der Liberalen und Demo-

Barbe kralischen Fraktion. Seil 1980 war er zudem Vizepräsident der Europäischen Bewegung und Vorsitzender ihres Institutionellen Ausschusses. Als die FDP bei den EG-Wahlen 1984 an der 5%-Hürde scheiterte, schied B. aus dem Europäischen Parlament aus und wurde wieder stärker in der Bundcspolitik aktiv. 1984 wurde B. Nachfolgcr des Bundcswirtschaftsministcrs Otto Graf —> Lambsdorff, der im Zusammenhang mit der Flick-Spenden-Affäre von seinem Amt hatte zurücktreten müssen. Während B.s Amtszeit im Kabinett —»Kohl wurden immer wieder Zweifel an den wirtschaftspolitischen Kompetenzen des freidemokratischen Wirtschaftsministers geäußert. Zudem schwächten öffentliche Auseinandersetzungen, u. a. mit seinem Amtsvorgänger, seine Position, so daß B. in der folgenden Wahlperiode als Bundes wirtschaftsminister von Helmut —> Haussmann abgelöst wurde. Nachdem der Parteivorsitzende —> Genscher sich Mitte der achtziger Jahre nach einer Serie von Wahlniederlagen zunehmend der Kritik an seiner Amtsführung ausgesetzt sah, legte er sein Amt nieder und schlug B. als seinen Nachfolger vor, der 1985 zum Parteivorsitzenden gewählt wurde. Da Genscher als Außenminister in den folgenden Jahren innerhalb der Partei und bei den Wählern wieder an Popularität gewann, litt B.s Führungsrolle unter dem Einfluß seines Vorgängers. Ende 1988 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur für das Amt des Bundesvorsitzenden. 1987 wieder über die Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt, legte B. sein Mandat Ende 1988 nieder und ging 1989 als EG-Kommissar nach Brüssel. Dort war er zunächst für den Bereich Binnenmarkt und später für das Ressort Industriepolitik, speziell für die Bereiche Informationstechnik und Telekommunikation, zuständig. In zahlreichen Veröffentlichungen verfocht B. das Konzept einer marktorientierten Industriepolitik innerhalb der Europäischen Union. Er trat für die Verwirklichung eines europäischen Bundesstaates ein. Bis 1999 war B. einer der Vizepräsidenten der Kommission der EU. In diesem Jahr trat die Kommission aufgrund öffentlicher Vorwürfe bezüglich ihrer Amtsführung zurück, war jedoch bereit, die Geschäfte zunächst weiterzuführen. B.s Antrag auf sofortige dienstliche Befreiung, um einen Vorstandsposten bei dem spanischen Telekom-Konzern Telefonica anzunehmen, sorgte für vehemente öffentliche Kritik und trug ihm den Vorwurf der Amtspflichtverletzung ein. Er wartete daraufhin ein Jahr, bis er diese Stellung antrat. Im Mai 2001 berichtete die Presse, daß B. nach knapp einjähriger Tätigkeit aufhören würde, für den spanischen Konzern zu arbeiten. B. wurde 1988 mit der Thomas-Dehler-Medaille in Gold und 1989 mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Egon A. Klepsch u.a.: Die Abgeordneten Europas. Möglichkeiten und Leistungen. Baden-Baden 1984. - Mut zum Dialog. Wege zu einer europäischen Industriepolitik. Stuttgart u. a. 1992. - Europa und die globale Informationsgesellschaft. Empfehlungen für den Europäischen Rat. Vaduz 1995. - Grundwerte liberaler Politik. In: Freiheit in Verantwortung. Deutscher Liberalismus seit 1945. Hrsg. von Walter Scheel und Otto Graf Lambsdorff. Gerlingen 1998, S. 87-103. Christiane

Reinecke

B a n s e , Wilhelm, * 18.4.1911 Köln, t 16.4.1965 Frankfurt am Main. Drogist, Pharmaziekaufmann, Journalist, Parteifunktionär, freireligiös. Nach dem Besuch des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Köln durchlief B. dort 1925-28 eine Drogistenlehre bei einer Handelsgesellschaft und war bis 1933 Pharmaziekaufmann. 1933-35 arbeitslos, fand er wieder Beschäftigung in Arzneimittelfirmen in Erfurt, Frankfurt, Darmstadt und Krefeld. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, kehrte im

März 1946 aus der Kriegsgefangenschaft zurück und arbeitete seitdem als Journalist für Zeitungen, Zeitschriften und den Rundfunk. 1926 wurde B. Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und des Zentralverbandes der Angestellten, 1928 Mitglied der SPD und der Rcichsbanncrjugend und gehörte seit 1929 der Naturfreundebewegung an. 1931 wechselte er zur Sozialistischen Arbeiterpartei. Nach Kriegsende trat B. in die SPD ein und wurde 1947 Parteisekretär in Wetzlar, später in Offenbach. 1948-51 war er Mitglied und stellvertretender Fraktionsführer der SPD im Kreistag Wetzlar und 1952 Mitglied des Kreistages Offenbach, wo er den Vorsitz der SPD-Fraktion innehatte. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat B. den Wahlkreis 144 (Offcnbach/Main) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung (seit Oktober 1955), des Ausschuß für Petitionen und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit September 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kommunalpolitik, dem Ausschuß für Außenhandelsfragen (seit September 1956) und dem Ausschuß für Sozialpolitik an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ein Hort für den Bürger? Die Bedeutung des Petitionswesens. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 241-253. B a r b e , Angelika, geb. Mangoldt, * 2 6 . 1 1 . 1 9 5 1 Brandenburg an der Havel. Biologin. Die aus einer Gärtnerfamilie stammende B. besuchte 1958-66 die Polytechnischen Oberschulen in Schenkenberg und Jeserig, danach die Erweiterte Oberschule in Ziesar und bestand 1970 das Abitur mit Berufsausbildung als Betriebsschlosserin. 1970-74 studierte sie Biologie an der HumboldtUniversität in Berlin, war 1974/75 Pflanzenschutzbeauftragte in Neu Fahrland bei Potsdam und 1975-79 Biologin bei der Hygiene-Inspektion in Berlin-Lichtenberg. 1995-98 war B. Assistentin des Ärztlichen Leiters des Krankenhauses Prenzlauer Berg. 1996 beteiligte sie sich an der Gründung des „Bürgerbüros e. V. zur Aufarbeitung der Folgeschäden der SED-Diktatur". Seit 1986 arbeitete B. im Friedenskreis Pankow von Ruth Missclwitz mit und gründete 1987 den Johannisthaicr Fricdensarbeitskreis, der sich mit Mcnschcnrcchts-, Umwelt- und Bildungsfragen beschäftigt. Vorübergehend gehörte sie der Initiative Frieden und Menschenrechte an. Am 7. 10. 1989 zählte B. zu den Gründern der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) in Schwante bei Oranienburg und wurde zur 2. Sprecherin gewählt. Seit lanuar 1990 war sie stellvertretende Vorsitzende der SPD in der DDR. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte sie der Volkskammer an (Wahlkreis 01, Listcnplatz 8, Bezirk Berlin), in der sie dem Ausschuß Frauen und Familie vorsaß. 1990-95 war sie Mitglied des Parteivorstandes der SPD und gehörte der SPD-Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte an. Zusammen mit sechs anderen ehemaligen Bürgerrechtlern der DDR wechselte B. im Dezember 1996 zur CDU. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war B. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. 1990 wurde sie über die SPDLandesliste Berlin in den Bundestag gewählt, für den sie 1994 erfolglos kandidierte. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Innenausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend. VERÖFFENTLICHUNGEN: A. B„ Berlin-Mitte. In: Lebensläufe - hüben und drüben. Hrsg. von Carl-Christoph Schweitzer, Dieter Haack, Annegret Krätschell und lohannes Richter. Opladen/Leipizg 1993, S. 11-19.

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Barche Barche, Hermann, * 29.7.1913 Hannover, f 28.11.2001 Wunstorf. Zimmermann. B., Sohn eines Arbeiters, besuchte 1920-28 die Volksschule, trat eine Lehrstelle als Zimmerer an und legte 1931 die Gesellenprüfung ab. Seit 1928 war er frcigcwcrkschaftlich im Zentralverband der Zimmerer Deutschlands, später in der Industriegewerkschaft Bau, Steine, Erden organisiert. 1925 wurde er Mitglied des Arbeiter-Turn- und Sportbundes, 1927 der Reichsarbeitsgemeinschaft der „Kinderfreunde", 1928 der sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und 1931 des Sozialistischen Jugendverbandes (SJV). 1931-36 war er die meiste Zeit arbeitslos. Bis 1933 bildete er sich an der Volkshochschule und in politischen Seminaren der Sozialistischen Arbeiterjugend und des Sozialistischen Jugendverbandes weiter. 1933-35 war er als Mitglied der Sozialistischen Front illegal tätig. 1939-46 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich am Ende des Krieges vorübergehend in Gefangenschaft. 1945 nahm B. Kontakt zur SPD auf, bemühte sich um den Aufbau eines SPD-Ortsvereins und wurde Mitglied des Kreisvorstandes der SPD Hildesheim/Marienburg. 1948-50 war er Mitglied des Kreistages Hildesheim/Marienburg, 1952-65 Mitglied des Kreistages Burgdorf, seit 1963 Mitglied, später Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion im Verband Großraum Hannover. 1966 wurde er kommunalpolitischer Referent der SPD im Bezirk Hannover. Am 14.4.1967 rückte B. über die SPD-Landesliste Niedcrsachsen für den verstorbenen Abgeordneten Helmut —> Schlüter in den Bundestag nach, dem er in der 6. Wahlperiode (1969-72) mit einem Mandat der Landesliste Niedersachsen, in der 7. Wahlperiode (1972-76) mit einem Direktmandat des Wahlkreises 40 (Gifhorn) angehörte. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches (seit Juli 1968), in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 6. Wahlperiode bis Mai 1970 Ordentliches, danach und in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Inncnausschusscs, in der 6. Wahlperiode bis Mai 1970 Stellvertretendes, danach und in der 7. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In der 7. Wahlperiode wurde er im Juni 1974 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Juni 1967) und dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (seit Dezember 1967), in der 6. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß (seit Dezember 1970) an. B. war Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung. VERÖFFENTLICHUNGEN: H. B. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 4. Boppard am Rhein 1988, S. 9-65. Bard, Sabine, geb. Katzschner, * 27. 11.1946 Rinteln. Tierärztin, wissenschaftliche Mitarbeiterin. B., Tochter eines Diplomvolkswirts, besuchte das EllyHeuss-Gymnasium in Stuttgart-Bad Cannstatt, studierte nach dem Abitur 1966 Tiermedizin an der Universität München und legte 1971 das Staatsexamen ab. 1972 wurde sie als Tierärztin bestallt und 1978 mit der Arbeit Untersuchung zur Interkonvertierung îles Pyruvatdehydrogenasekomplexes in Fettzellmitochonclrieri zum Dr. med. vet. promoviert. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Salem-Institut „Alternativen zum Tierversuch" in München. 1980 trat B. in die Partei Die Grünen ein. Sie ist Mitglied des Stadtrates in Aichach. 1983 wurde B. über die Grünen-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. Bis zur Mandatsniederlegung am

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31.3.1985 war sie Vorsitzende des Ausschusses für Forschung und Technologie, bis Oktober 1984 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und bis luni 1984 Stellvertretendes Mitglied des Ernährungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie auch dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Barbara Ganser: Möglichkeiten zum Abbau von Tierversuchen in Forschung und Industrie. Wo stehen wir heute? München 1979. Bardens, Hans, * 26.1.1927 Ludwigshafen. Arzt. B. besuchte das Gymnasium in Ludwigshafen, nahm seit 1943 am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in Gefangenschaft. Nach dem Sonderlehrgang für Kriegsteilnehmer zur Erlangung der Reifeprüfung war er Aushilfslehrer für Mathematik und Biologie, studierte seit 1947 Medizin in Mainz und wurde 1953 mit der Arbeit Das Krankheitsbild der Placenta acereta unter besonderer Berücksichtigung der Frage des gemeinsamen Vorkommens von Placenta acereta unci Schwangerschaftstoxikose zum Dr. med. promoviert. Mehrere Jahre war er Assistenzarzt in Kliniken in Pirmasens, Kaiserslautern und Ludwigshafen, erhielt die Anerkennung als Facharzt für Innere Medizin und führte 1960-65 eine eigene Praxis in Ludwigshafen. 1946 trat B. in die SPD ein, gründete zusammen mit Werner Ludwig die Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Studenten in der SPD, gehörte dem gesundheitspolitischen Ausschuß beim Parteivorstand an und war 1968-80 Bundcsvorsitzcnder der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Ärzte und Apotheker. 1976-83 gehörte er der parlamentarischen Versammlung des Europarates an. 1981-93 war er Vorsitzender des Arbeitskreises Krankenhaus in der Ludwigshafcncr SPD-Fraktion und Sprecher im Krankenhausausschuß. In der 5.-9. Wahlperiode (1965-83) vertrat B. den Wahlkreis 159 bzw. 157 (Ludwigshafen) im Bundestag. Er war Vorsitzender der Arbeitsgruppe Gesundheit und Umwelt und stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises für Sozialpolitik der SPD-Fraktion. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheitswesen, in der 6. und 7. Wahlperiode im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit und in der 8. Wahlperiode im Rechtsausschuß mit. In der 9. Wahlperiode gehörte er bis Februar 1981 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen und seit September 1981 dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 5. Wahlperiode war er seit Januar 1967 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden, seit Februar 1968 des Rechtsausschusses und seit Juli 1968 des Sonderausschusses für die Strafrechtsreform, dessen Ordentliches Mitglied er in der 6. Wahlperiode war. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied seit Mai 1970 auch dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft und von Mai bis Oktober 1971 dem Innenausschuß an. In der 8. und 9. Wahlperiode war er bis Oktober 1982 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes und von Februar bis September 1981 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr. B. wurde 1982 mit dem Orden „Pro Merite" des Europarates, der Hans-Meyer-Medaille und der Jungmann-Medaille, 1985 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1996 mit der Freiherrvom-Stein-Plakette ausgezeichnet. Bargfrede, Heinz-Günter, * 20.1.1942 Zeven (Kr. Rotenburg/Wümme). Postbeamter, ev. Nach dem Besuch der Handelsschule wurde B. 1957 Postassistentanwärter in Zeven, stieg 1972 in den gehobenen Post-

Bartels dienst auf und arbeitete danach in Postämtern in Sollau, Bremen und Rotenburg. 1963/64 leistete er Wehrdienst in Lüneburg und Barme. Er wurde Postoberinspektor im Verwaltungsdienst in Rotenburg (Wümme). B. wurde 1961 Mitglied des Deutschen Postverbandes im Deutschen Beamtenbund. 1964-70 gehörte er dem Bezirksvorstand Bremen an und war 1980-83 Vorsitzender des Ortsverbandes Rotenburg sowie Mitglied des Hauptvorstandes. 1971 trat B. in die CDU ein. 1986-90 war er Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes Rotenburg, 1981-91 Mitglied des Stadtrates in Rotenburg, 1982-84 Vorsitzender der CDURatsfraktion und 1984-86 Bürgermeister der Stadt Rotenburg. 1986 wurde er Mitglied des Kreistages des Landkreises Rotenburg (Wümme), seit 1987 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU. 1987-91 war er stellvertretender Landrat. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat B. den Wahlkreis 30 (Soltau-Fallingbostel - Rotenburg 1) im Bundestag. In beiden Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, als Stellvertretendes Mitglied dem Inncnausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses und des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. B a r l a g e , Heinrich, * 6.12.1891 Nordhorn, f 18.4.1968 Nordhorn. Kaufmann, kath. Nach dem Besuch der katholischen Volksschule durchlief B. 1905-07 eine kaufmännische Lehre im Textilgewerbe, arbeitete bis 1913 als Kaufmannsgehilfe in Nordhorn, Münster und Rheine und nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg als Buchhalter. Seit 1924 selbständiger Baustoffhändler, war er 1929-34 Ratsherr in Nordhorn und seit 1942 kriegsdienstverpflichtet. 1945 gründete B. in seiner Heimatstadt die CDU und übernahm den Vorsitz der CDU in der Grafschaft Bentheim. Er wurde Polizeichef von Nordhorn und war dort 1948-52 Bürgermeister. Er gehörte bis 1952 dem Vorstand des mitbegründeten Niedersächsischen Städtebundes an und war Mitglied des Finanzausschusses des Deutschen Städtebundes. In der 2. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 26 (Emsland) im Bundestag. Er war Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Grenzlandfragen, des Ausschusses für Finanzund Steuerfragen (bis Januar 1957) und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit September 1955, davor Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kommunalpolitik an. B a r n e t t , Doris, geb. Frenzel, * 2 2 . 5 . 1 9 5 3 Ludwigshafen. Juristin, Gewerkschaftsfunktionärin, Verwaltungsbeamtin. B. besuchte 1967-69 die staatliche Handelsschule in Ludwigshafen, war 1969/70 Schreibkraft bei der BASF, wurde 1970 Schülerin des Wirtschaftsgymnasiums in Ludwigshafen und bestand 1973 das Abitur. Sie studierte in Mainz Rechtswissenschaft und legte 1978 das Erste, nach dem Referendariat am Oberlandesgericht Koblenz 1982 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Danach war B. Rechtssekretärin, 1982/83 beim Deutschen Gewerkschaflsbund im Kreis Mainz-Bingen, 1983-88 bei der Bezirksverwaltung der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr Rheinland-Pfalz und 1988-92 in der Personalabteilung der Technischen Werke Ludwigshafen, wo sie als Arbeitnehmervertreterin dem Aufsichtsrat angehörte. 1992-94 leitete sie das Sozialverwaltungsamt der Stadtverwaltung Ludwigshafen.

1976 wurde B. Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, 1998 Landesvorsitzende der Naturfreunde Rheinland-Pfalz. Sie ist stellvertretendes Mitglied des Beirates der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn. 1971 trat B. in die SPD ein. 1984 wurde sie Mitglied des Vorstandes des Ortsvereins Ludwigshafen-Oggersheim, 1990 stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende, 1991 Mitglied des Vorstandes der SPD Ludwigshafen und 1992 Mitglied des Landesvorstandes der SPD. 1993-99 war sie Bezirksvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. 1994 wurde B. über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag gewählt, in dem sie in der 14. Wahlperiode den Wahlkreis 157 (Ludwigshafen) vertritt. 1995 wurde sie Sprcchcrin der Enquctc-Kommission „Informationsgcsellschaft". Tn der 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft", als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß und dem 2. Untersuchungsausschuß (Veruntreutes DDR-Vermögen) an. In der 14. Wahlperiode ist sie Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. B a r t e l s , Hans-Peter, * 7 . 5 . 1 9 6 1 Düsseldorf. Geisteswissenschaftler, Verwaltungsangestellter. B. bestand 1980 das Abitur an der Max-Planck-Schule in Kiel, studierte Politische Wissenschaft, Soziologie und Volkskunde an der Universität Kiel und wurde 1988 mit einer Arbeit über Logik und Weltbild. Studien über Gotthard Günther und Norbert Elias zum Modell der dezentralen Subjektivität zum Dr. phil. promoviert. 1988 wurde er Angestellter der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein und war zuletzt Sekten beauftragter der Landesregierung. B. Schloß sich der Industriegewerkschaft Medien und der Arbeiterwohlfahrt an. 1979 trat er in die SPD ein. B. wurde Mitglied des Ortsverbands- und des Kreisvorstandes, stellvertretender Landesvorsitzender der Jungsozialisten. 1991-97 war er Vorsitzender des SPD-Krcisausschusses, 1995-97 des SPDLandesausschusses. Seit 1998 vertritt B. den Wahlkreis 5 (Kiel) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses, des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Unterausschusses Neue Medien. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Trotz Zensur und alledem. Die Junge Presse in Schleswig-Holstein. Eine kleine Verbandsgeschichte 1952-84. Hrsg. vom Freundeskreis der Jungen Presse Schleswig-Holstein e.V. Kiel 1984. - Junge Presse. Geschichte eines jugendeigenen Verbandes 1952-1967. Marburg 1987. - Jugendpresse vor 1945. Stuttgart 1987. - Eine kurze Verteidigung der Politik. Göttingen 1992. - Hrsg.: Menschen in Figurationen. Ein Lesebuch zur Einführung in die Prozeß- und Figurationssoziologie von Norbert Elias. Opladen 1995. B a r t e l s , Wolfgang, * 23. 8.1903 Münster (Westfalen), t 13.12. 1975 Bochum. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. Nach dem Besuch eines Humanistischen Gymnasiums studierte B. Rechts- und Staats Wissenschaften in Heidelberg, Graz, Jena und Münster, bestand 1924 das Referendarexamen und wurde 1925 in Münster mit der Arbeit Das presbyterialsynodale, das konsistoriale und das episkopale Element und ihre Verbindung in der neuen Verfassung für die evangelische Kirche der Altpreußischen Union promoviert. 1928 legte er das Assessorexamen ab und ließ sich nach

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Barthel einjähriger Richtertätigkeit als Rechtsanwalt in Bochum nieder. 1939-41 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 trat B. in die CDU ein. 1953-55 war er stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU in Bochum und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. Er saß in der Stadtvertretung in Bochum. In der 3. Wahlperiode (1957-61) gehörte B. mit einem Mandat der CDU-Landcsliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses, Stellvertretendes Mitglied des Finanzsausschusses und Vorsitzender des Unterausschusses „Bundesbaugesetz" des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht, dem er seit November 1958 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. B a r t h e l , Eckhardt, * 17.12.1939 Leipzig. Elektromonteur, Elektroingenieur, Diplompolitologc, wissenschaftlicher Mitarbeiter, ev. B. besuchte die Volksschule und durchlief 1953-56 eine Facharbcitcrlehre als Elektromonteur. Den Besuch einer Ingenieurschule (1959-63) Schloß er als Elektroingenieur ab. Nach dem Abitur, das er 1963-67 auf dem zweiten Bildungsweg erwarb, studierte B. 1967-72 Politische Wissenschaften in Berlin und wurde als Diplompolitologe wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin. 1972/73 war er Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim Senator für Gesundheit und Umweltschutz, 1973 Wissenschaftlicher Redakteur der Schriftenreihe „Zur Politik und Zeitgeschichte" an der Freien Universität Berlin. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Arbcitcrwohlfahrt (seit 1975) und der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft. Er übernahm den stellvertretenden Vorsitz von Netzwerk, Kontakte zu den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. 1970 trat B. in die SPD ein. 1985 wurde er Vorsitzender des SPD-Fachausschusses Ausländerpolitik, 1992 Vorsitzender des SPD-Bezirks Berlin-Schöneberg. 1983-98 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Seit 1998 vertritt B. den Wahlkreis 255 (Berlin-Kreuzberg Schöneberg) im Bundestag. Er ist ist kultur- und medienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und arbeitet als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kultur und Medien sowie im Innenausschuß mit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Umwelt-Politik. Situation, Probleme und Lösungsansätze. Berlin 1976. - Mit loachim Dikau: Mitbestimmung in der Wirtschaft. Berlin 1980. - Mit Werner Pfennig und Helmut Franz: Volksrepublik China. Eine politische Landeskunde. Berlin 1983. B a r t h e l , Klaus, * 28.12.1955 München. Gewerkschaftsfunktionär. B. bestand an einem Gymnasium in München das Abitur, studierte an der dortigen Universität Politische Wissenschaft, Soziologie und Geschichte und Schloß das Studium als Magister Artium ab. Er leistete Zivildiensl. Nach verschiedenen beruflichen Aushilfstätigkeiten wurde er Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Bezirksverwaltung Bayern, mit dem Schwerpunkt lugend und berufliche Bildung. B. ist seit 1977 Mitglied in DGB-Gewerkschaften, derzeit der ÖTV. 1975 trat B. in die SPD ein. 1983-88 war er Vorsitzender der südbayerischen Jungsozialisten und Mitglied des Bezirksvorstandes der SPD Südbayern. 1991 wurde er stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Oberbayern. 1994 und 1998 wurde B. über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war er seit Februar 1998 Vorsitzender des Ausschusses für Post und Telekommunikation, gehörte als Ordentliches Mitglied

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dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und des Innenausschusses. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, dem Unterausschuß Neue Medien, dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie an. 1999 wurde B. Stellvertretender Vorsitzender der bayerischen SPD-Landesgruppe im Bundestag und Sprecher der bayerischen SPD-Landesgruppe im Bundestag für die Bereiche Bildung und Forschung. B a r t h e l , Lothar, * 2 8 . 6 . 1 9 3 7 Kirchworbis (Thüringen), lurist (Justitiar, Rechtsanwalt), kath. B. besuchte die Erweiterte Obcrschule, studierte Rechtswissenschaft und Ökonomie an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale) und Berlin und wurde 1963 Diplomjurist. Zunächst Justitiar und Leiter der Rechtsabteilung beim VEB Elektronik Gera, wurde er dort 1990 selbständiger Rechtsanwalt. 1977 trat B. in die CDU ein und war für vier Wahlperioden Mitglied des Bezirksvorstandes, später des Parteivorslandes. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 06, Listenplatz 9, Bezirk Gera). Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war B. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Rechtsausschuß an. B a r t h l e , Norbert, * 1.2.1952 Schwäbisch Gmünd. Gymnasiallehrer, Vcrwaltungsbcamtcr, kath. B„ Sohn eines Goldschmieds und einer Poliseuse, besuchte das Gymnasium und bestand 1972 am Parler-Gymnasium in Schwäbisch Gmünd das Abitur. Nach dem Wehrdienst studierte er in Tübingen Germanistik, Sportwissenschaft und Philosophie und legte 1979 das Erste Staatsexamen, nach dem Referendardienst in Esslingen 1981 das Zweite Staatsexamen ab. 1981-90 unterrichtete er die Fächer Deutsch und Sport am Parler-Gymnasium in Schwäbisch Gmünd. Seit 1990 war er Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, seit 1992 dort Pressesprecher und Leiter des Referats Öffentlichkeitsarbeit, zuletzt als Ministerialrat. B. ist Mitglied des erweiterten Vorstandes des Deutschen Skiverbandes e.V., Planegg, und Vizepräsident des Deutschen Verbandes für das Skilehrwesen e. V., Oberstdorf. Seit 1998 vertritt B„ seit 1990 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 173 (Backnang - Schwäbisch Gmünd) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements". Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Gesundheit und dem Sportausschuß an. B a r t r a m , Walter (Andreas Ernst Gustav), * 2 1 . 4 . 1 8 9 3 Neumünster (Holstein), f 2 9 . 9 . 1 9 7 1 Latendorf. Volkswirt, leitender Angestellter, Unternehmer. B., Sohn eines preußischen Kommerzienrates, studierte nach dem Abitur 1912 Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft in Freiburg, Kiel und Würzburg. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919 wurde er zum Dr. rer. pol. promoviert. 1920 war er Prokurist der Lübecker Ölmühle, 1921-25 Geschäftsführer der Bremer Ölfabrik in Wilhelmsburg, 1925/26 Direktor der Bremen-Besigheimer Ölfabriken in Bremen, 1926-33 Direktor des Vereins Deutscher Ölfabriken in Marnheim und 1933-45 Direktor der Firma F. Thörls Vereinigte Harburger Ölfabriken in Harburg. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er zeitweise zur Wehrmacht eingezogen. Seit 1947 war B. Inhaber einer Kraftfutterfabrik in Aspe bei Neumünster (Schleswig-Holstein).

Barzel 1947 wurde Β. Mitglied der Evangelischen Landessynode, 1952 Vorsitzender der Deutschen Olympischen Gesellschaft, Neumünster. 1920-33 war B. Mitglied der DVP, 1937-45 der NSDAP und seit 1946 der CDU. 1950/51 übernahm er den CDUVorsitz in Neumünster und wurde 1951 Vorsitzender des CDU-Kreisvereins Neumünster. Von September 1950 bis zu seinem Rücktritt im Juni 1951 war er Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Vom 13.5.1952 bis 1957 vertrat B. als Nachfolger von Carl —» Schröter den Wahlkreis 10 (Scgcbcrg bzw. ScgcbcrgNeumünster) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode gehörte er seit Juli 1952 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vcrtragcs, seit März 1953 dem Wahlrcchtsausschuß an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Außenhandelsfragen sowie im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (bis Februar 1955) und des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1957). VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Rohstoffversorgung der inländischen und ausländischen Ölmühlen-Industrie. Lübeck 1920. B a r t s c h , Dietmar, * 3 1 . 3 . 1 9 5 8 Stralsund. Wirtschaftswissenschaftler, leitender Angestellter, Parteifunktionär. B., Sohn eines Diplomlandwirts, besuchte die Oberschule in Franzburg (Vorpommern) und bestand 1976 das Abitur. Er leistete Wehrdienst, studierte 1978-83 an der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst Wirtschaftswissenschaften und Schloß das Studium als Diplomwirtschaftswissenschaftler ab. 1983-86 war er im Verlag Junge Welt, Bereich Ökonomie, tätig und durchlief 1986-90 eine Aspirantur an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Moskau. 1990 an der Berliner Hochschule für Ökonomie mit der Arbeit Die komplexe Strukturbewertung als Instrument zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit bei der Gestaltung flexibler Fertigungssysteme zum Dr. rer. oec. promoviert, wurde er im selben Jahr Geschäftsführer des Verlags Junge Welt. 1977 trat B. in die SED ein. 1989 gehörte er zu den Gründern der AG Junge Genossinnen der SED-PDS. 1991-97 war er Schatzmeister der PDS. 1997 wurde er ihr Bundesgeschäftsführer. 1998 wurde B. über die PDS-Landesliste MecklenburgVorpommern in den Bundestag gewählt. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union, des Auswärtigen Ausschusses und des Unterausschusses Vereinte Nationen des Auswärtigen Ausschusses. B a r t s c h , Holger, * 28. 3.1941 Breslau. Diplomingenieur, Diplomökonom, leitender Angestellter. Nach dem Besuch der Oberschule bis zum Abitur 1960 studierte B. 1961-63 Physik an der Technischen Universität Dresden. 1964-67 besuchte er die Fachschule für Energiewirtschaft in Zittau, die er als Ingenieur abschloß, und wurde Mitarbeiter für Datenverarbeitung im VEB Kraftwerk Lübbenau/Vetschau. 1968-73 absolvierte er ein Fernstudium an der Technischen Universität Dresden, das er als Diplomingenieurökonom abschloß, und wurde 1973 Abteilungsleiter für EDV-Einsatzvorbereitung. Im Januar 1990 trat B. in die SPD (Ost) ein. Im Mai 1990 wurde er Kreistagsabgeordneter der SPD im Landkreis Calau/Niederlausitz und hatte bis Dezember 1990 den Fraktionsvorsitz inné. B. wurde stellvertretender Landes Vorsitzender seiner Partei und Landrat im Kreis OberspreewaldLausitz.

In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte B. mit einem Mandat der SPD-Landeliste dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung sowie Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft. Dem Ausschuß Treuhandanstalt gehörte er seit Februar 1993 als Stellvertretendes, seit luni 1993 als Ordentliches Mitglied an. B a r t s c h , Willy, * 24. 3.1905 Bielau (Schlesien), f 9.6.1988. Maler, Lackierer, Verbandsfunktionär, Parteifunktionär. Nach dem Bcsuch der Volksschule durchlief B. eine Lehre im Maler- und Lackiererhandwerk. Seit 1924 besuchte er für vier Semester die deutsche Hochschule für Politik in Berlin und war 1929/30 Stipendiat des Allgemeinen Deutschen Gewcrkschaftsbundes an der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. Seit 1931 gehörte B. als hauptamtliches Mitglied dem Hauptvorstand des Verbandes der Maler und Lackierer Deutschlands mit Sitz in Hamburg an. Er war Verbandsjugendleiter, Redakteur der „Malerjugend" und stellvertretender Redakteur des „Maler". 1933 wurde er entlassen und kam vorübergehend in Haft. B. arbeitete anschließend im erlernten Beruf in Berlin, nahm 1940-45 am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich 1945-47 in französischer Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr wurde er Betriebsgruppensekretär in Berlin. Seit 1920 war B. Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, seit 1923 Mitglied der SPD und des Verbandes der Maler und Lackierer Deutschlands. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er seit 1947 wieder der SPD an und war 1948-61 politischer Kreissekretär der SPD im Bezirk Prenzlauer Berg in Berlin. B. gehörte dem Präsidium der Schlesischcn Landcsvcrsammlung und seit 1950 dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. A m 23.10.1963 rückte B. als Vertreter Berlins für den verstorbenen Abgeordneten Günter - » Klein in den Bundestag nach, dem er auch in der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) als Vertreter Berlins angehörte. In der 4. Wahlperiode war er seil November 1963 Stellvertretendes, seit lanuar 1964 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen sowie des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden. In der 6. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß (bis März und wieder seit Juni 1972) mit und war im selben Zeitraum Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. B a r z e l , Rainer (Candidus), * 2 0 . 6 . 1 9 2 4 Braunsberg (Ostpreußen). Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. B., Sohn eines Studienrates, besuchte in Berlin das katholische Gymnasium am Lielzensee, später das staatliche Luisengymnasium in Moabit. Ende 1941 wurde er Soldat und war bei Kriegsende Fliegerleutnant. 1945 begann er das Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Köln und wurde 1949 mit der Arbeit Die verfassungsrechtliche Regelung der Grundrechte und Grundpflichten des Menschen zum Dr. jur. promoviert. B. sympathisierte zunächst mit der in Nordrhein-Westfalen wiederbegründeten Zentrumspartei, deren Führer Carl Spieker seine christdemokratischen Grundpositionen beeinflußte. Da er jedoch zunehmend davon überzeugt war, daß die Nachkriegsprobleme und eine demokratische Modernisierung der Gesellschaft in Deutschland nur durch eine überkonfessionelle Partei wirksam in Angriff zu nehmen seien, Schloß er sich bald dem

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Basten linken Flügel der CDU an. Dessen Führer Karl —»Arnold wurde sein politischer Mentor. Nachdem B. 1949-55 in der Düsseldorfer Landesregierung gearbeitet hatte, war er als Ministerialrat 1955/56 persönlicher Berater von Ministerpräsident Arnold. B. begann seine Karriere in der CDU 1956 als Geschäftsführendes Mitglied im Präsidium des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. 1957-87 war er Mitglied des Deutschen Bundestages, in der 3.-8. Wahlperiode mit einem Dircktmandat des Wahlkreises 104 bzw. 106 (PaderbornWiedenbrück), in der 9. und 10. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen. In Vertretung Heinrich von —> Brentanos und endgültig nach dessen Tod im Dezember 1964 war B. bis 1973 Vorsitzender der C D U / CSU-Bundestagsfraktion. 1962 holte ihn H> Adenauer als Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen ins Kabinett. Hier setzte er sich für den Freikauf von politischen Häftlingen aus der DDR ein. In der Großen Koalition (1966-69) hatte er zusammen mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Helmut —> Schmidt großen Anteil an der Durchsetzung der Notstandsgesetze. Die von ihm favorisierte Wahlrechtsreform scheiterte jedoch am zögerlichen Verhalten der SPD. Seine Stunde schlug, als er Kurt-Georg —> Kicsingcr 1971 als Vorsitzenden der CDU ablöste. Damit lagen Partei- und Fraktionsvorsitz in seiner Hand, was ihm in der Auseinandersetzung mit der Sozialliberalen Koalition (seit Herbst 1969) zunächst starken Rückhalt verlieh. B. setzte sich mit der Ostpolitik —> Brandts moderat auseinander. Zum einen sah er, daß das Verhältnis der Bundesrepublik zur Sowjetunion und zu den anderen Staaten des Ostblocks eine prinzipielle Verbesserung erfahren müßte, um den weltweiten Entspannungsprozeß nicht zu blockieren und eine Lösung der deutschen Frage zu ermöglichen. Zum anderen wollte er den Sturz der Bundesregierung nicht über ein Scheitern der Ostverträge erreichen, die 1970 mit der Sowjetunion und Polen abgeschlossen worden waren. Der Bundesregierung gab er zu erkennen, daß die Vertragswerke durch einige „Nachbesserungen" die Billigung der CDU im Bundestag finden könnten; den ostpolitischcn Gegnern in der eigenen Fraktion versuchte er durch die Erklärung zu genügen, die Verträge würden „so nicht" seine Zustimmung finden. Als im Frühjahr 1972 im Parlament eine Pattsituation entstand, stellten die Oppositionsparteien nach Artikel 67 des GG einen konstruktiven Mißtrauensantrag, indem sie B. zur Wahl zum Bundeskanzler vorschlugen. Er verfehlte die absolute Mehrheit, hatte jedoch erheblichen Anteil daran, daß die Unionsparteien die beiden Ostverträge nach heftiger interner Auseinandersetzung im Mai 1972 im Bundestag passieren ließen und die Christdemokraten in die Ostpolitik eingebunden wurden. Doch sank sein Einfluß nicht zuletzt durch eigene Inkonsequenzen. Er verlor weiter an Autorität, als er als Kanzlerkandidat im Herbst 1972 die Bundestagswahlen verlor. Parteiinterne Querelen und mangelnde Unterstützung in der CDU führten im Mai 1973 zum Rücktritt von Parteiund Fraktionsvorsitz. 1973-79 war B. Mitarbeiter in der Frankfurter Anwaltskanzlei Paul. Gegen das Votum seiner Fraktion stimmte er 1976 aus humanitären Gründen für ein Abkommen mil Polen, das u. a. einen erheblichen Kredit vorsah. 1977-79 leitete er den Ausschuß für Wirtschaft und 1980-82 den Auswärtigen Ausschuß des Bundestages. Hier setzte er sich für die Weilerentwicklung der Beziehungen zu den Staaten Ostmittclcuropas, aber auch für die amerikanischen RaketcnNachrüstungspläne ein. 1982/83 war er Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen im Kabinett Helmut —» Kohl und Präsident der interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik. 1983/84 bekleidete B. das Amt des Präsidenten des Bundestages, das er im Oktober 1983 im Zusammenhang mit der „Flick-Affäre" niederlegte. 1987 kandidierte er nicht

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mehr für den Bundestag. B. kritisierte nach 1990 die mangelnde integrative Kraft des parlamentarischen Systems bei der Herstellung der inneren Einheit, sprach sich jedoch gegen Formen einer plebiszitären Demokratie aus. In der 3. und 4. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß (bis März 1963) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (bis März 1963) und des Rechtsausschusses (seit November 1958, bis März 1963). In der 3. Wahlperiode gehörte er außerdem als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis März 1963) an. In der 7. Wahlperiode war er seit Juni 1973 Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, dem er in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982 angehörte, in der 8. Wahlperiode bis September 1979 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. B. erhielt 1968 das Verdienstkreuz mit Stern und Schullerband, 1973 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1970 den Bayerischen Verdienstorden, 1974 das Komturkreuz mit Stern des Gregoriusordens und 1984 das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Osterreich. 1992 wurde er Großofflzier der französischen Ehrenlegion. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die geistigen Grundlagen der politischen Parteien. Bonn 1947. - Die deutschen Parteien. Geldern o. J. (1952). - Gesichtspunkte eines Deutschen. Düsseldorf 1968. - Schwerpunkte einer Opposition. Konzept für eine bessere Politik. In: Politische Meinung 14 (1969) Heft 4, S. 24-28. - Bundeslagsreden. Hrsg. von Will Rasner. Bonn 1971. - Es ist noch nicht zu spät. München/Zürich 1976. Auf dem Drahtseil. München/Zürich 1978. - Unterwegs. Woher und wohin? München/Zürich 1982. - Geschichten aus der Politik. Persönliches aus meinem Archiv. Frankfurt am Main u. a. 1987. - Parlamentsreform - mein besonderes Anliegen. In: Der Bundestagspräsident. Amt, Funktionen, Personen. Hrsg. von Rupert Schick. 9., neu bearb. und erg. Aufl. Stuttgart 1987, S. 134-139. - Plädoyer für Deutschland. Berlin/Frankfurt am Main 1987. - So nicht! Für eine bessere Politik in Deutschland. R. B. im Gespräch mit Günther Scholz. Düsseldorf u.a. 1993. - Von Bonn nach Berlin. Deutschland verändert sich. Bonn 1997. - Die Tür blieb offen. Mein persönlicher Bericht über Ostverträge, Mißtrauensvotum, Kanzlersturz. Bonn 1998. - Ein gewagtes Leben. Erinnerungen. Stuttgart 2001. LITERATUR: Rolf Seeliger: Kronprinz im Zwielicht. Eine Dokumentation. München 1966. - Ludwig von Danwitz: Apropos B. Politische Anmerkungen. Düsseldorf/Wien 1972. - Klaus Dreher: R. B. Zur Opposition verdammt. Düsseldorf 1972. - Margret Agethen: R. B. In: Torsten Oppelland: Deutsche Politiker 1949-1969. Bd. 2. Darmstadt 1999, S. 174-185. Michael Lemke B a s t e n , Franz Peter, * 22. 8.1944 Trier. Jurist (Richter, Rechtsanwalt), kath. B. besuchte 1951-59 die Volksschule in Detzem (Mosel), 1959-65 das staatliche Aufbaugymnasium in Daun und bestand 1965 das Abitur. 1965-71 studierte er in Freiburg, Genf und Mainz Rechtswissenschaft und legte 1971 die Erste, 1974 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1974/75 war er persönlicher Referent des rheinland-pfälzischen Minislers für Wirtschaft und Verkehr, 1975-79 Richter und 1981-85 Rechtsanwalt in Trier. Seit 1991 ist er wieder als Rechtsanwalt tätig. 1969 trat B. in die CDU ein. 1981 übernahm er den Vorsitz der CDU im Kreis Trier-Saarburg. 1994 wurde er Mitglied des Kreistages Trier-Saarburg. 1979-85 und 1991-94 war er Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz, 1985-91 Staatssekretär im Ministerium des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz.

Bauer In der 13. Wahlperiode (1994-98) vertrat Β. den Wahlkreis 152 (Trier) im Bundestag. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus, dem Ausschuß für Angelegenheiten der Europäischen Union und dem 1. Untersuchungsausschuß (Plutonium-Schmuggel) an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr. B a s t i a n , Gert, * 2 6 . 3 . 1 9 2 3 München, t 1.10.1992 Bonn. Offizier. B., Sohn eines Prokuristen, besuchte bis 1941 ein Realgymnasium, bevor er sich freiwillig zum Kriegsdienst meldete und das Notabitur ablegte. Er ließ sich in der Wehrmacht zum Offizier ausbilden, war zuletzt Zug- und Kompanieführer und geriet am Ende des Zweiten Weltkrieges in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1946-48 durchlief er eine Buchbinderlehre, war dann selbständiger Buchbinder und seit 1950 Behördenangestellter. 1956 wurde er Oberleutnant in der Bundeswehr. Nach einer Generalstabsausbildung 1959/60 war er 1962-67 Generalstabsoffizier, 1968-71 Referent im Führungsstab des Heeres, 1971-74 Truppenführer in Göttingen, 1974-76 Brigadcgcncral, stellvertretender Amtschef und Stabschef im Heeresamt Köln. 1976 wurde B. Generalmajor und Kommandeur der 12. Panzerdivision. Im Zusammenhang mit dem NATO-Nachrüstungsbeschluß veränderte B. seine politischen und militärischen Ansichten grundlegend. 1980 ersuchte er um Versetzung in den einstweiligen Ruhestand, was jedoch von Verteidigungsminister —» Apel (SPD) abgelehnt wurde. Zunächst zum Kölner Heeresamt versetzt, wurde B. nach öffentlichen Angriffen im Juni 1980 vorzeitig pensioniert. 1954-63 war B. Mitglied der CSU. Er war einer der Erstunterzeichner des „Krefelder Appells" im November 1980, der sich gegen die Stationierung von Pershing II-Raketen auf dem Gebiet der BRD aussprach. 1982 trat er in die Partei Die Grünen ein. In der 10. Wahlperiode (1983-87) gehörte B. mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Bayern dem Bundestag an. Er war Fraktionssprccher und arbeitete als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß mit (bis Februar 1984 und wieder seit November 1986). B., der in den fünfziger Jahren Verfechter der deutschen Wiederbewaffnung gewesen war, forderte hier Abrüstung und Neutralität der Bundesrepublik. Aufsehen erregte er durch seine Teilnahme an Demonstrationen und Sitzblockaden. Nach parteiinternen Spannungen schied B. am 10.2.1984 aus der Gruppe der Grünen aus, der er sich am 18.3.1986 wieder anschloß. B. wurde 1981 mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte ausgezeichnet. B. fand einen gewaltsamen Tod. Vermutlich erschoß er am 1.10.1992 zuerst Petra —> Kelly, mit der er seit 1985 in Bonn zusammenlebte, und dann sich selbst. VERÖFFENTLICHUNGEN: Kernwaffenkrieg in Europa? Helsinki 1981. - Atomtod oder europäische Sicherheitsgemeinschaft. Köln 1982. - Frieden schaffen! Gedanken zur Sicherheitspolitik. München 1983. - Hrsg.: Generale gegen Nachrüstung. Hamburg 1983. - Hrsg. mit Petra Kelly: Tibet - ein vergewaltigtes Land. Hamburg 1988. - Mit Petra Kelly und Klemens Ludwig: Tibet klagt an. Zur Lage in einem besetzten Land. Wuppertal 1990. - Mit Petra Kelly: Guernica und die Deutschen. Dokumente einer gescheiterten Wiedergutmachung. Darmstadt/Neuwied 1992. LITERATUR: Walter Jens: Generalmobilmachung gegen Gert Bastian. München 1981. - Lukas Beckmann und Lew Kopelew (Hrsg.): Gedenken heißt Erinnern. Petra K. Kelly, G. B. Göttingen 1993. - Alice Schwarzer: Eine tödliche Liebe. Petra Kelly und G. B. Köln 1993. - Till Bastian: Die Finsternis der Herzen. Nachdenken über eine Gewalttat. Köln 1994.

B a t z , Hans, * 23.10.1927 Nürnberg, f 2 5 . 9 . 1 9 8 6 Nürnberg. Schreiner, Schweißer. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief Β. eine Schreinerlchre, die er mit der Gesellenprüfung abschloß. 1944/45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, war bis 1946 in Kriegsgefangenschaft und arbeitete 1947-52 als Bau- und Möbelschreiner. 1953 ließ er sich zum Schweißer umschulen. Seit 1955 Mitglied des Betriebsrates, wurde er 1960 geschäftsführendes Mitglied des Betriebsrates bei der AEGTclcfunkcn in Nürnberg. 1946 trat B. in die SPD ein, wurde stellvertretender Vorsitzender seiner Partei im Bezirk Franken und Mitglied des Landesvorstandes Bayern. 1960-69 gehörte er dem Stadtrat von Nürnberg an. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) vertrat B. den Wahlkreis 230 (Nürnberg-Nord) im Bundestag. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen, in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Juni 1975) und des Verkehrsausschusses (seit Juni 1975). In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Juni 1974) und dem Sportausschuß (seit Juni 1974) an. In der 8. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fcrnmcldcwcsen und Ordentliches Mitglied des Sportausschusses. B a u e r , Gerhard Wilhelm, * 28.7.1957 Koblenz. Jurist (Rechtsanwalt). B. bestand 1977 das Abitur, studierte Rechtswissenschaften in Münster und legte 1983 die Erste, 1988 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1988/89 war er Lehrbeauftragter an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster, Bereich Arzthaftungsrecht, und ließ sich 1989 als selbständiger Rechtsanwalt nieder. 1983 trat B. in die SPD ein. Im selben Jahr wurde er Vorstandsmitglied des Orts Vereins Münster Hansa-Hafen, 1990 Vorstandsmitglied, 1992 stellvertretender Vorsitzender und 1994 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Paderborn-Büren. Am 4.6. 1998 rückte B. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Josef —»Voscn in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 13. Wahlperiode im Oktober desselben Jahres angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation und Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. B a u e r , Hannsheinz (Kurt), * 2 8 . 3 . 1 9 0 9 Wunsiedel. Angestellter. Nach dem Abitur am Realgymnasium in Würzburg nahm B. das Studium der Rechtswissenschaft in München und Würzburg auf, das er 1933 abbrach, um kaufmännischen Tätigkeiten in der Bank- und Autombilbranche nachzugehen. 1930-33 war er Funktionär in der Sozialistischen Studentenschaft und zugleich Vorsitzender der Ortsgruppe Würzburg des Deutschen Republikanischen Studentenbundes. Seil 1931 gehörte er der SPD an. 1939 wurde B. in Schutzhaft genommen und vor einem Sondergericht angeklagt. Seit 1940 war er Soldat und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1946 wurde er Angestellter im Rechtsreferat der Stadtverwaltung Würzburg, 1951 kaufmännischer Angestellter in Würzburg. 1945 trat B. wieder in die SPD ein. 1946 wurde er Mitglied der Bayerischen Verfassunggebenden Landesversammlung und gehörte bis 1953 dem Bayerischen Landtag an (Wahlkreis Unterfranken). 1948/49 war er Mitglied des Parlamentarischen Rates.

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Bauer In der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) gehörte Β., jeweils über die SPD-Landeslisle Bayern gewählt, dem Bundestag an. In der 4.-6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (seit Dezember 1969 Stellvertretendes Mitglied), in der 5. Wahlperiode seit Februar 1967 Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des zugehörigen Wahlprüfungsausschusses. Als Ordentliches Mitglied gehörte er in der 2. Wahlperiode außerdem dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (bis Januar 1956), dem Ausschuß für Geschäftsordnung (seit Januar 1956) und dem 2. Untersuchungsausschuß (Bereinigung des Reichs- und Bundesrechts) an. In der 3.-6. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und dem 1. Untersuchungsausschuß (Fall John; seit November 1954), in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Inneres an. 1958 wurde B. Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. 1963-73 war er Vorsitzender des Ausschusses für Geschäftsordnung im Europarat, 1972/73 Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Er hatte den stellvertretenden Vorsitz der Deutsch-Französischen Parlamentariergruppe der Interparlamentarischen Union inne. VERÖFFENTLICHUNGEN: Geschichtsfälschung als Methode. Gestern wie heute. München 1979. - So haben wir die Bundesrepublik begründet. In: Beginn in Bonn. Erinnerungen an den ersten Deutschen Bundestag. Hrsg. von Horst Ferdinand. Freiburg im Breisgau 1985, S. 90-106. - Von der Bayerischen Verfassung zum Grundgesetz. In: Bayern 1945. Hrsg. von Michael Schröder. München 1985, S. 175-198. Mit Josef Felder: Geschichtsfälscher am Werk. Gestern wie heute. München 1995. LITERATUR: So alt wie die Rottendorfer SPD (Interview mit Η. B.). In: 80 Jahre SPD-Ortsverein Rottendorf. Hrsg. vom SPD-Ortsverein Rottendorf. Rottendorf 1989, S. 53-61. B a u e r , Harald, * 24.4.1949 Langendorf (Kr. Weißenfels). Lokbauer, Physiker, ev. B. besuchte 1955-65 die Polytechnische Oberschule in Langendorf, durchlief 1965-68 eine Lehre als E-Lokbauer in Dessau und war 1968 in seinem erlernten Beruf tätig. 1969 holte er auf der Volkshochschule in Weißenfels das Abitur nach, studierte 1969-73 Physik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig und Schloß das Studium als Diplomphysiker ab. 1973/74 war er Ökonom in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft in Kerkau. 1991 wurde er Referent und Rcfcratsleiter im Ministerium für Umwelt und Naturschutz des Landes Sachsen-Anhalt. 1968 trat B. in die CDU ein. 1974-79 war er Mitglied des CDU-Kreisvorstandes Wernigerode, 1979-88 Mitglied des CDU-Stadtbezirksvorstandes Magdeburg-Mitte und 1988-90 Mitglied des CDU-Kreisvorstandes Burg. 1990 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Kreisvorstandes Burg, 1994 Mitglied des CDU-Kreisvorstandes Magdeburg. 1969-73 war B. Mitglied der Gemeindevertretung in Langendorf, 1974-79 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Ilsenburg, 1979-88 Mitglied der Stadtbezirksversammlung Magdeburg-Mitte und 1989/90 Mitglied des Kreistages Burg. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 10, Listenplatz 7, Bezirk Magdeburg). Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war B. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an. Seine Kandidatur für den 12. Deutschen Bundestag 1990 war erfolglos.

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B a u e r , Josef, * 10.6.1915 Wasserburg am Inn, f 15.7.1989 Wasserburg am Inn. Landwirt, Molkereimcistcr, kath. Nach dem Besuch der Oberrealschule in Rosenheim, die er mit der Mittleren Reife abschloß, durchlief B. ein Praktikum in der Landwirtschaft und erhielt eine kaufmännische und technische Ausbildung im Molkereifach. 1934/35 leistete er Wehrdienst. 1937 übernahm B. den elterlichen Betrieb (Molkerei, Großhandel, Landwirtschaft). 1939-45 war er Soldat. 1946 legte er die Molkereimeisterprüfung ab. B. wurde Vorstandsmitglied des Verbandes der bayerischen privaten Milchwirtschaft e. V. und Aufsichtsratsmitglied der Molkereizentrale Bayern. 1951 trat B. in die CSU ein. Seit 1953 war er Stadtrat in Wasserburg, 1970-72 Landrat und 1972-84 Mitglied des Kreistages Rosenheim. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) vertrat B. den Wahlkreis 196 bzw. 200 (Allotting) im Bundestag. 1963 wurde er stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landesgruppe. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit. In der 2. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (bis Januar 1957) und des Ausschusses für Geld und Kredit (seit Januar 1957), in der 3. Wahlperiode des Außenhandelsausschusses. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen, in der 3. Wahlperiode dem Finanzausschuß und in der 4. Wahlperiode dem Außenhandelsausschuß, dem Ausschuß für Sozialpolitik und dem Ausschuß für Entwicklungshilfe an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. NACHLASS: Archiv für Christlich-Soziale Politik der HannsSeidel-Stiftung, München. B a u e r , Wolf, * 5. 3.1939 Steinach (Thüringen). Apotheker, kath. Nach dem Abitur 1957 in Gotha verließ B. die DDR und legte nach seinem Studium der Pharmazie 1965 in Bonn das Staatsexamen ab. 1966 als Apotheker bestallt, leistete er 1966/67 Grundwehrdienst in Koblenz und ist seit 1968 selbständiger Apotheker in Euskirchen. 1990 wurde er in Marburg mit der Arbeit Ausgewählte Aspekte zur Apothekenbetriebsordnung zum Dr. rer. nat. promoviert. B. gehört dem Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, und dem Verwaltungsrat der Kreissparkasse Euskirchen an. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Caritasverbandes für das Kreisdekanat Euskirchen e. V., Präsident der Deutsch-Usbekischen Gesellschaft e.V., Bonn, Vizepräsident des Freundeskreises Permonik e. V., Euskirchen, Vorsitzender des Karl-Iwanowitsch-Osse-Vereins e. V., Euskirchen, und Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Instituts für Geschichte der Pharmazie der Philipps-Universität Marburg e.V. 1975 trat B. in die CDU ein. 1983-86 war er Kreisvorsitzender der Mittelstandsvereinigung. 1991 wurde er Kreisvorsitzender der CDU Euskirchen, 1993 stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes Aachen. 1979-94 war er Mitglied des Rates der Stadt Euskirchen, 1980-94 Bürgermeister. 1994 wurde er Mitglied des Kreistages. Seit 1987 vertritt B. den Wahlkreis 58 (EuskirchenErftkreis II) im Bundestag. In der 11.-13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit und war in der 11. Wahlperiode auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis Mai 1987, danach bis Oktober 1990 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er

Baum in der 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (bis Oktober 1990) und dem Ausschuß für Post und Telekommunikation (seit Oktober 1990) an. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. B a u e r e i s e n , Friedrich, * 9 . 1 2 . 1 8 9 5 Ehingen (Mainfranken), t 14. 1. 1965 Ehingen. Landwirt, cv. B., Sohn eines Landwirts, war nach dem Besuch der Volksschule auf dem elterlichen Hof tätig. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Seit 1918 betätigte er sich im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen und war 1932/33 Bezirks Vorsitzender des Landbundes im Landkreis Dinkelsbühl. B. war Bezirksobmann des Bayerischen Bauernverbandes und des Raiffeisenverbandes. 1945 von der amerikanischen Militärregierung als Bürgermeister von Ehingen-Hesselberg eingesetzt, wurde er 1946 und 1948 im Amt bestätigt. 1946 trat er in die CSU ein. 1948 wurde er Mitglied des Kreistages Dinkelsbühl. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat B. den Wahlkreis 30 bzw. 225 (Ansbach) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Petitionen an. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 2. und 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Im März 1953 wurde er Ordentliches Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen. B a u k n e c h t , Bernhard, * 3 1 . 3 . 1 9 0 0 Albertshofen (Kr. Ravensburg), t 23.10.1985 Ravensburg. Landwirt. Nachdem er das Gymnasium Ravensburg mit der Mittleren Reife verlassen hatte, besuchte B., Sohn eines Landwirts, die landwirtschaftliche Schule in Ravensburg und die Landwirtschaftliche Hochschule in Hohenheim, mußte das Studium wegen einer schweren Erkrankung des Vaters jedoch vorzeitig abbrechen und übernahm nach dessen Tod 1926 den elterlichen Hof. 1926-33 war B. Vorsitzender des örtlichen Bauernvereins und gehörte 1928-33 dem Vorstand des Bezirksobstbauvereins an. Nach seinem Beitritt zur Zcntrunispartei 1927 war er 1928 Mitbegründer der Zentrumsjugend in Oberschwaben, deren Vorsitzender er wurde. 1931-33 gehörte er dem Stadtrat in Ravensburg an. 1946 wurde B. Vizepräsident der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Württemberg. Er gab die von ihm gegründete Wochenzeitung „Schwäbischer Bauer" heraus. 1947-73 war er Gründungspräsident des Landesbauernverbandes Württemberg-Hohenzollern und seit 1953 Präsidiumsmitglied des Deutschen Bauernverbandes, in dem er die Leitung der Agrarpolitik übernahm. 1954 wurde er einer von drei geschäftsführenden Präsidenten; 1959-69 war er Vizepräsident. Seit 1953 gehörte er dem land- und forstwirtschaftlichen Forschungsrat der Bundesrepublik an und hatte zuletzt Aufsichtsratsmandate bei der OMIRA und der Südwestbank AG inne. Er war Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Agrarexport, die später in der Centralen Marketingsgesellschaft für deutsche Agrarprodukte (CMA) aufging, und arbeitete im Vcrwaltungsrat der Landwirtschaftlichen Rcntenbank und der Deutschen Genossenschaftskasse mit. 1945 wurde B. Mitglied des beratenden Ausschusses der Stadt Ravensburg und Leiter der Ernährungswirtschaft im

Kreis Ravensburg. 1946 trat er in die CDU ein. 1953-59 war er Mitglied des CDU-Bundesvorstandes. Seit 1946 wurde er Mitglied des Kreistages, Kreisrat und Mitglied der Beratenden Landesversammlung Württemberg-Hohenzollern. 1947-52 gehörte er dem Landtag von WürttembergHohenzollern an, in dem er den Vorsitz des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft übernahm. In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) vertrat B. den Wahlkreis 5 [194] bzw. 200 (Biberach) im Bundestag. Von November 1953 bis 1969 war er Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. B. war maßgeblich an der Durchsetzung des Landwirtschaftsgesetzes von 1955 sowie des Gesetzes für die landwirtschaftliche Altcrshilfe von 1957 beteiligt. Er engagierte sich auch für die Einführung des sog. „Grünen Berichts" des Bundesernährungsministers. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen (seit lanuar 1950), in der 3. Wahlperiode des Finanzausschusses und in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Entwicklungshilfe. 1969 verzichtete B. aus Altersgründen auf eine Kandidatur für den Bundestag. B. erhielt 1959 das Große Verdienstkreuz mit Stern, 1969 mit Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1965 die Goldene Ehrennadel des Deutschen Bauernverbandes und 1970 die Verfassungsmedaille in Gold. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Wörterbuch der Agrarpolitik. Hamburg/Berlin 1959. - Der Spielraum unserer Agrarpolitik im Rahmen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung. Bad Boll 1967. NACHLASS: Archiv für Christlich-Dcmokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B a u m , Gerhart Rudolf, * 28.10.1932 Dresden. Jurist (Rechtsanwalt), Verbandsfunktionär, ev. Der einer großbürgerlichen Familie von Rechtsanwälten entstammende B. besuchte ein Gymnasium in Dresden, seit Februar 1945 das in Tegernsee und bestand 1954 das Abitur in Köln. Er studierte dort Rechtswissenschaften, legte 1957 das Erste, 1961 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und war 1961/62 Rechtsanwalt. 1962-72 gehörte er der Geschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgcbervcrbände an und war stellvertretender Leiter der Abteilung für internationale Sozialpolitik in Köln. 1954 trat B. der FDP bei. 1966-68 war er Bundesvorsitzender der Jungdemokraten, 1968-79 Vorsitzender des Kreisverbandes Köln der FDP, 1966-98 Mitglied des FDP-Bundesvorstandes, 1970-90 Mitglied des FDPLandesvorstandes in Nordrhein-Westfalen, 1982-91 Mitglied des FDP-Präsidiums und 1982-91 stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP. 1984 wurde er Vorsitzender der FDPProgrammkommission. 1969-73 gehörte er dem Stadtrat in Köln an und war Vorsitzender der FDP-Fraktion. 1969 kandidierte B. erfolglos sowohl für den NordrheinWestfälischen Landtag als auch für den Bundestag. In der 7.-12. Wahlperiode (1972-94) gehörte er, jeweils über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. 1972-78 war B. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern. 1976 lehnte er die Nachfolge des zurückgetretenen FDP-Generalsekretärs Martin —> Bangemann ab. 1978 folgte er dem zurückgetretenen Werner —»Maihofer als Bundesminister des Inneren; er hatte das Amt bis 1982 inne. B. setzte eine Liberalisierung des von der SPD beschlossenen „Extremistenbeschlusses" durch („Baum-Papier"). Er engagierte sich auch für den umweltpolitischen Bereich und stellte die Kernenergie öffentlich in Frage. Im Herbst 1982 hielt er bis zuletzt an Versuchen fest, das sozialliberale Regierungsbündnis unter Helmut —> Schmidt zu retten. Nach der Bundestagswahl 1987

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Baumann schlug Β. das Angebot aus, Staatssekretär im Umweltministcrium zu werden. Er war lange kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion. 1992 wurde er Chef der deutschen Delegation in der UNO-Menschenrechtskommission in Genf und Mcnschcnrcchtsexpertc in den KSZE-Gremien. In der 9. Wahlperiode gehörte B. seit Oktober 1982 als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an und engagierte sich von Juni 1986 bis zum Ende der 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 10. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 11. und 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. In der 10. Wahlperiode gehörte er von März bis Oktober 1984 und wieder seit März 1986 als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß an, dessen Ordentliches Mitglied er in der 11. und 12. Wahlperiode war. Außerdem gehörte er in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und im Juni 1985 vorübergehend dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 1994 nahm er seine Rechtsanwaltspraxis in Köln wieder auf. 1997 wurde er Sprecher der „Privatinitiative Kunst", 2001 UNSondcrbcrichtcrstattcr für Sudan. B. erhielt 1981 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Macht und Verantwortung der Verbände in der Demokratie. In: liberal 18 (1976) Heft 5, S. 325-340. - Deutsche Innenpolitik. Der Staat auf dem Weg zum Bürger. Düsseldorf 1980. - Der Minister und der Terrorist. Gespräche zwischen G. B. und Horst Mahler. Hrsg. von Axel Jeschke und Wolfgang Malanowski. Reinbek bei Hamburg 1980. - Privatisierung, Gewinn für wen? Reinbek bei Hamburg 1980. - Reden. 1978-1979. Hrsg. vom Bundesminister des Innern, Referat Analyse und Information, Öffentlichkeitsarbeit. Bonn 1980. - Mit Peter Juling: Auf und Ab der Liberalen. Von 1848 bis heute. Gerlingen 1983. DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrieh-Naumann-Stiflung, Gummersbach. Baumann, Günther, * 1. 8.1947 Annaberg-Buchholz. Diplomingenieur, ev. B. besuchte die Oberschule, durchlief eine Berufsausbildung mit Abitur und Schloß das Studium an der Technischen Universität Dresden als Diplomingenieur für Textiltechnologie ab. 1971-90 arbeitete er in der Textilindustrie und war 1990-98 Bürgermeister der Stadt Jöhstadt. B. ist Mitglied des Beirates der Gesellschaft für Arbeitsförderung und Strukturentwicklung des Kreises Annaberg, Annaberg, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen und Thüringen des Technischen Hilfswerks, Altenburg, und stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schullandheime e.V., Hamburg. 1972 trat B. in die CDU ein. 1990 wurde er Mitglied des Kreistages des Landkreises Annaberg. Seit 1998 vertritt B. den Wahlkreis 325 (Annaberg - Stollberg - Zschopau) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Innenausschusses. Baumeister, Brigitte, geb. Jauch, * 19.10.1946 Stuttgart. Diplommathematikerin, Fachhochschuldozentin, Systemanalytikerin, ev. B. Schloß das Studium der Mathematik in Stuttgart als Diplommathematikerin ab und wurde Assistentin am dortigen Institut für Informatik, dann Dozentin an der Fachhochschule für medizinische Informatik in Heilbronn. Nach einer

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Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei IBM arbeitete sie als freiberufliche Systemanalytikerin. B. gehörte zeitweise dem Aufsichtsrat der Schwäbischen Finanz- und Unternehmensberatungs AG an. 1980 trat B. in die CDU ein. 1981-87 war sie Mitglied des Stadtverbandsvorstandes der CDU Böblingen. 1984 wurde sie Mitglied des Kreisvorstandes Böblingen und des Bezirksvorstandes Nord-Württemberg, 1991 stellvertretende Bezirksvorsitzende. 1984-91 war sie Kreisvorsitzende der Frauen-Union im Kreis Böblingen und stellvertretende Bezirksvorsitzende, 1992-98 Bundes schatzmeisterin der CDU. 1998 wurde sie Mitglied des Bundesvorstandes. 1989/90 gehörte B. dem Stadtrat in Böblingen, 1990-94 dem Kreistag Böblingen an. Seit 1990 vertritt B. den Wahlkreis 164 (Böblingen) im Bundestag. Als Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/ CSU-Fraktion (1991-2000) war sie u. a. für das Europa-Büro zuständig. Im Januar 1992 wurde sie Vorsitzende der Kommission für Raumverteilung den Umzug der Fraktion von Bonn nach Berlin. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an und war Stellverttetendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, des EG-Ausschusses und seit Oktober 1992 des Sonderausschusses „Europäische Union". In der 13. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und des Finanzausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Heinz Beilner: Stochastic optimization methods and their value for experimenting with computing systems. Stuttgart 1974. - Mit Michael Kästner und Matthias Wissmann: Wirtschaft trifft Politik. Sankt Augustin 1995. Baumgartner, Josef, * 16.11.1904 Sulzemoos (bei Dachau), f 21.1.1964 München. Diplomvolkswirt, Hochschullehrer, kath. B., Sohn eines Kleinbauern, besuchte die Lateinschule im Benediktinerkloster Scheyern und das Gymnasium, studierte Geschichte und Volkswirtschaft in München, legte 1928 das Diplom für Volkswirte ab und wurde 1929 mit der Arbeit Der landwirtschaftliche Kredit in Bayern zum Dr. rer. pol. promoviert. Er war Volontär beim Oberbayerischen Christlichen Bauernverein, 1929-33 zweiter stellvertretender Generalsekretär der Bayerischen Christlichen Bauernvereine. 1933 hielt er sich aus politischen Gründen zeitweise in Österreich auf. Seit 1933 war er Angestellter beim AllianzVersicherungskonzern. 1942 wurde er wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz verhaftet. 1942-45 war B. Soldat und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. 1945 wurde er Personalreferent beim Amt für Ernährung und Landwirtschaft in München. 1948 übernahm er den Lehrstuhl für Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Weihenstephan (Freising) und wurde dort 1950 Honorarprofessor für Agrarpolitik. B. war Mitbegründer des Bayerischen Bauernverbandes und seit 1949 Mitglied in dessen Präsidium. 1945 gehörte B. zu den Begründern der CSU. 1945/46 war er Mitglied des Vorläufigen Landesausschusses der CDU, 1946-48 des Landesausschusses der CSU. 1946 wurde er Vorsitzender des Agrarpolitischen Ausschusses der CSU. Von Oktober 1945 bis Januar 1948 und 1954-57 war er Bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft

Bausch und Forsten, 1954-57 auch stellvertretender Ministerpräsident. Er gehörte dem Ernährungs- und Landwirtschaftsral der Bizone an. Im Januar 1948 trat B. zur Bayernpartei (BP) über, deren Landesvorsitz er 1948-52 und 1953-59 innehatte. Nach der Bildung der Föderalistischen Union 1957 wurde er ihr Bundesvorsitzender. 1946-62 gehörte B. dem Bayerischen Landtag an (bis 1948 CSU, anschließend fraktionslos bzw. Freie Parlamentarische Vereinigung, seit 1950 BP) und war dort 1950-54 Vorsitzender der BP-Fraktion. B.s politische Karriere endete 1959, als er wegen seiner Verwicklung in die bayerische Spielbankenaffäre verurteilt wurde. 1949 wurde B. über die BP-Landesliste in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Zum 1.1.1951 legte er sein Mandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Freies Bayern oder preußische Provinz? München 1949. NACHLASS: Institut für Zeitgeschichte, München. B a u r , Georg, * 2 . 4 . 1 8 9 5 Trugenhofen (Kr. Heidenheim), t 1.4.1975 Rottweil. Agrarwissenschaftler, Hochschullehrer, kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Ellwangen nahm B. am Ersten Weltkrieg teil. 1915 wurde er verwundet entlassen. Er studierte an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, legte 1919 das Staatsexamen ab, wurde 1920 mit der Dissertation Geschichte und Züchtung des Dinkels mit besonderer Berücksichtigung von Steiners rotem Tiroler Dinkel promoviert und war dort danach beamteter Dozent. 1922 wurde er Abteil ungsvorstand, 1925 Lehrbeauftragter und habilitierte sich 1930 mit der Arbeit Das Grünland in Lehre und Forschung für Acker-, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung. 1940 verließ er aus politischen Gründen die Hochschule und übernahm die Verwaltung der gräflich Rechenbergschen Güter in Donzdorf, die er bis 1949 innehatte. 1946 wurde er außerordentlicher, 1949 ordentlicher Professor für landwirtschaftliche Betriebslehre an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim. 1946 gründete B. die CDU in Donzdorf und wurde als ihr Vorsitzender noch im selben Jahr in den Göppinger Kreistag gewählt. 1948/49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. B. war Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ausschusses von Nord-Württemberg. 1956-60 gehörte er dem Landtag von Baden-Württemberg an. Tn der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat B. den Wahlkreis 7 [169] (Göppingen) im Bundestag. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen, des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht sowie des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seil Februar 1952). B a u r , Valentin, * 19.12.1891 Augsburg, t 2 5 . 6 . 1 9 7 1 Augsburg. Schlosser, Angestellter. B. erlernte den Beruf des Schlossers. 1911 wurde er Mitglied der SPD. Bis 1933 war er Betriebsratsvorsitzender bei M A N in Augsburg, Reichsbeirat beim Deutschen MetallarbeiterVerband in Berlin und Stadtrat in Augsburg. 1933 floh er in die Schweiz, arbeitete dort für den Widerstand und trat für ein Aktionsbündnis mit der KPD ein. 1939 erhielt B. wegen konspirativer Tätigkeit von den Schweizer Behörden den Ausreisebefchl; 1940 wurde er wegen Paßvergchens verhaftet. Vor der Ausweisung bewahrt, wurde er im Sonderinternierungslager für sog. Linksextremisten in Malvaglia (Tessin) gefangengehalten. Seine Kontakte, u. a. zu Wilhelm —»Hoegner, verhalfen B. 1945 zur Entlassung.

B. gehörte dem Hauptvorsland der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. Unter der Militärregierung zunächst Leiter des Wohnungsamtes in Augsburg, wurde B. 1946 Vorsitzender der SPD Schwaben und Mitglied des Parteivorstandes. 1946/47 war er Mitglied des Baycrischcn Landtages, 1947-49 Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) gehörte B., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht und des Ausschusses für Verkehrswesen und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung an. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, des Ausschusses für Wiedergutmachung und des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen. B. gehörte dem Deutschen Rat der Europäischen Bewegung an. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn; Institut für Zeitgeschichte, München. B a u s c h , Paul, * 27.5.1895 Korntal, t 1.9.1981 Korntal. Verwaltungsbeamter, ev. B., Sohn eines Lehrers und Erziehers, trat nach dem Besuch des Realgymnasiums in Korntal in den gehobenen württembergischen Verwaltungsdienst ein. 1914-18 war er Soldat im Ersten Weltkrieg, bestand 1919 die Staatsprüfung für den Verwaltungsdienst und wurde 1920 Beamter beim Württembergischen Wirtschaftsministerium. 1924 war B. Mitbegründer der evangelischen Bewegung „Christlich-Sozialer Volksdienst", dessen Reichsführung er 1932/33 innehatte. Als überzeugter Pazifist und cntschiedcncr Gegner der NSDAP saß er 1928-32 im Württemberg)sehen Landtag, von September 1930 bis Juli 1932 und von November 1932 bis November 1933 im Reichstag. Seit 1928 gehörte er dem Aufsichtsrat der Leonberger Bausparkasse an. 1932 wurde er Rechnungsrat in Korntal, 1933 Oberrechnungsrat im würtlembergischen Finanzministerium und 1945 Personalberichterstatter und Kanzleidirektor und hatte damit die Leitung des inneren Dienstes des Ministeriums inne. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte B. maßgeblich am Aufbau der Württemberg) sehen CDU mit. 1946-50 gehörte er dem Landtag von Baden-Württemberg an. Er war zeitweilig Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Württemberg. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat B. den Wahlkreis 5 bzw. 167 (Böblingen) im Bundestag. In allen Wahlperioden gehörte er dem Ältestenrat an und wirkte in zwei Wahlperioden im Fraktionsvorstand seiner Partei mit. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, hatte dort entscheidenden Anteil am Vertrag über die Gründung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft von 1952 und wurde im November 1953 Vorsitzender des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis 1957). In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung (bis März 1952) und dem Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages (seit März 1953) an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität sowie des Organisationsausschusses. In der 2.-4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verteidigung mit und war in der 3. Wahlperiode Vorsitzender der Unterkommission „Geistige Grundlagen der Bundeswehr" dieses Ausschusses. In der

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Bay 2. Wahlperiode war er bis Januar 1954 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (seit Oktober 1959), des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik und des Haushaltsausschusses. V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Lebenserinnerungen und Erkenntnisse eines schwäbischen Abgeordneten. Korntal 1969. N A C H L A S S : Bundesarchiv, Koblenz; Archiv für ChristlichDemokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Bay, Hans, * 22.6.1913 Dimboola (Australien). Heilpraktiker. B. besuchte die Oberrealschule, bestand das Abitur und ließ sich in München zum Heilpraktiker ausbilden. Seit 1939 war er als selbständiger Heilpraktiker in Calw tätig. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1948 zurückkehrte. 1953 trat B. in die Gesamtdeutsche Volkspartei ein und wurde Kreisvorsilzender in Calw. Seil 1956 war er Stadlrat. 1957 wechselte B. zur SPD. 1959 wurde er Kreisvorsitzender, 1963 Mitglied des Gesundheitspolitischen Ausschusses beim Partei vorstand der SPD. Am 20.12.1960 rückte B. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg für den verstorbenen Abgeordneten Friedrich —> Maier in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 3. Wahlperiode 1961 angehörte. In der 6. Wahlperiode (1969-72) war B. erneut mit einem Mandat der Landesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (seit Januar 1961) und im Ausschuß für Gesundheitswesen (seit Februar 1961) mit. Tn der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bayerl, Alfons, * 27.12.1923 Haid. Jurist (Richter), kath. B., Sohn eines Kinobesitzers, besuchte das Gymnasium in Mies (bei Marienbad), legte das Notabitur ab und nahm 1942-45 am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 ging er nach Bayern, studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Würzburg und legte 1952 das Erste Juristische Staatsexamen ab. 1955 wurde er mit der Arbeit Die Nebenpflichten des Genossenschafters. Unter bes. Berücksichtigung der Mustersatzungen und Mustergeschäftsordnungen des Deutschen Raiffeisenverbandes zum Dr. jur. promoviert und bestand das Zweite Juristische Staatsexamen. Zunächst als Regierungsassessor im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und soziale Fürsorge in der Haushaltsabteilung tätig, wurde er 1958 als Sozialgerichtsrat, dann als Landessozialgerichtsrat Richter am Bayerischen Landessozialgericht. 1965-69 war er Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes. 1955 trat B. in die SPD ein. Er gehörte der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Akademiker an. B. wurde Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Hochland, Mitglied des südbayerischcn Bezirksvorstandes der SPD und Vorsitzender des SPD-Bezirks Südbayern. Er war Geschäftsführender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Juristen im Bezirk Südbayern. 1965-67 gehörte er dem Bayerischen Landtag an. Bei seiner Kandidatur für den Bundestag 1961 unterlag B. im Wahlkreis Weilheim Franz Josef Strauß. Am 17.10.1967 rückte er über die SPD-Landesliste Bayern für den abgeschiedenen Abgeordneten Walter —>Seuffert in den Bundestag nach, dem er, jeweils über die Landesliste Bayern gewählt, bis 1980 angehörte. Er setzte sich für die Strafrechtsreform, die Neufassung der Demonstrationsdelikte und

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ein modernes Ehe- und Familienrechl ein. 1969-74 war B. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz. 1974 wurde er Vorsitzender der bayerischen Landesgruppe in der SPD-Bundestagsfraktion. 1974-80 gehörte er dem Europäischen Parlament an. In der 5. und 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes (seit Januar 1968), seit Februar 1968 Ordentliches, dann wieder Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (bis März 1972). In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Sozialpolitik (seit November 1967) und als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß (seit Juni 1968) an. In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (seit Juni 1974), dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 8. Wahlperiode war. In der 8. Wahlperiode gehörte er seit September 1979 als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. Bayern, Konstantin Prinz von, * 15. 8.1920 München, t 30.7.1969 bei Hechingen. Journalist. B. legte 1939 an der Lehr- und Erziehungsanstalt des Klosters Ettal das Abitur ab, wurde 1939 zum Wehrdienst eingezogen und 1941 wie alle Mitglieder ehemals regierender Häuser als „wehrunwürdig" entlassen. 1942-44 studierte er in Freiburg im Breisgau Rechtswissenschaften und war anschließend am Oberlandesgericht Karlsruhe tätig. Nach dem 20. Juli 1944 in „Sippenhaft" genommen, wurde B. 1945 von amerikanischen Truppen befreit. 1947 begann er eine journalistische Laufbahn und war bei einer Nachrichtenagentur, der „Neuen Revue", der „Süddeutschen Zeitung" und seit 1963 bei der „Bunten" tätig. Er besaß Anteile am Bankhaus Louis Hagen & Sohn. B. war Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft für Auslandskunde. Seit 1961 Mitglied der CSU, wurde er 1967 Bezirksvorsitzender der CSU München. 1962-65 war er Mitglied des Bayerischen Landtages. Von 1965 bis zu seinem Tod vertrat B. den Wahlkreis 204 (München-Mittc) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe. B. kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Der Papst. Ein Lebensbild. Frankfurt am Main 1957. - Mit Helena Fortenbach: Ohne Macht und Herrlichkeit. München 1961. - Die Zukunft sichern. Stuttgart 1969. - Nach der Sintflut. Berichte aus einer Zeit des Umbruchs 1945-1948. München 1986. L I T E R A T U R : Prinz und Demokrat. Κ. v. B. Ein Gedenkbuch. Hrsg. von Hanns Arens. München 1970. Bayha, Richard, * 15.3.1929 Altenhaßlau, t 3.11.1993 Bonn. Landwirtschaftsmeister, ev. Nach dem Besuch der Handelsschule und der Ackerbauschule in Hohenheim (Stuttgart) wurde B. Landwirtschaftsmeister und selbständiger Landwirt in Altenhaßlau. Er gehörte zu den Begründern des Bundes der hessischen Landjugend, war 1958-80 Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Gelnhausen und 1962-74 Kreislandwirt. B. war Präsident der Deutschen Gesellschaft für Agrar- und Umweltpolitik e. V., Vorsitzender des Aufsichtsrates der Moha und Zentra Vereinigte Milchwerke GmbH und Mitglied des Vorstandes beim Landwirtschaftlichen Versicherungsverein Münster. 1954 trat B. in die CDU ein. 1972 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der CDU Hessen, 1972 Vorsitzender des agrarpolitischen Ausschusses der CDU Hessen und 1987 Vorsitzender des Bundesfachausschusses „Agrarpolitik" der

Bechert CDU. 1956-68 war er Mitglied des Gemeindevorstandes in Altenhaßlau, 1964-74 Mitglied des Kreistages Gelnhausen und 1970-76 Mitglied des Hessischen Landtages, in dem er 1974-76 den Vorsitz des Ausschusses für Landwirtschaft und Forsten innehatte. Von 1976 bis zu seinem Tod war B. Mitglied des Bundestages. 1976 und 1980 wurde er über die CDU-Landesliste Hessen gewählt; in der 10.-12. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 137 (Hanau). In allen fünf Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 9.-12. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 12. Wahlperiode seit Februar 1993 auch des Ausschusses Treuhandanstalt. Bazille, Helmut, * 19.11.1920 Stuttgart, f 5.5.1973 Bonn. Mechaniker, Verbandsfunktionär, ev. Nach dem Tod seines Vaters, des württembergischen Staatspräsidenten Wilhelm B., mußte B. 1934 das Gymnasium vorzeitig verlassen, durchlief eine Mechanikerlehre und war zuletzt technischer Zeichner. Im Zweiten Weltkrieg schwer verwundet, wurde B. Mitbegründer des Verbandes der Kriegsbeschädigten in Baden-Württemberg, 1947 geschäftsführender Sekretär der Arbeitsgemeinschaft der Körperbeschädigten in der Amerikanischen Besatzungszone und war 1948-53 Bundessekretär und Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Kriegs- und Zivilbcschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen (VdK). In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) gehörte B. dem Bundestag an. 1949 wurde er über die SPD-Landesliste Württemberg-Baden, 1953 und 1957 über die SPDLandesliste Baden-Württemberg gewählt. In der 4. und 5. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 166 bzw. 168 (Böblingen). B. setzte sich für eine bessere Rechtsstellung der Kriegsopfer und eine Verbesserung der sozialen Leistungen ein. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen, in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses für Kriegsopfer- und Hcimkchrcrfragcn, dessen Vorsitzender er in der 4. Wahlperiode wurde. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden an. Darüber hinaus war er in der 1. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Stcuerfragen (bis luni 1951), des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis Juni 1951), des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (bis Mai 1951, danach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Jugendfürsorge (seit Juni 1951), des Untersuchungsausschusses zur Prüfung der unzulänglichen Einstellung von Schwerbeschädigten bei den Bundesdienststellen und des Ausschusses zur Mitberatung des EVG-Vertrages (seit März 1953). In der 2. und 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verteidigung mit. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen und in der 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen. 1969 verzichtete B. auf eine erneute Bundestagskandidatur. Becher, Walter, * 1.10.1912 Karlsbad. Staatswissenschaftler, Journalist, Verbandsfunktionär, kath. B., Sohn eines Treuhänders, besuchte das Realgymnasium in Karlsbad, studierte Staatswissenschaften in Wien und wurde dort 1936 mit der Arbeit Piaton und Fichte: Die königliche Erziehungskunst. Eine vergleichende Darstellung auf philosophischer und soziologischer Grundlage (veröffentlicht 1937) zum Dr. rer. pol. promoviert. 1936-39 arbeitete er als Schriftleiter in Prag, Reichenberg und Dresden und leitete

seit 1938 bei der sudetendeutschen nationalsozialistischen Tageszeitung „Die Zeit" die Sparte Kunst, Wissenschaft und Unterhaltung. 1940 war er ein halbes Jahr in „Schutzhaft". 1940-45 war er Soldat. Aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen, baute B. 1945 die Hilfstelle für Flüchtlinge aus den Sudctcngcbictcn in Münchcn auf. 1947 wurde er Generalsekretär des Sudetendeutschen Rates und Vorsitzender des Witiko-Bundes. 1968-82 war er in der Nachfolge von Hans-Christoph ^Seebohm Vorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft. 1950-62 gehörte B. dem Bayerischen Landtag an und war Vorsitzender der GB/BHE-Fraktion. Obgleich noch nicht Parteimitglied, wurde B. 1965 über die CSU-Landcslistc in den Bundestag gewählt, dem er bis 1980 angehörte. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen an. B. bekämpfte die Ostverträge der Regierung von —» Brandt und —» Scheel und lehnte den Normalisierungsvertrag von 1974 zwischen der Bundesrepublik und der CSSR ab. B. erhielt 1962 den Bayerischen Verdienstorden, 1972 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1983 den Karlspreis und 1987 die „Plakette für Verdienste um den deutschen Osten und das Selbstbestimmungsrecht" des Bundes der Vertriebenen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Josef Lob: Europa und die deutsche Nation. Gesellschafts- und Außenpolitik am Rande des Staatsverfalls. Münchcn 1971. - Reden zum Sudetendeutschen Tag. 1968-1979. München 1979. - Witiko als Vorbild und Symbolfigur. Betrachtungen zu Adalbert Stifters Hauptwerk. München 1982. - Partnerschaft als Lebensprinzip. Ihre Bedeutung für die persönliche, nationale und übernationale Existenz. München 1983. - Identität und Geschichtsbewußtsein. Ihre Bedeutung für das Selbstverständnis des Menschen und seiner Gemeinschaftsbereiche. Geislingen/Steige 1984. - Der Blick aufs Ganze. Das Weltbild Othmar Spanns. Gedanken zur Jahrtausendwende. München 1985. - Zeitzeuge. Ein Lebensbericht. München 1990. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München; Institut für Zeitgeschichte, München. Bechert, Karl, * 23.8.1901 Nürnberg, t 2.4.1981 Weilmünster. Physiker, Hochschullehrer, ev. B. studierte Physik, Mathematik und Chemie in München und wurde 1925 mit einer Arbeit über Die Struktur des Nickelspektrums promoviert. 1925/26 war er RockefellerStipendiat in Spanien, 1926-33 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Theoretische Physik in München und habilitierte sich 1930. 1933 wurde er Ordinarius und Direktor des Instituts für Theoretische Physik an der Universität Gießen. 1942-48 war B. Vorsitzender des Gauvereins Hessen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Als Rektor der Universität Gießen (1945/46) verhinderte er ihre Schließung und setzte sich maßgeblich für ihren Wiederaufbau ein. 1946 folgte er einem Ruf an die Universität Mainz, an der er bis zu seiner Emeritierung 1969 lehrte. 1971 wurde B. Präsident der Internationalen Gesellschaft für Verantwortung in der Wissenschaft. Von der amerikanischen Militärregierung wurde B. 1945 als Bürgermeister in Donsbach (Westerwald) eingesetzt. 1945/46 war er in Gießen, 1956-64 in Gau-Algesheim Stadtrat. 1956 trat er der SPD bei und war 1956-60 Kreistagsabgeordneter des Landkreises Bingen. Als Kommunalpolitiker befaßte sich B. mit Fragen des wirtschaftlichen Wiederaufbaus der Region. Er war Mitglied des kulturpolitischen Aus-

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Beck schusses beim Partei vors land der SPD und Beaul'tragter für Hochbegabtenförderung bei der Friedrich-Ebert-Stiftung. In der 3.-6. Wahlperiode (1957-72) vertrat B. den Wahlkreis 126 (Waldeck) im Bundestag. Tn der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 4. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. In der 4. und 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Gesundheitswesen, in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik und des Ausschusses für Gesundheitswesen, in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Juni 1964 bzw. Juni 1976) und in der 6. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (bis Februar 1971). 1957 wurde B. Ehrensenator der Universität Gießen, 1963 auswärtiges Mitglied der Norwegischen Akademie der Wissenschaften. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Christian Gerthsen: Atomphysik I-IV. 2 Bde., Berlin 1938, 41959-63. - Der Wahnsinn des Atomkrieges. Düsseldorf/Köln 1956. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Beck, Marieluise, vormals Beck-Oberdorf, * 25.6.1952 Bramsche. Real schullehrerin. B. bestand 1970 das Abitur an einem Gymnasium in Osnabrück, studierte in Bielefeld und Heidelberg Deutsch, Geschichte und Gemeinschaftskunde und legte 1976 das erste, 1977 das zweite Staatsexamen ab. Sic war Lehrerin an der Konrad-Adenauer-Realschule in Pforzheim. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Sie ist Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Gesellschaft für bedrohte Völker. 1980 wurde B. Mitglied der Partei Die Grünen. 1980-82 war sie Vorsitzende der baden-württembergischen Landesorganisation ihrer Partei, später Landesvorstandssprecherin der Grünen in Bremen. 1991-94 gehörte sie der Bremischen Bürgerschaft an. 1983 wurde B. über die Grünen-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Im Zuge der Rotationsregelung legte sie am 14.4.1985 ihr Mandat nieder. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war sie mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Bremen Mitglied des Bundestages, in den sie 1994 und 1998 über die Landesliste Bremen von Bündnis 90/Die Grünen gewählt wurde. In der 10. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß (seit November 1983), als Stellvertretendes Mitglied dem Wirtschaftsausschuß und der Europa-Kommission des Bundestages an. In der 11. Wahlperiode war sie zunächst Ordentliches, seit September 1987 Stellvertretendes, seit Juni 1989 wieder Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und gehörte seit September 1988 als Stellvertretendes, seit September 1990 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union. Seit 1998 ist B. Ausländerbeauftragte der Bundesregierung und arbeitet als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit. B. erhielt 1996 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist Ehrenbürgerin der bosnischen Stadt Lukavac. VERÖFFENTLICHUNGEN: Jenseits der Greencard. Ausländerintegration in Deutschland. München 2001.

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Beck, Volker, * 12.12.1960 Stuttgart. Referent. B. bestand 1980 das Abitur, studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Germanistik in Stuttgart und leistete 1980/81 Zivildienst. 1987-90 war er Schwulenreferent seiner Fraktion. B. ist Sprecher des Schwulcnvcrbandes in Deutschland e. V., Bundcssprecher des Lesben- und Schwulcnvcrbandes, Berlin, und des Beirates des Hessischen Härtefonds für Opfer von nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen, Wiesbaden. Er gehört dem Beirat des Arbeitskreises der Opferhilfen in der Bundesrepublik Deutschland e. V., Berlin, und dem Vorstand des Archivs für Emanzipation, Bürgerrecht und Gesellschaftspolitik e.V., Köln, an. Er ist Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin, Mitglied der Stiftung Deutsches HolocaustMuseum, Berlin, und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, Berlin. Seit Beginn der achtziger Jahre war B. in der unabhängigen Friedensbewegung aktiv und trat 1985 in die Partei Die Grünen ein. 1994 und 1998 wurde B. über die Landesliste NordrheinWestfalen von Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag gewählt. 1994 wurde er rechtspolitischer Sprecher, Mitglied im Fraktionsvorstand und politischer Koordinator des Arbeitskreises Innen, Recht, Frauen und Jugend. Er ist Sprecher der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Rechtsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. In der 14. Wahlperiode ist B. Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Innenausschuß und der EnqueteKommission „Recht und Ethik der modernen Medizin" an. Becker, Curt, * 7.8.1905 München-Gladbach (heute Mönchengladbach), t 27.2.1987 Mönchengladbach. Jurist, Fabrikant, kath. Der aus einer Familie von Textilhändlern und Unternehmern stammende B. besuchte das Gymnasium in Gladbach und machte nach dem Abitur eine kaufmännische Lehre bei einem Textilexportvertreter in Hamburg. Daneben studierte er an der dortigen Abenduniversität Volkswirtschaft, danach Rechtswissenschaft an den Universitäten München und Bonn, wo er 1927 mit der Arbeit Der „wichtige Grund" zur fristlosen Kündigung von Kartellverträgen. Nach § 8 der Verordnung gegen den Mißbrauch wirtschaftlicher Machtstellung vom 2. Nov. 1923 (veröffentlicht 1928) zum Dr. jur. promoviert wurde. 1928 trat er in die elterliche Bekleidungsfabrik ein. Seit der Schulzeit Mitglied des „Quickborn", vertrat B. die Katholischen Freistudenten im Allgemeinen Studcntcnausschuß und wurde 1930 Vorsitzender des Windthorstbundes in München-Gladbach, dann auch Vorsitzender des Ringes der katholischen Jugendorganisationen von München-Gladbach und Rheydt. Im März 1933 wurde er für das Zentrum in den Stadtrat von München-Gladbach gewählt. Als Gegner der Nationalsozialisten stand er dem Kreis um den Theologen loseph Rossaint und den Publizisten Walter Dirks nahe und kam im Juni 1933 und 1934 in „Schutzhaft". Seit 1938 Leiter der Firma Clem. Aug. Becker, arbeitete B. nach Beginn des Zweiten Weltkrieges auch in Berlin als Fachberater für die Wirtschaftsgruppe Bekleidungsindustrie, war an der Organisation der Textilindustrie in den besetzten Gebieten Osteuropas beteiligt und wurde Vorstandsmitglied der Ostfaser GmbH. Im Januar 1945 eingezogen, geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Herbst des Jahres entlassen wurde. Er widmete sich dann dem Wiederaufbau des Familienbetriebes.

Becker 1948 zählte Β. zu den Gründern des Bundesverbandes Bekleidungsindustrie, war bis 1958 dessen Präsident und wurde Vizepräsident des Europäischen Verbandes der Bekleidungsindustrie. Seit 1952 Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, arbeitete er im Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft mit, war 1954 Mitgründer des Bundesausschusses Betriebswirtschaft und gehörte als Mitgründer auch dem Vorstand des Bundes Katholischer Unternehmer an. 1945 begründete B. die Labour Party, 1946 die CDU in München-Gladbach mit und wurde deren stellvertretender Vorsitzender. Später gehörte er dem Bundesfachausschuß Wirtschaftspolitik, dem Geschäftsführenden Vorstand des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und dem Ältestenrat der CDU an. in der 3. Wahlperiode (1957-61) war B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages, in den er am 11.6. 1964 für die verstorbene Abgeordnete Luise —»Rehling nachrückte (bis 1965). In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) vertrat er den Wahlkreis 79 (Mönchengladbach). Er war stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Finanzen und Haushalt der C D U / C S U Fraktion. In der 3., 6. und 7. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 4. Wahlperiode (seit Juli 1964) als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. Neben Manfred - ^ L u d a gilt B. als politischer Wegbereiter der Mehrwertsteuer. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit (in der 4. Wahlperiode seit Januar 1965), in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Januar 1965) und in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. B. wurde mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, der Schär-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Betriebswirtschaft in Berlin und dem Päpstlichen Gregoriusorden ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Entwurf eines Umsatzsteuergesetzes (Mehrwertsteuer mit Vorsteuerabzug) mit Begründung. Bonn 1962. - Ein Unternehmer unserer Zeit. Reden und Aufsätze. Hrsg. vom Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft e.V. Düsseldorf/Wien 1965. - C. B. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 2. Boppard am Rhein 1983, S. 9-79. LITERATUR: Politische Wegbereiter der Mehrwertsteuer. C. B. und Manfred Luda. Ludwigsburg 1967. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B e c k e r , Fritz, * 2 0 . 1 2 . 1 9 1 0 Thale (Harz), t 2 2 . 6 . 1 9 8 3 Lüneburg. Bankangestellter, Verwaltungsangestellter, ev. Nach dem Besuch des staatlichen Christaneums in Hamburg bis zur Obersekundareife (1927) durchlief B. 1927-30 eine Banklehre und war danach in Banken und Sparkassen tätig. Er war Mitarbeiter, später auch Mitherausgeber der unabhängigen Wochenschrift „Volk, Freiheit, Vaterland" in Hamburg bis zu deren Verbot 1936. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1946 bei der Behörde für Wirtschaft tätig, arbeitete B. bis 1948 im Staatskommissariat für Entnazifizierung in Hamburg, seit 1950 als Angestellter beim Landesarbeitsamt. Vor 1945 keiner politischen Partei zugehörig, wurde B. 1946 auf der Liste der CDU in die Hamburger Bürgerschaft gewählt. 1947 trat er der Deutschen Partei (DP) bei, wurde 1949 auf der Liste der DP erneut in die Hamburger Bürgerschaft gewählt und war bis 1953 Mitglied des Präsidiums der Hamburger Bürgerschaft. Er übernahm den Vorsitz des Sozialpolitischen Ausschusses im DP-Landesverband Hamburg.

In der 2. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 17 (Hamburg III) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (bis September 1955 auch Stellvertretender Vorsitzender, danach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Fragen der Gesundheitswesens und des Ausschusses für Jugendfragen (seit September 1955, danach Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Geld und Kredit (seit September 1955), dem Ausschuß für Arbeit (bis Januar 1956), dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis September 1955), dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (seit September 1955) und dem Ausschuß für Sozialpolitik (seit Juni 1955) an. B e c k e r , Helmuth, * 3 . 9 . 1 9 2 9 Münster (Westfalen). Elektroingenieur, Postangestellter, kath. B., dessen Vater vom Bergmann und Hilfspostschaffner zum Oberpostrat und promovierten Politologen aufstieg, besuchte die Realschule und studierte an der Ingenieurschule in Lage (Lippe) Elektrotechnik. 1951-69 war er Ingenieur im Fernmeldewesen der Deutschen Bundespost. 1957 wurde er örtlicher Vorsitzender des Personalrates beim Fernmeldeamt Münster, 1960 Mitglied des Hauptpersonalrates beim Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, 1965 freigestelltes Vorstandsmitglied in Bonn, 1968 zweiter Bezirksvorsitzender der Deutschen Postgewerkschaft in der Bezirksverwaltung Münster (bis 1972) und 1969 Vorsitzender des Bczirkspersonalrates bei der dortigen Oberpostdirektion. 1964 trat B. in die SPD ein. 1965 wurde er Vorsitzender des SPD-Orts Vereins Nienberge, 1970 stell vetretender Vorsitzender des Kreisverbandes Münster-Land. 1972-76 war er Mitglied des SPD-Landcsvorstandcs in Nordrhcin-Wcstfalen, 1982-86 des SPD-Bundesvorstandes. In der 6.-12. Wahlperiode (1969-94) gehörte B., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. 1976-83 und 1983-90 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion, von 1980 bis Oktober 1982 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Post- und Fernmeldewesen. 1990 wurde B. mit 97 % der Abgcordnctcnstimmen zum Vizepräsidenten des Bundestages gewählt. In der 6. und 7. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 7. (seit Januar 1976), 8., 10. und 11. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 12. Wahlperiode (bis November 1991) Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. In der 8. Wahlperiode (seit Oktober 1982) engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Sportausschuß. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses, in der 12. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (bis Oktober 1993). VERÖFFENTLICHUNGEN: Mitbestimmung durch Personalvertretungsgesetz von 1973. Das Mitspracherecht im öffentlichen Dienst. Komm, von Η. B. Dortmund u.a. 1974. - Persönliche Bilanz. In: Hugo Brandt (Hrsg.): Hoffen, zweifeln, abstimmen. Seit 1969 im Bundestag. 14 SPD-Abgeordnete berichten. Reinbek bei Hamburg 1980, S. 49-53. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEberl-Stiftung, Bonn. B e c k e r , Josef, * 8.2.1905 Bochum, f 19.10.1996 Maria Rosenberg. Schuhmachermeister, Verbandsfunktionär, kath. B., ältestes von zehn Kindern einer Bergmannsfamilie, wurde Schuhmacher, legte 1929 in Heidelberg die Meisterprüfung ab und ging anschließend auf Wanderschaft. 1933-37 arbeitete er in einer Schuhfabrik, gründete 1937

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Becker seine eigene Schusterei in Pirmasens und wurde 1945 Obermeisler, später Ehrenobermeister der Schuhmacherinnung Pirmasens. Seit 1922 im Katholischen Gesellenverein (Kolpingfamilie), gehörte B. vor 1933 der Zentrumspartei an und wurde 1930 Sekretär des Zentralverbandes Christlicher Lederarbeiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte B. zu den Gründern der CDU in der Pfalz, war 1945 Mitglied des Bürgerratskomitees Pirmasens, verfehlte nur knapp seine Wahl zum Bürgermeister und war 1946-48 zweiter Bürgermeister der Stadt. Bis 1979 gehörte er dem Stadtrat an und war bis 1968 Kreis Vorsitzender der CDU. 1946/47 war er Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat B. den Wahlkreis 14 bzw. 161 (Zweibrückcn), in der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) den Wahlkreis 162 (Pirmasens) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen (seit Juni 1952), im Ausschuß für Grenzlandfragen und im Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953), in der 1.-4. Wahlperiode im Ausschuß für Lastenausgleich sowie in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 2. und 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit. Dem Ausschuß für Sozialpolitik gehörte er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 3.-5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 2. Wahlperiode war B. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes, in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Mittelstandsfragen. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für inncrdcutschc Beziehungen (bis Mai 1970). Becker, Karl, * 20.9.1923 Flörsheim am Main, t 3.5.2002 Frankfurt am Main. Internist, kath. B., Sohn eines Drogisten und Einkäufers einer Chemiefabrik, besuchte das Realgymnasiums in Frankfurt am Main, wo er 1941 das Abitur bestand. 1941 leistete er Arbeitsdienst, begann im Herbst desselben Jahres, Medizin in Frankfurt am Main zu studieren und wurde 1942 zum Wehrdienst eingezogen. 1944 setzte er sein Studium in Kiel und Erlangen fort, wurde im Frühjahr 1945 zum Sanitätsdienst eingesetzt und Schloß nach Kriegsende sein Studium in Frankfurt mit dem Staatsexamen 1949 ab. Im selben Jahr mit der Arbeit Ein Beitrag zur Behandlung des Bronchialasthma mit Insulinschocks in Frankfurt zum Dr. med. promoviert, bildete er sich 1949-55 in einem Frankfurter Krankenhaus zum Internisten fort und ließ sich 1956 als selbständiger Internist nieder. 1969 trat B. in die CDU ein, Schloß sich 1970 der Frankfurter Mittclstandsvercinigung an, als deren Vorsitzender er amtierte und war 1972-76 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Er wirkte auch als Mitglied des CDUBundesfachausschusses „Gesundheit" und war Vorsitzender der Kommission „Gesundheitspolitik" der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU seit 1977. In der 8. Wahlperiode (1987-80) vertrat B. den Wahlkreis 141 (Frankfurt am Main II) im Bundestag, in den er am 13.9.1982 über die CDU-Landesliste Hessen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hans-Joachim —>Ientsch nachrückte. In der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) vertrat er den Wahlkreis 139 (Frankfurt am Main IT). Als einziger praktizierender Arzt seiner Fraktion und teilweise des gesamten Bundestages war B. in allen Wahlperioden Ordentliches, im September und Oktober 1982 vorübergehend Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, 1987-90 Obmann der gleichnamigen CDU/ CSU-Arbeitsgruppe und gehörte seit 1976 als Ordentliches

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Mitglied, seit 1982 als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an (bis 1990). In der 10. Wahlperiode war er bis September 1983 Stellvertretendes, danach Ordentliches und seit Januar 1984 wieder Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. B. engagierte sich 1985-90 in den Koalitionsarbeitsgruppen zur Gesundheitsreform und war Mitglied der Enquete-Kommissionen „Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung" und „Strukturreform in der gesetzlichen Krankenversicherung". VERÖFFENTLICHUNGEN: Was befähigt den Arzt zur Kommunalpolitik? In: Der niedergelassene Arzt 23 (1978) S. 39-44. - Umwelt-, Gesundheits- und Sozialpolitik. Aufsätze und Reden. Bonn 1983. - K. B. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 12. Boppard am Rhein 1993. Becker, Max, * 25.5. 1888 Kassel, î 29.7. 1960 Bad Hersfeld. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kassel studierte B. 1906-09 Rechtswissenschaften und Nationalökonomie an den Universitäten Grenoble, Berlin, Halle und Marburg und wurde 1910 mit der Arbeit Die Untreue des Rechtsbeistandes. Eine vergleichende Darstellung des § 356 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich und des § 175 des Vorentwurfs zu einem deutschen Strafgesetzbuch zum Dr. jur. promoviert. 1913 ließ er sich in Hcrsfcld als Rechtsanwalt nieder, nahm 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1921 Notar. 1909 Schloß sich B. der jungliberalen Bewegung, später der Deutschen Volkspartei an. 1919-21 war er Kreistagsabgeordneter in Hersfeld, 1922-33 Mitglied des Kommunallandtages für Kassel und des Provinziallandtages HessenNassau. 1945 trat er in die Liberale Partei Deutschlands (später FDP) ein. 1946 wurde er erneut Kreistagsabgeordneter in Hersfeld, gehörte 1946-49 dem Hessischen Landtag an und war 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rates. 1956 wurde er Vorsitzender des hessischen Landesverbandes der FDP. Von 1949 bis zu seinem Tod war B., jeweils über die FDPLandesliste Hessen gewählt, Mitglied des Bundestages. Nach dem Übertritt von Hermann -^Schäfer zur FVP wurde B. am 4.7.1956 Vizepräsident des Bundestages. Er hatte dieses Amt bis zu seinem Tod innc. 1956/57 war er stellvertretender Vorsitzender, seit 1957 Vorsitzender der FDP-Fraktion. In der 1. Wahlperiode gehörte B. als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung (seit Juni 1951), dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung (bis Februar 1953), dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, dem Untersuchungsausschuß zur Überprüfung, ob durch die Pcrsonalpolitik Mißständc im Auswärtigen Dienst eingetreten sind (von Oktober 1951 bis Januar 1953 und von März 1952 bis Januar 1953), dessen Vorsitzender er von März 1952 bis Anfang Januar 1953 war, und dem Wahlrechtsausschuß (seit März 1953) an. In der 2. und 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten und als Vorsitzender in der 2. Wahlperiode im Unterausschuß Wehrbeauftragter des Ausschusses für Verteidigung. Im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten war er in der 3. Wahlperiode zunächst Ordentliches (bis März 1958), danach Stellvertretendes (bis Juli 1958), schließlich erneut Ordentliches Mitglied. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität, dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht und dem Ausschuß für Kommunalpolitik, in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Verteidigung an. B. war Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates

Beer 1950 und der Versammlung der Westeuropäischen Union nach 1955. LITERATUR: Andreas Hedwig: Μ. Β. (1888-1960). In: Bernd Heidenreich und Walter Mühlhausen (Hrsg.): Einheit und Freiheit. Hessische Persönlichkeiten und der Weg zur Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden 2000, S. 109-130. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. B e c k e r , Roland, * 25. 8.1940 Leipzig. Tiefbohrer, Elektroingenieur, Angestellter, Unternehmer, ev. Nach dem Besuch der Grund- und Mittelschule in Leipzig durchlief B. 1956-59 cinc Lehre als Tiefbohrer und studierte 1963-66 Elektrotechnik in Mittweida mit dem Abschluß als Elektroingenieur. 1966-68 am Institut für experimentelle Kernphysik der Technischen Universität Dresden tätig, war er 1968 zunächst Gruppen-, später Abteilungsleiter für Bodenbearbeitungsgerätebau in Leipzig. 1978-80 studierte B. Informatik an der Technischen Universität Dresden und Schloß das Studium als Fachingenieur für Informationsverarbeitung ab. 1988-90 absolvierte er an der Akademie für Staat und Recht ein postgraduales Studium. 1988-90 war er Referatsleiter für Kommunalwesen in der Bezirksverwaltung Leipzig, 1991-94 Immobilienmakler, freier Mitarbeiter und Projektberater bei der ESSO AG. 1994 wurde er Tankstellenbesitzer in Eilenburg. 1995 erfolgte seine nachträgliche Diplomierung als Diplomingenieur. 1971 der CDU beigetreten, gehörte B. 1973-90 dem Bezirkstag Leipzig und 1974-79 der Stadtbezirksversammlung Leipzig-Südwest an. Vom 18.3. bis zum 2.10. 1990 war er Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 09, Listenplatz 11, Bezirk Leipzig), Vorsitzender des Verfassungs- und Verwaltungsausschusses und seit Mai 1990 Vorsitzender der C D U / DA-Fraktion. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 gehörte B. dem 11. Deutschen Bundestag an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. Für die Wahl zum 12. Deutschen Bundestag 1990 kandidierte er erfolglos. B e c k e r - I n g l a u , Ingrid, geb. Neumann, * 20. 11.1946 Essen. Lehrerin, ev. Nach dem Abitur 1967 studierte B.-I. an der Pädagogischen Hochschule Hagen und legte 1970 das Erste, 1972 das Zweite Staatsexamen ab. Sie war Lehrerin an einer Gesamtschule in Essen, zuletzt als Rektorin und Didaktische Leiterin. 1968 wurde sie Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. 1972 trat B.-I. in die SPD ein. 1976-87 gehörte sie dem Rat der Stadt Essen an. Seit 1987 vertritt B.-I. den Wahlkreis 90 (Essen III) im Bundestag. Von Februar bis Dezember 1991 war sie stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion und Vorsitzende des Arbeitskreises Gleichstellung von Frau und Mann. In der 11. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, in der 12. Wahlperiode im Sonderausschuß Schutz des ungeborenen Lebens und in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In der 11. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Frauen und Jugend und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Mai 1992), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheit. In der 14. Wahlperiode ist B.-I. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftli-

che Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mehr Rechte für Frauen in einer neuen Verfassung. Bonn 1991. B e c k m a n n , Klaus, * 11. 8.1944 Enningloh (Kr. Herford), ν 27.5. 1994 Essen. Jurist (Rechtsanwalt), ev. B. besuchte 1951-64 die Schule in Essen, studierte Rechtsund Staatswissenschaften in Köln und legte 1970 das Erste, 1974 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1975/76 war er Referent bei der Binncnschiffahrts-Bcrufsgcnosscnschaft in Duisburg und ließ sich 1977 als Rechtsanwalt in Essen nieder. 1966 trat B. in die FDP ein. 1975-79 war er Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Essen, 1978/79 Vorstandsmitglied des Städtetages von Nordrhein-Westfalen. 1980 wurde er Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Ruhr und Mitglied des FDP-Landesvorslandes Nordrhein-Westfalen. Von 1980 bis zu seinem Tod war B., jeweils über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. Er war Sprecher der Fraktion in energiepolitischen Fragen, 1983-89 Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion und 1989-92 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft. In der 9. und 10. Wahlperiode arbeitete B. als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit (von Dezember 1982 bis Januar 1986 und seit Februar 1986). Dem Ausschuß für Wirtschaft gehörte er in der 9. Wahlperiode als Ordentliches, in der 10.-12. Wahlperiode (seit Oktober 1972) als Stellvertretendes Mitglied an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Forschung und Technologie (von Mai bis Juni 1985), in der 10. und 11. Wahlperiode (bis August 1988) des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 11. Wahlperiode des Wahlprüfungsausschusses (bis September 1989) und des Verteidigungsausschusses. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit November 1992) und war Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit November 1992). VERÖFFENTLICHUNGEN: Politik und Information. Informationsbeschaffung und -Verwendung im politisch-parlamentarischcn Prozcß. In: Parlament und Bibliothek. Internationale Festschrift für Wolfgang Dietz zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Gerhard Hahn und Hildebert Kirchner. München u.a. 1986, S. 15-25. B e e r , Angelika, * 2 4 . 5 . 1 9 5 7 Kiel. Arzthelferin, Rechtsanwalts- und Notarsgehilfin. Nach ihrer Ausbildung zur Arzthelferin sowie zur Rechtsanwalts- und Notarsgehilfin war B. Referentin für Menschenrechtsfragen, 1990-94 Koordinatorin der internationalen Kampagne zur Ächtung von Landminen (medico international). B. engagierte sich in Bürgerinitiativen, der Anti-AKW- und der Friedensbewegung. Sic war Gründungsmitglied der Liste für Demokratie und Umweltschutz in Schleswig-Holstein. B. ist Gründungsmitglied der Partei Die Grünen und war 1991-94 Bundesvorstandsmitglied von Bündnis 9 0 / D i e Grünen. 1988 wurde sie Mitglied des Bundesparteirates. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war B. mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Schleswig-Holstein Mitglied des Bundestages, in den sie 1994 und 1998 über die Landcslistc Schleswig-Holstein von Bündnis 9 0 / D i e Grünen gewählt wurde. Seit 1994 ist sie verteidigungspolitische Sprecherin und Obfrau der Fraktion Bündnis 9 0 / D i e Grünen im Verteidigungsausschuß und im Unterausschuß für Rüstungskon-

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Beermann trolle und Abrüstung. In der 11. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Verteidigungsausschuß (seit August 1987), dem Auswärtigen Ausschuß und dem 1. Untersuchungsausschuß (U-Boot-Pläne) an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 14. Wahlperiode arbeitet sie als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß und im Gemeinsamen Ausschuß mit und ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union sowie des Auswärtigen Ausschusses. Beermann, Friedrich, * 9.10.1912 Moskau, t 24.11.1975 Kiel. Jurist (Rechtsanwalt), Offizier, ev. B., Sohn eines Kaufmanns, legte 1933 am Wilhelmgymnasium in Hamburg das Abitur ab und trat nach einem Semester Jurastudium 1934 in die Wehrmacht ein. Bei Kriegsende Oberleutnant, arbeitete er nach 1945 zunächst in einer Konservenfabrik, studierte 1948-51 Rechtswissenschaften und ließ sich als Anwalt in Hamburg nieder. B. wurde 1955 militärischer Berater der SPD-Bundestagsfraktion, gehörte seit 1959 der Bundeswehr an und ging als Mitarbeiter der deutschen Vertretung der NATO-Kommission nach Washington. Er wurde Mililaratlaché der Deutschen Botschaft in Neu Delhi und 1968, inzwischen Brigadegeneral, deutscher Bevollmächtigter der NATO-Gruppc Nord in Mönchengladbach. 1969 wurde B., seit 1947 Mitglied der SPD, über die Landesliste Schleswig-Holstein, 1972 im Wahlkreis 10 (StormarnHcrzogtum Lauenburg) direkt in den Bundestag gewählt. In der 6. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß (bis März 1972 und seit Mai 1972), in der 6. und 7. Wahlperiode im Auswärtigen Ausschuß mit. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (bis Dezember 1969), in der 7. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. Behrendt, Walter, * 18.9.1914 Dortmund, f 23.7.1997 Dortmund. Buchhalter, Kaufmann, Redakteur. B., Sohn eines Bergmanns, durchlief nach dem Besuch der Volksschule eine kaufmännische Lehre und, neben verschiedenen Fortbildungen, auch für drei Jahre ein Seminar für Bilanzbuchhaltcr. Danach als Buchhalter und kaufmännischer Abteilungsleiter tätig, nahm B. 1939-45 als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil, ein Jahr befand er sich in Kriegsgefangenschaft. 1945-54 arbeitete B. als Handlungsbevollmächtigter und Industrickaufmann und war seit 1954 Redakteur der Werkzeitschrift „Westfalenhütte" in der Pressestelle der Hoesch Hüttenwerke in Dortmund. 1932 trat B. der SPD bei, war nach dem Krieg zwei Jahre Vorsitzender der Jungen Sozialisten in Dortmund, Lünen und Castrop-Rauxel, danach Stadtbezirksvorsitzender der SPD in Dortmund. 1952-54 amtierte er als Vorsitzender seiner Partei in Groß-Dortmund und war 1952-57 Ratsmitglied der Stadt Dortmund. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat B. den Wahlkreis 117 (Dortmund III-Lünen), in der 5.-7. Wahlperiode (1965-76) den Wahlkreis 116 (Dortmund III) im Bundestag. 1961-67 war er Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit, 1963-72 Vorsitzender der SPD-Fraktion. In der 3.-5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 4. und 5. Wahlperiode (von Januar 1966 bis Januar 1967) als Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß

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für Gesundheitswesen (seit Juni 1959), dem Wirtschaltsausschuß und dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und dem Außenhandelsausschuß an. In der 5. Wahlperiode war B. Stellvertretendes Mitglied des Verkehrsausschusses, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis April 1971), in der 6. (bis März 1972 und seit Juni 1972) und 7. Wahlperiode (bis Dezember 1975 und wieder seit April 1976) des Auswärtigen Ausschusses. Seit 1967 war B. Mitglied des Europäischen Parlaments, seit 1971 als erster Sozialdemokrat dessen Präsident. Er hatte das Amt bis 1973 inne und war danach Vizepräsident. B. interessierte sich besonders für Fragen des Arbeitsrechts und des Arbeitsschutzes. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Europäische Parlament - ein Stiefkind der Integration? Tn: Die Neue Gesellschaft 19 (1972) Heft 4, S. 271-274. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Behrendt, Wolfgang, * 26.10.1938 Berlin. Diplompolitologe. Nach dem Abitur studierte B. Rechts- und Politikwissenschaften und Neuere Geschichte und Schloß das Studium als Diplompolitologe ab. Zunächst in der Privatwirtschaft tätig, war er 1975-85 Bezirksstadtrai für Bau- und Wohnungswesen in Berlin-Spandau. Seit 1959 Mitglied der SPD, war B. 1978-92 Mitglied des Landesvorstandes seiner Partei in Berlin, 1987-92 Kreisvorsitzender der SPD in Spandau und gehörte 1971-75 der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Spandau, 1985-94 dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. B. ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Berliner Energie Agentur GmbH. 1994 wurde B. über die SPD-Landesliste Berlin, 1998 im Wahlkreis 252 (Berlin-Spandau) direkt in den Bundestag gewählt. Er ist Vertreter der Bundesrepublik Deutschland und Vizepräsident in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates sowie Vertreter und Vizepräsident in der Versammlung der Westeuropäischen Union. Tn der 13. Wahlperiode arbeitete B. im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Vcrteidigungsausschusscs. Behrisch, Arno (Erich), * 6.6.1913 Dresden, t 16.9.1989 Hof (Saale). Schriftsetzer, Verleger, konfessionslos. Nach einer Schriftsetzerlehre wurde B., Sohn eines Landwirts, Mitglied der Gewerkschaft, der Sozialistischen Arbeiterjugend und der SPD. Seit 1933 war er illegal tätig, wurde verfolgt und floh 1934 in die Tschechoslowakei, wo er Grenzarbeit für die SPD leistete. 1938 gelangte er über Polen und das Baltikum nach Stockholm, war dort politisch und publizistisch im Rahmen der Gruppe der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschland und der „Landesgruppe Schweden der Auslandsvertretung deutscher Gewerkschafter" tätig und stellte als Angestellter der schwedischen Gewerkschaftsdruckerei illegale Schriften für Deutschland her. 1940 „wegen Vorbereitung von Sprengstoffanschlägen auf schwedische Erztransporte" nach Deutschland verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, wurde B. nach seiner Freilassung 1943 Vorstandsmitglied der SPD-Ortsgruppe Stockholm, arbeitete für die dortige „Sozialistische Tribüne" und war 1945 deutscher Vertreter bei der dänischen Widerstandsbewegung. Im Mai 1945 kehrte er nach Deutschland zurück. Bis 1961 war er Chefredakteur der „Oberfränkischcn

Benda Volkszeilung" und Geschäftsführer der Oberfränkischen Verlagsanstalt in Hof. 1946/47 war B. zweiter Landesvorsitzender der SPD in Bayern. Er wurde Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Hof und Mitglied des Bezirksvorstandes Franken der SPD in Bayern. B. gehörte dem Baycrischcn Vorparlament und 1946-49 dem Bayerischen Landtag an. Als 1961 ein Parteiverfahren wegen seiner Tätigkeit in Schweden eingeleitet wurde, trat B. aus der Partei aus und Schloß sich am 24.2.1961 der Deutschen Friedensunion (DFU) an. Er wurde Direktoriumsmitglied und Landesvorsitzender der DFU in Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit Lorenz Knorr gab er die Monatsschrift der DFU, „Ausweg. Monatsschrift für Demokratie und Koexistenz", heraus. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat B. den Wahlkreis 28 [223] (Hof) im Bundestag, dem er in der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern angehörte. Am 24.2. 1961 schied er aus der SPDFraktion aus. In der 1. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied des Organisationsausschusses (seit Februar 1952), des Ausschusses für Grenzlandfragen sowie des Untersuchungsausschusses Überprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung. Dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen gehörte er zunächst als Stellvertretendes Mitglied (bis Mai 1951), später als Ordentliches Mitglied (seit Juni 1951) an. In der 1. Wahlperiode war B. außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und des Ausschusses für Verkehrswesen. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Bcsatzungsfragen (bis März 1954), in der 2. und 3. Wahlperiode im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. In der 3. Wahlperiode gehörte er bis März 1960 als Stellvertretendes, danach bis März 1961 als Ordentliches Mitglied dem Außenhandelsausschuß und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (bis März 1961) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Oberfranken im Würgegriff. Eine Zusammenfassung und Ergänzung der einschlägigen Denkschriften und Reden. Hof 1950. - Stoppt den Rechtskurs, stärkt die demokratische Opposition. Köln/Ehrenfeld 1969. Belle, Meinrad, * 18.7.1943 Philippsburg. Justizbeamter, kath. B. besuchte nach der Volksschule in Philippsburg die Höhere Handelsschule in Bruchsal und ließ sich nach der Mittleren Reife 1960-63 zum Rechtspfleger ausbilden. 1963-74 war er im gehobenen Justizdienst in Baden-Württemberg tätig, zuletzt als Geschäftsleiter des Amtsgerichts und der Vollzugsanstalt Villingen-Schwenningen. 1974 trat B. der CDU bei. 1978-94 war er stellvertretender Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung im Schwarzwald-Baar-Kreis, 1982-92 als Vorstandsmitglied. 1975-90 nahm er das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Brigachtal wahr, gehörte 1979-90 dem Kreistag des Schwarzwald-Baar-Kreises an und war 1988-90 Kreisvorsitzender des Gemeindetages Baden-Württemberg im Schwarzwald-Baar-Kreis. 1988-90 saß er im Landesvorstand des Gemeindetages Baden-Württemberg und war Vorsitzender des Fachausschusses „Gemei ndewirtschaft und Energie" des Gemeindetages Baden-Württemberg. 1995 wurde er Mitglied des Präsidiums des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, dessen Vizepräsident er ist. Seit 1990 vertritt B. den Wahlkreis 190 (Schwarzwald-Baar) im Bundestag. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. In der 12. Wahlperiode gehört er zunächst als Stellvertretendes, seit November 1992 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an. In der

14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Tnnenausschusses und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Wahlprüfungsausschuß an. Benda, Ernst, * 15. 1. 1925 Berlin. Jurist (Rechtsanwalt), ev. B., Sohn eines Oberingenieurs, wurde nach seinem 1943 am Kant-Gymnasium in Berlin-Steglitz abgelegten Abitur zunächst zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und 1944 als Funker eingesetzt. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft war er als Trümmer-Bauarbeiter in Berlin tätig. 1946 nahm er das juristische Studium an der Humboldt-Universität Berlin auf. Als Mitglied des letzten frei gewählten Studentenrates verließ er anläßlich des Hochschulkonflikts im Frühjahr 1948 diese Universität, um sein Studium an der von ihm mitgegründeten Freien Universität Berlin fortzusetzen. Dort war er Mitglied des Studentenausschusses. 1949/50 studierte B. als Stipendiat Journalistik und Politische Wissenschaften an der University of Wisconsin in Madison (USA). 1951 bzw. 1955 legte B. in Berlin die beiden juristischen Staatsprüfungen ab und üble dort im Anschluß (1955-71) den Berufeines Rechtsanwalts aus. In den verschiedensten politischen und öffentlichen Funktionen hat B. die Geschicke der Bundesrepublik Deutschland mitgestaltct. Seit 1946 Mitglied der CDU, wurde er 1952 zum Vorsitzenden der Berliner Jungen Union gewählt. 1951-54 war er Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Spandau, 1955-57 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. 1957 wurde B. als Abgeordneter des Landes Berlin zum Mitglied des Bundestages gewählt. Sein erster großer Auftritt auf der politischen Bühne war seine engagierte Rede im Bundestag 1965 zur Verjährung nationalsozialistischer Mordtaten, in der er den von ihm initiierten Gruppenantrag begründete. Bereits in dieser Rede offenbarte B. Eigenschaften, die ihn für höhere Ämter ausweisen sollten, wie Widerspruchsgeist und Meinungsfreude, Fairneß und Respekt gegenüber Andersdenkenden. 1967 wurde B. zum Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister des Innern ernannt und gehörte von 1968 bis zum Ende der Großen Koalition 1969 als Bundesminister des Innern der Bundesregierung an. In dieser Zeit brachte er die Notstandsgesetzgebung in konsensfähiger Gestalt zum Abschluß. In der 3.-5. Wahlperiode war B. Ordentliches (bis Juli 1967), in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (bis Dezember 1971 ) des Rechtsausschusses. Dem Ausschuß für Inneres gehörte er in der 3. und 4. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 6. als Ordentliches Mitglied (bis Dezember 1971) an. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung war er in der 3. (seit November 1958), 4. und 5. Wahlperiode (bis Juli 1967). In der 4. und 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Art. 45 des GG, war er in der 6. Wahlperiode dessen Ordentliches Mitglied (bis Dezember 1971). In der 3. Wahlperiode war W. auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Haushaltsausschusscs (bis November 1958), in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses „Strafrecht" und des Sonderausschusses „Parteiengesetz", in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses für Strafrechtsreform, in der 6. Wahlperiode des Sonderausschusses für Sport und Olympische Spiele und des Gemeinsamen Ausschusses nach Art. 53a des GG. Ein Höhepunkt seiner Berufslaufbahn war die 12 Jahre währende Präsidentschaft des Bundesverfassungsgerichts

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Bender (1971-83). Unter seinem Vorsitz fällte der Erste Senat eine Vielzahl wichtiger Entscheidungen, die die Lehre von den Grundrechten mitgeprägt und die Rcchtswirklichkcit bccinflußt haben. Angefangen mit dem Numerus-Clausus-Urteil des Jahres 1972, in dem das Grundrecht der Berufsfreiheit als Teilhaberecht an staatlichen Leistungen interpretiert worden ist, bis hin zu dem Volkszählungsurteil des Jahres 1983, mit dem das Recht auf informationelle Selbstbestimmung aus der Taufe gehoben worden ist. Als Präsident des Bundesverfassungsgerichts verband B. in beispielhafter Weise den Sinn für das Politische mit juristischem Können. Nach dem Ende seiner Amtszeit wurde B. - der bereits seit 1972 Honorarprofessor der Universität Trier war - 1984 als ordentlicher Professor an die Albert-Ludwig-Universität Freiburg berufen. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagierte sich B. häufig in leitender Funktion - in vielen Ehrenämtern. Vornan sei seine fruchtbare Tätigkeit als Vorsitzender der Interministeriellen Kommission „In-vitro-Fcrtilisation, Genomanalyse und Gentransfer" in den Jahren 1984/85 genannt, die ihn gegenwärtig zu einem gesuchten Gesprächspartner in Fragen der Ethik der Biopolitik macht. 1967-70 war B. Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, seit 1972 Präsident der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Baden und seit 1992 Vorsitzender des Medienrates der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg. 1994/95 hatte er das Amt des Präsidenten des Evangelischen Kirchentages innc. Darüber hinaus war er Vorsitzender der Kommission zur Überprüfung der Regierungsstruktur in den Stadtstaaten, des Berliner Kabelrates und der beim Bundesminister der Justiz eingerichteten Kommission zur Entlastung des Bundesverfassungsgerichts. B. ist wiederholt national wie international ausgezeichnet worden: Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1969), Ehrendoktor der Rechte der Universität Würzburg (1974), Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1983), Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik (1974), Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (1975), Heinz-HerbertKarry-Preis (1987), Moses-Mendelssohn-Medaille (1995). Das umfangreiche Verzeichnis der Schriften spiegelt das breite juristische, politische und soziologische Themenspektrum wider, mit dem sich B. beschäftigt hat. Im Vorderung stehen Studien zur Würde des Menschen, der Freiheit der Person und des sozialen Rechtsstaates. VERÖFFENTLICHUNGEN: Notstandsverfassung und Arbeitskampf. Berlin 1963. - Verjährung und Rechtsstaat. Vcrfassungsprobleme der Verlängerung strafrechtlicher Verjährungsfristen. Berlin 1965. - Industrielle Herrschaft und sozialer Staat. Göttingen 1966. - Der Rechtsstaat in der Krise. Autorität und Glaubwürdigkeit in der demokratischen Ordnung. Stuttgart 1972. - Zukunftslragen der Parlamentarischen Demokratie. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 9 (1978) Heft 4, S. 510-521. - Grundrechtswidrige Gesetze. Beitrag zu den Ursachen verfassungsgerichtlicher Beanstandung (Trierer Antrittsvorlesung). Baden-Baden 1979. - Menschenwürde und Persönlichkeitsrecht. In: Handbuch des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Ε. B., Werner Maihofer und Hans-Jochen Vogel. Berlin u. a. 1983, 2 1994, S. 161-190. - Das Verhältnis von Parlament und Bundesverfassungsgericht. In: US-Kongreß und Deutscher Bundestag. Hrsg. von Uwe Thaysen, Roger H. Davidson und Robert G. Livingston. Opladen 1988, S. 217-232. LTTERATUR: Bibliographie Ε. B. Zusammengestellt und bearbeitet von Franz Schneider. Berlin/New York 1983. Gundula Kirchner-Schüler und Wolf-Dieter Barz: Verzeichnis der Schriften von Ε. B. In: Grundrecht, soziale Ordnung und Verfassungsgerichtsbarkeit. Festschrift für Ε. B. zum 70. Geburtstag. Heidelberg 1995. - Konrad Hesse: Skepsis

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und Zuversicht. Zu E. B.s 70. Geburtstag. Ebd., S. 1-15. Helmut Simon: Ε. B. zum 70. Geburtstag. In: Archiv des öffentlichen Rechts 120 (1995) S. 138-139. Jutta Limbach B e n d e r , Reinhold F(riedrich), * 6 . 8 . 1 9 0 8 Dresden, t 11.11.1977 Pellworm. Jurist, Volkswirt, leitender Angestellter, Verbandsfunktionär, ev. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Dresden studierte B. 1927-31 Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Hamburg, Genf, Frankfurt am Main, Leipzig und Köln und legte 1931 das Referendarexamen, 1934 das Assessorexamen ab, 1935-37 war er Direktionsassistent bei der Mansfeld AG in Halle (Saale), 1937-41 stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Fachgruppe Hochglasindustrie in Berlin. 1941-45 er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-48 leitete er die Landcsstellc Glas und Keramik im bayerischen Wirtschaftsministerium und wurde 1949 Geschäftsführer des Landesverbandes der bayerischen Industrie e. V. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war B. mit einem Mandat der GB/BHE-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. Seit 12.7.1955 fraktionslos, Schloß er sich am 14.7.1955 der Gruppe Kraft/Oberländer an und wurde am 15.7.1955 Gast, am 2 0 . 3 . 1 9 5 6 Mitglied der CDU/CSU-Fraktion. Von 1953 bis Juli 1955 und von September 1955 bis 1957 war er Vorsitzender des Ausschusses für Außenhandelsfragen. Dem Ausschuß gemäß Artikel 15 GG gehörte er bis Juli 1955 als Ordentliches, seit September 1955 als Stellvertretendes Mitglied an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung (seit September 1955), des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (bis Mai 1954 und von September 1954 bis März 1955). Bis Juli 1955 w a r B . Ordentliches, seit September 1955 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gcwcrblichcn Rechtsschutz und Urheberrecht. B e n e d i x - E n g l e r , Ursula, bis Juli 1979: U. Benedix, * 12.9.1922 Ncurodc (Schlesien). Diplomhandelslehrerin, kath. B., Tochter eines Lebensmittelgroßhändlers und Spirituosenfabrikanten, durchlief nach dem Besuch des Progymnasiums in Neurode eine kaufmännische Lehre, besuchte die Wirtschaftsoberschule in Leipzig und bestand 1943 das Abitur. Sie studierte Betriebswirtschaft an der Handelshochschule Leipzig und in Breslau und wurde 1944 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Nach Kriegsende war sie Hilfslehrerin, bevor sie das Studium der Wirtschaftspädagogik an der Universität Köln beendete. 1950 legte B. ihre Diplomprüfung als Handelslehrerin ab und war an Berufs- und Berufsfachschulen in Uelzen tätig, zuletzt als Oberstudienrätin. 1953 trat B. in die CDU ein. Sie gehörte dem Kreis- und dem Bezirksvorstand ihrer Partei an, 1970-89 war sie stellvertretende Landesvorsitzende der CDU in Niedersachsen, 1971-90 Vorsitzende der Frauen Vereinigung der CDU in Niedcrsachscn, 1972-90 stellvertretende Vorsitzende der Bundesfrauenvereinigung der CDU und seit 1972 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Politische Bildung/Weiterbildung. 1964 wurde sie Ratsherrin der Stadt Uelzen. 1967-73 gehörte sie dem Niedersächsischen Landtag an; sie war kulturpolitische Sprecherin und Mitglied des Fraktionsvorstandes. In der 7.-9. Wahlperiode (1972-83) gehörte B., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. In allen drei Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied, in der 9. Wahlperiode stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. In der 7. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß, in der 8. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr an. In allen drei Wahlperioden war sie Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung.

Berding VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Hans-Helmut Kntitter: Ihr Kind - morgen ein fanatischer Klassenkämpfer. Der Einlluß der Konlliktpädagogik auf Eiterhaus und Schule. Bonn 1975, 21977. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenaucr-Stiftung, Sankt Augustin. Bennemann, Franziska (Marie Therese), geb. Stellmacher, * 30.1.1905 Hermsdorf (Kr. Friedeberg, Neumark), t 26.8. 1986 Braunschweig. Verbandsfunktionärin, Angestellte. B., Tochter eines Arbeiters, besuchte die Bürgerschule, die Fortbildungsschule und das Landcrzichungshcim „Walkemühle" bei Melsungen, wo sie 1925-29 Volkswirtschaft, Naturwissenschaften und Philosophie studierte. 1919 trat sie der Gewerkschaft bei, wurde 1921 Mitglied des Ortsvorstandes Hannover der Gewerkschaft der Nahrungsmittelund Getränkearbeiter und gehörte 1919-23 der Jugendgruppe im Bund Entschiedenes Christentum an. 1923 wurde sie Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und der SPD, gehörte seit 1926 dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) an und war 1929-31 Leiterin einer ISKJugendgruppe. 1930 und 1933 verlor B. ihre Arbeitsstellen wegen antinationalsozialistischer Tätigkeit. 1933/34 betrieb sie eine vegetarische Gaststätte innerhalb des ISK Köln. Sie vertrieb weiterhin illegale Schriften des ISK, ging 1938 nach Berlin und besuchte dort die Technikerschule. Im Januar 1939 ging B. mit einem Hausarbeitsvisum nach England. Sie war dort bis 1941 Hausangestellte, besuchte die technische Fachschule in Guildford und war anschließend bis 1944 Laborassistentin. 1941 wurde sie Mitglied der Landesgruppe deutscher Gewerkschafter und 1943 der England-Gruppe des ISK. 1946 kehrte B. nach Deutschland zurück, wurde Mitglied der SPD und war 1950-53 Vorstandsmitglied des Unterbezirks Braunschweig. 1947-55 organisierte sie die Frauengruppe der Industriegewerkschaft Metall und wurde Mitglied des Orts Vorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) war B. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge, in der 2. und 3. Wahlperiode im Petitionsausschuß mit. In der 3. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge an. In beiden Wahlperioden war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Ausschusses für Arbeit (bis November 1958). In der 2. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied außerdem dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes und dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen an. Benz, Gerold, * 2.5.1921 Offenburg, t 23.7.1987 Karlsruhe. Journalist, kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums nahm B. am Zweiten Weltkrieg teil, studierte danach Philosophie und Geschichte in Freiburg und arbeitete seit 1949 als Journalist. Seit 1955 für den Rundfunk tätig, wurde er Leiter der badischen Studios des Süddeutschen Rundfunks in Stuttgart. 1972 wurde B. über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt, in dem er in der 8. Wahlperiode (1976-80) den Wahlkreis 178 (Karlsruhe) vertrat. In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 8. Wahlperiode des Ausschusses für Forschung und Technologie. Als Stellvertretendes Mitglied

gehörte er in beiden Wahlperioden dem Innenausschuß (bis November 1977), im April 1975 auch dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. Berberi eh, August, * 18.3.1912 Gottersdorf (heute zu Walldürn), f 12. 12.1982 Walldürn. Landwirt, Verwaltungsangestellter, kath. B. besuchte nach der Volksschule die Landwirtschaftsschule und übernahm 1935 den elterlichen Bauernhof. 1939-45 nahm B. am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft war er 1945-53 Ratsschreiber der Gemeinde Gottersdorf. B. war Vizepräsident des Bauernverbandes WürttembergBaden und Vorsitzender des sozialpolitischen Ausschusses des Deutschen Bauernverbandes. B. wurde Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Buchen und des agrarpolitischen Landesausschusses Nordbaden. Seit 1946 war er Mitglied des Kreistages, seit 1954 auch des Kreisrates Buchcn. 1950 wurde B. in den WürttcmbcrgBadischen Landtag gewählt, 1952 in die Verfassunggebende Landesversammlung. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) vertrat B. den Wahlkreis 182 bzw. 185 (Tauberbischofsheim) im Bundestag, dem er in der 6. Wahlperiode (1969-72) mit einem Mandat der CDU-Landesliste Baden-Württemberg angehörte. In der 3. Wahlperiode war er bis November Ordentliches, danach sowie in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. Von 1953 bis November 1958 war er Stellvertretendes, danach bis 1969 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und in der 6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß, in der 3.-6. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. Berding, Franz, * 11.5.1915 Fürstenau (Kr. Bersenbrück). Diplomvolkswirt, leitender Angestellter, kath. Nach dem Besuch der Oberrealschule und des Humanistischen Gymnasiums legte B. 1935 die Reifeprüfung ab, studierte Wirtschaftswissenschaften in Münster und Freiburg im Breisgau und Schloß das Studium 1939 als Diplom Volkswirt ab. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und war in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr 1946 wurde er Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ahaus, 1964 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Münster. 1946 trat B. der CDU, 1958 der Jungen Union bei. Er wurde Ortsvorsitzender und Mitglied des Kreisvorstandes. Seit 1960 war er Vorsitzender der CDU-Bezirksarbeitsgemeinschaft Münsterland und Mitglied des Landesvorstands der CDU Westfalen-Lippe, wurde 1963 stellvertretender Vorsitzender des Mittelstandsausschusses Westfalen-Lippe und gehörte seit 1968 dem Bundesvorstand der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU an. 1952-64 war B. Mitglied des Rates der Stadt Ahaus, 1956-61 Fraktionsvorsitzender und 1963/64 Bürgermeister. 1952-67 gehörte er dem Kreistag Ahaus an. 1961-64 war er stellvertretender Landrat, 1964-66 Mitglied der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe und 1954-69 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen, 1966 dessen Vizepräsident. Von Juli bis Dezember 1966 nahm B. das Amt des Ministers für Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten des Landes NordrheinWestfalen wahr. In der 6. Wahlperiode (1969-72) vertrat B. den Wahlkreis 95 (Münster) im Bundestag. Er war Ordentliches, seit Dezember 1971 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit

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Berendsen und Sozialordnung und seit Dezember 1971 Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen und dem Rechnungsprüfungsausschuß an.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Das neue spanische Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb von 1991. Eine rechtsvergleichende Interpretation des spanischen Gesetzes mit einer Darstellung der bisherigen Rechtsprechung. Baden-Baden 1997.

B e r e n d s e n , Fritz (Jürgen Karl), * 15.3.1904 Ratzeburg, t 1.10.1974 Weinheim. Offizier, leitender Angestellter, ev. B. besuchte ein Humanistische Gymnasium bis zur Reifeprüfung 1923, schlug die Offizierslaufbahn ein und wurde Schwadronchef. 1936-38 besuchte er die Kriegsakademie in Berlin, nahm am Zweiten Weltkrieg teil, gehörte dem Gencralstab an und war zuletzt Oberst. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft wurde er Prokurist bei der Firma Klöckner & Co. in Duisburg. 1959 trat er als Brigadegeneral in die Bundeswehr ein, aus der er 1964 aus Altersgründen als Generalmajor ausschied. B. war seit 1952 Mitglied des Stadtrates und seit 1953 CDUFraktionsvorsitzender in Duisburg.

B e r g , Hermann, * 29. 8.1905 Altena, f 21.10.1982 Benndorf. Arzt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Industriekaufmann, ev. B„ Sohn eines Geschäftsinhabers, besuchte das Realgymnasium, studierte Mathematik und Naturwissenschaften, später Medizin in München, Göttingen, Freiburg, Berlin, Kiel und Köln und wurde 1933 mit der Arbeit Zur Frage der Wärmeregulation durch die Lungen zum Dr. med. promoviert. 1934-37 war er Assistent am Pharmakologischen Institut der Universität Freiburg, leistete 1938 Wehrdienst und nahm als Sanitätsoffzier, später als Oberstabs- und Divisionsarzt am Zweiten Weltkrieg teil. 1946/47 arbeitete er im Laboratorium der Firma Asta AG in Brackwede und leitete seit 1948 die Krankenmöbelabteilung in der Firma seines Vaters in Grüne (Kr. Iserlohn).

In der 2. und 3. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 93 (Duisburg II) im Bundestag. A m 15.9.1959 legte er sein Mandat nieder. In der 5. Wahlperiode (1965-69) war er mit einem Mandat der CDU-Landesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages. In der 2. und 3. Wahlperiode (bis Oktober 1959) engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verteidigung. Dem Ausschuß für Verkehrswesen gehörte er in der 2. Wahlperiode zunächst (bis Februar 1955) als Ordentliches, danach bis Januar 1957 als Stellvertretendes Mitglied an. In der 2. und 3. Wahlperiode (bis Oktober 1959) war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und des Ausschusses für Außenhandelsfragen (bis April 1957). In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß und im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden mit. 1956-58 war er Vizepräsident der Nordatlantischen Versammlung. B e r g , Axel, * 26.3.1959 Stuttgart. Jurist (Rechtsanwalt), Politikwissenschaftler. Nach dem Abitur 1979 in Stuttgart studierte B. 1979-86 Rechts- und Politikwissenschaften in München, Tübingen, Aix-Marseille und Frankfurt am Main. 1980 erwarb er die Trainerlizenz als Skilehrer und die Lehrbefähigung für Sport an staatlichen Gymnasien. 1992 wurde er mit einer Arbeit über Frankreichs Institutionen im Atomkonflikt. Rahmenbedingungen und Interessenlagen der nichtmilitärischen Atompolitik in München zum Dr. phil. promoviert. Nach der Referendarzeit 1986-89 war B. 1989-91 angestellter Rechtsanwalt, arbeitete 1991-93 in der Versicherungsbranche und wurde 1993 selbständiger Rechtsanwalt. B. ist Mitglied des Beirates der PatentPool Innovations Management GmbH, München, und Mitglied des Aufsichtsrates der vivergy.com AG, München. Seit den siebziger Jahren engagierte sich B. in zahlreichen Bürgerinitiativen der Friedens- und der Anti-AKWBewegung, gehörte 1994 zur „Wählerinitiative Renate Schmidt" (W.I.R.) und war 1995-98 Vorstandsmitglied des KulturForums der Sozialdemokratie und der Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen in der SPD Oberbayern. 1996 wurde er Vorsitzender des Bezirksausschusses im Stadttcilparlament Schwabing-Freimann. Seit 1998 vertritt B. den Wahlkreis 204 (München-Nord) im Bundestag. Er ist Obmann der SPD in der EnqueteKommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung" und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. Bis März 2000 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

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1952 trat B. in die FDP ein und wurde Kreisverbandsvorsitzender. Er war Ratsherr der Stadt Altena und Fraktionsvorsitzender im Kreistag. A m 2 7 . 6 . 1 9 5 5 rückte B. über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Carl —> Wirths in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Seit 2 3 . 2 . 1 9 5 6 fraktionslos, Schloß er sich am 15.3.1956 der Demokratischen Arbeitsgemeinschaft, am 2 6 . 6 . 1 9 5 6 der FVP an. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (von Juli 1955 bis Februar 1956 und wieder seit März 1956), im Ausschuß für Geld und Kredit (seit Januar 1957), im Ausschuß für Arbeit (von Juli 1956 bis Januar 1957) und im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (von Juli 1955 bis Februar 1956, von März bis Juli 1956 und seit April 1957). Er war zunächst Stellvertretendes (von Juli 1955 bis Februar 1956), seit März 1956 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verteidigung (Oktober 1955 bis Februar 1956), dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit März 1956), dem Ausschuß für Jugendfragen (seit März 1956), dem Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (seit Juli 1956), dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik (seit Juli 1956), dem Ausschuß gem. Artikel 15 GG (seit März 1956) und dem Ausschuß für Atomfragen (seit Januar 1956) an. B e r g e r , Hans, * 2 8 . 2 . 1 9 3 8 Alsdorf (Kr. Aachen). Bergmann, Gewerkschaftsfunktionär, kath. B„ Sohn eines Bergmanns, besuchte 1944-53 die Volksschule, wurde Berglehrling in Alsdorf und legte 1956 die Knappenprüfung, 1957 die Hauerprüfung ab. 1956/57 besuchte er eine Aufbauklasse, 1957-59 die Bergvorschule, nahm 1960, 1962 und 1963 an Aufbau-Lehrgängen teil und studierte 1964/65 an der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1953 Schloß sich B. der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie (IGBE) an. 1956 wurde er Schriftführer der Ortsgruppe, dann Schriftführer im Betriebsgewerkschaftsausschuß und später zweiter Vorsitzender des Betriebsgewerkschaftsausschusses. Seit 1961 war B. Betriebsratsmitglied der Grube Anna in Alsdorf, 1962 Vorsitzender des Betriebsrates und seit 1966 Gewerkschaftssekretär bei der TGBE. 1967-78 war er Betriebsräte- und Tarifsekretär in den Bezirken Aachen und Rheinland. 1978 übernahm er die Bezirksleitung der IG Bergbau und Energie. 1984 wurde er Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes und leitete dort die Abtei-

Berger lung Tarifpolitik. 1988 wurde er 2. Vorsitzender und Leiter des Vorstandsbcrcichcs Sozialpolitik, 1990 1. Vorsitzender der IGBE und 1997 Vositzcndcr der IG Bergbau, Chemie und Energie. Seit 1995 war er Präsident der Internationalen Föderation der Chemie-, Energie-, Bergbau- und Fabrikarbeitergewerkschaften (TCEM). 1957 trat Β. in die SPD ein. 1971-78 gehörte er dem Kreistag Aaehen an und war stellvertretender Vorsitzender der SPDFraktion. In der 12. und 13. Wahlperiode gehörte B. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. B e r g e r , Lieselotte, * 13.11.1920 Berlin, ν 2 6 . 9 . 1 9 8 9 Berlin. Angestellte, Dolmetscherin, Redakteurin, Parteifunktionärin, Verwaltungsangestellte, ev. B. besuchte die Volks- und Mittelschule in Berlin-Spandau, war 1937-45 Büroangestellte und holte 1942 an einem Berliner Abendgymnasium das Abitur nach. 1945-47 war sie Dolmetscherin, legte die Dolmetscherprüfung für Englisch ab und gehörte 1948 zu den Begründern der Freien Universität Berlin. Dort studierte sie 1948-54 Soziologie, Philosophie und Publizistik, war seit 1950 journalistisch tätig und arbeitete im Gesamtdeutschen Referat des Verbandes Deutscher Studenten mit. 1958 trat B. in die CDU ein, war 1958/59 Referentin bei der Landesgeschäftsteile der Berliner CDU und wurde 1959 Referentin beim Regierenden Bürgermeister von Berlin in der Senalskanzlei. 1960-63 war B. persönliche Referentin des Bürgermeisters von Berlin, Franz —»Amrehii, danach Leiterin des Ausstellungsreferates und Redakteurin im Presse- und Informationsamt des Landes Berlin. 1960-69 hatte sie den Vorsitz der Landes-Frauenvereinigung der CDU inne und gehörte 1962-73 dem Vorstand der CDU-BundesFrauenvereinigung an. 1965 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes der CDU Berlin und Beauftragte für soziale Arbeit, 1973 stellvertretende Landesvorsitzende der CDU Berlin. Am 26.8.1971 rückte B. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Karl-Heinz —» Schmitz in den Bundestag nach, dem sie bis zu ihrem Tod als Vertreterin Berlins angehörte. 1987-89 war sie Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeskanzleramt und Bevollmächtigte des Bundes in Berlin. In der 6. (seit September 1971) bis 10. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß mit, dessen Vorsitzende sie seit der 7. Wahlperiode war. Dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen gehörte sie in der 6. Wahlperiode (seit Oktober 1971) als Ordentliches, in der 9. Wahlperiode (seit Dezember 1981) als Stellvertretendes Mitglied an. In der 7. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Sonderausschuß für die Strafrechtsreform und im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung, in der 8. Wahlperiode im Ernährungsausschuß (bis Mai 1977). In der 6. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses, in der 6. (seit Juni 1972) und 8. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit und in der 8.-11. Wahlperiode des Haushaltsausschusses. In der 9. (seit Oktober 1986) bis 10. Wahlperiode war sie auch Ordentliches Mitglied, in der 11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ältestenrates. B. erhielt 1987 das Großkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Als Bundestagsabgeordnete in Bonn. In: L. B., Lenelotte von Bothmer und Helga Schuchardt: Frauen ins Parlament? Von den Schwierigkeiten, gleichberechtigt zu sein. Reinbek bei Hamburg 1976, S. 57-84. - Abgeordnete als Anwälte des Bürgers. Der Soldat und das Petitionsrccht - Abgrenzung zur Institution des Wehrbeauftragten. In: Das Parlament, Nr. 15, 1978, vom 15.4.1978. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B e r g e r , Markus, * 2 8 . 1 . 1 9 3 8 Ingelheim (Frei-Weinheim). Offizier, kath. B. besuchte bis zum Abitur 1957 das Gymnasium und ließ sich in Di Hingen (Donau), Hannover und München zum Offizier der Bundeswehr ausbilden. 1959 wurde er Leutnant, später Oberstleutnant. 1964 trat B. der CDU bei und wurde 1964 Ratsmitglied der Stadt Niederlahnstein. Seit 1969 war er Stadtrat in Lahnstein und wurde in den Kreistag Rhein-Lahn gewählt. A m 25.10.1977 rückte B. über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz für den ausgcschiedcnen Abgeordneten Albert —» Leicht in den Bundestag nach, wurde 1980 nicht wiedergewählt und rückte am 19.6.1981 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Friedrich —»Blüm in den Bundestag nach. In der 10. Wahlperiode (1983-87) war B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz Mitglied des Bundestages. Tn der 8. (seit November 1977) und 9. (seit Juli 1981) Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 10. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Verteidigungsausschuß an. In der 8. (seit November 1977) und 9. (seit September 1981) Wahlperiode war er Ordentliches, in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. B e r g e r , Ulrich, * 2 4 . 1 0 . 1 9 2 1 Dortmund. Verwaltungsbeamter, kath. B. besuchte ein Humanistisches Gymnasium bis zum Abitur 1939 und nahm am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde er Verwaltungsbeamter bei der Stadtverwaltung in Herne, studierte an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Bochum und legte die Kommunal-Diplomprüfung ab. 1963-87 war B. stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes und Vorsitzender des Deutschen Beamtenwirtschaftsringes. Er gehörte dem Aufsichtsrat der Adler Feuerversicherung a. G. vormals Deutsche BeamtenFeuerversicherung a. G. und dem Aufsichtsrat der Adler Lcbensversicherungs-AG an. 1945 trat B. der CDU bei, war seit 1953 Kreisvorsitzender seiner Partei und später Mitglied des Landesvorstandes Nordrhein-Westfalen. In der 3. Wahlperiode (1957-61) vertrat B. den Wahlkreis 112 (Herne - Castrop-Rauxel) im Bundestag. Am 2 2 . 1 2 . 1 9 6 4 rückte er über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Matthias —»Hoogen in den Bundestag nach, dem er in der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) mit einem Mandat der Landesliste Nordrhcin-Westfalen angehörte. In der 3.-8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Inneres bzw. des Innenausschusses (in der 4. Wahlperiode seit Januar 1965), in der 6.-8. Wahlperiode dessen stellvertretender Vorsitzender. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Petitionen und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge sowie des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Postausschuß, in der 7. Wahlperiode dem Rechtsausschuß an.

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Berger-Heise Berger-Heise, Margarete, geb. Linsner, in der 2. Wahlperiode: M. Heise, * 11.1.1911 Berlin, f 27.3.1981 Berlin. Blumenbinderin, Verkäuferin, Kontoristin, Verbandsfunktionärin. B.-H. arbeitete 1927-34 als Blumenbinderin, Verkäuferin und Kontoristin und war 1944-47 Angestellte eines Verlags. 1932 trat B.-H. in die SPD ein. Nach Kriegsende war sie bis 1949 Kreisfrauenleiterin im Bezirk Berlin-Weißensee (Ostsektor), 1949-51 Organisationssekretärin in der SPD Berlin, 1949-63 Mitglied des Landesvorstandes, 1951-61 Kreisvorsitzende des Bezirks Β erlin-Weißensee und 1964/65 stellvertretende Landesvorsitzende. 1950-53 gehörte sie dem Abgeordentenhaus von Berlin an. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) vertrat B.-H. Berlin im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (bis Januar 1956) und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, und Bodenrecht (seit Dezember 1957 Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht), in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 2. Wahlperiode dem Beamtenrechtsausschuß (bis April 1954), dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (seit April 1954) und dem Heimatvertriebenenausschuß, in der 2., 3. (seit November 1969), 4. und 5. Wahlperiode (seit Juli 1967) dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG und in der 2. und 3. Wahlperiode dem Lastenausgleichsausschuß an. In der 3. Wahlperiode war B.-H. auch Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses, in der 3. und 4. Wahlperiode des Finanzausschusses (bis Juni 1962) und des Rechtsausschusses (von Juni 1962 bis Mai 1963), in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. In der 4. Wahlperiode gehörte sie dem Parlamentarischen Rat der Europäischen Bewegung an. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Bergerowski, Wolfram, * 14. 3.1936 Ludwigsburg. Jurist (Richter), ev. Nach dem Abitur 1955 in Schwäbisch Gmünd studierte B. Rechtswissenschaft in Tübingen und Göttingen und legte 1961 das Erste, 1966 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1966-76 war er Richter in Heilbronn, Marbach und Ludwigsburg. 1968 trat B. in die FDP ein. Er wurde Mitglied des Landesvorstandes in Baden-Württemberg. 1971-80 war er Mitglied des Kreistages Ludwigsburg, übenahm 1975 den Vorsitz der FDP-Gemeinderatsfraktion in Ludwigsburg und gehörte 1976-80 dem Landtag von Baden-Württemberg an. In der 9. Wahlperiode (1980-83) war B. mit einem Mandat der FDP/DVP-Landesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Rechtsausschuß an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen sowie des 1. Untersuchungsausschusses (Fall Rauschenbach). VERÖFFENTLICHUNGEN: Rechtspolitik - wohin? In: Helga Schuchardt und Günter Verheugen (Hrsg.): Das liberale Gewissen. Reinbek bei Hamburg 1982, S. 106-111. B e r g m a n n , Karl, * 7.6.1907 Duisburg, τ 21.8.1979 Essen. Bergmann, Gewerkschaftssekretär. B., Sohn eines Arbeiters, kam als Vierzehnjähriger zum Bergbau und wurde Hauer, später Lehrschießmeister. 1926

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trat er der SPD bei und wurde Mitglied des Kreisparteivorstandes. Bis 1933 war er Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterjugend Essen. Nach 1945 wurde B. Betriebsobmann seiner Zeche und nahm am Wiederaufbau der Gewerkschaften teil. 1946 wurde er hauptamtlicher Geschäftsführer (Gewerkschaftssekretär) der Ortsverwaltung Essen und des Industrieverbandes Bergbau. 1963-67 arbeitete er in der Hauptverwaltung der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie in Bochum. 1946-50 gehörte er dem Nordrhein-Westfälischen Landtag an. In der 1.-6. Wahlperiode (1949-72) vertrat B. den Wahlkreis 31 [90] bzw. 88 (Essen II) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Untersuchungsausschuß zur Untersuchung der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951). In der 1., 2. und 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit (bis lanuar 1962) an. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für ERP-Fragen, des Ausschusses für Post und Fernmeldewesen und des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung (seit Dezember 1949). In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete B. als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß mit, war in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und gehörte in der 6. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Beirates des Bundestages für handelspolitische Vereinbarungen und des Sonderausschusses für Sport und Olympische Spiele. 1958-70 gehörte B. dem Europäischen Parlament an. B e r g m a n n - P o h l , Sabine, geb. Schulz, * 20.4.1946 Eisenach. Ärztin, ev. B.-P., Tochter eines Arztes, bestand 1964 das Abitur, war bis 1966 Praktikantin am Institut für Gerichtsmedizin der Humboldt-Universität in Berlin und studierte dort 1966-72 Medizin. 1972-78 in Berlin-Buch zur Fachärztin für Lungenkrankheiten ausgebildet, war sie 1978-80 im Forschungsinstitut für Lungenkrankheiten und Tuberkulose in BerlinBuch tätig. 1980 wurde sie zum Dr. med. promoviert und war 1980-85 Ärztliche Leiterin der poliklinischen Abteilung für Lungenkrankheiten und Tuberkulose in BerlinFriedrichshain, 1985-90 Ärztliche Direktorin in der Bezirksstelle für Lungenkrankheiten und Tuberkulose in Berlin (Ost). B.-P. ist Vorsitzende des Vereins von Mitgliedern der ehemaligen Volkskammerfraktion C D U / D A e. V. Sie gehört dem Kuratorium der Ernst Freiberger Stiftung, Berlin, dem Kuratorium der Gesundhcitlich-sozialcn Zentren Berlin des Paritätischen GmbH und dem Stiftungsrat der Körber-Stiftung, Hamburg, an und ist Schirmherrin des Allgemeinen Behindertenverbandes in Deutschland e.V., Berlin. 1981 in die CDU (Ost) eingetreten, wurde B.-P. 1990 in den Landesvorstand Berlin (Ost) gewählt und gehörte nach der Vereinigung mit der West-CDU 1990-92 dem Parteipräsidium an. Seit 18. 3. 1990 Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 01, Listenplatz 2, Bezirk Berlin), wurde sie am 5.4.1990 Präsidentin der Volkskammer und hatte den Vorsitz des Ausschusses Deutsche Einheit innc. Nach Abschaffung des Staatsrates war sie bis 2.10.1990 de jure das letzte Staatsoberhaupt der DDR. Vom 3.10.1990 bis zum Ende der 11. Wahlperiode war B.-P. Mitglied des Deutschen Bundestages, dem sie seit Dezember 1990 mit einem Mandat der CDU-Landesliste Berlin angehört. Vom 3.10.1990 bis 18.1.1991 war sie eine von fünf Ministern für besondere Aufgaben in den neuen Bundesländern und übernahm überwiegend repräsentative

Berkhan Funktionen. Als Parlamentarische Slaalsekrelärin beim Bundesminister für Gesundheit 1991-98 widmete sich B.-P. vor allem Problemen des Gesundheitswesens in den neuen Bundesländern und trat in der Diskussion um den § 218 für die eingehende Beratung der Schwangeren vor der Abtreibung ein. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und der Enquete-Kommission „Recht und Ethik in der modernen Medizin". Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Bildung und Forschung und Technikfolgenabschätzung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Dietrich von Thadden: Abschied ohne Tränen. Rückblick auf das Jahr der Einheit. Berlin 1991. - Mit Rudolf Pfadenhauer: Wider das Vergessen. 10 Jahre Grenzöffnung Heinersdorf-Welitsch. Kronach 1999. LITERATUR: Ernst Elitz: Sie waren dabei. Ost-dcutsche Porträts von Bärbel Bohley zu Lothar de Maizière. Stuttgart 1991, S. 116-126. B e r g m e y e r , Bernhard Gerhard (Antonius), * 22.6. 1897 Ibbenbüren, f 2. 3.1987 Löningen. Wirtschaftswissenschaftler, Verbandsfunktionär, Hochschullehrer, leitender Angestellter, kath. B. studierte 1917-21 Rechts- und Staatswissenschaften und Philosophie in Bonn, wo er 1921 mit der Arbeit Das Baumwollgewerbe im Münsterlande zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. 1922-34 war er hauptamtlicher Leiter von Wirtschaftsverbänden. 1934 wurde er stellvertretender Hauptgeschäftsführer, 1937 Hauptgeschäftsführer der Industrieund Handelskammer für das südöstliche Westfalen in Arnsberg. 1949-51 war er Professor an der amerikanischen Universität Notre Dame. Nach seiner Rückkehr 1951 arbeitete er in der Geschäftsleitung eines metallverarbeitenden Betriebs in Meschede. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) gehörte B., seit 1953 Mitglied der CDU, mit einem Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit April 1956), im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (März 1955 bis April 1956), im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis Februar 1957) und im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen mit. Dem Ausschuß für Atomfragen gehörte er bis Januar 1957 als Stellvertretendes, anschließend als Ordentliches Mitglied an. Er war auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (seit Januar 1957) und des Ausschusses gem. Art. 15 GG (seit Dezember 1953). In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiedergutmachung, im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft und im Wirlschaftsausschuß (seil Oktober 1960) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen. 1955 trat B. mit Vorschlägen für Verwaltungsreformen im Bereich des Bundes hervor. Er forderte u. a. weniger Bundestagsabgeordnetc und die Zusammenlegung von Ministerien. Bergstraesser, Ludwig, * 23.2.1883 Altkirch (Elsaß), t 23. 3.1960 Darmstadt. Historiker, Hochschullehrer, Verwaltungsbeamter, ev. B., dessen Vater später Amtsgerichtsrat in Kaysersberg war, besuchte 1895-1902 das Gymnasium in Colmar. Er begann, in Heidelberg Rechtswissenschaften zu studieren, wechselte dann zur Geschichte, setzte das Studium in München, Leipzig und Paris fort und wurde 1906 in Heidelberg mit der Arbeit Christian Friedrich Pfeffels politische Tätigkeit im französischen Dienste 1758-1784 zum Dr. phil. promoviert. Seit 1910 war er Privatdozent, seit 1916 Professor für Neuere Geschichte in Greifswald und seit 1919 an der Technischen

Universität Berlin. 1920 wurde er Archivrat in der Forschungsabteilung des Reichsarchivs. 1928 erhielt er den Auftrag, eine Geschichte des Frankfurter Parlaments zu schreiben und war 1928-34 außerordentlicher Professor in Frankfurt am Main. 1924-28 gehörte er als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei dem Reichstag an. 1930 trat B. zur SPD über, wurde 1933 aus politischen Gründen entlassen und hielt sich 1934-45 in Darmstadt auf, wo er seit 1935 mit ausländischen Emigrantengruppen in Verbindung stand. 1945 wurde B. Honorarprofessor für Politische Wissenschaft an der Universität Frankfurt. 1945-49 war B. Regierungspräsident in Darmstadt, 1946-49 Mitglied des Hessischen Landtages und 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rates. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat B. den Wahlkreis 18 [143] (Frankfurt-Höchst) im Bundestag. Als Ordentliches Mitglied arbeitete er im Ausschuß zum Schutz der Verfassung, im Ausschuß für Kulturpolitik und im Wahlrechtsausschuß mit. Seit 1952 war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bücherei bzw. des Bücherbeirates. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht und dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung an. B. wurde mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Weg der Jugend in unserer Zeit. Offenbach am Main 1947. - Mit Heinrich von Brentano: Das Bonner Grundgesetz. Eine Einführung. Frankfurt am Main 1949. - Geschichte der politischen Parteien in Deutschland. Mannheim 2 1921. München 7 1952, 11 1965. Die Problematik des deutschen Parlamentarismus. München 1950. - Mein Weg. Bonn 1953. - Die Entwicklung des Parlamentarismus in Deutschland. Laupheim 1954. - Hrsg. mit Dieter Oberndörfer: Klassiker der Staatsphilosophie. Ausgewählte Texte. Stuttgart 1962. - Befreiung, Besatzung, Neubeginn. Tagebuch des Darmstädter Regierungspräsidenten 1945-1948. Hrsg. von Walter Mühlhausen. München 1987. LITERATUR: Aus Geschichte und Politik. Festschrift zum 70. Geburtstag von L. B. Hrsg. von Alfred Herrmann. Düsseldorf 1954. - Eckhart G. Franz: L. B. (1883-1960). In: Bernd Heidenreich und Walter Mühlhausen (Hrsg.): Einheit und Freiheit. Hessische Persönlichkeiten und der Weg zur Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden 2000, S. 187-200. B e r k h a n , Karl Wilhelm, * 8.4.1915 Hamburg, V 9.3. 1994 Hamburg. Maschinenschlosser, Ingenieur, Gewerbelehrer. B., Sohn eines Kanzleivorstehers, besuchte bis zur Mittleren Reife ein Gymnasium in Hamburg, durchlief eine Maschinenschlosserlehre und war nach dem Besuch der Technischen Lehranstalt in Hamburg als Maschinenbauingenieur in der Industrie tätig. 1929 wurde er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 war er vorübergehend Kriminalbeamter. 1945-47 und 1953-56 studierte er Erziehungswissenschaften am Berufspädagogischen Institut und an der Universität Hamburg. Seil 1947 war er im Schuldienst, zunächst als Gewerbelehrer, später als Studienrat an einer Berufsschule. B. gehörte dem Fernsehrat beim Zweiten Deutschen Fernsehen an. 1945 trat B. in die SPD ein. 1949 wurde er Kreisvorsitzender der SPD Hamburg-Nord. 1953-57 war er Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat B. den Wahlkreis 16 (Hamburg II), in der 5.-7. Wahlperiode den Wahlkreis 13 (Altona) im Bundestag. Als Helmut —> Schmidt, mit dem er seit der gemeinsamen Studienzeit befreundet war, 1969 das Verteidigungsministerium übernahm, wurde

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Berlin Β. dort Parlamentarischer Staatssekretär. Vom 19.3.1975 bis zum 18.3.1985 war er Wchrbcauftragtcr des Bundestages. B. galt als kritischer Beobachter der Bundeswehr, der immer wieder auf Mißstände und Fehlentwicklungen hinwies und Mißgriffe im Umgang mit den Soldaten aufgriff. In der 3. und 4. (bis November 1963 und wieder seit Dezember 1964) Wahlperiode war B. Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, in der 5. Wahlperiode (seit April 1967) Stellvertretender Vorsitzender und in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (bis Oktober 1960) und dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (bis Mai 1959), in der 5. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß an. Als Ordentliches Mitglied arbeitete er in der 6. Wahlperiode im Gemeinsamen Ausschuß nach Art. 53a des GG mit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages von 1975 bis 1985. In: Dieter Walz (Hrsg.): Drei Jahrzehnte Innere Führung. Grundlagen, Entwicklungen, Perspektiven. Baden-Baden 1987, S. 41-54. Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages. In: Ein deutscher Ombudsmann. Der Bürgerbeauftragte von Rheinland-Pfalz unter Berücksichtigung von Pctitionsinstanzen in Europa und Nordamerika. Hrsg. von Udo Kempf und Herbert Uppendahl. Opladen 1986, S. 76-89. B e r l i n , August, * 2 . 2 . 1 9 1 0 Brake (Lippe), f 11.7.1981 Lemgo. Maurer, Parteifunktionär, konfessionslos. B. lernte den Beruf des Maurers, wandte sich früh der sozialistischen Jugendbewegung zu und wurde mit 18 Jahren Mitglied der SPD. Bis 1926 wirkte er als Unterbezirksleiter der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands und hatte 1930-33 den Vorsitz der Baugcwcrkschaft in Lemgo inne. 1933 war er zwei Monate in „Schutzhaft". Seit 1934 arbeitete er als Maurerpolier. 1940-45 nahm B. am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich 1945 in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr wurde er Parteisekretär im Land Lippe. 1948-69 war er Vorsitzender der SPDStadtratsfraktion in Lemgo und Abgeordneter im Kreisrat Lemgo. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat B. den Wahlkreis 49 bzw. 108 (Detmold), in der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) den Wahlkreis 105 (Detmold-Lippe) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Untersuchungsausschuß zur Prüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (seit März 1950) und im Ausschuß für Fragen der Jugendfürsorge mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Berlin, dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens und dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit März 1952) an. In der 1., 3., 4., und 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 2. und 6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes und dem Haushaltsausschuß an. In der 3. und 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht. Dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung gehörte er in der 3.-6. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 5. Wahlperiode seit Februar 1967 und in der 6. Wahlperiode seit Dezember 1969 als Ordentliches Mitglied an. In der 5. Wahlperiode (seit Februar 1967) war er Ordentliches Mitglied des Wahlprüfungsausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen, in der 6. Wahlperiode als Stellver-

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tretendes Mitglied dem Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen an. NACHLASS: Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv, Düsseldorf. B e r n e r s , Franz-Josef, * 27. 3.1945 Dabringhausen. Betriebswirt, Angestellter, kath. B. bestand in Opladen das Abitur, studierte Betriebswirtschaft in Köln und Pittsburgh (USA) und wurde 1971 mit der Arbeit Entscheidungsstrategien bei Produktverbundenheit. Vorstudie zu einem Absatzinformationssystem (veröffentlicht 1972) zum Dr. rer. pol. promoviert. Bis 1972 war er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Köln, 1972/73 Unternehmensberater. 1973 wurde er Vertriebsleiter bei der Bayer AG. Seit 1971 Mitglied der CDU, gehörte B. seit 1975 dem Rat der Stadt Leverkusen an, seit 1979 als Vorsitzender seiner Fraktion. 1979-84 war er Mitglied des Bezirksplanungsrates beim Regierungspräsidenten Köln. A m 17.1.1986 rückte B. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen für die verstorbene Abgeordnete Helga —>Wex in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie. B e r n h a r d t , Otto, * 13.2.1942 Rendsburg. Diplomhandclslehrer, Untcrnchmensberater, cv. Nach dem Abitur 1962 durchlief B. eine Banklehre und studierte 1964-68 Wirtschaftswissenschaften in Hamburg mit dem Abschluß als Diplomhandelslehrer. Er wurde Studienreferendar an Kreisberufsschulen in Rendsburg und Husum, legte 1970 das zweite Staatsexamen für das Höhere Handelslehramt ab und war 1970/71 Studienassessor an der Kreisberufsschule in Rendsburg. 1975 wurde er Lehrbeauftragter an der Kieler Wirtschaftsakademie. Seit 1995 arbeitet B. als selbständiger Unternehmensberater. Im Rahmen der Unternehmensberatung ist er zugleich Geschäftsführer der AWM Verwaltungsgesellschaft mbH Köln, der Ammoniakwerk Merseburg GmbH, Köln und der TINOX Nordhausen Landwirtschaft und Beteiligungen GmbH, Nordhausen. B. ist Mitglied des Beirates der Hermann Nier GmbH, Hohenlockstedt und Vorsitzender des Beirates von Transcoject, Neumünster. 1993 wurde er Vorsitzender der HermannEhlers-Stiftung, Kiel, 1995 Mitglied der Konrad-AdenauerStiftung und 1997 Vorstandsmitglied der Prof.-Dr.-WernerPetersen-Stiftung. 1958 trat B. in die Junge Union, 1960 in die CDU ein. 1970 wurde er Mitglied des Landes Vorstandes der CDU Schleswig-Holstein und Landesschatzmeister, 1980 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde. 1970-98 war er Mitglied der Rendsburger Ratsversammlung, 1971-84 Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages und 1979-84 Parlamentarischer Staatssekretär im Kultusministerium des Landes Schlcswig-Holstcin. 1998 wurde B. über die CDU-Landesliste SchleswigHolstein in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und des Sonderausschusses „Maßstäbcgesetz/Finanzausglcichsgcsetz". Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. B e r n i n g e r , Matthias, * 3 1 . 1 . 1 9 7 1 Kassel. Lehrer, ev. B., Sohn eines Drehers und einer Angestellten, legte nach dem Besuch der Goetheschule in Kassel 1989 das Abitur ab und studierte an der Universität/Gesamthochschule Kassel für das Lehramt (Chemie und Sozialkunde). 1994 bestand er das Erste Staatsexamen.

Berti Β. war Mitglied im Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung und im Kuratorium des Deutschen Studentenwerks e. V. 1990 trat B. der Partei Die Grünen bei. 1993-97 war er Gcmcindevertretcr in Ahnatal und 1993/94 Mitglied des Kreistages des Landkreises Kassel. 1994 und 1998 wurde B. über die Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Sportausschuß und dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. In der 14. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Im Januar 2001 wurde B. Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Unterausschusses Neue Medien. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die deutsche Gesellschaft an einem Scheideweg. In: Hans-Otto Mühleisen (Hrsg.): Welche Gesellschaft - welches Deutschland? Politikerinnen der jungen Generation entwerfen Zukunftsbilder. Frankfurt am Main, 1999, S. 29-37. Bernrath, Hans Gottfried, * 5.7.1927 Osterath (heute zu Meerbusch). Postbeamter, kath. Nach dem Besuch des Thomasgymnasiums in Kempen (Niederrhein) wurde B. 1943 als Luftwaffenhelfer eingezogen. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 legte er in Neuss das Abitur ab. Er arbeitete in verschiedenen Industriebetrieben, seit 1948 bei der Deutschen Bundespost; zuletzt war er Ministerialdirektor und Leiter der Personalabteilung. 1994 wurde er Vorstandsvorsitzender der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation Deutsche Bundespost. 1948 Schloß sich B. der Postgewerkschaft und 1953 der SPD an. 1968-70 war er Beigeordneter und Schuldezernent der Stadt Rheydt, 1979-94 ehrenamtlicher Bürgermeister in Grevenbroich. Von 1980 bis zur Niederlegung des Mandats am 31.12.1994 war B., jeweils über die SPD-Landesliste NordrheinWcstfalcn gewählt, Mitglied des Bundestages. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit; in der 11. und 12. Wahlperiode nahm er den Vorsitz wahr. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen, in der 10.-12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die europarechtlichen Schwerpunktbereiche in der parlamentarischen Arbeit des Innenausschusses. In: Renate Hellwig (Hrsg.): Der Deutsche Bundestag und Europa. München/Landsberg am Lech 1993, S. 127-144. Bersch, Walter, * 7.4.1954 Boppard. Diplompolitologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. B. studierte Politik- und Erziehungswissenschaften, Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Bonn und Marburg und Schloß das Studium als Diplompolitologe ab. Er wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1973 trat B. in die SPD ein. 1984 wurde er Ortsvorsleher in Oppenhausen. Am 22.8.1994 rückte B. über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz für den ausgeschiedenen Abgeordneten Ralf —» Walter in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 12. Wahlperiode im November desselben Jahres angehörte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Arbeiterbewußtsein und Arbeiterbildung auf dem Lande. Marburg 1985.

Berschkeit, Erich, * 26.12.1926 Heydekrug. Maurer, Prokurist, kath. B. besuchte die Volksschule, 1941 die Heeresunteroffiziervorschule und nahm danach als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1945 durchlief er eine Maurerlehre, die er 1947 mit der Gesellenprüfung abschloß, und arbeitete auf dem Bau. 1951 wechselte er zum Braunkohletagebau. Seit 1957 war er Mitglied des Betriebsrates, seit 1961 Betriebsratsvorsitzender. 1970 wurde er Mitglied des Gesamtbetriebsrates der Rheinischen Braunkohlenwerke AG, 1975 Leiter der Hauptabteilung Sozialwesen und 1979 Prokurist. B. gehörte 1949-51 der Industriegewerkschaft Bau, Steine, Erden an. 1951 wurde er Mitglied der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie. 1946 trat B. in die SPD ein. 1955 wurde er Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Dürwiß, 1979 stellvertretender Vorsitzender im SPD-Unterbezirk Kreis Aachen, 1973 Mitglied des Bundesvorstandes der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen der SPD und 1979 Mitglied des Parleirates. Seit 1952 war er Mitglied des Gemeinderates und Amtsrat in Dürwiß, 1964-71 Bürgermeister der Gemeinde Dürwiß und seit 1972 Vorsitzender der SPD-Fraktion der Stadt Eschweilcr. In der 9. Wahlperiode (1980-83) vertrat B. den Wahlkreis 54 (Kreis Aachen) im Bundestag, dem er in der 10. Wahlperiode (1983-87) mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen angehörte. In der 9. Wahlperiode war er zunächst Stellvertretendes, seit Mai 1982 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie. Dem Finanzausschuß gehörte er bis Mai 1982 als Ordentliches, danach bis Oktober 1982 als Stellvertretendes Mitglied an. In der 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und im Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen mit. Berti, Hans-Werner, * 2.7.1944 Wuppertal. Uhrmachermeister, Betriebswirt, Verwaltungsbeamter. Nach der Volksschule besuchte B. eine berufsbildende Schule und ließ sich in der Restaurationswerkstatt eines Museums als Uhrmacher ausbilden. Er arbeitete als Restaurator, legte die Meisterprüfung als Uhrmacher ab und studierte Betriebswirtschaft. B. bildete sich zum Diplomverwaltungswirt und Berufsberater weiter und Schloß die Ausbildung als Staatlich geprüfter Betriebswirt ab. Er war dann bei der Bundesanstalt für Arbeit tätig, zuletzt als Berufsberater im Arbeitsamt Düsseldorf, zuständig in Mettmann für die Städte Mettmann, Haan, Erkrath und Hochdahl. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Er gehört dem Beirat der Sportund Kulturzentrum Ittertal gGmbH - Gemeinnützige Gesellschaft der Familien- und Jugendhilfe, Solingen, und dem Beirat der TFR-Technologicfabrik Remscheid, Gesellschaft für Innovationsförderung und Technologieberatung mbH, Remscheid, an. B. ist stellvertretender Vorsitzender des Vereins ARIC - Solingen, Dokumentationsstelle zum Rechtsextremismus und Rassismus, Solingen, und Mitglied des Kuratoriums der Forschungsgemeinschaft Werkzeuge und Werkstoffe e. V., Remscheid. 1972 trat B. in die SPD ein. Er war Mitglied der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken, 1978-80 Mitglied des Jungsozialisten-Vorstandes Solingen und 1979-81 Mitglied des SPD-Vorstandes Solingen. 1981 wurde er stellvertretender Vorsitzender, 1983 Vorsitzender der SPD Solingen. 1979-89 war er Mitglied des Stadtrates in Solingen. Seit 1994 vertritt B. den Wahlkreis 71 (Solingen - Remscheid) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (seit Januar 1998), des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenab-

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Bertram Schätzung. Seit der 13. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der Europäischen Union mit. In der 14. Wahlperiode ist er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und des Unterausschusses Neue Medien. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Kultur und Medien an. B e r t r a m , Helmut, * 20.3.1910 Soest, f 27.1.1981 Soest. Jurist (Rechtsanwall, Notar), kath. B. besuchte das Gymnasium in Soest bis zur Reifeprüfung 1928, studierte Rechtswissenschaften in Gießen, München, Dijon und Münster, legte 1931 das Referendarexamen ab und wurde 1933 in Erlangen mit der Arbeit Erscheinungsformen der mittelbaren Stellvertretung im heutigen Recht zum Dr. jur. promoviert. 1936 bestand er in Hamburg das Assessorexamen. 1925 wurde er Mitglied der Zentrumspartei, 1932 des Reichsjugendausschusses. 1940-45 nahm B. am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1945 ließ er sich als Rechtsanwalt und Notar in Soest nieder. Am 3.11.1949 rückte B„ seit 1945 wieder Mitglied der Zentrumspartei, über die Ergänzungsliste Nordrhein-Westfalen seiner Partei lur den ausgeschiedenen Rudolf —»Amelunxen in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanz,- und Steuerfragen, im Ausschuß für ERP-Fragen (bis Juni 1950), im Ausschuß für Lastenausgleich (von Juni 1950 bis Dezember 1951 und wieder seit März 1952), im Ausschuß gem. Art. 15 GG (seit März 1952) und im Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden „Londoner Schuldenabkommen". Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Haushaltsausschuß (bis Januar 1950), dem Ausschuß für Außenhandelsfragen, dem Ausschuß für Geld und Kredit (bis Februar 1953) und dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik (bis Dezember 1950 und wieder seit März 1952) an. 1952/53 war er Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Besch, Johann Christoph, * 20.3.1937 Hamburg. Jurist, Parteifunktionär, Verwaltungsbeamter, ev. B. legte 1957 am Alten Gymnasium in Flensburg das Abitur ab, studierte Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Freiburg im Breisgau, Hamburg und Kiel, hielt sich 1958 zum Studium des Internationalen Rechts in Luxemburg und Paris auf und legte 1961 die Erste Juristische Staatsprüfung ab. 1961 /62 wurde B. Assistent des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, leitete 1963-66 das Büro für Auswärtige Beziehungen der CDU und war persönlicher Referent des Bundesgeschäftsführers seiner Partei. 1967-69 arbeitete B. als Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge and Kriegsgeschädigte. 1969 in die Verwaltung des Bundestages versetzt, war er bis 1972 persönlicher Referent des Präsidenten des Deutschen Bundestages. 1973-76 arbeitete er im Büro des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion. 1977 wurde B. Sekretär des Verteidigungsausschusses. 1954 trat B. in die Junge Union, 1958 in die CDU ein. 1959-61 war er Vorsitzender des Ringes Christlich Demokratischer Studenten in Kiel, 1959/60 Mitglied des Landesvorstandes der Jungen Union Schleswig-Holsteins. Am 29.6.1979 rückte B. über die CDU-Landesliste Schleswig-Holstein für den ausgeschiedenen Abgeordneten Manfred —> Carstens in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 8. Wahlperiode 1980 angehörte. Er war Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (seit Juli 1979), des

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Haushaltsausschusses (seit Juli 1979) und des Verteidigungsausschusses (seit Juli 1980). Besold, Anton, * 13.1. 1904 Weßling (Oberbayern), t 20.9.1991 Oberhaching. Jurist (Rechtsanwalt), kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums in München studierte B. dort Rechtswissenschaft, wurde in Erlangen 1928 mit der Arbeit Das Recht der freien Meinungsäußerung nach Artikel 118/1 RV zum Dr. jur. promoviert und ließ sich 1930 als Rechtsanwalt in München nieder. 1941-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1947 Schloß sich B. der Bayerischen Heimat- und Königspartei an, trat nach deren Verbot durch die Militärregierung 1947 in die Bayernpartei ein und war Mitbegründer ihres Kulturrates, deren Vorsitzender er wurde. 1950-53 war er Generalsekretär und anschließend Landesvorsitzender seiner Partei. Nach einem Konflikt mit dem liberal-sozialen Parteiflügel 1954 aus der Bayernpartei ausgeschieden, trat B. im Juni 1955 in die CSU ein. 1955-61 war er Mitglied der Landesvorstandschaft der CSU, später stellvertretender Bezirksvorsitzender der CSU in München und gehörte seit 1965 dem Landesausschuß der Partei an. 1948/49 war er Stadtrat in München, In der 1., 3. und 4. Wahlperiode (1949-53, 1957-65) vertrat B. den Wahlkreis 9 bzw. 203 (München-West), in der 5. Wahlperiode den Wahlkreis 209 (München-Land) im Bundestag. Nach Bildung der Föderalistischen Union (mit der Zentrumspartei) 1951 gehörte er dieser Fraktion bis 1953 an; er war stellvertretender Fraktionssprecher der Föderalistischen Union. In der 1. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geld und Kredit (von März bis September 1952; davor war er bis Dezember 1951 beratendes Mitglied), im Ausschuß für Außenhandelsfragen (seit März 1952), im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von März bis Juli 1952), im Ausschuß für innergebietliche Neuordnung (März 1952) sowie im Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit Januar 1953 Ausschuß für Fragen der europäischen Sicherheit). Er war bis Dezember 1951 auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen und seit März 1952 Stellvertretendes Mitglied. Dem Finanzausschuß gehörte er in der 3. (seit November 1958) und 4. (bis November 1964) Wahlperiode als Ordentliches, in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (von Juni bis Dezember 1951), des Ausschusses zum Schutz der Verfassung (von Juni bis Dezember 1951), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von Juni bis Dezember 1951), des Ausschusses gem. Art. 15 GG (seit März 1952), des Ausschusses für Kulturpolitik (von Dezember 1949 bis Dezember 1951), des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (von Februar bis Dezember 1951) und des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden „Londoner Schuldenabkommen". In der 3. Wahlperiode gehörte B. als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Mittelstandsfragen an. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr, Postund Fcrnmcldcwcscn, in der 5. Wahlperiode im Postausschuß mit. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfe. Dem Rechtsausschuß gehörte B. in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Soziale Politik der HannsSeidel-Stiftung, München.

Beuster Bettgenhäuser, Emil, * 31.10.1906 Flammersfeld, t 9.11. 1982 Koblenz. Bergmann, Parteifunktionär. B. war 1920-30 Bergmann. 1921 trat er in den Deutschen Bergarbeiterbund, später auch in die SPD ein und wurde Funktionär seiner Partei und der Freien Gewerkschaften. 1933/34 wegen seiner politischen Betätigung arbeitslos, fand er 1934-40 als Versicherungsinspektor Arbeit. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde er Direktor des Arbeitsamtes Koblenz. 1945 war B. einer der Mitbegründer der SPD im Bezirk Rheinland/Hessen-Nassau, deren Geschäftsführimg er 1946 übernahm. Er war Mitglied des Landesausschusses der SPD. B. wurde Lizenzträger der Parteizeitung „Freiheit". Er gehörte der Beratenden Landesversammlung und 1947-49 dem Landtag von Rheinland-Pfalz an und hatte den stellvertretenden Fraktionsvorsitz inne. Er war Mitglied des Stadtrates und 1959-72 Bürgermeister von Koblenz. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) war B., jeweils über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für innergebietliche Neuordnung und im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung, in der 2. Wahlperiode im Ausschuß für Besatzungsfolgen und in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, des Ausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit und des Sonderausschusses Wasserhaushaltsgesctz, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Verteidigung und des Ausschusses für Wiedergutmachung. Bettin, Grietje, * 16.7.1975 Eckernförde. Diplompädagogin. Nach der Reifeprüfung 1995 studierte B. bis 2000 Pädagogik an der Universität Flensburg und Schloß das Studium als Diplompädagogin ab. 1995-98 war sie Referentin beim Allgemeinen Studcntcnausschuß der Universität Flensburg. B. gehörte 1994 zur den Gründern der Grün-Aiternati ven Jugend (GAJ) in Ostholstein, trat 1995 in die Partei Bündnis 90/Die Grünen ein und ist seit 1995 Mitglied im Landesvorstand der Grün-Alternativen Jugend Schleswig-Holstein. 1997-2000 war sie Landesgeschäftsführerin der GrünAlternativen Jugend Schleswig-Holstein und 1999/2000 Mitglied des Landesvorstandes von Bündnis 90/Die Grünen. 1999/2000 gehörte sie der Ratsversammlung der Stadt Flensburg an. Am 3.4.2000 rückte B. über die Landesliste SchleswigHolstein von Bündnis 90/Die Grünen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Klaus Wolfgang —> Müller in den Bundestag nach. Sie ist medienpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. B. arbeitet als Ordentliches Mitglied im Unterausschuß Neue Medien und im Innenausschuß mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, dem Ausschuß für Kultur und Medien, dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie an. Beucher, Friedhelm Julius, * 21.7.1946 Bergneustadt. Grund- und Hauptschullehrer. B. besuchte eine Gemeinschaftsgrundschule, eine Realschule und eine Höhere Handelsschule und wurde zum Rechtspfleger ausgebildet. Nach einer Begabtensonderprüfung studierte er 1969-73 an der Pädagogischen Hochschule in Bonn. 1974-76 war er Lehrer an einer Gemeinschaftsgrundschule. 1976 wurde er Fachleiter des Bezirksseminars, später beim Kultusminister Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und war 1981-90 Rektor einer Gemeinschaftsgrundschule.

B. ist Mitgründer und seit 1983 Vorsitzender des Vereins für soziale Dienste c. V. - Arbeitslosen-Projekt für Jugcndlichc und Langzeitarbcitslosc, Bergneustadt. Er gehört dem Verwaltungsrat und der Gesellschaflerversammlung der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt sowie der Verbandsversammlung des Sparkassenzweckverbandes der Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt an. Er ist Mitglied des Vorstandes des Kuratoriums Sport und Natur e.V., München. 1967 trat B. der SPD bei. Er war Mitglied verschiedener Hochschul- und studentischer Gremien, 1971/72 Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses an der Universität Bonn und 1972-75 Vorsitzender der Jungsozialisten im Oberbergischen Kreis. 1975-86 und 1989/90 amtierte er als Ortsvereinsvorsitzender der SPD in Bergneustadt. 1975 wurde er Mitglied des SPD-Unterbezirksvorstandes Oberbergischer Kreis, 1987 Unterbezirksvorsitzender. 1975-80 war er Mitglied des SPD-Landesausschusses NordrheinWestfalen. Seit 1981 gehört er dem SPD-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen an. 1975 wurde B. Mitglied des Stadtrates in Bergneustadt, 1994 stellvertretender Bürgermeister. 1988/89 war er Mitglied des Kreistages Oberbergischer Kreis. Er ist Sachkundiger Bürger im Kreistag des Oberbcrgischen Kreises. 1990 und 1994 wurde B. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt, in dem er in der 14. Wahlperiode den Wahlkreis 66 (Oberbergischer Kreis) vertritt. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fremdenverkehr mit (bis Dezember 1992). Seit der 12. Wahlperiode ist er Ordentliches, in der 14. Wahlperiode Vorsitzender des Sportausschusses. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und des 1. Untersuchungsausschusses (Kommerzielle Koordinierung). Dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gehört er seit der 12. (seit Oktober 1992) Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und im 2. Untersuchungsausschuß (DDR-Vermögen, 1995-98 Obmann der SPD-Fraktion). In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Rcaktorsichcrhcit und des 1. Untersuchungsausschusses (Parteispenden). Beuster, Willi, * 13.8.1908 Dortmund, t 9.7.1981 Dortmund. Kaufmännischer Angestellter, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief B., Sohn eines Stukkateurs und Bildhauers, eine kaufmännische Lehre, wurde kaufmännischer Angestellter und bildete sich in Kursen, auf der Volkshochschule und in wirtschaftlichen und politischen Lehrgängen fort. Seit 1923 gehörte B. der Sozialistischen Arbeiterjugend an, seit 1925 der SPD. 1926-33 war er Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterjugend des Stadtverbandes und des Unterbezirks Dortmund. 1926-33 war er Organisationsangestellter. 1933 aus politischen Gründen entlassen, war er längere Zeit arbeitslos und befand sich mehrmals in „Schutzhaft". 1938 wurde er wieder kaufmännischer Angestellter, nahm 1940-45 am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich 1946 in Kriegsgefangenschaft. 1946-50 war er Einzelprokurist und Geschäftsführer in einem Betrieb der Baubranche, 1950-66 war er Abteilungsleiter bei der „Westfälischen Rundschau". 1951 -53 hatte er den Vorsitz im Betriebsrat inne. 1951-55 war B. Stadtbezirksleiter der SPD, seit 1955 Vorsitzender der SPD im Stadtverband Groß-Dortmund und seit 1964 stellvertretender Unterbezirks Vorsitzender der SPD Dortmund - Castrop-Rauxel - Lünen. 1961 wurde er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion in Dortmund.

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Bewerunge In der 4. und 5. Wahlperiode (1961-69) vertrat Β. den Wahlkreis 116 bzw. 115 (Dortmund II) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (bis Mai 1967) und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe und dem Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (seit Februar 1962) an. B e w e r u n g e , Karl, * 20.1.1913 Heedfeld, t 26.8.1993 Lüdenscheid. Landwirt, ev. B. besuchte 1923-29 die Oberrealschule in Lüdenscheid, erwarb die Mittlere Reife und wurde 1933-35 an der Landwirtschaftsschule Lüdenscheid, an der Bauernschule in Soest und der Bauernhochschule in Goslar ausgebildet. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr wurde er Landwirt. 1937-39 war B. Vorsitzender der Kreislandjugend Altena und seit 1953 Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Altena-Lüdenscheid. 1958 wurde er Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Bezirksverbandes Sauerland und Vorstandsmitglied des WestfälischLippischen Landwirtschaftsverbandes e.V. und 1962 Vorsitzender den Agrarstruktarausschuß beim Deutschen Bauernverband. 1964-78 war er Präsident der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. B. trat in die CDU ein. 1953 wurde er Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses, 1957 Mitglied des Hauptausschusses seiner Partei. In der 4.-7. Wahlperiode (1961-76) war B., jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. 1969 wurde er Mitglied des Vorstandes der CDU/CSU-Fraktion. 1972 war er Anwärter auf das Amt des Landwirtschaftsministers im Schattenkabinett Rainer —»Barzels. In allen Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; in der 6. und 7. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Heimatvertriebene, in der 5., 6. (bis März 1970) und 7. Wahlperiode dem Finanzausschuß an. 1976 verzichtete B. auf eine erneute Kandidatur. B. erhielt 1977 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Beyer, Lucie —> Kurlbaum-Beyer, Lucie. Biechele, Hermann, * 1.3.1918 Konstanz, t 15.4.1999 Tuttlingen. Gymnasiallehrer, kath. B. besuchte das Gymnasium und legte 1937 in Singen (Hohentwiel) die Reifeprüfung ab. 1937 leistete er Reichsarbeitsdienst, dann Wehrdienst und nahm 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus französischer Kriegsgefangenschaft studierte er 1946-50 Geschichte und Germanistik an der Universität Freiburg und legte 1950 die erste, 1952 die zweite Staatsprüfung ab. Seit 1954 war er Studienrat am Gymnasium in Radolfzell. B. engagierte sich bis zum Verbot 1938 in der Katholischen Jugend und war während seiner Studienzeit Sprecher der katholischen Studentengemeinde Freiburg. 1946 trat er in die Junge Union und die CDU ein. 1955-77 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Konstanz-Land. In der 4.-8. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 183 bzw. 186 (Konstanz) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Petitionen, in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an. Als Ordentliches Mitglied engagierte er

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sich in der 4. Wahlperiode auch im Ausschuß für Inneres, in der 5.-8. Wahlperiode im Innenausschuß. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik und des Sonderausschusses „Parteigesetz", in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik (seit Dezember 1967), in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft und des Sonderausschusses für Strafrechtsreform, in der 7. und 8. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. DEPOSITUM: Archiv lur Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B i e d e n k o p f , Kurt (Hans), * 28.1.1930 Ludwigshafen am Rhein. Jurist, Hochschullehrer, kath. B. verkörpert den in der deutschen Demokratie- und Parlamentsgeschichte selten anzutreffenden Typus des „politischen Professors", des Wissenschaftlers, der sich der Politik verschreibt. B.s politische Karriere setzte, zu Beginn seiner zweiten Lebenshälfte, relativ spät ein. Neuaufbrüche und Neuansätze sind charakteristisch für B.s Biographie. Er wuchs in einem gut situierten bürgerlichen Milieu auf. Sein Vater Wilhelm war Ingenieur in der zum Chemiekonzern der IG Farben gehörenden BASF und stieg bis zum Technischen Direktor des Buna AG-Werks in Schkopau (bei Merseburg) auf. Auch nach dem Krieg bekleidete der Vater leitende Positionen in der chemischen Industrie. Nach dem Besuch der Volksschule in seiner Geburtsstadt und in Schkopau, dann der Höheren Schule in Merseburg und Groß-Umstadt machte B. 1949 sein Abitur. Eine prägende Erfahrung bildete für ihn ein einjähriger Studienaufenthalt am Prcsbyterianer College in Davidson, North Carolina. Sein Studium der Jurisprudenz und Volkswirtschaftslehre Schloß er in Frankfurt am Main, wo Franz —> Böhm und Heinrich Kronstein seine akademischen Lehrer waren, mit der Promotion über das Thema Vertragliche Wettbewerbsbeschränkung und Wirtschaftsverfassung. Die Ausschließlichkeitsbindung als Beispiel zum Dr. jur. (1958) und dem Zweiten Staatsexamen (1960) ab. Auf Forschungsaufenthalten in den USA, wo er den Grad eines Master of Law der Georgetown University, Washington D.C. (1962) erwarb, erschloß er sich die gesellschaftlichen Ordnungsprinzipien der „western civilization". Freiheit, Wettbewerb und Öffentlichkeit wurden in Wissenschaft und Politik zu seinen Orientierungswerten. Die Habilitation für die Gebiete Bürgerliches Recht, Handels-, Wirtschafts- und Arbeitsrecht eröffnete ihm 1963 die Hochschullehrerlaufbahn. 1964 nahm B. einen Ruf an die neugegründete Ruhr-Universität Bochum an, wo er bis 1970 als Ordinarius lehrte sowie als Dekan der Abteilung für Rechtswissenschaft (1966/67) und - auf dem Höhepunkt der Studentenunruhen - auch als Rektor (1967-69) wirkte. Tn diesen Jahren wurde B., der 1965 der CDU beigetreten war, auch einer breiteren Öffentlichkeit als Sachverständiger für Kartellgesetzgebung, Tarifvertragsrecht, Betriebsverfassung und Wettbewerbsordnung bekannt, insbesondere als Vorsitzender der von Bundeskanzler Kurt Georg —> Kiesinger 1966 berufenen Kommission zur Auswertung der Erfahrungen mit der Mitbestimmung. Wirtschaft und Politik begannen sich für ihn zu interessieren. Sein Aufstieg beschleunigte sich sprungartig: 1971 warb ihn die Henkel GmbH, Düsseldorf, als Geschäftsführer des Konzerns, 1973 wurde er, auf Vorschlag des Parteivorsitzenden Helmut —»Kohl, Generalsekretär der CDU. In dieser Funktion verbindet sich sein Name mit organisatorischer Parteimodernisierung und ordnungspolitischer Neuorientierung der Christlichen Demokratie an den Grundwerten und Strukturprinzipien einer freiheitlichen Gesellschaft. Nachdem er sich nach der Bundestagswahl 1976 mit Helmut Kohl überworfen hatte und 1977 von Heiner

Biegler —> Geißler abgelöst worden war, setzte er zu einer neuen politischen Karriere auf drei Ebenen zugleich an: im Bundestag und im Fraktionsvorstand der C D U / C S U , im Landesverband Westfalen-Lippe, wo er sich den Vorsitz erkämpfte (1977-86), um die Spitzenkandidatur in Nordrhein-Westfalen anstreben zu können, und in der Bundespartei, deren stellvertretender Vorsitzender er wurde. B. gehörte dem Deutschen Bundestag in der 8. und 11. Wahlperiode an. 1978 wurde er wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Tn der 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß des Bundestages mit, dessen Vorsitzender er von März 1979 bis Juni 1980 war. In der 11. Wahlperiode gehörte er bis September 1987 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an, engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis September 1987, danach Stellvertretendes Mitglied) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichcrhcit. Als Debattcnrcdncr trat er relativ selten, dann aber mit Brillanz auf. Als marktwirtschaftlicher und wettbewerbsorientierter Politiker lag er oft im Streit mit dem linken Flügel seiner Partei. Seine Hauptanliegen waren eine Strukturveränderung des sozialen Leistungssystems durch „verantwortete Selbstbestimmung des einzelnen" und eine Reduzierung der Staatsverschuldung durch Verzicht auf eine Schuldenpolitik zur Stützung hoher Wachstumsratcn. In Nordrhein-Westfalen war B. von 1980 bis 1988 Mitglied des Landtages. U m eine Basis für einen Führungsanspruch in der Bundespolitik zu erhalten, betrieb er erfolgreich den Zusammenschluß der seit 1946 getrennten Landesverbände Rheinland und Westfalen-Lippe zu einem Landesverband der CDU, dessen Vorsitz er 1986/87 übernahm. Aber in der Konkurrenz u m die Spitzenkandidatur der CDU für die Landtagswahl unterlag er 1987 Norbert —>Blüm wie auch schon 1985 seinem rheinischen Rivalen Bernhard Worms. Auch das schlechte Ergebnis bei der Bundestagswahl 1987, in der B. an der Spitze der Landesliste wieder für den Bundestag kandidiert hatte, war keine Empfehlung für eine herausragende Position in Bonn. Personalstreitigkeiten in der nordrhein-westfälischen CDU und Auseinandersetzungen um die Kohlepolitik führten zu Rücktrittsforderungen aus der Landtagsfraktion. Im Mai 1987, nach seiner Ablösung, schien B., der in der C D U / C S U und im Bundestag ohne Amt blieb, am Ende seiner politischen Laufbahn zu sein. Durch den Zusammcnbruch der DDR und die Wiedervereinigung bekam er jedoch eine neue Chance. Sein spontanes Engagement für den ostdeutschen Neuanfang als Gastprofessor für Wirtschaftspolitik an der Universität Leipzig 1990 brachte ihm große Sympathien in Sachsen ein. Von der sächsischen CDU zum Spitzenkandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten nominiert, errang er 1990 die absolute Mehrheit, die er 1994 und 1999 verteidigte. Mit der Wahl zum Parteivorsitzenden der sächsischen CDU (1991-95) hatte er den Gipfel seiner politischen Laufbahn erreicht. Die Konsequenz, mit der er als Ministerpräsident die ostdeutschen Interessen in Politik und Öffentlichkeit vertrat und den Aufbau Ost als gesamtdeutsche Aufgabe behandelte, verlieh ihm über Sachsen hinaus große Popularität („König Kurt"). Anfang 2001 verschärfte er durch die Ankündigung, noch vor der Landtagswahl 2004 zurückzutreten, in der Parteispitze die Rivalitäten um seine Nachfolge, auf die er direkten Einfluß zu nehmen versuchte. Dabei erlitt seine Autorität beträchtliche Einbußen, zumal er sich auch öffentlichen Vorwürfen der Vermischung dienstlicher und privater Interessen ausgesetzt sah. Im April 2002 trat er zurück. VERÖFFENTLICHUNGEN: Unternehmer und Gewerkschaft im Recht der Vereinigten Staaten von Amerika. Eine arbeitsrechtliche Studie. Heidelberg 1961. - Grenzen der Ta-

rifautonomie. Karlsruhe 1964. - Thesen zur Energiepolitik. Heidelberg 1967. - Wirtschaftsordnung ist Rechtsordnung. Bonn 1969. - Mitbestimmung. Beiträge zur ordnungspolitischen Diskussion. Köln 1972. - Fortschritt in Freiheit. Umrisse einer politischen Strategie. München/Zürich 1974. - Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität: Die Grundlagen christlich-demokratischcr Politik. München 1975. Mit Meinhard Miegel: Wege aus der Arbeitslosigkeit. Arbeitsmarktpolitik in der sozialen Marktwirtschaft. Stuttgart 1978. - Mit Meinhard Miegel: Die programmierte Krise. Alternativen zur staatlichen Schuldenpolitik. Stuttgart 1979. Die neue Sicht der Dinge. Plädoyer für eine freiheitliche Wirtschafts- und Sozialordnung. München 1985. - Zeitsignale. Partcicnlandschaft im Umbruch. Münchcn 1989. Offene Grenze, offener Markt. Voraussetzungen für die Erneuerung der DDR-Volkswirtschaft. Wiesbaden 1990. - Mit Friedrich Sehorlemmer: Kreuzsee. Ein Gespräch. Dresden 1992. - Einheit und Erneuerung. Deutschland nach dem Umbrach in Europa. Stuttgart 1994. - 1989-1990. Ein deutsches Tagebuch. Berlin 2000. LITERATUR: Jan Steh!: Κ. B.: Positionen und Begriffe. In: Frankfurter Hefte, August 1974, S. 557-566. - Ludolf Hermann: Von B. zu Geißler - Wie Persönlichkeiten eine Partei prägen. In: Die politische Meinung 22 (1977) S. 63-70. - Alf Mintzel: Κ. B. In: Persönlichkeit und Politik in der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Walther L. Bernecker und Volker Dotterweich. Bd. 1. Göttingen 1982, S. 50-60. Meinhard Miegel (Hrsg.): Sentenzen am Wege. Κ. B. zum Sechzigsten. Stuttgart 1990. - Alexander Wendt: Κ. B. Ein politisches Porträt. Berlin 1994. - Peter Köpf: Der Querdenker: Κ. B. Eine Biographie. Frankfurt am Main 1999. Hans-Otto

Kleinmann

B i e g a n o w s k i , Anna Maria, * 2 2 . 4 . 1 9 0 6 München, V 16.3. 1986 München. Angestellte. Nach der Volksschule besuchte B. eine Fachschule und arbeitete bis 1935 im elterlichen Geschäft. 1935-46 mit der Neueinrichtung und wirtschaftlichen Leitung von Großküchen betraut, verwaltete sie 1946-51 den Hausbesitz von Verwandten und war seit 1951 wieder berufstätig. Seit 1947 politisch tätig, kandidierte B. 1949 auf der bayerischen Landesliste der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung erfolglos für den Bundestag. Am 2 1 . 3 . 1 9 5 2 rückte sie für den abgeschiedenen Abgeordneten Stephan —^Weickert in den Bundestag nach. Zunächst fraktionslos, Schloß sie sich am 2 3 . 4 . 1 9 5 2 der Fraktion der Deutschen Partei/Deutschen Partei Bayern an, aus der sie am 9. 12.1952 wieder ausschied. In der 1. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (von September bis Dezember 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Sozialpolitik (von Juli bis Dezember 1952) und dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (von Juli bis Dezember 1952) an. B i e g l e r , Curt, * 2 7 . 1 1 . 1 9 1 1 Pfeddersheim, f 5 . 4 . 2 0 0 0 Mainz. Pfarrer, ev. B. besuchte 1921-30 das Humanistische Gymnasium in Worms und studierte Evangelische Theologie in Tübingen und Gießen. 1935 bestand er die Erste Theologische Prüfung, besuchte das Predigerseminar in Friedberg und legte 1937 die Zweite Theologische Prüfung ab. Seit 1937 war er Vikar an der Marktkirche in Wiesbaden, 1937-40 Pfarrassistent bzw. Pfarrverwalter in Worms, 1940-51 Pfarrer in Alzey und seit 1951 in Sprendlingen (Kr. Bingen). 1956 wurde B. Mitglied der SPD-Fraktion im Kreistag Bingen.

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Biehle In der 4. Wahlperiode (1961-65) war Β. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz Mitglied des Bundestages. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen, im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (bis Dezember 1962) und im Ausschuß für Gesundheitswesen. B i e h l e , Alfred, * 15.11.1926 Augsburg. Industriekaufmann, Journalist, kath. Nach dem Schulbcsuch durchlief B. eine kaufmännische Lehre und nahm 1944/45 am Zweiten Weltkrieg teil. Nach Kriegsende war er Industrickaufmann, seit 1950 Journalist bei der Würzburger „Mainpost". B. begründete den staatspolitischen Arbeitskreis auf Burg Rothenfeld mit und engagierte sich im Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentnern Deutschlands und der Europa-Union. 1965-69 war er ehrenamtlicher Verwaltungsrichter. 1948 trat B. in die Junge Union, 1950 in die CSU ein. 1955-70 war er Kreisvorsitzender der CSU in Karlstadt. Er gehörte dem Landesparteiausschuß der CSU, der Mittelstandsvcrcinigung der C D U / C S U und dem Landesvorstand des Wehrpolitischen Arbeitskreises der CSU an. 1956-72 war B. Kreisrat, 1956-78 und 1984-90 Mitglied des Stadtrates in Karlstadt und in beiden Gremien Fraktionsvorsitzender seiner Partei, 1960-66 zweiter Bürgermeister von Karlstadt und 1966-72 stellvertretender Landrat. Von 1969 bis zum Ausscheiden am 2 7 . 4 . 1 9 9 0 vertrat B. den Wahlkreis 235 (Main-Spessart) im Bundestag. In der 6.-9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß mit, dessen Vorsitz er im Oktober 1982 übernahm. In der 10. und 11. Wahlperiode (bis Mai 1990) war er erneut Vorsitzender und Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses. 1980 wurde er Ordentliches Mitglied des Unterausschusses für Abrüstung und Rüstungskontrolle und übernahm 1982 den Vorsitz des Verteidigungsausschusses. 1983/84 wurde er Vorsitzender des Ausschusses zur Untersuchung des Falles Kießling. Als Vorsitzender des Ramstein-Untersuchungsausschusses (1988/89) befürwortete B. eine Reduzierung der militärischen Tiefflüge. Anfang 1989 sprach er sich gegen eine Verlängerung der Wehrpflicht und für einen Abbau der Truppenstärke aus. A m 2 7 . 4 . 1 9 9 0 wurde B. als erster CSU-Politiker in diesem Amt in der Nachfolge von Willi —> Weiskirch mit 275 gegen 200 Stimmen bei 16 Enthaltungen zum siebten Wehrbeauftragten gewählt. In seinen Jahresberichten kritisierte B. Mißstände der Bundeswehr, mahnte cinc transparente Personal- und Informationspolitik an und versuchte, die gesellschaftliche Akzeptanz der Bundeswehr zu fördern. Er engagierte sich für ein Gelingen der Integration der Nationalen Volksarmee (NVA) in die Bundeswehr 1990. Seit 1990 gehörte er der Nordatlantischen Versammlung und dem Ältestenrat des Deutschen Bundestages an. Als B. 1995 aus persönlichen Gründen auf das Amt des Wehrbeauftragten verzichtete, folgte ihm mit Ciaire —> Marienfeld die erste Frau in diesem Amt nach. In der 6. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und gehörte in der 7. und 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß an. B. erhielt 1980 den Bayerischen Verdienstorden, 1986 das Großkreuz, 1995 das Großkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1990 das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold und 1995 die Ehrenmedaille der Katholischen Militärseelsorge. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Alternative Strategien. Das Hearing im Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages. Die schriftlichen Gutachten und Stellungnahmen. Koblenz 1986. - Die Kontrollfunktion des Wehrbeauftragten

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des Deutschen Bundestages. In: Reinhold Brecht (Hrsg.): Streitkräfte in der Demokratie. Die Kontrolle des Militärs in Frankreich und Deutschland. Baden-Baden 1994, S. 47-51. Bielig, Karl (Paul), * 10.10.1898 Meißen, f 13.6.1991 Bad Homburg v. d. Höhe. Redakteur, ev., später konfessionslos. B., Sohn eines Tischlers, durchlief nach dem Schulbesuch 1913-16 in Meißen eine Lehre als Oberlederzuschneider und nahm 1917/18 am Ersten Weltkrieg teil. Seit 1913 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, seit 1914 der Gewerkschaft, trat er 1919 der SPD bei und übte verschiedene Funktionen in der Gewerkschaft, der Jugendbewegung und im Reichsbanner aus. Bis 1925 arbeitete er als Zuschneider. 1922-25 gehörte er dem Betriebsrat in einer Schuhfabrik an. 1923 wurde er Absolvent der Heimvolkshochschule GeraTinz. 1925-28 war B. Redakteur der Parteizeitung „Tribüne" in Erfurt und 1928-33 der „Volkszeitung" in Meißen. 1933 gehörte er dem Sächsischen Landtag an. Im Mai/Juni war er in Dresden in Haft und bis 1938 arbeitslos. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Von September 1945 bis April 1946 war er Redakteur der „Volksstimme" in Dresden, danach zunächst Redakteur der „Freien Presse" in Zwickau, dann Dresdner Korrespondent der „Leipziger Zeitung" und zuletzt Angestellter beim Landesbausekretariat in Dresden. Im März 1949 floh B. aus der Sowjetischen Besatzungszone. Von Mai 1949 bis März 1954 war er Redakteur der „Westfälischen Rundschau" in Dortmund, von April 1954 bis November 1963 Polizeipräsident in Gelsenkirchen. 1945 trat B. wieder in die SPD ein. 1954-62 war er Zweiter Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Gelsenkirchen. In der 1. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 27 [49] (Gandersheim-Salzgitter) im Bundestag. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß und gesamtdeutsche Fragen an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene, des Ausschusses für Außenhandelsfragen (seit Dezember 1949), des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Mai 1951) und des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit März 1952). B i e r i n g e r , Adolf, * 29. 8.1928 Mörsch, f 12.2.1988 Bruchsal. Verwaltungsjurist, kath. Nach dem Abitur 1948 am Realgymnasium in Bruchsal studierte B„ Sohn eines Hauptlehrers, Rechtswissenschaft in Heidelberg, wo er 1952 die Erste Juristische Staatsprüfung ablegte. 1952-57 war er Gerichtsreferendar in Bruchsal, Heidelberg und Karlsruhe, wurde 1955 mit der Arbeit Großstadtbezirke als Mittel zur Förderung der Selbstverwaltung in Heidelberg zum Dr. jur. utr. promoviert und bestand 1957 die Zweite Juristische Staatsprüfung in Stuttgart. 1957/58 war er Anwaltsassessor in Mannheim, 1958/59 Rcchtsanwalt beim Landgericht in Mannheim. 1960 zum Verwaltungsgericht Karlsruhe abgeordnet, wurde er 1961 Regierungsrat. Seit 1956 Stadtrat in Bruchsal, gehörte B. 1959-72 dem Kreistag des Landkreises Bruchsal an. Er war Mitglied des Landesvorstandes der CDU und der Jungen Union Nordbaden. Seit 1964 Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Bruchsal, wurde er 1971 und 1983 wiedergewählt. Seit 1973 war er Mitglied des Kreistages des Landkreises Karlsruhe, wo er den Vorsitz der CDU-Fraktion innehatte, und wurde 1986 Regierungspräsident des Regierungspräsidiums Karlsruhe. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat B. den Wahlkreis 179 (Bruchsal) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (bis Februar 1964) und des Ausschusses für Inneres (bis November 1964, danach Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied

Bindig gehörte er dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe, dem Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes und dem 2. Untersuchungsausschuß (Telefon-Abhöraffäre) an. LITERATUR: Bruno Schwalbach: Β., A. In: Badcn-Württcmbergische Biographien. Hrsg. von Bernd Ottnad. Bd. 2. Stuttgart 1999, S. 44-46. Bierling, Hans-Dirk, * 29.3. 1944 Wernigerode. Maurer, Diplomingenieur, ev. B. besuchte 1950-60 Schulen in Großenhain und Herrnhut, ließ sich 1960-63 zum Maurer mit Abitur in Riesa ausbilden und bcsuchtc 1963-66 die Ingcnicurschulc für Baustofftcchnologie in Apolda. 1967-73 absolvierte er ein Fernstudium an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar, das er als Diplomingenieur abschloß. 1966-72 war er Technologe und Abteilungsleiter bzw. Leiter für Bauaufsicht in den Plattenwerken in Meißen und Halle-Neustadt, 1972-90 Prüfingenieur und Prüfgruppenleiter bei der Bauaufsicht im Bezirk Dresden. 1972 trat B. in die CDU ein. 1976-90 war er Mitglied des CDU-Bezirksvorstandes Dresden, von Dezember 1989 bis Oktober 1990 des Parteivorstandes der CDU. 1974-84 gehörte er dem Kreistag Großenhain an. Vom 18. 3. bis zum 2.10.1990 war B. Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 03, Listenplatz 9, Bezirk Dresden). Er hatte den Vorsitz des Arbeitskreises Deutschland-, Außen-, Verteidigungs- und Entwicklungspolitik inne, gehörte dem Ausschuß Deutsche Einheit und dem Auswärtigen Ausschuß an und war seit Mai 1990 stellvertretender Vorsitzender der CDU/DA-Fraktion. Seit 1990 vertritt B. den Wahlkreis 313 (Meißen - Riesa Großenhain) im Bundestag. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 12. Wahlperiode gehörte er darüber hinaus als Stellvertretendes Mitglied dem 1. Untersuchungsausschuß (Kommerzielle Koordinierung) an. In der 14. Wahlperiode ist B. Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO an. Biermann, Günter, * 25.1.1931 Herford, t 2.11.1997 Bonn. Industriekaufmann, Gewerkschaftsfunktionär. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief B. seit 1945 eine kaufmännische Lehre und wurde 1948 kaufmännischer Angestellter. Seit 1952 war er Gewerkschaftsangestelller, seil 1954 Gewerkschaftssekretär. 1955 wurde er Geschäftsführer der Ortsverwaltung. 1946 Schloß sich B. der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken an und trat 1950 in die SPD ein. Er wurde stellvertretender Vorsitzender der SPD in Ostwestfalen/Lippe. 1956-79 gehörte er dem Rat der Stadt Herford an und war seit 1963 Fraktionsvorsitzender. 1961 wurde B. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt, in dem er in der 5.-9. Wahlperiode (1965-83) den Wahlkreis 107 bzw. 103 (Herford) vertrat. In der 4. und 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 6.-9. Wahlperiode (bis Februar 1982, seit Mai 1982 Stellvertretendes Mitglied) des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familienund Jugendfragen, in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit, in der 6. und 7. Wahlperiode dem Verteidigungsausschuß, in der 8. Wahlperiode dem Ausschuß für Forschung

und Technologie (bis April 1977) und in der 8. (seit April 1977) und 9. Wahlperiode (bis Oktober 1982) dem Haushaltsausschuß an. Bierstedt, Wolfgang, * 12.6.1952 Calvörde. Ingenieur, leitender Angestellter. Nach dem Abitur wurde B. Facharbeiter für Datenverarbeitung und Schloß ein Studium als Ingenieur ab. Er ist Informatiker bei der T-systems CSM GmbH in Magdeburg. 1978-89 war B. Mitglied der SED. Seit 1990 gehört er der PDS an. Er ist stellvertretender PDS-Stadtvorsitzender Magdeburgs. In der 13. Wahlperiode (1994-98) gehört B. mit einem Mandat der PDS-Landesliste Sachsen-Anhalt dem Bundestag an. Am 18.2.2002 rückte er für die ausgeschiedene Abgeordnete Heidi —> Knake-Werner in den 14. Deutschen Bundestag nach. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft". Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Finanzausschuß, dem Ausschuß für Wirtschaft, dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Ausschuß für Post und Telekommunikation an. In der 14. Wahlperiode ist er forschungspolitischer Sprecher der PDS-Fraktion sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. Bierwirth, Petra, * 13.11.1960 Dresden. Diplomingenieurin, technische Angestellte. Nach dem Besuch der zehnklassigen allgemeinbildenden Schule ließ sich B. zur Facharbeiterin für BMSR-Technik (Betriebs-, Meß-, Steuer- und Reglungstechnik) mit Abitur ausbilden. 1981-86 studierte sie Automatisierungstechnik und Technische Kybernetik an der Technischen Hochschule Leipzig mit Diplomabschluß, 1995-97 Umweltwissenschaften/Umweltschutz an der Humboldt-Universität Berlin. 1986-94 war sie technische Angestellte bei den Berliner Wasserbetrieben; 1990-94 gehörte sie dem Personalrat an. B. ist Mitglied des Stiftungsrates des Naturschutzfonds Brandenburg und Gründungsmitglied des Kinderschutzbundes Barnim. Sie gehört dem Beirat der Berliner Wasserbetriebe und dem Beirat der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn, an. B. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. 1990 trat B. in die SPD ein. Sie wurde Mitglied des SPDUnterbezirksvorstandes Barnim. 1990-94 war sie Mitglied des Gemeindeparlaments und 1990-98 Mitglied des Kreistages Barnim. 1994 wurde B. in den Landtag von Brandenburg gewählt; sie war Vorsitzende des Pelitionsausschusses, Ordentliches Mitglied des Umweltausschusses und umweltpolitische Sprcchcrin der SPD-Fraktion. Seit 1998 vertritt B. den Wahlkreis 274 (Ebcrswaldc - Bernau - Bad Freienwalde) im Bundestag. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Rcaktorsicherhcit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgcnabschätzung und dem Petitionsausschuß an. Im März 2000 wurde B. stellvertretende umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Bindig, Rudolf, * 6.9. 1940 Goslar. Diplomkaufmann. B., Sohn eines Revierförsters, besuchte das Gymnasium in Goslar und legte 1960 das Abitur ab. Er studierte Betriebsund Volkswirtschaftslehre, Rechtswissenschaft und Politik in Göltingen und Nürnberg und Schloß das Studium 1966 als Diplomkaufmann ab. Danach war er im Großhandel und im

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Binding Montanbereich tätig, absolvierte ein Ergänzungsstudium in Politik, Geschichte und Soziologie an der Universität Konstanz und war 1971 -76 wissenschaftlicher Angestellter in der Sozialforschung. B. ist Vorsitzender des Vereins Help - Hilfe zur Selbsthilfe, Bonn. Er Schloß sich der Gewekschaft Erziehung und Wissenschaft an. 1967 trat B. der SPD bei, hatte 1969-72 verschiedene Funktionen bei den Jungsozialisten inne und war 1971-75 Beisitzer im SPD-Kreisvorstand Konstanz. 1973-93 gehörte er dem Landesvorstand seiner Partei an. 1993 wurde er Vorsitzender der Kontrollkommission der SPD Baden-Württemberg, 1996 Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Ravensburg. Seit 1975 ist er Mitglied des Präsidium und alternierend des Vorstandes der Sozialistischen Bodenseeinternationale. Seit 1976 gehört B., jeweils über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, dem Bundestag an. In der 10. Wahlperiode war er Vorsitzender des Unterausschusses für humanitäre Hilfe des Auswärtigen Ausschusses. 1983 wurde er Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der SPD-Fraktion. B. ist Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und zugleich Vertreter in der Versammlung der Westeuropäischen Union. In der 8. Wahlperiode war er bis September 1979 Ordentliches, anschließend Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und das Postund Fernmeldewesen, in der 8.-12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Γη der 8. Wahlperiode gehörte er bis September 1979 als Stellvertretendes auch dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. In der 9.-13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, in der 10. Wahlperiode seil Mai 1985 des Petilionsausschusses und in der 11. Wahlperiode der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. In der 13. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Auswärtigen Ausschuß an. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. B i n d i n g , Lothar, * 1.4.1950 Sandershausen (heute zu Niestetal). Starkstromelcktrikcr, Mathematiker, technischer Angestellter, wissenschaftlicher Mitarbeiter. Nach dem Besuch der Volksschule in Sandershausen durchlief 1965-68 eine Lehre als Starkstromelektriker und besuchte die Berufsschule für Elektrotechnik in Kassel. 1969 erwarb er die Fachhochschulreife, 1972 die allgemeine Hochschulreife am Hessenkolleg in Kassel. 1972/73 leistete er Zivildienst. B. studierte Mathematik, Physik und Philosophie an den Universitäten in Tübingen und Heidelberg bis zur Diplomhauptprüfung 1981. Zur Finanzierung des Studiums arbeitete er als Elektroinstallateur und wirkte beim Aufbau sowie am Betrieb einer selbstverwalteten Jugendbildungsstätte und eines Schallplattenantiquariats mit. 1979-82 war er wissenschaftliche Hilfskraft und gab Mathematikuntcrricht für Studienanfänger. 1982-86 war er technischer Angestellter, 1987-98 wissenschaftlicher Angestellter im Rechenzentrum der Universität Heidelberg. B. ist Mitglied des Vorstandes der Werkstatt GmbH, Heidelberg und Mitglied des Vorstandes des Mietervereins Heidelberg. Er wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt.

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1966 trat B. in die SPD ein. 1980-86 war er Vorstandsmitglied der Jungsozialistcn in Heidelberg, 1986-94 Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Heidelberg und 1993-95 Mitglied des ersten Kontrollrates der SPD Baden-Württemberg. 1989 wurde er Mitglied des Gemeinderates in Heidelberg und Mitglied der Verbandsversammlung des Regionalverbandes Unterer Neckar, 1994 Vorsitzender der SPD-Fraktion in Heidelberg. Seit 1998 vertritt B. den Wahlkreis 178 (Heidelberg) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" an. B i r k e l b a c h , Willi, * 12.1.1913 Höchst (heute zu Frankfurt am Main). Kaufmännischer Angestellter, ev. B. legte 1932 das Abitur an einer Oberrcalschule ab, erhielt eine kaufmännische Ausbildung mit dem Schwerpunkt Außenhandel und industrielles Rechnungswesen und war anschließend als Angestellter in der Schweiz, in Frankreich, England und Italien tätig. 1930 trat B. der SPD bei. 1938-41 befand er sich wegen Mitarbeit in einer Widerstandsgruppe in Haft und war seit 1942 in der Wehrmacht, vorübergehend in der Strafeinheit 999. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft (1944-46) trat er wieder der SPD bei und leitete 1947-51 die Gewerkschaftsschule in Oberursel. 1948 hielt er sich zu Studienzwecken in den USA auf. 1954-63 hatte B. den Vorsitz der SPD-Hessen-Süd inne. 1964-69 war er Staatssekretär in der Staatskanzlei des Landes Hessen. 1969 wurde er von der Hessischen Landesregierung als anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Datenverarbeitung für Sonderaufgaben im Rahmen der Landesentwicklung (Großer Hessenplan), der Beamtenfortbildung und der Datenverarbeitung verpflichtet und war 1971-75 Datenschutzbeauftragter der Hessischen Landesregierung. In der 1. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 16 [141] (Frankfurt am Main) im Bundestag. 1953 und 1957 wurde er über die SPD-Landeslistc Hessen in den Bundestag gewählt, in dem er von 1961 bis zur Niederlegung des Mandats am 3 0 . 9 . 1 9 6 4 den Wahlkreis 141 (Frankfurt am Main II) vertrat. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geld und Kredit, im Untersuchungsausschuß zur Prüfung, ob durch die Personalpolitik Mißstände im Auswärtigen Dienst eingetreten sind (seit März 1952), im Sonderausschuß „Londoner Schuldenabkommen" (seit Mai 1953) und im Ausschuß für Außenhandelsfragen mit, dem er auch in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen, des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und des Wahlrechtsausschusses (seil März 1953). In der 1. und 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik und dem Ausschuß gem. Art. 15 GG an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 3. und 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß und dem Ausschuß für Sozialpolitik an. 1950-59 war B. stellvertretender Delegierter in der Beratenden Versammlung des Europarates, 1957-59 stellvertretender Vorsitzender des Sozialpolitischen Ausschusses. 1952-58 gehörte er der Gemeinsamen Versammlung der Montanunion, seit 1958 dem Europäischen Parlament an, in welchem er im selben Jahr zum Vorsilzenden der Sozialistischen Fraktion gewählt wurde.

Birthler VERÖFFENTLICHUNGEN: Einiluß maschineller Datenverarbeitung auf die verfassungsrechtliche Zuordnung staatlicher Aufgaben im Verhältnis des Parlaments zur Regierung. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 5 (1974) Heft 3, S. 326-338. Birrenbach, Kurt, * 2.7.1907 Arnsberg, f 26.12.1987 Düsseldorf. Jurist, Finanzberater, Wirtschaftsfachmann, kath. B. entstammte einem konservativen und weltoffenen Elternhaus. Sein Vater leitete als Chefarzt ein Krankenhaus in Münster. Dort machte B. am humanistischen Gymnasium Paulinum sein Abitur und schrieb bereits 1926 eine umfangreiche Arbeit über die britische Politik 1900-10. Er studierte in Genf, Paris, München, Berlin und Münster Rechts- und Staatswissenschaften. Als Student verfaßte er etliche politische Artikel für Zeitungen. 1930 bestand er das Referendarsexamen und wurde 1933 in Tübingen mit einer Arbeit zum Thema Der Realisierungszwang im Tarifrecht zum Dr. jur. promoviert. Der Niedergang der Weimarer Republik ließ ihn vorübergehend zum Befürworter einer autoritären Staatsform werden. So trat er 1933 der NSDAP bei, verließ diese aber bereits 1934 wieder. Nach dem Assessorexamen wurde B. 1934 Mitarbeiter einer Berliner Finanzberatungsfirma mit wcitrcichcndcn internationalen Kontakten. 1939 ging er als Mitarbeiter der US-amerikanischen National Cash Register Company nach Buenos Aires. Nach dem Kricgscintritt der USA 1941 vertrat er die Vereinigten Stahlwerke in Südamerika. 1947 wurde er wieder in leitender Position für den amerikanischen Konzern in Argentinien tätig. 1949 gründete er mit deutschen, französischen und argentinischen Freunden eine Aktiengesellschaft und vertrat als deren Leiter die Interessen der Düsseldorfer Stahlunion in Südamerika. Diese rief ihn 1951 als stellvertretenden Geschäftsführernach Deutschland zurück. 1954-78 verwaltete er als Generalbevollmächtigter das Vermögen von Anita Gräfin Zichy-Thyssen, der Tochter von Fritz Thyssen, und seit 1971 auch das Vermögen ihrer beiden Söhne. B. führte in dieser Eigenschaft den Vorsitz im Verwaltungsrat der Thyssen Beteiligungsverwaltung GmbH und gehörte viele Jahre lang den Aufsichlsräten verschiedener Gesellschaften des Thyssenkonzerns an; u.a. war er 1962-73 Vorsitzender des Aufsichtsrates der AugustThyssen-Hütte AG und 1965-87 auch Vorsitzender des Kuratoriums der Fritz Thyssen Stiftung in Köln, zu deren Gründern er gehörte. 1957-65 bekleidete B. das Amt des Vizepräsidenten der Europa-Union, war 1957-61 Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl bzw. seit 1958 des Europaparlaments. Zu den Ausschüssen, in denen er tätig war, gehörten diejenigen für Fragen der Handelspolitik und für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Drittländern. 1973-81 wirkte er als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, zu deren Ehrenpräsidenten er anschließend ernannt wurde. 1963-83 gehörte er der Stiftung Wissenschaft und Politik an, 1960-87 dem Atlantic Institute und 1974-84 dem Bundesfachausschuß Außenpolitik der CDU. 1980-87 war B. auch Vorsitzender des Beirates der Stiftung Bundeskanzler-AdenauerHaus. Seit 1953 gehörte B. der CDU an und wurde als deren Mitglied über die Landesliste Nordrhein-Westfalen 1957 in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis zum Herbst 1976 angehörte. Eine Parteikarriere im engeren Sinne hat B. nie gemacht. Auch innerhalb der CDU/CSU-Fraktion hat er abgesehen von seiner Mitwirkung im Arbeitskreis V (Außenund Sicherheitspolitik) - keine Ämter übernommen. In allen fünf Wahlperioden arbeitete B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten mit (in der 3. Wahlperiode seit November 1958, davor als Stellvertretendes Mitglied). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Or-

dentliches, in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß an. In der 3. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses (bis November 1958), in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Entwicklungshilfe (seit Dezember 1962 Ordentliches Mitglied) und in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (von Februar 1973 bis Januar 1975). Politik war für ihn sein zweiter Beruf, wobei er sich nie als ausgesprochener Lobbyist der Großindustrie im Bundestag verstand. Sein Feld war die Außen- und Sicherheitspolitik, auf dem er sich als entschiedener Gegner der „Gaullisten" positionierte und wiederholt unabhängig votierte. So war er häufig in diplomatischen Sondermissionen unterwegs, wobei ihm nicht nur seine ausgezeichneten Sprachkenntnisse zustattenkamen, sondern auch seine vielfältigen, oft freundschaftlichen Verbindungen zu international bedeutenden Persönlichkeiten wie Jean Monnet, Dean Acheson, Zbigniew Brzezinski, Alexander Haig, Henry Kissinger, John McCloy und Eugene V. Rostow. B. setzte sich für ein großes Europa unter Einschluß Englands ein und galt als leidenschaftlicher Verfechter der atlantischen Gemeinschaft. Zeitweise wurde er als aussichtsreicher Kandidat für den Posten des Außenministers angesehen, doch mangelte es ihm an den dafür notwendigen Kontakten zum Parteiapparat. Nach dem Bau der Berliner Mauer schicktc ihn Bundeskanzler —> Adenauer in die USA, um deren Haltung zu sondieren. Im Auftrag von dessen Nachfolger —> Erhard führte er die Verhandlungen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel, für Bundeskanzler —» Kiesinger versuchte er 1968, die amerikanische Haltung nach der Intervention der Russen in der CSSR abzuklären, und Rainer -^Barzel sandte ihn zu den NATO-Verbündeten, um deren Einstellung zur Ratifizierung der Ostverträge zu erkunden. B. erhielt 1965 die Columbus-Medaille und 1977 das Großkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Zukunft der Atlantischen Gemeinschaft. Europäisch-amerikanische Partnerschaft. Freiburg im Breisgau 1962. - Außenpolitik nach der Wahl des 6. Bundestages. Opladen 1969. - Meine Sondermissionen. Rückblick auf zwei Jahrzehnte bundesdeutscher Außenpolitik. Düsseldorf 1984. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hartmut Berghoff/Hans-Jürgen Gerhard Birthler, Marianne, geb. Radtke, * 22.1.1948 Berlin. Außcnhandelsökonomin, Vcrbandsfunktionärin, ev. Die aus einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie stammende B. besuchte seit 1962 die Erweiterte Oberschule und machte nach dem Abitur (1966) eine Lehre als Exportsachbearbeiterin im Außenhandel. In der 9. Klasse trat sie aus der Freien Deutschen Jugend (FDJ) aus. Ein Fernstudium an der Fachschule für Außenhandel in Berlin (1967-71) Schloß sie als Außenhandelsökonomin ab. 1966-72 war sie Exportbearbeiterin bei der Deutschen Kamera- und Orwo-Film-Export und Außenhandelsökonomin. 1976-81 ließ sie sich im Fernunterricht des Burckhardthauses zur Katechetin und Gemeindehellerin ausbilden, wurde 1983 Kalechetin und Gemeindehelferin in der Elias-Gemeinde in Berlin-Prenzlauer Berg und war 1987-90 Jugendreferentin im Evangelischen Stadtjugendpfarramt in Ostberlin. 1986 gehörte B. zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises „Solidarische Kirche", in dessen Leitungsgremium sie gewählt wurde, nahm 1988 Kontakt zur „Initiative Frieden und Menschenrechte" auf und war im Januar 1989 Mitinitiatorin des „Berliner Kontakttelefons", das der DDROpposition als Informationsinstrument dienen sollte. Von

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Bismarck Dezember 1989 bis März 1990 arbeitete B. als Vertreterin der Arbeitsgruppe Bildung, Erziehung und Jugend am „Runden Tisch" mit. Vom 18.3. bis 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte B„ seit diesem Jahr Mitglied von Bündnis 90, der Volkskammer an (Wahlkreis Ol, Listenplatz 2) und wurde Sprecherin der Fraktion Bündnis 90. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war B. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages und Sprecherin der Gruppe Die Grünen/Bündnis 90. 1990-92 gehörte sie für das Bündnis 90 dem Landlag von Brandenburg an und war bis zu ihrem Rücktritt 1992, da sie eine weitere Zusammenarbeit mit Ministerpräsident Manfred Stolpe wegen dessen Kooperation mit dem Staatssicherheitsdienst der DDR ablehnte, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport. Seit 1991 war sie Mitglied des Verfassungsausschusses des Deutschen Bundesrates und der gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat. 1992 wurde sie in den Geschäftsluhrenden Ausschuß des Bundessprecherrates von Bündnis 90 gewählt. 1993/94 war B. neben Ludger —»Volmer Sprecherin der Partei Bündnis 9 0 / D i e Grünen. Ihre Kandidaturen für den 13. Deutschen Bundestag 1994 sowie für das Abgeordnetenhaus Berlin 1995 blieben erfolglos. 1995 übernahm B. die Leitung des Berliner Büros der Bundestagsfraktion Bündnis 9 0 / D i e Grünen und wurde 1999 Referentin für Personalcntwicklung und Weiterbildung in der Bundestagsfraktion Bündnis 9 0 / D i e Grünen. Seit September 2000 ist sie Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. B. erhielt 1995 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: M. B., Berlin-Brandenburg im Gespräch mit Anna-Margarete Krätschell. In: Lebensläufe hüben und drüben. Hrsg. von Carl-Christoph Schweitzer, Dieter Haack, Annegret Krätschell und Johannes Richter. Opladen/Leipzig 1993, S. 21-33. - Bündnisgrüne im Feindesland? Die schwierige Zukunft einer deutsch-deutschen Partei. In: Differenz und Einheit. Über die kulturellen Unterschiede der Deutschen in Ost und West. Hrsg. von Lothar Probst. Berlin 1999. B i s m a r c k , Otto Fürst von, * 2 5 . 9 . 1 8 9 7 Schönhausen, t 2 4 . 1 2 . 1 9 7 5 Friedrichsruh. Landwirt, Diplomat, ev. B., ein Enkel des Reichskanzlers Otto von B., studierte nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg Rechtswissenschaft in Berlin und Kiel und legte 1921 die Erste Juristische Staatsprüfung ab. Anschließend bewirtschaftete er seine Güter. Von April 1924 bis Juli 1927 gehörte er für die Deutschnationale Volkspartei dem Reichstag an. Im Frühjahr 1927 trat B. in den Auswärtigen Dienst ein und war nach dem Diplomatenexamen vorübergehend an der Deutschen Gesandtschaft in Stockholm tätig. Im Mai 1928 wurde er Gesandtschaftsrat, später Botschaftsrat an der Deutschen Botschaft in London (bis 1936). Seit 1933 gehörte er der NSDAP an. Von Januar 1937 bis Frühjahr 1940 war er Dirigent der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, anschließend bis August 1943 Gesandter bei der Deutschen Botschaft in Rom. 1944 in den Wartestand versetzt, zog er sich auf den Familienbesitz Friedrichsruh zurück. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) vertrat er den Wahlkreis 14 (Herzogtum Lauenburg) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Atomfragcn (seit Januar 1956) und des 3. Sonderausschusses „Gemeinsamer Markt/Euratom", in der 2.-4. Wahlperiode des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. B. war Vi-

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zepräsident der Beratenden Versammlung des Europarates (1959/60 und 1961-66) und Mitglied der Versammlung der Westeuropäischen Union. 1965 erhielt B. das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. B i s m a r c k , Philipp von, * 19.8.1913 Jarchlin (Pommern, heute Jarchlino, Polen). Landwirt, Politikwissenschaftler, leitender Angestellter, ev. B., Sohn eines Rittergutsbesitzers, bestand 1931 die Reifeprüfung am Humanistischen Gymnasium Bad Doberan und erhielt eine vierjährige landwirtschaftliche Ausbildung. Seit 1935 leistete er Wehrdienst, ließ sich zum Offizier ausbilden und nahm 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil, zuletzt als Major i. G. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 studierte B. Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität Freiburg im Breisgau und legte 1948 das Erste Juristische Staatsexamen ab. 1950 wurde er mit der Arbeit Die Bedeutung des nationalökonomischen Datums „Technisches Wissen" in der Landwirtschaft zum Dr. rer. pol. promoviert. Seit 1950 in der Kali-Chemie AG Hannover tätig, hielt sich B. 1957 ein Jahr zu Studienzwecken in den USA auf und wurde 1958 stellvertretendes, 1960 zum ordentliches Vorstandsmitglied der Kali-Chemie AG. 1967-71 war B. Präsident, seit 1971 Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Hannover. Er engagierte sich im Bund der Vetriebenen, in dem er Mitglied des Ausschusses für Gesamtdeutsche Fragen wurde und den Vorsitz des Heimatkreis-Ausschusses Naugard übernahm. 1970 wurde er Sprecher der Pommerschen Landsmannschaft. B. trat in die CDU ein. Er war Mitglied des Vorstandes des Evangelischen Arbeitskreises der CDU, Mitglied des Vorstandes der CDU in Niedersachsen, Mitglied des Vorstandes der Hermann-Ehlers-Stiftung in Kiel und Mitglied des Bundesvorstandes der CDU. 1970 wurde er Sprecher des Wirtschaftsrates der CDU. 1978-89 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. Von 1969 bis zur Niederlegung des Mandat am 6.9. 1979 gehörte B. dem Bundestag an. In der 6. und 7. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 40 (Gifhorn); 1972 wurde er über die CDU-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. In der 6.-8. Wahlperiode arbeitete B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft mit, dem er in der 8. Wahlperiode von November bis Dezember 1978 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, in der 7. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (bis Oktober 1975) und Stellvertretendes Mitglied des Beirates des Bundestages für handelspolitische Vereinbarung (bis Juni 1973). B. erhielt 1979 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1983 den Stern, 1991 das Schulterband dazu, 1984 die Freiherr-vom-Stein-Medaille und 1989 das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion. B i t t e l m a n n , Otto, * 5 . 8 . 1 9 1 1 Schönholz (Mark Brandenburg), t 2 6 . 1 1 . 2 0 0 0 Walsrode. Landwirt, Verbandsfunktionär, ev. B. durchlief eine landwirtschaftliche Lehre und übernahm die Leitung der landwirtschaftlichen Betriebe der Siedlungsgesellschaft „Deutsche Erde" in Schwerin. Er war Betriebsleiter der Güterverwaltung Varchentin (Mecklenburg), 1940-45 Güterdirektor in Groß Jentsch bei Prag. 1945 ließ er sich als selbständiger Landwirt im Kreis Fallingbostel nieder und führte 1947-50 die Geschäfte des Kreisverbandes Fallingbostel im Niedersächsischen Landvolkverband. Seit 1950 war er Pächter des Gutes Bomlitz im Kreis Fallingbostel.

Bläss Β. hatte den Vorsitz der Förderungsgemeinschaft der deutschen Kartoffelwirtschaft innc, gehörte dem Vorstand der Saatguterzeugergemeinschaft Hannover an und war Vorsitzender der Saatbauinspektion Mitte der Landwirlschal'tskammer Hannover. 1961 trat B. in die CDU ein. Er wurde stellvertretender Vorsitzender des Kreis Verbandes Fallingbostel und Vorsitzender des Agrarausschusses des CDU-Bezirksverbandes Lüneburg. Er war Mitglied des Kreistages Fallingbostel und des Gemeinderates der Großgemeinde Bomlitz. In der 6. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 28 (Hoya) im Bundestag. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, dessen Stellvertretendes Mitglied er im Januar 1970 wurde. Außerdem war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in dem er seit Januar 1970 als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. B i t t n e r , Ingrid, * 16.4. 1944 Wernigerode, t 21.4.2002 Halle (Saale). Kinderärztin. B. besuchte die Erweiterte Oberschule, legte 1962 in Halberstadt das Abitur ab und studierte nach einem praktischen Jahr 1963-69 Medizin an der Humboldt-Universität in Berlin und an der Technischen Universität Magdeburg. 1969 bestand sie das Staatsexamen und wurde 1970 mit der Arbeit Seltene Erscheinungsformen der Lymphogranulomatose und des Retikulosarkoms unter besonderer Beachtung des Skelettsystems promoviert. 1974 Schloß sie die Ausbildung zur Fachärztin für Kinderheilkunde in Halberstadt ab. 1979-81 war sie Ärztin für Neugeborene, 1981/82 Kinderärztin in Algerien, 1982-86 zeitweise Kinderärztin in Mosambik und Straßburg, 1986-90 Kinderärztin in der Kreispoliklinik in Eisleben und seit 1991 dort niedergelassene Kinderärztin. 1985 trat B. in die SED ein. Bis 1990 war sie Mitglied des PDS-Kreisvorstandes Eisleben. Vom Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte sie der Volkskammer an (Wahlkreis 07, Listenplatz 5, Bezirk Halle) und war Mitglied des Petitionsund des Umwcltausschusses. Vom 3. 10. bis zum 20. 12.1990 gehörte B. dem 11. Deutschen Bundestag an. Ihre Kandidatur für den 12. Deutschen Bundestag 1990 war erfolglos. B l a c h s t e i n , Peter, * 30.4.1911 Dresden, | 4.10.1977 Hamburg. Buchhändicr, Journalist, konfessionslos. B., Sohn eines Textilkaufmanns und einer Bibliothekarin, ließ sich zum Buchhändler ausbilden, studierte dann an der Technischen Hochschule Dresden und nahm 1929-33 Schauspiel- und Regieunterricht. Er war Mitglied der Deutsch-Jüdischen Jugendgemeinschaft, seit 1929 der SPD und seit 1931 der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). 1933 von der Gestapo verhaftet, war er bis 1934 im Konzentrationslager Hohenstein in Haft. 1935 floh er über Prag und Danzig nach Oslo, wo er u. a. mit Willy —>Brandt zusammenarbeitete. 1936 kämpfte B. in der Republikanischen Armee im Spanischen Bürgerkrieg, Schloß sich 1937 nach der Spaltung der SAPD dem „Neuen Weg" an, geriet 1938 in Gefangenschaft katalanischer Stalinisten und floh über Frankreich nach Norwegen, 1943 nach Schweden. Dort studierte er Wirtschaftswissenschaften und Geschichte, war publizistisch, in Emigrantenhilfsorganisationen und nach Kriegsende für deutsche Kriegsopfer tätig. 1947 nach Deutschland zurückgekehrt, war er Feuilletonredaktcur des „Hamburger Echo". B. befürwortete früh die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu den sozialistischen Ländern Europas und war auf Vorschlag des damaligen Außenministers Willy —> Brandt 1968/69 Botschafter in Belgrad.

1955-68 gehörte er dem Verwaltungsrat des Norddeutschen Rundfunks an. B. war 1948-76 Mitglied des Landes Vorstandes der SPD Hamburg. Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 31.5.1968 gehörte B. dem Bundestag an. In der 1. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 1 [17] (Lokstedt), in der 3. und 4. Wahlperiode den Wahlkreis 17 (Hamburg III) und in der 5. Wahlperiode den Wahlkreis 14 (Eimsbüttel). 1953 wurde er über die SPD-Landesliste Hamburg in den Bundestag gewählt. Seit 1957 gehört er dem Vorstand der SPD-Fraktion an. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses gem. Art. 15 GG und des Untersuchungsausschusses zur Uberprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß), in der 1. und 2. Wahlperiode des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (in der 1. Wahlperiode seil Februar 1952). In der 1. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (seit Mai 1951) und dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik an. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Mitglied des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 2. (seit Januar 1956) und 4. Wahlperiode dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (seit Januar 1956) an. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses und des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik, dem er in der 3. Wahlperiode seit November 1958 angehörte. In der 4. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe und in der 5. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (bis Januar 1967), in dem er sich bis Mai 1968 als Ordentliches Mitglied engagierte. B. war Mitglied der Beratenden Versammlung der Westeuropäischen Union und des Europarates. Bläss, Petra, * 12.6.1964 Leipzig. Diplomlehrerin, konfessionslos. B., Tochter eines Theateriniendanten und einer Opern- und Operettensängerin, die später Souffleuse wurde, besuchte 1970-82 eine Polytechnische, anschließend eine Erweiterte Oberschule und legte 1982 das Abitur ab. 1982-87 studierte sie Germanistik, Geschichte und Pädagogik an der Humboldt-Universität Berlin. 1987-90 war sie Forschungsstudentin am Bereich Literaturwissenschaft der Sektion Germanistik, von Juni bis Dezember 1990 Redakteurin beim Deutschen Fernsehfunk. B. ist Mitglied des Kuratoriums der Bundesstiftung RosaLuxemburg - Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung e.V. 1986 trat B. in die SED ein, verließ 1990 die SED/PDS und wurde 1997 Mitglied der PDS. Im Dezember 1989 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Unabhängigen Frauenverbandes (UFV). Von Februar bis August 1990 war sie als unbelastete Kompromißkandidatin in der Nachfolge von Egon Krenz - Vorsitzende der Wahlkommission der DDR zu den ersten freien Volkskammer- und Kommunalwahlen. 1990 wurde B. als Parteilose über die PDS-Landesliste Berlin in den Bundestag gewählt, dem sie seit 1994 mit einem Mandat der PDS-Landeslistc Sachsen-Anhalt angehört. In der 12. Wahlperiode war sie frauen- und sozialpolitische Sprecherin, in der 13. Wahlperiode sozialpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion. In der 14. Wahlperiode ist sie frauenpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion. In der 12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Frauen und Jugend, im Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" und im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit, dem sie auch in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 12. Wahlperiode war

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Blank sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Oktober 1998 wurde B. Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. In der 14. Wahlperiode ist sie Stellvertretende Vorsitzende des Ältestenrates, Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Auf dem Weg in die Bürgerinnengesellschaft? In: Hans-Otto Mühleisen (Hrsg.): Welche Gesellschaft - wclchcs Deutschland? Politikerinnen der jungen Generation entwerfen Zukunftsbilder. Frankfurt am Main. 1999, S. 38-44. LITERATUR: Ulrike Heiwerth: P. B. In: Rupert Schick (Hrsg.): Der Bundestagspräsident, die Bundestagspäsidentin. Amt, Funktionen, Personen. 15., aktualisierte Aufl. München 1999, S. 190-196. B l a n k , Bertram, * 9.4. 1930 Bonn, t 23.5.1978 Bergisch Gladbach. Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. B. studierte 1960-65 Rechtswissenschaft in Bonn, Köln und Kiel, war Referendar in Köln und legte 1960 die Zweite Juristische Staatsprüfung in Düsseldorf ab. 1960-65 war er Assessor, später Regierungsrat in Köln und Schul- und Sportbaudezernent bei der Bezirksregierung in Köln. B. wurde stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Rheinisch-Bergischer Kreis. 1965-72 war er Erster Beigeordneter der Stadt Bensberg. 1972 wurde B. im Wahlkreis 66 (Rheinisch-Bergischer Kreis) direkt, 1976 über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er gehörte dem Schuldenausschuß bei der Bundcsschuldcnvcrwaltung an. Tn der 7. und 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses (in der 8. Wahlperiode bis Mai 1978), in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit April 1975), dem er in der 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte (bis Mai 1978). In der 7. und 8. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (in der 8. Wahlperiode bis Mai 1978). B l a n k , Joseph-Theodor, * 19.3.1947 Lüdenscheid. Jurist (Rechtsanwalt), Hochschullehrer. Nach dem Abitur 1966 studierte B. 1966-71 Rechts- und Staatswisscnschaftcn in Köln, legte 1972 das Rcfcrendarexamen ab, wurde 1974 mit der Arbeit Die staatliche Aufgabenplanung im Spannungsfeld von Regierung und Parlament zum Dr. jur. promoviert und bestand 1976 die Assessorprüfung. 1972-75 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Staatsrecht der Universität Köln. 1977 wurde er Lehrbeauftragter für öffentliches Recht an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen in Gelsenkirchen, später Honorarprofessor für Staats- und Verfassungsrecht. Seit 1983 ist er selbständiger Rechtsanwalt in Erkrath. B. ist stellvertretender Vorsitzender des Rundfunkrates der Deutschen Welle, Köln, und Vorsitzender der Vereinigung der Helfer und Förderer des Technischen Hilfswerkes in Nordrhein-Westfalen e.V., Gelsenkirchen. 1967 trat B. in die CDU ein. 1971-75 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union des Kreises Mettmann. 1971 wurde er Mitglied des Kreis Vorstandes der CDU, 1977 stellvertretender Vorsitzender der CDU des Kreises Mettmann. 1985/86 gehörte er dem Landesvorstand der CDU Rheinland an. 1986 wurde er Mitglied der CDU NordrheinWestfalen. 1975-79 warB. Mitglied des Kreistages des Kreises Mettmann, 1976-83 Mitglied der Geschäftsführung des Deutschen Städte- und Gemeindebundes.

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In der 10.-13. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 72 (Mettmann I) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. In der 10.-13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß, in der 10. Wahlperiode im Rechtsausschuß (bis Januar 1986). In der 10. und 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie an und arbeitete in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Oktober 1990) mit. In der 11. und 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses (in der 11. Wahlperiode bis November 1986), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 14. Wahlperiode ist B. Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. Er gehört der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO an. Kommunale Maßnahmen gegen AIDS. Handreichung. Recklinghausen 1989. - Freizeit und Umwelt. Erkrath 1991. VERÖFFENTLICHUNGEN:

Blank, Martin (Hans Werner), * 5.2.1897 Barmen (heute zu Wuppertal), f 11.3.1972 Bremen. Diplomvolkswirt, ev. Nach Besuch eines Humanistischen Gymnasiums nahm B. 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil und studierte Volkswirtschaftslehre in Bern, Münster und Tübingen. 1920 wurde er zum Dr. scient, pol. promoviert. B. war vorübergehend in der Kunstseiden- und Textilmaschinenindu strie, dann in einer Hütte in Oberhausen tätig und hatte 1922-39 die Leitung der Gutchoffnungshüttc Oberhausen innc. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und wurde 1945 wieder Direktor der Hütte Oberhausen. B. war einer der Verfasser des FDP-Wirtschaftsprogramms vom Januar 1948. In der 1. und 2. Wahlperiode gehörte B. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Bis Februar 1956 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion. Am 23.2.1956 trat er wegen der deutschland- und ostpolitischen Umorientierung seiner Partei und einer Koalitionsbildung mit der SPD mit 15 weiteren Abgeordneten aus der FDP aus. Die Gruppe bildete eine neue Fraktion („Arbeitsgemeinschaft Freie Demokraten", später „Demokratische Arbeitsgemeinschaft") und gründeten die Freie Volkspartei, die am 14.3.1957 mit der DVP fusionierte. In der 1. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (von Oktober 1951 bis Mai 1952, danach als Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Bücherei (bis Oktober 1950), im Untcrsuchungsausschuß zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951), im Untersuchungsausschuß zur Hauptstadtfrage (Spiegelausschuß, seit März 1953) sowie im Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden („Londoner Schuldenabkommen"). In der 1. und 2. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses gem. Art. 15 GG (in der 2. Wahlperiode seit März 1956) und des Haushaltsausschusscs, dessen stellvertretenden Vorsitz er in der 1. Wahlperiode (seit April 1952) und in der 2. Wahlperiode (bis Februar 1956 und wieder seit März 1956) innehatte. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Berlin, dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik, dem Ausschuß für Beamtenrecht (bis Juli 1951) und dem Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen bzw. dem Ausschuß für Fragen der europäischen Sicherheit (seit März 1953) an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im

Blank Ausschuß für Geschäftsordnung (bis Februar 1956 und wieder seit März 1956) und im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (seit Juli 1956) mit. Darüber hinaus war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung (bis Februar 1956 und wieder seit März 1956) und des Ausschusses für Geld und Kredit (seit März 1956). B. war Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und dort Vorsitzender des Ausschusses für Haushalt und Verwaltung. Blank, Renate, geb. Reichenberger, * 8.8.1941 Nürnberg. Bankangestellte, Einzelhändlerirl, kath. B. besuchte das Gymnasium, arbeitete anschließend als Bankangestellte und ist seit 1976 in Nürnberg selbständige Einzelhändlcrin in der Textilbranchc. B. gehört als Präsidiumsmitglied dem Bayerischen Einzelhandelsverband und dem Hauptverband des Deutschen Einzelhandels an. Sie ist stellvertretendes Mitglied des Beirates der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn, und Gründungsmitglied des Design-Forums Nürnberg e. V. 1974 trat B. in die CSU ein. Sie wurde Mitglied des Orts-, Kreis- und Bezirksvorstandes, stellvertretende Bezirksvorsitzende der Mittelstands-Union im CSU-Bezirksverband Nürnberg-Fürth, Schatzmeisterin der Mittelstands-Union Bayern, stellvertretende Kreis Vorsitzende der Frauen-Union und des Bezirksvorstandes der Frauen-Union NürnbergFürth-Schwabach. 1984-90 war sie Mitglied des Stadtrates in Nürnberg. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat B. den Wahlkreis 231 (Nürnberg-Süd) im Bundestag, in den sie 1998 über die CSU-Landesliste Bayern gewählt wurde. In der 12. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (seit Juni 1991), dem sie seit Februar 1992 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft gehörte sie in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation und der EnqueteKommission „Schutz des Menschen und der Umwelt". In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kultur und Medien. Blank, Theodor, * 19.9.1905 Elz, | 14.5.1972 Bonn. Metallarbeiter, Konstrukteur, Verbandsfunktionär, kath. Der Sohn eines Schreiners wurde nach dem Umzug ins Ruhrgebiet und dem Besuch der Volksschule zum Metallarbeiter ausgebildet. Auf dem zweiten Bildungsweg erwarb er daneben bis 1930 die Oberstufenreife. In zusätzlichen Lehrgängen eignete sich der bereits 1919 den Christlichen Gewerkschaften beigetretene B. die Grundzüge des Organisationswesens und der christlichen Soziallehre an und wurde 1930 zum Sekretär im Zenlralverband der Christlichen Fabrik- und Transportarbeiter gewählt. In seiner Gewerkschaftsarbeit Schloß er sich eng an das Konzept einer „Gemeinwirtschaft" an, wie es von Heinrich Pesch SJ wesentlich beeinflußt war. Unter prinzipieller Anerkennung von Privateigentum und unternehmerischer Verantwortung wurden darin als sozialpolitische Regulative eine Orientierung am Gemeinwohl, soziale Sicherheit für die Arbeitnehmer und die Gewährleistung ihrer institutionellen Berufsvertretungen gefordert. Die Zerschlagung der Gewerkschaften 1933 führte zur Entlassung B.s. Er nahm daraufhin seine schulische Fortbildung

wieder auf und holte 1936 das Abitur am Karl-HumannGymnasium in Essen-Steele nach. Ein Studium der Mathematik und Physik an der Universität Münster mußte er aus finanziellen Gründen abbrcchcn. Seine Arbeit als Konstrukteur in der Metallverarbeitung unterbrach er 1939 für ein Studium der Ingenieurwissenschaften an der Technischen Hochschule Hannover, das er nach wenigen Monaten wegen seiner Einziehung zum Wehrdienst abbrechen mußte. Den Zweiten Weltkrieg machte er als technischer Inspektor bei einer Panzerdivision mit. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nahm B. 1945 seine Gewerkschaftsarbeit in Dortmund wieder auf. Gegen die Zersplitterung in der Weimarer Zeit plädierte er als Mitbegründer des DGB wie viele seiner Generation für die Neugründung demokratischer Einheitsgewerkschaften auf der Basis weltanschaulicher Neutralität. 1948-50 gehörte er als 3. Vorsitzender dem Vorstand der IG Bergbau an. Bereits im Herbst 1945 war B. auch Mitglied der CDU geworden, die er als Fraktionsvorsitzender im Dortmunder Stadtparlament vertrat. Seit 1946 Mitglied der von den Briten ernannten Landesvertretung, ließ er sich 1947 für den Wahlkreis Altena in den Landtag von Nordrhein-Westfalen wählen. Seine Partei ordnete ihn gleichzeitig in den Frankfurter Wirtschaftsrat für die Bizone ab. Hier wurde er zum Verfechter von Ludwig —> Erhards Modell einer „sozialen Marktwirtschaft", das seinen frühen Vorstellungen von wirtschaftlicher Effizienz, sozialer Verantwortung und individueller Mitwirkung entsprach. 1949 wurde B. als Dircktkandidat für den Wahlkreis 35 [94] (Borken-Bocholt-Ahaus) in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis zu seinem Tod 1972 angehörte. In der 2.-4. Wahlperiode vertrat er mit einem Dircktmandat den Wahlkreis 94, in der 5. Wahlperiode den Wahlkreis 92 (Ahaus-Bocholt) im Bundestag, in den er 1969 über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. —»Adenauer berief den ausgewiesenen Sozialpolitiker am 23.10.1950 überraschend zum „Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen". An das Bundeskanzleramt angegliedert hatte das sogenannte „Amt Blank" einen westdeutschen Verteidigungsbeitrag im westlichen Bündnis organisatorisch vorzubereiten und dazu die militärischen Verhandlungen für die Schaffung einer „Europäischen Verteidigungsgemeinschaft" (EVG) zu führen. Mit seiner Hartnäckigkeit konnte B. die Spielräume für eine glcichbercehtigtc Partnerschaft der Bundesrepublik im Bündnis erweitern. Die Ernennung eines zivilen Sicherheitsbeauftragten setzte zudem ein Zeichen gegen jeden „militaristischen" Zuschnitt künftiger Streitkräfte. Nach dem Beitritt der Bundesrepublik zu WEU und NATO wurde er am 8.6.1955 zum ersten Verteidigungsminister der Bundesrepublik berufen. Unterstützt von einer „Großen Wehrkoalition" im Bundestag gelang 1955/56 die Einpassung der Wehrgesetzgebung in die Verfassungsordnung des Grundgesetzes. Primat der Politik, parlamentarische Konü'ollc der Streitkräfte und das Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform" gaben dafür die Richtgrößen ab. Ein stark ausgeprägter Hang zu militärischer Geheimhaltung belastete indes B.s Stellung im Parlament. Sein Rücktritt am 15. 10.1956 war Ausfluß einer „Aufbaukrisc", bedingt durch das nicht einzuhaltende Tempo des Wachstums der Bundeswehr innerhalb von drei Jahren. B. wurde jedoch bereits am 28.10.1957 als Arbeits- und Sozialminister erneut ins Kabinett berufen. Zum Ziel setzte er sich eine Sozialreform, die Privatinitiative mit sozialer Absicherung durch den Staat zu verbinden suchte. Seine Vorschläge zur Renten-, Krankenversicherungs- und Kindergeldreform gründete er auf das Prinzip der individuellen Bedürftigkeit. Gleichzeitig setzte er sich für die Vermögens-

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Bleiß bildung in Arbeitnehmerhand ein. Gegen den Widerstand der Verbände stieß sein Sozialpaket freilich an die Grenzen der Durchsetzbarkeit in Partei und Parlament. Seit 1964 im Präsidium der CDU, schied B. am 25.10. 1965 aus dem Kabinett aus. 1965-69 war er Mitglied des Parteivorstandes und stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Bundestag. In der 1. Wahlperiode arbeitete B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 GG (seit Dezember 1949), im Ausschuß für Wirtschaftspolitik (von November 1949 bis April 1951), im Ausschuß für Arbeit (von November 1949 bis Juni 1951), im Ausschuß gemäß Artikel 15 GG (seil November 1949) und im Untersuchungsausschuß zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (von Juni bis Dezember 1951) und dem Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftsloffvertriebs (seit März 1950) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verteidigung (seit November 1956), in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (seit November 1966) und in der 6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. VERÖFFENTLICHUNGEN: Aufgabe und Verantwortung. Bad Godesberg 1956. LITERATUR: Christian Greiner: Die Dienststelle B. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 17 (1975) S. 99-124. Hans-Otto Kleinmann: T. B. In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Bd. 6. Mainz 1984, S. 171-188. - Dieter Krüger: Das Amt B. Freiburg im Breisgau 1993. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Bruno Thoß B l e i ß , Paul, * 6 . 1 1 . 1 9 0 4 Berlin, t 17.4.1996 Minden. Bankkaufmann, Volkswirt, leitender Angestellter, ev. Nach dem Besuch der Mittelschule durchlief B., Sohn eines Kaufmanns, eine Lehre im Bankfach, studierte seit 1926 in Berlin und legte 1931 das Staatsexamen ab. 1937 wurde er mit der Arbeit Die Begrenzung des Kursrisikos bei Devisengeschäften. Unter besonderer Berücksichtigung der Vorzüge des Goldstandards in Berlin zum Dr. rer. pol. promoviert und war seit 1938 Betriebsprüfer. Nach Kriegsausbruch arbeitete B. in der Widerstandsbewegung unter General Thomas, mußte nach dessen Absetzung den Dienst quittieren und wurde Betriebsdirektor in Reichenbach (Vogtland). 1945/46 von der sozialdemokratischen Landesregierung zum Wirtschaftstreuhänder in Sachsen berufen, wurde B. 1946 der Wirtschaftssabotage verdächtigt und verhaftet. Nach seiner Entlassung Ende 1946 wechselte er in die Amerikanische Besatzungszonc (Schweinfurt). 1947/48 war er Abteilungsleiter bei der Verwaltung für Wirtschaft der Bizone in Minden. 1963-70 gehörte B. dem Vorstand der Salzgitter AG an. 1945 trat B. in die SPD ein. 1948/49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und der Interalliierten Stahlkommission. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat B. den Wahlkreis 51 bzw. 110 (Minden-Lübbecke) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffvertriebs, im Sondcrausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden („Londoner Schuldenabkommen", seit Mai 1953) und im Ausschuß für Geld und Kredit, dem er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. Außerdem war er in der 1. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Organisationsausschusses und des Haushallsausschusses. D e m Ausschuß gem. Art. 15 GG gehörte er in der 1.

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und 2. Wahlperiode als Stellvertretendes, dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik in der 1. Wahlperiode als Stellvertretendes (seit Februar 1952 als Ordentliches Mitglied) und in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehrswesen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen und des 3. Sonderausschusses Gemeinsamer Markt/Euratom. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 3. Wahlperiode außerdem dem Finanzausschuß und in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes an. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. B l e n s , Heribert, * 19.2. 1936 Köln. Jurist (Richter), kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums 1947-56 studierte B. 1956-60 Rechtswissenschaft in Köln und legte 1960 das Referendarexamen, 1964 das Assessorexamen ab. Anschließend studierte er Politische Wissenschaft und Volkswirtschaftslehre. 1966/67 war er Referent im Bundesarbeitsministerium, seit 1967 Richter am Verwaltungsgericht Köln. 1974 arbeitete er im Bundesinnenministerium und war 1975-83 Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Düsseldorf. B. gehörte bis 1987 dem Aufsichtsrat der Flughafen Köln/ Bonn GmbH an. 1955 trat B. in die CDU ein. 1969-87 war er Mitglied des Rates, 1975-87 Bürgermeister der Stadt Köln. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) vertrat B. den Wahlkreis 60 (Köln II) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. 1990 hatte er den Vorsitz des Vermittlungsausschusses inne. In der 10.-13. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied des Innenausschusses. In der 10. (seit Juni 1986) und 11. Wahlperiode (bis November 1989) engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichcrheit. In der 10.-11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (in der 10. Wahlperiode seit November 1985) an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie. In der 14. Wahlperiode ist B. Ordentliches Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Vermittlungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Gemeinsamen Ausschuß an. B l e s e r , Peter, * 2 3 . 7 . 1 9 5 2 Brachtendorf. Landwirtschaftsmcistcr, kath. B. besuchte 1959-67 die Volksschule in Brachtendorf, erhielt 1967-70 eine dreijährige Berufsausbildung zum Landwirtschaftsgehilfen im elterlichen Betrieb und besuchte 1971 / 7 2 und 1977/78 die Landwirtschaftliche Fachschule in Mayen. 1978 legte er die Meisterprüfung zum Landwirtschaftsmeistcr ab. 1985-92 war B. Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes Cochem-Zell, 1990-2000 Präsidiumsmitglied des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau e. V., 1987-99 Mitglied der Landwirtschaftskammer RheinlandPfalz und Vorsitzender des Ausschusses Nachwachsende Rohstoffe. Er ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main e.G., Köln, des Aufsichtsrates der Raiffeisenbank Kaisersesch-Kaifenheim e. G., Kaisersesch und des Aufsichtsrates der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Kaisersesch mbH, Kaisersesch. Er

Blohm gehört dem Verbandsrat des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Koblenz, an. 1970 trat B. in die Junge Union und die CDU ein. 1975-79 war er Gemeinde Vorsitzender der Jungen Union in Kaisersesch. 1992 wurde er Kreisvorsitzender des CDUVerbandes Cochem-Zell. 1984-91 gehörte er dem Gemeinderales Brachtendorf an. 1979 wurde er Mitglied des Kreistages Cochem-Zell, im Juni 1994 Mitglied des Verbandsgemeinderates Kaisersesch. 1983 kandidierte B. für den Rheinland-Plalzischen Landtag, dem er von Februar bis Mai 1987 angehörte. Seine Kandidatur 1987 war erfolglos. Seit 1990 vertritt B. den Wahlkreis 149 (Cochem) im Bundestag. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im EG-Ausschuß und im Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992). In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Verteidigungsausschuß und dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichcrhcit an. Bleyler, Hildegard, * 12.11.1899 Altkirch (Elsaß), t 6.2.1984 Freiburg im Breisgau. Rechts- und Staatswissenschaftlerin, Dozentin, Verwaltungsbeamtin, kath. Nach dem Besuch der Humanistischen Gymnasien in Altkirch, Metz und Mülhausen legte B., Tochter eines Justizrates und Notars, 1918 ihre Reifeprüfung ab und war bis Kriegsende im Hilfsdienst in Brüssel tätig. Nach der Ausweisung der Familie aus dem Elsaß studierte sie in München, Köln, Berlin und Freiburg im Breisgau Rechts- und Staatswissenschaften, Philosophie und Psychologie. Anschließend als Sozialfürsorgerin tätig, wurde B. 1923 in Freiburg mit der Arbeit Die sozialen Anschauungen des Mainzer Kreises zum Dr. rer. pol. promoviert. 1924 war sie Redaktionssekretärin bei der „Augsburger Post", 1925 Mitarbeiterin im Statistischen Landesamt Karslruhc und 1926/27 Verbandssekretärin im Verband der Gehilfinnen- und Beamtinnenvereine, 1928-30 und 1933 Dozentin für Volkswirtschaft und Sozialpolitik an der Oberschlesischen Fachschule für soziale Berufe in Beuthen. 1933-38 arbeitslos, lehrte sie gelegentlich an der Sozialen Frauenschule des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg. 1938-44 war sie Angestellte in der Arbeilseinsatzverwaltung im Bereich des Landesarbeitsamtes Bayern, zunächst beim Arbeitsamt Kempten, dann in Neu-Ulm. 1940 wurde sie in den Sudetengau versetzt und betätigte sich zuletzt als Berufsberaterin im Landesarbeitsamt Reichenberg. 1946-53 war sie Beamtin im Landesarbeitsamt Baden bzw. im Arbeitsamt Freiburg. 1958-74 engagierte sie sich als Landessozialrichterin beim Landessozialgericht in Stuttgart. Vor 1933 gehörte B. der Zentrumspartei an; nach 1945 trat sie der CDU bei. 1950-64 war sie Beisitzerin im Landesvorstand der CDU Baden. Sie gehörte dem Vorstand der Landesfrauenvereinigung der CDU Südbaden und der Bundesvereinigung der Frauen der CDU an. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) war B., jeweils über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Kriegsopferausschuß und im Arbeitsausschuß mit, dem sie auch in der 3. und 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 2. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge und des Gesundheitsausschusses (seit September 1955). Dem sozialpolitischen Ausschuß gehörte sie in der 2.-4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied

an. In der 3. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie und Jugendfragen (bis Januar 1960, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Familienausschusses und des Ausschusses für Entwicklungshilfe. B. erhielt 1965 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1976 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. LITERATUR: Renate Liessem-Breinlinger: Β., H. In: BadenWürttembergische Biographien. Hrsg. von Bernd Ottnad. Bd. 2. Stuttgart 1999, S. 59-61. Blöcker, Hans, * 17.4. 1898 Neumünster, f 15.6. 1988 Neumünster. Stellmachermeister, Techniker, Unternehmer, ev. B. besuchte die Oberrealschule, erlernte den Beruf des Stellmacher und Karosseriebauers und legte die Gesellenprüfung, später die Meisterprüfung ab. Er besuchte die Technische Wagcnbauschulc in Hamburg und arbeitete als Tcchnikcr und Konstrukteur in Halle und Berlin. 1939 übernahm er den väterlichen Betrieb eines Karosserie- und Fahrzeugbaus. Seit 1945 war B. Landesinnungsmeister SchleswigHolsteins, 1952-69 Vorsitzender des Handwerkerverbandes Schleswig-Holstein, danach Ehrenpräsident des späteren Wirtschaftsverbandes Schleswig-Holsteins und 1952-65 Vizepräsident der Handwerkskammer Lübeck. 1953 trat B. in die CDU ein. 1954-57 war er Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Am 8.11.1954 rückte B. über die CDU-Landesliste Schleswig-Holstein für den ausgeschiedenen Abgeordneten Kai-Uwe von —> Hassel in den Bundestag nach. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat er den Wahlkreis 10 (Segebcrg-Ncumünstcr) im Bundestag, dem er in der 5. Wahlperiode (1965-69) mit einem Mandat der CDULandesliste Schleswig-Holstein angehörte. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich (seit Februar 1955) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen (seil Februar 1955), des Ausschusses für Verkehrswesen (seit Januar 1957) und des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit Februar 1955, seit Januar 1957 Ordentliches Mitglied). In der 3. und 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Auschuß für Mittelstandsfragen, in der 3.-5. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Sozialpolitik (bis Mai 1962) und in der 5. Wahlperiode dem Innenausschuß an. Blohm, Irma, geb. Wolter, * 24.11.1909 Altona (heute zu Hamburg), f 29.1.1997 Hamburg. Medizinisch-technische Assistentin, cv. Nach dem Besuch einer Privatschule erwarb B. die Mittlere Reife. Seit 1945 war sie im Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf tätig, wo sie zweite Vorsitzende des Betriebsrates wurde. 1949 trat B. der CDU bei. Sie war bis 1953 Mitglied des Ortsausschusses Rahlstedt und des Bezirksausschusses Wandsbek. Seit 1953 gehörte sie der Hamburger Bürgerschaft an und war 1955 zugleich Deputierte der Sozialbehörde. 1957 wurde sie zweite Vorsitzende des Landesfrauenausschusses, Vorsitzende des Verbraucherausschusses und Mitglied des Gesundheitsausschusses der CDU. Sie war Stellvertretendes Mitglied im Postverwaltungsrat und Mitglied des Kunstbeirates des Bundespostministeriums. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) gehörte B., jeweils über die CDU-Landesliste Hamburg gewählt dem Bundestag an.

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Blücher Seit 1968 war sie stellvertretende Vorsitzende der C D U / CSU-Fraktion. In der 3. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (bis Oktober 1959), im Ausschuß für Familie und Jugendfragen (bis Januar 1958) und im Gesundheitsausschuß, dessen Ordentliches Mitglied sie auch in der 4. und 5. Wahlperiode war. Dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik gehörte sie in der 3. Wahlperiode (seit Februar 1958) als Ordentliches, in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 4. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (bis Januar 1965), in der 4. (seil Februar 1962) und 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Bundespost. In der 4. (seit Mai 1962) und 5. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem sozialpolitischen Ausschuß, in der 5. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß an. In der 5. Wahlperiode war sie Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses nach Art. 53 GG. B l ü c h e r , Franz, * 2 4 . 3 . 1 8 9 6 Essen, t 2 6 . 3 . 1 9 5 9 Bad Godesberg (heute zu Bonn). Kaufmännischer Angestellter, Prokurist, kath. B., Sohn eines Bergbau-Angestellten, Schloß das Humanistische Gymnasium 1914 mit dem Abitur ab und wurde bei Kriegsausbruch eingezogen. Als Oberleutnant war er bis 1919 in französischer Gefangenschaft. Ein Studium der Geschichte und Staatswissenschaften mußte er abbrechen, weil der Familie die Mittel dazu fehlten. Seit 1920 durchlief er eine kaufmännische Lehre und war als Prokurist in verschiedenen mittelständischen Industriebetrieben des Ruhrgebietes tätig. Hier machte er erste Bekanntschaft mit kommunalpolitischen Fragen, war vorübergehend Mitglied der Deutschen Volkspartci, doch politisch nicht aktiv. 1925 heiratete er Paula Grosse-Fric (1896-1981); das Paar hatte keine Kinder. Von 1926 an engagierte sich B. im Wohnungsbau, war seit 1930 Abteilungsleiter bei der Gemeinnützigen Aktiengesellschaft für Angestellten-Heimstätten, seit 1935 Abteilungsleiter und Prokurist bei der Firma Hochtief A G in Essen und Leiter eines Tochterunternehmens für den ArbeiterWohnungsbau. 1938-43 war er Prokurist im Bankhaus J. H. Vogeler in Düsseldorf und gehörte 1943-46 der Direktion der Essener Nationalbank AG an. Seit 1948 war er Mitglied und vorübergehend Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates des Instituts für Raumforschung. B. hat sich in der NS-Zeit politisch nicht betätigt. Nach 1945 wurde er Mitglied des Essener Bürgerausschusses und Mitbegründer der FDP auf städtischer wie überregionaler Ebene. Seit Januar 1946 war er im Vorstand der Zonenpartei, seil März 1946 Kreis Vorsitzender, seit Mai 1946 Vorsitzender der FDP in der britischen Zone. Der Schwerpunkt seines Engagements lag auf der Wirtschaftspolitik. 1946/47 war er Finanzminister im Kabinett - ^ A m e l u n x e n des Landes Nordrhein-Westfalen und zog im Frühjahr 1947 als Abgeordneter für die Stadt Essen in den Landtag ein. Von 1946 bis Oktober 1947 war er Vorsitzender des Beirats der Britischen Zone und von Herbst 1947 bis 1949 Mitglied des Frankfurter Wirtschaftsrates der Bizone. Dort übernahm er den Vorsitz des Finanzausschusses; an den Vorbereitungen zur Währungsreform war er maßgeblich beteiligt. Seit Dezember 1948 stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP, setzte B. auf eine Zusammenarbeit mit den Unionsparteien. 1949 wurde B. über die FDP-Landesliste NordrheinWcstfalcn in den Bundestag gewählt. Zunächst in Vertretung von Theodor —> Heuss, wurde er im April 1950 auch formell Bundesvorsitzender der FDP. Er übernahm die Leitung des Ministeriums für die Angelegenheiten des Marshallplans (seit 1953: für wirtschaftliche Zusammenarbeit), wurde Vizekanzler und vertrat eine sozialpolitisch (lankierte, das Privateigentum schützende Wirtschaftspolitik und eine strikte Rechts Staatlichkeit. Dies bedingte auch seine Haltung zur

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deutschen Frage. B.s demonstratives Eintreten für das „Recht auf den politischen Irrtum" machte die FDP jedoch anfällig für Unterwanderungsversuche durch ehemalige Nationalsozialisten, vor allem im niedersächsischen und nordrheinwestfälischen Landesverband. In der Naumann-Affäre von 1953 zeigte B. Führungsschwächen; den Zwiespalt zwischen „liberaler Milieupartei" und „nationaler Sammlungsbewegung" konnte er nicht auflösen, Abspaltungen jedoch vorerst noch abwenden. Ideologischen Rigorismus lehnte er ab, ließ jedoch selbst programmatischen Gestaltungswillen vermissen. B. galt als konziliant, verläßlich und als guter Redner. In der Presse wurde er bisweilen als „Prokurist der Bundespolitik" bezeichnet und mit Anthony Eden verglichen. Seit 1949 war B. als deutscher Vertreter beim Europäischen Wirtschaftsrat in Paris und 1949-51 bei der Internationalen Ruhrbehörde tätig; 1947-56 war er Präsident der deutschen Gruppe der Liberalen Weltunion und Mitglied des deutschen Rates der Europäischen Bewegung, seit 1955 stellvertretender Präsident des Ministerrates der OEEC. In einem Memorandum vom Herbst 1956 regte er an, den Begrenzungen des europäischen Binnenmarktes durch eine Öffnung der Märkte in den ehemaligen Kolonialgebieten zu begegnen. —> Adenauer verstand es, B. aus der Position des Außenministers fernzuhaltcn. Trotz gelegentlicher Differenzen, etwa über die Bindungsklausel des Deutschlandvertrags, stand B. zuverlässig zum Kanzler. Als die FDP bei der Wahl 1953 von 11,9 auf 9,5% zurückfiel, wurden B., der erneut über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag einzog, politische Unerfahrenheit und Loyalitätskonflikte zwischen Partei und Ministeramt angelastet. Auf dem Bundesparteitag im März 1954 stellte er sich nicht wieder zur Wahl. Sein weiteres Verhältnis zur FDP und zu seinem Nachfolger Thomas —> Dehler blieb spannungsgeladen. Entgegen dem Fraktionsentscheid stimmte B. im Februar 1955 als einziger FDP-Abgeordneter für das Saar-Abkommen; ein Rücktrittsangebot B.s lehnte Adenauer jedoch ab. Erst der Konflikt um die Wahlrechtsänderung im darauffolgenden Jahr sowie die innerparteiliche Krise nach dem Koalitionswechsel der FDP„Jungtürken" in Nordrhein-Westfalen veranlaßten B. zusammen mit 15 anderen Abgeordneten Anfang 1956, die FDPBundestagsfraktion zu verlassen. Als Arbeitsgemeinschaft Freier Demokraten (später Demokratische Arbeitsgemeinschaft) wurden sie anstelle der FDP Koalitionspartner der C D U / C S U . Nach dem Würzburger Parteitag im April 1956 traten die 16 Abgeordneten aus der FDP aus und gründeten unter dem Vorsitz von Victor-Emanuel —> Preusker die Freie Volkspartei. Sie stützte Adenauers Kurs der Westbindung, blieb jedoch ohne organisatorischen Unterbau und konnte sich trotz des Zusammengehens mit der Deutschen Partei im März 1957 bei Wahlen nicht behaupten. Nach der Bundestagswahl im September 1957, bei der er im Wahlkreis 56 (Göttingen-Münden) direkt gewählt worden war, verlor B. sein Ministeramt und Ende Februar 1958 sein Bundestagsmandat. Vom Januar 1958 bis zu seinem Tod war B. deutscher Vertreter und Vizepräsident bei der Hohen Behörde der Montanunion in Luxemburg. B. erhielt 1954 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: FDP-Bundesvorstand: Die Liberalen unter dem Vorsitz von Theodor Heuss und F. B. Sitzungsprotokolle 1949 bis 1954. Bearb. von Udo Wengst. 2 Bde., Düsseldorf 1990. - Friedrich Henning: F. B. In: Geschichte im Westen 11 (1997) S. 216-223. - Dirk van Laak: F. B. In: Torsten Oppelland (Hrsg.): Porträts der deutschen Politik 1949-1969. Bd. 1. Darmstadt 1999, S. 117-128. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz; weitere Überlieferungen im Archiv des Deutschen Liberalismus der FriedrichNaumann-Stiftung, Gummersbach. Dirk van Laak

Blumenfeld B l ü g e l , Rudolf, * 5 . 3 . 1 9 2 7 Neunkirchen (Saar), t 7 . 8 . 1 9 9 7 Neunkirchen (Saar). Maschinenschlosser, Maschinenbaumeister, technischer Angestellter, Fachschullehrer, ev. B. durchlief 1942-44 eine Lehre als Maschinenschlosser, war 1944/45 Soldat und befand sich bis 1947 in Kriegsgefangenschaft. 1948 legte B. die Facharbeiterprüfung ab und arbeitete bei den Saarbergwerken. Nach dem Besuch von Fachschulkursen bestand er 1953 die Meisterprüfung als Maschinenbauer. Er ließ sich zum Technischen Leiter fortbilden und arbeitete in dieser Posilion im Melallbereich. 1958 trat B. der CDU und der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) bei. Er war Mitglied des Stadtrates in Neunkirchen und stellvertretender Fraktionsvorsitzender. A m 2 0 . 7 . 1 9 7 9 rückte B. über die CDU-Landesliste Saarland für den ausgeschiedenen Abgeordneten Werner - ^ Z e y e r in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 8. Wahlperiode 1980 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit September 1979). B l ü m , Norbert, * 21. 7.1935 Rüsselsheim. Werkzeugmacher, Geisteswissenschaftler, Verbandsfunktionär, kath. B., Sohn eines Kraftfahrzeugschlossers und Busfahrers, durchlief nach dem Besuch der Volksschule seit 1949 eine Lehre als Wcrkzcugmachcr und arbeitete bei Opel in Rüsselsheim. 1949 wurde er Mitglied der TG Metall und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung. 1952-56 war er Vorsitzender der Betriebsjugendverlretung. 1957-61 besuchte er das Abendgymnasium in Mainz. 1961-67 studierte er mit einem Stipendium der VW-Stiftung in Köln und Bonn Philosophie, Germanistik, Geschichte, Theologie und Soziologie und wurde 1967 mit der Arbeit Willenslehre und Soziallehre bei Ferdinand Tönnies. Ein Beitrag zum Verständnis von „Gemeinschaft und Gesellschaft" zum Dr. phil. promoviert. B. gehört dem Unternehmensbeirat der Forum Finanz Vermögensberatungs- und -vermittlungs-AG, Bonn, und der Ruhrkohle AG, Essen, an. Er ist Vorsitzender der Kindernothilfe e.V., Duisburg, des Fördervereins der Klassischen Philharmonie Bonn und von R U G M A R K international, Köln. Seit 1950 gehört B. der CDU an. 1966-68 war er Redakteur der Zeitschrift „Soziale Ordnung", 1968-75 Hauptgeschäftsführer der Sozialausschüsse der ChristlichDemokratischen Arbeilnehmerschafl (CDA), 1974-77 Landesvorsitzender der CDU-Sozialausschüsse in RheinlandPfalz, 1977-87 Bundesvorsitzender der CDA, 1987-99 Vorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen und 1992-2000 stellvertretender Bundes Vorsitzender der CDU. 1981 wurde er Mitglied des Präsidiums der CDU. 1981/82 gehörte er dem Abgeordnetenhaus von Berlin an; er war Senator für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigter des Landes Berlin beim Bund. 1972, 1976 und 1980 wurde B. über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag gewählt. 1980/81 war er stellvertretender Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion. A m 15.6.1981 legte er sein Mandat nieder. Seit 1983 gehört B., jeweils über die CDU-Landcslistc Nordrhcin-Wcstfalcn gewählt, dem Bundestag an. 1982-98 war er Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. B. führte eine befristete Vorruhestandsregclung (1983), eine Hinterbliebenenrente mit Freibetrag (1984) und die Berücksichtigung eines Kindererziehungsjahres bei der gesetzlichen Rentenversicherung (1984) ein. 1985 wurde unter seiner Aufsicht der § 116 des Arbeitsförderungsgesetzes neu gefaßt. Mit der Strukturreform im Gesundheitswesen (seit 1989) und den Änderungen zur Rentenreform (seit 1992) brachte B. umstrittene

Vorhaben in den Bundestag ein, gab 1991 die Abteilung Krankenversicherung jedoch aus seinem Kompetenzbereich an das Gesundheitsministerium ab. 1995 wurde die Soziale Pflegeversicherung eingeführt und das „Entsendegesetz", das Lohndumping am Bau durch Billigarbeitnehmer aus anderen Staaten verhindern sollte sowie die umstrittene Kürzung der Arbeitslosenhilfe, 1996 die Neuregelung zur Frühverrentung und die Arbeitsteilzeit-Regelung verabschiedet. Im Mai 1996 übernahm B. die Leitung der Rentenkommission der Bundesregierung. In der 7.-9. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 8.Wahlperiode dem Finanzausschuß (bis April 1977) und in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. Im 14. Bundestag ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. VERÖFFENTLICHUNGEN: Reaktion oder Reform. Wohin geht die CDU? Reinbek bei Hamburg 1972. - Die Grenzen des Sozialstaates. Stuttgart 1976. - Gewerkschaften zwischen Allmacht und Ohnmacht. Bonn 1979, 3 1980. Werkstücke. Köln 1980. - Die Arbeit geht weiter. München 1983. - Leistungsprinzip und soziale Gerechtigkeit. Köln 1983. - Politik für die Reichen? Köln 1983. - Unverblümtes. Bergisch Gladbach 1985. - Ausbruch aus der therapeutischen Gesellschaft. Herford 1989. - 40 Jahre Sozialstaat Bundesrepublik Deutschland. Baden-Baden 1989. - Dann will ich's mal probieren. Bergisch Gladbach 1993. - Politik als Balanceakt. München 1993. - Sommerfrische - Regentage inclusive. Berlin 1995. - Diesseits und jenseits der Politik. Bonn 1998. LITERATUR: Jakob Moneta: Ν. Β. Herz-Jesu-Marxist oder kapitalistischer Propagandist? Frankfurt am Main 1985. Hans-Dieter Bamberger: Der Muntermacher. Aufstieg und Aussichten, Aktivitäten und Ansichten des Ν. B. Marburg 1987. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B l u m e , Friedrich, * 30. 1.1902 Davenstedt (heute zu Hannover), t 2 0 . 5 . 1 9 7 9 Rinteln. Maschinenschlosser, Parteifunktionär. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief B. 1916-20 eine Maschinenschlosserlehre und besuchte 1916-22 die Handwerker-, Kunst- und Gewerbeschule. 1920-33 war er als Maschinenschlosser tätig. Seit 1918 Mitglied der SPD, war B. 1936-39 politischer Häftling im Zuchthaus Hameln, 1942-45 Kriegsteilnehmer im Strafbataillon 999 und befand sich bis 1947 in britischer Kriegsgefangenschaft. Danach wieder Mitglied der SPD, wurde B. Geschäftsführer seiner Partei in den Landkreisen Grafschaft Schaumburg und Schaumburg-Lippe und war seit 1947 Mitglied des Kreistages des Landkreises Grafschaft Schaumburg. 1960 wurde er stellvertretender Landrat. In der 5. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 35 (Schaumburg) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (bis Dezember 1967). B l u m e n f e l d , Erik Bernhard, * 27.3.1915 Hamburg, f 10.4.1997 Hamburg. Unternehmer, ev. B. stammte aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie, legte 1933 das Abitur an der Schule in Salem ab und erhielt bis

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Blumenthal 1935 eine kaufmännische Ausbildung in England. Zu Studienzwecken hielt er sich auch in Frankreich und Skandinavien auf. Das Studium des Berg- und Hüttenwesens an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg wurde 1939 durch die Teilnahm am Zweiten Weltkrieg unterbrochen. 1941 als Gefreiter aus der Wehrmacht entlassen, wurde er 1942 wegen „Wehrkraftzersetzung" in das Konzentrationslager Auschwitz, später nach Buchenwald deportiert. Später erneut verhaftet, wurde er in ein Übergangslager gebracht, aus dem ihm mit der Hilfe von Gerd —»Bucerius die Flucht gelang. Bis zum Kriegsende hielt er sich bei Bucerius versteckt. Nach 1945 mit dem Wiederau fbau der väterlichen Betriebe beschäftigt, wurde B. Gesellschafter, Beiratsvorsitzender, Reeder und Buchverleger in verschiedensten Unternehmen. 1945 wurde er Mitglied, 1946 Vizepräsident der Hamburgischen Handelskammer. B. gehörte 1946-1955 und 1966-70 der Hamburger Bürgerschaft an. 1949 wurde er Vorsitzender der CDU-Fraktion, 1953 Fraktionsvorsitzender der Regierungskoalition des Hamburg-Blocks (CDU, FDP, DP). 1958-68 war er Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Hamburg, dessen Ehrenvorsitzender er 1968 wurde. In der 4.-8. Wahlperiode (1961-80) gehörte B., jeweils über die CDU-Landesliste Hamburg gewählt, dem Bundestag an. 1965 wurde er zu Vorgesprächen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel beauftragt. 1977-91 war B. Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Als Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates wurde er 1970 als erster Deutscher zum Vorsitzenden des Politischen Ausschusses gewählt; zugleich gehörte er der Versammlung der Westeuropäischen Union und der Nordallanlischen Versammlung an. Seit 1973 Mitglied des Europäischen Parlaments, übernahm er den Vorsitz der deutschen Gruppe im Parlamentarischen Rat der Europäischen Bewegung. In der 4. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, des Außenhandelsausschusses und des Wirtschaftsausschusses (seit Dezember 1963), dem er auch in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 4. und 5. Wahlperiode (bis November 1967) war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe. In der 5. und 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß und war in der 7. und 8. Wahlperiode dessen Stellvertretendes Mitglied. Dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen gehörte er in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Profile. Persönliches und Politisches 1955-1970. München 1970. Blumenthal, Antje, geb. Meißner, * 25.12.1947 Itzehoe. Verwaltungsbeamtin, ev. B. wurde in der Steuerverwaltung der Stadt Hamburg ausgebildet und war anschließend mit wechselnden Aufgaben in Finanzämtern und der Oberfinanzdirektion Hamburg tätig, zuletzt als Regierungsrätin. B. ist Mitglied des Rundfunkrates des Norddeutschen Rundfunks, Hamburg, und Beisitzerin im Vorstand der Stiftung Christlich-Soziale Politik e.V., Königswinter. 1966 trat B. in die CDU ein. 1974-89 war sie Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, von November 1986 bis Mai 1987 und von September 1989 bis November 2001 Mitglied der Hamburgischcn Bürgerschaft. 1992 wurde sie stellvertretende Landes Vorsitzende des CDULandesverbandes Hamburg. Von Oktober 1997 bis September 2001 war sie Vorsitzende der Hamburgischen CDUBürgerschaftsfraktion, 1993-97 und von 1999 bis September 2001 Vorsitzende der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales der CDU-Bürgerschaftsfraktion. 1989 wurde B. Landesvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitneh-

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merschaft (CDA), 1993 stellvertretende Bundesvorsitzende der CDA. Am 8.11.2001 rückte B. für die ausgeschiedene Abgeordnete Birgit —» Schnieber-Jastram in den Bundestag nach. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. Blunck, Lieselott (Lilo), geb. Schiel, * 19. II. 1942 Bad Segeberg. Industriekauffrau, Erzieherin, Verwaltungsbeamtin. B. besuchte das Gymnasium bis zur Mittleren Reife 1959 und durchlief eine Lehre als Industriekauffrau. 1961 legte sie die Kaufmannsgehilfenprüfung ab und besuchte 1972-74 die Fachschule für Pädagogik in Schleswig, die sie mit der Staatsprüfung für Erzieher abschloß. 1973-77 war sie bei der Arbeiterwohlfahrt, danach bis 1981 bei der Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig tätig. B. wurde Mitglied der Arbeiterwohli'ahrt (1977) und der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen. 1978-81 war sie Ehrenrichterin beim Verwaltungsgericht Schleswig. 1971 trat B. in die SPD ein. 1974-76 war sie stellvertretende Kreisvorsitzende, 1979/80 Ortsvcrcinsvorsitzcnde. Am 30.1.1981 rückte B. über die Landesliste SchleswigHolstein für den ausgeschiedenen Abgeordneten Reinhard —»Ueberhorst in den Bundestag nach, dem sie, jeweils über die Landesliste Schleswig-Holstein gewählt, bis 1998 angehörte. Sie war verbraucherpolitische Sprecherin und Mitglied des Vorstandes der SPD-Fraktion. In der 9. (seit Februar 1981) und 10. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ernährungsausschuß und war in beiden Wahlperioden Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (in der 9. Wahlperiode seit Februar 1981). Dem Wirtschaftsausschuß gehörte sie in der 9. Wahlperiode (seit Februar 1982) als Stellvertretendes, in der 11. (seit Juni 1989) und 12. Wahlperiode als Ordentliches und in der 13. Wahlperiode erneut als Stellvertretendes Mitglied an. In der 10. und 12. Wahlperiode war sie Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied (seit Oktober 1989 wieder Stellvertretendes Mitglied) des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 10. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem 3. Untersuchungsausschuß „Neue Heimat", in der 11. Wahlperiode dem Rechtsausschuß (bis Oktober 1990), dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Oktober 1990), der Parlamentarischen Versammlung des Europarats und dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (seit Dezember 1989) an. In der 12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im EG-Ausschuß und im Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) mit. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union und Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien". B. gehörte auch der Parlamentarischen Versammlung der Westeuropäischen Union an. Blunk, Michaela, * 25.2.1943 Berlin. Lehrerin, Historikerin, Angestellte. Nach dem Abitur 196 studierte B. Englisch und Pädagogik in Hamburg und war nach der ersten Lehrerprüfung 1966-79 Lehrerin an Volks- und Realschulen in Hamburg und Lübeck. 1969 legte sie die zweite Lehrerprüfung ab. 1970-74 studierte sie Geschichte, Englisch und Pädagogik in Kiel, wo sie 1983 mit der Arbeit Der Handel des Lübecker Kaufmanns Johan Glandorp an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert zum Dr. phil. promoviert wurde. 1979 wurde sie Studienleiterin am Institut für Praxis und Theorie der Schule in Lübeck.

Bodensteiner Seit 1986 Mitglied der FDP, war B. 1987/88 Kreisvorsitzende in Lübeck und 1988-92 Mitglied des Kreisvorstandes Lübeck. 1988 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes Schleswig-Holstein, 1991 Vorsitzende des Bundesfachausschusses Außen-, Europa- und Entwicklungspolitik der FDP. Am 7. 8.1992 rückte B. über die FDP-Landesliste SchleswigHolstein für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wolfgang - » Kubicki in den Buundestag nach, dem sie bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. Bock, Paul, * 29.7.1890 Lübeck, f 23.3.1968 Lübeck. Kaufmann, cv. Nach dem Bcsuch des Humanistischen Gymnasiums in Lübcck und Lüneburg erhielt B. cinc kaufmännische Ausbildung in Lübeck, Rostow am Don und St. Petersburg. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil, zuletzt als Offizier. B. war internationaler Spediteur und Alleininhaber der Firma J. G. Nöltingk & Cordes. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde er 1947 Handelsrichter in Lübeck, Vorsitzender der Fachvcrcinigung Spedition und Lagcrci in Schleswig-Holstein und Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Spedition und Lagerei im Bundesgebiet. Seit 1919 Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, wurde B. Mitglied des Vorstandes in Lübeck. 1945 wurde er von der englischen Militärregierung in den „SiebenerAusschuß" zur Vorbereitung demokratischer Einrichtungen in Lübeck berufen. B. gehörte 1946 zu den Begründern der CDU in Lübeck und war 1946/47 Mitglied des Parteiausschlusses in der Britischen Zone. 1946/47 und 1950/51 gehörte er der Lübecker Bürgerschaft an. In der 2. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 9 (Lübeck) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen, des Ausschusses für Verkehrswesen und des Ausschusses für das Post- und Fernmcldewcscn sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1955). Bock, Thea, geb. Burmester, * 6.5.1938 Hamburg. Sportlehrerin, Angestellte. Nach der Mittleren Reife besuchte B. die höhere Handelsschule, wurde Turn- und Sportlehrerin in Saarbrücken, arbeitete in diesem Beruf in Vereinen und an einem Gymnasium in Hamburg und war auch als Bank- und Verwaltungsangestellte tätig. 1981 wurde sie Mitglied der Grün-Alternativen Liste Hamburg und gehörte 1982-84 und 1986-88 der Hamburger Bürgerschaft an. 1988 trat sie aus der Partei aus und Schloß sich 1990 der SPD an. Am 4.7.1991 rückte B. über die SPD-Landesliste Hamburg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Peter —» Zumkley in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. Sie war Ordentliches Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses (seil Februar 1992). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Haushaltsausschuß (seit Oktober 1991), dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit Oktober 1992) und dem Rechtsausschuß (seit November 1992) an. Bockelberg, Helmut von, * 20.10.1911 Wilmersdorf (heute zu Berlin), t 29.3.1996 Staffelstein. Offizier, Steuerberater, ev. B. besuchte ein Humanistisches Gymnasium, legte 1930 das Abitur ab und trat als Offiziersanwärter in die Rcichswehr ein. Er nahm am Zweiten Weltkrieg in verschiedenen Frontund Generalstabsstellungen teil und kehrte 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. 1949 wurde B. Helfer in Steuersachen, war seit 1951 selbständig und legte 1957 das Steuerberaterexamen ab. 1961 wurde B. Präsident der Steuerberaterkammer Münster, 1967 erster Vizepräsident der Bundessteuerberaterkammer.

1958 trat B. in die CDU ein. 1960-70 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Bielefeld. 1958-64 gehörte er dem Kreistag des Landkreises Bielefeld an; 1960-64 war er Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender des Finanzausschusses. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) gehörte B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an In der 6. und 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Pctitionsausschuß und im Finanzausschuß. In der 7. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des 2. Sonderausschusses (zur Vorbereitung und Erarbeitung eines Gesetzes zur Ausführung des Artikel 48 GG) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Februar 1973). Bodelschwingh, Ernst von, * 8.9.1906 Bethel (heute zu Bielefeld), f 2.4.1993 Bielefeld. Diplomlandwirt, cv. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Bielefeld legte B., Sohn eines Theologen, 1927 die Reifeprüfung ab und durchlief eine landwirtschaftliche Lehre in Westfalen. 1929-32 studierte er Landwirtschaft in Bonn, Zürich und Königsberg und Schloß die Ausbildung 1932 mit dem Diplom ab. B. war Land- und Forstwirt in Westfalen, Hannover, Hessen und Ostpreußen. Seit 1938 bewirtschaftete er den Familienbetrieb bei Kamen. B. war Mitglied des Vorstandes der Anstalt Bethel und Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen. 1948 trat B. in die CDU ein und wurde Mitglied des Kreistages Unna. In der 2. und 3. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 120 (Unna-Hamm) im Bundestag, dem er in 4. Wahlperiode mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen angehörte. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (von Dezember 1953 bis Februar 1955), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit April 1954), des 2. Untersuchungsausschusses (Bereinigung des Reichs- und Bundesrechts) und des 2. Sonderausschusses „Wasserhaushaltsgesetz", dessen Ordentliches Mitglied er im April 1957 wurde. Dem Ausschuß für Besatzungsfolgen gehörte er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes, seit Februar 1955 als Ordentliches und seit Februar 1957 erneut als Stellvertretendes Mitglied an. In der 3. und 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wohnungswesen und Bodenrecht bzw. im Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Sozialpolitik. Außerdem war er in der 3. (seit Oktober 1960) und 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge bzw. des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfc. Bodensteiner, Hans, * 18.11.1912 Rückersrieth, f 8.4.1995 Unkel. Verwaltungsangestellter, lurist, Volkswirt, kath. B., Sohn eines Kleinbauern, der im Ersten Weltkrieg fiel, besuchte bis zum Abitur 1933 das Humanistische Gymnasium in Weiden, war 1933-35 im Verwaltungsdienst der Reichsbahn tätig und studierte anschließend in Würzburg Rechtswissenschaft und Nationalökonomie. 1939 legte er das Juristische, 1940 das Volkswirtschaftliche Staatsexamen ab. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. 1944/45 befand sich B. wegen „Wehrkraftzersetzung" in Untersuchungshaft. Nach der Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft im Herbst 1945 übernahm er die Leitung des Wirtschaftsamtes

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Bodewig und der Sparkasse im Kreis Vohenstrauß und wurde Vorsitzender der mit der Entnazifizierung beauftragten dortigen Spruchkammer. 1945 Schloß sich B. der CSU an. 1946-49 war er Landrat des Landkreises Neustadt an der Waldnaab. 1952 trat er aus der CSU aus und gehörte zu den Begründern der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP), deren Generalsekretär er wurde. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat B. den Wahlkreis 23 [2181 (Tirschenreuth) im Bundestag. B., der in der Wirtschaftspolitik der Regierung christliche Prinzipien mißachtel sah, stimmte gegen das Einkommenssteuergesetz. Nach kritischen Stellungen gegen die Außenpolitik und die Wiederaufrüstungspolitik Konrad —> Adenauers wurde B. aufgrund der Veröffentlichung des Beitrags Deutschlands Aufgabe in der heutigen Weltpolitik in der Zeitschrift „Die Besinnung" im September 1952, in dem er Verhandlungen mit der Sowjetunion forderte, am 14.11.1952 aus der CSULandesgruppe ausgeschlossen. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität (bis April 1950), im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (bis April 1950) und im Ausschuß für Beamtenrecht (bis April 1950 und von Juni 1951 bis November 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von Februar 1951 bis November 1952) und dem Ausschuß gem. Art. 15 GG (von September 1951 bis November 1952) an. Nach der Bundestagswahl 1953, bei der die GVP 1,2% der Stimmen erhielt, zog sich B. aus der Politik zurück und gründete in Unkel einen landwirtschaftlichen Betrieb für Obst und Gemüse. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die deutsche Aufrüstung. Ein Beitrag zum Krieg oder zum Frieden. In: Die Besinnung, 1952. - Theorie und Wege einer sozialen Reform zur friedlichen Ueberwindung des Bolschewismus. Nürnberg 1952. Thesen zum deutschen Wiederaufbau. In: Die Besinnung, Heft 1, 1953. LITERATUR: Diether Koch: Ein Politiker der ersten Stunde. H. B. zum 80. Geburtstag. In: Junge Kirche. Eine Zeitschrift europäischer Christen 53 (1992) S. 639-644. - Arno Klönne: „Die Besinnung". Eine konservative Alternative in der Nachkriegszeit. In: Jörg Wollenberg (Hrsg.): „Von der Hoffnung aller Deutschen". Wie die BRD entstand. 1945 bis 1949. Köln 1991, S. 266-280. - Peter Weiß: Christlich und sozial. Erinnerung an H. B. MdB (1912-1995). Weiden 1998. Bodewig, Kurt, * 26.4.1955 Rheinberg. Kaufmann, Verbandsfunktionär, Gewerkschaftsfunktionär. Nach dem Besuch der Volks- und Realschule ließ sich B., Sohn eines Konditors, nach der Mittleren Reife an der Fachoberschule Wirtschaft in Grevenbroich zum Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft ausbilden und legte 1976 das Fachabitur ab. 1976-81 war er als Wohnungskaufmann bei der Stadtsparkasse Düsseldorf und in Bau- und Wohnungsunternehmen tätig, übernahm 1981 die Leitung der Verwaltungsstelle Zivildienst beim Bezirksverband Niederrhein der Arbeiterwohlfahrt e.V. und wurde 1986 Abteilungsleiter Sozialpolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund, Landesbezirk Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. B. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen EnergieAgentur GmbH, Berlin und Vorsitzender des Vereins Neue Gesellschaft Niederrhein, Kerken-Stenden. Seit 1975 Mitglied verschiedener DGB-Gewerkschaften, ist er derzeit Mitglied der ver.di. 1973 trat B. in die SPD ein. 1982-88 war er JusoBezirksvorsitzender Niederrhein. Seit 1984 gehört er mit zweijähriger Unterbrechung dem SPD-Bezirksvorstand an. Er wurde auch Mitglied des Parteirates und ist seit 1995 Vorsitzender der SPD im Kreis Neuss. Im November 2001 wurde er Beisitzer im SPD-Parteivorstand.

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1988 wurde B. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit und war Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses sowie des Ausschusses für Gesundheit. Vom März bis November 2000 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Im November 2000 wurde er Bundesminister für Verkehr, Bauund Wohnungswesen. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. B ö g e r , Rolf, * 9. 8.1908 Strasburg (Wcstprcußcn), t 17.1.1995 Detmold. Jurist (Rechtsanwalt, Justitiar), leitender Angestellter. B. besuchte ein Humanistisches Gymnasium, legte die Reifeprüfung ab, studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten München, Innsbruck und Frankfurt am Main und legte beide Straßprüfungen ab. 1934 wurde er in Erlangen mit der Arbeit Der Mieterstreik und seine zivilrechtlichen Folgen zum Dr. jur. promoviert. Seit 1934 war er Justitiar in der Direktion des Mitteleuropäischen Reisebüros in Berlin. 1939/40 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, wurde unabkömmlich gestellt und hatte 1940-45 den Vorsitz des Verwaltungsrates der Ccdok-Reiscagcntur in Prag inne. 1945-47 war er Prokurist in der Direktion des Deutschen Reisebüros. 1947 trat er in die Industrie- und Handelskammer Deutschlands ein und wurde 1954 Hauptgeschäftsführer. 1953 Schloß sich B. der FDP an. Er war Fraktionsvorsitzender im Rat der Stadt Detmold. 1956 wurde er Mitglied der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, 1964 Vorsitzender der FDP-Fraktion. Am 25.1.1973 rückte B. über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgcschicdcncn Abgeordneten Rudolf —> Augstein in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 7. Wahlperiode 1976 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses (bis Januar 1975 und wieder seit Februar 1976). B ö h m , Franz (Josef Emil), * 16.2.1895 Konstanz, f 26.9.1977 Rockenberg (Wetteraukreis). Jurist, Hochschullehrer, ev. B„ bekennender Christ, Sohn eines Juristen und späteren badischen Kultusministers, besuchte von 1905 bis zum Abitur 1913 das Humanistische Gymnasium in Karlsruhe. Als Einjährig-Freiwilliger diente er seit Herbst 1913 in der badischen Armee. Im Ersten Weltkrieg bereits im August 1914 leicht verwundet, wurde er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 1918 nahm er als Leutnant im Deutschen Asienkorps am Palästina-Feldzug teil. B. studierte Rechtswissenschaft an der Universität Freiburg im Breisgau und legte 1922 die Erste, 1924 die Zweite Juristische Staatsprüfung dort ab. Ende 1924 wurde er Staatsanwalt beim Landgericht Freiburg. 1925-31 war er als Sachbearbeiter im Kartellreferat des Reichswirtschaftsministeriums in Berlin tätig. 1926 heiratete er Mariella Ceconi, Tochler von Ricarda Huch. B. wurde 1932 an der Universität Freiburg von Heinrich Hoeninger promoviert; im darauffolgenden Jahr habilitierte er sich für Handels- und Wirtschaftsrecht. Sein Buch Wettbewerb und Monopolkampf (1933) faßt Dissertation und Habilitationsschrift zusammen. B. lehrte als Privatdozent bis 1936 an der Universität Freiburg. 1936-38 hatte er die Vertretung eines Lehrstuhls für Bürgerliches Recht und Arbeitsrecht an der Universität Jena inne. 1938 wurde ein Dienststrafverfahren gegen ihn wegen Kritik an der NS-Rassenpoiitik eingeleitet, das 1940 mit der Entziehung der Lehrbefugnis und der Versetzung in den Wartestand endete. 1945 wurde B. ordentlicher Professor an der Universität Freiburg und zum Prorektor gewählt. Er lehrte 1946-62 an der Universität

Böhm Frankfurt am Main und war 1948/49 dort Rektor. B. war Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundeswirtschaftsministcrium (bzw. der bizonalen Verwaltung für Wirtschaft) von dessen Gründung im Januar 1948 bis 1977 und gehörte dem Vorstand der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit an. 1945 trat B. der CDU bei, nachdem er bereits 1924/25 kurzzeitig Mitglied der DVP gewesen war. 1945/46 übte er das Amt des hessischen Ministers für Kultus und Unterricht in der Regierung Karl Geiler aus. Als Bundeskanzler Konrad —»Adenauer in der Regierungserklärung vom 27.9.1951 die deutsche Pflicht zur Wiedergutmachung an den Juden anerkannt hatte, wurde B. auf Vorschlag seines Frankfurter Kollegen Walter —»Hallstein, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, zum Leiter der deutschen Delegation für die Verhandlungen mit Israel und der Conference on Jewish Material Claims against Germany in Wassenaar bei Den Haag ernannt. Die seit dem 21.3.1952 geführten Gespräche gestalteten sich schwierig. Nicht nur stießen sie in der israelischen Öffentlichkeit teilweise auf massive Kritik, sondern sie überschnitten sich auch mit der Londoner Schuldenkonferenz. Hermann Josef Abs, der Leiter der deutschen Delegation in London, befürchtete negative Rückwirkungen auf die Konzessionsbereitschaft der Gläubigervertreter durch rasche Zusagen gegenüber Israel und der Claims Conference. Finanzminister Fritz —»Schäffer wehrte sich gegen eine finanzielle Überforderung des Bundeshaushalts. Es bedurfte der Rücktrittsdrohungen von B. und seines Stellvertreters Otto Küster sowie amerikanischen Drucks und einer von Israel herbeigeführten Unterbrechung der Verhandlungen, damit die Bundesregierung ein Angebot in Höhe von rund 3,5 Mrd. DM unterbreitete, das von jüdischer Seite schließlich akzeptiert wurde. Das Wiedergutmachungsabkommen wurde am 10.9.1952 in Luxemburg unterzeichnet. B. war 1953-65 Mitglied des Bundestages, in der 2. und 3. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 142 (Frankfurt/Main III), in der 4. Wahlperiode mit einem Mandat der CDU-Landesliste Hessen. Als Mitglied des Bundestages setzte er sich weiter für die Entschädigung der Opfer des Nationalsozialismus ein. 1955-65 war er stellvertretender Vorsitzender des Wiedergulmachungsausschusses, dem er als Ordentliches Mitglied seit der Einsetzung des Ausschusses 1954 angehörte. In der 2. Wahlperiode arbeitete B. auch als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik, in der 3. und 4. Wahlperiode im Wirtschaftsausschuß mit. In der 2. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht und des Ausschusses gemäß Art. 15 des Grundgesetzes sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an. Bekanntgeworden war B. vor allem als einer der „Väter der Sozialen Marktwirtschaft". Bereits in Freiburg arbeitete er u. a. mit Walter Eucken zusammen und war einer der Begründer der Freiburger Schule. 1937 wurde die von ihm mitherausgegebene Schriftenreihe, die den programmatischen Titel „Ordnung der Wirtschaft" trug, mit seiner Studie Die Ordnung der Wirtschaft als geschichtliche Aufgabe und rechtsschöpferische Leistung eröffnet. Darin führte B. aus, „daß Wettbewerb eine öffentlich-rechtliche Veranstaltung ist, die vom Staat zum Behuf der Ordnung der Märkte eingesetzt wird", und er äußerte gewisse Hoffnungen, daß der NS-Staat im Zuge der Durchführung des Vierjahresplans eine solche Wettbewerbsverfassung gegen den Widerstand aus der Wirtschaft etablieren könnte (S. 180 f.). Nach dem Krieg arbeitete B. in einer Gruppe unter dem Vorsitz von Paul Josten am Entwurf eines radikalen Anti-Kartell- und Anti-Monopol-Gesetzes mit, der jedoch nicht verwirklicht

wurde. Er unterstützte Ludwig —»Erhard bei dessen Kampf um das Kartellverbot. Am 16.3.1955 brachte er selbst mit einigen Fraktionskollegen den Entwurf eines Kartellverbotsgesetzes im Bundestag ein als Antwort auf einen sehr kartellfreundlichen Entwurf einer anderen Gruppe seiner Fraktion. Bei der Beratung des Regierungsentwurfs im Wirtschaftspolitischen Ausschuß setzte sich B. für die Aufrechterhaltung des von den Alliierten 1947 verhängten grundsätzlichen Kartellverbots ein. Tatsächlich wurde es, allerdings durch zahlreiche Ausnahmen verwässert, in das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (1957) aufgenommen. B. war Mitherausgeber der „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft" und des Jahrbuchs „Ordo". VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Wettbewerb als Instrument staatlicher Wirtschaftslenkung. In: Günter Schmöldcrs (Hrsg.): Der Wettbewerb als Mittel volkswirtschaftlicher Leistungssteigerung und Leistungsauslese (Schriften der Akademie für Deutsches Recht, Gruppe Wirtschaftswissenschaft, Heft 6). Berlin 1942, S. 51-98. - Der Antisemitismus und die Deutschen. Eine deutsche Aufgabe. Offener Brief an die Antisemiten unter uns. In: Die Gegenwart 1952. Reden und Schriften. Über die Ordnung einer freien Gesellschaft, einer freien Wirtschaft und über die Wiedergutmachung. Hrsg. von Ernst-Joachim Mestmäcker. Karlsruhe 1960. - Die deutsch-israelischen Beziehungen. In: Frankfurter Hefte 1965. - Das deutsch-israelische Abkommen 1952. In: Konrad Adenauer und seine Zeit. Hrsg. von Dieter Blumenwitz u. a. Bd. 1. Stuttgart 1976, S. 437-65. - Freiheit und Ordnung in der Marktwirtschaft. Hrsg. von Ernst-Joachim Mestmäcker. Baden-Baden 1980. LITERATUR: Christine Blumenberg-Lampe: F. B. In: Günter Buchstab und Klaus Gotto (Hrsg.): Die Gründung der Union. Traditionen, Entstehung und Repräsentanten. München 1981, S. 234-247. - Alexander Hollerbach: Wissenschaft und Politik. Streiflichter zu Leben und Werk F. B.s (1895-1977). In: Festschrift zum 65. Geburtstag von Paul Mikat. Berlin 1989, S. 283-99. - Rudolf Wiethölter: F. B. (1895-1977). In: Bernhard Diestelkamp und Michael Stollcis (Hrsg.): Juristen an der Universität Frankfurt am Main. Baden-Baden 1989, S. 208-252. - Ernst-Joachim Mestmäcker: B., F. In: Baden-Württembergische Biographien. Hrsg. von Bernd Ottnad. Bd. 1. Stuttgart 1994, S. 34-37. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Christoph Buchheim Böhm, Fritz, * 22.2.1920 Jägerndorf. Kaufmännischer Angestellter, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und der Bürgerschule durchlief Β. eine kaufmännische Lehre und war anschließend als kaufmännischer Angestellter in der Textilbranche tätig. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1950 wurde er Lagerarbeiter bei der Auto-Union GmbH, 1952 hauptamtlicher Betriebsratsvorsitzender. Er war Mitglied des Aufsichtsrates der Audi NSU Auto Union AG, Neckarsulm/ Ingolstadt. B. trat in die SPD ein. 1925-63 war er Mitglied des Stadtrates in Ingolstadt und 1958-65 Mitglied des Bayerischen Landtages. In der 5. und 6. Wahlperiode gehörte B. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern dem Bundestag an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Sozialpolitik, dem Ausschuß für Angelegenheiten der Hcimatvcrtricbcnen und Flüchtlinge und seit Dezember 1968 dem Ausschuß für

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Böhm Arbeit an. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes, seit April 1970 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. Böhm, Johannes (Hans), * 8.4.1890 Hochspeyer, t 18.7. 1957 Leonberg. Möbelpolierer, Parteifunktionär, Gewerkschaftssekretär. B. besuchte die Volksschule, durchlief eine Lehre als Möbelpolierer und wechselte später in die Metallindustrie. Seit 1906 war er gewerkschaftlich organisiert, zunächst im Deutschen Holzarbeiterverband, später im Metallarbeiterverband und im Gesamtverband. Jahrelang betätigte er sich als ehrenamtlicher Funktionär und als Betriebsratsmitglied der Firma Krupp in Essen. 1911 trat B. der SPD bei und war 1928-33 Geschäftsführer des Gesamtverbandes. 1933 wurde er aus allen Ämtern entlassen. Anschließend war er als Gastwirt in Bielefeld tätig. Nach 1945 baute er die Ortsgewerkschaft Bielefeld wieder auf und war dann im Bezirk und in der Provinz Westfalen tätig. Im März 1946 wurde er Mitglied des Zonenvorstandes der Gewerkschaften der britischen Zone, 1947 Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in der britischen Zone und 1950 Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes des DGB im Bundesgebiet. B. war 1947-50 Mitglied des Landtages von NordrheinWestfalen und 1947/48 Stadtverordneter in Bielefeld. 1949 wurde B. im Wahlkreis 46 [105] (Bielefeld/LandHalle) direkt, 1953 über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Tn beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Beamtenrecht (seit Dezember 1949). In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für ERP-Fragen (bis Dezember 1949), des Ausschusses für Arbeit (bis Mai 1951 ) und des Ausschusses zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953). NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Böhm, Wilfried, * 9.2.1934 Kassel. Diplomvolkswirt, Verwaltungsbeamter, ev. B. studierte 1954-58 Volkswirtschaft in München und Marburg, legte 1958 die Diplomprüfung ab und wurde Leiter der Außenstellen des Deutschen Bundesstudentenringes beim Bundesnotaufnahmeverfahren in den Lagern Friedland, Gießen und Uelzen. 1964-67 war er als Leiter des Amtes für Wirtschaflsförderung, Presse und Statistik beim Magistrat der Stadt Fulda. B. gehörte dem Verwaltungsrat des Vereins für das Deutschtum im Ausland an und war dessen hessischer Landesvorsitzender. Er hatte auch den Vorsilz der Stiftung Deutschlandlied inne. B. war 162-67 Bezirksvorsitzender der nordhessischen Jungen Union. Er wurde Mitglied des Bezirksvorstandes, später stellvertretender Bezirksvorsitzender der CDU in Nordhessen. 1960-64 war er Stadtverordneter in Kassel, 1966-72 Mitglied des Hessischen Landtages, seil 1970 Mitglied des Vorstandes der CDU-Fraktion und 1968-81 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag des Landkreises Melsungen, seit 1974 des Schwalm-Edcr-Krciscs. In der 7.-12. Wahlperiode (1972-94) war B. Mitglied des Bundestages. Mit Ausnahme der 10. Wahlperiode, in der er den Wahlkreis 128 (Hersfeld) vertrat, wurde er jeweils über die Landesliste Hessen gewählt. In der 7.-11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen, dessen stellvertretender Vorsitzender er von April bis Oktober 1982 war. In der 10. (seit Januar 1984) und 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 7. Wahlperiode war

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er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft, in der 12. Wahlperiode des EG-Ausschusscs. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Böhme, Georg, * 16.3.1926 Hildesheim. Verwaltungsangestellter, Angestellter, kath. Nach dem Besuch von Volks- und Mittelschule durchlief B. eine Verwaltungslehre und wurde RegierungsinspektorAnwärter. 1944/45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, befand sich danach in Kriegsgefangenschaft und war seit 1945 im Bauhandwerk tätig. 1951 trat B. der CDU bei. 1953 wurde er Vorsitzender der Jungen Union im Bezirksverband Hildesheim und 1958 stellvertretender Landesvorsitzender des Landesverbandes Hannover. In der 4. Wahlperiode (1961-65) war B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Petitionen, dem Ausschuß für Wiedergutmachung und dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. Böhme, Günter, * 21.11.1925 Leverkusen. Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsangestellter, cv. Nach dem Besuch des Staatlichen Humanistischen Gymnasiums in Köln-Mülheim erhielt B. im März 1944 den Reifevermerk. 1943-45 im Kriegsdienst, geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr 1946 legte er das Abitur ab und studierte Rechtswissenschaften in Bonn und Köln. 1952 wurde er mit der Arbeit Der Alliierte Kontrollrat und die Alliierte Hohe Kommission. Das Kontrollsystem in Deutschland 1945-51 zum Dr. jur. promoviert und legte das Assessorexamen ab. Danach wurde er als Anwalt beim Amtsgericht Opladen und beim Landgericht Düsseldorf zugelassen. Seit 1952 war B. bei den Farbenfabriken Bayer AG in Leverkusen im Rahmen der Sozialabteilung tätig, seit 1967 als Abteilungsdirektor. B. war Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der Bundesanstalt für Arbeit. Er hatte auch den Vorsitz des Ruder-tennis-Hockey-Clubs Bayer Leverkusen e. V. inne. 1961 trat B. in die CDU ein und wurde Mitglied des Rates der Stadt Leverkusen. In der 6. Wahlperiode gehörte B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem dem Bundestag an. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (bis Dezember 1971) und im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (seit Dezember 1971, davor war er Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Oktober 1970) und dem Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen (seit Oktober 1970) an. Böhme, Rolf, * 6. 8.1934 Konstanz. Jurist (Rechtsanwalt). Der aus sozialdemokratischem Elternhaus stammende B., dessen Großvater Landtagspräsident in Hessen war, besuchte das Gymnasium in Konstanz, bestand 1954 das Abitur und studierte Rechtswissenschaft in München und Freiburg. Er legte beide Juristischen Staatsexamen ab und wurde 1969 in Freiburg mit der Arbeit Die Beschränkung der Amtshaftung auf die Hoheitsverwaltung. Eine historisch-dogmatische Untersuchung zum geltenden Recht zum Dr. jur. promoviert. 1965-68 war er Steuerverwalter des Landes Baden-Württemberg, seit 1968 selbständiger Rechtsanwalt in Freiburg. 1959 trat B. in die SPD ein. 1969 übernahm er die Leitung des SPD-Kreisverbandes Freiburg und gehörte 1970-74

Böhner dem Parteirat an. 1971-73 war er Mitglied des Stadtrates in Freiburg. 1982 wurde B. Oberbürgermeister von Freiburg. 1982/83 gehörte er dem Städtetag von Baden-Württemberg an. 1995 wurde er Mitglied des Präsidiums des Deutschen Städtetages. Von 1972 bis zur Niederlegung des Mandats am 2. 12.1982 gehörte B. mit einem Mandat der SPD-Landesliste BadenWürttemberg dem Bundestag an. Er war stellvertretender Vorsitzender des SPD-Arbeitskreises Öffentliche Finanzwirtschaft, 1978-82 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen und spezialisierte sich in Fragen des Außensteuerrechts und der Vermögensbildung. In der 7. und 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß (bis Februar 1978), in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr (von Mai bis Dezember 1982) an. In der 7. und 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (bis März 1978). B ö h m e , Ulrich, * 12.2. 1939 Chemnitz, f 7.2. 1996 Unna. Gymnasiallehrer, ev. Nach dem Besuch des Pestalozzi-Gymnasiums in Unna bestand B. 1959 das Abitur, studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Pädagogik an den Universitäten München, Münster und Bochum und legte beide Staatsexamen ab. 1969 wurde er mit der Arbeit Fassungen bei Ernst Jünger (veröffentlicht 1972) in Bochum zum Dr. phil. promoviert. 1976-87 war er Studiendirektor und Didaktischer Leiter der Gesamtschule in Fröndenberg. 1968 wurde B. Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), 1972 Vorsitzender des Ortsverbandes Unna/Fröndenberg/Holzwickede der GEW, dann Kreisvorsitzender der GEW im Kreis Unna und war drei Jahre lang Mitglied des Vorstandes des Deutschen Gcwcrkschaftsbundes im Kreis Unna. 1969 trat B. in die SPD ein. 1977 wurde er stellvertretender Vorsitzender, 1981 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Unna und 1983 Mitglied des Bezirksvorstandes der SPD Westliches Westfalen. Seit 1990 war er Ehrenmitglied der SPD in Döbeln (Sachsen), seit 1994 Mitglied des Parteirates der SPD. Von 1987 bis zu seinem Tod vertrat B. den Wahlkreis 116 (Unna I) im Bundestag. In der 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit sowie des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis Oktober 1990), in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Familie und Senioren und in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In allen drei Wahlperioden war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, in der 11. Wahlperiode auch des Sportausschusses (seit Februar 1990) und in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Frauen und Jugend (bis Februar 1992). B ö h m e r , Maria, * 23.4.1950 Mainz. Pädagogin, Hochschullehrerin, kath. Nach dem Abitur 1968 studierte B. Mathematik, Physik, Politikwissenschaft und Pädagogik, legte das Staatsexamen ab und wurde 1974 mit der Dissertation Zur Wahlpflichtfachentscheidung in der Realschule. Eine Untersuchung über Entscheidungskriterien der Realschüler in Rheinland-Pfalz in Mainz zum Dr. phil. promoviert. 1982 habilitierte sie sich mit der Arbeit Zentrale und. dezentrale Lehrerfortbildung. Entwicklung, Strukturen und Innovationen (veröffentlicht 1983) für Pädagogik in Mainz und hielt sich zu Forschungszwecken an den Universitäten Cambridge und Augsburg auf. B. war Landesbeauftragte von Rheinland-Pfalz. Sie ist Privatdozentin an der Universität Mainz. B. ist Mitglied des Forschungsrates und Vorsitzende des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie des Zweiten

Deutschen Fernsehens, Mainz. 1994 war sie Initiatorin der bundesweiten Kampagne „Rote Karte für TV" gegen Gewalt im Fernsehen. 1986 trat B. in die CDU ein. Sie wurde Mitglied der Kommunalpolitischen Vereinigung und der ChristlichDemokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). 1991-93 war sie stellvertretende Vorsitzende der Grundsatzprogrammkommission der CDU und leitete die Kommissionsgruppe „Ökologische und Soziale Marktwirtschaft". Sie wurde Mitglied der Rentenkommission der CDU, Mitglied des Bundesvorstandes der CDU und stellvertretende Landesvorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz. Bis November 2001 war sie Landesvorsitzende der Frauen-Union Rheinland-Pfalz. Im September 2001 wurde sie Bundes Vorsitzende der FrauenUnion. Seit 1990 gehört B., jeweils über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt, dem Deutschen Bundestag an. Im Februar 2000 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion. In der 12. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Frauen und Jugend, in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied auch dem Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens", als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an. In der 12. Wahlperiode war sie Stellvertretendes (seit November 1993), in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied auch in der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft" mit. In der 14. Wahlperiode gehört sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie dem Vermittlungsausschuß an. B. ist stellvertretende Delegierte der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und in der Versammlung der Westeuropäischen Union. Im Februar 2000 wurde sie stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Frauen, Familie, Jugend, Senioren, Bildung, Forschung, IT-Technologie und Kirchen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Lernerfolgskontrolle. Königstein/Taunus 1979. - Gesetze zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen in Bund und Ländern. Eine vergleichende Dokumentation. Sankt Augustin 2 1994. B ö h n e r , Franz, * 16.8.1889 Büren, f 8.1.1954 Lichtenau. Landwirt, kath. B. besuchte die Volksschule, die Rektoratsschule und die landwirtschaftlichen Schule und war danach selbständiger Bauer. Seit 1920 Mitglied der Zentrumspartei, wurde er Mitglied des Aktionsausschusses und des landwirtschaftlichen Ausschusses seiner Partei und Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ausschusses des Paderborner Landes. Bis 1933 war er Vorsitzender der Deutschen Bauernschaft und stellvertretender Vorsitzender des Westfälischen Bauernbundes. Nach 1945 wurde B. Mitglied der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe, Mitglied des Beratenden Ausschusses der Provinzialverwaltung Westfalen und Kreislandwirt. B. Schloß sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Deutschen Zentrums-Partei an und wurde stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes. Er war Landrat des Kreises Büren und 1946-54 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde B. über die Landesliste Nordrhein-Westfalen der Deutschen Zentrums-Parlei in den Bundestag gewählt. Seit 6.10.1953 war er fraktionslos.

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Borner B ö r n e r , Holger, * 7 . 2 . 1 9 3 1 Wolfsanger (heute zu Kassel). Bctonfacharbcitcr. B. stammt aus sozialdemokratischem Elternhaus. Sein Vater Hermann, Maurer und Vorsitzender eines Kasseler SPDOrtsvereins, wurde 1933 wegen Widerstandstätigkeit zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt (bis 1935 KZHaft) und starb 1941 als zwangsverpilichteter Arbeiter an der Ostfront. Seine Mutler Martha war langjährige SPDStadtverordnete (1946-56 und 1962-64). Nach Volks- und Mittelschule mußte B. seinen Berufswunsch aufgeben, Journalist zu werden, und zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. 1947-50 machte er eine Lehre als Betonfacharbeiter, war dann bis zu seiner Wahl in den Bundestag 1957 als Vorarbeiter, Kolonnenführer und als Hilfspolier bei einem mittclständischcn Kasseler Bauuntcrnehmcn tätig. Dort gehörte er dem Betriebsrat an und hatte schließlich den Betriebsratsvorsitz inne. Über die sozialistische Jugendbewegung „Jugendbund Freundschaft", später die Sozialistische Jugend Deutschlands „Die Falken" (Eintritt 1946, 1948-56 Vorsitzender in Kassel, 1951-56 Mitglied des Bundesvorstandes und Mitglied des Exekutivrates der Sozialistischen Jugendinternationale) kam B. zur SPD, in der er sich seit 1948 betätigte (seit 1956 2. Vorsitzender der SPD in Kassel). 1956-72 war er Stadtverordneter (seit 1956 stellvertretender und 1960-69 Fraktionsvorsitzender). Die hier auf kommunaler Ebene begonnene Parteikarriere setzte er auf regionaler und Bundesebene fort: 1961-63 als Bundes Vorsitzender der Jungsozialisten, 1971-74 als stellvertretender Vorsitzender und 1975-78 als Vorsitzender des SPD-Bezirks Hessen-Nord, 1977-87 als Landesvorsitzender der SPD in Hessen. 1970-88 gehörte er dem SPD-Partei vorstand und als Bundcsgeschäftsführcr der SPD 1972-76 qua Amt und nachfolgend bis 1988 dem SPDPräsidium an. Als Bundesgeschäftsführer der SPD (Januar 1972 bis Oktober 1976) erwarb sich B. den Ruf eines Krisenmanagers, der erfolgreich die Wahlkämpfe für Willy —> Brandt (1972, als die SPD erstmals stärkste Partei wurde) und für Helmut —> Schmidt (1976) organisierte. Er wurde am 12.10.1976 als Nachfolger für den zurückgetretenen Albert Osswald (SPD) zum hessischen Ministerpräsidenten an die Spitze einer SPD/FDP-Koalition gewählt. Nach der Wahl konzentrierte sich B. auf die Landespolitik. Er wurde Mitglied des Hessischen Landtages (1978-87). 1986/87 war er Präsident des Bundesrates, 1976-78 und 1981/82 dessen Vizepräsident. B. gelang es in kurzer Zeit, die Landespolitik zu konsolidieren und die SPD aus ihrem Tief herauszuholen. Seit den Landtagswahlen am 26. 9.1982 blieb B. als geschäftsführender Ministerpräsident im Amt, ehe nach einer Phase der Tolerierung durch die Grünen im Dezember 1985 es zur ersten rot-grünen Koalition auf Landesebene kam, in der mit Joseph („Joschka") —> Fischer erstmals ein Politiker der Grünen ein Ministeramt übernahm. B. verfolgte eine sozial-ökologische Reformpolitik; doch im Streit um die Atompolitik zerbrach die Koalition im Februar 1987. Unter Hinweis auf seinen Gesundheitszustand erklärte B. den Verzicht auf eine erneute Spitzenkandidatur bei den Neuwahlen und legte seine parteipolitischen Amter (darunter den Landesvorsitz) und sein Landtagsmandat nieder. B. war 1957-76 (3.-7. Wahlperiode) Mitglied des Deutschen Bundestages als direkt gewählter Vertreter des Wahlkreises 127 (Kassel), wo er stets überdurchschnittliche Ergebnisse erzielte. Sein politischer Mentor, der langjährige hessische Ministerpräsident Georg August —»Zinn, hatte den 26jährigen als Kandidaten vorgeschlagen. 1957 zog B. als der mit Abstand jüngste Abgeordnete in den Bundestag ein und war auch noch während seiner zweiten Legislaturperiode (1961-65, 4. Wahlperiode) der viertjüngste Mandatsträger in

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Bonn, zugleich jüngster Abgeordneter der SPD-Fraktion. B. verzichtete am 2 2 . 1 0 . 1 9 7 6 nach seiner Wahl zum hessischen Ministerpräsidenten auf sein Bundestagsmandat für den Rest der 7. wie auch für die noch nicht begonnene 8. Wahlperiode. B. profilierte sich als Vorsitzender des Verkehrsausschusses (seit 1965; Rücktritt am 27.4.1967) und als Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (1972-76, seit 18.6.1974 des Ausschusses für Verkehr). Von April 1967 bis Februar 1972 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr (seit 1969 Bundesministerium für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen) unter dem SPD-Minister Georg —> Leber. In der 3. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (bis 26.10.1959) und des Ausschusses für Sozialpolitik, wo er sich seine ersten parlamentarischen Sporen auf dem Gebiet der Sozialversicherung verdiente, für deren Erhalt und Ausbau er eintrat. So lehnte er eine Selbstbeteiligung der Kranken an den Behandlungskosten ab und trat für die schrittweise Herbeiführung einer Gleichstellung von Arbeitnehmern und Angestellten im Krankheitsfall ein. Dem Ausschuß für Sozialpolitik gehörte er auch in der 4. Wahlperiode als Ordcntlichcs Mitglied an. Nach seiner Wiederwahl 1961 verlagerte sich der Schwerpunkt seiner Arbeit in Bonn auf die Verkehrspolitik, wobei es ihm vor allem um den Ausbau der Verkehrswege und um eine verbesserte Anbindung der durch die Randlage an der deutsch-deutschen Grenze benachteiligten und strukturschwachen nordhessischen Region ging. In der 3. Wahlperiode gehörte B. als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und dem Ausschuß für Wohnungswesen und Bodenrecht (bis März 1960) an. In der 3.-5. (seit April 1959, bis Januar 1967) und 7. Wahlperiode (bis September 1975) war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß, in der 4. und 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen an. B. ist seil 1987 Vorsitzender der Friedrich-Eberl-Stiftung. B. erhielt 1987 das Großkreuz der Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1988 das das Großkreuz 1. Klasse der Republik Österreich und 1993 die Wilhelm-LcuschnerMedaille. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ernst Schellenberg als parlamentarischer Ausbilder. Erfahrungen eines jungen Abgeordneten. In: Sozialpolitik nach 1945. Geschichte und Analysen. Ernst Schellenberg zum 70. Geburtstag. Hrsg. von Reinhart Bartholomäi u.a. Bonn-Bad Godesberg 1977, S. 17-20. LITERATUR: H. B. Ein politisches Leben in Bildern. Hrsg. für die Friedrich-Ebert-Stiftung von Dieter Dowe und Michael Schneider. Bonn 2001. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Walter Mühlhausen B ö r n s e n , Arne, * 5.10.1944 Wilster (Holstein). Diplomingenieur. Nach Besuch des Gymnasiums in Bremen und dem Abitur 1965 studierte B. Schiffstechnik an der Technischen Universität Hannover und der Universität Hamburg mit dem Abschluß als Diplomingenieur. 1965/66 leistete er Wehrdienst bei der Bundesmarine, war danach Planungsingenieur in Bremen und 1978-80 Lehrbeauftragter für das Fach Lagerwesen an der Fachhochschule Bremerhaven. B. wurde Mitglied der Industriegewerkschaft Metall, der Arbeiterwohlfahrt und des Verbands der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner Deutschlands e.V. 1998-2000 war er Vizepräsident der TelekomRegulierungsbehörde. 2000 wurde er Direktor für den Bereich Telekommunikation der Unternehmensberatung Α. T. Kearney, Düsseldorf.

Bötsch 1969 trat Β. in die SPD ein. Er war seit 1979 Mitglied und 1988-91 Vorsitzender des SPD-Bezirks Nord-Nicdcrsachsen und gehörte 1982-92 dem Landesvorstand der SPD an. 1976-81 war er stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Ritterhude. 1976 wurde er Mitglied des Kreistages Osterholz. In der 9. Wahlperiode (1980-83) und von 1987 bis zur Niederlegung des Mandats am 6.1.1998 vertrat B. den Wahlkreis 29 (Verden) im Bundestag. Er war Mitglied des Infrastrukturrates beim Bundesminister für Post und Telekommunikation. 1987 wurde er Sprecher der SPD-Fraktion für Post und Telekommunikation, 1990 Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Uberprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR beim Bundesministerium des Innern. In der 9. und 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen, in der 12. und 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Post und Telekommunikation an, dessen Vorsitz er in der 13. Wahlperiode innehatte. In der 9. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie, in der 11. und 12. Wahlperiode des Finanzausschusses (bis Oktober 1993). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Auswärtigen Ausschuß (seit Februar 1982), in der 11. Wahlperiode dem Petitionsausschuß (seit August 1987) und dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) an. In der 12. Wahlperiode war er zunächst Stellvertretendes Mitglied, seil Oktober 1993 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, in der 13. Wahlperiode dessen Stellvertretendes Mitglied (seit Februar 1998). In der 12. Wahlperiode gehörte er seit Februar 1993 als Stellvertretendes, seit Oktober 1993 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß Treuhandanstalt, in der 12. und 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (seit August 1992) an. B ö r n s e n , Wolfgang, * 26.4.1942 Flensburg. Maurer, Lehrer, Dozent, ev. B. besuchte Grund- und Realschule und durchlief eine Maurerlehrc. Er bildete sich auf der Höheren Handelsschule in Flensburg, der Victor-Gollancz-Akadcmic in Erlangen und der Heimvolkshochschule Rendsburg weiter und wurde Assistent für Gruppenpädagogik auf dem Jugendhof Scheersberg. Nach dem Studium an der Pädagogischen Hochschule in Kiel leistete er Entwicklungsdienst in Indien. Danach war er Grand- und Hauptschullehrer in Munkbrarup, absolvierte ein Ergänzungsstudium an der Universität Kiel, wurde Realschullehrer für Geschichte, Religion, Wirtschaft und Politik in Flensburg und war 15 Jahre Vertrauenslehrer. B. wurde Lehrbeauftragter für Freizeitpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Kiel, für Spiel- und Theaterpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Flensburg. B. ist stellvertretendes Mitglied des Verwaltunsgrates und der Vergabekommission der Filmförderungsanstalt, Berlin, Vorsitzender des Vereins Volkskundlicher Sammlungen, Schleswig, und Vorsitzender der Europa-Union SchleswigFlensburg, Flensburg. 1967 wurde B. Mitglied der CDU, 1977 der ChristlichDemokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Er war Mitglied des Kreistages Schleswig-Flensburg (1972-87), stellvertretender Landrat und erster Kreisrat des Kreises Schleswig-Flensburg. In der 11.-13. Wahlperiode (1987-98) vertrat B. den Wahlkreis 1 (Flensburg - Schleswig) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landesliste Schleswig-Holstein gewählt wurde. In der 11.-13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Wirtschaftsausschuß an und war in der 11. und 12. Wahlperiode Ordentliches, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verkehrsausschusses. In

der 11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Pctitionsausschuß (bis Oktober 1989) und im 1. Untersuchungsausschuß (U-Boot-Pläne). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis November 1989), in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Fremdenverkehr (seil November 1991) und in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Angelegenheiten der Europäischen Union an. In der 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und Technologie mit und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen an. Er ist Vorsitzender der Kommission des Ältestenrates für internationale Austauschprogramme und stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe der CDU Schleswig-Holstein. Bötsch, Wolfgang, * 8.9.1938 Bad Kreuznach. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. B., Sohn eines Bundesbahnoberinspektors, bestand 1958 das Abitur am Humanistischen Gymnasium in Lohr und leistete 12 Monate Grundwehrdienst bei der Luftwaffe. 1959-63 studierte er an der Universität Würzburg Rechtswissenschaften und während des Vorbereitungsdienstes als Referendar ein Semester an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. 1970 wurde er mit der Arbeit Die verschiedenen Wege zur Ausschaltung von Splitterparteien im freien Teil Deutschlands (1969) in Würzburg promoviert. 1968-74 war B. Stadtrechtsrat in Kitzingen und Oberregierungsrat bei der Regierung von Unterfranken. B. ist Rechtsanwalt in einer Anwaltskanzlei in Frankfurt am Main. B. gehört dem Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft für Logistiklösungen, Bamberg, dem Aufsichtsrat pepper technologies AG, München, dem Aufsichtsrat der Universitätsdruckerei H. Stürtz AG, Würzburg, dem Aufsichtsrat der West NET TV und Multimedia AG, Pullach, und der Vertreterversammlung der Volksbank Würzburg eG an. Er ist Justitiar der Sebastian-Kneipp-Stiftung, Würzburg, und Vorsitzender der Studiengesellschaft für Mittelstandsfragen e. V., München. B. trat 1960 in die CSU ein und war 1973-91 Kreisvorsitzender der CSU in Würzburg. 1974-76 gehörte er dem Bayerischen Landtag an. Seit 1976 vertritt B. den Wahlkreis 237 (Würzburg) im Bundestag. 1982-89 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, wurde 1989 mit Unterstützung von Theo —> Waigel Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag (bis 1993) und übernahm im Dezember 1992 vom zurückgetretenen Christian —> Schwarz-Schilling das Bundesministerium für Post und Telekommunikation. Zur Fortführung der 1989 mit dem Poststrukturreformgesetz eingeleiteten Postreform gewann B., nicht zuletzt wegen der für den Aufbau der Telekommunikations-Infrastruktur in den neuen Bundesländern notwendigen Finanzmittel, die Zustimmung der Opposition zur Änderung von Art. 87 und konnte mit der Gründung der Deutschen Telekom AG, der Deutschen Post AG und der Deutschen Postbank AG am 1.1.1995 die drei Post-Unternehmen in eine private Rechtsform überführen. Als Befürworter des freien Wettbewerbs im Bereich der Kommunikation setzte B. nach einer Übergangsfrist zum Aufbau von Marktstrukturen die generelle Netzfreigabe und damit die Aufhebung des Telefondienstmonopols auf den 1. 1. 1998 fest, die mit der EU-weiten Abschaffung von Netz- und Sprachübertragungsmonopolen zusammenfiel. Zudem setzte B. für den neuen Markt die Schaffung einer Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post durch, die als Bundesoberbehörde mit gestalterischen Befugnissen dem Bundeswirtschaftsministerium zugeordnet wurde. Mit der Vollendung der Postreform II wurde das Bundesministerium für Post und Telekommunikation aufgelöst.

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Böttcher In der 8. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied, in der 9. Wahlperiode Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis Juni 1982), dem er in der 10. und 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 8. und 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches, in der 10. und 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied im Wahlprüfungsausschuß (bis Mai 1989) mit. Dem Rechtsausschuß gehörte er in der 8. Wahlperiode als Ordentliches, in der 9.-11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an, war in der 8. Wahlperiode Stellvertretender Vorsitzender, seit Mai 1982 Stellvertretendes Mitglied des 1. Untersuchungsausschusses (Überprüfung des Abhörvorfalles eines Telefongespräches mit Franz Josef —> Strauß) und gehörte in der 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr (bis Mai 1982), in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Sportausschusses (bis Mai 1989) und des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1989). In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union und als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß (seit Januar 1998) an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie des Wahlprüfungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Auswärtigen Ausschuß und dem 1. Untcrsuchungsausschuß (Parteispenden) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Recht parlamentarischer Untersuchungsausschüsse. Überlegungen zu der Diskussion um eine Reform. In: Eckart Busch (Hrsg.): Parlamentarische Demokratie. Bewährung und Verteidigung. Festschrift für Helmut Schellknecht zum 65. Geburtstag. Heidelberg 1984, S. 9-14. B ö t t c h e r , Maritta, geb. Becker, * 2 9 . 3 . 1 9 5 4 Karl-MarxStadt. Lehrerin, Diplomgesellschaftswissenschaftlerin, Verbandsfunktionärin. Nach dem Besuch der Polytechnischen Oberschule studierte B. an der Pädagogischen Fachschule und wurde Lehrerin. Ein Hochschulstudium Schloß sie als Diplomgcscllschaftswissenschaftlerin ab. 1992-94 war sie Geschäftsführerin im „kommunalpolitischen forum Land Brandenburg". B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen. Sie ist Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Studentenwerks e. V., Bonn, und Beisitzerin im Humanistischen Verband Deutschlands, Berlin. 1974-90 war B. Mitglied der SED, 1988/89 erste Kreissckretärin der SED. 1990 wurde sie für die PDS Mitglied des Kreistages Teltow-Fläming und übernahm den Vorsitz des Jugendhilfeausschusses. 1994 und 1998 wurde B. über die PDS-Landesliste Brandenburg in den Bundestag gewählt. Sie ist bildungspolitische Sprcchcrin der PDS-Fraktion. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Innenausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. B o g i s c h , Frank, * 5 . 5 . 1 9 5 6 Wittenberge (Brandenburg). Ingenieur, Ausstellungsgestalter, konfessionslos. B., Sohn eines Lehrers und einer Lehrerin, besuchte die Polytechnische Oberschule in Berlin, danach die Erweiterte Oberschule und legte 1975 das Abitur mit Berufsausbildung

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zum Chemiefacharbeiter in Dresden ab. Er wurde Schichtleiter im VEB Lackfabrik Berlin, nach dem Wehrdienst dort Technologe und Schloß ein Studium als Ingenieur für Lederherstellung und -Verarbeitung ab. 1987-90 war er Ausstellungsgestalter an der Akademie der Künste der DDR. B. trat in die SPD ein. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 07, Listenplatz 7, Bezirk Halle) und hatte den Vorsitz des Wirtschaftsausschusses inne. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war B. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. B.s Kandidaturen für den Bundestag 1990 und 1994 waren erfolglos. B o h l , Friedrich, * 5 . 3 . 1 9 4 5 Rosdorf. Jurist (Rcchtsanwalt, Notar), cv. B., Sohn des Leiters einer Landwirtschaftsschulc, besuchte das Gymnasium und bestand 1964 das Abitur. Er studierte Rechtswissenschaft in Marburg, legte 1969 die Erste Juristische Staatsprüfung ab und war nach dem Referendariat wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Handels- und Wirtschaftsrecht der Universität Marburg. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung 1972 war er bis 1999 als Rechtsanwalt zugelassen und 1976-99 zum Notar bestellt. B. ist Generalbevollmächtigter der Deutschen Vermögensberatungs AG (DVAG), Frankfurt am Main, Vorsitzender des Aufsichtsrates der FMH-Facility Management Hessisches Handwerk AG, Frankfurt am Main, und Vorstandsvorsitzender des Vereins „terra-tech", Marburg. Er gehört dem Präsidium der Europa Union Deutschland, Bonn, an und ist Mitglied der Konrad-Adenauer-Stiflung, Sankt Augustin. 1963 trat B. in die CDU und die Junge Union ein. 1964-70 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Marburg-Land, 1969-73 Bezirksvorsitzender der Jungen Union Mittclhcsscn. 1978 wurde er Vorsitzender des CDU-Krcisvcrbandcs Marburg-Biedenkopf. 1974-90 hatte er den Vorsitz der CDUFraktion des Kreistages Marburg-Biedenkopf inne. 1970-80 gehörte er dem Hessischen Landtag an; 1974-78 war er Vorsitzender des Rechtsausschusses und 1978-80 stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion. B. gehört seit 1980 dem Bundestag an. 1980, 1994 und 1998 wurde er über die CDU-Landesliste Hessen gewählt; in der 10.-12. Wahlperiode (1983-94) vertrat er den Wahlkreis 129 (Marburg). 1984-89 war er Parlamentarischer Geschäftsführer, 1989-91 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, 1991-98 Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben, von Mai bis Oktober 1998 zusätzlich formal Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, da Olto —»Hauser mit seiner Ernennung zum Regierungssprecher nur Parlamentarischer Staatssekretär wurde und deshalb die offizielle Leitung nicht übernehmen konnte. In der 9. und 10. Wahlperiode gehörte B. als Ordentliches Mitglied dem Rechtsausschuß an (bis November 1984, danach als Stellvertretendes Mitglied) und engagierte sich in der 10. und I L Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (seit November 1984, seit Mai 1989 als Stellvertretendes Mitglied). In der 11. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des 1. Untersuchungsausschusses (UBoot-Pläne) und des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990). In der 9. und 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an (bis September 1985). In der 10. Wahlperiode war er seit November 1984 Stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses, des Auswärtigen Ausschusses und des Innenausschusses (bis Januar 1985), dem er auch in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (von September 1988 bis Mai 1989) angehörte. In der 14. Wahlperiode ist B. Ordentliches Mitglied des Sportausschusses.

Borchert B o h l s e n , Wilfried, * 23.11.1934 Wilhelmshaven. Kaufmann, Angestellter, ev. Nach dem Besuch der Mittelschule und der Gehilfenprüfung als Einzelhandelskaufmann wurde B. Bürokaufmann in einem Kraftwerk. 1963 wurde er Geschäftsführer des Verkehrs- und Heimatvereins e.V., Wiesmoor, 1970 Einsatzleiter für Personal und Geräte in einem Tiefbau- und Rohrleitungsbauunternehmen. B. wurde Aufsichtsratsvorsitzender der Kreisbahn Aurich GmbH, Vcrwaltungsratsmitglicd der Kreissparkassc Aurich und Mitglied der Ostfriesischen Landschaftsversammlung. 1971 trat B. in die CDU ein. 1980 übernahm er den Vorsitz des CDU-Bezirksverbandes Ostfriesland. 1968 wurde er Ratsherr der Gemeinde Wiesmoor, 1972 Mitglied des Kreistages Aurich. In der 10.-12. Wahlperiode war B., jeweils über die CDULandesliste Nicdcrsachsen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 10. und 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr an, engagierte sich in der 11. und 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß (bis Mai 1989 war er Stellvertretendes Mitglied) und wurde im November 1991 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 10. und 11. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Juni 1986) und in der 11. Wahlperiode des Wirtschaftsausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte er auch dem Rechnungsprüfungsausschuß an. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B o h n , Jürgen, * 30.10.1959 Vacha. Diplomingenieur, wissenschaftlicher Mitarbeiter. B., Sohn eines Mechanikers, besuchte die Polytechnische Oberschule in Dorndorf, die Erweiterte Oberschule in Bad Salzungen und bestand 1978 das Abitur. 1981-85 studierte er Maschinenbau in Dresden, Schloß das Studium als Diplomingenieur ab und war 1985-89 Wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Hochschule Dresden. 1990 zum Dr.-Ing. promoviert, wurde er Forschungsleitcr, später Geschäftsführer der Thüringer Bandstahl GmbH. B. Schloß sich 1982 der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) an und wurde im Herbst 1989 bei der Formierung neuer Parteien stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP in Bad Salzungen. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer (Wahlkreis 15, Listenplatz 1, Bezirk Suhl) an. 1990-94 war er Mitglied des Thüringer Landtages und wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, 1991-94 Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes Thüringen. 1994 kandidierte er erfolglos für den Thüringer Landtag. 1995-99 war er stellvertretender FDPBundesvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender der FDP in Thüringen. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 gehörte B. dem 11. Deutschen Bundestag an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. B o n i t z , Sylvia, geb. Hartmann, * 2 . 7 . 1 9 6 6 Hannover. Diplomverwaltungswirtin, Verwaltungsbeamtin, ev. B. Schloß das Gymnasium in Wunslorf 1985 mit dem Abitur ab, ließ sich 1985-88 für den gehobenen allgemeinen Verwaltungsdienst mit Studium an der niedersächsischen Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege in Hildesheim ausbilden und legte 1988 die Prüfung als Diplomverwaltungswirtin ab. 1988-95 arbeitete sie bei der Stadt Neustadt am Rübenberge. Danach war B. bis 1998 Persönliche Referentin des Oberstadtdirektors der Stadt Hildesheim.

1982 trat B. der Jungen Union, 1985 der CDU bei. Über die CDU-Landcslistc Nicdcrsachscn wurde B. 1998 in den Bundestag gewählt. Sic ist Ordentliches Mitglied des Pelitionsausschusses, des Unterausschusses Neue Medien und des Innenausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Finanzausschuß an. Sie ist auch Stellvertretendes Mitglied der Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland. Schwerpunkte der politischen Arbeit B.s sind die organisierte Kriminalität und innere Sicherheit. Sie gehört der CDU-Präsidiumskommission „Innere Sicherheit" an. B o r c h e r t , Jochen, * 2 5 . 4 . 1 9 4 0 Nahrstedt. Landwirt, Agronom, ev. B., Sohn einer Bauernfamilie, durchlief nach der Mittleren Reife 1957 eine landwirtschaftliche Lehre und legte 1959 die Gesellenprüfung ab. Danach studierte er an der Ingenieurschule für Landbau in Soest und wurde 1961 Agraringenieur, 1968 Landwirtschaftsmeister. 1970 übernahm er einen landwirtschaftlichen Pachtbetricb in Bochum-Wattenscheid und studierte 1970-74 in Bochum Wirtschaftswissenschaften. 1979-93 war B. Vizepräsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, 1989-93 Vorsitzender des Vorstandes der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft. Er ist Vorsitzender des Aufsichtsrales der Dolff Beteiligung AG, Düsseldorf, und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates des Landwirtschaftlichen Versicherungsvereins Münster. Er gehört dem Aufsichtsrat der LVMKrankenversicherungs AG, Münster, dem Aufsichtsrat der LVM-Lebensversicherungs AG, Münster, und dem Aufsichtsrat der Rechtsschutzversicherungs AG, Münster an. B. ist Vorsitzender des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen e. V., Köln, und stellvertretender Landesvorsitzender des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen, Dortmund. 1965 trat B. in die CDU ein. 1977 wurde er Kreisvorsitzender der CDU Bochum, 1993 Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der C D U / C S U . 1976-80 war er Mitglied des Rates der Stadt Bochum; wegen des lokalen Parteienfilzes bildete B. mit anderen CDU-Mitgliedern zeitweilig eine unabhängige Wählergemeinschaft. Seit 1980 gehört B., stets gewählt über die CDU-Landcslistc Nordrhein-Westfalen, dem Bundestag an. Als haushaltspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion (von Mai 1989 bis Januar 1993) trat er für eine Begrenzung der staatlichen Ausgaben und Schulden und für eine Senkung der Staatsquote ein. Am 2 1 . 2 . 1 9 9 3 wurde er zum Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ernannt. Weniger als sein Vorgänger, der freiwillig aus dem Amt geschiedene Ignaz —> Kiechle, am bäuerlichen Familienbetrieb orientiert, bemühte sich B. um eine bessere Leistungsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe, bestand zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirte auf Förderung sowohl durch bundesdeutsche als auch durch EU-Mittel und widmete sich den Strukturveränderungen in Ostdeutschland (u. a. Umwandlung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und Volkseigenen Güter, starker Abbau von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft). 1995 setzte er das Agrarsozialreformgesetz im Bundestag sowie das europäische Kennzeichnungs- und Registrierungssystem von Rindern durch. Gegen B.s Widerstand wurde 1993 die EUMarktordnung für Bananen verabschiedet. Mit dem Regierungswechsel 1998 schied B. aus dem Amt. In der 9.-12. Wahlperiode gehörte B. zunächst als Stellvertretendes, seit September 1981 als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß an (bis Februar 1993) und war in der 9. Wahlperiode auch Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses. In der 9.-12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Februar 1993), in der 9.-11. Wahlperiode

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Borgmann des Ausschusses für Verkehr (von November 1982 bis Oktober 1990) und in der 10.-12. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (von April 1984 bis Oktober 1990 und von Dezember 1990 bis Februar 1993). In der 11. Wahlperiode war er seit Mai 1990 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ältestenrates und des Haushaltsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Einzelhaushalt des Deutschen Bundestages. In: Klaus Rose und Kurt Faltlhauser (Hrsg.): Die Haushälter. Ist die Zukunft finanzierbar? Köln 1990, S. 222-226. Borgmann, Annemarie, * 13.10.1942 Wuppertal. Industriekauffrau, Lehrerin. Nach dem Realschulabschluß durchlief B. eine kaufmännische Lehre und wurde Industriekauffrau. Sie studierte Pädagogik und war 1974-83 Lehrerin, zuletzt Konrektorin an einer Grundschule in Wuppertal. B., Gründungsmitglied der Partei Die Grünen, war 1981/82 Vorstandsmitglied des Kreisverbandes Wuppertal, 1983/84 stellvertretende Geschäftsführerin und 1984/85 Sprecherin für die Fraktion Die Grünen. Am 1.4.1985 rückte B. über die Grünen-Landesliste Nordrhein-Westfalen für die ausgeschiedene Abgeordnete Christa —»Nickels in den Bundestag nach. Sie gehörte als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. Schwerpunkte ihres politisches Engagements waren Friedenspolitik und die „Dritte Welt". VERÖFFENTLICHUNGEN: Ich versuche jeden Tag so zu leben, als könnte es der letzte sein. Tn: Brigitte läger und Claudia Pini: Zwischen Rotation und Routine. Die Grünen im Bundestag. Köln 1985, S. 38-49. Borm, William, * 7.7. 1895 Hamburg, t 2.9. 1987 Bonn. Unternehmer, ev. B., Sohn eines Möbelkaufmanns, nahm 1915-18 am Ersten Weltkrieg teil, studierte 1919-24 Volkswirtschaft an der Universität Berlin, trat 1923 in das väterliche Geschäft ein und gründete 1929 eine elektroakustische Firma. Im Zweiten Weltkrieg als Leiter eines kriegswichtigen Betriebs „unabkömmlich", baute er nach 1945 die zerstörte Firma wieder auf. Während der Berliner Blockadc war er Vorsitzender des Industrie-Ausschusses im US-Sektor von Berlin und stellvertretender Vorsitzender des Industric-Ausschusscs West. 1946-50 hatte er den Vorsitz des Verbandes der Berliner Elektroindustrie inne. 1950 wurde B. von der Volkspolizei der DDR bei einer Transitreise von Berlin nach Kassel verhaftet und nach fast zweijähriger Haft bei den Staatssicherheitsbehörden wegen angeblicher Kriegs- und Boykotthetze zu zehn lahren Haft verurteilt. 1959 wurde er entlassen. 1924-33 gehörte B. der Deutschen Volkspartei an, trat 1945 der Liberaldemokratischen Partei (LPD) bei und wurde Vorsitzender des innerparteilichen Industrie-Ausschusses. Seit 1947 war B. Schatzmeister, seil 1948 stellvertretender Vorsitzender der Berliner FDP. 1960-69 war er 1. Vorsitzender des Landesverbandes der FDP Berlin. 1970 wurde er Mitglied des FDP-Bundesvorstandes. Er war Mitglied, zeitweilig Vorsitzender des Bundesfachausschusses der Partei für Außen-, Deutschland- und Sicherheitspolitik. 1978 setzte sich B. für die Wiederbelebung der „Freiburger Thesen" von 1971 ein, trug die „Berliner Initiative für Frieden, internationalen Ausgleich und Sicherheit" mit und forderte eine Abkehr vom NATO-Doppelbeschluß. 1982 verließ er die FDP. 1963-67 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin.

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In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) gehörte B. als Vertreter Berlins dem Bundestag an. Von lanuar 1967 bis lanuar 1968 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, in der 6. Wahlperiode Alterspräsident des Bundestages. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In beiden Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an (seit November 1967, seit Dezember 1970 als Ordentliches Mitglied) und war in der 5. Wahlperiode bis lanuar 1967 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen. 1971-72 gehörte er dem Europäischen Parlament an. B. erhielt 1970 das Groß kreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1982 die Carl-von-OssietzkyMedaille. VERÖFFENTLICHUNGEN: Große, kleine oder außerparlamentarische Opposition? Zur Rolle der Opposition im parlamentarischen Regierungssystem. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 207-218. - Nur Taten zählen. Die Zukunft der Liberalen. In: Helga Schuchardt und Günter Verheugen (Hrsg.): Das liberale Gewissen. Reinbek bei Hamburg 1982, S. 143-163. - Die Verantwortung der Opposition. In: Blätter für deutsche und internationale Politik 32 (1987) Heft 3, S. 267-272. LITERATUR: Peter Bender: Ein Liberaler - Zu W. B.s 90. Geburtstag. In: Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte 32 (1985) S. 878-879. Boroffka, Peter, * 14.5.1932 Potsdam, t 24.12.1999. Chemiker, Redakteur, ev. Nach der Reifeprüfung 1953 am Abendgymnasium in Westberlin war B. 1953/54 Arbeiter bei Siemens in Heidenheim und studierte anschließend Chemie in Berlin, 1965 legte er die Diplomprüfung ab. Seit 1965 arbeitete B. als wissenschaftlicher Redakteur bei der „Chemie-Inl'ormation und Dokumentation Berlin". 1960 trat B. der CDU bei, war seil 1971 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und seit 1975 Mitglied des Fraktionsvorstands. Am 6.10.1981 rückte B. als Vertreter Berlins für den verstorbenen Abgeordneten Franz —» Amrehn in den Bundestag nach, dem er auch in der 10. Wahlperiode (1983-87) als Vertreter Berlins angehörte. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (seil November 1981) und des Innenausschusses (seit September 1982). In der 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen und dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. Bosbach, Wolfgang, * 11.6.1952 Bergisch Gladbach. Kaufmann, Betriebswirt, Jurist (Rechtsanwalt), kath. Nach dem Erwerb der Mittleren Reife 1968 erhielt B. eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei einer Konsumgenossenschaft in Köln und wurde Supermarktleiter. Er besuchte die Rheinische Akademie in Köln mit dem Abschluß als Staatlich geprüfter Betriebswirt. Auf dem zweiten Bildungsweg holte er das Abitur nach und studierte Rechtswissenschaften an der Universität Köln. 1988 legte er das Erste, 1991 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde Rechts anwalt. B. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Securitas Deutschland Holding GmbH, Düsseldorf. Er gehört dem Vorstand des Vereins „Gegen Vergessen - Für Demokratie", Bonn, und dem Kuratorium der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", Berlin, an. 1972 trat B. in die CDU ein. 1975-79 war er Mitglied des Kreistages im Rheinisch-Bergischen Kreis, 1979-99 Mit-

Brähmig glied und Schriftführer des Rates der Stadt Bergisch Gladbach. Seit 1994 vetritt B. den Wahlkreis 67 (Rheinisch-Bergischer Kreis I) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und des Rechtsausschusses. Im Februar 2000 wurde er Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, zuständig für die Innenpolitik und die lustiz. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses und des Rechtsausschusses. B o t h m e r , Lenelotte von, geb. Wepler, * 27.10.1915 Bremen, f 19.6.1997 Hannover. Lehrerin, Dolmetscherin. B., Tochter eines Geologen, studierte nach dem Abitur in Bad Cannstatt Geschichte, Germanistik und Anglistik an den Universitäten Tübingen und Berlin. Sie wurde Lehrerin an einer Frauenfachschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie Dolmetscherin bei der Militärregierung und in der Erwachsenenbildung in Hannover tätig. Sic hatte den zweiten Vorsitz des Hausfraucnvcrbandcs Hannover inne und war Vorsitzende des Bundes für Naturschutz und Landschaftspflege Niedersachsens. B. war Mitglied des SPD-Unterbezirksvorstandes PeineBurgdorf, Erste Vorsitzende des Frauenausschusses der SPD im Unterbezirk Peine-Burgdorf, Mitglied des SPDBezirksvorstandes Hannover und Erste Vorsitzende des Frauenausschusses der SPD im Bezirk Hannover. 1966/67 gehörte sie dem Niedersächsischcn Landtag an. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) war B., jeweils über die SPD-Landcslistc Nicdcrsachsen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 6. und 7. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis März 1974, danach als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 7. Wahlperiode (seit Juni 1974) war sie Stellvertretendes, in der 8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 7. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied auch im Auswärtigen Ausschuß, dem sie in der 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 6. und 7. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses (bis März 1974). Seit 1973 war B. Mitglied und Ausschußvorsitzende der Beratenden Versammlung des Europarates und der Westeuropäischen Union. B. engagierte sich vor allem für die soziale Gleichstellung der Frau, auch innerhalb ihrer eigenen Partei, und trat für die Fristcnlösung in der Diskussion um den § 218 ein. Sie interessierte sich für Lösungen der wirtschaftlichen Probleme der Entwicklungsländer und unternahm Reisen durch das südliche Afrika. Sic war Co-Präsidentin der Parlamentarischen Gesellschaft für EuroArabische Zusammenarbeit auf EG-Ebene und 1976-81 Präsidentin der Deutsch-Arabischen Gesellschaft. 1979 traf sie in Beirut mit PLO-Chef Yassir Arafat zusammen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Frau und Politik. In: Lieselotte Berger, L. v. B. und Helga Schuchardt: Frauen ins Parlament? Von den Schwierigkeiten, gleichberechtigt zu sein. Reinbek bei Hamburg 1976, S. 7-38. - Die deutsche Haltung zur Apartheid. Bonn 1980. - Zehn Jahre im Deutschen Bundestag. In: Hoffen, zweifeln, abstimmen. Seit 1969 im Bundestag. 14 SPD-Abgeordnete berichten. Hrsg. von Hugo Brandt. Reinbek bei Hamburg 1980, S. 25-33. - Projekt Afrika. Hilfe zur Selbsthilfe? Würzburg 1981. - Ich will nicht Krieg. Erfahrungen und Konsequenzen. Stuttgart 1982. - Jossi und Abdallah. Köln 1989 (Erzählung). - Mit der Kuh am Strick. Szenen aus den Dienstjahren einer Hinterbänklerin. Hamburg 1996.

B o t z , Gerhard, * 15.9.1955 Rudolstadt (Thüringen). Diplomingenieur, wissenschaftlicher Mitarbeiter, konfessionslos. B. besuchte die Erweiterte Oberschule in Rudolstadt und bestand 1974 das Abitur. 1974-76 leistete er Wehrdienst. Das Studium der Landwirtschaft an der Universität Rostock (1976-81) Schloß er als Diplommelioralionsingenieur ab. Seit 1981 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Futterproduktion Paulinenaue, Versuchsstation Oberweißbach (Thüringen), wurde 1986 an der Akademie für Landwirtschaft der DDR promoviert und hatte 1987-90 die Leitung des Versuchsstützpunktes Oberweibach inne. Im Dezember 1989 trat B. in die SDP ein und wurde in den Landesvorstand seiner Partei in Thüringen und zum Vorsitzenden im Saale-Schwarza-Kreis gewählt. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 15, Listenplatz 2, Bezirk Suhl). 1991-94 war B. Beobachter beim Europäischen Parlament, dessen Mitglied er 1994-98 war. 1999 wurde er in den Thüringer Landtag gewählt. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war B. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. B r a b a n d , Jutta, geb. Czichotzke, * 13.3.1949 Barth. Industriekauffrau, Angestellte, Texlildesignerin. B., Tochter eines Bauingenieurs und einer Polizeioffizierin, erhielt 1965-67 eine Berufsausbildung zur Industrickauffrau, holte an der Volkshochschule das Abitur nach und war anschließend als Sachbearbeiterin in Stralsund und Berlin. 1969 begann sie, Außenwirtschaft in Berlin zu studieren. 1972 aus „politischen Gründen" exmatrikuliert, wurde sie Sachbearbeiterin, später wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Berliner Elektrobetrieb und Schloß ihr Studium 1975 extern ab. 1971-75 war B. als informelle Mitarbeiterin beim Ministerium für Staatssicherheit erfaßt, beendete die Zusammenarbeit selbst und legte diese Vergangenheit 1991 freiwillig offen. Seit 1975 bildete sie sich autodidaktisch weiter und ist seitdem mit Unterbrechungen als Textil- und Modedesignerin tätig. 1993 wurde sie Mitglied, 1997 Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Haus der Demokratie. 1967 trat B. in die SED ein. Seit 1975 hatte sie Kontakte zu oppositionellen Gruppen der DDR und verließ 1979 die SED. Nach einer Unterschriftenaktion gegen den Ausschluß kritischer Schriftsteller aus dem Schriftstellerverband der DDR wurde sie 1980 zu neun Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Im Dezember 1989 trat B. der Vereinigten Linken (VL) und dem Unabhängigen Frauenverband bei. Dort war sie bis März 1990 erste Geschäftsführerin und vertrat die VL am „Runden Tisch". 1990 wurde B. über die PDS-Landesiiste Brandenburg in den Bundestag gewählt. Im Zusammenhang mit der Diskussion um ihre frühere Mitarbeit bei der Staatssicherheit der DDR gab sie am 2 . 5 . 1 9 9 2 ihr Mandat zurück. Sie arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit. Sic war zunächst Stellvertretendes, seit Oktober 1991 Ordentliches und von Januar bis April 1992 wieder Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie auch dem Verkehrsausschuß an (Oktober 1991 bis Januar 1992). B. war umweltpolitische Sprecherin der P D S / L L . B r ä h m i g , Klaus, * 1. 8.1957 Königstein (Kr. Pirna). Elektrohandwerksmeister, ev. B. besuchte 1964-74 die Allgemeinbildende Oberschule in Papstdorf, durchlief 1974-77 eine Lehre als Elektroinstallateur in Pirna und ließ sich 1980-83 zum Handwerksmeister bei der Handwerkskammer in Dresden ausbilden.

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Brahmst-Rock Β. isl Mitglied des Aufsichtsrates der Volksbank Pirna. Er gehört dem Vorstand der Kirchengemeinde Papstdorf/Cunnersdorf an und ist Mitglied des Verwaltungsbeirates des Bischofswerdaer Fußballvereins 08, Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Seminars für Tourismus, Berlin, Mitglied des Präsidiums des Kreissportbundes Pirna-Sächsische Schweiz, Pirna, Vorsitzender des Vereins Sandstein und Musik e.V., Pirna, und Vorstandsvorsitzender des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz e.V., Pirna. Im November 1996 wurde er Vorsitzender der sächsischen Jury und Mitglied der Bundesjury für die Expo-Weltausstellung 2000. 1990 trat B. in die CDU ein. Er wurde Vorstandsmitglied im Kreisverband Pirna/ Scbnitz und Vorsitzender des CDUStadtverbandes Königstein. Seit 1990 vertritt B. den Wahlkreis 317 (Pirna - Sebnitz - Bischofswerda) im Bundestag. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Tourismus der CDU/CSU-Fraktion. In der 12. Wahlperiode war er zunächst Ordentliches, seit Oktober 1992 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und zunächst Stellvertretendes, seit Mai 1991 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verkehr, dem EG-Ausschuß und dem Sonderausschuß „Europäische Union" an (seit Oktober 1992). In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation, des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus und Stellvertretendes Mitglied der EnqueteKommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft". In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Tourismus. Brahmst-Rock, Helga -»Rock, Helga. Brand, Hans-Ulrich, * 22.2.1930 Kothen. Jurist (Rechtsanwalt, Notar). Nach dem Besuch eines Humanistischen Gymnasiums legte B. 1949 das Abitur ab, war 1949/50 Volontär in einer Hamburger Kaffee-Importflrma und studierte danach Rechtsund Staatswissenschaften an der Universität Hamburg. 1954 legte er das Erste, 1959 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde 1958 mit der Arbeit Die Heranwachsenden als Betrüger im Jahre ¡954 in Hamburg zum Dr. jur. promoviert. Während seiner Referendarzeit war B. in der Mineralölbranche und der Verwaltung tätig. 1959 wurde er Rechtsanwalt in Pinneberg, 1960 Notar. 1956 trat B. in die SPD ein. 1959 wurde er Ratsherr der Stadt Pinneberg, 1962 Vorsitzender des Ausschusses „Öffentliches Grün" und 1966 Fraktionsvorsitzender und erster stellvertretender Bürgervorsteher in Pinneberg. Seit 1959 war er Landesausschußvorsitzender der Organisation „Kampf dem Atomtod" in Schleswig-Holstein. 1968 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Schiedsgerichts der SPD im Kreis Pinneberg, 1969 Vorsitzender des Ortsvereins der SPD in Pinneberg und Mitglied des SPD-Landesausschusses Schleswig-Holstein. Von 1969 bis zur Mandatsniederlegung am 3.11.1970 vertrat B. den Wahlkreis 9 (Pinncbcrg) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. Brand, Peter Wilhelm, * 3.8.1900 Remscheid, f 1. 8.1978 Remscheid. Kaufmann, leitender Angestellter, ev. B. besuchte ein Realgymnasium bis zur Primareife, war 1918/19 Soldat und durchlief eine kaufmännische Lehre in einem Industriebetrieb. 1921-27 war er Industriekaufmann, 1927-30 Einkaufsleiter eines Stahlwerks und 1930-52 geschäftsführender Prokurist in einer Präzisionswerkzeugfa-

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brik. Nach 1945 wurde er Vorsitzender des Fachverbandes Maschinen- und Präzisionswerkzeuge im Verein der Deutschen Maschinenbauanstalten und der Arbeitsgemeinschaft Werkzeugindustrie, 1952 Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände. B. trat in die CDU ein. Seit 1945 war er Stadtverordneter in Remscheid, 1946-61 Fraktionsvorsitzender, seit 1961 Kreisvorsitzender seiner Partei und Mitglied des Wirtschaftsausschusses Rheinland der CDU. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) vertrat B. den Wahlkreis 73 (Rhein-Wupper-Kreis-Leverkusen), in der 5. Wahlperiode (1965-69) den Wahlkreis 68 (Remscheid) im Bundestag. 1959-64 war er Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaft und Ernährung der CDU/CSU-Fraktion. 1964 wurde er stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU. In der 2. Wahlperiode gehörte B. als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Außenhandelsfragen, in der 3. (bis April 1960 als Stellvertretendes Mitglied) und 4. Wahlperiode dem Außenhandelsausschuß an. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, dem er in der 3. Wahlperiode seit Oktober 1960 als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 2. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und des Ausschusses für Atomfragen (seit Februar 1957 als Stellvertretendes Mitglied). Dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Ausschuß für Arbeit gehörte er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses (seit Oktober 1959) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik und des Ausschusses für Sozialpolitik. In der 5. Wahlperiode gehörte er zunächst als Ordentliches, seit Januar 1966 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; NordrheinWcstfälischen Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf. Brandes, Bruno, * 27. 3.1910 Groß-Ilsede (heute zu Ilsede), f 21.6.1985 Bischofsgrün (Fichtelgebirge). Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. Nach dem Abitur am Realgymnasium in Peine 1929 studierte B., Sohn eines Landwirts, Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg im Breisgau, München, Berlin und Stullgart und legte beide Staatsexamen ab. 1939/45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, zuletzt als Offizier. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurde B. 1946 Rechtsanwalt, 1953 Notar in Holzminden. B. trat in die CDU ein. 1956 wurde er Bürgermeister, Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses Holzminden und 1963 Mitglied des Niedersächsischen Landtages, dem er bis zu seinem Tod angehörte. 1965-70 und 1976-82 war er Fraktionsvorsitzender; er hatte auch den Vorsitz des Ausschusses für Rechts- und Verfassungsfragen und des Geschäftsordnungsausschusses inne. Seit 1981 war er Landrat, 1982-85 Landtagspräsident. B. wurde stellvertretender Landesvorsitzender der CDU in Niedersachsen. 1969 wurde B. über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt. Am 29.10.1969 legte er sein Mandat nieder. Als Politiker in Niedersachsen war B. nicht unumstritten. 1984 wurde bekannt, daß er einen Privatzoo mit seltenen und für die Privathaltung verbotenen Tieren besaß. 1985 geriet er wegen angeblich unbegründeter Honorarforderungen in die Schlagzeilen, die er über seine Anwaltskanzlei liquidiert hatte. B. bestritt die Vorwürfe, erklärte jedoch seinen Rücktritt von allen Ämtern für Juni 1985, erlag jedoch kurz vorher einem Herzleiden.

Brandt Β. erhielt 1969 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1981 Stern und Schulterband dazu und 1981 die Niedersächsische Landesmedaille. NACHLASS: Archiv für Christlich-Dcmokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Brandner, Klaus, * 13.1.1949 Bentorf (heute zu Kalletal). Eleklromechaniker, technischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär, ev. B. besuchte 1955-59 die Volksschule, 1959-65 die Realschule und ließ sich 1965-68 zum Elcktromcchaniker ausbilden. 1969-71 leistete er seinen Wehrdienst. B. war 1968/69 Elektromechaniker und 1971-73 technischer Angestellter. 1973 wurde er Gcwerkschaftssckrctär der Industriegewerkschaft Metall, 1983 Geschäftsführer und zweiter Bevollmächtigter und 1988 Geschäftsführer und erster Bevollmächtigter der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Gütersloh. B. ist Mitglied des Beirates für Zukunftsfragen der Allianz Lebensversicherungs AG, München. Er gehört der Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen, Kirchenkreis Gütersloh, an, ist alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrates des Landesverbandes der Innungskrankcnkasse Westfalen-Lippe und hat den Vorsitz der Veranstaltergemeinschaft von Radio Gütersloh inne. 1969 trat B. der SPD bei, wurde 1975 stellvertretender Vorsitzender des Ortsvcrcins Rictbcrg und stellvertretender Untcrbczirksvorsitzcndcr der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in Gütersloh. Er ist Mitglied des Bezirksvorstandes Ostwestfalen-Lippe. 1998 wurde B. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er ist sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. B. gehört als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, des Gemeinsamen Ausschusses und des Vcrmittlungsausschusses. Brandt, Hugo, * 4. 8. 1930 Mainz, f 12.9.1989 Mainz. Grundschullehrcr. B., Sohn eines Lebensmittelkaufmanns, bestand 1949 das Abitur an einem Gymnasium in Mainz und studierte an der Pädagogischen Akademie in Worms. 1951 legte er das erste, 1954 das zweite Staatsexamen ab und wurde Grundschullehrer in Grolsheim bei Bingen. 1960 trat er der SPD bei. 1981-85 war er Landesvorsitzender der SPD Rheinland-Pfalz. In der 6.-9. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 156 bzw. 154 (Mainz) im Bundestag. Seit 1980 gehörte er dem erweiterten Fraktionsvorstand an und war Vorsitzender des Arbeitskreises Innenpolitik der Fraktion. In der 6. und 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (seit März 1974 als Stellvertretendes Mitglied) und im Sondcrausschuß für die Strafrcchtsreform (von Februar 1970 bis Juni 1976). In der 8. und 9. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß an, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 7. Wahlperiode war. In dieser Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (von Februar bis Dezember 1974) und des Auswärtigen Ausschusses (seit Juni 1976). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis Mai 1970) und dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (seit März 1972 als Ordentliches Mitglied) an. In der 8. und 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. 1983 kandidierte B. nicht mehr für den Bundestag.

B. war Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Drei Ansichten über zehn Jahre. In: Η. B. (Hrsg.): Hoffen, zweifeln, abstimmen. Seit 1969 im Bundestag. 14 SPD-Abgeordnete berichten. Reinbek bei Hamburg 1980, S. 135-155. Brandt, Willy, früher Herbert Ernst Karl Frahm, * 18.12.1913 Lübeck, f 8.10.1992 Unkel. Journalist, ev. B., Sohn der ledigen Verkäuferin Martha Frahm, wuchs bei seinem Großvater Ludwig Frahm, einem sozialdemokratischen Lastwagenfahrer aus Mecklenburg, auf; er besuchte nach Volks- und Mittelschule vom Schulgeld befreit das Reform-Real-Gymnasium Johanneum in Lübeck und legte im Februar 1932 das Abitur ab. Anschließend trat er als Volontär in eine Lübecker Schiffsmaklerfirma ein. Bereits als Fünfzehnjähriger begann er seine politische Tätigkeit in der Sozialistischen Arbeiterjugend und wurde 1930, veranlaßt durch seinen politischen Ziehvater, den Reichstagsabgeordneten und Chefredakteur des Lübecker Volksboten Julius Leber, Mitglied der SPD; von dieser trennte er sich im Herbst 1931 und Schloß sich der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), einer linkssozialistischen Splittergruppe, an. Im März 1933 nahm B., vor Verfolgungen nicht mehr sicher, den zufälligen Tarnnamen Willy Brandt an und floh am 2.4.1933, in einem Fischkutter versteckt, von Travemünde zunächst nach Rödbyhavn auf der dänischen Insel Lolland und von dort nach Oslo. Er hatte den Auftrag, dort ein Auslandsbüro der SAP aufzubauen. In Oslo betätigte er sich als Journalist und organisierte die politischen Kontakte der linkssozialistischen Emigration mit der skandinavischen Sozialdemokratie. 1936 hielt er sich von August bis Weihnachten illegal in Berlin auf, wo er eine Widerstandsgruppe der SAP neu aufbaute. 1937 führte ihn ein politischer Auftrag nach Barcelona, wo er auf republikanischer Seite als Beauftragter der SAP und Berichterstatter für norwegische Zeitungen über den Spanischen Bürgerkrieg berichtete. B.s Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg bestärkten ihn in seiner Einsicht, daß weder mit der Sowjetunion noch mit den kommunistischen Parteien eine Einheitsfront der europäischen Arbeiterbewegung im Kampf gegen den Faschismus geschaffen werden konnte. Er orientierte sich deshalb verstärkt am Modell des undogmatischen frcihcitlichcn Volkssozialismus der nordischen Demokratien. 1938 vom „Dritten Reich" ausgebürgert, erhielt B. 1940 die norwegische Staatsbürgerschaft. Nach der Besetzung Norwegens durch die deutsche Wehrmacht gelang ihm nach vier Wochen deutscher Kriegsgefangenschaft als norwegischer Soldat die Flucht nach Schweden. In Stockholm versuchte er, die Widerstandskräfte in Deutschland zu unterstützen und hatte auch Verbindungen zum Kreisauer Kreis des Widerstands um den 20. Juli. Im Herbst 1944 Schloß er sich wieder der SPD an. Er entwarf Pläne für ein demokratischsozialistisches Deutschland nach Hitler und für eine friedliche Neuordnung Europas. 1945 kehrte B. nach Oslo zurück und arbeitete als Korrespondent skandinavischer Zeitungen in Deutschland; er berichtete u. a. über die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse. 1947 wurde er Presseattaché der Norwegischen Militärmission beim Alliierten Kontrollrat in Berlin. Nachdem er einige Zeit mit der ihm angebotenen Position eines Pressereferenten der UNO-Wirtschaftskommission für Europa in Genf geliebäugelt hatte, liei Ende Dezember 1947 die Entscheidung für Deutschland. Dies war insofern konsequent, als B. in jeder Phase seiner Emigrationszeit unterstrichen hatte, daß unterschieden werden müsse zwischen Hitler und seinem Diktaturregime einerseits und dem deutschen Volk und Deutschland andererseits.

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Brandt 1948 ernannle der SPD-Parteivorsland Β., der wieder die deutsche Staatsbürgerschaft annahm, zu seinem Vertreter in Berlin. 1949 und 1953 (1. und 2. Wahlperiode) wurde B. als Abgeordneter des Landes Berlin (durch dessen Abgeordnetenhaus) in den Deutschen Bundestag gewählt. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses (seit Februar 1952), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Februar 1952, davor Beratendes Mitglied), des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit Januar 1952), des Wahlrechtsausschusscs (seit März 1952) und des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (seit März 1952) und dem Ausschuß für Berlin (seit März 1952), als Beratendes Mitglied dem Ausschuß für ERP-Fragen und dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und des Haushaltsausschusscs (bis Oktober 1955) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. In der 8.-12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an und arbeitete in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) mit. 1951-66 war B. auch Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, 1955-57 dessen Präsident und 1957-66 Regierender Bürgermeister von Berlin. Im September 1961 als Abgeordneter des Landes Berlin erneut in den Bundestag gewählt, legte B. am 27.12.1961 sein Mandat nieder. In seiner Partei absolvierte B. die .Ochsentour': 1949 Kreis Vorsitzender in Berlin-Wilmersdorf, 1958 (nach zwei vergeblichen Kandidaturen 1952, 1954) Landesvorsitzender der Berliner SPD (bis 1963), 1958 wurde er (wiederum nach zwei vergeblichen Kandidaturen) in den SPDParteivorstand gewählt, 1962 zu einem der Stellvertreter des Partei Vorsitzenden, im Februar 1964 als Nachfolger von Erich —^ Ollenhauer Vorsitzender der SPD. 1961 und 1965 erfolgloser Kanzicrkandidat seiner Partei, konnte er dennoch deren Stimmenanteil von 36,2 auf 39,3 % steigern. B. galt als einer der Exponenten des Reformflügels in der SPD, für den die Verbindung von parlamentarisch-repräsentativer Demokratie und freiheitlichem Sozialismus als unauflösbar galt; die Einbindung der Bundesrepublik in den europäischen Einigungsprozeß sah er als ebenso selbstverständlich an. Gleichzeitig wurde die SPD aus einer traditions bestimmten Arbeiterpartei zu einer linken Volkspartei umgeformt, die Anspruch auf die Mitbeteiligung an der politischen Macht erhob. Im Dezember 1966 ging die SPD mit der CDU eine Große Koalition ein, und B. wurde Vizekanzler und Außenminister. Er bereitete nun jene Politik vor, die als seine große historische Leistung angesehen wird. Bei den Wahlen zum 6. Deutschen Bundestag am 28. 9.1969 - B. kandidierte, wie bei allen folgenden Bundestagswahlen, auf der Landesliste Nordrhein-Westfalen - konnte die SPD ihren Stimmenanteil auf 42,7 % steigern, und B. Schloß mit der FDP (5,8 %) die sozialliberale Koalition. Er übernahm das Amt des Bundeskanzlers, der FDP-Vorsitzende Waller —» Scheel wurde Vizekanzler und Außenminister. B. setzte nun Marksteine einer neuen Friedens- und Verständigungspolitik, mil der die Bundesrepublik die Konsequenzen aus dem vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg zog. Im Interesse des Überlebens der Menschheit sollten sich neue, grundsätzlich friedliche, kooperative und solidarische Formen des Zusammenlebens zwischen Völkern und Staaten durchsetzen. Im August 1970 wurde der deutsch-sowjetrussische Vertrag über Gewaltverzicht und Zusammenarbeit, im Dezember 1970 der

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Vertrag mit Polen über die Grundlagen der Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen unterzeichnet; diesem Vertrag implizit war die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als westlicher Staatsgrenze Polens. Es gelang B. auch, gegen erheblichen Widerstand in seiner Partei, große Teile der Nachkriegsgeneration der 68er antiautoritären Bewegung für die Republik zu gewinnen und die Weichen zu stellen für die Entledigung vom Ballast des Obrigkeitsstaates und für die Wandlung der Bundesrepublik zu einem aufgeklärten Bürgerstaal unter der Devise „Wir wollen mehr Demokratie wagen". Bei den Wahlen zum 7. Deutschen Bundestag am 19.11.1972 - auf Antrag des Bundeskanzlers hatte der Bundespräsident nach Art. 68 GG den Bundestag aufgelöst - wurde die SPD mit 45,8 % der Stimmen stärkste Partei, und B. wurde erneut zum Bundeskanzler gewählt; B. wurde nun zum bedeutenden, international respektierten (1971 mit dem Friedensnobelpreis geehrten) Staatsmann. Eineinhalb Jahre später, am 6.5.1974, trat B. als Bundeskanzler zurück; Anlaß war die Spionage-AITäre um den DDR-Agenten Guillaume, der unerkannt zu B.s engen Mitarbeitern gehört hatte. Diesen Rücktritt hat B. später als falsch angesehen: „Ich meine, daß ich Kraft hätte finden können, die Widerwärtigkeiten, die dem großen Wahlerfolg folgten, zu überwinden und in der Innen- wie in der Außenpolitik neue Seiten aufzuschlagen" (Erinnerungen). B. blieb Vorsitzender der SPD, gehörte bis zur 12. Wahlperiode 1992 dem Bundestag an und arbeitete im Auswärtigen Ausschuß und im Sonderausschuß Deutsche Einheit mit. Als Vorsitzender der Sozialistischen Internationale 1976-92 hat er entscheidend zur Demokratisierung Südeuropas beitragen können; als Vorsitzender der Unabhängigen Kommission für internationale Entwicklungsfragen (sog. Nord-Süd-Kommission) half er, Entwicklungsstrategien für solidarisches globales Handeln zu erarbeiten; dazu gehörte nach seiner Auffassung sowohl das Bemühen um Abrüstung in Ost und West als auch die Verwirklichung individueller und sozialer Menschcnrechtc. Im Juni 1987 legte B. nach 23 Jahren den Vorsitz der SPD nieder. Mit B. ging der letzte Parteiführer, der noch von der alten Arbeiterbewegung geprägt worden war, und ein Mann, der sich ohne Regierungsamt ein weltweites Ansehen erworben hatte als „ein Aufklärer aus Deutschland". 1989/90 rückte er noch einmal in den Mittelpunkt der Politik, als er den Vereinigungsprozeß der beiden deutschen Staaten mitgestaltete. Nach den ersten gesamtdeutschen Wahlen am 2 . 1 2 . 1 9 9 0 eröffnete B. als Alterspräsident den Bundestag. Auf seinen Antrag sprach sich am 20.6.1991 der Bundestag mit 338 zu 320 Stimmen für Berlin als neuen Regierungssitz aus. In seiner letzten Rede vor dem Bundestag am 12.3.1992 plädierte er für die Einsetzung der EnqueteKommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland". Im Oktober 1991 brach bei B. die Krebserkrankung aus, an der er ein Jahr später, noch nicht 79jährig, starb. VERÖFFENTLICHUNGEN: Begegnungen und Einsichten. Die Jahre 1960-1975. Hamburg 1976. - Links und frei. Mein Weg 1930-1950. Hamburg 1982. - Erinnerungen. Frankfurt am Main 1989. - Berliner Ausgabe. Hrsg. von Helga Grebing, Gregor Schöllgen und Heinrich August Winkler. 10 Bde., Bonn 2000 ff. LITERATUR: Terence Prittie: W. B. Frankfurt am Main 1973. - Carola Stern: W. B. Reinbek 1975. - Gunter Hofmann: W. B. - Porträt eines Aufklärers aus Deutschland. Reinbek 1988. - Einhart Lorenz: W. B. in Norwegen. Kiel 1989. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Helga Grebing

Brauer Brandt-Elsweier, Anni, geb. Elsweier, * 2.3.1932 Duisburg. Juristin (Richterin), kath. B.-E. studierte Rechtswissenschaften in Köln und legte beide Staatsexamen ab. Nach dreijähriger Tätigkeit als Rechtsanwältin war B.-E. 1967-90 Richterin am Landgericht in Düsseldorf. B.-E. ist stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes Neuss des Deutschen Roten Kreuzes. 1963 trat B.-E. in die SPD ein. Sie wurde Mitglied des Landesvorstandes der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK). 1994-98 gehörte sie dem Vorstand der Bundes-SGK an. 1969 wurde sie Mitglied des Rates der Stadt Neuss, 1979 Vorsitzende des Kulturausschusscs. 1984-93 war sie erste stellvertretende Bürgermeisterin. 1975-94 gehörte sie dem Kreistag des Kreises Neuss an und war 1984-91 erste stellvertretende Landrätin. Sie ist Sachkundige Bürgerin im Stadtrat der Stadt Neuss. Seit 1990 gehört B.-E., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 12. Wahlperiode war sie stellvertretende Vorsitzende des 3. Untersuchungsausschusses (HIV-Infektion durch Blut und Blutprodukte). Sie engagierte sich in der 12. und 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, gehörte dem Wahlprüfungsausschuß in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an und war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend (12. Wahlperiode) bzw. des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (13. Wahlperiode). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 12. und 13. Wahlperiode dem Rechtsausschuß, in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Februar 1993) an. In der 14. Wahlperiode ist B.-E. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, des Wahlprüfungsausschusses, des Ausschusses lur Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Rechtsausschusses und des Parlamentarischen Kontrollgremiums. B.-E. erhielt 1990 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Brase, Willi, * 10.10.1951 Quetzen. Großhandelskaufmann, Sozialpädagogc, Gewerkschaftsfunktionär, cv. B. besuchte 1958-66 die Volksschule in Quetzen und ließ sich 1966-69 zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel ausbilden. 1969-71 besuchte er die Fachoberschule und studierte 1973-76 Sozialpädagogik an der Hochschule Niederrhein. 1977/78 Schloß er ein berufspraktisches Jahr beim Landschaftsverband Rheinland an und leistete 1971 Wehrdienst, 1972 Ersatzdienst. 1979-81 war er Sozialpädagoge beim Jugendamt der Stadt Mönchengladbach, seit 1981 Jugendbildungsreferent beim DGB-Landesbezirk NordrheinWestfalen, 1984-88 Landesjugendsekretär, seit 1989 DGBKreisvorsitzender in Siegen-Wittgenstein und seit 1994 in Siegen-Wittgenstein-Olpe. B. wurde 1976 Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Er ist alternierender Vorsitzender des Verwallungsausschusses des Arbeilsamtes Siegen, alternierender Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses der Industrie- und Handelskammer Siegen, beratendes Mitglied des Wirtschaftsförderungsausschusses des Kreises SiegenWittgenstein und Mitglied des Beirates des Regionalsekretariats zur Beschäftigungsförderung Siegen-WittgensteinOlpe, Siegen. B. gehört dem Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft Deutscher Gewerkschaftsbund/Volkshochschule Arbeit und Leben, Düsseldorf, und dem Vorstand Siegerland Consult SiC, Siegen, an. Er ist Vorsitzender des Beirates des Ketteler-Cardijn-Werks in Kirchhundem.

1981 trat B. in die SPD ein. Er wurde Vorstandsmitglied des Stadtverbandes Kreuztal, beratendes Mitglied in den Unterbezirksvorständen Olpe und Siegen-Wittgenstein und Mitglied im Gewerkschaftsrat des SPD-Bezirks Westliches Westfalen. B. ist Vorsitzender des Unterbezirks SiegenWittgenstein der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD (ΑΓΑ). 1998 wurde B. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses lur Wirtschaft und Technologie. Brauer, Hans-Jochim, * 26. 8.1945 Helmstedt. Hauptschullehrer. B. studierte Sport, Biologie und Pädagogik und wurde Lehrer an einer Hauptschule. Später unterrichtete er an einer Orientierungsstufe sowie an einer Schule der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er war Mitglied des Kreisvorslandes des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND). In der 11. Wahlperiode ( 1987-90) gehörte B. mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Sportausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Brauer, Max (Friedrich Julius), * 3.9. 1887 Altona (heute zu Hamburg), f 2.2.1973 Hamburg. Glasbläser, Angestellter. B. entstammte einer alten Glasbläscrfamilie, erlernte selbst dieses Handwerk und war 1910-19 Angestellter der KonsumGenossenschaft in Hamburg. 1903 wurde er Mitglied der SPD. B. nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1916 wurde er Stadtverordneter, 1919 Zweiter Bürgermeister und Kämmerer von Altona, 1924 Oberbürgermeister von Altona und Mitglied des Preußischen Staatsrates. B. war Mitglied des Provinzialrates von Schleswig-Holstein und des Deutschen Städtetages. 1933 von den Nationalsozialisten abgesetzt und verhaftet, 1934 ausgebürgert, flüchtete er über Österreich in die Schweiz und ging für den Völkerbund ein Jahr nach China, 1936 in die USA, wo er u.a. an der Columbia University Vorlesungen hielt. Seit 1946 als Generalbevollmächtigter der American Federation of Labor wieder in Deutschland, erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft zurück und war bis 1953 und 1957-60 Erster Bürgermeister von Hamburg. 1949 wurde er Mitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung. B., dessen Name eng an den Wiederaufbau Hamburgs geknüpft ist, vertrat Hamburg auch im Bundesrat. Als er sein Bürgermeisteramt 1961 seinem Parteifreund Paul Nevermann übergab und damit Abschied vom kommunalpolitischen Leben der Stadt nahm, wurde er zum Ehrenbürger von Hamburg und zum Ehrendoktor und Ehrensenator der Universität Hamburg ernannt. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat B. den Wahlkreis 18 (Hamburg IV) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten sowie des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfe. Im März 1965 verlor er in einer Kampfabstimmung seinen Platz auf der SPD-Landesliste und zog sich aus dem politischen Leben zurück. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Am Kreuzweg: Entspannung oder Katastrophe? Die Bundestagsdebatte vom 23. Jan. 1958. Bonn 1958. - Öffentliche und private Wirtschaft. Hamburg 1947. - Öffentliche Wirtschaft. Gestern, heute, morgen. Hamburg 1951. - Es ging aufwärts. Ergebnisse des Jahres 1950 in Hamburg. Hamburg 1951. - Wir geben Rechenschaft. Rede an die Jugend, gehalten am Vorabend des Parteitages der SPD Hamburg. Hamburg 1952. - Nüchternen Sinnes und heißen Herzens ... Reden und Ansprachen.

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Brauksiepe Hamburg 1953. - Hamburg, Großstadt der Zukunft. Rede zum Haushaltsplan für das Jahr 1953. Hamburg 1953. - Max Brauer im Exil. Briefe und Reden aus den Jahren 1933-1946. Hrsg. von Christa Fladhammer und Michael Wildt. Hamburg 1994. LITERATUR: Erich Lüth: M. B. Glasbläser, Bürgermeister, Staatsmann. Hamburg 1972. - Ernst Pappermann: M. J. F. B. (1887-1973). In: Kurt G. A. Jcscrich und Helmut Neuhaus (Hrsg.): Persönlichkeiten der Verwaltung. Biographien zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1648-1945. Stuttgart u.a. 1991, S. 433-437. - Arnold Sywottek: M. B. In: Walter Mühlhausen und Cornelia Regin (Hrsg.): Treuhänder des deutschen Volkes. Die Ministerpräsidenten der westlichen Besatzungszonen nach den ersten freien Landtagswahlen. Politische Porträts. Melsungen 1991, S. 181-205. - Michael Wildt: B., M. In: Manfred Asendorf und Rolf von Bockel (Hrsg.): Demokratische Wege. Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrhunderten. Stuttgart/Weimar 1997, S. 90-92. B r a u k s i e p e , Aenne, geb. Engels, * 2 3 . 2 . 1 9 1 2 Duisburg, t 1.1.1997 Oelde (Westfalen). Angestellte in der Sozialpflege. Nach dem Abitur 1931 zwei Jahre in der Behindertenfürsorge tätig, ging B., deren Mutter Stadtverordnete der Zentrumspartei war, 1934 nach Glasgow, lebte seit 1937 in den Niederlanden und unterrichtete körperlich behinderte Kinder. 1943 kehrte sie nach Duisburg zurück. B. war Vorsitzende des deutschen Zweiges von St. Joan's International Social and Political Alliance, Mitglied des Präsidiums des Deutschen Katholischen Frauenbundes, Vizepräsidentin des Familienbundes Deutscher Katholiken, Landesvorsitzende der Europäischen Frauen-Union, Vorsitzende im Kuratorium des Deutschen Müttergenesungswerks und Zweite Vorsitzende der Studienstiftung des Deutschen Volkes. 1945 war B. Mitbegründerin der CDU, 1956 wurde sie Mitglied des Bundesvorstandes der CDU. 1958-71 war sie Vorsitzende der Bundesvereinigung der Frauen der CDU, 1966-69 Mitglied des CDU-Parteipräsidiums. 1945 wurde sie Stadtverordnete in Duisburg. In der 1.-6. Wahlperiode (1949-72) war B. Mitglied des Bundestages. In der 1. Wahlperiode vertrat sie den Wahlkreis 8 [67] (Köln II), in der 2.-4. Wahlperiode den Wahlkreis 66 (Köln I) und in der 5. Wahlperiode den Wahlkreis 61 (Köln III) im Bundestag, dem sie in der 6. Wahlperiode mit einem Mandat der CDU-Landcslistc Nordrhein-Westfalen angehörte. 1965-68 war sie stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion. In der 1. Wahlperiode gehörte B. als Ordentliches Mitglied bis März 1953 dem Verfassungsausschuß und dem Petitionsausschuß an. Sie war bis April 1951 Stellvertretendes, seit März 1953 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Berlin und seit März 1952 des Ausschusses für Bau- und Bodcnrccht. Sic hatte den Vorsitz des Unterausschusses „Film über die Entstehung eines Gesetzes" des Ausschusses zum Schutze der Verfassung inne. In der 2. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit (seit Januar 1956: Ausschuß für Verteidigung) und des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. In der 3. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen und Bodenrecht (seit Dezember 1957: Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. Diesem Ausschuß gehörte sie in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes, seit Januar 1965 als Ordentliches Mitglied an und war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung sowie des Parlamentarischen Rates der Europäischen Bewegung. In der

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5. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (bis März 1968) an und war bis Oktober 1968 Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In diesem Ausschuß arbeitete sie in der 6. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, des Gemeinsamen Ausschusses gemäß Artikel 53 GG (seit Juni 1972) und des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertreter (seit Juni 1972). B. war 1968/69 Bundesministerin für Familie und Jugend. Als erste Frau in diesem Amt begann sie, eine moderne Familienpolitik durchzusetzen und die Teilzeitarbeit sowie das Konzept der Ganztagsschule zur Erleichterung für berufstätige Frauen zu propagieren. Sie engagierte sieh auch für eine Verbesserung des Familienlastenausgleichssystems. B. erhielt 1969 das Großkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: Der zerrissene Schleier. Frauen in unserer Zeit. Hrsg. von Monika Wcichert-von Hassel. Stuttgart 1987. Fides Krause-Brewer: Amtszeiten und Wirkungsschwerpunkte der Bundesfamilienministerinnen und Bundesfamilienminister. In: Bundesministerium für Familie und Senioren (Hrsg.): 40 Jahre Familienpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Rückblick - Ausblick. Neuwied 1993, S. 15-36. Irene Gerlach: Familie und staatliches Handeln. Ideologie und politische Praxis in Deutschland. Opladen 1996. B r a u k s i e p e , Ralf, * 14.3.1967 Hattingen. Diplomökonom, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Hattingen legte B. 1986 das Abitur ab. 1986-90 studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bochum, Schloß das Studium 1990 als Diplomökonom ab und wurde 1995 mit der Arbeit Politische Ökonomie der Transformation von Wirtschaftsordnungen in Entwicklungsländern (veröffentlicht 1996) zum Dr. rer. oec. promoviert. 1990-95 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik. 1996 wurde er Wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Wirtschafts- und Finanzpolitik der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Bochum. Seil der Beurlaubung 1998 ist er dort Lehrbeauftragter. 1983 trat B. in die Junge Union und die CDU ein. 1988-94 war er Verbandsvorsitzender der Jungen Union Hattingen, 1992-96 Kreis Vorsitzender der Jungen Union EnnepeRuhr und 1996-2000 Landesvorsitzender der Jungen Union Nordrhein-Westfalen. 2001 wurde er Mitglied des Dcutschlandrates der Jungen Union. 1994-98 war er Ortsvorsitzender der CDU Hattingen-Milte. 1995 wurde er Kreisvorsitzender der CDU Ennepe-Ruhr, 1992 Beisitzer im Kreisvorstand der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) Ennepe-Ruhr und 2001 Beisitzer im CDA-Landes vorstand Nordrhein-Westfalen und im CDA-Bundesvorstand. 1994-99 gehörte er dem Rat der Stadt Hattingen an. 1999 wurde er Sprecher der CDU-Kreisfraktion im Ausschuß für Kreisentwicklung, Wirtschaft und Verkehr des Ennepe-Ruhr-Kreises. 1998 wurde B. über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union und der Enquete-Kommission „Nachhallige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Bankwesen der Islamischen Republik Iran. Konzepte, Erfahrungen und Perspektiven. Bochum 1992.

Braun-Stützer B r a u n , Gerhard, * 28.12.1923 Wermelskirchen. Kaufmännischer Angestellter, Parteifunktionär, ev. B. besuchte Volks- und Realschule in Wermelskirchen bis zur Mittleren Reife, durchlief 1939-41 eine kaufmännische Lehre und bestand die Kaufmannsgehilfenprüfung. 1941-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-47 war er kaufmännischer Angestellter und 1966-78 Verlagsgeschäftsführer. B. war Synodal-Männerobmann der evangelischen Kirche im Kirchenkreis Remscheid-Lennep. 1945 trat B. in die CDU ein. 1947-55 war er Landessekretär der Jungen Union im Rheinland. 1957 wurde er stellvertretender Landesgeschäftsführer, 1961 Landesgeschäftsführer der CDU im Rheinland und 1979 Mitglied des Bundesvorstands der Kormmmalpolitischen Vereinigung der C D U / C S U . 1985-88 war er Seniorenbeauftragter der CDU, 1988-90 Bundesvorsitzender der Senioren-Union. 1961-89 gehörte er dem Stadtrat in Wermelskirchen an. 1965 kandidierte B. erfolglos für den Bundestag. In der 7.-10. Wahlperiode (1972-87) war er Mitglied des Bundestages. 1972, 1980 und 1983 wurde er über die CDULandesliste Nordrhein-Westfalen gewählt. In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat er den Wahlkreis 68 (Remscheid) im Bundestag. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit mit. Tn der 7.-9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis Oktober 1982). In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (bis April 1974), in der 9. und 10. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr an. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B r a u n , Hildebrecht, * 2 3 . 6 . 1 9 4 4 Neuendettelsau. Jurist (Rechtsanwalt). Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Windsbach und einem Auslandsaufenthalt als Austauschschüler in Ohio studierte B. 1965-70 Rechtswissenschaften in München, legte 1975 die Zweite Juristische Staatsprüfung in München ab und war seit 1976 als Rechtsanwalt in München zugelassen. 1976-81 arbeitete er bei einer Versicherung in München und war dort fünf Jahre stellvertretendes bzw. ordentliches Vorstandsmitglied. 1964 trat B. der FDP bei. 1969-90 war er Mitglied des Vorstandes der FDP München, 1971/72 Fraktionsgeschäftsführer der FDP im Bayerischen Landtag. 1991 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der FDP und Mitglied des CDU-Bundesfachausschusses Wohrtungs- und Städtebau, 1996 Vorsitzender des Kreis Verbandes Augsburg der FDP. B. gehörte 1970-74 dem Bezirkstag von Oberbayern an und war 1988-94 Mitglied des Stadtrates von München. 1994 und 1998 wurde B. über die FDP-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. 1994-98 war er wohnungspolitischer Sprcchcr der FDP-Fraktion. 1998 wurde er Vorsitzender der Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Ausschusses für Verkehr, des 1. Untersuchungsausschusses (PlutoniumSchmuggel) und des 2. Untersuchungsausschusses (Veruntreutes DDR-Vermögen). In der 14. Wahlperiode ist er Ordcntlichcs Mitglied des Gremiums gemäß § 41 Abs. 5 des Außenwirtschaftsgesetzes zur Kontrolle der Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses und des Verteidigungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen,

dem Rechtsausschuß und der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO an. B r a u n , Josef, * 5 . 4 . 1 9 0 7 Berlin, t 17.7.1966. Bankkaufmann, Gewerkschaftsfunktionär. B. besuchte die Volks- und Oberschule, durchlief eine Lehre im Bankgewerbe und war anschließend bis 1939 im Bankund Versicherungsgewerbe tätig. Seit 1924 gewerkschaftlich und politisch organisiert, trat er 1926 der Sozialistischen Arbeiterjugend und dem Reichsbanner bei. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1946 war er hauptamtlich im Freien Dcutschcn Gewerkschaftsbund (FDGB), danach in der Berliner Unabhängigen Gewerkschaftsorganisation und im Deutschen Gewerkschaftsbund Berlin tätig. 1946 trat B. in die SPD ein. 1952-61 war er Geschäftsführer des Landesverbandes Berlin der SPD. 1961 und 1965 wurde B. als Vertreter Berlins in den Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden war er Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Arbeit. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und dem Ausschuß für Gesundheitswesen, in der 5. Wahlperiode dem Petitionsausschuß an. B r a u n , Rudolf, * 2 5 . 6 . 1 9 5 5 Falkenstein (Vogtland). Fachassistent für Röntgendiagnostik, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. Nach dem Besuch der allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule 1962-72 holte B. auf der Volkshochschule 1975-77 das Abitur nach und absolvierte 1972-74 ein Fachschulstudium zum Medizinisch-Technischen Radiologieassistenten. 1983/84 ließ er sich zum Fachassistenten für Röntgendiagnostik fortbilden und arbeitete bis 1990 in seinem Beruf. 1990/91 war er Dezernent für Gesundheit und Soziales in der Stadtverwaltung Auerbach und 1991-94 wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1990 wurde B. Mitglied des Kreis Vorstandes des Deutschen Roten Kreuzes, 1991 ehrenamtlicher Richter am Landgericht Zwickau. 1976 trat B. in die CDU ein. 1990-94 war er Stadtverordneter. In der 13. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 328 (Reichenbach - Plauen - Auerbach - Oelsnitz) im Bundestag. Er war Ordcntlichcs Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. B r a u n - S t ü t z e r , Carola von, geb. von Braun, * 12.9.1942 Nakuru (Kenia). Redakteurin, ev. B.-S., Tochter eines Diplomaten, besuchte das Gymnasium und bestand 1961 in Bad Godesberg das Abitur. Sie studierte sechs Semester Anglistik und Germanistik in Bonn und Berlin und war, nach einem Volontariat bei einem Nachrichtenmagazin, in verschiedenen Redaktionen tätig. 1974 trat B.-S. in die FDP ein. Sie war Bundestagsassistentin der FDP-Politikerin Helga —> Schuchardt, später der SPDAbgeordneten Dieter —» Lattmann und Anke —»Martiny. 1975 wurde sie Abgeordnete des Kreistages Rhein-Siegen und 1979 Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion. 1990 wurde B.-S. zur Vorsitzenden der Berliner FDP und damit auch in den Bundesvorstand ihrer Partei gewählt. Als B.-S. 1994 Abrechnung privater Kosten über ihre Fraktion vorgeworfen wurde, legte sie im selben Jahr alle Ämter und Mandate nieder. In der 9. Wahlperiode (1980-83) gehörte B.-S. mit einem Mandat der FDP-Landeliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Sie war bildungs- und kulturpolitische Sprecherin

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Braune der FDP-Fraktion. Sie engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft und war Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. 1983 verfehlte B.-S. den Einzug in den Bundestag. 1984 ging sie als Frauenbeauftragte des Senats nach Berlin. Als Leiterin des Referats Frauenpolitik wollte sie dort vor allem die beruflichen Chancen für die Frauen, sowohl im Hinblick auf berufliche Aufstiegsmöglichkeiten als auch auf den Wiedereinstieg in den Beruf verbessern. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wir brauchen eine Konzertierte Aktion Bildung und Beschäftigung. In: Helga Schuchardt und Günter Verheugen (Hrsg.): Das liberale Gewissen. Reinbek bei Hamburg 1982, S. 112-117. - Weiblichkeit als Chance. Berufliche Qualifikation von Mädchcn; neue Materialien, vorgestellt auf der Fachtagung im Wannseeheim für Jugendarbeit in Berlin. Berlin 1986. - „Empfehlungen über mögliche Frauenfördermaßnahmen in Berlin". Ergebnisse von vier Gesprächsrunden mit Berliner Arbeitgebern aus Unternehmen, Verbänden und der Verwaltung. Hrsg. vom Senator für Jugend und Familie. Berlin 1988. B r a u n e , Tilo, * 11.8. 1954 Rochlitz (Sachscn). Arzt, ev. Nachdem B. 1973 das Abitur abgelegt hatte, leistete er einen dreijährigen Dienst bei der Nationalen Volksarmee, studierte 1976-84 Humanmedizin in Greifswald und war 1984/85 Assistenzarzt am Institut für Pathologische Anatomie. 1985 wurde er dort Assistenzarzt, 1989 Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und 1994 Facharzt für Psychotherapie an der Klinik für Psychiatrie in Greifswald. Im November 1989 trat B. in die SPD ein, war 1990-93 Mitglied des Landesvorstandes Mecklenburg-Vorpommern und bis Dezember 1991 Mitglied der Bürgerschaft der Hansestadt Greifswald. 1991-94 gehörte er dem Landtag von Mecklenburg-Vorpommern an. Er war Arbeitskreisleiter, Sprecher für Hochschulen und Forschung der SPD-Fraktion, Mitglied des Untersuchungsausschusses „Wahlbetrug" und Präsidiumsmitglied des Runden Tisches Greifswald. 1998 wurde B. Bevollmächtigter des Landes MecklenburgVorpommern beim Bund im Rang eines Staatssekretärs. Tn der 13. Wahlperiode (1994-98) war B. mit einem Mandat der Landesliste Mecklenburg-Vorpommern Mitglied des Bundestages. Als Ordentliches Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Tcchnikfolgenabschätzung an und war Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses sowie der EnqueteKommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der Deutschen Einheit". B r e c h t , Eberhard, * 2 0 . 2 . 1 9 5 0 Quedlinburg. Physiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, ev. B. besuchte 1956-64 die Gemeinschaftsschule in Quedlinburg, 1964-68 die Erweiterte Oberschule und Schloß die Ausbildung mit dem Abitur ab. 1968-73 studierte er Physik in Leipzig und wurde wissenschaftlicher Assistent am Zentralinstitut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin. 1976-90 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Genetik und Kulturpflanzenforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR in Gatersleben und wurde 1982 mit der Arbeit Zur Energieübertragung und räumlichen Organisation der Pigmente im lichtsammelnden Chlorophyll a/b-ProteinKomplex aus Vicia faba zum Dr. rer. nat. promoviert. B. ist Vorsitzender der Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Bonn. Seit 1978 gehörte B. zu den Mitarbeitern im „Öko-Kreis" des Kirchlichen Forschungsheims in Wittenberg. 1989 war er einer der Begründer des Neuen Forums in Quedlinburg und bis Dezember 1989 Mitglied des Sprecherrates. Ende

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1989 wechselte er zur SPD, wurde stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisvorstandes Quedlinburg und Mitglied der Schwerpunktkommission Außen- und Sicherheitspolitik beim Parteivorstand der SPD. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 07, Listenplatz 9, Bezirk Halle) und war Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Obmann der Arbeitsgruppe Außenpolitik und stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Außen- und Sicherheitspolitik in der SPD-Volkskammerfraktion. 2001 wurde er Bürgermeister in Quedlinburg. 1990 und 1994 wurde B. über die SPD-Landesliste Sachsen, 1998 im Wahlkreis 290 (Bernburg - Aschersleben Quedlinburg) direkt in den Bundestag gewählt. B. engagierte sich besonders für die Stärkung der Vereinten Nationen, den Ausbau der transatlantischen Zusammenarbeit zwischen den USA und den europäischen Staaten sowie für den Aufbau einer europäischen Sicherheitsordnung. Seit 1991 war er stellvertretender außenpolitischer Sprecher der SPDBundestagsfraktion. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Auswärtigen Ausschuß mit und war in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. In der 14. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Tnnenausschuß und dem Ausschuß für Tourismus an. Am 30.6.2001 legte er sein Mandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Manfred Kummer: Juden in Quedlinburg. Halberstadt 1996. - Hrsg.: Vom Mut des Neuanfangs. Qucdlinburger erinnern sich an den Herbst '89. Magdeburg 1999. B r e c h t , Julius, * 8 . 2 . 1 9 0 0 Uehlingen, f 10.7.1962 Köln. Wirtschaftswissenschaftler, Bankkaufmann, Verbandsfunktionär. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte B. Rechtsund Staatswissenschaften und wurde, nachdem er 1918 sechs Monate Soldat war, 1921 mit einer Arbeit über Fragen des Wohnungs- und Siedlungswesens promoviert. Nach einer Banklehre wurde er Prokurist bei einer öffentlichen Bank und 1927 zunächst Prokurist, dann Direktor der Saarpfälzischen Heimstätte Neustadt. Seit 1938 leitete er den Reichsverband des deutschen gemeinnützigen Wohnungswesens in Berlin und nahm 1944/45 am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1946 im Auftrag der Britischen Militärregierung Mitarbeiter der Manpower Division Housing Branch in Lemgo, wurde B. 1947 Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen in Hamburg und 1951 Direktor des Gesamtverbandes gemeinnütziger Wohnungsunternehmen in Köln. Er war Lehrbeauftragter der Universität Köln. 1947 trat B. der SPD bei und war 1949-51 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. 1957 wurde B. über die SPD-Landesliste Hamburg, 1961 über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 3. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (bis November 1962). In beiden Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß an. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses, des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes und des 1. Untersuchungsausschusses (FIBAG). VERÖFFENTLICHUNGEN: Beiträge zur Frage der 2. Hypothek. Münster/Jena 1935. - Gegenwartsfragen des Wohnungswesens und Städtebaues. 4 Abhandlungen nach Vorträgen von J. B. u. a. Eberswalde 1939. - Erbschaftsteuergesetz. Kommentar. Stuttgart 1942. - Hrsg.: Die gemein-

Bremm nützige WohnungsWirtschaft. Berlin 1942. - Währungsreform und Lastenausgleich in der Wohnungs Wirtschaft. Berlin 1949. - Mit Erich Klabunde: Wohnungswirtschaft in unserer Zeit. Hamburg 1950. Bredehorn, Günther, * 11. 12.1935 Wilhelmshaven. Landwirt, ev. B. besuchte die Volksschule, durchlief eine landwirtschaftliche Lehre und die Landwirtschaftsschule und bewirtschaftete anschließend den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb. Bis 1991 war er Ortsvorsitzender und Mitglied des Kreisvorstandes im Nicdcrsächsischcn Landvolkverband und bis 1990 ehrenamtlicher Vorstands Vorsitzender eines milch wirtschaftlichen Unternehmens. 1977 trat B. in die FDP ein. Er war Ortsverbandsvorsitzender, Kreistagsabgeordneter und 1980-86 Vorsitzender der FDP-Kreistagsfraktion Friesland. Er übernahm den Vorsitz des Landesfachausschusses Agrarpolitik in Niedersachsen und war 1991-96 stellvertretender Landrat im Landkreis Friesland. In der9.-13. Wahlperiode (1980-98) gehörte B., jeweils liber die FDP-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als OrdenÜiches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheil mit, dem er in der 10.-12. Wahlperiode (seil Juni 1986, in der 11. Wahlperiode bis Oktober 1990) als Stellvertretendes Mitglied angehört hatte. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 10. Wahlperiode des Haushaltsausschusses, des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis März 1984) und des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (seit März 1984). Diesem Ausschuß gehörte er auch in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an (bis November 1989). In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. Bredl, Wenzel, * 28.4.1924 Deffernik. Kaufmännischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief B. 1939-42 eine kaufmännische Lehre, bestand die Kaufmannsgehilfenprüfung und war anschließend kaufmännischer Angestellter. 1942-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1947 wurde er Rechtsstellenleiter beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), 1951 Leiter der Rcchtsabtcilung beim Landesbezirk Bayern der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und 1957 Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Arbeilsrecht beim DGB in Bayern. B. war Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft öffentlicher Dienst, Vorsitzender des Vorstandes beim Landesverband der Ortskrankenkassen in Bayern und bei der Landesversicherungsanstalt Oberbayern in München. Er gehörte dem Vorstand des Bundesverbandes der Ortskrankenkassen und dem Verband deutscher Rentenversicherungsträger an. 1948 trat B. in die SPD ein. Er wurde stellvertretender Vorsitzender des sozialpolitischen Arbeitskreises der SPD Südbayern und Mitglied des Beirates für Sozial- und Gesundheitswesen sowie des Beirates für Arbeit und Wirtschaft beim Landesverband Bayern. In der 6. und 7. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 205 (München-Nord) im Bundestag. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Aus-

schuß für Jugend, Familie und Gesundheil und dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des GG an. Breidbach, Ferdinand, * 3.5.1938 Langenberg (Rheinland). Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief B. 1953-56 eine Schlosserlehre und war 1956-60 in seinem Beruf tätig. Um sich auf den mittleren technischen Beamtendienst vorzubereiten, besuchte er 1960/61 die Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main. 1962 wurde er Gewerkschaftssekretär und Pressereferent des Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1975 Angestellter bei einer Informationszcntralc in Düsseldorf. Seit 1956 Mitglied der CDU und der CDU-Sozialausschüsse, hatte B. verschiedene Funktionen in der Gruppe der jungen Arbeitnehmer in den Sozialausschüssen, der Jungen Union des Rheinlandes und den Sozialausschüssen Rheinland inne. 1968 wurde er Vorsitzender der CDU-Sozialausschüsse des Bezirks Ruhr. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) gehörte B., jeweils über die Landcslistc Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 6.-8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (von Dezember 1970 bis September 1979, danach Stellvertretendes Mitglied). Tn der 6. Wahlperiode gehörte er bis Oktober 1971 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes, in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes und in der 8. Wahlperiode seit September 1979 wieder als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusscs, in der 8. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Bremer, (Artur) Rolf, * 4.7.1926 Lübeck, f 4.5.1991 Elmshorn. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. Nach dem Besuch der Oberschule legte B. 1944 das Abitur ab, nahm 1944/45 am Zweiten Weltkrieg teil und studierte seit 1946 Rechtswissenschaften. 1950 legte er das Erste, 1955 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und trat in die Finanzverwaltung des Landes Schleswig-Holstein ein. 1960 wurde er Regierungsrat, 1965 Oberregierungsrat. Zuletzt war er Leiter der Betriebsprüfungsstelle beim Finanzamt Elmshorn. 1965 wurde B. Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Pinneberg, 1967 Mitglied des CDU-Landesvorstands SchleswigHolstein. In der 5. Wahlperiode (1965-69) vertral B. den Wahlkreis 9 (Pinneberg) im Bundestag, dem er in der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) mit einem Mandat der CDU-Landeslisle Schleswig-Holstein angehörte. In der 5. und 6. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches, seit Mai 1968 Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und des Vcrtcidigungsausschusscs (bis Februar 1967). In der 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß und war Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses. Bremm, Klaus, * 3.1.1923 Zell (Mosel). Verwaltungsangestellter, Winzermeister, kath. B., Sohn eines Weinbauern, besuchte die Volks- und Berufsschule in Zell und studierte zwei Semester an der Weinbauschule Bullay. Nach einer Verwaltungslehre 1937-42 wurde er Verwaltungsangestellter und Beamtenanwärter. 1942-45

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Brenck nahm Β. am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 trat er in den elterlichen Weinbau beirieb ein, den er 1952 übernahm, und legte 1966 die Prüfung als Winzermeister ab. B. gehörte 1946 zu den Gründungsmitgliedern des Kreisbauern- und Winzerverbandes Zell. Seit 1948 stellvertretender Kreisvorsitzender, war er 1960-70 Kreisvorsitzender des Winzerverbandes Zell. 1961 wurde er Mitglied, 1968 Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer RheinlandNassau. 1950 trat B. der CDU und der Jungen Union bei. 1950-60 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union in Zell, 1951-66 stellvertretender Kreis Vorsitzender und 1966-69 Kreisvorsitzender der CDU in Zell. 1952-70 gehörte B. dem Stadtrat Zell an, seit 1960 als Fraktionsvorsitzender. 1957 wurde er Mitglied des Kreistages, 1964 Mitglied des Kreisausschusses Zell. 1967-69 war B. Mitglied des Rheinland-Pfälzischen Landtages. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) vertrat B. den Wahlkreis 151 (Cochem) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß, in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. Brenck, Heinz, * 6.2.1915 Ludwigshafen, f 14.10.1983 Bonn. Geisteswissenschaftler, leitender Angestellter, Verwaltungsbcamter, ev. Nach dem Reichsarbeitsdienst 1935/36 und dem Wehrdienst 1936-38 nahm B. 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde er in München mit der Arbeit Die Stellung der „Fliegenden Blätter" zu den Problemen des ersten Weltkrieges zum Dr. phiI. promoviert. Er war dann stellvertretender Direktor des Evangelischen Presseverbandes für Bayern und arbeitete 1953-61 bei der Bayerischen Vertretung beim Bund, zuletzt als Regierungsdirektor. In der 4. und 5. Wahlperiode (1961-69) vertrat B„ seit 1952 Mitglied der CSU, den Wahlkreis 206 bzw. 211 (Traunstein) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragcn, des Ausschusses für Entwicklungshilfe (bis Februar 1963), des Außenhandelsausschusses (seit Februar 1963) und des Ausschusses lur Kommunalpolitik und Sozialhille (bis April 1963). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fcrnmeldcwescn und dem Ausschuß für Inneres (von Februar 1963 bis Januar 1965) an. Tn der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen und des Ausschusses für Bundesvermögen. Brenner, Josef, * 8. 9.1899 Niederlischbach bei Altenkirchen, f 3.5.1967 Koblenz. Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär, Kaufmann, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief B. eine Bauhandwerkerlehre und nahm 1917/18 am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend kaufmännischer Vertreter, ließ er sich im Einzelhandel ausbilden und war 1922-25 im Polizeidiensl tätig. 1927 wurde er Geschäftsführer des Bundes christlicher Arbeitsinvaliden, Witwen und Waisen, 1929 Bezirkssekretär der Deutschen Wasserstraßen-Gewerkschaft. Vor 1933 war B. Mitglied der Zentrumspartei. Nach der Entlassung 1933 wurde er wiederholt inhaftiert. 1935 legte B. die Prüfung als Kaufmann ab und war seitdem selbständig in Groß- und Einzelhandel tätig. 1946 wurde B. Bezirksvorsitzender des Einzelhandclsverbandes, 1947 Präsident des Landesverbandes RheinlandPfalz, 1950 Mitglied des Präsidiums der Hauptgemeinschaft und 1953 Vorstandsmitglied der Berufsgenossenschaft. Seit 1951 gehörte er der Industrie- und Handelskammer Koblenz

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an, deren Vizepräsident er 1952/53 war. 1954 wurde er Sozialrichter, 1955 Vorstandsmitglied der Familienausgleichskasse. 1946 war er Mitbegründer der CDU in Rheinland-Pfalz. 1946 wurde er Ratsmitglied der Stadt Koblenz und Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung. 1946-51 war er Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz. Am 5.5.1957 rückte B. für den verstorbenen Abgeordneten Otto —>Lenz über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode im Oktober desselben Jahres angehörte. B r e n t a n o di Tremezzo, Heinrich (Joseph Maximilian Johann Maria) von, * 20.6. 1904 Offenbach am Main, Î 14.11.1964 Darmstadt. Jurist (Rechtsanwalt, Staatsanwalt), kath. B. entstammte als jüngstes von sechs Kindern der Ehe des Rechtsanwalts und Notars Otto von Brentano mit Lilla Schwerdt-Brentano. Beide Elternteile gehörten verschiedenen Linien der traditionsreichen Familie an, eine direkte Verwandtschaft mit dem Dichter der Romantik Clemens Brentano bestand jedoch nicht. Durch den Vater, der als Abgeordneter des Zentrums im Hessischen Landtag und im Deutschen Reichstag zum Justiz- und Innenminister sowie stellvertretenden Staatspräsidenten in Hessen avancierte, kam B. früh mit der Sphäre der Politik in Berührung. Nach dem Schulbesuch in Offenbach legte B. 1922 am Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt das Abitur ab und studierte anschließend bis 1925 in Frankfurt am Main, München und Gießen die Rechte. 1929 bestand er das Assessorexamen und wurde 1930 mit einer Dissertation über Die Rechtsstellung des Parlamentspräsidenten nach Deutschem Verfassungs- und Geschäftsordnungsrecht promoviert. 1932 ließ er sich als Rechtsanwalt in Darmstadt nieder. Aus gesundheitlichen Gründen vom Kriegsdienst befreit, konnte er seinen Beruf bis 1944 ausüben, ehe er als Staatsanwalt in Hanau dienstverpflichtet wurde. Gegenüber dem NS-Regime bewahrte er kritische Distanz, gehörte jedoch nicht zum aktiven Widerstand. 1945 übernahm der inzwischen als Präsident der Anwaltsund Notariatskammer tätige Junggeselle den stellvertretenden Vorsitz der neugegründeten CDU in Darmstadt. Er wirkte maßgeblich an der Ausarbeitung der hessischen Verfassung mit, war 1946-49 Abgeordneter im Landtag und unterstützte als Fraktionsvorsitzender und Mitglied des Landesvorstandes der CDU die Große Koalition mit der SPD in Hessen. 1948/49 gehörte er dem Parlamentarischen Rat an und stand als stellvertretender Vorsitzender den Ausschüssen für Zuständigkeitsabgrenzungen sowie für das Besatzungsstatut vor. In den Vermittlungsgremien trug er entscheidend zur Konsensbildung über das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland bei. 1949 wurde B. in den 1. Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis zur 4. Wahlperiode für den Wahlkreis 22 bzw. 147 Bergstraße angehörte. Als Vorsitzender der CDU/CSUFraktion 1949-55 geriet er wiederholt in schwere Konflikte mit Bundeskanzler Konrad —> Adenauer. Sie erreichten 1952 einen Höhepunkt bei der Diskussion um die Bindungsklausel des Generalvertrags. Durch persönliche Intervention erreichte der Fraklionsführer beim amerikanischen Außenminister die Kompromißformel, welche die Zustimmung des Bundestages sicherte. In der 1. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 GG (seit Dezember 1949). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er seit November 1949 dem Ausschuß für Rechlswesen und Verfassungsrecht und dem Ausschuß für Beamtenrecht, seit luni 1951 dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als

Breuer Ordentliches Mitglied bis September 1955 im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten mit. B. war ursprünglich den Vorstellungen des Berliner CDUVorsitzenden Jakob —> Kaiser zugeneigt, der Deutschlands Zukunft als Brücke zwischen Ost und West sah. Das Adenauersche Konzept der Westintegration akzeptierte er erst unter dem Eindruck des Kalten Krieges. Auch sein leidenschaftliches Engagement für die Einigung Europas hatte hier die wichtigste Wurzel. Rückhaltlos unterstützte er die Beitritte der Bundesrepublik 1950 zum Europarat und 1951 zur Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. 1950-55 war B. Vizepräsident der Beratenden Versammlung des Europarates, 1952-55 Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Montanunion und 1954-56 Präsident der Parlamentarischen Sektion des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung. Freilich zeigte ihm der vergebliche Einsatz im Vorsitz des europäischen Verfassungsausschusses 1952/53 früh die Grenzen der europäischen Idee. Doch blieb die politische Integration Europas für ihn stets das Fernziel. In dieser Perspektive trat B. als Außenminister 1955-61 nachdrücklich für die wirtschaftliche Integration Europas im Rahmen der Römischen Verträge ein. In der Deutschlandund Ostpolitik bcharrtc er auf der von Adenauer entwickelten „Politik der Stärke", auch als dieser sie aufzugeben begann. B. kritisierte die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion 1955, verfocht entschieden die von ihm selbst mitbegründete „Hallstein-Doktrin" und lehnte Abrüstungsvereinbarungen ohne Fortschritte für die deutsche Einheit ab. Andererseits sprach er sich schon 1956 offen für eine Hinnahme der Oder-Neiße-Linie als Ostgrenze Deutschlands aus und suchte eine Verständigung mit Polen. Während der Berlin-Krise trug er seit 1958 maßgeblich dazu bei, die Einigkeit des Westens in der Deutschland- und Berlin-Frage zu erhalten. Bis 1957 galt der Außenminister auch als Kandidat für die Kanzlcrnachfolge. Doch nach der Bundestagswahl wandte sich die Stimmung gegen ihn. B. unterschätzte die Regeln der Massendemokratie. Ihm war eine medienwirksame Sclbstdarstcllung fremd; er bildete keine Hausmacht und bewahrte stets strikte Loyalität gegenüber dem Regierungschef. Als dieser im Oktober 1961 bereit schien, ihn in den Koalitionsverhandlungen mit der FDP zu opfern, trat er zurück. Erneut in den Vorsitz der CDU/CSU-Fraktion gewählt, setzte sich B. 1963 erfolgreich für die Einfügung der Präambel in das Ratifizierungsgesetz zum deutsch-französischen Vertrag ein und dirigierte den schwierigen Kanzlerwechsel von Konrad Adenauer zu Ludwig —»Erhard. Kurz darauf brach sein Krebsleiden aus, an dem er nach langem Leiden 1964 verstarb. B. erhielt 1955 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Deutschland, Europa und die Welt. Reden zur deutschen Außenpolitik. Hrsg. von Franz Böhm. Bonn/Wien/Zürich 1962. LITERATUR: Weert Börner: Η. v. B. In: Christliche Demokraten der ersten Stunde. Hrsg. von der Konrad-AdenauerStiftung. Bonn 1966, S. 51-83. - Maria Stirtz: Η. v. B. di T. Seine Herkunft, sein Leben und Wirken für Europa. Darmstadt 1970. - Arnulf Baring: Sehr verehrter Herr Bundeskanzler! H. v. B. im Briefwechsel mit Konrad Adenauer 1949-1964. Hamburg 1974. - Klaus Gotto: Η. ν. Β. (1904-1964). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Bd. 4. Hrsg. von liirgen Aretz, Rudolf Morsey und Anton Rauscher. Mainz 1980, S. 225-239. - Wilhelm Grewe: Η. v. B„ Bergsträßer Bundestagsabgeordneter (1949-1964) und Bundesaußenminister (1955-1961). In: Geschichtsblätter für den Kreis Bergstraße 23 (1990) S. 5-21. - Daniel Kosthorst: B. und die deutsche Einheit. Die Deutschland- und Ostpolitik des Außenministers im Kabinett Adenauer 1955-1961.

Düsseldorf 1993. - Daniel Kosihorst: Außenminister Η. v. B. Neue Facetten einer politischen Karriere. In: Geist und Macht. Die Brentanos. Hrsg. von Bernd Heidenreich. Wiesbaden 2000, S. 258-270. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz. Daniel Kosthorst Brese, Wilhelm, * 28.12.1896 Scharnhorst (Lüneburger Heide), f 9.3.1994 Scharnhorst. Lehrer, Landwirt, ev. B., Sohn eines Schmiedemeisters, besuchte nach der Volksschule in Scharnhorst seit 1906 die höhere Privatschule in Eschede und kam 1911 auf die Präparandenanstalt in Uelzen. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er 1918 Lehrer in Marwede. Er unterrichtete bis 1923 an der Volksschule seiner Heimatgemeinde Scharnhorst und übernahm nach 1923 den Bauernhof seiner Ehefrau. 1924-28 war er Mitglied der Dcutschnationalcn Volkspartei, 1928 einer der Begründer der Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei und bis 1933 deren Vorsitzender im Bezirk Hannover-Ost. 1928 wurde er Bürgermeister von Marwede bei Eschede, führte den Vorsitz im Landgemeindetag in Celle und gehörte dessen Landesvorstand an. 1945 trat B. in die CDU ein und war 1946-66 Kreisverbandsvorsitzender in Celle. Er wurde Bezirks Vorsitzender in Lüneburg. 1948/49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. B. war bis 1973 Bürgermeiste von Marwede. In der 1.-3. Wahlperiode gehörte B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Niedersachsen, in der 4. und 5. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 38 bzw. 39 (Celle) dem Bundestag an. In allen fünf Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 1. Wahlperiode arbeitete er seit März 1953 als Ordentliches Mitglied auch im Untersuchungsausschuß (Spiegelausschuß) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. und 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit lanuar 1952, bis Dezember 1953) an. In der 1. Wahlperiode war er darüber hinaus Stellvertretendes Mitglied des Wahlrechtsausschusses (seit März 1953). In der 2. und 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verteidigung an, war in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und Publizistik (seit Oktober 1960) und in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft und des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erlebnisse und Erkenntnisse des langjährigen Bundestagsabgeordneten Wilhelm Brese von der Kaiserzeit bis heute. Marwede 1976. - Marwede. Eine Perle der Südheide. Marwede 1986. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Breuer, Paul, * 25.6.1950 Berghausen/Wittgenstein. Hauptschullehrer, kath. Nach dem Abitur 1968 und dem Wehrdienst 1969-71 studierte B., Sohn eines Kaufmanns, an der Pädagogischen Hochschule/Gesamthochschule Siegen. 1973 legte er die erste, 1975 die zweite Staatsprüfung ab. 1974-80 war er Hauptschullehrer. B. ist stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Siegerlandflughafen GmbH, Siegen, Mitglied des Kuratoriums der Universität/Gesamthochschule Siegen, Vorsitzender der Leichtathletik-Gemeinschaft Siegen und Vorsitzender des Multiple-Sklerose-Kreises Siegen-Wittgenstein, Siegen.

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Briefs Seit 1969 gehörte B. der Jungen Union und der CDU an. 1971-73 war er Vorsitzender des Rings ChristlichDemokratischer Studenten, 1973-75 Kreisvorsitzender der Jungen Union. 1981 wurde er Kreisvorsitzender der CDU Siegen-Wittgenstein, 1983 Mitglied des Landesvorstandes der CDU Westfalen-Lippe. 1979-92 war er Stadtverordneter in Siegen. 1975 wurde er Kreistagsabgeordneter des Kreises Siegen-Wittgenstein. 1980 wurde B. über die CDU-Landesliste NordrheinWeslfalen in den Bundestag gewählt, in dem er in der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) den Wahlkreis 120 (SiegenWittgenstein I) vertrat. 1998 wurde er wieder über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt. Seit 1992 ist er verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. In der 9. und 10. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an (seil März 1985 als Stellvertretendes Mitglied) und engagierte sich in der 10.-13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß (bis März 1985 war er Stellvertretendes Mitglied). In der 9. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Forschung, Technologie und Tcchnikfolgenabschätzung und in der 12. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und des Gemeinsamen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen an. Er ist darüber hinaus Ordentliches Mitglied der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO. B r i e f s , Ulrich, * 2 1 . 2 . 1 9 3 9 Düsseldorf. Diplomvolkswirt, Informatiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universitätsdozent. B. studierte Volks- und Betriebswirtschaft, Sozialwissenschaften und Orientalistik in München, Berlin, Köln und Tunis, wurde 1966 Diplomvolkswirt und erhielt eine Ausbildung als Spezialist für technisch-wissenschaftliche Datenverarbeitung. 1981 wurde er in Osnabrück mit der Dissertation Arbeiten ohne Sinn und Perspektive? Gewerkschaften und neue Technologien promoviert. Im Anschluß daran arbeitete er in der Stahl- und Computerindustrie und war 1972-87 wissenschaftlicher Referent für Rationalisierung, Technologie und Mitbestimmung im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Düsseldorf. 1980-82 und 1994 nahm er Lehraufträge in Paris, 1981-91 in Bremen wahr. 1992 wurde B. Honorarprofessor für Angewandte Informatik an der Universität Bremen. Er war Mitherausgeber von „Wissenschaft und Frieden" und „Artificial Intelligence for Society". Β. gehörte 1969-81 der SPD an, trat wegen der Nachrüstungsbeschlüsse aus und Schloß sich 1982 der Partei Die Grünen an. Dort war er Mitglied verschiedener Bundes- und Landesarbeitsgemeinschaften. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war B. mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Seit 1.10.1990 war er fraktionslos. 1990 wurde er über die PDS-Landeslistc Sachscn in den Bundestag gewählt. A m 19.12.1991 trat er aus der PDS aus und blieb bis Ende der 12. Wahlperiode fraktionslos. In der 11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen und im Ausschuß für Forschung und Technologie mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis Februar 1989). In der 12. Wahlperiode gehörte er bis Januar 1992 als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß an und war seit April 1992 dort beratendes Mit-

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glied. Außerdem war er bis zum Fraktionsaustritt Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwell, Naturschulz und Reaklorsicherheil. VERÖFFENTLICHUNGEN: Informationstechnologien und Zukunft der Arbeit. Ein politisches Handbuch zu Mikroelektronik und Computertechnik. Köln 1984. - Hrsg.: Anders produzieren, anders arbeiten, anders leben. Von der Alternativproduktion zur demokratischen Produktionspolitik. Köln 1986. - High-Tech und sozialer Verfall? Das moderne Deutschland nach dem Ende der „sozialen Marktwirtschaft". Bonn 1997. - Ökologische Produktion und neue Medien. Produkte der Zukunft auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechniken. Bonn 1999. LITERATUR: Mit Politik hat das nichts zu tun. Der „Fall B." und die innergewerkschaftliche Demokratie. Eine Dokumentation. Hrsg. vom Komitee „Solidarität mit U. B.". Bonn 1986. Brill, Hermann (Louis), * 9 . 2 . 1 8 9 5 Gräfenroda, t 2 2 . 6 . 1 9 5 9 Wiesbaden. Lehrer, Jurist, Verwallungsbeamter, Hochschullehrer, konfessionslos. B., Sohn eines Schneidermeisters, besuchte das Lehrerseminar in Gotha und war 1916-20 Lehrer in Naundorf. Er studierte dann an der Universität Jena Rechtswissenschaft, politische Ökonomie, Soziologie und Philosophie und wurde 1929 mit der Arbeit Studien zur Entstehung und Entwicklung der deutschen Selbsti'erwaltung zum Dr. jur. promoviert. Seit 1921 Vortragender Rat im thüringischen Ministerium für Volksbildung, seit 1923 Ministerialdirektor im dortigen Innenministerium, wurde er 1924 als politischer Beamter verabschiedet. 1927 wurde er Mitglied des thüringischen Staatsgerichtsholes, 1932 des Dienslslrafholes in Iena. Mitglied der USPD seit 1918, der SPD seit 1922, gehörte B. 1919-33 dem thüringischen Landtag, 1932/33 dem Reichstag an. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wiederholt in „Schutzhaft" genommen, trat er 1934 in Berlin der Widerstandsgruppe „Neu Beginnen" bei und gründete 1936 zusammen mit Otto Brass die Widerstandsgruppe „Deutsche Volksfront". 1939 wurde B. verhaftet und zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Zunächst im Zuchthaus Brandenburg-Görden, kam er 1943 in das Konzentrationslager Buchenwald, wo er dem Volksfront-Komitee angehörte. Nach der Befreiung verfaßte er das „Buchenwalder Manifest der demokratischen Sozialisten". 1945 wurde B. von der Amerikanischen Militärregierung als Regierungspräsident mit der Bildung einer deutschen „Provinzialverwaltung für das Land Thüringen" in Weimar beauftragt. Nach der Übergabe des Landes an die Sowjetische Militäradministration (SMAD) seiner Funktion enthoben, versuchte er, eine sozialistische Einheitspartei aufzubauen, was ihm von der SMAD untersagt wurde. In der Folge betrieb er die Neugründung der SPD. Ende 1945 verließ B. die Sojwetische Besatzungszone (SBZ), wurde 1946 Chef der Staatskanzlei in Hessen und war Bevollmächtigter des Landes Hessen beim Herrenchiemseer Konvent im August 1946. Nachdem er 1948 zum Honorarprofessor für Staatsrecht an der Universität Frankfurt am Main ernannt worden war, legte er 1949 seine politischen Ämter nieder. Seit 1951 lehrte er an der Hochschule für Verwaltungswissenschaft in Speyer. 1949 gründete B. den „Königssteiner Kreis", eine Vereinigung von Beamten, Juristen und Volkswirten aus der S B Z / D D R . In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat B. den Wahlkreis 15 [140] (Frankfurt am Main) im Bundestag. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität (bis Februar 1952, seit März 1952 als Stellvertretendes Mitglied), dem Ausschuß für Besatzungsstatut

Brökelschen und auswärtige Angelegenheiten, dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (bis Juni 1951), dem Ausschuß für Berlin (bis Juni 1951), dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, dem Ausschuß für Beamtenrecht (von Juni 1951 bis Februar 1952) und dem Wahlrechtsausschuß (seit März 1953) an. Von Oktober 1951 bis Januar 1953 arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Untersuchungsausschuß zur Prüfung, ob durch die Personalpolitik Mißstände im auswärtigen Dienst eingetreten sind, mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutz der Verfassung, des Haushaltsausschusscs und des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit März 1952). VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Kampf um die Erhaltung des Berufsbeamtentums. Berlin 1926. - Gegen den Strom. Offenbach 1946. Reprint Erfurt 1995. - Die Bundesländer. Beiträge zur Neugliederung der Bundesrepublik. Referate von H. L. B. 2 Bde., Frankfurt am Main 1950. - Die Problematik der modernen Staatstheorie. Vortrag, gehalten an der Deutschen Hochschule für Politik am 25. November 1949. Berlin 1950. - Das sowjetische Herrschaftssystem. Der Weg in die Staatssklavcrei. Köln 1951. - Die soziale Bedeutung der Menschenrechte. Vortrag. Bad Homburg 1955. - Gewaltenteilung im modernen Staat. In: Gewerkschaftliche Monatshefte 7 (1956) Heft 7, S. 385-393. - Tn Deutschland ist fast alles anders. Wiesbaden 1957. LITERATUR: Rüdiger Griepenburg: H. L. B. Herrenchiemseer Tagebuch 1948. In: Vicrtcljahrshcftc für Zeitgeschichte 34 (1986) S. 585-622. - Manfred Overesch: H. B. in Thüringen 1895-1946. Ein Kämpfer gegen Hitler und Ulbricht. Bonn 1992. - Manfred Overcsch: B., H. L. Tn: Manfred Asendorf und Rolf von Bockel (Hrsg.): Demokratische Wege. Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrhunderten. Stuttgart/Weimar 1997, S. 104-106. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Brinkmann, Bernhard, * 22. 5.1952 Dinklar (heute zu Schellerten). Versichcrungskaufmann, kath. B. besuchte die Volks- und Realschule bis zur Mittleren Reife, ließ sich 1967-70 zum Versicherungskaufmann ausbilden und legte 1970 die Kaufmannsgehilfenprüfung ab. Seit 1986 leitender Angestellter, wurde er Bezirksdirektor der Victoria-Versicherung in Hildesheim. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt. Er ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Kurbetriebs GmbH, Bad Salzdetfurth, und Mitglied des Beirates der Hastra Stromversorgungs AG, Hannover. 1973 trat B. der SPD bei. 1974 wurde er Vorsitzender des Ortsvereins Dinklar und stellvertretender Unterbezirksvorsitzender. Er ist Mitglied des Gcmcinderates der Gemeinde Schellerten, seit 1980 Fraktionsvorsitzender und seit 1994 erster stellvertretender Bürgermeister. 1986 wurde B. in den Kreistag des Landkreises Hildesheim gewählt und ist dort seil 1994 Vorsitzender der SPD-Fraktion. Seit 1998 vertritt B. den Wahlkreis 43 (Hildesheim) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, dem Verteidigungsausschuß, dem Rechtsausschuß, dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie und der EnqueteKommission „Recht und Ethik der modernen Medizin" an. Brinkmann, Rainer, * 9.1.1958 Varenholz (heute zu Kalletal). Sozialarbeiter, Parteifunktionär. B. besuchte die Fachhochschule Bielefeld mit dem Abschluß als Diplomsozialarbeiter 1988 und war anschließend

bis 1998 Geschäftsführer des SPD-Kreisverbandes Lippe in Detmold. 1978 wurde B. Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, 1980 der Arbeiterwohlfahrt. Er ist ehrenamtlicher Geschäftsführer der Felix-FechenbachStiftung, Detmold, Vorsitzender des Beirates des EnergieKompctenz-Zentrums Ostwestfalen Lippe, Bielefeld, Mitglied des Beirates des Arbeitskreises Psychisch Kranker, Detmold, und Mitglied des Präsidiums des Bundes Heimat und Umwelt in Deutschland, Bonn. 1976 trat B. in die SPD ein. 1980-86 war er Kreisvorsitzender der Jungsozialisten. 1984 wurde er SPDOrtsvereinsvorsitzender. 1989-94 gehörte er dem Kreistag des Kreises Lippe an. 1994 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Detmold. B. ist Sachkundiger Bürger beim Rat der Stadt Detmold und im Kreistag. 1998 wurde B. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Verteidigungsausschuß und dem Finanzausschuß an. Brockmann, Johannes, * 17.7.1888 Paderborn, ν 14.12.1975 Münster. Grundschullehrer, kath. B. besuchte das Lehrerseminar in Paderborn, war 1911-30 Volksschullehrer in Stenern bei Bocholt und in Rinkerode, seit 1930 Schulleiter und wurde 1933 aus dem Schuldienst entlassen. Er war bis 1933 Vorsitzender der westfälischen Windthorstbünde, Mitglied des Reichsausschusses der Zentrumspartei und 1925-33 Mitglied des Preußischen Landtages. 1944 wurde Β. von der Gestapo verhaftet und im Zuchthaus Münster und im Gefängnis Beckum gefangengehalten. 1945 nahm er seine Tätigkeit im Schuldienst wieder auf und wurde dann Generalreferent für Kultus bei der Westfälischen Provinzialregierung. 1946-48 war B. Vorsitzender der Deutschen Zentrumspartei, 1947-58 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen und FraktionsVorsitzender. 1948/49 gehörte er dem Parlamentarischen Rat an. 1952-57 hatte er den geschäftsführenden Vorsitz der Zentrumspartei inne. Bis 1961 saß er im Kreistag des Kreises Münster-Land. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat B. den Wahlkreis 87 (Oberhausen) im Bundestag. Seit dem 6. 10. 1953 war er fraktionslos. B. gehörte keinem Bundestagsausschuß an. LITERATUR: Paul Ludwig: J. B. In: Aus dreißig Jahren. Rheinisch-Westfälische Politiker-Porträts. Hrsg. von Walter Forst. Köln/Berlin 1979, S. 152-171. Brökelschen, Else, geb. Kemper, * 25. 6.1890 Barmen (heute zu Wuppertal), f 22.10.1976 Goslar. Gymnasiallehrerin, ev. Nach dem Besuch der Höheren Mädchenschule und des Lehrerinnenseminars legte B. 1912 die Reifeprüfung ab, studierte Geschichte, Deutsch und Englisch in Heidelberg und Bonn und wurde 1917 in Heidelberg mit der Arbeit Carlyle als Imperialist zum Dr. phil. promoviert. Im selben Jahr legte sie das Staatsexamen ab und war bis 1921 Studienrätin in Barmen, Emden und Goslar. 1921-24 gehörte sie für die Deutsche Volkspartei dem Preußischen Landtag an und war bis 1930 Stadtverordnete in Emden. Zwischen 1933 und 1945 wirkte sie im Verband für Deutsche Frauenkultur. 1945 trat B. in die CDU ein und war 1946-50 Ratsherrin in Goslar.

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Brönner In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) gehörte B., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. In der 1. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Heimatvertriebene und bis März 1953 im Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen mit. In der 2. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Bauausschusscs, in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen und Bodenrecht (seit Dezember 1957: Ausschuß für Wohnungswesen, Bauund Bodenrecht). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 1. und 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen an (bis April 1951 als Ordentliches Mitglied). In der 2. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Grenzlandfragen und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. VERÖFFENTLICHUNGEN: Parlamentarische Erinnerungen und Erfahrungen. In: Der Wähler. 1952, Heft 3, S. 110-112. B r ö n n e r , losef, * 12.5.1884 Grünsfeld, t 2 1 . 1 . 1 9 5 8 Heidelberg. Handwerker, Staatswissenschaftler, Verbandsfunktionär, Sparkassenangestellter, kath. Nach einer Handwerkslehre hielt sich B. 1903-06 in den USA auf, bestand in Tauberbischofsheim das Abitur und studierte Sprachen in England und Frankreich. Im Ersten Weltkrieg war er als Dolmetscher an der Westfront tätig. B. studierte Rechts- und Staats Wissenschaften in Würzburg und Freiburg im Breisgau und wurde 1921 zum Dr. rer. pol. promoviert. 1921-24 arbeitete er bei der Liga zum Schutz, der deutschen Kultur und bei der Württembergischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft in Stuttgart. 1924 wurde er Direktor der Reichszentrale für Heimatdienst in WürttembergHohenzollern, 1928 Bürgermeister der Stadt Bad Mergentheim. 1933 aus politischen Gründen des Dienstes enthoben, war er 1934-45 Werbeleiter der Öffentlichen Bausparkasse Württemberg in Stuttgart. B. trat in die CDU ein. Seit 1945 Landrat in Bad Mergentheim, wurde er aufgrund einer Denunzierung von der Militärregierung kurzfristig suspendiert, durch Berufungsspruch rehabilitiert und war seit 1946 auch Mitglied der Vorläufigen Volks Vertretung. 1946 gehörte er der Verfassunggebenden Landesversammlung Württemberg-Baden an. In der 1.-3. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 11 bzw. 173 (Crailsheim) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß lur Wiederaufbau und Wohnungswesen, im Ausschuß für Beamtenrecht, im Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens und im Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit lanuar 1952) und dem Wahlrechtsausschuß (seit März 1952) an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Besatzungsfolgen, im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen und seit lanuar 1957 im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Februar 1955) und des Ausschusses für Beamtenrecht (seit lanuar 1957). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge und dem Ausschuß für Wohnungswesen und Bodenrecht an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Inneres und des Ausschusses für Wiedergutmachung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der innere Markt, die Grundlage unserer Wirtschaft. Stuttgart 1927, 4 1928.

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B r o l i , Werner, * 22.5.1932 Hannover. Gymnasiallehrer, kath. B. besuchte das Gymnasium in Hannover, Salzgitter und Cloppenburg und studierte nach dem Abitur Geschichte und Germanistik in München und Münster. 1956 legte er das erste, 1958 das zweite Staatsexamen ab und arbeitete dann im Schuldienst, zuletzt als Oberstudienrat. 1987-89 im Bundesministerium des Innern tätig, wurde er 1989 Direktor des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte. 1970-87 war B. Vorsitzender des Kreisverbandes CDU Oldenburg-Stadt. Er wurde Mitglied des Vorstandes des CDU-Landesverbandes Oldenburg. 1968-77 war er Ratsherr im Stadtrat von Oldenburg. In der 8.-10. Wahlperiode (1976-87) gehörte B., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. Er war innenpolitischer Sprechcr der C D U / C S U Fraktion. In der 8.-10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Aus schuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung mit und hatte von luni 1982 bis lanuar 1984 den stellvertretenden Vorsitz dieses Ausschusses inne. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 9. und 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Wahlprüfungsausschusses, dessen stellvertretender Vorsitzender er im luni 1982 wurde. In allen drei Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß an. In der 8. (bis Oktober 1979) und 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B r o m m e , Paul (Franz Rudolf), * 2 4 . 1 2 . 1 9 0 6 Ronneburg, t 2 . 2 . 1 9 7 5 Lübeck, lournalist, cv. B. studierte Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft in Hamburg und trat 1927 in die SPD ein. Seit 1930 Mitarbeiter beim „Lübecker Volksboten", emigrierte er 1933 in die CSR. 1934 ging er nach Kopenhagen, 1935 nach Schweden und nach 1938 in Norwegen. 1939 wurde er Mitglied der Arbeitsgemeinschaft deutscher und österreichischer Sozialisten. Seit 1940 wieder in Schweden, arbeitete er 1941-47 als Redakteur der sozialdemokratischen Zeitschrift „Örcbro-Kuriren". 1949-51 war er Chefredakteur der „Lübecker Freien Presse". 1948 wurde B. SPD-Vorsitzender in Lübeck. 1948-74 gehörte er der Lübecker Bürgerschaft an. 1953 wurde B. seiner Parteiämter enthoben. 1954 rehabilitiert, war er 1954-71 Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein, seit 1956 erster stellvertretender Bürgermeister von Lübeck. Als Mitorganisator der rechtsoppositionellen Julius-LeberGesellschaft wurde er 1973 aus der SPD ausgeschlossen. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat B. den Wahlkreis 9 (Lübeck) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen und seit Januar 1951 des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Grenzlandfragen, dem Ausschuß für Verkehrswesen (seit Dezember 1949), bis Mai 1951 dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen und seit Mai 1951 dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films an. B. erhielt 1958 die Freiherr-vom-Stein-Medaille, 1968 das Kommandeurskreuz des schwedischen Wasa-Ordens und das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1974 die Lübecker Senatsplakette. B r o o k m a n n , Waller (Emil Helmuth), * 23.4. 1901 Rostock, t 31.8.1957 Kiel. Kaufmann, Parteifunktionär, ev. B., Sohn eines Beamten, durchlief nach dem Abitur in Stettin eine kaufmännische Lehre im Kohlen- und BaumaterialGroßhandel und studierte Volkswirtschaft in Berlin und

Brudlewsky Greifswald. Beim Auslandsamt der Deutschen Studentenschaft in Berlin in leitender Position tätig, war er außerdem Mitinhaber des Verlags „Hochschule und Ausland". Seit 1920 politisch tätig, wurde er 1923 Zweiter Vorsitzender des Reichsjugcndausschusses, gehörte dem Zcntralvorstand der Deutschen Volkspartei (DVP) an und hatte den Vorsitz der DVP-Studentengruppe an der Universität Berlin inne. 1927-31 war er Generalsekretär der DVP. 1932 wurde B. Inhaber einer Buchhandlung in Stettin, nahm 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis Juni 1946 in britischer Kriegsgefangenschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg in die CDU eingetreten, war B. seit August 1946 Generalsekretär der CDU in SchleswigHolstein und gab die Zeitschrift „Union im Norden" heraus. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat B. den Wahlkreis 6 (Kiel) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Berlin und im Ausschuß für Bücherei (jeweils seit Dezember 1949), in der 1. und 2. Wahlperiode im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. Dem Untersuchungsausschuß betr. Dokumentendiebstahl im Bundeskanzleramt gehörte er von Januar bis März 1952 als Stellvertretendes, anschließend als Ordentliches Mitglied an, dem Ausschuß für gesamtdeutscher Fragen bis Dezember 1949 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, seit Oktober 1953 Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Als Ordentliches Mitglied arbeitete er in der 2. Wahlperiode auch im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (seit Januar 1957) und im Ausschuß für Außenhandelsfragen (seit Januar 1957) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit März 1955) und des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (seit März 1955). Brosi, Gerhard, * 8.8. 1943 Kirchberg an der Murr, i 3.4. 1984 Mannheim. Lehrer, Soziologe, Hochschullehrer, ev. Nach dem Abitur 1963 ließ sich B. zum Volks- und Realschullehrer ausbilden. Anschließend studierte er Rechtsund Sozialwissenschaften in Heidelberg und Berlin, bestand 1972 die Diplomprüfung und war bis 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Studiengruppe Systemforschung in Heidelberg und bei der Gesellschaft für Kernforschung in Karlsruhe. Seit 1980 Fachhochschullehrer, wurde er 1983 Professor. B. schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt an. 1969 trat B. in die SPD ein. 1974 wurde er Vorsitzender des Kreis Verbandes der SPD Heidelberg, 1977 Mitglied des SPD-Landcsvorstandcs Baden-Württemberg und 1981 Mitglied des dortigen Präsidiums. Er hatte den Vorsitz des organisationspolitischen Ausschusses des Landesverbandes inne. Seit 1975 war er Stadtrat und stellvertretender Fraktionsvorsitzender sowie Mitglied der Regionalverbandsversammlung Unterer Neckar. 1983 wurde B. über die SPD-Landcslistc Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Bruckmann, Hans-Günter, * 7.11.1946 Essen. Bohrwerksdreher, Vertriebsingenieur. B. besuchte die Volksschule, durchlief eine Lehre als Bohrwerksdreher bei Krupp in Essen und erwarb über den zweiten Bildungsweg die Fachhochschulreife. 1966-69 besuchte er die Fachoberschule und studierte 1969-72 Maschinenbau und Industrial Engineering in Essen und Düsseldorf. Danach als Projektmanager tätig, leitete er 1992-98 Projektie-

rung und Vertrieb innovativer Umschlagsysteme der Krupp Fördertechnik GmbH in Essen. B. war 1995-98 Mitglied der Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. Er ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Essener Verkehrs-Aktiengesellschaft, Mitglied des Aufsichtsrates des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr GmbH, Gelsenkirchen, und Mitglied des Aufsichtsrates der Wohnbau e.G. - Wohnungsbaugesellschaft Essen. 1976 trat B. der SPD bei und war 1980-90 Ortsvereinsvorsitzender. 1984-98 gehörte er dem Rat der Stadt Essen an; 1992-98 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender und 1989-98 Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Planung. B. gehörte auch dem Bezirksplanungsrat Düsseldorf (1989-98) an, seit 1995 als Fraktionsvorsitzender. Seit 1998 vertritt B. den Wahlkreis 88 (Essen I) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Brudlewsky, Monika, geb. Hamelmann, * 4.5.1946 Groß-Ottersleben. Krankenschwester, kath. Nach dem Abitur 1964 an der Oberschule in Halberstadt besuchte B. 1964-66 die Medizinische Fachschule mit dem Abschluß als Krankenschwester. Sie war Krankenschwester in einem Krankenhaus und einem staatlichen Altersheim, 1972-74 Sekretärin für Gesundheitserziehung und arbeitete 1974-83 in einem konfessionellen Behinderten- und Altenheim. 1983-90 war sie Sprechstundenschwester in einer Arztpraxis. 1992-96 gehörte B. dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Seit 1973 Mitglied der CDU, trat B. 1990 der ChristlichDemokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und der FrauenUnion bei. Im Herbst 1989 nahm sie an der Bürgerbewegung in Oschersleben teil. 1993 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes der CDU in Sachsen-Anhalt. 1973-78 gehörte sie der Stadtverordnetenversammlung Oschersleben, vom 18.3. bis zum 2.10.1990 der Volkskammer (Wahlkreis 10, Listenplatz 12, Bezirk Magdeburg) an. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war B. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat sie den Wahlkreis 285 (Harz und Vorharzgebiet) im Bundestag, in den sie 1998 über die CDULandesliste Sachsen-Anhalt gewählt wurde. In der 11. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Pelitionsausschuß und dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit an. In der 12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß und im Ausschuß für Frauen und Jugend (bis März 1992) mit. In der 12. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (bis März 1992), des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" und der EnqueteKommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit", in der 12. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheit. In der 13. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und im Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

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Brück Brück, Alwin, * 23.9.1931 Holz (heute zu Heusweiler). Journalist, Redakteur, ev. B., Sohn eines Bergmanns, besuchte die Volks- und Realschule bis zur Mittleren Reife, durchlief 1949-51 ein Volontariat bei der „Saar-Volksstimme" und war dort bis 1953 Redakteur. Nachdem er sich von dem Blatt wegen Meinungsverschiedenheiten im Zusammenhang mit der Saarfrage getrennt hatte, war er bis 1955 als freier Journalist tätig und trat, als prodeutsche Zeitungen im Saargebiet zugelassen wurden, 1955 als Redakteur bei der „Saarbriicker Allgemeinen Zeitung" ein. 1960 wurde er Chef vom Dienst, 1963 stellvertretender Chefredakteur. 1973/74 war er Präsident des Kuratoriums der Deutschen Stiftung für internationale Zusammenarbeit. 1947 Schloß sich B. der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken an, wurde 1953 Mitglied des Landesvorstandes und war 1956-67 Landesvorsitzender im Saarland. Während des Algerienkriegs im Komitee „Freies Algerien" tätig, trat B. 1952 in die im Saarland damals noch verbotene SPD ein und engagierte sich für die Rückkehr des Saarlandes zur Bundesrepublik. 1960 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der SPD. 1960-73 war er Mitglied des Gcmcindcratcs in Holz und Fraktionsvorsitzender. In der 5.-11. Wahlperiode (1965-90) gehörte B. dem Bundestag an. 1965, 1969 und 1987 wurde er über die SPDLandcsliste Saarland gewählt; in der 7.-9. Wahlperiode (1972-83) vertrat er den Wahlkreis 245 (Saarbrücken II). 1973/74 und 1983-90 war er Mitglied des Fraktionsvorstandes, 1974-82 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 5. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Entwicklungshilfe. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Januar 1967), dem Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik (bis März 1966) und dem Verkehrsausschuß an. In der 6. und 7. Wahlperiode war er Vorsitzender (bis Juni 1974), in der 10. und II. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 6. Wahlperiode gehörte er bis März 1972 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes und seit Juni 1972 wieder als Ordentliches Mitglied (bis Juni 1974) dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 9.-11. Wahlperiode (seit Oktober 1982) Stellvertretendes Mitglied dieses Ausschusses. B. erhielt das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und den Saarländischen Verdienstorden. 1981 wurde er Ehrensenator der Universität des Saarlandes. VERÖFFENTLICHUNGEN: Europäische Integration und Entmachtung des Deutschen Bundestages. Ein Unterausschuß ist nicht genug. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 19 (1988) Heft 2, S. 220-224. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Brück, Valentin, * 23.4.1911 Zweifelscheid (Kr. Bitburg), t 20.7.1980 Jünkerath. Bahnbeamter, kath. Nach dem Besuch einer katholischen Volksschule und der höheren Schule in Prüm legte B. 1932 das Abitur ab und war zunächst in der Landwirtschaft, 1932-34 als kaufmännischer Vertreter tätig. Nach dem Arbeitsdienst 1934/35 trat er in die Eisenbahndirektion in Saarbrücken ein und legte 1939 in Frankfurt am Main die Inspektorprüfung ab. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er für zwei Jahre nach Warschau und Berlin abgestellt. Seit 1949 war B. Betriebskontrolleur in der Verkehrsabteilung der Bundesbahndirektion. Vor 1933 in der katholischen Jugend tätig, trat B. 1949 der CDU bei. Er wurde Mitglied des Landesvorstandes der CDU und Vorsitzender des Landesbeamtenausschusses Rheinland.

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1953 über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt, legte B. am 17. 9.1957 sein Mandat nieder. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) war er wieder mit einem Mandat der CDU-Landesliste Mitglied des Bundestages. Am 14.8.1970 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Heinrich —»Köppler in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 6. Wahlperiode 1972 angehörte. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehrswesen sowie im Ausschuß für das Post- und Fernmeldcwescn (bis Januar 1957) mit. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fcrnmcidcwcscn, in der 5. Wahlperiode des Vcrkehrsausschusses. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von April 1954 bis März 1955), bis März 1955 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Beamtenrecht an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Inneres, in der 5. und 6. (seit Oktober 1970) Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Innenausschusses. Dem Haushaltsausschuß gehörte er in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 6. Wahlperiode (seit Oktober 1970) als Ordentliches Mitglied an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Brüderle, Rainer, * 22.6.1945 Berlin. Diplomvolkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verwaltungsbeamter, ev. Nach dem Abitur studierte B., Sohn eines Textilkaufmanns, in Mainz Publizistik, Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Politische Wissenschaften und legte 1971 das Examen als Diplomvolkswirt ab. 1975 wurde er Leiter des Amtes für Wirtschaft und Verkehrsförderung der Stadt Mainz, 1977 Direktor des Amtes für Wirtschaft und Liegenschaften und 1981 hauptamtlicher Beigeordneter und Wirtschaftsdezernent der Stadt Mainz. B. gehört dem Beirat der Dcutschcn Bank AG, Frankfurt am Main, und dem Aufsichtsrat der GC Corporate Finance AG, Wirtschaftsprüfungstclle, Frankfurt am Main, an. Er ist Mitglied der Gewährträger-Versammlung der Landesbank Rheinland-Pfalz, Mainz, stellvertretendes Mitglied der Provinzial-Feuer- und Provinzial-Lebensversicherungsanstalt der Rheinprovinz, Düsseldorf, Mitglied des Beirates der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn, und Mitglied des Fernsehrates des Zweiten Deutschen Fernsehens, Mainz. 1973 trat B. in die FDP ein. 1981-83 war er Bezirksvorsitzender der FDP Rheinhessen-Vorderpfalz und hatte zehn Jahre den stellvertretenden Vorsitz des FDP-Kreisverbandes Mainz inne. 1983 wurde er Landesvorsitzender der FDP Rheinland-Pfalz und Mitglied des Bundesvorstandes der FDP, 1995 stellvertretender Bundes Vorsitzender und Vorsitzender des Liberalen Forums Informationsgesellschaft der FDP. 1987-98 war B. Mitglied des Landtages von RheinlandPfalz, 1987-94 Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr seines Landes, 1994-98 Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau und 1988-98 stellvertretender Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz. 1998 über die FDP-Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag gewählt, wurde B. stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie an. Brühler, Ernst-Christoph, * 12.2.1891 Mannheim, t 30.8.1961 Freiburg im Breisgau. Gymnasiallehrer, ev. B. studierte seit 1909 Geschichte, Germanistik und Anglistik in Heidelberg, England und Freiburg, wo er 1914 zum

Brunner Dr. phil. promoviert wurde. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg war er 1919-24 Gymnasiallehrer in Freiburg, dann Chefredakteur der „Breisgauer Zeitung" und kehrte 1933 in den Schuldienst zurück. Als Milglied der Deutschnationalen Volkspartei wurde er 1922 Stadtverordneter, 1928 Stadtrat in Freiburg und gehörte 1929-33 dem Badischen Landtag an. Inzwischen Oberstudiendirektor, wurde B. 1943 aus politischen Gründen wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz verhaftet und in den Ruhestand versetzt. Seit 1950 war er Oberstudiendirektor und Leiter der Pädagogischen Akademie II in Freiburg. 1955-57 war B. Vorsitzender der Deutschen Partei (DP). 1958 wurde er Mitglied der CDU. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war B. mit einem Mandat der DP-Landesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (seit Juli 1955), im Ausschuß für Kulturpolitik und im Ausschuß für Beamtenrecht (bis Februar 1957). Dem Ausschuß für Jugendfragen gehörte er bis September 1955 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (bis Juni 1955), des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, des Ausschusses für Kommunalpolitik (bis September 1955), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (bis Juni 1955), des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (bis September 1955) und des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung (seit September 1955). Brünen, Eberhard, * 8.8.1906 Duisburg, f 30.10.1980 Duisburg. Dreher, Angestellter. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule durchlief B., Sohn eines Metallarbeiters, eine vierjährige Lehre als Dreher und war anschließend als Handwerker tätig. 1924 wurde er Mitglied der Arbeiterjugendbewegung und der Gewerkschaft, betätigte sich seil 1925 in der Kinder- und Jugenderziehung sarbeit und trat 1928 in die SPD ein. 1934 verhaftet, 1935 zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt, war er bis 1945 in Haft. 1945 wurde er Angestellter. 1945 wurde B. Parteisekretär der SPD in Duisburg. 1946/47 war er Landrat, 1946-69 Ratsherr der Stadt Duisburg, 1947-50 und 1954-61 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. In der 1., 4., 5. und 6. Wahlperiode verlrat B. den Wahlkreis 33 [92] bzw. 90 (Duisburg I) im Bundestag. In der 1. und 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik und des Ausschusses für Rcchtswcsen und Verfassungsrccht. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiedergutmachung und im Außenhandelsausschuß, in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden mit. Dem Rechtsausschuß gehörte er in der 4. Wahlperiode als Ordentliches, in der 6. Wahlperiode zunächst als Stellvertretendes und seit April 1970 als Ordentliches Mitglied an. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Brüns, Johannes, * 30.8. 1903 Essen, t 7.5.1965 Essen. Bergmann, kath. B. besuchte die Volksschule, durchlief eine Bcrgbaulchre und war als Hauer tätig. 1946 trat er in die CDU ein. 1948-59 war er Vorstandsmitglied des Sozialausschusses der CDU in Essen und Mitglied der Katholischen Arbeiterbewegung. B. war Vorstandsmitglied der Industriegewerkschaft Berg-

bau Essen und 1951-57 Vorsitzender des Betriebsrates der Kruppschen Zeche „Amalie". Am 26.10.1959 rückte B. für den verstorbenen Abgeordneten Johannes —» Kunze in den Bundestag nach. Am 28.11.1960 legte er sein Mandat nieder. Brunner, Guido, * 27.5.1930 Madrid, t 2.12.1997 Madrid. Jurist, Diplomat. B., Sohn eines AEG-Direktors, studierte Rechtswissenschaften in Madrid, Heidelberg und München, wo er 1955 mit der Arbeit Rechtsvergleichende Studie des deutschen und spanischen internationalen Erbrechts im Hinblick auf die deutschspanischen Beziehungen promoviert wurde. Mit Thomas —> Dehler befreundet, Schloß er sich früh der FDP an. Seit 1955 im Auswärtigen Dienst tätig, arbeitete er im Ministerbüro Heinrich von —> Brentanos und im Büro des Staatssekretärs Albert Hilger van Scherpenberg. Nach diplomatischer Verwendung in Liverpool, Madrid und bei den Vereinten Nationen in New York (bis 1968) leitete er das Referat für technologische Fragen der Außenpolitik in der Politischen Abteilung und übernahm 1970 das Amt des Pressesprechers des Auswärtigen Amtes. 1972 wurde er Leiter des dortigen Planungsstabes, 1974 Ministerialdirektor. 1982 ging er als Botschafter nach Madrid, wo er seit 1992 Geschäftsmann war. 1973/74 leitete B. die Delegation der Bundesrepublik Deutschland bei der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. 1974-80 war er EG-Kommissar für Wissenschaft, Bildung und Technologie, seit 1977 auch für Energie. 1981 wurde er Bürgermeister und Senator für Wirtschaft und Verkehr in Berlin. 1980 wurde B. über die FDP-Landesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages. Am 28.1.1981 legte er sein Mandat nieder. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. B. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1982), das Großkreuz des Ordens Isabellas der Katholischen (1985) und den Prinz-von-Asturien-Preis. 1993 wurde er Ehrenbürger von Madrid. VERÖFFENTLICHUNGEN: Immobilienvermittlung als Bankdienstleistung der Kreditgenossenschaft. Nürnberg 1982. Stolz wie Don Rodrigo. Aufstieg und Fall des Don Rodrigo Calderón. Stuttgart 1982. Brunner, Josef Adalbert, * 12.8.1928 Ettmannsdorl" (heute zu Schwandorf). Landwirt, kath. Nach dem Besuch der Volks- und Berufsschule war B. 1943-46 Lehrling der Landwirtschaft und 1947-49 Absolvent der Landwirtschaftlichen Fachschule Weltenburg. 1949 legte er die Gehilfenprüfung ab, besuchte anschließend je ein Jahr die Bayerische Bauernschule in Herrsching und die Deutsche Landesjugendakademie in Fredeburg. Seit 1952 war er Landwirt, seit 1955 selbständig. B. war 1948-50 Kreisvorsitzender, 1950-54 Bezirksvorsitzender der Landjugend, seit 1963 Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes und seit 1987 stellvertretender Präsident des Bauernverbandes im Bezirk Oberpfalz. 1975 wurde er Vorsitzender der Landesvereinigung der Erzeugergemeinschaften für Qualilätskarlofiel in Bayern, 1977 Vorsitzender der Fachgruppe Kartoffeln in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Erzeugergemeinschaflen und Vorsitzender des Fachausschusses Kartoffeln im Deutschen Bauernverband und 1980 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Kartoffelwirtschaft. Seit 1972 war er Mitglied des Landeskuratoriums Tierische Produktion in Bayern. 1970 wurde er ehrenamtlicher Richter beim Verwaltungsgericht in Regensburg.

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Brunner Er war Aufsichtsratsmitglied in der Viehverwertungsgenossenschaft Oberpfalz. 1960 trat B. in die CSU ein. 1956 wurde er Mitglied des Gemeinderates, 1978 des Bezirkstages. Dem Kreistag gehörte er bis 1990 an. 1980 und 1983 wurde B. über die CSU-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. A m 5 . 5 . 1 9 9 0 rückte er für den ausgeschiedenen Alfred —»Biehle in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 11. Wahlperiode im Dezember desselben Jahres angehörte. In der 9. und 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit, dem er in der 11. Wahlperiode (seit Mai 1990) als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 9. und 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation (seit Mai 1990). B. erhielt 1973 das Goldene Abzeichen der Bayerischen Bauernschulen, 1976 das Silberne Verbandsabzeichen der Landwirtschaftlichen Fachschulabsolventen in Bayern, 1977 das Verdienstkreuz am Bande, 1989 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. B r u n n e r , Karl, * 12.4.1905 Berlin, f 13.11.1951 Neustadt (Wied). Lehrer, Redakteur. Nach einer Ausbildung zum Lehrer war B. Telefonist in verschiedenen Berliner Redaktionen auswärtiger Zeitungen, später Pressestenograph und Redakteur. 1945 wurde er innenpolitischer Redakteur, später stellvertretender Chefredakteur der sozialdemokratischen „Rheinischen Zeitung" in Köln, 1947 Chefredakteur der „Neuen Ruhr-Zeitung" in Essen. Seit 1949 war er Vorsitzender des Rheinisch-Westfälischen Journalistenverbandes und stellvertretender Vorsitzender des Nord westdeutschen Journalistenverbandes. 1949 wurde B. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er war Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Grcnzlandsfragen. B r u n n h u b e r , Georg, * 18.2.1948 Oberkochen. Zimmermann, Diplomingenieur, Beamter, kath. B. erwarb die Mittlere Reife, durchlief eine Lehre als Zimmermann, studierte an der Fachhochschule für Technik in Stuttgart und Schloß das Studium 1972 als Diplomingenieur für Architektur und Hochbau, Schwerpunkt Städtebau, ab. Er wurde Kreisbaurat, Leiter des Kreisplanungsamtes im Landraisamt und Wirtschaflsbeauflragter des Ostalbkreises. B. ist Mitglied des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Ostalb, Aalen. 1981 übernahm B. den Vorsitz der CDU im Ostalbkrcis. Er wurde Vorsitzender der Verkehrskommission der MITDeutschland. Seil 1990 vertritt B. den Wahlkreis 174 (Aalen - Heidenheim) im Bundestag. Er ist stellvertretender verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion und seit 1994 Vorsitzender der dcutsch-östcrrcichischcn Parlamcntaricrgruppe. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Dem Innenausschuß gehörte er in der 12. Wahlperiode (seit November) als Ordentliches Mitglied an; seit der 13. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied dieses Ausschusses. In der 12. (seit März 1993) und 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr. In der 12. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis November 1991)

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und des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgcnabschätzung. In der 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen mit. B r u n n s t e i n , Klaus, * 2 5 . 5 . 1 9 3 7 Köln. Physiker, Informatiker, Hochschullehrer, kath. B„ Sohn eines Kaufmanns, studierte Physik an den Universitäten Marburg, Münster und Hamburg und wurde 1967 mit der Arbeit Wechselwirkung zwischen Schiffsnachstrom, Schraubenpropeller und Schiffsruder zum Dr. rer. nat. promoviert. Seit 1967 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rechenzentrum „Deutsches Elektronen-Synchotron" in Hamburg, war er seit 1969 am Aufbau des Studiengangs Informatik an der Universität Hamburg beteiligt, an der er 1973 eine Professur für Anwendung der Informatik erhielt. B. war langjähriger Vorsitzender des Fachausschusses Informatik und Gesellschaft der Gesellschaft für Informatik und deutscher Vertreter der International Federation für Information Processing (Computers and Society). 1982 wurde er Mitglied der Deutschen Gesellschaft Club of Rome. 1974 Schloß sich B. der FDP an. 1980-82 war er Vorsitzender des FDP-Landesverbandes Hamburg. 1981 wurde er Mitglied des FDP-Bundesvorstandes. Er war stellvertretender Vorsitzender des Fachausschusses Forschung und Technologie. 1987 trat er aus der FDP aus. A m 11.2.1983 rückte B. über die FDP-Landesliste Hamburg für die ausgeschiedene Abgeordnete Helga —¥ Schuchardt in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 9. Wahlperiode im März desselben Jahres angehörte. B. äußerte sich vor allem zu Fragen des Datenschutzes im Zusammenhang mit der Volkszählung. B r ü s e , August, * 26.10.1903 Attendorn, f 27. 8.1984 Lennestadt. Schlosser, Werkmeister, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief B. eine Lehre als Schlosser und Schweißer, wurde 1932 Werkmeister der Hüttenwerke im Siegerland und war Mitglied des Betriebsrates. 1945 trat B. der SPD bei und wurde 1948 Ortsvorsitzender seiner Partei in Attendorn. Seit 1947 war er Ratsmitglied, 1950/51 Bürgermeister in Attendorn. Er wurde Mitglied des Kreistages und 1952 stellvertretender Landrat in Olpe. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) war B. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Am 16.7. 1962 rückter er über die Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Julius —» Brecht in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 4. Wahlperiode 1965 angehörte. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfragen, des Ausschusses für Kommunalpolitik und des Ausschusses für Sozialpolitik. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für den Lastenausgleich und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an. In der 3. Wahlperiode war er Ordcntlichcs, in der 4. Wahlperiode zunächst Stellvertretendes, seit November 1962 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen. B u c e r i u s , Gerd, * 19.5.1906 Hamm, f 2 9 . 9 . 1 9 9 5 Hamburg. Jurisl (Richter, Rechtsanwalt), Verleger, Publizist, ev. B., Sohn eines Rechtsanwalts, besuchte Realgymnasien in Essen, Hannover und Hamburg, wo er im Wirtschaftsbürgertum aufwuchs. Nachdem er in Freiburg im Breisgau, Berlin und Hamburg Rechtswissenschaften studiert hatte und das Referendariat in Altona, Berlin und Kiel mit dem zweiten

Bucher Staatsexamen beendet hatte, wurde er Richter in Kiel, kurz darauf Rcchtsanwalt in Hamburg und 1935 mit der Arbeit Der Zeitpunkt des Eigentumsverlustes an beschlagnahmten und liquidierten Gütern rechtsvergleichend dargestellt am englischen, amerikanischen und deutschen Beschlagnahmerecht des Weltkrieges zum Dr. jur. promoviert. Aufgrund seiner ersten Ehe mit der Jüdin Gretel Goldschmidt, die er nach England in Sicherheit bringen konnte, wurde B. in der NS-Zeit als „wehrunwürdig" eingestuft. Als Rechtsanwalt verteidigte er ohne Rücksicht auf die eigene Situation auch jüdische Mandanten und wurde von Marion Gräfin Dönhoff auch deshalb später einmal als „besinnungslos mutig" charakterisiert. Nach 1945 begann B.' politische Karriere. Von der englischen Besatzungsmacht in den Hamburger Senat als Bausenator berufen, kam er in den Zonenbeirat und gehörte 1947-49 als Vertreter Hamburgs dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an. Als „gemeinsamer Bundestagskandidat" von CDU und FDP in Hamburg zog er am 14.8.1949 mit einem Mandat des Wahlkreises 3 (Hamburg) in den ersten Deutschen Bundestag. In der 2. Wahlperiode denselben Wahlkreis (nunmehr 15, Hamburg I) vertretend, wurde er in der 3. und 4. Wahlperiode über die CDU-Landesliste Hamburg gewählt. Als Mitglied des Fraktionsvorstandes gehörte B. zum Führungskreis der Fraktion, die er in zahlreichen Ausschüssen vertrat. Er war Vorsitzender des Ausschusses für Berlin, Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen, bis April 1951 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Lastenausglcich sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (seit April 1951) und des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. Seine Forderung, Berlin zum Zentrum des staatlichen Lebens zu machen, war sein nachhaltigstes Engagement im Parlament, das er mit der Aufgabe als Bundesbeauftragter für die Förderung der Berliner Wirtschaft (1952-57) verband. In der 2. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen und des Ausschusses für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Außenhandelsausschuß (seil April 1960) und im Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (seit Ende Juni 1960) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Zunächst das besondere Vertrauen des Bundeskanzlers besitzend, kam es in der Berlin-Frage bald zu Auseinandersetzungen zwischen dem unabhängigen, streitbaren Geist, der sich kaum unterordnete, und dem Kanzler. —> Adenauer fand den jungen Abgeordneten schon in der 2. Legislaturperiode allzu „zappelig", und das Verhältnis kühlte sich zum Ende der fünfziger Jahre deutlich ab. Die innenpolitischen Meinungsverschiedenheiten spitzten sich seit der Nachfolgedebatte in der Union, die 1957 begann, mit der Präsidentenepisode 1959 zu und führten zu einer klaren Anhängerschaft von B. zu —> Erhard, den er zum Griff nach der Kanzlerschaft drängte. Gleichwohl stand B. während seiner gesamten Parlamentarierzeit außenpolitisch ganz an der Seite des Kanzlers. In der wichtigen Auseinandersetzung um die früheren deutschen Ostgebiete vertrat B. früh in seiner Partei die Position, eine mit Opfern verbundene Aussöhnung mit Polen zu suchen. Zunehmend wurde B. nach 1957 ein - wenngleich immer unangepaßtes - Mitglied der „Brigade Erhard", was seine Position in der Fraktion nicht immer stärkte. Zunehmend engagierte sich der Verleger auch durch eigene Artikel zu politisch dringenden Zeitfragen, auch wenn diese nicht dem Geist seiner christlichen Partei entsprachen. Im

Januar 1959 etwa forderte er selbst offen den Rücktritt des vielfach in die NS-Vergangcnhcit verstrickten Vcrtricbcncnministers —> Oberländer, was zur offenen Mißgunst Adenauers und zu einem Parteigerichtsverfahren gegen ihn führte. Doch erst die Kritik eines Redakteurs an der katholischen Kirche anläßlich des Vatikanischen Konzils in der Zeitschrift „Stern" führte zu einem Zerwürfnis mit Partei, Fraktion und Kanzler. Als die öffentliche Kritik an ihm zunahm, legte B. am 22.3.1962 sein Mandat nieder, nachdem er bereits zuvor aus Partei und Fraktion ausgetreten war. Der CDUBundesvorstand hatte den Artikel, den B. selbst als mißraten bezeichnete, als „eine Verletzung christlicher Empfindungen" gerügt und die Frage aufgeworfen, ob B. noch tragbar für die Partei sei. Gleichwohl war der Artikel im „Stern" der CDU nur Anlaß, sich des unabhängigen, unbequemen Abgeordneten zu entledigen. Zu den wichtigsten Bundespolitikern der ersten vier Wahlperioden gehörte B. nicht. Er war ein streitender Abgeordneter, der „im engeren Sinne nie ministrabel gewesen" sei, wie er später selber sagte. B. schrieb, er habe 1969 —> Brandt und die SPD gewählt. Neben dem politischen Engagement wurde B. in erster Linie als Verleger der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit" bekannt, die er 1946 zusammen mit anderen gegründet hatte, dessen einziger Verleger er 1957 wurde. Während „Die Zeit" bis in die siebziger Jahre kaum rentabel war, gewann B. durch die Mehrheitsanteile am „Stern" erhebliches Kapital. Unternehmerisch sehr erfolgreich, gründete B. 1960 gemeinsam mit John Jahr und Richard Gruner die Gruner & Jahr GmbH & Co., den zu dieser Zeit zweitstärksten Pressekonzern nach Springer. Nach mehrfachen Umschichtungen der Vermögensanteile an der GmbH gingen 1972 B.' Anteile an die Bertelsmann-Gruppe über, wofür er 11,5 % der Aktien der Bertelsmann AG erhielt. 1973-91 gehörte B. dem Aufsichtsrat dieser Aktiengesellschaft an, dessen Vorsitz er zeitweilig innehatte. Sein verlegerisches Kernstück, „Die Zeit", löste er aus den Konzernzusammenhängen, führte sie in den Zeit-Verlag über und brachte sie in eine Stiftung ein. Die publizistische Leitung des Zeit-Verlages gab er an den früheren Bundeskanzler Helmut —> Schmidt ab. Als Berater und Publizist blieb er dem Blatt noch lange eng verbunden, das nach seinem Tod an die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrink verkauft wurde. Der Mäzen B. wurde bereits früh in seiner Heimatstadt Hamburg und für den deutschen Begabtennachwuchs aktiv. Ohne leibliche Nachkommen vererbte B. sein gesamtes Vermögen der gemeinnützigen Zeit-Stiftung Ebclin und Gerd Bucerius. Als „rechter Liberaler", der „unabhängig und frei" gewesen sei, wird B. von seinem Biographen Ralf —> Dahrendorf charakterisiert. B. erhielt 1956 das Große Verdienstkreuz mit Stern, 1986 mit Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1978 die Alexander-Rüstow-Plakette und 1990 die Ludwig-Erhard-Medaille. 1986 wurde er Ehrenbürger von Hamburg. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der angeklagte Verleger. Notizen zur Freiheit der Presse. München 1974. - Der Adenauer. Subjektive Beobachtungen eines unbequemen Weggenossen. Hamburg 1976. - Zwischenrufe und Ordnungsrufe. Zu Fragen der Zeit. Berlin 1984. LITERATUR: Ralf Dahrendorf: Liberal und unabhängig. G. B. und seine Zeit. München 2000. Bernhard Lorentz B u c h e r , Ewald, * 19.7.1914 Rottenburg am Neckar, t 31.10.1991 Mutlangen (Württemberg). Jurist (Rechtsanwalt), kath. B„ Sohn eines Studienrates, besuchte das Progymnasium in Roltenburg, dann das Realgymnasium in Schwäbisch Gmünd, wo er 1933 das Abitur bestand. 1933-37 studierte er

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Buchka an den Universitäten in Tübingen und München Rechtswissenschaft und wurde nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen 1938 Referendar am Amtsgericht Schwäbisch Hall und am Landgericht München Π. 1940 eingezogen, erhielt er 1941 auf Antrag einen Arbeitsurlaub, um seine Ausbildung mit der Zweiten Juristischen Staatsprüfung abzuschließen. Mit einer Dissertation über Juristen in der Frankfurter Nationalversammlung wurde B. an der Universität München im selben Jahr zum Dr. jur. promoviert. 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, ließ er sich nach der Entlassung im selben Jahr als Rechtsanwalt in Schwäbisch Gmünd nieder. 1947 untersagte man dem ehemaligen Mitglied des NSSchülerbundes (1931-33) und formellem Parteimitglied der NSDAP aufgrund der Ergebnisse seines Entnazifizierungsverfahrens für 18 Monate die Ausübung seines Berufes. Im Sommer 1948 wurde B. wieder als Rcchtsanwalt zugelassen. 1950 trat B. der Deutschen Volkspartei (DVP) bei. 1952 wurde er Vorsitzender des Kreisverbandes Schwäbisch Gmünd. In der 2.-5. Wahlperiode gehörte B., jeweils über die F D P / DVP-Landesliste gewählt, dem Bundestag an. 1956-61 war er Parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer. Im Dezember 1962 wurde er Bundesminister der Justiz. Er legte den Gesetzesentwurf der lange diskutierten Großen Strafrechtsreform vor und erwirkte eine Verbesserung des Urheberrechts. Als sich die FDP 1964 gegen eine Wiederwahl des Bundespräsidenten Heinrich —>Lübkc aussprach, ließ sich B., seit Mai dieses Jahres stellvertretender Vorsitzender seiner Partei, bei der 4. Bundesversammlung in Berlin als Gegenkandidat aufstellen, was ihm viel Kritik und Prcsschinwcisc auf sein Entnazifizierungsverfahren eintrug. Im März 1965 debattierte der Deutsche Bundestag über die Verjährung nationalsozialistischer Verbrechen. Gegen die Stimmen der FDP, die sich gegen eine Änderung der Frist von 20 lahren ausgesprochen hatte, verabschiedete der Bundestag ein Gesetz, das den Beginn der strafrechtlichen Verjährungsfrist vom 8.5.1945 auf den 1.1.1950 verlegte. Einen Tag später, am 2 5 . 3 . 1 9 6 5 trat B., der sich auf den fundamentalen rechtsstaatlichen Standpunkt gestellt hatte, daß der Staat eine Tat nur dann bestrafen könne, wenn der Rechtsbestand der Strafbarkeit vor Begehung der Tat bestehe, als Justizminister zurück. Am 26.10.1965 wurde B. das Amt des Wohnungsbauministers übertragen, das er bis zu dem im Rahmen von Wirtschaftskrise und Streit um den Haushaltsausgleich erfolgten Rücktritt der FDP-Minister am 27. 10. 1966 ausübte. In der 2. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (bis September 1954), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (bis Mai 1955, seit April 1956 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht und des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes (bis April 1956, danach Stellvertretendes Mitglied). Dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung gehörte er in der 2. Wahlperiode bis Mai 1955 als Stellvertretendes Mitglied, von Mai 1955 bis April 1956 als Ordentliches und seit Februar 1957 erneut als Ordentliches Mitglied an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Rechtsausschusses, dem er auch in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (bis April 1965) und stellvertretender Vorsitzender (bis Januar 1963) angehörte. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Richterwahlausschusses. Außerdem engagierte er sich in der 3. und 4. Wahlperiode (bis Februar 1963) als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und war gleichzeitig Mitglied des Wahlprüfungsausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen von Januar bis Oktober 1967 als Ordentliches und seit Dezember 1967 als Stellvertretendes Mitglied

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an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des 1. Untersuchungsausschusses (HS-30-Ausschuß, seit Dezember 1967) sowie Mitglied des Vermittlungsausschusses (seit November 1967). Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag zunächst in der Wirtschaft tätig, wurde B. Vorsitzender des Instituts für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen (ArnoldKnoblauch-Institut) in Bonn. 1972 trat er aus der FDP aus, da ihm die Ausrichtung der FDP auf die sozialliberale Koalition zu starr erschien. 1983 wurde er Mitglied der CDU. VERÖFFENTLICHUNGEN: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 7. Boppard am Rhein 1990. LITERATUR: Bertram Otto: Ε. B. In: Kennen Sie eigentlich den? Persönlichkeiten des politischen Lebens Deutschlands. Bonn 1964. - Kurt Gayer: Die Schwaben in Bonn. Stuttgart 1968. - Peter Juling: Erfolgreicher liberaler Justizminister. Zum Tode von Ε. B. In: Das Parlament 8. 11. 1991. - Horst Ferdinand: Β., E. In: Baden-Württembergische Biographien. Hrsg. von Bernd Ottnad. Bd. 2. Stuttgart 1999, S. 75-80. B u c h k a , Karl (Hermann Fritz Ferdinand) von, * 2 3 . 9 . 1 8 8 5 Göttingen, f 11.2.1960 Freiburg (Elbe). Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. B. besuchte das Gymnasium in Göttingen und Berlin, studierte Rechts- und Staats Wissenschaften und wurde 1907 mit der Arbeit In welchem Verhältnisse steht der Paragraph 119, Abs. 2 BGB zu den §§ 459-464, 538, 539 BGB? zum Dr. jur. promoviert. Seit 1907 war er Gerichtsreferendar in Spandau, seit 1909 Regierungsreferendar in Oppeln und 1913-20 Regierungsassessor in Blumenthal, Trier, Wirsitz und Aurich. B. nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1921-32 war er Landrat in Kehdingen, 1932-45 in Goldap (Ostpreußen). Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg kehrte er 1946 aus britischer Kriegsgefangenschaft zurück und war bis 1950 stellungslos. 1948 der CDU beigetreten, beteiligte sich B. an der Arbeit der Vertriebenenverbände, war 1950-54 Vorsitzender des Bezirksverbandes Stade und gehörte dem Zentralvorstand CDU Niedersachsen an. Er war Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU in Niedersachsen und Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses des Evangelischen Arbeitskreises der C D U / C S U . 1949-56 gehörte er dem Kreistag Stade an. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. Er war stellvertretender Vorsitzender des Sonderausschusses „Wasserhaushaltsgesetz", Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnaucr-Stiftung, Sankt Augustin. B u c h s t a l l e r , Werner, * 4 . 1 1 . 1 9 2 3 Rosenheim, t 19.10.1989 Koblenz. Kaufmann, Parteifunktionär. Nach kaufmännischer Ausbildung nahm B. am Zweiten Weltkrieg teil. Schwer verwundet aus dem Wehrdienst entlassen, war er seit 1944 in der holz verarbeitenden Industrie tätig. Nach 1945 besuchte er politische und gewerkschaftliche Akademien im In- und Ausland. Er wurde Geschäftsführer des Jugendforum-Verlags und des Deutschen Heimat-Verlags. B. war 1949-59 Zentralsekretär und Vorsitzender der Jungsozialisten in der SPD, 1954-61 deren Bundesgeschäftsführer, 1954-61 Mitglied des Präsidiums der Internationalen Union Sozialdemokratischer Jugendverbände und zeitweilig Vizepräsident des Europäischen Jugendparlaments. Er wurde Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Koblenz, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks

Büchler Rheinland/Hessen-Nassau, Mitglied des Landesvorslandes Rheinland-Pfalz und Mitglied des Sicherheitsausschusses beim Parteivorstand der SPD. In der 4.-8. Wahlperiode (1961-80) war B. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz Mitglied des Bundestages. Er gehörte dem Fraktionsvorstand an. 1975 scheiterte seine Berufung als Wehrbeauftragter. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied, in der 7. Wahlperiode Vorsitzender (seil April 1974) und in der 8. Wahlperiode Stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses. Tn der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie- und Jugendfragen (bis Dezember 1968), in der 4., 6. und 7. Wahlperiode dem Finanzausschuß an. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. B u c k p e s c h , Walter, * 22.5.1924 Offenbach am Main. Maschinenschlosser, Berufsschullehrer. B. erlernte nach dem Bcsuch der Volks- und Realschule in Offenbach am Main das Handwerk des Maschinenschlossers, nahm 1942-45 am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis 1946 in Kriegsgefangenschaft. 1947-50 studierte er am Berufspädagogischen Institut in Frankfurt am Main, legte 1950 die erste, 1951 die zweite Staatsprüfung ab und war danach als Berufsschullehrer tätig. B. war Vorsitzender des Fördervereins der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und Mitglied des Vorstandes der Offenbacher Sportstiftung. 1953 trat B. in die SPD ein und wurde Mitglied des Unterbezirksvorstandes. 1956-61 war er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, 1962-80 Mitglied des Magistrats, 1962-74 hauptamtlicher Stadtrat für Schule, Sport und Kultur und 1974-80 Oberbürgermeister in Offenbach am Main. In der 10. Wahlperiode (1983-87) gehörte B. mit einem Mandat der SPD-Landeslistc Hessen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses und des Sportausschusses. B u d d e , Heinz, * 8.10.1925 Bochum, î 14. 9.1991 Köln. Diplomvolkswirt, Dozent, Publizist, kath. B. besuchte das Rcformrcalgymnasium, bestand 1943 das Notabitur und wurde Soldat. 1946 nahm er an einem Sonderkurs zur Erlangung der Reifeprüfung teil, studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Philosophie in Köln und Schloß das Studium 1952 als Diplomvolkswirt ab. 1954 wurde er Dozent am Katholisch-Sozialen Institut in Bad Honnef. Bereits als Student beteiligte sich B. an Aktionen der Christlich-Sozialen Bewegung. 1949 wurde er Sozialreferent der Katholisch-Deutschen Studentenvereinigung, 1953 Bildungsleiter der Katholischen Arbeiter-Bewegung (KAB) Westdeutschlands und Mitglied des Verbandsvorstandes der KAB. Später war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1946 Mitglied der CDU, gehörte B. zu den Begründern der Jungen Union in der britischen Besatzungszone, wurde Kreissprecher in Bochum und 1963 Mitglied des Hauptvorstands der Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. In der 5. Wahlperiode (1965-69) war B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Er war bis März 1967 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Zunächst Stellvertretendes Mitglied, wurde er im März 1967 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, Kulturpolitik und Publizistik.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Technik, Arbeit, Freizeit, Kultur. Beiträge zur gesellschaftlichen Standortbestimmung der christlich-sozialen Bewegung. Köln (ca. 1957). Christentum und soziale Bewegung. Aschaffenburg 1961, 2 1962. - Die Arbeitnehmerschaft in der Industriegesellschaft. Beiträge und Versuche zu einer sozialen und politischen Standortbestimmung der Christlich-Sozialen Bewegung. Essen 1963. - Soziallchrc. Recklinghausen 1964. - Handbuch der christlich-sozialen Bewegung. Recklinghausen 1967. LITERATUR: Gestalten der Vergangenheit, Wegbereiter der Zukunft. Lebensbilder christlich-sozialer Persönlichkeiten. Karl-Heinz Brüls und Heinz Budde. Essen 1959. B u e b , Eberhard, * 27.6.1938 Berlin. Textilingenieur, Kaufmann. Nach dem Besuch einer Fachhochschule war B. als Weber und Textilingenieur, später als selbständiger Kaufmann tätig. Am 1.4.1985 rückte B„ seit 1980 Mitglied der Partei Die Grünen, über die Landesliste Bayern für die Abgeordnete Sabine —>Bard in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. Er war Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion Die Grünen und und arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit (von April 1985 bis April 1986). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (von April 1985 bis Oktober 1985) und dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (seit Januar 1986) an. Büchler, Hans, * 2.2.1940 Ebersbach (Kr. Schwabach). Ingenieur, Parteifunktionär, ev. Nach einer landwirtschaftlichen Lehre besuchte B. 1958-61 die Höhere Ackerbauschule/Ingenieurschule für Landbau in Triesdorf (Mittelfranken), hielt sich zu einem Praktikantenaustausch 1961/62 in Großbritannien und zu einem Studium mit dem Amerika-Programm der Carl-Duisburg-Gesellschaft 1962/63 in Minnesota auf und Schloß seine Ausbildung 1964/65 am Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft in Witzenhausen mit der Ingenieurprüfung ab. 1966-72 war B. Referent des SPD-Landesverbandes Bayern und leitete das Referat für Struktur-, Agrar- und Umweltpolitik. Später wurde er Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD und Vorsitzender des SPDUnterbezirks Hof. Am 9.12.1971 rückte B. über die SPD-Landeslisle Bayern in den Bundestag nach, dem er bis 1994 angehörte. In der 7.-9. Wahlperiode (1972-83) vertrat er den Wahlkreis 225 Hof. (225). Seit 1983 wurde er über die SPD-Landesliste Bayern gewählt. Seit 1979 war B. Mitglied des Vorstands seiner Fraktion. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft (seit März 1972), in der 6.-8. Wahlperiode im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (von Dezember 1971 bis September 1979). In der 7. Wahlperiode war er bis November 1973 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, in dem er in der 8.-11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9.-12. Wahlperiode (bis Oktober 1993) dem Auswärtigen Ausschuß und in der 10. und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen an. In der 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode Ordentliches, seit Mai 1992 Stellvertretendes Mitglied des EG-Ausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Post- und Telekommunikation und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an.

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Büchner B ü c h n e r , Peter, * 5.3.1943 Heidelberg. Lehrer. Nach der Reifeprüfung in Speyer und einem Studium an der Pädagogischen Hochschule in Kaiserslautern war B. 1964-71 Lehrer an Haupt-, Real- und Berufsschulen in Speyer. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Arbeiterwohlfahrt. 1968-74 war er Mitglied des DGB-Kreisvorstandes. 1987 wurde er Kreisvorsitzender der Europa-Union. 1964 trat B. in die SPD ein, war 1967-71 Bezirksvorsitzender der Jungsozialisten Pfalz und wurde 1969 Mitglied des Bezirks- und Landesvorstandes der SPD. 1979-86 war er stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Pfalz. 1969-72 gehörte er dem Stadtrat in Speyer an. Am 12.10.1971 rückte B. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen lur den ausgeschiedenen Abgeordneten Wilhelm —> Dröscher in den Bundestag nach, dem er zunächst bis 1990 angehörte. Mit Ausnahme der 7. Wahlperiode, in der er den Wahlkreis 160 (Neustadt-Speyer) vertrat, wurde er jeweils über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt. Am 10.6.1991 rückte er über die Landcslistc Nordrhein-Westfalen in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (seit Oktober 1971), in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 7.-11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Sportausschuß, dem er in 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte (seit Oktober 1991). In der 8. (seit März 1978) und 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 9. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Januar 1984), in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren (seit November 1991). 1973 wurde B. Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, später Vorsitzender des Ausschusses für Sozial- und Gesundheitspolitik. B ü h l e r , Karl August, * 26.2.1904 Ottenheim (Kr. Lahr, Baden), f 7.1.1984 Lörrach. Pfarrer, ev. B. besuchte das Gymnasium in Lahr, studierte 1922-27 Theologie in Heidelberg und Tübingen und war dann Pfarrer im Dienst der Evangelischen Kirche in Baden, 1928-48 in Thüringen. Seit 1933 politisch verfolgt, wurde er an seiner Amtsausübung gehindert. Seit 1943 war er Soldat. Im Kriegsgefangenenlager wirkte er 1945 als Seelsorger und kehrte danach in sein Pfarramt in Thüringen zurück. B. beteiligte sich am Aufbau der CDU, geriet in Konflikt mit der sowjetischen Besatzungsmacht und wurde kurzzeitig verhaftet. 1949 ging er nach Baden und übernahm die Pfarrei Schallbach. B. gehörte 1956-58 dem Baden-Württembergischen Landtag an. Er war Mitglied des Engeren Landesvorstandes der CDU von Südbaden, Erster Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU von Südbaden sowie Erster stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Südbaden. 1957 wurde B. über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt, in dem er in der 4. Wahlperiode (1961-65) den Wahlkreis 185 (Lörrach) und in der 5. Wahlperiode (1965-69) den Wahlkreis 189 (Lörrach-Müllheim) vertrat. In der 3.-5. Wahlperiode engagierte er sich als

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Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 3. und 4. Wahlperiode im Ausschuß für Heimatvertriebene. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen sowie des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis Februar 1958). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (seit Oktober 1963) und dem Ausschuß für Entwicklungshilfe an. Bühler, Klaus, * 16.1.1941 Bad Sachsa. Realschullehrer, kath. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums und dem Studium in Heidelberg und Karlsruhe war B. bis 1974 als Realschullehrer tätig. 1974-76 leitete er die Außenstelle Heidelberg der Landeszentrale für politische Bildung in Karlsruhe. B. trat in die Junge Union und in die CDU ein. 1965-75 war er Kreisvorsitzender. 1968 wurde er Stadtrat, 1971 Kreisverordneter und 1973 Mitglied der Regional Versammlung Mittlerer Oberrhein. In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat B. den Wahlkreis 183 (Bruchsal - Karlsruhe-Land III) im Bundestag, dem er seit 1980 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 176 (Karlsruhe-Land) angehört. In der 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit und im Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (seit März 1980). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 9.-Γ1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit. In der 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 10. und 11. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Post- und Telekommunikation. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. 1987 wurde B. Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und in der Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU). 1996-99 war er Leiter der deutschen Delegation, 1997/98 Vizepräsient und 1998/99 Vorsitzender des Verwaltungsausschusses der WEU, deren Präsident er seit Januar 2000 ist. Bühling, Reinhard, * 21.1.1926 Erfurt. Jurist (Richter, Justitiar), Verwaltungsbeamter. B. besuchte die Schule in Erfurt, nahm 1944/45 am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis Mai 1947 in Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr studierte er Recht in Jena und Berlin, wurde 1951 Gcrichtsrcfcrendar und 1955 Amtsrichter in Berlin-Kreuzberg. Seit 1957 war er Justitiar beim Senator für Volksbildung in Berlin, 1960-65 als Magistratsdirektor beim Bezirksamt Schöneberg. Danach wurde er Rechisanwalt. B. gehörte seit 1970 dem Kuratorium der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung an, dessen Präsident er 1974-81 war. 1949 trat B. der SPD bei, wurde Vorsitzender seiner Partei in Berlin-Neukölln und war Kreis- und Landesdelegierter. 1958-63 war er Bezirksverordneter in Berlin-Wilmersdorf und seit 1961 Fraktionsvorsitzender. 1963-65 gehörte er dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) war B. als Vertreter Berlins Mitglied des Bundestages. Am 6.7.1981 rückte er als Vertreter Berlins für den verstorbenen Abgeordneten Horst —> Korber in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende

Biirsch der 9. Wahlperiode 1983 angehörte. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß, in der 6.-7. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 8. Wahlperiode war. In der 5. Wahlperiode gehörte er dem Inncnausschuß zunächst als Stellvertretendes, seit Januar 1967 als Ordentliches Mitglied an. In der 6. Wahlperiode war er bis April 1970 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Innenausschusses, dem er in der 7. und 8. Wahlperiode als Ordentliches, in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (seit September 1981) angehörte. In der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 9. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (seit September 1981). Bülow, Andreas von, * 17.7.1937 Dresden. Jurist, Verwaltungsbeamter. 1945 mit seinen Eltern, einer Pianistin und einem Cellisten und Professor an der Musikhochschule in Heidelberg, in den Westen übergesiedelt, bestand B. 1956 das Abitur und studierte 1956-60 Rechtswissenschaften. 1961 legte er das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde 1967 mit der Arbeit Die Überwachung der Erdgasindustrie durch die Federal Power Commission als Beispiel der Funktionen der unabhängigen Wirtschaftsäberwachungskommissionen der amerikanischen Bundesverwaltung promoviert. 1966-69 arbeitete er im Verwaltungsdienst in Kreisverwaltungen. 1960 trat B. in die SPD ein und war 1968-75 Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Balingen (Württemberg). In der 6.-12. Wahlperiode (1969-94) gehörte B., jeweils über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, dem Bundestag an. Er wurde Haushaltssprecher mit besonderer Zuständigkeit für den Haushalt des Ministers für Landwirtschaft und Forsten und war 1976-80 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministcrium für Verteidigung. 1980-82 war B. als Nachfolger von Volker Hauff Bundesminister für Forschung und Technologie. B.s Amtszeit war gekennzeichnet von der auch innerhalb der SPD kontroversen Diskussion um die Nutzung der Kernenergie und insbesondere um die im Bau befindlichen Versuchsreaktoren in Kalkar („Schneller Brüter") und Hamm (Hochtemperaturreaktor). In seiner weiteren Parlamentstätigkeit widmete sich B. verteidigungspolitischen Themen, vor allem der Entwicklung defensiver Strategien. 1994 verzichtete er freiwillig auf ein weiteres Mandat. In der 6. und 7. Wahlperiode war B. Ordentliches Mitglied, in der 7. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender (seit April 1974) des Haushaltsausschusses. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, in der 6. und 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes (seit Oktober 1982), in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie, in der 11. Wahlperiode dem Rechtsausschuß an. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im 1. Untersuchungsausschuß (Kommerzielle Koordinierung) und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das B.-Papier. Strategie vertrauenschaffender Sicherheits-Strukturen. Wege zur SicherheitsPartnerschaft. Frankfurt am Main 1985. - Hrsg. mit Helmut Funk und Albrecht von Müller: Sicherheit für Europa. Koblenz 1988. - Im Namen des Staates. CIA, BND und die kriminellen Machenschaften der Geheimdienste. München 1998.

DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiflung, Bonn. Bürkel, Dietrich (Wilhelm Victor), * 2.1.1905 MünchenGladbach (heute Mönchengladbach), t 25.12.1986. Jurist (Rechtsanwalt), Vcrwaltungsbeamtcr, Verbandsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Oberrealschule und dem Abitur 1923 studierte B. Recht und Volkswirtschaft in Bonn und Köln, war seit 1930 Referendar und wurde 1931 mit der Arbeit § 2! des Preussischen Polizeiverwaltimgsgesetzes vom I. 6. 1931 und das polizeiliche Notstandsrecht zum Dr. jur. promoviert. 1936 legte er das Assessorexamen ab und trat in den höheren Dienst der Arbeilsverwallung in Berlin ein. 1939 Regierungsassessor, wurde er 1940 Regierungsrat beim Landesarbeitsamt Rheinland in Köln und war 1943-45 Hauptabteilungsleiter für Arbeitseinsatz in Düsseldorf. 1947 übernahm B. die Geschäftsführung des Vereins der Unternehmer der Textilindustrie im Industrie- und Handelskammerberzirk Mönchen-Gladbach. 1949 wurde er als Anwalt beim Amts- und Landgericht Mönchengladbach zugelassen. Seit 1952 war B. Mitglied des Stadtrates in Mönchengladbach. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Januar 1954) und des Ausschusses für Arbeit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kulturpolitik und dem Ausschuß für Sozialpolitik an. Bürsch, Michael, * 3.6.1942 Stettin. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. B. besuchte das Gymnasium in Kiel, legte 1961 das Abitur ab und studierte Rechts- und Staatswissenschaft in Kiel. Nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen (1967) nahm er 1968/69 als Fulbright-Stipendiat am Postgraduiertenprogramm „political science" in Kansas (USA) teil. 1973 legte er die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und wurde 1974 in Kiel mit der Arbeit Kleinstaatliche Verfassung zwischen Vormärz und Reaktion. Studien zur Entstehung der waldeckisch-pyrmontischen Verfassungsurkunden von 1849 und 1852 zum Dr. jur. promoviert. 1975-83 war B. in verschiedenen Funktionen in der Ministerialverwaltung des Bundes beschäftigt, 1978/79 als Abgeordneter der deutschen UN-Vertretung in New York. 1984-87 war er Mitarbeiter des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut —»Schmidt, 1993-97 Unternehmens- und Verwaltungsberater im öffentlichen Dienst auf Bundes-, Landes- und Kommunalebcne. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Seit 1974 gehört B. der SPD an. Er ist Mitglied des SPD-Kreisvorstandes Plön. 1988-93 war er Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein. Am 17.6.1997 rückte B. über die SPD-Landesliste Schleswig-Holstein für den ausgeschiedenen Abgeordneten Norbert —»Gansei in den Bundestag nach, in dem er seit 1998 den Wahlkreis 6 (Plön - Neumünster) vertritt. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 14. Wahlperiode hat er den Vorsitz der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" inne. Er ist Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Verwaltungsreformen in Städten und Gemeinden: Praxis - Projekte - Perspektiven. Bonn 1995. - Die Modernisierung der deutschen Landesverwaltungen. Zum Stand der Verwaltungsreform in den

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Büttner 16 Ländern. Bonn 1996. - Mit Susanne Lang: Teilzeitarbeit in deutschen Behörden und Betrieben. Probleme, Potentiale und Perspektiven. Bonn 1996. - Mit Birgit Müller: Verwaltungsreformen in den deutschen Bundesländern. Bonn 1999. B ü t t n e r , Fritz, * 2 6 . 1 2 . 1 9 0 8 Wcißstcin (Kr. Waldenburg), f 29.10.1983 Moers. Kaufmann, leitender Angestellter, ev. Nach dem Besuch der Volks- und Rektorats schule in Neukirchen durchlief B. eine kaufmännische Lehre und war seit 1927 Handlungsgehilfe. 1928 trat B. der SPD bei und betätigte sich vor 1933 besonders in der Gcwcrkschaftsjugend des Zentralverbandes der Angestellten. Seit 1929 bei der Knappschaft Moers, wurde er 1933 Assistent, 1940 Knappschaftsinspektor und war bis 1942 bei der Ostmärkischen Knappschaft in Graz tätig. Seit 1942 Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg, befand sich B. 1944-46 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. 1956 wurde er Knappschaftsamtmann, war Leiter der Widerspruchsstelle und Vertreter vor den Sozialgcrichtcn. 1962 wurde B. Bundesvorsitzender des Deutschen Stenographenbundes e.V., 1965 Vizepräsident der Intersteno. 1952-64 gehörte B. dem Kreistag und dem Rat der Stadt Moers an. 1957 wurde B. über die SPD-Landes liste NordrheinWestfalen in den Deutschen Bundestag gewählt. In der 4. und 5. Wahlperiode (1961-69) vertrat er den Wahlkreis 84 bzw. 82 (Moers). In der 3.-5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik und war Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 3. Wahlperiode gehörte er außerdem als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. B ü t t n e r , Hans, * 18.10.1944 Ingolstadt. Redakteur, ev. B. studierte Zeitungswissenschaften, Politische Wissenschaften und Gcschichtc in Münchcn, durchlief ein Volontariat und war Redakteur bei verschiedenen Tageszeitungen und Fachzeitschriften. Er betätigte sich als Wahlkampfassistent der SPD in München bei der Kommunalwahl 1972, war Bundessekretär der Deutschen JournalistenUnion, Geschäftsführer des Arbeitskreises „Presse und Dritte Welt" und arbeitete 1978-82 als Entwicklungsberater im südlichen Afrika. B. ist Chefredakteur der Zeitschrift „Soziale Sicherheit" in Köln. B. Schloß sich der Industriegewerkschaft Medien und der Arbeiterwohlfahrt an. 1963 trat B. in die SPD ein. Er wurde Bezirksvorsitzender der SPD Oberbayern sowie stellvertretender Vorsitzender und Sprecher des Unterausschusses Regionalisierung/ Globalisierung. Seit 1990 gehört B„ jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß, in der 12. und 13. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 14. Wahlperiode ist er Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. B ü t t n e r , Hartmut, * 2 . 1 . 1 9 5 2 Kolenfeld. Fleischermeister, kath. Nach der Mittleren Reife an der Abendrealschule und dem Besuch des Abendgymnasiums in Hannover legte B. 1976

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die Fleischermeislerprüfung in Hamburg ab und war anschließend als selbständiger Fleischermeister tätig. B. ist Mitglied des Beirates des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen in der DDR, Berlin und stellvertretendes Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. 1969 trat er der Jungen Union, 1970 der CDU bei. 1980-83 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Niedersachsen. 1994 wurde er Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand der CDU Sachsen-Anhalt. 1984-90 war er Bezirksvorsitzender der Mittelstandsvereinigung Hannover. Er hatte vier Jahre den stellvertretenden Landesvorsitz der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU in Niedersachsen inne, war Sprecher der Mittelstandsvereinigungen der neuen Bundesländer und gehörte dem geschäftsführenden Bundesvorstand der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU an. 1974-90 war er Ratsherr der Stadt Garbsen, 1985-90 Fraktionsvorsitzender. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat B. den Wahlkreis 287 (Magdeburg - Schönebeck - Wanzleben Staßfurt) im Bundestag, in den er 1998 über die CDULandesliste Sachsen-Anhalt gewählt wurde. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 13. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem Finanzausschuß (von September 1991 bis November 1993) und dem 1. Untersuchungsausschuß (Kommerzielle Koordinierung) (seit Juni 1992, seit Oktober 1992 als Ordentliches Mitglied) an. Tn der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied in der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit". In der 14. Wahlperiode ist er stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses, Ordentliches Mitglied der Parlamentarischen Kontrollkommission, Vorsitzender der CDULandesgruppe Sachsen-Anhalt und stellvertretender Sprecher der Abgeordneten aus den neuen Ländern. B. erhielt 1998 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. B u g i , Josef, * 24. 12.1932 Weiden (Oberpfalz). Physikochcmikcr. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte B. Physik und Chemie in Innsbruck und wurde dort 1961 mit der Arbeit Ein Beitrag zur Kenntnis der Lößlehme in der Oberpfalz, Torturici Braunkohlenlagerstätte Buchtal zum Dr. phil. promoviert. Anschließend arbeitete B. als wissenschaftlicher Referent bei der Europäischen Atomgemeinschaft und hielt sich bis 1965 im Auftrag von Euratom in Columbus (Ohio) auf. 1965-70 war er im Rahmen von Euratom Leiter der Projektabteilung am europäischen Kernforschungszentrum Petten in Holland. Anschließend wurde er Prokurist in Mannheim. 1975 trat B. in die CDU ein. 1978 wurde er Kreisvorsitzender seiner Partei in Mannheim und Vorsitzender des CDULandarbeitskreises für Energie-, Forschungs- und Technologiepolitik. 1976-80 war er Mitglied des Landtages von Β aden-Württemberg. In der 9. und 10. Wahlperiode (1980-87) gehörte B. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Β aden-Württemberg dem Bundestag an. Er war Sprecher der C D U / C S U Bundestagsfraktion im Ausschuß für Forschung und Technologie und 1985-87 Vorsitzender der Enquete-Kommission „Technologiefolgenabschätzung". 1987 wurde er Vorsitzender des Bundesfachausschusses „Forschung und Technologie" der CDU. In der 9. und 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung

Burchardt und Technologie und war in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Inncnausschusscs. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Parlament und die Herausforderung durch die Technik: Zur Arbeit der EnqueteKommission „Einschätzung und Bewertung von Technikfolgen; Gestaltung von Rahmenbedingungen der technischen Entwicklung". In: Technik und Parlament. TechnikfolgenAbschätzung: Konzepte, Erfahrungen, Chancen. Hrsg. von Meinolf Dierkes, Thomas Petermann und Volker von Thienen. Berlin 1986, S. 277-295. B u l l i n g - S c h r ö t e r , Eva, geb. Bulling, * 22.2.1956 Ingolstadt. Schlosscrin. B.-S. durchlief eine Lehre mit Facharbciterabschluß als Schlosserin. Sie ist Mitglied des Kreisfrauenausschusses des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Industriegewerkschaft Metall. B.-S. gehört zu den Begründern der Friedensbewegung in der Region Ingolstadt. Sie engagiert sich für den Umwelt- und den Tierschutz. 1974-90 war B.-S. Mitglied der DKP. Sie ist Mitglied des Landesvorstandes der PDS in Bayern. 1994 und 1998 wurde B.-S. über die PDS-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt; sie ist umweltpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion und verantwortlich für Tierschutz. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und der EnqueteKommission „Schutz des Menschen und der Umwelt". In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft an. B u l m a h n , Edelgard, * 4 . 3 . 1 9 5 1 Minden (Westfalen). Gymnasiallehrerin. Nach dem Besuch der Volksschule in Döhren und des Aufbaugymnasiums in Petershagen (seit 1965) legte B., Tochter eines Binnenschiffers und einer Friseurin, 1972 die Reifeprüfung ab und hielt sich 1972/73 im Kibbuz Bror Chail in Israel auf. 1973-78 studierte sie Politische Wissenschaften und Anglistik an der Universität Hannover, legte 1980 das zweite Staatsexamen ab und wurde Studienrätin. B. ist Mitglied des Senats der Hermann von HelmholtzGemeinschaft Deutscher Forschungszentren, Bonn, Mitglied des Senats der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., München, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung lugend forscht e. V., Hamburg, und Mitglied des Kuratoriums der Wissenschafts-Pressekonferenz, Bonn. 1969 der SPD beigetreten, hatte sie 1969-72 verschiedene Funktionen in der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten inne und war 1981-86 Berzirksratsfrau in Hannover-Linden. 1993 wurde sie Mitglied des Partei Vorstandes der SPD, 1998 Landesvorsitzende der SPD Niedersachsen. 1995 übernahm sie den Vorsitz des Wissenschaftsforums der Sozialdemokratie. Im Dezember 2001 wurde sie Mitglied des Präsidiums der SPD. 1981-86 war sie Bezirksratsfrau in HannoverLinden. Seit 1987 vertritt B. den Wahlkreis 37 (Stadt Hannover II) im Bundestag. 1991 wurde sie Mitglied des Fraktionsvorstandes. 1990-94 war sie stellvertretende Sprecherin für Forschungs- und Technologiepolitik, 1996-98 Sprecherin für Bildung und Forschung der SPD-Fraktion. In der

11. Wahlperiode war sie Ordentliches, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. In der 11. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Forschung und Technologie. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied, in der 13. Wahlperiode Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 11. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft sowie dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) an. In der 11. Wahlperiode war sie stcllvcrttetende Vorsitzende der Enquete-Kommission „Einschätzung und Bewertung von Technikfolgen - Gestaltung der Rahmenbedingungen der technischen Entwicklung". In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Post und Telekommunikation an. Im Oktober 1998 wurde B. Bundcsministcrin für Bildung und Forschung. Im April 2001 wurden neue Regelungen zum BAföG und zum Bildungskreditprogramm, eine Dienstrechtsreform an Hochschulen und ein Förderprogramm für Juniorprofessuren beschlossen. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. B u n t e n b a c h , Annelie, * 24.2.1955 Solingen. Lehrerin, Setzerin. B. legte das Abitur an der Ina-Seidel-Schule in Opladen ab, studierte Geschichte und Philosophie und legte beide Staatsexamen ab. 1984 gehörte sie zu den Begründern eines selbstverwalteten graphischen Betriebs in Bielefeld, in dem sie als Setzerin arbeitete. B. Schloß sich der Industriegewerkschaft Medien an. Sie ist Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung. 1982 trat B. der Partei Die Grünen bei, arbeitete seit 1984 in verschiedenen Antifa-Initiativen mit und gehörte 1984-89 dem Bielefelder Stadtrat an. 1994 und 1998 wurde B. über die Landesliste NordrheinWestfalen von Bündnis 9 0 / D i e Grünen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und war Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses und des Verteidigungsausschusses (seit Februar 1998). In der 14. Wahlperiode ist sie Mitglied des Petitionsausschusses und der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten". Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und dem Innenausschuß an. B u r c h a r d t , Ulla, * 2 2 . 4 . 1 9 5 4 Dortmund. Diplompädagogin, Angestellte im Bildungsbereich. Nach dem Abitur 1972 studierte B. 1972-77 Pädagogik, Sozialwissenschaften und Psychologie in Bochum und Bielefeld. 1977/78 war sie Jugcndbildungsreferentin, seit 1979 Referentin in der Erwachsenenbildung. B. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Sie ist Mitglied des Kuratoriums der Fachhochschule Dortmund und des Kuratoriums der dortigen Universität. B. wurde Mitglied der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken. 1976 trat sie in die SPD ein. Sie gehört dem Parteirat an. Im November 2001 wurde sie Mitglied des Parleivorslandes der SPD. Seit 1990 vertritt B. den Wahlkreis 115 (Dortmund III) im Bundestag. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 12. und 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheil. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied auch dem Sonderausschuß

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Burckardt „Schutz des ungeborenen Lebens" an. In der 13. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung sowie in der EnqueteKommission „Schutz des Menschen und der Umwelt". In der 14. Wahlperiode ist sie stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgcnabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichcrhcit und dem Auswärtigen Ausschuß an. Burckardt, Richard, * 23.7.1901 Schlebusch (heute zu Leverkusen), t 14.11.1981 Solingen. Kaufmann, Angestellter, ev. B. besuchte das Realgymnasium in Opladen, durchlief 1918-21 eine kaufmännisch-technische Lehre in einem Bandciscnwalzwcrk und war anschließend Angestellter im Stahl- und Metallhandel. Seit 1927 war er Teilhaber von Gescnkschmiedcn in Solingen, betätigte sich außerbcruflich in wirtschaftlichen Organisationen und war Vorstandsmitglied des Wirtschaftsverbandes Eisen, Blech und Metall verarbeitende Industrie und des Fachverbandes Werkzeugindustrie. Bei ihrer Gründung Schloß sich B. der Deutschnationalen Volkspartei an, der er bis zur Auflösung angehörte. Nach 1945 wurde B. Mitglied der FDP. Seit 1960 war er Vorsitzender des Kreis Verbandes Solingen, dort seit 1952 Ratsmitglied und seit 1961 Bürgermeister. 1952-61 gehörte er der FDP-Fraktion der Landschafts versammlung Rheinland an. In der 4. Wahlperiode (1961-65) gehörte B. mit einem Mandat der FDP-Landeslistc Nordrhein-Westfalcn dem Bundestag an. Er war bis November 1963 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Lastenausgleich an. Bis November 1963 war er Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Außenhandelsausschusses, dessen stellvertretender Vorsitzender er im November 1963 wurde. Burgbacher, Ernst, * 28.5.1949 Trossingen. Gymnasiallehrer, ev. Nach dem Besuch des Gymnasium in Trossingen und dem Abitur 1968 studierte B. 1968-74 Mathematik und Politikwissenschaft in Tübingen und Freiburg. Er wurde Gymnasiallehrer, später Oberstudienrat in Deutenberg und Villingen-Schwenningen. 1969 trat B. in die FDP ein. 1989 wurde er Vorsitzender des Landesfachausschusses Europapolitik der FDP und Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Tuttlingen, 1992 Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Südbaden und 1993 Mitglied des Landesvorstandes der FDP in Baden-Württemberg. Seit 1996 gehört er dem Kreistag des Landkreises Tuttlingen an. 1998 wurde B. über die FDP/DVP-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Tourismus. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union und der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" an. B. erhielt 1965 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Burgbacher, Fritz, * 1.9.1900 Mainz, f 29.7.1978 Köln. Wirtschafts- und Steuerberater, Hochschullehrer, kath. B., Sohn eines Kaufmanns, studierte Volks- und Staatswissenschaft in Frankfurt am Main, Schloß das Studium 1921 mit dem Verwaltungsdiplom ab und wurde nach der Promotion zum Dr. rer. pol. Syndikus der Dresdner Bank und

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selbständiger Steuerberater. 1929 trat er in die Rhenag Energie AG. ein, der er bis 1971 angehörte, zuletzt als Mitglied des Vorstandes. 1943 wurde er Lehrbeauftragter, 1955 Honorarprofessor für Energiewirtschaft und europäische Politik an der Universität Köln. B. war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Rockwool-Mineralwool GmbH, Gladbeck, und der Gasversorgung Westerwald GmbH, Höhr-Grenzhausen, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Südhessischen Gas und Wasser AG, Darmstadt, der Energieversorgung Miltelrhein GmbH, Koblenz, und der Rheinischen Licht- und Kraftwerke GmbH, Brand. Er gehörte dem Aufsichtsrat der Weingut Derfinand Pieroth GmbH, dem Beirat der Deutschen Bank AG, Köln-Aachen-Siegen, und dem Verwaltungsbeirat der „Kölnischen Rundschau" an. B. war Vorsitzender des Verwaltungsrates der Landesplanungsgemeinschaft Rheinland, Mitglied des Vorstandes und des Präsidiums der deutschen Gas- und Wasserwerke und Vorstandsmitglied des Bundes Katholischer Unternehmer e. V. Seine politische Laufbahn begann B. als Zentrumsmitglied, für die er 1929-31 im Landtag von Hessen saß. 1933/34 war er Stadtrat in Köln. 1948 Schloß er sich der CDU an. 1952-67 war er Landesschatzmeister der CDU Rheinland, 1960-67 Bundesschatzmeister der CDU und Mitglied des Bundesvorstandes. In der 3.-7. Wahlperiode (1957-76) gehörte B. dem Bundestag an. 1957 und 1972 wurde er über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt In der 4. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 62 (Geilcnkirchcn-Erkclcnz-Jülich), in der 5. und 6. Wahlperiode den Wahlkreis 55 (GeilenkirchenHeinsberg). In der 3. und 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. In der 3. Wahlperiode war er bis November 1958 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen, dem er auch in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und in der 6. und 7. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft (in der 7. Wahlperiode seit März 1975). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes, in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für das Bundesvermögen mit. Als Eigentumsexperte setzte sich B. nachdrücklich für die Vcrmögensbildung in Arbeitnehmerhand („312-DM-Gesetz") ein; sein weiterführender „Burgbacher-Plan" fand später keine Zustimmung. Aus Altersgründen verzichtete er 1976 auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag. 1958-77 gehörte er dem Europäischen Parlament an. Seit 1959 war er Vorsitzender des Ausschusses für Fragen der Energie und Wirtschaftspolitik, 1962-67 Vorsitzender des Encrgicausschusscs, 1965 stellvertretender Vorsitzender des Sonderausschusses „Parteiengesetz" und 1973-75 Vizepräsident. 1968/69 gehörte er der Nordatlantischen Versammlung an und war Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Politik auf drei Ebenen. Aus Vorträgen und Aufsätzen. Köln 1961. - Die Energiesituation in der Bundesrepublik und die Zukunftsaussichten der Kohle. Köln 1964. - Einkommensverteilung und Vermögensbildung in der Bundesrepublik Deutschland. Opladen 1964. - Politik. Idee und Wirklichkeit. Aus Vorträgen und Aufsätzen. Köln 1965. - Produktivkapital für Jeden. Die Pflicht zum Eigentum. Stuttgart u.a. 1971. LITERATUR: Günter Buchstab: Vom Mitarbeiter zum Miteigentümer. Der B.-Plan von 1969. In: Historisch-Politische

Bury Mitteilungen. Archiv für Christlich-Demokratische Politik 7 (2000) S. 269-288. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Burgemeister, Alfred, * 22.7.1906 Perleberg (Westprignitz), f 23.4.1970. Offizier, Einzelhändler, ev. B. besuchte die Volksschule in Perleberg, durchlief eine kaufmännische Lehre und ging 1926 zur Reichswehr. Seit 1934 Oberleutnant, trat er in das aktive Offizierskorps über und wurde 1942 Kommandeur eines Infanterieregiments an der Ostfront und auf dem Balkan. Nach seiner Rückkehr aus britischer Kriegsgefangenschaft war B. 1945 Landarbeiter und leitete die Flüchtlingsdurchgangslager Helmstedt und Marienthal. 1946 übernahm er ein Einzelhandelsgeschäft in Schöningcn. B. wurde Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Helmstedt, 1968 Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Braunschweig. Er gehörte dem Vorstand der CDU Niedersachsen an. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) vertrat B. den Wahlkreis 51 (Braunschweig/Land-Helmstedt), in der 5. Wahlperiode (1965-69) den Wahlkreis 46 (Helmstedt-Wolfsburg) im Bundestag, in den er 1969 über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt wurde. Er war Vorstandsmitglied (Schriftführer), später Vorsitzender des Diskussionskreises Mittelstand der CDU/CSU-Fraktion und 1960/61 stellvertretender FraktionsVorsitzender. 1963-69 hatte er den Vorsitz des Arbeitskreises „Wirtschaft - Ernährung" der Fraktion inne. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Beamtenrecht, im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Januar 1956) sowie im Ausschuß für gcsamtdcutschc und Berliner Fragen (seit Januar 1957). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von Februar 1955 bis Januar 1956), dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (seit Januar 1956) und dem Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen (seit Februar 1955) an. In der 2.-5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung bzw. des Verteidigungsausschusses dem er in der 6. Wahlperiode bis März 1970 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich bis Oktober 1960 als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheitswesen, dessen Stellvertretendes Mitglied er anschließend wurde. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Mittelstandsfragen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Inneres. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen, in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft (bis Januar 1970) an. B u r g e r , Albert, * 23.2. 1925 Kollnau (heute zu Waldkirch, Kr. Emmendingen), f 10. 10.1981 Freiburg im Breisgau. Kaufmann, Vcrwaltungsbcamtcr, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und der Höheren Handelsschule durchlief B. eine kaufmännische Lehre und wurde 1943 zur Wehrmacht eingezogen. 1946 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück, arbeitete in der Verwaltung der klinischen Universitälsanstalten in Freiburg, seil 1958 in der kommunalen Verwaltung und legte die erste und zweite Verwaltungsprüfung als Beamter des gehobenen Dienstes in der Gemeindeverwaltung in Kollnau ab. B. trat 1947 in die CDU ein. 1966-77 war er stellvertretender Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Südbaden,

1966-81 Vorsitzender der südbadischen Sozialausschüsse. Er hatte auch den Vorsitz des Bildungswerkes christlicher Arbeitnehmer e.V. inne. Seit 1953 war er Mitglied des Gemeinderates in Kollnau, 1956-64 Mitglied des Kreistages des Landkreises Emmerdingen, in dem er 1959 den Vorsitz der CDU-Fraktion übernahm. 1964/65 gehörte er dem Landtag von Baden-Württemberg an. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat B. den Wahlkreis 191 (Emmendingen-Wolfach), seit 1980 den Wahlkreis 187 (Emmendingen - Lahr) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden sowie im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen an. In der 6.-9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. B u r g m a n n , Dieter, * 7. 8.1939 Bennerscheid. Ingenieur. B., Sohn eines Technikers, besuchte nach der Mittleren Reife die Ingenieurschule Köln und arbeitete seit 1964 als Ingenieur und Konstrukteur im Motorenbau bei MAN in Nürnberg, wo er dem Betriebsrat angehörte. Anfang der siebziger Jahre engagierte sich B. in der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher (AUD). Als bayerischer Landesvorsitzender der AUD hatte er Anteil am Wahlbündnis zur bayerischen Landtagswahl 1978, bei der die AUD, die von Herbert —> Gruhl gegründete „Grüne Aktion Zukunft" und Personen aus Bürgerinitiativen gemeinsam unter den Namen „Die Grünen" antraten. B. gehört zu den Gründungsmitgliedern der Partei Die Grünen und war bis 1982 Sprecher im Bundesvorstand. 1983 wurde B. über die Landesliste Bayern in den 10. Deutschen Bundestag gewählt. Am 15.3.1985 er legte sein Mandat nieder. B. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusscs. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Schönste an Bonn ist der Zug nach Nürnberg. In: Brigitte Jäger und Claudia Pini: Zwischen Rotation und Routine. Die Grünen im Bundestag. Köln 1985, S. 50-62. B u r y , Hans Martin, * 5.4.1966 Bietigheim (Kr. Ludwigsburg). Diplombetriebswirt. Nach dem Abitur 1985 studierte B. Betriebswirtschaft in Stuttgart und Mosbach, Schloß das Studium als Diplombetriebswirt ab und war anschließend zwei Jahre Vorstandsassistent der Volksbank Ludwigsburg eG. 1988 trat B. in die SPD ein. 1989-91 war er Vorsitzender des Juso-Kreisverbandes Ludwigsburg. 1997 wurde er Mitglied des SPD-Landesvorstandes Baden-Württemberg. 1989/90 gehörte er dem Stadtrat in Bietigheim-Bissingen an. 1990 und 1994 wurde B. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg in den Bundestag gewählt, in dem er seit 1998 den Wahlkreis 170 (Neckar-Zaber) vertritt. 1992-94 war er Sprecher der Gruppe junger Abgeordneter („Youngsters"), 1994-98 Sprecher der SPD-Fraktion für Post und Telekommunikation und 1998/99 Sprecher für Wirtschaft und Technologie. In der 12.-13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Post und Telekommunikation mit. Im August 1999 wurde B. Staatsminister beim Bundeskanzler.

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Busch B u s c h , Arthur H „ * 2 . 3 . 1 9 0 0 Hamburg, f 7 . 5 . 1 9 8 2 Quickborn. Malermeister. B. besuchte die Volksschule und eine Privatschule, durchlief eine Malerlehre und war seit 1921 als Maler selbständig tätig. 1922 legte er die Meisterprüfung ab. 1914-18 gehörte er der Sozialistischen Arbeiterjugend an und trat 1920 in die SPD ein. Bis 1933 engagierte er sich als Referent bei der SPD. 1934 wurde er wegen Vorbereitung zum „Hochverrat" zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Seit 1942 leistete er Luftschutzdienst und wurde 1945 „zur Bewährung" an der Ostfront eingesetzt. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft baute B. sein zerbombtes Geschäft wieder auf und war 1946-54 Erster Obermeister der Malerinnung Hamburg. Er wurde Landesinnungsmeister, Vizepräsident des Hauptverbandes, Mitglied der Vollversammlung der Handwerkskammer Hamburg und Vertreter des Handwerks im Programmbeirat des Norddeutschen Rundfunks. Er war Aufsichtsratsvorsitzender der Maler-Einkaufsgenossenschaft Altona. 1946-62 gehörte B. der Hamburger Bürgerschaft an. Er war Vorstandsmitglied der Landesorganisation der SPD und bis 1950 Kreis Vorsitzender. Er wurde 1. Bundes Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft selbständig Schaffender in der SPD. A m 2 6 . 1 . 1 9 6 2 rückte B. über die SPD-Landeliste Hamburg für die ausgcschicdene Abgeordnete Irma —> Keilhack in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 4. Wahlperiode 1965 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses (seit März 1964), des Ausschusses für Mittelstandsfragen und des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes. B u s c h h o r n , Helmut, * 2 4 . 4 . 1 9 2 1 Thale (Harz). Jurist (Richter), Verwaltungsbeamter. B. legte das Abitur am Humanistischen Gymnasium in Quedlinburg ab und leistete 1939-45 Reichsarbeits- und Wehrdienst. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Köln und Berlin sowie an der Law School in Virginia (USA) und legte 1950 die Erste, 1954 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. Anschließend war er bis 1981 in Berlin Richter, zuletzt Direktor des Amtsgerichts Charlottenburg. 1967-82 gehörte er dem Justizprüfungsamt Berlin an. 1954/55 und 1958-64 war er Assistent beim internationalen Obersten Rückerstattungsgericht für Berlin und 1964-81 Direktor der Berliner Wiedergutmachungsämter. B. ist Mitautor der vom Bundesminister der Finanzen herausgegebenen Dokumentation über die Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts durch die Bundesrepublik Deutschland. 1957 trat B. der CDU bei. 1970-77 war er Mitglied des Landesparleigerichts und 1977-87 Kreisvorsitzender der CDU in Berlin-Spandau. A m 16.6.1981 rückte B. als Vertreter Berlins für den ausgeschiedenen Abgeordneten Richard von —> Weizsäcker, in den Deutschen Bundestag nach, dem er bis 1990 angehörte. In der 9. (seil August 1981) und 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß, dessen stellvertretender Vorsitzender er im Mai 1989 wurde. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied (seit November 1981), in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In der 10. und 11 .Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung mit, dessen stellvertretender Vorsitzender er im Mai 1989 wurde. In der 10. und 11. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Wahlprüfungsausschusses, dessen stellvertretenden Vorsitz er im Mai 1990 übernahm.

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B u s c h f o r t , Hermann, * 2 5 . 6 . 1 9 2 8 Bocholt. Fcinmcchanikcr, kath. Nach der Volksschule durchlief B. eine Fcinmcchanikcrlchre mit Facharbeiterabschlußprüfung und arbeitete in seinem Beruf. 1951-59 war er bei der Siemens AG in Bocholt Mitglied, später Vorsitzender des Betriebsrates und 1959-74 erster Bevollmächtigter der IG Metall, der er seit 1946 angehörte. 1965-87 war B. Vorsitzender, seit 1987 Ehrenvorsitzender des Kreisverbandes Borken der Arbeiterwohlfahrt. 1983 wurde er Bundesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt, 1986 Präsident des internationalen Arbeiterhilfswerks und 1987 Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege und Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Behindertenhilfe „Aktion Sorgenkind". Seit 1947 Mitglied der „Falken", trat B. 1948 in die SPD ein. 1973-82 war er Mitglied des SPD-Parteivorstandes und 1956-74 Stadtverordneter in Bocholt. In der 5.-11. Wahlperiode (1965-90) gehörte B., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. 1968-74 und 1982-84 war er Mitglied des Vorstandes der SPD-Fraktion, 1968/69 Vorsitzender der Kommission für Betriebsverfassung und anschließend Mitglied der Großen Kommission für Mitbestimmung. 1974 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung und war dort u. a. für die Bereiche Arbeitsrecht, Arbeitsschutz, Sozialversicherung, Kriegsopferversorung, Rehabilitation und Internationale Sozialpolitik zuständig. 1981 wurde er Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Behinderten. Nach der Regierungsumbildung 1982 schied B. aus beiden Ämtern aus. 1989 schied B. auch aus den Führungsgremien der Wohlfahrtsorganisationen aus, drängte vor seiner Amtsniederlegung jedoch auf die Einführung einer Pflegeversicherung, die 1995 verabschiedet wurde. In der 5. Wahlperiode engagierte sich B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (bis November 1966) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik sowie des Ausschusses für Arbeit (bis November 1966, danach Ordentliches Mitglied). Dem Ausschuß lur Arbeit und Sozialordnung gehörte er in der 6., 7. (bis Juni 1974) und 10. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied, in der 9. und 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (bis Dezember 1990) an. In der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (bis Juni 1973), in der 9. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (seit Mai 1982) und in der 11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Dezember 1989). 1990 verzichtete B. aus Altersgründen auf eine Kandidatur für den Bundestag. B. wurde mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen und der MaricJuchacz-Plaketle ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Godesberg und die Gegenwart. Ein Beitrag zur innerparteilichen Diskussion über Inhalte und Methoden sozialdemokratischer Politik. Bonn 2 1975. Zwischen Soutane und roten Fahnen. Die Geschichte der Bocholter SPD. Essen 1986. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEberl-Stiflung, Bonn. B u s s e , Hermann, * 2 3 . 1 1 . 1 9 0 3 Lübbecke, f 2 7 . 1 . 1 9 7 0 Hemer. Jurist (Rechtsanwalt, Notar). Nach dem Schulbesuch in Lübbecke und Bünde studierte B. Rechtswissenschaften in Gießen, Frankfurt am Main und Münster, legte beide Juristischen Staatsprüfungen ab und ließ sich als Rechtsanwalt in Herford nieder. Nach der Teil-

Buwitt nähme am Zweiten Weltkrieg befand er sich bis 1949 in Gefangenschaft. Vor 1933 war B. Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. 1949 trat er in die FDP ein. Er war Kreisverbands-, zeitweilig auch Β ezirksverbandsVorsitzender und gehörte dem Bundeshauptausschuß an. 1952 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Herford und gehörte bis 1961 dem Verfassungsgerichtshof für das Land Nordrhein-Westfalen an. Tn der 4. und 5. Wahlperiode (1961-69) war B. mit einem Mandat der FDP-Landcslistc in Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Petitionen (bis Februar 1963), im Ausschuß für Wiedergutmachung (bis Oktober 1964; danach war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe (bis Februar 1963; danach war er Stellvertretendes Mitglied) mit. Dem Rechtsausschuß gehörte er in der 4. Wahlperiode bis Februar 1963 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches und in der 5. Wahlperiode wieder als Ordentliches Mitglied an. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des 2. Untersuchungsausschusses (Telefon-Abhöraffäre, seit November 1963), in der 5. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (Oktober/November 1968). VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Änderung des Wahlrechts in der Sicht der Parteien. In: Mehrheitswahlrecht - Ende aller Krisen? Mülheim an der Ruhr 1967, S. 76-90. NACHLASS: Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf. Bußmann, Bernhard, * 1.7.1929 Essen. Politikwisscnschaftlcr, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Parteifunktionär, ev. B. studierte Geschichte, Volkswirtschaft und Politische Wissenschaft in Berlin und Kiel, war 1957-61 Hill'sassislenl am Seminar für Wissenschaft und Geschichte der Politik in Kiel und wurde 1966 mit der Arbeit Die freien Gewerkschaften während der Inflation. Die Politik des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes und die soziale Entwicklung in den Jahren 1920-1923 zum Dr. phil. promoviert. 1961-66 arbeitete B. als wissenschaftlicher Referent am Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und war 1966-69 Assistent des Arbeitskreises Sicherheitsfragen der SPD-Bundestagsfraktion und Vorstandsmitglied der Politischen Akademie Lohmar e.V. 1982 wurde er Generalsekretär des Komitees für europäische und internationale Zusammenarbeit. B. gehörte dem Stiftungsrat der Stiftung Wissenschaft und Politik an und wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Seit 1964 Mitglied der SPD, war B. 1965/66 Orts Vereins Vorsitzender und 1967-74 Vorsitzender des Unterbezirks RheinSieg-Kreis. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) gehörte B., jeweils über die SPD-Landeliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 6.-8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit, dessen stell-

vertretender Vorsitzender er in der 8. Wahlperiode war. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß, in der 6.-8. Wahlperiode (in der 6. Wahlperiode von März bis Juni 1972) dem Auswärtigen Ausschuß an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Wege nach Gesamteuropa. Dokumentation der Beziehungen zwischen West- und Osteuropa 1943-1965. Köln 1966. - Haushaltsausschuß. Informationen über seine Arbeitsweise. Bonn 1974. - Kieler Sommer. Hamburg 1991. Buwitt, Dankward, * 6.7.1939 Berlin. Industriekaufmann, kaufmännischer Angestellter, Handelsvertreter. Nach dem Besuch der Realschule durchlief B., Sohn eines Sozialrates, 1954-57 eine Lehre als Industriekaufmann und war zwei Jahre in seinem Beruf tätig. Er wurde Assistent der Betriebsleitung und erhielt 1959-63 eine Zusatzausbildung im Verkauf. Danach war er Automobilverkäufer, 1963-71 Rciscbcvollmächtigtcr, Verkaufsleiter und Handlungsbevollmächtigter in der chemischen Industrie. Seit 1971 ist er selbständiger Handelsvertreter, seit 1991 kaufmännischer Angestellter einer Immobilien-Gesellschaft in Berlin. B. gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Kontrollausschuß des Bundesausgleichsamtes in Bad Homburg an. 1968 trat B. in die CDU ein. 1974-91 war er Ortsverbandsvorsitzender, 1981-97 Vorsitzender des CDUKreisverbandes Neukölln und 1991-93 stellvertretender Landesvorsitzender. 1993 wurde er Landesschatzmeister. 1975-91 war B. Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, 1984-89 Fraktionsvorsitz,ender und 1989-91 geschäftsführender Fraktionsvorsitzender. In der 12. und 13. Wahlperiode vertrat B. den Wahlkreis 256 bzw. 257 (Berlin-Neukölln) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landeslisle Berlin gewählt wurde. In der 12. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender des Finanzausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses, des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992) und des EG-Ausschusses, dem er seit Juni 1993 als Ordcntlichcs Mitglied angehörte. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 13. Wahlperiode gehörte er auch dem Rechnungsprüfungsausschuß an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Haushallsausschusses und des Rechnungsprüfungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Europäische Währungsunion. In: Renate Hellwig (Hrsg.): Der Deutsche Bundestag und Europa. München/Landsberg am Lech 1993, S. 81-91.

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c C a e s a r , Cajus Julius, * 22.1.1951 Rinteln. Diplomforstingenieur, ev. C. besuchte 1957-62 die Volksschule in Nettelstedt, 1962-67 die Rcalschulc in Lübbcckc und nach einer Forstlchrc (1967-69) die Landcsforstschule in Arnsberg, wo er 1971 die Forsthochschulreife erwarb. 1971-74 war er Revierförsteranwärter und legte 1974 das 2. Examen zum Diplomforstingenieur ab. 1974-78 arbeitete er als Revierleiter im Forstamt Lage (Kr. Lippe), 1978-80 in der Forsteinrichtung beim Landesverband Lippe und 1980-98 als Revierleiter im Forstrevier Kirchberg (Gemeinde Kalletal, Kr. Lippe). C. ist Mitglied des Bundes deutscher Forstleute, dessen Landesvorsitzender er 1975-82 war; vorübergehend hatte er den stellvertretenden Bundesvorsitz der Jugendorganisation inne. Er gehört dem Deutschen Jagdschutzverband und der Schutzgcmcinschaft deutscher Wald an und ist Mitglied des Verwaltungsrates der Hotel- und Gaststättenbetriebsgesellschaft Landesverband Lippe mbH, Blomberg, Mitglied der Gesellschafterversammlung und stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates der Klinik am Kurpark GmbH, Bad Salzuflen, und der Staatsbad Meinberg GmbH, Bad Salzuflen, und gehört dem Verwaltungsrat und der Gewährsträgerversammlung der Lippischen Landesbrandschadenversicherungsanstalt, Detmold, an. 1969 trat C. in die Junge Union und in die CDU ein und war zunächst stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Union im Kreis Minden Lübbecke, 1980-84 Ortsvorsitzender der Jungen Union Kalletal, 1985-90 CDUGemeindeverbands Vorsitzender in Kalletal. 1990 wurde er Kreisvorsitzender der CDU Lippe, 1992 Bezirksvorstandsmitglied der CDU Ostwestfalen-Lippe. Er gehört dem Gemeinderat von Kalletal an und und ist Mitglied des Lippischcn Kreistages, wo er Vorsitzender des Umwcltausschusses und stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion ist. Er gehört der Landschaftsversammlung beim Landschaftsverband Westfalen Lippe in Münster an und ist dort Mitglied des Personalausschusses und des Kulturausschusses, umweltpolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU. Seit 1998 ist C. Mitglied des Bundestages der 14. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen. Er gehört als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft an. C a m p e , Carl (Rudolf) von, * 16.4.1894 Hildesheim, t 8.9. 1977 München. Diplomat, ev. C., Sohn des preußischen Landtagsabgeordneten, Fraktionsführers der Nationalliberalen Partei und Regierungspräsidenten von Minden, Rudolf von C., besuchte das Gymnasium in Hildesheim und studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen, München und Göttingen sowie Volkswirtschaftslehre in Oxford. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und trat 1921 als Attaché in das Auswärtige Amt ein. 1923/24 war er an der deutschen Botschaft in Prag, 1924-26 in Rom, 1928-32 in Brüssel, 1932-39 in Paris, wo er die wirtschaftspolitische Abteilung der Botschaft leitete, und 1939/40 als Gesandtschaftsrat erneut in Brüssel tätig. 1940 schied C. aus

politischen Gründen aus dem Auswärtigen Dienst aus und arbeitete in der Industrie. 1946-48 war er Oberregierungsrat beim Oberpräsidium (Staatskanzlei) in Hannover. 1946 wurde C. Mitglied der Dcutschcn Partei. 1948/49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet in Frankfurt am Main. Am 23.1.1950 rückte C. über die Landesliste Niedersachsen für den verstorbenen Abgeordneten Friedrich —» Klinge in den Bundestag der 1. Wahlperiode nach. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (März 1950 bis Januar 1952) sowie dem Ausschuß für ERP-Fragen (Juni 1951 bis März 1952), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Außenhandelsfragen (Juni 1951 bis März 1952) an. Er war stellvertretender Delegierter beim Europa-Rat und Vizepräsident der Deutschen Gruppe der europäischen ParlamentarierUnion. Am 8.1.1952 legte C. sein Bundestagsmandat nieder und ging als Botschafter nach Chile, wo er bis 1959 tätig war. C. war u. a. Offleier de la Couronne (Belgien), Offizier der Ehrenlegion, Inhaber des Großkreuzes des chilenischen Verdienstordens und des Großen Vcrdicnstkreuzcs mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1956). Cantzler, Roland, * 4.4.1931 Schirnding (Oberfranken). Jurist (Staatsanwalt, Richter) Verwaltungsbeamter, ev. C. studierte Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft, bestand die Erste und Zweite Staatsprüfung und legte eine Steuerhelferprüfung ab. Anschließend war er Staatsanwalt, dann Vorsitzender einer Kammer für Kriegsopferversorgung und Arbeiterrentenversicherung am Sozialgericht Nürnberg, wechselte in die Verwaltung und wurde Regierungsdirektor und stellvertretender Amtsleiter des Versorgungsamtes Nürnberg. C. war langjähriger stellvertretender Bezirksvorsitzender der Jungen Union Nürnberg-Fürth und Vorsitzender des CSUKreisverbandes Nürnberg-Mitte. Am 7.6.1972 rückte C. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Karl Theodor Freiherr von und zu —»Guttenberg in den 6. Deutschen Bundestag nach und wurde Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Carstens, Karl, * 14.12. 1914 Bremen, ΐ 30. 5.1992 Meckenheim. Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, Hochschullehrer, Diplomat, ev. C. war Sohn eines Studienrates, der zu Beginn des Ersten Weltkrieges noch vor der Geburt seines Sohnes fiel; seine Mutter hatte ebenfalls den Lehrerberuf ergriffen. Er besuchte das Bremer Alte Gymnasium, engagierte sich in der Jugendbewegung und studierte nach dem Abitur 1933 Rechtswissenschaften und politische Wissenschaften an den Universitäten Frankfurt, Dijon, München, Königsberg und Hamburg. Zwischen der Ersten und Zweiten Staatsprüfung in Hamburg 1936 und 1939 wurde er dort 1937 mit der Arbeit Der gutgläubige Erwerb von Pfandrechten an Grundstücksrechten im Bürgerlichen Recht zum Dr. jur. promoviert. Trotz seiner ablehnenden Haltung zum Nationalsozialismus widersetzte er sich aus beruflichen Gründen nicht einer Mitgliedschaft in der SA 1934 und der NSDAP 1939. Während

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Carstens des Zweiten Weltkrieges leistete C. Kriegsdienst, zunächst als Flugmelder bei einer Flakbatterie im Westwall, seit 1942 als Ordonnanzoffizier in einem Flak-Ableilungsslab bei Bremen und 1943-45 als Leutnant und Ausbilder bei der Flakartilleriegruppe III in Berlin. Im Juni 1944 erhielt er seine Zulassung als Rechtsanwalt und arbeitete u. a. als Verteidiger im Rcichskriegsgcricht. Seit 1944 war C. mit der Fachärztin für Innere Medizin, Veronica, geb. Prior, verheiratet. Im Mai 1945 eröffnete C. in Bremen eine Anwaltspraxis und trat Ende 1946 in eine der renommiertesten Anwaltsgemeinschaften Bremens ein. 1948/49 erhielt er ein Jahresstipendium für die USA und erwarb den Grad eines Master of the Law an der Yale-University, Connecticut. 1949 trat er in den brcmischcn Staatsdienst ein. Von Dezember 1949 bis September 1954 war er Bevollmächtigter Bremens beim Bund. In dieser Zeit habilitierte sich C. 1952 an der Universität Köln und lehrte dort als Privatdozent Staats- und Völkerrecht. 1960 wurde er in Köln Ordinarius und Leiter des Instituts für das Recht der Europäischen Gemeinschaften. Nach seinem Übertritt 1954 in den Auswärtigen Dienst, dem er bis 1966 angehörte, war er im Rang eines Gesandten von September 1954 bis August 1955 ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland beim Europarat in Straßburg. Seine Kenntnisse und Erfahrungen aul' dem Gebiet der europäischen Politik führten im September 1955 zu seiner Ernennung zum Ministerialdirigenten als Experten für Europafragen im Auswärtigen Amt. In dieser Eigenschaft war C. maßgeblich am Zustandekommen der „Römischen Verträge" vom März 1957 beteiligt. Seit 1956 war er Leiter der Politischen Abteilung West I Europa, wurde im Juni 1960 Zweiter Staatssekretär im Auswärtigen Amt und im Juli 1961 ständiger Vertreter des Bundesministers des Auswärtigen, Gerhard —> Schröder. C.s Amtsführung war begleitet von den Krisen um Berlin 1958-62, die Kuba-Krise 1962, das Röhrenembargo gegenüber der Sowjetunion sowie von schwierigen diplomatischen Missionen. Im Februar 1963 reiste er nach Washington und bemühte sich erfolgreich, das amerikanische Mißtrauen gegen den im Januar 1963 geschlossenen deutsch-französischen Freundschaftsvertrag zu beseitigen. Im Frühjahr 1965 versuchte er vergeblich, den Abbrach der diplomatischen Beziehungen der arabischen Staaten zur Bundesrepublik als Reaktion auf die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen zu Israel zu verhindern, und im September 1965 führte er als Delegationsleiter auf der Internationalen Chemie-Ausstellung in Moskau politische Verhandlungen über Möglichkeiten einer Verbesserung der Beziehungen der Bundesrepublik zur Sowjetunion. Nach Bildung der „Großen Koalition" unter Bundeskanzler Kurt Georg —> Kiesinger wechselte C. am 1.12.1966 zunächst als Staatssekretär in das Verteidigungsministerium, wurde im Januar 1968 Chef des Bundeskanzleramtes und schied mit der Bildung der SPD/FDP-Koalition im Herbst 1969 aus dem Staatsdienst aus. 1970-72 folgte ein „wissenschaftliches Zwischenspiel" als Leiter des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, bevor er im November 1972 über die schleswig-holsteinische Landesliste der CDU, der er seit 1955 angehörte, in den Deutschen Bundestag gewählt wurde. Dort gewann er als Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses mit seiner „Jungfernrede" am 15.2.1973 über den Grundlagenvertrag mit der DDR politisches Ansehen. Nach dem Verzicht Rainer -^Barzels kandidierte C. für den Vorsitz der CDU/CSU-Fraktion und setzte sich am 17. 5.1973 mit 131 von 219 Stimmen gegen Gerhard Schröder und Richard von —> Weizsäcker durch. Seine von einer konservativen Grundhaltung geprägten Debattenbeiträge trugen in der Auseinandersetzung mit SPD und FDP nicht unerheblich zur

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Verschärfung des Klimas im Deutschen Bundestag bei. C.s Führungsstil als Fraktionsvorsitzender war umstritten, da er die Fraktion emotional zu wenig anzusprechen vermochte. Nach dem Wahlsieg der soziallibcralcn Koalition 1976 und der Wahl Helmut —» Kohls zum Vorsitzenden der Fraktion der C D U / C S U wurde C. am 14.12.1976 in das Amt des Bundestagspräsidenten gewählt. Dem 8. Deutschen Bundestag gehörte er mit einem Direktmandat des Wahlkreises 9 (Ostholstein) an. C.s Nominierung zum Bundespräsidenten traf auf starken Widerstand von SPD und FDP. In der Öffentlichkeit wurde Kritik an C. wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP laut. Mit 528 von 1032 abgegebenen Stimmen am 23.5.1979 zum Bundespräsidenten gewählt, legte C. am 29. Juni sein Bundestagsmandat nieder und trat am 1.7.1979 sein Amt an. Bei strenger Objektivität warb C. für konservative Werte und Tugenden wie Leistungswillen und Pflichtbewußlsein. Hervorzuheben sind seine Bemühungen um die Jugend bei den jährlichen großen Jugendempfängen in der Villa Hammerschmidt und sein Austausch mit Vertretern des religiösen und geistigen Lebens. In seinen Wanderungen in Deutschland suchte C. die unmittelbare Begegnung mit der Bevölkerung. Bei der Pflege der internationalen Beziehungen stand das freundschaftliche Verhältnis der Bundesrepublik zu den drei Hauptverbündeten USA, Frankreich und Großbritannien im Vordergrund. In Begegnungen mit ausländischen Staatsmännern sowie in zahlreichen öffentlichen Reden war es sein besonderes Anliegen, immer wieder das Selbstbestimmungsrecht für alle Deutschen und die friedliche Wiederherstellung der deutschen Einheit in einem friedlichen Europa als Ziel deutscher Politik zu unterstreichen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Bundespräsidenten 1984 engagierte sich C. u. a. in der Stiftung „Bibel und Kultur", im Arbeitskrcis „Sicherung des Friedens", im „Monnet-Komitee" und im Beirat zur Vorbereitung der 750-Jahr-Feier von Berlin (1987). VERÖFFENTLICHUNGEN: Grundgedanken der amerikanischen Verfassung und ihre Verwirklichung. Berlin 1954 (zugleich Habilitationsschrift, Köln). - Das Rccht des Europarats. Berlin 1956. - Der Rang europäischer Verordnungen gegenüber nationalen Rechtsnormen. In: Festschrift für Otto Riese. Hrsg. von Bernhard Abbin u. a. Karlsruhe 1964. Politische Führung. Erfahrungen im Dienst der Bundesregierung. Stuttgart 1971. - Die deutsche Friedensnote vom 25. März 1966. In: Ludwig Erhard. Beiträge zu seiner politischen Biographie. Festschrift zu seinem 75. Geburtstag. Hrsg. von Gerhard Schröder u. a. Frankfurt am Main 1972. Zur Interpretation der Berlin-Regelung von 1971. In: Festschrift für Ulrich Scheuncr zum 70. Geburtstag. Hrsg. von Horst Ehmke u.a. Berlin 1973. - Die Bedeutung der humanistischen Bildung in unserer Zeit. In: Paderborner Studien 1 / 2 (1979) S. 29-34. - Reden und Interviews. Hrsg. vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. Bd. 1-5. Bonn 1980-84. - Deutsche Gedichte. München 1983. Wanderungen in Deutschland. Von der See zum Alpenrand. Herford 1985. - Vom Geist der Freiheit. Betrachtungen über Deutschland aus christlicher Verantwortung. Stuttgart 1989. - Zur Zukunft der deutschen Demokratie. Paderborn 1989. - Pluralismus und Konsens in der Bundesrepublik Deutschland. In: Verantwortung in unserer Zeit. Festschrift für Rudolf Kirchschläger. Hrsg. von Alois Mock und Herberl Schambeck. Wien 1990. - Erinnerungen und Erfahrungen. Hrsg. von Kai von Jena und Reinhard Schmöckel. Boppard 1993. LITERATUR: Einigkeit und Recht und Freiheit. Festschrift für Karl Carstens. Hrsg. von Bodo Börner u. a. 2 Bde., Köln 1984. NACHLASS: Bundesarchiv. Kai von Jena

Caspers-Merk Carstens, Manfred, * 23.2.1943 Molbergen. Sparkassenbetriebswirt, kath. C. machte nach dem Besuch der Handelsschule eine Sparkassenlehre und legte die Fachprüfung als Sparkassenbetriebswirt ab. Seit 1967 Angestellter in Cloppenburg, Lohne und Oldenburg, wurde er Direktor der Landcssparkassc Emstek und ist seit Dezember 1972 beurlaubt. Als Mitglied der Kolpingfamilie (seit 1964) stieg er zum Landessenior der Kolping-Familien des Oldenburger Landes auf und war drei Jahre stellvertretender Vorsitzender des Oldenburger Katholikenkomitees. C. ist Mitlied des Kuratoriums des Krankenhauses St. Antonius-Stift in Emstek. 1962 trai C. in die CDU ein und wurde 1969 zum Vorsitzenden des CDU-Ortsvcrbandes Emstek gewählt. Er zählt zu den Begründern der Jungen Union in Emstek und gehört der CDU-Mittelstandsvereinigung an. 1980 wurde er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Cloppenburg, 1985 Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Oldenburg. Seit der 7. Wahlperiode (1972 ff.) ist C. für den Wahlkreis 27 (Cloppenburg bzw. Cloppenburg - Vechta) Mitglied des Bundestages. 1989-93 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, 1993-97 beim Bundesminister für Verkehr und 1997/98 beim Bundesminister des Innern. In der 7.-11. Wahlperiode war C. Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses (bis Mai 1989), dem er in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört. In der 10. Wahlperiode war er im Juli und August 1984 Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses.

Caspers, Johannes, * 8.6.1910 Steinborn (Eifel), ϊ· 20.9. 1986. Schreiner, Verwaltungsangestellter, Verbandsfunktionär, kath. C. durchlief nach dem Besuch der Volksschule in Düsseldorf (1916-24) bis 1927 cinc Schrcinerlchrc, bildete sich bis 1932 in Hochschulkurscn und Arbcitcrlchrgängcn weiter und legte 1933 die Abschlußprüfung an der Fachschulc für Wirtschaft und Verwaltung in Düsseldorf ab. 1924 wurde er Gewerkschaftsmitglied. Seit 1933 arbeitete C. im Lebensmittelgroßhandel. 1940 wurde er zum Wehrdienst eingezogen; im März 1946 kehrte er aus der Kriegsgefangenenschaft zurück. Im April 1946 wurde C„ der 1928-33 dem Windthorstbund angehört hatte, Mitglied der CDU, im Oktober 1946 Stadtverordneter, Ratsherr in Düsseldorf. Seit 1947 war er Arbeitersekretär im Bezirksverband Düsseldorf der Katholischen Arbeiterbewegung, seit 1950 Geschäftsführer der gemeinnützigen sozialen Wohnungsbau GmbH „FamilienHilfe" In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat C. den Wahlkreis 79 (Düsseldorf II) im Bundestag. Er war in beiden Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis November 1958), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Bauund Bodenrecht (davor bis März 1958 Stellvertretendes Mitglied). In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen.

Carstensen, Peter Harry, * 12.3.1947 Elisabeth-SophienKoog. Diplomagraringenieur, ev. C. bestand 1966 das Abitur, machte ein landwirtschaftliches Praktikum, studierte Agrarwissenschaften in Kiel und Schloß als Diplomagraringenieur ab. Nach dem Landwirtschaftsreferendariat legte er 1976 das Zweite Staatsexamen ab und wurde Landwirtschaftslchrcr an der Landwirtschaftsschulc Bredstedt sowie Wirtschaftsberater bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Er ist Präsident des Deutschen Fischereiverbandes e.V., der Union der Berufs- und Sportfischer (DFV) sowie der Deutschen Gesellschaft für Agrarund Umweltpolilik e. V. (DGAU) und Mitglied des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein. C. gehört dem Aufsichtsrat der CG Nordfleisch AG, Hamburg, an und ist Mitglied des Vorstandes des Deutschen Instituts für Reines Bier e. V., Bonn, und hat den Vorsitz des Kuratoriums des Vereins für Agribusiness-Forschung e.V., Leipzig, inne. 1971 trat C. in die CDU ein und war 1986-92 Kreisvorsitzender der CDU Nordfriesland. Seit 1983 gehört C. dem Bundestag an. In der 10.-13. Wahlperiode verlrat er den Wahlkreis 2 (Nordfriesland - Dilhmarschen-Nord); in der 14. Wahlperiode wurde er über die Landesliste Schleswig-Holstein gewählt. C. war in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 11. und 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dessen Vorsitzender er seit der 13. Wahlperiode ist (seit 2001 Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft). In der 10. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (bis Oktober 1990) dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Ordentliches (von Juni 1986 bis Oktober 1990), in der 12. Wahlperiode Stell vertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des EG-Ausschusses. C. wurde 1995 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Caspers-Merk, Marion, geb. Caspers, * 24.4.1955 Mannheim. Fachhochschullehrerin, ev. C. studierte nach dem Abitur (1974) Politikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an den Universitäten Berlin und Freiburg und legte 1980 das Magisterexamen ab. Zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin eines kommunalpolitischen Forschungsinstituts, wurde sie Lehrbeauftragte an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl sowie an der Evangelischen und Katholischen Fachhochschule für Sozialwesen in Freiburg. Sie ist Mitglied der IG Bergbau, Chemie, Energie, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND), der Arbeiterwohlfahrt sowie des Kuratoriums der Deutschen Umweltstiftung, Gcrmcrsheim. Ferner ist sie Antcilscigncrin der Netzkauf Schönau GbR. Seit 1972 gehört C. der SPD an. 1975-86 war sie Vorstandsmitglied und Vorsitzende des Ortsvereins March. Seit der Gründung 1981 ist sie Vorstandsmitglied der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) Breisgau-Hochschwarzwald, seit 1991 stellvertretende SGKLandcsvorsitzcndc Baden-Württemberg, seit 1993 Mitglied des Kreisvorstandes Lörrach, seit 1996 stellvertretende Bundesvorsitzende der SGK. 1980-90 war C. Gcmcinderätin in March, 1983-90 Ortschaftsrätin in March-Buchheim. In der 12. und 13. Wahlperiode wurde C. über die Landesliste Baden-Württemberg, in der 14. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 186 (Lörrach - Müllheim) in den Bundestag gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied (seit Juni 1992) dem Sonderausschuß Schutz des ungeborenen Lebens an und war Sprecherin der SPD-Fraktion in der Enquete-Komission „Schutz des Menschen und der Umwelt", in der 13. Wahlperiode Vorsitzende der Enquete-Komission „Schulz des Menschen und der Umwelt - Ziele und Rahmenbedingungen einer nachhaltig zukunftsvcrträglichcn Entwicklung". 1997 wurde C.

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Catenhusen Vorstandsmitglied der SPD-Fraktion. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union, Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie des Auswärtigen Ausschusses. 2001 wurde sie Drogenbeauftragte der Bundesregierung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Jutta Kösscl und Dieter Wimmi: Kommunaler Umweltschutz. Umwcltbcrichte. Ein Leitfaden für die kommunale Praxis. Stuttgart 1989. Catenhusen, Wolf-Michael, * 13.7.1945 Höxter. Gymnasiallehrer, ev. C., dessen Vater Anfang 1945 gefallen und dessen Mutter als Fachlehrerin tätig war, bestand 1965 das Abitur am Humanistischen Gymnasium in Höxter. Er studierte Latein, Geschichte und Sozial wissenschaft an den Uni versitäten Göttingen und Münster, legte 1972 das Erste, 1977 das Zweite Staatsexamen ab und war 1977-80 Studienrat in Burgstcinfurt. Er ist Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (seit 1971), der Arbeiterwohlfahrt, bei Pro Familia und des Reichsbundes. 1996-98 war er ehrenamtlicher Vorsitzender des Unternehmensbeirates der Citykom GmbH Münster. Er ist Mitglied des Beirates der Aktion Münsterland e.V., Münster, Vorsitzender des Kuratoriums der Bibliotheka Hertziana Max-Planck-Institut, Rom, Vorsitzender des Stiftungsrates des Center of Advanced Studies and Research (CAESAR), Bonn, Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Bundes Stiftung Umwelt, Osnabrück, Vorsitzender des Kuratoriums des Deutschen Krebsforschungszentrums, Heidelberg, Mitglied des Beirates der Evangelischen Akademie, Iserlohn, Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-Ebert-Stiftung e. V., Bonn, Mitglied des Kuratoriums der Karl Heinz Beckurts-Stiftung, Garching, Vorsitzender des Kuratoriums des Max-Deilbrück-Centrums, BerlinBuch, Mitglied des Beirates der NaturwissenschaftlerinnenInitiative, Köln, Mitglied des Kuratoriums von Pro Retina e.V., Bad Nauheim, Vorsitzender des SC Preußen 06 Münster e. V., Münster (Westfalen), Mitglied des Kuratoriums des Trägervereins des Instituts für Chemo- und Biosensorik e.V., Münster (Westfalen), Mitglied des Stiftungsrates der Wissenschaftsstiftung Ernst Reuter (Wirtschaftskolleg zu Berlin e.V.), Berlin, sowie Vorsitzender des Kuratoriums und der Gcsellschaftcrvcrsammlung des Wissenschaftszcntrums Berlin für Sozialforschung, Berlin. 1966 trat C. in Göttingen den Liberalen Deutschen Studenten (LSD) bei und gehörte nach dem Wechsel nach Münster 1967 für den Sozialdemokratischen Hochschulbund dem dortigen Studentenparlament an. 1968 wurde er Mitglied der SPD und hatte 1970-74 verschiedene Funktionen bei den Jungsozialistcn. 1971 wurde er stellvertretender Vorsitzender der SPD Münster, war 1975-85 Unterbezirksvorsitzender und gehört seit 1976 dem Bezirksvorstand Westliches Westfalen an. 1975-78 war er Mitglied der Bezirksvertretung Münster-Mitte. 1995 wurde er Mitglied des SPDParteivorstandes und stellvertretender Vorsitzender der SPDKommission Gesellschaftspolitik. 1996-98 war er Mitglied der Kommission „Verwaltungsreform der NRW-SPD". 1980 wurde C. zum ersten Mal in den Bundestag gewählt, dem er seitdem mit einem Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen angehört. 1987-98 war er Vorstandsmitglied der SPD-Fraktion, 1994-98 Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion und Mitglied des Ältestenrates des Bundestages. Tn der 9. und 10. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 11. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Forschung und Technologie, in der 12. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologic

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und Technikfolgenabschätzung. In der 10. Wahlperiode war er 1984-87 Vorsitzender der Enquete-Kommission „Chancen und Risiken der Gen-Technologie", die auf seine Initiative hin eingesetzt wurde, und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 11. Wahlperiode gehörte er von Juni 1989 bis Oktober 1990 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit an. In der 11. und 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 12. des Ausschusses für Gesundheit (seit Juli 1993) und in der 13. des Ausschusses für Wahlpriifung, Immunität und Geschäftsordnung. Seit Oktober 1998 ist C. Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Tcchnikentwicklung und Staat. In: Technikgestaltung durch den Staat. Hrsg. von Christoph Zöpel. Bonn 1988, S. 37-53. - Technikfolgenabschätzung ein Schritt zur Technikdemokratie? In: Vorgänge 29 (1990) Heft 1, S. 101-111. - Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag. Erfahrungen und Perspektiven. In: Zukunftstcchnologicn und gesellschaftliche Verantwortung. Bonn 1994, S. 283-294. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Christ, Herbert, * 20. 1.1941 Nürnberg. Verwaltungsbeamter. C. besuchte bis zur Oberstudienreife eine naturwissenschaftliche Obcrrcalschule und trat 1959 in den gehobenen Verwaltungsdienst der Stadt Nürnberg ein. Er wurde Leiter der Gewerbeüberwachung beim Amt für öffentliche Ordnung und Lehrer an der Bayrischen Verwaltungsschule mit der Dienstbezcichnung Verwaltungsoberinspektor. 1968 trat C. in die FDP ein, war 1969-71 Vorsitzender der Nürnberger Jungdemokraten und wurde 1971 Kreisvorsitzender der Nürnberger FDP. In der 7. Wahlperiode (1972-76) gehörte C. mit einem Mandat der Landesliste Bayern dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis September 1974, dann Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Wirtschaft (seit September 1974), Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses (bis November 1974) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis Okiober 1974). Cillien, Adolf, * 23.4.1893 Volksberg (Elsaß), t 29.4.1960 Hannover. Pastor, ev. C., Sohn cines rcichsdcutschcn Beamten, besuchte bis zum Abitur 1912 das Humanistische Gymnasium in Dicdenhofen (Lothringen) und nahm das Studium der Theologie in Straßburg auf, das er nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg in Göttingen fortsetzte. Nach dem Studium trat er in die Dienste der Hannoverschen Landeskirche, wurde Vikar in Dudenhausen, Pastor in Papenburg, dann in Lerbach im Oberharz, 1926 an der Lutherkirche in Hannover und war 1933-37 Superintendent in Burgdorf. 1937 kehrte C. als Leiter des Volksmissionarischen Amtes der Landeskirche, das später in Kirchliches Amt für Gemcindedicnst umbenannt wurde, nach Hannover zurück und wurde zum Oberkirchenrat ernannt. Er gab die Zeitung „Kirche und Welt" heraus. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete C. als Kirchenblatt der Hannoverschen Landeskirche die Wochenzeitung „Die Botschaft". 1945 war C. Mitbegründer der Christlich Demokratischen Partei in Nicdcrsachscn, Mitglied des Provinzialausschusses der CDU, seit 1949 deren Landes Vorsitzender und Mitglied des Bundesvorstandes. Als Vorsitzender der CDULandtagsfraktion und Vorsitzender des Ausschusses für Volksbildung, Kunst und Wissenschaft gehörte er 1946 dem

Collet ernannten Hannoverschen Landtag und 1946/47 dem ernannten Niedersächsischen Landtag an. Im Niedersächsischen Landtag der 1. Wahlperiode (1947-51) war er Vorsitzender der CDU- bzw. DP/CDU-Fraktion (seit 28.3.1951) und Vorsitzender des Kultusausschusscs. 1953 wurde C. mit einem Mandat des Wahlkreises 48 (Hildesheim-Stadt und -Land), 1957 mit einem Mandat des Wahlkreises 40 (Stadt Hannover-Nord) in den Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden war er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis Februar 1955), dem Ausschuß für Kulturpolitik (von Dezember 1953 bis Januar 1954) und dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Dezember 1953) an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, in dem er sich in der 3. Wahlperiode bis April 1959 als Ordentliches Mitglied engagierte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mitherausgeber: Evangelische Verantwortung. Politische Briefe des evangelischen Arbeitskreises der christlich-demokratischen/christlich-sozialen Union. Siegen 1953 ff. LITERATUR: Arnold Fratzscher: A. C. In: Christliche Demokraten der ersten Stunde. Hrsg. von der Konrad-AdenauerStiftung für politische Bildung und Studienförderung. Bonn 1966, S. 85-103. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. C l a u s , Roland, * 18.12.1954 Hettstedt. Diplomökonom. C. besuchte nach der Polytechnischen Oberschule und der Erweiterten Oberschule in Hettstedt Spezialklassen der Technischen Hochschule Merseburg. Das Studium an der Technischen Hochschule Merseburg (1972-76) Schloß er als Diplomingenieurökonom, ein Studium an der Parteihochschule „Karl Marx" beim Zentralkomitee der SED als Diplomgesellschaftswissenschaftler ab. 1978-89 war C. Funktionär der Freien Deutschen Jugend (FDJ), u. a. FDJ-Sekretär an der Technischen Hochschule Merseburg, 1983-87 1. Sekretär der FDJ-Bezirksleitung Halle, Sekretär des FDJ-Zentralrates in Berlin, seit November 1989 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Halle. 1978-89 gehörte er der SED an. Seit 1990 ist C. Mitglied der PDS. 1990-97 war er Bezirks Vorsitzender der PDS Halle. 1997 wurde er Landesvorsitzender der PDS Sachsen-Anhalt. Vom 18.3. bis 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war C. für den Wahlkreis 07 (Listenplatz 1, Bezirk Halle, PDS) Mitglied der Volkskammer und gehörte 1990-98 für die PDS dem Landtag von SachsenAnhalt an. Nach zwei erfolglosen Kandidaturen bei den Bundestagswahlen 1990 und 1994 wurde er 1998 über die Landesliste Sachsen-Anhalt Mitglied des 14. Deutschen Bundestages. 1998-2000 war C. Parlamentarischer Geschäftsführer der PDS-Fraktion. 2000 wurde er Vorsitzender der PDSFraktion. Er ist Ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses nach Artikel 53a des Grundgesetzes und beratendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses. C l a u s e n , Hermann, * 2 4 . 7 . 1 8 8 5 Eggcbek, f 12.4. 1962 Schleswig. Eisenbahnbeamter. C. arbeitete seil 1912 bei der Deutschen Reichsbahn in Schleswig, zuletzt als Reichsbahnobersekretär. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1922 wurde er Mitglied der SPD, war 1929-33 Vorsitzender der Partei in Schleswig Stadt und gehörte bis 1933 dem Stadtrat an. 1944 wurde er ins Konzentrationslager Neugamme verbracht. Im November 1945 zum Bürgermeister von Schleswig ernannt, war er von Herbst 1946 bis 1948 gewählter Bürgermeister. 1946 trat C. aus

der SPD aus und wurde 1947 für den Südschleswigschen Wählerverband (SSW) Mitglied des Kreistages und des Schleswig-Holsteinischen Landtages. Er war Zweiter Vorsitzender des SSW und des Südschleswigschen Vereins. In der I. Wahlperiode (1949-53) gehörte C. dem Bundestag mit einem Mandat der Landesliste Schleswig-Holstein an. A m 7 . 9 . 1 9 4 9 verließ er die SSW-Fraktion, wechselte am 2 3 . 1 . 1 9 5 2 als Gast zur Föderalistischen Union und war seit 3. 7.1953 fraktionslos. Von März 1952 bis Februar 1953 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Grenzlandfragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung. NACHLASS: Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig, Flensburg. C l e m e n s , loachim, * 6.10. 1931 Braunschweig. Jurist (Rcchtsanwalt, Notar), ev. Nach dem Abitur 1952 studierte C. Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Göttingen und legte 1959 das Erste, 1960 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1961-80 war er Verbandsgeschäftsführer im Allgemeinen Arbeitgeberverband Braunschweig e. V. 1974 wurde er Rechtsanwalt, 1986 Notar in Braunschweig. C. war Kommanditist der Fa. Clemens & Vogel GmbH & Co. KG, Braunschweig. 1967 trat C. in die CDU ein. Er war 1977-90 stellvertretender Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Braun schweig, 1981-87 Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung, Kreis verband Braunschweig und 1990-92 Vorsitzender des Kreisverbandes der CDU Braunschweig. 1975 wurde er Mitglied des Bundesvorstandes der Kommunalpolitischen Vereinigung der C D U / C S U , 1977 Mitglied des Bundesfachausschusses Sport der CDU. 1968-80 war er Ratsherr, 1969-80 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Braunschweig. 1980 wurde C. über die Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt, dem er in der 10.-12. Wahlperiode mit einem Mandat des Wahlkreises 45 (Braunschweig) angehörte. Er war in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (seit Oktober 1982), in der 10.-12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und in der 9. Wahlperiode zunächst Stellvertretendes, seit Oktober 1982 sowie in der 10.-12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Sportausschusses. Dem Rechtsausschuß gehörte er in der 9. Wahlperiode als Ordentliches, in den folgenden drei Wahlperioden als Stellvertretendes Mitglied an (in der 11. Wahlperiode bis Oktober 1990). In der 9. Wahlperiode war C. bis April 1982 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Collet, Hugo, * 15. 9.1921 Völklingen, f 19.12.1993 Pirmasens. Gewerkschaftsfunktionär. C. bestand das Abitur, war seit lanuar 1941 bei der Kriegsmarine und geriet im Dezember desselben Jahres in britische Gefangenschaft. Seit der Rückkehr 1946 war er in der Gewerkschaftsbewegung aktiv, u. a. als Vorsitzender des DGBKreises Westpfalz. 1987 wurde er stellvertretender Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV). C. war Vorsitzender des SPD-Unterbezirks PirmasensZweibrücken, Mitglied des Bezirksvorstandes Pfalz und stellvertretender Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD (AIA). 1960 wurde er Mitglied des Stadtrates von Pirmasens, 1964 Fraktionsvorsitzender. Er war Mitbegründer des Kreisverbandes Pirmasens der Europa-Union. In der 5.-10. Wahlperiode (1965-87) gehörte C. über die rheinland-pfälzische SPD-Landesliste dem Bundestag an. In

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Conrad der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (bis Januar 1967, danach Stell vertretendes Mitglied), in der 6. und 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (bis Juni 1973). In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied seit Januar 1967 dem Ausschuß für Entwicklungshilfe und dem Ausschuß für Arbeit an. In der 6.-9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 6.-10. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis September 1983). Dem Sportausschuß gehörte er in der 7. Wahlperiode bis Februar 1974 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied und in der 8. Wahlperiode wieder als Stellvertretendes Mitglied an. In der 10. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (seit September 1983) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. C. war Gründer der Arbeitsgemeinschaft Parlamentsreform im Deutschen Bundestag, Mitglied der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft und der Deutschen Vereinigung für Parlamcntsfragcn. Bis 1983 gehörte er dem Ältestenrat an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Parlamentsreform - Selbstverständlichkeit, Notwendigkeit, Aufgabe? In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 273-285. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. C o n r a d , Franz Josef, * 14.4.1944 Riegelsberg, t 12.9.1985 Bonn. Schlosser, kath. C. besuchte 1950-59 die Volksschule in Ricgclsbcrg und machte 1959-62 eine Schlosserlehre bei den Stahlwerken Röchling in Burbach, wo er bis Oktober 1976 arbeitete. 1961 trat er in die Junge Union, 1963 in die CDU ein. 1970 wurde er Mitglied des CDU-Landesvorstandes Saarland, 1972 stellvertretender Landesvorsitzender. 1974-77 war er Mitglied des Gemeinderates in Riegelsberg. 1976 wurde C. über die saarländische Landesliste Mitglied des Bundestages, dem er bis zu seinem Tod 1985 angehörte. Tn der 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Sportausschusses, in der 8. und 9. Wahlperiode des Petitionsausschusses. In der 8. und 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 10. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 9. Wahlperiode war er von August 1981 bis Juni 1982 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen. C o n r a d , Kurt, * 19.10.1911 Homburg (Saar), t 16.7. 1982 Homburg (Saar). Werkmeister, Verlagsleiter, ev. C. durchlief eine Mechanikerlehre und war bis 1940 Werkmeister in einem Industriebetrieb. Er trat früh in die Gewerkschaft ein, war 1929-35 Mitglied der SPD Saar und Vorsitzender der Parteijugend. Nach dem Zweiten Weltkrieg, an dem er seit 1940 teilnahm, kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft 1946 als Verwaltungsangestellter nach Homburg zurück und war dann bis 1956 Beigeordneter für Sozial- und Wohnungswesen, zuletzt geschäftsführender Bürgermeister. 1955 wurde er Verlagsleiter der „Saarbrücker Allgemeinen Zeitung". 1947 wurde C. für die Sozialdemokratische Partei Saarland, deren Mitglied er seit 1946 war, in den Saarlandtag gewählt. 1952 verließ er Partei und Parlament wegen deren autonomistischer Tendenzen und gründete die zur Bundesrepublik Deutschland tendierende, illegale SPD im Saargebiet. Nach

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der Neugründung des Landesverbandes Saar der SPD 1955 übernahm C. dessen Vorsitz, den er bis 1970 innehatte, und gehörte 1955-57 dem Saarländischen Landtag an. 1956-58 war er Landesminister für Arbeit und Wohlfahrt, 1959-61 Minister des Innern des Saarlandes. 1960-75 gehörte er erneut dem Saarländischen Landtag an und war 1961-73 Vorsitzender der SPD-Fraktion. In der 3. Wahlperiode vertrat C. bis zum Verzicht auf sein Mandat am 20.7.1959 wegen der Übernahme des Amtes des Ministers des Innern im Saarland den Wahlkreis 247 (Homburg-St. Ingbert). Er war Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik. C o n r a d , Margit, * 30.9.1952 Kusel (Rheinland-Pfalz). Ärztin. Nach dem Abitur 1972 studierte C. Medizin und Soziologie an der Universität des Saarlandes, legte 1981 das Medizinische Staatsexamen ab und war 1982-86 Ärztin in der Inneren Abteilung des St. Michael-Krankenhauses in Völklingen (Saar). 1975 wurde sie Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV). C. Schloß sich dem Berufsverband Deutscher Internisten, der Ärzteinitiative International Physicians for Prevention a Nuclear War und Pro Familia an. Seit 1972 arbeitete sie bei den Jungsozialisten mit, war zwei Jahre stellvertretende Vorsitzende und trat 1978 in die SPD ein. Seit 1981 gehörte sie dem saarländischen Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen an und wurde 1985 stellvertretende Unterbezirksvorsitzende der SPD Saarbrücken. C. wurde 1987 im Wahlkreis 244 (Saarbrücken I) in den 11. Deutschen Bundestag gewählt, dem sie bis zu ihrem Ausscheiden am 3 1 . 5 . 1 9 9 0 angehörte. Sie war bis August 1988 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, bis April 1988 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, bis Mitte August 1987 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie, danach des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. C o n r a d i , (Johann) Peter (Ludwig), * 10. 12.1932 Schwelm (Westfalen). Diplomingenieur (Architekt), Regierungsbaumeister, ev. C., Sohn eines Architekten und Bundesbahndirektors, besuchte die Oberschule in Vorder-Hindelang, 1947-49 die Odenwaldschule in Oberhambach und seit 1950 die Oberschule in Stuttgart, die er 1951 mit dem Abitur abschloß. 1951/52 machtc er ein Zimmermannspraktikum. 1952/53 studierte C. Sozialwisscnschaftcn am Springfield College (Massachusetts, USA), 1953-61 Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart mit dem Abschluß Diplomingenieur (Architekt). 1961-63 arbeitete er im Universitätsbauamt in Stuttgart, legte 1963 die Zweite Staatsprüfung ab und wurde Regierungsbaumeister. 1963-67 war er zunächst Assistent, dann Oberassistent am Lehrstuhl für Hochschulplanung und Entwerfen der Universität Stuttgart. 1967-72 arbeitete er erneut in der Hochbauverwaltung des Landes Baden-Württemberg, erst als stellvertretender Amtsvorstand des Bauamtes Reutlingen, dann in der Oberfinanzdirektion und im Finanzministerium Stuttgart und 1969-72 als Amtsvorstand des Staatlichen Hochbauamtes I in Stuttgart. 1972 stieg er zum Oberregierungsbaudirektor auf, trat jedoch im selben Jahr in den einstweiligen Ruhestand. C. war 1958-60 Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) und trat 1959 in die SPD ein. 1966-69 war er Mitglied des Kreis Vorstandes der SPD Stuttgart, 1968-72 des Landesvorstandes der baden-württembergischen SPD. Im Herbst 1970 kandidierte er erfolglos gegen den SPD-Landcsvorsitzcndcn Heinz Bühringer. 1972-77

Coppik war C. Kreis Vorsitzender der SPD in Stuttgart. 1972-74 gehörte er der Kommission Bodenrechtsreform beim SPDParteivorstand, 1979-93 dem Parteirat und 1984-93 der SPDKontrollkommission an, deren Vorsitz er seit 1986 innehatte. 1974 kandidierte er für das Oberbürgermeisteramt in Stuttgart, unterlag jedoch dem CDU-Kandidaten Manfred Rommel. C. wurde Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, von amnesty international und des Vorstandes der Odenwaldschule e. V. 1972-98 gehörte C. dem Bundestag an. In der 7. und 8. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 164 (Stuttgart I), in der 9. Wahlperiode den Wahlkreis 163 (Stuttgart Nord); in der 10.-13. Wahlperiode erhielt er sein Mandat Uber die Landesliste Baden-Württemberg. In der 7.-11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 9.-11. Wahlperiode Stellvertretender Vorsitzender und in der 12. und 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im EG-Ausschuß. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen an. Er war in der 8. (seit März 1978) und in der 10.-13. Wahlperiode (seit März 1986) Stellvertretendes Mitglied des Inncnausschusscs, in der 8.-10. Wahlperiode des Finanzausschusses, in der 11. und 12. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Rcaktorsichcrhcit, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft (von März 1992 bis Oktober 1993) und des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992), in der 13. Wahlperiode des Haushaltsausschusses. 1975 stimmte C. bei der Verabschiedung des 4. Besoldungserhöhungsgesetzes als einziger Bundestagsabgeordneter mit Nein und kritisierte die Privilegierung der beamteten Parlamentarier. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Hartmut Dieterich und Volker Hauff: Für ein soziales Bodenrecht. Frankfurt am Main 1972. - Parlamentarier in privilegienfeindlicher Demokratie. Anmerkungen eines Bundestagsabgeordneten zum „DiätenUrteil" des Bundesverfassungsgerichts. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 7 (1976) Heft 1, S. 113-126. - Wissenschaft und Politik? In: Ein mühsamer Dialog. Beiträge zum Verhältnis von Politik und Wissenschaft. Hrsg. von Martin Grciffcnhagen u.a. Köln/Frankfurt am Main 1979, S. 163-168. - Warum eine „Parlamentarische Linke"? In: Forum ds, 1981, S. 39-49. - Deutscher Bundestag und Rechtsverordnungen. Tn: Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht 45 (1994) Heft 10, S. 977-978. - Wohnen in Deutschland: Not im Luxus. Hamburg 1994. - Schirinowski und der neue russische Nationalismus. Düsseldorf 1995. - Hrsg.: Lesebuch für Architekten. Texte von der Renaissance bis zur Gegenwart. Stuttgart 2001. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. C o n r i n g , Hermann, * 4 . 1 1 . 1 8 9 4 Aurich, | 9 . 2 . 1 9 8 9 Weener. lurist, Verwaltungsbeamter, ev. C. besuchte das Humanistische Gymnasium in Aurich, studierte Rechts- und Staatswissenschaften sowie Volkswirtschaft in Göttingen und legte beide Juristischen Staatsexamen ab. Er war Regierungsreferendar in Hannover und wurde 1921 Regierungsassessor beim Regierungsamt in Berlin. 1921-27 war er Regierungsrat im Preußischen Finanzund im Preußischen Staatsministerium, 1927-45 hauptberuflicher Landrat der Landkreise Northeim und Leer (Ostfriesland). 1940-45 war C. als Deutscher Beauftragter für die Provinz Groningen an die Zivilverwaltung der Niederlande abgeordnet. Nach eineinhalbjähriger Internierung 1945-47 schied er aus dem Staatsdienst aus. 1948 wurde C. Generalsekretär des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland (Ostfriesisches Landvolk),

1952 ehrenamtlicher Landrat des Kreises Leer (Ostfriesland) und Vorsitzender der Wählergemeinschaft (Kreis Leer). In der 2. Wahlperiode war er vom 2 2 . 4 . 1 9 5 3 bis 5 . 5 . 1 9 5 5 als Gast der DP/CDU-Fraktion Mitglied des Niedersächsischen Landtages. 1953-69 gehörte C. dem Bundestag an, in der 2.-4. Wahlperiode mit einem Mandat des Wahlkreises 24 (Leer), in der 5. Wahlperiode über die Landesliste Niedersachsen. Er war in allen vier Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 4. Wahlperiode seit Mai 1964, in der 5. Wahlperiode seit Januar 1966 dessen Stellvertretender Vorsitzender. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Mittclstandsfragcn an. 1964 erhielt C. das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, gab die Auszeichnung jedoch zurück, als er wegen seiner Tätigkeit in Groningen kritisiert wurde. C o p p i k , Manfred, * 1.11.1943 Bromberg. Jurist (Rechtsanwalt). C., Sohn eines Oberstudienrates, besuchte die deutschsprachige Volksschule in Waldenburg (Schlesien). 1958 mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland übergesiedelt, bestand er 1963 das Abitur in Offenbach am Main und studierte bis 1968 Rechtswissenschaften an der Universität Frankfurt. 1968-71 war er Referendar, legte 1971 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde Rechtsanwalt. Zu seinen Arbcitsschwcrpunktcn zählen das Erbrecht und das Auslandsrecht (Polen). 1961 trat C. der SPD bei. 1965/66 hatte er den Vorsitz der Jungsozialisten in Offenbach inne und war 1968/69 Mitglied des Bezirksvorstandes Hessen-Süd der Jungsozialisten. 1966 wurde er Mitglied des SPD-Unterbezirksvorstandes Offenbach-Stadt, war 1974-80 dessen Vorsitzender und gehörte 1973-76 sowie 1980/81 dem Bezirksvorstand Hessen-Süd an. 1968-72 war er ehrenamtlicher Stadtrat im Magistrat der Stadt Offenbach, 1972/73 Stadtverordneter. 1972 zog C. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 144 bzw. 142 (Offenbach) in den Bundestag ein. Bei den Wahlen 1976 und 1980 verteidigte er sein Mandat erfolgreich. Seit dem Austritt aus der SPD am 2 7 . 1 . 1 9 8 2 war C. fraktionslos. Er gehörte in allen drei Wahlperioden dem Rechtsausschuß an, in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied, in der 8. Wahlperiode bis September 1979 als Ordentliches, danach und in der 9. Wahlperiode bis Januar 1982 erneut als Stellvertretendes Mitglied. In der 8. Wahlperiode war er Ordentliches (seit September 1979), in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (bis Januar 1982) des Petitionsausschusses. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied bis September 1979 dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an, dessen Ordentliches Mitglied er danach und in der 9. Wahlperiode bis Januar 1982 war. Im November 1982 gründete C. gemeinsam mit dem aus der SPD ausgeschlossenen Karl-Heinz —»Hansen die Partei Demokratische Sozialisten (DS), die er 1985 verließ. Im Februar 1986 wurde er Mitglied des Kreisverbandes der Grünen in Offenbach und vertrat diese 1989/90 als ehrenamtlicher Stadtrat im dortigen Magistrat. 1990-92 gehörte er der PDS an und war von Januar bis August 1991 Mitglied des Parteivorstandes. Ende März 1993 wurde C. wieder in die SPD aufgenommen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Jürgen Roth: A m Tor der Hölle. Strategien der Verführung zum Atomkrieg. Köln

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Corterier 1982. - Hrsg. mit Petra Kelly: Wohin denn wir? Texte aus der Bewegung. Berlin 1982. - Mit Karl-Heinz Hansen: Reden gegen den Strich. Für Abrüstung und Sozialismus. Köln 1983. C o r t e r i e r , Fritz (Louis Wilhelm), * 19.7.1906 Wunstorf, t 27.4. 1991 Karlsruhe. Diplomkaufmann, Bücherrevisor. C. besuchte ein Oberrealschule in Hannover, durchlief 1925-27 eine kaufmännische Lehre in Bremen, studierte Wirtschaftswissenschaften an der Handelshochschule in Berlin, an der Universität Poitiers und an der Handelshochschule in Mannheim und Schloß das Studium als Diplomkaufmann ab. Bis 1933 war er neben dem Studium freier Mitarbeiter an mehreren Zeitungen und Zeitschriften. 1933 wurde C. gemäß der Verordnung zur Säuberung der deutschen Hochschulen von Marxisten und sonstigen volksfeindlichen Studierenden von der Universität Heidelberg/Handelshochschule Mannheim aus politischen Gründen auf Lebenszeit relegiert. Seit 1935 war er freiberuflich Betriebsberater und vereidigter Bücherrevisor in Karlsruhe. 1940-45 nahm C. am Zweiten Weltkrieg teil. 1928 Schloß sich C. dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund und dem Deutschen Republikanischen Studentenbund, 1929 der SPD an. Nach Kriegsende wurde er wieder Mitglied in der SPD und übernahm 1949 den Vorsitz des Ortsvereins Karlsruhe. 1962/63 und 1966/67 war er stellvertretender Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbständiger in der SPD. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) gehörte C. dem Bundestag an, jeweils über die Landesliste Baden-Württemberg gewählt. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen, in der 3. und 5. Wahlperiode des Finanzausschusses, dem er in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. Er war in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (seit März 1955), in der 3. und 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich. In der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes, gehörte er in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Mittclstandsfragcn an. In der 2. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung (bis Oktober 1955) und des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1956). 1958 wurde C. Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. C o r t e r i e r , Peter, * 19.6.1936 Karlsruhe. Jurist (Rechlsanwall), Verwaltungsbeamter, ev. C., Sohn von Fritz —> C. und einer Diplomkauffrau, studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Karlsruhe Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg, Freiburg und Bonn sowie an der Verwaltungshochschule in Speyer. Er legte beide Juristische Staatsexamen ab und wurde 1972 in Bonn mit der Arbeit Der Reichstag. Seine Kompetenzen und sein Verfahren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Dr. jur. promoviert und als Rechtsanwall beim Landgericht Karlsruhe zugelassen. Zunächst als Anwalt tätig, wurde er später Hilfsreferent im Bundesministerium für Wohnungsbau und Städteplanung. 1978-81 war C. Vizepräsident und 1982/83 Präsident der Nordatlantischen Versammlung in Brüssel. 1983/84 leitete er das Büro Washington der Friedrich-Ebert-Stiftung. 1963-67 war C. stellvertretender Bundesvorsitzender, 1967 bis 1969 Bundesvorsitzender der Jungsozialisten in der SPD; 1966 wurde er Mitglied des SPD-Parteivorstandes. 1965-69 war C. Präsident der Atlantischen Vereinigung Junger Politiker, 1967-69 Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft

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der Jungsozialisten in der SPD. Er gehörte dem Beirat von amnesty international an. C. war zunächst in der 6.-9. Wahlperiode (1969-83) Mitglied des Bundestages und rückte in der 10. Wahlperiode am 13.6.1984 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Rainer —» Offergeid nach. In der 6. und 7. Wahlperiode erhielt er ein Direktmandat im Wahlkreis 178 (Karlsruhe), in der 9. Wahlperiode im Wahlkreis 175 (Karlsruhe Stadt); in der 8. und 10. Wahlperiode zog er über die Landesliste Baden-WürUemberg in den Bundestag ein. 1973-77 war C. Mitglied des Europäischen Parlaments. 1980/81 gehörte er dem Fraktionsvorsland an und war Vorsitzender des Arbeitskreises I (Außen- und Sicherheitspolitik, innerdeutsche Beziehungen, Europa- und Entwicklungspolitik) der SPDFraktion, 1981/82 Staats mi nister im Auswärtigen Amt. C. gehörte in allen fünf Wahlperioden dem Auswärtigen Ausschuß an, in der 6. Wahlperiode als Ordentliches, in der 7. als Stellvertretendes Mitglied; in der 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und bis Mai 1977 Stellvertretender Vorsitzender, in der 9. Wahlperiode bis September 1981 Ordentliches, seit Oktober 1982 Stellvertretendes Mitglied und in der 10. Wahlperiode seit Oktober 1984 Ordentliches Mitglied. In der 6. Wahlperiode gehörte er dem Rechtsausschuß bis Dezember 1970 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an; in der 7.-9. Wahlperiode war er dessen Stellvertretendes Mitglied (bis September 1981). In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (seit Januar 1972). 1987 wurde C. Generalsekretär der Nordatlantischen Versammlung in Brüssel. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Helmut Schmidt: Bundestagsreden und Zeitdokumente. Bonn 2 1975. - Betr.: Regierungserklärung Außen- und Sicherheitspolitik. Bonn 1981. C r a m e r , Johann, * 2 9 . 7 . 1 9 0 5 Norden (Ostfricsland), t 14.1.1987 Wilhelmshaven. Redakteur, Verlagsleiter. Der Sohn eines Kleinbauern und Arbeiters machte nach dem Besuch der Volksschule eine kaufmännische Lehre und wurde an der Handelsschule ausgebildet. Danach bei der Ems-Lots-Gesellschaft in Emden, seit 1923 beim Finanzamt in Norden angestellt, wurde C. 1924 Redakteur bei der von dem sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Hermann Tempel geleiteten „Ostfriesischen Volkszeitung" (seit 1926 „Volksbote"), für die er bereits als Lokalreporter tätig gewesen war. Seit 1921 Mitglied der SPD, seit 1922 der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), war C. Vorsitzender der SAJ in Norden, später in Emden und SAJ-Vorsitzender des Unterbezirks Ostfriesland. Bis 1931 saß er der Ortsgruppe Emden des Zentralverbandes der Angestellten und dem Ortskartell der Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände vor. 1931-33 leitete er als Nachfolger von Will Schaber die Redaktion des „Volksblatts" in Saalfeld und wandte sich als Journalist, Parteiredner und Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold gegen NSDAP, KPD und SAP. 1933 verhaftet, betätigte er sich nach der Entlassung als Akzidenzendrucker und Hersteller von Schuheinlagen. 1941-45 nahm er als Rechnungsführer in höheren Stäben am Zweiten Weltkrieg teil. 1946 kehrte C. aus britischer Gefangenschaft nach Ostfricsland zurück, war kurzzeitig Betriebsprüfer beim Arbeitsamt Emden, dann Leiter des Krciswirtschaftsamtes Norden und seit 1947 Lizenzträger und Redakteur der „Nordwcstdeutschen Rundschau" (später „Wilhelmshavener Presse"); seit 1952 war er Geschäfts- und Verlagsleiter, nach dem Ausscheiden von Oskar Hünlich 1954 auch Chefredakteur und trat 1970 in den Ruhestand. Am Wiederaufbau der SPD in Ostfriesland beteiligt und später stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks

Curdt Weser-Ems, war C. 1948/49 Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. C. wurde erstmals in der 1. Wahlperiode (1949-53) für den Wahlkreis 3 (Wilhelmshaven) in den Bundestag gewählt. 1957-72 war er erneut Mitglied des Bundestages, in der 3. und 5. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste Niedersachsen, in der 4. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 25 (Wilhelmshaven-Friesland), in der 6. Wahlperiode des Wahlkreises 21 (Wilhelmshaven). Als Vorsitzender des Ausschusses für Post- und Fcrnmcldcwcsen (1949-53) war C. maßgeblich an der Verabschiedung des Postvermögensgesetzes beteiligt. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehrswesen, in der 2. und 3. dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen an; in der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Postausschusscs, in der 6. Wahlperiode bis November Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. Er war in der 1. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses und des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis Ende Dezember 1949), in der 1. und 2. Wahlperiode des Haushaltsausschusses. In der 3. Wahlperiode zunächst bis November 1960 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, gehörte ihm danach sowie in der 4.-6. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der rote November 1918 - Revolution in Wilhelmshaven. Wilhelmshaven 1968. - J. C. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 1. Boppard am Rhein 1982, S. 255-314. C r e t e r , Klaus-Peter, * 8 . 4 . 1 9 4 3 Gera (Thüringen). Elektroingenieur, cv. Nach dem Besuch der Grundschule in Gera und einer Lehre als Elektromonteur (bis 1960) erwarb C. an einer Abendschule (1962-65) die Mittlere Reife und leistete 1965/66 Wehrdienst. Er arbeitete als Elektromonteur, wurde nach einem Meislerkurs (1971-73) Elektromeister, nach einem Fernstudium an der Ingenieurschule Hermsdorf (1974-79) Elektroingenieur und war bis 1989 Abteilungsleiter für Elektrotechnik im Werkzeugmaschinenbau. 1989 wurde er Geschäftsführer der Handwerkskammer Ostthüringen. 1972 trat C. der CDU bei. Er wurde CDU- Orts Vorsitzender und stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender, 1989 CDUKreisvorsitzender von Gera-Stadt. Vom 18.3. bis 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er für die CDU der Volkskammer an (Wahlkreis 06, Listenplatz 1, Bezirk Gera). Seit 3 . 1 0 . 1 9 9 0 war C. für die CDU Mitglied des Bundestages, dem er bis zum Ende der 11. Wahlperiode angehörte. Eine Kandidatur für die 12. Wahlperiode war erfolglos. C r o n e n b e r g , Dieter-Julius, * 8 . 2 . 1 9 3 0 Neheim (Sauerland). Jurist, Unternehmer, kath. C., Sohn eines Kaufmanns, bestand 1951 das Abitur und studierte 1951/52 in Lausanne (Hautes Etudes Commercial), 1952 in Aix-en-Provence (Faculté des droits), 1952/53 und 1955/56 an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster. 1954/55 war er Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Studentenschaften und an den Beratungen zum „Honnefer Modell" zur Studienförderung beteiligt. 1958 legte C. das Erste Juristische Staatsexamen ab, war Volontär in verschiedenen Unternehmen und trat 1960 in die Firma Julius Cronenberg o . H . in Arnsberg ein. Er wurde Mitinhaber dieses Betriebs sowie anderer mittelständischer Unternehmen. C. gehörte dem Vorstand des Wirtschafts Verbandes Stahlverformung, dem Aufsichtsrai der Induslrieverwaltungsgesellschaft AG, Bonn, dem Verwaltungsrat der Bundesanstalt

für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BVS), dem Beirat und der Mitgliederversammlung der Gothaer Versicherungsbank VVaG, Köln, und dem Bezirksbeirat Wuppertal der Deutschen Bank AG an. Er war stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates der Bundesstiftung „Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens" und Mitglied des Beirates „Bad Nauheimer Gespräche". 1961 trat C. in die FDP ein. Er war zeitweilig Orts- und Kreisvorsitzender, seit 1969 stellvertretender Bezirksvorsitzender, gehörte seit 1973 dem Landesvorstand an und wurde 1974 Bezirksvorsitzender. Seit 1969 war er Fraktionsvorsitzender im Stadtrat von Neheim-Hüsten, 1975-77 im Sladtral von Arnsberg. In der 8.-12. Wahlperiode (1976-94) war C. Mitglied des Bundestages, jeweils über die Landesliste NordrheinWestfalen gewählt. 1979 wurde er stellvertretender Fraklionsvorsitzender. Als sozialpolitischer Sprecher seiner Fraktion arbeitete er federführend an der Renten- und Gesundheitsreform mit. 1984-94 war C. Vizepräsident des Bundestages. In der 8.-12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (seit Oktober 1992 als Stellvertretendes Mitglied), in der 11. Wahlperiode dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Familie und Senioren (seit Oktober 1992) an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis März 1978), in der 8., 10. und 11. Wahlperiode des Finanzausschusses und in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft. 1995 wurde C. von der Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen Bundestages und des Europäischen Parlaments e. V. als Beisitzer in deren Vorstand gewählt. C. erhielt 1995 die Verdienstmedaille der Deutschen Rentenversicherung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Liberalismus und staatliche Sozialpolitik - Möglichkeiten und Grenzen. In: liberal 31 (1989) Heft 1, S. 37-41. - Weg von der Taschengeldgesellschaft. Liberale Sozialpolitik in den neunziger lahren. In: liberal 37 (1995) Heft 1, S. 88-97. DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. C u r d t , Lothar, * 8.6. 1928 Nikolausberg (heute zu Göttingen). Schriftsetzer, Gewerkschaftsfunktionär, ev. C. durchlief nach der Mittleren Reife eine Schriftsetzerlehre legte 1948 die Gehilfenprüfung ab und war bis 1964 in seinem Beruf tätig. Er wurde dann Bezirkssekretär der IG Druck und Papier und war 1973-76 Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks Göttingen. Er war Betriebsratsvorsitzender beim SPD-Bezirk Hannover und Mitglied des SPDGesamtbetriebsrates. 1946 wurde C. Mitglied der IG Druck und Papier. Er war Jugendleiter und 1961 -73 Bezirksvorsitzender der IG Druck. Er wirkte als Arbeitsrichter, als Sozialrichter, war Versichertenältester der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte und gehörte bis 1974 der Vertreterversammlung der Landesversicherungsanstalt Hannover an. 1955 wurde C. Mitglied der SPD und Mitglied des SPDUnterbezirksvorstandes Göttingen. Er war Ratsherr in Grone und Göttingen, Mitglied des Kreistages Göttingen, 1970-73 Landrat und bis Oktober 1976 stellvertretender Landrat. C. gehörte dem Vorstand des Kirchcnkrcistagcs sowie dem Sprcngelbeirat Göttingen an und war Vorsitzender des Aufsichtsrates der gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Volksheimstätte Göttingen. In der 8.-10. Wahlperiode (1976-87) war C. Mitglied des Bundestages; in der 8. und 9. Wahlperiode wurde er im Wahlkreis 49 (GöUingen) direkt gewählt, in der 10. Wahlperiode über die Landesliste Niedersachsen. Er war in der

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Czaja 8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis September 1979) und des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9. und 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr. In allen drei Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an (bis Oktober 1986). Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag wurde C. Geschäftsführender Gesellschafter der Wender Druckerei GmBH in Göltingen. Czaja, Herbert (Helmut), * 5. 11. 1914 Teschen (Oberschlesien), t 18.4.1997 Stuttgart. Gymnasiallehrer, kath. C., Sohn des Notars Albert C. und seiner Frau Luise, geb. Smckal, geboren im zunächst östcrrcichischcn, dann dem polnischen Staatsgebiet zugcschlagcncn Teschen, bcsuchtc bis 1933 das deutsche Staatsgymnasium in Bielitz (Polen), wo er das Abitur ablegte. Er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Krakau und Wien, legte 1938 die Staatsprüfung für das Lehramt ab und wurde 1939 mit der Arbeit Stefan Georges Ringen um ein autonomes Menschentum promoviert. In der Vorkriegszeit engagierte er sich auch im Krakauer Arbeitskreis katholisch-deutscher Hochschüler, im Wiener Akademischen Verein „Logos", im dortigen Deutschen Verband zur nationalen Befriedung Europas sowie in der Christlichen Deutschen Volkspartci in Oberschlesien. 1939 war C. zunächst Lehrer im Gymnasium Mielec (Mieletz), dann kurzfristig Universitätsassistent an der Universität Krakau und 1941/42 Lehrer in Sakophane und Przemysl. 1942-45 leistete er Wehrdienst. Aus Oberschlesien 1946 vertrieben, arbeitete er zunächst als Aushilfslchrcr, bis er 1948 als Studienrat in Stuttgart angestellt wurde. Seit 1953 war er für seine politische Tätigkeit vom Schuldienst beurlaubt. Bereits 1946 war C. der Jungen Union in der CDU beigetreten. Er gehörte zu den Gründern der Union der Heimatvertriebenen in der CDU, deren Vorsitzender für Nordwürttemberg er 1952 wurde. Als Stadtrat in Stuttgart (1947-53) engagierte er sich vor allem in Vertriebenenfragen. 1948 wurde er Mitglied des dortigen CDU-Kreisvorstandes. Für die Vertriebenenfrage war C. auch in anderen Organisationen tätig, u. a. im Kreisflüchtlingsausschuß, im Kreissiedlungsausschuß (Schwerpunkt: Lager- und Bunkerbetreuung, sozialer Wohnungsbau). Er war Gründer und stellvertretender Aufsichtsrat der Vertriebenengenossenschaft „Neues Heim". Er gehörte zum Katholikenausschuß der Diözese Rottenburg und zum Vorstand bzw. Beirat der Ackermann-Gemeinde in Württemberg. Seit 1967 war er auch Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Seit dem 6.9.1953 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort leitete er u. a. die Arbeitsgruppe für Vcrtricbcncnund Flüchtlingsfragen der CDU/CSU-Fraktion. Seit 1964 war er zudem Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Oberschlesier (LdO), seit 1969 auch deren Sprecher. 1970 übernahm er den Vorsitz des Bundes der Vertriebenen (BdV), des 1958 gegründeten Dachverbandes der Vertriebenenverbände. C.s Vorgänger Reinhold —» Rehs hatte kurz zuvor resigniert, nachdem er im selben Jahr aus Protest gegen die Verhandlungen mit dem Osten die SPD verlassen und zur CDU gewechselt war. Auch C. beharrte als BdV-Präsident darauf, die Grenzfrage im Osten offcnzuhalten, und galt als harscher und fundamentalistischer Kritiker der Ostverträge. In den achtziger Jahren erreichte er eine juristische Beurteilung der Ostverträge in seinem Sinne vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe: (1) Die Verträge präjudizierten keine Grenzfestschreibung. (2) Die Verträge seien nur für die Bundesrepublik, nicht aber für das weiterbestehende, aber handlungsunfähige Deutsche Reich bindend. (3) Die Alliierten seien allein berechtigt, die Grenzfrage bindend zu

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regeln. (4) Souveränitätsrechte seien aus dem vorläufigen Besitz der Gebiete nicht abzuleiten. Publizistischen Wirbel erzeugte 1985 das unter anderem auf ihn zurückgehende Motto des Schlesier-Treffens in Hannover „Schlesien bleibt unser", das außerhalb der Vertriebenenverbände als wirklichkeitsfremd angesehen wurde. C.s Bundestagsmandat war bereits vor 1987 umstritten. Er wurde jedoch noch einmal gewählt, was nicht zuletzt auf die Unterstützung durch Bundeskanzler Helmut —>Kohl und den baden-würtlembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth zurückzuführen war. Aus dem CDU-Landesverband schied C. im August 1987 aus, konnte aber auf dem Weg der Kooption wieder zurückkehren. 1990 endete sein Bundestagsmandat endgültig. Harsche Kritik fand er jetzt für die CDU und die Wiedervereinigungspolitik. Er lehnte den am 14.11.1990 abgeschlossenen Vertrag zur Anerkennung der Odcr-Ncißc-Linic ebenso wie den Nachbarschaftvertrag mit Polen vom 17.6.1991 kategorisch ab. Insbesondere Außenminister —» Genscher warf er Verzichtspolitik vor. Die starre Haltung des BdV-Präsidenten stieß jetzt auch im Vertriebenenverband auf Kritik. Der BdV-Generalsekretär Hartmut —> Koschyk fürchtete um die Politikfähigkeit der Vertriebenenorganisationen und warf C. Realitätsverlust vor. C. setzte sich 1991 gegen Koschyk durch, der im Juni des Jahres zurücktrat. Der mittlerweile 78jährige Präsident wurde 1992 mit 63 von 97 Stimmen noch einmal im Amt bestätigt. Nach Ablauf dieser Amtszeit verzichtete er im April 1994 auf eine erneute Kandidatur. Im Bundestag, in den er zunächst jeweils über die Landesliste Baden-Württenberg, 1983 und 1987 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 163 (Stuttgart-Nord) gewählt wurde, gehörte C. folgenden Ausschüssen an: In der 2.-4. Wahlperiode war er Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich (in der 2. Wahlperiode bis Januar 1957 Stellvertretendes Mitglied), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, in der 3. des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht, in der 4. des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, in der 5. des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen, in der 6. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen, in der 7. des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik, dem Ausschuß für Jugendfragen und dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von März bis September 1955), als Ordcntlichcs Mitglied dem Ausschuß für Hcimatvcrtricbcne an, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 3. und 4. Wahlperiode war. In der 3. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 4. des Finanzausschusses und des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes, in der 5. des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden. In der 4.-11. Wahlperiode war C. Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (von Juni 1964 bis Januar 1965 Stellvertretendes Mitglied), in der 7.-8. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (seit Februar 1973; in der 9. Wahlperiode bis Dezember 1981), in der 8.-11. Wahlperiode des Innenausschusses. C. erhielt 1984 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wie kommt man zu einem Familienheim. Bonn 1957, 4 1962. - Ausgleich mit Osteuropa. Versuch einer europäischen Friedensordnung. Stuttgart 1969. - Beziehungen zu Polen und der Tschechoslowakei, ο. Ο. 1979. - Materialien zu Oder-Neiße-Fragen. Eine Dokumentation zur Rechtslage Deutschlands und der Deutschen nach dem Völkerrecht und Grundgesetz unter besonderer Berücksichtigung der Gebiete östlich von Oder und Neiße.

Czermak Bonn 1982. - Die Charta als Grundlage einer gesamteuropäischen Friedensordnung. Kulturelle Arbeitshefte 22. Hrsg. vom Bund der Vertriebenen. Bonn 1990. - Unterwegs zum kleinsten Deutschland? Mangel an Solidarität mit den Vertriebenen. Marginalien zu 50 Jahren Ostpolitik. Frankfurt am Main 1996. LITERATUR: Waldemar Zylla (Hrsg.): Frieden durch Mcnschcnrcchtc. Festschrift für H. C. Dülmen 1984. Nachlass: Bundesarchiv, Koblenz; Archiv für ChristlichDcmokratischc Politik der Konrad-Adcnaucr-Stiftung, Sankt Augustin. Bernd Stöver C z a s c h e - M e s e k e , Hedda H> Weddel, Hedda von. Czempiel, Christa, geb. Dahlhoff, * 28.2.1925 Berlin. Journalistin, kath. C. studierte nach dem Abitur Kunstgeschichte und Romanistik in Mainz, Paris und Berlin und wurde 1955 an der Freien Universität Berlin mit der Arbeit Das romantische und realistische Landschaftsbild in Frankreich. Analyse und Vergleich zum Dr. phil. promoviert. Seit 1953 war sie Journalistin. C. Schloß sich der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden, der Arbeiterwohlfahrt sowie dem überparteilichen Frauenverband an und arbeitete im Bensberger Kreis mit. 1969 trat C. in die SPD ein. 1972 wurde sie Stadtverordnete in Marburg, 1973 Vorsitzende des SPD-Ortsvereins der Stadt. 1975 übernahm sie den stellvertretenden Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen HessenNord. 1976 wurde sie Vorsitzende der SPD-Stadtratfraktion in Marburg, 1985 Vorsitzende des Marburger Stadtparlaments. Am 22.1.1979 rückte C. für den verstorbenen Abgeordneten Egon Höhmann über die Landesliste Hessen in den 8. Deutschen Bundestag nach, aus dem sie mit Ende der Wahlperiode 1980 wieder ausschied. 1983 wurde sie über die hessische Landesliste erneut in den Bundestag gewählt. In der 8. Wahlperiode war sie seit Februar 1979, in der 10. Wahlperiode bis September 1983 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In beiden Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit Februar 1979). 1984 als Staatssekretärin mit der Wahrnehmung der Interessen Hessens beim Bund betraut, legte C. ihr Bundestagsman-

dat zum 5.7.1984 nieder. Als 1985 der hessische Minister für Landwirtschaft und Forsten, Willi Görlach, das Amt des Bevollmächtigten des Landes Hessen beim Bund übernahm, wurde C. dessen Stellvertreterin in Bonn. Nach dem Regierungswechsel in Hessen 1987 wurde sie in den Ruhestand versetzt. C z e r m a k , Fritz, * 24.3.1894 Prijedor (Bosnien), f 9.4.1966. Jurist (Rcchtsanwalt), kath. C. bcsuchtc die Rcalschulc in Olmütz. 1912-14 studierte er Rechtswissenschaft in Wien, nahm in der k. u. k. Armee am Ersten Weltkrieg teil und setzte 1918-20 sein Studium in Wien fort. 1925-39 und von 1943 bis Mai 1945 war C. Rechtsanwalt, 1939-42 Regierungskommissar (Bürgermeister) in Olmütz. 1942/43 gehörte er der Deutschen Wehrmacht an. Bei Kriegsende geriet er in russische Gefangenschaft, war einige Monate im Konzentrationslager Auschwitz interniert und wurde bis Juni 1946 in einem Lager bei Moskau gefangengehalten. Nach der Rückkehr saß er bis Februar 1947 in Untersuchungshaft in Olmütz. Nach dem Freispruch durch das tschechische Volksgericht siedelte er nach Hessen aus und war seit Oktober 1948 Rechtsanwalt in Büdingen, seit Sommer 1951 in Frankfurt am Main. C. war Zweiter Landesvorsitzender des Landesverbandes der Heimatvertriebenen in Hessen. In der 2. Wahlperiode gehörte er bis zum 31. 8.1954 dem Hcssischcn Landtag an; 1950-53 war er Vorsitzender der Landtagsfraktion des Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) bzw. des Gesamtdeutschen Blocks/Β HE. In der 2. Wahlperiode (1953-57) wurde C. über die GB/ BHE-Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt. Am 14. 7. 1955 wechselte er zur FDP-Fraktion. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (bis Juli 1955; seit September 1955 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Lastenausgleich und des Ausschusses für Heimatvertriebene (bis Juli 1955 und seit März 1957 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (bis November 1953) und dem Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (bis Juli 1955) an.

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D D ä u b l e r - G m e l i n , Herta, geb. Gmelin, * 12.8.1943 Bratislava. Juristin (Rechtsanwältin), Hochschullehrerin, ev. Nach dem Abitur 1962 an einem neusprachlichen Gymnasium in Tübingen, wo ihr Vater, ein Jurist, 1954-74 Oberbürgermeister war, studierte D.-G. Geschichte, Volkswirtschaft, Rechtswissenschaft und Politikwissenschaften an den Universitäten Tübingen und Berlin, legte 1969 das Erste, 1974 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde 1975 mit der Arbeit Bildungsurlaub für Arbeitnehmer. Ein Weg zur Verwirklichung des Grundrechts auf Bildung? zum Dr. jur. promoviert. Seit 1974 ist D.-G. als Rechtsanwältin tätig, zunächst in Stuttgart, dann in Berlin, spezialisiert auf Europarecht, Medien- und Telckommunikationsrccht. Seit dem Sommcrsemcster 1992 hält sie regelmäßig Lehrveranstaltungen zu Themen aus dem Bereich Recht und Politik am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. 1995 wurde D.-G. zur Honorarprofessorin ernannt. 1965 trat D.-G. als Mitglied des Allgemeinen StudentenAusschusses in Berlin in die SPD ein. 1 9 7 1 Π 2 war sie Vorsitzende des SPD-Kreis Verbandes Tübingen, 1971-76 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) Baden-Württemberg, außerdem Mitglied des Landesvorstandes der SPD Baden-Württemberg. 1978 wurde sie Mitglied des SPD-Bundesvorstandes, 1982 des Präsidiums der SPD. 1988-97 war D.-G., die sich lange Zeit für die Einführung der Quotenregelung zur angemessenen Vertretung von Frauen in Führungspositionen der SPD eingesetzt hatte, stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD. 1988 wurde sie Kirchenbeauftragte der SPD. 1997 erfolgte ihre Wahl in den Partei vorstand. Seit 1972 gehört D.-G. dem Bundestag an, in den sie in der 7.-13. Wahlperiode über die Landesliste Baden-Württemberg, in der 14. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 194 (Tübingen) gewählt wurde. 1980-83 war sie Vorsitzende des Rechtsausschusses, 1983-93 stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, 1994-98 Vorsitzende der Arbeitsgruppe Rechtspolilik und Justitiarin der SPD-Fraktion. Ihre Kandidatur für die Nachfolge des 1993 ausscheidenden Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, Ernst-Gottfried Mahrenholz, scheiterte. Während der Vorbereitung der Vereinigung von BRD und DDR war D.-G. stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Deutsche Einheit. Ihr Vorschlag zur „Fortentwicklung des Grundgesetzes zur gesamtdeutschen Verfassung" durch einen „Verfassungsrat" wurde von C D U / C S U und FDP abgelehnt und führte zur gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat. In der 7.-9. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. Dem Rechtsausschuß gehörte sie in der 7. und 8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an (seit Mai 1977 stellvertretende Vorsitzende), in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied und in der 11.-13. Wahlperiode wieder als Ordentliches Mitglied. In der 7. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit Juni 1974), in der 8. Wahlperiode des Sportausschusses (seit September 1977). Dem Innenausschuß gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied in der 8. Wahlperiode seit September 1977 sowie in der 10. Wahlperiode an. In der 9. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Wahlmänneraus-

schusses und Stellvertretendes Mitglied des Richterwahlausschusses, dem sie auch in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied und in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 10. und 11. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses nach Art. 53a des GG sowie Ordentliches Mitglied des Wahlmännerausschusses gem. § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht. Dem Vermittlungsausschuß gehörte sie in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 10. Wahlperiode war sie Vorsitzende des Arbeitsbereiches Gleichstellung der Frauen und in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (seit Oktober 1993). Seit Oktober 1998 ist D.-G. Bundesministerin der Justiz. D.-G. gehört dem Beirat der Karlsruher Lebensversicherung AG, dem Kuratorium des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht, Freiburg, dem Kuratorium der Ceres-Stiftung e. V., Tübingen, und dem Kuratorium des Evangelischen Studienwerks Villigst e.V., Schwerte, an. Sie ist Mitglied der Kammer für Sozialordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland, der World Women Parliamentarians for Peace, der Parliamentarians for Global Action, der Arbeiterwohlfahrt, der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Marie-Schlei-Stiftung und des Kuratoriums „Lebenshilfe". Sie ist Schirmherrin der Deutsche Morbus-Crohn/Colitis Ulcerosa Vereinigung e. V., des Selbsthilfeverbandes Muskelkranke in Baden-Württemberg e. V. und der Epilepsie-Selbsthilfegruppen Baden-Württemberg. VERÖFFENTLICHUNGEN: Frauenarbeitslosigkeit oder Reserve zurück an den Herd! Reinbek bei Hamburg 1977. Mit Heide M. Plarr und Marianne Weg: Mehr als nur gleicher Lohn. Handbuch zur beruflichen Förderung von Frauen. Hamburg 1985. - Mit Marianne Müller: Wir sind auch noch da! Ältere Frauen zwischen Resignation und Selbstbewußtsein. Bonn 1985. - Mit Wolfgang Adlerstein: Menschengerecht, Arbcitswclt, Genforschung, Neue Technik, Lebensformen, Staatsgewalt. Heidelberg 1986. - Forschungsobjekt Mensch: Zwischen Hilfe und Manipulation. Heidelberg 1986. - Mit Renate Faerber Husemann: § 218. Der tägliche Kampf um die Reform. Bonn 1987. - Hrsg.: Gegenrede. Aufklärung, Kritik, Öffentlichkeit. Festschrift für Ernst Gottfried Mahrenholz. Baden-Baden 1994. - Hrsg.: Gestalten und dienen. Fortschritt mit Vernunft. Festschrift für Hans-Jochen Vogel zum 70. Geburtstag. Baden-Baden 1996. - Sexueller Mißbrauch - die Einsamkeit der Opfer. Die Hilflosigkeit der Justiz. München 1997. LITERATUR: H. D.-G. Rangehen und anpacken. In: Renate Lepsius: Frauenpolitik als Beruf. Gespräche mit SPDParlamentarierinnen. Hamburg 1987, S. 269-285. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEberl-Stiftung, Bonn. D a h l g r ü n , Rolf, * 19.5.1908 Hannover, t 19.12.1969 Hamburg. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. D., Sohn eines Tierarztes, besuchte ein Realgymnasium und bestand 1928 das Abitur. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Göltingen, legte 1931 das Referendarexamen ab, war nach dem Zweiten Juristischen Staatsex-

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Dahrendorf amen (1935) Assessor beim Gaujägermeister in Hannover und wurde 1938 in Göttingen mit der Arbeit Die Jagdwilderei nach Paragraph 292 RStGB. in der Fassung des Gesetzes vom 28. Juni 1935 zum Dr. jur. promoviert. Seit 1936 leitete er als Justitiar die Rechtsabteilung der Phönix-Gummiwerke AG in Hamburg-Harburg. 1939-45 war er Hcimatflakkanonicr auf dem Gelände der Phönix-Werke. 1949 Schloß sich D. der FDP an, die er 1953-57 in der Hamburger Bürgerschaft vertrat. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) gehörte D. dem Bundestag an, jeweils mit einem Mandat der Landesliste Hamburg. Er war in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied (seit Oktober 1959), in der 4. Wahlperiode Vorsitzender (bis Dezember 1962) des Wirtschaftsausschusses, in der 3. und 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (von April 1958 bis Oktober 1959 bzw. von Juli 1968 bis April 1969). In der 3. Wahlperiode war er bis April 1958 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses. 1962 wurde D. Bundesminister der Finanzen. Vor allem die hohen Verteidigungs- bzw. Stationierungskosten und Sozialausgaben bestimmten die Bundeshaushalte während seiner Amtszeit. A m 27.10.1966 trat D., dem im Kampf gegen das Ausgabenwachstum kein Erfolg beschieden war, zusammen mit den anderen FDP-Ministern —» Mende, —» Scheel und - ^ B ü c h e r zurück, nachdem die FDP-Fraktion die Haltung ihrer Minister in der Haushaltsfragc nicht mitgetragen hatte. 1969 kandidierte D. nicht mehr bei den Bundestagswahlen. Anfang Dezember 1969 wurde D. Vizepräsident des Deutschen Fördervercins der Stiftung „Aktion Natur in Gefahr" des World Wildlife Fund. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Finanzpolitik des Bundes. Bonn 1963. - Steuergerechtigkeit durch Steuersenkung. Bonn 1964. - Bundeshaushalt 1964. Bonn 1964. LITERATUR: Haushaltsreden Dr. Heinz Starke, Dr. R. D„ Dr. h. c. Kurt Schmücker 1962-1966. Dokumente, Hintergründe, Erläuterungen. Hrsg. vom Bundesministerium der Finanzen. Bearb. von Kurt-Dieter Wagner. Bonn 1995. - Joachim Detjen: R. D. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 194-198. D a h r e n d o r f , Lord Ralf (Gustav), Baron of Clare Market, * 1.5.1929 Hamburg. Soziologe, Hochschullehrer. Der Sohn eines sozialdemokratischen Redakteurs und Rcichstagsabgcordnetcn wuchs in Berlin und im brandenburgischen Buckow auf. Die Oberschulzeit seit 1938 wurde durch eine Gestapo-Haft 1944/45 unterbrochen. Nach dem Abitur am Heinrich-Hertz-Gymnasium in Hamburg studierte D. ebenda 1947-52 Philosophie und Klassische Philologie und wurde 1952 mit der Dissertation Der Begriff des Gerechten im Denken von Karl Marx zum Dr. phil. promoviert. Daran Schloß sich ein Aufbaustudium in Soziologie an der London School of Economics an, wo D. 1956 den Ph.D. erwarb. Als Assistent an der Universität Saarbrücken habilitierte er sich 1957 mit einer Schrift über Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft. Danach war D. Professor fiir Soziologie an der Akademie für Gemeinwirtschaft in Hamburg (1958-60) und an den Universitäten Tübingen (1960-66) und Konstanz (1966-69, 1984-86), Direktor der London School of Economics (1974-84) und Warden des St. Anthony's College in Oxford (1977-87). Hinzu kamen zahlreiche Gastprofessuren bzw. Forschungsaufenthalte, u.a. in Palo Alto (1957), an der Columbia University (1960) und bei der Sage Foundation in New York (1986/87).

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D. war 1947-52 Mitglied der SPD, trat im Oktober 1967 in die FDP ein und profilierte sich dort mit aufschcncrrcgenden Reden im baden-württcmbcrgischcn Landesverband und beim Bundesparteitag Anfang 1968, wo die Weichen für eine koalitionspolitische Neuorientierung der Partei gestellt wurden. Im selben Jahr wurde D. Mitglied des Landes- und des Bundesvorstandes der FDP und für den Wahlkreis Stuttgart III in den baden-württembergischen Landtag gewählt, wo er den stellvertretenden Fraktionsvorsitz übernahm. Als FDP-Bezirksvorsitzender in Konstanz zog er 1969 über die baden-württembergische Landesliste unter Aufgabe seines Landtagsmandats in den Bundestag ein. Walter —»Scheel machte ihn nach Bildung der ersten sozial-liberalen Koalition zum Parlamentarischen Staatssekretär im Auswärtigen Amt, zuständig für die auswärtige Kulturpolitik. Bereits im Juli 1970 wechselte D. als Kommissar für Außenhandel und Äußere Beziehungen zur EG-Kommission nach Brüssel. Sein Bundestagsmandat legte er im August 1970 nieder. Obgleich 1974 auch aus dem FDP-Vorstand ausgcschieden, kehrte D. Ende 1982 nochmals in die Bundespolitik zurück, als die FDP wegen der sog. „Wende" in eine Krise geraten war. D. übernahm die Führung der parteinahen FriedrichNaumann-Stiftung, um von dort auf die Konsolidierung des deutschen Liberalismus Einfluß zu nehmen. Nach dem Ende seiner Amtszeit als Stiftungsvorsitzender im Dezember 1987 wechselte er endgültig nach Großbritannien, wo er ein halbes Jahr später den Liberal Democrats beitrat und - seit 1982 geadelt - 1993 zum Baron of Clare Markets mit Sitz im Oberhaus erhoben wurde. Seine politische Karriere begann D. als Kritiker der bundesrepublikanischen Gesellschaft, insbesondere ihres Bildungssystems aus einer wcstlich-libcralcn Position, worin er mit anderen Linksliberalen wie Hildegard —> Hamm-Brücher übereinstimmte. Er gehörte zu denen, die in und mit der FDP eine „Politik der Bürgerrechte für alle" durchsetzen wollten. Infolge der ökonomischen und sozialen Entwicklungen der siebziger Jahre veränderte er seine Position dahingehend, daß für ihn zunehmend Institutionen und „Ligaturen" für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft an Bedeutung gewannen. So trat er 1968 für eine Direktwahl der Exekutive ein; 1983 warnte er vor einer „Zerstörung der Demokratie" durch zuviel Demokratisierung, durch die „ständige Teilhabe an allem". In einem Grundsatzreferat forderte D. im März 2001 schließlich, der Aushöhlung der repräsentativen Demokratie durch eine umfassende „Modernisierung der Parlamente" auf europäischer und nationaler Ebene im Hinblick auf „Regierungskontrollc, Gesetzgebung [und] Wählerkontakte" entgegenzuwirken. Das vielfältige ehrenamtliche Engagement von D. richtete sich vor allem auf den Wissenschafts- und den karitativen Sektor, u. a. 1968-70 als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und seil 1997 als Vorsitzender des Council for Charitable Support. VERÖFFENTLICHUNGEN: Homo S o c i o l o g i e s . Opladen 1958, 15 1977. - Bildung ist Bürgerrecht. Hamburg 1965, 2 1968. - Gesellschaft und Demokratie in Deutschland. München 1965. - Pfade aus Utopia. München 1967, 4 1986. Für eine Erneuerung der Demokratie in der Bundesrepublik. München 1968. - Liberale Politik für eine moderne Gesellschaft. Kiel 1968. - Demokratie an der Basis. In: liberal 15 (1972) S. 514-526. - Konflikt und Freiheit. Auf dem Weg zur Dienstklassengesellschaft. München 1972. - Plädoyer für die Europäische Union. München 1973. - Der Liberalismus und Europa. München/Zürich 1980 (zuerst 1979 italienisch). Die Chancen der Krise. Über die Zukunft des Liberalismus. Stuttgart 1983. - Reisen nach innen und außen. Aspekte der Zeit. Stuttgart 1984. - Mit Martin Vogt: Theodor Heuss. Politiker und Publizist. Tübingen 1984. - Fragmente eines neuen Liberalismus. Stuttgart 1987. - The Modern Social

Daniels Conflict. An Essay on the Politics of Liberty. London 1988, 2 1990, dt. Stuttgart 1992. - Liberale und andere. Portraits. Stuttgart 1994. - Oberhaus. In: Ders.: Europäisches Tagebuch. Güttingen 1995, S. 81-93. - Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit. München 2000. - Stirbt der Parlamentarismus? In: Mut. Forum für Kultur, Politik und Geschichte 407, Juli 2001, S. 10-17. LITERATUR: Harmut Jäckel: Wahlführer 1969. Politiker, Parteien und Programme. München 1969. - Arnulf Baring: Machtwechsel. Die Ära Brandt-Scheel. Stuttgart 1982. Kurt Sontheimer: Zeitenwende. Hamburg 1983. - Gilbert Grätzel: Freiheit, Konflikt und Wandel. Bemerkungen zum Liberalismus-Verständnis bei R. D. In: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 2 (1990) S. 11-45. - Hansgert Peisert: Wanderungen zwischen Wissenschaft und Politik. Biographische Notizen über R. D. In: Ders. und Wolfgang Zapf (Hrsg.): Gesellschaft, Demokratie und Lebenschancen. Festschrift für R. D. Stuttgart 1994, S. 3-40. Jürgen Frölich D a l l m e y e r , Harm, * 16.12.1942 Eckernförde, t 11.4.1983 Schleswig. Offizier, ev. Nach der Mittleren Reife an der I. Kieler Mittelschule (1960) durchlief D. eine Lehre als Zimmermann und trat nach der Gesellenprüfung 1963 in die Bundeswehr ein. Seit 1965 Offizier, war er 1965-67 Zugführer im Schweren Pionierbataillon 620 Schleswig, 1967-70 Personaloffizier, 1970-72 Kompaniechef einer Pionierkompanie und 1972-74 Offizier für Gefechtsführung, Organisation und Ausbildung des Bataillons. 1974 wurde er Major sowie Adjutant und Zentraldezernent beim Chef des Stabes im Territorialkommando Schleswig-Holstein. 1974 besuchte er einen Verwendungslehrgang für Personalstabsoffizicre. D. war Mitglied des Deutschen Bundeswehrverbandes und des Personalrates im Territorialkommando Schleswig-Holstein. D. trat 1971 in die CDU ein, wurde 1974 Mitglied des Ortsvorstandes der CDU Schleswig, 1976 Mitglied des Kreisvorslandes Schleswig-Flensburg und war Vorsitzender des Krcisfachausschusses Wehrpolitik. Von Dezember 1976 bis Oktober 1980 war er Generalsekretär der CDU SchleswigHolstein. 1977 wurde er Mitglied des Landes Vorstandes der CDU Schleswig-Holstein und war 1978-80 Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Schleswig. 1974-80 gehörte er der Ratsversammlung in Schleswig an und war stellvertretender Fraktionssprecher sowie Vorsitzender des Arbeitskreises Sladtentwicklung. Von Ende April 1979 bis Oktober 1980 vertrat er den Wahlkreis 8 im Landtag von SchleswigHolstein. In der 9. und 10. Wahlperiode (1980-87) war D. Mitglied des Bundestages; 1980 wurde er über die Landesliste SchleswigHolstein, 1983 im Wahlkreis 1 (Flensburg-Schleswig) direkt gewählt. In der 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit Oktober 1982). A m 11.4.1983 legte er sein Mandat nieder. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. D a m m , Carl, * 2 0 . 2 . 1 9 2 7 Koblenz, f 8.12.1993 Hamburg. Lehrer, Rektor, kath. Nach dem Abitur 1944 war D. Luftwaffenhelfer, wurde 1945 bei einem Fronteinsatz verwundet und geriet in sowjetische Gefangenschaft. 1946-49 studierte er Pädagogik, Philosophie und Geschichte an der Universität Hamburg und legte die Erste und die Zweite Lehrerprüfung ab. 1949-56 war er Lehrer an der Katholischen Schule in Hamburg, 1956-59 Studienrat an der Hamburger Handelsschule I, 1959-65 Leiter der Ka-

tholischen Schule in Hamburg-Wilhelmsburg. 1966 wurde er Reserveoffizier der Luftwaffe. 1953-66 gehörte D., Mitglied der CDU, der Hamburger Bürgerschaft an. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) war D. mit einem Mandat der Landesliste Hamburg Mitglied des Bundestages. Er war in allen vier Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses sowie in der 5. und 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (seit Mai 1970). 1966-69 gehörte er dem Untersuchungsausschuß zum Schützenpanzer HS 30 an. 1979-86 war D. Mitglied der Nordatlantischen Versammlung. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. D a n c k e r t , Peter Wilhelm, * 8 . 7 . 1 9 4 0 Berlin. Jurist (Rcchtsanwalt, Notar). D., Sohn eines Juristen, besuchte bis zum Abitur 1959 ein Gymnasium in Berlin und studierte dort und in München Rechtswissenschaften. 1967 wurde er mit der Arbeit Die Grenze zwischen der extensiven Auslegung und der Analogie im Strafrecht promoviert und legte das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seit 1968 ist er Rechtsanwalt, seit 1978 Notar. D. lehrt an der Deutschen Anwaltsakademie und gehört dem Strafrechtsausschuß der Bundesrechtsanwaltskammer an. Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der MarseilleKliniken AG, Hamburg, und des Aufsichtsrates der W M P EuroCom AG, Berlin. D. gehört der Arbeiterwohlfahrt an. 1975 trat D. in die SPD ein. Er wurde Ortsvereinsvorsitzender und Mitglied des Unterbezirksvorstandes. Seit 1998 vertritt D. den Wahlkreis 278 (Luckenwalde Zossen - Jüterbog - Königs Wusterhausen) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Sportausschusses und des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Gefahrgeneigte Arbeit? Das besondere berufliche Risiko des Verteidigers. In: Festschrift für Ernst-Walter Hanack. Hrsg. von Udo Ebert. Berlin 1999, S. 27-38. - Aussagezwang im parlamentarischen Untersuchungsausschuß: zur Ausgestaltung der Aussagepflicht im künftigen Untersuchungsausschußrecht des Bundes. In: Zeitschrift für Rcchtspolitik 33 (2000) S. 476-480. D a n i e l s , Hans, * 11.12.1934 Düsseldorf. Jurist (Reehtsanwalt, Notar), kath. D., Sohn des CDU-Politikers und Oberbürgermeisters von Bonn (1956-69), Wilhelm D., besuchte die Volksschule in Mönchengladbach und Mesenich (Mosel), danach bis zum Abitur 1952 das Beethovengymnasium in Bonn. Er studierte Rechtswissenschaften, Volkswirtschaft und Mathematik in Bonn, München und Genf, legte 1955 das Erste Juristische Staatsexamen ab, wurde 1957 mit der Arbeit Ausscheidungsprozesse in der Marktwirtschaft und ihre Lenkung durch die Rechtsordnung zum Dr. rer. pol. promoviert und bestand 1959 das Zweite Juristische Staatsexamen. 1960 wurde er Notarassessor, 1962 Notar in Bonn. 1955 trat D. in die CDU ein. 1957/58 war er Vorsitzender der Jungen Union in Bonn. 1971-85 gehörte er dem Landesvorstand der CDU Rheinland an. 1961 wurde D. Mitglied des Rates der Stadt Bonn, in dem er 1974/75 Vorsitzender der CDU-Fraktion war. 1970-83 gehörte er dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an und hatte 1980-83 den Vorsitz im Ausschuß für Kommunalpolitik inne. 1975-94 war er Oberbürgermeister der Stadt Bonn und gleichzeitig Präsidiumsmitglied des Deutschen Städtetages, 1989-94 dessen stellvertretender Präsident. In der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) vertrat D. den Wahlkreis 63 (Bonn) im Bundestag. 1987-90 war er Mitglied des Ältestenrates. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung,

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Daniels Bauwesen und Städtebau. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode bis Oktober 1990 Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN:

Ausscheidungsprozesse

in

der

Marktwirtschaft und ihre Lenkung durch die Rechtsordnung. Bonn 1958. - Die Bonner CDU als Gestalterin der Bundeshauptstadt. In: Für Bonn, für Deutschland, für Europa: 50 Jahre CDU in Bonn. Bonn 1995, S. 132-145. LITERATUR: Wolfgang Wiedemeyer: Gefragt: H. D. Bornheim 1975. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Daniels, Wolfgang, * 4.7.1951 Mönchengladbach. Physiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. D. studierte Physik an der Technischen Hochschule Aachen und an der Universität Regensburg, wo er nach der Promotion 1982 mit der Arbeit Tieftemperaturemission von Einkristallen quadratisch planarer M(CN)42'-Übergangsmetallkomplexe unter hohem Druck als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Seit 1979 Mitglied in Anti-Atomkraftinitiativen und in der Bürgerinitiative gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf, trat D. 1980 der Partei Die Grünen bei und war 1983-87 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Grünen im Bundestag mit den Schwerpunkten Forschung, Technologie und Energiepolitik. D. ist Mitglied der Ökostation Oberpfalz. 1987 wurde D. über die Landcsliste Bayern in den 11. Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis zum Ende der Wahlperiode angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und seit Oktober 1989 Stellvertretendes, seit Dezember 1989 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie. Dann, Heidemarie, * 27.3.1950 Ludwigshafen am Rhein. Pädagogin. D. erwarb die Hochschulreife auf dem zweiten Bildungsweg, studierte Pädagogik in Hannover und arbeitete 1977-81 als Diplompädagogin im autonomen Frauenhaus Hannover. 1981-85 nahm sie einen Lehrauftrag an der Evangelischen Fachhochschule Hannover wahr. Seit 1972 in außerparlamentarischen Initiativen politisch tätig, arbeitete D. von April 1984 bis März 1985 als Parteilose im Fraktionsvorstand der Grünen im Bundestag mit. Am 2.3.1985 rückte D. über die niedersächsische Landeslistc der Partei Die Grünen für den ausgcschiedencn Abgeordneten Jann-Peter —> Janssen in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der Wahlperiode 1987 angehörte. Sie war im März 1985 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, zunächst Stellvertretendes, seit Anfang April 1985 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post- und Fermneldewesen und gehörte der Enquete-Kommission „Chancen und Risiken der Gentechnologie" an. Dannebom, Otto, * 10.2.1904 Rambsen (Ostpreußen), t 5.11. 1975 Bad Salzuflen. Bergmann. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief D. eine Schlosserlehre und erhielt Unterricht an der Berufsschule in Dortmund. Er wurde Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, später der SPD. Seit 1920 arbeitete er als Schlosser, seit 1927 als Bergmann auf der Zeche Öspel. 1923-33 gehörte er dem Metallarbeiter-Verband an. 1945 war D. Mitbegründer der SPD-Ortsgruppe Dortmund-Kley. Im selben Jahr wurde er Vorsitzender der Schachtorganisation Zeche Öspel in der IG Bergbau und Sozialbeauftragter im Zechen-Betriebsrat. 1947/48 besuchte er die Sozialakademie in Dortmund und

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wurde im April 1948 Schiedsmann des Bezirks DortmundÖspel-Klcy-Somborn. 1952 übernahm er ein Aufsichtsratsmandat bei der Harpener Bergwerks-AG. Im September 1954 wurde er für die Dauer von vier Jahren zum Bundessozialrichter bestellt. Am 1.4.1957 trat N. in den Vorstand der Dortmunder Bergbau AG, Dortmund, ein und war als Arbeitsdirektor zugleich auch für die Hansa Bergbau AG, Dortmund, tätig. Während dieser Zeit war er Mitglied des Aufsichtsrates der Westfälischen Wohnstätten AG (bis 30.6.1967). In der 1.-2. Wahlperiode (1949-57) vertrat D. den Wahlkreis 58 [117] (Dortmund III-Lünen) im Bundestag. Er war in beiden Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen (seit März 1952). In der 2. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses gem. Art. 15 GG und des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und des Ausschusses zur Beratung des Pcrsonalvertretungsgesetzes (seit März 1953). Dannemann, Robert, * 6.2.1902 Tungeln, t 28.9.1965 London. Diplomlandwirt, ev. D., Sohn des Landwirts Diedrich D., der 1920-24 für die Deutsche Volkspartei dem Reichstag angehört hatte, besuchte eine Oberrealschule in Oldenburg, war fünf Jahre in der landwirtschaftlichen Praxis tätig und absolvierte ein landwirtschaftliches Studium in Göttingen, Berlin und Kiel. Nach dem Diplomexamen wurde er Landwirtschaftslehrer, dann Assistent an einer Versuchs- und Kontrollstation und war Abteilungsleiter der Landwirtschaftskammer Oldenburg bzw. Weser-Ems. 1949 wurde er Direktor der vorläufigen Landwirtschaftskammer Weser-Ems. 1947 Schloß sich D. dem Landvolk an. Für die FDP gehörte er dem Gemeinderat Wardenburg und dem Kreistag Oldenburg an und war stellvertretender Landrat. In der 1.-2. Wahlperiode vertrat D. den Wahlkreis 8 [30] (Oldenburg-Ammerland) bis zu seinem Mandatsverzicht am 1.7. 1955 im Bundestag. Er war in beiden Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag wurde D. 1955 Präsident des Verwaltungsbezirks Oldenburg. Danz, Werner, * 3.6.1923 Koblenz, t 18.3.1999 Bad Kreuznach. Philologe, Parteifunktionär, ev. Nach dem Besuch eines Realgymnasiums in Berlin-Steglitz bestand D. 1942 das Abitur. Seit demselben Jahr bei der Kriegsmarine, studierte er nach der Entlassung aus der Gefangenschaft 1946 Soziologie, Philosophie und Politikwissenschaft in Berlin und Mainz und wurde 1957 an der Freien Universität Berlin mit der Arbeit Die „öffentliche Meinung" im Prozeß der Meinungsbildung zum Dr. phil. promoviert. 1953 trat D. in die FDP ein und war hauptamtlich beim Landesverband der FDP Rheinland-Pfalz tätig, 1959-65 als Landesgeschäftsführer. Er gehörte seit 1960 dem Stadtrat in Bad Kreuznach an und wurde 1966 persönlicher Referent des rheinland-pfälzischen Ministers für Finanzen und Wiederaufbau. 1967-83 war D. Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz, 1969-82 Vorsitzender FDP-Fraktion und 1982/83 Vizepräsident des Landtages. 1974-83 hatte er den stellvertretenden Landesvorsitz der rheinland-pfälzischen FDP inne. Er gehörte der rheinland-pfälzischen Datenschutzkommission an.

Dautzenberg In der 4. Wahlperiode (1961-65) war D. mit einem Mandat der Landesliste Rheinland-Pfalz Mitglied des Bundestages. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für den Lastenausgleich und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen, des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (bis September 1963), des Haushaltsausschusses (seit September 1963), des Ausschusses für Sozialpolitik und des Ausschusses für Arbeit (bis September 1963). D. wurde mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. D a s c h , Valentin, * 1.5.1930 Irl (Kr. Mühlorf), t 2.8.1981 Zangberg. Schreiner, Angestellter, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und einer mit der Gesellenprüfung abgeschlossenen Schrcinerlchre arbeitete D. 1948-52 als Schreiner und in der elterlichen Landwirtschaft. 1952 besuchte er die Katholische Landvolkhochschule in der Wies. 1952-61 war er Landjugendsekretär in der Erzdiözese München und hatte Anteil am Aufbau der Katholischen Landjugend, in deren Gremien er auf Landes- wie Bundesebene mitarbeitete. 1962-64 war er Landvolksekretär der Erzdiözese München. Seit 1954 Mitglied der CSU, wurde D. 1955 in den CSUKreisvorstand Mühldorf, 1956 in den Gemeinderat von Zangberg und in den Kreistag von Mühldorf gewählt. 1962-66 war er Mitglied des Bezirkstages Oberbayern und seit 1965 Agrarreferent in der Landesleitung der CSU. 1966-69 gehörte D. dem Bayerischen Landtag an. In der 6. Wahlperiode (1969-72) vertrat D. den Wahlkreis 200 (Altötting) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis Oktober 1971) und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis März 1971). Am 15.9.1972 legte er sein Mandat nieder. D a u b e r t s h ä u s e r , Klaus, * 16.10.1943 KrofdorfGleiberg (heule zu Wettenberg). Industriekaufmann, Verwaltungsbeamter, ev. D. besuchte eine Handelsschule, nach der Mittleren Reife eine kaufmännische Berufsschule, danach Lehrgänge und Seminare mit dem Schwerpunkt Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, Personalwesen, Arbeits- und Sozialrecht. Eine Lehre zum Industriekaufmann Schloß er 1962 mit der Kaufmannsgehillenprüfung ab. Nach dem Wehrdienst 1963/64 war D. kaufmännischer Sachbearbeiter und Handlungsbevollmächtigter, 1973-76 Referent bei der Hessischen Landesregierung. Er wurde Mitglied der IG Metall. 1963 trat D. in die SPD ein. Er wurde Mitglied des Unterbezirksvorstandes und stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Kreistag. In der 8.-12. Wahlperiode (1976-94) war D. Mitglied des Bundestages. In der 8. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 130 (Wetzlar), in der 9., 11. und 12. Wahlperiode den Wahlkreis 132 (Lahn-Dill); in der 10. Wahlperiode wurde er über die Landesliste Hessen gewählt. 1980 wurde er verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und Vorsitzender von deren Arbeitsgruppe Verkehr, 1983 Mitglied des Fraktionsvorstandes. In der 8. Wahlperiode war D. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9.-12. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr. Bis September 1977 engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, von September 1977 bis September 1979 im Ausschuß für Forschung und Technologie. In der 8. und 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990).

1988-93 war D. Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Bundesbahn, seit 1991 auch der Deutschen Reichsbahn. Seit Juli 1994 gehörte er dem Vorstand der Deutschen Bahn AG an, verantwortlich für den Geschäftsbereich Personalnahverkehr, war von Juni 1999 bis März 2000 Vorstandsvorsitzender der DB Regio AG und wurde im April 2000 Mitglied des Holding-Vorstandes, verantwortlich für das Ressort Marketing. D. war Mitglied des Aufsichtsrates der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH Mittelhessen. D. wurde mit dem Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. D a u m , Robert, * 8.1.1889 Elberfeld (heute zu Wuppertal), t 6.5.1962 Bad Gastein (Salzburg). Arbeiter, Grundstücksmakler, konfessionslos. D., Sohn eines Fuhrunternehmers, besuchte 1896-1902 die Volksschule, wurde 1902 Hausdiener und war 1912-14 Handelsarbeiter in Exportgeschäften. 1907 trat er in die SPD und in die Gewerkschaft ein, war 1908-14 Vorstandsmitglied der Filiale des Transportarbeiterverbandes in Elberfeld, von April 1914 bis 1932 Angestellter und 1932/33 Bezirksleitcr des Transportarbeiterverbandes bzw. des Verkehrsbundes bzw. der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr für Westfalen mit Sitz in Elberfeld bzw. Wuppertal. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1922/23 besuchte er die Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1923-33 hatte D. den Vorsitz des Ortsausschusses Elberfeld-Barmen bzw. Wuppertal des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) inne. 1927 wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrates der „Bauhütte" und der Genossenschaft zur Verwaltung der Bürohäuser in Wuppertal. 1924-29 war D. Stadtverordneter in Elberfeld, 1929-33 in Wuppertal. Er war Vorsitzender des Reichsbanners „Schwarz-Rot-Gold" in Wuppertal. 1930 kandidierte er erfolglos für den Reichstag, dem er dann von Mai bis Juli 1932 mit einem Mandat des Wahlkreises 22 (Düsseldorf-Ost) angehörte. Während der NS-Zeil wurde D. mehrmals verhaftet. Seit August 1936 Vertreter der „Neuen-Welt-Versicherung", seit Juli 1937 Grundstücksmakler, wurde er 1943 als Metallarbeiter dienstverpflichtet. 1945-49 war D. Vorsitzender des Ortsausschusses der Gewerkschaften in Wuppertal, 1946 Stadtverordneter und Bürgermeister, von Oktober 1946 bis 1951 Oberbürgermeister in Wuppertal. 1946/47 gehörte er in der 1. und 2. Ernennungsperiode dem Nordrhein-Weslfälischen Landtag an. Von Februar 1948 bis August 1949 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. 1956-58 war er erneut Bürgermeister in Wuppertal. 1953 wurde D. über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt, dem er bis zum Ende der Wahlperiode 1957 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen. D a u t z e n b e r g , Leo, * 4.2.1950 Gillrath. Betriebswirt, kath. D. erwarb 1966 an einer Handelsschule die Mittlere Reife und durchlief eine Banklehre, die er als Bankkaufmann beendete. 1970-73 ließ er sich an einer Fachhochschule zum Betriebswirt ausbilden und war 1973/74 Prüfungsassistent bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. 1974 studierte er Wirtschaftswissenschaften in Köln. D. ist Geschäftsführender Gesellschafter der Ncuphonc Handels GmbH, ÜbachPalenberg, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gemeinnützigen Bauverein e. G., Heinsberg, und Mitglied des Beirates der WestLB, Düsseldorf. Im Verein Partnerschaft der Parlamente hat er den stellvertretenden Vorsitz inne.

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Daweke 1966 trat D. der Jungen Union, 1968 der CDU bei. 1973-84 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Heinsberg, 1977-86 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Rheinland. 1973 wurde er Mitglied des Kreisvorstandes, 1985 stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU Heinsberg. 1981-86 gehörte er dem Landesvorstand der CDU Rheinland an, wurde 1986 Mitglied des Landesvorstandes CDU-Nordrhein-Westfalen und ist seit 2000 Vorsitzender des Bezirksvereins Aachen. 1979-84 saß D. im Heinsberger Kreistag und war 1980-98 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen, wo er sich vor allem im Finanzausschuß engagierte. Seit 1998 vertritt D. den Wahlkreis 55 (Heinsberg) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusscs. Im Januar 2001 wurde D. in der 1. Vollversammlung der Europäischen Volkspartei (EVP) Euregio Maas-Rhein zum Vorsitzenden gewählt. D a w e k e , Klaus, * 14.5.1943 Lemgo. Lehrer, Kaufmann, ev. D. besuchte das Engelbert-Kämpfer-Gymnasium in Lemgo und absolvierte nach dem Abitur im Februar 1963 ein einjähriges Praktikum bei einem Einzelhandelsunternehmen in Zürich. 1964 begann er das Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Köln, studierte seit 1966 als Fulbright-Stipendiat Wirtschaftswissenschaften und Politologie am Bowdoin College in Brunswick (Maine, USA), wurde 1967 Bachelor of Arts und setzte das Studium in Köln fort, das er 1969 als Diplomhandclslchrcr abschloß. Anschließend trat er als Geschäftsführer und Mitinhaber in die elterliche Firma (Tcxtilcinzclhandcl in Detmold und Lemgo) ein. Seit 1970 war er im Nebenberuf Dozent für Wirtschaftswissenschaften an der Ingenieurschule (später Fachhochschule) Lippe. D. Schloß sieh der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. Er gehörte dem Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Lippe mbH sowie dem Verwaltungrat der Wcscrtal A G in Hameln an und war Mitglied verschiedener Ausschüsse der Industrie- und Handelskammer zu Detmold. 1964 trat D. in die CDU ein. 1970/71 war er Kreis Vorsitzender der Jungen Union. 1977 wurde er zum Vorsitzenden des CDU-Krcisvcrbandcs Lippe gewählt und war 1981-85 Vorsitzer des Bezirksverbandes der CDU Ostwestfalen-Lippe. 1969-79 gehörte er dem Kreistag Lemgo bzw. Lippe an, wo er den Vorsitz des Finanzausschusses innehatte. Er saß auch im Gefängnisbeirat der Justizvollzugsanstalt Detmold. 1971-76 war D. Mitglied des Rates der Stadt Lemgo, 1972-75 Fraktionsvorsitzender und 1972-76 Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. 1989/90 übte er in Lemgo das Bürgermeisteramt aus. In der 8.-11. Wahlperiode (1976-90) war D. Mitglied des Bundestages; in der 8., 9. und 11. Wahlperiode wurde er über die Landesliste Nordrhein-Westfalen, in der 10. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 105 (Lippe I) gewählt. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß, in der 9. und 10. Wahlperiode dem Verteidigungsausschuß (bis Januar 1984; erneut seit Oktober 1984), in der 11. Wahlperiode dem Innenausschuß (bis Oktober 1990) und dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) an. 1990-95 war D. Generalsekretär des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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D e c k e r , Hugo, * 15.7.1899 Bernau (Oberbayern), t 2 . 1 0 . 1 9 8 5 München. Diplomingenieur. Nach dem Abitur studierte D. an der Technischen Universität München, arbeitete als Werkstudent in verschiedenen Münchner Unternehmen, Schloß das Studium 1923 als Diplomingenieur ab und wurde 1925 mit der Arbeit Die magnetische Suszeptibilität in wässerigen Lösungen der Salze seltener Erden zum Dr.-Ing. promoviert. Als Ingenieur arbeitete er im In- und Ausland. D. war auch als Landschaftsund Architekturmaler tätig. D. war Mitglied der Bayernpartei und bis 1949 Bezirksvorsitzender für den Kreis Rosenheim-Land. 1954 trat er der CSU bei und wurde Bürgermeister in Bernau am Chiemsee. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat D. den Wahlkreis 10 (Rosenheim) im Bundestag, zunächst als Mitglied der Bayernpartei. Am 14.12.1951 wechselte er zur Föderalistischen Union, deren Fraklionsvorsitz er übernahm. Im März 1952 wurde er Vorsitzender des Organisationsausschusses, als dieser bereits keine Sitzungen mehr abhielt. D. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (seit März 1952), des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (März 1952; erneut seit September 1952; von Juni 1951 bis März 1952 Stellvertretendes Mitglied), des Haushaltsausschusses (bis März 1952, danach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Verkehrswesen (von luni 1951 bis Oktober 1952), des Ausschusses für Kulturpolitik (von Dezember 1949 bis März 1952), des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffvertriebs (seit März 1952), des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (von September 1951 bis März 1952), des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Ursachen der Grubenkalastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951) und des Wahlrechtsausschusses (seit März 1953). Von September 1950 bis März 1952 gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Petitionen und dem Ausschuß für Außenhandelsfragen an. Von Juni 1951 bis März 1952 war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität, des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen, des Ausschusses für Berlin, des Ausschusses für Arbeit, des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kricgsgcfangcncnfragcn und des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens. Im Ausschuß für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz wirkte er bis März 1952 als Beratendes Mitglied mit. D. gehörte der deutschen Delegation zum Europarat an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Carl Rottmann. Berlin 1957. Landkreis Rosenheim von A-Z. Rosenheim 1967. D e g e n e r , Johannes, * 14. 9.1889 Blumenthal (heute zu Bremen), f 13.2.1959 Bremen. Kaufmann, Angestellter, kath. D. war bis 1919 kaufmännischer Angestellter im Baufach und in der Metallindustrie und arbeitete dann hauptamtlich im freiheitlich-nationalen Gewerkschaftsbund der Angestellten, in dessen Bundesvorstand in Berlin er 1929 berufen wurde. 1933 lehnte er das Angebot ab, in die Deutsche Arbeitsfront (DAF) übernommen zu werden. D. nahm am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in tschechische Gefangenschaft, aus der er 1945 zurückkehrte. 1946-49 gehörte D. für die CDU der Bürgerschaft von Bremen an und hatte den Fraktionsvorsitz inne. Er war Schriftleiter des CDU-Organs „Bremer Echo" und gehörte dem CDU-Zonenausschuß für die britische Besatzungszone an. 1949 wurde D. über die Bremer Landeslisle in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen, des Ausschusses für Sozialpoli-

Dehler tik und des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffverlriebs (seit März 1950). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Arbeit an. Am 31.12. 1951 legte D. sein Mandat nieder und war bis 1958 Senator für das Wohlfahrtswesen bzw. für das Gesundheitswesen, bis April 1952 zugleich Senator für das Wohnungswesen der Freien Hansestadt Bremen. Dehler, Thomas, * 14.12.1897 Lichtenfels (Oberfranken), t 21.7.1967 Streitberg (heute zu Wiesenttal, Kr. Forchhcim). Jurist (Rechtsanwalt, Staatsanwalt, Richter), kath. D. war Sohn eines Mctzgcrmcistcrs und Wirts, der über Jahre in der Kommunalpolitik von Lichtenfels mitwirkte. Nach dem Besuch der katholischen Volksschule Lichtenfels und der dortigen Realschule für Knaben wechselte D. 1911 zum Königlichen Alten Gymnasium in Bamberg, an dem er 1916 das Kriegsabitur ablegte. Im April rückte D. als Kriegsfreiwilliger ein. Im April 1918 wurde er aus der Armee entlassen. Sein Studium hatte D. bereits 1916 begonnen. Zunächst studierte er Medizin in München und Würzburg, wechselte dann zum Jurastudium, das er nach fünf Semestern in München, Freiburg und Würzburg im Juli 1920 mit dem Ersten Staatsexamen und der Promotion über das Thema Die Begründung des Strafurteils abschloß. Das Assessorexamen absolvierte D. im November 1923. 1924 ließ er sich als Rechtsanwalt in München nieder. Zu Beginn des Jahres 1926 zog er nach Bamberg um und trat dort als Anwaltssozius in die Kanzlei des renommierten Justizrates Josef Werner ein, die er seit 1931 allein weiterführte. Obgleich D., der mit einer Jüdin verheiratet war, von Beginn an in Opposition zum NS-Regime stand und sich einem Widerstandskreis anschloß, blieb D. über längere Zeit unbehelligt. Erst seit 1938 sah er sich einem stärkeren politischen Druck ausgesetzt. Ende 1938 wurde er vorübergehend inhaftiert. D. hat trotz Pressionen an seiner Ehe festgehalten und auch die Arbeit im Widerstand fortgesetzt. Dramatisch zugespitzt hat sich D.s Lage erst im November 1944, als er in ein Arbeitslager in Thüringen eingewiesen wurde. Infolge eines Asthmaleidens aber schon Mitte Dezember 1944 entlassen, erlebte er das Kriegsende in Bamberg. D.s politisches Engagement hat bereits in den ersten Jahren der Weimarer Republik begonnen. In der Deutschen Liga für Völkerbund, in verschiedenen Vereinigungen „demokratisch gesinnter Studenten", bei den Jungdemokraten und schließlich in der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) hat D. Funktionen übernommen. Aus dieser Zeit rührt die Bekanntschaft mit Theodor —> Heuss, der als D.s politischer Mentor gelten kann. In Bamberg wurde D. Vorsitzender der DDP. Dieses Amt hatte er bis zum Ende der Deutschen Staatspartei im Jahr 1933 inne. Im Februar 1946 gründete D. die Ortsgruppe Bamberg der FDP. Noch im selben Jahr wurde er Vorsitzender des Landesverbandes Bayern, eine Funktion, die er bis 1956 beibehielt. Von 1946 an gehörte er der Verlassunggebenden Landesversammlung Bayern an, 1946-49 war er Mitglied des Bayerischen Landtages. 1948/49 machte er sich einen Namen als einer der einflußreichsten Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. Parallel mit dem politischen Aufstieg verlief die berufliche Karriere. 1945 war D. Landrai des Kreises Bamberg. Danach wirkte er bis 1947 als Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht Bamberg, daneben gleichzeitig als Generalkläger am Kassationshof beim bayerischen Sonderminister für politische Befreiung. 1947-49 bekleidete D. das Amt des Präsidenten des Oberlandesgcrichtcs Bamberg. Seit 1927 war D. Mitglied der Bamberger Freimaurerloge „Zur Verbrüderung

an der Regnitz". Nach ihrer Wiederbegründung im Jahr 1945 Schloß sich D. der Loge erneut an. D. war 1949-67 Mitglied des Deutschen Bundestages mit einem Mandat der Landesliste Bayern. Bundeskanzler —> Adenauer berief D. als Justizminister in sein erstes Kabinett. Trotz unbestrittener Erfolge in seinem Ressort (Aufbau des Ministeriums, Verabschiedung des Bundcsverfassungsgerichtsgesetzes, Aufbau des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofes u. a. m.) erregte D. durch politische Reden wiederholt Anstoß. Im Streit um die Westverträge zerbrach sein Verhältnis zu Bundespräsident Heuss und Verfassungsgerichtspräsident —»Höpker Aschoff. Beide erwirkten bei der Kabinettsbildung 1953 bei Bundeskanzler Adenauer die Ablösung D.s als Justizminister. Im September 1953 wurde D. zum Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der FDP gewählt, im März 1954 ebenfalls zum Vorsitzenden der Bundespartei. D. gelang es indessen nicht, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Aufgrund heftiger politischer Polemik stets im Mittelpunkt tiefgreifender Kontroversen, war es nicht zuletzt D. zuzuschreiben, daß sich die Bundestagsfraktion der FDP im Frühjahr 1956 spaltete und die Koalition mit der CDU/CSU auseinanderbrach. Daraufhin verlor D. im Januar 1957 den Fraktions- und den Parteivorsitz. Vom Herbst des Jahres bis 1961 saß er dem Ausschuß für Atomenergie und Wasserwirtschaft vor, dem er in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte; seit Juni 1963 leitete er die Sitzungen des Wahlmännerausschusses. Vom September 1961 bis zu seinem Tod bekleidete er das Amt des Bundestagsvizepräsidenten. In der 2.-5. Wahlperiode war D. Ordentliches Mitglied (bis September 1955 Stellvertretendes Mitglied) des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten bzw. des Auswärtigen Ausschusses. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied bis Januar 1954 dem Ausschuß für Rechtsfragen und Verfassungsrecht an. D. galt als einer der besten Redner im Deutschen Bundestag. In das kollektive Gedächtnis haben sich insbesondere seine Rede gegen die Wiedereinführung der Todesstrafe im Oktober 1952 und seine Abrechnung mit der Wiedervereinigungspolitik Adenauers im Januar 1958 eingegraben. Mit der Wiedervereinigung ist auch das Thema genannt, das D. als Politiker am meisten umgelrieben hat. Seil den politischen Anlangen in den ersten Jahren der Weimarer Republik ein Vertreter des „demokratischen Nationalismus", hielt er zeit seines Lebens am „Reichsgedanken" fest. Die deutsche Spaltung akzeptierte er nur als einen vorübergehenden Zustand und verlangte von Adenauer und der Union stets eine Politik, die die Wiedervereinigung als Nahziel verfolgte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Reden und Aufsätze. Köln 1969. Bundestagsreden mit einem Vorwort von Walter Scheel. Bonn 1973. - Begegnungen - Gedanken - Entscheidungen. Hrsg. von Wolfram Dorn und Friedrich Henning. Bonn 1978. QUELLENSAMMLUNGEN: Theodor Heuss: Lieber Dehler! Briefwechsel mit T. D. Hrsg. von Friedrich Henning. München 1983. - FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von T. D. und Reinhold Maier. Sitzungsprolokolle 1954-1960. Bearb. von Udo Wengst. Düsseldorf 1991. - Streiten um das Staatsfragment. Theodor Heuss und T. D. berichten von der Entstehung des Grundgesetzes. Bearb. von Patrick Ostermann und Michael F. Feldkamp. Stuttgart 1999. LITERATUR: Hermann Maassen und Elmar Hucko: T. D. Der erste Bundesminister der Justiz. Köln 1977. - Gabriel Ott: T. D. Hof 1985. - Friedrich Klingl: „Das ganze Deutschland soll es sein!" T. D. und die außenpolitischen Weichenstellungen der fünfziger Jahre. München 1987. - Udo Wengst: T. D. 1897-1967. Eine politische Biographie. München 1997. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Udo Wengst

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Dehrn Dehrn, Diether, * 3.4.1950 Frankfurt am Main. Sünderpädagoge, Philologe, Schriftsteller. D., Sohn eines Kraftfahrzeugschlossers und Berufsportlers und einer kaufmännischen Angestellten, besuchte von 1960 bis zum Abitur 1968 die Helmholtz-Schule. Er begründete die Frankfurt-Bornheimer Schüler-Gewerkschaft. D. studierte zunächst Soziologie, dann Pädagogik, erwarb 1972 das Diplom in Sonder- und Heilpädagogik und wurde 1975 zum Dr. phil. promoviert. 1973 begründete D. die städtische Serie „Lieder im Park" und baute seit 1976 gemeinsam mit Günter Wallraff die Gegen-Bild-S teilen in Frankfurt und Köln auf. Seit 1980 arbeitet er als Autor lur verschiedene Rocksänger und Kabarettisten, schrieb u. a. „1000 mal berührt" und „Faust auf Faust" und ist seit 1985 als Autor von Unterhaltungs- und Satiresendungen im Fernsehen tätig. Nach der Gründung des Vereins „Künstler in Aktion" 1985 wurde er einer der Vorstandssprecher. Im selben Jahr trat er in den Verwaltungsrat des FSV ein, dessen Vorsitzender er dann wurde. Er Schloß sich der IG Medien und der Arbeiterwohlfahrt an. Seit 1989 betreibt D. eine Managementfirma und Medienberatung für Katarina Witt und Denise Bielmann. 1995 schrieb er das Musical Stars, das 1996 uraufgeführt wurde. 1966 trat D. in die SPD ein. 1967 gehörte er dem Bundesvorstand des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes/ Aktionszentrum unabhängiger und sozialistischer Schüler (SDS/AUSS) an, wurde 1978 stellvertretender Vorsitzender der hessischen Falken und war 1986-98 Mitglied des Bundesvorstandes der Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen Unternehmer in der SPD, 1995-97 deren Vorsitzender. Seit September 1998 ist D. Mitglied, seit 1999 Stellvertretender Vorsitzender der PDS. 1993-97 gehörte er dem Magistrat der Stadt Frankfurt an. Am 16. 8.1994 rückte D. für die ausgeschiedene Abgeordnete Barbara Weiler in den 12. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im selben Jahr angehörte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Politik live gemacht. Kulturarbeit und politische Praxis. Wuppertal 1984. - Gute Unterhaltung! Lyrics. Dortmund 1986. - Unschuld kommt nie zurück. Lieder, Songs und Gedichte. München 1987. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. D e h n e l , Wolfgang, * 11.2.1945 Schwarzenberg (Erzgebirge). Werkzeugmacher, Diplomingenieur, ev. D. besuchte die Oberschule in Schwarzenberg und durchlief eine Lehre als Werkzeugmacher. Er erwarb im Abendstudium das Abitur, studierte nach dem Wehrdienst (1966/67) ebenfalls im Abendstudium an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt, Außenstelle Breitenbrunn und wurde Ingenieur für Technologie des Maschinenbaus. D. arbeitete bis 1969 als Werkzeugmacher, bis 1976 als Technologe, danach als Gruppenleiter im VEB-Formenbau. Im Januar 1990 wurde er Leiter der Fertigungstechnologie in der Formenbau GmbH in Schwarzenberg. 1976 trat D. in die CDU ein. 1990-97 hatte er den Vorsitz des CDU-Kreisverbandes Schwarzenberg inné. 1980-90 war er Stadtrat in Schwarzenberg und vom 18.3. bis 2.10.1990 Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 08, Listcnplatz 13, Bezirk Karl-Marx-Stadt). Seit 3.10.1990 gehört D. dem Bundestag an, in der 12.-14. Wahlperiode mit einem Dircktmandat des Wahlkreises 326 (Aue - Schwarzenberg - Klingenthal). In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses, in der 12. und 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte er zunächst als Stellvertretendes, seil April 1993 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Umwelt,

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Naturschutz und Reaktorsicherheit an, in dem er in der 13. Wahlperiode erneut Stellvertretendes Mitglied war. In der 12. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Juni 1993 Stellvertretendes Mitglied) und Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit". In der 14. Wahlperiode ist D. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. D e i c h m a n n , Christel, geb. Kruse, * 29.8.1941 Holthusen. Diplomingenicurin, ev. Nachdem sie die Oberschule mit dem Abitur abgeschlossen hatte, arbeitete D. als Laborantin bei den Chemischen Werken Buna in Schkopau und besuchte die Fachhochschule für Chemie in Berlin, die sie als Diplomingenieurin verließ. Sie war Angestellte im Geologischen Landesamt MecklenburgVorpommern und Sachbearbeiterin für chemische Analytik. D. gehört dem Bundesvorstand Deutscher Landschaftspflegerverbände an, hat den Vorsitz des Landschaftspflegevcrbandes Krakow am See inne und ist stellvertretendes Mitglied im Beirat der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. 1990 trat D. der SPD bei. 1991-93 gehörte sie dem Kreis vorstand Schwerin an. 1993 wurde sie Mitglied des Kreis Vorstandes Hagenow/Ludwigslust, 1995 Mitglied des Bundesparteirales und 1999 Mitglied des Landesvorstandes Mecklenburg-Vorpommern der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF). Seit 1991 ist D. Gemeindevertreterin in Holthusen und seit 1993 Mitglied des Amtsausschusses Stralendorf. 1994-97 war sie stellvertretende Bürgermeisterin in Holthusen und 1994-99 stellvertretende Amtsvorsteherin im Amt Stralendorf. 1997 wurde sie Bürgermeisterin in Holthusen. In der 13. Wahlperiode wurde D. über die Landesliste Mccklcnburg-Vorpommcrn, in der 14. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 264 (Güstrow - Sternberg - Lübz - Parchim - Ludwigslust) in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für Post und Telekommunikation an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und des Ausschusses für Angelegenheiten der neuen Länder. Deist, Heinrich, * 10.12.1902 Bant (heute zu Wilhelmshaven), f 7.3.1964 Meran. Jurist, Verwaltungsbeamter, Betriebswirt. D. war der Sohn des Buchdruckers Heinrich D., der 1918 zunächst Staatsrat, dann Ministerpräsident von Anhalt wurde und dieses Amt bis 1932 innehatte. D. besuchte das Realgymnasium in Dessau und studierte 1921-24 an den Universitäten Leipzig, Hamburg und Halle Volkswirtschaft sowie Rechts- und Staatswissenschaften. Seit 1918 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, trat er 1920 in die SPD ein. Während des Studiums Schloß er sich dem „Hofgeismarer Kreis" an. 1924 legte D. die Erste Juristische Staatsprüfung ab und trat in den Verwaltungsdienst ein. 1928 wurde er als Regierungsassessor Vertreter des Landrates in den Kreisen Essen und Düsseldorf. Seit 1931 Regierungsrat in der Polizeiabteilung des preußischen Innenministeriums, arbeitete er zunächst im Referat „Rechtsradikale Bewegung" und wurde

Delden später persönlicher Referent des preußischen Innenministers Carl Severing. Nach dem Staatsstreich von Papens wurde D. 1932 in das Oberversicherungsamt Düsseldorf versetzt, 1933 wegen „politischer Unzuverlässigkeit" aus dem Staatsdienst entlassen. 1933 erwarb er zusammen mit seiner Frau eine Papierwarenhandlung in Düsseldorf. Um dem Druck der politischen Überwachung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, trat D. 1938 der NSDAP bei. 1940 nahm er in Köln das Studium der Betriebswirtschaft auf, war seit 1941 Wirtschaftsprüfer, seit 1942 Steuerberater und wurde 1944 mit der Arbeit Die Kostenrechnung in der Pflasterstein- und Schotterindustrie. Ergebnisse von Wirtschaftlichkeitsprüfung in verschiedenen Zweigen der deutschen Industrie der Steine und Erden (veröffentlicht 1945) zum Dr. rer. pol. promoviert. Von März 1943 bis April 1945 war er Kriegshilfsangestellter des Landwirtschaftsamtes Köln, zuletzt als Abteilungsleiter. 1945 wurde D. einer der engsten Berater des Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Hans Böckler. 1947 übernahm er den Vorsitz des Kontrollausschusses bei der Treuhandverwaltung im Auftrag der North German Iron and Steel Control und wurde 1949 als Vertrauensmann der Gewerkschaften Mitglied der Stahltreuhändervereinigung. 1951 wurde er Vorsitzender des Aufsichtsratcs des Bochumer Vereins für Gußstahlfabrikation, 1952 der WURAG Eisen und Stahlwerke AG. 1951 gehörte er der von Konrad —> Adenauer geleiteten Verhandlungskommission an, die die Grundlagen des Mitbestimmungsgesetzes erarbeitete. Von 1953 bis zu seinem Tod war D. Mitglied des Bundestages, zweimal mit einem Mandat der Landesliste NordrheinWestfalen, in der 4. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 118 (Bochum). 1953-57 war er Vorsitzender des Ausschusses gem. Art. 15 GG, 1957-61 Vorsitzender des Arbeitskreises III (Wirtschaftspolitik) der SPD-Fraktion und seit November 1958 stellvertretender Fraktionsvorsitzender. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik, in der 3. und 4. Wahlperiode im Wirtschaftsausschuß. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Stcuerfragen, des Ausschusses für Geld und Kredit sowie des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1956), in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Entwicklungshilfe und des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes. Seit 1953 gehörte D. der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl an. 1959-62 war er Vorsitzender des Ausschusses für langfristige Wirtschaftspolitik, für Fragen der Finanzen und Investitionen, 1962-64 des Wirlschafts- und Finanzausschusses des Europäischen Parlaments. Im Juni 1958 übernahm D. die Leitung des Arbeitsgebietes Wirtschafts- und Sozialpolitik beim Parteivorstand der SPD. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Neuformulierung der sozialdemokratischen Wirtschaftspolitik und bestimmte wesentlich die wirtschaftspolitischen Inhalte des „Godesberger Programms". VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Victor Agartz: Gesetz 75 und Ruhrstatut. Köln 1949. - Die Neuordnung der Grundstoffindustrien. Köln 1949. - Die Neuordnung in der Montanwirtschaft und die Mitbestimmung in den HoldingGesellschaften. Bochum 1954. - Mit Hermann Veit: Freiheitliche Ordnung der Wirtschaft. Bonn 1958. - Wirtschaft von morgen. Berlin/Hannover 1959. 2., veränderte Aull., hrsg. von Gerhard Stiimpfig. Berlin/Bonn 1973. LITERATUR: H. D. In: Nekrologe aus dem RheinischWestfälischen Industriegebiet. Jg. 1962/67. - Ordnung in Freiheit. Zum Gedenken an H. D. Hrsg. vom Vorstand der SPD. Bonn 1964. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

Deittert, Hubert, * 21.3.1941 Neuenkirchen (heule zu Rietberg). Landwirt, kath. D. besuchte 1947-55 die Volksschule in Varensell und durchlief 1955-58 eine landwirtschaftliche Lehre. Nach dem Besuch der Landwirtschaftlichen Fachschulc in Wiedenbrück (1959-61) war er als selbständiger Landwirt tätig. 1972-97 war er Vorstandsvorsitzender der Molkereigenossenschaft Neuenkirchen eG, 1975-87 Mitglied der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. D. wurde Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Rietberg. 1964 trat D. in die CDU ein, gehörte seit 1970 dem Kreisvorstand der CDU Wiedenbrück an und wurde 1994 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Gütersloh. 1975-98 war er Mitglied des Rates der Stadt Rictbcrg, 1977-97 Bürgermeister. Seit 1994 vertritt D. den Wahlkreis 101 (Gütersloh) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Verkehr sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 14. Wahlperiode engagiert er sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß sowie im Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Delden, Rembert van, * 3.4.1917 Rheine, t 5.2.1999 Ahaus. Spinnereitechniker, Unternehmer, ev. Der einer aus den Niederlanden eingewanderten Mcnnonitenfamilie entstammende D„ dessen Mutter kurz nach seiner Geburt starb und dessen Vater, ein Fabrikdirektor und Offizier, 1918 im Ersten Weltkrieg fiel, wuchs bei einem Onkel auf. Er besuchte das staatliche Gymnasium in Coesfeld und ein staatliches Reformrealgymnasium in Bremen und bestand 1935 das Abitur. 1933/34 gehörte er der Hitlerjugend, 1934/35 dem Deutschen Luftsportverband an. Von Januar bis März 1936 war er beim Reichsarbeitsdienst in Friesoythe (Oldenburg) und trat dann in die Kriegsmarine ein. Seit 1939 nahm D. am Zweiten Weltkrieg teil; im Dezember 1941 geriet er in britische Gefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. 1947 war D. Volontär in einer Baumwollspinnerei, durchlief dann einen Lehrgang als Spinnereitechniker am Staatlichen Technikum für Textilindustrie in Reutlingen und arbeitete bis 1950 in verschiedenen Textilbetrieben. 1950/51 war er beim Gesamtverband der Textilindustrie in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt am Main, seit 1951 bei der Westfälischen Jutespinnerei und Weberei AG Ahaus (später Textil werke Ahaus AG) tätig, seit 1956 als Vorstandsmitglied. Nach der Fusion der Textilwerke Ahaus AG mit der Baumwollspinnerei Gronau AG war D. 1987 und 1988-96 Mitglied, 1972-83 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Baumwollspinnerei Gronau. Von November 1987 bis Juli 1988 gehörte er erneut dem Vorstand an. Zuletzt war D. auch als freiberuflicher Unternehmensberater tätig. 1957 wurde er Vorsitzender bzw. Vorstandsmitglied des Fachverbandes Juteindustrie, Emsdetten, (bis 1990), Vizepräsident der Association des Industries du Jute Européennes, Paris, und Mitglied des Beirates von Gesamttextil, des Dachverbandes der deutschen Textilindustrie. Er hatte den stellvertretenden Vorsitz des Verbandes der Textilindustrie Westfalen, Münster, inne. Seit 1952 war D. Arbeitsrichter, seit 1953 Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsausschusses beim Arbeitsamt Coesfeld. Er gehörte dem Aufsichtsrat der Ahaus-Enscheder Eisenbahn-Gesellschaft, dem Beirat der Deutschen Bank im Bezirk Münster/Wuppertal/Bielefeld und dem Verwaltungsrat des Industrie-Pensionsvereins e.V., Varel, an. Obgleich nominell nicht Mitglied der FDP, wurde D. 1952 Kreisvorsitzender der FDP in Ahaus. 1956 trat er der CDU

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Deligöz bei. 1956-61 war er Amtsvertreter im Amt Wüllen, 1959-69 mit einer kurzen Unterbrechung Mitglied der Gemeindevertretung Ammeln. 1969 wurde er Ratsmitglied der Stadl Ahaus. In der 4.-7. Wahlperiode (1961-76) war D. Mitglied des Bundestages, jeweils über die Landeslistc Nordrhein-Westfalen gewählt. In der 4. Wahlperiode war er Ordcntlichcs Mitglied des Außenhandelsausschusses, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und in der 7. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (bis Dezember 1973, danach Stellvertretendes Mitglied), dem er in der 4.-6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört hatte. In der 4. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen, in der 6. und 7. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. 1967 saß er im Untersuchungsausschuß Schützenpanzer HS 30. D. war außerdem Berichterstatter für den Marinehaushalt und Marineexperte der CDU/CSU-Fraktion. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. D e l i g ö z , Ekin, * 21.4.1971 Tokat (Türkei). Diplomverwaltungswissenschaftlerin, musi. D., Tochter einer Lehrerin, kam im September 1979 nach Deutschland, ging zwei Jahre in Senden zur Schule und bestand 1992 das Abitur am Gymnasium in Weißenborn. Seit 1992 studierte sie Verwaltungswissenschaften in Konstanz, 1995 vorübergehend Politikwissenschaft in Wien und Schloß das Studium 1998 mit der Arbeit Ausländer zwischen Integration und Segregation. Am Beispiel der türkischen Bevölkerung in Konstanz (veröffentlicht 1999) als Diplomverwaltungswissenschaftlerin ab. An der Universität Konstanz war sie als Tutorin für Kommunalpolitik tätig. 1997 erhielt D. die deutsche Staatsbürgerschaft. D. gehört dem Vorstand des Vereins SOLWODT (Solidarity with women in distress) sowie dem Vorstand der Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen an. D. trat 1988 der Partei Die Grünen bei. 1989-91 war sie Sprecherin der Grün-Bunt-Alternativen Jugend Bayern, 1991 Mitbegründerin des Jugendverbandes Grün-Bunt-Alternative Jugend (GBAJ) und 1991-93 Mitglied des Ortsverbandes Senden. 1993-95 war sie am Aufbau der Grünen Hochschulgruppe an der Universität Konstanz beteiligt. 1998 wurde D. über die Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. Sie ist sozial- und kinderpolitische Sprecherin der Fraktion, Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. D. gehört als Ordcntlichcs Mitglied der Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder an, deren Vorsitz sie von August 2000 bis März 2001 innehatte. Sic ist Mitglied des Beraterkreises des Ministeriums für Arbeit und Soziales zur Erarbeitung des Armuts- und Reichtumsberichtes, Schriftführerin des Bundestages und Stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Asean Parlamentariergruppe. Im Februar 2002 wurde D. Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion Bündnis 9 0 / D i e Grünen. D e l o r m e , Karl, * 2 3 . 1 . 1 9 2 0 Mainz. Schriftsetzer, kath. Nach der Volksschule durchlief D. eine Lehre als Schriftsetzer. Seil 1939 nahm er am Zweiten Weltkrieg leil und befand sich bis 1946 in Kriegsgefangenschaft. 1946 trat D. der SPD bei; 1960-76 war er Unterbezirksvorsitzender. 1950-57 gehörte er dem Mainzer Stadtrat an und war 1957-81 Bürgermeister der Stadt Mainz, danach bis 1983 ehrenamtlicher Beigeordneter.

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D. wurde Mitglied der Industriegewerkschaft Druck und Papier. Er war Kreisvorsitzender des Deutschen Jugendherbergswerks, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und des Kuratoriums Unteilbares Deutschland. Über die Landeslistc Rheinland-Pfalz gewählt, gehörte D. in der 10. Wahlperiode (1983-87) dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, des Innenausschusses und des Haushaltsausschusscs (seit Oktober 1984). D. wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. D e m m e l m e i e r , Hans, * 1.5.1887 Angkofen (heute zu Pfaffenhofen an der Ilm), t 5 . 9 . 1 9 7 3 Pfaffenhofen an der Ilm. Jurist (Rcchtsanwalt), kath. D. besuchte 1910-14 ein Humanistisches Gymnasium in München und begann dann das Studium der Rechte in München. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und war von Oktober 1918 bis Anfang 1920 in französischer Gefangenschaft. 1922 legte D. das Referendarexamen ab, war zeitweilig Landwirt im elterlichen Anwesen, bestand 1926 die Prüfung für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst und ließ sich als Rcchtsanwalt in Pfaffenhofen nieder. Den Zweiten Weltkrieg erlebte er 1940-44 bei einer Kraftfahrersatzabteilung in München. 1946 trat D., der bis 1933 Bezirksvorsitzender der Bayerischen Volkspartei gewesen war, der CSU bei. Eingesetzt von den amerikanischen Besatzungsmächten, war er von Juni bis August 1945 Übergangsbürgermeister in Pfaffenhofen. Als stellvertretender Vorsitzender gestaltete er den Aufbau des Bezirksbauernverbandes mit. 1948 wurde D. Mitglied des Stadtrates und des Kreistages von Pfaffenhofen. 1950-53 gehörte er dem Bayerischen Landtag an. In der 2.-3. Wahlperiode (1953-61) vertrat D. den Wahlkreis 198 (Ingolstadt) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens und des Ausschusses für Heimatvertriebene (bis Januar 1956) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht, des Ausschusses für gcwcrblichcn Rechtsschutz und Urheberrecht und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (seit Januar 1957). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Inneres, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Mittelstandsfragen an. D e m p w o l f , Gertrud, geb. Weber, * 3 . 2 . 1 9 3 6 MünchenGladbach (heute Mönchengladbach). Landwirlin, kath. D. besuchte nach der Volksschule eine gewerbliche Berufsschule und die Fachklasse einer kaufmännischen Handelsschule und bewirtschaftete nach der Abschlußprüfung einen landwirtschaftlichen Betrieb. 1970 trat D. in die CDU ein, war 1976-83 Mitarbeiterin der Bundeslagsabgeordneten des Wahlkreises 48 (NortheimOsterode) und wurde 1979 in den Kreistag Osterode gewählt. D. gehörte dem CDU-Landesvorstand Niedersachsen an. Sie wurde Bezirksvorsitzende der Fraucnvercinigung der CDU in Hildesheim, Mitglied des Landesvorstandes der Frauenvereinigung der CDU Niedersachsen und Mitglied des Bundesvorstandes der Frauenvereinigung der CDU. A m 2 2 . 3 . 1 9 8 4 rückte D. über die CDU-Landesliste Niedersachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Horst —> Schröder in den Bundestag nach, dem sie, jeweils über die Landesliste gewählt, bis 1998 angehörte. In der 10. Wahlperiode war sie von Juni bis November Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Pelilionsausschusses, dem sie auch in der 11. und 12. Wahlperiode als Ordentliches

Deres Mitglied angehörte. In der 10. Wahlperiode war sie zunächst Stellvertretendes (von März 1985 bis Februar 1986), danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, in dem sie sich auch in der 11. und 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied engagierte. In der 10. Wahlperiode gehörte sie von März 1984 bis März 1985 als Stellvertretendes Mitglied, danach bis Februar 1986 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für lugend, Familie und Gesundheit, in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für lugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Oktober 1990) an. In der 11. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen und Schriftführerin (seit November 1987), in der 11. und 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (seit Mai 1989) und in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" (seit Juni 1992). Seit 1989 war D. Aussiedlerbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion und 1994-98 Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministcrin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Deneke, J(ohann) F(riedrich) Volrad, * 8.3.1920 Wernigerode. Journalist, Volkswirt, Dozent, ev. D., Sohn eines Archivdirektors, besuchte Schulen in Wernigerode, Berlin, Schwiebus und Davos und durchlief nach dem Abitur eine Buchhändlcrlchre in Magdeburg, die er 1940 mit der Gehilfenprüfung abschloß. Während des Studiums der Soziologie und Nationalökonomie in Berlin arbeitete er bis 1942 als Wirtschaftsjournalist für den Europapress-Wirtschaftsdienst, 1940-43 auch als Verlagsbuchhändler. 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-47 war D. Abteilungsleiter im Evangelischen Presseverband für Deutschland, 1947/48 Dozent an der Evangclischcn Bibliothcksschulc in Göttingen, 1948-51 stellvertretender Chefredakteur der „Aachener Nachrichten" und 1951-55 Bonner Korrespondent für verschiedene Zeitungen. 1952 wurde er zusätzlich Leiter der Pressestelle der deutschen Ärzteschaft. 1955-64 war er Hauptschriftleiter von „Das Geistige Kapital. Monatsblätter für die Freien Berufe", 1958-64 des „Deutschen Ärzteblaues - Ärztliche Mitteilungen". Seit 1961 hielt er Vorlesungen über medizinische Publizistik und ärztliche Berufspolitik an der Akademie für Staatsmedizin in Düsseldorf. 1964 gehörte D. zu den Begründern des Instituts für Freie Berufe an der Universität Erlangen-Nürnberg, dessen Direktor er 1981 -83 war; 1964-72 nahm er einen Lehrauftrag fiir Soziologie der Freien Berufe an dieser Universität wahr. 1975 wurde er Lehrbeauftragter für medizinische Publizistik an der Universität Düsseldorf und für medizinische Soziologie an der Universität Mainz. 1971-74 war D. Hauptgeschäftsführer des Hartmannbundes, 1974-84 der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages. 1984 wurde er Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB), 1994 Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Apotheker- und Ärztebank und Vorstandsvorsitzender der Ludwig-Sievers-Stiftung. Am 26.7.1963 rückte D., Mitglied der FDP, für den verstorbenen Abgeordneten Ernst —> Keller über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den 4. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode 1965 angehörte. Er war von September bis November 1963 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik, von September 1963 bis Juni 1964 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und seit November 1963 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit.

Von 1969 bis zu seinem Rücktritt 1971 war D. Bundesgeschäftsführer der FDP. 1977 gab er die Anregung zur Gründung der Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen Bundestages. 1979 wurde er Vorstandsmitglied der Liberalen Gesellschaft. D. erhielt das Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft (1965), das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1975, 1986 den Stern dazu) und den Nordrhein-Westfälischen Verdienstorden. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die freien Berufe. Stuttgart 1956. Gesundheitspolitik. Ihr Wesen und ihre Aufgabe in unserer Zeit. Stuttgart 1957. - Augenprothetik als Heilberuf. Nürnberg 1968. - Arzt und Medizin in der Tagespublizistik des 17. und 18. Jahrhunderts. Köln 1969. - Klassifizierung der freien Berufe. Köln 1969. - Haben die freien Berufe noch eine Chance? Mainz 1973. - Das Gesundheitswesen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Spiegel der Amtsund Intelligenzpresse. Düsseldorf 1983. - Aktuelle Fragen der Sozialmedizin. Bochum 1985. - Individuelle Freiheit in sozialer Sicherheit. Beiträge zur Gesundheits- und Sozialpolitik 1953-1985. Bochum 1985. - Das Berufsbild des Vermögensberaters. Stuttgart 1988. - Fürsorgeeinrichtungen der Freien Berufe. Köln 1995. - 100 Jahre Hartmannbund. Partner des Fortschritts. Bonn 2000. LITERATUR: Der Arzt. Profil eines freien Berufes im Spannungsfeld von Gesundheitspolitik, Wissenschaft und Publizistik. Festschrift für J. F. V. D. Hrsg. von Gerhard Buchholz, Elmar Doppelfeld und Heinz-Dietrich Fischer. Köln 1985. Deneke, Marlies, geb. Kilian, * 23.12.1953 Magdeburg. Kaufmännische Angestellte, Kauffrau, Ökonomin, konfessionslos. D., Tochter eines Arbeiters, besuchte 1960-70 die Polytechnische Oberschule in Magdeburg und durchlief 1970-72 eine Lehre als Wirtschaftskauffrau. Seit 1972 arbeitete sie in der Staatlichen Handelsorganisation Waren des täglichen Bedarfs (HO Wtfi) in Magdeburg und war 1978-80 stellvertretende Betriebsteildirektorin, 1980-85 Betriebsdirektorin. Seit 1980 absolvierte sie daneben ein Fernstudium an der Fachschule für Ökonomie in Dresden, Außenstelle Magdeburg, das sie als Ökonomin abschloß. 1982-88 war sie Vorsitzende der Betriebsgewerkschaftsleitung. 1970 trat D. der SED bei. Von 1988 bis Dezember 1989 war sie Parteisekretärin in ihrem Betrieb. 1989 wurde sie Mitglied der PDS, im Dezember 1989 Mitglied des Parteivorstandes und des Präsidiums. Von lanuar bis März 1990 nahm sie am Zentralen Runden Tisch teil. Im Juni 1990 wurde sie stellvertretende Vorsitzende ihrer Partei und Leiterin der Kommission Frauen, Jugendpolitik und Sport. Vom 18. 3. bis 2.10. 1990 war sie Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 01, Listenplatz 1, Bezirk Magdeburg). Vom 3.10.1990 bis zum Ende der 11. Wahlperiode am 20.12.1990 gehörte D. dem Bundestag an. Eine Kandidatur lur die 12. Wahlperiode war erfolglos. D. wurde Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen. Deres, Karl, * 13.2.1930 Sinzig. Bankkaufmann, Diplomhandelslehrer, Berufsschullehrer, kath. Nach dem Abitur 1949 am Stiftsgymnasium in Andernach besuchte D. bis 1951 die Bankfachklasse an der kaufmännischen Berufsschule in Koblenz und durchlief anschließend eine Banklehre an der Deutschen Bank in Andernach, die er mit der Bankgehilfenprüfung abschloß. 1951-54 war er Bankangestellter, studierte bis 1958 Wirtschaftspädagogik an der Universität Köln und Schloß das Studium als Diplomhandclslchrcr ab. 1958/59 war er Handelsobcrlchrcr an den Kaufmännischen Bildungsanstalten der Stadt Bonn und legte 1959 das Zweite Staatsexamen ab. 1960-65 war D. Studienrat an den Berufsbildenden Schulen des Kreises Ahrwei-

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Deringer 1er, 1965-75 Studiendirektor und stellvertretender Schulleiter an den Berufsbildenden Schulen Mayen-Andernach bzw. Ahrweiler-Sinzig. Er Schloß sich dem Verband der Lehrer an Wirtschaftsschulen an. D. war Vorsitzender des Planungsverbandes Nürburgring. 1960 trat D. der CDU bei. Er war stellvertretender Kreisvorsitzender, Mitglied des Bezirksvorstandes KoblenzMontabaur und Mitglied des Landesparteiausschusses. Er gehörte dem Kreistag an, wurde f 9 7 4 Erster Kreisdeputierter des Landkreises Ahrweiler und war 1975-80 Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz. In der 9.-12. Wahlperiode (1980-94) vertrat D. den Wahlkreis 147 (Ahrweiler) im Bundestag. In der 9. und 10. Wahlperiode (bis April 1984) war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in dem er sich in 10. Wahlperiode seit April 1984 sowie in der 11. und 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied engagierte; in der 11. und 12. Wahlperiode war er Mitglied und Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses (seit Januar 1990). In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses (bis September 1982) und des Rechtsausschusses, in der 10. Wahlperiode bis Juli 1984 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, in der 11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis September 1987) und des Innenausschusses (seit September 1987), dem er auch in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. D e r i n g e r , Arvcd, * 4 . 6 . 1 9 1 3 Neustuttgart (Ukraine). Jurist (Rechtsanwalt), ev. D., Sohn eines Pfarrers, besuchte bis zum Abitur 1932 das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und studierte 1932-37 Theologie und Rechtswissenschaften in Tübingen Kiel, Genf und Berlin. 1932-36 war er in der Studentenführung tätig und hatte 1938/39 die Leitung eines Studentenwerks inne. 1937 legte er die Erste, 1942 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. D. nahm bei der Kriegsmarine am Zweiten Weltkrieg teil und war bis Juni 1947 in französischer Gefangenschaft. Nach der Rückkehr arbeitete er als Bookkeeper bei der amerikanischen Armee in Kassel, als Supervisor for German Youth Activities, wurde 1949 Versicherungsvertreter und erhielt 1951 eine Stelle als Assessor. Seit 1953 war er Rechtsanwalt in Stuttgart, seit 1962 in Bonn, wo er die Anwaltssozietät Deringer Tessin Herrmann & Scdcmund gründete. 2000 fusionierte die Sozietät, noch immer unter D.s Federführung, mit einer Londoner Sozietät zu einer internationalen Anwaltsfirma. Geschätzt wegen seiner internationalen Kontakte, war D. zwischenzeitlich Vorsitzender des Antitrustausschusses der International Bar Association. 1993-95 war D. Berater des Antimonopolkomitees der Ukraine. 1953 trat D. der CDU bei und hatte 1954-56 den Vorsitz des Kreisverbandes Waiblingen innc. 1955-59 war er Geschäftsführer, 1959-63 stellvertretender Vorsitzender und 1963-80 Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) Württemberg der C D U / C S U . 1957-69 war D. Mitglied des Bundestages. In der 3. und 4. Wahlperiode wurde er mit einem Direktmandat des Wahlkreises 191 (Calw), in der 5. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 166 (Stuttgart III) gewählt. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 4. und 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen, in der 3. und 4. Wahlperiode des Wirtschaftsausschusses, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (seit Febuar 1963), in der 5. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (bis September 1967) und des Finanzausschusses (seit Juli 1968).

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1958-70 gehörte D. dem Europäischen Parlament an, in dem er 1966-70 Vorsitzender des Rechtsausschusses war. 1977 wurde D. von der baden-württembergischen Landesregierung zum Ehrenprofessor ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Wettbewerbsrecht der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Düsseldorf 1962. - Das Kartellrecht des EWG-Vertrages im Verhältnis zum nationalen Recht. Karlsruhe 1965. - Urheberrecht. Heidelberg 1965. - Organschaft, Umwandlung und Publizität. Bonn 1968. - Der deutsche Begriff der Korrespondenzversicherung und das Europäische Gemeinschaftsrecht. Karlsruhe 1990. - Europäisches Parlament und Maastrichturtcil des Bundesverfassungsgerichts. In: Festschrift für Ulrich Everling. Hrsg. von Ole Duc. Baden-Baden 1995, S. 245-262. Das neue Wettbewerbsgesetz der Ukraine. In: Recht der internationalen Wirtschaft 47 (2001) S. 344-350. LITERATUR: Ulrich Everling, Karl-Heinz Narjes und Joachim Sedemund (Hrsg.): Europarecht, Kartellrecht, Wirtschaftsrecht: Festschrift für A. D. Baden-Baden 1993 (mit Bibliographie). DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. D e ß , Albert, * 17.4.1947 Röckersbühl. Landwirt, kath. Nach dem Besuch von Volksschule, Berufsschule und Landwirtschaftsschule arbeitete D. bis 1972 in Handel und Industrie und war 1972-77 Geschäftsführer einer bäuerlichen Genossenschaft. Seit 1977 ist er selbständiger Vollerwcrbslandwirt, seit 1979 landwirtschaftlicher Lehrmeister. 1966-72 war er Maschinenringvorsitzender. 1967 wurde D. Ortsobmann, 1977 stellvertretender Kreisobmann, 1991 Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Seit 1983 ist er Mitglied des Hauptausschusses für landwirtschaftliche Fachschulabsolventen. D. hat den Vorstandsvorsitz der Bayerland eG, Nürnberg, inne und ist seit 1990 Aufsichtsratsvorsitzender der Milchwerke Regensburg-Amberg eG, Regensburg. Er gehört dem Vcrwaltungsrat des Absatzförderungsfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft, Bonn, sowie dem Vorstand der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V., Gülzow, an und ist 1. Vorsitzender des Vereins Nachwachsende Rohstoffe, Neumarkt (Oberplalz). 1963 trat D. in die Junge Union und in die CSU ein, wurde 1972 stellvertretender Kreisvorsitzender und war 1974-82 Ortsvorsitzender der Jungen Union. 1984 wurde er CSUOrtsvorsitzender, 1981 Mitglied des CSU-Kreisvorstandes, 1987 Bezirksvorsitzender und 1989 stellvertretender Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft der CSU Bayern. 1971-96 war D. Mitglied des Gemeinderates, 1984-94 Zweiter Bürgermeister in Bernau. 1978 wurde er in den Kreisrat gewählt und war 1984-94 stellvertretender Landrat. 1990, 1994 und 1998 wurde D. über die Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten; in der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört. In der 12. Wahlperiode war D. bis Oktober 1992 Ordentliches, seit Februar 1993 Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit (davor bis November 1997 Stellvertretendes Mitglied) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit

Dichgans November 1997). Er ist agrarpolitischer Sprecher der CSULandesgruppe und stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgruppe Kommunalpolitik der CDU/CSU-Fraktion. D e t e r m a n n , Gregor, * 5.3.1911 Mettingen, f 14.1.1993 Montabaur. Tischler, Bergmann, kath. D., Sohn eines Vorarbeiters, durchlief nach dem Besuch der Volksschule eine Tischlerlehre und war ein Jahr lang als Tischlergeselle tätig. 1928 wechselte er wegen drohender Arbeitslosigkeit zum Bergbau. Vor 1933 war D. 1. Vorsitzender der Christlichen Gewerkschaftsjugend, Abteilung Mettingen. 1945 wurde er in seiner Zeche zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt. D., der vor 1933 dem Zentrum nahestand, trat 1945 der Zentrumspartei bei. 1945 wurde er Mitglied des Gcmeindcparlaments Mettingen, der Amtsvertretung Mettingen und des Kreistages Tecklenburg und 1946 Landrat. D. gehörte dem 1. Deutschen Bundestag (1949-53) an, zunächst für die Zentrumspartei; am 14.12.1951 wechselte er zur Föderalistischen Union. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen (seit Dezember 1952), des Ausschusses für Sozialpolitik (bis Dezember 1950) und des Ausschusses für Beratung des Personalverlretungsgesetzes (seit März 1953). D e w a l d , Georg, * 29.9.1892 Aschbach (Kr. Bamberg), t 11.11.1970 Aschaffenburg. Tapezierer- und Polsterermeister, Journalist, kath. D., Sohn eines Kaufmanns, machte nach dem Besuch der Volksschule 1906-09 eine Tapezierer- und Polstererlehre und bildete sich an einer Schule des Polytechnischen Zentralvereins in Würzburg weiter. 1909-13 war er als Gehilfe in Nürnberg, München und Schwetzingen tätig. 1909 wurde D. Mitglied der Gewerkschaft, 1913 der SPD. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg war er 1918-21 Ortsvorsitzender der Sozialdemokratischen Partei und der Ortskrankenkasse in Bamberg und 1919 - während die bayerische Regierung Hoffmann in Bamberg Zuflucht suchen mußte Redakteur des Staatsorgans „Der Freistaat". Als Redakteur (1921-33) der Aschaffenburger „Volkszeitung" veröffentlichte er 1923 Dokumente der „Organisation Roßbach" sowie der „Schwarzen Reichswehr" und wurde daraufhin wegen Landesverrats zu sieben Monaten Haft verurteilt. 1924-33 gehörte D. dem Bayerischen Landtag an. Von März 1933 bis Juni 1934 war er in Haft, zunächst zwei Monate im Landgerichtsgefängnis Aschaffenburg, dann im Konzentrationslager Dachau. Nach der Meisterprüfung emigrierte D. wegen weiterer politischer Nachstellungen im Oktober 1936 nach Südafrika, war in Pretoria als Handwerker tätig und betrieb ein Polstermöbclgcschäft. Im Dezember 1952 kehrte er zurück und lebte seit 1953 als Tapezierermeister in Aschaffenburg. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) gehörte D. über die Landesliste Bayern dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität und des Ausschusses lur Heimatvertriebene, in der 2. Wahlperiode auch des Ausschusses für Geld und Kredit (bis September 1956 Stellvertretendes Mitglied) und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Mittelslandsfragen. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für den Lastenausgleich (seit Januar 1956), in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Petitionen an. D e w i t z , Gerhard, * 16.12.1926 Küstrin. Verwaltungswirt, ev. Nach dem Abschluß der Mittelschule besuchte D. die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege und die Verwaltungsakademie in Berlin. Im Juni 1944 zum Wehrdienst

eingezogen, wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg Beamter. D. war Vorsitzender des Berliner Landesverbandes der Vertriebenen und der Landsmannschaft Berlin - Mark Brandenburg. 1958 trat D. der CDU bei und war 1971-87 Vorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU in Berlin. 1985 wurde er in die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz gewählt. Am 20.2. 1990 rückte D. für die ausgeschiedene Abgeordnete Gabriele —> Rost in den 11. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Dezember desselben Jahres angehörte. Er war seit April 1990 Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, des Innenausschusses, des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Oktober 1990), des Ausschusses für Raumwesen, Bauordung und Städtebau (bis Oktober 1990) und des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. D. wurde mit dem Verdienstkreuz am Bande und dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Dichgans, Hans (Hermann), * 16.5.1907 Elberfeld (heute zu Wuppertal), f 21.3.1980 Düsseldorf. Jurist, Verwaltungsbeamter, Unternehmer. D. war Sohn eines Apothekers, der als Mitglied der Zentrumspartei bis 1933 Stadtverordneter war und 1920-33 dem Rheinischen Provinziallandtag angehörte. Während der Schulzeit Mitglied des Quickborn, Schloß er den Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Elberfeld 1925 mit dem Abitur ab und studierte Rechtswissenschaft an der Universität Freiburg im Breisgau, 1926 an der Ecole de droit in Paris und danach an der Universität Bonn, wo er 1929 mit der Arbeit Die gesetzliche Regelung der Arbeitergewinnbeteiligung unter besonderer Berücksichtigung der ausländischen Gesetzgebung promoviert wurde. Nach der Refcrendarausbildung seit 1932 Assessor, wurde D. 1933 Kreditreferent beim Reichskommissar für die Osthilfe in Stettin und nahm als Zeitfreiwilliger an einer geheimen Ausbildung bei der Reichswehr teil. 1933 trat D. der NSDAP bei und war 1933/34 Mitglied der SS. Seit 1934 in Wuppertal Beamter im Dienst der Reichsbahn, ging er 1938 zum Reichskommissar für die Preisbildung nach Berlin, wurde Leiter des Eisenreferats und stieg zum Ministerialrat auf. 1945 in der Direktion der Zellstoffabrik Waldhof in Kelheim tätig, wurde D. 1946 auf Betreiben der amerikanischen Behörden entlassen, wirkte aber als Berater weiter für die Zellstoffabrik und war, als Mitläufer eingestuft, seit 1948 wieder offiziell angestellt. 1951 wechselte er als kaufmännischer Leiter zur Stahlbauanstalt August Klönne nach Dortmund. 1952-73 war D. Hauptgeschäftsführer des Betriebswirtschaftlichen Instituts, 1955-73 Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvcrcinigung Eisen- und Stahlindustrie in Düsseldorf und gehörte 1957-62 sowie 1972-78 dem Beratenden Ausschuß bei der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl in Luxemburg an. 1974/75 war er Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag wurde er Vorsitzender des Arbeitskreises Hochschule und Wirtschaft der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Vorsitzender des Deutschen Komitees der Europäischen Kulturstiftung, Amsterdam, und Mitglied des Vcrwaltungsratcs des Bonner Instituts für Europäische Umwcltpolitik. 1954 trat D. in Düsseldorf der CDU bei und war 1955-70 Vorsitzender der Bezirksgruppe Lohausen-Stockum. In der 4.-6. Wahlperiode ( 1961 -72) gehörte D. über die Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. In allen drei Wahlperioden war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (bis September 1970). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Außenhandelsausschuß und dem Ausschuß für Verkehr,

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Diebäcker Post- und Fernmeldewesen an. In der 5. Wahlperiode war er bis Ende September 1968 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie Mitglied der Kommission Parlamentsreform. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordenti ichcs Mitglied dem Rcchtsausschuß und der EnqueteKommission „Verfassungsreform" an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie des Ausschusses für Wirtschaft (seit September 1970). 1961-69 war D. Mitglied des Europäischen Parlaments, in dem er besonders im Wirtschaftsausschuß mitarbeitete und sich vor allem mit Stahlfragen befaßte. 1969-72 hatte er den stellvertretenden Vorsitz der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft innc. D. war Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Preisbildung in der GießereiIndustrie. Düsseldorf 1940, 2 1941. - Die Preisbildung in der Eisenwirtschaft. Düsseldorf 1941. - Vom Beruf unserer Zeit zur Gesetzgebung. In: Neue Juristische Wochenschrift 16 (1963) Heft 2, S. 977-980. - Gewissenskonflikte. Entscheidungen des MdB. In: Die politische Meinung 9 (1964) Heft 96, S. 7-10. - Präsenz im Plenum. Pflichten der Abgeordneten. In: Die politische Meinung 9 (1964) Heft 94, S. 5-6. - Die Zusammenarbeit parlamentarischer Untersuchungsausschüsse. In: Neue Juristische Wochenschrift 17 (1964) Heft 21, S. 957-958. - Erst mit 30 im Beruf? Vorschläge zur Bildungsreform. Stuttgart 1965. - Der Gegensatz der Generationen. Die außerparlamentarische Opposition. Düsseldorf/Wien 1968. - Das Unbehagen in der Bundesrepublik. Ist die Demokratie am Ende? Düsseldorf/Wien 1968. - Vom Grundgesetz zur Verfassung. Überlegungen zu einer Gesamtrevision. Düsseldorf/Wien 1970. - Warum Mitbestimmung und wie? Eine Diskussion (von) H. D., Ludwig Rosenberg, Walter Scheel, Helmut Schmidt. Hrsg. von Heiner Radzio. Düsseldorf/Wien 1970. - Ohnmacht der Parlamente. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 1 (1970) Heft 2, S. 237-244. - Überlegungen für eine Totalrevision des Grundgesetzes. Volk, Parlament und Regierung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 1970, Β 7, S. 3-32. - Zwischenbericht der Enquete-Kommission Verfassungsreform. In: Zeitschrift für Rechtspolitik 6 (1973) Heft 7, S. 173-175. - Der Bundestag. In: 25 Jahre Grundgesetz. Ein Zwischenzeugnis. Hrsg. von Konrad Low. Köln 1974, S. 29-53. - Die Welt verändern - Reform oder Revolution. Düsseldorf / Wien 1974. - Der Freiheilsraum des Abgeordneten. Vorschläge für die Wahrung seiner Unabhängigkeit. In: Evangelische Kommentare 8 (1975) Heft 8, S. 477-479. - Mehr Freiheitsraum für die Abgeordneten. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 7 (1976) Heft 1, S. 127-138. - Deutschland und Südafrika. Düsseldorf/Wien 1977. - Zur Geschichte des Reichskommissars für die Preisbildung. Düsseldorf/ Wien 1977. - Macht und Funktion der Wirtschafts verbände in der Demokratie. In: Der Staat 16 (1977) Heft 2, S. 201-214. Bildung und Selektion. Von der Unvermeidbarkeit der Auswahl. Köln 1979. - Montanunion. Menschen und Institutionen. Düsseldorf/Wien 1980. - H. D. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 1. Boppard am Rhein 1982, S. 81-253. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz; Archiv für ChristlichDemokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Diebäcker, Hermann, * 14.8.1910 Münster (Westfalen), t 16.4.1982 Münster. Diplomvolkswirt, kath. Nach dem Abitur an einem Realgymnasium war D. in der Arbeitsverwaltung tätig, studierte Volks- und Betriebswirtschaft in Münster und Schloß das Studium 1934 als Di-

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plomvolkswirl ab. Er wurde wissenschaftlicher Hilfsarbeiter, später Geschäftsführer innerhalb der Handelskammerorganisation und Geschäftsführer von Verbänden des Einzel-, Groß- und Außenhandels. 1942-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. In der Nachkriegszeit war er stellvertretender Hauptgcschäftsfübrer der Industrie- und Handelskammer Münster. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) gehörte D. für die CDU dem Bundestag an, zunächst über die nordrhein-westfälische Landesliste, in der 4. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 97 (Münster-Stadt und -Land) und in der 5. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 95 (Münster) gewählt. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit, in der 3. und 4. Wahlperiode des Außcnhandclsausschusscs. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen, in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft und Miltelstandsfragen an. Diederich, Nils, * 24.5. 1934 Berlin. Diplomvolkswirt, Hochschullehrer. Nach der Volksschule besuchte D. ein Jahr lang die Oberschule in Rathenow, 1945-53 die Schadowschulc in Zchlendorf, bestand 1953 das Abitur und studierte Volkswirtschaft, Soziologie und Sinologie an der Freien Universität Berlin. Seit 1960 Diplomvolkswirt, wurde er 1964 mit der Arbeit Empirische Wahlforschung. Konzeptionen und Methoden im internationalen Vergleich (veröffentlicht 1965) zum Dr. rer. pol. promoviert und habilitierte sich 1971. 1957 wurde er Hilfskraft, 1960 Hilfsassistent, 1961 Wissenschaftlicher Assistent, 1967 Akademischer Rat und Leiter der Abteilung Parteien, Verbände, Wahlen und 1970 Akademischer Geschäftsführer am Institut für Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin. 1971 übernahm D. eine Professur für Politische Wissenschaft (Politische Soziologie) am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin und wurde Vorsitzender des Institutsrates des Zentralinstitutes für Sozialwissenschaftliche Forschung. 1971-76 leitete er die Planungsslelle beim Regierenden Bürgermeister Berlins. 1987 wurde er Geschäftsführender Direktor des Zentralinstitutes für Sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin und war 1989/90 Wissenschaftlicher Direktor des Informationszentrums Sozialwisscnschaftcn Bonn. D. wurde Vorstandsmitglied, 1987 1. stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlichcr Institute, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, der International Political Science Association, der Arbeiterwohlfahrt und der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV). 1946-61 gehörte D. der sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken und 1955-60 dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund an. Seit 1952 Mitglied der SPD, wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender und Mitglied des Landesvorstandes. 1985/86 war er stellvertretender Landesvorsitzender, 1986-90 Landeskassierer. 1967-74 gehörte er der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Zehlendorf an. Als Abgeordneter des Landes Berlin war D. zunächst in der 8.-10. Wahlperiode (1976-87) Mitglied des Bundestages und rückte am 12.5.1989 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Peter —» Mitzscherling nach. In der 12. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 259 (Berlin-Friedrichshain - Treptow Lichtenberg I) im Bundestag. In der 8. und 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (bis November 1981, dannach Stellvertretendes Mitglied), in der 10. und 11. (seit Juni 1989) und 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 10.-12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied (in der 11. Wahlperiode seit Juni 1990, davor seit Juni 1989 als Stellvertretendes Mitglied)

Diel dem Haushaltsausschuß an. In der 8. Wahlperiode war D. Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, in der 8. und 9. Wahlperiode des Wirtschaftsausschusses, in der 9. Wahlperiode bis November Stellvertretendes, danach Ordcntlichcs Mitglied und seit Oktober 1982 Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, dem er in der 10. Wahlperiode bis Juni 1982 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Oktober 1992) und des Ausschusses Treuhandanstalt (seit Februar 1992). VERÖFFENTLICHUNGEN: Empirische Wahlforschung. Köln 1965. - Grenzen der Planung auf Länderebene am Beispiel Berlins. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 5 (1974) Heft 2, S. 217-227. - Politiker und Planer: Ziehen sie an einem Strang? In: Planung in öffentlicher Hand. Hrsg. von Carl Bohrt u.a. Opladen 1977, S. 13-17. - Der Abgeordnete - Studienobjekt und Selbstporträt. [Rezension von: Carl-Christoph Schweitzer: Der Abgeordnete im parlamentarischen Regierungssystem der Bundesrepublik. Opladen 1979.J In: Zeitschrift für Parlamentsfragcn 14 (1983) Heft 3, S. 436-437. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. D i e d r i c h s e n , Carl, * 4 . 2 . 1 8 9 5 Wenningstedt (Sylt), t 9 . 7 . 1 9 5 9 Landkirchen (Fehmarn). Kaufmann, Landwirt, ev. Nach dem Besuch der Volksschule (1901-10) durchlief D. 1910-13 eine kaufmännische Lehre in der Getreide-, Futtermittel- und Schiffsmaklerbranche. Von März bis September 1913 war er Gehilfe bei einer Flensburger Firma, 1913-26 Kontorist auf der Insel Fehmarn und machte sich 1926 in der Getreide- und Futtermittelbranche selbständig. 1915-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1943 wurde D. wegen der bevorstehenden Schließung seines Geschäfts aus politischen Gründen Pächter eines Bauernhofes. Vor 1945 parteilos, war D. nach Kriegsende Mitbegründer der CDU in Schleswig-Holstein. 1947 gehörte er zu den Begründern des Schleswig-Holsteinischen Bauernverbandes; er war mehrere Jahre Vorsitzender von dessen Kreisverband für Fehmarn, ehe er 1951 Landesvorstandsmitglied wurde. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat D. den Wahlkreis 8 (Oldenburg-Eutin/Süd) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen (seit Februar 1955), des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes und des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (bis März 1955, danach Stellvertretendes Mitglied) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen. D i e k m a n n , Bruno, * 19.4.1897 Kiel, t H . 1.1982 Kiel. Ingenieur, konfessionslos. D. besuchte die Volksschule, machte eine Elektrikerlehre und ließ sich als Telefonbauingenieur ausbilden. Seit 1916 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919 trat er der SPD und der Gewerkschaft bei und wurde Mitglied der Ortsvorstände. D. arbeitete bei den Deutschen Werken in Kiel, bis er 1933 entlassen wurde. 1929-33 war er Stadtverordneter in Kiel. 1933 befand er sich vorübergehend in Haft, arbeitete bis 1939 als Fernmeldetechniker und war nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Leiter der Fernsprechzentrale der Marineslation Ost. 1944 wurde er ins Konzentrationslager Neuengamme verbracht. Nach Kriegsende engagierte sich D. beim Wiederaufbau der Gewerkschaften, wurde in den Zonenausschuß der Gewerkschaften gewählt und war deren Vertreter im Zonenbeirat. 1946-54 gehörte er dem Landtag von Schleswig-Holstein an. 1946-48 war D. Minister für Wirtschaft und Verkehr

bzw. (seit November 1946) für Wirtschaft, 1948/49 Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 1947-49 zugleich stellvertretender Ministerpräsident und 1949/50 Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein. Nach der Landtagswahl 1950 übernahm er die Führung der Opposition im Landtag. D. war Vorstandsmitglied der Deutschen Werke Kiel AG. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) war D. Mitglied des Bundestages, jeweils über die Landesliste Schleswig-Holstein gewählt. In allen vier Wahlperioden gehörte er dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an, in der 2. Wahlperiode bis Oktober 1955 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied, in der 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied, in der 4. (bis November 1963) und 5. Wahlperiode wieder als Stellvertretendes Mitglied. In der 2. Wahlperiode war er bis September 1959 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen, in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied (bis November 1958) und in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses. In der 2. Wahlperiode hatte er seit November 1953 den Vorsitz im Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen inne, gehörte in der 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr-, Post- und Fernmeldewesen an und war in der 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und seit Januar 1966 Stellvertretender Vorsitzender des Postausschusses. In der 3. Wahlperiode wurde er im Dezember 1960 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, dem er in der 4. und 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte (seit März 1969 als Stellvertretendes Mitglied). In der 2.-4. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 GG. In der 2. Wahlperiode gehörte D. außerdem als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (bis April 1954), dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik und dem Ausschuß für Grenzlandfragen, als Ordentliches Mitglied dem Sonderausschuß „WasserhaushaltsgeseU" an. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Alomkernenergie und Wasserwirtschaft sowie Ordentliches Mitglied des Unterausschusses „Bau von russischen Fischdampfern auf der Howaldtwerft" und in der 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Unterausschusses über Fragen der strategischen Konzeption, der Rüstungskontrolle und der Abrüstung. D i e l , Anton, * 2 5 . 1 . 1 8 9 8 Horressen (heute zu Montabaur), f 6 . 4 . 1 9 5 9 Horressen. Bauhandwerker, Elektriker, kath. D. besuchte die Volksschule in Horressen und erlernte das Bauhandwerk. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1916-18 arbeitete er als Elektrohandwerker bei den SiemensSchuckert-Werken in Köln. 1925-48 war er beim Koblenzer Elektrizitätswerk, seit Juli 1948 in der Arbeitsverwaltung tätig. 1948 wurde er Mitglied des Kreissparkassen Vorstandes des Unterwesterwaldkreises. D., seit 1919 Mitglied der Freien Gewerkschaft, trat 1925 in die SPD ein. In Gewerkschaftskursen beschäftigte er sich mit Fragen des Arbeits- und Tarifrechts sowie mit kommunalpolitischen Fragen. 1933 war er aus politischen Gründen mehrere Wochen in Schutzhaft. 1945 wurde D. Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses des Unterwesterwaldkreises. 1945-48 hatte er das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Horressen inne. In der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) war er Vorsitzender für den Regierungsbezirk Montabaur und Landesvorstandsmitglied von Rheinland-Pfalz, in der SPD Vorsitzender für den Unterbezirk Montabaur und Vorstandsmitglied im Bezirk Rheinland-Hessen-Nassau. 1949, 1953 und 1957 wurde D. über die Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag gewählt, dem er bis zu

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Diel seinem Tod angehörte. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit Juni 1951), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Petitionen und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Inneres. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen, in der 2. und 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen an. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit, des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung, des Ausschusses zur Mitberatung des EVGVertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit März 1953) und des Wahlrechtsausschusses (seit März 1953), in der 1. und 2. Wahlperiode des Ausschusses für Post- und Fcrnmcldcwcscn (seit Februar 1953), in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses für (Fragen der) Wiedergutmachung (seit März 1954). Diel, Jakob, * 8.12.1886 Burg Leyen (bei Bingen), t 26.12.1969 Bingen. Landwirt, Winzer, kath. D. entstammte einem Bauerngeschlecht, das seit mehr als 300 Jahren auf Burg Leyen ansässig war. Er besuchte ein Gymnasium und nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1919-33 war D., Besitzer des Schloßgutes Diel auf Burg Leyen bei Bingen am Rhein, Bezirksvorsitzender und Vizepräsident des Trierer Bauernvereins sowie Vorstandsmitglied der Vereinigten deutschen Bauernvereine. 1919 gehörte er dem Kreistag Bad Kreuznach an. 1921-33 war er für die Zentrumspartei Mitglied des Preußischen Landtages. 1933-45 arbeitete er im eigenen Betrieb. Während der NS-Zeit wurde D. dreimal verhaftet, zweimal 1933 und nach dem 20. Juli 1944. Nach der Kapitulation arbeitete D. zunächst ehrenamtlich in der Verwaltung, war Mitbegründer der CDU Rheinhessen und Rheinland-Pfalz, übernahm den Vorsitz des CDUKreisverbandes und wurde Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses. 1946/47 war er Mitglied der Beratenden Landesversammlung und 1947-57 Mitglied, 1947/48 Präsident des Landtages von Rheinland-Pfalz. Zeitweise gehörte er dem Bundcspartciausschuß an. Darüber hinaus war D. publizistisch tätig, vor 1933 bei Tageszeitungen von Berlin und der Zentrumspartei, nach 1944 in verschiedenen Tageszeitungen Westdeutschlands, in denen er politische Artikel veröffentlichte. Gewählt über die Landesliste Rheinland-Pfalz, war D. in der 3. Wahlperiode (1957-61) Mitglied des Bundestages. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, des Ausschusses für Wiedergutmachung und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. NACHLASS: Archiv der Christlich-Demokratischen Partei der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Diemer-Nicolaus, Emmy, geb. Nicolaus, * 31. 1.1910 Gießen. Juristin (Rechtsanwältin), Vcrsichcrungstcchnikcrin, ev. D.-N. war die Tochter eines Architekten, der als Anhänger von Gustav Stresemann und Fraktionsführer eines Bürgerblocks bis 1933 dem Gießener Stadlrat angehörte. Sie besuchte 1916-27 die Höhere Töchterschule und nach der Verlobung eine Haushallsschule. Früh verwitwet, holte sie 1933 das Abitur nach, studierte bis 1937 u.a. Rechtswissenschaft, Volks- und Betriebswirtschaft, wurde zum Dr. jur. promoviert und erwarb ein Diplom als Versicherungstechnikerin. 1938-40 arbeitete sie in der Verlragszentrale der IG Farbenindustrie in Ludwigshafen und war 1940-45

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Prozeßbearbeiterin bei der Württembergischen Feuerversicherung in Stuttgart. Im Oktober 1945 eröffnete D.-N. eine Anwaltskanzlei in Stuttgart. Seit Februar 1946 Mitglied der FDP/DVP, war D.-N. von Mai 1946 bis 1950 Gemeinderätin in Stuttgart. 1950-52 gehörte sie dem Landtag von Württemberg-Baden an, nahm 1952/53 an der Verfassunggebenden Landesvcrsammlung teil und war 1953-57 Mitglied des Landtages von BadenWürttemberg. D.-N. ist Ehrenvorsitzende der Stuttgarter FDP. Seit 1962 als Nachfolgerin von Marie-Elisabeth —> Lüders Vorsitzende des Bundesfrauenausschusses der FDP, war D.-N. stellvertretende Vorsitzende des FDP-Arbeitskreises Innenpolitik, Vorsitzende des FDP-Fachausschusses für Friedens- und Sicherheitspolitik, Mitglied des Fachausschusses Internationale Politik und Sachverständige im Fachausschuß Recht und Innenpolitik und für Europafragen. D.-N. gehörte der Interparlamentarischen Union an, war Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Westeuropäischen Union sowie Delegierte bei den Europäischen Liberalen und Demokraten. In der 3.-6. Wahlperiode (1957-72) war D.-N., stets über die Landcsliste Baden-Württemberg gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 3. und 4. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied und seit Januar 1963 Stellvertretende Vorsitzende, in der 5. und 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. In der 3. (bis Oktober 1960) und 4. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. Als führende Rechtsexpertin ihrer Partei trat sie mehrfach für die Liberalisierung des Strafrechts und des Strafvollzugs ein. Neben ihrer Mitarbeit im Rechtsausschuß war sie auch im Sonderausschuß für die Verfassungsreform und in der Großen Strafrechtskommission tätig. Sie setzte sich für die Verbesserung der Stellung von Frauen im Ehe- und Familienrecht und bereits in den sechziger Jahren für die Reform des Paragraphen 218 ein. 1968 wurde D.-N. mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1972 mit dem Fritz-Bauer-Preis der Humanistischen Union ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sehr bescheidene Arbeitsbedingungen. In: Jahresspiegel '91 des Landtags von Baden-Württemberg. 40 Jahre Baden-Württemberg. Stuttgart 1991. LITERATUR: Birgit Meyer: Frauen im Männerbund. Politikerinnen in Führungspositionen von der Nachkriegszeit bis heute. Frankfurt am Main/New York 1997, S. 163-190, 267-268. Diemers, Renate, * 8.4.1938 Werdohl. Kaufmännische Angestellte, ev. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief D. eine Lehre als Großhandelskauffrau und übte als selbständige Sachbearbeiterin verschiedene Tätigkeiten aus. Seit 1963 hauptamtlich bei der CDU Westfalen-Lippe beschäftigt, war sie zunächst Sachbearbeiterin bei der CDU-Frauenvereinigung und übernahm 1971 die Vertretung der Frauenreferentin. Im Juni 1972 wurde sie Frauenreferentin der CDU WestfalenLippe und 1986 Frauenreferentin der CDU NordrheinWestfalen. Von Ende 1984 bis zur Fusion der Landesverbände 1986 war sie stellvertretende Geschäftsführerin der CDU Westfalen-Lippe. 1972 wurde D. Geschäftsführerin des Landcsfachausschusscs „Jugend und Familie" der CDU und war 1973-86 Geschäftsluhrerin der Arbeitsgemeinschaft Berufstätige Frauen in der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Seit 1963 arbeitete sie im christlichen Frauenbildungswerk Westfalen-Lippe e.V., Haltern, mit, wurde 1965 dessen Bildungsleiterin und Geschäftsführerin und ist jetzt ehrenamtliche Geschäftsführerin.

Dietz D. trat 1966 in die CDU ein. 1973 wurde sie Mitglied der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). D. ist Kreisvorsitzende der Frauen-Union Recklinghausen. 1990, 1994 und 1998 wurde D. über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation (in der 12. Wahlperiode bis Mai Stellvertretendes Mitglied) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Petilionsausschuß, dem Ausschuß für Familie und Senioren und dem Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" (seit Mai 1992, davor als Stellvertretendes Mitglied) an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel" und Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft". In der 14. Wahlperiode ist D. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und des Unterausschusses Neue Medien. Sic gehört dem Vorstand der Arbeitnehmergruppe der CDU/ CSU-Fraktion an. Diepgen, Eberhard, * 13.11.1941 Berlin. Jurist (Rechtsanwalt), ev. D. bestand 1960 das Abitur an der Diesterweg-Oberschule in Wedding (Berlin) und studierte Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin. 1963 war er als Mitglied des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) vorübergehend AStA-Vorsitzender, 1965/66 stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS) und beschäftigte sich mit Sozial- und Bildungspolitik. 1967 legte D. die Erste, nach dem Referendariat (u. a. am Berliner Kammergericht) 1972 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und wurde als Rechtsanwalt zugelassen. 1962 trat D. in die CDU ein. 1971 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der Berliner CDU und Mitglied der Programmkommission. Von 1983 bis zu seinem Rücktritt im Februar 2002 war er Landesvorsitzender der Berliner CDU und gehörte 1983-94 dem Bundesvorstand der Partei an. 1967-71 war er Bürgerdeputierter in Berlin-Tiergarten, seit 1971 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und Vorsitzender des Schulausschusses bis 1975. 1980 wurde D. als Abgeordneter des Landes Berlin Mitglied des Bundestages, aus dem er am 3.2.1981 wieder ausschied, nachdem er im Dezember 1980 den Vorsitz der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin übernommen hatte. Er war Ordentliches Mitglied des Petitronsausschusses und des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Seit 1984 Regierender Bürgermeister von Berlin, trat D. nach den verlorenen Wahlen zum Abgeordnetenhaus (29. I. 1989) am 2.3.1989 zurück, blieb aber bis zur Wahl eines neuen Senats geschäftsführend im Amt. Am 16. 3.1989 wurde Walter Mompcr (SPD) neuer Regierender Bürgermeister, und D. kehrte in seinen Beruf als Rechtsanwalt zurück. Nach dem Wahlsieg der CDU bei den ersten Gcsamtbcrliner Wahlen am 2.12.1990 wählte das Abgeordnetenhaus D., der im September 1990 Landes Vorsitzender der vereinigten Berlin-CDU geworden war, im Januar 1991 wieder zum Regierenden Bürgermeister. 1995 und 1999 wurde er in diesem Amt bestätigt. 1980-84 und 1989/90 war er Fraktionsvorsitzender der CDU. In der 1999 fortgesetzten Großen Koalition wurde D. das Justizressort unterstellt. Im Zuge

der durch die notwendig gewordene Nachfinanzierung des defizitären Haushalts entstandenen Krise kündigten die Sozialdemokraten Anfang Juni 2001 die Regierungskoalition auf; Mitte Juni wurde D. als Regierender Bürgermeister abgewählt. D. ist Vorstandsmitglied des Kuratoriums der HermannEhlers-Stiftung, Vorsitzender des Kuratoriums der OttoBeneckc-Stiftung, Bonn, Mitglied des Verwaltungsrates des ZDF, Mitglied des Stiftungsrates der Deutschen Klasscnlotterie Berlin, Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. und Mitglied der Europäischen Akademie Berlin. 1986 wurde er Schirmherr der Deutschen Rheuma-Liga. D. wurde mit dem Silbernen Ehrcnschild des Reichsbundes der Kriegsopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen (1985), dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1987), dem Großen goldenen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (1993) und dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet (1994). Seit 1994 ist er Honorary Knight Commander of the Order of the British Empire. VERÖFFENTLICHUNGEN: Eine Stadt mit Zukunft. Die Regierungserklärung vom 23. Februar 1984 des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Berlin 1984. - Stadt der Chancen. Die Regierungserklärung vom 25. April 1985 des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Berlin 1985. - Die Wohnungspolitik der Kommunen - auf der Suche nach Partnern. Köln 1986. - Hrsg.: 750 Jahre Berlin. Anmerkungen, Erinnerungen, Betrachtungen. Berlin 1987. - Hrsg.: Nicht der Geschichte letztes Wort. 21 ausgewählte Berliner Reden aus dem Jahr 1987. Berlin 1987. - Hrsg.: Berlinpolitik. Rechtsgrundlagen, Risiken und Chancen. Berlin 1989. Hrsg.: Erlebte Einheit. Ein deutsches Lesebuch. Berlin u.a. 1995. - Hrsg.: Deutsche Einheit. Gedanken, Einsichten und Perspektiven. Berlin 2000. Dietert-Scheuer, Amke, * 14.5.1955 Brake (Unterweser). Gymnasiallehrerin. Nach dem Abitur 1975 studierte D. Germanistik, Philosophie und Orientalistik/Turkologic in Mainz und Hamburg, legte 1983 das erste, 1987 das zweite Staatsexamen ab und hielt sich 1987/88 als Universitätslektorin in Istanbul auf. 1989 trat sie in die Partei Die Grünen/Grün-Alternative Liste ein und wurde Angestellte der GAL in Hamburg. Sie war Lehrerin in der Erwachsenenbildung. L. ist Inhaberin der Firma „Deutsche Orient Consult eK". Gewählt über die Landesliste Hamburg von Bündnis 90/Die Grünen, gehörte D. dem 13. Deutschen Bundestag (1994-98) an. Am 5.2.2002 rückte über die Landcslistc Hamburg für die verstorbene Abgeordnete Kristin —» Heyne nach. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, des Innenausschusses und der Parlamentarischen Versammlung der OSZE. In der 14. Wahlperiode ist sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Dietz, Maria, geb. Hilgers, * 7.2.1894 Düsseldorf, V 12.4. 1980 Mainz. Gymnasiallehrerin, kath. D. besuchte das Städtische Oberlyzeum in Düsseldorf, wo sie die Reifeprüfung ablegte. Nach der Lehramtsprüfung unterrichtete sie am St.-Ursula-Lyzeum in Düsseldorf und am Städtischen Lyzeum in Siegburg, studierte dann am Deutschen Museum in München und war bis 1922 im höheren Schuldienst tätig. Vor 1933 arbeitete sie in der katholischen Frauenbewegung und der Weltfriedensbewegung der Mütter

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Dietzel und Erzieherinnen mit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie Landesvorsitzende von Rheinland-Pfalz des Rates des Mouvement Mondial des Mères. 1946 war D. Mitbegründerin der CDU Rheinhessen, 1948/49 Mitglied des Kreistages und des Stadtrates in Mainz und hatte den Vorsitz des Landesfrauenausschusses inne. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) war D. Mitglied des Bundestages, jeweils über die Landesliste RheinlandPfalz gewählt. Sie war in beiden Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (bis Januar 1950 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (von Ende März 1952 bis Februar 1954 Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Kulturpolitik (bis November 1956). In der 1. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für innergebietliche Neuordnung und dem Ausschuß für Jugendfürsorge (seit Dezember 1949) an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Dcmokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. D i e t z e l , Wilhelm, * 2 3 . 7 . 1 9 4 8 Neudorf (Kr. Waldeck). Landwirt, ev. Der einer alteingesessenen Bauernfamilie entstammende D. besuchte nach der Volksschule in Neudorf die Landwirtschaftliche Fachschule in Korbach, an der er 1969 die Gehilfenprüfung bestand, und legte 1973 die Meisterprüfung ab. Seit 1976 ist er als selbständiger Landwirt tätig. 1978-95 war D., 1987-99 Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes, Mitglied des Gebietsagrarausschusses, bis 1995 auch Vorsitzender des Landcsagrarausschusscs Hessen und bis 1996 Vorstandsvorsitzender der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung. Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der Landesbuchstelle Hessen, Friedrichsdorf, und Mitglied des Vorstandes der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung, Kassel. 1974 trat D. in die CDU ein. Seit 1972 Mitglied des Ortsbeirates in Neudorf, wurde er 1977 Stadtverordneter in Diemelstadt. 1981-89 war er Mitglied des Kreistages WaldeckFrankenberg. 1994 und 1998 wurde D. über die Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt. Nach der Landtagswahl 1999 wurde er hessischer Minister für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten und legte daher zum 12.4.1999 sein Bundestagsmandat nieder. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 13. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, dem er in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt". Zu Beginn des Jahres 2002 übernahm D. den Vorsitz in der Agrarministerkonferenz. Diller, Karl, * 2 7 . 1 . 1 9 4 1 Kaiserslautern. Gymnasiallehrer, kath. Nach dem Abitur 1961 besuchte D. bis 1963 die Pädagogische Hochschule in Landau und war anschließend bis 1979 als Lehrer tätig. 1969/70 hielt er sich als Assistent in England auf. D. Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Arbeiterwohlfahrt an. Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der Bundesbaugesellschaft Berlin mbH. 1968 trat D. der SPD bei. 1984 wurde er stellvertretender Bezirksvorsitzender der SPD Rheinland-Hessen-Nassau, 1986 Vorsitzender des Unterbezirks Trier. 1969 wurde D. Mitglied des Kreistages Trier-Saarburg sowie des Stadt- und des Ver-

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bandsgemeinderates Hermeskeil. 1979-87 war er Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz. D. ist seit 1987 Mitglied des Bundestages. In der 11.-13. Wahlperiode wurde er über die Landeslisle Rheinland-Pfalz, in der 14. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 152 (Trier) gewählt. In der 11.-13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 12. Wahlperiode des EGAusschusses (bis November 1993). In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung sowie dem Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) und in der 13. Wahlperiode dem Finanzaus schuß an. Im Oktober 1998 wurde D. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen. D i r s c h e r l , Hans, * 4 . 3 . 1 8 8 9 Kößing (heute zu Vohenstrauß, Oberpfalz), t 16.4.1962 Nürnberg. Schuhmachermeister, Kaufmann, kath. D., Sohn eines Schneidermeisters, besuchte 1895-1902 die Volksschule, durchlief 1903-06 eine Schuhmacherlehre, leistete 1909-11 Militärdienst und legte 1912 die Meisterprüfung ab. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg machte er sich 1919 als orthopädischer Schuhmacher in Nürnberg selbständig und gründete 1920 eine Schuhwarenhandlung. 1929-33 gehörte D. dem Stadtrat in Nürnberg, 1930-32 für die Wirtschaftspartei dem Reichstag an. Im April 1945 verhaftet, blieb er nach dem Verfahren vor einem Standgericht wegen Wehrkraftzersetzung trotz Freispruchs in Haft, wurde dann jedoch durch amerikanische Truppen befreit. Von Mai 1945 bis zu seinem Rücktritt 1955 war er Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken in Nürnberg, von Oktober 1946 bis zu seinem Rücktritt im November 1955 Präsident des Bayerischen Handwerkstages. Von Dezember 1947 bis Dezember 1955 saß D. als Vertreter des bayerischen Handwerks im Bayerischen Senat; 1947-55 war er Mitglied des Hauptausschusses und 1954/55 des Rechts- und Vcrfassungsausschusses. Er gehörte dem Vorstand des Vereins für Ausstellungen und Messen in München, dem Aufsichtsrat des Münchner Vereins und dem Vorstand der Landesversicherungsanstalt an. D. war Landesinnungsmeister des Schuhmacherhandwerks in Bayern sowie Landes- und Bezirksfachgruppenleiter für Nordbayern des Schuhmacher- und Orthopädiehandwerks. 1949 Schloß sich D. der FDP an und wurde über die Landesliste Bayern in den 1. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen (bis Juni 1951, danach Stellvertretendes Mitglied) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (bis Oktober 1951) und des Ausschusses gem. Art. 15 GG. D i t t r i c h , Stefan, * 2 8 . 6 . 1 9 1 2 Hof (Saale), t 5 . 2 . 1 9 8 8 Kötzting. Jurist (Richter, Rechtsanwalt), kath. D. studierte nach dem Abitur 1932-35 Rechts- und Staatswissenschaften in München und Würzburg. 1936-39 war er Gerichtsreferendar in Kelheim, Regensburg, Hof und München, legte 1939 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und war als Gerichtsassesor tätig, bis er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er Amtsgcrichtsrat und Landgcrichtsrat in Regensburg und Deggendorf. Er wurde über das Thema Der Versuch beim Fahrlässigkeitsdelikt zum Dr. jur. promoviert. 1939-45 gehörte D. der Wehrmacht an und führte seit 1947 eine Anwaltspraxis in Kötzting.

Dörfler 1952 wurde D. stell vertretender Kreisvorsitzender der CSU Deggendorf. Er war Vorstandsmitglied der CSU in Niederbayern und Mitglied des CSU-Landesausschusses. In der 2.-6. Wahlperiode (1953-69) vertrat D. den Wahlkreis 208 bzw. 213 (Deggendorf) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode wurde er im Februar 1954 Ordentliches Mitglied und im Januar 1957 Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität und war von Januar bis September 1956 Stellvertretendes, danach bis Januar 1957 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung. In der 3.-5. Wahlperiode war er Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied seit Februar 1957 dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens, in der 3.-5. Wahlperiode dem Ausschuß für Gesundheitswesen an. In der 2. Wahlperiode war D. außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (seit Januar 1957) und des Ausschusses für Grenzlandfragen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht, in der 2. und 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit, in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. 1953 wurde er 1. Vorsitzender der Sportgemeinschaft des Deutschen Bundestages. 1965-73 war D. Mitglied des Europäischen Parlaments; 1966/67 hatte er den Vorsitz des Ausschusses für Gesundheitsschutz inne. D o b b e r t h i e n , Marliese, * 22.5.1947 Lübeck. Sozialwissenschaftlerin, Dozentin, Gewerkschaftsfunktionärin. Nach dem Abitur 1966 und einem Werksemester beim evangelischen Studienwerk in Villigst studierte D. Sozialwissenschaft, Politische Wissenschaft und Erziehungswissenschaft in Bochum und Hamburg und hielt sich zu Studienzwecken in Brasilien und Israel auf. 1978 wurde sie an der Universität Hamburg mit der Arbeit inhaltsanalytische Untersuchung weiblicher Roilenaskriptionen im Ehe- und Familienrecht promoviert. D. war Volkshochschuldozentin und Lehrbeauftragte an der Universität Hamburg und 1976-88 Leiterin der Abteilung Frauen, später auch der Abteilung Medien beim Dcutschcn Gcwcrkschaftsbund in Baden-Württemberg. D. wurde Rundfunkrätin und stellvertretende Vorsitzende des Politik-Ausschusses sowie Mitglied des Vcrwaltungsausschusses des baden-württembergischen Landesarbeitsamtes, Vorsitzende des baden-württembergischen Landesfrauenausschusses des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und Mitglied des DGB-Landesbezirksvorstandes. Sie Schloß sich der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, der Arbeiterwohlfahrt und den Naturfreunden an. Sie wurde ferner Mitglied des Vereins allcincrzichender Mütter und Väter (VAMV) und des Verbandes alleinerziehender Frauen (VAF) sowie Vorstandsmitglied der baden-württembergischen Verbraucherzentrale und des Landesfrauenrates. 1972 trat D. in die SPD ein. Sie wurde stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende in Göppingen, stellvertretende Vorsitzende des baden-württembergischen Medienbeirates der SPD und Mitglied des Landesfrauenvorstandes der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen. A m 1.7.1987 rückte D. für die verstorbene Abgeordnete Ruth —»Zutt in den Bundestag nach. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (seit September 1987) und des Haushaltsausschusses (seit August 1987) sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (seit November 1987) und des Rechtsausschusses (seit August 1987). A m 29. 8.1988 legte sie ihr Mandat nieder und war bis 1990 Staatsrätin in Hamburg. In der 12. und 13. Wahlperiode vertrat D. den Wahlkreis 13

(Hamburg-Altona) im Bundestag. Sie war in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend und des Sonderausschusses „Schulz des ungeborenen Lebens" sowie in beiden Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie und Senioren (bis Oktober 1991) und dem EG-Ausschuß (bis Mai 1992), in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Analyse und Dokumentation zum Paragraphen 218 StGB dargestellt am Beispiel Baden-Württemberg. Stuttgart 1979. - Teleheimarbeit. Elektronische Heimarbeit - Gefahr oder Chance? Stuttgart 1985. - Frauen und neue Technologien. Hannover 1986. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. D ö h r i n g , Clara, geb. Wohlfahrt, * 13.3.1899 Saalfeld, ν 7.6. 1987 Stuttgart. Sekretärin, Sachbearbeiterin. Nach dem Besuch der Mädchen-Bürgerschule wurde D. zur Kontoristin ausgebildet, arbeitete 1920-30 beim Hauptvorstand des Metallarbeiter-Verbandes in Stuttgart und war seit 1936 Sachbearbeiterin bei der dortigen Allgemeinen Ortskrankenkasse. 1918 wurde sie Mitglied der SPD und der Freien Gewerkschaften. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich D. ehrenamtlich in der SPD und der Gewerkschaftsbewegung. 1948 wurde sie Frauensekretärin des Gewerkschaftsbundes in Württemberg-Baden bzw. BadenWürttemberg und Vorsitzende des gewerkschaftlichen Landesbezirksfrauenausschusses. Sie war Mitglied des Landesbezirksvorstandes der SPD, Südwest. Im Mai 1945 wurde D. Referentin in der Personalabteilung der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Stuttgart. Sie war Mitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) gehörte D. dem Bundestag an. Sie wurde 1949 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 1 [163] (Stuttgart T), 1953 und 1957 über die Landesliste Baden-Württemberg gewählt und vertrat in der 4. Wahlperiode den Wahlkreis 163 (Stuttgart I, West). In allen vier Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Sozialpolitik (in der 2. Wahlperiode seit November 1953), in der 1. und 2. Wahlperiode Ordentliches, in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit. In der 2. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (bis März 1953), in der 1. und 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen an. In der 3. und 4. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Atomenergie und Wasserwirtschaft. D. gehörte dem Deutschen Rat der Europäischen Bewegung an. D ö r f l e r , Ernst (Paul), * 15.5.1950 Remberg. Maschinenbauer, Chemiker, Schriftsteller. D., Sohn eines Bauern, besuchte 1964-68 die Oberschule in Pretzsch (Elbe), wo er das Abitur mit der Berufsausbildung zum Maschinenbauer bestand. 1968-73 studierte er Chemie an der Technischen Hochschule Magdeburg und Schloß das Studium als Diplomchemiker ab. 1974/75 war D. Technologe für Fernsehelektronik in Berlin, 1975-82 Ökochemiker am Institut für Wasserwirtschaft in Berlin und Madgeburg. 1978 wurde er mit der Arbeit Untersuchungen zur Passivität und Lochfraßkorrosion an Chrom- und Chrom-NickelStählen unter Anwendung elektrochemischer und elektronenoptischer Methoden promoviert. Seit 1983 war er als freier Schriftsteller, seit 1991 auch als selbständiger Ökologe tätig.

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Dörflinger 1982-86 war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Stadtökologic" in der Gesellschaft für Umwelt und Natur in Madgcburg. 1990 wurde D. Mitglied des Schriftstellerverbandes. Er ist Gründungsmitglied der Stiftung Umwelt und Naturschutz. 1989 gehörte D. zu den Gründern der Grünen Partei in der DDR und nahm von Dezember 1989 bis März 1990 an den Gesprächen des Zentralen Runden Tisches teil. Vom 18.3. bis 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war er Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 10, Listenplatz 1, Bezirk Magdeburg), wo er den Vorsitz des Ausschusses für Umwelt, Natur, Energie und Rcaktorsicherheit innehatte. Vom 3.10. bis 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 gehörte D. dem 11. Deutschen Bundestag an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Marianne Dörfler: Zurück zur Natur? Leipzig 1986. - Mit Marianne Dörfler: Zwischen Flucht und Anpassung. Tiere neben Menschen. Leipzig 1989. - Mit Marianne Dörfler: Neue Lebensräume. Mehr Artenvielfalt in Landschaft und Garten. Leipzig 1990. - Umweltschutz und Landwirtschaft. Magdeburg 1993. - Stand und Perspektiven des Naturschutzes. Magdeburg 1994. Hrsg.: Ökologie und Hochwasserschutz. Bonn 1998. - Wunder der Elbe. Biografie eines Flusses. Halle (Saale) 2000. D ö r f l i n g e r , Thomas (Werner Johannes), * 27. 8.1965 Tiengen (heute zu Waldshut-Tiengen). Historiker, Redakteur, kath. D. besuchte 1975-84 das Klettgau-Gymnasium in Tiengen. Nach dem Wehrdienst und einem journalistischen Praktikum in der Lokalredaktion Waldshut des „Südkurier" (1986) studierte er 1986-92 Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Konstanz und Schloß 1992 mit dem Magister Artium ab. 1992/93 war er Volontär bei RTL Radio Südbaden, Waldshut-Tiengen, 1993/94 Redakteur bzw. Redaktionsleiter bei RTL Radio Südbaden, 1995/96 wissenschaftlicher Mitarbeiter für Bundesministerin Claudia —> Nolte und 1997/98 Redakteur beim „Schwarzwälder Boten". 1978 wurde D. Mitglied der Kolpingsfamilie Tiengen, 1992 des Deutschen Journalistenverbandes und 1996 der Gesellschaft zur Förderung der deutsch-amerikanischen Freundschaft. D. war 1979-86 Mitglied der Jungen Union, zuletzt Pressesprecher des Kreis Verbandes Waldshut. 1984 trat er in die CDU ein. 1989-92 war er Pressesprecher des CDU-Orts Verbandes Tiengen. 1995 wurde er Vorstandsmitglied, 2001 stellvertretender Kreis Vorsitzender des CDUKreisverbandes Waldshut. 1998 wurde D. im Wahlkreis 192 (Waldshut) direkt in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Ausschusses für Tourismus sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichcrheit und der Enquete-Kommission „Dcmographischcr Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik". D ö r f l i n g e r , Werner (Georg), * 2 . 1 0 . 1 9 4 0 Tiengen (heute zu Waldshut-Tiengen). Kaufmann, Redakteur, kath. D. besuchte eine zweijährige Höherere Handelsschule, begann dann eine Lehre als Industriekaufmann und legte 1958 die Kaufmannsgehilfenprüfung ab. 1958-62 arbeitete er in seinem erlernten Beruf und war 1962-75 Redakteur des „Südkurier". 1975 wurde D. Erster Beigeordneter mit der Amtsbezeichnung „Bürgermeister" der Großen Kreisstadt Waldshut-Tiengen (Wahlbcamtcr bis 1983). D. wurde Mitglied des Deutschen Journalistenverbandes, Stellvertretender Vorsitzender des Caritas-Verbandes Waldshut und Präsident der Gesellschaft zur Förderung der deutsch-amerikanischen Freundschaft.

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1961 trat er in die CDU ein. Zehn Jahre lang hatte er den Vorsitz des Kreisverbandes Waldshut der Jungen Union innc. 1967-91 war er stellvertretender Vorsitzender des CDUKreisverbandes Waldshut, 1991-93 Kreisvorsilzender und Vorsitzender des CDU-Bundesfachausschusses „Städte- und Wohnungsbau". Seit 1965 Mitglied des Stadtrates von Tiengen, wurde er bei der Wahl 1971 bestätigt und zum ehrenamtlichen Bürgermeisterstellvertreter von Tiengen gewählt. 1975 wurde er Mitglied des Stadtrates der neugebildeten Stadt Waldshut-Tiengen und war bis zur Wahl zum Ersten Beigeordneten ehrenamtlicher Btirgermeisterstellvertreter. 1994 wurde er erneut Mitglied des Stadtrates von Waldshut-Tiengen. 1989-94 war er Mitglied des Waldshuter Kreistages. 1989 wurde er Mitglied der Regionalverbandsversammlung Hochrhein-Bodensee. In der 9.-13. Wahlperiode (1980-98) vertrat D. den Wahlkreis 192 (Waldshut) im Bundestag. Er war in allen fünf Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 12. und 13. Wahlperiode dessen Vorsitzender (seit Februar 1992). In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für Forschung und Technologie (bis November 1981), in der 9.-11. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an (seit November 1981). In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (seit September 1983) und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Juni 1986), dem er in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied, in der 12. und 13. Wahlperiode erneut als Stellvertretendes Mitglied (seit April 1993) angehörte. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Fremdenverkehr und in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. D. wurde 1993 mit dem Verdienstkreuz am Bande, 2000 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. D ö r i n g , Wolfgang (Rudolf Paul), * 11.11.1919 Leipzig, t 17.1.1963 Düsseldorf. Unternehmer, ev. D„ Sohn eines Versicherungsjuristen, besuchte eine Privatschule und bis zum Abitur 1937 ein Humanistisches Gymnasium in Leipzig. Nach dem Reichsarbeitsdienst seit 1938 Berufsoffizier, wurde er 1942 zum Oberleutnant, 1944 zum Hauptmann befördert und geriet 1945 in Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr betrieb er 1946-50 eine Autoreparaturwerkstatt in Mülheim an der Ruhr. F. war Mitglied des FDP-Kreisverbandes Mülheim an der Ruhr und der Jungdemokraten, 1950-56 Hauptgeschäftsführer des FDP-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. 1958 in den Bundesvorstand der FDP gewählt, war er 1962/63 stellvertretender Bundesvorsitzender. 1954-58 gehörte D. dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an; 1955 wurde er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, im März 1956 Fraktionsvorsitzender. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) war D. mit einem Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Im Bundestagswahlkampf 1957 war er Bundeswahlkampfleiter der FDP und erlebte eine empfindliche Niederlage. 1961 wurde er stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. In der 3. Wahlperiode war er von Oktober 1959 bis Oktober 1960 Stellvertretendes, danach sowie in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Kriegsopfer- und

Dohnanyi Heimkehrerfragen (bis April 1958) und dem Ausschuß für Heimatvertriebene (seit November 1958) an. LITERATUR: W. D. 1963 in Memoriam. 1 1 . 1 1 . 1 9 1 9 17.1.1963. Düsseldorf 1963. - Karl Georg Egel und Harri Czcpuck: D. sagt wic's ist. Ein Bcricht vom Leben und Sterben eines Bundestagsabgeordneten nach Dokumenten und Tagebuchnotizen. Berlin 1964. - Wolfram Dorn und Wolfgang Wiedner: Der Freiheit gehört die Zukunft. W. D. Eine politische Biographie. Düsseldorf 1974. - Gerhard Papke: Zum 70. Geburtstag von W. D. In: liberal 31 (1989) Heft 4, S. 97-101. NACHLASS: Archiv der Wolfgang-Döring-Stiftung, Gummersbach. D ö r i n k e l , Wolfram, * 5. 9.1907 Bad Oeynhausen, t 2 6 . 1 1 . 1 9 7 5 Wiesbaden. Jurist (Rechtsanwalt). Nach dem Abitur studierte D. Rechts- und Staatswissenschaften sowie Volkswirtschaft in Freiburg im Breisgau, Paris und Berlin. Seit 1928 Referendar, wurde er 1931 mit der Arbeit Internationales Kartellrecht zum Dr. jur. promoviert, legte 1932 das Assessorexamen ab und ließ sich als Rechtsanwalt in Berlin nieder. 1943-45 war D. Soldat. 1945 baute er eine Anwaltspraxis in Wiesbaden auf und wurde Geschäftsführer des Fachverbandes der Hartfaserindustrie sowie des Fachverbandes der Kokosindustrie. D. war Mitbegründer der FDP in Nordrhein-Westfalen, 1951 Mitglied des Vorstandes des FDP-Kreisverbandes Wiesbaden und 1952-56 Erster Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Wiesbaden sowie Mitglied des Landesvorstandes der FDP Hessen. 1954-61 gehörte er dem Hessischen Landtag an und hatte 1957-61 den Vorsitz der FDP-Fraktion inne. In der 4. Wahlperiode (1961-65) wurde D. über die Landcslistc Hessen in Bundestag gewählt. Er war Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Heinz Müllensiefen: Das neue Kartell-, Zwangskartell- und Preisüberwachungsrecht. Berlin 1933, 2 1934 (2 Bde.). 3. Aull, unter dem Titel: Kartellrecht. Berlin 1938. D ö t t , Marie-Luise, geb. Duhn, * 2 0 . 4 . 1 9 5 3 Nordhorn. Kauffrau, Juwelierin, Unternehmerin, kath. Nach dem Abitur durchlief D. in Würzburg eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, anschließend in Idar-Oberstein zur Gemmologin und Diamantgutachterin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann betreibt sie ein Juweliergeschäl't mit Goldschmiede und Uhrmacherwerkstatt. D. ist Bundesvorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer, Mitglied des Einzelhandelsverbandes, des Goldringverbundes (Deutschland, Großbritannien, Schweiz, Niederlande), Gründungsmitglied der Organisation GoldringJunior-Partners, der Arbeitsgemeinschaft „Kirche und Wirtschaft" der Bundesvercinigung Deutscher Arbeitgeberverbände, der Unternehmerfrauen im Handwerk, der Studiengesellschaft für Mittelstandsfragen e.V., der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen e.V., des Kinderschutzbundes und des Kolpingwerks. 1984 trat D. in die CDU ein. 1992 wurde sie Mitglied des Vorstandes des CDU-Stadtverbandcs Höxter, 1995 des Vorstandes des CDU-Ortsverbandes, 1997 des Landesvorstandes der CDU Nordrhein-Westfalen. Sie ist Mitglied des Bundesfachausschusses Familien und Jugend der CDU. Seit 1994 gehört sie dem Vorstand des Stadtverbandes der FrauenUnion an. 1994 wurde sie Mitglied des Landes Vorstandes der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU (MIT/WIT), 1995 Vorsitzende des Kreisverbandes der M I T / W1T, Höxter, stellvertretende Vorsitzende des Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe der MIT und des Bundesvorstandes der M I T / W I T . 1994-98 war D. Mitglied des Stadt-

rates in Höxter, gehörte dem Fraktionsvorstand an und arbeitete im Haupt- und im Finanzausschuß sowie im Ausschuß für Wirtschaftsfördcrung, Fremdenverkehr und Arbeitsplatzförderung mit. 1998 wurde D. über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Stellvertretende Vorsitzende der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. D. gehört der Deutsch-Asean, der Deutsch-Baltischen, der Deutsch-Chinesischen, der Deutsch-Japanischen und der Deutsch-Südasiatischen Parlamentariergruppe an. D o h m a n n , Friedhelm, * 24. 8.1931 Dortmund, f 2 0 . 2 . 1 9 7 0 Dortmund. Verwaltungsangestellter. Nach dem Besuch einer Realschule war D. 1945/46 Hilfsarbeiter, durchlief 1946-49 eine Lehre als Industriekaufmann und besuchte 1950/51 die Sozialakademie in Dortmund. 1951-60 war er Verwaltungsangestellter der Betriebskrankenkasse Krupp, legte 1953 die Erste, 1957 die Zweite Verwaltungsprüfung ab und wurde 1961 Geschäftsführer der Betriebskrankenkasse Krupp. D„ seit 1949 Mitglied der Industriegewerkschaft Metall, trat 1951 in die SPD ein. 1957-64 war er Mitglied des Rates der Stadt Dortmund, 1964-66 stellvertretender Vorsitzender, seit 1968 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Dortmund und Beisitzer im Vorstand des Bezirks Westliches Westfalen. In der 6. Wahlperiode vertrat D. bis zu seinem Tod den Wahlkreis 115 (Dortmund II) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. D o h n a n y i , Klaus (Karl Anton) von, * 23.6. 1928 Hamburg. Jurist, ev. D., älterer Bruder des Dirigenten Christoph von D., ist Sohn des Reichsgerichtsrates Hans von D. und dessen Ehefrau Christine, geb. Bonhoeffer. Der Vater wurde als Widerstandskämpfer gegen das nationalsozialistische System im Frühjahr 1945 hingerichtet, sein Onkel, der Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, ebenfalls. D. ist väterlicherseits ein Enkel des aus Ungarn stammenden Pianisten und Komponisten Ernst von D.; sein Großvater mütterlicherseits war der u. a. in Breslau und Berlin lehrende Professor für Neurologie und Psychiatrie Karl Bonhoeffer. 1944/45 mußte D. Kriegsdienst in einer Einheit des Reichsarbeitsdienstes leisten; der Zwangsübernahme in die Waffen-SS konnte er entgehen, weil sein Vater in einem Konzentrationslager inhaftiert war. D., der ursprünglich Landwirt werden wollte, arbeitete nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges für kurze Zeit in einem bäuerlichen Betrieb, nahm aber nach dem Abitur, das er 1946 an einer Schule des Benediktinerordens in St. Ottilien (Oberbayern) bestand, das Studium der Rechtswissenschaften in München auf. Nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen wurde er 1949 mit einer Untersuchung aus dem Bereich des Grundstücksrechts zum Dr. jur. promoviert; mit einem Stipendium konnte er seine rcchtswisscnschaftlichen Studien in den USA fortsetzen. Zwischen 1951 und 1953 arbeitete er zeitweise am Max-Planck-Institut für Ausländisches und Internationales Privatrecht in Tübingen und in einer Anwaltskanzlei in New York; erste Erfahrungen in der Industrie gewann er in der Zentrale des FordKonzerns in Detroit. 1954 trat D. in die Planungsabteilung der Kölner Fordwerke ein; deren Leitung hatte er bis 1960 inne. Bis 1968 war er als geschäftsführender Gesellschafter im Markt- und Meinungsforschungsinstitut Infratest in München tätig, das er wesentlich mitaufgebaut hat.

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Dolata 1957 in die SPD eingetreten, erhielt D. erst im März 1968 mit der von Bundcswirtschaftsministcr Karl —> Schiller veranlaßtcn Berufung auf die Stelle eines beamteten Staatssekretärs ein politisches Amt. Im Herbst 1969 ging D., inzwischen in den Bundestag gewählt, als Parlamentarischer Staatssekretär an das Ministerium für Bildung und Wissenschaft. Im März 1972 und nach dem Rücktritt von Minister Leussink wurde er selbst mit der Leitung des Ressorts betraut. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (seit Dezember 1969) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. Im Sommer 1973 wurde der unter seiner Federführung entstandene Entwurf eines Hochschulrahmengesetzes heftig kritisiert. Unter der Kanzlerschaft Helmut —» Schmidts (seit Mai 1974), der Helmut —»Rohde als Bildungsminister in sein Kabinett geholt hatte, war D. zunächst mit der Bearbeitung außenwirtschaftlicher Aufgaben betraut, bis er im Dezember 1976 zum Staatsminister im Auswärtigen Amt ernannt wurde. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft mit (seit Juni 1974). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Auswärtigen Ausschuß (seit September 1975) und dem Rechtsausschuß (von Juni 1974 bis Juni 1976) an. D., der über die rheinland-pfälzische Landesliste der SPD in den Bundestag gewählt worden war, erzielte bei der dortigen Landtagswahl im April 1978 als deren Spitzenkandidat mit 42,3 % der Stimmen zwar ein in diesem Bundesland von der SPD bis dahin noch nie erreichtes Ergebnis, verzichtete aber auf das Landtagsmandat. Im Mai 1979 wählte ihn die SPD von Rheinland-Pfalz zu ihrem Landesvorsitzenden. Dem als erfolgreich geltenden Landespolitiker wurde zwei Jahre später von der hamburgischcn SPD die Kandidatur für die Nachfolge des zurückgetretenen Bürgermeisters Hans-Ulrich —> Klose angetragen. D. sagte zu und wurde am 2 4 . 6 . 1 9 8 1 von der Mehrheit der Bürgerschaft in den Senat gewählt; dieser bestimmte ihn dann zum Ersten Bürgermeister. Zum 2 6 . 6 . 1 9 8 1 schied er aus dem Bundestag aus. D. trat kein leichtes Amt an und verlor, als er sich ein Jahr später der Bürgerschaftswahl stellen mußte, die parlamentarische Mehrheit. Nach ergebnislosen Koalitionsverhandlungen mit der Grün-Alternativen Liste (GAL) errang er im Dezember 1982 in Neuwahlen eine zur Regierung befähigende Mehrheit. In den folgenden, von wirtschaftlichen Problemen des Stadtstaates geprägten vier Jahren, hatte D. große Schwierigkeiten, seiner Politik eines „sozial gesteuerten Strukturwandels" zum Erfolg zu verhelfen; innerstädtischc Querelen und Affären um Polizei und Justiz wirkten sich negativ auf das politische Klima Hamburgs aus. Bei der Bürgerschaftswahl 1986 verloren die Sozialdemokraten ein Fünftel ihrer Wähler. Nach erfolglosen Sondierungsgespräche mit den Christdemokraten sah sich D. zum zweiten Mal zu Neuwahlen gezwungen. Die Wahl vom 17.5.1987 brachte die SPD auf 45,0 % der abgegebenen Stimmen und ließ die FDP mit 6,5 % wieder in die Bürgerschaft einziehen. Nach langen Verhandlungen konnte der sozialliberale Senat unter der Leitung D.s im September seine Arbeit aufnehmen. Noch im selben Jahr erreichte der Bürgermeister unter vollem Einsatz seines persönlichen Ansehens eine politisch wie juristisch überzeugende Lösung für das den innerstädtischen Frieden gefährdende Problem der Besetzung von Häusern in der „Hafenstraße". Die noch aus demselben Jahr stammende Städtepartnerschaft Hamburgs mit Dresden gehört, wenn auch erst spät und drei Jahre vor der deutschdeutschen Vereinigung 1987 besiegelt, ebenfalls in die positive Bilanz der Bürgermeisterzeit D.s. A m 10.5.1988 trat er überraschend vom Amt des Ersten Bürgermeisters zurück. Der knapp Sechzigjährige rechtfertigte diesen Schritt durch Hinweis auf seine zwanzig Jahre politischer Tätigkeit. In der Öffentlichkeit aber wurden Vermutungen laut, Querelen

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innerhalb und mit seiner eigenen Partei über das noch immer nicht zufriedenstellend gelöste Problem „Hafenstraße" hätten den Rücktritt ausgelöst. D., der Politik nie zum Beruf machen wollte und auch in seiner politischen Aktivität zu keiner Zeit dem Bild eines sozialdemokratischen Parteipolitikers entsprochen hatte, widmete sich nach dem Rücktritt zunächst publizistischen Arbeiten. 1990 trat er im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" mit einem Aufruf an die Sozialdemokraten in der DDR hervor, in dem er vor möglichen Fehlern warnte. Noch im selben Jahr kehrte D. mit der Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes im Schwermaschinenkombinat TAKRAF AG Leipzig in sein eigentliches Metier, das des Wirtschaftsmanagers, zurück. Sein Engagement trug wesentlich dazu bei, diesen aus dem industriellen Erbe der DDR stammenden und weltweit operierenden Mammutkonzern zu privatisieren. Dieser Prozeß begann im März 1994 und ist abgeschlossen; in einigen der Nachfolgefirmen ist D. bis heute beratend tätig. Daneben wandte er sich schon früh gegen eine Kürzung der Transferleistungen des Westens in die fünf neuen Bundesländer, warb für eine Stabilisierung ihrer neuen Unternehmensstruktur und war für längere Zeit Beauftragter im Dienst der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben. D„ der sich über sein fachliches Interesse an Fragen der Ökonomie hinaus bis heute in verschiedenen Medien wiederholt an der Diskussion allgemein politischer und zeitgeschichtlicher Probleme beteiligt, ist verheiratet und lebt in dritter Ehe zusammen mit der Schriftstellerin Ulla Hahn in Hamburg. VERÖFFENTLICHUNGEN: Japanische Strategien oder Das deutsche Führungsdefizit. München 1969. - Hrsg.: Die Schulen der Nation. Zur Bildungsdebatte: Fakten, Forderungen, Folgen. Düsseldorf/Wien 1971. - Hrsg.: Notenbankkredit an den Staat? Baden-Baden 1986. - Hamburg, mein Standort. Hamburg 1986. - Grundgesetz und Wählerwille. In: in bester Verfassung? Anmerkungen zum 40. Geburtstag des Grundgesetzes. Hrsg. von Manfred Buchwald. Gerlingen 1989, S. 22-34. - Brief an die Deutschen Demokratischen Revolutionäre. München 1990. - Das deutsche Wagnis. München 1990. - Im Joch des Profits? Eine deutsche Antwort auf die Globalisierung. Stuttgart 1997. - Nachwort. In: Gedichte fürs Gedächtnis zum Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen. Ausgewählt und kommentiert von Ulla Hahn. Stuttgart 1999. Peter Schumann D o l a t a , Werner, * 23.2.1927 Brandenburg an der Havel. Zahnarzt, kath. Nach dem Besuch der Mittelschule wurde D. im Februar 1944 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Nach Kriegsende durchlief er eine Ausbildung zum Dentisten und legte 1950 das Staatsexamen ab. 1950/51 war er Fachlehrer an einer Berufsschule für Dentistenpraktikanten. 1951 erhielt D. seine Approbation und wurde 1953 zum Zahnarzt bestallt. 1952-81 war er Angestellter beim Bezirksamt Zehlendorf in Berlin. 1952-54 gehörte D. der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft in Wiesbaden an, deren Mitglied er 1967 erneut wurde. Seit 1968 war er Mitglied des Diözesanrates Berlin, 1974-84 der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin. 1984 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Landesfilmdienstes Berlin e.V., Mitglied des Beirates der Berliner Herzliga e . V . und Mitglied des Union-Hilfswcrkcs (UHW) Berlin. 1946 trat D. in die CDU ein. 1955/56 war er Mitglied des Landes Vorstandes der Jungen Union Berlin. 1959 wurde er Vorsitzender des CDU Orts Verbandes Pallas in BerlinSchöneberg, 1960 Mitglied des Kreisvorstandes BerlinSchöneberg. 1955-58 war D. Bürgerdeputierter im Jugendwohlfahrtsausschuß Schöneberg, 1959-67 Bezirksverordneler in Schöneberg und 1963-67 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU. 1967-81 gehörte er dem Abgeordne-

Donhauser tenhaus von Berlin an und war 1971-81 Mitglied des CDUFraktionsvorstandes sowie Vorsitzender des Ausschusses für Familie und Jugend. Am 16.6.1981 rückte D. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gerhard —>Kunz in den Bundestag nach, dem er bis 1987 angehörte. In der 9. Wahlperiode war er von September bis November 1981 Stellvertretendes, danach sowie in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In beiden Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Sporlausschuß an. 1974 wurde D. mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Dollinger, Werner, * 10.10.1918 Neustadt (Aisch). Diplomkaufmann, Unternehmer, cv. D., Sohn eines Kolonialwarengroßhändlers, besuchte die Realschule in Neustadt und studierte nach dem Abitur an der Wirtschaftsoberschule in Nürnberg, an der Universität Frankfurt am Main sowie an der Technischen Hochschule München Wirtschafts- und Staatswissenschaften. Dort legte er im September 1940 die kaufmännische Diplomprüfung ab und wurde 1942 mit der Arbeit Wandlungen und Strukturveränderungen in Deutschlands Wirtschaft, dargestellt anhand der Volks-, Berufs- und Betriebszählungen von 1925 bis 1933 zum Dr. rer. pol. promoviert. Während seiner Studienzeit und nach der Promotion war D. bei der Außenhandelsstelle für Nordbayern und Südthüringen in Nürnberg tätig, bis er 1943 zum Wehrdienst eingezogen wurde. 1945 übernahm er die Leitung der Dampfziegelei A. Dehn. 1952-63 war er Vorsitzender des Bayerischen Tonindustric-Vereins, Bezirk Mittclfrankcn, seit 1953 stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen LebensrnittelGroßhandels. D. war Gründungsmitglied der CSU in Neustadt. 1951 wurde er Kreisvorsitzender der CSU, 1957 Mitglied des Landesvorstandes bzw. des Präsidiums der CSU und war 1964-87 stellvertretender Vorsitzender der CSU. 1948-62 hatte er den Vorsitz des Industrie- und Handelsgremiums in Neustadt inne. 1970 wurde er ehrenamtlicher Vorsitzender des Wirtschaftsbeirates der Union e.V. 1971-91 gehörte er der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an, hatte 1975-93 den Vorsitz des Evangelischen Arbeitskreises der CSU inne und war stellvertretender Bundes Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU. 1946-64 war D. Mitglied des Stadtrates von Neustadt, 1946-48 und 1952-64 des Kreisrates. In der 2.-11. Wahlperiode (1953-90) war D. Mitglied des Bundestages. In der 2.-4. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 226 (Erlangen), in der 5. und 6. Wahlperiode sowie in der 8.-11. Wahlperiode den Wahlkreis 229 (Fürth). 1972 wurde er über die Landesliste Bayern in den 7. Deutschen Bundestag gewählt. 1956-58 gehörte er der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl an. 1953-61 war D. Mitglied des Vorstandes der CDU/CSU-Fraktion, 1957-61 Stellvertretender CSU-Landesgruppenvorsitzender und Vorsitzender des Arbeitskreises Flaushalt, Finanzen und Steuern der CDU/CSUFraktion, 1961 /62 Landesgruppenvorsitzender und 1969-76 erneut Stellvertretender CSU-Landcsgruppcnvorsitzcnder. 1976-80 hatte er den Vorsitz des Arbeitskreises für Wirtschaft und Ernährung der CDU/CSU-Fraktion inne. Während seiner Amtszeit als Bundesschatzminister (von 1962 bis 1966) wurde eine Teilprivatisierung der bis dahin bundeseigenen Vereinigten Elektrizitäts- und BergwerksAktiengesellschaft (VEBA) durchgeführt. Vom 8.11. bis 1.12.1966 war D. Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Am 1.12.1966 wurde ihm das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen übertragen, das er bis

1969 innehatte. In seine Amtszeit fielen Gespräche mit der DDR-Post bezüglich des Kostenausgleichs im innerdeutschen Postverkehr. Als Bundesminister für Verkehr (1982-87) setzte er u.a. den Weiterbau des Rhein-MainDonaukanals, Einschränkungen des Autobahnbaus sowie Tempolimits durch. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen, in der 3., 4. (bis Februar 1963), 6. und 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 3. und 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (bis Februar 1963), in der 6. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 6. Wahlperiode war er bis September 1971 Ordentliches Mitglied, in der 7. Wahlperiode bis Januar 1975 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, dem er in der 8. Wahlperiode wieder als Stellvertretendes Mitglied angehörte; in der 9. Wahlperiode war er bis Oktober 1982 dessen Vorsitzender, in der 11. Wahlperiode erneut dessen Ordentliches Mitglied. In der 7. Wahlperiode engagierte er sich bis April 1973 als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologie. In der 2. Wahlperiode war D. außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG und des Ausschusses für Verkehrswesen (seit Januar 1957), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen. D. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland Ç1969) und das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich. VERÖFFENTLICHUNGEN: Selbständiger Unternehmer und politisches Mandat. In: Dem Mittelstand verpflichtet. Hrsg. von Peter Spary. Bonn 1982, S. 39-44. LITERATUR: Hans-Ulrich Spree: W. D. Bornheim 1976. Hans-Jürgen Mahnke: W. D. Bornheim 1983. - Torsten Oppelland: W. D. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 207-212. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung, München. Donhauser, Anton (Karl), * 19.9. 1913 München, t 10.2.1987 München. Bauingenieur, kath. Nach dem Besuch der Realschule in München machte D. eine Maurerlehre, besuchte nach der Gesellenprüfung die Höhere Technische Staatslehranstalt für Hoch- und Tiefbau in München und legte 1937 die Abschlußprüfung ab. Er war Bauingenieur bei verschiedenen Firmen in München, ehe er 1938 in den gehobenen bautechnischen Dienst bei der Reichsbahndirektion in München eintrat. 1939 bestand er die Sonderreileprüfung an der Wirtschaftshochschule und wurde im selben Jahr zum technischen Reichsbahninspektor befördert. 1941-44 war er Soldat. Wegen der Beteiligung am Aufstandsversuch der Freiheitsaktion Bayern gegen das NS-Regime 1945 wurde er im April desselben Jahres in Abwesenheit zum Tode verurteilt. 1946 wurde D. technischer Reichsbahn-Oberinspektor. Von der Reichsbahndirektion München zur Dienstleistung beim bayerischen Roten Kreuz beurlaubt, engagierte er sich bei der Organisation der Flüchtlingsauffang- und -durchgangslager. Seit 1947 war er Landesgeschäftsführer und Generalsekretär des Bayerischen Roten Kreuzes. 1959 wurde D. als Spion (Ministerium für Staatssicherheit der DDR) enttarnt. 1945-47 war D. Mitglied der CSU. Im Juli 1947 trat er in die Bayernpartei ein, deren stellvertretender Landesvorsitzender

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Dopatka er im Juni 1948 wurde. Nach einem Schiedsgerichtsverfahren 1950 trat er zur Bayerischen Heimat- und Königspartei über. 1952 Schloß er sich wieder der CSU an. 1949 wurde D. über die Landesliste Bayern der Bayernpartei in den 1. Dcutschcn Bundestag gewählt. Nach Auseinandersetzungen in der Partei und einem Schiedsgerichtsverfahren verließ er am 8 . 9 . 1 9 5 0 die Partei und war fraktionslos, bis er am 17.9.1952 Mitglied der CDU/CSU-Fraktion wurde. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat D. den Wahlkreis 214 (Amberg). In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen (seit November 1952), des Ausschusses für Arbeit (bis Januar 1950) und des Ausschusses für Heimatvertriebene (seit Januar 1950), im Oktober/November 1952 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht, bis Oktober 1950 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Oktober 1952) und des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG (seit Oktober 1952). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für gcwcrblichcn Rechtsschutz und Urheberrecht (bis April 1957) und dem Verkehrsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis Januar 1956) an. Nach dem Verlust der Immunität als Abgeordneter 1955 und verschiedenen Strafverfahren wurde D. mehrfach verurteilt. D o p a t k a , Wilhelm, * 9 . 9 . 1 9 1 9 Angermund, f 23.7.1979 Leverkusen. Kaufmännischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär, ev. Nach dem Abschluß der Handelsschule 1935 arbeitete D. als Volontär im Import-Export-Handel. 1937-45 war er bei der Wehrmacht. 1945 wurde er Gewerkschaftssckretär, später Geschäftsführer der Ortsverwaltung Leverkusen der Industriegewerkschaft Chemie-Papier-Keramik. 1945 Irai D., der sieh vor 1933 in der sozialistischen Jugendbewegung engagiert hatte, in die SPD ein. Seit 1946 war er Mitglied des Stadtrates, seit 1951 Fraktionsvorsitzender, 1954 Bürgermeisterund 1955-61 Oberbürgermeister der Stadt Leverkusen. A m 21.11.1955 rücktc D. für den verstorbenen Abgeordneten Gerhard —> Lütkens in den Bundestag nach; in der 3. und 4. Wahlperiode wurde er über die Landesliste NordrheinWestlalen gewählt. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß (seit Dezember 1957), in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmcldcwcscn an. D o p p m e i e r , Hubert, * 19.2.1944 Langenberg, t 8 . 3 . 1 9 9 2 Hannover. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), kath. D. erlernte den Beruf eines Sperrholzfacharbeiters, holte den Realschulabschluß und das Abitur nach und studierte Rechtsund Staatswissenschaften sowie Politische Wissenschaften an der Universität Münster. 1975 legte er die Erste, 1978 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab, ließ sich 1979 als Rechtsanwalt nieder und wurde 1989 Notar. 1969/70 war D. Mitglied des Vorstandes, 1971/72 Mitglied des Verwaltungsrates des Sludentenwerks an der Universität Münster. 1985-90 gehörte er dem Verwaltungsrat der Wohnungsbauförderungsanstalt (WFA) des Landes NordrheinWestfalen an. 1969 trat D. der CDU bei. 1969/70 war er Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) an der Universität Münster, 1970-75 Vorsitzender des Kreisverbandes der Jungen Union Gütersloh und 1974-80 Be-

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zirksvorsitzender der Jungen Union Ostwestfalen-Lippe. 1971-81 hatte er den stellvertretenden Vorsitz des CDUKreisverbandes Gütersloh inne; 1981-92 war er Kreisvorsitzender. 1978 wurde er stellvertretender Vorsitzender des CDU-Gemeinde Verbandes Langenberg. 1975-85 war er Mitglied des CDU-Bezirksvorstandes der CDU-OstwestfalenLippe, seit 1985 Bezirksvorsitzender. 1977-79 gehörte er dem Landesvorstand der CDU Ostwestfalen-Lippe an. 1975-79 war D. Mitglied des Kreistages; 1979-89 gehörte er dem Jugendwohlfahrtsausschuß im Kreis Gütersloh und dem Bau- und Planungsausschuß der Gemeinde Langenberg an. 1980-90 war er Mitglied des Landtages Nordrhein-Westfalen, 1987-90 stellvertretender Vorsitzender und 1985-90 wohnungsbaupolitischer Sprecher der CDUFraktion. 1990 wurde D. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 101 (Gütersloh) in den 12. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. D e r e n d o r f , Hans-Georg, * 3 . 7 . 1 9 4 2 Halle (Saale). Diplomökonom, ev. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Lehre als Koch bildete sich D. an der Fachschule für Gastronomie weiter und Schloß das Studium an der Handelshochschule in Leipzig als Diplomwirtschaftler ab. 1986 wurde er mit der Arbeit Die Gestaltung von rationellen technologischen Lösungen bei der Rekonstruktion von Mensen promoviert. D. war als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bezirkshygieneinstitut Halle und bis 1990 an der Handelshochschule Leipzig tätig. Seit 1964 Mitglied der CDU, wirkte D. im Herbst 1989 an der Erneuerung der Partei mit, wurde 1990 Mitglied des CDU-Stadtvorstandes in Halle und war vom 18.3. bis 2 . 1 0 . 1 9 9 0 Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 07, Listenplatz 8, Bezirk Halle). Vom 3.10. bis 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 gehörte D. dem Bundestag an. Seine Kandidatur für den 12. Bundestag war erfolglos. D o r i s , Fritz, * 9 . 9 . 1 9 1 0 Brilon (Westfalen), f 2 5 . 1 . 1 9 9 5 Opponitz (Niederösterreich). Historiker, Journalist. D., Sohn eines Arztes, besuchte die Volksschule und das Gymnasium, studierte Geschichte und wurde 1942 an der Universität Heidelberg zum Dr. phil. promoviert. Bis 1935 war er in der Landwirtschaft, danach als Schriftsteller tätig. 1939-45 war er Soldat, anschließend in Gefangenschaft. Nach der Entlassung aus dem Internierungslager arbeitete D. als Journalist; 1947 wurde er Schriftleiter der „Niedersächsischen Rundschau" (CDU) in Hannover. Im Frühjahr 1949 gehörte er zusammen mit Otto Ernst Remer und Gerhard Krüger zu den Gründern der Gemeinschaft unabhängiger Deutscher (GuD). Im Oktober 1949 wurde D. aus der Deutschen Rechtspartei ausgeschlossen. Am 2 . 1 0 . 1 9 4 9 war er Mitbegründer der 1952 verbotenen Sozialistischen Reichspartei (SRP), deren Vorsitz er innehatte. Vom 6.5. bis 31.12.1951 gehörte D. dem Niedersächsischen Landtag der 2. Wahlperiode an; seit 13.7.1951 war er Vorsitzender der SRP-Fraktion. Wegen drohender Verhaftung floh D. 1952 nach Ägypten, wo er sich bis 1955 aufhielt. 1949 wurde D. als unabhängiger Abgeordneter über die Ergänzungsliste Niedersachsen der Deutschen Rechtspartei in den Bundestag gewählt. Zunächst fraktionslos, wurde er 13.12.1950 Gast der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung (WAV) und war seit 26.9.1951 wieder fraktionslos. A m 2 3 . 1 0 . 1 9 5 2 wurde D. das Bundestagsmandat nach Feststellung der Verfassungswidrigkeit der SRP durch das Bundesverfassungsgericht aberkannt.

Doss Dorn, Wolfram, * 18.7.1924 Altena. Landwirt, Kaufmann, Schriftsteller, cv. Nach der Volksschule besuchte D. eine Rcktoratsschulc und durchlief danach eine Landwirtschafts- und Kolonialausbildung. Wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs konnte er seine geplante Tätigkeit in Kamerun nicht antreten. Im Oktober 1942 wurde er Soldat; 1945/46 war er in französischer und britischer Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr machte er eine Industriekaufmannlehre und besuchte eine Verwaltungsfachschule, an der er die fachgebundene Hochschulreife erwarb. Bis 1962 in der Industrie, Verwaltung und als Geschäftsführer der FDP tätig, war er 1962-69 Direktor des Deutschen Architekten- und Ingenieurverbandes sowie Chefredakteur der „Deutschen Architekten- und Ingenieur-Zeitschrift", 1973-77 Leiter des FDP-eigenen Verlags „Liberal", 1978-80 freier Schriftsteller, 1981/82 stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Forschungs- und Beratungsinstitutes DATUM in Bonn und von 1983 bis Mai 1985 Angestellter, zuletzt Direktor bei der Westdeutschen Landesbank Girozentrale. 1992 wurde D., der seit 1947 Mitglied des Schriftstellerverbandes ist und neben politischen Büchern auch Lyrikbände veröffentlichte, Bundesvorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller und Vorstandsvorsitzender der Wolfgang-Döring-Stiftung. 1948 trat D. der FDP bei. Er war bis 1969 Kreisvorsitzender, bis 1968 Bezirksvorsitzender und 1970-72 stellvertretender Landesvorsitzender. 1950-82 gehörte er dem Landesvorstand Nordrhein-Westfalen und 1970-72 dem Bundesvorstand an. 1950-54 hatte er den 2. Landesvorsitz der Deutschen Jungdemokraten in Nordrhein-Westfalen inne. 1951-65 war er Ratsherr und zeitweiliger Bürgermeister der Stadt Werdohl, 1952-68 Krcistagsabgcordneter im Landkreis Altena und Vorsitzender der FDP-Krcistagsfraktion. 1954-61, 1975-80 und 1985-95 gehörte D. dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an; 1975-80 war er Stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) war D. Mitglied des Bundestages, jeweils über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt. 1968/69 war er stellvertretender FraktionsVorsitzender, von 1969 bis zu seinem Rücktritt Ende August 1972 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern. Im September 1970 wurde ihm die Abteilung für Zivilverteidigung unterstellt, später auch die Zentralabteilung (Organisations- und Personalfragen). In der 4. und 5. Wahlperiode engagierte sich D. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Inneres bzw. im Innenausschuß. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen, des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis November 1963, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (seit November 1963). In der 3. und 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (von Oktober 1962 bis September 1963 bzw. bis Oktober 1967), in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik (seit März 1968) und dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (bis Dezember 1967) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Effizienz statt Evidenz? Oder: Wie öffentlich ist der Bundestag? In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 221-234. - Planung der Regierangsarbeit. In: liberal 15 (1973) Heft 11, S. 821-830. - Mit Wolfgang Wiedner: Der Freiheit gehört die Zukunft. Wolfgang Döhring. Eine politische Biographie. Bonn 1974. - Vergessen die Zeit. Gedichte. Tübingen 1974. - Hrsg. mit Harald Hofmann: Geschichte des deutschen Liberalismus. Bonn 21976. - Hrsg. mit Friedrich Henning: Thomas Dehler - Begegnungen - Gedanken -

Entscheidungen. Bonn 1977. - Der Rheinische Sparkassenund Giroverband. 100 Jahre Sparkassencinheit. Düsseldorf 1981. - Tausend Jahre sind wie der gestrige Tag. Bonn 1986. - Wenn die Bäume Blätter weinen. Gedichte. Aachen 1991. - W. D. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 15. München 1996, S. 9-327. Dortans, Hermann, * 6.10.1898 Dülken, t 8.8. 1976 Dülken. Fleischermeister. D. besuchte die Volksschule und durchlief eine Fleischerlehre. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1916-18 fand er zeitweise keine Beschäftigung im erlernten Beruf und arbeitete bei der Niederrhcinischcn Hütte, wo er 1922 mit der anarcho-syndikalistischen Bewegung in Kontakt kam. 1926 wurde er Vorsitzender von deren Ortsarbeiterbörse Dülken, 1928 zusätzlich Vorsitzender der Kreisarbeiterbörse. 1931 übernahm er die Leitung einer genossenschaftlichen Fleischerei, die er im Mai 1933 kaufte. Im Juli 1937 von der Gestapo verhaftet, wurde D. im Januar 1938 vom III. Strafsenat des Oberlandesgerichles Hamm wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zu einer Zuchthausstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Im Februar 1943 wurde er zu einer Strafkompanie einberufen. Seit November 1945 war D. Obermeister der Fleischerinnung des Kreises Kempen-Krefeld, seit 1948 Mitglied des Vorstandes der Kreishandwerkerschaft Kempen. 1945 trat D. in die SPD ein und wurde durch die Militärregierung zum Ralsmitglied in Dülken ernannt. 1946-61 war er gewähltes Mitglied des Stadtrates in Dülken, 1948/49 Bürgermeister und 1950-61 stellvertretender Bürgermeister. Nach dem Umzug nach Süchteln 1962 gehört er dort 1964-69 dem Stadtrat an und hatte das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters inne. 1947-75 war er Mitglied des Kreistages, seit 1948 des Kreisausschusses und seit 1952 Vorsitzender der SPD-Kreistagslraktion. 1961 wurde er zusätzlich 1. Stellvertreter des Landrates. 1953 in die Landschaftsversammlung Rheinland gewählt, nahm er an den ersten fünf Landschaftsversammlungen teil und schied 1970 aus der Tätigkeit beim Landschaftsverband aus. 1969 wurde D. ehrenamtlicher Vcrwaltungsrichter beim Obcrverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster. Am 30.6.1969 rückte D. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gustav —> Heinemann in den 5. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Oktober desselben Jahres angehörte. 1963 erhielt D. die Ehrenplakette der Stadt Dülken, 1964 das Verdienstkreuz am Bande und die Silberne Medaille der Handwerkskammer, 1968 die Goldmedaille der Handwerkskammer und die Ehrcnplakettc des Kreises Kempen-Krefeld. LITERATUR: Rudolf H. Müller. H. D. (1898-1976). In: Heimatbuch des Kreises Viersen 1994. Viersen 1993, S. 13-21. Doss, Hansjürgen, * 9.8.1936 Münster (Westfalen). Architekt, kath. Nach dem Besuch der Realschule machte D. eine kaufmännische Lehre in Mainz und ging für ein Schreinerpraktikum nach London. Er studierte an der Fachhochschule Mainz, wurde 1959 Innenarchitekt und Diplomdesigner und arbeitete ein Jahr lang in einem Architekturbüro in Dayton (Ohio, USA). Nach seiner Rückkehr besuchte er die Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main, legte dort 1963 sein Examen als Architekt ab und wurde Mitglied des Bundes Deutscher Architekten (BDA). 1963-65 war D. in einer Bürogemeinschaft für Architektur und Baustatik in Marburg tätig; danach ließ er sich als selbständiger Architekt in Mainz nieder. 1993 wurde er geschäftsführender Gesellschafter in

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Dowidat der Dodd + Over Architekten und Ingenieure Gesellschaft mbH. 1965 trat D. in die CDU ein. Er wurde Mitglied des Landesvorstandes der CDU Rheinland-Pfalz, Landesvorsitzender der Mittclstandsvcrcinigung der CDU Rheinland-Pfalz und stellvertretender Bundesvorsitzender der Mittelstandsvereinigung der C D U / C S U (MIT). Von Oktober 1979 bis September 1981 gehörte er dem Stadtrat in Mainz an und war von Januar bis August 1981 Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz. Am 20.7.1981 rückte D. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Elmar —»Pieroth in den Bundestag nach, dem er, jeweils über die Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt, seitdem angehört. 1990 übernahm er den Vorsitz des Parlamentskreises Mittelstand (PKM) der CDU/CSU-Fraktion. In der 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (seit September 1981), in der 10.-13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 10.-13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft, in der 12. Wahlperiode im Ausschuß für Post und Telekommunikation (seit Februar als Stellvertretendes Mitglied). In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit September 1981) und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Oktober 1982), in der 10. und 11. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (seit September 1985 bzw. bis März 1989). In der 14. Wahlperiode ist D. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und des Gemeinsamen Ausschusses. D o w i d a t , Otto, * 2 7 . 1 0 . 1 8 9 6 Remscheid, t 4 . 7 . 1 9 7 5 Remscheid. Unternehmer, ev. Nach der Volksschule durchlief D. eine Schlosser- und Dreherlehre. Als Freiwilliger nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919 gründete er eine Werkzeugfabrik in Remscheid. Er unternahm zahlreiche Geschäftsreisen in das europäische Ausland, nach Kanada und in die USA. 1942-45 leitete D., der Mitglied der NSDAP war, die Fachgruppe Schraubenschlüssel im Sondcrausschuß Werkzeug im Rüstungsministerium unter Speer. Nach der Kapitulation 18 Monate lang interniert, baute er nach der Entlassung seinen Betrieb wieder auf. D. war Vorstandsmitglied des FDP-Kreisverbandes Remscheid und Mitglied des FDP-Landesvorstandes NordrheinWestfalen. Gewählt über die Landesliste Nordrhein-Westfalen, war D. in der 3. Wahlperiode (1957-61) Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit (bis November 1958) und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Lastenausgleich an. D r a b i n i o k , Dieter, * 3. 3.1954 Bottrop. Maurer, ev. Nach der Volksschule begann D., Sohn eines gelernten Metzgers, der zuletzt als Röhrenkontrolleur bei Mannesmann arbeitete, eine Verkäuferlehre, die er jedoch nicht abschloß, und erlernte dann den Beruf eines Maurers. 1979 trat er in die „Grüne Aktion Zukunft" (GAZ) ein und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Partei Die Grünen. D. war zwei Jahre Vorstandsmitglied auf Kommunalebene und engagierte sich in den nordrhein-westfälischen Arbeitsgruppen „Alternative Ruhrgebielspolitik" und der „Arbeitsgemeinschaft Frieden". 1983 wurde D. über die Landesliste der Partei Die Grünen Nordrhein-Westfalen in den 10. Deutschen Bundestag gewählt. Am 31.3.1985 legte er sein Mandat nieder. D. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und

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Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ich will keinem Haushalt zustimmen, in dem auch nur eine Mark für Rüstung steckt. In: Brigitte Jäger und Claudia Pini: Zwischen Rotation und Routine. Die Grünen im Bundestag. Köln 1985, S. 75-92. D r a c h s l e r , Hans, * 10.3.1916 Plöß (Böhmerwald), t 18.10.1996. Journalist, Verlagsleiter, Unternehmer, kath. D. besuchte das Humanistische Gymnasium in Mies, wo er 1936 das Abitur bestand, und studierte Geschichte, Klassische Philologie und Zeitungswissenschaft an den Universitäten Prag, München und Würzburg. Nach der Ausbildung als Redakteur im Verlag Müller & Sohn in München war er bei verschiedenen bayrischen Zeitungen tätig. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg arbeitete D. bei der „IsarPost", war Korrespondent der Deutschen Presseagentur und wurde 1952 Chefredakteur und Verlagsleiter des „BayernKurier" in München. Er war Mitinhaber eines Münchner Werbeunternehmens. D. war Bezirksobmann der Jungen Union und stellvertretender Bezirksvorsitzender der CSU Niederbayern. Er gehörte der Landesversammlung und dem Landesausschuß der CSU an. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat D. den Wahlkreis 215 (Burglengenfeld) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen (seit Oktober 1960), in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr, Postund Fernmeldewesen. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verteidigung, in der 3. und 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen und dem Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes an. 1965 wurde D. mit dem Bayerischen Verdienstorden und 1972 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. NACHLASS: Archiv für Christlich-Soziale Politik der HannsSeidel-Stiftung, München. D r ä g e r , Heidrun, geb. Raddatz, * 2 4 . 1 1 . 1 9 5 8 Boizenburg (Elbe). Diplomökonomin, ev. D. besuchte 1965-75 die Polytechnische Oberschule und erhielt 1975-77 eine Berufsausbildung zur Datenverarbeiterin in Rostock. 1978 wurde sie Betriebsorganisatorin in der Elbewerft Boizenburg. Ein Fernstudium in der Fachrichtung Organisation und Datenverarbeitung (1979-84) beendete sie als Ingenieurökonomin und Diplombetriebswirtin. D. Schloß sich der Industriegewerkschaft Metall und der Arbeilerwohlfahrt an. Im Dezember 1989 gehörte D. zu den Gründungsmitgliedern der SDP. Sic wurde SPD-Ortsvorsitzcnde in Boizenburg und 1991 SPD-Kreisgeschäftsführerin von Schwerin und Ludwigslust. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war sie Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 14, Listcnplatz 3, Bezirk Schwerin). Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte D. dem 11. Deutschen Bundestag an. Sie war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. 1994 wurde D. Bürgervorsteherin in Boizenburg und Mitglied des Kreistages Ludwigslust. D r a e g e r , Heinrich, * 4 . 3 . 1 9 0 7 Bilsdorf (Saar), t 6 . 4 . 1 9 9 1 Völklingen. Diplomingenieur, Dozent, kath. D. besuchte bis zum Abitur ein Humanistisches Gymnasium in Saarlouis, studierte Maschinenbau und legte 1932

Dregger an der Technischen Hochschule in Karlsruhe das Examen als Diplomingenieur ab. Er arbeitete in der Eisenhütten- und Flugzeugindustrie, 1936-45 bei den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken in Dessau. Danach war er freischaffender Ingenieur und 1954-57 Dozent an der Staatlichen Ingenieurschule in Saarbrücken. D. trat sowohl 1935 bei der ersten Saarabstimmung in der Deutschen Front als auch 1955 bei der zweiten Saarabstimmung in der CDU für die deutschen Interessen an der Saar ein. Er wurde Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Völklingen und Mitglied des Landesausschusses der CDUSaar. In der 3.-6. Wahlperiode (1957-72) vertrat D. den Wahlkreis 244 bzw. 245 (Saabrücken-Land) im Bundestag. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Vcrtcidigungsausschusses, in der 3. Wahlperiode seit Oktober 1959; in der 6. Wahlperiode war er von Dezember 1970 bis Juni 1972 Stellvertretendes Mitglied. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit November 1958 als Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Außcnhandclsfragcn (bis Oktober 1959) und bis Oktober 1959 im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft, dem er in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (seit Mai 1965) und in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen (bis Dezember 1967). Drechsel, Walter, * 7.4.1902 Pirna (Sachsen), t 20.12.1977 Baden-Baden. Diplomingenieur. Nach dem Abitur studierte D. Chemie an der Technischen Hochschule in Dresden, wurde 1925 Diplomingenieur und arbeitete in der Papierindustrie. 1929-32 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Textil- und Papierindustrie der Technischen Hochschule in Dresden, wo er 1930 mit der Arbeit Über Schimmelpilzbildung auf Sulfitzellstoff, die dadurch bedingte Faserschädigung und Cellulosezersetzung zum Dr.-Ing. promoviert wurde. Zunächst als technischer Gutachter in einem Sachverständigengremium der Papierindustrie tätig, arbeitete D. seit 1935 in der Uberwachungsstelle für Papier in Berlin und war 1938-45 Geschäftsführer der Fachgruppe Papiererzeugung. 1946 wurde er Geschäftsführer der Firma R. Rube & Co. GmbH, Pergamentfabrik mit Druckerei und Papierverarbeitung in Weende. 1948 wurde D. Mitglied des Gemeinderates in Weende und gehörte dem Kreistag Göttingen an; im November 1952 übernahm er den Vorsitz der F D P / D P / C D U Gemeinschaftsfraktion. In der 2. Wahlperiode vertrat D. für die FDP den Wahlkreis 56 (Göttingen-Münden) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit April 1956), des Ausschusses für Verkehrswesen (bis Februar 1956, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er bis April 1956 dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik, dem Ausschuß für Sozialpolitik und dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an. Dregger, Alfred, * 10.12.1920 Münster (Westfalen). Jurist, Verwaltungsbeamler, kath. Als Sohn des Verlagsdirektors Alfred D. verbrachte D. seine Jugend auf dem Bauernhof der Mutter Änne D., geb. Sachse, bei Soest. Er besuchte das humanistische MarienGymnasium in Werl, wo er 1939 die Abiturprüfung ablegte. Anschließend leistete er Kriegsdienst, zuletzt als Hauptmann

und Bataillonskommandeur in Schlesien. Die häufigen intellektuellen Rückbczügc auf diese Zeit während seiner politischen Laufbahn sowie sein besonderes Interesse für Sichcrheitspolitik zeigen den prägenden Einfluß dieser Jahre für D.s Persönlichkeit. Nach dem Weltkrieg studierte D. Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Tübingen und Marburg, wo er 1950 mit einer Arbeit über Haftungsverhältnisse bei der Vorgesellschaft promoviert wurde. Aus der 1952 mit der Diplomvolkswirtin Dagmar Hillenhinrichs geschlossenen Ehe gingen drei Söhne hervor. Im Anschluß an die Große Juristische Staatsprüfung 1953 arbeitete er zwei Jahre als Referent des BDI-Hauptgeschäftsführers Gustav —> Stein. 1956-70 war D. Oberbürgermeister und Kämmerer der Stadt Fulda. 1960-70 gehörte er dem Präsidium des Deutschen Städtetages an; 1965-67 war er dessen Präsident, 1967-70 dessen Vizepräsident. 1962-72 war D. für die CDU im Hessischen Landtag und wurde im Dezember 1967 zum Landesvorsitzenden gewählt. In seiner Antrittsrede formulierte er das Ziel, die CDU in Hessen zur stärksten Partei zu machen. Dieses Projekt verfolgte D. bis zur Niederlegung des Parteivorsitzes 1982 mit hartem Konfrontationskurs gegen SPD und FDP - 1968-70 und 1970-72 auch als stellvertretender Vorsitzender bzw. Vorsitzender der Landtagsfraktion. Wenngleich die CDU unter seiner Führung bereits 1974 stärkste Partei in Hessen wurde, scheiterte er doch bis 1982 viermal als Spitzenkandidat mit dem Ziel, die Regierung zu übernehmen. Neben der landespolitischen Tätigkeit war D. 1970-83 Vorstandsmitglied der Übcrlandwerk Fulda AG. Anders als bei der Wahl 1969 nahm D. sein Mandat für den Deutschen Bundestag 1972 an. In der 7. Wahlperiode wurde er über die Landesliste Hessen, in der 8.-12. Wahlperiode im Wahlkreis 134 bzw. 132 (Fulda) gewählt. In der 7.-9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (bis Oktober 1982), in der 7. Wahlperiode auch des Verteidigungsausschusses, in der 8. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses und in der 9. des Ausschusses für Wirtschaft (bis Oktober 1982). Im Ausschuß Deutsche Einheit engagierte er sich in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (seit Mai 1990). Nachdem er bereits seit November 1969 dem Bundesvorstand der CDU angehört hatte, wuchs seine bundespolitische Rolle in den folgenden Jahren aufgrund beeindruckender Wahlerfolge der hessischen CDU. 1976 wurde D. stellvertretender Vorsitzender der CDU-Bundcstagsfraktion, 1977 stellvertretender Partcivorsitzender (bis 1983) und Präsidiumsmitglied und löste 1982 Helmut —> Kohl als Fraktionsvorsitzender ab. 1991 gab er dieses Amt an Wolfgang —> Schäuble weiter und wurde Ehrenvorsitzender der Fraktion. Zur Bundestagswahl 1998 trat D. nicht mehr als Direktkandidat in seinem Wahlkreis Fulda an, nachdem die Mehrheit des CDU-Kreisvorstandes sich gegen seine erneute Kandidatur ausgesprochen hatte. In Partei, Landtag und Bundestag engagierte sich D. insbesondere auf den Gebieten der Innen-, Sicherheits- und Vergangenheits-/Identitätspolitik. D.s Denken und politisches Handeln war geprägt von der Dichotomie „Freiheit oder Sozialismus" und der Wahrnehmung einer kommunistischen Bedrohung der Freiheit, weswegen er viele der gesellschaftlichen Reformvorhaben und -bewegungen der siebziger Jahre ablehnte. Nicht zuletzt D.s Votum führte dazu, daß sich die CDU 1971 gegen die paritätische Mitbestimmung aussprach. Folgerichtig unterstützte D. in der CDU/ CSU die von Franz Josef —»Strauß in den siebziger Jahren propagierte harte Oppositionsstrategie. Innenpolitisch vertrat D. einen law-and-order-Standpunkt. Bis zum Zusammenbrach des Ostblocks hielt D. die enge militärische Bindung Deutschlands an die USA und das Gleichgewicht der atomaren Abschreckung mit der Sowjet-

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Dresbach union für die einzige Möglichkeit, die Sicherheit Deutschlands zu gewährleisten. Demgemäß trat er für den NATODoppelbeschluß und die amerikanischen SDI-Pläne ein. 1987 sprach sich D. gegen die sog. doppelte Null-Lösung bei atomaren Mittelstreckenraketen aus, weil durch sie eine atomare Bedrohung Deutschlands entstehe, und er intervenierte mit einem Besuch bei Präsident Reagan gegen das Konzept der discriminate deterrence. Darüber hinaus entwickelte D. Pläne zu einer europäischen Sicherheitsunion, die er dem „Aktionskomilee für Europa" („Monnel-Komitee") unterbreitete, dessen sicherheitspolitische Arbeitsgruppe er leitete. Auch bemühte er sich um ein „unverkrampftes" Verhältnis zur deutschen Vergangenheit. D. erklärte, man dürfe die deutsche Geschichte nicht auf die zwölf Jahre des Nationalsozialismus reduzieren, und wandte sich dagegen, den 8. Mai 1945 ausschließlich als „Tag der Befreiung" zu begreifen. In vielen Stellungnahmen betonte er, die Vertreibung der Deutschen im Osten sei ein Verbrechen und durch nichts zu rechtfertigen. Im April 1984 erklärte D. in einem Brief an die amerikanischen Senatoren, die sich gegen den Besuch des amerikanischen Präsidenten auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg ausgesprochen hatten, den Wehrmachtssoldaten dürfe nicht die Ehre verweigert werden. D. erhielt 1977 das Große Verdienstkreuz mit Stern (1980), Schulterband (1984) und Großkreuz (1985) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1989 wurde er mit dem Schlesierschild und 1990 mit dem Konrad-AdenauerFreiheitspreis ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Systemveränderung. Brauchen wir eine andere Republik? Stuttgart 1972. - Freiheit in unserer Zeit. Reden und Aufsätze. Zusammengestellt von Günter Reichert. München/Berlin 1980. - Der Preis der Freiheit. Sicherheitspolitik im geteilten Europa. München 2 1986. Der Vernunft eine Gasse. Politik für Deutschland. Reden und Aufsätze. Zusammengestellt von Klaus Hoff. München 1987. - Einigkeit und Recht und Freiheit. Beiträge zur deutsch-europäischen Einheit. München 1993. - Mein Blick nach vorn. Hrsg. von Markus Berger und Klaus Hoff. Würzburg 2000. LITERATUR: Frank von Auer: A. D. Ein kritisches Porträt. Berlin 1974. - Felicitas Schäfer: Der Führer der „StahlhelmFraktion". Ein Porträt des CDU-Fraktionschcfs A. D. In: Blätter für deutsche und internationale Politik 30 (1985), S. 1356-1366. - Günther Bading: Gefragt: A. D. Bornheim 1990. - Günter Reichert, Dieter Weirich und Werner Wolf (Hrsg.): A. D. Streiter für Deutschland. Berlin 1991. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Rüdiger Graf D r e s b a c h , August, * 13.11.1894 Pergenroth, t 4 . 1 0 . 1 9 6 8 Ründeroth. Staatswissenschaftler, lournalist, ev. D., Sohn eines Steinbrucharbeiters, studierte nach dem Abitur an der Oberrealschule in Gummersbach Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Göttingen, Bonn und Heidelberg, wo er nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1919 mit der Arbeit Die soziale und wirtschaftliche Lage der Pflasterer im Kreise Waldbröl. Ein Beitrag zur Binnenwanderung promoviert wurde. 1920-25 war er in der Geschäftsführung der Industrie- und Handelskammern Remscheid und Essen tätig, arbeitete 1925-39 als Redakteur an der „Kölnischen Zeitung" und wurde dann Referent im Landcswirtschaftsamt in Düsseldorf. Von 1941 bis zu ihrem Verbot 1943 war er Redakteur an der „Frankfurter Zeitung", danach Referent im Landeswirtschaftsamt in Wiesbaden. 1944 wurde D. stellvertretender Geschäftsführer der Gauwirtschaftskammer Köln-Aachen. Seit 1945 war er hauptamtlicher, von April 1946 bis 1951 ehrenamtlicher Landrat des Oberbergischen Kreises in Gummersbach, zugleich stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Han-

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delskammer Köln. 1947 wurde er Präsident des NordrheinWcstfälischcn Landkreistages und hatte 1949-51 das Amt des Präsidenten des Deutschen Landkreistages inne. 1951-54 war er Hauplgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Essen. 1945 war D„ der vor 1933 der DVP angehört hatte, Mitbegründer der CDU im Oberbergischen Kreis. 1946/47 war er in der 1. und 2. Ernennungsperiode Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat D. den Wahlkreis 12 bzw. 71 (Oberbergischer Kreis) im Bundestag. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (seit Dezember 1950), in der 3. und 4. Wahlperiode des Finanzausschusses. In den ersten beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (in der 1. Wahlperiode bis September 1951, von Juni bis September als Stellvertretender Vorsitzender; in der 2. Wahlperiode bis Januar 1956) und im Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952 bzw. bis Januar 1956). In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität (bis Februar 1954) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich. 1957 wurde D. der vom Bund der Steuerzahler gestiftete Karl-Bräuer-Preis verliehen. 1960 erhielt er die Medaille der Wilhelm-Raabe-Gesellschaft, deren Mitglied er war. VERÖFFENTLICHUNGEN: Vom deutschen Osten und seiner Landwirtschaft. Köln 1929. - Kritische Begleitworte zum Verwaltungsaufbau im westlichen Kontrollrats-Deutschland. Stuttgart 1949. - Die legitime öffentliche Wirtschaft unter besonderer Berücksichtigung des Sparkassenwesens. München 1954. LITERATUR: A. D. In: Nekrologe aus dem RheinischWestfälischen Industriegebiet. Jg. 1968/72. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; NordrheinWestialisches Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf; Kreisarchiv für den Obcrbcrgischcn Kreis, Gummersbach. D r e ß e n , Peter, * 9 . 9 . 1 9 4 3 Freiburg im Breisgau. Betriebswirt, Angestellter, ev. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief D. eine kaufmännische Lehre und bildete sich an der Akademie in Meersburg zum Betriebswirt weiter. 1968 wurde er Mitglied der SPD, 1970 der Industriegewerkschaft Metall und der Arbeiterwohlfahrt. 1972-80 war er SPD-Unterbezirksgeschäftsführer, 1980-94 Vorsitzender des DGB-Kreises Freiburg Breisgau. 1982-94 war D. alternierender Vorsitzender der AOK Emmendingen und des Verwaltungsausschusses des Arbeitsamtes, 1980-94 ehrenamtlicher Richter beim Arbeitsgericht Freiburg sowie Mitglied des Berufsbildungsausschusses der Industrie- und Handelskammer Freiburg, des Universitätsbeirates der Universität Freiburg und des Wirtschaftsbeirates der Stadt Freiburg und 1993/94 Mitglied des Vorstandes der AOK Baden-Württemberg. Seit 1995 ist er Mitglied des Landesvorstandes der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) Baden-Württemberg. 1971-94 gehörte D. dem Stadtrat der Kreisstadt Emmendingen, 1973-83 dem Kreistag des Landkreises Emmendingen an. 1994 und 1998 wurde D. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört.

Dröscher Seit 1994 ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit. In der 14. Wahlperiode gehört er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft sowie der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" an. D r e ß l e r , Rudolf, * 17.1 1.1940 Wuppertal. Schriftsetzer. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Sprachschule für Englisch durchlief D., dessen Vater sich als Gewerkschafter engagierte, eine Schriftsetzerlehre, die er 1958 mit der Gehilfenprüfung abschloß. Später ließ er sich zum Metteur, danach zum Liontypesetzer umschulen. Zunächst in freier Mitarbeit für verschiedene Zeitungen tätig, war D., seit 1965 Mitglied der Industriegewerkschaft (IG) Druck und Papier, 1969-81 Vorsitzender des Betriebsrates der „Westdeutschen Zeitung" und 1974-83 Mitglied des Hauptvorstandes der IG Druck und Papier. D. war mehrere Jahre ehrenamtlicher Richter am Sozialgcricht Düsseldorf und am Obcrverwaltungsgcricht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster. Er war Mitglied der Aufsichtsräte der Wuppertaler Stadtwerke AG und der Lausitzer Braunkohle AG. 1969 trat D. in die SPD ein. 1972 wurde er Mitglied des SPD-Unterbezirksvorstandes der SPD Wuppertal; 1986-96 war er dessen Vorsitzender. 1978-84 gehörte er dem Bezirksvorstand der SPD Niederrhein an. 1973 wurde er Mitglied des Bundesvorstandes der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (Afa), 1977 Vorsitzender des AfABundesausschusscs sowie Mitglied der wirtschafts- und finanzpolitischen Kommission beim SPD-Parteivorstand. 1984-2000 war er Vorsitzender der A f A in der SPD und Mitglied des SPD-Parteivorstandes, 1991-2000 Mitglied des Präsidiums der SPD. 1980-2000 vertrat D. den Wahlkreis 69 (Wuppertal I) im Bundestag. Von April bis Oktober 1982 war D. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. Im Juni 1987 wurde er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und als Vorsitzender des Arbeitskreises Sozialpolitik deren sozialpolitischer Sprecher. In der 9.-11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (in der 9. Wahlperiode bis Mai 1982, seit Oktober 1982 Stellvertretendes Mitglied; in der 11. Wahlperiode bis November 1987, danach Stellvertretendes Mitglied), dem er in der 12. und 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis Mai 1982), in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren und des Ausschusses für Frauen und Jugend, in der 12.-14. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheit und in der 14. Wahlperiode des Petitionsausschusses. Am 3 1 . 8 . 2 0 0 0 schied D. aus dem Bundestag aus und wurde Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel. D. ist Träger des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg. mit Heinz Menne: Schwarzbuch Wirtschaftskriminalität. Dortmund 1987. - Hrsg.: Fortschritt '90. Fortschritt für Deutschland. München 1990. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

D r e y e r , Nicolaus, * 21.4. 1921 Bützfleth. Großhandelskaufmann, Unternehmer, ev. D. besuchte eine Mittelschule, legte 1937 die Mittlere Reife ab und ließ sich 1937-39 in Hamburg zum Großhandelskaufmann im Obst-, Gemüse und Südfruchthandcl ausbilden. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg errichtetc er 1946 die Firma Nikolaus Dreyer Obst-, Gemüse-, Südfrüchtegroßhandel und Versand, Bützfleth über Stade, mit Niederlassungen in Hamburg, Duisburg, Herne und Recklinghausen. 1955 gründete er einen Bürgerverein in Bützfleth. 1961 übernahm D. die Fruchtgroßhandelsfirma S. Schiebeling in Duisburg. 1965 wurde er Verbandsvorsteher des Wasserversorgungsverbandes Kehldingen. 1970-73 gehörte er dem Rundfunkrat des Norddeutschen Rundfunks (NDR) an. 1956-72 war D. Bürgermeister der Gemeinde Bützfleth, 1961-72 Mitglied des Kreistages Stade und zeitweilig stellvertretender Landrat. In der 5. und 6. Wahlperiode (1963-70) gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an; er war bis 14.4.1969 Mitglied der FDP-Fraktion, dann fraktionslos, seit 2 2 . 4 . 1 9 6 9 Gast der CDU-Fraktion und seit 5.11. 1969 Mitglied der CDU-Fraktion. 1972-75 war er Ratsherr der Stadt Stade. In der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) vertrat D. den Wahlkreis 25 (Stade) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. D r ö s c h e r , Wilhelm, * 7 . 1 0 . 1 9 2 0 Kirn, τ 18.11.1977 Hamburg. Kaufmann, Unternehmer, ev. Nach der Mittleren Reife durchlief D. eine kaufmännische Lehre und war dann Angestellter bei den Kirner Hartsteinwerken. 1930-33 betätigte er sich in der Jugendbewegung, 1936 beim Jungvolk. Er nahm am Zweiten Weltkrieg teil und arbeitete nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1945-48 in einem Sägewerk. 1953-57 besuchte er die Verwaltungsakademie Rheinland-Pfalz und erwarb das Verwaltungsdiplom. 1957 wurde er Mitinhaber einer Holz- und Baustoffgroßhandlung in Familienbesitz. 1946 trat D. in die KPD ein und war bis 1948 Stadtrat in Kirn. 1948 verließ er wegen ihrer Deutschlandpolitik die KPD, wurde 1949 Mitglied der SPD und leitete 1949-67 die Amtsvcrwaltung Kirn-Land. 1955-57 war er Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz. In der 3.-6. Wahlperiode vertrat D. von 1957 bis zur Mandatsniederlegung am 12.10.1971 den Wahlkreis 152 (Kreuznach) im Bundestag. 1965-71 gehörte er dem Europäischen Parlament an. In der 3.-5. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 3. Wahlperiode war er von November 1958 bis April 1959 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, dem er als Stellvertretendes Mitglied auch in der 4.-6. Wahlperiode angehörte. In der 4. Wahlperiode war D. außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge (bis November 1958) und in der 4. Wahlperiode des Finanzausschusses. Seit 1970 Landes Vorsitzender der rheinland-pfälzischen SPD, war D. Spitzenkandidat für die Landtagswahl im März 1971. Nach der Wahl wurde er Vorsitzender der Landtagsfraktion. Seit 1973 war er Mitglied des Parteivorstandes und des Präsidiums; 1975 wurde er Bundesschatzmeister der SPD. D. gehörte dem Medienrat des Zweiten Deutschen Fernsehens an, gab den „Funk-Report" heraus und war seit 1976 Mitherausgeber des „Vorwärts". Von 1974 bis zu seinem Tod war D. zusätzlich Präsident des Bundes der Sozial-

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Dübber demokratischen Parteien der Europäischen Gemeinschaft. D. starb überraschend auf dem Hamburger Bundesparteitag der SPD im November 1977. 2001 zeichnete die SPD mit dem bundesweit ausgeschriebenen Wilhclm-Dröschcr-Preis zum zehnten Mal hcrausragende Initiativen zur Gewinnung von Mitgliedern aus. LITERATUR: Die politischen Voraussetzungen für die Vollendung und die Erweiterung der Gemeinschaften. Exposé, o. O. 1968. - Die Dröscher Story. Die Geschichte eines außergewöhnlichen Mannes. Büro für politische Information. Koblenz o. J. (um 1975). - W. D. 1920-1977. Hrsg. von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Redaktion Hans Beck. Bonn o. J. (1977). - Peter F. Ruthmann: W. D. Die Sozialdemokraten auf dem Weg nach Europa. Bonn 1979. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Dübber, Ulrich, * 2.1.1929 Berlin, t 8.5.1985. Sozialwissenschaftler, Journalist, ev. D. besuchte ein Gymnasium in Berlin, war 1945 Luftwaffenhelfer und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. 1948 bestand er das Abitur, wurde Volontär in einer Redaktion und studierte Politische Wissenschaften, Rechts- und Geschichtswissenschaften in Berlin und Bonn. Seit 1954 war er wissenschaftlicher Assistent der SPD-Bundcstagsfraktion in Bonn. 1961 wurde D. an der Universität Bonn mit der Arbeit Die Parteifinanzierung in Deutschland. Eine Untersuchung über das Problem der Rechenschaftslegung in einem künftigen Parteiengesetz (veröffentlicht 1962) zum Dr. phil. promoviert. 1961 wurde er Korrespondent des Senders RIAS Berlin und Bonn, 1965 Ressortchef für Innenpolitik des RIAS Berlin, 1966 Leiter des Fernsehstudios in Kiel und 1970 stellvertretender Direktor beim Norddeutschen Rundfunk Hamburg. D. war Mitglied des Internationalen Institutes für Journalismus, Berlin, und Stellvertretender Vorsitzender im Verwaltungsrat des Deutschlandfunks. Am 16.7.1971 rückte D„ seit 1949 Mitglied der SPD, für den ausgeschiedenen Abgeordneten Harry -^Liehr in den 6. Deutschen Bundestag nach, dem er auch in der 7.-10. Wahlperiode als Abgeordneter des Landes Berlin angehörte. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied bis Oktober 1971 im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, danach im Finanzausschuß. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 7.-9. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Haushallsausschusses. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß ñir innerdeutsche Beziehungen und dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsführung an, dessen Ordentliches Mitglied er in der 9. Wahlperiode war. VERÖFFENTLICHUNGEN: Zur öffentlichen Finanzierung politischer Parteien. In: Die Neue Gesellschaft 11 (1964) S. 105-111. - Hcrrschaftsauftrag auf Frist: Amts- und Mandatsdauer von Ministern und Parlamentariern. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 6 (1975) Heft 4, S. 580-581. - Neunzig Prozent ohne Resonanz. Das Bild der Bundestagsabgeordneten in Presse, Hörfunk und Fernsehen. In: Der Bundestag im Verfassungsgcfügc der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Hartmut Klatt. Bonn 1980, S. 149-151. Diickert, Thea, geb. Wischer, * 5.6.1950 Berlin. Diplomvolks wirtin. D. studierte 1969-74 Volkswirtschaft in Bonn und Regensburg und wurde 1982 mit einer Dissertation zum Thema Beschäftigungspolitik an der Universität Regensburg zum Dr. rer. pol. promoviert. 1979-84 war sie Wissenschaftliche Assistentin, 1994-98 Leiterin der Kooperationsstelle Hochschule - Gewerkschaften an der Universität Oldenburg. 1975 wurde D. Mitglied der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft und ist Gründungsmitglied des Vereins für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit.

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1985 wurde D. Mitglied der Partei Die Grünen. 1986 und 1990 zog sie als Spitzenkandidatin der Grünen in den Niedersächsischen Landtag ein. Arbeitsschwerpunkte waren Wirtschaft, Häfen/Schiffahrt/Verkehr und Energie. 1990-94 war D. Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. 1994/95 hatte sie den Landesvorsitz ihrer Partei in Niedersachsen inne. 1996 kandidierte sie erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters in Oldenburg. 1998 wurde D. über die Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Sie gehört als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an. D. ist arbeits- und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und gehört der Grundsatzprogrammkommission der Partei an, wo sie für den Bereich „Emanzipative Sozialpolitik" zuständig ist. VERÖFFENTLICHUNGEN: A r b e i t s b e s c h a f f u n g s m a ß n a h m e n -

ein beschäftigungspolitisches Instrument? Frankfurt am Main/New York 1984. - Mit Torsten Groth und Susanne König: Betrieblicher Umweltschutz und Partizipation. Mitarbeiter als Akteure im ökologischen Strukturwandel der chemischen und kunststoffverarbeitenden Industrie. Köln 1999 Dürr, Hermann, * 7.1.1925 Konstanz. Jurist (Rechtsanwalt), ev. D., Sohn eines Luftschiffkonstrukteurs, besuchte die Grundund Oberschule in Friedrichshafen, bestand 1942 das Abitur und nahm seit 1943 am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 studierte er Rechtswissenschaft in Tübingen, legte 1954 das Assessorexamen ab und ließ sich 1955 als Rechtsanwalt in Calw nieder. 1951 trat D. in die FDP ein. 1953 wurde er Bezirksvorsitzender der Jungdemokraten und war 1954-58 Landcsvorsitzender in Baden-Württemberg und 1957/58 Bundesvorsitzender der Deutschen lungdemokraten. 1966 wechselte er zur SPD. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) wurde D. über die FDP-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt, dem er in der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) mit einem Mandat der SPD-Landesliste Baden-Württemberg angehörte. Von 1961 bis zum 10.11.1964 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion. In allen fünf Wahlperioden gehörte er dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied, in der 4. Wahlperiode bis Oktober 1963 und wieder seit Oktober 1964 als Ordentliches Mitglied, in der 6.-8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied) und dem Rechtsausschuß (in der 3. Wahlperiode seit April 1958 als Stellvertretendes Mitglied, in der 4. Wahlperiode von Februar 1963 bis April 1965 als Ordentliches Mitglied, danach als Stellvertretendes Mitglied, in der 6.-7. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied) an. In der 3. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen, des Ausschusses für Wiedergutmachung (von April bis November 1958, danach bis Oktober 1959 Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen sowie Stcllvcrü'ctcndes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (seit Oktober 1960), in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit (bis Februar 1963) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Parlamentarier und Ministerialbürokratie. In: Vorgänge 20 (1981) Heft 1, S. 93-95. Duve, Freimut, * 26. 11.1936 Würzburg. Publizist. Der als Sohn einer Steuerberaterin und eines Journalisten geborene D. besuchte seit 1946 eine Waldorfschule in Hamburg, bestand 1956 an einer Waldorfschule in Stuttgart das

Dzewas Abitur und studierte 1956-58 Geschichte, Anglistik und Soziologie in Hamburg. Neben seinem Studium war er journalistisch tätig. 1958-60 hielt er sich zu Forschungszwecken in Nordafrika auf und war dort 1959/60 als Vertreter einer deutschen Flugreisegesellschaft tätig. 1961 folgte ein Forschungsaufenthalt zum Studium britischer Kolonialgeschichte in Südafrika und Rhodesien. Seit 1962 war D. auf Volkshochschulebene am Aufbau von Deutsch-Kursen für Gastarbeiter beteiligt und arbeitete 1963-65 als freier Autor. 1965/66 leitete er das Auslandsamt der Universität Hamburg. Anschließend war er bis 1969 persönlicher Referent des Hamburger Wirtschaftssenators und 1969/70 politischer Redakteur beim „Stern". 1970-89 war D. Lektor des Rowohlt Verlags und Herausgeber der Buchreihe „rororo aktuell". 1975-84 gab er die Vierteljahresschrift „Technologie und Politik" und 1990-92 die Reihe „Luchterhand Essay" heraus. 1975-80 war er Mitglied des Rundfunkrats des Norddeutschen Rundfunks. Er Schloß sich der Industriegewerkschaft Druck und Papier an. 1966 trat D. in die SPD ein. 1974-80 und 1984-89 gehörte er dem Hamburger SPD-Landesvorstand an. In den siebziger Jahren hatte er sich zunächst besonders im Bereich Umweltpolitik engagiert, bevor er zunehmend die Medienpolitik zu seinem Schwerpunkt machte. Er ist Mitglied des Menschenrechtsausschusses der Sozialistischen Internationale. In der 9.-13. Wahlperiode (1980-98) vertrat D. den Wahlkreis 12 (Hamburg-Mitte) im Bundestag. 1998 wurde er nicht mehr als Direktkandidat aufgestellt. Er war langjähriger kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. In der 9. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr. In der 9. und 11.-13. Wahlperiode gehörte er dem Innenausschuß als Stellvertretendes Mitglied, in der 10. Wahlperiode als Ordcntlichcs Mitglied an. In der 9. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen, in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichcrheit (seit Juni 1986). In der 11.-13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß (bis Mai 1998).

D z e m b r i t z k i , Detlef, * 2 3 . 3 . 1 9 4 3 Berlin. Sozialpädagoge, cv. Nach der Mittleren Reife 1959 und einem kaufmännischen Praktikum 1959/60 besuchte D. die Fachschule für Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Erzieher und Schloß die Ausbildung zum Sozialpädagogen 1962 mit dem Examen ab. 1964/65 studierte er Soziologie an der Freien Universität Berlin. 1964/65 war D. Referent für politische Bildung beim Landesverband Berlin des Bundes Deutscher Pfadfinder (BDP), 1966-70 Bundessekretär des BDP, 1970-72 Leiter der Jugendbildungsstätte Kaubstraße, 1972-75 Persönlicher Referent des Staatssekretärs beim Senator für Familie, Jugend und Sport Berlin, 1975-81 Bezirksstadtrat für Volksbildung, 1981-89 für Jugend und Sport und von 1989 bis Dezember 1995 Bürgermeister des Bezirks BerlinReinickendorf. Im Mai 1996 wurde er Geschäftsführer der Regionalcntwicklungsgesellschaft Velten mbH. D. Schloß sich der Arbciterwohlfahrt und der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. Er ist Vorsitzender des Förderkreises deutsch-französischer Beziehungen. 1962 trat D. in die SPD ein und übernahm Parteiämter auf Orts- und Kreisebene. 1992-94 war er stellvertretender Landesvorsitzender, von Dezember 1994 bis Januar 1996 Landesvorsitzender der SPD Berlin. 1971-75 gehörte er der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Reinickendorf an. 1998 wurde D. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 251 (Berlin-Reinickendorf) in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, des Ausschusses für Angelegenheiten der Neuen Länder, des Auswärtigen Ausschusses und der EnqueteKommission „Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten". Er gehört dem Kuratorium Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung an. 1993 wurde D. zum Chevalier dans L'Ordre national au Mérite und 1996 zum Chevalier de la Légion d'Honneur ernannt.

1995 wurde D. zum Bosnien-Beauftragten des Bundestages ernannt. Als Mitglied der deutschen Delegation in der OSZE-Versammlung war er 1995-98 Vorsitzender des Ausschusses für Demokratie, Menschenrechte und humanitäre Fragen. Im Dezember 1997 wurde er OSZE-Beauftragter für Medienfreiheit. 1997 erhielt D. den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Kap ohne Hoffnung oder die Politik der Apartheid. Reinbek bei Hamburg 1965. Hrsg.: Die Restauration entläßt ihre Kinder oder Der Erfolg der Rechten in der Bundesrepublik. Reinbek bei Hamburg 1968. - Hrsg. mit Wolfgang Kopitzsch: Weimar ist kein Argument oder Brachten Radikale im öffentlichen Dienst Hitler an die Macht? Reinbek bei Hamburg 1976. - Hrsg. mit Heinrich Boll und Klaus Staeck: Briefe zur Verteidigung der Republik. Reinbek bei Hamburg 1977. - Bürgerbeteiligung an der Zukunft. In: L'80, 1980, Heft 14, S. 39-53. Bürgerbewegungen als neue politische Kultur angesichts der Grenzen des Fortschritts? In: Bildung und politisches Handeln angesichts der Grenzen des Fortschritts. Bad Boll 1980, S. 32-41. - Hrsg. mit Friedrich Krotz: Aufbrüche. Reinbek bei Hamburg 1986. - Vom Krieg in der Seele. Rücksichten eines Deutschen. Frankfurt am Main 1994. - Die Freiheit der Medien als neue Aufgabe der OSZE. Bonn 2000. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

D z e w a s , Dieter, * 2 1 . 9 . 1 9 5 5 Lüdenscheid. Maurer, Diplomsozialarbeiter, Verwaltungsangestellter. Nach dem Abitur ließ sich D. als Maurer ausbilden und wurde Mitglied der Industriegewerkschaft Bau Steine Erden. Später begann er ein Studium, das er als Diplomsozialarbeiter abschloß, wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und arbeitete bei der Stadtverwaltung in Plettenberg, wo er zum stellvertretenden Sozialamtsleiter aufstieg. D. ist Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung, Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Lüdenscheid (seit 1989) und Stellvertretender Vorsitzender des Hausverwaltungsvereins der Jugendtagungsstätte Ebberg des Touristenvereins Die Naturfreunde, Schwerte. Er gehört ferner dem Orts verband Lüdenscheid der Arbeitwohl fahrt und dem dortigen Bürgerschützen verein an. 1989 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Lüdenscheid, 1994 zweiter stellvertretender Bürgermeister und 1999 Vorsitzender des Sozial- und Seniorcnausschusscs. Seit 1998 vertritt D. den Wahlkreis 123 (Märkischer Kreis II) im Bundestag. Er ist Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren und Jugend und des Petitionsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. D., der selbst Zivildiensl leistete, ist zivildienstpolitischer Sprecher der SPDBundestagsfraktion.

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E E b e r h a r d , Anton, * 9.4.1892 Rechberghausen (Württemberg), f 3.6.1967 Neustadt an der Weinstraße. Kaufmann, Angestellter, Steuer- und Wirtschaftsprüfer, kath. Nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule durchlief E. 1910-12 eine kaufmännische Lehre. Nach einem Volontariat im Bilanz- und Steuerwesen eines Industriebetriebes (1913/14) besuchte er 1914-16 eine Handelshochschule. 1916-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1918-20 war E. Angestellter in der öffentlichen Verwaltung und 1920/21 Syndikus und Geschäftsführer einer Verbandsorganisation. 1922 machte er sich als Steuer- und Wirtschaftsberater selbständig. 1925-27 war E. Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP). 1947 trat er in die FDP ein. 1947-49 war er Vorsitzender des Kreisverbandes Neustadt an der Weinstraße und des Bezirksverbandes Pfalz, 1950/51 des Landesverbandes RheinlandPfalz, 1951-53 FDP-Landcsvorsitzcndcr. 1953 wurde er Landesschatzmcister. 1945/46 war E. Bürgermeister von Bad Dürkheim. 1948 wurde er dort Stadtrat und Mitglied des Kreistages, in dem er den Vorsitz der FDP-Fraktion innehatte. 1951-53 gehörte er dem Landtag von RheinlandPfalz an und war 1951/52 Vorsitzender FDP-Fraktion. Am 3.10.1952 rückte E. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wilhelm —»Nowack in den Bundestag nach, in den er 1953 über die FDP-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt wurde. Am 4.11.1959 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Fritz —>Glahn in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 3. Wahlperiode im Oktober 1961 angehörte. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Grenzlandfragen (seit November 1952), im Ausschuß für innergebietliche Neuordnung (seit Dezember 1952), im Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit Oktober 1952) und im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit November 1952) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (seit Oktober 1952) und dem Ausschuß für Beamtcnrecht (seit Februar 1953) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (bis April 1956). In der 3. Wahlperiode gehörte er von November 1959 bis Oktober 1960 als Ordentliches Mitglied, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht (seit November 1959). E b e r m a n n , Thomas, * 18.4.1951 Hamburg. Fabrikarbeiter, Journalist. E., Sohn eines Schweißers und einer Näherin, verließ mit der Mittleren Reife 1967 die Schule und arbeitete zwei Jahre als Erziehungshelfer in einem Jugendheim. Danach war er sieben Jahre Fabrikarbeiter, leistete Wehrdienst und schrieb für die Zeitschrift „Moderne Zeiten". 1990 wurde er Moderator beim Privatsender „Radio 107". E. war bis 1979 Mitglied des Kommunistischen Bundes (KB), Schloß sich dann der linken Splittergruppe „Z" an und nahm an Hausbesetzungen teil. 1978 war er Mitbegründer der Bunten Liste in Hamburg. 1982 wurde er Fraktionsvorsitzender der Grün-Alternativen Liste (GAL) in der Ham-

burger Bürgerschaft. Nach Neuwahlen im Dezember 1982 gehörte E. bis 1984 der Bürgerschaft an. Im April 1990 trat E. mit anderen Vertretern des ökosozialistischen Flügels aus der Partei aus. 1987 wurde E. als Spitzenkandidat über die Landcslistc der Hamburger Grünen in den Bundestag gewählt. 1987/88 war er einer von drei Fraktionssprechcrn. Als Ordentliches Mitglied arbeitete er im Finanzausschuß mit. Aufgrund des Rotationsprinzips legte er am 18.2.1989 sein Mandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Rainer Trampert: Die Zukunft der Grünen. Ein realistisches Konzept für eine radikale Partei. Hamburg 1984, 3 1985. - Die Offenbarung der Propheten. Über die Sanierung des Kapitalismus, die Verwandlung linker Theorie in Esoterik, Bocksgesänge und Zivilgesellschaft. Hamburg 1995. - Mit Rainer Trampert: Verpaßt Deutschland den Anschluß? Emmendingen 2000. Ebert, Eike, * 11.1.1940 Detmold. Jurist (Justitiar, Rechtsanwalt), ev. Nach der Volksschule besuchte E. das Gymnasium in Detmold und Darmstadt, studierte nach dem Abitur 1959 Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main und legte 1964 die Erste, 1968 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. Seit 1968 Magistratsassessor beim Rechtsamt der Stadt Darmstadt, wurde er 1970 Justitiar der dortigen Stadt- und Kreissparkasse, dann Sparkassendirektor. Seit 1972 gehörte er dem Vorstand der Sparkasse an, dessen Vorsitzender er 1976-90 war. Seit 1991 praktiziert er als Rechtsanwalt in Darmstadt. 1956 trat E. der SPD bei. 1969 wurde er Vorsitzender der Jungsozialisten in Darmstadt, 1972 Ortsvereinsvorsitzender, 1989 Unterbezirksvorsitzender in Darmstadt. Seit 1981 Stadtverordneter und stellvertretender Fraktionsvorsitzender, wurde er 1985 Stadtverordnetenvorsteher. In der 12. Wahlperiode vertrat E. den Wahlkreis 143 (Darmstadt) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Finanzausschusses und des Ausschusses für Post und Telekommunikation (seit April 1993). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Sonderausschuß „Europäische Union" an (seit Oktober 1992). Echternach, Jürgen (Siegmar), * 1.11.1937 Lauenburg (Pommern). Jurist (Rechtsanwalt, Justitiar), ev. Der Pastorensohn wurde mit seiner Familie 1946 aus Pommern ausgewiesen. Nach der Ansiedlung in Hamburg besuchte er dort das Johanneum, an dem er 1957 das Abitur bestand. E. studierte Rechtswissenschaft in Hamburg und Bonn und legte 1962 das Erste, 1967 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Nachdem er sich als Rechtsanwalt etabliert hatte, wurde er 1968 Justitiar der Hamburgischen Wohnungsbau-Kreditanstalt, deren Vorstand er 1970-80 angehörte. 1970 wurde E. Mitglied des Verwaltungsrates des Norddeutschen Rundfunks. Er gehörte dem Aufsichtsrat der Norddeutschen Wcrbcfernsehgcscllschaft sowie der evangelischlutherischen Synode Hamburg-Blankenese an und war zuletzt Geschäftsführer der Bahnhof Management und Entwicklungsgesellschaft in Hamburg. 1954 trat E. in die CDU ein. 1964-70 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Hamburg, 1969-73 Bundesvorsitzender der Jungen Union, seit 1969 Mitglied des

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Eckardt CDU-Bundesvorstandes und von 1974 bis zu seinem Rücktritt 1992 Landesvorsitzender der CDU Hamburg. 1966-81 gehörte er der Hamburger Bürgerschaft an; seit 1970 war er Vorsitzender der CDU-Fraktion. In der 9.-12. Wahlperiode (1980-94) war E. Mitglied des Bundestages. 1980, 1983 und 1990 wurde er über die CDULandesliste Hamburg gewählt. In der 11. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 13 (Hamburg-Altona). 1987-93 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister tur Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, 1993/94 beim Bundesminister der Finanzen. In der 9. und 10. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Haushallsausschuß (in der 9. Wahlperiode zunächst von September 1981 bis Oktober 1982 als Stellvertretendes Mitglied) und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit Oktober 1982 bzw. seit November 1983) an. In der 9. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis Oktober 1982), in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Nachdem er in seinem Wahlkreis nicht mehr als Direktkandidat für die Bundestagswahl 1994 nominiert worden war, verzichtete E., auf der Landcslistc der Hamburger CDU für einen Sitz im Bundestag zu kandidieren. 1994 erhielt E. das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Für eine menschliche Stadt. Hamburg 1973. - Mehr tun für Hamburg. Hamburg 1974. - Antwort auf eine gescheiterte Politik. Hamburg 1975. - Wie sichern wir die Zukunft unserer Stadt? Hamburg 1976. - Sicherheit für unsere Stadt. Hamburg 1977. - Für eine freiheitliche Politik. Hamburg 1978. - Der Giftgas-Skandal. Hamburg 1979. - Angriff auf das Rccht der Eltern. Hamburg 1980. - Hamburg vor neuen Herausforderungen. Hamburg 1981. LITERATUR: Jürgen Prangenberg: Auf der Suche nach dem Geist von Hamm. In: Manfred Dumann (Hrsg.): 25 Jahre Junge Union Deutschlands. Werdegang, Grundlagen, Aufgaben. Bonn 1972, S. 95-110. - Unser Ziel - Kritische Eigenständigkeit. Gespräch mit J. E. Ebd., S. 111-115. Eckardt, Felix von, * 18.6.1903 Berlin, f 11.5.1979 Capri (Italien). Journalist, Diplomat. E., dessen Vater 1915-33 Chefredakteur des „Hamburger Fremdenblatts" war, besuchte ein Realgymnasium in Freiburg und war 1916-19 Kadett in Karlsruhe und Lichterfelde (Berlin). 1921-26 erhielt er eine journalistische Ausbildung beim „Hamburger Fremdenblatt", seit 1927 bei den „Münchner Neuesten Nachrichten", war bis 1929 politischer Redakteur in Berlin und bis 1933 Presseattaché der deutschen Gesandtschaft in Brüssel und gleichzeitig Vertreter des Wolff sehen Telegrafen Büros. Während der Zeit des Nationalsozialismus machte er sich mit mehr als 25 Spielfilmen (u. a. Stern von Rio; Peter Voß, der Millionendieb) als Filmautor einen Namen und besaß seit 1937 ein Gut in Mecklenburg, wo er sich mit Pferdezucht befaßte. 1945 kam E. auf der Flucht nach Bremen. Hier erhielt er die Lizenz als Herausheber des „Weser-Kuriers", dessen Chefredakteur er bis 1951 war. Als Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung (1952-55 und 1956-62) begleitete er Konrad —> Adenauer 1953 und 1954 auf Reisen nach Amerika. 1955/56 war er ständiger deutscher Beobachter bei den Vereinten Nationen in New York und, nachdem er sich 1961 vergeblich um ein Bundestagsmandat beworben hatte, 1962-65 Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland in Berlin. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) war E. Mitglied des Bundestages. 1965 wurde er im Wahlkreis 21 (Wilhelmshaven) direkt, 1969 über die CDU-Landesliste Niedersachsen

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gewählt. 1972 verzichtete er aus Altersgründen auf eine erneute Kandidatur. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, in der 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und seit Januar 1966 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 5. Wahlperiode dem Verkehrsausschuß (bis Oktober 1967), in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. 1962 erhielt E. das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband. 1969 wurde er mit dem Konrad-AdenauerPreis für Publizistik ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ein unordentliches Leben. Lebenserinnerungen. Düsseldorf 1967. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Eckardt, Peter, * 13.10.1940 Apolda. Diplompolitologe, Hochschullehrer. E. besuchte seit 1952 ein Gymnasium in Kassel, bestand 1961 das Abitur, studierte Politische Wissenschaften und Pädagogik in Göttingen, West-Berlin und Hannover und legte 1966 die Diplomprüfung ab. 1962/63 war er stellvertretender Vorsitzender des Sozialistischen Hochschulbundes in Göttingen und arbeitete in der dortigen Rechtsstelle des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit. 1966-74 war er pädagogischer Mitarbeiter und Studienleiter im Internationalen Arbeitskreis Sonnenberg, 1974-80 Berufsschullehrer in Salzgitter und 1980-90 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Berufspädagogik der Universität Hannover. 1985 wurde er mit der Arbeit Sozialistische Sozialpädagogik, dargestellt an der Jugendhilfe der Deutschen Demokratischen Republik promoviert. 1990 übernahm E. eine Professur für Politische Wissenschaften an der Universität Tartu (Estland). E. ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der Kur und Fremden Verkehrsgesellschaft Goslar & Hahnenklee. Er Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Arbeiterwohlfahrt an. 1963 trat E. in die SPD ein. Er war Vorsitzender der SPD Goslar. 1988 wurde er stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Goslar und Ratsherr der Stadt St. Andreasberg. Über die Landesliste Niedersachsen wurde E. in den 12. Deutschen Bundestag (1990-94) gewählt. Seit 1998 vertritt er den Wahlkreis 47 (Goslar). In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft und des Ausschusses für Fremdenverkehr (seit Mai 1990, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 14. Wahlperiode ist er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Angelegenheiten der Neuen Länder, Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tcchnikfolgcnabschätzung und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Alois Stiegeler: Das Planspiel in der politischen Bildung. Frankfurt am Main 1973. Eckerland, Günther, * 14.11.1919 Kreidelwitz (Schlesien), t 6.11.1998 Marl (Kr. Recklinghausen). Kaufmann, ev. Nach dem Besuch der Volksschule und einer kaufmännischen Lehre bestand E. 1937 die Kaufmannsgehilfenprüfung. 1937-45 leistete er Arbeits- und Wehrdienst und geriet gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Kriegsgefangenschaft. 1945-47 war er Hilfsarbeiter, 1947/48 Angestellter des Arbeitsamtes Wernigerode, 1948-57 Bergmann und danach kaufmännischer Angestellter. 1948 trat E. in die SPD ein. 1957 übernahm er den Vorsitz des SPD-Orts Vereins Hamm. 1956 wurde er Mitglied des Gemeinderates in Marl. 1961-75 war er Bürgermeister in Hamm und gehörte seit 1962 dem Rat des Amtes Marl an.

Edathy 1975-84 hatte er das Amt des Bürgermeisters von Marl inne. Er war auch Mitglied des Kreistages Recklinghausen. In der 5.-7. Wahlperiode (1965-76) vertrat E. den Wahlkreis 99 (Recklinghausen-Land) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familien- und lugendfragen, in der 6. und 7. Wahlperiode im Ausschuß für lugend, Familie und Gesundheit mit. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen, in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Oktober 1974) und des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (seit Oktober 1974). Eckhardt, Walter, * 23.3.1906 Homburg v. d. Höhe, t 1.1.1994 Feldafing. Steuerberater, Jurist (Richter, Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. E., Sohn eines Gymnasiallehrers, besuchte das Humanistische Gymnasium in Bad Homburg, studierte 1924-27 Rechtswissenschaften und Philosophie in Marburg, Frankfurt am Main und Kiel und wurde 1928 in Marburg mit der Arbeit Der dingliche Vertrag zu Rechten Dritter zum Dr. jur. promoviert. Nach dem Assessorexamen 1931 Zivilrichter am Amtsgericht, trat er 1932 in die Reichsfinanzverwaltung ein, lebte 1936-38 als Lehrer für Finanzwesen in Herrsching am Ammersee und war 1938-44 als Ministerialrat im Reichsfinanzministerium für internationale Finanz- und Steuerpolitik zuständig. 1944 zum Wehrdienst eingezogen, geriet er 1945 in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung 1948 wurde E. 1950 Steuerberater, 1955 Rechtsanwalt und Fachanwalt für Stcuerrccht. Kurz vor seinem Tod stiftete er die wissenschaftliche Auszeichnung „Ehrengabe für Zcitgeschichtsforschung". 1949/50 war E. Landes- und Bundesvorsitzender der Deutschen Union (DU). 1950-54 gehörte er für den Gesamtdeutschen Block/Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE) dem Bayerischen Landtag an. 1956 trat er in die CSU ein. 1953 wurde E. über die GB/BHE-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. Er schied am 12.7.1955 aus der GB/BHE-Fraktion aus, Schloß sich am 14.7.1955 der Gruppe Kraft/Oberländer an und wurde am 15.7.1955 Gast, am 20. 3.1956 Mitglied der CDU/CSU-Fraktion. Am 27.12.1957 rückte er über die CSU-Landesliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordneten Otto Freiherr von —>Feury in den 3. Deutschen Bundestag, am 21.7.1964 für den verstorbenen Abgeordneten Josef —»Lermer in den 4. Deutschen Bundestag nach. 1965 wurde er wieder über die CSU-Landesliste Bayern gewählt. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (bis Juli 1955 und von September 1955 bis Januar 1956), in der 3.-5. Wahlperiode des Finanzausschusses (in der 3. Wahlperiode seit Januar 1958, in der 4. Wahlperiode seit November 1964, davor seit September 1964 Stellvertretendes Mitglied). In der 2. Wahlperiode gehörte er außerdem als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (seit April 1957), dem Ausschuß für Lastenausgleich (von September 1955 bis Februar 1957) und dem Ausschuß für Geld und Kredit (von Juli bis September 1955) an und war Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (bis Juli 1955). 1956/57 war er Vorsitzender des Unterausschusses „Berufsgesetze" des Finanzausschusses. 1954-56 gehörte er dem Europäischen Parlament an und war bis März 1955 stellvertretender Fraktionsvorsitzender. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Kurt Rock: Aufgaben aus dem Steuerrecht. Leipzig 1936. - Bearb. Finanzwissenschaft.

Leipzig 1937; 59.-62. Tsd., 1963. - Mit Harry von Rosenvon Hocwcl: Deutsche Verfassungsgcschichtc vom Germanischen Volksstaat bis zum Dritten Reich. Leipzig 1940, 7 1944; 38.-41. Tsd. unter dem Titel: Deutsche Verfassungsgeschichte. Stuttgart 1955; erg. Aufl. unter dem Titel: Deutsche Verfassungsgeschichte bis zur Gegenwart. Stuttgart 1965; 51.-54. Tsd., 1971. - Einführung in die Rechtswissenschaft. Düsseldorf 1949, neu bearb. Aufl. 1977. - Entwurf eines Ertrags- und Einkommenssteuergesetzes. Frankfurt am Main 1951. - Grundrechte und Steuerpolitik. München 1951. - Mit Johann Lugingcr: Bayerische Gcmeindcordnung. Regensburg 1952. - Bearb.: Unternehmerforderungen an eine neue Wirtschafts- und Finanzverfassung. Köln 1954. - Organschaft und Unternehmereinheit. Heidelberg 1957. - Mit Hans Limmer: Studie über die Reform der Umsatzausgleichsteuer. Köln 1960. - 1st der Deutsche Bundestag faul? In: Finanz-Rundschau 20 (1965) Heft 14, S. 311-312. - Vom Beruf unserer Zeit zur Gesetzgebung: Savigny und die Gegenwart. In: Die Auslegung der Steuergesetze in Wissenschaft und Praxis. Hrsg. von Gerhard Thoma und Ursula Niemann. Köln 1965, S. 39-55. LITERATUR: Günther Felix: Erinnerung an W. E. Köln 1986. Eckstein, Heinrich, * 19.5.1907 Autenhausen (heule zu Seßlach), f 6.8. 1992 Aschaffenburg. Landwirt, kath. E., Sohn eines Landwirts, besuchte neben einer praktischen Ausbildung in der Landwirtschaft eine landwirtschaftliche Fachschule und eine Reihe von höheren Ergänzungslehrgängen. Seit 1940 arbeitete er als Betriebsleiter größerer landwirtschaftlicher Verwaltungen (u. a. in Holsterfeld) und als praktischer Landwirt. Später war er Bevollmächtigter landwirtschaftlicher Verwaltungen und Mitinhaber von Unternehmen in der freien Wirtschaft. Er gehörte dem Vorstand der vorläufigen Landwirtschaftskammer Weser-Ems in Oldenburg und weiterer landwirtschaftlicher Organisationen und Genossenschaften an. Nach dem Zweiten Weltkrieg Schloß sich E. der CDU an und saß seit 1945 im Kreistag Lingcn. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) vertrat E. den Wahlkreis 5 bzw. 27 (Bersenbrück-Lingen) im Bundestag. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit (seit Dezember 1950). In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit (bis Dezember 1950), des Ausschusses für Berlin und des Ausschusses für Grenzlandlragen (seit Mai 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er seit September 1952 dem Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen an, der im Januar 1953 in Ausschuß für Fragen der europäischen Sicherheit umbenannt wurde. In der 2. Wahlperiode war er bis Februar 1955 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich und bis Januar 1957 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, der bis Januar 1956 Ausschuß für Fragen der europäischen Sicherheil hieß. Edathy, Sebastian, * 5.9.1969 Hannover. Soziologe, ev. E., Sohn eines Pfarrers, bestand 1989 in Stolzenau das Abitur und leistete 1989/90 Zivildienst in einer Klinik für Suchtkranke. Er studierte in Hannover Soziologie und Deutsche Sprachwissenschaft und Schloß das Studium mit dem Magister Artium ab. 1990-93 war er Mitarbeiter der nicdersächsischen Landtagsabgeordneten Bärbel Tcwcs, 1993-98 persönlicher Referent des Bundestagsabgeordneten Ernst —»Kastning. E. ist Stellvertretendes Mitglied des Kontrollausschusses des Bundesausgleichsamtes in Bad Homburg. Er Schloß sich der

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Edert Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt an. 1990 trat E. der SPD bei. 1993-95 war er Vorsitzender des Jungsozialisten des Landkreises Nienburg. 1993 wurde er Mitglied, 1997 stellvertretender Vorsitzender des SPDUnterbezirksvorstandes Nienburg. Seit 1998 vertritt E. den Wahlkreis 34 (Nienburg - Schaumburg) im Bundestag. Er ist stellvertretender migrationspolitischer Sprecher und Sprecher der Arbeitsgruppe „Rechtsextremismus und Gewalt" der SPD-Fraktion. Er arbeitet als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß sowie der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" an. VERÖFFENTLICHUNGEN: „WO immer auch unsere Wiege gestanden hat". Parlamentarische Debatten Uber die deutsche Staatsbürgerschaft 1870-1999. Frankfurt am Main 2000. Edert, Eduard (Iwer Otto), * 31. 8.1880 Bad Oldesloe, t 27.8. 1967 Heikendorf. Gymnasiallehrer, Schulrat. E. besuchte Gymnasien in Bad Oldesloe und Altona, studierte nach dem Abitur Philologie und wurde 1903 in Kiel mit der Arbeit Dialog und Fastnachtspiel bei Hans Sachs. Eine stilistische Untersuchung zum Dr. phil. promoviert. 1906-15 war er Studienrat in Kiel, anschließend Direktor des Realgymnasiums in Grünberg (Schlesien). 1921 wechselte er als Oberschulrat an das Provinzialschulkollegium von Schleswig-Holstein. Seit 1924 Beauftragter der „Deutschen Stiftung" für die kulturelle Betreuung der Deutschen in Nordschleswig, einer Unterstelle des Auswärtigen Amtes, wurde er 1933 als Leiter des Provinzialschulkollegiums seines Amtes enthoben und 1934 als Oberschulrat nach Magdeburg versetzt. 1946 wirkte er im deutsch-britisch-dänischen Ausschuß zur Ausarbeitung einer neuen Schulgesetzgebung für das dänische Schulwesen im Landesteil Schleswig mit und leitete 1946-48 das staatliche Studienseminar in Kiel. E. war Mitglied des Vorstandes des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes und gab die Monatsschrift des Bundes, „Schleswig-Holstein", heraus. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat E., der keiner Partei angehörte, den Wahlkreis 2 (Flensburg) im Bundestag. Er war Gast der CDU/CSU-Fraktion. E. arbeitete als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Hcimatvcrtricbcnc, im Ausschuß für Grenzlandfragen und im Ausschuß für Kulturpolitik mit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Schuster von Tondern. Glückstadt 1910. - Die Tagesschule. Leipzig 1914. - Schmiede des Lebens. Hamburg 1921. - Die Lieder der alten Geige. Bordesholm 1922. - Das himmlische Schleswig-Holstein. Kiel 1927. - Hrsg.: Beiträge zum Deutschunterricht. Leipzig 1927. - Erzählungen. Bielefeld 1933. - Das nationale Selbstbestimmungsrecht in Südschleswig. Kopenhagen 1945. Lose Blätter. Heide 1964. Effertz, Josef, * 29.3.1907 Fliesteden, f 31.5.1984 Bonn. Landwirt, kath. E„ Sohn eines Landwirts, studierte nach dem Besuch des Gymnasiums und einer landwirtschaftlichen Ausbildung in Bonn Landwirtschaft und wurde 1934 mit der Arbeit Die Wirkung des Lebensraumes und der Einfluß des Menschen auf die Entwicklung der Tierseele zum Dr. agr. promoviert. Danach arbeitete er in landwirtschaftlichen Betrieben, Organisationen und Ausschüssen und bewirtschaftete daneben den väterlichen Hof, den er mit einem Bruder nach 1945 wieder aufbaute.

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1950 Schloß sich E. der FDP an und wurde Vorsitzender des FDP-Bezirks Köln, später auch des Agrarpolitischen Bundesausschusses seiner Partei. 1954-61 gehörte er dem Nordrhein-Westfälischen Landtag an, übernahm 1956 das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Nordrhein-Westfalen im Kabinett —> Steinhoff und war 1956-58 stellvertretendes Mitglied des Bundesrates. 1961 und 1965 wurde E. über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Außenhandelsausschusses (seil Oktober 1964, davor seit Februar 1963 Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Februar 1963), dem Wirtschaftsausschuß (seit Januar 1963), dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit April 1964) und dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (bis Februar 1963) an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis November 1967) und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. Am 4.3.1968 legte E. sein Bundestagsmandat nieder und war bis 1972 Regierungspräsident in Aachen. E. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Egert, Jürgen, * 23.10.1941 Berlin, f 16.12.1992 Berlin. Verwaltungsbeamter. E., Sohn eines Polizeibeamten, besuchte bis zum Abitur 1960 ein Naturwissenschaftliches Gymnasium in Berlin. Nach einer Ausbildung in der Charlottenburger Bezirksverwaltung wurde er Stadtinspektorenanwärter, legte 1963 die Verwaltungsprüfung IT ab und arbeitete im selben Amt seit 1963 in den Bereichen Jugendhilfe und Amtsvormundschaft. Daneben bildete er sich 1964/65 an der Verwaltungsakademie weiter. 1965-69 war er persönlicher Referent des Bezirksbürgermeister und arbeitete 1969-72 in der Verwaltungsrevisionsabteilung des Bezirksamtes, zuletzt als Amtsrat. E. gehörte zu den Begründern und Herausgebern der gewerkschaftlichen Jugendzeitschriften „Kommentare" und „Der Schrei". 1970 wurde er Mitherausgeber und Redakteur der „Berliner Blätter". 1991/92 war er Sozialdezernent in Frankfurt am Main. E. war Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (seit 1961) und der Arbeiterwohlfahrt. Er gehörte dem Vorstand der Gesellschaft für Verständigung und Freundschaft mit China sowie der Aktion Psychisch Kranke e.V. an und war stellvertretender Vorsitzender der Lebensabend-Bewegung. E. trat der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken und 1963 in die SPD ein. 1969-72 war er Vorsitzender der Berliner Jungsozialisten. 1971 wurde er stellvertretender Vorsitzender des ständigen Ausschusses für Planungsfragen beim Landesvorstand, 1973 Vorsitzender des ständigen Ausschusses für Gesundheit und Umweltschutz beim Landesvorstand und Mitglied der Gesundheitspolitischen Kommission beim Parteivorstand. Er war Sprecher der „Vereinigten Linken" in der SPD, 1980-85 stellvertretender Landesvorsitzender und von 1985 bis zu seinem Rücktritt im September 1986 Landesvorsitzender der Berliner SPD. Von März 1971 bis Dezember 1972 gehörte er dem Berliner Abgeordnetenhaus an. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) vertrat E. das Land Berlin im Bundestag. Von April bis Oktober 1982 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, Heinz Westphal (SPD). 1987-90 hatte E. den Vorsitz des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung inne, dem er in der 8.-11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte (in der 9. Wahlperiode bis Mai 1982, seit

Ehlers Oktober als Stellvertretendes Mitglied). In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 8.-10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (in der 9. Wahlperiode bis Mai 1982), in der 11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis März 1974), in der 11. Wahlperiode dem Ausschuß Deutsche Einheit (von Mai bis September 1990) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Aufbruch. Beiträge zur Erneuerung der Berliner SPD. Berlin 1988. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. E h l e r s , Hermann (Ludwig), * 1.10.1904 Schöncbcrg (heute zu Berlin), t 29.10.1954 Oldenburg (Oldenburg). Jurist, ev. E. war Sohn des Postbeamten Heinrich Louis E.; die Vorfahren waren Landwirte in der Lüneburger Heide. Als Einzelkind wuchs E. in einer nationalen evangelischen Atmosphäre auf. Er war Schüler an der Oberrealschule Berlin-Steglitz, seit 1919 Mitglied der Schülerbibelkreise (BK), mit denen er bis 1954 verbunden blieb, legte 1922 die Reifeprüfung ab und nahm das Studium der Jurisprudenz an der FriedrichWilhelm-Universität Berlin auf. Als Mitglied des Vereins Deutscher Studenten (VDSt) hielt er sich 1924 zu einem „Grcnzlandscmcster" an der Universität Bonn auf. Von Carl Schmitt wurde er zur juristischen Dissertation Wesen und Wirkungen eines Reichslandes Preußen (1929) angeregt. A m 31.7.1929 legte er in Bonn das Rigorosum ab. Nach den Staatsprüfungen 1927 und 1931 trat er in den staatlichen Justizdienst ein, war jedoch um eine Arbeitsstelle in kirchlichen Einrichtungen bemüht. Auch publizistisch aktiv in den BK, beobachtete er aufmerksam und kommentierte distanziert Geschehnisse in der Parteiendemokratie. 1931-33 war er funktionsloses Mitglied der DNVP und engagierte sich im Frühjahr 1933 für den Christlich-Sozialen Volksdienst (CSVD). Zur Vermeidung der Gleichschaltung mit der Hitler-Iugend stimmte E. in der Leitung der BK für deren Auflösung. Seit November 1934 war er rechtskundiges Mitglied im Bruderrat der Bekennenden Kirche der Altpreußischen Union. Da solches „für einen Richter untragbar" war, wurde E. nach Haft 1937 am 30.6.1939 als Gerichtsassessor entlassen. 1940 erfolgte seine Einberufung zum Dienst bei der Flak in Hamburg. Vor die Wahl gestellt, politische Ämter, ζ. B. als Oberbürgermeister in Delmenhorst, oder eine kirchliche Tätigkeit zu übernehmen, ließ E. sich am 2 6 . 1 0 . 1 9 4 5 von der außerordentlichen Synode der Lutherischen Kirche in Oldenburg zum juristischen Oberkirchenrat (OKR) in der dreiköpfigen Kirchcnleitung wählen. Er beteiligte sich an der Erarbeitung einer kompromißfähigen Grundordnung der neuen Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die im Juli 1948 von der Kirchenversammlung in Eisenach angenommen wurde. In Oldenburg forcierte er die Arbeit an einer neuen Kirchenordnung. Im Oktober 1946 wurde E. Vorsitzender des westlichen Disziplinarhofes der EKD, im September 1948 Delegierter auf der Weltkirchenkonferenz in Amsterdam. Bis zu seinem Tod war er vom Rat der E K D zum Mitglied der Sitzungen aller Synodaltagungcn berufen. 1950-54 nahm E. in Ost und West an vier der fünf gesamtdeutschen Kirchentage teil. Anfang 1946 vertrat E. den OKR im Ratsausschuß der Stadt Oldenburg. Von April 1946 bis Oktober 1954 kommentierte er in kirchlicher Oldenburger Wochenzeitung („Sonntagsspiegel") historisch bewandert kirchliche, politische und gesellschaftliche Gegebenheiten und argumentierte entschieden für eine freiheitliche parlamentarische Demokratie nach englischem Vorbild. A m 1.8.1946 in die CDU eingetreten,

wurde er am 13. Oktober in den Stadtrat gewählt, dem er, zweimal wiedergewählt, bis 1957 angehörte. Mitglied des Bundestages über die Landesliste der CDU seit August 1949, wurde E. auf Betreiben norddeutscher CDU-Mitglieder des Bundestages am 19.10.1950 Bundestagspräsident und 1953 wiedergewählt. In der 1. Wahlperiode war er bis Dezember 1950 Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und des Ausschusses für Kulturpolitik, danach des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung und seit März 1953 Stellvertretendes Mitglied des Wahlrechtsausschusses. E. sympathisierte mit personengebundenem Wahlrecht. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied von April 1954 bis Januar 1955 dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht an. 1952 wurde E. im Juli Landesvorsitzender der CDU Oldenburg, im Oktober auf dem Bundesparteitag erster Stellvertretender Vorsitzender, stimmengleich mit dem Vorsitzenden Adenauer. Als E. gegen den Willen Adenauers am 19.9.1952 eine Delegation der Volkskammer im Bundestag empfangen hatte, deutete sich ein Konflikt zweier Autoritäten an: E„ profiliert als „Missionar des Parlamentarismus" und engagiert in gesamtdeutschen Gesprächen, galt als „Kronprinz" des Kanzlers. Erschöpft von der Pressetreiberei 1954, erwog E., vollamtlich in den OKR zurückzukehren. In Vorbereitung der niedersächsischen Landtagswahlen 1955, nach denen er Ministerpräsident werden wollte, starb E. im Oktober 1954 überarbeitet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Insel der Sendung. Ein Erlebnis an der Grenze Rußlands. Wuppertal-Barmen o.J. Gedanken zur Zeit. Hrsg. von Karl-Heinz Meyer. Stuttgart 1950. - H. E. Präsident des deutschen Bundestages. Ausgewählte Reden, Aufsätze und Briefe 1950-1954. Hrsg. von Karl Dietrich Erdmann. Boppard 1991. LITERATUR: Andreas Meier: H. E. Leben in Kirche und Politik. Bonn 1991 (dort S. 571-589 einschlägige Literatur). - Karl-Eckhard Hahn: Politisches Profil eines christlichen Konservativen - H. E. (1904-1954). In: Konservative Politiker in Deutschland. Hrsg. von Hans Christof Kraus. Berlin 1995. - Andreas Meier: Volkskammcrdclcgation im Deutschen Bundestag (1952). Faktischer und fiktiver Parlamentarismus im Konflikt. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 31 (1999) S. 487-499. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Sankt Augustin. Andreas Meier E h l e r s , Wolfgang, * 19.6.1953 Wittenburg (Landkreis Hagenow). Diplomökonom, ev. E. besuchte die Polytechnische Oberschule in Wittenburg, die Erweiterte Oberschule in Hagenow und bestand 1972 das Abitur. 1972-76 studierte er Verkehrs- und Betriebswirtschaft an der Verkehrshochschule „Friedrich List" in Dresden, die er als Diplomingenieurökonom verließ. 1976-78 war er Mitarbeiter in der Reichsbahndirektion in Schwerin, 1978-84 beim Rai der Stadt Schwerin. 1979-84 studierte er Staats- und Rechtswissenschaften an der Akademie für Staat und Recht in Potsdam-Babelsberg. 1976 trat E. in die CDU ein. 1996 wurde er Vorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der C D U / CSU (OMV) im Kreisverband Schwerin sowie Beisitzer im OMV-Bundesvorstand. 1979-84 war er ehrenamtliches Ratsmitglied, 1984-86 Stadtrat für Sekundärstoffwirtschaft in Schwerin, 1986-90 Bezirksrat für Umweltschutz und Wasserwirtschaft beim Rat des Bezirkes Schwerin und zuletzt stellvertretender Vorsitzender des Rates des Bezirkes. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 14, Listenplatz 6, Bezirk Schwerin).

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Ehlert Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war E. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat er den Wahlkreis 263 (Schwerin - Hagenow). In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 12. Wahlperiode als Ordcntlichcs Mitglied dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. In der 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft und des Sportausschusses (seit Juni 1993). Seine Kandidatur bei der Bundestagswahl 1994 war erfolglos. E h l e r t , Heidemarie, geb. Liedtke, * 1.9.1950 Halle (Saale). Diplomökonomin, Vcrwaltungsbcamtin. E. besuchte 1957-67 die Polytechnische Oberschule, wurde 1967-70 zur Maschinenbauzeichnerin ausgebildet und bestand das Abitur. Danach studierte sie bis 1974 Ökonomie in Halle und Schloß das Studium als Diplomökonomin ab. 1974-79 arbeitete sie bei dem VEB Pumpenwerke Halle und war 1979-89 stellvertretende Direktorin der Arbeitsvermittlung im Stadtbezirk Halle-Süd. 1990 in den gehobenen Dienst in der Stcuervcrwaltung eingetreten, wurde sie 1993 Steueroberinspektorin im Finanzamt Halle-West. 1994 wurde E. Mitglied des Aufsichtsrates der Energieversorgung Halle GmbH, 1999 Mitglied des Bundesvorstandes der Deutschen Steuergewerkschaft. Sie ist Mitglied des Verwaltungsrates der Stadt- und Saalkreissparkasse Halle. 1968 trat E. in die SED ein. 1998 übernahm sie den Vorsitz der Bundesfinanzrevisionskommission der PDS. 1989/90 war E. Stadtbezirksrätin für Finanzen und Preise in Halle. Seit 1990 Stadträtin, hatte sie 1995-99 den Vorsitz des Rcchnungsprüfungsausschusses inne und war rechnungsprüfungspolitische Sprecherin der PDS-Fraktion. 1998 wurde E. über die PDS-Landesliste Sachsen-Anhalt in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Finanzausschusses und des Rechnungsprüfungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Haushaltsausschuß an. E h m k e , Horst (Paul August), * 4 . 2 . 1 9 2 7 Danzig. Jurist (Rechtsanwalt), Hochschullehrer, ev. E., Sohn eines Chirurgen, der eine Privatklinik leitete, wuchs in einem Danziger Patrizierhaus auf, und besuchte das Städtische Gymnasium, wo er seit 1944 als Luftwaffenhelfer das Notabitur absolvierte. Nach dem Arbeitsdienst wurde er 1944 einer Fallschirmjägereinheit zugeteilt und geriet bei den Kämpfen um Berlin leicht verwundet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. E. erlangte 1946 in Flensburg die Hochschulreife und studierte anschließend in Göttingen Jura und Volkswirtschaft und 1949/50 in Princeton (USA) Politische Wissenschaften und Geschichte. 1951 legte er am Oberlandesgericht Celle das Referendarexamen ab, wurde 1952 bei Rudolf Smend in Güttingen mit einer Dissertation über Die Grenzen der Verfassungsänderung (veröffentlicht 1953) promoviert und war von 1952 bis 1956 wissenschaftlicher Assistent des „Kronjuristen" der SPD-Bundcstagsfraktion, Adolf —> Arndt. Nach dem Assessorexamen in Düsseldorf 1956 arbeitete E. in einem Programm der Ford Foundation. 1958 ging er als Research-Associate an die Law School Berkeley, Universität Kalifornien (USA) und habilitierte sich 1960 bei Ulrich Scheuner in Bonn mit der Arbeit Wirtschaft und Verfassung. Die Verfassungsrechtsprechung des Supreme Court zur Wirtschaftsregulierung. 1960 lehrte E. als Privatdozent in Bonn, 1961 als außerplanmäßiger Professor in Freiburg. 1963 erhielt er einen Ruf auf den dortigen Lehrstuhl für öffentliches Recht und stand 1966/ 67 der Rechts- und Staats wis-

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senschaftlichen Fakultät als Dekan vor. Bundesweit bekannt wurde er in der „Spicgcl-Affärc", bei der es sich eigentlich um eine Staatsaffäre handelte, als einer der Strafverteidiger des Redakteurs Conrad —» Ahlers und als Prozeßvertreter im Verfassungsbeschwerdeverfahren. E. trat 1946 in den Göttinger SDS ein und wurde dessen Vorsitzender. 1947 wurde er Mitglied der SPD. Durch die Assistenz beim rechtspolitischen Sprecher ihrer Bundestagsfraktion, Arndt, gewann E. tieferen Einblick in den Parlamentsbetrieb. In der SPD wirkte E. in zahlreichen Ausschüssen mit: seit 1960 im rechtspolitischen Ausschuß, seit 1964 in zwei Wahlrechtskommissionen, seit 1965 im Sicherheitsausschuß, seit 1966 im rundfunkpolitischen Ausschuß beim SPD-Parteivorstand. 1966 wurde E. Mitglied des SPD-Landesvorstandes BadenWürttemberg, 1968 des Parteirates. Dem Fernsehrat des Zweiten Deutschen Fernsehens gehörte er seit 1963 an. Am 2. 1.1967 wurde E. beamteter Staatssekretär im Bundesjustizministerium unter Gustav —» Heinemann (SPD) und war maßgeblich an den Arbeiten für die Strafrcchtsreform und die Reform der Stellung des nicht-ehelichen Kindes beteiligt. Als politischer Vordenker trat er mit seiner „Strategie des begrenzten Konflikts" hervor, die die Rolle der SPD in der umstrittenen Großen Koalition mit der C D U / CSU definieren sollte. E. festigte seinen Ruf als strategischer Kopf der SPD mit einer Schrift über Sozialdemokratische Perspektiven. Nicht hinter Godesberg zurück, sondern über Godesberg hinaus (1968) und gab anschließend ein vielbeachtetes Buch über Perspektiven. Sozialdemokratische Politik im Übergang zu den siebziger Jahren (1969) heraus, in dem sämtliche führenden sozialdemokratischen Politiker einen von E. und Leo Bauer entworfenen Grundsatzantrag des Nürnberger Parteitages von 1968 einer breiteren Öffentlichkeit erläuterten. Nachdem Gustav Heinemann zum Bundespräsidenten gewählt worden war, folgte ihm E. im März 1969 als Bundesjustizminister nach. Bei der Bundestagswahl 1969 gewann E. das Mandat im Wahlkreis 166 (Stuttgart 111) und wurde nach der Bildung der sozial-liberalen Koalition von Bundeskanzler Willy —> Brandt (SPD) zum Chef des Bundeskanzleramtes im Ministerrang berufen. E., der nicht nur als scharfzüngiger Redner und Vordenker bekannt war, sondern auch in praktischen politischen Fragen als außerordentlich zupackend galt, baute das Amt zu einer modernen Regierungszentrale aus. Dies führte zu starkem Widerspruch der Opposition, aber auch zu Widerständen seitens der Ressortminister, an deren Spitze Bundesminister Helmut —»Schmidt (SPD) trat. Der „Superminister" für Wirtschaft und Finanzen setzte bei Brandt durch, daß E. im Zuge der Bildung des 2. Kabinetts B r a n d t / - » Scheel die Leitung des Bundeskanzleramtes abgeben und als Bundesminister für Forschung und Technologie, des Post- und Fernmeldewesens ins Glied des Bundeskabinetts zurücktreten mußte. E. übte das Amt nur 18 Monate aus und legte es im Zusammenhang mit dem Rücktritt Bundeskanzler Brandts im Mai 1974 nieder, um so zu dokumentieren, daß nicht nur der Kanzler sondern auch sein früherer Amtsleiter die politische Verantwortung für die sogenannte Guillaume-Affäre zu übernehmen bereit war, auch wenn diesem keine Versäumnisse nachgewiesen wurden. E., der sich im Oktober 1974 als Rechtsanwalt in Bonn niederließ, begann seine langjährige parlamentarische Karriere erst mit dem Ausscheiden aus allen Regierungsämtern. 1976 gelangte er über die baden-württembergische Landesliste in den Bundestag. Der Sprung an die Spitze der Fraktion scheiterte zunächst am Widerstand des rechten Flügels. In einer Nachwahl im Mai 1977 machte ihn die Bundestagsfraktion dann doch zu einem ihrer stellvertretenden Vorsitzenden. In diesem Amt wurde er immer wieder bestätigt, bis er nach der Bundestagswahl von 1990 sämtliche Fraklionsämler in jüngere Hände gab.

Ehnes E. fungierte seit Januar 1977 als außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion und gehörte deshalb auch dem sogenannten „Sechser-Kreis" an, in dem der SPD-Vorsitzende Willy Brandt die internationalen Experten der Partei um sich versammelte. Daneben wurde er vom Parteivorstand als Vorsitzender der Energiekommission eingesetzt, bei der er die schwierige Aufgabe hatte, die Kernenergiebefürworter und Kernkraftgegner in der Partei hinter ein neues energiepolitisches Konzept zu bringen. Seit 1980 wurde er über die nordrhcin-wcstfälischc Landesliste in den Bundestag gewählt, weil sein neuer Bonner Wahlkreis eine Domäne der CDU war. In der Bundestagsfraktion leitete er den Arbeitskreis I (Außen- und Sicherheitspolitik, Innerdeutsche Beziehungen, Europa- und Entwicklungspolitik) und galt als „Erster Stellvertreter" des Fraktionsvorsitzenden Hans-Jochen —» Vogel. In der während der Kampagne für die Bundestagswahl 1990 aufbrechenden deutschlandpolitischen Auseinandersetzung unterstützte er trotz Meinungsunterschieden den SPD-Kanzlerkandidaten Oskar —> Lafontaine und forderte im Juni 1990 erfolglos die Übernahme des Parteivorsitzes durch den saarländischen Ministerpräsidenten. In der Debatte um die künftige Bundeshauptstadt des vereinten Deutschland engagierte sich E. leidenschaftlich für Bonn. 1991 wurde E. nicht mehr in den Partei vorstand gewählt. Aus dem Bundestag schied er 1994 aus. E. blieb jedoch Vorstandsmitglied der Friedrich-Ebert-Stiftung. In der 7.-12. Wahlperiode war E. Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (in der 7. Wahlperiode seit Juni 1974; in der 12. Wahlperiode bis Juli 1993, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 7. Wahlperiode gehörte er seit Juni 1974, in der 8. Wahlperiode bis November 1977 als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an. In der 8. und 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (seit November 1977), in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Innenausschusses (Juli/August 1984) und Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis Oktober 1983). E. kritisierte, daß sich das Bundesverfassungsgesetz in seiner Entscheidung über die Verfassungsmäßigkeit von „Out of area"-Einsätzen der Bundeswehr an die Stelle des verfassungsändernden Gesetzgebers gesetzt hätte. Damit hätte sich die Tendenz zu einer flächendeckenden Ausdehnung der Karlsruher Rechtsprechung zulasten der parlamentarischen Demokratie weiter verstärkt. E. verlangte deshalb ein stärkeres institutionelles Selbstbewußtsein des Deutschen Bundestages und warnte davor, sich zentrale politische Zuständigkeiten durch verfassungsrechtliche Verfahren abnehmen zu lassen. E. ist seit 1964 Mitherausgeber des „Archivs des öffentlichen Rechts". Seit 1998 betätigt er sich erfolgreich als Autor von Kriminalromanen (Global Players, 1998; Der Euro-Coup, 1999; Himmelsfackeln, 2001). VERÖFFENTLICHUNGEN: „Ermessen" und „unbestimmter Rechtsbegriff" im Verwaltungsrecht. Tübingen 1960. - Karl von Rotteck, der „politische Professor". Karlsruhe 1964. Politik der praktischen Vernunft. Aufsätze und Referate. Frankfurt am Main 1969. - Hrsg.: Festschrift für Adolf Arndt zum 65. Geburtstag. Frankfurt am Main 1969. - Hrsg.: Festschrift für Ulrich Scheuner zum 70. Geburtstag. Berlin 1973. - Politik als Herausforderung. Reden, Vorträge, Aufsätze. 2 Bde., Karlsruhe 1974-79. - Die Fristenregelung und das Grundgesetz. Bonn 1975. - Hrsg. mit Peter von Oertzen und Herbert Ehrenberg: Orientierungsrahmen '85. Text und Diskussion. Bonn 1976. - Die Macht der großen und der kleinen Tiere. München/Wien 1980. - Beiträge zur Verfassungstheorie und Verfassungspolitik. Königstein/ Taunus 1981. - Hrsg. mit Wilhelm Bruns und Christian Krause: Bedrohungsanalysen. Bonn 1985. - Hrsg. mit Karlheinz Koppe und Herbert Wehner: Zwanzig Jahre Ostpolitik.

Bilanz und Perspektiven. Bonn 1986. - Mittendrin. Von der großen Koalition zur Deutschen Einheit. Berlin 1994. LITERATUR: Holger Quiring: Gefragt: H. E. Bornheim 1972. - Dieter Dettke (Hrsg.): Das Portrait: H. E. - Reden und Beiträge Bonn [19801. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Karsten Rudolph Ehmke, Wolfgang, * 5. 1.1946 Kolzow-Wartow (Kr. Wollin, Pommern). Diplomagrarbiologe, ev. E. besuchte bis zum Abitur 1965 das Gymnasium in Waiblingen und war 1965-69 bei der Bundeswehr. Nach einem landwirtschaftlichen Praktikum nahm er 1970 das Studium der Agrarbiologie an der Universität Stuttgart-Hohenheim auf, legte 1974 die Diplomprüfung ab und wurde 1977 mit der Arbeit Landschaftsökologische Untersuchungen im Verdichtungsraum Stuttgart (veröffentlicht 1978) promoviert. Seit 1976 war er Referatsleiter für ökologische Grundlagen an der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg in Karlsruhe. E. wurde Mitglied des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), der Gesellschaft für Ökologie und der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. 1980 trat er der Partei Die Grünen bei und baute den Arbeitskreis „Umweltvorsorge" in Baden-Württemberg auf. 1983 wurde E. über die Landesliste Baden-Württemberg in den 10. Deutschen Bundestag gewählt. Bis zur Mandatsniederlegung am 28.3.1985 war er Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Ehnes, Georg, * 27.9. 1920 Wörnitz, f 27.4.1991 Wörnitz. Landwirt, ev. E„ Sohn eines Landwirts, besuchte nach der Volksschule in Wörnitz die Landwirtschaftsschule in Rothenburg ob der Tauber und war bis 1940 auf dem Hof seiner Eltern tätig. 1940 wurde er eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 zurückkehrte. 1946 übernahm er den elterlichen Hof, den er bis 1979 bewirtschaftete. E. war 1947-59 Vorsitzender des Vereins ehemaliger Landwirtschaftsschüler in Rothenburg ob der Tauber, bis 1967 Bezirksvorsitzender der Landwirtschaftlichen Fachschulabsolventen in Mittelfranken. 1955 wurde er 1. Vorsitzender der Molkereigenossenschaft Schillingsfürst. 1967-91 war E. Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Bezirksverband Mittelfranken, 1971-91 Vorsitzender des Zen trai Verbandes der Milcherzcugcr in Bayern, seit 1973 Vorsitzender des regionalen Planungsverbandes Westmittelfranken. 1947-65 gehörte E„ Mitglied des CSU, dem Gemeinderat in Wörnitz an. 1952 wurde er 2. Bürgermeister der Gemeinde Wörnitz. 1952-72 war er Mitglied des Kreistages Rothenburg ob der Tauber, 1955-72 stellvertretender Landrat des Landkreises Rothenburg ob der Tauber, 1972-90 Landrat des Landkreises Ansbach. Er gehörte dem Hauptausschuß des Landkreisverbandes Bayern an. 1958-61 war er Mitglied des Bayerischen Landtages, 1970-91 des Bayerischen Senats. Von 1961 bis zur Niederlegung seines Mandates am 19.9.1972 vertrat E. den Wahlkreis 225 bzw. 227 (Ansbach) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit (bis Juni 1972). In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Wiedergutmachung, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kriegs- und Vor-

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Ehrbar folgungsschäden und in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. E. erhielt 1968 den Bayerischen Verdienstorden, 1971 das Verdienstkreuz 1. Klasse, 1980 das Große Verdienstkreuz und 1990 das Große Verdienstkreuz mit Stern. E h r b a r , Udo, * 2.5.1942 St. Ilgen. Diplomvolkswirt, Bankkaufmann, ev. E. besuchte bis zum Abitur 1962 das Gymnasium, leistete 1962-64 Wehrdienst und studierte bis 1969 Wirtschaftswissenschaften in Freiburg und Heidelberg. 1969 wurde er wissenschaftlicher Angestellter und Lehrbeauftragter an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Heidelberg. Seit 1979 Vorstandsmitglied der Volksbank Kurpfalz Heidelberg, übernahm er 1982 den Vorsitz des Vorstandes. 1969 trat E. in die CDU und die Junge Union ein. 1975-78 war er Bezirksvorsitzender Jungen Union Nordbaden. Er wurde Vorsitzender des sicherheitspolitischen Ausschusses der CDU Nordbaden und stellvertretender Vorsitzender des Bundesfachausschusses, Mitglied des Landesfachausschusses für Wirtschafts- und Sozialpolitik der Mittelstandsvereinigung und des Bezirksvorstandes Nordbaden sowie stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU Heidelberg. In der 10.-12. Wahlperiode (1983-94) vertrat E. den Wahlkreis 178 (Heidelberg) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und in der 10. und 11. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 12. Wahlperiode von November 1992 bis März 1993 Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte er außerdem als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß (bis Februar 1993) und dem Ausschuß Treuhandanstalt (seit Februar 1993) an. E h r e n , Hermann, * 17.10.1894 Essen, f 30.11.1964 Bottrop. Redakteur, kath. Nach der Volksschule und einer Fortbildungsschule besuchte E . sozial- u n d staatspolitische L e h r g ä n g e u n d Schloß e i n e

dreijährige Handwerkslehre mit der Fachprüfung ab. 1920 wurde er Jugendsekretär in der Zentrale des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter Deutschlands und Redakteur der Zeitschrift „Die Knappenjugend", 1924 Generalsekretär der katholischen Männervereinsbewegung in Oberschlesien und Leiter der Vereinszentrale in Gleiwitz. Nach 1933 war er im besonderen Auftrag des katholischen Großindustriellen Graf Nikolaus von Ballestrem tätig. Im Oktober 1945 aus Polen ausgewiesen, ließ sich E. in Bottrop nieder und wurde Redakteur der „Ruhrnachrichten", Dortmund. E. war bis 1933 Mitglied der Zentrumspartei. Er engagierte sich als Stadlverordneter in Gleiwitz und gehörte dem oberschlesischen Provinziallandtag an. Im Oktober 1945 wurde er Mitglied der CDU, 1946 Vorsitzender des Landesfltichtlingsausschusscs Westfalen. 1946/47 war er Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages, 1947/48 als Stellvertreter von Helene —> Weber Mitglied des Zonenbeirates. 1949 wurde E. im Wahlkreis 62 [121] direkt, 1953 und 1957 über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. Am 4.10.1962 rückte er für den verstorbenen Abgeordneten Robert —> Pfcrdmcngcs in den Bundestag nach. E. setzte sich nachdrücklich für die Interessen der Vertriebenen ein. Trotz Bedenken stimmte er im März 1953 dem Bundesvertriebenengesetz zu. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Lastenausgeich (seil Dezember 1949), im Ausschuß für Heimatvertriebene, im Ausschuß für Verkehrswesen (seit September 1951, davor war er Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens und im Untersuchungsausschuß zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen

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(seit September 1951) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen und dem Untersuchungsausschuß zur Untersuchung von Mißverständnissen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß, seit Januar 1952) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit Januar 1957, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens, des Ausschusses für Lastenausgleich und des Ausschusses für Heimatvertriebene (seit Juni 1954, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik sowie dem Ausschuß für Gesundheitswesen, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Heimatvertriebene an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. VERÖFFENTLICHUNGEN: Graf Franz von Ballestrem. Ein Lebensbild. Breslau 1935. - Um der Väter Erbe. Gleiwitz 1940. Lippstadt 2 1959. - Alte Heimat: Stadt- und Landkreis Gleiwitz. Bottrop 1961. E h r e n b e r g , Herbert, * 21.12.1926 Colinischken (Kr. Goldap, Ostpreußen). Polizeibeamter, Diplomvolkswirt, Dozent, ev. E., Sohn eines Landwirts, besuchte bis 1943 die Oberschule für Jungen in Goldap. Er nahm am Zweiten Weltkrieg teil, war nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft Landarbeiter, 1947-51 Polizist in Bremen und erwarb 1952 über die Begabtenprüfung die Hochschulreife. Er studierte an der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft in Wilhelmshaven, 1953-55 Volkswirtschaftslehre an der Universität Göttingen und wurde 1958 mit der Arbeit Expansive Lohnpolitik - ein Mittel der Einkommensverteilung? promoviert. 1955/56 war er Assistent der Gcschäftsleitung bei einem Bremer Importhaus, 1956-61 Angestellter eines Industrieunternehmens in Goslar (zuletzt als stellvertretender Geschäftsführer) und lehrte 1961-63 Sozialwissenschaften an der Höheren Fachschule für Sozialarbeit der Arbeiterwohlfahrt in Düsseldorf. 1949 wurde E. Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, 1955 der SPD. 1964-68 war er als Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung und Mitarbeiter von Georg —> Leber beim Hauptvorstand der Industriegewerkschaft Bau, Steine, Erden u. a. an der Ausarbeitung der Vermögensbildungspläne für Arbeitnehmer beteiligt. Seitdem gehörte er dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik beim SPD-Parteivorstand an und war Mitglied des erweiterten Vorstandes der Gesellschaft für Sozialen Fortschritt. 1973 wurde E. Mitglied des Bezirksvorstandes Weser-Ems. 1975-84 war er Mitglied des Parteivorstandes, seit 1984 Mitglied des Parteirates der SPD. Von Mai 1968 bis Oktober 1969 leitete E. die Unterabteilung Strukturpolitik im Bundeswirtschaftsministerium, 1969-71 als Ministerialdirektor die Abteilung Wirtschafts-, Finanzund Steuerpolitik im Kanzleramt und war von Mai 1971 bis Dezember 1972 Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) vertrat E. den Wahlkreis 21 (Wilhelmshaven bzw. Fricsland - Wilhelmshaven). Seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur gab er bereits im September 1988 bekannt. Im Mai 1974 wurde er Nachfolger des verstorbenen Klaus Dieter —> Arndt als stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion. Am 15.12.1976 von Helmut —> Schmidt zum Nachfolger Walter —> Arendts als Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung berufen, bemühte sich E. bis zu seiner Entlassung am 28.4. 1982 vor allem um die Bewahrung des Sozialstaates trotz zunehmender Finanzierungsprobleme. Er versuchte insbesondere, die

Eichelbaum Rentenversicherung zu konsolidieren (u. a. Abkoppelung der Rentenerhöhung von den Bruttolohnsteigerungen mit dem 20. Rentenanpassungsgesetz vom 1.7.1977) und die Kosten im Gesundheitswesen zu dämpfen (u.a. Obergrenzen für Ärztehonorare, Kostendämpfungsgesetz von Juni 1977, Krankenhaus-Kostendämpfungsgesetz 1981). In der Arbeitsmarktpolitik wurden E.s marktorientierte Ansätze mehrfach von den Gewerkschaften kritisiert (u.a. die „Zumutbarkeitsregel" von 1982, die Arbeitslose verpflichtete, in bestimmten Fällen auch Stellen niedrigerer Qualifikation und an anderen Wohnorten anzunehmen). Die versuchten staatlichen Eingriffe wie die Einführung einer Meldepflicht für offene Stellen stießen vor allem gegen Ende der sozialliberalen Koalition auf die Ablehnung der FDP. In der 7. Wahlperiode war E. stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, in dem er in der 9.-11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitete (in der 9. Wahlperiode seit Mai 1982). In der 7., 10. und 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. Seit 1984 Mitglied des Parteirates, war E. als Vorsitzender der Parteikommission für Wirtschafts- und Sozialpolitik Befürworter einer links-keynesianischen Wirtschaftspolitik mit markt- und staatswirtschaftlichen Elementen („Aktionsprogramm" der SPD von 1985) und trat für staatliche Intervention zur gerechteren Vermögensverteilung und strukturpolitischer Weiterentwicklung ein. Als Vertreter des „rechten" SPD-Flügels wandte er sich sowohl gegen neoliberale, rein angebotorientierte Wirtschaftskonzepte wie Forderungen der „Neuen Linken" (u. a. Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich) oder das „Fortschritt 90"-Konzept von Kanzlerkandidat Oskar —> Lafontaine. Von Juni 1990 bis 1991 war er Berater im DDR-Ministerium für Arbeit und Soziales von Ministerin Regine Hildebrandt sowie Berater der SPD-Landtagsfraktion in Brandenburg. E. war Mitglied des Beirates der Karlsruher Lebensversicherungs-AG (seit 1982) und der Stiftung zur Förderung von Bildung und Erholung der Arbeitnehmer der Miederindustrie e. V. 1997 wurde er Vorsitzendes Internationalen Bundes für freie Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit. 1986 erhielt E. das Große Verdienstkreuz, 1994 mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1989 den Großen Niedersächsischen Verdienstorden. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg. mit Franz Spiegelhalter: Lohnpolitik heute. Stuttgart 1963. - Die Erhard-Saga. Analyse einer Wirtschaftspolitik, die keine war. Stuttgart 1965. Mit Louis Storck: Durchbruch zum sozialen Rechtsstaat. Eigentum und Sozialdemokratie. Bonn 1969. - Vermögenspolitik für die siebziger Jahre. Stuttgart u.a. 1971. - Zwischen Marx und Markt. Konturen einer infrastrukturorientierten und verteilungswirksamen Wirtschaftspolitik. Frankfurt am Main 1973. - Blick zurück nach vorn. Eine Zehnjahresbilanz zu ökonomischen Tabus und strukturellen Problemen. Bonn 1974. - Mit Peter Streichan: Dokumente zur Vermögenspolitik. Bonn 1974. - Reden zur Sozialpolitik. Bonn 1977. - Mit Anke Fuchs: Sozialstaat und Freiheit. Frankfurt am Main 1980. - Mehr Arbeitsplätze ohne Lohnverzicht. Für einen neuen Konsens in der Wirtschaftspolitik. Stuttgart 1988. - Damit keiner unter die Räder kommt. Strategien für einen gesamtdeutschen Sozialstaat. Köln 1990. Abstieg vom Währungsolymp. Frankfurt am Main 1991. Die große Standortlüge. Plädoyer für einen radikalen Kurswechsel in der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik. Bonn 1997. - Raus aus der Krise. Mit wirksamen Konzepten für mehr Arbeit und soziale Gerechtigkeit. Bonn 1999. LITERATUR: Wolfgang Rudzio und Maren Reyelt: H. E. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 216-219.

DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. E i c h , Ludwig, * 18.8.1942 Sölscheid. Datenverarbeitungskaufmann, kath. Nach dem Besuch der Volksschule war E. in verschiedenen Berufen tätig, u. a. als Landwirt, Bauarbeiter und Gesenkschmied. 1970-72 in Gelsenkirchen zum Datenverarbeitungskaufmann umgeschult, arbeitete er 1972-76 als Programmierer bei der Kreissparkasse Siegburg. 1969 trat E. in die SPD ein. Er wurde Mitglied des SPD-Kreisvorstandes und war bis 1983 Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks Neuwied. Er hatte den Vorsitz der SPDFraktion im Ortsgemeinderat inne und gehörte 1970-82 dem Verbandsgemeinderat an. 1976 wurde er Mitglied des Kreistages; 1984-92 war er Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1983-90 gehörte er dem Landtag Rheinland-Pfalz an. 1990 und 1994 wurde E. über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag gewählt. In der 14. Wahlperiode vertritt er den Wahlkreis 146 (Neuwied). Seit 1990 ist er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 14. Wahlperiode gehört er als Ordentliches Mitglied auch dem Sonderausschuß Maßstäbcgesctz/Finanzausgleichsgcsetz an. E i c h , Tay, * 1.4.1955 Berlin. Jurist (Rcchtsanwalt). Nach dem Besuch eines Gymnasiums in Hamburg studierte E. dort Rechtswissenschaft und machte sich nach dem Zweiten Staatsexamen als Rechtsanwalt selbständig. E. war in leitender Funktion in der Bunten Liste Hamburg tätig. Nach ihrer Übernahme in den Landesverband der Alternativen Liste Hamburg 1985 gehörte er 1985-87 dem Landesvorstand der Hamburger Grünen (GAL) an. Er war Mitglied der Bundesprogrammkommission der Partei. Anfang der neunziger Jahre Schloß er sich der Ökologischen Linken um Jutta Ditfurth an und wurde 1991 Redakteur der Zeitschrift „ÖkoLinX". Am 2 0 . 2 . 1 9 8 9 rückte E. über die Landesliste Hamburg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Thomas —> Ebermann in den Bundestag nach. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verteidigung und dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (seit Mai 1989) an. Er war Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. E i c h e l b a u m , Ernst Theodor, * 2 3 . 6 . 1 8 9 3 Berlin, ν 16.4. 1991 Garding. Gymnasiallehrer, ev. E. besuchte bis zum Abitur 1911 ein Gymnasium in Berlin und nahm das Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theologie auf. 1914-18 war er Soldat. 1917 legte er die Staatsprüfung für das Höhere Lehramt ab. 1919-43 und 1945/46 unterrichtete er an der Thomasschule in Leipzig. 1948 verließ er die Sowjetische Besatzungszone und war 1949-57 Oberstudiendirektor des Staatlichen Gymnasiums in Wuppertal. E. wurde 1933 Mitglied der Bekennenden Kirche. 1945 gehörte er zu den Begründern der CDU in Leipzig und hatte bis 1948 den 2. Vorsitz des Kreis Verbandes Leipzig inne. 1946-48 war er Mitglied des Stadtrates und stellvertretender Bürgermeister in Leipzig. Er zählte zu den Begründern des Gesamtverbandes der Sowjetzonenflüchtlinge, dessen Vorsitzender er 1952-63 war. Er gehörte dem Vorstand der ExilCDU an. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) war E. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und

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Eichhorn Berliner Fragen, im Ausschuß für Wiedergutmachung und im Ausschuß für den Lastenausgleich mit. In der 3. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (bis November 1958) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Hcimatvcrtriebcnc, dem er in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Dargebot. Gedichte. Sankt Michael 1981. - Zeugnisse. Gedichte. Heidelberg 1983. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnaucr-Stiftung, Sankt Augustin.

E. ist stellvertretende Landesvorsitzende von Donum Vitae in Bayern e.V., München, Vorsitzende des Fördervereins „Mütter in Not" e. V., Regensburg, und Vorsitzende der Kulturstiftung Regensburger Domspatzen e. V. 1967 trat E. in die Junge Union, 1969 in die CSU ein. 1971 wurde sie Mitglied des Kreis- und Bezirksvorstandes, 1982 des CSU-Partcivorstandcs und 1987 stellvertretende Kreisvorsitzende. 1975 Schloß sie sich der Frauen-Union an, deren Landesvorsitzende sie 1995 wurde. Seitdem gehört sie auch dem CSU-Präsidium an. Seit 1972 war sie Mitglied des Regensburger Kreistages, 1978-90 stellvertretende Fraktionsvorsitzende. 1990 wurde sie stellvertretende Landrätin. Jeweils über die CSU-Landesliste Bayern gewählt, gehört E. seit 1990 dem Bundestag an. 1994 wurde sie Vorsitzende der Arbeitsgruppe Familie, Senioren, Frauen und Jugend der CDU/CSU-Fraktion. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (seit Oktober 1992, davor bis Februar 1992 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Frauen und Jugend, des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit, dem sie auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört, und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses für Gesundheit. In 14. Wahlperiode ist sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung, München.

Exils verbrachte E. in der Schweiz, in Frankreich, Luxemburg und Großbritannien, wo er sich journalistisch weiterhin für die Sozialdemokratie engagierte. 1945-49 gab er die „Sozialistische Presse-Korrespondenz" heraus, war 1946-51 Chefredakteur der „Rheinischen Zeitung" und Schriftleiter der Monatszeitschrift „Geist und Tat". Nach der Rückkehr 1945 beteiligte sich E. als Vorsitzender des SPD-Bezirks Mittelrhein (1946-53) am Aufbau der rheinländischen SPD. 1946-68 war er Mitglied des geschäftsl'ührenden Vorstandes der SPD. E. hat am Entwurf und der Durchsetzung des Godesberger Programmes entscheidend mitgearbeitet. Er war Mitglied des Vorstandes der Friedrich-Ebert-Stiftung. 1946-48 gehörte E. dem Landtag Nordrhein-Westfalen an; 1947/48 war er Vorsitzender des Verfassungsausschusses und Vorsitzender des Wahlprüfungsausschusses. 1947/48 saß er stellvertretend im Zonenbeirat der Britischen Zone und war 1948/49 Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. Hier übernahm er den stellvertretenden Vorsitz des Kontrollausschusses für das vorläufige Hauptausgleichsamt. In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte E. mit einem Mandat der SPD-Landeslistc Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht und im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit Februar 1952), dessen stellvertretender Vorsitzender er im April 1952 wurde. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (seit Mai 1951) und dem Ausschuß für Grenzlandfragen an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sozialistische Wiedergeburt. Gedanken und Vorschläge zur Erneuerung der sozialistischen Arbeit. London o. J. (1934). - Christentum und Sozialismus. Bergheim o. J. (1947). - Das Parlament als Repräsentant der Öffentlichkeit im Rundfunk. In: Die Freiheit des Rundfunks. München 1956. - Lebendige Demokratie. Vom Wesen und Wirken der SPD. Bonn 1957. - Weltanschauung und Politik. Reden und Aufsätze. Frankfurt am Main 1967. - Individuum und Gesellschaft im Verständnis demokratischer Sozialisten. Hannover 1970. - Sozialdemokratische Programmatik und praktische Politik. „Godesberg" als politische Fanfare. In: Die Neue Gesellschaft 18 (1971) S. 773-778. Zur Einführung in den demokratischen Sozialismus. Bonn 1972. LITERATUR: Werner Link: Die Geschichte des Internationalen Jugendbundes (IJB) und des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK). Ein Beitrag zur Geschichte der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Marburg 1964. - Sabine Lemke-Müller: Ethischer Sozialismus und Soziale Demokratie. Der politische Weg W. E.s vom ISK zur SPD. Bonn 1988. - Sabine LemkeMüller: E., W. In: Manfred Asendorf und Rolf von Bockel (Hrsg.): Demokratische Wege. Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrhunderten. Stuttgart/Weimar 1997, S. 145-148. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

E i c h l e r , Willi, * 7.1. 1896 Berlin, f 17.10. 1971 Bonn. Journalist. E., Sohn eines Postbeamten, besuchte nach der Volksschule eine Handelsschule. Nach kaufmännischer Lehre und Tätigkeit als Angestellter war er 1915-18 Kriegsteilnehmer. 1923 trat er in die SPD ein und organisierte bis zu seiner Emigration 1933 den Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK), dessen Vorsitzender er 1927 wurde. 1924-27 arbeitete er als Sekretär bei dem Philosophen Leonard Nelson in Göltingen und seit 1925 als Journalist. 1931-33 war er Chefredakteur der Berliner Zeitschrift „Der Funke". Die Jahre des

E i c h n e r , Josef, * 12.10.1899 Baiernrain, t 9 . 8 . 1 9 7 9 Dietramszell. Landwirt, kath. E., Sohn des Landwirts und bayerischen Landtagsabgeordneten Balthasar E„ arbeitete nach dem Besuch der Volksschule auf dem elterlichen Hof. 1914-18 war er Soldat. 1920-22 besuchte er die Landwirtschaftsschulen in Ottobeuren und Landsberg (Lech). Seit 1930 bewirtschaftete er selbständig den elterlichen Hof. 1946-48 war er Vorsitzender des Milchund Fellwirtschaflsverbandes Bayern. Er hatte den Vorsitz des Aufsichtsrates des Milchwerks München-Ost und der

E i c h h o r n , Maria, geb. Hetzenegger, * 11.9.1948 Piesenkofen (Kr. Regcnsburg). Diplombetriebswirtin, Diplomhandelslehrerin, kath. E., die Tochter eines Landwirts, machte nach dem Besuch der Volksschule eine Lehre als Hauswirtschaftsgehilfin und nahm an einer Landwirtschaftsschulc Unterricht in Hauswirtschaft. Nach einer Lehre als Bankkauffrau 1967-69 studierte sie seit 1970 Betriebswirtschaft an der Fachhochschule in Regensburg und wurde 1973 Diplombetriebswirtin. 1973/74 arbeitete sie vorübergehend als Fachlehrerin, studierte 1974-77 Wirtschaftspädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Abschluß als Diplomhandelslehrerin und legte 1980 die Anstellungsprüfung für das Höhere Lehramt an kaufmännischen Schulen ab. 1980-90 war sie Studienrätin an der Kaufmännischen Berufsschule in Regensburg.

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Eickmeyer Brauereigenossenschaft Holzkirchen inne, gehörte dem Aufsichtsrat des Miinchncr Milchhofcs an und engagierte sich in der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft in Bayern. Als Vorsitzender des bayerischen Milchprüfringes wachte er über landwirtschaftliche Qualitätskontrollen. Er war Bezirksobmann des Bayerischen Bauernverbandes Woll'ratshausen und Mitglied des Kreisvorstandes des Bayerischen Bauernverbandes Oberbayern. 1946/47 gehörte E. dem bayerischen Vorparlament an. 1947 trat er in die Bayernpartei (BP) ein. Er war Gründer des Kreisverbandes Oberbayern und wurde 1949 Vorsitzender des Bezirksverbandes Wolfratshausen. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat E. den Wahlkreis 4 [199J (Miesbach) im Bundestag. Am 14. 12.1951 wechselte er zur Föderalistischen Union. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Januar 1951) und des Untersuchungsausschusses zur Hauptstadtfrage (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er von Juni 1951 bis März 1952 dem Ausschuß für Heimatvertriebene an. Eichstädt-Bohlig, Franziska, geb. Bohlig, * 10. 9.1941 Dresden. Architektin, ev. E.-B. besuchte Gymnasien in Bayern und NordrheinWestfalen, bestand 1961 in Unna das Abitur und studierte bis 1969 Architektur und Städtebau in Hannover und Berlin. Nach mehrjähriger freischaffender Tätigkeit war sie 1978-82 Assistentin im Fachbereich Architektur der Technischen Universität Berlin, 1983-88 und 1990-94 Geschäftsführerin des Sanierungsträgers Stattbau Berlin mit Schwerpunkt in der bewohnerorientierten und ökologischen Stadterneuerung. 1989/90 gehörte E.-B. den Aufsichtsräten der STERN GmbH und der BUGA Berlin GmbH an. Sie ist Mitglied des Fachbeirates der Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg mbH (STEG) sowie des Fachbeirates der Stattbau Sladtentwicklungs GmbH Berlin und gehört dem Kuratorium des vhw Deutsches Volkshcimstättenwerk e. V. (Bundesverband für Wohnungseigentum, Wohnungsbau und Stadtentwicklung) an. 1989/90 war E.-B. als Parteilose für die Alternative Liste Baustadträtin im Berliner Bezirk Kreuzberg. 1993 trat sie dem Bündnis 90/Die Grünen bei. Jeweils über die Berliner Landesliste ihrer Partei gewählt, gehört E.-B. seit 1994 dem Bundestag an. 1995 übernahm sie in der Fraktion die Arbeitskreis-Koordination für Umwelt, Raumordnung und Verkehr, wurde bau- und wohnungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion und Angehörige des FraktionsVorstandes. In der 13. Wahlperiode arbeitete E.-B. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. In der 13. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, dem sie auch in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört. VERÖFFENTLICHUNGEN: Städtische Wohnungs- und Verkehrsplanung. Berlin/Köln 1978. - Hrsg.: Aspekte der Berliner Wohnungspolitik. Berlin 1980. Die Stadt als Immobilie. In: Der Architekt 5 (1997) S. 278-283. Eickhoff, Rudolf, * 6.2.1902 Sulingen, f 6.9.1983 Sulingen. Bäckermeister, cv. E., Sohn eines Bäckers, erlernte nach dem Besuch der Mittelschule den väterlichen Beruf, legte 1925 die Meisterprüfung ab und übernahm 1931 das Geschäft seines Vaters. 1939-45 war er Soldat und vorübergehend in Kriegs-

gefangenschaft. 1945 wurde E. Kreishandwerksmeister der Grafschaft Diepholz. E. war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Volksbank Sulingen. Er gehörte dem Vorstand des Bäckerlandesinnungsverbandes und der Handwerkskammer Hannover an. 1945 trat E. in die DP/NLP ein. Er wurde stellvertretender Kreisverbandsführer, gehörte dem Kreistag der Grafschaft Diepholz an, war Fraktions Vorsitzender und übernahm 1948 das Amt des Bürgermeisters in Sulingen. 1959-63 war er Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Am 19.9. 1960 aus der DP-Fraktion ausgeschieden, wurde er am 27. 9.1960 Gast, am 3. 11.1960 Mitglied der CDU-Fraktion. In der 1.-2. Wahlperiode (1949-57) vertrat E. den Wahlkreis 23 bzw. 45 (Diepholz-Melle-Wittlage) im Bundestag. 1953-57 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Sonderlragen des Mittelstandes. Seil 14.3.1957 gehörte er der DP/FVP-Fraktion an. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (seit Juni 1951) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit März 1952 bzw. seit September 1955). In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Außenhandelsfragen (seit Februar 1950), im Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (von November 1951 bis März 1952, davor war er seit Juni 1951 Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß gemäß Artikel 15 GG (bis März 1952) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für innergebietliche Neuordnung (bis März 1952) und dem Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seil Mai 1953) an. Eickmeyer, Karl-Arnold, * 7.6.1925 Lüdingworth (Niedcrsachsen). Grund- und Hauptschullehrer, cv. E. besuchte 1931-39 die Volksschule und durchlief 1939-43 einen Aufbaulehrgang an einer Lehrerbildungsanstalt. Seit 1943 beim Reichsarbeitsdienst, meldete er sich als Freiwilliger zur Front. 1945/46 war er Landarbeiter. 1946-48 studierte er Geschichte, Deutsch und Psychologie in Lüneburg und war 1948-57 Lehrer, danach Schulleiter und 1967-77 Rektor in Cuxhaven-Franzenburg. Seit 1948 betätigte er sich als Imker, war Redakteur der „Nordwestdeutschen Imkerzeitung" und wurde Sprecher der Fachgruppe Erwerbsimker im Vorstand des Deutschen Imkerbundes. 1968 trat E. in die SPD ein. Er wurde Kreisvorsitzender in Cuxhaven und Vorsitzender des Unterbezirks 1 in Nordniedersachsen. 1968-72 war er Ratsherr und Fraktionsvorsitzender in Altenwalde (Cuxhaven), 1972-76 Mitglied des Stadtrates der Stadt Cuxhaven und 1976 Vorsitzender der SPDFraktion. 1977 wurde er Mitglied des Kreistages des Landkreises Cuxhaven. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag engagierte er sieb für die STATT-Partei. Am 23.5.1977 rückte E. über die Landesliste Niedersachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Olaf —> Sund in den Bundestag nach, in dem er in der 8. Wahlperiode den Wahlkreis 24 (Cuxhaven) vertrat. Am 23. 8.1985 rückte er für den verstorbenen Abgeordneten Walter —> Polkehn in den 10. Deutschen Bundestag nach. Am 27.10.1986 trat er aus der SPD-Fraktion aus. In der 8. und 9. Wahlperiode war E. Ordentliches Mitglied (seit Mai 1977), in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (seit September 1985) des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 8. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß (seit März 1978) und dem Verteidigungsausschuß (seit September 1977), in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. In der 10. Wahlperiode war er seit Oktober 1985 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau.

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Eid Eid, Ursula, * 18.5.1949 Landau in der Pfalz. Diplomhaushaltswisscnschaftlcrin, cv. E., Tochtcr eines Postangcstclltcn, bcsuchtc bis zum Abitur 1969 das Neusprachliche Gymnasium in Landau. Sie studierte bis 1975 Haushaltswissenschaft an der Universität Stuttgart-Hohenheim, an der Landbouwhogeschool in Wageningen (Niederlande) und an der Oregon State University (USA) und Schloß das Studium als Diplomhaushaltswissenschafllerin ab. E. gehörte dem Studentenparlament und dem Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) an der Universität Stuttgart-Hohenheim an und leitete den AStA-Ausschuß Internationales. 1976-84 war sie wissenschaftliche Angestellte am Institut für Haushalts- und Konsumökonomik der Universität Stuttgart-Hohenheim. 1992-94 leistete E. im Auftrag der Deutschen Ausgleichsbank (DTA) und der Deutschen Gesellschaft für Technischc Zusammenarbeit (GTZ) in Eritrea entwicklungspolitische Arbeit. 1993 wurde sie mit der Arbeit Haushaltsführung von Menschen mit einer Behinderung. Möglichkeiten und Probleme, dargestellt anhand von Fallstudien in Haushalten mit späterblindeter haushaltsführender Person zum Dr. rer. soc. promoviert. 1973-84 engagierte sich E. im Chile-Komitee in Stuttgart. Sie wurde Mitglied der Gewerkschaft für Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. E. ist Gouverneurin der Afrikanischen Entwicklungsbank, der Asiatischen Entwicklungsbank, der Interamerikanischen Entwicklungsbank und der Karibischen Entwicklungsbank, Vorsitzende des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik gGmbH, Bonn, und Mitglied des Internationalen Aufsichtsrates des Bonn International Center on Conversion (BICC). Sic gehört dem Kuratorium der Asien-Pazifik-Wochen, Berlin, dem Stiftungsrat der deutschen Stiftung Friedcnsforschung, Osnabrück, dem Kuratorium der Stiftung BundespräsidentTheodor-Heuss-Haus, Stuttgart, sowie dem Beirat der Stiftung Zukunftsfähigkeit, Bonn, an und ist stellvertretendes Mitglied des Kuratoriums der Bundeskanzler-Willi-BrandtStiftung, Belin. Sie gehört ferner dem Präsidium der THWBundeshelfervereinigung e.V., Bonn, an. 1980 Schloß sich E. den Grünen an und war 1991-93 Mitglied des Grünen-Kreisvorstandes Esslingen und des badenwürttembergischen Landesvorstandes der Partei. Am 17.4.1985 rückte E. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Walter —> Schwenninger in den Bundestag nach, in den sie 1987, 1994 und 1998 über die Grünen-Landesliste Baden-Württemberg gewählt wurde. 1985-87 war sie stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführerin; 1994 wurde sie entwicklungspolitischc Sprecherin ihrer Fraktion. In der 10., 11. und 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an (in der 10. Wahlperiode seit März 1986, davor seit April 1985 als Stellvertretendes Mitglied), dessen stellvertretende Vorsitzende sie in der 13. Wahlperiode war. In der 13. Wahlperiode wurde sie im Januar 1998 Ordentliches Mitglied der interfraktionellen Arbeitsgruppe „Bedeutung und Aufgaben der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Förderung von Frauen in der Entwicklungszusammenarbeit" im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In der 10. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im 4. Untersuchungsausschuß (U-Boot-Pläne), in der 11. Wahlperiode im 1. Untersuchungsausschuß (UBoot-Pläne) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 11. und 13. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß und dem Auswärtigen Ausschuß (in der 11. Wahlperiode von September 1987 bis Januar 1988) an. Seit 1998 ist sie Parlamentarische Slaatssekrelärin bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie -»Wieczorek-Zeul (SPD). Im Oktober 2001 wurde E. persönliche Beauftragte des Bundeskanzlers für die Erarbeitung eines G 8-Afrika-Aktionsplans.

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E. ist stellvertretende Vorsitzende der Parlamentariergruppe für die Beziehungen zu den Staaten West- und Zentralafrikas sowie der Parlamentariergruppe für die Beziehungen zu den Staaten des östlichen Afrika. Sie gehört der Parlamentariergruppe für die Beziehungen zu den Staaten des südlichen Afrika, der Deutsch-Südamerikanischen Parlamentariergruppe und den European Parlamentarians for Africa (AWEPA) an. Eigen, Karl, * 3.11.1927 Lübeck. Landwirtschaftsmeister, ev. E., Sohn eines Landwirts, mußte den Besuch des Gymnasiums nach der Prima wegen der Einberufung zur Wehrmacht abbrechen. 1943/44 wurde er als Flakhelfer, 1944 im Reichsarbeitsdienst eingesetzt und war 1944/45 Soldat. Nach dem Zweiten Weltkrieg durchlief er eine Landwirtschaftslehre, legte die Meisterprüfung ab und übernahm 1951 das Familiengut. E. war Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Mitglied des Vorstandes der Volksbank Lübeck und der Landbank von 1902 zu Lübeck, Vorsitzender des Gemüseerzeugerverbandes Schleswig-Holstein, des Ausschusses Vertragsgemüse im Bundesausschuß Obst und Gemüse sowie des Delegiertenausschusses des landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes für Schleswig-Holstein und Hamburg. Er hatte den Vorsitz des steuerpolitischen Ausschusses des Deutschen Bauernverbandes inne und gehörte dem Verwaltungsrat der Landwirtschaftlichen Rentenbank, Frankfurt am Main, an. 1990 wurde er Vorsitzender der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e. V., Bonn. 1994/95 war er Vorsitzender der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) in Gülzow. 1958 trat E. in die CDU ein. Er war Delegierter im Landesausschuß der CDU Schlcswig-Holstcin und stellvertretender Vorsitzender des Bundesagrarausschusses der CDU. In der 7. Wahlperiode (1972-76) und in der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) war E. Mitglied des Bundestages. 1972, 1980 und 1986 wurde er über die CDU-Landesliste SchleswigHolstein, 1983 im Wahlkreis 6 (Plön - Neumünster) direkt gewählt. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied , in der 10. und 11. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 7. und 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Petitionsausschuß mit und war in der 7. (seit Juni 1975), 10. und 11. Wahlperiode (bis Oktober 1990) Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. Eilers, Elfriede, * 17.1.1921 Bielefeld. Angestellte, Jugendfürsorgerin. Aus einer in der Arbeiterbewegung aktiven, sozialdemokratischen Familie stammend, besuchte E. nach Volks- und Realschule die Frauenfachschule und machte seit 1938 in einem Bielefelder Kaufhaus eine kaufmännische Lehre. 1930-33 war sie bei den „Kinderfreunden" tätig. 1941-49 war sie Maschinenbuchhalterin bei den Stadtwerken in Bielefeld. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich E., seit 1945 Mitglied der SPD, in der Jugendarbeit und in der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und trat 1946 der Sozialistischen Jugend Deutschlands „Die Falken" und der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr bei. Gefördert u. a. von Frieda —> Nadig, wurde E. 1950-52 an den Wohlfahrtsschulen der AWO in Karlsruhe und Mannheim ausgebildet und war dann an verschiedenen Stellen für die AWO, seil 1954 als Jugendfürsorgerin beim Jugendamt der Stadt Bielefeld tätig. 1946 wurde E. Mitglied des Berufsverbandes der Sozialarbeiter und Sozialpädagogen e.V. 1972-90 hatte sie den stellvertretenden Vorsitz der AWO inne. 1966-78 war E. Mitglied des Bezirksvorstandes Ostwestfalen-Lippe, 1966-77 Mitglied des Parteivorstandes, 1972-77

Einsiedel des Präsidiums der SPD und 1979-93 Mitglied, später Vorsitzende der SPD-Kontrollkommission. Als führende Fraucnpolitikcrin der SPD arbeitete E., von Marta —> Schanzcnbach unterstützt, mit Marie —> Sehlei zusammen und war Mitglied des Bundesfrauenausschusses der SPD. Seit 1966 war sie Mitglied, 1973-79 erste gewählte Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF). 1978-91 war sie Bundesbeauftragte für Seniorenarbeit beim SPDParteivorstand. 1979-84 gehörte sie dem Rat der Stadt Bielefeld an. In der 3.-8. Wahlperiode (1957-80) gehörte E. dem Bundestag an. Zunächst jeweils über die Landesliste NordrheinWestfalen gewählt, vertrat sie in der 7. und 8. Wahlperiode den Wahlkreis 104 (Bielefeld-Stadt). Danach verzichtete sie auf eine weitere Kandidatur. 1965-80 war sie Mitglied des Vorstandes der SPD-Fraktion, 1977-80 deren Parlamentarische Geschäftsführerin. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete E. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge mit. In der 3. Wahlperiode war sie bis Mai 1960 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich sowie bis März 1960 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen, dem sie in der 4. Wahlperiode als Ordentliches und in der 5. Wahlperiode wieder als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 5. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik mit und war Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses für die Strafrechtsreform (seit Januar 1967). In der 6.-8. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis September 1978, danach als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 6.-8. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis September 1978), in der 7. Wahlperiode auch des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung. In der 4. Wahlperiode gehörte E. dem Parlamentarischen Rat der Europäischen Bewegung an. 1980 erhielt E. das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: E. E. Im Brennpunkt: Frauenpolitik. In: Renate Lepsius: Frauenpolitik als Beruf. Gcsprächc mit SPDParlamentarierinnen. Hamburg 1987, S. 76-99. - Heinz Thörmer: Wenn Frauen aktiv sind, sind sie's meistens länger als Männer. E. E. - Lebensbilder. Marburg 1996. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Eilers, Jan, * 16.5.1909 Varel, f 28.6.2000 Hatten. Diplomvolkswirt, leitender Angestellter, ev. E. studierte nach dem Abitur Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab und war in verschiedenen Wirtschaftsorganisationen tätig. Seit 1939 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde er Direktor des Hauptarbeitsamtes Oldenburg und hatte zeitweise auch die Leitung des Arbeitsamtes Wilhelmshaven inne. 1950-63 war er Oberstadtdirektor der Stadt Oldenburg. E. gehörte dem Vorstand der Verwaltungsakademie Oldenburg an, war Schulvorsteher der oldenburgischen Verwaltungsschule und des dortigen Verwaltungsseminars, saß dem Kommunalen Arbeitgeberverband Niedersachsen vor und engagierte sich im Hauptausschuß der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeberverbände, Stuttgart. 1965-67 war er kaufmännischer Direktor bei AEG, Frankfurt am Main, danach Direktor der Olympia Werke AG, Wilhelmshaven. E. wurde Vizepräsident des Rates der Gemeinden Europas, Vizepräsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft und Präsidiumsmitglied des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland. Bis 1972 war er auch Präsident des Verbandes Deutscher Bürgervereine.

1963-65 war E., Mitglied der FDP, Finanzminister des Landes Niedersachsen. 1963-65 gehörte er dem Bundesrat an. 1967 trat er aus der FDP aus und wechselte zu CDU. In der 3. Wahlperiode (1957-61) gehörte E. mit einem Mandat der FDP-Landcsliste Niedersachscn, in der 7. Wahlperiode (1972-76) mit einem Mandat der CDU-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. In der 3. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion. Seine Kandidatur bei den Bundestagswahlen 1965 war erfolglos. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Inneres und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge an. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses sowie des Verteidigungsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Haushaltsrcdc 1963. Hannover 1963. - Haushaltsrede 1964. Hannover 1964. Eimer, Norbert, * 19.3.1940 Trautenau (Böhmen). Ingenieur, ev. E. durchlief eine Lehre als Stahlformenbauer, studierte Maschinenbau, Schloß das Studium als Ingenieur (grad.) ab und wurde 1973 Angestellter. 1962 Schloß er sich den Deutschen Jungdemokraten an, trat 1970 in die FDP ein und war Kreisvorsitzender seiner Partei in Fürth. Er gehörte der FDP-Programmkommission für die „Freiburger Thesen zur Gesellschaftspolitik" sowie dem FDP-Landesvorstand Bayern an und war dort Sprecher des evangelisch-liberalen Gesprächskreises. In der 8.-12. Wahlperiode (1976-94) war E., jeweils über die FDP-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 8.-10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 11. Wahlperiode im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit und in der 12. Wahlperiode im Ausschuß für Familie und Senioren mit. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (von April 1978 bis Juni 1979) und des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis April 1978), in der 8., 9., 11. und 12. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis Oktober 1992), in der 8. und 10. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 9.-11. Wahlperiode des Ausschusses für Forschung und Technologie. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Frauen und Jugend, dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung sowie dem Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" an. DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Einsiedel, Heinrich Graf von, * 26.7.1921 Potsdam. Schriftsteller. Nach dem Abitur 1939 nahm E., dessen Familie dem meißnischen Uradel entstammt, als Jagdflieger am Zweiten Weltkrieg teil. 1942 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er Schloß sich einer antifaschistischen Ofliziers-

gruppe, einer der Keimzellen des späteren „Nationalkomitees Freies Deutschland" und des „Bundes Deutscher Offiziere", an, arbeitete für die Zeitung und den Radiosender des Komitees und wurde Frontbevollmächtigter für die Propaganda unter den deutschen Truppen an der Ostfront. Im Juni 1947 kehrte er aus der Gefangenschaft zurück und wurde Redakteur bei der „Täglichen Rundschau", der Zeitung der sowjetischen Militärregierung. 1948 flüchtete er aus der Sowjetischen Besatzungszone. E., der mit Theodor Plievier befreundet war, ist als Übersetzer, Drehbuchautor und Schriftsteller tätig.

1947/48 war E. Mitglied der SED, trat 1957 der SPD bei, die er 1993 verließ, und wurde 1995 Mitglied der PDS.

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Eisenmann 1994 wurde E. über die „Offene Liste" in Sachsen für die PDS in den Bundestag gewählt, dem er bis zum Ende der 13. Wahlperiode 1998 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Er gehörte auch der Nordatlantischen Versammlung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Tagebuch der Versuchung. Berlin/ Stuttgart 1950. Frankfurt am Main 21985. - Der Überfall. Hamburg 1984. - Hrsg. mit Joachim Wieder: Stalingrad und die Verantwortung des Soldaten. München 1993. Eisenmann, Otto (Wilhelm), * 26.2.1913 Alpirsbach (Württemberg), f 19.2.2002 Oelixdorf. Vcrsichcrungskaufmann, cv. Nach dem Bcsuch der Rcalschulc legte E. als Externer die Reifeprüfung ab und bildete sich in privaten Studien in den Bereichen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften weiter. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde er Speerwurfmeister von Württemberg, war Zehnkämpfer und nahm an verschiedenen Länderkämpfen teil. Seit 1940 war er Soldat und geriet in britische Kriegsgefangenschaft. 1948 zurückgekehrt, machte er sich als Versicherungskaufmann selbständig. Er wurde Bundcsvorstandsmitglicd des Wirtschaftsvcrbandcs Versicherungsvermittlung und Vorsitzender des Deutschen Gewerbeverbandes in Schleswig-Holstein. 1949 war E. Mitbegründer der Deutschen Partei (DP) im Kreis Steinburg. Er gehörte dem DP-Bundesausschuß für Wirtschaft und Verkehr an. 1951 wurde er erster Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister der Stadt Itzehoe. Er gehörte auch dem Kreistag Sleinburg an. 1954-57 war er für den Schleswig-Holstein-Block Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Nach dem Wechsel zur FDP 1958 wurde er 1959 FDP-Kreisvorsitzender und stellvertretender Landesvorsitzender der FDP Schleswig-Holstein. 1963-69 war er Landesvorsitzender der FDP. 1967/68 gehörte er erneut dem Landtag von Schleswig-Holstein an. Von 1967 bis zur Entlassung durch den Ministerpräsidenten Helmut Lemke (CDU) wegen Verletzung der Kabinettsdisziplin am 15.11.1969 war E. Minister für Arbeit, Soziales und Vertriebene des Landes Schleswig-Holstein. 1970 wechselte er zur CDU. 1958 wurde E. über die DP-Landesliste Schleswig-Holstein in den Bundestag gewählt. Im Juni desselben Jahres wechselte er zur FDP, über deren schleswig-holsteinische Landesliste er 1961 und 1965 in den Bundestag einzog. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen (bis Juni 1958), des Ausschusses für Arbeit (bis Juni 1958), des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (von November 1958 bis Oktober 1959, davor und danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Verkehr, Post und Fcrnmcldcwcscn (seit November 1958, davor bis Mai 1958 Stellvertretendes Mitglied), in dem er auch in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. In der 3. (bis Juni 1956) und 4. Wahlperiode (bis Februar 1963) gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushallsausschuß, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Inneres (seit Februar 1963) an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Verkehrsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (bis Januar 1967) und des Ausschusses für Gesundheitswesen. Am 1.6.1967 legte E. sein Bundestagsmandat nieder. Ekstrand, Hans, * 27.12. 1903 Hamburg, f 5.3. 1969 Ahrensburg. Kaufmännischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär. Von Beruf kaufmännischer Angestellter, arbeitete E. 1935-42 als Vertreter. 1942-45 war er dienstverpflichtet. Nach dem

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Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er Gewerkschafts Sekretär, später Versicherungsangestellter. 1947-58 war E., der auch vor 1933 der SPD angehört hatte, Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Stormarn. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat E. den Wahlkreis 13 (Stormarn) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz, des Ausschusses für Beamtenrecht und des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Außenhandelsfragen (seil März 1952), dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit März 1952), dem Ausschuß für Sozialpolitik, dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952) und dem Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953) an. E.s Kandidaturen bei den Bundestagswahlen 1953 und 1961 waren erfolglos. Elbrächter, Alexander, * 20.2.1908 Herford, t 10.5.1995 Hannover. Chemiker, Unternehmer, ev. Nach der Volksschule besuchte E. bis zum Abitur die Oberrealschule in Hameln, studierte Chemie in Freiburg und Göttingen und wurde 1931 mit der Arbeit Adiabatische Dilatationen an Wasser und viskosen Flüssigkeiten promoviert. Im selben Jahr erhielt er eine Stelle als Assistent am Physikalisch-Chemischen Institut in Göttingen, wechselte jedoch bald in die freie Wirtschaft. Seit 1932 war er Chemiker und Betriebsleiter bei der Firma Reese in Hameln. 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und war 1943-48 zunächst in britischer bzw. amerikanischer, später in französischer Kriegsgefangenschaft. Danach nahm er in Hameln seine frühere Tätigkeit wieder auf. E. Schloß sich 1947 der Deutschen Partei (DP) an. 1952 wurde er Mitglied des Stadtrates in Hameln; er war Fraktionsvorsitzender der Wählergemcinschaft DP/CDU/FDP/ Mittclstandsblock. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) war E. Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 46 (Hameln-Springe); danach wurde er jeweils über die Landesliste gewählt. Nach dem Zusammenschluß der DP und der Freien Volkspartei (FVP) gehörte er der DP/ FVP-Fraktion an, aus der er am 20.6.1958 ausschied. Am 24.6.1958 wurde er für die CDU Mitglied der CDU/CSUFraktion. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, des Ausschusses für Außenhandelsfragen (seit September 1955), des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG (bis September 1955), des Ausschusses für Sozialpolitik (bis Juni 1955) und des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (seit September 1955) und dem Ausschuß für Lastcnausglcich (bis Januar 1956) an. In der 3. Wahlperiode war er bis Juli 1958 und von November 1958 bis Februar 1960 Ordentliches, danach bis Oktober 1960 Stellvertretendes und anschließend wieder Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen. Er arbeitete bis Juli 1958 als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen mit, dem er seit November 1958 als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (bis Juli 1958), des Wirtschaftsausschusses (seit Oktober 1959), des Ausschusses für Sozialpolitik (bis Juli 1958) und des Ausschusses für Atomkcrncncrgic und Wasserwirtschaft (bis Juli 1958 und seit November 1958). In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß und im Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Gesundheitswesen und dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittel-

Elser standsfragen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen, des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und des Vermittlungsausschusses. Vom 19.3. bis zum 8.10.1958 war E. stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Europäischen Parlament. Elchlepp, Dietrich, * 7.3.1938 Freiburg im ßreisgau. Kaufmann, Jurist. E. besuchte bis zum Abitur ein Gymnasium in Freiburg und studierte nach einer Lehre als Industriekaufmann Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Freiburg, Kiel und Berlin. 1965 legte er das Erste, 1969 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1970-73 war er wissenschaftlicher Referent der SPD-Bundestagsfraktion und seit 1973 im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. 1966 trat E. in die SPD ein. Er war stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Emmendingen. 1994-99 gehörte er dem Europäischen Parlament an. 1999 bewarb er sich erfolglos um eine Wiederwahl in das Europäische Parlament, 2001 um die Wahl in den Landtag von BadenWürttemberg. Am 4.6.1976 rückte E. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Erhard —>Epplcr in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Dezember desselben Jahres angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Hans-Joachim Heiner: Zur Auseinandersetzung mit der NPD. Aktionen und Argumente gegen den Rechtsradikalismus. München 1969. - Mit Peter Lichtenberg und Jürgen Burckhardt: Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau. Bad Honnef 1971. E l m , Ludwig, * 10. 8.1934 Greußen. Landwirt, Hochschullehrer. Nach dem Besuch der Grundschule durchlief E. eine landwirtschaftliche Lehre und wurde Landwirtschaftsgehilfe, bildete sich an einer landwirtschaftlichen Fachschule fort und studierte Landwirtschaft, Geschichte und Philosophie in Berlin und Leipzig. 1956 bestand er das Diplom als Lehrer für Marxismus-Leninismus und wurde wissenschaftlicher Assistent, nach der Promotion 1964 und der Habilitation 1971 Professor in Jena. 1956-91 hatte E. im Kulturbund verschiedene Funktionen auf Kreis-, Bezirks- und zentraler Ebene inne und gehörte nach 1989 zu den Begründern des Jenaer Forums für Bildung und Wissenschaft e.V., dessen Vorsitzender der 1992-94 war. 1994 wurde er erster Landessprecher des Bundes der Antifaschisten in Thüringen. 1952 trat E. in die SED ein, war 1964-78 Mitglied der SEDParteileitung an der Universität Jena und gehörte 1967-78 der SED Kreisleitung Jena an. Für den Kulturbund war er 1971-81 Mitglied der Volkskammer. 1994 wurde E. über die PDS-Landesliste Thüringen in den 13. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SEDDiktatur im Prozeß der Deutschen Einheit" sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Zwischen Fortschritt und Reaktion. Geschichte der Parteien der liberalen Bourgeoise in Deutschland 1893-1918. Berlin 1968 (erschien teilweise auch als Diss. Jena). - Hochschule und Neofaschismus. Zeitgeschichtliche Studien zur Hochschulpolitik in der BRD. Berlin 1972. - Berufsverbot im Bildungswesen. Zu aktuellen und antidemokratischen Bestrebungen in Schule und Hochschule der BRD. Berlin 1974. - Der „neue" Konservatis-

mus. Zur Ideologie und Politik einer reaktionären Strömung in der BRD. Berlin 1974. Frankfurt am Main 1974. - Mit Manfred Weißbecker und Eberhard Fromm: Konservatismus, Faschismus, reaktionäres geistiges „Erbe". Berlin 1979. Alma mater - zwischen Hakenkreuz und Bundesadler. Artikel und Kommentare 1960-1978. Jena 1979. - Aufbruch ins Vierte Reich? Zu Herkunft und Wesen einer konservativen Utopie. Berlin 1981. - Hrsg.: Konservatismus in der BRD. Wesen, Erscheinungsformen, Traditionen. Berlin 1982. - Mit Günther Rudolph und Heinz Malorny: Traditionen des Konservatismus. Berlin 1982. - Hrsg.: Falsche Propheten. Studien zum konservativ-antidemokratischen Denken im 19. und 20. Jahrhundert. Berlin 1984. - Konservatives Denken 1789-1848/49. Darstellung und Texte. Berlin 1988. - Das verordnete Feindbild. Neue deutsche Geschichtsideologie und „antitotalitärer Konsens". Köln 2001. E l m e r , Konrad, * 9.2.1949 Bad Berka. Pfarrer, Dozent, ev. Nachdem er 1961 mit seiner Familie aus dem Grenzgebiet Sülzhayn (Harz) nach Bleicherode zwangsumgesiedelt worden war, besuchte E., Sohn eines Forstmeisters, 1963-67 die Erweiterte Oberschule, an der er das Abitur mit Berufsausbildung zum Gärtner bestand. 1967/68 studierte er Biologie in Halle, nach der Wehrdienstverweigerung dort 1968-73 Theologie. 1973-76 war er Inspektor am Theologiestudentenheim Tholuck-Konvikt und Vikar in Halle, 1976-82 Kreisjugcndpfarrcr in Ascherslcben. 1981 wurde er mit der Arbeit Das Wesen der Häresie. Untersuchungen zum Häresieverständnis KarI Barths im Zusammenhang seiner theologischen Erkenntnislehre zum Dr. theol. promoviert. 1982-89 war er Studentenpfarrer in Berlin-Mitte. 1989 wurde er Dozent für Philosophie und Theologie am Paulinum in Berlin, 1994 Pfarrer in Potsdam. Im Oktober 1989 war E. Mitgründer der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) in Schwante. Im Februar 1990 wurde er Mitglied des SPD-Parteivorstandes in der DDR. Vom 18. 3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 05, Listenplatz 1, Bezirk Frankfurt an der Oder) und war Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (seit April 1990). E. war zunächst vom 3.10. bis zum 20.12.1990 Mitglied des Bundestages, in dem er in der 12. Wahlperiode (1990-94) den Wahlkreis 258 (Berlin-Pankow - Hohenschönhausen Weißensee II) vertrat. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Frauen und Jugend und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit und war Stellvertretendes Mitglied des EG-Ausschusses, des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" sowie des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992). Im Juni 1994 brachte er einen Entwurf zur Änderung des Artikels 2a des Grundgesetzes in die Bundestagsdebatte mit dem Ziel einer Modifikation der deutschen Verfassung ein. Er forderte einen Zusatz, der einen Aufruf zu mehr Gemeinsinn enthalten sollte. E. lehnte zunächst die Vorschläge der gemeinsamen Verfassungskommission ab, stimmte jedoch im September den Beschlußempfehlungen des Vermittlungsausschusses zu. 1994 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. VERÖFFENTLICHUNGEN: Vor- u n d W i r k u n g s g e s c h i c h t e d e s

Organisations-Status der SDP. In: Dieter Doewe (Hrsg.): Von der Bürgerbewegung zur Partei. Die Gründung der Sozialdemokratie in der DDR. Bonn 1993. Elser, Marga, geb. Scheuing, * 30.3.1945 Lorch (Ostalbkreis). Kaufmännische Angestellte, Betriebswirtin. Nach dem Besuch der Grundschule und des Progymnasiums durchlief E. 1959-62 eine kaufmännische Lehre. Zunächst

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Eisner als Sachbearbeiterin tätig, war sie 1966-98 Abteilungs- und Ausbildungslcitcrin in einem Briefmarkenversandhaus. Bcrufsbcglcitcnd studierte sie 1977-80 Wirtschaftswissenschaften an einer Verwaltungs- und Wirtschaflsakademie und Schloß das Studium als Betriebswirtin ab. 1980-93 hatte sie die ehrenamtliche Leitung der Volkshochschule in Lorch inne. E. wurde Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen, der Arbeiterwohlfahrt, des Naturschutzbundes Deutschland und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND). Sie ist Gründungsmitglied der Friedens- und Begegnungsstätte Mutlangen. 1972 trat E. in die SPD ein. 1973-81 war sie Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), 1976-80 Mitglied des AsF-Landesvorstandes, 1980-88 Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Lorch und von 1987 bis Juli 2001 Kreisvorsitzende der SPD Ostalb. Sie gehörte dem Landesvorstand Baden-Württemberg der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik an. 1979-98 war sie Stadträtin in Lorch (seit 1989 Fraktionsvorsitzende), 1989-99 Kreisrätin für die Ostalb (1992-98 Fraktionsvorsitzende im Kreistag). 1980-90 gehörte sie der Verbandsvcrsammlung des Rcgionalverbandes Ostwürttemberg an, deren Mitglied sie 1999 erneut wurde. Nach erfolglosen Kandidaturen 1990 und 1994 wurde E. 1998 über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Sie ist Berichterstatterin für Natur- und Arienschutz sowie stellvertretende Vorsitzende der Parlamentariergruppe für Mittel- und Westafrika. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. E. ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. Eisner, Ilse, geb. Künzel, * 25.11.1910 Neukölln (heute zu Berlin), t 15.12.1996 Hamburg. Fremdsprachensekretärin, Direktionssekretärin, Diplomvolkswirtin, Redakteurin. E. war die Tochter eines selbständigen Holzschnitzers, der 1919 arbeitslos wurde und auf Gelegenheitsarbeit angewiesen war, und einer in Heimarbeit tätigen Näherin. Seit 1917 besuchte sie die Mittelschule und die Höhere Handelsschule, war dann als Fremdsprachensekretärin in Berlin tätig und wechselte 1930 als kaufmännische Angestellte zur Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft (D.A.P.G.) nach Hamburg. 1931 bestand sie das Abitur am Abendgymnasium, studierte neben ihrer beruflichen Tätigkeit 1932-35 Volkswirtschaft an der dortigen Universität und wurde 1936 mit der Arbeit Wachsender Staatsinterventionismus in England als Folge des Arbeitslosenproblems zum Dr. rer. pol. promoviert. 1936-43 war sie Direktions Sekretärin bei der D.A.P.G. Nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Übersetzerin für die britischen Behörden tätig, war E. 1946-50 Redakteurin beim „Hamburger Echo" (seit 1948 Leiterin der Wirtschaftsredaktion), 1951-61 bei der Tageszeitung „Die Welt" und leitete dort seit 1953 das Ressort Sozialpolitik. Daneben verfaßte sie für Rundfunk und Fernsehen Drehbücher zu sozialpolitischen Themen. 1946 trat E. in die SPD ein. 1959 wurde sie Mitglied des Sozialausschusses beim Parteivorstand der SPD. Seit 1947 war sie Mitglied in der Deputation für Wirtschaft der Stadt Hamburg. 1961 wurde E. über die Landesliste Hamburg in den Bundestag gewählt. In der 5. und 6. Wahlperiode vertrat sie den Wahlkreis 17 (Wandsbek), bis sie am 14.5.1970 ihr Mandat niederlegte und als Senatorin der Freien und Hansestadt Hamburg Bevollmächtigte der Stadt beim Bund wurde. In der 4. Wahlperiode war E. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und

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des Finanzausschusses (davor von Juni 1962 bis Dezember 1963 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Rechtsausschuß (bis Juni 1962) und dem Ausschuß für Sozialpolitik an. In der 5. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft (von Dezember 1969 bis April 1970) und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis April 1970). In der 6. Wahlperiode gehörte sie auch dem Gemeinsamen Ausschuß nach Artikel 53 a GG an. 1961-70 war E. Mitglied des Europäischen Parlaments, saß seit 1964 dessen Wirtschafts- und Finanzausschuß vor und setzte sich vor allem für eine gesamteuropäische Wirtschaftspolitik ein. Von Dezember 1972 bis März 1974 war E. Senatorin für Gesundheitswesen in Hamburg. Sie bemühte sich besonders um eine Verbesserung der dortigen Krankenhausversorgung. Nach den Bürgerschaftswahlen 1974 schied sie aus der aktiven Politik aus. E. übersetzte u. a. von Barbara Wootton Freiheit in der Planwirtschaft (1948) und von G. D. H. Cole Ein Jahrhundert englische Genossenschaftsbewegung (1950). VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Frauenlohn in unserer Zeit. In: Ruth Bergholtz (Hrsg.): Die Wirtschaft braucht die Frau. Darmstadt 1956, S. 31-56. - Politisches und Persönliches. In: Die ersten Jahre. Erinnerungen aus den Anfängen eines Zcitungshauses. Hamburg 1962. - Die Bewährungsprobe. Perspektiven deutscher Innenpolitik für den vierten Deutschen Bundestag. In: Die Neue Gesellschaft 9 (1962) S. 3-6. I. E. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 3. Boppard am Rhein 1985, S. 9-87. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. Eisner, Martin, * 3.2.1900 Langseifersdorf (Kr. Reichenbach, Schlesien), f 1.12.1971 Volkmarode. Diplomlandwirt, cv. Nach dem Besuch der Volksschule und des Realgymnasiums in Reichenbach war E. 1918 Soldat. Seit 1919 war er Lehrling auf einem Gut in Schlesien, 1920/21 landwirtschaftlicher Assistent und 1921/22 Verwalter. 1922-25 studierte er in Breslau und Göttingen Landwirtschaft und Schloß das Studium mit dem Diplom ab. Nach 1925 war er Verwalter auf einem Rittergut in Oberschlesien. Seit 1932 bewirtschaftete er als selbständiger Landwirt seinen eigenen Hof. Am Zweiten Weltkrieg nahm er im April/Mai 1945 als Zugführer teil und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1933-45 war E. Landrat des Kreises Rosenberg (Oberschlesien). Seit 1948 lebte er in Westdeutschland und war als Fabrik- und Landarbeiter tätig. Nach dem Krieg engagierte er sich in den VertriebenenVerbänden. 1949 wurde er ehrenamtlicher, 1951 hauptamtlicher Siedlungsbeauftragter des Bundes der Vertriebenen Deutschen (BVD). Er gehörte dem Gemeinderat Neubrück und dem Kreistag an. 1952-54 und 1963-68 war er Landrat bzw. (seit 1964) stellvertretender Landrat des Kreises Braunschweig. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte E. mit einem Mandat der GB/BHE-Landesliste Niedcrsachscn dem Bundestag an. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie im Ausschuß für Atomfragen (seit Januar 1956) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kommunalpolitik, dem Haushaltsausschuß (seit Juli 1955) und dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (von Juli 1955 bis Februar 1956) an.

Enders E m d e , Hans Georg, * 2 8 . 7 . 1 9 1 9 Elberleid (heute zu Wuppertal). Diplomvolkswirt, ev. E., dessen Vater Mitglied des Reichsbankdirektoriums war, wurde nach dem Abitur an einer Hohen Schule 1938 zum Arbeitsdienst eingezogen und war 1940-45 Soldat. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte er eine Banklehre und studierte Volkswirtschaft in Wien, Berlin und München, wo er 1948 mit der Arbeit Die Struktur des Personenverkehrs im Rottgau unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen Eisenbahnen und Kraftverkehr zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. 1950-55 arbeitete er in der Landeszenlralbank von Nordrhein-Westl'alen. 1956/57 war er Regierungsrat im nordrhein-westfälischen Finanzministerium, 1957-68 Landcsobcrvcrwaltungsrat im Landschaftsvcrband Rheinland. 1973-87 gehörte er dem Direktorium der Deutschen Bundesbank an. 1952-56 saß E„ Mitglied der FDP, im Kreistag Oberberg. 1968/69 war er Stadtdirektor in Gummersbach, 1969-72 beamteter Staatssekretär im Bundesfinanzministerium unter Karl Schiller (SPD). In der 4. und 5. Wahlperiode (1961-69) gehörte E., jeweils über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. 1963-65 war er stellvertretender Parlamentarischer Geschäftsführer. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit. In der 4. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfe. 1972 erhielt E. das Großkreuz des niederländischen Ordens von Oranien-Nassau und 1977 das Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Fünfzig Jahre Reichsabgabenordnung. Bonn 1970. E m e i s , Hans-Uwe, * 19.1.1931 Kiel. Grund-, Haupt- und Realschullehrer. E. besuchte bis zum Abitur 1952 die Klaus-Harms-Schule in Kappeln, studierte an der Pädagogischen Hochschule in Flensburg und bestand 1954 das Erste, 1959 das Zweite Staatsexamen für das Lehramt an Volksschulen. Nach einem Studium der Fächer Physik, Chemie und Sport in Kiel 1961/62 und der Realschullehrerprüfung war er als Lehrer tätig. 1961 trat E. der SPD bei. 1962-69 war er Mitglied des Kreisvorstandes der SPD Südcrdithmarschcn, 1970/71 Kreisvorsitzender der SPD Dithmarschen und gehörte 1971-73 dem SPD-Landesvorstand von Schleswig-Holstein an. 1965-71 war er Gemeindevertreter in Albersdorf und Mitglied des Kreistages. 1971 und 1975 kandidierte er erfolglos für den Schleswig-Holsteinischen Landtag. Am 8.12.1975 rückte E. für den verstorbenen Abgeordneten Friedrich —> Beermann in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Dezember 1976 angehörte. Er war fraktionsloser Abgeordneter. E m m e r l i c h , Alfred, * 10.5.1928 Osnabrück. Jurist (Richter). Nach der Volksschule und der Mittelschule besuchte E. eine Lehrerbildungsanstalt. 1944/45 war er Soldat. 1949 bestand er das Abitur und studierte Rechtswissenschaften. Nach dem Assessorexamen 1957 wurde er 1960 in Münster mit der Arbeit Weitergeltung gesetzter Normen trotz Untergang des rechtsetzenden Subjekts im staatlichen und gemeindlichen Bereich nach deutschem Recht zum Dr. jur. promoviert. Seit 1962 Landgcrichtsrat in Osnabrück, wurde er 1970 Obcrlandesgerichtsrat in Oldenburg und kehrte 1972 als Richter nach Osnabrück zurück. E. war Vorsitzender des Trägerkreises „Europäischer Friedens- und Kriegsdienstverweigerer-Kongreß 1998" und

setzte sich für die Anerkennung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung als allgemeines Menschenrecht ein. Er engagierte sich in der Friedensbewegung und plädierte für eine europaweite Kooperation nationaler Friedensbewegungen. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) war E. für die SPD Mitglied des Bundestages. In der 8., 10. und 11. Wahlperiode erhielt er sein Mandat über die SPD-Landesliste Niedersachsen. In der 7. und 9. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 33 (Osnabrück). 1983-87 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender des SPD-Arbeitskreises IV Rechtswesen der Bundestagsfraktion. In der 8. und 10. Wahlperiode vertrat er den Bundestag vor dem Bundesverfassungsgericht. In der 7.-10. Wahlperiode war E. Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses, in der 8. Wahlperiode seit Mai 1977 stellvertretender Vorsitzender. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß (bis November 1974), in der 7.-9. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (in der 7. Wahlperiode seit November 1974, in der 9. Wahlperiode seit Dezember 1982) an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 10. Wahlperiode des Petitionsausschusses (von September 1983 bis Oktober 1984) und des Innenausschusses. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Innenausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Oktober 1990) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Umwandlung des sozialen Mietrechts in ein unsoziales Mietrecht. Bonn 1983. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. E n d e r s , Peter, * 7.12.1942 Leipzig. Kaufmännischer Angestellter, Berufsschullehrer, ev. Nach dem Erwerb der Mittleren Reife durchlief E. eine kaufmännische Lehre und begann dann über den zweiten Bildungsweg in Bochum ein Studium für das Lehramt an berufsbildenden Schulen. Er war kaufmännischer Angestellter in der Werft- und Bauindustrie, Berufsschullehrer und zuletzt Schullcitcr. E. ist Vorsitzender des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, und seit 1999 stellvertretender Vorsitzender von DBB-Beamtenbund und Tarifunion. Er ist auch Mitglied des Aufsichtsrates der DBV-Winterthur. 1964 trat E. in die SPD ein. 1985-95 war er Mitglied des Unterbezirksvorstandes des Kreises Wesel. 1989-96 gehörte er dem Stadtrat von Kamp-Lintfort an. Seit 1994 vertritt E. den Wahlkreis 83 (Wesel II) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. E n d e r s , Wendelin, * 20. 10.1922 Langenberg (Rhön). Gymnasiallehrer, kath. E. besuchte die Staatliche Aufbauschule in Fulda, meldete sich nach der Reifeprüfung freiwillig zum Arbeitsdienst und war 1941-45 Soldat. Seit 1945 studierte er für das Lehramt in Göltingen und Marburg. Er war ein Jahr Ältester der Philosophischen Fakultät und stellvertretender Altester der Universität Marburg. 1950 wurde E. mit der Arbeit Die Oberflächenform der Rhön zum Dr. phil. promoviert und legte das Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen ab. In den folgenden Jahren unterrichtete er Geographie, Geschichte, Sozialkunde und Biologie an Schulen in Fulda,

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Engel Bieberstein und Bensheim. 1964 wurde er Oberstudienrat am Pädagogischen Fachinstitut in Fulda. 1964-69 war E. Mitglied des SPD-Ortsvorstandes in Petersberg und Fraktionsvorsitzender in der dortigen Gemeindevertretung. Er engagierte sich im kulturpolitischen Ausschuß des SPD-Bezirks Hessen Nord. Am 9.5.1967 rückte E. über die Landesliste Hessen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Edwin —»Zerbe in den Bundestag nach, dem er bis 1987 angehörte. In der 6.-9. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 130 (Hcrsfcld); 1983 wurde er über die Landcslistc Hessen gewählt. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (seit Juni 1967), des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden (seit Dezember 1967) und des Ausschusses für das Bundesvermögen (seit November 1967, davor seit Juni 1967 Stellvertretendes Mitglied), in der 6. Wahlperiode des Haushaltsausschusses (bis April 1971) und des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (von April 1970 bis Juni 1972 Stellvertretendes Mitglied). In der 7. Wahlperiode gehörte er bis November 1973 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen und als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß an. In der 7. und 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 9. und 10. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. 1971 wurde er Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. Engel, Eva Sibylle, geb. Busch, * 6.5.1920 Hamburg. Germanistin, Dozentin, Journalistin. Nach dem Abitur 1938 an einem Realgymnasium studierte E. Literaturwissenschaft, Kunst, Musik und Soziologie in Hamburg, Innsbruck, Tübingen und Prag, wo sie 1944 mit der Arbeit Interpretationsstudien zur Geschichte der deutschen Lyrik promoviert wurde. 1944-49 war sie Lehrbeauftragte am Lileraturwissenschaftlichen Seminar der Universität Hamburg, danach als freie Mitarbeiterin für Presse, Funk und Fernsehen tätig. 1980 wurde E. Vorsitzende des Landesverbandes Hessen des Deutschen Bundes für Vogelschutz. 1969 trat E. in die FDP ein. Sic war Mitglied der Landesund Bundesfachausschüsse für Kulturpolitik und Umwelt in Hessen. 1970-81 gehörte sie dem Hessischen Landtag an, dessen Vizepräsidentin sie 1974-76 und 1978-81 war. Seit 1970 wirkte sie als umweltpolitische, 1972-78 als schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Landtag. Am 26.6.1981 rückte E. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Klaus-Jürgen —»Hoffie über die FDP-Landesliste Hessen in den Bundestag nach, dem sie bis 1983 angehörte. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit November 1982, davor seit Oktober 1981 Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (seit September 1981). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit September 1981), dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen und dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (seit November 1982) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das liberale Gewissen. In: Helga Schuchardt und Günter Verheugen (Hrsg.): Das liberale Gewissen. Reinbek bei Hamburg 1982, S. 10-16. Engelbrecht-Greve, Ernst, * 12.7.1916 Neuendorf (Holstein), f 10.1.1990 Glückstadt. Landwirt, ev. E.-G., Sohn eines Landwirts, wurde nach dem frühen Tod seines Vaters von einem Großonkel adoptiert. Er besuchte bis zum Abitur 1935 das Gymnasium in Glückstadl. 1934 übernahm er den Hof seines Adoptivvaters. Nach einer landwirt-

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schaftlichen Lehre zur Wehrmacht eingezogen, war E.-G. 1939-45 Kommandeur an der West- und der Ostfront. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft bewirtschaftete er einen eigenen Bauernhof und gründete die Landjugend Elbmarsch. 1952-55 war E.-G. stellvertretender Vorsitzender des Landeskontrollverbandes Schleswig-Holstein, 1955-62 Bundesvorsitzender der Deutschen Landjugend. Er engagierte sich auch im Tarifausschuß des Arbeitgeberverbandes, im Bauernverband Schleswig-Holstein sowie im Verwaltungsausschuß landwirtschaftliches Lehrlingswesen in Steinburg. E.-G. trat in die CDU ein und wurde Mitglied des Gemeinderates in Herzhorn. 1962-75 war er schleswig-holsteinischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Seit 1971 auch stellvertretender Ministerpräsident, führte er nach dem Rücktritt von Helmut Lemke im Mai desselben Jahres vorübergehend die Amtsgeschäfte. Ais Minister initiierte E.G. neue Landeswald- und Landeswassergesetze, die 1971 einstimmig verabschiedet wurden. 1967-75 war er Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Von 1953 bis zur Niederlegung des Mandats am 7.12. 1962 vertrat E.-G. den Wahlkreis 11 (Steinburg) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war er Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Jugendfragen (bis Februar 1957, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Arbeit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kulturpolitik, dem Ausschuß für Sozialpolitik und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen an. In der 3. Wahlperiode war er bis November 1958 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung und des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (bis April 1960). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. 1958-62 war E.-G. Mitglied des Europäischen Parlaments. Engelhard, Hans Arnold, * 16.9.1934 München. Jurist (Rechtsanwall), ev. Der Sohn eines Arztehepaars erwarb nach dem Besuch humanistischer Gymnasien in Augsburg und Rosenheim 1954 die Hochschulreife und studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Erlangen und München. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung 1963 eröffnete er als Rechtsanwalt eine Kanzlei in München und war seit 1973 in einer Sozietät tätig. 1964-85 war E. Vorstandsmitglied der Stiftung TheodorHeuss-Preis und gehört seitdem ihrem Kuratorium an. 1954 trat E. in die FDP ein. 1970 rückte er in den Münchner Stadtrat nach und übernahm im selben Jahr den Fraktionsvorsitz sowie den Vorsitz der FDP München, den er bis 1982 innehatte. 1972 in den Münchner Stadtrat gewählt, legte er das Mandat nach seiner Wahl in den Bundestag im Dezember desselben Jahres nieder. 1995 wurde er Ehrenmitglied der FDP. In der 7.-12. Wahlperiode (1972-94) gehörte E., jeweils über die FDP-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. 1977-82 war er stellvertretender Vorsitzender der FDPFraktion. In der 7.-9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß (bis Oktober 1982) mit. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 8. (im September 1980) und 9. Wahlperiode (bis Oktober 1982) dem Innenausschuß an. Als konservativer Liberaler wurde E. nach dem von ihm befürworteten Koalitionswechsel der FDP am 4.10.1982 Bundesminister der Justiz im Kabinett —»Kohl. In seiner Amtszeit - sie endete am 2.12.1990 mit E.s Verzicht auf eine erneute Berufung und war die bis dahin längste eines

Engholm Justizministers - suchte er den Ausgleich zwischen konservativen rcchtspolitischcn Positionen wie der vor allem von Innenminister Friedrich —> Zimmermann (CSU) geforderten Verschärfung der inneren Sicherheit (u. a. Demonstrationsstrafrecht mit „Vermummungsverbot", Einführung der „Kronzeugen-Regelung") und liberalen Vorstellungen (Bewahrung der Reform des § 218). Zu den bedeutendsten Initiativen, die von E. in enger Zusammenarbeit mit seinem Staatssekretär und späterem Nachfolger im Amt, Klaus —> Kinkel, erarbeitet wurden, zählen das neue Scheidungsfolgcnrccht, das Bilanzrichtlinicngcsctz von 1985, das Gesetz zum besseren Opferschutz (1986) und das Ersetzen des Vormundschaftsrechts durch ein Bctrcuungsgesctz. Bei der Anpassung der Rechtssysteme im Zuge der deutschen Vereinigung vertrat E. eine weitgehende Übertragung der Rechtsordnung der Bundesrepublik auf die DDR. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren, bis August 1992 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusscs und des Ausschusses für Frauen und Jugend. 1982 erhielt E. das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich, 1984 den Bayerischen Verdienstorden und 1985 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: Friedrich Karl Fromme: Η. Α. E. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 219-223. E n g e l l , Hans-Egon, * 15.11.1897 Selmsdorf (Mecklenburg), t 16. 8.1974 Bad Salzdetfurth. Landwirt, Verwaltungsangestellter. E., Sohn eines Landwirts, studierte nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg vier Semester Staatswissenschaften in Berlin, Leipzig und München, wandte sich dann wieder der Landwirtschaft zu und übernahm 1921 den väterlichen Hof. 1931 trat er in die NSDAP ein. 1932 wurde er Mitglied des Landtages von Mecklenburg-Schwerin und stellvertretender Fraktionsvorsitzender, 1933 zunächst Staatsrat, dann Ministerpräsident von Mecklenburg. 1934 zog er sich aus der Politik zurück. Nach der Enteignung im Oktober 1945 im Zuge der Bodenreform ging E. nach Hildesheim, wo er 1946 die Interessengemeinschaft der Vertriebenen im Kreis Hildesheim gründete. Er war im Lastenausgleichsamt tätig und gehörte dem Kreistag Hildesheim-Marienburg an. Nach einer erfolglosen Kandidatur 1949 wurde E. 1953 für den Gesamtdeutschen Block/Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten ( G B / B H E ) über die Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Er war seit Juli 1955 Ordentliches Mitglied, seit Januar 1956 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses lur Angelegenheiten der inneren Verwaltung und bis November 1956 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er seit Juli 1955 dem Ausschuß gemäß Artikel 15 GG und dem Ausschuß für Heimatvertriebene an. E n g e l m a n n , Wolfgang, * 2 7 . 6 . 1 9 4 2 Neuwürschnitz. Werkzeugmacher, Bergbaumeister, Diplomökonom, altluth. Nach dem Besuch der Grund- und Oberschule und einer Werkzeugmacherlehre leistete E. 1961-63 Wehrdienst und war 1963-65 Grubenschlosser im Erzbergbau. Er erhielt eine Zusatzausbildung als Hauer unter Tage und arbeitete fünf Jahre in diesem Beruf. 1969 legte er die Bergbaumeisterprüfung ab, studierte bis 1974 Ökonomie und Schloß das Studium als Ökonom-Ingenieur ab.

1962 trat E. in die CDU ein. Er wurde Kreisgeschäftsführer des Kreisverbandes Stollbcrg, 1965 Mitglied des Kreisvorstandes und 1979 Ortsgruppenvorsitzender der CDU. Seit 1966 war er Gemeindevertreler und Ratsmilglied in Neuwürschnitz. 1985 wurde er Mitglied des Kreistages Stoliberg. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat E. den Wahlkreis 325 (Annaberg - Stollberg - Zschopau) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, in der 12. Wahlperiode auch des Inncnausschusses (bis Juni 1991). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft (seit Juni 1991) und dem Ausschuß für Familie und Senioren (seit September 1991), in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Ausschuß für Gesundheit an. Er war stellvertretendes Mitglied der Interparlamentarischen Union. E n g e l s b e r g e r , Matthias, * 18.7.1925 Siegsdorf (bei Traunstein). Diplomingenieur, Unternehmer, kath. E. besuchte die Realschule in Traunstein und die Oberrcalschule in Rosenheim. 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und besuchte die Marinekriegsschule in FlensburgMürwik. Seit 1946 studierte er Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in München und Schloß das Studium als Diplomingenieur ab. Anschließend trat er in den elterlichen Betrieb, ein mittelständisches Energieversorgungsunternehmen, ein. E. war Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Bayerischen Industrie und saß im Beirat des Fachverbandes der Bayerischen Säge- und Holzindustrie. 1978 wurde er Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Wasserkraftwerke. Er gehörte auch dem Verwaltungsrat der Kreissparkasse Traunstein an. 1950 trat E. in die CSU ein. 1968 wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender des CSU-Kreisverbandes Traunstein. 1956-84 war er Mitglied des Gemeinderates Siegsdorf, 1960-84 Mitglied des Kreistages Traunstein und 1966-72 stellvertretender Landrat. In der 6.-11. Wahlperiode (1969-90) vertrat E. den Wahlkreis 211 (Traunstein) im Bundestag. In der 6. und 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (bis Oktober 1973), in der 7.-10. Wahlperiode im Ausschuß für Forschung und Technologie (seit April 1973) mit. In der 6.-8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, dem er in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied, in der 10. Wahlperiode als Ordentliches und in der 11. Wahlperiode wieder als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 10. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. E n g h o l m , Björn, * 9 . 1 1 . 1 9 3 9 Lübeck. Schriftsetzer, Diplompolitologe, Dozent, Journalist. E., Sohn eines Speditionsangestelllen, besuchte in seiner Heimatstadt das Gymnasium bis zur mittleren Reife und machte dann eine Schriftsetzerlehre. Eine Zeitlang arbeitete er als Matteur bei einer Zeitung. Über die Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik erlangte er die Hochschulreife und studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Volkswirtschaft an der Universität Hamburg. Nach dem Studium, das er als Diplompolitologc abschloß, arbeitete er als Dozent in der Jugend- und Erwachsenenbildung sowie als Journalist. Seit 1962 Mitglied der SPD, war E„ der bereits 1959 der IG Druck und Papier beigetreten war, Vorsitzender

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Engländer der Jungsozialisten in Lübeck. 1969 wurde er im Wahlkreis 11 (Liibcck) direkt in den Bundestag gewählt; den Wahlkreis behauptete er auch bei den Bundestagswahlen 1972, 1976 und 1980. In besonderer Weise engagierte sich E. im Bundestag in Fragen der Berufsbildung. 1977 wurde er Vorsitzender des innen- und bildungspolitischen Arbeitskreises sowie der Unterkommission Presse seiner Fraktion, zugleich Mitglied der Kommission Medien beim SPDParteivorstand. Noch im selben Jahr berief Bundeskanzler Helmut —> Schmidt ihn zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, im Januar 1981 zum Bundesminister, ein Amt, das er bis zum Ende der Regierung Schmidt 1982 innehatte. Schwerpunkte seiner Arbeit waren Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit, die Förderung Benachteiligter im Bildungssystem. In der 6.-8. Wahlperiode war E. Ordentliches (bis Mai 1977), in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (seit Oktober 1982) des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß, in der 7. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß und in der 8. Wahlperiode dem Innenausschuß (von März bis September 1977) an. 1983 stellte die SPD in Schleswig-Holstein E. als ihren Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl auf und erreichte mit 43,7% ihr bisher bestes Ergebnis, mußte aber dennoch auf den Oppositionsbanken Platz nehmen; E. wurde Oppositionsführer. 1987 war er erneut Spitzenkandidat. Das Wahlkampfende wurde überschattet von der Aufdeckung der auf die Integrität E.s zielenden Machenschaften des Barschcl-Mitarbcitcrs Pfeiffer, die sich zu einem politischen Skandal ausweiteten. Dieser führte nicht nur zum Rücktritt Barschcis, sondern auch zu dessen Tod in einem Genfer Hotel, der aus der Sicht der Genfer Behörden durch Selbstmord verursacht war. Das Wahlergebnis erbrachte in der Sitzverteilung ein Patt; die Neuwahlen im Mai 1988 gewann die SPD eindrucksvoll mit 54,8%. Als Ministerpräsident berief E. nicht nur vier Frauen in sein Kabinett, sondern entwickelte auch einen Regierungsstil, der gleichermaßen an Modernität wie an Bürgernähe orientiert war und die Verbindung zu Wissenschaft und Kultur förderte. Wichtige Projekte der ersten Amtszeit E.s waren eine Revision der Landesverfassung, Reformen im Schul- und Hochschulbereich, der Ausbau der Fachhochschulen und die Neufassung der Kommunalverfassung. Auch suchte er die wirtschaftlichkulturellen Beziehungen zu den nordeuropäischen, auch zu den osteuropäischen Ländern und zur DDR zu intensivieren. Die von E. 1990 im Kontext der dcutschcn Vereinigung geäußerte Idee, aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern einen Nordstaat zu bilden, stieß auf Skepsis. Bei den Landtagswahlen 1992 erlitten E. und die SPD zwar Einbußen, konnten aber weilerregieren. Nach der Bundestagswahl 1990, die die SPD verlor, was zu einer Führungskrise der Partei führte, wurde E. 1991 auf dem Parteitag in Bremen zum SPD-Vorsitzenden gewählt. Unter seiner Führung stimmte die SPD dem Maastricht-Vertrag zu. Mit den sogenannten Pctcrsbergcr Beschlüssen setzte E. Kurskorrekturen der Partei in der Asylfrage sowie zur Beteiligung deutscher Soldaten bei UNO-Einsätzen durch, was mehr Realismus in die sozialdemokratische Politik brachte, zunächst innerparteilich streitig war, doch von einem Sonderparteitag in Bonn sanktioniert wurde. E. erklärte sich bereit, die Kanzlerkandidatur bei der nächsten Bundestagswahl zu übernehmen und kündigte an, daß er Mitte 1994 das Amt des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten aufgeben wolle, um sich auf den Bundestagswahlkampf konzentrieren zu können. Es war die Kieler Schubladen-AITaire, bei der es um Zuwendungen des SPD-Politikers —> Jansen an Pfeiffer ging, die schließlich zu E.s Rücktritt führte: es stellte sich heraus, daß E. schon einige Tage früher als

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angenommen, d.h. vor der Landtagswahl 1987, von den Barschel-Pfeifferschen Machenschaften gewußt hatte, was die Glaubwürdigkeit E.s in Frage stellte. E. wurde nicht nur ein Opfer der teilweise überzogenen Medienberichterstattung, sondern auch der von ihm selbst vertretenen Maßstäbe. Am 3.5.1993 trat E. als SPD-Vorsitzender, Kanzlerkandidat und Ministerpräsident zurück; im November 1994 gab er auch sein Abgeordnetenmandat auf und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. E. widmet sich seitdem kulturellen Fragen, die ihm stets wichtig waren. Er ist Kurator der Lübecker Petri-Kirche und tritt als Förderer junger Bildhauer und Maler auf, nimmt außerdem eine Reihe von Ehrenämtern wahr. In die Politik zurückzukehren, etwa als Bürgermeister-Kandidat seiner Heimatstadt, hat er wiederholt abgelehnt. In die Schlagzeilen geriet er im Dezember 2000, als das Nachrichtenmagazin „Focus" berichtete, E. sei Agent der DDR-Staatssicherheit gewesen, was er empört zurückwies und was auch von amtlicher Stelle nicht bestätigt wurde. E. hat eine beachtliche Rolle als Parlamentarier im Bundestag, als Staatssekretär und Minister sowie als Ministerpräsident gespielt. Als er auf der Bundesebene zu einem der führenden Politiker geworden war, stürzte er über eine landespolitische Affaire. E. hat 1990 in seinem Buch Vom öffentlichen Gebrauch der Vernunft einen großen Diskurs über Themen der Zeit gefordert, in dem Handlungsmaximcn hinterfragt und gemeinsame Pflichten formuliert würden. Ob er einen solchen Diskurs hätte initiieren können, muß offen bleiben. LITERATUR: Ludger Fertmann: B. E. - ein Porträt. München 1991. - Alfred J. Gertler: B. E. im Gespräch. Perspektiven sozialdemokratischer Politik. Bonn 1992. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Bernd Faulenbach E n g l ä n d e r , Margarete, geb. Pastor, * 22.2.1895 Krefeld, t 8.5.1984 Krefeld. Kaufmännische Angestellte, Verbandsfunktionärin, ev. E. besuchte die höhere Mädchenschule, hielt sich zum Sprachstudium in der Schweiz auf und arbeitete nach einer kaufmännischen Ausbildung in einer Weberei. Im Ersten Weltkrieg war sie Pflegerin beim Deutschen Roten Kreuz. Seit 1925 gehörte sie dem Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe des Vaterländischen Frauenvereins bis zu deren Auflösung 1933 an. 1949 wurde sie Vorsitzende des Krefelder Frauenvereins für Wöchnerinnen und Säuglingsfürsorge (später Krefelder Frauenverein für Kinder- und Altenfürsorge) und seines Säuglingsheimes. E. war Vorstandsmitglied mehrerer Wohlfahrtseinrichtungen und der Schwesternschaft des Deutschen Roten Kreuzes. Sie gehörte auch dem Vorstand des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Nordrhein-Westfalen an, dessen zweiten Vorsitz sie 1957 übernahm. 1945 trat E. in die CDU ein. 1952 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes der CDU Rheinland, Mitglied des Vorstandes des Landesfrauenausschusses und des Bundesausschusses der CDU, 1954 dritte Kreisvorsitzende der CDU Krefeld. 1949-58 war sie Stadtverordnete in Krefeld. 1957 wurde E. über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. Am 1.8.1962 rückte sie für die verstorbene Abgeordnete Helene —> Weber in den Bundestag nach. In beiden Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen (in der 4. Wahlperiode seit Oktober 1962) und des Ausschusses für Kricgsopfcrund Heimkehrerfragen (in der 4. Wahlperiode seit Oktober 1962). In der 3. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge sowie des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In

Entrup der 4. Wahlperiode wurde sie im Mai 1963 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. 1954 erhielt E. das Verdienstkreuz am Bande, 1965 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1970 den Ehrenring der Stadt Krefeld. 1973 wurde sie Ehrenbürgerin der Stadt Krefeld. LITERATUR: Renate Wilkes-Valkyser: M. E., geb. Pastor. In: Krefelder Abgeordnete. Hrsg. und bearb. von Jochaim Lilla. Krefeld 2000, S. 69-71. NACHLASS: Archiv für Christlich-Dcmokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Enk, Arthur, * 15.7. 1894 Frankfurt am Main, t 24.4.1976 Peine. Kaufmann, ev. E. besuchte die Oberrealschule in Frankfurt am Main, danach die Handelsrcalschule, bestand das Handels-Einjährigenexamen und durchlief ein Banklehre. Er arbeitete in der Exportabteilung der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron, danach als Börsendisponent und Bankleiter bei Privat- und Großbanken sowie als Börsenhändler an den Börsen in Frankfurt, Essen, Düsseldorf, Berlin und Hamburg. 1914-17 war er Soldat. 1933 übernahm er eine Elektrogroßhandlung (Spezialtelefon-Großhandel) in Hannover. 1945 ging er nach Peine. E. war Vollmitglied, später Ehrenmitglied der Industrie- und Handelskammer Hildesheim, Mitglied des Vorstandes des Mittelstandsausschusses für Niedersachsen und Vorstandsmitglied des Großhandelsbundes Niedersachsen. Er gehörte dem Verwaltungsrat des Niedersächsischen SymphonieOrchesters an und 1949-76 war Präsident des Landesverbandes der Kulturvereinigungen Niedersachsens. Nach dem Ersten Weltkrieg Schloß sich E. der Deutschen Volkspartei an und war 1923-33 in der Geschäftsführung der Partei tätig. 1945 zählte er zu den Gründern der CDU in Peine. Er hatte den Vorsitz des kommunalpolitischen Ausschusses und des Mittelstandsausschusses im Kreisverband Peine inne. 1946-52 war er Ratsherr und Mitglied des Kreistages, 1946-57 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat, 1951/52 stellvertretender Bürgermeister, 1955/56 Bürgermeister und seitdem Senator der Stadt Peine. 1955 wurde er Vorsitzender der Fraktionsgemeinschaft BHE/CDU/DP/ FDP. 1961 zog er erneut in den Kreislag ein. In der 3. Wahlperiode (1957-61) vertrat E. den Wahlkreis 54 (Peine-Gifhorn), in der 5. Wahlperiode (1965-69) den Wahlkreis 40 (Gifhorn) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, im Ausschuß für Gesundheitswesen (bis November 1958) und im Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (seit November 1958, davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (seit November 1958) und dem Ausschuß für den Lastenausgleich an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Ausschusses für Kriegs- und VerfolgungsSchäden sowie Stellvertretendes Mitglied des Vcrkehrsausschusses. 1959 erhielt E. das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1969 den Verdienstorden des Landes Niedersachsen. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Enkelmann, Dagmar, geb. Eberl, * 5.4.1956 Alllandsberg (Kr. Strausberg). Historikerin, Diplomlehrerin, konfessionslos. E. besuchte 1962-68 die Polytechnische Oberschule in Pelershagen, 1968-70 in Strausberg und 1970-74 dort die Erweiterte Oberschule. 1974-79 studierte sie Geschichte an der

Karl-Marx-Universität in Leipzig und Schloß das Studium als Diplomlehrcrin ab. 1979-85 war sie Lehrerin für Geschichte an der Jugendhochschule „Wilhelm Pieck" in Bernau und hatte 1985-89 eine Forschungsaspirantur auf dem Gebiet der Jugendforschung an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Berlin inne. 1989 wurde sie mit einer Dissertation über das Thema Identitätskrise der Jugend der DDR zum Dr. rer. pol. promoviert. 1999 wurde E. Vorsitzende des Kommunalpolitischen Forums Land Brandenburg e. V. 1977 trat E. in die SED ein. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte sie der Volkskammer an (Wahlkreis 05, Listenplatz 4, Bezirk Frankfurt an der Oder). Sic war Mitglied des Präsidiums der Volkskammer und parlamentarische Geschäftsführerin der PDS-Fraktion. 1998 wurde sie Stadtverordnete in Bernau. Seit 1999 ist sie Mitglied des Landtages Brandenburg. Sie gehört dem Landtagspräsidium an und ist Mitglied des Ausschusses für Landwirtschaft, Umwelt und Raumordnung sowie des FlughafenUntersuchungsausschusses. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte E. dem 11. Deutschen Bundestag an. 1990 und 1994 wurde sie über die PDSLandesliste Brandenburg in den Bundestag gewählt. 1995 wurde sie parlamentarische Geschäftsführerin der Gruppe der PDS und Mitglied des Ältestenrates. In beiden Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr (seit Oktober 1991) und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Mai 1992), in der 12. Wahlperiode auch des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Pctitionsausschusses (bis Juni 1992, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (von Januar bis Juni 1992) sowie dem Ausschuß Treuhandanstalt (seit Februar 1992) und in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus an. Enseling, Elisabeth, * 12.11.1907 Velen (Westfalen), i- 5.1.1998 Bonn. Postbeamtin, kath. E. besuchte die Privatschule der Thuiner Franziskanerinnen, die Städtische Handelsschule in Essen und die Höhere Abendschule der Stadt Essen. 1925 trat sie in den Dienst der Post in Darfcld (Westfalen), legte die Prüfung für den mittleren, dann für den gehobenen Dienst ab und war im Post-, Postscheek- und Fernmeldedienst tätig. E. war Mitglied des Frauenausschusses und des Hauptvorstandes des Deutschen Postverbandes im Deutschen Beamtenbund. E., die vor 1933 dem Windthorstbund und der Zentrumspartei angehört hatte und 1932/33 Stadtverordnete in Essen gewesen war, trat 1945 in die CDU ein. Sic war Mitglied des Kreisvorstandes der CDU Bonn-Stadt, des Vorstandes der Frauenvereinigung der CDU Bonn-Stadt und der Landesvereinigung Rheinland. Sie wurde stellvertretende Vorsitzende des Sozialausschusses der CDU Bonn-Stadl. E. war Stadtverordnete in Bonn. Am 28.4.1966 rückte E. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Gerhard —> Philipp in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der Wahlperiode 1969 angehörte. Seit Mai 1966 war sie Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und des Postausschusses. Entrup, Otto, * 20.7.1930 Hüsten (heute zu Arnsberg). Jurist (Rechtsanwalt, Notar), kath. E. besuchte das Gymnasium der Benediktiner in Meschede und bestand 1951 das Abitur. Er studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Köln und Münster und legte

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Epiée 1955 die Erste Juristische Staatsprüfung ab. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung 1960 erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt in Meschede und wurde 1969 Notar. E. war Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Meschede. 1958 trat E. der CDU bei und wurde 1967 Vorsitzender der CDU im Kreis Meschede. 1965-69 war er Mitglied der Sladlvertretung Meschede. 1969 wurde er Mitglied des Kreistages Meschede und Landrat des Kreises Meschede. In der 7. Wahlperiode (1972-76) vertrat E. den Wahlkreis 121 (Olpe - Meschede) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. E p i é e , Hermann Α., * 15.12.1908 Mitau, f 30.4.1973. Diplomkaufmann, Verwaltungsangestellter, ev. E. verbrachte die Schulzeit in Kurland und legte dort die Reifeprüfung ab. 1929-32 studierte er an der Hochschule für Welthandel in Wien und Schloß das Studium mit dem Diplom ab. Anschließend leistete er Wehrdienst. 1936-39 führte er organisatorische Tätigkeiten in leitendenden Positionen im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie in kaufmännischen Betrieben in Kemmern, Dünaburg und Riga aus. Im Dezember 1939 siedelte er nach Posen um. 1941-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr wurde er Sekretär des englischen Kreisgouverneurs in Soltau (Hannover) und bearbeitete Vertriebenen- und Flüchtlingsangelegenheiten. Seit 1950 war er im Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte tätig. 1947 trat E. in die CDU ein. Bis 1952 war er Vorsitzender des Landesvertriebenenausschusses der CDU in Niedersachsen, 1954-58 des Landesverbandes Oder/Neiße der C D U / CSU und gehörte dem Bundespartei vorstand an. 1947-51 war er Mitglied des Kreistages und des Stadtrates in Soltau. 1947/48 gehörte er dem Zonenbeirat (Flüchtlingsbeirat) in Hamburg an. A m 19.10.1948 wurde er Nachfolger von Anton Storch im Wirtschaftsrai für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet, dem er bis 1949 angehörte. A m 16.1.1953 rückte E. über die Landesliste Niedersachsen für den verstorbenen Abgeordneten Bernardus —>Povel in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode im September desselben Jahres angehörte. A m 8.9.1958 rückte er über die Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Franz - ^ M e y e r s in den 3. Deutschen Bundestag nach. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (seit Februar 1953) und des Wahlrechtsausschusses (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er seit Februar 1952 dem Ausschuß für Außenhandelsfragen, dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films an. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (seit Oktober 1960) und im Ausschuß für Heimatvertriebene (seil November 1958) mit und war seit November 1958 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Inneres sowie des Wirtschaftsausschusses. E p p e l m a n n , Rainer, * 12.2.1943 Berlin. Maurer, Pfarrer, ev. E. wurde als Sohn eines Zimmermanns, der nach dem Bau der Mauer in West-Berlin blieb, und einer Schneiderin geboren. Bis 1961 besuchte E., der im Ostteil der Stadt wohnte, die Oberschule in West-Berlin bis zur 11. Klasse und war 1961/62 Dachdeckergehilfe in Ost-Berlin. 1962-64 durchlief er eine Maurerlehrer und erhielt den Facharbeiterbrief. 1964-66 war er Bausoldat. Nach der Eidverweigerung 1966 wurde er zu acht Monaten Haft verurteilt. 1969-75 studierte er Evangelische Theologie an der Predigerschule in Berlin,

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legte das Erste und das Zweite Theologische Examen ab und wurde 1975 ordiniert. 1975-89 war er Hilfsprediger, dann Pfarrer an der Samariterkirche in Berlin und Kreisjugendpfarrer für den Kirchenkreis Friedrichshain. 1982 gehörte er zu den Initiatoren des Berliner Appells mit der Losung „Frieden schaffen ohne Waffen". 1991 wurde E. Mitglied der Industriegcwcrkschaft Bau, Steine, Erden. Er gehört dem Vorstand der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, Bonn, und dem Vorstand der Stiftung Christlich-Soziale Politik (CSP), Königswinter, an und hat seit 1998 den Vorsitz des Vorstandes der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin, inne. Er war Mitglied des Vorstandes der Deutsch-Paraguayischen Freundschaftsgesellschaft. Im September 1989 war E. Mitgbegründer des Demokratischen Aufbruchs (DA), von Oktober 1989 bis März 1990 DA-Sprecher und von März bis August 1990 DAVorsitzender. Von Dezember 1989 bis März 1990 nahm er am Zentralen Runden Tisch teil. Im September 1990 wurde E. Mitglied der CDU und stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Brandenburg, 1993 Kreisvorsitzender der CDU Märkisch-Oderland, 1995 Mitglied des Bundesvorstandes und 1998 Mitglied des Präsidiums der CDU. 1991-93 war er Landesvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), von März 1994 bis Juni 2001 Bundesvorsitzender der CDA. Seit Juni 2001 ist E. Ehrenvorsitzender der CDA. Er gehört der Senioren-Union an. Im Februar/März 1990 war E. Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung —»Modrow, von April bis Oktober 1990 Minister für Abrüstung und Verteidigung der DDR in der Regierung de —» Maizière. Am 24.9. 1990 unterzeichnete E. das Protokoll über das Ausscheiden der Nationalen Volksarmee (NVA) aus dem Warschauer Pakt. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 01, Listcnplatz 1, Bezirk Berlin). In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat E. den Wahlkreis 277 (Fürstenwalde - Strasberg - Seelow) im Bundestag. 1994 und 1998 wurde er über die CDU-Landeslisle Brandenburg gewählt. 1992-94 war E. Vorsitzender der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland". In der 12. Wahlperiode hatte er bis Februar 1993 den Vorsitz des Ausschusses für Familie und Senioren inne und war Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" (bis Mai 1992). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Auswärtigen Ausschuß (bis Juni 1991) und dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (von Juni 1991 bis November 1993) an. In der 13. Wahlperiode war er Vorsitzender der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der Deutschen Einheit", Ordentliches Mitglied des Unterausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses fur Menschenrechte und humanitäre Hilfe. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wendewege. Briefe an die Familie. Hrsg. von Dietmar Herbst. Bonn/Berlin 1992. - Fremd im eigenen Haus. Mein Leben im anderen Deutschland. Köln 1993. - Die Diktatur der SED. Geschichte und Folgen. Sankt Augustin 1994. - Hrsg. mit Horst Möller, Günter Nooke und Dorothee Wilms: Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats- und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn u.a. 1996. - Hrsg.: Für einen neuen Gesellschaftsvertrag. Aufbruch für die soziale Marktwirtschaft. Königswinter 1998. - Mit Dietmar Keller: Zwei

Eppler deutsche Sichten. Ein Dialog auf gleicher Augenhöhe. Hrsg. von Christian von Ditfurth. Bad Honnef 2000. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. E p p l e r , Erhard, * 9 . 1 2 . 1 9 2 6 Ulm. Gymnasiallehrer, ev. E. wuchs als Sohn eines Obcrstudicndircktors in einem bürgcrlich-libcralen Elternhaus auf und besuchte das Gymnasium in Schwäbisch Hall. 1943 wurde er als Flakhelfer, später zum Rcichsarbcitsdicnst und im Juni 1944 zum Heer eingezogen. 1946 erwarb er die Hochschulreife, studierte Englisch, Deutsch und Geschichte an den Universitäten in Frankfurt am Main, Bern und Tübingen und wurde mit einer Dissertation über Den Aufbegehrenden und den Verzweifelnden als Heldenfigur der Elisabethanischen Tragödie promoviert. 1953-61 unterrichtete E. am Gymnasium in Schwenningen am Neckar. Während des Studiums in Bern begegnete E. zum ersten Mal Gustav -> Heinemann. Er wurde Mitbegründer von Heinemanns Gesamtdeutscher Volkspartei (GVP), die er jedoch im Januar 1956 verließ, um in die SPD einzutreten und sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. 1961 kandidierte E. für die SPD im Wahlkreis CalwFreudenstadt-Korb und gelangte über die Landesliste von Baden-Württemberg in den Deutschen Bundestag. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik, dem Finanzausschuß (bis November 1962 als Stellvertretendes Mitglied) und dem Ausschuß für Mittelstandsfragen (bis November 1962, seit Dezember 1962 als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 5. Wahlperiode bis Januar 1967 Stellvertretendes Mitglied, wurde E. im Oktober 1968 Ordcntlichcs Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, dem er als solches seit September 1974 auch in der 7. Wahlperiode angehörte. In der 5. Wahlperiode war er bis November 1967 Ordcntlichcs Mitglied im Finanzausschuß und 1966-69 Stellvertretendes Mitglied im Postausschuß. Er war außenpolitischer Sprecher der SPDBundestagsfraktion. A m 1.10.1968 wurde E. auf Vorschlag Willy -^Brandts Nachfolger von Hans-Jürgen —> Wischnewski (SPD) als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Daß E. die Entwicklungspolitik nicht als eine Unterfunktion der Außen- und Außenwirtschaftspolitik betrachtete, sondern für ein Schlüsselthema der internationalen Politik hielt, wurde durch eine gesamtdeutsche Publikation der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) über die Friedensaufgaben der Deutschen von 1967/68 unterstrichen, in der er zusammen mit Richard von —» Weizsäcker (CDU) die Verantwortung der Deutschen gegenüber den Ländern der „Dritten Welt" betonte. E. erreichte die Verabschiedung eines entwicklungspolitischen Konzepts durch das Bundeskabinett, welches eine gemeinsame Arbeitsgrundlage der Ressorts bildete. Seinem Ministerium wuchsen weitere Kompetenzen zu, die durch eine großzügige Finanzplanung garantiert wurden. Bis 1973 sicherte sich E. die Federführung über 9 5 % des Entwicklungsetats im Bundeshaushalt, geriet jedoch im Zuge der Wirtschafts- und Haushaltskrise unter wachsenden Druck. Nach dem Wahlsieg der SPD 1972, bei dem E. zum zweiten Mal den Wahlkreis 168 (Heilbronn) gewann, bot Brandt ihm das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung an. E. hielt jedoch an seinem Ressort fest. A m 4 . 7 . 1 9 7 4 trat er aufgrund unüberbrückbarer Differenzen mit Bundeskanzler Helmut —> Schmidt (SPD) zurück, der die Finanzplanung, die er als Finanzminister aufgestellt hatte, außer Kraft setzte. Nach der Niederlegung des Bundestagsmandates 1976 widmete sich E. hauptsächlich seinem Amt als Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg, in das er 1973 gewählt worden war, und übernahm nach der Landtagswahl

von 1976 auch den Vorsitz der Fraktion. In seinem Landesverband setzte er eine stärkere umwcltpolitischc Orientierung der sozialdemokratischen Politik durch und erreichte 1979 einen Beschluß über den Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Atomenergie. Nach der Landtagswahl von 1980 gab er dieses Amt ebenso auf wie einige Zeit später den Landesvorsitz. In der Feierstunde des Deutschen Bundestages zum Jahrestag des Aufslandes in der DDR am 17.6.1953 hielt E. eine vielbeachtete Rede, die die Unterstützung des gesamten Hauses erhielt. In ihr bestritt er der DDR-Staatsführung jede Reformfähigkeit und stellte die Existenzberechtigung der DDR in Frage. In den Parteivorstand der SPD wurde E. im Mai 1970 gewählt und zum Vorsitzenden einer „Steuerreformkommission" berufen, die ein Konzept für die Steuerpolitik der Partei ausarbeitete. 1973 wurde E. in das Präsidium der SPD gewählt, aus dem er 1982 im Zuge der Konflikte über die Friedens- und Außenpolitik mit Bundeskanzler Schmidt (SPD) ausscheiden mußte. E. engagierte sich in der Friedensund Umweltpolitik und trat 1981 gegen den Widerstand Schmidts auf der großen Friedensdemonstration in Bonn als einer der Hauptredner auf. 1984 kehrte er, ausgestattet mit einem Vertrauensbeweis eines Bundesparteitages, in dieses Gremium zurück. 1989 zog er sich zugunsten von Gerhard —> Schröder (SPD) aus dem Präsidium zurück, um dessen Chancen für die nicdersächsische Landtagswahl zu erhöhen. 1991 verließ E. nach 21 Jahren den Parteivorstand. E. leitete von 1977 bis 1991 die Grund Wertekommission der SPD und gehörte von 1984 bis 1986 der Grundsatz programmkommission als stellvertretender Vorsitzender an. E. prägte die programmatischen Aussagen der SPD in den achtziger Jahren stark, was sich u.a. in der Hauptautorcnschaft für den 1986 vorgelegten „Irseer E n t w u r f ' eines neuen Grundsatzprogramms niederschlug. Das auf dem Berliner Parteitag 1989 verabschiedete Programm trug wesentlich seine Handschrift. Gleiches gilt für das sogenannte SPDSED-Papier (Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit) von 1987. Zwei Jahre später erklärte er jedoch die argumentative Auseinandersetzung mit der SED für beendet, da sich die DDR-Staats- und Parteiführung nicht auf den Reformkurs Gorbatschows einließ. Neben dem Ministeramt, der Tätigkeit im Bundes- und im Landesparlament sowie in der Partei engagierte sich E. als Synodaler in der evangelischen Kirche (1968-84). 1977 wurde E. in den Vorstand des Deutschen Evangelischen Kirchentages gewählt. Er gehörte bis 1997 auch dem Kirchentagspräsidium an. E. leitete 1983 den 20. Evangelischen Kirchentag in Hannover und 1991 den 24. Evangelischen Kirchentag im Ruhrgebiet. Er plädierte für die Behauptung der parlamentarischen Demokratie und die Stärkung des demokratischen Staates gegenüber neoliberalen Ordnungsvorstellungen, die dem Marktgeschehen und der Globalisierung einen höheren Stellenwert einräumten. E. wurde u. a. mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1973) und der Ehrendoktorwürde der Universität Madras (Indien, 1973) ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Liberale oder Soziale Demokratie? Zum Erbe Friedrich Wilhelm Naumanns. Villingen im Schwarzwald 1961. Wiederabdruck in: Die Neue Gesellschaft (1983). - Warum bin ich Sozialdemokrat? Hrsg. vom Vorstand der SPD. Bonn [1967]. - Spannungsfelder. Beiträge zur Politik unserer Zeit. Stuttgart 1968, 2 1969. Deshalb bin ich Sozialdemokrat. Hrsg. vom Vorstand der SPD. Bonn [1972], - Wenig Zeit für die Dritte Welt. Stuttgart u.a. 1971, s 1981; engl.: Not much time for the Third World. London 1972; franz.: Peu de temps pour le tiers monde. Gembloux 1973. - Maßsläbe für eine humane Gesellschaft. Lebensstandard oder Lebensqualität? Stuttgart u.a. 1974. -

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Erhard Ende oder Wende. Von der Machbarkeit des Notwendigen. Stuttgart u. a. 1975, 4 1981. - Das Schwerste ist Glaubwürdigkeit. Gcsprächc über ein Politikcrlcben mit Freimut Duve. Reinbek bei Hamburg 1978. - Demokratischer Sozialismus und christlicher Auftrag von Europa. München [1979], Wege aus der Gefahr. Reinbek bei Hamburg 1981. - Weichen stellen ... Reden und Vortrage. Hrsg. von Ivo Gönner. Tübingen 1981. - Mit Michael Ende und Hanne Tächl: Phantasie, Kultur, Politik. Protokoll eines Gesprächs. Stuttgart 1982. - Die tödliche Utopie der Sicherheil. Reinbek bei Hamburg 1983. - Hrsg.: Grundwerte für ein neues Godesberger Programm. Die Texte der Grundwerte-Kommission der SPD. Reinbek bei Hamburg 1984. - Einsprüche. Zeugnisse einer politischen Biographie. Freiburg im Breisgau 1986. - Wie Feuer und Wasser. Sind Ost und West friedensfähig? Reinbek bei Hamburg 1988. - Reden auf die Republik. München 1990. - Plattform für eine neue Mehrheit. Bonn 1990. - Mit Philippe Dätwyler und Ingrid Riedel: Die Bombe, die Macht und die Schildkröte. Ein Ausweg aus der Risikogesellschaft? Ölten 1991. - Kavalleriepferde beim Hornsignal. Die Krise der Politik im Spiegel der Sprache. Frankfurt am Main 1992. - Als Wahrheit verordnet wurde. Briefe an meine Enkelin. Frankfurt am Main 1994. - Komplettes Stückwerk. Erfahrungen aus fünfzig Jahren Politik. Frankfurt am Main 1996. - Die Wiederkehr der Politik. Frankfurt am Main 1998. - Privatisierung der politischen Moral? Frankfurt am Main 2000. - Was braucht der Mensch? Vision: Politik im Dienst der Grundbedürfnisse. Frankfurt am Main 2000. LITERATUR: E. E. Bibliographie 1952-1992. Zusammenge-

stellt von Wolfgang Brinkel. o. O. o. J. - Reinhard Appel: Gefragt: Ε. E. Bornheim 1971. - Glaubwürdig und unbequem. Festschrift für Ε. E. aus Anlaß seines 70. Geburtstages. Hrsg. von Wolfgang Thierse. Baden-Baden 1996. Ε. E. zum 70. Geburtstag. 27. Januar 1997. Hrsg. vom Vorstand der SPD, Grundwertekommission. 1997. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Alexandra Albrecht-Baba/Karsten Rudolph Erhard, Benno, * 22.2.1923 Schwalbach. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), kath. E., Sohn eines Rechtsanwalts und Notars, besuchte 1933-37 das Gymnasium der Zisterzienserabtei in Marienstadt, 1937-42 das Gymnasium in Wiesbaden und legte dort das Abitur ab. 1942 wurde er eingezogen und geriet in französische Kriegsgefangenschaft. Im September 1946 gelang ihm die Flucht. Nach seiner Rückkehr durchlief er eine landwirtschaftliche Lehre, die er mit der Gehilfenprüfung abschloß. Seit 1949 studierte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Bamberg zwei Semester Theologie, dann Rechts- und Staatswissenschaften in Mainz und legte 1956 das Zweite Juristische Staatsexamen beim Landesprüfungsamt Hessen in Wiesbaden ab. 1957 wurde er Rechlsanwalt, 1964 Notar. Seit 1970 ist E. Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und dort seil 1975 Vorsitzender der Kommission für Ehe und Familie. Er wurde Kreisvorsitzender, später Ehrenkreisvorsitzender des Verbandes der Heimkehrer und 1969 Mitglied des Parlamentarischen Beirates des Heimkehrerverbandes. 1947 trat E. in die CDU ein. Er war seit 1958 Kreisvorsitzender der CDU Untertaunuskreis und zeitweise Bezirksvorsitzender Hessen-West. 1957 wurde er Stadtverordneter in Bad Schwalbach und war 1968-72 Stadtverordnetenvorsteher. 1977 übernahm er den Vorsitz des Kreistages des Rheingau-Taunus-Kreises und war Mitglied des Präsidiums des Hessischen Landkreislages. 1954-65 gehörte er dem Hessischen Landtag an.

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In der 5.-10. Wahlperiode (1965-87) war E. Mitglied des Bundestages. In der 5.-8. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 137 (Limburg), in der 9. und 10. Wahlperiode den Wahlkreis 135 (Rheingau-Taunus-Limburg). Als Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Rechtsausschuß vertrat er die Klage der Union gegen die Fristenregelung beim § 218 vor dem Bundesverfassungsgericht. 1978-83 war er rechts- und innenpolitischer Sprecher, 1978-80 Vorsitzender des Arbeitskreises I (Innen- und Rechtspolitik) und 1980-82 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Rechi der CDU/CSU-Fraklion, deren stellvertretenden Vorsitz er im Oktober 1982 übernahm. 1983 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz. In der 5.-8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (seit Juli 1967), in der 9. und 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (bis November 1983) des Rechtsausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er bis Oktober 1967 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Verkehrsausschuß an und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und des Postausschusses. In der 6.-8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für das Post- und Fcrnmcldcwesen an. In der 8. Wahlperiode war er seit Oktober 1978, in der 9. Wahlperiode seit Oktober 1982 und in der 10. Wahlperiode bis Dezember 1983 Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. 1987 verzichtete E. auf eine Kandidatur für den 11. Deutschen Bundestag. VERÖFFENTLICHUNGEN: Gedanken zur Wahl der Richter des Bundesverfassungsgerichts und der obersten Gerichtshöfe des Bundes. In: Der Bundesfinanzhof und seine Rechtsprechung. Grundfragen - Grundlagen. Festschrift für Hugo von Wallis zum 75. Geburtstag am 12. April 1985. Hrsg. von Franz Klein und Klaus Vogel. Bonn 1985, S. 35-43. Erhard, Ludwig (Wilhelm), * 4.2.1897 Fürth, t 5.5.1977 Bonn. Diplomkaufmann, Staatswissenschaftler, ev. E., Sohn eines Kaufmanns, der in Fürth ein Weißwarengeschäft betrieb, wuchs als zweites von vier Kindern in kleinbürgerlichen Familienverhältnissen auf, zu denen er sich Zeit seines Lebens bekannt hat. Er wurde, obgleich der Vater Katholik war, evangelisch getauft und von der protestantischen Mutter evangelisch erzogen. E. besuchte die Realschule in Fürth, die er mit der Mittleren Reife abschloß, und absolvierte 1913-16 eine Lehre als Einzelhandelskaufmann, bevor er im selben Jahr zur königlich-bayerischen Feldartillerie eingezogen wurde. Er nahm 1916-18 am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1918 bei Ypern so schwer verwundet, daß er das väterliche Geschäft nicht übernehmen konnte. Statt dessen wandte sich E. der Intensivierung seiner kaufmännischen Ausbildung zu und besuchte 1919-22 die Handelshochschule in Nürnberg. Im Herbst 1922 legte er die Prüfung als Diplomkaufmann ab und studierte an der Universität Frankfurt Staatswissenschaften bei Franz Oppenheimer. Im Dezember 1925 wurde er mit einer Dissertation über Oppenheimers Arbeitswerttheorie zum Dr. rer. pol. promoviert. Da E. 1923 die Kriegerwitwe Luise Schuster, geb. Lottcr, geheiratet hatte und 1924 seine einzige Tochter Elisabeth geboren worden war, mußte er sich nach einem Broterwerb umsehen. Nach einer Übergangsphase, in der er als kaufmännischer Angestellter gearbeitet haben wird, gelang es ihm 1928 Assistent am „Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware" zu werden, das der Nationalökonom Wilhelm Vershofen leitete und das sich Anfang der dreißiger Jahre mit erheblichem Erfolg auf Marktforschung im Auftrag der Industrie spezialisierte. Parallel zur Weltwirtschaftskrise trat E. nun auch als Wirtschaftspublizist

Erhard hervor und nahm mehrfach gegen Hjalmar Schacht Stellung, dem er u. a. scine Anbiederung bei den Nationalsozialisten und bei Hitler vorwarf. E. überstand die Brüche und Umschwünge jener Zeit, die Weltwirtschaftskrise und den Machtantritt der Nationalsozialisten, ohne jede berufliche Gefährdung. 1933 wurde er Mitglied der Geschäftsführung des Instituts für Wirtschaftsbeobachtung und 1934 Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Konsumforschung, auch redigierte er den wirtschaftspolitischen Teil der Institutszeitschrift „Markt der Fertigware". Allerdings scheiterte E. bei dem Versuch, sich zu habilitieren. Dies hatte wissenschaftliche, nicht politische Gründe. In seinen wirtschaftspolitischen Auffassungen näherte sich E. vielmehr den Nationalsozialisten an, wurde aber nie Mitglied der NSDAP. Am 1.7.1942 schied E. aus Enttäuschung darüber, daß Vershofen ihn nicht zu seinem Nachfolger gemacht hatte, aus dem Institut für Wirtschaftsbeobachtung aus und gründete im Sommer 1942 ein Institut für Industrieforschung mit Sitz in Berlin und Nürnberg, das allerdings nur aus seinem Leiter und einer Sekretärin bestand. Dieser Schritt in die Selbständigkeit wurde E. dadurch erleichtert, daß er über gute Beziehungen zur Industrie verfügte. Deren Anknüpfung war ihm im Vershofen-Institut, das intensiven Kontakt zur Industrie hielt, möglich gewesen. Zudem hatte seine Schwester Karl Guth geheiratet, der während der nationalsozialistischen Zeit Hauptgeschäftsführcr der Rcichsgruppc Industrie war. E. hat sich rückblickend dem Widerstand zugezählt. Das entbehrt jeder Rechtfertigung. Vielmehr arbeitete er im Auftrag der nationalsozialistischen Okkupationsbehörden an Plänen zur Industricvcrlagcrung, wofür er 1943 das Kriegsvcrdicnstkreuz 2. Klasse erhielt. Zudem arbeitete er im Auftrag der Reichsgruppe Industrie an Plänen für die Gestaltung der Nachkriegswirtschaft. Er verfaßte eine Denkschrift über „Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung", die neben Carl Goerdeler dem S S-Brigadegeneral Otto Ohlendorf zuging, der in seiner Doppelfunktion als Amtschef im Reichssicherheitshauptamt und als Unterstaatssekretär im Reichswirtschaftsministerium seine schützende Hand über die Nachkriegsplanungen der Reichsgruppe Industrie hielt, die zeitweilig dem Zweck dienten, Friedensverhandlungen vorzubereiten. E. plädierte in dieser Denkschrift für eine staatlich gelenkte, das Privateigentum an den Produktionsmitteln bewahrende Wirtschaft; denn ohne den Staat seien die wirtschaftlichen Probleme der Nachkriegszeit nicht zu meistern. Erst nach dem Krieg hat E. sich zum Verfechter der Marktwirtschaft entwickelt, parallel zu einer politischen Karriere, die ihn in raschem Aufstieg von Amt zu Amt trug. Gleich nach dem Krieg war er für kurze Zeit als Wirtschaftsberater der amerikanischen Militärverwaltung für die Entwicklung eines Wiederaufbauprogramms seiner Vaterstadt Fürth zuständig. Am 3.10.1945 wurde er im Kabinett Wilhelm —» Hoegners bayerischer Minister für Handel und Gewerbe, scheiterte jedoch an dieser Aufgabe und wurde am 16.12.1946 entlassen. Ein Ausschuß, der seine Amtsführung untersuchte, kam zu dem Ergebnis, daß E. zur Führung eines Ministeriums ungeeignet sei. Kontakte zu dem Nationalökonomen Adolph Weber hatten E. bereits unmittelbar nach Kriegsende einen Lehrauftrag an der Universität München verschafft; nach seinem Scheitern als Minister zog er sich zunächst auf diese Tätigkeit zurück. Am 7.11.1947 wurde E. auf Vorschlag der Staatswissenschaftlichen Fakultät zum Honorarprofessor ernannt. Einen Monat zuvor war E. als Vorsitzender der „Sonderstelle Geld und Kredit" von den Amerikanern in die BizonenVerwaltung für Wirtschaft berufen worden. In dieser Funktion konnte er keinen wesentlichen Einfluß ausüben, da der

„Homburger Plan" zur Neuordnung des Geldwesens, der unter seiner Leitung entstand, für die Währungsrcform, die die Militärregierungen weitgehend in Eigcnrcgic durchführten, keine Rolle spielte. Immerhin hatte sich E. einen Ruf als integre Persönlichkeit und als Fachmann erworben und wurde am 2.3. 1948 zum Direktor der Verwaltung für Wirtschaft der amerikanischen und britischen Besatzungszone, der Bizone, gewählt. Dieses Amt hat E.s Ruhm als Wirtschaftspolitiker begründet. Er trat nun für die Abschaffung der Wirtschaftslenkung und den Übergang zur Marktwirtschaft ein - eine Option, die den Intentionen der Währungsreform und den langfristigen wirtschaftspolitischen Zielen der USA entsprach und die E. mit Uberzeugung und rhetorischer Begabung zu propagieren und voranzutreiben verstand. Unterstützt und gestützt von liberalen Nationalökonomen wie Leonhard Miksch und Wilhelm Röpke setzte E. das „Leitsätze-Gesetz" durch, das am 21.6.1948 in Kraft trat und das es ihm erlaubte, die Bewirtschaftung einer Vielzahl von Gütern aufzuheben und deren Preise freizugeben. Dies ging selbst der amerikanischen Militärverwaltung zu schnell, so daß der Wechsel zur Marktwirtschaft als E.s genuine Tat erschien und seinen Ruf begründete, der „Vater des Wirtschaftswunders" zu sein. Da das Experiment der Marktwirtschaft nach der Überwindung anfänglicher Schwierigkeiten (Preissteigerungen) gelang, empfahl sich E. für weitere Funktionen auch dadurch, daß er die soziale Verpflichtung seines Wirtschaftsmodclls betonte und - einen Begriff von Alfred Müller-Armack aufgreifend - eine „soziale Marktwirtschaft" propagierte. Am 20. 9.1949 trat E. als Bundcswirtschaftsministcr in das erste Kabinett Adenauer ein. Die CDU hatte ihn und sein Wirtschaftskonzcpt auf den Schild gehoben und mit den „Düsseldorfer Leitsätzen" vom 15.7.1949 die soziale Marktwirtschaft zur Grundlage ihrer Wirtschaftsorientierung gemacht. Obgleich E. erst 1965 Mitglied der CDU wurde und der FDP lange Zeit näher stand als der CDU, kandidierte er für diese Partei bei den Wahlen zum Bundestag. Er wurde im Wahlkreis Ulm aufgestellt, den er am 15.8.1949 erstmalig gewann. Zugleich führte er die nordwürttembergischbadische Landesliste der CDU an. Den Wahlkreis Ulm hat E. von der 1. bis zur 6. Wahlperiode vertreten. 1972 und 1976 wurde er über die baden-württembergische Landesliste der CDU in den Bundestag gewählt. Parlamentarische Funktionen hat er jedoch nicht ausgeübt, da er von 1949 bis 1963 Bundeswirtschaftsminister und von 1963 (16.10.) bis 1966 (30.11.) Bundeskanzler war. Nach seinem Rücktritt von diesem Amt hat er sich in der Politik nicht mehr engagiert. E. gehörte im Bundestag keinem Ausschuß an, saß höchst selten auf seinem Abgeordnetenplatz und hielt nur noch wenige Reden. 1972 und 1976 eröffnete er den Bundestag als Alterspräsident. E. erlangte Bedeutung vor allem als Wirtschaftsminister und als „Wahlkampflokomotive" der CDU. Als Wirtschaftsminister kommt ihm das Verdienst zu, unter den günstigen konjunkturellen Bedingungen der Rekonstruktionsperiode der westdeutschen und westeuropäischen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg eine an liberalen Grundsätzen orientierte Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsordnungspolitik betrieben zu haben, die diese Entwicklung unterstützte, ihr Hindernisse aus dem Weg räumte und sie sozial verträglich machte. Auf dieser Linie liegen eine Reihe von Gesetzen, die wesentlich auf die Initiative E.s zurückgingen, nämlich das Lastenausgleichsgesetz von 1952, das Kartellgesetz und das Bundesbankgesetz von 1957 und das Außenwirtschaftsgesetz von 1961. In der Außenwirtschaftspolitik vertrat E. eine Politik der konsequenten Liberalisierung und der weltwirtschaftlichen Integration. Der kleineuropäischen Wirtschaftsintegration im Rahmen der Sechser-Gemeinschaft (Montanunion, EWG),

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Erler die Adenauer aus politischen Gründen favorisierte, stand er daher skeptisch gegenüber. Dies blieb nicht der einzige Gegensatz zwischen Adenauer und ihm. Vielmehr entwickelte sich zwischen den beiden bedeutendsten Repräsentanten der westdeutschen Nachkriegspolitik ein Verhältnis wechselseitiger Enttäuschungen und wechselseitigen Mißtrauens, was einen wesentlichen Grund darin hatte, daß E. Adenauer für intrigant und Adenauer E. für politisch unbegabt hielt. So versuchte Adenauer zu verhindern, daß E. sein Nachfolger wurde, was 1959 zum Eklat führte. Die kurze Kanzlerschaft E.s hat Adenauers Urteil im wesentlichen bestätigt. E. bekam weder das Kanzleramt noch die CDU, in der er keine Hausmacht besaß und deren Vorsitz er erst im März 1966 von Adenauer übernahm und im Mai 1967 bereits wieder niederlegte, in den Griff. Auch hatte er in seiner Außenpolitik wenig Glück. Es war vorwiegend seinem Ansehen und seinen Fähigkeiten als Wahlkämpfer zu danken, daß die kleine Koalition aus CDU/CSU und FDP bei den Bundestagswahlen 1965 bestätigt wurde. E.s politische Karriere wurde dann abrupt beendet, als die einsetzende Rezession sein Prestige als Wirtschaftspolitiker erschütterte und er mit seinen „Maßhalteappellen" und dem von ihm favorisierten Modell einer „formierten Gesellschaft" den Eindruck erweckte, daß er nicht mehr Herr der Situation sei. Dazu trugen eine Reihe grundsätzlicher Orientierungen E.s bei: Er war nicht flexibel genug, den Erwartungen, daß der Staat angesichts der abflauenden Konjunktur steuernd eingreifen müsse, zu entsprechen. Für den Ausbau des Sozialstaates brachte er wenig Enthusiasmus auf und stand als „Freihändler" und „Atlantiker" den realen Zwängen der deutschen Lage in Europa und der Bedeutung des deutschfranzösischen Verhältnisses mit relativem Unverständnis gegenüber. E. gelang es nach seinem Ausscheiden aus der Politik nicht, eine Rolle als Elder Statesman zu spielen. Er reiste viel ins Ausland, fiel hier und da durch unbedachte Äußerungen auf und versuchte sich mit wenig Erfolg als Unternehmensberater. In den letzten Jahren wurde er zum lebenden Mythos. VERÖFFENTLICHUNGEN: Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung. Frankfurt am Main 1977 [1943/44], Deutschlands Rückkehr zum Weltmarkt. Düsseldorf 1953. Wohlstand für alle. Düsseldorf 1957. - Deutsche Wirtschaftspolitik. Der Weg der sozialen Marktwirtschaft. Düsseldorf 1962. LITERATUR: Ludolf Herbst: Krisenüberwindung und Wirtschaftsneuordnung. L. E.s Beteiligung an den Nachkriegsplanungcn am Ende des 2. Weltkrieges. In: Viertcljahrshcfte für Zeitgeschichte 25 (1977) S. 305-340. - Volkhard Laitenberger: L. E. Der Nationalökonom als Politiker. Göttingen 1986. - Daniel Koerfer: Kampf ums Kanzleramt. E. und Adenauer. Stuttgart 1987. - Volker Hentschel: L. E. Ein Politikerleben. München/Landsberg am Lech 1996. NACHLASS: Ludwig-Erhard-Stiftung, Bonn; Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Ludolf Herbst Erler, Brigitte, geb. Tschakerl, * 5.5.1943 Berlin. Gymnasiallehrerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Publizistin, kath. E., Tochter eines Röntgenologen, bestand 1961 das Abitur und studierte Geschichte, Latein und Politische Wissenschaft in Berlin, Marburg und Freiburg. 1967 legte sie das Erste, 1969 das Zweite Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. 1970-72 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Studiengruppe für Systemforschung und bei der Verwaltung des Deutschen Bundestages in Bonn, arbeitete 1973 für verschiedene Bundestagsabgeordnete und wurde 1974 Hilfsreferentin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Entwicklungshilfe). Sie schrieb Reden für die

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Minister —»Eppler und —>Bahr und war zuletzt im Referat Ostafrika tätig. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag 1983 wieder im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit tätig, wurde sie mit der Überprüfung und Beurteilung von Entwicklungshilfeprojekten in Asien und Afrika beauftragt, kündigte jedoch ihre Stellung noch in diesem Jahr. In Büchern und zahlreichen Vortragsveranstaltungen übt E. scharfe Kritik an der Praxis der deutschen Entwicklungshilfe. 1985-89 war sie Generalsekrelärin der deutsehen Sektion von amnesty international. Seit 1989 ist sie vor allem publizistisch tätig. 1968 wurde E. Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, 1974 der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1976 wurde E„ seit 1970 Mitglied der SPD, über die SPDLandesliste Baden-Württemberg in den 8. Deutschen Bundestag gewählt. 1980 konnte sie ihr Mandat nicht halten. Am 6.12.1982 rückte sie über die SPD-Landesliste Baden-Würltemberg für den verstorbenen Abgeordneten Rolf —» Böhme in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 9. Wahlperiode im März 1983 angehörte. In der 8. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis November 1979, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit Februar 1978). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Wirtschaft und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Tödliche Hilfe. Bericht von meiner letzten Dienstreise in Sachen Entwicklungshilfe. Freiburg im Breisgau 1985. Erler, Fritz (Kurt Gustav), * 14.7. 1913 Berlin, t 22.2.1967 Pforzheim. Vcrwaltungsbcamtcr. Der in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem der führenden sozialdemokratischen Politiker, vor allem zu einem der herausragenden Parlamentarier des Deutschen Bundestages avancierende E. entstammte einer politisch engagierten Arbeiterfamilie. Der Vater hatte das Friseurhandwerk erlernt, arbeitete aber später als Fabrikarbeiter; bis 1912 Mitglied der Deutsch-Freisinnigen Partei, trat er dann zur SPD über. Die Mutter war Schneiderin; sie gehörte bereits seit 1906 der SPD an. Beide Elternteile waren verwitwet; aus der gemeinsamen zweiten Ehe stammt als einziges Kind E„ der mit seinen Eltern und Halbgeschwistern in Berlin im Bezirk Prenzlauer Berg aufwuchs. Nach der Realschule besuchte er 1929-32 die Königstädtische Oberrealschule, wo er das Abitur mit Auszeichnung bestand. Bedeutsam für die weitere Entwicklung des begabten jungen E. war, abgesehen von seinem frühen politischen Engagement, daß er an einem Schüleraustausch mit Frankreich teilnehmen konnte, was seine lebenslange Zuneigung zu diesem Land begründete. Gerne wäre er Diplomat geworden, was infolge seiner Herkunft aber so gut wie unerreichbar war. Seit April 1932 war E. als Inspektoranwärter in der Berliner Kommunalverwaltung tätig und legte 1935 seine zweite Verwaltungsprüfung ab. 1938 schied E., der als Experte im Steucrrccht, vor allem im Grundstcucrrecht galt, wozu er in renommierten Fachzeitschriften Beiträge publizierte, auf eigenen Wunsch als außerplanmäßiger Stadtinspektor aus. Von März bis zu seiner Verhaftung im November 1938 war er kaufmännischer Leiter eines kleinen chemischen Unternehmens. Schon 1928 - als Schüler - war E. der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) beigetreten; seit 1931 fungierte er als Leiter der SAJ-Gruppe im Bezirk Prenzlauer Berg. Seit der nationalsozialistischen Machtübernahme arbeitete er illegal und

Erler hatte seit 1932 Kontakt zur Gruppe „Neu Beginnen", die für eine Uberwindung der Spaltung der Arbeiterbewegung eintrat, unorthodoxe politische Neuansätze suchte und eine rege Widerstandstätigkeit ausübte. Als 1935 die Älteren der Gruppe wegen zu großer Gefährdung die Tätigkeit innerhalb des Reiches aufgeben wollten, führte E. diese zusammen mit anderen Jungen weiter; bis zu seiner Verhaftung war er Leiter der Inlandsarbeit von „Neu Beginnen". Im November 1938 verhaftet, war er während der Untersuchungshaft in Moabit und im Rcichssichcrheitshauptamt in der Prinz-Albrecht-Straße untergebracht. Der Volksgerichtshof verurteilte ihn im September 1939 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zehn Jahren Zuchthaus, die er 1939-45 im Zuchthaus Brandenburg, im KZ Aschendorfer Moor im Emsland, im Lager Diburg und im Zuchthaus Kassel verbüßte. Im April 1945 gelang es ihm, auf einem Gefangenentransport zu fliehen und sich nach Biberach an der Riß durchzuschlagen, wo er sich bis Kriegsende versteckte. Ende April 1945 als Dolmetscher arbeitend, wurde er im Mai von der französischen Besatzungsmacht als Landrat eingesetzt, jedoch im Januar 1946 wieder abgesetzt, weil er Deserteure aus der Fremdenlegion nicht ausgeliefert hatte. Er wurde von Januar bis Mai 1946 im Lager Balingen interniert, wo er die programmatische Schrift Sozialismus als Gegenwartsaufgabe verfaßte. Nach seiner Entlassung wurde er Leiter der Entnazifizierungskommission und Mitglied der Beratenden Landesversammlung für WürttembergHohenzollern. Seit Juni 1946 arbeitete er bei der Landesregierung Württemberg-Hohenzollern unter Carlo —> Schmid und wurde im Juli 1947 Landrat in Tuttlingen. Bei der ersten Bundestagswahl wurde er über die Landesliste Südwürttemberg in den Deutschen Bundestag gewählt, dem er, jeweils über die Landesliste, bis zu seinem Tod 1967 angehörte. Bereits 1951 gelangte E. in den Vorstand der SPDBundestagsfraktion, 1952-57 war er stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusscs für Fragen der europäischen Sicherheit und Verteidigung, 1957 wurde er, der sich in den großen Debatten zur Außen-, Verteidigungs- und Deutschlandpolitik durch analytische Schärfe und rhetorischc Brillanz auszeichnete, zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt. Er war Generalist, besaß jedoch die Fähigkeit, sich rasch in die unterschiedlichsten Fachgebiete einzuarbeiten; seit Mitte der fünfziger Jahre galt er in der Öffentlichkeit als „Wehrexperte" seiner Partei. Ihm gelang es, die Bundeswehrverfassung wesentlich zu beeinflussen. E., der 1949 Gründungsmitglied und seit 1954 Vizepräsident des Rates für europäische Bewegung war, engagierte sich auch auf der europäischen Ebene; 1950 wurde er Mitglied der beratenden Versammlung des Europarates. Wie für die SPD insgesamt stand für ihn die europäische Integrationspolitik zunächst unter Wiedervereinigungsvorbehalt, doch leitete er Ende der fünfziger Jahre entscheidend die außenpolitische Neuorientierung der SPD ein, die mit Herbert —> Wehners Rede im Juli 1960 für die breitere Öffentlichkeit manifest wurde: Die Sozialdemokratie stellte sich auf den Boden der Westverträge. E., der seit 1956 Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und seil 1959 mit dem Institute for Strategie Studies in London verbunden war, wurde in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre zum führenden Außenpolitiker seiner Fraktion, der vielfältige Kontakte in die westliche Welt, nicht zuletzt zur Kennedy-Administration knüpfte. 1945 war E. zunächst nicht nur für eine linke, die Spaltung der Arbeiterbewegung überwindende Sammlungspartei eingetreten, sondern hatte auch in den folgenden Jahren dezidiert sozialistische Positionen vertreten, bei denen er für ein vernünftiges Verhältnis von Zentralität und Dezentralität sowie der verschiedenen Eigentumsformen plädierte. Während der fünfziger Jahre entwickelte er sich - in enger Kommu-

nikation mit Carlo Schmid, Adolf —> Arndt und Heinrich —> Deist - zu einem der entschiedensten Reformer der Partei und ihrer Programmatik; der Gruppe zugerechnet wurden auch Willy —»Brandt und Helmut —»Schmidt, dem obgleich nur wenige Jahre jünger - E. als Vorbild galt. E. wollte den traditionellen Gegensatz von Theorie und Praxis, der die Sozialdemokratie bis 1933 geprägt hatte und in der Nachkriegszeit noch fortwirkte, durch eine neue „Einheit von Theorie und Praxis" überwinden. E. war einer der geistigen Väter des Godesberger Programms und eines modernen sozialdemokratischen Politikverständnisses, das auf pragmatische Reformen innerhalb des politisch-gesellschaftlichen Systems zielte. So ernst E. die Oppositionsrollc nahm, die für ihn die Formulierung von Alternativen und den Versuch der Beeinflussung der Regierungspolitik einschloß, sein Bemühen richtete sich darauf, die Sozialdemokratie auch auf der Bundesebene zur Regierungsfähigkeit und Regierungsbeteiligung zu führen. 1964 wurde E. zum Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt. Er galt als Politiker, der für höchste Staatsämter geeignet war. Bereits an Leukämie erkrankt, erlebte er zwar noch die Bildung der Regierung der Großen Koalition, starb jedoch, ohne ein Staatsamt erlangt zu haben, im Alter von 53 Jahren. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sozialismus als Gegenwartsaufgabe. Schwenningen 1947. - Soll Deutschland rüsten? Die SPD zum Wehrbeitrag. Mannheim 1952. - Die Rolle der Gruppe Neu Beginnen. In: Politische Studien (1956) Heft 69. - Gedanken zur Politik und inneren Ordnung der Sozialdemokratie. In: Neue Gesellschaft 5 (1958) S. 3-8. Ein Volk sucht seine Sicherheit. Bemerkungen zur deutschen Sicherheitspolitik. Frankfurt 1961. - Probleme und Perspektiven der europäischen Sicherheit nach dem 13. August 1961. In: Europa Archiv 16 (1961). - Deutschland und Europa im Kräftefeld der Weltpolitik. In: Der Monat 16 (1964). - Diplomatie und militärische Macht. In: Neue Gesellschaft 15 (1968) Heft 2. - Demokratie in Deutschland. Stuttgart 1965. LITERATUR: Wolfgang Gaebler (Hrsg.): F. E. Politik für Deutschland. Stuttgart 1968. - Hartmut Soell: F. E. Eine politische Biographie. 2 Bde., Berlin/Bad Godesberg 1976. Helmut Schmidt: F. E. - ein Vorarbeiter auf dem Wege der Sozialdemokratie als Reformpartei. In: F. E. und die Sozialdemokratie als Reformpartei. Hrsg. von der Friedrich-EbertStiftung. Bonn 1992, S. 5-38. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Bernd Faulenbach E r l e r , Gemot, * 3 . 5 . 1 9 4 4 Meißen. Historiker, Verlagsleiter, ev. E. besuchte das Gymnasium in Berlin-Steglitz, studierte 1963-67 Geschichte, slawische Sprachen und Politische Wissenschaften in Berlin und Freiburg und legte 1967 das Staatsexamen ab. 1968/69 war er Verlagsredakteur, 1969/70 wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Osteuropäische Geschichte der Universität Freiburg, 1980-87 Verlagsleiter des Dreisam-Verlags in Freiburg. E. wurde Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, der Arbeiterwohlfahrt, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) und des Öko-Instituts Freiburg. Er ist Vorsitzender der West-OstGesellschaft Südbaden, Freiburg, des Deutsch-Bulgarischen Forums, Bonn, der Deutschen Gesellschaft der Freunde Kasachstans, Bonn, des Förderkreises „Darmstädter Signal", Bonn, und Vizepräsident der Südosteuropa Gesellschaft, München. Er gehört dem Beirat der Alberl-LudwigsUniversität Freiburg und dem Arbeitskreis „Friedensauftrag der Kirche" der Evangelischen Kirche Württemberg, Stuttgart, an.

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Erler 1970 trat E. in die SPD ein. 1973-77 war er Ortsvereinsvorsitzender in Freiburg-Tiengen, 1976-84 Ortschaftsrat in Freiburg-Tiengen und 1977-87 Kreisvorsitzender der SPD Freiburg. 1983-97 gehörte er dem Landesvorstand und 1985-97 dem Präsidium der SPD Baden-Württemberg an. Er war Mitglied des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft für Arbcitnchmcrfragcn Freiburg (1980-87), übernahm den Vorsitz der Kommission „Neue Strategien" und wurde Mitglied des Medienbeirates der SPD Baden-Württemberg. Seit 1987 gehört E. dem Bundestag an. In der 11.-13. Wahlperiode erhielt er sein Mandat über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg; in der 14. Wahlperiode vertritt er den Wahlkreis 185 (Freiburg). Seit 1994 ist er Mitglied des SPD-Fraktionsvorstandes; 1998 wurde er Stellvertretender Fraktionsvorsitzender, zuständig für die Bcrciche Außenpolitik, Verteidigung, Entwicklungspolitik und Menschenrechte. 1994-98 war er Vorsitzender des Unterausschusses für Abrüstung und Rüstungskontrolle. In der 11.-13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Verteidigungsausschuß an (bis Mai 1998, danach als Stellvertretendes Mitglied). In der 11. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, dem er in der 13. Wahlperiode zunächst als Stellvertretendes, seit Mai 1998 als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Verleidigungsausschusses, des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union und des Auswärtigen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er der deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Global Monopoly. Berlin 1998. Hrsg.: Bulgarien - ein Jahr nach dem Regierungswechsel. München 1998. - Kirchliche Initiative für eine Friedenssicherung ohne Nuklearwaffen. Stuttgart 1999. Erler, Wolfgang, * 17.5.1957 Fussingen (heule zu Waldbrunn / Westerwald). Bahnbeamter, Gewerkschaftssekretär, kath. E. besuchte die Realschule, ließ sich nach der Mittleren Reife bei der Bahn ausbilden und war bis 1980 als Bundesbeamter beim Bahnhof Limburg (Lahn) tätig. 1980 studierte er an der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1981 wurde E. Gewerkschaftssekretär bei der Gewerkschaft der Eisenbahner, 1990 Beauftragter des Deutschen Gewerkschaftsbundes für Thüringen, 1992 Gewerkschaftssekretär beim Hauptvorstand der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) in Frankfurt am Main. Ehrenamtlich wirkte E. seit 1990 als Richtcr am Hessischen Landgericht in Kassel, gehörte 1991/92 dem Beirat der Treuhandniederlassung in Erfurt an und wurde 1992 Verwaltungsratsvorsitzender des Mitteldeutschen Rundfunks. 1978 trat E. in die CDU, 1979 in die ChristlichDemokratische Arbeitnehmerschaft ein. 1986-90 war er stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender in Limburg-Weilburg. 1991 wurde er Mitglied der Bundesfachausschüsse Medien- und Wirtschaftspolitik der CDU. 1988-90 gehörte er dem Kreistag Limburg-Weilburg an. Am 6.9.1993 rückte E. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gerhard O. —> Pfeffermann in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 12. Wahlperiode im November 1994 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr (seit Oktober 1993) und des Ausschusses für Post und Telekommunikation (seit November 1993). DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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Ernesti, Leo, * 3.9.1925 Paderborn, f 19.11.1996 Bad Driburg. Offizier, kath. E. besuchte nach der Volksschule die Berufsschule und schlug die Beamtenlaufbahn ein. 1942 wurde er wegen illegaler Jugendarbeit von der Gestapo verhaftet. 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, setzte dann seine Ausbildung als Beamter fort, besuchte Fortbildungskurse und war zuletzt Leiter einer Rundfunkslelle (Bundespost). 1957 wurde E. Ausbildungs- und Lehroffizier der Luftwaffe in der Bundeswehr. Er war Hilfsreferent im Führungsstab der Bundeswehr, Unterabteilung Innere Führung, dann Chef einer Stabskompanie. 1963 wurde er in das Ministerbüro des Bundesministeriums der Verteidigung versetzt, Ende 1966 vorübergehend als Leiter des Ministerbüros in das Vertriebenenministcrium kommandiert. Zuletzt war er Oberst d. R. 1949 Schloß sich E. der Jungen Union an. Er war Vorsitzender der Jungen Union Ost-Westfalen-Lippe und gehörte dem Landes vorstand an. 1951 trat er in die CDU ein und wurde Mitglied des Landesvorstandes der CDU Westfalen-Lippe und Vorsitzender des Landesausschusses für Verteidigungspolitik. Er war Mitglied des Rates der Stadt Paderborn und Vorsitzender des Jugendwohlfahrtsausschusses in Paderborn. Am 9.3.1967 rücktc E. über die Landcslistc NordrheinWestfalen für den verstorbenen Abgeordneten Heinrich —>Wilper in den Bundestag nach. 1969 über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, vertrat er in der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) den Wahlkreis 102 (Höxter) im Bundestag. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses (seit Juli 1967) und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (seit Mai 1968). NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnaucr-Stiftung, Sankt Augustin. Ernstberger, Petra, geb. Rosenberger, * 11.11.1955 Remscheid. Grund- und Hauptschullehrerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, kath. E. bestand 1975 das Abitur und studierte an der Universität Bayreuth für das Lehramt an Volksschulen. 1978 legte sie das Erste, 1981 das Zweite Staatsexamen ab und unterrichtete danach an Volksschulen. 1990-94 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin mit dem Schwerpunkt Grundschulpädagogik/Grundschuldidaktik am gleichnamigen Lehrstuhl an der Universität Bayreuth. E. wurde Mitglied der Industriegewerkschaft Chemie. 1990 trat E. in die SPD ein. 1992 wurde sie Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Hof (Saale). Sie ist Mitglied des Landesvorstandes der SPD Bayern und Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG) in Bayern. 1994 wurde E. über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt, in dem sie seit 1998 den Wahlkreis 225 (Hof) vertritt. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie des Petitionsausschusses. Als Ordentliches Mitglied gehört sie der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE an. Erpenbeck, Ferdinand, * 13.1.1921 Osnabrück, f 20.1.1997 Osnabrück. Gärtnermeister, kath. E. besuchte die Volksschule, durchlief 1935-38 eine Gärtnerlehre und legte 1938 die Gehilfenprüfung ab. 1941-45 war

Eschmann er Soldai und geriel in Gefangenschaft. Nach der Gärtnermeisterprüfung 1947 übernahm er einen Baumschulbetrieb. E. war Vizepräsident des Bundes deutscher Baumschulen und Mitglied des Berufsbildungsausschusses, des Gartenbauausschusses sowie des Pflanzenschutzausschusses der Landwirtschaftskammcr Wcscr-Ems. Er gehörte dem Landcsschulbcirat Nicdcrsachscn an. Nach 1945 am Aufbau freier Jugendorganisationen in Osnabrück beteiligt, wurde er Mitgründer und erster Vorsitzender des Osnabrücker Jugendrings. 1948-50 war er Diözesanjugendführer der Katholischen Jugend und Präsident der Katholischen Elternschaft Deutschlands. 1952 trat E. in die CDU ein. 1960-70 war er Kreisvorsitzender der CDU Osnabrück-Stadt, seit 1963 stellvertretender Bezirksvorsitzender, 1970-76 Bezirksvorsitzender der CDU Osnabrück-Emsland und seit 1972 Mitglied des Landesvorstandes der CDU Niedersachsen. 1952 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Osnabrück, 1961 Vorsitzender der CDURathausfraktion. 1956-70 war er Bürgermeister von Osnabrück. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) vertrat E. den Wahlkreis 33 (Osnabrück) im Bundestag. Am 10.9.1979 rückte er über die Landesliste Niedersachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Franz-Josef —» Nordlohe in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 8. Wahlperiode im November 1980 angehörte. Tn der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen, in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen und in der 8. Wahlperiode im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit September 1979) mit. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen, in der 5. und 6. Wahlperiode des Innenausschusses, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (bis Januar 1972) und in der 8. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit September 1979). Erti, Josef, * 7.3.1925 Oberschleißheim, t 16.11.2000 Murnau. Diplomlandwirt, kath. E., Sohn eines Landwirts, leistete nach dem Abitur (1943) Arbeitsdienst und nahm als Kampfflieger am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-47 machte er cinc landwirtschaftliche Lehre, studierte bis 1950 an der Technischen Hochschule München Landwirtschaft und legte das Diplom als Landwirt (1952) ab. Er war bis 1959 Leiter des Landjugendberatungsdienstes im Bayerischen Landwirtschaftsministerium, von dem er zur Alm- und Landwirtschaftsschule in Miesbach wechselte, die er seit 1960 als Oberlandwirtschaftsrat leitete. In diesem Jahr wurde er auch Direktor des Landwirtschaftsamtes Miesbach. 1978-91 war E. Präsident des Deutschen Skiverbandes, 1984-90 Präsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. Er gehörte zu den Begründern des Südtiroler Kulturwerks, dessen Präsident er wurde. 1952 trat E. in die FDP ein. 1954 wurde er Vorsitzender des Landesausschusses für Agrarpolitik. 1964-70 war er stellvertretender Vorsitzender, 1971-83 Vorsitzender der FDP Bayern. 1952-56 gehörte er dem Kreistag München-Land und 1966-71 dem Kreistag Miesbach an. In der 4.-10. Wahlperiode (1961-87) war E. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. 1968 hatte er den stellvertretenden Vorsitz der FDP-Fraktion inne. 1969-83 war E. Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unter den Kanzlern —> Brandt, —> Schmidt und —» Kohl. In den Verhandlungen mit der EG kämpfte er insbesondere gegen die Senkung der Erzeugerpreise und kritisierte das Übermaß staatlicher Zahlungen an die EG, die nach seiner Meinung nur Überproduk-

tion subventionierten. Seine Politik erwirkte eine allgemeine Erhöhung des Einkommensniveaus im landwirtschaftlichen Sektor und damit soziale Strukturstärkungen der ländlichen Regionen, etwa durch eine verbesserte Altersversorgung der Landwirte. In der 4. Wahlperiode engagierte sich E. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen, in der 4. und 5. Wahlperiode im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen, in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (in der 4. Wahlperiode von Februar 1963 bis Februar 1965) und des Ausschusses für Entwicklungshilfe (seit Oktober 1964), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß (von Oktober 1984 bis Februar 1986 und Februar/März 1986) an. 1971 erhielt E. den Bayerischen Verdienstorden, 1972 das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich, 1973 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1975 Stern und Schulterband dazu, 1974 den Karl-Abetz-Preis der Universität Freiburg, 1979 die Andreas-Hermes-Medaille und 1979 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Gutwillig, aber überfordert'? Der Abgeordnete in Bonn. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberrcutcr und Heinz Rausch. München 1969, S. 52-56. - Die soziale Sicherung der Menschen auf dem Lande. Bonn 1971. - Ernährungsund Landwirtschaftspolitik 1969-1972. Bonn 1972. - Bundestagsreden und Zeitdokumente. Bonn 1979. - Agrarpolitik ohne Illusionen. Politische und persönliche Erfahrungen. Frankfurt am Main 1985. - Einkommenschancen für Landwirte. Frankfurt am Main 1988. LITERATUR: Ulrich Kluge: Vierzig Jahre Agrarpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 2. Die Ära Höcherl (1965-1969). Die Ära E. (1969-1983). Die Ära Kiechle (ab 1983). Agrarpolitischer Rückblick und Ausblick. Hamburg 1989. - Karlheinz Niclauß: J. E. In: Udo Kempf und HansGeorg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 241-244. N A C H L A S S : Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. E s c h m a n n , Fritz, * 7.6.1909 Dieringhausen, t 22.2.1997 Gummersbach. Schlosser, Polizeibeamter, Offizier, Gewerkschaftsfunktionär, ev. E. besuchte 1915-23 die Volksschule, erlernte 1923-27 das Schlosserhandwerk und arbeitete 1927-32 als Schlossergeselle in Gummersbach. Vor 1933 war er in der Arbeiterjugend und der Arbeitersportbewegung tätig. Seit 1932 besuchte er die Polizeischule und Polizeifachschule in Hannoversch Münden und wurde im April 1933 Wachtmeister der Schutzpolizei am Standort Wuppertal. 1936 als Berufsunteroffizier im Rang eines Hauptfeldwebels in die Wehrmacht übernommen, besuchte er 1936-39 die Wehrmachtsrachschule. Nach der Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft war er zunächst Schlosser und Vorzeichner, 1946/47 Werkmeister in Berghausen (Bezirk Köln) und hatte den Bctriebsratsvorsitz in seinem Betrieb inne. Im Januar 1948 wurde er hauptamtlicher Kreisausschußvorsitzender und geschäftsführender Sekretär des Deutschen Gewerkschaftsbundes für den Oberbergischen Kreis in Gummersbach.

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Essen Seil 1946 gehörte E., Mitglied der SPD, dem Kreistag des Oberbergischen Kreises an. 1950-52 und 1956-61 war er ehrenamtlicher Landrat des Oberbergischen Kreises. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) gehörte E., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß lur Verteidigung mit, in der 2. Wahlperiode auch im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen, dem er in der 3. und 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht. Essen, Jörg van, * 29.9.1947 Burscheid. Jurist (Staatsanwalt), Dozent, kath. E. bestand 1966 in Siegen das Abitur, leistete Grundwehrdienst und studierte seit 1968 Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. 1973 legte er das Erste, und 1976 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1976-85 war er Staatsanwalt in Münster, Hagen und Dortmund, 1985-90 Oberstaatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft Hamm. 1978-84 nahm er einen Lehrauftrag für Strafrecht an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen wahr. 1985-89 war er Leiter von Referendararbeitsgemeinschaften. E. ist Mitglied des Vorstandes der Arnold FreymuthGesellschaft, Hamm, Vorsitzender des Deutsch-Niederländischen Vereins Suchthilfe, Münster, Vizepräsident der Deutschen Atlantischen Gesellschaft e.V., Bonn, sowie stellvertretender Vorsitzender des Beirates für Wirtschaftsrecht bei der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen e.V., Berlin. 1980 trat E. in die FDP ein. Er gehört dem Landesvorstand Nordrhein-Westfalen an und führt den Vorsitz des Bezirksverbandes Westfalen-Süd. Er ist Mitglied des Vorstandes der Vereinigung Liberaler Männer in Deutschland e. V. (LiMiD), Bonn. Seit 1990 gehört E., jeweils über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. Im November 1994 wurde er Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß und im Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Verteidigungsausschuß und dem 1. Untersuchungsausschuß (Kommerzielle Koordinierung) an. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordung und des Verteidigungsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. In der 14. Wahlperiode ist E. Ordentliches Mitglied des Ältestenrates, des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, des Wahlprüfungsausschusses, des Rechtsausschusses, des Gemeinsamen Ausschusses und des Vermitllungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Verteidigungsausschuß an. Er ist auch Stellvertretendes Mitglied der Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland und der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO. E ß m a n n , Heinz Dieter, * 17.11.1938 Wolfenbüttel. Betriebswirt, Prokurist, ev. E. durchlief eine Lehre als Großhandelskaufmann und Kraftfahrzeugmechaniker und ließ sich auf der Abendschule zum Betriebswirt und Werbekaufmann ausbilden. Er wurde Prokurist und Marketingleiter in einer Unternehmensgruppe der Automobilbranche. 1966 trat E. in die CDU ein. Er war Mitglied des Niedersachsenrates der lungen Union, des Bundesverteidigungsbeirates und des Bundesfachausschusses Sport und Stadt-

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verbandsvorsilzender der CDU Wollenbültel. 1972 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Wolfenbüttel, 1974 Bürgermeister. 1968-96 gehörte er dem Kreistag an und war zeitweise Fraktionsvorsitzender. In der 13. Wahlperiode (1994-98) gehörte E. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Innenausschusses. Als stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Sportausschuß und dem 2. Untersuchungsausschuß (DDR-Vermögen) an. Esters, Helmut, * 15.12.1935 Geldern. Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. E. bestand 1956 in Geldern das Abitur und studierte Geschichte und Politische Wissenschaften. 1963 übernahm er die Leitung der Abteilung Sozial- und Zeitgeschichte im Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung. 1968-71 war er persönlicher Referent des Schatzmeisters der SPD, Alfred Nau. 1969-81 gehörte E. dem Verwaltungsrat der Verbandssparkasse Goch an. 1975 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Eschborn. Er Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. 1958 trat E. in die SPD ein. 1968-70 war er Mitglied des Bezirksvorstandes Niederrhein der SPD, 1981-89 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Kleve. 1969-81 gehörte er dem Rat der Stadt Kevelaer an und war Vorsitzender der SPDFraktion. Am 15.1.1969 rücktc E. für den ausgcschicdcncn Abgeordneten Klaus —> Hübner in den Bundestag nach, dem er, jeweils über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik sowie des Ausschusses für Entwicklungshilfe. In der 6.-10. und in der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Haushaltsausschuß mit, dessen Vorsitzender er in der 9. Wahlperiode seit Oktober 1982 war, und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (von Mai bis September 1990). VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Hans Pelger: Gewerkschafter im Widerstand. Hannover 1967. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. Etzel, Franz, * 12. 8.1902 Wesel, t 9.5.1970 Wittlaer (heute zu Düsseldorf). Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. E., Sohn eines Landwirts und Bauhandwerkers, war zunächst Bergmann in Sterkrade und bestand 1922 in Oberhausen das Abitur. Er studierte Rechtswissenschaften in Frankfurt, Münster und München, legte 1930 in Berlin das Zweite Juristische Staatsexamen ab und arbeitete in einer Rechtsanwaltskanzlei. 1930-33 war er Jugendführer im Landesverband Niederrhein der Deutschnationalen Volkspartei. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Rechtsanwalt und Notar in Duisburg. 1969 war E. vorübergehend persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Simon in Düsseldorf, wechselte dann aber aus gesundheitlichen Gründen in den Aulsichtsrat. E. war Mitbegründer der CDU, 1946-49 Vorsitzender der Partei in Duisburg und 1949-52 Vorsitzender des Kreis Verbandes Duisburg. 1946 wurde er Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der CDU Nordrhein und Vorsitzender des wirtschaftspolitischen Ausschusses der CDU in der Britischen Zone.

Euler 1949 wurde E. im Wahlkreis 27 [86] (Rees-Dinslaken) direkt in den Bundestag gewählt. Nach der Wahl zum Vizepräsidenten der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl legte er am 4.1. 1953 sein Mandat nieder. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und bis Oktober 1952 Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, Ordentliches Mitglied und seit Dezember 1949 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit Dezember 1949). In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat E. den Wahlkreis 74 (Remscheid-Solingen) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. 1957-61 war E. Bundesminister der Finanzen. 1959 war E. als Nachfolger —> Adenauers im Gespräch. E. wurde mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und dem Grand Croix l'Ordre de la Couronne de Chêne ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Ziele der Steuerreform. Ethische und wirtschaftliche Elemente der Finanzpolitik im sozialen Rechtsstaat. Hamburg 1959. - Gutes Geld durch gute Politik. Gedanken über Wirtschafts-, Währungs- und Finanzpolitik im sozialen Rechtsstaat. Stuttgart 1959. - Finanzpolitik, Außenwirtschaft und Integration. Bonn 1960. Steuererhöhungen? Nein! Bonn 1963. - Probleme der Finanzpolitik und des Kapitalmarktes. Wiesbaden 1964. 16 Jahre SPD-Steuerpolitik. Propaganda und Widersprüche. Bonn 1965. LITERATUR: Wirtschafts- und Finanzpolitik im Zeichen der sozialen Marktwirtschaft. Festgabe für F. E. Hrsg. von Alfred Müller-Armack und Herbert B. Schmidt. Stuttgart 1967. - Dietrich Yorck: F. E. als Finanzpolitiker. In: Historisch-politische Mitteilungen 2 (1995) S. 173-187. - Klaus Gotto: F. E. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der dcutschcn Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 244-248. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; Bundesarchiv, Koblenz. Etzel, Hermann (Joseph Clemens), * 21.6.1882 Eisenfelden (Oberbayern), f 14.4.1978 Bamberg. Jurist, Dozent, Schriftsteller, kath. E. besuchte ein Humanistisches Gymnasium und studierte Philosophie, Rcchts- und Staatswisscnschaftcn, Privatwirtschaftslehre und Geographie an der Universität München sowie an den Handelshochschulen Frankfurt am Main und München. 1914 wurde er mit der Arbeit Zur Lehre vom Mitbesitz (veröffentlicht 1919) zum Dr. jur. utr. promoviert. 1915-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Er war Dozent an der Akademischen Abteilung der Handels- und Realschule Calw (Württemberg), 1919-34 stellvertretender Direktor bzw. Direktor der Handwerkskammer für München und Oberbayern. 1934 wurde er aus politischen Gründen zwangspensioniert. 1945/46 gründete E. das Orchester der Bamberger Symphoniker, 1954 den „Deutschen Klub" in Bamberg und übte eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit aus. 1948 trat E. in die Bayernpartei ein. Im selben Jahr wurde er Mitglied der Landesleitung, 1949 stellvertretender Landesvorsitzender. Seit 1946 war er Landrat in Bamberg. In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte E. mit einem Mandat der BP-Ergänzungsliste Bayern dem Bundestag an. Er gehörte zunächst des BP-Fraktion, seit 14. 12.1951 der Fraktion der Föderalistischen Union (FU) an, die er am 3.12.1952 verließ. E. war dann fraktionslos, arbeitete aber mit der Gesamtdeutschen Volkspartei zusammen. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß zum Schutz der

Verfassung (bis Dezember 1951), dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik (von Februar bis Dezember 1951) und dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (bis Dezember 1951) an. Von Februar bis September 1951 war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die deutschfeindliche Politik des Prcußentums und die Aufgabe der Gegenwart. München 1949. - Ausgewählte politische Aufsätze. Köln 1955. - Die geschichtliche Stunde Deutschlands. Köln 1955. - Well im Umbruch. Köln 1956. - Es ist Halbzeit. Die internationale Lage, Berlin und das deutsche Problem. Köln 1958. NACHLASS: Stadtarchiv Bamberg. Etzenbach, Peter, * 25.10.1889 Eitorf (Siegkreis), t 12.6.1976 Freudenstadt. Verwaltungsbcamtcr, Steuerberater, kath. Als Verwaltungsbeamter tätig, wurde E. 1933 aus politischen Gründen entlassen. 1934-45 war er Steuerberater und Wirtschaftstreuhändcr und als solcher Leiter einer größeren Grundbesitzverwaltung mit eigenem Landwirtschafts-, Forst- und Holzwirtschaftsbetrieb. E. war jahrzehntelang ehrenamtlich im Genossenschaftswesen (RailTeisen) und in den Verbänden der freien gemeinnützigen Krankenhäuser und Wohlfahrtseinrichtungen tätig. E. trat in die CDU ein und wurde Kreisvorsitzender des Siegkreises. Er war Vorsitzender des Bundesparteiausschusses Öffentliche Verwaltung sowie Mitglied des Landeswirtschaftsausschusses und des Landesmittelstandsausschusses. 1945 wurde er Bürgermeister der Gemeinde Eitorf, gehörte dem Gemeinderat an und war Mitglied des Kreistages. 1948 wurde er Landrat des Siegkreises. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat E. den Wahlkreis 11 [70] (Siegkreis) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war er zunächst Stellvertretendes, seit November 1950 und in der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Inneres. In der 1. und 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Beamtenrecht an (in der 2. Wahlperiode bis Januar 1957, danach als Stellvertretendes Mitglied). In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesen und des Ausschusses zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik (seit Dezember 1953) und bis Januar 1957 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik an. In der 3. Wahlperiode war er zunächst Stellvertretendes, seit Oktober 1960 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge. Euler, August-Martin, * 9.5. 1908 Kassel, t 4.2.1966 Brüssel. Jurist (Rechtsanwalt, Notar). E., Sohn eines Lokomotivführers, besuchte die Oberrealschule in Kassel und studierte 1927-32 Rechts- und Staatswissenschaften in Marburg, Wien und Göttingen. 1932 legte er das Referendarexamen, 1936 die Große Juristische Staatsprüfung ab. 1936-39 war er Anwaltsassessor in Göttingen, Celle und Hersfeld und arbeitete seit 1939 als Vertragsjurist bei der I.G. Farbenindustrie AG und beim Generalbevollmächtigten Chemie in Berlin. 1944 wurde er Soldat. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich als Rechtsanwalt und Notar in Frankfurt am Main nieder. 1958-66 war er Generaldirektor bei der Versorgungsabteilung der Euratom in Brüssel.

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Even E. wirkle am Aufbau der hessischen FDP mit. 1946-56 war er Vorsitzender des FDP-Landesverbandes Hessen und Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes der FDP. 1956 schied er aus der FDP aus, gehörte zu den Begründern der Freien Volkspartei (FVP) und wurde im selben Jahr Mitglied des Bundesvorstandes der FVP. Nach der Fusion der FVP mit der Dcutschcn Partei (DP) 1957 wurde er Landesvorsitzender der DP (FVP) Hessen. 1945/46 war E. Landrat des Kreises Hersfeld. Er gehörte dem Deutschen Rat der Europäischen Bewegung an. 1947-49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinte Wirtschaftsgebiet und stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion. Von Juli bis November 1946 gehörte er der Verfassungsberatenden Landesversammlung Groß-Hessen an und hatte den Vorsitz der LDP-Fraktion innc. 1946/47, 1950/51 und 1954/55 war er Mitglied des Hessischen Landtages, 1946/47 und 1954/55 Vorsitzender der LDP- bzw. FDP-Fraktion. Von 1949 bis zu seiner Mandalsniederlegung am 10.9.1958 war E. Mitglied des Bundestages. In der 1. und 2. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 4 bzw. 129 (Ziegenhain); 1957 wurde er über die DP-Landesliste Hessen gewählt. Von Januar 1951 bis Mai 1952 war er Vorsitzender, von 1949 bis Januar 1951 und von 1953 bis Januar 1956 stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion, aus der er am 23.2.1956 austrat. Zunächst fraktionslos, Schloß er sich am 15.3.1956 der Demokratischen Arbeitsgemeinschaft (DA), am 26.6.1956 der FVP an, die am 14.3.1957 mit der DP fusionierte. In der 1. Wahlperiode war E. Vorsitzender des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung sowie Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des Grundgesetzes (seit März 1953), des Ausschusses zum Schutz der Verfassung (seit Februar 1953), des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (seit März 1953), des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit Februar 1953), des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG (bis Juni 1951) und des Ausschusses zur Mitberatung des EVGVertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit März 1953). In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (bis Februar 1956 und seit März 1956), im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis September 1954 und wieder von März 1956 bis Januar 1957; von September 1954 bis Februar 1956 und seit Januar 1957 war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Atomfragen (seit Januar 1956) mit, dessen Vorsitzender er im Januar 1957 wurde. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wahlprüfung und Immunität (seit März 1956). dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (von Oktober 1954 bis Mai 1955), dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit März 1956) und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (seit März 1956) an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (bis Juli 1958), dem Ausschuß für Wiedergutmachung (seit Dezember 1957) und dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodcnrecht an. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Even, Bert, * 14.3.1925 Krefeld. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. E., Sohn eines Volksschulrektors und einer Konzertsängerin, besuchte das Realgymnasium in Krefeld, seit 1938 die städtische Oberschule in Düsseldorf und bestand 1943 die Reifeprüfung. Während der Schulzeit war er in der damals illegalen katholischen Jugendbewegung tätig. 1943 lei-

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stete er Reichsarbeitsdienst, war 1943-45 Soldat und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1945-48 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Köln, legte 1949 die Erste Juristische Staatsprüfung ab und wurde 1951 mit der Arbeit Das Widerstandsrecht des Staatsbürgers zum Dr. jur. promoviert. 1953 legte er die Große Juristische Staatsprüfung ab und war 1954-57 Rcgicrungsasscssor und Dezernent bei der Bezirksregierung in Düsseldorf. 1969 wurde E. Präsident des Bundesverwaltungsamtes in Köln, 1986 zusätzlich Präsident des Bundesausgleichsamtes in Bad Homburg v. d. Höhe. 1990 trat er in den Ruhestand. 1946 wurde E. Mitglied der CDU und der Jungen Union. 1949-63 war er Landessprecher der Jungen Union Rheinland. 1949 wurde er Landesvorstandsmitglied der CDU, 1956 Mitglied des Bundesparteiausschusscs. 1955-60 war er stellvertretender Bundesvorsitzender, 1961-63 Bundesvorsitzender der Jungen Union. 1960 wurde er Mitglied des Bundesparteivorstandes der CDU, 1962 Vorsitzender des Landesehrengerichts der CDU Rheinland und 1959 Vorsitzender des Trägervereins der Karl-Arnold-Bildungsstätte. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) war E. Mitglied des Bundestages. 1957 und 1961 wurde er über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen, 1965 im Wahlkreis 56 (Düren) direkt gewählt. Er war Vorsitzender des Juristischen Arbeitskreises der CDU/CSU-Fraktion und Mitglied des Fraktionsvorstandes. Als innen- und rechtspolitischer Sprecher der CDU/ CSU-Fraktion (1967-69) hatte er 1968 wesentlichen Anteil am Zustandekommen der Notstandsverfassung. In allen drei Wahlperioden war E. Ordentliches Mitglied des Innenausschusses (seit Dezember 1959), dessen stellvertretender Vorsitzender er im Januar 1966 wurde, und Stellverü'ctcndes Mitglied des Rechtsausschusscs (in der 5. Wahlperiode seit Mai 1967). In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Gesundheitswesen und im Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung (bis Juni 1960) sowie des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen (seit Februar 1961). In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen, des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und des 2. Untersuchungsausschusses (seit November 1963), in der 5. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses. 1969 erhielt E. das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1990 den Stern dazu. LITERATUR; Jürgen Wahl: Aktion und Verantwortung. Der Bundesverband unter B. E. von 1961 bis 1963. In: Manfred Dumann (Hrsg.): 25 Jahre Junge Union Deutschlands. Werdegang, Grundlagen, Aufgaben. Bonn 1972, S. 49-59. Ders.: Die Demokratie aufbauen und verteidigen. Gespräch mit B. E. Ebd., S. 61-66. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Even, Johannes, * 10.12.1903 Essen, f 24.11.1964 Köln. Bäcker, Verbandsfunktionär. Zunächst Bäcker, bildete sich E. durch Privatstudien und Kurse der Christlichen Gewerkschaft und der katholischen Arbeiterbewegung weiter und wurde Leiter des Sekretariats der katholischen Arbeiterbewegung in der Diözese Mainz (bis 1933). Er war Mitglied des Landesvorstandes Hessen der Zentrumspartei. 1939 seiner Ämter enthoben, wurde er Geschäftsführer der Bäckerei-Einkaufsgenossenschaft in Bergheim. Nach Kriegsende nahm E. eine führende Stelle in der katholischen Arbeiterbewegung und in der Redaktion ihres Organs „Ketteier Wacht" in Köln ein und wurde 1948 Verbandssekretär der Katholischen Arbeiterbewegung Westdeutschlands. 1955 gehörte er zu den Begründern der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands und war Präsident in

Ewers ihrem Hauplvorstand. 1959 wurde er Verbandsvorsitzender der Katholischen Arbeiterbewegung Westdeutschlands. E. war Mitgründer der CDU in Bergheim. 1946-50 gehörte er dem Nordrhein-Westfälischen Landtag an. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat E. den Wahlkreis 5 bzw. 64 (Bergheim-Euskirchen) im Bundestag gewählt. 1953 wurde er Mitglied des Vorstandes der CDU/CSU-Fraktion. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Januar 1952), im Ausschuß gemäß Artikel 15 GG, im Untersuchungsausschuß zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951), im Wahlrechtsausschuß (seit März 1953) und im Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films sowie dem Ausschuß für Arbeit (seit November 1950) an. In der 2. und 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (bis November 1964) des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. In der 2. Wahlperiode saß er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Besatzungsfolgen (bis Februar 1955) und im Ausschuß für Arbeit, in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen und in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (bis Januar 1964). 1953 wurde er Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenaucr-Stiftung, Sankt Augustin. Evers, Hans, * 24.9.1925 Helsinki, t 3. 3.1999 Freiburg im Breisgau. Diplomkaufmann, Verwaltungsbeamter, Dozent, ev. E. besuchte die Oberrealschule, legte 1943 das Kriegsabitur ab und war bis Kriegsende Soldat. Seit 1946 studierte er Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre in Rostock, Mannheim und Berlin, Schloß das Studium 1949 als Diplomkaufmann ab und wurde 1950 mit der Arbeit Betriebsformen und Finanzierungsprobleme des Obst- und Gemüsehandels zum Dr. rer. pol. promoviert. 1950-52 war er im Berliner Senat, 1952-56 in der Stadtverwaltung Braunschweig und 1956-63 im Bundesdienst tätig, seit 1961 als Regierungsrat. 1963-69 hatte er das Amt des Stadtkämmerers der Stadt Freiburg im Breisgau inne. 1953-63 und 1967/ 68 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Hochschule Braunschweig und der Universität Frankfurt. E. gehörte dem Verwaltungsbeirat der Firma Koch GmbH, Bau und Beton KG, Freiburg, sowie dem Vorstand des Vereins für Kommunalpolitik und Kommunalwirtschaft e. V. an und war Präsident der Freiburger Turnerschaft von 1844. E. war stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Südbaden, Mitglied des Landesvorstandes der CDU Baden-Württemberg und 1969-77 Vorsitzender des Bundesfachausschusses Sport der CDU. 1970-74 hatte er den Vorsitz des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU Baden inne. Er war Bürgermeister der Stadt Freiburg. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) vertrat E. den Wahlkreis 190 (Freiburg) im Bundestag. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (seil Oktober 1974) dem Finanzausschuß an. In der 7. und 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und Vorsitzender des Sportausschusses. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Haushaltsausschuß an. 1976-80 war er Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Ewen, Carl, * 23.2.1931 Leer (Ostl'riesland). Grund- und Hauptschullehrer, ev. E. besuchte während des Zweiten Weltkrieges verschiedene Gymnasien, bestand 1950 das Abitur in Emden und war dann Erziehungspraktikant in einem Kinder- und Erziehungsheim. 1951-53 studierte er an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen und legte 1953 die erste Lehrerprüfung ab. 1953-59 unterrichtete er in Wirdum (Kreis Norden) und legte die zweite Lehrerprüfung ab. 1959-66 war er Schulleiter in Visquard (Kreis Norden), 1966-72 Rektor der Volksschule mit Förderstufe in Jennelt. 1953 wurde E. Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Er hatte den Vorsitz der Gesellschaft zur Förderung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der UdSSR, Region Ems-Jade, inne. 1965-72 war er Mitglied bzw. stellvertretendes Mitglied des Evangelisch Reformierten Landeskirchentages und des Bezirkskirchentages. Er Ubernahm auch das Amt des Präsidenten der Ostfriesischen Landschaft. 1959 trat E. in die SPD ein. 1959-72 war er Vorsitzender des Ortsvereins Visquard, 1965-79 Vorsitzender des Unterbezirks Norden, 1979-87 Vorsitzender des Unterbezirks Aurich. 1970-87 gehörte er dem Bezirksvorstand Weser-Ems an. 1970 wurde er Vorsitzender des kommunalpolitischen Beirates auf Bezirksebene. 1961-72 war er Bürgermeister der Gemeinde Visquard, 1961-87 Mitglied des Kreistages und 1964-72 Landrat des Kreises Norden. 1964-68 gehörte er dem Wirtschafts- und Verkehrsausschuß des Niedersächsischen Landkreistages an, dessen stellvertretender Vorsitzender er 1968-72 war. In der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) vertrat E. den Wahlkreis 20 (Emden-Leer), in der 9.-12. Wahlperiode (1980-94) den Wahlkreis 19 (Aurich-Emden) im Bundestag. 1980-87 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion und fremdenverkehrspolitischer Sprecher der Fraktion. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen sowie dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit Juni 1974, davor als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (bis Februar 1978), zunächst Stellvertretendes, seit Februar 1978 Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusscs und seit Mai 1979 Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 9. und 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (in der 9. Wahlperiode bis Dezember 1982, in der 10. Wahlperiode seit September 1983), in der 10. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß (bis September 1983) und in der 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft an. In der 11. und 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr, in der 12. Wahlperiode im Ausschuß für Fremdenverkehr mit. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Ewers, Hans, * 5.4.1887 Lübeck, f 29.12.1968 Lübeck. Jurist (Rechtsanwalt, Notar). E. studierte an den Universitäten München, Heidelberg, Berlin und Kiel Rechtswissenschaften und war nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg Rechtsanwalt und Notar in Lübeck. Er wurde Mitglied der Deutschen Volkspartei, war 1921-26 Fraktionsvorsitzender seiner Partei in der Lübecker Bürgerschaft und gehörte bis 1933 dem Senat an. Danach arbeitete er wieder als Jurist. Im September 1945 wurde E. erneut Mitglied der Lübecker Bürgerschaft. Im November 1947 trat er der Deutschen Partei (DP) bei und war bis September 1949 Landes Vorsitzender der DP Schleswig-Holstein.

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Exner In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte E. mil einem Mandai der Landeslisle Schleswig-Holslein dem Bundestag an. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Wahlprufungsausschuß, im Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität (seit Juni 1951, davor war er Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit April 1951, davor war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis November 1951, danach bis Juli 1952 und wieder seit März 1953 war er Stellvertretendes Mitglied) mit. Er war Ordentliches Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Untersuchungsausschusses betr. Dokumentendiebstahl im Bundeskanzleramt (seil Oktober 1951). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des GG (seit Juni 1953), dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (seit Juni 1953), dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht (seit September 1952), dem Ausschuß für Kulturpolitik und dem Wahlrechtsausschuß (seil März 1953) an. Exner, Karl-Heinz, * 3.1.1920 Herne, f 22.3.1999 Lüdinghausen. Arbeiter, Verbandsfunktionär, ev. E. besuchte die Volksschule und war 1934-37 als angelernter Arbeiter in einer Maschinenfabrik tätig. Seit 1937 leistete er Militärdienst und nahm 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil. 1947-55 arbeitete er in einem Ofenwerk und gehörte dort vier Jahre dem Betriebsrat an. 1955-61 war E. Arbeitersekretär der Evangelischen Arbeiterbewegung und zeitweise Sekretär der Christlichen Gewerkschaft Deutschlands. 1962 wurde er S ozi al Sekretär der Evangelischen Kirche von Westfalen. 1950 trat E. in die CDU ein. 1961 wurde er Mitglied des Hauptvorstandes der Sozialausschüsse der CDU. 1961-64 gehörte er dem Kreistag des Landkreises Beckum an. Am 30.11.1964 rückte E. für den verstorbenen Abgeordneten Johannes —>Even in den 4. Deutschen Bundestag nach. In der 5. Wahlperiode wurde er über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik mit (seit Januar 1965) mit. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (seit Januar 1965), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden sowie des Ausschusses für das Bundesvermögen. Ey, Richard, * 8.3.1923 Stemshorn, f 4.4.1990 Lemförde. Landwirt, Unternehmer, ev. E. besuchte die Graf-Friedrich-Schule in Diepholz und bestand das Abitur. 1940-45 war er Soldat, seil 1942 im Rang eines Offiziers. Nach dem Krieg wurde er Landwirt in Quernheim, 1955 landtechnischer Lohnunternehmer. E. war Vorsitzender der Landes- und Bundesverbandes der Lohnunternehmer, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft für Normenberatung, Abteilung Landtechnik und Landarbeit, sowie Vorstandsmitglied des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft. Er gehörte dem Sprengelbeirat der Evangelisch-lutherischen Kirche, Sprengel Osnabrück, an und war Vorsitzender des Kirchenkreistages Grafschaft Diepholz. Zunächst Mitglied der FDP, wechselte E. am 21.2.1967 zur CDU. 1952 wurde er Bürgermeister der Gemeinde Quernheim, 1956 Mitglied des Kreistages Grafschaft Diepholz. 1963-73 war E. Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Bis Februar 1967 gehörte er der FDP-Fraktion, danach der CDU-Fraktion an. 1970-72 war er Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

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In der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) vertrat E. den Wahlkreis 34 (Nienburg) im Bundestag. In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in dem er in der 8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusscs, des Rechtsausschusses (bis November 1977) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (von November 1977 bis März 1980 und wieder seit April 1980). LITERATUR: Gabriela I. Carmanns: Geschichte und Politik des niedersächsischen Landesverbandes der FDP in seiner Umbruch- und Konsolidierungsphase 1967-1978. Aachen 2000. Eylmann, Horst, * 1.12.1933 Altendorf (Kr. Land Hadeln). Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. E. bestand 1955 am Athenaeum in Stade das Abitur und studierte Volkswirtschaft, Psychologie und Rechtswissenschaften in Hamburg und München. 1959 legte er das Erste, 1963 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1963 wurde er Rechtsanwalt, 1968 Notar in Stade. E. ist Mitglied des Vcrwaltungsrates der Krcissparkasse Stade, des Aufsichtsratcs der Stadtwerke Stade GmbH, des Verbandsausschusses des E-Verbandes Stade und des Niedersächsischen Justizprüfungsamtes. 1968 trat E. in die CDU ein. 1972 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Stade; 1972-81 war er Fraktionsvorsitzender. 1972 wurde er auch Mitglied des Kreistages im Landkreis Stade und hatte dort 1976-83 den Vorsitz der CDU-Fraktion innc. 1981-86 war er ehrenamtlicher Bürgermeister in Stade; 1989 übernahm er dieses Amt erneut. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) vertrat E. den Wahlkreis 25 (Stade - Rotenburg I) im Bundestag. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses, seit Mai 1992 dessen Vorsitzender. In der 10. Wahlperiode gehörte er zunächst als Stellvertretendes, seit Juli 1984 als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß und im Juli/August 1984 als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an, dessen Stellvertretendes Mitglied er auch in der 11. (bis Mai 1987) und 12. Wahlperiode war. In der 11. Wahlperiode war er Vorsitzender des 1. Untersuchungsausschusses (U-Bool-Pläne) und arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, im Rechtsausschuß und im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit. In der 12. Wahlperiode hatte er den Vorsitz des 1. Untersuchungsausschusses (Kommerzielle Koordination) inne, dessen Stellvertretendes Mitglied er im August 1992 wurde. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis Mai 1992), stellvertretender Vorsitzender des Wahlprüfungsausschusses (bis Mai 1992) und Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Innenausschuß und dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. 2000/2001 gehörte E. der von Otto —> Schily einberufenen Zuwanderungskommission an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Umsetzung von EG-Recht in nationales Recht und die Mitwirkung des Rechtsausschusses. In: Renate Hellwig (Hrsg.): Der Deutsche Bundestag und Europa. München/Landsberg am Lech 1993, S. 114-126. Die Gesetzgebungsarbeit im Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages. In: Zeitschrift für Gesetzgebung 9 (1994) Heft 2, S. 146-152.

Eyrich Eymer, Anke, geb. Kaiinka, * 12.4.1949 Fiefbergen. Grund- und Hauptschullehrerin. E. sludierle nach dem Abitur Soziologie, Kunsterziehung, Geographie und Evangelische Religion an der Pädagogischen Hochschule Kiel. 1972 legte sie die erste Prüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen ab und trat in den Schuldienst ein. 1987 wurde sie Rektorin der BugenhagenSchule in Lübeck. E. ist Vizepräsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e. V. und Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Schlcswig-Holstcin der Deutsch-lsraclischcn Gesellschaft (beide Berlin). 1970 trat E. in die Junge Union, 1972 in die CDU ein. Sie ist stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU in der Hansestadt Lübeck und Kreisvorsitzende der Frauen-Union Lübeck. Seit 1990 ist E., jeweils über die CDU-Landesliste Schleswig-Holstein gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend, des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" (seit Mai 1992, davor Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Familie und Senioren (seit Oktober 1993), in der 13. Wahlperiode Ordcntlichcs Mitglied und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In der 12. und 13. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Pctitionsausschuß und dem Ausschuß für Gesundheit an. In der 13. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel". In der 14. Wahlperiode ist sie stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Eymer, Ekkehart, * 22. 9.1945 Aalborg (Dänemark). Jurist (Rechtsanwalt). E. besuchte ein Humanistisches Gymnasium in Lübeck und bestand 1966 das Abitur. Er studierte Rechts-, Staatsund Politische Wissenschaften in Marburg, Lausanne und Kiel. 1972 legte er die Erste, 1976 die Zweite Juristische Staatsprüfungen ab, studierte an der Verwaltungshochschule in Speyer und wurde dann als Rechtsanwalt zugelassen. 1972 hielt er sich ein halbes Jahr zu Forschungszweckcn in den USA auf. E. ist Geschäftsführender Gesellschafter der HamburgerMakler-Kontor GmbH (Hamako), Hamburg. 1973 wurde E. Mitglied des Bundesvorstandes, Schatzmeister und Justitiar der Jungen Union. 1972-76 war er Kreisvorsitzender der CDU in der Hansestadt Lübeck. Er gehört dem Bundeslinanzausschuß der CDU an. In der 8. Wahlperiode (1976-80) war E. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Schleswig-Holstein Mitglied des Bundestages. Am 14. 1.1981 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Karl-Heinz —»Narjes in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 9. Wahlperiode 1983 angehörte. In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und

des Petitionsausschusses (bis November 1977, danach Stellvertretendes Mitglied), dem er in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 9. Wahlperiode arbeitete er von Januar bis November 1981 im Ausschuß für Forschung und Technologie mit, dessen Stellvertretendes Mitglied er danach war, und gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (seit November 1981) an. Eyrich, Heinz, * 1.2.1929 Tuttlingen. Jurist (Rechtsanwalt, Staatsanwalt), ev. E., Sohn eines Obermeisters und Instrumentenbauers, besuchte das Gymnasium und bestand 1948 das Abitur. 1949-52 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg im Breisgau. 1952 legte er die Erste, 1957 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1955 wurde er mit der Arbeit Die Eigenart der modernen Regelung des Tarifvertrages zum Dr. jur. promoviert. 1957-62 war er Gerichtsassessor. 1962 wurde er Staatsanwalt, 1965 Amtsgerichtsrat und 1966 Erster Staatsanwalt. E. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Baden eGmbH, Freiburg, und Mitglied des Beirates der Landeskreditbank Baden-Württemberg. 1955 trat E. in die CDU ein. 1962 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der CDU Siidbaden. 1965-69 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Südbaden und bis 1969 stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union Deutschlands. 1979-91 gehörte er dem CDU-Landesvorstand BadenWürttemberg an und 1986-91 hatte den Vorsitz des Bundesarbeitskreises Christlich-Demokratischer Juristen inne. 1962 wurde er Mitglied des Gemeinderates in Freiburg im Breisgau. 1978-91 war E. Justizminister in Baden-Württemberg, 1983/84 auch Innenminister. 1984 übernahm er zusätzlich das Ministerium für Bundesangelegenheiten. Er war zudem Europabeauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg. 1987 wurde das Justizministerium zum Ministerium für Justiz, Bundes- und Europaangelegenheiten umgestaltet, das er bis 1991 leitete. 1991/92 war E. baden-württembergischer Minister für Europa- und Bundesangelegenheiten. 1980-92 gehörte er dem Baden-Württembergischen Landtag an. 1986 wurde er Vorsitzender des Ausschusses für Fragen der EG des Bundesrates. 1990 übernahm er den Landesvorsitz der Europaunion Baden-Württemberg. Von 1969 bis zur Niederlegung des Mandats am 16.10.1978 vertrat E. den Wahlkreis 189 (Lörrach-Müllheim) im Bundestag. 1977 übernahm er den Vorsitz des Arbeitskreises I für Innen- und Rechtspolitik der CDU/CSU-Fraktion. In der 6. und 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses. In der 8. Wahlperiode gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis November 1977) und dem Innenausschuß (seit November 1977) an. 1990 erhielt E. das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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F F a c h e , Sabine, * 17.3.1946 Untermolbitz (Thüringen). Diplomlehrerin. F. bcsuchtc 1960-64 die Obcrschulc in Altenburg und bestand das Abitur. 1964-68 studierte sie in Rostock und an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam und legte das Staatsexamen für Biologie und Chemie ab. 1968-79 war sie Fachlehrerin an einer Polytechnischen Oberschule in Altenburg, 1977-79 stellvertretende Direktorin und von 1979 bis Januar 1990 Direktorin. 1991 wurde sie Fachlehrerin an einer Regelschule. 1976 trat F. in die SED ein. 1991 war sie Mitglied des PDS-Bundesvorstandes, 1992-95 des PDS-Landesvorstandes Thüringen und 1992-95 stellvertretende Landesvorsitzende der PDS in Thüringen. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte sie der Volkskammer an (Wahlkreis 09, Listenplatz 5, Bezirk Leipzig). 1994 wurde sie Mitglied Kreistages Altenburg. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war F. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Im Dezember 1990 und 1994 kandidierte sie erfolglos für den Bundestag. Falk, Ilse, geb. von Lüpke, * 21.9. 1943 Bevensen. Fachfrau für Gartenbau, Unternehmerin, ev. F. besuchte das Gymnasium in Celle, anschließend die Reii'ensleiner Landfrauenschule in Obernkirchen und durchlief eine Gartenbaulehre. Sie arbeitet im Vermessungsbüro ihres Ehemannes mit. 1984-97 war sie Presbyterin der evangelischen Kirche Xanten-Mörmter. F. ist Mitglied des Kuratoriums der Evangelischen Akademie Mülheim (seit 1991), Mitglied der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mitglied des Aufsichtsrates des Evangelischen Krankenhauses Wesel (seit 1998) und Vorsitzende des Vereins Begegnungsstätte Körperbehinderte und ihre Freunde, Rheinberg. 1984 trat F. in die CDU ein. Sie wurde Mitglied des Kreisvorstandes der CDU Kreis Wesel, Kreisvorsitzende der Frauen-Union (1989) und Mitglied der Mittelstandsvereinigung der CDU. Seit 1995 gehört sie dem Bundesvorstand des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU an. 1989-96 war sie Stadtverordnete im Rat der Stadt Xanten. Seit 1990 ist F., jeweils über die CDU-Landes liste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. Sie ist Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Fraktion und Obfrau der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In der 12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Frauen und Jugend mit und war Stellvertretendes Mitglied des Petilionsausschusses, des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Mai 1991), des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, des Haushaltsausschusses und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an und war Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses, des Haushaltsausschusses, des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der EnqueteKommission „Dcmographischer Wandel". In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ältestenrates und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Ausschusses für Bildung,

Forschung und Technikfolgenabschätzung, des Rechtsausschusses sowie der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin". Falke, Franz, * 22.3.1909 Ascheberg (Kr. Lüdinghausen), '!' 9.12.1994 Ibbenbüren. Malermeister, kath. F. besuchte das Progymnasium, begann 1923 eine Malerlehre und legte 1932 die Meisterprüfung ab. 1935-40 war er Geschäftsführer in einem meisterlosen Betrieb. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und war drei Monate in Kriegsgefangenschaft. 1945 wurde er Mitinhaber, 1966 Alleininhaber eines Malergeschäftes. Nebenberuflich war er Fachlehrer an der Kreisberufsschule, Fachberater in der Malerinnung und seit 1956 Mitglied des Sozialausschusses beim Landesinnungsverband Westlalen-Lippe. 1945 trat F. in die CDU ein. Seit 1946 gehörte er der Stadtvertretung Ibbenbüren an, wurde 1952 Fraktionssprecher und war 1960-64 Bürgermeister, danach Fraktionsvorsitzender. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat F. den Wahlkreis 95 (Steinfurt-Tecklenburg) im Bundestag. Am 27.7.1967 rückte er für den verstorbenen Abgeordneten Theodor —> Mengelkamp über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 5. Wahlperiode 1969 angehörte. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familienund Jugendfragen und im Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. In der 5. Wahlperiode gehörte er seit Oktober 1967 als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß an. Falkner, Ernst, * 24.2.1909 München, t 27.10.1950 Leipheim. Philologe, Jurist, kath. F. studierte Philosophie und Rechtswissenschaft in München und Freiburg und gründete eine monarchistische Hochschulgruppe. 1932 wurde er mit der Arbeit Wiguleus Hundt und seine Sprache im „Bayrischen Stammenbuch" promoviert. Vor 1933 war er Korrespondent der United Press. 1932 trat er dem Bayerischen Heimat- und Königsbund bei. 1938 wurde er Honorarkonsui einer mittelamerikanischen Republik in Bayern, jedoch durch mehrere Verhaftungen zwischen 1933 und 1940 in seiner Arbeit behindert. Er war Mitbegründer der Freiheitsaktion Bayern. 1945 wurde er des Hochverrats angeklagt. Nach der Kapitulation wurde F. Bürgermeister von Steinburg und Landrat in Bogen (Niederbayern). Als kommissarischer Regierungspräsident für Niederbayern/Oberpfalz wurde er am 18.10.1945 von der Militärregierung des Amtes enthoben. Danach engagierte sich F. in der CSU und wurde 1946 Vorsitzender des Bezirks Verbandes Niederbayern sowie Mitglied des Parteiausschusses für Zwischenstaatliche Beziehungen. 1948 trat er der Bayernpartei (BP) bei und wurde im Juni desselben Jahres Generalsekretär und Landesschatzmeister der Partei. F. war Mitbegründer der Bayerischen Selbsthilfegenossenschaft, des Verlags der Bayernpartei, der „Weiß-Blauen Hefte" und der „Bayerischen Landeszeitung", deren Verlagsleiter er 1949/50 war. Von 1949 bis zu seinem Unfalltod gehörte F. über die bayerische Ergänzungsliste der BP dem Bundestag an. Er war Fraktionsvorsitzender sowie Vorsitzender des Ausschusses

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Faller für Beamtenrecht. F. sprach sich gegen das Grundgesetz aus und trat für die Eigenstaatlichkeit Bayerns ein. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des GG, dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis Januar 1950) und dem Ausschuß für Beamtenrecht an, dessen Vorsitzender er seit Dezember 1949 war. F aller, Walter, * 11.11.1909 Frankeneck (Pfalz). Mechaniker. F. besuchte die Realschule in Schopfheim (Württemberg) und durchlief bis zur Gesellenprüfung 1927 eine Mechanikerlchre. 1927-33 arbeitete er als Mechaniker in Württemberg und der Schweiz, danach in anderen Berufen. 1939 ging er als Mechaniker zur Deutschen Reichsbahn. 1940 wurde er eingezogen. 1941 war er Vorhandwerker der Fahrleitungsgruppc Eisenbahn und von 1942 bis November 1944 als Eisenbahner im Osteinsatz. 1949 wurde F., der sich 1927 dem Deutschen MetallarbeiterVerband (DMV) angeschlossen hatte, Mitglied des Vorstandes des DGB-Kreisausschusses Lörrach. 1928 trat F. der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) bei. 1933 wurde er Vorsitzender des Reichsbanners. 1945 war er Mitbegründer der regionalen SPD, 1946-51 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Oberbaden und 1948-52 Mitglied des Bezirksvorstandes. 1951 wurde er Vorsitzender der SPD in Schopfheim. Seit 1945 saß F. im Gemeinderatskomitee und Stadtrat in Schopfheim, bis 1947 auch in der Kreisversammlung von Lörrach. Im November 1951 wurde er erster Beigeordneter in Schopfheim. 1946-51 und 1972-78 war er Mitglied des Kreistages. A m 4 . 1 2 . 1 9 5 1 rückte F. über die Badische Landesliste für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gustav —> Herbig in den 1. Deutschen Bundestag nach. In der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) gehörte er dem Bundestag jeweils mit einem Mandat der Landesliste Baden-Württemberg an. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit Februar 1952), in der 1. und 2. Wahlperiode des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit Februar 1952, bis Oktober 1954), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Bcamtcnrccht (seit Oktober 1954, davor Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Verkehrswesen, in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (seit März 1952), dem Ausschuß für ERP-Fragen (seit Februar 1953), dem Ausschuß für Verfassungswesen (seit März 1952), dem Ausschuß für Grenzlandfragen (seit März 1952) und dem Wahlrechtsausschuß (seit März 1953) an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bcsatzungsfolgen, des Ausschusses für Kommunalpolitik und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Inneres, in der 5. Wahlperiode des Verkehrsausschusses und in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmcldewesen. 1961-73 gehörte F. dem Europäischen Parlament an. LITERATUR: Artur Cremans: W. F. In: Jahrbuch der Stadt Schopfheim 15 (2000) S. 31-33. F a l t l h a u s e r , Kurt, * 13.9.1940 München. Diplomvolkswirt, Hochschullehrer, kath. F. bestand 1961 das Abitur am Wittelsbacher Gymnasium in München. Er studierte Volkswirtschaft, Politische Wissenschaft und Rechtswissenschaft in München, Berlin und Mainz, war 1964/65 Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) der Universität München und Schloß das Studium 1967 als Diplomvolkswirt ab. 1971 wurde

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er mit der Arbeit Wahlkampf im Wahlkreis. Eine Untersuchung zur Wähleranalyse sowie zur Planung, Strategie und Durchflihrung eines Wahlkampfes auf Wahlkreisebene zum Dr. rer. pol. promoviert. 1971-94 war er geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Gesellschaft für innerbetriebliche Zusammenarbeit (GIZ) in München. Seit 1989 ist er Lehrbeauftragter der Volkswirtschaftlichen Fakultät der Universität München, seit 1994 Honorarprofessor. 1963 trat F. in die CSU ein. 1987-99 war er Kreisvorsitzender der CSU München-West, dessen Ehrenvorsitzender er dann wurde. Er ist Mitglied des Bezirksvorstandes der Münchner CSU und Mitglied des Landesvorstandes der CSU. 1974-80 gehörte F. dem Bayerischen Landtag an, dessen Mitglied er seit September 1998 erneut ist. 1995-98 war er Staatsminister und Leiter der Bayerischen Staatskanzlei. 1998 wurde er Bayerischer Staatsminister der Finanzen. Von 1980 bis zur Mandatsniederlegung am 20.11.1995 vertrat F. den Wahlkreis 207 (München-West) im Bundestag. 1980 übernahm er den Vorsitz der C D U / C S U Arbeitsgruppe „Haushalt und Finanzen" und den Vorsitz der Arbeitsgruppe „Eigentum und Vermögensbildung" der CSULandesgruppe. 1990-93 war er finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, 1993/94 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, 1994/95 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Finanzen, zuständig für die Steuerpolitik der Regierung. 1999 legte er ein eigenes steuerpolitisches Reformkonzept vor. In der 9. Wahlperiode war F. Ordentliches, in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 9. und 11. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 11. und 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (bis März 1993). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft (seil März 1993) an. F. wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Miteigentum. Düsseldorf/Wien 1971. - Unternehmen und Gesellschaft. Berlin 1978. Hrsg.: Steuerstrategie. Köln 1988. - Hrsg.: Im Münchner Westen. Dachau 1989. - Stcucrvcrcinfachung. Bonn 1994. Steuerinitiative Bayern 2001. München 1999. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. F a r k e , Ernst August, * 19.3.1895 Hameln, f 10.5.1975 Bad Pyrmont. Grund- und Hauptschullehrer. Nach dem Besuch der Volksschule und des Lehrerseminars in Hameln nahm F. seit 1914 am Ersten Weltkrieg teil und trat 1919 in Kirchdorf in den Schuldienst ein. 1920-26 war er Lehrer in Bad Münder. 1926 wurde er wegen seiner Zugehörigkeit zur Leitung der Deutsch-Hannoverschen Partei, deren Mitglied er seit 1919 war, nach Pritzen (Niederlausitz) versetzt, war dort bis 1945 Schulleiter und kehrte dann nach Hameln zurück. 1952 wurde F. Vorsitzender des Deutschen Lehrerbundes. Nach dem Zweiten Weltkrieg war F. Mitbegründer der Nicdersächsischcn Landespartei. Von August bis Oktober 1946 war er für die DP Mitglied des ernannten Hannoverschen Landtages, von Dezember 1946 bis März 1947 Mitglied des ernannten Niedersächsischen Landtages, dem er in der 1. Wahlperiode von April 1947 bis Dezember 1949 angehörte. Er war Vorsitzender der DP-Fraktion im Landtag und Vorsitzender des Flüchtlings- und des Kullurausschusses.

Farthmann In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte F. mit einem Mandat der DP-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich (seit April 1951, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Heimatvertriebene (bis Mai 1952 und wieder seit Juli 1952), des Ausschusses für Beamtenrecht (seit Juni 1951, davor Steilvertretendes Mitglied), des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung, des Ausschusses für Jugendfürsorge (bis März 1952), des Ausschusses für Kulturpolitik, des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffverlriebs (seil Februar 1950), des Ausschusses zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (März 1953) und des Wahlrechtsausschusses (seit März 1953). Ais Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung (bis Juni 1951) und dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis Juni 1951) an. Farny, Oskar, * 9.4.1891 Dürren, f 20.6.1983 Argenbühl. Offizier, Landwirt (Gutsbesitzer), Verbandsfunktionär, kath. F., Sohn eines Gutsbesitzers, besuchte die Lateinschule in Wangen und bestand 1910 am Gymnasium in Ravensburg das Abitur. Nach dem einjährigen freiwilligen Wehrdienst studierte er 1911-13 in Tübingen Rechtswissenschaft, entschied sich dann aber für die militärische Laufbahn. 1913 Leutnant in einem Tnfantrieregiment, stieg er während des Ersten Weltkrieges zum Kompaniechef und Gcneraistabsanwärter auf. 1919 übernahm F. die Leitung des väterlichen Gutes und entwickelte sich zu einem angesehenen Fachmann auf dem Gebiet der Milchwirtschaft und des Käsereiwesens. 1933-45 war er Leiter der Fachgruppe Milchindustrie und Rcichsfachschaftslcitcr der SchmelzkäschcrstclIcr im Reichsnährstand und gehörte bis zu seiner Entlassung 1937 dem Verwaltungsrat der Deutschen Milchwirtschaft an. 1939/40 war er Bataillonskommandcur in einem Infantrieregiment an der Westfront und 1941-45 Stabschef beim Kommandeur für Kriegsgefangenenwesen im Wehrkreis V, Stuttgart. 1945 wurde F. Vizepräsident des Zentralernährungsausschusses der Französischen Besatzungszone. Seit 1949 gehörte er dem Vorstand bzw. Aufsichtsrat zahlreicher berufsständischer Vereinigungen, in Banken und Firmen an. 1949 wurde er Präsident des Milchwirtschaftlichen Vereins Württembergs, 1954 Präsident des Verbandes der deutschen Milchwirtschaft. 1954-69 war er Präsident des Württembergischen Landesverbandes landwirtschaftlicher Genossenschaften - Raiffeisen - e.V. 1961 wurde er Mitglied des geschäflsführenden Präsidiums, später Präsident des Deutschen Raiffeisen-Verbandes. 1920/21 gehörte F., Mitglied der Zentrumspartei, dem Württembergischcn Landtag an (Wahlkreis Waldsee-Leutkirch-Wangen). 1930 wurde er in den Deutschen Reichstag gewählt. Am 25.3.1933 verließ F. die Zentrumsfraktion, wurde Hospitant der NSDAP-Fraktion und legte am 28.6.1933 sein Reichstagsmandat nieder. Im Herbst 1933 ernannte ihn die Fraktion der NSDAP offiziell zu ihrem Hospitanten. F.s Mandat wurde 1933 erneuert. Er gehörte unter Beibehaltung seines „Gast"-Status dem Großdeutschen Reichstag bis Mai 1945 an. In seinem Entnazifizierungsverfahren 1946 stellte F. seine Zugehörigkeit zur NSDAPFraktion als „Zwangscinwcisung" dar, hob die Bedeutungslosigkeit seiner Tätigkeit als Rcichstagsmitglicd hervor und verwies auf seine Kontakte zu Mitgliedern des Widerstandes, besonders zu Erwin Rommel und Carl Friedrich Goerdeler mit Erfolg: er wurde als „entlastet" eingestuft. 1946-52 bewarb sich F. vergeblich um die Mitgliedschaft in der CDU. Im September 1953 über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt, gab F. am 11.11.1953 sein Mandat zurück, da ihn der baden-württembergische

Ministerpräsident Gebhard —> Müller am 7. Oktober zum Minister für Bundesangelegenheiten ernannt hatte. In dieser Funktion stand er im Bundesrat dem Verteidigungsund Landwirtschaftsausschuß vor und war Vorsitzender des Ständigen Beirates. Am 23.6.1960 legte er sein Ministeramt nieder. 1957 erhielt F. die Goldene Ehrennadel des Württembergischen Landesbauernverbandes, 1959 das Große Verdienstkreuz mit Stern, 1960 mit Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1966 die Verfassungsmedaille des Landes Baden-Württemberg in Gold, 1969 die Raiffeisenmedaille in Gold, 1975 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und 1977 das Großkreuz des päpstlichen Silvesterordens. LITERATUR: Kurt Gayer: Ein Mann wie ein Baum - O. F. In: Ders.: Die Schwaben in Bonn. Stuttgart 1968. - Rudolf Morsey: Der Untergang des politischen Katholizismus. Die Zentrumspartei zwischen christlichem Selbstverständnis und „nationaler Erhebung" 1932/33. Stuttgart/Zürich 1977. - Der Weg zum Südweststaat. Hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. Karlsruhe 1991. - Horst Ferdinand: F., O. In: Baden-Württembergischc Biographien. Hrsg. von Bernd Ottnad. Bd. 2. Stuttgart 1999, S. 124-128. NACHLASS: Archiv für Christlich-Dcmokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. F a r t h m a n n , Friedhelm, * 25.11.1930 Bad Oeynhausen. Jurist (Rechtsanwalt), Gewerkschaftsfunktionär, Hochschullehrer, ev. F., Sohn eines Lehrers, besuchte bis zum Abitur 1952 das Gymnasium in Minden (Westfalen). Er studierte in Göttingen Rechts- und Staatswisscnschaftcn, legte 1956 das Erste Juristische Staatsexamen ab und und wurde 1957 mit der Arbeit Anfechtbarkeit und Anfechtung von Arbeitsverträgen zum Dr. jur. promoviert. 1957/58 war er Assistent an der Sozialakademie in Dortmund, 1958/59 an der Universität Heidelberg und nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1961-66 Referent für Arbeits- und Wirtschaftsrecht im Wirtschaftswissenschaftlichen Institut der Gewerkschaften in Köln. 1966-71 gehörte F. dem Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) an, zunächst als Leiter der Abteilung Mitbestimmung, später als Leiter der Abteilung Geseilschaftspolitik. 1971 übernahm er die Geschäftsführung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts des DGB in Düsseldorf. 1973 wurde er Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin, 1985 Rechtsanwalt in Düsseldorf. F. nahm verschiedene Aufsichtsratsmandate wahr, u. a. bei der Gerresheimer Glas AG, Düsseldorf, und der Mannesmann AG und gehörte dem Verwaltungsrat von Horten und der West LB an. 1958 trat F. in die SPD ein. Im Juni 1979 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der SPD Nordrhein-Westfalen. 1986-93 war er Mitglied des SPD-Parteivorstandes und 1985-95 des SPD-Parteirates. 1975-85 war F. als Nachfolger von Werner —»Figgen nordrhein-westfälischer Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales unter Ministerpräsident Heinz —»Kühn. Er setzte sich u. a. für Reformen des Krankenhauswesens ein und trat als Schlichter bei Tarifverhandlungen auf. 1980-95 war er Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages, 1985-95 Vorsitzender der SPD-Fraktion. Im November 1995 rückte er für den ausscheidenden Jürgen Büssow in den NordrhcinWestfälischen Landtag nach, dem er bis 2000 angehörte. Bei der Landtagswahl in Thüringen im Oktober 1990 trat er erfolglos als Spitzenkandidat an. 1991/92 gehörte er dem SPD-Landesvorstand Thüringen an. Am 26. 1.1971 rückte F. für den verstorbenen Abgeordneten Udo —»Hein über die Landesliste Nordrhein-Westfalen

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Faßbender in den Bundestag nach, in dem er in der 7. Wahlperiode (1972-76) den Wahlkreis 78 (Rhcydt-Grcvcnbroich II) vertrat. In beiden Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft (seit Februar 1971, bis Juni 1974, danach als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied (seit Februar 1971), in der 7. Wahlperiode zunächst bis Juni 1974 auch Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 7. Wahlperiode gehörte er seit Juni 1974 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Gratifikationszusagen. Heidelberg 1963. - Zur Kostenentwicklung im Gesundheitswesen. Frankfurt am Main 1976. - Wohin steuert die Sozialpolitik? Düsseldorf 1977. - Familienpolitik im gesellschaftlichen Spannungsfeld. Düsseldorf 1978. - Gleiche Rechte für die Frau. Düsseldorf 1979. - Entscheidungsjahre - Leben zwischen Freiheit und Ordnung. Düsseldorf/ Wien 1980. - Sozialpolitik in schweren Zeiten. Düsseldorf 1982. - Vollbeschäftigung durch Umverteilung. Düsseldorf 1986. - Hrsg.: Arbeitsgesetzgebung und Arbeitsrechtsprechung. Festschrift zum 70. Geburtstag von Eugen Stahlhacke. Neuwied/Berlin 1995. - Blick voraus im Zorn. Aufruf zu einem radikalen Neubeginn der SPD. Düsseldorf 1996. Aktualisierte Taschenbuchausgabe. Düsseldorf 1997. F a ß b e n d e r , Heinrich, * 2 4 . 5 . 1 8 9 9 Solingen, t 2 2 . 6 . 1 9 7 1 Rotenburg (Fulda). Landwirt, Unternehmer, konfessionslos. Nach Schulbesuch und Militärdienst war F. bis 1931 Landwirt und danach Mitinhaber eines Futtermittelbetriebs. 1919-31 gehörte F. der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), 1931/32 der NSDAP an. 1945 trat er zunächst der Nationaldemokratischen Partei (NDP) bei, wechselte dann zur Liberal-Demokratischen Partei (LDP), aus der die FDP hervorging. Er wurde Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Rotenburg (Fulda). 1955 trat er zur Deutschen Partei (DP) über und gehörte 1962 zu den Begründern der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), 1964 der Nationaldcmokratischcn Partei Deutschlands (NDP). 1964-66 war er stellvertretender Bundesvorsitzender, bis 1970 Mitglied des Vorstandes der NPD und 1966-70 Landes Vorsitzender der NPD Hessen. 1970 trat er aus der NPD aus. Vor 1933 war F. für die DNVP Gemeindevertreter und Kreistagsmitglied. 1928 kandidierte er erfolglos für den Reichstag. 1948/49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. 1946-48 und 1966-70 gehörte er dem Hessischen Landtag an; 1966-69 war er Vorsitzender der NPD-Fraktion. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) war F. Mitglied des Bundestages. 1949 wurde er über die FDP-Landesliste Hessen, 1953 im Wahlkreis 126 (Waldeck) direkt gewählt. Am 18.11.1955 wechselte er zur DP-Fraktion, die am 14.3.1957 mit der FVP fusionierte. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis November 1955, seit Januar 1956 Stellvertretendes Mitglied). In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Außenhandelsfragen mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß gemäß Artikel 15 GG und dem Untersuchungsausschuß betr. Dokumentendiebstahl im Bundeskanzleramt (seit Oktober 1951) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (seit Januar 1956) und des Ausschusses für Lastenausgleich (seit Dezember 1955). LITERATUR: Uwe Hoffmann: Die NPD. Entwicklung, Ideologie und Struktur. Frankfurt am Main u. a. 1999.

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F a ß e , Annette, * 6 . 9 . 1 9 4 7 Imsum (heute zu Langen). Erzieherin, Dozentin, ev. F. besuchte nach der Realschule eine Fachschule für Erziehung in Bremerhaven, die sie als Staatlich geprüfte Erzieherin abschloß. Bis 1975 dort in einem Kindergarten tätig, war sie 1979-87 pädagogische Mitarbeiterin an einer Sonderschule für behinderte Kinder bei der Bezirksregierung Lüneburg sowie Dozentin für Erwachsenenbildung. 1990/91 hatte sie Anteile an der Firma ELBO Bau in Neubrandenburg. F. ist ehrenamtliche Geschäftsführcrin des Vereins „Familie in Not", Langen. Sie Schloß sich der Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt sowie der Arbeiterwohlfahrt an. 1972 trat F. in die SPD ein. Sie wurde Unterbezirks Vorsitzende, stellvertretende Bezirksvorsitzende und Mitglied des Parteirates. 1975 in den Gemeinderat in Imsum gewählt, gehörte sie später bis 1987 dem Gemeinderat Langen an. 1987 wurde sie Mitglied des Kreistages Cuxhaven. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war F. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages, in dem sie seit 1994 den Wahlkreis 24 (Cuxhaven) vertritt. Sie ist stellvertretende Sprecherin der Arbeitsgruppe Tourismus sowie der Arbeitsgruppe Verkehr, Bauund Wohnungswesen in der SPD-Fraktion. In der 11. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (bis Oktober 1990), in der 11. und 13. Wahlperiode im Ausschuß für Verkehr mit. In der 11. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Forschung und Technologie (von August 1987 bis März 1990), in der 11. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Februar 1990) und in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. In der 14. Wahlperiode ist F. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und des Ausschusses tur Tourismus sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. F a u s t , Hans-Georg, * 14.3. 1948 Hofheim am Taunus. Arzt, kath. F. besuchte bis zum Abitur 1966 ein Gymnasium, studierte Medizin in Frankfurt am Main und legte 1973 das Staatsexamen ab. 1974 approbiert, wurde er 1975 mit der Arbeit Zur Frage der Therapie von Hirnaneurysmen promoviert und bildete sich im Krankenhaus Limburg (Lahn) zum Facharzt weiter. 1974/75 leistete er Wehrdienst als Stabsarzt. 1980 wurde er Facharzt für Anästhesiologie und Leitender Arzt in der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin in Bad Harzburg, 1984 Ärztlicher Direktor. 1982 trat F. in die CDU ein. 1990 wurde er Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Bad Harzburg, 1991 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Goslar und 1996 Mitglied des Vorstandes der CDU Niedersachsen. Er gehört dem CDUBundesfachausschuß für Gesellschaftspolitik und der Mittelstandsvereinigung der CDU an. 1986 wurde F. Mitglied des Stadtrates in Bad Harzburg. 1998 wurde F. über die CDU-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Gesundheit und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Tourismus. F e i b e l , Albrecht, * 1.3.1940 Friedrichroda (Thüringen). Kaufmann, Unternehmer, kath. F. besuchte 1946-54 die Volksschule in Ormesheim (Saarland), ließ sich zum Groß- und Außenhandelskaufmann ausbilden und arbeitete als Reise Verkehrskaufmann. 1990 wurde

Feinendegen er geschäftsführender Gesellschafter der F & Τ ReiseService KG, Saarbrücken. F. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Flughafen-Betriebsgesellschaft Saarbrücken, der Flughafen-Eigentümergesellschaft Saarbrücken und der Hafcngcscllschaft Dillingcn. 1986-95 war er Vorsitzender des ASR-Bundesverbandes mittelständischer Reiseunternehmer, Frankfurt am Main, und bis 1995 Mitglied des Verwaltungsrates der DZT. 1965 trat F. in die CDU ein. 1982 wurde er stellvertretender Vorsitzender und wirtschaftspolitischcr Sprcchcr der SaarCDU. Seit 1969 gehörte er dem Gemeinderat in Ormesheim, nach der kommunalen Neugliederung 1974-98 dem Gemeinderat der Gemeinde Mandelbachtal an. In beiden Gemeinderäten hatte er den Vorsitz der CDU-Fraktion inne. 1990-99 war er Mitglied des Saarländischen Landtages, wirtschaftsund vcrkchrspolitischcr Sprcchcr der CDU-Landtagsfraktion und Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft. Am 29.10.1999 rückte F. über die CDU-Landesliste Saarland für den ausgeschiedenen Abgeordneten Peter —> Jacoby in den Bundestag nach. Er ist Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie sowie dem Sonderausschuß Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz an. Feige, Klaus-Dieter, * 30.9.1950 Parchim. Diplommathematiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter. F. besuchte die Oberschule und die Erweiterte Oberschule in Parchim und bestand 1968 das Abitur. 1968-72 studierte er Mathematik an der Universität Rostock und Schloß das Studium als Diplommathematiker ab. Seit 1972 arbeitete er am Forschungszentrum für Tierproduktion an der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR. Er wurde Gruppenleiter für Programmierung, nach der Promotion 1980 Abteilungsleiter Rechentechnik. 1989 wurde F. Mitglied der Grünen Partei in der DDR. Er gehörte dem Landesvorstand Mecklenburg und Vorpommern an. Seit Dezember 1990 ist er Mitglied der Partei Die Grünen. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte F. mit einem Mandat der Landesliste Mecklenburg-Vorpommern dem Bundestag an. Er war Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis Oktober 1991, nach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis September 1991), des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie des Ausschusses für Verkehr (seit September 1991).

Feilcke, lochen, * 19.8.1942 Hannover. Verbandsfunktionär, ev. F., Sohn eines Superinlendeten, bestand 1963 das Abitur an einem Humanistischen Gymnasium in Hannover. 1963-68 studierte er Politische Wissenschaft und Volkswirtschaft an der Freien Universität Berlin. 1968-71 war er freiberuflicher Dozent in der politischen Bildungsarbeit und 1972/73 Geschäftsführer des Demokratischen Klubs e.V. Im Oktober 1973 wurde er Verbandsrel'erenl der Zentralvereinigung der Berliner Arbeitgeberverbände. 1973/74 war er wissenschaftlicher Angestellter und 1978-81 Geschäftsführer des Bildungswerks der Berliner Wirtschaft. 1975-77 hatte er die Leitung der Abteilung lugend und Bildung, dann die Leitung der Abteilung Arbeitsmarkt und internationale Sozialpolitik der Zenlralvereinigung Berliner Arbeitgeberverbände und des Arbeitgeberverbandes der Berliner Metallindustrie inne. Seil April 1983 war er für die Dauer seines Bundestagsmandats beurlaubt. 1964 trat F. in die CDU ein. 1967-71 war er Vorsitzender der Jungen Union Berlin-Schöneberg, 1970-82 Vorsitzender des Ortsverbandes Innsbrucker Platz der CDU. 1977 wurde er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Schöneberg, 1981

Mitglied des Landesvorstandes der CDU Berlin. 1971-75 war er Bezirksverordneter in Schöneberg. 1975-83 gehörte er dem Abgeordnetenhaus von Berlin an; 1981-83 war er Mitglied des Fraktionsvorstandes der CDU und des Ältestenrates. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) gehörte F. dem Bundestag an. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Abgeordneter des Landes Berlin, vertrat in der 12. Wahlperiode den Wahlkreis 254 (Rreuzberg-Schöneberg) und wurde 1994 über die CDU-Landesliste Berlin gewählt. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (in der 10. Wahlperiode seit Mai 1984, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 10.-12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dem Verteidigungsausschuß an. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (bis Oktober 1990), in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis Oktober 1990). DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Feile, Peter, * 17.2.1939 Augsburg. Verwaltungsbeamter, kath. F. erwarb 1955 die Mittlere Reife, besuchte 1957-60 die Bayerische Verwaltungsschule und legte 1960/61 die Prüfung für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst ab. 1961 wurde er Stadtinspektor. Er war im Stadtjugendamt Augsburg und im Rechnungsprüfungsamt der Stadt Augsburg tätig. F. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und der Arbeiterwohlfahrt. 1966 trat F. in die SPD ein. Er wurde Mitglied des Vorstandes des SPD-Bezirks Südbayern und des Vorstandes des SPD-Unterbezirks Mittelschwaben. Er ist Beisitzer im Ortsverein Friedberg. Seit 1972 gehört er dem Sladtrat in Friedberg und dem Kreistag Aichach-Fricdbcrg an. Er ist außerdem stellvertretender Landrat. In der 9. Wahlperiode (1980-83) war F. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses sowie des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. F e i n e n d e g e n , Wolfgang, * 30.1.1930 Garzweiicr (Kr. Grevenbroich). Jurist (Rechtsanwalt), kath. F. besuchte nach der Volksschule das Humanistische Gymnasium in München-Gladbach. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Köln. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung war er ein Jahr als Referent in der Haftpflichtschadensabteilung einer Versicherungsgesellschaft, danach fünf Jahre bei einer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft in Köln tätig. Seil 1964 führt er eine eigene Anwaltspraxis in Mönchengladbach und ist bei den Landgerichten Mönchengladbach und Düsseldorf als Anwalt zugelassen. 1969 trat F. in die CDU ein. 1970 wurde er Mitglied des Kreisvorstandes, 1971 Mitglied der Wirtschaftsvereinigung der CDU im Kreisverband Mönchengladbach, 1972 Mitglied des gesehäftsführenden Kreisvorstandes und 1975 Mitglied des Landesvorstandes der Wirtschaftsvcrcinigung der CDU Rheinland. In der 8. und 9. Wahlperiode (1976-83) vertrat F. den Wahlkreis 79 bzw. 78 (Mönchengladbach) im Bundestag. In der 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschus-

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Felber ses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr. In beiden Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. F e l b e r , Konrad, * 16.6.1953 Limbach-Oberfrohna. Klempner- und Installateurmeister. F., Sohn eines Klempners, besuchte 1960-70 die Polytechnische Oberschule in Limbach-Oberfrohna, ließ sich 1970-72 zum Klempner und Installateur ausbilden und leistete 1973/74 Wehrdienst. 1976 bestand er die Meisterprüfung und arbeitete 1976-90 im elterlichen Geschäft. 1991-95 war er Leiter der Außenstelle Chemnitz des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. 1995 übernahm er den elterlichen Handwerksbetrieb (bis 1997). 1995 wurde er stellvertretender Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssichcrheitsdienstcs, im März 1997 Leiter der Außenstelle Erfurt des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Im Oktober 1989 Schloß sich F. dem Neuen Forum an, war im Dezember 1990 Mitbegründer der Deutschen Forumpartei (DFP) und wurde DFP-Bezirksvorsitzender in Chemnitz. 1990 wechselte er zur FDP und war 1991-93 Vorsitzender des FDP-Kreises Chemnitz. 1992 wurde er Mitglied des FDP-Landesvorstandes Sachsen, 1993 des FDPBundesvorstandes. Er gehörte der Parteikommission „Vergangenheitsbewältigung" an. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war F. Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 08, Listenplatz 2, Bezirk Karl-Marx-Stadt). Er arbeitete im Ausschuß Deutsche Einheit, im Kontrollausschuß zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit und im zeitweiligen Prüfungsausschuß der Abgeordneten mit. 1994 wurde er Mitglied des Stadtrates in Limbach-Obcrfrohna. Im selben Jahr kandidierte er erfolglos für den Sächsischen Landtag. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war F. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. F e l d e r , Josef, * 24. 8.1900 Augsburg, f 2 8 . 1 0 . 2 0 0 0 München. Buchdrucker, Setzer, Redakteur, kath. F., Sohn einer Damenschneiderin und eines Kaufmanns, war das älteste von insgesamt elf Geschwistern. Er ging 1906/07 in München, 1908-11 in Mindelheim in die Volksschule, besuchte 1911/12 die Tagesl'orlbildungsschule und wurde 1913-17 im Verlag des „Mindelheimer Anzeigenblatts" zum Buchdrucker und Setzer ausgebildet. 1917 trat er dem Verband der deutschen Buchdrucker bei. Von Mai bis Oktober 1918 war er beim „Badener Tagblatt" in Baden-Baden, danach bis Juli 1919 beim Kunst- und Buchverlag Kastner & Callwey in München tätig und arbeitete dann - mit einer Unterbrechung durch eine Tätigkeit für den Verlag Rcuss & Itta in Konstanz - bis Ende 1921 bei den „Mindelheimer Neuesten Nachrichten". 1921 -24 war F., der 1919 in Mindelheim eine Ortsgruppe der USPD gegründet hatte und nach deren Eingliederung in die Kommunistische Internationale 1920 zu den Mehrheitssozialistcn gewechselt war, Buchhalter im Tcxtilgcschäft seines Vaters und zugleich Korrespondent der sozialdemokratischen „Schwäbischen Volkszeitung". 1924 ging er nach Augsburg und trat in die Redaktion der „Schwäbischen Volkszeitung" ein; im selben Jahr wurde er Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. 1929 in den Stadtrat von Augsburg gewählt, wurde er am 2 7 . 1 . 1 9 3 3 Vorsitzender der SPD Augsburg. Seit 6 . 1 1 . 1 9 3 2 gehörte F. für die SPD dem Deutschen Reichstag an, in dem er sich u. a. mit dem befreundeten Kurt —»Schumacher für ein entschiedeneres Vorgehen gegen die Nationalsozialisten einsetzte. A m 2 3 . 3 . 1 9 3 3

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stimmte er mit der SPD-Fraktion gegen das Ermächtigungsgesetz. Nach dem Verbot der SPD am 22.6. 1933 emigrierte F. nach Österreich, wo er als Redner vor dem Nationalsozialismus warnte, ging nach dem Parteiverbol in Österreich am 12.2.1934 nach Prag und kehrte im Mai 1934 nach Deutschland zurück. Tm November verhaftet und bis Januar 1936 im Konzentrationslager Dachau interniert, wurde er auf Betreiben Willy Bogners entlassen und arbeitete als Buchhalter bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in dessen Textilund Sportartikel lirma, deren Treuhänder er 1945/46 war. 1946 wurde F. Lizenzträger des „Stidost-Kurier" in Bad Reichenhall und war bis 1954 Herausgeber und Chefredakteur, 1955-57 Chefredakteur des „Vorwärts". 1960-68 war F. Mitglied des Bezirksvorstandes Franken und des Landesausschusses der SPD Bayern, seit 1985 Ehrenvorsitzender der SPD in Bayern. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) war F., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik, in der 5. Wahlperiode im Ausschuß tur Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik mit. In der 4. und 5. Wahlperiode war er Ordcntlichcs Mitglied des Vcrtcidigungsausschusscs, in dem er sich für die Gestaltung der Bundeswehr nach den Prinzipien einer demokratischen Gesellschaftsordnung einsetzte. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verteidigung (bis März 1960), dem Ausschuß für Inneres (bis Mai 1959 und wieder seit März 1960) und dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an. F., der die Zustimmung zu den Notstandsgesetzen von 1968 mit seinen Erfahrungen in der Weimarer Republik begründete, sah wegen der Möglichkeiten zur Kontrolle der Regierung in der Aus schußarbeit die wichtigste Aufgabe des Parlaments. Er wandte sich entschieden gegen ein Imperatives Mandat, forderte aber, daß der Abgeordnete mit seiner meinungsbildenden Funktion die Öffentlichkeit umfassend über die parlamentarische Tätigkeit zu informieren habe. 1964 erhielt F. den Bayerischen Verdienstorden, 1969 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 1980 den Stern, 1990 das Schultcrband dazu, 1980 die Georg-von-Vollmar-Medaille, 1983 den Gustav-HeinemannBürgerpreis, 1984 die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold, 1985 den Goldenen Ehrenring der Stadt Erlangen, 1987 den Freiheitspreis des Bundes der Freien Berufe und 1990 die Goldene Bürgermedaille der Stadt München. VERÖFFENTLICHUNGEN: J. F. Mein Weg: Buchdrucker Journalist - SPD-Politiker. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 1. Boppard am Rhein 1982, S. 9-80. - Warum ich Nein sagte. Erinnerungen an ein langes Leben für die Politik. Hrsg. von Nele Haasen unter Mitwirkung von Hannelore und Kurt Felder. Zürich /München 2000 (mit Bibliographie). LITERATUR: Norbert Frei: Amerikanische Lizenzpolilik und deutsche Pressetradition. Die Geschichte der Nachkriegszeitung Südost-Kurier. München 1986. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. F e l d m a n n , Aloys, * 25.4.1897 Körbecke (Westfalen), t 9 . 1 0 . 1 9 6 5 Mülheim an der Ruhr. Jurist, Syndikus, Unternehmer, kath. F., Sohn eines Geschäftsmanns, studierte nach dem Abitur Rechts- und Staatswissenschaften in Münster und war dann Syndikus bei handwerklichen und kaufmännischen Verbänden. 1927-33 im Vorstand der Zentrumspartei und hauptamtlicher Bürgermeister von Geseke, wurde er 1933 aus politischen Gründen aus dem Amt des Bürgermeisters entlassen. Seit 1939 war er Inhaber der Papiersackfabrik

Fell Feldmann & Co. in Geseke. 1946 wurde er dort wieder Bürgermeister. 1945/46 war F. Mitgründer der CDU Westfalen-Lippe. Im Mai 1946 konstituierte sich die Kommunalpolitische Vereinigung Westfalen-Lippe unter seinem Vorsitz. F. hatte auch den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Deutschland der CDU/CSU innc. Von 1947 bis Juni 1950 gehörte er dem Nordrhein-Westfälischen Landtag an. F. war der Verfasser eines nach ihm benannten Entwurfs einer neuen Gemeindeordnung für das Land Nordrhein-Westfalen. Tri der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) vertrat F. den Wahlkreis 64 bzw. 123 (Lippstadt-Brilon) im Bundestag. In der I. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, seit Februar 1951 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (bis Februar 1955, danach war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Postund Fernmeldewesen mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, des Ausschusses für Außenhandelsfragen, des Ausschusses für Verkehrswesen und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Februar 1955). F e l d m a n n , Olaf, * 9.5.1937 Elbing (Westpreußen). Jurist, Leitender Angestellter, Verbandsfunktionär. F. besuchte 1950-57 die Waldorfschule in Freiburg im Breisgau und bestand 1957 das Abitur. Er studierte dort Rechtsund Staatswissenschaften und legte 1961 die Erste Juristische Staatsprüfung ab. Er war Assistent und Arbeitsgemeinschaftsleiter am Institut für öffentliches Recht der Universität Freiburg. 1969 wurde er pomoviert und legte das Assessorexamen ab. 1967-72 war er selbständiger Kaufmann. 1973 wurde er Geschäftsführer im Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg. 1972 trat F. in die FDP ein. Er wurde Mitglied des FDP-Bezirksvorstandes Mittlerer Oberrhein, 1984 des FDPLandesvorstandes Baden-Württemberg. Er ist Vorsitzender der FDP-Kommission Fremdenverkehr/Tourismus in Baden-Württemberg. 1975 wurde er Stadtrat in BadenBaden, 1980 Vorsitzender der FDP-Fraktion. Am 29.1.1981 rückte F. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Guido —» Brunner in den Bundestag nach, dem er, jeweils über die FDP-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, bis 1998 angehörte. Er war fremdenverkehrspoliliseher Sprecher der FDP-Fraktion. In der 9., 11. und 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Auswärtigen Ausschuß (in der 9. Wahlperiode von März 1981 bis Oktober 1982, danach war er Stellvertretendes Mitglied) mit, dem er in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 9. und 10. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (seit Oktober 1982), in der I I . und 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 10. Wahlperiode wurde er im März 1984, in der 11. Wahlperiode im Oktober 1987 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 12. Wahlperiode war er Vorsitzender des Ausschusses für Fremdenverkehr, in der 13. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. In der 9. und 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß (seil Februar 1981), in der 10. und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 11. (von Mai bis Oktober 1987 und wieder seit September 1989) und 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft und in der 12. Wahlperiode dem EG-Ausschuß (bis April 1993) an.

Fell, Hans-Josef, * 7.1.1952 Hammelburg (Unterfranken). Gymnasiallehrer, kath. F., Sohn eines CSU-Bürgcrmcistcrs, besuchte das Gymnasium in Hammelburg und studierte nach dem Abitur 1971 Physik und Sport in Würzburg. 1977/78 leistete er Zivildienst. Nach dem Referendariat 1978-80 war er Lehrer an verschiedenen Gymnasien, u. a. in Nürnberg und Schweinfurt. 1986 war F. Mitbegründer der Elterninitiative gegen Kernenergie, 1989 Gründer und bis 1998 Vorsitzender des Vereins „Müll und Umwelt". 1994-98 gehörte er der Interessengemeinschaft Saaletalbahn an. F. ist Geschäftsführer der Hammelburger Solarstrom-Gesellschaft mbH, Mitglied des Aufsichtsrates der Naturstrom AG, Düsseldorf, und Mitglied des Beirates der Venturelnvest AG, Freiburg im Breisgau. Er gehört dem Vorstand der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V., Gülzow, an und ist stellvertretender Sprecher der Bayerischen Solarinitiativen, Freising. 1992 wurde F. Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen. 1990-98 war er Stadtrat und Fraktionsvorsitzender in Hammelburg. Seit 1996 ist er Kreisrat im Landkreis Bad Kissingen. 1998 wurde F. über die Landcslistc Bayern seiner Partei in den Bundestag gewählt. Er ist forschungspolitischer Sprecher und Energieexperte der Bundestags-Fraktion der Grünen. Er gehört als Obmann dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an, ist Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Berichterstatter für das Büro für Technikfolgenabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie, der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und Liberalisierung" sowie der EnqueteKommission „Recht und Ethik der modernen Medizin" an. Fell, Karl H„ * 16.12.1936 Erkelenz, t 5.12.1996 Bonn. Jurist (Richter, Justitiar), Syndikus. F. besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Erkelenz und bestand 1957 das Abitur. Er studierte Rechts- und Staatswisscnschaften in Köln, Freiburg im Breisgau und Bonn, legte die beiden Juristischen Staatsprüfungen ab und wurde 1964 an der Universität Bonn mit der Arbeit Plebiszitäre Einrichtungen im gegenwärtigen deutschen Staatsrecht zum Dr. jur. promoviert, 1966-70 war er Richter in Nordrhein-Westfalen, zuletzt Landgerichtsrat am Landgericht in Mönchengladbach, und 1972-77 Referent in der Rechtsabteilung des Bundesverbandes deutscher Banken. 1981 wurde er Justitiar der IKB-Deutsche Industriebank AG, Düsseldorf, im Oktober desselben Jahres 1981 Syndikus der Bankhaus Hermann Lampe KG, Düsseldorf. F. gehörte dem Aufsichtsrat der Einhard-Verlag GmbH, Aachen, an. Er war Präsident des Familienbundes der Deutschen Katholiken, Bonn, und Vorsitzender des Verwaltungsrates der St. Antonius-Krankenhaus Wegberg GmbH. 1964 trat F. in die CDU ein. 1965-85 war er stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU. 1969-85 gehörte er dem Stadtrat der Stadt Wegberg an und hatte 1969-72 den Fraktionsvorsitz inne. 1970-85 war er Mitglied des Landtages von NordrheinWestfalen und 1972-85 Bürgermeister der Stadt Wegberg. Von 1987 bis zu seinem Tod vertrat F. den Wahlkreis 55 (Heinsberg) im Bundestag. In der 11. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit, dem er in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Pelitionsausschusses und des Verteidigungsausschusses, in der 12. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses, des

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Feller Ausschusses für Familie und Senioren und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens", in der 13. Wahlperiode des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Feller, Erwin, * 8.2.1911 Straßburg, f 29.11.1991 Heidelberg. Gymnasiallehrer, ev. F. besuchte von 1917 bis zum Abitur 1929 Schulen in Straßburg, Offenburg und Ludwigsburg. 1919 wurde er mit seiner Familie aus dem Elsaß ausgcwicscn. 1929-37 studierte er Staats- und Sozialwissenschaften sowie Geschichte, Philosophie und Neue Sprachen in Tübingen, Frankfurt am Main, Paris, Berlin und Jena. Er arbeitete in studentischen Selbstverwaltungen mit und legte 1937 die Staatsprüfungen für das Lehramt an höheren Schulen ab. Nach Tätigkeiten an verschiedenen wissenschaftlichen Instituten war er seit 1939 Soldat. 1942 wurde er wegen einer Verwundung entlassen. 1943/44 war er Studienassessor beim Chef der Zivilverwaltung im Elsaß, 1944/45 wieder Soldat und befand sich 1945/46 in französischer Kriegsgefangenschaft. 1947-52 war er Studienrat in Württemberg-Hohenzollern, 1970-76 Direktor des Helmholtz-Gymnasiums in Heidelberg. 1950 war F. einer der Begründer des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) in WürttembergHohenzollern, 1951/52 Erster Vorsitzender des BHE und 1952 stellvertretender Vorsitzender des GB/BHE BadenWürttemberg. Nach innerparteilichen Konflikten Schloß sich F. der Gruppierung „BHE (Richtung Kraft)" an, der der Einzug in den Baden-Württembergischen Landtag gelang. 1956-64 war er BHE-Landcsvorsitzcndcr und 1961-64 Mitglied des Parteivorstandes. 1964 trat er aus der Partei aus. Seit März 1952 gehörte F. der Verfassunggebenden Landesversammlung und seit 1953 dem Landtag von Baden-Württemberg an, in dem er stellvertretender Vorsitzender der GB / BHE-Fraktion war. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte F. mit einem Mandat der GB /BHE-Landesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. Vom 15.3. bis zum 26.4.1956 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, danach Fraktionsvorsitzender. Er hatte den stellvertretenden Vorsitz des Ausschusses für Kulturpolitik inne und war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (seit Mai 1956) sowie des Ausschusses für Verteidigung (bis Mai 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Besatzungsfolgen (bis März 1955), dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (seit Mai 1954), dem Ausschuß für Jugendfragen und dem Ausschuß für Post- und Fcrnmeldewcscn (bis April 1955) an. Fellermaier, Ludwig, * 2.7.1930 Wien, f 11-3.1996 Ravensburg. Kaufmann, kath. F. besuchte die Oberschule und erhielt eine Ausbildung im Großhandelsfach. 1949-53 war er Redaktionsmitglied der „Schwäbischen Donauzeitung" in Ulm, danach Kaufmann in der Kraftfahrzcugwirtschaft, zuletzt Werbeleiter. 1947 trat F. in die SPD ein. Er arbeitete im Kreisjugendring mit und war jahrelang stellvertretender Vorsitzender der Jungsozialisten Südbayerns. Er halle den Vorsitz des SPDUnterbezirks Westschwaben inne und gehörte dem SPDLandesvorstand Bayern sowie dem SPD-Bezirksvorstand Südbayern an. Seit 1968 Mitglied des Europäischen Parlaments, wurde er 1975 Vorsitzender der Sozialistischen Fraktion. F. war Vorstandsmitglied des Bundes der Sozialdemokratischen Parteien in der EG und Vizepräsident der SüdoslEuropa-Gesellschaft.

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In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) gehörte F., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. In der 5. Wahlperiode war er zunächst Stellvertretendes, seit April 1967 Ordentliches Mitglied des Verkehrsausschusses, Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis November 1967, danach Stellvertretendes Mitglied), dem er auch in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und Stellvertretendes Mitglied des Inncnausschusses. In der 6. und 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 7. und 8. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß (bis Januar 1980) an. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Fellner, Hermann, * 20.12.1950 Hirschau (Landkreis Amberg-Sulzbach). Jurist (Rechtsanwalt), kath. Nach der Volksschule besuchte F. bis zum Abitur 1971 ein Humanistisches Gymnasium und studierte 1971-76 Rechtswissenschaft an der Universität Regensburg. 1976 legte er das Erste, 1979 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seit 1979 ist er als Rechtsanwalt in Amberg tätig. 1970 trat F. in die Junge Union Bayern und die CSU ein. Während des Studiums war er Mitglied des Rings ChristlichDemokratischer Studenten (RCDS) und engagierte sich in verschiedenen Selbstverwaltungsgremien der Universität Regensburg. F. wurde Kreisvorsitzender der Jungen Union und Kreisrat von Amberg-Sulzbach. In der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) vertrat F. den Wahlkreis 218 (Amberg) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Oktober 1982) und dem Ausschuß für Forschung und Technologie (seit Oktober 1982) an. In der 10. Wahlperiode war er bis Januar 1985 Ordentliches, in der 11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in er 10. Wahlperiode seit Juni 1986 Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaklorsicherheit. In der 10. und 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. In der 1. Wahlperiode wurde er im Mai 1989 Ordentliches Mitglied des Sportausschusses. Ferner, Elke, geb. Widua, * 5.5.1958 Idar-Oberstein. Kaufmännische Angestellte, Programmiererin. F. besuchte eine kaufmännische Berufsschule, wurde Kaufmannsgehillin und durchlief 1977-79 in Saarbrücken eine Lehre als Datenverarbeitungskauffrau. Seit 1979 arbeitete sie als Programmiererin. 1983 trat F. der SPD bei. 1984-89 war sie Mitglied des Bezirksrates Mitte der Stadt Saarbrücken. 1991 wurde sie Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) Saar. F. gehört dem AsF-Bundesvorstand an. 1998 wurde sie Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte F. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Saarland dem Bundestag an, in den sie am 21.11.1994 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Oskar —> Lafontaine nachrückte. Sie war verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion und in beiden Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr. In der 12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied auch im EG-Ausschuß und in den Sonderausschüssen „Schutz des ungeborenen Lebens" und „Europäische Union" (seit Oktober 1992) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend (bis April 1993). In der

Fiebig 13. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn.

Ferrang, Werner, * 28.1.1924 Kirkel-Neuhäusel (Kr. Homburg, Saarland), f 31. 5.1974 Homburg (Saar). Dreher, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief F. eine Dreherlehre, die er mit der Gesellenprüfung abschloß. 1942-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-53 war er Dreher, 1953-66 Sekretär des Christlichen Metallarbeiter-Verbandes, dem er 1948-66 angehörte. 1962 wurde er Mitglied der Katholischen Arbeitnehmerbewegung. 1966 trat F. der Industriegewerkschaft Metall bei und übernahm das Amt des Sekretärs der Industriegewerkschaft Metall für die Bundesrepublik Deutschland. 1960-72 war F. Mitglied der Vertreterversammlung der Arbeitskammer des Saarlandes. 1963 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Neunkircher Eisenwerke AG. 1959 trat F. in die CDU ein. 1963 wurde er Vorsitzender der CDU-Sozialausschüsse im Kreis Ottweiler und Mitglied des Landesvorstandes der CDU-Sozialausschüsse für das Saarland. 1964-73 war er Mitglied des Kreistages im Kreis Ottweiler. 1972 wurde F. über die CDU-Landesliste Saarland in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. Feuring, Adolf, * 15.2.1902 Niederlaasphe, t 7.6.1998 Altena. Verwaltungsbeamter, ev. F. war nach dem Besuch der Volksschule und des Realprogymnasiums 1918-22 Volontär bei der Reichsbahn. 1922 wurde er Regierungs-Zivilsupernumerar bei der Regierung Arnsberg. 1925 legte er die Prüfung für den gehobenen Staatsdienst ab und arbeitete 1925-38 bei verschiedenen preußischen Landesbehörden und beim Senat in Hamburg. 1939-42 war er büroleitender Beamter bei der Reichsstatthalterei in Reichenberg. 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1947-50 war er erneut bei der Regierung Arnsberg tätig. Nebenamtlich unterrichtete er an Verwaltungsschulen. 1922-33 gehörte F. der Freien Demokratischen Partei und dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an. 1946 wurde er Mitglied der SPD. Er übernahm den Vorsitz des Kommunalpolitischen Ausschusses des Unterbezirks AltenaLüdenscheid-Olpe. 1950 wurde er Oberkreisdirektor des Landkreises Altena (Westfalen), Mitglied der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe und stellvertretender Vorsitzender des Landkreistages Nordrhein-Westfalen. Am 2.1.1967 rückte F. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Udo —¡•Hein in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 5. Wahlperiode 1969 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. Feury, Otto (Kajetan) Freiherr von, * 27.12.1906 München, t 27.3.1998 Steinhöring. Slaatswissenschafller, Landwirt, kath. F., Sohn eines Hauptmanns, bestand 1926 das Abitur am Alten Realgymnasium in München und studierte 1926-31 Volkswirtschaft in Frankfurt am Main und München. 1926-29 war er Volontär in einer Eisengroßhandlung in Frankfurt, 1929/30 bei der Bayerischen Vereinsbank in

München. 1930 arbeitete er bei der London and Eastern Tradebank in London, 1931 für den Völkerbund in Genf. 1931-35 war er Angestellter der Bayerischen Vereinsbank München. 1933 übernahm er den Gutshof Thailing. 1946-81 war F. Obmann des Kreisverbandes Ebersberg des Bayerischen Bauernverbandes, 1949 stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Bauernverbandes Oberbayern, 1955-77 Präsident (später Ehrenpräsident) des Bayerischen Bauernverbandes und 1959-77 Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV). 1956 wurde er Mitglied des Vorstandes der Hüttenwerke Kayser AG und des Vorstandes des Bürgerlichen Brauhauses Ingolstadt. Seit 1966 gehörte er dem Außenhandelsbeirat des Bundesministers für Wirtschaft an. 1969-78 war F. 1. Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes und Vertreter des DBV beim Comité des Organisations Professionelles de l'Agriculture de la Communauté Economique Europénne (COPA). Er wurde Sprecher des Präsidiums des Deutschen Bauernverbandes und Stellvertreter des Präsidenten. Als Vizepräsident der Vereinigung der EWG-Bauernverbände in Brüssel wandte er sich gegen die agrarpolitischen Pläne der Gemeinschaft. Er war auch Präsident des Vereins für Reit- und Fahrsport in Bayern. 1946 trat F. in die CSU ein. 1949 wurde er Mitglied des Landesausschusses der CSU, 1963 Mitglied des Landesvorstandes der CSU. Seit 1950 gehörte er dem Ernährungsausschuß des CSU-Wirtschaftsbeirates an. 1946 wurde er Mitglied des Kreistages Ebersberg. 1970-78 gehörte er dem Bayerischen Landtag an (Wahlkreis Ebcrsberg/Bad Aibling). Vom 15.10. bis zum 10.12.1957 war F. mit einem Mandat der CSU-Landes liste Bayern Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an und war Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses sowie des Außenhandelsausschusses. F. legte sein Mandat nieder, als gegen ihn staatsanwaltschaftliche Ermittlungen in einer Kreditaffäre aufgenommen wurden. Als die Vorwürfe sich nicht bestätigten, wurde das Verfahren 1958 eingestellt. F. erhielt den Bayerischen Verdienstorden, 1969 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1971 den französischen Orden La Croix de Commandeur dans l'Ordre du Mérite Agricole. VERÖFFENTLICHUNGEN: Zur Lage der Landwirtschaft. Bonn 1962. Fiebig, Udo, * 13.7.1935 Altena (Westfalen). Pfarrer, ev. F. besuchte bis zum Abitur 1955 die Oberrealschule in Altena. Er studierte Theologie an den Universitäten Göttingen und Bonn und legte 1960 das Erste, 1962 das Zweite Theologische Examen ab. 1963 wurde er Pfarrer der Kirchengemeinde Preußen in Lünen. 1970-80 war er Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt. 1963 trat F. in die SPD ein und übernahm den Vorsitz des SPD-Unterbezirks im Kreis Unna. 1964 wurde erais Bürgervertreter Mitglied des Schulausschusses der Stadt Lünen und 1966 Mitglied des Rates der Stadt Lünen. In der 6.-10. Wahlperiode (1969-87) war F. Mitglied des Bundestages. 1969 und 1976 wurde er über die SPDLandesliste Nordrhein-Westfalen gewählt. In der 7. Wahlperiode (1972-76) vertrat er den Wahlkreis 109 (Lüdinghausen), in der 9. und 10. Wahlperiode (1980-87) den Wahlkreis 117 (Hamm - Unna II). In allen fünf Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 8. Wahlperiode im Rechtsausschuß (bis April 1977) mit. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 8.-10. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (seit März 1978).

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Fiedler F i e d l e r , Eduard, * 1.10.1890 Wiessen/Saazer Land (Böhmen), t 12.6.1963 Stuttgart. Realschullehrer. Nach dem Besuch der Staalslehrerbildungsanslalt wurde F. Lehrer an Volks- und Bürgerschulen (Mittelschulen). 1914-18 nahm er in der k. u. k. Armee am Ersten Weltkrieg teil. 1923 wurde er Mitglied der Stadtvertretung Komolau; 1938-45 hatte er dort das Amt des Bürgermeisters inne. F. war bis 1938 führend in der Berufsorganisation der sudetendeutschen Lehrerschaft tätig. Nach der Aussiedlung trat er in Baden-Württemberg wieder in den Schuldienst ein. 1952 schloß sich F. dem Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) an. Er war BHE-Landcsvorsitzender. 1950-52 gehörte er dem Landtag Württemberg-Baden, danach der Verfassunggebenden Landesversammlung BadenWürttemberg und bis zu seinem Tod dem Landtag BadenWürttemberg an. A m 12.6.1963 wechselte er von der BHEzur FDP/DVP-Fraktion. 1952-60 war er Minister für Heimatvertriebene und Kriegsgeschädigte des Landes BadenWürttemberg. Vom 6.10. bis zur Mandatsniedcrlcgung am 13.10.1953 gehörte F. mit einem Mandat der GB/BHE-Landesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. F i e d l e r , Walter, * 2. 8.1944 Görlitz. Arzt, ev. F. besuchte bis zum Abitur 1963 die Oberschule in Seehausen. 1964-70 studierte er Medizin an der Friedrich-SchiilerUniversität in Jena. 1970 als Arzt approbiert, wurde er 1976 Facharzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin. 1976-84 war er Oberarzt am Kreiskrankenhaus in Osterburg, seit 1981 dort auch Leiter der Schnellen Medizinischen Hilfe und der Rettungsstelle. 1984 wurde er in Magdeburg mit der Arbeit Die notfallmedizinische Versorgung von Patienten mit exogenen Intoxikationen in einem Kreiskrankenhaus mit ländlichem Einzugsgebiet zum Dr. med. promoviert. 1974 trat F. in die CDU ein. 1978 wurde er CDUOrlsgruppenvorsitzender in Seehausen. 1979-84 war er Mitglied des Stadtrates Seehauscn, 1984-89 Mitglied des Kreistages Osterburg. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 10, Listenplatz 2, Bezirk Magdeburg). Vom 3.10. bis zum 20.12. 1990 war F. Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit an. F i g g e n , Werner, * 9 . 1 1 . 1 9 2 1 Neheim-Hüsten, t 12.4.1991 Hamm. Dreher, Verzinker, konfessionslos. F., Sohn eines Schlossers, erlernte nach dem Besuch der Volksschule den Berufs des Drehers. 1939 wurde er eingezogen. 1945-47 arbeitete er als Verzinker. 1946 trat F. der SPD bei. Er war Sekretär der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken, seit 1950 Geschäftsführer der Warsteiner SPD im Unterbezirk Hamm. 1965-74 hatte er den Vorsitz des SPD-Bezirks Westliches Westfalen inne. 1965-73 war er stellvertretender Landesvorsitzender, 1973-77 Landesvorsitzender der SPD NordrheinWestfalen. 1948-50 gehörte F. dem Kreistag Arnsberg an. 1952-69 war er Stadtrat in Hamm und Vorsitzender der SPDFraktion, 1956-64 Oberbürgermeister in Hamm. 1966-75 gehörte er als Arbeits- und Sozialminister der Regierung des Landes Nordrhein-Westfalen an. 1970-80 war er Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages. 1979 übernahm er erneut das Amt des Oberbürgermeisters in Hamm. 1961 und 1965 wurde F. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. Am 6 . 1 2 . 1 9 6 6 legte er sein Mandat nieder. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für

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Petitionen, des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. F. erhielt das Große Verdienstkreuz (1969) mit Stern und Schulterband (1976) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie den Nordrhein-Westfälischen Verdienstorden. VERÖFFENTLICHUNGEN: Jugendschutz in der freiheitlichen Gesellschaft. Düsseldorf 1968. - Jugendschutz und die Verantwortung der Gesellschaft. Düsseldorf 1970. - Freie Wohlfahrtspflege in unserer Zeit. Düsseldorf 1973. - Zur Situation der älteren Arbeitnehmer im Lande NordrheinWestfalen. Essen 1974. - Spannungsfcld Psychiatric. Düsseldorf 1974. - Umweltschutz hat Vorrang. Düsseldorf 1974. Die aktuelle Arbeitsmarktlage und das Programm gegen Jugendarbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf 1977. LITERATUR: Bernd Faulenbach: W. F. In: Vom Außenposten zur Hochburg der Sozialdemokratie. Hrsg. von Bernd Faulenbach u.a. Essen 1993, S. 285ff. - W. F. und Dr. Günter Rinsche. Porträt zweier Hammer Ehrenbürger. Hrsg. von Friedrich Keinemann. Hamm 1996. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. F i n c k e n s t e i n , Eva Gräfin, geb. Schubring, * 3 . 1 2 . 1 9 0 3 Berlin, t 13.3.1994 Santiago de Chile. Journalistin, ev. F., Tochter des Kunsthistorikers Paul Schubring, studierte Volkswirtschaft und Statistik in Berlin. 1928-33 war sie außenpolitische Redakteurin der „Vossischen Zeitung". 1945 mit ihrer Familie aus Westpreußen vertrieben, ging sie nach Schlcswig-Holstcin. Dort beteiligte sie sich am Aufbau des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE). 1949 gab sie in Lübeck die „Hausfrau" heraus und war 1950-53 persönliche Referentin des Finanzministers und BHE-Gründers Waldemar —> Kraft. 1959-62 war sie Ständige Vertreterin des Generalkonsuls in Valparaiso (Chile), 1962-68 Kulturrcfcrcntin an der deutschen Botschaft in Ottawa (Kanada). 1952-54 gehörte F. dem geschäftsführenden Vorstand des BHE an und war Leiterin des Pressereferates der Bundesgeschäftsstelle. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war F. mit einem Mandat der GB/BHE-Landesliste Schleswig-Holstein Mitglied des Bundestages. Am 12.7.1955 verließ sie die G B / B H E Fraktion, schloß sich am 14.7.1955 der Gruppe KraftOberländer an und wurde am 15.7.1955 Gast der CDU. Seit 2 0 . 3 . 1 9 5 6 war sie Mitglied der CDU. F. gehörte bis Juli 1955 als Ordentliches Mitglied, seit September 1955 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films an. Im September 1955 wurde sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität und des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. Sie war stellvertretende Delegierte der Bundesrepublik Deutschland zur Beratenden Versammlung des Europarates. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wer nicht kann, was er will, soll wollen, was er kann. Niederschrift von fast 90 Jahren eines ungewöhnlichen Lebens 1903-1990. New York u.a. 1992. F i n c k h , Hermann, * 31. 5.1910 Salach (Württemberg), f 2 8 . 4 . 1 9 6 2 Lomé (Togo). Kaufmann, Unternehmer, ev. F., Sohn eines Fabrikanten, besuchte die Realschule in Göppingen und 1924-27 die Realschule in Korntal, die er mit der Mittleren Reife abschloß. Nach dem Besuch der Höheren Handelsschule in Stuttgart (1927-29) durchlief er 1929-31 eine kaufmännische Lehre im Textilwesen, zunächst

Fink in Keighley (England), dann in Paris. 1932/33 war er Vertreter der Firma Alexandre Giret, Paris, 1934-41 und nach 1945 Leiter der im Familienbesitz befindlichen Württembergischen Wollgarnfabrik D. Finckh KG in Süßen (Württemberg). 1941-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. F. trat in die CDU ein und wurde Mitglied des Gemeinderales in Süßen. 1952-56 war er Mitglied des Landtages Baden-Württemberg. Von 1953 bis zu seinem Tod vertrat F. den Wahlkreis 169 (Göppingen) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Außenhandelsfragen, in der 3. und 4. Wahlperiode des Außenhandelsausschusses. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik, dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit April 1954) und dem Ausschuß für Atomfragen (seit Januar 1956) und in der 3. Wahlperiode dem Wirtschaftsausschuß an. Fink, Conrad, * 7.7.1900 München, f 25.7.1981. Landrat. F., Sohn eines Bankbeamten, absolvierte nach dem Besuch eines Humanistischen Gymnasiums ein geisteswissenschaftliches Studium in München und Marburg, wo er 1944 mit der Arbeit Die Lehre von der mise katástasis in der orthodoxen Kirche des Ostens zum Dr. phil. promoviert wurde. 1919-33 war er Mitglied der Bayerischen Volkspartei. Seit 1925 trat er bei Versammlungen der Partei als Redner auf. Er engagierte sich auch in der Fricdcnsgcsellschaft und im Verein zur Abwehr von Antisemitismus. 1937-45 wurde er von der Gestapo observiert. 1946 trat F. in die CSU ein. Im März 1946 wurde er Flüchtlingskommissar, im Juni 1946 Landrat im Landkreis Pfarrkirchen bei München. 1948 wechselte er zur Bayernpartei (BP) und kehrte 1952 zur CSU zurück. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat F. den Wahlkreis 16 [211] (Pfarrkirchen) im Bundestag. Am 14.12.1951 wurde er Mitglied und Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion der Föderalistischen Union, dem Zusammenschluß von BP und Deutscher Zentrums-Partei. Am 5.1.1952 wechselte er zur CSU-Landesgruppe der CDU/CSU-Fraktion. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (seit Februar 1952), des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (bis Januar 1952), des Ausschusses für Berlin (bis Januar 1952), des Ausschusses für Außenhandelsfragen (von September 1950 bis Januar 1952), des Ausschusses für Lastenausgleich (Februar/März 1952), des Ausschusses für Heimatvertriebene (von Juni 1951 bis Januar 1952), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit März 1952, im Februar/März Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Jugendfürsorge (seit September 1952) und des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG (von September 1950 bis Januar 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Haushallsausschuß (von Juni 1951 bis Januar 1952) und dem Ausschuß für Sozialpolitik (von September 1951 bis Januar 1952) an. Er war beratendes Mitglied des Organisationsausschusses (bis Januar 1952) und des Ausschusses für Büchcrci (von Dezember 1949 bis Januar 1952). VERÖFFENTLICHUNGEN: Rottaler Heimatbüchlein Pfarrkirchener Museumsführer. Pfarrkirchen 21949.

und

Fink, Heinrich, * 31.3.1935 Korntal (Bessarabien). Theologe, Hochschullehrer, ev. F., Sohn eines Landwirts, siedelte 1940 mit seiner Familie nach Posen aus und flüchtete 1945 nach Brandenburg. Er ging in Brandenburg an der Havel und in Genthin zur Schule und studierte 1954-60 - mit einjähriger Unterbrechung durch eine Tätigkeit als Reisesekretär der evangelischen Studentengemeinden 1958/59 - Theologie an der

Humboldt-Universität Berlin. 1960/61 war er Vikar und Inspektor am Reformierten Konvikt in Halle, 1961-65 wissenschaftlicher Assistent an der Humboldt-Universität Berlin und hatte 1965-69 dort eine Habilitationsaspirantur inne. 1966 wurde er mit der Dissertation Begründung der Funktion der Praktischen Theologie bei Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher promoviert. 1969-79 war er Dozent für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin, 1970-76 stellvertretender Direktor der Sektion Theologie. 1978 legte er mit der Arbeit Karl Barth und die Bewegung Freies Deutschland in der Schweiz die B-Promotion zum Dr. sc. theol. ab und war seit 1979 Professor für Praktische Theologie, 1980-90 Direktor der Sektion Theologie und 1990-92 Rektor der Humboldt-Universität Berlin. Er wurde dann wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgemeinschaft des Bundestagsabgeordneten Rolf —> Kutzmutz. Seit 1958 arbeitete F. im Weißenseer Arbeitskreis der kirchlichen Bruderschaft in Berlin-Brandenburg mit. Seit 1961 wirkte er in der Christlichen Friedenskonferenz mit. 1980 wurde er Mitglied des DDR-Rcgionalausschusscs der Christlichen Konferenz, deren Vorsitz er 1986 übernahm. 1961-90 gehörte F. dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund an. 1990 wurde er Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. 1993 übernahm er den Bundesvorsitz des Komitees für Gerechtigkeit, das sich die Vertretung der Interessen der Menschen in den Neuen Ländern zum Ziel setzte. F. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Eurohaus AG, Berlin. Er gehört dem Kuratorium der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin, sowie dem Kuratorium der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft, Berlin, an und ist Vorsitzender des Bundes der Antifaschisten, Berlin. Nach einer erfolglosen Kandidatur 1994 wurde F. 1998 über die PDS-Landesliste Mecklenburg-Vorpommern in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kultur und Medien und kultur- und wissenschaftspolitischer Sprecher der PDS-Fraktion. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Tcchnikfolgcnabschätzung sowie der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin" an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Dietrich Bonhoeffer - Gefährdetes Erbe in bedrohter Welt. Berlin 1987. LITERATUR: Rudolf Bahro: H. F. und der Umgang mit unserer Vergangenheil. Leipzig 1991. - Bernhard Maleck: Heinrich Fink: „Sich der Verantwortung stellen". Berlin 1992. Fink, Ulf, * 6.10.1942 Freiberg (Sachsen). Diplomvolkswirt, ev. F., Sohn eines im Zweiten Weltkrieg gefallenen Berufsoffiziers, kam 1950 mit seiner Mutter nach Bochum und studierte nach dem Abitur 1962 Volkswirtschaft in Marburg, Hamburg und Bonn. 1966 Schloß er das Studium als Diplomvolkswirt ab. 1967-70 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, wo er sich vor allem mit Renten- und Krankenhausreformen beschäftigte, 1970-73 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Planungsstab der CDU/CSU-Fraktion. 1973-77 arbeitete er in der Planungsgruppe des rheinland-pfälzischen Sozialministers Heiner —> Geißler mit. 1977 wurde F. Leiter der Hauptabteilung Politik-Dokumentation der CDU-Bundesgeschäftsslelle. 1971 war er CDU-Bundesgeschäftslührer. 1987-93 war F. Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), 1990-94 stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1991 wurde F. Mitglied des Aufsichtsrates der Mannesmann AG. Er gehört dem Aufsichtsrat der BBJ Consult AG, Berlin, und der Geschäftsführung des Kneipp-Verlags, Bad Wörishofen, an. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums zur Förderung deutscher Medizin im Ausland e.V.,

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Finselberger Bonn, Vorsitzender des Kuratoriums OTA, Stiftung für berufliche Bildung, Berlin, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung für das behinderte Kind zur Förderung von Vorsorge und Früherkennung, Frankfurt am Main, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Mitarbeit, Bonn, und Präsident des Bundesverbandes für Gesundheitsförderung, Kneipp-Bund c. V., Bad Wörishofen. 1990 wurde F. Mitglied des CDU-Bundesvorstandes. 1991-93 war er Vorsitzender des Landesverbandes der CDU Brandenburg, dessen Vorstand er 1999-2001 angehörte. 1983-87 hatte er den Vorsitz des CDU-Bundesfachausschusses Sozialpolitik inne. 1981-89 war er Senator für Gesundheit und Soziales des Landes Berlin und begründete das „Berliner Modell" der Ausbildungsförderung. 1985-92 gehörte er dem Berliner Abgeordnetenhaus an. Seit 1994 gehört F., jeweils über die CDU-Landesliste Brandenburg gewählt, dem Bundestag an. Er ist Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Fragen der Sozialhilfe und Vorsitzender des Arbeitskreises „Arbeit für alle". In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheit mit, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 1992 erhielt F. das Verdienstkreuz 1. Klasse, 1997 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wie krank ist unsere Gesundheit? Frankfurt am Main 1982. - Hrsg.: Der neue Generationenvertrag. München 1988. - Die neue Kultur des Helfens. München 1990. - Die Sozialhilferel'orm 1996. In: Sozialer Fortschritt 46 (1997) Heft 3, S. 7 4 f f . - Arbeit für alle. Bonn 1998. LITERATUR: Günter Gaus im Gespräch mit U. F., Bernhard Vogel u. a. Berlin 1993. F i n s e l b e r g e r , Erni, * 11.9.1902 Hildesheim, t 24.5. 1993 Hannover. Sozialarbeiterin. Nach dem Lyzeum und dem Oberlyzeum besuchte F. die Handelslehranstalt in Hildesheim und befaßte sich in Leipzig, Berlin und Dresden mit betriebs- und verwaltungspraktischen sowie sozialrechtlichen Studien. 1926 nahm sie eine sozialpolitische und arbeitsrechtliche Tätigkeit auf. 1940 organisierte sie im Rahmen der sog. „organischen Bctricbsgcstaltung" berufsfördernde Maßnahmen für Frauen und arbeitete vor allem in den östlichen Gebieten des Deutschen Reiches. Sie erhielt einen Lehrauftrag für Arbeitsrecht. Während des Zweiten Weltkrieges leistete sie bis Januar 1945 betriebliche Sozialarbeit in Westpreußen. Nach ihrer Vertreibung in den Kreis Neustadt am Rübenberge eingewiesen, lebte sie seit 1949 in Hannover. 1949 Schloß sich F. dem Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) an, dessen niedersächsischem Landesvorstand sie seit 1950 angehörte. 1952 wurde sie stellvertretende Bundes Vorsitzende des Gesamtdeutschen Blocks/ BHE. 1951-53 war sie Mitglied des Niedersächsischen Landtages und 3. stellvertretende Vorsitzende der BHE- bzw. GB / BHE-Fraktion. 1961 wurde sie stellvertretende Frauenrefcrentin der Gesamtdeutschen Partei (GDP). Tn der 2. Wahlperiode (1953-57) war F. mit einem Mandat der GB/BHE-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. Sie arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge und im Ausschuß für Sozialpolitik mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte

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sie dem Ausschuß für Besatzungsfragen (seit März 1955), dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit Juli 1955) und dem Ausschuß für Arbeit an. F i r c k s , Otto Freiherr von, * 14.9.1912 Pedwahlen (Lettland), f 17.11.1989 Hannover. Landwirt, ev. Nach dem Abitur am Deutschen Gymnasium in Windau studierte F. 1933-39 Landwirtschaft in Riga; 1936-39 war er Vorsitzender der Deutschen Studentenschaft. 1939 wurde er in den Warthegau umgesiedelt und arbeitete bis 1941 bei der Ansiedlung mit. Während des Zweiten Weltkrieges war er in der Kriegsmarine und geriet gegen Ende des Krieges in britische Kriegsgefangenschaft. 1946 entlassen, war er 1946-51 Arbeiter in Wesermarsch und Göttingen, danach landwirtschaftlicher Verwalter, 1954-69 Geschäftsführer des Landesverbandes Niedersachscn des Bundes der Vertriebenen. Seit 1961 saß F. im Präsidium des Kuratoriums „Unteilbares Deutschland", später auch im Programmbeirat des Norddeutschen Rundfunks. 1961 trat F. der CDU bei. 1964-68 war er stellvertretender Vorsitzender, 1969-72 Vorsitzender des CDUKreisverbandes Burgdorf. Er hatte den Vorsitz des Bezirks Lüneburg und den stellvertretenden Vorsitz Niedersachsen der Vereinigung der Ost- und Mitteldeutschen in der CDU Niedersachsen inne und war Vorstandsmitglied des Arbeitskreises für Ostfragen sowie des Evangelischen Arbeitskreises der Partei. 1963-67 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an und war Vorsitzender des Ausschusses für Angelegenheiten der Vertriebenen, Flüchtlinge und Kriegssachgeschädigten. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) war F. mit einem Mandat der CDU-Landcslistc Nicdersachscn Mitglied des Bundestages. In beiden Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Innenausschuß (in der 6. Wahlperiode seit März 1970, davor als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 6. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlordnung, Immunität und Geschäftsordnung (bis Mai 1970) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (seit September 1974). F. gehörte zum Kreis jener Abgeordneter, die im Dezember 1970 dem deutsch-polnischen Normalisierungsvertrag nicht zustimmten. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Fibel zur Deutschlandfrage. Hannover u. a. 1962. - Hrsg. mit Hans Joachim Knaute: Eine deutsche Nation - zwei deutsche Staaten. Bonn 1970. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenaucr-Stiftung, Sankt Augustin. F i s c h , Walter, * 16.2.1910 Heidelberg, t 21.12.1966 Frankfurt am Main. Verbandsfunktionär. Nach der Volksschule besuchte F. ein Gymnasium in Heidelberg und war vorübergehend Posthilfsarbeiter in Berlin. Seit 1927 studierte er Betriebswirtschaft in Frankfurt am Main und wurde im selben Jahr Mitglied der „Roten Hilfe Deutschlands". 1928 war er im Ruhrbergbau tätig, wurde jedoch bei Beginn der Weltwirtschaftskrise entlassen. Seit 1928 Funktionär des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands, trat F. 1930 der KPD bei. 1930-33 war er Landessekretär des Kommunistischen Jugendverbandes Hessen und gehörte 1931-33 dem Bezirkssekretariat der hessischen KPD an. 1933 übernahm er die Organisationsleitung der KPD in Frankfurt am Main. Im selben Jahr wurde er in Schutzhaft genommen und des Hochverrats angeklagt. Freigesprochen emigrierte er in die Schweiz, wo er 1933-35

Fischer in der Emigrationsleitung der KPD für die Anleitung der „Roten Hilfe" in Süddeutschland verantwortlich war. 1935 betrieb er Parteiarbeit in Prag und war dort Mitbegründer der antifaschistischen „Union für Recht und Freiheit". Seit demselben Jahr gehörte er dem Zentralsekretariat der „Roten Hilfe Deutschlands" an. Nach seiner illegalen Rückkehr in die Schweiz 1938 wurde er wegen seiner Arbeit als KPD-Funktionär 1941-45 in verschiedenen Lagern interniert, wirkte aber trotzdem 1943-45 im provisorischen Landesvorstand der Bewegung „Freies Deutschland" in der Schweiz mit. Im Mai 1945 kehrte F. nach Deutschland zurück und forcierte den Neuaufbau der hessischen KPD. Er engagierte sich für den wirtschaftlichen Wiederaufbau der Stadt Frankfurt, war 1945 Mitglied des Frankfurter Bürgerrates und Landesvorsitzender der KPD Hessen. 1946 gehörte er der Verfassunggebenden Landesversammlung und 1946-49 dem Hessischen Landtag an. 1947-49 saß er im Parlamentarischen Rat des Länderrates der Amerikanischen Zone. 1948-50 war er stellvertretender Vorsitzender der Kommunistischen Partei der Westzonen, 1949-52 Mitherausgeber der „Kommunalpolitischen Blätter". Seit 1951 war er im Parteivorstand für die Abteilung Staat-Land-Gemeinden zuständig. Mit dem Beginn der Prozesse zur Durchsetzung des Verbotes der KPD wurde F. nach 1952 einer der KPD-Bevollmächtigten vor dem Bundesverfassungsgericht. Nach dem Verbot der KPD wurde F. 1958 u. a. wegen Propagierung des „Programms der nationalen Wiedervereinigung" durch den Bundesgerichtshof zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. 1959 vorzeitig entlassen, war er als kaufmännischer Angestellter und freier Journalist tätig. 1963 wurde er vorübergehend in Beugehaft genommen. In der I. Wahlperiode (1949-53) war F., der sich für die schnelle Einführung des Bundestages ausgesprochen hatte, um den Einfluß der Alliierten auf die deutsche Politik einzuschränken, mit einem Mandat der KPD-Ergänzungsliste Hessen Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht mit (von Juni 1951 bis März 1952). Als beratendes Mitglied gehörte er bis März 1952 dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung und dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Über die Aufgaben der Kommunisten in den Parlamenten. In: Kommunalpolitische Blätter 1 (1952) S. 4-6. - Schützt die Abgeordneten des Volkes! Düsseldorf 1952. - Hrsg. mit Fritz Rische: Zum Programm der Nationalen Wiedervereinigung Deutschlands. Dokumente aus dem Prozeß gegen die KPD. Hamburg o. J. (1955). LITERATUR: Jens Ulrich Klocksin: Kommunisten im Parlament. Die KPD in Regierungen und Parlamenten der westdeutschen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland (1945-1956). Bonn 1993. NACHLASS: Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Berlin.

1998 wurde F. über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an.

Fischbach, Ingrid, geb. Schweden, * 25.6.1957 WanneEickel. Gesamtschullehrerin, kath. Nach dem Abitur studierte F. Deutsch und Geschichte für das Lehramt, Sekundarstufe I. Sie wurde Lehrerin an der Polizeischule Selm-Bork, 1995 an der Erich-FriedGesamtschule in Herne. F. ist Vorsitzende des Vereins Herner Tageseltern und Beisitzerin im Vorstand des Kreisverbandes Herne des Deutschen Philologen Verbandes. 1990 trat F. in die CDU ein. 1994 wude sie stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Herne und Vorsitzende der dortigen Frauen-Union, 1999 Kreisvorsitzende der CDU Herne. Seit 1994 ist sie Ratsfrau der Stadt Herne.

Fischer, Axel E., * 5. 5.1966 Karlsruhe. Elektroinstallateur, Diplomingenieur, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, ev. F., Sohn eines Professors, besuchte 1972-81 die Grund- und Hauptschule in Stutensee-Blankenloch, 1981-83 die Berufsfachschule für Elektrotechnik in Karlsruhe, die er mit der Mittleren Reife verließ. 1983-85 erlernte er den Beruf eines Elektroinstallateurs und legte die Gesellenprüfung ab. 1985-87 besuchte er die Technische Oberschule in Karlsruhe, leistete 1987-89 Wehrdienst, studierte 1989-95 Maschinenbau an der Universität Karlsruhe und Schloß das Studium als Diplomingenieur ab. 1995-98 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Arbeitswissenschaft und Betriebsorganisation (ifab) der Technischen Hochschule Karlsruhe.

Fischer, Andrea, * 14.1.1960 Arnsberg (Westfalen). Oi'fsetdruckerin, Diplomvolkswirlin. F., Tochter eines Journalisten, bestand 1978 das Abitur und wurde bis 1981 zur Offsetdruckerin ausgebildet. Sie arbeitete als Druckcrin und Korrektorin, mußte ihren Beruf jedoch aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. 1985-90 studierte sie Volkswirtschaft an der Freien Universität. Berlin. 1990/91 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Europaparlament, 1992/93 am Wissenschaftszentrum Berlin und 1993/94 in der Grundsatzabteilung der Bundes Versicherungsanstalt für Angestellte (BfA). F. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Sie gehört dem Vorstand der Stiftung „Bürger für Bürger" an. Seit 1994 gehörte F., seit 1985 Mitglied der Partei Die Grünen, mit einem Mandat der Berliner Landesliste von Bündnis 90/Die Grünen dem Bundestag an. 1994-96 war sie im Fraktionsvorstand Koordinatorin des Arbeitskreises Frauen, Arbeit und Soziales, Jugend und Gesundheit und sozialpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Gesundheit an. Im Oktober 1998 wurde F. Bundesministerin für Gesundheit. Sie war mit der Aufgabe konfrontiert, die Krankenkassen-Beiträge zu stabilisieren und eine medizinische Qualitätssicherung bei gleichzeitiger Kostensenkung durchzusetzen. Nach Vorwürfen, die Verbraucher zu spät vor BSE-Risiken gewarnt zu haben, trat sie im Januar 2001 zurück. 2001 gehörte sie der Regierungskommission Corporate Governance / Untcrnchmensführung / Unternchmenskontrolle/Modernisierung des Aktienrechts an. In der 14. Wahlperiode ist F. Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie, in dem sie in den Bereichen New Economy und Internet u. a. für E-Commerce, Geistiges Eigentum und Regulierungsfragen zuständig ist. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. Seit Februar 2001 leitet sie die Arbeitsgruppe Gentechnik ihrer Fraktion. 1990 erhielt F. den Preis des Vereins Berliner Kaufleute für Europaforschung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Eckpunkte zur Gesundheitsreform 2000. In: Wirtschaftsdienst 79 (1999) Heft 4, S. 207-223. - Gesundheitsreform. In: Gewerkschaftliche Monatshefte 51 (2000) Heft 10, S. 566-568.

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Fischer 1987 der Jungen Union beigetreten, war F. 1988-90 Geschäftsführer der Jungen Union Stutensee, 1989-98 Mitglied des Bezirksvorstandes der Jungen Union Nordbaden, 1990-95 ihr Geschäftsführer, 1991/92 Pressesprecher der Jungen Union Stutensee, 1992/93 Mitglied des Landesvorstandes der Jungen Union Baden-Württemberg, 1992-96 Vorsitzender der Jungen Union Stutensee und 1998-2000 stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union Nordbaden. 1991-97 nahm er die Aufgaben des Schriftführers, seit 1997 des Pressereferenten der CDU Karlsruhe-Land wahr. 1993-99 war er Mitglied des Bezirksvorstandes der CDU Nordbaden, 1995-97 stellvertretender Vorsitzender der CDU Blankenloch. 1994-96 gehörte er dem Gemeinderai in Stutensee an. 1998 wurde F. über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Er ist Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion für Umweltforschung, Klimaforschung, Energieforschung und Technikfolgenabschätzung und stellvertretender Sprecher der „Jungen Gruppe" der CDU/CSU. F. arbeitet als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung mit und ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, des Petitionsausschusses sowie der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und Liberalisierung". F i s c h e r , Dirk, * 29.11.1943 Bevensen (Kr. Uelzen). Jurist (Justitiar, Rcchtsanwalt), cv. F. besuchte bis zum Abitur 1964 das Ostseegymnasium in Timmendorfer Strand, leistete 1964-66 Wehrdienst und studierte danach Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg. Für den Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) war er Mitglied des Studentenparlamentes. 1975 legte er das Erste, 1978 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1978-80 war er Justitiar in einem Großhandelsunternehmen, 1979-89 Vorsitzender der Staatspolitischen Gesellschaft e.V. 1982 erhielt er seine Zulassung als Rechtsanwalt. F. gehört dem Beirat der Berlin-Brandenburg Media GmbH, Berlin, dem Beirat der Deutschen Flugsicherung GmbH, Offenbach, und dem Verwaltungsrat der Thyssen-Krupp Technologies AG, Essen, an. 1967 trat F. in die CDU ein. 1970-77 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Hamburg, seit 1972 Mitglied des CDU-Landes Vorstandes Hamburg und 1974-96 Kreis Vorsitzender der CDU Hamburg-Nord. 1976 wurde er stellvertretender Landesvorsitzender, 1992 Landesvorsitzender der CDU Hamburg. 1970-81 gehörte F. der Hamburger Bürgerschaft an. Seit 1980 ist F. Mitglied des Bundestages. 1980, 1983 und 1998 wurde er über die CDU-Landesliste Hamburg gewählt. 1987-98 vertrat er den Wahlkreis 15 (HamburgNord) im Bundestag. 1989 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verkehr der CDU/CSU-Fraktion und Mitglied des Fraktionsvorstandes, 1994 Vorsitzender der Hamburger CDU-Landesgruppe im Bundestag und 1998 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. In der 9.-13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und im Sportausschuß (in der 9. Wahlperiode seit Oktober 1982, davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses. 1994 erhielt F. das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

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Fischer, Evelin, * 9. 1. 1948 Greppin (Kr. Bitterfeld). Designerin, kath. Nach dem Besuch der Polytechnischen Oberschule absolvierte F. ein Fachschulstudium an einem Institut für Lehrerbildung (IfL), danach ein Hochschulstudium in Halle/Burg Giebichenstein und wurde Designerin mit Schwerpunkt Keramik. 1989 gründete sie das „Neue Forum" im Kreis Gräfenhainichen, aus dem sie im Januar 1990 austrat, um einen SPDOrtsverein zu gründen. Sie wurde Mitglied des Kreistages Gräfenhainichen. In der 12. Wahlperiode (1990-94) war F. mit einem Mandat der SPD-Landeslisle Sachsen-Anhalt Mitglied des Bundestages. Sie gehörte dem Vorstand der SPD-Fraktion an. F. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (bis Juli 1993). DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Slil'lung, Bonn. Fischer, Gernot, * 15.12.1937 Worms. Jurist (Richter), ev. Bis zum Abitur 1950 bcsuchtc F. ein Gymnasium in Worms und studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Mainz, Bonn, München und Heidelberg. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1964 wurde er Richter am Landgericht Mainz, 1968 Referent für Fragen des Verfassungs-, Steuer- und Finanzrechts im rheinland-pfälzischen Justizministerium. 1960 trat F. in die SPD ein. Er war stellvertretender Vorsitzender des Unterbezirks Alzey-Worms, stellvertretender Vorsitzender des Bezirks Rheinhessen und Mitglied des Parteirates. 1969 wurde er Mitglied des Stadtrates in Osthofen und Mitglied des Kreistages Alzey-Worms, 1987 Oberbürgermeister in Worms. Er ist Vorsitzender des Städtetages Rheinland-Pfalz. In der 9. und 10. Wahlperiode (1980-87) vertrat F. den Wahlkreis 155 (Worms) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (seit Dezember 1982), in der 10. Wahlperiode dem Petitionsausschuß (seit September 1983) und dem Innenausschuß (seit Februar 1986) an. 1986/87 war er Mitglied des Untersuchungsausschusses „Neue Heimat". Fischer, Joseph, genannt Joschka, * 12.4.1948 Gcrabronn (Baden-Württemberg). Taxifahrer, Buchhändicr, kath. F. wurde als drittes Kind eines Metzgermeisters geboren, der als Ungarndeutscher 1946 zusammen mit seiner Frau und zwei Töchtern vertrieben worden war. Die Familie siedelte sich im schwäbischen Langenburg an, zog in den fünfziger Jahren nach Oeffingen und Mitte der sechziger Jahre nach Fellbach. F. besuchte das Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Stuttgart-Bad Canstatt, das er 1965 kurz vor der Erlangung der Mittleren Reife verließ. Eine Photographenlehre, die er danach begann, brach er bereits nach kurzer Zeit wieder ab. Im April 1966 riß er von zu Hause aus und trampte durch West- und Südeuropa bis in den Vorderen Orient. Nach seiner Rückkehr starben im November kurz hintereinander sein Vater und eine seiner Schwestern. Bald darauf lernte er die Polizistcntochtcr Edeltraud Fischer kennen, die er minderjährig im schottischen Gretna Green heiratete. Vom „Sozialistischen Deutschen Studentenbund" (SDS) und seinem charismatischen Redner Rudi Dutschke fasziniert, Schloß sich F. 1967 der außerparlamentarischen Bewegung an. Er wurde Mitglied im „Aktionszentrum Unabhängiger und Sozialistischer Schüler" (AUSS), dessen Politischem

Fischer Beirat er zeitweilig angehörte. Nach einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg wurde er vor dem Neuen Schloß in Stuttgart wegen Überschreitung der Bannmeile festgenommen und mußte eine mehrtägige Ordnungsstrafe in Stammheim absitzen. Im April 1968 zog er zusammen mit seiner Frau nach Frankfurt. Sie wohnten dort in einer der ersten Wohngemeinschaften. Bei Protesten gegen das Attentat auf Dutschke wurde er beim Versuch, seine Frau zu schlitzen, von der Polizei verprügelt. Im Mai 1968 beteiligte sich F. an Aktionen zur Verhinderung der Notstandsgesetze, darunter der Besetzung des Rektorats der Universität. Der Autodidakt studierte die Werke von Kant, Hegel und Marx und besuchte als Nicht-Immatrikulierter Vorlesungen und Seminare bei Theodor W. Adorno, Jürgen Habermas und Oskar Negt. Rasch gewann er Anschluß an führende Gruppen im SDS. Seine Mentoren waren der frühere SDS-Bundesvorsitzende Helmut Schauer und HansJürgen Krahl, der Vordenker der antiautoritären Linken. Nach dem Scheitern der außerparlamentarischen Opposition wurde F. 1970 Mitglied in der Betriebsprojektgruppe „Revolutionärer K a m p f (RK), die vergeblich Fließbandarbeiter der Opel-Werke in Rüsselsheim zu politisieren versuchte. Nach wenigen Monaten Betriebsarbeit wurde F. fristlos entlassen. Im Oktober 1971 beteiligte sich seine Gruppe erstmals an einer Hausbesetzung. Die Verteidigung besetzter Häuser durch spektakuläre Straßenkämpfe sorgte 1973/74 bundesweit für Schlagzeilen. Als im Mai 1976 nach dem Tod der RAF-Mitbegründerin Ulrike Meinhof ein Polizeibeamter bei einer Demonstration durch einen Molotow-Cocktail lebensgefährlich verletzt wurde, gehörte F. zu einer Reihe von Verdächtigen, die nach einem anonymen Anruf festgenommen worden waren. Auf einem vom „Sozialistischen Büro" organisierten Kongreß distanzierte sich F. kurze Zeit später nachdrücklich vom Terrorismus der RAF. Teile der radikalen Linken schlossen sich bald darauf der Ökologiebewegung an, gründeten grün-bunt-alternative Gruppierungen und beteiligten sich an Wahlen. Im Gegensatz zu vielen seiner früheren Kampfgefährten hielt F., der sein Geld eine Zeit lang als Taxifahrer und Buchhändler verdiente, länger an seiner Ablehnung des Parlamentarismus fest und trat erst 1982 der Partei der Grünen bei. Als diese bei den Bundestagswahlen im März 1983 erstmals die Fünf-Prozent-Hürde überwand, zog F. Uber den dritten Platz der hessischen Landesliste in den Bundestag ein. Als Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion, der eine dezidiert realpol i ti sehe Position vertrat, erregte er bundesweit Aufmerksamkeit. Nachdem er wegen des von den Grünen praktizierten Rotationsprinzips sein Mandat bereits nach der Hälfte der Legislaturperiode aufgeben mußte, wurde er im Dezember 1985 als erstes Kabinettsmitglied der Grünen hessischer Minister für Umwelt und Energie. In seiner wegen eines Konflikts mit der SPD über die Atomenergie bereits im Februar 1987 beendeten Amtszeit gelang es F. jedoch nicht, eigene politische Akzente zu setzen. Im April 1991 wurde er in Hessen erneut Kabinettsmitglied, diesmal im Rahmen einer rot-grünen Koalition als stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten. Nach zahllosen vergeblichen Vorstößen, die Gefahren der Atomenergie einzudämmen, trat er 1994 von seinem Amt zurück, um sich wieder stärker in die Bundespolitik einmischen zu können. Nach den Bundestagswahlen im Oktober 1994 wurde er zusammen mit Kerstin -^Müller zum neuen Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen gewählt. Als er nach der Ermordung Tausender von Flüchtlingen im Juli 1995 im bosnischen Srebrenica eine „Interventionspllicht der UNO bei Völkermord" forderte, löste er in seiner Partei einen heftigen Streit aus. Obgleich er sich damit nicht durchsetzen konnte, forderte er im Dezember 1996 einen SFOR-Einsatz der Bundeswehr

in Bosnien. Im Bundestagswahlkampf 1998 vertrat er diese Position ebenso wie er für die Westbindung als Konstante deutscher Außenpolitik und eine Osterwciterung der NATO eintrat. Nach dem Wahlsieg der SPD und der Bildung einer rotgrünen Koalition wurde F. im Oktober 1998 Außenminister und Vizekanzler. Die bereits nach einem Monat Amtszeit von ihm erhobene Forderung, die NATO solle auf den Ersteinsatz von Atomwaffen verzichten, löste Irritationen im Bündnis aus. Die erste wirkliche Bewährungsprobe folgte im März 1999 durch die Intervention der NATO im Kosovokonflikt. Während sich die Grünen durch die von F. befürwortete Bombardierung Jugoslawiens vor eine Zerreißprobe gestellt sahen, errang das Außenministerium durch den von ihm konzipierten und von den G-8-Staaten verabschiedeten Balkan-Stabilitätspakt erste internationale Anerkennung. Respekt gewann F. im Mai 2000 mit einer Grundsatzrede zur Europapolitik in Berlin, in der er sich für die Gründung einer europäischen Föderation aussprach. In die Schußlinie der Opposition geriet er im Januar 2001, als durch eine Filmsequenz seine militante linksradikale Vergangenheit offenbar wurde, wegen der er sich in einer Fragestunde des Bundestages zu verantworten hatte. Es zeigte sich jedoch, daß auch dies seiner Popularität in der Bevölkerung keinen Abbruch tat. VERÖFFENTLICHUNGEN: Von grüner Kraft und Herrlichkeit. Reinbek 1984. - Der Ausstieg aus der Atomenergie ist machbar. Reinbek 1986. - Regieren geht über studieren. Das politische Tagebuch des grünen Ex-Umweltministers. Frankfurt am Main 1987. - Der Umbau der Industriegesellschaft. Frankfurt am Main 1989. - Die Linke nach dem Sozialismus. Hamburg 1992. - Risiko Deutschland. Köln 1994. Für einen neuen Gesellschaftsvertrag. Eine politische Antwort auf die globale Revolution. München 1998. - Mein langer Lauf zu mir selbst. Köln 1999. - Vom Staatenbund zur Föderation. Frankfurt am Main 2000. LITERATUR: Sibylle Krause-Burger: J. F. Der Marsch durch die Illusionen. Stuttgart 1997. - Christian Schmidt: „Wir sind die Wahnsinnigen ..." J. F. und seine Frankfurter Gang. München 1998. - Michael Schweben: J. F. Eine Karriere. Hamburg 2000. - Wolfgang Kraushaar: F. in Frankfurt. Karriere eines Außenseiters. Hamburg 2001. Wolfgang Kraushaar Fischer, Leni, geb. Lechte, * 18.7.1935 Haltern (Kr. Recklinghausen). Realschullehrerin, kath. F. bestand 1955 das Abitur an einem Gymnasium in Rheine und studierte 1955-59 Englisch, Französisch und Geschichte in Münster. 1959-69 war sie Realschullehrerin in Burgsteinfurt, 1969-76 in Neuenkirchen (1970-76 Konrektorin), wo sie 1970-76 die Volkshochschule leitete. F. wurde stellvertretende Vorsitzende der Frauenbildungsarbeil im Christlichen Frauenbildungswerk Westfalen-Lippe, Vorsitzende des Deutschen Komitees für internationale Bevölkerungsfragen und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN). Sie gehört der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, dem deutschen Komitee für UN1FEM (Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für die Frau) und dem Planungsstab des Instituts für Internationale Solidarität der Konrad-Adenauer-Stiftung an. 1968 trat F. in die CDU ein. 1971-76 war sie stellvertretende Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes Steinfurt, bis 1975 Kreisvorsitzende der CDU-Frauenvereinigung Steinfurt, 1975-86 Landesvorsitzende der CDU-Frauenvereinigung Westfalen-Lippe, 1983-86 stellvertretende Landesvorsitzende der CDU Westfalen-Lippe, 1981-90 stellvertretende Bundesvorsitzende der Frauen-Union der CDU und 1987-91

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Fischer Landesvorsitzende der Frauen-Union der CDU NordrheinWesllalen. 1986 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes der CDU Nordrhein-Westfalen. Bis 1980 gehörte sie dem Rat der Gemeinde Neuenkirchen an. In der 8.-13. Wahlperiode (1976-98) war F. mit einem Mandat der CDU-Landcsliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. 1980 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der Gruppe der Frauen der CDU/CSU-Fraktion. 1987-90 war sie stellvertretende entwicklungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Sie ist stellvertretende Obfrau im Unterausschuß Kulturpolitik des Auswärtigen Ausschusses. In der 8.-11. Wahlperiode engagierte sich F. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 8. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Rcchtsausschusscs, in der 9.-13. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (in der 11. Wahlperiode bis März 1989, in der 12. Wahlperiode seit Juni 1992, davor Ordentliches Mitglied). In der 9. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied der Nordatlantischen Versammlung, in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (seit März 1986) an. In der 11. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis Oktober 1989) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Oktober 1990), in der 11. und 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied (seit März 1989), in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an (seil Januar 1998). 1985-99 war F. Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Westeuropäischen Union (WEU), 1992-95 Vorsitzende des Ausschusses Kultur und Erziehung und 1994/95 Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europarat. 1995 wurde sie Vizepräsident) n, 1996 Präsidentin, 1999 Ehrenpräsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. F. war Leiterin der Deutschen Delegation in der Interparlamentarischen Union. VERÖFFENTLICHUNGEN: Perspektiven des europäischen Zusammenlebens und des Menschenrechtsschutzes aus der Sicht des Europarates. Saarbrücken 1997. F i s c h e r , Lothar, * 2 1 . 6 . 1 9 4 2 Homburg (Saar). Gymnasiallehrer, cv. Nach dem Bcsuch der Volksschule war F. 1956/57 Lehrling bei einer Zollagcntur, besuchte die Berufsschule und ein Aufbaugymnasium und bestand 1963 das Abitur. Das Studium der Mathematik und Physik Schloß er 1968 als Diplommathematiker ab. 1968-73 war er Assistent am Mathematischen Institut der Universität des Saarlandes und 1969-80 Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik. F. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt an. 1966 trat F. in die SPD ein. Er war Vorsitzender einer Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten, Unterbezirksvorsitzender der Jungsozialisten, Vorsitzender des SPDStadtverbandes Homburg und 1981-90 stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks. 1974-80 gehörte er dem Kreistag Homburg an und war 1979/80 ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter. Seit 1980 vertritt F. den Wahlkreis 248 (Homburg) im Bundestag. Tn der 9.-11. Wahlperiode engagierte er sich im Ausschuß für Forschung und Technologie, in der 12. Wahlperiode im Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis September 1981), in der 9. und 10. Wahlperiode des Haushaltsausschusses (seit September 1981 bzw.

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seit April 1985), in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft (bis April 1985) und in der 10.-13. Wahlperiode des Ausschusses fur Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung mit und ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. F i s c h e r , Michael, * 11.4.1947 Kothen. Kinderarzt, kath. F. besuchte 1953-65 die Grund- und Oberschule in Kothen und studierte nach dem Abitur 1965-71 Medizin an der Technischen Universität Magdeburg. 1971-76 erhielt er eine Ausbildung als Facharzt für Kinderheilkunde. 1976-83 war er wissenschaftlicher Assistent und Stationsarzt am Zentralinstitut für Diabetes in Karlsberg. 1981 wurde er in Greifswald mit der Arbeit Untersuchungen zur exkretorischen Nierenleistung von Neugeborenen diabetischer und stoffwechselgesunder Mütter in Abhängigkeit vom Ernährungsregime zum Dr. med. promoviert. 1983-89 war er Kinderarzt und seit 1985 Leiter der Kinderambulanz der Polyklinik in Perleberg. 1974 trat F. in die CDU ein. 1985-89 war er Stadtverordneter in Perleberg. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 14, Listenplatz 4, Bezirk Schwerin). 1990/91 war er Mitglied des Landtages Brandenburg. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war F. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit an. F i s c h e r , Ulrich, * 11.12. 1942 Vöcklabruck (Oberösterreich). Taxifahrer, Privatlchrcr. Nach dem Schulabschluß leistete F. 1961/62 Wehrdienst und studierte Politische Wissenschaft in Berlin. Er arbeitete dort bis 1978 als Taxifahrer und Lehrer an einer selbstvcrwaltctcn Schule. Danach war er bis 1983 Mitarbeiter in einem kirchlichen Arbeitsloscnprojekt in Bad Hersfcld. Als Student Schloß F. sich dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) an und engagierte sich 1971-73 in der Roten Hilfe Westberlin. 1983 trat er den Grünen bei. Am 2 0 . 1 . 1 9 8 6 rückte F. über die Griinen-Landesliste Hessen für den ausgcschiedencn Abgeordneten Hubert —»Kleinert in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Innenausschuß (vorübergehend im Februar 1986) und dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (seit April 1986) an. F i s c h e r , Ursula, geb. Bätz, * 6 . 9 . 1 9 5 2 Steinach (Thüringen). Kinderärztin, konfessionslos. F. besuchte die Polytechnische Oberschule in Steinach und die Erweiterte Oberschule in Neuhaus am Rennweg. 1971-76 studierte sie Medizin an der Universität Leipzig und der Akademie Erfurt und legte 1976 das Medizinische Staatsexamen ab. 1976-82 ließ sie sich in Eisenach und Nordhausen zur Fachärztin ausbilden. 1980 wurde sie zum Dr. med. promoviert. 1982-90 war sie Fachärztin für Kinderheilkunde und Stationsärztin in der Kinderklinik Nordhausen, 1987-89 Kinderärztin im FDJ-Krankenhaus „Carlos Marx" in Managua (Nicaragua). 1972 trat F. in die SED ein. 1990 wurde sie Mitglied des PDS-Kreisvorstandes Nordhausen und Mitglied des PDSLandesvorstandes Thüringen. Im März 2000 trat sie aus der PDS aus. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war sie Mitglied der

Flach Volkskammer (Wahlkreis 04, Listenplatz 2, Bezirk Erfurt). 1994 wurde F. Mitglied des Thüringer Landtages, in dem sie 1994/95 den Vorsitz der PDS-Fraktion innehatte. Sie ist cntwicklungs- und gesundheitspolitische Sprecherin der PDS-Fraktion. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte F. dem 11. Deutschen Bundestag an. In der 12. Wahlperiode (1990-94) war sie mit einem Mandat der PDS-Landcsliste Thüringen Mitglied des Bundestages und Parlamentarische Geschäftsführerin des PDS-Fraktion. Sie arbeitete im Gesundheitsausschuß und im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit und war beratendes Mitglied des 3. Untersuchungsausschusses (HIV-Infcktioncn durch Blut und Blutproduktc, seit Oktober 1993). Fischer, Wilhelm (Willy), * 26.3.1904 Fürth, t 21.10.1951 Fürth. Kaufmännischer (Leitender) Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär. Nach der Schulzeit war F. kaufmännischer Angestellter, zuletzt mit Prokura im Exportbetrieb. 1919 wurde er Mitglied der Gewerkschaft, 1930 der SPD. 1934 war er unter dem Verdacht der Vorbreitung zum Hochverrat sieben Monate in Untersuchungs- und Schutzhaft. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach der Freilassung wurde er im November 1945 Geschäftsleiter des Ernährungsamtes Fürth-Stadt und 1948 Referent des Wohlfahrt- und Jugendamtes in Fürth. 1948-51 war F. Vorsitzender des SPD-Bezirks Ober- und Mittelfranken. 1946-49 gehörte er der Verfassunggebenden Landesversammlung bzw. dem Bayerischen Landtag an. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat F. den Wahlkreis 33 [228] (Nürnberg-Furth) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des GG und des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Außenhandelsfragen, dem Ausschuß für Arbeit und dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens an. Fischer, Willi, * 15.11.1920 Mayen, t 2.9.1991 Worms. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums nahm F. 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-48 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Köln, legte 1949 das Referendarexamen ab und wurde 1950 zum Dr. jur. promoviert. Bis 1953 in der Privatwirtschaft tätig, war er 1953-58 Rechtsschulzsekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreis Neuwied, 1958-63 Amtsbürgermeister des Amtes Bad Hönningen und 1963-69 Landrat des Landkreises Worms. 1949 trat F. in die SPD ein. Er war Mitglied des SPDBezirksvorstandes Rheinhessen und des Landesvorstandes der SPD Rheinland-Pfalz. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) vertrat F. den Wahlkreis 157 (Worms) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 8. Wahlperiode auch dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis September 1977, danach als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 6. und 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsführung, in der 7. und 8. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Flach, Karl-Hermann, * 17.10.1929 Königsberg (Preußen), f 25. 8. 1973 Frankfurt am Main. Journalist, Diplompolitologe, ev. F., Sohn des Prokuristen Carl F., besuchte in Königsberg die Jahn-Volksschule und später die Hindenburg-Oberschule. 1944/45 wurde er beim Volkssturm eingesetzt und floh mit

seiner Mutter und seinen beiden Schwestern von Königsberg nach Mecklenburg. Nach Ende des Krieges setzte er seinen Schulbesuch in Rostock an der Gocthe-Obcrschulc fort, mußte die Schule 1947 jedoch aufgrund einer TuberkuloseErkrankung frühzeitig ohne abgeschlossene Reifeprüfung verlassen. 1946 trat F. der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LDP, seit 1951 LDPD) bei und begann 1948 als Redaktionsvolontär und Redakteur lur die von der LDP herausgegebene „Norddeutsche Zeitung" in Schwerin zu arbeiten. Im April 1949 wurde er in den Mecklenburger Landesvorstand der LDP gewählt. Ein halbes Jahr später, im Oktober 1949, flüchtete er aus der DDR, da er fürchtete, dort als Mitglied des linksliberalen Kreises um den Jurastudenten Arno Esch verhaftet zu werden. In West-Berlin trat er 1949 der FDP bei und nahm im selben Jahr an der Deutschen Hochschule für Politik, dem heutigen Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin, das Studium der Politischen Wissenschaften auf. Während seiner Studienzeit wurde er Mitglied im Liberalen Studentenbund Deutschlands (LSD). Nachdem er 1953 sein Studium abgeschlossen hatte, ging er nach Frankfurt am Main, um dort für die Redaktion von EUROPRESS, einem Pressedienst für europäische Politik und Wirtschaft, tätig zu werden. Als ihm wenig später ein Redakteursposten bei dem Dienst „Wirtschafts- und Sozialpolitik" angeboten wurde, nahm er diesen an und begann vornehmlich in Bonn zu arbeiten. F. übernahm am 1.4.1956 das Amt des stellvertretenden Leiters der Prcsseabtcilung in der Bundcsgcschäftsstclle der FDP und wurde Redakteur der „Freien Demokratischen Korrespondenz". Des weiteren arbeitete er für die Zeitung „Das freie Wort", das offizielle Wochenblatt der FDP. 1957 wurde F. zum Leiter der Politischen Abteilung in der Bundesgeschäftsstelle der FDP bestellt, und im April 1959 übernahm er das Amt des Bundesgeschäftsführers der Partei. Nachdem er schon bei den Bundestagswahlen 1957 mit dem damaligen Bundeswahlkampfleiter —> Döring als „Sekretär der Wahlkampfleitung" zusammengearbeitet hatte, war F. 1961 der Hauptverantwortliche für die Organisation des FDP-Bundeswahlkampfes. Der Erfolg der FDP, die mit 12,8 % ihr bis dahin bestes Wahlergebnis erzielte, wurde in der Öffentlichkeit gemeinhin mit seinem Namen in Verbindung gebracht. Obgleich die Partei im Vorfeld der Wahlen an ihrer generellen Zustimmung zu einer Fortführung der Koalition mit der C D U / C S U festgehalten hatte, wurde während des Wahlkampfes die Ablösung —»Adenauers eine immer deutlichere Forderung, die von F. klar unterstützt wurde, 1961 jedoch unerfüllt blieb. Bald nach den Wahlen beendete F. daraufhin seine politische Tätigkeit in Bonn und wurde 1962 Leiter des Ressorts Innenpolitik, 1964 stellvertretender Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau". Neben innenpolitischen Kommentaren veröffentlichte er in dieser Zeit eine Reihe von Büchern, in denen er sich insbesondere mit der Stellung und Aufgabe der Presse in demokratischen Gesellschaften auseinandersetzte und sich mit der aktuellen Situation der Liberalen in Deutschland beschäftigte. F. betrachtete die liberale Gesellschaftsreform als „dritten Weg" zwischen „konservativer Erstarrung" und „sozialistischer Utopie" und unterstrich die Eigenständigkeit und Notwendigkeit liberaler Politik. Sein 1971 veröffentlichter Band Noch eine Chance fur die Liberalen wurde in der FDP als Anstoß zu einer stärker sozialliberalen Orientierung verstanden, die in den auf dem Freiburger Parteitag verabschiedeten progressiven „Freiburger Thesen" ihren Ausdruck land. F. beendete seine Tätigkeit für die „Frankfurter Rundschau", als die Parteiführung ihm 1971 das neu geschaffene Amt des FDP-Generalsekretärs anbot. Er akzeptierte und kehrte

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Flach in die Bundesgeschäftsstelle zurück, wo er sich zunächst der Organisation der FDP-Parteizentrale widmete. Bei den vorgezogenen Bundestagswahlen 1972 wurde er über die hessische Landesliste in den Bundestag gewählt. Das Amt des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, das er seitdem innehatte, konnte er jedoch nur kurz ausüben. Nachdem er zeitlebens mit schweren Erkrankungen zu kämpfen hatte, verstarb F. früh im Alter von 43 Jahren. Er war Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Auswärligen Ausschusses. Trotz der relativ kurzen Dauer seiner politischen Tätigkeit ist sein prägender Einlluß auf die Politik und das Selbstverständnis der FDP häufig hervorgehoben worden. Als Vertreter des progressiven sozialliberalen Flügels der Partei hatte er sich frühzeitig gegen eine Fortführung der langjährigen Koalition mit der CDU/CSU gewandt und statt dessen eine Koalition mit den Sozialdemokralen gefordert. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erhards schwerer Weg. Stuttgart 1963, 2 1964. - Macht und Elend der Presse. Mainz 1967. 1 χ 1 der Politik. 12 Kapitel für den Staatsbürger. Reinbek bei Hamburg 1970. - Noch eine Chance für die Liberalen oder: Die Zukunft der Freiheit. Eine Streitschrift. Frankfurt am Main 1971, 6 1976. - Bürgerinitiativen und repräsentative Demokratie. In: Liberal 14 (1972) Heft 4, S. 245-253. Liberaler aus Leidenschaft. Hrsg. von Joachim Brctschneider und Harald Hoffmann. Münchcn u. a. 1974. - Mehr Freiheit für mehr Menschen. Beiträge zur liberalen Politik. BadenBaden 1979. LITERATUR: Barthold C. Witte: Liberale Politik für Deutschland. K.-H. F. und sein Beitrag zur Reform des politischen Liberalismus. In: K.-H. F.: Mehr Freiheit für mehr Menschen. Beiträge zur liberalen Politik. Baden-Baden 1979. Roland Kohn: K.-H. F. Gesellschaftlicher Analytiker, politischer Praktiker, liberaler Visionär. In: liberal 35 (1993) Heft 3, S. 91-96. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Christiane Reinecke F l a c h , Ulrike, geb. Franzen, * 1.1.1951 Oberhausen. Diplomübersetzerin. Nach dem Abitur 1969 in Oberhausen studierte F. Angewandte Sprachwissenschaften an der Universität Mainz sowie am Ealing Technical College in London und Schloß das Studium 1973 als Diplomübersetzerin ab. 1974-98 war sie technische Übersetzerin für Englisch und Italienisch bei der Siemens AG, Generator- und Turbinenbau. 1989-94 studierte sie an der Fernuniversität Hagen zusätzlich Wirtschaftswissenschaften. F. wurde Beiratsmitglied von Haus + Grund Mülheim/Oberhausen und Mitglied des Landesvorstandes der Vereinigung liberaler Kommunalpolitiker NordrheinWes Halen. 1975 trat F. in die FDP ein. 1976-78 war sie Kreisvorsitzende der FDP Oberhausen. 1991 wurde sie Kreisvorsitzende der FDP Mülheim an der Ruhr, 1992 Mitglied des Bezirksvorstandes der FDP Ruhr. 1994-98 gehörte sie dem FDP-Landesvorstand an, seit 1996 als stellvertretende Landesvorsitzende der FDP Nordrhein-Westfalen. 1993 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes der Vereinigung Liberaler Kommunalpolitiker in Nordrhein-Westfalen, 1997 Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. Seit 1998 gehört F. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Nordrhcin-Wcstfalcn dem Bundestag an. 1998-2000 war sie Obfrau der FDP-Fraktion im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Im Juni 2000 wurde sie Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Verkehr, Bau und Wohnungswesen sowie dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an.

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Flämig, Gerhard, * 19.12.1919 Glauchau. Schriftsetzer, Journalist, ev. F., Sohn eines Bankangestellten, besuchte bis zum Abitur die Oberrealschule. Seit 1939 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 zurückkehrte. Er erlernte das Schriftsetzerhandwerk, war 1947-49 Redaktionsvolontär, 1949-52 Lokalredakteur in Hanau und Offenbach am Main und 1952-57 politischer Redakteur in Offenbach. 1968 wurde F. Mitglied im Präsidium des Deutschen Atomforums. 1946 trat F. in die SPD und die Gewerkschaft ein. Seit 1948 war er Stadtverordneter, 1952-57 Stadtverordnetenvorsteher in Seligenstadt und Mitglied des Kreistages Offenbach, in dem er den Vorsitz des Haupt- und Finanzausschusses innehatte. 1950 wurde er Mitglied des Hauptausschusses des Hessischen Gemeindetages. 1957-64 war er Bürgermeister der Stadt Großauheim (Main), 1960-64 Mitglied des Kreistages Hanau und Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses. Seit 1956 gehörte er der Kommission für Städtcvcrschwistcrungen und dem Hauptausschuß der deutschen Sektion des Rates der Gemeinden Europas an. Am 15.2.1963 rückte F. über die SPD-Landesliste Hessen für den verstorbenen Abgeordneten Jakob —»Altmaier in den Bundestag nach. In der 5.-8. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 139 (Hanau). In der 4. Wahlperiode war er von Oktober 1963 bis Januar 1964 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, von Oktober 1963 bis Januar 1964 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. Tn der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Pctitionsausschuß und im Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik mit. In der 6. Wahlperiode war er bis Oktober 1970 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft sowie bis März 1972 und wieder seit Juni 1972 Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 7. und 8. Wahlperiode (bis September 1979) gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie an, dessen Ordentliches Mitglied er von September 1979 bis November 1980 war. 1965-69 saß F. in der Beratenden Versammlung des Europarates und in der Versammlung der Westeuropäischen Union. 1965-81 war er Mitglied des Europarates, 1970-79 Mitglied des Europäischen Parlaments. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Flinner, Dora, geb. Friedrich, * 19.2.1940 Heilbronn. Landwirlin, ev. Nach der Volksschule durchlief F. eine praktische Berufsausbildung als Bäuerin und war anschließend in einem kleinbäuerlichen Familienbetrieb tätig. Sie wurde stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bundschuh-Genossenschaft Boxberg und des Landfrauenvereins Boxberg. Im Januar 1984 trat F. in die Partei Die Grünen ein und war bis 1987 Gemeinderätin in Boxberg. 1980 wurde sie Ortschaftsrätin in Boxberg-B ob Stadt, 1984 Mitglied der Bundesversammlung der Grünen. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war F. mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages. Sie arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr an.

Fograscher Flitz, Hedi, geb. Müller, * 2 2 . 2 . 1 9 0 0 Bad Ems, t 19.10.1994 Wilhelmshaven. Philologin, Verbandsfunktionärin, ev. F. besuchte bis zum Abitur 1919 ein Gymnasium in Kassel, studierte 1919-24 Neuere Sprachen in Marburg, Köln, Freiburg und München und wurde 1924 in Marburg zum Dr. phil. promoviert. 1926-33 und wieder seit 1946 war sie ehrenamtlich in der überparteilichen staatsbürgerlichen Frauenarbeit tätig. 1952-56 hatte sie den niedersächsischen Landesvorsitz des Deutschen Frauenrings inne, wurde 1958 stellvertretende Bundes Vorsitzende und war 1958-73 Vizepräsidenlin der International Alliance of Women und danach deren Ehrenpräsidentin. 1983 wurde sie zum Ehrenmitglied der Nordwestdeutschen Universitätsgesellschaft Wilhelmshaven ernannt. 1954 trat F. in die FDP ein. Sie wurde stellvertretende Vorsitzende des FDP-Landesverbandes Niedersachsen, 1980 dessen Ehrenmitglied. Seit 1956 war sie Ratsherrin in Wilhelmshaven. In der 4. Wahlperiode (1961-65) gehörte F., über die FDPLandesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. Sie arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen, im Ausschuß für Inneres (seit März 1965) und im Ausschuß für Gesundheitswesen (bis Oktober 1964) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen sowie dem Ausschuß für Entwicklungshilfe (seit November 1963) an. Bis Juni 1964 war sie Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. F o c k e , (Elsbeth Charlotte) Katharina, geb. Fricdlacndcr, * 8.10.1922 Bonn. Journalistin, Übersetzerin. F., Tochter des Publizisten und Verfechters der europäischen Einigung, Ernst Friedlaender, und einer Ärztin, ging 1931 mit ihren Eltern in die Schweiz und bestand das Abitur am Fridericianum in Davos. Danach arbeitete sie als Sekretärin in Vaduz und studierte vorübergehend Nationalökonomie in Zürich. 1946 nach Deutschland zurückgekehrt, studierte sie Deutsch, Geschichte und Englisch in Hamburg, war daneben Redakteurin bei der Zeitschrift „Merian" und zwei Jahre lang Assistentin ihres Vaters als stellvertretender Chefredakteur der „Zeit". 1951/52 studierte sie an der University of Oklahoma, begann dann das Studium der Politikwissenschaft an der Universität Hamburg und wurde 1954 mit einer Arbeit Über das Wesen des Übernationalen promoviert. 1954 heiratete sie den Generalsekretär des Deutschen Rats der Europäischen Bewegung, Ernst Focke, und war bis 1961 vor allem als Übersetzerin (u.a. von Maurice Collis, Anthony Powell und Jack Sholomir) tätig. 1961-69 hatte sie die Geschäftsführung des Bildungswerks Europäische Politik inne war 1963-65 stellvertretendes Mitglied des Kuratoriums des Deutsch-Französischen Jugendwerks. Seit 1964 Mitglied der SPD, seit 1966 auch der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, errang F. 1966 (mit einem Zugewinn für die SPD von über 10%) in Köln ein Direktmandat für den Landtag von Nordrhein-Westfalen, dem sic bis 1969 angehörte. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) vertrat sie den Wahlkreis 60 (Köln II) im Bundestag. 1969-72 war sie parlamentarische Staatssekretärin im Bundeskanzleramt und befaßte sich mit europäischen Fragen. 1972 wurde sie als Nachfolgerin Käthe —> Ströbele Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit. Bis zu ihrem Verzicht nach nur einer Amtszeit, der auch aus den Auseinandersetzungen um Zuständigkeiten mit benachbarten Ressorts herrührte, setzte sich F. für die Rechte der Frau ein und unterstützte die Reform des

Jugendhilferechts und den verbesserten Schutz von Ehe und Familie im Strafrecht. Mit einer Neuordnung des Arzncimittelrechts und dem Krankenhausfinanzierungsgesetz trug sie zur Reform des Gesundheitswesens bei. In der 6. Wahlperiode gehörte F. als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an (bis März 1972 und wieder seit Juni 1972). In der 8. Wahlperiode war sie bis September 1979 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis September 1977) und des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (von September 1977 bis September 1979). 1979-89 gehörte sie dem Europäischen Parlament an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Ernst Friedlaender: Europa über den Nationen. Köln 1963. - Europäer in Frankreich. Köln 1966. - Nur nicht Politik als Beruf! In: Ein Leben für die Politik? Briefe an jüngere Mitbürger. Hrsg. von Sonja Schmid-Burgk. Freiburg im Breisgau 1988, S. 14-21. LITERATUR: Ingrid Langer El-Sayed: Familienpolitik. Tendenzen, Chancen, Notwendigkeit. Frankfurt am Main 1980. - K. F. Privilegien verpflichten. In: Renate Lepsius: Frauenpolitik als Beruf. Gespräche mit SPD-Parlamentarierinnen. Hamburg 1987, S. 118-140. - Ursula Münch: Familienpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Maßnahmen, Defizite, Organisation familienpolitischer Staatstätigkeit. Freiburg im Breisgau 1990. - Fides Krause-Brcwcr: Amtszeiten und Wirkungsschwcrpunktc der Bundesfamilienministerinnen und Bundesfamilienminister. In: Bundesministerium für Familie und Senioren (Hrsg.): 40 Jahre Familicnpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Rückblick-Ausblick. Neuwied 1993, S. 15-36. - Irene Gerlach: Familie und staatliches Handeln. Ideologie und politische Praxis in Deutschland. Opladen 1996. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. F o c k e n b e r g , Winfried, * 15.1.1945 Kirchhellen (heute zu Bottrop). Jurist, Verbandsfunktionär, kath. Nach dem Abitur 1966 studierte F. Rechtswissenschaften. Er wurde Referent beim Bundesvorstand der Deutschen Katholischen Jugend, später Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmerbewegung im Bistum Essen. F. ist Mitglied der Katholischen Arbcitnchmerbewcgung. Er übernahm den Vorsitz des Katholikenausschusses in der Stadt Bottrop. 1965 trat F. in die CDU ein. Er wurde Mitglied des Rates der Stadt Bottrop, 1976 Bürgermeister. In der 12. Wahlperiode (1990-94) war F. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie und Senioren mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Gesundheit und dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. F o g r a s c h e r , Gabriele, geb. Graf, * 6 . 5 . 1 9 5 7 Nördlingen. Hauswirtschaftsleiterin, Hauswirtschaftslehrerin, Erzieherin, ev. F. erwarb 1974 die Mittlere Reife und wurde 1978 Staatlich geprüfte Hauswirtschaftsleiterin. 1979 legte sie die erste Lehramtsprüfung am Staatsinstitut für die Ausbildung von Fachlehrern, 1981 die zweite Lehramtsprüfung mit der Fächerkombination Handarbeit und Hauswirtschaft ab. 1987 wurde sie Erzieherin in der familienersetzenden Wohngruppe des Kinderheims in Nördlingen. F. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Arbeiterwohlfahrt und des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB). 1992 trat F. in die SPD ein. Sie wurde Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen Donau-Ries,

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Folger Mitglied des Unterbezirksvorstandes Donau-Ries und Mitglied des Landesparteirates. Seit 1996 ist sie Mitglied des Kreistages im Landkreis Donau-Ries. Seit 1994 gehört F., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem sie in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört, und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und des 1. Untersuchungsausschusses (Parteispenden). F o l g e r , Erwin, * 2 4 . 9 . 1 9 0 9 München, f 2 . 3 . 1 9 9 3 . Verbandsfunktionär. Nach dem Besuch der Volksschule und der Oberrealschule durchlief F. eine Lehre in einer Rechtsanwaltskanzlei. Er war Sekretär, dann Geschäftsführer von Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden sowie Einkaufsgenossenschaften. 1923 wurde er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1925 des Zentralverbandes der Angestellten (ZdA). 1927 Schloß er sich der SPD an und wurde Vorsitzender des Kreisverbandes X in München. 1936 wegen „politischer Unzuverlässigkeit" fristlos entlassen, arbeitete er bei einem Immobilienund Finanzicrungsmakler. Im Zweiten Weltkrieg war er Funker in einer Polizeinachrichtenkompanie. 1945 wurde F. Referent im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und soziale Fürsorge, Abteilung für Arbeitsrecht, Lohnpolitik, Tarif- und Schlichtungswesen. Er war unparteiischer Vorsitzender von Schieds- und Schlichtungsverhandlungen und führte den ständigen Vorsitz der Heimarbeitsausschüsse für die Gablonzer Industrie im Bundesgebiet und der Landesschiedsstelle bayerischer Gemeinden. F. war Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. A m 19.5.1958 rückte F. über die SPD-Landesliste Bayern für die verstorbene Abgeordnete Lisa —»Albrechl in den Bundestag nach. 1961 wurde er über die SPD-Landesliste Bayern in den 4. Deutschen Bundestag gewählt. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) vertrat er den Wahlkreis 208 (München-West) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode war er von November 1958 bis Mai 1959 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit, dem er auch in der 4. und 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte; von Januar 1967 bis 1969 war er stellvertretender Vorsitzender. In der 3. Wahlperiode gehörte er von November 1958 bis Februar 1959 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß und seit November 1958 als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialpolitik. F o l l a k , Iris, geb. Aschmutat, * 16.10.1958 Schneeberg. Zahntechnikerin. F. besuchte 1965-75 die Polytechnische Oberschule in Raschau und 1975-78 die Medizinische Fachschule in Chemnitz. 1978-90 arbeitete sie im Gesundheitswesen, 1990-92 im Handel und Vertrieb. 1992-94 war sie Mitarbeiterin eines SPD-Bundestagsabgeordneten. 1990 Schloß sich F. der SPD an und wurde Gründungsmitglied des SPD-Ortsverbandes Raschau sowie stellvertretende Ortsvorsitzende. Seit 1994 ist sie Mitglied des Gemeinderates in Raschau. Seit 1994 gehört F. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Sachsen dem Bundestag an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Gesund-

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heit an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft sowie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses und des Ausschusses für Tourismus. F o l t a , Eva, * 28.11.1943 Hahnenklee-Bockswiese. Bürokauffrau, Verbandsfunktionärin. Nach dem Realschulabschluß ließ sich F. zur Bürokauffrau ausbilden und wurde Geschäftsführerin des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Peine. 1965 trat F. der SPD bei. 1994 wurde sie Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes Braunschweig, 1995 Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Peine. 1986 übernahm sie ein Kreistagsmandat und wurde 1990 stellvertretende FraktionsVorsitzende. A m 9 . 1 . 1 9 9 8 rückte F. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Arne —>Börnsen in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 13. Wahlperiode im Oktober desselben Jahres angehörte. Sie war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. F o l z - S t e i n a c k e r , Sigrid, geb. Reinicke, * 10.1.1941 Hamburg. Kauffrau, Unternehmerin, ev. F. besuchte die Mittelschule sowie eine Privat-Handelsschule und durchlief eine kaufmännische Lehre. Sie war als kaufmännische Angestellte, selbständige Großhändlerin und Handelsvertreter^ tätig. F. wurde Mitglied des Vorstandes der Eisen AG Lothringen und der Stabsstelle der Geschäftsführung der Beteiligungsgesellschaft Aachener Region mbH, Aachen. 1977 trat F. in die FDP ein. Sie wurde stellvertretende Gemeindeverbandsvorsitzende, stellvertretende Vorsitzende des FDP-Bezirksvorstandes Oldenburg, Mitglied des Landesvorstandes Niedersachsen und Mitglied des LandesfachAusschusses Jugendpolitik sowie des Bundesfachausschusses Entwicklungspolitik. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war F., über die FDPLandesliste Niedersachsen gewählt, Mitglied des Bundestages. Sie arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft (seit September 1989; bis Mai 1987 und wieder seit Oktober 1987 war sie Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit und im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Sportausschuß, dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (von Oktober 1988 bis März 1990) an. F o r m a n s k i , Norbert, * 1.8.1951 Westerholt. S tarks tromeleklriker. F. besuchte die Volksschule, erwarb an der Abendschule die Mittlere Reife und dann die Fachhochschulreife. Er arbeitete als Starkstromelektriker, Elektrohauer und Ausbilder. 1972/73 leistete er Wehrdienst. 1967-71 war er Jugendvertreter. Seit 1978 freigestelltes Betriebsratsmitglied auf dem RAG-Bergwerk (Steinkohle) Lippe, wurde er 1984 Betriebsratsvorsitzender, 1994 Mitglied in der Geschäftsführung des Gesamtbetriebsrates der Ruhrkohle Bergbau AG, seit 1998 der OSK. 1994 wurde F. Mitglied des Arbeitskreises der Gesamtbetriebsräte/Betriebsräte der Steinkohleunternehmen in der Ruhrkohle AG, 1998 der RAG Chemie. Seit 1966 Mitglied der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, wurde er 1980 Mitglied des Vorstandes im Bezirk Gelsenkirchen und Ortsgruppenvorsitzender, 1988 Mitglied des Kontrollausschusses. Er ist Mitglied der Naturfreunde und der Arbeiterwohlfahrt. F. gehört dem Aufsichtsrat der DSK Bergbau AG, Herne, und dem Aufsichtsral der RIAG (Ruhrkohle Immobilien AG), Essen, an.

Francke 1969 irai F. in die SPD ein. 1976 wurde er Mitglied, 1992 stellvertretender Vorsitzender des SPD-Stadt verbandsvorstandes in Herten. 1975-79 war er Sachkundiger Bürger im Bezirksausschuß Westerholt/Bertlich, 1979-91 Mitglied des Rates der Stadt Herten. Seit 1990 verlritt F. den Wahlkreis 94 (Gelsenkirchen II Recklinghausen III) im Bundestag. In der 12. und 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft. In der 14. Legislaturperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". Fornahl, Rainer, * 10. 5.1947 Colimen. Arbeiter, Diplomgeophysiker, ev. F. besuchte bis 1961 die Mittelschule, bestand 1966 das Abitur und arbeitete als Handformer bei den Leipziger Eisenund Stahlwerken. 1966-71 studierte er Angewandte Geophysik an der Karl-Marx-Universität Leipzig und Schloß das Studium als Diplomgeophysiker ab. 1972/73 leistete er Wehrdienst. 1973-91 arbeitete er als Erkundungsgeophysiker und Gebietsgeophysiker. 1991-94 war er Abteilungsleiter und Prokurist bei der kommunalen Wohnungsgcscllschaft LWB/ IVG, 1994-98 kaufmännischer Angestellter und Handlungsbevollmächtigter der VEBA Immobilien/IMG Leipzig. F. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Kommunalen Wasserwerke Leipzig, Mitglied des Aufsichtsrates der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH, Leipzig, Mitglied des Aufsichtsrates der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH, und Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Leipzig. 1989 trat F. dem Neuen Forum bei, war 1989 Gründungsmitglied der SDP/SPD in Leipzig und hatte 1989/90 den Vorsitz des Unterbezirksverbandes Leipzig-Süd inne. 1993 wurde er Mitglied des Untcrbezirksvcrbandcs Leipzig. 1992-99 war er stellvertretender Sprecher des Arbeitskreises Große Städte der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik in der Bundesrepublik Deutschland (SGK). 1990-94 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung in Leipzig an, war 1994-99 Stadtrat in Leipzig und hatte 1990-98 den Vorsitz der SPD-Fraktion inne. Seit 1998 vertritt F. den Wahlkreis 309 (Leipzig I) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Neuen Länder und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verkehr, Bauund Wohnungswesen an. Forster, Hans, * 5.2.1956 Bremerhaven. Fernmeldebeamter, ev. F. legte die Mittlere Reife am Ulrichsgymnasium in Norden ab. 1974 begann er eine Ausbildung bei der Deutschen Bundespost und wurde 1979 Fernmeldebeamter. Bis 1998 war er bei der Küstenfunkstelle Norddeich Radio (Deutsche Telekom AG) beschäftigt. Seit 1975 Mitglied der Deutschen Postgewerkschaft (DPG), wurde F. stellvertretender Vorsitzender der DPG-Betriebsgruppe Norddeich Radio und Vorstandsmitglied der DPGOrtsverwaltung Norden. Seit 1989 ist er Vorstandsmitglied des DGB-Ortskartclls Norden und Mitglied der Arbcitcrwohlfahrt. 1976 trat E. in die SPD ein. 1981 -90 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der lungsozialisten Norden, 1985-91 Vorsitzender des lungsozialisten-Unterbezirks Aurich und

1989-91 Vorsitzender des lungsozialisten-Landesverbandes Niedersachsen. 1981 wurde er Vorstandsmitglied des SPDOrtsvereins Norden, 1991 dessen Vorsitzender. Seit 1985 gehört er dem geschäftsführenden Vorstand des SPDUnterbezirks Aurich, seit 1989 dem Bezirksausschuß des SPD-Bezirks Weser-Ems und seit 1995 dem SPD-Parteirat an. Seit 1996 ist er stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen im SPD-Unterbezirk Aurich. 1991 wurde F. Mitglied des Rates der Stadt Norden, 1996 Beigeordneter, stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer der SPD-Ratsfraktion. 1990/91 war er Kreistagsabgeordneter. 1998 wurde F. über die SPD-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Francke, Klaus, * 17.7.1936 Hamburg. Kaufmännischer, leitender Angestellter, ev. F., Sohn eines Gewerbeoberlehrers, besuchte die Realschule, die er mit der Mittleren Reife abschloß. Er durchlief eine Lehre im Groß- und Außenhandel, besuchte die kaufmännische Berufsschule und erhielt 1958 den Kaufmannsgehilfenbrief. 1958-67 war er kaufmännischer Angestellter bei der Deutschen Fina GmbH, Frankfurt, Niederlassung Hamburg, 1968-70 Geschäftsführer der Amerikanisch-Holländischen Mineralölhandelsgesellschaft Atlas Continental Hamburg, 1970/71 Verkaufsleiter bei der Firma Friweg Werkzeug, Hamburg, und seit 1971 kaufmännischer Angestellter (Referent) bei der Deutschen BP AG, Zentrale Hamburg. F. hat den Vorsitz des Aufsichtsrates der Industrie-Contact AG, Hamburg, inne. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Deutsch-Bulgarischen Forums, Berlin, Präsident der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft für Norddeutschland, Hamburg, Vorsitzender des Fördervereins „Invalidenfriedhof", Berlin, Vorsitzender des Vereins „Rette die Deichstraße", Hamburg, und Mitglied des Kuratoriums der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke", Köln. Seit 1976 gehört er dem Kreisverband Hamburg-Walddörfer des Deutschen Roten Kreuzes an; er wurde stellvertretender Kreisvorsitzender. 1956 trat F. in die Junge Union und die CDU ein. 1964 wurde er Kreisvorsitzender des CDU-Kreisverbandes Hamburg-Wandsbek und Mitglied des Landesvorstandes der CDU. F. gehört der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU an. 1962 wurde er Bezirksabgeordneter und hatte 1964-76 den Vorsitz der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung Hamburg-Wandsbek inne. 1966-78 gehörte er der Hamburger Bürgerschaft an und war dort Mitglied des Fraktionsvorstandes. In der 8.-13. Wahlperiode (1976-98) war F., jeweils über die CDU-Landesliste Hamburg gewählt, Mitglied des Bundestages. Am 7.11.2001 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gunnar —>Uldall in den 14. Deutschen Bundestag nach. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit, dem er in der 9.-11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte (in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982, in der 10. Wahlperiode bis November 1983). In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (bis November 1977), des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (März/April 1980) und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit November 1977) und in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft (seit Oktober 1982). In der 9.-11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 12. und 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des EG-Ausschusses, in der 12. und 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschus-

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Franke ses. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/ Finanzausgleichsgesetz. F r a n k e , Egon, * 11.4. 1913 Hannover, f 2 6 . 4 . 1 9 9 5 Hannover. Kunsttischicr. F. entstammte einem Arbcitcrmilicu. Er besuchte die Volksschule, erhielt eine Lehrausbildung als Tischler und qualifizierte sich an einer Kunstgcwerbeschulc zum Kunsttischler. 1929 trat er der SPD bei. F. engagierte sich in der turbulenten Spätphase der Weimarer Republik in der sozialistischen Arbeiterjugend, deren hannoveranischer Vorsitzender er 1933 wurde. Die Nationalsozialisten verurteilten ihn 1935 zu 30 Monaten Zuchthaus. 1943-45 diente er in einem Strafbataillon. Nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Hannover zurückgekehrt, lernte er hier Kurt —> Schumacher kennen, der seine weitere Entwicklung erheblich beeinflußte. 1945 wurde er für zwei Jahre in Hannover Ratsherr und SPD-Bezirkssekretär. 1946-52 war F. Mitglied des niedersächsischen Parteivorstandes der SPD, 1950-70 deren Landes- und Bezirksvorsitzender (Hannover). Parallel dazu übte er parlamentarische Funktionen aus: 1946/47 als Abgeordneter im Hannoverschen, 1947-51 im Niedersächsischen Landtag. Am 17.5.1951 wurde F. als Nachfolger von Bruno —>Lcddin Mitglied des Deutschen Bundestages und blieb es bis 1986 (Wahlkreis Hannover 1). Er zeigte sich frühzeitig als machtbewußter Pragmatiker. So schuf er sich im lokalen und regionalen Raum eine „Hausmacht", die zunehmend in die Politik der SPD auf Bundesebene hineinwirkte. F., der als ein Vertreter des rcchtcn Flügels der SPD galt, stieg 1964 ins Parteipräsidium auf, dem er bis 1973 angehörte. In dieser Zeit konnte er sich vor allem dcutschlandpolitisch profilieren. Zum einen hatte er sich bereits in den fünfziger Jahren mit der Frage beschäftigt, wie den unter der deutschen Teilung besonders leidenden Grenzkreisen Niedersachsens geholfen werden könne, zum anderen verlor er das Ziel der deutschen Einheit nicht aus den Augen. Er konnte in diesem Sinne wirken, als er den Arbeitskreis für Fragen der Wiedervereinigung beim Parteivorstand leitete und im Herbst 1966 als Nachfolger Herbert —> Wehners Vorsitzender des Bundestagsausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen wurde. F. war kein Mann öffentlichen Agierens. Er verband das Ziel, die durch die Spaltung des Landes bei den Betroffenen entstandenen Probleme zu mildern, mit dem Versuch einer innerdeutschen Normalisierung. Seine vielbeachtete Bundestagsrede vom 11.3.1968 hob dieses Ziel als langfristige Aufgabe heraus. Mit dem Beginn der sozial-liberalen Koalition im Herbst 1969 übernahm F. das Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen, das gegen den Willen der C D U / C S U in Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen umbenannt wurde. Der Minister unterstrich das Einheitsziel, versuchte es aber von Rhetorik und Dogmen zu befreien. Das hatte einen Kurs innerdeutscher „Schadensbegrenzung" zur Folge, der sich zunehmend einer Politik des geregelten Nebeneinanders beider deutscher Staaten durch unspektakuläre Maßnahmen (z.B. Freikauf von DDR-Gefangenen) öffnete. F. geriet ins Rampenlicht, als er an den von seinem Ministerium vorbereiteten Treffen von Bundeskanzler —> Brandt und Ministerpräsident Stoph im Frühjahr 1970 in Erfurt und Kassel teilnahm. Das befestigte seine Position in Kabinett und Bundestag, verdeutlichte aber auch die fortschreitende Konkurrenz zwischen Kanzleramt und innerdeutschem Ministerium. Die Deutschlandpolitik geriet immer mehr zum Gegenstand der internen Kooperation zwischen Brandl und Egon - ^ B a h r , während das Fachressort damit beschäftigt

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war, deren Entscheidungen umzusetzen. Doch gelang es F., alle Vorstellungen zurückzuweisen, die auf dessen Reduzierung bzw. Auflösung hinausliefen. Das war auch dem Umstand zu verdanken, daß der innerparteiliche Einfluß von F., der seit Dezember 1966 zwei Jahre lang als Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD im Bundestag amtierte, trotz Kritik aus den eigenen Reihen, wuchs. Insbesondere gelang es ihm, eine starke Gruppe dem rechten Flügel der Sozialdemokratie zugerechneter Bundestagsabgeordneter um sich zu sammeln, die - als „Kanalarbeiter" apostrophiert - vor allem 1969/70 als informelle Interessengemeinschaft erheblichen Einfluß auf die Politik der SPD zu nehmen vermochte. F. besaß zwar mit seiner „Kanalarbeitergewerkschaft" ein starkes Gewicht gegenüber Partcilinken und Konkurrenten, doch verlor er an Boden, als er 1970 den niedersächsischen Landesvorsitz an Peter von Oertzen, 1973 seinen Sitz im Parteipräsidium und 1975 den ersten Platz auf der niedersächsischen Landesliste zu den Bundestagswahlen 1976 (an Karl - ^ R a v e n s ) abtreten mußte. In der Zeit der Regierung Helmut —> Schmidt (1974-82), der ihm politisch und persönlich näher lag als Brandt und sein Kreis, gewannen F. und sein innerdeutsches Ressort wieder an Einfluß. Nach seinem Ausscheiden als Minister im Oktober 1982 war er bis 1987 Mitglied des Bundestages, für den er danach nicht mehr kandidierte. Von dem Verdacht, er habe im Zusammenhang mit dem Freikauf von DDR-Häftlingen Haushaltsmittel widerrechtlich verwendet und den Bundestag getäuscht, wurde F. im Dezember 1986 gerichtlich freigesprochen. Er zog sich nun vollends ins Privatleben zurück. In der 1. Wahlperiode war F. Ordentliches Mitglied (seit Februar 1952), in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Grenzlandfragen (seit Februar 1953) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen (seit März 1952). In der I. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für innergebietliche Neuordnung (seit Februar 1953), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit März 1952) und dem Wahlrechtsau sschuß (seit März 1953) an. In der 2.-5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (bis Oktober 1963). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten und dem Ausschuß für Inneres an. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß mit, dessen Stell vertretendes Mitglied er in der 10. Wahlperiode war, und gehörte von Oktober 1967 bis Oktober 1968 dem Inncnausschuß an. 1979 erhielt F. das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Deshalb bin ich Sozialdemokrat. Bonn 1969. - Bundestagsreden und aktuelle Beiträge zur Deutschlandpolitik. Hrsg. von Annemarie Rengcr. Bonn 1973, 3 1975. - Beiträge zur Deutschland-Politik. Bonn 1977. LITERATUR: Ulrich Blank: E. F. In: Alois Rummel (Hrsg.): Wer uns regiert. Freudenstadt 1969, S. 127-133. - Alfred Adam: Das Bundesministerium für Innerdeutsche Beziehungen. Bonn 1971. - Gisela Rüss: Anatomie einer politischen Verwaltung. München 1973. - Werner Krause: E. F. In: Ul-

Franz rike Nikel (Hrsg.): Politiker der Bundesrepublik Deutschland. Düsseldorf 1985, S. 72-73. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Michael Lemke Franke, Heinrich, * 26. 1.1928 Osnabrück. Ingenieur, kath. F., Sohn eines Arbeiters, kam zu Beginn des Zweiten Weltkrieges mit der Kinderlandverschickung nach Niederösterreich. Er besuchte die Volks- und Hauptschule, die er 1942 in Niederösterreich abschloß. 1943 hatte er als Flugmotorenschlosserlehrling einen Unfall und begann auf dem zweiten Bildungsweg 1944 in Magdeburg eine Ingenieurausbildung, die er wegen der Kriegsercignissc abbrechen mußte. Seit Februar 1945 war er Soldat und befand sich bis 1947 in russischer und tschechischer Gefangenschaft. Nach der Rückkehr nach Osnabrück beendete er 1947-49 die Ausbildung zum Techniker und wurde 1950 bei der Siemens AG als Ingenieur eingestellt. F. wurde Mitglied der Deutschen Angestelltengewerkschaft, Diözesanvorsitzender der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und Mitglied der Kolpingslamilie. Er war Vorsitzender des Aufsichtsratcs der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Stephanswerk in Osnabrück. Mitglied des Verwaltungsrates der Stadtsparkasse Osnabrück und stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Bundespost. F. Schloß sich der lungen Union an und war langjähriger Kreisvorsitzender sowie stellvertretender Landesvorsitzender und Landesvorsitzender der Jungen Union im Landesverband Hannover. 1956-58 nahm er die Aufgaben des Landessozialsekretärs der CDU Niedersachsen und des Kreisund Bezirksvorsitzenden der Sozialausschüsse der CDU im Bezirk Osnabrück wahr. 1955-65 war er Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Von 1965 bis zur Niederlegung des Mandats am 9.4.1984 gehörte F., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. Als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung (1982/83) beschäftigte er sich vor allem mit der Koordinierung der Sozial- und Gesundheitspolitik des Ministeriums sowie mit der langfristigen Sanierung der Rentenfinanzen. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden (bis November 1967) und dem Ausschuß für Gesundheitswesen, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. In der 6.-8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (in der 6. Wahlperiode bis Dezember 1971, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 6. Wahlperiode gehörte er bis Dezember 1971 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß an, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 7.-9. Wahlperiode (bis Oktober 1982) war. 1984-93 war F. Präsident der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. 1985 verfügte er nach dem langen Arbeitskampf der Metaller einen nach ihm benannten Erlaß, wonach die Arbeitsämter keine Unterstützung an nur mittelbar vom Streik betroffene Arbeitnehmer zahlen durften. 1991 erklärte das Bundessozialgericht in Kassel diesen Erlaß für rechtswidrig. F. setzte sich für eine weitere Flexibilisierung der Lebens-, Jahres- und Wochenarbeitszeil ein und sprach sich entschieden gegen die Verlängerung der Lebensarbeitszeit aus. Er vertrat die Auffassung, daß öffentlichen Investitionen die größte Bedeutung beim Abbau der Arbeitslosigkeit zukämen und befürwortete Arbeitsbeschaffungsprogramme. 1988 erhielt F. das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Franz Prast: Arbeit für alle. Herford 1987. - Brennpunkt Arbeitsmarkt. Percha am Starnberger See 1990, 21992. - Arbeitswelt 2000. Frankfurt am Main 1991. LITERATUR: Europa und Deutschland. Zusammenwachsende Arbeitsmärkte und Sozialräume. Festschrift für H. F. zum 65. Geburtstag 26. Januar 1993. Hrsg. von Friedrich Buttler, Heinrich Reiter, Horst Günther und Richard Wanka. Stuttgart u.a. 1993. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Frankenhauser, Herbert, * 23.7.1945 München. Industriekaufmann, kath. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann wurde F. Sonderbeauftragter bei der DaimlerChrysler AG in München. Er ist Präsident des Deutschen Instituts für Reines Bier e. V., München. 1965 trat F. in die CSU ein. Er ist Mitglied des Wirtschaftsbeirates der Union. 1972-91 war Stadtrat in München, 1982-91 stellvertretender Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion. Seit 1990 vertritt F. den Wahlkreis 205 (München-Ost) im Bundestag. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und im Ausschuß für Raumordnung, Städtebau und Bauwesen mit. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört. In der 14. Legislaturperiode ist er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. Franz, Ludwig, * 30.8.1922 Wörth (Donau), t 2.7.1990 Rottach-Egern. Journalist, kath. F. besuchte das Humanistische Gymnasium in Straubing und Regensburg. 1941-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr studierte er Zeitungswissenschaft, Geschichte und Völkswirtschaft an der Universität München und wurde 1949 mit der Arbeit Der politische Kampf an den Münchener Hochschulen von 1929 bis 1933 im Spiegel der Presse promoviert. 1949/50 war er politischer Redakteur des „Donauboten", 1950-53 des „Tages-Anzeigers" und der „Deutschen Tagespost" in Bayern, 1953-65 Verbandssekretär und 1959-71 Verbandsvorsitzender des Katholischen Werkvolks. In der 2.-7. Wahlperiode (1953-76) vertrat F. den Wahlkreis 205 bzw. 210 (Rosenheim) im Bundestag. In der 2.-5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik, in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit, dem er in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 2.-5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß gemäß Artikel 15 GG, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, dem Ausschuß für Kulturpolitik (seit Januar 1957) und dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen und des Ausschusses für Mittelstandsfragen, in der 7. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie.

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Franzen Franzen, Jakob, * 27.6.1903 Neuwied, f 21.12.1988 Koblenz. Schlosser, Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Bcsuch der Volksschule war F. 1917-19 Posthelfcr. 1919 trat er den Christlichen Gewerkschaften und dem katholischen Gesellenverein bei. Er erlernte das Maschinenschlosserhandwerk in Neuwied und setzte 1923-25 die Berufsausbildung in München fort, wo er eine Maschinenbaufachschulc besuchte. Danach begab er sich auf Wanderschaft durch Osterreich, die Schweiz und Italien. 1925-27 arbeitete er als Monteur in verschiedenen süddeutschen Städten und war zuletzt Schlosser in einer Metallwarenfabrik in Offenbach am Main. 1927/28 besuchte er die Volkshochschule in Frankfurt am Main und legte 1928 die Gesellenprüfung bei der Handwerkskammer ab. 1928/29 besuchte er die Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main und war 1929-35 Sekretär des Christlichen MetallarbeiterVerbandes in Saarbrücken. 1937/38 belegte er einen Bilanzbuchhalterkurs in Saarbrücken. 1936-41 war er Buchhalter und Geschäftsführer bei einem katholischen Zeitschriftenverlag. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und befand sich bis August 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. 1946 wurde F. zunächst Leiter der Gewerbeabteilung beim Landraisamt Ottweiler, dann Gewerbeaufsichtsbeamter beim Gewerbeaufsichtsamt Koblenz. 1949 legte er die Verwaltungsprüfung für den gehobenen technischen Dienst ab und wurde Gewerbeinspektor. Nach 1945 Schloß er sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. 1945 war F., der vor 1933 der Zentrumspartei angehört hatte, Mitgründer und Vorsitzender der Christlichen Volkspartci in Neunkirchen (Saar). 1946 trat er in die CDU ein. 1947 übernahm er den stellvertretenden Landesvorsitz der Sozialausschüsse Rheinland-Pfalz und den Vorsitz des Bezirksverbandes der Sozialausschüsse Mittelrhein. 1952 wurde er stellvertretender Vorsitzender der CDU im Bezirksverband Koblenz und 1957 Landesvorsitzender der Sozialausschüsse Rheinland-Pfalz. Er hatte auch den Vorsitz des sozialpolitischen Ausschusses der CDU Rheinland-Pfalz inne. Von 1953 bis zur Niederlegung des Mandates am 8.10.1965 war F., jeweils über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 5. Wahlperiode (1965-69) gehörte er erneut mit einem Mandat der Landesliste Rheinland-Pfalz dem Bundestag an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zum Schutze der Verfassung (bis Februar 1957) und im Ausschuß für gcwcrblichcn Rechtsschutz und Urhcbcrrccht mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1955). In allen vier Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Sozialpolitik (in der 5. Wahlperiode bis November 1966 und wieder seit Juni 1967), in der 3. und 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (bis Februar 1964, danach als Stellvertretendes Mitglied), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kriegs- und Heimkehrerfragen und in der 3.-5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegs- und Vcrfolgungsschäden sowie des Postausschusscs. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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Frede, Günter, * 21.1.1901 Fermersleben (Bez. Magdeburg), t 23. 11. 1967 Göttingen. Gymnasiallehrer, Verwaltungsbeamter. F. besuchte nach der Mittelschule ein Lehrerseminar und bestand die Reifeergänzungsprüfung für das Humanistische Gymnasium. Er studierte Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Pädagogik und wurde 1925 zum Dr. phil. promoviert. Danach studierte er Evangelische Theologie, Germanistik und Geschichte und legte die Prüfungen für das Lehramt an höheren Schulen sowie die Sportlehrerprüfung ab. 1927 trat F., seit 1920 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, in die SPD ein. 1928-33 war er Studienassessor, Studienrat, Oberstudienrat und Schulaufsichtsbeamter im Provinzialschulkollegium in Breslau. 1933 wurde er aus politischen Gründen seines Amtes enthoben und als Lehrer an einem Gymnasium wiederverwendet. F. nahm am Zweiten Weltkrieg teil; zuletzt war er Hauptmann d.R. und Abteilungsleiter im Wehrkreiskommando VIII (Breslau). 1945 wurde er Oberstudiendirektor, 1949 Oberschulrat, 1954 Ministerialrat im niedersächsischen Kultusministerium und hatte bis Oktober 1957 die Leitung der Referatsgruppe Höhere Schulen inne. 1954/55 war er Regierungspräsident in Hildesheim. 1957 und 1965 wurde F. über die SPD-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat er den Wahlkreis 56 (Göttingen-Münden) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (in der 3. Wahlperiode zunächst bis Februar 1959 Stellvertretendes Mitglied), des Außenhandelsausschusses und des Ausschusses für Heimatvertriebene. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Atomkcrncncrgic und Wasserwirtschaft, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Entwicklungshilfe und dem 2. Untersuchungsausschuß (Telcfon-Abhöraffärc, seit November 1963) an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik. Frehsee, Heinz (Friedrich Ernst), * 30. 8.1916 Stobnitt (Kr. Mohrungen, Ostpreußen). Landwirt, Gewerkschaftsfunktionär, ev. F. wuchs in Bromberg auf, besuchte die deutsche Volksschule und legte 1935 das Abitur an einem deutschen Privatgymnasium ab. 1935-37 durchlief er cinc Landwirtschaftslchre in Sachsen und Thüringen und bestand die Gehilfenprüfung. 1938 wurde er Gutsverwalter in Sachsen. 1937-45 leistete er Arbeits- und Wehrdienst; zeitweise war er zum Studium der Landwirtschaft an der Universität Leipzig beurlaubt. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft arbeitete er 1945 zunächst in einem Sägewerk; 1946/47 war er Landarbeiter in Niedersachsen. F. zählte zu den Gründern der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft und war 1947-59 hauptamtlich in dieser Gewerkschaft tätig, zunächst als Sekretär für den Kreis Uelzen, dann als Sekretär für die Britische Zone, seit 1949 als Leiter der Abteilung Lohn- und Tarifpolitik, Agrarpolitik und Berufsausbildung beim Hauptvorstand in Hannoversch Münden. 1949 wurde er Mitglied des Ausschusses für Lohn- und Agrarpolitik beim Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1956 Erster Vorsitzender der Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft. F. war Kuratoriumsmitglied der Agrarsozialen Gesellschaft, Präsident des Verwaltungsrates des VDA und Mitglied des Exekutivkomitees der Internationalen Landarbeiter-Föderation, Utrecht. 1949 wurde er Mitglied des Vorstandes der Landwirtschaftskammer Hannover, 1952 Mitglied des Beirates für landwirtschaftliche Forschung, Ausbildung und Beratung beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bonn. Er gehörte auch dem nicdcrsäch-

Freitag sischen Landesausschuß für landwirtschaftliche Forschung, Ausbildung und Beratung an. 1951 wurde er Mitglied des Verwaltungsrates der Einfuhrstelle für Zucker. F. trat in die SPD ein und gehörte dem Agrarpolitischen Ausschuß der Partei an. 1953 wurde F. Uber die SPD-Landcslistc Niedcrsachscn in den 2. Dcutschcn Bundestag gewählt. In der 3.-7. Wahlperiode (1957-76) vertrat er den Wahlkreis 46 bzw. 41 (HamelnSpringe). 1967-73 war er parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. In der 2. Wahlperiode gehörte er bis November 1956 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Sozialpolitik an, dessen Stellvertretendes Mitglied er auch in der 3.-5. Wahlperiode war. In der 2. Wahlperiode wurde er im Dezember 1953 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen. In der 2. und 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 3.-6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (in der 6. Wahlperiode bis April 1970, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Hei mat vertrieben e an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (von März bis Juni 1972). 1973-77 war F. Mitglied des Europäischen Parlaments. F r e i d h o f , Rudolf, * 2 3 . 9 . 1 8 8 8 Gerlachsheim (Baden), t 25.12.1983 Kassel. Metallarbeiter, Verwaltungsbeamter, konfessionslos. F., Sohn eines Spenglermeisters, besuchte 1895-1903 die Volksschule in Gerlachsheim, erlernte den Beruf des Eisendrehers und war bis 1928 Metallarbeiter. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Seit 1906 Mitglied der SPD, Schloß er sich 1917 der USPD an und kehrte 1922 zur SPD zurück. 1922-28 war er Vorsitzender der SPD und 1925-28 Stadtverordneter in Mannheim, 1928-33 Bezirksparteisekretär mit Sitz in Kassel, zugleich Vorstandsmitglied des SPD-Bezirks Nordhessen und 1933 Stadtverordneter in Kassel. 1921-28 gehörte F. dem Badischen Landtag an. Im März 1933 wurde er aus politischen Gründen verhaftet und verbüßte vier Monate Haft im Zuchthaus Wehlheiden. Danach war er selbständiger Lebensmittelkaufmann. Von Oktober 1944 bis 1945 befand er sich im Konzentrationslager Sachsenhausen. Von Juli 1945 bis 1949 war F. Regierungsrat bzw. Oberregierungsrai beim Regierungspräsidenten in Kassel, danach im Ruhestand. 1945-63 gehörte F. dem Vorstand des SPD-Unterbezirks Hessen-Nord an. 1947-59 war er Mitglied des zentralen SPD-Parteiausschusses bzw. Parteirates und von November 1960 bis 1969 Mitglied der zentralen SPDKontrollkommission. 1946-64 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung in Kassel an und war seit 1956 Stadtverordnetenvorstand, 1946-49 Mitglied der Verfassungberatenden Landesversammlung Groß-Hessen bzw. dem Hessischen Landtag. Von Dezember 1946 bis Juli 1949 hatte er den Vorsitz der SPD-Landtagsfraktion inne. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat F. den Wahlkreis 3 [128] (Melsungen), in der 2. Wahlperiode (1953-57) den Wahlkreis 128 (Eschwege) im Bundestag. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik mit. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung, des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge, in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. 1964 wurde F. Ehrenbürger der Stadt Kassel.

F r e i t a g , Dagmar, * 3. 3.1953 Letmathe. Realschullehrerin. F. bestand 1972 das Abitur an einem Gymnasium und absolvierte ein Lehramtsstudium mit der Fächerkombination Englisch und Sport in Bochum. Nach der Referendarzeit in Gelsenkirchen-Buer wurde sie Realschullehrerin. 1992-94 war sie an der Gesamtschule in Schwerte tätig. 1975 trat F. in die SPD ein. 1989-99 war sie Ratsmitglied und Vorsitzende des Sportausschusses der Stadt Iserlohn. 1994 wurde F. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen, 1998 im Wahlkreis 122 (Märkischer Kreis I) direkt in den Bundestag gewählt. Sie ist sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und des Sportausschusses, dem sie auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 14. Wahlperiode ist sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und des Gemeinsamen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Dcutschcn Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU) - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung an. F r e i t a g , Walter, * 14. 8.1889 Remscheid, t 7 . 6 . 1 9 5 8 Herdecke. Werkzeugdreher, Gewerkschaftsfunktionär, konfessionslos. F., Sohn eines Schlossers, machte nach dem Besuch der Volksschule (1895-1903) eine Lehre als Werkzeugdrehcr (1903-06). 1907 wurde er Mitglied des Dcutschcn Metallarbeiter-Verbandes (DMV), 1908 der SPD. 1914-17 war er Soldat, anschließend bis 1919 Dreher in einem Betrieb in Remscheid. 1918 gehörte er dem dortigen Arbeiterund Soldatenrat an. 1919 wurde er Mitglied der USPD. 1919/20 war er Geschäftsführer des DMV in Remscheid, 1920-33 Bezirksleiter des DMV im Bezirk Hagen. 1922 wurde er erneut Mitglied der SPD und 1931 Vorsitzender des SPD-Untcrbczirks Hagcn-Schwclm-Lüdcnschcid. 1932/33 gehörte F. dem Preußischen Landtag an. 1933/34 war er in den Konzentrationslagern Neusystrum und Lichtenberg und wurde nach der Entlassung unter Polizeiaufsicht gestellt. 1941 fand er eine Beschäftigung als Pförtner, Wach- und Feuerwehrmann im Werk Hocrdc des Dortmund-Hocrdcr Hüttenvereins. 1945 beteiligte sich F. am Wiederaufbau der Gewerkschaften und der SPD in Hagen. 1946/47 war er Vorsitzender der Industriegewerkschaft Metall für das Gebiet HagenSiegerland, 1947/48 Mitvorsitzender im Hauptvorstand der IG Metall für die Britische Zone, 1948-50 für die Britische und Amerikanische Zone und 1950-52 für die Bundesrepublik. 1946/47 gehörte er dem Zonenausschuß der Gewerkschaften in der Britischen Zone an. 1949-52 war er Mitglied, 1952-56 Vorsitzender des Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und 1952-56 Vizepräsident des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften (TBFG). 1955-58 gehörte er dem Verwaltungsrat der Deutschen Bundesbahn an. 1946-49 war F. Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises, 1946-50 Mitglied des Landtages Nordrhein-Westfalen. 1952 wurde er Mitglied des Beratenden Ausschusses der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl in Luxemburg. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat F. den Wahlkreis 54 [113] (Ennepe-Ruhr - Witten) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG und des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen.

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Freiwald LITERATUR: Hermann Herberts: W. F. Weg und Wollen eines deutschen Gewerkschafters. Berlin 1954. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Freiwald, Friedrich Wilhelm, * 8.5. 1911 Lichtcrfcldc (heute zu Berlin), t 26.10.1974 Frankfurt am Main. Jurist (Wirtschaftsjurist), Verbandsfunktionär, ev. F. besuchte das Gymnasium Philippinum in Marburg und studierte Rechtswissenschaft und Nationalökonomie. 1935 legte er die Referendarprüfung, 1939 die Assessorprüfung ab und wurde Wirtschaftsjurist in der Organisation der gewerblichen Wirtschaft. 1941-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Danach in der Organisation der Holzwirtschaft tätig, wurde er 1950 Geschäftsführer im Hauptverband der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in Frankfurt am Main. F. war stellvertretender Vorsitzender des Stadtkreisverbandes der CDU Frankfurt am Main. 1956 wurde er dort Stadtverordneter und übernahm 1962 den Vorsitz der CDU-Fraktion. Von 1965 bis zu seinem Tod war F., jeweils über die CDULandesliste Hessen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit (seit Februar 1967, davor war er Stellvertretendes Mitglied), im Postausschuß (bis Mai 1966) und im Ausschuß für das Bundesvermögen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (seit Mai 1966) an. In der 6. und 7. Wahlperiode war er Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Frenzel, Alfred, * 18.9.1899 Josefsthal (Böhmen), t 23.7. 1968 Reichenberg (Böhmen). Glasschmelzer. F., Sohn eines Glasarbeiters, besuchte die Volks- und Bürgerschule in Josefsthal und durchlief eine Bäckerlehre. Seit 1922 war er Glasschmelzer, seit 1925 Handelsvertreter. 1921 trat er in die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei (KSC) ein und war zeitweise Filialleiter der kommunistischen Konsumgenossenschaft „Vorwärts" in Karlsbad. Wegen Unregelmäßigkeiten wurde er Ende der zwanziger Jahre entlassen und aus der KSC ausgeschlossen. F. Schloß sich der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) an und wurde 1934 Parteiangestelller. Vorübergehend war er Bezirksvorsitzender der DSAP Reichenberg. 1938 nach Großbritannien emigriert, war er im Zweiten Weltkrieg Sanitäter in der tschechoslowakischen Auslandsarmee, später Leiter einer Offizicrsküchc der Royal Air Force. Als Mitglied der Trcugcmcinschaft sudctcndcutschcr Sozialdemokraten unterhielt er Kontakte zu tschechoslowakischen Exilstellen. Nach seiner Rückkehr in die CSR 1945 leitete F. eine Aussiedlungsstellc für ehemalige Mitglieder der DSAP in Reichenberg. 1946 ging er nach Bayern. F. Schloß sich der SPD an. Er war stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Südbayern, später Mitglied des Sicherheitsausschusses beim SPD-Parteivorstand. Am 21.10.1960 wurde er aus der SPD ausgeschlossen. Er gehörte dem Kreistag Schwabmünchcn an und war 1950-54 Mitglied des Bayerischen Landtages. 1953 und 1957 wurde F. über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen (bis Januar 1956), des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen und des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1954). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verteidigung (seit Oktober 1955), dem Ausschuß für Lastenausgleich (bis März 1955) und dem Ausschuß für Verkehrswesen an. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für

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Verteidigung und im Ausschuß für Wiedergutmachung mit, dessen Vorsitz er im Februar 1958 übernahm, und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Postund Fernmeldewesen. Am 4.11.1960 legte F. sein Bundestagsmandat nieder, nachdem er im Oktober 1960 wegen des Verdachts des vollendeten Landesverrates verhaftet worden war. Am 28.4.1961 wurde er für den Verrat von Staatsgeheimnissen an die Tschechoslowakei, der Rückschlüsse auf die gesamte Verteidigungskonzeption der Bundesrepublik Deutschland zuließ, zur Höchststrafe von 15 Jahren und der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für 10 Jahre verurteilt. Seit 1961 im Zuchthaus Straubing in Haft, wurde F. im Dezember 1966 begnadigt und nach dem Erwerb der tschechoslowakischen Staatsangehörigkeit gegen Inhaftierte in der DDR in die Tschechoslowakei ausgetauscht. Er lebte dort als Staatspensionär in Reichenberg. LITERATUR: Richard Gerken: Spion in Bonn. Der Fall F. und andere. Donauwörth [1964], Frerichs, Göke D„ * 22.10.1923 Altenburg (Thüringen). Diplomvolkswirt, Verbandsfunktionär, leitender Angestellter, ev. F. besuchte die Volksschule, die Oberschule, die Höhere Handelsschule und die Wirtschaftsoberschule und bestand das Abitur. Seit 1941 nahm er bei der Kriegsmarine am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1946 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Marburg, Schloß das Studium 1949 als Diplomvolkswirt ab und wurde 1951 mit der Arbeit Auf- und Ausbau der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Ein Beitrag zu ihrer Gestaltung und Ordnung in der Gegenwart zum Dr. rer. pol. promoviert. 1951-69 war er Referent, Abteilungsleiter und Geschäftsführer im Bundesverband des Deutschen Großund Außenhandels e.V. 1969 wurde er stellvertretendes, 1971 ordentliches Vorstandsmitglied der pharmazeutischen Großhandlung Andreae-Noris Zahn AG in Frankfurt am Main. 1946 trat F. in die CDU ein. Er wurde Mitglied des Kreisvorstandes Bonn, des Landesvorstandes Rheinland und des CDU-Bundcsparteiausschusses. Er hatte den stellvertretenden Landesvorsitz der Mittelstandsvereinigung inne und gehörte dem Bundesvorstand der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU an. 1956-69 war er Stadtverordneter in Bad Godesberg und 1963-69 Fraktionsvorsitzender. 1965, 1969 und 1972 wurde F. über die CDU-Landcslistc Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. Am 15.1.1975 legte er sein Mandat nieder. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für das Bundesvermögen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis November 1967), des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und des Verkehrsausschusses. In der 6. und 7. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß lur Wirtschaft, als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. F r e u d e n b e r g , Richard, * 9.2.1892 Weinheim (Bergstraße), f 21.11.1975 Reutte (Tirol). Unternehmer. Der einer Industriellenfamilie entstammende F. studierte Agrarwissenschaft, insbesondere Pflanzenkunde und Pflanzenzucht. 1914 übernahm er die väterlichen Lederwerke in Weinheim, erweiterte die Produktion um die Herstellung und Verarbeitung von Kunstleder und wurde nach der Übernahme mehrerer Schuhfabriken zu einem der bedeutendsten Ledcrindustricllen Deutschlands. 1924-33 war F. Landesvorsitzender der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bzw. der Staatspartei. 1918-23 gehörte er dem Gemeinderat in Weinheim, 1919-24 dem Badischen Landtag an. Nach 1945 wurde er Leiter der Lederverbände

Frick der Bizone, später Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Lederindustrie und Vorstandsmitglied des Industrieund Handelstagcs. Er war vorübergehend Bürgermeister, später Stadtrat in Weinheim und seit 1953 Mitglied des Kreisrates des Kreises Mannheim-Land. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat F. den Wahlkreis 18 [180] (Mannheim-Land) im Bundestag. Am 7.9. 1949 wurde er Gast der FDP-Fraktion, die ihre Verbindung zu F. am 5.12.1952 wegen dessen ablehnender Haltung gegenüber den deutsch-alliierten Verträgen löste. F. war bis Dezember 1952 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Außenhandelsfragen und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik und dem Ausschuß für Arbeit an. 1953 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. 1954 erhielt F. das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: Stefan D. Wilderoller: R. F. Liberaler Politiker und unabhängiger Bundestagsabgeordneter. Weinheim 1992. Frey, Martin, * 7.12.1904 Köln, t 5.11.1971 Heinsberg. Diplomlandwirt, Verbandsfunktionär, kath. F. besuchte das Realgymnasium in Köln, durchlief nach der Reifeprüfung eine Landwirtschaftslehre und arbeitete als praktischer Landwirt auf dem Gut Klosterhof bei Heinsberg. Er studierte 1928-32 Landwirtschaft in Bonn, bestand 1932 das Diplomexamen und wurde 1933 mit der Arbeit Morphologische und histologische Untersuchungen an der Schilddrüse verschiedener Hunderassen zum Dr. agr. promoviert. Er war wissenschaftlicher Assistent am Tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule in Bonn-Poppelsdorf. 1935 übernahm er die Bewirtschaftung des eigenen landwirtschaftlichen Betriebes Klosterhof. Seit 1945 wirkte F. in verantwortlicher Position beim landwirtschaftlichen Wiederaufbau mit, vor allem im kriegszerstörten Grenzgebiet sowie bei der landwirtschaftlichen und ernährungswirtschaftlichen Neuordnung im rheinischen Raum. 1946 war F. Mitgründer und 1947-70 Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsvcrbandcs e.V., 1948-70 Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland und 1950-64 Präsident des Verbandes rheinischer Genossenschaften-Raiffeisen in Köln. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat F. den Wahlkreis 26 [85] (Geldern-Kleve) im Bundestag, dem er in der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) mit einem Mandat der CDULandesliste Nordrhein-Westfalen angehörte. In der 1. Wahlperiode war F. bis Juni 1951 Stellvertretendes Mitglied, danach Ordentliches Mitglied und Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem er auch in der 3.-5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte (in der 3. Wahlperiode bis Oktober 1959, danach als Stellvertretendes Mitglied). In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik, im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953) und im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiet des Kraftstoffvertriebs (seit März 1950) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Grenzlandfragen an. In der 2. Wahlperiode war er bis November 1959 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses, in der 3. und 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses. F. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, die Goldene Ehrennadel des Deutschen Bauernverbandes, die Goldene Verbandsnadel mit Brillanten des Rheinischen Landwirtschafts-

Verbandes, die Große Goldene Plakette der Landwirtschaftskammer Rheinland und die Goldene Nadel des Provinzialverbandes Rheinischer Ehemaliger. Freyh, Brigitte, geb. Mayer, * 25.4.1924 Ahrensdorf bei Templin. Grund- und Hauptschullehrerin, Verbandsfunktionärin. F. legte in Berlin die Reifeprüfung ab und studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie in Marburg, Hamburg und Frankfurt am Main. Während des Zweiten Weltkrieges war sie im Volksschuldienst tätig. 1959-62 halle sie die Geschäftsführung der Walter-Kolb-Stiftung zur Förderung des Zweiten Bildungsweges in Frankfurt am Main innc. 1966 wurde sie Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission. 1973-81 war sie Kuratorin der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung. 1949 trat F. dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund, 1951 der SPD bei. 1956-61 war sie Stadtverordnete in Frankfurt am Main. Am 22.12.1961 rückte F. über die SPD-Landesliste Hessen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Georg August —»Zinn in den Bundestag nach. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) vertrat sie den Wahlkreis 141 (Frankfurt II). 1969-72 war sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 4. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (seit Juni 1962, davor war sie Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen (seit November 1962) und im Ausschuß für Gesundheitswesen mit. In der 4. und 5. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe (seit März 1963), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik. In der 4. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (seit Januar 1962), in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (seit Dezember 1968) und in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. Frick, Gisela, * 23.9.1946 Köln. Juristin, Hochschullehrerin, kath. F. bestand 1965 in Köln das Abitur und studierte Rechtsund Staatswissenschaften in Köln, Tübingen und Bonn. 1969 legte sie die Erste, 1972 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und war 1973-75 in der Steuerverwaltung des Landes Baden-Württemberg tätig. 1975 wurde sie Dozentin an der Fachhochschule für Finanzen in Ludwigsburg. 1979 erhielt sie dort eine Professur für Steuer- und Verfassungsrecht. F. gehört dem Schuldenausschuß bei der Bundesschuldenverwaltung in Bad Homburg an. Sie ist Mitglied des Deutschen Juristinnenbundes. 1994 und 1998 wurde F., seit 1988 Mitglied der FDP, über die FDP/DVP-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Tn der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit, dem sie auch in der 14. Wahlperiode eine Zeitlang angehörte. In der 13. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Haushallsausschusses, des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt". In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses und des Finanzausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Steuerpolitik aus der Sicht der Bundestagsparteien. In: Bitburger Gespräche 1997. München 1999, S. 83-88.

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Fricke Fricke, Hans-Joachim, * 26.2.1904 Hannover, t 24.9.1974. Diplomvolkswirt, Jurist, Syndikus, Geschäftsführer, cv. F. besuchte das Realgymnasium in Aachen und Goslar, nach dem Abitur 1923 die Textilfachschule in Cottbus und durchlief in Roßlar (Harz) eine kaufmännische Lehre. Er studierte Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften in Halle, Leipzig, Kiel und Göttingen, schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab und wurde 1930 in Göttingen zum Dr. jur. promoviert. F. war Leiter des Landesverbandes Niedersachsen im Bund Deutscher Bibelkreise (Evangelische Jungenschaft); 1933 wurde er von der Gestapo abgesetzt. 1933 übernahm er die Geschäftsführung des Verkehrs Verbandes Niedersachsen in Kassel. 1939-45 war er Verkehrsbeauftragter für Wirtschaft bei der Eisenbahndirektion Hannover. 1945 wurde er 1. Syndikus der Industrie- und Handelskammer Hannover. Er war Leiter des Verkehrsverbundes Niedersachsen-Kassel e. V., Syndikus der EvangelischLutherischen Landeskirche und stellvertretender Vorsitzender des Heimatbundes Niedersachsen. Am 16.3.1952 wurde F. bei einer Nachwahl im Wahlkreis 31 [53] (Harz) als Nachfolger des ausgeschiedenen Abgeordneten Hermann —> Stopperich (SPD) in den Bundestag gewählt, dem er vom 22.3. 1952 bis 1953 für die Deutsche Partei (DP) angehörte. Seit Juli 1952 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik.

ster fielen die zweite Kartellrechtsnovelle von 1973 und das Mitbestimmungsgesetz von 1976. In der 5. Wahlperiode (1965-69) und in der 8. Wahlperiode (von 1976 bis zur Niederlegung des Mandats am 8.11.1977) war F., jeweils über die FDP-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit, als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (bis Februar 1969) an. Im Oktober 1977 wurde er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. 1978 erhielt F. die Alexander-Rtistow-Plakette. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Zukunft des Bundestages eine Frage nach der Zukunft der parlamentarischen Demokratie? In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 286-296. - Mut zum Markt. Wirtschaftspolitik ohne Illusionen. Stuttgart 1974, 2 1975. - Veränderungen in der Weltwirtschaftsordnung. Berlin 1975. - Realistische Vorschläge zur Fortentwicklung der Vermögenspolitik. Bonn 1976. - Reden zur Wirtschaftspolitik. 6 Bde., Bonn 1973-77. - Freie Wirtschaft - demokratischer Staat. Köln 1981. - Lohndispersionen auf strukturierten Arbeitsmärkten. Pfaffenweiler 1986. LITERATUR: Ernst Goyke: H. F. Staranwalt der Marktwirtschaft. Wirken und Weg eines liberalen Politikers. Stuttgart 1976.

Friderichs, Hans, * 16.10.1931 Wittlich. Jurist, Verbandsfunktionär, leitender Angestellter, Unternehmer, kath. F., Sohn eines Arztes, bestand 1950 das Abitur an einem Neusprachlichen Gymnasium, studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Marburg, Graz und Mainz, legte 1954 das Erste Juristische Staatsexamen ab und wurde 1957 in Graz mit der Dissertation Der Arbeitsdirektor zum Dr. rer. pol. promoviert. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen (1959) war er 1959-63 Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Rheinhessen, 1963/64 stellvertretender IHK-Bundesgeschäftsluhrer. Von 1977 bis zu seinem Rücktritt 1985 gehörte F. dem Vorstand der Dresdner Bank AG an; seit 1978 war er Vorstandssprccher. 1983 im Zusammenhang mit der Flick-Parteispendenaffäre angeklagt, wurde er 1987 wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe verurteilt. F. war 1989/90 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Coop AG, 1989-98 der Deutschen Postbank AG, 1990-93 der Adidas AG, 1988-94 des Airbus-Konsortiums und später der Leica Camera AG. Seit 1992 auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Minol AG sowie der Leuna-Werke AG, hatte er im Auftrag der Treuhandanstalt deren Privatisierung zu begleiten. Seit 1990 war er Berater der Investmentbank Goldman-Sachs, die die Treuhandanstalt bei Privatisierungen in den Sektoren Chemie, Pharmazie und Energie beriet. 1995 wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Postbank AG. 1956 trat F. in die FDP ein. 1958/59 war er Vorsitzender des Bezirksverbandes Trier, 1960-64 stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes Rheinhessen und FDPFraktionsvorsitzender des Kreistages Bingen. 1961-64 hatte er den Vorsitz des Arbeitskreises „Wirtschaft" des FDPLandesverbandes Rheinland-Pfalz inne. 1966 wurde er Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Eifel-Hunsrück. 1963 war er stellvertretender Bundesgeschäftsführer, 1964-69 Bundesgeschäftsführer der FDP, 1974-77 stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP. 1969 organisierte er den Bundestagswahlkampf seiner Partei. 1969-72 war F. Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft, Weinbau und Umweltschutz des Landes Rheinland-Pfalz, 1972-77 Bundesminister für Wirtschaft. In seine Amtszeit als Wirtschaftsmini-

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Friedensburg, Ferdinand, * 17.11.1886 Schweidnitz (Oberschlesien), f 11.3. 1972 Berlin. Bergassessor, Verwaltungsbeamter, Hochschullehrer, ev. F. entstammte einer preußischen Beamtenfamilie; sein Vater war Landrichter in Gleiwitz, sein Großvater Oberbürgermeister von Breslau. 1891 siedelte die Familie nach Berlin über, wo F. 1893-1905 das Humanistische Gymnasium in Steglitz besuchte und das Abitur ablegte. 1906 nahm er das Studium der Rechts- und Bergbauwissenschaften in Marburg auf. 1906/07 diente er als Einjährig-Freiwilliger in Schweidnitz. 1907-10 setzte er das Studium an der Bergakademie und der Universität in Berlin fort. 1910 machte F. das Examen und begann eine dreijährige Ausbildung als Bergrefcrendar, wurde 1911 an der Universität Breslau mit der Arbeit Die subsudetische Braunkohlenformation im Flußgebiet des Mittellaufs der Glatzer Neiße zum Dr. phi 1. promoviert und legte 1914 das Bergassessorexamen ab. Auf der Rückkehr von einer Studienreise in die USA geriet F. am 20. 8.1914 als Leutnant d. R. in Gibraltar in britische Kriegsgefangenschaft. Nach einem Fluchtversuch, bei dem er sich so schwer verletzte, daß ein künftiger Beruf im Bergbau außer Betracht kam, wurde F. als nicht kriegsdienstfähiger Gefangener 1916 entlassen und bis Kriegsende in der Schweiz interniert. Seit Anfang 1917 war er Mitarbeiter an der Deutschen Gesandtschaft in Bern. Nach dem Krieg war F. 1919 lur den Züricher Exportkaufmann Josef Basler, 1920 als Mitarbeiter beim Deutschen Bauernbund in Berlin tätig. 1920 trat F. in die DDP ein. Danach begann für ihn eine Laufbahn in der allgemeinen Verwaltung. 1921 wurde er Landrat im Kreis Rosenberg (Westpreußen), wo er sich energisch gegen den Widerstand der konservativen Junker bewährte. Im Februar 1925 zum Vizepräsidenten des Polizeipräsidiums von Berlin berufen, trat er hier ebenso unbeugsam für die rechtsstaatlichen Prinzipien der Weimarer Republik und gegen den Extremismus von rechts und links ein wie seit März 1927 als Regierungspräsident von Kassel. Im Februar 1933 wurde F. seines Amtes enthoben und 1935 mehrere Monate inhaftiert. Er wirkte in der Bekennenden Kirche mit und publizierte zum Bergwesen. Von Februar 1939 bis Juli 1944 war er als auswärtiger Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Konjunkturforschung

Friedmann (später Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, DWI) tätig. A m 2 6 . 6 . 1 9 4 5 gehörte F. zu den Unterzeichnern des Gründungsaufrufs der CDU. Im Juli 1945 trat er dem Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands bei, gehörte dessen Präsidialrat an, wurde 1947 Vizepräsident und 1948 ausgeschlossen. Nicht zuletzt weil er eine vertrauensvolle Beziehung zur UdSSR lur die Wiederaufrichtung Deutschlands für unerläßlich hielt, ernannte ihn die Sowjetische Militäradministration (SMAD) am 1.8.1945 zum Präsidenten der Deutschen Zentralverwaltung für Brennstoffindustrie in der SBZ. Ein Jahr später wurde er auf Betreiben der SED-Vizepräsidenten entlassen. Daraufhin wählte die Berliner Stadtverordnetenversammlung F. am 5.12.1946 zum 1. Stellvertretenden Oberbürgermeister von Berlin. Bereits in dieser Zeit profilierte er sich mit eigenen Auffassungen zur Berlinfrage, die Möglichkeiten der Verständigung mit der Sowjetunion nicht auslassen wollten. 1947 ernannte ihn die Evangelische Kirche zum Domherrn von Brandenburg an der Havel. Für den 9 . 1 1 . 1 9 4 7 organisierte er zusammen mit Alfred Weber (SPD) eine gesamtdeutsche Zusammenkunft führender Persönlichkeiten in Berlin-Wannsee. Während der Blockade Berlins und der Spaltung des Berliner Magistrats nahm F. vom 14. 8. bis zum 1.12.1948 die Amtsgeschäfte des Oberbürgermeister wahr; von Dezember 1948 bis Januar 1951 war er 2. Stellvertreter des Oberbürgermeisters. F. war 1950-52 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, 1952-65 des Deutschen Bundestages und 1954-65 des Europaparlaments. Im Bundestag gehörte er während der vier Wahlperioden als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche (und Berliner) Fragen an (in der 1. Wahlperiode seit März 1952, in der 2. Wahlperiode seit Dezember 1953; im Februar 1952 wurde er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Berlin) und war in der 1. Wahlperiode seit November 1952 Stellvertretendes, in der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und seit Oktober 1953 Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses zum Schutze der Verfassung. Dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik gehörte er seit Februar 1952 als Ordentliches, in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an und war seit Mai 1958 in der 3. und die gesamte 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses. Im Februar 1952 wurde er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, dem er in der 2. Wahlperiode bis Januar 1956 als Ordentliches, seit März 1956 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 1. Wahlperiode war er außerdem im März 1953 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik, in der 2. Wahlperiode bis Januar 1954 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht und in der 3. Wahlperiode bis November 1958 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. Stellvertretendes Mitglied war er seit Januar 1956 im Ausschuß für Atoml'ragen, in der 3. und 4. Wahlperiode im Ausschuß für Atomenergie und Wasserwirtschaft sowie in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für Entwicklungshilfe. Noch im Mai 1945 hatte F. die Leitung des DWI in Berlin übernommen, die er bis 1968 innchatte. An der Hochschule für Politik war er seit 1949 als Dozent, an der Technischen Universität seit 1952 als Honorarprofessor für Bergwirtschaft tätig. Er widmete sich nun wieder verstärkt der wissenschaftlichen Arbeit, baute das DWI zu einer profilierten Einrichtung der wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagenforschung aus und war Präsident der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute. Am 20. 10.1971 wurde F. zum Ehrenbürger Berlins (West) ernannt.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Wirtschaft und Polizei. Leipzig 1926. - Kohle und Eisen im Weltkrieg und in den Friedensschlüssen. München 1934. - Die mineralischen Bodenschätze als militärische und weltpolitische Machtfaktoren. Stuttgart 1936. - Das Erdöl im Weltkrieg. Stuttgart 1939. - Rohstoffe und Energiequellen im Neuen Europa. Oldenburg 1943. - Die Weimarer Republik. Berlin 1946. Berlin - Schicksal und Aufgabe. Berlin 1953. - Wirtschaftsforschung und Wirtschaftsführung. Vorträge und Aufsätze. Berlin 1956. - Politik und Wirtschaft. Aufsätze und Vorträge. Berlin 1961. - Lebenserinnerungen. Kaiserreich, Weimarer Republik, Hitlerzeit. Frankfurt am Main 1969. - Es ging um Deutschlands Einheit. Rückschau eines Berliners auf die Jahre nach 1945. Berlin 1971. Gerd Dietrich F r i e d h o f f , Paul K„ * 2 . 2 . 1 9 4 3 Altenbrunnen. Ingenieur, Unternehmer, kath. F. wuchs in Hattingen (Ruhr) auf, legte die Mittlere Reife ab und durchlief 1961-64 eine Lehre als Physiklaborant. 1964-67 absolvierte er ein Ingenieurstudium, Fachrichtung Physikalische Technik an der Fachhochschule Iserlohn. 1967-73 war er Ingenieur in der Stahlindustrie (Bereich Forschung und Qualitätsstelle), 1974-79 in der Meßgeräteindustrie. 1979 gründete er die Firma SPECTRO. Bis 1997 war er Geschäftsführender Gesellschafter der SPECTRO-Gruppe (Hauptsitz Kleve mit einem Zweigwerk in Fitchburg, Massachusetts, USA), die Meßgeräte für die analytische Chemie entwickelt, erzeugt und weltweit vertreibt. F. ist Mitglied des Mittelstandsbeirates im Bundesministerium für Wirtschaft, Mitglied des Mittelstandsausschusses des Deutschen Industrie- und Handelstages, Bonn, sowie Vizepräsident und Mitglied der Vollversammlung der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg-WeselKleve, Duisburg. Er gehört dem Kuratorium des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, und dem Energiebeirat der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen e.V., Bonn, an und ist Mitglied des erweiterten Vorstandes des Bundesverbandes Mittelständische Wirtschaft (BVMW), Bonn. 1972 trat F. in die FDP ein. 1982-90 hatte er den Vorsitz des Orts Verbandes Kleve inne, den er 1994 wieder übernahm. F. ist Mitglied des Bezirksvorstandes Niederrhein. 1992-96 war er Landesschatzmeister der FDP Nordrhein-Westfalen und bis 1996 stellvertretender Vorsitzender des Bundesfachausschusses Wirtschaft. 1975-78 gehörte er dem Rat der Stadt Freudenberg, 1989-92 dem Rat der Stadt Kleve an. Seit 1990 ist F., jeweils über die FDP-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (seit Oktober 1992) und im Ausschuß Trcuhandanstalt (seit Februar 1993), in der 12. und 13. Wahlperiode im Ausschuß für Wirtschaft mit. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 13. Wahlperiode des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Verkehr. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. F r i e d m a n n , Bernhard, * 8 . 4 . 1 9 3 2 Ottersweier (Baden). Diplomvolkswirt, Verwaltungsbeamter, kath. F. bestand 1951 das Abitur und erhielt 1952-55 eine Ausbildung für den gehobenen Postdienst. Seit 1955 studierte er Wirtschaftswissenschaften in Freiburg, Schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab und wurde 1961 mit der Arbeit Deflationierungsmaßnahmen im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Ein Versuch zur Systematisierung und Kritik zum Dr. rer. pol. promoviert. Zunächst Postreferendar, legte er 1964 das Große Staatsexamen ab.

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Friedrich 1965-70 war F. im Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen in Bonn tätig, zuletzt als Ministerialrat. 1970-74 war er kaufmännischer Geschäftsführer bei der Deutschen Gesellschaft für Datenverarbeitung und 1975/76 Abteilungspräsident bei der Oberpostdirektion Karlsruhe. F. wurde Mitglied des Aufsichtsrates der Spar- und Kreditbank Ottersweier. 1991-96 war er Vorsitzender des Badischen Kleinbrennerverbandes und 1993-96 Vorsitzender des Bundesverbandes der Obst- und Kleinbrenner. 1961 trat F. in die CDU ein. Er wurde Mitglied der CDUKreisvorstände Rastatt, Baden-Baden und Karlsruhe-Land, des CDU-Bezirksvorstandes Nordbaden, der MiUelstandsvereinigung und der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft der CDU. 1975-85 gehörte er dem Gemeinderat in Ottersweier an. Von 1976 bis zur Mandatsniederlegung am 5 . 2 . 1 9 9 0 vertrat F. den Wahlkreis 193 bzw. 177 (Rastatt) im Bundestag. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 11. Wahlperiode Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses (bis Februar 1990). In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldcwcscn, in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr (bis April 1981), in der 9. und 10. Wahlperiode dem Ausschuß für das Post- und Fcrnmcldcwcscn (seit April 1981) und in der 11. Wahlperiode dem Verteidigungsausschuß (bis Februar 1990) an. Seit 1989 Mitglied des Präsidiums, war F. 1996-98 Präsident des Europäischen Rechnungshofes, aus dem er 2001 ausschied. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Effizienz der Tätigkeit des Bundesrechnungshofes aus der Sicht des Parlaments und seiner Ausschüsse. In: Die Kontrolle der Staatsfinanzen. Geschichte und Gegenwart 1714-1989. Festschrift zur 275. Wiederkehr der Errichtung der Preußischen GeneralRechen-Kammer. Hrsg. von Heinz Günter Zavelberg. Berlin 1989, S. 157-179. - Haushaltskontrolle und öffentliche Verschwendung. In: Die Haushälter. Ist die Zukunft finanzierbar? Hrsg. von Klaus Rose und Kurt Faltlhauser. Köln 1990, S. 95-101. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnauer-Stiftung, Sankt Augustin. F r i e d r i c h , Bruno, * 31.5.1927 Helmbrechts, t 2 0 . 6 . 1 9 8 7 bei Biebelried. Grund- und Hauptschullehrer, Redakteur, ev. Der aus einer oberfränkischen Weberfamilie stammende F. begann nach dem Volksschulabschluß 1941 eine Ausbildung am evangelischen Lehrerseminar in Neuendettelsau. 1944/45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1946 besuchte er das Lehrerseminar in Coburg und legte 1949 die erste Lehrerprüfung ab. Er übernahm das Sportressort der „Frankenpost" in Hof und hatte 1951-59 die Leitung der Kulmbacher Lokalredaktion der Zeitung inne. 1954 erhielt er den Literaturpreis „17. Juni" des Verbandes der Sowjetzonenflüchtlinge. F. war mehrfacher oberfränkischer Meister im Wald- und Mittelstreckenlauf. 1954 trat F. in die SPD ein. Er war Vorsitzender der Jungsozialisten in Kulmbach und Vertreter Frankens im Bundesausschuß der Jungsozialisten. 1959 wurde er 2. Vorsitzender des SPD-Ortsvcrcins Kulmbach und Jugendpolitischer Sekretär beim Parteivorstand in Bonn, 1960 persönlicher Referent des stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Waldemar von —> Knoeringen. 1962-65 war er Referent für Politische Bildung beim Parteivorstand, 1966-72 Direktor der von ihm 1965 mitgegründeten Gesellschaft für Politische Bildung e. V. in Würzburg und Leiter der parteinahen Heimvolkshochschule „Haus Frankenwarte". Im März 1969 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Würzburg, im April 1970 Vorsitzender des SPD-Bezirks Franken. Seit 1971

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gehörte er dem Landespräsidium der SPD in Bayern an. 1972 war er als Bundesgeschäftsführer im Gespräch. Als Mitglied des Parteivorslandes (1973-85) hatte F. den Vorsitz der Kommission „Politische Bildung" inne und vertrat als Vorsitzender der „Europa-Kommission" seine Partei im Präsidium des Bundes der Sozialdemokratischen Parteien in der Europäischen Gemeinschaft. Seit 1968 gehörte er dem Redaktionsbeirat der Zeitschrift „Die Neue Gesellschaft" an. 1973 legte F. eine Studie über die Innere Partei-Situation vor und beeinflußte für mehr als ein Jahrzehnt die programmatische Entwicklung der SPD. F. war Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, der Europa-Union Deutschland und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Er gehörte dem Rundfunkrat der Deutschen Welle und des Deutschlandfunks an. In der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) war F., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. Seit 1973 im Vorstand der SPD-Fraktion, wurde er 1976 stellvertretender Vorsitzender. Bis Anfang 1977 war er Fraktionssprecher im Auswärtigen Ausschuß, dem er in beiden Wahlperioden als Ordentliches Mitglied angehörte (bis September 1979, danach als Stellvertretendes Mitglied). In der 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Juni 1973). In der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (bis Juni 1974), in der 7. und 8. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (von Juni 1973 bis Juli 1980) und in der 8. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis Januar 1980). 1978/79 leitete F., selbst Kandidat, für die SPD und den Bund der Sozialdemokratischen Parteien in der Europäischen Gemeinschaft den Wahlkampf zum ersten direkt gewählten Europäischen Parlament. Nach der Wahl in das Europäische Parlament legte er seine Amter in der Bundestagsfraktion nieder und verzichtete 1980 auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag. Im Europäischen Parlament war er Mitglied des Präsidiums, seit 1980 Vizepräsident, arbeitete im Politischen Ausschuß mit und gehörte den Delegationen für die Beziehungen zur israelischen Knesset und zur jugoslawischen Bundesversammlung an. F. starb während einer Autofahrt an einem Herzinfarkt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Herbert Wehner und Alfred Nau: Parteiorganisation. Bonn 1969. - Europa wählen. Der Bund der Sozialdemokratischen Parteien der Europäischen Gemeinschaft stellt sich vor. Bonn 1978. - Hrsg.: Kulturelle Demokratie, Plädoyer für die Macht der Humanität. Bonn 1979. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stil'tung, Bonn. F r i e d r i c h , Gerhard, * 10.3.1948 Günzenhausen. Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. F. besuchte die Volksschule und die Oberrealschule in Günzenhausen und bestand 1967 das Abitur. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg, legte 1975 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und wurde 1978 mit der Arbeit Rechtsprobleme beim Erlaß eines Bundesenteignungsgesetzes zum Dr. jur. promoviert. Im Dezember 1975 trat er in den bayerischen Staatsdienst ein und arbeitete zunächst in der Prcsseabteilung der bayerischen Staatskanzlei. Im Dezember 1976 wurde er Leiter der Bauabteilung des Landratsamtes Nürnberg Land, im Mai 1980 Leiter der Sozialverwaltung des Bezirks Mittelfranken. Seit Januar 1986 ist er Rechtsanwalt in Erlangen. F. ist Mitglied des Kuratoriums der Duales System Deutschland GmbH, Köln.

Friedrich 1966 Irai F. in die CSU ein. Er war Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) Erlangen, Mitglied des Studentenparlaments und Studentenvertreter im Senat der dortigen Universität. Er wurde Kreisvorsitzender der Jungen Union im Landkreis Günzenhausen, dann der Stadt Erlangen und Bezirksvorsitzender der Jungen Union Mittelfranken. 1975-83 war er stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Bayern. F. ist Mitglied des CSU-Kreisvorstandes Erlangen und des CSUBezirksvorstandes Mittelfranken. Seit 1993 führt er den Kreisvorsitz der CSU Erlangen. 1978-87 gehörte er dem Stadtrat in Erlangen an. Seit 1987 vertritt F. den Wahlkreis 228 (Erlangen) im Bundestag. In der 11. und 12. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Tn der 11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Rechtsausschuß (seit März 1990), im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis März 1990) und im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dem Ausschuß für Forschung und Technologie und dem 1. Untersuchungsausschuß (U-Boot-Pläne, bis März 1988) an. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des 2. Untersuchungsausschusses (Treuhandanstalt, seit Oktober 1993) und Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses, in der 13. Wahlperiode Vorsitzender des 1. Untersuchungsausschusses (Plutonium-Schmuggel) sowie Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses und des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 14. Wahlperiode ist er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der CDU/ CSU-Fraktion und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Friedrich, Hans, * 2.2.1917 Carlsruhe (Oberschlesien). Arzt. F. studierte Medizin in Breslau und war zweieinhalb Jahre als Militärarzt tätig. Seit 1942 arbeitete er im vertrauensärztlichen Dienst bei der Deutschen Reichsbahn. 1948/49 war er Zweiter Vorsitzender der Landesflüchtlingsorganisation. 1946 Schloß sich F. der FDP an. Er wurde stellvertretender Vorsitzender des Kreis Verbandes Frankenberg und 1948 Flüchtlingssachverständiger der FDP im Hessischen Landtag. 1950 trat er aus der FDP aus. Tn der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte F. mit einem Mandat der FDP-Landes liste Hessen dem Bundestag an. Zunächst Mitglied der FDP-Fraktion, wurde er am 5.10.1950 fraktionslos und Schloß sich am 16.11.1950 der BHE/DG-Fraktion an. Seit 21.3.1952 erneut fraktionslos, wurde er am 2.4.1952 Gast der FDP-Fraktion. Er war bis März 1950 Stellvertretendes, danach bis Mai 1982 Ordentliches und anschließend wieder Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen. Als Ordentliches Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verkehrswesen (bis Oktober 1950) und dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (bis Oktober 1950 und wieder seit Juni 1952) an. Friedrich, Hans-Peter, * 10.3.1957 Naila. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. F. bestand das Abitur am Gymnasium in Naila, leistete Wehrdienst und studierte Rechtswissenschaften in München und Augsburg. 1983 legte er das Erste, 1986 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde 1988 mit der Arbeit Die Testamentsvollstreckung an Kommanditanteilen zum Dr. jur. promoviert. Er studierte ferner Wirtschaftswissenschaften in Augsburg bis zum Vordiplom (1986) und anschließend Volkswirtschaftslehre an der Fernuniversität Hagen. 1988 wurde F. Regierungsrat, später Ministerialrat in

der Industrieabteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft. 1990/91 arbeitete er in der Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft in Washington D.C. (USA). 1991 wurde er Referent bei der CSU-Landesgruppe der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion im Arbeitskreis Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft, 1993 persönlicher Referent des Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe, Michael —> Glos. 1973 trat F. in die Junge Union ein und wurde stellvertretender Kreisvorsitzender. Seit 1974 ist er Mitglied der CSU im Ortsverband Naila und im Kreisverband Hof/Land. 1998 wurde F. über die CSU-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. Er ist stellvertretender Vorsitzender des 1. Untersuchungsausschusses (Parteispenden) und arbeitet als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung sowie in der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie an. Friedrich, Horst, * 12.10.1950 Bayreuth. Betriebswirt, Handelsvertreter, ev. F. besuchte die Volksschule und die staatliche Realschule, die er mit der Mittleren Reife abschloß, und durchlief eine Lehre als Industriekaufmann bei einem Beton- und Fertigteilbau-Unternehmen in Bayreuth. An der dortigen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie erhielt er eine Ausbildung zum Betriebswirt. F. war Industriekaufmann in einer Lehrfirma, fünf Jahre als Personalchef. 1983 machte er sich als Handelsvertreter selbständig. F. ist Mitglied des Aufsichtsratcs der DECO-LTNE Reederei AG, Köln. 1984 trat F. in die FDP ein. 1985-95 war er Ortsvorsitzender in Bayreuth. 1987 wurde er Bezirksschatzmeister und Vorsitzender im Landesfachausschuß Verkehr. Seit 1990 ist F., jeweils über die FDP-Landeslistc Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis März 1993), in der 12. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 13. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses. In der 14. Wahlperiode war er eine Zeitlang Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. F. ist Mitglied der FDP-Fraktion und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Friedrich, Lilo, * 2.2.1949 Wesel. Facharbeiterin, kath. Nach dem Besuch der Volksschule 1963-66 zur Näherin ausgebildet, erhielt F. 1966-69 eine betriebliche Ausbildung zur Projektleiterin bei der Firma Phillips Electronic. 1969-73 war sie Ausbildungsleiterin von Frauen zu Fernsehmechanikerinnen. 1975-81 war F. stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Pflege- und Adoptiveltern e.V., 1981-85 dessen Vorsitzende. 1984 wurde sie Vorstandsmitglied des Ortsverbandes der Arbeiterwohlfahrt, 1986 Mitglied des Kreisvorstandes der Arbeiterwohlfahrt des Kreises Mettmann, dessen Schatzmeisterin sie ist. F. gehört dem Vorstand der Lokal Radio Mettmann, Betriebsgesellschaft mbH und Co. KG, Radio Neandertal, Mettmann, an und ist stellvertretendes Mitglied des Kontrollausschusses im Bundesausgleichsamt, Bad Homburg. 1994 wurde sie Mitglied des Vorstandes des Neandertal-Museums in Mettmann.

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Friedrich 1984 trat F. in die SPD ein. Sie wurde Mitglied des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Unlerbezirk Metlmann. 1984-99 war sie Mitglied des Kreistages und sozialpolitische Sprecherin der SPDFraktion, 1994-99 stellvertretende Landrätin und Vorsitzende des Frauen- und Kulturausschusses des Kreises Mettmann. Seit 1998 vertritt F. den Wahlkreis 72 (Mettmann I) im Bundestag. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und des Innenausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union und der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" an. Friedrich, Michael, * 13.2.1951 Weimar. Mathematiker, Hochschullehrer, konfessionslos. F. besuchte die Erweiterte Oberschule und studierte 1969-74 Mathematik in Rostow am Don (UdSSR). 1974-79 war er Assistent an der Sektion Mathematik der Karl-MarxUniversität Leipzig, seit 1980 Oberassistent am Institut für Vcrwaltungsorganisation in Leipzig. 1981 wurde er zum Dr. rer. nat. promoviert. Seit 1986 Abteilungsleiter, habilitierte er sich 1988 und wurde Dozent und Lehrstuhlinhaber für Automatisierte Bürokommunikation und Verwaltungsorganisation. 1977 trat F. in die SED ein. 1992-97 war er Mitglied des PDS-Landesvorstandes Sachsen. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 09, Listenplatz 4, Bezirk Leipzig). 1994 wurde er Mitglied des Kreistages Delitzsch, 1999 des Gemeinderates in Löbnitz. Seit 1994 Mitglied des Sächsischen Landtages, wurde er 1999 Vorsitzender der PDS-Fraktion. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war F. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. 1990 und 1994 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. Friedrich, Peter, * 10.3.1942 Gera. Jurist (Rcchtsanwalt), cv. F. besuchte 1957-62 die Abendschule und bestand das Abitur. 1956-59 arbeitete er als Feinmechaniker, 1960-62 als Krankenpfleger. 1962-66 studierte er Politische Ökonomie, 1964-66 im Nebenfach Journalistik und 1964-70 Rechtswissenschaften. 1966-68 war er Assistent an der Universität, 1968 Assistent des Generaldirektors der Vereinigung Volkseigener Betriebe Werkzeug, Vorrichtungen, Holzverarbeitungsmaschinen (VVB WVH) in Gera und arbeitete 1969/70 bei dem Unternehmen Carl Zeiss in Jena. 1971 wurde er Rechtsanwalt. F. ist Mitglied des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Altenburg-Schmölln und gehört dem Verwaltungsrat der Sparkasse Altenburger Land an. 1990 trat er in die SPD ein. 1990-92 war er 1. Vorsitzender der SPD Allenburg, 1991-93 1. Unterbezirksvorsitzender der SPD Altenburg. Bis Dezember 1992 gehörte er dem Bundesparteirat der SPD an. 1992 übernahm er den Vorsitz des Landesparteirates der SPD Thüringen. 1994 wurde F. in den Kreistag des Kreises Altenburger Land gewählt; er ist stellvertretender Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. 1990-98 war er Mitglied und Vizepräsident des Thüringer Landtages. Seit 1998 vertritt F. den Wahlkreis 304 (Altenburg Schmölln - Greiz - Gera-Land II) im Bundestag. In der 14. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses (bis Oktober 1999) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Neuen Länder.

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Frieler, Heinz, * 17.5.1927 Epe (Westfalen), t 4. 8.1990. Versicherungsfachmann, kath. F. besuchte eine Berufsfachschule und nahm 1944/45 am Zweiten Weltkrieg teil. Er wurde Versicherungsdirektor. 1946 trat er in die Junge Union, 1952 in die CDU ein. In der 5. Wahlperiode (1965-69) vertrat F. den Wahlkreis 22 (Oldenburg) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen, bis Juni 1968 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik. Friese, Harald, * 2.6.1945 Badcrslcbcn. Jurist, Verwaltungsbeamter. F. bestand 1965 in Stuttgart das Abitur und studierte Rechtswissenschaften in Tübingen und Bonn. 1974 legte er das Erste, 1977 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1969-72 war er Assistent der Bundestagsabgeordneten Katharina -^Focke. 1978 wurde er Städtischer Rechtsrat z. A. bei der Stadt Köln. 1968/69 war F. Vorsitzender des Fachverbandes Rechtswissenschaft im VDS. 1974 Schloß er sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. Bis 1999 war er Mitglied des Verwaltungsausschusses des Arbeitsamtes Heilbronn, Mitglied der Verbandsvcrsammlung des Landeswohlfahrtsverbandes Württemberg-Hohenzollern in Stuttgart und stellvertretendes Mitglied des Vorstandes der BadenWürttembergischen Krankenhausgesellschaft e.V., Stuttgart. Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der Gemeinschaftshilfe Heilbronn und seit 1997 Schatzmeister der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik e.V., Stuttgart. 1964 trat F. in die SPD ein. 1967/68 war er Bundesgcschäftsführcr des Sozialdemokratischen Hochschulbundcs (SHB). 1980 wurde er Erster Beigeordneter der Gemeinde Lohmar und 1984 Bürgermeister der Stadt Heilbronn. Er hatte ehrenamtliche Funktionen im Städtetag Baden-Württemberg und im Deutschen Städtetag inne. 1975-84 war er Stadtrat der Stadt Sankt Augustin, 1975-80 Mitglied des Kreistages des Rhein-Sieg-Kreises. 1997 übernahm er den Vorsitz der SPD-Fraktion im Regionalverband Franken. 1998 wurde F. über die SPD-Landcslistc Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Innenausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses, des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und des 1. Untersuchungsausschusses (Parteispenden). DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Friese, Hermann, * 13.1.1911 Meppen, ΐ 5.1.1996 Meppen. Malermeister, Großhandelskaufmann, kath. F. besuchte die Volksschule, erlernte das Malerhandwerk, legte 1933 die Meisterprüfung ab und übernahm 1939 das väterliche Malergeschäft. 1939-45 war er Soldat. 1947 eröffnete er ein Einzelhandelsunternehmen für Maler- und Tischlereibedarf, das er 1951 zum Großhandelsbetrieb erweiterte. 1950 wurde F. Kreishandwerksmeister. Er war Gründer und Vorsitzender des Handwerksbüros für den Emslandplan. 1945 war F., der 1931-33 dem Windthorstbund angehört hatte, Mitgründer der CDU im Emsland und bis 1950 Ortsvorsilzender in Meppen. 1950 wurde er Vorsitzender des CDU-Kreises Meppen, 1951 Vorsitzender des Handwerklichen Beirates bei der CDU-Landesleitung Niedersachsen. Seit 1946 gehörte er dem Kreistag, seit 1952 dem Stadtrat der Stadt Meppen an. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war F. mit einem Mandat der CDU-Landeslisle Niedersachsen Mitglied des Bundestages. 1952 wurde er Vertreter des niedersächsischen

Fritsch Handwerks im Unterausschuß für Mittelstandsfragen bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen, des Haushallsausschusses (seit Januar 1955), des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes (seit Januar 1957) und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis September 1955, danach Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Ausschuß für Grenzlandfragen an. Friese-Korn, Lotte, * 1.9.1899 Halle (Saale), t 14.10.1963 Weidenau. Gärtnerin, Gartcnbaulchrcrin, cv. F.-K. besuchte 1905-15 das Lyzeum, 1916/17 die Handelsschule in Erfurt und 1918-20 die Gärtnerinnenlehranstalt in Weimar. 1920-23 war sie Praktikantin in der Landfrauenschule in Rothenburg ob der Tauber, in einer Handelsgärtnerei und im Privatgartenbau. 1924/25 gestaltete sie die Schulgartenanlagen für das Rosenthal-Lyzeum in Magdeburg und für die Waldschule in Moser. 1926 war F.-K. Gasthörerin an der Universität Jena und Praktikantin am dortigen Botanischen Galten, 1926-39 Gartcnbaulchrcrin an den Städtischen Berufs- und Fachschulen in Siegen (Westfalen) und 1939-43 an der Mädchenberufsschule in Bochum. Sie veröffentlichte Beiträge über pädagogische und organisatorische Reformen an Berufs- und Fachschulen. F.-K. war Vorstandsmitglied der Landesverbände WestfalenLippe des Deutschen Roten Kreuzes und des Deutschen Jugendherbergswerks . 1946 trat F.-K. in die FDP ein. 1947 wurde sie Mitglied des Kreis Vorstandes Siegen, des Landesvorstandes NordrheinWestfalen und des Zonenvorstandes der Britischen Zone. Sie war Vorsitzende des Landesfrauenausschusses NordrheinWestfalen und stellvertretende Vorsitzende des Bundesfrauenausschusses der FDP. F.-K. wurde Mitglied des ersten Kreistages Siegen und gehörte dem Gemeinderat in Breitenbach an. 1947-54 war sie Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) gehörte F.-K. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik mit (in der 2. Wahlperiode von Mai 1955 bis April 1956; danach war sie Stellvertretendes Mitglied). In der 2. Wahlperiode war sie Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Petitionen (bis April 1956, danach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (von April 1954 bis April 1956) und des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (seit Februar 1957, davor Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Kulturpolitik, dem Ausschuß für Verkehrswesen (bis September 1955) und dem Ausschuß für Heimatvertriebene (bis April 1956 und wieder seit März 1957) an. In der 3. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung (bis April 1958) sowie des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. Frieß, Sieglinde, * 1.4.1959 Burgau (Schwaben). Sozialpädagogin. F. besuchte das Maria-Ward-Gymnasium in Günzburg sowie die Fachoberschule in Neu-Ulm und studierte im Bereich Sozialpädagogik und Sozialarbeit an der Fachhochschule in Nürnberg. 1982/83 war sie Koordinatorin der Landesgeschäftsstelle Nord-Bayern der Grünen und 1983-87 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Bundestagsmitglieder Willi —>Hoss und Udo —> Tischer.

Seit 1977 in der Hochschul- und Frauenbewegung tätig, war F. Mitbegründerin der Landes- und Bundesarbeitsgemeinschaft „Frauen der Grünen". 1982 wurde sie Mitglied der Grünen in Bayern, 1986 der Alternativen Liste Berlin. 1984-88 war sie Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft „Grüne und Gewerkschafterinnen". Am 21.2.1989 rückte F. als Vertreterin des Landes Berlin für die ausgeschiedene Abgeordnete Ellen -H>01ms in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 11. Wahlperiode im Dezember 1990 angehörte. Sic war Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses, zunächst Stellvertretendes, dann Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für inncrdcutschc Beziehungen (von Februar bis Oktober 1989) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Modernisierung des öffentlichen Dienstes - eine Zukunftsbilanz. Düsseldorf 2001. Fritsch, Christina, geb. Baumann, * 12.12.1950 Ortmannsdorf. Diplomlehrerin. F. besuchte 1957-65 die Polytechnische Oberschule in Mülsen St. Jacob, 1965-69 die Erweiterte Oberschule mit Berufsausbildung zur Spinnereifacharbeiterin und bestand 1969 das Abitur. 1969-73 studierte sie Musikerziehung und Deutsch an der Pädagogischen Hochschule in Zwickau und Schloß das Studium als Diplomlehrerin ab. 1973-88 war sie Lehrerin an verschiedenen Polytechnischen Oberschulen, zuletzt in Mülsen St. Nielas, seit 1986 für das Fach Englisch. 1988 wurde sie Lehrerin an der Volkshochschule ZwickauLand. 1965-69 war F. Mitglied der Freien Deutschen Jugend, 1973-90 des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes und 1966-89 der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Bis Dezember 1989 parteilos, gehörte F. zu den Begründern der SPD in Zwickau. 1989/90 war sie Schriftführerin im Ortsverein Mülsen St. Nielas und vom 18.3. bis zum 2. 10.1990 Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 08, Listenplatz 4, Bezirk Karl-Marx-Stadt). Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte F. dem 11. Deutschen Bundestag an. Sic war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Ihre Kandidatur für den 12. Deutschen Bundestag 1990 war erfolglos. Fritsch, Horst, * 2. 5.1931 Berlin. Sozialpädagoge, ev. Nach dem Erwerb der Mittleren Reife studierte F. Sozialpädagogik und war in seinem Beruf tätig. Er wurde Mitglied der Aktionsgemeinschaft Friedenswoche Minden e.V. und im Laurentiuskonvent. F. war Sprecher des Grüncn-Kreisvcrbandcs Höxter. Am 14.3.1986 rückte F. über die Grünen-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgcschicdenen Abgeordneten Otto —> Schily in den 10. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode im Februar 1987 angehörte. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Petilionsausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (bis Juni 1986) und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit November 1986). Fritsch, Walter, * 10.6.1922 Bernried (Niederbayern), ν 7.1.1991 Deggendorf. Verwaltungsbeamter, kath. F. besuchte 1933-38 die Oberschule, die er mit der Obersekundareife abschloß. 1938-41 war er Inspektoranwärter beim Arbeitsamt Deggendorf. Anschließend leistete er Reichsarbeitsdienst, war Soldat und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr 1948 war er wieder beim Arbeitsamt Deggendorf tätig, seit 1955 als Verwaltungsinspektor.

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Fritz 1949 wurde F. Kreisvorsitzender des Verbandes der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands e. V. Seit 1959 war F. Orts- und Unterbezirksvorsitzender der SPD. 1952 wurde er Mitglied des Stadtrates und Fraktionsvorsitzender im Stadtparlament in Deggendorf. 1972-78 war er Landrat des Kreises Deggendorf. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) gehörte F., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. In allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß mit, dessen stellvertretender Vorsitzender er 1969 wurde. In der 4. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen sowie Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, des Ausschusses für Mittclstandsfragcn und des Ausschusses für Sozialpolitik (bis Dezember 1963). In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden an. Fritz, Erich G„ * 9.12.1946 Teisendorf (Oberbayern). Grund- und Hauptschullehrer, kath. F. erwarb die Mittlere Reife und über den zweiten Bildungsweg das Abitur. Er studierte Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ruhr - Dortmund und legte 1972 das Erste, 1975 das Zweite Staatsexamen ab. F. ist Vizepräsident der Auslandsgesellschaft NordrheinWestfalen, Dortmund, Mitglied des Kuratoriums der Universität Dortmund, Mitglied des Kuratoriums des Fördervereins Forschungszentrum Umwelttechnologie e. V., Dortmund, und Mitglied des Beirates für Europa- und Außenwirtschaft in der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen e.V., Bonn. Er gehört dem Kolpingwcrk Deutschland und dem Verband Bildung und Erziehung an. 1976 trat F. in die CDU ein. 1985 wurde er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Dortmund, 1986 Mitglied des CDUBezirksvorstandes Ruhrgebiet. 1979-90 war er Mitglied des Rates der Stadt Dortmund, 1987-90 Fraktionsvorsitzender. Seit 1990 gehört F. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. In der 12. und 13. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt", Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (bis Juni 1992) mit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Fritz, Friedrich, * 30.3.1906 Gausmannsweiler, t 24.2. 1979 Stuttgart. Landwirt, ev. F. besuchte die Realschule in Welzheim und Schorndorf. 1921 erwarb er die Mittlere Reife, durchlief eine Landwirtschaftslehre und besuchte die Landwirtschaftsschule in Schwäbisch Gmünd. 1928 legte er die Landwirtschaftsprüfung ab. 1930-32 war er Verwalter einer Domäne in Norddeutschland und arbeitete anschließend auf dem elterlichen Hof, den er 1938 übernahm. 1937-45 hatte er den Vorsitz des Aufsichlsrales der Würllembergischen Milchverwertung AG in Stuttgart inne. Er war Bezirksbauernführer im Reichsnährstand. Anfang 1945 eingezogen, war er bis 1948 in französischer Kriegsgefangenschaft. 1954 wurde F. stellvertretendes Vorstandsmitglied des Landesverbandes landwirtschaftlicher Genossenschaften, 1955 Vorsitzender des Aufsichtsrales der Würtlembergischen Milchverwertung Südmilch AG und 1960 Vorsitzender des

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Aufsichtsrates der Württembergischen landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft-Raiffeisen-eGmbH, Stuttgart. F. trat in die CDU ein. 1950-56 war er Mitglied des Gemeinderates der Stadt Welzheim. In der 3. (1957-61) und 5. Wahlperiode (1965-69) vertrat F. den Wahlkreis 174 bzw. 177 (Waiblingen) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Außenhandclsausschusses und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. Fritz, Gerhard, * 7.7.1921 Welmlingen, f 19.9.1984 Sankt Augustin. Diplomkaufmann, cv. F., Sohn eines Volksschulrektors, nahm als Freiwilliger am Zweiten Weltkrieg teil, studierte nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft seit 1946 Volkswirtschaft an der Universität Freiburg, anschließend Wirtschaftswissenschaften an der Wirtschaftshochschule in Mannheim und Schloß das Studium 1949 als Diplomkaufmann ab. Er war wissenschaftlicher Assistent am Volkswirtschaftlichen Institut der Wirtschaftshochschule in Mannheim und wurde 1951 mit der Arbeit Die kollektiven Reaktionen bei bedeutenden sozialen Störungen, betrachtet vom Standpunkt der Schichtenund Umwelttheorie zum Dr. rer. pol. promoviert. 1952 trat er in die Industrie- und Handelskammer für die Pfalz in Ludwigshafen (Rhein) ein; seit 1955 war er stellvertretender Geschäftsführer, 1957-64 Geschäftsführer. 1964-81 wirkteer als Kurator der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer in Berlin (später Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung). 1981-84 war er Leiter des Scnior-Expcrtcnscrvicc des Deutschen Industrie- und Handelstages. F. gehörte dem Vorstand des Instituts für Internationale Solidarität der Konrad-Adenauer-Stiftung an und war Vizepräsident der Deutschen Welthungerhilfe. 1957 und 1961 wurde F., seit 1955 Mitglied der CDU, über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses (in der 4. Wahlperiode bis Ende Mai, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 4. Wahlperiode bis November 1964 stellvertretender Vorsitzender und danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe. 1959 gründete er den Diskussionskreis „Entwicklungshilfe" der CDU/CSU-Fraktion, den er bis 1965 leitete. Am 5.1.1965 legte F. sein Bundestagsmandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Entwicklungspolitik als Aufgabe. Grundsätze, Maßnahmen, Vorschläge. Bonn 31962. - Mit Ferdinand Kopp und Karl-Heinz Bilkc: Organisation der Entwicklungspolitik. Bonn 1963. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Fritz, Karl-Walter, * 27.12.1931 Wiesbaden. Versicherungskaufmann, ev. F., Sohn eines Oberförsters, besuchte das Realgymnasium und die Höhcrc Handelsschule und ließ sich zum Vcrsicherungskaufmann ausbilden. Er war Prokurist bei den DBV Versicherungen, bei der Allgemeinen Versicherung der Commerzbank + Pariner AG und der Quelle Versicherung AG. 1965-85 gehörte er dem Aufsichtsrat der Deutschen Beamten-Versicherung-AG, Wiesbaden/Berlin, an. 1953 trat F. in die SPD ein. Seit 1958 hatte er den stellvertretenden Vorsitz, 1962-69 den Vorsitz des SPD-Unterbezirks Wiesbaden inne. 1960-64 war er Stadtverordneter und 1964-66 als ehrenamtlicher Sladtrat Mitglied des Magistrats von Wiesbaden.

Früh In der 5. Wahlperiode (1965-69) vertrat F. den Wahlkreis 138 (Wiesbaden) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. Fröhlich, Hans Gerd (Alfred), * 20.5.1914 Hathenow bei Küstrin, f 14.9.1995 Alt Tucheband. Verwaltungsangestellter. F., Sohn eines Landwirts, bestand 1933 in Frankfurt (Oder) das Abitur. 1933-45 war er Soldat. Im Juni 1945 aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, war er zunächst Landarbeiter in Bayern, dann Krankenversicherungsangestellter und arbeitete ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung mit. Zwei Jahre war er Kreiswohnungsreferent. F. war Kreisvorsitzender des Neubürgerbundes Eggenfelden und gehörte dem Landesvorstand des Neubürgerbundes an. 1947 wurde er Kreisrat und Mitglied des Kreisausschusses. 1949 wurde F. über die bayerische Ergänzungsliste der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung (WAV) in den 1. Deutschen Bundestag gewählt. Am 13.10.1950 wechselte er zur BHE/DG-Fraktion. Seit 21.3.1952 war er fraktionslos. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Berlin und dem Ausschuß für Sozialpolitik, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung an. Von September 1951 bis März 1952 war er Ordentliches Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen. Fromm, Rita, geb. Klemp, * 1. 5. 1944 Josephshof (Kr. Schlochau, Pommern). Industriekauffrau, kath. F. durchlief nach der Mittleren Reife eine kaufmännische Lehre, legte die Kaufmannsgehilfenprüfung ab und war als Industriekauffrau tätig. In der 9. Wahlperiode (1980-83) gehörte F., seit 1977 Mitglied der FDP/DVP, mit einem Mandat der FDP/DVPLandesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen und Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses (bis Ende Juni 1982 und wieder seit Ende Juli 1982). Fromme, Jochen-Konrad, * 8.7. 1949 Haverlah. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. F. schloß 1966 die Realschule ab und bestand 1969 das Wirtschaftsabitur. Er studierte Rechtswissenschaft und legte 1976 das Erste, 1979 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1978/79 absolvierte er ein Ergänzungsstudium an der Hochschule für Verwaltungswissenschaft in Speyer. 1969-71 war er Soldat auf Zeit. 1972 wurde er Assessor bei der Bezirksregierung Braunschweig, 1981 Hilfsreferent im Niedersächsischen Innenministerium (Kabinettsreferat). 1982-85 war er Dezernent für Finanz- und Ordnungswesen beim Landkreis Northeim, 1985-98 Kreisdirektor beim Landkreis Hildesheim. 1983-85 war F. stellvertretender Vorsitzender im Altersheim Innere Mission Northeim und seit 1985 Vorsitzender der Verbandsversammlung des Förderzentrums in Bockfeld, Hildesheim. 1986 wurde er Kirchenvorstand der evangelischlutherischen Kirchengemeinde Haverlah. 1971 trat F. in die CDU ein. 1993 wurde er als Mitglied in den Landesvorstand der CDU Niedersachsen kooptiert. Er ist Schatzmeister, stellvertretender Landesvorsitzender, seit 1990 Landes Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU Niedersachsen, seit 1989 stellvertretender Bundes Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU/CSU Deutschlands und seit 1991 Vorsitzender des Bundesfachausschusses Finanzen.

1998 wurde F. über die CDU-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/ Fin anzausg 1 c i c h sgesetz. Frommhold, Heinz, * 26.11.1906 Striegau (Schlesien), t 24.10.1979 Bonn. Landwirt, Verwaltungsangestellter. F. besuchte das Realgymnasium in Striegau und später die landwirtschaftliche Hochschule. 1930 ging er nach Kolumbien und war dort bis zur freiwilligen Rückkehr im Auslauschweg Farmer. Anschließend war er bis 1944 als Fachmann für subtropische Kulturen in der Südukraine notdienstverpflichtet. Aus politischen Gründen befand er sich sechs Monate in Gestapohaft. Von Mai bis zur Ablösung durch die polnische Verwaltung im Oktober 1945 war er Arbeitsamtsleiter in Striegau. Nach der Ausweisung aus Polen 1946 ging er nach Alfeld (Leine), wo er den Kreisverband Vertriebener Deutscher gründete und als Flüchtlingsamtsleiter der Stadt tätig war. Im November 1948 wurde F. über die Deutsche Rechtspartei (DRP) 7,um Ratsherrn in Alfeld und zum Kreisverordneten gewählt. 1949 zog F. über die DRP-Ergänzungsliste Niedersachsen in den 1. Deutschen Bundestag ein. Zunächst Mitglied der Fraktion der DRP/Neue Rechte, wurde er am 5.10.1950 fraktionslos, am 26. 3.1952 Gast der Fraktion Deutsche Partei/Deutsche Partei Bayern und war seit 11.2.1953 erneut fraktionslos. Von Juli 1952 bis Anfang März 1953 gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugendfürsorge, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen, dem Ausschuß für Heimatvertriebene und dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films an. Früh, Isidor, * 13.4.1922 Sasbach bei Achern. Landwirtschaftslehrer, Verbandsfunktionär, kath. F. besuchte die Volksschule, bis zur Mittleren Reife die Realschule und anschließend ein Humanistisches Gymnasium. Seit 1941 war er Soldat und geriet in Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr 1947 studierte er Landwirtschaft an der Universität Hohenheim und wurde 1958 mit der Arbeit Die Wirtschafts- und Sozialstruktur des Kreises Biberach zum Dr. agr. promoviert. 1952-76 war er Leiter der ländlichen Heimvolkshochschule Bad Waldsee des Landesbauernverbandes Württemberg-Hohenzollern e. V., zuletzt Vorsitzender der berufsständischen Gruppe. F. hatte den Vorsitz des Verbandes ländlicher Heimvolkshochschulen Deutschlands e.V. inne. 1966 wurde er stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes, 1973 Vorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Obst- und Kleinbrenner. 1956 trat F. in die CDU ein. Er war Orts Vorsitzender, Vorsitzender des Bezirksagrarausschusses, stellvertretender Vorsitzender des Landesagrarausschusses sowie Vorstandsmitglied des Bundesagrarausschusses und des kulturpolitischen Landesausschusses der CDU Württemberg-Hohenzollern. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) gehörte F. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an; in der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat er den Wahlkreis 198 (Biberach). In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 7. und 8. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß (bis Dezember 1970) und dem Haushaltsausschuß (seit Dezember 1970) an. Seit März 1973 war F. Mitglied des Europäischen Parlaments.

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Frühwald F r ü h w a l d , Konrad, * 5 . 6 . 1 8 9 0 Roßbach (Gemeinde Baudcnbach), t 19.4.1970 Neustadt a. d. Aisch. Landwirt, cv. F., Sohn eines Landwirts, arbeitete nach dem Besuch der Volksschule in der Landwirtschaft. 1914-18 war er Soldat. 1919 übernahm er den elterlichen Hof. 1919 wurde F. Präsident des Bayerischen Bauernbundes. 1920-33 war er Mitglied, 1930-33 Präsident der Kreisbauernkammer Mittelfranken, 1925-33 Mitglied der Bayerischen Landesbauernkammer. 1945 wurde er Leiter des Ernährungsamtes A in Neustadt a. d. Aisch. F. war Gründungsmitglied (1945) und 1945-67 Vizepräsident des Bayerischen Bauernbundes. 1951-65 gehörte er dem Präsidium des Deutschen Bauernverbandes an. 1945-67 war er Präsident (seit 1967 Ehrenpräsident) des Bezirksverbandes Mittelfranken des Bayerischen Bauernbundes. 1958 wurde er Ehrenmitglied des Landesverbandes der Bayerischen Schafzüchter. Seit 1959 war er Senior der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. 1919 trat F. in die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) ein. 1928-32 war er für die DNVP, 1933 für die Deutschnationalc Front (DNF) Mitglied des Baycrischcn Landtages. 1946 wurde er Mitglied des Bayerischen Beratenden Landesausschusses. 1947-69 saß er im Bayerischen Senat. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) gehörte F. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Bayern dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (in der 1. Wahlperiode seit April 1951, davor Stellvertretendes Mitglied; in der 2. Wahlperiode seit April 1956, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 1. Wahlperiode gehörte er außerdem als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität (bis Juni 1951) und als Stellvertretendes Mitglied dem Wahlrechtsausschuß (bis März 1953) an. F. erhielt 1959 den Bayerischen Verdienstorden und 1966 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: Ernst Frühwald: Der Bauernphilosoph. Das Lebensbild eines Politikers aus Franken. Scnnfcld 1987, 2 1989. F u c h s , Anke, geb. Nevermann, * 5 . 7 . 1 9 3 7 Hamburg. Juristin, Gewerkschaftsfunktionärin. F., deren Vater Paul Nevermann Oberbürgermeister der Stadt Hamburg war, bestand 1956 das Abitur, studierte Rechtswissenschaften in Hamburg und Innsbruck und legte 1960 das Erste, 1964 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1964-68 war sie Referentin für Arbeitsrecht und Sozialpolitik im Bezirk Nordmark des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1968 wurde sie Bezirkssekretärin der IG Metall, 1971 Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der IG Metall. F. gehört dem Beirat der Deutschen Vermögensberatungs AG, Frankfurt am Main, dem Beirat der Parea Gemeinnützige Gesellschaft für soziale Dienstleistungen, Greven, dem Aufsichtsrat des Parion Konzerns, Köln, und dem Aufsichtsrat der RAG, Essen, an. Sie ist Mitglied des Fernsehrates des Zweiten Deutschen Fernsehens, Mainz, und Mitglied des Vorstandes der Friedrich-Ebert-Stiftung, e. V., Bonn. 1995 wurde sie Präsidentin des Deutschen Mieterbundes. 1956 trat F. in die SPD ein. 1968 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes der SPD Hamburg, 1979 des SPDPartei Vorstandes. 1986-91 war sie Mitglied des SPD-Präsidiums, 1987-91 Bundesgeschäftsführerin. 1966-70 war F. Deputierte der Hamburger Schulbehörde. 1971 gehörte sie der Hamburger Bürgerschaft an. 1977-80 war sie Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, zuständig für Renten- und Krankenversicherung, Gesundheitswesen, Kriegsopfer und Rehabilitation,

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seit 1978 auch für Arbeitsmarktpolitik und Arbeitslosenversicherung. 1990 bewarb sie sich in Sachsen erfolglos um das Amt der Ministerpräsidentin. Seit 1980 ist F. Mitglied des Bundestages. 1980 und 1998 wurde sie im Wahlkreis 66 (Köln II) direkt, 1983, 1987,1990 und 1994 über die SPD-Landeslistc Nordrhein-Westfalen gewählt. 1980-82 war sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, von April bis Oktober 1982 Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit. 1983 schlug sie das Angebot Johannes Raus aus, nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin zu werden. 1983-87 war sie Vorsitzende des Arbeitskreises IV (Sozialpolitik) und stellvertretende Fraktionsvorsitzende. 1992 hatte sie den Vorsitz der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel" inne. 1993-98 war sie erneut stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, zuständig für Wirtschaft, Umwelt, Verkehr, Landwirtschaft, Telekommunikation und Post. 1998 wurde F. Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. In der 9.-12. Wahlperiode war F. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (von Oktober 1982 bis Oktober 1993), in der 10. und 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Vermittlungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses nach Artikel 53a GG. In der 10. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis August 1987 und von Oktober 1989 bis Juni 1990) an. In der 12. Wahlperiode war sie zunächst Ordentliches, seit Oktober 1993 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und des Ausschusses für Verkehr. In der 14. Wahlperiode ist sie stellvertretende Vorsitzende des Altestenrates und Stellvertretendes Mitglied des Vermittlungsausschusses. F. hat den Vorsitz der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe inne. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erwerbstätigkeit der Frau. Wunsch, Wirklichkeit, Aussicht. Frankfurt am Main 1976. Mit Herbert Ehrenberg: Sozialstaat und Freiheit. Frankfurt am Main 1980. - Sozialreform statt Sozialabbau. Bonn 1983. - Die Zukunft sozial gestalten. Bonn 1986. - Der Fortschritt kommt nicht von selbst. Die Sozialdemokratie wird 125 Jahre alt. In: Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte 35 (1988) S. 148-157. - Mut zur Macht. Selbsterfahrung in der Politik. Hamburg 1991. LITERATUR: A. F. In die Führungsspitze der Partei. In: Renate Lepsius: Frauenpolitik als Beruf. Gespräche mit SPDParlamentarierinnen. Hamburg 1987, S. 236-253. - Fides Krause-Brewer: Amtszeiten und Wirkungsschwerpunkte der Bundesfamilienministerinnen und Bundesfamilienminister. In: Bundesministerium für Familie und Senioren (Hrsg.): 40 Jahre Familienpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Rückblick - Ausblick. Neuwied 1993, S. 15-36. Irene Gerlach: Familie und staatliches Handeln. Ideologie und politische Praxis in Deutschland. Opladen 1996. - Nina Grunenberg: A. F. In: Rupert Schick (Hrsg.): Der Bundestagspräsident, die Bundestagspräsidenlin. Amt, Funktionen, Personen. 15., aktualisierte Aufl. München 1999, S. 168-173. F u c h s , Gustav, * 2. 1.1900 Kraisdorf (Unterfranken), t 2 1 . 3 . 1 9 6 9 Bamberg. Landwirt, kath. F., Sohn eines Landwirts, arbeitete nach dem Besuch der Volksschule auf dem elterlichen Hof, den er 1925 übernahm. 1918 und 1939/40 war er Soldat.

Fuchs 1946 wurde F. Kreisobmann des Kreisverbandes Ebern des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Seit demselben Jahr war er Mitglied, 1953-69 Präsident des BBVBezirksverbandes Unterfranken. 1948 wurde er Mitglied der Molkereigenossenschaft Ebern. Vor 1933 Mitglied der Bayerischen Volkspartei, gehörte F. nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Begründern der CSU in Kraisdorf. 1945-64 war er Bürgermeister der Gemeinde Kraisdorf. 1948 wurde er Mitglied des Kreistages des Landkreises Ebern. 1964-69 war er Mitglied des Bayerischen Senats. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat F. den Wahlkreis 37 bzw. 232 (Bad Kissingen) im Bundestag. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Lastenausglcich. In der 2. Wahlperiode sowie in der 3. Wahlperiode bis Januar 1958 gehörte er als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Januar 1958). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Grenzlandfragen, in der 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Außenhandelsausschuß (bis Januar 1958) an. F. erhielt 1964 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1965 den Bayerischen Verdienstorden. Fuchs, Karl, * 11.9.1920 Empertsreuth (Kr. Wolfstein), t 31.3. 1989 Passau. Gymnasiallehrer, kath. F. bestand das Abitur an einem Humanistischen Gymnasium in Passau und wurde 1940 eingezogen. Seit 1943 studierte er Philosophie, Deutsch, Geschichte, Latein und Griechisch in München, Wien und Erlangen, legte 1948 das Staatsexamen ab und wurde 1949 mit der Arbeit Hermann Hesses Bild des Menschen zum Dr. phil. promoviert. 1949-52 unterrichtete er am Gymnasium in Weiden, seit 1952 am Gymnasium Leopoldinum in Passau, seit 1965 als Oberstudienrat. F. war Vorsitzender des Diözesanausschusses für Staat und Gesellschaft des Bistums Passau. F. trat in die CSU ein. 1963-72 hatte er den Kreisvorsitz der CSU Passau-Land inne. 1972 wurde er stellvertretender Bezirksvorsitzender des CSU-Verbandes Niederbayern. 1960-72 war F. Mitglied des Gemeinderates und Fraktionssprecher in Grubweg, 1966-72 Kreisrates sowie Mitglied des Kreisausschusses Passau und 1966-69 Mitglied des Bayerischen Landtages. 1972 wurde er Mitglied des Stadtrates der Stadt Passau. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) war F. Mitglied des Bundestages. 1969 wurde er über die CSU-Landesliste Bayern, 1972 und 1976 im Wahlkreis 215 (Passau) direkt gewählt. In der 6. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit mit, dem er in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und war Stellvertretendes Mitglied des Inncnausschusses sowie des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis Oktober 1979) an. 1977-84 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. Fuchs, Katrin, geb. Schrödter, * 25.5.1938 Goldap (Ostpreußen). Fremdsprachenkorrespondentin. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums wurde F. an einer Höheren Handelsschule unterrichtet und später zur Fremdsprachenkorrespondentin ausgebildet.

F. schloß sich der Gewerkschaft Druck und Papier, dem Reichsbund und der Arbeiterwohlfahrt an. 1970 trat F. in die SPD ein. Sie wurde Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Gütersloh und Mitglied des SPDBezirksvorstandes Ostwestfalen-Lippe. Ende der achtziger Jahre gehörte sie dem Parteivorstand der SPD an. Sie wurde Mitglied des Unterbezirksvorstandes der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) und stellvertretende Bezirksvorsitzende der AsF im Bezirk OstwestfalenLippe. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) gehörte F., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. 1994-98 war sie Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion und Mitglied des Ältestenrates. In der 10. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (bis Oktober 1984; danach war sie bis Mai 1985 Stellvertretendes Mitglied), in der 10. und 11. Wahlperiode im Verteidigungsausschuß mit, dem sie in der 12. und 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 11. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Auswärtigen Ausschusses (bis Januar 1998). VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Konzepte zum Frieden. Vorschläge für eine neue Abrüstungs- und Entspannungspolitik. Berlin 1985. - Hrsg. mit Joachim Schuster: Zwischen Nationalstaat und Globalpolitik. Köln 1992. - Hrsg.: Zieht die Linke in den Krieg? Köln 1993. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Fuchs, Ruth, geb. Gamm, * 14.12.1946 Egeln. Mcdizin-tcchnischc Assistentin, Diplomsportlehrerin, wissenschaftliche Assistentin. F. besuchte eine Kinder- und Jugendsportschule, bestand 1964 das Abitur und erhielt bis 1966 an einer Medizinischen Fachhochschule eine Ausbildung zur medizinischtechnischen Assistentin. 1965 war F. DDR-Jugendmeisterin, zwischen 1967 und 1980 elfmal DDR-Meisterin, 1972 und 1976 Olympiasiegerin, 1974 und 1978 Europameisterin im Speerwerfen. 1966-69 arbeitete F. als medizinisch-technische Assistentin im sportmedizinischen Dienst in Leipzig. 1970-76 war sie Lehrausbilderin an der Universität Jena, studierte daneben an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig und Schloß das Studium 1981 als Diplomsportlehrerin ab. Nach einer Aspirantur an der DHfK Leipzig wurde sie 1984 zum Dr. päd. promoviert und war 1984-91 wissenschaftliche Assistentin an der Universität Jena. 1984-90 war sie Vizepräsidentin des Leicbtathletikverbandes der DDR. 1971 trat F. in die SED ein. Seit 1990 Mitglied der PDS, war sie 1991/92 stellvertretende Landesvorsitzende der PDS Thüringen. 1995 wurde sie Mitglied des PDSStadtvorstandes Gera. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte sie der Volkskammer an (Wahlkreis 06, Listenplatz 1, Bezirk Gera) und hatte den Vorsitz des Ausschusses für Jugend- und Sport inne. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war F. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Seit 11.3.1992 gehört sie mit einem Mandat der PDS-Landcsliste Thüringen dem Bundestag an. Sie ist stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführerin und gesundheitspolitische Sprecherin der PDS-Fraktion. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (seit Juni 1992) und Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (seit April 1992), in der 12. und 13. Wahlperiode Or-

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Fuchtel dentliches Mitglied des Sportausschusses (seit März 1992), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheit. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Klaus Ullrich: Lorbeerkranz und Trauerflor. Aufstieg und „Untergang" des Sportwunders DDR. Berlin 1990. - „Gott schütze unser deutsches Vaterland!" Erlebnisse einer Volkskammerabgeordneten. Berlin 1990. F u c h t e l , Hans-Joachim, * 13.2.1952 Sulz am Neckar. Jurist (Rcchtsanwalt), Vcrwaltungsbcamtcr, cv. Nach dem Abitur in Nagold studierte F. Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft in Tübingen, wo er 1980 das Zweite Juristische Staatsexamen ablegte. Er trat in den höheren Verwaltungsdienst des Landtages von Baden-Württemberg ein; 1982 wurde er Regierungsrat, 1984 Oberregierungsrat und 1986 Parlamentsrat. Seit 1992 ist er Rechtsanwalt in einer Kanzlei in Nagold. F. gehört dem Verwaltungsrat der Kreissparkasse Calw an und ist Präsident der Bundesvereinigung der Helfer und Förderer des Technischen Hilfswerks e.V. (seit 1998). 1968 trat F. in die Junge Union, 1969 in die CDU ein. 1969 wurde er Vorsitzender der Jungen Union Altensteig. 1969-73 war er Pressesprecher des CDU-Kreisverbandes Calw, 1969-74 Kreis Vorsitzender der Jungen Union Calw, 1973-87 stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU Calw, 1974-79 Mitglied des Deutschlandrates der Jungen Union und 1979-82 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Baden-Württemberg. 1975-87 gehörte er dem Gemeinderat der Stadt Altensteig an, wo er bis 1980 zugleich Bürgermeisterstellvertreter war. 1979 wurde er Mitglied des Kreistages Calw. 1980 und 1984 war er Zweitkandidat für den Baden-Württembergischen Landtag. Seit 1987 vertritt F. den Wahlkreis 184 (Calw) im Bundestag. In der 11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (bis Mai 1990), in der 11. und 12. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und in der 13. Wahlperiode im Haushaltsausschuß mit. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis März 1990) und des Verkehrsausschusses (seit März 1990), in der 11. und 12. Wahlperiode des Haushaltsausschusses (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Fremdenverkehr, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. In der 14. Wahlperiode ist er stellvertretender Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses, Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, Schriftführer und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bearb.: Situation der berufstätigen Frau in unserer Gesellschaft. Stuttgart 1981. - Bearb.: Initiativen zur Sozialpolitik. Stuttgart 1983. - Bearb.: Ehrenamtliche Arbeit im sozialen Bereich. Stuttgart 1983. - Bearb.: Mensch und Gesundheit. Stuttgart 1986. F ü r s t e n b e r g , Elimar Freiherr von, * 2 7 . 5 . 1 9 1 0 Konstantinopcl, t 10.7.1981 Wesseling. Philologe, Dozent, kath. F., Sohn eines Rittmeisters, besuchte das Gymnasium in Landshut und studierte 1930-36 Philosophie und Staatswissenschaften in Freiburg, Rom und München. 1936 wurde er in München zum Dr. phil. promoviert. 1937-39 arbeitete er bei der Deutschen Bank und Diskontogesellschaft Istanbul. 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, wurde er 1948 Dozent an der Hochschule Regensburg. Später war er Konsul in Marseille.

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In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat F. den Wahlkreis 14 [209] (Landshut) im Bundestag. Zunächst Mitglied der Fraktion der Bayernpartei, schied er am 7 . 1 1 . 1 9 5 0 aus ihr aus und war bis zum Eintritt in die CDU/CSU-Fraktion am 19.1.1951 fraktionslos. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (seit September 1951), im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis Januar 1951) und im Ausschuß für Sozialpolitik mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (von Dezember 1951 bis Januar 1952) und dem Ausschuß für Geld- und Kredit (seit März 1953) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Staat oder Gesellschaft. Regensburg 1953. - Der Selbstwiderspruch des philosophischen Atheismus. Regensburg 1960. - Escalation oder Eigene atomare Verfügung. Existenzfrage Europas. Ratingen 1965. Mit Helmut Ruppert: Der Südsudan in Sklavcnkctten. Regensburg 1965. - Philosophische Hinweise zur sicheren Erkennbarkeit der Existenz Gottes. München 1978. F u g g e r v o n G l ö t t , Josef-Ernst Fürst, * 26.10.1895 Kirchheim, f 13.5.1981 Miesbach. Landwirt. Nach dem Besuch des Gymnasiums nahm F. 1915-18 am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend studierte er an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim und übernahm dann die Bewirtschaftung des landwirtschaftlichen Betriebes seines Vaters in Oberndorf. Seit 1939 Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg, wurde er infolge des sog. Prinzenerlasses entlassen. F. Schloß sich dem „Kreisauer Kreis" an und wurde im Prozeß gegen die Beteiligten des 20. Juli vom Volksgerichtshof wegen „Nichtanzeige" zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. F. leitete die Verwaltung der Fuggcrschen Stiftungen und organisierte den Wiederaufbau der Fuggerei in Augsburg. 1945 war F. Mitbegründer der CSU Mindelheim. 1954-62 gehörte er dem Bayerischen Landtag an und war 1954-59 stellvertretender Fraktionsvorsitzender. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat F. den Wahlkreis 47 [242] Memmingen im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten sowie des Untersuchungsausschusses zur Prüfung, ob durch die Personalpolitik Mißstände im auswärtigen Dienst eingetreten sind (von Oktober 1951 bis Januar 1953). F u h r m a n n , Arne, * 5.6.1941 Kattowitz (Oberschlesien). Sozialpädagoge, ev. F., Sohn eines Diplomverwaltungswirts, besuchte die Hauptschule und die Handelsschule. Nach einer Tischlerlehre war er acht Jahre bei der Bundeswehr und studierte anschließend Sozialpädagogik in Göttingen. Er war im Heilpädagogischen Kinderheim der Arbeiterwohlfahrt „Immenhof" in Hützel tätig und wurde dann Stadtaltcnpflcgcr in Lüneburg. F. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an und wurde Mitglied der Arbeiterwohlfahrt. 1972 trat F. in die SPD ein. Er übernahm den stellvertretenden Vorsitz des SPD-Unterbezirks Lüneburg. 1990 und 1994 wurde F. über die SPD-Landcslistc Nicdcrsachsen, 1998 im Wahlkreis 31 (Lüneburg - Lüchow - Dannenberg) direkt in den Bundestag gewählt. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie und Senioren, in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. Seit 1990 ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode war er Vorsitzender der EnqueteKommission „Demographischer Wandel - Herausforderun-

Funk gen unserer älter werdenden Bevölkerung an den einzelnen und die Politik", in der 13. Wahlperiode Obmann der SPDFraktion in dieser Enquete-Kommission, deren Ordentliches Mitglied er auch in der 14. Wahlperiode ist. Funcke, Liselotte, * 20.7.1918 Hagen (Westfalen). Diplomkauffrau, Unternehmerin, ev. F., Tochtcr des Fabrikanten Oscar —»Funcke, bestand 1937 am Realgymnasium Hagen das Abitur. Nach dem Arbeitsdienst besuchte sie die Kaufmannsschule in Dortmund, machte ein kaufmännisches Praktikum und studierte Betriebswirtschaftslehre in Berlin, wo sie 1941 das Examen als Diplomkauffrau ablegte. Zunächst Assistentin bei einem Wirtschaftsprüfer in Wuppertal, wurde sie 1944 Abteilungsleiterin und 1959 Prokuristin in der elterlichen Firma Funcke & Hucck in Hagen. 1946 trat F. in die FDP ein. 1947-51 war sie Mitglied des Vorstandes der Deutschen Jungdemokraten, seit 1947 des FDP-Landesvorstandes und 1948-68 Vorsitzende des FDP-Landesfrauenausschusses. 1959-62 hatte sie den Vorsitz des FDP-Landeskulturausschusses inne. 1964-84 war sie Mitglied des FDP-Bundesvorstandes, seit 1967 Vorsitzende des FDP-Bezirksverbandes Westfalen-West und 1977-82 stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende. 1950-61 gehörte F. dem Nordrhein-Westfälischen Landtag an. 1979/80 war sie Ministerin für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, 1981-91 Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen. Von 1961 bis zur Niederlegung des Mandates am 23.11.1979 gehörte F., jeweils über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. 1969 wurde sie Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. In allen fünf Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied, in der 5. Wahlperiode stellvertretende Vorsitzende, in der 7. und 8. Wahlperiode Vorsitzende des Finanzausschusses, in dem sie sich u. a. für eine Steuerreform und die Novcllicrung der Körperschaftssteuer einsetzte. In der 4. Wahlperiode gehörte sie bis Februar 1963 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik sowie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen und dem Ausschuß für Entwicklungshilfe (bis November 1963) an. In der 5. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. In der 6.-8. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Gemeinsamen Ausschuß des Bundestages und des Bundesrates nach Artikel 77 GG an. F. machte sich um die Gründung der Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen Bundestages verdient. 1975 erhielt F. die Wolfgang-Döring-Medaille, 1973 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1975 Stern und Schulterband dazu, 1984 den Thcodor-Hcuss-Preis, 1985 das Großkreuz des spanischen Zivilverdienstordens, 1986 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, 1987 die portugiesische Verdienstmedaille, 1988 den jugoslawischen Stern mit Goldenem Kranz,, 1988 das Großoffizierskreuz des Verdienstordens von Italien und 1991 den Heinz-Herberl-Karry-Preis. 1990 wurde sie Commandeur des Phönix-Ordens. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wider den Provinzialismus. Bonn 1968. - Mit Cornelius A. von Heyl und Johannes Niemeyer: Kirche in Staat und Gesellschaft. Stuttgart 1974, 31975. Bundestagsreden und Zeitdokumente. Hrsg. von Horst Dahlmayer. Bonn 1974, 21978. - Hrsg.: Frauen sprechen im Bundestag. Stuttgart 1979. - Abgeordnete in entscheidend veränderter Lage. Die Entschädigungsregeln sollten weiter reformiert werden. In: Der Bundestag im Verfassungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Hartmut Klatt. Bonn 1980, S. 93-96. - Hrsg.: Frei sein, um andere frei zu machen. Stuttgart 1984. - Plädoyer für eine gerechte und humane Ausländerpolitik. Stuttgart 1986. - Gefragt ist freund-

liche Hartnäckigkeit. In: Ein Leben für die Politik? Briefe an jüngere Mitbürger. Hrsg. von Sonja Schmid-Burgk. Freiburg im Breisgau 1988, S. 22-33. - Menschlichkeit bewährt sich in der Begegnung mit Minderheiten. In: liberal 31 (1989) Heft 1, S. 63-67. LITERATUR: Lore Breuer: Frauen in der Politik. Koblenz 1975. - Gerd Rauhaus: L. F. Bonn 1977. Funcke, Oscar, * 17.6. 1885 Hagen (Westfalen), t 6.7.1965 Hagen. Unternehmer, ev. F., Sohn eines Fabrikanten, führte in zweiter Generation die Firma Funcke & Hucck, Schrauben- und Mutternfabrik und Gesenkschmiede. Nach dem Abschluß des Realgymnasiums in Hagen studierte er an den Technischen Hochschulen Freiberg (Sachen), Berlin und Hannover und war an der State Bank of Chicago tätig. 1910 trat er in das väterliche Unternehmen ein. 1919-30 war F. Vorsitzender der Fachgruppe der Eisen- und Stahlwarenindustrie des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, 1919-33 Zweiter Vorsitzender des Eisen- und Stahlwaren-Industriebundes in Elberfeld. 1921-30 gehörte F. dem Westfälischen Provinziallandtag, 1929/30 dem Reichswirtschaftsrat an. Bis 1933 und seit 1948 war er Stadtverordneter in Hagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er in die FDP ein. Am 14.9.1951 rückte F. über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hermann —»Höpker Aschoff in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Von Februar bis Oktober 1953 war er stellvertretender Vorsitzender des Beirates für handelspolitische Vereinbarungen. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Außenhandelsfragen (seit Dezember 1952, seit Oktober 1951 war er Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit Oktober 1951), im Ausschuß für Jugendfürsorge (von Oktober 1951 bis Juli 1952) und im Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Sozialpolitik (seit Oktober 1951) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Kampf in der Eisenindustrie. Hagen 1934. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Funk, Friedrich (Jakob), * 3.10.1900 Neuses am Sand (Unterfranken), t 5. 8.1963 Volkach. Diplomlandwirt, ev. F., Sohn eines Landwirts, besuchte die Mittelschule. 1914-18 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, studierte dann an den Landwirtschaftlichen Hochschulen in Hohenheim und München und Schloß das Studium als Diplomlandwirt ab. Er war Gutsverwalter, später Sachverständiger bei der Kanalisierung des Mains. Seit 1927 unterstützte F. seine Eltern bei der Bewirtschaftung des elterlichen Pachthofs, den er 1932 als selbständiger Pächter übernahm und 1936 erwarb. 1949 trat F. in die CSU ein. Bereits seit 1948 war er Mitglied des Kreistages Gerolzhol'en. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat F. den Wahlkreis 39 [234] (Schweinfurt) im Bundestag. 1953-57 war er stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landcsgruppc. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Wahlprüfungsausschuß, im Ausschuß für Bau- und Bodenrecht, im Ausschuß für Beamtenrecht (seit April 1950) und im Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden („Londoner Schuldenabkommen", seit Mai 1963) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für ERP-Fragen und dem Untersuchungsausschuß gemäß Artikel 44 GG (Überprüfung der bisherigen Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik, seit März 1953) an. In der

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Funk 2.-4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 3. und 4. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Petitionen. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (bis Juli 1956), im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit Januar 1957) und im Ausschuß für Atomfragen (seil Januar 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen an. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Atomkcrncncrgic und Wasserwirtschaft. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Gesundheitswesen (seit November 1962) an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Funk, Honor, * 27.6.1930 Börrat (Kr. Aalen). Landwirt, kath. Nach dem Besuch der Oberschule und einer landwirtschaftlichen Lehre studierte F. seit 1952 an der Fachhochschule in Nürtingen. 1959 machte er sich als Landwirt selbständig. 1964 wurde F. Mitglied des Vcrwaltungsratcs des Württembergischen Genossenschaftsverbandes, 1967 Vorsitzender des Aufsichtrates der Molkereizentrale Südwest, Karlsruhe, und 1980 Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Biberach. Er hatte außerdem den Vorsitz des Beirates der Württembergischen Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft inne. F. war stellvertretender Vorsitzender des Bezirksagrarausschusses Südwürttemberg-Hohenzollern und Mitglied des agrarpolitischen Ausschusses der CDU Baden-Württemberg. Er gehörte dem Vorstand der CDU im Kreisverband Biberach an. 1962 wurde er in den Gemeinderat in Gutenzell gewählt. 1969-94 war er Mitglied des Kreistages Biberach. 1989-99 gehörte F. dem Europäischen Parlament an. Er engagierte sich im Ausschuß für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. 1996 wurde er Mitglied des BSEUntcrsuchungsausschusscs. F. rückte dreimal über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag nach: am 16.10.1981 für den verstorbenen Abgeordneten Albert -^Burger (bis 1983), am 14.10.1985 (bis 1987) und am 20.5.1988 für den ausgeschicdcncn Abgeordneten Karl —> Miltner. In der 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für lugend, Familie und Gesundheit (seit Oktober 1982), in der 10. und 11. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit. In allen drei Wahlperioden war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (in der 9. Wahlperiode seit November 1981), in der 9. Wahlperiode auch des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit November 1981). Nach der Wahl zum Mitglied des Europäischen Parlaments legte er am 24.8.1989 sein Bundestagsmandat nieder. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Funke, Rainer, * 18. 11.1940 Berlin. Jurist (Rechtsanwalt), Syndikus, ev. F., Sohn eines Wirtschaftsjuristen, bestand 1960 das Abitur am Humanistischen Gymnasium Andreaneum in Hildesheim und studierte 1960-65 Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main und Hamburg. Nach dem Großen Juristischen Staatsexamen 1969 wurde er Rechtsanwalt sowie Syndikus der M. M. Warburg Bank, Hamburg. Er ist dort Prokurist mit Sonderaufgaben und zugleich Geschäftsführer der HIH GmbH, Hamburg. Bis 1999 war F. Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Telekom. Er ist Mitglied des Vorstandes der Annie

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und Walter Robinson Stiftung, Hamburg, Mitglied des Kuratoriums der Orient-Stiftung, Hamburg, Mitglied des Vorstandes der Ferdinand-Beit-Stiftung, Hamburg, Revisor der Friedrich-Naumann-Stiftung, Königswinter, Vorsitzender der Hamburgisch-Iranischen Gesellschaft, Hamburg, Mitglied des Vorstandes der Deutsch-Iranischen Gesellschaft e.V., Bonn, Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen e. V., Bonn, Mitglied des Internationalen Seegerichtshofes, Hamburg, Schatzmeister des Deutschen Studienkreises für Frieden und Sicherheit e.V., Hamburg, und Schatzmeister von Plan International, Hamburg. 1972 trat F. in die FDP ein. 1974-80 und 1986/87 war er Mitglied der Bezirksversammlung Eimsbüttel. 1978 wurde er Landesschatzmeistcr der FDP Hamburg. 1993-95 war er Landesvorsitzender der FDP Hamburg. 1980 wurde F. über die FDP-Landesliste Hamburg in den Bundestag gewählt, dem er bis zum Ende der 9. Wahlperiode 1983 angehörte. Seit 1987 ist er wieder mit einem Mandat der FDP-Landeslistc Hamburg Mitglied des Bundestages. 1991-98 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz. F. ist rechtspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. In der 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (seit Oktober 1982), in der 9. und 11. Wahlperiode des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft (in der 11. Wahlperiode seit November 1989, davor Stellvertretendes Mitglied), in der 11. Wahlperiode des Rechtsausschusses und des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, in der 11. Wahlperiode dem Finanzausschuß an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Rcchtsausschusscs sowie Stellvertretendes Mitglied des Unterausschusses Neue Medien, des Finanzausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. Funke-Schmitt-Rink, Margret, geb. Funke, * 23.1.1946 Recklinghausen, t 11.3.1998 Wiesbaden. Gymnasiallehrerin. F.-S.-R. besuchte 1956-65 das Schiller-Gymnasium in Dortmund und studierte 1965-70 Sozialwissenschaften, Geschichte und Germanistik in Freiburg, München und Münster. 1970 legte sie das Erste, 1973 das Zweite Philologische Staatsexamen ab. 1971/72 war sie Deutschassistentin an einem Collège in Genf, 1974-76 wissenschaftliche Assistentin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. 1975 wurde sie in Münster mit der Arbeit Curriculum-Modeü des Sozialwissenschaftlich-Politischen Unterrichts zum Dr. päd. promoviert. 1976-90 war sie Studienrätin bzw. Oberstudienrälin am Dillhey-Gymnasium in Wiesbaden, 1988-90 Mitarbeiterin am dortigen Hessischen Institut für Bildungsplanung und Schulentwicklung. 1978 trat F.-S.-R. in die FDP ein. 1985/86 war sie Kreisvorsitzende für Wiesbaden und gehörte seit 1986 dem Kreisvorstand der FDP an. 1985 wurde sie Vorsitzende des hessischen Landesfachausschusses für Schule und Weiterbildung, Mitglied des Bundesfachausschusses für Schule, Hochschule und Kultur sowie Mitglied der Bundeskommission für Gleichberechtigung und Familienpolitik. Seit 1981 war sie Stadtverordnete in Wiesbaden, seit 1985 stellvertretende Sladtverordnetenvorsteherin. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte F.-S.-R. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Hessen dem Bundestag an. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend, des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft sowie Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens".

Furier Furier, Hans, * 5.6.1904 Lahr, f 29.6.1975 Achern. Jurisl (Rechtsanwalt, Justitiar), Hochschullehrer, kalh. F., Sohn eines Prokuristen, studierte nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Lahr 1922-25 Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Berlin und Heidelberg und wurde 1928 mit der Dissertation Das polizeiliche Notrecht und die Entschädigungspflicht des Staates promoviert. 1929-45 war er Rcchtsanwalt bei der Kammer für Handelssachen in Pforzheim und gleichzeitig beim Landgericht Karlsruhe. 1932 habilitierte er sich mit der Arbeit Besitz, Verkehrsgeltung, Verwirkung im Wettbewerbsrecht an der Technischen Hochschule Karlsruhe für Zivilrecht, Handelsrecht und die gewerblichen Schutzrechte und wurde 1940 außerplanmäßiger Professor. 1941-44 war er dienstverpflichtet beim damaligen Chef der Zivilverwaltung in Straßburg. 1945 wurde F. Justitiar in der Papierfabrik Koehler AG in Oberkirch, 1948 Rechtsanwalt in Freiburg im Breisgau, 1949 Privatdozent an der dortigen Universität und 1950 außerplanmäßiger Professor. In der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) war F. Mitglied des Bundestages. 1953 wurde er über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg gewählt. Seit 1957 vertrat er den Wahlkreis 188 bzw. 192 (Offenburg) im Bundestag. In der 2.-4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (in der 2. Wahlperiode seit Februar 1955, davor Stellvertretendes Mitglied), von Januar 1959 bis Mai 1960 Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. 1953-57 hatte er den Vorsitz des Sonderausschusses „Gemeinsamer Markt/Euratom" inne. In der 2. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied und seit Oktober 1953 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, Ordentliches

Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (bis Februar 1957) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (bis Februar 1955). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an (bis Oktober 1960). Er war Generalberichterstatter bei der großen Parlamentsdebatte über die Pariser Vertragswerke. Seil 1955 war F. Mitglied, 1956-58 Präsident der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. 1957 wurde er Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. 1958-73 gehörte er dem Europäischen Parlament an. 1960-62 war er Präsident, danach Vizepräsident des Europäischen Parlaments. VERÖFFENTLICHUNGEN: Besitz, Verkehrsgeltung, Verwirkung im Wettbewerbsrecht. Berlin 1932. - Der Unterhaltsanspruch des geschiedenen Ehegatten. Berlin 1941. Das Geschmacksmustergesetz. Berlin 1950. Köln/München 4 1985. - Das internationale Musterrecht. Kommentar zum Haager Musterabkommen. Berlin 1951. - Parlamente über den Nationen. Entwicklung, Zustand und Aussichten in Europa. In: Die Politische Meinung 2 (1957) Heft 11, S. 17-28. - Reden und Aufsätze. 1953-1957. Baden-Baden 1958. - Im neuen Europa. Erlebnisse und Erfahrungen im Europäischen Parlament. Frankfurt am Main 1963. LITERATUR: Horst Ferdinand und Adolf Kohler: Für Europa. H. F.s Lebensweg. Bonn 1977. - Dieter Mahncke: Parlamentarier für Europa: H. F., Karl Mommer. In: Persönlichkeiten der Europäischen Integration. Vierzehn biographische Essays. Hrsg. von Thomas Jansen und Dieter Mahncke. Bonn 1981, S. 493-532. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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G Gärtner, Klaus, * 10.1.1945 Obersontheim. Diplompolitologe, Regierungsangestellter, Unternehmer. G., dessen Großvater Zentrumspolitiker gewesen war, wuchs im Saarland auf. Er besuchte das Knabenrealgymnasium in Saarbrücken und bestand 1965 das Abitur. Das Studium der Politischen Wissenschaften in Saarbrücken und an der Freien Universität Berlin Schloß er 1971 mit der Diplomprüfung ab. 1969/70 war er Hauptgeschäftsführer des FDP-Landcsvcrbandcs Saar, 1971-76 Angestellter im Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Nordrhein-Weslfalen. 1983-87 leitete G. das Büro der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit in Riyadh (SaudiArabien). 1987 wurde er Direktor bei der Preussag in Hannover. G. war stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Kuratoriums DATUM e.V. und Mitglied des Deutschen Beamtenbundes. G. trat 1968 in die FDP ein. 1974 übernahm er den Kreisvorsitz der FDP Neuss, 1978 den Vorsitz des FDPBezirksverbandes Düsseldorf. G. wurde Mitglied des FDPLandesvorstandes Nordrhein-Westfalen sowie der Deutschen Jungdemokraten. 1988-93 war er Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Finanzministerium unter Heide —»Simonis. G., der als Leiter der schleswig-holsteinischen Staatskanzlei in der Affäre um den Expo-Beauftragten Karl Pröhl die politische Verantwortung übernommen hatte, wurde zum 15.4.2002 in den einstweiligen Ruhestand versetzt. In der 8. und 9. Wahlperiode (1976-83) war G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die FDP-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt. Im Dezember 1980 wurde er Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (seit November 1977) und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis September 1981). In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied außerdem dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Verteidigungsausschuß (seit September 1981) an.

schaftsverbandes Raiffeisen/Schulze-Delitzsch e.V., Stuttgart. 1952 trat G. der FDP bei. 1974-85 und 1988-90 war er stellvertretender Landesvorsitzender der FDP Baden-Württemberg; von Juli 1990 bis Januar 1991 hatte er kommissarisch den Landesvorsitz innc. 1974-86 gehörte er dem Bundesvorstand, 1988-90 auch dem Bundespräsidium der FDP an. 1993 schied er aus dem FDP-Landesvorstand aus. 1956-72 war er Mitglied des Gemeinderates in Hattenhofen, 1959-79 des Kreistages in Göppingen; 1965-79 hatte er den Vorsitz der FDP-Kreistagsfraktion innc. Am 10.9.1970 rückte G. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Ralf —> Dahrendorf in den 6. Deutschen Bundestag nach, dem er bis 1994 angehörte, jeweils über die FDPLandesliste Baden-Württemberg gewählt. 1970-76 war G. ernährungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, 1976-93 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er sprach sich gegen die von der Europäischen Gemeinschaft festgesetzten Erzeugerpreise als allein tragende Elemente des EGAgrarmarktes aus („Gallus-Papier", 1985). 1980 wurde er Landesgruppenchef seiner Partei im Bundestag. In der 6. Wahlperiode war er von Oktober 1970 bis Juni 1972 Stellvertretendes Mitglied, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in dem er auch in der 7. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. In der 6. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied (seit Oktober 1970) des Haushaltsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (seit Juni 1971), in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit Mai 1975). In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im EG-Ausschuß (seit März 1993) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Februar 1993) sowie dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit März 1993) an.

Gallus, Georg, * 6.7.1927 Hattenhofen. Landwirt, ev. G., Sohn eines Landwirts, besuchte die Volksschule in Hattenhofen und nahm 1944/45 am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft machte er bis 1949 eine landwirtschaftliche Lehre und wurde an der Landwirtschaftsschule in Göppingen ausgebildet. 1950/51 besuchte er die Ingenieurschule für Landbau in Nürtingen, wo er 1951 das Examen als Agraringenieur bestand, und die Volkshochschule in Vallekilde (Dänemark). 1952-76 war er selbständiger Landwirt. 1948 an der Gründung der Landjugend Württemberg-Baden beteiligt, war er 1948-56 deren Vorsitzender im Kreis Göppingen, 1959-76 Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Göppingen und 1968-76 Vizepräsident des Bauernverbandes Baden-Württemberg. G. war Mitglied des Aul'sichlsrates der Südmilch AG, Stuttgart, des Aufsichtsrates der Interfleisch AG, Stuttgart, und des Verwaltungsrates des Württembergischen Genossen-

G a n s c h o w , Jörg Wolfgang, * 23.12. 1960 Berlin. Informatiker, Programmierer, konfessionslos. Nach dem Abitur wurde G. Facharbeiter für Nachrichtentechnik, war als Elektronik-Facharbeiter im Bereich Mikroelektronik tätig und absolvierte daneben ein Fernstudium der Informatik an der Technischen Universität Dresden. Anschließend arbeitete er als Programmierer im Vorstandsbereich Anlagenbau des Eisenhüttenkombinats Ost. 1979-82 leistete er Wehrdienst. Im September 1989 Schloß sich G. der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt" an. Im Februar 1990 wurde er Gründungsmitglied der FDP-Ost und Pressesprecher des Kreisvorstandes der FDP, im Mai 1990 Stadtverordneter und FDP-Fraktionsvorsitzcndcr in Eisenhüttenstadt. 1990 wurde G. über die FDP-Landcslistc Brandenburg in den 12. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung sowie des Ausschusses

LITERATUR: Oliver Stumm: Liberale im Südwesten. Die Zeit von 1984 bis 1996. Eine Dokumentation der jüngsten Geschichte der F.D.P./DVP in Baden-Württemberg mit Interviews von Zeitzeugen. Konstanz 1997, S. 76-83.

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Ganseforth für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit Oktober 1992). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit September 1991) und dem Ausschuß für Wirtschaft (seit Oktober 1992) an. G a n s e f o r t h , Monika, geb. Dessel, * 15.12.1940 Gleiwitz (Oberschlesien). Fachhochschullehrerin, Diplomingenieurin, ev. G. besuchte das Neusprachliche Gymnasium für Mädchen in Peine und bestand 1960 das Abitur. Sie studierte Maschinenbau an der Tcchnischcn Universität Braunschwcig und Schloß das Studium 1966 als Diplomingenieurin ab. 1966-70 war sie Entwicklungs- und Konstruktionsingenieurin in der optisch-elektronischen Industrie in Heidelberg, 1971-87 Professorin an der Fachhochschule Hannover im Fachbereich Maschinenbau, Fachgebiet Steuerungs- und Regelungstechnik. G. Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an und ist Mitglied des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, des Verkehrsclubs Deutschland, bei pro familia und der Arbeiterwohlfahrt und bei Eurosolar. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Bundesstiftung „Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens" und Mitglied des Kuratoriums im Verein Frauen geben Technik neue Impulse e.V., beide Bonn. 1974 trat G. der SPD bei. Sie wurde Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Bezirk Hannover und Mitglied des SPD-Bczirksvorstandcs Hannover. 1976-86 gehörte sie dem Rat der Stadt Neustadt am Rübenberge an und war Mitglied des Ortsrates Bordenau. G. ist seit 1987 Mitglied des Bundestages; in der 11.-13. Wahlperiode wurde sie jeweils über die SPDLandesliste Niedersachsen, in der 14. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 38 (Hannover-Land I) gewählt. In der 11. Wahlperiode war sie zunächst Ordentliches, seit Juni 1989 Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie sowie Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (bis August 1988) und des 2. Untersuchungsausschusses (Transnuklcar/ Atomskandal, seit September 1988). In der 12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Frauen und Jugend, dem Ausschuß für Forschung, Technologic und Technikfolgenabschätzung (seit Juni 1991) und dem Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" (bis Juni 1992) an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung" und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen an. G. ist stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Türkischen Parlamentariergruppe. G a n s e i , Norbert (Tronje), * 5. 8.1940 Kiel. Jurist, ev. G., Sohn eines Berufssoldaten, besuchte die Volksschule und die Hebbel-Schule, ein neusprachlich-wissenschaftliches Gymnasium, in Kiel und bestand 1960 das Abitur. 1960-62 leistete er Wehrdienst bei der Bundcsmarinc, die er als Leutnant zur See d. R. verließ. 1962-69 studierte er Geschichte, Politikwissenschaft, Rechts- und Staatswissenschaften in Kiel. 1963-66 war er Mitarbeiter am Seminar für Geschichte

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und Wissenschaft der Politik, dann Stipendiat der FriedrichEbert-Stiftung. Nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen 1969 war er sechs Monate hauptberuflicher Pressesprecher der SPD bei Jochen Steffen in Schleswig-Holstein. 1970-73 absolvierte er die Referendarausbildung bei Gerichten, Verwaltungsstellen und Verbänden in Schleswig-Holstein und legte 1973 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. G. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (1969) und der Arbeiterwohlfahrt an. Er ist Mitglied des Vorstandes der Atlantikbrücke e. V. und des Kuratoriums des Leo-Baeck-Instituts in Frankfurt am Main bzw. Berlin. 1965 trat G. der SPD bei. 1968 wurde er in den Parteirat der SPD gewählt, dessen Vorsitz er 1986-91 innehatte. 1969/70 war er stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungsozialisten. 1971-73 gehörte G. dem SPD-Landes vorstand Schlcswig-Holstcin an. 1983-87 war er Sprcchcr der SPD in der Nordatlantischen Versammlung und der Versammlung der Westeuropäischen Union. 1993 berief ihn SPDParteichef Rudolf —> Scharping in seinen außenpolitischen Beraterkreis. 1991-95 war er Mitglied des Partei Vorstandes. Bei der ersten Direktwahl des Oberbürgermeisters in Kiel im Mai 1997 wurde G. mit 60,3 % der Stimmen gewählt. Bei seinem Amtsantritt übernahm er zusätzlich die Aufgaben des Stadtkämmerers. Von 1972 bis zur Niedcrlegung des Mandats am 16.6. 1997 wegen der Übernahme des Oberbürgermeisteramtes in Kiel vertrat G. den Wahlkreis 6 bzw. 5 (Kiel) im Bundestag. Von Januar bis Dezember 1991 war G. einer der Stellvertreter des Fraktionsvorsitzenden Hans-Jochen —> Vogel und Vorsitzender des Arbeitskreises I (Außen- und Sicherheitspolitik, Europa- und Entwicklungspolitik) der SPD-Fraktion. 1993 bewarb er sich ohne Erfolg für den Fraktionsvorsitz. In der 7. und 8. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 9.-13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß, dessen Stellvertretender Vorsitzender er in der 13. Wahlperiode war. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 7. und 8. Wahlperiode dem Rechtsausschuß und in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Oktober 1981) an. In der 10.-13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) an. 1986-90 war G. als Obmann der SPD-Fraktion im parlamentarischen Untersuchungsausschuß damit beauftragt, die illegalen Lieferungen von U-Boot-Teilen nach Südafrika aufzuklären. 1995 wählte die SPD-Fraktion G. zu einem ihrer Vertreter in der Parlamentskommission zur Kontrolle der Geheimdienste; in dieser Funktion untersuchte er u. a. die Plutonium-Affäre. Schwerpunkte seiner parlamentarischen Arbeit waren der „bcrcichsspczifischc Datenschutz" für den Bcrcich des Sozialrechts sowie der Entwurf eines Kriegswaffenkontrollgesetzes. G. trat entschieden gegen illegale Rüstungsexporte auf. In seiner Funktion als Vorsitzender des Arbeitskreises I plädierte er für eine stärkere Rolle der U N O bei der Lösung von Konflikten, für die dann auch deutsche Soldaten zum Einsatz kommen sollten. Zur Ermöglichung des Einsatzes von Bundeswehreinheiten bei UN-Blauhelm-Missionen schlug er 1992 eine Verfassungsergänzung vor. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Überwindet den Kapitalismus oder Was wollen die Jungsozialisten'? Reinbek bei Hamburg 1971. - Partei und Fraktion. In: Die Neue Gesellschaft 22 (1975) Heft 11, S. 920-924. - Mit Heide Simonis und Horst Jungmann: Abgeordnete - Lobbyisten oder

Gaßmann Kontrolleure der Rüstungsindustrie? In: Arbeitsplätze durch Rüstung. Reinbek 1978, S. 127-146. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. G a n s w i n d t , Elisabeth, * 3 0 . 5 . 1 9 0 0 Kalthof, t 27. 8.1983 Stade. Fürsorgerin, Kriminalbeamtin, kath. G. besuchte 1926-28 die Wohlfahrtsschule des Deutschen Katholischen Frauenbundes in Berlin-Charlottenburg und wurde Jugendfürsorgerin. 1928/29 durchlief sie in Berlin eine Ausbildung für die Weibliche Kriminalpolizei und war 1929-31 in Berlin, 1931-40 in Danzig und danach in Hamburg berufstätig. Nach einem Dienstunfall 1947 pensioniert, war sie bis 1955 ehrenamtliche Hauptfürsorgerin beim Caritasverband in Hamburg. 1953 wurde sie Mitglied der Deputation der Jugendbehörde Hamburg. Am 9 . 1 1 . 1 9 5 5 rückte G„ seit 1950 Mitglied der CDU, über die CDU-Landesliste Hamburg für den verstorbenen Abgeordneten Hans —»Griem in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit Januar 1956), des Ausschusses für Jugendfragen (seit Januar 1957) und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Hcimkchrerfragen (seit April 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Beamtenrecht (seit Januar 1956), dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (seit Januar 1956) und dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (seit Januar 1956) an. G a n t e n b e r g , Mathilde, * 25.12.1889 Bochum, t 2 9 . 1 0 . 1 9 7 5 Trier. Gymnasiallehrerin, kath. Nach dem Besuch eines Realgymnasiums studierte G. Germanistik, Französisch und Pädagogik und wurde 1919 zum Dr. phil. promoviert. 1920 legte sie das Staatsexamen ab und ging nach der Lehramtsprüfung 1922 als Studienassessorin nach Koblenz. 1927 wurde sie zunächst Studienrätin in Xanten, dann Oberstudienrätin in Bad Kreuznach. 1933 aufgrund des Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" entlassen, war sie als Bäuerin in der Eifel und seit 1940 als Buchhändlerin in Trier tätig. 1945 wurde sie Oberstudiendirektorin in Trier, 1947 Referentin für das Mädchenschulwesen im Kultusministerium und war 1948-51 Staatssekretärin im Ministerium für Unterricht und Kultus in Rheinland-Pfalz. G. war Vorsitzende des Landesverbandes der Europa-Union. Sie gehörte der Studienstiftung des Deutschen Volkes und der deutschen UNESCO-Kommission an. 1927-33 war G. für die Zentrumspartei Stadtverordnete in Bad Kreuznach. Nach 1945 wurde sie Gründungsmitglied der CDU in Trier. Sie war Mitglied des Bezirksvorstandes, des Landesvorstandes Rheinland-Pfalz und des Bundespartciausschusscs der CDU. G. wurde Stadtverordnete in Trier. 1946/47 war sie Mitglied der Beratenden Landesversammlung und 1947-67 des Landtages Rheinland-Pfalz (CDP/ CDU-Fraktion). A m 8.10.1956 rückte G. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Eduard —»Orth in den 2. Deutschen Bundestag nach und wurde 1957 über die Landcslistc Rheinland-Pfalz bestätigt. In der 2. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und von November 1956 bis Januar 1957 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht. In der 3. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen und im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung an.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Alois Zimmer: Die Gründungsgeschichte der CDU im Trierer Lande 1945/46. Bonn 1966. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. G a n z , Johannes, * 5 . 6 . 1 9 3 2 Eiweiler. Bäckermeister, Gymnasiallehrer, kath. G. durchlief nach dem Besuch der Volksschule eine Bäckerlehre und legte 1950 die Gesellenprüfung ab. Nach der Meisterprüfung 1953 erwarb er im zweiten Bildungsweg 1955 die allgemeine Hochschulreife und studierte 1955-59 für das höhere Lehramt an berufsbildenden Schulen an der Universität Saarbrücken. 1959 wurde er Referendar, 1961 Assessor und 1963 Studienrat. Er unterrichtete an Berufsschulen und wurde Leiter des gewerblich-technischen Berufsbildungszentrums in Neunkirchen (Saar). 1960 trat er in die Junge Union und die CDU ein. 1977-85 gehörte er dem CDU-Landesvorstand Saar an und hatte 1978-88 den Vorsitz des CDU-Kreisvorstandes St. Wendel inne. 1964-74 war er Stadtrat der Stadt Wendel, 1968-74 Erster Beigeordneter der Stadt St. Wendel, 1975-80 Mitglied des Saarländischen Landtages und stellvertretender Fraktionsvorsitzender. In der 9.-12. Wahlperiode (1980-94) gehörte G. dem Bundestag an; in der 9.-11. Wahlperiode wurde er mit einem Direktmandat des Wahlkreises 247 (St. Wendel), 1990 über die CDU-Landesliste Saarland gewählt. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses (in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied). In der 9. und 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und des Ausschusses für Forschung und Technologie, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. G a r b e , Charlotte, geb. Nimtz, * 2 4 . 3 . 1 9 2 9 Eisenach. Hauswirtschaftslehrerin, ev. G., Tochter eines Musikers, besuchte die Volksschule in Eisenach und in Tutow, danach die Realschule und das Gymnasium in Quedlinburg. Sie machte Erfahrungen in der Hauswirtschaft, der Alten- und Krankenpflege. Seit 1968 in der Anti-Atomkraftbewegung aktiv (u. a. gegen das A K W Würgassen) und am Aufbau von Bürgerinitiativen beteiligt, gehörte sie 1980-82 dem Vorstand des Bundesverbandes der Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. an. Im März 1978 war sie Mitbegründerin des Kreis Verbandes Holzminden der Grünen Liste Umweltschutz. 1982-86 gehörte sie dem Niedersächsischen Landtag an; 1982/83 war sie stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion der Grünen und 1982-86 Schriftführerin. 1986/87 gehörte sie dem Kreistag von Holzmindcn an. Über die Landcslistc Nicdcrsachscn der Partei Die Grünen wurde G. in den 11. Deutschen Bundestag (1987-90) gewählt. Sie war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Rcaktorsichcrhcit, Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990), Schriftführerin und Mitglied des Ältestenrates (seit Mai 1990). G a ß m a n n , Walter, * 3 . 3 . 1 9 0 3 Stuttgart, f 9 . 1 . 1 9 7 9 Vero Beach, Indian River (Florida, USA). Leitender Angestellter, Unternehmer, kath. Nach dem Besuch der Oberrealschule schlug G. die Verwaltungslaufbahn ein, legte 1924 die Staatsprüfung für den gehobenen württembergischen Verwaltungsdienst ab und trat 1925 eine Stelle als Sparkassenleiler an. 1937 war er im öffentlichen Prüfungs- und Revisionswesen tätig. Seit 1938

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Gattermann Abteilungsleiter bei der Daimler-Benz AG, wurde er Prokurist, später kaufmännischer Direktor und 1957 stellvertretendes Vorstandsmitglied. Ehrenamtlich war G. u. a. in der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit in Genf tätig, seit 1955 als deren Vizepräsident. Er arbeitete im Verband Deutscher Rentenversicherungsträger mit, dessen Vorstandsvorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes er seit 1955 war. Seit 1956 gehörte er dem Beirat zur Neuordnung der sozialen Leistungen beim Bundesminister für Arbeit an. Seil 1957 war er stellvertretender Vorsitzender bzw. Vorsitzender des Verwaltungsrates der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung in Nürnberg. G. wurde Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen und war seit 1960 Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg. 1960 wurde er Mitglied des Ausschusses des Sozialfonds der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in Brüssel. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat G., Mitglied der CDU, den Wahlkreis 193 (Balingen) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Finanzausschuß und dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen an. 1954 wurde G. zum Ehrensenator der Uni versität Tübingen ernannt. G a t t e r m a n n , Hans H(crmann), * 24.12.1931 Dortmund, t 27.1. 1994 Dortmund. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. G. besuchte bis zum Abitur 1953 das neusprachlichc MaxPlanck-Gymnasium in Dortmund und studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Marburg und Berlin. 1957 legte er die Ersle, 1961 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1961 wurde er Rechtsanwalt und Notar in Dortmund. G. war Mitglied des Verwaltungsrates der Provinzial Versicherungen in Münster. 1967 trat G. in die FDP ein. Er wurde Mitglied, später Schatzmeister des FDP-Landcsvorstandcs NordrhcinWestfalen, stellvertretender Vorsitzender des Kreises Dortmund und Vorsitzender des Bezirks Ruhr. Er war Mitglied des Rates der Stadt Dortmund, in dem er 1975 den Vorsitz der FDP-Fraktion übernahm. Seit 1975 gehörte er der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe an. Von 1976 bis zu seinem Tod war G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt. Er engagierte sich zunächst als wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion; in der Schlußphase der sozial-liberalen Koalition leitete er den Arbeitskreis Wirtschaftspolitik, Finanzpolitik und Landwirtschaft. In der 8. und 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit. In der 9.-12. Wahlperiode (1983-91) war er Vorsitzender des Finanzausschusses. Er arbeitete an einer weitreichenden Reform des Steuersystems und war entscheidend an der Steuerreform von 1990 beteiligt. Zu G.s politischen Zielen zählte u. a. die Abschaffung der Gewerbesteuer. In allen fünf Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß, in der 10.-12. Wahlperiode dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. In der 8. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Aufgaben und Arbeitsstil des Finanzausschusses. In: Steuer und Wirtschaft 65 (1988) Heft 2, S. 170-174. - Perspektiven der Steuerpolitik nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland. Hamburg

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1990. - Bundesfinanzhof und Gesetzgebung - wechselseitiger Einlluß. In: 75 Jahre Reichslinanzhof- Bundesfinanzhof. Bonn 1993, S. 91-103. Gatzen, Karl, * 6.7.1921 Kirchherten, t 15.8.1975 bei Erkelenz. Versicherungskaufmann, kath. Nach Abitur und Arbeitsdienst studierte G. seit 1940 Erdkunde, Geschichte und Germanistik an der Universität Köln. 1941-45 war er Soldat. 1945 aus kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, setzte er sein Studium bis 1947 fort. Anschließend Mitarbeiter, später Geschäftsführer einer Versicherungsagentur, wurde er 1953 promoviert. 1964 wurde G. Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Bergheim (Erft). Seit 1956 war er Bürgermeister der Gemeinde Pütz, seit 1961 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag Bergheim und gehörte bis 1964 der Landschaftsversammlung Rheinland an. 1966 wurde er stellvertretender Landrai. In der 6. Wahlperiode vertrat G. den Wahlkreis 57 (Bergheim) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Oktober 1971). G. kam bei einem Motorradunfall ums Leben. G a u c k , Joachim, * 24. 1.1940 Rostock. Pfarrer, ev. G., Sohn eines Kapitäns, der 1951 in die Sowjetunion verschleppt wurde und erst 1955 zurückkehrte, besuchte eine Oberschule und bestand 1958 das Abitur. 1958-65 studierte er Evangelische Theologie an der Universität Rostock, nachdem er keinen Studienplatz für Germanistik erhalten hatte. Nach seiner Entscheidung, den Beruf des Pfarrers zu ergreifen, war G. Vikar im Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg, wurde 1967 ordiniert und als Pfarrer in Lüssow bei Güstrow und seit 1971 im Neubaugebiet Rostock-Evershagen eingesetzt, wo er nebenamtlich Stadtjugendpfarrer war. 1982-90 leitete er die Kirchcntagsarbeit in Mecklenburg und trat als Präsidiumsmitglied des Evangelischen Kirchentages an die Öffentlichkeit. 1989 hielt G. im Zusammenhang mit oppositionellen Demonstrationen in Rostock öffentliche Gottesdienste ab, die einen Sammelpunkt der Bürgerbewegung bildeten. G. war Mitbegründer des Neuen Forums in Rostock, das er von Anfang an als Mitglied des Sprecherrates prägte. Über das Bündnis 90 wurde er Mitglied der 10. Volkskammer (18.3.-2.10.1990, Wahlkreis 13, Listcnpiatz 1, Bezirk Rostock) und übernahm im Juni den Vorsitz des Ausschusses zur Kontrolle des Ministeriums für Staatssicherheit. Die ihm angetragene Kandidatur für das Amt des Rostockcr Oberbürgermeisters lehnte er ab. Am 2.10. 1990 wurde er auf einstimmigen Vorschlag der Volkskammer zum Sonderbeauftragten der Bundesregierung für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR ernannt. Am 3.10. 1990 in den Bundestag eingetreten, in dem er der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angehörte, legte G. am 4.10.1990 wegen seiner Position als Sonderbeauftragter das Mandat nieder. Im Dezember 1991 wurde das Stasi-Unterlagen-Gesetz verabschiedet und G. als Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR bestätigt. Am 21.9.1995 wurde er mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt. Im Oktober 2000 lief die zweite Amtszeit G.s ab. Er hatte sich immer wieder für die Fortsetzung der Aufbereitungsarbeit ausgesprochen, um dem Vergessen des in der DDR begangenen Unrechts entgegenzuwirken.

Gebhardt Trotz verschiedener Kontroversen um Einsichtsrechte wurde die grundsätzliche Bedeutung des inzwischen als „GauckBehörde" etablierten, von G. geleiteten Amtes immer wieder von allen politischen Seiten bestätigt. 2000/2001 war G. Moderator einer ARD-Talkshow. G. wurde mit der Theodor-Heuss-Medaille (1991), dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1995, mit Stern 2000), dem Hannah-Arendt-Preis (1997), dem Dolf-Sternberger-Preis, dem Cicero-Rcdncrpreis und dem Wartburgpreis (alle drei 2000) ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Stasi-Akten. Das unheimliche Erbe der DDR. Reinbek bei Hamburg 1991. - Mit Holger Börner: Aufarbeitung der Vergangenheit als Voraussetzung für gemeinsame deutsche Zukunft. Bonn 1992. - Von der Würde der Unterdrückten. In: Hans-Joachim Schädlich: Aktenkundig. Berlin 1992. - Vom Untertan zum Citoyen. Nachdenken über die Befreiung. Leipzig 1997. - Wem nützt die Auseinandersetzung mit der Diktatur? München 1997. - Mit Alexander Neville und Jutta Limbach: Wahrheitspolitik in Deutschland und Südafrika. Drei Pfade zur Aufarbeitung der Vergangenheit. Hannover 2001. LITERATUR: Neue Porträts in Frage und Antwort. Günter Gaus im Gespräch mit Heinrich Fink [...1 J. G., Hans Bentzien. Berlin 1992. - Jochen Zimmer (Hrsg.): Das G.Lesebuch. Eine Behörde abseits der Verfassung. Frankfurt am Main 1999. - Norbert Robers: J. G. Die Biografie einer Institution. Berlin 2000. - Matthias Wagner: Das StasiSyndrom. Über den Umgang mit den Akten des MfS in den 90er Jahren. Berlin 2001. G a u l , Karl, * 1.2. 1889 Nauborn, f 17. 1. 1972 Offenbach am Main. Lehrer, cv. Nach dem Besuch des Lehrerseminars übte G. seit 1910 seinen Beruf aus. Seit 1911 war er in der Lehrer verei η sbewegung tätig und übernahm den Vorsitz des Deutschen Lehrervereins im Regierungsbezirk Koblenz. 1932 wurde er Rektor einer Schule in Wetzlar. 1933 nach Frankfurt am Main versetzt, wurde er 1945 Schulrat und 1946 Oberschulrat. Er gehörte dem Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks an. 1919 trat G. in die Deutsche Demokratische Partei (DDP), 1945 in die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDP) ein. 1946-50 war er LDP-, später FDP-Abgeordneter des Hessischen Landtages. 1949 wurde G. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 7 [132J (Wetzlar), 1953 über die FDP-Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden war er Vorsitzender des Ausschusses für Kulturpolitik (in der 2. Wahlperiode seit November 1953) und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bcamtcnrecht. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bücherei (seit Oktober 1951; von Mai bis Juni 1952 als Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953) mit; als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Petitionen und dem Ausschuß für Jugendfürsorge an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität (seit April 1956) und des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis April 1956 bzw. seit Februar 1957). VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Paul Luchtenberg: Kulturgesinnung als politische Aufgabe. Vorträge. Schwäbisch Gmünd 1951. G a u t i e r , Fritz, * 17.1.1950 Norden (Ostfriesland). Chemiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter. G. wuchs in Ostfriesland auf und studierte nach dem Abitur Chemie an der Technischen Universität Braunschweig. 1977

mit der Arbeit Untersuchungen zur In-vitro-Transkription von Plasmiden sowie linearer DNA unter dem Einfluß monomerer und polymerer DNA-Liganden promoviert, wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Genetik der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig. G. war Mitglied der Sozialistischen Jugend Deutschlands Die Falken, Schloß sich 1973 der SPD an und wurde Mitglied des Bezirksvorstandes Braunschweig sowie des Landesvorsland Niedersachsen. 1980-87 gehörte er dem Europäischen Parlament an. 1987 und 1990 wurde G. über die SPD-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (seit Juni 1991 als Stellvertretendes Mitglied) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie, in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an. In der 12. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des EG-Ausschusses und des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992). DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. G e b h a r d t , Fred, * 27. 2.1928 Bayreuth, r 15. 8.2000 Frankfurt am Main. Volkshochschullehrer, ev. G., dessen Vater den Einsatz im Strafbatallion 999 nicht überlebte, besuchte die Aufbauschule (Oberstufe) in Berlin und bestand 1945 das Notabitur. 1945-47 war er als Sachbearbeiter beim Magistrat von Groß-Bcrlin, 1947-58 bei der Landcsvcrsichcrungsanstalt Württemberg und in der Versorgungsvcrwaltung in Stuttgart tätig. 1947-59 studierte er daneben Politische Wissenschaften und Soziologie; Studienaufenthalte führten ihn in die USA, nach Israel, Jugoslawien und in die Sowjetunion. 1959/60 war er Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Hessen „Arbeit und Leben". Seil 1960 an der Volkshochschule (VHS) Frankfurt am Main tätig, war er von 1969 bis zur Kommunalisierung im Dezember 1976 einer der drei Direktoren des „Frankfurter Bund für Volksbildung" und damit auch der VHS Frankfurt. G. gehörte dem Deutschen Gewerkschaftsbund (seit 1947), der Arbeiterwohlfahrt, amnesty international, medico international und der UNICEF an. Er war Bundesvorsitzender der Deutschen Gesellschaft zur Förderung des Friedens im Nahen Osten, Frankfurt am Main, und Mitglied im Trustee's Beirat des International Center for Peace in the Middle East, Tel Aviv. In Berlin-Weißensee Schloß sich G. der antifaschistischen Jugend an, aus der 1946 die Freie Deutsche Jugend gebildet wurde. Er begegnete dort Wolfgang Leonhard, der seine politische Tätigkeit förderte. 1945 wurde G. Mitglied der SPD. Seine Ablehnung der Vereinigung von SPD und KPD brachte ihm eine Haftstrafe ein. 1946 trat er in die Jugendorganisation „Die Falken" ein und nahm 1947 an deren Jugendtag in Stuttgart teil. 1948 wurde er Vorsitzender des Unterbezirks Stuttgart der Falken, dann Mitglied des Landesvorstandes Württemberg und 1958 Landesvorsitzender von Baden-Württemberg. 1957 in den Bundesvorstand, den Sozialistischen Jugend-Ring, gewählt, war er 1959/60 dessen Vorsitzender. 1974-83 hatte er den Vorsitz des SPDVorstandes Frankfurt am Main innc. Zeitweilig gehörte er dem Parteirat in Bonn und der Kommission für internationale Beziehungen beim Parteivorstand in Bonn an. G. war 1989-97 Stadtrat in Frankfurt am Main und 1974-87 Mitglied des Hessischen Landtags, seit 1978 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. 1998 trat er aus der SPD aus.

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Gedat 1998 wurde G. als Parteiloser über die PDS-Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt. Als Ordentliches Mitglied gehörte er dem Auswärtigen Ausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Menschenrechte und humanitäre Hilfe an. G. war Alterspräsident des 14. Deutschen Bundestages. Gedat, Gustav-Adolf, * 10.2.1903 Potsdam, t 6.4.1971 Bad Liebenzell. Verbandsfunktionär, ev. G., der seine Schulzeit und Jugend in Ostpreußen verbrachte, war zunächst ehrenamtlich, später hauptamtlich in der deutschen christlichen Jugendbewegung tätig. Nach dem Ersten Weltkrieg ging er im Auftrag des Weltbundes der Young Men's Christian Association (YMCA) nach Amerika. Die ökumenische Arbeit im Auftrag christlicher Organisationen führten ihn durch Nord- und Südamerika, Asien und Afrika sowie durch ganz Europa. 1938 wurde G. von den Nationalsozialisten mit Rede- und Betätigungsverbot für das Gebiet des Deutschen Reiches belegt. 1938-44 war er Hoteldirektor in Danzig. 1945-52 war G. Reichs- bzw. Generalsekretär im Evangelischen Jungmännerwerk Deutschlands. Nach Kriegsende wurde er Mitglied des Weltrates der YMCA in Genf. Er war Mitbegründer und stellvertretender Vorsitzender des Christlichen Jugenddorf-Werkes Deutschlands, geschäftsführender Präsident des deutschen Zweiges der International Christian Leadership, Vizepräsident der International Christian Leadership, Washington, D. C., Gründer und Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung überkonfessioneller, überparteilicher und übernationaler Zusammenarbeit, Burg Liebenzell. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) vertrat G„ seit 1953 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 190 (Reutlingen) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (seit Juni 1954), des Ausschusses für Kulturpolitik (bis Februar 1957, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Jugendfragen (bis Juli 1954). In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (in der 3. Wahlperiode bis November als Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen mit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ein Christ erlebt die Probleme der Well. Stuttgart 1933, 30 1940. - Auch das nennt man Leben. Begegnungen unterwegs. Stuttgart 1935. - Ende der Religionen? Ein Vortrag. Berlin 1936. - Christentum für Minderwertige? Ein Vortrag. Berlin 1937. - Was wird aus diesem Afrika? Erlebter Kampf um einen Erdteil. Stuttgart 1938, 3 1939. - Sie bauten für die Ewigkeit. Erlebte Wunderbauten aus aller Welt. Stuttgart 1951. - Europas Zukunft liegt in Afrika. Stuttgart 1954. - Burg Liebenzell. Kleines Modell für Europa. Konstanz 1963. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Gefeller, Wilhelm, * 27. 5.1906 Essen, t 25. 3.1983 Gehrden (Kr. Hannover, Land). Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär, freireligiös. G., Sohn eines im Ersten Weltkrieg gefallenen Arbeiters, durchlief nach der Volksschule eine Schlosserlehre und besuchte eine Handels- und Maschinenbauschule. 1920-46 arbeitete er als Schlosser in verschiedenen Industriebetrieben und war vorübergehend Bergarbeiter. Daneben besuchte er Fortbildungs-, Maschinenbau- und Handelsschulen. 1920 trat er der Gewerkschaft bei. Nach Kriegsende wurde G. Betriebsratsvorsitzender in einem chemischen Werk und gründete in Bottrop die Betriebsgewerkschaft Ruhr-Öl. 1946 wurde er Gewerkschaftssekretär in Gelsenkirchen. Seil demselben Jahr stellvertretender Vorsitzender, übernahm er 1949

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den Vorsitz der Industriegewerkschaft Chemie, Papier, Keramik, den er bis 1969 innehatte. G. war Mitbegründer des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Mitglied des Generalrales des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften und langjähriges Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses (Euratom und EWG). 1964-69 war er Präsident der Internationalen Föderation von Chemie- und Fabrikarbeiter-Verbänden in Genf sowie Vizepräsident des Internationalen Berufssekretariats der chemischen Industrie. Er saß im Aufsichtsrat der Bergwerkgesellschaft HIBERNIA AG in Herne sowie im Aufsichtsrat der Bank für Gemeinwirtschaft AG in Frankfurt am Main. 1953 wurde G., seit 1945 Mitglied der SPD, über die SPDLandesliste Nordrhein-Westfalen in den 2. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht und des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1956) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik. G. wurde 1981 mit dem Hans-Böckler-Preis ausgezeichnet. G e h b , Jürgen, * 9. 8.1952 Heringen (Werra). Jurist (Richter, Rcchtsanwalt), ev. G. bestand 1971 das Abitur, studierte 1974-77 Rechtswissenschaften in Marburg, war 1978-80 Referendar, legte die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und wurde 1986 in Göttingen mit der Arbeit Verfassung, Zuständigkeiten und Verfahren des Hessischen Staatsgerichtshofs zum Dr. jur. promoviert. 1981 wurde G. Richter am Verwaltungsgericht Kassel. 1983-86 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hessischen Staatsgerichtshof, 1988-93 Richter am Hessischen Verwaltungsgerichtshof. Seit 1997 ist er als Rechtsanwalt tätig. 1994 wurde G. Kreisvorsitzender der CDU Kassel-Stadt und 1996 stellvertretender Bezirksvorsitzender der CDU Kurhessen-Waldeck. 1993-97 war er Bürgermeister der Stadt Kassel. 1998 wurde G. über die CDU-Landesliste Hessen in den 14. Deutschen Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Innenausschuß, dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung" an. Gehrcke, Wolfgang, * 8.9.1943 Rcichau (Bayern). Angestellter, Journalist, konfessionslos. G. besuchte 1950-59 die ncunklassigc Volksschule und durchlief 1959-61 eine Verwaltungslehre. 1961-68 war er Verwaltungsangestellter bei der Bundesanstalt für Arbeit. Seit 1968 übte er verschiedene berufliche Tätigkeiten im Verlagswesen, als Journalist und in politischen Funktionen aus. G. Schloß sich der Industriegewerkschaft Medien an. Er war Mitinitiator der Ostermarschbewegung, der neueren Friedensbewegung nach dem NATO-Nachrüstungsbeschluß, der Bewegung gegen die Notstandsgesetze und der Lehrlingsund Schülerbewegung. Er engagierte sich für deutschdeutsche Jugendbeziehungen und für einen Dialog von Jugendverbänden aus Ost- und Westeuropa. 1961 trat G. in die KPD ein. 1968 war er Mitbegründer 1968-74 stellvertretender Vorsitzender, danach bis 1979 Bundesvorsitzender der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ). 1968 Gründungsmitglied der DKP, war er 1973-89 Mitglied von deren Vorstand und 1981-89 Bezirksvorsitzender der DKP Hamburg. Dort gehörte er zu den Sprechern der Erneuerungsströmung und war zeitweise Mitglied des Präsidiums der DKP. 1990 trat er aus der DKP aus und wurde Mitglied der PDS, deren Bundesgeschäftsführer

Geiger er 1991-93 war; seit 1993 ist er stellvertretender Vorsitzender der PDS. 1998 wurde G. über die PDS-Landesliste Brandenburg in den 14. Deutschen Bundestag gewählt. Er ist stellvertretender Vorsitzender und außenpolitischer Sprecher der PDSFraktion und Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. G e h r i n g , Albrecht, * 15.4. 1898 Hakedahl (Kr. Detmold), t 7 . 3 . 1 9 8 5 Lage (Kr. Lippe). Landwirt, ev. G. besuchte das Humanistische Gymnasium Leopoldinum in Detmold und bestand 1916 das Abitur. Anschließend Soldat, wurde er im Mai 1918 infolge einer Erkrankung entlassen. Bis 1924 durchlief er eine Landwirtschaftslchrc in Halle (Saale), legte 1927 das Diplomexamen ab und übernahm 1928 den elterlichen Hof. 1945 wurde G. mit der Leitung der Ernährungswirtschaft in den Kreisen Detmold und Lemgo beauftragt. Bis 1955 gehörte er dem Vorstand der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe an. 1948/49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. G. war Mitglied des Vcrwaltungsratcs der Landesbank für Westfalen in Münster, Mitglied des Kuratoriums des Instituts für Züchtungsforschung der Max-Planck-Gesellschaft in Vogelsang bei Köln und Mitglied des Kuratoriums der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in BraunschweigVölkenrode. 1948 trat G. der CDU bei. Er war Mitglied des Gemeinderates, des Kreistages und zeitweise stellvertretender Landrai des Kreises Lemgo. 1953-57 Vorsteher des Landesverbandes Lippe, wurde er 1957 stellvertretender Vorsitzender und 1961 Vorsitzender der Landschafts Versammlung WestfalenLippe in Münster. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) war G. Mitglied des Bundestages, jeweiles über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik an. In der 3. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und des Ausschusses für Verkehr, Postund Fernmeldewesen. G e i e r , Erna-Maria, geb. Münch, * 24. 5.1923 Karlsruhe, t 18.10.1994 Heidelberg. Fachschullehrerin, kalh. Nach dem Schulbesuch und der Berufsausbildung in Karlsruhe und Ulm war G. 1945-51 Lehrerin im höheren Fachschulbereich in Nürnberg, Heidelberg und Mannheim. 1963 wurde sie Leiterin des Familienbildungswerkes Bergstraße (Zentrale in Viernheim, mit 20 Zweigstellen). Sie gehörte dem Stiftungsrat der Stiftung Rehabilitation in Heidelberg sowie dem Senat der Stiftung Rehabilitation an. 1947 war G. Gründungsmitglied, dann Vorstandsmitglied und Vorsitzende der Jungen Union. 1950 trat sie in die CDU ein und wurde in den Vorstand des Ortsverbandes Viernheim und des Kreisverbandes im Kreis Bergstraße gewählt. 1979 übernahm sie den Vorsitz des CDU-Kreisverbandes Gießen und wurde stellvertretende Landes Vorsitzende der CDU Hessen. Seit 1956 gehörte sie dem Kreistag Kreis Bergstraße an und war stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses sowie Mitglied des Jugend- und Sozialausschusses. 1960-80 war sie Stadtverordnete in Viernheim und Vorsitzende des Hauptausschusses, bis 1966 Mitglied des Magistrats. 1966-76 gehörte sie dem Hessischen Landtag

an; sie war Mitglied des Innenausschusses und des sozialpolitischen Ausschusses sowie sozialpolitische Sprecherin und Vorsitzende des sozialpolitischen Arbeitskreises der CDUFraktion. A m 5 . 3 . 1 9 7 6 rücktc G. über die CDU-Landcsliste Hessen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Walther Leisler —»Kiep in den 7. Deutschen Bundestag nach. 1976 und 1980 wurde sie über die Landesliste Hessen gewählt. In der 7. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Innenausschusscs, in der 8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 9. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. G e i g e r , Hans, * 17.11.1912 Ncckarsulm, t 2 0 . 2 . 1 9 8 6 Leonberg. Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär, Angestellter, ev. G. besuchte die Volksschule und erlernte das Motorenschlosserhandwerk bei den NSU-Werken. 1931 war er vorübergehend arbeitslos, dann in verschiedenen Autofabriken in Württemberg tätig. 1936-45 arbeitete er als Motorenschlosser in der Versuchsabteilung wieder bei den NSU-Werken. 1938 legte er die Meisterprüfung im Kraftfahrzeughandwerk ab. Nach 1945 übernahm G. eine Stelle als Betriebsschlosser der Jute-Spinnerei in Neckarsulm; dort wurde er zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt. 1947 wurde er Bevollmächtigter der Industriegewerkschaft Metall, Ortsverwaltung Aalen, und Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Orts- und Kreisausschuß Aalen. 1960-72 war er stellvertretender Vorsitzender des DGB-Landesbezirks Baden-Württemberg. 1949 war G. Mitbegründer der Hcimstättcngenossenschaft Aalen, deren Aufsichtsratsvorsitz er übernahm. Er gehörte dem Landesschulbeirat von Baden-Württemberg, dem Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse Böblingen, dem Landesverband und dem Bundesverband der Ortskrankenkassen an. 1927 Schloß sich G. der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1931 der SPD an. 1946 wurde er in den Gemeinderat der Stadt Ncckarsulm gewählt; 1951-60 gehörte er dem Gemeinderat der Stadt Aalen an. 1950-52 war er Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg. Am 1.1.1954 rückte G. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hermann —»Veit in den 2. Deutschen Bundestag nach; in der 3.-6. Wahlperiode wurde er über die SPDLandesliste Baden-Württemberg, 1972 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 169 (Leonberg-Vaihingen) gewählt. In der 8. Wahlperiode trat er nicht mehr zur Wahl an. In der 2.-5. Wahlperiode war G. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (seit November 1956), in der 6. und 7. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung; in der 3.-5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bcsatzungsfolgcn (von März bis Juli 1954) und im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit Juli 1954) mit. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis Juni 1970) und des 1. Sonderausschusses für Sport und Olympische Spiele (Dezember 1969), in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit und des Sportausschusses (seit Februar 1974). G e i g e r , Helmut, * 12.6.1928 Nürnberg. Jurist, Verbandsfunktionär, kath. G., Sohn eines Regierungsamtmanns, besuchte das Humanistische Gymnasium in Hof (Saale). 1944/45 war er Luflwaffenhelfer und befand sich 1945-48 in französischer Kriegs-

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Geiger gefangenschaft. 1949 bestand er das Heimkehrer-Abitur an der Oberrcalschulc in Ingolstadt und studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Erlangen und an der Freien Universität Berlin. 1953 legte er das Erste Juristische Staatsexamen ab und wurde 1954 Diplomvolkswirt. Nach der Referendarzeit in Nürnberg und Hof und dem Zweiten Juristischen Staatsexamen (1957) war er 1957-59 wissenschaftlicher Assistent der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. 1958 wurde er Anwaltsassessor am Landgericht Bonn, 1959 Geschäftsführer der Geschäftsstelle Öffentliche Bausparkassen, 1965 Geschäftsführer, 1966 Hauptgeschäftsführer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes e. V. 1972-93 war er hauptamtlicher Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. G. wurde Vorsitzender des Verwaltungsrates der Deutschen Girozentrale-Deutsche Kommunalbank in Frankfurt am Main, Mitglied des Verwaltungsrates der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt am Main, Vorsitzender der Gemeinschaft zum Schutz der deutschen Sparer, Bonn, und 1992 Vorstandsvorsitzender der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation. Zeitweise gehörte er dem Außenwirtschaftsbeirat beim Bundesminister Tür Wirtschaft und der Deutschen Stiftung für Krebsforschung, beide Bonn, an. 1985 wurde er Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Krebshilfe. 1949 trat er der CSU bei. 1955 wurde er Kreisvorsitzender der Jungen Union in Hof, 1956 Bezirksvorsitzender der Jungen Union Oberfranken und Mitglied des Landesausschusses der CSU, 1959 Mitglied des Deutschlandrates der Jungen Union, 1961 Vorstandsmitglied der Internationalen Union Junger Christlicher Demokraten und 1963 Vizepräsident der Atlantischen Vereinigung Junger Politiker. Am 8 . 6 . 1 9 6 5 rückte G. mit einem Mandat der CSULandesliste Bayern für den verstorbenen Abgeordneten Georg —»Lang in den 4. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Oktober desselben Jahres angehörte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Herausforderungen für Stabilität und Fortschritt. Stuttgart 1974. - Bankpolitik. Stuttgart 1975. - Gespräche über Geld. Herford 1986. - Kreditwirtschaftlichc Perspektiven. Stuttgart 1989. - Perspektiven der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands im Rahmen der europäischen Integration. Münster 1990. - Die deutsche Sparkassenorganisation. Stuttgart 1992. - Der Geldwertstabilität verpflichtet. Stuttgart 1993. G e i g e r , Hugo (Emil Otto Conrad), * 1.4.1901 Furth im Wald, t 8 . 7 . 1 9 8 4 Feldafing. Gymnasiallehrer, Unternehmer, kath. G. besuchte das Ludwigs-Gymnasium in München und studierte Mathematik, Physik, Pädagogik und Nationalökonomie an den Universitäten München, Erlangen, Würzburg und Berlin sowie an den Technischen Hochschulen München, Stuttgart und Berlin-Charlottenburg. 1927/28 war er Lehrer für Mathematik und Physik an der Oberrealschule und am Mädchenrealgymnasium in Würzburg. 1929-49 arbeitete er bei der Allianz Lebensversicherungs-AG in Stuttgart, Berlin und München und gehörte zuletzt dem Vorstand an. G. war Vorsitzender des Vorstandes der Allianz-Versorgungskasse, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerke AG und des Beirates der Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte GmbH, Vorsitzender des Senats der FraunhoferGesellschaft und stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Dante-Stiftung. Er gehörte dem Kuratorium des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, dem Verein für Handwerks-Ausstellungen und Messen und dem Verein Ausstellungspark München an. 1949-51 war er Präsident des Beirates der Deutschen Zentrale für Fremdenverkehr.

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1945 Schloß sich G. der CSU an. 1949/50 hatte er den Vorsitz des CSU-Bezirksvcrbandcs München inne und wurde 1952 Landcsschatzmcister. 1946 gehörte G. dem Bayerischen Vorparlament an. 1947-50 war er Staatssekretär im bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, 1949/50 Mitglied des Bundesrates, 1950-53 Mitglied des Bayerischen Landtages und Vorsitzender des Ständigen Landlagsausschusses für Wirtschaft und Verkehr. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat G. den Wahlkreis 218 (Tirschenreuth) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war er seit Januar 1956 Ordentliches Mitglied und bis Januar 1957 Vorsitzender des Ausschusses für Atomfragen, in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Wirtschaftspolitik, im Ausschuß für Geld und Kredit (bis Januar 1956) und im Ausschuß gemäß Artikel 15 GG mit, dessen Stellvertretender Vorsitzender er war. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Verteidigung (bis Oktober 1955) und dem Ausschuß für Finanz- und Steuerl'ragen an. 1958-61 war G. Mitglied des Europäischen Parlaments, in dem er den Vorsitz des Ausschusses für Fragen der wissenschaftlichen und technischen Forschung (1959-61) bzw. des Forschungs- und Kulturausschusses (1961) innehatte. G e i g e r , Michaela, geb. Rail, * 2 9 . 9 . 1 9 4 3 Oberammergau, t 30.12.1998 München. Bildtechnikerin, Unternehmerin, ev. Nach der Grundschule (1950-54) und dem Lyzeum St. Irmengard-Schule (1954-60) besuchte G., deren Vater Chef der Kommunalverwaltung in Garmisch-Partenkirchen war und für die FDP dem Kreis- und Gemeinderat angehörte, bis zum Abitur 1963 das dortige Werdenfels-Gymnasium. 1963/64 zur Fernsehbildtechnikerin ausgebildet, legte sie 1964 bei der Rundfunkbetriebstechnik in Nürnberg die Abschlußprüfung ab und arbeitete 1964-67 beim Bayerischen Fernsehen in München. 1967-80 war sie Hausfrau und im mittclständischen Betrieb ihres Mannes in Garmisch-Partenkirchen tätig. G. saß im Aufsichtsrat der Volksbank Garmisch-Partenkirchen und im Wirtschaftsbeirat des Bayerischen Leichtathletikverbandes e.V. Sie war stellvertretendes Mitglied der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Mitglied des Kuratoriums der Evangelischen Akademie Tutzing, Mitglied des Beirates des Fördervereins RheumaKlinik, Garmisch-Partenkirchen, Mitglied der Gesellschaft für Auslandskunde e.V. und Mitglied des Beirates der Kinder- und Jugendhilfe e.V., Garmisch-Partenkirchen und gehörte verschiedenen Sportverbänden, dem Alpenverein sowie mehreren Heimatvereinen an. 1971 trat G. in die CSU ein und gehörte seit 1975 dem Kreisvorstand der CSU Garmisch-Partenkirchen an. 1974-81 war sie Kreisvorsitzende der Frauen-Union der CSU in Garmisch-Partenkirchen, seit 1977 stellvertretende Bezirksvorsitzende der CSU Oberbayern und seit 1987 Mitglied des Landesvorstandes der CSU. 1978-81 gehörte sie dem Gemeinderat in Garmisch-Partenkirchen an und war Kreisrätin im Landkreis Garmisch-Partenkirchen an. Von 1980 bis zu ihrem Tod gehörte G. dem Bundestag an; in der 9. und 10. Wahlperiode wurde sie über die CSULandesliste Bayern gewählt, danach vertrat sie den Wahlkreis 212 (Weilheim). 1987-91 war sie Vorsitzende der Arbeitsgruppe Außenpolitik der CDU/CSU-Fraktion, von Januar 1991 bis Januar 1993 Parlamentarische Staatssekretär^ beim Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, von Januar 1993 bis Januar 1997 Parlamentarische Staatssekretär^ beim Bundesminister der Verteidigung und von Januar 1997

Geisendörfer bis Oktober 1998 Vizepräsideniin des Deutschen Bundestages. In der 9. Wahlperiode war G. seit November 1982 Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses, dem sie in der 10. Wahlperiode zunächst als Ordentliches, seit Oktober 1983 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 9. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit. In der 10. und 11. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches, in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an, dessen Stellvertretende Vorsitzende sie in der 14. Wahlperiode war. In der 13. Wahlperiode engagierte sie sich im Gemeinsamen Ausschuß nach Artikel 53a des Grundgesetzes. In der 9. (bis November 1982) und 10. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses und Schriftführerin, in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, des Verwaltungsrates der Filmförderungsanstalt und des Ausschusses für Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 14. Wahlperiode des Ausschusses für Kultur und Medien. 1989 erhielt G. das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1994 den Bayerischen Verdienstorden. G e i g e r , Sissy, geb. Gierke, * 7 . 1 0 . 1 9 3 8 Graz. Kunsthistorikerin, Hauswirtschaftsmeisterin, kath. Nach der Reifeprüfung 1956 am Frauengymnasium Sacré Cœur in Graz studierte G. Kunstgeschichte und Archäologie in Graz und Innsbruck, wurde mit der Arbeit Ignaz Raffalt. Ein steirischer Maler des Biedermeier promoviert und war danach im elterlichen Kinobetrieb tätig. 1972 wurde sie Hauswirtschaftsmeisterin und widmete sich der Ausbildung von Lehrlingen. G. arbeitete am Werkverzeichnis der Graphik Oskar Kokoschkas und 1985-87 in einer Galerie mit. 1980 gründete sie den Verein „Förderkreis Hochzeitsturm", Darmstadt, 1989 den Verein „Sag ja zum Kind", Darmstadt. 1970 trat G. der CDU bei. 1975 wurde sie Vorsitzende der CDU-Frauenvereinigung Darmstadt. Sie war stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU in Darmstadt. Seil 1977 Stadtverordnete in Darmstadt, wurde sie 1990 stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion. 1992 rückte G. für den verstorbenen Abgeordneten FranzHermann —> Kappes in den 12. Deutschen Bundestag nach. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend (seit Oktober 1992) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen (seit Oktober 1992; seit Februar 1993 Ordentliches Mitglied) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (seit Oktober 1992).

Geis, Norbert, * 13.1.1939 Großwallstadt. Jurist (Rechtsanwalt), kath. G. besuchte das Humanistische Gymnasium in Aschaffenburg, studierte Philosophie, Theologie und Rechtswissenschaft, legte 1966 das Erste Staatsexamen ab und wurde nach dem Zweiten Staatsexamen 1969 wissenschaftlicher Assistent im Deutschen Bundestag. 1970 ließ er sich als Rechtsanwalt in Aschaffenburg nieder. G. ist Mitglied des Vorstandes der Kirche in Not/Ostpriesterhilfe e.V., München. 1967 trat G. in die Junge Union und die CSU ein. 1970 wurde er Kreisvorsitzender der Jungen Union, 1972 Kreisvorsitzender der CSU im Landkreis Aschaffenburg. Von 1971 bis zu Gebietsreform 1972 war G. Bürgermeister von Edelbach und bis 1978 Mitglied des Gemeinderates in Kleinkahl-Edelbach. 1972 wurde er Mitglied des Kreistages des Landkreises Aschaffenburg. 1981-86 gehörte er dem Bayerischen Landtag an.

Seit 1987 vertritt G. den Wahlkreis 233 (Aschaflenburg) im Bundestag. In der 11.-13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit, dessen Ordentliches Mitglied er auch in der 14. Wahlperiode ist. In der 11. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 12. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. In der 11.-13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an und ist auch in der 14. Wahlperiode dessen Stellvertretendes Mitglied. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Familie und Senioren und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens", in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. G e i s e n d ö r f e r , Ingeborg, geb. Schaudig, * 3 0 . 5 . 1 9 0 7 Dillingen (Donau). Lehrerin, ev. Nach der Volksschule und einem Lyzeum besuchte G. seit 1921 die Lchrcrinncnbildungsanstalt in München, an der sie 1927 die Reifeprüfung bestand. 1931 legte sie die staatliche Anstellungsprüfung als Lehrerin in München ab. 1927-34 war sie Lehrerin in Neuhardenberg in der Mark Brandenburg, 1934-40 im staatlichen Schuldienst in München und Rosenheim. 1940 heiratete sie den Pfarrer Robert Geisendörfer, nahm 1940-49 als Pfarrfrau verschiedene soziale Aufgaben wahr und arbeitete 1949-52 im Evangelischen Presseverband für Bayern mit. G. gehörte dem Bundesvorstand des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes und dem Deutschen Verein der Freundinnen Junger Mädchen an und war Vizepräsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission. Sie war auch Mitglied der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Mitglied des Kuratoriums der Politischen Akademie in Bayern und des Verwaltungsrates des Deutschen Atomforums. G. wurde stellvertretende Landes Vorsitzende der FrauenUnion der CSU und des Evangelischen Arbeitskreises der CSU. Sie gehörte dem Bundesvorstand des Evangelischen Arbeitskreises der C D U / C S U an. In der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) war G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die CSU-Landesliste Bayern gewählt. 1953-61 und seit 1965 war sie Vorstandsmitglied (Schriftführerin). In der 2. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Atomfragen, in der 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an, dessen Stellvertretende Vorsitzende sie in der 4. Wahlperiode war. In der 5. Wahlperiode hatte sie den stellvertretenden Vorsitz des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik inne. In der 2. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films und des Ausschusses für Kulturpolitik sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugendfragen. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik mit. In der 3. und 5. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Gesundheitswesen, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen, in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. In der 6. Wahlperiode arbeitete sie seil Dezember 1969 als Ordentliches Mitglied im 2. Sonderausschuß für die Strafrechtsreform mit. In der 4.-6. Wahlperiode gehörte sie dem Rundfunkrat des Deutschlandfunkes an (in der 4. Wahlperiode seit Februar 1962, in der 6. Wahlperiode seit Dezember 1969). In der 4. Wahlperiode war sie Mitglied des Kuratoriums für politische Bildung (seit März 1964), in

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Geisenhofer der 5. und 6. (seit Juni 1970) Wahlperiode des Verwaltungsrates der Filmförderungsanstalt. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung, München. G e i s e n h o f e r , Franz Xaver, * 30. 8.1914 Herschenhofen (Kr. Freising), f 4.8.2000. Arbeiter, Angestellter, Kurzschriftenlehrer, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und der Volksfortbildungsschule studierte G. ein Semester an einer Wirtschaftsund Verwaltungsakademie. Bis 1935 Arbeiter, trat er in den aktiven Wehrdienst ein und besuchte die Sanitätsschule. 1939-45 nahm er als Sanitäter am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis August 1945 in Kriegsgefangenschaft. Von Oktober 1945 bis 1967 war er Angestellter des Roten Kreuzes, seit 1964 Leiter des Landesnachforschungsdienstes und der Familienzusammenführung beim Präsidium des Bayerischen Roten Kreuzes. 1950 legte er die staatliche Kurzschriftenlehrerprüfung ab. G. war Diözesanvorsitzender des Werkvolkes (KAB) in der Erzdiözese München-Freising, Landessozialrichter und seit 1968 2. Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission. 1953 trat G. in die CSU ein und Schloß sich der ChristlichSozialen Arbeitnehmerschaft (CSA) an. Er wurde Mitglied der Bezirksvorstandschaft München und der Landesvorstandschaft Bayern. G. war stellvertretender Landesobmann der CSA Bayern und Bezirksobmann in München. Er gehörte dem Bezirksvorstand der Europa-Union München, seit 1969 dem Präsidium der Europa-Union Deutschland an. Am 3 . 5 . 1 9 6 7 rückte G. für die verstorbene Abgeordnete Maria —> Probst in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 8. Wahlperiode 1980 angehörte, jeweils über die CSU-Landesliste Bayern gewählt. In der 5. Wahlperiode arbeitete er seit Oktober 1967 als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden mit. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen, in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 7. und 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für lugend, Familie und Gesundheit; in der 8. Wahlperiode war er seit Januar 1980 dessen Stellvertretender Vorsitzender. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied (seit Oktober 1975), in der 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. In der 6.-8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. 1971 erhielt G. das Verdienstkreuz am Bande, 1973 das Verdienstkreuz 1. Klasse und 1980 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. NACHLASS: Archiv für Christlich-Soziale Politik der HannsSeidel-Stiftung, München. G e i s l e r , Hans, * 2 2 . 3 . 1 9 4 0 Lauban (Niederschlesien). Färber, Chemiker, ev. G., Sohn eines Unternehmers, kam im Februar 1945 mit seinen Eltern nach Greiz, besuchte bis 1954 die Grundschule in Nicdcrcunncrsbach (Obcrlausitz), 1954-58 die Oberschule in Löbau und machte dort 1958-60 eine Färberlehre. 1960-65 studierte er Chemie in Dresden und Schloß das Studium als Diplomchemiker ab. 1965-69 war G. wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsinstitut Meinberg (Technische Universität Dresden), 1969-76 Laborleiter in der sportärztlichen Hauptberatungsstelle in Leipzig. 1970 wurde er zum Dr. rer. nat. promoviert. 1976-90 war er Laborleiter im Diakonissenkrankenhaus Dresden. 1975-87 gehörte G. dem Präsidium des Evangelischen Kirchentages in der DDR, 1978-84 der Landessynode Sachsen

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und 1984-90 der Kirchenbezirkssynode Dresden-Nord an. 1991 wurde er Mitglied der Diakonischcn Konferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), 1998 Mitglied der Kammer für soziale Ordnung der EKD. Er arbeitete seil 1990 im Kuratorium der Deutschen Gesellschaft mit und war 1990-2000 Präsident der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheilsförderung. Im November 1989 Schloß sich G. dem Demokratischen Aufbruch (DA) an und wurde in den DA-Vorstand Oslsachsen-Dresden aufgenommen. Im März 1990 saß er in Dresden als Vertreter des DA am Runden Tisch. Im August 1990 wechselte er zur CDU und gehörte 1990-94 dem CDUBundesvorstand an. 1991 wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU, 1993 Landesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU-Sachsen. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte G. der Volkskammer an (Wahlkreis 03, Listenpiatz 1, Bezirk Dresden). Von Mai bis Oktober 1990 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Familie und Frauen der DDR. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war G. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages und gehörte dem Vorstand der CDU/CSU-Fraktion an. Im Dezember 1990 wurde er mit einem Direktmandat des Wahlkreises 318 (Dresden I) in den Bundestag gewählt. Nachdem er am 8.11.1990 Sächsischer Staatsminister für Soziales, Gesundheit (seit Oktober 1999: Jugend) und Familie geworden war, legte er am 12.2.1991 sein Bundestagsmandat nieder. Seit 1994 gehört G. dem Sächsischen Landtag an. 1995 wurde er Stellvertreter des Ministerpräsidenten von Sachsen. G e i ß l e r , Heiner, * 3.3. 1930 Oberndorf am Neckar. Jurist (Richter), kath. G., Sohn eines Oberrcgicrungsrates und Leiters des Katasteramtes in Rottweil, entstammt einem katholischen, der Zentrumspartei nahestehenden und antinazistisch geprägten Elternhaus. Seit 1946 besuchte er das Kolleg St. Blasien, an dem er 1949 das Abitur ablegte. G., der ursprünglich Priester werden wollte, studierte Philosophie an der Hochschule der Jesuiten in München (Examen 1953), anschließend Rechtswissenschaften in Tübingen. Nach der Ersten Juristischen Staatsprüfung 1957 wurde er 1960 in Tübingen mit einer Arbeit über Das Recht der Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen nach Art. 4,3 des Grundgesetzes zum Dr. jur. promoviert. 1962 legte er das Zweite Staatsexamen in Stuttgart ab und leitete nach kurzer Tätigkeit als Richter am dortigen Amtsgericht von 1962 bis 1965 das Ministerbüro des Arbeits- und Sozialministers von Baden-Württemberg, Josef Schüttler (CDU). Während des Studiums war G. Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten an der Universität Tübingen und 1961-65 Vorsitzender der Jungen Union BadenWürttembergs. 1965 wurde er als Abgeordneter des Wahlkreises 194 (Reutlingen) erstmals in den Bundestag gewählt (5. Wahlperiode). Am 8 . 5 . 1 9 6 7 übernahm er im Kabinett von Peter Altmeier das Ministeramt für Soziales, Jugend, Gesundheit und Sport des Landes Rheinland-Pfalz und schied im Oktober 1967 wieder aus dem Bundestag aus. In diesem Amt, das G. bis Juni 1977 unter den Ministerpräsidenten Helmut —»Kohl und Bernhard —» Vogel ausübte, setzte er auch von seinen politischen Gegnern anerkannte sozialpolitische Akzente. So initiierte er die Gründung von Sozialstationen sowie das erste Kindergarten-, Krankenhausreform- und Sportförderungsgesetz. Auf große Resonanz traf die von ihm aufgeworfene „Neue Soziale Frage" (Publikation 1976), mit der er die Sozialpolitik in Deutschland zu reformieren suchte. Zwischen 1971 und 1979 hatte er zudem ein Mandat des Landtages von Rheinland-Pfalz inne.

Geldern Nach dem 1974 gescheiterten Versuch, Landes Vorsitzender der CDU in Rheinland-Pfalz zu werden, wurde G. 1977 auf Vorschlag Helmut Kohls vom Bundesparteitag zum Generalsekretär der CDU Deutschlands gewählt. Tn dieser Funktion, die er als Nachfolger Kurt —> Biedenkopfs bis 1989 ausübte, machte G. die CDU zu einer schlagkräftigen Mitglieder- und Programmpartei und wirkte maßgeblich an den Grundsatzprogrammen von 1978 und 1988 mit. Vorrangiges Ziel G.s war die Stärkung der sozialpolitischen Kompetenz der CDU. Vehement trat er für die Gleichberechtigung von Mann und Frau ein. Schon frühzeitig hat er sich den Ruf als mutiger und streitbarer „Vor- und Querdenker" erworben, geriet aber auch mit seinen von vielen als polemisch oder demagogisch empfundenen Angriffen gegen politische Gegner in die Kritik. Aufmerksamkeit erregte G. neben seinen Reformentwürfen im Bereich Familien-, Frauen- und Sozialpolitik auch durch sein Eintreten für eine multikulturelle Gesellschaft und sein Engagement für gesellschaftliche Randgruppen. Seine Thesen zur Asylpolitik wie sein Plädoyer für die Anerkennung Deutschlands als Einwanderungsland trafen insbesondere bei der CSU auf heftige Kritik. Außenpolitisch plädierte G., wiederum gegen Widerstand aus den eigenen Reihen, für eine Annäherung an die Deutschland- und Ostpolitik der SPD/FDP-Regierung unter Helmut —> Schmidt und schuf damit Voraussetzungen für die Koalition mit der FDP nach der „Bonner Wende" von 1982. Darüber hinaus engagierte sich G. für die Durchsetzung der Mcnschcnrcchtc und die Förderung des Demokratisierungsprozesses insbesondere in Ländern Lateinamerikas. Am 5.10.1980 (9. Wahlperiode) zog G. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 161 (Südpfalz) wieder in den Bundestag ein. Am 4.10.1982 wurde er Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit der CDU/CSU/FDPKoalition unter Helmut Kohl, behielt jedoch sein Amt als Generalsekretär bei. Als Bundesminister setzte G. eine Neuordnung des Anerkennungsverfahrens für Kriegsdienstverweigerer, eine Reform des Zivildienstes, die Einführung von Erziehungsgeld und -urlaub und die Anerkennung von Erziehungsjahren bei der Rentenversicherung durch. Am 26.9.1985 schied G. mit Blick auf den vorzubereitenden Bundestagswahlkampf 1987 aus der Bundesregierung aus. Seine Nachfolgerin im Amt wurde Rita —> Süssmuth. Strategische, programmatische und persönliche Differenzen, insbesondere seine Kritik am Führungsstil des Parteivorsitzenden, brachten G. zunehmend in Gegensatz zu Helmut Kohl und führten 1989 zum Bruch und Ende seiner Amtszeit als Generalsekretär. Das Angebot Kohls, in die Regierung zurückzukehren, schlug G. im Sommer 1989 aus. Nach der verlorenen Bundestagswahl 1998 plädierte G. für andere Bündnisoptionen seiner Partei. In der 1999 bekannt gewordenen CDU-Parteispendenafiare äußerte er erneut vielbeachtete Kritik an Kohl und forderte diesen auf, die Herkunft der illegalen Spenden offenzulegen. G. war 1977-98 Mitglied des Präsidiums der CDU, 1991-98 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSUBundestagsfraktion, 1989-2000 Mitglied des Bundesvorstandes der CDU und 1986-93 Vizepräsident der ChristlichDemokratischen Internationale. Zudem war er Mitglied der Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. Im April 2001 erklärte G. seinen Kandidaturverzicht und gab bekannt, daß er zum Ende der 14. Wahlperiode aus dem Bundestag ausscheiden wolle. Seine berufliche Zukunft sieht er vorwiegend in publizistischer und schriftstellerischer Tätigkeit. In der 5. Wahlperiode war G. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik (bis Juni 1967) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Ausschus-

ses für Sozialpolitik (bis Juni 1967). In der 9. (bis Oktober 1982), 12. und 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 11. Wahlperiode war er bis Mitte November 1989 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis September 1991) und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens", in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Ausschusses für Gesundheit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Ehren- und nebenamtlich ist G. tätig als Mitglied des Beirates der WISO Gemeinnütziges Institut für Soziales & Wirtschaft GmbH, Hennigsdorf, Vorsitzender des Vereins Aktioncourage, Bonn, Vorsitzender des Kuratoriums Sport und Natur, München, als Mitglied des Beirates der Weiße Rose Stiftung e.V., München, des Förderkreises Komitee Cap Anamur, Troisdorf, des Vorstandes Förderkreis Politische Rhetorik, Bonn, des Beirates des Bchandlungszentrums für Folteropfer, Berlin, des Kuratoriums der Europäischen Akademie für Frauen in der Politik, Berlin, und des Beirates Hannah Arendt-Preis für politisches Denken, Bremen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die neue soziale Frage. Freiburg im Breisgau 1976. - Hrsg.: Abschied von der Männergesellschaft. Frankfurt am Main 1986. - Zugluft. Politik in stürmischer Zeit. München 1990. - H. G. im Gespräch mit Gunter Hofmann und Werner A. Perger. Frankfurt am Main 1993. Gefährlicher Sieg. Die Bundestagswahl 1994 und ihre Folgen. Köln 1995. - Der Irrweg des Nationalismus. Weinheim 1995. - Bergsteigen. München 1997. - Das nicht gehaltene Versprechen. Politik im Namen Gottes. Köln 1997. - Zeit, das Visier zu öffnen. Köln 1998. - „Wo ist Gott?" Gespräche mit der nächsten Generation. Berlin 2000. - Intoleranz. Vom Unglück unserer Zeit. Köln 2002. Steffen Kaudelka Geldern, Wolfgang von, * 4.11.1944 Dorum (Landkreis Cuxhaven). Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. G., Sohn eines Kaufmanns, besuchte das Humanistische Gymnasium in Cuxhaven und bestand 1964 das Abitur. 1965 war er Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er studierte Rechtswissenschaften und Geschichte in Freiburg im Breisgau, Göttingen und Hannover, wurde 1971 mit der Arbeit Wilhelm Oechselhäuser als Unternehmer, Wirtschafts-, Sozial- und Kulturpolitiker zum Dr. phil. promoviert und war 1973/74 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Arbeitsrecht der Universität Göttingen. 1973 legte er das Erste, 1975 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1976 wurde er in Bremerhaven als Rechtsanwalt, 1980 auch als Notar zugelassen. G. trat 1966 der CDU und der Jungen Union bei. 1966/67 war er Landesvorsitzender des Ringes ChristlichDemokratischer Studenten in Niedersachsen und Bremen. 1973 wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU Göttingen, 1974 Kreisvorsitzender, Mitglied des Vorstandes des CDU-Bezirksverbandes Hildesheim und Mitglied des Landesausschusses der CDU Niedersachsen. 1978-95 hatte er den Vorsitz des CDU-Kreisverbandes Cuxhaven, 1979-91 den Vorsitz des CDU-Bezirksverbandes Stade für den ElbeWeser-Raum inne. 1980 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der CDU Niedersachsen. 1973-75 war G. Mitglied des Kreistages des Landkreises Göttingen. In der 8.-12. Wahlperiode (1976-94) war G. Mitglied des Bundestages. Mit Ausnahme der 9. Wahlperiode, in der er über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt wurde,

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Geldner vertrat er mit einem Direktmandat den Wahlkreis 24 (Cuxhaven). Von März, 1983 bis Januar 1991 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Rcchtsausschuß (von April 1978 bis September 1979), dem Finanzausschuß (bis November 1977), dem Ausschuß für Wirtschaft (seit September 1979), dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (seit September 1979) und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (von November 1977 bis September 1979) an. in der 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (seit Oktober 1981) und des Innenausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 12. Wahlperiode hatte er den Vorsitz im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit inne. VERÖFFENTLICHUNGEN: CDU und Umweltparteien. In: Der grüne Protest. Hrsg. von Rudolf Brun. Frankfurt am Main 1978, S. 141-149. - Kampf dem Hunger in Afrika. Bonn 1985. - Wege aus dem Wohlstandsmüll. Mainz 1993 - Umwcltfragcn. In: Renate Hellwig (Hrsg.): Der Deutsche Bundestag und Europa. München/Landsberg am Lech 1993, S. 92-101. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnauer-Stiftung, Sankt Augustin. G e l d n e r , Karl, * 6 . 7 . 1 9 2 7 Schillingsfürst. Bäckermeister. G. besuchte die Volksschule und die Berufsfachschule und erlernte das Bäckerhandwerk. Im Februar 1944 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, wurde er Hauptvormann. Von März 1945 bis Kriegsende war er bei der 1. Reichsarbeitsdienst-Division im Kampf um Berlin eingesetzt. 1946 legte er die Gehilfenprüfung für das Bäckerhandwerk, nach dem Besuch der Bäckerfachschule in Weinheim an der Bergstraße 1949 die Meisterprüfung ab. Seit 1952 war er Inhaber eines Bäckereibetriebes, den er 1970 verpachtete. 1946 trat G. der FDP bei. Er war Vorsitzender der Jungdemokratischen Arbeitsgemeinschaft in der Heimatgemeinde. 1957 wurde er Vorsitzender des Ortsverbandes Schillingsfürst und stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP, 1960 Mitglied des Landeshauptausschusses der FDP Bayern. 1956-64 gehörte er dem Gemeinderai Schillingsfürst an. Er war Mitglied des Kreistages im Landkreis Rothenburg ob der Tauber. 1965 wurde G. über die FDP-Landesliste Bayern in den 5. Deutschen Bundestag gewählt, rückte am 2 6 . 1 . 1 9 7 0 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Christian Albrecht —> Haas in den 6. Deutschen Bundestag nach und wurde bei der Wahl 1976 bestätigt. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik sowie Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Arbeit. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied (seit Januar 1970), in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (bis Oktober 1973) dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 6. (seit März 1970) und 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied von November 1970 bis Dezember 1971 auch dem Finanzausschuß an. in der 7. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen und vorübergehend Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft.

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G e m e i n , Heinz (Heinrich Josef), * 2 6 . 2 . 1 9 0 6 Düsseldorf, t 2 9 . 1 2 . 1 9 5 8 Wesseling. Kaufmann, kath. G. besuchte 1912-22 die Volksschule und das Gymnasium und durchlief 1923-25 eine Handwerkslehre. Nach der Gesellenprüfung war er 1926-28 im elterlichen Geschäft in Mayen tätig. 1929-31 erhielt er eine kaufmännische Ausbildung und besuchte die Berufsschule. 1931-39 war er selbständiger Kaufmann im Groß- und Einzelhandel in Hönningen und Gerolstein. 1940 wurde er Bezirksleiter der Firma Siemens in Berlin. 1941-43 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und war seit 1944 wieder in der Privatwirtschaft tätig. Im April 1945 floh G. aus Berlin nach Westdeutschland, ließ sich in Hessen, dann im Rheinland nieder und arbeitete bei verschiedenen Firmen als Bezirks- und Generalvertreter. 1952 wurde er Organisationsleiter im Pressewesen in Düsseldorf. G. Schloß sich dem Gesamtdeutschen Block/Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten ( G B / B H E ) an. Er gehörte dem Landesvorstand Nordrhein-Westfalen des G B / B H E an. 1952 war er Kommunalwahlbeauftragter im Bezirk Niederrhein. 1953 wurde G. über die GB/BHE-Landesliste NordrheinWestfalen in den 2. Deutschen Bundestag gewählt. Er war von November 1953 bis Mai 1954 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schulze der Verfassung, von Juli 1953 bis Februar 1957 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen und bis Oktober 1954 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes. Als Ordentliches Mitglied gehörte er außerdem dem Ausschuß für Arbeit (bis Oktober 1954) und dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (seit Juli 1955), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Sozialpolitik (bis Oktober 1954) an. G e m m i n g e n - H o r n b e r g , Gustav Freiherr von, * 7 . 4 . 1 9 2 5 Darmstadt. Landwirt, kath. G.-H. legte 1942 das Abitur ab, nahm am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1951 wurde er Diplomlandwirt an der Technischen Hochschule MünchenWeihenstephan und übernahm die Bewirtschaftung des eigenen Besitzes. 1960 trat G.-H. in die FDP ein. 1962 wurde er stellvertretender Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Nordbaden, 1964 Kreis Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Mosbach. G.-H. war Bürgermeister in Treschklingen über Sinsheim. A m 11.10.1967 rückte G.-H. über die FDP-Landesliste Baden-Württemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hans —»Lenz in den 5. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Oktober 1969 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (seil November 1967), Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Entwicklungshilfe. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (November/Dezember 1967) und dem Ausschuß für das Bundesvermögen an. G e n g i e r , Karl, * 8.10.1886 Hagenau (Elsaß), t 9.10.1974 Rottweil. Flaschner, Gewerkschafter, kath. Zum Flaschner ausgebildet, trat G. 1904 der christlichen Gewerkschaftsbewegung bei. 1919 wurde er Vorsitzender des württembergischen Landeskartells der Christlichen Gewerkschaften und Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung Württembergs. 1920-33 war er für die Zentrumspartei Mitglied des Württembergischen Landtags und

Genscher zuletzt Vorsitzender des Wirtschafts- und Verwaltungsausschusscs. Nach dem Verbot der Christlichen Gewerkschaften 1933 wurde er von der Gestapo überwacht. 1934/35 war er Syndikus des Uniallschutzverbandes in Köln. Seit 1935 versuchte G., sich mit der Errichtung einer HarmonikaSchule in Köln eine Existenz zu schaffen. 1944/45 war er Sachbearbeiter für Betriebsstatistik bei der Harmonikalabrik Hohner AG, Trossingen. Nach Kriegsende übernahm er die Geschäftsführung der Allgemeinen Ortskrankenkasse Rottweil und war 1948/49 Präsident des Landesarbeitsamtes. Nach 1958 hatte er den Vorsitz des Landeskuratoriums Unteilbares Deutschland in Baden-Württemberg inne. G. wirkte bei der Wiedererrichtung der Gewerkschaften und bei der Gründung der CDU mit. Er wurde Mitglied des Landesvorstandes der CDU Württemberg-Hohenzollern. 1957-60 leitete er den CDU-Kreisverband Rottweil, dessen Ehrenvorsitzender er später wurde. 1946 war er Präsident der Beratenden Landes Versammlung, 1947-52 des Landtages von Württemberg-Hohenzollern. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) vertrat G. mit einem Direktmandat den Wahlkreis 3 bzw. 192 (Rottwerl) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität und Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 1. Wahlperiode hatte er bis Mai 1950 den stellvertretenden Vorsitz im Organisationsausschuß inne. In der I. Wahlperiode gehörte er zunächst als Ordentliches, seit September 1950 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Sozialpolitik an, dessen Stellvertretendes Mitglied er auch in der 2. Wahlperiode war. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung (seit März 1952) und des Ausschusses für Geld und Kredit (seit März 1953), in der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit (bis September 1955). 1955 erhielt G. das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik, 1966 den Stern dazu. NACHLASS: Archiv lur Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Genscher, Hans-Dietrich, * 21. 3.1927 Reideburg (heute zu Halle/Saale). Jurist (Rechtsanwalt), ev. G., Sohn eines Syndikus beim Landwirtschaftsverband, wuchs in Halle auf, besuchte dort die Friedrich-NietzscheOberschule, wurde 1943 als Flakhelfer sowie zum Reichsarbeitsdienst und 1945 zur Wehrmacht eingezogen. Nach kurzer amerikanischer und englischer Gefangenschaft kehrte er nach Halle zurück, arbeitete als Bauhilfsarbeiter, holte das Abitur nach und begann das Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Universität Halle. In jener Zeit trat er in die Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD) ein und machte bei den Landtagsund Kommunalwahlen in der sowjetischen Besatzungszone seine ersten Erfahrungen mit Beschränkungen persönlicher Freiheit und politischer Betätigung. 1948 wechselte er zur Universität Leipzig, wo er 1949 das Erste Juristische Staatsexamen ablegte und danach am Amtsgericht Halle als Referendar seinen Dienst aufnahm. Zunehmende Meinungsverschiedenheiten mit dem DDR-Regime und Anzeichen einer drohenden Verhaftung veranlaßten ihn, im August 1952 über West-Berlin die DDR zu verlassen, um sich in Bremen niederzulassen. Dort legte er das Zweite Juristische Staatsexamen ab, war in einer Rechtsanwaltspraxis tätig und engagierte sich bei den dortigen Jungdemokraten, die ihn 1954 zum stellvertretenden Landesvorsitzenden und in den FDP-Landesvorstand wählten. 1956 wechselte er nach

Bonn, wo Thomas —> Dehler ihn als wissenschaftlichen Angestellten der Bundestagsfraktion einstellte. Er machte dort schnell Karriere und avancierte 1959 zum Geschäftsführer (bis 1965) und 1962 gleichzeitig zum Bundesgeschäftsführer der FDP (bis 1964). Nach seiner Wahl in den Bundestag 1965 über die Landesliste Nordrhein-Westfalen wurde er parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion. In der 5. Wahlperiode war G. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsführung und des Verteidigungsausschusses (bis Januar 1967, danach Stellvertretendes Mitglied) sowie Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. Nach der Bundestagswahl von 1969 und der Bildung der sozialliberalen Koalition mit der SPD, an deren Zustandekommen G. beteiligt war, übernahm er das Amt des Innenministers im ersten und zweiten (seit 1972) Kabinett Willy —»Brandt bis zu dessen Rücktritt 1974. Er war maßgeblich an wichtigen innenpolitischen Reformen und auch an der Bekämpfung des beginnenden Terrorismus beteiligt, bei der sich der Innenminister besonders bewährte. Da sein Ressort auch für Umweltpolitik zuständig war, prägte G. wesentlich die Entwicklung und innovativen Schritte dieses neuen Politikfeldes. Dazu gehörten die Erarbeitung und Verabschiedung von neuen Grundprinzipien der Umweltpolitik, die Verabschiedung von Gesetzen mit zum Teil einschneidenden umweltpolitischen Auswirkungen, die Schaffung neuer umweltpolitischcr Institutionen und der nachhaltige deutsche Beitrag zum Erfolg der ersten UN-Umweltkonferenz in Stockholm 1972. Nach dem Rücktritt von Willy Brandt übernahm G. im Kabinett Helmut —»Schmidt 1974 die Ämter des Außenministers und Vizekanzlers, die er auch nach dem Bruch der Koalition mit der SPD 1982 im neuen Kabinett Helmut -^Kohl bis zum Rücktritt im Mai 1992 beibehielt. G. hatte sich schon 1966 in seiner Stuttgarter Rede für eine Revision der Ost- und Deutschlandpolitik ausgesprochen, in der wesentliche Grundelemente der später in der sozialliberalen Koalition verfolgten Außenpolitik enthalten waren, insbesondere die Notwendigkeit, die deutsche Frage über eine gesamteuropäische Verständigung einer Lösung zuzuführen. Als Außenminister hat er unermüdlich an der Weiterentwicklung und Festigung der beiden Grundlinien der deutschen Außenpolitik gearbeitet: der Vertiefung und Festigung der europäischen Integration und des atlantischen Verhältnisses sowie an einer neuen Verständigungspolitik mit den Ländern des Ostens und einem neuen modus vivendi mit der DDR. Die Notwendigkeit, während der Kontroversen über Nuklear-Rüstung das Verhältnis zu den USA und zur NATO zu erhalten, war eines der Motive für den Wechsel der Koalition 1982. In der neuen Regierung unter Helmut Kohl war er die treibende Kraft der Weiterentwicklung der Ost- und Deutschlandpolitik trotz mancher Widerstände aus den Reihen des neuen Koalitionspartners. Er erkannte und identifizierte öffentlich als erster westlicher Staatsmann den grundlegenden Wandel der sowjetischen Politik unter Gorbatschow. Dies trug ihm bis zur Diffamierung rcichcndc Reaktionen im westlichen Lager ein. Der 1989 beginnende Kollaps des Kommunismus in Polen und der DDR sowie der Wandel der sowjetischen Außenpolitik wurden zu seinen Sternstunden. Aufbauend auf dem im Westen wie im Osten geschaffenen Vertrauen gelang es G. und Bundeskanzler Kohl, mit den USA, der Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien in weniger als einem Jahr nach dem Fall der Mauer die Vereinigung Deutschlands zustande zu bringen. Dies war nur infolge intensiver biund multilateraler Diplomatie sowie einer Vielfalt vertraglicher Abmachungen möglich, die von Zusagen über Verfassungsänderungen bis zu Vereinbarungen über Abrüstung in Europa reichten. Sie entstanden als Resultat intensiver Zu-

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George sammenarbeit zwischen Helmut Kohl und dem im internationalen Geschäft erfahrenen Außenminister, der mit dem richtigen Blick für strategische Ziele und feinem Gespür für die notwendige professionelle Taktik den eingespielten diplomatischen Apparat der Bundesrepublik zu nutzen verstand. Ohne diese Konstellation ist die zum Erfolg der Bemühungen um Deutschlands Vereinigung beitragende Mitwirkung der Bundesrepublik kaum denkbar. G. hat während seiner Tätigkeit als Politiker Entwicklung und Ausrichtung der FDP nachhaltig beeinllußt: als parlamentarischer Geschäftsführer der FDPBundestagsfraktion (1965-69), als stellvertretender Bundesvorsitzender (1968-74), als Bundesvorsitzender (1974-85) und als Ehrenvorsitzender seit 1992. Am 17.5.1992 trat G. auf eigenen Wunsch zurück, blieb jedoch im Bundestag und war in mannigfachen anderen Ämtern tätig. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. In vielen Reden und Publikationen nahm er zu zentralen Fragen der Außen- und Innenpolitik Stellung und hat auch nach seinem Verzicht auf eine erneute Kandidatur für die Bundestagswahl 1998 die publizistische Kommcnticrung der Politik und scine Tätigkeit innerhalb der FDP fortgesetzt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bundcstagsrcdcn. Hrsg. von Günter Verheugen. Bonn 1972. - Außenpolitik im Dienste von Sicherheit und Freiheit. Stuttgart 1976. - Deutsche Außenpolitik. Stuttgart 1977. - Bundestagsreden und Zeitdokumente. Bonn 1979. - Hrsg.: Nach vorn gedacht... Perspektiven deutscher Außenpolitik. Stuttgart 1987. - Zukunftsverantwortung. Berlin 1990. - Unterwegs zur Einheit. Berlin 1991. - Erinnerungen. Berlin 1995. - Sternstunde der Deutschen. Im Gespräch mit Ulrich Wickert. Stuttgart 2000. LITERATUR: Gabor Benedek: Der Liberalismus. München 1988 (Karikaturen). - Helmut R. Schulze: H.-D. G. Ein deutscher Außenminister. München 1990. - Politik aus erster Hand 20 (1992). DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Karl Kaiser G e o r g e , Haimo, * 9. 8.1933 Oldeani (Tansania), t 5 . 1 0 . 1 9 8 5 Königswinter. Jurist, leitender Angestellter, ev. G. wurde 1940 mit seiner Familie aus Tansania ausgewiesen. 1953 bestand er in Darmstadt das Abitur, leistete Wehrdienst und studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg im Breisgau. 1957 legte er dort das Referendarexamen ab, durchlief den Justizausbildungsdienst in BadenWürttemberg, studierte seit 1960 internationale Rechtswissenschaften in Basel und Schloß mit dem Lizentiatenexamen ab. 1962 bestand er das Assessorexamen in Stuttgart und wurde mit der Arbeit Das fehlerhafte Arbeitsverhältnis. Ein Vergleich zwischen schweizerischem und deutschem Recht zum Dr. jur. utr. promoviert. 1963 trat er in die Siemens AG ein, wurde leitender Angestellter der Sozialpolitischen Abteilung in München und war zuletzt Hauptreferent für internationale Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialfragen. Seit 1968 war G. stellvertretender Geschäftsführer, 1970-76 Bundesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates der CDU e. V. Von 1976 bis zu seinem Tod gehörte G. für die CDU mit einem Direktmandat des Wahlkreises 195 bzw. 184 (Calw) dem Bundestag an. 1982 wurde er Vorsitzender des Arbeitskreises Arbeit und Sozialordnung der CDU/CSU-Fraktion und war ihr sozialpolitischer Sprecher. Auf Widerspruch auch in den eigenen Reihen stieß seine Forderung nach Abbau sozialrechtlicher Leistungen, die er als Hauptursache der hohen Arbeitslosigkeit ansah. In allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeil und Sozialordnung mit. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wis-

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senschaft (bis Mai 1979) und des Verteidigungsausschusses (Mai/Juni 1979), in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Dezember 1980). 1985 wurde G. mit dem Goldenen Handwerkszeichen geehrt. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. G e r h a r d t , Wolfgang, * 31.12.1943 Helpershain (Kr. Alsfeld). Pädagoge. G. wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen im hessischen Vogelsberg auf. Sein Vater fiel als Berufssoldat 1944. Nach dem Abitur, das er 1963 am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Alsfeld ablegte, studierte G. in Marburg Germanistik und Politische Wissenschaften, legte 1966 die Vorprüfung für das gymnasiale Lehramt ab und wurde 1971 mit einer erziehungswissenschaftlichen Dissertation über Die bildungspolitische Diskussion in der FDP 1945-1951 in Marburg zum Dr. phil. promoviert. 1964-69 war G. hochschul- und jugendpolitisch aktiv, u. a. 1967/68 als hessischer Landesvorsilzender des Liberalen Studentenbundes Deutschlands und als stellvertretender Landesvorsitzender der Jungdemokraten. 1965 Schloß er sich der FDP an und übte 1968/69 den stellvertretenden Kreisvorsitz in Marburg aus. Mitte 1969 trat G. als Leiter des Regionalbüros Hannover in den Dienst der FriedrichNaumann-Stiftung und wechselte 1970 nach Bonn, wo er Referent in deren Inlandsabteilung war. Nach Bildung einer sozial-liberalen Koalition in Hessen wurde G. Anfang 1971 persönlicher Referent von Innenminister Hans-Heinz Bielefeld, unter dessen Nachfolger Ekkehard —> Gries er 1976 die Leitung des Ministerbüros übernahm. Bei der Wahl im Oktober 1978 erhielt G. über die FDP-Landesiiste einen Sitz im hessischen Landtag, den er bis 1994 behielt, mit Unterbrechung durch die außerparlamentarische Phase der FDP 1982/83 und G.s Ministerzeit 1987-91. 1983-87 und 1991-94 stand er an der Spitze der FDP-Landtagsfraktion. Im Zuge der koalitionspolitischen Neuorientierung der hessischen FDP übernahm G., seit 1973 Mitglied des Landesvorstandes und 1979-85 Vorsitzender des Kreis Verbandes Vogelsberg, im November 1982 den Landesvorsitz, den er bis September 1985 innehatte. Mit ihm zog seine Partei 1983 erneut in den Landtag ein. Im Landeskabinett von Walter —» Wallmann übte G. 1987-91 als Minister für Wissenschaft und Kunst auch die Funktion des stellvertretenden Ministerpräsidenten aus. Seit 1984 Mitglied des FDP-Bundesvorstandes, war G. 1985-95 stellvertretender Parteivorsitzender. Im Juni 1995 wurde er gegen Jürgen —>Möllemann als Nachfolger von Klaus —> Kinkel zum FDP-Vorsitzenden gewählt. Seine Wiederwahl erfolgte 1997 und 1999 ohne Gegenkandidaten. Im Mai 2001 übergab er diese Funktion an Guido —> Westerwelle. Unter G.s Vorsitz verabschiedete die Partei 1997 mit den „Wiesbadener Grundsätzen" ein neues Parteiprogramm und konnte ihre Lage sowohl in einigen Bundesländern als auch auf Bundesebene, wo sie bei der Wahl 1998 ihr vorheriges Ergebnis knapp behauptete, stabilisieren. Über die hessische Landesliste wurde G. 1994 in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post- und Telekommunikation und des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. Nach seiner Wiederwahl 1998 übernahm er die Führung der FDP-Fraktion und wurde Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses. Schwerpunkt seiner politischen Tätigkeit bildete zunächst die Bildungs- und Wissenschaftspolitik. Zu Beginn der

Gerlach 13. Legislaturperiode war G. forschungs- und bildungspolitischcr Sprecher seiner Fraktion. Als Parteivorsitzender widmete er sich verstärkt wirtschaftspolitischcn Fragen und suchte dabei das Profil der FDP als „Partei der Marktwirtschaft" publizistisch und programmatisch zu schärfen. In den von G. maßgeblich mitformulierten „Wiesbadener Grundsätzen" sprach sich die FDP für eine verstärkte Partizipation der Bürger an politischen Entscheidungsprozessen u. a. durch die Möglichkeit des Kumulierens und Panaschierens - sowie Tür die Direktwahl von kommunalen Amtsträgern und für eine konsequente Einführung des Subsidiaritätsprinzips zur Aufwertung der Gemeinden und Kommunen aus. G. ist Mitglied des Verwaltungsrates des Zweiten Deutschen Fernsehens, Mainz. VERÖFFENTLICHUNGEN: Kunst und Kultur in einem geeinten Deutschland. In: liberal 32 (1990) Heft 3, S. 63-67. Freiheit und Verantwortung. Reden und Aufsätze. Wiesbaden 1992. - Konsequente Anwendung geltenden Rechts. In: Günther H. Oettinger (Hrsg.): Gräben und Brücken. Bonn 1994, S. 74-79. - Es geht. Wir haben alle Chancen. München 1997. - Freiheit und Verantwortung. Reformen für die liberale Bürgcrgescllschaft. In: liberal 39 (1997) Heft 2, S. 17-22. - Liberale setzen keine Patina an. In: Klaus Kinkel (Hrsg.): In der Verantwortung. Hans-Dietrich Genscher zum Siebzigsten. Berlin 1997, S. 117-125. - Thomas Dehler und seine Politik. In: Regina Krane (Red.): Thomas Dehler und seine Politik. Berlin 1998, S. 83-90. - Meine Marburger Zeit. In: Jan Marco Müller (Hrsg.): „Freiheit, Tüchtigkeit, Persönlichkeit". Beiträge zur Geschichte des Marburger Liberalismus. Marburg 2000, S. 225-230. LITERATUR: Theo Schiller: Die Freie Demokratische Partei in Hessen. In: Dirk Berg-Schlosser u. a. (Hrsg.): Parteien und Wahlen in Hessen. Marburg 1994, S. 167-187. - Peter Lösche und Franz Walter: Die F.D.P. Darmstadt 1996. Guido Westerwelle (Hrsg.): Von der Gefälligkeitsdemokratie zur Verantwortungsgeselischaft. Wiesbadener Grundsätze für die liberale Bürgergesellschaft. Düsseldorf 1997. - Jürgen R. Winkler: Strukturprobleme und Zukunftschancen der FDP. In: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 10 (1998) S. 131-154. - Ulrich Wildcrmuth: Die Bundesvorsitzenden der F.D.P. 1988 bis 1998. In: Walter Scheel und Otto Graf Lambsdorff (Hrsg.): Freiheit in Verantwortung. Deutscher Liberalismus seit 1945. Gerlingen 1998, S. 183-193. Jürgen Frölich G e r i t z m a n n , Robert, * 9 . 2 . 1 8 9 3 Überruhr (heute zu Essen), t 12.9.1969 Gelsenkirchen. Metallarbeiter, Gastwirt. Nach dem Besuch der Volksschule war G. 1907-13 Metallarbeiter. Seit 1913 Soldat, kehrte er schwerbeschädigt aus dem Ersten Weltkrieg zurück und wurde dann Gastwirt. 1919-33 war er Vorsitzender des Gelsenkirchener Arbeitersportkartells. 1945 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Gelsenkirchen. Seit März 1946 war er Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat G. den Wahlkreis 40 bzw. 99 (Gelsenkirchen) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kriegsopfer- und Kricgsgcfangencnfragcn, in der 2. und 3. Wahlperiode im Ausschuß für Kriegsopferund Heimkehrerfragen. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen an. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch" (seit Juli 1950) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschus-

ses für innergebietliche Neuordnung, in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen (seit Februar 1959). G e r l a c h , Horst, * 16. 8.1919 Lotzen (Ostpreußen), f 16.12.1990 Leer (Ostfriesland). Verwaltungsangestellter. G. besuchte 1930-36 das staatliche Gymnasium in Lotzen und arbeitete 1936/37 im elterlichen Handelsbetrieb mit. 1937/38 leistete er Reichsarbeitsdienst und 1938-45 Wehrdienst bei der Kriegsmarine. Seit Ende 1945 war er in der Arbeitsverwaltung tätig und legte die Zweite Verwaltungsfachprüfung ab. 1947-49 war er Nebenstellenleiter in Wittmund, bis 1953 in Aurich und 1953-61 Leiter der Vermittlung des Arbeitsamtes Leer. G. hatte den Vorsitz der Gesellschafterversammlung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Ostfriesland-Unterems inné, war Vorsitzender des Aufsichtsrates des Gemeinnützigen Bau Vereins in Leer und gehörte dem Verwaltungsrat der Kreis- und Stadtsparkasse Leer an. 1947 trat G. in die SPD ein. Er war stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Weser-Ems und Mitglied des Landesausschusscs der SPD in Nicdcrsachscn. 1948/49 gehörte er dem Rat der Stadt Wittmund an. 1956-61 war er Ratsherr der Stadt Leer und seit 1961 Mitglied des Kreistages Leer. 1966-77 gehörte er dem Europäischen Parlament an. In der 4.-7. Wahlperiode (1961-76) war G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die SPD-Landesliste Niedersachsen gewählt. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit mit, dem er in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte (bis Dezember 1968), und war Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses und des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (bis Januar 1964). In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis April 1970) sowie dem Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen, in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. G e r l a c h , Paul, * 18.8.1929 Obernau (heute zu Aschaffenburg). Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. G. bestand das Abitur am Humanistischen Gymnasium in Aschaffcnburg und studierte Volks-, Rechts- und Staatswisscnschaftcn in Würzburg und Frankfurt am Main. Nach dem Besuch der Verwaltungshochschule in Speyer wurde er Rcchtsanwait und CSU-Bundcswahlkreisgeschäftsführcr in Aschaffenburg. Später in den bayerischen Staatsdienst eingetreten, war er zuletzt Regierungsdirektor bei der Regierung von Unterfranken in Würzburg. 1948 trat G. in die Junge Union, 1951 in die CSU ein. Er war langjähriger Kreisvorsitzender von Aschaffenburg-Land und stellvertretender Bezirksvorsitzender von Unterfranken der Jungen Union. In der 6.-10. Wahlperiode (1969-87) vertrat G. den Wahlkreis 233 (Aschaffenburg) im Bundestag. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Dezember 1970) und im Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (seit Dezember 1970). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem 1. Sonderausschuß für Sport und Olympische Spiele an. In der 7.-10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit. In der 6. und 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr (seit Juni 1974 Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen), in der 7.-10. Wahlperiode des Rechtsausschusses.

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Gerlich Gerlich, Walter Richard, * 28.10.1908 Troppau (Böhmen), t 21.3. 1981 Neumünster. Gymnasiallehrer, kath. G. bestand 1928 an einem Humanistischen Gymnasium die Reifeprüfung, studierte Physik und Mathematik, später Geophysik, Meteorologie, Astronomie und Geographie in Prag und war 1931-36 dort als Demonstrator, wissenschaftliche Hilfskraft und Assistent tätig. 1931 legte er eine philosophisch-pädagogische Vorprüfung ab, wurde 1933 zum Dr. rer. nat. promoviert imd erwarb 1935 die Lehrbefähigung für den höheren Schuldienst. Seit 1936 war G. Hilfslehrer am Deutschen Staatsgymnasium in Aussig, 1938-45 provisorischer Professor, Studienassessor und Studienrat am Staatsgymnasium und an der Staatlichen Oberschule für Mädchcn in Aussig. 1936-38 besuchte er die Rcserveoffizierschule. Nach der aktiven Präsenzdienstpflicht in der tschechoslowakischen Wehrmacht gehörte er seit Mai 1941 der deutschen Wehrmacht (Luftwaffe) an. Im Mai 1946 wurde er Studienrat, 1956 Oberstudienrat an der Holstenschule in Neumünster. G. trat bei ihrer Gründung der CDU bei und gehörte zu den Begründern des Landesverbandes Oder-Neiße in Goslar. Er arbeitete in verschiedenen Ausschüssen auf Kreis-, Landesund Bundesebene mit. Am 24.8.1963 rückte G. über die CDU-Landesliste Schleswig-Holstein für den verstorbenen Abgeordneten Heinrich —»Gerns in den 4. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Oktober 1965 angehörte. Seit Oktober 1963 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verteidigung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Gerns, Heinrich, * 22.4.1892 Bothfeld, f 20. 8.1963 Kiel. Landwirt, ev. Nach dem Besuch der Bürgerschule und der Oberrealschule in Hannover studierte G., Sohn eines Kommunalpolitikers, Technik und Volkswirtschaft an den Technischen Hochschulen Charlottenburg und Hannover. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil; zuletzt war er Kommandeur der Fliegerschule Lübeck-Blankensee. Seit 1920 war er führend in der Landwirtschaft tätig, u. a. als Mitglied des Reichssiedlungsausschusses, als Mitarbeiter bei der Reichsbodenschätzung und -bewertung sowie als Mitglied und Vorsitzender verschiedener Geldinstitute und Genossenschaften. 1922 gehörte er zu den Gründern der Schleswig-Holstcinischen Stromversorgung und Überlandzentrale. 1928-31 war G., Landwirt in Löhndorf bei Wankendorf (Holstein), für die Deutschnationale Volkspartei Mitglied des Reichstages. Er nahm am Zweiten Weltkrieg teil und war zuletzt Oberst der Luftwaffe. 1945 zählte G. zu den Begründern der CDU in SchleswigHolstein. 1952 wurde er Vorsitzender der CDU im Kreis Plön. 1947 zog er in den Kreistag ein. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat G. den Wahlkreis 7 (Plön-Eutin/Nord) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen, im Ausschuß für ERP-Fragen, im Ausschuß für Verkehrswesen, im Unlersuchungsausschuß zur Untersuchung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953) und im Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages (seit März 1953) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Heimatvertriebene und dem Untersuchungsausschuß zur Hauptstadtfrage (seit März 1953) an. In der 2.-4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verteidigung. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Ausschusses für Atomfragen, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft.

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1950 wurde G. Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates, 1951 Vorsitzender, 1956 Ehrenpräsident des Agrarausschusses im Europarai. Er gehörte auch der Versammlung der Westeuropäischen Union an. Gerstein, Ludwig, * 11.1.1928 Rotterdam, f 30.10.1994 Bonn. Vermessungsingenieur, Unternehmer, ev. G., Sohn eines kaufmännischen Geschäftsführers, besuchte ein Humanistisches Gymnasium in Dortmund, war 1944/45 Luftwaffenhelfer und bestand 1947 das Abitur. 1948-52 studierte er Naturwissenschaften und Bergbau an der Universität Freiburg und an der Technischen Hochschule Aachen. 1952 legte er die Diplomprüfung Fachrichtung Bergbau, nach der Bergreferendarausbildung (1953-56) die Große Staatsprüfung für den höheren Staatsdienst im Bergfach ab. 1953/54 arbeitete er als Vermessungsingenieur bei der S. A. Coal, Oil & Gaz Corporation Ltd. in Südafrika. Seit Juni 1956 Assessor des Bergfachs, war er 1956-59 Direktionsassistent in der Schachtanlage Germania der Dortmunder Bergbau AG, 1960-65 Betriebsinspektor und Betriebsdirektor der Schachtanlage Adolf von Hansemann, 1965/66 Leiter der bergtechnischen und bergwirtschaftlichen Abteilung. 1966-78 leitete er als Bergwerksdirektor die Schachtanlage Hansa in Dortmund-Huckarde. Er war auch Geschäftsführer der Montan-Consulting GmbH in Essen. G. war Mitglied des Vorstandes der Bezirksverwaltung der Bergbauberufsgenossenschaft, des Kuratoriums der Universität Dortmund und des Ausschusses für soziale Betriebsgestaltung in der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgebervcrbändc. 1968 trat G. in die CDU ein. 1970-85 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Dortmund, danach stellvertretender Vorsitzender und später Ehrenvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der rheinisch-westfälischen CDU. 1969-77 saß er im Rat der Stadt Dortmund. In der 8.-11. Wahlperiode (1976-90) gehörte G. dem Bundestag an, jeweils über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalcn gewählt. Er war cnergicpolitischcr Sprecher der CDU/CSU-Fraktion und Mitglied der Enquete-Kommission „Zukünftige Entwicklung der Kernenergie-Politik". In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologie mit. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis Oktober 1978), in der 8. (seit September 1978) und 10. Wahlperiode (bis Juli 1984, dann wieder seit August 1984) des Innenausschusses. In der 9.-11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft, in der 10. (seil Juni 1986) und 11. Wahlperiode (bis Oktober 1990) dem Ausschuß lur Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheil an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Gerstenmaier, Eugen (Karl Albrecht), * 25.8.1906 Kirchheim unter Teck, f 13.3.1986 Remagen. Theologe, ev. G., dessen Vater in einer Klavierfabrik arbeitete, wuchs mit sieben Geschwistern unter beengten Verhältnissen im pietistischen schwäbisch-lutherischen Milieu auf. In seinem „Lebensbericht" erinnert H. an den Spott seiner späteren kaufmännischen Kollegen über seine Mitgliedschaft in der fröhlichen Gruppe des Christlichen Vereins Junger Männer. Nach Abschluß der Oberrealschule (1921) und einer kaufmännischen Lehre (1921-24) wurde dem bildungshungrigen kaufmännischen Angestellten G. der Besuch der Oberprima und das humanistische Abitur in Tübingen (1931) ermöglicht. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes nahm ihn in die Förderung hochbegabter Studenten auf, nachdem

Gerster er 1931 in Tübingen das Studium der evangelischen Theologie, der Literatur und der Philosophie begonnen hatte. Im Sommersemester 1932 wechselte G. an die Universität Rostock, wohin er nach dem Sommersemester, in dem er 1934 in Zürich studierte, zurückkehrte. Da er die Aufforderung an den Reichsbischof der regimetreuen „Deutschen Christen", Ludwig Müller, „treten Sie ab" vom 23.11.1934 mitverfaßte, kam er kurzzeitig in Schutzhaft. Der Lizentiatenprüfung G.s am 31.10.1935 in Rostock lag dessen Doklorarbeit Schöpfung und Offenbarung. Eine systematische Untersuchung des ersten Artikels (veröffentlicht 1937) zugrunde. Nach vier Monaten brach G. sein Vikariat in Gaildorf (Württemberg) ab und wurde im April 1936 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Außenamt der Evangelischen Kirche (DEK) in Berlin. Nach dem Besuch eines Reichsdozentenlagers 1937 habilitierte er sich an der theologischen Fakultät der Universität Rostock. Die nach der Habilitationsordnung von 1935 zur Erteilung der Venia legendi notwendige öffentliche Lehrprobe G.s an der Friedrich-WilhelmUniversität Berlin im November 1938 mißlang, so das nationalsozialistische Urteil. G. wurde die Venia legendi verweigert. 1939-44 wieder im Außenamt der DEK, reiste er zur Beobachtung und Beratung in ausländische Kirchen. A m 1.8.1942 wurde G. zum Konsistorialrat und Kirchenbeamten auf Lebenszeit ernannt; im Januar 1947 erkannte ihm der Rat der entstehenden EKD das Recht zur Führung des Titels Oberkonsistorialrat zu. Wegen seiner Mitarbeit im „Kreisauer Kreis" wurde er nach dem 20. Juli 1944 zu sieben Jahren Zuchthaus in Bayreuth verurteilt. Von den amerikanischen Truppen befreit, nahm G. in Genf Kontakt mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ORK) auf. Im August 1945 wurde er Leiter des Hilfswerks. Am 30.9.1951 legte er, mittlerweile in die Politik gewechselt, sein Amt nieder. Seiner Mitarbeit beim Aufbau der EKD, den Gedankengut und Mitglieder der „Bekennenden Kirche" wie Hermann Ehlers prägten, stand gegenseitiges Mißtrauen wegen G.s Arbeit im Außenamt der DEK im Weg. G. wurde Mitbegründer und Herausgeber der seit 1946 erscheinenden Wochenzeitung „Christ und Welt". A m 4 . 3 . 1 9 4 9 schrieb G.: „Die politische Neuordnung Deutschlands ist ein großes Fehlunternehmen ... Da die Parteien ... von der Mehrheit des deutschen Volkes abgelehnt werden, ziehe ich es vor, mich nicht an ihnen zu beteiligen." Sinnvoller als eine christliche Partei sei ein „Geheimbund", meinte er. Wegen seines „politischen Nutzwertes" von —> Adenauer umworben, kandidierte G. 1949 im Wahlkreis Backnang, den er bis 1969 im Bundestag vertrat. Das einzige Angebot, Minister zu werden, lehnte G. 1949 (Vertriebenenministerium) ab. In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte er dem Ausschuß für das Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten als Stellvertretender Vorsitzender, dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen bis April 1951 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied, dem Ausschuß für Heimatvertriebene bis Februar 1953 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied und seit März 1952 dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung an. 1950-57 war G. Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates, 1950-54 der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion). In der 2. Wahlperiode (1953-57) war er bis zum Dezember 1954 Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und bis zum Februar 1955 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit. In der 3. Wahlperiode wirkte er seit Juni 1958 im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung mit, in der 4. und 5. Wahlperiode im Wahlmännerausschuß und im Ausschuß gem. Art. 45 GG.

Von 1949 bis Februar 1955 war G. Vorstandsmitglied der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Nach der Wahl zum stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden auf dem CDUParteitag im April 1956 übte er diese Funktion bis 1969 aus. Am 16.11. 1954 als Bundestagspräsident gewählt, war G., anders als sein Vorgänger Hermann Ehlers, wegen seines gespanntenen Verhältnisses zur EKD nicht Repräsentant der Evangelischen in der CDU. Während der Auseinandersetzung um die Bundespräsidentenwahl 1959 dachte die SPD für den Fall des Scheiterns Carlo —> Schmids an G. als Kandidaten für den dritten Wahlgang. G. war ein entschiedener Vorkämpfer der Kanzlerkandidatur Ludwig —»Erhards. Der Individualist G. konnte nicht politisch gestalten, weil ihm sowohl Popularität als auch ein umfassendes Konzept und eine Hausmacht in der Partei fehlte. Infolge einer intriganten Pressekampagne der DDR endete seine politische Laufbahn. Wegen der 7. Novelle des Wiedergutmachungsgesetzes für Angehörige des öffentlichen Dienstes von 1965 forderte G. Wiedergutmachung, weil er im „Dritten Reich" nicht Professor werden konnte. Er unterstellte, ohne die Verweigerung der Venia legendi hätte eine Fakultät ihn als Professor berufen. In einem böswilligen 135seitigen Dokumentarbericht: Vom SDAgenten Ρ 38/548 zum Bundestagpräsidenten. Die Karriere des Eugen Gerstenmaier (1969) rekonstruierte das Ministerium für Staatssicherheit der DDR mit Dokumenten den akademischen und beruflichen Lebensweg G.s, um dessen Wiedergutmachungsanspruch zu widerlegen und ihm „faschistische" Verstrickungen zu unterstellen. G. reagierte beleidigt, überheblich. Unter Druck geraten, legte er sein Amt und, am Ende der Wahlperiode, sein Mandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Kirche und die Schöpfung. Eine theologische Besinnung zu dem Dienst der Kirche an der Welt. Berlin 1938. - Reden und Aufsätze. 2 Bde., Stuttgart 1956-62. - Neuer Nationalismus? Von der Wandlung der Deutschen. Stuttgart 1965. - Streit und Friede hat seine Zeit. Ein Lebensbericht. Frankfurt am Main 1981. LITERATUR: Jochen-Christoph Kaiser: E. G. in Kirche und Gesellschaft nach 1945. In: Protestanten in der Demokratie. Profile und Positionen im Nachkriegsdeutschland. Hrsg. von Wolfgang Huber. Münchcn 1990. - Andreas Meier: E. G. In: Profile des Luthertums. Hrsg. von Wolf-Dieter Hauschild. Gütersloh 1998. - Matthias Stickler: E. G. In: Lexikon der christlichen Demokratie in Deutschland. Düsseldorf 2002 (im Druck). NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Andreas Meier G e r s t e r , Florian, * 7 . 5 . 1 9 4 9 Worms. Psychologe, Personalberater. G., Sohn eines Arztes und Großneffe von Johannes —> Gerster, bestand 1968 das Abitur, leistete Wehrdienst, studierte seit 1970 Psychologie und Betriebswirtschaftslehre in Mannheim und Schloß das Studium 1975 als Diplompsychologe ab. 1976/77 war er persönlicher Referent des Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Landtag von RheinlandPfalz, 1981-91 freiberuflicher Personalberater. Im März 2002 wurde G. Vorstandsvorsitzender der Bundesanstalt für Arbeit. 1990-95 war G. Vizepräsident des Deutschen Roten Kreuzes Rheinland-Pfalz. Er ist Vorsitzender des Gesprächskreises „Sicherheit und Abrüstung" der Friedrich-Ebert-Stiftung. G. trat 1966 in die SPD ein. Er wurde Vorsitzender des SPDBezirks Rheinhessen, stellvertretender Landesvorsitzender der SPD Rheinland-Pfalz und Mitglied des SPD-Parteirates. 1974-90 war er Mitglied des Stadtrates von Worms und 1977-87 Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz, wo er den Vorsitz im Ausschuß Soziales und Gesundheit innehatte. 1996 wurde G. mit einem Direktmandat des Wahlkreises

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Gerster Nierslein - Oppenheim erneut in den Rheinland-Pfälzischen Landlag gewählt. 1987 und 1990 wurde G. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 155 (Worms) in den Bundestag gewählt. In der 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis September 1987) und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis August 1987, danach Stellvertretendes Mitglied) sowie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses, dem er in der 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. A m 7 . 6 . 1 9 9 1 legte er sein Bundestagsmandat nieder, nachdem er am 20.5.1991 von Ministerpräsident Rudolf —> Scharping als Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Europa in die rhcinland-pfälzischc Landesregierung berufen worden war. Er wurde Vorsitzender der Europaministerkonferenz der Länder, 1994 rheinland-pfälzischer Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit. Seit 23. 5.1991 Mitglied des Bundesrates, gehörte G. dem Ausschuß für Arbeit und Sozialpolitik sowie dem Gesundheitsausschuß an und ist Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Verteidigung und Delegationsleiter des Bundesrates in der Nordatlantischen Versammlung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die linke Mitte heute. Bonn 1989. - Hrsg. mit Armin Steinkamm: Armee 2000. Wehrpflicht und Reservistenkonzeption. Baden-Baden 1990. Zwischen Pazifismus und Verteidigung. Die Sicherheitspolitik der SPD. Baden-Baden 1994. - Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gewinner und Verlierer im Sozialstaat. Baden-Baden 1997. - Hrsg.: Arbeit muß sich lohnen. BadenBaden 2001. G e r s t e r , Johannes, * 2 . 1 . 1 9 4 1 Mainz. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. G., dessen Vater Generalagent der Victoria-Versicherung, Gründungmitglied der CDU Mainz und zwanzig Jahre lang Schatzmeister des CDU-Kreisverbandes Mainz war, besuchte seit 1951 das Humanistische Gymnasium in Mainz und bestand 1962 das Abitur. 1959 wurde er Bundesführer und Vorsitzender der Marianischen Congregation im Bund der Katholischen Jugend. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Mainz, Freiburg und Bonn und legte 1967 das Erste Juristische Staatsexamen ab. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen mit der Befähigung zum Richteramt 1970 trat er in die Zcntralabteilung des Innenministeriums von Rheinland-Pfalz ein. 1970/71 war er Dezernent für Kommunalaufsicht, Jugend, Sport und Bauwesen im Landratsamt Mainz-Bingen, 1977 Regierungsdirektor in der Zentralabteilung des Ministeriums des Innern von Rheinland-Pfalz. G. war 1981-86 Landesvorsitzender des Vereins der Helfer und Förderer des Technischen Hilfswerks; 1986 wurde er Mitglied des Bundesvorstandes und Vizepräsident, 1989 Präsident und 1994 Ehrenpräsident des Vereins. 1978 wurde er Mitglied des Kuratoriums der Johannes-GutenbergUniversität Mainz, dessen Stellvertretender Vorsitzender er 1989-97 war, und 1985 Mitglied des Beirates und des Kuratoriums der Stiftung Lesen. Seit 1986 Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Welle, war er 1989-96 dessen Vorsitzender. 1982 wurde er Vizepräsident der DeutschIsraelischen Gesellschaft. Er war Mitglied des Aufsichtsrates der Kapital und Wert, Genossenschaft für Vermittlung privater Geldanlagen, Mainz, und gehörte dem Stiftungskuratorium der Fridtjof-Nansen-Akademie für politische Bildung, Ingelheim, an. 1995 wurde er Gründungs Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung der ambulanten Krebstherapie. Er ist Mitglied der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und der Kolpingsfamilie. 1960 trat G. in die CDU ein. 1972 wurde er Mitglied der Sozialausschüsse. G. hatte den Vorsitz der CDU Mainz und den

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stellvertretenden Vorsitz der CDU Rheinhessen-Pfalz inne und war Mitglied des Landes- und Bundesausschusses sowie des Bundesvorstandes der CDU. 1993-97 war er Landesvorsitzender der rheinland-pfälzischen CDU. 1972 wurde G. über die CDU-Landesliste RheinlandPfalz das erste Mal in den Bundestag gewählt. Am 13.7.1977 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Georg —»Gölter in den Bundestag nach, dem er bis 1994 angehörte. 1980 wieder über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt, vertrat er seit 1983 den Wahlkreis 154 (Mainz). 1984 wurde G. Vorsitzender der CD1JLandesgruppc Rheinland-Pfalz/Saarland. Als innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion (1987-92) widmete er sich besonders der Ausländer- und Asylpolitik. 1989 übernahm er die Leitung der Fraktionskommission, die sich mit Vorschlägen zur Reduzierung des Asylmißbrauchs befaßte. 1992-94 war er stellvertretender Vorsitzender der C D U / CSU-Bundestagsfraktion, zuständig für die Innen-, Rechtsund Umweltpolitik, und Mitglied der Parlamentarischen Kontrollkommission. in der 7., 11. und 12. Wahlperiode (bis Februar 1992, danach Stellvertretendes Mitglied) war G. Ordentliches Mitglied des Innenausschusses, dem er in der 9. (seit Oktober 1982) und 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 9. und 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 8. (seit November 1977), 11. und 12. Wahlperiode war. Dem Rechtsausschuß gehörte er in der 8. Wahlperiode von November 1977 bis Oktober 1978 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied, in der 9. (seit Dezember 1981), 10. und 11. Wahlperiode (seit Februar 1992) als Stellvertretendes Mitglied an. In der 7. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis November 1974), in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis Dezember 1981), in der 11. Wahlperiode des Sportausschusses (von September 1987 bis Mai 1990) und des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Februar 1992). Bis 1994 hatte er den Vorsitz der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe inne. Bei der Wahl 1994 bewarb sich G. um kein Bundestagsmandat mehr. 1995 erhielt er die Zulassung als Rechtsanwall in Mainz. Nach der Landlagswahl 1996, bei der er als Spitzenkandidat der CDU angetreten war, übernahm er als Oppositionsführer den Vorsitz der CDU-Landtagsfraktion. Am 2 5 . 2 . 1 9 9 7 legte G. alle politischen Amter nieder und übernahm im Juni 1997 die Leitung des Büros der KonradAdenauer-Stiftung in Jerusalem. 1999 erhielt G. das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er ist Träger der Dieter von Isenburg-Medaille und des Ehrenringes der Stadt Mainz. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Berichterstatter im parlamentarischen Haushaltsverfahren. Regensburg 1984. LITERATUR: Wolfgang Wiedemeyer: J. G. Ein Portrait. Bonn 1995 Gerstl, Friedrich, * 16.5.1923 Außernzell (Niederbayern). Eisenbahner, Landrai. G. besuchte die Volksschule und die Berufsschule und erwarb Kenntnisse als Maschinenschlosser und im kaufmännischen Bereich. Nach dem Besuch der Eisenbahnfachschule für den mittleren Dienst war er zwei Jahre im Anlernverhältnis als Junghelfer bei der Deutschen Reichsbahn und 1940-42 Reichsbahn-Jungarbeiter. Seit 1942 nahm er

Gewandt am Zweiten Weltkrieg teil und geriet 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1945-52 war er Bundesbahngehilfe und Anwärter für den mittleren Dienst, 1952-60 Bundesbahnbeamter im mittleren Dienst. 1960-64 halte er die Geschäftsführung der Ortsverwaltung Passau der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands, deren Mitglied er 1948 geworden war, inne. 1971 übernahm er die Geschäftsführung der Nibelungen-Wohnbau GmbH Bauträger KG in PassauHals, deren Gesellschafter er wurde. 1955 trat G. in die SPD ein. 1960 wurde er Mitglied des Bezirksausschusses des SPD-Bezirks Niederbayern/Oberpfalz, 1968 Mitglied des Landesvorstandes Bayern der SPD. 1952-55 war G. Gemeinderat, 1955-64 ehrenamtlicher Erster Bürgermeister in Passau und 1964-70 Landrat des Landkreises Passau. Seit 1970 Wahlbeamter im Ruhestand, gehörte er 1984-92 dem Stadtrat in Passau an. In der 7.-10. Wahlperiode (1972-87) war G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses, dessen Stellvertretender Vorsitzender er im Juni 1985 wurde, und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis Juni 1983). In der 8. und 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. G. erhielt das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und den Bayerischen Verdienstorden und ist Träger des Ehrenringes der Stadt Passau. Gertzen, Hans, * 22.1.1921 Gelsenkirchen, t 7. 9.1998 Gelsenkirchen. Angestellter. G. besuchte die Volksschule und wurde nach dem Besuch der Verwaltungsakademie Angestellter beim Arbeitsamt Gelsenkirchen. 1930-33 war er Mitglied der Sozialistischen Jugendbewegung Die Falken. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis 1947 in Kriegsgefangenschaft. G. war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gclscnkirchencr Hafenbetriebsgesellschaft und Mitglied des Aufsichtsrates des Gemeinnützigen Bauvereins Gelsenkirchen. Er gehörte dem Kreditausschuß und dem Verwaltungsrat der Stadtsparkasse Gelsenkirchen an. 1953 wurde er Mitglied des Vertriebenenverbandes Gelsenkirchen. 1947 trat G. in die SPD und in die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ein. 1952 wurde er für die SPD Stadtverordneter in Gelsenkirchen und hatte den stellvertretenden Vorsitz der SPD-Fraktion inne. 1956-64 war er Mitglied des Landschaftsverbandes. 1962-65 gehörte er dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat G. den Wahlkreis 98 (Gelsenkirchcn) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (von Februar 1967 bis September 1968), dem er in der 6.-8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (seit Januar 1972) und des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Dezember 1970), in der 7. und 8. Wahlperiode des Petitionsausschusses. G e ß n e r , Manfred Achim, * 30.11.1931 Zwickau. Politologe, Verwaltungsangestellter, Redakteur. G. besuchte das Realgymnasium in Zwickau, bestand das Begabtcnabitur in Berlin (West) und studierte Politikwissenschaft an der dortigen Deutschen Hochschule für Politik. Für besondere wissenschaftliche Leistungen erhielt er den Hanns-Jäckh-Preis. 1959 legte er das Examen als Diplompolitologe ab, studierte Politische Wissenschaften, Neuere

Geschichte und Öffentliches Recht an der Freien Universität Berlin und wurde 1962 mit der Arbeit Wehrfrage und freie Gewerkschaftsbewegung in den Jahren 1918 his 1923 in Deutschland zum Dr. phil. promoviert. Seit 1962 als Referent für politische Bildung beim SPD-Bezirk Pfalz tätig, wurde er 1964 verantwortlicher Redakteur im Bereich Öffentlichkeitsarbeit beim Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Düsseldorf, 1967 Angestellter im öffentlichen Dienst der Landesregierung von NordrheinWestfalen und war zuletzt Referent im dortigen Arbeits- und Sozialministerium. 1950 trat G. in die SPD, 1951 in die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ein. In der 6.-9. Wahlperiode (1969-83) war G. Mitglied des Bundestages, zunächst jeweils mit einem Direktmandat des Wahlkreises 76 (Düsseldorf III), 1980 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 75 (Düsseldorf II) gewählt. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (in der 8. Wahlperiode bis September 1977, danach als Stellvertretendes Mitglied) mit. In der 6. und 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 7. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis März 1971, danach Stellvertretendes Mitglied) und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 7. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (bis Februar 1973) und in der 8. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (bis Juli 1980), dem er in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. 1978-81 war G. Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, 1981-83 Vizepräsident der Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU). DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. G e w a n d t , Heinrich, * 21.5.1926 Hamburg. Drogist, Kaufmann, Unternehmensberater, ev. G. besuchte die Obcrrcalschule, die Höhcrc Handelsschule und nach einer kaufmännischen Lehre im Import und Export ein Dolmetscher-Seminar (Englisch, Französisch, Spanisch). Nach dem Reichsarbeitsdienst war er Soldat im Zweiten Weltkrieg. Danach besuchte er die Drogistenschule, legte die Drogistenprüfung ab, arbeitete im Außenhandel und als Drogist und übte später eine freiberufliche Tätigkeit als Verlagskaufmann und Unternehmensberater aus. G. hatte den Vorsitz des Beirates der Verlags- und Werbegesellschaft GmbH inne und arbeitete freiberuflich mit dem Heinrich-Bauer-Verlag zusammen. Er war Präsident der Conföderation der Europäischen Drogistenverbände, Präsident des Verbandes Deutscher Drogisten (seit 1969), Vorsitzender des Aufsichtsrates der Drogerie-Förderungs-AG und Mitglied des Beirates der Zentralkasse nordwestdeutscher Volksbanken. 1973 übernahm er den Vorsitz des Vereins zur Förderung der Wettbewerbswirtschaft e.V. und wurde 2. Vorsitzender der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen. Er gehörte dem Präsidialrat des Deutschen Einzelhandels an. G. war Vorsitzender des Vorstandes des von ihm 1962 gegründeten Instituts für internationale Solidarität e.V. und Mitglied des Kuratoriums der deutschchilenischen Gesellschaft. 1965-69 hatte er die Vizepräsidentschaft des Kuratoriums der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer inne. 1949-56 war G. Landesvorsitzender der Hamburger Jungen Union. 1951 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der CDU Hamburg, 1957 Vorsitzender des LandesMittelstandsausschusses. G. übernahm auch den stellvertretenden Vorsitz der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU.

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Gibbert Er war Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes HamburgNord. 1953 wurde er in die Hamburger Bürgerschaft gewählt, gehörte dem Vorstand der CDU-Fraktion an und war Deputierter der Jugendbehörde. In der 3.-7. Wahlperiode (1957-76) war G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die CDU-Landcsliste Hamburg gewählt. Er entwickelte sich zum Lateinamerika-Experten der CDU. G. knüpfte zahlreiche Kontakte zu politischen Führungskräften in der Dritten Welt und sondierte Möglichkeiten deutscher Entwicklungshilfe. 1965 wurde er Mitglied des Diskussionskreises Mittelstand der CDU/CSU-Fraktion und Mitglied von deren Vorstand. 1976 verzichtete er auf eine weitere Kandidatur für den Bundestag. In der 3.-5. Wahlperiode war G. Ordentliches, in der 6. Wahlperiode (bis Dezember 1970) Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 3. und 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Gesundheitswesen und dem Ausschuß für Mittelstandsfragen an. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe, dem er in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (bis Juli 1964). In der 6. und 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft mit und war in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Die Zukunft des Mittelstandes. Strukturpolitik in einer dynamischen Wirtschaft. Düsseldorf/Wien 1969. - Mittclstandspolitik ohne Dogma. Bonn 1970. - H. G. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 5. Boppard am Rhein 1988, S. 115-223. G i b b e r t , Paul, * 2 6 . 1 1 . 1 8 9 8 Moselkern, f 30.12.1967 Moselkern. Winzer, kath. G. besuchte das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg (1916-18) und dem Studium der Volkswirtschaft an der Universität. Köln (1919-23) war er als Landwirt und Winzer tätig. Seit 1925 Mitglied der Zentrumspartei, wurde er 1929 Mitglied des Gemeinderates in Moselkern und des Kreistages und gehörte von Juli 1932 bis November 1933 dem Reichstag an. 1933 aus allen politischen Ämtern entfernt, wurde er im August 1944 von der Gestapo verhaftet. 1946-67 war er Präsident der Landwirtschaftskammer von Rheinland-Westfalen bzw. Rheinland-Pfalz. Er gehörte dem Präsidium des Bauernverbandes Rheinland-Nassau an und hatte die Vizepräsidentschaft des Deutschen Weinbauverbandes inne. 1945 war G. Mitbegründer der CDU in Rheinland-Pfalz. Er gehörte dem Kreistag Cochem an. 1946-51 war er zunächst Mitglied der Beratenden Landesversammlung, dann des Landtages von Rheinland Pfalz. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat G. den Wahlkreis 4 bzw. 151 (Cochem) im Bundestag. In allen fünf Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 2. und 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Außenhandelsfragen an. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seil März 1953), in der 2. Wahlperiode des Haushaltsausschusses, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft, in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für das Gesundheitswesen. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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G i b t n e r , Horst, * 23. 8.1940 Hirschberg a. See (Kr. Dauba). Diplomingenieur, kath. Nach der Oberschule studierte G. an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden und erwarb das Diplom als Ingenieur. 1964-69 arbeitete er in verschiedenen Entwicklungsabteilungen und war 1969-90 Mitarbeiter des DDR-Vcrkchrsministcriums. 2000 wurde er Beauftragter der Konzernleitung Deutsche Bahn A G in MecklenburgVorpommern. 1971 trat G. in die CDU ein. 1981-90 hatte er den Vorsitz des CDU-Kreises Treptow inne. 1979-81 war er Stadtbezirksrat in Friedrichshain und von April bis Oktober 1990 letzter Verkehrsminister der DDR. 1990 wurde G. über die CDU-Landesliste Berlin in den 12. Deutschen Bundestag gewählt. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit und war Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Post und Telekommunikation, des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, des Ausschusses Treuhandanstalt (seit Februar 1993) und des 2. Untersuchungsausschusses (Treuhandanstalt, seit Oktober 1993). G i e n c k e , Christian, * 9 . 6 . 1 8 9 6 Langenhorn (bei Husum), t 19.5.1967 Bad Godesberg. Gartenarchitekt, Unternehmer, ev. G. besuchte die Volksschule und eine Aufbauklasse, durchlief erst eine Gärtnerlehre, dann eine kaufmännische Lehre und besuchte die Höhere Lehranstalt für Gartenbau in Köstritz (Thüringen). 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1920/21 studierte G. Gartentechnik und Volkswirtschaft in Köstritz und legte das Staatsexamen als Gartenarchitekt ab. 1922 wurde er Mitinhaber der Firma Friedrich Giencke & Sohn, des Gartenbaubetriebes seines Vaters in Langenhorn. 1946 Schloß sich G., der 1928-33 dem Gemeinderat in Langenhorn angehört hatte, der CDU an und wurde 1947 CDUKreisvorsitzender. 1945/46 war er Bürgermeister der Gemeinde Langenhorn, 1946-49 Landrat des Kreises Husum und 1949-54 Kreispräsident. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat G. den Wahlkreis 1 (Husum bzw. Husum-Südtondern-Eidersledt) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung und Immunität, in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an. In der 2. Wahlperiode war er bis Januar 1955 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Haushallsausschusses, dem er in der 3. Wahlperiode wieder als Ordentliches, in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Lastcnausglcich (bis Februar 1955), im Ausschuß für Heimatvertriebene (bis September 1955) und im Ausschuß für Grenzlandfragen (zuvor bis September 1955 als Stellvertretendes Mitglied) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit Januar 1956). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an. G i e r e n s t e i n , Karl Heinz, * 4. 9.1920 Engers (Rhein), f 19.4.2002 Ingolstadt. Verwaltungsbeamter, kath. G. besuchte das Gymnasium und bestand das Abitur. Anfang 1940 wurde er Soldat. Nach Kriegsende besuchte er

Ginsberg die Bayerische Verwallungsschule und legte die Anslellungsprtilung für den gehobenen Verwaltungsdienst ab. 1951 wurde G. bei der Stadt Ingolstadt eingestellt und stieg nach Verwendung in verschiedenen städtischen Dienststellen zum Verwaltungsamtmann auf. 1953 trat G. in die CSU ein. 1955-60 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union. 1956-65 gehörte er dem Stadtrat von Ingolstadt an. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat G. den Wahlkreis 202 bzw. 203 (Ingolstadt) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (bis Oktober 1967) mit und war Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, dem er in der 6. und 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 6.-8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses. G i l g e s , Konrad, * 13.2.1941 Köln. Fliesenleger, kalh. Nach dem Besuch der katholischen Volksschule und einer Fliesenlegerlehre legte G. 1959 die Gesellenprüfung ab. Er wurde als Kriegsdienstverweigerer anerkannt. Bis 1970 in seinem Beruf tätig, war er 1970-73 Jugendsekretär und 1973-79 Bundesvorsitzender der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken. 1977-79 hatte er den Vorsitz des Deutschen Bundesjugendringes inne. 1988 wurde er Vorsitzender des Kreises Köln, Leverkusen, Erft des Deutschen Gcwerkschaftsbundcs. G. wurde Mitglied des Aufsichtsrates der Gemeinnützigen Aktiengesellschaft für Wohnungswesen, Köln, Mitglied des Verwaltungsausschusses des Arbeitsamtes Köln, Bürgermitglied des Bezirksplanungsrates beim Regierungspräsidenten Köln, Bürgermitglied des Wirtschaftsausschusses der Stadt Köln, Mitglied des Wirtschaftsbeirates der Stadtsparkasse Köln, des Vorstandes der Dokumentation der Arbeiterjugendbewegung, Oer-Erkenschwick, sowie Mitglied des Vorstandes Regio Köln/Bonn und Nachbarn e.V. Er Schloß sich der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt, der Arbeiterwohlfahrt, dem Arbeiter-Samariter-Bund und der Deutschen Fricdensgcscllschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner e.V. an. Er übernahm den Vorsitz des Arbeitskreises für das ausländische Kind e. V., Köln, und den stellvertretenden Vorsitz des Sozialistischen Bildungszentrums Haard e. V. Salvador-Allende-Haus. G. trat 1960 in die SPD ein. Er wurde Mitglied des SPDUntcrbczirksvorstandes Köln. Seit 1980 vertritt G. den Wahlkreis 61 (Köln III) im Bundestag. In der 9. und 10. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 10. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied (bis Oktober 1990), in der 12. und 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 12. und 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß (bis Januar 1998) an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. Gille, Alfred, * 15.9.1901 Insterburg (Ostpreußen), t 18.2.1971 Bonn. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), cv. G. besuchte das Realgymnasium in Insterburg, bestand 1920 das Abitur und studierte 1920-23 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Königsberg und München.

1923 legte er das Referendarexamen, 1927 das Assessorexamen ab, war 1927/28 Richter, wurde 1928 mit der Arbeit Wesen und Folgen der Rechtshängigkeit im Strafprozeß (veröffentlicht 1928, Nachdruck 1977) promoviert und trat in den ostpreußischen Staatsdienst ein. 1928-45 war er Bürgermeister der Stadt Lotzen. 1937 wurde er Mitglied der NSDAP. Seit 1939 Soldat, befand er sich bis 1948 in russischer Kriegsgefangenschaft und übersiedelte dann nach Schleswig-Holstein, wo er 1949 Verwaltungsrechtsrat wurde. 1951 eröffnete er eine Rechtsanwaltspraxis und wurde 1952 auch Notar. 1949 beteiligte sich G. an der Gründung des Blocks der Heimalvertriebenen und Entrechteten (BHE) und war bis 1962 Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein. Er hatte auch den Vorsitz des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen in Schleswig-Holstein inne und war Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen im Bundesverband der vertriebenen Deutschen. 1950-54 und 1958-62 war er Mitglied des SchleswigHolsteinischen Landtages. In beiden Wahlperioden hatte er den Vorsitz der GB/BHE-Fraktion inne. 1953 über die GB/BHE-Landesliste Schleswig-Holstein in den 2. Deutschen Bundestag gewählt, wurde G. stellvertretender Vorsitzender der GB/BHE-Fraktion. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, dessen stellvertretenden Vorsitz er bis Juli 1955 innehatte, des Ausschusses für Kommunalpolitik (bis Juli 1955), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (zuvor bis Juli 1955 als Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung (von März 1954 bis Juli 1955, danach bis September 1955 als Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Geschäftsordnung, dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten und dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Juni 1956) an. NACHLASS: Archiv der Hansestadt Lübeck. G i n n u t t i s , Horst, * 9. 8.1940 Hückelhoven. Verwaltungsbeamter. G. besuchte die Realschule, die er mit der Mittleren Reife abschloß, durchlief eine Lehre in der Kommunalverwaltung, besuchte die Verwaltungsschule und legte die Prüfung für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst ab. Er wurde Verwaltungsrat und Leiter des Rechnungsprüfungsamtes bei der Stadtverwaltung Hückelhoven. 1961/62 leistete er Wehrdienst. G. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. 1964 trat er in die SPD ein. 1973 wurde er Ortsvereinsvorsitzender, 1974 Unterbezirksvorsitzender und 1975 Mitglied des Bezirksvorstandes Mittelrhein. Über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, gehörte G. 1980-83 dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit September 1981, zuvor Stellvertretendes Mitglied). G i n s b e r g , Matthias, * 13.7.1949 Hamburg. Unternehmer, Unternehmensberater. G. besuchte die Höhere Handelsschule, an der er 1971 im wirtschaftsgymnasialen Zweig das Abitur bestand. 1971-73 studierte er ohne Abschluß Volkswirtschaft in Münster und Köln. 1972/73 war er Abgeordnetenassistent, 1973-76 Assistent der Geschäftsführung des Spiegel-Verlags in Hambarg, 1977-83 Geschäftsführer der Unternehmensgruppe „Filmverlag der Autoren" in München und 1984-86 Kaufmännischer Geschäftsführer in der Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co KG in Hamburg. Seit 1987 selbständig als Unternehmer und Unternehmensberater mit Schwerpunkt Medienwirtschaft, -politik und -marketing tätig, war

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Girisch er 1987/88 Inhaber der CCF Cine Contor Filmvertriebs GmbH, München, 1990-92 Gesellschafter der Neue Hamburger Rundschau Verlag GmbH, Hamburg, 1998-2000 Prokurist und Bereichsverantwortlicher für Public Relation, Werbung und Design der EXPO 2000 Hannover GmbH, Gesellschaft zur Vorbereitung und Durchführung der Weltausstellung. Seitdem ist er selbständig als Kommunikationsberater tätig. Er gehörte dem Vcrwaltungsrat des Krciskrankcnhauses Herford an. 1968 trat G. in die FDP ein. Er wurde Mitglied des Bezirksvorstandes Ostwestfalen-Lippe. 1975-80 war er Vorsitzender der FDP-Fraktion im Herforder Kreistag. A m 9.12.1982 rückte G. über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen für die ausgeschiedene Abgeordnete Ingrid Matthäus-Maier in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 9. Wahlperiode im März 1983 angehörte. G i r i s c h , Georg, * 20.8.1941 Speinshart. Bäckermeister, kath. Nach dem Bcsuch der Volksschule (1946-55) in Speinshart erlernte G. 1956-58 den Beruf eines Bäckers, legte 1961 die Bäckermeisterprüfung ab und machte sich 1962 selbständig. 1970 wurde er Bundeswahlkreisgeschäftsführer der CSU, 1991 Bezirksgeschäftsführer der CSU in Weiden. Seit 1992 ist G. Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart. 1961 trat G. in die CSU Grafenwöhr ein. Im Dezember 1976 wurde er Leiter der Abteilung für Bau- und Wohnungswesen des Landratsamtes Nürnberger Land, 1978 Stadtrat in Grafenwöhr und Kreisrat im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab. 1978-94 war er Mitglied des Bezirksrates, 1990-96 Stadtrat in Weiden und 1990-94 Bezirkstags Vizepräsident. 1998 wurde G. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 221 (Weiden) in den 14. Deutschen Bundestag gewählt. Er ist Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. G i u l i n i , Udo, * 12.2.1918 Hamburg, f 5 . 8 . 1 9 9 5 Heidelberg. Jurist, leitender Angestellter, Unternehmer, ev. G., Sohn eines Fabrikanten, besuchte das Humanistische Gymnasium in Lübeck und Heidelberg, dann das Deutsche Kolleg in Bad Godesberg und bestand 1937 das Abitur. Nach dem Arbeitsdienst war er Kriegsteilnehmer, studierte 1941/42 während eines Lazarettaufenthalts in München Chemie und geriet 1943 bei Stalingrad in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung nahm er an der Universität Heidelberg das Studium der Rechtswissenschaft auf, legte 1953 das Referendarexamen ab und wurde 1954 mit der Arbeit Die patentrechtliche Bedeutung des technischen Effekts und der Verwendungspatente für chemische Verfahren zum Dr. jur. promoviert. 1954/55 war er Volontär als Kaufmann bei den Hochofen werken Lübeck. 1955 wurde er Prokurist, 1956 geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens Gebr. Giulini GmbH, Ludwigshafen (Rhein). G. war Vorsitzender des Landesverbandes Chemische Industrie Rheinland-Pfalz und 1974-79 Präsident der Industrieund Handelskammer der Pfalz. 1965 trat G. in die CDU ein. Er gehörte dem Wirtschaftsrat der CDU an. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) war G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die CDU-Landesliste RheinlandPfalz gewählt. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied bis Oktober 1967 im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, danach im Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an.

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In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. G. erhielt 1972 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Wort hat der Abgeordnete G. Sieben Bonner lahre im Spiegel von Reden, Fragen, Dokumenten mit Beiträgen von Carlo Schmid, Wigand Frhr. von Salmuth, Ludwig Erhard und Lothar Jettenberger. Heidelberg 1974. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. G l a h n , Fritz, * 5. 3.1899 Dellleld, t 29.9. 1977 Zweibrücken. Landwirt, ev. G., Sohn eines Bauern, studierte nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg Landwirtschaft und Volkswirtschaft und legte 1924 das Diplom ab. 1924-33 war er Geschäftsführer und Agrarjournalist im Reichslandbund (Rheinhessische Bauernschaft). 1933 wurde er in den Reichsnährstand übernommen; er war dort Abteilungsleiter und Hauptschriftleiter der „Landpost". 1945-48 war er deswegen interniert. Danach bewirtschaftete er den elterlichen Hof. Vor 1933 Angehöriger der Deutschen Volkspartei, Schloß sich G. 1948 der FDP an. 1951 wurde er Vorsitzender der FDP Zweibrücken, 1952 Vorsitzender des Bezirksverbandes Westpfalz und Mitglied des Landesvorstandes, 1953 Vorsitzender der Bezirksverbände Pfalz und hatte 1958-66 den Landesvorsitz der FDP inne. 1955-57 war er Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtages und Fraktionsvorsitzender. 1959 wurde er Minister für Finanzen und Wiederaufbau des Landes Rheinland-Pfalz. Er war stellvertretender Vorsitzender der Finanzministerkonferenz der Länder. Wenige Tage nach Bekanntwerden einer geheimen Wahlabsprache zwischen ihm und einem Vertreter der NPD trat G. 1966 von seinen politischen Ämtern zurück. 1957 wurde G. über die FDP-Landesliste Rheinland-Pfalz in den 3. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodcnrccht und Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses (bis Oktober 1959). Am 2 . 1 1 . 1 9 5 9 legte er sein Bundestagsmandat nieder. G. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. G l a s m e y e r , Heinrich, * 4 . 4 . 1 8 9 3 Steinbeck (Kr. Tecklenburg), f 2 . 1 . 1 9 7 4 Rheine. Bäckcr, Staatswisscnschaftler, Landwirt, kath. Eine Bäckerlehre Schloß G. mit der Gesellenprüfung ab und besuchte nach einem Privatstudium dreieinhalb Jahre das Gymnasium. 1914-18 nahm er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Er studierte katholische Theologie und Staatswissenschaften und wurde 1926 mit der Arbeit Bürgerliche Gesellschaft und Religion zum Dr. rer. pol. promoviert. Seit 1922 war er selbständiger Landwirt. 1919 trat G. in die Zentrumspartei ein. 1933 war er Mitglied des Provinziallandtages Westfalen. Nach 1945 gehörte er dem Kreistag Steinfurt an und war stellvertretender Landrat in Steinfurt. Er war auch in der Gemeinde- und Amtsvertretung tätig. Im November 1951 wechselte er zur CDU. 1949 wurde G. über die Zentrums-Landesliste NordrheinWestfalen, 1953 über die CDU-Landesliste NordrheinWcstfalcn in den Bundestag gewählt. Von 1949 bis zum 23.11. 1951 gehörte er der Fraktion der Zentrumspartei an, danach der CDU/CSU-Fraktion. In beiden Wahlperioden war er Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 1. Wahlperiode gehörte er als beratendes, in der 2. Wahlperiode als

Gleissner Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Bau- und Bodenrechl an. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (bis Juni 1951), des Ausschusses für Lastenausgleich (bis Juni 1950, wieder seit März 1952) und des Ausschusses für ERP-Fragcn (von Juni 1950 bis März 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis Februar 1952, danach bis März 1952 als Ordentliches Mitglied), dem Ausschuß für Grenzlandfragen (bis März 1952) und dem Wahlrechtsausschuß (seit März 1953) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. G l e i c k e , Iris, * 18.7.1964 Schleusingen. Bauingenieurin, ev. G. besuchte die Polytechnische Oberschule in Schleusingen, durchlief eine Bauzeichnerlehre und studierte an der Fachschule in Gotha. Nach dem Abschluß des Studiums als Ingenieurin für Hochbau wurde sie Projektantin im VEB Stadtbau Suhl, dann Angestellte im Stadtbauamt Schleusingen und Bereichsingenieurin in der Flurneuordnungsbehörde Südthüringen. G. ist Mitglied des Vorstandes des Deutschen Kinderhilfswerks e. V., stellvertretende Vorsitzende des Mieterbundes, Landesverband Thüringen, Mitglied der Arbeiterwohllahrt, des Vereins „Gegen Vergessen - für Demokratie" e. V. und der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt. Sie gehört dem Kuratorium der Bundeszcntralc für politische Bildung, Bonn, an. G. trat im Januar 1990 in die SPD ein. Sie ist Gründungsund Vorstandsmitglied der SPD Schleusingen. Bis Dezember 1990 gehörte sie dem Rat der Stadt Schleusingen an. Sie war dort Vorsitzende der SPD-Fraktion, Vorsitzende des Bauausschusses und Mitglied des Sozialausschusses. 1990 und 1994 wurde G. über die SPD-Landesliste Thüringen, 1998 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 307 (Suhl - Schmalkalden - Ilmenau - Neuhaus) in den Bundestag gewählt. Seit November 1998 ist sie stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, zuständig für die Bereiche Jugend, Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. In der 12. und 13. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß lür Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 12. Wahlperiode auch im Ausschuß für Post und Telekommunikation. In der 12. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied der Enquctc-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit". In der 14. Wahlperiode arbeitet sie als Ordentliches Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, dem Ausschuß für Angelegenheiten der Neuen Länder und dem Vermittlungsausschuß an. VERÖFFENTLICHUNGEN: „Timur und sein Trupp". Anmerkungen zu einem Kinderbuch und zu einer Politik der sozialen Verantwortung. In: Hans-Otto Mühleisen (Hrsg.): Welche Gesellschaft - welches Deutschland? Politikerinnen der jungen Generation entwerten Zukunftsbilder. Frankfurt am Main, 1999, S. 55-62. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. G l e i s n e r , Alfred, * 19.6.1908 Kamen (Westfalen), t 15.2.1991 Unna. Kaufmann, Detektiv, konfessionslos. G. besuchte die Volksschule und arbeitete 1922-28 als Bergmann in Kamen. 1928 besuchte er die Kriminalpolizeischule

in Potsdam, ließ sich 1929 zum Kaufmann umschulen, wurde 1931 Kriminalsekretär in Berlin und war bis 1933 Detektiv. 1934-37 war er als Versicherungskaufmann, später als Organisationsleiter im Lebensmittelbetrieb tätig. 1938 wurde er Fabrikdirektor in Frankfurt am Main. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 trat G. in die SPD ein. 1946 wurde er Sekretär des Unterbezirks Hamm der SPD, Mitglied des Bezirksvorstandes und des Landesausschusses Nordrhein-Westfalen. Seit 1946 gehörte er dem Kreistag Unna an und war Vorsitzender der SPD-Fraktion. Er hatte den Vorsitz im Landespolizeirat inne. 1947-50 war G. Mitglied des Landtages und stellvertretender Vorsitzender des Justizausschusses. 1959 wurde er Amtsdircktor in Pelkum. 1969-73 war er Stadtdircktor der Stadt Bergkamen, 1971-73 Präsident des Städte- und Gemeindebundes Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde G. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 61 [120] (Unna-Hamm), 1953 und 1957 über die SPDLandesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 1. Wahlperiode war G. Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Mitberatung des EVG-Vertrages (seit März 1953), in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses lur Verteidigung. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied außerdem im Ausschuß zum Schutze der Verfassung und im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung mit, dem er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (seit März 1952) und des Wahlrcchtsausschusses (seit März 1953). In der 1. und 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Geschäftsordnung und in der 3. Wahlperiode dem Rechtsausschuß an. Am 17.3.1959 legte G. sein Bundestagsmandat nieder. LITERATUR: République en miniature. Eine Schrift für A. G. Hrsg. von Horst Hensel. Köln/Berlin 1974. G l e i s s n e r , Franz, * 2 2 . 2 . 1 9 1 1 München, t 28.12.1992. Diplomlandwirt, Verwaltungsbeamter, Landwirtschaftslehrer, kath. G. besuchte 1921-30 ein Humanistisches Gymnasium in München. Nach dem Abitur durchlief er 1930-32 in Beratzhausen, Feldkirchen und Lohof eine landwirtschaftliche Lehre und war dann als Feldverwalter in Sachsen und Ostpreußen tätig. 1932-35 studierte er bis zum Diplom Landwirtschaft an den Universitäten München und Königsberg, 1935/36 Volkswirtschaft und Wirtschaftswissenschaften in Münchcn, wo er 1937 mit der Arbeit Die deutsche bäuerliche Siedlung der Gegenwart promoviert wurde. 1935/36 Hilfsassislent am Institut für Tierzucht der Technischen Hochschule München, absolvierte er 1936-38 den Vorbereitungsdienst für den höheren landwirtschaftlichen Staatsdienst in München und Babenhausen. Von Oktober 1938 bis Dezember 1939 war G. Hofberater und Landwirtschaftslehrer in Nördlingen, danach wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Landesanstalt für Pflanzenbau und Pflanzenschutz in München. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg 1940-45 war G. zunächst Mitarbeiter des Oberbürgermeisters in Freising, seit 1946 in Wolfratshausen in der Ernährungsvcrwaltung sowie als landwirtschaftlicher Berater und Lehrer tätig. Seit 1948 persönlicher Referent des bayerischen Staalsminislers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, wurde er 1950 Oberlandwirtschaftsrat und leitete seit April 1951 das Staatsinstitut für den landwirtschaftlichen Unterricht in München. 1947-53 gehörte er dem Kreistag von Wolfratshausen an. In der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) vertrat G. den Wahlkreis 199 bzw. 203 (Miesbach) im Bundestag. In der

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Glombig 2.-4. Wahlperiode (bis November 1963) und in der 6. Wahlperiode (bis Oktober 1970) war er Ordentliches, in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (bis Oktober 1967) des Haushaltsausschusses. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugendfragen (von Februar 1953 bis Januar 1957, davor Stellvertretendes Mitglied), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen an. In der 2. und 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Atomkcrncncrgie und Wasserwirtschaft. In der 4. Wahlperiode arbeitete er seil November 1964 als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit, dem er in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen (seit Dezember 1970). G l o m b i g , Eugen, * 23.1.1924 Hamburg. Leitender Angestellter. G. war der Sohn eines Hafenarbeiters und Mitglieds der KPD. Seit dem 2. Lebensjahr an spinaler Kinderlähmung erkrankt, besuchte er die Schule der Orthopädischen Heil- und Lehranstalt „Alten Eichen" in Hamburg-Stellingen, dann die Höhere Handelsschule der Freien und Hansestadt Hamburg und Schloß mit der Mittleren Reife ab. 1940-42 wurde er bei der Hamburg-Münchener Ersatzkasse ausgebildet und arbeitete 1943-45 als leitender Angestellter der Kasse, zunächst in Stuttgart, dann in München. 1946 beim Einwohnermeldeund Paßamt in Hamburg, 1947 bei der britischen Militärregierung tätig, war er von Januar 1948 bis Dezember 1969 Fachreferent für Sozialpolitik beim Bundesvorstand des Reichsbundes der Kriegs- und Zivilbeschädigten Sozialrentner und Hinterbliebenen e. V. Er gehörte auch dem Vorstand des Landesverbandes Hamburg des Reichsbundes an. 1954 wurde er Mitglied der Vertreterversammlung der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte. G., seit 1946 Mitglied der Deutschen Angestelltengewerkschaft, trat 1949 der SPD bei und war Zweiter Vorsitzender des Kreisverbandes Hamburg-Mitte. 1957-62 gehörte er der Hamburger Bürgerschaft an. Am 25. 1.1962 rückte G. über die Landesliste Hamburg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Helmut —> Schmidt in den 4. Deutschen Bundestag nach. In der 5.-8. Wahlperiode im Wahlkreis 12 (Hamburg-Mitte) direkt gewählt, unterlag er 1979 bei der Nominicrung des Kandidaten in seinem Wahlkreis Freimut —»Duve. Am 18.12.1980 für den in den Hamburger Senat wechselnden Alfons —^Pawelczyk in den 9. Deutschen Bundestag nachgerückt, errang G. für die 10. Wahlperiode das Direktmandat im Wahlkreis 16 (Hamburg-Wandsbek); danach wurde er nicht mehr nominiert. 1972-79 leitete er den SPD-Arbeitskreis Sozialpolitik der SPD-Fraktion. 1974-79 war er Mitglied des Fraktionsvorstandes und 1983-87 Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. G. beschäftigte sich vor allem mit dem Behindertenrecht und war maßgeblich an der Benennung eines Bundesbeauftragten für Behinderte 1979 beteiligt. 1988-93 war er Beauftragter für Bürgerangelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein. In der 4. (seit Dezember 1963) und 5. Wahlperiode war G. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 6.-10. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (in der 9. Wahlperiode seit Februar 1981). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe (seit April 1964), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß

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für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden und des Ausschusses für Gesundheitswesen (seit März 1966), in der 6.-9. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (in der 9. Wahlperiode seil Februar 1981). 1982 erhielt G. den Rehabilitationspreis des Reichsbundes der Kriegsopfer. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Glos, Michael, * 14.12.1944 Brünnau (Unterfranken). Müllermeister, kath. G., Sohn einer Müllers, besuchte die Realschule und erlernte nach der Mittleren Reife (1960) das Müllerhandwerk. 1963-68 war er Angestellter und übernahm nach der Meisterprüfung 1968 den elterlichen Getreidemühlen- und Landwirtschaftsbetrieb in Prichsenstadt (Ortsteil Brünnau). G. ist Mitglied der Gesellschaflerversammlung der GASUF (Gasversorgung Unterfranken GmbH), Würzburg, des Aufsichtsrates der Münchener Hypothekenbank, München, des Beirates der THÜGA AG, München, Vorsitzender des Vorstandes der Unterfränkischcn Überlandzentrale, Lüsfeld, und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e. V., Düsseldorf. 1972 wurde G. Gründungsvorsitzender des CSU-Ortsverbandes Prichsenstadt. 1975-93 war er Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes Kitzingen. 1976 wurde er Mitglied des CSU-Bezirksvorstandes Unterfranken, 1993 Vorsitzender des CSU-Bezirksvorstandes Unterfranken sowie Mitglied des Präsidiums und des Parteivorstandes der CSU, 1997 Ehrenvorsitzender des CSU-Kreisverbandes Kitzingen. 1972-78 gehörte G. dem Rat der Stadt Prichsenstadt, 1972-93 dem Kreistag des Landkreises Kitzingen an. Seit 1976 ist G. Mitglied des Bundestages, jeweils mit einem Direktmandat des Wahlkreises 236 (Schweinfurt) gewählt. 1981-87 war er Vorsitzender des Arbeitskreises Finanzen und Haushalt der CSU-Landesgruppe, 1987-90 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Finanzen sowie finanz- und steuerpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion und 1990-92 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion für den Bereich Wirtschaft, Verkehr, Mittelstand und Landwirtschaft. 1993 wurde er Vorsitzender der CSU-Landesgruppe und Erster Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSUFraktion. In der 8.-11. Wahlperiode war G. Ordcntlichcs Mitglied des Haushaltsausschusses (in der 11. Wahlperiode seit April 1988 Stellvertretendes Mitglied). In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 9., 10. und 12. Wahlperiode (bis Februar 1993) war er Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses. Dem Ausschuß für Wirtschaft gehörte er in der 9. (seit Oktober 1982), 10. und 11. Wahlperiode (Mai/Juni 1990) als Stellvertretendes, in der 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (bis März 1993) an. In der 11. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Februar 1993) und in der 13. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (bis Januar 1998), dem er auch in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses und des Vermittlungsausschusses. Gloser, Günter, * 27.1.1950 Nürnberg. Jurist (Rechtsanwalt, Vcrwaltungsjurist), cv. G. bestand 1970 das Abitur am Leibniz-Gymnasium in Altdorf. Nach dem Wehrdienst (1970-72) studierte er 1972-79 Rechtswissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg,

Glotz legte 1981 das Zweite Staatsexamen ab und arbeitete als Rechtsanwalt. Seil 1982 war er u. a. in Düsseldorf, Hagen, Meschede, Weißenburg, Bonn und Paderborn (1984-87) bei der Bundesanstalt für Arbeit tätig und stieg zum Referatsleiter auf. G. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und der Arbcitcrwohlfahrt. Er ist Mitglied des Kuratoriums der Gcorg-Simon-OhmFachhochschule Nürnberg und Mitglied der DeutschSyrischen Gesellschaft. 1969 der SPD beigetreten, war G. bis 1978 Mitglied des mittelfränkischen Bezirkstages (erneut seit 1990) und wurde zunächst zum 1. Vorsitzenden der SPD-Mittelfranken, 1997 zum Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Nürnberg gewählt. 1994 zog G. über die Landcslistc Bayern in den Bundestag ein und errang für die 14. Wahlperiode im Wahlkreis 230 (Nürnberg-Nord) das Direktmandat. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union, dem er auch in der 14. Wahlperiode angehört; er ist Berichterstatter für die Mittelmeerpolitik der Europäischen Union. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Petitionsausschuß an. In der 14. Wahlperiode ist er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Im März 2000 wurde G. europapolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Seit 1999 ist er Vorsitzender der Deutsch-Maghrebinischen Parlamentariergruppe. G l o t z , Peter, * 6 . 3 . 1 9 3 9 Egcr. Kommunikationswissenschaftler, Hochschullehrer, Rektor. Nachdem seine Familie 1945 nach Bayern geflüchtet war und G., Sohn eines Versicherungsangestellten, Realgymnasien in Bayreuth und Hannover besucht hatte, studierte er Zeitungswissenschaft, Philosophie, Germanistik und Soziologie in München und Wien. 1960-62 war er zwischenzeitlich Hilfssachbearbeiter für Allgemeine Haft- und Kraftfahrzeugschäden. 1964 erwarb er in München den Magistergrad, war 1964-70 Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Zeitungswissenschaft und wurde 1968 mit der Arbeit Buchkritik in deutschen Zeitungen zum Dr. phil. promoviert. 1969/70 war er Konrektor der Universität München, 1970-72 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung in München. 1983 wurde er Chefredakteur der Zeitschrift „Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte". 1991 erhielt G. den Allis-Chalmcrs Distinguished Chair in International Affairs der Marquette University in Milwaukee (Wisconsin, USA). Nachdem er 1992 erfolglos für die Präsidentschaft der Humboldt-Universität Berlin kandidiert hatte, wurde er 1993 Honorarprofessor für Medienökologie und Kommunikationskultur an der Universität München, im November 1996 Gründungsrektor der Universität Erfurt und Professor für Kommunikationswissenschaftcn. 2000 ging er als Professor für Medien und Gesellschaft sowie Direktor des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement an die Universität St. Gallen. G. war Mitglied des ZDF-Fernsehrates, des Aufsichtsrates der Telekom, des Stiftungsrates des Wissenschafts-Kollegs Berlin und des Vorstandes der Friedrich-Ebert-Stiftung. 1961 trat G. in die SPD ein. 1972-76 war er stellvertretender Landesvorsitzender der SPD Bayern. 1978 wurde er Vorsitzender der bildungspolitischen Kommission des SPDParteivorstandes. 1981 war er vorübergehend Landesvorsitzender der Berliner SPD und 1981-87 als Nachfolger von Egon —»Bahr Bundesgeschäftsführer der SPD. 1986 vertraute man dem Medienexperten die Führung des Bundestagswahlkampfs der SPD an, den die Partei allerdings nicht gewann. 1987 übernahm G. den Vorsitz des SPD-Bezirks Südbayern, der 1991 aufgelöst wurde. 1970-72 gehörte G. dem Bayerischen Landtag an und war hochschulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. 1977-81

war er Senator für Wissenschaft und Forschung in Berlin, 1980 Präsident der Kultusministerkonferenz. 1990 wollte G., der seit 1988 nicht mehr im SPD-Vorstand vertreten war, Spitzenkandidat für die bayerischen Landtagswahlen werden, konnte sich jedoch gegen seinen Mitbewerber KarlHeinz Hiersemann nicht durchsetzen. 1993/94 gehörte er zur Wahlkampfmannschaft des Kanzlerkandidaten Rudolf -^Scharping. Im September 1996 gab G. sein Ausscheiden aus allen politischen Amtern bekannt, was er mit persönlichen und gesundheitlichen Motiven begründete. 2001 wurde er Beauftragter des Bundeskanzlers im Konvent der Europäischen Union. G. gehörte erstmals in der 7. und 8. Wahlperiode mit einem Mandat der bayerischen SPD-Landesliste dem Bundestag an. In der 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Petitionsausschuß und dem Innenausschuß an. Mit Beginn der Regierung —> Schmidt 1974 übernahm er das Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundcsministcrium für Bildung und Wissenschaft unter Helmut —> Rohde (SPD), das er bis zum Ausscheiden aus dem Bundestag am 16.5.1977 innehatte. In der 10.-13. Wahlperiode gehörte G. erneut dem Bundestag an, wieder jeweils über die Landesliste Bayern gewählt. 1994-96 hatte er den Vorsitz der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technik inne und war bildungs- und forschungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie (bis September 1983) und dem Auswärtigen Ausschuß an, in dem er in der 11. und 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. In der 11.-13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (in der 11. Wahlperiode bis Oktober 1990). In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Sondcrausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. G. gilt als Vordenker sozialdemokratischer Bildungspolitik. Sein „ordnungspolitischcr Pragmatismus" in der Hochschulpolitik ließ ihn zunehmend zu einem Vorkämpfer eher pragmatisch denn klassisch-sozialdemokratisch ausgerichteter Verbesserungen in diesem Bereich werden. So sprach er sich 1995 für Studiengebühren und eine stärkere Privatisierung im Bildungsbereich aus. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Weg der Sozialdemokratie. Der historische Auftrag des Reformismus. Wien u. a. 1975. Die Innenausstattung der Macht. Politisches Tagebuch 1976-1978. München 1979. - Die Beweglichkeit des Tankers. Die Sozialdemokratie zwischen Staat und neuen sozialen Bewegungen. München 1982. - Die Arbeit der Zuspitzung. Über die Organisation einer regierungsfähigen Linken. Berlin 1984. - Manifest für eine Neue Europäische Linke. Berlin 1985. - Die Rückkehr der Mythen in die Sprache der Politik. In: Mythos und Politik. Über die magischen Gesten der Rechten. Hamburg 1985, S. 115-130. - Kampagne in Deutschland. Politisches Tagebuch 1981-1983. Hamburg 1986. - Die deutsche Rechte. Stuttgart 1989. - Der Irrweg des Nationalstaats. Stuttgart 1990. - Die Linke nach dem Sieg des Westens. Stuttgart 1992. - Mit Uwe Thomas: Das dritte Wirtschaftswunder. Aufbruch in eine neue Gründerzeit. Düsseldorf u. a. 1994. - Die falsche Normalisierung. Die unmerkliche Verwandlung der Deutschen 1989 bis 1994. Frankfurt am Main 1994. - Die Jahre der Verdrossenheit. Politisches Tagebuch 1993/94. Stuttgart 1996. Mit Klaus Ladensack: Ostdeutsches Management im Wan-

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Glücklich del. Berlin 1996. - Die Benachrichtigung der Deutschen. Frankfurt am Main 1998. - Die Erfindung des Medienmanagements. München 1998. - Die beschleunigte Gesellschaft. Münchcn 1999. - Von Analog nach Digital. Unsere Gesellschaft auf dem Weg zur digitalen Kultur. Frauenfeld 2001. Ron Sommer. Hamburg 2001. LITERATUR: Wolfgang R. Langenbucher: P. G. 60 Jahre. In: Publizistik 44 (1999) Heft 2, S. 218-222. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. G l ü c k l i c h , Wilma, * 18.9. 1952 Oelde (Westfalen). Diplomingenieurin, Verwaltungsangestellte, kath. Nach einem Studium an der Technischen Universität Berlin arbeitete G. in einem privaten Planungsbüro, in der Stadt- und Bezirksverwaltung sowie beim Berliner Senator für Stadtcntwicklung und Umweltschutz. Zuletzt war sie Geschäftsführerin der Berliner Park und Garten GmbH. 1974 trat G. der CDU bei. Sie wurde Landesvorsitzende der Frauen-Union und Mitglied des Landesvorstandes der CDU Berlin. In der 13. Wahlperiode (1994-98) war G. Mitglied des Bundestages. Sie engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß, im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. G. setzte sich mit Nachdruck für die Einführung einer Frauenquote in der CDU ein. G l ü s i n g , Hermann, * 27.10. 1908 Wrohm, t 25. 9. 1981 Wrohm. Landwirt, ev. G. besuchte die Oberreal schule in Heide und war seit 1937 selbständiger Landwirt. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft wurde er im August 1945 Ortsbauern Vorsteher von Wrohm, war 1946-49 Amts Vorsteher und 1947-49 Kreisbauernvorsteher. 1946 zog G. in den Gemeinderat und in den Kreistag ein. 1948 wurde er Kreispräsident (Landrai) des Kreises Norderdithmarschen. 1949-72 war G. für die CDU Mitglied des Bundestages. In der 1.-4. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 4 (Norderund Süderdithmarschen), in der 5. und 6. Wahlperiode den Wahlkreis 3 (Husum). In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis Februar 1952), als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Sozialpolitik an. In der 1. und 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik (seit Januar 1952 bzw. bis Januar 1957), in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge (bis Januar 1960) mit. In der 2. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung, des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis Januar 1957) und des Ausschusses für Beamtenrecht sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen (seit Februar 1955). In der 3. und 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Außcnhandclsausschuß und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, in der 5. und 6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis Dezember 1970, danach Stellvertretendes Mitglied). VERÖFFENTLICHUNGEN: „Dor warr ik mi um kümmern". Heide 1976.

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G n ä d i n g e r , Fritz-Joachim, * 18.4. 1938 Konstanz. Jurist (Staatsanwalt), kath. G., Sohn eines Gymnasiallehrers, bestand 1957 am Humboldt-Gymnasium in Konstanz das Abitur und studierte dann bis 1963 Rechtswissenschaften an den Universitäten Frei bürg im Breisgau und Bonn. Danach Gerichtsrefcrcndar, legte er 1967 das Zweite Juristische Staatsexamen ab, trat in den höheren Justizdienst ein und wurde Gerichtsassessor und Staatsanwalt in Waldshut und Konstanz. G. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt an. Seit 1957 Mitglied der SPD, war G. 1965-69 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungsozialisten in BadenWürttemberg. 1967 wurde er Vorsitzender des SPDKreisvcrbandcs Konstanz und gehörte 1971-75 dem Landesvorstand der baden-württembergischen SPD an. Er war Vorsitzender des Beirates der Bürgerrechtsgesellschaft im Bodenseegebiet, Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Städtebau und Wohnungspolitik (seit 1973) und Vorsitzender der SPD-Fraktion im Regionalparlament HochrheinBodensee. In der 6., 7. und 9. Wahlperiode (1969-76, 1980-83) gehörte G. dem Bundestag an, jeweils über die Landesliste BadenWürttemberg gewählt. In allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit, dessen stellvertretenden Vorsitz er in der 7. Wahlperiode seit November 1973 innehalte. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen, in der 7. und 9. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sozialdemokratie und Bürgerinitiativen. In: Die Neue Gesellschaft 23 (1976) Heft 10, S. 834-838. G o b r e c h t , Horst, * 19.11.1936 Hamburg. Kaufmann, Steuerbeamter, Steuerberater. G., Sohn eines Lebensmittelgroßhändlers, besuchte die Volksschule, die Technische Oberschule, die Berufsaufbauschule und die Finanzschule und Schloß seine Ausbildung 1955 mit dem Kaufmannsgehilfenbrief ab. 1955/56 kaufmännischer Angestellter im väterlichen Geschäft, war er 1956-76 Stcucrbcamtcr (seit 1958 Steuerinspektor, seit 1971 Stcucrrat) und wurde 1976 selbständiger Steuerberater. 1956 wurde er Mitglied der Deutschen Steuer-Gewerkschaft. 1959 trat G. in die SPD ein. 1961-65 war er Mitglied des Landesvorstandes der Hamburger Jungsozialisten, 1965-67 stellvertretender Landesvorsitzender, 1970-73 Distrikts Vorsitzender (Ortsvereinsvorsitzender) und 1971 steuerpolitischer Sprecher der Hamburger SPD auf dem Bundesparteitag zur Steuerreform. 1972-74 war er stellvertretender Kreisvorsitzender (stellvertretender Untcrbczirksvorsitzender), 1974-78 Kreisvorsitzender (Unterbezirksvorsitzender) der SPD Hamburg-Altona/Elbvororte. 1974-78 und 1984-91 gehörte er dem Landesvorstand der Hamburger SPD an. 1976 als Vertreter des Mitte-Rechts-Flügels der SPD im Wahlkreis 13 (Hamburg-Altona) nominiert, vertrat er diesen in der 8.-10. Wahlperiode im Bundestag. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Haushaltsausschuß an. Nach der Wahl zum Senator für Finanzen der Hansestadt Hamburg legte G. am 2 9 . 6 . 1 9 8 4 sein Bundestagsmandat nieder. G. setzte eine konsequente Sparpolitik durch, bis er 1987 aus Proporzgründen durch Elisabeth Kiausch ersetzt wurde; das Amt des Innensenators lehnte er ab. Danach in der Privatwirtschaft tätig, war G., der u. a. für eine an der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit orientierte Neuordnung

Göllner der Bundesländer eintrat, seit 1988 Senator für Bundes- und Europaangelegenheiten. Am 26.6. 1991 trat er auf Drängen von Henning Voscherau zurück und nahm sein ruhendes Mandat in der Hamburger Bürgerschaft wieder auf. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. G o c k e l n , Josef (Anton), * 18.3.1900 Großeneder, t 6.12.1958 bei Dormagen. Schreiner, Gewerkschaftsfunktionär, kath. G., Sohn eines Schreinermeisters, erlernte den väterlichen Beruf, nahm 1917/18 am Ersten Weltkrieg teil und besuchte 1925/26 die Staatliche Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Düsseldorf. 1926 wurde er Sekretär der christlichen Gewerkschaften und Mitarbeiter in der katholischen Arbeiterbewegung. 1929-33 war er Stadtverordneter und stellvertretender Vorsitzender der Zentrumspartei in Düsseldorf. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1946 wurde er Verbandsekretär der katholischen Arbeitervereine Westdeutschlands. 1946 war G. Mitgründer der CDU in Düsseldorf und wurde Kreisparteivorsitzender der CDU Düsseldorf. 1946-58 war G. Mitglied des Landtages Nordrhcin-Westfalcn, 1946/47 nordrhein-westfalischer Sozialminister, 1947-58 Landtagspräsident und 1947-50 Vorsitzender des Geschäftsordnungsausschusses. 1949-58 hatte er das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Düsseldorf inne. 1949-58 vertrat er mit einem Direktmandat den Wahlkreis 20 bzw. 78 (Düsseldorf I) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität, in der 2. Wahlperiode des Ausschusses zum Schutze der Verfassung und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Finanzausschuß an. G. starb an den Folgen eines Aulounfalls. LITERATUR: Heinz Budde: J. B. In: Christliche Demokraten der ersten Stunde. Hrsg. von der Konrad-AdenauerStiftung für politische Bildung und Studienförderung e.V. Bonn 1966, S. 131-149. - Walter Forst: J. G. In: Aus dreißig Jahren. Rheinisch-Westfälischc Politiker-Porträts. Hrsg. von Walter Forst. Köln/Berlin 1979, S. 172-185. - Walter Forst: J. G. (1900-1958). Tn: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Bd. 5. Hrsg. von Jürgen Aretz, Rudolf Morsey und Anton Rauschcr. Mainz 1997, S. 161-175. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; NordrheinWestfälisches Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf. G ö h n e r , Reinhard, * 16.1.1953 Bünde. Jurist (Rechtsanwalt), ev. G., Sohn eines Bauern, bestand 1972 das Abitur an der Höheren Handelsschule in Herford und studierte Rechtswissenschaften, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bielefeld. 1977-79 war er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Bielefeld, wurde 1979 mit der Arbeit Demokratische Willensbildung in privatrechtlichen interessenverhänden zum Dr. jur. promoviert und legte 1981 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seit 1981 ist er als Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Geschäftsführer in verschiedenen Arbeitgeberverbänden tätig. 1982-91 war er Geschäftsführer des Fachverbandes der Sericnmöbclbctricbc, 1994-96 Hauptgeschäftsführcr des Verbandes der Deutschen Polstermöbelindustrie sowie des Verbandes der Westfälischen Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung. 1996 wurde er Mitglied des Präsidiums und Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Seit 1989 ist er Lehrbeauftragter an der Universität Bielefeld.

G. ist Mitglied des Aufsichtsrales der Centoconsult AG, Paderborn, Mitglied des Beirates für Personenversicherungen und Finanzdienstleistungen der AXA Konzern AG, Köln, Mitglied des Aufsichtsrates der CSC Ploenzke AG, Kiedrich, Mitglied des Fernsehrates des Zweiten Deutschen Fernsehens, Mitglied des Vorstandes der Hanns-Martin-SchleyerStiftung, Köln, und Mitglied des Präsidiums des Instituts der deutschen Wirtschaft e.V., Köln. G., der 1971 in die CDU eintrat, wurde 1972 in den CDUKreisvorstand von Herford gewählt, war 1978-86 Vorsitzender der Jungen Union Westfalen-Lippe und übernahm 1991 den Vorsitz des CDU-Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe. 1991-94 war er Vorsitzender der Grundsatzprogrammkommission der CDU, 1992-96 Mitglied des Bundesvorstandes der CDU. 1979-90 gehörte er dem Kreistag des Kreises Herford an. Er ist Mitglied des Bundesvorstandes des Wirtschaftsrates der CDU. Seil 1983 ist G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Juni 1986). In der 10. Wahlperiode gehörte er als Ordcntlichcs, in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an. In beiden Wahlperioden war er Stellvertretendes Mitglied (bis Oktober 1990), in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Innenausschuß, in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (von September 1989 bis Oktober 1990) an. A m 2 4 . 1 . 1 9 9 1 zum Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz ernannt, bemühte sich G. vor allem um einen Kompromiß bei der Neuregelung des § 218. Vom 2 2 . 1 . 1 9 9 3 bis zum 17.11.1994 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt. Unter G.s Leitung entstand u. a. ein Forschungsund Technologieprogramm für die Luftfahrtindustrie. 1994 wurde er Justitiar der CDU/CSU-Fraktion. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie des Sportausschusses. In der 14. Wahlperiode ist G. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union und des Gemeinsamen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Petitionsausschuß, dem Sportausschuß und dem Rechtsausschuß an. G ö l l n e r , Uwe, * 14.2.1945 Friedrich-Wilhelms-Hütte. Schornsteinfegermeister, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief G. eine Schornsteinfegerlehre. Er wurde Bezirksschornsteinfegermeister. G. gehörte dem Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Wohnungsbaugcscllschaft für den Rhcin-Sicg-Krcis mbH, Siegburg, an. Er ist Aufsichtsratsmitglied der Genossenschaft der Schornsteinfegerinnung Köln (GdS), Troisdorf, und Mitglied des Beirates der Wohnungsbau GmbH, Troisdorf. Er gehört dem Vorstand der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung, Bonn, und dem Vorstand der Arbeiterwohlfahrt, Troisdorf, an. 1967 trat G. in die SPD ein. Er war bis 1995 Vorsitzender des SPD-Orts Verbandes Troisdorf. 1990 übernahm er den Vorsitz des SPD-Unterbezirks Rhein-Sieg. 1995 wurde er Mitglied des Bezirksvorstandes der SPD Mittelrhein. 1993-98 war er ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Troisdorf, deren Stadtrat er weiterhin angehört. Am 12.2.1996 rückte G. über die Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag nach, in dem er in der 14. Wahlperiode mit einem Direktmandat den Wahlkreis 64 (RheinSieg-Kreis I) vertritt. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß mit, dem er

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Gölter auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 14. Wahlperiode ist er außerdem Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: 75 Jahre Schwarze Kolonie Troisdorf Fr.-Wilhelm-Hütte. Troisdorf 1987. - Vor 60 Jahren: die letzten Kommunalwahlcn vor der Hitler-Diktatur. In: Troisdorfer Jahreshefte 23 (1993) S. 57-58. G ö l t e r , Georg, * 22.12.1938 Kaiserslautern. Gymnasiallehrer, ev. Nach der Grundschule besuchte G., Sohn des Hauptgeschäftsführers der Handwerkskammer in Kaiserslautern, ein Altsprachliches Gymnasium, an dem er 1958 das Abitur bestand, und studierte 1958-64 Geschichte, Politische Wissenschaften und Germanistik in Heidelberg und Tübingen. 1965/66 Referendar im rheinland-pfälzischen Schuldienst, legte er 1966 das Zweite Staatsexamen ab und wurde an der Universität Heidelberg mit der Arbeit Die Geschichtsauffassung Friedrich Christoph Schlossers zum Dr. phil. promoviert. Vom Frühjahr 1967 bis Februar 1969 war er Referent für Grundsatzfragen im Büro von Kultusminister Bernhard —>Vogel und kehrte dann als Studienrat in Speyer in den Schuldienst zurück. Seit 1958 Mitglied der Jungen Union, wurde G. 1961 Mitglied des Landesvorstandes der Jungen Union RheinlandPfalz. 1965-71 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Rheinland-Pfalz und seit 1966 Mitglied des Landesvorstandes der CDU. 1968-77 hatte er den Vorsitz des Kreisvorstandes der CDU Speyer und 1975-93 den Vorsitz des Bezirksvorstandes der CDU Rhcinhcsscn-Pfalz innc. 1969-74 gehörte er dem Stadtrat in Speyer an. Tn der 6. Wahlperiode vertrat G. mit einem Direktmandat den Wahlkreis 160 (Neustadt-Speyer) im Bundestag. 1972 über die Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt, zog er in den 8. Bundestag wieder als direkt gewählter Vertreter des Wahlkreises 160 ein. Er war Sprecher der CDU/CSU-Fraktion in Fragen der beruflichen Bildung und Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Berufliche Bildung". In allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit. In der 6. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (seit Dezember 1970) und des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. Am 8 . 7 . 1 9 7 7 legte G. sein Bundestagsmandat nieder und wechselte als Nachfolger von Heiner —» Geißler in das Amt des rheinland-pfälzischen Ministers für Soziales, Gesundheit und Sport, das er bis 1979 innehatte. 1979-81 war er Minister für Soziales, Gesundheit und Umwelt und übernahm 1981 von der in den Berliner Senat berufenen HannaRenate Laurien das Kultusministerium. In seiner Amtszeit bis zur Abwahl der CDU-Regierung 1991 setzte sich G. u. a. für die Verkürzung der Ausbildungszeit für Realschüler und Gymnasiasten sowie für eine Förderung besonders begabter Schüler ein. 1989/90 war er Präsident der Kultusministerkonferenz. 1991 übernahm G., der sich 1989 aus dem Vorstand der rheinland-pfälzischen CDU zurückzog, die Leitung des CDU-Fachausschusses Bildung und Wissenschaft. 1978 erhielt G. das Verdienstkreuz am Bande, 1982 das Verdienstkreuz 1. Klasse und 1989 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. G ö r g e n , Hermann Mathias, * 23. 12.1908 Wallerfangen, t 3 . 5 . 1 9 9 4 Bonn. Philologe, Hochschullehrer, kath. G. bestand 1928 das Abitur am Gymnasium in Saarlouis, studierte Theologie, Kirchenrecht, Philosophie, Pädagogik

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und Geschichte und wurde 1933 an der Universität Bonn mit der Arbeit Beiträge zur Geschichte der Ethischen Bewegung und ihrer Bedeutung für die Entwicklung der philosophischen und pädagogischen Ansichten Friedrich Wilhelm Foersters bis zum Jahre 1904 zum Dr. phil. promoviert. 1933-35 war er Assistent des Pädagogen und Pazifisten Friedrich Wilhelm Förster, seit 1935 Assistent am Forschungsinstitut für deutsche Geistesgeschichte in Salzburg. 1938 auf den Lehrstuhl der vor der Gründung stehenden katholischen Universität Salzburg berufen, emigrierte er nach dem „Anschluß" Österreichs in die CSR, von dort in die Schweiz. Er übernahm Lehrtätigkeiten in Prag und Zürich. 1941 emigrierte er nach Brasilien, wo er 1950-54 an der Volkswirtschaftlichen Fakultät Juiz de Fora (Minas Gérais) Philosophie der Wirtschaft und Geschichte der Wirtschaftsideen lehrte. Nach der Rückkehr in das Saargebiet wurde er Mitglied der Christlichen Volkspartei Johannes —» Hoffmanns. Von Januar 1954 bis zur Abberufung im Oktober 1955 war er Generaldirektor von Radio Saarbrücken. In dieser Funktion trat er für das Saarstatut ein. 1960 wurde G. Präsident der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft und 1961 des Lateinamerika-Zentrums in Bonn sowie Herausgeber der „Deutsch-brasilianischen Hefte". 1964 wurde er Professor an der Internationalen Universität für Sozialstudien in Rom. G. war Zweiter Landesvorsitzender der CSU Saar. Über die CSU-Landesliste Saarland gewählt, gehörte G. in der 3. Wahlperiode (1957-61) dem Bundestag an. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiedergutmachung und im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik mit. G. war Sonderbeauftragter des Presse- und Informationsdienstes der Bundesregierung. G. war Ehrenbürger von Rio de Janeiro. Er wurde mit dem Komtur-Kreuz des Südens (Brasilien) ausgezeichnet und zum Großoffizier des Ordens für Verdienste um die Erziehung (Brasilien) ernannt. 1969 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1990 den Stern dazu. 1993 wurde G. der Gerechtigkeits-Orden des Holocaust Memorial Center verliehen, weil er 1941 von Portugal aus 45 Flüchtlinge nach Brasilien gebracht hatte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Österreich und die Reichsidee. Wien 1938. - Die österreichische Frage, historisch gesehen. Zürich 1938. - Chinas Kampf. Luzern 1940. Mit Richard Kerschagl und Roswitha Zastrow: Entwicklungsländer zwischen Ost und West. München 1964. Deutsche Außenpolitik in Lateinamerika. Ein Sonderdruck zum Thema Deutschlands Außenpolitik seit 1955. Stuttgart 1965. - Brasilien. Landschaft, politische Organisation, Geschichte. Nürnberg 1971. - 500 Jahre Lateinamerika. Licht und Schatten. Münster 1992. - Ein Leben gegen Hitler. Geschichte und Rettung der „Gruppe Görgen". Autobiographische Skizzen. Münster 1997. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; Deutsches Exilarchiv, Frankfurt am Main. G ö r i n g - E c k a r d t , Katrin Dagmar, geb. Eckardt, * 3 . 5 . 1 9 6 6 Friedrichroda. Angestellte, ev. Nach dem Abitur studierte G.-E. ohne Abschluß Theologie. Bis 1994 als Referentin für Frauenpolitik, Familie und Jugend bei der Fraktion von Bündnis 9 0 / D i e Grünen im Thüringer Landtag tätig, war sie 1995-98 Mitarbeiterin der Bundestagsabgeordneten Mathias —> Berninger und Margareta ->Wolf. G.-E. gehört dem Aufsichtsrat der Heinrich-Böll-Stiftung e.V. an. Vor 1989 engagierte sie sich in der „Solidarischen Kirche" und bei den „Frauen für den Frieden". 1990 war

Gotte sie Mitgründerin und bis 1993 Mitglied in den Landesvorständen von Demokratie jetzt und Bündnis 90 in Thüringen, gehörte 1993 der Vereinigungskommission von Bündnis 90 und Die Grünen an und war 1993-98 Mitglied des Thüringer Landesvorstandes von Bündnis 9 0 / D i e Grünen, 1995-98 Landessprcchcrin. 1996-98 gehörte sie als Beisitzerin dem Bundesvorstand von Bündnis 9 0 / D i c Grünen an. 1998 wurde G.-E. über die Landesliste Thüringen von Bündnis 9 0 / D i e Grünen in den Bundestag gewählt. Sie ist gesundheits- und rentenpolitische Sprecherin. Zunächst Parlamentarische Geschäftsführerin, wurde sie im Februar 2002 Erste Parlamentarische Geschäl'tsführerin der Fraktion Bündnis 9 0 / D i e Grünen. G.-E. arbeitet als Ordentliches Mitglied im Altestenrat, im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und im Ausschuß für Gesundheit mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" an. G ö r l i n g e r , Robert (Johann), * 2 9 . 7 . 1 8 8 8 Ensheim, t 10.2. 1954 Köln. Arbeiter, Elektromonteur, Verleger, konfessionslos. G., Sohn eines Werkmeisters, besuchte nach der Volksschule eine Fortbildungsschule und belegte Kurse in Buchführung und technischem Zeichnen. 1902-05 war er Arbeiter, später Werkstattschreiber in einer Fabrik für elektrotechnische Bedarfsartikel in Ensheim, 1905-07 Laufjunge, Fabrikarbeiter und Hartlöter in einer Fahrradfabrik in Köln. 1907 trat er in den Deutschen Metallarbeiter-Verband ein. 1908/09 erhielt er eine Ausbildung zum Elektromonteur. Seit 1909 war er Mitglied der SPD, 1909-15 Vertrauensmann der SPD im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Vorübergehend in einer Kolonne von Landschaftsgärtnern im Ruhrgebiet tätig, nahm er 1915 eine Arbeit als Elektromonteur bei Siemens-Schuckert in Köln auf und war seit demselben Jahr Soldat. Im November 1918 wurde er Mitglied des Großberliner Soldatenrates. 1919 nach Köln zurückgekehrt, war er dort 1919-21 Sekretär des Metallarbeiter-Verbandes, 1919 Mitglied des Ortsvorstandes der SPD und 1924-33 Mitglied des Vorstandes des SPD-Bezirks Obere Rheinprovinz. 1919-33 gehörte G. als Stadtverordneter dem Rat der Stadt Köln an und war 1925-33 Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion in Köln. Er saß im Vorstand des Rheinischen und des Deutschen Städtetages. 1923-33 war G. Mitglied des Rheinischen Provinziallandtages. 1925-33 hatte er die Geschäftsführung der Arbeiterwohlfahrt in Köln inne und gehörte dem Kuratorium der dortigen Universität an. Zwischen 1927 und 1932 unternahm G. ausgedehnte Reisen zum Studium der Arbeiterbewegung und der sozialen Einrichtungen, u. a. nach England, Frankreich, Italien und Österreich. 1933 emigrierte G. in das Saargebiet, später nach Frankreich. Von Juli 1933 bis 1936 war er Markthändler, 1936 Arbeiter in der Uhrenindustrie und 1936-39 Elektriker und Mechaniker bei einem Ingenieur in Besançon. 1936 hatte er die Stellung eines Vertrauensmannes des Comité Consultatif, 1938/39 des Landesverbandes Frankreich der Saar-SPD inne. 1939 wurde G. durch die Nationalsozialisten ausgebürgert. 1939/40 war er zweimal in französischen Lagern interniert. Danach Wehrmachtsdolmctschcr in Nevcrs, wurde er im März 1941 durch die Gestapo verhaftet und wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren Haft verurteilt. 1941-43 war er im Gefängnis, 1943-45 im Konzentrationslager Sachsenhausen. 1946-51 war G. einer der Hauptlizenzträger der „Rheinischen Zeitung" in Köln, 1948-51 deren Verlagsleiter.

1945-47 hatte G. den Vorsitz des SPD-Bezirks Obere Rheinprovinz inne und gehörte 1948-54 dem Vorstand des SPDBezirks Mittelrhein an. 1946-54 war er Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion in Köln, 1946-48, 1949/50 und 1951/52 1. stellvertretender Oberbürgermeister bzw. Erster Bürgermeister, 1948/49 und 1950/51 Oberbürgermeister der Stadt Köln. 1946-49 gehörte G. dem Landtag von NordrhcinWestfalen an; 1946/47 war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion und Vorsitzender des Hauptausschusses. 1946-48 gehörte er als Stellvertreter zeitweise dem Zonenbeirat der Britischen Zone an. 1949 und 1953 wurde G. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen, dem er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 1. Wahlperiode war er bis Mai 1951 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied und in der 2. Wahlperiode wieder Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik. NACHLASS: Historisches Archiv der Stadt Köln. G ö t t e , Rose, geb. Wennberg, * 2 1 . 3 . 1 9 3 8 Cleebronn. Philologin (Germanistik), Journalistin, ev. G„ Tochter eines Pfarrers, bestand 1957 das Abitur, studierte Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Tübingen, Wien und Bonn und wurde 1964 mit der Arbeit Die Tochter im bürgerlichen Drama des 18. Jahrhunderts zum Dr. phil. promoviert. 1965-72 war sie freie Journalistin, 1972-79 wissenschaftliche Assistentin an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule in Landau (Pfalz) und Mitarbeiterin an einem Forschungsprojekt beim dortigen Zentrum für empirische pädagogische Forschung. Sie erarbeitete einen Sprachentwicklungslest. G. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Arbeiterwohlfahrt. 1971 trat G. in die SPD ein. Sie wurde stellvertretende Vorsitzende des SPD-Bezirks Pfalz sowie Mitglied des Landesvorstandes, des Bundesvorstandes der Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD und der Kommission Bildung beim SPD-Parteivorstand. 1974 kam sie in den Gemeinderat von Rodenbach, in den Verbandsgemeinderat und wurde 1979 Erste Beigeordnete in Rodenbach. 1979-87 war sie Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz und bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, deren Vorstand sie seit 1983 angehörte. 1987 und 1990 wurde G. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 159 (Kaiserslautern) in den Bundestag gewählt. In der 11. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Familie und Senioren. In beiden Wahlperioden gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß an. A m 7 . 6 . 1 9 9 1 legte sie ihr Bundestagsmandat nieder und kehrte als Ministerin für Bildung und Kultur und Nachfolgerin von Georg —>Gölter in die rheinland-pfälzische Landespolitik zurück. Bei der Regierungsumbildung unter Ministerpräsident Kurt Beck am 2 4 . 1 0 . 1 9 9 4 übernahm G. das Ministerium für Jugend, Familie und Frauen, dem sie bis 2001 vorstand. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sprache und Spiel im Kindergarten. Weinheim 1977, 8 1993. - Mit Edith Lackmann: Alzheimer - was tun? Weinheim 1991, 4 1997. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

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Göttsching G ö t t s c h i n g , Marlin, * 28.10.1944 Eisenach. Pfarrer, ev. G. bestand 1963 in Jena das Abitur. Das Studium der Evangelischen Theologie an der Universität Jena Schloß er als Diplomtheologe ab. Seit 1968 Vikar und Pfarrer in der Evangelischen Landeskirche Thüringen, war er seit 1970 Pfarrer in Friedrichroda und Gotha, seil 1975 auch Kreisjugendpfarrer der Superintendentur Gotha und seit 1978 Pfarrer in Bad Frankenhausen. 1984-90 war er nebenamtlicher Sekretär für die Kirchentagsarbeit in der Region Thüringen. 1977 trat G. in die CDU ein. 1990 wurde er CDUKreisvorsitzender im Kyffhäuserkreis. Seit 1981 war er Mitglied des Bezirkstages Halle. Vom 18. 3. bis zum 2.10.1990 gehörte G. der Volkskammer an (Wahlkreis 07, Listenplatz 9, Bezirk Halle). Er war Vorsitzender des Petitionsausschusses und Mitglied des Sonderausschusses zur Kontrolle der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit/Amt für Nationale Sicherheit.

er 1938 mit der Promolion zum Dr. jur. abschloß, war er zunächst in einem Anwallsbüro tätig, dann in der Industrie und in der Sozialfürsorge. 1939-45 nahm er bei der Luftwaffe am Zweiten Weltkrieg teil. 1945/46 zu Zwangsarbeit in Innerböhmen verpflichtet, wurde G. im Oktober 1946 aus dem Sudetcnland ausgewicsen. Seit 1947 Angestellter des Landratsamtes in Biedenkopf, wurde er 1949 Leiter des Soforthilfeamtes. Er war Flüchtlingsvertrauensmann sowie Vorsitzender des Kreisverbandes der Heimatvertriebenen und Mitglied des Kreisflüchtlingsausschusses in Biedenkopf. Er hatte die Geschäftsführung der Bundesarbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung inne. 1948 zog G. in den Kreistag von Biedenkopf ein und wurde Vorsitzender der CDU-Fraktion. Er gehörte dem Vorstand des CDU-Landes Verbandes Hessen an und war Vorsitzender des CDU-Landesausschusses für Vertriebene und Flüchtlinge sowie des Ausschusses für Fragen der äußeren und inneren Sicherheit.

Vom 3. 10. bis zum 20.12.1990 gehörte G. dem 11. Deutschen Bundestag an. In der 12. Wahlperiode vertrat er mit einem Direktmandat den Wahlkreis 298 (Sömmerda - Artern Sondershausen - Langensalza). In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, in der 12. Wahlperiode auch des Ausschusses für Post und Telekommunikation und des Innenausschusses (seil Juni 1991). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 12. Wahlperiode bis Juni 1991 dem Ausschuß für Wirtschaft an.

In den 1. und 2. Deutschen Bundestag wurde G. über die CDU-Landesliste Hessen gewählt. In der 3.-7. Wahlperiode vertrat er mit einem Direktmandat den Wahlkreis 134 (Fulda) im Bundestag. In der 5.-7. Wahlperiode (1965-76) war er Vorsitzender des Arbeitskreises IV (Sozial- und Gesellschaftspolitik, bis 1969 Sozialfragen) der CDU/CSUFraktion. In der 1. und 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches, in der 3. und 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied im Ausschuß für Heimatvertriebene. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanzen und Steuerfragen (zwischenzeitlich von Dezember 1950 bis Februar 1952 Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Beamtenrecht. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Unterausschuß betr. Dokumcntcndiebstahl im Bundeskanzleramt (seit Januar 1952) und dem Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953) an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung und Immunität und im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 3.-5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß an (bis Juli 1968). In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung und des Finanzausschusses, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Kriegsopferund Heimkehrerfragen, in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsami, in der 5. Wahlperiode des Vermittlungsausschusses (seit September 1968). Von 1965 bis 24.10.1968 hatte G. den Vorsitz des Unterausschusses „Bundesnachrichtendienst/Förderung des Informationswesens" des Rechnungsausschusses inne. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (seit Juli 1968), in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, dem er in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses gem. Art. 45 des Grundgesetzes, in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit und des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 44 des GG.

G ö t z , Eicke, * 29.11.1939 Berlin. Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. G., Sohn eines Ministerialrates, bestand 1959 das Abitur, studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen und Würzburg, wurde 1966 mit der Arbeit Die völkerrechtlich geschützten Staatsinteressen zum Dr. jur. utr. promoviert und legte 1968 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1969-72 war er Regierungsrat in der Wehrbereichsverwaltung VI in München, 1972-80 1. Bürgermeister der Gemeinde Gröbenzell und danach Rechtsanwalt. G. gehörte dem Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Olching, dem Präsidium des Deutschen Städte- und Gemeindebundes sowie dem Vcrwaltungsrat der bayerischen Landcszcntrale für Neue Medien an. Seit 1964 Mitglied der CSU, wurde er 1969 Referent in der CSU-Landesleitung München, wo er besonders für die Bereiche Rechtspolitik, öffentlicher Dienst, Deutschlandpolitik, innere Sicherheit und Wchrpolitik zuständig war. Er war Mitglied des Kreistages Fürstenfeldbruck, in dem er den stellvertretenden Vorsitz der CSU-Fraktion innehatte. Von 1980 bis zur Mandatsniederlegung am 8.3.1983 sowie in der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) vertrat G. den Wahlkreis 201 (Fürstenfeldbruck) im Bundestag. In der 9.-10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß, in der 11. Wahlperiode im Ausschuß für Forschung und Technologie. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 10. Wahlperiode dem Innenausschuß, in der 10. und 11. Wahlperiode dem Vcrtcidigungsausschuß und in der 11. Wahlperiode dem 1. Untersuchungsausschuß (U-Boot-Pläne, März/April 1988). G. lehnte 1990 den deutsch-deutschen Einigungsvertrag wegen der darin enthaltenen Regelung zum Schutz ungeborener Kinder ab. G ö t z , Hermann, * 20.5.1914 Duppau (Bez. Karlsbad, Böhmen), t 21.4.1987 Fulda. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. G. legte am Humanistischen Gymnasium in Duppau 1933 das Abitur ab und war seit 1928 in katholischen Jugendorganisationen tätig. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Deutschen Universität Prag, das

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G ö t z , Peter, * 24.9.1947 Baden-Baden. Verwaltungswirt, Immobilienwirt, kath. G. wuchs im Murgtal auf, wo sein Vater Bürgermeister der damals noch selbständigen Gemeinde Hilpertsau war. Nach dem Besuch von Progymnasium und Höherer Handelsschule wurde er für den gehobenen Verwaltungsdienst ausgebildet und studierte nach dem Diplom als Verwaltungswirt an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, die er als Immobilienwirt verließ. 1970-85 arbeitete er in verschiedenen Funk-

Goldhagen tionen in der Verwaltung der Stadt Gaggenau, zuletzt als Leiter des Bauverwaltungsamtes und der Koordinierungsstelle für Umweltschutz. 1985-90 war er Erster Beigeordneter (Bürgermeister) der Stadt Gaggenau. G. ist Europäischer Präsident von Global Parlamentarians on Habitat und Vizepräsident von dessen Direktorium. 1974 in die CDU, die Christlich-Dcmokratischc Arbeitnchmerschaft (CDA) und die Junge Union eingetreten, war G. 1974-82 Beisitzer im CDU-Vorstand Rastatt. 1985-93 hatte er den Kreisvorsitz der Kommunalpolitischen Vereinigung der C D U / C S U Deutschland (KPV) im Kreisverband Rastatt inne. 1992-98 war er Bezirksvorsitzender der KPV Nordbaden, seit 1989 Mitglied des Landesvorstandes der KPV Baden-Württemberg; 1994 wurde er stellvertretender Landesvorsitzender. Seit 1993 Mitglied des Bundesvorstandes der KPV, wurde er 1997 Bundesvorsitzender. 1975-85 war er Stadtrat in Rastatt (1984/85 als Mitglied des CDU-Fraktionsvorslandes), zugleich Ortschaftsrat in Rastatt-Wintersdorf und 1978-85 ehrenamtlicher Ortsvorsteher. Seit 1990 vetritt G. den Wahlkreis 177 (Rastatt) im Bundestag. Er ist Vorsitzender der ausschußübergreifenden Arbeitsgruppe Habitat und hat den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik der CDU/CSU-Fraktion inne. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau sowie Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie und Senioren, in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. In der 14. Wahlperiode ist G. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Innenausschusses.

Goetzendorff, Günter, * 11.3.1917 Bad Ziegenhals (Schlesien), f 8. 8.2000 Bad Honnef. Journalist, Redakteur, kath. G. studierte Volkswirtschaft und Germanistik und war danach als Schriftleiter tätig. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg und der Übersiedlung nach Bayern gründete er im Kreis Griesbach den ersten Flüchtlingsausschuß, 1946 den Neubürgerbund, die erste Flüchtlingsorganisation in Bayern; 1947-50 war er dessen Landesvorsitzender und 1948-50 Präsident der Landes Vertretung der A n g e w i e s e n e n in Bayern („Notparlament"). 1946-49 arbeitete er als Redakteur der „Neuen Presse" in Passau und gab seit 1949 als Chefredakteur die Wochenschrift „Der Neubürger" heraus. G., der als Fraktionsführer der Neubürger dem Stadtrat von Passau angehörte, wurde 1950 Vorsitzender des Blocks der Heimatvertriebenen (BdH) in Bayern und war 1952 Mitbegründer der Nationalen Rcichspartci. 1949 wurde G. in den Bundestag gewählt. Ohne Mitglied der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung (WAV) zu sein, erhielt er sein Mandat über deren Landesliste Bayern, verließ 1950 die WAV-Fraktion und wechselte am 2 9 . 3 . 1 9 5 0 als Gast zur Fraktion der Deutschen Reichspartei (DRP). Seit 12.9.1951 fraktionsloser Abgeordneter, kehrte er am 29.4. 1953 zur WAV zurück. Bis zum 29. 3. 1950 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene und des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag war G. als freier Journalist tätig, pachtete ein kleines Hotel in Bad Honnef und verbrachte dann zwanzig Jahre in Spanien. Nach der Rückkehr lebte er in Rhöndorf. VERÖFFENTLICHUNGEN: „Das Wort hat der Abgeordnete . . . " Erinnerungen eines Parlamentariers der ersten Stunde. München 1989.

G ö t z e r , Wolfgang, * 10.1.1955 Landshut. Jurist (Rechtsanwalt). Nach dem Abitur am Humanistischen Gymnasium in Landshut leistete G. 1974/75 Wehrdienst. 1976-80 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Münchcn, war Referendar in Landshut und München und wurde 1986 an der Universität Würzburg mit der Arbeit Der völkerrechtliche Status der Donau zwischen Regensburg und Kelheim zum Dr. jur. promoviert. Seit 1984 ist er selbständiger Rechtsanwalt in Landshut. Er gehört dem Aufsichtsrat der ISP Scholz Beratende Ingenieure AG, München, an. 1969 trat G. in die Junge Union, 1970 in die CSU ein. 1972-82 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Landshut-Stadt, 1975-83 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Bayern und 1983-89 Bezirksvorsitzender der Jungen Union Niederbayern. 1982 wurde G. Kreisvorsitzender der CSU Landshut-Stadt. Seit 1978 ist er Stadtrat in Landshut. Am 4 . 6 . 1 9 8 4 rückte G. über die CSU-Landesliste Bayern für den ausgcschicdenen Abgeordneten Klaus —> Hartmann in den 10. Deutschen Bundestag nach. Seit 1990 vertritt er mit einem Direktmandat den Wahlkreis 214 (Landshut). In der 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit mit. Seit 1990 ist er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (in der 12. Wahlperiode zunächst bis Februar 1993, dann wieder seit Juli 1993). In der 12. Wahlperiode gehörte er außerdem dem Sondcrausschuß „Europäische Union" an (seit Oktober 1992) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, des EGAusschusses, des 1. Untersuchungsausschusses (Kommerzielle Koordinierung und Alexander Schalck-Golodkowski, bis Oktober 1991, seit Juni 1992 Ordentliches Mitglied), des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Juni 1992) und des 3. Untersuchungsausschusses (HIV-Infektionen durch Blut und Blutprodukte, seit Oktober 1993). In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem 2. Untersuchungsausschuß (Veruntreutes DDR-Vermögen), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Gesundheit und dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. G o l d h a g e n , Wilhelm, * 9 . 3 . 1 9 0 1 Bokel (Kr. Pinneberg), f 7. 1. 1964 Hamburg. Landwirt, Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. G. Schloß den Besuch des Realgymnasiums in Elmshorn mit dem Abitur ab, arbeitete dann im väterlichen Landwirtschaftsbetrieb mit und studierte 1928-32 in Hamburg und Kiel Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft. Nach der Referendarzeil und dem Assessorexamen 1935 trat er 1936 als Abteilungsleiter in die Landwirtschafts Verwaltung Schleswig-Holstein ein. 1943-46 war er Abteilungsleiter und stellvertretender Geschäftsführer im Landes- und Haupternährungsamt Hamburg. A m 15.4.1946 schied G. aus der Verwaltung aus und war seitdem als selbständiger Landwirt auf dem eigenen Hof in Ellershoop tätig. G. war Mitglied der CDU und des Kreisvorstandes der CDU Pinneberg. Er gehörte dem Gemeinderat Ellershoop, dem Verwaltungsausschuß des Arbeitsamtes Elmshorn, dem Hauptausschuß des Kreisbauernverbandes Pinnebcrg und dem Steuerausschuß des Bauernverbandes SchleswigHolstein an. Von 1953 bis zu seinem Tod vertrat G. als direkt gewählter Abgeordneter den Wahlkreis 12 (Pinneberg) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen sowie im Ausschuß für Bau- und Bodenrecht (seit März 1955, davor war er Stellvertretendes Mitglied), in der

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Goldhahn 3. und 4. Wahlperiode im Finanzausschuß. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht und des Haushaltsausschusses, in der 3. Wahlperiode des Rechtsausschusses, in der 3. und 4. Wahlperiode des Wirtschaftsausschusses und in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes. G o l d h a h n , Eberhard, * 8. 3.1927 Bernsbach (Sachsen). Jurist, Hochschullehrer, ev. G. besuchte 1940-43 die Handelsschule in Aue und 1943-47 die Wirtschaftsoberschule Leipzig. 1944/45 war er Soldat und befand sich bis 1946 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. 1947 bestand er das Abitur, studierte 1947-50 Rechtswissenschaft in Leipzig und war 1951-69 Justitiar der Zentrale der Deutschen Investitionsbank bzw. der Industrieund Handelsbank der DDR in Berlin. 1967 wurde er an der Hochschule für Ökonomie in Berlin mit der Dissertation Rechtliche Probleme der Gewährung verzinslicher Investitionskredite an volkseigene Industriebetriebe zum Dr. jur. promoviert. 1969/70 war er Sekretär des Prorektors, 1970-91 Dozent für Finanzrecht in der Sektion Wirtschaftswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin. 1976 habilitierte sich G. mit der Arbeit Probleme der gegenwärtigen und künftigen rechtlichen Regelung der Finanzbeziehungen der volkseigenen Wirtschaft in der DDR. 1992 ging er in den Ruhestand. 1947 trat G. in die CDU ein. Er war u.a. stellvertretender Ortsgruppen Vorsitzender und gehörte 1965-90 dem Gemeinderat von Blankenfelde an. Vom 18.3. bis 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war G. Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 12, Listenplatz 4, Bezirk Potsdam), deren Präsidium er angehörte. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war G. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß und dem Haushaltsausschuß an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sozialistische Geschäftsbeziehungen zwischen Bank und Betrieb. Berlin 1969. - Mit Harald Schmidt: Konto-, Sparkonto-, Kredit- und Darlehnsverträge, Versicherungen. Berlin 1977. G o l d m a n n , Hans-Michael, * 1.7.1946 Hildesheim. Tierarzt, Berufsschullehrer, Unternehmer. G. besuchte 1956-62 das Gymnasium in Papenburg, 1963-64 die Höhere Handelsschule in Leer (Ostfriesland) und 1964-67 das Wirtschaftsgymnasium in Oldenburg, an dem er das Abitur bestand. 1967-72 studierte er Veterinärmedizin an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Nach dem Refcrcndariat für das Lehramt des höheren Dienstes an Berufsbildenden Schulen (1973/74) wurde er Studienrat, später Oberstudienrat. Er war Studiendirektor an der Berufsbildenden Schule in Papenburg und Fachleiter für Ernährung an den Studienseminaren Leer und Oldenburg. Von der Bezirksregierung Weser-Ems wurde er als Fachberater für Ernährung herangezogen. G. ist Mitinhaber eines Einzelhandelsgeschäftes. G. ist stellvertretender Vorsitzender der Rudolf-vonBennigsen-Stiftung, Hannover. 1986 trat G. in die FDP ein. Im FDP-Landcsvcrband Nicdersachsen leitet er die Arbeitsgruppe IV (Infrastruktur, Umweltschutz und Landwirtschaft). Er ist Mitglied des Ortsrates und Ortsbürgermeister der Gemeinde Aschendorf, Mitglied und Vorsitzender der FDP-Fraktion im Kreistag des Landkreises Ems-Land und Mitglied des Stadtrates der Stadt Papenburg, in dem er den Vorsitz der FDP-Fraktion innehat. 1990-94 gehörte G. dem Niedersächsischen Landtag an. 1998 wurde G. über die FDP-Landcsliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Er ist Sprecher der FDP-Fraktion für Wohnungspolitik sowie für Schiffahrt und Häfen. G. engagiert sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für

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Verkehr, Bau und Wohnungswesen und ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. G o l i t s c h e k , Hubertus von, * 22. 10.1910 Prauss (Schlesien), f 17.1. 1969. Jurist, Verwaltungsbeamter, Wirtschaftsberater. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Breslau und Prag und der Promotion (1935) trat G. in den tschechischen Finanzdiensl ein und arbeitete seit 1937 in der Stahlindustrie. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zur Wehrmacht eingezogen, wurde er 1945 in Prag interniert, dann ausgewiesen. G. ging nach Heidelberg, war als Wirtschaftsberater tätig und gehörte seit 1948 dem Stadtrat an. Er war Mitorganisator der Badischen Heimatvertriebenen-Organisation, Mitglied des Lastenausgleichsausschusses der Heimatvertriebenen-Verbände und badischer Delegierter zum Zentralverband der Vertriebenen Deutschen. Seit 1949 arbeitete er als Flüchtlingsvertreter in Ausschüssen des Landtages von Württemberg-Baden mit. 1949 wurde G. für die FDP-Landesliste Württemberg-Baden in den 1. Deutschen Bundestag gewählt, in dem er bei den Verhandlungen zum Lastenausgleichsgcsetz hervortrat. Am 18.4.1956 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Paul —>Luchtenberg in den 2. Deutschen Bundestag nach. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zum Schutze der Verfassung (seit Oktober 1951), im Ausschuß für Petitionen (bis Februar 1953), im Ausschuß für Lastenausgleich und im Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen (seit Juni 1952, davor Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen, dem Ausschuß für Arbeit (bis Juni 1952), dem Ausschuß für Heimatvertriebene (seit Juni 1951) und dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (bis Oktober 1951) an. In der 2. Wahlperiode war er von April 1956 bis Februar 1957 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich und seit April 1956 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene. G o n t r u m , Wilhelm, * 24. 3.1910 Schotten (Hessen), t 13.10. 1969 Lumda (heute zu Grünberg). Pfarrer, ev. G. Schloß 1929 die Oberrealschule in Gießen mit dem Abitur ab und studierte dort 1929-33 Philosophie, Naturwissenschaften, Germanistik, Geschichte und Theologie. 1935-58 war er Pfarrer in Watzenborn-Steinberg. 1939-45 nahm er bei der Luftwaffe am Zweiten Weltkrieg teil. 1950-54 war G. Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, 1953-57 als Vertreter der Bundesrepublik Mitglied des internationalen Vorstandes der Evangelischen Arbeitervereine in Utrecht. Er hatte den Vorsitz des „Evangelischen Wanderseminars für Arbeiterbildung", Frankfurt am Main, inne und war 1955 Gründer und seitdem Präsident der Deutschen Familienferienerholung, Gießen. 1945 wurde G. Gründungsvorsitzender der CDU Gießen. 1950-54 war er stellvertretender Landcsvorsitzcndcr der hessischen CDU und seit 1961 Vorsitzender des CDU-Bezirks Mittelhessen. 1949 wurde er Mitglied des Kreistages Gießen und übernahm den Vorsitz der CDU-Fraktion. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) war G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die CDU-Landesliste Hessen gewählt. Seit 2 0 . 9 . 1 9 6 2 war er fraktionsloser Abgeordneter. In der 2. Wahlperiode arbeitete G. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films und im Ausschuß für Kulturpolitik mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens und dem Ausschuß für Rcchtswesen und

Gottwald Verfassungsrechl (seit Februar 1955) an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik, des Ausschusses für Kriegsopferund Heimkehrerfragen und des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (seit Oktober 1960) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich bis zum Ausscheiden aus der CDU/CSU-Fraktion als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. In der 2. Wahlperiode gehörte er zu den Unterzeichnern eines Gesetzentwurfs, der in Ergänzung des Grundgesetzes die bedingte Zulassung der Todesstrafe für Mord und Entführung forderte. Der Entwurf wurde nicht beraten. VERÖFFENTLICHUNGEN: Stimmen für Christus. Gießen 1937/38. - Die Wahrheit. Gießen 1946. G o s s e l , Karl, * 1.7.1892 Mühlhauscn (Bez. Erfurt), t 24.8. 1966 Melle. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. G. besuchte bis zum Abitur 1911 ein Humanistisches Gymnasium und studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Straßburg, Göttingen und Halle. 1914-18 nahm er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. 1919 unterzog er sich einer Ausbildung zum Verwaltungsbeamten im Regierungsbezirk Frankfurt (Oder). 1921 wurde er mit der Arbeit Die staatsrechtliche Stellung des Reichskanzlers nach der Verfassung vom 11. August 1919 zum Dr. jur. promoviert. 1923-25 war er Regicrungsasscssor beim Landrat von Harburg (Elbe), anschließend Regierungsrat, dann Finanzrat im Preußischen Finanzministerium und 1928-34 Landrat des Kreises Melle. 1935 wurde er Ministerialrat im Preußischen Finanzministerium, aus dem er in das Reichsfinanzministerium wechselte. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg 1939/40 war er im Reichsfinanzministerium mit Kriegsangelegenheiten betraut. G. Schloß sich der CDU an und war 1948-57 Oberkreisdirektor des Kreises Melle. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat G. mit einem Direktmandat den Wahlkreis 45 (Diepholz-Melle-Wittlage) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Inneres mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge sowie dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. G o t t e s l e b e n , Leo, * 15.4.1909 Spiesen (Kr. Oltweiler). t 8 . 7 . 1 9 8 3 St. Wendel. Grund- und Hauptschullehrer, Schulrat, kath. G. bestand 1930 am Humanistischen Gymnasium in St. Wendel das Abitur, studierte an der Pädagogischen Akademie in Bonn und arbeitete daneben im Bergwerk und auf Baustellen. 1946 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück und war als Lehrer und Rektor im Saarland tätig. G. setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg vehement für ein deutsches Saarland ein, wurde deswegen zeitweise entlassen bzw. dienstenthoben und strafversetzt und vertrat besonders die Interessen der Heimatvertriebenen und der Flüchtlingsjugend. Zunächst Kultur- und Jugendreferent im saarländischen Kultusministerium, wurde er 1956 Schulrat des Schulaul'sichtsbezirks Eppelborn (Saar). 1946 war G. Mitbegründer der Saar-CDU. 1961 wurde er Mitglied des Bundesparteiausschusses der CDU und des Landesausschusses.

In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat G. mit einem Direktmandat den Wahlkreis 246 (Ottweiler-St. Wendel), in der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) den Wahlkreis 247 (Ottweiler) im Bundestag. Bis 1966 war er Mitglied des Fraktionsvorstandes. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Inneres (bis Dezember 1959), im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (seit Dezember 1959, davor Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (seit Januar 1960, davor Stellvertretendes Mitglied) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Heimatvertriebene an. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik, des Ausschusses für Wohnungswesen und Raumordnung und des Ausschusses für Heimatvertriebene (bis Oktober 1964) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (seit Oktober 1964). In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik und im Postausschuß. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen an (seit Januar 1969) an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen (von April 1970 bis Dezember 1971) und des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (seit Dezember 1971) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Dezember 1970). NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. G o t t s c h a l l , Stefan, * 2 9 . 1 0 . 1 9 4 2 Rostock, f 3 . 5 . 1 9 9 7 Rostock. Chemiker, Hochschullehrer, ev. G. besuchte 1949-61 die Grundschule und die Erweiterte Obcrschulc in Rostock, an der er das Abitur bestand. Nach dem Studium der Chemie in Rostock und dem Abschluß als Diplomchemiker wurde er 1979 mit der Arbeit Untersuchungen zur systematischen toxikologisch-chemischen Analyse von Haushaltschemikalien mittels normierbarer Verfahrensweisen zum Dr. rer. nat. promoviert. Anschließend war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für gerichtliche Medizin der Universität Rostock. 1981 wurde er Fachchemiker für Toxikologie und erhielt 1988 die Lehrbefugnis für Gerichtsmedizin. Er ist Mitglied der Gesellschaft für Rechtsmedizin und der Chemischen Gesellschaft. Im November 1989 trat G. in die Freie Deutsche Union (FDU), dann in die Deutsche Soziale Union (DSU) ein. Er wurde stellvertretender DSU-Vorsitzender. Vom 18.3. bis zum 2. 10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 13, Listenplatz 1, Bezirk Rostock); er war Vizepräsident der Volkskammer und stellvertretender Vorsitzender der DSU-Fraktion. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war G. als Gast der C D U / CSU-Fraktion Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. G o t t w a l d , Gabriele, * 8. 7.1955 Wettringen. Philologin, Gewerkschaftsfunktionärin. Nach dem Abitur 1974 studierte G. Sozialwissenschaft und Germanistik und legte 1980 das Erste Staatsexamen ab. Seit 1979 war sie in der Bildungsarbeit in der Industriegewerkschaft Metall und im Deutschen Gewerkschaftsbund tätig. Seit 1980 arbeitete sie in der Mittelamerika-Solidaritätsbewegung, seit 1981 auch in der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschal'l Zentralamerika e.V. in Münster mit. 1983 wurde G. über die Landesliste Nordrhein-Westfalen der Partei Die Grünen in den 10. Deutschen Bundestag gewählt. A m 31. 3.1985 legte sie ihr Mandat nieder. Sie war Ordent-

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Graaff liches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (seit Juli 1983). G r a a f f , Carlo, * 2 2 . 7 . 1 9 1 4 Haaren (heute zu Aachen), t 9. 12. 1975 Braunlagc. Diplomingenieur, Unternehmer, kath. G. bestand 1932 das Abitur an einem Realgymnasium und Schloß sein Studium an den Technischen Hochschulen Aachen und Berlin 1939 als Diplomingenieur ab. Er wurde Betriebsleiter, dann stellvertretender Betriebsführer in einer Waggonfabrik. 1950 übernahm er als Inhaber und Geschäftsführer den väterlichen Betrieb, die Niedersächsische Waggonfabrik Joseph GraalT GmbH in Elze bei Hannover. Er gründete eine Zweigfabrik zum Bau von Straßenfahrzeugen. G. gehörte dem Aufsichtsrat des Volkswagenwerkes, der Preussag, der Messe- und Ausstellungs A G und der Niedersachsen GmbH an. 1971 wurde er Mitglied des Aufsichlsrates der Veba. Er war Vorsitzender eines Arbeilgeberverbandes (bis 1968), Landesarbeilsrichter, Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Hildesheim und Mitglied des Vorstandes der Landesversichcrungsanstalt Hannover. 1949 trat G. in die FDP ein. 1957-68 hatte er den Landesvorsitz der FDP in Niedersachsen inne. Von Mai 1959 bis Mai 1965 war er niedersächsischer Minister für Wirtschaft und Verkehr, seit Juni 1963 zugleich Stellvertreter des Ministerpräsidenten. Im Mai/Juni 1963 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an. 1959-65 war er Mitglied des Bundesrates. Am 4. 7. 1955 rückte G. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Robert —>Dannemann in den Bundestag nach, in den er 1957 über die FDP-Landesliste Niedersachsen gewählt wurde. Am 8.5.1959 schied er aus dem Bundestag aus. In der 5.-7. Wahlperiode (1965-76) gehörte er mit einem Mandat der Landesliste Niedersachsen erneut dem Bundestag an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit Juli 1955) mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit (seit Juli 1955) und dem Ausschuß für Verkehrswesen (seit Februar 1956) an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses (seit April 1958), gehörte in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen an und engagierte sich in der 6. und 7. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft (bis Oktober 1973), dessen Vorsitz er in der 6. Wahlperiode seit Juni 1972 innehatte. In der 3. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (bis April 1958) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für das Bundesvermögen und Stellvertretendes Mitglied des Verkehrsausschusses. In der 6. und 7. (seit September 1974) Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen an. In der 7. Wahlperiode war er bis Oktober 1973 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses. LITERATUR: Gabriela I. Carmanns: Geschichte und Politik des niedersächsischen Landesverbandes der FDP in seiner Umbruch- und Konsolidierungsphase 1967-1978. Aachen 2000. G r a d i s t a n a c , Renate, geb. Höffler, * 2 7 . 6 . 1 9 5 0 Backnang. Gymnastiklehrerin. G. besuchte zunächst die Höhere Handelsschule in Böblingen und ließ sich dann an einer Berufsfachschule für Gym-

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nastiklehrerinnen in Stuttgart ausbilden. Sie wurde Assistentin an derselben Schule, später Gymnastiklehrerin an einer Grund- und Hauptschule in Nagold. G. ist Gründungsmitglied und Vorsitzende des Vereins „Frauen helfen Frauen", des Frauenhauses des Kreises Calw. Sic Schloß sich der Industriegewerkschaft Metall an. 1994 wurde sie Vorsitzende des Eltcrnbciratcs Calw. 1989 trat G. in die SPD ein. 1991 wurde sie stellvertretende SPD-Kreis Vorsitzende in Calw, 1993 stellvertretende Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen und 1995 Mitglied im Landesvorstand der ASF. Sie ist kooptiertes Mitglied des Landesvorstands der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik. 1989 wurde sie Gemeinderätin in Wildberg, 1994 Kreisrätin im Kreis Calw. 1998 wurde G. über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Sie engagiert sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, im Ausschuß für Tourismus und in der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements". Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Gesundheit an. G r a d i , Johann Baptist, * 25.3. 1904 Berlin, f 2.7. 1988 Berlin. Volkswirt, Verleger, kath. G., dessen Vater zunächst bayerischer Berufssoldat war, kurz vor der Jahrhundertwende nach Berlin ging und dort als mittlerer Beamter von der Rcichspost übernommen wurde, bestand 1922 das Abitur am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Berlin. Er Schloß eine Banklehre an, die er 1924 als Bankkaufmann beendete, und studierte dann bis zum Diplom 1926 Wirtschafts- und Staatswissenschaften in Berlin und Halle. 1926-30 war er Redakteur bei der Zeitung der Berliner Zentrumspartei, „Germania", wurde 1930 mit der Arbeit Die Reparations-Sachleistungen von Versailles bis zur BIZ in Halle zum Dr. rer. pol. promoviert und wechselte 1931 als volkswirtschaftlicher Referent in die Geschäftsführung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. 1938-45 war er stellvertretender Hauptgeschäflsführer der Reichsgruppe Banken in Berlin, seit 1947 Verleger der Zeitung „Der Tag". 1926-33 war G. Vorsitzender der Zentrumspartei in Berlin-Kreuzberg. 1945 gründete er u.a. mit Ferdinand —>Friedensburg, Jakob - ^ K a i s e r und Ernst —>Lemmcr die CDU in Berlin und wurde Mitglied des Hauptvorstandes der CDU in Berlin und der Sowjetischen Besatzungszone. Von der Sowjetischen Militäradministration mit Redeverbot belegt, ging er 1947 nach Westberlin und war 1950 Mitgründer, 1970-87 Vorsitzender der Exil-CDU. 1953-71 gehörte er dem Bundesvorstand der CDU an. 1954 war G. Mitgründer und 1973-87 Vorsitzender des Kuratoriums Unteilbares Deutschland, 1958-75 auch Präsident des Forschungsbeirates für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands. In der 3.-8. Wahlperiode (1957-80) gehörte G. als Vertreter des Landes Berlin dem Bundestag an. 1957-65 war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, dem er in der 5. Wahlperiode seit März 1967 als Ordentliches Mitglied angehörte. Hier war er um einen deulschlandpolitischen Konsens mit der SPD bemüht und arbeitete eng mit Herbert -> Wehner zusammen. 1958 wurde G.s Antrag zur Bildung eines Viermächtegremiums, das Vorschläge zur deutschen Frage erarbeiten sollte, vom Bundestag einstimmig angenommen. In der 3. Wahlperiode war G. bis April 1959 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, dem er auch in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung und des Finanzausschusses. In der 5.-8. Wahlperiode war

Graf er Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (seit September 1967), in der 6.-8. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, dessen Vorsitz er in der 6. Wahlperiode (1969-72) innehatte. Als Nachfolger Lemmers wurde G. am 26.10.1965 im zweiten Kabinett —> Erhard Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, trat jedoch weiter vor allem in der Deutschlandpolitik hervor. Der als das „gesamtdeutsche Gewissen der Union" bezeichnete G. wandte sich gegen einen dogmatischen Antisowjetismus und plädierte in CDU und bei Vertriebenenpolitikern umstritten - für die Wiedervereinigung der Gebiete der Bundesrepublik und der DDR sowie für eine vorsichtige Annäherung an den Ostblock. Nach dem Rücktritt von Erich —» Mende übernahm G. am 28.10.1966 kommissarisch das Ministerium für gesamtdeutsche Fragen, wurde darin aber bei Beginn der Großen Koalition am 1. 12.1966 von Herbert Wehner abgelöst; auch als Vertriebenenminister wurde G. wegen des Konfessionsproporzes in der CDU nicht mehr berufen. 1982 wurde G. Ehrenbürger von Berlin. VERÖFFENTLiCHUNGEN: Im Interesse der Einheit. Zeugnisse eines Engagements. Hrsg. von Karl Willy Beer. Stuttgart 1971. 2., erw. Aufl. unter dem Titel: Für deutsche Einheit. Stuttgart 1975. - Die Aufgabe bleibt - das Fragezeichen auch. In: Rolf Heyen (Hrsg.): Die Entkrampfung Berlins oder Eine Stadt geht zur Tagesordnung über. Reinbek bei Hamburg 1972, S. 64-72. - Adenauer und Berlin. In: Dieter Blumenwitz, Klaus Gotto, Hans Maier, Konrad Repgen und Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Konrad Adenauer und seine Zeit. Beiträge von Weg- und Zeitgenossen. Stuttgart 1976, S. 340-366. - Herbert Wehners Beitrag zur Deutschlandpolitik. In: Gerhard Jahn (Hrsg.): Herbert Wehner. Beiträge zu einer Biographie. Köln 1976, S. 156-170. - Stets auf der Suche. Reden, Äußerungen und Aufsätze zur Deutschlandpolitik. Hrsg. von Christian Hacke. Köln 1979. - Anfang unter dem Sowjetstern. Die CDU 1945-1948 in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Köln 1981. - Deutschland als Aufgabe. Politik und Nationalpädagogik. Reden, Essays und Interviews. Hrsg. und eingeleitet von Christian Hacke. Köln 1986. - Politikerfahrung zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik. In: Ein Leben für die Politik? Briefe an jüngere Mitbürger. Hrsg. von Sonja Schmid-Burgk. Freiburg im Breisgau 1988, S. 34-51. LITERATUR: Peter Paul Nahm: Lastenausgleich und Integration der Vertriebenen und Geflüchteten. In: Richard Löwenthal und Hans-Peter Schwarz (Hrsg.): Die Zweite Republik. Stuttgart 1974, S. 817-842. - Mut zur Einheit. Festschrift für J. B. G. zum 80. Geburtstag. Köln 1984. - Klaus Gotto: J. B. G. (1904-1988). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Bd. 8. Hrsg. von Jürgen Aretz, Rudolf Morsey und Anton Rauscher. Mainz 1997, S. 197-211. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. G r a f , Angelika, geb. Bachmann, * 10.5. 1947 München. Informatikerin, Verlegerin. G., Tochter eines Arztes, studierte nach dem Abitur 1966 Mathematik und Physik an der Technischen Universität München. 1971-76 war sie Programmiererin, dann Hausfrau, wurde 1991 Lehrerin bei den Ausbildungsbegleitenden Hilfen des Diakonischen Werks und dann Angestellte einer Compuler-Software-Firma. 1992/93 gab sie als selbständige Verlegerin eine monatlich erscheinende Landkreiszeitung heraus. 1994 war sie vorübergehend pädagogische Mitarbeiterin einer privaten Wirtschaftsschule. G. ist Mitglied der Industriegewerkschaft Metall, beim Bund Naturschutz und der Arbeiterwohlfahrt. 1972 trat G. in die SPD ein. Sie wurde Ortsvorsitzende, Unterbezirksvorsit-

zende und stellvertretende Bezirksvorsitzende für Oberbayern. 1983-94 war sie Gemeinderätin und 1989-95 Kreisrätin. 1994 und 1998 wurde G. über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Techniklolgenabschätzung sowie der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Rcaktorsicherhcit und dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. G r a f , Benno, * 13.3.1908 München, f 20.5.1977. Gymnasiallehrer, kath. G. besuchte 1914-18 die Volksschule und 1918-27 bis zum Abitur ein Gymnasium in München. Er studierte dort Geschichte, Geographie und Germanistik und legte 1931/32 die Staatsprüfung für das Höhere Lehramt in Bayern ab. 1931-34 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des HerderVerlags in Freiburg im Breisgau. 1933 wurde er in München mit der Arbeit Die Kulturlandschaft des Burzenlandes. Ein geographischer Beitrag zur auslandsdeutschen Volks- und Kulturbodenforschung zum Dr. phil. promoviert. 1934-38 arbeitete er beim „Volksbund für das Deutschtum im Ausland". 1938-40 war er Studienassessor, 1940-53 Studienrat, dann Oberstudienrat im bayerischen Schuldienst. Seit 1940 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und war 1945/46 in französischer Kriegsgefangenschaft. 1929-33 gehörte G. der Bayerischen Volkspartei (BVP) an. 1949 trat er in die Bayernpartei (BP) ein und wurde 1952 Vorsitzender des BP-Landesausschusses. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat G. den Wahlkreis 203 (München-West) im Bundestag. Er wurde auf Vorschlag der CSU gewählt und war zunächst Mitglied der CDU/CSU-Fraktion. Am 26. 10.1956 wechselte er zur Freien Volkspartei (FVP), die im März 1957 mit der Deutschen Partei (DP) zur D P / F V P fusionierte. G. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht (bis Januar 1956), des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (zwischenzeitlich von November 1956 bis Januar 1957 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Kulturpolitik (seit November 1956, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Kommunalpolitik (bis Januar 1956), des Ausschusses für Jugendfragen (seit Juli 1955, davor Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für den Lastenausgleich (seit Januar 1957, davor seit November 1956 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (bis November 1956) und dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von Januar bis November 1956) an. NACHLASS: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München. G r a f , Günter, * 1.12. 1941 Schönlanke (Netzekreis, Pommern). Polizeibeamter (Revierleiter), ev. Nach dem Besuch der Stadtknabenschule in Jever 1948-56 und einer Mittleren Handelsschule 1956/57 wurde G. 1957-60 zum Rechtsanwaltsgehilfen ausgebildet. 1960 trat er in den niedersächsischen Polizeidienst ein und besuchte 1960/61 die Landespolizeischule in Hannoversch Münden. 1961-63 war er bei Bercitschaftspolizei Braunschweig/ Hannover, 1963-72 an der Polizeistation Friesoythe. 1972 in den gehobenen Polizeivollzugsdienst aufgestiegen, war er im Lagezentrum Oldenburg, dann als Verkehrs- und

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Graf Außendienslleiler im Landkreis Cloppenburg tätig, zuletzt als Leiter des Reviers Westerstede. G. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Niedersächsischen Landgesellschaft mbH, Hannover, und der Securitas Deutschland Holding GmbH, Düsseldorf. Er gehört dem Kontrollausschuß des Bundesausgleichsamtes, Bad Homburg, an und ist Mitglied des Vorstandes der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft e.V., Bonn. 1960 wurde er Mitglied der Gewerkschaft der Polizei, 1976 der Arbeiterwohlfahrl. 1973 trat G. in die SPD ein. Seit 1976 gehörte er dem SPDUnterbezirksvorstand Cloppenburg an. Er wurde in den Vorstand des Bezirksausschusses Weser-Ems gewählt. Seit 1974 ist er Mitglied des Stadtrates in Friesoythe. Er gehört dem Kreistag des Landkreises Cloppenburg an. Seit 1987 ist G., jeweils über die SPD-Landcsliste Nicdersachsen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 11.-13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des 1. Unterausschusses (Plutonium). In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und des Unterausschusses „Vereinte Nationen" des Auswärtigen Ausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. 1988 erhielt G. das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. G r a f , Otto, * 8. 3.1892 München, f 1.9.1971 München. Grund- und Hauptschullehrcr, Journalist, Vcrwaltungsbeamter, kath. G., Sohn eines Ziegeleibesitzers, besuchte 1902-11 ein Realgymnasium in München und 1911-13 das Lehrerseminar in Pasing. 1917/18 studierte er in Leipzig. Er war zunächst Mitglied des Alldeutschen Verbandes. 1914-17 und erneut 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919/20 war er Lehrer in München. Seit 1919 Mitglied der KPD, wurde er 1921 ausgeschlossen und trat der SPD bei. 1920/21 war er Redakteur der KPD-Zeitung „Neue Zeitung" in München, 1922-29 Mitarbeiter des dortigen Arbeiter-Bildungskartells, 1923-33 Schriftsteller, u.a. Korrespondent und Mitarbeiter der „Münchener Post", der Basler „Nalionalzeitung" und der Berliner „Vossischen Zeitung". 1920-23 gehörte G. dem Bayerischen Landtag an und war 1920/21 Vorsitzender der KPD-Fraktion. 1934 und 1938 wurde er in Schutzhaft genommen. Von Dezember 1945 bis Mai 1946 war G. Ministerialreferent, von Juni 1946 bis November 1948 Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultur (Abteilung Volksbildungswesen) und 1946/47 Staatskommissar der Universität München. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat G. den Wahlkreis 8 [203] (München-West) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und des Ausschusses für Bücherei (bis Mai 1951). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (im Juni 1953 in Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten umbenannt) und dem Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden „Londoner Schuldenabkommen" (seit Mai 1953) an. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. G r a n t z e , Fritz, * 7. 8. 1893 Berlin, f 13. 12.1966 Berlin. Kaufmann, ev. Nach der Realschule besuchte G. eine höhere kaufmännische Fachschule. Zunächst in der Verbandstoffindustrie tätig,

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wurde er 1925 selbständiger Großhändler lur Krankenhausund Arztbedarf. Nach dem Zweiten Weltkrieg war G. am Aufbau wirtschaftlicher Organisationen beteiligt. Er gehörte dem Vorstand der Fachvereinigungen und der Wirtschaftsgruppe Groß- und Außenhandel sowie dem Beirat der Industrie- und Handelskammer zu Berlin an. Seit 1952 war er stellvertretender Vorsitzender der Krankenversicherungsanstalt Berlin. 1945 trat G. in die CDU ein und wurde 1949 Kreis Vorsitzender in Berlin-Tempelhog. Seit 1946 war er Bezirksverordneter. 1951-63 gehörte er dem Berliner Abgeordnetenhaus an, wo er bis 1955 stellvertretender Fraktionsvorsitzender war. A m 17.11.1955 rückte G. für den verstorbenen Abgeordneten Robert —» Tillmanns als Vertreter Berlins in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes (seit April 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (seil April 1956) und dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (seit Januar 1957) an. G r a s e d i e c k , Dieter, * 2 . 7 . 1 9 4 5 Gladbeck. Schlosscr, Diplomingenieur, Gymnasiallehrer, kath. Der einer Bergarbeiterfamilie entstammende G. erwarb 1962 die Mittlere Reife und ließ sich dann bis 1965 zum Schlosser ausbilden. 1965-68 studierte er an der Ingenieurschule Hagen, 1968-71 an der Technischen Hochschule Aachen und Schloß sein Studium mit dem Ingenieursdiplom und beiden Staatsexamen für das Berufliche Lehramt ab. 1971-79 war er Lehrer, 1979-82 stellvertretender Schulleiter und 1982-94 Oberstudiendirektor. G. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt. G. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Gemeinnützigen Baugesellschaft Bottrop mbH sowie Vorsitzender des Vereins Schafft Ausbildungsplätze in Bottrop und Gladbeck e. V. 1971 trat G. in die SPD ein. Seit 1978 ist er Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bottrop. 1995 übernahm er den Vorsitz des SPD-Unterbezirks Bottrop. 1976 wurde er Mitglied des Stadtrates in Bottrop. 1991 / 9 2 war er Bürgermeister in Bottrop, 1992-94 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat. 1994 wurde er Vorsitzender des Ratsausschusses für Kultur. Seit 1994 vertritt G. den Wahlkreis 95 (Bottrop - Recklinghausen IV) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordcntlichcs Mitglied des Finanzausschusses, in dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitet, und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements". VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Udo Franz Zieroff: Fachkunde Technologie in verschiedenen Formen der beruflichen Schulen. Stuttgart 1976. - Lernzielorientierte Hausaufgaben im Unterrichtsfach Technik in den berufsbildenden Schulen. Opladen 1979. G r a ß , Karl Martin, * 1.8.1937 Harburg (Schwaben). Philologe, Verwaltungsbeamter, ev. Nach dem Abitur studierte G. Geschichte und Politische Wissenschaften in München und Heidelberg, wo er 1967 mit der Arbeit Edgar Jung. Papenkreis und Röhmkrise 1933/34 promoviert wurde. 1965-68 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Arbeitskreises für Moderne Sozialgeschichte in Heidelberg, 1968/69 Assistent für Politische Wissenschaft und Didaktik der Politischen Bildung an der Pädagogischen Hochschule Kaiserslautern. 1969 wurde er Referent

Greve im rheinland-pfälzischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung. 1957 Schloß sich G. der CDU an. 1965 wurde er in den Bezirksvorstand der Jungen Union Pfalz gewählt und gehörte 1965-73 gleichzeitig dem Landesvorstand der Jungen Union Rheinland-Pfalz an. 1969-73 war er Mitglied des Bundesvorstandes der Jungen Union. 1973 wechselte er in den Bezirksvorstand der CDU Rheinhessen-Pfalz. Er war Fraktionsvorsitzender im Verbandsgemeinderat. A m 13.4.1976 rückte G. über die Landesliste RheinlandPfalz für den ausgeschiedenen Abgeordneten Carl-Ludwig —> Wagner in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Dezember desselben Jahres angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (seit Mai 1976).

seit Januar 1992), im EG-Ausschuß und im Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. In der 13. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union und des 2. Untersuchungsausschusses (DDR-Vermögen). Er gehörte der interministeriellen Arbeitsgruppe „Transparenz und Kontrolle im Unternehmensbereich/Banken" an. G. war Justitiar der CDU/CSU-Fraktion. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit David J. Gerber: The German law governing standard business conditions. Köln 1977. Mit Harald Jung: Handbook of German employment law. Deventer/Frankfurt am Main 1983. - Mit Harald Jung: Starting business operations in Germany. Deventer 1984, 2 1993.

G r e h n , Klaus, * 2 6 . 9 . 1 9 4 0 Grevesmühlen. Soziologe. G. besuchte nach einer Tischlerlehre (1955-58) die Arbeilerund Bauern-Fakultät (1958-60), an der er das Abitur bestand. 1960-62 studierte er Veterinärmedizin. Aus politischen Gründen relegiert, wurde er Arbeiter im K W O (Kabelwerk Oberspree) Berlin. 1962-64 leistete er Grundwehrdienst. 1964-73 war er Angestellter der Zollverwaltung Berlin, 1973-77 Abteilungsleiter bei der Post und studierte 1971-76 daneben im Fernstudium Philosophie und Soziologie. 1977-80 war er Aspirant, 1980-85 Assistent für Arbeiterund Familiensoziologic an der Humboldt-Universität in Berlin, wo er 1980 mit der Arbeit Tendenzen der Entwicklung der Qualifikationsstruktur - insbesondere der Produktionsarbeiter - aus der Sicht des Arbeitsprozesses und des wirtschaftlich-technischen Fortschritts promoviert wurde. 1981-84 absolvierte er ein Studium der Pädagogik und war 1985-90 wissenschaftlicher Oberassistent für betriebliche Sozialpolitik an der Gewerkschaftshochschule in Bernau. 1990 gründete G. den Arbeitslosenverband Deutschland e.V., dessen Präsident er wurde. Er ist Vizepräsident des Kuratoriums Ostdeutscher Verbände und Vizepräsident des European Network of the Unemployed. G. war 1966-89 SED-Mitglied. 1990 moderierte er am „Runden Tisch". Seit 2000 ist er Mitglied der PDS. 1998 wurde G. über die PDS-Landesliste Sachsen in den Bundestag gewählt. Er ist arbeitsmarktpolitischer Sprecher der PDS-Fraktion. G. engagiert sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, im Ausschuß für Angelegenheiten der Europäischen Union und in der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements".

G r e v e , Otto Heinrich, * 3 0 . 1 . 1 9 0 8 Rostock, f 11.6.1968 Ascona. Jurist (Rechtsanwalt, Notar). G. besuchte ein Gymnasium in Rostock und studierte Rechts- und Staatswisscnschaftcn in Münchcn, Heidelberg, Paris, Nancy und Rostock. 1933 legte er das Referendarexamen, 1936 das Assessorexamen in Berlin ab. 1935 wurde er in Rostock mit der Arbeit Vermutung und öffentlicher Glaube des Anerbenschems promoviert. Seit 1936 im Justizdienst tätig, wurde er 1938 aus politischen Gründen entlassen. Bis 1945 war er Syndikus und kaufmännischer Direktor in industriellen Unternehmen. Von 1946 an lebte er in Hannover und war als Rechtsanwalt, seit 1948 auch als Notar tätig. Seit 1924 war G. Mitglied der Deutschen Jungdemokraten, 1926-33 Mitglied der Dcutschcn Demokratischen Partei und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. 1946 gehörte er zu den Begründern der FDP bzw. der Demokratischen Partei Deutschlands. 1946/47 war er Mitglied des Parteivorstandes für die Britische Zone. 1948 wechselte er zur SPD. Während der Besetzung Thüringens durch amerikanische Truppen 1945 war G. Landrat in Greiz. Von 1948 bis zu seinem Rücktritt am 2 0 . 5 . 1 9 4 9 gehörte er dem Parlamentarischen Rat an. 1947-51 war er Mitglied des Niedersächsischen Landtages. In der 1.-3. Wahlperiode vertrat G. mit einem Direktmandat den Wahlkreis 22 bzw. 44 (Nicnburg-Schaumburg-Lippc) im Bundestag. 1953-58 war er Vorsitzender des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung, 1954/55 stellvertretender Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zum „Fall John". In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß (bis Juni 1951), im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (bis Juli 1951), im Ausschuß für Lastenausgleich (bis Juni 1951) und im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis Oktober 1950), im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, im Unlersuchungsausschuß betr. Dokumentendiebstahl im Bundeskanzleramt (seit Oktober 1951) und im Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages (seit März 1953) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (seit März 1952), dem Ausschuß für Heimatvertriebene (seit Mai 1951) sowie dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis Dezember 1949) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht, in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1954 bzw. seit Februar 1958), in der 3. Wahlperiode des Rechtsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung, in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Arbeitslos. Berlin 1990. - Spannungsfeld Arbeitsmarkt. Berlin 1991. - Arbeitslos in Deutschland. Berlin 1994. G r e s , Joachim, * 1.3.1947 Hameln (Westfalen). Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. Nach dem Abitur 1966 an einem Gymnasium in Düsseldorf studierte G. in Heidelberg und Bonn Rechtswissenschaft. 1971 legte er das Erste, 1974 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde Rechtsanwalt, 1989 Notar in Frankfurt am Main. 1971 trat G. in die CDU ein. Er wurde Vorsitzender der Frankfurter CDU-Mittelstandsvereinigung. 1977-90 gehörte er der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung an und war zeitweise stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat G. den Wahlkreis 139 (Frankfurt am Main II) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im 1. Untersuchungsausschuß (Kommerzielle Koordinierung und Alexander Schalck-Golokowski,

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Griefahn G r i e f a h n , Monika, * 3. 10.1954 Mülheim an der Ruhr. Sozialwissenschaftierin, ev. G. studierte in Göttingen und Hamburg Mathematik und Sozialwissenschaften und legte 1979 die Diplomprüfung ab. Seit 1973 engagierte sie sich in der Jugend- und Bildungsarbeit im Dcutsch-Französischcn Jugendwerk. 1976-80 leitete sie Seminare beim Arbeitskreis „Arbeit und Leben" in Düsseldorf. 1979-81 war G. Bildungsreferentin beim Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) in Hamburg. Zur gleichen Zeit beteiligte sie sich am Aufbau des deutschen Greenpeace-Büros in Hamburg, dessen erste Geschäftsführerin sie wurde. G. setzte sich zunächst insbesondere für den Schulz der Nordsee ein. Im Oktober 1981 hinderten sie und andere Aktivisten der Umweltschutzorganisation den Chemietanker „Titan" an der Weiterfahrt. Mit gleichem Ziel kettete sie sich an das Verklappungsschiff „Kronos" an. 1984-90 gehörte G. als erste Frau dem Internationalen Vorstand von Greenpeace an; sie war insbesondere für den Aufbau neuer Büros in Europa, Lateinamerika und der UdSSR sowie für die Aus- und Fortbildung der Grccnpcacc-Mitarbciter verantwortlich. G. ist stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates der F. C. Flick Stiftung gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz, Potsdam, Vorsitzende des Hamburger Umweltinstituts e.V., stellvertretende Vorsitzende und Mitglied der Jury des Right Livelihood Award (Alternativer Nobelpreis), Stockholm, und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin. Sic Schloß sich der Industriegcwcrkschaft Bauen, Agrar, Umwelt an. 1990 wurde G. Umweltministerin in Niedersachsen. Im November 1992 trat sie der SPD bei. Während ihrer Amtszeit wurde eine Sonderabfallabgabe eingeführt und ein Landesamt für Ökologie eingerichtet. Als die SPD bei den Landtagswahlen im März 1994 die absolute Mehrheit erreichte, wurde G. in ihrem Amt bestätigt und blieb bis zum Ende der Legislaturperiode 1998 Ministerin. Seit 1998 vertritt G. den Wahlkreis 35 (Harburg) im Bundestag. Von Oktober 1999 bis Juli 2000 war sie kultur- und medienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Im Juli 2000 übernahm sie den Vorsitz des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien. Sie gehört als Ordentliches Mitglied dem Unterausschuß Neue Medien, als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß und dem Unterausschuß Vereinte Nationen des Auswärtigen Ausschusses an. G. ist stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Französischen Parlamentariergruppe und Mitglied der deutschen OSZEParlamentarierdelegation. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Greenpeace. Wir kämpfen für eine Welt, in der wir leben können. Reinbek 1983. G r i e m , Hans (Joachim), * 14.2.1902 Hamburg, t 7 . 1 1 . 1 9 5 5 Hamburg. Kaufmann, ev. G. absolvierte 1916-19 eine kaufmännische Lehre in einer Im- und Exportfirma. Er arbeitete als Auslandsexpedient eines Hamburger Industrieunternehmens, war Gehilfe im Lebensmittelgeschäft der Familie und seit 1928 selbständiger Einzelhandelskaufmann. 1945 wurde er Vorstandsmitglied im Verband des Lebensmitteleinzelhandels Hamburg, 1952 dessen Vorsitzender. Ebenso war er Vorstandsmitglied beim Hauptvorstand des Deutschen Lebensmitteleinzelhandels, Wiesbaden, und Verwallungsratsmitglied der Einfuhrund Vorratsstelle für Fette, Frankfurt am Main, sowie stellvertretender Vorsitzender des Gesamtverbandes des Hamburger Einzelhandels. 1946 trat G. in die CDU ein. Seit 1947 gehörte er dem Vorstand des Hamburger Landesverbandes an. 1948 wurde er Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und Deputierter der

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Behörde für Ernährung, 1950 Deputierter der Behörde für Wirtschaft und Verkehr. Seit 6 . 9 . 1 9 5 3 vertrat G. als Nachfolger von Elisabeth —»Ganswindt den Wahlkreis 20 (Hamburg VI) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen (bis Oktober 1955) und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (bis Januar 1956) und dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (von März 1955 bis Januar 1956) an. G r i e s , Ekkehard, * 16.9.1936 Eichenberg (Kr. Witzenhausen), t 3 0 . 7 . 2 0 0 1 Oberursel. Jurist (Rechtsanwalt), kath. G. bestand 1956 in Göttingen das Abitur, studierte dort Staats- und Rechtswissenschaften und legte 1961 das Erste Juristische Staatsexamen ab. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1965 wurde er Assessor beim Regierungspräsidium in Kassel. Seit 1982 war er Rechtsanwalt. 1953 wurde G. Mitglied der Deutschen Jungdemokraten (DJD) und der FDP. 1964-66 war er Landesvorsitzender der DJD, 1971-77 stellvertretender Landesvorsitzender und 1977-82 Landesvorsitzender der FDP Hessen. 1964-66 war er Stadtverordneter in Witzenhausen, 1966-71 hauptamtlicher Stadtrat in Obcrurscl, 1972/73 Stadtverordneter und Vorsitzender der FDP-Fraktion in Oberursel. 1968 wurde er Mitglied des Kreistages Ober- bzw. Hochtaunus; 1985 übernahm er den Vorsitz der FDP-Fraktion. 1974-76 gehörte er der Verbandsversammlung der Regionalen Planungsgemcinschaft Untermain und dem Parlament des Umlandsverbandes Frankfurt am Main an. Seit 1971 war G. Leiter der Zentralabteilung und 1975/76 Staatssekretär beim Hessischen Minister für Wirtschaft und Technik. Während seiner Amtszeit als Hessischer Minister des Innern (1976-82) wurde der Bau der Startbahn West des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens durchgesetzt. Vom 1 . - 1 4 . 1 2 . 1 9 7 8 gehörte er dem Hessischen Landtag an. 1981/82 übernahm er das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten. 1976-78 war er stellvertretendes Mitglied, 1978-82 Mitglied des Bundesrales. 1987 und 1990 wurde G„ der bei der Bundestagswahl 1983 gescheitert war, über die FDP-Landeslisle Hessen in den Bundestag gewählt. Als Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr in beiden Wahlperioden und verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion arbeitete er an Projekten wie der Bahnreform, einem gesamtdeutschen Verkehrswegeplan und der Privatisierung der Flugsicherung mit. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Tnnenausschusses und des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Post und Telekommunikation und des Ausschusses für Fremdenverkehr. G. ist Träger des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Das Land Hessen zeichnete ihn 1996 mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille aus. G r i e s , Gundolf, * 2 . 6 . 1 9 4 3 Wanfried. Diplomökonom, kath. G. besuchte die Grund- und Mittelschule in Mühlhausen (Thüringen), ließ sich zum Industriekaufmann ausbilden und bestand das Abitur an der Abendoberschule. Er studierte Finanzwirtschaft, danach Organisation und Datenverarbeitung und Schloß das Studium als Diplomökonom ab. G. wurde Leiter der Außenstelle Mühlhausen der Zentralen Gehaltsstelle des Bezirkes Erfurt. 1961 trat G. in die CDU ein. 1968 wurde er Mitglied des CDU-Kreisvorstandes. 1987-90 war er Kreisvorsitzender.

Griesinger Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 04, Listenplatz 15, Bezirk Erfurt). Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war G. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Von der Handwerkerschule zur Hochschule für Gestaltung. Ein Beitrag zur Geschichte des technischen Lehrwesens in Offenbach am Main. Offenbach am Main 1975. G r i e s e , Kerstin, * 6. 12.1966 Münster (Westfalen). Historikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, ev. Nach dem Abitur (1985) am Annette-von-Droste-Gymnasium in Düsseldorf studierte G. Neuere und Osteuropäische Gcschichtc sowie Politikwissenschaft an der dortigen Universität. 1997 erwarb sie den Magistergrad. 1987-97 war sie freie, 1997-2000 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Mahnund Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Düsseldorf sowie des Arbeitskreises „NS-Gedenkstätten Nordrhein-Westfalen e.V.". 1995-97 betreute sie das autonome Forschungsprojekl „Die Medizinische Akademie Düsseldorf im Nationalsozialismus". G. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt an. 1997 wurde sie steilvertretendes Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, 2001 der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Seit 2000 gehört sie dem Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung an. 1986 trat G. in die SPD ein. 1988-94 war sie Mitglied, 1990-92 Präsidentin des Düsseldorfer Sludierendenparlaments und 1988/89 stellvertretende Vorsitzende, 1989/90 Vorsitzende des Allgemeinen Studentenausschusses. 1989-93 gehörte sie dem Bundeskoordinierungsausschuß der Juso-Hochschulgruppen, 1990-93 dem JusoBundesvorstand an und war 1994-97 stellvertretende Bezirksvorsitzende der Jungsozialisten Niederrhein. 1995 wurde sie Mitglied des SPD-Parteivorstandes. 1996-2000 engagierte sie sich in der Regionalgruppe Nahost des Bundesverbandes der Jungsozialisten und war 1996-99 Vorsitzende der Jugend-Kommission des SPD-Parteivorstandes. Seit 1999 gehört sie dem Unterbezirksvorstand der Düsseldorfer SPD an. A m 11.5.2000 rückte G. über die Landesliste NordrheinWestfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Willfried —> Penner in den Bundestag nach. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Kultur und Medien sowie dem Unterausschuß Neue Medien an. Sie arbeitete in verschiedenen SPD-Projektgruppen mit, u.a. seit 1999 in der Gruppe „Zukunft von Selbständigkeit und Mittelstand", seit 2000 in der Gruppe „Jugend" und leitet seit 2001 die Projektgruppe „Netzwerk 2010". G. ist Sprecherin der jungen Abgeordneten in der SPD-Fraktion. VERÖFFENTLICHUNGEN: „Haar gefärbt, Ehe geschieden". In: Erlebtes und Erlittenes. Düsseldorf 1993. S. 211-222. Bildungsangebote für Erwachsene und Berufsgruppen in der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. In: Bilden und Gedenken. Erwachsenenbildung in Gedenkstätten und an Gedächtnisorten. Hrsg. von Heidi Behrens-Cobet. Essen 1998. Jüdische Ärztinnen und Ärzte in Düsseldorf und in der Emigration. In: Vertreibung jüdischer Künstler und Wissenschaftler aus Düsseldorf 1933-1945. Düsseldorf 1998, S. 177-205. - Mit Angela Genger: Forschen - lernen - gedenken. Bildungsangebote für Jugendliche und Erwachsene in den Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus in Nordrhein-Weslfalen. Düsseldorf 1998. - Mit Regine Gabriel und Angela Genger: Opfer von Zwangssterilisierungen und NS-„Euthanasie" in der Rheinprovinz. Düsseldorf 2001.

G r i e s i n g e r , Annemarie, geb. Roemer, * 2 1 . 4 . 1 9 2 4 Markgröningen. Fürsorgerin, ev. G„ deren Vater Pfarrer und Studienprofessor am Lehrerinnenseminar in Markgröningen war und nach dem Zweiten Weltkrieg die CDU Ludwigsburg mitbegründete, besuchte 1934-37 das Gymnasium in Ludwigsburg und seit 1937 die Aufbauschule in Markgröningen, wo sie 1942 das Abitur bestand. Danach leistete sie Arbeits- und Kriegshilfsdienst in einer Flachszwirnerei, besuchte daneben eine Haushaltsschule und war 1943-45 Schwesternhelferin in verschiedenen Lazaretten. 1946 wurde sie Haushaltshilfe in einer Pension in Arosa (Schweiz), war dann in Arlesheim tätig und hörte an der Universität Basel u. a. Karl Barth und Karl Jaspers. 1950-52 wurde sie an der Sozialen Frauenschule des Schwäbischen Frauenvereins in Stuttgart zur Jugendund Wirtschaftsfürsorgerin ausgebildet, war 1953-55 an der Evangelischen Bauernhochschule in Hohebuch, 1956-64 als Kreisfürsorgerin beim Landratsamt Ludwigsburg tätig und baute die Altenhilfe im Kreis Ludwigsburg aus. 1956 trat G., deren Mann Leiter der Jungen Union im Kreis Ludwigsburg war, der Jungen Union bei, war bis 1959 Vorstandsmitglied der Jungen Union Nordwürttemberg und wurde 1958 3. stellvertretende Vorsitzende des CDUBezirks Nordwürttemberg. Später gehörte sie der CDUFrauenvereingung in Land und Bund an und war bis 1983 Mitglied des Bundesvorstandes der CDU. Am 2 3 . 1 1 . 1 9 6 4 rückte G. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wilhelm —>Hahn über die Landesliste BadenWürttemberg in den 4. Deutschen Bundestag nach. Seit Januar 1965 war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. 1969 erneut über die Landesliste gewählt, wurde sie stellvertretende Vorsitzende der C D U / CSU-Fraktion. Sie war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in dem sie sich vor allem für die Modernisierung der bäuerlichen Hauswirtschaft einsetzte und am Landfrauenprogramm mitarbeitete. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (seit Oktober 1967) und dem Ausschuß für Gesundheit an. Für die 6. Wahlperiode errang G. das Direktmandat des bisher von der SPD gehaltenen Wahlkreises 167 (Ludwigsburg). In dieser Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Sonderausschuß für Sport und Olympische Spiele mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Juni 1972), des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung (von Januar 1970 bis Juni 1972) und des Gemeinsamen Ausschusses nach Art. 53 a GG (von April 1970 bis Juni 1972). A m 6 . 9 . 1 9 7 2 legte G. ihr Bundestagsmandat nieder und trat als baden-württembergische Ministerin für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung in das Kabinett von Hans Filbinger ein. Bei der Kabinettsumbesetzung, die Lothar Späth 1980 vornahm, mußte G., die für ihren auf freundlichem Umgang beruhendem Politikstil und ihre Volksnähc bekannt war, ihr Ressort an Dietmar —» Schlee abgeben und war 1980-84 Ministerin für Bundesangelegenheiten und Europabeauftragte der Landesregierung. Anfang April 1983 verkündete G„ die 1976-84 im baden-württembergischen Landtag als direkt gewählte Abgeordnete den Wahlkreis Vaihingen vertrat, ihren Rückzug aus der aktiven Politik. 1980-90 war G. Präsidiumsmitglied der Europa-Union Deutschlands und Landesvorsitzende der Europa-Union von Baden-Württemberg. 1984 übernahm sie den Vorsitz der Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte e. V., Marburg. 1984-94 war sie Mitglied des Präsidiums des

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Grießhaber Deutschen Roten Kreuzes, 1993-97 Landesvorsitzende der Senioren-Union Baden-Württemberg. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Humor darf nicht zu kurz kommen! In: Ein Leben für die Politik? Briefe an jüngere Mitbürger. Hrsg. von Sonja Schmid-Burgk. Freiburg im Breisgau 1988, S. 52-58. LITERATUR: Birgit Meyer: Frauen im Männerbund. Politikerinnen in Führungspositionen von der Nachkriegszeit bis heute. Frankfurt am Main/New York 1997, S. 55-81, 255-257. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. G r i e ß h a b e r , Rita, * 27. 5.1950 Bad Dürrheim. Pädagogin, Diplombibliothekarin. G. besuchte seit 1962 Gymnasien in Villingen und Schwenningen und bestand 1970 das Abitur. 1970-76 studierte sie Erziehungswissenschaften in Tübingen und Berlin und Schloß das Studium als Diplompädagogin ab. Nach einem Aufbaustudium 1977-79 wurde sie Diplombibliothekarin am Institut für Bibliotheksausbildung in Berlin und arbeitete 1980-82 als Bibliothekarin bei der Stadt-Bücherei Neukölln. 1979-82 gehörte sie zu den Mitarbeitern des Frauenbildungs-, -forschungs- und Informationszentrums Berlin. 1985-90 war sie am Frauenzentrum in Freiburg im Breisgau tätig. 1989-94 war G„ die 1991 der Partei Die Grünen beilrat, Stadträtin in Freiburg. 1992/93 saß sie im Vorstand des Frciburgcr Kreisverbandes ihrer Partei und engagierte sich 1993/94 im Grünen-Landesvorstand von Baden-Württemberg, dessen Mitglied sie seit 1998 wieder ist. 1994 und 1998 wurde G. über die Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. 1994-98 war sie fraucnpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Tn der 13. Wahlperiode, in der sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung angehörte, war sie für den Gesetzentwurf zum § 218 ihrer Fraktion verantwortlich. Außerdem erarbeitete sie für ihre Fraktion einen Entwurf zur Neugestaltung des Kinderschaftsrcchts. In der 14. Wahlperiode ist G. Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und von dessen Unterausschuß Vereinte Nationen. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Verteidigungsausschuß, der Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder und dem Gemeinsamen Ausschuß an. 1998 wurde sie Mitglied der Parlamentarischen Versammlung in der OSZE. Grill, Kurt-Dieter, * 28.12.1943 Rathenow. Ingenieur, Verwaltungsbeamter. Nach dem Abitur studierte G. an der Fachhochschule Suderburg und wurde Ingenieur für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik. Er ließ sich für den gehobenen Dienst der Wasserwirtschaftsverwaltung in Niedersachsen ausbilden und war bis 1974 Bauoberinspektor bei der Bezirksregierung Lüneburg. 1962 trat G. in die CDU ein. 1962-87 gehörte er der Jungen Union an; 1968-72 war er Kreisvorsitzender, 1972-76 Bezirksvorsitzender und Landesschatzmeistcr. 1972 wurde er Mitglied des CDU-Bezirksvorstandes, 1984 Beisitzer des Vorstand der niedersächsischen CDU und 1987 Vorsitzender des CDU-Bundesfachausschusses Umwelt. 1974-94 war G. Mitglied des Niedersächsischen Landtages; 1986 wurde er stellvertretender FraktionsVorsitzender. 1976-96 gehörte er dem Kreistag Lüchow-Dannenberg an. 1978-91 leitete er als Vorsitzender die sog. „Gorleben-Kommission". Tn der 13. Wahlperiode vertrat G. den Wahlkreis 31 (Lüneburg - Lüchow - Dannenberg) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt wurde. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied

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im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheil, dem er auch in der 14. Wahlperiode angehört, und in der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt" (bis März 1998) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wirtschaft und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an. G., der bis 2000 dem Verwallungsrat des Deutschen Atomsforums angehörte, ist seit diesem Jahr Vorsitzender der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Sliflung, Sankl Augustin. G r i m m i n g , Jürgen, * 23.4. 1938 Berlin. Leitender Angestellter. G. erwarb 1957 die Mittlere Reife, durchlief 1957-61 eine Verwaltungslehre, erhielt eine Ausbildung als Regierungsinspektor-Anwärter und legte 1961 die Prüfung für den gehobenen Dienst ab. 1961-67 war er Ausbildungsleiter in Verwaltungshilfe für Praktikanten aus Ländern der Dritten Welt, 1967-71 persönlicher und Pressereferent des Senators für Finanzen, 1971-75 Leiter des Büros des Berliner Bürgermeisters Kurt ^ N e u b a u e r , zugleich Pressereferent und 1975 vorübergehend kaufmännischer Direktor der Staatlichen Porzellanmanufaktur KPM. G. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Er ist Geschäftsführer des Journalisten Verbandes Berlin. 1994 wurde er Mitglied des Fachausschusses Europa des Deutschen Journalistenverbandes, 2000 als Vorsitzender des Programmausschusses des Senders Freies Berlin wiedergewählt. 1962 trat G. in die SPD ein. 1967-69 war er Landesvorsitzender der Berliner Jungsozialisten. Am 18.6.1975 rückte G. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gottfried —> Wurche in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 7. Wahlperiode im Dezember 1976 angehörte. Er war von September 1975 bis Januar 1976 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen und gehörte seit September 1975 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an. Grobecker, Claus, * 5.4.1935 Bremen. Buchdrucker. G. besuchte 1941-49 die Volksschule in Bremen und erlernte den Beruf des Buchdruckers, in dem er bis 1970 tätig war. Zunächst Jugendsprecher und Betriebsratsvorsitzender, war er 1965-83 ehrenamtlicher Vorsitzender des Bezirks Bremen der Industriegewerkschaft Druck und Papier. Als Arbeitnehmervertreter gehörte er den Aufsichtsräten der Hapag Lloyd AG, Hamburg/Bremen, und bis 1982 der Weser AG, Bremen, an. 1990 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Maschinen- und Schiffsbau AG in Rostock. 1960 trat G. der SPD bei. 1972-85 gehörte er dem SPDLandesvorstand Bremen an. 1967-70 war er in der Bremischen Bürgerschaft Mitglied der Deputation für Soziales. Am 8.1.1970 rückte G. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hans Stefan —»Seifriz in den Bundestag nach und vertrat bis 1983 mit einem Direktmandat den Wahlkreis 51 (Bremen-West). Von April bis Oktober 1982 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit. In allen fünf Wahlperioden arbeitete G. als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß (in der 6. Wahlperiode zunächst von Januar bis Dezember und in der 9. Wahlperiode seit Oktober 1982 Stellvertretendes Mitglied), dessen stellvertretender Vorsitzender er von Dezember 1981 bis April 1982 war. Tn der 6.-8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fermneldewesen (seit Januar

Groß 1970), in der 8. Wahlperiode dem Verleidigungsausschuß (seit Juli 1980), in der 8. und 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis Juni 1982) und in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr (bis Juni 1982) an. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit und des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit September 1983). Nach der Wahl zum Senator für Arbeit in Bremen legte G. zum 14. 11.1983 sein Bundestagsmandat nieder. Im September 1985 übernahm er das Finanzressort, gab sein bisheriges Amt jedoch erst zum Jahresende auf. 1991 schied er aus der Landesregierung aus. Seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten der Landeszentralbank in Bremen scheiterte. 1999 berief Bundes verkehrsminister Franz —»Müntefering G. zum Leiter der unabhängigen Experten-Kommission (Grobecker-Kommission) zur Untersuchung der Havarie des Frachters „Pallas" vor der Insel Amrum im Herbst 1998. G r o c h t m a n n , Elisabeth, geb. Luczak, * 19.9.1956 Gnoien. Diplomökonomin, Verwaltungsangestellte, kath. G. besuchte eine Polytechnische Oberschule, Schloß 1975 eine Berufsausbildung mit Abitur ab und wurde 1975-79 an der Handelshochschule Leipzig zur Diplomökonomin ausgebildet. 1979-90 war sie Verwaltungsangestellte. 1990 trat G. der CDU bei und engagierte sich in der Partei als Kreisvorsitzende. 1990 wurde sie Landrätin im Kreis Tctcrow. In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat G. den Wahlkreis 266 (Rostock-Land - Ribnitz-Damgarten - Teterow Malchin) im Bundestag. Sie war Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (bis Juli 1993, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (seit Februar 1992). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Auswärtigen Ausschuß an. Gröbl, Wolfgang, * 12.3.1941 Erfurt. Forstwirt, Unternehmensberater, kath. G., Sohn eines Forstwirts, besuchte bis zum Abitur 1960 das Gymnasium in Ettal, leistete 1960-62 Wehrdienst und studierte 1962-65 an der Forstwirtschaftlichen Fakultät der Universität München, wo er die Große Forstliche Staatsprüfung ablegte. 1969 wurde er persönlicher Referent des CSUGeneralsekretärs Max Streibl. 1971-74 war er Referent im neugegründeten Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen, danach selbständiger Unternehmensberater. 1976-89 gehörte G. dem Präsidium des Rates der Gemeinden und Regionen Europas an. 1985 wurde er Kreisvorsitzender des Bayerischen Roten Kreuzes Miesbach. G. ist Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Bundesslil'tung Umwelt (DBU). 1969 trat G. in die CSU ein. Er richtete einen Arbeitskreis zu Umweltschutz und Landesplanung ein. 1972-87 war er Landrat des Landkreises Miesbach. In der 11.-13. Wahlperiode (1987-98) vertrat G. den Wahlkreis 210 (Starnberg) im Bundestag. 1987-91 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichcrheit, 1991-93 beim Bundesminister für Verkehr und 1993-98 beim Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Verkchrsausschuß. VERÖFFENTLICHUNGEN: Umweltpolitik im Alpenraum eine Bilanz, o. O. 1988. - Landwirtschaft und Umweltschutz müssen kein gesellschaftliches Konfliktfeld sein. In: Sparkasse 110 (1993) Heft 11, S. 501-504.

G r ö h e , Hermann, * 25.2.1961 Uedem (Kr. Kleve). Jurist (Rechtsanwalt), ev. G. besuchte 1967-71 die Friedrich-von-BodelschwinghSchule und 1971-80 das Quirinus-Gymnasium in Neuss. 1980-87 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Köln. Nach dem Ersten Staatsexamen war er 1987-93 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Staatsphilosophic und Rechtspolitik der Universität Köln. 1994 wurde er Rechtsanwalt. Im November 1997 wurde G. Mitglied der Neunten Synode und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Seit November 2000 ist er Vorsitzender des Diakonischen Werks in Neuss und seit 2001 Kuratoriumsmitglied des Deutschen Instituts für Menschenrechte sowie Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung. G. gehört zu den Herausgebern des evangelischen Magazins „Chrismon". 1977 trat G. der CDU bei. 1983-89 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Neuss, 1989-94 Bundesvorsitzender der Jungen Union Deutschlands. 1990 wurde er erster Vorsitzender der gesamtdeutschen Jungen Union. 1984-89 und 1993/94 gehörte er dem Neusser Kreistag an. 1994 wurde G. über die CDU-Landesliste NordrheinWcstfalcn, 1998 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 76 (Neuss I) in den Bundestag gewählt. 1994-98 war er Sprecher der „Jungen Gruppe". 1998 wurde er Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuß für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. In der 13. Wahlperiode arbeitete G. als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß und im Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union (bis Januar 1998) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen". In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. G r ö w e l , Margarete, * 14.8.1899 Hamburg, f 20.1.1979 Salzburg. Dozentin, kath. G. unterrichtete nach dem Studium der Ethnologie bis 1933 am Katholischen Knabenseminar in Hamburg und wurde 1937 mit der Arbeit Haltung und Erziehung des Kindes bei den nordamerikanischen Indianern promoviert. Sie war u. a. Dozentin am hamburgischen Institut für Lehrerfortbildung. Bereits in der Weimarer Republik engagierte sie sich in karitativen und sozialen Frauenverbänden. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft war sie vorübergehend im Konzentrationslager Fuhlsbüttel. 1945 gehörte G. zu den Begründern der Hamburger CDU. Sie war Vorstandsmitglied und stellvertretende Vorsitzende ihrer Partei in der Britischen Zone. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat G. den Wahlkreis 2 [18] (Eppendorf) im Bundestag. Sie engagierte sich als Qrdcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Film sowie im Ausschuß für Kulturpolitik und war Vorsitzende des Ausschusses für Bücherei bzw. (seit 1952) des Büchcreibcirates. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Beamtenrecht an. 1953 heiratete G. den Ingenieur Maximilian Sztollar und war seitdem (als erste Frau im deutschen Konsulardienst) Konsul in Houston (Texas). Groß, Rötger (Emanuel Julius), * 22.4.1933 Hildburghausen. Jurist (Rechtsanwall), Verwaltungsbeamter, ev. G., Sohn eines Pfarrers, besuchte Humanistische Gymnasien in Lüneburg und Hamburg. Nach dem Abitur 1952 studierte er als Werkstudent (er war sowohl in der Landwirtschaft

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Großmann als auch in der Leder- und Autoindustrie tätig) Rechtswissenschaften und Neuere deutsche Geschichte an den Universitäten Hamburg und Heidelberg. 1956 legte er in Heidelberg das Erste Juristische Staatsexamen ab. 1958/59 studierte er Verwaltungswissenschaften in Speyer. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1960 in Hamburg war er kurze Zeit bei einem Rechtsanwalt tätig. 1961 trat G. als Assessor in den hamburgischen Staatsdienst ein. In der Hochschulverwaltung arbeitete er an einem neuen Hochschulgesetz mit, wechselte dann aber in die Bauverwaltung. 1964 zum Regierungsrat ernannt, wurde er im Mai desselben Jahres Stadtdirektor in Hameln, wo er bis 1972 Dezernent für das Schulund Kulturwesen war. G. war Vorsitzender des Vcrkchrsvercins Hameln, 1965-72 Aufsichtsratsvorsitzcnder der Oberwcser-Dampfschiffahrts GmbH, 1971-74 Vorsitzender des Fremdenverkehrs Verbandes Weserbergland-Mittelweser und stellvertretender Vorsitzender des Fremdenverkehrsverbandes Niedersachsen. Er gehörte dem Präsidium des Landeskuratoriums Niedersachsen Unteilbares Deutschland an und war stellvertretendes Mitglied des Landesplanungsbeirates Niedersachsen. 1973/74 war er Mitglied des Präsidiums des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, des Vorstandes des Bundesverbandes für den Selbstschutz und des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung. 1954 trat G. in die FDP ein. 1954/55 war er 1. AStAVorsitzender in Heidelberg, 1952-58 Mitglied des Liberalen Studentenbundes Deutschlands, 1958-68 Mitglied der Deutschen Jungdemokraten und 1961-63 stellvertretender Landesvorsitzender in Hamburg. Auf dem nicdcrsächsischen FDP-Landesparteitag im Mai 1968 wurde G. als Nachfolger von Carlo —> Graaff zum Landesvorsitzenden des Landesverbandes der FDP gewählt. Seit 1970 war er Mitglied des Bundesvorstandes seiner Partei. Bei den Landtags wählen im Juni 1974, bei denen G. Spitzenkandidat war, gelang der FDP mit einem Stimmenanteil von 7,1 % wieder der Einzug in den Niedersächsischen Landtag. SPD und FDP bildeten unter Alfred Kübel ein Koalitionskabinett, in dem G. das Innenministerium übernahm. Nach der Wahl des CDU-Kandidaten Ernst Albrecht zum niedersächsischen Ministerpräsidenten Anfang 1976 bekannte sich G. zunächst zu einer konstruktiven Opposition und lehnte alle Koalitionsangebote der CDU ab. Auf dem FDP-Landesparteitag im April 1976 als Landesvorsitzender bestätigt, sprach er sich nach Albrechts angebotener Bundesratsklausel, die bei Bundesratsabstimmungen Konzessionen zugunsten der Bonner Regierungskoalition in Aussicht stellte, für eine Koalition aus, die Mitte Dezember 1976 auf dem FDP-Sonderparteitag eine knappe Mehrheit erhielt. A m 19.1.1977 wurde G. Innenminister der neuen niedersächsischen CDU/FDP-Landesregierung. Der wachsende Widerstand gegen G.s Koalitionskurs wurde auf dem FDP-Landesparteitag im April 1978 deutlich, als G. zwar als Landesvorsitzender bestätigt wurde, jedoch rund ein Drittel Gegenstimmen erhielt. Bei den Landtagswahlen im Juni desselben Jahres schied die FDP mit 4,2 % der Stimmen wieder aus dem Landtag aus, worauf G. als Landesvorsitzender der FDP zurücktrat. Im November 1978 schicd er auch aus dem Bundesvorstand der Partei aus. 1972 wurde G. über die FDP-Landcslistc Nicdcrsachsen in den 7. Deutschen Bundestag gewählt, aus dem er am 5 . 7 . 1 9 7 4 ausschied. Er war Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. L I T E R A T U R : Gabriela I . Carmanns: Geschichte und Politik des niedersächsischen Landesverbandes der FDP in seiner Umbruch- und Konsolidierungsphase 1967-1978. Aachen 2000.

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G r o ß m a n n , Achim, * 17.4.1947 Aachen. Psychologe, Dozent, kath. G., Sohn eines Arztes, bestand 1966 das Abitur und studierte Psychologie in Aachen, wo er 1972 die Diplomprüfung ablegte. 1972-86 arbeitete er als Psychologe an der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Alsdorf, die er seit 1979 leitete. Nach 1986 war er Dozent für Verwaltungspsychologie an einer Fachhochschule für öffentliche Verwaltung. 1971 trat G. in die SPD ein. 1975 wurde er Mitglied des Stadtrates Würselen, 1982 Vorsitzender des SPDUntcrbczirks Aachen. 1983-95 gehörte er dem Bezirksvorstand der SPD Mittelrhein an. Seit 1987 vertritt G. den Wahlkreis Aachen 54 (Aachen) im Bundestag. 1987-90 war er stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission „Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung". 1991 übernahm er den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft „Raumordnung, Bauwesen und Städtebau" der SPD. 1991-98 war er wohnungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und Mitglied des Fraktionsvorstandes. In der 11.-13. Wahlperiode engagierte sich G. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis August 1987) und des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (seit August 1987), in der 11. und 12. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheit (bis Juni 1991), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und des Finanzausschusses. Im Oktober 1998 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Würselen, Bardenberg, Broichweiden: Gcschichte(n) in alten Bildern. Mcincrzhagen 1985. Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. DEPOSITUM:

G r o t t h a u s , Wolfgang, * 7 . 3 . 1 9 4 7 Groß Schwansee. Chemotechniker, technischer Angestellter. Nach dem Besuch der Realschule erlernte G., Sohn eines Bergmanns, seit 1963 den Beruf eines Chemielaboranten und bildete sich 1966-68 zum Chcmotechnikcr weiter. Er arbeitete als technischer Angestellter bei der Deutschen Babcock Anlagen GmbH und engagierte sich als Betriebsratsvorsitzender. G. wurde Mitglied des Aufsichtsrates der Landesgartenschau, Oberhausen, der Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH, Oberhausen, und der Stadtwerke Oberhausen. Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der Entwicklungsgesellschaft Neu Oberhausen und stellvertretender Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Oberhausen. 1969 trat G. in die SPD ein. 1970 wurde er als Vertreter der Jungsozialisten in den Ortsvorstand aufgenommen. G. ist stellvertretender Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Oberhausen. 1975-99 gehörte er dem Stadtrat von Oberhausen an und war Sprecher der SPD-Fraktion für Umwelt, Jugend, Wohnen/Bauwesen und Sport. 1994-98 hatte er das Amt des Ersten Bürgermeisters in Oberhausen inne. 1998 wurde G. im Wahlkreis 86 (Oberhausen) direkt in den Bundestag gewählt. Er engagiert sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung sowie im Finanzausschuß. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Sportausschuß an.

Grüner Grotz, Claus-Peler, * 22.4.1957 Balingen. Politikwissenschaftler, Dozent, kath. G. bestand 1977 am Gymnasium in Hechingen das Abitur und studierte Politikwissenschaft, Zeitgeschichte und Soziologie in Tübingen, wo er 1983 den Magistergrad erwarb. 1986-88 war er wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Tübingen und 1988-90 Referent im baden-württembergischen Innenministerium. Er gehörte dem Präsidium des Instituts für Auslandsbeziehungen an und war Dozent an der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen. 1972 trat G. in die Junge Union, 1974 in die CDU ein. 1973-79 war er Ortsvorsitzender der Jungen Union in Hechingen und 1977-89 Mitglied des Bezirksvorstandes der Jungen Union Württemberg-Hohenzollern. 1981-85 gehörte er dem Landesvorstand der Jungen Union Baden-Württemberg an. 1993 wurde er Vorsitzender der CDU im Zollernalbkreis. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat G. den Wahlkreis 194 (Aachen) im Bundestag. Er engagierte sich in den Unterausschüssen Auswärtige Kulturpolitik und Abrüstung und Rüstungskontrolle, trat als Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Auswärtige Kulturpolitik hervor und war stellvertretender Vorsitzender des Gesprächskreises Kunst und Kultur der CDU/CSU-Fraktion. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit und war Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (seit Februar 1993). In der 12. Wahlperiode gehörte er zunächst als Ordentliches, seil Februar 1993 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Junge Union: Struktur, Funktion, Entwicklung der Jugendorganisation von CDU und CSU seit 1969. Kehl am Rhein/Straßburg 1983. - Über den Bodcnscc hinweg. Tübingen 1988. - Wählervcrhaltcn in der Bundesrepublik Deutschland. Dargestellt am Beispiel der Bundestagswahl 1987 in Württemberg-Hohenzollern. München 1989. G r ü n b e c k , Josef, * 17.9.1925 Haan (Kr. Dux). Unternehmer, Dozent. G., Sohn eines Schneiders, besuchte die Wirtschaftsoberschule, bestand 1942 das Abitur und nahm als Gebirgsjäger am Zweiten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg gründete er in Höchstädt (Schwaben) ein Unternehmen für Wasserund Abwasseraufbereitung, dessen geschäftsführender Gesellschafter er wurde. Einige Jahre war G. auch Dozent an der Universität Augsburg und hielt im Rahmen eines Kontaktstudiums Vorlesungen zur Problematik der Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand. G. war Mitglied der Technischen Vereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach (FIGAWA), der Industrie- und Handelskammer Augsburg und der Handwerkskammer Augsburg. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden der Vereinigung für Liberale Mittelstandspolitik (VLM) ernannt. 1966-87 gehörte G. dem Stadtrat von Höchstädt an. 1972 wurde er Mitglied des Kreistages Dillingen. Seit 1974 Mitglied der FDP, war er 1976-84 Bezirksvorsitzender in Schwaben und gehörte 1978-82 dem Bayrischen Landtag an. Seit 1976 Mitglied des FDP-Landesvorstandes, wurde er am 19.2.1989 als Nachfolger von Manfred Brunncr zum Landesvorsitzenden gewählt. Mit G. als Spitzenkandidaten schaffte die bayrische FDP im Oktober 1990 mit 5,2% die Rückkehr in den Landtag. Er wurde Vorsitzender der FDPFraktion.

G., der 1983 und 1987 über die FDP-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt worden war, war auch Spitzenkandidat seiner Partei in Bayern bei der Bundestagswahl im Dezember 1990. G. nahm das Bundestagsmandat an und gab zum Jahresende 1990 sein Landtagsmandat ab. Sein Engagement in Bonn war auch Grund für seinen Verzicht auf den Landesvorsitz der FDP; im Juni 1991 wurde Max —»Stadler sein Nachfolger. In allen drei Wahlperioden war G. im Bundestag Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (in der 10. Wahlperiode bis September 1984, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 10. Wahlperiode war er vorübergehend Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, in der 10. und 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie und dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (bis Januar 1992, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Januar 1992, davor Stellvertretendes Mitglied). G. erhielt u.a. die Goldene Verdienstmedaille des Bayerischen Landessportverbandes, 1984 den Partnerschaftspreis der Stiftung Sozialer Wandel in der unternehmerischen Wirtschaft, 1986 den Europapreis für unternehmerische Kreativität beim zweiten Europäischen Innovations- und Technologie-Kongreß der Mittelständischen Wirtschaft und 1989 den Bayrischen Verdienstorden. DEPOSITUM: Archiv des Dcutschcn Liberalismus der Fricdrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. G r ü n e r , Martin, * 19.7.1929 Stuttgart. Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, ev. G., Sohn eines Zahnarztes, bestand 1949 am Gymnasium in Schramberg das Abitur, studierte Rechtswissenschaften in Tübingen und Hamburg und legte 1959 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1959-68 war er Syndikus und Geschäftsführer im Verband der Schwarzwälder Uhrenindustrie e.V., Schwenningen. 1961 erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt. 1968-72 war G. Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Dcutschcn Uhrcnindustric e.V., Schwenningen, der 1968 mit dem Verband Schwarzwäldcr Uhrcnindustric e. V. fusionierte. Seit 1950 Mitglied der FDP, wurde G. Mitglied des Landesvorstandes der FDP Baden-Württemberg. 1964-72 gehörte er dem Gemeinderat der Stadt Schramberg an und war mehrere Jahre Vorsitzender der Fraktion FDP/Freie Wähler. In der 6.-12. Wahlperiode (1969-94) gehörte G., jeweils über die FDP/DVP-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, dem Bundestag an. 1969-72 war er bildungspolitischcr Sprecher seiner Fraktion. In der 6. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß (von Januar bis Oktober 1970, die restliche Zeit als Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis Januar 1970, danach als Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit Oktober 1970) mit. Von Dezember 1972 bis September 1982 und von Oktober 1982 bis März 1987 war G. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft. Als Koordinator für die Deutsche Luft- und Raumfahrt (1974-87) wies er im Januar 1976 in dem im Auftrag des Bundeskabinetts erstellten Bericht zur Struktur der deutschen Luft- und Raumfahrt auf die Notwendigkeit einer mit Regierungshilfen geförderten privatwirtschaftlichen Aktivität in diesem Bereich hin. Anfang 1987 trat G. für eine Reform der Unternehmensbesteuerung ein. Seinem Vorschlag zufolge sollten anstelle der Gewerbesteuer die Gemeinden zu Lasten von Bund und

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Grünewald Ländern an der Mehrwertsteuer beteiligt werden. Von März 1987 bis zum Ende der 11. Wahlperiode war G. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In dieser Funktion regte er ein Solarforum zur Erforschung und Nutzbarmachung der Sonnenenergie an und sprach sich für eine Harmonisierung der Energiepreise nach oben im Rahmen der Europäischen Union aus. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß und im Haushaltsausschuß. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Auswärtigen Ausschuß und dem Sonderausschuß „Europäische Union" (seit November 1992) an. Für die Bundestagswahl im Okiober 1994 kandidierte G. nicht mehr. G. erhielt das Verdienstkreuz 1. Klasse (1976), das Große Verdienstkreuz (1978) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und das Handwerkszeichen in Gold (1987). VERÖFFENTLICHUNGEN: Bürokratie contra Politik? In: Liberal 16 (1974) Heft 8 / 9 , S. 633-641. G r ü n e w a l d , loachim, * 21.11.1933 Kirchhundem. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. G., Sohn eines Fabrikanten, bestand 1954 das Abitur. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn und Köln, wo er 1957 das Erste Juristische Staatsexamen ablegte und 1960 mit der Arbeit Das Eigentum, und das Eigentumsrecht in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands zum Dr. jur. promoviert wurde. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1962 war er bis 1964 wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter an der Universität Bonn, 1964-68 Kreisrechtsrat in Olpe, 1968-87 Oberkreisdirektor des Kreises Olpe sowie stellvertretender Vorsitzender des Ruhrverbandes und des Ruhrtalsperrenvereins, Essen. 1980-87 war G. stellvertretendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Bonn. Als Parlamentarier war er Mitglied des Beirates Öffentliche Verwaltung der Westdeutschen Landesbank, Düsseldorf, und des Beirates der Westfälischen Ferngas AG, Dortmund, sowie stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Treuarbeit AG, Frankfurt am Main. 1995-98 hatte er den Vorsitz des Verwaltungsrates der Bundesanstalt für Vereinigungsbedingte Sonderaufgaben innc. 1959 trat G. in die CDU ein. 1968 wurde er Mitglied des CDU-Kreisvorstandes. 1969-87 gehörte er der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe an; 1975 wurde er stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion. 1975-87 war er Vorsitzender des Finanzausschusses des Nordrhein-Westfälischen Landkrcistagcs, 1980-87 des Finanzausschusses des Deutschen Landkreistages. 1989 wurde er Bundesschatzmeister der Kommunalpolitischen Vereinigung der C D U / C S U (KPV) und Angehöriger des Bundesvorstandes des CDUWirtschaftsrates. In der 11. und 12. Wahlperiode (1987-94) vertrat G. den Wahlkreis 121 (Olpe - Siegen - Wittgenstein II) im Bundestag. In der 11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (bis Oktober 1990), im Inncnausschuß und im Finanzausschuß. 1991-94 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg. mit Theo Hundt: Der Kreis Olpe. Bilder und Berichte. Oldenburg 1970. - Hrsg.: Der Kreis Olpe. Südsauerland. Oldenburg 1977. - Notwendig ist eine umfassende Erneuerungskur. Stand und Perspektiven des kommunalen Finanzausgleichs in Nordrhein-Westfalen. In: Kommunalpolitische Blätter 37 (1985) S. 1052-1055. G r ü t z m a n n , Angela, geb. Korduan, * 22.10.1937 Brandenburg an der Havel. Angestellte, Journalistin, ev. G. ging 1948 mit ihrer Familie nach West-Berlin, wo sie 1953 die Mittlere Reife erwarb und bis 1955 eine

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Höhere Handelsschule besuchte. Bis 1962 Börsensekretärin, wurde sie 1970 Referenlin für Frauenpolitik im SPDLandesverband Berlin. Daneben war sie journalistisch tätig. 1966 trat G. in die SPD ein. 1971 wurde sie Berliner Bezirksverordnete, 1973 Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Berlin. Am 2 . 2 . 1 9 7 4 rückte G. als Vertreterin des Landes Berlin für den verstorbenen Abgeordneten Klaus Dieter —> Arndt in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 7. Wahlperiode im Dezember 1976 angehörte. Sie arbeitete als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (seil Februar 1974) und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seil März 1974) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (seit September 1975). G. gehörte dem Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung an. Im Oktober 1974 wurde sie Schriftführerin. G r u h l , Herbert, * 2 2 . 1 0 . 1 9 2 1 Gnaschwitz, f 26. 6.1993 Regensburg. Philologe, Schriftsteller, ev. Der einer Bauernfamilie entstammende G. besuchte eine landwirtschaftliche Fachschule, arbeitete in der Landwirtschaft und war 1941-45 Soldat. 1947 holte er die Reifeprüfung nach, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie in Berlin, wurde 1957 mit der Arbeit Hugo von Hofmannsthal. Die existenziellen Grundlagen und die geistesgeschichtlichen Bezüge seines Werkes zum Dr. phil. promoviert und war nach kurzer kaufmännischer Ausbildung in der elektronischen Datenverarbeitung tätig. 1954 trat G. in die CDU ein. 1965-74 hatte er den Vorsitz des Kreisverbandes Hannover-Land inne. 1961-72 war er Stadtrat von Barsingen, 1964-69 Vorsitzender der dortigen CDU-Fraktion. G. setzte sich vor allem für umweltpolitische Themen ein, kam durch sein außerparlamentarisches Engagement in diesem Bereich in Konflikt mit der CDU und gründete 1978 nach seinem Austritt aus der Partei die „Grüne Aktion Zukunft" (später „Die Grünen"). 1981 verließ er „Die Grünen" und war 1982-89 Bundesvorsitzender der „Ökologisch-Demokratischen Partei" (ÖDP). In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) gehörte G., jeweils über die CDU-Landesliste gewählt, dem Bundestag an. Seit 11.7.1978 war er fraktionslos. Er hatte den Vorsitz der Arbeitsgruppe Umwellvorsorge inne. In allen drei Wahlperioden war G. Ordentliches Mitglied des Innenausschusses (bis September 1978). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 6. Wahlperiode dem Petitionsausschuß, in der 7. und 8. (seit Oktober 1978) Wahlperiode dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ein Planet wird geplündert. Die Schreckensbilanz unserer Politik. Frankfurt am Main 1975. Das irdische Gleichgewicht. Ökologie unseres Daseins. Düsseldorf 1982. - Der atomare Selbstmord. München 1986. - Uberleben ist alles. Erinnerungen. München 1987. Himmelfahrt ins Nichts. Der geplünderte Planet vor dem Ende. München 1992. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. G r u n d , Manfred, * 3 . 7 . 1 9 5 5 Zeitz. Diplomelektroingenieur, kath. G. besuchte das Gymnasium in Lützen und bestand 1974 das Abitur. Er arbeitete zunächst als Turbinenmaschinist im Braunkohlenkombinat Deuben und leistete 1974/75 Grundwehrdienst. 1976-80 studierte er Elektrotechnik in Dresden und war 1980-90 Bereichsingenieur im Energiekombinat Erfurt. G. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Wohnungsbaugenossenschaft Leinefelde und der Vertreterversammlung der Feuerwehrunfallkasse Thüringen.

Gscheidle 1989 wurde G. Sprecher der Bürgerinitiative Heiligenstadt. 1990 Schloß er sich der CDU an und übernahm den stellvertretenden Vorsitz des Kreisverbandes Eichsfeld. Er ist Mitglied des Landesvorstandes der CDU Thüringen. 1990-94 war er erster Kreisbeigeordneter und Dezernent in der Kreisverwaltung Heiligenstadt. Seit 1994 vertritt G. den Wahlkreis 296 (Nordhausen Worbis - Heiligenstadt) im Bundestag. Er ist Vorsitzender der CDU-Landesgruppe Thüringen und seit 1998 Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit und war Stellvertretendes Mitglied des Innen- und des Rechtsausschusses. In der 14. Wahlperiode ist G. Ordentliches Mitglied des Ältestenrates, des Wahlprüfungsausschusses und des Gemeinsamen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, dem Ausschuß für Angelegenheiten der Neuen Länder und der Enquete-Kommission „Globalisierung der Wirtschaft - Herausforderungen und Antworten" an.

Ortsvereins Alt-Lehe. Als Mitglied der Bremer Bürgerschaft gehörte er 1971 dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik der SPD-Fraktion an. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) vertrat G. den Wahlkreis 52 (Bremerhaven-Bremen Nord) im Bundestag. In der 7. und 8. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 9.-11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Februar 1990). In der 7. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis Juni 1973) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 8.-11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologie, in der 9. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Im Dezember 1974 enthielt er sich bei der Abstimmung zum Hochschulrahmcngcsetz der Stimme, weil er das „Bremer Modell" einer Reform-Universität nicht berücksichtigt sah. Im November 1983 enthielt er sich auch in der Frage des NATO-Doppelbeschlusses der Stimme und lehnte im Gegensatz zur SPD-Mehrheit den Antrag der Partei zur Schnellbrüter-Reaktortechnologie ab.

G r u n d m a n n , Arthur, * 23.3.1920 Herne, f 16. 8.1987 Bonn. Bergmann. G. war 1934-38 Jungbergmann in Herne, Bochum und Hattingen. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und arbeitete danach erneut als Bergmann in Herne. 1945 Schloß er sich der FDP an und engagierte sich besonders in der Jugendarbeit. 1948 wurde er in den Stadtrat von Herne gewählt. 1949 wurde G. über die FDP-Landesliste NordrheinWestfalen in den 1. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen, des Ausschusses für Arbeit, des Ausschusses für Grenzlandfragen (von Oktober 1950 bis Oktober 1951) und des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit Oktober 1951), dem Ausschuß für Sozialpolitik, dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von Juli bis Oktober 1951), dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit Oktober 1951), dem Ausschuß für Jugendfürsorge (bis Oktober 1951) und dem Ausschuß zur Beratung des Pcrsonalvcrtrctungsgcsctzcs (seit März 1953) an.

G r u n n e r , Josef, * 10.6.1904 Atzelsdorf (Niederösterreich), f 27.11.1984. Angestellter, Redakteur. G. war vor 1945 Industrieangestellter, später Redakteur des „Telegraf. Für die SPD gehörte er 1955-69 dem Bezirksstadtrai Berlin-Schöneberg an; 1964-69 war er Bürgermeister des Stadtteils. Am 11.6.1957 rückte G. als Abgeordneter des Landes Berlin für die verstorbene Abgeordnete Louise —> Schroeder in den Bundestag nach. Am 21.6.1957 legte er sein Mandat nieder.

G r u n e n b e r g , Horst, * 19. 11.1928 Schmolsin (Pommern). Fleischer, Elektroschweißer. Nach dem Besuch eines Realgymnasiums wurde G. 1945 eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1945/46 war er Schreiner, 1946-48 Fleischerlehrling, legte die Gesellenprüfung ab und arbeitete 1948/49 im Kohlebergbau, 1950-54 als Fischfiletierer. 1955 trat er eine Stelle als Elektroschweißer bei der AG Weser in Bremerhaven an, wo er 1959 in den Betriebsrat gewählt und 1971 zum Lohnsachverständigen ernannt wurde. 1965-73 war G. Leiter des Vertrauenskörpers der IG Metall der Seebeckwerft in Bremerhaven und seit 1973 stellvertretender Vorsitzender der dortigen Betriebsgruppe. 1985 wurde er Präsidiumsmitglied des Deutschen Fischereiverbandes. Er war auch Mitglied der Mccreswirtschaftskommission des Bundesministeriums für Wirtschaft sowie des Vcrwaltungsrates des Deutschen Atomforums. 1950 trat G. in die SPD ein. 1970 wurde er zweiter Vorsitzender der SPD-Betriebsorganisation im Unterbezirk Bremerhaven und Mitglied des Landesvorstandes der SPDBctriebsorganisation Bremen, 1972 Vorsitzender des SPD-

G. ist Mitglied des Rundfunkrates und des Programmausschusses des Senders Freies Berlin. 1992-96 war die parteilose G. Bezirksstadträtin für Gesundheit in Hohenschönhausen, 1996-2000 Bezirksbürgermeisterin in Hohenschönhausen und Leiterin des Ressorts Gesundheit, Personal und Verwaltung, 2001/2002 Bezirksbürgermeisterin in Friedrichshaim-Kreuzberg und Leiterin der Abteilung für Kultur, Personal und Gleichstellung. Am 8.2.2002 rückte G. über die PDS-Landesliste Berlin für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gregor —>Gysi in den 14. Deutschen Bundestag nach. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung.

G r ygier, Bärbel, * 20.2.1955 Berlin. Psychologin. G. bestand 1973 in Berlin das Abitur, studierte 1973-84 Mathematik und Klinische Psychologie und wurde 1986 zum Dr. rer. nat. promoviert. 1986-88 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im zentralen Exportbüro des Ministeriums für Gesundheitswesen der DDR, 1988-90 im Zentralinstitut für Hochschulbildung. 1981-90 arbeitete sie daneben in einer Ehe- und Sexualberatungsstelle sowie für den Hörfunk und das Fernsehen der DDR zu diesem Thema. Von März bis anfang Oktober 1990 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der PDS in der Volkskammer, anschließend bis 1992 Mitarbeiterin für Gesundheitspolitik der PDS/Linke Liste im Deutschen Bundestag.

Gscheidle, Kurt, * 16. 12.1924 Stuttgart. Feinmechaniker, Gewerkschaftsfunktionär, ev. Nach dem Besuch der Volksschule machte G. auf Drängen seines Vaters, eines Bahnbeamten und sozialdemokratischen Gewerkschafters, eine Lehre als Feinmechaniker bei der Post und arbeitete anschließend in seinem Beruf im Postdienst. Seit 1942 war er Soldat. 1948 kehrte er aus französi-

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Güde scher Kriegsgefangenschaft zurück und trat als Fernmeldetechniker wieder in den Postdienst ein. Er wurde Betriebsratsmitglied und Bezirksjugendleiter im Fernmeldezeugamt. 1950/51 besuchte G. mit einem Stipendium des Deutschen Gewerkschaftsbundes die Sozialakademie in Dortmund. Später führten ihn Studienaufenthalte nach Frankreich, England, Skandinavien und Amerika. Nach einer Ausbildung in Arbeitskunde wurde er REFA-Lehrer und legte die Prüfung als REFA-Ingenieur ab. Zuletzt arbeitete er als Werkführer in einem Betrieb der Dcutschcn Bundespost. 1953-57 war G. Leiter des Sekretariats für Technik und Wirtschaft der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) in Bonn und seit 1957 stellvertretender Vorsitzender der DPG in Frankfurt am Main. Seit 1956 Mitglied der SPD, wurde G. 1961 im Wahlkreis 135 (Obertaunus) in den 4. Deutschen Bundestag gewählt und arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Inneres mit. 1965 verlor er seinen Wahlkreis an den CDU-Kandidaten Walther Leisler —» Kiep, zog aber über die Landcslistc Hessen in den Bundestag ein und saß als Ordentliches Mitglied im Innenausschuss, im Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (seit April 1969) sowie im Postausschuß (seit Mai 1966). 1968 gehörte G. zu jener Minderheit in der SPDFraktion, die einen Gegenentwurf zur Notstandsverfassung der Großen Koalition erarbeitete; er stimmte gegen den Regierungsentwurf. Im Oktober 1969 wieder über die Landesliste Hessen gewählt, schied G. am 7. 11.1969 aus dem Bundestag aus und wurde beamteter Staatssekretär für den Postbereich im Ministerium für Verkehr-, Post- und Fernmeldewesen. Ebenso gab er sein Amt als zweiter Vorsitzender der DPG ab. Als Staatssekretär entwickelte er eine vielbeachtete neue Unternehmensverfassung für die Post, die sich jedoch politisch nicht durchsetzen ließ. Am 16.5.1974 wurde G. als Bundesminister für Verkehr und Post von Helmut —;> Schmidt in die Regierung geholt. G.s Vorschlag zur Sanierung der Bundesbahn durch Reduzierung des Streckennetzes bei gleichzeitigem Personalabbau um 60000 Bedienstete innerhalb von drei Jahren stieß auf heftige öffentliche Kritik und wurde von Bundeskanzler Schmidt schließlich zurückgestellt. G. gelang es jedoch, die Bundespost nach einigen Verlustjahren 1975 wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Bei der Bundestagswahl im Oktober 1976 unterlag G. im Wahlkreis Rheydt-Grevenbroich dem CDU-Kandidaten Willy —> Wimmer, zog jedoch über die nordrhein-westfälische Landesliste wieder in das Parlament ein und wurde im Dezember 1976 als Minister für Post und Verkehr bestätigt. Die Bundespost erzielte auch in G.s zweiter Legislaturperiode als Minister Gewinne, seine Pläne für eine Sanierung der Bundesbahn scheiterten jedoch. Bei der Bundestagswahl 1980 verzichtete G. auf eine Direktkandidatur im Wahlkreis Rheydt-Grevenbroich; die Absicherung auf der Landesliste wurde ihm jedoch vom SPD-Bezirk Niederrehein verweigert. Nach den Wahlen wurde das Ministerium geteilt; Volker Hauff erhielt das Verkehrsressort, G. blieb ohne Abgeordnetenmandat Postminister. In diese Amtszeit fiel die Entscheidung der Monopolkommission, in der die Bundespost als alleinige Netzträgerschaft bis zum einfachen Hauptanschluß bestätigt wurde, alle weiteren Fernmeldegeräte aber privaten Unternehmen überlassen werden sollten (Februar 1981), der Beschluß der Postgebührenerhöhung (mit Wirkung ab 1.7.1982) und der Antrag zum Ausschluß des Ministers aus der DPG. Bei der Regierungsumbildung am 29.4.1982 schied G. aus dem Kabinett aus und ging in Pension. 1970-74 war G. Vizepräsident des Aufsichtsrates der Deutschen Lufthansa. Er gehörte auch dem Aufsichtsrat der Deutschen Welle und der Kreditanstalt für Wiederaufbau an.

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VERÖFFENTLICHUNGEN: Vereinbarkeit des Leistungsgedankens mit dem derzeitigen Dienstrecht. Düsseldorf 1969. Damit wir in Verbindung bleiben. Porträt der Deutschen Bundespost. Stuttgart 1982. LITERATUR; Ernst-Dieter Lueg: Gefragt; K. G. Bornheim 1976. - Herbert Uhi; G., Κ. In; Udo Kempf und Hansgeorg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 280-284. G ü d e , Max, * 6.1.1902 Donaueschingen, f 29.1.1984 Werl. Jurist (Staatsanwalt, Richter), kath. G., Sohn eines Oberrechnungsrates, besuchte ein Humanistisches Gymnasium in Heidelberg und studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und Bonn. 1929-32 war er Staatsanwalt in Mosbach, anschließend Amtsrichter in Bruchsal und leitete 1933-43 das Amtsgericht Wolfach. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, an dem er 1943-45 teilnommen hatte, war er wieder im badischen Justizdienst, kam 1950 zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe und leitete seit 1952 deren politische Abteilung. 1955 wurde G. Präsident des Vierten Strafsenats, 1956 Oberbundesanwalt und war 1957-61 Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof. In seiner Jugend im Katholischen Jugendbund „Quickborn" engagiert, Schloß sich G. nach 1945 der CDU an. 1961 wurde G. im Wahlkreis 175 (Karlsruhe-Stadt), 1965 im Wahlkreis 178 (Karlsruhe) direkt in den Bundestag gewählt. Dort widmete er sich vor allem der Strafrechtsreform und war 1963-69 Vorsitzender des Sonderausschusses für die Strafrechtsreform. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung mit. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich außerdem als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß, dem er in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und im 2. Unlersuchungsausschuß (Verfassungsschutz, seit November 1963). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Inneres und dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an. Giilich, Wilhelm (Johannes Daniel Otto), * 7.6.1895 Sachsenberg, f 15.4.1960 Bad Pyrmont. Volkswirt, Bibliotheksdirektor, Hochschullehrer, ev. Bereits früh führend in der Jugendbewegung des Wandervogels und der Freideutschen Jugend tätig, studierte G., Sohn eines Bauunternehmers, seit 1919 Nationalökonomie, Rechtswissenschaften und Geographie an den Universitäten Marburg, Wien und Kiel und wurde 1924 mit der Arbeit Grundfragen der großrumänischen Wirtschaftspolitik zum Dr. sc. pol. promoviert. Im selben Jahr wurde er Direktor der Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft der Universität Kiel, die er zu einer der bedeutendsten weltwirtschaftlichen Bibliotheken in Europa ausbaute. 1942 wurde er zum Honorarprofessor für Schrifttumskunde der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Kiel ernannt. G. war Mitglied der SPD und 1946-48 Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg. 1947-50 gehörte er dem SchleswigHolsteinischcn Landtag an; 1947-49 war er parlamentarischer Vertreter des Schleswig-Holsteinischen Landschaftsministers und Vorsitzender des Beirates für die Bodenreform, 1947-50 Finanzminister. 1949 wurde er G. im Wahlkreis 14 (Herzogtum Lauenburg) direkt, 1953 und 1957 über die SPD-Landeslistc SchleswigHolstein in den Bundestag gewählt. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 2. und 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusscs. In der 1. Wahlperiode bis Mai 1951 Stellvertretendes Mitglied, wurde er im Juni 1951 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Stcuerfragen, dem er auch in der 2. Wahl-

Günther periode als Ordentliches Mitglied angehörte; seil Oktober 1953 war er Stellvertretender Vorsitzender. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bücherei (von Dezember 1949 bis Mai 1951) und des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953), in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft. Voraussetzungen und Grundlagen weltwirtschaftlicher Forschung. Jena 1939. LITERATUR: W. G. zum Abschied. 7.6.1895 - 15.4.1960. Hrsg. von Ernst Engelbrecht und Bruno Diekmann. Kiel 1960. - Wirtschaft und Gesellschaft Südosteuropas. Gedenkschrift für W. G. München 1961. Günther, Bernhard, * 4.11.1906 Koblenz, t 31.10.1981 Köln. Elektromeister, kath. Nach dem Besuch eines Realgymnasiums durchlief G. eine Lehre als Elektriker, legte 1935 die Meisterprüfung ab und war seit 1938 selbständiger Elektromeister. Im Zweiten Weltkrieg wurde sein Unternehmen zerstört. 1945-75 war G. Präsident der Handwerkskammer Köln. 1949 übernahm er den Vorsitz des Westdeutschen Handwerkskammertages. 1952 wurde G. Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Bundesbahn und der Wohnungs-AG für das Rheinische Handwerk. Er gehörte auch dem Aufsichtsrat der Mittelstandshilfe Dortmund an und war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Kölner Bank von 1867. G., der vor 1933 Anhänger der Zentrumspartei war und sich 1928-33 in den Vorständen von Kolping- und Windthorstbund betätigte, gehörte 1945 zu den Begründern der Kölner CDU. 1945-48 war er Stadtverordneter in Köln, 1948/49 Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat G. den Wahlkreis 4 bzw. 63 (Düren-Monschau-Schlcidcn) im Bundestag. In der 1. und 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen, in der 3. Wahlperiode im Finanzausschuß mit. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Grenzlandfragen und des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (seit März 1950). In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Besatzungsfolgen (seit Februar 1955, davor war er seit Dezember 1953 Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Atomfragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes, dem Ausschuß für Verkehrwesen, dem Ausschuß für das Post- und Fcrnmeldcwesen (seit Februar 1954), dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit Februar 1954) und dem Ausschuß für Grenzlandfragen an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Entwicklungshilfe. In der 3. und 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verteidigung und dem Ausschuß für Heimatvertriebene an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

G ü n t h e r , Horst, * 17.7. 1939 Rheinhausen (heute zu Duisburg). Kaufmann, Gewerkschaftsfunktionär, ev. Nach dem Besuch der Volksschule ließ sich G. 1954-57 zum Industriekaufmann ausbilden. 1957-60 war er kaufmännischer Angestellter bei der Krupp-Hüttenwerk Rheinhausen AG, 1960-71 zunächst Gewerkschaftssekretär, dann Geschäftsführer der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) in Duisburg und 1971-77 Ressortleiter für Tarifund Betriebspolitik der DAG Nordrhein-Westfalen. 1971-77 hatte er den Vorsitz des Landes-, 1975-77 auch Gesamtbetriebsrates der DAG inne. 1977-82 war er Landesverbandsleiter der DAG Nordrhein-Westfalen. 1978-88 engagierte er sich als Arbcitnchmervcrtrctcr im Aufsichtsrat der Horten AG, 1978-91 im Aufsichtsrat der VictoriaVersicherungsgesellschaften. 1980-86 gehörte er der Vertreterversammlung der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK), 1986-91 der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte an. Er war Sozialrichter am Sozialgericht Duisburg. G. ist Mitglied des Vcrwaltungsbcirates der HEWAG Seniorenstift GmbH, Dinslaken. 1962 trat G. in die CDU. 1991-98 war er Kreis Vorsitzender der CDU Duisburg. Jeweils über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, gehörte G. dem Bundestag in der 9.-13. Wahlperiode (1980-98) an. Nachdem er 1998 zunächst kein Mandat erhalten hatte, rückte er am 1.10.1999 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Dieter —» Pützhofen in den Bundestag nach. 1987-90 war G. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Soziales der CDU/CSU-Fraktion und gehörte dem Fraktionsvorstand an. In der 9.-11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (in der 9. Wahlperiode seit August 1981, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Petitionsausschuß (seit Oktober 1982, davor Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis September 1981, danach Stellvertretendes Mitglied) mit, dem er in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 11. Wahlperiode auch des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990). Als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozial Ordnung (1991-98) lehnte G. ab, Ausländern das passive Wahlrecht bei Sozialversicherungswahlen zu gewähren. In der 14. Wahlperiode ist G. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. G ü n t h e r , Joachim, * 22.10.1948 Syrau (Vogtland). Diplomingenieur, Diplomökonom. Nach dem Besuch der Polytechnischen Oberschule (1965-67) ließ sich G., Sohn eines Angestellten der Reichsbahn, 1967-70 an einer Fachschule in Karl-Marx-Stadt zum Maschinenbau-Konstrukteur ausbilden. 1971 trat er der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) bei. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Diplomingenieur in einem Ingenieurbüro in Plauen war er 1975-77 Kreissekretär in Oelsnitz (Vogtland), nach dem Studium an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften „Walter Ulbricht" in Potsdam (1977-82) mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsrecht, das er als Diplomökonom abschloß, 1982-90 Kreissekrelär in Plauen. Seit Februar 1990 Hauptgeschäftsführer der LDP, war G. vom März bis August 1990 Hauptgeschäftsführer des Bundes Freier Demokraten, 1990-95 Vorsitzender des FDPLandesverbandes Sachsen und von August 1990 bis 1994 Mitglied des FDP-Präsidiums. 1995 wurde er Vorsitzender der FDP Vogtland.

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Gumrum Bei den ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen im Dezember 1990 zog G. (hinter Wolfgang —> Mischnick auf dem 2. Platz) über die Landesliste Sachsen in den Bundestag ein. Im Januar 1991 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 14. Wahlperiode engagiert sich G. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen an. G. ist stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Außen-, Sicherheits-, Europa- und Entwicklungspolitik sowie Sprecher für wirtschaftliche Zusammenarbeit der FDPBundstagsfraktion. G u m r u m , Otto, * 2 6 . 9 . 1 8 9 5 München, t 3 . 1 0 . 1 9 6 6 Bad Aibling. Technischer Sachverständiger, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief G. eine Lehre als Kraftfahrzeugtechniker und wurde an einem Polytechnikum unterrichtet. 1914 trat er in den öffentlichen Dienst ein, arbeitete zunächst im technischen Polizeidienst und war Soldat im Ersten Weltkrieg. 1925 legte er die Prüfung für den mittleren, 1935 für den gehobenen technischen Dienst ab und wurde KfZ-Sachvcrständiger. 1939-45 war er Wchrmachtsbeamter im technischen Dienst. 1945 wurde städtischer Bauamtmann für Technik in München. G., der vor 1933 der Bayerischen Volkspartei angehört hatte, Schloß sich 1947 Bayernpartei (BP) an, für die er 1948 in den Stadtrat von Münchcn gewählt wurde. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat G. den Wahlkreis 200 (München-Nord) im Bundestag. Nachdem er als Mitglied der CSU zunächst der CDU/CSU-Fraktion angehört hatte, wechselte er am 2 6 . 1 0 . 1 9 5 6 zur FVP, die am 14.3.1957 mit der DP zur DP/FVP-Fraktion fusionierte. G. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit November 1956), des Ausschusses für Beamtenrecht (von Februar 1955 bis November 1956, danach bis Februar 1957 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (seit Dezember 1953, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes (seit Januar 1957), des Ausschusses für Verkehrswesen (bis Februar 1955, von Januar bis November 1956 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis November 1956, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (seit November 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kulturpolitik (bis November 1956) an. G u n d e l a c h , Gustav (Rudolf August), * 19.12. 1888 Kiel, t 8 . 7 . 1 9 6 2 Hamburg. Eisendreher. Nach seiner Ausbildung zum Eisendreher arbeitete G. bis 1932 auf Kieler und Hamburger Weiften. 1909 der SPD beigetreten, Schloß er sich 1919 der USPD an und wechselte 1920 zur KPD. Seit 1924 Mitglied der KPD-Bezirksleitung und Vorsitzender der Roten Hilfe, leitete er 1933/34 die illegale Rote Hilfe. 1934 emigrierte er über Dänemark, Norwegen und Rumänien 1936 in die Schweiz, wo er noch im selben Jahr ausgcwicsen wurde. 1937/38 leitete er den Sanitätsdienst der Internationalen Brigaden in Spanien, ging 1940 in die UdSSR und war 1942-45 Redakteur des Deutschen Volkssenders in Moskau. 1945 kehrte G. als Mitglied der Gruppe Walter Ulbricht zurück, war am Aufbau der Landesverwaltung in Sachsen-Anhalt beteiligt und wurde 1946 in den Partei vorstand der SED gewählt. Seit 1946 lebte er in Hamburg, war 1946-49 Vorsitzender der KPD-Landesleitung und gehörte 1949-53 dem KPD-Parteivorstand an.

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Gewählt über die KPD-Landesliste Hamburg, war G. 1949-53 Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (bis März 1952) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (von Mai 1951 bis Januar 1952) sowie des Ausschusses für Außenhandclsfragcn (seit Mai 1951). Als beratendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz (bis Dezember 1949), dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis Juni 1951) und dem Ausschuß für Beamtenrecht (bis März 1952) an. LITERATUR: Jens Ulrich Klocksin: Kommunisten im Parlament. Die KPD in Regierungen und Parlamenten der westdeutschen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland (1945-1956). Bonn 1993. NACHLASS: Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Berlin. G u t t e n b e r g , Karl Theodor Freiherr von und zu, * 23.5.1921 Weisendorf, | 4 . 1 0 . 1 9 7 2 Schloß Guttenberg bei Stadtsteinach (Oberfranken). Land- und Forstwirt, kath. G. besuchte ein Gymnasium in Würzburg sowie Kollegs in Fcldkirch (Tirol) und St. Blasien (Schwarzwald) und leistete seit 1938 Wehrdienst. In englischer Kriegsgefangenschaft (seit 1944) arbeitete er an Sendungen der BBC mit. Nach der Rückkehr übernahm er den elterlichen Forst- und Landwirtschaftsbetrieb. 1945 war G. Mitbegründer der CSU und wurde Mitglied des Landesausschusses Oberfranken. 1946 wurde er Mitglied des Ausschusses der CSU für Zwischenstaatliche Beziehungen. 1946-72 war er Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes Stadtsteinach, 1957-72 Mitglied des Vorstandes des CSUBezirks Verbandes Oberfranken. 1961-72 gehörte er dem Landesvorstand der CSU an. 1948-52 und 1962-72 war er Kreisrat, 1952-57 Landrat in Stadtsteinach. 1957 und 1961 wurde G. im Wahlkreis 222 (Forchheim), 1965 im Wahlkreis 225 (Kulmbach) und 1969 über die CSU-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. Er war außenpolilischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion und 1967-69 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Er gehörte zu den entschiedensten Verfechtern der Westpolitik Konrad —> Adenauers und galt als Gegner der Ostpolitik der Regierung —>Brandt. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten mit (in der 5. Wahlperiode bis Mai 1967). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis Januar 1958) und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht (seit Februar 1960) an. In der 3. und 4. Wahlperiode engagierte sich G. als Ordentliches Mitglied in der Arbeitsgruppe zur Frage der Beziehungen zu den Ostblockstaaten (seit Oktober 1959). In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses und des Ausschusses für Entwicklungshilfe, in der 5. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (bis Oktober 1967). VERÖFFENTLICHUNGEN: Gemeinsame Außenpolitik? Eine Antwort auf Herbert Wehner. Bonn 1960. - Wenn der Westen will. Plädoyer für eine mutige Politik. Stuttgart 1 9 6 4 , 2 1 9 6 5 . - Deutschland in der atlantischen Partnerschaft. Düsseldorf 1965. - Wege zur Wiedervereinigung. Brauchen wir eine neue Deutschlandpolitik? Hamburg 1965. - Die Zukunft Europas. Wirtschaftliche, politische und weltanschauliche Aspekte. Düsseldorf 1970. - Im Interesse der Freiheit. Hrsg. von Paul Pucher. Stuttgart 1970. - Fußnoten. Stuttgart 1971. - Die neue Ostpolitik. Wege und Irrwege. Osnabrück 1971. LITERATUR: Brigitte Kaff: Κ. T. Freiherr von und zu G. In: Walther L. Bernecker und Volker Dotterweich

Gysi (Hrsg.): Persönlichkeit und Politik in der Bundesrepublik Deutschland. Politische Porträts. Bd. 1. Göttingen 1982, S. 168-175. - Rudolf Morsey: Κ. T. Freiherr von und zu G. (1921-1972). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem dcutschcn Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Bd. 8. Hrsg. von Jürgen Aretz, Rudolf Morsey und Anton Rauscher. Mainz 1997, S. 123-137. G u t t m a c h e r , Karlheinz, * 24.8.1942 Danzig. Chemiker, Hochschullehrer. G. besuchte bis zum Abitur 1961 ein Gymnasium in Wernigerode und studierte 1963-70 in Jena. 1967 wurde er Diplomlchrcr für Chemie und Tcchnikwisscnschaft, 1970 Diplomchemiker. 1975 wurde er mit der Arbeit Ein Beitrag zur Rationalisierung der Hochschulchemieausbildung, dargestellt an der Programmierung der Einführung in die Ligandenfeldtheorie zum Dr. rer. nat. promoviert. 1976-89 war er Oberassistent an der Chemischen Fakultät der FriedrichSchiller-Universität in Jena, 1989 Beauftragter des Rektors für Lehrerbildung. 1990 habilitierte er sich und wurde zum Dezernenten für studentische und akademische Angelegenheiten an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ernannt. 1961 Schloß sich G. der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) an. 1990 wurde er Kreis Vorsitzender der FDP Jena, 1991 Mitglied des Landesvorstandes und 1995 Mitglied des Präsidiums der FDP Thüringen. Seit 1994 gehört er auch dem FDP-Bundesvorstand an. 1960 wurde er Mitglied des Stadtrates in Jena. Seit 1990 ist G. Mitglied des Bundestages, jeweils über die FDP-Landeslistc Thüringen gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß mit, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In er 12. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft und des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (von Januar bis August 1992) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. 1994-98 trat er als stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung hervor. Als bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion unterstützte er Forderungen nach einem neuen Hochschulrahmengesetz. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und des Petitionsausschusses. G u t z e i t , Martin, * 30.4.1952 Cottbus. Pfarrer, ev. Nach dem Besuch der Polytechnischen Oberschule in Dissenchen (Cottbus) durchlief G., Sohn eines Pfarrers, 1968-70 eine Lehre als Elektromonteur in Calau. 1970/71 arbeitete er als Relaisprüfer bei der Energieversorgung Cottbus und holte 1971 über die Volkshochschule das Abitur nach. Als Wehrdienstverweigerer übernahm er 1971/72 eine Stelle als Diakoniepfleger auf dem Martinshof in Rothenburg (Oberlausitz) und studierte 1972-79 Theologie und Philosophie am Sprachenkonvikt in Berlin. 1980-82 war G. Vikar in Berlin-Pankow und 1982-86 Pfarrer in Schwarz bei Neustrelitz. 1983-87 nahm er an den „Mecklenburger Friedensseminaren" teil. 1986-90 war er als Repetent und Assistent bei Richard —» Schröder am Sprachenkonvikt in Berlin tätig. Von Februar bis September 1991 gehörte er als Assistent der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin an und war 1991/92 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung. 1993 wurde G. Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR in Berlin. Im Juli 1989 verfaßte G. mit Markus —»Meckel den Aufruf zur Gründung einer sozialdemokratischen Initiativgruppe.

Im September 1989 gründeten sie die Initiativgruppe „Sozialdemokratische Partei in der DDR" und forderten die Einführung einer ökologisch orientierten, sozialen Demokratie. Im Oktober 1989 zählte G. zu den Begründern der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) in Schwante. 1989/90 war er Mitinitiator der Kontakte zwischen Opposition und Regierung, die zum Runden Tisch führten, an dem auch G. als SDP-Vertreter teilnahm. Von Februar bis September 1990 war er Mitglied des SPD-Parteivorstandes der DDR und arbeitete u. a. in dessen Grundsatzkommission mit. Vom 18.3. bis zum 2. 10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 14, Listenplatz 2, Bezirk Schwerin); er war Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion und Mitglied des Präsidiums der Volkskammer. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 gehörte G. dem 11. Deutschen Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Innenausschusscs. 1992-94 arbeitete er als Sachverständiger für die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zur Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland. 1995 erhielt G. das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Markus Meckel: Opposition in der DDR. Köln 1994. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. G y s i , Andrea, geb. Lederer. * 4 . 1 0 . 1 9 5 7 Bad Reichenhall. Juristin (Rechtsanwältin). G. studierte Rechtswissenschaft und wurde Rechtsanwältin in Berlin. Seit 1996 ist sie mit Gregor —»Gysi verheiratet. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) gehörte G„ jeweils über die PDS-Landcslistc Mecklenburg-Vorpommern gewählt, dem Bundestag an. 1990-93 war sie stellvertretende Vorsitzende der Gruppe P D S / L L , danach 1. Parlamentarische Geschäftsführerin. 1994-98 leitete sie den Arbeitsbereich Außen- und Friedenspolitik und war außenpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion. In der 12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß (zwischenzeitlich war sie von Oktober 1991 bis Januar 1992 Stellvertretendes Mitglied) und im 1. Untersuchungsausschuß (Kommerzielle Koordinierung, seit Oktober 1991, davor Stellvertretendes Mitglied) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Auswärtigen Ausschuß, dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, des Auswärtigen Ausschusses und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union sowie Stellvertretendes Mitglied des Vcrteidigungsausschusses. G y s i , Gregor, * 16.1.1948 Berlin. Jurist (Rechtsanwalt). G. entstammt einer alteingesessenen Berliner Familie mit jüdischen Vorfahren. Sein Vater Klaus G. leitete 1957-66 den Aufbau-Verlag in Berlin, stand 1959-66 dem Börsenvcrcin der Deutschen Buchhändler zu Leipzig vor, war 1966-73 Kulturminister, 1973-78 erster DDR-Botschafter in Rom und 1979-88 Staatssekretär für Kirchenfragen in der DDR. 1954-62 besuchte G. die Polytechnische Oberschule und 1962-66 die Erweiterte Oberschule in Berlin. Gleichzeitig absolvierte er eine Ausbildung im VEG (volkseigenen Gut) Blankenfelde. 1966 bestand er das Abitur und Schloß eine Lehre als Facharbeiter für Rinderzucht ab. 1966-70 studierte G. Jura an der Humboldt-Universität Berlin, erhielt 1970/71 eine Assistentenausbildung am Stadtbezirksgericht Berlin-Friedrichshain, Schloß seine juristische Ausbildung

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Gysi mit einer Assistenz im Kollegium der Rechtsanwälte ab und wurde 1971 als Rechtsanwalt zugelassen. Später vertrat er eine Reihe von Oppositionellen, darunter Robert Havemann, Rudolf Bahro, Ulrike Poppe und Bärbel Bohley. 1976 wurde G. an der Humboldt-Universität mit der Dissertation Zur Vervollkommnung des sozialistischen Rechtes im Rechtsverwirklichungsprozeß zum Dr. jur. promoviert. Seit 1988 saß er dem Kollegium der Rechtsanwälte in Berlin, 1988/89 dem Rat der Vorsitzenden der Anwaltskollegien in der DDR vor. 1962 trat G. der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und der Deutsch-Sowjctischcn Freundschaft (DSF), 1963 dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) bei und wurde mit 19 Jahren am 11.11. 1967 in die SED aufgenommen. Seit dem 3.12.1989 Mitglied des Arbeitsausschusses zur Vorbereitung des außerordentlichen Parteitages der SED, war er verantwortlich für die Untersuchung von Amtsmißbrauch und Korruption. Am 9.12.1989 wurde er im Zuge der politischen „Wende" zum Vorsitzenden der SED/PDS gewählt; dieses Amt behielt er auch nach der Umbenennung in PDS bis Januar 1993. Von Dezember 1989 bis März 1990 vertrat G. die SED/PDS bzw. PDS am Zentralen Runden Tisch. Vom 18. 3. bis zum 2.10.1990 war er Mitglied der Volkskammer der DDR und gehörte dem Ausschuß für Deutsche Einheit der Volkskammer an. Als Vorsitzender der PDSFraktion kritisierte G. den Staatsvertrag über die Wirtschaftsund Währungsunion und plädierte für eine Vereinigung nach Artikel 146 des Grundgeselzes und mithin für eine neue Verfassung. Am 3.10.1990 wurde G. Mitglied des Deutschen Bundestages. Bei den Bundestagswahlen von 1990, 1994 und 1998 errang er jeweils das Direktmandat im Wahlkreis 261 bzw. 260 (Berlin-Hellersdorf - Marzahn). Sein Erststimmenantcil lag 1994 bei 46,7% und 1998 bei 48,9%. 1990-98 war G. Vorsitzender der Gruppe der PDS im Deutschen Bundestag. 1992 wies G. den Verdacht, inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit gewesen zu sein, von sich. Im selben Jahr war er Mitbegründer der „Komitees für Gerechtigkeit". G. wurde Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen in der DDR in Berlin. Im März 1997 legte die Gauck-Behörde dem Bundestag eine Stellungnahme vor, in der sie zum Schluß kam, G. habe von 1978 bis 1989 als inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums lur Staatssicherheit gearbeitet. Im Mai 1998 stellte der Immunitätsausschuß des Deutschen Bundestages fest, G. habe für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet. Die PDS und ein FDP-Abgeordneter stimmten diesem Papier nicht zu; G. legte erneut Klage ein. Von 1998 bis zum 3.10.2000 war er Vorsitzender der PDSFraktion. Auf dem Parteitag der PDS in Münster hatte G. im April 2000 den Rückzug von allen politischen Ämtern angekündigt. Am 3.10.2000 gab er den Vorsitz der Bundestagsfraktion ab. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Untersuchungsausschusses „Kommerzielle Koordinierung" (bis Oktober 1991, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Untersuchungsausschusses „Treuhandanstalt", in der 13. Wahlperiode des Untersuchungsausschusses

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„Plutonium-Schmuggel". In der 14. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. Im Juli 2001 erklärte G. seine Kandidatur für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Seit 18.1.2002 ist er Bürgermeister und Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen in Berlin. G. fordert eine Gesellschaft, die Gerechtigkeit und Mcnschenrechte verwirklicht. Der konstituierende Rahmen einer „antifaschistischen Demokratie" soll durch die radikale Transformation der Gesellschaft auf der Grundlage von Antikapitalismus, Pazifismus, Antifaschismus, Antirassismus und Antiimperialismus erreicht werden. G. sieht Rolle und Funktion des Parlaments im Zusammenhang mit der „Demokratisierung der Demokratie". Die Forderung nach stark erweiterten Verfahren der direkten Demokratie - ζ. B. Ausweitung von Bürger- und Volksbegehren, Schaffung von Räten bzw. Kammern für unterschiedliche soziale Gruppen - läßt zwar G.s Akzeptanz des demokratischen Prinzips vermuten, aber ebenso dessen strategische und funktionale Bewertung. In der parlamentarischen Demokratie sollen alle Formen des Protests im System vertreten, gebündelt und eingebracht werden, um gesellschaftlichen Widerstand zu erzeugen und so der anvisierten gesellschaftlichen Transformation näher zu kommen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Autorenkollektiv unter Leitung von G. G.: Handbuch für Rechtsanwälte. Berlin 1990. Hrsg.: Wir brauchen einen dritten Weg. Selbstverständnis und Programm der PDS. Hamburg 1990. - Mit Thomas Falkner: Sturm aufs große Haus. Der Untergang der SED. Berlin 1990. - „Ich bin Opposition". Zwei Gespräche mit G. G. Hrsg. von Uwe Stelbrink und Irene Runge. Berlin 1990. Einspruch! Gespräche, Briefe, Reden. Hrsg. von Hanno Harnisch und Hannelore Heider. Berlin 1992. - Zweigeteilt. Über den Umgang mit der SED-Vergangenheit. Hamburg 1992. - Das war's. Noch lange nicht! Autobiographische Notizen. Düsseldorf 1995. - Freche Spriichc. Hrsg. von Jörg Köhler und Hanno Harnisch. Berlin 1996. - Nicht nur freche Sprüche. Hrsg. von Jürgen Reents und Hanno Harnisch. Berlin 1998. - Über Gott und die Welt. G. G. im Gespräch mit Daniela Dahn, Lothar de Maizière, Hans-Otto Bräutigam und Lothar Bisky. Hrsg. von Dietmar Keller und Jürgen Reents. Berlin 1999. - Neue Gespräche über Gott und die Welt. G. G. im Gespräch mit Peter-Michael Diestel, Guido Westerwelle und Gabriele Zimmer. Hrsg. von Dietmar Keller und Jürgen Reents. Berlin 2000. - Ein Blick zurück, ein Schritt nach vorn. Hamburg 2001. LITERATUR: Ariane Riecker, Annett Schwarz und Dirk Schneider: Laienspieler. Sechs Politikerporträts. PeterMichael Diestel, G. G., Regine Hildebrandt, Günther Krause, Wolfgang Thierse, Konrad Weiss und ein Interview mit Friedrich Schorlemmer. Leipzig 1992, S. 31-52. - G. G. und das MfS. Die Berichte der IM Notar, IM Gregor, IM Sputnik an das MfS (Tonbandprotokolle) über Robert Havemann, Rudolf Bahro, Bettina Wegner, Katja Havemann, Bärbel Bohley, Ulrike Poppe unter „Mitarbeit" von MfSMajor Günter Lohr (Lohse). 1978-1989. Red.: Andreas W. Mytze. London/Berlin 1995. Patrick Moreau

H Haack, Dieter, * 9.6.1934 Karlsruhe. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. H., Sohn eines Chemikers, besuchte bis zum Abitur 1953 das Humanistische Gymnasium in Erlangen und studierte 1953-57 dort und in Bonn Rechtswissenschaften. 1961 wurde er mit der Arbeit Der Vertrauensausschuß im Wahlrecht der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Vorgeschichte und Aufgabenstellung zum Dr. jur. promoviert und legte 1962 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1962/63 war er Regierungsassessor bei der Regierung von Oberbayern im Landratsamt Ebersberg. 1963-69 übte er eine leitende Tätigkeit im Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen aus, seit 1966 als Regierungsdirektor und Referent im Ministerbüro von Herbert —> Wehner. Seit 1987 Mitglied des Geschäftsführenden Präsidiums des Kuratoriums Unteilbares Deutschland, war er von 1988 bis zur Auflösung des Kuratoriums 1991 dessen Präsident. 1978 wurde er Mitglied, 1990 Präsident der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, 1994 Mitglied des Diatonischen Rates des Diatonischen Werks Bayern. Er war Mitglied des Verwaltungsrates der Rummelsberger Anstalten der Inneren Mission. 1994 wurde er Vorsitzender des Deutschen Volksheimstättenwerks e. V., Berlin. 1961 trat H. in die SPD ein. 1975-83 war er stellvertretender Landesvorsitzender der SPD in Bayern. 1964-69 gehörte er dem Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises an und war 1966-68 Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1965 kandidierte er erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters in Erlangen. 1990-99 war er Mitglied des Bayerischen Senats (Gruppe Religionsgemeinschaften). In der 6.-11. Wahlperiode (1969-90) gehörte H. dem Bundestag an. In der 6. und 7. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 228 (Erlangen); danach wurde er jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt. 1972 und 1982-90 gehörte er dem Vorstand der SPD-Fraktion an. Im September 1969 folgte er Günther —> Müller als Vorsitzender der bayerischen Landesgruppe der SPD-Fraktion. Von Dezember 1972 bis Februar 1978 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesbauminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, von Februar 1978 bis Oktober 1982 Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Im September 1978 reiste H. zu Gesprächen mit dem DDRBauminister Wolfgang Junker und mit Günter Mittag nach Ost-Berlin. Dies war der erste Besuch eines Ministers der BRD in der DDR. Im Frühjahr 1989 gab er seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur für den Bundestag 1990 bekannt. In der 6. und 9.-11. Wahlperiode war H. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (in der 6. Wahlperiode bis März 1972, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 6., 10. und 11. Wahlperiode (seit August 1987) Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. In der 6. Wahlperiode gehörte er bis März 1972 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit Oktober 1982), in der 10. Wahlperiode des Verleidigungsausschusses (von Januar bis Juni 1984). 1981 erhielt H. den Bayerischen Verdienstorden und den Großen Preis des Bundes Deutscher Baumeister, Architekten

und Ingenieure, 1990 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Forschungspolitik des Bundes auf den Gebieten des Städtebaues und der Raumordnung. Konstanz 1982. - Hrsg.: Das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes. Köln 1989. - D. H., Erlangen. In: Lebensläufe - hüben und drüben. Hrsg. von Carl-Christoph Schweitzer, D. H., Annegret Krätschell und Johannes Richter. Opladen/Leipizg 1993, S. 159-169. LITERATUR: Herbert Uhi: H., D. In: Udo Kempf und Hansgeorg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 284-288. Haack, Karl Hermann, * 17.2.1940 Bösingfeld (heute zu Extertal). Apotheker, ev. H. besuchte die Volksschule in Bösingfeld, das Städtische Gymnasium in Barntrup, das Engelbert-KämpferGymnasium in Lemgo und bestand 1961 das Abitur. 1961-63 war er Praktikant in der Melmschen Hirsch-Apotheke in Oerlinghausen. 1964-67 studierte er Pharmazie und 1967-69 Geschichte, Politische Wissenschaft und Soziologie an der Freien Universität Berlin. 1967 absolvierte er ein Verwaltungspraktikum bei der Generaldirektion für Landwirtschaft der Europäischen Gemeinschaft, arbeitete 1969-71 beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie in Frankfurt und übernahm 1971 die elterliche Apotheke in ExtertalBösingfeld. H. ist 1. Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Bösingfeld, Extertal, stellvertretendes Vorstandsmitglied des Kuratoriums zur Förderung deutscher Medizin im Ausland e. V., Bonn, und 1. Vorsitzender der Lippischen Gesellschaft für Politik und Zeitgeschichte, Lemgo. 1968 trat H. in die SPD ein. 1972-88 hatte er den Vorsitz des SPD-Ortsvereins Bösingfeld inne. 1975 wurde er Mitglied des Rates der Gemeinde Extertal. 1979-94 war er dort Bürgermeister, 1973-87 Mitglied des Kreistages Lippe und 1989-87 Mitglied des Landschaftsverbandes WestfalenLippe. Seit 1987 vertritt H. den Wahlkreis 105 (Lippe I) im Bundestag. In der 11. und 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (seit Juni 1991) dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Dezember 1989), in der 12. Wahlperiode Ordentliches und in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit. In der 12. Wahlperiode gehörte er zunächst als Stellvertretendes, seit Dezember 1992 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Fremdenverkehr, in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Fremdenverkehr an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des 3. Untersuchungsausschusses (HIV-Infektion durch Blut und Blutprodukte, seit Oktober 1993). In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, des Ausschusses für Gesundheit und des Ausschusses für Tourismus. 1998 wurde H. Beauftragter der Bundesregierung für die Belange der Behinderten.

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Haage H a a g e , Hermann, * 2 3 . 7 . 1 9 1 2 München, t 2 1 . 1 2 . 1 9 7 0 München. Tapezierer, Autosattler, Unternehmer, ev. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief H. eine Lehre als Tapezierer und Autosattler, war ein Jahr Volontär als Automechaniker und besuchte die Handelsschule. Seit 1932 arbeitete er als selbständiger Tapezierer und Autosattler. 1934-37 war er im Konzentrationslager Dachau interniert. 1938 wurde er selbständiger Transportunternehmer. 1939/40 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde H. Vorstandsmitglied des Landesverbandes Bayerischer Fuhrunternehmer e.V. 1947 übernahm er den Vorsitz des Aufsichtrates der Straßenverkehrs-Genossenschaft Bayern-Süd in München; 1949 wurde er Mitglied des Vorstandes, 1955 Vorsitzender des Vorstandes. Seit 1952 war er Mitglied des Vorstandes der BundesZentralgenossenschalt Frankfurt, seit 1954 Mitglied des Verwaltungsrates der Bundesanstalt für den Güterverkehr. 1959 wurde er Vorstandsmitglied des Landesverbandes Bayerischer Omnibusunternehmer e.V., München, 1961 Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Transportbank, Frankfurt am Main. Von 1957 bis zu seinem Tod gehörte H. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern dem Bundestag an. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen, in der 5. Wahlperiode im Verkehrsausschuß und in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen mit. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (seit Mai 1967) und des Ausschusses für das Bundesvermögen. Von Februar 1970 bis zu seinem Tod gehörte H. dem Europäischen Parlament an. H a a r , Ernst, * 26. 1.1925 Birkach (heute zu Stuttgart). Kaufmännischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär, ev. H., Sohn eines Hafners, besuchte die Volksschule, die Höhere Handelsschule und die Musikhochschule in Stuttgart und erhielt eine kaufmännische Ausbildung. 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der der 1945 zurückkehrte. 1945-49 war er Angestellter, zuletzt Abteilungsleiter bei der Sparda-Bank in Stuttgart. 1945 Schloß er sich der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) an und vertrat seit 1946 als Delegierter die Ortsverwaltung Stuttgart. 1948 wurde er Betriebsratsvorsitzender der Sparda-Bank und Mitglied des Vorstandes der GdED, Ortsverwaltung Stuttgart. Seit 1950 war H. hauptamtlich Revisor der GdED für den Bezirk Stuttgart. 1952 wurde er Ortsbevollmächtigter und Geschäftsführer der Ortsverwaltung Kornwestheim. 1959-72 war er Bezirksleiter der GdED in Stuttgart und Mitglied des DGB-Landes Vorstandes Baden-Württemberg, 1979-88 Vorsitzender der GdED und Mitglied des DGB-Bundesvorstandes. 1982-90 war H. Vizepräsident des Verwaltungsrates der Deutschen Bundesbahn. 1984 wurde er Präsident des Internationalen Gewerkschaftsseminars, 1986 Vizepräsident der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF). Er war Aufsichtratsvorsitzender der Deutschen EisenbahnVersicherung Lebensversicherungsverein a. G., der Deutschen Eisenbahn-Versicherung Sach- und HUK-Vcrsichcrungsverein a. G., des Beamtcnheimstättenwcrks, der Konsumgenossenschaft Stuttgart und der Flughafen AG Stuttgart. 1963-66 gehörte H. dem Konvent der Evangelischen Akademie Bad Boll an. 1971 wurde er Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1978 Mitglied der Gustav-Heinemann-Initiative. Er ist Mitglied der Arbeiterwohlfahrt und der Naturfreunde. 1950 trat H. in die SPD ein. 1950-58 war er Delegierter und Hauptkassierer, seit 1954 Bezirksrat in Stuttgart-Ost sowie

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Mitglied des Kreis Vorstandes der SPD Stuttgart, 1958/59 stellvertretender Kreis Vorsitzender und 1960-72 Kreis Vorsitzender der SPD Stuttgart. 1969 wurde er Mitglied des SPDLandesvorstandes Baden-Württemberg. 1959-65 gehörte er dem Stadtrat in Stuttgart an und war als Amtsrichter tätig. In der 5.-11. Wahlperiode (1965-90) war H. Mitglied des Bundestages. In der 5.-8. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 165 (Stuttgart II); seit 1980 wurde er über die SPDLandesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. 1969-72 war er verkehrspolitischer Sprecher und Mitglied des Vorstandes der SPD-Fraktion, 1972-79 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. In der 5. Wahlperiode war H. Ordentliches, in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Inncnausschusscs (bis Mai 1972). In der 5. und 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an (bis Mai 1972). In der 6. Wahlperiode war er bis Februar 1972 Ordentlichtes, danach Stellvertretendes Mitglied, in der 8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fcrnrncldcwescn (bis Mai 1979). In der 9.-11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit und war in der 9. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fernmcldcwcscn. 1976 erhielt H. das Verdienstkreuz 1. Klasse, 1986 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Verkehrspolitik der 90er Jahre. In: Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte 32 (1985) S. 642-645. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. H a a s , Christian Albrecht, * 8 . 3 . 1 9 0 6 Pegnitz, t 20.1. 1970 Schwabach. Jurist (Rechtsanwalt). H. wuchs seit Ende 1910 in Schwabach bei Nürnberg auf. Nach dem Abitur 1925 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in München, Heidelberg und Erlangen, wo er 1932 mit der Arbeit Der Gleichheitsbegriff im Wahlrecht behandelt an der Frage: Verstoßen die Splitterparteibestimmungen des Reichswahlgesetz.es und des bayerischen Landeswahlgesetzes gegen den Grundsatz der gleichen Wahl? promoviert wurde. 1933 ließ er sich als Rechtsanwalt in Nürnberg nieder. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 zum kommissarischen Oberamtsrichter ernannt, arbeitete er seit 1947 wieder als Anwalt. Vor 1933 war H. Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP) und Angehöriger des Wahlkreisvorstandes Franken dieser Partei. Seit 1945 wirkte er am Aufbau der bayerischen FDP mit. 1948 übernahm er den Vorsitz des FDPBezirks Verbandes Mittelfranken und hatte 1956-64 den Vorsitz der FDP Bayern inne. 1945-55 gehörte H. dem Stadtrat in Schwabach, 1950-65 dem Bayerischen Landtag an. 1954-57 war er Staatssekretär in der Bayerischen Staatskanzlei, 1957/58 Staatssekretär im Bayerischen Finanzministerium und 1958-62 Bayerischer Staatsminister der Justiz. 1965 und 1969 wurde H. über die FDP-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß und dem Rechtsausschuß (bis lanuar 1969) an. H a a s , Creszentia (Centa), * 20. 12. 1908 Glonn (Oberbayern), t 2 0 . 7 . 1 9 7 6 Glonn. Gymnasiallehrerin, kath. H. legte an einer Lehrerinnenbildungsanstalt die Lehramtsprüfung für den Volksschuldienst ab und besuchte danach ein

Haasler Realgymnasium, an dem sie das Abitur bestand. Sie studierte Deutsch, Geschichte und Englisch in München und legte das Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen ab. H. war Lehrerin an höheren Schulen in Mühldorf, Ingolstadt und Münchcn. 1951/52 hielt sie sich zu Studicnzwcckcn in den USA auf. 1949 wurde sie Mitglied des Vorstandes der Gruppe München des Deutschen Akademikerinnenbundes. H. war Mitglied der CSU, Bezirksvorsitzende der CSUFrauenarbcitsgcmcinschaft (FAG) Münchcn und Mitglied der Landesvorstandschaft der F A G / C S U . Sie gehörte dem Landesschiedsgericht, der Landesversammlung und dem Landesausschuß der CSU an. A m 9. 8.1963 ruckte H. über die CSU-Landesliste Bayern für den verstorbenen Abgeordneten Friedrich —> Funk in den Bundestag nach. Sic war Ordcntlichcs Mitglied des Pctitionsausschusses (von Oktober 1963 bis November 1964) und des Ausschusses für Gesundheitswesen (seit Oktober 1963) und gehörte seit Oktober 1963 als Stellvertretendes, seit November 1964 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik an. H a a s e , Detlef, * 15.7.1924 Kellinghusen, t 11.12.1997 Itzehoe. Zimmermann, Verwaltungsangestellter, ev. H. besuchte die Realschule bis zur Mittleren Reife, danach die Akademie der Arbeit. 1941/42 und 1945/46 machte er eine Lehre als Zimmerer. 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1946-50 war er Zimmermann, seit 1951 Verwaltungsangestellter in der Arbcitsverwaltung. 1950-61 war H. Vorsitzender des Ortskartells Kellinghusen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und Mitglied des Vorstandes im Kreisausschuß Steinburg des DGB. 1950 trat H. in die SPD ein. 1954 wurde er Mitglied des Kreisvorstandes, 1963 Kreisvorsitzender der SPD im Kreis Steinburg und 1965 Mitglied des Landesvorstandes Schleswig-Holstein. 1954-61 gehörte er dem SchleswigHolsteinischen Landtag an. 1955 wurde er Ratsherr, 1959 Bürgervorsteher in Kellinghusen. A m 10.11.1961 rückte H. für den verstorbenen Abgeordneten Kurt Pohle in den Bundestag nach, dem er bis 1976 mit einem Mandat der Landcslistc Schleswig-Holstein angehörte. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses (in der 4. Wahlperiode von November 1963 bis Dezember 1964, danach Stellvertretendes Mitglied; in der 5. Wahlperiode seit März 1969, davor Stellvertretendes Mitglied; in der 7. Wahlperiode von November bis Juni 1976, davor und danach Stellvertretendes Mitglied). In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitonen, im Ausschuß für Arbeit (bis Januar 1964; danach war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Atomkerncncrgic und Wasserwirtschaft (von Dezember 1962 bis November 1963; davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Gesundheitswesen (bis November 1962) und dem Finanzausschuß an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses (seit Januar 1966) und bis März Ordcntlichcs, danach Stellvertretendes Mitglied des Vcrkchrsausschusses. In der 6. und 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an. In der 7. Wahlperiode war er bis November 1974 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. H a a s e , Horst, * 26.10.1933 Königsberg. Jurist (Rechtsanwalt), ev. H., Sohn eines Sparkassendirektors, besuchte die Oberschule, trat 1950 als technischer Angestellter in einen Spiel-

zeugfabrikationsbetrieb in Nürnberg ein, bestand 1953 das Abitur und studierte Sozialwissenschaften und Rechtswissenschaft. Nach dem Zweiten Juristen Staatsexamen in Erlangen wurde er Rechtsanwalt in Fürth. H. war Unterbezirksvorsitzender der SPD für den Bereich Fürth, Landkreis Fürth und Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim sowie Landcsschatzmcistcr der SPD Bayern. 1962-72 gehörte er dem Bayerischen Landtag an und hatte zuletzt den stellvertretenden Vorsitz der SPD-Fraktion inne. In der 7.-10. Wahlperiode (1972-87) war H. Mitglied des Bundestages. In der 7. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 229 (Fürth); seit 1976 wurde er jeweils über die SPDLandesliste Bayern gewählt. In der 7. und 8. Wahlperiode gehörte er als Ordcntlichcs Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft (in der 8. Wahlperiode seit September 1979, davor als Stellvertretendes Mitglied), in der 9. und 10. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 7. und 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 8. (seit März 1980) und 9. Wahlperiode des Finanzausschusses und in der 9. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Unterausschusses für Rundfunkfragen. H a a s e , Lothar, * 30. 8.1923 Kassel. Diplomvolkswirt, Verwaltungsbeamter, ev.-freikirchlich. H. bestand in Kassel das Abitur und war 1942-45 Soldat. 1948 aus britischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, studierte er 1948-52 Wirtschaftswissenschaften an der Universität Marburg und Schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab. Bis 1961 war er in der Bundesanstalt für Arbeit tätig, zuletzt als Verwaltungsrat bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in Frankfurt am Main. 1948 trat H. in die CDU ein. 1957-61 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Hessen, 1962-88 Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes Nordhessen. 1956-60 gehörte er dem Kreistag Kassel-Land an. 1983-88 war er Mitglied des Europäischen Rechnungshofes. Von 1961 bis zur Niederlegung des Mandats am 5 . 1 2 . 1 9 8 3 gehörte H., jeweils über die CDU-Landesliste Hessen gewählt, dem Bundestag an. In der 2.-9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 9. Wahlperiode zeitweise Vorsitzender und in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 4. Wahlperiode arbeitete er im Ausschuß für Gesundheitswesen, in der 4. und 5. Wahlperiode im Ausschuß für Petitionen mit. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 5. Wahlperiode des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik, in der 5.-9. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses. In der 9. und 10. Wahlperiode hatte er den Vorsitz im Ausschuß für Wirtschaft inne. H. wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse (1973) und dem Großen Verdienstkreuz (1983) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. H a a s l e r , Horst, * 3 . 3 . 1 9 0 5 Gut Burental (Kr. TilsitRagnil, Ostpreußen), t 2 0 . 5 . 1 9 6 9 Westum. Jurist (Rechtsanwalt, Notar). H. besuchte Schulen in Burental, Steglitz und Tilsit, bestand 1924 das Abitur und studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Tübingen, Riga, Berlin, Dijon und Kiel, wo er 1928-32 Mitglied des Instituts für internationales Recht war. 1930 legte er das Referendarexamen in Kiel, 1934 das Assessorexamen in Berlin ab. Seit 1934 war er Anwalt in Ragnit und Tilsit, 1939-45 Soldat. 1946 wurde er Rechtsanwalt in Greene (Braunschweig), 1949 auch Notar.

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Haberl 1949 Schloß sich H. der Interessengemeinschaft der Vertriebenen an, wurde 1950 Mitglied des Bundes der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) und war 1950/51 dessen zweiter Landesvorsitzender im Landesverband Niedcrsachscn. Als Mitglied des Nicdersächsischen Landtages (von 1951 bis zum 2. 2.1955) gehörte er zunächst der BHEFraktion, nach dem Zusammenschluß von BHE und Gesamtdeutschem Block (GB) seit dem 16.3.1953 der GB/BHEFraktion an. Von Oktober 1951 bis November 1953 war er Vorsitzender der Landtagsfraktion von BHE bzw. GB/BHE und von Juni 1951 bis Oktober 1953 Vorsitzender des Ausschusses für Vertriebenenfragen. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte H. mit einem Mandat der GB/BHE-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an und war bis 15.3.1955 Vorsitzender der GB/BHEFraktion. Seit 12.7.1955 fraktionslos, Schloß er sich am 14.7.1955 der Gruppe Kraft/Oberländer an und war seit 15.7.1955 Gast, seit 20.3.1956 Mitglied der CDU/CSUFraktion. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (bis Juli 1955) und im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit September 1955) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er seit September 1955 dem Ausschuß für Besatzungsfolgen, dem Ausschuß für Beamtenrecht und dem Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht an. Am 11.11.1953 wurde H. in den Europarat entsandt. Haberl, Fritz, * 2.1.1933 München. Diplomkaufmann, leitender Angestellter, Diplomat, kath. H. besuchte die Volks- und Obcrrcalschulc in Münchcn. Nach dem Abitur 1952 studierte er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Köln und Schloß das Studium als Diplomkaufmann ab. 1953 legte er die Gesellenprüfung, 1955 die Meisterprüfung im Kraftfahrzeughandwerk ab. 1960 wurde er Geschäftsführer, 1961 Komplementär der MAHAG Münchener Automobil-Handel Haberl KG, 1975 Geschäfts führender Gesellschafter der VW-AudiVertriebszentrum GmbH & Co. Südbayern KG. H. war Mitglied des Aufsichtsrates der Münchner Bank, der Garanta Versicherungs AG, der Nürnberger Versicherungen und der Süddeutschen Treuhand GmbH. Er gehörte dem Wirtschaftsbcirat der Union e. V. an. H. wurde Konsul der Zentralafrikanischen Republik und Konsul a. h. der Republik Philippinen. Er war Präsidiumsmitglied des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Präsident des Bayerischen Handwerkstages, Vorsitzender des Gesamtverbandes des Bayerischen Handwerks, Vizepräsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, Präsident des Zentralverbandes des KfZ-Handwerks, Bonn, Landesinnungsmeister des KfZ-Handwerks in Bayern, Vizepräsident des Zcntralvcrbandcs des KfZ-Handcls, Bonn, Präsident des Verbandes des KfZ-Handcls und Tankstcllengewcrbes Bayern e.V., Präsidiumsmitglied der Deutschen AutomobilTreuhand GmbH, Vizepräsident der Vereinigung der Arbeitgeberverbände in Bayern und Mitglied des Vorstandes der Verkehrswacht München e. V. In der 8. Wahlperiode (1976-80) gehörte H., seit 1975 Mitglied der CSU, mit einem Mandat der Landesliste Bayern dem Bundestag an. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft mit und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (seit Dezember 1978) sowie des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. Habermann, Michael, * 24.2.1955 Elversberg (Saarland). Sozialarbeiter, Parteifunktionär, Verwaltungsbeamter, ev. H. besuchte die Volksschule in Merzig und Elversberg, die Realschule in St. Ingbert und die Fachoberschule für Wirtschaft in Neunkirchen. An der Fachhochschule für Sozialar-

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beit in Saarbrücken wurde er zum Sozialarbeiter ausgebildet. Er war als Sozialarbeiter, Partnerschafts- und Sexualberater in den Jugendämtern in Saarbrücken und Neunkirchen, bei Pro Familia und beim Diakonischen Werk an der Saar tätig. Er wurde dann wissenschaftlicher Mitarbeiter der SPDLandtagsfraktion in Saarbrücken, später persönlicher Referent der Saarländischen Sozialministerin und Referatsleiter für Familien- und Kinderpolitik im Saarländischen Sozialministerium. 1972 trat H. in die SPD ein. Er übernahm den Vorsitz der Jungsozialisten in Neunkirchen. 1986 wurde er in den dortigen Stadtrat gewählt. In der 12. Wahlperiode (1990-94) war H. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Saarland Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß, dem Ausschuß für Familie und Senioren sowie dem Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses. Hackel, Heinz Dieter, * 4.1.1944 Reichenberg (Böhmen). Lehrer. H. besuchte 1950-60 bis zur Mittleren Reife eine allgemeinbildende Schule bzw. Mittelschule. 1960-65 wurde er zum Lehrer ausgebildet, erwarb 1965 den Hochschulabschluß in Berlin und war 1965-90 Fachlehrer für Deutsch und Musik. 1967-69 leistete er Wehrdienst. 1989 trat H. in die FDP ein. Er wurde Mitglied des Präsidiums der FDP-Wernigerode und Mitglied des FDPLandesvorstands Sachscn-Anhalt. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte H. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Sachsen-Anhalt dem Bundestag an. Seit 20. 3.1994 war er fraktionslos. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Inncnausschuß und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit. Hackel, Wolfgang. * 27.11.1942 Oberliebich (Sudctenland). Diplompolitologe, Verbandsfunktionär, leitender Angestellter, kath. H., Sohn eines Drogisten, besuchte bis zum Abitur 1961 das Gymnasium in Aschcrslcbcn (Harz), bestand 1963 das Abitur in Berlin-Tiergarten, studierte Politische Wissenschaft und Volkswirtschaft an der Freien Universität Berlin und Schloß das Studium 1969 als Diplompolitologe ab. 1969-78 war er als Pressesprecher bzw. wissenschaftlicher Referent in Berlin und Bonn tätig und hatte die Geschäftsführung des Ringes Politischer Jugend inne. 1978 wurde er mit der Arbeit Die Auswahl des politischen Nachwuchses in der Bundesrepublik Deutschland. Die Junge Union als Sprungbrett für politische Karrieren in der CDU zum Dr. rer. pol. promoviert. 1979/80 war H. Mitglied des Aufsichtsrates der Fernheizwerk GmbH Berlin-Neukölln. 1980 wurde er gcschäftsführender Gesellschafter der Horst Schmidt GmbH Berlin. 1966 trat H. in die CDU ein. 1976 wurde er Kreis Vorsitzender der CDU Berlin-Neukölln. Von 1975 bis Mai 1979 gehörte er dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. 1978 wurde er Stadtrat in Berlin-Neukölln, 1979 Stadü'at für Finanzen und Wirtschaft sowie stellvertretender Bürgermeister. 1986-89 gehörte H. dem Europäischen Parlament an. 1990-94 war er Beigeordneter für Wirtschaft im Landratsamt Potsdam. 1994 wurde er in den Landtag von Brandenburg gewählt und hatte 1997-99 den Vorsitz der CDUFraktion inne. Von 1999 bis zu seinem Rücktritt 2000 war er brandenburgischer Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Von 1980 bis zur Niederlegung des Mandats am 1.12.1985 gehörte H. als Vertreter des Landes Berlin dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des

Häfele Haushaltsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (in der 9. Wahlperiode im November 1981 und wieder seit Oktober 1982). 1990 erhielt H. das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. H a c k e r , Hans-Joachim, * 10.10.1949 Mahlow. Jurist (Justitiar), Parteifunktionär, ev. H. besuchte bis 1966 die Polytechnische Oberschule, bestand 1969 das Abitur und beendete eine Lehre als Maschinenbauer. 1969-73 studierte er Staats- und Rechtswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle und Schloß das Studium 1973 als Diplomjurist mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht ab. Von 1973 bis Januar 1990 war er Justitiar bzw. Leiter einer Rechtsabteilung im VEB Kombinat Obst, Gemüse und Speisekartoffeln im Bezirk Schwerin, von Februar 1990 bis zum Eintritt in die Volkskammer Angestellter der SPD (DDR). H. ist stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Schweriner Abfallentsorgungs- und Straßenreinigungsgesellschaft mbH und stellvertretendes Mitglied des Kontrollausschusses des Bundesausgleichsamtes, Bad Homburg. Er gehört dem Beirat des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Berlin, an und ist stellvertretendes Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin. Im Oktober 1989 trat H. in die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP) ein. Von November 1989 bis Januar 1990 war er Vorsitzender des Ortsvercins Schwerin, von Januar bis Februar 1990 des Kreis Vorstandes Schwerin, von Februar bis Mai 1990 Vorsitzender des Bezirksvorstandes der SPD Schwerin und von April 1995 bis Mai 2001 Vorsitzender des Kreisverbandes Schwerin. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 14, Listenplatz 1, Bezirk Schwerin) und war Vorsitzender des Rechtsausschusses. Er ist Mitglied der Stadtvertretung der Landeshauptstadt Schwerin. Seit dem 3 . 1 0 . 1 9 9 0 gehört H. dem Bundestag an. Im Dezember 1990 wurde er über die SPD-Landesliste Mecklenburg· Vorpommern, 1994 und 1998 im Wahlkreis 263 (Schwerin - Hagenow) direkt gewählt. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 12. und 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Rechtsausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren (bis November 1991) und des 1. Untersuchungsausschusses (Kommerzielle Koordinierung), in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des 2. Untersuchungsausschusses (DDR-Vermögen) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunitat und Geschäftsordnung und des Petitionsausschusscs (seit November 1997). In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Wahlprüfungsausschusses und des Rechtsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie dem Petitionsausschuß an. H a c k e t h a l , Karl, * 1.7.1901 Reinholterode (Kr. Heiligenstadt), f 10.12.1990 Duderstadt. Diplomlandwirt, Landwirtschaftsichrer, kath. H. besuchte das Humanistische Gymnasium in Heiligenstadt, studierte Landwirtschaft in Göttingen und Bonn und Schloß das Studium als Diplomlandwirt ab. Nach der staatlichen Lehramtsprüfung war er seit 1927 Landwirtschaftslehrer und Wirtschaftsberater. 1933 übernahm er die Direktion der Landwirtschaftsschule und Wirtschaftsberatungsstelle in Duderstadt und hatte die Leitung der Ausbildung für Landwirtschaftsreferendare inné. H. wurde zum Oberlandwirtschaftsrat ernannt. 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil.

1946 trat H. in die CDU ein. 1948 wurde er in den Kreistag gewählt. 1951-57 gehörte er als Mitglied der D P / C D U Fraktion dem Niedersächsischen Landtag an. In der 3. Wahlperiode (1957-61) vertrat H. den Wahlkreis 55 (Northeim-Einbeck-Duderstadt) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Inneres. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen sowie dem Haushaltsausschuß an. H ä c k e l , Ingeborg, * 8 . 1 . 1 9 3 7 Saalfeld (Saale). Gebrauchsweberin, Sekretärin, Pressereferentin, ev. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief H. eine Lehre als Gcbrauchswcbcrin in der DDR. 1956 übersiedelte sie in die Bundesrepublik und besuchte eine Handelsschule und eine Abendoberschule in Heidelberg. 1959-72 war sie Chefsekretärin, anschließend Pressereferentin und Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar in Mannheim sowie Dozentin an der Abendakademie für Wirtschaft und Technik der Volkshochschule Heidelberg. 1962 trat H. in die Junge Union und die CDU ein. Sie gehörte dem Landesvorstand der Jungen Union Baden-Württemberg und Nordbaden an. 1971 wurde sie Mitglied der Frauenvereinigung der CDU. Am 2 8 . 9 . 1 9 7 6 rückte H. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Kurt —»Härzschel in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 7. Wahlperiode im Dezember desselben Jahres angehörte. H ä f e l e , Hansjörg, * 6 . 3 . 1 9 3 2 Uttenweiler (Kr. Biberach). Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. H., Sohn eines Gymnasialoberlehrers, besuchte bis zum Abitur 1952 das Humanistische Gymnasium in Wangen (Allgäu). 1952-56 studierte er Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft an der Universität Tübingen und legte 1956 die Erste Juristische Staatsprüfung ab. Anschließend studierte er an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, war Assistent an der Universität Tübingen und wurde 1959 mit der Arbeit Die Verhandlungsfähigkeit des Beschuldigten im Strafprozeß zum Dr. jur. promoviert. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung 1961 war er 1961-65 im baden-württembergischen Landesdienst tätig, zunächst im Landratsamt Emmendingen, dann im Regierungspräsidium Südbaden in Freiburg und zuletzt im baden-württembergischen Innenministerium als Prcsscrcfercnt des Innenministers Hans Filbinger. H. wurde als Rechtsanwalt zugelassen. Von Juni 1978 bis Oktober 1982 war H. Mitglied des Aufsichtsrates der Ciba/Geigy GmbH, Wehr (Baden). In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat H„ seit 1961 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 187 (Donaueschingen), in der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) den Wahlkreis 190 (Schwarzwald-Baar) im Bundestag. 1972 wurde er Sprecher der C D U / C S U im Finanzausschuß, 1978 finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. 1982-89 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen. In der 5. Wahlperiode gehörte H. bis Dezember 1968 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß an, in dem er in der 6.-8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. In der 9. (bis Oktober 1982) und 11. Wahlperiode (seit Mai 1989) war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Entwicklungshilfe, als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß (bis Dezember 1968) und dem Rechtsausschuß (von Mai bis Dezember 1968) an, dessen Stellvertretendes Mitglied er auch in der 7. Wahlperiode (bis Februar 1973) war. In der 8. (seit November 1977) und 9. Wahlperiode (bis

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Häfner Oktober 1982) gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Reform des Parlamentarismus. In: Die Zukunft der CDU. Hrsg. von Dietrich Rollmann. Hamburg 1968, S. 37-48. - Bürokratisierung des Parlaments? Zur Beziehung von Parlament, Parlaments- und Ministerialbürokratie. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 184-195. - Verbeamtung des Bundestages? In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 3 (1972) Heft 1, S. 103-106. LITERATUR: Heinzgünter Klein: Gefragt: H. H. Bornheim 1976. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Häfner, Gerald, * 3.11.1956 München. Privatschullehrer. H. besuchte ein Gymnasium in München, an dem er 1977 das Abitur bestand, und arbeitete 1978/79 in der MontessoriSchule in Münchcn. Anschließend studierte er Germanistik, Waldorfpädagogik, Katholische Theologie und Sozialwissenschaften in München, Witten und Bochum und Schloß das Studium 1984 als Waldorflehrer ab. Er unterrichtete an Waldorf- und Montessori-Schulen, arbeitete am Institut für Sozialforschung in Achberg und war Seminarleiter im Internationalen Kulturzentrum Achberg (INKA). Seit 1977 engagierte sich H. für die „Aktion Dritter Weg" und die „Freie Internationale Universität". 1983 gründete er die überparteiliche Initiative „Aktion Volksentscheid", 1986 die bundesweite Initiative „Volksentscheid gegen Atomanlagen". 1988 wurde er Mitglied der „Initiative Demokratie Entwickeln" (IDEE). 1990-92 gehörte er dem „Kuratorium für einen demokratisch verfaßten Bund Deutscher Länder" und dem Stiflungsrat „Die Mitarbeit" an. H. ist Mitglied des Vorstandes des Vereins Mehr Demokratie, München, und stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin. Seit 1969 an verschiedenen Bürgerinitiativen beteiligt, wurde H. 1979 Gründungsmitglied der Partei Die Grünen. 1979/80 war er Kreisvorsitzender in Münchcn, 1980/81 Bundesgcschäftsführcr und Prcssesprecher in Bayern. 1981 wurde er Mitglied des Bundeshauptausschusses und des Bezirksvorstandes Schwaben der Grünen, 1991 Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Bayern. In der 11. und 13. Wahlperiode (1987-90 und 1994-98) war H. mit einem Mandat der Landesliste Bayern von Bündnis 90/Die Grünen Mitglied des Bundestages, in den er am 31.3.2001 für die ausgeschiedene Abgeordnete Claudia —»Roth nachrückte. Er ist Europa- und Diätenexperte seiner Fraktion. In der 11. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (seit Dezember 1987) und im Rechtsausschuß mit. In der 11. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990) sowie Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses (von Dezember 1987 bis März 1989), des Innenausschusses und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und der Enquete-Kommission „Uberwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit" an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses und des I. Untersuchungsausschusses (Parteispenden). VERÖFFENTLICHUNGEN: Wissen ist Macht - Nichtwissen macht auch nichts? Vorstellung des Entwurfs für ein Informationsfreiheitsgesetz der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. In: Zeitschrift für Rechtspolitik 31

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(1998) S. 123-127. - In der Auseinandersetzung um eine Charta der Grundrechte der Europäischen Union. In: Zeitschrift für Rechtspolitik 33 (2000) S. 365-368. Haehser, Karl, * 31.3.1928 Bendorf-Sayn. Parteifunktionär, Redakteur, kath. H., Sohn eines Schlossers und sozialdemokratischen Mitgliedes des Gemeinderates, besuchte die Volksschule in Bendorf und 1942-45 die Staatliche Lehrerausbildungsanstalt in Sinzig (Rhein). 1944 wurde er als Wehrmann am Westwall eingesetzt. Nach Kriegsende war er Hilfsarbeiter in einer Fabrik für feuerfeste Steine. 1947 wurde er Angestellter bei der SPD Koblenz und Redakteur der Zeitschrift „Der junge Sozialdemokrat", 1949 Bczirksjugcndrefercnt für die Regierungsbezirke Koblenz-Trier-Montabaur, 1950 Geschäftsführer der SPD für den Regierungsbezirk Trier. 1964-67 war H. Mitglied des Rundfunkrates des Südwestfunks, 1970-74 Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Reichsbahn. 1973-83 gehörte er dem Aufsichtsrat der Salzgitter AG an, dessen Vorsitz er 1974 übernahm. 1977 wurde er Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Welle, 1986 stellvertretender Vorsitzender. 1946 trat H. in die SPD ein. 1960-64 war er Bezirks Vorsitzender von Rheinland/Hessen-Nassau, 1962-64 Landesvorsitzender der Jungsozialisten in Rheinland-Pfalz. 1955-65 gehörte er dem Landtag von Rheinland-Pfalz an und leitete dort den Grenzlandausschuß. 1960-69 war er Mitglied des Stadtrates in Trier. In der 5.-10. Wahlperiode (1965-87) gehörte H., jeweils über die SPD-Landeslisle Rheinland-Pfalz gewählt, dem Bundestag an. Von April 1974 bis Oktober 1982 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, vornehmlich zuständig für die Haushaltspolitik und die industriellen Bundesbeteiligungen. 1983-87 gehörte er dem Vorstand der SPD-Fraktion an. In der 5.-7. Wahlperiode war H. Ordentliches Mitglied (bis Juni 1974) und in der 7. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender (bis April 1974) des Haushaltsausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Verkehrsausschuß, in der 6. und 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr und für das Postund Fernmeldewsen (bis Juni 1974) an. In der 10. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (seit Juni 1983). H. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Hämmerle, Gerlinde, * 5.6.1940 Wolfach (Schwarzwald). Gymnasiallehrerin, kath. Nach dem Gymnasium besuchte H. eine Frauenfachschule und ein Berufspädagogisches Institut, an dem sie die Lehrbefähigung für das Lehramt an beruflichen Schulen erwarb. 1985-87 war sie Studiendirektorin, seit 1978 stellvertretende Schulleiterin an der Helene-Lange-Schule in Karlsruhe. 1994 wurde sie Regierungspräsidenlin des Regierungsbezirks Karlsruhe. H. war langjährige stellvertretende Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. Seit April 1997 gehört sie dem Kuratorium der Führungsakademie des Landes Baden-Württemberg an. Sie ist Mitglied des Kuratoriums des Deutschen Roten Kreuzes. 1967 trat H. in die SPD ein. 1976-86 war sie Ortsvcreinsvorsitzende. 1971 wurde sie in den Kreisvorstand KarlsruheStadt gewählt. 1975-77 gehörte sie dem SPD-Parteirat an. 1983 wurde sie Mitglied des SPD-Landesvorstandes, 1985 Mitglied von dessen Präsidium. 1971-87 gehörte sie dem

Häussler Gemeinderat in Karlsruhe an, seit 1982 als FraktionsVorsitzende. 1987 und 1990 wurde H. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg in den Bundestag gewählt. Am 31.7.1994 legte sie ihr Mandat nieder. 1988-90 hatte sie den Vorsitz der Arbeitsgruppe „Aussiedler" der SPD-Fraktion inne und gehörte deren Vorstand an. 1990-94 war sie Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion. In der 11. Wahlperiode engagierte sich H. als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß, im Inncnausschuß und im Kontrollausschuß des Bundesausgleichsamtes. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Finanzausschuß an. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". VERÖFFENTLICHUNGEN: Verwaltungsaufbau. Brauchen wir eine mittlere Verwaltungsebene in einem Flächenstaat wie Baden-Württemberg? In: Die Gemeinde 120 (1997) Heft 13, S. 423-426. Haenschke, Frank, * 27. 9.1937 Altenburg (Thüringen). Chemiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachhochschuldozent. H. besuchte bis zum Abitur das Lcibniz-Gymnasium in Rottweil, studierte Chemie an den Universitäten Tübingen und Stuttgart und wurde 1965 mit der Arbeit Oxydierte Triphenylsilylmethane. Darstellungsversuche und Infrarotspektren zum Dr. rer. nat. promoviert. 1962-68 war er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Stuttgart, danach Dozent für Chemie an der Fachhochschule Aalen. H. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Arbeiterwohlfahrt. 1970 trat H. in die SPD ein. Er war SPD-Vorsitzender in Aalen, Mitglied des Gemeinderates und Kreisverordneter. In der 7. Wahlperiode (1972-76) gehörte H. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß und im Ausschuß für Forschung und Technologie mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. Härzschel, Kurt, * 8.6.1924 Groß-Mangersdorf (Oberschlesien). Maschinenschlosser, Verbandsfunktionär, ev. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief H. eine Lehre als Betriebsschlosser, legte die Facharbeiterprüfung ab und war bis 1963 als Maschinenschlosser tätig. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und geriet im Oktober 1944 in britische Kriegsgefangenschaft, aus der 1948 entlassen wurde. 1956-62 war er Betriebsraisvorsitzender. 1966 wurde er Sozialsekretär bei der Evangelischen Landeskirche in Baden. 1953 Schloß sich H. der Industriegewerkschaft Metall an. Er war Mitglied des Vorstandes der Landesversicherungsanstalt Baden. 1956 trat H. in die CDU ein. Er wurde Kreisvorsitzender der CDU. 1971-88 war er Vorsitzender ChristlichDemokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) Baden-Wiirttemberg, 1971-89 stellvertretender Bundesvorsitzender der CDA. 1965 wurde er Stadtrat in Schopfheim. Seit 1973 gehörte er dem Europäischen Parlament an. 1976-84 war er Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung des Landes Baden-Württembeg Am 28.10.1963 rückte H. für den verstorbenen Abgeordneten Heinrich Höfler (bis 1965), am 19.10.1967 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Heiner —> Geißler in den Bundestag nach. 1969 und 1972 wurde er über die CDULandesliste Baden-Württemberg gewählt. Am 23.9.1976 schied er aus dem Bundestag aus. In der 4. Wahlperiode

arbeitete H. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen (seit November 1963), im Ausschuß für Heimatvertriebene (seit November 1963) und im Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (seil Januar 1964) mit. In der 5. Wahlperiode war er seit November 1967 Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Kriegs- und Verl'olgungsschäden und des Ausschusses für Gesundheitswesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit November 1967) und dem Ausschuß für Sozialpolitik (seit Juli 1968) an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis Dezember 1970) und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit Dezember 1970, davor Stellvertretendes Mitglied), dem er auch in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Häuser, Gerd Jürgen, * 18.4.1948 Butzbach. Betriebsschlosser, Verwaltungsangestellter, ev. Nach einer Lehre als Betriebsschlosser bestand H. über den zweiten Bildungsweg das Abitur. Er wurde Angestellter des Bundesamtes für Wirtschaft in Eschborn und arbeitete im Bereich Kohle vers tromung. Er war stellvertretender Vorsitzender des Hauptpersonalrates. H. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt. 1972 trat H. in die SPD ein. Er gehörte dem Unterbezirksvorstand Wetterau und dem Bezirksvorstand Hessen-Süd an. Er wurde Mitglied des Kreistages Wetterau und übernahm den Vorsitz des Ausschusses für Soziales und Gesundheit. Am 2.1.1990 rückte H. über die Landesliste Hessen für den verstorbenen Abgeordneten Heinrich Klein in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. Er war seit Februar Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Häussler, Erwin Friedrich, * 7.3.1909 Stuttgart, t 11.1.1981 Ostfildern. Schriftsetzer, Verbandsfunktionär, Redakteur, kath. H., Sohn eines Flaschenmachers, durchlief nach dem Besuch der Volksschule 1923-27 eine Schriftsetzerlehre, erhielt 1928 eine Maschinensetzerausbildung und arbeitete anschließend als Schriftsetzer. 1930-37 war er Diözcsanleitcr der Katholischen Jugend Württembergs und Landesführer der Schwäbischen Sturmschar, 1933-36 Vorsitzender der Katholischen Jugend Stuttgart. Als Redakteur arbeitete er für die Zeitschriften „Jungschwaben" und „Schwäbisches Jungland". Nach 1933 wurde er mehrfach verhört. Seit 1939 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. 1945 gründete er das Katholische Männerwerk in der Diözese Rottenburg und übernahm 1946 die Landesleitung. Im selben Jahr wurde er Landesbeauftragter der Katholischen Jungen Mannschaft und Erster Vorsitzender der Deutschen Jugendkraft Württembergs. 1947 war er Mitbegründer des Landesverbandes Württemberg des Katholischen Werkvolks und des Siedlungswerks der Diözese Rottenburg. Er gründete außerdem die Siedlungsgenossenschaft „Mein Heim", deren Aufsichtsratsvorsitzender er wurde. 1951 übernahm er das Amt des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Organisationen und Verbände Württembergs. 1952 wurde er Mitglied des Kuratoriums der Katholischen Akademie Hohenheim, 1957 Vorsitzender des Familienbundes Deutscher Katholiken Württembergs, 1966 Vorsitzender des Kartellverbandes der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und Landesleiter des Katholischen Männerwerks Württemberg. Er

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Hagemann gehörte dem Verwaltungsrat der Städtischen Spar- und Girokassc Stuttgart an. 1951 wurde H. Mitglied des Landesvorstandes der CDU, 1963 stellvertretender Landesvorsitzender der CDU BadenWürttemberg. 1946-53 war er Stadtrat in Stuttgart. 1952-56 gehörte er dem Landtag von Baden-Württemberg an. Er war dort Mitglied des kulturpolitischen und des sozialpolitischen Ausschusses sowie des Ausschusses für Heimatvertriebene und Kriegsgeschädigte; 1953 wurde er Vorsitzender des Ausschusses für Jugend- und Sportl'ragen. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat H. den Wahlkreis 164 (Stuttgart II Ost) im Bundestag. Am 20.4.1964 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Rudolf —> Vogel nach. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) war er mit einem Mandat der CDU-Landesliste Baden-Württemberg erneut Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (bis Januar 1957), im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis April 1956; danach war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Bau- und Bodenrecht mit. In der 2., 3. und 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Wirtschaftsausschuß (seit Januar 1965) und dem Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (seit Juni 1964) an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und stellvertretender Vorsitzender (seit Januar 1966) des Ausschusses für das Bundes vermögen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. H. wurde 1972 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Arbeitnehmer von morgen. Mit-Eigncr und Mit-Trägcr in der Wirtschaftsgcsellschaft. Stuttgart 1955. - Jedem sein Eigentum. Vermögensbildung in der modernen Gesellschaft. Stuttgart 1965. - Mit German Stehle: Eine Idee bricht sich Bahn. Tnvestivlohn, Beteiligungslohn, eigener Arbeitsplatz. Ein sozialpolitisches Handbuch. Rottweil (Neckar) 1972. NACHLASS: Archiv für Christlich-Dcmokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hagemann, Klaus, * 31.12.1947 Wölkau. Grund- und Hauptschullehrer, ev. Nach der Volksschule besuchte H. das Gymnasium in Alzey, bestand 1967 das Abitur, studierte an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule in Worms und legte 1970 das Examen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen ab. Danach war er bis 1987 Lehrer in Mettenheim und Westhofen. H. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der Lebenshilfeeinrichtungen Worms und stellvertretender Vorsitzender des Kreis Verbandes Alzey-Worms der Arbeiterwohlfahrt. Er hat den Vorsitz im Förderverein Projekt Osthofen inne, gehört dem Kuratorium des Dombauvereins Worms an und ist Mitglied des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND). 1966 trat H. in die SPD ein. Er ist Mitglied des SPDOrtsvereinsvorstandes in Osthofen und Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Alzey-Worms. Seit 1979 gehört er dem Kreistag Alzey-Worms an. 1987-94 war er hauptamtlicher

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Bürgermeister der Stadt Osthofen, 1990-95 als 1. Kreisbeigeordneter stellvertretender Landrat. Seit 1994 vertritt H. den Wahlkreis 155 (Worms) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung sowie der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Pctitionsausschusscs, des Innenausschusses und des Haushaltsausschusses. Hagen, Marlis Gräfin vom, geb. Rochow, * 18. 6.1911 Pirmkcnau. Hauswirtschafterin, Masseurin, Landwirtin, ev. H. erhielt 1918-28 Privatunterricht in Gollwitz und in Berlin, erwarb die Mittlere Reife und wurde in ländlicher Hauswirtschaft und als Gutssekretärin ausgebildet. 1934 bestand sie das Staatsexamen für Massage und Heilgymnastik und eröffnete eine Praxis in Brandenburg an der Havel. 1937 heiratete sie Jost Graf von Hagen in Pristäblich (Kr. Delitzsch, Provinz Sachsen) und war dort bis zur Flucht Gutsfrau. 1948 übernahm H. die Siedlung Teslorfelde (Holstein). Sie wurde Vorsitzende des Landfrauen Vereins. 1956 trat H. in die CDU ein und engagierte sich besonders in den Bereichen Agrarpolitik und Frauenarbeit. 1958-62 war sie Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Frauen in Schleswig-Holstein. Am 20.1.1964 rückte H. Uber die CDU-Landesliste Schleswig-Holstein für den verstorbenen Abgeordneten Wilhelm —> Goldhagen in den Bundestag nach, dem sie bis 1965 angehörte. Seit Februar 1964 war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen, des Ausschusses für Lastcnausgleich und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Gesundheitswesen (seit Januar 1965) an. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hagge, Johannes (Jürgen Christian), * 4. 5.1893 Schleswig, t 10.1.1964 Schleswig. Kaufmann, ev. H., Sohn eines Lederfabrikanten, durchlief nach dem Besuch der Volksschule eine kaufmännische Lehre in einem Speditionsgeschäft. 1912 leistete er Militärdienst und nahm 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil. Seit 1919 war er selbständiger Lebensmittelhändler im Groß- und Kleinhandel. 1945 war H. Mitbegründer der CDU Schleswig und übernahm den Vorsitz des Ortsverbandes Schleswig. 1945 wurde er Mitglied des Stadtrates und des Kreistages Schleswig, 1948 Landrat. 1947-50 war er für die CDU, 1954-57 für die FDP Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Tn der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat H. den Wahlkreis 3 (Schleswig) im Bundestag. Am 24. 6.1953 wechselte er von der CDU/CSU-Fraktion zur FDP-Fraktion. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (bis Juli 1953), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (bis Dezember 1952) und des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Einl'uhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen an (bis März 1952). Hahn, Karl, * 17.5.1901 Allmendshofen (Baden), t 6.3. 1982 Allensbach. Kaufmann, leitender Angestellter, ev. H. besuchte die Volksschule in Stockach und durchlief eine kaufmännische Lehre. Seil 1924 in der Jugendarbeit tätig, wurde er Abteilungsleiter im Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband in Mannheim und Hamburg. 1930-33 war er

Hahne Gauvorsteher für Berlin und Brandenburg-Pommern sowie stellvertretendes Verwaltungsmitglied in Berlin. 1934 wurde er durch die NSDAP aus politischen Gründen gemaßregelt. 1935 nahm er Verbindung mit der Widerstandsbewegung auf und pflegte vor allem Kontakt mit Max Habermann. 1934-39 war H. Teilhaber eines Kaffee- und Teegroßhandels- und Versandgeschäftes. Während des Zweiten Weitkrieges hatte er eine leitende kaufmännische Stellung in Berlin inne. Nach dem Krieg wurde H. Geschäftsführer der Süßwarenerzeugung August Storck GmbH in Werther, 1950 Belriebsberaler in der Lebensmittelbranche. Er gehörte den Verwaltungsräten der von Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel an. H. war Vorsitzender des CDU-Bezirks Ostwestfalen und Lippe sowie Mitglied des Landesvorstandes Westfalen. 1958-70 gehörte er dem Europäischen Parlament an. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) war H., jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanzund Steuerfragen (bis September 1955), im Ausschuß für Außenhandelsfragen (bis September 1955 und wieder seit Oktober 1955) und im Ausschuß für Sozialpolitik (seit September 1955). In der 3. Wahlperiode gehörte er bis November 1958 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an, dessen Stellvertretendes Mitglied er auch in der 4. Wahlperiode war. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Außenhandelsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Sozialpolitik an. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes und Stellvertretendes Mitglied des Außcnhandclsausschusscs, in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses sowie des Ausschusses für Wirtschaft und Mittel stands fragen (bis Juni 1966). H a h n , Wilhelm (Traugott Ferdinand), * 14.5.1909 Dorpat, | 9.12. 1996 Heidelberg. Pfarrer, Hochschullehrer, ev. H. stammte aus einer Pastorenfamilie. Sein Urgroßvater Carl Hugo H. war Pioniermissionar in Südwest-Afrika, sein Großvater Traugott H. Pastor in Reval und ein bedeutender kirchlicher Vertreter Estlands, sein Vater Traugott H. Theologieprofessor, der 1919 von Rotarmisten ermordet wurde. Die Familie floh daraufhin aus Dorpat und ließ sich in Gütersloh nieder. H. besuchte dort das Gymnasium und studierte in Tübingen, Göttingen und Münster Evangelische Theologie. 1932 legte er das Erste Theologische Staatsexamen ab und erhielt eine Stelle als Hauslehrer beim österreichischen Prinzen Heinrich XXXIX. Reuß. H. kehrte dann nach Westfalen zurück und beteiligte sich in der Bekennenden Kirche am Protest gegen die nationalsozialistische Herrschaft. 1937 wurde er in Tübingen mit der Arbeit Das Mitsterben und Mitauf erstehen mit Christus bei Paulus. Ein Beitrag zum Problem der Gleichzeitigkeit des Christen mit Christus zum Dr. theol. promoviert. Im selben Jahr ging er als Gemeindepfarrer nach Minden. 1942 wurde er eingezogen und geriet in britische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung 1946 nahm er seine Pfarrtätigkeit in Minden wieder auf. Zugleich war er Vertreter der Kirchen in der Britischen Besatzungszone bei der Alliierten Kontrollkommission und beim Landcskirchcnrat. 1949 wurde er Superintendent des Kirchenkrcises Minden. 1950 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor für Homiletik, Liturgik und Katechetik an die Universität Heidelberg. 1952 wurde H. zum Landesbischof von Oldenburg gewählt, verzichtete aber kurz darauf aufgrund von Querelen unter den Synodalen auf dieses Amt. Er wandte sich dann bildungspolitischen Fragen zu und arbeitete 1955-62 im deutschen Ausschuß

für das Erziehungs- und Bildungswesen mit. 1958-60 war er Rektor der Universität Heidelberg. Im Auftrag des Lutherischen Weltbundes bereiste H. Skandinavien, die USA, Südamerika, Südafrika und Ägypten. H. gehörte der Deutsch-Indischen Gesellschaft an, deren Präsident er 1978-88 war. 1978-92 hatte er den Vorstandsvorsilz des Stuttgarter Instituts für Auslandsbeziehungen inne. 1988 wurde er Präsident der Ostseeakademie LübeckTravemünde. 1956 trat H. in die CDU ein. 1962-79 war er stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Bundcsarbcitskrciscs der CDU. 1967-77 gehörte er dem Bundesvorstand der CDU an. 1968-80 war er Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg. 1964-78 war H. baden-württembergischer Kultusminister. Er richtete einen Bildungsrat ein und stellte 1964 einen Schulentwicklungsplan auf. 1965 trat das Gesetz zur Vereinheitlichung und Ordnung des Schulwesens in BadenWürttemberg, 1978 das baden-württembergische Hochschulrahmengesetz in Kraft. Durch Änderung der Landesverfassung wurde 1967 die christliche Gemeinschaftsschule als Schulform der Grund- und Hauptschule im ganzen Land eingeführt. Während H.s Amtszeit wurden die Reformuniversitäten Ulm und Konstanz gegründet. 1972-78 war H. stellvertretender Ministerpräsident. 1979-87 gehörte er dem Europäischen Parlament an. Er war dort Berichterstatter des Ausschusses für Jugend, Kultur, Bildung, Information und Sport. Am 9. 5.1962 rückte H. über die CDU-Landesliste BadenWürttemberg für den verstorbenen Abgeordneten Hermann —»Finckh in den Bundestag nach, dem er bis zur Niederlegung des Mandats am 16.11.1964 angehörte. Im Oktober 1962 wurde er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Ausschusses für Entwicklungshilfe. Seit Oktober 1962 war er Stellvertretendes, seit Dezember 1963 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. Dem Sonderausschuß „Strafrecht" gehörte er seit Dezember 1963 als Stellvertretendes Mitglied an. 1969 erhielt H. das Große Verdienstkreuz mit Stern, 1974 das Verdienstkreuz mit Stern und Schullerband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1978 den Hermann-Ehlers-Preis und 1984 die Goldene Verfassungsmedaille des Landes Baden-Württemberg. V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Erneuerung der Kirche aus dem Evangelium. Gütersloh 1946. - Der christliche Glaube und der Mensch der Gegenwart. Gütersloh 1947. - Die Mitte der Gemeinde. Gütersloh 1959. - Demokratische Bewährung. Vorträge 1958-65. Bonn u.a. 1965. - Mehr Bildung, mehr Leistung, mehr Freiheit. Bildungspolitik zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Stuttgart 1972. - Ich stehe dazu. Erinnerungen eines Kultusministers. Stuttgart 1981. - Europäische Kulturpolitik. Aufsätze über Bildung, Medien und Kirche. Sindelfingen 1987. L I T E R A T U R : Bildungspolitik mit Ziel und Maß. W. H. zu seinem zehnjährigen Wirken gewidmet. Stuttgart 1974. N A C H L A S S : Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. H a h n e , Dietrich, * 2 8 . 7 . 1 8 9 2 Schwefe (heute zu Welver), f 5. 8.1974 Welver. Landwirt, Arzt, ev. H., Sohn eines Landwirts, bestand 1912 in Soest das Abitur und studierte Medizin in Bonn und Kiel. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg Schloß er 1920 in Düsseldorf das Studium ab, übernahm den elterlichen Hof und war als praktischer Arzt tätig. Bis 1933 leitete er verschiedene Genossenschaften und gehörte für die Deutschnationale Volkspartei dem Gemeinde- und dem Kreisparlament an. 1933 wurde er aller Ämter enthoben. Nach 1945 war er wieder

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Halfmeier im Genossenschai'lswesen tälig. Er war Gründungsmitglied des Bundeslandwirtschaftsausschusses. 1945 trat H. in die CDU ein. Er war Mitglied des Kreisausschusses, zeitweise stellvertretender Landrat, Amtsbürgermeister (1945-49) und Fraktionssprecher der CDU im Kreistag. Am 7.12.1959 rückte H. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Wesll'alen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Fritz —> Hellwig in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 3. Wahlperiode im Oktober 1961 angehörte. Seit Februar 1960 arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Gesundheitsausschuß mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge (seit Februar 1960) und des Ausschusses für Sozialpolitik (seit Oktober 1960). Halfmeier, Friedhelm, * 30.6.1914 Bochum, t 11.10.1977 Bonn. Grund- und Hauptschullehrer. Nach dem Abitur studierte H. an der Hochschule für Lehrerbildung und legte die beiden Lehrerprüfungen ab. Seit 1936 war er Volksschullehrer, zuletzt Rektor einer Hauptschule. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 trat H. in die SPD ein. 1966 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Lüdenscheid-Olpe. Seit 1950 war er Kreistagsabgeordneter und Ratsherr, 1967-69 Mitglied der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe und 1969/70 Bürgermeister der Stadt Altena. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) vertrat H. den Wahlkreis 124 (Lüdenscheid) im Bundestag. In der 6. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß, in der 6. und 7. Wahlperiode im Finanzausschuß (seit Juni 1970) mit. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen, in der 6. und 7. (seit Juni 1974) Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. Hallstein, Walter, * 17.11.1901 Mainz, t 29. 3.1982 Stuttgart. Jurist, Hochschullehrer, Verwaltungsbcamter, cv. H., Sohn eines Regierungsbaurates, besuchte das Humanistische Gymnasium in Mainz. Nach dem Abitur 1920 studierte er in Bonn, München und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften. An der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität wurde er Assistent des Ordinarius für Bürgerliches Recht Martin Wolff. 1925 mit der Arbeit Der Lebensversicherungsvertrag im Versailler Vertrag zum Dr. jur. promoviert, habilitierte er sich nur drei Jahre später mit einer Arbeit über die Aktienrechte der Gegenwart. 1927 wurde er Referent am Institut für Ausländisches und Internationales Privatrecht der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und 1930, mit knapp 29 Jahren, ordentlicher Professor an der Universität Rostock. 1941 folgte er einem Ruf an die Universität in Frankfurt am Main; dort wirkte er als Direktor des Instituts für Rechtsvergleichung und des Instituts für Wirtschaftsrecht. Die steile Karriere des glänzenden und vielseitig gebildeten Juristen, der zeitlebens Junggeselle blieb, wurde 1942 durch die Einberufung zum Kriegsdienst im besetzten Nordfrankreich unterbrochen. Bei der alliierten Invasion im Juni 1944 geriet er in amerikanische Gefangenschaft. Sie führte ihn in das Camp Como im US-Bundesstaat Mississippi, wo er gleich eine Lageruniversität organisierte. Nach seiner Rückkehr wurde H. mit 44 Jahren zum ersten Nachkriegsrektor der Frankfurter Universität gewählt. Er wurde Vorsitzender der Süddeutschen Rcktorcnkonfcrcnz, verbrachte nach dem Ablauf des Rektorats das akademische Jahr 1948/49 als Gastprofessor an der Georgetown University in Washington, D. C., und wurde im Mai 1950 mit dem Amt des ersten Präsidenten der deutschen UNESCO-Kommission betraut.

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H.s politische Laufbahn begann mit der Berufung zum Leiter der deutschen Delegation bei den Verhandlungen über den Schuman-Plan im Juni 1950. Bundeskanzler —> Adenauer war von dem vertrauenerweckenden und zugleich ergebnisorientierten Auftreten des Hochschulpolitikers mit internationaler Erfahrung so beeindruckt, daß er ihn zum Leiter der „Dienststelle für Auswärtige Angelegenheiten" im Bundeskanzleramt im Rang eines Staatssekretärs bestellte. Mit der Bildung eines Auswärtigen Amtes, das Adenauer in Personalunion als Minister übernahm, im März 1951 wurde H. die operative Leitung des Ministeriums übertragen. Von Juli 1955 bis Dezember 1957 arbeitete er Außenminister Heinrich von —> Brentano als Staatssekretär zu. Als enger Mitarbeiter und Berater von Konrad Adenauer in den Jahren 1950 bis 1957 gehörte H. zu den Architekten der Westintegration der Bundesrepublik Deutschland. Im September 1955 wurde er zum Namensgeber für eine deutschlandpolitische Maxime, die sein Vertreter Wilhelm Grewe entwickelt hatte: der „Hallstein-Doktrin", die gleichzeitige diplomatische Beziehungen von Drittstaaten zur Bundesrepublik und zur DDR ausschloß. Er hatte großen Anteil an der Durchsetzung der Römischen Verträge vom März 1957, mit denen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und die Europäische Atomgemeinschaft begründet wurden. Als die Verhandlungen über die Inkraftsetzung der Römischen Verträge ergaben, daß ein Deutscher Präsident der EWG-Kommission werden sollte, konnte Adenauer im Dezember 1957 die Berufung H.s in dieses Amt durchsetzen. In den Jahren 1958 bis 1967 trug H. maßgeblich zur Prägung der Gemeinschaftsorgane bei und trieb die Integration der damaligen Sechser-Gemeinschaft gegen vielfache Widerstände voran. Dabei stieß er 1965 mit dem französischen Präsidenten Charles de Gaulle zusammen, der sich einer Stärkung von Kommission und Europäischem Parlament auf Kosten der nationalen Regierungen widersetzte. H. bezahlte den vergeblichen Vorstoß mit der Nichterneuerung seines Mandats im Mai 1967. Nach dem Ausscheiden aus dem europäischen Spitzenamt ließ sich H., nunmehr 67 Jahre alt, zum Präsidenten der Europäischen Bewegung wählen. Seine Erfahrungen in der Europapolitik verarbeitete er zu einem Grundlagenwerk, das 1969 erstmals unter dem Titel Der unvollendete Bundesstaat erschien. Im Sommer 1969 nahm er die Einladung des damaligen rheinland-pfälzischen CDU-Vorsitzenden Helmut —> Kohl an, als Spitzenkandidat die CDU-Landesliste bei der Bundestagswahl vom September 1969 anzuführen. Als Abgeordneter des Wahlkreises 148 (Neuwied) wurde er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses sowie europapolitischer FraktionsSprecher. Im Bundestag nahm er wiederholt zur Europapolitik Stellung. Im April 1972 half er dem Fraktionsvorsitzenden Rainer —» Barzel, den Moskauer Vertrag durch Stimmenthaltung der CDU/CSU-Fraktion passieren zu lassen. Zu seinem Wahlkreis fand H. als vorwiegend außen- und europapolitisch engagierter „eider statesman" keinen engeren Kontakt. Darum wurde er bei der vorgezogenen Neuwahl vom Herbst 1972 nicht erneut als Kandidat aufgestellt. Es folgte ein Jahrzehnt des Ruhestands, in dem er häufig repräsentative Reden hielt und sein Werk über die Europäische Gemeinschaft mehrfach überarbeitete. H. erhielt 1961 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1965 den Bayerischen Verdienstorden, 1968 den Europapreis und 1969 den Robert-SchumanPreis. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Aktienrechte der Gegenwart. Berlin 1931. - Mit Wilhelm Kalveram: Die Berichtigung des Gesellschaftskapitals. Frankfurt am Main 1942. - Wiederherstellung des Privatrechts. Heidelberg 1946. - Wege nach Europa. Andernach 1967. - Mit Hans Herbert Götz und

Hamm-Brücher Karl-Heinz Narjes: Der unvollendete Bundesstaat. Düsseldorf 1969. - Die Europäische Gemeinschalt. Düsseldorf/ Wien 1973, 6 1979. - Europäische Reden. Hrsg. von Thomas Oppermann. Stuttgart 1979. LITERATUR: Wilfried Loth, Wolfgang Wessels und William Wallace (Hrsg.): W. H. Der vergessene Europäer? Bonn 1995. - Matthias Schönwald, Jean Monnet und W. H. In: Andreas Wilkens (Hrsg.): Interessen verbinden. Bonn 1998. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz; Archiv für ChristlichDemokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Wilfried Loth H a m a c h e r , Heinrich, * 9.4.1899 Köln, f 19.7.1974. Drahtzieher, Parteifunktionär. Von Beruf Drahtzieher, kehrte H. schwerkriegsbeschädigt aus dem Ersten Weltkrieg zurück und studierte drei Jahre Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Gesellschaftslehre am Gewerkschaftsseminar in Köln. 1925 wurde er Mitglied der SPD, 1930 Parteisekretär in Köln. 1933 war er zehn Monate im Konzentrationslager Eslerwege. 1936 wurde er wegen illegaler politischer Betätigung vor dem Volksgerichtshof angeklagt. 1938-44 arbeitete H. bei den Fordwerken in Köln. 1944 wurde er erneut verhaftet. Seit 1945 war H. Sekretär und Geschäftsführer der Sozialdemokratischen Partei in Köln sowie Vorsitzender des Verbandes politisch verfolgter Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen. 1945-58 gehörte er dem Stadlrat in Köln an. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) war H. Mitglied des Bundestages. 1957 und 1961 wurde er über die SPD-Landcslistc Nordrhein-Westfalen, 1969 im Wahlkreis 62 (Köln IV) direkt gewählt. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiedergutmachung, in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden mit. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bauund Bodenrecht, in der 4. Wahlperiode bis Oktober 1963 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Inneres und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 5. Wahlperiode des Rechtsausschusses (von Februar bis Oktober 1967). NACHLASS: Hauptarchiv der Stadt Köln. H a m a c h e r , Wilhelm, * 11.10.1883 Troisdorf (Rheinland), t 29.7.1951 Bonn. Historiker, Parteifunktionär, Gymnasiallehrer, kath. H. studierte Geschichte, Erdkunde und Klassische Sprachen an den Universitäten Bonn und München und wurde 1911 mit der Arbeit Die Reichsstadt Köln und der Siebenjährige Krieg zum Dr. phil. promoviert. 1920-33 war er Generalsekretärderrheinischen Zentrumspartei und 1926-33 Vertreter des Rheinlandes im Reichsrat. Im November 1945 wurde er Leiter des Gymnasiums in Siegburg. 1945 war H. Mitbegründer und Vorsitzender der Deutschen Zentrumspartei in der Britischen Besatzungszone, seit 1946 in der Nordrhein-Provinz und seit 1948 stellvertretender Vorsitzender des Zentrums. Vom 17. 8. bis zum 30.9.1946 hatte er das Amt des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen inne. 1948-51 war er Bürgermeister von Troisdorf. 1949 wurde H. über die Landcsliste Nordrhcin-Westfalcn des Zentrums in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gcsamtdcutschc Fragen (seit Juni 1951) und des Ausschusses für Kulturpolitik. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Berlin (seit Juni 1951) und dem Ausschuß für innergebietliche Ordnung an.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Georg Bärsch, ein Freiheitskämpfer und Pionier der Eilel. Aachen 1914. LITERATUR: Heinz Immekeppel: Dr. W. H., Pädagoge und Politiker. In: 400 Jahre Anno-Gymnasium. Siegburg 1997, S. 58-67. H a m e l b e c k , Elfriede —> Klemmcrt, Elfriede. H a m m , Ludwig, * 6.12.1921 Kaiserslautern, V 20.11.1999. Jurist (Rechtsanwalt), ev. H. besuchte ein Humanistisches Gymnasium und studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen und Mainz. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1952 wurde er in Mainz mit der Arbeit Die ausdrücklichen Schranken der Verfassungsänderung im Bonner Grundgesetz. Verfassungstheoretische Betrachtungen zu Artikel 79 Absatz 3 Bonner Grundgesetz zum Dr. jur. promoviert und eröffnete im Juni desselben Jahres eine Rechtsanwaltspraxis in Kaiserslautern. 1953 trat H. in die FDP ein. Er wurde Vorsitzender des Bezirksverbandes Westpfalz und Hauptausschußvorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz. 1969 trat er aus der FDP aus. 1956 wurde er Stadtrat in Kaiserslautern und übernahm den Vorsitz der FDP-Fraktion. 1966/67 war er Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Verkehr des Landes Rheinland-Pfalz. 1961 und 1965 wurde H. über die FDP-Landesliste in den Bundestag gewählt. Am 12.5.1966 legte er sein Mandat nieder. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied, in der 4. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheitswesen. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen an. H a m m - B r ü c h e r , Hildegard, geb. Brücher, * 11.5.1921 Essen. Chemikerin, Redakteurin, ev. H.-B. wuchs als drittes von fünf Kindern eines aus Westfalen stammenden leitenden Angestellten und einer sächsischen Fabrikantentochter in Berlin auf, wo sie seit Ostern 1931 das Dahlemer Gertrauden-Lyceum besuchte. Als nach dem Tod beider Eltern die Großmutter mütterlicherseits die Erziehung übernahm, wechselte sie zum Neustädter Mädchengymnasium in Dresden; dort war sie auch kurzzeitig Mitglied der Pfadfinderinnen. Da die praktizierende Protestantin seit 1935 als „Halbjüdin" galt, konnte sie nach einer Zwischenstation in Salem das Abitur erst 1939 in Konstanz ablegen. Um den Arbeitsdienst abzukürzen, studierte H.-B. in München seit 1940 Chemie, u.a. bei dem Nobelpreisträger Heinrich Wieland, von dem sie im März 1945 mit einer Arbeit über Hefemutterlaugen bei der Ergosterin-Gewinnung promoviert wurde. Nach Kriegsende arbeitete sie drei Jahre lang für die amerikanische „Neue Zeitung" zunächst als freie, später feste Wirtschaftsredakteurin. 1949/50 erhielt sie ein Harvard-Stipendium, das sie zu einem Aufbaustudium in Political Science nutzte. Aus Sympathie für Theodor —>Heuss trat H.-B. im Mai 1948 der FDP bei und wurde für diese fast zeitgleich in den Münchner Stadtrat gewählt, in dem sie bis 1954 saß. 1950-66 und 1970-76 war sie Mitglied des Bayerischen Landtages, 1972-76 als Vorsitzende der FDP-Fraktion. Mehrfach erwies sie sich mit herausragenden Einzelrcsultatcn als liberale „Wahllokomotive", zuletzt 1990, als sie jedoch kein Landtagsmandat mehr annahm. Dem FDP-Bundesvorstand gehörte sie 1964-76 und 1984-91 an, davon 1972-76 als stellvertretende Vorsitzende und 1988-90 als Beisitzerin im Präsidium. Tm April 1967 wurde sie von Ministerpräsident August Georg —»Zinn zur beamteten Staatssekretärin im hessischen Kultusministerium berufen; von Ende 1969 bis

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Hammans Mai 1972 nahm sie die gleiche Funktion unter Bundesbildungsminister Hans Leussink im ersten Kabinett der sozialliberalen Koalition wahr. Im Oktober 1976 zog H.-ß. erstmals in den Bundestag ein. Drei Monate später zur Staatsministerin im Auswärtigen Amt ernannt, leitete sie bis zur sog. Wende vom Oktober 1982 die auswärtige Kulturpolitik. Dem Bundestag gehörte sie ohne Unterbrechung bis Ende 1990 an, jeweils über die bayerische Landesliste der FDP gewählt. In der 9. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß (seit Oktober 1982), dem sie in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode wieder als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 10. Wahlperiode war sie außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis April 1984), Mitglied der Europa-Kommission des Bundestages und Mitglied der Kommission des Ältestenrates für deutsch-amerikanischen Jugendaustausch (seit November 1984). In der 11. Wahlperiode amtierte sie als außenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. 1994 bewarb sie sich für die FDP um das Amt des Bundespräsidenten, blieb aber trotz guter Ergebnisse bei den ersten Wahlgängen in der Bundesversammlung hinter ihren Konkurrenten Roman Herzog und Johannes Rau zurück, was zum Verzicht im dritten Wahlgang führte. H.-B. machte sich zunächst einen Namen als Bildungspolitikerin in Bayern, wo sie vor allem gegen die Konfessionsschule zu Felde zog. Als Vorkämpferin für eine umfassende Reform des gesamten Bildungssystems gehörte sie in ihrer Partei zu den entschiedenen Befürwortern einer sozialliberalen Koalition, was zu Problemen mit ihrem Landesverband führte. Nach dem Einzug in den Bundestag widmete sie sich vor allem der auswärtigen Kulturpolitik, deren Etat in ihrer Zeit als Staatsministerin um 50% stieg. In der Plenardebatte zum konstruktiven Mißtrau en s votum gegen Helmut —»Schmidt Anfang Oktober 1982 hielt sie cinc wcitbcachtetc Rede gegen das Mißtraucnsvotum, was sie innerhalb ihrer Fraktion zeitweise isolierte. Danach unternahm H.-B., die sich seit 1954 häufiger zu Fragen des Parlamentarismus geäußert und mehrfach den Einfluß des Parteiapparates zu spüren bekommen hatte, verstärkt Anstrengungen für eine Parlamentsreform und war von 1984 an führend an der „Interfraktionellen Initiative Parlamentsreform" beteiligt, die größtenteils auf sie zurückging. Ihr Hauptziel war dabei unter ausdrücklicher Berufung auf GG Art. 38,1 eine Zurückdrängung der „Fraktionsdisziplin" und des Einflusses der Fraktionsgeschäftsführer zugunsten einer Stärkung der Abgeordnetenrechte, um dem zu beobachtenden Ansehensverlust der Parlamente entgegenzuwirken. Nach eigener Aussage suchte H.-B. nach „einem gangbaren dritten Weg zwischen Honoratioren- und Partcienparlamcntarismus", zeigte sich aber im Rückblick eher enttäuscht von den geringen Auswirkungen ihres Engagements. Ehrenamtlich ist H.-B. vor allem in der von ihr 1964 selbst gegründeten Theodor-Heuss-Stiftung und in der Evangelischen Kirche aktiv gewesen, u.a. 1975-87 als Mitglied im Kirchentagspräsidium und 1985-90 in der EKD-Synode. H.-B. erhielt 1966 die Wolfgang-Döring-Medaille, 1989 die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold, 1991 die Goldene Ehrenbürgermedaille von München, 1993 das Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1995 den Comenius-Preis und 2001 den Lolhar-Kreyssig-Friedenspreis. VERÖFFENTLICHUNGEN: Auf Kosten unserer Kinder? Bramsche/Osnabrück 1965, 21966. - Aufbruch ins Jahr 2000 oder Erziehung im technischen Zeitalter. Reinbek 1967, 31968. - Gegen Unfreiheit in der demokratischen Gesellschaft. Aufsätze, Debatten, Kontroversen. München 1968. - Über das Wagnis von Demokratie und Erziehung. Frankfurt 1969, 21970. - Vorkämpfer für Gerechtigkeit und

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Demokratie in Bayern und Bonn. Reden, Aufsätze, Dokumente. Bonn 1974. - In Sachen Bildungspolitik. Augenmaß und Stehvermögen. In: Liberale in der Verantwortung. Hrsg. von Hans-Dietrich Genscher. München/Wien 1976, S. 29-43. - Kulturbeziehungen weltweit. Ein Werkstattbericht zur auswärtigen Kulturpolitik. Münchcn/Wicn 1980. Der Politiker und sein Gewissen. Eine Streitschrift für mehr Freiheit. München 1983, 31991. - Mit Hermann Rudolph: Theodor Heuss. Eine Bildbiographie. Stuttgart 1983. - Gerechtigkeit erhöht ein Volk. Theodor Heuss und die deutsche Demokratie. München 1984. - Das Versagen des politischen Liberalismus vor und nach 1933. In: Widerstand. Ein Problem zwischen Theorie und Geschichte. Hrsg. von Peter Steinbach. Köln 1987, S. 44-56. - Abgeordneter und Fraktion. In: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis in der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Hans-Peter Schneider und Wolfgang Zeh. Berlin/New York 1989, S. 673-700. Liberale Symbolfiguren: Theodor Heuss und Walter Scheel. In: Verantwortung für die Freiheit. 40 Jahre F.D.P. Hrsg. von Wolfgang Mischnick. Stuttgart 1989, S. 419-439. Der freie Volksvertreter. Eine Legende? Erfahrungen mit parlamentarischer Macht und Ohnmacht. München/Zürich 1990. - Wider die Selbstgerechtigkeit. Nachdenken über Sein und Schein der Westdeutschen. München 1991. - Freiheit ist mehr als ein Wort. Eine Lebensbilanz 1921-1996. Köln 1996, 21997. - Hrsg.: „Ungehaltene Reden" mündiger Bürgerinnen und Bürger. München 1999. - Erinnern für die Zukunft. Ein zeitgeschichtliches Nachlesebuch 1991-2001. Münchcn 2001. LITERATUR: Paul Noack (Hrsg.): H. H.-B. Mut zur Politik, weil ich die Menschen liebe. München 1981. - Ursula Salentin: H. H.-B. Der Lebensweg einer eigenwilligen Demokratin. Freiburg 1987. - Helmuth von Schilling: Wag zu sein wie Daniel. Krefeld 1987. - Paul Noack (Hrsg.): Freiheit muß erkämpft sein. H. H.-B., Profil einer Politikerin. München 1991. - H. H.-B. Eine Präsidentin für alle. München 1994. - Nina Grunenberg: H. H.-B. (* 1921). In: Sic prägten Dcuschland. Eine Gcschichtc der Bundesrepublik in politischen Porträts. Hrsg. von Hans Sarkowicz. München 1999, S. 199-212. (TETL-)NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach; Institut für Zeitschichte, München. Jürgen Frölich Hammans, Hugo, * 23.6.1927 Rheurdt. Gymnasiallehrer, kath. H. war 1943/44 Luftwaffenhelfer, nach dem Reichsarbeitsdienst Soldat und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1946 bestand er das Abitur am Adolfinum in Moers, studierte Sport und Biologie in Bonn und Innsbruck und legte 1953 das Staatsexamen ab. 1954 wurde er in Innsbruck mit der Arbeit Die Entwicklung des Skeletts von Bufo vulgaris bis zur Metamorphose promoviert. H. war Praktikant am Biologischen Institut der Pflanzenschutz-WissenschaftsAbteilung eines chemischen Werks, 1955-57 Studienreferendar. 1957 erhielt er die missio canonica für den katholischen Religionsunterricht. Seit 1960 war er Studienrat, zuletzt am Städtischen Arndt-Gymnasium in Krefeld. H. gehörte zu den Begründern der CDU in Tönisberg. 1961-69 war er dort Ratsherr, 1962-70 Mitglied des Kreistages Kempen-Krefeld und seit September 1964 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat H. den Wahlkreis 81 (Kempen-Krefeld) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik (seil Oktober 1967), im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (bis November 1967) und im Ausschuß für Gesundheitswesen mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß

Hampel für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (bis Mai 1967) an. In der 6.-8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit September 1971), in der 8. Wahlperiode dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (bis November 1977) an. Hammer, Richard, * 7.2.1897 Darmstadt, f 3.10.1969 Darmstadt. Arzt. H., Sohn eines Arztes, legte am Ludwig-Georg-Gymnasium in Darmstadt die Reifeprüfung ab und nahm 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Studium der Medizin an den Universitäten Heidelberg und Innsbruck ließ er sich 1924 als praktischer Arzt in Darmstadt nieder. Bis 1933 war er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bzw. Deutschen Staatsparlei. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, zuletzt als Oberstabsarzt. H. war Präsident der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung in Darmstadt. 1945 trat H. in die FDP ein. 1946-49 war er Mitglied des Hessischen Landtages, seit 1948 auch Stadtverordneter in Darmstadt. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) gehörte H. dem Bundestag an. 1949 wurde er im Wahlkreis 20 [145] (Darmstadt) direkt, 1953 über die FDP-Landesliste gewählt. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied und Vorsitzender (seit Dezember 1949 bzw. seit November 1953) des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens. In der 1. Wahlperiode gehörte er außerdem als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung (bis Oktober 1951), in der 1. und 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Sozialpolitik an. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Hammersen, Walter, * 5.1.1911 Osnabrück, t 10.10.1990 Wiesbaden. Jurist, Vcrwaltungsbcamtcr, cv. H. besuchte das Humanistische Ratsgymnasium in Osnabrück, bestand 1929 das Abitur und studierte Rechtsund Staatswissenschaften an den Universitäten Tübingen, München und Göttingen. Nach dem Referendarexamen 1934 ging er als Regierungsreferendar nach Hannover und legte 1937 das Assessorexamen in Berlin ab. 1938 war er Stellvertreter des Landrates in Kyritz (Brandenburg). 1938 zur Kärntner Landesvcrwaltung abgeordnet, wurde er 1939 kommissarischer Landrat, 1941 Landrat in Hohensalza (Wartheland). H. gehörte dem Vorstand des Sparkassen- und Giroverbandes in Posen an. 1942-45 war er Soldat. 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und war nach späterer Flucht bis 1948 in einem britischen Lager interniert. 1949-54 lebte H. als Verbandssyndikus des Metallgroßhandels und der Metallindustrie in Wiesbaden und Düsseldorf. H. wurde 1966 Bundesgeschäftsführer des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge in Kassel. 1969/70 war er Hauptgcschäftsführcr des Deutschen Vcrkchrssicherheitsrates. 1958 wurde H. Kreisvorsitzender der FDP Wiesbaden. Er gehörte dem Landes- und dem Bundeshauptausschuß der FDP, seit 1960 dem geschäftsführenden FDPLandesvorstand Hessen an. 1954-66 war er Beigeordneter (Stadtrat) für Wirtschaft und Verkehr, für die Stadtwerke Wiesbaden AG sowie für Landwirtschaft und Forsten im Magistrat der Stadt Wiesbaden. In der 4. Wahlperiode (1961-65) gehörte H. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Hessen dem Bundestag an. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für

Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und im Innenausschuß (von Februar 1963 bis März 1965; davor war er Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Rechtsausschuß (seit Februar 1963) und dem Ausschuß für Heimatvcrtriebene (bis November 1963) an. Hammerstein, Carl-Detlev Freiherr von, * 26.1.1938 Bockel. Landwirtschaftsmeister, ev. H. erwarb die Mittlere Reife, ist seit 1961 staatlich geprüfter Landwirt und legte 1966 die landwirtschaftliche Meisterprüfung ab. Seit 1964 ist er selbständiger Land- und Forstwirt in Gyhum-Bockel. H. ist Vorsitzender des Aufsichtsrates der CONCORDIAVersicherungen, Hannover, und Mitglied des Aufsichtsrates der Landbell AG, Mainz. Er gehört dem Beirat des Bundesaufsichtsamtcs für das Versicherungswesen, Berlin, an. 1975 trat H. in die CDU ein. Er wurde kooptiertes Mitglied der CDU-Kreisverbände Osterholz und Verden sowie des CDU-Bezirksvcrbandcs Stade. Am 9.4.1984 rückte H. über die CDU-Landesliste Niedersachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Heinrich —> Franke in den 10. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode 1987 angehörte. Seit 1990 ist H., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, erneut Mitglied des Bundestages. In der 10. Wahlperiode war er von April 1984 bis September 1985 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, dem er in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 10. (seit Februar 1985) und 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Hampel, Manfred Eugen, * 14.6.1942 Königshütte. Verkehrskaufmann, Ingenieur für Automatisierungstechnik, Diplomingcnicurökonom, leitender Angestellter, kath. Nach der Grundschule in Kothen besuchte H. die kaufmännische Berufsschule in Leipzig. Er studierte an der Ingenieurschule für Automatisierungstechnik in Leipzig und an der Technischen Universität Dresden. 1960 wurde er Verkehrskaufmann, 1969 Ingenieur für Automatisierungstechnik und 1976 Diplomingcnicurökonom. 1962-64 leistete er Wehrdienst. 1972-80 war er Leiter des Bereichs Ökonomie des VEB Fisch- und Feinkost in Kothen, 1980-86 Leiter des Bereichs Datenverarbeitung und Projektierung der Fischverarbeitung in Mücheln und 1987-90 Leiter des Bereichs EDVProjektierung des VEB Betonwerk Gröbzig. 1990 übernahm er die Geschäftsführung der Firma Feinkost Bienert. Im Dezember 1989 trat H. der SPD bei. Er wurde Vorsitzender des Ortsvereins Kothen und Mitglied des Bezirkvorstandes Halle. Im Mai 1990 in den Kreistag gewählt, wurde er Vorsitzender des Haushalts- und Finanzierungsausschusses sowie Mitglied des Hauptausschusses. Seit 1990 ist H. Mitglied des Bundestages. 1990 und 1994 wurde er über die SPD-Landesliste Sachsen-Anhalt, 1998 im Wahlkreis 292 (Halle-Neustadt - Saalkreis - Kothen) direkt gewählt. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (seit Juli 1993), des Haushaltsausschusses (seit April 1993) und des Ausschusses Treuhandanstalt (von Februar bis Juni 1993 und wieder seit Oktober 1993, dazwischen Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Bildung

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Handlos und Wissenschaft (seit Juli 1993) an. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushallsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses sowie des Ausschusses für Wirtschaft. In der 14. Wahlperiode ist H. stellvertretender Vorsitzender des Haushallsausschusses und Stellvertetendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. Handlos, Franz, * 9.12.1939 Greising. Jurist, Diplompolitologe, Journalist, Verleger, kath. Nach der Volksschule in Greising und Regen besuchte H. das Humanistische Gymnasium in Pfarrkirchen, bestand 1960 das Abitur und leistete Wehrdienst. Er studierte Rechtswissenschaften und Politische Wissenschaften und legte das Juristische Staatsexamen und das Diplomexamen für Politische Wissenschaften ab. Während des Studiums war er Volontär bei verschiedenen Zeitungen. 1966 wurde er innenpolitischer Redakteur beim „Münchner Merkur", 1970 Chefredakteur bei einem Münchner Verlag, 1980 zugleich Verleger verschiedener Zeitschriften. 1970-72 gehörte er dem Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks an. Bis 1979 hatte H. den Landesvorsitz des Wehrpolitischen Arbeitskreises der CSU in Bayern innc. 1967-71 war er Pressesprecher der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, 1970-72 Mitglied des Bayerischen Landtages. 1983 trat er aus der CSU aus und gründete mil Ekkehard Voigt und Franz Schönhuber die Partei Die Republikaner (REP). 1983-85 war H. Vorsitzender der Partei. 1985 verließ er die REP und gründete die Freie Volkspartei. In der 7.-10. Wahlperiode (1972-87) vertrat H. den Wahlkreis 213 (Deggendorf) im Bundestag. Seit 8.7.1983 war er fraktionslos. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß mit (bis November 1983). 1976-80 war H. Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates bzw. der Westeuropäischen Union. Handschack, Lothar, * 31.10.1948 Geyer. Elektroinstallateur, Ingenieur, Jurist (Rechtsanwalt), cv. Nach dem Bcsuch der Grund- und Oberschule in Geyer durchlief H. eine Lehre als Elektroinstallateur und Elektroschweißer. Nach dem Wehrdienst wurde er Elektrohandwerksmeister. Er Schloß ein Fernstudium an der Fachschule für Ingenieure in Forst als Ingenieur ab und wurde hauptamtlicher Stadtrat für Bauwesen und örtlichc Versorgungswirtschaft. Im Fernstudium studierte er auch an der Fachschule für Staatswissenschaft. Er war Hauptmechaniker und Aufbauleiter, dann Leiter der Rechtsabteilung eines Bauunternehmens in Zschopau. Nach einem rechtswissenschaftlichen Fernstudium an der Humboldt-Universität Berlin und der Karl-Marx-Universität Leipzig wurde er 1992 Rechtsanwalt. 1974 trat H. in die CDU ein. Er wurde Vorsitzender der Ortsgruppe Geyer. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 08, Listenplatz 19, Bezirk Karl-Marx-Stadt) und war Mitglied des Rechts- und des Innenausschusses. Am 1. 7.1994 rückte H. über die CDU-Landesliste Sachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Joachim Graf von —> Schönburg-Glauchau in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im November desselben Jahres angehörte. Handschumacher, Johann Jacob (Johannes), * 5.7.1887 Lindern (Rheinland), f 31.10.1957 Düsseldorf. Jurist (Richter, Rechtsanwalt), kath. H. besuchte Gymnasien in Düsseldorf, Düren und Siegburg, studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn und Berlin und wurde 1915 in Heidelberg mit der Arbeit Kritische

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Betrachtung über die Gastwirtshaftung für eingebrachte Sachen nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch promoviert. 1919 war er Amtsrichter in Heinsberg (Rheinland), 1920-29 Beigeordneter der Stadt Rheydt und 1929-33 Oberbürgermeister in Mönchengladbach. Seit 1935 praktizierte er als Rechtsanwalt. H. war Mitglied der Deutschen Delegation bei der Londoner Schuldenkonferenz, des Präsidiums des Deutschen Mittelstandsblocks und des Kontrollausschusses beim Lastenausgleichamt. Er gehörte dem Aufsichtsrat der Bank für Vertriebene und Geschädigte (Lastenausgleichsbank) AG, Bad Godesberg, dem Verwaltungsrat der Deutschen Pfandbriefanstalt und dem Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt am Main an und hatte den Vorsitz des Aufsichtsrates der Kölnischen Lebens- und Sachversicherung a. G, Köln, inne. 1948-57 war er Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Haus- und Grundbesitzer e. V. Am 21.1.1953 rückte H. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Franz —>Etzel in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode im September desselben Jahres angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit März 1953) und des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953). Hanewinckel, Christel —> Riemann-Hanewinckel, Christel. Haniel-Niethammer, Fritz von, * 20.7.1895 Köln, t 24.5.1977. Volkswirt, Land- und Forstwirt, kath. H.-N., Sohn eines Rittmeisters, besuchte in München zunächst das Wilhelms-, dann das Realgymnasium und nahm nach dem Abitur 1914 am Ersten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1920 durchlief er ein landwirtschaftliches Lehrjahr, studierte Volkswirtschaft in Freiburg im Breisgau und wurde 1923 mit der Arbeit Preisregelung in der Rheinisch-Westfälischen Eisenindustrie nach dem Kriege zum Dr. rer. pol. promoviert. Danach in verschiedenen Berufen tätig, bereiste er 1926/27 die USA. 1932 ließ er sich auf den Familienbesitzungen in Tunzenberg (Niederbayern) nieder. 1939-45 war er Soldat. H.-N. hatte den Vorsitz der Baugenossenschaft Dingolfing inne. 1945 war H.-N. Mitbegründer der CSU in Dingolfing. Er wurde Mitglied des Kreistages und stellvertretender Landrat. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) gehörte H.-N. mit einem Mandat der CSU-Landesliste Bayern dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verteidigung mit. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Wirtschaftsausschuß (seit Dezember 1959). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Haushaltsausschuß (seit Juli 1959), dem Außenhandelsausschuß (von September 1958 bis Juli 1959) und dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht an. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (seit März 1962) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (seit November 1964) und des Haushaltsausschusses. NACHLASS: Archiv für Christlich-Soziale Politik der HannsSeidel-Stiftung, München. Hansen, Dirk, * 21.6.1942 Lüneburg. Gymnasiallehrer, ev. H. bestand das Abitur am Johanneum in Lüneburg und studierte Geschichte und Romanistik im Hamburg, Marburg und Dijon. Er war Assistent am Centre Pédagogique Régional de Toulouse und Lehrbeauftragter am dortigen Goethe-Institut. Nach dem Zweiten Staatsexamen in

Hansen Hamburg wurde er 1976 Lehrer für Geschichte, Gemeinschaftskunde und Französisch am Lessing-Gymnasium in Hamburg-Harburg. 1972 trat H. in die FDP ein. 1981 -93 war er Ortsvorsitzender der FDP. 1992 übernahm er den Bezirksvorsitz der FDP. Seit 1976 war er Ratsherr der Stadt Lüneburg. In der 12. Wahlperiode (1990-94) war H. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und dem Petititonsausschuß (seit Oktober 1992) an. Hansen, Karl-Heinz, * 17.5.1927 Linderhof (Lippe). Gymnasiallehrer, ev. H., Sohn eines Amtsrates, besuchte bis 1943 ein Gymnasium in Münster. Er war Luftwaffenhelfer, dann Soldat und geriet in Gefangenschaft, aus der er 1948 entlassen wurde. Das Abitur legte er in einem Lehrgang für Kriegsteilnehmer ab. Er studierte Anglistik, Romanistik, Philosophie, Pädagogik und Geschichte und war seit 1959 Lehrer an Tagesgymnasien und am Abendgymnasium. 1961 wurde er Studienassessor, 1964 Studienrat, 1968 Oberstudienrat und 1969 Studiendirektor. H. ist Vorsitzender der Fachgruppe Gymnasium der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen. 1961 trat er in die SPD ein. Im Mai 1981 leitete der SPDBezirk Niederrhein aufgrund der Äußerung H.s im Zusammenhang mit der NATO-Nachrüstung, daß die Regierung „in Fragen der Sicherheitspolitik und Verteidigungspolitik eine Art Gcheimdiplomatie gegen das eigene Volk" betreibe, ein Parteiordnungsverfahren ein, infolgedessen H. im Juli 1981 aus der Partei ausgeschlossen wurde. Am 27.11.1982 gründete H. mit Manfred —>Coppik die Partei der „Demokratischen Sozialisten" in Münster, die bei den darauffolgenden Wahlen keinen Erfolg verzeichnen konnte. Am 30.1.1987 trat H. aus dieser Partei aus. In der 6.-9. Wahlperiode (1969-83) war H., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. Seit 14.12.1981 gehörte er keiner Bundestagsfraktion an. In der 6. und 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 7. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß und dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (seit März 1972) an. In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Ausschusses für Forschung und Technologie. In der 8. Wahlperiode arbeitete er bis September 1979 ais Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. In der 8. und 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (bis Dezember 1981) und Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis Dezember 1981). VERÖFFENTLICHUNGEN: Nicht nur das „kleinere Übel". In: Hugo Brandt (Hrsg.): Hoffen, zweifeln, abstimmen. Seit 1969 im Bundestag. 14 SPD-Abgeordnete berichten. Reinbek bei Hamburg 1980, S. 41-47. - Junta und NATO. In: Unser Faschismus nebenan. Hrsg. von Günter Wallraff und Eckart Sapp. Reinbek bei Hamburg 1982. - Parlamentarismus in Bonn: Selbstmord aus Angst vor dem Tode? In: Blätter für deutsche und internationale Politik 28 (1983) Heft 8, S. 1115-1124. - Mit Manfred Coppik:

Reden gegen den Strich. Köln 1983. - Entscheidungen im parlamentarisch-„repräsenlativen" System. Das Beispiel Tornado. In: Vorgänge 23 (1984) Heft 5, S. 39-49. Hansen, Uwe, * 19.9.1938 Hamburg. Seesteuermann, Fcuerwchrbcamtcr, ev. Nach der Volksschule und der Technischen Oberschule, an der er 1955 die Mittlere Reife erlangte, besuchte H. die Schiffsjungenschule, legte 1959 die Matrosenprüfung ab und erwarb 1962 das Seesteuermannspatent in kleiner Fahrt. Seit 1964 Feuerwehrbeamter in Hamburg, wurde er 1972 Brandinspektor und war als Wachabtcilungslciter und Prcsscsprecher tätig. 1976 wurde er Vorsitzender des Personalrates. H. war Beiratsmilglied im Institut für Arbeit und Technik, Hamburg, Mitglied des Bezirksvorstandes der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und arbeitete in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit mit. 1966 trat H. in SPD ein. 1972 wurde er Mitglied des SPDKreisvorstandes Hamburg-Mitte, 1978 Mitglied des Landesvorstandes Hamburg der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD. Seit 1982 Mitglied des SPDLandesvorstandes, wurde er 1983 stellvertretender Landesvorsitzender. 1970-74 gehörte er dem Ortsausschuß Hamburg-Mitte an. 1974 wurde er Bezirksabgeordneter, 1978 stellvertretender Fraktionsvorsitzender, 1983 Fraktionsvorsitzender. Am 29.6.1984 rückte H. über die SPD-Landesliste Hamburg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Horst —> Gobrecht in den 10. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Februar 1987 angehörte. Er war seit Oktober 1984 Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Forschung und Technologie. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er seit April 1985 dem Haushaltsausschuß an. Hansen, Werner, urspr. Wilhelm Heidorn, * 31.7.1905 Rethem (Aller), t 15. 6.1972 Düsseldorf. Kaufmännischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär. Nach einer kaufmännischen Lehre und dem Besuch der Handelsschule war H., Sohn eines Postbeamten, seit 1932 kaufmännischer Angestellter. Als Mitglied der SPD war er seit 1926 im Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) tätig, gehörte 1931-33 dem Vorstand der Ortsverwaltung Bremen des Zentralverbandes der Angestellten an und schrieb u. a. für die Parteizeitungen „isk" und „Der Funke". Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten beteiligte sich H. am gewerkschaftlichen Widerstand. 1937 emigrierte er nach Frankreich, 1939 Großbritannien. Dort arbeitete er als Publizist an verschiedenen ISK-Organcn mit und trat u.a. ais Mitverfasser des gewerkschaftlichen Deutschlandprogramms und der 1945 herausgegebenen Vorschläge für eine Einheitsgewerkschaft hervor. 1945 zurückgekehrt, war H. mit Hans Böckicr im sog. Siebener-Ausschuß am Neuaufbau der Gewerkschaften beteiligt, wurde 1946 Leiter des Zonensekretariats des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für die Britische Zone in Bielefeld und war 1947-56 Erster Vorsitzender des nordrheinwestfälischen Gewerkschaftsbundes. 1956-69 gehörte er dem Bundesvorstand des DGB an und leitete die Hauptabteilung Jugend. H. war Mitglied des Aufsichtsrates der Bank für Gemeinwirtschaft, der Büchergilde Gutenberg und der Gelsenberg AG. 1953-57 gehörte er dem SPD-Parteipräsidium an. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war H. mit einem Mandat der SPD-Landeslistc Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik mit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Re-making Germany. London 1945. - (Mitverfasser:) Die neue Gewerkschaftsbewegung.

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Hansing Programmvorschläge für einen einheitlichen Gewerkschaftsbund. London 1945. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn; Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf. Hansing, Hermann, * 20.1.1908 Seelze, t 25.11.1977 Bremen. Bronze- und Bildgießer, Former, Verbandsfunktionär, ev. H. besuchte 1914-20 die Volksschule in Seelze und machte 1922-26 in Hannover eine Lehre als Bronze- und Bildgießer. 1926-33 als Former, 1933-38 als Hilfsarbeiter tätig, wurde er 1938 wieder als Former beschäftigt und arbeitete 1939-45 als Gießereimeister in Bremen und Hildesheim. 1945-52 war er Angestellter bei der Internationalen Flüchtlingshilfe (United Nations Relief and Rehabilitation Administration, UNRRA; International Refugee Organization, IRO) in Bremen. 1926 trat H. in die SPD ein. 1932/33 war er Beisitzer im Unterbezirksvorstand Hannover und 1933 Mitglied des Gemeinderales in Seelze. Nach seinem Wiedereintritt in die SPD 1945 wurde er 1948 Distriktsleiter und 1952 Mitglied des Parteivorstandes der SPD Bremen. 1946 in die Bremer Bürgerschaft gewählt, gehörte er dem Ausschuß für Wohlfahrts- und Wohnungsfragen an und wurde im April 1952 Sekretär der SPD-Fraktion. Am 23.9.1953 legte er sein Mandat nieder. In der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) vertrat H. den Wahlkreis 57 bzw. 50 (Bremen-Ost) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Besatzungsfolgen (seit luli 1954), im Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge und im Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (seit Oktober 1956) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, dem Ausschuß für lugendfragen und dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (bis luli 1954) an. In der 3.-5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Inneres, in der 3. und 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (bis luni 1964). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß und dem Ausschuß für Entwicklungshilfe an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 5. und 6. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (seit lanuar 1967) und in der 6. Wahlperiode Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen. Hanz, August, * 3.4.1925 Hinterkirchen. Kaufmännischer Angestellter, Parteifunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule in Langenhahn (bis März 1939) begann H., dessen Vater nach seiner Entlassung bei der Reichsbahn Steinbrucharbeiter war und eine kleine Landwirtschaft betrieb, eine kaufmännische Lehre. Ende 1942 wurde er zum Reichsarbeitsdienst, 1943 zum Wehrdienst einberufen. 1945 geriet er in französische Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr 1948 beendete er seine Ausbildung und war anschließend bis 1953 im Großhandel tätig. 1953-56 war er hauptamtlicher Geschäftsführer des CDUBezirks Montabaur, 1957-72 Landesleiter einer Organisation für Öffentlichkeitsarbeit und seit 1972 Referent für Inneres bei der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Bonn. H. arbeitete beim antikommunistischen Volksbund für Frieden und Freiheit (VFF) mit und war seit 1956 Landesbeauftragter der Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Kreise (ADK) Rhcinland-Pfalz/Saar. H. war Mitbegründer der Jungen Union im Bezirk Montabaur. 1950 trat er in die CDU ein. 1980-84 hatte er den Vorsitz des CDU-Kreises Westerwald inne. 1952 wurde er Mitglied des Kreistages Obcrwcstcrwald und Vorsitzender

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der CDU-Fraktion. Seit 1951 in Dahlen ansässig, wurde er 1956 erstmals in den Gemeinderat gewählt. 1957-65 war H. Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz und 1959-65 Vorsitzender des Petitionsausschusses. In der 5., 6. und 8.-10. Wahlperiode (1965-72 und 1976-87) vertrat H. den Wahlkreis 155 bzw. 153 (Montabaur) im Bundestag. In der 5. und 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen, in der 5. und 6. Wahlperiode des Haushaltsausschusses (von November 1967 bis Oktober 1970), in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen. In der 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9. und 10. Wahlperiode im Ausschuß für Verkehr mit. In der 9. Wahlperiode war er bis Oktober 1982 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur wirtschaftliche Zusammenarbeit, dem er in der 10. Wahlperiode wieder als Stellvertretendes Mitglied angehörte (bis November 1985). VERÖFFENTLICHUNGEN: Ein Leben in bewegter Zeit. Frankfurt am Main 1991, 21992. - Ludwig Falkenstein, ein deutsch-jüdisches Schicksal. Montabaur 1997. Happe, Heinrich, * 31.12.1894 Altenessen (heute zu Essen), f 12.1.1979. Verwaltungsangestellter, Landwirt. H. durchlief die mittlere Verwaltungslaufbahn bei der Deutschen Reichsbahn und übernahm 1926 einen landwirtschaftlichen Betrieb in Nienberge (Bezirk Münster). Er nahm am Ersten Weltkrieg teil. H. zählte zu den Begründern der Deutschen Friedensgesellschaft in Münster. Er war Beisitzer im Kreisausschuß Münster der Industriegewerkschaft für Gartenbau-, Landund Forstwirtschaft. 1947 wurde H. Vorsitzender des Agrarpolitischen Ausschusses der SPD im Unterbezirk Münster. Er war GemeindeAmtsvertreter und Mitglied des Kreistages. In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte H. mit einem Mandat der SPD-Ergänzungsliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Lastenausgleich an. H a n g , Paul, * 3.7.1900 Nivilingen, f 24.5.1977 Hagen. Metallarbeiter, Gewerkschaftsfunkionär. H., Sohn eines Lokomotivführers, war als Maschinist tätig. Seit 1919 Mitglied der Gewerkschaft, gehörte er seit 1925 dem Betriebsrat des Hüttenwerks Haspe an. 1929 wurde er nach Arbeitskampfmaßnahmen entlassen. Nach dem Ausschluß aus dem Deutschen Metallarbeiter-Verband war H., seit 1923 Mitglied der KPD, Mitbegründer der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO) und ihr Leiter in Haspe. 1933 emigrierte er in das Saarland. 1935 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde er verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 23.4.1945 war H. Mitgründer der KPD-Ortsgruppe Haspe, zu deren Vorsitzenden er gewählt wurde. Seit 1945 war er Betriebsratsvorsitzender der Klöckner-Werke AG, Hagen-Haspe, und 1947-50 Mitglied des Aufsichtsrates der Hüttenwerk-Haspe-AG. 1945 an der Gründung des Westfälischen Gewerkschaftsbundes beteiligt, wurde er 1946 Erster Bevollmächtigter der Industriegewerkschaft Metall Hagen,

Hartenbach Mitglied des Bizonenrates der IG Metall und 1947 Beiratsmitglied im Vorstand der IG Metall sowie Zweiter Vorsitzender des Kreisausschusses Hagen des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1949 nahm er am Griindungskongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes in München teil. H. war Ratsherr in der ersten Stadtvertretung in Hagen nach 1945 und Beisitzer am Arbeitsgericht. 1950 wurde er wegen parteipolitischer Aktivität aus der Gewerkschaft ausgeschlossen und aus dem Hüttenwerk entlassen. Seit 1968 war er Vorsitzender der DKP-Ortsgruppe Hagen-Haspe. Über die KPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt, setzte sich H. in der 1. Wahlperiode (1949-53) vor allem für die betriebliche Arbeitermitbestimmung ein und wandte sich u. a. gegen das Betriebsverfassungsgesetz von 1952. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (von November 1950 bis Mai 1951), des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit November 1950), des Ausschusses für Beamtenrecht (seit Mai 1951), des Ausschusses für Verkehrswesen (von November 1950 bis September 1951), des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen (seit November 1950), des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG (bis März 1952) und des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (seil November 1950). Als beratendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz (von November 1950 bis März 1952) und dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (von November 1950 bis Mai 1951) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Arbeiter, Gewerkschafter, Kommunist. Frankfurt am Main 1973. LITERATUR: Jens Ulrich Klocksin: Kommunisten im Parlament. Die KPD in Regierungen und Parlamenten der westdeutschen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland (1945-1956). Bonn 1993. Harm, Walter (Theodor Rudolf), * 9. 5.1897 Hamburg, t 10.8. 1964 Hamburg. Diplomvolkswirt, Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter. H. studierte Rechts- und Staatswissenschaften, Schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab und wurde 1930 an der Universität Hamburg mit der Arbeit Staat und Elektrizitätswirtschaft in England promoviert. Er war Gerichtsassessor in Hamburg, seit 1932 hauptamtlicher Bürgermeister in Hameln und 1934-45 Rechtsanwalt in Hamburg. 1945 wurde H. Oberbürgermeister in Hameln. 1946-54 war er Regierungspräsident, 1954/55 Staatssekretär im nicdcrsächsischen Finanzministerium und nach der Versetzung in den Wartestand wieder Rechtsanwalt in Hamburg. 1957 wurde H. über die SPD-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Am 22. 9.1961 legte er sein Mandat nieder. 1961 wurde er über die Landesliste Niedersachsen erneut gewählt. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses (in der 3. Wahlperiode bis Mai 1959, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Finanzausschusses. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied (seit November 1959), in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Mittelstandsfragen an. Harnischfeger, Johann (Heinrich), * 3.12.1899 Marborn (Kr. Schlüchtern), t 15.3.1984 Schlüchtern. Maurer, Bergmann, Gesteinshauer, kath. H. besuchte 1906-14 die Katholische Volksschule in Marborn, durchlief 1914-17 eine Maurerlehre und nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1914 trat er in die Gewerkschaft ein. 1919-28 war er Maurer, seit 1928 Bergmann und seit 1931 Gesteinshauer. Seit 1945 arbeitete in der Wohnungs- und Unterhaltsabteilung der Zeche Matthias Stinnes 3/4 in Glad-

beck wieder als Maurer und wurde 1949 in den Betriebsrat gewählt. 1945 war H. Mitbegründer der CDU in Gladbeck und wurde 1947 Erster Kreisvorsitzender. 1948-52 war er Stadtrat und stellvertretender Oberbürgermeister, seit 1958 Oberbürgermeister in Gladbeck. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) vertrat H. den Wahlkreis 102 (Gladbeck-Bottrop) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit Januar 1957, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (von Dezember 1953 bis September 1955, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit Dezember 1953) und dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (bis Februar 1957) an. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß lur Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge sowie im Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe an. Harries, Klaus, * 27.1.1929 Celle. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. H. studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und Tübingen und legte beide Staatsexamen ab. 1968-97 war er Oberkreisdirektor im Landkreis Lüneburg. 1970 trat H. in die CDU ein. Er wurde Mitglied der Mittelstandsvereinigung der CDU. In der 11. und 12. Wahlperiode (1987-94) vertrat H. den Wahlkreis 31 (Lüneburg - Lüchow-Dannenberg) im Bundestag. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (in der 11. Wahlperiode bis Oktober 1990; in der 12. Wahlperiode seit Oktober 1990, davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Rechtsausschusses (bis Oktober 1990), in der 11. und 12. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (in der 11. Wahlperiode bis Oktober 1990). DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Dcmokratischc Politik der Konrad-Adcnauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hartenbach, Alfred, * 5.3.1943 Niedergrenzebach (Schwalmstadt). Jurist (Staatsanwalt, Richter), ev. Nach dem Abitur 1963 war H. bis 1965 Zeitsoldat bei der Bundeswehr. 1965 begann er das Studium der Evangelischen Theologie, wechselte 1966 zu den Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Marburg und legte 1971 das Erste, 1973 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seit Januar 1974 war H. Staatsanwalt im Justizdienst des Landes Hessen mit den Schwerpunkten organisierte Kriminalität und Wirtschaftskriminalität. Im lanuar 1985 wurde er Richter und im Oktober des selben Jahres Direktor des Kreisgerichts Nordhausen. H. ist Mitglied des Kuratoriums des Vereins Klinik und Rehabilitationszentrum Lippoldsberg, Wahlsburg, und Mitglied des Vorstandes der Philippstiftung e.V. Fachklinik für Erkrankung der Atmungswege, Immenhausen. 1968 trat H. in die SPD ein. 1972 wurde er Vorstandsmitglied des SPD-Ortsvercins. Er war stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Kassel-Land der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) und Mitglied des Landesvorstandes der SGK Hessen. 1990 wurde

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Hartenstein er Mitglied des Bezirksausschusses Hessen-Nord, 1994 Mitglied des Parteirates. 1977-94 war er Stadtverordneter und bis 1990 Fraktionssprecher im Stadtparlament. Seit 1994 vertritt H. den Wahlkreis 124 (Waldeck) im Bundestag. Er ist Sprecher der Arbeitsgruppe Recht der SPDFraktion. In der 13. Wahlperiode war er Ordcntlichcs Mitglied des Rechtsausschusses und der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" sowie Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 14. Wahlperiode ist er Ordcntlichcs Mitglied des Rcchtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses. Hartenstein, Liescl, geb. Rösslcr, * 20.9.1928 Stcinchaig. Gymnasiallehrerin, lournalistin. Nach dem Bcsuch der Volksschule in Obcrspcltach 1935-42 besuchte H. Aufbauschulen in Markgröningen und Saulgau, seit 1945 das Mädchengymnasium in Schwäbisch Hall und bestand 1949 das Abitur. 1949-58 studierte sie Germanistik, Geschichte, Philosophie, Französisch und Kunstgeschichte an der Universität Tübingen und der Technischen Hochschule Stuttgart. Nach der Promotion 1958 in Tübingen arbeitete sie bis 1964 als freiberufliche lournalistin für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften sowie für den Süddeutschen Rundfunk. Seit 1964 unterrichtete sie am Mörike-Gymnasium in Stuttgart. H. schloß sich der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands sowie der Arbeiterwohlfahrt an und ist Mitglied des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND). 1976-83 war sie Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung. 1971 wurde H. Mitglied des SPD-Rreisvorstandes Esslingen, 1975 stellvertretende Kreis Vorsitzende und Mitglied des SPD-Landesvorstandes Baden-Württemberg. Seit 1973 war sie Mitglied des Landesvorstandes der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), seit 1975 stellvertretende Landesvorsitzende der AsF Baden-Württemberg. 1968 wurde sie Mitglied des Gemeinderates in Esslingen, später Fraktionsvorsitzende. 1971-73 gehörte sie dem Kreistag Esslingen an. In der 8.-13. Wahlperiode (1976-98) war H., jeweils über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 10. Wahlperiode gehörte sie von Dezember 1983 bis April 1984 und wieder seit Oktober 1985 dem Vorstand der SPD-Fraktion an. In der 8.-10. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit, dem sie in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 10.-13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied, in der 10.-12. Wahlperiode stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 8. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fcrnmcldcwesen, in der 9. und 10. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr, in der 9.-13. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. H. erhielt 1987 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Facsimile-Querschnitt durch den Kladderadatsch. München u.a. 1965. - Mit Ralf Schmidt: Planet ohne Wälder? Plädoyer für eine neue Waldpolitik. Bonn 1996. - Hrsg.: Braucht Europa seine Bauern noch? Über die Zukunft der Landwirtschaft. Baden-Baden 1997. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

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Hartmann, Hanns-Peter, * 27.9.1943 Radom (Polen). Landwirt, Diplomagraringenieurökonom. Nach dem Besuch der Grundschule 1949-58 durchlief H. 1958-60 eine Lehre als Landwirt für Schweinezucht und 1960/61 für Rinderzucht. 1963-66 besuchte er eine Fachschule und wurde staatlich geprüfter Landwirt. 1973 erwarb er einen Hochschulabschluß als Diplomagraringenieurökonom, war danach Leiter der Abteilung Tierproduktion in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, seit 1976 stellvertretender Betriebsleiter in einer Groß-Rinderanlage, 1980-90 Schichtarbeiter in einem Batteriebetrieb und 1990-93 Betriebsratsvorsitzender. 1993-95 war er arbeitslos. H. wurde Vorsitzender der Stadtteilgruppenleitung der Industricgcwcrkschaft Metall in Bcrlin-Treptow/Köpcnick. 1989 trat H. in die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP) ein. 1993 verließ er die SPD. Im November 1995 wurde er als Parteiloser auf der offenen Liste der PDS durch ein Direktmandat in Treptow Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Am 25.11.1995 rückte H. über die PDS-Landcsliste Berlin für den ausgeschiedenen Stefan —>Heym in den 13. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode 1998 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur die Angelegenheiten der Europäischen Union. Hartmann, Klaus, * 16.10.1935 Nürnberg, t 14.12. 1995 Hersbruck. Jurist (Rechtsanwalt), Vcrwaltungsbcamter, ev. H. legte 1954 das Abitur an der Oberrealschule in Hersbruck ab und studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Erlangen und Kiel. Nach der Ersten Juristischen Staatsprüfung 1959 studierte er an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und legte 1962 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1963-65 war H. in der Bayerischen inneren Verwaltung (Regierung von Mainfranken, Landratsami Hersbruck), 1965-72 als Landrai des Landkreises Hersbruck tätig. Seit 1972 war er niedergelassener Rechtsanwalt in Hersbruck. H. war Gewährträgermitglied im Verwaltungsrat der Stadtund Kreissparkasse Hcrsbruck bzw. der Krcissparkasse Nürnberg. Er übernahm den stellvertretenden Kreisvorsitz des Bayrischen Roten Kreuzes. 1972-78 war H. Mitglied des Kreistages Nürnberger Land und Landratsstellvertreter. 1984 wurde er Landrat des Landkreises Nürnberger Land. Von 1976 bis zur Nicderlcgung des Mandats am 4.6. 1984 vertrat H„ Mitglied der CSU, den Wahlkreis 228 (Erlangen) im Bundestag. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Rechtsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau sowie dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. In der 9. Wahlperiode war er bis Oktober 1982 Ordentliches Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, dem er bis Juni 1984 auch in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 9. und 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit (von Oktober 1982 bis Mai 1984). In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (bis Februar 1982), in der 10. Wahlperiode des Haushaltsausschusses (bis Juni 1984). H. war Träger des Goldenen Ehrenringes des Landkreises Hcrsbruck. Hartnack, Heinz, * 2.7.1929 Berlin, t 1-1· 1990. Vcrlagskaufmann, Gewerkschaftsfunktionär, Parteifunktionär, ev. Nach der Volksschule besuchte H. die Mittelschule bis zur Mittleren Reife. Er wurde als Flakhelfer eingesetzt

Hasemann und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er war Verlagskaufmann in Zeitungsverlagen in Württemberg und Hannover, 1959-62 Bezirksgeschäftsftihrer der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft Lüneburg und seit 1962 Landesgcschäftsführcr der CDU-Sozialausschüssc Nicdcrsachscn. Er betätigte sich als Sozialrichter. H. war Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmer-Organisationen in Niedersachsen und hatte die Geschäftsführung des Niedersächsischen Bildungswerks e.V. innc. 1958 trat H. in die CDU ein. Er war Mitglied des Vorstandes der Kreissozialausschüsse Hannover, Mitglied des Landesvorstandes der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) in Niedersachsen, CDU-Ortsvorsitzender und stellvertretender Kreisvorsitzender in Hannover. Am 14.9.1972 rücktc H. über die CDU-Landcslistc Nicdersachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Heinrich -^Schröder in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 6. Wahlperiode am 22.9.1972 angehörte. Hartnagel, Anke, geb. Thomsen, * 22.1. 1942 Berlin. Groß- und Außenhandelskauffrau, Sparkassenbetriebswirtin, Verwaltungsangestellte, ev. H. Schloß 1958 die Realschule ab und durchlief bis 1961 eine Lehre als Groß- und Außenhandelskauffrau. 1961 erhielt sie eine Anstellung bei der Hamburger Sparkasse und bildete sich 1966-68 an der Hanseatischen Sparkassenfachschule zur Sparkassenbetriebswirtin fort. 1977-87 lebte sie an der Elfenbeinküste, in Equador, Venezuela und Kolumbien. 1990-93 war sie Sachbcarbcitcrin im Europa-Referat der Hamburger Senatskanzlei. H. wurde Mitglied der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft. 1966 trat sie in die SPD ein. 1989-91 Mitglied des Ortsvereinsvorstandes, wurde sie 1992 stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende in Fuhlsbüttel und 1996 Mitglied des SPD-Landesvorstandes Hamburg. 1993-98 war sie Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, 1997/98 Vorsitzende des Umweltausschusses und Mitglied des Vorstandes der SPDFraktion. Seit 1998 vertritt H. den Wahlkreis 15 (Hamburg-Nord) im Bundestag. Sic ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Natur und Reaktorsicherheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. H a s c h k e , Gottfried, * 25.3.1935 Großhennersdorf. Landwirtschaftsmeister, ev. H., Sohn eines Landwirts, besuchte 1941-49 die Grundschule in Kleinschönau und Großhennersdorf und durchlief eine Lehre im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb. 1949-51 besuchte er die Berufsschule in Herrnhut, 1951-57 die Landwirtschaftsschule in Zittau und Schloß die Ausbildung als Landwirtschaftsmcister ab. 1960 übernahm er den elterlichen Betrieb. Im selben Jahr mußte er den Hof in eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) einbringen und wurde LPG-TYP-I-Bauer. 1960-74 war er LPG-Vorsitzender, 1974-90 Produktionsleiter in einer LPGPflanzenproduktion. Seit 1990 ist er als Privatlandwirt (Wiedcrcinrichter) tätig und bewirtschaftet den ursprünglichen Familienbetrieb, der aus der LPG ausgegliedert wurde. H. ist Vorsitzender des Landvolkvereins Oberlausitz, Löbau, und stellvertretendes Mitglied des Parlamentarischen Beirates der Stiftung für das sorbische Volk, Bautzen. 1952 trat H. in die CDU ein und übernahm 1973 den Ortsverbandsvorsitz. Vom 18.3. bis zum 20.12.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 03, Listenplatz 8, Bezirk Dresden) und war Obmann der Arbeitsgruppe Landwirtschaft der CDU-Fraktion sowie Mitglied des Ausschusses Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Von August bis

Oktober 1990 war er Parlamentarischer Staatssekretär und Geschäftsführender Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der DDR. Seit 3.10.1990 ist H. Mitglied des Bundestages. Seit Dezember 1990 vertritt er den Wahlkreis 316 (Bautzen Löbau). 1991-93 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, zuständig für die Landwirtschaft in den Neuen Ländern. In der II. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft an, dessen Ordentliches Mitglied er seit Februar 1993 ist. H a s c h k e , Jürgen, * 25.8.1940 Gera. Chemiefacharbeiter. H., Bruder von Udo —>H., wurde 1993 Landesbeauftragter des Freistaates Thüringen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er für die Deutsche Soziale Union (DSU) der Volkskammer an (Wahlkreis 06, Listenplatz 1, Bezirk Gera). 1994 wurde er für die Vereinigung „Bürger für Jena" Mitglied des Stadtrates in Jena. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte H. dem 11. Deutschen Bundestag an. Er war Hospitant der CDU/CSUFraktion. Als DSU-Kandidat war er bei der Bundestagswahl 1990 erfolglos. H a s c h k e , Udo, * 16.6.1944 Gera. Feinmechaniker, Monteur, Lehrer, kath. H., Bruder von Jürgen —>H„ besuchte die Grund- und Mittelschule in Jena und bestand 1963 das Abitur mit Berufsausbildung zum Feinmechaniker beim VEB Carl Zeiss Jena. 1963-65 war er Monteur. 1965-68 studierte er am Philosophisch-Theologischen Seminar in Erfurt, 1969-73 Pädagogik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Schloß das Studium als Diplomlehrer ab. 1973-87 war er Lehrer an einer Polytechnischen Oberschule in Jena, 1987-89 an der dortigen Kunst- und Musikschule. 1968 trat H. in die CDU ein. 1989/90 arbeitete er im Bürgerforum/Neues Forum in Jena mit und war dort bildungspolitischer Sprecher. Im Februar 1990 wurde er Stadtverbandsvorsitzender der CDU Jena-Stadt. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 06, Listenplatz 2, Bezirk Gera). Dort wirkte er in den Ausschüssen Verfassung und Verwaltungsreform, Bildung und Kultur mit. 1994 wurde er Mitglied des Stadrates in Jena. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war H. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat er den Wahlkreis 302 (Jena - Rudolstadt Stadtroda). H. gehörte der Arbeitnehmergruppe der CDU/ CSU-Fraktion an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung, Technologic und Tcchnikfolgenabschätzung sowie im Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis Juni 1991 und wieder seit Februar 1993), dem Auswärtigen Ausschuß (von Juni 1991 bis November 1993), dem Innenausschuß (seit Juni 1991), dem Ausschuß Treuhandanstalt (seit Februar 1993) and dem Ausschuß für Wirtschaft (seit November 1993) an. H a s e m a n n , Walther (Friedrich), * 18.10.1900 Leer, t 20. 11.1976 Hannover. Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fabrikant, ev. H. besuchte das Realgymnasium in Leipzig, legte nach dem Studium der Naturwissenschaften an der Technischen Hochschule Hannover 1922 die Diplomprüfung ab und wurde

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Hasenfratz 1926 mil der Arbeit Zersetzung von Leuchtgas und Kohlenoxyd durch Bakterien promoviert. 1924-27 als Assistent an der Technischen Hochschule Hannover tätig, wechselte er in die chemische Industrie und wurde 1933 Inhaber der Firma Dr. Walther Hasemann, Chemische Fabrik, Hannover. 1945 war H. an der Gründung der FDP in Nicdcrsachscn beteiligt. 1946 wurde er Landesvorsitzender von Hannover und Mitglied des Parteivorstandes für die Britische Besatzungszone. In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte H. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. Im März 1950 wurde er Ordentliches Mitglied, im Oktober 1951 Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (seit Februar 1953), des Organisationsausschusses, des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen, des Haushaltsausschusses (seit Oktober 1951, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (bis Oktober 1951), des Untersuchungsausschusses betr. Dokumentendicbstahl im Bundeskanzleramt (seit Oktober 1951) und des Untersuchungsausschusses betr. Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Überprüfung von Mißständcn in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß, seit Oktober 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (bis Oktober 1951 ) und dem Wahlrechtsausschuß an (seit März 1953). war. 1957 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. 1946 Mitgründer der Europaunion, wurde H. 1949 Mitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung, 1950 Vizepräsident der Europaunion und 1951 Generalsekretär der Interparlamentarischen Union. Hasenfratz, Klaus, * 31.5.1946 Bochum. Dreher. Nach dem Besuch der Volksschule 1952-60 begann H. eine Lehre als Dreher, die er 1963 mit der Facharbeiterprüfung abschioß. 1967/68 leistete er Wehrdienst. 1981 wurde er Mitglied, 1984 Vorsitzender des Betriebsrates beim Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH. 1960 wurde H. Mitglied der Industriegewerkschaft Metall, 1981 Mitglied der Vertreterversammlung der Industrievertretung Metall. Er gehört dem Aufsichtsrat des Bochumer Vereins Verkehrstechnik GmbH an und ist Mitglied des Vorstandes Solidar Versicherungsgemeinschaft, Bochum. 1976 trat H. in die SPD ein. 1987 wurde er Vorsitzender, 1994 stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbcitnchmerfragcn in der SPD (AfA) des Unterbezirks Bochum. Seit 1994 ist er stellvertretender Vorsitzender des SPD-Untcrbczirks Bochum. Seit 1987 vertritt H. den Wahlkreis 110 (Bochum I) im Bundestag. In der 11.-13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr (in der 11. Wahlperiode bis Oktober 1990). In der 11. Wahlperiode engagierte er sich seit November 1987 im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dessen Stellvertretendes Mitglied er davor sowie in der 12. (von Januar 1992 bis Oktober 1993) und 13. Wahlperiode war. In der 14. Wahlperiode ist er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Hasinger, Albrecht (Hans Anton), * 3.7.1935 München, t 21.2. 1994 Bonn. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. H., Sohn eines Verlagsbuchhändlers, bestand 1953 das Abitur am Realgymnasium in Gräfelfing bei München, studierte

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Rechtswissenschaften in München und Freiburg und legte 1957 das Erste, 1962 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Bis 1966 im Bayerischen Staatsministerium für Finanzen tätig, stieg er zum Oberregierungsrat auf. 1967 ging er als persönlicher Referent des Staatssekretärs Ludwig Kattenstroth im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung unter Hans —> Katzer nach Bonn. Nach dem Ende der Großen Koalition war H„ seit 1969 Mitglied der CDU, 1969-75 wissenschaftlicher Assistent für Fragen der Gesellschaftspolitik in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Mitarbeiter Katzers, nunmehr Vorsitzender der ChristlichDemokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). 1971-78 war er Mitglied der Grundsatzprogrammkommission der CDU und 1973-77 Mitglied des Bundesvorstandes der CDUSozialausschüssc. 1973 wurde er Mitglied der Unternchmensrechtskommission der CDU. 1975 folgte H. Norbert -^Blüm, der CDA-Vorsitzender geworden war, als Hauptgeschäftsführer der CDA nach, trat jedoch nach Differenzen mit Blüm - insbesondere sah H. in der Arbeitszeitverkürzung keine geeignete Maßnahme zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit - 1977 zurück. Vom 11.6.1981 bis zum 17.3. 1989 war er Staatssekretär beim Senator für Gesundheit und Soziales in Berlin. 1991 kehrte er als Staatssekretär im Bundesministerium für Familie und Senioren unter Hannelore -^•Rönsch nach Bonn zurück. In der 8. Wahlperiode (1976-80) gehörte H. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er hatte den Vorsitz des Unterausschusses Chemikaliengesetz inné. H. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. H. gehörte der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. Seit 1977 war er stellvertretender Vorsitzender, 1982-91 Vorsitzender des Bundesfachausschusses Gesundheitspolitik der CDU, 1984-91 Präsident des Deutschen Familienverbandes. Er gehörte dem Aufsichtsrat der Vebowag, Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Bonn, an. H. war Vorsitzender des Stiftungsrates Deutsches Herzzentrum Berlin und des Stiftungsrates Deutsches Rheumaforschungszentrum. H. erhielt das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: Jürgen Merschmeier: Gefragt: Α. H. Bornheim 1980. Hassel, Kai-Uwe von, * 21.4.1913 Gare (Tanganjika, heute Tansania), t 8.5.1997 Aachen. Kaufmann. H. wurde als Sohn eines Farmers in der ehemaligen deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika geboren. Nach der Ausweisung der Familie 1919 wuchs er in Glücksburg auf, bestand 1933 das Abitur in Flensburg, wurde zum Pflanzungskaufmann ausgebildet, hielt sich 1935-39 in Ostafrika auf und leistete 1940-45 Kriegsdienst. 1947 wurde er Bürgermeister in Glücksburg und 1950 Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Von 1953 bis zur Niederlegung des Mandats am 4.11.1954 war H. das erste Mal Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Besatzungsfolgen, im Haushaltsausschuß und im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Sozialpolitik, dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht an. H. war stark von seinen kommunalpolitischen Erfahrungen in den ersten Nachkriegsjahren geprägt. Er profilierte sich in der CDU Schleswig-Holsteins früh als tatkräftiger und kompetenter Politiker. Schon 1954 wurde er von den Abgeordneten der CDU/FDP/BHE-Koalition zum Ministerpräsidenten gewählt. Schleswig-Holstein hatte durch den Zustrom von

Hasselfeldt Flüchtlingen und Vertriebenen und die Folgen der Teilung Deutschlands unmittelbar an der Landesgrenze in den ersten Nachkrieg sjahren besonders schwierige Entwicklungsbedingungen. Gefördert durch den allgemeinen Wirtschaftsaufschwung in der Bundesrepublik verbesserten sich während H.s. Regierungszeil die Lebens- und Arbeitsbedingungen für die meisten Menschen beträchtlich. Die Integration der Flüchtlinge, die Modernisierung des ländlichen Raums, die Ansiedlung zahlreicher neuer gewerblicher Betriebe und der Wohnungsbau waren wichtige Schwerpunkte einer insgesamt erfolgreichen Politik. H. setzte die Politik seiner Vorgänger für bessere Beziehungen mit dem benachbarten Dänemark konsequent fort. Er wirkte maßgeblich an der Vorbereitung der Bonn/Kopenhagener Erklärung von 1955 mit, die zu einer vorbildlichen Minderheitenpolitik nördlich und südlich der Grenze führte. H. wurde bald zum wichtigsten Sprcchcr der norddcutschcn CDU und 1956 zu einem der Stellvertretenden Vorsitzenden der Bundespartei gewählt. 1959 übernahm er den Vorsitz einer ständigen Konferenz der Landesvorsitzenden der CDU, die sich für eine stärkere Berücksichtigung der Regionalverbände bei Bonner Entscheidungen einsetzte. Im selben Jahr benannten ihn einige Parteifreunde als möglichen zweiten Bundespräsidenten. Dies stieß in Bonn, vor allem mit Blick auf sein Alter und die relativ kurze Zeit seines Engagements in der Bundespolitik, auf Vorbehalte. Im Januar 1963 wechselte H. als Bundesminister der Verteidigung nach Bonn. Nach einigen zukunftsweisenden organisatorischen Entscheidungen für eine Neuordnung der Bundeswehr brachten ihn die Absturzserie der „Starfighter" und eine Auseinandersetzung mit dem Generalinspekteur in beträchtliche Schwierigkeiten. In den Jahren wachsender außenpolitischer Spannungen in der Union gehörte er mit Außenminister Gerhard Schröder zu den „Atlantikern". H. betonte für die Sicherheitspolitik den Vorrang der Allianz mit den USA gegenüber den besonderen Beziehungen zu de Gaulles Frankreich, setzte sich jedoch zugleich für die Fortsetzung der europäischen Einigungspolitik ein. Mit der Bildung der Großen Koalition im November 1966 übernahm H. das Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. 1968 verabschiedete der Bundestag ein neues Gesetz, in dem Entschädigungs- und Einglicdcrungshilfcn für Flüchtlinge aus der DDR weitgehend mit den Leistungen für die Vertriebenen aus den allen Ostgebieten gleichgestellt wurden. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat H. den Wahlkreis 4 bzw. 3 (Steinburg - Dithmarschen-Süd) im Bundestag. Im Februar 1969 wählte ihn der Bundestag zu seinem Präsidenten. Es gelang H., im Einvernehmen mit allen Fraktionen mehrere Entscheidungen für eine begrenzte Parlamentsreform herbeizuführen. Dazu gehörten die Einführung von Enquete-Kommissionen des Parlaments, der Ausbau des Wissenschaftlichen Dienstes, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Abgeordneten und eine „Ehrenordnung", nach der die Mitglieder des Hauses verpflichtet waren, alle nichtparlamentarischen honorierten Ämter und Vergütungen dem Präsidium des Bundestages mitzuteilen. Bei der Bundestagswahl im Oktober 1972 wurde die SPD erstmals stärkste Fraktion. H. übernahm bis 1976 das Amt eines Vizepräsidenten des Bundestages. In dieser Zeit engagierte er sich vor allem in den Organisationen und Institutionen der europäischen Bewegungen. In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (seit Oktober 1973), in der 8. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses. 1973 wählten ihn die Delegierten der Europäischen Union Christlicher Demokraten zu ihrem Präsidenten. 1976 wurde er Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung

des Europarates. Dem ersten direkt gewählten Europäischen Parlament gehörte er von 1979 bis 1984 an. Ein zweiter Schwerpunkt seines Wirkens wurde die politische Bildungsarbeit. 1969 gründete er die Hermann EhlersStiftung in Kiel, deren Vorsitzender er fast zwei Jahrzehnte war. Sic crrichtcte neben einer Politischen Akademie in den norddcutschcn Ländern mehrere Studentenwohnheime. VERÖFFENTLICHUNGEN: Föderalismus in der Bundesrepublik. Kiel 1962. - Der Christ und der Wehrdienst. Hamburg 1964. - Kleine Schriften. Boppard am Rhein 1964. - Wissenschaft und Sicherheitsfragen. Bonn 1965. - Verantwortung für die Freiheit. Boppard am Rhein 1965. - Parlament und Öffentlichkeit - ein belastetes Verhältnis? In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Obcrrcutcr und Heinz Rausch. München 1969, S. 235-240. Parlamentsreform. In: Politische Studien 22 (1971) Heft 198, S. 359-371. - Demokratie und Demokratieverständnis. In: Evangelische Verantwortung, 1972, Heft 1/2, S. 1-6. Schwierige Entscheidungen. In: Der Bundestagspräsident. Amt, Funktionen, Personen. Hrsg. von Rupert Schick. 9., neu bearb. und erg. Aufl. Stuttgart 1987, S. 111-116. - Die Qualität der Abgeordneten verbessern. In: Sonde 21 (1988) Heft 1/2, S. 112-117. - Der Bundesrat zwischen Länderinteressen, gesamtstaatlicher Verantwortung und Parteipolitik. In: Vierzig Jahre Bundesrat. Tagungsband zum wissenschaftlichen Symposium in der Evangelischen Akademie Tutzing vom 11. bis 14. April 1989. Hrsg. vom Bundesrat. BadenBaden 1989, S. 71-79. LITERATUR: Wolf J. Bell: Kennen sie eigentlich den? Bonn 1965. - Hanns Ulrich Pusch: K.-U. v. H. Ein Porträt. Freudenstadt 1970. - Wilfried Lagler: Die Minderheitenpolitik der Schlcswig-Holstcinischcn Landesregierung während des Kabinetts von H. (1954/1963). Neumünster 1982. - Philipp Jenninger (Hrsg.): Unverdrossen für Europa. Festschrift für K.-U. v. H. zum 75. Geburtstag. Baden-Baden 1988. - Mark Speich: K.-U. v. H. Eine politische Biographie. Diss. Univ. Bonn 2001. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Gerhard Stoltenberg H a s s e l f e l d t , Gerda, geb. Rainer, * 7 . 7 . 1 9 5 0 Straubing (Niederbayern). Diplomvolkswirtin, Vcrwaltungsbcamtin, kath. H., Tochtcr von Alois —>Rainer, bestand 1969 in Straubing das Abitur und studierte Volkswirtschaft in Münchcn und Regensburg. Nach der Diplomprüfung 1975 war sie bis 1987 Mitarbeiterin in der Bundesanstalt für Arbeit und leitete zuletzt die Abteilung Berufsberatung im Arbeitsamt Deggendorf. Seit 1969 Mitglied der CSU, war sie zunächst Vorsitzende der Jungen Union in Haibach (Niederbayern), gehörte seit 1989 dem Parteivorstand an, war 1991-95 Vorsitzende der Frauen-Union in Bayern und wurde 1995 Kreisvorsitzende der CSU in Fürstenfeldbruck (Oberbayern). Seit März 1996 ist sie Mitglied des Kreistages Fürstenfeldbruck. A m 24. 3.1987 rückte H. über die CSU-Landesliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordnelen Franz Josef —> Strauß in den Bundestag nach, in dem sie seit 1990 den Wahlkreis 201 (Fürstenfeldbruck) vertritt. Auf Vorschlag von Theo —» Waigel wurde H. am 21.4. 1989 Nachfolgerin von Oscar -^Schneider als Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Zur Verbesserung der Situation im angespannten Wohnungsmarkt setzte sie steuerliche sowie bau- und planungsrechtliche Erleichterungen für den Mietwohnungsbau durch und erhöhte die Finanzmittel für den sozialen Wohnungsbau. Am 18.1.1991 übernahm H. das neue Bundesministerium für Gesundheit und begann Reformen zur Verringerung der Defizite bei der gesetzlichen Krankenversicherung. Aus gesundheitlichen Gründen trat sie je-

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Hauchler doch am 5.5.1992 zurück. Im Dezember 1994 wurde sie sozialpolitische Sprecherin der CSU-Landesgruppe, im November 1995 finanzpolitische Sprecherin der CDU/CSUFraktion im Bundestag. In dieser Funktion wirkte sie u. a. an der Änderung des Referentenentwurfs zur Novellierung der Erbschaftssteuer mit. In der 11. Wahlperiode arbeitete H. als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (bis September 1989), im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis Mai 1989) und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis Mai 1989) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis September 1989). In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr an (von Juni 1992 bis Februar 1993) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (seit Juni 1992), des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (seit Juni 1992) und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 13. Wahlperiode engagierte sie sich im Haushaltsausschuß und im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. In der 14. Wahlperiode ist H. Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz und des Vermittlungsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Fremdheit von Frauen in der Politik. In Politische Studien 44 (1993) Heft 328, S. 31-35. LITERATUR: Fides Krause-Brewer: G. H. Munter und kenntnisreich. In: Trend. Zeitschrift für soziale Marktwirtschaft 44 (1990) S. 32-35. Hauchler, Ingomar, * 15.3.1938 Biberach an der Riß. Schriftsetzer, Diplomvolkswirt, Hochschullehrer. Nach dem Abitur erlernte H. den Beruf des Schriftsetzers, studierte Volkswirtschaft und wurde promoviert. Seit 1967 war er Vorstandsassistent bei der Metallgesellschaft AG in Frankfurt, später Verlagsdirektor und Mitglied der Gcschäftsleitung der Vcrlagsgruppe Bertelsmann in Gütersloh. 1976 wurde er Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule für Wirtschaft in Bremen. H. schloß sich der Industriegewerkschaft Medien, der Arbeiterwohlfahrt, den Naturfreunden und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) an. 1977-83 war H. Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Harburg, 1983-93 stellvertretender Unterbezirksvorsitzender. 1985 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Weltwirtschaft/Dritte Welt des SPD-Parteivorstandes, 1987 Mitglied der Programmkommission des SPD-Partei Vorstandes und stellvertretender Vorsitzender der Kommission für Internationale Beziehungen. 1976-81 gehörte er dem Samtgemeinderat Jesteburg, 1976-83 dem Kreistag an. 1999 wurde er Sprecher des entwicklungspolitischen Beirates des Hamburger Senats. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) gehörte H., jeweils über die SPD-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. Er war entwicklungspolitischer Sprecher der SPDFraktion. In der 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß, in der 10.-12. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, in der 12. Wahlperiode des EG-Ausschusses, in der 12. und 13. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Entwicklungsautonomie und weltpolitische Regionalisierung gegen Modernisierungsrezept und Lagerdenken. In: Die Neue Gesellschaft/Frankfurt Hefte 35 (1988) S. 323-330. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

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Hauck, Rudolf, * 20.4. 1924 Schweinfurt. Industriekaufmann, Jugendwohlfahrtspfleger, ev. H., Sohn eines Arbeiters, besuchte die Volksschule in Schweinfurt und durchlief 1938-41 eine Lehre als Industriekaufmann. Wegen einer frühkindlichen Gesundheitsstörung nicht zum Wehrdienst eingezogen, wurde er nach der Gesellenprüfung als Reichsangestellter zur Fliegerhorstkommandantur dienstverpflichtet, wo er als Lohnrechner tätig war. 1946 wurde er hauptamtlicher Geschäftsführer des Kreisjugendrings Schweinfurt-Stadt. 1949 begann er am Seminar für Sozialberufe in Karlsruhe, dessen Sitz 1951 nach Mannheim verlegt wurde, mit der Ausbildung als Jugcndwohlfahrlsplleger, legte 1951 das Staatsexamen ab, wurde 1952 Krcisjugcndpflcger und war 1956-65 Leiter des Krcisjugcndamtes Helmstedt. 1954-65 hatte er das Amt des Personalratsvorsitzenden der Kreisverwaltung Helmstedt inne. 1947 wurde er Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1946 trat H. in die SPD ein. Er war Mitglied des Parteirates und des Landesvorstandes Nicdcrsachsen sowie Vorsitzender des SPD-Bezirks Braunschweig. 1956-68 gehörte er dem Rat der Stadt Helmstedt an. In der 5.-10. Wahlperiode (1965-87) war H. Mitglied des Bundestages. 1965 und 1983 wurde er über die SPDLandesliste Niedersachsen gewählt; in der 6.-9. Wahlperiode (1969-83) vertrat er den Wahlkreis 46 (HelmstedtWolfsburg). In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen sowie im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen mit. Von 1969 bis Oktober 1982 war er Vorsitzender, von Oktober 1982 bis 1987 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. Er trat für die Herabsetzung des aktiven Wahlalters auf 18 Jahre und des passiven Wahlalters auf 21 Jahre ein. H. war stellvertretender Vorsitzender der 1981 eingesetzten EnqueteKommission zur Untersuchung des Jugendprotestes. In der 6. und 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen, in der 7.-9. Wahlperiode dem Sportausschuß an. 1987 verzichtete er auf eine weitere Kandidatur für den Bundestag. H. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Wasserträger. Erinnerungen und Erkenntnisse eines Bundestagsabgeordneten 1965-1987. Marburg 1989. Hauer, Nina, * 30. 5.1968 Frankfurt am Main. Gymnasial lehrerin. H. besuchte die Augustinerschule in Friedberg, bestand 1988 das Abitur und studierte Politische Wissenschaften und Germanistik in Marburg und Gießen. 1995-97 besuchte sie das Studienseminar in Gießen. 1997 wurde sie Lehrbeauftragte am Fachbereich Politikwissenschaft der Universität Gießen und am Studienkolleg für ausländische Studenten der Fachhochschule Gießen. H. war Gymnasiallehrerin an der AnneFrank-Schule in Großen-Linden. H. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Sie gehört dem Vorstand der Bildungsstiftung Butzbach an. 1987 trat H. in die SPD ein. 1992-95 war sie Vorsitzende der Jungsozialistcn Hessen-Süd, 1995-97 stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungsozialisten. 1995 wurde sie Vorstandsmitglied des SPD-Unterbezirks Welterau, 1996 Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes Hessen-Süd und 2001 Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Wetterau. Seit 1998 vertritt H. den Wahlkreis 134 (Welterau) im Bundestag. Sie ist Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses und des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/Finanzaus-

Hauffe gleichsgesetz. Zeitweise gehörte sie dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Chancen schaffen und nutzen. In: Hans-Otto Mühleisen (Hrsg.): Welche Gesellschaft - welches Deutschland? Politikerinnen der jungen Generation entwerfen Zukunftsbilder. Frankfurt am Main, 1999, S. 63-70. H a u f f , Volker, * 9. 8.1940 Backnang. Diplomvolkswirt, ev. H., Sohn eines Oberstudiendirektors, bestand 1959 in Esslingen am Neckar das Abitur. 1959-66 studierte er Wirtschaftsund Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin, Schloß das Studium 1966 als Diplomvolkswirt ab, verbrachte 1967 ein Forschungssemester an der University of Michigan in Ann Arbor und wurde 1968 mit der Arbeit Möglichkeiten des Einsatzes programmgesteuerter Datenverarbeitungsanlagen zur Analyse, Manipulation und Archivierung von Daten aus dem Bereich der empirischen Sozialforschung zum Dr. rer. pol. promoviert. 1967-69 war er Leiter des Instituts für Datenverarbeitung und Städtebau, 1970-72 Angestellter der Firma IBM Deutschland in Stuttgart. 1992-94 nahm H. die Aufgabe eines Repräsentanten der Axel Springer Verlags AG für Bonn und Brüssel wahr. Seit 1995 ist er Mitarbeiter der KPMG Deutschen Treuhand-Gcscllschaft AG und Generalbevollmächtigter für den öffentlichen Sektor, seit 1999 Mitglied des Vorstandes der KPMG, Öffentlicher Sektor, und seit 2001 Mitglied des Vorstandes, Bcrcich Infrastruktur und Öffentlicher Sektor, der KPMG Consulting AG. H. wurde 1973 Vorsitzender des Kuratoriums des Wissenschaftszentrums Berlin, 1974 stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Volkswagenwerk. 1984-89 war er Mitglied der UN-Kommission für Umwelt und Entwicklung. 1959 trat H. in die SPD ein. 1979-91 war er Mitglied des Bundesvorstandes der SPD, 1979-87 Vorsitzender der Kommission für Umweltfragen und Ökologie des SPD-Parteivorstandes. 1986-91 gehörte er dem SPDLandesvorstand Hessen an. 1972-74 war H. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Post- und Fernmeldewesen und für Forschung und Technologie, 1974-78 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Forschung und Technologie, 1978-80 Bundesminister für Forschung und Technologic, 1980-82 Bundesminister für Verkehr. 1985 wurde er Mitglied der World Commission on Environment and Development der Vereinten Nationen. Von 1989 bis zu seinem Rücktritt 1991 hatte er das Amt des Oberbürgermeisters von Frankfurt am Main inne. Im September 2001 wurde er Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung. In der 6.-11. Wahlperiode (1969-90) war H. Mitglied des Bundestages. 1969, 1976 und 1987 würde er über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg, 1990 über die SPDLandcsliste Hessen gewählt. In der 7. und 9. Wahlperiode (1972-76 und 1980-83) vertrat er den Wahlkreis 171 bzw. 165 (Esslingen). 1983-88 war er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion und Leiter des Arbeitskreises Umwelt und Energie der SPD-Fraktion. Am 14.6.1989 legte er sein Mandat nieder. In der 6. Wahlperiode arbeitete H. im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (seit Dezember 1971) sowie des Innenausschusses. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an (Oktober/November 1982), in der 9. und 10. Wahlperiode dem Innenausschuß (von November 1982 bis März 1986) an. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (in der 11. Wahlperiode von August 1987 bis Juni 1989) und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (von Juni 1986 bis Juni 1989).

Schwerpunkte seiner politischen Tätigkeit waren die Technologie- und die Umweltpolitik. H. forderte ein kombiniertes Auflagen- und Abgabensystem als Steuerungsinstrument sowie ein Tempolimit zum Schutz des Waldes. 1986 schlug er ein Programm zum Ausstieg aus der Kernenergie binnen zehn Jahren vor. Als Vorsitzender der SPDKommission „Sichere Energieversorgung ohne Atomkraft" stellte er 1988 ein erweitertes Konzept für den Atomausstieg vor, das die Einführung einer Energiesteuer, Energieeinsparungen und die Nutzung anderer Energieträger enthielt. 1982 erhielt H. das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1991 das Ehrcnsicgcl in Silber der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Bedarf eines Politikers. In: Nachrichten für Dokumentation 21 (1970) Heft 6, S. 263 bis 265. - Mit Peter Conradi und Hartmut Dietrich: Für ein soziales Bodenrecht. Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Frankfurt am Main 1972, 2 1973. - Hrsg. mit Hans Matthöfer: Forschungspolitik für eine lebenswerte Zukunft. GrafenauDöffingen 1974. - Mit Fritz W. Scharpf: Modernisierung der Volkswirtschaft. Technologiepolitik als Strukturpolitik. Frankfurt am Main/Köln 1975. - Politik als Zukunftsgestaltung. Reden und Aufsätze 1972-1976. Karlsruhe 1976. Damit der Fortschritt nicht zum Risiko wird. Forschungspolitik als Zukunftsgestaltung. Stuttgart 1978. - Sprachlose Politik. Von der Schwierigkeit nachdenklich zu sein. Frankfurt am Main 1979. - Hrsg.: Deutsche Risikostudie Kernkraftwerke. Köln 1979, 2 1980. - Energie-Wende. Von der Empörung zur Reform. München 1986. - Technikfolgenabschätzung - politische Erfahrungen und Notwendigkeiten. In: Institutionen der Tcchnikbcwcrtung. Standpunkte aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Vorträge und Diskussionen. Hrsg. von Friedrich Rapp und Manfred Mai. Düsseldorf 1989, S. 97-103. - Global denken - lokal handeln. Ein politisches Fazit. Köln 1992. Wolfgang Ismayr: H. V. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 298-303. D E P O S I T U M : Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. LITERATUR:

H a u f f e , Herbert, * 18.2.1914 Bochum, t 21.5.1997 Bayreuth. Maurer, Bauingenieur, Architekt. H., Sohn eines Korbmachers, besuchte bis zur Mittleren Reife 1930 Schulen in Recklinghausen, Stralsund und Breslau und erlernte das Maurerhandwerk. 1933-36 besuchte er die Staatsbauschule in Coburg, bestand das Examen als Bauingenieur und war als Bautechniker und Bauführer in Bayern, Berlin, Brandenburg und Schlesien tätig. Ende März 1945 wurde er mit einem Lazarettzug aus Schlesien abtransportiert und in das Reservelazarett Bad Steben eingeliefert. Er lebte dann als selbständiger Architekt in Lichtenfels. 1928 trat H. der Sozialistischen Arbeiterjugend und der Gewerkschaft, 1932 der SPD bei. Nach 1945 beteiligte er sich am Aufbau der SPD in den Landkreisen Lichtenfels und Staffelstein. 1949-53 gehörte er dem Bayerischen Landtag an. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) war H. Mitglied des Bundestages. 1953 und 1961 wurde er über die SPD-Landesliste Bayern, 1957 und 1965 im Wahlkreis 220 (Bayreuth) direkt gewählt. Tn der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis September 1956) und im Ausschuß für Bau- und Bodenrecht (seit September 1956, davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Jugendfragen, dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Sozialpolitik an. In

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Haungs der 3. und 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß, in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen an. H a u n g s , Rainer, * 7.9. 1942 Lahr (Schwarzwald), t 18.1. 1996 Bonn. Maler, Diplomvolkswirt, geschäftsführender Gesellschafter, kath. Nach dem Abitur am Gymnasium in Lahr durchlief H. eine Handwerks lehre und legte die Facharbeiterprüfung als Maler ab. Anschließend besuchte er die Badischc Malerfachschule in Lahr, studierte Wirtschaftswissenschaft in Freiburg und Schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab. Er wurde geschäftsführender Gesellschafter der Haungs GmbH, des Malercibctricbcs und Lackierwerks Lahr und der SüdwestGerüstbau-GmbH Lahr. H. übernahm die Vizepräsidentschaft der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer e.V. (ASU) und wurde Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes im Kreisverband Lahr. 1975 trat H. in die CDU ein. 1975-90 war er Mitglied des Gemeinderates der Stadt Lahr. Von 1983 bis zu seinem Tod vertrat H. den Wahlkreis 187 (Emmendingen - Lahr) im Bundestag. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusscs, in der 10.-12. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr (in der 11. Wahlperiode bis Juni 1989 und wieder seit November 1989, dazwischen Stellvertretendes Mitglied; in der 12. Wahlperiode bis März 1993) und in der 11.-13. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft (seit Juni 1989, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. H a u p t , Klaus, * 29.5.1943 Jena. Diplomlehrer, leitender Angestellter. H. besuchte die Polytechnische Oberschule bis zur Mittleren Reife, anschließend das Institut für Lehrerausbildung in Weimar in der Fachrichtung Unterstufe. 1967-71 studierte er an der Pädagogischen Hochschule in Potsdam, Schloß das Studium als Diplomlehrer ab und war bis 1989 als Lehrer tätig. 1990-95 war er Beigeordneter für Bildung, Kultur, Sport und Tourismus im Landkreis Hoyerswerda, 1996-98 Geschäftsführer des Zweckverbandes Elstertal. 1995-97 war H. Landesvorsitzender der FDP Sachsen; 1997 wurde er stellvertretender Landesvorsitzender. 1990-94 gehörte er dem Stadtrat in Hoyerswerda an und hatte den Vorsitz der FDP-Fraktion inne. 1998 wurde H. über die FDP-Landesliste Sachsen in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder, des Innenausschusses und der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Generation an den Einzelnen und die Politik". Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Tourismus an. H a u s e r , Aloysius (Alo), * 7.10.1930 Bad Godesberg (heute zu Bonn), t 29.10.1997 Düsseldorf. Jurist (Rechtsanwalt), kath. Nach dem Abitur 1950 studierte H. Rechts- und Staatswissenschaften, Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft in Bonn und Köln und legte 1954 die Erste luristische Staatsprüfung ab. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung 1959 wurde er Rechtsanwalt in Bad Godesberg.

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1946-54 war H. in der Jugendbewegung tätig. 1952 trat er in die CDU ein. 1953 wurde er OrtsvorsiUender der Jungen Union Bad Godesberg, 1962 Vorsitzender der Jungen Union Rheinland. Seit 1963 war er Kreis Vorsitzender der CDU Bad Godesberg, seit 1970 der CDU Bonn. 1956-72 war er Stadtverordneter, zunächst in Bad Godesberg, dann in Bonn. 1956-61 gehörte er dem Kreistag Bonn-Land, 1958-65 dem Landtag Nordrhein-Westfalen an. In der 5.-9. Wahlperiode (1965-83) war H. Mitglied des Bundestages. 1965 über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt, vertrat er 1969-83 den Wahlkreis 63 (Bonn) im Bundestag. In allen fünf Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit. In der 5. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusscs, in der 6. und 7. Wahlperiode des Tnnenausschusses (von August 1971 bis Dezember 1974), in der 7.-9. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit Dezember 1974). H a u s e r , Hansgeorg, * 20.6.1943 Plöckendorf (Rednitzhembach). Diplomkaufmann, Steuerberater, ev. H. bestand 1963 das Abitur, leistete 1963-65 Wehrdienst und studierte 1965-70 Betriebswirtschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg. Nach dem Abschluß als Diplomkaufmann arbeitete er vier Jahre bei der WP-Gesellschaft Price Walerhouse. 1975 legte er das Steuerberater-Examen ab und wurde als Steuerberater zugelassen. H. ist Angestellter der Commerzbank AG, Frankfurt am Main. Er gehört der Europa-Union an und ist Mitglied des Verwaltungsrates der Rummelsberger Anstalten. 1982 trat H. in die CSU ein. 1984-89 war er Vorsitzender des Ortsverbandes Rednitzhembach. 1993 wurde er stellvertretender Vorsitzender des CSU-Kreises Roth. Seit 1990 vertritt H. den Wahlkreis 232 (Roth) im Bundestag. 1993 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Finanzen und finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. Von November 1995 bis Oktober 1998 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen. In der 12. und 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 12. Wahlperiode war er bis März 1993 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. H a u s e r , Hansheinz, * 23.6.1922 Krefeld. Bäcker- und Konditormeister, kath. H. besuchte nach der Volksschule die Internatsschule des Erzbischöflichen Konvikts in Neuss und erlernte bis 1939 das Bäckerhand werk. Die Konditorenlehre in Köln Schloß er 1941 mit der Gesellenprüfung ab. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg 1942-45 beteiligte er sich am Wiederaufbau des elterlichen Betriebes, legte 1947 die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk ab und machte sich 1956 als Bäckerund Konditormeister in Krefeld selbständig. 1976-85 war H. Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks, 1977-86 Landesinnungsmeistcr des Bäckerci-Tnnungsverbandcs Rheinland, 1980-85 Vizepräsident und seit 1985 Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, 1985-93 Mitglied des Präsidiums des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks und seit 1989 Präsident des Rheinisch-Westfälischen Handwerkerbundes bzw. Handwerkstages Nordrhein-Westfalen. 1997 wurde er Ehrenmitglied der Vollversammlung des deutschen Β äckcrhandwerks. 1947 trat H. in die Junge Union, 1949 in die CDU ein. 1951-56 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Krefeld, 1966-68 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Krefeld, dessen Ehrenvorsitzender er 1999 wurde. Seit 1962

Hauser gehörte er dem Landesvorsland der CDU Rheinland, seit 1964 dem Bundesausschuß der CDU an. 1969-94 war er Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung Rheinland bzw. Nordrhein-Westfalen. 1958-72 gehörte H. dem Landtag Nordrhein-Westfalen an. 1964-99 war er Mitglied des Rates, 1968-82 Oberbürgermeister der Stadt Krefeld. 1968-85 gehörte er dem Hauptausschuß des Deutschen Städtetages an. 1975-82 war er Stellvertreter des Präsidenten des Deutschen Städtetages, 1974-76 Vorsitzender des Städtetages Nordrhein-Westfalen. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) gehörte H. dem Bundestag an. 1972 und 1980 wurde er über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen, 1976 im Wahlkreis 80 (Krefeld), 1983 und 1987 im Wahlkreis 79 (Krefeld) direkt gewählt. 1974-90 hatte er den Vorsitz des Diskussionskreises Mittelstand der CDU/CSU-Fraktion inne, deren stellvertretender Vorsitzender er 1982-90 war. Von Januar 1975 bis Oktober 1982 war H. Ordentliches, von Oktober 1982 bis 1990 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 7. Wahlperiode arbeitete er bis Januar 1975 als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit, dem er danach sowie in der 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 7. und 9.-11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 7. (bis November 1973), 10. und 11. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (seit Oktober 1982), in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) an. 1979 erhielt H. das Große Verdienstkreuz, 1988 das Große Verdienstkreuz mit Stern, 2000 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde auch mit dem BrillantStern mit Schulterband der Republik China (Taiwan), dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Ehrenring der Stadt Krefeld ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Parlament und wissenschaftlicher Beratungsbedarf. In: Verantwortung und Klarheit in bedrängter Zeit. Hrsg. von Herbert Kremp und Florian H. Fleck. Würzburg 1988, S. 304-308. LITERATUR: Peter Spary (Hrsg.): Dem Mittelstand verpflichtet. Festschrift für H. H. Bonn 1982 . - Joachim Lilla: H. H. In: Krefelder Abgeordnete. Hrsg. und bearb. von Joachim Lilla. Krefeld 2000, S. 79-82. - Interview mit H. H. Ebd., S. 99-102. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hauser, Hugo, * 18. 8.1911 Offenburg, t 9.6.1980 Sasbach. Jurist (Richter). H. besuchte bis zum Abitur 1931 das Humanistische Gymnasium in Karlsruhe, studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Heidelberg, Freiburg und Wien und wurde 1939 in Heidelberg mit der Arbeit Die geistigen Grundlagen des Eherechts an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert zum Dr. jur. promoviert. Nach der Großen Juristischen Staatsprüfung 1940 wurde er Assessor am Amtsgericht Heidelberg. 1940-45 nahm H. am Zweiten Weltkrieg teil und war danach wieder im Justizdienst tätig. 1948 wurde er Amtsgerichtsrat. Seit 1953 war H. Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft „Neue Heimat" für die Landkreise Bühl und Kehl. Er hatte auch den Vorsitz des Aufsichtsrates der Volksbank Sasbach eGmbH inne und gehörte dem Vorstand des Verbandes badischer gemeinnütziger Wohnungsunternehmen e. V. an.

Am 11.3.1960 rückte H., seit 1947 Mitglied der CDU, über die Landeslisle Baden-Württemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hermann —> Lindrath in den Bundestag nach, in dem er in der 4.-7. Wahlperiode (1961-76) den Wahlkreis 189 bzw. 193 (Rastatt) vertrat. In allen fünf Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit (seit April 1960). In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (seit April 1960), in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden sowie dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen an. 1972 wurde er Vorsitzender des Wahlmännerausschusses gemäß § 6 Abs. 2 des Gesetzes über das Bundesverfassungsgericht. Hauser, Norbert, * 20. 5.1946 Olpe. Jurist (Rechtsanwalt), kalh. H. besuchte 1957-67 das Gymnasium und studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften. 1976 legte er das Erste, 1979 das Zweite Staatsexamen ab. 1979-81 war er Bundesgeschäftsführer eines Mittelstandsverbandes. 1981 ließ er sich als selbständiger Rechtsanwalt nieder. 2002 wurde er Vizepräsident des Bundesrechnungshofes. H. gehört dem Kuratorium der Bonner Innova GmbH & Co. Venture Beteiligungs-KG, Bonn, an. Er ist Mitglied des Stiftungsrates des Center of Advanced Studies and Research (CAESAR), Präsident der Deutsch-Spanischen Gesellschaft Bonn e. V. und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", Bonn. 1971/72 war H. Vorsitzender der Jungen Union Bad Godesberg, 1992-94 stellvertretender Vorsitzender des CDUKreisverbandes Bonn. 1973-75 gehörte er dem Stadtbezirksausschuß Bad Godesberg an. 1975 wurde er Mitglied des Rates der Stadl Bonn. 1975-98 war er Mitglied der Bezirksvertretung Bad Godesberg, 1979-94 Bezirks Vorsteher in Bad Godesberg. 1975 wurde er Mitglied des Sportausschusses, 1979 des Hauptausschusses, 1984 des Fraktionsvorstandes und 1994 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Bonn. Von 1998 bis zur Niederlegung des Mandats am 9.4.2002 vertrat H. den Wahlkreis 63 (Bonn) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tcchnikfolgcnabschätzung, des Rcchnungsprüfungsausschusses und des 1. Untersuchungsausschusses (Parteispenden). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Rechtsausschuß und dem Haushaltsausschuß an. Hauser, Otto, * 11.7.1952 Göppingen. Bankkaufmann, Redakteur, ev. Nach dem Schulbesuch und einer Lehre als Bankkaufmann absolvierte H. ein betriebswirtschaftliches Aufbaustudium. Er war Volontär bei der „Eßlinger Zeitung", danach Redakteur, zuletzt im politischen Ressort der Tageszeitung „Die Welt" in Bonn. Nach 1998 führte H. eine ConsultingFirma in Stuttgart. Im Januar 2002 wurde er Mitglied der Geschäftsführung der M-Tech AG. 1969 trat H. in die CDU und die Junge Union ein. 1979-83 war er Pressesprecher des Landesvorstandes der Jungen Union. Nach Funktionen als Orts- und Kreisvorsitzender in der Jungen Union wurde er Mitglied des Landesvorstandes und des Parteipräsidiums der CDU Baden-Württemberg. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) vertrat H. den Wahlkreis 165 (Esslingen) im Bundestag. 1990 wurde er Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg in der CDU/CSU-Fraktion und 1994 Sprecher sämtlicher UnionsLandesgruppen. Im Mai 1998 übernahm er das Amt des Par-

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Haussmann lamentarischen Staatssekretärs beim Chel'des Presse- und Informationsamtes des Bundesregierung. In der 10.-12. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie, in der 13. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen, in der II. Wahlperiode des Innenausschusses (bis September 1987) und des Haushaltsausschusses, in der 11. und 12. Wahlperiode des Sportausschusses (von November 1989 bis Juni 1992), in der 12. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses und in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. H a u s s m a n n , Helmut, * 18.5.1943 Tübingen. Diplomkaufmann, geschäftsführender Gesellschafter, wissenschaftlicher Mitarbeiter, ev. H., Sohn eines mittelständischen Holzunternehmers, der rund 30 Jahre in der FDP/DVP aktiv war, bestand 1961 das Abitur am Gymnasium in Metzingen. Anschließend absolvierte er Praktika bei der Deutschen Bank und bei Daimler Benz in Stuttgart. 1963-68 studierte er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an den Universitäten Tübingen, Hamburg und Erlangen-Nürnberg und Schloß das Studium als Diplomkaufmann ab. 1968-71 war er Geschäftsführender Gesellschafter der väterlichen Firma Berninger & Spilcke KG in Bad Urach und 1971-75 Forschungsassistent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Unternehmensführung an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo er 1975 mit einer Dissertation über Unternehmensordnung und Selbstbestimmung zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. Seit 1978 hatte er einen Lehrauftrag für „Führung mittlerer Unternehmen im strukturellen Wandel". Seit 1996 ist er Honorarprofessor für „Internationales Management". 1980 heiratete H. die Diplompsychologin Dr. Margot Scheu. Seit 1969 ist H. Mitglied der FDP. 1975-80 war er Stadtrat in Bad Urach und 1975-87 Kreisvorsitzender der FDP in Reutlingen. H. gehörte bis 1999 dem Landesvorstand der baden-württembergischen FDP an. 1995-99 war er stellvertretender Vorsitzender des FDP-Landesverbandes BadenWürttemberg. Seit 1976 ist H. für den Wahlkreis 193 (Reutlingen) über die Landesliste Baden-Württemberg Abgeordneter der FDP im Bundestag. Im Oktober 1977 vertrat H. Otto Graf -^Lambsdorff einen Monat lang im Wirtschaftsausschuß des Bundestages; anschließend wurde H. Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses, dem er auch in der 9.-11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (bis Juni 1979, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 9.-11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. Von Dezember 1977 bis 1984 war er als Nachfolger Lambsdorffs wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. H. zählte zum fortschrittlichen Flügel der FDP, innerhalb der Fraktion zum linken Spektrum. 1979 gehörte er zu den sechs FDP-Abgeordneten, die gegen den Weiterbau der Atomwiederaufbereitungsanlage in Kalkar opponierten. Erst nach der Rücktrittsdrohung der FDP-Minister stellten sie ihren Widerstand ein. 1978-90 und wieder seit 1995 gehört H. dem FDP-Bundesvorstand an. Den Koalitionswechsel der FDP von der sozialliberalen Koalition zur Koalition mit der CDU/CSU lehnte H. 1982 ab; er plädierte für Neuwahlen. Beim konstruktiven Mißtrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut —> Schmidt enthielt er sich der Stimme. Allmählich schwenkte H. danach auf den Kurs der FDP-Parteileitung ein. Im luni 1984

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wurde H. als Nachfolger von Irmgard —> Adam-Schwaetzer FDP-Generalsekretär (bis 1988). Am 9.12.1988 wurde er als Nachfolger von Martin —> Bangemann Bundesminister für Wirtschaft. Zunächst war seine Amtszeit von Kartellfragen bestimmt wie der von H. befürworteten Fusion zwischen Daimler Benz und dem Rüstungskonzern Messerschmitt-Bölkow-Blohm und der von ihm abgelehnten Zusammenlegung der Fertigungskapazitäten für Großdieselmotoren zwischen der MAN AG Münchcn und der Gebr. Sulzcr AG Winterthur. 1990 warnte er vor einem übereilten Prozeß des Umbaus der ostdeutschen Planwirtschaft in ein Wettbewerbssystem. Mit der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2.12.1990 gab H. sein Ministerami am 17.1.1991 auf. Seit 1991 ist H. Mitglied im Auswärtigen Ausschuß und Obmann des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union. 1991 übernahm er das Amt des europapolitischen Sprechers der FDP-Bundestagsfraktion. Seit 1995 ist H. Vorsitzender des Arbeitskreises I für Außen-, Entwicklungs-, Sichcrhcits- und Europapolitik der FDPBundestagsfraktion. In dieser Eigenschaft gehört er dem erweiterten Fraktionsvorstand an. Bei der Europawahl 1999 war H. Spitzenkandidat der FDP. In der 12. Wahlperiode arbeitete H. als Ordentliches Mitglied im EG-Ausschuß und im Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992), in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union mit, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 13. Wahlperiode auch des Ausschusses für Wirtschaft. H. ist stellvertretendes Mitglied der deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE, Mitglied des Außenwirtschaftsbeirates beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Mitglied im deutschen Präsidium der Europäischen Bewegung, im Präsidium der EuropaUnion, im Kuratorium der Friedrich-Naumann-Stiftung, der Theodor-Heuss-Stiftung und der Edmond Israel Foundation, Luxemburg. Seit 1991 ist H. Partner und Senior Vice President des internationalen Beratungsunternehmens Cap Gemini Ernst & Young in Bad Homburg. 1997/98 war er GründungsChairman der Asia-Europe-Foundation (ASEF) mit Sitz in Singapur und seitdem einer ihrer Gouverneure. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Georg Schreyögg u.a.: Demokratie in der Arbeitswelt. Bericht vom AIESECMitbestimmungsseminar in Schwend bei Nürnberg vom 16.1. bis 19.1.1974. Nürnberg 1974. - Unlernehmensordnung und Selbstbestimmung. Organisatorische Ansätze direkter und indirekter Partizipation. Frankfurt am Main 1977. - Mit anderen Autoren: Brauchen wir wirtschaftliches Wachstum? Ludwig-Erhard-Stiftung e. V. Bonn am 17. April 1980. Stuttgart 1980. - Hrsg. mit Brij Nino Kumar und Wilhelm H. Wacker: Internationale Unternehmensführung. Managementprobleme international tätiger Unternehmen. Festschrift für Eugen H. Sieber. Berlin 1981. - Die Aufgaben der Wirtschaftspolitik in der nächsten Legislaturperiode. Vorträge anläßlich der Mitgliederversammlung des Instituts Finanzen und Steuern am 17. Mai 1990. Bonn 1990. - Zusammenarbeit in Europa. Forderungen für die gesamtdeutsche Wirtschaftspolitik. Reden der lahrestagung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschal't am 8. November 1990. Baden-Baden 1990. - Möglichkeiten der Ost-West-Kooperation. Nürnberg 1990. - Die neuen Bundesländer als Standort für unternehmerische Investitionen. In: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis 43 (1991) S. 95-102. - Europa '92: Herausforderung für die Wettbewerbspolitik. Esslingen 1992. - Hrsg. mit Brij Nino Kumar: Handbuch der Internationalen Unterneh-

Heck menslätigkeil. Erfolgs- und Risikofaktoren, Märkte, Export-, Kooperations- und Niederlassungs-Managemenl. München 1992. - Mit Karsten Schröder: Europa gewinnt neue Dimensionen. Deutschland '93: vom Binnenmarkt zur Europäischen Union. Bonn 1992 (englische, französische und spanische Ausgaben). LITERATUR: Wolfgang Schäuble: Der Vertrag. Wie ich über die deutsche Einheit verhandelte. Stuttgart 1991. - „Wer den Starken schwächt, kann dem Schwachen nicht helfen". Bundeswirtschaftsminister a. D. Dr. H. H. im Gespräch mit Joachim Schäfer. Dortmund 1992. - Karl P. Gerigk im Gespräch mit H. H. In: Junge Freiheit, 1999, Nr. 23, 4.6.1999. - Uwe Andersen: H., H. In: Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Hrsg. von Udo Kempf und Hans-Georg Merz. Wiesbaden 2001, S. 303-306. Guido Müller Heck, Bruno (Robert), * 20. 1.1917 Aalen, | 16.9. 1989 Blaubeuren. Gymnasiallehrer, Verwaltungsbeamter, Parteifunktionär, kath. H., Sohn eines Gärtners, besuchte 1927-36 das Humanistische Gymnasium in Ellwangen und das Gymnasium in Rottweil. Nach dem halbjährigen Rcichsarbcitsdienst begann er 1936 mit dem Studium der Philosophie und Theologie an der Universität Tübingen. Seit 1938 leistete er Wehrdienst bei der Luftnachrichtentruppe in Augsburg/Fürth. Seit 1940 Kriegsteilnehmer, wurde er 1943 bei einem Flugzeugabsturz schwer verletzt und geriet Anfang Mai 1945 vorübergehend in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im selben Jahr nahm er in Tübingen das Studium der Klassischen Philologie, der Germanistik und Geschichte auf und legte 1948 das Erste, 1949 das Zweite Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. 1950 wurde er mit einer Dissertation Uber Die Anordnung der Gedichte bei Gaius Valerius Catull zum Dr. phil. promoviert. Den Beruf des Gymnasiallehrers übte H. nur für kurze Zeit aus. 1946 trat er in die CDU ein und gehörte bis 1948 dem Vorstand der Jungen Union Württemberg-Hohenzollern an. 1950 wurde H., der ein Memorandum über eine Neuordnung des Studiums dem Kultusministerium von WürttembergHohenzollern vorgelegt und 1947 auf der Kultusministerkonferenz ein Grundsatzreferat über Studienfragen gehalten hatte, persönlicher Referent des Kultusministers Albert Sauer und Regicrungsrat im Kultusministerium von Württemberg-Hohenzollern in Tübingen. 1952 holte ihn das geschäftsführende Direktorium der Bundes-CDU - zunächst gegen den Widerstand Konrad —»Adenauers - als hauptamtlichen Bundesgeschäftsführer nach Bonn. H. gelang es, der Bundespartei eine straffe und effiziente Verwaltungsstruktur zu verleihen und die beiden Bundestagswahlkämpfe von 1953 und 1957 erfolgreich zu organisieren. 1958 wurde er als Bundcsgcschäftsführcr abgelöst. In der 3.-7. Wahlperiode (1957-76) vertrat H. den Wahlkreis 192 bzw. 196 (Rottweil) im Bundestag. 1961 wurde er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, bis ihn Adenauer im Dezember 1962 zum Bundesminister für Familie und Jugend berief. In seiner bis Oktober 1968 dauernden Amtszeit setzte sich H. für eine Verbesserung des Familienlastenausgleichs und der staatlichen Ausbildungsförderung ein und regte im Anschluß an den Deutsch-Französischen Vertrag vom 22.1.1963 die Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks an. Vom 8.11. bis 1.12.1966 nahm H. auch die Geschäfte des Bundesministers für Wohnungswesen und Städtebau wahr. 1966 wurde er Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der CDU und Mitglied des Parteipräsidiums. Wie sein Parteikollege Paul —» Lücke trat auch H. 1967 vergebens für eine Einführung der Mehrheitswahl ein. In selben Jahr legte er ein Aktionsprogramm vor, das auf dem Bundesparteitag in

Berlin 1968 als „Berliner Programm" verabschiedet wurde. Am 1.10.1968 trat H. von seinem Ministeramt zurück, um als Generalsekretär den Bundestagswahlkampf seiner Partei im Jahr 1969 vorzubereiten. Obgleich die CDU/CSU aus der Wahl als stärkste Partei hervorging, scheiterte eine Regierungsbildung an der Koalition von SPD und FDP. In der 3. Wahlperiode war H. Vorsitzender, in der 4. Wahlperiode bis März 1963 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes (seit April 1959), in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten an (bis Februar 1963). In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und des Verteidigungsausschusses (seit Juni 1972), in der 7. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Als Helmut —»Kohl 1971 in der Abstimmung um den Parteivorsitz Rainer —>Barzel unterlag, trat H. als Generalsekretär der CDU zurück und widmete sich der politischen Bildung. Aus der bereits 1956 gegründeten „Gesellschaft für christlich-demokratische Bildungsarbeit", deren Erster Vorsitzender H. in diesem Jahr gewesen war, ging 1964 die „Konrad-Adenauer-Stiftung" hervor, die er von 1968 bis kurz vor seinem Tod 1989 leitete. Er setzte neue Akzente bei der internationalen Zusammenarbeit christlicher Parteien und erreichte 1986 die Sicherstellung der Arbeit der vier parteinahen Stiftungen durch öffentliche Mittel. H. war Träger des Großen Vcrdicnstkreuzcs mit Stern (1969) und Schulterband (1978) sowie des Großkreuzes (1987) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1986 erhielt er das Großkreuz des Ordens San Carlos (Kolumbien), 1987 die Robert-Schuman-Medaille der Europäischen Volkspartei und 1988 das Große Goldene Ehrenzeichen mit Stern der Republik Österreich. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Lage des Studenten nach dem Kriege. In: Der Mensch heule. Hrsg. von Theodor Steinbüchel. Stuttgart 1947. - Demokraten oder Demokratisierte? Eine notwendige Auseinandersetzung. In: Die Politische Meinung 14 (1969) Heft 128, S. 11-18. - Demokratisierung - Überwindung der Demokratie? In: Grenzen der Demokratie? Hrsg. von Ludwig Erhard u.a. Düsseldorf/ Wien 1973, S. 73-88. - Hrsg.: Widerstand, Kirche, Staat. Eugen Gerstenmaier zum 70. Geburtstag. Wien 1976. Die pluralistische Demokratie im Blickwinkel der neuesten deutschen Geschichte. In: Die christliche Konzeption der pluralistischen Demokratie. Hrsg. von Arthur F. Utz u.a. Stuttgart 1977, S. 54-62. - Auf festem Grund. Aufsätze und Reden. Hrsg. von Ludolf Herrmann. Stuttgart 1977. Hrsg.: Die CDU und ihr Programm. Programme, Erklärungen, Entschließungen. Melle 1979. - Vaterland Bundesrepublik? Osnabrück 1984. - Grundlagen und Wandel. Aufsätze und Reden 1976-1986. Hrsg. von Klaus Gotto. Osnabrück 1987. - Die politischen Stiftungen und die Parteien. In: „Unverdrossen für Europa". Festschrift für Kai-Uwe von Hassel zum 75. Geburtstag. Hrsg. von Philipp Jenninger. BadenBaden 1988, S. 247-255. - Kampf um die Macht - aber nach Spielregeln. In: Ein Leben für die Politik? Briefe an jüngere Mitbürger. Hrsg. von Sonja Schmid-Burgk. Freiburg im Breisgau 1988, S. 74-78. LITERATUR: Paul Swiridoff/Günther Neske: Porträts aus dem politischen Deutschland. Bd. 3. Pfullingen 1968. - Wladyslaw Bartoszewski: Patriotismus in Europa. Festgabe für B. H. zum 70. Geburtstag. Bonn 1988. - Jürgen Aretz: B. H. (1917-1989). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts. Bd. 8. Hrsg. von Jürgen Aretz, Rudolf Morsey und Anton Rauscher. Mainz 1997, S. 213-231. - Horst Ferdinand:

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Hecker Η., Β. R. In: Baden-Württembergische Biographien. Hrsg. von Bernd Ollnad. Bd. 2. Stuttgart 1999, S. 203-207. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. H e c k e r , Klaus, * 2 2 . 1 2 . 1 9 2 9 Mannheim. Diplomingenieur. Von Beruf Rundfunkmechaniker, studierte H. an der Technischen Hochschule München und Schloß das Studium als Diplomingenieur ab. Er arbeitete als selbständiger Ingenieur auf dem Gebiet der Entwicklung von elektronischen Geräten und Systemen. H. wurde Mitglied des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland c. V. (BUND) und des Dcutschcn Vcrbraucherschutzverbandes. Tm Juli 1979 trat H. in die Partei Die Grünen ein. 1980 wurde er Mitglied des Kreisvorstandes und war 1981-83 Abgeordneter im Umlandverband Frankfurt am Main. 1983 wurde H. über die Grünen-Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt und übernahm den Vorsitz des Ausschusses für Forschung und Technologie. Am 31.8. 1983 mußte er sein Mandat wegen angeblicher sexueller Belästigungen von weiblichen Fraktionsangestellten zurückgeben. H e d l e r , Wolfgang, * 7.11.1899 Magdeburg, f 2 6 . 2 . 1 9 8 6 Stuttgart. Bankkaufmann, Verbandsfunktionär. H., Sohn eine Reichsbankrates, besuchte nach dem Gymnasium das Kadettenkorps. Im Oktober 1919 begann er eine Lehre in einer Bank und war 1925 Volontär in einer Versicherungsgesellschaft. 1938 wurde er Abteilungsleiter, 1939 leitender Angestellter bei einer Bank. Im August 1939 zur Wehrmacht eingezogen, geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Oktober 1945 zurückkehrte. Im Februar 1947 wurde er Angestellter beim kirchlichen Hilfswerk in Rendsburg. In der 1. Wahlperiode (1949-53) war H. mit einem Mandat der schleswig-holsteinischen Ergänzungsliste der Deutschen Partei (DP) Mitglied des Bundestages. Am 19.1.1950 wurde er wegen antisemitischer Äußerungen aus der DP-Fraktion ausgeschlossen. Nach der Aufhebung der Immunität endete das Verfahren mangels Beweises mit einem Freispruch. Nach der Berufung wurde H. allerdings von der 1. Strafkammer des Landesgerichts Kiel zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Nach dem Ausschluß fraktionslos, wurde H. am 2 8 . 3 . 1 9 5 0 Gast der Fraktion der Dcutschcn Rcichspartci (DRP), war seit 16.9.1950 wieder fraktionslos und trat am 2 9 . 3 . 1 9 5 3 der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung (WAV) bei. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Grenzlandfragen an (bis Juni 1951). Bis März 1950 war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen, bis Juni 1951 des Ausschusses für Berlin, des Ausschusses für Sozialpolitik, des Ausschusses für Heimatvertriebene, des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen und des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge. H e d r i c h , Klaus-Jürgen, * 2 1 . 1 2 . 1 9 4 1 Stettin. Gymnasiallehrer, ev. H. besuchte das Herzog-Ernst-Gymnasium in Uelzen und studierte Theologie und Anglistik in Göttingen. 1970/71 war er Referendar am Ernestinum in Celle, 1971-74 als Studienrat Lehrer am Herzog-Ernst-Gymnasium in Uelzen. H. ist Mitglied des Philologenverbandes und der Pommcrschen Landsmannschaft. Er war Mitglied des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Uelzen. 1961 trat H. in die CDU und die Junge Union ein. 1963-67 war er stel I vertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Hannover und 1970-81 Vorsitzender des CDUKreisverbandes Uelzen. 1978-90 gehörte er dem Landesvorstand der CDU Niedersachsen an und saß 1981-91 dem

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CDU-Bezirksverband Lüneburg vor. Seit 1972 Mitglied des Kreistages des Landkreises Uelzen, war er 1976-86 Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. 1974-83 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an und hatte den Vorsitz des CDU-Arbeitskreises Wissenschaft und Kunst inne. Seit 1983 ist H. Mitglied des Bundestages. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) vertrat er den Wahlkreis 39 (Celle - Uelzen) und wurde 1998 über CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt. 1994-98 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. 1998 wurde er entwicklungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. In der 10.-13. Wahlperiode war H. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Petitionsausschuß, in der 11. Wahlperiode dem Finanzausschuß und in der 12. Wahlperiode dem Sonderausschuß „Europäische Union" (seil Oktober 1992) an. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses, in der 11. Wahlperiode des 1. Untersuchungsausschusses (U-Boot-Pläne) und in der 12. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses. In der 14. Wahlperiode ist er Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der EnqueteKommission „Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten". DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Heereman von Zuydtwyck, Constantin (Bonifatius Hermann Josef Maria) Freiherr, * 17.12.1931 Münster (Westfalen). Landwirt, kath. H. besuchte das Jesuitenkolleg in Bad Godesberg bis zur Mittleren Reife und durchlief anschließend eine landwirtschaftliche Ausbildung an verschiedenen Schulen. 1954 legte er an der Höheren Landbauschule in Soest das Examen als staatlich geprüfter Landwirt ab. 1955 übernahm er die Leitung des landwirtschaftlichen Familienbetriebes in Riesenbeck, 1960 auch die Heeremansche Hauptverwaltung in Münster. H. arbeitete jahrelang im westfälisch-lippischen Bauernverband mit, dessen Präsident er 1968 wurde. 1969-97 war er Präsident des Dcutschcn Bauernverbandes, 1979-92 Präsident des Ausschusses der Bcrufsständischen Landwirtschaftlichen Verbände der Europäischen Gemeinschaft (COPA), 1982-86 Präsident des Internationalen Verbandes der landwirtschaftlichen Produzenten (IFAP). H. wurde Vorsitzender des Verwaltungsrates des Absatzfonds, des Verwaltungsrates der Landwirtschaftlichen Rentenbank, des Aufsichtsrates der Raiffcisen-Warcngcnossenschaft Ricscnbcck, des Vorstandes der westfälischen Reit- und Fahrschule, Münster, und Vorsitzender des Gcnosscnschaftsratcs der Westfälischen Centraigenossenschaft. Den stellvertretenden Vorsitz hatte er im Aufsichtsrat Deutsches Milchkontor, Hamburg, inne. H. übernahm Aufsichtsratsmandate bei der Centralen Marketing Gesellschaft (CMA), bei Z M P (Zentrale Marktund Preisberichterstattung), bei der Deutschen Nordsee, Bremerhaven, bei der Bayer AG, Leverkusen, bei KlöcknerHumboldt, Deutz, bei der Deutschen Genossenschaftsbank, Frankfurt, und bei der Amro-Handelsbank AG, Köln. Er wurde Mitglied des Verwaltungsrates der Kreditanstalt für Wiederaufbau und des Postverwaltungsrates, Deutsche Bundespost. 1995 übernahm er die Präsidentschaft des Deutschen Jagdschutz-Verbandes. 1957 trat H. in die CDU ein. 1960-75 war er Ortsvorsitzender der CDU Riesenbeck, deren Ehrenvorsitzender er 1975 wurde. H. gehörte seit 1961 dem Rat der Gemeinde Riesenbeck, nach der kommunalen Neugliederung bis 1984 dem Rat der Stadt Hörstel an.

Heiland In der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) vertrat H. den Wahlkreis 98 (Steinfurt II) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. H. erhielt 1976 das Verdienstkreuz 1. Klasse, 1981 das Große Verdienstkreuz, 1992 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1980 die Ernst-Reuter-Plakette. VERÖFFENTLICHUNGEN: Nicht nur durch die grüne Brille. Stuttgart 1981. - Freuden und Leiden cines Politikers zwischen den Stühlen. Düsseldorf 1983. Heide, Johann Karl, * 20.6.1897 Itzehoe, t 3.5.1974 Arnsberg (Westfalen). Tapetendrucker, Parteifunktionär, konfessionslos. H. durchlief eine Tapctcndruckcrlchrc und nahm 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil. 1919 trat er in die SPD und in den Metallarbeiter-Verband ein. Er war Metallfacharbeiter und Büroangestellter. 1924 wurde er Mitglied in der Deutschen Friedensgesellschaft. Seit 1930 Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, wurde er Kreisleiter und Mitglied des Gauvorstandes. Vor 1933 war er Amtsvertreter in Werl. 1933 emigrierte H. nach Frankreich, 1940 nach Nordafrika. Im Oktober 1945 kehrte er zurück und wurde Parteisekretär der SPD. 1945/46 war er Mitglied des Beratenden Provinzialrates für Westfalen, 1946/47 Mitglied des ernannten Landtages und 1950-53 Mitglied des Landtages von NordrheinWestfalen. Seit 1946 gehörte er dem Kreistag in Arnsberg an. Er war Mitglied der Liga für Mcnschcnrcchtc. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) gehörte H. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. In allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Hcimatvcrtricbcnc, in der 3. und 4. Wahlperiode im Ausschuß für den Lastenausgleich mit. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität, für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit Oktober 1956) und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Ausschusses für Arbeit, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wiedergutmachung (bis Oktober 1963). 1965 erhielt H. das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Heiderich, Helmut, * 4.2.1949 Lautenhausen. Diplomvolkswirt, Fachhochschuldozent. Nach dem Abitur 1967 am Gymnasium Bad Hersfeld studierte H. Wirtschaftswissenschaften und Schloß das Studium 1972 als Diplomvolkswirt ab. 1975 wurde er Studienrat, 1982 Oberstudienrat. 1986 erhielt er die Lehrbefähigung für Informatik. 1987 wurde er Dozent für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Fulda, 1991 an der Fachschule für Ε-Technik und an der Kreisberufsschule Bad Hersfeld. Seit 1986 stellvertretender Kreisvorsitzender, übernahm H. 1992 den Kreisvorsitz der CDU Hersfeld/Rotenburg. 1972 wurde er GemeindeVertreter, 1974 Fraktions Vorsitzender in Friedewald und 1977 Fraktionsvorsitzender im Kreistag Hcrsfcld / Rotenburg. Am 26.2.1996 rückte H. für den verstorbenen Abgeordneten Heinz-Adolf —>Hörsken in den 13. Deutschen Bundestag (bis 1998), am 26.1.2000 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Manfred —> Kanther in den 14. Deutschen Bundestag nach. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft sowie Stellvertretendes Mitglied des Peti tionsausschusses.

Heil, Hubertus, * 3.11.1972 Hildesheim. Angestellter, ev. H. besuchte das Gymnasium am Silberkamp in Peine und bestand 1992 das Abitur. Nach dem Zivildienst nahm er 1995 das Studium der Politischen Wissenschaften in Potsdam auf. 1994-98 war er Mitarbeiter im Landtag von Brandenburg. 1998 wurde er persönlicher Referent der Bundestagsabgeordneten Eva —> Folta. H. Schloß sich der Industriegewerkschaft Metall an. Zunächst Mitglied der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken, trat er 1988 in die SPD ein. 1991-95 war er Vorsitzender der Jungsozialisten im SPD-Bezirk Braunschweig, 1995-97 Geschäftsführer der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen im Landesverband Brandenburg. Seit 1998 vertritt H. den Wahlkreis 40 (Gifhorn - Peine) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Unterausschusses Neue Medien, Wirtschaft und Technologie und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Gesundheit an. Heiland, Rudolf-Ernst, * 8.9.1910 Hohndorf (Sachsen), t 6.5.1965 Recklinghausen. Kaufmann. H. arbeitete von 1925 bis zur Entlassung aus politischen Gründen 1933 im städtischen Elektrizitätswerk in Marl. 1936 wurde er vom Landesgericht Hamm wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Danach Angestellter im Osten Deutschlands, wurde er 1939 als Hilfsarbeiter dienstverplichtet, zuletzt in Danzig. 1945 flüchtete er nach Marl, wo er sich als Kaufmann selbständig machte. 1931-33 war H. Mitglied der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Vorsitzender der SPD in Marl und Vorstandsmitglied des Bezirks Westliches Westfalen. 1946-65 war H. Bürgermeister in Marl. Er gehörte dem Kreistag Recklinghausen an und hatte den Fraktionsvorsitz inné. H. war Vizepräsident des Deutschen Gemeindetages und Vorstandsmitglied des Gemeindetages Westfalen. 1947-49 gehörte er dem Landtag von NordrheinWestfalen, 1948/49 dem Parlamentarischen Rat an. Von 1949 bis zu seinem Tod war H., jeweils über die SPDLandesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushallsausschuß mit. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht, des Untersuchungsausschusses zur Hauptstadtfrage (Spiegelausschuß, seit März 1953), des Untersuchungsausschusses betr. Dokumentendiebstahl im Bundeskanzleramt (seit Oktober 1951) und des Wahlrechtsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (seit Mai 1951), dem Ausschuß für Heimatvertriebene, dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit März 1952) und dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (seit Oktober 1954) und des Ausschusses für Heimatvertriebene. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge sowie des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes. NACHLASS: Düsseldorf.

Nordrhein-Westfälisches

Hauptstaatsarchiv,

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Heiler H e i l e r , Anne Marie, geb. Oslermann, * 21.3.1889 Brackwede, t 17.12.1979 Marburg. Gymnasiallehrerin, Angestellte des öffentlichen Dienstes, ev. H. bestand 1913 die Reifeprüfung und erhielt eine Ausbildung als Volksschul- und Gymnasiallehrerin. Sie studierte an den Universitäten Halle, Berlin und Marburg Philosophie, Theologie und Germanistik und legte in Marburg das Staatsexamen ab. 1918/19 wirkte sie an den Vorbereitungen für die Reichstagswahlen mit und kümmerte sich insbesondere um Frauenaufklärung. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Zeitschrift „Die Hochkirche", die ihr Ehemann Friedrich H. herausgab. 1945 gehörte H. zu den Begründern der CDU in Marburg, 1946 des Überparteilichen Frauenverbandes Marburg. Seit 1946 war sie dort Stadtverordnete und Leiterin des Jugendamtes. Uber die CDU-Landesliste Hessen gewählt, gehörte H. in der I. Wahlperiode (1949-53) dem Bundestag an. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (seit Oktober 1951, davor seit Januar 1951 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens, des Ausschusses für Jugendfürsorge und des Ausschusses für Bücherei (seit Februar 1951, davor seit März 1950 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Fragen der europäischen Sicherheit an (seit März 1953). VERÖFFENTLICHUNGEN: Mystik deutscher Frauen im Mittelalter. Berlin 1929. - Hrsg.: Inter Confessiones. Beiträge zur Förderung des interkonfessionellen und interreligiösen Gesprächs. Friedrich Heiler zum Gedächtnis. Marburg 1972. H e i m a n n , Gerhard, * 12.2.1934 Peine (Niedersachsen). Jurist, Hochschullehrer. Nach dem Abitur 1955 studierte H. Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin, wurde Referendar am dortigen Kammergericht und legte 1964 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1967 wurde er Regierungsrat und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Seit 1969 Dozent, wurde er 1971 Professor an der Pädagogischen Hochschule Berlin und war später an der dortigen Technischen Universität am Fachbereich Erziehung und Weiterbildung tätig. H. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und der Arbeiterwohlfahrt. Er Schloß sich auch der Gesellschaft für auswärtige Politik an. 1959 trat H. in die SPD ein. 1975-82 war er Kreisvorsitzender sowie Vorsitzender des Fachausschusses I (Berlin, Deutschland, Internationales) des Landes Vorstandes. 1964-67 gehörte er der Bezirksverordnetenversammlung Spandau an und war 1967-71 Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin. 1971 wurde er Staatssekretär in der Senatsvcrwaltung für Wissenschaft und Kunst. 1977-79 leitete H. die Senatskanzlei Berlin und war 1979-81 Senator für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigter des Landes Berlin beim Bund. in der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) gehörte H. als Vertreter des Landes Berlin dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen mit. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses, in der 11. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (bis Oktober 1990) und des Haushaltsausschusses. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. H e i n , Alfred, * 11.10.1914 Königsberg (Preußen), t 18.4.1971 Salzgitter. Eisenbahnbeamter, ev. H., Sohn eines Kolonialwarenhändlers und Gastwirts, wuchs in Herzogskirchen (Kr. Treuburg) auf und machte nach dem

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Besuch der Oberrealschule eine kaufmännische Lehre. Nach freiwilligem Wehrdienst war er bei der Deutschen Reichsbahn tätig und wurde nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg als Bundesbahnoberinspektor Vorstand des Bahnhofs Salzgitter-Lebenstedt. Seit 1952 politisch tätig, engagierte sich H. in Orts-, Krcisund Landes vorständen des Bundes der vertriebenen Deutschen und der Ostpreußischen Landsmannschaft. Zunächst Mitglied des Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE), trat H. später zur CDU über und wurde stellvertretender Kreis Vorsitzender der CDU in Salzgitter. Er war dort Mitglied des Stadtrates, bis 1964 Fraktionsvorsitzender und zeitweilig stellvertretender Oberbürgermeister. 1955-63 und 1967-70 gehörte H„ seit 1967 als Mitglied der CDUFraktion, dem Niedersächsischen Landtag an. 1959-63 war er Schriftführer und 1967-70 Vorsitzender des Ausschusses für Zonengrenzfragen, für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Am 2 7 . 4 . 1 9 7 0 rückte H. über die CDU-Landesliste Niedersachsen für den verstorbenen Abgeordneten Alfred —>Burgemeister in den Bundestag nach, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Seit Mai 1970 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie des Ausschusses für Verkehr und für das Postund Fernmeldewesen. H e i n , Udo, * 2 7 . 1 2 . 1 9 1 4 Hirschberg (Riesengebirge), t 19.1.1971 Luxemburg. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. Nach dem Abitur studierte H. Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Berlin, nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen 1938 Internationales Öffentliches Recht, Völkerrecht und Politische Wissenschaften an der Sorbonne in Paris, während er gleichzeitig Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der dortigen Deutschen Botschaft war. 1940 ging er als Regierungsreferendar nach Liegnitz. 1946 trat er in den Staatsdienst von Nordrhein-Westfalen ein. 1948 wurde er an der Universität Köln mit der Arbeit Die Reorganisation der Polizei in der britischen Besatzungszone Deutschlands unter besonderer Berücksichtigung des englischen Polizeirechts promoviert. Seit 1949 war er persönlicher Referent der Minister Fritz —> Steinhoff, Heinrich —»Lübke und Helmut —>Schmidt im Ministerium für Wiederaufbau, danach Referent für Kabinetts-, Landtags- und Bundcstagsangclegenheiten in der Staatskanzlei in Düsseldorf, seit 1957 dort Ministerialdirigent und Abteilungsleiter. 1947 trat H. in die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ein. H., seit 1947 Mitglied der SPD, war 1966-69 Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit unter Hans-Jürgen —> Wischnewski. Seit 1970 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. 1965 wurde H. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. A m 2 2 . 1 2 . 1 9 6 6 legte er das Mandat nieder. In der 6. Wahlperiode vertrat er bis zu seinem Tod den Wahlkreis 84 (Dinslaken). In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Entwicklungshilfe und im Verteidigungsausschuß (seit Februar 1966) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Innenausschuß, dem Rechtsausschuß und dem Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses (bis April 1970, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses.

Heinemann Heinemann, Gustav (Waller), * 23.7.1899 Schwelm (Westfalen), t 7.7.1976 Essen. Jurist (Rechtsanwalt), ev. H., Sohn eines leitenden Angestellten der Firma Krupp, wurde nach Ablegung des Notabiturs 1917 als Soldat zu einem Artillerieregiment eingezogen, jedoch nach einer schweren Erkrankung nicht mehr an der Front eingesetzt. Nach dem Ende des Krieges nahm er 1918 das Studium der Rechts- und Staatswissenschaft, Nationalökonomie und Geschichte auf, das ihn an die Universitäten Münster, Münchcn, Göttingen, Berlin und Marburg führte, wo er 1922 die Erste Juristische Staatsprüfung ablegte und mit der Dissertation Die Spartätigkeit der Essener Kruppschen Werksangehörigen zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. Nach dem juristischen Referendariat und dem Assessorexamen wurde H. 1926 Rechtsanwalt in Essen. Im selben Jahr heiratete er Hilda Ordemann (1896-1979). 1929 wurde er in Münster mit der Arbeit Die Verwaltungsrechte an fremdem Vermögen zum Dr. jur. promoviert. Seit 1928 arbeitete H. neben seiner Rcchtsanwaltstätigkcit als Prokurist und Justitiar, von 1936 bis 1949 als Bergwerksdirektor der Rheinischen Stahlwerke. Zwischen 1933 und 1939 nahm er zudem eine Dozentur für Berg- und Wirtschaftsrccht an der Universität Köln wahr. 1950 nahm H. seine Rechtsanwaltstätigkeit wieder auf - u. a. trat er als Verteidiger der Zeitschrift „Der Spiegel" in der Spiegel-Affäre des Jahres 1962 in Erscheinung. H., der sich in den zwanziger Jahren dem Christentum wieder zugewandt hatte und 1933 zum Presbyter der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Altstadt gewählt worden war, war einer der Teilnehmer an der ersten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche („Bekennende Kirche") im Mai 1934 in Barmen (Wuppertal). Nach dieser Synode wurde H. in den Bruderrat der Bekennenden Kirche des Rheinlandes gewählt. Wegen Meinungsverschiedenheiten über die Form des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus und die „Deutschen Christen" schied H. 1938 aus dem Bruderrat aus, ohne allerdings seine Beziehungen zur Bekennenden Kirche aufzugeben. Nach dem Krieg gehörte er seit Mitte 1945 der Leitung der Evangelischen Kirche des Rhcinlandes an und wurde im August 1945 auf der „Konferenz Evangelischer Kirchenführer" in Treysa (Hessen) in den Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) gewählt. Er war an der Formulierung der sogenannten Stuttgarter Schulderklärung beteiligt. 1949 auf der ersten Synode der EKD zum Präses gewählt, wurde H. 1955, wegen seines politischen Engagements von konservativen Kirchenkreisen mit Mißtrauen betrachtet, in dieser Funktion abgelöst, blieb jedoch ordentliches Mitglied im Rat der EKD. Von 1948 bis 1961 war er Mitglied der Kommission für Internationale Angelegenheiten des Weltkirchenrates in Genf. Bereits während seiner Studentenzeit hatte sich H. aktiv in den Studentengruppen der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) engagiert. Während des Kapp-Putsches 1920 Schloß er sich mit seinem Freund Ernst —> Lemmer einer demokratischen „Volkskampagne" an. 1930 trat er der protestantischen Splitterpartei Christlich Sozialer Volksdienst bei. 1945 gehörte er zu den Begründern der CDU in Essen. Nach seinem Ausscheiden aus dem ersten Kabinett —> Adenauer im Oktober 1950 gründete er zusammen mit Helene —> Wessel, der Vorsitzenden der Deutschen Zentrumspartei, und anderen die „Notgemeinschaft für den Frieden Europas", aus der am 29./30.11.1952 die Gesamtdeutsche Volkspartei (GVP) entstand. H. verließ die CDU wenige Tage vor Gründung der GVP. Die GVP verfolgte eine Politik des „bedingten Neutralismus", des Vorrangs der Wiedervereinigung gegenüber der Westintegration und einer klaren Absage an die „Wiederbewaffnung". Nach dem Scheitern der GVP in den Bundestagswahlen von 1953, bei denen sie nur 1,2 % der Zweitstimmen erringen konnte, kam es zu enger werdenden Kontakten mit

der SPD. Am 18./19.5.1957 erfolgte der Beschluß des Parteitages der GVP sich aufzulösen und den Ubertritt der Mitglieder zur SPD zu empfehlen. Mit H. traten der SPD u. a. Helene Wessel, Erhard Eppler, Diether Posser und Johannes Rau bei. H. war führend in der Kampagne „Kampf dem Atomtod" und an der Formulierung des „Godesberger Programms" der SPD von 1959 beteiligt. Dem Parteivorstand gehörte er von 1958 bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten 1969 an. Durch die britische Bcsatzungsmacht als Bürgermeister von Essen eingesetzt, wurde er 1946 zum Oberbürgermeister gewählt, ein Amt, das er bis 1949 inne hatte. Von 1947 bis 1950 war er Abgeordneter des Landtages, 1947/48 Justizminister von Nordrhein-Westfalen. 1949 Innenminister in der ersten Regierung Adenauer, trat er bereits 1950 aus Protest gegen die ohne Wissen des Kabinetts von Adenauer mit den Alliierten vereinbarte Aufstellung deutscher Streitkräfte zurück. Seit 1957, nach der Auflösung der GVP, gehörte H. bis 1969 dem Deutschen Bundestag als Abgeordneter der SPD an. 1957 wurde er über die Landesliste Niedersachsen, 1961 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 44 (NienburgSchaumburg-Lippc) und 1965 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 118 (Bochum-Witten) gewählt. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (bis Januar 1967) und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Januar 1967). In der 4. Wahlperiode gehört er als Ordentliches Mitglied dem 1. Untersuchungsausschuß (FIBAGAusschuß) an. Bei der Bildung der Großen Koalition 1966 wurde H. Bundesminister der Justiz. Wesentlich auf seine Initiative gehen die Aufhebung der Verjährung von NSVerbrechen, die Reform des politischen Strafrechts und die große Strafrechtsreform zurück. Bei der vorzeitigen Wahl des Nachfolgers für Bundespräsident Heinrich -^Lübke 1969 stellte die SPD H. als Kandidaten auf. Der Kandidat der CDU, der frühere Außenminister Gerhard —> Schröder, unterlag, weil die FDP sich entschlossen hatte, ihre Stimmen in der Bundesversammlung H. zu geben. Diese Entscheidung wurde nicht nur von ihm als Beginn eines „Machtwechsels" gedeutet, der im Herbst desselben Jahres mit der Bildung der sozial-liberalen Koalition vollzogen wurde. Nach Friedrich Ebert war H. der zweite demokratisch gewählte Präsident aus den Reihen der Sozialdemokratie. Gegen den Wunsch vieler entschied sich H. bei der Bundespräsidenten wähl 1974 wegen seines Alters (75) nicht erneut zu kandidieren. Mit ihm schied aus freiem Entschluß eine der markantesten und sperrigsten Persönlichkeiten aus dem politischen Leben der Bundesrepublik aus. Nur wenig später als ein Jahr starb H. in seiner Heimatstadt Essen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wir müssen Demokraten sein. Tagebuch der Studienjahre 1919-1922. Hrsg. von Brigitte und Helmut Gollwitzer. München 1980. - Es gibt schwierige Vaterländer ... Aufsätze und Reden 1919-1969. Hrsg. von Helmut Lindemann. München 1988. - Unser Grundgesetz ist ein großes Angebot. Rechtspolitische Schriften. Hrsg. von Jürgen Schmude. München 1989. - Allen Bürgern verpflichtet. Reden des Bundespräsidenten 1969-1974. München 1990. - Glaubensfreiheit - Bürgerfreiheit - Gesellschaft 1945-1975. Hrsg. von Diether Koch. München 1990. LITERATUR: G. W. H. Bibliographie. Hrsg. vom Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Erarbeitet von Martin Lötz. Bonn 1976. - Diether Koch: H. und die Deutschlandfrage. München 1972. - Werner Koch: Ein Christ lebt für morgen. H. im Dritten Reich. Wuppertal 1972. - Helmut Lindemann: G. H. Ein Leben für die Demokratie. München 1978. - Karl-Ludwig Sommer: G. H. und die SPD in den sechziger Jahren. Die Entwicklung po-

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Heinen litischer Zielsetzungen in der SPD in den Jahren 1960 bis 1969, dargestellt am Beispiel der politischen Vorstellungen G. H.s. München 1980. - Josef Müller: Die Gesamtdeutsche Volkspartei. Entstehung und Politik unter dem Primat nationaler Wiedervereinigung 1950-1957. Düsseldorf 1990. G. H. und seine Politik. Hrsg. vom Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bonn 1999. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Gert-Joachim Glaeßner Heinen, Franz, * 28.4.1887 Krefeld, f 22.9.1963 Bonn. Kaufmann. H. studierte Volkswirtschaft und betrieb seit 1918 einen Großhandel für medizinisch-chirurgische und dentalmedizinische Einrichtungen und Apparate in Bonn. 1919-29 war er Stadtrat. Während des NS-Regimes wurde er viermal verhaftet und sein Betrieb zeitweilig geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde H. Rreisvorsitzender der SPD Bonn-Stadt und -Land sowie 2. Vorsitzender des Bezirks Mittelrhein. Von Juni 1945 bis Dezember 1946 war er Mitglied des Provinzialrates für die Nord-Rheinprovinz, 1946-51 Stadtrat in Bonn und 1946-48 Bürgermeister. 1946/47 und 1950-54 gehörte er dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an und hatte 1946/47 den Vorsitz des Wiederaufbauausschusses inne. 1948/49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. 1954 wurde er Stadtältester in Bonn. Am 24.7.1953 rückte H. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Erik —>Nölting in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode im September desselben Jahres angehörte. Heinen, Ursula, * 7.10.1965 Köln. Diplomvolkswirtin, Redakteurin, Parteifunktionärin. Nach dem Abitur 1984 an der Liebfrauenschule in KölnLindenthal studierte H. Volkswirtschaftslehre in Köln und Schloß das Studium 1990 als Diplomvolkswirtin ab. 1984-89 gehörte sie dem Studentenparlament der Universität Köln an. 1987-90 war sie freie Mitarbeiterin in der Wirtschaftsredaktion der „Kölnischen Rundschau", 1990-94 Redakteurin der Wirtschaftszeitung „AKTIV" in Köln und 1994-98 Leiterin der Abteilung Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik sowie stellvertretende Leiterin der Hauptabteilung Politik in der CDU-Bundesgeschäftsstelle. H. ist seit 2000 Vorsitzende des Ortsverbandes Köln-Porz des Deutschen Roten Kreuzes. 1983 trat H. in die CDU und die Junge Union ein. 1985/86 war sie Vorsitzende des Rings ChristlichDemokratischer Studenten (RCDS) in Köln, 1987/88 Bundcsfachtagungssprcchcrin für Wirtschaftswissenschaften des RCDS, 1993-97 Mitglied des Kreisvorstandes der Jungen Union Köln. 1994-98 gehörte sie dem Kreisvorstand der CDU Köln an; im Januar 1998 wurde sie stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Köln. Seit 1998 ist sie Mitglied des Vorstandes der EVP. 1998 wurde H. über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Sie ist Sprecherin der Jungen Gruppe der CDU/CSU-Fraktion. H. arbeitet als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union mit und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß sowie der EnqueteKommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" an. H. ist stellvertretende Vorsitzende der Dcutsch-Italicnischen Parlamentaricrgruppc.

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Heinrich, Fritz, * 8.2.1921 Feudingen (Kr. Wittgenstein), t 7. 3.1959 Biedenkopf. Maschinenschlosser, Verwaltungsangestellter, Gewerkschaftsfunktionär, ev. Nach der Volksschule durchlief H. eine Maschinenschlosserlchrc, die er im April 1939 mit der Gesellenprüfung abschloß. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Bis Ende 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, wurde er 1946 Angestellter bei der Stadt- und Amtsverwaltung in Laasphe. Er war Gründer und seit 1948 Vorsitzender und Geschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes Wittgenstein bzw. (seit 1957) des Kreisausschusscs Siegen/Wittgenstein. 1946 trat H. in die SPD ein. 1950 übernahm er den Vorsitz des Ortsvereins Laasphe, 1952 den stellvertretenden Vorsitzender des Unterbezirks Siegen/Wittgensetein. 1948 wurde er Mitglied der Stadtvertretung Laasphe und Fraktionsvorsitzender. Er gehörte auch dem Kreistag an. 1953 und 1957 wurde H. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. In der 2. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Heinrich, Ulrich, * 11.12.1939 Tcttnang. Landwirtschaftsmeister. Nach der Volksschule durchlief H. eine landwirtschaftliche Lehre, besuchte die Ackerbauschule der Universität Stuttgart-Hohenheim und bestand 1959 die Gehilfenprüfung. Nach Verwaltertätigkeit und Wehrdienst war er 1962/63 mit einem Carl-Duisberg-Stipendium Austauschstudent in den USA. Seit 1965 selbständiger Landwirt, legte er 1966 die Landwirtschaftsmcisterprüfung ab. H. ist stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbandes des Hohenlohekreises, Öhringen. 1974 trat H. in die FDP ein. Er wurde Vorsitzender des Ortsverbandes Neuenstein und des Kreisverbandes Hohenlohekreis, stellvertretender Vorsitzender des Bezirks Franken, Mitglied des Präsidiums und des Landesvorstandes BadenWürttemberg sowie Mitglied des Bundesvorstandes. H. übernahm den Vorsitz des Landesfachausschusses Agrarpolitik und ländliche Räume sowie den Vorsitz des Bundesfachausschusses Ernährung und Landwirtschaft. Er war langjähriges Mitglied des Stadtrates der Stadt Neuenstein. Seit 1987 ist H. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages. Seit 1994 ist er Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württember der FDPFraktion und agrarpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. In der 11.-13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 12. und 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (von März 1989 bis Februar 1990), in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (von August bis Oktober 1992) und Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit November 1992), in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den

Heix Einzelnen und die Politik". In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie dem Gemeinsamen Ausschuß an. H e i n z i g , Jens, * 1.2.1962 Wilkau-Haßlau. Diplomlehrer. H. besuchte 1968-76 die Polytechnische Oberschule, 1976-80 die Erweiterte Oberschule und bestand 1980 das Abitur. 1980-82 leistete er Wehrdienst und studierte 1982-87 an der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt. Seit 1987 Diplomlehrer für Mathematik und Physik, wurde er 1990 Schulleiter und 1997 Mittelschulrektor. 1991 trat H. in die SPD ein. 1994 wurde er Mitglied des Stadtrates in Zwickau. A m 13.5.1998 rückte H. über die SPD-Landesliste Sachsen für die verstorbene Abgeordnete Christine —» Kurzhals in den Bundestag ein, dem er bis zum Ende der 13. Wahlperiode angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. H e i s e , Manfred, * 16.11.1940 Treffurt (Werra). KfZ-Schlosser, Diplomingenieur, kath. Nach dem Besuch der Grundschule (1947-55) durchlief H. 1955-58 eine Lehre als Kfz-Schlosser. 1958-61 übte er den erlernten Beruf aus. Nach einem Vorbereitungslehrgang an der Volkshochschule studierte er 1961-64 an der Ingenieurschule für KfZ-Technik in Zwickau und Schloß das Studium als Kfz-Ingenieur in der Fachrichtung Instandhaltung ab. 1964-66 war er Betriebsingenieur in einem KfZInstandsetzungsbetrieb in Eisenach, 1966-72 Produktionsund Technischer Leiter, 1972-75 stellvertretender Betriebsleiter, 1975-82 Betriebsleiter, 1982-89 Betriebsstellenleiter und bis zum Frühjahr 1990 Betriebsteilleiter in Eisenach. 1964 trat H. in die CDU ein. 1982-93 war er Kreisvorsitzender der CDU in Eisenach. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 04, Listenplatz 10, Bezirk Erfurt). Er wurde Stellvertreter des Landessprechers Thüringen. H. ist seit 1990 Mitglied des Bundestages. In der 12. und 13. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 297 (Eisenach Mühlhauscn). 1998 wurde er über die CDU-Landcslistc Thüringen gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (in der 12. Wahlperiode seit Februar 1992) und des Ausschusses für Verkehr. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an (bis Juni 1991). In der 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen mit und ist Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Finanzausschusses. H e i s e , Margarete -^Berger-Heise, Margarete. H e i s t e r m a n n , Dieter, * 3 0 . 9 . 1 9 3 6 Bielefeld. Werkzeugmacher, Parteifunktionär, Angestellter. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief H. 1951 -54 eine Lehre als Werkzeugmacher. Anschließend war er bis 1957 in seinem erlernten Beruf tätig. H. wurde Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Höxter, des Verwaltungsrates der Provinzial-Feuer- und Lebensversicherung in Münster und des Beirates der Westfälischen Ferngas AG. 1957 trat H. in die SPD ein und war seit 1958 hauptamtlich bei der SPD tätig; 1963 wurde er Geschäftsführer der SPD für den Unterbezirk Höxter. 1964-81 war er Mitglied des Kreistages Höxter, seit 1970 Vorsitzender der SPDKreistagsfraktion. 1975-81 gehörte er dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe an.

In der 9.-13. Wahlperiode (1980-98) war H., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. In allen fünf Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied, in der 13. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Petitionsausschuß und als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, in der 12. Wahlperiode des Innenausschusses und in der 13. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. H e i x , Martin, * 2.9. 1903 Büderich (heute zu Wesel), ν 2 4 . 4 . 1 9 7 7 Oberhausen. Maurer, Verbandsfunktionär, kath. Nach der Volksschule erlernte H. das Maurerhandwerk. 1919 wurde er Vorsitzender des Christlichen Bauarbeiterverbandes der Ortsgruppe Büderich. Er gehörte zu den Begründern der Deutschen Jugendkraft und engagierte sich in der katholischen Jugendbewegung. 1927 wurde er Sekretär der katholischen Werkjugend im Kreis Moers, 1930 Arbeitersekretär in Oberhausen, 1933 Stadtverordneter. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1950 gründete H. die Siedlungsgemeinschaft „KolpingKettclcr" und wurde nach deren Übernahme in die HeimbauWohnungsbaugenossenschaft eGmbH Oberhausen Vorsitzender des Aufsichtsrates. Seit 1952 war er Landcsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Berufs- und Standesorganisationen Rheinland. 1953 wurde er stellvertretender Vorsitzender, 1954 Vorsitzender der Vertreterversammlung der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz. Seit 1953 gehörte er dem Aufsichtsrat der Hüttenwerk AG Oberhausen an. 1945 war H. Mitbegründer der CDU Oberhausen und übernahm das Amt des Kreisvorsitzenden. 1946-48 gehörte er dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an. 1948 wurde er Bürgermeister der Stadt Oberhausen. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) war H. Mitglied des Bundestages. In der 1., 3. und 4. Wahlperiode vertrat er für die CDU den Wahlkreis 28 bzw. 87 (Oberhausen). 1953 wurde er über die Landesliste Nordrhein-Westfalen der Deutschen Zentrums-Partei (DZP) in den 2. Deutschen Bundestag gewählt. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schutz der Verfassung, des Ausschusses für Geld und Kredit (bis April 1951 ), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesen, des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit Juli 1950), des Ausschusses für Arbeit, des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (seit September 1951) und des Ausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zur Beratung des Personal Vertretungsgesetzes an (seit März 1953). In der 2. und 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verteidigung mit, dem er in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit Dezember 1953), des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit Dezember 1953), des Haushaltsausschusses (seit Dezember 1953) und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (seit Januar 1957). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe an. 1952 erhielt H. das Verdienstkreuz 1. Klasse, 1969 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

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Held Held, Fritz, * 1.5.1901 Lemgo, f 15.8.1968 Lemgo. Bäckermeister, ev. Zum Bäcker ausgebildet, übernahm H. nach der Meisterprüfung den väterlichen Betrieb. Seit 1943 Soldat, wurde er 1944 wegen Krankheit entlassen. H. war Vorsitzender des handwerkspolitischen Ausschusses der Kreishandwerkerschaft Lemgo und Vizepräsident der Handwerkskammer Detmold. 1945 trat H. in die FDP ein; 1950 wurde er Kreisvorsitzender. Er war Ratsherr in Lemgo, Mitglied des Kreistages und Mitglied der Landesverbandsversammlung Lippe. Am 13.9.1954 rückte H. über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Friedrich —> Middelhauve in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode im Oktober 1957 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (seit September 1954), des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes (seit September 1954) und des Ausschusses für Arbeit (von April bis Juli 1955, im Oktober 1954 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge an (seit April 1956). Helias, Siegfried, * 28.12.1943 Elsterwerda. Friseurmeister, Kommunikationsberater. H. besuchte die Hauptschule, durchlief 1960-63 eine Friseurlehre und bestand 1967 die Meisterprüfung. Seil 1968 war er Werbeleiter, seit 1970 Werbeberater und 1971-75 Werbefachmann und Texter. Seit 1976 ist er selbständiger Friseurmeister und Kommunikationsberater. H. ist I. Vorsitzender und Geschäftsführer der Charlottenburger Initiative für Projekte der gemeinnützigen Kinder- und Jugendförderung, Berlin, 1. Vorsitzender und Geschäftsführer des Vereins Kinder in Gefahr, Berlin, und I. Vorsitzender und Geschäftsführer des Vereins Together, Berlin. Er gehört dem Beirat des Unionhilfewerks, Berlin, und dem Bezirksbeirat des Malteser Hilfsdienstes Berlin an. Er ist Herausgeber und Autor der Fachbuchreihe „Zehn χ 10 Erfolgstipps". 1981 trat H. in die CDU ein. 1982 wurde er Vorsitzender der CDU Charlottenburg-Nord, 1983 Mitglied des Kreisvorstandes Berlin-Charlottenburg. 1985-98 gehörte er dem Abgeordnetenhauses von Berlin an und dort war zuletzt Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen. 1998 wurde H. über die CDU-Landeslistc Berlin in den Bundestag gewählt. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Hellenbrock, Josef, * 26.1.1900 Bad Reichenhall, t 7.4.1977 Krefeld. Dreher, Parteifunktionär, konfessionslos. Nach dem Besuch der Volksschule in Krefeld und Aschaffenburg 1906-14 war H. während des Ersten Weltkrieges Metallarbeiter in einem Rüstungsbetrieb. 1918-21 erlernte er den Beruf eines Drehers und arbeitete bis 1927 als Drehergcsel lc. Seit 1920 war er Mitglied der sozialistischen Jugendbewegung. 1922 trat H. der SPD bei. 1927-33 war er Parteiangestellter. 1933 wurde er Stadtverordneter in Krefeld. Wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe verurteilt, war er 1935-38 in Haft. 1938-45 arbeitete er wieder als Dreher. 1945-70 war H. Stadtrat, 1945-56 Fraktionsvorsitzender, 1956-61 Oberbürgermeister und 1961-70 Erster Bürgermeister in Krefeld. 1946/47 und 1949/50 gehörte er dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) gehörte H., jeweils Uber die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem

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Bundestag an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geschäftsordnung (bis Dezember 1956, danach war er Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Petitionen (seit Januar 1956, davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen, dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Ausschuß für Grenzlandfragen an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen, in der 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (bis April 1969) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen (bis März 1966). LITERATUR: Renate WiIkes-Valkyser: J. Η. In: Krefelder Abgeordnete. Hrsg. und bearb. von Joachim Lilla. Krefeld 2000, S. 66-68. Hellige, Wallher, * 22.3.1910 Straßburg (Elsaß), t 23.3.1984 Göttingen. Geisteswissenschaftler, Museumsdirektor, ev. H. besuchte ein Humanistisches Gymnasium und studierte 1928-31 Orientalische Sprachen, Geschichte und Theologie an den Universitäten Halle, Leipzig und Berlin. 1931-33 war er Assistent von Carl Heinrich Becker, anschließend wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an den Staatlichen Museen in Berlin. 1935/36 leistete er Wehrdienst. 1936 wurde H. in Berlin mit der Arbeit Die Regentschaft Al-Muwaffaqs. Ein Wendepunkt in der Abbâsidengeschichte zum Dr. phil. promoviert. 1939-45 war er Soldat. 1952 wurde er Leiter eines Eremdenverkehrsamtes, 1954 Direktor des Städtischen Museums in Göttingen. 1949 trat H. in die FDP ein. 1950-57 gehörte er dem engeren Vorstand des Kreis Verbandes Göttingen an und war seit 1957 Kreisvorsitzender. 1958 wurde er Mitglied des Landesvorstandes Niedersachsen und Vorsitzender des Kulturpolitischen Ausschusses. 1961 und 1965 wurde H. über die FDP-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Am 13.10.1967 verließ er die FDP-Fraktion, war vorübergehend fraktionslos und trat am 24.10.1967 in die CDU/CSU-Fraktion ein. Am 19.4.1971 rückte er für den verstorbenen Abgeordneten Alfred —>Hein in den 6. Deutschen Bundestag nach. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik, des Ausschusses für Hcimatvertricbenc (bis Februar 1963) und des Ausschusses für Entwicklungshilfe (seit Oktober 1964). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an (bis November 1963). In der 5. Wahlperiode war er bis Oktober 1967 und wieder seit November 1967 Ordentliches Mitglied und von Januar 1966 bis Oktober 1967 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Entwicklunghilfe. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in dieser Wahlperiode dem Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik an (von Januar bis Oktober 1967 und wieder seit November 1968). In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Oktober 1971 ) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (seit August 1971). H. war seit 1963 Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und Mitglied der Versammlung der Westeuropäischen Union. Helling, Detlef, * 20.4.1950 Brackwede (heute zu Bielefeld). Betriebswirt, Kaufmann. Nach der Mittleren Reife wurde H. 1968 Groß- und Außenhandelskaufmann und erwarb die Fachhochschulreife.

Hellwig 1972-74 war er Betriebswirt. 1975 wurde er selbständiger Einzelhandelskaufmann. 1974 trat H. in die CDU ein. 1979-89 war er stellvertretender Bezirksvorsteher des Stadtbezirks Brackwede (Bielefeld). 1984 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Bielefeld, 1989 stellvertretender Fraktionsvorsitzender, 1991 Vorsitzender der CDU-Gruppe im Bczirksplanungsrat bei der Bezirksregicrung in Detmold, 1999 1. Bürgermeister der Stadt Bielefeld und Fraktionsvorsitzender der CDU im Regionalrat bei der Bezirksregierung in Detmold. A m 11.12.1996 rückte H. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Karl H. —»Fell in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 13. Wahlperiode 1998 angehörte. In der 14. Wahlperiode rücktc er am 10.4.2002 über die Landesliste NordrhcinWestfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Norbert - ^ H a u s e r in den Bundestag nach. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und im Finanzausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ältestenrates und des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Rechtsausschuß und dem Haushaltsausschuß an. H e l l w e g e , Heinrich (Peter), * 18. 8.1908 Neuenkirchen (im Alten Land), f 4 . 1 0 . 1 9 9 1 Neuenkirchcn. Kaufmann, ev. Der Sohn eines Kaufmanns besuchte von 1915 bis 1918 die einklassige Volksschule seines Geburtsortes, bevor er an das Gymnasium Athenaeum in Stade überwechselte, das er 1926 mit dem sogenannten „Einjährigen" verließ und Stellungen als Kaufmannsgehilfe bzw. Volontär in Hamburger Firmen fand, wo er rasch in verantwortliche Positionen aufrückte. 1934 übernahm er das elterliche Geschäft in Neunkirchen, dem er einen Schwerpunkt für technische und chemische Bedarfsartikel für den Obstbau gab. Bereits nach dem Ende seiner Schulzeit war er, der Familientradition folgend, dem „Bund heimattreuer Hannoveraner und Braunschweiger" beigetreten, einer sich überparteilich gebenden, aber die weifentreue Deutsch-Hannoversche Partei, der H. 1928 beitrat, unterstützenden Vereinigung. Der als Redner sehr geschätzte H. verhinderte 1934, als sich die Dcutsch-Hannovcrsche Partei und ihre Untergliederungcn im Zuge der „Gleichschaltung" selbst auflösten, gegen den Willen des Weifenhauses den Übertritt der „Deutschen Legion", einer paramilitärischen lugend-Organisation, in die SA. Der tiefgläubige H., geprägt von seinem lutherischen Elternhaus, war zeitlebens bemüht, politische Werte von denen des Christentums abzuleiten; er suchte den Anschluß an die Bekennende Kirche, der er 1937 auch formell beitrat. Von seinem Widerstand gegen das Dritte Reich legen seine Tagebücher ebenso Zeugnis ab wie sein Versuch, in einer „Niedersächsischen Freiheitsbewegung" Gegner des Regimes zum Meinungsaustausch zu sammeln. Seit 1939 zum Bodenpersonal der Luftwaffe eingezogen, wurde er in Frankreich weitgehend zu Kurierdiensten verwendet. Unmittelbar nach Kriegsende begann H. mit dem Aufbau einer Nachfolgeorganisation der Deutsch-Hannoverschen Partei im Bezirk Stade. In seinem Haus wurde die Niedersächsische Landespartei (NLP) gegründet, deren erster Vorsitzender er im März 1946 wurde. Sein Geschäft gewährte ihm den materiellen Rückhalt, um sich der Landespolitik zu widmen. An der Bildung des Landes Niedersachsen hatte er großen Anteil. Die 1947 in Deutsche Partei (DP) umbenannte NLP wurde mit der Landtagswahl 1947 mit 17,9% der Stimmen nach der SPD zweitstärkste Partei und wählte H. zum Fraktionsvorsitzenden.

Bei der Bundestagswahl von 1949 führte H., einer von 17 Abgeordneten der DP, die Fraktion, ohne offiziell deren Vorsitzender zu sein. Er hatte großen Anteil an der Regierungsbildung und wurde Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates. Als Parteivorsitzender konnte er die Gefahren nicht meistern, die sich aus dem Bemühen ergaben, die DP zur bundesweit agierenden Partei zu machen, wobei die ursprünglich strikte Ablehnung aller ehemaligen Mitglieder der NSDAP aufgeweicht wurde. Der Einfluß der Deutschen Partei auf die Koalitionsbildung von 1953 war nur gering, auch wenn H., der in beiden Wahlperioden den Wahlkreis 11 bzw. 33 (Stade-Bremervörde) mit einem Dircktmandat vertrat, sein Ministerium behielt. Der Anwalt des Föderalismus verlor zusehends an Einfluß in Bonn, so daß er 1955 das Amt des niedersächsischen Ministerpräsidenten einer Koalitionsregierung aus DP, CDU, G B / B H E und FDP übernahm und gleichzeitig sein Bundestagsmandat aufgab. Die Koalition zerbrach, weil FDP und G B / B H E Abgeordnete der rechtsradikalen DRP als Hospitanten in ihre Fraktionen aufnahmen. Die Bildung einer DP-SPD-CDU-Koalition im November 1957 unter seiner Ministerpräsidentenschaft war eine taktische Meisterleistung H.s, der aber die bipolare Struktur der DP mit ihren Machtzcntrcn in Hannover und Bonn nicht ausgleichen konnte. Weil es H. von Hannover aus nicht gelang, der DP ein einheitliches bundespolitisches Profil zu verleihen, spaltete sich 1960 die Bonner Fraktion der Partei, deren Mitglieder bis auf sechs zur CDU übertraten. Zugleich bedeutete der Ausgang der Landtagswahlen von 1959 das Ende der Ministerpräsidentschaft H.s. Nachdem sich 1961 nach dem Rücktritt H.s als Parteivorsitzender die DP aufgelöst hatte, Schloß sich H. ein halbes Jahr später der CDU an, ohne aber, immer noch ein sehr populärer Politiker, irgendwelche politischen Ämter anzustreben. (1979 trat er aus dieser Partei aus.) Nachdem er 1963 aus dem Niedersächsischen Landtag ausgeschieden war, überbrückte er, der sein Geschäft langfristig verpachtet hatte, die Zeit bis zur Pensionsgrenze als Repräsentant großer Baufirmen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die föderalistische Lebensordnung. Bonn 1953. - H. H. Ein konservativer Demokrat. Festschrift zu seinem 50. Geburtstag am 18. 8.1958. Gewidmet von seinen Freunden in der Deutschen Partei. Braunschweig 1958. (Sammlung von Reden und Aufsätzen). LITERATUR: Emil Ehrich: H. H. Ein konservativer Demokrat. Hannover 1977. - Claudius Schmidt: H. H. Der vergessene Gründervater. Ein politisches Lebensbild. Mit einem Vorwort von Arnulf Baring. (Schriften des Landschaftsverbandes der ehem. Herzogtümer Bremen und Verden 4). Stade 1991. NACHLASS: Privatarchiv Hellwege, Neuenkirchen (Niederelbe). Emst Schubert H e l l w i g , Fritz, * 3. 8.1912 Saarbrücken. Historiker, Diplomvolkswirt, leitender Angestellter, ev. H. studierte 1930-33 Philosophie, Volkswirtschaft, Staatenkunde und Geschichte in Marburg, Wien und Berlin, wo er 1933 mit der Arbeit Der Kampf um die Saar 1860-1870. Beiträge zur Rheinpolitik Napoleons HI. zum Dr. phil. promoviert wurde. 1936 habilitierte er sich in Heidelberg. 1933-39 gehörte er der Geschäftsführung der Industrieund Handelskammer in Saarbrücken an. Er war Leiter des Saarwirtschaftsarchivs und 1937/38 Dozent an der Hochschule für Lehrerbildung in Saarbrücken. 1939/40 in der Geschäftsführung der Bezirksgruppe Nord-West tätig, war er 1940-43 Geschäftsführer der Bezirksgruppe Südwest der Wirtschaftsgruppe eisenschaffende Industrie. 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Von Ende 1943 bis Sommer 1947 war er in Kriegsgefangenschaft in den USA und in Großbritannien. Nach der Rückkehr wurde er beratender Volkswirt in Düsseldorf und Duisburg. 1951-59 hatte er die Geschäftsführung des Deutschen Industrie-Institutes in Köln

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Hellwig inné. 1971-73 war er geschäftsl uhrendes Präsidialmilglied des Verbandes Deutscher Reeder in Hamburg. H. trat 1947 in die CDU ein und arbeitete von Beginn an in ihren wirtschaftspolitischen Ausschüssen mit. Er gehörte auch dem CDU-Bundesvorstand an. 1959-67 war er Mitglied der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl in Luxemburg, 1967-70 Vizepräsident der Kommission der Europäischen Gemeinschaft. Tn der 2. Wahlperiode vertrat H. den Wahlkreis 74 (Remscheid-Solingen), in der 3. Wahlperiode den Wahlkreis 67 (Köln II) im Bundestag. A m 30. 11.1959 legte er sein Mandat nieder. In der 2. Wahlperiode war er seit September 1956 Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, in der 3. Wahlperiode bis Oktober 1959 Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (bis März 1955) und im Ausschuß für Atomfragen (von lanuar 1956 bis Januar 1957) mit. 1953-56 war H. Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates, von April bis September 1959 Mitglied des Europäischen Parlaments. 1969 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. 1959 erhielt H. das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ferdinand Freiherr von StummHalberg 1836-1901. Heidelberg 1936. - Unternehmer, Marktwirtschaft und Sozialpolitik. Frankfurt am Main 1951. - Westeuropas Montanwirtschaft. Kohle und Stahl beim Start der Montan-Union. Köln 1953. - Saar zwischen Ost und West. Die wirtschaftliche Verflechtung des Saarindustriebezirkes mit seinen Nachbargebieten. Bonn 1954. Die politische Tragweite der europäischen Wirtschaftsintegration. Kiel 1996. - Uberwindung der Grenzen - Chancen des Föderalismus? Robert Schuman zum Gedächtnis. Melle 1986. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnauer-Stiftung, Sankt Augustin; Landcsarchiv Saarbrücken. H e l l w i g , Renate, * 19.2.1940 Beuthen (Oberschlesien). Juristin, Verwaltungsbeamtin, ev. H., Tochter eines selbständigen Goldschmieds, kam 1945 mit ihrer Mutter nach München, besuchte dort seil 1950 das Gymnasium und bestand 1959 das Abitur. Bis 1964 studierte sie Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in München und Berlin, legte 1967 das Assessorexamen ab und wurde 1968 in München mit der Arbeit Auslegung und Anwendung des Begriffs Unzuverlässigkeit im Gewerberecht zum Dr. jur. promoviert. Nach einem Praktikum bei der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel war sie 1968 Beamtin im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und wurde 1969 von Wilhelm —>Hahn als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit in das baden-württembergische Kultusministerium nach Stuttgart geholt. 1970 der CDU beigetreten, wurde H. 1972 in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt, in dem sie sich für die Beibehaltung der konservativen Hochschulpolitik einsetzte und mehr Effizienz im Studium forderte. Seit 1973 Bezirksvorsitzende der nordwürttembergischen Frauenvereinigung, wurde sie von der Landes-CDU als Kommissionsvorsitzende mit der Erarbeitung eines „Grundsatzprogramms zur Stellung der Frau in der Gesellschaft" betraut, deren Reformvorschläge (u. a. Besserstellung nichterwerbstätiger Ehefrauen) kontrovers diskutiert wurden. Am 1.10.1975 wechselte sie als Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Umwelt und Gesundheit in die rheinland-pfälzische Landesregierung und beschäftigte sich vor allem mit Frauenpolitik.

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1975 wurde sie Mitglied des Bundesvorstandes der CDUFrauenvereinigung (seit 1988 „Frauen-Union"), 1982 stellvertretende Vorsitzende der „Zukunftskommission Jugend". 1985 in den Bundesvorstand der CDU gewählt, unterlag H. 1986 bei der Wahl zum Vorsitz der CDU-Frauenvereinigung der von Helmut —> Kohl favorisierten Rita —> Süssmuth, die bereits 1985 statt der von Heiner —»Geißler bevorzugten H. Familienministern! geworden war. H. zog sich darauf aus der Frauenpolitik zurück und widmete sich vor allem der Europapolitik. In der 9.-13. Wahlperiode (1980-98) vertrat H. den Wahlkreis 170 (Neckar-Zaber) im Bundestag. Sie war hochschulpolitische Sprecherin und Vorstandsmitglied der C D U / C S U Fraktion. In der 9.-12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit (bis November 1992). In der 9. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit November 1982), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung Technologie an. 1983-94 war sie Vorsitzende der Europa-Kommission bzw. des EGAusschusses. In der 10. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß (seit Dezember 1984), dem sie in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und war Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses sowie des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 11. und 12. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an (bis November 1991). In der 12. Wahlperiode wurde sie im Mai 1991 Stellvertretendes, im April 1993 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, dem sie auch in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. Tn der 12. Wahlperiode war sie außerdem Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992) und Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens", in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt". VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Frauen verändern die Politik. Eine gesellschaftspolitische Streitschrift. Stuttgart 1975. - Wahlrecht für Kinder - eine familienpolitische Initiative. In: Politische Studien 31 (1980) Heft 253, S. 535-548. Hrsg.: Unterwegs zur Partnerschaft. Die Christdemokratinnen. Stuttgart 1984. - Anspruch und Wirklichkeit parlamentarischer Mitwirkung des Bundestages. In: Die Deutschen Länder und die Europäischen Gemeinschaften. Hrsg. von Rudolf Hrbek und Uwe Thaysen. Baden-Baden 1986, S. 111-137. - Das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Köln 1990. - Die Europa-Institutionen des Bundestages und seine großen Europa-Institutionen. In: Dies. (Hrsg.): Der Deutsche Bundestag und Europa. München/ Landsberg am Lech 1993, S. 21-48. LITERATUR: Birgit Meyer: Frauen im Männerbund. Politikerinnen in Führungspositionen von der Nachkriegszeit bis heute. Frankfurt am M a i n / N e w York 1997, S. 82-109 und 258-261. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. H e i m l i c h , Herbert, * 1.1.1934 Luckau (Niederlausitz). Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. H. besuchte die Schule in Osterburg bei Magdeburg. 1952 wurde er verhaftet, weil er Flugblätter und Zeitschriften verteilt hatte. 1953 flüchtete er mit den Eltern in die Bundesrepublik, bestand 1955 das Abitur und studierte Rechtsund Staatswissenschaften, Volkswirtschaft und Soziologie in Göttingen. 1963 legte er das Erste, 1967 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1967-92 führte H. eine Anwaltspraxis

Hemker in Buchholz in der Nordheide. 1969 wurde er auch als Nolar zugelassen. 1982 gründete H. mit dem FDP-Politiker Detlef - » Kleinert die Gesellschaft zur Förderung der Entbürokratisierung e. V., deren Vorsitzender er wurde. Seit 1994 ist er Mitglied im europäischen Ausschuß der Regionen. 1966 trat H. in die CDU ein. Er wurde Bundcsvorsitzcnder der CDU-Juristen. 1992-94 war er Minister der Justiz und Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten in Mecklenburg-Vorpommern. 1994 wurde H. im Wahlkreis Uecker-Randow II in den Landtag von MecklenburgVorpommern gewählt und übernahm den Vorsitz des Rechtsausschusses. In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat H. den Wahlkreis 30 (Soltau-Harburg), in der 9.-12. Wahlperiode den Wahlkreis 35 (Harburg) im Bundestag. Am 21.5.1992 legte er sein Mandat nieder. In allen fünf Wahlperioden war H. Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses (in der 8. Wahlperiode bis September 1979, danach Stellvertretendes Mitglied; in der 9. Wahlperiode seit Oktober 1982, davor Stellvertretendes Mitglied), dessen Vorsitz er von September 1984 bis März 1992 innehatte. Dem Ausschuß für Wirtschaft gehörte er in der 8. (seit September 1979, davor seit Dezember 1978 als Stellvertretendes Mitglied) und 9. Wahlperiode (seit Oktober 1982, davor als Stellvertretendes Mitglied) als Ordentliches, in der 10. und 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 8. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (bis September 1979). 1979/80 wirkte H. an der Reform des GmbH-Gesetzes, 1984/85 an der Reform des Bilanzrichtliniengesetzes mit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Zusammengestellt und bcarb.: Bilanzrichtlinien-Gesetz. Amtliche Texte und Entwürfe. Begründungen, Stellungnahmen und Protokolle. München 1986. - Die Innenseite der Rechtspolitik. Klima und Arbeitsweise im Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages in der vergangenen Legislaturperiode. In: Zeitschrift für Rechtspolitik 20 (1987) Heft 6, S. 204-209. - Entbürokratisierung. Dokumentation und Analyse. München 1989. - Politische Grundsatzdiskussion oder Verbesserung der Regelungstechnik als Aufgabe der Bundcstagsausschüsse. In: Zustand und Perspektiven der Gesetzgebung. Vorträge und Diskussionsbeiträge der 56. Staatswissenschaftlichen Fortbildungstagung 1988 der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer. Hrsg. von Hermann Hill. Berlin 1989, S. 149-176. Wege zu einer Verbesserung der gesetzgeberischen Regelungstechnik. In: Probleme sozialpolitischer Gesetzgebung. Hrsg. von Bernd Baron von Maydell. Sankt Augustin 1991, S. 11-48. LITERATUR: Für Recht und Staat. Festschrift für H. H. zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Klaus Letzgus u. a. München 1994 (mit Schriftenverzeichnis). H e l m s , Wilhelm, * 19.12.1923 Bissenhausen. Landwirtschaftsmeister. Nach dem Abitur, das er 1942 am Gymnasium in Diepholz bestand, wurde H. zur Wehrmacht eingezogen. Im Juni 1945 begann er eine landwirtschaftliche Lehre und besuchte anschließend zwei Semester eine landwirtschaftliche Fachschule. 1948 übernahm er den elterlichen Hof. 1956 legte er die Landwirtschaflsmeisterprüfung ab. 1953 wurde er Mitglied des Vorstandes der Landeskrankenkasse in Syke. 1963 trat H. in die FDP ein. 1968 wurde er Mitglied des geschäftsführenden Landesvorstandes der FDP Niedersachsen sowie Vorsitzender des Bezirksverbandes Elbe-Weser der FDP. Seit 1956 war H. Mitglied des Rates der Gemeinde Heiligenloh. 1961 wurde er Bürgermeister und ehrenamtlicher Gemeindedirektor. Seit demselben Jahr gehörte er dem Kreistag des Landkreises der Grafschaft Hoya an und hatte

bis 1964 den Vorsilz des dortigen Schul- und Kullurausschusses inne. 1964-68 war er Landrat des Kreises Grafschaft Hoya. Über die FDP-Landesliste Niedersachsen gewählt, war H. in der 6. Wahlperiode (1969-72) Mitglied des Bundestages. Am 23.4.1972 verließ er die FDP-Fraktion und wurde am 5.5. 1972 Gast der CDU/CSU-Fraktion. Er war Ordentliches Mitglied des Petilionsausschusses (von Januar bis Mai 1971), des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Juni 1972, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Mai 1971). 1979-84 gehörte er dem Europäischen Parlament an. LITERATUR: Gabriela I. Carmanns: Geschichte und Politik des nicdcrsächsischen Landesverbandes der FDP in seiner Umbruch- und Konsolidierungsphase 1967-1978. Aachen 2000. Heltzig, Frank, * 10.11.1939 Dresden. Diplomphysiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter. H. besuchte 1946-54 die Grundschule in Dresden und erlernte 1954-57 den Beruf des Werkstoffprüfers in Freital. Nach dem Wehrdienst bestand er 1961 das Abitur an der Arbeiter- und Bauernfakultät in Dresden, studierte 1961-66 Physik an der dortigen Technischen Universität und Schloß das Studium als Diplomphysiker ab. 1966-70 arbeitete er als Problemanalytiker in einem Rechenzentrum des Instituts für Datenverarbeitung in Dresden, wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zcntralinstitut für Kybernetik der Akademie der Wissenschaften der DDR und dort 1976 mit der Arbeit Rechnergestützter Entwurf großer kombinatorischer Schaltsysteme auf der Basis nichtkanonischer Normalformen von Bündeln partieller Boolescher Funktionen zum Dr. rer. nat. promoviert. Bis 1989 parteilos, gehörte H. im November 1989 zu den Gründungsmitgliedern der SPD in Dresden, wurde ihr I. Sprecher und im Februar 1990 ihr Vorsitzender. Seit Dezember 1989 war er Mitglied der Basisdemokratischen Fraktion der Stadtverordnetenversammlung in Dresden. Vom 18. 3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 03, Listcnplatz 4, Bezirk Dresden), war Mitglied des Präsidiums der Volkskammer und Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Im selben Jahr gehörte er der Delegation mit besonderem Gaststatus der DDR in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war H. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß mit. 1990 und 1994 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. H e m k e r , Reinhold, * 8.10.1944 Steinfurt. Pfarrer, Realschul- und Gymnasiallehrer, Dozent, ev. Nach dem Abitur 1964 absolvierte H. ein Lehramtsstudium und ein Studium der Evangelischen Theologie. 1969 legte er die Erste, 1971 die Zweite Staatsprüfung für das Lehramt an der Realschule, 1971 die Erste und Zweite Staatsprüfung für das Lehramt am Gymnasium mit den Fächern Evangelische Religion, Geschichte, Pädagogik und Philosophie ab. 1971 und 1972 bestand er die theologischen Examen. 1971/72 war H. Realschullehrer, 1972/73 Pfarrer in Steinfurt und Rheine, 1974-79 Kreiskirchlicher Schulreferent und 1979-85 Dozent am Pädagogischen Institut für Entwicklungsbezogene Bildung. Bis 1990 baute er Projektpartnerschaften vor allem in den Bercichcn Angepaßte Technologie und Landwirtschaft - in Afrika, Asien und Lateinamerika mit verschiedenen entwicklungspolitischen Aktionsgruppen und kirchlichen Organisationen auf. 1973-82 war er nebenamtlicher Religionslehrer am Gymnasium. H. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. Er wurde Mitglied in Fachausschüssen

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Hempel der Evangelischen Kirche von Westfalen und des Kirchenkreises Steinfeld/Coesfeld/Borken im Bereich Mission, Ökumene und kirchlicher Entwicklungsdienst und Soziales, Außcnstcllcnlcitcr im Bildungswerk des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Entwicklung und Frieden. Er gehört dem Vorstand der Stiftung Thembalethu Trust in Esigodini (Simbabwe) an. 1967 trat H. in die SPD ein. 1975-83 gehörte er dem Kreistag an und war 1985-94 Mitglied des Landtages von NordrheinWesllalen. Seit 1994 vertritt H. den Wahlkreis 98 (Steinfurt 11) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Sportausschuß an. H. erhielt 1990 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Hempel, Frank, * 26. 8.1959 Neustrelitz. Maurer, Bauingenieur, Bauunternehmer. Von Beruf Maurer, besuchte H. eine Fachhochschule und wurde Bauingenieur. 1984/85 war er Bausoldat. Er arbeitete als Bauleiter und war 1990-2000 selbständiger Bauunternehmer. 1990 trat H. in die SPD ein. Er war Mitbegründer des Ncustrelitzer Ortsvereins der SPD. 1990 in die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Neustrelitz gewählt, wurde er Mitglied des Bauausschusses. Seit 1998 vertritt H. den Wahlkreis 270 (Neustrelitz - Strasburg - Pasewalk - Ueckermünde - Anklam) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Neuen Länder und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und dem Ausschuß für Finanzen an. Hempelmann, Rolf, * 1. 6.1948 Herten. Gymnasiallehrer, kath. Nach dem Abitur 1966 in Essen studierte H. Anglistik und Sport und legte 1974 in Bochum das Erste Staatsexamen für das höhere Lehramt, in Duisburg 1976 das Zweite Staatsexamen ab. 1976-85 war er Gymnasiallehrer in Gelsenkirchen, 1985-94 Leiter eines Gymnasiums in Essen. Er ist Autor mehrerer Publikationen im Bereich Erziehungswissenschaft. H. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Arbeiterwohllahrt. Er ist Präsident des Vereins Rot-Weiß Essen. 1982 trat H. in die SPD ein. Er wurde Schatzmeister und Mitglied des Unterbezirksvorstandes der SPD Essen. 1984-94 nahm er ein kommunalpolitisches Mandat wahr. Seit 1994 vertritt H. den Wahlkreis 89 (Essen 11) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union, zunächst Stellvertretendes, seit November 1997 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses. In der 14. Wahlperiode ist er stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung" und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an.

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Henckel von Donnersmarck, Georg (Maria Nives Lazarus Petrus Dominikus Antonius Joseph Johannes Alfred Friedrich Leopold Hubertus) Graf, * 5.8.1902 Grambschütz (Kr. Namslau, Schlesien), t 28.4.1973 Bonn. Jurist, Landwirt, kath. H. bestand 1921 am Ginnasio Liceo der Benediktiner in Mcran die Reifeprüfung und studierte Philosophie, Geschichte, Rechts- und Staatswissenschaften und Volkswirtschaft an den Universitäten Freiburg (Schweiz), Köln und Göttingen, wo er 1927 mit der Arbeit Die Beschränkung des bedingten Vorsatzes im Amtlichen Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuches zum Dr. jur. promoviert wurde. Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung übernahm er 1928 die Leitung des väterlichen Besitzes in Grambschütz. H. war Aufsichtsratsmitglied in fünf großen landwirtschaftlichen Genossenschaften und übte seit 1929 das Amt des Bürgermeisters in Grambschütz aus. Im März 1933 wurde er abgesetzt. 1934 verlor er auch die Vorstandsämter im Genossenschaftswesen. 1937 trat H. in die NSDAP ein. 1939-45 war er Soldat. Nach Kriegsende ließ er sich als Landwirt in Bayern nieder. H. war Präsident des Ostdeutschen Kulturrates und Vorsitzender des Kreises Neuburg (Donau) der Landmannschaft Schlesien. 1953 wurde H„ Mitglied der CSU, über die CSU-Landesliste Bayern in den 2. Deutschen Bundestag gewählt. Am 5. 9.1959 rückte er über die CSU-Landesliste Bayern für den verstorbenen Abgeordeneten Josef —»Oesterle in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 3. Wahlperiode 1961 angehörte. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geschäftsordnung (seit Januar 1957), im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit Januar 1957), im Haushaltsausschuß (bis Januar 1956), im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Januar 1956, davor war er seit Dezember 1953 Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1954) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (seit Januar 1957), dem Ausschuß für Kulturpolitik (seit Dezember 1953) und dem Ausschuß gemäß Artikel 15 GG (seit Januar 1957) an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Oktober 1959), des Ausschusses für Wiedergutmachung (seit Oktober 1960) und des Ausschusses für Arbeit (seit November 1960) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (seit Oktober 1959). Hendricks, Barbara, * 29.4.1952 Kleve. Gymnasiallehrerin, Parteifunktionärin, Verwaltungsbeamtin, kath. Nach dem Abitur 1970 am Johanna-Sebus-Gymnasium in Kleve studierte H. Geschichte und Sozialwissenschaften in Bonn, legte 1976 das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab und wurde 1980 mit der Arbeit Die Margarineindustrie am unteren Niederrhein im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zum Dr. phil. promoviert. 1976-78 arbeitete sie beim Deutschen Studentenwerk. 1978-81 war sie Referentin in der Pressestelle der SPD-Bundestagsfraktion, 1981-90 Sprecherin des nordrheinwestfälischen Finanzministers. 1981 wurde sie Ministerialrätin im Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, zuständig für grenzüberschreitende Planungen. 1996 wurde H. Mitglied des Landesvorstandes des Verbandes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, im März 2000 Vorsitzende des Kuratoriums der Museumsstiftung Post und Telekommunikation und im November 2001 Stellvertretendes Mitglied des Stiftungsrates des Jüdischen Museums Berlin.

Henle Sie Schloß sich der Industriegewerkschaft Medien und der Arbeiterwohlfahrt an. 1972 trat H. in die SPD ein. 1987-2001 war sie Mitglied des Landesvorstandes der SPD Nordrhein-Westfalen, 1990-2001 Mitglied des Parteirates und 1996-2001 Schatzmcistcrin. 1989 wurde sie Vorsitzende der SPD des Kreises Kleve, im November 2001 Mitglied des Bundesparteivorstandes. 1984-89 war sie Mitglied des Kreistages Kleve. 1994 und 1998 wurde H. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. 1995-98 gehörte sie dem Fraktionsvorstand an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr sowie dem 1. Untersuchungsausschuß (PlutoniumSchmuggel) an. 1998 wurde sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen. H e n k e , Erich, * 7. 5.1931 Köln. Verwaltungsangestellter, kaufmännischer Angestellter. Nach dem Besuch der Städtischen Handelsschule erhielt H. 1948 eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung in Köln. 1950-52 besuchte er die dortige Verwaltungs- und Sparkassenschule und legte die Prüfung für den gehobenen Verwaltungs- und Kassendienst ab. 1953/54 wurde er bei verschiedenen städtischen Dienststellen eingesetzt. 1955-65 arbeitete er im Amt für Wohnungsbauförderung, 1965-69 im Rechnungsprüfungsamt der Stadt Köln. 1960-65 war er Personalratsvorsitzender der Hochbauverwaltung der Stadt Köln. 1974 wurde er Geschäftsführer der Grund und Boden GmbH, Köln. H. wurde 1956 Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), 1962 Mitglied des Ortsverwaltungsvorstandes der ÖTV Köln. Er war Mitglied des Aufsichtsrates der Gesellschaft modernes köln GmbH. 1957 trat H. in die SPD ein. 1960 wurde er SPDOrtsvereinsvorsitzender von Köln-Sülz/Klettenberg, 1968 stellvertretender Vorsitzender der SPD Köln, 1969 Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes Mittelrhein und 1972 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Köln. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) vertrat H. den Wahlkreis 62 (Köln IV) im Bundestag. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen, in der 7. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß (bis Dezember 1969), in der 6. und 7. Wahlperiode dem Finanzausschuß (in der 6. Wahlperiode bis Dezember 1969) an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis März 1978) und des Rechtsausschusscs (seit März 1978). H e n k e , Hans Jochen, * 12.7.1945 Hirsau (heute zu Calw). Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, ev. H. bestand 1966 das Abitur an einer Wirtschaftsoberschule in Stuttgart und studierte 1966-71 Rechtswissenschaften in Tübingen und Freiburg. 1971 legte er in Freiburg das Erste, 1974 in Berlin das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Er war Regierungsassessor im Landratsamt in Ludwigsburg, 1975/76 Rechtsanwalt in Stuttgart und Referent in der Innenverwaltung Baden-Württemberg, 1976-78 Persönlicher Referent der baden-württembergischen Innenminister Karl Schiess und Lothar Späth und 1978-82 Büroleiter des Ministerpräsidenten Späth, 1982-84 Leiter der Abteilung I (Allgemeine Verwaltung, Finanzen, Personal, Organisation) im Staatsministerium Baden-Württemberg. 1989-91 gehörte H. dem Beraterkreis der Landesregierung Baden-Württemberg „Verwaltung 2000" und 1992-95 dem

Projektbeirat der Bertelsmann-Stiftung „Leistungssteigerung im öffentlichen Dienst" an. 1985-95 war er Vorsitzender der Gesellschaftsversammlung der Porzellanmanufaktur Ludwigsburg GmbH, 1990-95 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Neckarwerke Elektrizitätsversorgungs AG. 1986-96 gehörte er dem Kuratorium der Führungsakademie BadenWürttemberg an. 1995-98 war er Mitglied des Aufsichlsrales der Deutschen Lufthansa AG, der Deutschen Bahn AG, der Flughafen Frankfurt am Main AG und der Berlin Brandenburg Flughafen Holding GmbH. H. ist Mitgliederverlreter der Hallesche-Nationale Krankenversicherung a. G., Stuttgart, Mitglied des Präsidiums des Instituts für Auslandsbeziehungen e.V., Stuttgart, Mitglied des Präsidiums der Schwäbischen Gesellschaft e.V., Stuttgart, Gründungmitglied der Bürgerstiftung Stuttgart, Mitglied des Vorstandes des Kuratoriums der Ludwigsburger Schloßfestspiele (seit 1996), Mitglied des Aufsichtsrates der Stuttgarter Kickers e.V. und Mitglied des Vorstandes des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg. Er gehört auch dem Kuratorium des Forums Region Stuttgart e.V., Stuttgart, und dem Kuratorium der Stiftung Europäisches Naturerbe, Euronatur, Radolfzell, an. 1984-95 war H., Mitglied der CDU, Oberbürgermeister der Stadt Ludwigsburg, 1994/95 Erster Präsident des Regionalparlaments des Verbandes Region Stuttgart und 1995-98 Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr. Seit 1998 vertritt H. den Wahlkreis 162 (Stuttgart I) im Bundestag. Er ist Berichterstatter für die Bereiche Justizministerium, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht für die CDU/CSU-Fraktion. H. arbeitel als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen sowie dem Sonderausschuß Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz an. Henle, Günther, * 3.2.1899 Würzburg, f 13.4.1979 Duisburg. Jurist, Diplomat, Industrieller, Verleger, ev. H., dessen Vater Regierungspräsident von Würzburg war, besuchte das Gymnasium in Münchcn und nahm nach dem Abitur als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Er studierte Rechtswissenschaften und Nationalökonomie in Marburg und Würzburg, wo er 1920 mit der Arbeit Das Vergehen des einfachen Hausfriedensbruchs zum Dr. jur. promoviert wurde. Nach Ausbildung im Auswärtigen Amt war H. seit 1921 im diplomatischen Dienst tätig, u.a. in Den Haag, Buenos Aires und London. 1936 verließ er die diplomatische Laufbahn und wechselte in die Privatwirtschaft. Er war zunächst bei der Klöckner Eisenhandel AG in Berlin tätig und wurde Mitglied des Vorstandes der Klöckner Werke AG. Seit 1937 war er geschäftsführender Teilhaber der Firma Klöckner & Co. in Duisburg und Chef des KlöcknerKonzerns, der Klöckner Werke AG Duisburg, der KlöcknerHumboldt-Deutz-AG in Köln, der Allianz Versicherungs AG München-Berlin, der SKF-Kugellagerfabriken GmbH in Schweinfurt sowie stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank AG in Frankfurt am Main. Er war auch Inhaber des Henle Musikverlages in München. 1949 trat H. in die CDU ein. 1947-49 gehörte er dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an und war stellvertretender Vorsitzender des Patentrechtsausschusses. 1952/53 gehörte er der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl an. Er war Mitglied des Exekutivausschusses des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat H. den Wahlkreis 14 (Rhein/Wupper-Kreis) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (bis September 1952), des

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Henn Ausschusses für Wirtschaftspolitik und des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG. H. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern (1956) und Schulterband (1969) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1964 wurde er mit dem Bayerischen Verdienstorden und 1970 mit dem Goldenen Ehrenring des Deutschen Museums ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Weggenosse des Jahrhunderts als Diplomat, Industrieller, Politiker und Freund der Musik. Stuttgart 1968, 41969. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz; Klöckner & Co. Archiv, Duisburg. Henn, Bernd, * 18.6. 1946 Göttingen. Radio- und Fernsehtechniker, Lehrer, Gewerkschaftsfunktionär. Nach dem Besuch der Realschule erlernte H. den Beruf eines Radio- und Fernsehtechnikers und studierte anschließend Pädagogik. Er wurde Lehrer in der Erwachsenenbildung, später Gewerkschaftssekretär der Industriegewerkschaft Metall. H. wurde Mitglied des Aufsichtsrates der MAN Nutzfahrzeuge AG. 1969-90 gehörte H. der SPD an. Tm Oktober 1990 wurde er Mitglied der PDS. In der 12. Wahlperiode war H. mit einem Mandat der PDSLandesliste Sachsen-Anhalt Mitglied des Bundestages. Am 21.10. 1991 schied er aus der Gruppe der PDS/Linke Liste aus, in die er am 1.1.1993 wieder eintrat. H. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis Januar 1992 und wieder seit Februar 1993) und des Ausschusses für Verkehr (bis Oktober 1991). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit März 1993) und Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (von Februar bis Oktober 1993, davor war er seit Januar 1992 beratendes Mitglied) an. Henn, (Ernst Moritz) Johannes (Hans), * 29.1.1899 Halle (Saale), f 26. 8.1958. Staatswissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Parteifunktionär, leitender Angestellter. Nach dem Abitur am Stadtgymnasium in Halle nahm H. 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend studierte er Nationalökonomie, Staatswissenschaften und Geschichte in Halle, wurde 1921 zum Dr. rer. pol. promoviert und war Assistent an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Frankfurt am Main. 1927-33 hatte er die Geschäftsführung der Wirtschaftlichen Vereinigung der Deutschen Volkspartei in Hessen-Nassau, Westfalen und zuletzt in Dortmund inne. Nach 1933 wissenschaftlich tätig, war er 1936-45 Geschäftsführer der Wirtschaftsgruppe Bauindustrie in Berlin und verschiedenen Reichsteilen, zuletzt in Posen. 1946 erhielt H. eine leitende Stellung bei der Industrie- und Handelskammer Sachsen-Anhalt in Halle. Tm März 1950 floh er nach West-Berlin. 1946 trat H. in die Liberal-Demokratische Partei (LDP) in Halle ein. Später wurde er Mitglied der FDP. Nach einer Nachwahl in Berlin wurde H. als Vertreter des Landes Berlin am 1. I. 1952 Mitglied des Bundestages, dem er auch in der 2. Wahlperiode (1953-57) als Vertreter des Landes Berlin angehörte. Am 23.2.1956 aus der FDPFraktion ausgeschieden, wurde er am 15.3.1956 Mitglied der Demokratischen Arbeitsgemeinschaft, am 26.6.1956 der Freien Volkspartei, die sich 14.3.1957 mit der Deutschen Partei Zusammenschloß. In der 1. Wahlperiode war H. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (seit Mai 1952, davor seit Januar 1952 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Heimatvertriebene (seit November 1952, davor seit Mai 1952 Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Grenzlandfragen (seit Juni

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1952). In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik (seit Januar 1957), im Ausschuß für Heimatvetriebene (bis Februar 1956 und wieder seit März 1956) und im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Februar 1956 und wieder seit März 1956) mit. In dieser Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen (seit März 1956), des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit März 1956), des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (von März bis November 1956), des Ausschusses für Außenhandelsfragen (seit März 1956), des Ausschusses für Arbeit (seit Januar 1957), des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (von März bis November 1956), des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (von März bis November 1956) und des Ausschusses für Grenzlandfragen (Februar/März 1956). Hennig, Arno (Richard), * 24.1.1897 Wölkau (Sachsen), t 26.7.1963 Schlangenbad. Lehrer, Parteifunktionär, cv. H., Sohn eines Landwirts, besuchte das Progymnasium in Hainichen und das Lehrerseminar in Frankenberg. Nach einem Privatabitur studierte er Pädagogik, Kunstwissenschaft und Naturwissenschaften an der Universität Würzburg. 1916-28 unterrichtete er an Volks- und Berufsschulen und betätigte sich seit 1923 auch in der Erwachsencnschulung in Partei, Gewerkschaften und Volkshochschulen. 1920 trat H. in die SPD ein. 1928-33 war er Parteisekretär und Sekretär für Arbeiterschulung der SPD Sachsen. Nach 1933 wurde er mehrfach verhaftet. 1934-45 arbeitete er als Vertreter für naturwissenschaftliche und geographische Lchrtafeln. Nach dem Zweiten Weltkrieg war H. am Wiederaufbau der SPD in Sachsen beteiligt. 1945 wurde er zunächst Kulturdezernent, dann Oberbürgermeister in Freital (Sachsen). Als Gegner der Vereinigung von SPD und KPD floh er 1946 nach Westdeutschland und wurde im Oktober desselben Jahres Kulturreferent beim SPD-Parteivorstand in Hannover. 1953-59 war er Minister für Erziehung und Volksbildung des Landes Hessen, 1954-61 Mitglied des Hessischen Landtages und 1955-59 Stellvertretendes Mitglied des Bundesrates. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat H. den Wahlkreis 34 [56] (Göllingen-Münden) im Bundestag. Er war stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kulturpolitik und arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (von Oktober 1950 bis Februar 1952; im März 1953 wurde er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Bücherei (seit Februar 1952; seit Mai 1951 war er Stellvertretendes Mitglied) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung (seit Dezember 1949), dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (vorübergehend im März 1952), dem Ausschuß für Jugendfürsorge und dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis Mai 1951) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Kulturkrise. Hamburg 1947. - Zur Krise im Bewußtsein der westlichen Welt. In: Deutschlands Aufgabe. Stimmen evangelischer Politiker. Stuttgart 1953. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEberl-Stiftung, Bonn. Hennig, Ottfried, * 1.3.1937 Königsberg, f 19.10.1999 Bonn. Jurist, Parteifunktionär, ev. H., Sohn eines Gynäkologen und einer Ärztin, besuchte die Volksschule in Königsberg und Flensburg. 1957 bestand er dort das Abitur, studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Kiel und legte 1962 die Erste Juristische Staatsprüfung ab. 1963-67 arbeitete er in der Bundesgeschäftsstelle der CDU

Henze in Bonn, zuletzt als Leiter des Referats Rundfunk und Fernsehen. 1967-71 war er persönlicher Referent des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Rainer —»Barzels. 1974/75 erarbeitete H. für die Konrad-Adenauer-Stiftung Gutachten über Entwicklungshilfeprojekte in Lateinamerika. 1976 wurde er mit der Arbeit Die Bundespräsenz in West-Berlin. Entwicklung und Rechtscharakter zum Dr. jur. promoviert. 1997-99 war er Generalsekretär der KonradAdenauer-Stiftung. 1969-73 und 1984-93 gehörte H. dem Verwaltungsrat des Deutschlandfunks an. 1994 wurde er Mitglied des Rundfunkrates des Norddeutschen Rundfunks. 1979-90 war er Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen. 1961 trat H. in die CDU ein. 1962/63 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union in Flensburg und gehörte dem Landes vorstand Schleswig-Holstein an. 1972/73 war er Bundesgeschäftsführer der CDU, 1989-97 Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Schleswig-Holstein und 1993-99 Vizepräsident der EVP. 1988 wurde er Vorsitzender des Bundesfachausschusses Deutschlandpolitik der CDU. 1969-75 gehörte H. dem Kreistag des Rhcin-Sicg-Krciscs an. Er war Mitglied des Kreisausschusses und des Geschäftsführenden Vorstandes des Kreisverwaltungsverbandes RheinSieg. 1992-97 saß er im Landtag von Schleswig-Holstein und war Vorsitzender der CDU-Fraktion. Von 1976 bis zur Niederlegung des Mandates am 31.5.1992 war H. Mitglied des Bundestages. In der 8. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 103 (Bielefeld I), in der 9.-11. Wahlperiode den Wahlkreis 101 (Gütersloh). 1990 wurde er über die CDU-Landcsliste Schleswig-Holstcin in den Bundestag gewählt. 1982-91 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen, 1991/92 beim Bundesminister der Verteidigung. In der 8. Wahlperiode arbeitete H. als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß (bis November 1977) und im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (seit November 1977) mit, dem er in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Haushaltsausschusses, in der 9. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (bis Oktober 1982). 1978 und 1980 leitete er die Bundestagsdelegation bei der Interparlamentarischen Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Wien bzw. Brüssel. VERÖFFENTLICHUNGEN: Reden zur Deutschen Frage. Bonn 1988. - Deutschland und die Fortentwicklung der Europäischen Union. Bonn 1998. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hensel, Karitas Dagmar, geb. Oschenik, * 19.4.1946 Haldensleben, f 13.11.1999 Darmstadt. Lehrerin. H. Schloß sich 1982 der Partei Die Grünen an. Sie war in den Vorständen ihrer Partei auf Orts- und Kreisverbandsebene tätig und gehörte dem Gemeinderat sowie dem Kreistag an. 1987 über die Landesliste Hessen der Grünen gewählt, war H. in der 11. Wahlperiode Mitglied des Bundestages. Sie wurde Sprecherin der Arbeitskreise Müll und Deutschlandpolitik ihrer Fraktion. H. war bis Februar 1989 stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, dem sie danach als Stellvertretendes und seit Mai 1989 wieder als Ordentliches Mitglied angehörte. Sie arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung mit (bis Dezember 1987) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Mai 1987).

Henßler, Fritz, * 12.4. 1886 Altensteig (Schwarzwald), τ 4.12. 1953 Witten. Schriftsetzer, Redakteur, ev., später konfessionslos. H., Sohn eines Färbermeisters, besuchte 1892-1900 die Volksschule in Altenstein und durchlief 1900-04 eine Schriftsetzerlchre. 1905 trat er in die SPD und die Gewerkschaft ein. 1909/10 hatte er den Vorsitz der SPDWahlkrcisorganisation Münster-Coesfeld innc. Bis 1911 war er Schriftsetzer, 1911-33 Redakteur der „Westfälischen Allgemeinen Volkszeitung" in Dortmund. 1916-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1914-33 war er Vorsitzender der SPD in Dortmund-Hörde, 1920-33 Vorsitzender des SPDUnterbezirks Dortmund-Hörde bzw. SPD-Bezirks Westliches Westfalen. Im November 1918 Schloß er sich dem Arbeiter- und Soldatcnrat für Dortmund-Hörde an. 1924-33 war H. Stadtverordneter, 1925-33 zugleich Stadtverordnetenvorsteher in Dortmund, 1929-33 Mitglied des Provinziallandtages Westfalen und von September 1930 bis Juni 1933 Mitglied des Reichstages. 1919, 1920 und 1928 kandidierte er erfolglos für den Reichstag. Er gehörte dem Vorstand des Westfälischen Städtetages an. In der NS-Zeit war H. mehrmals in Haft. 1937 wurde er zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Von Juni 1937 bis April 1945 war er im Konzentrationslager Sachsenhausen. Im Juni 1945 wurde H. hauptamtlicher Beauftragter der Militärregierung zum Wiederaufbau der Gewerkschaften in Westfalen. Von August 1945 bis 1953 war er Vorsitzender des SPD-Bezirks Westliches Westfalen, von Mai 1946 bis 1953 Mitglied des zentralen SPD-Parleivorstandes. Im April 1946 wurde er Mitglied und Vorsitzender der SPD-Fraktion im beratenden Westfälischen Provinzialrat. Von März 1946 bis Juni 1948 war er Mitglied, von Oktober 1947 bis 1948 Vorsitzender des Zonenbeirates der Britischen Zone. Er hatte den Vorsitz des Sonderausschusses Agrarreform bzw. des Agrarausschusses und 1947/48 den Vorsitz des Hauptausschusses inne. 1946-53 war H. Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen, von April 1947 bis 1953 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Von November 1946 bis zu seinem Tod hatte er das Amt des Oberbürgermeisters von Dortmund und 1949/50 den Vorsitz des nordrhein-westfälischen Städctagcs innc. 1952/53 war er Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). 1946 wurde er Lizenzträger, 1949 Mitherausgeber der „Westfälischen Rundschau". In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat H. den Wahlkreis 56 (Dortmund I). Er war Vorsitzender des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG und Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des GG. LITERATUR: Horst Lademacher: In: Zwischen Ruhrkampf und Wiederaufbau. Hrsg. von Walter Forst. Köln/Berlin 1972, S. 140-145. - Wolf Bierbach: F. H. In: Aus dreißig Jahren. Rheinisch-Westfälische Politiker-Porträts. Hrsg. von Walter Forst. Köln/Berlin 1979, S. 138-151. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Henze, Maria, * 28.1. 1926 Hildesheim, ν 10.4. 1972 Hildesheim. Gymnasiallehrerin, kath. H. bestand 1944 in Göttingen das Abitur und arbeitete danach bis 1945 bei der Reichsbahn. Sie studierte Geschichte, Anglistik, Geographie und Philosophie in Göttingen und Bonn, legte beide Staatsprüfungen für den höheren Schuldienst ab und wurde 1954 in Göttingen mit der Arbeit Die politischen Gegenwartsfragen im Spiegel der Publizistik von Constantin Frantz promoviert. Seit 1954 unterrichtete sie an einer Privatschule in Hannover. H. war Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken.

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Hepp 1969 wurde H„ seit 1959 Mitglied der CDU, über die CDULandesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Petitionen und dem 1. Sonderausschuß für Sport und olympische Spiele an. Hepp, Karl, * 10.2.1889 Seelbach (Oberlahnkreis), t 3.1.1970 Wiesbaden. Landwirt, ev. H., Sohn eines Landwirts, besuchte die Dorfschule in Seelbach, bestand am Humanistischen Gymnasium in Weilburg die Reifeprüfung und studierte an Universitäten und Landwirtschaftlichen Hochschulen. Er arbeitete in landwirtschaftlichen Betrieben in der Provinz Sachsen und in Unterfranken, war 1914-18 Soldat und übernahm nach dem Krieg den väterlichen Landwirtschaftsbetrieb. H. gehörte dem Aufsichtsrat der Bank für Landwirtschaft A. G. in Berlin und der Union, Allgemeine Deutsche Hagel-Versicherungsgesellschaft in Weimar an. Er war Mitbegründer und Erster Vorsitzender der Bezirksbauernschaft für Nassau und den Kreis Wetzlar. 1920 wurde er Präsident des Reichs-Landbundes und Präsident der Landwirtschaftskammer für den Regierungsbezirk Wiesbaden. Seit 1920 war er Mitglied des Reichstages und vertrat dort die ChristlichNationale Bauern- und Landvolkpartei der Domäne Adamstal bei Wiesbaden. 1933 schied er aus allen öffentlichen Ämtern aus. 1953-57 war H. Präsident des Hessischen Bauernverbandes in Wiesbaden. Er wurde erneut Präsident der Landwirtschaftskammer Wiesbaden. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte H„ seit 1953 Mitglied der FDP, mit einem Mandat der FDP-Landesliste Hessen dem Bundestag an. Am 23.2.1956 aus der FDP-Fraktion ausgetreten, Schloß er sich am 15.3.1956 der Demokratischen Arbeitsgemeinschaft an und wechselte am 26.6.1956 zur Fortschrittlichen Volkspartei bzw. Freien Volksparlei. Seit dem 14.3. 1957 gehörte er der Fraktion der Deutschen Partei/Freie Volkspartei an. H. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit März 1956), des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes (bis September 1954 und wieder von März 1956 bis Januar 1957, von September 1954 bis Februar 1956 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (von Juni 1955 bis Februar 1956 und wieder seit März 1956, bis Juni 1955 Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Besatzungsfolgen (seit Juli 1956), dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit März 1956) und dem Ausschuß für Lastenausgleich (von März bis November 1956) an. Herberholz, Ralph, * 14.3.1938 Arenberg. Gymnasiallehrer, ev. Nach dem Abitur 1958 studierte H. an den Universitäten Bonn, Leeds und Grenoble. 1964 legte er das Erste, 1966 das Zweite Staatsexamen ab. 1966-72 war er zunächst Studienassessor, dann Studienrat in Aachcn, 1972-80 Studienrat, Oberstudienrat und zuletzt Studiendirektor in Cochem. H. schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. 1972 trat H. in die SPD ein. Er wurde Kreisvorsitzender und stellvertretender Unterbezirksvorsitzender. In der 9. Wahlperiode (1980-83) war H. mit einem Mandat der SPD-Landcsliste Rheinland-Pfalz Mitglied des Bundestages. Am 1. 9.1990 rückte er über die SPD-Landeslistc Rheinland-Pfalz für den ausgeschiedenen Abgeordneten Manfred —» Scherrer in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 11. Wahlperiode im Dezember desselben Jahres

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angehörte. In der 9. Wahlperiode arbeitete H. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit sowie des Ausschusses für Verkehr. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. Herbers, Rudolf, * 29.7.1935 Dortmund. Redakteur. H. arbeitete 1955-59 bei den „Ruhr-Nachrichten", zunächst als Volontär, später als Lokal- und Feuilletonredakteur. 1959 wurde er verantwortlicher Redakteur einer Kundenzeitschrift der Borgward-Gruppe in Bremen, 1960 Wirtschaftsredakteur bei „Die Welt", Essen. 1961-66 war er Leiter des Ressorts Reise, Recht und Finanzen bei „Constanze", Hamburg, 1966-68 Chefredakteur im Bonnier-Verlag, Stockholm. 1969 wurde er Leiter des Ressorts Wirtschaft bei „Schöner Wohnen", Hamburg. H. trat als Fachjournalist für Verbraucherund Familienfinanzen, Baufinanzierung, Mietrecht, Steuerrecht und sozialpolitischen Finanzfragen hervor. Als Arbeitnehmervertreter war H. Mitglied des Aufsichtsrates der Gruner + Jahr AG, Hamburg. 1965 trat H. in die SPD ein. 1970-76 war er Mitglied des Kreisvorstandes Stormarn, 1972-76 zweiter Vorsitzender des Kreis Verbandes. Er hatte den Vorsitz des SPD-Orts Vereins Großhansdorf/Siek inne. 1966-74 war er Mitglied der Gemeindevertretung in Großhansdorf. Am 12.5.1976 rückte H. für die verstorbene Abgeordnete Elisabeth —»Orth in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 7. Wahlperiode im Dezember desselben Jahres angehörte. Seit Juni 1976 war er Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. Herberts, Hermann, * 4.4.1900 Cronenberg (heute zu Wuppertal), t 25.12.1995 Wuppertal. Kaufmännischer Angestellter, Parteifunktionär, Redakteur, Kaufmann, Gewerkschaftsfunktionär, leitender Angestellter. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief H. eine kaufmännische Lehre. 1920-24 war er Partei- und Verlagsangestellter. 1925-26 besuchte er die Staatliche Wirtschaftsschule in Düsseldorf. 1927/28 arbeitete er als Redakteur und Verlagsangestellter in Siegen, Iserlohn und Hagen, 1929-33 als Redakteur in Leipzig. 1934-46 war er selbständiger Kaufmann in Wuppertal, 1946-51 Redakteur in Düsseldorf. 1953-56 leitete er die Pressestelle des Deutschen Gcwerkschaftsbundes in Düsseldorf. 1961-64 war er Geschäftsführer in Wuppertal. 1947-49 gehörte H. dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an. 1949 trat er der SPD bei. 1956-61 und 1964-69 war er Oberbürgermeister von Wuppertal. Am 12.3. 1964 rückte H. über die SPD-Landeslistc Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Heinrich —»Deist in den Bundestag nach, in dem er in der 5. Wahlperiode (1965-69) den Wahlkreis 69 (Wuppertal I) vertrat. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (seil Juni 1964), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. LITERATUR: Zur Geschichte der SPD in Wuppertal. Ein Beitrag zum Hundertjahr-Jubiläum 1963. Wuppertal 1963. - Politik und Bürger. Aufsätze zum 65. Geburtstag von H. H., Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal. Wuppertal o.J. [1965]. NACHLASS: Stadtarchiv Wuppertal.

Hermann Herbig, Gustav, * 3. 8.1888 Buschulersdorf (Böhmen), t 9.10.1965 Bad Kissingen. Philologe, Gymnasiallehrer, Diplomat. H., Sohn eines Tuchmachers, Schloß das Studium der Philologie und der Sozialwissenschaften an den Universitäten Prag und Paris mit der Promotion zum Dr. phil. ab, nahm am Ersten Weltkrieg teil und geriet 1915 in russische Kriegsgefangenschaft. Zuletzt wurde er in Rußland als Lehrer eingesetzt. Nach Kriegsende Schloß er sich der neugegründeten Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei an, wurde 1946 als Abgeordneter des Böhmerwaldkreises in das erste Parlament der Tschechoslowakei gewählt und war nach der Spaltung der Partei Gymnasiallehrer und Lektor für spanische Sprache an der Handelshochschule in Prag. 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und 1944 in ein Konzentrationslager deportiert. 1948 kam H. als Flüchtling nach Baden. 1951-54 war er deutscher Gesandter in Uruguay. Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 1.12.1951 gehörte H., Mitglied der SPD, dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Petitionen und dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten an. Herkenrath, Adolf, * 8.4.1928 Siegburg. Diplomlandwirt, Verbandsfunktionär, leitender Angestellter, Parteifunktionär, kath. H., Sohn eines Gymnasiallehrers, durchlief 1948-50 eine landwirtschaftliche Lehre, studierte Landwirtschaftswissenschaft und Schloß das Studium 1953 als Diplomlandwirt ab. 1953-60 war er hauptamtlicher Landesjugendreferent und Diözesanjugendführer in der Erzdiözese Köln und nahm die Aufgaben des Bundessekretärs im Bund der Deutschen Katholischen Jugend wahr. 1960-67 leitete er die Außenstelle Rheinland Dünge-Kalk-Hauptgcmeindcschaft. 1967-73 war er Leiter des Institutes für internationale Solidarität der Konrad-Adenauer-Stiftung. 1973 wurde er Hauptgeschäftsführer der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU und CSU. 1952 trat H. in die CDU ein. 1961 in den Stadtrat von Siegburg gewählt, wurde er 1964 ehrenamtlicher Bürgermeister. In der 9.-12. Wahlperiode (1980-94) vertrat H. den Wahlkreis 64 (Rhein-Sieg-Kreis I) im Bundestag. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 9.-11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Mai 1987). In der 10. und 11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (von Juni 1986 bis Oktober 1990) mit. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. 1976 erhielt H. das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Herklotz, Luise, * 20. 8.1918 Speyer. Journalistin, ev. H., Tochter eines Schiffbauers und einer Stepperin in einer Schuhfabrik, besuchte ein Mädchenlyzeum in Speyer, erhielt seit 1935 bei der „Speyerer Zeitung" eine journalistische Ausbildung und wurde 1947 Redakteurin der SPD-Zeitung „Die Freiheit" in Neustadt an der Weinstraße. 1948 wurde H. Gründungsmitglied des Journalistenverbandes Pfalz. Seit Dezember 1969 gehörte sie dem Verwaltungsrat der Deutschen Bundespost an. 1978-92 war sie Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Speyer und 1984 Mitgründerin der Kurt-Schumacher-Gesellschaft.

1946 trat H. in die SPD, 1947 in die Gewerkschaft ein. 1947-80 gehörte sie dem SPD-Bezirksverband Pfalz, 1958-62 dem Partei vorstand und 1974-80 dem SPDLandesvorstand an. 1947-80 war sie Vorsitzende des Bezirksfrauenausschusses der SPD Pfalz und Mitglied des Zentralen Frauenausschusses beim Parteivorstand. 1949-57 gehörte sie dem Landtag von Rheinland-Pfalz an. H., Mitglied des Europarates 1966-73, nahm im Herbst 1973 in der Deutschen Delegation an der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York teil und war 1979-84 sozialistische Abgeordnete im Europäischen Parlament. Am 24.9.1956 rückte H. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hermann —> Trittelvitz in den Bundestag nach, dem sie auch in der 3.-6. Wahlperiode (1957-72) mit einem Mandat der SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz angehörte. In der 2. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit November 1956), im Ausschuß für Finanzund Steuerfragen (seit Oktober 1956) und im Ausschuß für Grenzlandfragen (seit Dezember 1956) mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit (seit November 1956) an. In der 3. und 4. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik und des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (seit November 1959) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung (seit Oktober 1959) und des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen. In der 3. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an (bis Oktober 1959). In der 5. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik (bis Dezember 1967, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Postausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 6. Wahlperiode gehörte sie bis Februar 1971 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. H. wurde mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, mit der Verdienstplakette der Stadt Speyer, der Marie-Juchacz-Plakette und der Silbernen Ehrennadel des Deutschen Journalistenverbandes ausgezeichnet. LITERATUR: L. H., eine pfälzische Sozialdemokratin in der Nachkriegszeit. Eine Dokumentation. Zusammengestellt von Elisabeth Alschner. Hrsg. vom SPD-Bezirk Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1994. Hermann, Winfried, * 19.7.1952 Rottenburg am Neckar. Gymnasiallehrer. Nach dem Abitur 1971 am Eugen-Bolz-Gymnasium in Rottenburg leistete H. Zivildienst im Diasporahaus in Bielenhausen. 1973-79 studierte er in Tübingen die Fächer Deutsch, Politik und Sport. Nach dem Ersten Staatsexamen 1979 war er Referendar in Stuttgart und legte 1981 das Zweite Staatsexamen ab. 1981-84 war er Lehrer am Gymnasium in Stuttgart-Untertürkheim, 1989-98 Fachbereichsleiter für Gesundheit/Bewegung und Umwelt an der Volkshochschule in Stuttgart. Er wurde Koordinator für die Lokale Agenda 21 in Stuttgart. H. ist Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn. 1992-97 war H. Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg. 1984-88 gehörte er dem Landtag von Baden-Württemberg an. 1998 wurde H. über die baden-württembergische Landesliste von Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag gewählt. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Um-

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Hermenau

VERÖFFENTLICHUNGEN:

er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und seil 1932 der SPD. Wegen illegaler politischer Tätigkeit wurde er 1935 zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Seit 1937 befand er sich unter Polizeiaufsicht. Er war als Disponent bei einer Lebensmittelfabrik in Magdeburg, dann bei einem Jugend film verleih in Berlin tätig. 1943 wurde er eingezogen, geriet 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft und kehrte 1945 nach Berlin zurück. Als Gegner der Vereinigung von SPD und KPD flüchtete H. im März 1946 nach Westdeutschland. 1946-49 war er Zentralsekretär der Jungsozialisten, 1949-63 persönlicher Referent des Parteivorsitzenden Erich —> Ollenhauer. 1974-82 war er Präsident der Landeszentralbank der Freien und Hansestadt Hamburg. 1953 wurde H. Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internationalen Jugendaustausch e.V., 1967 Vorsitzender des Ausschusses für Entwicklungsländer der Friedrich-EbertStiftung. 1972-74 war er Vorsitzender des Aufsichtsrates des Salzgitter-Konzerns und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Volkswagenwerke AG. Nach 1945 baute H. die SPD in Sachsen neu auf, wurde stellvertretender Bezirksvorsitzender und gehörte dem Landesvorstand der SPD in Sachsen an. 1945 weigerte er sich, das ihm von der Sowjetischen Besatzungsmacht angebotene Amt des Bürgermeisters des Berliner Stadtteils Lichtenberg anzutreten und war deswegen einige Wochen in Haft. Im selben lahr wurde er Bürgermeister von Oberlichtenau und vorübergehend von Chemnitz. 1964-73 gehörte H. dem Parteivorstand der SPD an. 1968 wurde er stellvertretender Schatzmeister der SPD. Von Mai 1971 bis Dezember 1972 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen (Bereich Finanzen), danach bis April 1974 beim Bundesminister für Finanzen. Von 1953 bis zur Niederlegung des Mandats am 30.5. 1974 gehörte H. dem Bundestag an. 1953, 1965 und 1969 wurde er über die SPD-Landesliste Niedersachsen gewählt. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat er den Wahlkreis 32 (Cuxhaven-Hadeln-Wesermünde), in der 7. Wahlperiode den Wahlkreis 24 (Cuxhaven). 1957-65 war er stellvertretender Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses und von 1969 bis Juli 1971 stellvertretender Vorsitzender des Haushaltsausschusses, dem er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes (seit Okiober 1955), in der 3.-6. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (bis Juli 1971) angehörte. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (bis Oktober 1955), in der 3. und 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 2. Wahlperiode gehörte er bis Januar 1956 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für den Lastenausgleich (bis Juni 1964). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied, in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (bis Januar 1969) dem Ausschuß für Entwicklungshilfe an. In der 5. und 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (seit Februar 1967). V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Mit Werner Buchstaller: Rückblick nach zwanzig lahren. Reden zum Wiedersehenstreffen der Jungsozialisten von 1946-1961. Bonn 1981.

H e r m s d o r f , Hans (Rudi Wilhelm), * 23.12.1914 Spandau (heute zu Berlin), f 30. 12.2001 Hamburg. Angestellter, Parteifunktionär, konfessionslos. H., Sohn eines Mechanikers, besuchte die Wirtschaftsoberschule in Chemnitz bis zur Mittleren Reife. Seit 1928 war

Herold, Karl, * 6.11.1921 Kulmbach (Oberfranken), t 1.9. 1977 Kulmbach. Bäckermeister, leitender Angestellter, ev. H., Sohn eines Bäckermeisters, erlernte nach dem Besuch der Volksschule 1936-38 das Bäckerhandwerk, nahm 1940-45 am Zweiten Weltkrieg teil und legte 1946 die Mei-

welt, Naturschutz und Reaklorsicherheit und Ordentliches Mitglied des Sportausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und dem Ausschuß für Tourismus an. H e r m e n a u , Antje, * 3.7.1964 Leipzig. Diplomlchrcrin, konfessionslos. H. besuchte die Erweiterte Oberschule Thomas in Leipzig, bestand 1983 das Abitur und studierte 1983-89 an der KarlMarx-Universität in Leipzig. 1989/90 war sie Lehrerin für die Fächer Englisch, Deutsch, Russisch und Latein. 1992-94 übte sie cinc stundenweise Lehrtätigkeit im Fach Englisch aus. H. war bis 1989 Mitglied der Freien Deutschen Jugend und des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. Sie ist Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH, Eschborn, und Mitglied des Beirates der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn. H. gehört der Mitgliederversammlung der Hcinrich-Böll-Stiftung e.V., Berlin, an. 1990 nahm H. an den Verhandlungen am Runden Tisch in Leipzig teil. 1990-94 war sie Mitglied des Sächsischen Landtages. 1994 und 1998 wurde H. über die sächsische Landcsliste von Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und des 2. Untersuchungsausschusses (Veruntreutes DDR-Vermögen). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Post und Telekommunikation und dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an. In der 14. Wahlperiode arbeitet sie als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß und im Sonderausschuß Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz mit und ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Herinesdorf, Herbert, * 17.7.1914 Euskirchen, t 9.10. 1999 Bonn. Gymnasiallehrer, kath. Nach dem Abitur am Gymnasium in Euskirchen studierte H. 1933-39 Germanistik, Geschichte, Philosophie und Klassische Philologie an den Universitäten Bonn und Tübingen. Er legte das Erste und das Zweite Staatsexamen ab und wurde zum Dr. phil. promoviert. Seit 1939 Soldat, geriet er 1944 in amcrikanischc Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 zurückkehrte. 1946-52 unterrichtete H. an Gymnasien in Köln und Bonn. Im luli 1952 wurde er Direktor des Städtischen Gymnasiums in Schleiden (Eifel). 1946 trat H. in die CDU ein und wurde 1954 Vorsitzender des Kreisverbandes Schleiden. 1958-69 gehörte er dem Landtag Nordrhein-Westfalen an und war 1962-66 stellvertretender Vorsitzender des Grenzlandausschusses. In der 6. Wahlperiode (1969-72) vertrat H. den Wahlkreis 56 (Düren) im Bundestag. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit. 1969-73 war er Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. 1951-77 war H. Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1978 erhielt er das Kommandeurskreuz des Belgischen Kronenordens. Gegenwartskunde. Lehrbuch für politische Erziehung und Bildung. Bonn 1951.

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Herterich sterprüfung ab. 1949-65 war er Geschäftsführer im elterlichen Betrieb in Kulmbach, den er 1966 übernahm. H. war Vorsitzender des Landesverbandes Bayern und stellvertretender Bundesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt. Er gehörte dem Parlamentarischen Ring des Volksbundes für Deutsche Kriegsgräberfürsorge an. Seit 1949 Mitglied der SPD, wurde H. 1950 stellvertretender Kreisvorsitzender, später stellvertretender Vorsitzender des Unterbezirks Bayreuth und 1964 Vorsitzender des Unterbezirks Kulmbach. Er war Mitglied des Bezirksvorstandes Franken, des Landesausschusses Bayern der SPD und des Sicherheitsausschusses beim Parteivorstand. 1960-70 gehörte H. dem Stadtrat in Kulmbach an. 1971 kandidierte er erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters von Kulmbach. In der 2.-7. Wahlperiode (1953-76) war H., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. 1965-69 gehörte er der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union an. Von Oktober 1969 bis 1976 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen. H., der dem rechten Flügel der SPD und den sogenannten Kanalarbeitern zugerechnet wurde, beschäftigte sich vor allem mit den Problemen des Zonenrandgebietes und war maßgeblich am Zustandekommen des Zonenrandförderungsgesetzes von 1971 beteiligt. In der 2. Wahlperiode war H. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugendfragen und des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes (seit Mai 1956, davor Steilverlretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Lastenausgleich, dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Hcimkchrcrfragcn (seit September 1956) an. In der 3.-5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verteidigung mit (in der 3. Wahlperiode seit November 1958, davor war er Stellvertretendes Mitglied). In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen (bis Dezember 1960) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsopferund Hcimkchrcrfragcn und des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (bis Juni 1964). In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Postausschuß (bis Juni 1966), in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (bis März 1972 und wieder seil Juni 1972) an. Er war Präsident der Deutsch-Tunesischen Parlamenlariergruppe. 1965 erhielt H. den Bayerischen Verdienstorden, 1970 das Komturkreuz des italienischen Verdienstordens. 1971 wurde er Ehrenbürger von Paggio Feale (Sizilien). Herr, Norbert, * 28.5.1944 Fulda. Gymnasiallehrer, Verwaltungsbeamter, kath. H. bestand 1963 das Abitur am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Fulda und studierte 1963-69 an der Universität Frankfurt am Main Geschichte, Politische Wissenschaft und Geographie für das Lehramt an Gymnasien. 1969 legte er das Erste Staatsexamen, 1970 die Erweiterungsprüfung in Geographie und 1974 das Zweite Staatsexamen ab. 1975 wurde er mit der Arbeit Fulda und Osthessen. Ein Beitrag zur Methodik der zentralörtlichen Bereichsgliederung zum Dr. phil. promoviert. Im selben Jahr wurde er Oberstudiemat am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Fulda. 1989/90 war er stellvertretender Leiter des Ministerbüros im Hessischen Kultusministerium. Nebenberuflich als Dirigent ausgebildet, ist H. seit 1976 als Orchesterleiter tätig. 1981-94 war H. Kreisvorsitzender des Philologenverbandes in Fulda. 1971 trat H. in die Junge Union und die CDU ein. Bis 1980 war er Vorsitzender der Jungen Union des Bezirks

Osthessen und Mitglied des hessischen Landesvorstandes. Er wurde Mitglied des Kreis- und des Stadtverbandsvorstandes der CDU Fulda, außerdem des Kulturpolitischen Ausschusses der CDU Hessen. 1977 in den Kreistag von Fulda gewählt, übernahm er den stellvertretenden Vorsitz der CDU-Fraktion. 1995 wurde er Mitglied des Hessischen Landtages. Am 11.11.1993 rückte H. über die hessische CDULandesliste für den verstorbenen Abgeordneten Richard —>Bayha in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. H e r r m a n n , Matthäus, * 8.6.1879 Warmensteinach, τ 29.9.1959 Warmensteinach. Schlosser, Heizer, Lokomotivführer, Bahnbeamter, ev. H., Sohn eines Perlenmachers und Ökonomen, durchlief nach dem Besuch der Volksschule in Warmensteinach eine Schlosserlehre in Bayreuth. 1898 leistete er Militärdienst. Zunächst Schlosser in den Eisenbahnwerkstätlen in Nürnberg, wurde er Lokomotivführer und später Bundesbahnamlmann. 1903 war er Mitbegründer und bis 1905 Vorstandsmitglied des Süddeutschen Eisenbahnerverbandes, 1905-33 Zweiter Vorsitzender im Hauptvorstand des Süddeutschen Eisenbahnerverbandes bzw. des Einheitsverbandes der Eisenbahner Deutschlands. Zeitweise arbeitete er als Redakteur des Verbandsorgans „Der Deutsche Eisenbahner". 1907 war er Mitbegründer und 1907-33 Vorsitzender der Baugenossenschaft Nürnberg-Rangierbahnhof. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Im November 1918 wurde er Mitglied eines Soldatenrates an der Westfront. 1918-28 gehörte er für die SPD dem Bayerischen Landtag an. 1928 kandidierte er erfolglos für den Reichstag. 1928-33 war H. Mitglied des Vcrwaltungsratcs der Deutschen ReichsbahnGesellschaft und Ausschußmitglied des Internationalen Arbeitsamtes in Genf. Seit 1933 wurde H. mehrmals verhaftet. Von Juni bis Dezember 1933 war er im Konzentrationslager Dachau. Nach seiner Entlassung betätigte er sich in der Widerstandsbewegung. 1944 wurde er von Goerdeler in seine Kabinettsliste aufgenommen. Von August bis September 1944 war H. im Gestapogefängnis in Berlin, von September 1944 bis Januar 1945 im Gefängnis in Berlin-Tegel und nach dem Freispruch durch den Volksgerichtshof bis Kriegsende im Gefängnis in Berlin-Moabit. Von Juni 1949 bis 1957 war H. Dritter Vorsitzender im Hauptvorstand der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands. 1947-59 hatte er den Vorsitz des Aufsichtsratcs der Glaswerke Warmenstcinach, später auch des Vcrwaltungsrates der Deutschen Beamtenversicherung inne. 1946-49 war H. Mitglied, vom 15.7. bis zum 30.11.1946 Erster Vizepräsident des Bayerischen Landtages. 1948 wurde er in den Kreistag Bayreuth gewählt. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat H. den Wahlkreis 25 Γ2201 (Bayreuth) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht und des Ausschusses für Verkehrswesen (seit Februar 1952, davor Stellvertretendes Mitglied). 1949 wurde H. Ehrenbürger der Gemeinde Warmensteinach. 1954 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Herterich, Günter, * 15.6.1939 Stuttgart. Historiker. Nach dem Abitur 1960 studierte H. Geschichte und Volkswirtschaft in Freiburg, Madrid, Paris und Köln. 1972 wurde er Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1963 trat H. in die SPD ein und war 1967-74 stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender. 1977 übernahm er den Ortsvereinsvorsitz. 1971 wurde er Mitglied des Unterbezirksvorstandes Köln, 1974 stellvertretender Vorsitzender und 1979

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Herzog Vorsitzender des Unterbezirks Köln, 1975 Mitglied des Bezirksvorslandes Mitlelrhein der SPD, 1979 stellvertretender Vorsitzender des Bezirks Mittelrhein. 1975-79 gehörte er dem Parteirat der SPD an. 1971-80 war H. Mitglied des Rates der Stadt Köln, 1972-75 stellvertretender Fraktionsvorsitzender und 1975-80 Fraktionsvorsitzender. 1975-80 gehörte er dem Bezirksplanungsrai beim Regierungspräsidenten in Köln an und hatte den Fraktionsvorsitz inne. 1975-80 war er Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. In der 9. und 10. Wahlperiode vertrat H. den Wahlkreis 62 (Köln IV) im Bundestag. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß mit. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr (bis Februar 1984) und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Februar 1984). Herzog, Gustav, * 11.10.1958 Harxheim (Pfalz). Chemielaborant. H. besuchte die Hauptschule, erwarb 1971 die Mittlere Reife, ließ sich zum Chemielaboranten ausbilden und arbeitete zehn Jahre in seinem Beruf. Er war Wahlkreismitarbeiter von Horst —»Sielaff. H. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Naturfreunde und des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND). Bis Juni 1999 war er Mitglied des Aufsichtsrates des Krankenhauses Donnersberg und des Aufsichtsrates der Sparkasse Donnersberg. H. schloß sich den Jungsozialisten an und trat 1975 in die SPD ein. 1986-98 war er Vorsitzender der Zellertaler SPD. 1991 übernahm er den Vorsitz der SPD des Donnersbergerkreises. Seit 1984 Kommunalpolitiker, wurde er August 1999 ehrenamtlicher Ortsbürgermeister der Gemeinde Zellertal. Bis Juni 1999 gehörte er dem Verbandsgemeinderat der Verbandsgemeinde Göllheim an. Seil 1998 vertrill H. den Wahlkreis 156 (Frankenthal) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft sowie des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Hesberg, Carl, * 30.12.1898 Hamburg, t 29.6.1977 Köln. Diplomvolkswirt, Verbandsfunktionär, ev. Nach dem Abitur nahm H. als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend studierte er Staatswissenschaften und Volkswirtschaft in Hamburg und Jena, wo er sich an der studentischen Selbstverwaltung und Hochschulpolitik beteiligte. Während des Studiums arbeitete er in der sozialpolitischen Abteilung der Firma Zeiss. 1924 wurde er in Jena mit der Arbeit Untersuchungen über die Einkommensverhältnisse der Arbeiterschaft der Firma Carl Zeiss Jena in der Zeit vom März 1920 bis März 1924 zum Dr. rer. pol. promoviert und arbeitete dann ein Jahr lang in der Industrie, zunächst in Jena, dann in Hamburg. Seit 1926 war H., mit Unterbrechung durch die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, Syndikus in Verbänden des privaten Haus- und Grundbesitzes in Köln, seit 1932 Hauptgeschäftsführer des Verbandes Rheinischer Haus- und Grundbesitzer e.V. Nach 1945 übernahm er die Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaft der Haus- und Grundbesitzerverbände in Nordrhein-Westfalen und des Landesverbandes der Haus- und Grundbesitzer in Rheinland-Pfalz. Er hatte die Schriftleitung der Hausbesitzerzeitungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz inne. 1950-52 war er als Sachverständiger für den Grundbesitz Mitglied des Spruchsenates für Soforthilfe. Er gehörte dem Sachverständigcnbeirat beim Bundesausgleichsamt und dem Schätzungsausschuß beim Bundesfinanzministerium an. H. übernahm verschiedene Ämter in der Evangelischen Kirche in Köln und war Mitglied der Landessynode.

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1945 Irai H. in die CDU ein. Er war stellvertretender Vorsitzender der CDU Köln sowie Mitglied des Wirtschaftsausschusses und des Mittelslandsausschusses NordrheinWestfalen der CDU. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) war H. Mitglied des Bundestages. 1953 und 1957 wurde er über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen, 1961 im Wahlkreis 67 (Köln II) und 1965 im Wahlkreis 60 (Köln II) direkt gewählt. Tn der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, in der 3. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht, in der 4. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und in der 5. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. In der 2.-4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für den Lastenausgleich mit (bis Januar 1965). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Finanzund Sleuerfragen, in der 3. Wahlperiode dem Finanzausschuß an. H. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern (1963) und Schulterband (1969) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erstes Bundesmietengesetz. Textausgabe. Köln 1955. - Wohnungsbau- und Familienheimgesetz. Textausgabe nebst Einführung und Erläuterung zum 2. Wohnungsbaugesetz. Köln 1956. - Hrsg.: Das soziale Miet- und Wohnrecht. Eine Darstellung des Mietrechts des BGB in neuer Fassung. Köln 1964. Hesemann, Clemens, * 18.3.1897 Handrup, t 26.12.1981 Handrup. Landwirt, kath. Nach dem Besuch der Volksschule in Handrup und der Landwirtschaftsschule in Freckenhorst nahm H. 1916-18 am Ersten Weltkrieg teil und kehrte 1920 aus der Gefangenschaft zurück. Seit 1922 Vorsitzender eines landwirtschaftlichen Ortsvereins, gehörte er 1925-33 dem Kreistag Lingen und dem Kreisausschuß an. Seit 1937 war H. als selbständiger Landwirt tätig. 1945-48 war H. Vorsitzender der Kreisbauernschaft LingenEms, seit 1947 Präsident der Vereinigung des Emsländischen Landvolkes und Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes des Niedersächsischen Landvolkes in Hannover. 1948 wurde H. Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer Weser-Ems in Oldenburg, 1949 Vorsitzender des Kuratoriums für Wirtschaftsberatung im Kreis Lingen-Ems und Oberster Landschaftsrichter beim Senat für Landwirtschaftssachen in Köln und Karlsruhe. 1946 in den Kreistag des Kreises Lingen-Ems gewählt, war H. dort 1947/48 und 1950 Landrat. 1951-55 gehörte er als Mitglied der DP/CDU-Fraktion dem Niedersächsischen Landtag an. In der 3.-4. Wahlperiode (1957-65) vertrat H. den Wahlkreis 27 (Bersenbrück-Lingen) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Außenhandelsabschlusses und des Ausschusses für Arbeit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht an. H. erhielt das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Hettling, Ludwig, * 9.10.1938 Bremen. Kupferschmied, Klempner. H. besuchte 1945-53 die Volksschule in Bremen und durchlief eine Lehre als Klempner und Kupferschmied. Bis 1969

Heuser arbeitete er in diesem Beruf und als Flugzeugklempner. Danach war er Sachbearbeiter in der Arbeitsvorbereitung. 1972 wurde er Betriebsratsvorsitzender bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken Bremen, später Böikow-Blohm. 1960 wurde H. Mitglied der Industriegewerkschaft Metall, 1975 Mitglied der Ortsverwaltung der Industriegewerkschaft Metall in Bremen. 1966 trat H. in die SPD ein. Er wurde Unterbezirksvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in Bremen-West und stellvertretender Landesvorsitzender der AfA-Bremen. Seit 1971 war er Mitglied der Deputationen für Arbeit, Jugendhilfe und Wirtschaft. 1982 wurde er Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. Am 1 5 . 1 1 . 1 9 8 3 rückte H. über die SPD-Landesliste Bremen für den ausgcschicdencn Abgeordneten Claus —> Grobcckcr in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode im Februar 1987 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr (seit Februar 1984) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit Januar 1984). H e u b a u m , Monika, geb. Schramm, * 2 7 . 2 . 1 9 5 4 Detmold. Diplomfinanzwirtin, Arzthelferin, ev. H. besuchte das Stadtgymnasium in Detmold und bestand 1972 das Abitur. In Detmold und Nordkirchen bis 1975 zur Diplomfmanzwirtin ausgebildet, war sie danach in Detmold und Bochum in diesem Beruf tatig. 1981 hielt sie sich zu Studicnzwcckcn in Kanada und den U S A auf. Nach ihrer Rückkehr ließ sie sich zur Arzthelferin ausbilden und arbeitete nach dem Prüfungsabschluß 1985 in der Landarztpraxis ihres Ehemannes in Wietmarschen mit. H. ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Kreis Grafschaft Bentheim und der Arbeiterwohlfahrt. 1991 wurde sie Ratsmitglied und Kreistagsabgeordnete in der Grafschaft Bentheim. 1994 und 1998 wurde H. über die SPD-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. In der 14. Wahlperiode arbeitet sie als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß mit und ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union. 1998 wurde sie Mitglied der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO.

der Volkswirtschaft an der Humboldt-Universität in Berlin und wurde Professor für Rechtswissenschaften; zuletzt war er dort Direktor des Instituts für Staatsrecht. 1967-82 war er Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Wirtschaftsrecht am Zentralinstitut für Sozialistische Wirtschaftsführung beim Zentralkomitee der S E D in Berlin-Rahnsdorf. 1979 wurde er Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR. 1982-80 war er Bereichsleiter am Institut für Rechtswissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR. H. wurde Mitglied des Sprecherrates des Marxistischen Forums und Vizepräsident des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden e. V . 1948 trat H. in die S E D ein. Vom 18.3. bis zum 2. 10. 1990 gehörte er für die PDS der Volkskammer an (Wahlkreis 08, Listenplatz 3, Bezirk Karl-Marx-Stadt) und war stellvertretender Vorsitzender des Rechtsausschusses. Vom 3. 10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 gehörte H. dem 11. Deutschen Bundestag an. Im Dezember 1990 und 1994 wurde er über die PDS-Landesliste Sachsen in den Bundestag gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Allgemeines Landrecht und Klassenkampf. Berlin 1960. - Demokratie und Recht im Neuen Ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft. Berlin 1965. - Gesellschaftliche Gesetze und politische Organisation. Berlin 1974. - Recht und Wirtschaftsleitung im Sozialismus. Berlin 1982. - Überlegungen zur sozialistischen Demokratie. Berlin 1987. - Marxismus und Demokratie. Baden-Baden 1989, 2 1990. - Mit Gerhard Riege: Der Rechtsstaat - eine Legende? Erfahrungen zweier Rechtswissenschaftler 1990/91 in Volkskammer und Bundestag. Baden-Baden 1992. - Hrsg.: Die Rechtsordnung der DDR. Baden-Baden 1995.

H e u e r , Uwe-Jens, * 1 1 . 7 . 1 9 2 7 Essen. Jurist (Richtcr), Diplomökonom, Hochschullehrer. H., Sohn eines Juristen, besuchte bis 1944 die Heinrichvon-Kleist Oberschule in Berlin und bestand 1945 in Kiel das Abitur. 1946-51 studierte er Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin und legte das Juristische Staatsexamen ab. Er war Mitbegründer einer kommunistischen Studentengruppe. H. leistete keinen Wehrdienst. Seit 1951 lehrte er an der Humboldt-Universität in Berlin. 1956 wurde er mit der Arbeit Die Auseinandersetzungen um die Prinzipien des allgemeinen Landrechts als Ausdruck der Krise des Feudalsystems in Preußen (1791-1794) promoviert. 1958-60 war er Richter an den Staatlichen Vertragsgerichten Berlin und Karl-Marx-Stadt und arbeitete am Institut für Staatsrecht an der Humboldt-Universität in Berlin.

H e u s e r , Hedda, verh. Heuser-Schreiber, geb. Demme, * 16. 10.1926 Köln. Arzthelferin, Ärztin, ev. H., Tochter eines Fabrikanten, besuchte die Volksschule in Wiesbaden und das Progymnasium in Schwabach (Mittelfranken). Nach dem Abitur 1944 in Nürnberg arbeitete sie als Arzthelferin und nahm 1946 in München das Studium der Medizin auf. Nach dem Physikum setzte sie ihr Studium an der Medizinischen Akademie in Düsseldorf fort, wo sie 1951 das Staatsexamen bestand und mit der Arbeit Ist eine Größenbestimmung pathologischer Hohlräume im Kieferbereich mit Hilfe des Röntgenbildes möglich? promoviert wurde. Danach in verschiedenen Krankenanstalten im Kölner Raum tätig, wurde sie Mitarbeiterin ihres Ehemannes, des Röntgcnologcn Wolfgang Heuser in Bensberg bei Köln. Seit 1965 war H. journalistisch tätig, vor allem bei den Fernsehsendern Südwestfunk und Westdeutscher Rundfunk. H. gehörte dem Präsidium des Deutschen Ärztetages an und war Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes. 1946 trat H. in die F D P ein. 1960 wurde sie Mitglied des FDP-Landesvorstandes Nordrhein-Westfalen. Sie hatte den Vorsitz des FDP-Bundesausschusses für Sozialpolitik inne. Seit 1958 war H. Stadtverordnete in Bensberg; 1960 übernahm sie dort den Vorsitz der FDP-Fraktion. 1972 wurde sie Vertreterin der Freien Berufe im Wirtschafts- und Sozialausschuß der E G .

1961 wurde er dort Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Wirtschaftsrecht. 1961-64 studierte er im Fernstudium an der Hochschule für Ökonomie in Berlin, das er als Diplomökonom abschloß. 1963 erhielt er die Stelle des Direktors des staatsrechtlichen Institutes, habilitierte sich 1964 mit der Arbeit Die Bedeutung der Leninschen Lehre von der Rolle des Rechts im System der sozialistischen Wirtschaftsleitung für das neue ökonomische System der Planung und Leitung

Am 6 . 1 2 . 1 9 6 2 rückte E. über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Walther —»Kühn in den 4. Deutschen Bundestag (bis 1965), am 1 1 . 3 . 1 9 6 8 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Josef —»Effertz in den 5. Deutschen Bundestag (bis 1969) nach. In beiden Wahlperioden arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheitswesen mit. In der 4. Wahlperiode war sie außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschus-

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Heuss ses für Familien- und Jugendfragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (seit November 1964). In der 5. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik und dem Rechtsausschuß (seit Januar 1969) an. H e u s s , Theodor, * 31.1.1884 Brackenheim, t 12.12.1963 Stuttgart. Ökonom, Publizist, ev. Der Sohn eines Regierungsbaumeisters studierte 1902-05 in München und Berlin Nationalökonomie und wurde bei Lujo Brentano mit der Dissertation Weinbau und Weingärtnerstand in Heilbronn a. N. promoviert. H., der sich selbst humorvoll als „vergnügten Dilettanten" bezeichnete, führte zeitlebens ausgedehnte Briefwechsel, war literarisch und künstlerisch vielseitig interessiert, ein passionierter Zeichner und Meister des historischen Feuilletons. Angeregt von seinem Vorbild, dem politisch engagierten Pfarrer Friedrich Naumann, begann er eine journalistische Tätigkeit und wurde 1905 Mitarbeiter an dessen Wochenblatt „Die Hilfe", 1912 Chefredakteur zunächst der „Neckar-Zeitung", dann 1913-17 der auf Hermann Hesse und Ludwig Thoma zurückgehenden Wochcnschrift „März" und seit 1918 in Berlin der von Paul Rohrbach begründeten Zeitschrift „Deutsche Politik", seit 1923 auch der dort u. a. von Harry Graf Kessler und Kurt Riezlcr herausgegebenen „Deutschen Nation". Während des Weltkrieges unterstützte H. Naumanns Mittclcuropa-ldccn, während er anders als Max Weber einer raschen Parlamentari sierung des Reiches skeptisch gegenüberstand. Im Kreis um Naumann hatte er seine Frau Elly Heuss-Knapp (1881-1952) kennengelernt, eine Tochter des Ökonomen Georg Friedrich Knapp, die er 1908 heiratete. Ihre Trauung in Straßburg nahm Albert Schweitzer vor. Bereits seit 1903 Mitglied der Freisinnigen Vereinigung, seit 1910 der Fortschrittlichen Volkspartei, gehörte H. 1918 zu den Begründern der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP), für die er 1924-28, 1930-32 und 1932/33 in den Reichstag gewählt wurde. Aus seiner Lehrtätigkeit an der von Ernst Jäckh in der früheren Bauakademie gegründeten Deutschen Hochschule für Politik in Berlin ging der Band Staat und Volk (1926) hervor. H. war gleichzeitig auch 1918-33 Geschäftsführer des Deutschen Werkbundes. Den Vorsitz des Schutzvcrbandes deutscher Schriftsteller mußte er 1926 aufgeben, nachdem es zu Protesten gegen seine Zustimmung zum „Schmutz- und Schundgesetz" gekommen war. In der Schrift Hitlers Weg (1932) hatte H. eine Analyse der Ursachen und Methoden des Nationalsozialismus vorgelegt, die ihn in den Kontext der wilhelminischen Epoche zu stellen suchte und die Dynamik und Gewalt der neuen Ideologie unterschätzte. Am 23.3.1933 stimmte er für das „Ermächtigungsgesetz" Hitlers. Zur Erklärung hat er später auf Informationen Heinrich Brünings über dem Zentrum gegebene Zusicherungen der neuen Regierung verwiesen und sich zu der resignierten Überzeugung bekannt, daß der Abstimmung angesichts der Machtverhältnisse ohnehin keine praktische Bedeutung mehr zugekommen sei. Von den Machthabern noch 1933 aus der Politik verdrängt und 1936 zur Aufgabe der Chefredaktion der „Hilfe" gezwungen, emigrierte H. nicht wie sein Freund Gustav Stolper; er gehörte auch nicht zum aktiven Kern des Widerstandes. Dank der Berufstätigkeit seiner Frau konnte H. im „Dritten Reich" als unpolitischer Journalist und freier Schriftsteller überleben. Es entstanden die großen Biographien Naumanns (1937), des Zoologen Anton Dohm in Neapel (1940) und des Industriellen Robert Bosch (1946), dem er ebenfalls persönlich verbunden war, sowie kleinere Bücher über den Chemiker Justus von Liebig (1942), einen Verwandten seiner Frau, und den befreundeten Architekten Hans Poclzig (1939). Essays aus dieser Zeit

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wurden 1947 unter dem charakteristischen Titel Schattenbeschwörung. Randfiguren der Geschichte zusammengefaßt. Im Jahr darauf veröffentlichte er, auch als Bekenntnis zur „Gesinnungswelt" der eigenen Familie, die Schrift ¡848. Werk und Erbe, deren Untertitel später Die gescheiterte Revolution lautete. Wie der mit ihm in intellektueller Hinsicht vergleichbare Sozialdemokrat Carlo —> Schmid wurde H. nach Kriegsende zunächst Kultminister (1945/46) im Kabinett von Reinhold —> Maier und Abgeordneter im Landtag WürttembergBadens (1946-49). Mit der Gründung der Demokratischen Volkspartei/Freien Demokratischen Partei (DVP/FDP), deren Vorsitzender er 1948/49 war, gelang ihm die Vereinigung des rechten und linken Flügels des westdeutschen Liberalismus, während die 1947 mit der Bildung der Demokratischen Partei Deutschlands (DPD) erreichte Verbindung zu den Liberalen in der Sowjetischen Besatzungszone um Wilhelm Külz bereits 1948 wieder verloren ging. Im Parlamentarischen Rat hatte H. maßgeblichen Anteil an der Formulierung des Grundgesetzes, vor allem der Präambel und der Grundrechte. 1949 zog H. über die Landesliste Baden-Württemberg in den 1. Deutschen Bundestag ein und übernahm dort den Vorsitz der FDP-Fraktion. Am 12.9. 1949 gegen Kurt —> Schumacher zum ersten Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt, verzichtete er am 15.9. 1949 auf das Bundestagsmandat. Das Bundespräsidentenamt hat H., 1954 ohne Gegenkandidat wiedergewählt, bis 1959 auf eindrucksvolle Weise ausgefüllt und geprägt. Besondere Höhepunkte waren seine Reden im ehemaligen KZ Bergen-Belsen 1952 und zum 20.7.1954 sowie die Staatsbesuche 1958 in Großbritannien, Kanada und den USA. In New York verlieh ihm die New School for Social Research den Ehrendoktortitel. Nur selten geriet er noch in Konflikte wie bei dem vergeblichen Versuch, gemeinsam mit Rudolf Alexander Schröder das Deutschlandlied durch eine andere Nationalhymne zu ersetzen. Neben dem gelassenen, jovialen Auftreten, das überall Vertrauen fand, stehen gerade im Jahr 1949 Worte von ambivalenter Wirkung. So erklärte H., die Deutschen seien 1945 auf tragische, paradoxe Weise „erlöst und vernichtet in einem gewesen". Oft zitiert worden ist die Bemerkung, es gebe zwar keine deutsche „Kollektivschuld", aber eine „Kollcktivscham" darüber, daß hier die „kalte Grausamkeit der rationalen Pedanterie" den Holocaust ermöglicht habe. Ausdrücklich wandte sich H. gegen das Recht auf Kriegsdienstverweigerung, denn „die allgemeine Wehrpflicht ist das legitime Kind der Demokratie". Im Unterschied zum „Soldaten" Paul von Hindenburgs und zum polarisierenden Realpolitiker Konrad —> Adenauer verkörperte H. als Integrationsfigur mit Takt, Kompetenz und Würde die landesväterliche Autorität, so daß Margret Boveri schon 1954 feststellen konnte, es sei ihm gelungen, „das Symbol einer Gemeinsamkeit zu werden, an der es so lange gefehlt hat". Dazu trugen seine Liebe zum anekdotischen Detail und seine schwäbische Herkunft bei. „In ihm schien der Dialekt unmittelbar Träger des Humanen" (Theodor W. Adorno). Wurde „Papa H." zum Gegenstand der Karikaturisten, vergaßen sie selten sein Markenzeichen, die Zigarre. „Die Repräsentation ist für ihn eine Kunst, keine Technik" (Theodor Eschenburg, 1958). Mit besonderer Sorgfalt widmete sich H. der Pflege kultureller und wissenschaftlicher Traditionen. Er veranlaßte die Stiftung des Bundesverdienstordens und die Wiedererrichtung der Fricdcnsklassc des Ordens Pour le mérite, gab zusammen mit Hermann Heimpel und Benno Reifenberg die Sammlung Die großen Deutschen heraus und schrieb seine Reden selbst. Es gibt zwar noch keine umfassende H.-Biographic, aber zahlreiche Auswahlbände der Reden und des publizistischen Werks, die Erinnerungen aus der Zeit bis 1933, Editionen seiner Ge-

Heyen spräche mit Adenauer sowie der Korrespondenzen mit seiner Braut und den Freunden im In- und Ausland. Sie belegen den weiten Horizont eines Lebens, das über alle politischen Verwerfungen hinweg in seiner Kontinuität die Einheit von Geist und Politik zu wahren vermochte. LITERATUR: Margret Boveri und Walter Prinzing: T. H. Stuttgart 1954 (Bibliographie). - T. H. Der Mann, das Werk, die Zeit. Eine Ausstellung. Stuttgart/Marbach 1967 (Auswahlbibliographie). - Hildegard Hamm-Brücher und Hermann Rudolph: T. H. Eine Bildbiographic. Stuttgart 1983. T. H. Politik und Publizistik. Aufsätze und Reden. Hrsg. von Martin Vogt. Tübingen 1984. - l ü r g c n C. Heß: „Die dcutschc Lage ist ungeheuer ernst geworden". T. H. vor den Herausforderungen des Jahres 1933. In: Jahrbuch zur Liberalismusforschung 6 (1994) S. 65-136. - Ders.: „Erste Wege durch das Ruinenfeld". T. H. und der Neubeginn liberaler Rhetorik 1945/46. In: Ders., Hartmut Lehmann und Volker Sellin (Hrsg.): Heidelberg 1945. Stuttgart 1996, S. 348-386. - Reiner Burger: T. H. als Journalist. Beobachter und Interpret von vier Epochen deutscher Geschichte. Münster 1999. Ulrich Baumgärtner: Reden nach Hitler. T. H.s Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Stuttgart 2001. Das Vermächtnis betreut die 1996 in Stuttgart eröffnete Bundesstiftung T.-H.-Haus (mehrere Schriftenreihen). Michael

Matthlesen

H e y d t , Peter von der, Freiherr von Massenbach, * 2 . 9 . 1 9 3 8 Neuhof (Kr. Waren, Mecklenburg). Betriebswirt, leitender Angestellter, Bankier, ev. H. besuchte bis zum Abitur 1957 das Gymnasium in Kirchheim unter Teck und durchlief eine Banklehre bis zur Kaufmannsgehilfenprufung. 1958-61 studierte er Betriebswirtschaft in München und an der Tulane University in New Orleans (Louisiana, USA), wo er den Grad eines Master of Business Administration erwarb. 1961-63 arbeitete er bei Banken in der Schweiz und in Frankreich. 1963-67 war er Direktionsassistent in einem Chemieunternehmen und 1968/69 Bankprokurist. 1970 wurde er Mitinhaber des Privatbankhauses Delbrück & Co. H. war stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Internationale Kapitalanlage Gesellschaft mbH, Düsseldorf. 1966 trat H. in die CDU ein. 1968 wurde er Mitglied, 1973 stellvertretender Vorsitzender der Wirtschaftsvcrcinigung der CDU des Rheinlandes. Seit 1973 Mitglied des Evangelischen Arbeitskreises der CDU des Rhcinlandcs, wurde er 1976 dessen stellvertretender Vorsitzender. In der 8. und 9. Wahlperiode (1976-83) war H. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. In der 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis November 1977) und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (von November 1977 bis September 1979) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Finanzausschuß und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Juli 1979) an. In der 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Blick übers Meer. Anmerkungen zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen. Pfullingen 1981. - Schuldenmacher und Verschwender. Gutes Geld in öffentlichen Händen. Hamburg 1995. - Mit Bernd Wildenmann: Führungsnachwuchs auf dem Sprung. Neuwied u. a. 2000. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Sliflung, Sankt Augustin. H e y e , Hellmuth (Guido Alexander), * 9. 8.1895 Beckingen, f 10. 11.1970 Mittelheim. Vizeadmiral, Publizist, ev. H., Sohn eines Generalobersten, besuchte Gymnasien in Glogau, Metz, Merzig und Berlin und trat nach dem Abitur

1914 in die Reichsmarine ein. A m Ende des Ersten Weltkrieges war er Kommandant eines Schulschiffs. Während der Weimarer Republik nahm er Aufgaben im Admiralsstab, im Reichswehrministerium und als Flottillenchef wahr. 1934-39 war H. in der Operationsabteilung des Oberkommandos der Kriegsmarine tätig, übernahm zu Beginn des Zweiten Weltkrieges das Kommando eines Kreuzers, war 1940-44 Stabschef und wurde 1944 Vizeadmiral und Befehlshaber der Kleinkampf-Verbände. Von Mai 1945 bis Dezember 1946 befand er sich in britischer Kriegsgefangenschaft und Internierung. Seit 1946 war H. als Schriftsteller für Schiffahrtsfragen, Weltstrategie und deutsche Seekriegsgeschichte tätig, arbeitete mit der Historischen Abteilung der amerikanischen Marine zusammen und erstellte militärpolitische Gutachten. 1956-58 war er Präsident des Deutschen Marinebundes. In der 2.-3. Wahlperiode (1953-61) vertrat H„ seit 1953 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 25 (WilhelmshavenFriesland) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verteidigung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Kriegsopfer- und Hcimkehrcrfragen (bis April 1956), im Ausschuß für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1954) und im Ausschuß für Atomfragen (seit Januar 1956) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wiedergutmachung und dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an. Im November 1961 übernahm H. das Amt des Wehrbeauftragten des Bundestages. Nach einer öffentlich geäußerten Kritik an der inneren Verfassung der Bundeswehr wurde er am 24.6. 1964 beurlaubt und am 11.11.1964 auf eigenen Wunsch aus dem Amt entlassen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die deutsche Kriegsmarine. Aufgaben und Aufbau. Berlin 1939. - Der Bürger in Uniform. In: Die Neue Gesellschaft 1963, S. 435-441. - Mit Hans Steinmetz und Julius Poeverlein: Menschenbeurteilung und Menschenbehandlung im öffentlichen Dienst. Grundfragen der Personalführung. Baden-Baden 1963. - In Sorge um die Bundeswehr. Münchcn 1964. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz; Archiv der ChristlichDemokratischen Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. H e y e n , Roelf, * 12.12.1938 Emden, f 5 . 6 . 1 9 7 5 Berlin. Tischler, Schiffszimmermann, Diplompolitologe, Redakteur. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Tischlerlehre war H. als Tischlergeselle und Schiffszimmermann tätig. Im Rahmen des zweiten Bildungsweges erwarb er die Hochschulreife, studierte Poltikwissenschaft und Geschichte an der Freien Universität Berlin und Schloß das Studium als Diplompolitologe ab. 1963-70 war er Chefredakteur der „Berliner Stimme". 1953 wurde er Mitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1956 trat H. in die SPD ein. Während des Studiums war er Kreissekretär der SPD in Berlin-Zehlendorf, 1965-67 Vorsitzender der Berliner Jungsozialisten. Er gehörte dem Landesvorstand der Berliner SPD an und war stellvertretender Kreisvorsitzender, seit Dezember 1972 Kreisvorsitzender in Berlin-Zehlendorf. Von 1969 bis zu seinem Tod gehörte H. als Vertreter des Landes Berlin dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (seit Dezember 1969). In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für

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Heyenn Städtebau und Wohnungswesen (bis Oktober 1970 und wieder seit Juni 1971, von Februar bis Juni 1971 als Stellvertretendes Mitglied), als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß (bis Dezember 1969) und dem Verteidigungsausschuß (bis Dezember 1970) an. In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. Heyenn, Günther, * 13.8.1936 Hamburg. Verwaltungsangestellter, ev. H. besuchte bis zur Mittleren Reife eine Realschule und erhielt 1953-57 eine Ausbildung für den gehobenen Dienst in der Rentenversicherung der Landesversicherungsanstalt Freie und Hansestadt Hamburg. Er war dort bis Okober 1976 tätig, zuletzt als Amtsrat. H. Schloß sich der Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an und wurde Mitglied des Landesvorstandes Arbeiterwohlfahrt in Schleswig-Holstein. 1957 trat H. in die SPD ein. 1971-76 war er Mitglied des Schlcswig-Holstcinischen Landtages. In der 8.-12. Wahlperiode (1976-94) gehörte H. dem Bundestag an. 1976, 1983, 1987 und 1990 wurde er über die SPD-Landesliste Schleswig-Holstein, 1980 im Wahlkreis 8 (Segeberg - Stormarn-Nord) direkt gewählt. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied (seit September 1977), in der 9.-11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und in der 12. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 9. und 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (seit September 1979), des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis September 1977), in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (von Februar 1982 bis Oktober 1982). In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis November 1989 und wieder von Dezember 1989 bis Oktober 1990) und dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit September 1990) an. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Heym, Stefan, eigentl. Helmut Flieg, * 10.4.1913 Chemnitz, f 16.12.2001 Tel Aviv. Germanist, Journalist, Schriftsteller. H., Sohn eines jüdischen Kaufmanns, besuchte das Gymnasium in Chemnitz. 1931 wurde er wegen eines antimilitaristischen Gedichtes religiert. 1932 bestand er an der HeinrichSchliemann-Schule in Berlin das Abitur, veröffentlichte erste Zeitschriftenbeiträge und begann das Studium der Philosophie, Germanistik und der Zeitungswissenschaften. 1933 nahm er aus Rücksicht auf seine Familie das Pseudonym Stefan Heym an. Im selben Jahr emigrierte er in die Tschechoslowakei, wo er als Journalist für deutschsprachige und tschechische Zeitungen arbeitete. 1935 ging er in die USA und Schloß 1936 in Chicago das Studium der Germanistik

mit einer Magisterarbeit über Heinrich Heine ab. 1937-39 war er Chefredakteur der Wochenzeitung „Deutsches Volksecho" in New York, dann Druckereivertreter und veröffentlichte 1942 seinen ersten Roman. 1943 wurde H. amerikanischer Staatsbürger, trat in die US-Armee ein und nahm als Sergeant für psychologische Kriegsführung an der Landung in der Normandie teil. 1945 begründete H. in München die „Neue Zeitung", wurde jedoch wegen „prokommunistischer" Haltung in die USA rückversetzt und aus der Armee entlassen. Die Geschehnisse der McCarthy-Ära und der Koreakrieg veranlaßten ihn 1952

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zur Übersiedlung in die DDR. Er lebte als freier Schriftsteller in Ost-Berlin und war 1953-56 auch Kolumnist der „Berliner Zeitung". In den folgenden Jahren distanzierte sich H. immer mehr vom Staatssozialismus der DDR und geriet seit Beginn der siebziger Jahre in Gegensatz zur Kulturpolitik der SED. Im November 1976 unterzeichnete er das Protestschreibcn gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Nachdem der von der DDR-Zensur abgelehnte Roman Collin in der Bundesrepublik erschienen war, wurde H. wegen angeblichen Devisenvergehens verurteilt und am 7.6.1979 aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen, Ende November 1989 wieder aufgenommen. Am 4.11.1989 propagierte H. auf dem Alexanderplatz den „neuen, den besseren Sozialismus in der DDR" und zählte nach der Maueröffnung zu den Befürwortern eines demokratischen sozialistischen Staates. Für die Bundestagswahl 1994 ließ sich H. von der PDS, der er nicht angehörte, als Kandidat des Wahlkreises 249 (BerlinMitte - Prenzlauer Berg) aufstellen und gewann mit 40,6 % der Stimmen das Direktmandat gegen Wolfgang —> Thierse (SPD). Als Alterspräsident eröffnete H. am 10. 11.1994 die konstituierende Sitzung des 13. Deutschen Bundestages. Am 31.10.1995 legte er aus Protest gegen die geplante Diätenerhöhung der Mitglieder des Bundestages sein Mandat nieder. H. erhielt 1953 den Heinrich-Mann-Preis der Deutschen Akademie der Künste, 1956 den Literaturpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes I. Klasse und die FranzMehring-Ehrennadel, 1959 den Deutschen Nationalpreis II. Klasse für Kunst und Literatur, 1993 den Jerusalem-Preis für die Freiheit des Menschen in der Gesellschaft und 2000 die Fricdcnsmedaillc der Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung. 1998 wurde er zum Ehrenpräsidenten des P.E.N. Deutschland ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Nazis in USA. An Exposé of Hitler's Aims and Agents in the USA. New York 1938. - Hostages. New York 1942. Dt.: Der Fall Glasenapp. Leipzig 1958. - The Crusaders. A Novel of Only Yesterday. Boston 1948. Dt.: Kreuzfahrer von heute. Leipzig 1950. Unter dem Titel: Der bittere Lorbeer. München 1950. - 5 Tage im Juni. München 1974. - Wege und Umwege. Streitbare Schriften aus fünf Jahrzehnten. Hrsg. von Peter Mallwitz. München 1980. - Ahasver. München 1981. - Schwarzenberg. München 1987. - Nachruf. München 1988. - Einmischung. Gespräche, Reden, Essays. Hrsg. von Inge Heym und Heinfried Henniger. München 1990. - Stalin verläßt den Raum. Politische Publizistik. Hrsg. von Heiner Heimiger. Leipzig 1990. - Hrsg. mit Werner Heiduczek. Die sanfte Revolution. Leipzig 1990. - Filz. Gedanken über das neueste Deutschland. München 1992. - Radek. München 1995. Die Architekten. München 2000. LITERATUR: Reinhard Zachau: S. H. München 1982. - Peter Hutchinson: S. H. Dissident auf Lebenszeit. Würzburg 1999. - Michael Martens: Es gibt Ideen, die Jahrtausende überstehen. Ein Gespräch zur Person und über die Zeit mit S. H. Winsen (Luhe) u. a. 2001. Heyne, Kristin, * 25.2.1952 Aumühle bei Hamburg, t 30.1.2002 Berlin. Grund- und Hauplschullehrerin. H. studierte Mathematik und Theologie in Götlingen und Hamburg und legte das Staatsexamen für das Lehramt an Volks- und Realschulen ab. Sie war in der Krankenpflege und in der Erwachsenenbildung tätig und wurde 1990 Lehrerin an einer Grundschule. 1982 war H. Mitbegründerin der Grün-Alternativen Liste in Hamburg. 1989/90 gehörte sie der Hamburger Bürgerschaft an. 1994 und 1998 wurde H. über die Landesliste Hamburg von Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag gewählt. 1994-98

Hilbert koordinierte sie den Arbeitskreis Wirtschaft und Finanzen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. 1998 wurde sie Erste Parlamentarische Geschäftsführerin. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 14. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ältestenrates und des Finanzausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Haushaltsausschuß, dem Sonderausschuß Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz und dem Vermittlungsausschuß an. Hickel, Erika, * 14.9.1934 Königsberg (Preußen). Apothekerin, Hochschullchrcrin. Die ausgebildete Apothekerin wurde 1963 in Braunschwcig mit der Dissertation Chemikalien Im Arzneischatz deutscher Apotheken des 16. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung der Metalle zum Dr. rer. nat. promoviert. 1971 habilitierte sie sich dort mit der Arbeit ArzneimittelStandardisierung im 19. Jahrhundert in den Pharmakopoen Deutschlands, Frankreichs, Großbritannien und der Vereinigten Staaten von Amerika (veröffentlicht 1973). 1978 wurde sie Professorin für die Geschichte der Pharmazie und der Naturwissenschaften an der Technischen Universität Braunschwcig, deren Vizepräsidentin sie später war. 1978 Schloß sich H. der Grünen Liste Umweltschutz in Niedersachsen an. 1983 wurde H. über die Grünen-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt, dem sie bis zu ihrem rotationsbedingten Ausscheiden am 9.3. 1985 angehörte. 1984/85 war sie stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion. Sie arbeitete als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß (bis November 1983) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Wahlpriifung, Immunität und Geschäftsordnung (seit April 1984), dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (vorübergehend im Dezember 1984) und der Enquete-Kommission „Chancen und Risiken der Gentechnologie" an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Salze in den Apotheken des 16. Jahrhunderts. Braunschweig 1965. - Zur Lage der Naturwissenschafts- und Technikgeschichte. Braunschweig 1980. - Hrsg. mit Gerald Schröder: Neue Beiträge zur Arzneimittelgeschichte. Festschrift für Wolfgang Schneider zum 70. Geburtstag. Stuttgart 1982. - Hrsg. mit Bernd Klees: Gen-Technik oder Gen-Manipulation? 2., überarbeitete und erweiterte Aufl. Braunschweig 1986. - Hrsg.: Biochemische Forschung im 19. Jahrhundert. Stuttgart 1989. - Frauen und Naturwissenschaften. Braunschwcig 1994. Hiebing, Maria Anna, * 25.12.1953 Haren. Wirtschafterin, leitende Angestellte, Landfrau, kath. Nach dem Erlangen der Mittleren Reife ließ sich H. zur Wirtschafterin ausbilden und Schloß eine kaufmännische Lehre ab. 1977-79 als Geschäftsführerin tätig, wurde sie 1979 Landfrau und Inhaberin eines Ferienhofs. 1979 trat H. in die Junge Union und die CDU ein. 1984-89 war sie stellvertretende Bezirksvorsitzende der Jungen Union. 1984 wurde sie Mitglied des Kreisvorstandes Meppen der CDU. 1991 -93 war sie Vorsitzende des Arbeitskreises Soziales im Bezirksvorstand der CDU und Mitglied des Landesfachausschusses Soziales der CDU in Niedersachsen. Am 8.12.1993 rückte H. über die CDU-Landesliste Niedersachsen für die ausgeschiedene Abgeordnete Hedda —>Mcseke in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. Hiksch, Uwe, * 12.7.1964 Coburg. Industriekaufmann, Volkswirt. H. wuchs in einem sozialdemokratischen Elternhaus auf und erhielt nach dem Besuch der Hauptschule eine Ausbildung

als Industriekaufmann. Er besuchte die Berufsaufbauschule und die Berufsoberschule und studierte Volkswirtschaftslehre in Bayreuth. H. leistete Zivildienst. Er war Referent in Einrichtungen der politischen Bildung und der beruflichen Weiterbildung. H. wurde Mitglied des Kreisvorstandes der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbciterwohlfahrt. Er ist Mitglied des Vorstandes des Bezirksverbandes Oberfranken des Deutschen Freidenker-Verbandes, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Kronach der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken, Küps, stellvertretender Vorsitzender des Unterbezirks Coburg der Sozialisten Jugend Deutschlands - Die Falken, Coburg, sowie Kassierer der Bundesgruppe, Vorsitzender des Bezirksverbandes und Vorsitzender der Kreisgruppe Kronach des Touristenvereins Die Naturfreunde Deutschland e. V., Stuttgart/Kronach. 1982 trat H. in die SPD ein. 1990-93 war er stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungsozialisten. Er gehörte dem SPD-Kreisvorstand, dem SPD-Unterbezirksvorstand und dem SPD-Bezirksvorstand an. 1989-99 war er Mitglied des Vorstandes der SPD Bayern, seit 1992 Mitglied des Präsidiums. 1999 trat H. aus der SPD aus und wurde Mitglied der PDS Bayern. Er ist Sprecher der Arbeitsgruppe Betriebe und Gewerkschaften der PDS Bayern. 1990 wurde er Kreisrat in Kronach. 1994 wurde H. über die SPD-Landesliste Bayern, 1998 im Wahlkreis 224 (Coburg) direkt in den Bundestag gewählt. Am 29.9.1999 schied er aus der SPD-Fraktion aus und wurde am 5.10.1999 Mitglied der PDS-Fraktion. Er nimmt dort die Funktion des europapolitischen Sprechers wahr. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union mit, dem er in der 14. Wahlperiode seit Oktober 1999 als Ordentliches Mitglied angehört. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft Herausforderungen und Antworten". Er gehört der DeutschZcntralasiatischcn und der Dcutsch-Türkischcn Parlamcntariergruppe an. Hilbert, Anton, * 24.12.1898 Niederschopfheim, i- 16.2.1986 Sehlingen. Landwirt, Industrickaufmann, kath. Nach dem Besuch der Landwirtschaftsschule und verschiedener Genossenschaftsschulen war H. Landwirt. 1925-33 gehörte er der Kreisversammlung Waldshut und für die Badische Bauernpartei dem Badischen Landtag an. 1933 aus politischen Gründen aus Baden ausgewiesen, wurde er Industriekaufmann in Thüringen. 1946 kehrte er nach Baden zurück. Er wurde später Inhaber eines Kunst- und Natursteinbetriebes. 1945 war H. Mitgründer des CDU-Landesverbandes Thüringen und wurde Bürgermeister von Wutha. 1946-52 gehörte er dem Landtag von Baden, 1952 dem Landtag von BadenWürttemberg an. 1946/47 war er Staatssekretär im Badischen Landwirtschaftsministerium. Von März bis Mai 1949 gehörte er dem Parlamentarischen Rat an. Er war Bürgermeister in Untereggingen. In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) vertrat H. den Wahlkreis 2 [184] bzw. 188 (Waldshut) im Bundestag. Vom 21.9. bis zum 30.9.1949 war er Mitvorsitzender, danach bis Januar 1950 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSUFraktion. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität, im Haushaltsausschuß (von Juni 1951 bis September 1952), im Ausschuß für innergebietliche Neuordnung, dessen stellvertretender Vorsitzender er bis Novem-

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Hiller ber 1949 war, und im Wahlrechlsausschuß (seit März 1953). In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Grenzlandfragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung, in der 2. und 3. Wahlperiode des Haushaltsausschusses. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht, in der 3. und 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Inneres an. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für den Lastenausgleich. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Postausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Verkehrsausschusses. Hiller, Rcinhold, * 2. 8.1949 Lübcck. Diplomhandelslehrer, Berufsschullehrer. H. erwarb 1966 die Mittlere Reife und bestand 1970 das Wirtschaftsabitur. Er studierte Betriebswirtschaft, Geschichte und Germanistik an der Universität Hamburg, Schloß 1975 das Studium als Diplomhandelslehrer ab und legte 1977 die Zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Berufsbildenden Schulen ab. 1977 wurde er Lehrer an der Gewerbeschule I in Lübeck. H. Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Arbeiterwohlfahrt an. 1970 trat H. in die SPD ein. 1974 wurde er zugewähltes Mitglied in Ausschüssen der Lübecker Bürgerschaft, 1982 Mitglied der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck. Seit 1983 vertritt H. den Wahlkreis 11 (Lübcck) im Bundestag. In der 10.-13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß mit. In der 10. und 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen, in der 12. und 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr an. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen, in der 12. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Post und Telekommunikation. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und Ausschusses für Verkehr Bau- und Wohnungswesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Hillerich, Imma, * 23.5.1954 Köln. Gymnasiallehrerin, ev. H. besuchte die Volksschule in Köln und Euskirchen, bis zum Abitur 1972 das Mädchcngymnasium in Euskirchen, studierte 1972-79 in Bonn die Fächer Französisch und Sozialwissenschaften und legte 1979 in Bonn das Erste Staatsexamen ab. Nach dem Zweiten Staatsexamen wurde sie Gymnasiallehrerin für Politik, Sozialkunde und Französisch am Mercator-Gymnasium in Duisburg. H. Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. 1984 wurde H. Mitglied der Partei Die Grünen. 1984-87 war sie Sprecherin im Vorstand des Kreisverbandes Duisburg. Als Sachkundige Bürgerin gehörte sie für die Ratsfraktion der Grünen dem Ausschuß für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung des Duisburger Stadtrates an. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war H. mit einem Mandat der nordrhein-westfälischen Landesliste der Grünen Mitglied des Bundestages und 1989/90 stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion. Sie engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Innenausschuß (seit Mai 1990) und dem Ausschuß für lugend, Familie, Frauen und Gesundheit (seit September 1990) an.

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VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg. mit Doris Wölke: Schritte zu einem Netzwerk beruflicher Umweltbildung. Hattingen 1992. - Hrsg.: Berufliche Umweltbildung. Hattingen 1992. Hilpert, Werner (Johannes), * 17.1.1897 Leipzig, t 24.2.1957 Oberursel (Taunus). Wirtschaftshistoriker, leitender Angestellter. H., Sohn eines Kupfcrstcchcrs, besuchte die Höhcrc Bürgerschule und das Nicolai-Gymnasium in Leipzig, nahm nach dem Abitur am Ersten Weltkrieg teil und studierte Volkswirtschaft und Wirtschaftsgeschichte in Leipzig, wo er 1920 mit der Arbeit Fürstliche Kapitalisten des 16. Jahrhunderts. Untersuchungen über die kapitalistische Betätigung deutscher Fürsten zum Dr. phil. promoviert wurde. Zunächst Direktionssekretär bei der Sächsischen Staatsbank in Leipzig, wurde er 1922 Syndikus der Leipziger Einzelhandelsverbände und war später zugleich Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Linoleumhändler. Er war zudem Syndikus bei mehreren Gesellschaften und begründete die Zeitschrift „Der deutsche Einzelhandel". 1928 wurde er Mitglied des Sächsischen Disziplinarhofcs. 1926-33 war H. für die Zenlrumspartei Stadtverordneter in Leipzig, 1932/33 Vorsitzender der Zentrumspartei in Sachsen. 1933 wurde er aus allen Stellen entlassen. 1933-39 arbeitete er als selbständiger Finanz-, Steuer- und Wirtschaftsberater. Von 1933 bis zum Verbot 1937 war er Vorsitzender der Katholischen Aktion in Sachsen. Im September 1939 wurde H. von der Gestapo verhaftet und bis zur Befreiung durch amerikanische Truppen im April 1945 als politischer Häftling im Konzentrationslager Buchenwald festgehalten. Nach der Kapitulation war H. Treuhänder des beschlagnahmten Vermögens im Stadt- und Landkreis Weimar, später Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Frankfurt am Main. Im Juni 1945 wurde er für das Zentrum Mitglied des „Thüringer-Ausschusses". 1952-57 war er Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbahn. Im Spätsommer 1945 gehörte H. zu den Begründern der CDU in Frankfurt am Main und war 1945-52 Vorsitzender des Landesverbandes Hessen. Seit November 1945 war er hessischer Minister, zunächst ohne Geschäftsbereich. Im Oktober 1946 übernahm er das Ressort Wirtschaft und Verkehr und im Januar 1947 das Finanzressort. Gleichzeitig war er bis September 1946 und dann wieder von Januar 1947 bis 1951 stellvertretender Ministerpräsident. Vom Ministerpräsidenten wurde er mit dessen ständiger Vertretung im Vorsitz des Beratenden Landesausschusses von Ende Februar bis Mitte Juni 1946 beauftragt. 1946 gehörte er der Verfassungberatenden Landesversammlung, 1946/47 und 1950-52 dem Hessischen Landtag an; 1950-52 hatte er den Vorsitz der CDU-Fraktion inne. 1947 war er Vorsitzender des Finanzausschusses im Länderrat. Im Oktober/November 1949 gehörte er als Stellvertretendes Mitglied, von November 1949 bis Januar 1951 als Ordentliches Mitglied dem Bundesrat an. Im August 1949 wurde H. über die CDU-Landesliste Hessen in den Deutschen Bundestag gewählt. Er legte sein Mandat am 10.10.1949 nieder. LITERATUR: Heinrich Rüschenschmidt: Gründung und erste Jahre - Mitgcstaltung und Rückschlag. Die CDU Hessen unter W. H. 1945-52. In: CDU Hessen 1945-1985. Hrsg. von Werner Wolf. Köln 1986, S. 13-35. - Volker Wahl: Der „Thüringen-Ausschuß" 1945. Dokumente zum Wirken eines vorparlamentarischen Gremiums auf Landesebene während der amerikanischen Besatzungszeit und nach dem Besatzungswechsel Juni/Juli 1945. Weimar 1998. - Walter Mühlhausen: W. H. (1897-1957). In: Bernd Heidenreich und Walter Mühlhausen (Hrsg.): Einheit und Freiheit. Hessische

Hinsken Persönlichkeiten und der Weg zur Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden 2000, S. 245-271. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hilsberg, Stephan, * 17.2.1956 Münchcbcrg (Mark). Facharbeiter für Datenverarbeitung, Ingenieur für Informationsverarbeitung, Parteifunktionär, Informatiker, ev. H., Sohn eines Pfarrers und einer Katechelin, wuchs in Berlin auf, wohin seine Eltern mit ihm und seinen drei Geschwistern 1960 umgezogen waren. 1962-72 besuchte er eine zchnklassige Polytechnische Oberschulc, durchlief 1972-74 eine Lehre als Facharbeiter für Datenverarbeitung und leistete 1974-76 Grundwehrdienst. 1976-79 war H. Programmierer am Institut für Medizinische Physik und Biophysik an der Berliner Charité. 1985 begann er das Fernstudium zum Ingenieur für Informationsverarbeitung, das er 1995 abschloß. Seit 1987 engagierte sich H. in der Friedensbewegung, vor allem in der Initiative Frieden und Menschenrechte. Im Frühjahr 1989 beteiligte er sich an der Kontrollgruppe zur Beobachtung der Kommunalwahlen. H. war einer der ersten, die Strafanzeige wegen Wahlbetrugs gegen den damaligen Wahlausschußvorsitzenden Egon Krcnz erstatteten. Im Oktober 1989 war H. Gründungsmitglied und erster Sprecher der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP). In dieser Funktion nahm er Kontakt zur SPD in der Bundesrepublik auf. Vom 18.3. bis zum 2.10. 1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 09, Listcnplatz 2, Bezirk Leipzig). Von Februar 1990 bis luli 1990 war er Geschäftsführer der SPD in der DDR. H. ist seit 3.10.1990 Mitglied des Bundestag. Im Dezember 1990 wurde er über die SPD-Landcsliste Brandenburg, 1994 und 1998 im Wahlkreis 282 (Bad Liebenwerda - Finsterwalde - Herzberg - Lübben - Luckau) direkt gewählt. Seit 1998 ist er bildungs- und forschungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, seit 1999 Mitglied des Beirates beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. In der 11. und 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem EG-Ausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß (bis Juni 1991) und dem Sondcrausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied (seit November 1991), in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied in der EnqueteKommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit". In der 14. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technologic. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Angelegenheiten der Neuen Länder an. Im November 2000 wurde H. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Hinrichs, Wolfgang, * 28. 8.1922 Bremen. Diplomvolkswirt, Jurist, leitender Angestellter, Kaufmann, ev. Nach dem Abitur in Bremen nahm H. 1941-45 am Zweiten Weltkrieg teil. Er legte die Kaufmannsgehilfenprüfung im Textileinzelhandel, 1949 in Bonn das volkswirtschaftliche Diplomexamen und 1950 in Hamburg das Erste Juristische

Staatsexamen ab. H. wurde Geschäl'lsführender Gesellschafter der Modehaus Hinrichs GmbH sowie der Rolf BischolT GmbH & Co. KG in Bremen. H. war Präsident der Hauptgemeinschaft des Deutschen Einzelhandels (HDE), Präsidialratsmitglied der Bundesarbcitsgemcinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandcis (BAG) sowie stellvertretender Vorsitzender der Einzelhandels-Abteilung der Handelskammer Bremen und des Einzelhandelsverbandes Nordsee Bremen. H. gehörte u. a. den Verwaltungsräten der Sparkasse Bremen und der Deutschen Ausgleichsbank, dem Aufsichtsrat der Iduna-Allgemeine-Versicherungs-AG, Hamburg, sowie der Versammlung der Mitgliedervertreter der SignalKrankenversicherungen, Dortmund, an. H. wurde Ehrenvorsitzender der HDE Bremen. 1974 trat H. in die CDU ein. Er wurde Mitglied des Landesvorstandes der Bremer CDU. H. war Mitglied des Bundesvorstandes, hatte den Vorsitz des Bremer Landesverbandes des Wirtschaftsrates der CDU inne und gehörte der Mittelstandsvereinigung der CDU an. 1979-83 war er Mitglied des Fraktionsvorstandes und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU in der Bremischen Bürgerschaft. In der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) gehörte H. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Bremen dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (in der 10. Wahlperiode seit Juli 1984, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 10. Wahlperiode gehörte er bis Juli 1984 als Ordentliches Mitglied, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an, dessen Stellvertretendes Mitglied er auch in der 11. Wahlperiode war. H i n s k e n , Ernst, * 5.2.1943 Plattling. Bäckermeister, Konditor, kath. Nach der Volksschule erlernte H. das Bäckerhand werk und besuchte Abendkurse an der Handelsschule. 1964 legte er die Bäckermeisterprüfung ab und ließ sich zum Konditor ausbilden. Nach Tätigkeiten in verschiedenen Betrieben übernahm er den elterlichen Betrieb in Haibach und wurde stellvertretender Obermeister der Bäckerinnung Straubing. 1967 trat H. in die CSU ein. Er war neun Jahre Kreisvorsitzender der Jungen Union. 1972 wurde er Mitglied des CSU-Bezirksvorstandes Niederbayern, 1985 Kreisvorsitzender der CSU Straubing-Bogen und 1995 Mitglied des CSULandesvorstandcs. 1992-2000 war er Landesvorsitzer der Mittclstandsunion in der CSU. 1993 wurde er stellvertretender Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU/ CSU und 1. stellvertretender Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand (PKM). Seit 1972 gehört er dem Kreistag Straubing-Bogen an. Seit 1980 ist H. Mitglied des Bundestages. 1980 über die CSU-Landesliste Bayern gewählt, vertritt er seit 1983 den Wahlkreis 217 (Straubing). 1990-97 war er wirtschafts- und verkehrspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuß für Wirtschaft und Vorsitzender des Unterausschusses „Regionale Wirtschaftspolitik", von Januar bis Oktober 1998 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 9.-13. Wahlperiode gehörte H. als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr (in der 12. Wahlperiode seit Februar 1993, davor als Stellvertretendes Mitglied), in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (seit November 1982), in der 10.-13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft (in der 10. Wahlperiode seit Januar 1986, davor als Stellvertretendes Mitglied; in der 13. Wahlperiode bis Januar 1988) an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 10. und 11. Wahlperiode des Haushaltsausschusses (seit November 1983), in der

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Hintze 10.-13. Wahlperiode des Finanzausschusses (in der 10. Wahlperiode bis Oktober 1983 und wieder seit April 1985, in der 13. Wahlperiode bis Januar 1998) und in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In der 14. Wahlperiode ist er Vorsitzender des Ausschusses für Tourismus und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. H i n t z e , Peter, * 2 5 . 4 . 1 9 5 0 Bad Honnef. Pfarrer, Vcrwaltungsbeamter, ev. H., Sohn eines Landesgerichlsrates, besuchte das Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef und studierte 1968-77 Evangelische Theologie an der Universität Bonn. 1977 legte er die Erste Theologische Prüfung, nach der Vikarzeit 1979 die Zweite Prüfung ab. 1979/80 war er Pastor im Hilfsdienst, 1980-83 Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Königswintcr. 1983-90 nahm er das Amt des Bundesbeauftragten für den Zivildienst wahr. H. ist kooptiertes Mitglied des Vorstandes der KonradAdenaucr-Stiftung, St. Augustin. 1968 trat H. in die CDU ein. 1971-74 war er Mitglied des Bundesvorstandes des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) und 1972-74 stellvertretender Bundesvorsitzender. 1987 wurde er stellvertretender Landes Vorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen, im März 1990 Bundesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der C D U / C S U . Von 1992 bis November 1998 war er Generalsekretär der CDU. 2000 scheiterte H. auf dem CDU-Parteitag in Essen mit seiner Kandidatur für den Partei vorstand. 2001 wurde er stellvertretender Präsident der Christlich-Demokratischen Internationale (CDI). 1975-79 war er Mitglied des Stadtrates in Bad Honnef, Mitglied des Rhein-Sieg-Kreises und Mitglied der Landschaftsversammlung Rheinland. Seit 1990 ist H., jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. 1991/92 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Frauen und Jugend. In der 14. Wahlperiode ist H. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg. mit Gerd Langguth: Bildungsreform - konkret. München 1973. - Hrsg.: Die CDUParteiprogramme: Eine Dokumentation der Ziele und Aufgaben. Bonn 1995. H i r c h e , Walter, * 13. 2.1941 Leipzig. Lehramtsassessor, Parteifunktionär, Angestellter, ev. H., der Sohn eines leitenden Angestellten, besuchte Schulen im Landkreis Leipzig, in Hildesheim und in Hamburg. Er studierte Geschichte, Französisch und Politische Wissenschaft in Heidelberg und Grenoble, legte 1969 das erste Staatsexamen für das Lehrfach an höheren Schulen ab und wurde 1973 Assessor des Lehramtes. Während seines Studiums in Heidelberg war er Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses, 1968-70 Senatsbeauftragter der Universität für Studentenberatung. 1969-72 leitete er das Landesbüro der Friedrich-Naumann-Stiftung in Niedersachsen und hatte 1973-75 die Geschäftsführung der FDP Niedersachsen inne. 1978-82 war er in der Industrie tätig. H. gehört dem Beirat ftir Fragen des gewerblichen Mittelstandes und der Freien Berufe im Bundeministerium für Wirtschaft und Technologie an. Er ist Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission, Bonn, Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen, Berlin, und Vorsitzender des Kuratoriums der KarlHamann-Stiftung, Potsdam. Er gehört auch dem Kuratorium des Georg-Eekert-Instiluts für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, dem Kuratorium der Rudolf-vonBennigsen-Stiftung, Hannover, und der Stiftung Deutsches Holocaust-Museum, Hannover, an.

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1970 trat H. in die FDP ein. 1984 wurde er Mitglied des Präsidiums der FDP. 1974-78 und 1982-90 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an. 1974-78 war er Vorsitzender des Kulturausschusses und stellvertretender Vorsitzender der Landtagsfraktion. 1982-86 hatte er den Vorsitz des Medicnausschusscs und den Vorsitz der Landtagsfraktion innc. 1986-90 war er niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, 1990-94 Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie des Landes Brandenburg. 1994 und 1998 wurde H. über die FDP-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. 1994-98 war er Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundcsministcrin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bildungspolitik für eine freiheitliche Demokratie. Hannover 1985. - Die Liberalen und die Polenfrage. Hannover 1989. H i r s c h , Burkhard, * 2 9 . 5 . 1 9 3 0 Magdeburg, lurist (Rechtsanwalt, Justitiar), ev. H., Sohn eines Landgerichtsdirektors, nahm nach dem Abitur 1948 in Halle (Saale) das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Marburg auf, das er mit den beiden Juristischen Staatsprüfungen (1954 und 1959) beendete, und wurde 1961 mit der Arbeit Der Begriff des Bundesstaates in der deutschen Staatsrechtslehre zum Dr. jur. promoviert. Aus der 1969 geschlossenen Ehe mit Margaretha Schmitz gingen zwei Kinder hervor. Seit 1964 ist H. in Düsseldorf als Rechtsanwalt tätig. Er arbeitete für die Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie (1960-67), als Justitiar für die Walzstahlkontor West GmbH in Rheinhausen (1967-71) und für die Mannesmann AG in Düsseldorf (seit 1971), deren Direktor er 1973-75 war. Mitglied der FDP ist H. seit 1949. Zuvor (1948) war er in Halle in die LDP eingetreten. Von 1959 bis 1964 war er Landesratsvorsitzender der Deutschen Jungdemokraten in Nordrhein-Westfalen. 1965 wurde er in den Kreisvorstand der FDP Düsseldorf gewählt. Von 1971 bis 1977 war er deren Vorsitzender. Den Landesvorsitz der FDP von Nordrhein-Westfalen hatte er von 1979 bis 1983 inne, nachdem er dem Landesvorstand seit 1971 angehört hatte. Im FDP-Bundesvorstand ist H. seit 1973 vertreten. Von 1964 bis 1972 gehörte er dem Rat der Stadt Düsseldorf an und war zuletzt stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion. Von 1972 bis 1975 war H. erstmals Mitglied des Bundestages. Er bekleidete u. a. das Amt des umweltpolitischen Sprechers der FDP-Fraktion und arbeitete maßgeblich an der Erstkonzeption wichtiger Umweltschutzgesetze wie des Bundesimmissionsschutzgesetzes oder des Abwassergesetzes mit. Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1975 wechselte er als Innenminister nach Düsseldorf. In seiner Amtszeit (bis Mai 1980) sah er sich den Herausforderungen des RAF-Terrorismus und der Proteste gegen den Schnellen Brüter in Kalkar gegenüber. Das in dieser Zeit unter seiner Federführung entstandene neue Polizeirecht von Nordrhein-Westfalen spiegelt seine Bemühungen wider, trotz der Notwendigkeit polizeilicher Ermittlungsarbeit die Privatsphäre des einzelnen zu schützen. So setzte er die Aufnahme des Grundrechts auf Datenschutz in die nordrhein-westfälische Landesverfassung durch. Hartnäckig widersetzte er sich der Zulassung von Extremisten zum Staatsdienst. Profil zeigte er auch als strikter Gegner der Nutzung der Kernenergie. Nachdem die FDP bei der Landtags wähl am 11.5.1980 an der 5%-Hürde gescheitert war, kehrte H. am 5 . 1 0 . 1 9 8 0

Hirsch über die Landeslisle Nordrhein-Westfalen in das Bonner Parlament zurück und wurde innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. 1992 bewarb er sich um das Amt des Bundesjustizministers als Nachfolger von Klaus —» Kinkel, unterlag jedoch bei der Wahl Sabine —»Leutheusser-Schnarrenberger. Nach der Bundestagswahl 1994 wählte ihn der Bundestag zu einem seiner Vizepräsidenten. Am 14. 12. 1995 legte er nach der Auseinandersetzung um die Einführung des sogenannten Großen Lauschangriffs zeitgleich mit dem Rücktritt von Sabine Lcutheusscr-Schnarrcnbcrgcr seine Funktion als innenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion und die Mitgliedschaft im Innenausschuß des Bundestages nieder. Im Oktober 1997 erklärte er, sich bei der Bundestagswahl 1998 nicht mehr um ein Mandat bewerben zu wollen. H. war in allen Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Innenausschusses, in der 10. Wahlperiode seit Juni 1986 auch des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 7. und 9.-11. Wahlperiode dem Rechtsausschuß, in der 10. Wahlperiode vorübergehend dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (Juni 1985), in der 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und von der 11.-13 dem Auswärtigen Ausschuß an. H. ist u. a. Mitglied im Kuratorium der Theodor-HeussStiftung, Vizepräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e. V., Bonn, und Vorstandsmitglied von „Gegen Vergessen - Für Demokratie" e.V., Bonn. Er ist Aufsichtsratsmitglied der ARAG Lebensversicherungs-AG, München, und der ARAG-Nederland, Leusden, sowie Beiratsmitglied der Barmenia Versicherungen, Wuppertal, und der FIDA Gesellschaft für Vermögensverwaltung, Düsseldorf. Im April 1996 wurde H. in den Beirat der Humanistischen Union berufen. Er ist außerdem Kuratoriumsmitglied des Vereins, der 1999 die Trägerschaft der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944" übernommen hat. 1975 erhielt H. den Theodor-Heuss-Prcis. Durch sein Engagement in den Bereichen Ausländer- und Asylrecht, innere Sicherheit und Datenschutz verschaffte sich H. in der Zeit als Innenpolitiker im Dcutschcn Bundestag den Ruf eines streitbaren Verteidigers liberaler Grundrechte. So kämpfte er gegen das Vermummungsverbot, die Kronzeugenregelung, den „finalen Rettungsschuß" und jede Amnestie in der Parteispendcnaffärc. In der Debatte um die Asylrechtsproblematik Anfang der neunziger Jahre wandte er sich gegen eine Einschränkung des Grundrechts auf Asyl. Seine Vorschläge zielten auf Änderung des Behördenvollzugs und auf Ursachenbekämpfung. In diesem Zusammenhang stand auch seine Forderung nach einem Einwanderungsgesetz, das Zuwanderung berechenbar machen sollte. Gegen Ende seiner parlamentarischen Tätigkeit setzte sich H. für ein neues Staatsangehörigkeitsrecht ein. Engagiert war sein Kampf gegen den „Großen Lauschangriff", den er jedoch nicht verhindern konnte. Zusammen mit acht weiteren FDP-Abgeordneten unterstützte H. am 5. 3. 1998 die Opposition dabei, die Abhörverbote für bestimmte Berufsgruppen auszuweiten. Am 3 . 2 . 2 0 0 0 machte die Bundesregierung H. zum „Sonderermittler" im Kanzlerami für die Nachforschungen zu den verschwundenen Akten über den Verkauf der ostdeutschen Leuna-Raffinerie an den französischen Konzern Elf Aquitaine. In seinem Abschlußbericht kam H. zu dem Ergebnis, daß in der Amtszeit von Helmut —>Kohl umfangreiche Aktenmanipuliationen vorgenommen und Dateien zum Teil ohne Rechtsgrundlage gelöscht worden seien. In seiner Rolle als Abgeordneter verstand sich H. stets als Verfechter der Grundrechte, die für ihn die Basis einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft darstellen. Die Kontrollaufgaben des Parlaments und die persönliche Unabhängigkeit seiner Mitglieder, die gemäß Art. 38 GG nur

ihrem Gewissen unterworfen sind, nahm er so ernsl, daß er sich nicht scheute, bei wichtigen Grundsatzfragen sich auch gegen seine Fraktion zu stellen. V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Die demokratischen Institutionen und die Institutionen der Bürokratie. Bemerkungen zur Verfassungswirklichkeit in der Bundesrepublik. In: liberal 29 (1987) Heft 4, S. 29-36. - In bester Verfassung? - Parlament und Parteien. In: In bester Verfassung? Anmerkungen zum 40. Geburtstag des Grundgesetzes. Hrsg. von Manfred Buchwald. Gerlingen 1989, S. 35-49. - 40 Jahre Grundgesetz - Beständigkeit und Veränderung. In: liberal 31 (1989) Heft 3, S. 52-60. - Mit Alexander Hirsch: Bemerkungen zum Recht des Bundestages auf Selbstaullösung. In: Gegenrede. Aufklärung - Kritik - Öffentlichkeit. Festschrift für Ernst Gottfried Mahrenholz. Hrsg. von Herta Däubler-Gmelin u. a. Baden-Baden 1994, S. 387-396. - Bürgerrecht - Chancen und Perspektiven. In: liberal 39 (1997) Heft 3, S. 17-22. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger H i r s c h , Martin, * 6 . 1 . 1 9 1 3 Breslau, t 12.4.1992 Berlin. Jurist (Rechtsanwalt, Justitiar). H., Sohn eines Baurates und Dozenten an der Staatsbauschulc in Breslau, studierte nach dem Abitur 1932 Rechtswissenschaften in Breslau, Innsbruck und Berlin. 1936 legte er das Erste, 1939 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1939-41 war er Justitiar bei einem Kartell der Papierindustrie in Berlin und nahm seit 1941 am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-63 praktizierte er in Marktredwitz als Rechtsanwalt, danach in Berlin. 1971-81 war H. Richtcr im Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe. 1983 wurde er Honorarprofessor an der Universität Bremen. H. Schloß sich der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) an. 1930 wurde H. Mitglied des Sozialistischen Schülerbundes, 1932 des Sozialistischen Studentenbundes. 1945 trat er in die SPD ein. Er war stellvertretender Vorsitzender des SPDUnterbezirks Hof, Mitglied des Bezirksvorstandes Franken und des Partei Vorstandes der SPD (1968-70), Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Juristen in Bayern und Vorsitzender des Rechtspolitischen Ausschusses beim Parteivorstand der SPD. 1948-54 gehörte er dem Stadtrai in Marktredwitz und 1954-61 dem Bayerischen Landlag an. Von 1961 bis zur Niederlegung seines Mandats am 8.12.1971 vertrat H. den Wahlkreis 223 bzw. 226 (Hof) im Bundestag. Er gehörte dem Arbeitskreis Rechtswesen der SPD-Bundestagsfraktion an. In der 4. Wahlperiode war er Vorsitzender des Ausschusses für Wiedergutmachung, in der 5. Wahlperiode bis Dezember 1967 Ordentliches Mitglied, von Januar 1966 bis Dezember 1967 stellvertretender Vorsitzender und danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden. In allen drei Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß (in der 5. Wahlperiode war er bis Dezember 1967 Stellvertretendes Mitglied). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Ausschuß für Heimatvertriebene an. 1968 leitete er den Untersuchungsausschuß, der sich mit der Situation der deutschen Nachrichtendienste befaßte. H. arbeitete an den Plänen zur Einführung einer Vorbeugehaft für potentielle Serientäter mit. Er war auch an der Strafrechtsreform und den Notstandsgesetzen beteiligt. H. erhielt 1965 den Bayerischen Verdienstorden und 1991 den Wilhelm-Hoegner-Preis. V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Diktatur des Establishments? Zur Willensbildung in der Fraktion. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 83-93.

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Hitschler LITERATUR: Hans Jochen Vogel, Helmul Simon und Adalbert Podlech (Hrsg.): Die Freiheil des Anderen. Feslschrift für M. H. Baden-Baden 1981. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Hitschler, Walter, * 13.4.1942 Zweibrücken. Diplomvolkswirt, Lehrer, Verwaltungsbeamter, ev. H. bestand 1961 am Humanistischen Herzog-WolfgangGymnasium in Zweibrücken das Abitur und leistete Wehrdienst. Das Studium der Wirtschaftswissenschaften in Saarbrücken und Mainz Schloß er 1967 als Diplomvolkswirt ab und wurde 1971 in Innsbruck mit der Arbeit Schulprobleme In Vorarlberg promoviert. Nach Tätigkeiten in der Wirtschaft wechselte er 1972 in den Schuldienst und arbeitete bis 1982 an der Berufsbildenden Schule in Zweibrücken. 1983-87 war er Referent im Kultusministerium von Rheinland-Pfalz. 1963 trat H. in die FDP ein. 1974 wurde er Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Pfalz. Er gehörte dem Landesvorstand der FDP Rheinland-Pfalz an und halte den Vorsitz des FDP-Bundesfachausschusses Wohnungsbau inne. 1972-80 war H. Mitglied des Stadtrates in Zweibrückcn, zuletzt als Fraktionsvorsitzender, und 1982/83 Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz. Am 7.8.1987 rückte H. über die FDP-Landesliste Rheinland-Pfalz für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wolfgang -> Rumpf in den Bundestag nach, dem er auch in der 12. Wahlperiode (1990-94) mit einem Mandat der FDPLandesliste Niedersachsen angehörte. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit (seit Oktober 1990). In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß (von Oktober 1987 bis Februar 1990) und dem Ausschuß für Forschung Technologie (von November 1989 bis Oktober 1990) an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (bis Februar 1993) und seit Oktober 1992 Stellvertretendes, seit Oktober 1993 Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses. Als wohnungspolitischcr Sprecher der FDP-Bundcstagsfraktion schlug H. 1994 vor, daß für besserverdienende Mieter der Kündigungsschutz entfallen solle. 1994 und 1998 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Fricdrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Hitzigrath, Rüdiger, * 27.12.1929 Berlin. Jurist, ev. Nach dem Abitur 1948 studierte H. Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin. 1956 legte er das Erste Juristische Staatsexamen ab. Nach dem juristischen Vorbereitungsdienst 1956-58 war er bis 1983 freier Prozeßvertreter der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte am Sozialgericht in Berlin. 1966 wurde H. Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Er gehört der Arbeiterwohlfahrt und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft an. 1963 trat H. in die SPD ein. 1967-71 war er Bezirksverordneter in Berlin-Wilmersdorf, 1971-81 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, 1977-80 stellvertretender Fraktionsvorsitzender und 1984-89 Mitglied des Europäischen Parlaments. Am 6. 11.1981 rückte H. als Vertreter des Landes Berlin für die ausgeschiedene Abgeordnete Marie —» Schlei in den Bundestag nach. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (seit Februar 1982), des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit Mai 1982) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (seit November 1981).

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Höcherl, Hermann, * 31. 3.1912 Brennberg, f 18.5. 1989 Regensburg. Jurist (Staatsanwalt, Rechtsanwalt), kath. Der einer Bauernfamilie entstammende und unehelich geborene H. wuchs in einfachen Verhältnissen bei seinem Großvater im Weiler Loibling bei Roding auf. 1918-22 besuchte er die Volksschule in Trasching, 1922-31 die Oberrealschulen in Regensburg, Cham und Landshut. Nach dem Abitur an der Oberrealschule in Landshut studierte er seit 1931 Rechts- und Staatswissenschaftcn in Berlin, Aix-enProvence (1932) und München. 1934 wurde er Referendar, 1938 Assessor und 1942 Staatsanwalt in Regensburg. 1931 /32 war er Mitglied des Nationalsozialistischen Hochschulbundes und seit 1935 Mitglied der NSDAP. 1942-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft war H. Gelegenheitsarbeiter, 1948/49 Rechtsanwalt in Regensburg, trat dann wieder in den Staatsdienst ein und war 1950/51 Staatsanwalt in Deggendorf, 1951-53 Amtsgerichtsrat und Vorsitzender des Schöffcngcrichts in Regensburg. H. war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Scheu-Wirth AG in Regensburg, Mitglied des Beirates der Bayerischen Vcrcinsbank in Münchcn, Mitglied des Aufsichtsratcs der Bayerischen Treuhand AG und der Thuringia Versicherungs AG, München. 1949 trat H. in die CSU ein. Im Mai 1952 wurde er Mitglied des Kreistages in Regensburg und Vorsitzender der CSU-Fraktion. In der 2.-7. Wahlperiode (1953-76) vertrat H. den Wahlkreis 217 bzw. 220 (Regensburg) im Bundestag. Seit 1954 Mitglied des Vorstandes der CSU-Landesgruppe im Bundestag, war er 1957-61 deren Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion; bis 1976 verblieb H. im Vorstand von CSU-Landesgruppe und CDU/ CSU-Fraktion. Als Nachfolger von Gerhard —»Schröder wurde H. 1961 Innenminister, als der er während der „Spicgcl"-Affärc 1962 (vor allem wegen der Verhaftung von Conrad —> Ahlers) und der Telefonabhör-Affäre 1963 starker öffentlicher Kritik ausgesetzt war. Im zweiten Kabinett —> Erhard löste H. Werner —> Schwarz als Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ab. Von 1965 bis zum Ende der Großen Koalition 1969 entwarf er ein marktwirtschaftlich orientiertes Agrarkonzcpt, das neben der Flurbereinigung und einem Strukturwandel in ländlichen Gebieten eine Integration der Landwirtschaft in die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vorsah. Daneben setzte er sich in entgegen dem Vizepräsidenten der EG-Kommission Sicco Mansholt, der nach niederländischem Vorbild eine Konzentration auf wenige leistungsstarke Agrarbetriebe befürwortete, für eine regional differenzierte Agrarpolitik ein und widmete sich auch dem Welternährungsproblem. 1969-72 war H. stellvertretender Vorsitzender der CSULandesgruppe, 1969-72 Vorsitzender des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat und leitete von 1970 bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden aus dem Bundestag 1976 den Arbeitskreis Haushalt, Steuern und Finanzen der CDU/CSU-Fraktion. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen (bis Januar 1956), des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit Januar 1957), des Haushaltsausschusses (seit Januar 1956, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (bis Januar 1956, danach Stellvertretendes Mitglied), des 3. Sonderausschusses „Gemeinsamer Markt/Euratom", des Wahlmännerausschusses und des I. Untersuchungsausschusses (Fall John, seit Oktober 1954). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Rcchtswescn und Vcrfassungsrccht an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (seit Januar 1958), des Finanzausschusses und des Wirt-

Höcker schaflsaussehusses. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß (seit September 1971) und im Ausschuß für Wirtschaft (bis September 1971) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem Ausschuß zur Wahrung der Rcchtc der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des Grundgesetzes und Gemeinsamen Ausschuß gemäß Artikel 53a des Grundgesetzes an. Seit 1976 war H. wieder als Rechtsanwalt in Regensburg tätig und wurde vielfach als Schlichter in Tarifkonflikten und als pragmatischer, parteiübergreifend anerkannter Vermitticr und Gutachter eingesetzt (u. a. bei der Ermittlung der Fahndungspannen im Entführung siali Schleyer oder in der Affäre Kießling/—» Wörncr). H. erhielt 1967 das Großkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1970 die Große Goldene Staatsmedaille des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums, 1983 den Paul-Klinger-Preis der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft und 1986 die Bayerische Verfassungsmcdaillc in Gold. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Welt zwischen Hunger und Überlluß. Eine agrarpolilische Bilanz im technischen Zeitalter. Stuttgart 1969. - Mit Alex Möller und Werner Mertes: Erfahrungen. Kritik am Bundestag und was drei MdB a.D. dazu sagen. Bonn 1976. - Ist der Deutsche Bundestag seiner Aufgabe gerecht geworden? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 1985, Β 6/85, S. 11-15. - Bürgernähe, Geduld, Toleranz. In: Ein Leben für die Politik? Briefe an jüngere Mitbürger. Hrsg. von Sonja Schmid-Burgk. Freiburg im Breisgau 1988, S. 79-84. LITERATUR: Wolf Jürgen Bell: H. H. Bonn 1964. - Reiner Vogel: H. H. Annäherung an einen politischen Menschen. Regensburg 1988. - Ulrich Kluge: Vierzig Jahre Agrarpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 2. Die Ära H. (1965-1969). Die Ära Erti (1969-1983). Die Ära Kiechle (ab 1983). Agrarpolitischer Rückblick und Ausblick. Hamburg 1989. - Eckhard Jesse: H., H. In: Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 320-325. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz; Archiv für ChristlichSoziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung, München. Höchst, Josef, * 3.1.1907 Hagen (Westfalen), t 11.11.1996 Warendorf. Diplomlandwirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief H. 1921-27 eine landwirtschaftliche Ausbildung, besuchte das Aufbaugymnasium in Warendorf und bestand 1930 das Abitur. Er studierte Landwirtschaft an den Universitäten Königsberg, Münster und Bonn, Schloß das Studium 1933 als Diplomlandwirt ab und war 1933-35 wissenschaftlicher Assistent an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Bonn. 1936 wurde er mit der Arbeit Kieselsäuregehalt, Eiweißwertigkeit und Meltauanfälligkeit wichtiger Futtergräser zum Dr. agr. promoviert. Seit 1935 war er, mit Unterbrechung durch Wehrdienst, selbständiger Landwirt in Freckenhorst. 1954 übernahm H. den Vorsitz des Westfälischen Rinderstammbuches der Rotbuntztichter. Er war Mitglied der Verbindungsstelle Industrie-Landwirtschaft, Essen, und gehörte dem Hauptausschuß der Landwirtschaftskammer WestfalenLippe an. Seit 1952 war er Kreistagsabgeordneter und seit 1953 Landrat des Landkreises Warendorf. 1956 wurde er in die Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe gewählt. In der 4. Wahlperiode (1961-65) war H. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft mit und war bis Februar 1964 Stellvertretendes, danach Ordentliches

Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fenmeldewesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Inneres und dem Ausschuß für Mittelstandsfragen an. H ö c k , Wilhelm, * 21.10. 1907 Köln, f 4.3. 1983 Salzgitter. Naturwissenschaftler, leitender Angestellter, kath. H. besuchte das Städtische Realgymnasium in Köln-Nippes und studierte Physik, Chemie und Mathematik in Bonn und Göttingen. 1934 wurde er in Bonn mit der Arbeit Über das Auftreten des OH-Spektrums. Temperaturbestimmung des elektrischen Lichtbogens aus dem Spektrum der OH-Bande zum Dr. phil. promoviert. 1935-38 war er Assistent im Rundfunkröhrenbetrieb der Süddeutschen TelefonKabel- und Drahtwerke AG in Nürnberg. 1938 wechselte er zum Dortmund-Hörder Hüttenverein und übernahm im August 1941 die Leitung der Versuchsanstalt der Stahlwerke Braunschweig in Salzgitter-Watenstedt. Nach 1945 war er Direklionsassistent, dann technischer Direktor und stellvertretender Geschäftsführer der Fahrzeug- und Maschinenbau Watenstedt GmbH. Er wurde Geschäftsführer der LinkeHofmann-Busch GmbH in Salzgitter-Watenstedt. H. gehörte 1945 zu den Begründern der CDU im Land Braunschweig. 1946/47 war er ehrenamtlicher Beigeordneter, 1946-48 stellvertretender Oberbürgermeister und bis 1952 Oberbürgermeister der Stadt Salzgiiter. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat H. den Wahlkreis 49 (Handcrshcim-Salzgitter) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, des Ausschusses für Verkehrswesen und des Ausschusses für Post- und Fcrnmcldcwcscn, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen. Tn der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß lur Finanz- und Steuerfragen, in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Inneres, dem Rechtsausschuß und dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft an. H ö c k e r , Heinrich, * 15.4. 1886 Herford, f 25.2. 1962 Herford. Malermeister, Unternehmer, ev. H., Sohn eines Tischlers, besuchte 1892-1900 die Volksschule in Herford, wo er 1900-03 eine Malerlehre durchlief. 1908-10 leistete er Militärdienst. 1906 wurde er Mitglied des Vorstandes der Filiale des Malerverbandes in Herford. Bis 1914 war er Malergeselle, 1914-31 selbständiger Malermeister in Herford. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1932-52 war H. Inhaber einer Bau- und Möbeltischlerei in Herford. Während der NS-Zeit wurde er mehrfach verhaftet. Er war Aufsichtsratsmitglied zahlreicher kommunaler Einrichtungen in Herford. 1903 trat H. in die Gewerkschaft, 1905 in die SPD ein. Er hatte den Vorsitz der SPD in Herford sowie des SPD-Unterbezirks Herford inne und gehörte dem SPDBezirksvorstand Östliches Westfalen an. 1919-33 war er Stadtverordneter in Herford. 1932 gehörte er dem Provinziallandtag Westfalen und 1933 dem Preußischen Landtag an. 1945 wurde H. Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Herford. Er war Mitglied und 1953/54 Vorsitzender des SPD-Bezirksvorstandes Ostliches Westfalen. Von Mai 1946 bis November 1960 gehörte er der zentralen SPDKontrollkommission an. Von April 1945 bis 1946 war H. unbesoldeter Beigeordneter, von Januar bis Oktober 1946 Bürgermeister und von November 1946 bis April 1961 Oberbürgermeister in Herford. 1961/62 gehörte er dem Stadtrat an. 1946 war er Mitglied des beratenden Provinzialrates für Westfalen-Lippe und 1948-53 Mitglied des vorläufi-

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Höfer gen Provinzialausschusses bzw. des beratenden Ausschusses für die Provinzialverwaltung für Weslfalen-Lippe. 1946-50 gehörte er dem Landtag Nordrhein-Westfalen, von Juni 1947 bis Juni 1948 dem Zonenbeirat der Britischen Zone an. H. war Mitglied des Hauptausschusses des Städtetages für Nordrhein-Westfalen. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat H. den Wahlkreis 48 bzw. 107 (Herford-S ladt und -Land) im Bundestag. 1949-56 war er stellvertretender Vorsitzender des Wahlprüfungsausschusses, danach war er bis 1957 Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität. In der 1. Wahlperiode wurde er im Februar 1952, in der 2. Wahlperiode im Dezember 1953 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens. In der 3. Wahlperiode gehörte er bis Februar 1961 als Ordentliches Mitglied, seit März 1961 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Gesundheitswesen an. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Grenzlandfragen (seil Februar 1952), in der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, seit Oktober 1957 auch im Wahlprüfungsausschuß mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied bis Dezember 1960 dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge an. H ö f e r , Gerd, * 2 3 . 2 . 1 9 4 3 Aschersleben. Gesamtschullehrer. Nach dem Abitur 1964 in Gevelsberg leistete H. bis 1966 Wehrdienst. Er studierte Sport, Physik und Deutsch an der Abteilung für Erziehungswissenschaften der Universität Gießen und legte 1969 das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen, 1972 das Zweite Staatsexamen ab. Seit 1969 im Lehrberuf tätig, wurde er 1970 Lehrer an der integrierten Gesamtschule in Neukirchen (Hessen). H. Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Arbeiterwohlfahrt an. Er ist Vorstandsvorsitzender des Zwcckvcrbandes Europabad Schwalmstadt. 1968 trat H. in die SPD ein. 1993-2000 war er Vorsitzender des Unterbezirksverbandes Schwalm-Eder. Er ist Mitglied des Kreistages Schwalm-Eder und war viele Jahre Fraktionsvorsitzender. Seit 1994 vertritt H. den Wahlkreis 127 (Schwalm-Edcr) im Bundestag, arbeitet als Ordentliches Mitglied im Vcrtcidigungsausschuß mit und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. In der 14. Wahlperiode ist er auch Stellvertretendes Mitglied des 1. Untersuchungsausschusses (Parteispenden). H. gehört der OSZE-Parlamentarierversammlung an. H ö f f k e s , Peter Wilhelm, * 9 . 4 . 1 9 2 7 Duisburg. Jurist (Rechtsanwalt), ev. H. wurde 1943 zur Wehrmacht eingezogen, bestand 1947 das Abitur und studierte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Bamberg und der Universität Erlangen. 1953 legte er die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und wurde Rechtsanwalt in Nürnberg. 1956-72 war er dort Erster Bürgermeister. 1966-83 gehörte H. der Landessynode an und war Vorsitzender des Rechts- und Verfassungsausschusses der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. 1974 wurde er Abgeordneter der Generalsynode und Vorsitzender des synodalen Rcchtsausschusscs der Vereinigten EvangelischLutherischen Kirche Deutschlands. H. wurde Bezirksvorstandmitglied der CSU Nürnberg-Fürth, stellvertretender Landesvorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CSU, Mitglied des Bundesvorstandes des

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Evangelischen Arbeitskreises der CDU / C S U und Mitglied des Hauptausschusses der kommunalpolitischen Vereinigung der CSU. In der 8.-11. Wahlperiode (1976-90) war H. Mitglied des Bundestages. 1976 und 1980 wurde er über die CSULandesliste Bayern, 1983 und 1987 im Wahlkreis 231 (Nürnberg-Süd) direkt gewählt. In allen vier Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 8. Wahlperiode auch des Petitionsausschusses. In der 9.-11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß, in der 11. Wahlperiode der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an. H ö f k e n , Ulrike, * 14.5.1955 Düsseldorf. Diplomagraringenieurin, Landwirtin, wissenschaftliche Mitarbeiterin. H. studierte Agrarwissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Romanistik in Bonn und Schloß das Studium als Diplomagraringenieurin ab. 1981-94 war sie selbständige Landwirtin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Agrarverwaltung, an der Universität Bonn, im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz, in der Europa-Fraktion der Grünen und in der Bundestagsfraktion Bündnis 9 0 / D i e Grünen. 1980-87 gehörte sie zu den Herausgebern der Umwelt- und Verbraucherzeitschrift „Consum-Critic". H. ist stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Bitburg-Prüm, Bitburg. 1984 war sie Mitbegründerin des PAN (Pestizid Aktions-Netzwerk), 1985 Mitbegründerin der Verbraucherinitiative, Bonn, deren Vorstandsmitglied sie wurde. H. wurde Mitglied der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt. 1989 trat H. in die Partei Die Grünen ein. 1990-94 war sie Landes Vorsitzende von Bündnis 9 0 / D i e Grünen in Rheinland-Pfalz. 1989-2000 gehörte sie dem Kreistag Bitburg-Prüm an; 1998 wurde sie Fraktionsvorsitzcnde. 1994 und 1998 wurde H. über die Landesliste RheinlandPfalz von Bündnis 9 0 / D i e Grünen in den Bundestag gewählt. Sie ist agrar- und verbraucherpolitische Sprecherin der Frakrion Bündnis 9 0 / D i e Grünen. In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit. Sie war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union und der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt". In der 14. Wahlperiode ist sie stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft sowie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union und der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin" (seit 2000). Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dem Ausschuß für Gesundheit, dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie an. H ö f l e r , Heinrich, * 16.2.1897 Schwetzingen, t 2 1 . 1 0 . 1 9 6 3 Bonn. Redakteur, Verbandsfunktionär, kath. H., Sohn eines Schlossers, besuchte die Bürgerschule in Schwetzingen und das Gymnasium in Rastatt, an dem er 1916 das Abitur bestand. Anschließend nahm er bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Studium der Geschichte, der Staats- und Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Heidelberg war H. 1921-31 Redakteur, zuletzt Chefredakteur des der Zentrumspartei nahestehenden „Pfälzer Boten" in Heidelberg, bis zum Verbot durch

Hoegner die Nationalsozialisten 1941 Pressereferent und Chefredakteur der Zeitschrift „Caritas" in der Zentrale des Deutschen Caritas-Verbandes in Freiburg. Im Auftrag der deutschen katholischen Bischöfe baute H. die „Kirchliche Kriegshilfe" zur Soldaten- und Kriegsgefangenen-Betreuung auf und leitete sie 1939-44. Seit 1944 politischer Gefangener in Moabit, organisierte er 1945-49 die „Caritashilfe für Kriegsgefangene, Heimkehrer und freie Arbeiter" und betreute in dieser Funktion auch deutsche Untersuchungshäftlinge im Ausland. H. war langjähriger Direktor der Zentrale des Deutschen Caritas-Verbandes, dessen Zentralvorstand er angehörte. 1952 wurde er Delegierter bei der Sonderkommission der Vereinten Nationen für Kriegsgefangenenfragen. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat H. den Wahlkreis 5 bzw. 187 (Emmendingen) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Berlin, im Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen und im Ausschuß für Bücherei. In der 1. und 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene, in der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1954), in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wiedergutmachung. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (seit Juni 1951) und dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (seit April 1951) und in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten an. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. H. gehörte der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union an. Hoegner, Wilhelm (Johann Harald), * 23.9. 1887 München, f 5.3. 1980 München. Jurist (Rechtsanwalt, Staatsanwalt, Richter), Parteifunktionär, Publizist, Hochschullehrer, kath., später konfessionslos. H., siebtes von dreizehn Kindern eines Wechselwärters im Hauptbahnhof in München, der zum Stationsvorstand in kleinen bayerischen Gemeinden aufstieg, besuchte seit 1898 das Gymnasium in Burghausen, wo er vom zweiten Jahr an einen Freiplatz im Königlichen Seminar erhielt. Nach dem Besuch der Abiturklasse am Ludwigsgymnasium in München, studierte er 1907-11 Rechtswissenschaften in Berlin, München und Erlangen und wurde 1911 mit der Arbeit Die bedingte Strafaussetzung nach dem Vorentwurf (verglichen mit der bedingten Begnadigung) zum Dr. jur. promoviert. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger, wurde jedoch aus gesundheitlichen Gründen abgewiesen. 1917 legte er die Große Juristische Staatsprüfung ab, war 1917-19 Assessor und 1919/20 Rechtsanwalt in München. 1920 wurde er dort III. Staatsanwalt, 1925 Amtsrichter, 1929 IL Staatsanwalt und 1933 Landgerichtsrat. 1919 trat H. in die SPD ein. 1924-32 war er Mitglied des Bayerischen Landtages. Als Mitberichterstatter im Untersuchungsausschuß über den Hitler-Putsch vom November 1923, der auf seinen Antrag hin 1924 eingerichtet worden war, deckte er Verbindungen von Polizei, Reichswehr und Schwcrindustricllcn zum Nationalsozialismus im Zusammenhang mit dem Putsch auf. Von September 1930 bis Juni 1933 gehörte er dem Reichstag an. Zum 1.5.1933 aus dem Staatsdienst entlassen, floh H. im Juli nach Tirol und war Sekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs in Innsbruck. Im Februar 1934 ging er in die Schweiz, wo er bis 1945 als freier Schriftsteller, Journalist und Übersetzer in Zürich tätig war. Seit 1939 arbeitete H., beraten von dem Staatsrechtler Hans Nawiasky, an einer

deutschen Nachkriegsordnung. Der Entwurf für eine Reichsverfassung von 1939/40 sah die Zerschlagung Preußens und eine Neugliederung des Deutschen Reiches vor. Von der darin vorgesehenen Gliederung nach den alten Stammesgebieten unter Einbeziehung Österreichs und des Egerlandes ist in dem zwischen 1943 und Frühjahr 1945 entstandenen „Vorschlag für die Neugliederung Deutschlands" nicht mehr die Rede. H. verfaßte auch ein „Memorandum über die künftige Stellung des Landes Bayern" und entwarf Gesetzestexte für die Errichtung eines bayerischen Staates im Rahmen eines föderalistischen Systems. Im Oktober 1944 wirkte H. noch an der Gründung der Schweizer Gesellschaft der Freunde freier deutscher Kultur mit, ging jedoch zunehmend auf Distanz zur Bewegung Freies Deutschland. Im Frühjahr 1945 nahm er an der Flüchtlingskonferenz in Montreux teil. Anfang Juni 1945 nach Deutschland zurückgekehrt, wurde H. vom bayerischen Ministerpräsidenten Fritz —»Schäffer ohne Amt mit dem Wiederaufbau der Justizverwaltung betraut. Im September 1945 war er vorübergehend Senatspräsident des Oberlandesgerichts München. Nach der Entlassung Schäffers infolge von Unstimmigkeiten über die Entnazifizierung wurde H. Ende September 1945 von der amerikanischen Militärregierung zum bayerischen Ministerpräsidenten bestellt. Er führte die Regierungsgeschäfte bis Dezember 1946. Seit Oktober 1945 war er zugleich Justizminister. Von Februar 1946 bis Mai 1947 hatte er den Landes Vorsitz der SPD Bayern inne. Von Mai bis Juni 1946 war er Vorsitzender des Vorbereitenden Verfassungsausschusses, dem er einen Entwurf einer „Verfassung des Volksstaates Bayern" vorlegte, von Juni bis November 1946 Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung und Mitglied ihres Verfassungsausschusses. H.s Entwurf einer Bayerischen Verfassung gliederte sich in zwei Teile; aus etatistischcr Überzeugung stellte er „Aufbau und Aufgaben des Staates" vor „Grundrechte und Grundpflichten". Besondere Punkte des Verfassungsentwurfs H.s waren die Institutionalisierung von Volksbegehren und Volksentscheid, die Gleichberechtigung von Gemeinschafts- und Bekenntnisschule und der Artikel (im endgültigen Verfassungstext 141/3), in dem der Allgemeinheit als Grundrecht der freie und ungehinderte Zugang zu den Naturschönheiten zugesichert wird. Auch die starke Verankerung der gemeindlichen Selbstverwaltung in der Verfassung von 1946 geht wesentlich auf H. zurück. 1946 wurde H. Honorarprofessor für Verfassungsrecht an der Juristischen Fakultät der Universität München. Von Dezember 1946 bis zum Ausscheiden der SPD aus der Regierung im November 1970 war H. wieder Mitglied des Bayerischen Landtages, von Dezember 1946 bis September 1947 Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident. H., der an einer Koalition mit der CSU festhalten wollte, geriet in Konflikt mit der Parteileitung und wurde im Mai 1947 nicht mehr in den Parteivorstand gewählt. Im September 1947 trat er mit anderen sozialdemokratischen Ministern aus der Regierung aus. In den Jahren 1948 und 1949 kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen H. und der SPD-Parteileitung, vor allem als H. bei der Abstimmung über das Grundgesetz, das er u. a. wegen der mangelnden Gleichberechtigung des Bundesrates kritisierte, eine von der Parteilinie abweichende Meinung vertrat. 1947 wurde er Senatspräsident am Oberlandesgcricht München, 1948 Staatsrat und Generalstaatsanwalt beim Bayerischen Obersten Landesgericht. Von Dezember 1950 bis Dezember 1954 war H. Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident Als Innenminister setzte er u.a. die Gemeindeordnung von 1951 durch. Seit Dezember 1954 stand er als Ministerpräsident an der Spitze einer Koalitionsregierung aus SPD, GB/BF1E, Bayernpartei und FDP. Neben kulturpolitischen Maßnahmen (Gründung der Bayerischen Landeszentrale für Heimatdienst, 1955, und der Akademie für poli-

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Höhmann tische Bildung in Tutzing, 1957; Rucker-Plan, 1956) förderte die Regierung H. den Ausbau der zivilen Atomforschung (Forschungsreaktor in Gauting, 1957). H.s Initiative zur bundesweiten Koordinierung und Finanzierung wissenschaftlicher Forschung führte zur Gründung des Wissenschaftsrates (1957). Die Umsetzung der Reform der Volksschullchrcrausbildung scheiterte am Widerstand der katholischen Kirchc. H. setzte sich auch für die Schaffung des Bayerischen Verdienstordens (1957) und die Bereinigung des Bayerischen Landrechts (1957) ein. Nach dem Austritt des GB/BHE aus der Regierung trat H. am 8.10.1957 von seinem Amt als Ministerpräsident zurück. Von Dezember 1950 bis Oktober 1957 gehörte er dem Bundesrat an und hatte den Vorsitz des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten sowie des Ausschusses für Verteidigung inne. 1958-62 war er Vorsitzender der SPDLandtagsfraktion und 1958-70 stellvertretender Präsident des Bayerischen Landtages. Seit 1949 gehörte er dem Rat der Europäischen Bewegung an. 1961 wurde H. über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. Am 4.1.1962 verzichtete er auf sein Mandat. Er gehörte im Bundestag keinem Ausschuß an. H. wurde mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1954), dem Bayerischen Verdienstorden, der Goldenen Verfassungsmedaille des Freistaates Bayern und der Goldmedaille der Bayerischen Akademie der Wissenschalten ausgezeichnet. 1957 wurde er Ehrenbürger der Stadt München. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hitler und Kahr. Die Napoleonsgrößen von 1923. Ein im Untersuchungsausschuß des Bayerischen Landtags aufgedeckter Justizskandal. Hrsg. vom Landesausschuß der SPD in Bayern. 2 Bde., München 1928. - Der Volksbetrug der Nationalsozialisten. Berlin 1930. - Der Faschismus und die Intellektuellen. Untergang des deutschen Geistes. Karlsbad 1934. - Wodans Wiederkunft. Ein lustiger Reisebericht aus einer traurigen Zeit. Zürich 1936. - Mithrsg.: Das Demokratische Deutschland. Grundsätze und Richtlinien für den deutschen Wiederaufbau im demokratischen, republikanischen, föderalistischen und genossenschaftlichen Sinne. Bern 1945. - Lehrbuch des Baycrischcn Vcrfassungsrcchts. Münchcn 1949. - Leitfaden für Staatsbürgerkunde. München 1951, 41958. - Die verratene Republik. Geschichte der deutschen Gegenrevolution. München 1958. Neuausgabe München 1979. - Der schwierige Außenseiter. Erinnerungen eines Abgeordneten, Emigranten und Ministerpräsidenten. München 1959. Hof (Saale) 21975. - Der politische Radikalismus in Deutschland 1919-1933. München 1966. - Wesen und Entwicklung des Rechtsstaates. Paderborn/München 1967, 31981. - Flucht vor Hitler. Erinnerungen an die Kapitulation der ersten deutschen Republik 1933. München 1977, 21978. LITERATUR: Franz Josef Baumgärtner: W. H. München/ Köln 1957. - Albrecht Montgelas und Carl Nützel: W. H. Eine Lebensbeschreibung. München/Wien 1966. Fritz Baer: Die Ministerpräsidenten Bayerns 1945-1962. München 1971. - Peter Kritzer: W. H. Politische Biographie eines bayerischen Sozialdemokraten. München 1979. - Die Protokolle des Bayerischen Minislerrats 1945-1954. Bd. 2: Das Kabinett H. I, 28. September 1945 bis 21. Dezember 1946. Bearb. von Karl-Ulrich Gelberg. München 1996. NACHLASS: Institut für Zeitgeschichte, München. Bruno Jahn Höhmann, Egon, * 29.9.1926 Sandershausen (heute zu Niestetal), f 19.1.1979 Bonn. Lehrer. H., Sohn eines Volksschullehrers, der in eine Buchdruckerei in Sandershausen eingeheiratet hatte, besuchte nach der Volksschule eine Lehrerbildungsanstalt. 1944 meldete er sich als Freiwilliger zur Luftwaffe. 1945 wurde er Schulhelfer in

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Kassel. 1950 legte er das erste Examen am dortigen Pädagogischen Institut, 1956 das zweite Examen ab. Seit 1946 in der Sozialistischen Jugend Deutschlands - Die Falken, trat H. 1948 in die SPD ein. 1953 wurde er Kreisvorsitzender der Sozialistischen Jugend Deutschlands, 1953 Ortsvorsitzender der SPD in Fürstenhagen, 1954 Kreisvorsitzender in Witzenhausen und Mitglied des Bezirksvorstandes Hessen-Nord. Seit 1956 war er Mitglied der Gemeindevertretung und des Kreistages im Kreis Witzenhausen. Von 1957 bis zu seinem Tod vertrat H. den Wahlkreis 128 (Eschwege) im Bundestag. 1976 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen, zuständig für Zonenrandförderung, Grenzgebiete, strukturpolitische Maßnahmen und Besuchsreiseverkehr. In der 3.-5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 6. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (seit März 1971), in der 3. und 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen und in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschädcn (bis Dezember 1967). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (bis November 1958), in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für den Lastenausgleich an. In der 5. und 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 6. Wahlperiode bis Dezember 1970 Ordentliches, danach wieder Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. Höhne, Franz, * 13.6.1904 Regensburg, t 16.11.1980 Regensburg. Maschinenschlosser, Parteifunktionär. H., Sohn eines Arbeiters, durchlief eine Maschinenschlosserlehre, arbeitete für die Reichsbahn und wurde 1934 aus politischen Gründen entlassen. 1922 trat er in die SPD ein. 1933 war er Mitglied des Rates der Stadt Regensburg. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten brachte er den in Karlsbad gedruckten „Neuen Vorwärts" nach Deutschland, wo er ihn vertrieb. 1934 durch das Oberste Landesgericht München zu zwei Jahren Gefängnis wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt, wurde er nach Verbüßung der Strafe für zwei Jahre in das Konzentrationslager Dachau eingewiesen, wo er Kurl —> Schumacher kennenlernte und sich dem Kreis Sozialistischer Widerstandskämpfer anschloß. 1939-44 arbeitete er wieder in seinem erlernten Beruf. Nach dem 20. Juli 1944 war er drei Wochen im Konzcntrationlagcr Flosscnbürg. Nach Kriegsende beteiligte sich H. am Wiederaufbau der Stadtverwaltung Regensburg. Er wurde Parteisekretär für den Bezirk NiederbayernOberpfalz, Mitglied des Landesausschusses und Mitglied der Kontrollkommission der SPD. 1946-48 war er wieder Mitglied des Stadtrates der Stadt Regensburg. In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) gehörte H., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 3. und 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der I. Wahlperiode des Wahlrechtsausschusses (seit März 1953), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehrswesen, in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und in der 5. Wahlperiode des Postausschusses. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Beamtenrecht, dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit März 1953), in der 1. und 2. Wahlpe-

Höpfinger riode dem Ausschuß für Grenzlandi'ragen (seit Februar 1953) an. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen, in der 5. Wahlperiode des Verkehrsausschusses.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Den liberalen Zug von Manchester mit neuem Personal zurück nach Freiburg fahren! In: Helga Schuchardt/Günter Verheugen (Hrsg.): Das liberale Gewissen. Reinbek bei Hamburg 1982, S. 46-51.

H o l l , Barbara, geb. Eisenberger, * 26.12.1957 Coswig. Philosophin, wissenschaftliche Mitarbeiterin. Nach dem Abitur 1976 studierte H. 1976-81 Philosophie an der staatlichen Universität in Rostow am Don (UdSSR) und war 1981-90 Wisscnschaftlichc Assistentin an der Handelshochschule Leipzig. 1988 wurde sie an der Pädagogischen Hochschule in Magdeburg mit der Arbeit Zur Wirkungsweise und Reflexion der Bedürfnisse als Triebkräfte menschlichen Handelns aus historischer Sicht zum Dr. phil. promoviert. H. ist stellvertretende Vorsitzende des Demokratischen Frauenbundes (seit 1997), Berlin, und Mitglied des Landesvorstandes des Demokratischen Frauenbundes für das Land Sachsen, Leipzig. H. war 1976-90 Mitglied der SED. 1996 trat sie in die PDS ein. Sic ist Mitglied des Landes Vorstandes und seit 2001 stellvertretende Vorsitzende der PDS Sachsen. Seit 1990 gehört H., jeweils über die PDS-Landesliste Sachsen gewählt, dem Bundestag an. Sie ist stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführerin und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Finanzen/Haushalt/Steuern der PDSFraktion. In der 12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie und Senioren sowie im Finanzausschuß (seit Januar 1992) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend, des Ausschusses für Forschung, Technologie und Tcchnikfolgcnabschätzung (bis Januar 1992), des Haushaltsausschusses (von Januar bis Juni 1992), des Ausschusses für Gesundheit (seit Januar 1992) und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" (seit Januar 1992). In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß und dem Haushaltsausschuß an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und des Sonderausschusses Maßstäbegesctz/Finanzausgleichsgcsetz. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie dem Haushaltsausschuß an.

H ö l z l e , Ernst, * 15. 8.1913 Sulzbach (Kocher), t 1.6.1970 Mutlangen. Mechaniker, leitender Angestellter, ev. H. besuchte die Volksschule, die Realschule und die Lateinschule und durchlief eine Mechanikerlehre. 1935-45 war er in leitender Stellung in einem Tndustriekonzern in Berlin tätig. Er gehörte der evangelischen Bezirkssynode Gaildorf an und war Mitglied der regionalen Planungsgemeinschaft Rems/ Murr. 1956 trat H. in die SPD ein. 1963 übernahm er den Vorsitz der SPD Backnang. 1946 wurde er Bürgermeister in Laufen (Kocher), 1947 Mitglied des Kreistages, 1953 Mitglied des Kreisrates, Fraktionsvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Kreistages Backnang. A m 2 0 . 2 . 1 9 6 7 rückte H. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Friedrich —> Schäfer in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 5. Wahlperiode 1969 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (seit Mai 1967) und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Novmber 1967). Seit März 1967 gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an.

H ö l s c h e r , Friedrich, * 22.6.1935 Schwelm. Kaufmann. H. besuchte bis zur Mittleren Reife das MathematischNaturwissenschaftliche Gymnasium in Schwelm und erhielt eine kaufmännische Berufsausbildung. Seit 1961 war er selbständiger Kaufmann in Stuttgart. 1966 trat H. in die FDP ein. 1968 wurde er Vorsitzender der Deutschen Jungdemokraten in Stuttgart, 1971 Mitglied des Landesvorstandes der F D P / D V P Baden-Württemberg. 1972-74 war er Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Stuttgart, seit 1974 stellvertretender Vorsitzender des sozialpolitischen Bundesfachausschusses und 1974-76 Mitglied des Bundesvorstandes. In der 7.-9. Wahlperiode (1972-83) gehörte H., jeweils über die FDP/DVP-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, dem Bundestag an. A m 23.11.1982 schied er aus der FDPFraktion aus. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (in der 9. Wahlperiode von September 1981 bis November 1982, davor Stellvertretendes Mitglied), in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis November 1982). In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (bis September 1975), in der 7. (seit September 1975) und 8. Wahlperiode (bis März 1980 und wieder seit April 1980) dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, in der 9. Wahlperiode dem Petitionsausschuß (bis November 1982) an.

H ö n e s , Hanncgrct, * 16.1.1946 Mollnitz a. d. Elbe. Journalistin, ev. Nach dem Abitur in Calw erhielt H. eine journalistische Ausbildung und wurde 1969 Mitarbeiterin an einer Wochenzeitung. 1976 lehrte sie an der Universität Nairobi (Kenia). 1979 trat H. in die Partei Die Grünen ein. 1980 wurde sie Mitglied des Kreisvorstandes R e m s / M u r r und gehörte 1981-83 dem Landesvorstand der Grünen in Baden-Württemberg an. Am 13.4.1985 rückte H. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Willi —> Hoss in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. Sie war Ordentliches Mitglied des Innenausschusses an (seit September 1986, davor Stellvertretendes Mitglied) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. H ö n i c k e , Bertram, * 2 7 . 1 2 . 1 9 4 2 Hirschberg (Schlesien). Forstingenieur, Revierförster, ev. H. besuchte die Grundschule in Rogasen, die Oberschule in Ziesar und ließ sich dann in Bernau-Waldfrieden zum Forstfacharbeiter ausbilden. Nach dem Wehrdienst besuchte er 1963-66 die Forstfachschule in Raben-Steinfeld, wurde Forstingenieur und war 1966-90 Revierförster in Wusterwitz. 1968 trat H. in die CDU ein. Er wurde Mitglied des Kreisverbandes der CDU Kreis Brandenburg Land. 1980-89 war er Mitglied der Gemeindevertretung Viesen, stellvertretender Bürgermeister und Mitglied des Kreistages Brandenburg Land. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 12, Listenplatz 5, Bezirk Potsdam). Vom 3. 10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war H. Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. H ö p f i n g e r , Stefan, * 6. 9.1925 Kraiburg am Inn. Zimmermann, Bergmann, Verbandsfunktionär, kath. Nach der Volksschule besuchte H. die HeeresunteroffiziersVorschule in München und in Weilburg an der Lahn, anschließend die Unterofliziersschulen in Potsdam-Eiche und

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Höpker Aschoff Mewe an der Weichsel. Er wurde als Unteroffizier im Zweiten Weltkrieg in Italien eingesetzt und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr im September 1947 erlernte er den Beruf des Zimmermanns und war seit 1952 Bergmann im Tagbau. 1959 wurde er Diözcsansckrctär der Katholischen Arbcitnehmcrbewcgung in Augsburg. 1952 trat H. in die CSU ein. 1979 wurde er Mitglied des CSU-Landesvorstandes. 1977-89 war er stellvertretender Landesvorsitzender der Arbeitnehmer-Union (CSA) in Bayern, 1984-89 Vorsitzender des CSU Bezirksverbandes Augsburg. 1956-59 gehörte er dem Stadtrat in Penzberg, 1963-71 dem Stadtrat in Augsburg an. 1969-76 war er Mitglied des Bayerischen Landtages. In der 8.-11. Wahlperiode (1976-90) vertrat H. den Wahlkreis 238 (Augsburg-Stadt) im Bundestag. Von 1976 bis Oktober 1982 und seit Mai 1989 war er Ordentliches, von Oktober 1982 bis März 1985 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Von 1976 bis Oktober 1982 gehörte er als Stellvertretendes, von Oktober 1982 bis Juni 1984 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an, dessen Vorsitz er von Oktober 1982 bis April 1984 innehatte. 1984-89 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Soziales. H. erhielt 1979 den Bayerischen Verdienstorden, 1984 das Verdienstkreuz 1. Klasse und 1989 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. H ö p k e r A s c h o f f , Hermann, * 31.1.1883 Herford, t 15.1. 1954 Karlsruhe. Jurist (Richter), Verwaltungsbeamter, ev. Η. Α., Sohn eines Apothekers, studierte Rechts- und Staatswissenschaft an den Universitäten Jena, München und Bonn, wo er 1907 mit der Arbeit Besitzemille und Eigenbesitz promoviert wurde. Er trat in den preußischen Justizdienst ein und wurde 1921 Oberlandesgerichtsrat in Hamm. 1931-33 gehörte er dem Aufsichtsrat der Dresdner Bank an, aus dem ihn die Nationalsozialisten entfernten. Er war Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei und gehörte 1921-32 dem Preußischen Landtag, 1930-32 dem Reichstag an. 1925 wurde er zum Preußischen Ministerpräsidenten gewählt, lehnte das Amt jedoch ab. Seit 1925 preußischer Finanzministcr, bemühte er sich in Zusammenarbeit mit den demokratischen Kräften im Reich um eine Reform der Reichsfinanzverwaltung und war u.a. Bevollmächtigter der preußischen Staatsregierung bei den Konkordatsverhandlungen im Jahre 1929. 1931 trat Η. A. zurück, weil er seine Versuche einer Bündelung der deutschen Reformkräfte als gescheitert betrachtete. 1933 zog er sich aus der Politik zurück und widmete sich finanzwissenschaftlichen Studien. 1945 wurde Η. A. Gcncralrcfcrcnt der Finanzen in der westfälischen Provinzregierung, beteiligte sich an der Gründung der FDP, deren Bundesvorstand er 1948-50 angehörte, und verfocht im Parlamentarischen Rat 1948/49 eine starke Bundesfinanzverwaltung. 1951-54 war er erster Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Später wurde er Professor der Geldlehre und Finanzwirtschaft an der Universität Münster. Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 9.9.1951 gehörte Η. A. dem Bundestag an. Er war Vorsitzender des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen und bis April 1951 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Geld und Kredit sowie dem Ausschuß für Beamtenrecht an. Geprägt von Friedrich Naumann und Max Weber, war Η. A. Vorkämpfer eines liberalen, doch in festen konstitutionellen Grundsätzen verankerten Staates.

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VERÖFFENTLICHUNGEN: Deutscher Einheitsstaat Ein Beitrag zur Rationalisierung der Verwaltung. Berlin 1928. - Unser Weg durch die Zeit. Gedanken und Gespräche über den Sinn der Gemeinschaft. Berlin 1936. - Geld und Gold. Jena 1939. - Geld und Währungen. Stuttgart 1948. - Die Wirtschaftsverwaltung in Frankfurt und das deutsche Finanzwesen. Bielefeld 1948. - Das Finanz- und Steuersystem des Bonner Grundgesetzes. In: Archiv des öffentlichen Rechts 75 (1949). - Geld und Kredit. Braunschweig 1951. LITERATUR: Friedrich Henning: Η. H.-A. In: liberal 5 (1963) Heft 1, S. 23-25. - Thomas Aders: Die Utopie vom Staat über den Parteien. Biographische Annäherungen an Η. H.A. Frankfurt am Main. 1994. - Erhard Η. M. Lange: Gestalter des Grundgesetzes. Die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. 15 historische Biografien. Brühl/Rheinland 1999, S. 159-172. H ö r a u f , Fritz Wilhelm, * 10.5.1908 Nürnberg, f 24.4.1991 Pfarrkirchen. Werkzeugmacher, Fabrikant, ev. H. besuchte 1914-22 die Simultanschule in Nürnberg und erlernte 1922-26 den Beruf des Werkzeugmachers. Er war Werkzeugmacher und Mechaniker in Industriebetrieben, seit 1935 Werkmeister bei den Victoria-Werken in Nürnberg. 1947-57 arbeitete er im Betrieb seiner Ehefrau, der Herdfabrik Otto Knott in Eggenfelden, mit. 1922 Schloß sich H. der Sozialistischen Arbeiterjugend und der Freien Gewerkschaftsjugend an. 1926 trat er in die SPD und den Deutschen Metallarbeiter-Verband ein. 1946 wurde er kommissarischer Landrat in Eggenfelden, 1952 stellvertretender Landrat und Mitglied des Kreistages. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) war H., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik und dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen an. In der 3. Wahlperiode war er von Januar bis Dezember 1960 Ordentliches, davor und danach Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Heimatvcrtricbcne, in der 3. und 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen und in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschädcn, als Stellvertretendes Mitglied dem Postausschuß (bis Mai 1966) an. H ö r m a n n , Hans, * 7.8.1926 Penzberg (Oberbayern). Kaufmännischer Angestellter. H. besuchte die Volksschule und die Oberschule und nahm seit 1943 am Zweiten Weltkrieg teil. Bis 1948 war er in amerikanischer und französischer Kriegsgefangenschaft, 1949/50 Bergmann in Penzberg. 1952 legte er die Kaufmannsgehilfenprüfung als Tndustriekaufmann in München ab und war 1951-54 kaufmännischer Angestellter in Penzberg. 1954 übernahm er die Leitung der Geschäftsstelle Freiburg der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie. 1952 trat H. in die SPD ein. Seit 1955 war er Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins und des Stadtkreises Freiburg der SPD. 1959-65 saß er im Stadtrat in Freiburg. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) gehörte H., jeweils über die SPD-Landcsliste Baden-Württemberg gewählt, dem Bundestag an. Von 1961 bis Mai 1965 war er Stellvertretendes, danach bis 1972 Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusscs. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (von November 1962 bis Januar 1964, danach als Stellvertretendes Mitglied)

Hösl an. In der 4. und 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen und in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung.

und Sozialordnung mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und des Ausschusses für Verkehr. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Hörnemann, Heinrich, * 16.7.1906 Gescher, t 29.9.1977 Coesfeld. Landwirt, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Fortbildungsschule durchlief H. 1923-27 eine landwirtschaftliche Lehre in Fremdbetrieben. 1927-33 arbeitete er auf dem elterlichen Hof, den er 1933 übernahm. Von 1923 bis zur Auflösung war er Präfekt des katholischen Jungmännerverbandes für den Bezirk Gescher und von 1935 bis zur Auflösung Vorsitzender des Wmdthorstbundes des Amtes Gescher. 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. 1949-57 hatte H. den Vorsitz des Siedlungsausschusses Coesfeld-Lüdinghausen inne. 1950 wurde er Mitglied der Land wirtschaftskammer. 1945 war H. Mitbegründer der CDU in Gescher und im Kreis Coesfeld, 1951-53 zweiter, seit 1953 erster Kreisvorsitzender der CDU des Kreises Coesfeld. 1946 wurde er Amtsund Gemeindevertreter, 1949 Amtsbürgermeister und 1956 zweiter Gemeindebürgermeister der Gemeinde TungerlohPröbsting. 1945 war er Mitglied des von der Militärregierung eingesetzten Verwaltungsrates des Kreises Coesfeld, danach Kreistagsvertreter des Kreises Coesfeld und 1956-61 Fraktionssprecher der Kreistagsfraktion der CDU. 1961 wurde er Landrat. In der 4. Wahlperiode vertrat H. den Wahlkreis 98 (Lüdinghausen-Coesfeld), in der 5. Wahlperiode den Wahlkreis 96 (Steinfurt-Coesfeld) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe und im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden und dem Verkehrsausschuß (seit Oktober 1967), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen an.

Hörster, Joachim, * 26. 3.1945 Lautzenbrücken. Jurist (Rechtsanwalt), kath. H. studierte Staats- und Rechtswissenschaft und legte die Erste Juristische Staatsprüfung ab. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung, die er in den achtziger Jahren nachholte, wurde er in Montabaur als Rechtsanwalt zugelassen. 1972-83 war er hauptamtlicher Bürgermeister der Verbandsgemeinde Westerburg im Westerwald. H. gehört dem Verwaltungsrat der Kreissparkasse Westerwald, Bad Marienberg, an. Er ist Vizepräsident der DeutschArabischen Gesellschaft, Berlin, Mitglied des Präsidiums der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft, Bonn, und Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen, Bonn. Von 1974 bis Juni 1994 gehörte H. dem Kreistag und dem Kreisausschuß an und hatte 1983-91 den Vorsitz der CDUFraktion des Kreistages des Westerwaldkreises inne. 1983-87 war er Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz. In der I1.-13. Wahlperiode (1987-98) vertrat H. den Wahlkreis 153 (Montabaur) im Bundestag. Von Mai 1992 bis Februar 2000 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. Er ist Vorsitzender der CDULandesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland. In der 11. und 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rcchtsausschusses (bis Juni 1992) und Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (bis Oktober 1990 bzw. seit März 1992). In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied außerdem dem Ausschuß für das Post- und Fcrnmeldewesen und als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis August 1992) sowie Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses (bis Juni 1992) und des 1. Untersuchungsausschusses (Kommerzielle Koordinierung). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Post und Telekommunikation, dem Innenausschuß und dem 2. Untersuchungsausschuß (Treuhandanstalt, seit Oktober 1993) an. In der 14. Wahlperiode ist H. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und des Haushaltsausschusses. Er gehört der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung an.

Hörsken, Heinz-Adolf, * 6.8.1938 Oberhausen, t 23.2. 1996 Mainz. Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule begann H. 1953 eine Schlosserlehre, die er mit der Gesellenprüfung abschloß. Seit 1961 war er Wärmestcllcnassistent und 1963-67 Betriebsrat im Hüttenwerk Oberhausen. 1967 wurde er Bezirkssozialsekretär der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) Aachen, 1971 Studienleiter im Adam-StegerwaldHaus in Königswinter. Er war Bundcsgcschäftsführer der Jungen Arbeitnehmerschaft, seit 1974 stellvertretender Hauptgeschäftsführer der CDA und 1985-91 Hauptgeschäftsführer. 1953 wurde H. Mitglied der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, 1961 der Industriegewerkschaft Metall. Seit 1960 war er Mitglied der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). 1986-90 gehörte er dem Wirtschafts- und Sozialausschuß der Europäischen Gemeinschaft an. 1956 trat H. in die CDU und die CDA ein. 1991-93 war er geschäftsführender Bundesvorsitzender, seit 1993 stellvertretender Bundesvorsitzender der CDA und seit 1994 stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender. 1990 wurde H. über die CDU-Landeslistc Hessen, 1994 im Wahlkreis 141 (Groß-Gerau) direkt in den Bundestag gewählt. 1994-96 war er Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Fraktion. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit

Hösl, Alex, * 9. 8.1919 Nordheim v. d. Rhön, t 20.3.1977 Düsseldorf. Werkzeugdreher, kath. H. besuchte die Volksschule und bis 1935 die Volksfortbildungsschule. 1935-38 erlernte er den Beruf des Werkzeugdrehers bei der SKF Kugel lagerfabriken GmbH in Schwer nfurt. 1939-45 war er Soldat. 1948 wurde H. Bürgermeister in Nordheim. 1952-72 war er stellvertretender Landrat des Landkreises Mellrichstadt, seit 1972 stellvertretender Landrat des Landkreises RhönGrabfcld. 1954-62 gehörte er dem Bezirkstag Unterfranken an. Von 1961 bis zu seinem Tod vertrat H. den Wahlkreis 234 (Bad Kissingen) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen, des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfe und des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (seit

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Hofbauer November 1963), in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (in der 4. Wahlperiode seit Februar 1963, davor Stellvertretendes Mitglied), in der 6. und 7. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (seil September 1974) und des Ausschusses für Forschung und Technologie (bis September 1974). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß, in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen und dem Verkehrsausschuß, in der 6. und 7. Wahlperiode dem Innenausschuß (bis Dezember 1970 bzw. bis Februar 1974) an. Hofbauer, Klaus, * 26.7.1947 Kothmaißling. Verwaltungsbeamter, Verbandsfunktionär, kath. H. besuchte die Volksschule in Windischbergerdorf und die Realschule in Furth im Wald. Nach der Mittleren Reife erhielt er eine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst und wurde Beamter des gehobenen inneren Verwaltungsdienstes. Zunächst im Landratsamt Cham auf dem Gebiet öffentliche Sicherheit und Ordnung tätig, wurde er 1982 Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsreferent des Landkreises. Tn dieser Funktion war H. für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Tschechien im Rahmen der EUREGIO Bayerischer Wald/Böhmerwald verantwortlich. Er war auch Geschäftsführer der kommunalen Wirtschaftsförderungsgescllschaft und des Aktionskreises Lebens- und Wirtschaftsraum Landkreis Cham e. V. H. ist Mitglied des Beirates der Standortentwicklungsgesellschaft Schwandorf der E.ON Energie Immobilien GmbH, München, und Mitglied des Aufsichtsratcs der Sanwaldkiiniken Beteiligungs- und Verwaltungs AG Kötzting. Er gehört dem Steuerausschuß der Diözese Regensburg an. 1985-98 war er Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins und der Werbegemeinschaft „Chamer Freizeilland". 1965 trat H. in die CDU ein. 1971-80 war er Kreisvorsitzender und stellvertretender Bezirksvorsitzender der Jungen Union Oberpfalz. 1973 wurde er CSU-Ortsvorsitzender, Mitglied der Krcisvorstandschaft Cham und Mitglied der Bezirksvorstandschaft Oberpfalz.. 1972-78 war H. Mitglied des Gemeinderates und 2. Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Windischbergerdorf. 1978 wurde er Mitglied des Stadtrates in Cham, 1987 stellvertretender Bürgermeister der Kreisstadt Cham. Er ist Mitglied des Kreistages des Landkreises Cham. 1983 wurde er Bczirksvorsitzcnder, 1992 stellvertretender Landesvorsitzender des Arbeitskreises Landesentwicklung und Umweltsicherung. Seit 1998 vertritt H. den Wahlkreis 220 (Schwandorf) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verkehr, Bauund Wohnungswesen und dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. Hoffacker, Paul, * 24.11.1930 Büderich (heute zu Wesel). Jurist (Rechtsanwalt), Verbandsfunktionär, kath. H., Sohn eines Landwirts, studierte nach dem Abitur 1951 Rechtswissenschaft, legte 1960 das Assessorexamen ab und wurde 1961 in Köln mit der Arbeit Das natürliche Recht nach Epikur zum Dr. jur. promoviert. 1961-63 war er Referent für Recht und Finanzen beim Bistum Essen, 1963-65 Referent für Staatsbürgerliche Angelegenheiten beim Zentralkomitee der Deutschen Katholiken in Bad Godesberg und 1965-77 erster Geschäftsführer der Bischöflichen Aktion Adveniat in Essen (Entwicklungsarbeit für Südamerika). Seit 1977 ist er als Rechtsanwalt beim Land- und Amtsgericht in Essen zugelassen.

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1972-76 war H. Vorsitzender des Zentralverbandes des Deutschen Kolpingwerks. 1981 wurde er Direktor der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg" des Bistums Essen. 1958 trat H. in die CDU ein. 1975-79 war er Mitglied der Bezirksvertretung Essen IX. Er wurde Mitglied des Kreisvorstandes der CDU Essen, des Bezirksvorstandes der CDU Ruhrgebiet und des Landesvorstandes der CDU NordrheinWestfalen. 1976 wurde H. über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den 8. Deutschen Bundestag gewählt. Am 21.12.1982 rückte er nach und war bis 1994 mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. 1984-87 hatte er den Vorsitz der Arbeitsgruppe für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit der CDU/CSUFraktion inne. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied, in der 10. Wahlperiode seit September 1983 Ordentliches Mitglied und seit April 1984 Vorsitzender des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an (bis April 1984). In der 10. Wahlperiode war er bis April 1984 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusscs, dem er auch in der 11. und 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, in der 12. Wahlperiode im Ausschuß für Gesundheit und im Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" mit. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode des 3. Untersuchungsausschusses (HIV-Infektionen durch Blut und Blutprodukte, seit Oktober 1993). H. erhielt 1990 das Komturkreuz des Gregoriusordens und 1997 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Heiner Marré: Das Kirchensteuerrecht im Land Nordrhein-Westfalen. Kommentar. Münster 1969. - Mit Benedikt Steinschulte und Paul Johannes Fietz: Auf Leben und Tod. Abtreibung in der Diskussion. Bcrgisch Gladbach 1985, 51986. - Mit Hubertus von Voss und Rüdiger von Voss: Chancen für das ungeborene Leben. Köln 1988. - Hrsg.: Familienszenen. Beispiele heutiger Familienwirklichkeit. Annweiler 1989. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hoffie, Klaus-Jürgen, * 14.10.1936 Königsberg (Ostpreußen). Journalist, leitender Angestellter, ev. H., Sohn eines Industriekaufmanns, besuchte nach der Flucht aus Ostpreußen die Volksschule in Lüneburg und das Realgymnasium in Darmstadt, wo er 1957 das Abitur bestand. Er studierte Germanistik, Sport und Polititsche Wissenschaften in Frankfurt am Main und erhielt 1959/60 eine Ausbildung zum Nachrichtenredakteur bei der Deutschen-PresseAgentur in Frankfurt. 1961-72 war er Public-RelationsManager bei der Deutschen Lufthansa AG in Frankfurt, nebenberuflich 1970-77 Lehrbeauftragter für Public Relations an der Technischen Hochschule in Darmstadt. 1984 wurde er Public-Relations-Berater im eigenen Büro für Öffentlichkeitsarbeit in Bickenbach. H., der mehrere Rundfunkgesellschaften gründete, gehört zu den Pionieren des privaten Rundfunks in Deutschlands. H. wurde Vorsitzender des Beirates der Rheinland-Pfälzischen Rundfunk GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, und Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Media Turm GmbH, Bensheim. 1962 Schloß er sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. 1995 gründete er den Verein Deutsche Georgienhilfe.

Hoffmann 1968 Irai H. in die FDP ein. Er wurde stellvertretender Landesvorsitzender der FDP Hessen und Vorsitzender des Bezirks Starkenberg. Er ist Beisitzer im Landesvorstand der FDP Hessen. 1968-74 war er Mitglied des Kreistagspräsidiums Darmstadt-Dieburg, seit 1972 Vorsitzender der FDPFraktion im Kreistag Darmstadt-Dieburg. 1977-85 gehörte er der Gemeindevertretung Bickenbach an. Von 1981 bis zum Rücktritt im September 1982 war H. hessischer Minister für Wirtschaft und Technik. Von 1972 bis zur Niederlegung des Mandats am 25. 6.1981 und von 1983-87 gehörte H., jeweils über die FDPLandesliste Hessen gewählt, dem Bundestag an. Er war forschungs- und technologiepolitischer Sprecher, später Verkehrs- und postpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. In der 7. und 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (in der 7. Wahlperiode seit September 1974, davor als Stellvertretendes Mitglied), als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß (von Februar 1976 bis Dezember 1978) an. In der 7. Wahlperiode war er bis September 1974 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie, dem er auch in der 8. und 13. Wahlperiode (bis Mai 1985 und wieder seit Juni 1985) als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 9. und 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und im Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (vorübergehend im Dezember 1984). H o f f m a n n , Curt, * 16. 11.1897 Grcifcnhagcn (Oder), f 2 9 . 1 1 . 1 9 6 1 Lübeck. Staatswissenschaftler, leitender Angestellter. H. besuchte die Volksschule in Greifenhagen und das Realgymnasium in Stettin, wo er 1916 das Abitur bestand. Nach kurzem Militärdienst studierte er 1916-22 Germanistik, Geschichte, Volkswirtschaft, Rechts- und Staatswissenschaften in Heidelberg, Berlin und Greifswald, wo er 1922 mit der Arbeit Die historische Entwicklung des Stettiner Getreidehandels bis zum Ausbruch des Weltkrieges zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. 1922-45 war er Syndikus bzw. Geschäftsführer der Indus trie- und Handelskammer Stettin, 1932-45 Geschäftsführer der Spediteurvereinigung Stettin. 1945 flüchtete er nach Lübeck. 1946-48 war er kaufmännischer Angestellter, 1949-50 Geschäftsführer des Verbandes der Salzheringsimporteure Deutschlands. 1948 gründete H. die Landsmannschaft der Pommern in Lübeck, deren Vorsitzender er 1949 wurde. 1949 trat H. in die FDP ein. 1950-54 war er Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein, seit 1952 Fraktionsvorsitzender. A m 15.6.1951 rückte H. über die FDP-Landesliste Schleswig-Holstein für den ausgeschiedenen Abgeordneten Fritz —> Oellers in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der I. Wahlperiode 1953 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit, des Ausschusses für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz (seit Oktober 1951), des Ausschusses für Sozialpolitik (seit Oktober 1951) und des Ausschusses für Heimat vertriebene (seit Oktober 1951). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Berlin (seit September 1951), dem Ausschuß für ERP-Fragen (seit Juni 1951) und dem Ausschuß für Verkehrswesen (seit Oktober 1951) an. H o f f m a n n , Hans-Joachim, * 12.2.1945 Lichtenfels (Oberfranken). Bankkaufmann, Diplomökonom, Parteifunktionär, kath. H., Sohn eines Eisenbahningenieurs, besuchte bis zur Mittleren Reife ein Gymnasium und durchlief danach eine

kaufmännische Lehre. 1965 legte er die Bankkaufmannsgehilfenprüfung ab, leistete 1965-67 Wehrdienst und wurde 1967 Angestellter einer Heimvolkshochschule. 1968-75 war er teils nebenberuflich, teils ehrenamtlich in der Jugendund Erwachsenenbildung tätig. 1970 holte H. auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach und studierte Wirtschaftswissenschaften und Politische Wissenschaft in Saarbrücken, München und Bremen, 1972-74 als Stipendiat der FriedrichEbert-Stiftung. Das Studium Schloß er 1974 als Diplomökonom ab. 1974-76 war er wissenschaftlicher Referent der SPD-Fraktion im Saarländischen Landtag. H. wurde Mitglied der Europa-Union, der Jungen Europäischen Föderalisten und der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. 1962 Schloß er sich der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen an. 1970 trat H. in die SPD ein. Bis Juni 1976 war er Mitglied des Landesvorstandes der Jungsozialisten des Saarlandes. Er wurde Mitglied des Vorstandes des Unterbezirks Saarbrücken. 1985-91 war H. Wirtschaftsminister im Saarland. 1991 wurde er Oberbürgermeister in Saarbrücken, 1999 Präsident des Deutschen Städtetages. Von 1976 bis zur Nicderlcgung des Mandats am 11.4.1985 vertrat H. den Wahlkreis 244 (Saarbrücken I) im Bundestag. In der 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologie (seit September 1979), in der 9. und 10. Wahlperiode im Haushaltsausschuß mit. In der 8. und 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis Juni 1982), in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (von Oktober 1981 bis Juni 1982), in der 9. und 10. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr (seit Juni 1982). 1997 wurde H. zum Ritter der Französischen Ehrenlegion ernannt. H o f f m a n n , Ingeborg, geb. Hellmich, * 2 6 . 1 1 . 1 9 2 3 Prag. Verwaltungsangestellte, Hôtelière, ev. H. besuchte bis zum Abitur 1942 ein Neusprachliches Gymnasium, danach zwei Jahre eine Höhere Handelsschule und studierte drei Semester Volkswirtschaftslehre. 1948-54 war sie Sekretärin und Sachbearbeiterin im Nordrhein-Westfälischen Landkreistag in Düsseldorf. H. war Präsidentin der Fachabteilung Autobahnraststätten im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und Präsidiumsmitglied im DEHOGA. 1968 trat H. in die CDU ein. 1969-73 war sie Vorsitzende des CDU-Kreises Kusel. 1969-72 gehörte sie dem Kreistag an und war Fraktionssprecherin im Gemeinderat. In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat H. den Wahlkreis 28 (Hoya), in der 9. und 10. Wahlperiode (1980-87) den Wahlkreis 30 (Soltau-Rotenburg) und in der 11. Wahlperiode (1987-90) den Wahlkreis 30 (Soltau-Fallingbostel - Rotenburg II) im Bundestag. In der 8. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Vcrkchrsausschusscs sowie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis November 1977) und des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (seit November 1977). In der 9.-11. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß mit. In der 9. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für lugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Oktober 1990), des Ausschusses für Forschung und Technologie (bis Oktober 1990) und des Kontrollausschusses beim Bundesausgleichsamt. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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Hoffmann Hoffmann, Iris, * 29.6.1963 Rostock. Finanzkauffrau, Diplombetriebswirtin, Finanzberaterin, Verwaltungsbeamtin. H. besuchte 1970-80 die Polytechnische Oberschule und 1980-82 die Erweiterte Oberschule und bestand 1982 das Abitur. 1983/84 ließ sie sich extern zur Finanzkauffrau ausbilden und studierte 1985-90 im Fernstudium Finanzwirtschaft an der Fachschulc in Gotha, das sie als Diplombetriebswirtin abschloß. 1982-90 war sie Finanzberaterin, 1990-94 Amtsleiterin der Kämmerei des Landkreises Rostock, seit 1993 Beamtin (Amtfrau), 1994-98 Prüferin im Rechnungs- und Gemeindeprüfungsamt im Landkreis Bad Doberan. 1991 trat H. in die SPD ein. 1994 wurde sie Schatzmeisterin des Kreisverbandes Bad Doberan. 1990-94 war sie beratendes Mitglied für die SPD-Krcistagsfraktion im Bereich Haushalt. 1995 wurde sie Mitglied, 1997 Vorsitzende der Landeskontrollkommission Mecklenburg-Vorpommern. Seit 1998 vertritt H. den Wahlkreis 262 (Wismar - Gadebusch - Grevesmühlen - Doberan - Bützow) im Bundestag. Sie ist Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Vcrbrauchcrschutz, Ernährung und Landwirtschaft an. Hoffmann, Jelena, geb. Rubanowa, * 22.3.1947 Moskau. Diplomingenieurin, leitende Angestellte. Nach dem Abitur 1965 studierte H. Halbleitertechnologie am Encrgctischcn Institut in Moskau und Schloß das Studium 1971 als Diplomingenieurin für Elektrotechnik ab. Sie arbeitete als Ingenieurin, später als Oberingenieurin in der Elektrobranche. 1976 wurde sie Entwicklungsingenieurin im Bereich Forschung und Entwicklung von numerischen Steuerungen, dann Produktmanagerin im Bcrcich elektronisches Spielzeug, 1988 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Werkzeugmaschinenbau, 1991 Marketingleiterin, später Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens. H. ist Mitglied des Vorstandes des Kreisverbandes Chemnitz der Arbeiterwohlfahrt. 1991 trat H. in die SPD ein. Sie wurde Vorstandsmitglied im SPD-Unterbezirk Chemnitz und stellvertretende Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD. 1994 wurde H. über die SPD-Landesliste Sachsen in den Bundestag gewählt, in dem sie seit 1998 den Wahlkreis 323 (Chemnitz I) vertritt. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Gremiums gemäß § 41 Abs. 5 des Außenwirtschaftsgesetzes zur Kontrolle der Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses, des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und Schriftführerin. Als stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Angelegenheiten der Neuen Länder und dem Ausschuß für Tourismus an. Sie ist Mitglied der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung. Hoffmann, lohann Hubert (Johannes), * 5.9.1889 Hönningen (Ahr), f 25. 2. 1960 Engelskirchen. Diplomlandwirt, Landwirtschaftslehrer, kath. H. studierte 1914-18 Landwirtschaftswissenschal't in Bonn und Berlin und Schloß das Studium als Diplomlandwirt ab. Er war Landwirtschaftsreferendar in Weilburg, 1919/20 Geschäftsführer des Rheinischen Bauernverbandes

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Adenau-Mayen, 1920/21 Landwirtschaftslehrer in Vohwinkel, 1921-45 Direktor der Landwirtschaflsschule in Lindlar und 1945-48 Referent für das landwirtschaftliche Schulwesen beim Oberpräsidium und Landwirtschaftsamt Bonn. 1948 wurde er wieder Direktor der Landwirtschaftsschule in Lindlar. 1923 übernahm H. den Vorsitz der Zentrumspartei in Lindlar. Er war 2. Kreisvorsitzender für Wipperfürth. 1925-33 gehörte er dem Gemeinderat, 1926-33 dem Kreistag an. 1945/46 war er Bürgermeister in Lindlar. 1947 wurde er Kreisvorsitzender der Deutschen Zentrumspartei im Rheinisch-Bergischen Kreis, 1948 Mitglied des Gemeinderates und des Kreistages Bonn-Land. 1949/50 gehörte er dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an. Am 7.8.1951 rücktc H. über die Landcslistc NordrhcinWestfalen der Zentrumspartei für den verstorbenen Abgeordneten Wilhelm Hamacher in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Am 14. 12. 1951 wechselte er zur Föderalistischen Union. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (seit Dezember 1952), im Haushaltsausschuß (seit März 1952) und im Ausschuß für Kulturpolitik (von September 1951 bis März 1952, danach war er Stellvertretendes Mitglied). Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutz der Verfassung (seit März 1952), des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (von September 1951 bis März 1952), des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit März 1952), des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit März 1952), des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung (von September 1951 bis März 1952) und des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiet des Kraftstoffvertriebs (seit März 1952). Hoffmann, Karl, * 11.3.1901 Bremen, t 17.7.1981. Staatswissenschaftler, Verwaltungsbeamter, Fabrikant. Nach der Reifeprüfung 1920 studierte H. Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten München, Kiel und Göttingen, wo er 1924 mit der Arbeit Die Tätigkeit des Reiches zum Wiederauflau der deutschen Handelsflotte zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. Er war bei der Industrieund Handelskammer für die Stadtkreise Essen, Mülheim und Oberhausen tätig, seit 1927 als Beamter. 1933 wurde er aus politischen Gründen entlassen. Vorübergehend freiberuflich tätig, wurde er später wieder in ein Angcstclltcnvcrhältnis in der Wirtschaftsverwaltung übernommen und war während des Zweiten Weltkrieges Leiter der Reichsstelle Glas, Keramik und Holzverarbeitung. Nach 1945 wurde er Leiter eines Industrieunternehmens. H. war Mitglied des Beirates der Industrie- und Handelskammer Schopfhcim. Vor 1933 gehörte H. der Deutschen Volkspartei, zuletzt der Dcutschcn Staatspartei an. Er hatte mehrere Jahre den Vorsitz des Kreisvereins Essen der Deutschen Staatspartei inne. Nach 1945 war H. Mitglied der Freien Demokratischen Partei, Landesgruppe Baden. Er wurde Vorsitzender des wirtschaftspolitischen Ausschusses der FDP. 1949 wurde H. über die FDP-Landesliste Baden, 1953 über die FDP-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (seit Juni 1951), des Ausschusses für Berlin, des Ausschusses für Verkehrswesen (seit Juni 1951), des Wahlrechtsausschusses (seit März 1953) und des Sonderausschusses zur Beratung des Gesetzes über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Haushaltsausschuß, dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen, dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik (seit Dezember 1952), dem Ausschuß für Beamtenrecht (seit Oktober 1952) und dem Ausschuß gemäß Artikel 15 GG (seit Juni 1951) an. In

Hohl der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit Mai 1955), des Ausschusses für Verkehrswesen und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Februar 1956). Hoffmann, Walter, * 28.10.1952 Mengeringhausen. Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Nach dem Abitur 1972 leistete H. 1972/73 Wehrdienst. 1973-77 studierte er an der Gesamthochschule Kassel für das Lehramt l'iir die Mittel- und Oberstufe. 1978/79 war er gewerblicher Arbeitnehmer bei VW Baunatal und besuchte 1979/80 die Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1980 wurde er Organisationssekretär, 1983 Kreisvorsitzender des DGB-Kreises Wetterau und 1991 Vorsitzender des DGB-Krciscs Starkenburg mit Sitz in Darmstadt. H. wurde Mitglied der Industriegewerkschaft Metall und der Arbcitcrwohlfahrt. Er ist alternierender Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Arbeitsamtes Darmstadt, Mitglied des Verwaltungsrates der Stadt- und Kreissparkasse Darmstadt, Mitglied des Kuratoriums des Deutschen PolenInstituts, Darmstadt, und Vorsitzender des Kulturbundes des DGB, Darmstadt. 1971 trat H. in die SPD ein. 1989-91 war er Ortsvereinsvorsitzender der SPD in Friedberg. Im April 1998 wurde er Mitglied des Ortsvereins Heimstätte, im Mai 1998 Mitglied des Unterbezirksvorstandes Darmstadt. 1989-91 war er Mitglied des Kreistages des Wetteraukreises und Vorsitzender des Arbeitskreises Kreisentwicklung der SPD-Fraktion. Seit 1998 vertritt H. den Wahlkreis 143 (Darmstadt) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Hofmann, Frank, * 21.4.1949 Schweinfurt. Diplomvolkswirt, Kriminalbeamter. Nach dem Fachabitur studierte H. Betriebs- und Volkswirtschaftslehre und Schloß das Studium als Diplom Volkswirt ab. Er leistete Zivildienst. H. wurde Kriminaloberrat beim Bundeskriminalamt. Er Schloß sich der Gewerkschaft der Polizei an. 1994 und 1998 wurde H„ seit 1975 Mitglied der SPD, über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses, des Rechtsausschusses und des 1. Untersuchungsausschusses (Plutonium-Schmuggel). In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des I. Untersuchungsausschusses (Parteispenden) und Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. Hofmann, Josef, * 23.3.1927 Hausen. Jurist (Rechtsanwalt). H., Sohn eines Landwirts und Maurerpoliers, besuchte Gymnasien in Hadamar und Limburg (Lahn), war 1944/45 Soldat und bestand 1947 das Abitur. Er studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Mainz. Nach der Promotion und dem Assesorcxamen wurde er 1957 Rechtsanwalt in Mainz. H. trat in die CDU ein. Er wurde Mitglied des Kreisvorstandes der CDU Mainz und des CDU-Fachausschusses Außenund Sicherheitspolitik. 1960/61 war er Mitglied des Stadtrates der Stadt Mainz, dem er seit 1989 erneut angehört. 1961-85 hatte er das Amt des Ersten Bürgermeisters der Stadt Mainz inne. 1984-92 war er Internationaler Präsident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas, 1988-90 Erster Präsident des regionalen und lokalen Beirates der EUKommission und 1994-98 Präsident der Kammer der Gemeinden Europas im Gemeinderat.

In der 5. Wahlperiode vertrat H. den Wahlkreis 156 (Mainz) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses (von April 1967 bis Januar 1969, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Finanzausschusses (bis Oktober 1967). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Innenausschuß und dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (seit Dezember 1968) an. H. erhielt 1981 das Verdienstkreuz 1. Klasse und 1987 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hofmann, Karl, * 11.7.1926 Pilnikau (Kr. Trautnau). Lehrer, kath. H. leistete 1944/45 Arbeitsdienst und Wehrdienst. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft im Januar 1946 besuchte er eine Lehrerbildungsanstalt. Er war zehn Jahre Volksschullchrer im Kreis Kronach (Oberfranken). Nach einjähriger Ausbildung für das Lehramt an Mittelschulen in München wurde er Realschullehrer, später Realschuloberlehrer. Er war Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Pfandbriefanstalt. 1961 trat H. in die SPD ein. Er gehörte dem Stadtrat und dem Kreisrat in Kronach an. In der 5.-9. Wahlperiode (1965-83) war H. Mitglied des Bundestages. In der 5.-7. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 224 (Coburg). 1976 und 1980 wurde er über die SPDLandcslistc Bayern gewählt. Am 1.3.1982 schicd er aus der SPD-Fraktion aus. In der 5. Wahlperiode arbeitete er im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen sowie im Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an. In der 6.-9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (in der 6. Wahlperiode seit März 1972, davor Stellvertretendes Mitglied; in der 9. Wahlperiode bis April 1982). In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an. In der 7. und 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (seit März 1973), in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (bis April 1982) des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Hohl, Heinrich, * 19.1.1900 Erksdorf, f 29.12.1968 Erksdorf. Landwirt, cv. H. besuchte die Volksschule und nahm 1925 an einem Winterlehrgang der Bauernhochschule Am Knüll teil. 1930-33 gehörte er der Christlich-Nationalen Bauern- und Landvolkpartei an. Vor 1933 war er Leiter der Landesjugendorganisation des Bauernverbandes. 1933 wurde er zum stellvertretenden Bürgermeister von Erksdorf gewählt, aus politischen Gründen jedoch von der Aufsichtsbehörde nicht bestätigt. 1933-46 war er Landwirt. 1946 trat H. in die CDU ein und wurde Bürgermeister von Erksdorf. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des Bauernverbandes im Kreis Marburg (Lahn) sowie Mitbegründer der Landesjugendbewegung des Bauernverbandes und der Bauernhochschule Hessen. 1948/49 gehörte er dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an. 1949 wurde er stellvertretender Landrat des Kreises Marburg (Lahn). Am 3.11.1949 rückte H. über die CDU-Landesliste Hessen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Werner —» Hilpert in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Er war im März 1952 Stellvertretendes,

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Hohmann danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen, Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit Januar 1952). H o h m a n n , Martin, * 4 . 2 . 1 9 4 8 Fulda. Jurist, Verwaltungsbeamter, Kriminalbeamter, kath. Nach dem Abitur 1967 an einem Humanistischen Gymnasium studierte H. 1969-76 Rechtswissenschalten in Frankfurt am Main. 1976 legte er das Erste, 1979 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. H. leistete zwei Jahre Wehrdienst. 1980-84 war er Jurist im Bundeskriminalamt, zuletzt Kriminaloberrat in der Abteilung Terrorismus, 1984-98 hauptamtlicher Bürgermeister in Neuhof. 1980 trat H. in die CDU ein. 1990 wurde er Mitglied des Kreisvorstandes der CDU in Fulda, 1994 Mitglied des Rechts- und Verfassungsausschusses des Deutschen Städteund Gemeindebundes. Seit 1998 vertritt H. den Wahlkreis 132 (Fulda) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Innenausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. H o l e t s c h e k , Klaus, * 21.10.1964 Landshut. Jurist (Rechtsanwalt), Fachhochschuldozent, kath. H. besuchte 1971-75 die Grundschule in Bad Wörishofen und 1975-84 das Josef-Bernhart-Gymnasium in Türkheim. 1984-90 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Augsburg. 1990 legte er das Erste, 1993 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und ist seitdem als Rechtsanwalt tätig. Seit 1993 ist er Referent für journalistische Nachwuchsförderung und Medienpolitik der Hanns-SeidelStiftung in München, seit 1996 Referent für Medienpolitik, Informationstechnik und journalistische Nachwuchsförderung. Seit 1994 nimmt er Lehraufträge an Fachhochschulen zum Thema Medienrecht wahr. H. ist Geschäftsführer der Sebastian-Kneipp-Tnstitut GmbH, Bad Wörishofen. Er gehört dem Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, und dem Kuratorium der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", Bonn, an. 1981 trat H. in die Junge Union und 1982 in die CSU ein. 1985 wurde er Kreisvorsitzender der Jungen Union im Unterallgäu. 1990-94 war er Bezirksvorsitzender des Arbeitskreises Umweltsicherung und Landesplanung der CSUSchwaben. 1994 wurde er Bezirksvorsitzender der Jungen Union Schwaben und Leiter des Arbeitskreises Medien der Jungen Union Bayern, 1999 stellvertretender Ortsvorsitzender der CSU Bad Wörishofen. Seit 1996 gehört er dem Stadtrat in Bad Wörishofen und dem Kreistag des Landkreises Unterallgäu an. 2002 übernahm er das Amt des Bürgermeisters von Bad Wörishofen. 1998 wurde H. über die CSU-Landcslistc Bayern in den Bundestag gewählt. Er war seit 1998 stellvertretender Sprecher der Jungen Gruppe der CDU/CSU-Fraktion und seit 2000 Beauftragter für Kirchen- und Religionsgemeinschaften der CSU-Landesgruppe. H. arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und im Petitionsausschuß mit und war Schriftführer. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Gesundheit, dem Ausschuß für Tourismus und der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" an. Am 6 . 5 . 2 0 0 2 verzichtete H. auf die Mitgliedschaft im Bundestag. VERÖFFENTLICHUNGEN: Den Wandel gestalten. Aufgaben der Politik in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Tn: Hans-Otto Mühlcisen (Hrsg.): Welche Gesellschaft - welches Deutschland? Politikerinnen der jungen Generation entwerfen Zukunftsbilder. Frankfurt am Main. 1999, S. 82-90.

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H o l k e n b r i n k , Heinrich, * 2 3 . 1 . 1 9 2 0 Handorf (Westfalen), t 29.11.1998 Trier. Gymnasiallehrer, kath. H., Sohn eines Landwirts, besuchte das Gymnasium Paulinum in Münster und studierte Philologie und Philosophie an der dortigen Universität. Während der NS-Zeit war er katholischer Jugendführer. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1946/47 setzte er sein Studium an der Pädagogischen Akademie in Bad Neuenahr fort und bestand die beiden Examen für das Lehramt an Volksschulen. Parallel zum Volksschuldienst führte H. das Studium der Philologie in Mainz fort, legte 1953 das erste, 1954 das zweite Staatsexamen (für das Lehramt an Gymnasien) ab und unterrichtete danach am Staatlichen Aufbaugymnasium in Wittlich und am Hindenburg-Gymnasium in Trier. H. war Diözesanvorsitzender des Katholischen Familienbundes der Diözese Trier. Nach Kriegsende Schloß sich H. der CDU an. 1953 wurde er Kreisvorsitzender der Jungen Union des Kreises Wittlich, 1954 Bezirksvorsitzender der Jungen Union in Trier. 1958-61 war er Landes Vorsitzender der Jungen Union von Rheinland-Pfalz, 1966-84 Vorsitzender der CDU des Bezirks Trier. 1959-61 und 1971-87 gehörte H. dem Landtag von Rheinland-Pfalz an. 1960 wurde er Mitglied des Kreistages des Kreises Wittlich und zweiter Kreisdeputierter. 1967-71 war er Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Verkehr, 1971-85 Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes Rheinland-Pfalz. 1961 wurde H. über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz, 1965 im Wahlkreis 154 (Trier) direkt in den Bundestag gewählt. Am 17.7.1967 legte er sein Mandat nieder. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik und im Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen, in der 5. Wahlperiode im Verkehrsausschuß mit. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Entwicklungshilfe, in der 4. und 5. Wahlperiode des Haushaltsausschusses, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik und des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen. H o l l a , Ernst, * 2 4 . 6 . 1 8 8 8 Krefeld, t 18.3.1963 Düsseldorf. Bäckermeister, kath. Nach der Volksschule erlernte H. das Bäckcrhandwerk, legte 1905 die Gesellenprüfung ab und machte sich nach der Meisterprüfung 1914 in Moers selbständig. 1915-18 war er Soldat. Im Juni 1919 wurde er Obermeister der Bäckerinnung und stellvertretender Kreishandwerksmeister. Nach 1919 war er Stadtverordneter in Moers und bis 1933 Mitglied des Kreistages. 1945 wurde er Obermeister und Vorsitzender der Bäckerinnung. 1945 war H. Mitbegründer der CDU im Kreis Moers und wurde 1946 Kreisvorsitzender. Er war Stadtverordneter und Mitglied des Kreistages. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat H. den Wahlkreis 84 (Moers) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik und des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes, in der 3. Wahlperiode des Wirtschaftsausschusses. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Sozialpolitik an. H o l l e r i t h , Josef, * 10.3.1955 München. Geschäftsführender Gesellschafter, kath. Nach dem Abitur 1975 am Humanistischen Gymnasium in Schäftlarn studierte H. Erwachsenenpädagogik und Betriebs-

Holtz wirtschaftslehre in München. Er wurde Mitbegründer einer privaten Wirtschaftsakademic und ist Gcschäftsführender Gesellschafter der Gesellschaft für Untcrnchmcnsberatung und Gewerbeförderung mbH in Anzing. H. ist Mitglied des Aufsichtsrates der HTC Autoteile AG, Mühldorf am Inn, und Mitglied des Aufsichtsrates der MWG Biotech AG, Ebersberg. 1986 wurde er Mitglied des Kreisgremiums der Industrie- und Handelskammer, 1990 Mitglied des Verwaltungsrates der Kreissparkasse. Er gehört dem Kontrollausschuß des Bundesausgleichsamles in Bad Homburg an. 1982-90 war er Vorsitzender des Sportvereins Anzing. 1975 trat H. in die CSU und die Junge Union ein. 1977-87 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union und 1983-91 Bezirksvorsitzender der Jungen Union in Oberbayern. 1987-91 leitete er den Arbeitskreis „Medien" der Jungen Union Bayern. 1989-93 war er Kreisvorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung. Seit 1993 ist er CSU-Kreisvorsitzender. 1978-91 war H. Mitglied des Gemeinderates in Anzing. Seit 1978 gehört er dem Kreistag Ebersberg an. 1990 wurde H. über die CSU-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt, in dem er seit 1994 den Wahlkreis 199 (Altotting) vertritt. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend, des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (seit Oktober 1992), des Ausschusses Treuhandanstalt (seil Februar 1993) und des 2. Untersuchungsausschusses (Treuhandanstalt, seit Oktober 1993). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Petitionsausschuß (bis Februar 1993), dem Ausschuß für Post und Telekommunikation und dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, des Ausschusses für Verkehr, des Ausschusses für Post und Telekommunikation und des Ausschusses für Wirtschaft. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusscs, des Rcchnungsprüfungsausschusses und der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten". Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Scidcl-Stiftung, München. Holsteg, Erwin, * 22.10.1920 Brünen (Wesel). Agraringenieur, Landwirt, ev. Nach der Volksschule besuchte H. die Landwirtschaftliche Fachschule und die Höhere Fachschule (Ingenieurschule für Landbau) und war danach als selbständiger Landwirt tätig. 1938-45 leistete er Wehrdienst. 1952 trat H. in die FDP ein. Er war Ortsverbandsvorsitzender und stellvertretender Kreisvorsitzender. 1970 wurde er Vorsitzender des Landesfachausschusses für Agrarpolitik in Nordrhein-Westfalen und stellvertretender Vorsitzender des Bundesfachausschusses für Ernährung. Landwirtschaft und Forsten. 1952-75 war er Mitglied des Gemeinderates, 1956-75 Bürgermeister der Gemeinde Brünen und Mitglied des Kreistages Rees, 1969-75 Amtsbürgermeister des Amtes Schermbeck, 1975-79 Mitglied des Gemeinderates in Hamminkeln. 1975 wurde er Mitglied des Kreistages und stellvertretender Landrat im Kreis Wesel. In der 9. Wahlperiode (1980-83) gehörte H. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, bis Oktober 1982

Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. 1975 erhielt H. das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Holtz, Uwe, * 19. 3.1944 Graudenz (Westpreußen). Historiker, Romanist, wissenschaftlicher Mitarbeiter, cv. H., Sohn eines Sparkasscndircktors, besuchte die Volksschule in Néviges und das Gymnasium in Langenberg (Rheinland). 1959-64 engagierte er sich in der Jugendbewegung. Nach dem Abitur 1963 studierte er Romanistik, Geschichte, Pädagogik und Philosophie in Köln. 1967 legte er das Staatsexamen ab und wurde 1969 mit der Arbeit Der hinkende Teufel von Vélez de Cuevera und Lesage. Eine Literatur- und sozialkritische Studie (veröffentlicht 1970) zum Dr. phil. promoviert. Aufgrund sozialpädagogischcr Tätigkeit in Frankreich erwarb er ein Moniteur-Diplom. 1969-72 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Neuere Geschichte der Universität Kiel und erhielt 1975 einen Lehrauf'trag an der Pädagogischen Hochschule Rheinland. Seil 1987 ist er Honorarprofessor für Politische Wissenschaften an der Universität Bonn. 1994 wurde H. Mitglied des Gründungskomittees des Zentrums für Entwicklungsforschung der Universität Bonn und Mitglied des Kuratoriums des Washingtoner Internationalen Forschungsinstitutes für Agrar- und Ernährungsfragen in den Entwicklungsländern. Seit 1995 ist er freiberuflicher Development Consultant. Von April bis August 1999 war er Senior Fellow am Zentrum für Europäische Integrationsforschung der Universität Bonn. H. wurde Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Kammer für Kirchlichen Entwicklungsdicnst. 1978-99 war er als Arbeitnchmervertreter Mitglied des Aufsichtsrates der Stahlwerke Bochum AG, 1989-99 der Elektroblechgesellschaft EBG Bochum, 1994-2000 Vorstandsmitglied des Internationalen Forschungsinstituts für Agrar- und Ernährungspolitik IFPRI in Washington, D.C., 1994-2000 Vorsitzender der Nichtregierungsorganisation „Gesellschaft für internationale Entwicklung", Bonn, und 1996-2001 Mitglied des Eine-WeltBeirates der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Düsseldorf. 1986 wurde er Gründungsmitglied, 1998 Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Entwicklung und Frieden, Bonn, 1998 Mitglied des Beirates der Stiftung Zukunftsfähigkeit, Bonn, 1998 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Deutschen Übersee-Instituts, Hamburg, 2000 Vorstandsmitglied der Deutschen Vereinigung ehemaliger Abgeordneter, 2001 Mitglied des UNO-Beirates für Armuts- und Umweltfragen im Zusammenhang mit der UNKonvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung und 2002 Mitglied des Kuratoriums der Geschäftsstelle des Centers for International Cooperation, Bonn. 1963 trat H. in die SPD ein und arbeitete bei den Jungsozialisten mit. 1982 wurde er stellvertretender Vorsitzender der Kommission Internationale Beziehungen beim SPDParteivorstand. Während des Studiums gehörte er dem Kölner Studentenparlament an. Er arbeitete auch im Schulund im Kulturausschuß des Rates der Stadt Néviges mit. 1969-73 war er Mitglied des Kreistages von DüsseldorfMcttmann. In der 7.-12. Wahlperiode (1972-94) gehörte H. dem Bundestag an. In der 7. und 8. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 73 (Düsseldorf-Mettmann II), in der 9. Wahlperiode den Wahlkreis 72 (Mettmann I) im Bundestag, dem er danach mit einem Mandat der SPD-Landesliste NordrheinWestfalen angehörte. 1976-81 war er Mitglied des Vorstandes der SPD-Fraktion. 1974-94 hatte er den Vorsitz des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit inne. In der

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Holz 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (bis November 1974) und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (bis Juni 1973), in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. H. war 1973-95 Vertreter der Bundesrepublik in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, zuletzt als Vorsitzender des Wirtschafts- und Entwicklungsausschusses, 1975-79 und 1983/84 Vizepräsident der Wirtschafte- und Sozialkommission der Interparlamentarischen Union (IPU) und 1986-90 Vizepräsident des TPU-Ausschusses für die nicht-autonomen Gebiete. H. wurde mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1979) und dem Komturkreuz Mexiko (1980), Spanien (1988) und Chile (1992), der Fabricius-Medaille der Stadt Hilden (1995), der Verdienstmedaille der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (1995) und dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen (2001) ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Gerd Haun und Willi Willebrand: 50 Jahre Sladtrechte Neviges. Neviges 1972. - Europa und die Multis. Baden-Baden 1978. - Brasilien. Eine historisch-politische Landeskunde. Paderborn 1981. - NorthSouth Policy in the Eigthies. Bonn 1982. - Hrsg. mit Willy Brandt: Nord-Süd-Politik. Orientierungen, Argumente und Anregungen des Nord-Süd-Forums der SPD. Bonn 1984. Hrsg.: Entwicklung und Rüstung. Baden-Baden 1984. Hrsg.: Verschuldungskrise der Entwicklungsländer. BadenBaden 1988. LITERATUR: Ansgar Burgdorf: U. H. - ein Porträt. Wuppertal 1980. - Wolfgang Saumitz: Bonner Profile: U. H. In: Das Parlament, Nr. 44, 27.10.1989. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. Holz, Joachim, * 27.6.1944 Salzwedel. Landwirt, Diplomagraringcnieur, leitender Angestellter, cv. H. besuchte bis 1960 eine Grund- und Mittelschule in Salzwedel und durchlief eine Landwirtschaftslehre, die er 1963 mit dem Abitur abschloß. 1963-66 besuchte er die Landwirtschaftliche Fachschule in Haldensleben, die er als staatlich geprüfter Landwirt verließ. 1967/68 leistete er Wehrdienst. Ein Fernstudium 1968-72 an der Universität Leipzig beendete er als Diplomagraringenieur. Bis 1973 war er Leiter der Tierproduktion in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Pretzier, 1974-86 Produktionsleiter und 1986-90 Vorsitzender der LPG Kerkau. 1963-90 war H. Mitglied der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD), 1982-90 Mitglied des DBDKreisvorstandes Salzwedel und Mitglied des DBD-Bezirksvorstandes Magdeburg. Ende August 1990 wechselte er zur CDU. 1974-90 war H. Mitglied des Kreistages Salzwedel, vom 18.3. bis zum 2.10.1990 Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 10, Listenplatz 1, Bezirk Magdeburg). 1990 kandidierte er erfolglos für den Landtag von Sachsen-Anhalt. Vom 3.10. bis zum 20. 12.1990 war H. Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. Holzapfel, Elke, geb. Götze, * 4.2.1945 Mühlhausen (Thüringen). Kauffrau, ev. H. besuchte die Polytechnische Oberschule und erhielt eine Ausbildung zur Sekretärin, Buchhalterin und Kauffrau. Bis 1974 war sie in einem Elektronikkombinat für die Materialbeschaffung verantwortlich. Danach arbeitete sie als Buchhalterin und WirtschaflskaulTrau in einem Landschaftsbaubetrieb. 1990 wurde sie Betriebsratsmitglied, 1997 Gesamtbetriebsratsvorsitzende der TUBAG-Holding-AG in Mühlhausen, im Januar 1998 Arbeitnehmervertreterin im Aufsichts-

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rat. 1997 übernahm H. ein Aufsichtsratsmandat der Wirischaftsbetriebe der Stadt Mühlhausen. 1990 trat H. in die CDU ein. 1992 wurde sie Stadtverbandsvorsitzende, 1995 Mitglied des Bundesvorstandes, 1997 stellvertretende Vorsitzende der Frauen-Union und stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes der Frauen-Union Thüringen. Seit 1992 ist sie Mitglied des Stadlrates in Mühlhausen und seit 1994 Mitglied des Kreistages des UnstrutHainich-Kreises. Am 5.11.1997 rückte H. über die CDU-Landes liste für den ausgeschiedenen Abgeordneten Roland —»Richwien in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 13. Wahlperiode 1998 angehörte. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Post und Telekommunikation und dem 1. Untersuchungsausschuß (Plutonium-Schmuggel) an. Holzapfel, Friedrich, * 20.7.1900 Bielefeld, t 15.11.1969 Pottersville (New Jersey, USA). Staatswisscnschaftler, leitender Angestellter, Diplomat. H., Sohn eines Stadtamtmanns, studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Münster und Berlin und wurde 1922 zum Dr. rer. pol. promoviert. Politisch betätigte er sich in der Christlich-sozialen Bewegung und in der Deutschnationalen Volkspartei. 1923-37 war er zweiter Geschäftsführer, seit 1926 Hauptgeschäftsführcr der Handwerkskammer Bielefeld. Er wurde aus politischen Gründen entlassen und 1938 verschiedenen Verfahren unterworfen. 1927-33 gehörte er dem Bezirksverwaltungsgericht Minden an. 1940-52 war er Angestellter, zuletzt Teilhaber einer Herforder Bürstenfabrik, 1952-57 deutscher Gesandter und 1957/58 Botschafter in Bern. 1945 wurde H. Oberbürgermeister in Herford, 1946 stellvertretender Generalsekretär des Verwaltungsamtes des Wirtschaftsrates in Minden. Seit der Gründung der CDU 1945 einer der beiden Vorsitzenden der Partei in Westfalen, gehörte er 1946/47 dem Nordrhein-Westfälischen Landtag und 1947-49 dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an. 1946 wurde er stellvertretender Vorsitzender der CDU der Britischen Zone. 1950-52 war er stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU. Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 20.1.1953 vertrat H. den Wahlkreis 44 [103] (Warburg-Höxtcr-Bürcn). 1949/50 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzcnder. Holzhüter, Ingrid, geb. Krupke, * 12.11.1936 Berlin. Haus wirtschaftsleiterin, Kauffrau, ev. H. besuchte das Eckner-Gymnasium in Berlin und legte nach einer Ausbildung zur Erzieherin im Pestalozzi-Fröbel-Haus das Staatsexamen als Hauswirtschaftsleiterin ab. Sie wurde Spielwarenfachkauffrau im Einzelhandel. H. schloß sich der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen sowie der Arbeiterwohlfahrt an. 1975 trat H. in die SPD ein. 1978-87 war sie Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF). 1988 wurde sie Landesvorsitzende der AsF Berlin und gehörte 1987-94 dem AsF-Bundesvorstand an. Sie war auch Mitglied des SPD-Landesvorstandes Berlin. 1981-85 gehörte sie der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Tempelhof, 1985-94 dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. 1994 wurde H. über die SPD-Landesliste Berlin, 1998 im Wahlkreis 256 (Bcrlin-Tcmpclhof) direkt in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Sportausschuß, dem Finanzausschuß und

Hoppe dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Neuen Länder, des Sportausschusses und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe sowie Schriftführerin.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Gedanken zu einer nachhaltigzukunftsverträglichen Entwicklung. In: Hans-Otto Mühleisen (Hrsg.): Welche Gesellschaft - welches Deutschland? Politikerinnen der jungen Generation entwerfen Zukunftsbilder. Frankfurt am Main, 1999, S. 91-99.

Holzmeister, Lieselotte, geb. Ohnsorge, * 8.2.1921 Iserlohn, t 28. /29.6.1994 Salzburg. Verlagskauffrau, kath. Nach dem Lyzeum in Solingen-Ohligs besuchte H. eine Frauenoberschule in Düsseldorf und durchlief eine kaufmännische Ausbildung in Prag. Sie war dort in der Vorkalkulation, als Sekretärin eines Personalbüros und einer Generaldirektion tätig. Im Mai 1945 interniert, wurde sie im August nach Westdeutschland ausgewiesen. Seit Dezember 1945 lebte sie in Pforzheim, seit 1946 in Stuttgart. 1948 gründete sie mit ihrem Mann Johannes H., den sie 1944 in Prag geheiratet hatte, den Fidula-Verlag für Jugend- und Schulmusik. H. arbeitete als Texterin, Lektorin und Prokuristin. 1958 übersiedelte sie nach Boppard. 1960 trat H. in die CDU ein. 1965 wurde sie Beisitzerin im CDU-Bezirksvorstand Koblenz und war bis 1975 Mitglied des Stadtrates in Boppard. H. gründete die CDUFrauenvereinigung des Kreises St. Goar, deren Vorsitzende sie wurde. Am 5.2.1968 rückte H. über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz für den verstorbenen Abgeordneten Paul —> Gibbert in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 5. Wahlperiode 1969 angehörte. Seit März 1968 war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit.

H o o g e n , Matthias, * 25.6.1904 Straelen, τ 13.7.1985 Ehrenkirchen. Jurist (Rechtsanwall), kath. H., Sohn eines Holzkaufmanns, besuchte das Gymnasium Thomäum in Kempten. Als Sekundaner wurde er Ohrenzeuge des Attentats auf Matthias Erzberger. Nach dem Abitur studierte H. Rechtswissenschaften in Freiburg und Berlin. 1928 legte er die Erste, 1932 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und wurde als Rechtsanwalt am Landgericht in Krefeld zugelassen. Im September 1940 eingezogen, wurde er 1943 zu einem Feldluftgaukommando kommandiert, wo er als Reichskriegsrat tätig war. 1945 wurde er als Oberstabsrichter der Luftwaffe nach Freiburg im Breisgau versetzt. Nach Kriegsende zunächst Mitglied der Zentrumspartei, wechselte H. 1949 zur CDU. 1948-56 war er Bürgermeister in Kempten. Er gehörte dem Kreistag und dem Kreisausschuß an. Von April 1948 bis 49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 11.12.1964 vertrat H. den Wahlkreis 24 bzw. 83 (Kempen-Kreleld) im Bundestag. 1949-53 war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz, 1951/52 Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß) und 1953-64 Vorsitzender des Ausschusses für Rechtswcsen und Vcrfassungsrecht bzw. des Rechtsausschusses. Tn der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität (seit Dezember 1950), im Ausschuß zum Schutz der Verfassung (seit März 1952), im Ausschuß für Lastenausgleich (bis Mai 1950), im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von Dezember 1949 bis Dezember 1950), im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (seit Mai 1950) und im Ausschuß für Kommunalpolitik (seit März 1952) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Finanzund Steuerfragen (seit Januar 1953) und dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik (seit Dezember 1950) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (bis Januar 1957) und des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht. Nach dem Rücktritt von Hellmut —>Heye wurde H. am 11.12.1964 mit 270 gegen 174 Stimmen bei 11 Enthaltungen zum neuen Wehrbeauftragten gewählt. Die Amtszeit H.s endete am 11.3.1970.

H o m b u r g e r , Birgit, * 11.4.1965 Singen (Hohentwiel). Diplomverwaltungswissenschaftlerin, Angestellte, kath. Nach dem Abitur 1984 am Friedrich-Wöhler-Gymnasium in Singen (Hohentwiel) studierte H. 1984-89 Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz und Schloß das Studium als Diplomverwaltungswissenschaftlerin ab. Anschließend arbeitete sie in der mittelständischen Wirtschaft im Personalbereich und war Projektreferentin der Geschäftsleitung. 1982 trat H. in die FDP ein. 1984 wurde sie Mitglied der Jungen Liberalen. Von August 1988 bis Januar 1991 war sie Landesvorsitzende der Jungen Liberalen in Baden-Württemberg und von September 1990 bis Februar 1993 Bundesvorsitzende des gesamtdeutschen Verbandes der Jungen Liberalen. Sie wurde Mitglied des Bundesvorstandes der FDP und stellvertretende Landesvorsitzende der FDP in Baden-Württemberg. 1990, 1994 und 1998 wurde H. über die FDP/DVPLandesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Sie ist umweltpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, in der 12. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt". In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" an. In der 14. Wahlperiode arbeitet sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und im Unterausschuß Vereinte Nationen des Auswärtigen Ausschusses mit. Sie ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung".

H. erhielt 1959 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Wehrbeauftragte des Bundestages. Kontrollorgan des Parlaments und Sachwalter der Soldaten. In: Das Parlament, Nr.35/36, 1990, vom 30. 8.1969, S. 8. H o p p e , Anton, * 12.2. 1889 Mülheim (heute zu Köln), t 11.8.1968 Herten. Schlosser, Verbandsfunktionär, kath. H. besuchte eine Katholische Volksschule und erlernte das Schlosser- und Dreherhandwerk. 1914 Schloß er sich der christlichen Gewerkschaftsbewegung an und war von 1928 bis zur zwangsweisen Auflösung 1935 Bezirksleiter und Rechtsberater der Katholischen Arbeitervereine in Recklinghausen. Seit 1937 wirkte er als Rendant der kath. Kirchensteuerkasse in Herten. Bis 1933 gehörte H. für die Zentrums-

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Hoppe partei dem Gemeinderat an und war Gemeindevorsteher. Er saß auch im Kreistag und im Provinziallandtag. 1927-93 war er unbesoldeter Beigeordneter in Herten. 1945 gehörte H. zu den Begründern der CDU in Westfalen und Recklinghausen. 1946-61 war er Landrat bzw. (seit Oktober 1956) stellvertretender Landrat des Kreises Recklinghausen. 1946-50 gehörte er dem Landtag von NordrheinWestfalen an. In der 1. Wahlperiode vertrat H. den Wahlkreis 41 [100] (Rccklinghauscn-Land) im Bundestag. Er war Ordcntlichcs Mitglied und seit Oktober 1951 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung. Im Januar 1952 wurde er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Februar 1951) an. Hoppe, Hans-Günter, * 9.11. 1922 Stettin, f 22.3.2000 Berlin. Jurist, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verwaltungsbeamter. H., Sohn eines Obergerichtsvollziehers, wurde nach dem Abitur 1940 zum Arbeitsdienst und 1941 zur Wehrmacht eingezogen. Bei Kriegsende geriet er in französische Kriegsgefangenschaft. Im Februar 1946 floh er aus einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager. 1947 begann er mit dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Rostock. 1949 stand er wegen „Aufruhr und Aufwiegelung" auf der Fahndungsliste. H. floh nach West-Berlin, wo er sein Studium fortsetzte. 1951 legte er das Erste, 1955 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1951-55 war er wissenschaftlicher Assistent an der Juristischen Fakultät der Freien Universität Berlin, danach leitender Beamter in der akademischen Verwaltung der Freien Universität, zuletzt Universitätsdirektor. H. war Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Siedlungs- und Landesrentenbank, Bonn, 1974-92 Mitglied des Aufsichtsrates der Volks wagen werk AG, Wolfsburg, und 1974-81 Vizepräsident und 1983-98 Präsident der Deutschen Stiftung für internationale Entwicklung. H. Schloß sich 1946 der Libcral-Dcmokratischcn Partei Deutschlands (LDPD) an. Er war Hochschulreferent des LDPD-Landesverbandes Mecklenburg. 1961 wurde er stellvertretender Landesvorsitzender der Berliner FDP und Mitglied des FDP-Bundesvorstandes. 1968-70 war er Beisitzer und 1977-87 ständiger Vertreter der FDP-Bundestagsfraktion im FDP-Parteipräsidium. 1952-58 und 1963-73 gehörte er dem Abgeordnetenhaus von Berlin an; 1955-58 und 1971-73 war er stellvertretender Parlamentspräsident. Seit März 1963 Senator für Finanzen, übte er von März 1967 bis März 1971 das Amt des Senators für Justiz aus. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) gehörte H. als Vertreter des Landes Berlin dem Bundestag an. 1975-87 war er stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion. In der 7.-10. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an. In der 7., 8., 10. und 11. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied und in der 11. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß (von Juni bis September 1975), in der 11. Wahlperiode im Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) mit. In der 7.-10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (von Oktober 1973 bis Mai 1986).

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Horacek, Milan, * 30.10.1946 Groß-Ullersdorf (Tschechoslowakei). Elektromonteur, Publizist. Nach dem Besuch der Volksschule machte H. eine Lehre als Elektromonteur. Als „politisch Unzuverlässiger" war er zwei Jahre in einem Strafbataillon. Als Straßenbauarbeiter in der Nähe von Mährisch-Schönberg tätig, floh er nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen über Österreich in die Bundesrepublik Deutschland, wo seine Mutter, eine Deutsche, seit 1966 mit zwei Schwestern in der Nähe von Frankfurt am Main lebte. Zunächst in seinem erlernten Beruf tätig, arbeitete er 1972/73 als Aushilfe in der Redaktion von „Der Gewerkschafter" in Frankfurt, schlug den zweiten Bildungsweg ein, bestand die Begabtenprüfung für das Hochschulstudium und nahm 1976 in Frankfurt das Studium der Politischen Wissenschaften auf. Politisch war er in CSSR-Exilkreisen tätig, für die er 1975-80 die Zeitschrift „Listy" herausgab. 1978 zählte H. zu den Gründungsmitgliedern der Grünen Liste Hessen und 1979 der Partei Die Grünen. 1981-83 war er Mitglied des Frankfurter Stadtparlaments. Zuletzt leitete H. die Prager Außenstelle der den Grünen nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung. In der 10. Wahlperiode war der „Radikalökologe" H., der für Klaus —> Hecker nachrückte, vom 2.9.1983 bis 3.10.1985 Mitglied des Bundestages. Im März 1984 wurde er Stellvertretendes, im März 1985 Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wie bleibt die Ziege ganz und wird der Wolf trotzdem satt? In: Brigitte Jäger und Claudia Pini: Zwischen Rotation und Routine. Die Grünen im Bundestag. Köln 1985, S. 118-126. Horlacher, Michael, * 18.1.1888 Pottenstein (Oberfranken), f 12.10.1957 Bad Tölz. Volkswirt, Verwaltungsbeamter, kath. H„ Sohn eines Baumeisters und Ingenieurs, besuchte bis 1907 das Melanchthon-Gymnasium in Nürnberg und studierte Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften an der Universität München. 1913 mit der Arbeit Feststellung und Erklärung der landwirtschaftlichen Budenpreisbewegung 1900-1910 zum Dr. oec. pubi, promoviert, wurde er Hilfsarbeiter beim Bayerischen Statistischen Landesamt in München, 1916 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Statistischen Reichsamt in Berlin und bei der Bayerischen Lcbensmittelstcllc. Zwischenzeitlich nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1917/18 war er Redakteur für Fragen der Volkswirtschaft bei der „München-Augsburger Abendzeitung" und 1920-33 Direktor der Bayerischen Landesbauernkammer. Er gehörte dem deutschen Landwirtschaftsrat an und vertrat Bayern bei der Zentrale der deutschen Bauernvereine in Berlin. Als Mitglied der Bayerischen Volkspartci gehörte er 1920-24 dem Bayerischen Landtag und 1924-34 dem Reichstag an. 1933 wurde er aller Ämter enthoben und vorübergehend verhaftet. H. war Mitglied des Präsidiums des Bayerischen Bauernverbandes. Im Mai 1947 übernahm er den 1. stellvertretenden Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Bauernverbände. 1945 wurde er Direktor des Bayerischen RailTeisenverbandes, 1948 stellvertretender Präsident des deutschen Raiffeisenverbandes in den Westzonen, im November 1948 geschäftsführender Präsident des Bayerischen Raiffeisenverbandes. Er war auch stellvertretender Vorsitzender der Bayerischen Raiffeisen-Zentralkasse und der Bayerischen Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften AG. H. zählte zu den Begründern der CSU. 1945/26 war er Mitglied des Vorläufigen Landesausschusses der CSU, 1946-57 Mitglied des Landesvorstandes und des geschäftsluhrenden Landesvorstandes der CSU, 1948-52 stellvertretender Landesvorsitzender der CSU. 1945-50 nahm er das Amt

Hornhues des Staatskommissars für das landwirtschaftliche Genossenschaftswesen im Bayerischen Landwirlschaftsministerium wahr. 1946-50 war H. Mitglied des Bayerischen Landtages und dessen Präsident. Im März 1947 wurde er Vertreter Bayerns im parlamentarischen Rat des Länderrates der Amerikanischen Bcsatzungszone. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) vertrat H. den Wahlkreis 27 bzw. 222 (Forchhcim) im Bundestag. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit November 1949). In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des GG (seit Dezember 1949) und des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (seit April 1950). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (seit April 1950) und dem Untersuchungsausschuß zur Hauptstadtfrage (Spiegelausschuß, seit März 1953) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung (bis September 1956, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Geld und Kredit. 1947 wurde H. zum Ehrenmitglied des Deutschen Bauernverbandes ernannt. 1954 erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Kriegswirtschaft und Lebensmittelbesteuerung im In- und Ausland. Stuttgart 1917. - Der Wiederaufbau der deutschen Volkswirtschaft. Eine Denkschrift über Deutschlands finanzielle und wirtschaftliche Not. Dießen 1919. - Der Wert der Pfalz für Bayern und das Reich. Dießen 1920. - Das Agrarprogramm der deutschen Sozialdemokratie. München 1923. - Die Erhaltung der Landwirtschaft. München 1924. - Mit Eugen Grimminger: Landwirtschaftliche Genossenschaften und Wirtschaftsordnung. Erlangen 1950. - Einführung in die Agrarpolitik. München 1951 NACHLASS: Archiv der Christlich-Demokratischen Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Horn, Erwin, * 2.5.1929 Annerod (heute zu Fernwald). Gymnasiallehrer. Nach der Volksschule besuchte H. eine Aufbauschule, die er 1948 mit dem Abitur abschloß. 1949-55 studierte er Dcutsch, Englisch, Philosophie und Politik und bestand 1955 das Staatsexamen. Bis 1962 war er Studienrat, 1962-66 Fachlciter für Sozial- und Gemeinschaftskunde am Studienseminar in Gießen und 1966-69 Oberstudiendirektor am Gymnasium in Nidda. 1981-85 war H. Vorsitzender des Militärausschusses der Nordatlantischcn Versammlung. 1985 wurde er Vorsitzender der sozialdemokratisch-sozialistischen Fraktion in der Nordatlantischcn Versammlung. 1962-88 war H. Unterbezirksvorsitzender der SPD Gießen. 1960-76 gehörte er dem Kreistag an. In der 6.-13. Wahlperiode (1969-98) war H. Mitglied des Bundestages. In der 6.-9. und 11.-13. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 133 bzw. 131 (Gießen). 1983 wurde er über die SPD-Landesliste Hessen gewählt. Seit 1977 gehörte er dem Vorstand der SPD-Fraktion an. In allen Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses (in der 13. Wahlperiode zuletzt Stellvertretendes Mitglied bis August 1998), in der 9. Wahlperiode dessen Vorsitzender. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, in der 7.-13. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß (bis Januar 1998) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Enttäuschungen und Hoffnungen halten sich die Waage. In: Hugo Brandt (Hrsg.): Hoffen, zweifeln, abstimmen. Seit 1969 im Bundestag.

14 SPD-Abgeordnete berichten. Reinbek bei Hamburg 1980, S. 35-39. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Horn, Peter, * 15.4.1891 Köln, f 26.6.1967. Verbandsfunktionär, leitender Angestellter, kath. Nach der Volksschule besuchte H. die höhere kaufmännische Fortbildungsschule und belegte Kurse an der Volkshochschule. Bis 1924 war er in der Maschinenindustrie, anschließend bis 1936 als geschäftsführendes Vorstandsmitglied im Verband katholischer kaufmännischer Vereinigung Deutschlands tätig. 1928-33 leitete er die politischparlamentarische Verbindungsstelle des Verbandes in Berlin. 1937 wurde er Geschäftsführer der Barmcr Ersatzkassc. H. trat 1933 in die Zentrumspartei ein und wurde Bezirksgruppenvorsitzender, Vorsitzender des Rheinischen Angcstclltenbeirates und Zweiter Vorsitzender des Reichsangestelltenbeirates. Er war Bezirksverordneter in Berlin-Steglitz. Nach Kriegsende Schloß er sich der CDU an und wurde 1947 deren Vorsitzender in Frankfurt am Main. 1947-49 gehörte er dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an und war stellvertretender Fraktionsvorsitzender, Vorsitzender des Ausschusses für Post- und Fcrnmcldcwcscn sowie stellvertretender Vorsitzender für Arbeits- und Sozialwesen. 1950 saß er im Hessischen Landtag. Am 10.6.1950 rückte H. liber die CDU-Landesliste Hessen für den ausgeschiedcnen Abgeordneten Hans —» SchlangcSchöningcn in den Bundestag nach. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat er den Wahlkreis 140 (Frankfurt/ Main I) und wurde 1961 über die CDU-Landesliste Hessen gewählt. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (seit September 1950), in der 3. und 4. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Sozialpolitik. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches (seit Dezember 1950), in der 2.-4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Untersuchungsausschuß zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951), im Untersuchungsausschuß zur Hauptstadtfrage (Spiegelausschuß, seit März 1953) und im Untersuchungsausschuß betr. Dokumentendiebstahl im Bundeskanzleramt (seit Oktober 1951) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in dieser Wahlperiode dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (seil Dezember 1950) an. Hornhues, Karl-Heinz, * 10.6.1939 Stadtlohn. Diplomvolkswirt, Angestellter im Bildungsbereich. H., Sohn eines Landwirts und Viehhändlers, besuchte nach der Realschule ein Humanistisches Gymnasium und legte 1960 das Abitur am Alexander-Hegius-Gymnasium in Ahaus ab. Er studierte Volkswirtschaft, Soziologie und christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster, bestand 1965 das Examen als Diplomvolkswirt und wurde 1968 mit der Arbeit Volkswirtschaftliche Auswirkungen der Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer zum Dr. rer. pol. promoviert. 1966-71 war er Referent und seit 1970 Leiter der katholischen Erwachsenenbildungsstätte Ludwig-WindthorstHaus in Holthausen. 1971 wurde er Ausbildungsleiter der HolTmann-La Roche AG in Grenzbach (Baden), 1972 Kurator an der Katholischen Fachhochschule Norddeutschland in Osnabrück/Vechta, 1974 Hochschullehrer für Sozialökonomic und Sozialpolitik und 1977 Professor an dieser Hochschule. H. gehört der Mitgliederversammlung der Deutscher Ring Krankenversicherung a. G., Hamburg, an und ist Vorsitzender der Deutschen Afrika Stiftung, Bonn.

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Hornung 1961 trat H.in die CDU ein. 1972-74 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Niedersachsen und seit 1972 Mitglied des Landes Vorstandes der CDU Niedersachsen. H. ist seit 1972 Mitglied des Bundestages, in den er 1972, 1980 und 1998 über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt wurde. In der 8. und 10.-13. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 33 (Osnabrück). 1983-89 war er Vorsitzender der Deutsch-Afrikanischcn Parlamcntaricrgruppc, 1985-89 Vorsitzender des Unterausschusses Auswärtige Kulturpolitik, von Oktober 1989 bis November 1994 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, zuständig für die Bereiche Außen-, Verteidigungs-, Deutschlandpolitik und wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (von Juni bis August 1974), in der 7. und 8. Wahlperiode im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (in der 7. Wahlperiode bis Juni 1974 und wieder seit August 1974). In der 8. und 9. Wahlperiode (bis Oktober 1982, danach Ordentliches Mitglied) sowie in der 11. und 12. Wahlperiode (seit November 1989) gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. In der 9. (seit Oktober 1982, davor Stellvertretendes Mitglied), 10. und 11. Wahlperiode (bis November 1989, danach Stellvertretendes Mitglied) war er Ordentliches, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied und in der 13. Wahlperiode Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (seit November 1989), in der 11. und 12. Wahlperiode des Vcrteidigungsausschusscs (seit November 1989) und in der 12. Wahlperiode des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992). In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union und des Gemeinsamen Ausschusses. Er ist auch Vorsitzender der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung und Ordcntlichcs Mitglied der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. H o r n u n g , Siegfried, * 8 . 7 . 1 9 3 8 Ballcnbcrg. Landwirtschaftsmcistcr, kath. H. besuchte nach der Volksschule die Landvolkshochschule und studierte ein Semester an der Akademie Klausenhof. Nach dem Besuch der landwirtschaftlichen Berufsschule legte er die Gehilfenprüfung, später die Landwirtschaftsmeisterprüfung ab und wurde selbständiger Landwirt. H. ist Mitglied des Beirates der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn, Stellvertretendes Mitglied des Kuratoriums der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", Bonn, und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, Königswinter. 1962 trat H. in die Junge Union, 1964 in die CDU ein. Er wurde Mitglied des Kreisvorstandes, des Bezirksvorstandes, des Landesvorstandes und des Bundesparteiausschusses. Seil 1965 ist er Stadtverbandsvorsitzender und Vorsitzender des Agrarausschusses im Bezirksverband Nordbaden. Er gehört dem Kreistag Soest an. 1983 wurde H. über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. Am 6 . 2 . 1 9 9 0 rückte er über die Landesliste Baden-Württemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Bernhard —> Friedmann in den Bundestag nach, in dem er seit Dezember 1990 den Wahlkreis 181 (Odenwald - Tauber) vertritt. In der 10. Wahlperiode war er

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Ordentliches Mitglied (bis März 1990, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 12. Wahlperiode Vorsitzender und in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 10. Wahlperiode wurde er im Oktober 1985, in der 11. Wahlperiode im Mai 1990 Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, dem er in der 12. und 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied (seil Mai 1990) des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 14. Wahlperiode ist H. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Er gehört der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Mitwirkung des Deutschen Bundestages an der EG-Agrarpolitik. In: Renate Hellwig (Hrsg.): Der Deutsche Bundestag und Europa. München/ Landsberg am Lech 1993, S. 49-65. H o r s t m e i e r , Martin, * 1.4.1929 Stockhausen. Landwirtschaftsmeister, ev. Nach dem Besuch der Volksschule begann H. eine landwirtschaftliche Lehre und besuchte die Landwirtschaftsschule in Lübbecke sowie die Deutsche Bauernhochschule in Fredeburg. 1955 legte er die landwirtschaftliche Meisterprüfung ab und übernahm 1965 den elterlichen Hof. 1950-60 war H. Vorsitzender der Kreislandjugend und des Kreisjugendrings Lübbecke, 1959-67 Landesvorsitzender der Westfälisch-Lippischen Landjugend. 1964 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Lübbecke. 1968-72 war er Bundesvorsitzender der Landjugend, 1970-72 Vorsitzender der Comité d'Entente (EWG-Landjugend). 1966 wurde er Vorsitzender des Bezirksagrarausschusses der CDU Ostwestfalen-Lippe, 1971 Mitglied des Beratenden Ausschusses für Fragen der Argrarstrukturpolitik der EG-Kommission und 1977 Mitglied des Kuratoriums der Agrarsozialen Gesellschaft. In der 5.-9. Wahlperiode (1965-83) war H., jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. A m 3.12.1986 rückte er über die Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Peter —»Milz in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Oktober 1970, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 6.-9. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (in der 6. Wahlperiode seit Oktober 1970, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 5.-9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. H o r t e n , Alphons, * 9.11.1907 Metz-Sablon (Lothringen). Leitender Angestellter, Fabrikant, kath. H. besuchte ein Humanistisches Gymnasium und studierte nach dem Abitur mehrere Semester Volkswirtschaft an der Universität in Berlin. Anschließend war er dort, am Aufbau der Knäckebrotwerke beteiligt, bis er 1945 fliehen mußte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Geschäftsführer der Basica GmbH und war seil 1951 bei der Familiengesellschaft J. Weck & Co. in Öflingen tätig. H. wurde stellvertretender Vorsitzender der Bundeswirtschaftsvereinigung der CDU und des Wirtschaftsrates der

Hovermann CDU in Bonn. Er war Vorstandsmitglied des Wirtschaftspolitischen Ausschusses der CDU. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) vertrat H. den Wahlkreis 78 (Rheydt-Grevenbroich II) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Juni 1966) und im Ausschuß für Arbeit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an (seit Mai 1966). In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ein Jahr Bundestagsabgeordneter. Erfahrungen, Hoffnungen und Enttäuschungen. In: Die Aussprache 16 (1966) Heft 10, S. 275-280. - Rückblick auf ein Jahrhundert. Erinnerungen eines Zeitzeugen. Freiburg im Breisgau 1997. H o s s , Wilhelm (Willi), * 2 7 . 4 . 1 9 2 9 Vaals (Niederlande). Parteifunktionär, Hochdruckschweißcr. H., Sohn eines deutschen Landarbeiters und einer Niederländerin, kam 1937 mit seiner Familie nach Deutschland. 1945 trat H. in die KPD ein. 1946 wurde er ehrenamtlicher Sekretär der Landarbeitergewerkschaft, die zur Industriegewerkschaft Bau gehörte, wurde jedoch aus politischen Gründen entlassen. Anschließend war er Volontär bei der Lokalredaktion der „Freiheit", studierte 1949/50 an der Parteihochschule in Berlin Marxismus-Leninismus, Geschichte, Philosophie und Soziologie und war bis zum Verbot der KPD am Niederrhein mit Kader-Schulungen betraut. 1956 bildete er sich zum Elcktroschwcißcr und Monteur aus und arbeitete seit 1959 bei Daimler-Mercedes in Stuttgart, wo er Betriebsrat wurde und die oppositionelle „Plakatgruppe" gründete. 1979 wurde er Mitglied des verhandlungsführenden Betriebsausschusses. Aus der Industriegewerkschaft Metall, der er seit 1951 angehörte, wurde H. 1972 ausgeschlossen, nachdem er die „Plakatgruppe" als innerbetriebliche Gegengruppe zur Gewerkschaft etabliert hatte. 1979 war H. Gründungsmitglied der Partei Die Grünen. Nach der Zustimmung der Mehrheit der Bundestagsfraktion zum Einsatz von Bundeswehrsoldalen in Afghanistan erklärte H. im November 2001 seinen Austritt aus der Partei Bündnis 9 0 / D i e Grünen. Von 1983 bis zum 12.4.1985 und 1987-90 gehörte H. mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. 1986/87 und 1990 war er Fraktionssprecher. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fenmeldewesen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Hermann Mühleisen und Mario d'Andrea: Vorschlag zu den Bctricbsratswahlcn 1975. Offenbach 1974. - Mit Frank Neumann: Betriebsverfassungsgesetz im Meinungsstreit. Bonn 1990. LITERATUR: W. H. 11 Stunden aus dem Leben eines Abgeordneten. In: Brigitte Jäger und Claudia Pini: Zwischen Rotation und Routine. Die Grünen im Bundestag. Köln 1985, S. 17-28. H o t h , Sigrid, * 8 . 3 . 1 9 6 1 Zerbst. Tierärztin. Nach dem Besuch der Erweiterten Oberschule bestand H. 1979 das Abitur und erhielt bis 1980 eine Berufsausbildung zum Facharbeiter Zootechniker-Mechanisator. 1980-85 studierte sie in Leipzig Veterinärmedizin, Schloß das Studium als Diplomveterinärmedizinerin ab und wurde 1989 mit der Arbeit Die Nutzung epizootiologischer Methoden für die Untersuchung, Verhütung und Bekämpfung nicht übertragbarer Tierkrankheiten, dargestellt am Beispiel der Weidetetanie

zum Dr. med. vet. promoviert. 1985-90 praktizierte sie als Tierärztin im staatlichen Veterinärwesen. 1990 trat H. in die FDP ein. 1991 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes der FDP Sachsen-Anhalt. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte H. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Sachsen-Anhalt dem Bundestag an. Sie arbeitete als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem EGAusschuß (bis April 1993) an. H o v e n , Viktor, * 26. 3. 1909 Kornelimünster (heute zu Aachen), t 10.10.1968 Simmerath. Historiker, Kaufmann, kath. Nach dem Abitur an einem Humanistischen Gymnasium studierte H. Rechtswissenschaften, Geschichte und Volkswirtschaft in Köln, Paris, Berlin und Frankfurt am Main, wo er 1938 mit der Arbeit Flämische Selbständigkeitsbestrebungen und ihre politische Vorgeschichte zum Dr. phil. promoviert wurde. Seit 1935 war er selbständiger Kaufmann in Unternehmungen der Kalkindustrie. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. H. war Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie. 1953 wurde H. Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Aachen, 1954 Mitglied des Landesvorstandes der FDP Nordrhein-Westfalen. 1952-56 war er Bürgermeister in Kornelimünster, 1956-58 stellvertretender Landrat des Landkreises Aachen. 1954-58 gehörte er dem Landtag von NordrheinWestfalen an; 1956-58 war er stellvertretender Vorsitzender des Wicdcraufbauausschusscs. 1957 und 1961 wurde H. über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit (seit April 1958, davor Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis November 1958). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Petitionen und dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik an. In der 4. Wahlperiode war er bis Februar 1963 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verteidigung und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit (bis November 1963). H o v e r m a n n , Eike, * 2 7 . 5 . 1 9 4 6 Eickelborn. Gymnasiallehrer. Nach dem Abitur 1964 in Warburg studierte H. Geschichte und Latein in Münster und legte die beiden Staatsexamen ab. Er wurde Lehrer an Gymnasien in Münster, Burgsteinfurt, Erwitte und Lippstadt-Schloß-Overhagen. H. gehört dem Beirat der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn, an. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Kuratoriums der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", Bonn, und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, Königswinter. 1969 trat H. in die SPD ein. Er wurde SPD-Unterbezirksvorsitzender im Kreis Soest. 1979-94 gehörte er dem Rat in Lippstadt an. 1989 wurde er Mitglied des Kreistages Soest. A m 13.1.1995 rückte H. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hans Gottfried —» Bernrath in den Bundestag nach, in dem er seit 1998 den Wahlkreis 118 (Soest) vertritt. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Post und Telekommunikation, im Ausschuß für Gesundheit und in der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft". In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem

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Hoyer Ausschuß für Verbraucherschulz, Ernährung und Landwirtschaft sowie der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik". Er gehört der Deutsch-Belgischen und der Deutsch-Österreichischen Parlamentariergruppe sowie der Interfraktionellen Arbeitsgruppe Behindertenpolitik an. H o y e r , Werner, * 17.11.1951 Wuppertal. Diplomvolkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verbandsfunktionär, kath. H., Sohn eines Kaufmanns, wuchs in Wuppertal und Hannover auf. 1970 legte er das Abitur am Kaiser-WilhelmGymnasium in Hannover ab und studierte nach mehreren kaufmännischen und technischen Praktika in Deutschland und den USA Wirtschaftswissenschaften in Köln. 1974 Schloß er das Studium als Diplomvolkswirt ab und wurde 1977 mit der Arbeit Vermögenseffekte des Geldes. Theoretische Ansätze zur Rolle des Geldes als Vennögensobjekt im Wirtschaftsprozeß zum Dr. rer. pol. promoviert. 1974-84 war er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Köln. 1985-87 leitete er die Bereiche Wirtschaft und Information der Carl Dulsberg Gesellschaft e.V., Köln. Nebenberuflich nahm er einen Lehrauftrag für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Köln wahr. H. ist Vizepräsident der Deutschen Atlantischen Gesellschaft, Bonn, Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Bonn, und Mitglied des Präsidiums der Europa-Union Deutschland, Bonn. 1972 trat H. in die FDP ein. 1983 wurde er Mitglied des Bundesvorstandes der lungen Liberalen, später stellvertretender Bundesvorsitzender. 1984-93 war er Kreisvorsitzender der FDP Köln. 1984 wurde er Mitglied des Landesvorstandes Nordrhein-Westfalen, 1997 des Bundesvorstandes der FDP. 1993/94 war er Generalsekretär der FDP, 1997-2000 Vizepräsident der Europäischen Liberalen (ELDR), deren Vorsitzer er 2000 wurde. Seit 1987 ist H. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. 1989-93 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion, 1990-94 sichcrbcitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, von November 1994 bis Oktober 1998 Staatsminister beim Bundesminister des Auswärtigen Amtes und deutscher Verhandlungsführer in der Rellexionsgruppe und der Regierungskonferenz von 1995 bis 1997 (Vertrag von Amsterdam). In der 11. und 12. Wahlperiode arbeitete H. als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß mit. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung (seit November 1989) und dem Haushaltsausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (von Oktober 1992 bis Oktober 1993) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis Februar 1993) und des Ausschusses für Wirtschaft (bis Oktober 1992). In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschuß sowie Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Rolf Rettig: Grundlagen der Mikroökonomischen Theorie. Düsseldorf 1983, 3 1993 (zusätzlich mit Klaus-Dieter Rothe). - F.D.P. 1994 und danach: Programm und Funktion. In: liberal 36 (1994) Heft 2, S. 15-21. H u b e r , Antje, geb. Pust, * 23.5.1924 Stettin. Redakteurin, Studienleiterin. H., Tochter eines Volksschullehrers, wuchs in Berlin auf. Sie besuchte das Goethe-Lyzeum in Lichterfeld-Ost, wo sie

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1942 das Abitur bestand, durchlief eine journalistische Ausbildung und war seit 1946 Sportjournalistin zuerst in Berlin, dann in Essen („Neue Rhein/Ruhr-Zeitung"). 1961/62 studierte sie an der Dortmunder Sozialakademie Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft, Soziologie, Arbeitsrecht, Arbeitswisscnschaft und Sozialpädagogik. 1962-69 war sie dort Studienlcitcrin (Tutorin). 1948 trat H. in die SPD ein. 1975-78 war sie Mitglied des SPD-Bundesvorstandes, 1978-84 Mitglied des Bundespräsidiums der SPD und bis 1991 stellvertretende Landes Vorsitzende der SPD in Nordrhein-Westfalen. 1964 wurde sie Ratsmitglied in Essen. Von 1969 bis zur Niederlegung des Mandats am 7.4.1982 war H. Mitglied des Bundestages, in dem sie in der 6.-9. Wahlperiode den Wahlkreis 89 bzw. 90 (Essen III) vertrat. 1980 wurde sie über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt. Von 1976 bis zu ihrem Rücktritt 1982 war sie Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit. In ihrer Amtszeit setzte sie warnende Zusätze auf Zigarettenpackungen und Werbeplakaten der Tabakindustrie durch. In der 6., 7. (bis Januar 1975, danach stellvertretende Vorsitzende) und 9. Wahlperiode (seit Mai 1982) war H. Ordentliches, in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 6. und 7. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem 2. Sonderausschuß für die Strafrechtsrel'orm (in der 7. Wahlperiode seit Dezember 1975) und dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (seit April 1970 bzw. seit Juni 1974) an. In der 7. Wahlperiode war sie bis Juni 1974 Stellvertretendes Mitglied, in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und seit November 1984 stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses. In der 9. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Wirtschaftsausschuß (seit Mai 1982), in der 10. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (seit Mai 1984) an. LITERATUR: Α. H. Am liebsten Finanzfrau. In: Renate Lepsius: Frauenpolitik als Beruf. Gespräche mit SPDParlamentarierinnen. Hamburg 1987, S. 158-177. H u b e r t , Elinor, geb. Höhnen, * 11.5.1900 Breslau, t 25.1.1973 Köln. Ärztin, ev. H. besuchte das Lyzeum in Allenstcin (Ostpreußen) und 1917-19 die Obcrstudienanstalt für Mädchcn in Breslau, wo sie die Reifeprüfung ablegte. 1921-26 studierte sie an der Universität in Greifswald Medizin und wurde 1927 approbiert. Nach der Promotion 1944 zum Dr. med. an der Universität in Göttingen aufgrund der Dissertation Zur Differentialdiagnose zwischen Ovarialtumoren und extragenitalen Tumoren des Abdomen war sie praktische Ärztin in Brandenburg an der Havel. 1945 übersiedelte sie nach Göttingen, wo sie bis 1948 juristische Studien betrieb und anschließend wieder als Ärztin tätig war. 1945 trat H. in die SPD ein. 1947/48 gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Zonenrat der Britischen Besatzungszone an. Sie war bis 1950 Mitglied des Rates der Stadt Göttingen. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat H. den Wahlkreis 25 bzw. 47 (Alfeld-Holzminden), in der 5. Wahlperiode (1965-69) den Wahlkreis 42 (Holzminden) im Bundestag. In allen fünf Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied, in der 5. Wahlperiode Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheitswesen. In der 1 .-3. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß (in der 1. Wahlperiode von Februar 1952 bis März 1953, in der 3. Wahlperiode bis November 1958, danach als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 1. Wahlperiode war sie außerdem Ordentliches Mitglied des Organisationsausschusses, des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kricgsgefange-

Hübner nenfragen und des Ausschusses für Bücherei (bis März 1951). In der 2. Wahlperiode gehörte sie dem Büchereibeirat, in der 2. und 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen an. In der 3. und 4. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (seit September 1960), in der 4. und 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Strafrecht" (seit Dezember 1963), in der 5. Wahlperiode des Ältestenrates und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (seit lanuar 1967). Seit 1957 war sie Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Westeuropäischen Union. H u b r i g , Hans, * 15.4.1924 Celle, f 2 5 . 3 . 1 9 8 2 Hannover. Pädagoge, wissenschaftlicher Mitarbeiter, leitender Angestellter, cv. H. bestand 1942 das Abitur, studierte nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg 1945-50 in Göttingen Pädagogik, Psychologie und Psychiatrie und wurde 1950 mit der Arbeit Die patriotischen Gesellschaften des 18. Jahrhunderts zum Dr. phil. promoviert. 1950-54 war er Assistent am Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen. 1954 wurde er Geschäflsführender Gesellschafter des Kalksandsteinwerks Dr. Hubrig & Co. in Winsen (Aller), 1959 Geschäftsführer der Nordhcssischen Kalksandsteinwerke in Kaufungen bei Kassel. 1966 trat H. in die CDU ein und hatte 1975-81 den Vorsitz des CDU-Bezirksverbandes Lüneburg inne. 1968-73 war er Mitglied des Gemeinderates in Wietze, 1968-70 und 1973 Mitglied des Kreistages Celle und Vorsitzender der CDUKreistagsfraktion. 1974-76 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an. In der 6., 8. und 9. Wahlperiode vertrat H. den Wahlkreis 39 (Celle bzw. Celle-Uelzen) im Bundestag. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 8. und 9. Wahlperiode des Ausschusses für Forschung und Technologie. In allen drei Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an (seit Dezember 1970). N A C H L A S S : Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. H u d a k , Adalbert, * 2 5 . 9 . 1 9 1 1 Großlomnitz-Zips (Slowakei), t 27. 3.1986. Gymnasiallehrer, Hochschullehrer, ev. H. besuchte die Volksschule in Großlomnitz und das Deutsche evangelische Gymnasium in Käsmark. Nach dem Abitur 1930 studierte er Evangelische Theologie in Preßburg und in Tübingen. 1939 legte er die staatliche Prüfung für das Lehramt an Höheren Schulen ab und wurde 1942 in Preßburg zum Dr. theol. promoviert. Nach dem kirchlichen Vorbereitungsdienst war er 1938-44 Studienrat am Deutschen evangelischen Gymnasium in Käsmark, 1944/45 am Deutschen Gymnasium in Preßburg und 1946-58 an der Staatlichen Lehrerinnenbildungsanstalt in Erlangen. 1958 wurde er Oberstudienrat am Institut für Lehrerbildung bzw. an der Pädagogischen Hochschule in Nürnberg der Universität Nürnberg-Erlangen, 1964 dort Honorarprofessor. 1938-45 war H. Mitglied der Deutschen Partei der deutschen Volksgruppe in der Slowakei. 1956 trat er der CSU in Erlangen bei. 1960 wurde H. Mitglied des Stadtrates in Erlangen und stellvertretender Vorsitzender der CSUStadtratsfraktion. 1964 übernahm er den Vorsitz des CSUKreisverbandes Erlangen-Stadt. In der 5. Wahlperiode (1965-69) vertrat H. den Wahlkreis 228 (Erlangen) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpoli-

tik und Publizistik. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Rechtsausschuß an (bis Oktober 1967). V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Die Kirche unserer Väter. Weg und Ende des deutschen Luthertums in der Slowakei. Stuttgart 1953. - Die Theologie des Lebens und die Prager Friedenskonferenz. Stuttgart 1961. - Carl Eugen Schmidt. Ein Beitrag zur Geschichte der lutherischen Kirche im Karpatenraum. Stuttgart 1965. - Die Deutschlandfrage in der Sicht der Prager Altchristlichen Friedenskonferenz. Wolfenbüttel 1967. - Slowaken und Tschechen. München 1969. - Mit Ladislaus Guzsak: Karpatandeutsche Lebensbilder. Der karpatendeutsche Beitrag zum europäischen Geistesleben. Erlangen 1971. - Mit Karl Kautz und Emmerich Streck: Die evangelischen Karpatendeutschen aus der Slowakei. Düsseldorf 1972. - Freiheit oder Sozialismus. Das große Thema der geistigen Auseinandersetzung im Ostblock. München 1977. - Staatsatheismus in der Tschechoslowakei. Zollikon 1980. - Martin Luther, der Deutsche. Sachsen bei Ansbach 1983. - Hrsg.: Der Leidensweg der Karpatendeutschen. 1944-46. Eine Dokumentation. Stuttgart 1983. L I T E R A T U R : Bibliographie des Α. H. Sinn 1986. - Dank an Α. H. zum 70. Geburtstag. Hrsg. von Dietrich Grille unter Mitarbeit von Alxeander Evertz. Sachsen bei Ansbach 1981. H ü b n e r , Carsten, * 19.7.1969 Lehrte. Parteifunktionär. Nach dem Abitur 1988 leistete H. 1989/90 Zivildienst und studierte 1990-95 Politikwissenschaft und Erziehungswissenschaft an der Technischen Universität Braunschweig. 1996-98 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der PDSLandtagsfraktion Thüringen. H. ist Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten ( V V N / B d A ) und gehört seit 1997 dem Landcssprcchcrrat des BdA Thüringen an. Er ist auch Gründungsmitglied des Thüringer Flüchtlingsrates. 1990/91 war H. Mitglied des Vorstandes, 1991-94 Referent des Allgemeinen Studentenausschusses der Technischen Universität Braunschweig. 1996 trat er in die PDS ein. H. ist innenpolitischer Sprecher des PDSLandesvorstandes Thüringen und seit 1997 Mitglied des PDS-Gebietsvorstandes Weimar/Apolda. 1997 gehörte er zu den Gründungsmitglied der PDS-Bundesorganisation der unter Dreißigjährigen in Erfurt. 1998 wurde H. über die PDS-Landesliste Thüringen in den Bundestag gewählt. Er ist Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Menschenrechle und humanitäre Hilfe sowie des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In der 14. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO an. H ü b n e r , Heinz Werner, * 9 . 5 . 1 9 5 2 Crimmitschau. Diplomlehrer, Verwaltungsangestellter. H. besuchte die Polytechnische Oberschule und die Erweiterte Oberschule und bestand das Abitur mit Facharbeiterabschluß als Tuchweber. Er studierte in Leipzig Englisch und Deutsch und Schloß das Studium als Diplomlehrer ab. Er leistete drei Jahre Wehrdienst. 1977-88 war er Lehrer, 1988/89 Lagerarbeiter, Abteilungsleiter und Werkleiter in einem Spielzeugunternehmen, danach Dezernent für Umweltschutz im Landratsamt in Sonneberg. 1965-77 gehörte H. der Freien Deutschen Jugend, 1966-89 dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund an. 1988 trat H. in die Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) ein. 1990 wurde er stellvertretender Landesvorsitzender der FDP Thüringen.

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Hübner Von 1990 bis zur Niederlegung des Mandais am 12.5.1992 gehörte H. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Thüringen dem Bundestag an. 1991/92 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion, 1992-94 Vorsitzender der Bibliothekskommission des Ältestenrates. In der 12. Wahlperiode engagierte sich H. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis Oktober 1992) und im Ausschuß für Familie und Senioren (bis August 1992). Dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gehörte er als Stellvertretendes Mitglied an (bis August 1992). Außerdem war er Ordentliches Mitglied des 1. Untersuchungsausschusses (Kommerzielle Koordinierung, von Januar bis August 1992). H ü b n e r , Karl, * 6.11.1897 Berlin, t 20.12.1965. Postbeamter, Verwaltungsbeamter. Nach dem Besuch der Realschule und der FriedrichWerderschen Oberrealschule in Berlin wurde H. 1914 in den Dienst der Deutschen Reichspost (Fachrichtung Fernmeldewesen) übernommen. 1936-45 arbeitete er im technischen Dienst des Reichspostzentralamtes. 1945 wurde er nach kurzer Tätigkeit beim Magistrat Berlin zur Zentral verwaltung für das Post- und Fernmeldewesen in der Sowjetischen Besatzungszone versetzt. Im März 1948 aus politischen Gründen fristlos entlassen, wurde er im August desselben Jahres beim Magistrat Berlin West wiedereingestellt und wurde dort stellvertretender Leiter des Post- und Fernmeldeschulamtes. 1947-50 war H. Bczirksvcrordnctcr in Berlin-Wilmersdorf, von Dezember 1950 bis Februar 1952 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Nach einer Nachwahl rückte H. am 1.2.1952 als Vertreter des Landes Berlin in den Bundestag nach, dem er bis 1961 angehörte. Am 23.2. 1956 aus der FDP-Fraktion ausgeschieden, schloß er sich am 15.3.1956 der Demokratischen Arbeitsgemeinschaft (DA), am 26.6.1956 der Freien Volkspartei (FVP) an, die am 14.3.1957 mit der Deutschen Partei fusionierte. Am 9.10.1957 wurde er Gast, am 1.1.1959 Mitglied der CDU-Fraktion. In der 1. Wahlperiode war H. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Berlin (seit Oktober 1952) und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen (seit Juni 1952) sowie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen (seit Februar 1952) und des Ausschusses lur Jugendfürsorge (seit Juli 1952). Außerdem war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit (seit Juni 1952), dem er auch in der 2. Wahlperiode bis Oktober 1954 als Stellvertretendes Mitglied, bis April 1956 als Ordentliches, bis Januar 1957 wieder als Stellvertretendes und anschließend als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von März bis November 1956), im Ausschuß für Jugendfragen (bis Februar 1956, von März bis November 1956) und im Ausschuß für Post- und Fernmcldcwcsen (bis Februar 1956 und seit März 1956). In der 2. Wahlperiode war H. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik (seit März 1956), des Ausschusses für Sozialpolitik (seit März 1956), des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes (seit März 1956) und des Ausschusses für Bcamtenrccht (von September 1955 bis Februar 1956), in dem er sich seit März 1956 als Ordentliches Mitglied engagierte. Dem Ausschuß für Kriegsopferund Heimkehrerfragen gehörte er in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Inneres mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und des Haushaltsausschusses (in der 3. Wahlperiode seit November 1958).

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H ü b n e r , Klaus, * 19.6.1924 Berlin. Versicherungskaufmann, Polizeibeamier, Gewerkschaftsfunktionär. H., Sohn eines Drehers, durchlief nach der Volksschule 1938-42 eine Ausbildung als Versicherungskaufmann und wurde dann zur Wehrmacht eingezogen. Nach 1945 schlug er sich als Bauarbeiter, Transportarbeiter und Holzfäller durch. 1949-51 war er Polizist in Berlin, zuletzt Polizciwachtmeister im Bezirk Wedding. 1951 wurde er Sekretär der Gewerkschaft der Polizei in Berlin. 1953-66 war er Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Polizei in Düsseldorf. 1964 wurde er Sekretär der Internationalen Vereinigung der Polizeigewerkschaft. 1969-87 war H. Berliner Polizeipräsident. Anfang der siebziger Jahre führte er gemeinsam mit dem Innensenator Kurt —> Neubauer eine grundlegende Reorganisation der Berliner Polizei durch. Er ist Mitbegründer des „Weißen Rings". 1952 trat H. in die SPD ein und war 1962-66 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Grevenbroich. 1961 wurde er in den Gemeinderat und in den Amtsrat Nievenheim gewählt. Seit 1964 war er dort stellvertretender Amtsbürgermeister. Am 13.5.1965 rückte H. Uber die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Rudolf-Ernst -^Heiland, am 6.12.1966 für den verstorbenen Abgeordneten Wenzel —> Jaksch in den Bundestag nach. In der 5. Wahlperiode war er seit Juni 1967 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen sowie von Januar 1967 bis Januar 1968 des Innenausschusses, dem er anschließend als Ordentliches Mitglied angehörte. Am 14.1.1969 legte H. sein Bundestagsmandat nieder. 1982 wurde H. zum Chevalier de L'Ordre National du Mérite ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Einsatz. Erinnerungen des Berliner Polizeipräsidenten 1969-1987. Berlin 1997. Hiippe, Hubert, * 3.11.1956 Lünen. Diplomverwaltungswirt, Verwaltungsbeamter, kath. H. besuchte das Gymnasium in Werne bis zur Mittleren Reife, erhielt eine Ausbildung für den gehobenen nichttechnischen Dienst bei der Stadtverwaltung Lünen und Schloß die Ausbildung als Diplomverwaltungswirt ab. 1982 wurde er Sachbearbeiter beim Jugendamt der Stadt Lünen, 1983 Stadtoberinspektor. 1974-80 war er Jugcndlciter des Bundes Deutscher Kommunalbcamtcr und Arbeitnehmer im Deutschen Beamtenbund (DBB) und 1975-77 Leiter der Jugendvertretung in der Stadtverwaltung Lünen. H. ist seit 1980 Mitglied der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) e.V., Augsburg, seit 1993 stellvertretender Bundesvorsitzender. 1986 wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender der Christdemokraten für das Leben, Meschede, 1988 Mitglied des Diözesanvorstandes des katholischen Familienbundes der Erzdiözese Paderborn. Er ist auch Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Methode Puppenspiel in der Kriminal- und Verkehrsprävention „UPKV" e.V., Hamm. 1971 trat H. in die Schüler-Union und die Junge Union ein. 1972-74 war er Kreis vorsitzender der Schüler-Union im Kreis Lünen, 1975/76 im Kreis Unna, 1973/74 Beisitzer im Landesvorstand der Schüler-Union Westfalen-Lippe. 1974 wurde er Mitglied der CDU, 1982 Mitglied der ChristlichDemokratischen Arbeitnehmerschaft. 1982-90 war er Mitglied des Landesvorstandes der Jungen Union, 1983-87 Kreisvorsitzender der Jungen Union im Kreis Unna. 1988 wurde er Mitglied des CDU-Bezirksvorstandes Ruhrgebiet und 1989 Kreisvorsitzender der CDU Unna. Seit 1.2.1991 ist H. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Er gehört dem Vorstand der CDU/CSU-Fraktion an und ist drogenpolitischer Sprecher sowie Sprecher der Initiativgruppe „Schutz menschlichen Lebens" innerhalb der CDU/CSU-Fraktion.

Hüser In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren, des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Februar 1993) und des Sonderausschusses „Schulz des ungeborenen Lebens". Außerdem engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Frauen und Jugend sowie im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Ausschuß für Gesundheit an. In der 14. Wahlperiode ist er stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin" und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Ausschuß für Menschenrechte und humanitäre Hilfe an. Hürland-Büning, Agnes, geb. Oleynik, * 17.5.1926 Dorsten. Fürsorgerin, Angestellte, Rehabilitationsberaterin, kath. H.-B. wurde nach der Mittleren Reife zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und später in eine Munitionsfabrik kriegsdienstverpflichtet. Nach dem Krieg absolvierte sie ein Krankenpflegepraktikum und erhielt eine Ausbildung zur Fürsorgerin an der Westfälischen Wohlfahrtsschule in Münster. 1960-68 war sie Chefassistentin in einem Industriebetrieb, bis 1970 Fachanwärterin bei der Bundesanstalt für Arbeit und danach Rehabilitationsberaterin. 1964 trat H.-B. in die CDU ein. 1977-83 war sie Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes Recklinghausen, 1979-83 stellvertretende Vorsitzende des CDU-Landesverbandes WestfalenLippe. 1969-75 gehörte sie dem Rat und der Amtsvertretung von Dorsten an. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) war H.-B., jeweiles über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. Von Oktober 1982 bis Februar 1987 nahm sie die Aufgaben der Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Fraktion wahr und gehörte dem Ältestenrat an. Von März 1987 bis Januar 1991 war sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung. Sic kümmerte sich um die sozialen Belange der Bundeswchrsoldaten und startete ein Pilotprojekt zum freiwilligen Eintritt von Frauen in die Deutsche Bundeswehr. In der 7. Wahlperiode war H.-B. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Oktober 1973) und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit Oktober 1973), dem sie auch in der 9. Wahlperiode als Ordentliches, seit November 1982 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 7. Wahlperiode war sie Ordentliches, in der 8. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 9. Wahlperiode zunächst Ordentliches, seit November 1982 Stellvertretendes und in der 10. Wahlperiode wieder Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses. In der 8. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. Nach ihrer Tätigkeit als parlamentarische Staatssekretärin war sie als Beraterin u.a. für Thyssen und Elf-Aquitaine tätig. Nachdem sie im Zusammenhang mit der Affäre um den Verkauf der ostdeutschen Leuna-Raffinerie in die Schlagzeilen geraten war, ließ sie ihre Mitarbeit in der Kommission Gemeinsame Sicherheit und Zukunft der Bundeswehr ruhen. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Hiisch, Heinz Günther, * 13.6.1929 Karken (Kr. Heinsberg). Jurist (Rechtsanwalt), kath. H., Sohn eines praktischen Arztes, besuchte das QuirinusGymnasium in Neuss, nahm 1944/45 am Zweiten Weltkrieg teil und bestand 1949 das Abitur. Er studierte Rechtswissenschaft an der Universität Köln, war daneben Lagerarbeiter, Gießereiarbeiter und Straßenbahnschaffner, legte 1952 das Referendarexamen ab und wurde 1956 mit der Arbeit Das Strafrecht in Neuß zwischen 1074 und 1794. Eine Untersuchung vornehmlich nach den Quellen des Archivs der Stadt Neuß zum Dr. jur. promoviert. Im selben Jahr eröffnete er eine Anwaltspraxis in Neuss. H. ist Vorsitzender des Verwaltungsrates der Lukaskrankenhaus Neuss GmbH, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Augustinus Hospiz Neuss und Mitglied des Vorstandes Christlich-Demokratischer Juristen in Nordrhein-Westfalen. 1948 trat H. in die CDU ein. 1949-62 war er Vorsitzender der Jungen Union in Neuss. Seit 1956 wirkte er als Mitglied im Stadtrat. 1966-76 war er Mitglied des Landtages Nordrhein-Westfalen; 1970 wurde er Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses. In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat H. den Wahlkreis 77 (Neuss-Grevenbroich I), in der 9.-11. Wahlperiode ( 1980-90) den Wahlkreis 76 (Neuss I) im Bundestag. 1984 wurde er Obmann der CDU/CSU-Fraktion im 1. Untersuchungsausschuß (Flick-Spenden-Affäre), im 1986 Vorsitzender des 3. Untersuchungsausschusses („Neue Heimat"), 1987-90 war er Vorsitzender des Vermittlungsausschusses. In der 8.-10. Wahlperiode engagierte sich H. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, dessen stellvertretender Vorsitzender er in der 9. und 10. Wahlperiode war. Gemeinsam mit dem SPD-Abgeordneten und Vorsitzenden des Ausschusses Uwe —>Holtz setzte er den Grundsatzbeschluß zur Entwicklungspolitik durch. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 8. Wahlperiode dem Sportausschuß, in der 9. (seit Oktober 1982) und 10. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rcchtsausschusses und bis Oktober 1990 des Inncnausschusses. 1973 erhielt H. das Verdienstkreuz am Bande, 1983 das Verdienstkreuz 1. Klasse und 1990 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Gewählt. Düsseldorf 1973. H ü s e r , Uwe, * 21.8.1958 Koblenz. Verbandsfunktionär. H. bestand 1977 das Abitur und war zwei Jahre lang Soldat auf Zeit bei der Marine. Seit 1979 studierte er in Aachen Wirtschaftswissenschaften. 1993 wurde er Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland e. V. H. Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. 1980 trat H. in die Partei Die Grünen ein. 1981/82 war er Beisitzer im rheinland-pfälzischen Landesvorstand, danach vier Jahre Landesschatzmeister mit einem Jahr Unterbrechung. Er gehörte der Landesprogrammkommission zur Landtags wähl 1983 an. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war H. mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Rheinland-Pfalz Mitglied des Bundestages und 1990 Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß, dessen stellvertretender Vorsitzender er war. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er von Mai 1987 bis Februar 1989 dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und seit Mai 1990 dem Ausschuß Deutsche Einheit an.

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Hütter Hütter, Margarete, * 26.3.1909 Berlin. Sekretärin, Fremdsprachenkorrespondentin. Nach der Volksschule besuchte H. eine Lateinschule und erwarb die Mittlere Reife. Sie erhielt eine Fachausbildung an einer Höheren Mädchenhandelsschule und studierte Fremdsprachen in England, Frankreich und den USA. Danach war sie Sekretärin und Fremdsprachenkorrespondentin in Berlin, London und Paris. Durch Heirat wurde sie französische Staatsbürgerin. Tm Zweiten Weltkrieg trat ihr Ehemann als Offizier in die Deutsche Wehrmacht ein. 1943 wurden sie eingebürgert. Nach Kriegsende nahm H. eine Stellung als Sekretärin, später als Chcfdolmctscherin beim Chef der amerikanischen Militärregierung für Württemberg-Baden, Oberst William W. Dawson, an. 1947 wurde sie Rcfcrcntin im Deutschen Büro für Friedensfragen in Stuttgart. 1953-55 und seit 1957 war H. im Auswärtigen Dienst, zuletzt 1972-78 als Botschafterin in San Salvador. H. war die erste Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland. H. schloß sich früh der Demokratischen Jugendbewegung an. Seit 1929 war sie während ihrer Ausländsaufenthalte in England und Frankreich Mitglied in politischen Debattenvereinen. 1948 trat sie in die Deutsche Volkspartei (DVP) ein. Sie war Vertreterin der Frauen in DVP-Vorstand der Stadtgruppe Stuttgart. Am 15.9.1949 rückte H. über die DVP-Landesliste Württemberg-Baden für den ausgeschiedenen Abgeordneten Theodor —> Heuss in den 1. Deutschen Bundestag (bis 1953) nach. Daraufhin beanstandeten die französischen Behörden ihre Abgeordnetentätigkeit mit der Begründung, daß H. noch immer französische Staatsbürgerin wäre. Tn einem Einzelverfahren ihre deutsche Staatsbürgerschaft bestätigt. Am 29.9.1955 rückte H. über die FDP-Landesliste Baden-Württemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Karl Georg —>Pfleiderer in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. In der 1. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis März 1950, danach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge, des Ausschusses für Fragen der Jugendfürsorge (von Oktober bis Dezember 1951) und des Untersuchungsausschusses zur Prüfung der unzulänglichen Einstellung von Schwerbeschädigten bei den Bundesdienststellen (seit Juli 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Rechtswissenschaft und Verfassungsrecht (bis Dezember 1949), dem Ausschuß für Heimatvertriebene (bis Mai 1952), dem Ausschuß für das Besatzungsstatut (bis März 1953) und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen (bis März 1950, danach bis Juni 1951 als Ordentliches Mitglied) an, in dem sie sich in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied engagierte (seit Februar 1956). In der 2. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zum Schutze der Verfassung (seit Mai 1956) und im Ausschuß für Grenzlandfragen (seit April 1956) mit. Dem Ausschuß für Gesamtdeutsche und Berliner Fragen gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied an (seit Februar 1956). H u f n a g e l , Josef, * 13.1.1900 Kreuztal (Kr. Siegen), t 9.2.1982 Münster (Westfalen). Schuhmacher, Parteifunktionär, kath. H. besuchte 1906-14 die Volksschule in Recklinghausen, durchlief eine Schusterlehre und war bis 1939 als Schuhmacher tätig. 1918 wurde er Mitglied der Gewerkschaft, 1919 Ortsgruppenvorsitzender der Freien Gewerkschaft. 1931 trat er in die SPD ein. Er besuchte Schulen des Deutschen Gewerkschaftsbundes. H. nahm sowohl am Ersten als auch am Zweiten Weltkrieg teil. 1946 wurde H. SPD-Parteisekretär. Er übernahm den Vorsitz des SPD-Unterbezirks Münster. H. war Mitglied des Rates und seit 1952 Bürgermeister der Stadt Münster.

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In der 2.-5. Wahlperiode gehörte H., jeweils über die SPDLandesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 2. und 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Inneres und des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhille und in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. H ü m m e , Christel, geb. Hahn., * 25.11.1949 Herten (Kr. Recklinghausen). Diplomökonomin, Lehrerin. Nach dem Abitur 1969 in Marl absolvierte H. 1970 ein Bankpraktikum in Recklinghausen, studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bochum und Schloß das Studium 1974 als Diplomökonomin ab. 1977-79 studierte sie zusätzlich Englisch. 1974-76 war H. Referendarin an den Berufsbildenden Schulen in Witten, 1976-87 Lehrerin an den Kaufmännischen Berufsschulen in Wanne-Eickel und 1987-98 Lehererin an der Holzkamp-Gesamtschule in Witten. H. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Arbeiterwohlfahrt. Sie ist Vorsitzende des Falken Bildungs- und Freizeitwerks Witten e. V. 1969 trat H. in die SPD ein. Seit 1971 übt sie verschiedene Funktionen im SPD-Stadtverband Witten mit dem Schwerpunkt Jugendpolitik aus. Seit Anfang 1998 ist sie Mitglied im Unterbezirksvorstand Ennepe-Ruhr. 1994 wurde sie Stadträtin in Witten. Seit 1998 vertritt H. den im Wahlkreis 111 (Bochum II Ennepe-Ruhr-Kreis II) im Bundestag. 2001 wurde sie Sprecherin der Arbeitsgruppe Familie, Senioren, Frauen und Jugend der SPD-Fraktion. H. ist Schriftführerin und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" und dem Gemeinsamen Ausschuß an. H u o n k e r , Gunter, * 24.2.1937 Schwenningen. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. H., Sohn cines Steuerberaters, besuchte das Gymnasium in Schwennigen und verbrachte ein Jahr als Austauschschüler in den USA. Sein letzter Klassenlehrer war Erhard —> Eppler, dem er auch nach der Schulzeit freundschaftlich verbunden blieb. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft. Nach den beiden Staatsexamina war H. 1967/68 Referatsleiter am Landesratsami in Freiburg im Breisgau. 1968 holte ihn Eppler ins Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. H. war dort bis 1972 Leiter des Ministerbüros. Im Frühjahr 1991 wurde H. Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Verbandes der Westdeutschen Wohnungswirtschaft (VWW). In der 7.-12. Wahlperiode (1972-94) war H. Mitglied des Bundestages. In der 7. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 169 (Ludwigsburg); seit 1976 wurde er jeweils über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg gewählt. Von Dezember 1979 bis April 1982 war er Staalsminister beim Bundeskanzler, von April bis September 1982 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Finanzen. Er hatte den Vorsitz einer Arbeitsgruppe der Fraktion inne, die an

Hussing einem Konzept zur „Neuordnung der steuerlichen Förderungen von selbstgenutzem Wohnungseigentum" arbeitete. In der 7. und 8. Wahlperiode (bis Januar 1980) und in der 10. und 11. Wahlperiode war H. Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses, dem er in der 9. Wahlperiode (seit Oktober 1982) als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 7. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 7. und 8. Wahlperiode (bis März 1980) des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (bis März 1980), in der 10. Wahlperiode dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen und in der 11. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß (bis Mai 1990) an. In der 10. (seit Oktober 1986) und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Hupka, Herbert, * 15. 8. 1915 Diyatalawa (Ceylon). Germanist, Journalist, kath. H., Sohn eines Physikprofessors, wurde in einem britischen Intcrnicrungslagcr auf Ceylon geboren. 1919 konnte die Familie nach Deutschland zurückkehren. Sein Vater starb kurz darauf an den Folgen einer Lungenpest, die an Bord des Rückkchrschiffcs ausgcbrochcn war. H. wuchs in Ratibor auf, wo er das Humanistische Gymnasium besuchte, bestand 1934 das Abitur und studierte bis 1939 an den Universitäten Halle und Leipzig Germanistik, Geschichte, Geographie, Philosophie und Kunstgeschichte. 1940 wurde er mit der Arbeit Gratia und misericordia im Mittelhochdeutschen. Zur Geschichte religiös-ethischer Bereiche im Mittelalter zum Dr. phil. promoviert und danach zur Wehrmacht eingezogen. Seine Mutter war als „rassisch Verfolgte" 18 Monate im Konzentrationslager Theresienstadt und wurde 1945 von der Roten Armee befreit. 1943 aufgrund der Nürnberger Gesetze zu einem Jahr Wehrmachtsgefängnis verurteilt, wurde H. 1944 aus der Wehrmacht entlassen und kriegsdienstverpflichtet. 1945 aus Schlesien vertrieben, ging er nach München und wurde Nachrichtenredakteur bei Radio München (später Bayerischer Rundfunk), dann Leiter der Abteilung Kultur/Erziehung und Ostfragen. 1946-48 war er Herausgeber und Chefredakteur der Jugendzeitschrift „Wir". 1957/58 arbeitete er als Programmdircktor bei Radio Bremen, wurde anschließend Prcssercfercnt des Kuratoriums „Unteilbares Deutschland" und war seit 1964 als freier Journalist, Autor und Herausgeber tätig. 1948 gehörte H. zu den Begründern der Landsmannschaft Schlesien. 1952 übernahm er den bayerischen Landes Vorsitz; 1954 wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender und 1968 Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien. 1973-95 war er Mitglied, 1985-90 Vorsitzender und 1990-94 stellvertretender Vorsitzender des Rundfunkrates der Deutschen Welle. Er übernahm auch die Vizepräsidentschaft des Bundes der Vertriebenen. 1983-99 war er Präsident des Ostdeutschen Kulturrates; 2000 wurde er Ehrenpräsident. 1955 trat H. in die SPD ein. 1972 wechselte er zur CDU, weil er die von der SPD und der FDP abgeschlossenen Ostverträge nicht billigte. 1973-93 war er Landesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU Rheinlands bzw. Nordrhein-Westfalen, 1977-89 war er Bundesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU, deren Ehrenvorsitzender er 1989 wurde. In der 6.-10. Wahlperiode (1969-87) gehörte H„ 1969 über die SPD-Landesliste, seit 1972 über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. Im Mai 1972 war H. einer der wenigen Abgeordneten, die bei der Abstimmung über die deutsch-polnischen Vertrag mit Nein stimmten. 1976-90 war er Vorsitzender der von der CDU/

CSU-Bundestagsfraktion berufenen Kommission für Volksgruppenrecht und Aussiedlerfargen. H. war in allen Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (in der 6. Wahlperiode bis März 1972, von März bis Juni 1972 Stellvertretendes Mitglied, danach wieder Ordentliches Mitglied). In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (bis März 1972), in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft und in der 8.-10. Wahlperiode dem Verteidigungsausschuß (in der 8. Wahlperiode bis Juli 1980) an. 1982 übernahm er die Leitung der Deutsch-AseanParlamentariergruppe. 1986 verzichtete er auf eine Kandidatur für den Bundestag, nachdcm ihm ein unsicherer Listcnplatz angeboten worden war. H. erhielt 1984 den Bayerischen Verdienstorden und 1985 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1986 den Stern dazu. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Schlesien. Unvergessene Heimat in 114 Bildern. München 1954; Leer 71989. Nachdruck 1992. - Hrsg.: Breslau. Hauptstadt Schlesiens. München 1955. Leer 61990. - Hrsg.: Die Oder - ein deutscher Strom. München 1957. Nachdruck 1992. - Ratibor - Stadt im schlesischen Winkel. Leverkusen 1962. Hrsg.: Leben in Schlesien. Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten. München 1962, 21964. - Hrsg.: Schlesien. Das große Buch der 260 Bilder. München 1963, 21967. - Hrsg.: Meine schlesischen Jahre. Erinnerungen aus sechs Jahrzehnten. München 1964. - Hrsg.: Große Deutsche aus Schlesien. München 1969, 31985. - Menschliche Erleichterungen. Stuttgart 1974. - Hrsg.: Schlesien. Städte und Landschaften. München/Wien 1979; früherer Titel: Schlesischcs Panorama. München 1966. - Hrsg.: Meine Heimat Schlesien. Erinnerungen an ein geliebtes Land. München/ Wien 1980. - Zusammenfassung der beiden ersten Erinnerungsbände: Letzte Tage in Schlesien. Tagebücher, Erinnerungen und Dokumente der Vertreibung. München/Wien 1982, 61991. - Schlesisches Credo. Reden, Aufsätze und Dokumente aus 2 Jahrzehnten. München/Wien 1986. - Unruhiges Gewissen. Ein deutscher Lebenslauf. München 1994. LITERATUR: Für unser Schlesien. Festschrift für H. H. Hrsg. von Helmut Ncubach. Münchcn 1985. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Hussing, Dieter, * 21.5.1936 Bochum. Metallformcr, Verbandsfunktionär, kath. Nach dem Besuchs des Gymnasiums durchlief H. eine Lehre als Eisen- und Metallformer, die er mit dem Facharbeiterbrief abschloß. 1958/59 besuchte er einen Lehrgang am Katholisch-Sozialen Institut der Erzdiözese Köln in Bad Honnef. Im September 1959 wurde er Bezirkssekretär der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Diözesanverband Fulda. Seit 1968 war H. Stadtverordneter in Hanau. Er gehörte der Verbandsversammlung des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen an. Er wurde stellvertretender Landesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Arbeitnehmerorganisationen in Hessen und Kreisvorsitzender der Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. In der 6. Wahlperiode (1969-72) war H. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Hessen Mitglied des Bundestages. Am 16.11.1973 rückte er für den verstorbenen Abgeordneten Berthold —> Martin in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 7. Wahlperiode 1976 angehörte. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses (seit November 1973), in der 6. und 7. Wahlperiode des Petitionsausschusses. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Dezember 1970) und dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (seit Dezember 1970) an. In

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Hussong der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit (seit November 1973) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit November 1973). Hussong, Rudolf, * 17.4.1903 Eschwcilcrhof (Saar), t 10.12.1967 Saarbrücken. Bergmann, Verwaltungsbeamter. H. war nach dem Besuch der Volksschule als Bergmann, im Baufach und in der Hüttenindustrie tätig. 1918 wurde er Mitglied der Freien Gewerkschaften, 1923 der SPD. 1928 besuchte er sechs Monate die Heimvolksschule in Tinz bei Gera, 1932 scchs Monate die Volkshochschule in Harrislecfeld bei Felnsburg und studierte drei Semester an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Berlin. 1934-39 war er Kohlenarbeiter und Kraftfahrer in Berlin. Seit 1939 Soldat, geriet er 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 wegen schwerer Krankheit entlassen wurde. Seit 1948 war H. Angestellter beim Ministerium für Arbeit und Sozialwesen in Saarbrücken und Referent für politische Wiedergutmachung, für Kriegsgefangenen fragen und für Lohnund Tarifwesen. 1949-51 gehörte H. dem Gemeinderat in Kinkel, 1956-61 dem Saarländischen Landtag an. 1961 wurde H. über die SPD-Landesliste Saarland, 1965 im Wahlkreis 244 (Saarbrücken-Stadt) direkt in den Bundestag gewählt. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung, in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit. Dem Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden gehörte er in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. H u s t e d t , Michaele, * 15.10.1958 Hamburg. Lehrerin, Dozentin. H. erhielt eine Ausbildung zur Chcmisch-biologischtechnischen Assistentin und wurde Lehrerin für Sekundarstufe I und II in den Fächern Chemie und Biologie. Nach einem Aufbaustudium Umweltschutz nahm sie eine Tätigkeit als Wissenschaftliche Referentin für Ökologiepolitik und Privatdozentin in der Erwachsenenbildung zum Thema Umweltschutz auf. H. wurde Mitglied des Bundesvorstandes von Eurosolar und der Naturwissenschaftler für den Frieden, Mitglied des parlamentarischen Beirates des Bundesverbandes Erneuerbare Energie und Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Umweltstiftung. 1975 Schloß sich H. der Friedens- und Umweltbewegung an. 1990 wurde sie Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen. 1992-94 war sie Mitglied des Landesvorstandes NordrheinWestfalen. 1994 und 1998 wurde H. über die Landesliste NordrheinWestfalen von Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Sportausschuß, dem Haushaltsausschuß (bis Mai 1997) und dem Finanzausschuß an. In der 14. Wahlperiode arbeitet sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, im Ausschuß für Wirtschaft und Technologie und in der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung" mit und ist Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses. Huth, Eugen, * 16.2.1901 Vohwinkel (heute zu Wuppertal), f 3.7. 1976 Wuppertal. Buchdruckermeister, Verleger, ev. H. besuchte die Volksschule, die Realschule und das Technikum. Nach der Meisterprüfung zum Buchdrucker war er

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selbständiger Verleger und Drucker. Vor 1933 gehörte er dem Christlich-Sozialen Volksdienst an. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 trat H. in die CDU ein. 1947 wurde er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes. Seit 1946 war er Mitglied des Stadtrates in Wuppertal und zeitweilig Fraktionsvorsitzender. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat H. den Wahlkreis 17 bzw. 76 (Wuppertal II) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen (von Februar bis September 1951) und des Ausschusses für Kulturpolitik (seit Dezember 1950), in der 1. und 2. Wahlperiode des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß, dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952), dem Wahlrechtsausschuß (seit März 1953) und dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis November 1950, dann als Ordentliches Mitglied) an, dessen Ordentliches Mitglied er in der 2. Wahlperiode wurde. Außerdem war er in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit Juli 1954), des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seil Dezember 1953) und des Ausschusses für Post- und Fernmcldcwcscn. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Inneres und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht an. Huthmacher, Eugen, * 18.2.1907 Kirchhellen (heute zu Bottrop), f 29.5. 1967 Homburg (Saar). Jurist, Verwaltungsbeamter. Nach der Reifeprüfung am Humanistischen Gymnasium in Beckum (Westfalen) studierte H. Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Innsbruck und Berlin. 1933 legte er das Erste, 1936 das Zweite Staatsexamen ab. Er war Geschäftsführer beim Reichsverband der Kolonialwarenund Feinkosthändler in Berlin, die später in die Wirtschaftsgruppe Einzelhandel, Nahrungs- und Genußmittel überging. 1937 wurde er Geschäftsführer bei der Bezirksfachgruppe Saar-Pfalz mit Sitz in Saarbrücken. 1943-45 nahm H. am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 geriet er in amerikanische, später in französische Kriegsgefangenschaft. 1947 erhielt er eine Stellung als Beamter in der Wirtschaftsabteilung der Verwaltungskommission des Saarlandes und wurde 1948 Ministerialrat. Nach der Regierungsbildung im Saarland übernahm er als Ministerialdirigent die Abteilung Wirtschaft im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft. 1951 wurde er ständiger Vertreter des Wirtschaftsminislers. Im Übergangskabinett von Heinrich Welsch war H. Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft sowie für Öffentliche Arbeit und Wiederaufbau. Nach der Bildung einer parlamentarischen Regierung wurde er Direktor des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft sowie ständiger Vertreter des Wirtschaftsministcriums. Von Februar 1960 bis zu seinem Tod war er erneut Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft. Von 1961 bis zur Niedcrlegung des Mandats am 13.2. 1962 vertrat H. den Wahlkreis 243 (Saarbrücken-Stadt) im Bundestag. Huyn, Johannes (Hans) Georg Carl Friedrich Graf, * 3.7.1930 Warschau. Jurist, Diplomat, Publizist, Verwaltungsbeamter, kath. H., Sohn eines Diplomaten und der Tochter einer Großindustriellen, besuchte das Maximilians-Gymnasium in München und mehrere Schulen im Ausland. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaften, Philosophie, Geschichte und Sprachen in München sowie an verschiedenen

Huys ausländischen Hochschulen. 1954 legte er das Erste Juristische Staatsexamen in München ab und bestand das Dolmetscherexamen. 1955 trat er als Attaché in den Auswärtigen Dienst ein. 1956 nahm er an den EWG-Verhandlungen in Brüssel teil. 1957 wurde er zunächst an die Botschaft in Tunis, dann nach Dublin versetzt. 1958 legte er das Zweite Diplomatischc-Konsularische Staatsexamen ab und war in der Politischen Abteilung (West) des Auswärtigen Amtes tätig. 1959 arbeitete er in der dcutschcn Botschaft in Tokio. 1962 zum Legationsrat ernannt, wurde er ständiger Vertreter an der Botschaft in Manila, danach wieder in Tokio. Dort arbeitete er seit 1964 in der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, Referat für europäische politische Zusammenarbeit und für den deutsch-französischen Vertrag. Im Oktober 1965 schied er aus dem Auswärtigen Dienst aus und war als Publizist tätig. Anlaß für sein Ausscheiden war die sogenannte Huyn-Affäre, bei der H. laut Außenminister —> Schröder die Verschwiegenheitspflicht schwer verletzt hatte, weil er Interna einer Besprechung im Auswärtigen Amt nach außen dringen ließ. 1969 in die Bundesfinanzierungsverwaltung übernommen, 1972 wurde er Regierungsdireklor, ließ sich dann aber zum Bundesdienst als wissenschaftlicher Assistent und außenpolitischer Referent bei der CDU/CSU-Fraktion (CSU-Landesgruppe) im Bundestag beurlauben. 1964 trat H. in die CSU ein. Er war stellvertretender Landesvorsitzender des Arbeitskreises Deutschland- und Außenpolitik der CSU und Mitglied des Politischen Bureaus der Europäischen Volkspartei. In der 8.-10. Wahlperiode (1976-87) vertrat H. den Wahlkreis 210 bzw. 209 (Rosenheim) im Bundestag. A m 2. 8.1988 rückte er über die CSU-Landesliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordneten Karl Heinz —»Lemmrich in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 11. Wahlperiode 1990 angehörte. In der 8. und 9. Wahlperiode war H. Ordentliches, in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In der 8., 9. und 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an, dessen Ordentliches Mitglied er in der 10. Wahlperiode wurde. In der 10. (seit November 1986) und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Sackgasse. Deutschlands Weg in die Isolierung. Stuttgart 1966. - Hsrg.: Ostpolitik im Kreuzfeuer. Willy Brandt zu den Ostverträgen. Stuttgart 1971. - Der Angriff. Der Vorstoß Moskaus zur Weltherrschaft. Wien u. a. 1978. - Fünf vor Zwölf. Die Welt nach Afghanistan. Wien u.a. 1980. - Sieg ohne Krieg. Moskaus

Griff nach der Weltherrschaft. 2., erweiterte Aufl. München 1985. - Ihr werdet sein wie Gott. Der Irrtum des modernen Menschen von der Französischen Revolution bis heute. München 1988. - Die Doppelfalle: Glasnost für Perestrojka. Das Risiko Gorbatschow. München 1989. - Die deutsche Karte. Moskaus neue Strategie. München 1991. - Etiketlenschwindel. Großrussische Umarmungs-Slralegie. Zürich 1992. H u y s , Lambert, * 2 6 . 8 . 1 9 0 8 Ankum, t 2 6 . 5 . 1 9 9 2 Lüneburg. Gymnasiallehrer, kath. H. besuchte das Gymnasium Carolinum in Osnabrück und studierte nach dem Abitur Philologie (Deutsch, Geschichte und Latein) in Münster und Innsbruck. 1936 wurde er in Münster mit der Arbeit Das Verhältnis von Staat und Kirche in Osnabrück im späten Mittelalter ( 1225-1500) zum Dr. phil. promoviert. 1938-57 unterrichtete er an der WilhclmRaabe-Schule in Lüneburg. 1940-45 war er Soldat. H. war Kreisvorsitzender der CDU. 1952 wurde er Ratsherr (Senator) der Stadt Lüneburg; er war Fraktionsvorsitzender. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat H. den Wahlkreis 35 (Lüneburg-Dannenberg), in der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) den Wahlkreis 31 (Lüneburg - LüchowDannenberg) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (bis November 1958), im Ausschuß für Sozialpolitik (seit November 1958) und im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik, dem er auch in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen (seit November 1958) und des Ausschusses für Inneres, dessen Stellvertretendes Mitglied er auch in der 4. Wahlperiode war (bis November 1964, anschließend Ordentliches Mitglied). D e m Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen gehörte er in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 4. und 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. Außerdem arbeitete er als Ordentliches Mitglied in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für Gesundheitswesen, in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik und in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis März 1972). Er hatte den Vorsitz des Kuratoriums der Bundeszentrale für Politische Bildung inne. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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I I b r i i g g e r , Lothar, * 24.12.1944 Bad Elster. Diplomingenieur, Stadt- und Regionalplaner. I., Sohn eines Diplomingenieurs, besuchte das Ratsgymnasium in Minden und Schloß das Studium an der Tcchnischcn Universität Berlin als Diplomingenieur ab. Nach achtzehnmonatigem Wehrdienst 1966/67 arbeitete er freiberuflich als Stadt- und Rcgionalplancr. 1975/76 hatte er einen Lchrauftrag für Städtebau an der Fachhochschule Bielefeld. I. ist Mitglied der Europa-Union, der Gesellschaft der Vereinten Nationen in der Bundesrepublik Deutschland, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner Deutschlands e. V., der Arbeiterwohlfahrt Ortsverein Minden, des Reichsbundes der Kriegsopfer, des Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen e.V., der IG Bau-Steine-Erden, der Vereinigung der Stadt-, Regionalund Landesplaner e.V. (SRL) und der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Er ist Vorsitzender des Beirates der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, Offenbach am Main. I. Schloß sich 1969 der SPD an und wurde Vorsitzender des SPD-Orts Vereins Minden. 1977-79 war er Mitglied des Europäischen Parlaments; 1980 wurde er Mitglied der Nordatlantischen Versammlung. 1976 wurde T. als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises 108 (Minden) Mitglied des 8. Bundestages. Sein Mandat wurde in den folgenden Wahlperioden im neugebildeten Wahlkreis 104 (Minden-Lübbecke II) immer wieder bestätigt. Er war in der 8. Wahlperiode seit September 1979 Ordentliches, in der 9.-13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. In der 8. Wahlperiode bis September 1979 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, gehörte er in der 9.-13. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr als Ordentliches Mitglied an und war in der 13. Wahlperiode dessen Stellvertretender Vorsitzender. In der 8. Wahlperiode war I. bis Februar 1978 Ordentliches, seil März desselben Jahres Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft sowie des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit September 1979), dem er in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied angehörte. 1983-85 war er Berichterstatter des Unterausschusses Hochtechnologie und Technologietransfer, 1985-89 Generalberichterstatter, 1993-97 Vorsitzender des Unterausschusses Verbreitung militärischer Technologie und 1989-93 Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Technik. Vom 27.10.1998 bis 20. 3.2000 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, 2000/2001 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Forschung. In der 14. Wahlperiode ist I. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union und Stellvertretendes Mitglied der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO. Im Oktober 2001 wurde er Schatzmeister der Parlamentarischen Versammlung der NATO.

I l k , Herta (Ilse Käte), geb. Gerdessen, * 9 . 9 . 1 9 0 2 Brieg (Schlesien), f 2 9 . 8 . 1 9 7 2 Augsburg. Juristin (Staatsanwältin). I., Tochter eines Beamten, besuchte Privatlyzeen in Brieg und Beuthcn, das Oberlyzeum in Kattowitz sowie die Oberrealschule in Beuthen, die sie mit Abitur abschloß. Sie studierte Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Breslau, legte das Referendarexamen ab und wurde 1931 mit der Arbeit Die zivilrechtliche Stellung des Zwischenmeisters zum Dr. jur. promoviert. Parallel zum Studium war sie als Werkstudentin bei der Deutschen Bank in Breslau und anschließend bei Staatsanwaltschaft, Amts- und Landgericht Breslau tätig. Nach ihrer Eheschließung 1929 gab sie die hauptberufliche juristische Tätigkeit auf und übernahm ehrenamtliche Aufgaben in der Jugendfürsorge (Gerichtshilfe) und in einer Rechtsberatungsstelle des Vaterländischen Frauenvereins vom Roten Kreuz. 1939 ging sie nach Augsburg. Während des Zweiten Weltkrieges wurde I. bei der Dresdner Bank, Filiale Augsburg, sowie bei der Volksbank eingesetzt. 1950 wurde sie Vorstandsmitglied des Bayerischen Roten Kreuzes. I. Schloß sich im Februar 1947 der FDP an und wurde im selben Jahr Vorstandsmitglied des Kreisvereins Augsburg. Seit Oktober 1948 war sie Frauenvertreterin im Landesvorstand der FDP Bayern, seit 1949 im Hauptausschuß der Bundespartei. 1950 wurde sie Mitglied des Vorstandes des FDPLandesverbandes und Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes. 1. rückte am 3.11.1949 für den verstorbenen Abgeordneten Fritz —> Linnert in den Bundestag nach, dem sie auch in der 2. Wahlperiode (1953-57) mit einem Mandat der Landesliste Bayern angehörte. Sie war in der 1. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (von Oktober 1951 bis Oktober 1952), des Ausschusses für Fragen der Jugendfürsorge (von Dezember 1949 bis Oktober 1951, erneut seit Dezember 1951) und des Büchereiausschusses (Februar 1950), in der 2. Wahlperiode des Vcrfassungsausschusscs (seit April 1956), des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von Mai 1955 bis April 1956, danach Stellvertretendes Mitglied bis November 1956, danach erneut Ordentliches Mitglied), des Gesundheitsausschusses (bis Juli 1955, seit Februar 1957 als Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Jugendfragen (seit April 1956) und des Sozialpolitischen Ausschusses (bis Mai 1955). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 1. Wahlperiode dem Sozialpolitischen Ausschuß (bis Oktober 1952), in der 2. dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis April 1956), dem Petitionsausschuß (bis Oktober 1954) und dem Ausschuß für Wiedergutmachtung an. In beiden Wahlperioden war I. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (von April 1951 bis Mai 1952 bzw. seit Dezember 1955), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von Dezember bis Oktober 1951, anschließend bis zum Ende der Wahlperiode Ordentliches Mitglied; in der 2. Wahlperiode bis September 1955) und des Ausschusses für Beamtcnrccht (seit Oktober 1951). NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach.

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Illerhaus Illerhaus, Joseph (Johannes), * 31.1.1903 Hamborn (heute zu Duisburg), f 22.12.1973 Duisburg, ßankkaufmann, Textilkaufmami, kath. I. besuchte das Gymnasium bis zur Primareife und war 1919-33 zunächst in einer Genossenschaftsbank, dann in einer Großbank tätig. Seit 1933 war er selbständiger Kaufmann im Textileinzelhandel und seit 1938 Inhaber der Firma Fritz Hcrbcrhold Nachf. in Duisburg-Hamborn, in die er eingeheiratet halle. 1947 wurde er Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Duisburg (später Ehrenvorsitzender), 1949 Vizepräsident, später Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Nord-Rheinprovinz und Vorsitzender der Fachgemeinschaft Textil im Einzelhandelsverband im Provinzialverband und 1950 Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels. Er war erst Vizepräsident und 1966-69 Präsident der Hauptgemeinschaft des Dcutschcn Einzelhandels. Er war Mitglied des Präsidiums der Industrie- und Handelskammer Duisburg. 1945 war I., der vor 1933 dem Windthorstbund angehört hatte, Mitbegründer der CDU in Duisburg. Er arbeitete im Bundeswirtschaftsausschuß der CDU mit. 1948-57 war I. Ratsherr der Stadt Duisburg. 1958-70 gehörte er dem Europäischen Parlament an, war zeitweilig stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Christlich-Dcmokratischcn Fraktion, 1966-69 Fraktionsvorsitzender und hatte 1959-61 den Vorsitz des Ausschusses für Fragen des Binnenmarktes der Gemeinschaft inne. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) war I. Mitglied des Bundestages, zunächst mil einem Mandat des Wahlkreises 82 (Rheydt-Mönchen-Gladbach-Viersen), in der 5. Wahlperiode des Wahlkreises 79 (Mönchengladbach). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik und dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen an. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß, dem er in der 4. Wahlperiode zunächst als Stellvertretendes, seit Mai 1962 als Ordentliches Mitglied angehörte; in der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschafts- und Mittelstandsfragen. I. erhielt das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Iis, Hans, * 12.5.1906 Weißenhorn, f 25.3.1988 Freiburg im Breisgau. Diplomvolkswirt, Gewerkschaftsfunktionär. I. studierte Volkswirtschaft und wurde nach dem Erwerb des Diploms 1949 in Berlin mit der Arbeit Die landwirtschaftlichen Vei-wertungsgenossenschaften in der freien und gebundenen Wirtschaft zum Dr. rer. pol. promoviert. Anschließend war er als Pressestenograph, Revisionsassislent und Dezernent für Arbeitswissenschaft tätig, leitete bei der Industriegewerkschaft Metall die Volkswirtschaftliche Abteilung und wurde schließlich Arbeitsdirektor. 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. I., seit 1928 Mitglied der SPD, gehörte dem Bundestag in der 5. Wahlperiode (1965-69) mit einem Mandat der Landesliste Nicdersachscn an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Sozialpolitik und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Miltelstandsfragen (seit Februar 1967). lite, Wolfgang, * 16.1.1949 Dresden. Mechaniker, Diplomingenieur, leitender Angestellter. Nach dem Besuch einer Polytechnischen Oberschule ließ sich I. zum Mechaniker für Betriebs-, Meß-, Steuer- und Regelungstechnik im VEB Lokomotivbau-Elektrotechnische Werke „Hans Beimler" (später AEG) Hennigsdorf ausbilden. Anschließend studierte er Technologie der Elektronik an der

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Ingenieurhochschule in Mittweida. 1991 wurde er Expansionsleiter und Prokurist in der Lebensmittelhandelbranche. 1989 wurde er Mitglied der SDP/SPD, 1991 Kreisvorsitzender, später Unterbezirks Vorsitzender. 1990-94 war er Mitglied des Bundesparteirates. In der 13. Wahlperiode (1994-98) gehörte I. mit einem Mandat des Wahlkreises 273 (Oranienburg - Nauen) dem Bundestag an. Er war bis März 1998 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis April 1998). Imhof, Barbara, geb. Schulze, * 15.8.1952 Offenbach am Main. Diplomsozialpädagogin, Verbandsfunktionärin, Erzieherin. I. besuchte das Gymnasium, Schloß das Studium der Sozialpädagogik mit dem Diplom ab und wurde Kreisgeschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Fulda. Sie ist Mitglied der AWO und der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, des Vereins „Gemeinsam leben - gemeinsam lernen" zur Förderung der Integration Behinderter und der Kinderakademie Fulda. 1989 trat sie in die SPD ein und wurde Ortsvereins Vorsitzende in Künzell. Sie ist Mitglied im Unterbezirksvorstand Fulda sowie Schatzmeister)η im Stadtverband Fulda. Über die Landesliste Hessen gehört I. seit 1994 dem Bundestag an. Sie war bis 1998 stellvertretende Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Petitionen der SPD-Fraktion. Sie ist Sprecherin der AWO-Parlamcntaricrgruppe der SPD-Fraktion. In der 13. Wahlperiode gehörte I. als Ordentliches Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. In der 14. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und des Ausschusses für Gesundheit, Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und des Ausschusses für Tourismus. Imig, Heinrich, * 23.7.1893 Steele (heute zu Essen), t 24.2.1956 Castrop-Rauxel. Bergmann, Gewerkschaftsfunktionär, Vcrwaltungsbeamtcr, kath., dann konfessionslos. I., Sohn eines Bergmanns, besuchte die Volksschule in Steele und war seit 1912 Bergmann. Früh Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaft, wurde er 1926 Betriebsrat und später Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates der Zollvereinsschächte in Essen. Er gehörte dem Aufsichtsrat des Montankonzerns Vereinigte Stahlwerke an und wurde 1929 Sekretär der Ruhrbczirksleitung des Bergbauindustricarbeiterverbandes, später Geschäftsstellenleiter in CastropRauxel. Am 2.5.1933 aus politischen Gründen seiner Ämter in der Bergarbeitergewerkschaft enthoben, war er bis 1939 selbständig tätig. 1939-45 bei der Luftschutzpolizci, wurde er 1945 Dezernent des Fürsorge-, Flüchtlings- und Wohnungsamtes und war 1945-48 Stadtdirektor in CastropRauxel. 1948 wurde I. stellvertretender Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, 1953 1. Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau und 1954 Präsident des Internati onaien Β ergarbei ter Verbandes. In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte T. mit einem Mandat des Wahlkreises 53 (Herne - Castrop-Rauxel) dem Bundestag an. Er war bis Februar 1952 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik und des Ausschusses gemäß Artikel 15 GG, Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Berlin. Dem Untersuchungsausschuß zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch" gehörte er seit September 1951 als Ordentliches Mitglied an und hatte seit Oktober desselben Jahres den Ausschußvorsitz inne. 1952/53 war er Mitglied der gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft

Irmer für Kohle und Stahl. I. setzte sich für die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situation der Bergarbeiter ein. LITERATUR: H. 1. In: Lebensbilder aus dem rheinischwestfälischen Industriegebiet. 1955-57. Hrsg. von Fritz Pudor. Düsseldorf 1960, S. 66 f. - H. I., 1893-1956, Präsident des Internationalen Bergarbeiterverbandes in CastropRauxel. In: Kultur und Heimat 12 (1960). - Klaus Malettke: I., H. In: NDB 10 (1974) S. 157. Imle, Wolfgang, * 23. 3.1909 Rathenow, f 11. 8.2001 Hagen. Jurist, Verwaltungsbeamter, leitender Angestellter, ev. I. bestand 1928 das Abitur am Reformrealgymnasium in Haspe, studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn und legte 1932 die Erste, 1936 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab; 1933 wurde er mit der Arbeit Vorsatz, Arglist und Hinterlist im BGB zum Dr. jur. promoviert. 1938 trat er in das Reichswirtschaftsministerium ein und wurde 1940 Regierungsrat. I. nahm am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Heimkehr 1949 in einer Remscheider Maschinenfabrik tätig, wurde er 1951 Geschäftsführer bei der Industrie- und Handelskammer in Flensburg und Geschäftsführer bei der Wirtschaftsvereinigung Groß- und Außenhandel Schleswig-Holstein e. V., Bezirksvereinigung Flensburg. Seit 1956 war I. Vorsitzender (seit 1966 Ehrenvorsitzender) des Landesverbandes der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermißtenangehörigen in Schleswig-Holstein, 1960-76 Vizepräsident, 1976-82 Präsident, danach Ehrenpräsident des Bundesverbandes. 1970-86 war er Vorstandsvorsitzender der Heimkehrerstiftung. 1956-67 war I., seit 1954 Mitglied der FDP, Kreisvorsitzender von Flensburg-Stadt, 1962-66 stellvertretender Landesvorsitzender der FDP. Am 29.6.1960 kam I. als Nachrücker für den verstorbenen Abgeordneten Otto -^Köhler über die FDPLandesliste Schleswig-Holstein in den Deutschen Bundestag der 3. Wahlperiode. In der 4. Wahlperiode erhielt er ebenfalls ein Mandat der Landesliste Schleswig-Holstein. In der 5. Wahlperiode rückte er am 2.6.1967 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Otto —> Eisenmann nach. In der 3. Wahlperiode von Juli bis Oktober 1960 Stellvertretendes Mitglied, wurde I. im Januar 1961 Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses; in der 4. Wahlperiode war er dessen Stellvertretender Vorsitzender und in der 5. dessen Stellvertretendes Mitglied (seit Juli 1968). In der 3. Wahlperiode wurde er im Juli 1960 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen, dem er in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 5. Wahlperiode war I. seit Juni 1967 Ordentliches Mitglied des Verkehrsausschusses. In der 3. und 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kriegs- und Heimkehrerfragen (seit Oktober 1960), in der 5. dem Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden (seit April 1969) an. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (seit November 1963), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheitswesen (seit Juni 1967). I m m e r , Klaus, * 9.3.1924 Manslagt. Diplomlandwirt, Verbandsfunktionär, Volkshochschuldozent, ev. Nach dem Abitur machte I. eine Landwirtschaftslehre und Schloß das Landwirtschaftsstudium in Bonn als Diplomlandwirt ab. 1944/45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete er 1950-52 als Gutsverwalter, 1952/53 als Beratungstechniker. 1953-59 war er Landjugendreferent der Evangelischen Kirche im Rheinland, 1959-72 Dozent für Soziologie, Poli-

tische Wissenschaft und Agrarpolitik sowie Geschäftsführer an der Evangelischen Landvolkhochschule in Altenkirchen. I.s politisches Engagement begann 1952/53 als Mitglied der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP), von der er 1957 zur SPD wechselte. 1969 wurde er Ortsvereinsvorsitzender, später stellvertretender Kreisvorsitzender und Vorsitzender der SPD-Fraktion der Verbandsgemeinde. Er war auch Mitglied des Kreisausschusses. Er wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und Stellvertretendes Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. I. gehörte dem Bundestag in der 7.-10. Wahlperiode (1972-87) an, in der 7. Wahlperiode mit einem Mandat des Wahlkreises 148 (Neuwied), danach jeweils mit einem Mandat der Landesliste Rheinland-Pfalz. Er war in der 7.-9. Wahlperiode Ordentliches, in der 9. zuvor bis Februar 1982 und in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied), in der 9. und 10. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (in der 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied) an. In der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit April 1975). I. machte 1986 durch seine grundsätzliche Ablehnung von Tierversuchen auf sich aufmerksam. Irber, Brunhilde Theresia, geb. Kiessinger, * 27.7.1948 Pleinting. Verwaltungsangestellte, Fremdsprachenkorrespondentin, kath. I. durchlief nach der Realschule einen Grundlehrgang für Sozialberufe und besuchte anschließend eine Verwaltungsschulc und eine Fremdsprachenschule. 1970 wurde sie Verwaltungsangestellte bei der Stadt Osterhofen; 1982-91 war sie Leiterin des Kultur- und Verkehrsamtes. 1992-94 durchlief sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin. Seit 1971 Mitglied der SPD, wurde I. Unterbezirksvorsitzende in Deggendorf und stellvertretende Bezirksvorsitzende der SPD Niederbayern. 1978 wurde sie Kreisrätin, 1990 Stadträtin und 1996 zweite Bürgermeisterin von Osterhofen. I. ist seit 1994 Mitglied des Bundestages mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus, Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Tourismus und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie, dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und dem Auswärtigen Ausschuß an. I. ist tourismuspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Irmer, Ulrich, * 19.1.1939 Bochum. Jurist (Rechtsanwalt). I. besuchte drei Jahre die Volksschule, acht Jahre ein Humanistisches Gymnasium und ein Jahr lang eine High School in Michigan (USA). Er studierte Philosophie, Theologie, Literatur, Geschichte und Politische Wissenschaft in Tübingen, Hamburg und Bonn, danach Rechtswissenschaften in München und legte beide Juristischen Staatsprüfungen ab. Anschließend war er Assistent der Geschäftsleitung der Niederlassung für Deutschland einer schweizerischen Versicherungsgesellschaft und wurde 1973 Mitglied einer Münchner Rechtsanwalts- und Wirtschaftsprüfersozietät.

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Iven 1961 trail, in die FDP ein. 1973-75 war er Mitglied des Landesvorstandes Bayern, dem er seit 1977 wieder angehört. 1983 wurde er Mitglied des Exekutiv-Komitees der Europäischen Liberalen und Demokraten. 1984-86 und 1988-90 gehörte er dem Bundesvorstand der FDP an, dessen Mitglied er 1993 erneut wurde. Seit 1981 ist er Vorsitzender des Landesfachausschusses Außen-, Europa- und Entwicklungspolitik. 1979-84 war I. Mitglied des Europäischen Parlaments und der Beratenden Versammlung sowie des Paritätischen Ausschusses des Lomé-Abkommens. Er ist Ordentliches Mitglied der deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, der Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland, der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO, der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE sowie der deutschen Delegation in der Versammlung der WEU - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung. Seit 1987 gehört I. dem Bundestag an, jeweils mit einem Mandat der FDP-Landesliste Bayern. In allen vier Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, war er in der 11. Wahlperiode auch Ordentliches Mitglied des Rcchtsausschusscs, dem er in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 12. Wahlperiode war er Ordcntlichcs Mitglied des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992). In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, dem er auch in der 14. Wahlperiode angehört, und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. I. ist außenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Iven, Hans, * 25. 3. 1928 Birkesdorf (Rheinland), t 15.4. 1997 Düren. Maschinenschlosser, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule machte I. eine Lehre als Maschinenschlosser im Eisenbahnausbesserungswerk Jülich. 1946 in die SPD eingetreten, wurde er 1951 hauptberuflicher Sekretär der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands und 1956 Vorsitzender des DGB-Kreisausschusses DürenJülich. Seit demselben Jahr gehörte er dem Stadtrat und dem Kreistag von Düren an. 1958 wurde er Kreisvorsitzender der SPD Düren und war 1960-71 Vorsitzender des Unterbezirks Düren-Jülich-Schleiden-Monschau. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) gehörte I. über die nordrhein-westfälische SPD-Landesliste dem Bundestag an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen (bis März 1960, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Mittelstandsfragen (bis September 1960), in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (zuvor bis September 1960 Stellvertretendes Mitglied), in der 5. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (zuvor bis Januar 1967 Stellvertretendes Mitglied) und

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des Verkehrsausschusses (bis April 1967, danach bis März 1969 Stellvertretendes Mitglied). 1959 wandte sich I. mit Erfolg gegen die Einberufung des Jahrgangs 1922. 1966 stellte er Strafanzeige gegen Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe von —> Hassel (CDU) wegen fahrlässiger Tötung im Zusammenhang mit den Starfighterabstürzen. Er strebte insgesamt cinc Neuregelung des Zivildienstes und die Revision der bisherigen Bcschäftigungsfclder von Zivildicnstlcistcndcn an. Bereits im Juli 1970 sprach sich I. für die Abschaffung der Prüfung einer Gcwisscnsentscheidung von Kriegsdienstverweigerern im Sprachkammerverfahren aus. 1970-83 war I. Bundesbeauftragter für den Zivildienst; zunächst im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung angesiedelt, ging die Zuständigkeit für den Zivildienst 1981 zum Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit über. 1982 wurde I. mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Iwersen, Gabriele, geb. Grigoleit, * 25.10.1939 Berlin. Diplomingenieurin, Architektin. I. bestand 1958 das Abitur an der Gocthc-Schulc in BcrlinLichterfelde, studierte nach einem halbjährigen Praktikum Architektur und Städteplanung an der Technischen Universität Berlin und Schloß 1964 mit dem Diplom ab. 1964-65 erhielt sie ein Stipendium des DAAD für einen Studienaufenthalt an der Stanford University (California, USA), wo sie ein Seminar über den deutschen Wohnungsbau nach 1960 anhand nichtveröffentlichter Pläne über das Märkische Viertel leitete. Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie als freischaffende Bauleiterin in Berlin. 1968 ging sie nach Wilhelmshaven und war bis 1990 als freischaffende Architektin im Familienbetrieb „Iwersen Architekten" tätig. I. Schloß sich der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt, der Arbeiterwohlfahrt, der Gesellschaft für Internationale Kontakte, des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) und der Architektenkammer Niedersachsen an. 1986 wurde sie 1. Vorsitzende der Arbcitsplatzinitiative für Frauen Wilhelmshaven e. V. I. ist Gründungsmitglied und 1. Vorsitzende der Arbcitsplatzinitiative für Frauen - Fricsland. 1971 trat 1. in die SPD ein und leistet seit 1972 Ortsvercinsvorstandsarbcit. 1976-91 war sie Mitglied des Rates der Stadt Wilhelmshaven, 1986-91 Bürgermeisterin von Wilhelmshaven. I. ist seit 1990 Mitglied des Bundestages, jeweils mit einem Mandat des Wahlkreises 21 (Friesland - Wilhelmshaven). In allen drei Wahlperioden Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses, war sie in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und Stellvertretende Vorsitzende der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel", dem sie auch in der 14. Wahlperiode in dieser Funktion angehört. Sie ist Mitglied der Baukommission des Ältestenrates.

J Jacob, Willibald (Arno Georg), * 26.1.1932 Berlin. Pfarrer, Industriekaufmann, Ingenieur, ev. Nach der Volksschule und der Obcrschuie besuchte J., dessen Vater 1943 bei Stalingrad gefallen war, seit 1949 das Seminar für kirchlichen Dienst in Berlin und war seit 1952 im missionarischen Dienst in Briesen/Mark, Wittenberg und Berlin tätig. 1955-59 studierte er Theologie an der kirchlichen Hochschule Berlin und war seit 1959 Pfarrer in Treuenbrietzen und Cottbus. 1965 verweigerte er den Wehrdienst. 1968-82 arbeitete J. im VEB Straßenwesen Cottbus und Berlin. Gleichzeitig war er ehrenamtlicher Mitarbeiter der Gemeinden Vetschau, Hoyerswerda, Adlcrshof und der niederlänischcn ökumenischen Gemeinde in Berlin. 1970 legte er die Facharbeiterprüfung als Industriekaufmann ab und wurde 1974 nach einem Ingenicurstudium Ingenieur für Straßeninstandhaltung. 1982-85 wieder Pfarrer in Berlin, wurde er 1984 an der Theologischen Akademie in Debrecen zum Dr. Iheol. promoviert und war 1985-88 Dozent am Ausbildungszentrum der Evangelisch-Lutherischen Gossnerkirche in Govindpur (Indien), 1989-92 Pfarrer in Hohenbruch bei Oranienburg-Sachsenhausen. J., Mitglied der Industriegewerkschaft Bau-Holz, war 1974-76 Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender einer Betriebsgewerkschaftsleitung. Seit 1992 unterstützte er die Initiative Ostdeutscher Betriebs- und Personalräte in Berlin und Bischofferode. J. wurde Mitglied der Industriegewerkschaft Medien und Vorstandsmitglied der Entwicklungspolitischen Gesellschaft e. V. Er gehört der Gesellschaft zur Förderung des marxistisch-christlichen Dialogs e. V. sowie dem Arbeitslosenverband e. V. an und ist Förderer der Ben-Gurion-Universität des Negev e. V. Seit 1970 Mitglied der CDU (DDR), trat J. 1990 aus der Partei aus. 1994 wurde er über die PDS-Landesliste Mecklenburg-Vorpommern in den 13. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union sowie Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, des Verteidigungsausschusses und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Eigentum und Arbeit. Evangelische Sozialethik zwischen Industriegesellschaft und Sozialismus. Berlin 1977. - Leistung - wofür? Überlegungen zum Dienst des Menschen in der Gesellschaft. Berlin 1980. - Gerechtigkeit im Alltag. Zum Verständnis von Eigentum und Arbeit in der sozialistischen Gesellschaft. Berlin 1984. Trittsteine im Fluß. Aus der indischen Gossner-Kirche. Erlangen 1992. - Der Ostwind weht, wo er will. Kückenshagen 1995. - Hrsg. mit Johannes Brückmann: Arbeiterpfarrer. Vor Ort in Betrieb und Gemeinde in der DDR. Perspektiven des Pfarrberufs angesichts einer „Volkskirche" als Auslaufmodell. Berlin 1996. - Hrsg. mit Jakob Moneta und Franz Segbers: Die Religion des Kapitalismus. Die gesellschaftlichen Auswirkungen des totalen Marktes. Luzern 1996. Jacobi, Maria, geb. Buchholz, * 6.4.1906 Neumark (Kr. Löbau, Westpreußen), f 16.9.1994 Bornheim. Gymnasiallehrerin, kath. J., Tochter eines Rechtsanwalts, der 1924 für das Zentrum in den Reichstag gewählt wurde, bestand 1924 in Breslau die Reifeprüfung und studierte seit 1925 Philologie, dann Biologie, Physik und Chemie in Breslau, Innsbruck und Berlin

und legte 1932 in Breslau das Erste Staatsexamen ab. Nach dem Zweiten Staatsexamen 1934 am Provinzialschulkollegium in Breslau war sie bis 1935 Studienassessorin an der Frauenoberschule der Ursuiinen in Carlowitz bei Breslau. Nach der Eheschließung 1935 ging sie mit ihrem Mann, einem Chemiker, nach Ludwigshafen, 1941 nach Schkopau über Merseburg; 1945 kamen sie als Flüchtlinge nach Marl (Westfalen). 1953-56 war J. Mitglied des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Sie hatte den Vorsitz des Bundes Katholischer Deutscher Akademikerinnen inne, gehörte Vertriebenenverbänden an und war Mitglied des Katholischen Deutschen Frauenbundes. 1933 trat J. der Zentrumspartei bei und gehörte ihr bis zur Auflösung an. 1946 wurde sie Mitglied der CDU des Ortsverbandes Drewer. In Marl und im Landkreis Recklinghausen war sie Mitbegründerin und Vorsitzende der CDUFrauenunion und gehörte dem Vorstand der CDU WestfalenLippe an. 1948-70 war sie Mitglied des Stadtrates in Marl, 1958-64 Vorsitzende der CDU-Fraktion und 1961-70 Mitglied des Rates des Amtes Marl. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) war J. Mitglied des Bundestages, jeweils über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt. Tn der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) war sie Mitglied des Vorstandes der CDU/CSU-Fraktion und Vorsitzende des Ausschusses für Petitionen. Tn der 4. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (bis Oktober 1963), im Ausschuß für Mittelstandsfragen (bis Oktober 1963) und im Ausschuß für Inneres (seit Oktober 1963) und war Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, des Finanzausschusses (seit März 1963) und des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. In der 5. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge an, in der 5. und 6. Wahlperiode dem Innenausschuß (bis Mai 1972). In der 6. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im 2. Sonderausschuß für die Strafrechtsreform mit. VERÖFFENTLICHUNGEN: M. J. Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 4. Boppard am Rhein 1988, S. 67-88. Jacobi, Werner (Rudolf Fritz), * 18. 1. 1907 Dortmund, t 5.3.1970 Köln. Jurist, Verwaltungsbeamter, Verbandsfunktionär, Redakteur, ev. Nach dem Besuch eines Realgymnasiums studierte J., dessen Vater zeitweise Bürgermeister in Langendreer war, Rechtsund Staatswissenschaften in Freiburg, Berlin, Heidelberg und Bonn, legte 1931 das Erste Juristische Staatsexamen ab und trat in den Staatsdienst ein. 1933 aufgrund des Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" entlassen, war er vier Jahre kaufmännischer Angestellter in der Metallindustrie. 1937 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat" verhaftet, wurde er nach fünfzehnmonatiger Gestapo-Haft zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. 1940 kam er in das Konzentrationslager Sachsenhausen, 1941 in das Vernichtungslager Groß-Rosen, aus dessen Außenlager Hersbrück bei Nürnberg ihm am 11.4.1945 die Flucht zu den amerikanischen Truppen gelang. 1946-48 war er stellvertretender Chefredakteur der „Westfälischen Rundschau" in Dortmund.

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Jacobs Im Oktober 1947 wurde er Staatskommissar zur Bekämpfung von Korruption und Mißwirtschaft in Verwaltung und Wirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, 1950 besoldeter Beigeordneter bei der Hauptgeschäftsstelle des Deutschen Städtetages und 1956 Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen. Seit 1923 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) und der SPD, gehörte J. 1927 zu den Gründern des DeutschRepublikanischen Studentenbundes, in dessen Vorstand er gewählt wurde, und war Mitglied mehrerer Fachausschüsse beim SPD-Parteivorstand sowie zahlreicher überparteilicher Fachgremien. Er fühlte sich dem „Hofgeismar-Kreis" der Jungsozialisten zugehörig. Im Juli 1945 ernannte ihn die britische Militärregierung zum Landrat des Kreises Iserlohn. 1946-48 war er Oberbürgermeister, bis 1950 Mitglied des Rates der Stadt Iserlohn. 1946 gehörte J. dem Provinziallandtag Westfalen, 1946-50 dem Landtag Nordrhein-Westfalen an, wo er 1947/48 den stellvertretenden Vorsitz, 1948-50 den Vorsitz des Verfassungsausschusses innehatte. 1947/48 war er stellvertretendes Mitglied des Zonenbeirates der Britischen Zone. 1955 kandidierte er erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters von Mannheim. Von 1949 bis zu seinem Tod gehörte J. dem Bundestag an, in der 1.-5. Wahlperiode jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen, in der 6. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 119 (Iserlohn) gewählt. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 1. Wahlperiode seit Mai 1952 Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kommunalpolitik; in der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe an. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, in der 2. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (seit November 1953), in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (seit November 1962 Steilervertretender Vorsitzender), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungspolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (bis Juni 1951) und des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (bis November 1952), in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheitswesen (bis November 1962) und des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Gesundheitswesen (seit Februar 1959), in der 3. und 4. Wahlperiode dem Rechtsausschuß und in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Vereinfachung der Verwaltung. Köln/Opladen 1948. - Mit Max Adenauer: Ordnungsproblemc der kommunalen Wirtschaft. Köln 1964. LITERATUR: SPD-Stadtverband Iserlohn (Hrsg.): W. I. Oberbürgermeister 1946-1948. Iserlohn o. J. (1986). NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. J a c o b s , Peter, * 7 . 6 . 1 9 0 6 Trier, f 10.1.1967 Trier. Elektromonteur, Redakteur, Kaufmann, kath. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte J. den Beruf des Elektromonteurs. Er war seit 1922 in der Sozialistischen

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Arbeiterjugend tätig, trat 1924 der SPD bei und arbeitete an verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften mit. 1928-33 war er Sekretär beim Deutschen Tabakarbeiterverband und Geschäftsführer der „Volksbühne" in Trier. 1933 zog sich J. als Einzelhandelskaufmann aus der Politik zurück. 1939-42 war er Soldat. Nach dem 20. Juli 1944 befand er sich vorübergehend in Gestapo-Haft. Nach Kriegsende zunächst Kaufmann, wurde er 1947 Redakteur bei der SPD-Zeitung „Die Freiheit". Er war Mitglied des Verwaltungsrates des Südwestfunks, Baden-Baden. Nach 1945 wirkte J. am Wiederaufbau der SPD im Regierungsbezirk Trier mit; 1947 wurde er Untcrbczirksvorsitzender. Er war Kreisdeputierter des Kreistages Trier-Land und Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Trier. J. wurde in die Beratende Landesversammlung und den ersten rheinland-pfälzischen Landtag gewählt. In der 1 .-4. Wahlperiode gehörte J. dem Bundestag an, jeweils über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Berlin, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Dem Ausschuß für Grenzlandfragen gehörte er in der 1. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an und war 1953-57 dessen Stellvertretender Vorsitzender. In der 1. und 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films; von Dezember 1949 bis Februar 1952 war er dessen Stellvertretendes Mitglied. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bücherei (von Mai 1951 bis Juni 1952) und dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952), in der 1. und 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Petitionen an, dessen Ordentliches Mitglied er in der 3. Wahlperiode im November 1958 wurde. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik, in der 3. und 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. In der 2. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen. 1956 wurde J. Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union. J a c o b y , Peter, * 27.4.1951 Saarbrücken. Diplomsoziologe, Wirtschaftsassessor, kath. J., Sohn eines Rektors, studierte nach dem Abitur Rechtsund Sozialwissenschaften und bestand 1977 das Examen als Diplomso7,iologe. Nach dem Referendariat legte er 1980 das Staatsexamen als Wirtschaftsassessor ab. Seit 1969 Mitglied der Jungen Union, wurde er 1975 Ortsund Kreisvorsitzender in Saarbrücken und übernahm 1979 den Landesvorsitz der Jungen Union Saar, den er bis 1985 innehatte. 1986-90 war er Landesvorsitzender, seit 1991 stellvertretender Landes Vorsitzender der CDU Saar. 1994 wurde er Kreis vorsitzender der CDU S aarbrücken-Stadt. 1979 zog er in den Stadtrat von Saarbrücken ein. 1980-94 war J. Mitglied des Saarländischen Landtages, 1990-94 Vorsitzender der CDU-Fraktion. Am 2 9 . 9 . 1 9 9 9 wurde er Minister für Finanzen und Bundesangelegenheiten und stellvertretender Ministerpräsident des Saarlandes sowie Mitglied des Bundesrates. 1994 und 1998 wurde I. über die CDU-Landesliste in den Bundestag gewählt. A m 19.10.1999 legte er sein Mandat nieder. Er gehörte dem Vorstand der CDU/CSU-Fraktion an. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß. 1998 wurde er Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Haushaltsausschuß. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, in der 14. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie.

Jäger J ä g e r , Claus, * 20.7.1931 Tübingen. Jurisl, Steuerbeamler, kalh. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Stuttgart, Biberach an der Riß und Tübingen bestand J. 1951 das Abitur, studierte Rechtswissenschaft in Tübingen und Heidelberg und legte 1955 die Erste Juristische Staatsprüfung ab. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung 1959/60 erhielt er 1960/61 cinc zusätzliche Ausbildung zum Stcuerbcamtcn beim Finanzamt Tübingen, bei der Oberfinanzdirektion Stuttgart, beim Finanzgericht und bei der Bundesfinanzakademie in Siegburg. 1961-69 war er Sachgebietsleiter bei den Finanzämtern Tübingen und Reutlingen, 1969-72 Direktor des Finanzamtes Wangen (Allgäu). 1961 wurde er Mitglied des Bundes Deutscher Steuerbeamten. 1952 Schloß sich J. dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), 1953 der CDU und der Jungen Union an. 1958 wurde er Mitglied des CDU-Bezirksvorstandes Württemberg-Hohenzollern, 1960 der Sozialaussehüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Seit 1970 war er Mitglied des Landesparteiausschusses der CDU Baden-Württemberg, seit 1971 des Bundesausschusses der CDU. 1971 wurde er Vorsitzender des Landesfachausschusses der baden-württembergischen CDU für Deutschlandpolitik und auswärtige Angelegenheiten sowie stellvertretender Bezirksvorsitzender der Sozialausschüsse der CDA Württemberg-Hohenzollern. 1973-89 war er stellvertretender Vorsitzender des CDU-Bezirksvorstandes Württemberg-Hohenzollern und 1987-89 Vorsitzender des CDU-Kreisvorstandes Ravensburg. 1971 wurde er in den Kreistag Wangen gewählt. J. gehörte zunächst in der 7.-10. Wahlperiode (1972-87) dem Bundestag an; 1972 und 1976 wurde er mit einem Dircktmandat des Wahlkreises 199 (Ravensburg), 1980 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 197 (Ravensburg-Bodensee) und 1983 Uber die CDU-Landesliste Baden-Württemberg gewählt. A m 1.7.1988 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Manfred —>Wörner in den 11. Deutschen Bundestag nach und vertrat in der 12. Wahlperiode den Wahlkreis 167 (Göppingen). In der 7.-9. Wahlperiode war J. Ordentliches, in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, in der 7.-10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des auswärtigen Ausschusses. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Petitionsausschuß an. In der 10. und 12. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 11. Wahlperiode seit September 1988 Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 11. Wahlperiode wurde er im September Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, dem er in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 12. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren. 1981-87 vertrat J. die Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates; zuletzt war er Generalsekretär der christlich-demokratischen Fraktion. J. zählt zu den Initiatoren des Christlich-Konservativen Adenauer-Forums, wurde Sprecher des Deutschlandforums der Union und war in der Fraktions-Arbeitsgruppe „Deutschlandpolitik und Bcrlinfragcn" tätig. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnauer-Stiftung, Sankt Augustin. J a e g e r , Elfriede, * 4 . 2 . 1 8 9 9 Leipzig, t 10.5.1964 Hannover. Angestellte, ev. Nach der Volksschule in Leipzig und der Stadttöchterschule in Fürstenwalde besuchte J. 1913/14 ein Privatlyzeum in Hannover. Sie durchlief eine Lehre als Eisen- und

Metallhändlerin, besuchte die Handelsschule und nahm an Abendkursen der Volkshochschule Hannover teil. 1939-45 arbeitete sie in der dortigen Wehrkreisverwaltung. 1945 war sie Mitbegründerin der Deutschen Rechtspartei/Konservative Vereinigung und gehörte 1945-47 dem Vorstand an; 1945 gründete sie die Frauenarbeitsgemeinschaft. Am 29.2. 1952 rückte J. als Unabhängige für den ausgeschiedenen Abgeordneten Franz —> Richter alias Rößler über die Landesliste Niedersachsen in den 2. Deutschen Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der Wahlperiode 1953 angehörte. J a e g e r , Paul Hans, * 10.3.1886 Laach, f 30.4.1958 Essen. Kaufmann, leitender Angestellter, ev. J. besuchte die Realschule und durchlief eine kaufmännische Lehre. Er war Kaufmann und Angestellter in der Industrie, zuletzt Personalchef bei der Firma Fried. Krupp in Essen. 1953 wurde er Bürgermeister der Stadt Essen. Er war Vorsitzender der Prüfungskommissionen der Industrie- und Handelskammer für den Stadtkreis Essen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen. Am 22.1. 1953 rückte J. über die FDP-Ergänzungsliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Hans Albrecht Freiherr von —> Rechenberg in den 1. Deutschen Bundestag nach. Seit Februar 1953 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und des Ausschusses für Grenzlandfragen. Aufgrund einer Wahlanfechtung durch Hanns Linhardt wurde J. am 7 . 9 . 1 9 5 3 das Bundestagsmandat aberkannt, was jedoch wegen des Ablaufs der Wahlperiode ohne Auswirkung blieb. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Registratur und anderes Wissenswertes aus dem Gebiet der Büroorganisation. Erfahrungen und Beobachtungen eines alten Praktikers. Stuttgart 1937, 3 1949. J ä g e r , Renate, geb. Nausscd, * 17.6.1941 Schillwcn (Ostpreußen). Diplomlehrerin. J. besuchte die Mittelschule in Unterwellenborn (Thüringen) und ließ sich am Institut für Lehrerbildung in Weißenfels zur Unterstufenlehrerin ausbilden. 1960-62 unterrichtete sie als Unterstufenlehrerin in Bad Lauchstädt, studierte 1962/63 am Institut für Lehrerweiterbildung und war 1963-74 Fachlchrcrin für Musik in Cossebaude und Gohlis. 1966 bestand sie das Abitur an der Volkshochschule in Dresden. 1974-78 studierte J. im Fernstudium Russisch an der Pädagogischen Hochschule in Dresden, hielt sich 1974-76 in Dubna (UdSSR) auf und wurde Diplomlehrerin. 1976-87 war sie Lehrerin für Musik und Russisch an einer Polytechnischen Oberschule in Dresden, 1987-90 Fachschullehrerin am Institut für Lehrerbildung in Radebeul. J. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Arbeiterwohlfahrt, der Neuen Gesellschaft Sachsen und des Hcrbcrt-Wchncr-Bildungswerkcs. 1990 übernahm sie den stellvertretenden Vorsitz der Aktion Humane Schule e.V., Sachsen. Im November 1989 Schloß sich J. der SDP an. Sie wurde Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes Sachsen-Ost, war 1992 Mitbegründerin der SPD in Dresden und ist seitdem Mitglied des SPD-Landesvorstandes Sachsen. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war sie Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 03, Listcnplatz 2, Bezirk Dresden). 1990, 1994 und 1998 wurde J. über die SPD-Landesliste Sachsen in den Bundestag gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordcntlichcs Mitglied im Aus-

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Jaeger schuß für Arbeit und Sozialordnung, dem sie auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 12. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, des Ausschusses Trcuhandanstalt (seit Februar 1993) und des Sportausschusses (seit Oktober 1993), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 14. Wahlperiode gehört sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. J. ist Vertreterin der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates sowie Vertreterin in der Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU). DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Jaeger, Richard, * 16.2.1913 Schöneberg (heute zu Berlin), f 15. 5.1998 Bonn. Jurist (Richter), kath. J. wurde als Sohn von Heinz J., damals Angestellter des Reichsversicherungsamtes und späterer Direktor des Städtischen Vcrsichcrungamtes Miinchcn, und dessen Frau Elsbeth, geb. Dormann, geboren. Er besuchte das humanistische Maximilians-Gymnasium in München und begann nach dem Abitur 1933 Rechts- und Staatswisscnschaften zu studieren. Während seines Studiums in München, Berlin und Bonn engagierte er sich in der katholischen Jugend- und Studcntcnbewegung. Nach dem Rcfcrcndarcxamen 1936 und dem Zweiten Staatsexamen 1939 heiratete er im selben Jahr die Philologin Rose Littner. In der Zeit von 1939 bis 1945 Soldat, zwei Jahre davon an der Ostfront, war J. zuletzt Wachtmeister. 1940 wurde er zum Gerichtsassessor, 1943 zum Amtsgerichtsrat in Weilheim befördert. J. trat 1946 der CSU bei und begann im darauffolgenden Jahr als Regierungsrat und persönlicher Referent des Kultusministers Alois Hundhammer im Bayerischen Kultusministerium zu arbeiten. Mit seiner Promotion zum Dr. jur. beendete er diese Tätigkeit 1948 und wurde erster Bürgermeister, 1949 Oberbürgermeister der Stadt Eichstätt. Bei den Wahlen zum ersten Bundestag 1949 für den Wahlkreis 2 [197J Fürstenfeldbruck gewählt, gab er sein Amt als Bürgermeister auf. Nachdem er während der ersten Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses zum Schutz der Verfassung gewesen war, amtierte J. 1954-65 als Vorsitzender des Ausschusses für Verteidigung (bis 10.1.1956 Ausschuß für Fragen der europäischen Sicherheit). In dieser Funktion hatte er maßgeblichen Einfluß auf die Kontroverse über die Remilitarisierung der Bundesrepublik. J. begrüßte den Beitritt der Bundesrepublik zu den Westbündnissen als einen Schritt zur Verteidigung der nationalen und europäischen Sicherheit. Er forderte im Gegenzug, daß die Bundesrepublik einen eigenen militärischen Beitrag zur Unterstützung des Bündnisses leisten müsse. In der Wehrgesetzgebung, an deren Entwurf er gemeinsam mit dem SPD-Politiker Fritz —> Erler beteiligt war, setzte er sich für eine demokratische Wehrverfassung ein, bei der die zivile der militärischen Gewalt untergeordnet und damit dem Bundestag eine Kontrolle der militärischen Gewalt ermöglicht werden sollte. Nach dem Beitritt der Bundesrepublik zur NATO 1955 wurde J. als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses auch Leiter der deutschen Delegation bei der NATO-Parlamentarierkonferenz. Sein Engagement für die NATO und für eine politische und wirtschaftliche Kooperation mit den USA setzte er als Mitglied der Deutschen Atlantischen Gesellschaft (DAG) fort, deren Präsident er 1957-90 war. J. übte seit 1953 das Amt des Bundestagsvizepräsidenten aus, das er zunächst bis 1965 innehatte. Als Bundestagsabgeordneter wurde er während dieser Zeit in erster Linie

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durch seine Vorstöße zu diversen Gesetzesänderungen bekannt. 1953 forderte er die Abschaffung der obligatorischen Zivilehe und betonte, daß auch eine kirchlich geschlossene Ehe rechtsgültig sein müsse. Zudem setzte er sich für die Abschaffung der scheidungserleichternden Bestimmungen des Ehegesetzes ein, und 1961 gehörte er zu einer Gruppe von Abgeordneten, die eine Änderung des Grundgesetzes forderten, um die Wiedereinführung der Todesstrafe für Mord zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund stand J. bei seiner Ernennung zum Bundesjustizminister im zweiten Kabinett Erhard 1965 für eine in gleichem Maße katholisch wie konservativ geprägte Politik, die viele Kritiker fand. Während seiner Amtszeit kam es zu einer Teilreform des Strafrechts. Als das Kabinett —> Erhard 1966 abgelöst wurde, verlor J. sein Amt als Justizminister und gehörte dem darauffolgenden Kabinett unter —> Kiesinger nicht mehr an. Nach dem Tod von Maria —> Probst (CSU) übernahm er wieder das Amt des Bundestagsvizepräsidenten, das er bis 1976 innehatte. Als Debattenredner im Bundestag setzte sich J. während der siebziger Jahre mit unterschiedlichen Rechtsfragen auseinander. Seine Haltung zum Pornographieverbot 1971 und die Opposition gegen das neue Scheidungsrecht 1976 können als weitere Beispiele für die von ihm vertretene christlichkonservativ orientierte Politik gelten. Dem Bundestag gehörte J. bis 1980 an, jeweils mit einem Direktmandat des Wahlkreises Fürstenfeldbruck, und verzichtete dann auf eine erneute Kandidatur. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (bis Februar 1951), des Ausschusses zum Schutz der Verfassung, des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht, des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung (seit September 1951), des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953), des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung von Mißständcn in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß, seit Oktober 1951), des Ausschusses zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit März 1963) und des Wahlrcchtsausschusses (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des Grundgesetzes (seit Dezember 1949) und dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von September 1951 bis September 1952, danach Ordentliches Mitglied). In der 2.-4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verteidigung; in der 8. Wahlperiode gehörte er im September 1977 vorübergehend dem Verteidigungsausschuß an. In der 2.-4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, in der 5.-8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er seit Oktober 1967 als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an, dessen Ordentliches Mitglied er in der 6. Wahlperiode war (bis September 1971; seit Dezember 1971 Stellvertretendes Mitglied). In der 6. Wahlperiode wurde er im Juni 1972 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag war J. auf Kreisund Landesebene weiterhin politisch tätig und wurde 1984 Leiter der deutschen Delegation bei der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen in Genf. 1987 wählte man ihn zudem zum Präsidenten der Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen Bundestages, der er bis 1991 blieb. J. wurde mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1967) und dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.

Jagoda VERÖFFENTLICHUNGEN: Soldat und Bürger, Armee und Staat. Probleme einer demokratischen Wehrverfassung. Bonn 1956, 2 1957. - Deutscher Bundestag. In: Staatslexikon. 6., völlig neu bearb. und erw. Aufl. Bd. 2. Freiburg im Breisgau 1958, Sp. 635-646. - Sicherheit und Rüstung. Beiträge von Fritz Erler und Richard Jaeger. Köln 1962. - Bundestagsreden. Hrsg. von Leo Wagner. Bonn 1969. - Bundestagsreden und Zeildokumente. Bonn 1976. - Unabhängigkeit der Kern eines Mandats. In: Ein Leben für die Politik? Briefe an jüngere Mitbürger. Hrsg. von Sonja Schmid-Burgk. Freiburg im Breisgau 1988, S. 85-91. LITERATUR: Leonard M. Hruschka: Auf dem Weg zur Demokratie. R. J. 1945-1949. Diplomarbeit Freie Universität Berlin 1998. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung, München. Christiane Reinecke Jaffé, Robert, * 24. 1.1894 Voxtrup (Kr. Osnabrück), t 21.2.1968 Harderberg. Diplomingenieur, Unternehmer, Landwirt. N. bcsuchtc ein Humanistisches Gymnasium in Osnabrück und nahm in Berlin das Studium des Maschinenbaus auf. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg setzte er das Studium 1918 an der Technischen Hochschule Hannover fort und Schloß es 1921 als Diplomingenieur ab. Er arbeitete in einem Industriebetrieb in Familienbesitz und war zugleich als selbständiger Landwirt tätig. Zwischen 1933 und 1945 war J. aus politischen Gründen vielen Repressalien ausgesetzt; 1944 befand er sich in Haft und mußte Zwangsarbeit leisten. Nach Kriegende Schloß er sich der Deutschen Partei (DP) an und wurde 2. DP-Bezirksvorsitzender in Osnabrück. Am 9.1.1952 rückte J. über die DP-Landesliste Niedersachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Carl von Campe in den 1. Deutschen Bundestag nach. Er war Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses (seit März 1952) und des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Geld und Kredit (seit März 1952), dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik (seit Juli 1952), dem Ausschuß für Lastenausgleich (seit März 1952) und dem Ausschuß für Grenzlandfragen (seit März 1952) an. Jaffke, Susanne, geb. Geist, * 12.7.1949 Halle (Saale). Tierärztin, Diplomveterinärmedizinerin, ev. J. bcsuchtc 1964-68 die Erweiterte Obcrschulc, die sie mit dem Abitur abschloß. 1964-68 durchlief sie eine Lehre als Rinderzüchterin. 1968-73 studierte J. an der HumboldtUniversität in Berlin Tiermedizin und wurde 1973 Diplomvcterinärmcdizinerin. 1973/74 war sie Assistenzärztin im Untersuchungsamt und im Schlachthof Halle sowie in einer tierärztlichen Praxis in Allstedt (Helme). 1974 erhielt sie die Approbation, war 1974-79 staatliche Großtierpraktikerin in Allstedt und arbeitete 1979-90 in einer staatlichen Großtierpraxis in Liepen (Kr. Anklam). J. ist seit 1973 Mitglied in der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Veterinärmedizin und seit der Gründung 1990 Mitglied des Verbandes der Tierärzte. Seit 1991 gehört sie dem Bundesvorstand der pommerschen Landsmannschaft an. Sie ist ehrenamüiche Vorsitzende der Landeshelfervercinigung Mecklenburg-Vorpommern des Technischen Hilfswerks e.V., Rostock. 1983 trat J. in die CDU ein. 1984 wurde sie stellvertretende CDU-Ortsvorsitzende in Liepen. Vor 1989 war sie Nachfolgekandidatin für den Kreistag Anklam. 1989 hatte sie den Vorsitz in der zeitweiligen Kommission „Amtsmißbrauch und Korruption" im Kreis Anklam inne. Vom 18.3. bis zum

2.10.1990 gehörte sie der Volkskammer an (Wahlkreis 11, Listenplatz 3, Bezirk Neubrandenburg). 1994 wurde sie Mitglied des Kreistages Ostvorpommern. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte J. dem 11. Deutschen Bundestag an. Tn der 12. und 13. Wahlperiode vertrat sie den Wahlkreis 270 (Neustrelitz - Strasburg - Pasewalk - Ueckermünde - Anklam); 1998 wurde sie über die CDU-Landesliste Mecklenburg-Vorpommern in den Bundestag gewählt. In der 11. und 13. Wahlperiode war sie Stellvertretendes, in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, dem sie auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 11. Wahlperiode war sie außerdem Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und des Ausschusses Treuhandanstalt (seit Februar 1993), in der 13. Wahlperiode des Finanzausschusses. In der 14. Wahlperiode ist sie auch Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Jagoda, Bernhard, * 29.7.1940 Kirchwalde (Oberschlesien). Verwaltungsangestellter, kath. J., Sohn eines Bergmannes, macht nach dem Besuch der Volksschule 1955-58 eine Verwaltungslehre bei der Stadtverwaltung Treysa (seit der Kommunalreform Schwalmstadt), deren Angestellter er bis 1970 war, zuletzt als Obersekretär für Fragen der Sozialhilfc. Bcrufsbcglcitcnd bcsuchtc er seit 1960 einen Abendlehrgang an der Volkshochschule und erwarb 1963 die Mittlere Reife. 1965 legte er die Erste Verwaltungsprüfung und 1972 die Inspektorenprüfung ab. J. ist Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Oberschlesier (seit 1991) und Mitglied der Vereinigung der Ostund Mitteldeutschen in der CDU /CSU. Im November 2000 wurde er in das Zentralkommitee der Deutschen Katholiken gewählt. 1965 trat J. der CDU bei. Nach verschiedenen Ämtern im Kreisvorstand der Partei wurde er Stadtverbandsvorsitzender und Stadtverordneter in Schwalmstadt. Später leitete er zwölf Jahre lang die CDU-Fraktion im Kreistag des Schwalm-Eder-Kreises. 1970-80 war J. Mitglied des Hessischen Landtages, 1976-80 sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. 1980 und 1983 wurde J. über die CDU-Landcslistc Hessen in den Bundestag gewählt. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Dezember 1983) an. 1983-85 war er CDU-Obmann im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung; im Oktober 1985 wurde er sozialpolitischer Sprecher und Vorsitzender der CDU-Arbeitsgruppe „Arbeit und Soziales". Nachdem er bei der Wahl 1987 den Einzug in den Bundestag knapp verfehlt hatte, wurde J. zweiter beamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung, wo er 1987-90 u. a. an der Gesundheits- und Rentenreform von Bundesarbeitsminister Norbert —>Blüm (CDU) mitwirkte. 1990 zum sozialpolitischen Unterhändler der Bundesregierung bei den Verhandlungen über die Staats Verträge zur deutschen Einheit ernannt, spielte J. eine aktive Rolle bei der Ausarbeitung der gesamtdeutschen Sozialunion. 1990 wurde er zum dritten Mal über die CDU-Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt. Im Januar 1991 kandidierte er für den stellvertretenden Fraktionsvorsitz, verlor jedoch gegen Heiner —> Geißler. In der 12. Wahlperiode war J. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Als Vertriebenenpolitiker lehnte er im Oktober 1991 den Grenz- und

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Jahn Nachbarschafts vertrag mit Polen, im Mai 1992 den deutschtschechisch-slowakischen Nachbarschaftsvertrag im Bundestag ab. Im Januar 1993 trat er als Nachfolger von Heinrich —> Franke das Amt des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit an. Am 7 . 2 . 1 9 9 3 legte er sein Bundestagsmandat nieder. Nach einem Bericht des Rechnungshofes geriet J. Anfang Februar 2002 wegen unkorrekt dokumentierter Vermittlungen in die Kritik und gab sein Amt kurz darauf ab. J. erhielt das Komturkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik, 1998 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 2000 das Großofüzierskreuz des Verdienstordens der Portugiesischen Republik. 2000 wurde er zum Komtur des Gregoriusordens ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Gemeindepsychiatrische Suchtkrankenversorgung. Köln 1994. - Perspektiven für den Arbeitsmarkt von morgen. In: Verwaltung und Management 3 (1997) Heft 2, S. 68-72. - The Globalisation of the Employment Market - the „Bundesanstalt für Arbeit" as a Competent Partner. In: Roland Ermrich (Hrsg.): Germany global visions. Düsseldorf 2000, S. 88-91. - Arbeitswelt im Wandel. Auf dem Weg zur Informations- und Telekommunikationsgesellschaft. In: Mut 393 (2000) S. 42-47. J a h n , Artur (Wilhelm Paul), * 18.3.1904 Stuttgart, f 16.10.1983 Kirchheim unter Teck. Mechanikermeister, Gewerkschaftsfunktionär. J. bcsuchtc 1911-18 die Volksschule in Stuttgart. Nach einer Mechanikerlehre arbeitete er in seinem Beruf. 1929-33 war J., langjähriger Mitarbeiter im Christlichen Verein Junger Männer, hauptamtlicher Sekretär des Christlichen Metallarbeiter-Verbandes (CMV). 1941 legte er die Meisterprüfung ab und wurde in einer Maschinenfabrik angestellt. J. war Mitglied des Württembergischen Evangelischen Landeskirchentages, des Landesarbeitskreises des Evangelischen Männerwerks und des Kuratoriums der Evangelischen Sozialakademie Friedewald. 1959-71 hatte er den Vorsitz der Evangelischen Abeiterbewegung in Deutschland inne. Vor 1933 im Christlich-Sozialen Volksdienst tätig, wirkte J. 1945 bei der Gründung der CDU im Kreis Esslingen mit. Er wurde Mitglied des Kreisvorstandes, des Landesvorstandes der Sozialausschüsse der CDU (1948) und des LandesMittelstandsausschusses der CDU Württemberg. 1948-50 gehörte er dem Landesvorstand Nord-Württcmbcrg an. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat J. den Wahlkreis 163 (Stuttgart I, West) im Bundestag. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit (in der 3. Wahlperiode seit April 1960). In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und des Ausschusses für Verkehrswesen. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Petitionen (seit April 1960), als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Mittelstandsfragen (seit November 1958) an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Dcmokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. J a h n , Friedrich-Adolf, * 7 . 5 . 1 9 3 5 Münster. Jurist, Verwaltungsbeamter, Dozent, kath. J., Sohn eines Regierungsoberinspektors, besuchte das Ratsgymnasium in Münster, bestand 1955 das Abitur und studierte bis 1959 Rechtswissenschaft in Münster und Freiburg. 1959 legte er das Erste, 1963 das Zweite Juristische Staatsexamen ab; 1961 wurde er in Münster mit der Arbeit Rechtsanspruch bei Verletzung der Verkehrssicherungspflicht auf öffentlichen Straßen zum Dr. jur. promoviert.

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1964/65 war er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Münster, 1965-67 Regierungsassessor bzw. Regierungsrat beim Regierungspräsidenten in Münster, 1967-69 erst Referent, dann Beigeordneter im Landkreistag NordrheinWestfalen, 1969-72 Kreisdirektor im Kreis Münster und 1969-81 Lehrbeauftragter für Öffentliches Recht an der Universität Münster. Die Wahl J.s zum Präsidenten des Zentralverbandes der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer und den Anstellungsvertrag erklärte im Februar 1992 das Landgericht Düsseldorf für unwirksam. Im April 1992 wurde J. erneut zum Präsidenten des Zentralverbandes der Deutschen Haus- Wohnungs- und Grundeigentümer gewählt. 1971 trat J. der CDU bei. 1974-85 war er Vorsitzender des CDU-Kreisvcrbandcs Münster, 1977-86 Mitglied des Landesvorstandes der CDU Westfalen-Lippe, 1986-92 stellvertretender Landesvorsitzender der CDUMittelstandsvereinigung Nordrhein-Westfalen. Er gehörte dem Fachausschuß „Verfassung, öffentlicher Dienst", später dem Fachausschuß „Raumplanung, Landesplanung, Städtebau und Umweltschutz" der Kommunalpolitischen Vereinigung Nordrhein-Westfalen an und war Vorsitzender der Fachkommission „Kommunale Wahlbcamte" beim KombaLandesverband Nordrhein-Westfalen. 1981 wurde er Vorsitzender des Bundesfachausschusses „Städte- und Wohnungsbau" der CDU. 1986 übernahm er den stellvertretenden Vorsitz der CDU-Mittelstandsvereinigung Nordrhein-Westfalen. In der 7.-12. Wahlperiode (1972-94) vertrat I. den Wahlkreis 95 bzw. 99 (Münster) im Bundestag. 1980-82 war er Mitglied des CDU-Fraktionsvorstandes. Als wohnungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion (1981/82) sprach er sich gegen Planungswertausglcich von Grundeigentum aus und trat für die Förderung von Eigenheimen ein. 1982-87 war er Parlamentarischer Staatssekretär beiim Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und wirkte an der Vorbereitung des Baugeselzbuches mit. 1987-91 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz. 1991/92 saß J. dem Bundestagsausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau vor und war 1992-94 verfassungspolitischer Sprecher der C D U / C S U Fraktion und Vorsitzender der CDU-Arbeitsgruppe Verfassung. 1994 verzichtete er auf eine erneute Bundestagskandidatur. J.s politisches Interesse konzentrierte sich auf die Miet- und Wohnungspolitik. Er sprach sich für mehr Wettbewerb und weniger staatliches Eingreifen auf dem Wohnungsmarkt aus und befürwortete eine radikale Vereinfachung des Mietrechts. In der 7., 8. und 12. Wahlperiode war J. Ordentliches, in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (bis Oktober 1982) des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß, in der 7. und 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 8. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr (bis Oktober 1982) an. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992). J. erhielt 1989 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mehr Wettbewerb durch das neue Kartellrecht. Bonn 1989. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Jahn Jahn, Gerhard, * 10.9.1927 Kassel, t 20.10.1998 Marburg. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. J., Sohn eines Landarztes, besuchte das FriedrichsGymnasium in Kassel, wurde 1943 Flakhelfer und kam später zum Reichsarbeitsdienst. 1945/46 war er Verwaltungsangestellter im Rathaus Immenhausen, bestand 1947 das Abitur und nahm in Marburg das Studium der Rechtsund Staatswissenschaften auf, wo er im Wintersemester 1949/50 Vorsitzender der Hochschulgruppc des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes war. 1950 legte er das Erste Juristische Staatsexamen ab, war 1953-56 Gerichtsreferendar und bestand 1956 die Große Juristische Staatsprüfung. Seit 1957 praktizierte er als Rechtsanwalt und seit 1966 als Notar. J. war Mitglied des Aufsichtsrates der DMB-Rechtsschutzversicherung AG und Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Vermögensberatung AG. Er Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und der Arbcitcrwohlfahrt an. 1965 wurde er als Mitbegründer erster Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, 1983 ihr Vizepräsident. 1969 gründete J. mit anderen Bundestagsabgeordneten das Wisscnschaftszcntrum Berlin für Sozialforschung (WZB) aus privater Initiative. Nach der Übernahme der Gesellschaftsanteile des WZB durch Bund und Land Berlin war er von 1976 bis zuletzt im WZB-Kuratorium tätig. 1975-77 und 1979-82 gehörte er als Vertreter der Bundesrepublik Deutschland der Menschenrechtskommission der UNO an. 1979-95 war er Präsident des Deutschen Mieterbundes. Er trat für die Regulierung der Mietpreise ein, sprach sich gegen den Mißbrauch der Eigenbedarfsklausel aus und forderte eine Neuregelung des sozialen Wohnungsbaus. 1949 trat J. der SPD bei. 1950-54 war er Sekretär des SPDUnterbezirks Marburg-Frankenberg. 1956-78 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung Marburg an; 1956-62 war er Vorsitzender der SPD-Fraktion und 1962-74 Stadtverordneten-Vorsteher. In der 3.-11. Wahlperiode (1957-90) gehörte J. dem Bundestag an; in der 3., 5., 10. und 11. Wahlperiode wurde er über die SPD-Landesliste Hessen, in der 4. und 6.-9. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 131 bzw. 129 (Marburg) gewählt. Seit 1960 war er Mitglied des Fraktionsvorstandes, 1960/61 Vorsitzender des Ausschusses für Wiedergutmachung, dem er auch in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte, und von März bis August 1962 Stellvertretender Vorsitzender des FIBAG-Untersuchungsausschusses. Als Parlamentarischer Geschäftsführer (1961-63, 1965-67 und 1974-90) befaßte er sich besonders mit rechtlichen Fragen. 1963 trat J. von diesem Amt zurück, da er vertrauliche Informationen an den „Spiegel" weitergeleitet hatte. Nach Einstellung eines Ermittlungsverfahrens wurde er wiedergewählt. 1963-67 saß er dem sozialdemokratischen Arbeitskreis Rechtswesen vor. 1967-69 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter Willy —> ì Brandt. 1969-74 betrieb er als Bundesminister der Justiz Reformen des Ehescheidungsrechts und des Paragraphen 218. 1974/75 war er Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Seit 1978 gehörte er der Parlamentarischen Kontrollkommission an, die er 1990 verließ, weil er die Rechte des Parlaments von der Bundesregierung mißachtet sah. Er kritisierte insbesondere die späte Einschaltung des Bundestages im Prozeß der deutschen Einheit. 1985/86 saß er dem Untersuchungsausschuß zur Spionageabwehr unter Bundesinnenminister —> Zimmermann vor. In der 3. und 5. Wahlperiode war J. Ordentliches, in der 8.-11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im

Ausschuß für Mittelstandsfragen (bis September 1959), in der 3.-5. Wahlperiode im Rechtsausschuß (bis April 1967) mit. In der 7. Wahlperiode war er von Juni bis September 1974 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, dem er in der 8. (bis Mai 1978 und seit März 1979) und 9. Wahlperiode (bis Oktober 1982) wieder als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (von Januar bis Juni 1984), in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990). Im Dezember 1990 schied J. aus dem Bundestag aus. Von Ministerpräsident Manfred Stolpe als Sonderberater für Mieterfragen nach Brandenburg geholt, wurde er dort 1991 Berater für offene Vermögensfragen und Eigentum. 1984 erhielt J. das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Zuständigkeit des Richterwahlausschusses des Bundes. In: Deutsche Richterzeitung 39 (1961) Heft 10, S. 315-317. - Plädoyer im Streit um die staatliche Parteienfinanzierung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 1966, Β 45, S. 21-32. - Die Parteien - nur Wahlvorbereitungsorganisationen? In: Die Neue Gesellschaft 14 (1967) Heft 4, S. 267-273. - Deshalb bin ich Sozialdemokrat. Bonn 1969. - Reform des Ehe- und Familienrechts, o. O. 1971. - Rechtspolitik mit Augenmaß. Rechtspolitische Aufsätze und Reden. Karlsruhe 1972. - Reform des Strafvollzuges. Bonn 1973. - Zur Reform des Paragraphen 218. Wuppertal 1973. - Bundesrat gegen Bundestag. Gesetzgebung im Spannungsfeld zweier Verfassungsorgane. In: Die Neue Gesellschaft 23 (1976) Heft 8, S. 635-639. - Tendenzen zum „Parteienbundesstaat" seit 1969. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 7 (1976) Heft 3, S. 291-297. - Hrsg.: Herbert Wehner. Beiträge zu einer Biographie. Köln 1976. Überlegungen zur Rolle des Bundesrates in der politischen Auseinandersetzung. In: Die Neue Gesellschaft 28 (1981) Heft 1, S. 59-62. - Hrsg.: Herbert Wehnen Zeugnis. Köln 1982. - Mit Dieter Engels: Geheimschutzverordnung des Bundestages. In: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Handbuch. Hrsg. von Hans-Peter Schneider und Wolfgang Zeh. Berlin/New York 1989, S. 619-641. LITERATUR: G. J. 1927-1998. Ehrenbürger der Stadt Marburg. Hrsg. von Erhart Dettmering. Marburg 2000. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Jahn, Hans, eigentl. Johannes J., Pseud. Fritz Kramer, * 29. 8.1885 Hartha (Sachsen), f 10.7.1960 Frankfurt am Main. Schmied, Lokomotivführer, Gewerkschaftsfunktionär, konfessionslos. J., Sohn eines Kaufmanns, erlernte nach der Volksschule in Leipzig-Connewitz das Schmiedehand werk. 1903 trat er in die SPD und in die Gewerkschaft ein; seit 1909 war er Bevollmächtigter der Ortsgruppe Bremen des Deutschen Schmiede-Verbandes. 1914 wurde er Lokomotivheizer, 1917 Reservelokomotivführer bei der Reichsbahn. Seit Dezember 1920 war J. Sekretär der Betriebsräteabteilung des Einheitsverbandes der Eisenbahner Deutschlands, 1927-33 Sekretär der Organisationsabteilung im Vorstand desselben. 1925 besuchte er die Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1927-33 gehörte er auch dem Vorstand des Allgemeinen Deutschen Beamtenbundes und dem Vorläufigen Reichswirtschaftsrai an. Nach seiner Entlassung 1933 arbeitete er als Versicherungsagent. J. war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus und kämpfte für den Erhalt der Gewerkschaften im Dritten Reich. Als Mitglied im Aktionskomitee

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Jahn der Vorläufigen Reichsleitung für den Wiederaufbau der Gewerkschaften in Berlin unterhielt er enge Kontakte zu anderen europäischen Gewerkschaften. 1935 baute er eine Kaderorganisation in ganz Deutschland auf, die noch im selben Jahr mit Spitzelhilfe zerschlagen wurde. Nach mehrmaligen Festnahmen wegen illegaler politischer Tätigkeit emigrierte er im Juli 1935 über die Tschechoslowakei, die Niederlande, Belgien (1936), Luxemburg (1938), Frankreich, Spanien, Portugal nach Großbritannien (1940). 1938 baute er in Luxemburg eine grenznahe Organisation mit weitverzweigten Verbindungen ins Reich auf. In London übernahm er die Leitung der illegalen Gruppe innerhalb der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF). Seit 1943 war er Mitglied des Arbeitsausschusses der Landesgruppe deutscher Gewerkschafter (LG). 1945 kehrte J. nach Deutschland zurück und war bis zum Abzug der amerikanischen Truppen Mitarbeiter des Office of Strategie Services (OSS) in Leipzig. Seit 1945 war er als Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes am Wiederaufbau der deutschen Gewerkschaften beteiligt. 1946 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Gewerkschaften für Verkehr in der Britischen Zone. J. war Mitbegründer und 1948-59 Vorsitzender der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GED) als erste bizonale Gewerkschaft. Er gehörte dem Haupt Verkehrs beirat für die drei Westzonen, dem Verwaltungsbeirat der Deutschen Bundesbahn, dessen 1. Vizepräsident er 1952 wurde, und dem Verwaltungsrat der Bundesanstalt für den Güterfernverkehr an. Er war Mitglied des Generalrates und der Exekutive der ITF und seit 1956 Präsident der ITF in London. In der 1.-3. Wahlperiode vertrat J. den Wahlkreis 20 bzw. 42 (Hannover-Land) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehrswesen, im Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen und im Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit Mai 1953) mit; als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Sozialpolitik (bis März 1952) und dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung, in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen. 1954 erhielt J. das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Forces of Reistance Inside Germany. An Address Given by Fritz Kramer at a Members' Meeting of the Trade Union Centre l'or German Workers in Great Britain. London 1943. - Ein Blick hinter den Eisernen Vorhang. Gefahr aus dem Osten. Frankfurt am Main 1951 (auch engl, und frz.). LITERATUR: Helmut Esters und Hans Pelger: Gewerkschafter im Widerstand. Bonn 1967, 21983. - Jürgen Klein: Vereint sind sie alles? Untersuchung zur Entstehung von Einheitsgewerkschaften in Deutschland. Von der Weimarer Republik bis 1946/47. Hamburg 1972. - Ulrich Borsdorf und Lutz Niethammer (Hrsg.): Zwischen Befreiung und Besatzung. Analysen des US-Geheimdienstes über Positionen und Strukturen deutscher Politik 1945. Wuppertal 1976. - Michael Rudioff: H. J. (1885-1960). Sozialdemokratischer Gewerkschafter in amerikanischer Uniform. In: Ders./Mike Schmcitzner (Hrsg.): „Solchc Schädlinge gibt es auch in Leipzig". Sozialdemokraten und die SED. Frankfurt am Main u.a. 1997, S. 174-185. Jahn, Hans Edgar, * 21.11.1914 Neustettin (Pommern), t 21.4. 2000 Bonn. Publizist, Jurist, ev. J., Sohn eines Schmiedemeisters, besuchte die Volksschule, leistete 1933-38 Wehrdienst bei der Marine, bestand 1939

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das Begabtenabitur und studierte an der Universität Berlin Geschichte, Geographie, Geopolitik, Außenwirtschaft und Völkerrecht. 1939 vorübergehend eingezogen, nahm er seit 1942 am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1947 zurückkehrte. Seitdem betätigte sich J. als Journalist und Publizist. 1951-63 war er PR-Berater von Konrad —» Adenauer, 1958-70 Verleger und Herausgeber der Monatsschriften „Politische Welt" und „Politische Informationen" sowie des „Taschenbuchs für Wehrfragen". 1958/59 studierte er Rcchts- und Staatswissenschaften in Graz, wo er 1959 mit der Arbeit Der Bagdadpakt und seine wirtschaftspolitische Integrationsproblematik zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. J. gehörte zu den Begründern der politisch umstrittenen Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Kreise (ADK), die er 1951-57 leitete; von 1957 bis zu ihrer Auflösung 1969 war er ihr Präsident. 1954 wurde er Mitglied des Institute of Public Relations (IPR) in London. 1957 gründete er die Studiengesellschaft für Public Relations e. V. und wurde deren Geschäftsführender Vorsitzender. 1947 trat J. in die CDU und die Junge Union ein. Er wurde Vorsitzender der Jungen Union Nordfriesland. 1948-51 war er Kreisrat in Husum, 1968-70 Krcisvorsitzender der CDU Braunschweig, 1970-77 Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Braunschweig, zu dessen Ehrenvorsitzendem er 1977 ernannt wurde. Er gehörte dem Landesvorstand der CDU Niedersachsen und dem Bundesausschuß der CDU an. 1962-95 war J. Präsident der Pommerschen Abgeordnetenversammlung, seit 1995 deren Ehrenpräsident, seit 1964 Mitglied des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen, 1967-74 dessen Vizepräsident und 1967-76 Präsident der Ostdeutschen Landesvertretungen. Er war zeitweise auch Vizepräsident der Paneuropa-Union Deutschland e.V. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) gehörte J. über die CDU-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge mit. Im Mai 1972 lehnte er den deutschpolnischcn Normalisicrungsvertrag ab. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (bis Dezember 1969), in der 5., 7. und 8. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Entwicklungshilfe, in der 5. und 6. Wahlperiode (von Juni bis Dezember 1970) dem Verteidigungsausschuß an. In der 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß (bis September 1979). 1970-79 war J. Mitglied des Europäischen Parlaments und dort Leiter des Informationsausschusses, außenpolitischer Sprecher der christlich-demokratischen Fraktion und Vizepräsident des Ausschusses für Umweltschutz, Volksgesundheit und Verbraucherschutz sowie des Assoziationsausschusses EG-Türkei. VERÖFFENTLICHUNGEN: Vertrauen, Verantwortung, Mitarbeit. Eine Studie über public relations Arbeit in Deutschland. Oberlahnstein 1953. - Rede, Diskussion, Gespräch. Frankfurt am Main 1954. - Kultur- und Informationsarbeit der westlichen Demokratien. Darmstadt 1955. - Gesellschaft und Demokratie in der Zeitwende. Köln 1955, 2 1957. - Lebendige Demokratie. Die Praxis der politischen Meinungspflege in Deutschland. Frankfurt am Main 21956. - Weltpolitische Wandlungen vom Ausgang des Mittelalters bis zum Beginn des Atomzeitalters. Köln 1956. - Für und gegen den Wehrbeitrag. Argumente und Dokumente. Köln 1957. Hrsg. mit Kurt Neher: Die Bundeswehr. Bonn 1957. - Wir und die Welt. Frankfurt am Main 1958. - Mit Armin Roth: Spionage in Deutschland. Preetz 1962. - Vom Bosporus nach Hawai. 14 Stationen einer Weltreise. 14 Herausforderungen des weißen Mannes. München 1962. - Vom Feuerland nach

Janovsky Mexiko. Laleinamerika am Scheideweg. München 1962. Türkei. München 1963. - 10 Jahre nach Slalins Tod. Wandel in der Sowjetunion? München 1964. - Pommersche Passion. Preetz 1964. - Hrsg.: CDU und Mitbestimmung. Der Weg zur Mitbestimmungsformel der CDU auf dem Parteitag 1968. Stuttgart 1969. - Die dcutschc Frage von 1945 bis heute. Der Weg der Parteien und Regierungen. Mainz 1985. - An Adenauers Seite. Sein Berater erinnert sich. München u.a. 1987. - Ostpommern. Mannheim 1987. Jaksch, Wenzel, * 25.9.1896 Langstrobnitz (Bez. Kaplitz, Südböhmen), f 27.11.1966 Wiesbaden. Maurer, leitender Angestellter, kalh. Nach dem Besuch der Volksschule in Strobnitz wurde J., Sohn eines Kleinbauern und Maurers, 1911 Maurerlehrling in Wien. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg, in dem er in der österreichisch-ungarischen Armee Munitionsarbeiter war, wurde er Mitglied des sozialdemokratischen Verbandes jugendlicher Arbeiter Österreichs. 1919 kehrte er nach Südböhmen zurück und trat eine Stelle als Sekretär des sozialdemokratischen Kleinbauernverbandes in Teplitz an. 1921 wurde er Redakteur in Komotau, 1924 des Blattes „Sozialdemokrat", des Zentralorgans der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP), in Prag. Bereits 1913 war er der SPÖ beigetreten; 1929-38 vertrat er für die DSAP einen westböhmischen Wahlkreis im tschechoslowakischen Parlament. Nach 1933 war er am Kampf gegen die HeinlcinBewegung beteiligt. Im März 1938 wurde er Vorsitzender der sudctendcutschcn Sozialdemokratischen Partei (DSAP). J. trai für einen Ausgleich zwischen Sudetendeutschen und Tschechen ein. Nach der Abtretung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich organisierte er mit internationaler Hilfe die Emigration sudetendeutscher Sozialdemokraten, emigrierte 1939 selbst nach England. Seit 1949 in Westdeutschland, gehörte J. dem SPDParteivorstand an, wo er besonders mit Angelegenheiten der Flüchtlingsbetreuung betraut war. 1950-53 leitete er das hessische Landesamt für Vertriebene, Flüchtlinge und Evakuierte und war in dieser Position am sog. Hessenplan beteiligt, der wesentlich zur Eingliederung von Flüchtlingen beitrug. 1959 wurde er Präsident, 1962 Vizepräsident der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft. 1964-66 war er Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), 1951 Mitbegründer der Seliger-Gemeinde, der Gesinnungsgcmcinschaft sudcntendcutscher Sozialdemokraten, 1961 Mitbegründer und bis 1966 Präsident der Deutschen Stiftung für Europäische Friedensfragen. 1953 und 1957 wurde J. über die SPD-Landesliste Hessen, 1961 und 1965 über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Im Juni 1961 erarbeitete er den sog. Jaksch-Bericht, der eine der Grundlagen der sozialdemokratischen Ostpolitik darstellen sollte. In der 2.-4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (in der 2. Wahlperiode zunächst bis September 1956 Stellvertretendes Mitglied), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge. In der 2. und 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten an. In der 2. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für den Lastenausgleich. 1966 erhielt J. das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Volk und Arbeiter. Deutschlands europäische Sendung. Bratislava 1936. - Can industrial peoples be transferred? The future of the Sudeten population. London 1939. - Mit Walter Kolarz: Der Weg der letzten freien Deutschen. London 1940/41 (dt. und engl.). -

Hans Vogel. Gedenkblätter. Offenbach 1946. - Sozialistische Möglichkeiten in unserer Zeit. Offenbach am Main 1947. Benesch war gewarnt. Hrsg. von A. Reitzner. o. O. 1949. Sozialdemokratie und Sudetenproblem. Frankfurt am Main 1949. - Unser geschichtlicher Auftrag. Eine Aussage über den Alleingang der sudetendeutschen Arbeiterbewegung und die Selbstaustreibung der tschechischen Sozialdemokratie. München 1956. - Europas Weg nach Potsdam. Schuld und Schicksal im Donauraum. Stuttgart 1958, 31967. - Deutsche Osteuropa-Politik. Bonn 1961, 51967. - Westeuropa, Osteuropa, Sowjetunion. Perspektiven wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Eine politisch-wirtschaftliche Studie. Bonn 1965, 2 1966. - Gedanken zur Ostpolitik. München 1966. LITERATUR: Ruhm und Tragik der sudetendeutschen Sozialdemokratie. W. J. zum 50. Geburtstag. Hrsg. von der Treuegemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten. Malmö 1946. - W. J., Sucher und Künder. Hrsg. von der Seliger-Gemeinde. Redaktion: Karl Kern. München 1967. - W. J., Patriot und Europäer. Hrsg. von der SeligerGemeinde. Ausgewählt und eingeleitet von Karl Kern. München 1967. - W. J./Edvard Benes: Briefe und Dokumente aus dem Londoner Exil 1939-1943. Hrsg. von Friedrich Prinz. Köln 1973. - Martin Bachstein: W. J. und die sudetendeutsche Sozialdemokratie. München u.a. 1974. Friedrich Prinz: W. J. und das Schicksal der Sudetendeutschen. München 1986. - Emil Werner: W. J. Bonn 1991. Hans-Werner Martin: „... nicht spurlos aus der Geschichte verschwinden". W. J. und die Integration der sudetendeutschen Sozialdemokraten in der SPD nach dem II. Weltkrieg (1945-49). Frankfurt am Main u.a. 1996. - Der Kulturpolitiker W. J. Hrsg. von der Sudetendeutschen Landsmannschaft. München 1996. - Reden zum Gedenken an W. J. (1896-1966). Wegbereiter deutscher Ostpolitik. Hrsg. von der Seliger-Gemeinde, Landesverband Hessen. Fernwald 1998. NACHLASS: Sudetendeutsches Archiv, München; Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn (Seliger-Archiv). Jannsen, Gert, * 7.4. 1939 Niebüll. Diplomgeograph, Hochschullehrer. J. bestand 1958 in Niebüll das Abitur, nahm das Studium der Geographie in Berlin auf, das er I965 als Diplomgeograph abschloß, und wurde 1969 mit der Arbeit Morphologische Untersuchungen im nördlichen Tarso Voon promoviert. Er ist Professor für Gcowisscnschaftcn und ihre Didaktik an der Universität Oldenburg. J. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und gehört dem Vorstand der Gesellschaft zur Förderung regionalwissenschaftlicher Erkenntnisse e. V. an. 1983 wurde J., seit 1982 Mitglied der Partei Die Grünen, über die Landeliste Niedersachsen in den 10. Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis zum 1.3.1985 angehörte. Er war der erste Bundestagsabgeordnete der Grünen, der aufgrund des Rotationsprinzips das Mandat niederlegte. Als Ordentliches Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß und dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Juni 1984) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wissenschaft, Hochschule, Demokratie. Gedankenexperiment zu einer grünen Politik. In: Die Grünen im Bundestag. Bonn 1986. - Hrsg. mit lürgen Strassel: Neuere Naturinszenierungen. Oldenburg 1997. Janovsky, Georg, * 24.11.1944 Reichenberg (Böhmen). Bauingenieur, kath. 1945 umgesiedelt und seit 1952 in Görlitz ansässig, besuchte J. dort die Oberschule und bestand 1964 das Abitur. Nach einer Lehre als Betonfacharbeiter (1964/65) studierte J. 1965-70 die Fächer Straßenbau und Straßenverkehr an der

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Jansen Hochschule für Verkehrswesen in Dresden. 1970-76 war er Bauleiter und 1976-83 Produktionsbereichsleiter im Tiefbau in Weißwasser. J. ist Vorsitzender des Fördervereins Landesmuseum Schlesien e.V., Görlitz, Präsident des Kuratoriums Schlesische Lausitz e.V., Görlitz, und Mitglied des Sudetendeutschcn Rates. Er ist Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Firma Spekon-Sächsische Spezialkonfcktion, Seifhennersdorf, und Stellvertretendes Mitglied des Kontrollausschusses des Bundesausgleichsamtes, Bad Homburg. 1970 trat J. der CDU bei. 1983-90 war er stellvertretender Kreissekretär; 1990 wurde er Kreisgeschäftsführer seiner Partei. 1993-95 war er Vorsitzender des CDUKreisvorstandes Görlitz. 1984-90 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung von Görlitz an und hatte von Dezember 1989 bis April 1990 den Vorsitz der CDU-Fraktion inne. Vom 18. 3. bis zum 2.10.1990 war er Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 03, Listenplatz 14, Bezirk Dresden). Seit der 12. Wahlperiode vertritt J. den Wahlkreis 315 (Görlitz - Zittau - Niesky) im Bundestag. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß mit, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 13. Wahlperiode des Innenausschusses. Jansen, Günther, * 14.7.1936 Eutin. Verwaltungsangestellter, ev. J., Sohn eines Schiffbautechnikers, besuchte bis zur Mittleren Reife das Gymnasium in Eutin und danach die Verwaltungsfachschule Schleswig-Holstein in Kiel, die er mit der Verwaltungsprüfung für den gehobenen Dienst abschloß. Bis 1969 Amtmann bei der Kreisverwaltung Ostholstein, wurde er 1970 hauptamtlicher Bürgermeister der ostholsteinischen Gemeinde Süsel. 1980/81 war J. Mitglied des Verwaltungsrates des Norddeutschen Rundfunks und Mitglied des Aufsichtsrates der Studio-Hamburg GmbH. Danach gehörte er dem Aufsichtsrat der Hamburgischen Electricitätswerke AG an, aus dem er jedoch 1990 wegen seiner kernkraftfeindlichen Haltung abberufen wurde. Er war auch stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Politik und Bildung e. V. (Erwachsencnbildungsstättc in Malcnte). 1959 trat J. in die SPD ein. 1967-69 war er Landesvorsitzender der Jungsozialisten von Schleswig-Holstein, 1969-75 stellvertretender Landesvorsitzender und 1975-87 Landesvorsitzender der SPD Schleswig-Holstein. 1980 wurde J. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 9 (Ostholstein), 1983 und 1987 über die SPD-Landcslistc Schleswig-Holstein in den Bundestag gewählt. In allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Innenausschuß mit. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 10. und 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Juni 1986). In der 9. und 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß, in der 10. Wahlperiode dem Innenausschuß an. J. machte zunächst 1981 durch den Vorschlag einer OstWest-Abrüstungskonferenz auf sich aufmerksam. Er wandte sich gegen den NATO-Nachrüstungsbeschluß und bewegte seinen Landesverband zu der Forderung nach einer atomwaffenfreien Zone in Europa. J. war ein vehementer Befürworter des Ausstiegs aus der Kernenergie. Am 16.6.1988 legte er sein Bundestagsmandat nieder, nachdem er in SchleswigHolstein Minister für Arbeit und Soziales, Jugend, Gesundheit und Energie unter Ministerpräsident Björn Engholm

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(SPD) geworden war. Seit 1992 war er stellvertretender Ministerpräsident. Anfang März 1993 wurde J., der Gelder an Barscheis ehemaligen Medienreferenten Pfeiffer gezahlt hatte („Schubladenaffare") von seiner Funktion als stellvertretender Landesvorsitzender seiner Partei entbunden. Am 23.3.1993 trat er als Minister zurück. Im September 1993 wurde J. Berater beim Diakonischcn Werk in Schlcswig-Holstcin, 1995 Mitarbeiter in der Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen in Kiel und übernahm die Verwaltungsleitung der orthopädischen Park-Klinik Manhagen in Großhansdorf bei Hamburg sowie die der angeschlossenen Rehabilitationsklinik. VERÖFFENTLICHUNGEN: Argumente, Ziele, Wege. Kiel 1990. - Global denken - lokal handeln. Kiel 1990. Janssen, Jann-Pctcr, * 12.2.1945 Norden (Ostfricsland). Schiffbauer, Fabrikarbeiter, ev. J. wurde nach dem Besuch der Volksschule zum Schiffbauer ausgebildet und war dann Bandarbcitcr bei Volkswagen. Er bildete sich auf dem Gebiet des Arbeitsrechts fort, wurde 1975 in den Betriebsrat gewählt und war 1982-96 Vorsitzender des Betriebsrates der VW AG in Emden. 1986-94 gehörte er dem Aufsichtsrat der Volkswagen AG an. Er ist Mitglied der Industriegewerkschaft Metall und der Arbeiterwohlfahrt. 1969 trat J. der SPD bei. 1969 wurde er Schriftführer der Jungsozialisten. 1972-86 war er Mitglied des Stadtrates der Stadt Norden. 1994 und 1998 wurde J. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 19 (Aurich - Emden) in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus; in der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Tourismus. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an, dessen Stellvertretendes Mitglied er auch in der 14. Wahlperiode ist. J. ist Mitglied der „Küstengang", der Deutsch-israelischen und der Deutschniederländischen Parlamentariergruppe. Janz, Ilse, * 23.4.1945 Norden (Ostfriesland). Angestellte. J., Tochter eines Nieters auf einer Werft und einer Hausgehilfin, wuchs in Bremerhaven auf, besuchte nach der Hauptschule die Handelsschule und ließ sich zur Reno-Gehilfin ausbilden. Danach war sie als Bürogehilfin in Speditionsund Maklerfirmen, später als Sachbearbeiterin für Steuerwesen bei den Stadtwerken Bremerhaven tätig. Später ließ sie sich zur Rechtsanwalts- und Notarsgehilfin umschulen. M. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (1969), der Arbeiterwohlfahrt, der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Deutsch-Isländischen Gesellschaft. Sie gehört dem Sportverein Leher Turnerschaft und dem Arbeiter-Turn- und Sportbund an. 1967 trat J. der SPD bei. Sie arbeitete im SPDUnterbezirksvorstand Bremerhaven mit. 1986 wurde sie stellvertretende Landesvorsitzende und Leiterin der Gleichstellungskommission im Landesvorstand. 1988-91 war sie Vorsitzende der Landesorganisation Bremen und gehörte 1993-97 dem SPD-Bundesvorstand an, wo sie der Kommission Sport und Freizeit vorsaß. 1979-87 war J. Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Bremerhaven; 1983-87 hatte sie den stellvertretenden Vorsitz der SPD-Fraktion inne. 1987-90 gehörte sie der Bremischen Bürgerschaft an und war Vorsitzende des Parlamentsausschusses zur Förderung der Gleichberechtigung von Frau und Mann im Lande Bremen.

Jawurek Seit Beginn der 12. Wahlperiode (1990) vertritt J. den Wahlkreis 52 (Bremerhaven - Bremen-Nord) im Bundestag. 1993-98 gehörte sie dem SPD-Fraktionsvorstand an; seil November 1998 ist sie Parlamentarische Geschäftsführern!. In der 12. und 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Sportausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Frauen und Jugend (seit April 1993) an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 14. Wahlperiode arbeitet sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, im Gemeinsamen Ausschuß und im Ältestensrat mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie dem Haushaltsausschuß an. J. ist Vorsitzende der deutsch-italienischen Parlamentariergruppe und Leiterin der SPD-„Küstengang", zu der sich eine Reihe norddeutscher Abgeordneter zusammengeschlossen hat, um die Interessen ihrer Region zu vertreten. J a n z e n , Ulrich, * 8.10.1930 Bergen (Rügen). Maurer, Diplomingenieur (Architekt). Nach dem Abitur an einer Oberschule erlernte J. das Maurerhandwerk, studierte an der Technischen Universität Dresden und wurde Diplomingenieur (Architekt). Ein Studium an der Hochschule für Architektur- und Bauwesen in Weimar Schloß er mit der Promotion zum Dr.-Ing. ab. Er leistete keinen Wehrdienst. J. arbeitete in einem Projektierungsbüro; nach 1989 wurde er Chefarchitekt in der Architekten- und Tngcmcurunion Stralsund GmbH. Im November 1989 Schloß sich J. der SPD an. Er wurde Vorstandsmitglied des Kreis Verbandes Stralsund. Im Mai 1990 wurde er Mitglied der Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund, wo er den Vorsitz der Kommission Kultur der Bürgerschaft übernahm. Über die SPD-Landesliste Mecklenburg-Vorpommern wurde J. in den 12. Deutschen Bundestag (1990-94) gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau sowie des Ausschusses für Verkehr (bis Oktober 1991 bzw. seit Oktober Stellvertretendes Mitglied). J a s c h k e , Günter, * 2 1 . 3 . 1 9 2 1 Breslau, t 2 3 . 8 . 1 9 8 5 Soest. Verwaltungsangestellter, Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Abendschule durchlief J. eine Verwallungslehre. Seit 1939 war er beim Arbeitsamt Glatz tätig und nahm 1941-45 am Zweiten Weltkrieg teil. 1946 wurde er Verwaltungsangestellter, nach der zweiten Verwaltungsprüfung 1950 Verwaltungsinspektor beim Arbeitsamt Soest. 1955 übernahm er den Vorsitz des Personalrates des Arbeitsamtes Soest und wurde Mitglied des Bezirkspersonalrates des Landesarbeitsamtes NordrheinWestfalen. 1957/58 war er Stipendiat an der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. Seit 1946 gehörte J. der Deutsehen Angestelltengewerkschaft bzw. der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) an. 1952-60 war er Kreis Vorstandsmitglied der ÖTV, 1958-60 Ortsvorsitzender der Gewerkschaft und Vorsitzender der Fachabteilung Öffentlicher Dienst sowie der Fachgruppe Arbeitsverwaltung. 1947 wurde er Mitglied des Verbandes der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands e. V. 1947 trat J. der SPD bei. Er wurde Kreisvorsitzender des Kreisverbandes Soest. Seit 1956 war er Mitglied des Rates der Stadt Soest, 1960/61 Bürgermeister, anschließend bis

1964 stellvertretender Bürgermeister. Seit 1961 gehörte er dem Soester Kreistag an. In der 5.-7. Wahlperiode (1965-76) war J. Mitglied des Bundestages, jeweils über die SPD-Landesliste gewählt. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (bis Februar 1967), im Ausschuß für Arbeit und im Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge (seit Januar 1967) mit. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß (seit März 1971) an. In der 6. und 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Februar 1972). J a u n i c h , Horst, * 7 . 6 . 1 9 3 0 Breslau. Großhandciskaufmann, Maurer, Gewerkschaftsfunktionär, ev. Nach einer kaufmännischen Lehre war J. 1944-48 Großhandelskaufmann und arbeitete 1949-58 als Maurer. 1959/60 war er Volontär, 1960/61 Sekretär und 1962-72 Geschäftsführer der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV). J. war Mitglied des Aufsichtsrates der Stadtwerke Ahlen GmbH, der Bädergesellschaft Ahlen GmnH, der Gas- und Wasserversorgung Ahlen GmbH und der Stadthalle Ahlen GmbH. 1952 der SPD beigetreten, war er 1968-75 Vorsitzender des Unterbezirks Hamm und 1975-81 stellvertretender Vorsitzender des Unterbezirks Warendorf. 1975-85 hatte er den Vorsitz des SPD-Stadtverbandes Ahlen inne. 1957-75 und seit 1984 gehörte J. dem Rat der Stadt Ahlen an; 1984 wurde er Bürgermeister. In der 7.-12. Wahlperiode (1972-94) war J. Mitglied des Bundestages, jeweils über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt. In der 7.-10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 11. Wahlperiode im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit mit; in der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit (seit Februar 1993) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren. Dem Pctitionsausschuß gehörte er in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (seit Juni 1974), in der 8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (von April 1977 bis September 1979) an. In der 8.-10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses, in der 9. (von Juni bis Oktober 1982) und 10. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. J. erhielt das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. J a w u r e k , Helmut, * 6 . 7 . 1 9 6 3 Neumarkt (Oberpfalz). Angestellter, kath. J. bestand 1984 das Abitur und studierte nach dem Grundwehrdienst (1984/85) Politikwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg. Er wurde Fremdenverkehrsreferent und Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins Neumarkt (Oberpfalz) und Umgebung. 1979 trat J. der Jungen Union und der Schüler-Union, 1980 der CSU in Neumarkt bei und gehörte später dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten an. 1984-91 war er Ortsvorsitzender der Jungen Union in Neumarkt, 1987-89 stellvertretender Bezirksvorsitzender der Jungen Union Oberpfalz, deren Bezirksvorsitzender er 1991 wurde. 1987-89 arbeitete er in der Grundsatzkommission der Jungen Union Deutschlands mit und wurde 1988 Mitglied der internationalen Kommission der Jungen Union. 1989-91 gehörte er dem Deutschlandrat der Jungen Union an. 1989-95 leitete er den Arbeitskreis Wirtschaft und Finanzen der Jun-

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Jelpke gen Union Bayern; 1995 übernahm er die Leitung des Arbeitskreises Außenpolitik. 1989 wurde er Mitglied des CSUKreisvorstandes Neumarkt (Oberpfalz), 1991 Mitglied des CSU-Bezirksvorstandes Oberpfalz, 1992 Mitglied des CSUFachausschusses Außenpolitik und 1998 Vorsitzender des CSU-Stadtverbandes Neumarkt (Oberplalz). Über die CSU-Landesliste wurde J. in den 13. Deutschen Bundestag (1994-98) gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der EnquctcKommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen". Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Gesundheit an. Jelpke, Ulla, * 9.6.1951 Hamburg. Angestellte, Diplomsoziologin. J. ist gelernte Friseurin, Kontoristin und Buchhändlerin. Über den zweiten Bildungsweg wurde sie 1993 Diplomsoziologin und Volkswirtin. Sie war in der autonomen Frauen- und später in der Umweltbewegung politisch aktiv. Seit 1981 ist J. Strafvollzugshelferin. Sie gehört dem Kuratorium der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" an. Zwischen 1981 und 1989 wurde J. zweimal für die GrünAlternative Liste (GAL) in die Hamburger Bürgerschaft gewählt, wo sie sich besonders im Innen-, Rechts-, Frauenund Sozialausschuß engagierte. Wegen des Rotationsprinzips war sie zwischenzeitlich drei Jahre Frauenreferentin in der Fraktion der GAL. Seit 1990 gehört J. dem Bundestag an, jeweils über die PDSLandesliste Nordrhein-Westfalen gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit, dem sie auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 12. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (von Januar bis Juni 1992). In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen", als Stellvertretendes Mitglied dem Untersuchungsausschuß „Plutonium" an. In der 14. Wahlperiode ist sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie Sprecherin der Arbeitsgruppe Innen- und Rechtspolitik der PDS-Fraktion. Jeltsch, Karin, geb. Schütze, * 13.3.1935 Angermünde (Brandenburg). Kauffrau, Hauswirtschaftslehrerin, Unternehmerin, ev. Nach der Mittleren Reife ließ sich J. zur Bürokauffrau ausbilden und belegte berufsbegleitende Kurse bei der Industrieund Handelskammer und dem Deutschen Hausfrauenverband. Sie arbeitete als Ausbilderin für hauswirtschaftliche Lehrlinge und später im mittelständischen Betrieb ihres Mannes; 1978 wurde sie Betriebsleiterin eines Hotels. Sie ist Mitglied des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), des Industrie- und HandelskammerPrüfungsausschusses, des Christlichen Gewerkschaftsbundes (CGB) und des Deutschen Kinderschutzbundes. 1974 trat J. der CDU bei. Sie war bis 1978 Vorstandsmitglied des Orts- und Gemeindeverbandes HemmingenHannover, 1980-84 Vorstandsmitglied des Stadtverbandes Müllheim und des Kreisverbandes Brcisgau-Hochschwarzwald und 1985-91 Bezirksvorsitzende der CDU-Frauenunion Württemberg-Hohenzollern. Sie hatte den stellvertretenden Landesvorsitz der Frauen-Union Baden-Württemberg inne und gehörte dem Fachausschuß Frauenpolitik auf Bundes-

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und Landesebene an. 1989-93 war sie Kreisvorsitzende der CDU Alb-Donau-Ulm. 1990 wurde J. über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg in den 12. Deutschen Bundestag gewählt. Sie war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis November 1991), des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" (seit Februar 1992). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Frauen und Jugend und dem Ausschuß für Fremdenverkehr an. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Sliflung, Sankt Augustin. Jenninger, Philipp, * 10.6.1932 Rindelbach an der Jagst (heute zu Ellwangen). Jurist, kath. J. wuchs als Sohn eines katholischen Buchdruckcrs in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater, der in der Weimarer Republik der Zentrumspartei angehörte, verlor unter den Nationalsozialisten seinen Arbeitsplatz. Beide Brüder J.s fielen im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Abitur studierte J. seil 1952 Rechtswissenschaften an der Universität Tübingen und legte dort 1955 das Erste, 1959 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. In der Zwischenzeit wurde er mit einer Arbeit über die Reform des Bundesverfassungsgerichts promoviert. Von 1960 bis 1963 war J. Dezernent bei der Wehrbereichsverwaltung V in Stuttgart. 1964 ging er als persönlicher Referent des Bundesministers für besondere Aufgaben, Heinrich —> Krone (CDU) nach Bonn, bevor er 1966 für drei Jahre Kabinettsreferent des Bundesfinanzministers Franz Josef —» Strauß wurde. Zur Bundestagswahl 1969 kandidierte J. für den Wahlkreis 176 (Crailsheim), in dem er bei den Wahlen 1969, 1972 und 1976 jeweils die absolute Mehrheit errang. In Folge einer Wahlkreisreform wurde J. 1980 Kandidat im Wahlkreis 172 (Schwäbisch Hall), dessen Dircktmandat er in den Wahlen 1980, 1983 und 1987 wiederum mit absoluter Mehrheit gewann. 1973 wurde J. einer der parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion; seit 1975 war er Erster Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion und blieb es bis zur Regierungsübernahme der konservativ-liberalen Koalition 1982. Bereits in der Opposition galt J. als enger politischer Vertrauter des damaligen Oppositionsführers Helmut —> Kohl. Nach dessen Wahl zum Bundeskanzler im Oktober 1982 wurde J. Staatsminister im Bundeskanzleramt. Dort war er unter anderem für die Deutschlandpolitik zuständig; er leitete die Verhandlungen über einen Millionenkredit an die DDR. Nach Rainer —> Barzels Rücktritt im Zuge seiner Verwicklung in die Flick-Affäre wurde J. am 5.11.1984 zu dessen Nachfolger als Präsident des Deutschen Bundestages gewählt und nach der Bundestagswahl 1987 in diesem Amt bestätigt. Während seiner steten, aber wenig Aufsehen erregenden Karriere in der Bundespolitik stand J. nur einmal im Mittelpunkt einer öffentlichen Debatte: Er hatte im März 1976 Plakate des Grafikers Klaus Staeck von den Wänden der Parlamentarischen Gesellschaft gerissen, weil sie seiner Auffassung nach die Unionsparteien verunglimpften. Folgen für seinen politischen Aufstieg hatte die öffentliche Mißbilligung seines unbeherrschten Verhaltens nicht. Zum Wendepunkt in J.s politischem Leben wurde 1988 seine Gedenkrede zum 50. Jahrestag der antijüdischcn Pogrome im November 1938, der sogenannten „Rcichskristallnacht", am 10. November im Deutschen Bundestag. Schon im Vorfeld der Gedenkstunde konnten die Parteien sich nicht über die Veranstaltung einigen. In Teilen der eigenen Fraktion gab es grundsätzliche Zweifel am Sinn der Veranstaltung, und die Grünen hätten Heinz Galinski, den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, als Redner vorgezogen. J. setzte sowohl die Veranstaltung als auch sich selbst als Redner durch. Wie

Jens er später in einem Interview erläuterte, wollte er sich und anderen erklären, warum so viele Deutsche Hitler so lange gefolgt seien. Deshalb habe er auf die „üblichen Worte" des Gedenkens verzichtet. Statt dessen gebrauchte J. in zum Teil drastischen Zitaten zeitgenössische Sprache, um die Entwicklung vom Antisemitismus zur Judenvernichtung nachzuzeichnen. Noch während seiner Rede verließen zahlreiche Abgeordnete den Plenarsaal. Die Kritik vor allem aus den Reihen der SPD und von den Grünen, aber auch aus der FDP und seiner eigenen Fraktion betraf weniger die vermeintliche Verharmlosung der Verbrechen der Nationalsozialisten als das mangelhafte rhetorische Vermögen J.s. In den meisten kritischen Äußerungen blieb unerwähnt, daß sich J. in seiner Rede dazu bekannte, daß es in Deutschland keinen nennenswerten Widerstand gegen die Judenpolitik der Regierung gegeben habe, daß viele Deutsche Hitler - zumindest bis 1938 - für einen großen Staatsmann hielten und daß der Feldzug gegen Rußland unlösbar mit dem Holocaust verbunden war. Indem er im Gegensatz zu Ernst Nolte von der Vergangenheit sprach, „die nicht vergeht", distanzierte sich J. zudem deutlich von dessen Position im sogenannten Historikerstreit. Noch bevor es in der Öffentlichkeit anhand einer Analyse des schriftlichen Textes zu einer differenzierten Bewertung seiner Rede kam, trat J. am 11. November als Bundestagspräsident zurück. Sein Abgeordnetenmandat behielt er bis zur Bundestagswahl 1990, als er auf eine erneute Kandidatur verzichtete. In der 6. und 7. Wahlperiode arbeitete J. als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit (bis September 1973, danach war er Stellvertretendes Mitglied), dem er auch in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Tnncnausschusses, in der 6. und 7. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (seit Januar 1972). In der 8. Wahlperiode gehörte er bis November 1977 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an. In der 8. und 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (von November 1977 bis November 1981), in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis Oktober 1982) und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Oktober 1982). Tn der 11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß (von Februar 1989 bis Oktober 1990). Im Januar 1991 wurde J. deutscher Botschafter in Osterreich und war danach von Mai 1995 bis zu seiner Pensionierung im Juni 1996 deutscher Vertreter beim Vatikan. Tm November 1997 bewarb sich J. als Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen. Nach einer kurzen öffentlichen Debatte über seine Eignung zog J. seine Kandidatur für das Amt zurück. VERÖFFENTLICHUNGEN: Albert Leicht: Bundestagsreden und Zeitdokumente. Hrsg. von P. J. Bonn 1977. - Alois Mertes zur Erinnerung. Ansprachen und Nachrufe. Kevelaer 1986. - Im Gespräch: P. J. mit Joachim Sobotta. Bonn 1986. - Der Deutsche Bundestag - Herzstück unserer Demokratie. In: Verantwortung und Klarheit in bedrängter Zeit. Hrsg. von Herbert Kremp und Florian H. Fleck. Würzburg 1988, S. 36-41. - Hrsg.: Unverdrossen für Europa. Festschrift für Kai-Uwe von Hassel. Baden-Baden 1988. LITERATUR: Armin Laschet und Heinz Malangré (Hrsg.): P. J. Rede und Reaktion. Aachen/Koblenz 1989. - Astrid Linn: „ . . . noch heule ein Faszinosum ...". P. J. zum 9. November 1938 und die Folgen. Münster 1991. - Birgit-Nicole Krebs: Sprachhandlung und Sprachwirkung. Untersuchungen zur Rhetorik, Sprachkritik und zum Fall J. Berlin 1993.

DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenaucr-Stiftung, Sankt Augustin. Gerd Herzog J e n s , Uwe, * 2.10.1935 Hamburg. Kaufmännischer Angestellter, Arbeiter, Diplomvolkswirt, Hochschullehrer. J„ dessen Vater im Zweiten Weltkrieg fiel, durchlief nach dem Besuch der Volksschule 1951-54 eine kaufmännische Lehre im Großhandel mit chemischen Produkten und legte die Kaufmannsgehilfenprüfung ab. 1954-57 war er kaufmännischer Angestellter, danach u. a. Hafenarbeiter und Verkaufslahrer. Daneben besuchte er ein Abendgymnasium, bestand 1960 das Abitur, studierte in Tübingen und Hamburg Volkswirtschaftslehre, war wissenschaftliche Hilfskraft und wurde 1970 an der Universität Hamburg mit der Arbeit Beziehungen zwischen der Lohnstruktur und dem Lohnniveau. Ein Beitrag zur Lohntheorie zum Dr. rer. pol. promoviert. Zeitweilig war er als Gastdozent für die Friedrich-EbertStiftung tätig. 1976 wurde er Lehrbeauftragter für Wirtschaftspolitik an der Universität Duisburg, später Honorarprofessor für Wirtschaftspolitik und internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Universität Bochum. J. ist Consultant für internationale Marktentwicklung und Innovationsberatung in Bonn-Bad Godesberg, Mitglied des Beirates der Westdeutschen Landesbank, Düsseldorf, Mitglied des Kuratoriums des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, München, und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Gesellschaft für Verbandsmanagement (DGVM), Bonn. Er war außerbetrieblicher Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Mannesmann-Röhren-Werke AG. J. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an und wurde Mitglied der Sozialistischen Bildungsgemeinschaft, Bochum, des Vereins für Socialpolitik - Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, der Internationalen Joseph-A.-Schumpeter-Gesellschaft und des Beraterkreises Freier Berufe. Er ist Vorsitzender der Klaus-Dictcr-Arndt-Stiftung e. V., Bonn. Seil 1966 der SPD angehörend, war J. Mitglied des SPDBezirksvorstandes Niederrhein, 1967-72 Referent des Arbeitskreises Wirtschaftspolitik der SPD-Bundestagsfraktion, seit 1970 Vorsitzender von deren Personalrat und wurde Mitglied des Vorstandes der SPD Niederrhein. 1993-95 war er stellvertretender Vorsitzender des SPD-Landesausschusses Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der SPD-Arbeitsgruppe Wirtschaft. J. ist seit 1972 Mitglied des Bundestages. In der 7. und 8. Wahlperiode wurde er mit einem Direktmandat des Wahlkreises 84 (Dinslaken) gewählt; seit 1980 vertritt er den Wahlkreis 82 (Wesel I). Er war mehrere Jahre wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. In der 7.-13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft, in der 7. und 9-13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, des Ausschusses für Forschung und Technologie (bis September 1977, wieder seit November 1978) und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (von September 1977 bis November 1978). In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. Er hat den Vorsitz in der Deutsch-Niederländischen Parlamentariergruppe. VERÖFFENTLICHUNGEN: Alternativen zur Macht. Wege zu einer neuen Wirtschaftsordnung. Düsseldorf/Wien 1980. Mithrsg.: Handbuch des Wettbewerbs. Wettbewerbstheorie, Wettbewerbspolitik, Wettbewerbsrecht. München 1981. Die weltwirtschaftliche Herausforderung. Strukturwandel

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Jentsch und zukunftsorientierte Strukturpolitik im industriellen Sektor. Baden-Baden 1986. - Hrsg.: Der Umbau. Von der Kommandowirtschaft zur Öko-sozialen Marktwirtschaft. BadenBaden 1991. - Hrsg.: Langfristige Strukturprobleme der dcutschcn Wirtschaft. Baden-Baden 1994. - Ökologicorientierte Wirtschaftspolitik. München 1998. - Hrsg. mit Hajo Romahn: Sozialpolitik und Sozialökonomik. Soziale Ökonomie im Zeichen der Globalisierung. Marburg 2000. Hrsg.: Georg Kurlbaum. Eine sozial und ethisch verpflichtete Unternchmcrpcrsönlichkcit. Bonn 2002. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn.

GmbH in Pinneberg. Er war Vorstandsmitglied von Wirtschaftsverbänden und -Vereinigungen in Schleswig-Holstein. 1953 wurde J. über die FDP-Landesliste Schleswig-Holstein in den 2. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit (bis Februar 1956), bis Februar 1954 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (bis April 1956) und des Ausschusses für Heimatvertriebene (bis Januar 1954). NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach.

Jentsch, Hans-Joachim, * 20.9.1937 Fürstenwalde (Spree). Jurist (Rechtsanwalt, Notar, Verfassungsrichter), ev. Nach dem Abitur 1957 studierte J. Rechts- und Staatswissenschaften in Marburg. 1961 legte er das Erste, 1966 das Zweite Juristische Staatsexamen ab, wurde im selben Jahr mit der Arbeit Die Beurteilung summarischer Exekutionen durch das Völkerrecht zum Dr. jur. promoviert und ließ sich als Rechtsanwalt in Wiesbaden nieder. 1977 wurde er Notar. 1960 trat J. der CDU bei. Er wurde Kreisvorsitzender der CDU Wiesbaden, stellvertretender Bezirksvorsitzender der CDU Westhessen und Mitglied des Landesvorstandes der CDU Hessen. 1982-85 war er Oberbürgermeister von Wiesbaden. 1987-90 gehörte er dem Hessischen Landtag an und war innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. 1990-92 war er Justizminister und Minister für Bundes- und Europaangclegcnhciten unter Ministerpräsident Josef Duchac (CDU) in Thüringen. Als Duchac 1992 zurücktrat, blieb J. unter Ministerpräsident Bernhard —> Vogel (CDU) bis 1994 Justizminister. 1995/96 war er nebenamtlich Richter am Landcsvcrfassungsgericht Thüringen. Jm Mai 1996 wurde J. als Nachfolger von Hans-Hugo —> Klein Richter im Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts; zuletzt war er Berichterstatter im Fall des hessischen CDU-Spendenskandals. 1976 und 1980 wurde J. über die CDU-Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt. 1981 / 82 saß er dem Untersuchungsausschuß „Fall Rauschenbach" vor, der sich mit der Flucht eines Oberleutnants der Nationalen Volksarmee (NVA) aus der DDR befaßte. In der 8. Wahlperiode war er bis September 1978 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Innenausschusses, dem er auch in der 9. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Sportausschuß mit, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 9. Wahlperiode seit Februar 1981 war. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß, in der 8. und 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis September 1978 bzw. bis Februar 1981) an. Zum Oberbürgermeister von Wiesbaden gewählt, legte J. am 8.9.1982 sein Bundestagsmandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: 10 Jahre Hessen - Thüringen. Wiesbaden 2000. - Rechtsstaat und Gerechtigkeit. In: Die politische Meinung 38 (1993) Heft 285, S. 39-42. - Die Funktion der Verfassung in einem demokratischen Rechtsstaat. In: Die Verfassung des Freistaats Thüringen. Hrsg. von Karl Schmitt. Weimar u.a. 1995, S. 11-29. - Karlsruhe oder Berlin. Die Rolle des Bundesverfassungsgerichts. In: Thüringer Verwaltungsblätter 10 (2001) Heft 1, S. 1-5.

Jobst, Dionys, * 5.9.1927 Teublitz. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. J. besuchte eine Oberrealschule, wurde 1943 Flakhelfer, kam zum Reichsarbcitsdienst und war Soldat. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft 1947 bestand er das Abitur und studierte als Werkstudent Rechtswissenschaften an der Universität München. 1951 legte er das Erste, 1955 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde 1954 mit der Arbeit Der Polizeibegriff in Deutschland zum Dr. jur. promoviert. Anschließend Regierungsassessor bei der Regierung der Oberpfalz in Regensburg und juristischer Staatsbeamter beim Landratsamt, wechselte er 1956 zur Deutschen Bundesbahn; zuletzt war er Dezernent bei der Bundesbahndirektion Regensburg. 1983 wurde J. Mitglied des Aufsichtsrates der Firma Erste Bayerische Basaltstein AG in Steinmühle, 1986 Mitglied des Verwaltungsrates der Dcutschcn Siedlungs- und Landcsrentenbank Bonn. Er gehört dem Vorstand der Freunde der Universität Tel Aviv an. 1965-72 war J. CSU-Kreisvorsitzender. Er wurde Mitglied des Bezirksvorstandes der CSU Oberpfalz und Mitglied des Landesausschusses der CSU Bayern. 1960-72 war er Mitglied des Kreistages Burglengenfeld und 1972-96 Mitglied des Kreistages Schwandorf. 1960-91 gehörte er dem Stadtrat Teublitz an. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) vertrat J. den Wahlkreis 219 (Burglengenfeld), in der 8.-13. Wahlperiode (1976-98) den Wahlkreis 220 (Schwandorf) im Bundestag. Er war stellvertretender Vorsitzender der CSULandesgruppe (1982-90), Präsident der interfraktionellen parlamentarischen Gruppe Bahn, Vorsitzender der DeutschJapanischen Parlamentariergruppe (seit 1978), Mitglied des Parlamentarischen Beirates des Verbandes der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermißtenangehörigen Deutschlands e. V. und Mitglied der Nordatlantischen Versammlung. In der 6.-8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldcwesen, in der 9.-13. Wahlperiode im Ausschuß für Verkehr mit, dessen Vorsitz er in der 12. und 13. Wahlperiode innehatte. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (seit April 1970), in der 6. und 7. Wahlperiode dem Rechtsausschuß und in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Forschung und Technologic an. In der 8.-12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (in der 10. Wahlperiode seit November 1986 und in der 11. Wahlperiode bis Mai 1987 Ordentliches Mitglied). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Fremdenverkehr an.

Jentzsch, Wilhelm, * 3.8. 1910 Kiel, t 21.7.1989 Kiel. Jurist, Syndikus, ev. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Kiel und Wilhelmshaven studierte J. Rechtswissenschaft in Kiel, Kopenhagen und Greifswald und war seit 1936 in mehreren Industrieunternehmen tätig. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, wurde er 1951 Syndikus und Prokuristin der ILO Werke

J. erhielt 1980 den Bayerischen Verdienstorden und 1990 den japanischen Orden vom Heiligen Schatz mit Schulterband.

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J o c h m u s , Hedwig, * 22.6.1899 Kassel, t 25.7.1993 Heidelberg. Chemikerin, ev. J. besuchte 1905-12 eine Privatmädchenschule, 1912-18 eine Studienanstalt in Kassel, studierte in Marburg (1919) und

Jork Halle (1919-21, 1922-26) Chemie und war nach der Promotion 1926 bei der IG Farbenindustrie AG in Ludwigshafen tätig. Sie war Mitbegründerin des Bundes angestellter Akademiker in der Industriegewerkschaft Chemie. Seit 1945 Mitglied der CDU, wurde sie Vorsitzende des Heidelberger Frauenbeirates und des Landesfrauenbeirates Nordbaden (1953), Vertreterin im Bundesfrauenausschuß (1952) und stellvertretende Leiterin der BundesFrauenvereinigung ihrer Partei. 1953-58 gehörte sie dem CDU-Bundesvorstand an, bis 1975 dem Landesvorstand der CDU in Baden-Württemberg. 1960-68 saß J. für ihre Partei im Baden-Württembergischen Landtag. 1953 wurde J. über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und des Gesundheitsausschusses. J. gehörte auch dem 1955 eingesetzten Ausschuß für Atomfragen an, zunächst als Ordentliches, seit lanuar 1957 als Stellvertretendes Mitglied. Sie war Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität (seit Februar 1955) und des Ausschusses für Besatzungsfragen (seit März 1955). J.' Kandidatur bei der Bundestagswahl 1957 war erfolglos. J o r d a n , lens, * 2 4 . 4 . 1 9 4 3 Nordrach (Schwarzwald). Diplomchemiker. Nach dem Abitur 1962 studierte J. bis 1969 Chemie an der Universität Heidelberg, danach an der Universität Dortmund, legte 1971 das Diplomcxamcn ab und wurde 1974 mit der Arbeit Carboxylate der 4. Nebengruppe des Periodensystems der Elemente promoviert. Seit 1975 ist er in der Stahlindustrie tätig (Hoesch Hüttenwerke, Dortmund; ThyssenKrupp Stahl, Duisburg). 1969 trat J. in die FDP ein. 1976-78 war er stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Dortmund, 1989-98 Vorsitzender des Kreisverbandes Recklinghausen. 1982 wurde er Vorsitzender des Stadtverbandes Waltrop, 1990 Vorstandsmitglied des Bezirksverbandes Ruhr. 1989-94 gehörte J. dem Rat der Stadt Waltrop an, dessen Mitglied er seit 1999 erneut ist; er hat den Vorsitz der FDP-Fraktion inne. Seit Juni 2000 ist J. Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen; er ist Sprecher des Ausschusses für Haushaltskontrolle, Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Grubensicherheit, dem Haushalts- und Finanzausschuß und dem Sportausschuß an. A m 8.6.1994 rückte J. für den verstorbenen Abgeordneten Klaus —>Beckmann in den 12. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im November desselben Jahres angehörte. J o r d a n , (Ernst) Pascual, * 18.10.1902 Hannover, t 3 1 . 7 . 1 9 8 0 Hamburg. Physiker, Hochschullehrer, ev. P., Sohn des Malers Ernst Jordan, studierte nach dem Besuch des Reformgymnasiums Physik, Mathematik und Zoologie in Hannover und Göttingen, wo er 1924 mit der Arbeit Zur Theorie der Quantenstrahlung promoviert wurde. 1926 habilitierte er sich dort für Theoretische Physik und wurde im selben Jahr Privatdozent in Göttingen. 1928 ging er an die Universität Hamburg und wurde 1929 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1935 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor nach Rostock. Im Zweiten Weltkrieg war er bis 1943 Meteorologe bei der Luftwaffe, dann in einem physikalischen Institut der Kriegsmarine tätig. J. äußerte sich positiv zum NS-Staat. 1944 wurde er als ordentlicher Professor nach Berlin berufen. Seit 1947 Gastprofessor in Hamburg, lehrte er dort von 1953 bis zu seiner Emeritierung 1970 als ordentlicher Professor für Theoretische Physik.

Zusammen mit Max Born und Werner Heisenberg formulierte er die Matrizcnmcchanik (1928) und war damit einer der Begründer der Quantenmechanik. 1926 gab er eine wahrscheinlichkeilstheoretisehe Interpretation für diese Theorie. Später arbeitete er auf dem Gebiet der Quantenelektrodynamik, der Relativitätstheorie und der Kosmologie und befaßte sich mit philosophischen Problemen der Quantenmechanik und allgemein der Physik. 1957 protestierte J. gegen das „Göttinger Manifest" deutscher Wissenschaftler und 1965 gegen die VertriebenenDenkschrift der EKD. 1963-67 war er Präsident der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur. 1957 wurde J. über die CDU-Landesliste Niedersachsen in den 3. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (bis Dezember 1959, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. J. wurde 1942 mit der Max-Planck-Medaille, 1955 mit der Gauß-Medaille, 1967 mit dem Preis der Gravity Research Foundation in New Bosten (USA) und 1970 mit dem Konrad-Adenauer-Preis der Deutschen Stiftung ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Max Born: Elementare Quantenmechanik. Berlin 1930. - Statistische Mechanik auf quantentheoretischer Grundlage. Braunschweig 1933, 2 1946. Die Physik des 20. Jahrhunderts. Einführung in den Gedankeninhalt der modernen Physik. Braunschweig 1936. 9. , neugestaltete und erweiterte Auflage unter dem Titel: Atom und Weltall. Braunschweig 1956, 2 1960. - Atomkraft. Drohung und Versprechen. München 1954. - Forschung macht Geschichte. Frankfurt am Main 1954. - Der gescheiterte Aufstand. Betrachtungen zur Gegenwart. Frankfurt am Main 1956. - Wir müssen den Frieden retten. Köln 1957. - Der Naturwissenschaftler vor der religiösen Frage. Abbruch einer Mauer. Hamburg 1963. Oldenburg/Hamburg 6T 972. Die Expansion der Erde. Braunschweig 1966. - Albert Einstein. Sein Lebenswerk und die Zukunft der Physik. Frauenfeld u.a. 1969. - Schöpfung und Geheimnis. Oldenburg/ Hamburg 1970. - Wie frei sind wir? Naturgesetz und Zufall. Osnabrück 1971. - Erkenntnis und Besinnung. Grenzbctrachtungcn aus naturwissenschaftlicher Sicht. Oldenburg/ Hamburg 1972. - P. J. [Selbstdarstellung]. In: Philosophie in Selbstdarstellungen. Hrsg. von Ludwig J. Pongratz. Bd. 1. Hamburg 1975, S. 194-218. - Aufbruch zur Vernunft. Ein Naturforscher zur deutschen Besinnung. Zürich/Osnabrück 1976. LITERATUR: Fritz Katz: Mißdcutetc und mißbrauchte Wissenschaft. Eine Auseinandersetzung mit P. J. Göttingen o. J. (1957). NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. J o r k , Rainer, * 16.3.1940 Dresden. Feinmechaniker, Diplomingenieur, Dozent, ev. Nach der Mittleren Reife 1956 und einer Feinmechanikerlehre (1956-59) bestand J. das Abitur an der Abendoberschule in Dresden und wurde 1959 Facharbeiter für Feinmechanik. 1959-64 studierte er Maschinenbau und Regelungstechnik an der Technischen Hochschule bzw. Technischen Universität Dresden und legte 1965 das Diplomexamen ab. 1965-84 war er Projektant, Abteilungsleiter, seit 1971 Hauptabteilungsleiter im Bereich der Automatisierungsanlagen im VEB Reglerwerk Dresden. 1974 wurde er an der Technischen Hochschule Ilmenau mit der Arbeit Beitrag zur Entwicklung von Algorithmen für die Projektierung von pneumatisch-digitalen Steuerungen zum Dr.-Ing. promoviert. 1976-90 war er nebenberuflicher Dozent an der Technischen Universität Dresden, 1984-90 auch Fachschuldozent an der Ingenieurschule „Rudolf-Diesel" in Meißen. J.

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Josten war langjähriger Vorsitzender des Fachunterausschusses Projektierung v o n Binärstcucrungcn der Wissenschaftlichen Gesellschaft f ü r M e ß - und Automatisicrungstechnik ( W G M A ) in der K a m m e r der Technik (KDT). Er ist Inhaber einiger Patente. J. ist Mitglied des Kuratoriums der Karl-May-Stiftung, Radebeul, und Vorsitzender der F r e u n d e Schloß Moritzburg e.V. 1971 trat J. in die C D U ein. I m Januar 1990 w u r d e er Vorsitzender der C D U in R a d e b e u l . Vom 1 8 . 3 . bis z u m 2 . 1 0 . 1990 war er Mitglied der V o l k s k a m m e r (Wahlkreis 03, Listenplatz 7, Bezirk Dresden), v o n Juni bis Oktober 1990 Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium f ü r Bildung und Wissenschaft der D D R . Vom 3 . 1 0 . bis zum 1 0 . 1 2 . 1990 gehörte J. d e m I I. Deutschen B u n d e s t a g an. Seit der 11. Wahlperiode vertritt er den Wahlkreis 320 (Dresden-Land - Freital - Dippoldiswalde). In der 11. und 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des A u s s c h u s s e s f ü r Bildung und Wissenschaft, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses f ü r Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses f ü r Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied i m A u s s c h u ß f ü r Bildung, F o r s c h u n g und Technikfolgenabschätzung mit. In der 12. und 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied d e m A u s s c h u ß für Verkehr, in der 13. Wahlperiode der E n q u e t e - K o m m i s s i o n „ Ü b e r w i n d u n g der Folgen der SED-Diktatur i m Prozeß der deutschen E i n h e i t " an. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses f ü r Angelegenheiten der N e u e n Länder. VERÖFFENTLICHUNGEN: P n e u m a t i s c h e und hydraulische B a u e l e m e n t e und B a u g r u p p e n der M S R - T e c h n i k . Berlin 1979. - M i t Detlev Scheffel und Karl-Dietrich Morgeneier: A u t o m a t i s c h e Steuerungen. Berlin 1987. J o s t e n , Johann Peter, * 1 5 . 7 . 1 9 1 5 Oberwcscl. Schreinermeister, Werkmeister, kath. N a c h d e m B e s u c h der Volksschule in O b e r w c s c l (1921-25) und des G y m n a s i u m s in P r ü m (1925-29) erlernte J. 1929-32 i m väterlichen Betrieb das Schreinerhandwerk. 1932-37 arbeitete er als Schreinergeselle i m Rheinland, in W ü r t t e m berg und in B a y e r n . 1 9 3 8 / 3 9 besuchte er Abendklassen der Städtischen G e w e r b e s c h u l e in M ü n c h e n . 1941 bestand J. die M e i s t e r p r ü f u n g in Braunschweig, nach d e m B e s u c h der Tischlerfachschule in D e t m o l d 1942 die Techniker- und W e r k m e i s t e r p r ü f u n g . Er war i m B u n d der Katholischen Jugend und in der K o l p i n g f a m i l i e tätig. 1938-45 gehörte er der W e h r m a c h t an. N a c h Kriegsende ü b e r n a h m er den väterlichen Betrieb. 1946 war J. Mitbegründer des C D U - O r t s v e r b a n d e s O b e r w e sel und des C D U - K r e i s v e r b a n d e s St. Goar, 1951-58 Landesvorsitzender der Jungen Union u n d 1955-69 DiözesanAltsenior der K o l p i n g f a m i l i e in Trier. Er w u r d e zum Ehrenvorsitzenden der Mittelstandsvereinigung der C D U Rheinland-Pfalz ernannt. 1947-57 gehörte er d e m Kreistag St. G o a r an und hatte den Fraktionsvorsitz inne. 1947-53 war J. Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz. Er hatte bis 1974 den Vorsitz des Landesmittelstandsausschusses der C D U R h e i n l a n d - P f a l z inne. 1980-89 w a r er Stadtbürgermeister von Oberwesel. In der 2.-8. Wahlperiode (1953-80) gehörte J. d e m Bundestag an. 1953 w u r d e er über die C D U - L a n d e s l i s t e RheinlandPfalz gewählt; seit 1957 vertrat er d e n Wahlkreis 149 (Ahrweiler). In der 2.-5. Wahlperiode w a r er Ordentliches, in der 6.-8. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied d e m A u s s c h u ß f ü r Jugendfragen, in der

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3.-5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied d e m Ausschuß f ü r Familien- und J u g e n d f r a g e n (in der 3. Wahlperiode bis Februar 1961) an. In der 2. Wahlperiode war er a u ß e r d e m Stellvertretendes Mitglied des A u s s c h u s s e s f ü r Arbeit, in der 3. und 4. Wahlperiode des A u s s c h u s s e s f ü r Mittelstandsfragen, in der 4. Wahlperiode des A u s s c h u s s e s f ü r Entwicklungshilfe, in der 7. und 8. Wahlperiode des A u s s c h u s s e s f ü r wirtschaftliche Z u s a m m e n a r b e i t . NACHLASS: Archiv f ü r Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnaucr-Stiftung, Sankt Augustin. J ü n g e r , Sabine, * 2 1 . 5 . 1 9 7 3 K ö n i g s Wusterhausen. Studentin, konfessionslos. N a c h d e m B e s u c h der Polytechnischen Oberschule in L ü b z (1979-89) und des G y m n a s i u m s (1989-91) studierte J. 1 9 9 1 / 9 2 Theologie in Berlin, 1992-94 R e c h t s w i s s e n s c h a f t e n in R o s t o c k . 1994 n a h m sie das S t u d i u m an der Fernuniversität H a g e n auf. 1991 Schloß sich J. der P D S an. 1993-95 w a r sie Mitglied des P D S - L a n d e s v o r s t a n d e s M e c k l e n b u r g - V o r p o m m e r n , 1994-98 Mitglied des Landtages M e c k l e n b u r g - V o r p o m m e r n . 1997 w u r d e sie Kreisvorsitzende der P D S i m Kreis P a r c h i m . 1998 wurde J. über die PDS-Landesliste MecklenburgV o r p o m m e r n in den 14. D e u t s c h e n Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Rechlsausschusses. A l s Stellvertretendes Mitglied gehört sie d e m A u s s c h u ß f ü r Familie, Senioren, F r a u e n und Jugend und der E n q u e t e - K o m m i s s i o n „ D e m o g r a p h i s c h e r Wandel - H e r a u s f o r d e r u n g e n unserer älter w e r d e n d e n Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" an.

Jiirgensen,

Nikolaus, * 2 6 . 1 . 1 9 0 6 B o r b y , f 1 7 . 3 . 1 9 7 1 Hamburg. Angestellter. Nach der Volksschule und einer Lehre bei der K r a n k e n k a s s e E c k e r n f ö r d e war J. Angestellter im Krankenkassendienst. 1933 aus politischen G r ü n d e n verhaftet, war er vier Jahre o h n e Stelle u n d arbeitete dann in H a m b u r g in der Privatwirtschaft. Vor 1933 war J. ehrenamtlich in der G e w e r k s c h a f t u n d bei der S P D tätig. N a c h K r i e g s e n d e Schloß er sich erneut der S P D an, war 1946-57 Mitglied der H a m b u r g e r Bürgerschaft und der Deputation bei der B e h ö r d e f ü r Wirtschaft und Verkehr in H a m b u r g . 1957-69 gehörte J. d e m B u n d e s t a g an; in der 3. und 4. Wahlperiode vertrat er d e n Wahlkreis 2 0 ( H a m b u r g IV), in der 5. Wahlperiode den Wahlkreis 18 (Bergedorf). In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Haushallsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (in der 3. Wahlperiode bis Januar 1958 Ordentliches Mitglied). Tn der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied d e m Postausschuß an. Seit 1965 war er Stellvertretender Vorsitzender des R e c h n u n g s p r ü f u n g s a u s schusses.

Jiittemann,

Gerhard, * 1 0 . 1 0 . 1 9 5 1 B i s c h o f f e r o d e . Facharbeiter, Dreher, kath. N a c h d e m Besuch der Polytechnischen Oberschule erlernte J. den Beruf eines Zerspanungsfacharbeiters, leistete 1970-72 G r u n d w e h r d i e n s t und arbeitete seit 1974 als Dreher unter Tage im Kaliwerk B i s c h o f f e r o d e . Seit 1991 freigestellt, war er stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, von Februar bis N o v e m b e r 1994 Betriebsratsvorsitzender. I m N o v e m b e r 1994 wurde er Betriebsratsmitglied des Bergwerks B i s c h o f f e r o d e . J. Schloß sich der Industriegewerkschaft Bergbau, C h e m i e , Energie an. 1994 und 1998 wurde J. über die PDS-Landesliste Thüringen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Post und Telekomm u n i k a t i o n sowie Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, des A u s s c h u s s e s f ü r Arbeit und Sozialordnung,

Jung der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft" und des Untersuchungsausschusses „Veruntreutes DDR-Vermögen". In der 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für die Angelegenheiten der Neuen Länder mit und ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, des Ausschusses für Tourismus und des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. J ü t t n e r , Egon, * 2 0 . 5 . 1 9 4 2 Gurschdorf (Kr. Freiwaldau, Böhmen). Erziehungswissenschaftler, Sozialwissenschaftler, Hochschullehrer, kath. J. bestand 1961 das Abitur am Gymnasium in Bad Königshofen und studierte seit 1961 Anglistik, Romanistik, Phonetik und Erziehungswissenschaft an der Universität Saarbrücken und an der Freien Universität Berlin. 1965 legte er die Dolmetscherprüfung für Schwedisch ab, war 1965-68 am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin tätig und wurde 1969 mit der Arbeit Der Kampf um die schwedische Schulreform zum Dr. phil. promoviert. Danach als wissenschaftlicher Assistent, Akademischer Rat und Akademischer Oberrat sowie Lehrbeauftragter für Pädagogik an Hochschulen in Heidelberg, Worms, Mannheim und Mainz tätig, ging er 1976 als Professor für Sozial Wissenschaften an die Universität der Bundeswehr München. 1975 wurde J. Vorsitzender der Gemeinnützigen Bürgervereinigung Sandhofen, Mannheim. 1979-96 war er Präsident der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Rhein-Neckar. 1972 trat J. der CDU bei. 1975-85 war er Vorsitzender des Sicherheitspolitischen Ausschusses der CDU Mannheim, 1985-96 Vorsitzender der CDU Mannheim-Sandhofen. 1995 wurde er Kreisvorsitzender der CDU Mannheim. 1980-84 war er Bezirksbeirat in Mannheim-Sandhofen, 1984-91 und 1994/95 Stadtrat in Mannheim. 1990 wurde J. über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg in den 12. Deutschen Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode (1994-98) vertrat er den Wahlkreis 179 (Mannheim I). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung sowie des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 12. Wahlperiode gehörte er bis Juni 1992 als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an, in dem er in der 13. Wahlperiode bis Oktober 1997 als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der EU. J u n c k e r , Albert Ludwig, * 2 . 1 2 . 1 9 0 4 Bochum, t 8 . 3 . 1 9 8 7 Siegen. Kaufmann. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete J. im elterlichen Textilgroßhandel, dessen Mitinhaber er 1945 wurde. Seil 1945 saß er in der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen, war 1946-52 deren Präsident und leitete den Großhandclsvcrband Siegcn-Olpc-Wittgenstein. J. gehörte verschiedenen Ausschüssen der Industrie- und Handelskammern in den westlichen Besatzungszonen an; er war Mitglied des Vorstandes der IHK Nordrhein-Westfalen. 1949 wurde J. über die FDP-Ergänzungsliste NordrheinWestfalen in den 1. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen, des Ausschusses für Sozialpolitik (von Juni 1950 bis Oktober 1951), des Ausschusses für ERP-Fragen (bis Juni 1951, danach Stellvertretendes Mitglied), des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte

Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik und des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik und dem Ausschuß für Außenhandelsfragen (seit Februar 1953) an. J u n g , Kurt, * 15.2.1925 Kandel, t 2 3 . 4 . 1 9 8 9 Karlsruhe. Diplomingenieur (Architekt). J., Sohn eines Landwirts, besuchte nach der Volksschule die Oberrealschule in Landau (Pfalz), bestand 1943 das Abitur und wurde zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Er war bis 1945 Flugzeugführer und Infanterist in Berlin, legte nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 noch einmal die Reifeprüfung ab und studierte Architekturwissenschaft an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Seit 1951 Diplomingenieur, hatte er bis 1953 eine leitende Stellung in der Bauverwaltung inne und war dann als freischaffender Architekt tätig. Er hatte den Vorsitz des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des Bundes Deutscher Architekten inne. 1958 trat J. der FDP bei. 1960 gründete er den Ortsverband Kandel, dessen Vorsitz er bis 1985 innehatte. 1963-72 war er Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Vorderpfalz, 1970-74 Mitglied des Bundesvorstandes der FDP und 1972-74 Vorsitzender des rheinland-pfälzischen FDP-Landesverbandes. 1988 wurde J. Ehrenvorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Vorderpfalz. 1960-66 war er Vorsitzender der FDP-Fraktion im Stadtrat Kandel, bis 1966 Vorsitzender der FDP-Fraktion im Kreistag Germersheim. Aus gesundheitlichen Gründen legte er 1988 seine Mandate im Stadtrat Kandel und im Verbandesgemeinderat nieder. A m 17.5.1966 rückte J. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Ludwig - ^ H a m m in den Bundestag nach, dem er bis 1983 angehörte, jeweils über die FDP-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt. Von Dezember 1972 bis Mai 1974 war J. Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Inneren, von Mai 1974 bis Dezember 1976 beim Bundesminister für Verkehr, Post und Fernmeldewesen und von Oktober 1982 bis zum Frühjahr 1983 beim Bundesminister der Verteidigung. 1977-79 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Mitglied des Europäischen Parlaments; der beratenden Versammlung des Europarates gehörte er bis 1982 an. 1980-82 saß er dem Arbeitskreis Europa der FDPFraktion vor. In der 5. Wahlperiode war J. Ordentliches Mitglied (seit Januar 1967), in der 6. Wahlperiode bis März 1970 Stellvertretendes Mitglied, danach wieder Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses; in der 8. Wahlperiode gehörte er ihm bis Dezember 1978 als Stellvertretendes, danach wieder als Ordentliches Mitglied an und war in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982 erneut dessen Stellvertretendes Mitglied. In der 5. Wahlperiode gehörte er von Oktober 1966 bis lanuar 1967 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis März 1970) und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis März 1970, danach Stellvertretendes Mitglied), Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (seit März 1970). In der 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß mit (von Dezember 1978 bis September 1979 war er Stellvertretendes Mitglied), dem er in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte (bis Oktober 1982). Als Bundestagskandidat konnte sich J„ der sich vergebens um einen der beiden vorderen Plätze auf der rheinland-pfälzischen Landesliste der FDP bemüht

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Jung hatte, 1983 im Wahlkreis 161 (Landau) nicht gegen Heiner —> Geißler durchsetzen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Katastrophenschutz und Rettungsschutz zur Verbesserung der Lebensqualität. Bonn 1973. Urbancs Leben im Kräftcfeld der Tcchnik. Bonn 1973. Konzeption des Bundes. Die innere Verwaltungsreform. Bonn 1974. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Jung, Michael, * 13.4.1951 Würzburg. Jurist (Rechtsanwalt), kath. J. bestand 1969 das Abitur am humanistischen Gymnasium Fürst-Johann-Ludwig-Schule in Hadamar, leistete Wehrdienst, studierte Rechtswissenschaften und legte 1977 das Erste, 1980 das Zweite juristische Staatsexamen an der Universität Gießen ab. 1980-83 war er Mitarbeiter in einer Anwaltssozietät. 1983 ließ er sich als Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in Limburg nieder. Er ist Mitglied des Verwaltungsrates der Nassauischen Sparkasse in Wiesbaden. J. war Landesvorsitzender des Ringes Christlich-Demokratischer Studenten in Hessen sowie Mitglied verschiedener Gremien der studentischen Selbstverwaltung und der Universität. Als Orts- und Kreisvorsitzender der Jungen Union Schloß er sich 1969 der CDU an. Er war stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU Limburg-Weilburg. J. ist Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes West-Hessen. 1972-95 gehörte er dem Kreistag Limburg-Weilburg an, wo er lange Zeit den Vorsitz der CDU-Fraktion innehatte. In der 11.-13. Wahlperiode (1987-98) vertrat J. den Wahlkreis 135 (Rheingau-Taunus - Limburg) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit. In der 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (bis Oktober 1990), in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Rechtsausschuß und dem 1. Untersuchungsausschuß (U-Boot-Pläne, bis September 1990) an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied (seit Mai 1989), in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fremdenverkehr, in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation. Jung, Volker, * 24.2.1942 Berlin. Diplompolitologe, Gewerkschaftsfunktionär. J. besuchte 1954-57 die Carl-Friedrich-von-Siemens-Schule in Berlin, 1957-59 die Oberrealschule, 1959-62 die Wirlschaftsoberrealschule in Amberg (Oberpfalz) und bestand 1962 das Wirtschaftsabitur. 1962-69 studierte er Politische Wissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin und Schloß das Studium als Diplompolitologe ab. 1970 ging er nach Düsseldorf. 1970-72 war J. Referent am Wirtschaftswissenschaftlichen Institut der Gewerkschaften, 1972-75 Leiter der Abteilung Europäische Integration des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), 1975-83 Leiter der Abteilung Gescllschaftspolitik des DGB und Mitglied des Beratenden Ausschusses der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und 1983-94 Referatsleiter beim DGB-Bundesvorstand. 1995 wurde er stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen e.V. 1970-95 war J. Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen; 1995 wurde er Mitglied der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie sowie der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1978-93 war er nacheinander Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat

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der Friedrich-Flick IV, der Feldmühle Nobel AG, der Metallgesellschaft Industrie AG, Düsseldorf, und 1991/92 der Qualitäts- und Edelstahl AG, Brandenburg. 1963 trat I. der SPD bei. Er wurde stellvertretender Vorsitzender der Düsseldorfer SPD. Seit 1983 vertritt er den Wahlkreis 75 (Düsseldorf II) im Bundestag. Er gehört der Arbeitsgruppe Wirtschaft, der Arbeitsgruppe Energie und dem Gesprächskreis Asien der SPD-Fraktion an. 1987 wurde er energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. In der 10.-13. Wahlperiode arbeitete J. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft mit; in der 14. Wahlperiode gehört er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie an. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, in der 12. Wahlperiode des Haushaltsausschusses und des Ausschusses Treuhandanstalt (seit Februar 1995), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört. In der 14. Wahlperiode ist er außerdem Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energievrsorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Jung, Wilhelm, * 26. 3.1928 Lörrach. Bäckermeister, ev. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums ließ sich J. zum Bäcker ausbilden, legte 1946 die Gesellenprüfung, 1952 die Meisterprüfung im Backhandwerk ab und wurde später Inhaber einer Bäckerei. 1965-74 war er Obermeister der Bäckerinnung Lörrach, zugleich Kreishandwerksmeister und Stellvertretender Landesinnungsmeister in Baden. 1971 wurde er Vizepräsident, 1974 Präsident der Handwerkskammer Freiburg im Breisgau. 1958 übernahm er den Vorstandsvorsitz der Innungskrankenkasse Lörrach und wurde Mitglied im Verwallungsral der Bezirkssparkasse Lörrach-Rhcinfcldcn. Er ist Mitglied des Vcrwaltungsrates und des Kreditausschusses der Landeskreditbank Baden-Württemberg sowie Mitglied des Verwaltungsrates der Signal-Versicherungen Dortmund. 1954 wurde er Präsident des Bürgerlichen Sängervereins e. V., 1973 Ehrenpräsident der Singgemeinschaft Lörrach. 1962 trat J. in die CDU ein, war bis 1984 Stadtrat in Lörrach und gehörte 1964-80 dem Landtag Baden-Württemberg an, 1974-80 als stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion. In der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) vertrat J. den Wahlkreis 186 (Lörrach - Müllheim) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petilionsausschusses, in der 10. und 11. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis Oktober 1990) und in der 11. Wahlperiode des 1. Untersuchungsausschusses (U-Boot-Pläne). DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Junghanns, Ulrich, * 25.5. 1956 Gera. Diplomstaatswissenschaftler, ev. I. besuchte bis 1972 die Polytechnische Oberschule, Schloß 1974 eine Lehre als Facharbeiter für Pferdezucht ab und bestand die Leistungsprüfung im Hengstdepot Moritzburg. 1974-76 leistete er Grundwehrdienst. Ein Fernstudium an der Akademie für Staat und Recht in Potsdam-Babelsberg beendete er 1986 als Diplomstaatswissenschaftler und war bis 1990 als Angestellter, danach freiberuflich tätig. J. ist Vorsitzender der Landakademie „Thomas Müntzer" e.V.,

Junglas Präsident des SV Eintracht Frankfurt (Oder) und Vorstandsmitglied des Fördervereins der Europa-Universität „Viadrina" in Frankfurt (Oder). Seit 1974 Mitglied, seit 1982 Funktionär der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD), wurde er 1990 erster stellvertretender Vorsitzender und amtierender Vorsitzender der DBD. Seit dem Zusammenschluß der CDU mit der DBD im September 1990 ist er Mitglied der CDU. 1990-92 gehörte J. dem Bundesvorstand der CDU, 1990-93 dem Landesvorstand der CDU in Brandenburg an. Er war Stadtverordneter und Fraktionsvorsitzender in Frankfurt (Oder). 1990 wurde J. mit einem Direktmandat des Wahlkreises 279 (Frankfurt/Oder - Eisenhüttenstadt - Beeskow), 1994 über die CDU-Landesliste Brandenburg in den Bundestag gewählt. Er war stellvertretender Landesgruppenvorsitzender. In beiden Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, als Stellvertretendes Mitglied dem Haushallsausschuß (seit November 1991) an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (bis Mai 1991), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Junghans, Hans-Jürgen, * 27.1.1922 Hannover. Diplomingenieur, ev. J., Sohn eines Pförtners, studierte nach dem Abitur (1940) an einer Oberschule in Hannover 1940/41 Bauingenieurwesen an der dortigen Technischen Hochschule. 1941 eingezogen, arbeitete er nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft als Elektromonteur und setzte sein Studium 1946 fort, das er 1950 als Diplomingenieur abschloß. 1950-53 war J. hauptamtlicher Geschäftsführer der Internationalen Jugendgemcinschaftsdicnste e.V., Hannover. 1953 trat er als Obcringenieur in die Hüttenwerk-Salzgittcr AG ein; 1963 wurde er Leiter der Abteilung Ausbildung und Förderung, 1970 Generalbevollmächtigter und Leiter der Hauptabteilung Volkswirtschaft. 1972 wurde er Mitglied des Vorstandes der Salzgitter AG. Er war Aufsichtsrat der Salzgitter Wohnungs-AG und der Salzgitter Maschinen-AG. 1947 Milbegründer des Sozialistischen Deutschen Sludentenbundes in Hannover, wurde er Mitglied der Studentischen Kammer und des Allgemeinen Studentischen Ausschusses. 1950 trat J. der SPD bei. 1968-74 war er Bezirksvorsitzender für Braunschweig. In der 3.-10. Wahlperiode (1957-87) war J. Mitglied des Bundestages. 1957 wurde er über die SPD-Landesliste Niedersachsen, 1961 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 49 (Gandersheim-Salzgitter) und danach jeweils mit einem Direktmandat des Wahlkreises 44 (Salzgitter bzw. Salzgitter - Wolfenbüttel) gewählt. 1964-83 gehörte er dem SPDFraktionsvorstand an, war 1969-72 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion und hatte 1969-83 den Vorsitz des SPD-Arbeitskreises Wirtschaft inne. 1961-65 war er Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes, 1965-69 Vorsitzender des Ausschusses für das Bundesvermögen. In der 3. Wahlperiode gehörte er von Februar 1959 bis März 1960 als Stellvertretendes Mitglied dem Wirtschaftsausschuß an und war danach sowie in der 4. Wahlperiode dessen Ordentliches Mitglied. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittclstandsfragcn an. In der 6.-10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft mit. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Außenhandelsausschusses (bis Februar 1959) und des Ausschusses für Verkehr, Postund Fernmeldewesen. In der 3.-5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Gesundheitswesen (in der 3. Wahlperiode bis Mai 1960) und dem

Ausschuß für Arbeit (in der 5. Wahlperiode seit November 1966) an. In der 7. und 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr. J. wurde mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Jungherz, Hubert, * 14.2.1896 Eupen, f 21.3.1975 Bensberg. Kaufmännischer Angestellter. Nach einer kaufmännischen Lehre und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg war J. als Lagerverwalter, Einkäufer und Personalleiter tätig. 1919 Schloß er sich der SPD an, wurde 1923 Distriktleiter in Köln-Ehrenfeld und gehörte von 1931 bis zum Verbot der Partei dem geschäftsführenden Kreisvorstand in Köln an. 1929-33 war er Stadtverordneter in Köln. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat er wieder der SPD bei, wurde 1947 Kreis Vorsitzender im Rheinisch-Bergischen Kreis und gehörte 1947-52 und seit 1958 dem Bezirksvorstand Mittelrhein an. J. war mehrere Jahre Arbeitsrichter an der Kaufmannskammer Köln. 1947 wurde er Stadtverordneter in Bensberg, wo er 1950-54 das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters innehatte. 1953/54 war er Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages. Am 19.1.1960 rückte J. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Otto —»Walpert in den 3. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Oktober 1961 angehörte. Seit März 1960 war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen und des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau und Bodenrecht. Junglas, Johann, * 12.2.1898 Wirfus (Kr. Cochem), t 8.11.1963 Koblenz. Gärtner, Gewerkschaftsfunktionär, Angestellter, kath. Nach einer Gärtnerlehre in seinem Beruf tätig, nahm J. am Ersten Weltkrieg teil und war seit 1920 Sekretär der Christlichen Gewerkschaften (Landarbeiterverband, Berufsverband deutscher Steinarbeiter) in Koblenz, Trier, Limburg und Mayen. 1933 entlassen, arbeitete er zunächst in der Privatwirtschaft und war 1940-46 Angestellter beim Arbeitsamt Koblenz. J. gehörte dem Vorstand des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes Rheinland-Pfalz an. Er hatte den Vorsitz des Bezirksverbandes der öffentlichen Betriebe und Verwaltungen in der Einheitsgewerkschaft inne. Vor 1933 war er Stadtverordneter, Kreistagsmitglied in Mayen und Abgeordneter des Rheinischen Provinziallandtages. 1945 gehörte J. zu den Begründern der CDU in Rheinland-Pfalz. Er zählte zu den engsten Mitarbeitern Peter Altmeiers, dessen Schwager er überdies war. Er wirkte als Bürgerrai und Beigeordneier in Koblenz. 1946-49 war er rheinland-pfälzischer Minister für Wohlfahrt bzw. für Gesundheit und Wohlfahrt, Juni/Juli und von Oktober bis Dezember 1947 zugleich Minister für Arbeit bzw. (Juni/Juli) für Wiederaufbau und Verkehr, seit 1951 Ministerialdirektor, 1956-63 Staatssekretär im Sozialministerium des Landes Rheinland-Pfalz. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat J. den Wahlkreis 2 (Ahrweiler) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen und des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Sozialpolitik, dem Ausschuß für Heimatvertriebene und dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (von April 1951 bis April 1952) an.

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Jungmann J u n g m a n n , Gerhard, * 4 . 4 . 1 9 1 0 Elberfeld (heute zu Wuppertal), f 26. 1. 1981 Bad Salzuflen. Arzt, cv. J. bestand 1929 das Abitur am Gymnasium in Elberfeld, studierte Medizin in München, Bonn und Kiel und legte 1934 das Staatsexamen ab. 1935 erhielt er die Approbation und wurde 1936 in Kiel mit der Arbeit Neue Gesichtspunkte zur Frage der Entstehung von Deflexionslagen promoviert. Nach Ausbildung an der Medizinischen Universitätsklinik Kiel, in der Landesfrauenklinik Osnabrück und im Kreiskrankenhaus Wernigerode ließ er sich 1938 als praktischer Arzt in Markoldendorf nieder. 1939-45 war er im Sanitätsdienst der Luftwaffe eingesetzt. J. war Vorstandsmitglied der Ärztekammer Niedersachsen, stellvertretender Vorsitzender der Bezirksstelle Göttingen der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen des Verbandes der Ärzte Deutschlands (Hartmannbund). Er gehörte dem Präsidium des Deutschen Ärztetages sowie dem Vorstand der Deutschen Akademie der praktischen Ärzte an und war zweiter Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Landärzte. 1952-61 war J., Mitglied der CDU, Ratsherr und Kreistagsabgeordneter. 1956-61 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag der 3. und 4. Wahlperiode an; 1956-59 war er Mitglied der DP/CDU-Fraktion. 1961, 1965 und 1969 wurde J. über die CDU-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. In der 4. und 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender (in der 5. Wahlperiode seit Januar 1966) des Ausschusses für Gesundheitswesen, in der 6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis Februar 1964) mit. In der 4. und 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung.

und 1990 wurde er über die SPD-Landesliste SchleswigHolstein gewählt. In allen fünf Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß mit (in der 11. Wahlperiode bis Juni 1988, seit August 1990 als Stellvertretendes Mitglied). In der 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (von November 1978 bis Septemer 1979) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis November 1978) sowie des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. In der 9.-12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (in der 11. Wahlperiode bis Juni 1998, danach als Ordentliches Mitglied) an. In der 11. Wahlperiode war er Steilverlretendes Mitglied des Innenausschusses (von Juni 1988 bis Oktober 1990) und des 1. Untersuchungsausschusses (U-Boot-Pläne), in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des 2. Untersuchungsausschusses (Treuhandanstalt, seit Oktober 1993). VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Norbert Gansel und Heide Simonis: Abgeordnete - Lobbyisten oder Kontrolleure der Rüstungsindustrie? In: Arbeitsplätze durch Rüstung? Reinbek 1978, S. 127-146.

J u n g m a n n , Horst, * 24. 9.1940 Gräfenort (Oberschlesien). Verwaltungsbeamter, ev. Nach der Mittleren Reife und einer Verwaltungsausbildung für den gehobenen nichttechnischen Dienst durchlief J. eine Lehre als Postbote und trat nach der Prüfung für den einfachen Postdienst 1958 in das Beamtenverhältnis ein. 1959-70 war er als Soldat auf Zeit Hauptbootsmann bei der Bundesmarinc. Seit 1971 bei der Bundcswehrvcrwaltung, wurde er Regierungsinspektor. J. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Arbeiterwohlfahrt und der DeutschPolnischen Gesellschaft an. 1966 trat J. der SPD bei. 1968-71 gehörte er dem Kreisvorstand der Jungsozialisten, 1969/70 dem Ortsvereinvorstand Plön an und hatte 1970-76 den Vorsitz des Ortsvereins Rathjensdorf-Wittmoldt inne. 1970/71 und 1974-76 war er Mitglied des Plöner Kreistages, seit April 1975 Vorsitzender der SPD-Fraktion. In der 8.-12. Wahlperiode (1976-94) gehörte J. dem Bundestag an. In der 8., 9. und 11. Wahlperiode hatte er ein Direktmandat des Wahlkreises 6 (Plön - Neumünster); 1983

1947 trat J., der sich vor 1941 in der Katholischen Jugendbewegung engagiert hatte, der SPD bei. 1948 wurde er Unterbezirksvorsitzender der Jungsozialisten. 1953-55 war er Referent des SPD-Partcivorstandcs und 1962-65 stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Ostwestfalen-Lippe. In der 4.-8. Wahlperiode (1961-80) gehörte J. dem Bundestag an. In der 4. Wahlperiode vertrat er mit einem Direktmandat den Wahlkreis 105 (Bielefeld-Halle), in der 5.-7. Wahlperiode den Wahlkreis 103 (Bielefeld-Land); 1976 wurde er über die SPD-Landcslistc Nordrhcin-Wcstfalcn gewählt. In der 4. Wahlperiode war er bis Juni 1964 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses, in der 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und in der 6.-8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Außenhandelsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an. In der 4., 5., 7. und 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (in der 5. Wahlperiode bis September 1968). In der 6. Wahlperiode gehörte er bis Dezember 1970 dem Verteidigungsausschuß an.

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DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. J u n k e r , Heinrich, * 15.4. 1923 Liemke. Kaufmännischer Angestellter, Verwaltungsangestellter, kath. J. besuchte die Volksschule und machte 1937-39 eine kaufmännische Lehre im Süßwarengroßhandel. 1939-41 war er Kaufmannsgehilfe und nahm dann am Zweiten Weltkrieg teil. Nach dem Besuch der Heeresfeuerwerkerschule in Bcrlin-Lichtcrfelde (1943) wurde er als Abnehmer in Betrieben der Rüstungsindustrie eingesetzt. 1945-49 war er Verwaltungsangestellter. Ein Studium an der Akademie für Gemein Wirtschaft in Hamburg (1949-51) Schloß er als Volkswirt ab. Bis 1952 war J., seit 1947 Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Sekretär bei der ÖTV-Kreisverwaltung Bielefeld. 1956 wurde er Lehrer für Wirtschaftspolitik an der HeimVolkshochschule Bergneustadt, deren Leitung er 1961 übernahm.

κ Kaffka, Rudolf, * 14. 6.1923 Radeberg, f 30.1.1985 Kaiserslautern. Pfarrer, ev. Κ. bcsuchtc das Gymnasium in Dresden, nahm 1941-45 am Zweiten Weltkrieg teil und war bis 1946 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. 1946-50 studierte er Theologie und Philosophie in Heidelberg und war bis 1952 Vikar, danach Seelsorger in den Labour Service-Einheiten. 1956 wurde er Pfarrer in Annweiler. K. trat in die SPD ein. Er wurde stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Pfalz. 1961 wurde K. über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag gewählt, in dem er in der 5.-8. Wahlperiode den Wahlkreis 158 (Frankenthal) vertrat. In der 4. Wahlperiode war er zunächst Ordentliches, seit Oktober 1964 Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses, dem er auch in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (seil März 1967) angehörte. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 7. und 8. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologie (von Juni 1974 bis April 1975), in der 7. und 8. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verteidigung, dem Ausschuß für Lastenausgleich (seit Juni 1964) und dem Ausschuß für Heimatvertriebene (seit Juni 1964) an. In der 4. und 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Juni 1964), in der 5. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses und des Ausschusses für Kriegs- und Vcrfolgungsschäden (bis Dezember 1967), in der 6. und 7. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (bis Juni 1972 und wieder seit Juni 1974).

Kahn, Karl, * 3.3.1900 Absberg (Mittelfranken), t 16.7.1966 München. Volkswirt, Redakteur, Parteifunktionär, kath. K., Sohn eines Landwirts, besuchte das Humanistische Gymnasium in Eichstätt, legte 1921 das Abitur ab und studierte Nationalökonomie und Gcschichtc in München. Er gehörte der christlichen Studentenkorporation „Rhätia" an und nahm 1922-24 am Hochschulkampf gegen den Nationalsozialismus teil. 1921-24 war er Landesvorsitzender des Jungbaycrn-Rings der Bayerischen Volkspartci. Seit 1926 arbeitete er als Redakteur an verschiedenen deutschen Tageszeitungen mit und war bis 1940 Referent in Wirtschaftsverbänden. Seit 1940 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich 1944-46 in britisch-amerikanischer Kriegsgefangenschaft. K. war stellvertretender Vorsitzender einer Baugenossenschaft in Regensburg. 1946 wurde K. Geschäftsführer der CSU Rcgensburg-Stadt und -Land und 1947 Geschäftsführer der CSU des Bezirksverbandes Oberpfalz. In der 1. und 2. Wahlperiode vertrat K. den Wahlkreis 20 bzw. 215 (Burglengenfeld) im Bundestag. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen, dessen stellvertretender Vorsitzender er in der 1. Wahlperiode bis November 1949, in der 2. Wahlperiode seit Oktober 1953 war. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied außerdem dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität, dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (seit November 1951) und dem Ausschuß für Patentrecht und gcwerblichcn Rechtsschutz (bis März 1953) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität und des Ausschusses für Besatzungsfolgen (seit Januar 1956) sowie Stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses (seit Januar 1954).

Kahl, Harald, * 21.1.1941 Sondershausen. Chemiker, ev. K. besuchte die Erweiterte Oberschule in Sondershausen, bestand 1960 das Abitur, studierte nach einem Jahr praktischer Arbeit Chemie in Jena und wurde 1972 mit einer biochemischcn Arbeit promoviert. Er war Laborlcitcr im Krankenhaus Hildburghausen, 1973-90 im Kreiskrankenhaus Ronneburg. 1980 wurde er Fachchemiker der Medizin. 1973 trat K. in die CDU ein. Er gehörte dem Bezirksvorstand der CDU an und hatte von Januar 1990 bis August 1990 den stellvertretenden Landesvorsitz der CDU Thüringen inne. 1990-94 war er Präsident der Stadtverordnetenversammlung in Ronneburg. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat K. den Wahlkreis 304 (Altenburg - Schmölln - Greiz - GeraLand II) im Bundestag. 1998 wurde er über die CDULandesliste Thüringen gewählt. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Ausschusses für Gesundheit (seit Juli 1993, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem 3. Untersuchungsausschuß (HIV-Infektionen durch Blut und Blulprodukte, seit Oktober 1993) an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit.

Kahn-Ackermann, Georg (Michael), * 4.1.1918 Charlotlenburg (heute zu Berlin). Journalist, Lektor, kath. K.-A., Sohn eines Rechtsanwalts, besuchte das Gymnasium in Starnberg, setzte seit 1927 seine Ausbildung in der Schweiz fort, legte an der Kantonsschule Trogen (Kanton Appenzell) die Matura ab und begann 1936 ein naturwissenschaftliches Studium. 1938 kehrte er als freier Wirtschaftsjournalist nach Deutschland zurück. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 war er Leiter eines Pressedienstes in München und seit 1946 freier Journalist, Reporter und Redakteur. 1948 wurde er Mitarbeiter und Kommentator des Bayerischen Rundfunks und der „Abendzeitung" in München sowie Reporter der „Sonntagspost". 1950/51 arbeitete er vorübergehend in der Filmindustrie. K.-A. war auch als Autor und Verlagslektor tätig. 1958 besuchte er das Harvard International Seminar, 1960 das Japanese Harvard International Seminar. 1952 wurde K.-A. Mitglied des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Akademiker und gehörte dem Vorstand des Bayerischen Journalistenverbandes an. Er war Vorsitzender des Verwaltungsrales der Verwertungsgesellschaft „Wort", stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates des Deutschlandfunks, 1968-70 Präsident des Kuratoriums der Deutschen Stiftung für Entwicklungsländer,

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Kahrs 1968-88 stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Welthungerhilfe und Schatzmeister der Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen Bundestages. 1946 trat K.-A. in der SPD ein. Er war Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bad Tölz-Wolfratshausen, seit 1956 Mitglied des Kreistages von Wolfratshausen bzw. Bad TölzWolfratshauscn. Seit 1963 gehörte er der Beratenden Versammlung des Europarates an, deren Kommission für Kultur und Erziehung er bis 1970 leitete. 1972-74 war er Sprecher der deutschen Delegation, 1973/74 Vizepräsident und 1974-79 Generalsekretär des Europarates. K.-A. gehörte seit 1960 der Versammlung der Westeuropäischen Union an, war bis 1970 ihr Vizepräsident und hatte 1972 /73 den Vorsitz des Politischen Ausschusses inne. Er gehörte auch der deutschen UNESCO-Kommission an. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war K. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. Am 10.1.1962 rückte er über die Landesliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wilhelm —>Hoegner nach und gehörte in der 5. Wahlperiode (1965-69) wieder mit einem Mandat der Landesliste Bayern dem Bundestag an. Am 28.12.1970 rückte K.-A. für den verstorbenen Abgeordneten Hermann —>Haage nach und wurde 1972 wieder über die Landesliste Bayern gewählt. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung, dem Ausschuß für Kulturpolitik und dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films an (seit Dezember 1956, davor als Stellvertretendes Mitglied). In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik mit und war Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsabschlusses, des 1. Untersuchungsausschusses (FIBAG-Ausschuß) und des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (seit März 1964). In der 4. und 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Entwicklungshilfe. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 6. Wahlperiode von März bis Juni 1962 Ordentliches, dann wieder Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, in dem er in der 7. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 5. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß und seit März 1966 dem Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses (seit Februar 1971), in der 7. Wahlperiode des Petitionsausschusses und gehörte in beiden Wahlperioden (seit Februar 1971) als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. Am 18.9.1974 legte K.-A. sein Bundestagsmandat nieder. K.-A. erhielt 1968 den Bayerischen Verdienstorden und 1971 die Goldene Ehrennadel des Bayerischen JournalistenVerbandes. VERÖFFENTLICHUNGEN: Trost der Reben. Ein Brevier vom Wein. München 1960. - Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 13. Boppard am Rhein 1994. Kahrs, Johannes, * 15.9.1963 Bremen. Angestellter, ev. Nach dem Abitur und dem Studium war K. zwei Jahre Zeitsoldat. In einem Unternehmen der Wohnungswirtschaft übernahm er die Stelle eines Stabsstellenleiters für Grundsatzfragen. K. Schloß sich der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft an und wurde Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, der Deutschen Hilfsgemeinschaft und des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e. V. 1982 trat K. in die SPD ein. Er war Kreisvorsitzender der Jungsozialisten und gehörte zwei Jahre dem Landesvorstand an. Er wurde stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender

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Hamburg-Mitte. 1992-98 gehörte er der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte an. Er ist Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses der Bezirksamtes Hamburg-Mitte. Seit 1998 vertritt K. den Wahlkreis 12 (Hamburg-Mitte) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses, Schriftführer und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Kaiser, Jakob, * 8.2.1888 Hammelburg (Unterfranken), t 7.5.1961 Berlin. Buchbi nder, Gewerkschaftsfunktionär. K., zweitältestes von zehn Kindern des Buchbinders Johann K., besuchte nach der Volksschule eine dreijährige Fortbildungsschule; nach einer Lehre im väterlichen Betrieb die Buchbinderschule in Schwiebus (Ostpreußen) arbeitete er 1906-12 als Geselle in einer Buchbinderei in Nürnberg. Willensstärke und Stolz, aber auch Harmoniebedürfnis und vor allem soziales Engagement prägten seinen Charakter. So betätigte er sich auf sozialpolitischem Gebiet, nicht nur in den Gesellenvereinen Adolf Kolpings, sondern auch im Volksverein für das katholische Deutschland. Als Frucht dieses Engagements wurde K. 1912 von der Delegierten Versammlung des Kölner Kartells der christlichen Gewerkschaften zum Kartcllsckrctär gewählt. Von 1908 bis 1910 leistete er Militärdienst bei einem bayerischen Infanterieregiment. Den Krieg 1914-18 erlebte er mit vaterländischer Hingabc. K. war Monarchist aus Gesinnung, ein typischer Repräsentant der christlichen Gewerkschaften, die auch nach 1918 staatskonservativ und monarchistisch blieben. Nach schwerer Verwundung wurde K. im Dezember 1917 aus dem Kriegsdienst entlassen und wirkte wieder als Geschäftsführer des Kölner Gewerkschaftskartells. In der Weimarer Republik entwickelte sich K. zum christlich-sozialen Gewerkschafter und katholischen Zentrumspolitiker. Verankert im katholisch-gewerkschaftlichen Denken, arbeitete K. schon als junger Politiker an dem Gedanken einer überkonfessionellen politischen Union, „um das deutsche Parteiensystem zu konsolidieren", weil „diese Partei allein dem Marxismus die Stirn bieten könnte" (Kosthorst, Arbeiterführer). K. wurde stark durch Adam Stegerwald geprägt. Seit 1924 bekannte er sich öffentlich zur Weimarer Republik. K.s Idee einer national-sozialen Synthese und sein Eintreten für einen starken Staat mit demokratischer Verfassung führten ihn in der Sozialpolitik zum linken Flügel seiner Partei; in gcsamtpolitischcn Fragen blieb er jedoch auf Mittclkurs. 1928 wurde K. als stellvertretender Zentrumsvorsitzender des Rheinlandes Mitglied des geschäftsführenden Reichsvorstandes. Nach Stegerwaids Rücktritt 1929 führte er die christliche Gewerkschaftsbewegung zu einer entschiedenen Abwehrstellung gegen den vorrückenden Nationalsozialismus und votierte 1932 für Zusammenarbeit mit Reichskanzler Schleicher. Die Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten um die Rechte der ehemaligen Gcwcrkschaftsangestellten führte ihn zum Widerstand gegen Hitler. Nach Kriegsende bemühte sich K. um die Begründung einer überkonfessionellen Volkspartei. Er wurde einer der Gründungsväter der CDU um Emil Dovifat, Andreas Hermes, Heinrich —» Krone und früheren Mitgliedern der DDP wie Walther Schreiber, Ferdinand —> Friedensburg, Theodor Stellzer und Ernst —»Lemmer, die alle in der neuen Partei den Gewerkschaftsflügel repräsentierten. K. übernahm den Vorsitz der CDUD. Er suchte eine Synthese zwischen dem kapitalistischen Individualismus und dem materialistischen Sozialismus, wie er es nannte. Es ging ihm dabei um eine gerechte Sozialordnung, in welcher der Begriff des Eigentums zentrale Bedeutung hat. Die Idee des „christlichen Sozialismus" war für K. innenpolitische Voraussetzung für ein neu zu errichtendes Deutschland, das als Brücke zwischen Ost und West einen Ausgleich zwischen Kapitalismus und Demokratie im Westen und Sozialismus und Diktatur im Osten

Kalbfell herbeiführen sollte. Doch am 14.1.1948 erhielt K. von den Sowjets Rede- und Durchreiseverbot in der bzw. durch die sowjetisch besetzte Zone. Nun konnte er nur noch im Westen politisch tätig werden, mußte —> Adenauers Führungsposition in der CDU/CSU respektieren. 1948/49 war K. Mitglied des Parlamentarischen Rates, 1949-57 des Dcutschcn Bundestages, in dem er mit einem Dircktmandat den Wahlkreis 32 bzw. 91 (Essen III) vertrat. Unter Bundeskanzler Adenauer wurde er Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen (1949-57). 1950 übernahm K. den stellvertretenden Vorsitz der CDU. Als 1954 eine Wiedervereinigung zunehmend unwahrscheinlicher wurde, suchte K. den Wiedervereinigungsgedanken außerhalb seiner Partei organisatorisch zu verankern. In Zusammenarbeit mit Herbert —» Wchncr von der SPD und unterstützt von Journalisten wie Paul Sethe, Karl Silex und Wilhelm Wolfgang Schütz wurde 1954 das Kuratorium Unteilbares Deutschland (KUD) gegründet. Auch bei der Wiedereingliederung der Saar in die Bundesrepublik kommen K. erhebliche Verdienste zu. Für K.s Generation bildete nationale Gesinnung die Triebfeder politischen Handelns nach 1945. K.s Engagement in der christlichen Arbeiterschaft ließen ihn die Notwendigkeit sozialpolitischer Maßnahmen erkennen. Der Nationalstaat sollte durch den Sozialstaat temperiert werden; die Pendelschwünge der deutschen Geschichte sollten durch nationale Einheit und sozialen Ausgleich in eine gleichmäßige Entwicklung einmünden. Die außenpolitische Maklerrolle Deutschlands sollte durch eine integrative Sozialpolitik untermauert werden. K.s innenpolitische Brückenkonzeption, der in der Tradition christlicher Soziallehrc entwickelte Ausgleich von rücksichtslosem Kapitalismus einerseits und kollektivistischem Sozialismus andererseits war nicht ohne Reiz. Ein solcher „dritter Weg" eines wiedervereinigten Deutschlands war in den achtziger Jahren, vor allem angesichts der Zeitenwende 1989/1990, kurzfristig von gewisser Attraktivität im Kreml und in OstBerlin. Doch die Vereinigung Deutschlands 1990 zeigte, daß auch jetzt Adenauer über K. siegte. K. wird in der Parteigeschichte der CDU allerdings als Garant des nationalen Einhcitswillcns und der sozialen Verantwortung einen zentralen Platz behalten. Sein Briickenkonzept scheiterte, aber sein Wille zum Ausgleich mit der Sowjetunion bleibt gültiges Vermächtnis. Sein Erbe verweist auf die mitteleuropäische Aufgabe, die für das vereinte Deutschland im kommenden Jahrhundert angewachsen ist. K. erhielt 1954 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wir haben Brücke zu sein. Reden, Äußerungen und Aufsätze zur Deutschlandpolitik. Hrsg. von Christian Hacke. Köln 1988. - J. K. Gewerkschafter und Patriot. Eine Werkauswahl. Hrsg. und eingeleitet von Ti Iman Mayer. Köln 1988. LITERATUR: Erich Kosthorst: J. K., der Arbeiterführer. Stuttgart u.a. 1967. - Werner Conze: J. K., Politiker zwischen Ost und West 1945-1949. Stuttgart 1969. - Elfriede Nebgen: J. K., der Widerstandskämpfer. Stuttgart 1970. - Erich Kosthorst: J. K., Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen, 1949-1957. Stuttgart u.a. 1972. - Hans-Peter Schwarz: Vom Reich zur Bundesrepublik. Deutschland im Widerstreit der außenpolitischen Konzeptionen in den Jahren der Besatzung shcrrschaft 1945-1949. Berlin/Stuttgart 21980. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz. Christian Hacke Kaiser, Pia, * 26.5.1912 Schwäbisch Gmünd, t 7.6.1968 Schwäbisch Gmünd. Kaufmännische Angestellte, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief K. eine kaufmännische Lehre bis zur Abschlußprüfung und besuchte zwei Jahre die soziale Frauenschule in Luzern. Seit 1934

war sie kaufmännische Angestellte der Firma Dr. Walter und Schmitt, Gold- und Silberscheideanstalt in Schwäbisch Gmünd, seit 1947 Betriebsratsvorsitzende. 1947 wurde sie Arbeitsrichterin, 1956 Landesarbeitsrichterin. 1946 trat K. in die CDU ein. Sie war Mitglied des Ortsgruppen- und Kreisvorstandes Schwäbisch Gmünd, des LandesFrauenausschusses und des Landessozialausschusses der CDU Nordwürttemberg. Am 17.9. 1956 rückte K. über die CDU-Landesliste BadenWürttemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Eugen —»Maucher in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Seil November 1956 gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen an. Kalb, Bartholomäus, * 13.8.1949 Mamming. Industriekaufmann, Landwirt, kaufmännischer Angestellter, kath. Von Beruf Landwirt und Industriekaufmann, war K. 1973-78 kaufmännischer Angestellter in der Bauwirtschafl. K. ist Mitglied des Kommunalen Gesprächskreises Region Süd der Deutschen Bank AG, Frankfurt Main, Mitglied des Aufsichtsrates der Innovations-Technologie-Campus GmbH, Deggendorf, und Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Ausgleichsbank, Bonn. Er gehört dem Kuratorium des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, München und dem Stiftungsrat der Stiftung für internationalen Studentenaustausch, Deggendorf, an. K. ist Vizepräsident der Südosteuropa-Gesellschaft, München, und Vorsitzender des Landesverbandes Bayern der Deutsch-Tschechischen und Slowakischen Gesellschaft, Freyung. 1972 wurde K. Mitglied des Gemeinderates in Künzing, 1978 Zweiter Bürgermeister und Mitglied des Kreistages Deggendorf. 1978-86 gehörte er dem Bayerischen Landtag an. Seit 1987 vertritt K. den Wahlkreis 213 (Deggendorl) im Bundestag. In der 11.-13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses (in der 11. Wahlperiode seit April, davor Stellvertretendes Mitglied), dessen stellvertretender Vorsitzender er im März 1997 wurde. Tn der 11. Wahlperiode gehörte er zunächst als Ordentliches, seit März 1990 als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an, in dem er in der 12. Wahlperiode wieder als Ordentliches Mitglied (seit Februar 1992) mitarbeitete. In der 11. und 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem er in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, in der 11. und 13. Wahlperiode (seit Januar 1998) des Finanzausschusses. Tn der 14. Wahlperiode ist B. stellvertretender Vorsitzender des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgeselz, Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. Kalbfell, Oskar, * 28.10.1897 Reutlingen, f 5.11.1979 Reutlingen. Mechaniker, Unternehmer. K., Sohn eines Metzgers, besuchte 1904-11 die Schule in Betzingen. Nach einer kaufmännischen Lehre und der Ausbildung zum Mechaniker trat er 1912 der Sozialistischen Arbeiterjugend bei und wurde 1919 Mitglied der SPD. 1922 arbeitete er vorübergehend als Sportlehrer, wurde 1923 Angestellter in der Lederindustrie und war 1927-37 Geschäftsführer einer Baustoffgroßhandlung. 1922 in den Gemeinderat von Reutlingen gewählt, wurde er nach der Wiederwahl 1928 Vorsitzender der SPD-Fraktion. Im März 1933 kandidierte er für den Landtag und den Reichstag. Seit

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Kalbitzer April 1933 war er einige Wochen im Konzentrationslager Heuberg interniert. Danach war er Prokurist, seit 1937 Teilhaber eines Bauunternehmens. 1945-73 war K. Oberbürgermeister von Reutlingen, bis 1947 auch Landrat des Kreises Reutlingen. 1946-52 gehörte er dem Landtag von Württemberg-Hohenzollcrn, seit 1947 als Vorsitzender der SPD, 1952-68 dem Landtag von Baden-Württemberg an. 1949-56 war er Präsident des Württembergisch-Hohenzollernschen Gemeindetages. Nach 1973 engagierte er sich im Rundfunkrat des Südwestfunks, im Präsidium des Deutschen Städtetages sowie in dessen Bauausschuß. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat K. den Wahlkreis 1 [190] (Reutlingen) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, seit Januar 1952 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und seit Dezember 1949 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des Grundgesetzes. LITERATUR: Georg Wehling: Ο. K. Ein biographischer Versuch. In: Reutlinger Geschichtsblätter. Hrsg. vom Stadtarchiv Reutlingen. Reutlingen 1995, S. 419-486. - „Ein Mann der Tat." Ο. K. zum Hundertsten. Hrsg. vom Stadtarchiv Reutlingen. Reutlingen 1997. Kalbitzer, Hcllmut (Hans), * 17.11. 1913 Hamburg. Kaufmann. K., Sohn eines Zigarrenfabrikanten, besuchte das Gymnasium bis zum Abitur, durchlief eine kaufmännische Lehre und war als Kaufmann tätig. Als Schüler Schloß er sich dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) an, für den er nach 1933 in der Illegalität weiter tätig war. 1936 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat" verhaftet, verbrachte er zwei Jahre in „Schutzhaft". 1970-74 war er Berater eines Verlages in Nairobi. Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich K. an dem Wiederaufbau der SPD und der Gewerkschaften in Hamburg. 1962 wurde er stellvertretender Vorsitzender der Hamburger SPD, später des SPD-Bezirksvorstandes Altona. 1948/49, 1966-70 und 1978-82 war er Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. 1949 und 1953 wurde K. über die SPD-Landesliste Hamburg in den Bundestag gewählt, in dem er in der 3. und 4. Wahlperiode den Wahlkreis 15 (Hamburg I) vertrat. Er war Fraktionssprecher für Außenhandel und Entwicklungspolitik, 1949-57 SPD-Obmann im Ausschuß für Außenhandelsfragen. Tn der 1. und 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Außenhandelsfragen, in der 3. Wahlperiode im Außenhandelsausschuß mit. In der 1. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit (seit Juni 1951), des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit Februar 1952), des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953) und des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden „Londoner Schuldenabkommen" (seit Mai 1953). Als Stellvertretendes, von Oktober 1951 bis Februar 1952 als Ordentliches Mitglied gehörte er dem Ausschuß für ERP-Fragen an. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, engagierte sich in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis Dezember 1956) und wurde im Januar 1956 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Aloml'ragen. In der 2. und 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Januar 1956), in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für

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auswärtige Angelegenheiten. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Entwicklungshilfe. 1958-64 gehörte K. dem Europäischen Parlament an, dessen Vizepräsident er 1958-62 war. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Vergangenheit mahnt. Hamburg 1961. - Entwicklungsländer und Weltmächte. Frankfurt am Main 1961. - Widerstehen oder Mitmachcn. Eigensinnige Ansichten und sehr persönliche Erinnerungen. Hamburg 1987. Kalinke, Margot, * 23.4.1909 Bartschin (Kr. Bromberg, Westpreußen), f 25.11.1981 München. Leitende Angestellte, Verbandslunktionärin, ev. K. besuchte das Deutsche Lyzeum in Bromberg bis zur Oberprimareife. 1925 aus Polen ausgewiesen, ließ sie sich mit ihrer Familie in Niedersachsen nieder und besuchte die Handelsschule in Goslar. 1927-39 war sie Leiterin einer Fabrikniederlassung in Goslar, 1939-46 Bezirksgeschäftsführerin einer Angestelltenkrankenkasse in Hannover, 1947-52 Geschäftsführerin des Verbandes der Angestelltenkrankenkassen (Hamburg, Bonn) und 1953-74 Leiterin des sozialpolitischen Büros eines Wirtschaftsverbandes. Vor 1933 und 1949-81 hatte K. als Hauptausschuß- bzw. Bundesvorsitzende leitende Funktionen im Verband Weiblicher Angestellter inne, unter dessen Neugründerinnen sie 1946 war. Später gehörte sie dem Vorstand der Bundesversichcrungsanstalt für Angestellte an. Sie war Mitbegründerin der Gesellschaft für Versicherungswirtschaft und -gcstaltung. 1946 trat K. in die Deutsche Partei (DP) ein. Sie wurde Vorsitzende des sozialpolitischen Ausschusses der DP. 1947-49 gehörte sie dem Landtag von Niedersachsen, 1947/48 dem Zonenbeirat für die Britische Zone an. Nach ihrem Wechsel zur CDU 1960 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes der CDU Hannover und des Landesausschusses der CDU Niedersachsen. 1969-71 war sie Vorsitzende der CDUFrauenvereinigung Niedersachsen. In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte K. mit einem Mandat der DP-Ergänzungsliste dem Bundestag an. Am 3.6.1955 rückte sie für den ausgeschiedenen Abgeordneten Heinrich —»Hellwege in den Bundestag nach, in dem sie in der 3. Wahlperiode (1957-61) den Wahlkreis 38 (Celle) vertrat. In der 4.-6. Wahlperiode gehörte sie mit einem Mandat der CDU-Landes!iste Niedersachsen dem Bundestag an. 1957-60 war sie stellvertretende Vorsitzende der DPFraktion, aus der sie am 1.7.1960 ausschied. Am 20.9.1960 wurde sie Mitglied der CDU/CSU-Fraktion. Tm Mai 1972 stimmte K. nicht für den deutsch-polnischen Normalisierungsvertrag. In der 1. Wahlperiode gehörte K. bis November 1951 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes und in der 2. Wahlperiode wieder als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge an, dessen stellvertretenden Vorsitz sie seit September 1955 innehatte. Ihr besonderes Interesse galt Problemen der gesetzlichen Krankenversicherung. In der 1. und 2. Wahlperiode (seit Juni 1955) war sie Ordentliches, in der 3. Wahlperiode bis Oktober 1960 Ordentliches, danach Stellvertretendes, in der 4. und 5. Wahlperiode wieder Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 1. Wahlperiode engagierte sie sich darüber hinaus als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Berlin (bis März 1953), im Ausschuß für Kriegsopferund Kriegsgefangenenfragen (von September 1951 bis März 1952, davor und danach als Stellvertretendes Mitglied) und im Gesundheitsausschuß, dem sie in der 2. Wahlperiode seit Juni 1955 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 1. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit, in dem sie sich in der 2. Wahlperiode seit September 1955 als Ordentliches Mitglied engagierte,

Kampeter und des Ausschusses für Fragen der Jugendfürsorge (seit Januar 1951). In der 1. Wahlperiode gehörte sie bis November 1950 dem Vermittlungsausschuß, in der 1. und 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Heimatvertriebene (seit Januar 1951 bzw. September 1955) an. In der 2. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Verfassungsausschusses (von Juni bis September 1955), des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Juni 1955), des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (seit September 1955), des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit September 1955), des Ausschusses für Bau- und Bodenrccht (seit September 1955) und des Ausschusses für Heimalvertriebene (seit September 1955). In der 3. (seit Oktober 1960) und 4. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches, in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an und arbeitete als Ordentliches Mitglied in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Oktober 1960, danach war sie Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Heimatvertriebene (bis Januar 1959) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (bis Oktober 1960), dem Gesundheitsausschuß (bis Januar 1959 und seit Oktober 1960) und dem Ausschuß für Arbeit (bis Oktober 1960) an. In der 4. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen, des Gesundheitsausschusses, des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (seit Januar 1965). In der 5. und 6. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. K. erhielt 1969 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Frage der gegenwärtigen deutschen Sozialpolitik. In: Deutsche Versicherungszeitschrift 11 (1957) Heft 8 / 9 , S. 177-185. - Die CDU ruft die Frauen zur Mitarbeit! Hannover 1964. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. K a i i s c h , Joachim, * 11.7.1929 Berlin. Großhandelskaufmann, Parteifunktionär, ev. K. besuchte bis zum Abitur 1949 das Gymnasium, studierte vier Semester an der Hochschule für Musik, durchlief eine Lehre als Großhandelskaufmann und legte 1955 die Kaufmannsgehilfenprüfung ab. 1955-60 war er als Kaufmann tätig. K. ist Mitglied des Bundes Deutscher Kommunalbcamter und Arbeitnehmer im Deutschen Beamtenbund. 1965 wurde er Mitglied des Vorstandes der Theatergemeinde Berlin. 1948 trat K. in die CDU ein. 1949-65 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union, 1959-65 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union und 1960-64 Landessekretär der Jungen Union Berlin. 1965 wurde er Mitglied des Landesausschusses der CDU. 1965-71 war er Landesgeschäftsführer der CDU Berlin. 1977-79 gehörte er dem Landesvorstand der CDU Berlin an. K. war Bezirksstadtrat und leitete 1971-80 die Abteilung Gesundheitswesen. In der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) war K. als Vertreter Berlins Mitglied des Bundestages. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes (seit Oktober 1982), in der 10. und 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß an. In der 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit mit. In der 9. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses (bis Februar 1981 bzw. bis Oktober 1990), in der 9. und 10. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, in der 10. Wahlperiode des

Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (3./4. 11.1986) und in der 9.-11. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses (seit Oktober 1982). K a l z , Manfred, * 5.12.1937 Berlin. Kinderarzt, cv. Nach dem Abitur 1955 studierte K. Medizin in Berlin, wurde 1961 mit der Arbeit Experimentelle Nierenschädigung bei Ratten durch orale Gaben von 1- und 2-basischem Na-Phosphat zum Dr. med. promoviert und war Assistent am Physiologischen Institut in Berlin. Nach einem allgemeinärztlichcn Jahr ließ er sich zum Facharzt für Kinderheilkunde ausbilden. 1987 wurde er Chefarzt der Kinderklinik Neuruppin. K. ist Mitglied der Gesellschaft für Pädiatrie, der Gesellschaft für Sozialpädiatrie und des Marburger Bundes. 1989 trat K. in die SPD ein. Er wurde stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins und Mitglied des Bezirksvorstandes Potsdam. Vom 18.3. bis zum 2. 10.1990 gehörte er der Volkskammer an. Vom 2.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war K. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit an. K a m i l l i , Karl-August, * 5.1.1945 Hagenow (Mecklenburg). Tiefbaufacharbeiter, Geophysiker, ev. Von Beruf Ticfbaufacharbeiter, studierte K. Geophysik in Leipzig. Als Wehrdienstverweigerer war er zwei Jahre Bausoldat und arbeitete bis 1990 als Geophysiker im VEB Geophysik Leipzig. 1991/92 war er Referatsleiter für Streitkräfteangelegenheiten und Konversion in der Sächsischen Staatskanzlei, zugleich Landesbeauftragter für Aufenthalt und Abzug der GUS-Streitkräfte und wurde 1992 Abteilungsleiter im Landesrechnungshof Sachsen. 1994 trat er wieder in die Sächsische Staatskanzlei ein. 1965-77 gehörte K. dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund an. Im September 1989 Schloß sich K. dem Neuen Forum an. Später gehörte er zu den Begründern der SPD (Ost), war Vorsitzender des Kreisvorstandes, stellvertretender Vorsitzender der SPD (Ost) und wurde nach der Parteienvereinigung Mitglied des Bundesvorstandes. 1995 trat er aus der SPD aus. Vom 18.3. bis zum 2. 10.1990 gehörte K. der Volkskammer an und war Vorsitzender des Ausschusses für Abrüstung und Verteidigung. Vom 2.10. bis zum 20.12. 1990 war K. Mitlied des 11. Deutschen Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß an. Seine Kandidaturen für den 12. und den 13. Bundestag (unabhängiger Wahlvorschlag) waren erfolglos. K a m p e t e r , Steffen, * 18.4.1963 Minden (Westfalen). Diplomvolkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Angestellter, ev. K. bestand 1982 das Abitur in Minden, leistete 1982/83 Grundwehrdienst, studierte Volkswirtschaftslehre in Münster und Schloß das Studium 1988 als Diplom Volkswirt ab. Er wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verkehrswissenschaft der Universität Münster, später Angestellter. K. ist Mitglied des Kuratoriums der Duales System Deutschland GmbH, Köln, Mitglied des Senats der FraunhoferGesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V., München, und 1. Vorsitzender von Eintracht Minden. 1981 trat K. in die CDU ein. 1990-94 war er Bezirksvorsitzender der Jungen Union Ostwestfalen-Lippe. Er wurde Vorsitzender des Landesfachausschusses Umwelt der CDU Nordrhein-Westfalen.

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Kanka Seil 1990 ist Κ., jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis Juni 1992; seit November 1993 war er Stellvertretendes Mitglied) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, in dem er sich auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied engagiert. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Sonderausschuß Maßstäbegesetz/Finanzausglcichsgesctz an. K a n k a , Karl, * 12.6.1904 München, ΐ 2 0 . 7 . 1 9 7 4 Offenbach am Main. lurist (Rechtsanwalt, Notar), kath. Nach dem Besuch der Oberrealschule studierte K., der seit 1905 in Offenbach am Main aufwuchs, 1922-25 Rechtswissenschaft in Frankfurt am Main und Gießen. Seit 1929 war er Rechtsanwalt in Offenbach am Main. 1935 wurde er mit der Arbeit Die Beschwerde bei den Rechtsmitteln der Berufung und der Revision in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten zum Dr. jur. promoviert. 1945 war K. Mitbegründer der CDU und bis 1964 Vorsitzender des CDU-Kreis Verbandes Offenbach am Main. 1946 gehörte er der Verfassunggebenden Landesversammlung Groß-Hcsscn, 1946-58 dem Hessischen Landtag an und hatte 1952-58 den stellvertretenden Vorsitz der CDULandtagsfraktion inne. Als Mitarbeiter des Bevollmächtigten des Landes Hessen nahm er 1948 am Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee teil. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) war K. Mitglied des Bundestages. 1957 wurde er im Wahlkreis 144 (Offenbach am Main) direkt, 1961 über die CDU-Landesliste Hessen gewählt. Tn der 3. und 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheilen und des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bauund Bodenrecht an (bis November 1958). NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adcnaucr-Stiftung, Sankt Augustin. K a n s y , Dietmar, * 18. 7. 1938 Breslau. Bauingenieur, Verwaltungsbeamter, kath. K. besuchte die Oberschule in Potsdam und Berlin (West) und bestand 1958 das Abitur. Er studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Berlin und der Technischen Hochschule Hannover und legte 1964 die Diplomprüfung der Fachrichtung Bauingenieurwesen ab. 1965-80 war er zunächst Entwurfsingenieur beim Lippeverband Dortmund, dann Planungs- und Entwurfsingenieur im Stadtentwässerungsamt der Landeshauptstadt Hannover. Seit 1970 Beamter, leitete er 1976-80 als Baudirektor die Planungs- und Entwurfsabteilung der Stadtentwässerung Hannover. Daneben arbeitete er am Institut für Siedlungswasserwirtschaft der Universität Hannover mit und wurde dort 1979 mit der Arbeit Vergleichende Untersuchungen verschiedener Verfahren zur Aufkonzentrierung von Oberschußschlämmen zum Dr.-Ing. promoviert. K. ist Landesvorsitzender der Vereinigung der Helfer und Förderer des Technischen Hilfswerks Niedersachsen und Mitglied des Beirates der Bundesbaugesellschaft Berlin (BBB). Er gehört dem Aufsichtsrat der Aachener Siedlungs-

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und Wohnungsgesellschafl mbH, Köln, an und ist Vertrauensmann gemäß § 12 BSpKG der B H W Bausparkasse AG, Hameln. K. ist Mitglied des Vorstandes der Deutschen Afrika-Stiftung. 1966 trat K. in die CDU ein. 1968-70 war er Ortsverbandsvorsitzender der CDU Garbsen, 1968-76 Mitglied des CDUKreisvorstandes Hannover-Land. Er gehörte dem Bezirksvorstand Hannover an und war Schatzmeister des CDUBezirksverbandes Hannover. K. wurde Mitglied des Landesausschusses, Mitglied des Beirates für Energie und Umwelt der CDU Niedersachsen und Mitglied des Bundesfachausschusses Städte- und Wohnungsbau der CDU. 1967-74 war er Ratsherr in Garbsen, 1968-80 Kreistagsabgeordneter und 1974-80 stellvertretender Landrat im Landkreis Hannover. K. gehört seit 1980 dem Bundestag an. 1980 und 1998 wurde er über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt; in der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) vertrat er den Wahlkreis 38 (Hannover-Land I). In der 11. Wahlperiode war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Raumordnung, Bauwesen und Städtebau der CDU/CSU-Fraktion. In der 9.-13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit. In der 9. und 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie, in der 11. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses und des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an. In der 14. Wahlperiode ist er Sprecher für Bau- und Wohnungswesen der CDU/CSU-Fraktion und Vorsitzender der Baukommission des Bundestages. Als Ordentliches Mitglied gehört er dem Ältestenrat und dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen an. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO. K a n t h e r , Manfred, * 2 6 . 5 . 1 9 3 9 Schweidnitz (Schlesien). Jurist (Rechtsanwalt), Parteifunktionär, ev. Nach der Vertreibung aus Schlesien 1945 besuchte K. bis zum Abitur eine Schule in Thüringen und ging 1957 in die Bundesrepublik. 1958-62 studierte er Rechtswissenschaft in Marburg und Bonn. Nach der Referendarzeit in Lüdenscheid legte er 1966 das Assessorexamen ab und war 1967-70 Stadtoberrechtsrat in Plettenberg. K. wurde Mitglied des Aufsichtsrates der Berlinischen Lebensversicherungs AG, Wiesbaden, und Mitglied des Beirates der Deutschen Vermögensberatungs AG, Frankfurt am Main. 1958 trat K. in die CDU ein. 1970-87 war er Landesgeschäftsführer und Generalsekretär der CDU Hessen, 1991-98 Landesvorsitzender der CDU Hessen und 1992-98 Mitglied des Präsidiums der CDU. 1987-91 nahm K. das Amt des hessischen Ministers der Finanzen unter Ministerpräsident Walter —> Wallmann wahr. Er nahm weitgehende Privatisierungen staatlicher Beteiligungen vor und achtete auf strikte Haushaltsdisziplin. 1974-93 gehörte K. dem Hessischen Landtag an. Er war dort bis 1987 Parlamentarischer Geschäftsführer und 1991-93 Vorsitzender der CDU-Fraktion. In der 13. Wahlperiode vertrat K. den Wahlkreis 137 (Hanau) im Bundestag, in den er 1998 über die CDULandesliste Hessen wiedergewählt wurde. 1993-98 war K. Bundesminister des Innern. Zu seinen Schwerpunkten zählten Ausländer- und Asylpolitik, Bekämpfung der Kriminalität und des politischen Extremismus. Der „Sicherheitspakt

Karpf 1994" forderte die Ausweitung der Kompetenzen der Sicherheilsorgane, während die „Offensive 2000" von 1994 den sog. „Großen Lauschangriff" initiierte und die Konfiszierung von aus kriminellen Aktivitäten entstandenen Vermögen befürwortete. 1994 setzte K. auch das Gesetz zur Verbrechensbekämpfung durch. Die Bestimmungen zur Geldwäsche wurden verschärft. In der 14. Wahlperiode engagierte sich K. als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß. Nachdem er zugegeben hatte, an illegalen Finanztransaktionen der hessischen CDU beteiligt gewesen zu sein, legte K. am 25.1.2000 sein Bundestagsmandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die CDU. Wahlverein oder Volkspartei? In: Die neue Ordnung 45 (1991) Heft 5, S. 321-400. Mit Berndt Seite und Heinz Eggert: Innere Sicherheit in Deutschland. Sankt Augustin 1994. LITERATUR: Patrick Opdenhövel: Neuer Aufbruch. Die CDU Hessen unter M. K. seit 1991. In: Der Weg zur stärksten Partei. 1945-1995. 50 Jahre CDU Hessen. Hrsg. von Bernd Heidenreich und Werner Wolf. Köln 1995, S. 125-154. - Siegfried Fröhlich u. a. (Hrsg.): Das Bonner Innenministerium. Innenansichten einer politischen Institution. Bonn 1997. Udo Kempf: Κ., M. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 339-344 Kappes, Franz-Hermann, * 5.11. 1938 Wiesbaden, t 24.8.1992 Dieburg. Jurist (Rcchtsanwalt), Vcrwaltungsbcamtcr, kath. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Dillenburg studierte K. Rechtswissenschaft und Philosophie in Münster und München. 1961/62 legte er die Erste Juristische Staatsprüfung ab, wurde 1965 mit der Arbeit Gleichheitssatz und Maßnahmegesetz. Zum allgemeinen Gleichheitssatz des Artikel 3 Absatz I GG und dessen Bedeutung für die Problematik des Maßnahmegesetzes zum Dr. jur. promoviert und bestand 1966 die Große Juristische Staatsprüfung. Seit 1966 im höheren Verwaltungsdienst des Bundes tätig, war er zunächst im Bundesministerium des Inneren, dann in der Staatskanzlei des Landes RheinlandPfalz tätig, zuletzt als Ministerialrat. 1977-85 amtierte K. als Landrat des Kreises Darmstadt-Dieburg. Seit 1985 war er als Rechtsanwalt in Darmstadt tätig und hatte einen Lehrauftrag an der Hochschule für Verwaltungswissenschaflen in Speyer. Von 1987 bis zu seinem Tod vertrat K., seit 1962 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 145 (Bergstraße) im Bundestag. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis Oktober 1990) und des Rechtsausschusses, in dem er in der 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mitarbeitete. Karius, Friedrich, * 29.5.1910 Nachterstedt, t 4.4.1973 Radolfzell. Grund- und Hauptschullehrer, Verwaltungsbeamter, ev. K. besuchte die Oberrealschule und legte 1929 das Abitur ab. Danach in einem Industriebetrieb tätig, nahm er 1931 ein Lehrerstudium auf, das er 1933 abschloß. 1930 trat er in die SPD ein. 1935 legte er die zweite Dienstprüfung für das Lehramt an Volksschulen ab. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach 1945 war er Schulrat beim Kreisschulamt Kothen. 1950 legte er sein Amt nieder und ging 1952 nach Singen, dann nach Konstanz, wo er 1965 Schulrat wurde. K. war Ortsvcrcinsvorsitzender der SPD in Konstanz, und 1961-67 Kreisvorsitzender im Kreis Konstanz. Am 18. 8.1969 rückte K. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg für den verstorbenen Abgeordneten Paul

—>Kübler in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 5. Wahlperiode im Oktober desselben Jahres angehörte. Karpf, Hugo, * 17.1.1895 Wüstenzell, f 19.7.1994 Aschaffenburg. Schneider, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Als eines von zwölf Kindern besuchte K., Sohn eines Kleinbauern, die Volksschule und machte in Aschaffenburg eine Schneiderlehre bei einem Heimarbeiter, der auch Schriftführer der Christlichen Schneidergewerkschaft war. 1909-12 wurde er an der gewerblichen Fortbildungsschule ausgebildet, trat in den Katholischen Gesellenverein ein und Schloß sich dem Jung-Windhorst-Bund an. 1912-15 auf Wanderschaft, war K. als Schneidcrgcscllc u.a. in Köln und Elberfeld tätig. 1915-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil und wurde im Oktober 1919 aus britischer Gefangenschaft entlassen. 1922-33 war er Sekretär bei der Verbindung Christlicher Arbeitnehmer des Bekleidungsgewerbes. 1919 Mitgründer der Christlich-Sozialen Partei (Bayerisches Zentrum), wurde er nach dem Regensburger Abkommen 1927, mit dem die Zentrumspartei auf die Ausdehnung nach Bayern verzichtete, Mitglied der Bayerischen Volkspartei (BVP) und gehörte in der 6. Wahlperiode (1932) für einen Tag dem Deutschen Reichstag an; im Juli 1933 rückte er für Johannes Leicht in den Reichstag nach. 1933 aus dem Gcwcrkschaftsdicnst entlassen, wurde K. Hilfsarbeiter in einer Kleiderfabrik und nahm 1939-45 in verschiedenen administrativen Verwendungen am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 beteiligte er sich an der Wiedergründung der Gewerkschaften in Aschaffenburg, wurde 1946 in den Vorstand der Gewerkschaft Textil und Bekleidung gewählt und war 1957-60 deren stellvertretender Vorsitzender. 1954-66 war K. Bundesarbeitsrichter in Kassel. 1945 war K. Mitbegründer der CSU Aschaffenburg. Er wurde ihr Vorsitzender und Fraktionsvorsitzender im ersten Aschaffenburger Stadtrat und nahm von Juli bis November 1946 für die CSU an der Verfassunggebenden Bayerischen Landesversammlung teil. 1947-49 gehörte K. dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) vertrat K. den Wahlkreis 36 bzw. 231 (Aschaffenburg) im Bundestag. 1952-57 gehörte er als Schriftführer dem Bundestagsvorstand an. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität, in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Geschäftsordnung und engagierte sich in beiden Wahlperioden als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit. In der 1. Wahlperiode war er darüber hinaus Ordentliches Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen, Stellvertretendes Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß, seit Januar 1952) und des Ausschusses zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß gemäß Art. 15 des Grundgesetzes, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik und dem Ausschuß für Sozialpolitik an. Als parteiübergreifend anerkannter Spezialist für Fragen der Heimarbeit setzte sich K. insbesondere für die Verbesserung der Lage der Heimarbeiter ein und trug zur Erarbeitung und einstimmigen Verabschiedung des Hcimarbcitsgesctzes vom März 1953 bei. VERÖFFENTLICHUNGEN: Heimarbeit und Gewerkschaft. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte der Heimarbeit im 19. und 20. Jahrhundert. Köln 1980. - H. K. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 3. Boppard am Rhein 1985, S. 89-139. - Mein Lebensweg durch neun Jahrzehnte. Köln 1987. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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Karwatzki Karwatzki, Irmgard, * 15.12.1940 Duisburg. Kaufmännische Angestellte, Sozialarbeiterin, Verbandsfun ktionärin, kath. K., Tochter eines Hafenarbeiters, besuchte die Volksschule, durchlief 1955-58 eine kaufmännische Lehre bei den Klöckncr-Werken und war 1958-63 kaufmännische Angestellte. Auf dem zweiten Bildungsweg legte sie die Begabtensonderprtifung ab und besuchte 1963-66 die Höhere Fachschule für Sozialarbeit. 1967 erhielt sie die staatliche Anerkennung als Sozialarbeiterin (grad.). 1967-71 war sie Diözesanreferentin beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Essen, 1971-76 Rcfcrcntin an der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen. K. Schloß sich der Dcutschcn Angcstclltcn-Gewcrkschaft an und wurde Vorstandsmitglied der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Mitglied des Berufsverbandes der Sozialarbeiter/Sozialpädagogen, Mitglied der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) und Mitglied des Kinderschutzbundes. Sie gehört dem Aufsichtsrat der Bank im Bistum Essen an. 1965 trat K. in die CDU ein und übernahm verschiedene Funktionen in der CDU Duisburg und in der CDU Nordrhein-Westfalen. 1973 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der Landesfrauenvereinigung des Rheinlandes, 1975 Mitglied des Landesvorstandes der CDU des Rheinlandes. 1975-77 und 1979-90 gehörte K. dem Rat der Stadt Duisburg an und war Vorsitzende des Sozialausschusses. 1979-83 übte sie das Bürgermeisteramt der Stadt Duisburg aus. Von Oktober 1982 bis März 1987 war K. Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, von März 1987 bis April 1989 beim Bundesminister für Bildung und Wissenschaft und von November 1994 bis Oktober 1998 beim Bundesminister der Finanzen, zuständig lur Fragen des Bundeshaushaltes und für die Verbindung zwischen dem Finanzministerium und dem Haushaltsausschuß. Jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, ist K. seit 1976 Mitglied des Bundestages. In der 8. und 9. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an (bis Oktober 1982). In der 8. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 9. Wahlperiode des Innenausschusses. In der 9. Wahlperiode gehörte sie der Enquete-Kommission „Jugendprotest im demokratischen Staat" (bis Oktober 1982) an. In der 11. Wahlperiode war sie seit Mai 1989 Ordentliches, von Juni bis November 1989 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 11. Wahlperiode gehörte sie seit Mai 1989 als Stellvertretendes, seit Juni 1989 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr an, dessen Stellvertretendes Mitglied sie auch in der 12. Wahlperiode war. In der 11. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes (seit Mai 1989), in der 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß an. In der 12. Wahlperiode war sie darüber hinaus Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" und Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Hausaltsausschusses. Kasparick, Ulrich, * 25.10.1957 Dahme (Mark). Theologe, Verbandsfunktionär, ev. K. besuchte die Polytechnische Oberschule in Stendal und ein kirchliches Proseminar in Naumburg und bestand das Abitur. Er studierte an den Universitäten Jena und Leipzig, legte das Staatsexamen sowie das zweite theologische Examen in Madgeburg ab. K. verweigerte den Wehrdienst. Er war Leiter des Landesbüros Sachsen-Anhalt der FriedrichEbert-Stiftung in Magdeburg.

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K. ist Gründungsmitglied des Vereins Wälder lur das Leben. K. war bis 1989 parteilos und Wahlverweigerer. Im November 1989 trat er in die SDP ein. Er wurde Mitglied des Kreisvorstandes der SPD Schönebeck. Seit 1998 vertritt er den Wahlkreis 287 (Magdeburg Schönebeck - Wanzleben - Staßfurt) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Tcchnikfolgcnabschätzung, Mitglied der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung" und Schriftführer. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. Kaspereit, Sabine, geb. Schaefer, * 4. 8.1945 Merseburg. Zahnärztin, ev. K. bcsuchtc die Ernst-Hacckcl-Obcrschulc in Merseburg und absolvierte ein Zahnmedizinstudium an der Universität Leipzig. Danach erhielt sie eine Ausbildung zur Fachzahnärztin für Kinderzahnhcilkundc. Sic wurde Schulzahnärztin im Landkreis Weißenfels (Landratsamt). 1990-94 war K. Vizepräsidentin des Städte- und Gemeindebundes von Sachsen-Anhalt. Sie Schloß sich der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie an. 1990 trat K. in die SPD ein. Sie wurde Ortsvereinsvorsitzende und stellvertretende Kreis Vorsitzende. 1992-94 gehörte sie dem Landes vorstand an. 1992 wurde sie Mitglied des Bundesparteirates. 1990-94 war sie Bürgermeisterin in Wengelsdorf, zunächst hauptamtlich, später ehrenamtlich. 1994 wurde K. über die SPD-Landesliste Sachsen-Anhalt, 1998 im Wahlkreis 293 (Merseburg - Querfurt - Wcißcnfcls) direkt in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt". Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Finanzausschuß (bis März 1998) und dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit April 1998) an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses und des Vermittlungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Neuen Länder und dem Finanzausschuß, als stellvertretendes beratendes Mitglied dem Sonderausschuß Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz an. Kastner, Susanne, geb. Baumgärtel, * 11.12.1946 Karlstadt (Main). Erzieherin, Religionspädagogin, ev. K. erwarb die Mittlere Reife und durchlief an der Fachakademie eine Ausbildung als Erzieherin. Uber den zweiten Bildungsweg studierte sie in München Religionspädagogik und war bis 1989 Religionspädagogin in einer Grund- und Hauptschule. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt. 1972 trat K. in die SPD ein. 1985 wurde sie Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Rhön-Haßberge, 1992 stellvertretende Vorsitzende des SPD-Bezirks Unterfranken und Mitglied des SPD-Landesvorstandes Bayern. 1976-94 war sie Mitglied des Gemeinderates in Maroldsweisach, 1984-99 Mitglied des Kreistages Haßberge. Am 22.5.1989 rückte K. über die SPD-Landesliste Bayern für die ausgeschiedene Abgeordnete Anke —>MartinyGlotz in den Bundestag nach, dem sie seitdem, jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, angehört. Seit Oktober 1998 ist sie Parlamentarische Geschäftsführerin der SPDFraktion, zuständig für die gesamte Öffentlichkeitsarbeit. In der 11.-13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Kather (seit Juni 1989), in der 11. (seil Juni 1989) und 12. Wahlperiode des Petitionsausschusses (seit September 1991 Stellvertretendes Mitglied). In der 12. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Fremdenverkehr und war bis Januar 1992 Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus mit und wurde im Februar 1998 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 12. und 13. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (seit Juni 1991). In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ältestenrates und des Gemeinsamen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Ausschuß für Tourismus an. K a s t n i n g , Ernst, * 1. 8.1938 ßückeburg. Bau- und Möbeltischler, Diplompolitologe, Verbandsfunktionär, ev. K. besuchte die Volksschule und durchlief eine Lehre als Bau- und Möbeltischler, die er als Geselle abschloß, und arbeitete im Handwerk, in der Möbelindustrie sowie in der Hohlglasindustrie. Daneben besuchte er Kurse an einer Heimvolkshochschule. Über den zweiten Bildungsweg studierte er Politische Wissenschaften in Berlin und Schloß das Stadium als Diplompolitologe ab. 1963-78 war er in der Erwachsenenbildung tätig. K. ist Geschäftsführer des Gemeinnützigen Bildungswerks Nicdcrsachsen des Deutschen Gewerkschaftsbundes. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, des Reichsbundes der Kriegsopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen und der Arbcitcrwohlfahrt. 1958 trat K. in die SPD ein. 1964 wurde er Mitglied des Unterbezirksvorstandes, dessen Vorsitz er 1974-87 innehatte. 1963-73 war er Ratsherr und stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Müsingen, 1973-76 Ratsherr der Stadt Bückeburg. 1968-83 gehörte er dem Kreistag an und führte 1972-78 den Vorsitz der SPD-Kreistagsfraktion. 1978/79 war er stellvertretender Landrat des Landkreises Schaumburg. 1978-83 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) war K. Mitglied des Bundestages. 1983 und 1990 wurde er über die SPDLandcslistc Nicdcrsachsen, 1987 und 1994 im Wahlkreis 34 (Nicnburg-Schaumburg) direkt gewählt. In der 10. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, dem er in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (von September 1983 bis Juni 1984, davor Stellvertretendes Mitglied). In der 11. und 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Haushallsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 12. Wahlperiode war er Mitglied des Rcchnungsprüfungsausschusses, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. K a t e r , Helmut, * 30. 8.1927 Danzig. Industriekaufmann, Gewerkschaftsfunktionär, Lehrer, Arbeitsdirektor, ev. K. besuchte die Volks- und die Oberschule. Zwischen 1943 und 1945 war er Luftwaffenhelfer, leistete Arbeitsund Kriegsdienst und befand sich in Kriegsgefangenschaft. 1945-47 war er Hilfsarbeiter in Wolfsburg. 1947-52 durchlief er eine Lehre als Industrickaufmann im Volkswagenwcrk, übte eine freiberufliche Journalistentätigkeit aus und war kaufmännischer Angestellter und Gruppenleiter im Volkswagenwerk. 1952 wechselte er zur IG Metall in Frankfurt am

Main und war bis 1957 Sachbearbeiter in der Abteilung Jugend und Berufsausbildung sowie Leiter der Abteilung Bildungswesen beim Vorstand der IG Metall. 1957-65 war er Lehrer und Leiter der IG Metall-Internatsschule in Lohr am Main. 1965 wurde er Arbeitsdirektor und Vorstandsmitglied der „Hessischen Berg- und Hüttenwerke A G " in Wetzlar (Erzbergbau, Roheisenproduktion, Stromerzeugung). 1963 war er als Gastdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung in Costa Rica, 1967 in Venezuela. K. wurde 1967 Mitglied des Aufsichtsrates der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Gesellschaft Wetzlar mbH und 1971 Mitglied des Verwaltungsrates der Lastenausgleichsbank. 1947-52 war K. Vorsitzender der lungsozialisten, der Gewerkschaftsjugend und des Jugendrings in Wolfsburg, Jugendsprccher und Betriebsratsmitglicd im Volkswagenwcrk in Wolfsburg sowie Bürgervertreter im Jugendwohlfahrtsund Sportausschuß der Stadt Wolfsburg. 1952-57 arbeitete er in der SPD in Frankfurt am Main mit und war 1957-65 Vorstandsmitglied und Vorsitzender der SPD in Lohr und im Unterbezirk Karlstadt. Seit 1965 in der SPD im LahnDill-Gebiet tätig, wurde er 1968 Vorsitzender der SPD in Wetzlar. K. gehörte dem Stadtrat in Lohr an. 1968 wurde er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Wetzlar und Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftsförderung. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) vertrat K. den Wahlkreis 132 (Wetzlar) im Bundestag. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft, dem er in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes, seil Januar 1975 als Ordentliches Mitglied angehörte. In beiden Wahlperioden war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses (seit Dezember 1969). K a t h e r , Linus, * 2 2 . 9 . 1 8 9 3 Prossitten (Ostpreußen), f 10.3.1983 Stühlingen. Jurist (Rechtsanwalt, Notar). K., Sohn eines Volksschullehrers, studierte Rechtswissenschaften in Berlin, Königsberg und Breslau, nahm am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1919 in Breslau mit der Arbeit Schenkung und Schenkungsversprechen promoviert. Er arbeitete als Rechtsanwalt und Notar in Königsberg, war dort 1930-32 als Zentrumsmitglied Stadtverordneter und ließ sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Rechtsanwalt in Hamburg nieder. K. war 1951-58 Vorsitzender des Zentraivcrbandcs der Vertriebenen Deutschen bzw. des Bundes der vertriebenen Deutschen. K. gehörte zu den Gründern der CDU in Hamburg. 1946-49 war er Mitglied der dortigen Bürgerschaft, 1947-50 als Stellvertreter —> Adenauers Mitglied des Vorstandes der CDU in der Britischen Zone, 1950-53 Mitglied des CDUBundesvorstandes und 1953 Vorsitzender des Landesverbandes Oder-Neiße. 1954 wechselte er zum Block der Heimatvcrtricbcncn und Entrechteten (BHE) über. Als stellvertretender Bundesvorsitzender des Gesamtdeutschen Blocks/ BHE trat K. 1960 zurück und verließ die Partei, als sie 1961 mit der Deutschen Partei zur Gesamtdeutschen Partei fusionierte. Später Schloß er sich der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) an. 1949 wurde K. über die CDU-Landesliste SchleswigHolstein, 1953 über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er wirkte an den Gesetzen zum Lastenausgleich und dem Bundesvertriebenengesetz mit. Am 15.6.1954 wechselte er zur GB/BHE-Fraktion und wurde stellvertretender Vorsitzender der Fraktion, legte dieses Amt jedoch 1955 nieder. In der 1. und 2. (von November 1953 bis Juni 1954) Wahlperiode war er Vorsitzender des Ausschusses für Heimatvertriebene, dem er in der 2. Wahlperiode seit Juli 1955 als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht mit (bis

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Katzer Februar 1950) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutz der Verfassung. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugendfragen, im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (bis Juni 1954), im Ausschuß für Fragen der Wiedergutmachung (von Juli bis September 1955) und im Ausschuß für Geld und Kredit (von Juli 1955 bis März 1957, davor war er bis Juni 1954 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Juni 1954), dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von Juli 1955 bis März 1957) und dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik an. 1969 kandidierte B. auf der NPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen erfolglos für den Bundestag. VERÖFFENTLICHUNGEN: Eingliederung durch Lastcnausgleich. Ja und Nein zum Lastenausgleichsgesetz. Frankfurt am Main 1952. - Die Entmachtung der Vertriebenen. 2 Bde., München/Wien 1964/65. - Halali in Ostpreußen. Erinnerung an ein geraubtes Land. Esslingen 1977. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiltung, Sankt Augustin. K a t z e r , Hans, * 31.1.1919 Köln, f 18.7.1996 Köln. Kaufmann, Verwaltungsangestellter, Gewerkschaftsfunktionär, kath. K., Sohn eines Direktors des Kolpingwerks, wuchs in der Tradition der katholischen Gescllcnbcwegung auf und trat 1929 in den Katholischen Jugendbund Neudeutschland ein. Nach Abschluß der Realschule zum Tcxtilkaufmann ausgebildet, wurde er 1939 zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet und nahm dann bis 1945 am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-50 war er Angestellter beim Arbeitsamt Köln. Seit 1945 Mitglied der CDU, wurde K. 1950 in den Kölner Stadtrat gewählt. Seit 1950 Hauptgeschäftsführer der Sozialausschüsse der von seinem Schwiegervater Jakob —»Kaiser mitbegründeten Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), war K. 1963-77 ihr Vorsitzender und wurde nach dem Amtsantritt von Norbert —»Blüm Ehrenvorsitzender. In der 3.-8. Wahlperiode (1957-80) war K. Mitglied des Deutschen Bundestages, in der 3. und 4. Wahlperiode als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises 68 (Köln III), danach mit einem Mandat der CDU-Landesliste NordrheinWestfalen. 1969-80 war er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß mit (bis Januar 1965) und war in der 4. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (seit Januar 1965) an. In beiden Wahlperioden war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Inneres, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. 1979-84 gehörte K. dem Europäischen Parlament an, dessen Vizepräsident er bis 1982 war. Am 26. 10.1965 trat K. in das zweite Kabinett - ^ E r h a r d ein und blieb auch in der Großen Koalition, die K. nachdrücklich befürwortete, bis zum 20. 10.1969 Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. Dem linken Flügel der CDU zugehörig, verstand er Sozialpolitik nicht nur als Möglichkeit zur Korrektur sozialer Härten, sondern auch als eine deren Entstehung vorbeugende Strukturpolitik, die in Abstimmung mit der Finanz- und Wirtschaftspolitik zu erfolgen habe. Er trat für den Dialog der Sozialpartner ein, war ein Befürworter der Mitbestimmung der Arbeitnehmer und setzte sich vor allem für deren Möglichkeiten der Eigentumsbildung durch Miteigentum am Produktivkapital ein. In K.s Amtszeit wurde u. a. die Versorgung der Kriegsopfer verbessert,

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die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall durchgesetzt und die Beibehaltung dynamischer Altersrenten, die Ausdehnung der Rentenversicherung auf alle Angestellten und die Umstellung der Finanzierung auf das Umlageverfahren erreicht. Arbeitspolitisch bedeutsam waren das Arbeitsförderungsgesetz und das Berufsbildungsgesetz (beide 1969), mit denen die Bildungspolitik in die Sozialpolitik Eingang fand und die auch in der Umwidmung der Bundesanstalt für Arbeitslosenversicherung in die Bundesanstalt für Arbeit zum Ausdruck kam. Nach seiner Tätigkeit als Minister war K. an der Gestaltung der Rentenreform 1972 unter seinem Nachfolger Walter —»Arendt beteiligt. K. erhielt 1969 das Große Verdienstkreuz mit Stern, 1973 mit Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1987 den Hans-Böckler-Prcis. VERÖFFENTLICHUNGEN: Aspekte moderner Sozialpolitik. Köln 1969. - Bundestagsreden. Hrsg. von Peter Pulte. Bonn 1972. - Partnerschaft statt Klassenkampf. Köln u. a. 1989. LITERATUR: Heinzgünter Klein: H. K. Bornheim 1976. Ulf Fink (Hrsg.): H. K. - Partnerschaft statt Klassenkampf. Köln u. a. 1989. - Günter Buchstab: H. K. Zur Erinnerung an einen rheinischen Sozialpolitiker. In: Historisch-Politische Mitteilungen. Archiv für Christlich-Demokratische Politik 5 (1998) S. 167-174. - Ulf Fink (Hrsg.): H. K. Partnerschaft statt Klassenkampf. Köln 1989. - Reinhard Schmoeckel und Bruno Kaiser: Die große Koalition 1966-1969 und ihre langfristigen Wirkungen. Bonn 1991. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; Bundesarchiv, Koblenz. K a u d e r , Volker, * 3 . 9 . 1 9 4 9 Sinsheim. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. K. bestand 1969 in Singen das Abitur, studierte 1971-75 Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität Freiburg und legte 1975 das Erste, 1977 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1969-71 leistete er Wehrdienst. 1976-78 war er Beauftragter des Rektors für politische Bildung an der Universität Freiburg. 1979 trat er in die Innenverwaltung BadenWürttembergs ein. K. wurde Ehrenvorsitzender des Psychosozialen Fördcrkreises Tuttlingen. 1966-84 war K. Mitglied der Jungen Union, 1969-73 Kreisvorsitzender der Jungen Union und 1973-76 ehrenamtlicher Geschäftsführer und Bezirksvorstandsmitglied der Jungen Union Südbaden. 1975-91 war er Prcsscsprccher und Vorstandsmitglied der CDU Südbaden, 1984-86 Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Tuttlingen und 1985-99 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Tuttlingen. 1991 wurde er Generalsekretär der CDU Baden-Württemberg. 1979-90 war er stellvertretender Landrat in Tuttlingen. Seit 1990 vertritt K. den Wahlkreis 189 (Rottweil - Tuttlingen) im Bundestag. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit bzw. wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusscs und des Gemeinsamen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Innenausschuß an. 1998 übernahm er den Vorsitz der CDU-Landesgruppe Baden-Württemberg im Bundestag. K a u f m a n n , Sylvia-Yvonne, geb. Kähn, * 2 3 . 1 . 1 9 5 5 Berlin. Japanologin, wissenschaftliche Mitarbeiterin. Nach dem Besuch der Oberschule und dem Abitur 1973 studierte K. Japanologie in Berlin, hielt sich 1980/81 zu Forschungszwecken in Japan auf und wurde 1984 zum Dr. phil.

Keller promoviert. Danach war sie wissenschaftliche Assistentin an der Humboldt-Universität Berlin, 1988-90 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut fur internationale Politik und Wirtschaft in Berlin. 1976 trat K. in die SED ein. 1990 wurde sie Mitglied des Präsidiums des Landesvorstandes der PDS. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 war sie Mitglied der Volkskammer, arbeitete im Auswärtigen Ausschuß mit und gehörte der Delegation mit besonderem Gaststatus der DDR in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an. 1991-94 war K. als Bcobachtcrin für die Konföderation der Linken Mitglied des Europäischen Parlaments. Nach einer erfolglosen Kandidatur 1994 wurde sie 1999 Mitglied der Konföderalen Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken/Nordische Grüne des Europäischen Parlaments. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war K. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Ihre Kandidatur für den 12. Deutschen Bundestag war erfolglos. Keilhack, Irma, geb. Schweder, * 25.1.1908 Hamburg, t 3.6.2001. Kaufmännische Angestellte, Parteifunktionärin. K. durchlief 1922-25 eine kaufmännische Lehre. Danach arbeitete sie in sozialistischen Kinder- und Jugendorganisationen mit. 1926 trat sie in die SPD ein und war bis 1933 hauptberuflich in der Partei tätig. 1933 wurde sie von der Gestapo vorübergehend inhaftiert. 1938-43 übte sie eine selbständige Tätigkeit in der Grundstücksverwaltung ihres Ehemannes aus. Seit 1945 arbeitete sie ehrenamtlich in kommunalen Einrichtungen. 1962-70 war K. Senatorin, Präses der Jugendbehörde und zugleich bis 1966 der Behörde für Ernährung und Landwirtschaft der Freien und Hansestadt Hamburg. 1970-74 gehörte sie der Hamburger Bürgerschaft an. Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 19.1.1962 war K. Mitglied des Bundestages. In der 1., 3. und 4. Wahlperiode vertrat sie den Wahlkreis 5 bzw. 19 (Wandsbek bzw. Hamburg V); 1953 wurde sie über die SPD-Landesliste Hamburg gewählt. In der 1. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der Jugendfürsorge, in der 2. Wahlperiode im Ausschuß für Jugendfragen, in der 3. und 4. Wahlperiode im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen. Im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten arbeitete sie als Ordentliches Mitglied in der 1.-4. Wahlperiode mit. In der 1. und 3. (bis Februar 1959) Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Gesundheitsausschusses, in der 2. Wahlperiode des Haushaltsausschusses. In der 3. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Vermittlungsausschuß an (seit Januar 1958). In der 4. Wahlperiode war sie Mitglied des Parlamentarischen Rates der Europäischen Bewegung. Kelber, Ulrich, * 29.3.1968 Bamberg. Informatiker. K. besuchte 1978-87 ein Gymnasium in Bonn und studierte 1987-93 Informatik und Biologie. 1993-95 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im GMD - Forschungszentrum Informationstechnik. 1996 wurde er Informatiker und Wissensmanagement-Berater bei einer IT-Firma in Bonn. K. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Energie- und Gebäudemarketing GmbH, Bonn, der Stadtwerke Bonn, der Stadtwerke Bonn Energie und Versorgung GmbH, der Stadtwerke Bonn Verkehrs GmbH sowie stellvertretendes Mitglied des Beirates der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. K. ist Mitglied der Gewerkschaft vcr.di. 1985 trat K. in die SPD ein. 1992-2000 war er Sprecher der Bonner SPD. 1992 wurde er Mitglied des Vorstandes der Bonner SPD. 1987-89 gehörte er als Sachkundiger Bürger dem Umweltausschuß der Stadt Bonn an. 1989-94 war er

Mitglied der Bezirksvertretung Bonn-Beuel. 1994 wurde er Mitglied des Stadtrates in Bonn. Am 1.9.2000 rückte K. über die Landesliste NordrheinWestfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Rudolf —»Dreßler in den Bundestag nach. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie des Unterausschusses Neue Medien. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an. Keller, Dietmar, * 17.3.1942 Chemnitz. Diplomlehrer, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Parteifunktionär. K., Sohn eines Mechanikers und einer Verkäuferin, besuchte die Oberschule in Chemnitz und legte 1960 das Abitur ab. 1960-62 leistete er Wehrdienst. 1962 war er Redakteur der „Freien Presse" in Chemnitz, studierte 1962-66 Geschichte und Journalismus an der Karl-Marx-Universität Leipzig und Schloß das Studium als Diplomlehrer für MarxismusLeninismus ab. 1966-70 war er Assistent für Gcschichtc an der Universität Leipzig, wurde 1969 mit der Arbeit Die Herausbildung der sozialistischen Demokratie in der volkseigenen Industrie der DDR (1948-1952) zum Dr. phil. promoviert und war 1970-72 Oberassistent. 1976 habilitierte er sich. 1982/83 studierte er an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der KPdSU in Moskau. 1994 wurde K. Mitarbeiter der PDS-Fraktion im Deutschen Bundestag. Er ist Herausgeber und Autor von Büchern zur Geschichte, Politik und Kultur. 1963 trat K. in die SED ein. 1972-77 war er Sekretär für Wissenschaft und Kultur der SED-Kreisleitung an der Universität Leipzig, 1977-84 Sekretär für Wissenschaft, Volksbildung und Kultur in der SED-Bezirksleitung in Leipzig, 1984-88 einer der fünf stellvertretenden Kulturminister der DDR, zuständig für bildende Kunst, 1988/89 Staatssekretär im Kulturministerium der DDR und von November 1989 bis März 1990 Minister für Kultur der DDR im Kabinett —»Modrow. K. sprach sich gegen staatliche Zensur aus und sicherte den Verlagen eine größere literarische Freiheit zu. Im Januar 1990 hob er die Kunstzensur auf. Vom 18.3. bis zum 2. 10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 09, Listenplatz 1, Bezirk Leipzig). Er war stellvertretender Vorsitzender der PDS-Fraktion, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Mitglied des Ausschusses für die deutsche Einheit. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte K. dem 11. Deutschen Bundestag, 1990-94 mit einem Mandat der PDSLandesliste Brandenburg dem 12. Deutschen Bundestag an. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Sportausschuß (seit März 1992), im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft und im Haushaltsausschuß (seil Januar 1992). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Finanzausschuß (seit Januar 1992) an. K. erhielt 1979 den Vaterländischen Verdienstorden der Deutschen Demokratischen Republik in Bronze. VERÖFFENTLICHUNGEN: Lebendige Demokratie. Berlin 1971. - Hrsg. mit Martin Kirchner: Kunst und Künstler im Aphorismus. Leipzig 1988. - Minister auf Abruf. Berlin 1990. - Hrsg. unter dem Pseudonym Arthur Kiess: Liebe kennt kein Maß. Leipzig 1990. - Zusammengestellt und hrsg.: Volkskammerspiele. Der Demokratie schuldig, die Schuld der Demokratie. Eine Dokumentation aus der Arbeit des letzten Parlaments der DDR. Berlin 1990. - Hrsg.: Nachdenken über Deutschland. 5 Bde., Berlin 1990/91. - Hrsg.: Biermann und kein Ende. Eine Dokumentation zur DDRKulturpolitik. Berlin 1991. - Hrsg. mit Matthias Kirchner:

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Keller Zwischen den Stühlen. Pro und Kontra SED. Berlin 1993. Mit Rainer Eppelmann: Zwei deutsche Sichten. Ein Dialog auf gleicher Augenhöhe. Hrsg. von Christian von Ditfurth. Bad Honnef 2000. Keller, Ernst, * 11.9.1900 Neheim, t 21.7.1963 Bonn. Industriekaufmann, kath. Nach dem Realgymnasium besuchte K. kaufmännische Handelsschulen im In- und Ausland. 1919 gründete er eine Metallwarenfabrik in Neheim und war Mitinhaber einer Maschinenfabrik in Müschede (Kr. Arnsberg). 1920/21 übte er eine kaufmännische Tätigkeit in Italien, 1931-32 in London aus. 1939 wurde zur Wehrmacht eingezogen. 1946 war K. Mitbegründer der FDP im Kreis Arnsberg. 1951 wurde er Vorsitzender des Kreisverbandes, später stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbandes Westfalen-Süd und Mitglied des Landesvorstandes Nordrhein-Westfalen. Seit 1952 war er Stadtverordneter in Neheim-Hüsten und hatte den Fraktionsvorsitz inne. 1957 und 1961 wurde K. über die FDP-Landes liste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Mittelstandsfragen an. In der 3. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses (bis Juli 1958 und seit Februar 1959); dem Ausschuß für Arbeit gehörte er bis Oktober 1959 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied an. In der 4. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender des Außenhandelsausschusses. Dem Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes gehörte er bis Februar 1963 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an. Keller, Peter, * 11.10.1937 Würzburg. Diplomingenieur, Verbandsfunktionär, kath. K. erwarb die Mittlere Reife, studierte nach einem zweijährigen Industriepraktikum Ingenieurwesen an einer Fachhochschule und Schloß das Studium als Diplomingenieur ab. 1962-68 war er Ingenieur bei der Firma Siemens und gehörte drei Jahre dem Betriebsrat an. 1964 legte er an einem Abendgymnasium das Abitur ab. 1968-79 war er Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung für die Diözese Würzburg. 1970 wurde er Pcrsonalratsvorsitzender beim Bischöflichen Ordinariat Würzburg. 1971-76 studierte K. Geschichte, Soziologie und Pädagogik in Würzburg und beendete das Studium 1977 mit dem Magister Artium. 1975 wurde er Bundes Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen der deutschen Diözesen und übernahm 1980 die Leitung der diözesanen Arbcitnchmerbildungsstätte Benediktushöhe in Retzbach. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst im Christlichen Gewerkschaftsbund, Mitglied des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, Vorsitzender des Europäischen Zentrums für Arbeitnehmer in Bayern e.V., Pegnitz, und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft für Arbeitskammern e. V., München 1958 trat K. in die CSU ein. Er war zehn Jahr Ortsvorsitzender der CSU in Zellingen, 1964/65 Kreis Vorsitzender der Jungen Union, 1970/71 Kreisvorsitzender der CSU sowie Mitglied der Kreis- und Bezirksvorstandschaft der CSU. 1977 wurde er Bezirksvorsitzender der Christlich-Sozialen Arbeitnehmerschaft (CSA) in Unterfranken, 1989 Landesvorsitzender der CSA in Bayern. 1966-81 war er Mitglied des Gemeinderates, 1966-84 des Kreisrates und 1978-81 des Bezirksrates. K. wurde 1980 und 1983 über die CSU-Landeslisle Bayern in den Bundestag gewählt. Am 23.2.1990 rückte er über die Landesliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordneten Reinhold —^Kreile in den Bundestag nach, dem er in der

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12. und 13. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste Bayern angehörte. In der 9. und 10. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 11. (seit März 1990) und 12. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 9. und 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (seit März 1990) dem Petitionsausschuß an. In der 10. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (seil März 1990). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie und Senioren, in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheit, in der 13. Wahlperiode in der Enquete-Kommission „Dcmographischcr Wandel" mit. In der 12. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". In der 13. Wahlperiode gehörte er der Parlamentarischen Versammlung der Westeuropäischen Union an. Keller, Wilfried, * 17.10.1918 Prag. Jurist, Justizbeamter, kath. K. studierte 1936-39 an der Deutschen Universität in Prag und wurde zum Dr. jur. promoviert. 1940 zum Wehrdienst eingezogen, wurde er 1943 wegen Kriegsleiden entlassen. Nach der Vertreibung aus Trautenau 1946 ließ er sich in Hafenlohr (Unterfranken) nieder und trat 1948 in den bayerischen Justizdienst ein. K. war Mitbegründer und Mitglied des Aufsichtsrates der Baugenossenschaft „Heimstättenwerk" und engagierte sich in den Organisationen der Heimatvertriebenen in Bayern. K. baute den Kreisverband des Bundes der vertriebenen Deutschen Marktheidenfeld auf, wurde dessen Ehrenvorsitzender und Mitglied des Bezirksvorstandes Unterfranken. 1949 gründete er den Kreisverband der Vertriebenen und Ausgebombten „Notgemeinschaft" in Marktheidenfeld, der später in den Landesverband des Neubürgerbundes überführt wurde. 1950 war er Mitbegründer des Landesverbandes Bayern und des Bundesverbandes des Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE). Er wurde Kreisvorsitzender des BHE in Marktheidenfeld, Bezirksvorsitzender von Unterfranken, Mitglied des Landesdirektoriums und Mitglied des Bundesvorstandes. 1948 wurde K. Mitglied des Gcmcindcratcs in Hafenlohr und Mitglied des Kreistages Marktheidenfeld, übernahm den Vorsitz der Kreislagsfraktion der Heimatvertriebenen und Fliegergeschädigten und gehörte dem Kreisausschuß an. Er war Vorsitzender der Kreisflüchtlingsvertretung. 1950-53 und 1958-62 gehörte K. dem Bayerischen Landtag an und war 1950-52 Vorsitzender der BHE-Fraktion und stellvertretender Vorsitzender des Geschäftsordnungsausschusses. 1949 (WAV) und 1954 (entschuldigt, GB/BHE) gehörte er der Bundesversammlung an. Am 24.4.1952 rückte K. über die Landesliste Bayern der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung (WAV) für den verstorbenen Abgeordneten Wilhelm —»Paschek in den Bundestag nach. Er war fraktionslos. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte er dem Bundestag mit einem Mandat der GB/BHE-Landesliste Bayern an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung (seit Mai 1956). Dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen gehörte er von Juli 1955 bis Februar 1957 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an.

Kelly Kelly, Petra (Karin), geb. Lehmann, * 29.11.1947 Günzburg, f 1. 10.1992 Bonn. Politikwissenschaftlcrin, Vcrwaltungsbcamtin, kath., später konfessionslos. K., deren Vater die Familie früh verließ, besuchte in Günzburg ein katholischen Mädchengymnasium mit Internat. Im Dezember 1959 ging sie mit ihrer Familie - ihre Mutter hatte 1958 den Offizier John Edward Kelly geheiratet, der den in Deutschland stationierten Truppen der US-Armee angehörte - in die USA. K. besuchte seit August 1960 die Baker Junior High School in Columbus (Georgia), nach der Versetzung ihres Stiefvaters nach Fort Munro (Virginia) seit Herbst 1964 die Hampton High School. 1966 nahm sie das Studium der Politischen Wissenschaften an der American University (School of International Service) in Washington auf, das sie im Mai 1970 mit dem Bachelor of Arts abschloß. Sie kandidierte tur das Amt des Vertreters für ausländische Studenten, war Mitglied der Studentenvereinigung, organisierte die „Internationalen Wochen", engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung und der Anti-VietnamBewegung und arbeitete in den Büros der Senatoren Robert Kennedy und Hubert Humphrey. 1970/71 studierte K. am Europa-Institut der Universität Amsterdam, Fachbereich Politische Wissenschaften und Europäische Integration, und beendete das Studium mit einem Diplom. Seit Oktober 1971 Praktikantin bei der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel, wurde sie im Juni 1972 Vcrwaltungsrcfcrcndarin bei der Europäischen Kommission im Kabinett Sicco Mansholt und war von November 1972 bis 1983 Verwaltungsrätin für Gesundheit und Soziale Beziehungen beim Sekretariat der Fachgruppen Sozialfragen und Umweltschutz bei der Europäischen Kommission. Im Frühjahr 1971 übernahm sie die Patenschaft für ein tibetisches Flüchtlingskind in Dharamsala. 1973 gründete K., deren Schwester Grace 1970 im Alter von zehn Jahren an Krebs gestorben war, die Grace-P.-Kelly-Vereinigung zur Unterstützung krebskranker Kinder und ihrer Familien, deren Vorsitz sie bis zu ihrem Tod innehatte. Im Herbst 1977 wurde K., die sich früh in der europäischen Frauen-, Friedens- und Anti-Atombewegung engagiert hat, in den Vorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) gewählt, in dem sie seit 1972 mitarbeitete. Sie war auch Mitglied der Gustav-Heinemann-Initiative, der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner, der Humanistischen Union und der Union Syndicale in Brüssel. Im November 1980 gehörte K. neben Martin Niemöllcr und dem ehemaligen Bundcswehrgeneral Gert —»Bastian zu den Erstunterzeichnern des „Krefelder Appells", der sich gegen die Realisierung des NatoDoppelbeschlusses wandte; das Nürnberger Tribunal gegen Erstschlags- und Massenvernichtungswaffen in Ost und West 1983 wurde maßgeblich von ihr organisiert. 1984 verließen K. und Bastian das Bündnis „Krefelder Appell". 1988-90 war sie Vorsitzende der Deutschen Vereinigung für Soziale Verteidigung. Im Februar 1979 trat K. aus der SPD aus. 1979 wurde sie als Spitzenkandidatin der Sonstigen Politischen Vereinigung Die Grünen für die Wahlen zum Europäischen Parlament nominiert, auf der 2. Ordentlichen Bundesversammlung in Saarbrücken im März 1980 zu einer von drei Sprechern des ersten Bundesvorstandes der im Januar gegründeten „AntiParteien-Partei" Die Grünen gewählt. Das Sprecheramt endete satzungsgemäß nach zwei Jahren. Im Oktober 1982 war K. als Spitzenkandidatin der Grünen bei den Landtagswahlen in Bayern erfolglos. Die als Symbolfigur der Grünen geltende K. trat immer wieder durch aufsehenerregende Aktionen hervor, u. a. durch den Protest auf dem Alexanderplatz in Berlin 1983, die Teilnahme an der Sitzblockade in Mutlangen 1983, die Beset-

zung der Deutschen Botschaft in Pretoria 1985 und die Beteiligung an der Blockade der US-Rakctcnbasis in Hassclbach (Hunsrück) 1986. 1983 wurde K., die zusicherte, die Friedens- und Ökologiebewegung nicht zu „verraten", als bayerische Spitzenkandidatin Mitglied der ersten Grünen-Fraktion im Bundestag; bis April 1984 war sie eine ihrer drei Sprecher. Während im September 1985 alle anderen Fraktionsmitglieder aus dem Bundestag ausschieden, widersetzte sich K. dem Rotationsbeschluß der Partei. 1987 zog sie, obwohl nur auf Platz 5 nominiert, erneut über die Landesliste Bayern in den Bundestag ein, dem sie bis 1990 angehörte. In beiden Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (in der 10. Wahlperiode seit April 1985 Stellvertretendes Mitglied); 1984-86 arbeitete sie im Unterausschuß Abrüstung und Rüstungskontrolle mit. Im Bundestag kämpfte K. u.a. für ein Modellprojekt zur psychosozialen Betreuung krebskranker Kinder. Es gelang ihr, eine Resolution für die Menschcnrechte in Tibet durchzusetzen, die vom Bundestag einstimmig angenommen wurde. Bei zunehmenden Differenzen mit den Grünen übte sie in einigen Punkten heftige Kritik an deren Politik. Vor der Bundestagswahl 1990 bemühte sich K. in Bayern, Hessen und Sachsen-Anhalt erfolglos um eine Bundestagskandidatur. Auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen im April 1991 scheiterte sie bei der Wahl zur Sprecherin des Bundesvorstandes. K. forderte die Abrüstung und Vernichtung aller Masscnvernichtungs- und aller konventionellen Waffen, einen umfassenden Atomteststopp, letztlich die Abschaffung der gesamten Rüstungsindustrie. Sie forderte auch das Recht auf totale Kriegsdienstverweigerung. Nicht überzeugt von bilateraler Rüstungskontrolle sah sie in einseitigen Abrüstungsmaßnahmen den einzigen Weg („Abrüstung beginnt im eigenen Kopf."). Die Einhaltung der Menschenrechte war für sie an radikale vorangegangene Abrüstung gekoppelt. Die Kluft zwischen dem, was K. sich wünschte, und dem, was politisch realisierbar war, wurde immer offensichtlicher. Ihre im Januar 1992 übernommene Moderation des Umweltmagazins „Fünf vor Zwölf beim Fernsehsender SAT 1 war ein Mißerfolg. 1982 erhielt K. den von der Right Livelihood Foundation, Stockholm, verliehenen Alternativen Nobelpreis. 1983 wurde sie von der amerikanischen Frauenorganisation Women Strike for Peace zur Frau des Jahres gewählt. Die 1997 in München gegründete Petra-Kelly-Stiftung versteht sich als Bildungswerk für Demokratie und Ökologie in Bayern. K. fand einen gewaltsamen Tod. Vermutlich crschoß Gert Bastian, mit dem sie seit 1985 in Bonn zusammenlebte, zuerst K., dann sich selbst. VERÖFFENTLICHUNGEN: Particular Aspects of the Treatment and Rehabilitation of Chronic /Chaneer-ill Children and Adolescents with their Families. Luxemburg 1980. Hrsg. mit Jo Leinen: Prinzip Leben. Ökopax, die neue Kraft. Berlin 1982. - Mit Manfred Coppik: Wohin denn wir? Texte aus der Bewegung. Berlin 1982. - Hrsg.: Laßt uns die Kraniche suchen. Hiroshima - Analysen, Berichte, Gedanken. München 1983. - Um Hoffnung kämpfen! Gewaltfrei in eine grüne Zukunft. Bornheim 1983. - Viel Liebe gegen Schmerzen. Krebs bei Kindern. Reinbek 1986. - Hrsg. mit Gert Bastian: Tibet - ein vergewaltigtes Land. Hamburg 1988. Hrsg.: Mit dem Herzen denken. Texte für eine glaubwürdige Politik. München 1990. - Mit Gert Bastian und Klemens Ludwig: Tibet klagt an. Zur Lage in einem besetzten Land. Wuppertal 1990. - Mit Gert Bastian: Guernica und die Deutschen. Dokumente einer gescheiterten Wiedergutmachung. Darmstadt/Neuwied 1992. - Thinking Green! Essays on Environmentalism, Feminism, and Nonviolence. Berkeley 1994. - Lebe, als müßtest Du heule sterben. Texte und Interviews. Düsseldorf 1997.

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Kemme r LITERATUR: Monika Sperr: Ρ. Κ. Κ. Politikerin aus Betroffenheit. München 1983. - Lukas Beckmann und Lew Kopelew (Hrsg.): Gedenken heißt Erinnern. Ρ. Κ. K., Gert Bastian. Göttingen 1993. - Alice Schwarzer: Eine tödliche Liebe. P. K. und Gert Bastian. Köln 1993. - Tili Bastian: Die Finsternis der Herzen. Nachdenken über eine Gewalltat. Köln 1994. - Sara Parkin: The Life and Death of P. Κ. London 1994. Bruno Jahn Kemmer, Emil, * 31.3.1914 Neubrunn (Unterfranken), t 26.11.1965 Burgebrach. Schlosser, Verbandsfunktionär, kath. K., Sohn eines Kleinbauern, durchlief eine Schlosserlehre in Würzburg. 1932 übersiedelte er nach Bamberg. 1936-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Während der Genesung nach einer Verwundung bildete er sich im Selbststudium weiter und bestand das Abitur am Humanistischen Gymnasium in Weimar. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft studierte er drei Semester an der Hochschule in Bamberg. 1946 übernahm er die Diözesanleitung der katholischen Jugend und der katholischen jungen Mannschaft. Er leitete die Hilfsaktion der jungen Generation für Heimatvcrtricbcnc und beteiligte sich am Jugcndsozialwcrk der katholischen Jugend. K. zählte 1956 zu den Gründern der Jungen Union in Bamberg. 1964/65 war er dort Landrat. Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 7.10.1964 vertrat K., Mitglied der CSU, den Wahlkreis 24 bzw. 219 (Bamberg) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (bis November 1951) und im Ausschuß für Jugendfürsorge, in dem er im Juli den Vorsitz übernahm. Dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen gehörte er zunächst (April bis Mai 1951) als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an. Im Januar 1952 wurde er Stellvertretendes Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß). In der 2. Wahlperiode war er Vorsitzender des Ausschusses für Jugendfragen (seit November 1953), Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge. In der 3. Wahlperiode hatte er den Vorsitz des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen inne und gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis November 1958), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verteidigung an. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik sowie im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen mit. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Kemper, Hans-Peter, * 12.5. 1944 Heiden. Kriminalbeamter. K. besuchte das Gymnasium und die höhere Landespolizeischule. Er arbeitete bei der Schutzpolizei, wechselte zur Kriminalpolizei und wurde Leiter der Kriminalpolizei des Kreises Borken. K. ist Vorsitzender des Unterbezirks Westmünsterland der Arbeiterwohlfahrt e.V., Bocholt, Stellvertretendes Mitglied des Kontrollausschusses des Bundesausgleichsamtes in Bad Homburg und Mitglied der Gewerkschaft der Polizei. 1969 trat K. in die SPD ein. 1975 wurde er Mitglied des SPD-Unterbezirksvorstandes im Kreis Borken, 1990 Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes Westliches Westfalen und 1991 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Borken. 1975-96 gehörte er dem Rat der Gemeinde Heiden an und war 1975-93 Vorsitzender der SPD-Fraktion.

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Am 3.5.1993 rückte K. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Walter —»Rempe in den Bundestag nach, in den er 1994 und 1998 über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Untersuchungsausschuß (Plutonium-Schmuggel). Seit der 13. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. Kemper, Heinrich, * 25.2.1888 Siegen (Westfalen), t 23.8.1962. Kaufmann, kath. K. erhielt eine kaufmännische Ausbildung und war seit 1923 selbständiger Textilkaufmann. 1924 Schloß er sich der Zentrumspartei an und hatte 1928-33 den Vorsitz der Zentrumspartei des Bezirks Trier inne. 1924-33 war er Stadtverordneter in Trier und 1930-33 Mitglied des Preußischen Landtages. 1946 wurde er Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Trier. 1945 war K. Mitbegründer der CDU des Bezirks Trier und wurde 1947 Vorsitzender der CDU des Regierungsbezirks Trier. 1946-49 war er ehrenamtlicher Oberbürgermeister der Stadt Trier. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) vertrat K. den Wahlkreis 7 bzw. 154 (Trier-Stadt und -Land - Saarburg bzw. Trier) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war er bis März 1952 stellvertretender Vorsitzender, danach sowie in der 2. Wahlperiode (seit November 1953) Vorsitzender des Ausschusses für Grenzlandsfragen. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehrswesen (bis Februar 1951) und im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (von März bis Mai 1950) mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (seit März 1952), des Wahlprüfungsausschusses (seit Juni 1951), des Untersuchungsausschusses zur Hauptstadtfrage (Spiegelausschuß, seit März 1953) und des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit Januar 1952). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (bis Februar 1957) an. Kempfler, Friedrich (Wilhelm Michael), * 6.12.1904 Eggenfelden, f 18.10.1985 Eggenfelden. lurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. K. besuchte das Humanistische Gymnasium in Mellen und Passau, nach dem Abitur 1924 das Bayerische Maximilianeum. Er studierte in Heidelberg, Königsberg (Ostpreußen), Birmingham und München und wurde 1929 in Heidelberg mit der Arbeit Die Kuppelei im geltenden und künftigen deutschen Strafrecht zum Dr. jur. promoviert. 1931 legte er das Große Juristische Staatsexamen ab, trat in den bayerischen Staatsdienst ein und wurde Regierungsrat. K. war Mitglied des Verwaltungsrates der Bayerischen Landesgewerbeanstalt in Nürnberg. Nach seinem Übertritt in den Gemeindedienst wurde er Rechtsrat und Bürgermeister in Fürth. 1938-45 war er Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth. 1939-43 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Im Mai 1945 geriet er in Kriegsgefangenschaft und war danach bis 1948 interniert. Seit 1949 war er Rechtsanwalt in Eggenfelden. K. trat in die CSU ein. 1955 wurde er Kreisverbands Vorsitzender in Eggenfelden, 1956 Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses in Eggenfelden. In der 3.-7. Wahlperiode (1957-76) vertrat K. den Wahlkreis 211 bzw. 217 (Pfarrkirchen) im Bundestag. In der 3. und 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Inneres; in der 5. und 6. Wahlperiode gehörte er bis Dezember 1970 als Ordentliches Mitglied, anschließend und in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes

Kettig Mitglied dem Innenausschuß an. In der 3. und 4. (seit Februar 1963) Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen, in der 5. Wahlperiode des Verkehrsausschusses. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Rechtsausschuß (seit Dezember 1963), dem Ausschuß für Sozialpolitik (von März 1962 bis Februar 1964) und dem Ausschuß für Arbeit (bis März 1962), in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Dezember 1970) an. 1966-69 und 1974-77 war K. Mitglied der Versammlung der Westeuropäischen Union und dort Vorsitzender des Geschäftsordnungsausschusses. NACHLASS: Archiv für Christlich-Soziale Politik der HannsSeidel-Stiftung, München. Kenzier, Evelyn, * 2.12.1962 Berlin. Juristin (Rechtsanwältin). K. bestand 1981 das Abitur an der Erweiterten Oberschule „Carl-von-Ossictzky" in Berlin, studierte 1983-87 Rechtswissenschaft und Schloß 1987-90 ein Forschungsstudium an der Humboldt-Universität in Berlin an. 1991 wurde sie mit der Arbeit Die Richtlinien-, Standpunkt- und Rechtssatzkompetenz des Obersten Gerichts der DDR als Problem der Rechtsstaatlichkeit zum Dr. jur. promoviert. Seitdem ist sie freiberuflich als Rechtsanwältin in einer Sozietät in Berlin tätig. 1991 wurde K. ehrenamtliche Vorsitzende der Vereinigung demokratischer Juristen e.V., Berlin. Sie ist Mitglied des Kuratoriums der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin. 1983 trat K. in die SED ein. Seit 1995 gehört sie dem Parteirat der PDS an. 1998 wurde K. über die PDS-Landesliste Sachsen in den Bundestag gewählt. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Wahlprüfungsausschusses. Als Ordentliches Mitglied arbeitet sie im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, im Rechtsausschusses und im 1. Untersuchungsausschuß (Parteispenden) mit. K e r n , Karl, * 18.5.1900 Kirchhausen (heute zu Heilbronn), t 14.10.1974 Heilbronn. Arbeiter. K. besuchte die Volksschule und wurde Arbeiter. 1917 trat er der Gewerkschaftsbewegung bei. Seit 1920 arbeitete er bei den NSU-Werken. K. war Mitbegründer des Christlichen Verbandes der Metallarbeiter im Bezirk Neckarsulm. 1929-34 gehörte er dem Betriebsrat an. Bis 1933 war er Mitglied des Gemeinderates in Kirchhausen. Nach 1945 im Betriebsrat tätig, wurde er 1948 stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der NSU-Werke. 1949 trat K. in die CDU ein. Seit 1948 gehörte er dem Gemeinderat und dem Kreistag an. In der 1. Wahlperiode (1949-53) war K. mit einem Mandat der CDU-Ergänzungsliste Württemberg-Baden Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen an. K e r n , Karl-Hans, * 3.10.1932 Stuttgart. Pfarrer, Gymnasiallehrer, ev. K. bestand 1952 das Abitur und studierte Evangelische Theologie in Tübingen, Bethel und Göttingen. 1957-59 war er Vikar der Evangclischcn Landeskirche in Württemberg, 1959-67 Studienrat am Gymnasium in Schwenningen. K. gehörte dem Landesvorstand der SPD in Baden-Württemberg an. 1962-67 war er Stadtrat im Gemeinderat in Schwenningen, 1963-67 Vorsitzender der SPD-Fraktion. Am 27.2.1967 rückte K. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg für den verstorbenen Abgeordneten Fritz —> Erler in den Bundestag nach, dem er auch in der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) mit einem Mandat der Landesliste Baden-Württemberg angehörte. In der 5. Wahlperiode

gehörte er zunächst als Stellvertretendes Mitglied (März/ April 1967), bis Februar 1968 als Ordentliches, anschließend sowie in der 6. Wahlperiode wieder als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an. In der 5. (seit Juli 1968) und 6. (seit April 1972) Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 6. Wahlperiode des Petitionsausschusses (seit Oktober 1970) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 6. und 7. Wahlperiode im Auswärtigen Ausschuß, in der 7. Wahlperiode im Ausschuß für Forschung und Technologie (seit Februar 1973). In der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen sowie des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. VERÖFFENTLICHUNGEN: Entspannungsfelder. Reden zwischen den Zeiten. Stuttgart 1993. - Suche nach dem tragenden Grund. Die Menschenrechte. Bonn 1998. - Die Geheimnisse des Dr. Josef Müller. Mutmaßungen zu den Morden von Flossenbürg (1945) und Pöcking (1960). Berlin 2000. Kertscher, Norbert, * 21.1. 1954 Saalfeld (Thüringen). Elektronikfacharbeiter, Diplomlehrer, Verwaltungswissenschaftler, Parteifunktionär. K., Sohn eines Arbeiters, erhielt eine Berufsausbildung als Elektronikfacharbeiter in Jena und studierte anschließend Geschichte, Deutsch und Pädagogik in Leipzig. 1977-82 war er Lehrer für Ökonomie an einer Bezirksparteischule, studierte 1982-86 an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften und wurde 1986 mit der Arbeit Sozialökonomische Stellung und Entwicklungstendenzen von Beschäftigten im Zentralen Staatsapparat der BRD zum Dr. occ. promoviert. 1986-88 war er Sekretär, 1988/89 Erster Sekretär der SED-Kreisleitung in Hohenstein/Ernstthal und von November 1989 bis 1990 Erster Sekretär der SED- bzw. der PDSBezirksleitung in Karl-Marx-Stadl. 1974 trat K. in die SED ein. 1990 wurde er PDSBezirksvorsitzender in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 08, Listenplatz 5, Bezirk Karl-Marx-Stadt). 1991-94 war er für die Konföderale Fraktion der Linken Beobachter im Europäischen Parlament. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte K. dem 11. Deutschen Bundestag an. Kettig, Alma, * 5.11.1915 Barmen (heute zu Wuppertal), t 5.8.1997 Wuppertal. Buchhalterin, Sekretärin. K. besuchte 1922-30 die Volksschule, anschließend zwei Jahre die Städtische Handelsschule in Wuppcrtal-Barmcn. 1929 trat sie in die Sozialistische Arbeiterjugend in Wuppertal ein und wurde Gruppenleiterin. 1932-39 arbeitete sie als Stenotypistin bei einer Versicherungsgesellschaft in Wuppertal und Essen, 1939-46 als Buchhalterin und Büroleiterin bei einer Versicherungsgesellschaft in Recklinghausen und Düsseldorf. Danach war sie beim Schweizerischen Arbeilerhilfswerk in Bochum tatig. 1947 wurde sie Sekretärin bei der Verkaufsleitung der Imhauserwerke GmbH in Witten. K. war Mitglied der Industriegewerkschaft Chemie, Papier, Keramik und gehörte dem Bezirksfrauenausschuß an. 1983 wurde sie Zweite Vorsitzende des Deutschen FreidenkerVerbandes. 1945 trat K. in die SPD ein. Sie war Referentin verschiedener Frauengruppen sowie der Jungsozialisten. Seit 1949 gehörte sie dem Bezirksvorstand Westliches Westfalen an, seit 1950 dem Landesausschuß Nordrhein-Westfalen. 1952-64 war sie Mitglied des Rates der Stadt Witten. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) gehörte K., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 2. Wahlperiode engagierte sie sich als

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Keuning Ordentliches Mitglied im kommunalpolitischen Ausschuß. Tn der 2. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes und in der 4. Wahlperiode (seil Oktober 1963) erneut Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses. Sowohl dem Ausschuß für Jugendfragen als auch dem Grcnzlandausschuß gehörte sie in der 1. Wahlperiode bis September 1956 als Stellvertretendes, anschließend als Ordentliches Mitglied an. Sie war in dieser Wahlperiode außerdem Stellvertretendes Mitglied des Gesundheitsausschusses. In der 3. und 4. (bis Oktober 1963) Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Tnnenausschuß mit. In der 3. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen und Bodenrecht, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Atomkerncnergic und Wasserwirtschaft. LITERATUR: A. K. Verpflichtung zum Frieden. Biographie einer Bundestagsabgeordneten. Hrsg. von Stefan Appelius. Oldenburg 1990. K e u n i n g , Dietrich, * 2 7 . 9 . 1 9 0 8 Dortmund, f 2 3 . 3 . 1 9 8 0 Dortmund. Schlosscr. K. besuchte die Volksschule, durchlief eine Bauschlosserlehre und bildete sich an Abendschulen weiter. Er arbeitete als Vorzeichner für Stahlkonstruktionen in Dortmund und Leipzig. Seit 1927 war er Mitglied der Esperantobewegung und nahm an internationalen Kongressen teil. 1930 trat K. in die SPD ein. 1930 besuchte er das Internat für Volkswirtschaft in Leipzig. 1934-40 war er Schlosservorarbeiter bei dem Eisenwerk „Union" Dortmund, 1940-45 bei den Eisenwerken Oberdonau in Linz und seit 1946 erneut bei der „Union" in Dortmund, wo er dem Betriebsrat angehörte. 1947/48 besuchte er die Sozialakademie in Dortmund. 1948 wurde K. Mitglied des Aufsichtsrates der DortmundHörder-Hüttenunion AG, Dortmund. Seit 1954 war K. Oberbürgermeister von Dortmund. Er wurde Vorsitzender des Städtetages Nordrhein-Westfalen. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat K. den Wahlkreis 57 bzw. 116 (Dortmund II) im Bundestag. In der 1. und 2. (seit Oktober 1954) Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik, in der 1. Wahlperiode auch im Aus schuß für Arbeit und im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953), in der 2. Wahlperiode im Ausschuß gem. Art. 15 GG und im Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Oktober 1954). In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge mit. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheitswesen (Februar 1959 bis Juni 1959) und des Ausschusses für Inneres. K i e c h l e , Ignaz, * 2 3 . 2 . 1 9 3 0 Sankt Mang (heute zu Kempten). Landwirt, kath. K., Sohn eines Landwirts, erhielt nach dem Bcsuch der Volksschule eine landwirtschaftliche Ausbildung. 1949 machte er ein Praktikum in den USA und besuchte danach eine landwirtschaftlichen Fachschule, an der er 1952 die Prüfung als Landwirtschaftsgehilfe ablegte. 1958 übernahm er den elterlichen Bauernhof und wurde 1960 landwirtschaftlicher Lehrmeister. K. gehörte dem Vorstand des Milchwirtschaftlichen Vereins Allgäu/Schwaben und dem Verwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau an und hatte den Vorsitz der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft inne. 1973-83 war

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er Geschäftsführender Gesellschafter, zuletzt Teilhaber des Agrarverlags Allgäu in Kempten. 1953 trat K. in die CSU ein. 1960-72 war er CSUOrtsvorsitzender in Sankt Mang und stellvertretender Kreisvorsitzender für Kempten-Land, 1972-82 Kreisvorsitzender im Oberallgäu und Mitglied des Bezirksvorstandes der CSU Schwaben. 1980-97 vertrat er im CSU-Partei vorstand die Agrarpolitik. 1966-72 gehörte er dem Gemeinderat in Sankt Mang und dem Kreistag Kempten an. In der 6.-12. Wahlperiode (1969-94) war K. Mitglied des Bundestages. 1969 über die CSU-Landesliste Bayern gewählt, vertrat er in der 7. Wahlperiode den Wahlkreis 243 (Kempten) und in der 8.-12. Wahlperiode den Wahlkreis 242 (Oberallgäu) im Bundestag. 1976-82 war er Vorsitzender der Fraktions-Arbcitsgcmeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und 1982/83 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. In der 6.-9. Wahlperiode engagierte sich K. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 6. (seit September 1971) und 7. (seit April 1973) Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Vcrtcidigungsausschuß an. In der 6. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 7. und 8. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie (bis Oktober 1982), in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Februar 1993) an. Als Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1983-93) verfolgte K. vor allem zwei Ziele: den Abbau steigender Überschussproduktion und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft. 1984 setzte er Milchquoten durch. 1983 wurde die Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel eingeführt. 1994 kandidierte K. nicht mehr für den Bundestag. VERÖFFENTLICHUNGEN: . . . und grün bleibt unsere Zukunft. Stuttgart 1985. - Landwirtschaft im Umbruch. Berlin 1986. - Mitautor: Landwirtschaft und Umweltschutz. Göttingen 1987. LITERATUR: Hans-Jürgen Mahnke: Gefragt: I. K. Bornheim 1986. - Ulrich Kluge: Vierzig Jahre Agrarpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 2. Die Ära Höcherl (1965-1969). Die Ära Erti (1969-1983). Die Ära K. (ab 1983). Agrarpolitischer Rückblick und Ausblick. Hamburg 1989, S. 283-363. - Max Gehring: Vom Bauernbub zum Minister. Der Mensch und Politiker I. K. Kempten 1994. Renate Höpfinger: Κ., I. (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 348-352. K i e h m , Günter, * 3 . 8 . 1 9 3 1 Hannover. Verwaltungsangestellter, leitender Angestellter, Verbandsfunktionär, ev. K. besuchte bis zur Mittleren Reife die Realschule in Barsinghausen, durchlief 1949-52 eine Verwaltungslehre in der Kommunalverwaltung und legte die Verwaltungsprüfung ab. 1952-55 war er Verwaltungsangestellter, seit 1955 Angestellter in der Gemeinnützigen Wohnungswirtschaft, 1962-73 Geschäftsführer einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft und 1974-80 Verbandsdirektor des Großraumes Hannover. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1950 trat K. in die SPD ein. Er wurde Mitglied des Bezirksvorstandes Hannover und des Unterbezirksvorstandes Hannover-Land. Seit 1961 war er Mitglied des Kreista-

Kiep ges, 1966-70 Landrat des Landkreises Hannover. Er wurde stellvertretender Vorsitzender der Verbandsversammlung im Großraum Hannover. 1970-73 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an. In der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) war K. Mitglied des Bundestages. In der 9. Wahlperiode und 11. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 42 (Hannover-Land II); 1983 wurde er Uber die SPD-Landcslistc Niedersachscn gewählt. In der 9. und 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 10. (seit Juni 1986) und 11. (bis Oktober 1990) Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit. K i e n b a u m , Gerhard, * 12.10.1919 Barmen (heute zu Wuppertal), ΐ 24.2. 1998 Köln. Diplomingenieur, Unternehmer, Unternehmensberater, ev. In der Kriegsmarine zum Ingenieur-Offizier ausgebildet, begann K., Sohn eines Kaufmanns, noch während des Zweiten Weltkrieges an der Technischen Hochschule Danzig das Studium des Maschinen- und Kriegsschiffbaus, erwarb den Grad eines Diplomingenieurs und war als Betriebs- und Forschungsingenieur in Maschinenfabriken und Werften tätig. Nach der Rückkchr aus der Kriegsgefangenschaft baute er eine Unternehmensberatungsfirma auf. Die Leitung der Unternehmensgruppe Kienbaum und Partner, international auf den Gebieten der Unternehmensberatung, Personalberatung und des Projekt- und Zeitmanagements tätig, übertrug K. 1988 auf seinen Sohn Jochcn K. und blieb bis 1992 Gesellschafter und Vorsitzender des Beirates. K. war Herausgeber und Autor der Buchreihe „Strategische Unternehmensführung" und gehörte dem Beirat der Zeitschrift „plus" an. 1978-93 war K. Mitglied des Aufsichtsrates der Kali und Salz AG, 1975-86 Mitglied des Präsidiums und des Vorstandes der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. 1948-72 gehörte K. der FDP an. 1975 wechselte er zur CDU Rheinland. 1948-69 war er Ratsmitglied der Stadt Gummersbach, 1952-69 Kreistagsabgeordneier der FDP im Oberbergischen Kreis und dort Vorsitzender des Planungsausschusses der Kommunalparlamente Oberbergischer Kreis und Gummersbach. 1954-69 gehörte er dem Nordrhein-Westfälischen Landtag an. 1962-66 war er Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. 1969 wurde K. Uber die FDP-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er war Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Beirates des Bundestages für handelspolitische Vereinbarungen. K., der zum konservativen Flügel der FDP zählte, konnte dem sozialliberalen Trend unter Walter —»Scheel nur zögernd folgen, legte nach Differenzen am 2 . 5 . 1 9 7 2 sein Mandat nieder und Schloß sich später in der CDU dem von Erich —>Mende gegründeten „liberalen Arbeiskreis" der CDU an. K. erhielt das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, den Ehrenring der Stadt Gummersbach und den Nordrhein-Westfälischen Verdienstorden (1990). K i e p , Walther Leisler, * 5.1. 1926 Hamburg. Kaufmännischer Angestellter, Versicherungskaufmann, geschäftsführender Gesellschafter, ev. K. stammt aus einer bürgerlich-liberalen Familie. Sein Vater, in Schottland geboren, war Angestellter des Vereins Deutscher Seereeder. 1935 wegen des Verdachts einer - später aufgeklärten - steuerlichen Inkorrektheit entlassen, wurde er Berater der türkischen Regierung für den Aufbau der Han-

delsschiffahrt. Später war er Generaldirektor der Hamburger Landesbank und Präsident des Hessischen Roten Kreuzes. K.s Tante Emilie —> Kiep-Altenloh gehörte für die FDP dem 4. Deutschen Bundestag an. K. besuchte die Schule in Hamburg und Istanbul, legte 1943 in Frankfurt am Main das Abitur ab und wurde zur Wehrmacht eingezogen. Nach Kriegsende studierte er ohne Abschluß Geschichte und Volkswirtschaft und machte eine kaufmännische Lehre bei der Metallgesellschaft AG in Frankfurt. Dort zunächst Autovcrkäufer, arbeitete er 1948-55 bei der Insurance Company of North America und war zuletzt Hauptbevollmächtigter für Deutschland. Seit 1955 bei der Gradmann und Haller-Gruppe tätig, wurde er geschäftsführender Gesellschafter und später persönlich haftender Gesellschafter. K. wurde u. a. Mitglied des Aufsichtsrates der Preußischen Elektrizitäts-AG, der Norddeutschen Landesbank Hannover, der Volkswagenwerk AG und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Staatlichen Kreditanstalt. 1994-200 war er Präsident der European Business School, Oestrich-Winkel. 1961 trat K. in die CDU ein. Er war Vorstandsmitglied im Obertaunuskreis, 1967-76 Mitglied des Präsidiums der CDU Hessen und Landcsschatzmcistcr und gehörte seit der Wahl zum Schatzmeister der Bundespartei 1971 dem Bundespräsidium an. Bei den Hamburger Bürgerschaftswahlen 1982 konnte er als Spitzenkandidat eine Niederlage seiner Partei nicht verhindern. 1983 gab er sein Bürgerschaftsmandat zurück. Seine Funktion als Schatzmeister behielt K. bis 1992, mußte sich seit 1981 jedoch dem Vorwurf stellen, im Zusammenhang mit Parteispenden Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben. 1991 zu einer Geldstrafe von DM 675.000 verurteilt, wurde das Urteil 1992 wegen Rechts- und Verfahrensmängel aufgehoben. Erneut in die Schlagzeilen geriet K. seit November 1999, als eine Vernehmung bei der Augsburger Staatsanwaltschaft Steuerfahnder auf die Spur eines Gcheimkontensystems bei der CDU unter K.s Ägide brachte. Von Februar 1976 bis Oktober 1980 war K. niedersächsischcr Finanzminister, 1978-80 Mitglied des Landtages von Niedersachscn. In der 5. Wahlperiode (1965-69) vertrat K. den Wahlkreis 135 (Obertaunus) im Bundestag. 1969 und 1972 wurde er über die CDU-Landesliste Hessen gewählt. Am 2 4 . 2 . 1 9 7 6 legte er sein Mandat nieder. 1980 über die CDULandesliste Niedersachsen noch einmal gewählt, schied er am 2 6 . 4 . 1 9 8 2 vorzeitig aus dem Bundestag aus. 1971 wurde er Beauftragter seiner Fraktion für die Wahrnehmung internationaler Kontakte. In der 5. Wahlperiode war K. Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis März 1968 und wieder seit Mai 1968) und Vorsitzender des Ausschusses für Entwicklungshilfe, in der 6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Dem Auswärtigen Ausschuß gehörte er in der 5. Wahlperiode (seit Oktober 1968) und in der 6. Wahlperiode bis November 1971 als Stellvertretendes Mitglied, danach und in der 7. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses, in der 9. Wahlperiode des Finanzausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft. K. erhielt 1977 das Große Verdienstkreuz, 1980 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die modernen Formen der Demokratie. Demokratie als Losungswort. In: Sonde 3 (1970) Heft 2 / 3 , S. 58-68. - Good-bye Amerika - was dann? Der deutsche Standpunkt im Wandel der Weltpolitik. Stuttgart 1972. - Was bleibt ist große Zuversicht. Erfahrungen eines Unabhängigen. Ein politisches Tagebuch. Berlin/Wien 1999.

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Kiep-Altenloh Kiep-Altenloh, Emilie, geb. Allenloh, * 30.7.1888 Voerde (heute zu Ennepetal), f 22.2.1985 Hamburg. Soziologin, Verwaltungsbeamtin, Verbandsfunktionärin, Biologin, ev. K.-A., Tochter eines liberal gesinnten Brauereibesitzers, studierte seit 1909 an den Universitäten Heidelberg, München, Kiel und Wien Nationalökonomie und Rechtswissenschaft und wurde 1913 in Heidelberg bei Alfred Weber mit der Arbeit Zur Soziologie des Kinos. Die Kino-Unternehmungen und die sozialen Schichten ihrer Besucher (veröffentlicht 1914, Nachdruck 1977) zum Dr. phil. promoviert. 1914 mit der Arbeitsvermittlung des Kreises Schwelm (Westfalen) betraut, leitete K.-A. 1914-18 das Kreislebensmittelamt in Schwelm und baute 1919-23 in Kiel das Provinzialwohlfahrtsamt Schlcswig-Holstein auf. Nach der Heirat 1923 mußte sie aus dem öffentlichen Dienst ausscheiden und siedelte nach Altona über. 1925 Gründungsmitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, war sie bis 1933 geschäftsführende Vorsitzende des Landesverbandes von Schleswig-Holstein. 1929 trat K.-A. der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bei, wurde Orts Vorsteherin ihrer Partei und war 1929-33 Stadtverordnete von Altona. Nach dem Zusammenschluß von DDP und Jungdeutschem Orden zur Deutschen Staatspartei rückte sie im Mai 1930 für Theodor Tantzen in den Deutschen Reichstag nach, schied jedoch nach der Wahl im September 1930 wieder aus. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten studierte sie Biologie und Zoologie bei Jakob von Uexküll an der Universität Hamburg, war 1941-46 Leiterin des Instituts für Umweltforschung in Hamburg und gründete eine Blindenführhundschule, die sie bis 1949 leitete. 1945 Mitbegründer)η der FDP Hamburg, war K.-A. 1949-57 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft, 1949-53 als Mitglied des aus CDU und FDP bestehenden Vaterstädtischen Bundes Hamburg VBH, 1953-57 des aus CDU, DP und FDP zusammengesetzten Hamburg-Blocks. 1951-53 amtierte sie als Vizepräsidentin der Bürgerschaft, wurde 1954 Senatorin für Soziales und leitete von Juli bis November 1957 die Jugendbehörde. 1957-61 war sie Präses der Behörde für Ernährung und Landwirtschaft und der Gefängnisbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. 1972 wurde sie Ehrenvorsitzende der Hamburger FDP. In der 4. Wahlperiode (1961-65) gehörte K.-A. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Hamburg dem Bundestag an. Sie engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (seil Februar 1963) sowie im Ausschuß für Atomenergie und Wasserwirtschaft. Dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen gehörte sie bis November 1962 als Stellvertretendes, anschließend als Ordentliches Mitglied an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Ernst Kantorowicz: Leitfaden für Jugendämter und Jugendschöffen in der Jugendgerichtshilfe. Meldorf 1923. - E. K.-A. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 1. Boppard am Rhein 1982, S. 315-343. Kiesinger, Kurt Georg, * 6.4.1904 Ebingen (heute zu Albstadt), τ 9.3.1988 Tübingen. Jurist (Rechtsanwalt), kath. K., Sohn eines kaufmännischen Angestellten, wuchs nach dem frühen Verlust der Mutter zeitweise bei der Großmutter in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Realschule in Ebingen und des katholischen Lehrerseminars in Rottweil bestand er in Stuttgart das Abitur. 1925/26 studierte er in Tübingen Philosophie und Geschichte, 1926-31 in Berlin Rechts- und Staatswissenschaften. Dort bestand er 1931 die Erste, 1934 die Zweite Juristische Staatsprüfung. Als Student wurde K. Mitglied im Κ. V. (Verband katholischer Studentenvereine) und im Akademischen Goerres-

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Ring. Eine Zeit lang betätigte er sich als Fabrikarbeiter. 1932 heiratete K. Marie-Luise Schneider; aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor. Seit 1935 war K. als Rechtsanwalt beim Berliner Kammergericht zugelassen. Pläne einer Hochschullehrerlaufbahn zerschlugen sich. Bis 1945 unterrichtete er auch als privater Rechtslehrer. 1933 trat K. vor dem Reichstagsbrand in die NSDAP ein. 1940 wurde er in der Rundfunkabteilung des Auswärtigen Amtes als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter dienstverpflichtet und 1943 dort 7,um stellvertretenden Abteilungsleiter ernannt. Nach dem Krieg war K. 1945/46 18 Monate im amerikanischen Internierungslager Ludwigsburg inhaftiert. 1946 bot er an der Universität Würzburg juristische Repetitorien an. 1948 erfolgte die Zulassung von K. als Rechtsanwalt in Tübingen und Würzburg. Er trat 1948 in die CDU ein und übernahm das Amt des ehrenamtlichen Landesgeschäflsführers in Süd-Württemberg-Hohenzollern. Besonders gefördert wurde er vom Ministerpräsidenten Gebhard —» Müller (CDU). K. errang 1949 im Wahlkreis 6 (Tcttnang-RavcnsburgWangen; später 195: Bodensee-Oberschwaben bzw. Ravensburg-Friedrichshafen) ein Mandat für die CDU in der Wahl zum Bundestag. 1969-80 war er für den Wahlkreis 188 (Hochrhein-Waldshut-Konstanz) im Bundestag. Dort leitete er von der 1. bis zur 3. Wahlperiode den Vermittlungsausschuß (1950-57), in der 2. und 3. Wahlperiode 1954-59 den Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten. Tn der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (von Dezember 1949 bis Dezember 1950), des Ausschusses zum Schutz der Verfassung (bis März 1952; Stellvertretender Vorsitzender von Dezember 1949 bis März 1952), des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (seit Juni 1951, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht und des Ausschusses für Büchcrei (bis Dezember 1949). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, in der 7. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß an. Im Oktober 1950 wurde K. Mitglied des erweiterten Parteivorstandes der CDU-Bundespartei und gehörte 1951-61 dem Geschäftsführenden Vorstand an. 1950-58 war er Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates, 1955 deren Vizepräsident und 1957-58 Vorsitzender der christlichdemokratischen Fraktion. Im Dezember 1958 wurde K. vom Stuttgarter Landtag als Nachfolger Gebhard Müllers zum Ministerpräsidenten Baden-Württembergs gewählt. Am 19.2.1959 schied er aus dem Bundestag aus. Die Kulturpolitik im weitesten Sinne war das besondere Anliegen seiner Amtszeit bis 1966. Dazu zählte 1964-66 die Gründung der Universitäten Konstanz, Mannheim und Ulm. Im Juni 1960 trennte sich die Regierung unter K. von der SPD und bildete eine Koalition aus CDU und FDP, die in den Landtagswahlen 1964 bestätigt wurde. 1960-66 war K. Mitglied des baden-württembergischen Landtages, 1962-63 Präsident des Bundesrates und 1963-66 Bevollmächtigter der Bundesregierung für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit. Nach dem Bruch der Koalition zwischen CDU/CSU und FDP in der Bundesregierung wurde K. im November 1966 von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion als Kandidat für die Nachfolge des Bundeskanzlers Ludwig —> Erhard aufgestellt. Die SPD bildete mit der CDU/CSU-Fraktion die Große Koalition. Am 1.12.1966 wählte der Bundestag K. zum neuen Bundeskanzler. Zu den Leistungen der Kanzlerschaft von K. zählen die Überwindung der wirtschaftlichen Rezession, eine neue mittelfristige Finanzplanung, Stabilitätsgesetze sowie bessere

Killat-von Coreth Koniakte zu den osteuropäischen Staaten (diplomatische Beziehungen mit Rumänien 1967 und Jugoslawien 1968, Austausch von Handelsmissionen mit der CSSR 1967). Eine mit dem Ziel klarer Mehrheiten geplante Wahlrechtsreform nach englischem Vorbild scheiterte. Besonders umstritten waren bei der außerparlamentarischen Opposition die Notstandsgesetze. Staatsbesuche unternahm K. u. a. nach Indien, Birma, Ceylon, Pakistan, Italien, Frankreich, USA, Spanien, Portugal, Türkei, Iran und Belgien. K. wurde im Mai 1967 Bundesvorsitzender der CDU. Er lehnte mit seiner Partei die von Außenminister Willy —> Brandt befürwortete Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages ab. Der Bundestagswahlkampf im Sommer 1969 verschärfte die Kontroversen zwischen C D U / C S U und SPD in konjunktur- und währungspolitischen Fragen. Nachdem sich SPD und FDP auf eine Koalition verständigt hatten, übernahm K. die Rolle des Oppositionsführers. In der CDU an Unterstützung verlierend und vom Fraktionsvorsitzenden Rainer —»Barzel verdrängt, verzichtete K. im Juli 1971 auf eine weitere Kandidatur für den Parteivorsitz und wurde Ehrenvorsitzender seiner Partei. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag 1980, in dem er nach 1971 nur noch selten in den Vordergrund getreten war, widmete er sich der Niederschrift seiner Memoiren. 1980-88 war K. Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Prognosen des Grafen Alexis de Tocqueville am Beginn des industriellen Zeitalters. Tübingen 1961. - Zur politischen Funktion des Bundesrates. Bonn 1962. - Staatsbürgerliche Erziehung und internationale Verständigung. Konstanz 1963. - Schwäbische Kindheit. Karlsruhe 1964, 2 1968. - Ideen vom Ganzen. Reden und Betrachtungen. Tübingen 1964. - Entspannung in Deutschland, Friede in Europa. Reden und Interviews 1967. Bonn 1967. - Reden und Interviews 1968. Bonn 1968, 2 1969. - Stationen 1949-1969. Bonn 1969. - Die Große Koalition 1966-1969. Reden und Erklärungen des Bundeskanzlers. Hrsg. von Dieter Oberndörfer. Stuttgart 1979. Reden und Aufsätze des Ministerpräsidenten K. 1951-1972. Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Repcrtoricn 12. Gesammelt von Otto Rundel, bearb. von Günter Cordes und Walter Wannenwetsch. Stuttgart 1981. - Die Stellung des Parlamentariers in unserer Zeit. Stuttgart 1981. - Fügung und Verantwortung. Ein Interview im Süddeutschen Rundfunk Stuttgart mit Hans Bausch. Festgabe des Landtags von Baden-Württemberg aus Anlaß des 80. Geburtstags von K. G. K. Stuttgart 1984. Dunkle und helle Jahre. Erinnerungen 1904-1958. Hrsg. von Reinhard Schmoeckel. Stuttgart 1989. LITERATUR: Führung und Bildung in der heutigen Welt. Zum 60. Geburtstag von Ministerpräsident K. G. K. Stuttgart 1964. - Beate Klarsfeld: Die Geschichte des PG 2 633 930 Kiesinger. Dokumentation mit einem Vorwort von Heinrich Boll. Darmstadt 1969. - Auf den Weg gebracht. Idee und Wirklichkeit der Gründung der Universität Konstanz. K. G. K. zum 75. Geburtstag gewidmet. Hrsg. von Horst Sund. Konstanz 1979. - Begegnungen mit K. G. K. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hrsg. von Dieter Oberndörfer. Stuttgart 1984. - Klaus Hildebrand: Von Erhard zur Großen Koalition 1963-1969. (Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Bd 4. Hrsg. von Karl-Dietrich Bracher). Stuttgart 1984, 2 1994. - Reinhard Schmöckel und Bruno Kaiser: Die vergessene Regierung. Die große Koalition 1966-1969 und ihre langfristigen Wirkungen. Bonn 1991. - Hans-Otto Kleinmann: K. G. K. (1904-1988). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern 7. Hrsg. von Jürgen Aretz u. a. Mainz 1994, S. 235-249. - Paul Feuchte: K. G. K. In: Baden-Württembergische Biographien. Bd. 1. Hrsg. von Bernd Ottnad. Stuttgart 1994, S. 176-186. - Dirk Kroegel: Einen Anfang finden! K. G. K. in der Außen- und Deutschlandpolitik der Großen

Koalition. München 1997. - Guido Knopp: Kanzler. Die Mächtigen der Republik. München 1999, 2 2000. - Christian Hacke: K„ J. G. In: Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Hrsg. von Udo Kempf und Hans-Georg Merz. Wiesbaden 2001, S. 353-359. - Philipp Gassert: K. G. K. In: Lexikon der Christlichen Demokratie in Deutschland. Hsrg. von Winfried Becker u.a. Düsseldorf 2002 (im Druck). NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Guido Müller K i h n , Karl Alfred, * 20.10.1887 Großauheim, t 10.5.1976 Würzburg. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. K. besuchte bis zum Abitur das Gymnasium in Aschaffenburg und studierte 1907-11 Rechtswissenschaften in Würzburg und Münchcn und war 1911-14 Referendar. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919 legte K. die Große Juristische Staatsprüfung ab. 1919-21 war er Regierungsrat im Landratsamt Lohr, 1921-31 im Staatsministerium für Unterricht und Kultus in München, 1931-38 Landrat in Miltenberg, 1938-47 Referent bei der Regierung von Unterfranken in Würzburg, 1947-50 Abteilungsleiter im Staatsministerium für Unterricht und Kultus in München und 1950-52 Regierungspräsident von Unterfranken. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat K., Mitglied der CSU, den Wahlkreis 235 (Würzburg) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wahlprüfung und Immunität und dem Ausschuß für Kommunalpolitik an. K i l l a t - v o n C o r e t h , Arthur, bis 1970: A. Killat, * 20.11.1912 Freiburg im Breisgau, f 11.5.1999 Düsseldorf. Kaufmännischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär, ev. Nach dem Besuch der Mittelschule durchlief K. eine kaufmännische Lehre und war Volontär im Hotelwesen. 1931 kam er zur Reichswehr. 1936-39 war er Sporttrainer und nahm an Sportlehrgängen teil, u. a. an der Reichsakademie für Leibesübungen. 1939-45 war er Soldat. 1945 wurde er aus Ostpreußen vertrieben. 1945/46 war K. Gründungsmitglied der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) im Bezirk West-Holstein, 1946 hauptamtlicher Sekretär im Hauptvorstand der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft Hamburg und 1947/48 Landessekretär der DAG für Niedersachsen in Hannover. 1949 übernahm er die Leitung des Angcstclltcnsckrctariats im Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Düsseldorf. 1955-61 war er zunächst stellvertretender Vorsitzender, dann Vorsitzender der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen in Düsseldorf und Leiter der Hauptabteilung Sozialpolitik und Tarifwesen. Er gehörte dem Lohnpolitischen und dem Sozialpolitischen Ausschuß des DGB an. Seil 1953 war K. Mitglied mehrerer Vorstände und Vertreterversammlungen in der Sozialversicherung wie Ersatzkassen und AngestelltenVersicherung, Unfallversicherung und Arbeitslosenversicherung in Nürnberg. Er wurde leitendender Angestellter einer Angestellten-Ersatzkasse. 1946/47 war K. Leiter der Jungsozialisten im Kreisvorstand der SPD Pinneberg/Elmshorn. Er wurde Vorsitzender des Unterbezirks Solingen, Mitglied des Bezirksvorstandes der SPD Niederrhein und Mitglied des Landesausschusses Nordrhein-Westfalen. Am 19.3.1959 rückte K. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Fritz —^Heinrich in den Bundestag nach, dem er auch in der 4. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste

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Kinat Nordrhein-Westl'alen angehörte. In der 5. und 6. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 71 (Solingen) im Bundestag. In der 3.-5. Wahlperiode engagierte sich K. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik (seit Dezember 1959). In der 3. (seit Oktober 1959) und 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. Tn der 4. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß (von Oktober 1967 bis Februar 1968) und dem Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bearb.: Angestellten-Tarifpolitik. Ein Diskussionsbeitrag. Köln 1949. Kinat, Georg Richard, * 19.11.1888 Königsberg (Ostpreußen), f 2.7.1973 Horn-Bad Meinberg. Maurer, Gewerkschaftsfunktionär, Verwaltungsangestellter. K. besuchte die Volksschule und durchlief eine Maurerlehre, die er mit der Gesellenprüfung abschloß. 1908 trat er den Freien Gewerkschaften, 1910 der SPD bei. 1908-10 leistete er Militärdienst und nahm 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil. 1919-33 war K. hauptberuflich in der Gewerkschaftsbewegung tätig, zunächst als Arbeitersekretär, seit 1920 als Geschäftsführer der Baugewerkschaft Allenstein und 1926-33 als Bezirkslcitcr des Deutschen Baugcwerksbundes für den Bezirk Ostpreußen und Danzig. 1924/25 besuchte der die Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1919-21 war K. Mitglied des Kreistages in Ortclsburg (Ostpreußen) und 1924-26 Stadtverordneter in Allenstein. 1929-33 gehörte er dem Provinziallandtag und Provinzialausschuß in Königsberg (Ostpreußen) an. 1932 war er Reichtagskandidat. 1933 wurde er aus politischen Gründen aus allen Amtern entlassen und war zeitweise in Haft. In der NS-Zeit arbeitete er als Polier und Bauführer. 1945 vertrieben, ging er im luli 1945 nach Horn (Lippe). Im September 1945 wurde er Angestellter des Arbeitsamtes Detmold. K. war ehrenamtlicher und nebenamtlicher Vorsitzender in Aufsichtsräten ostpreußischer Bauhütten und der beiden gewerkschaftlichen Baugesellschaften „Osba" in Königsberg und „Gisba" in Insterburg. Er gehörte dem Aufsichtsrai der ostpreußischen Heimstätte, dem Beirat der Stiftung für gemeinnützigen Wohnungsbau in Königsberg und dem Aufsichtsrat des Ostpreußenwerkes an. K. war Landesarbeitsrichter, Mitglied des Verwaltungsausschusses des Landesarbeitsamtes Ostpreußen und Beisitzer des Oberversicherungsamtes in Königsberg. Nach 1945 war K. Mitglied des Gemeinderates, Mitglied des Kreistages und Flüchtlingsbeirat für den Kreis und Regierungsbezirk Detmold. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) gehörte K., jeweils über die SPD-Landeslistc Nordrhcin-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. Nach dem Austritt aus der SPD am 18. 8.1961 war er fraktionslos. In allen drei Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen. Dem Ausschuß für Lastenausgleich gehörte er in der 1. Wahlperiode bis Mai 1951 als Stellvertretendes, seit luni 1951 und in der 2. Wahlperiode als Ordentliches, in der 3. Wahlperiode bis Mai 1960 erneut als Stellvertretendes, anschließend wieder als Ordentliches Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 2. und 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und des Ausschusses zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit

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März 1953), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Sozialpolitik (bis November 1956), in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Kinkel, Klaus, * 17.12.1936 Metzingen, lurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. Der Sohn eines Internisten verbrachte seine Jugend im württembergischen Hechingen, wo er am Staatlichen Gymnasium 1956 das Abitur ablegte. Das anschließend in Tübingen aufgenommene Medizinstudium wurde bald zugunsten eines juristischen aufgegeben, welches K. für zwei Semester nach Bonn führte. 1960 bestand er in Tübingen das Erste Staatsexamen, dem seit 1961 das Referendariat in Hechingen und 1964 in Köln die Promotion zum Dr. jur. mit der Dissertation Die Lehre von Popitz für die Gestaltung des gemeindlichen Finanzausgleichs und ihr Verhältnis zum gegenwärtigen Rechtszustand folgte. Nach dem Zweiten Staatsexamen trat K. 1965 in den Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums ein, war 1966-68 zum Landratsamt Balingen abgeordnet und wurde 1970 persönlicher Referent von Innenminister Hans-Dietrich —> Genscher. Mit diesem wechselte K. als Leiter des Ministerbüros im Juni 1974 ins Auswärtige Amt, wo er zum Chef des Leitungsstabes ernannt wurde und drei Jahre später zum Leiter des Planungsstabcs aufrückte. Als erster Zivilist übernahm er Anfang 1979 die Führung des Bundesnachrichtendienstes. Nach dem Regierungswechsel vom Oktober 1982 wurde K. beamteter Staatssekretär im Bundesjustizministerium unter Hans —> Engelhard, dem er im Januar 1991 im Ministeramt folgte. Als enger Mitarbeiter des Parteivorsitzenden Genscher wurde K. zwar seit langem der FDP zugerechnet, formal trat er der Partei aber erst kurz nach der Ernennung zum Bundesminister bei. Dort avancierte er, der sich im Mai 1992 in der FDP-Bundestagsfraktion als Nachfolger von Genscher gegen Irmgard —> Adam-Schwaetzer durchsetzte und die Führung des Auswärtigen Amtes übernahm, zum liberalen Hoffnungsträger, vor allem nachdem sein innerparteilicher Konkurrent Jürgen W. —> Möllemann Anfang 1993 aus der Bundesregierung ausscheiden mußte. Im Juni 1993 wurde K. vom FDP-Parteitag mit großer Mehrheit zum Vorsitzenden gewählt. Als Wahlerfolge ausblieben, ließ die innerparteiliche Unterstützung schnell nach. Zwar schaffte die FDP unter dem Vorsitz von K. im Oktober 1994 den Wiedercinzug in den Bundestag, allerdings mit dem bis dahin zwcitschlcchtcstcn Ergebnis. Zudem gab es eine Reihe von Niederlagen bei Landtagswahlcn und der Europawahl 1994, die K. angelastet wurden. Wegen zunehmender innerparteilicher Kritik stellte K. auf einem Sonderparteitag im November 1994 die „Vertrauensfrage", die deutlich zu seinen Gunsten entschieden wurde. Weitere Wahlrückschläge in Bremen und Nordrhcin-Wcstfalen veranlaßtcn ihn, sich nicht zur Wiederwahl zu stellen und im Mai 1995 seinen Rücktritt vom Parteivorsitz zu erklären. Die Leitung der Außenpolitik und die Funktion als Vizekanzler im Kabinett von Helmut -^Kohl (seit Anfang 1993) behielt K. jedoch bis zum Regierungswechsel vom Oktober 1998 bei. Uber die baden-württembergische Landesliste erhielt K. erstmals 1994 ein Bundestagsmandat. Nach seiner erneuten Wahl 1998 und dem Ende seiner Ministerzeit übernahm er den stellvertretenden Fraktionsvorsitz und wurde Ordentliches Mitglied des Sportausschusses. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und des Rechtsausschusses. Als Bundesjustizminister war K. vor allem mit den Folgen der Wiedervereinigung - Aufbau eines Rechtssystems nach westlichem Muster im östlichen Landesteil, Fragen der Eigentumsordnung, politische Kriminalität in der früheren DDR - befaßt. Außenpolitisch suchte er den Kurs seines Vorgängers Hans-Dietrich Genscher vor allem in der Europapolitik (Europäisches Sicherheitssystem, Vertiefung

Kipp-Kaule und Erweiterung der EU) fortzusetzen, zugleich aber den neuen weltpolitischen Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Wiederholt erklärte er die Bereitschaft der Bundesrepublik, mehr internationale Verantwortung, auch militärisch, zu übernehmen. Zugleich forderte er ein stärkeres Gewicht für Deutschland, etwa in Form eines ständigen Sitzes im UNSicherheitsrat, womit er aber nicht durchdrang. Die hohe Beanspruchung im Ministeramt ließ K. wenig Raum, sich der Parteiführung zu widmen, so daß der Rücktritt davon allgemein als folgerichtig erschien. In der ParlamentarismusDiskussion ist K. vor allem für einen stärkeren Einfluß des Europa-Parlamentes eingetreten. 1998 unternahm er einen Vorstoß zur Verlängerung der Wahlperiode des Bundestages auf fünf Jahre. Ehrenamtlich hat sich K. vor allem für den Behindertensport engagiert. 1999 wurde er Ehrenpräsident des Deutschen Rollstuhl-Sport-Verbandes. K. ist Mitglied des Beirates der Energie Baden-Württemberg AG, Karlsruhe, der Karlsruher Lebensversicherung AG, Karlsruhe, der Lehmann Brothers Bankhaus AG, Frankfurt am Main, und der Robert Bosch International Beteiligungs AG, Zürich. Er gehört dem Board of Governors der Universität Haifa, dem Vorstand der Alexander von Humboldt-Stiftung, Bonn, dem Präsidium der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen e. V. und dem Kuratorium der Sepp-Herberger-Stiftung, Frankfurt am Main, an und ist Mitglied des Beirates des V. I. K. Flugrettung, Verein für internationale Krankentransporte e.V., Bonn. VERÖFFENTLICHUNGEN: Dcutschc Rcchtseinhcit - eine Standortbestimmung. In: Neue Juristische Wochenschrift 44 (1991) S. 340-343. - Grußadresse aus der Sicht der Politik zur Rolle der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit. In: Karl-Heinz Böcksticgcl (Hrsg.): Schiedsgerichtsbarkeit im Umfeld von Politik, Wirtschaft und Gerichtsbarkeit. Köln u.a. 1992, S. 1-4. - A Vision and Legacy. In: Erika J. Fischer und Heinz-D. Fischer (Hrsg.): John J. McCloy. An American Architect of Postwar Germany. Frankfurt am Main u.a. 1994, S. 29-34. - Europa konkret: Was bedeutet die Europäische Union für die Städte und Gemeinden? In: Festgabe anläßlich des 50jährigen Bestehens der FDP in Karlsruhe. Karlsruhe 1995. - Weichenstellung für ein bürgernahes, liberales und zukunftsfähiges Europa. In: FDPBundestagsfraktion (Hrsg.): Herausforderung Europa. Bonn 1995, S. 7-11. - Deutschlands Verantwortung in der Welt. In: Ders. (Hrsg.): In der Verantwortung. Hans-Dietrich Genscher zum Siebzigsten. Berlin 1997, S. 635-645. - Deutsche Außenpolitik vor der Herausforderung der Globalisierung. In: Karl Kaiser (Hrsg.): Zur Zukunft der Außenpolitik. Bonn 1998, S. 96-106. LITERATUR: Wichard Woyke: Außenpolitische Kontinuität aber auch Veränderung. In: Ralf Altenhof und Ekkehard Jesse (Hrsg.): Das wiedervereinigte Deutschland. Düsseldorf 1995, S. 363-382. - Christian Soe: The Free Democratic Party. In: David Conradt. u.a. (Hrsg.): Germany's New Politics. Parties and Issues in the 1990's. Providence/Oxford 1995, S. 171-202. - Hans Vorländer: Die FDP nach der Bundestagswahl 1994. In: Gerhard Hirscher (Hrsg.): Parteiendemokratie zwischen Kontinuität und Wandel. München 1995, S. 243-265. - Peter Lösche und Franz Walter: Die FDP. Darmstadt 1996. - Ulrich Wildermuth: Die Bundesvorsitzenden der F.D.P. 1988 bis 1998. In: Walter Scheel und Otto Graf Lambsdorff (Hrsg.): Freiheit in Verantwortung. Gerlingen 1998, S. 183-193. - Wichard Woyke: Κ., K. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 360-364. Jürgen Frölich

K i p e r , Manuel, * 24.5.1949 Berlin. Biologe, Technologicberatcr. K., Sohn eines Universitätsprofessors, besuchte das Gymnasium in München und bestand 1968 in Hannover das Abitur. Er studierte Chemie, Biologie, Pädagogik und Philosophie an der Universität Hannover, legte 1974 das Erste Staatsexamen ab und wurde 1977 mit der Arbeit DNASequenzorganisation im Genom von Petroselinum sativum zum Dr. rer. nat. promoviert. K. ist als Molekularbiologe, Erwachsenenbildner und Technologieberater tätig. 1991 wurde er Mitarbeiter in der Beratungsstelle für Technologiefolgen und Qualifizierung im Bildungswerk der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) in Oldenburg. K. wurde Mitglied der DAG, des Verbandes Deutscher Schriftsteller, der Industriegewerkschaft Medien, des Bundes Demokratischer Wissenschaftler/innen, des Wissenschaftlichen Beirates des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), Landesverband Niedersachsen, des Genetischen Netzwerks und bei Eurosolar. 1981-84 gehörte er dem Aufsichtsrat der Stadtwerke Hannover an. 1977 trat K. in die Grüne Liste Umweltschutz ein und wurde 1978 Kreisvorsitzender in Hannover. 1980 übernahm er den Kreisvorsitz der Grünen in Hannover. 1984-87 war er Landesgeschäftsführer der Grünen in Niedersachsen und 1992-94 Beisitzer im Landesvorstand. 1981-84 amtierte er als Ratsherr und Beigeordneter der Stadt Hannover. In der 13. Wahlperiode (1994-98) war K. mit einem Mandat der Landeliste Niedersachsen von Bündnis 9 0 / D i e Grünen Mitglied des Bundestages. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation und des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft" an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Die Unsichtbaren. Krieg mit Genen und Mikroben. Köln 1988. - Mit Jürgen Streich: Biologische Waffen. Reinbek bei Hamburg 1990. - Seuchengefahr aus der Retorte. Reinbek bei Hamburg 1992. - Betrieblicher Umweltschutz. Frankfurt am Main 2002. K i p p - K a u l e , Liesel, * 13.2.1906 Bielefeld, f 10.7.1992 Bielefeld. Näherin, kaufmännische Angestellte, Gewerkschaftsfunktionärin. K.-K. besuchte die Volksschule, war Näherin und bildete sich in Abendkursen an der Volkshochschule weiter. 1932 besuchte sie die Staatliche Volkshochschule in Tinz bei Gera und 1935-40 die private Handelsschule in Bielefeld. 1927-40 arbeitete sie in der Wäsche- und Herrenkleiderbranche und gehörte dem Betriebsrat an. 1940-46 war sie kaufmännische Angestellte, 1946/47 Gewerkschaftssekretärin der Industriegewerkschaft Bekleidung. 1946 wurde K.-K. Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorslandes der Gewerkschaft Textil-Bekleidung. 1947-49 war sie Sachbearbeiterin für Frauen- und lugendfragen der Gewerkschaft Textil und Bekleidung in der Britischen Besalzungszone, seil 1949 im Bundesgebiet. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) gehörte K.-K., Mitglied der SPD, mit einem Mandat der SPD-Landesliste NordrheinWestfalen dem Bundestag an. In der 1.-3. Wahlperiode war sie Ordentliches, in der 4. Wahlperiode bis März 1962 Stellvertretendes, danach erneut Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit. In der 1. Wahlperiode (bis März 1953) gehörte sie als Ordentliches, in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen an. In der 1. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiet des Kraftstoffvertriebes (seit

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Kirchhoff März 1950) mil. In der 1. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (seit März 1952), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Beamtenrecht, in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen. K. engagierte sich besonders für das 1951 verabschiedete Gesetz zum Schutz der erwerbstätigen Mutter. Kirchhoff, Peter Christoph Heinrich (Peterheinrich), * 6.6.1885 Plettenberg (Kr. Altena), f 16.6.1973 Werdohl. Unternehmer, ev. K. war 1906-14 im Staatsdienst tätig, nahm 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil und trat 1918 in die Firmen Rötelmann & Co., Werdohl (Armaturenfabrik), Gebrüder Rötelmann, Werdohl (Handelsunternehmen) und Rötelmann & Asbcck, Gevelsberg ein. 1946 wurde er Mitglied des erweiterten Vorstandes des Vereins deutscher Maschinenbauanstalten (VDMA). Er war Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt Werdohl. 1945 war K. Mitbegründer der CDU im Kreis Altena. 1946 wurde er Kreisvorsitzender der CDU in Altena-Lüdenscheid. Seit 1945 war er Stadtverordneter und zeitweise Bürgermeister in Werdohl. Er gehörte dem Kreistag Altena an und war mehrere Jahre stellvertretender Landrat. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat K. den Wahlkreis 124 (Altena-Lüdenscheid) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geld und Kredit sowie im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (bis Februar 1957). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Atomfragen (von Januar 1956 bis April 1957) und dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik an. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und im Ausschuß für Miltelslandsfragen mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in dieser Wahlperiode dem Finanzausschuß, dem Wirtschaftsausschuß und dem Außenhandelsausschuß (seit November 1958) an. Kirschner, Klaus, * 4.11.1941 Aistaig (heute zu Oberndorf am Neckar). Werkzeugmacher, Versichertenvertreter, ev. K. besuchte die Volksschule, machtc eine Werkzeugmachcrlehre und legte die Facharbeiter- und Meisterprüfung ab. 1965/66 leistete er Wehrdienst. 1958-76 arbeitete er als Werkzeugmacher in der Heckler & Koch GmbH und war 1968-76 Mitglied des Betriebsrates. 1957 trat K. in die Industriegewerkschaft Metall ein; er wurde Jugcndvcrtrctcr, später Leiter gewerkschaftlicher Jugendgruppen. 1968-95 war er Versichertenvertreter bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse des Kreises Rottweil, 1979-82 Bezirksvorsitzender der Arbeiterwohlfahrl von Südwürllemberg-Hohenzollern. 1962 trat K. in die SPD ein. 1970-77 war er Ortsvereinsvorsilzender. 1972 wurde er Vorsitzender des Kreisverbandes Rottweil, 1987 wieder Ortsvereinsvorsitzender. K. gehört dem Landesvorstand der SPD an. Er ist auch Mitglied des Bundesvorstandes und des Landesvorstandes Baden-Württemberg der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in der SPD. 1971 wurde er Mitglied des Stadtrates in Oberndorf. Seit 1976 ist K., jeweils über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg gewählt, Mitglied des Bundestages. 1998 wurde er Vorsitzender der SPD-Landesgruppe Baden-Württemberg. In der 11. Wahlperiode war er Vorsitzender der Enquele-Kommission „Slrukturreform der gesetzlichen Krankenversicherung", in der 12. und 13. Wahlperiode Sprecher der Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Fraktion. In der 8.-10. Wahlperiode engagierte sich K. als Ordentliches

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Mitglied im Petitionsausschuß, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 11. und 12. Wahlperiode war. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. In der 8., 12. und 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 9.-11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 8. (seil September 1977), 9. (Oktober 1982) und 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. Seit 1994 ist K. Ordentliches Mitglied, seit 1998 Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. Kirst, Victor, * 21. 9. 1925 Leipzig, t 29.5. 1997 Hamburg. Kaufmännischer Angestellter, Diplomvolkswirt. K. besuchte die Volks- und Wirtschaftsoberschule, durchlief eine kaufmännische Lehre und war vorübergehend kaufmännischer Angestellter. 1946 begann er in Leipzig das Volkswirtschaftsstudium, das er 1948 in Hamburg fortsetzte und 1949 als Diplomvolkswirt abschloß. Er arbeitete im Hamburgischcn Welt-Wirtschafts-Archiv, dann im ÜberseeVerlag und als freier Journalist. 1959-69 war er Referent der Öffentlichen Bausparkasse Hamburg für Presse und Public Relations. Seit 1976 arbeitete er wieder im Bausparkassengeschäft. 1972 wurde K. Mitglied des Aufsichtsrates der Howaldtswcrke-Deutschc Werft AG Hamburg und Kiel. 1949 trat K. in die FDP ein. 1949-51 war er stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Jungdemokraten, 1951-53 und 1955-57 ihr Landesvorsitzender, 1952-54 Mitglied des Landesvorstandes, 1956-66 und 1967-69 stellvertretender Landesvorsitzender der FDP. 1971 wurde K. Mitglied des Präsidiums und des Bundesvorstandes der FDP. 1953-57 und 1958-70 gehörte er der Hamburger Bürgerschaft an und war 1966-70 stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bürgerschaftsfraktion. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) gehörte K. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Hamburg dem Bundestag an. Er war Sprecher der FDP in Fragen des Haushaltswesens. 1971 wurde er stellvertretender Vorsitzender der FDPBundestagsfraktion. In der 6. und 7. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß an. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis Februar 1971), in der 7. Wahlperiode des Finanzausschusses. K. erhielt 1975 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die innerparteiliche Willensbildung im Verhältnis Bund, Länder und Gemeinden. In: Politikverflechtung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Berlin 1974, S. 88-98. Kisslinger, Karl, * 4.3. 1926 Altenkirchen (Landkeis Vilsbiburg). Realschuldirektor. K. besuchte das Humanistische Gymnasium in Landshut und bestand das Kriegsabitur (Vorsemestervermerk). 1943-45 leistete er Reichsarbeitsdienst, nahm am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1948 legte er die Prüfung für das Lehramt an Volksschulen ab, 1958 die Prüfung für das Lehramt an Mittelschulen. 1972 wurde er Realschuldirektor an der Gesamtschule in Grafenau. K. Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Arbeitcrwohlfahrt an. 1956 trat K. in die SPD ein. Er gehörte der Ortsvorstandschaft Schlag, der Kreisvorstandschaft Freyung-Grafenau sowie dem Bezirksausschuß Niederbayern-Oberpfalz an und

Klaeden hatte den Vorsitz des Unterbezirks Deggendorf irrne. K. war Kreisrat im Landkreis Freyung-Grafenau. In der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) gehörte K., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß (bis Oktober 1984), in der 10. (seit Oktober 1984) und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. 1965 wurde H. Ehrenbürger der Gemeinde Philippsreut. Kisters, Gerhard, * 3.8.1906 Essen, f 2.2.1996 Mönchengladbach. Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und einer kaufmännischen Lehre besuchte K. die Höhcrc Marinefachschulc für Verwaltung und Wirtschaft sowie die Gemeindeverwaltungsund Sparkassenschule. 1924-45 war er Berufssoldat bei der Reichsmarine und bei der Kriegsmarine, zuletzt Batteriechef einer Marineflakabteilung im Rang eines Korvettenkapitäns der Reserve. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Sportlehrer. 1946 trat er in die Kommunal Verwaltung ein und wurde Leiter des Vertriebenenamtes. K. war Mitbegründer des Verbandes deutscher Soldaten, Vorsitzender des Kreisverbandes Rheydt, 1962-65 stellvertretender Bundesvorsitzender und Vizepräsident der Schutzgemeinschaft verdrängter Staatsdiener. Am 21.9.1959 rückte K„ seit 1957 Mitglied der CDU, über die Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Fritz —»Berendsen in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 3. Wahlperiode 1961 angehörte. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit (seit Oktober 1959). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verteidigung (seit November 1969) und dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge (seit Oktober 1960) an. Kittelmann, Peter, * 17.7.1936 Stendal (Altmark). Jurist (Rechtsanwalt), ev. K. besuchte die Oberschule in Stendal, Schulpforta und Barby (Elbe) und bestand 1955 das Abitur, 1956 das Ergänzungsabitur in Berlin (West). Er studierte Veterinärmedizin und Rechtswissenschaften und legte 1969 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1970 wurde er Rechtsanwalt. K. ist Vorsitzender der Erich Mühler Stiftung, Landesvorsitzender der Europa Union Berlin und Vorsitzender des Förderkreises Junge Politik Berlin. 1962 trat K. in die CDU ein. 1966-69 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Tiergarten, 1967-69 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Berlin, 1969-2000 Kreisvorsitzender der CDU Berlin-Tiergarten und 1981-96 stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Berlin. 2001 wurde er Kreisvorsitzender der CDU Berlin-Mitte. 1967-71 war K. Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung Tiergarten und von März bis Juli 1971 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Seit 1971 Stadtrat für Gesundheit und Wirtschaft im Bezirk Tiergarten von Berlin, wurde er 1975 wicdcrgcwählt und zum stellvertretenden Bezirksbürgermeister gewählt. Von März bis Juli 1971 gehörte K. dem Abgeordnetenhaus von Berlin an, dessen Mitglied er seit 1991 wieder ist. In der 8.-12. Wahlperiode (1976-94) war K. Mitglied des Bundestages. In der 8.-11. Wahlperiode vertrat er Berlin, in der 12. Wahlperiode den Wahlkreis 251 (Berlin-Spandau). 1990-94 war er europa- und außenwirtschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Mitglied des Fraktionsvorstandes und Vorsitzender der Landesgruppe Berlin. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches,

in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982 als Stellvertretendes, anschließend bis 1994 wieder als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis September 1979), in der 8. und 9. (von Februar bis November 1981) Wahlperiode Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Sportausschusses. In der 9. (seit November 1981) bis 12. Wahlperiode gehörte K. als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß, in der 8. (seit Januar 1980), 9., 10. und 11. (bis Oktober 1990) Wahlperiode dem Finanzausschuß an. In der 9. (seit Oktober 1982) bis 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) an. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im EG-Ausschuß und dem Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) mit. 1979-94 war K. Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Parlamentarischen Versammlung Westeuropäischen Union, 1994-98 Mitglied des Europäischen Parlaments und stellvertretender Vorsitzender der deutschen Gruppe (CDU/CSU) in der EVP-Fraktion. Klabunde, Erich, * 20.2.1907 Hamburg, t 21.11. 1950 Bad Pyrmont. Journalist. K., Sohn eines Buchdruckers, wandte sich nach dem Studium an der Universität Hamburg dem Journalismus zu, wurde Redakteur und Schloß sich der SPD an. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 durfte K. seinen Beruf nicht mehr ausüben und war dann u. a. 1939 Geschäftsführer des Revisionsverbandes der Baugenossenschaften in Hamburg. 1945 wurde er erster Vorsitzender der neugegründeten Berufsvereinigung Hamburger Journalisten, 1949 Vorsitzender der gesamtdeutschen Journalistenvereinigung. Seit 1946 war K. Vorsitzender der SPD-Fraktion der Hamburger Bürgerschaft. 1949 wurde K. über die SPD-Landesliste Hamburg in den Bundestag gewählt. Er war Vorsitzender des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht, Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Film, und Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen. Klaeden, Eckart von, * 18.11. 1965 Hannover. Jurist (Rechtsanwalt), ev. K. bestand 1985 das Abitur am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Hannover, leistete 1985-87 Wehrdienst, studierte Rechtswissenschaften in Würzburg und Göttingen und legte 1993 das Erste, 1996 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seit November 1996 ist er Rechtsanwalt in Hildesheim. K. ist Mitglied der Gesellschaft für bedrohte Völker, des Vereins zur Bewahrung und Erhaltung des Weltkulturerbes, des Vereins Gegen Vergessen - Für Demokratie und stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn. 1983 trat K. in die CDU und die Junge Union ein. 1987-92 war er Mitglied des Bundesvorstandes der Jungen Union, 1992-95 Landesvorsitzender der Jungen Union Niedersachsen, 1992-96 Mitglied des CDU-Landes Vorstandes Niedersachsen und 1993/94 Pressesprecher der CDU Niedersachsen. 1995 übernahm er den Vorsitz des CDU-Kreisverbandes Hildesheim. 1994 und 1998 wurde K. über die CDU-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Seit 1998 ist er stellvertretender Vorsitzender der niedersächsischen Landesgruppe der CDU. Im Februar 2000 wurde er Parlamentarischer

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Klappert Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. In der 13. Wahlperiode arbeitete K. als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und in der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" mit. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rcchtsausschuß. In der 14. Wahlperiode gehört er als Ordentliches Mitglied dem Ältestenrat, dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Vermittlungsausschuß an. K l a p p e r t , Marianne, * 28.11.1943 Marburg. Industriekauffrau, Angestellte im Bildungsbereich, kath. K. besuchte die Volksschule, durchlief eine Lehre, die sie als Industrickauffrau abschloß, und war 1973 in ihrem erlernten Beruf tätig. 1985-90 leitete sie die Zweigstelle der Volkshochschule des Kreises Siegen-Wittgenstein. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Arbeitcrwohlfahrt und der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung. Sie gehört dem Kuratorium der Universität-Gesamthochschule Siegen, dem Kuratorium der Carl-Kraemer-Stiftung, Hilchenbach, und dem Kuratorium des Vereins zur Förderung der gesunden Ernährung und Diätetik e. V., Aachen, an und ist Vorsitzende des Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. 1972 trat K. in die SPD ein. 1973 wurde sie Mitglied, 1985 stellvertretende Vorsitzende und 1996 Vorsitzende des Unterbezirksvorstandes. 1973-88 war sie Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) in Freudenberg, 1977-85 AsF-Unterbezirksvorsitzende. 1988 wurde sie Vorstandsmitglied des SPD-Bezirks Westliches Westfalen. 1975-94 gehörte K. dem Rat der Stadt Freudenberg an und war 1979-84 stellvertretende Fraktionsvorsitzende. 1984-89 nahm sie das Amt der stellvertretenden Bürgermeisterin wahr. 1990 und 1994 wurde K. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen, 1998 im Wahlkreis 120 (SiegenWittgenstein I) direkt in den Bundestag gewählt. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied, in der 13. Wahlperiode stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß, in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und dem Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und des Ausschusses für Tourismus. K. nimmt die Aufgaben der Tierschutzbeauftragten der SPD-Fraktion wahr. K l a u s n e r , Wolfgang, * 8 . 1 . 1 9 0 6 Pfaffing (Chiemsee), f 17.4. 1958 Hohenstadt (Kr. Göppingen). Landwirt, kath. K. besuchte 1912-19 die Volksschule in Chieming und durchlief eine Landwirtschaftslehre auf dem elterlichen Hof. 1924-26 besuchte er während der Winterhalbjahre die Landwirtschaftsschule in Traunstein. 1922 übernahm er die Bewirtschaftung des elterlichen Hofes; 1932 ging der Hof in seinen Besitz über. Seit 1933 war K. Mitglied der Bayerischen Volkspartei und saß im Gemeinderat in Chieming. 1940 wurde er Mitglied der NSDAP. 1940/41 war K. Soldat. Bei der Gründung des Bayerischen Bauernverbandes wurde er Gemeindeobmann, 1948 Kreisobmann in Traunstein. 1946 trat K. in die CSU ein. 1946-48 war er Mitglied des Gemeinderates, 1946-52 Zweiter Bürgermeister von Pfaffing/ Chieming. 1952 wurde er Mitglied des Kreistages Traunstein. Von 1953 bis zu seinem Tod vertrat K. den Wahlkreis 206 (Traunstein) im Bundestag. In der 2. (seit April 1956) und 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik, in der 2. Wahlperiode auch

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im Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1956). In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kricgsopfcrund Heimkehrerfragen. Dem Ausschuß für Jugendfragen gehörte K. in der 2. Wahlperiode bis September 1955 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses für Petitionen. K l a u ß n e r , Bernd, * 11.7.1940 Adorf (Erzgebirge). Betriebswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, ev. K. durchlief eine landwirtschaftliche Lehre, holte an der Abendschule das Abitur nach und studierte bis 1965 Ökonomie. Er wurde Vorsitzender der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft in Adorf, war 1968/69 am Institut für Landwirtschaft tätig und erhielt 1969 eine Aspirantur in Potsdam. 1973 mit der Arbeit Zur Ermittlung des Informationsbedarfes und zu Fragen der Informations-Bereitsteilung für die Volksvertretung und ihren Rat zum Dr. rer. pol. promoviert, wurde er wissenschaftlicher Oberassistent an der Technischen Universität Chemnitz und gehörte 1990 zu den Mitgliedern der Gründungskommission der Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Technischen Universität Zwickau. 1962 trat K. in die CDU ein. 1964/65 war er Mitglied des Kreis Vorstandes in Meißen und 1976-90 Mitglied des Bezirkstages. 1990-94 gehörte er dem Sächsischen Landtag an. In der 13. Wahlperiode (1994-98) vertrat K. den Wahlkreis 324 (Chemnitz II - Chemnitz-Land) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Stellvertretendes Mitglied des Petitronsausschusses und des Finanzausschusses. K l e d i t z s c h , Jürgen, * 2 6 . 1 . 1 9 4 4 Bad Schandau. Arzt, Hochschullehrer, ev. K. Schloß das Studium der Humanmedizin mit der Promotion ab. Er wurde Facharzt für Physiothérapie, 1974 Abteilungsleiter für Physiothérapie an der Orthopädischen Klinik der Medizinischen Akademie in Dresden. 1974-77 zum Facharzt für Orthopädie ausgebildet, wurde er 1978 Oberarzt und habilitierte sich 1981. 1985 wurde er Dozent für Physiothérapie, 1987 außerordentlicher Professor für Physiothérapie an der Medizinischen Akademie in Dresden. Von Dezember 1989 bis April 1990 war er Bezirksarzt in Dresden. 1977 trat K. in die CDU (Ost) ein. 1982-90 war er Mitglied des Bezirksvorstandes der CDU Dresden. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 03, Listenplatz 1, Bezirk Dresden). Von April bis Oktober 1990 war er Minister für Gesundheitswesen, seit August 1990 auch Minister für Arbeit und Soziales. Vom 3. 10. bis zum 20. 12.1990 gehörte K. dem 11. Deutschen Bundestag an. Er war Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. Seine Kandidatur für den 12. Deutschen Bundestag 1990 war erfolglos. K l e e , Marie-Elisabeth (Clara Wilhelmine Cornelia), geb. Freiin von Heyl zu Herrnsheim, * 13.1. 1922 Worms. Archivassistentin, ev. K., Tochter eines Fabrikanten und Gutsbesitzers, legte 1940 in Worms das Abitur ab. 1940/41 erhielt sie eine hauswirtschaftliche Ausbildung an der Landfrauenschule in Obernkirchen, leistete 1941/42 Reichsarbeitsdienst und trat 1942 das Studium der Geschichte an der Universität in Frankfurt an, das sie wegen des Krieges nicht beenden konnte. 1942-45 war sie bei der Archivkommission des Auswärtigen Amts tätig, seit 1944 als Archivassistentin. Seit 1945 mit

Klein dem Gesandten Eugen Klee verheiralet, hielt sich K. mehrere Jahre in Mittelamerika auf. Nach dem Tod ihres Mannes studierte sie 1957/58 am Sprachen- und Dolmetscher-Institut in München. Seit 1958 hielt sie sich wieder in Worms auf und leistete karitative Arbeit. 1964 wurde sie Vorsitzende des Sozialdienstcs des Dcutschcn Roten Kreuzes Rhcinhcsscn, 1969 ständige Delegierte beim Centre Européen du Conseil International des Femmes und stellvertretende Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses der Europäischen FrauenUnion. K. war stellvertretende Landesvorsitzende des Vereins der Freundinnen junger Mädchen, Vorstandsmitglied der Dcutschcn Atlantischen Gesellschaft und 1970-90 Vorsitzende der Stresemann-Gesellschaft. 1967 wurde sie Präsidiumsmitglicd des Ibcro-Clubs. In der dcutsch-spanischcn Gesellschaft engagierte sie sich als Schriftführerin. 1973-78 leitete K. das Auslandsreferat im Kultusministerium von Rheinland-Pfalz. Danach hatte sie verschiedene ehrenamtliche Funktionen in Bonn inne. 1986 übernahm sie den Vorstandsvorsitz des Deutschen Komitees der UNICEF Deutschland in Bonn. Seit 1959 war K. Vorsitzende der Frauenvereinigung der CDU Worms, seit 1963 Bezirksvorsitzende der Frauenvereinigung der CDU Rheinhessen. 1964 wurde sie Mitglied des geschäftsführenden Landesvorstandes der CDU RheinlandPfalz. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) war K., jeweils über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 4. Wahlperiode (bis Januar 1965) engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen, in der 4. und 5. Wahlperiode im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 5. Wahlperiode in der Deutsch-Französischen Parlamentariergruppe und in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen und der Westeuropäischen Union (seit Februar 1970). In der 5. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Gesundheitswesen (seit Dezember 1967), dem Rechtsausschuß (bis Dezember 1968) und dem Sonderausschuß für die Strafrechtsreform (bis November 1966) an. Sie war Gründerin und Vorsitzende der Parlamentariergruppe für Lateinamerika. 1965-72 gehörte K. der Beratenden Versammlung des Europarates an. 1967 wurde sie stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für die NichtMitgliedländer und Mitglied des Kulturausschusses. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiflung, Sankt Augustin. Klein, Günter, * 21.7.1900 Wiesenhaus (Posen), t 22.10.1963 Bonn. Jurist, Verwaltungsbeamter, Versicherungsangestellter. K., Sohn eines Revierlorslers, studierte Rechtswissenschaften in Marburg und Freiburg im Breisgau. 1930/31 war er Regierungsassessor bzw. Regierungsrat in der Polizeiabteilung des preußischen Innenministeriums. Seit 1923 Mitglied der SPD, hatte er 1931-33 das Amt des Landrates des Kreises Dinslaken inne. Nach der Entlassung aus dem Staatsdienst 1933 war er bis 1948 bei der Allianz Versicherungs AG tätig, seit 1939 als Filialleiter in Posen und 1945 mit Sonderaufgaben in Berlin beauftragt. 1948 wurde K. Vertreter Berlins beim Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. 1949-53 gehörte er dem Magistrat von Groß-Berlin bzw. dem Senat von Berlin an, den er im Bundesrat vertrat. 1954 wurde er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. 1955-61 war er Senator für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigter des Landes Berlin in Bonn. 1961 wurde K. als Vertreter Berlins Mitglied des Bundestages. Er war Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten (seit

Mai 1963, davor Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Rechtsausschuß und dem Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (seit September 1963) an. Klein, Günter, * 27.5.1930 Wuppertal, ΐ 15. 12.1998 Bremen. Jurist, Rechtsberater, ev. Nach dem Abitur an einem Humanistischen Gymnasium studierte K. 1950-54 Rechtswissenschaften an der Universität Köln. Nach der Zweiten Juristischen Staatsprüfung 1959 wurde er Vcrwaltungsdezcrncnt bei der Landesverwaltung Düsseldorf. 1960-71 war er Rechtsberater und Rechtslehrer bei der Bundeswehr in Bremen. K. war Mitglied des Verwaltungsrates von Radio Bremen und des Aufsichtsrates der Radio Bremen Werbung GmbH. 1961 trat K. in die CDU ein. 1962-86 war er Mitglied des Kreisvorstandes Bremen-Nord bzw. Bremen-Mitte, seit 1962 Mitglied des Landesvorslandes Bremen der CDU und 1969-74 stellvertretender Landesvorsilzender. 1963-90 gehörte er der Bremischen Bürgerschaft an und war 1971-73 Vorsitzender, 1979-90 stellvertretender Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion; 1975 wurde er Vorsitzender des Petitionsausschusses. 1970-76 war er Mitglied des Norddeutschen Parlamentsrates. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte K. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Bremen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Innen- und Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. Klein, Hans, * 11.7.1931 Mährisch-Schönberg, ν 26. II. 1996 Bonn. Journalist, Diplomat, kath. K. besuchte bis zur Vertreibung 1946 das Gymnasium in Mährisch-Schönberg, ging zunächst nach Wallerstein bei Nördlingen, dann nach Heidenheim an der Brenz, wo er die Mittlere Reife erwarb. Nach einem Volontariat bei einer Zeitung studierte er seit 1950 Volkswirtschaft und Geschichte am University College in Leicester (England). 1953 wurde er Redakteur der „Heidenheimer Zeitung", 1955 Chefredakteur eines deutsch-englischcn Wochenblatts, 1956 Bonner Korrespondent von „DIMITAG" (Dienst mittlerer Tageszeitungen), vertrat dann das „Hamburger Abendblatt" und schrieb für die schweizerische „Weltwoche". 1959 trat K. in den Auswärtigen Dienst ein und war Pressealtaché an den Deutschen Botschaften in Jordanien, Syrien, Irak und Indonesien. 1965 wurde er pressepolitischer Referent im Bundeskanzleramt, 1968 Pressechef der Olympischen Spiele 1972 in München. K. war Präsident der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde, Präsident der Fernseh-Akademie Mitteldeutschland und stellvertretender Vorsitzender der Sudetcndeutschcn Landsmannschaft. Nach einer erfolglosen Kandidatur 1972 vertrat K., seit 1972 Mitglied der CSU, in der 8. Wahlperiode (1976-80) den Wahlkreis 204 (München-Mitte) im Bundestag. 1980, 1983, 1990 und 1994 wurde er über die CSU-Landesliste Bayern gewählt; in der 11. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 203 (München-Mitte). In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied (seit Mai 1977), in der 9., 10. und 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis Mai 1977) und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Mai 1977, danach als Stellvertretendes Mitglied) an. 1982 wurde er außenpolitischer Sprcchcr der CDU/CSU-Fraktion. Als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit (1987-89) erreichte K. einen Schuldenerlaß für die ärmsten Länder und führte die Umwcltver-

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Klein träglichkeitsprüfung für deutsche Entwicklungsprojekte ein. 1989/90 war er Bundesminister für besondere Aufgaben, Sprechcr der Bundesregierung und Chef des Presse- und Informationsdienstes, 1990-96 Vizepräsident des Deutschen Bundestages. K. war Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bearb.: CSU - Phänomen? Provokation? Volkspartei. Mainz 1976. - Es begann im Kaukasus. Der entscheidende Schritt in die Einheit Deutschlands. Berlin 1991. - Die Bundeskanzler. Berlin 1993, 4 2000. NACHLASS: Archiv für Christlich-Soziale Politik der HannsSeidel-Stiftung, München. K l e i n , Hans Hugo, * 5. 8.1936 Karlsruhe. Jurist, Hochschullehrer, ev. K., Sohn eines Professors, besuchte bis zum Abitur 1954 ein Humanistisches Gymnasium. Er studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Heidelberg und München, legte 1957 die Erste, 1961 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und wurde 1961 mit der Dissertation Die Bedeutung des Sachzusammenhangs für die Verfassungsauslegung zum Dr. jur. promoviert. 1967 habilitierte er sich mit der Arbeit Die Teilnahme des Staates am wirtschaftlichen Wettbewerb für öffentliches Recht. 1961-63 war er Regierungsassessor beim Landratsamt und Regierungspräsidium in Tübingen, 1963-67 wissenschaftlicher Assistent an der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg und 1967-69 dort Universitätsdozent. 1969 wurde er ordentlicher Professor für öffentliches Recht an der Universität Göttingen. 1982-96 war er beurlaubt. K. trat in die CDU ein und wurde Mitglied des Landesvorstandes der CDU in Niedersachsen. Von Oktober 1982 bis 1983 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz, von 1983 bis Mai 1996 Richter im Zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichts. In der 7.-9. Wahlperiode (1972-83) gehörte K., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. In der 10. Wahlperiode vertrat er bis zur Niederlegung des Mandats am 2 0 . 1 2 . 1 9 8 3 den Wahlkreis 49 (Güttingen). In der 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, im Wahlpriifungsausschuß und im Rechtsausschuß, dem er auch in der 8.-9. Wahlperiode (in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982) als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 7. (seit Februar 1974), 8. und 9. Wahlperiode (bis Oktober 1982) war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bundesverfassungsgericht und Staatsraison. Über Grenzen normativer Gebundenheit des Bundesverfassungsgerichts. Frankfurt am Main 1968. - Die Grundrechte im demokratischen Staat. Stuttgart u. a. 1972. Die Rundfunkfreiheit. München 1978. - Die Auflösung des Deutschen Bundestages nach Art. 68 GG. Zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 16. Februar 1983 (2 BvE 1-4/83). In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 14 (1983) Heft 3, S. 402-421. - Der Bundesrat der Bundesrepublik Deutschland - die „Zweite Kammer". In: Archiv des öffentlichen Rechts 108 (1983) Heft 3, S. 329-370. Aufgaben des Bundestages. In: Handbuch des Staatsrechts der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Josef Isensee und Paul Kirchhof. Bd. 2. Heidelberg 1987, S. 341-366. Status des Abgeordneten. Ebd., S. 367-390. - Indemnität und Immunität. In: Parlamentsrecht und Parlamentspraxis in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Handbuch. Hrsg. von Hans-Peter Schneider und Wolfgang Zeh. Berlin/New York 1989, S. 555-592. - Die parlamentarisch-repräsentative Demokratie des Grundgesetzes. Wie übt das Volk seine Macht aus? In: Repräsentative oder plebiszitäre Demokra-

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tie - eine Alternative? Grundlagen, Vergleiche, Perspektiven. Hrsg. von Günther Rüther. Baden-Baden 1996, S. 33-55. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. K l e i n , Heinrich, * 13.12.1932 Hergershausen, f 18.12.1989 Groß-Umstadt. Postbeamter, Parteifunktionär, Redakteur, ev. K. besuchte bis zur Mittleren Reife ein Gymnasium und erhielt 1951-57 eine Ausbildung bei der Deutschen Bundespost, bei der er anschließend arbeitete. 1957/58 besuchte er die Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1958-62 war er Redakteur und Leiter der Pressestelle der SPD HessenSüd in Frankfurt, 1963-70 Redakteur beim Institut für angewandte Sozialwissenschaft in Bonn-Bad Godesberg. K. war Mitglied der Industriegewerkschaft Druck und Papier, Mitglied des Vorstandes des Zweckverbandes Gruppenwasserwerk Dieburg, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Odenwald und Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Dieburg. 1950 trat K. in die SPD ein. 1960-70 war er Mitglied des Kreistages Dieburg und Vorsitzender der SPD-Fraktion seit 1964, 1970-76 Landrat des Landkreises Dieburg und 1977-85 Mitglied des Kreistages Darmstadt-Dieburg. Nach 1969 gehörte er der Verbandsversammlung der Regionalen Planungsgemeinschaft Starkenburg an. Vom 1. bis zum 2 1 . 1 2 . 1 9 7 0 war er Mitglied des Hessischen Landtages. In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat K. den Wahlkreis 146 (Dieburg), in der 9. Wahlperiode (1980-83) den Wahlkreis 144 (Odenwald) im Bundestag, in den er 1983 und 1987 über die SPD-Landesliste Hessen gewählt wurde. In der 8.-11. Wahlperiode (in der 11. Wahlperiode bis Dezember 1989) engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rcchtsausschuß. Dem Sportausschuß gehörte er in der 8.-11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (in der 11. Wahlperiode bis Dezember 1989), in der 9.-11. Wahlperiode als stellvertretender Vorsitzender (in der 9. Wahlperiode seit Dezember 1982, in der 11. Wahlperiode bis Dezember 1989) an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 8.-10. Wahlperiode des Petitionsausschusses und in der 11. Wahlperiode des Innenausschusses. K l e i n , Johann, * 9 . 1 . 1 9 0 2 Ittersdorf, f 2 4 . 5 . 1 9 7 6 Kleinblittersdorf. Bergmann, Gewerkschaftsfunktionär, kath. K. besuchte die Volksschule und die Bergmännische Fortbildungsschule, belegte später Handelsschulkurse und volkswirtschaftliche Lehrgänge und studierte an der Akademie der Arbeit. Er war zwölf Jahre Bergmann und Gewerkschaftsfunktionär. Danach arbeitete er im Versicherungsfach im Außen- und Innendienst, zuletzt als Buchhalter. Später übernahm K. die Geschäftsführung eines gewerblichen Betriebes. Seit 1944 war er Soldat und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1947 wurde er Gewerkschaftssekretär. 1953/54 war er Leiter der Sozialabteilung bei der Gewerkschaft Christlicher Saarbergleute und Vorsitzender des Gesamtverbandes der Christlichen Gewerkschaften des Saarlandes. Im Mai 1957 übernahm er erneut die Leitung der Sozialabteilung der Gewerkschaft Christlicher Saarbcrglcutc, deren Vorsitzender er wurde. Er war Vorsitzender des Christlichen Gewerkschaftsbundes Deutschlands, Landeskartell Saar. Nach 1945 trat K., bis 1935 Mitglied der Zentrumspartei, in die Christliche Volkspartei des Saarlandes, später in die CDU ein. 1952-55 war er Mitglied des Saarländischen Landtages, 1954/55 Arbeitsminister des Saarlandes. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat K. den Wahlkreis 247 (Homburg-St. Ingbert), in der 5. Wahlperiode (1965-69) den Wahlkreis 248 (St. Ingbert) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied

Kleindinst im Wirtschaftsausschuß (seit Januar 1965) und im Ausschuß für Sozialpolitik (bis Januar 1965, seit Februar 1965 war er Stellvertretendes Mitglied) mit, dem er in der 5. Wahlperiode erneut als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und des Petitionsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Dörfer auf dem Muschelkalk. Dorf- und Pfarreigeschichte von Ittersdorf, Düren, Bedersdorf, Kerlingen, Gisingen, Leidingen, Sermlingen, Ihn, Rammelfangen, Felsberg. St. Barbara. Wiebelskirchen 1970. Klein, Josef, * 5.9.1940 Stolberg (Rheinland). Lehrer, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. Nach dem Abitur studierte K. Germanistik, Politische Wissenschaften und Klassische Philologie. 1965 legte er das Referendarexamen, 1968 das Assessorexamen ab und wurde Lehrer an Berufsschule und Gymnasium. Seit 1969 beschäftigte er sich als wissenschaftlicher Assistent mit sprach- und kommunikationswissenschaftlichen Fragen. 1972 wurde er an der Technischen Hochschule Aachen zum Akademischen Oberrat ernannt und mit der Arbeit Textlinguistische Studien zu Gottfrieds von Straßburg „Tristan" zum Dr. phil. promoviert. K. habilitierte sich 1985, wurde 1992 Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Koblenz und ist seit 2000 Präsident der Universität Koblenz. 1966 trat K. in die CDU und die Junge Union ein. 1970 wurde er Bezirksvorsitzender der Jungen Union des Bezirks Aachen, 1971 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Rheinland und Mitglied des Landesparteivorstandes der CDU Rheinland. 1969-73 gehörte er dem Kreistag Aachen an. In der 7. Wahlperiode (1972-76) war K. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau sowie Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sprachc in der politischen Kommunikation. In: Material zum Thema Politik und Sprache. Bonn 1973, S. 9-16. - Sprachstrategien zur innerparteilichen Konfliktvermeidung oder Wie ist die Rekonstruktion interaktionaler Bedeutung möglich? In: Institutionen - Konflikte Sprachc. Arbeiten zur linguistischen Pragmatik. Hrsg. von J. Κ und Gunter Presch. Tübingen 1981, S. 1-35. - Plebiszite in der Mediendemokratie. In: Repräsentative oder plebiszitäre Demokratie - eine Alternative? Grundlagen, Vergleiche, Perspektiven. Hrsg. von Günther Rüther. Baden-Baden 1996, S. 244-260. Klein, Thomas, * 14.4.1948 Berlin. Mathematiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Angestellter, ev. K., Sohn eines Mitarbeiters im Kulturministerium und einer Sachbearbeiterin, besuchte die Oberschule in Berlin und legte 1966 das Abitur mit Berufsausbildung zum Elektromechaniker ab. 1966-73 studierte er Mathematik, Schloß das Studium als Diplommathematiker ab und absolvierte ein Forschungsstudium an der Humboldt-Universität in Berlin. 1973-79 war er wissenschaftlicher Assistent am Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften in Berlin. 1975 wurde er mit einer Arbeit Über die Lösung sequentieller Lernaufgaben durch nichtdeterministische Lernsysteme zum Dr. rer. nat. promoviert. Seit 1973 engagierte sich K. in verschiedenen oppositionellen Zirkeln. 1969 war er Mitverfasser von Aufrufen gegen den Ausschluß kritischer Schriftsteller aus dem Schriftstellerverband. 1979/80 saß er wegen „ungesetzlicher Verbin-

dungsaufnahme" eine Haftstrafe in Berlin und Bautzen ab. Mit Berufsverbot in der Wissenschaft wurde er Preisbearbeiter im VEB Möbelkombinat Berlin. Seit 1981 arbeitete er im Friedenskreis der evangelischen Studentengemeinde ESG mit, seit 1983 im Friedrichsfclder Friedenskreis. K. war Mitarbeiter der Gruppe „Gegenstimmen" und an den SamizdatZeitschriften „Umweltblätter", „Friedrichsfelder Feuermelder" und „Kontext". 1989 gehörte er zu den Begründern der Vereinigten Linken (VL). 1989/90 nahm er als VLVertreter am Zentralen Runden Tisch teil. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 war er für die VL Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 01, Listenplatz 1, Bezirk Berlin). Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte K. für die PDS dem 11. Deutschen Bundestag an. Seine Kandidatur für den 12. Deutschen Bundestag 1990 war erfolglos. 1991 /92 war K. Mitarbeiter im Bundestag, 1992-95 arbeitslos. 1995 wurde er Stipendiat am Zentrum für Zeithistorische Studien in Potsdam. Er verfaßte zahlreiche Beiträge zur DDR-Geschichte und zur Opposition im Sozialismus. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Wilfriede Otto und Peter Glieder: Visionen. Repression und Opposition in der SED 1949-1989. 2 Bde., Frankfurt (Oder) 1996, 21997. Kleindinst, Josef Ferdinand, * 20. 10. 1881 Mering, f 8.9.1962 Augsburg. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Besuch eines Humanistischen Gymnasiums studierte K. Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft und Neuere Gcschichtc in Münchcn und legte das erste und zweite Staatsexamen für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst ab. 1913 trat er in die Stadtverwaltung Augsburg ein und war bis 1945 Kommunalbeamter, seit 1919 Stadtrechtsrat, seit 1921 berufsmäßiger Stadtrat. 1945 wurde er von der amerikanischen Militärregierung vom Dienst suspendiert. 1946-48 war er Fürsorgereferent bei der Regierung von Schwaben in Augsburg. 1945 war K. Mitbegründer der „Augsburger Aufbaugcmcinschaft" und der CSU. 1948/49 gehörte er dem Parlamentarischen Rat an. In der 1. und 2. Wahlperiode vertrat K. den Wahlkreis 41 bzw. 236 (Augsburg-Stadt) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Januar 1950), des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (bis September 1951), des Untersuchungsausschusses zur Uberprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß, seit Oktober 1951), des Ausschusses für Kommunalpolitik (von Januar bis März 1952) und des Ausschusses für Kulturpolitik, dem er auch in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 1. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied und seit Juni 1951 Vorsitzender des Ausschusses für Beamtenrecht. Im März 1953 wurde er Vorsitzender des Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (seit März 1952), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens. K. wirkte besonders an den Reformen des Beamtenrechts mit, u. a. an der Besoldungsreform von 1957. K. erhielt 1955 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Verwaltungspolitik und Verwaltungsreform im Reich und in den Ländern. München 1928. Stellung und Pflichten des Berufsbeamten in unserer Zeit. Bad Godesberg 1959. NACHLASS: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München.

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Kleinert Kleinert, Detlef, * 26.7.1932 Essen. Jurist (Rechtsanwall, Notar). Κ., Sohn eines Reichsbankbeamten und Bankchefs, bestand in Schöningen (Braunschweig) das Abitur, studierte Rechtswissenschaft in Erlangen und München und legte 1955 das Erste, 1960 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1960 wurde er Rechtsanwalt und Notar in Hannover. K. übernahm die Geschäftsfürhung der micro Caprital Beteiligungen GmbH und der Wert Garantie Grundstücksverwaltung GmbH. K. war Vorstandsmitglied der EDG Elektro-Dauer-Garantie Reparaturversicherung AG, Hannover, und übte Funktionen in verbundenen Unternehmen aus. Er gehörte dem Beirat der Zement-Abrechnungs-GmbH (ZEMA) an. 1952 wurde K. Mitglied des Liberalen Studentenbundes Deutschlands. 1957 trat er in die FDP ein. 1967 wurde er Kreis Vorsitzender in Hannover Stadt, 1970 Landesschatzmeister von Niedersachsen und Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. In der 6.-13. Wahlperiode (1969-98) war K., jeweils über die FDP-Landesliste Niedersachsen gewählt, Mitglied des Bundestages. Im 11. Deutschen Bundestag leitete er den Arbeitskreis IV (Innen-, Rechts- und Umweltpolitik) der FDPFraktion. In der 6.-13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß. In der 7.-11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (in der 7. Wahlperiode seit September 1975, in der 10. Wahlperiode im Dezember 1984). In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990) und in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) mit. 1998 kandidierte K. erfolglos für den Bundestag. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Parlamentarier bilden ein Gegengewicht zur Bundesregierung. In: Der Bundestag im Verfassungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Hartmut Klatt. Bonn 1980, S. 119-122. - Gesetzesvereinfachung - ein wenig Praixs. In: Gestalten und Dienen. Fortschritt mit Vernunft. Festschrift zum 70. Geburtstag von Hans-Jochen Vogel. Hrsg. von Herta Däubler-Gmelin u. a. Baden-Baden 1996, S. 187-193. Kleinert, Hubert, * 19.4.1954 Melsungen. Sozialwisscnschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter. K., Sohn eines Bäckermeisters, besuchte bis zum Abitur 1973 das Gymnasium in Melsungen, studierte in Marburg Politische Wissenschaft Germanistik und Geschichte und legte das Staatsexamen ab. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Universität Marburg. 1993 wurde K. an der Universität Hamburg promoviert. Vorübergehend in der SPD und bei den Jungcsozialistcn tätig, engagierte er sich Ende der siebziger Jahre in Diskussionszirkeln, aus denen später die Partei Die Grünen hervorging, in die er 1982 eintrat. 1991 wurde er Grundsatzreferent im hessischen Umweltministerium, 1996 in der hessischen Landesvertretung in Bonn und 2000 Zweiter Sprecher der hessischen Grünen. 1983 wurde K. erstmals über die Grünen-Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt, aus dem er am 19.1.1986 aufgrund des Rotationsprinzips ausschied. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war er erneut mit einem Mandat der GrünenLandesliste Hessen Mitglied des Bundestages. 1987-89 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion der Grünen. In der 10. und 11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß und war Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses (in der 10. Wahlperiode bis September 1985, in der 11. Wahlperiode seit Oktober 1987). In der 11. Wahlperiode arbeitete er

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als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (bis Juni 1990) mit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Krise der Politik. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 1992, Β 34-35, S. 15-25. Kleinert, Ingeborg (Frieda Franziska), geb. Pittack, * 18.6.1926 Berlin, t 4.6.1989 Wiesbaden. Juristin (Rechtsanwältin), Verbandsfunktionärin. K. studierte Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau und legte 1953 das Erste, 1957 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Sie war bis 1960 Rechtsanwältin, danach bis 1965 Referentin und Leiterin im Büro für staatsbürgerliche Frauenarbeit in Wiesbaden. K. trat in die SPD ein. 1960-65 war sie Stadtverordnete in Wiesbaden. Am 13.11.1964 rückte K. über die SPD-Landesliste Hessen für den verstorbenen Abgeordneten Ladislaus —> Winterstein (bis 1965), am 14.12.1967 für den verstorbenen Abgeordneten Hans —»Merten in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 5. Wahlperiode 1969 angehörte. Sic engagierte sich in der 4. (seit Dezember 1964) und 5. Wahlperiode (seit Januar 1968) als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß. Klejdzinski, Karl-Heinz, * 30. 1.1934 Oberhausen. Bahnangestellter, Pädagoge, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. K. besuchte die Volksschule und die Realschule und begann 1948 eine Lehre als Bundesbahnjungwerker. Neben seiner Tätigkeit als Bahnunterhaltungsarbeiter, Güterbodenarbeiter und Bundesbahngehilfe besuchte er ein Abendgymnasium. 1956-68 war er Soldat auf Zeit bei der Bundeswehr. Seit 1968 studierte er Chemie, Physik, Mathematik und katholische Religion an der Pädagogischen Hochschule Ruhr. 1971 legte er die erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grundund Hauptschulen ab. 1972 erwarb er das Diplom in Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten Didaktik der Chemie, Sozialpädagogik und Sozialarbeil und dem Zusatzfach Vorschulische Erziehung. 1973 bestand er die zweite Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Seit 1975 war K. wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsstelle für Schulentwicklung, seit 1977 Assistent im Fachbereich Mathematik und Naturwissenschaften der Universität Dortmund. 1980 wurde er mit der Arbeit Der Zusammenhang von Wissensstruktur und Lernstruktur, ein Grundproblem in bezug auf Einrichtung und Ausstattung von naturwissenschaftlichen Fachräumen zum Dr. päd. promoviert. 1952 Schloß sich K. der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands, später der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. 1960 trat K. in die SPD ein. Er wurde stellvertretender Vorsitzender des Unterbezirkes Coesfeld. 1969-81 war er Mitglied des Rates der Stadt Dülmen und seit 1975 Sprecher der SPD-Fraktion, 1975-84 Mitglied des Kreistages Coesfeld, Mitglied des Kreisausschusses und zuständiger Sprecher im Ausschuß für Landschaflspflege und Umweltschutz. In der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) gehörte K„ jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. Am 30.10.1992 rückte er für die ausgeschiedene Abgeordnete Heike —»Niggemeyer in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. In der 9. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß und war Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses, dem er in der 10.-12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte (in der 12. Wahlperiode seit November 1992). In der 9. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie, in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis Februar 1984) und in der 12. Wahlperiode des Ausschusses

Klepsch für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Juni 1993). DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Klemmer, Siegrun, geb. Schulz, * 13.6.1939 Danzig. Diplombibliothekarin. K. besuchte die Oberschulc in Salzwcdel, bestand 1957 das Abitur und studierte 1958-60 Germanistik und Geschichte in Hamburg, 1960-63 in Köln. Seit 1963 Diplombibliothekarin, war sie 1963-67 im öffentlichen Büchereiwesen in Berlin und 1980-90 in der Wirtschaftswissenschaftlichen Dokumentation der Technischen Universität Berlin tätig. 1963-67 gehörte K. der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. 1980 wurde sie Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Seit 1972 ist sie Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, seit 1987 der DeutschIsraelischen Gesellschaft. K. ist Kuratoriumsmitglied der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, und stellvertretendes Kuratoriumsmitglied der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", Bonn. 1970 trat K. in die SPD ein. Sie wurde Mitglied des Landesvorstandes, des Landesausschusses und des Landesparteitagspräsidiums, 1986 stellvertretende Kreisvorsitzende, 1988 Kreisvorsitzende in Bcrlin-Charlottenburg. 1983-85 und von Januar 1989 bis Dezember 1990 war sie Bezirks verordnete in Berlin-Charlottenburg. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) gehörte K. als Vertreterin Berlins dem Bundestag an. Seit 1998 vertritt sie den Wahlkreis 254 (Bcrlin-Charlottcnburg - Wilmersdorf). In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. In der 12. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und des Rechnungsprüfungsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. Klemmert, Elfriede, bis 1959 E. Hamelbeck, * 21.12.1924 Bonn. Juristin (Notarin), kath. Nach dem Abitur wurde K. zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Anschließend studierte sie Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn, Straßburg und Köln und legte 1947 das Erste, 1951 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seit 1951 Notarassessorin im Anwärterdienst, wurde sie 1957 zur Notarin auf Lebenszeit in Bonn bestellt. K. war Vorstandsmitglied der Jungen Union Bonn-Stadt, 1953-56 Kreissprecherin. 1953 Mitglied des Landesvorstandes Rheinland, wurde sie 2. Landesvorsitzende und Mitglied des Bundesvorstandes der Jungen Union Deutschlands. K. gehörte dem Landesausschuß der CDU Rheinland und dem Bundesparteiausschuß an. 1956 wurde sie Stadtverordnete in Bonn. In der 3. Wahlperiode (1957-61) war K. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Sic engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß und im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (von Oktober 1960 bis Januar 1961). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an.

Klepsch, Egon Alfred, * 30.1.1930 Bodenbach (Elbe). Geisteswissenschaftler, Dozent, kath. K., Sohn eines kaufmännischen Angestellten, besuchte die Oberschule und kam 1945 in ein tschechisches Zwangsarbeiterlager. 1949 legte er in Burg bei Magdeburg das Abitur ab, wo er sich als Mitglied der Freien Deutschen Jugend engagierte. K. begann in Rostock Geschichte, Politische Wissenschaften und Geographie zu studieren. 1950 floh er aus politischen Gründen nach West-Berlin, setzte sein Studium in Marburg fort und wurde 1954 mit der Arbeit Die deutsche Rußlandpolitik unter dem Reichsminister des Auswärtigen Dr. Gustav Stresemann zum Dr. phil. promoviert. 1955-59 war er Referent im Büro Bonner Berichte (Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen). 1959 wechselte er an die Koblenzer Bundeswehrschule, wo er Dozent für Internationale Politik im wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrstab der Bundeswehr wurde. 1965 trat K. in den vorläufigen Ruhestand. Im selben Jahr arbeitete er an der Organisation des Wahlkampfes von Ludwig —> Erhard mit. 1950 trat K. in die Junge Union, 1951 in die CDU ein. 1953 wurde er Mitglied des Deutschlandrates der Jungen Union. 1955-57 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Hessen, seit 1959 Mitglied des Bundesvorstandes und 1963-69 Bundes Vorsitzender der Jungen Union. 1969 wurde er Kreisvorsitzender der CDU Koblenz, 1970 stellvertretender Vorsitzender, 1973 Vorsitzender des Bundesfachausschusses für Sicherheitspolitik der CDU, 1989 Präsident der EuropaUnion Deutschland und Mitglied des CDU-Präsidiums. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat K. den Wahlkreis 150 (Koblenz) im Bundestag. Er war verteidigungspolitischer Experte der CDU/CSU-Fraktion. In der 5. und 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß an. In der 5. und 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, des Wahlprüfungsausschusses und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. K.s politisches Engagement galt vornehmlich dem europäischen Einigungsprozeß. 1964-70 war er Präsident der Internationalen Union Junger Christlicher Demokraten Europas und Mitglied des Präsidiums der European Union of Christian Democrats. Seit 1970 wurde er Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union, 1972 Vizepräsident des Verteidigungsausschusses der Westeuropäischen Union, 1973 Mitglied des Europäischen Parlaments, 1975 Obmann der CDU/CSU-Abgeordneten und Mitglied des engeren Vorstandes der Christlich-Demokratischen Fraktion des Europäischen Parlaments, 1976 Fraktionsvorsitzender der Christlich-Demokratischen Fraktion und Vizepräsident der Europäischen Volkspartei (EVP). 1977-82 und 1984-92 war er Vorsitzender der E VP-Fraktion. 1990 wurde er Vizepräsident der Delegation des Europäischen Parlaments im Gemischten Parlamentarischen Ausschuß für die Assoziation EWG-Türkei. 1982-84 war K. Vizepräsident, 1992-94 Präsident des Europäischen Parlaments. 1994 wurde er Berater bei der Deutschen Vermögensberatung AG in Frankfurt am Main. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Erwin Reisten Der europäische Abgeordnete. Ein Leitfaden für die ersten europäischen Wahlen. Baden-Baden 1978. - Die Zeit nach Maastricht. Die großen Herausforderungen Europas, die Rolle des Europäischen Parlaments. Luxemburg 1994. LITERATUR: Jürgen Wahl: Gefragt: E. K. Bornheim 1992. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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Kley Kley, Gerry, * 10. 5.1960 Eisenach. Biologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter. K. besuchte die Erweiterte Oberschule in Eisenbach, bestand 1978 das Abitur und leistete 1978-81 Wehrdienst. Seit 1981 studierte er Biologie an der Martin-Luther-Universität Halle, legte 1986 die Diplomprüfung ab und war bis 1990 Doktorand an der Sektion Biowissenschaften, Wissenschaftsbereich Genetik der Universität Halle. 1989 zunächst Mitglied der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands, dann des Bundes Freier Demokraten (BFD) wurde K. 1990 Vorsitzender des BFD/FDP-Kreises Halle, Mitglied des BFD-Landesvorstandes und Landesvorsitzender der Jungen Liberalen in Sachsen-Anhalt. Vom 18.3. bis zum 2. 10.1990 war er Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 07, Listcnplatz 5, Bezirk Halle). 1990-94 gehörte er für die FDP dem Landtag von Sachsen-Anhalt an. Seine Kandidaturen für den Landtag von Sachsen-Anhalt 1994 und 1998 waren erfolglos. Vom 3. 10. bis zum 20.12.1990 gehörte K. dem 11. Deutschen Bundestag an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Kley, Gisbert, * 3. 8. 1904 Meseritz, f 23.3.200!. Jurist (Richter), Verwaltungsbeamter, Unternehmer, ev. K., Sohn eines Oberverwaltungsgerichtsrates, bestand 1922 das Abitur in Berlin und studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Heidelberg, München und Berlin. 1926 legte er das Referendarexamen in Berlin ab und wurde 1928 in Heidelberg mit der Arbeit Die Freiheit der Meinungsäußerung im Beamtenrecht zum Dr. jur. promoviert. Nach dem Assessorexamen 1930 in Berlin war er bis 1950 im Staatsdienst tätig, zunächst als Richter, dann im Reichswirtschaftsministerium und zuletzt als Ministerialrat im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1950 trat er in die Firmen Siemens & Halske AG und Siemens-SchuckerlWerke AG in Berlin/Erlangen bzw. Siemens AG Berlin München ein. K. war Mitglied des Vorstandes der Siemens AG, Mitglied des Präsidiums der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und Berater der von der Bundesregierung eingesetzten Sachverständigen-Kommission zur Frage der Mitbestimmung. Seil 1960 gehörte er dem Wirtschaftsausschuß der Europäischen Gemeinschaften in Brüssel an. Er war Vorsitzender des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer in der Bundesrepublik Deutschland und Senator der „Junior Chamber Tnternational". Bis 1968 war K. Mitglied der CDU, danach der CSU. Er gehörte dem Vorstand des Wirtschaftsbeirates der Union e.V., München, und dem geschäftsführenden Vorstand des Wirtschaftsrates der CDU e.V., Bonn, an. In der 6. Wahlperiode (1969-72) war K. mit einem Mandat der CSU-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an. K. erhielt 1973 das Große Verdienstkreuz, 1981 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1976 den Bayerischen Verdienstorden. Kliesing, Georg, * 10.2.1911 Honnef, f 19.7.1992 Bad Honnef. Gymnasiallehrer, kath. K., Sohn eines Lehrers, besuchte das Gymnasium in Bad Honnef und bestand 1928 das Abitur. 1928-33 studierte er in Bonn Philosophie, Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte und Germanistik und wurde 1932 mit der Arbeit Die Säkularistion in den kurkölnischen Ämtern Bonn, Brühl,

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Hardt, Lechenich und Zülpich in derZeit der französischen Fremdherrschaft zum Dr. phil. promoviert. 1933 legte er das erste Staatsexamen für das höhere Lehrfach, 1936 das Assessorexamen ab. Anschließend war er bis 1939 Studienassessor an privaten Schulen. 1930-33 gehörte er dem Windthorstbund und der katholischen Studentenschaft an. 1939-45 war K. Offizier in der Wehrmacht und befand sich 1945-49 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr unterrichtete er als Studienrat zunächst in Herzogenrath und 1951-53 in Bad Godesberg. 1949 trat K. in die CDU ein. Er war Mitglied des Landesvorstandes Rheinland der Jungen Union und des Bundcsausschusses für Verteidigungsfragen. 1964 wurde er Vorsitzender des Bundcsausschusscs für Verteidigungspolitik der CDU. Seit 1969 war er Leiter der deutschen Delegation in der Interparlamentarischen Union. K. gehörte dem Kreistag des Siegkreises an. In der 2.-7. Wahlperiode (1953-76) war K. Mitglied des Bundestages. 1953 und 1957 wurde er über die CDU-Landesliste Nordrhein-Wcstfalcn gewählt. In der 4. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 70 (Siegkreis), in der 5.-7. Wahlperiode den Wahlkreis 64 (Siegkreis - Bonn-Land bzw. Rhein-Siegkreis T). In der 2.-4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verteidigung und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (in der 2. Wahlperiode seit Dezember 1953). In der 2. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrccht (seit April 1954) und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (von Dezember 1953 bis Februar 1955, danach Ordentliches Mitglied). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß, in der 3. (seit November 1958) und 4. Wahlperiode dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten an. In der 5.-7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß mit. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Seit 1958 gehörte er den Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU) an. In der WEU war er 1962-66 Vorsitzender des Verteidigungsausschusses. In beiden Versammlungen 1968-70 hatte er den Vorsitz der Fraktion der Christlichen Demokraten inne. 1959-62 und 1964-66 war er Vizepräsident der NATO-Parlamentarierkonferenz, 1963/64 deren Präsident and 1965/66 Leiter der deutschen Delegation bei der Nordatlantischen Versammlung. K. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. LITERATUR: Horst Ferdinand: G. K. (1911-1992). In: Rheinische Lebensbilder. Bd. 14. Hrsg. von Franz-Josef Heyen. Köln 1994, S. 293-310. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Klinge, Friedrich, * 13.1.1883 Uelzen, f 21. 12.1949 Goslar. lurist, Verwaltungsbeamter. K. besuchte das Gymnasium in Uelzen und Salzwedel und legte 1901 das Abitur ab. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Erlangen, Berlin und Göttingen und legte 1905 das Referendarexamen, 1909 das Assessorexamen ab. 1910 wurde er Magistratsassessor in Potsdam und trat im selben Jahr als Stadtsyndikus in den Dienst der Stadt Goslar. 1917-21 war K. als kommunaler Spitzenbeamler Bürgermeister von Goslar, 1922-33 Oberbürgermeister. 1933 wurde er vorzeitig pensioniert. 1933-45 lebte K. in Berlin und war zeitweise in der Wirtschaft tätig. 1945 kehrte er nach Goslar zurück und wurde

Klötzer 1948 erneut Oberbürgermeister. Aufgrund der in der Britischen Besatzungszone geänderten Gcmcindeordnung war er gleichzeitig Vorsitzender des Rates der Stadt Goslar. 1949 wurde K. Uber die der Landeslisle Niedersachsen der Deutschen Partei (DP) Mitglied des Bundestages. Seit 2.11.1949 war er Vorsitzender der DP-Fraklion. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen, im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und im Ausschuß für Beamtenrecht mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten und dem Ausschuß für Grenzlandfragen an. LITERATUR: Alexander Grundner-Culcmann: Dem Gedenken an Oberbürgermeister F. K. t i n : Harz-Zeitschrift 2 (1950) S. 157-166. Klingelhöfer, Gustav (Adolf Karl), * 16.10.1888 Metz (Lothringen), f 16.1.1961. Volkswirt, Redakteur, Unternehmer, Parteifunktionär. K. besuchte die Volksschule und war bis 1910 Beamter der Städtischen Sparkasse in Metz. 1913 legte er als Externer in Hörde (Westfalen) das Abitur ab und studierte Volks- und Finanzwirtschaft an der Universität München. 1914-18 war er Kriegsteilnehmer. 1917 trat er in die SPD ein. Im Zusammenhang mit der Münchner Räterepublik wurde er wegen Hochverrats zu fünfeinhalb Jahren Festungshaft verurteilt. 1924-33 war er Wirtschaftsredakteur beim „Vorwärts", 1933-44 Mitinhaber der Photogramm-Geseilschaft GmbH & C. Klingelhöfer in Berlin. K. gehörte dem Aufsichtsrat der Berliner Bank AG und dem Aufsichtsrat der Borsig AG Berlin an. 1945/46 war K. Leiter des politischen Büros der Berliner SPD und Mitarbeiter Otto Grotewohls. 1946 wurde er Chefredakteur des „Sozialdemokraten". 1946-51 war K. Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und Stadtrat für Wirtschaft im Berliner Magistrat (seit Dezember 1948 BerlinWest). 1950-53 gehörte er dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war K. als Vertreter Berlins Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß (seit Oktober 1955), im Ausschuß für Wirtschaftspolitik und im Ausschuß für Außenhandelsfragen mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films und dem Aus schuß gem. Art. 15 GG an. NACHLASS: Landesarchiv Berlin. Klinker, Hans-Jürgen, * 13.1.1921 Uelsby, î 1.8.1988 Hamburg. Landwirt, ev. K. besuchte die Oberrealschule sowie die höhere Landbauschule und wurde staatlich geprüfter Landwirt. Er arbeitete auf dem eigenen Hof. K. war Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Schleswig sowie erster stellvertretender Vorsitzender des Landesbauernverbandes Schleswig-Holstein und gehörte dem Präsidium des Deutschen Bauernverbandes an. Er war Vorsitzender der Butter- und Eierzentrale Nordmark in Hamburg, stellvertretender Vorsitzender der Nord-Butter GmbH & Co., Schleswig, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Zucker AG, Schleswig, Mitglied des Aufsichtsrates des Milch-Fett-Eierkontors in Hamburg, Vorsitzender des Bauernrates bei der Spritfabrik Klappschau, Vorsitzender der Nord-Zucker c. V„ St. Michaclisdonn, Vorsitzender des Aufsichtes der Nordfleisch AG, Schleswig, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Kartoffelverwertungsgesellschaft Schleswig, Mitglied des Aufsichtsrates der Kreisgenossenschaft Schleswig und Aufsichtsratsvorsitzender der

Centralen Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH (CEMA). 1947 wurde K. Mitglied des Kreisvorstandes der CDU Schleswig und Mitglied des Hauptausschusses der CDU/ CSU. 1946-63 gehörte er dem Landtag von SchleswigHolstein an, hatte den Vorsitz des Agrarausschusses inne und gehörte dem Fraktionsvorstand an. 1963-73 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. Am 10.12.1962 rückte K. über die CDU-Landesliste Schleswig-Holstein für den ausgcschicdcncn Abgeordneten Ernst —> Engclbrecht-Greve in den Bundestag nach. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) vertrat er den Wahlkreis 8 (Segeberg-Eutin) im Bundestag, dem er in der 8. Wahlperiode (1976-80) wieder mit einem Mandat der CDULandesliste Schleswig Holstein angehörte. In allen vier Wahlperioden war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Januar 1963), in der 8. Wahlperiode auch des Finanzausschusses (seit Oktober 1979). Klinkert, Ulrich, * 23.5.1955 Wittichenau. Diplomingenieur, leitender Angestellter, kath. K. legte 1973 das Abitur ab, leistete 1973-76 Wehrdienst, studierte 1976-81 an der Bergakademie Freiberg und Schloß das Studium 1981 als Diplomingenieur ab. 1981-90 war er Schichtleiter, Betriebsingenieur und Technologe, seit 1985 stellvertretender Tagebauleiter im Braunkohlenbergbau in der Lausitz. K. ist Mitglied des Vorstandes des Christlich-Sozialen Bildungswerks Sachscn e.V., Miltitz, Vorsitzender des Fördervereins Bergbaumuseum, Knappenrode, und Mitglied des Parlamentarischen Beirates der Stiftung für das sorbische Volk, Bautzen. 1985 trat K. in die CDU ein. 1990-97 war er Kreisvorsitzender der CDU Kamenz/Hoyerswerda. Vom 18.3. bis zum 2. 10. 1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 02, Listenplatz 4, Bezirk Cottbus). Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war K. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Seit Dezember 1990 vertritt er den Wahlkreis 314 (Hoyerswerda - Kamenz - Weißwasser) im Bundestag. Von Januar 1991 bis Februar 1994 war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Umwelt, Naturschutz und Rcaktorsicherheit der CDU/CSU-Fraktion, von Februar 1994 bis 1998 Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 11. (seit Oktober 1990) und 12. Wahlperiode engagierte sich K. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". Klötzer, Otto, * 2.7.1914 Wirsberg (Oberfranken), f 22.5.1976 Nürnberg. Jurist (Rechtsanwalt), ev. K. besuchte das deutsche Staatsrealgymnasium in Asch und studierte 1933-39 Rechts- und Staatswissenschaften an der Deutschen Universität in Prag. Nach der dritten Staatsprüfung und der Promotion zum Dr. jur. war er bis Kriegsbeginn bei einem Rechtsanwalt in Asch tätig. Er arbeitete an der sudetendeutschen Wochenzeitung „Die Rundschau" und der Tageszeitung „Die Zeit" mit. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1947 arbeitete er in einer Rechtsanwaltskanzlei in Kulmbach. Seit der Ausweisung 1945 engagierte er sich in Vertriebenenorganisatio-

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Klose nen. 1946 war er FlüchUingskommissar für Kulmbach-Sladt und -Land. K. wurde Bezirksvorsitzender des Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) in Oberfranken und Mitglied des Landesausschusses des BHE. Er war Mitglied des Kreistages Kulmbach und seit 1952 Fraktionsvorsitzender. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte K. mit einem Mandat der GB/BHE-Landesliste Bayern dem Bundestag an. Seit März 1955 war er Parlamentarischer Geschäftsführer. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geschäftsordnung (seit Juli 1955), im Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (seit Juli 1955) und im Ausschuß für Lastenausgleich mit, dessen stellvertretender Vorsitzender er im Dezember 1956 wurde. Er war auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität. Im Januar 1954 wurde er beratendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses. Klose, Hans-Ulrich, * 14.6.1937 Breslau. Jurist (Staatsanwalt), ev. K., Sohn eines Lehrers, besuchte im Anschluß an die Grundschule in Bielefeld, wo seine Eltern nach dem Krieg eine neue Heimat gefunden hatten, das Gymnasium, an dem er 1957 das Abitur bestand. Während der Schulzeit verbrachte er ein Austauschjahr an der Clinton High-School in Iowa (USA). In der Folgezeit studierte er in Freiburg und Hamburg Rechtswissenschaften. 1961 bestand er das Erste, 1965 das Zweite Juristische Staatsexamen. Seit 1966 arbeitete er als Staatsanwalt im hamburgischcn Justizdienst, in dem er 1970 die Tätigkeit eines EDV-Koordinators in der Justizbehörde übernahm. 1964 Schloß sich K. noch als Referendar der SPD an, in der er in rascher Folge Funktionen übernahm. So wurde er 1968 stellvertretender Landes Vorsitzender der Hamburger Jungsozialisten, 1966 stellvertretender Landesvorsitzender der Hamburger SPD und 1970 Mitglied der Bürgerschaft. Dort stieg er soglcich zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden und kaum zwei Jahre später zum Fraktionsvorsitzenden auf. Bereits ein Jahr später trat er als Innensenator die Nachfolge von Heinz Ruhnau an. Schließlich wählte ihn die Bürgerschaft am 12.11.1974 mit erst 37 Jahren als Nachfolger des wegen Meinungsverschiedenheiten mit seiner Partei zurückgetretenen Peter Schulz zum Ersten Bürgermeister. Diese Karriere kann durchaus als ungewöhnlich bezeichnet werden. Seine Amtszeit verlief zunächst erfolgreich. Bei der Bürgerschaftswahl im Juni 1974 erreichte seine Partei mit ihm als Spitzenkandidaten mit 51,1 % der abgegebenen Stimmen die absolute Mehrheit. In den folgenden Jahren machte ihm jedoch zunächst eine Giftmüll-Affäre und dann der Streit um die Beteiligung Hamburgs am Atomkraftwerk Brockdorf zu schaffen. Da sich der SPD-Landesvorstand gegen den Willen K.s und im Widerspruch zu einem Beschluß eines Sonderparteitages für eine Beteiligung aussprach, legte er sein Amt am 25.5.1981 nieder. 1983 kandidierte K. als Nachfolger Herbert —> Wehners im Wahlkreis 18 (Hamburg-Harburg) und wurde mit 5 5 % der Stimmen in den Bundestag gewählt. Dort spezialisierte er sich auf die Entwicklungshilfe-Politik und die Unterstützung der Länder Lateinamerikas. 1987 übertrug ihm der SPDBundesvorstand das Amt des Schatzmeisters. Im November 1991 setzte er sich bei der Neuwahl des Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion in einer Kampfabstimmung durch. In dieser Funktion vertrat er in einer Reihe von Fragen Positionen, die seiner Zeit voraus waren. So etwa hinsichtlich der Flexibilisierung der Arbeitszeit oder der Teilnahme der Bundeswehr an Blauhelm-Einsätzen und an Einsätzen außerhalb des NATO-Gebiets. Außerdem setzte er gegen beträchtliche Widerstände durch, daß die Mehrheit der Fraktion im Jahre 1992 dem sogenannten Asyl-Kompromiß zustimmte.

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Nach der Bundestagswahl 1994 wechselte er in das Amt eines Bundestags Vizepräsidenten. Er wirkte an der Reform zur Verkleinerung des Bundestages und an der Lösung der sozialen und personellen Probleme mit, die sich aus dem Umzug des Bundestages nach Berlin ergaben. Im Anschluß an den Regierungswechsel im Herbst 1998 wurde K. gebeten, den Vorsitz des Auswärtigen Ausschusses zu übernehmen. K. pflegt den Stil einer leisen, aber gerade deshalb wirksamen Diplomatie, bei der er sich eher als Moderator versteht. In der 10. Wahlperiode war K. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Dezember 1984, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Finanzausschusses (seit Dezember 1984) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. Dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit gehörte er in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied, in der 12. Wahlperiode zunächst als Ordentliches, seit Juni 1992 wieder als Stellvertretendes Mitglied an. In der 12. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (bis März 1992). K. ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde e.V., Hamburg, Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., Berlin, Mitglied des Vorstandes der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn, und Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin. K. verkörpert hanseatische Liberalität und Welloffenheit und verbindet dies mit beharrlichem Engagement für soziale Gerechtigkeit. Neben seiner politischen Tätigkeit nimmt er sich Zeit für seine vielfältigen kulturellen Interessen. In den letzten lahren äußert er seine Gedanken und Reflektionen gelegentlich auch in Gestalt lesenswerter Gcdichtc. K. ist in dritter Ehe mit der Ärztin Dr. Anne Steinbeck-Klose verheiratet. Den vorausgegangenen Ehen entstammen zwei Töchter und zwei Söhne. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hamburgs Zukunft sichern. Hamburg 1975. - Praktische Menschenrechtspolitik. Ziele und Probleme. Bonn 1986. - Altern hat Zukunft. Bevölkerungsentwicklung und dynamische Wirtschaft. Opladen 1993. Hrsg.: Deutschland im Jahre drei - eine Zwischenbilanz. Göttingen 1993. - Charade. Gcdichtc. Bonn 1997. - Charade zwei. Neue Gedichte. Bonn 1999. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie, Bonn. Hans-Jochen Vogel K n a a p e , Hans-Hinrich, * 16.12.1934 Güstrow. Neurologe, Psychiater, ev. K., gelernter Rohrschlosser, studierte nach dem Abitur Humanmedizin in Rostock, legte 1959 die ärztliche Prüfung ab und erhielt 1960 die Approbation. 1964 wurde er Facharzt für Neurologie und Psychiatrie an der Universitätsnervenklinik Rostock und spezialisierte sich 1975 auf Kinderncuropsychiatric. 1977 habilitierte er sich. K. war bis 1991 Chefarzt der Klinik für Kinderneuropsychiatrie der Bezirksnervenklinik Brandenburg. K. ist Mitglied des Marburger Bundes. 1990 trat K. der SPD bei, war 1990-93 Mitglied des Landesparteirates und des Landesausschusses Brandenburg und wurde 1994 Mitglied des Parteirates. 1990-93 war er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Brandenburg. In der 12. und 13. Wahlperiode vertrat K. den Wahlkreis 275 (Brandenburg - Rathenow - Beizig) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, in der 12. Wahlperiode auch des 3. Untersuchungsausschusses (HIV-Infektionen durch Blut und Blutprodukte, seit Oktober 1993). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Frauen und Jugend (bis Februar 1993), in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel" an.

Kneipp Knabe, Wilhelm, * 8.10.1923 Arnsdorf. Diplomforstwirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, ev. K. bestand 1942 das Abitur, wurde zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1945 war er Hilfsarbeiter in einer Baumschule, 1945/46 Neulehrer in Moritzburg. 1946-50 studierte er Forstwissenschaft in Tharandt und an der Technischen Hochschule Dresden und erhielt 1950 das Diplom. 1946-50 wirkte er am Aufbau der evangelischen Studentengemeinde mit; er war Vertrauensstudent in Dresden und Tharandt. 1951-57 arbeitete K. als wissenschaftlicher Assistent an der Humboldt-Universität Berlin, Institut für Gartenkunst und Landschaftsgestaltung, wo er 1957 mit der Arbeit Untersuchungen Uber die Voraussetzungen der Rekultivierung von Kippen im Braunkohlenbergbau promoviert wurde. 1957-59 war er Forstmeister am Institut für Garten- und Landeskultur der Humboldt-Universität in Berlin. 1959 ging er in die Bundesrepublik und wurde Geschäftsführer des Deutschen Pappelvereins. 1961-66 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Personalratsmitglied am Institut für Weltforstwirtschaft der Bundcsforschungsanstalt in Reinbek, 1966-76 Oberregierungsrat, Regierungsdirektor und Personalratsmitglied an der Landesanstalt für Tmmissionsschutz in Essen. 1976 wechselte er zur Landesanstalt für Ökologie in Düsseldorf und Recklinghausen, wo er ebenfalls zeitweise dem Personalrat angehörte. Nebenberuflich nahm er Lehraufträge an den Universitäten Berlin, Hamburg, Saarbrücken, Düsseldorf, Wien und Dortmund wahr. K. war wissenschaftlicher Berater von Umweltbehörden in den USA, in West- und Osteuropa sowie der päpstlichen Akademie der Wissenschaften. 1964-87 arbeitete er in der Kommission „Reinhaltung der Luft" des Vereins deutscher Ingenieure mit. 1946-59 gehörte K. der CDU (Ost) in Sachsen und Berlin, 1959-66 der CDU im Rheinland und in Holstein an. 1978 war er Mitbegründer der Grünen Liste Umweltschutz Nordrhein-Westfalen, dann deren Beisitzer und Sprecher. Nach der Gründung der Partei Die Grünen NordrheinWcstfalen 1979 wurde K. Landessprcchcr. 1980 war er Mitbegründer der Bundespartei Die Grünen und 1982-84 Sprecher des Bundesvorstandes mit den Schwerpunkten Ökologie und Menschenrechte. 1994-99 hatte er das Amtes des 2. Bürgermeisters der Stadt Mülheim an der Ruhr irrne. In der 11. Wahlperiode (1987-90) war K. mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (bis Februar 1989) und im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Mai 1987). K. war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Mai 1987 und seit April 1989). Knake-Werner, Heidi, * 5.3.1943 Tomaschow (Lodz, Polen). Sozialwissenschaftlerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Parteifunktionärin. K.-W. besuchte das Gymnasium in Wilhelmshaven, bestand 1964 das Abitur, studierte in Göttingen und Schloß das Studium 1969 als Diplomsozialwirtin ab. Nach wissenschaftlicher Tätigkeit an den Universitäten Oldenburg und Bremen in Oldenburg promoviert, wurde sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Familien-, Bildungs- und Industriesoziologie. Anfang der neunziger Jahre war sie Mitarbeiterin der PDS-Gruppe im Bundestag. K.-W. wurde 1969 Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1970-81 hatte sie zahlreiche Funktionen in der SPD irme. In der Debatte um die Berufsverbote für Mitglieder radikaler

Parteien überwarf sie sich mit der SPD und Schloß sich demonstrativ der DKP an, aus der sie 1989 austrat. Seit 1990 gehört sie der PDS an und ist Mitglied des Präsidiums und des Bundesvorstandes. Für die SPD war sie Mitglied des Stadtrates in Oldenburg. 1994 und 1998 wurde K.-W. über die PDS-Landesliste Sachsen-Anhalt in den Bundestag gewählt. 1994-98 war sie stellvertretende Vorsitzende der Gruppe der PDS, von 1998 bis Oktober 2000 stellvertretende Vorsitzende der PDSFraktion und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, seit Oktober 2000 Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der PDS-Fraktion und ehrenamtliche Vorsitzende der Deutsch-Portugiesischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages. In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 14. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ältestenrates und des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, des Gemeinsamen Ausschusses und des 1. Untersuchungsausschusses (Parteispenden). Nach der Wahl zur Senatorin für Gesundheit, Soziales und Vcrbraucherschutz in Berlin legte sie am 17.2.2002 ihr Bundestagsmandat nieder. Knapp, Oskar, * 23.2. 1898 Kirberg, f 6.6.1967 Kirberg. Landwirt, cv. K. besuchte 1904-12 die Volksschule in Kirberg und war 1916-19 Soldat im Ersten Weltkrieg. 1919-24 besuchte er Kurse der Landwirtschaftsschule, Brennereifachkurse und die Baucrnhochschule. Seit 1912 arbeitete er in der Landwirtschaft und der Kornbrennerei des elterlichen Betriebs, den er 1933 übernahm und ausbaute. 1920-33 war er Vorsitzender der Jungbauernschaft. 1938 wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Molkereigenossenschaft Dauborn, 1942 Mitglied des Aufsichtsrates, später Vorsitzender des Aufsichtsrates und 1946 Vorsitzender des Vorstandes der Volksbank GmbH Kirberg. 1946 war K. Mitbegründer des Bauernverbandes Hessen und wurde im selben Jahr Kreis Vorsitzender. 1946 hatte er Anteil an der Gründung des hessischen Gemeindetages und wurde Kreisvorsitzender. Er war stellvertretender Vorsitzender, dann Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft des Gemeindetages im Regierungsbezirk Wiesbaden. 1947 wurde er Mitglied des Länderausschusses für landwirtschaftliche Forschung und Beratung, 1953 Mitglied des Unterausschusses für landwirtschaftliche Fragen und stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsausschusses beim Landesarbeitsamt. K. trat in die CDU ein. Seit 1945 war er Bürgermeister, Standesbeamter und Ortsgerichtsvorsteher der Gemeinde Kirberg. 1952 wurde er Mitglied des Kreistages Limburg und übernahm den stellvertretenden Vorsitz der CDU-Fraktion. 1958-62 war er Mitglied des Hessischen Landtages. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte K. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Hessen dem Bundestag an. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, im Ausschuß für Kommunalpolitik (bis Februar 1957) und im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Kneipp, Otto, * 11.12.1884 Langsdorf (Kr. Gießen), t 5.5.1965 Bad Homburg v. d. Höhe. Diplomlandwirt, Verbandsfunktionär, ev.-ref. K. besuchte das Realgymnasium in Gießen, studierte Landund Volkswirtschaft sowie Rechtswissenschaft an der dortigen Universität und Schloß das Studium als Diplomlandwirt ab. Er war praktischer Landwirt, Landwirtschaftslehrer und Geschäftsführer bäuerlicher Organisationen. 1929-33

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Knobloch gehörte er dem Preußischen Staalsral an. 1946-49 war er Hauptgeschäftsführer des Hessischen Bauernverbandes. K. trat in die FDP ein. 1954-58 war er Mitglied des Hessischen Landtages und Alterspräsident. In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte K. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Hessen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Stcucrfragcn, des Ausschusses für Arbeit und des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität, dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens, dem Ausschuß zur Beratung des Personalvcrtrctungsgcsctzcs (seit März 1953) und dem Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953) an. Knobloch, Ludwig, * 23.7.1901 Ilbesheim, t 22.11.1995 Ilbesheim. Landwirt, ev. K., Sohn eines Landwirts, besuchte nach der Volksschule die Landwirtschaftsschule in Kirchheimbolanden und die Kreisackerbauschule in Kaiserslautern. 1921 übernahm er den elterlichen Hof. 1928 wurde er Vorsitzender des Junglandbundes Pfalz. Nach 1945 war K. Präsident des Verbandes der Rheinhessisch-Pfälzischen Zuckerrübenbauern, Mitglied des Vorstandes des süddeutschen Verbandes der Zuckcrrübenbauern und Präsident der Arbeitsgemeinschaft deutscher Zuckerrübenbau-Verbände. Er gehörte dem Gutachterausschuß bei der Oberfinanzdirektion Koblenz, der Braugerstenstelle Rheinland-Pfalz und dem Kreisvorstand der Pfälzischen Bauern- und Winzerschaft an. Er war Mitglied und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Confédération Internationale Betteraviers Européens. Κ. arbeitete auch in der Evangelischen Landessynode in Speyer mit. K. trat in die CDU ein. 1956-74 gehörte er dem Kreistag Kirchheimbolanden an. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat K. den Wahlkreis 159 (Neustadt a. d. Weinstraße) im Bundestag, in den er 1961 über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt wurde. Am 24.7.1967 rückte er über die Landeslistc Rheinland-Pfalz für den ausgcschicdcnen Abgeordneten Bernhard —> Vogel in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode 1969 angehörte. Er war Sprecher der CDU/CSU-Fraktion in Zuckerrübenfragen und Zuckerrübenanbau. In der 2. Wahlperiode engagierte sich K. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Heimatvertriebene (bis März 1955, danach als Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis Februar 1955), dem er von März bis September 1955 als Stellvertretendes, danach wieder als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 2.-5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (in der 2. Wahlperiode seit Februar 1955, davor Stellvertretendes Mitglied, in der 5. Wahlperiode seit Oktober 1967). In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Petitionen und dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (seit November 1958) an. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit. Knoche, Monika, geb. Runne, * 24.9. 1954 Kirrlach. Verwaltungsangestellte. Nach dem Besuch der Realschule war K. im mittleren Fernmeldedienst tätig. K. wurde Mitglied der Deutschen Postgewerkschaft. Sie ist Vorstandsmitglied der Vereinigung zur Reform der Versor-

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gung psychisch Kranker, Bonn, und Vorstandsmitglied des Kuratoriums zur Förderung deutscher Medizin im Ausland. Seit 1979 Mitglied der Grünen, wurde K. 1991 Mitglied des Länderrates der Grünen. 1985-95 war sie Stadträtin in Karlsruhe und seit 1991 FraktionsVorsitzende. 1994 und 1998 wurde K. über die Landesliste Baden-Württemberg von Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag gewählt. Seit 1994 gehört sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Gesundheit an. In der 13. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses, des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel". In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin". Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. Knoeringen, Waldemar (Karl Ludwig) von, * 6.10.1906 Rechetsberg (Oberbayern), f 2.7.1971 Höhenried am Starnberger See. Krankenkasscnbcamtcr, Verbandsfunktionär, Bibliothekar, Parteifunktionär, kath. Der aus einem alten schwäbischen Adels- bzw. Reichsrittergeschlecht stammende K., Sohn eines Gutsbesitzers, besuchte die Handelsschule und trat 1926 in die SPD ein. Zunächst Krankenkassenbeamter, wurde er Leiter des Arbeitcrbildungskartclls und Bibliothekar im Volksbücherciwcsen, später leitender Funktionär der Sozialistischen Arbeiterjugend Münchens. Er war Mitglied des Reichsbanners. Im März 1933 emigrierte er im Parteiauftrag nach Österreich, nach den Februarereignissen 1934 in die Tschechoslowakei, wo er von Neuern, später von Budweis aus das Grenzsekretariat Südbayern der Sozialdemokraten im Exil (Sopade) leitete. Aufgrund zunehmender Opposition gegen die Exilpolitik und den Mandatsanspruch der Sopade sowie deren organisatorische Schwerfälligkeit in der illegalen Arbeit Schloß sich K. der Leninistischen Organisation/ Neu Beginnen an. Er wurde Mitglied der Leninistischen Organisation und ihr Organisationsleiter für einen SopadeGrenzbereich. Er war maßgeblich am Aulbau eines zusammenhängenden Netzes illegaler Gruppen von Neu Beginnen in Bayern und Österreich beteiligt (später unter dem Namen Revolutionäre Sozialisten). Seit September 1936 hielt sich K. in Prag auf. Im September 1938 emigrierte er nach Frankreich, wurde in Paris Mitglied der Exilzentrale von Neu Beginnen und ging im Sommer 1939 mit dieser nach London. Nach Kriegsausbruch wurde er interniert, u. a. auf der Isle of Man. Von Ende 1940 bis 1942 war er leitender Mitarbeiter des Senders „Europäische Revolution". Die ständige Mitarbeit in der Deutschlandabteilung der BBC gab er auf, als die Alliierten 1943 in Casablanca die bedingungslose Kapitulation Deutschlands forderten. Im Rahmen der Reeducation deutscher Kriegsgefangener war K. einer der Hauptmitarbeiter des Umschulungslagers Wilton Park. 1941 forderte er den Zusammenschluß der sozialistischen Gruppen in der Londoner Union und ihr Aufgehen in der SPD nach Kriegsende. Im Dezember 1945 war K. vorübergehend als Major Holt in Deutschland, um dem Zentralausschuß der SPD die Stellungnahme der britischen Regierung zu den Einheitsbestrebungen der KPD zu übermitteln. 1946 kehrte er nach München zurück und beteiligte sich am Wiederaufbau der bayerischen SPD. Im selben Jahr war er Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung in Bayern, 1946-62 Vorsitzender der SPDFraktion im Bayerischen Landtag. 1947-63 hatte er den Vorsitz des SPD-Landesverbandes Bayern inne und war 1958-62 einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD. K.

Röblitz galt als Experte für Kultur- und Bildungspolitik, gehörte zu den Reformern der Nachkriegs-SPD und war maßgeblich an der Gestaltung des „Godesberger Programms" beteiligt. Er wirkte am Aufbau der Georg von Vollmar-Akademie in Kochel mit, war Gründer und Kurator der Akademie für politische Bildung in Tutzing, Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-Ebert-Stiftung und gehörte dem Rat der europäischen Bewegung an. 1949 wurde K. über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen. Am 3.4.1951 legte er sein Mandat nieder. K. erhielt das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1956), die Goldene Verfassungsmedaille des Freistaates Bayern und das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Peter Glotz u.A.: Mobilisierung der Demokratie. Ein Beitrag zur Demokratiereform. München 1966. - Hrsg. mit Ulrich Lohmar: Was bleibt vom Sozialismus? Hannover 1968. - Reden und Aufsätze. Münchcn 1981. LITERATUR: Gewählte von ehedem. W. V. K. München 1977. - Junge Republik. Beiträge zur Mobilisierung der Demokratie. Hrsg. von Michael Hereth. W. v. K. zum 60. Geburtstag am 6. Oktober 1966 gewidmet. München/Wien 1966. -Emil Werner: W. v. K. 1906-1971. München 1981. Hartmut Mehringer: W. v. K. Eine politische Biographie. Der Weg vom revolutionären Sozialismus zur sozialen Demokratie. München u. a. 1989. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. Knorr, (Otto Karl) Friedrich, * 10.11.1904 Neustadt bei Coburg, t 1.4.1978 Coburg. Philosoph, wissenschaftlicher Bibliothekar, ev. K. besuchte die Oberrealschule in Coburg und Sonneberg (Thüringen), studierte nach dem Abitur Soziologie, Philosophie, Psychologie, Germanistik und Geschichte in Erlangen, Marburg, Köln, Bonn und Leipzig und wurde 1929 in Marburg mit der Arbeit Das Problem der menschlichen Philosophie bei J. G. Herder zum Dr. phil. promoviert. An der Stadtbibliothek Erfurt und der Universitätsbibliothek Leipzig durchlief er eine Ausbildung zum wissenschaftlichen Bibliothekar. 1932 wurde er Bibliotheksassessor, dann Universitätsbibliothekar in Leipzig. 1940-45 war er Direktor an der Stadt- und Universitätsbibliothek und stellvertretender Direktor der Gesamtverwaltung der Bibliotheken in Frankfurt am Main. K. nahm am Zweiten Weltkrieg teil und geriet 1945 in Kriegsgefangenschaft. 1949-57 war er Leiter der Landesbibliothek in Coburg. 1955 trat K. in die CSU ein. Er war Mitglied des Stadtrates in Coburg. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) vertrat K. den Wahlkreis 221 (Coburg) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Januar 1958) mit, dem er in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (seit Juni 1964) angehörte. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fcrnmeldewescn. Dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik gehörte er in der 3. Wahlperiode (bis Oktober 1960) als Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft, in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Die mittelhochdeutsche Dichtung. Jena 1938. - Hrsg.: Neue Jahrbücher für Wissenschaft und Jugendbildung. Leipzig/Berlin 1936-38. - Hrsg.: Zeitschrift für deutsche Geisteswissenschaft. 1938-44. - Deutsche Sprachwissenschaft. Freiburg im Breisgau 1942. - Über Shakespeares „Hamlet". Coburg 1956. Knothe, Wilhelm (Willy), * 1.5. 1888 Kassel, ν 20.2.1952 Bonn. Kaufmännischer Angestellter, Parteifunktionär. K. besuchte eine Mittelschule in Offenbach und eine kaufmännische Handelsschule. Er war kaufmännischer Angestellter, nahm am Ersten Weltkrieg teil und gehörte 1918-20 dem Arbeiter- und Soldatenral an. Seil 1906 Mitglied der SPD, seit 1920 Parteisekretär des SPDUnterbezirks Wetzlar, Marburg, Dillenburg, Biedenkopf, Frankenberg und Kirchhain, führte er 1920-33 die Sozialistische Arbeiterjugend in Hessen-Nassau. 1921-24 war er Stadtverordneter in Wetzlar, 1924-33 Mitglied des Kreistages und des Kreisausschusses Wetzlar. Nach 1933 illegal tätig, wurde er 1934 verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Seit 1938 wieder kaufmännischer Angestellter, arbeitete er seit 1940 illegal im „Arbini-Kreis" in Frankfurt und floh nach erneuter Verhaftung 1944 aus dem Polizeigefängnis. Nach 1945 war er Lizentiat der „Frankfurter Rundschau". K. wurde 1945 Erster Vorsitzender der SPD in Frankfurt und Erster Landesvorsitzender der SPD in Hessen. 1946/47 war er Zweiter Vorsitzender der SPD und Mitglied des SPD-Hauptvorstandes. 1947 wurde er Bezirksvorsitzender der SPD Hessen-Süd. 1945 war er Mitglied des Stadt- und Bürgerrates in Frankfurt, 1946 Mitglied des Beratenden Landesausschusses und Mitglied der Verfassungberatenden Landesversammlung Groß-Hessen und 1946-49 Mitglied des Hessischen Landtages. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat K. den Wahlkreis 11 [136] (Friedberg) im Bundestag. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zum Schutz der Verfassung mit und war Stellvertretendes Mitglied des Organisationsausschusses, des Ausschusses für Wirtschaftspolitik und des Ausschusses für Bcamtenrecht. VERÖFFENTLICHUNGEN: Im Kampf für eine neue Verfassung. Programmatische Reden von W. K. und Ludwig Bergsträsser. Hrsg. von Christian Stock. Frankfurt am Main 1946. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Röblitz, Kurt, * 27.9.1916 Waldenburg (Schlesien), ν 13.10.1979 Würselen. Kaufmännischer Angestellter, Verwaltungsangestellter, Bergmann, Heimleiter. K. besuchte die Volksschule, durchlief 1930-33 eine kaufmännische Lehre und war dann in kaufmännischen Berufen tätig. 1938-45 leistete er Wehr- und Kriegsdienst. 1945-50 arbeitete er in der Verwaltung im Land Brandenburg. 1950-55 war er in politischer Haft im Strafarbeitslager Workuta (UdSSR). 1956 wurde er Bergmann im Eschweiler Bergwerks Verein in Hcrzogenrath-Kohlschcid, 1966 Heimleiter. K. war Stellvertretendes Mitglied des Rundfunkrates des Westdeutschen Rundfunks. 1945 trat K. in die SPD ein. 1961 wurde er Vorsitzender des Unterbezirks Aachen, 1958 Mitglied des Bezirksvorstandes Mittelrhein. 1946-50 gehörte er dem Landtag von Brandenburg an. Seit 1958 war er Stadtverordneter in Alsdorf bei Aachen. Von 1972 bis zu seinem Tod vertrat K. den Wahlkreis 54 (Aachen-Land) im Bundestag. In der 7.-8. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Petitionsausschuß

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Koch und im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen mit. In der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis Februar 1974), in der 8. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. K o c h , Dictcr-Lcbrccht, * 7.1.1953 Wcißcnfcls. Diplomingenieur (Architekt), wissenschaftlicher Mitarbeiter, ev. K. besuchte die Polytechnische Oberschule und die Erweiterte Oberschule in Weißenfels, legte 1971 das Abitur ab, studierte 1971-75 Architektur an der Hochschulc für Architektur und Bauwesen in Weimar und Schloß das Studium als Diplomingenieur für Architektur ab. 1975 war er Entwurfsberater im Chemieanlagenbau Leipzig, 1976-90 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar. 1985 wurde er mit der Arbeit Grundlagen und Auswirkungen der gemeinsamen Nutzung von Werkstätten und Netzen der technischen Ver- und Entsorgung durch mehrere Betriehe zum Dr.-Ing. promoviert. Von Januar bis März 1991 war er Referatsleiter in der Thüringischen Landesvertretung in Bonn. 1985 trat K. in die CDU ein. 1990 wurde er Mitglied des CDU-Kreisvorstandes Weimar-Stadt, 1994 stellvertretender Kreisvorsitzender in Weimar. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 04, Listenplalz 9, Bezirk Erfurt). 1991-94 war er Beobachter beim Europäischen Parlament, dessen Mitglied er seit 1994 ist. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte K. dem 11. Deutschen Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. K o c h , Gerhard, * 22.8.1906 Holtrup, t 22.1.1983 Bielefeld. Jurist, Vcrwaltungsbcamtcr, cv. Nach dem Bcsuch eines Realgymnasiums studierte K. Rechts- und Staatswissenschaften und legte 1928 die Erste, 1932 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1930 wurde er in Göttingen mit der Arbeit Das Wesen der Zusicherung von Eigenschaften heim Kauf zum Dr. jur. promoviert. Zunächst Gerichtsassessor, arbeitete er später in der Finanzverwaltung und wurde Oberregierungsrat am Finanzamt. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. K. trat in die SPD ein. Er wurde Vorsitzender des Kreisvercins Biclcfeld-Stadt der SPD. Seit November 1952 war er Ratsherr der Stadt Bielefeld, 1954-61 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) vertrat K. den Wahlkreis 106 bzw. 104 (Bielefeld-Stadt) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (seit Mai 1965), im Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes und im Finanzausschuß mit, dem er auch in der 5. und 6. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Inneres, in der 4.-5. Wahlperiode des Rechtsausschusses und des Haushaltsausschusses. Koch, Harald (Albrecht Friedrich), * 4.3. 1907 Bant (heute zu Wilhelmshaven), f 18.9.1992 Dortmund. Jurist, Diplomsteuersachverständiger, Verwaltungsbeamter, cv. K., Sohn eines Rechtsanwalts, besuchte bis zum Abitur das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Wilhelmshafen und studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Freiburg, Berlin und Göttingen, wo er 1932 mit der Arbeit Bankeinzahlung und Banküberweisung zum Dr. jur. promoviert wurde. 1934-36 besuchte er das Steuerinstitut der Handelshochschule Leipzig, wo er das Examen zum Diplomsteuersachverständigen

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ablegte und 1936 Assistent des leitenden Direktors, Hermann Großmann, wurde. 1939/40 leitete er die Steuerabteilung der Nordböhmischen Revisions- und Treuhandgesellschaft in Reichenberg und war 1940-45 Syndikus und Leiter der Personalabteilung bei der Maximilianshütte SulzbachRosenberg. Im Oktober 1945 wurde K. Ministerialdirektor und Leiter der Abteilung Finanzen im oldenburgischen Staatsministerium. Von April bis Dezember 1946 war er Finanz- und Wirtschaftsminister des Landes Oldenburg. Im Mai 1946 trat K. in die SPD ein. Nach Auflösung des Landes Oldenburg war er 1946/47 Mitglied des ernannten Niedersächsischen Landtages und Vorsitzender des Verfassungsausschusses. Von Januar 1947 bis Oktober 1949 war K. Wirtschafts- und Verkehrsminister von Hessen. Tn seine Amtszeit fiel der Beschluß und die Umsetzung des umstrittenen SozialisierungsArtikels 41. Im September 1949 wurde K. geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Zentralverbandes Deutscher Konsumgenossenschaften. Seit 1951 arbeitete er als Rechtsanwalt in Dortmund. 1952 wurde er Arbeitsdirektor des Montankonzerns Hoesch AG (1968-72 stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates). Von 1964 bis zur Amtsniederlegung im Mai 1969 gehörte er dem Sachvcrständigcnrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung an. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat K. den Wahlkreis 19 [1441 (Offenbach am Main) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied und seit Dezember 1949 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen. Als Ordentliches Mitglied arbeitete er auch im Ausschuß lur Wirtschaftspolitik, im Ausschuß gemäß Artikel 15 GG und im Untersuchungsausschuß zur Uberprüfung von Mißständcn in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß, seit Oktober 1951) mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit, des Ausschusses für Verkehrswesen (bis Dezember 1949) und des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung (seit Dezember 1949). K. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, den NordrheinWestfälischen Verdienstorden und den Hans-Böckler-Preis. Er wurde Ehrenbürger von Dortmund. VERÖFFENTLICHUNGEN: Rcchtsform und Sozialisicrung unter Berücksichtigung der Sozialisierung in Hessen. Hamburg 1947. - Weniger Steuern - auch für Dich? Hannover 1950. - Die Wirtschaftspolitik der Sozialdemokratie. Regensburg 1953. - Von der Weimarer Verfassung zur Hitlerdiktatur. Lernen aus der Geschichte? Dortmund 1978. Persönliche Erinnerung an den Wiederaufbau im Oldenburgischen. In: Der Wiederbeginn vor 40 Jahren. Dokumentation über die Festveranstaltung des SPD-Unterbezirks Oldenburg. Oldenburg 1986. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. K o c h , (Karl) Hermann (August), * 29.12.1899 Harriehausen (heute zu Bad Gandersheim), j 10.2. 1984 Braunschweig. Kaufmännischer Angestellter, Polsterer, Unternehmer, ev. K., Sohn eines Handwerkers, besuchte die Volksschule, erhielt Privatunterricht und durchlief eine kaufmännische Lehre im Textileinzelhandel. Nach Tätigkeiten im Textilgroßhandel, in der Großindustrie und in der Verwaltung erhielt er in Deutschland und in der Schweiz eine praktische Ausbildung als Polsterer. 1917/18 war er Soldat. 1923 übernahm K. den väterlichen Handwerksbetrieb, den er zu einer Polstermöbel- und Matratzenfabrik ausbaute. 1924 verlegte er den Betrieb nach Braunschweig. Seit 1923 betätigte er sich in wirtschaftlichen Verbänden und karitativen Vereinigungen. 1939/40 war er bei der Wehrmacht. 1948 gründete K. eine Möbelstoffgroßhandlung und übernahm 1957 eine Matratzen- Stepp- und Daunendeckenfabrik in Wolfsburg.

Köhler 1945 war Κ. Mitbegründer der CDU in Braunschweig und wurde Vorsitzender des Kreisvereins Braunschweig. 1951-57 war er Ratsherr in Braunschweig. In der 3. Wahlperiode (1957-61) vertrat K. den Wahlkreis 50 (Stadt Braunschweig) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, des Ausschusses für Lastenausgleich und des Ausschusses für Heimatvertriebene. Köhler, Erich (AdolQ, * 27. 6. 1892 Erfurt, f 23.10. 1958 Wiesbaden. Volkswirt, Verbandsfunktionär, leitender Angestellter, ev. K., Sohn des gelernten Buchhalters, späteren Kaufmannes und Nähmaschinenhändlcrs Emil Ludwig Richard K. und dessen Frau Anna Helene, geb. Cazin, besuchte die Erfurter Vorschule IV und von 1901 bis Ostern 1911 das Städtische Realgymnasium „Zur Himmclspforte". Nach dem Schulabschluß studierte er 1911-14 und 1919 in Marburg, Berlin, Leipzig und Kiel Geschichte, Literaturwissenschaft und Staatswissenschaften. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919 wurde er in Kiel bei Bernhard Harms mit der Arbeit Die Beziehungen der thüringischen Industrie zum Weltmarkt (im Druck crschicncn 1920) mit maxima cum laude promoviert. Bis 1933 arbeitete er dann als Syndikus und Geschäftsführer verschiedener Arbeitgeberverbände in Kiel (Bund der Arbeitgeber zu Kiel, Landesverband Schleswig-Holstein und Lübeck im Arbeitgeberverband der Deutschen Holzindustrie und des Holzgewerbes, Landesverband Schleswig-Holstein im Nordwcstdcutschen Handwerkerverband, Kieler Handwerkerbund, Hafenbetriebsverein Kiel). In seiner Kieler Zeit war K. Vorstandsmitglied der Ortskrankenkasse, Landesarbeitsrichter, Mitglied des Verwaltungsausschusses des Landesarbeitsamtes Nordmark und des Arbeitsamtes Kiel. 1921 heiratete K. Helene Freund, eine Jüdin. Diese Beziehung trug wesentlich zu seiner Entlassung als Syndikus im September 1933 bei. K. wurde arbeitslos. Im April 1937 zog er mit seiner Frau nach Frankfurt am Main und fand vorübergehend halbtags Arbeit als Buchhalter und Rechtsberater, seit Ende 1939 als Versicherungsagent der Allianz AG. In den ersten Monaten des Jahres 1945 waren sowohl seine Frau als auch K. selbst vom Abtransport in Arbeitsund Konzentrationslager bedroht. Beide entgingen der Gefahr wegen Krankheit und durch die über die medizinische Versorgung hinausgehende Unterstützung ihrer behandelnden Ärzte. Von Juni 1945 bis 1949 arbeitete K. als Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden. 1947-50 war er Vorsitzender des Verwaltungsrates der Landeszentralbank Hessen. K. war vor 1933 Mitglied der Deutschen Volksparlei, der Partei Stresemanns, und gehörte zeitweise dem Schleswig-Holsteinischen Landesvorstand und dem Hauptvorstand der Partei an. 1945 war er einer der Gründungsmitglieder der CDU in Hessen und 1946-49 stellvertretender Landes Vorsitzender. Im Februar 1947 wurde er in den Vorstand der CDU/CSU Arbeitsgemeinschaft gewählt, eine Funktion, die erst mit der Gründung der Bundespartei 1950 endete. K. war 1946 Mitglied des beratenden Landesausschusses, später der verfassungsberatenden Landesversammlung Hessen. Dem Hessischen Landtag gehörte er in der ersten Wahlperiode von Dezember 1946 bis Juli 1947 an. Bis Juni 1947 hatte er das Amt des Vorsitzenden der CDU-Fraktion inne. Vom 25. 6.1947 bis zum 8. 8.1949 war er Präsident des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. Zudem war er 1947 im Exekutivrat des Wirtschaftsrates. Der Wirtschafts- und Finanzpolitiker K. war 1949-57 Mitglied des Deutschen Bundestages. In den ersten Bundestag gelangte er über den dritten Platz der Hessischen Landes-

ergänzungsliste der CDU. In der konstituierenden Sitzung am 7.9.1949 wurde er mit 346 von 402 Stimmen zum Bundestagspräsidenten gewählt. Auch wenn —> Adenauer K. seit 1947 kritisch beobachtete, ging dessen Nominierung als Kandidat der CDU/CSU im wesentlichen auf eine Absprache des designierten Kanzlers mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Hans Ehard im August 1949 zurück. Die Amtsführung K.s geriet bereits kurz nach der Konstituierung des Parlaments in die Kritik. Begründet wurde diese mit unterschiedlichen Argumenten. Warf ihm die politische Linke einseitige Parteinahme für die CDU/CSU vor, wurde von dieser ein geringeres „Entgegenkommen" zugunsten der SPD gefordert. Die Fraktion der KPD stellte Ende September 1949 einen Mißtrauensantrag gegen K.; die SPD-Fraktion beantragte im März 1950, K. solle sein Amt zur Verfügung stellen. Selbst in der eigenen Fraktion wurden seit November 1949 Stimmen laut, die die Abberufung des Bundestagspräsidenten forderten. Adenauer warf K. „Versagen" vor. Im Juli 1950 erlitt K. im Bundeshaus einen Nervenzusammenbruch. Am 18.10.1950 erklärte er - offiziell aus gesundheitlichen Gründen - seinen Rücktritt. Bereits Mitte September 1950 bemühte sich Adenauer, K. als Botschafter nach Australien zu entsenden, scheiterte aber an der ablehnenden Haltung des Bundespräsidenten Theodor —» Heuss. Auch der alternative Plan, K. als Botschafter in den Iran zu entsenden, wurde nicht verwirklicht. K. blieb einfacher Parlamentarier und gewann 1953 mit 34,4 % den Wahlkreis 135 Obertaunus gegen den 1949 erfolgreichen sozialdemokratischen Kandidaten Heinrich —> Müller. Politisch trat er allerdings nicht mehr auffällig in Erscheinung. Er war Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, Geld und Kredit sowie des Sonderausschusses für das Londoner Schuldenabkommcn. Den ihm angetragenen Vorsitz im Untersuchungsausschuß John lehnte er 1954 ab. Seither arbeitete K. nebenberuflich als freier Wirtschaftsberater. 1957 wurde ihm das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Eine umfassende wissenschaftliche Monographie zu K.s Leben und politischer Wirkung liegt bisher nicht vor. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Einzelhandel im Mittelalter. Beiträge zur betriebs- und sozialwirtschaftlichen Struktur der mittelalterlichen Krämerei. Stuttgart/Berlin 1938. - Die Aufgaben der Christlich-demokratischen Union bei dem Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft. Wiesbaden 1946. Das moralische Gesetz. Friedberg (Hessen) 1948. - Ohne Illusionen - Politik der Realitäten. Frankfurt am Main 1949. LITERATUR: Rudolf Morsey (Hrsg.): Konrad Adenauer und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart/ Zürich 1979. - Konrad Adenauer: Briefe. Bearb. von Hans Peter Mensing. Berlin 1983 ff. - Udo Wengst: Staatspraxis und Regierungspraxis 1948-1953. Zur Geschichte der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland 1948-1953. Düsseldorf 1984. - Walter Mühlhausen: Hessen 1945-1950. Zur politischen Geschichte eines Landes in der Besatzungszeit. Frankfurt am Main 1985. - Hans-Peter Schwarz: Adenauer. Bd. 1. Der Aufstieg. 1876-1952. Stuttgart 1986. Winfried Becker: CDU und CSU 1945-1950. Vorläufer, Gründung und regionale Entwicklung bis zum Entstehen der CDU-Bundespartei. Mainz 1987. - Die CDU/CSU im Frankfurter Wirtschaftsrat. Protokolle der Unionsfraktion 1947-1949. Bearb. von Rainer Salzmann. Düsseldorf 1988. - Die CDU/CSU-Fraktion im deutschen Bundestag. Sitzungsprotokolle 1949-1953. Bearb. von Helge Heidemeyer. Düsseldorf 1998. NACHLASS-SPLITTER: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Christian Handschell

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Köhler Köhler, Hans-Ulrich, * 3.9.1944 Jena. Maschinenbaumeisler, ev. K. besuchte 1951-61 die Oberschule in Bürgel, erwarb die Mittlere Reife und erlernte 1961-63 den Beruf des Maschinenbauers. Seit 1974 war er Maschinenbaumeister und 1978-96 selbständiger Maschincnbaumcister in Hainspitz. 1972 trat K. in die CDU ein. 1992 wurde er Landesvorsitzender der Mittclstandsvcrcinigung Thüringen und Mitglied des Bundesvorstandes der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU. 1979-89 war er Mitglied des Gemeinderates in Hainspitz. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 06, Listenplatz 8, Bezirk Gera). Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war K. Mitglied des 11. Dcutschcn Bundestages. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat er den Wahlkreis 303 (Gera-Stadt Eisenberg - Gera-Land I) im Bundestag. Er war stellvertretender Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand der CDU/CSU-Fraktion. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 12. Wahlperiode auch im 2. Untersuchungsausschuß (Treuhandanstalt, seit Oktober 1993). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß, in der 13. Wahlperiode dem Verteidigungsausschuß an. Köhler, Herbert Willi, * 17.12.1919 Peiskrctscham (Oberschlesien), f 11.3.2001 Duisburg. Jurist, leitender Angestellter, Unternehmer, kath. K. legte in Oppeln das Abitur ab und leistete anschließend Arbeitsdienst. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, zuletzt als Offizier bei der Luftwaffe. Seil 1945 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen mit Studienaufenthalten in der Schweiz und in Oxford. 1946/47 war er Mitglied des Allgemeinen Studentenausschusses und erster Sekretär des Studentenrates der Britischen Zone. 1951 wurde er mit der Arbeit Rechtsformen der Beteiligung der Arbeitnehmer an den Betrieben der gewerblichen Wirtschaft zum Dr. jur. promoviert. 1951-53 war er Assistent in einem Unternehmen der chemischen Industrie im Rheinland, 1953-60 zunächst Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung, später der Konzernverwaltung der Ilseder Hütte, Peine. K. habilitierte sich an der Juristischen Fakultät der Universität Göttingen. Seit 1960 war er Hauptgcschäftsführcr und gcschäftsführcndcs Vorstandsmitglied der Wirtschaftsvcrcinigung Eisen- und Stahlindustrie, Düsseldorf, und 1967-85 Mitglied des Board of Directors und des Executive Committee des International Iron and Steel Institute. 1976-84 gehörte K. dem Verwaltungsrat der Europäischen Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie Eurofer, Luxemburg, an. Er war gcschäftsführcndcs Präsidialmitglicd der Internationalen Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie, 1960-72 und 1988-90 Mitglied des beratenden Ausschusses der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Er hatte den Vorsitz des Wirtschafts- und Finanzpolitischen Ausschusses der Industrie- und Handelskammer, Düsseldorf, inne und gehörte 1975-85 dem Beirat der Westdeutschen Landesbank Girozentrale an. 1971 wurde K. Vorsitzender der Wirtschaftsvereinigung der CDU im Kreisverband Duisburg. Seit 1970 war er Mitglied des Vorstandes der Wirtschaftsvereinigung der CDU im Landesverband Rheinland, 1973-82 Vorsitzender, danach Ehrenvorsitzender. 1973-81 hatte er das Amt des Schatzmeisters der CDU Rheinland inne und gehörte 1975-81 dem Präsidium der CDU Nordrhein-Westfalen an. In der 7.-10. Wahlperiode (1972-87) war K. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. In allen vier Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß und als Stellvertretendes Mitglied dem Wirtschaftsausschuß an. In der 7. Wahl-

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periode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis Oktober 1973), in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (seit Oktober 1985). Seine Kenntnis der steuerrechtlichen und finanzpolitischen Probleme machten K. zu einem gefragten Finanz- und Wirtschaftsexperten im Bundestag. In Plenardebatten nahm er vor allem zu Fragen der Steuergesetzgebung Stellung. 1979-81 gehört er dem Europäischen Parlament an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Reallohn vergleich 1938 - 1952 1953 in einem Betrieb der Eisenschaffenden Industrie. Peine 1954. - Einkommensverteilung im Unternehmen. Die Wertschöpfung der Ilseder Hütte und ihre Verteilung von den Gründerjahren bis heute. Düsseldorf 1961. - Hrsg.: Die Walzstahlkontorc. Neuartige Vertriebs-, Investitionsund Produktionsgemeinschaften der deutschen Stahlindustrie. Düsseldorf 1967,21969. - Ordnungspolitik im Ausnahmezustand. Dortmund 1978. - Das Krisenpotential wächst ungebremst weiter. Köln 1981. - Massenarbeitslosigkeit als Folge verlorener Gleichgewichte. Köln 1983. - Wirtschaft und Politik 1979-1983. Düsseldorf 1983. - Erinnerungen. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 6. Boppard am Rhein 1989, S. 9-231. - Plädoyer für eine Verfassungslehre der Wirtschaft. Erkenntnisse und Erfahrungen beim Umgang mit der Marktwirtschaft. Köln u.a. 1993. - 30 Jahre Stahlpolitik aus der Sicht eines Verbandsmanagers. Erinnerungen. 2 Bde., Düsseldorf 1997. LTTERATUR: Standpunkte und Perspektiven. Festschrift für H. W. K. Hrsg. im Namen seiner Freunde, Kollegen und Wegbereiter von Hans-Günther Sohl. Düsseldorf/Wien 1984. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Köhler, Otto, * 10.3.1897 Bühnsdorf, f 27.6.1960 Bühnsdorf. Landwirt, ev. Nach dem Besuch der Volksschule und der Oberrealschule erhielt K. eine landwirtschaftliche Ausbildung. 1914-18 war er Soldat. 1920 übernahm er einen Bauernhof und wurde selbständiger Landwirt. 1924 Schloß er sich der Deutschen Volkspartei an und wurde Mitglied des Landesvorstandes Schleswig-Holstein. 1933 trat K. in die NSDAP ein. 1929-33 war er Provinzialvorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Land- und Bauernbundes, bis 1945 Krcisbauernführer und Leiter des Verbandes der Schlcswig-Holstcinischcn Genossenschaften. 1945-48 befand er sich in Internierung. 1955 wurde K. Mitglied der FDP. Seit 1956 gehörte er dem Landesvorstand Schleswig-Holstein, seit 1957 dem Bundesvorstand der FDP an. 1957 wurde K. über die FDP-Landesliste Schleswig-Holstein in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen. Köhler, Volkmar, * 20.5.1930 Hannover. Musikwissenschaftler, Dozent, Archivar, leitender Angestellter, ev. K., Sohn eines Realschulkonrektors, besuchte das Gymnasium und legte 1949 die Reifeprüfung ab. Er studierte Musikwissenschaften, Germanistik, Kunstgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und Pädagogik an der Universität Göttingen, wo er 1956 mit der Dissertation Heinrich Marschners Bühnenwerke und Verzeichnis der bis zu Marschners Tod 1861 im Druck erschienenen Werke des Komponisten zum Dr. phil. promoviert wurde. 1956-58 war K. Dozent an verschiedenen Erwachsenenbildungsinstituten. 1958-82 arbeitete er im Volkswagenwerk, wo er zunächst für den Auf-

Könen bau des firmengeschichllichen Archivs und für das Werksmuseum zuständig war. Seit 1969 leitete er die zentrale Führungsausbildung des VW-Konzerns und wurde später Kulturbeauftragter der Volkswagen AG in Wolfsburg. K. wurde Mitglied des Aufsichtsrates der Gemeinnützigen Wohnungsbaugcsellschaft Neuland mbH, Wolfsburg, Mitglied des Verwaltungsrates der Deutsch-Belgisch-Luxemburgischen Handelskammer, Mitglied des Vorstandes des Kirchenkreistages Wolfsburg, Mitglied der Kammer für Entwicklungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland, Mitglied der Europa-Union, Mitglied der Gesellschaft für internationale Entwicklung, Mitglied der Kulturpolitischen Gesellschaft Bonn, Mitglied des Verwaltungsrates des Dcutschcn Entwicklungsdicnstcs, stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Marokkanischen Gesellschaft, Präsident des Kuratoriums der Deutschen Orient-Stiftung, Hamburg, Ehrenmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft und Mitglied der Planungskommission der KonradAdenauer-Stiftung. K. trat 1964 in die CDU ein. Er wurde Mitglied des CDUKreisvorstandes Wolfsburg, des CDU-Landesvorstandes Braunschweig, stellvertretender Vorsitzender des CDUBezirksvorstandes Lüneburg und Mitglied des Landesvorstandes der CDU in Niedersachsen. 1964-76 war er Ratsherr, 1969-72 Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg. In der 7.-12. Wahlperiode (1972-94) gehörte K. dem Bundestag an, in der 7.-9. Wahlperiode mit einem Mandat der CDULandcslistc Nicdcrsachscn, in der 10.-12. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 46 (Helmstedt - Wolfsburg). Von Oktober 1982 bis April 1989 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. 1981 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgruppe für Entwicklungspolitik der CDU/CSU-Fraktion. In der 7.-9. Wahlperiode war K. Ordentliches Mitglied (bis Oktober 1982), in der 8. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 11. (seit Mai 1989) und 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) und als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß (seit Juni 1991) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Volkswagenwerke in Wolfsburg und Hannover. Göttingen u.a. 1958. - Aspekte der aktuellen Entwicklungspolitik. Melle 1980, 31982. - Entwicklungspolitik in Afrika. Voraussetzungen und Perspektiven. Bonn 1981. - Konsequenzen des Maastricht-Vertrags für die europäische Entwicklungspolitik. Bonn 1996. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Köhne, Rolf, * 21. 11. 1951 Hannover. Elektroingenieur, leitender Angestellter. K. studierte Elektrotechnik an der Universität Hannover. Er wurde Geschäftsführer der Firma KRW-Steuerungstechnik GmbH, einem Ingenieurbüro für technische Software. K. ist Mitglied der Industriegewerkschaft Metall. 1990 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der PDS in Niedersachsen. 1991 wurde er Landesschalzmeisler. In der 13. Wahlperiode (1994-98) war K. mit einem Mandat der PDS-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und in der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt" mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Fi-

nanzausschuß, dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Ausschuß für Wirtschaft (bis April 1998) an. Koenen, Jakob, * 5.6. 1907 Lippstadt, f 16.1.1974 Lippstadt. Polsterermeister. K. besuchte die Volksschule und vier Jahre die Oberschule, durchlief eine Polsterer- und Dekorateurlehre in Bautzen und arbeitete als Geselle in mehreren Städten. 1930 legte er die Meisterprüfung ab und übernahm die Leitung eines Fachgeschäfts; 1933 machte er sich selbständig. 1940-45 war er Soldat und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1946 wurde K. Obermeister der Sattler- und Polstererinnung in Lippstadt, 1962 Schatzmeister des Deutschen Fußballbundes. K. trat in die SPD ein. 1946 wurde er Stadtverordneter und Kreistagsmitglied in Lippstadt, 1948 Bürgermeister der Kreisstadt Lippstadt. 1952-55 war er Vizepräsident des Nordrhein-Westlalischen Städtebundes. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) gehörte K., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bau- und Bodenrecht (bis September 1956), in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe und in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik, des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (seit Oktober 1955), des Ausschusses für Verkehrswesen und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis September 1956), in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. Könen, Willy, * 8.4.1908 Düsseldorf, t 28.6.1980 Düsseldorf. Technischer Kaufmann, Verwaltungsangestellter, Verbandsfunktionär, ev. Nach dem Erwerb der Mittleren Reife durchlief K. eine Berufsausbildung als technischer Kaufmann für Elektrotechnik. 1925 trat er den Freien Gewerkschaften, 1926 dem Reichsbanner, 1927 der SPD bei und war stellvertretender Vorsitzender des Unterbezirks Düsseldorf. 1932 wurde er Arbeitsdienstführer im „Sozialen Dienst" (Freiwilliger Arbeitsdienst der Freien Gewerkschaften). 1933 schied er aus politischen Gründen aus dem Arbeitsdienst aus und war zeitweise arbeitslos. Während der nationalsozialistischen Herrschaft arbeitete er als Angestellter in verschiedenen Unternehmen. 1940 und 1941-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in amerikanische und britische Kriegsgefangenschaft. 1946 wurde er Sachbearbeiter im Oberpräsidium Nordrhein sowie Organisationssekretär und Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt im Regierungsbezirk Düsseldorf und war erneut in der Gewerkschaft tätig. K. war Mitglied des Landesvertriebenenbeirates beim Sozialministcr Nordrhcin-Wcstfalcn. 1946-56 gehörte K. dem Bezirksvorstand der SPD Niederrhein sowie den Ausschüssen für Sozialpolitik an. 1948-54 war er Ratsherr der Stadt Düsseldorf. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) gehörte K., jeweils über die SPD-Landesliste gewählt, dem Bundestag an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied und seit April 1955 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kommunalpolitik, in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und seit November 1960 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied

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Koenig und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfe, in der 5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und seit Januar 1966 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß (seit Oktober 1959), in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für Atomkernencrgic und Wasserwirtschaft mit. In der 2., 3. und 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und in der 5. Wahlperiode des Finanzausschusses (seit September 1968). NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. Koenig, Peter-Michael, * 12.8.1935 Aachen. Apotheker. K., Sohn eines Apothekers, besuchte das Gymnasium und bestand 1956 das Abitur am Englischen Institut in Heidelberg. Er studierte Volkswirtschaft und Pharmazie und legte 1961 das Staatsexamen der Pharmazie an der Universität München ab. 1962 erhielt er die Approbation zum Apotheker und übernahm 1963 die väterliche Apotheke. 1967 wurde er in den Vorstand der Apothekerkammer Nordrhein gewählt. 1956 trat K. in die SPD ein. 1967 wurde er Landesvorsitzender der Jungsozialisten in Nordrhein-Westfalen. K. gehörte dem Geschäftsführenden Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Ärzte und Apotheker an. 1964 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Aachen und der 4. Landschaftsversammlung Rheinland. 1969 übernahm er den Fraktionsvorsitz der SPD im Rat der Stadt Aachen. In der 6. Wahlperiode (1969-72) gehörte K. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (seit Dezember 1970), bis März 1971 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Parlamentarismus in der Bun-

desrepublik. In: Die Neue Gesellschaft 18 (1971) Heft 3, S. 193-196. Königshofen, Norbert, * 25.1.1943 Essen. Lehrer, kath. K. besuchte die Realschule bis zum Abitur und studierte Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Wirtschaftsrecht, Wirtschaftspädagogik, Wirtschaftsgeschichte und Politische Wissenschaften an der Universität Köln. Nach einem kaufmännischen Praktikum wurde er Referendar, später Studiendirektor am Seminar in Gelsenkirchen für berufsbildende Schulen. K. ist Mitglied des Verwaltungsrates der Stadlsparkasse Essen. 1961 der CDU beigetreten, wurde K. 1983 Kreisvorsitzender der CDU Essen und 1986 stellvertretender Vorsitzender der CDU im Ruhrgebiet. 1975-94 war er Ratsherr und Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Essen. 1994 und 1998 wurde K. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Finanzausschuß, dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung sowie dem Haushaltsausschuß an. In der

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14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. Königswarter, Wilhelm, * 30. 8.1890 Hannover, t 12.12.1966 Berlin. Jurist. K. besuchte das Humanistische Gymnasium in Hannover, studierte Nationalökonomie und Rechtswissenschaften in Leipzig, Marburg und Berlin und legte das Referendarexamen ab. 1914 wurde er in Göttingen mit der Arbeit Die Rechtsstellung des Mannes zum Frauengut und der Konkurs der Ehefrau bei den gesetzlichen Güterständen zum Dr. jur. promoviert. Bis 1930 gehörte er dem erweiterten Vorstand der Deutschen Demokratischen Partei an. Nach 1933 war er aus politischen Gründen mehrfach inhaftiert. 1945 trat K. in die SPD ein. Er war Vorsitzender des Ausschusses für Geld und Kredit im SPD-Landesverbandsvorstand Berlin. Nach einer Nachwahl zog K. am 6.2.1952 in den Bundestag ein, in dem er bis 1961 Berlin verlrat. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für ERP-Fragen (seit Februar 1952), in der 1. (seit Februar 1952) und 2. Wahlperiode im Ausschuß für Finanzund Steuerfragen und in der 3. Wahlperiode im Finanzausschuß. Dem Ausschuß für Geld und Kredit gehörte er in der 1. Wahlperiode von März 1952 bis Februar 1953 als Stellvertretendes, danach und in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaftspolitik und in der 3. Wahlperiode des Wirtschaftsausschusses (bis Februar 1959), des Außenhandelsausschusses (seit Februar 1959) und des Ausschusses für Mittelstandsfragen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Witz als Waffe. Gesammelt und eingel. von W. K. Hannover 1955. Köppe, Ingrid, * 6.3.1958 Berlin. Bibliothekarin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Angestellte. K., Tochter einer Übersetzerin, besuchte ein Gymnasium in Berlin und studierte nach dem Abitur 1976 an der Pädagogischen Hochschule Güstrow. 1977 geriet sie mit dem Politbüro in Konflikt, da sie die geforderte Zustimmung zur Ausbürgerung von Wolf Biermann verweigerte. Sie brach darauf hin das Studium ab und arbeitete als Bibliothekshelferin. 1978-81 besuchte sie die Fachschule für Bibliothekare in Leipzig und war seit 1981 Bibliothekarin. Als man sie in die Verwaltung versetzen wollte, kündigte K. und arbeite als Zeitungszustellerin. 1986-88 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Zentralinstitut für Bibliothekswesen der DDR und 1988-90 Flcuropbotin. Seit September 1989 engagierte sich K. im Neuen Forum, das sie am zentralen Runden Tisch vertrat. Im Mai 1990 wurde sie in die Stadtverordnetenversammlung Berlin (Ost) gewählt. Bei den Bundestagswahlen 1990 kandidierte K. als Spitzenkandidatin für Bündnis 90/Grüne im Wahlkreis HalleAltstadt und zog über die Landesliste Sachsen-Anhalt in den Bundestag ein, dem sie bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. Sie war Ordentliches Mitglied des Innenausschusses, des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des 1. Untersuchungsausschusses (Kommerzielle Koordinierung). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Rcchtsausschuß und dem Haushaltsausschuß an. Im Bundestag brachte K. einen Entwurf für das Stasi-Unterlagengesetz ein und wandte sich besonders gegen die „ersatzlose Herausgabe" von Unterlagen der Staatssicherheit an westdeutsche Geheimdienste. K. arbeitete im Un-

Körper terausschuß zur Bewältigung der Stasi-Vergangenheit sowie im Untersuchungsausschuß zur Aufklärung der Vorgänge um die ehemalige DDR-Organisation „Kommerzielle Koordinierung" mit. 1994 strebte sie keine Wiederwahl an. K ö p p l e r , Heinrich, * 2 6 . 1 1 . 1 9 2 5 Hattenheim, t 2 0 . 4 . 1 9 8 0 Düsseldorf. Jurist, Vcrwaltungsbeamter, kath. K., Sohn eines Oberamtsrichters, besuchte Gymnasien in Mainz und Wiesbaden und legte 1943 das Abitur ab. Er wurde Berufssoldat, besuchte die Kriegsschule bei Prag und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Sommer 1945 zurückkehrte. Von Ende 1945 bis 1948 studierte er Rechtswissenschaften in Erlangen und Mainz, war danach vorübergehend Berater der amerikanischen Militärregierung und wurde 1949 Assistent des Rcchtsausschusses beim Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet in Frankfurt am Main. Seit 1949 persönlicher Referent des Bundestagspräsidenten Erich —> Köhler in Bonn, kehrte er 1950 in die Justizverwaltung zurück und holte 1953 das Große Juristische Staatsexamen nach. 1946 wurde K. Stadtjugendführer der katholischen Jugend in Wiesbaden, 1949 Diözesanjugendführer des Bistums Limburg. 1952-56 war er Bundesführer der Deutschen Katholischen Jugend, 1954/55 Vorsitzender des Deutschen Bundesjugendringes, 1954-56 Präsident des Weltbundes der Katholischen Jugend, 1956-65 Generalsekretär, 1968-80 Vizepräsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und Vorsitzender der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung e. V. 1971 wurde K. Mitglied der Deutschen AngestelltenGewerkschaft. 1946 trat K. in die CDU ein. 1969-80 war er Vorsitzender der CDU Rheinland, 1970-80 Vorsitzender des Präsidiums der CDU in Nordrhein-Westfalen, 1971-80 Mitglied des Bundesvorstandes der CDU und 1973-80 dessen stellvertretender Vorsitzender. 1970-80 gehörte er dem Nordrhein-Westfälischen Landtag an und hatte den Vorsitz der CDU-Fraktion inne. 1965 und 1969 wurde K. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. 1968/69 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, 1969/79 Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion und stellvertretender Fraktionsvorsitzender. 1969 kandidierte K. erfolglos für das Amt des Bundestagspräsidenten. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied (bis Juli 1968), in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Innenaussehuß an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (bis November 1966) und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Mai 1968), in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Rechtsausschusses. A m 8 . 8 . 1 9 7 0 legte er sein Mandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mißverständnisse, Spannungen, Rivalitäten? Zum Verhältnis von Parlament und Regierung. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 173-183. - Die Opposition in der modernen Demokratie. In: Die Opposition in der modernen Demokratie. Hrsg. von Rudolf K. F. Schnabel. Stuttgart 1972, S. 18-21. LITERATUR: Heinzgünter Klein: Gefragt: H. K. Bornheim 1975. - Fricdhclm Gcraedts: Die vergessenen Jahre. H. K. und zehn Jahre Oppositionspolitik in Nordrhein-Westfalen. Köln 1987. - Friedrich Kronenberg und Bernhard Vogel (Hrsg.): H. K. Christ und Politiker 1925-1980. Düsseldorf 1990. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

K ö r n e r , Georg, * 3 . 7 . 1 9 0 7 Charlottenburg (heute zu Berlin). Technischer Angestellter, cv. K., Sohn eines Polizeihauptwachtmeislers, machte eine Lehre im Maschinenbau bei der AEG, besuchte eine Abendschule und erwarb 1924 die Obersekundareife. Während des Militärdienstes von November 1925 bis März 1929 bereitete er sich auf das Abiturexamen vor, das er im März 1929 an der Oberschule in Berlin-Zehlendorf bestand. Nach dem freiwilligen Ausscheiden aus der Reichswehr arbeitete K. ein Jahr lang als Detailkonstrukteur und technischer Zeichner bei General Motors. 1929 von der Deutschen WagenbauVereinigung als technischer Angestellter eingestellt, wurde er bei der nächsten Betriebseinschränkung entlassen und war zwei Jahre arbeitslos. 1929 trat K. in die NSDAP ein, wurde Gauredner, später Gaubetriebszellenredner in Berlin und Brandenburg und stieg zum Reichsredner auf. Er war Kreisbetriebszellenleiter im Gau Berlin und arbeitete beim „Völkischen Beobachter". 1933 wurde er Stadtrat und Fraktionsführer in BerlinWeißensee. K. war Leiter des Deutschen Arbeitsverbandes der öffentlichen Betriebe, später Reichsbetriebsgruppenleiter für Verkehr und öffentliche Betriebe in der Dcutschcn Arbeitsfront Berlin. 1940 zur Wehrmacht eingezogen, geriet er 1945 in französische Kriegsgefangenschaft. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war K. mit einem Mandat der GB/BHE-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Seit 12.7.1955 fraktionslos, Schloß er sich am 14. 7.1955 der FDP-Fraktion an, aus der er am 2 3 . 2 . 1 9 5 6 ausschied. A m 15.3.1956 wurde er Mitglied der Demokratischen Arbeitsgemeinschaft, am 2 6 . 6 . 1 9 5 6 der Freien Volkspartei (FVP). K. engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen (seit März 1956) und im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (von September 1955 bis Februar 1956 und seit März 1956). Dem Ausschuß für Verkehrswesen gehörte er bis Juli 1955 und wieder seit März 1956 als Stellvertretendes, von September 1955 bis Februar 1956 als Ordentliches Mitglied an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Beamtenrechl (von März bis November 1956), des Haushaltsausschusses (seit März 1956), des Ausschusses gemäß Art. 15 GG (von September 1954 bis Juli 1955) und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Juli 1956). Dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen gehörte er bis Juli 1955 als Ordentliches, seit März 1956 als Stellvertretendes Mitglied, dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht von März bis November 1956 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an. K ö r p e r , Fritz Rudolf, * 14.11.1954 Rehborn. Theologe, ev. K. besuchte bis zum Abitur 1974 das Gymnasium, studierte Evangelische Theologie in Mainz und bestand 1982 die Theologische Prüfung bei der Evangelischen Landeskirche der Pfalz. K. war 1983-98 Vorsitzender des Fußballsportvereins Rehborn. Er wurde Mitglied der Arbeiterwohll'ahrt und der Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt. 1973 trat K. in die SPD ein. 1990 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bad Kreuznach und stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Rheinland-HessenNassau. 1979-94 war er Mitglied des Gemeinderates in Rehborn, 1984-94 erster Beigeordneter der Gemeinde Meisenheim. Er gehörte dem Kreistag Bad Kreuznach und 1979-90 dem Landtag von Rheinland-Pfalz an. Seit 1990 vertritt K. den Wahlkreis 150 (Kreuznach) im Bundestag. 1994-98 war er innenpolitischer Sprecher der SPDFraktion. In der 12. und 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Innenaussehuß und gehörte seit

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Köster Juni 1991 dem Verleidigungsausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit (bis Mai 1992 und wieder seit Oktober 1992), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr. Im Oktober 1998 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern. Köster, Gottfried, * 15.1.1928 Rheine. Gymnasiallehrer, kath. K. legte 1946 das Abitur ab, bestand die Kaufmannsgehilfenprüfung und studierte Mathematik, Physik und Katholische Theologie. Nach dem Ersten Staatsexamen 1950 war er Referendar, seit 1953 Studienassessor in Münster, später Studienrat und Oberstudienrat in Rheine. 1949 trat K. in die CDU ein. Seit 1956 war er Mitglied des Kreistages, 1965-69 Landrat des Kreises Steinfurt. In der 6.-8. Wahlperiode vertrat K. den Wahlkreis 96 (Steinfurt-Coesfeld), in der 9. Wahlperiode den Wahlkreis 98 (Steinfurt II) im Bundestag. In der 6.-8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (seit April 1972), in der 6., 7. und 9. Wahlperiode des Petitionsausschusses (bis Januar 1981) und in der 6. (seit April 1972), 7. und 8. Wahlperiode des Finanzausschusses. In der 9. Wahlperiode gehörte er zunächst als Stellvertretendes, seit Oktober 1982 als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. Köster-Loßack, Angelika, * 17.3.1947 Emmerich (Kr. Rees). Soziologin, Dozentin. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte K.-L. Indologie, Ethnologie und Soziologie an der Universität Heidelberg, hielt sich zu Studienzwecken ein Jahr lang in Israel auf und wurde 1971 mit der Arbeit Zur Genese des ethnischen Konflikts in Israel. Seine historischen, sozioökonomischen, soziokulturellen und sozialpsychologischen Hintergründe promoviert. Seit 1974 war sie Lehrbeauftragte in Heidelberg und an der University of Maryland. 1986 wurde sie Dozentin an der Fachhochschule für Sozialwesen in Mannheim. K.-L. ist Vorsitzende der Deutsch-Indischen Gesellschaft, Vizepräsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und Stellvertretendes Mitglied des Kuratoriums der Stillung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", Bonn. 1984 trat K.-L. in die Grün-Alternative Liste in Heidelberg, 1990 in die Partei Die Grünen ein und wurde Mitglied des Kreisvorstandes Heidelberg. 1986-89 war sie Mitglied des Gemeinderates in Heidelberg. 1994 und 1998 wurde K.-L. über die Landeslistc BadenWürttemberg von Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Wirtschaft, dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Auswärtigen Ausschuß (bis Februar 1998) an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und des Petitionsausschusses. Sie gehört der Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland an.

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Kohl, Georg, * 30.5.1881 München, f 31.1.1952 Brackenheim. Redakteur, Verleger, Unternehmer. Nach dem Besuch der Hochschule war K. als politischer Redakteur in Weimar tätig. 1907 wurde er Zeitungsverleger und Redakteur in Brackcnhcim und gehörte dem Kreis um Friedrich Naumann an. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Nach 1918 war er Buchdruckcrcibcsitzer und Gemeinderat in Brackenheim, hatte den Vorsitz des Bezirksgewerbeverbandes inne und gehörte der Handwerkskammer Heilbronn an. 1933 aus allen Ämtern entlassen, verlor K. auch seine Zeitung „Zaberbote". Nach dem Zweiten Weltkrieg war K. wieder Gemeinderat in Brackenheim und gehörte für die Deutsche Volkspartei auch dem Kreistag und dem Kreisrat an. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat K. den Wahlkreis 4 [166] (Heilbronn) im Bundestag. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen, im Ausschuß für Wirtschaftspolitik (Juni/Juli 1951) und im Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung, dem Ausschuß für Lastenausgleich (seit Juni 1951) und dem Ausschuß gem. Art. 15 GG an. K. wurde zum Ehrenbürger von Brackenheim ernannt. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Kohl, Helmut, * 3.4.1930 Ludwigshafen am Rhein. Historiker, kath. K.s Vater Hans entstammte einer Bauernfamilie aus Mainfranken; im Ersten Weltkrieg war er Offizier an der Westfront und danach Finanzbeamter. Die Mutter Cäcilie, eine Lehrertochter aus Ludwigshafen-Friesenheim, brachte K. als jüngstes von drei Kindern zur Welt. Das katholischbürgerliche Elternhaus vermittelte politisch-religiöse Toleranz und einen starken Patriotismus, bewahrte aber kritische Distanz gegenüber dem Nationalsozialismus. Der Vater gehörte nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches zu den Begründern der CDU in Friesenheim; der Sohn engagierte sich seit 1947 in der Jungen Union und CDU Ludwigshafen. Prägenden Einfluß auf ihn übte Dekan Johannes Finck, katholischer Pfarrer der Arbeitersiedlung Limburgerhof, aus. 1945 gehörte der frühere Zentrumspolitiker und Abgeordnete des Bayerischen Landtages (1928-32) zu den Vordenkern eines überkonfessionellen Neuanfangs. Nach dem Abitur 1950 studierte K. Geschichte, Rechts- und Staatswissenschaften in Frankfurt am Main und Heidelberg. 1953 rückte er in den Vorstand der CDU Pfalz und 1955 in den Landesvorstand auf. 1958 wurde er in Heidelberg mit einer Arbeit über Die politische Entwicklung in der Pfalz und das Wiedererstehen der Parteien nach 1945 promoviert. K. wurde nun als Referent beim Industrieverband Chemie in Ludwigshafen angestellt (bis 1969). Nach dem Einzug in den Mainzer Landtag 1959 als jüngster Abgeordneter heiratete er 1960 Hannelore Renner - aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. Neben dem Kreisverband seiner Partei führte K. seit 1960 auch die oppositionelle CDU-Stadtratsfraktion in Ludwigshafen. 1961 stieg er zum stellvertretenden, 1963 mit 33 Jahren zum Fraktionschef im Mainzer Parlament auf. Seit 1964 Vorsitzender des CDUBezirks Pfalz, löste er zielstrebig 1966 den Ministerpräsidenten Peter Altmeier in der Führung der Landespartei und 1969 an der Regierungsspitze ab. Im selben Jahr avancierte er zum stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden. Bei den Landtagswahlen 1971 und 1975 errang die CDU erstmals die absolute Mehrheit in Rheinland-Pfalz. Nach einem mißlungenen Anlauf 1971 wurde K. 1973 zum Bundesvorsitzenden der CDU berufen. Als Kanzlerkandidat der Union schaffte er bei der Bundestagswahl 1976 gegen

Kohl Helmut —»Schmidt mit 48,6% das beste Ergebnis, das je cinc Partei aus der Opposition heraus erzielte; die Regierung aus SPD/FDP blieb jedoch im Amt; K. gab sein Amt als Ministerpräsident auf und ging als Fraktionsvorsitzender nach Bonn. Gegen den Kreuther Trennungsbeschluß der CSU verteidigte K. erfolgreich die Fraktionsgemeinschaft der Unionsparteien im Bundestag. Nach der gescheiterten Kanzlerkandidatur von Franz Josef —»Strauß 1980 und dem Zerfall der Regierung Schmidt wurde diese am 1.10.1982 durch ein konstruktives Mißtrauensvotum der C D U / C S U und FDP gestürzt und K. zum Bundeskanzler gewählt. Durch die Wahl vom März 1983 bestätigt, setzte er gegen heftige Proteste der Friedensbewegung den NATO-Nachrüstungsbeschluß durch. Die Neuverschuldung des Bundes, die Staatsquote und Inflation gingen zurück, die Zahl der Erwerbstätigen stieg zwischen 1983 und 1989 um 1,3 Millionen Menschen. Bei den Wahlen von 1987 behauptete die Koalition von Union und FDP ihre Mehrheit im Bundestag. Allen Protagonisten der Zwcistaatlichkeit zum Trotz hatte K. die deutsche Frage weiterhin für offen erklärt und am Verfassungsgebot der nationalen Einheit festgehalten. Mit seinem Zehn-Punkte-Programm, das er am 28.11.1989 überraschend dem Bundestag vorlegte, übernahm der Kanzler die deutschlandpolitische Initiative. Seine Rede vor der Dresdner Frauenkirche am 19.12.1989 setzte ebenso einen Meilenstein auf dem Weg zur Wiedervereinigung wie der Triumph bei der ersten freien Volkskammcrwahl am 18.3.1990. Nicht zuletzt durch das persönliche Vertrauen, das er sich bei George Bush, Michail Gorbatschow, François Mitterand und anderen Partnern erworben hatte, gewann K. deren Zustimmung zur deutschen Einheit. Der geschichtsbewußte Kanzler galt als europäischer Visionär, frei vom Verdacht des Nationalismus. Als am 3.10.1990 die Menschen aus Ost und West die Wiedervereinigung feierten, stand K. vor dem Berliner Reichstagsgebäude auf dem Höhepunkt seines politischen Lebens. Die zweite Hälfte seiner Regierungszeit war von der Herausforderung geprägt, die staatsrechtlich vereinigte Bundesrepublik zur inneren Einheit zu führen. Darüber hinaus wollte K. die europäische Integration unwiderruflich machen; zur Schaffung der politisch-wirtschaftlichen Union und der gemeinsamen Währung hat er maßgeblich beigelragen. Die innenpolitische Bilanz litt trotz beachtlicher Erfolge unter der unterschätzten Erblast der DDR-Vergangenheit, aber auch unter Versäumnissen etwa bei der Förderung von Familien und Kindern. Mit ihrer Mehrheit im Bundesrat blockierten die SPD-gefUhrtcn Länder notwendige Reformen. Vcrschleißerscheinungen nach sechzehnjähriger Kanzlerschaft stellten sich ein. Hatte die Regierung die Bundestagswahl 1994 noch knapp gewonnen, so verlor sie im Herbst 1998 deutlich gegen ein rot-grünes Bündnis unter Gerhard —» Schröder. Den Vorsitz der CDU, die er ein Vierteljahrhundert geführt hatte, übergab K. an Wolfgang —> Schäuble. Die Europäische Union ernannte K. aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenbürger Europas. K. ist Träger höchster Auszeichnungen des In- und Auslandes. Auf den Ehrenvorsitz seiner Partei mußte er am 18.1.2000 im Zusammenhang mit der CDU-Finanzaffäre verzichten. Obgleich er eigene Fehler im Umgang mit Parteispenden eingeräumt hatte, geriet der Altkanzler in das Kreuzfeuer einer teilweise berechtigten, teilweise maßlosen Kritik. Die Gerichte sprachen ihn von strafrechtlicher Schuld frei, aber K.s Ansehen blieb nur im Ausland unbeschädigt. „Kein europäischer Staatsmann seit dem Zweiten Weltkrieg wird ein solch positives und reiches Erbe hinterlassen", schrieb ihm der amerikanische Präsident Bill Clinton, als K. 1998 nach der längsten Amtszeit eines Bundeskanzlers von der Bühne der Weltpolitik abtrat. K. hat als großer Deutscher und Europäer seinen bleibenden Platz in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

K., der seit 1976 dem Deutschen Bundestag angehört, wurde mit Ausnahme der 12. und 13. Wahlperiode, in der er mit einem Direktmandat den Wahlkreis 157 (Ludwigshafen) vertrat, jeweils über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kultur und Medien. K. hat den Vorsitz des Beirates der Deutschen Vcrmögensberatungs AG, Frankfurt am Main, inne, gehört dem Beirat von Le Figaro, Paris, an und ist Mitglied des Vorstandes der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Sankt Augustin. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hausputz hinter den Fassaden. Praktikable Reformen in Deutschland. Osnabrück 1971. Hrsg.: Konrad Adenauer 1876-1976. Stuttgart 1976. - Katholisch, liberal, patriotisch. In: Mein Elternhaus. Ein deutsches Familienalbum. Hrsg. von Rudolf Pörtner. Düsseldorf 1984. - Der Kurs der CDU. Reden und Beiträge des Bundesvorsitzenden 1973-1993. Stuttgart 1993. - Mein Tagebuch 1998-2000. München 2000. LITERATUR: Werner Filmer und Heribert Schwan: H. K. Düsseldorf 1985. - Werner Maser: H. K. Berlin 1990. Bernhard Vogel (Hrsg.): Das Phänomen. H. K. im Urteil der Presse. Stuttgart 1990. - Horst Teltschik: 329 Tage. Innenansichten der Einigung. Berlin 1991.-Eduard Ackermann: Mit feinem Gehör. Bergisch Gladbach 1994. - Kai Dickmann und Ralf Georg Reuth: H. K. - Ich wollte Deutschlands Einheit. Berlin 1996. - Karl-Rudolf Körte u.a.: Geschichte der deutschen Einheit. Stuttgart 1998. - Klaus Dreher: H. K. Leben und Macht. Stuttgart 1998. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Theo Schwarzmüller Kohl, Rudolf, * 10.1.1895 Neustadt a. d. Haardt, t 8.8.1964 Hofstetten (Kinzigtal). Schriftsetzer, kaufmännischer Angestellter, Verwaltungsangestellter. Nach dem Ersten Weltkrieg war K., Sohn eines Schuhmachermeisters, in seinem erlernten Beruf als Schriftsetzer tätig. 1914 Schloß er sich der Gewerkschaft an. 1918 wurde er Mitglied der USPD, wechselte 1923 zur KPD und gehörte 1924-29 der Stadtverordnetenversammlung in Leipzig an. Seil 1928 arbeitslos, war er seit 1936 kaufmännischer Angestellter, 1942-45 bei der Stahlheim Mannheim AG. Nach Kriegsende wurde er dort Personalreferent. 1945/46 war er Direktor des städtischen Wohnungsamtes in Mannheim. Als Mitglied der KPD wurde K. in den Mannheimer Stadtrat gewählt. 1946-48 war er Arbeitsminister des Landes Württemberg-Baden, 1946-50 Mitglied des Württcmbergisch-Badischen Landtages. Am 26.1.1950 rückte K. über die KPD-Ergänzungsliste Württemberg-Baden für den ausgeschiedenen Abgeordneten Robert —» Leibbrand in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Lastenausgleich (von April 1950 bis März 1952) und im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (seit März 1950). Von November 1950 bis Mai 1951 gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Sozialpolitik und anschließend bis März 1952 beiden Ausschüssen als beratendes Mitglied an. Von November 1950 bis Juni 1951 war er beratendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Organisationsausschuß (seit November 1950), dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung (seit November 1950), dem Ausschuß für Geld und Kredit (von November 1950 bis Mai 1951) und dem Ausschuß für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz (seit November 1950) an.

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Kohlberger LITERATUR: Jens Ulrich Klocksin: Kommunisten im Parlament. Die KPD in Regierungen und Parlamenten der westdeutschen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland (1945-1956). Bonn 1993. K o h l b e r g e r , Richard, * 16.8.1911 Augsburg, t 20.11.1990 Augsburg. Maschinenschlosser, Gewerkschaftsfunktionär. K. besuchte die Volksschule, erlernte den Beruf des Maschinenschlossers und arbeitete nach bestandener Gesellenprüfung bis 1947 als Maschinenschlosser und Dieselmonteur. Seit 1927 gehörte er der IG Metall, seit 1931 dem Reichsbanner an. 1947 wurde K. Jugendsekretär beim Bayerischen Gewerkschaftsbund. 1950 besuchte er die Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1951-58 war er Sekretär beim Vorstand der IG Metall, seit 1958 Bevollmächtigter der IG Metall an der Verwaltungsstelle Augsburg. 1945 wurde K. Mitglied, 1946 Funktionär der SPD in Augsburg, wo er auch Stadtverordneter war. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) war K., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 4. und 5. Wahlperiode gehörte er dem Ausschuß für Sozialpolitik bis November 1968 als Ordentliches, seit Juni 1968 als Stellvertretendes Mitglied an. Er war in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen. Dem Ausschuß für Arbeit gehörte er in der 5. Wahlperiode zunächst als Stellvertretendes, seit November 1967 als Ordentliches Mitglied an. Im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung engagierte er sich in der 6. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied. K o h n , Roland, * 25.3.1950 Ludwigshafen. Geisteswissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Publizist, Parteifunktionär, ev. K. bestand 1969 das Abitur und studierte Politische Wissenschaft und Philosophie in Mannheim. Nach dem Abschluß mit dem Magister Artium arbeitete er an einem sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekt der Universität Mannheim mit und war als Publizist tätig. 1969 trat K. in die FDP ein. 1980-91 war er Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Unterer Neckar, 1980-83 Pressesprecher des FDP-Landesverbandes Baden-Württemberg, 1987-97 Mitglied des Landesvorstandes der FDP Baden-Württemberg und 1991-95 Vorsitzender der badenwürttembergischen FDP. 1996 gründete K. den Heppenheimer Kreis der FDP, der sich vor allem mit den Interessen des Mittelstandes beschäftigt. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) gehörte K„ jeweils über die FDP/DVP-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, dem Bundestag an. Er war Vizepräsident der parlamentarischen Gruppe Bahn, der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe des Bundestages, bahnpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, FDP-FraktionsSprecher für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, FDP-Sprecher in der Enquête-Kommission des Bundestages „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" und 1994-98 Vorsitzender der badenwürttembergischen Landesgruppe. In der 10. und 11. Wahlperiode engagierte sich K. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologic. Dem Ausschuß für Verkehr gehörte er in der 10.-12. Wahlperiode als Ordentliches, in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 10. Wahlperiode war er von März 1984 bis Januar 1985 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen, in der 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (bis Juni 1990) und in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Post und Telekommunikation an. Er war in der 11. Wahlperiode seit No-

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vember 1989 Stellvertretendes, seit Juni 1990 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für inncrdcutschc Beziehungen. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N : Lebhafter Psychomarkt. Zur Arbeit der Enquête-Kommission über sogenannte Sekten. In: liberal 40 (1998) Heft 2, S. 21-25. - Unser Bundestag devot, virtuell, abgemeldet? In: liberal 41 (1999) Heft 1, S. 14-17. L I T E R A T U R : Oliver Stumm: Liberale im Südwesten: Die Zeit von 1984 bis 1996. Eine Dokumentation der jüngsten Geschichte der F.D.P./DVP in Baden-Württemberg mit Interviews von Zeitzeugen. Konstanz 1997, S. 84-95. K o h u t , Oswald (Adolph), * 19.1.1901 Berlin, t 23.7.1977 Langen. Volkswirt, Journalist, Unternehmer, ev. K., Sohn eines Redakteurs und Schriftstellers, besuchte ein Realgymnasium und studierte nach dem Abitur Philosophie, Geschichte und Volkswirtschaft in Berlin, Heidelberg und Gießen. 1930 wurde er in Gießen mit der Arbeit Zeitungen und Zeitschriften als Handelsgut zum Dr. phil. promoviert und arbeitete bis 1934 als Journalist, zuletzt beim Ullstein Verlag. 1935 wurde er als „politisch unzuverlässig" mit Berufsverbot entlassen. K. übernahm daraufhin die 1901 gegründete Weinbrennerei H. A. Wagner KG und baute das Unternehmen aus. 1941 legte er die Destillateurprüfung ab. 1946-1951 war K. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Ernährungsindustrie in Hessen. 1947 wurde er Präsident des Bundesfachverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie e. V. Düsseldorf, Vizepräsident der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Spirituosen-Industrie e.V., Frankfurt am Main, Vorsitzender der Vereinigung Hessischer Spirituoscnhcrsteller e.V., Wiesbaden, und Mitglied des Gewerbeausschusses bei der Branntwein-Monopolverwaltung in Offenbach. Er gehörte dem Beirat der Industrie- und Handelskammer Offenbach an. K. war Mitbegründer der CDU im Landkreis Offenbach, wechselte 1947 zur FDP und wurde 1956 stellvertretender FDP-Landes- und Bundesvorsitzender. Im Herbst 1961 trat er aus Protest gegen die Beteiligung der FDP an der vierten Regierung —> Adenauer von diesen Ämtern zurück. 1946-51 war er Stadtverordneter in Langen. Er hatte den Fraktionsvorsitz im Kreistag OITenbach-Land inne. 1954-57 war K. Mitglied des Hessischen Landtags, seit 1955 als Vorsitzender der FDP-Fraktion. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) war K. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Hessen Mitglied des Bundestages. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (bis Oktober 1959). Er gehörte bis November 1959 als Stellvertretendes, danach bis Oktober 1960 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrechl und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Gesundheitswesen an. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheitswesen (seit Oktober 1964) und im Ausschuß für Wiedergutmachung (seit Februar 1963) mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. Dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen gehörte er bis November 1962 als Ordentliches, danach bis Oktober 1964 als Stellvertretendes Mitglied an. Kolb, Elmar, * 7.1.1936 Bad Neustadl (Saale). Industriekaufmann, Maschinenbauingenieur, Unternehmer, kath. K., Sohn eines Verwaltungsoberinspektors, besuchte das Realgymnasium in Bad Neustadl, erwarb 1954 die Mittlere Reife, durchlief eine kaufmännische Lehre und machte

Kolbe 1957/58 ein Praktikum als Maschinenschlosser. 1958-61 studierte er Maschinenbau am Ohm-Polytechnikum in Nürnberg. Seit 1961 technischer Angestellter in Köln, seit 1962 in Friedrichshafen, gründete er 1964 eine Tiefbaufirma in Meckenbeuren, die 1971 nach Tettnang überführt wurde und deren Geschäftsführer K. war. Seit 1965 Mitglied der Jungen Union, seit 1967 Mitglied der CDU, gehörte K. seil 1969 dem Bezirksvorstand der CDU Süd-Württemberg-Hohenzollern an. 1971 wurde er Kreisvorsitzender im Altkreis Tettnang, 1973 im Bodenseekreis. Seit 1977 war er Mitglied des Bundesvorstandes der Mittelstands Vereinigung und 1980-85 Präsident des Bundesverbandes der Selbständigen e.V. Am 10.6. 1977 rückte K. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Norbert -H> Nothhclfer in den Bundestag nach, wurde 1980 über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg gewählt und vertrat in der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) den Wahlkreis 197 (Ravensburg - Bodensee) im Bundestag. In der 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit Juni 1977), in der 9.-11. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis Mai 1990) und in der 10. Wahlperiode im Rechtsausschuß (vorübergehend im Februar 1986). In der 9.-11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr (bis März 1990), in der 10. und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Juni 1986) und in der 11. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Mai 1989) an. Kolb, Heinrich Leonhard, * 8.1.1956 Babenhausen (Hessen). Diplomwirtschaftsingenieur, Unternehmer, cv. K. besuchte das Bachggymnasium in Babenhausen, studierte an der Technischen Hochschule Darmstadt, Schloß das Studium als Diplomwirtschaftsingenieur ab und wurde 1988 in Göttingen mit der Arbeit Marketing für Zulieferunternehmen. Eine Untersuchung auf typologischer Grundlage zum Dr. rer. pol. promoviert. Er ist Geschäftsführer der Kolb Holding GmbH, der Kolb Zulieferungen GmbH und der Leonhard Kolb GmbH in Babenhausen. 1983 trat K. in die FDP ein. Er wurde Vorsitzender des FDPKreisverbandes Darmstadt-Dieburg. 1989-92 war er Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses und Fraklionsvorsitzender in der Stadtverordnetenversammlung Babenhausen. Seit 1990 ist K., jeweils über die FDP-Landes liste Hessen gewählt, Mitglied des Bundestages. 1992-98 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft, 1996-98 zusätzlich Beauftragter der Bundesregierung für die Belange des Mittelstandes. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft (bis Oktober 1992), als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß (bis Oktober 1992) an. In der 14. Wahlperiode engagiert er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, der EnqueteKommission „Globalisierung der Weltwirtschaft" und der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und in der Deutschen Delegation in der Versammlung der Wesleuropäsichen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung. K o l b e , Manfred, * 17. 8.1953 Naunhof. Jurist (Staatsanwalt, Richter), Verwaltungsbeamter, ev. K., Sohn eines Archäologen, wuchs seit 1959 in der Bundesrepublik auf. 1973 bestand er in Rom das Abitur und studierte Rechtswissenschaften in Berlin und München. 1979 legte er das Erste, 1982 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1983 zunächst Staatsanwalt in München, arbeitete

er 1983-88 im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, war 1989/90 Richter am Finanzgericht München und 1990 Oberregierungsrat in der Bayerischen Staatskanzlei. K. leitete das Informationsbüro des Freistaates Bayern in Dresden und gehörte 1990 als Landesstrukturbeauftragter für Finanzen dem Koordinierungsausschuß für die Bildung des Landes Sachsen an. 1990 war er Notar in Grimma. K., der sich als Student dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten angeschlossen hatte, war 1978-90 Mitglied der CSU. 1990 wechselte er zur CDU, wurde 1991 Kreisvorsitzender und war 1993-99 Mitglied des Landesvorstandes der CDU Sachsen. Seit 1999 gehört er dem Präsidium der CDU Sachsen an. Im September 2000 wurde er Staatsminister der Justiz in Sachsen. Von 1990 bis zur Niedcrlegung des Mandats am 2.10.2000 vertrat K. den Wahlkreis 312 (Döbeln - Grimma - Oschatz) im Bundestag. In der 12.-14. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. In der 12. und 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß, in der 12. Wahlperiode dem Finanzausschuß und dem Ausschuß Treuhandanstalt (seit Februar 1993), in der 14. Wahlperiode dem Ausschuß für Angelegenheiten der Neuen Länder an. Kolbe, Regina, geb. Peters, * 28.3.1950 Havelberg. Chemielaborantin, Verwaltungsangestellte. Nach dem Besuch der Allgemeinbildenden Polytechnischen Oberschule erwarb K. 1968 einen Facharbeiterabschluß an der Betriebsberufsschule in Rödichen, war 1968-74 Chcmiclaborantin und wurde 1977 Sachbearbeiterin im Vertrieb Junkalor Dessau. 1983-90 war sie bei der Zentralen Verwaltung Volksbildung, seit 1990 in der Gesundheits- und Sozialverwaltung in Eilenburg tätig. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1990 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der SPD in Eilenburg. Sie wurde Mitglied des Vorstandes und Mitglied des Kreisausschusses für Finanzen. Am 14.3.2001 trat sie aus der SPD aus. In der 12. Wahlperiode gehörte K. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Sachsen dem Bundestag an. Sic war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". Kolbe, Walther, * 27.12.1899 Wien, f 25.12.1953 Mainz. Staatswisscnschaftlcr, leitender Angestellter, Verbandsfunktionär, kath. K. besuchte 1910-17 das Franz-Josef-Realgymnasium in Wien, nahm 1917/18 am Ersten Weltkrieg teil, studierte 1918-21 Philosophie, 1921-24 Staatswissenschaftcn an der Universität Wien und wurde 1925 mit der Arbeit Hegels Sozialphilosophie zum Dr. rer. pol. promoviert. 1924/25 war er in führender Stellung in der Deutschen Studentenschaft und im Deutschen Hochschulring in Berlin tätig. 1924/25 war er Volontär bei der Firma Siemens-Schuckert in Berlin, 1925-30 Sekretär des Präsidenten des Deutschen Schutzbundes. 1931-33 unternahm er Auslandsreisen und hielt sich zu Studienzwecken in den USA auf. Seit 1934 war K. Geschäftsführer in verschiedenen Verbänden der Metallwaren- und Elektroindustrie, 1942-45 Hauptgeschäftsführcr der Gemeinschaft elektrischer Lampen und der Fachgruppe Elektroleuchten in Berlin. Seit 1950 war er Geschäftsführer des Fachverbandes Elektroleuchten im Zentralverband der Elektroindustrie, Geschäftsführer des Arbeitskreises für industrielle Formgebung im Bundesverband der Deutschen Industrie und Geschäftsführer im Rat für Formgebung.

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Kolbow 1953 wurde Κ. über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. Seit Dezember 1953 gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an. K o l b o w , Walter, * 2 7 . 4 . 1 9 4 4 Spittal an der Drau (Kärnten). Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. K. bestand 1964 das Abitur, saldierte Rechtswissenschaft an der Universität Würzburg und an der Vcrwaltungshochschule Speyer und legte 1970 das Erste, 1974 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seit 1975 war er Magistratsrat bei der Stadtverwaltung Frankfurt am Main, später Persönlicher Referent des Stadtkämmerers. 1978-80 nahm er einen Forschungsauftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt und übernahm den Vorsitz der Gesellschaft für politische Bildung. Er ist Vorsitzender des Vereins Bundeswehr hilft Kindern in der 3. Welt, Bonn, und Vorsitzender der Gesellschaft für politische Bildung, Würzburg. 1967 der SPD beigetreten, wurde er Vorsitzender des Bezirks Unterfranken. 1972-76 war er Stadtrat in Ochsenfurt, 1978-81 in Würzburg. Seit 1980 ist K., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. Er gehörte dem Vorstand seiner Fraktion an und war ihr verteidigungspolitischer Sprecher. Seit 1992 ist er Mitglied der deutschen Delegation zur Nordatlantischen Versammlung und zur Parlamentarischen Versammlung der OSZE. In der 9.-13. Wahlperiode arbeitete K. als Ordentliches Mitglied im Vcrtcidigungsausschuß mit, dessen stellvertretender Vorsitzender er in der 10. (bis Juni 1985) und 11. Wahlperiode war. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 10.-12. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr (bis Dezember 1992), in der 11.-13. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß und in der 12. Wahlperiode dem EG-Ausschuß (bis März 1992) an. Im Oktober 1998 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. K o i t z s c h , Rolf, * 16.7. 1928 Leipzig. Schlosser, Versicherungskaufmann, Parteifunktionär, ev. Von Beruf Schlosser, nahm K. 1944/45 am Zweiten Weltkrieg teil und ließ sich 1963 zum Versicherungskaufmann ausbilden. In diesem Beruf war er tätig, bis er die Geschäftsführung der SPD-Kreistagsfraktion Herford übernahm. K. wurde Mitglied des Aufsichtsrates der Elektrowerke Minden/Ravensberg in Herford. Er Schloß sich der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen an. 1956 irai K. in die SPD ein. 1970 wurde er Mitglied des Unterbezirksvorstandes Herford, 1985 stellvertretender Unterbezirksvorsitzender. 1969-87 war er Ratsmitglied in Spenge. 1969 wurde er Mitglied des Kreistages Herford, 1974 Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion. 1974-87 gehörte er der Landschaftsversammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe an. In der 11. und 12. Wahlperiode vertrat K. den Wahlkreis 103 (Herford) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 11. Wahlperiode auch des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit April 1988, davor Stellvertretendes Mitglied). In beiden Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied

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dem Ausschuß für Verkehr, in der 12. Wahlperiode auch dem Finanzausschuß an. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. K o n r a d , Klaus, * 2 2 . 1 2 . 1 9 1 4 Charlottenburg (heute zu Berlin). Jurist (Rechtsanwalt, Notar), Verwaltungsbeamter, ev. Nach dem Besuch der Oberrealschule studierte K. Rechtsund Staatswissenschaften in Berlin und legte 1937 die Erste, 1941 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1942 wurde er Regierungsassessor, 1943 Oberstabsintendent der Luftwaffe. 1947-49 war er zunächst Hilfsarbeiter, dann Anwaltsassessor in Eutin. 1949 wurde er dort Rechtsanwalt, 1954 Notar und 1956 Kreisverwaltungsrat bei der Kreisverwaltung Eutin. K. war Mitglied des Beirates der Neuen Heimat Kommunal, Hamburg. 1949 trat K. in die SPD ein. Seit 1950 war er Mitglied des Kreis Vorstandes, 1956-70 Vorsitzender des Kreis Verbandes Eutin und seit 1975 Vorsitzender des Kreis Verbandes Ostholstein. 1960 wurde er Mitglied, 1968 Vorsitzender der Revisionskommission des Landesverbandes Schleswig-Holstein der SPD. 1951-59 war er Stadtvertreter in Eutin, 1951-56 Mitglied des Kreistages und 1962-69 Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) gehörte K. dem Bundestag an. 1969 und 1976 wurde er über die SPD-Landesliste Schleswig-Holstein, 1972 im Wahlkreis 8 (Segeberg-Eutin) direkt gewählt. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Innenausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Rechtsausschusscs (seit Februar 1970). VERÖFFENTLICHUNGEN: Dafür! - Gedanken und Erfahrungen eines Umweltschützers aus zehn Bonner Jahren. In: Hugo Brandt (Hrsg.): Hoffen, zweifeln, abstimmen. Seit 1969 im Bundestag. 14 SPD-Abgeordnete berichten. Reinbek bei Hamburg 1980, S. 93-111. K o o p s , Willi, * 13.11.1896 Nebenstedt (Dannenberg), f 11.1.1972 Dannenberg. Landwirt, Spediteur, ev. Nach dem Besuch der Volksschule arbeitete K. im landwirtschaftlichen Betrieb seines Vaters, nahm 1916-19 am Ersten Weltkrieg teil und war seit 1922 Spediteur. 1945 wurde er Stadtrat in Dannenberg. Er gehörte dem Kreistag an, war Landrat und übernahm 1949 das Amt des Bürgermeisters von Dannenberg. K. war Mitglied des CDU-Kreisvorstandes. Er hatte den Vorsitz des Elbe-JeetzelDeichverbandes und des Wasserbeschaffungsverbandes inne. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat K. den Wahlkreis 35 (Lüneburg-Dannenberg) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Stcuerfragen. K o p f , Hermann, * 2 9 . 5 . 1 9 0 1 Freiburg im Breisgau, f 5 . 5 . 1 9 9 1 Freiburg im Breisgau. Jurist (Rechtsanwalt), kath. K., Sohn eines Gerichtspräsidenten und Neffe des Reichskanzlers Konstantin Fehrenbach, bestand 1919 das Abitur am Bertholds-Gymnasium in Freiburg im Breisgau, studierte Rechtswissenschaft in Freiburg, Kiel und München und wurde 1925 mit der Arbeit Der Rhein im internationalen öffentlichen Recht unter besonderer Berücksichtigung des Versailler Vertrags und der seitherigen Rechtsentwicklung zum Dr. jur. promoviert. 1928/29 als Regierungsrat in Karlsruhe tätig, praktizierte er seil 1930 als Rechtsanwalt in Freiburg. 1930-33 gehörte er für die Zentrumspartei dem

Koppelin Bürgerausschuß in Freiburg an. 1940-44 war K. als juristischer Hilfsarbeiter im Landratsamt Saarbrücken dienstverpflichtet. 1945 wurde er Rechtsanwalt in Freiburg. 1946-61 war K. Vizepräsident der ßadischen Rechtsanwaltskammer. K. trat in die CDU ein und war 1946-49 Mitglied des Stadtrates in Freiburg. In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) vertrat K. den Wahlkreis 4 [186] bzw. 190 (Freiburg) im Bundestag. Er gehörte der Kommission zur Reform des Auswärtigen Dienstes an. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, seit Oktober 1951 im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung von Mißsländen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß), im Sonderau s schuß zur Beratung des Gesetzes über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953) und im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von Februar 1951 bis März 1952 war er Stellvertretendes Mitglied). Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (seit April 1951), des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung (seit Dezember 1951) und des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953). In der 2., 3. (seit Mai 1960), 4. und 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (in der 5. Wahlperiode: Auswärtiger Ausschuß) mit, dessen Vorsitz er in der 3.-5. Wahlperiode innehatte. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, in der 3.-5. Wahlperiode dem Rechtsausschuß (bis Mai 1967) und in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Entwicklungshilfe an. Entgegen seinem persönlichen Wunsch wurde er 1969 von seiner Partei nicht wieder als Bundestagskandidat aufgestellt. 1951 trat K. als offizieller Vertreter Badens bei der Verhandlung der badischen Verfassungsklage gegen die Eingliederung des Landes vor dem Bundesverfassungsgericht auf. 1952-58 war er Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, 1952-61 des Europäischen Parlaments, 1953-69 der Beratenden Versammlung des Europarates und 1955-69 der ihr untergeordneten Versammlung der Westeuropäischen Union. K. wandte sich 1955 gegen den deutsch-französischen Saarvertrag und vertrat in dieser Frage 1957 den Bundestag vor dem Bundesverfassungsgericht. 1957-59 war er Vizepräsident, 1960-62 Präsident des Ausschusses für parlamentarische Rechts- und Menschenfragen der Interparlamentarischen Union. 1965 wurde er Vizepräsident der deutschen Europa-Union. 1950 forderte K. angesichts des Wiedererstarkens des deutschen Rechtsextremismus die Einrichtung eines Amtes für Verfassungsschutz, 1955 die Erhöhung der Zuschüsse für die Interparlamentarische Arbeitsgemeinschaft. K. erhielt 1969 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde Ehrenmitglied der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland und der Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Parlament und die auswärtige Politik. In: Außenpolitik 18 (1967) Heft 5, S. 306-312. Freiburg im Breisgau unter der Krone Frankreichs von 1677 bis 1697. Freiburg im Breisgau 1970. - Ritter Wilhelm Böcklin von Böcklinsau. Freiburg im Breisgau 1974. - Christoph Anton Graf von Schauenburg 1717-1787. Freiburg im Breisgau 1978. - Karl von Rotteck - zwischen Revolution und Restauration. Freiburg im Breisgau 1980. LITERATUR: H. K.: Rückblicke zum 90. Geburtstag. Hrsg. von Ursula Kopf-Wendling und Helmut Bender. Freiburg im

Breisgau 1991. - Horst Ferdinand: Κ., H. In: Baden-Württembergische Biographien. Hrsg. von Bernd Oltnad. Bd. 2. Stuttgart 1999, S. 283-286. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; Staatsarchiv, Freiburg. Kopp, Gudrun, * 18. 10.1950 Klosterneuendorf. Exportkauffrau, Dolmetscherin, Übersetzerin, ev. K. erlernte den Beruf der Exportkauffrau. Sie wurde auch Dolmetscherin und Übersetzerin mit den Fachgebieten Wirtschaft und Elektrotechnik. K. leitete die Abteilung „Export" in einem Elektro-Konzern und war danach freiberuflich als Dolmetscherin und Übersetzerin für ein milleisländisches Familienunternehmen tätig. Sie ist Mitglied der Veranstaltergemeinschaft von Radio Lippe, Detmold. 1975 trat K. in die FDP ein. Sie wurde Stadtverbandsvorsitzende, Vorsitzende des Kreises Lippe, 1995 Vorsitzende des Bezirks Ostwesllalen-Lippe und 1996 Mitglied des FDP-Landesvorslandes Nordrhein-Westfalen. 1979-94 war sie Mitglied des Rates der Stadt Lage. Seit 1994 gehört sie der erweiterten FDP-Kreistagsfraktion in Lippe an. 1998 wurde K. über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. Sie ist Sprecherin der FDP-Fraktion für Verbraucherfragen und Mitglied der Bundestagsprojeklgruppe „E-Commerce" sowie Mitglied im Außenwirtschaftsbeirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. K. arbeitet als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheit, im Ausschuß für Wirtschaft und Technologie und in der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten" mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft und dem Haushaltsausschuß an. Koppelin, lürgen, * 14.9.1945 Wesselburen. Bankkaufmann, Angestellter, Redakteur, ev. Nach der Mittleren Reife ließ sich K. zum Bankkaufmann ausbilden. 1965-69 leistete er als Zeitsoldat Wehrdienst. 1969 wurde er Mitarbeiter des FDP-Bundestagsmitglicds Walter -^Peters. 1972-81 war er Vertriebs- und Promotionmanager bei Philips/Polygram in Zürich und Hamburg. 1981 wurde er beim Norddeutschen Rundfunk in Kiel leitender Redakteur. K. war 1990-94 Landesvorsitzender der „Lebenshilfe für geistig Behinderte" in Schleswig-Holstein. Er gehört dem Aufsichtsrat der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit GTZ GmbH, Eschborn, an und ist Mitglied des Kuratoriums der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Friedrichsruh. 1962 trat K. in die FDP ein. 1989 wurde er stellvertretender FDP-Landesvorsitzender, 1993 Landes Vorsitzender der FDP in Schleswig-Holstein. 1970-91 war er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung Bad Bramstedt, Fraktionsvorsitzender und stellvertretender Bürgermeister. Seit 1990 gehört K., jeweils über die FDP-Landesliste Schleswig-Holstein gewählt, dem Bundestag an. Er ist Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordcntlichcs, in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie des Ausschusses für Fremdenverkehr. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft" an. Seit der 13. Wahlperiode engagiert er sich als Ordcntlichcs Mitglied im Haushaltsausschuß. In der 14. Wahlperiode ist er außerdem Ordentliches Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

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Korber K o r b e r , Horst, * 16.3.1927 Stadtroda, t 2.7.1981 Berlin. Jurist (Richter), Verwaltungsbeamter. K., dessen Vater Schuhmacher und Vorsitzender der SPD in Stadtroda war, besuchte die Mittelschule in Stadtroda und die Oberrealschule in Jena. Nach dem Notabitur wurde er Luftwaffenhelfer, kurz vor Kriegsende Soldat. Nach dem Krieg studierte K. Rechtswissenschaft in Jena und legte 1949 das Erste, 1953 in Berlin (West) das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1954/55 war er Richter am Landgericht in Berlin (West), 1955-67 Beamter beim Senator für Bundesangelegenheiten, Abteilungsleiter für politische Angelegenheiten und 1967 Senatsdirektor für Justiz. 1945 trat K. in die SPD ein und wurde Vizevorsitzender der SPD in Stadtroda. 1946 befürwortete er zunächst den Zusammcnschluß der SPD mit der KPD zur SED. Als Student war er Mitglied der SED. In Berlin (West) Schloß sich K. wieder der SPD an. 1967-71 war er Berliner Senator für Familie, Jugend und Sport, 1971-75 Senator für Justiz, 1975-77 Senator für Arbeit und Soziales und 1977-79 Senator für Bundesangelegenheiten in Bonn. Von 1980 bis zu seinem Tod war K. als Vertreter des Landes Berlin Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für inncrdcutsche Beziehungen mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß und dem Ausschuß für Verkehr an. K o r s , Eva-Maria, geb. Fuchs, * 22.5.1942 Würzburg. Redakteurin, kath. K. war Mitarbeiterin in verschiedenen Redaktionen von Fachzeitschriften für die Textilmaschinen- und Konsumgüterindustrie. 1977 wurde sie Redakteurin der Kirchenzeitung für das Bistum Münster/Offizialatsbezirk Oldenburg. K. ist Mitglied des Katholischen Deutschen Frauenbundes, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und Kolpingmitglied. Seit 1977 engagiert sie sich ehrenamtlich in der Suchtberatung. 1969 trat K. in die CDU ein. 1979-84 war sie Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Vechta. Sie gehörte dem Landesvorstand der CDU im Oldenburger Land an. 1981-90 war sie Raisfrau, Vorsitzende des Ausschusses Bauen, Planen, Umwelt und Stadtsanierung und 1986-90 Mitglied des Kreistages. Seit 1990 gehört K., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. In der 12. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Städtebau und Bauwesen (bis August 1992). Dem Ausschuß für Familie und Senioren gehörte sie zunächst als Ordentliches, seit Juni 1991 als Stellvertretendes, dem Ausschuß für Frauen und Jugend sowie dem Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" (seit Februar 1992) als Stellvertretendes Mitglied an. In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie im Ausschuß für Gesundheit mit, dem sie auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 13. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusscs. In der 14. Wahlperiode gehört sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements" an. Korspeter, Elise (Lisa), geb. Zwanzig, * 31.1.1900 Groß-Oerner, f 7. 10.1992 Celle. Jugend- und Wohlfahrtspflegerin, Unternehmerin. Nachdem K. die Volksschule, ein Lyzeum und ein Seminar für Kindergärtnerinnen besucht hatte, erhielt sie eine Ausbildung zur Jugend- und Wohlfahrtspflegerin. Bis 1933 engagierte sie sich als ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der

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Jugendfürsorge der SPD und der Gewerkschaft und wurde später Inhaberin eines Geschäftes. 1929 trat sie in die SPD ein. Vor 1933 war sie Mitglied des Deutschen Textilarbeiterverbandes und Vorsitzende des Gauausschusses für Arbeiterinnenfragen im Gau Hannover-Bremen. 1945/46 gehörte sie dem Bezirksausschuß der SPD Sachsen-Anhalt an und wirkte am Aufbau der SPDFrauenorganisation in Magdeburg mit. 1946 floh sie aus der Sowjetischen Besatzungszone. 1947/48 vertrat sie die SPD im Zonenbeirat für die Britische Besatzungszone und war 1948/49 Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. 1948 gehörte sie dem Stadtrat in Hannover an. Tn der 1 .-5. Wahlperiode (1949-69) war K. Mitglied des Bundestages. In der 1. und 2. Wahlperiode vertrat sie den Wahlkreis 16 bzw. 38 (Celle) im Bundestag, in den sie danach jeweils über die SPD-Landesliste Niedersachsen gewählt wurde. 1967-69 war sie stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden und im Juni 1969 vorübergehend Vorsitzende des Ausschusses für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge. In der 1. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (bis März 1953). Dem Ausschuß für Sozialpolitik gehörte sie in der 1.-4. Wahlperiode als Ordentliches, in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war sie Ordentliches, in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge. In der 1. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Arbeit, in der 1. (seit März 1952), 2. (seit September 1956) und 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Lastenausgleich und in der 1.-4. Wahlperiode dem Ausschuß für Heimatvertriebene an. Sie engagierte sich in der 2.-5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 4. Wahlperiode im Kontrollausschuß beim Bundesausgleichsami (seit Februar 1962) und in der 5. Wahlperiode beim Kontrollamt des Bundesausgleichsamtes. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Walter Haack: Politik für Vertriebene, Flüchtlinge, Kriegsgeschädigte, Heimkehrer, politische Häftlinge und Aussiedler. In: Sozialpolitik nach 1945. Hrsg. von Reinhart Bartholomäi. Bad Godesberg 1977, S. 275-293. K o r t m a n n , Johannes, * 21.9. 1889 Hollen (Kr. Leer), t 2.11.1965 Aurich. Lehrer, Kapitän, ev. Nach der Volksschule besuchte K. 1904-10 ein Lehrerseminar in Aurich und begann nach der Abiturergänzungsprüfung ein Studium der Philosophie, Pädagogik und Volkswirtschaft. 1910-12 war er Volksschullehrer, nahm 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil, unterrichtete 1922-37 an den Höheren Marinefachschulen für Verwaltung und Wirtschaft in Cuxhaven und Wilhelmshaven und war seit 1937 Berufssoldat. 1946 wurde er als Kapitän entlassen und 1953 in den Ruhestand versetzt. 1945 trat K. in die CDU ein. Er wurde Vorsitzender des Kreisverbandes Aurich, 1948 Mitglied des dortigen Kreistages und Fraktionsführer der CDU/DP/FDP-Fraktion. 1959-63 gehörte er dem Niedcrsächsischcn Landtag an. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war K. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zum Schutzc der Verfassung und im Ausschuß für Beamtcnrccht mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verkehrswesen, dem Ausschuß für Grenzlandfragen (seit November 1953) und dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit Februar 1955) an.

Koschyk K o r t m a n n , Karin, * 23.6.1959 Daun. Erzieherin, Sozialpädagogin, Verbandslunktionärin, kalh. K. erwarb 1975 die Mittlere Reife und erhielt 1976-79 eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin. 1980 bestand sie die Fachhochschulreifeprüfung und studierte 1980-84 Sozialpädagogik an der Katholischen Fachhochschulc Mainz. 1985-88 war sie Leiterin der Fachstcllc für Arbcitcrjugcndlichc des Bistums Limburg in Frankfurt, 1988-91 hauptamtliche DiözesanVorsitzende des Bundes der Katholischen Jugend (BDKJ) in Limburg, 1990-97 hauptamtliche BDKJ-Bundesvorsitzende. 1988-91 war K. Vorstandsmitglied des Hessischen Jugendrings (HJR), 1988-91 Mitglied des Landeskuratoriums für Jugendbildung in Hessen und 1988-92 Mitglied im Gedcnkstättcnarbcitskrcis des Hessischen Sozialministeriums. Seit 1991 war sie zwei Jahre Vorsitzende, dann vier Jahre stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR), 1991-97 Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), 1992-94 Beraterin der Kommission Jugend der Deutschen Bischofskonferenz und 1993-95 Kuratoriumsmitglied der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiqcim (Auschwitz). 1995-97 hatte sie den stellvertretenden Vorsitz des Bundesjugendkuratoriums inne. Im Mai 2002 wurde K. in das Kuratorium des Center for International Cooperation berufen. 1982 trat K. in die SPD ein. 1991 wurde sie Mitglied der jugendpolitischen Kommission des SPD-Parteivorslandes. 1998 wurde K. über die SPD-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Enquctc-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements". Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. K o s c h n i c k , Hans, * 2 . 4 . 1 9 2 9 Bremen. Verwaltungsbeamter, Gewerkschaftsfunktionär, ev. K., Sohn eines Drehers, der sich auch als Gewerkschaftssekretär betätigte und dafür von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, ließ sich nach dem Besuch der Mittelschule zum gehobenen Verwaltungsbeamten ausbilden. Er nahm am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis 1945 in Kriegsgefangenschaft. 1945-51 war er in Bremen Vcrwaltungsbcamtcr, 1951-54 Bezirkssekretär der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), 1955-63 Leiter der Abteilung Jugend, Familie und Sport im Sozialressort des Landes Bremen. 1954-62 leitete K. den Beamtenausschuß des Deutschen Gewerkschaftsbundes Bremen. Er wurde Mitglied der DeutschIsraelischen Gesellschaft, der Deutsch-Japanischen Gesellschaft, der Deutsch-Britischen Gesellschaft und der DeutschPolnischen Gesellschaft. Er gehörte dem Senat der MaxPlanck-Gesellschaft und dem Exekutivkomitee des Internationalen Gemeindeverbandes (IULA) an. 1950 trat K. in die SPD ein. Als Mitglied des Bundesvorstandes der SPD (1970-91) war er 1975-79 stellvertretender Partei Vorsitzender. 1955-63 war er Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. 1963 wurde er Senator für Inneres, 1965 Stellvertretender Bürgermeister. 1967-85 war er Präsident des Senats und Bürgermeister. 1963-65 gehörte er als Stellvertretendes Mitglied, 1965-85 als Ordentliches Mitglied dem Bundesrat an, dessen Präsident er 1971/72 und 1981/82 war. 1971-77 war er Präsident des Deutschen Städtetages, 1975-78 Präsident der Vereinigung kommunaler Unternehmen. In der 11.-12. Wahlperiode (1987-94) vertrat K. den Wahlkreis 51 (Bremen-West) im Bundestag. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Verteidigungsausschuß (seit Dezember 1989) und als Stellvertreten-

des Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an, dessen stellvertretender Vorsitzender er in der 12. Wahlperiode war. 1977-82 war er zeitweise Vorsitzender des gemeinsamen Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat. 1993 engagierte sich K. in der ÖTV-Schlichtungsstelle und trat auch 1996 als Schlichter in Tariffragen auf. 1994-96 versuchte er als Europäischer Administrator der Stadt Mostar in Bosnien-Herzegowina, die zivile Ordnung wiederherzustellen und die Konfliktparteien zur Zusammenarbeit zu bewegen. Nachdem sich K. 1996-98 als Berater der Europäischen Kommission engagiert hatte, war er 1998/99 Beauftragter der Bundesregierung für Flüchtlingsrückkehr, Wiedereingliederung und rückkehrbegleitenden Wiederaufbau in Bosnien und Herzegowina. 2000/2001 hatte er den Vorsitz des Lenkungsausschusses für Flüchtlingsfragen im Stabilitätspakt für Süd-Ost Europa inne. K. erhielt 1984 den Prix France-Allemagne, 1994 die Bremer Ehrenmedaille in Gold, 1995 den Theodor-Heuss-Preis und die Carl-von-Ossietzky-Medaille und 1997 den Hessischen Friedenspreis. 1999 wurde er Ehrenbürger von Bremen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Richard Löwenthal und Johano Strasser: Theorie und Grundwerte. Bonn 1977. - Konsens im Bundesstaat. Bonn 1981. - Der Bundesrat zwischen Länderinteressen, gesamtstaatlicher Verantwortung und Parteipolitik. In: Vierzig Jahre Bundesrat. Tagungsband zum wissenschaftlichen Symposion in der Evangelischen Akademie Tutzing vom 11. bis 14. April 1989. Hrsg. vom Bundesrat. Baden-Baden 1989, S. 81-89. - Mit Jens Schneider: Brücke über die Ncrctva. Der Wiederaufbau von Mostar. München 1995. - Hrsg. mit Friedbert Pflüger: Der Bundestag und seine internationalen Beziehungen. Landsberg/Lech 1997. - Praktische Friedensstiftung durch die Vereinten Nationen am Beispiel Mostar. Bonn 1997. - Von der Macht der Moral. München/Zürich 1998. LITERATUR: Helgard Köhne: H. K. Bremen 1985. - Marc Fritzler: H. K. im Gespräch. Bergisch Gladbach 1995. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. K o s c h y k , Hartmut, * 16.4.1959 Forchheim (Oberfranken). Offizier, Verbandsfunktionär, kath. K. besuchte das Humanistische Gymnasium in Oberiranken und trat nach dem Abitur 1978 als Offiziersanwärter in die Bundeswehr ein, aus der er 1983 ausschied. 1983-87 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des CDU-Abgeordneten Helmut —> Sauer, studierte daneben Geschichte und Politische Wissenschaften und war 1987-91 Generalsekretär des Bundes der Vertriebenen. K. ist Vorstandsmitglied der Deutsch-Kroatischen Gesellschaft, Vorstandsmitglied der Paneuropa Union Deutschland, Kuratoriumsmitglied der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Stiftungsratsmitglied der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Vorsitzender der Theatersommer Fränkische Schweiz e . V . in Hollfeld und Bundesvorsitzender des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland. Er gehört dem Kuratorium der Stiftung „Archiv der Parteien und Massenorganisationen in der D D R " an. 1982-88 war er Bundesvorsitzender der Schlesischen Jugend. 1989 wurde er Mitglied des Bundesvorstandes der Paneuropa-Union Deutschland. 1978 trat K. in die CSU, 1979 in die Junge Union ein. Seit 1993 ist er Landesvorsitzender der Union der Vertriebenen in der CSU. 1990 wurde K. über die Landesliste Bayern, 1994 und 1998 im Wahlkreis 223 (Bayreuth) direkt in den Bundestag gewählt. 1990 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Vertriebene und Flüchtlinge" der CDU/CSU-Fraktion. Er war Sprecher in den Enquete-Kommissionen „Aufarbeitung

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Koslowski von Geschichle und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland" der 12. Wahlperiode und „Uberwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit" der 13. Wahlperiode. Er ist Mitglied des Beirates beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. In der 12. und 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des EG-Ausschusses und seit Oktober 1992 des Sonderausschusses „Europäische Union", in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß an. In der 14. Wahlperiode arbeitet K. als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß und im Ausschuß für Kultur und Medien mit und ist Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. Koslowski, Manfred, * 18.1.1942 Falkensee. Schlosscr, Diplomingenieur, leitender Angestellter, kath. K. erwarb 1958 die Mittlere Reife und erlernte den Beruf des Kfz-Schlossers. 1963 legte er in Dresden das Abitur ab, studierte 1963-69 an der dortigen Technischen Universität und Schloß das Studium als Diplomingenieur ab. 1969-75 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kombinat Auto Trans Berlin und Bcreichsleiter für Grundfondswirtschaft, 1975-87 Betriebsteilleiter im VEB Imperhandel Berlin, 1987-90 Systemingenieur beim Werkzeugmaschinenbaukombinat Berlin und 1991-94 Sekretär der CDU-Landesgruppe Brandenburg im Bundestag. 1968 trat K. in die CDU ein. 1990-93 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Nauen. 1990 wurde er Mitglied des CDU-Landesvorstandes Brandenburg, 1994 Mitglied des CDU-Kreisverbandes Uckermark. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 12, Listcnplatz 3, Bezirk Potsdam) und war Mitglied des Haushaltsausschusses. Vom 3. 10. bis zum 20.12.1990 gehörte K. dem 11. Deutschen Bundestag an. 1990 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. In der 13. Wahlperiode (1994-98) war er mit einem Mandat der CDU-Landesliste Brandenburg Mitglied des Bundestages. In der 11. (seit Oktober 1990) und 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus und der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel". Kossendey, Thomas, * 4.3.1948 Berlin. Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. K. legte 1967 das Abitur ab, leistete Wehrdienst und studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Köln und Münster. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen war er im allgemeinen Verwaltungsdienst des Landes Niedersachsen tätig, zuletzt als Leiter des Ministerbüros im Kultusministerium. 1971 trat K. der Jungen Union und der CDU bei. 1974-80 war er Landesvorsitzender der Jungen Union in Oldenburg. Seit 1987 gehört K., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Türkischen Parlamentariergruppe. In der 11.-13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses, dessen stellvertretender Vorsitzender er in der 14. Wahlperiode ist. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit an. In der 12. und 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit.

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Er ist Stellvertretendes Mitglied der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE. Kotowski, Georg, * 12.6.1920 Thorn, f 29.11.1999 Berlin. Historiker, Hochschullehrer, kath. K. besuchte das Reformrealgymnasium in Berlin, legte 1938 das Abitur ab und war nach dem Arbeitsdienst bis 1945 Soldat. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er Geschichle, Philologie, Philosophie und Rechtswissenschaft in Kiel und Berlin, gehörte 1948 zu den Begründern der Freien Universität Berlin und war bis 1950 Studentenvertreler. Seit 1948 Assistent bzw. Oberassistenl am Historischen Seminar, wurde er 1952 an der Freien Universität Berlin mit der Arbeit Friedrich Vischer und der politische Idealismus zum Dr. phil. promoviert. 1959 habilitierte er sich für Neuere Geschichtc und wurde 1963 außerordentlicher, 1966 ordentlicher Professor für die Wissenschaft von Politik mit besonderer Berücksichtigung der historischen Grundlagen der Politik. 1954 trat K. in die CDU ein, vertrat seine Partei 1958-69 im Abgeordnetenhaus von Berlin und war wiederholt Mitglied des Landesvorstandes. 1969 wurde er Mitglied des Landesausschusses und des Kreisvorstandes Schöneberg der CDU Berlin. In der 6. Wahlperiode (1969-72) war K. als Vertreter Berlins Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wissenschaft und Bildung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Kampf um Berlins Universität. Berlin 1954. - Friedrich Ebert. Eine politische Biographie. Bd. 1: Der Aufstieg eines deutschen Arbeiterführers 1871 bis 1917. Wiesbaden 1963. - (Hrsg.): Das Wilhelminische Deutschland. Stimmen der Zeitgenossen. Frankfurt am Main 1965. - Hrsg.: Historisches Lesebuch. Bd. 1: 1815-1871. Frankfurt am Main 1966. Bd. 2: 1871-1914. Frankfurt am Main 1967. Bd. 3: 1914-1933. Frankfurt am Main 1968. - Hrsg. mit Hans J. Reichhardt: Berlin als Hauptstadt im Nachkriegsdeutschland und Land Berlin. 1945-1985. Berlin 1987. Kottwitz, Almut, geb. Kruse, * 1.6.1952 Braunschweig. Landwirtschaftlich-technische Assistentin, Diplomagraringenieurin. K. ließ sich 1969-71 zur landwirtschaftlich-technischen Assistentin ausbilden, war 1971-73 Assistentin an der Technischen Universität Hannover und besuchte 1973-76 die Technische Fachhochschule Berlin, Fachrichtung Gartenbau. 1976-80 als Gartenbauingenieurin beim Gartenbauamt Berlin tätig, studierte sie 1980-83 internationale Agrarentwicklung in Berlin und hielt sich 1983/84 zu Studienzweckcn in Brasilien auf. 1987 übernahm sie die Leitung des Referats Umweltschutz/Landespflege beim Landschaftsverband Rheinland und wurde Mitglied der Amtsleiterkonferenz und des Sonderausschusses Umweltschutz beim Städtetag in Nordrhein-Westfalen. 1974-76 war sie Studentenvertreterin in Berlin. 1979 trat sie in die Alternative Liste Berlin ein. 1985 wechselte sie zu der Partei Die Grünen Bergisches Land Rhein-Sieg, wo sie 1986-88 Kreissprecherin war. 1987-89 gehörte sie dem Vergabeausschuß des Ökofonds in Nordrhein-Westfalen an. Am 7.11.1989 rückte K. über die Grünen-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Otto —» Schily in den Bundestag nach. Sie war Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990). Kraft, Waldemar (Erich), * 19.2.1898 Brustow (Provinz Posen), t 12.7.1977 Bonn. Verbandsfunktionär, ev. K., Sohn eines Beamten, besuchte die Oberrealschule in Posen bis zur Obersekunda und begann dann eine landwirt-

Krahnstöver schaftliche Lehre. Seit 1915 Soldat, zuletzt Kompanieführer, war er 1919/20 Offizier in einem Freikorps. 1921-39 fungierte er als Direktor des Hauptvereins der Deutschen Bauernvereine im seit 1918 polnischen Posen. Seit 1925 auch Direktor des Deutschen Landwirtschaftlichen Zentralverbandes in Posen, profilierte er sich als Exponent deutscher agrarischer Interessen und als „Volkstumskämpfer". K. trat der NSDAP bei. Im Herbst 1939 übertrug ihm das NS-Regime das Amt des Präsidenten der Landwirtschaftskammer Posen. 1940 wurde er auch Geschäftsführer der Reichsgesellschaft für Landbewirtschaftung in den besetzten Ostgebieten („Reichsland"). Derart belastet, internierte ihn die britische Besatzungsmacht 1945-47. K. war bis 1950 arbeitslos. Ein politischer Neubeginn gelang ihm, als er 1949 Sprecher der entstehenden Landsmannschaft Wcichscl/Warthe wurde und 1950, nach Aufgabe dieser Funktion, den Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) gründete, dessen erster schleswig-holsteinischer Landesvorsitzender er wurde. Da der BHE als Intercsscnvertreter der Heimatvertriebenen einen unerwartet schnellen Aufschwung nahm und sich zu einer beachtlichen politischen Kraft entwickelte, errang K. 1950 nicht nur einen Sitz im Kieler Landtag, sondern wurde in dessen zweiter Legislaturperiode (bis 1953) Finanzminister und stellvertretender Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, 1951 auch Justizminister. 1951-54 war K. als Bundes Vorsitzender der unumstrittene Führer des BHE, der im November 1952 den Namen Gesamtdeutscher Block ( G B ) / B H E annahm. K. sah die politische Chance für die Vertriebenen in ihrer Einbindung in eine moderne demokratische Gesellschaft. Dieses Ziel machte den kühlen Machtpolitiker für Bundeskanzler - ^ A d e n a u e r interessant, dessen Politik der Westintegration auf die Unterstützung des G B / B H E und ihrer Wähler angewiesen war. Als die Partei 1953 mit 27 Abgeordneten in den Bundestag einzog, berief er den über die schleswig-holsteinische Landesliste gewählten K. zum Bundesminister für besondere Aufgaben. Als politischer Repräsentant der zehn bis zwölf Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge gewann er im Kabinett zeitweilig beträchtlichen Einfluß. Wenngleich er an der Wiedergewinnung der deutschen Ostgebiete festhielt, ging er an wichtige politische Fragen pragmatisch heran. So befürwortete er die Weslintegration der Bundesrepublik, machte aber konkrete Schritte abhängig von sozialpolitischen Leistungen für die Kriegsgeschädigten. Er hatte sich als einziger Vertreter des BHE im Bundesrat für einen weitgehenden Lastenausglcich eingesetzt und am entsprechenden Gesetz von 1952 mitgewirkt. Dem EVG-Vertrag und seiner Ratifizierung (1953) stimmte er ohne eindeutiges Mandat der Fraktion zu. Sein autoritärer Führungsstil lief darauf hinaus, vollendete Tatsachen zu schaffen und sich dabei eines kleinen Kreises von Vertrauten zu bedienen. Seine Politik ständig wechselnder Taktiken und interner Absprachen stieß jedoch in der Partei auf zunehmenden Widerspruch. Zum einen war inhaltlich kaum mehr ein Unterschied zwischen seinen Positionen und denen Adenauers zu erkennen, zum anderen verblaßte sein Nimbus als Schöpfer des BHE und „Anwalt der Entrechteten". Als er auf dem 2. Bundesparteitag seiner Partei am 8./9. 5.1954 in Bielefeld mit 90 von 131 Stimmen erneut zum Bundesvorsitzenden gewählt wurde, nahm er die für ihn enttäuschende Wahl nicht an. Dieses Ereignis und die sich verstärkende Opposition der GB/BHE-Fraktion gegen die Pariser Verträge markierten den Wendepunkt seiner Karriere: Innenpolitisch bestimmte nunmehr Bundesvertriebenenminister Theodor —> Oberländer als neuer Parteivorsitzender den Kurs, und auch außenpolitisch verlor K. an Einlluß. Zum Eklat kam es am 27.2.1955, als er (und Oberländer) mit weiteren neun Bundestagsabgeordneten seiner Fraktion für das internationale Saarstatut, aber 16 dagegen votierten. Diese

Mehrheit setzte sich auch bei der Neuwahl des Fraktionsvorstandes durch. Infolgedessen verließen er und Oberländer im Juli 1955 die sich spaltende Fraktion und den G B / B H E und gründeten die parlamentarische „Gruppe Kraft-Oberländer". Sie hospitierte zunächst bei der CDU/CSU-Fraktion und trat ihr im Februar 1956 offiziell bei. Zwar blieb K. bis zum 16.10. 1956 der mit „Wasserwirtschaft" befaßte Sonderminister, doch war er für Adenauer politisch entbehrlich geworden. Da er in den Vertriebenenverbänden weiterhin über einigen Einfluß verfügte, gelangte er über einen sicheren Platz auf der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen 1957 erneut in den Bundestag. Hier leitete er eine aus rund 20 Abgeordneten der C D U / C S U Fraktion bestehende Gruppe von Vcrtricbencnpolitikcrn. In der 2. Wahlperiode war K. seit Januar 1957 Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 2. und 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (seit Januar 1957). In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten, im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (bis November 1958) und im Ausschuß für den Lastenausgleich mit (seit März 1960, davor Stellvertretendes Mitglied), dessen Vorsitz er im Juni 1960 übernahm. K. schied aus dem politischen Leben aus, als eine Kandidatur für den 4. Bundestag 1961 scheiterte. VERÖFFENTLICHUNGEN: „Up ewig ungcdcclt". Ein Beitrag zu grundsätzlichen und aktuellen außenpolitischen Fragen. Kiel 1952. - Der Gesamtdeutsche Block und die Probleme des Jahres 1954. Beuel/Bonn 1954. LITERATUR: Walter Henkels: Zeitgenossen. Fünfzig Bonner Köpfe. Hamburg 1953, S. 120-124. - Heinz Hund: Die Paradoxien des BHE. In: Die Gegenwart 10 (1955) 16, S. 496-498. - Linus Kather: Die Entmachtung der Vertriebenen. 2 Bde., München/Wien 1964/65. - Franz Neumann: Der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten 1950-1960. Meisenheim a. G. 1968. - Karl-Heinz Naßmacher: W. K. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierung, Wiesbaden 2001, S. 380-384. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz.

Michael

Lemke

K r a h n s t ö v e r , Anni, geb. Leffler, * 4 . 6 . 1 9 0 4 Kiel, τ 27.7.1961. Sekretärin, Parteifunktionärin. K. war als Kontoristin und Sekretärin tätig, bevor sie Assistentin von Louise —»Schroeder, damals Mitglied des Reichstages, und 1928 Volontärin beim SPD-Parteivorstand in Berlin wurde. 1929-33 Bezirkssekretärin der SPD in Oppeln, befand sie sich 1933 kurzzeitig in Haft und war danach als Handelsvertreterin tätig. Nach 1945 lebte sie als Flüchtling in Mecklenburg, später in der Lüneburger Heide. 1946 Schloß sich K. erneut der SPD an. Sie wurde Bezirkssekretärin ihrer Partei und im Juni 1946 Zweite Bezirksvorsitzende in Schleswig-Holstein. Sie war Landesfrauensekretärin der SPD und gehörte 1948-54 dem Parteivorstand Eckernlorde an. 1946-48 war sie Mitglied des SchleswigHolsteinischen Landtages, 1947/48 des Zonenbeirates und 1948/49 des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. Sic wurde stellvertretende Vorsitzende des Flüchtlingsausschusses. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat K. den Wahlkreis 12 (Pinneberg) im Bundestag. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich, des Ausschusses für Heimatvertriebene (seit 1952 Stellvertretendes Mitglied) und des Vermittlungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied

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Krall gehörte sie dem Ausschuß für Berlin (bis März 1953) und dem Haushaltsausschuß (von März 1952 bis März 1953) an. Im September 1952 wurde sie Mitglied des Kontrollausschusscs beim Bundcsausglcichsamt. Krall, Lothar, * 15.1.1924 Winningen (Mosel), t 24.12.2000 Koblenz. Soldat, ev. Nach dem Zweiten Weltkrieg, an dem er seit 1942 als Jagdflieger und Leutnant teilgenommen hatte, studierte K. Rechtswissenschaft in Mainz. 1951 trat er in den Bundesgrenzschutz ein und wurde Sportlehrer an der Sportschule des Bundesgrenzschutzes. 1956 in die Bundeswehr übernommen, wurde er Hubschrauberführer, Staffelkapitän und Β ataillonskommandcur. Am 16. 3.1970 rückte K„ seit 1960 Mitglied der FDP, über die FDP-Landesliste Rheinland-Pfalz für den ausgcschiedcnen Abgeordneten Fritz-Rudolf —> Schultz in den Bundestag nach, dem er auch in der 7. Wahlperiode (1972-76) mit einem Mandat der Landesliste Rheinland-Pfalz angehörte. In der 6. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (von März, bis Januar 1971) und im Innenausschuß (seit lanuar 1971, davor war er seit März 1970 Stellvertretendes Mitglied) mit, dem er auch in der 7. Wahlperiode (bis September 1975) als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 6. Wahlperiode (seit Januar 1971) war er Stellvertretendes, in der 7. Wahlperiode Ordcntlichcs Mitglied (bis September 1975, danach Stellvertretendes Mitglied) des Vcrtcidigungsausschusscs. In der 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Auswärtigen Ausschuß (seit September 1975). Kramel, Angelo, eigentl. Angelin Paul K., * 28.1.1903 Cham (Oberpfalz), f 30.6.1975 München. Diplomvolkswirt, Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. K. besuchte seit 1913 das Alte Gymnasium in Rcgensburg und bestand 1922 das Abitur. 1922-26 studierte er Rechtsund Staatswissenschaften sowie Volkswirtschaft an der Universität München, wurde 1925 Diplomvolkswirt und legte 1926 das Erste, 1929 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1929-42 war er Rechtsanwalt, seit 1936 zugleich Syndikus und Vermögensverwalter in München. Vor 1933 gehörte er der Bayerischen Volkspartei an. 1942 trat er in die Reichsfinanzverwaltung, später in die bayerische Finanzverwaltung ein. Er war zunächst Finanzassessor, dann bis 1953 Oberregierungsrat. 1962 wieder eingetreten, wurde er 1968 als Regierungsdirektor bei der Oberfinanzdirektion München in den Ruhestand versetzt. 1948-62 war K. Vorsitzender des Vereins der Finanzbeamten in München, 1949-71 Vorsitzender, seit 1971 Ehrenvorsitzender des Bundes Bayerischer Beamtenverbände, 1951-57 stellvertretender Vorsitzender des Bundes Deutscher Steuerbeamten und von 1955 bis zum Rücktritt 1958 Vorsitzender des Deutschen Beamtenbundes. K. trat in die CSU ein. 1962-71 war er Mitglied des Bayerischen Senats. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) gehörte K. dem Bundestag an. 1953 wurde er im Wahlkreis 201 (MünchenOst), 1957 über die CSU-Landeslistc Bayern gewählt. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zum Schutze der Verfassung und im Ausschuß für Beamtenrecht mit. Bis Januar 1956 war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und des Ausschusses für Verkehrswesen. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Inneres. K. erhielt 1961 den Bayerischen Verdienstorden.

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Kramme, Anette, * 10.10.1967 Essen. Jurislin (Rechtsanwältin). K. besuchte das Gymnasium an der Wolfskuhle in Essen, studierte Rechtswissenschaft an der Universität Bayreuth und legte beide Staatsexamen ab. Seit 1996 ist sie Rechtsanwältin für Arbeitsrecht mit eigener Kanzlei in Bayreuth. K. wurde Mitglied in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt. Als Studentin war K. Sprecherrätin des Studentischen Konvents der Universität Bayreuth. 1992-94 gehörte sie dem Landesvorstand der Bayerischen Jungsozialistinnen und lungsozialisten an, in den sie 1997 wiedergewählt wurde. Seit 1991 ist sie Mitglied des Stadtverbandsvorstandes, seit 1995 des Unterbezirksvorstandes der SPD Bayreuth. 1998 wurde sie Untcrbezirksvorsitzcndc, 1992 Mitglied des geschäftsführenden Bezirksvorstandes der SPD Oberfranken und 1997 Mitglied des Landes Vorstandes der SPD Bayern. 1996-98 war sie Mitglied des Landesvorstandes der Bayerischen Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, deren Unterbezirksvorsitzende sie 1997 wurde. 1998 wurde K. über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. Krammig, Karl, * 14.6.1908 Mülhausen (Elsaß), t 16.6.1991 Bremen. Verwaltungsangestellter, Zollbeamter, kath. K. besuchte bis zum Abitur 1928 die Oberrcalschule, studierte in Heidelberg zwei Semester Rechtswissenschaft und wurde 1929 Zollsupernumerar in der Reichsfinanzverwaltung. 1932 legte er die Oberzollsekretärprüfung ab. 1935 wurde er zum Zollinspektor ernannt und arbeitete am Hauptzollamt Darmstadt. 1936 schied er auf eigenen Wunsch aus und wurde Abteilungsleiter für Zölle und Verbrauchssteuern in einer Tabakfabrik. Seit 1938 war er Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung. 1939/40 und 1942-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Danach arbeitete er wieder in der Finanzverwaltung, zunächst als Angestellter, dann als Bezirkszollkommissar und Vertreter des Vorstehers des Hauptzollamtes Hafen in Bremen. 1948 wurde er Betriebsprüfer Zoll an der Oberfinanzdirektion Bremen und war zuletzt leitender Betriebsprüfer. K., der vor 1933 dem Windthorstbund angehört hatte, trat 1945 in die CDU ein. Seit 1951 gehörte er dem CDULandesvorstand Bremen an und war Vorsitzender des Landessozialausschusses der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). 1952/53 engagierte er sich in der Bürgerschaft Bremens. Im Stadtparlament war er Sprecher der Deputation für Innere Verwaltung. 1956 wurde er Vorsitzender der christlich-sozialcn Betriebsgruppen im Bundesgebiet. 1958/59 war er Senator für Wohlfahrts- und Gesundheitswesen in Bremen. 1959-63 gehörte K. erneut der Bürgerschaft an und war Vorsitzender der CDU-Fraktion. 1963-67 hatte er den Vorsitz der Kommunalpolitischen Vereinigung Bremen, 1964-74 den Vorsitz des Kreisverbandes Bremen-Nord inne. Wegen politischer Differenzen wechselte er 1979 zur CSU. In der 2., 3., 5. und 6. Wahlperiode (1953-61 und 1965-72) war K., jeweils über die Landesliste Bremen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen (bis Januar 1957, danach war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Finanzen und Steuerfragen. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen und des Haushaltsausschusses (bis Januar 1957, danach Ordentliches Mitglied), dem er auch in der 3.-6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiedergutmachung (bis Novemcr

Kraske 1958), in der 3.-6. Wahlperiode im Finanzausschuß mit. Aus Widerspruch gegen die außenpolitischen Grundlinien Willy -^Brandts stimmte K. den Ostverträgen vom Mai 1972 nicht zu. VERÖFFENTLICHUNGEN: Testfall Bremen. Bremen 1961. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Kramp-Karrenbauer, Annegret, * 9. 8.1962 Völklingen. Politikwissenschaftlerin, Parleifunktionärin. Nach dem Abitur 1982 studierte K.-K. Politik- und Rechtswissenschaften an den Universitäten Trier und Saarbrücken und Schloß das Studium mit dem Grad eines Magisters für Politikwissenschaft und öffentliches Recht ab. 1991 wurde sie Grundsatz- und Planungsreferentin bei der CDULandesgeschäftsstelle. 1995 wurde K.-K. Mitglied des Landesvorstandes der Frauen-Union, 1998 Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Püttlingen. Seit 1984 Mitglied im Stadtrat Püttlingen,war sie 1989-94 Beigeordnete der Stadt Püttlingen. Am. 1.3.1998 rückte K.-K. über die CDU-Landesliste Saarland für den ausgcschicdcnen Abgeordneten Klaus —> Töpfer in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 13. Wahlperiode im Oktober desselben Jahres angehörte. Sie war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis 23.3.1998, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Krampe, Wilhelm, * 5.5. 1925 Herbem, t 12.2.1986 Hamm. Bahnangestellter, Verbandsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule und der Gesellenprüfung nahm K. am Zweiten Weltkrieg teil. Nach schwerer Verwundung und einer Umschulung wurde er Reichsbahnhelfer. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er 1949-51 ehrenamtlicher Krcisjugcndpflcger in Lüdinghausen. 1947 wurde er Sekretär, 1964 Diözesansekretär in der Katholischen Arbeitnehmerbewegung im Erzbistum Paderborn. Seit 1958 war K. Mitglied des Vorstandes der Landesversicherungsanstalt Westfalen und Vorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse Hamm und seit 1956 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Arbeitnehmerorganisationen Westfalen-Lippe, deren Stellvertretender Bundesvorsitzender er 1963 wurde. Seit 1975 war er ehrenamtlicher Geschäftsführer des Berufsförderungswerks Hamm. 1947 trat K. in die CDU ein. Er gehörte dem Landesvorstand der Jungen Union Westfalen an und übernahm den stellvertretenden Landesvorsitz der Sozialausschüsse Westfalens. 1952-56 und 1961-74 war er Ratsherr in Hamm und zeitweise Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion. Am 11.10.1966 trat K. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Friedrich —» Vogel in den Bundestag nach, dem er bis 1980 mit einem Mandat der Landeslistc Nordrhein-Westfalen angehorte. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden (seit November 1966) und im Haushaltsausschuß (seit Juli 1968), dem er auch in der 6.-8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 5. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (von November 1966 bis Dezember 1968) und des Ausschusses für Sozialpolitik (von Juni 1967 bis Juli 1968). Dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung gehörte er in der 6.-8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an.

Krappe, Edith, geb. Löblein, * 13.11.1909 Lichtenberg (heute zu Berlin). Buchhalterin, Verwaltungsangestellte. Nach dem Besuch der Volksschule und eines Lyzeums machte Κ. 1925 eine kaufmännische Lehre und eine Ausbildung zur Buchhalterin. In diesem Beruf war sie über lange Jahre tätig. Seit 1928 engagierte sie sich in der SPD und im Zentralverband der Angestellten. Seit 1946 arbeitete sie als Berufsberaterin im Arbeitsamt Friedrichshain. 1946 wurde K. Berliner Stadtverordnete, 1947 Fraktionssekretärin und 1948 stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Mitglied des Altestenrates. 1950-57 gehörte sie dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. 1955 wurde sie Vorsitzende des Hauptausschusses. In der 3.-6. Wahlperiode (1957-72) war K. als Vertreterin Berlins Mitglied des Bundestages. 1961 wurde sie Mitglied des Bundestagsvorstandes. In der 3.-6. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit. In der 3. und 6. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses (seit Oktober 1959), in der 3. Wahlperiode des Außcnhandelsausschusscs und des Ausschusses für Heimatvertriebene. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (seit Januar 1967), in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. Kraske, Konrad, * 5.6.1926 Berlin. Historiker, Parteifunktionär, ev. K., Sohn eines Kaufmanns, wuchs nach dem frühen Tod seines Vaters im großbürgcrlich-libcralcn Haus seines Onkels, eines Chirurgen, auf. Er besuchte das Humanistische Gymnasium und leistete 1943-45 Kriegsdienst. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft 1946 studierte K. Geschichte und Philosophie in Freiburg und Göttingen und wurde 1951 mit der Arbeit Der Einfluß der mittelalterlichen Reichsidee auf Luthers historisches Bewußtsein promoviert. Danach war er Pressereferent im Bundeskanzleramt in der Dienststelle Blank. Er trat Ende 1952 von diesem Posten zurück, da er sich für cinc Demokratisierung der Wehrerziehung eingesetzt hatte, es deswegen jedoch zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten mit Militärs innerhalb der Dienststelle gekommen war. 1981 nahm er an der Universität Freiburg einen Lehrauftrag im Fach Politikwissenschaft an, der auf seinen Wunsch 1988 auslief. K. wurde 1962 Mitglied, 1992 Vorsitzender des Fernsehrates des Zweiten Deutschen Fernsehens. Er war Mitglied des Vorstandes der Konrad-Adenauer-Stiftung. 1953 trat er in die Bundesgeschäftsstelle der CDU ein, wurde 1954 stellvertretender Bundesgeschäftsführer und war 1958-70 Bundesgeschäftsführer der CDU. Im Oktober 1971 wurde er Generalsekretär der CDU. In der 5. Wahlperiode (1965-69) vertrat K. den Wahlkreis 84 (Dinslaken) im Bundestag, dem er in der 6.-8. Wahlperiode mit einem Mandat der CDU-Landesliste NordrheinWestfalen angehörte. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß, dem er in der 7. Wahlperiode bis Dezember 1973 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches und in der 8. Wahlperiode erneut als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses, in der 5., 6. und 8. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Sportausschuß mit. 1980 verzichtete K. aus Protest gegen die Nominierung des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß zum Kanzlerkandidaten der Union auf eine Bundestagskandidatur.

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Kratz VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Bundestagswahl neunzehnhunderteinundsechzig. Vorbereitung, Ergebnis, Folgerungen. Bonn 1962. K r a t z , Paul, * 13. 3.1921 Eschweiler, t 4 . 6 . 1 9 9 4 Viersen. Stahlbauschlosscr, Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief K. 1935-39 eine Lehre als Stahlbauschlosser. 1941-45 leistete er Wehrdienst in der Kriegsmarine und befand sich 1945/46 in französischer Kriegsgefangenschaft. 1948-50 war er Walzwerker, 1950-54 Straßcnbahnschaffncr in Aachcn. 1954/55 studierte er an der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. 1949 wurde er Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV). 1955/56 war er Praktikant, 1957-62 Geschäftsführer bei der ÖTV und seit 1963 Erster Bevollmächtigter bei der Industriegewerkschaft Metall, Verwaltungsstelle Viersen. In der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) gehörte K., seit 1952 Mitglied der SPD, mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. In der 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Dezember 1974). Von Februar bis Dezember 1974 war er Stellvertretendes, danach und in der 8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Dem Petitionsausschuß gehörte er in beiden Wahlperioden als Stellvertretendes Mitglied an. K r a t z , Wilhelm, * 11.6.1905 Kutzhof/ Saarbrücken, t 30.4.1986 Merzig. Jurist (Rechtsanwalt), kath. K. besuchte das Humanistische Gymnasium in Prüf (Eifel), studierte Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Bonn, Köln und Kiel, legte 1931 das Assessorexamen ab und war seit 1933 Rcchtsanwalt in Merzig. Nach der Rückkchr aus britischer Kriegsgefangenschaft in das Saarland wurde er von der französischen Sûreté verhaftet und für zwei Jahre interniert. Seit März 1948 war er wieder als Rechtsanwalt zugelassen. K. gehörte zu den Begründern der CDU im Kreis Merzig und war seit der offiziellen Zulassung der Partei im Saarland ihr Kreis Vorsitzender. 1955 wurde er Mitglied des Saarländischen Landtages, übernahm den Fraktionsvorsitz und war seit März 1957 Landtagspräsident. 1959 legte er sein Mandat nieder. Gemäß § 2 des Gesetzes über die Eingliederung des Saarlandes von 1956 trat K. am 4. 1. 1957 mit einem Mandat der CDU Saarland in den Bundestag ein und wurde im Februar Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht. A m 11.4.1957 verzichtete er auf sein Mandat. K r a u s , Friedrich (Gustav), * 26.10.1903 Barmen (heute zu Wuppertal), t 2 1 . 2 . 1 9 6 9 Wuppertal. Modellschreiner. Nach einer Lehre als Modcllschrcincr besuchte K. die Kunstund Gewerbeschule Wuppertal-Barmen und legte die Gesellenprüfung ab. Danach arbeitete er als Modellschreiner. 1922 Schloß er sich der SPD an und betätigte sich gewerkschaftlich. 1925-28 war er Sektionsleiter im Deutschen Holzarbeiterverband, 1927/28 Vorsitzender des SPD-Ortsvcrcins Wuppertal-Wichlinghausen. 1929-35 lebte er im Saargebiet. Wegen seines politischen Engagements wurde er nach seiner Rückkehr in das Ruhrgebiet vorübergehend inhaftiert. Seit 1953 war er Vorsitzender der Industriegewerkschaft Metall in Wuppertal. 1945 berteiligte sich K. am Wiederaufbau der SPD. 1952 wurde er Stadtverordneter in Wuppertal, 1956 stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender.

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In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) war K. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen (bis Februar 1959). In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe (bis April 1964, danach als Ordentliches Mitglied) und dem Ausschuß für Arbeit an. K r a u s , Rudolf, * 27.2.1941 Amberg (Oberpfalz). Kaufmannsgehilfe, Betriebswirt, leitender Angestellter, kath. Nach einer kaufmännischen Lehre und der Kaufmannsgehilfenprüfung 1959 besuchte K. die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in München und Schloß seine Ausbildung als Betriebswirt ab. 1961-74 war er bei der Kraftanlagen AG in München tätig, zuletzt als kaufmännischer Leiter und Prokurist. 1974 wurde er Prokurist einer Rohrleitungsiirma in Feldkirchen. K. war Mitglied des Aufsichtsrates der AGIP AG Deutschland. 1962 trat K. der Jungen Union und der CSU bei. 1963-67 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union, 1969-90 Kreisvorsitzender der CSU München IV-Bogenhausen. 1969 wurde er Mitglied des Bezirksvorstandes der CSU München. 1970-74 gehörte er dem Bezirkstag von Obcrbayern an. Tn der 8.-11. Wahlperiode (1976-90) vertrat K. den Wahlkreis 206 bzw. 205 (München Ost) im Bundestag, dem er seit 1990 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 218 (Amberg) angehört. 1989-92 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, 1992-98 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. In der 8. Wahlperiode gehörte er dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung als Ordentliches, in der 9. (seit Mai 1982) und 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft, dem er in der 9.-11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 11. (seit Mai 1989) und 12. Wahlperiode (bis Juni 1992) war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 12. Wahlperiode auch des Wahlprüfungsausschusses (bis Juni 1992) und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Juni 1992). In der 14. Wahlperiode ist K. Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und Ordentliches Mitglied des Gremiums gemäß § 41 Abs. 5 des Außenwirtschaftsgesetzes zur Kontrolle der Beschränkung des Brief-, Post- und Fcrnmcldcgehcimnisscs an. K r a u s e , Günther, * 13.9.1953 Halle (Saale). Bauingenieur, Hochschullehrer, ev. K. besuchte seit 1970 die Erweiterte Oberschule und leistete nach dem Abitur 1972-74 Wehrdienst. 1974 nahm er an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar das Studium des Bauingenieurwesens und der Informatik auf, das er 1978 als Diplomingenieur abschloß. Wegen seines Engagements in der evangelischen Kirche wurde ihm ein Forschungsstipcndium verweigert. Nach dem Studium beschäftigte er sich im VEB Wohnungsbaukombinat Rostock mit der rechnergestützten Wohnungsbauplanung und der Suche nach Alternativen zur Plattenbauweise. 1982 wurde K.

Krause Assistent an der Ingenieur-Hochschule in Wismar, Sektion Bauwesen und erwarb dort 1983 den hochschulpädagogischen Abschluß. Nach der Promotion zum zum Dr.-Ing. 1984 wurde er Oberassistent an der Technischen Hochschule Wismar und Leiter des Wissenschaftsbereiches Informatik, den er mitaufgebaut hatte. Nach der Promotion zum Dr. sc. techn. mit der Arbeit Eine einheitliche CAM/CAPEntwicklungstechnologie. Die Voraussetzung zur dezentralen Nutzung der Mikrorechentechnik in der Seeverkehrswirtschaft (1987) wurde er Dozent für Informatik, 1990 Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Wismar. 1975 trat K. in die CDU ein und stand seit 1987 dem Kreisverband Bad Doberan vor. Nach dem politischen Umbruch in der DDR im Spätherbst 1989 zählte er zu den Begründern des CDU-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern, dessen Vorsitzender er von 1990 bis Mai 1993 war. 1990 gehörte er dem CDU-Bundespräsidium an. Bei den Wahlen zur Volkskammer im März 1990 gewann K. als Spitzenkandidat im Wahlkreis Rostock ein Mandat. Er wurde Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion und Parlamentarischer Staatssekretär beim Ministerpräsidenten der DDR. In dieser Funktion leitete er seitens der DDR die Verhandlungen mit dem stellvertretenden Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer über den Staatsvertrag zur Schaffung einer Währungs-, Wirtschafte- und Sozialunion. Nach der Einführung der D-Mark in der DDR am 2.7. 1990 führte K. mit Bundesinnenminister Wolfgang —»Schäuble die Verhandlungsgespräche über den Einigungsvertrag (2. Staatsvertrag). Als im August 1990 die Ostbcrlincr Koalition mit der SPD auseinanderbrach, fiel K. auch die Aufsicht über das Finanz-, Wirtschafts- und Landwirtschaftsressort zu. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war K. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. In der 12. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 262 (Wismar) im Bundestag. Von Oktober 1990 bis Januar 1991 war er Bundesminister für besondere Aufgaben, von Januar 1991 bis zu seinem Rücktritt im Mai 1993 Bundesminister für Verkehr. In der 12. Wahlperiode arbeitete er seit Juli 1993 als Ordcntlichcs Mitglied im Finanzausschuß und im Ausschuß Treuhandanstalt mit. K. war dann als Investitionsberater tätig, gründete 1993 die Aufbau-Tnvest AG und wurde 1994 in den Aufsichtsrat der I.G. Farbenindustrie AG i.A. gewählt. Im Februar 1995 kandidierte er erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters in Rostock. Ende Mai 1995 wählte ihn der Kreisverband der CDU Rostock zum Vorsitzenden, was die Rückkehr in den erweiterten Landesvorstand der CDU MecklenburgVorpommern bedeutete. Ende 1996 geriet K.s Firma in finanzielle Schwierigkeiten. Im Mai 2001 gab er eine eidesstattliche Erklärung über seine Vermögensverhältnisse ab. LITERATUR: Ernst Elitz: Sie waren dabei. Ost-deutsche Profile von Bärbel Bohley bis Lothar de Maizière. Stuttgart 1991, S. 162-171. - Ariane Riecker, Annett Schwarz und Dirk Schneider: Laienspieler. Sechs Politikerporträts. PeterMichael Diestel, G. G., Regine Hildebrandt, Günther Krause, Wolfgang Thierse, Konrad Weiss und ein Interview mit Friedrich Schorlemmer. Leipzig 1992, S. 71-85. Krause, Paul, * 27.12.1905 Glogau (Niederschlesien), t 18. 10. 1950. Redakteur, kath. Der einer Handwerksfamilie entstammenede K. arbeitete seit 1923 als Journalist, war seit 1927 Sportredakteur in Sprottau und nahm am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft war er in Lippstadt (Westfalen) ansässig. Vor 1933 in der Zentrumsparlei aktiv, Schloß sich K. nach 1945 der Partei wieder an, war Mitglied des ZonenVertriebenen-Ausschusses und wurde 1948 unbesoldeter Stadtrat in Lippstadt. Er gehörte dem Kreistag und dem

Kreisvorstand der Interessengemeinschaft der Ostvertriebenen an, deren Ortsgemeinschaft Lippstadt er bis 1949 führte. 1949 wurde K. über die Landesliste Nordrhein-Westfalen der Zentrumspartei in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Berlin und bis 1950 dem Ausschuß für Heimatvertriebene an. Krause, Rudolf Karl, * 18.12.1946 Breitenhagen. Tierarzt, neuapostolisch. K. gehörte 1957-65 dem Thomaner-Chor in Leipzig an, bestand 1965 das Abitur, studierte Veterinärmedizin in Leipzig und wurde 1973 mit der Arbeit Bestimmung, Eigenschaften, postnatale Entwicklung und intrazelluläre Lokalisation der Clyzerokinase in der Schweineleber zum Dr. med. promoviert. Seit 1971 war er Tierarzt im Bezirksinstitut für Veterinärwesen Stendal, seit 1975 praktischer Tierarzt in Bonese. 1988 führte er einen privaten Landwirtschaftsbetrieb und wurde 1990 Amtstierarzt und Dezernatsleiter im Landkreis Salzwedel. K. gehörte 1971-90 der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Veterinärmedizin an und wurde 1990 Mitglied der Tierärztekammer Sachsen. 1978-90 war er parteiloser Gemeindevertreter in Bonese. Im April 1990 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der CDU-Ortsgruppe Bonese und wurde im Mai 1990 Gemeinderat, Kreistagsabgeordneter und Beigeordneter in Salzwedel. Seit 1993 war er Mitglied der Republikaner und 1993-96 stellvertretender Bundesvorsitzender. 1998 wurde er aus der Partei ausgeschlossen. In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat K. den Wahlkreis 283 (Altmark) im Bundestag. Seit 25.5.1993 war er fraktionslos. Bis zu seinem Austritt aus der CDU gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und seit Juni 1991 dem Ausschuß für Familie und Senioren, als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Post und Telekommunikation und dem Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" an. Bei der Bundestagswahl 1998 kandidierte K. erfolglos für die Deutsche Volks-Union. Krause, Wolfgang, * 4.2.1936 Breslau. Maschinenschlosser, Diplomingenieur, ev. K. besuchte die Oberschule in Dessau, bestand 1954 das Abitur und durchlief bis 1956 eine Lehre als Maschinenschlosser. Nach dem Studium an der Ingenieur-Schule für chemischen Apparatebau in Bernburg 1956-59 studierte er 1960-66 Verfahrenstechnik an der Hochschule für Chemie in Leuna-Merseburg und Schloß das Studium als Diplomingenieur ab. Er war bis 1968 Ingenieur im Bereich Investrealisierung, dann Konstrukteur in Coswig, Betriebsingenieur in Dessau und 1972-90 Chefkonstrukteur in einem Betrieb der Gärungschemie in Dessau. K. wurde Mitglied der Kreissynode Dessau. 1954 schloß er sich der CDU (Ost) an. 1970-89 war er Mitglied des CDU-Bezirksvorstandes Halle, von November 1989 bis Februar 1990 Kreisvorsitzender der CDU Dessau und von Dezember 1989 bis September 1990 Mitglied des CDU-Partei Vorstandes Ost. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 07, Listenplatz 7, Bezirk Halle). Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war K. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat er den Wahlkreis 289 (Dessau Bitterfcld) im Bundestag. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 12. und 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied

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Krautscheid des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union und der Nordatlantischen Versammlung an. K r a u t s c h e i d , Andreas, * 11.2.1961 Wisscn/Sicg. Jurist (Rechtsanwalt), kath. Nach dem Besuch eines Neusprachlichen Gymnasiums studierte K. Rechtswissenschaften und Politische Wissenschaften, legte 1987 das Erste Juristische Staatsexamen ab und hielt sich zur Rcfcrcndarausbildung u. a. in Köln, Dresden und London auf. Nach dem Zweiten Staatsexamen trat er in cinc Anwaltskanzlci in Bonn ein. K. wurde Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Deutsch-Atlantischen-Gesellschaft. 1976 trat K. in die Junge Union, 1980 in die CDU und 1988 in die Christlich-Demokratische Arbeilnehmerschaft ein. Er wurde Orts- und Kreisverbandsvorsitzender der Jungen Union im Rhcin-Sicg-Krcis, 1992 stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes der CDU im Rhein-Sieg-Kreis und hatte die Leitung der Parteireformkommission inne. 1992-94 war er stellvertretender Sprecher der CDU Deutschlands. Tn der 13. Wahlperiode vertrat K. den Wahlkreis 64 (RheinSieg-Kreis II) im Bundestag. Er war Obmann der C D U / CSU-Fraktion im Unterausschuß Menschenrechle und Humanitäre Hilfe und arbeitete als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß und im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, des Rechtsausschusses und des Ausschusse für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. K r e h l , Constanze, * 14.10.1956 Stuttgart. Informatikerin. K. besuchte 1963-73 die Oberschule, 1973-75 die Erweiterte Oberschule in Leipzig, bestand 1975 das Abitur, studierte 1975-80 Informatik an der Technischen Universität Dresden und Schloß das Studium als Diplomingcnicurin für Informationsverarbeitung ab. 1980-85 war sie Organisatorin und Problemanalytikerin in Rechenzentren der Industrie. Im Herbst 1989 im Neuen Forum tätig, trat sie im Januar 1990 in die SPD ein. Sie wurde Orts Vereins Vorsitzende, Mitglied des Kreisvorstandes Eisenhüttenstadt und gehörte bis 1996 dem SPD-Landes vorstand Sachscn an. Seit 1996 stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Sachsen, wurde sie 1999 Landesvorsitzende. Vom 18. 3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte sie der Volkskammer an (Wahlkreis 05, Listenplatz 2, Bezirk Frankfurt/Oder) und war stellvertretende Fraktionsvorsitzende sowie stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Arbeit und Soziales. 1991-94 gehörte sie als Beobachterin dem Europäischen Parlament an, dessen Mitglied sie 1994 für die Sozialdemokratische Partei Europas wurde. Sie engagiert sich im Haushaltsausschuß und in der Delegation der Beziehungen der Europäischen Union zu Rußland. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war K. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Sie gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit an. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. K r e i b a u m , Friedrich, * 14.2.1903 Bisperode, t 2 1 . 8 . 1 9 8 3 Hameln. Jurist (Rcchtsanwalt), Unternehmer. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte K. Rechtswissenschaften und war nach dem Assessorexamen als Gerichtsassessor tätig. 1933 aus politischen Gründen aus

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dem Staatsdienst entlassen, war er bis 1937 Rechtsanwalt, danach kaufmännischer Leiter eines Industriebetriebs und selbständiger Möbelfabrikant. 1968 trat K. in die FDP ein. Er wurde Vorsitzender des Landesschiedsgerichts des FDP-Landesverbandes Niedersachsen und Vorsitzender des dortigen Landesfachausschusses für Wirtschaftspolitik. A m 15.12.1975 rückte K. über die FDP-Landesliste Niedersachsen für den verstorbenen Abgeordneten Carlo —>Graaf in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 7. Wahlperiode 1976 angehörte. Seit Januar 1976 war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. K r e i l e , Reinhold, * 1.12.1929 Aschaffenburg. Jurist (Rechtsanwalt), ev. K. besuchte Humanistische Gymnasien in Heidelberg und München und studierte Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in München sowie Politische Wissenschaften, Assyriologie und Musikwissenschaften in Darmstadt. 1956 wurde er Rechtsanwalt, 1960 Fachanwalt für Steuerrecht, 1984 Professor an der Hochschule für Fernsehen und Film in München und 1987 nebenamtlicher Leiter der dortigen Abteilung Produktion und Mcdienwirtschaft. 1990 übernahm er die Generaldirektion der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und technische Vervielfältigungsrechte (GEMA). K. war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Friedrich Flick Industrieverwaltung AG, Aufsichtsratsmitglied der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt und der Bayerischen Handelsbank AG, Mitglied des Beirates der Landesbank Rheinland-Pfalz, Vorstandsvorsitzender der Studiengesellschaft zur Neugestaltung des Finanz- und Steuerrechts und Vorsitzender des Verwaltungsrates des Deutschlandfunks. Als CSU-Mitglied gehörte K. dem Parteipräsidium und dem Vorstand seiner Partei an. Er war außerdem Mitglied des Präsidiums des Wirtschaftsbeirates der CSU in München. In der 6.-10. Wahlperiode (1969-87) gehörte K., jeweils über die CSU-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. A m 11.7.1988 rückte er über die Landesliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordneten Alfred —> Sauter in den Bundestag nach. A m 2 2 . 2 . 1 9 9 0 legte er sein Mandat nieder. 1982 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Finanzen und finanzpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. In der 6.-10. Wahlperiode engagierte sich K. als Ordcntlichcs Mitglied im Finanzausschuß, dem er in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. Außerdem war er in der 6. (seit November 1971) und 7. Wahlperiode (bis April 1973) Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. In der 8.-10. Wahlperiode (in der 9. Wahlperiode seit Februar 1982) gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an, dessen Ordentliches Mitglied er in der 11. Wahlperiode wurde. K. erhielt den Bayerischen Verdienstorden und das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Steuergesetzgebung in der Bundesrepublik Deutschland aus der Sicht des Parlamentariers. In: Steuer und Wirtschaft 54 (1977) Heft 1, S. 1-8. Die Entscheidungen des Bundesfinanzhofes und ihre Auswirkungen auf die Tätigkeit des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages. In: Der Bundesfinanzhof und seine Rechtsprechung. Festschrift für Hugo von Wallis zum 75. Geburtstag am 12. April 1985. Hrsg. von Franz Klein und Klaus Vogel. Bonn 1985, S. 183-194. LITERATUR: Wanderer zwischen Musik, Politik und Recht. Festschrift für R. K. zu seinem 65. Geburtstag. Hrsg.

Kreutzmann von Jürgen Becker, Peter Lerche und Ernst-Joachim Mestmäcker. Baden-Baden 1994 (mit Bibliographie). - Liber amicorum für R. K. Zu seinem 65. Geburtstag am 1. Dezember 1994. Hrsg. von Jürgen Becker. Baden-Baden 1995. K r e i t m e y e r , Reinhold, * 2 3 . 7 . 1 9 0 8 Münchcn, t 16.2.1996 Freilassing. Offizier, ev. Nach dem Besuch des Reformrealgymnasiums in München bis zum Abitur meldete sich K. 1928 als Offiziersanwärter zur Reichswehr-Infanterie. Im Zweiten Weltkrieg wurde er 1940 zum Bataillonskommandeur, 1942 zum Regimentskommandeur und 1944 zum Oberst befordert. 1948 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück. 1948 trat K. in die FDP ein. 1951-57 gehörte er dem Nicdersächsischen Landtag an, 1955/56 als Fraktionsvorsitzender. 1952 war er Ratsherr in Lüneburg, 1954/55 Oberbürgermeister und 1956 Senator. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) gehörte K. mit einem Mandat der FDP-Landesiiste Niedersachsen dem Bundestag an. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen und in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Inneres (seit Juni 1964) an. NACHLASS: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. K r e s s l , Nicolette, * 29.10.1958 Heilbronn. Gewerbeschullehrerin. K. besuchte die Berufspädagogische Hochschule in Stuttgart und unterrichtete nach dem Zweiten Staatsexamen an einer gewerblichen Berufsschule Technologie für Bäcker/ innen und Konditoren/Konditorinnen. Sie wurde Dozentin bei der Industrie- und Handelskammer für die Weiterbildung zum Fachwirt. K. schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. Sie ist Mitglied des Stiftungsvorstandes der Gemeinschaftsstiftung Arbeiterwohlfahrt Baden-Baden. 1984 trat K. der SPD bei. Sie wurde Mitglied des Landesvorstandes und des Präsidiums der SPD Baden-Württemberg. 1994 und 1998 wurde K. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg in den Bundestag gewählt. Seit 1994 ist sie Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In der 13. Wahlperiode war sie auch Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit". In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ältestenrates. K r e t k o w s k i , Volkmar, * 23.6. 1938 Duisburg. Realschullehrer, ev. Nach dem Abitur 1958 und einem Lehramisstudium wurde K. Realschullehrer und Fachleiter für Geschichte und Politik am Bezirksseminar, 1974 Leiter einer Realschule in Mülheim an der Ruhr. 1991-96 war er als Arbeits- und Sozialdircktor Mitglied des Vorstandes der Städtischen Werke AG in Krefeld. K. schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. 1975/76 war er Mitglied des Aufsichtsrates der Stadtwerke Krefeld, 1979-90 Mitglied der Aufsichlsräle der Krefelder Verkehrs-AG (seit 1980 Vorsitzender) und der Sladtwerke Krefeld, 1990/91 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Städtischen Werke Krefeld AG. Er hatte den stellvertretenden Vorsitz des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung inne.

1969 wurde K. Mitglied des Vorstandes des SPD-Ortsvereins Krefeld. Von 1975 bis zum Mandatsverzicht 1991 war er Ratsherr der Stadt Krefeld, 1975/76 stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, 1976-92 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Krefeld. In der 8-12. Wahlperiode (1976-94) gehörte K. dem Bundestag an. 1976, 1983, 1987 und 1990 wurde er über die SPDLandeslistc Nordrhein-Westfalen gewählt; in der 9. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 79 (Krefeld). In der 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (seit September 1979) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Postund Fernmeldewesen (bis September 1979, danach Ordentliches Mitglied) und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 8. Wahlperiode (bis September 1979) gehörte er dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft als Ordentliches, in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 9.-12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr mit, dessen stellvertretender Vorsitzender er in der 11. Wahlperiode wurde. Dem Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen gehörte er in der 9.-11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (bis Juni 1991). LITERATUR: Joachim Lilla: V. Κ. In: Krefelder Abgeordnete. Hrsg. und bearb. von Joachim Lilla. Krefeld 2000, S. 83-88. K r e u t z m a n n , Heinz, * 2 3 . 9 . 1 9 1 9 Darmstadt. Historiker, Journalist, Verwaltungsbeamter, ev. K., Sohn eines Berufssoldaten und Militärmusikers, besuchte das Humanistische Gymnasium in Bensheim und bestand 1938 das Abitur. Seit 1938 leistete er Wehrdienst, wurde 1941 schwer verwundet und 1942/43 studierte er Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik und Theaterwissenschaft in Frankfurt. 1943 leiste er Garnisonsdienst in Budweis und Marienbad und geriet 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach der Freilassung Hilfsarbeiter in einer Metallwarenfabrik, setzte er 1946 das Studium in Göttingen fort und wurde 1951 mit der Arbeit Braunschweig und der deutsche Dualismus 1848-1866 zum Dr. phil. promoviert. 1948-58 war er Journalist bei Zeitungen in Münchcn, Bielefeld und Bonn. 1958 wurde er Fremdenverkehrsreferent im hessischen Ministerium für Wirtschaft in Wiesbaden, 1961 Regierungsrat, 1962 Oberregicrungsrat, 1965 Regierungsdirektor, Kabinettsreferent und Pressereferent. 1950 schloß sich K. dem Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) an, war Kreisvorsitzender in Detmold und wurde stellvertretender Landesvorsitzender der Partei in Nordrhein-Westfalen. 1958 wurde er in das Parteipräsidium des G B / B H E aufgenommen, war nach der Fusion mit der DP seit 1961 Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes der Partei und wurde 1965 stellvertretender Landesvorsitzender in Hessen. Kommunalpolitisch engagierte sich K. als Stadtverordneter in Lage (Lippe). 1962-67 war er Staatskommissar für die Notstandsgebiete und Zonengrenzkreise in Hessen. 1966 verließ K. den G B / B H E und wurde 1967 Mitglied der SPD. Er gehörte dem Vorstand des SPDUnterbezirks Schwalm-Eder sowie dem Vorstand des SPDBezirks Hessen-Nord an und war Beiratsvorsitzender beim SPD-Parteivorstand. 1965 wurde K. gemäß einem Wahlabkommen zwischen BHE und SPD in Hessen als Gast über die SPD-Landesliste in den 5. Deutschen Bundestag gewählt. In der 6.-8. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 129 (Fritzlar), in der 9. Wahlperiode den Wahlkreis 127 (Schwalm-Eder) im Bundestag. In der Nachfolge von Egon —> Höhmann war er von Februar 1979 bis April 1982 Parlamentarischer Staatssekretär beim

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Kreuzeder Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen und setzte sich dort besonders für die wirtschaftliche Entwicklung der Zonenrandgebiete ein. In der 5. Wahlperiode war K. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden (bis Juni 1967, danach Stellvertretendes Mitglied) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, des Ausschusses für das Bundesvermögen und bis Juni 1967 des Haushaltsausschusses. Dem Auswärtigen Ausschuß gehörte er in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes (bis Juni 1972), danach und in der 7. Wahlperiode als Ordentliches, in 8. Wahlperiode als Stellvertretendes (bis März 1979) und in der 9. Wahlperiode (seit Mai 1982) erneut als Ordcntlichcs Mitglied an. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (von Dezember 1969 bis Dezember 1970) sowie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, dem er auch in der 7. und 8. Wahlperiode (bis Februar 1979) als Ordentliches, in der 9. Wahlperiode (seit Mai 1982) wieder als Stellvertretendes Mitglied angehörte. in der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, in der 9. Wahlperiode seit Mai 1982 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen, dessen Vorsitzender er im Juni 1982 wurde. VERÖFFENTLICHUNGEN: H. K. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 11. Boppard am Rhein 1993, S. 13-258. K r e u z e d e r , Matthias, * 24.2.1949 Freilassing. Landwirt. Nach der Schulzeit wurde K. Landwirt. 1982 trat er der Partei Die Grünen bei. In der 11. Wahlperiode (1987-90) gehörte er mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Bayern dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. K r e y , Franz Heinrich, * 18.2.1930 Bergisch Gladbach. Journalist, Parteifunktionär, kath. K. besuchte die Volks- und die Oberschule, wurde 1944/45 als Fronthelfer eingezogen und arbeitete nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Bürobote. 1951 legte er das Abitur ab, ließ sich in der Redaktion der „Kölnischen Rundschau" ausbilden und war für die Zeitung 1958-61 Leiter der Redaktion Köln-Land. Seit 1949 Mitglied der Jungen Union, seit 1952 der CDU, wurde K. 1961 Landcsgcschäftsführer der Jungen Union, 1964 stellvertretender Landesgeschäftsführer und 1966 Landesgeschäftsführer der CDU Rheinland. 1977-86 war er Geschäftsführer eines Publizistik- und Werbeverlags und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt e.V., Bonn. 1954-60 war K. Kreisvorsitzender der Jungen Union Rheinisch-Bergischer Kreis, 1956-61 Mitglied des Landesvorstandes und des Deutschlandrates der Jungen Union, seit 1964 Stadtverbandsvorsitzender der CDU in Bergisch Gladbach und 1975-90 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Rheinisch-Bergischcr Kreis, dessen Ehrenvorsitzender er 1990 wurde. Er nahm auch die Aufgaben des Schatzmeisters der CDU Nordrhein-Westfalen wahr. 1965-74 war K. Stadtverordneter, 1984-89 Bürgermeister der Stadt Bergisch Gladbach; 1989 wurde er stellvertretender Bürgermeister. 1975-84 gehörte er dem Kreistag an. In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat K. den Wahlkreis 66 (Rheinisch-Bergischcr Kreis), in der 9.-12. Wahlperiode den Wahlkreis 67 (Rheinisch-Bergischcr Kreis T) im Bundestag. Tn allen fünf Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied, in der 10. und 11. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusscs. In der 8. Wahlperiode gehörte er als

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Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9. Wahlperiode dem Finanzausschuß an. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, in der 12. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. K r e y s s i g , (Heinrich) Gerhard, * 25.12.1899 Crossen/ Mulde, f 14.10. 1982 München. Bankkaufmann, Staatswissenschaftler, Gewerkschaftsfunktionär, Journalist. K., Sohn eines Kaufmanns, besuchte eine Höhere Bürgerschule und das Realgymnasium Plauen, bevor er 1918 als Freiwilliger vorübergehend am Ersten Weltkrieg teilnahm und 1919 das Kriegsabitur ablegte. In den folgenden Jahren studierte er Volkswirtschaft und Staatswissenschaften in Leipzig und Greifswald, war gleichzeitig Geschäftsführer der Naturwissenschaftlichen Werkgemeinschaft der Universität Leipzig, 1924 Lehrling bei der Deutschen Bank und wurde 1925 mit der Arbeit Der Solidarismus als sozialwirtschaftliches Prinzip in der Forumulierung durch Heinrich Pesch S.J. zum Dr. rer. pol. promoviert. Bis 1928 war K. Bankangestellter in München, 1928-31 wirtschaftspolitischer Sekretär bei der Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbändc (AfA) Berlin, 1931-45 wissenschaftlicher Mitarbeiter der wirtschaftspolitischen Abteilung des Tnternationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) zunächst in Berlin, nach seiner Emigration 1933 in Paris. 1938/39 gab er die anonymen Rundbriefe „Deutsche Gewerkschafter im Exil" heraus, in denen er gegen einen Mangel an Basisbindung und Demokratie im IGB polemisierte. Seit 1941 setzte K. seine Arbeit in London fort. 1945 kehrte er zurück und war 1946-51 Wirtschaftsredakteur und Rundfunkkommentator in München. K. gehörte 1948-52 dem Aufsichtsrat der Staatlichen Erfassungsstelle für Öffentliches Gut (STEG) an. 1953-68 war er Aufsichtsratmitglied bei Siemens. 1922 trat K. der SPD und dem AfA-Bund bei. Im Exil war er 1933/34 Vorstandsmitglied der Pariser Gruppe der SPD und wandte sich als Sopade-Mann gegen eine Kooperation mit der KPD. Nach illegaler Arbeit als Gewerkschaftsvertreter war er von Mai bis August 1937 Leiter der Auslandsvertretung der Deutschen Gewerkschaften im Westen. Seit 1939 gehörte er der Deutsch-Französischen Union an und war dort seit 1942 Mitglied der Programmkommission für Wirtschaftsfragen. 1945 Schloß sich K. der TG Druck und Papier an. 1947-49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet in Frankfurt am Main und 1947-67 des wirtschaftspolitischen Ausschusses der SPD. 1954/55 nahm er an der SPD-Arbeitsgemeinschaft für europäische Zusammenarbeit teil. A m 4 . 4 . 1 9 5 1 rückte K. über die SPD-Landesliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordneten Waldemar von —^Knoeringen in den Bundestag nach, dem er in der 2.-4. Wahlperiode, jeweils über die Landesliste Bayern gewählt, angehörte. In der 1. (seit Mai 1951) und 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit (seit März 1952) sowie Ordcntlichcs Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit März 1952) und des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß, seit Oktober 1951). In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geld und Kredit und im Ausschuß gem. Art. 15 GG (seit September 1956) mit. Dem Wirtschaftsausschuß gehörte er

Kriedner in der 3. Wahlperiode als Ordentliches, in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Außenhandelsausschusses. 1965 kandidierte K. aus Altersgründen nicht mehr für den Bundestag. 1952-58 war er Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, 1955-57 stellvertretender Fraktionsvorsitzender und 1963-65 Erster Vizepräsident. 1958-65 gehörte er dem Europäischen Parlament an, seit 1964 als Vizepräsident. K. bemühte sich um die Schaffung einer europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und eines gemeinsamen Marktes. Er sprach sich für Investitionslenkungen aus und erteilte damit den ordnungspolitischcn Vorstellungen Ludwig —> Erhards cinc Absage. K. vertrat ein wirtschaftliches Ordnungsmodell, das Streben nach Vollbeschäftigung, weitgehende Mitbestimmung der Arbeitnehmer und soziale Gerechtigkeit vereinen sollte. K. erhielt 1965 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wirtschaftliche Organisation oder Untergang Europas. Offenbach am Main 1947. - Revision des Vertrages über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Luxemburg 1958. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Kriedemann, Herbert, * 1.3. 1903 Berlin, ν 20. 1. 1977 Bad Nauheim. Landwirt, Parteifunktionär. K., Sohn eines Kaufmanns, begann nach dem Besuch der Realschule 1919 eine landwirtschaftliche Ausbildung, nach der er in Berlin Agrarwissenschaft und Nationalökonomie studierte. 1925 trat er in die SPD ein. 1928 wurde er als Angestellter im Reichsbildungsausschuß der SPD mit der Organisation der SPD-Bildungsarbeit in Brandenburg betraut. Daneben betätigte er sich als Redakteur bei der „Sozialistischen Bildung". 1930 wechselte er in die Werbeabteilung des SPD-Parteivorstandes, emigrierte 1934 nach Prag und schied nach Konflikten mit dem Parteivorstand als Parteiangestellter aus. 1935 floh K. in die Niederlande und arbeitete dort als Gärtner, seit 1936 als Gestapo-V-Mann. 1940 wurde er nach der deutschen Invasion verhaftet und durch den Berliner Volksgerichtshof 1941 und 1943 zu Gefängnisstrafen verurteilt, die jedoch auf Veranlassung der Gestapo zu Bewährung und Strafaussetzung abgemildert wurden. Bis 1945 war er Gutsinspektor in Magdeburg. 1945 wurde K. Referent für Agrar- und Wirtschaftspolitik im Büro —> Schumacher in Hannover. Er war an dem Entwurf der agrarpolitischcn Richtlinien der SPD beteiligt und wurde 1946 in den Parteivorstand gewählt. Mit Vorwürfen wegen seiner Verbindungen zur Gestapo konfontiert, wurde er nach parteiinternen und parlamentarischen Untersuchungen rehabilitiert. 1946 gehörte K. dem ernannten Hannoverschen Landtilg, 1946-49 dem Landtag von Niedersachsen, 1946 und 1947/48 dem Zonenbeirat an. Als Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet (1947-49) war er stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, des ERP-Ausschusses und des Ausschusses für den Lastenausgleich. Bis 1954 war er Vorsitzender, danach bis 1963 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Agrarpolitik im Parteivorstand der SPD. In der 1.-6. Wahlperiode (1949-72) gehörte K. dem Bundestag an. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat er den Wahlkreis 24 [461 (Hameln-Springe). 1953 wurde er über die SPD-Landesliste Niedersachsen, 1957 über die SPDLandesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt, in dem er in der 4. Wahlperiode den Wahlkreis 112 (CastropRauxel), in der 5. und 6. Wahlperiode den Wahlkreis 11

(Herne-Castrop-Rauxel) verlrat. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für ERPFragen, im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953) und im Ausschuß für Lastenausgleich mit, dem er auch in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (bis November 1954 und wieder seit September 1956) angehörte. Dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik gehörte er in der I. Wahlperiode als Ordentliches (bis März 1952, danach als Stellvertretendes Mitglied), in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (seit Dezember 1949) und des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953). In der 1.-3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dessen stellvertretender Vorsitzender er Oktober 1953 und 1957 wurde. In der 3. und 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Wirtschaftsausschuß an. 1961-73 war K. Mitglied des Europäischen Parlaments. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sozialismus und Agrarpolitik. Hamburg 1946. LITERATUR: In Sachen K. Hrsg. vom KPD-Vorstand. Frankfurt am Main 1949. - Lügen gegen Kriedemann. Hrsg. vom SPD-Vorstand. Bonn 1949. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. Kriedner, Arnulf, * 16.5.1938 Mühlbach/Pirna. Kaufmann, Unternehmensberater, ev. Nach dem Abitur 1959 und dem Wehrdienst 1959/60 studierte K. Volks- und Betriebswirtschaft in Köln und an der Freien Universität Berlin. Er wurde selbständiger Kaufmann, 1989 selbständiger Unternehmensberater im mittelständischen Bcrcich. K. wurde Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Main-Werra e. V. und Präsident der Deutsch-Paraguayischen Gesellschaft e.V., Bonn. Als Student im Ring Christlich-Demokratischer Studenten organisiert, trat K. 1961 der Jungen Union, 1963 der CDU bei. Er war stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Berlin, Mitglied des Kreisvorstandes der CDU Berlin-Wedding und Berlin-Neukölln und 1993-95 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Schmalkalden-Meiningen. Er wurde Landesvorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) der CDU Berlin und Mitglied des Bundesvorstandes der KPV der CDU/CSU. 1969-89 war er Bezirksverordneter, 1971 Bezirksstadtrat für Gesundheit und Umwelt, 1980 stellvertretender Bezirksbürgermeisler und 1981-89 Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat K. den Wahlkreis 306 (Meiningen - Bad Salzungen - Hildburghausen - Sonneberg) im Bundestag. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechnungsprüfungsausschuß (bis Februar 1992), im Ausschuß Treuhandanstalt (seit Februar 1993) und im Haushaltsausschuß, dessen Ordentliches Mitglied er auch in der 13. Wahlperiode war. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß und dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an, dessen Ordentliches Mitglied er in der 13. Wahlperiode wurde. K. war Vorsitzender der Deutsch-Belarussischen Parlamentariergruppe, stellvertretender Vorsitzender der DeutschRussischen Parlamentariergruppe und Mitglied der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Westeuropäischen Union (WEU) und Vorsitzender des Haushaltsausschusses der WEU.

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Krieger K r i e g e r , Verena, * 18.10.1961 Erlangen. Kunsthistorikerin, Lehrbeauftragte. Nach dem Gymnasium und der Laborschule in Bielefeld besuchte K. das dortige Oberstufenkolleg und studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie an der Universität Bochum. Sie war zeitweise als Journalistin tätig. K. ist Lehrbeauftragte an der Universität Stuttgart. Sie wurde Mitglied der IG Druck und Papier. Seit 1977 in der Frauen-, Friedens- und Jugendzentrumsbewegung tätig, gehörte K. zu den Gründungsmitgliedern der Partei Die Grünen und wurde 1980 in den Landcsvorstand der Partei in Nordrhein-Westfalen gewählt. 1983-86 war sie Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Frauen der Grünen. Über die Grünen-Landesliste Nordrhein-Westfalen zog K. 1987 in den Bundestag ein. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (seit Oktober 1987) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft und Bildung. Dem Rotationsprinz,ip folgend, legte sie am 4.4. 1989 ihr Mandat nieder. 1990 verließ sie die Partei. VERÖFFENTLICHUNGEN: Was bleibt von den Grünen? Hamburg 1991. - Von der Ikone zur Utopie. Kunstkonzepte der russischen Avantgarde. Köln u.a. 1998. Krips, Ursula, geb. Brendel, * 15.2. 1933 Mannheim. Diplomkauffrau, Staatswissenschaftlerin, Verwaltungsbeamtin, ev. K. studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Mannheim, Heidelberg, Göttingen und Köln, bestand 1955 die Diplomprüfung für Kaufleute und wurde 1958 mit der Arbeit Einigung und Schlichtung vor dem ersten Weltkrieg zum Dr. rer. pol. promoviert. 1958-62 war sie als Referentin im Wirtschaftswissenschaftlichen Institut der Gewerkschaften in Köln, 1962-65 im Bundesministerium für Wirtschaft tätig, zuletzt als Regierungsrätin. 1965 wurde K. über die SPD-Landcslistc Badcn-Württcmberg in den Bundestag gewählt. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Finanzausschuß und dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. Am 31.1.1969 verzichtete sie auf ihr Mandat. Krizsan, Julius H„ * 10.5.1937 Kronstadt (Siebenbürgen). Lehrer. K. bestand 1958 das Abitur und studierte 1958-61 an der Pädagogischen Hochschule in Hannover. 1965-70 hielt er sich an der Deutschen Schule in Sucre (Bolivien) auf. 1972 wurde er Jugendbildungsreferent beim Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, 1974 Hauptschullehrer. Er Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. K. arbeitete in der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung und in Umweltschutzgruppen mit. 1971-77 gehörte er der SPD an. 1977 trat er der Grünen Liste Umweltschutz bei. 1980 wurde er Mitglied des Kreisverbandes der Grünen in Celle, 1981 der Alternativen Grünen Liste im Landkreis Celle. 1983 wurde K. über die Grünen-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Finanzausschusses, bis Juni 1984 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, von April 1983 bis April 1984 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. Am 13.3.1985 legte er sein Mandat nieder.

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Krockert, Horst, * 17.2.1924 Wriezen (Mark Brandenburg). Pfarrer, ev. Nach dem Besuch der Oberschule in Berlin studierte K. Theologie in Mainz und Göttingen. 1941 zum Kriegsdienst bei der Marine eingezogen, geriet er 1945 in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1948 entlassen wurde. Bis 1951 als Hotclsekrctär tätig, wurde er 1958 Gemeindepfarrer, 1959 Studieninspektor am Theologischen Seminar Friedberg in Hessen. 1962-66 war K. Studienleiter am Seminar für kirchlichen Dienst in der Industriegesellschaft Mainz-Kastel und unternahm Vortragsreisen durch die USA, Mexiko, Indien und Finnland. Bis 1969 leitete er das Amt für Industrieund Sozialarbeit der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. In der 6.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat K., seit 1965 Mitglied der SPD, den Wahlkreis 138 (Wiesbaden) im Bundestag. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an (seit März 1971). In der 7. und 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit November 1974), in der 8. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß (seit Februar 1979) und dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Februar 1979) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Randbemerkungen zum Städtebauförderungsgesetz. In: Die Neue Gesellschaft 18 (1971) S. 870-872. - Liebe Katja. Briefe an eine frühere Mitarbeiterin. In: Hugo Brandt (Hrsg.): Hoffen, zweifeln, abstimmen. Seit 1969 im Bundestag. 14 SPD-Abgeordnete berichten. Reinbek bei Hamburg 1980, S. 85-92. K r ö n i n g , Volker, * 15. 3.1945 Zwickau. Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, ev. K. besuchte das Altsprachliche Gymnasium in Osnabrück und Wuppertal, studierte Rechtswissenschaften in Tübingen, Berlin und Frankfurt und wurde in Hamburg Assessor. 1970-72 war er Planer an der Universität Bremen, 1974-79 Referent und zuletzt Regierungsdirektor in der Bremischen Verwaltung. K. ist Rechtsanwalt in einer Anwaltssozietät. Er wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeitcrwohlfahrt. 1991-2000 gehörte er dem Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes an, seit 1994 als Bundesschatzmeister. K. hat den Vorsitz des Beirates der DRK-Service GmbH, Bad Honnef, inne. Er ist Vorsitzender des Vereins zur Förderung von Forschung und Lehre zum Friedenssicherungsrecht und zum Humanitären Völkerrecht an der Ruhr-Universität Bochum, Vorsitzender der Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung, Bremen, und Vorsitzender des Landesverbandes Bremen im Deutschen Bibliotheksverband. 1969 trat K. in die SPD ein. 1973-78 war er Sprecher der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen in Bremen, 1984-99 Mitglied der sicherheitspolitischen Kommission der SPD. 1979-83 gehörte er der Bremischen Bürgerschaft, 1983-94 dem Senat der Freien Hansestadt Bremen an, in dem er für Inneres, Sport, Justiz und Verfassung, Datenschutz, Personalwesen und Finanzen zuständig war. 1981 wurde er Vorsitzender des Bürgerschaftsausschusses für Datenschutz, 1982 Mitglied des Haushaltsausschusses und der Finanzdeputation. 1984-94 gehörte er der Nordatlantischen Versammlung an, deren Mitglied er 1998 wieder wurde. Seit 1994 vertritt K. den Wahlkreis 50 (Bremen-Ost) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Rechtsausschuß, dem Verteidigungsausschuß und dem Auswärtigen Ausschuß (seit Mai 1998) an. In der

Krone 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß und im Sonderausschuß Maßstäbegesetz,/ Finanzausgleichsgesetz mit. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses und des Finanzausschusses. K r o g m a n n , Martina, * 10.7.1964 Hannover. Journalistin, Politikwissenschaftlerin, ev. K. bestand an der Wilhelm-Raabe-Schule in Hannover das Abitur. Beim Axel-Springer-Verlag zur Redakteurin ausgebildet, studierte sie Politische Wissenschaften und Volkswirtschaft in München, Florenz und Kalamazoo (USA). 1992 legte sie in München die Diplomprüfung ab, wurde 1996 in Berlin mit der Arbeit Vom konservativen zum liberalen Internationalismus. Die europäische Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten von 1989-1994 zum Dr. phil. promoviert und trat als Political-Economic Specialist in das Generalkonsulat der Vereinigten Staaten von Amerika in Hamburg ein. 1997 Schloß sich K. der CDU an. Sic wurde Mitglied des Vorstandes des CDU-Stadtvcrbandcs Stade und stellvertretende Vorsitzende der CDU Niedersachsen. 1998 wurde K. über die CDU-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Unterausschuß Neue Medien und dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie an. K r o l l , Ludwig (Karl Wilhelm), * 16.7.1915 BadenBaden, f 14.9.1989 Mainz. Buchhändler, Unternehmer, ev. K. besuchte 1926-30 die Oberrealschule, 1930-32 die Höhere Handelsschule in Baden-Baden. 1931 Schloß er sich der Evangelischen Jugend an und war 1932 Gründer und Leiter des Christlichen Vereins Junger Männer in Baden-Baden. 1932-35 machte er eine Lehre als Buchhändler. 1935-37 war er Gehilfe im Buchhandel, 1937-40 Verlagsmitarbeiter in der Zentrale des Evangelischen Jungmännerwerks in Kassel. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft wurde K. 1946 Teilhaber einer Buchhandlung in Baden-Baden, 1951 ihr Inhaber. 1963-79 war er Leiter des Zentralarchivs des Zweiten Deutschen Fernsehens. 1952 wurde K. Mitglied des Landesbeirates des Heimatbundes „Badnerland". Seit 1946 gehörte er dem Stadtrat von Baden-Baden an und engagierte sich zugleich in der Synode der Evangelischen Landeskirche in Baden. 1948 wurde er stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender, 1951 Mitglied des Landesvorstandes, 1952 des Gesamtbadischen Vorstandes der Partei. Er war Vorsitzender des LandesmitlelstandsAusschusses der badischen CDU. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) gehörte K. dem Bundestag an. 1953 wurde er über die CDU-Landcsliste Baden-Württemberg, 1957 im Wahlkreis 189 (Rastatt) direkt gewählt. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, im Ausschuß für Kulturpolitik, im Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (seit April 1954) und im Ausschuß für Grenzlandlragen mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugendfragen (seit Dezember 1953) und des Ausschusses für Besatzungsfolgen (seit Mai 1955). In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik und im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen. K.s besonderes politisches Augenmerk galt den Interessen der mittelständischen Unternehmer. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

K r o l l - S c h l i i t e r , Hermann, * 1.3.1939 Belecke (heute zu Warstein). Landwirt, kath. K., Sohn eines Landwirts, begann seine berufliche Laufbahn mit einer landwirtschaftlichen Lehre, absolvierte Praktika in England und Frankreich und legte das Diplom an der deutschen Landjugendakademie in Fredeburg und am Sozialinstitut Kommende ab. Danach als Landwirt auf dem elterlichen Hof tätig, absolvierte er 1967-70 ein Theologisches Fernstudium. K. war Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken. 1967 wurde er Bundes Vorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung. 1959 der Jungen Union und der CDU beigetreten, war er 1969-75 Bürgermeister der Stadt Belecke. 1975 wurde er Bürgermeister in Warstein. In der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) vertrat K. den Wahlkreis 120 (Lippstadt-Brilon), in der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) den Wahlkreis 118 (Soest) im Bundestag. In der 7.-10. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an (in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982 als Stellvertretendes Mitglied). In der 7. und 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Rechtsausschuß an. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (von Mai 1987 bis Oktober 1990). K r o n b e r g , Heinz-Jürgen, * 15.6.1959 Erfurt. Elektromonteur, Sozialarbeiter, leitender Angestellter, ev. B. legte das Abitur ab, erlernte den Beruf des Elektromonteurs und ließ sich an der Evangelischen Akademie Magdeburg zum Prediger ausbilden. Er wurde Sozialarbeiter und Leiter des Sozialamtes der Kreisverwaltung in Erfurt, später Geschäftsführer. Seil Oktober 1989 beim Demokratischen Aufbruch (DA) engagiert, wurde er im November 1989 stellvertretender Kreisvorsitzender des DA Erfurt-Land, im Januar 1990 Kreisgcschäftsführcr und Vertreter am Runden Tisch in Erfurt. Seit August 1990 ist er Mitglied der CDU. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat K. den Wahlkreis 301 (Weimar - Apolda - Erfurt-Land) im Bundestag. Er war stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Thüringen und Mitglied des Vorstandes der C D U / CSU-Fraktion. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im 1. Untersuchungsausschuß (Kommerzielle Koordinierung) und im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit, dem er in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. Außerdem war er in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß, als Stellvertretendes Mitglied der Enquete-Kommission „Demographischcr Wandel" und dem 2. Untersuchungsausschuß (Veruntreutes DDR-Vermögen) an. K r o n e , Heinrich, * 1.12.1895 Hessisch Oldendorf, V 15.8.1989 Bonn. Lehrer, Soziologe, Partei- und Verbandsfunktionär, kath. Als Kind einer katholischen Arbeiterfamilie geboren, besuchte K. das Gymnasium Josephinum in Hildesheim und begann nach dem Abitur 1914 Theologie zu studieren. Während des Ersten Weltkrieges vom Preußischen Kriegsministerium zum Dienst in Göttingen verpflichtet, mußte er dieses Studium für vier Jahre unterbrechen. Seit 1918 studierte K. in Göttingen Neuere Sprachen, Latein und Volks-

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Krone-Appuhn Wirtschaft. Nachdem er 1920 das Staatsexamen abgelegt und 1921 das Studienreferendariat beendet hatte, war er zunächst arbeitslos. Neben seiner Tätigkeit als Hilfslehrer, die er daraufhin in Kiel bei einer Privatrealschule aufnahm, studierte er dort bei dem Soziologen Ferdinand Tönnies und wurde 1923 mit der Arbeit Die Theorie der Stadt promoviert. Als die Führung der Berliner Zentrumspartei ihm 1922 anbot, stellvertretender Geschäftsführer zu werden, ging K. nach Berlin. Zusätzlich übernahm er die Geschäftsführung des Reichsvcrbandcs der Windthorstbündc, der Jugendorganisation des Zentrums, deren Vorsitzender er 1929 wurde. In dieser Funktion gab er seit 1924 die Zeitschrift „Das Junge Zentrum" heraus. Als Mitglied des Zentrums erhielt er 1925 ein Reichslagsmandat. Er blieb bis 1933 Mitglied des Reichstages und äußerte sich dort besonders zu Fragen der Jugend- und Sozialpolitik. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 und der Liquidation der Zentrumspartei blieb K. in Deutschland. Er gab zeitweilig die Zeitschrift „Zeit im Querschnitt" heraus und wurde Mitbegründer der kirchlichen Hilfsorganisation des Caritas-Notwerks. Kurzzeitig als Sanitäter eingezogen, wurde er 1939 aus der Armee entlassen. Nach dem 20. Juli 1944 wurde auch K. für drei Monate inhaftiert, kam dann jedoch frei. Nach dem Ende des Krieges und dem Zusammenbrechen des nationalsozialistischen Regimes gehörte er im Juni 1945 zu den Begründern der Berliner CDU, wobei er sich für die Konzeption einer interkonfessionellen Partei einsetzte, die - anders als die Zentrumspartei - die Anhänger eines politischen Katholizismus und Protestantismus gleichermaßen integrieren sollte. Seit 1947 amtierte er zunächst als 2., dann als 1. stellvertretender Vorsitzender des CDULandesverbandes und wurde 1949 für Berlin Mitglied des Bundestages. Nachdem er seit 1951 das Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers der C D U / C S U innegehabt hatte, war er 1955-61 Nachfolger von Heinrich von —> Brentano als Vorsitzender der Fraktion. In dieser Funktion wuchs seine Bedeutung als Berater und persönlicher Vertrauter Konrad —> Adenauers. K. nahm zunehmend eine Vermittlerrolle zwischen Fraktion, Partei und Kanzler wahr, die 1959 angcsichts der Konflikte zwischen Adenauer und Ludwig —»Erhard anläßlich von Adenauers Kandidatur für das Bundespräsidentenamt in besonderem Maße notwendig wurde. Sein Amt als stellvertretender CDU-Parteivorsitzender, das er 1958-64 wahrnahm, stärkte diese Mittlerposition. Seit 1961 amtierte K. als Bundesminister für besondere Aufgaben im Kabinett Adenauer und behielt diese Stellung unter Erhard zunächst bei, bis er 1964 Vorsitzender des Bundesverteidigungsrales und schließlich Bundesminister für die Angelegenheiten des Bundesverteidigungsrates wurde. In beiden Positionen war er in besonderem Maße für Berliner Belange zuständig. Dem Kabinett unter —> Kiesinger gehörte er 1966 nicht mehr an. Während am Ende der Kanzlerschaft Adenauers die Frage der politischen Orientierung an den USA oder an Frankreich zunehmend die Diskussionen um die Außenpolitik bestimmte, favorisierte K. eine engere Anbindung an Frankreich und de Gaulle. 1965 verzichtete er darauf, sich als Abgeordneter für Berlin aufstellen zu lassen, wurde aber dennoch über die Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. Bei der darauffolgenden Bundestagswahl 1969 sah er von einer Kandidatur endgültig ab und zog sich aus der Politik zurück. In den darau folgenden Jahren regte K. die Bildung des CDU-Ältestenrates an, dem die Idee zugrunde lag, daß aus der Politik ausgeschiedene CDUPolitiker sich mit jüngeren, noch aktiven CDU-Mitgliedern zu politischen Fragen austauschten. In der 1. Wahlperiode war K. Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Art. 45 des Grundgesetzes (seit Februar 1952), des Haus-

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hallsausschusses (seit Februar 1952, davor beratendes Mitglied) und des Untersuchungsausschusses zur Hauptstadtfrage (Spiegelausschuß, seil März 1953). Als beratendes Mitglied gehörte er bis März 1952 dem Ausschuß für Berlin (seit April 1952 als Stellvertretendes Mitglied), dem Ausschuß für Heimatvertriebene und dem Ausschuß für Kulturpolitik an. In der 2. (seit September 1955) und 3. Wahlperiode (seit April 1959) arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheilen mit. Obgleich K. nur selten als Redner in Erscheinung trat, war er zunehmend in den Mittelpunkt des politischen Geschehens in der Bundesrepublik gerückt. Seine Bedeutung als Ratgeber Adenauers ist oftmals betont worden. Als Politiker der Zentrumspartei in der Weimarer Republik wie auch später als Mitglied der CDU repräsentierte K. ein christlichkonservativ geprägtes Politikverständnis. In den letzten Jahren entdeckten Historiker den zeitgeschichtlichen Wert seiner Tagebücher und zitierten K. häufig als wichtigen Zeitzeugen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Aufzeichnungen zur Deutschlandund Ostpolitik 1954-1969. In: Rudolf Morsey und Konrad Repgen (Hrsg.): Adenauer-Studien III: Untersuchungen und Dokumente zur Ostpolitik und Biographie. Mainz 1974, S. 134-201. - Tagebücher. Bd. 1: 1945-1961. Bearb. von Hans-Otto Kleinmann. Düsseldorf 1995. LITERATUR: Ulrich von Hehl: Der Politiker als Zeitzeuge. H. K. als Beobachter der Ära Adenauer. In: Historisch-Politische Mitteilungen. Archiv für ChristlichDemokratische Politik 5 (1998) S. 83-105. - Torsten Oppelland: H. K. (1895-1989). In: Ders. (Hrsg.): Deutsche Politiker 1949-1969. Bd. 1: 17 Biographische Skizzen aus Ost und West. Darmstadt 1999, S. 94-104. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Christiane Reinecke K r o n e - A p p u h n , Ursula (Margarete Helene Martina), geb. Appuhn, * 2 5 . 9 . 1 9 3 6 Nordhausen (Thüringen), Î 17.12.1988 Haar (Kr. München/Land). Parteifunktionärin, kath. Nach dem Abitur 1956 in Hannover und einem pharmazeutischen Vorexamen 1958 studierte K.-A. 1958-61 Rechts- und Staatswissenschaften sowie Russisch in München und Bonn. 1956 trat sie der CDU bei, wechselte 1962 zur CSU und wurde Vorsitzende der Frauen-Union der CSU in Bayern. In der 8.-10. Wahlperiode (1976-87) gehörte K.-A., jeweils über die Bayerische Landesliste gewählt, dem Bundestag an. In der 8. Wahlperiode war sie Ordentliches, in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Pelitionsausschusses. In der 8. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied auch im Bildungsausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis September 1977 und wieder seit Oktober 1977), dem sie in der 9. und 10. Wahlperiode (bis November 1986) als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 9. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technik (bis November 1982) sowie des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (seit November 1982). In der 10. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an. In der 9. und 10. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied der Nordatlantischen Versammlung. K r o n e n b e r g , Friedrich, * 16.2.1933 Gelsenkirchen. Diplomvolkswirt, Verwaltungsangestellter, Verbandsfunktionär, kath. K„ Sohn eines Postbeamten, studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaft an der Universität Münster, Schloß das Studium 1958 als Diplomvolkswirt ab und wurde 1960 mit

Krüger einer Arbeit über Die Beeinflussung der Vermögensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland durch finanzpolitische Maßnahmen, insbesondere durch Subventionen zur Vermögensbildung zum Dr. rer. pol. promoviert. 1960-65 war er Bundesvorsitzender der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg und hatte verschiedene Funktionen im Bund der Katholischen Jugend sowie im Deutschen Bundesjugendring inne. 1964 wurde er Angestellter im Bundesministerium für Familie und Jugend, 1966 Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. K. gehörte dem Aufsichtsrat der Winfriedwerke in Augsburg an. Seit 1955 Mitglied der CDU, wurde er 1958 Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten. In der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) war K. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. In der 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft, in der 10. (seit November 1985) und 11. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen gehörte er in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (bis November 1985) an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis Oktober 1990) und des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (von Februar bis Oktober 1990). 1982 erhielt K. die Ehrendoktorwürde der NanzanUniversität in Nagoya (Japan). VERÖFFENTLICHUNGEN: Familie im sozialen Spannungsfeld. Köln 1979. - Funktion „Salz". Aachen 1990. - Mit Winfried Hagemann und Klaus Hemmerle: Eine neue Stadt ersteht. Europa bauen in der Einen Welt. Bonn 1991. K r ü g e r , Hans, * 6 . 7 . 1 9 0 2 Neustettin (Hinterpommern), t 3.11.1971 Bonn. Jurist (Richter, Rechtsanwalt, Notar), ev. K., Sohn eines Schuldirektors, studierte 1922-27 in Jena, Greifswald und Bonn Rechts- und Staatswissenschaften. 1931 legte er das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde Richter, u.a. in Lauenburg (Elbe). Seit 1938 war er Landgerichtsrat in Stargard, seit 1940 Oberamtsrichter in Könitz (Westpreußen). 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1948 zählte er zu den Begründern des Bundes der vertriebenen Deutschen. 1952 wurde er Rechtsanwalt, 1956 auch Notar in Olpe. Bis 1960 gehörte er dem Kreistag an. 1958-60 war K. Stadtrat von Olpe in Westfalen. Seit 1957 Bundesschatzmeister des Bundes vertriebener Deutscher, wurde er 1958 nach dessen Vereinigung mit dem Verband der Landsmannschaften Präsident des neuerrichteten Dach Verbandes, des Bundes der Vertriebenen. Er hatte dieses Amt bis 1964 inne. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) war K. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. Die Anerkennung der polnischen Westgrenze lehnte K. entschieden ab. 1963 wurde er Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Anfang Dezember 1963 bezichtigte ihn der Chefideologe der SED, Albert Norden, neben der Teilnahme am Hitlerputsch von 1923 und der Mitgliedschaft in zahlreichen NSOrganisationen (u. a. im Reichsbund Deutscher Beamter, im NS-Rcchtswahrcrbund und im Volksbund für das Deutschtum im Ausland) der Mitwirkung an Sondergerichten 1943 im westpreußischen Könitz und der damit in Zusammenhang stehenden Verhängung von Todesurteilen. K., der die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zunächst dementiert hatte, gab zu, NSDAP-Ortsgruppenleiter gewesen zu sein. Im Januar 1964 gestand er, einem Sondergericht angehört zu haben, trat von seinem Ministeramt zurück und wurde Anfang Februar aus der Regierung entlassen.

In der 3. (seit Februar 1959) und 4. Wahlperiode (bis Dezember 1963) engagierte sich K. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten und war in beiden Wahlperioden Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (in der 4. Wahlperiode bis Dezember 1963 und wieder seit Februar 1964). In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit November 1958) mit, dem er in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (bis Dezember 1963 und wieder seit Februar 1964) angehörte. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 4. Wahlperiode (bis Dezember 1963) Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Laslenausgleich. D e m Ausschuß für Heimalvertriebene gehörte er in der 3. Wahlperiode als Ordentliches, in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied und stellvertretender Vorsitzender an (bis November 1963). Darüber hinaus war er in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses (bis Oktober 1960). NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. K r ü g e r , Kaspar (Caspar), * 13.6. 1899 Neheim, τ 3 0 . 6 . 1 9 8 4 Arnsberg. Schreiner, Verbandsfunktionär, kath. Nach einer Schreinerlehre nahm K. 1917/18 am Ersten Weltkrieg teil, war als Schreiner tätig und arbeitete 1939-46 in der Metallindustrie. Seit 1919 im Christlichen Holzarbeiterverband tätig, wurde er 1927 Ortsgruppenvorsitzender in Neheim und war Schriftführer im Cartell der Christlichen Gewerkschaften. Er war seit 1925 Mitglied der Zentrumspartei, seit 1928 Stadtverordneter in Neheim. 1933 wurde er aller Amter enthoben. Schon nach dem Ersten Weltkrieg Mitglied der Kricgsopferorganisation, half K. 1947 bei der Wiedergründung im Kreis Arnsberg und war dort seit April 1948 Geschäftsführer des Verbandes der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands. 1947 trat K. der CDU bei. Er wurde Mitglied des Landeskriegsopferausschusses Westfalen. 1956-60 gehörte er dem Kreistag Arnsberg an und war seit 1964 Stadtrat. Am 15.12.1958 rückte K. über die CDU-Landes!iste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Josef Anton —> Gockeln in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 3. Wahlperiode 1961 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen, des Ausschusses für Wiedergutmachung und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen. NACHLASS: Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf. K r ü g e r , Paul, * 7 . 3 . 1 9 5 0 Güstrow. Dreher, Ingenieur, leitender Angestellter, kath. K. besuchte 1956-66 die Polytechnische Oberschule in Roggow und durchlief bis 1968 in Neubrandenburg eine Dreherlehre. Danach war er in Teterow und Warnemünde als Dreher tätig. 1969 begann er, Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Wismar zu studieren, und Schloß 1975 das Studium mit dem Diplom ab. Seit 1973 war er Ingenieur in einem Maschinenbaubetrieb in Neubrandenburg, seit 1980 Gruppenleiter für Organisation und Software-Entwicklung. 1986 wurde er mit der Arbeit Konstruktionstechnologische Fertigungsvorbereitung. Ein Beitrag zur Verbesserung der Effektivität von Fertigungsprozessen der Kleinserienfertigung unter Berücksichtigung ihrer Zuverlässigkeit zum Dr.-Ing. promoviert. K. wurde Mitglied des Aufsichtsratcs der Deutschen lekom AG, Bonn, und Mitglied des Aufsichtsratcs Raumfahrt- und Systemtechnik GmbH, Rostock. 1990 trat K. in die CDU ein und wurde im selben Mitglied des Kreisvorstandes Neubrandenburg sowie

Teder Jahr des

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Krüger Landesvorstancles Mecklenburg-Vorpommern. Vom 18.3. bis zum 20.12.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 11, Listenplatz 4, Bezirk Neubrandenburg). Er war Mitglied des Präsidiums und Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion von CDU und Demokratischem Aufbruch. 2001 wurde K. Oberbürgermeister von Neubrandenburg. Vom 3.12. bis zum 20.12.1990 war K. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat er den Wahlkreis 269 (Neubrandenburg Altentreptow - Waren - Röpel) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landesliste Mecklenburg-Vorpommern gewählt wurde. In der 11. und 12. Wahlperiode gehörte er dem Vorstand der CDU/CSU-Fraktion an und war Vorsitzender der CDU-Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern. 1993/94 war K. Bundesminister für Forschung und Technologie. Im Sommer 1994 brachte er die „Gemeinschaftsinitiative Produkterneuerung" auf den Weg, deren Ziel es war, das in den neuen Bundesländern vorhandene Potential an Schlüsseltechnologien zu ermitteln und zu nutzen. Im November 1994 wurde er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion und Sprecher der Unionsabgeordneten aus den neuen Bundesländern. In der 11. Wahlperiode arbeitete K. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (seit Oktober 1990) mit, dem er auch in der 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (bis November 1993) angehörte. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses Treuhandanstalt (von Februar bis Juli 1993) und Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses (bis Juni 1993) und des Ausschusses für Wirtschaft (bis November 1993). Im November 1998 wurde er Vorsitzender des Ausschusses für die Angelegenheiten der neuen Länder und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Tourismus. In der 14. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses. Am 14.8.2001 legte K. sein Mandat nieder.

der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft" an und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. VERÖFFENTLICHUNGEN: Geschichtskonzepte im Ezechielbuch. Berlin 1989. - Kritische Weisheit. Studien zur weisheitlichen Traditionskritik im Alten Testament. Zürich 1997. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

Krüger, Thomas, * 20.6.1959 Buttstädt. Theologe, ev. K., der eine Lehre als Plast- und Elastfacharbeiter mit Abitur im Reifenwerk „Pneumant" in Fürstenwalde durchlief, studierte 1981-87 Theologie in Berlin. Er war Vikar in Berlin und Eisenach und engagierte sich in der Bewegung „Kirche von unten". Später wurde er Praktikant beim Kunstdienst des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. 2000 übernahm K. die Leitung der Bundcszcntralc für politische Bildung in Bonn. Von 1977 bis zum Austritt 1979 war er Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1995 wurde er Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks. 1989 gehörte K. zu den Gründungsmitgliedern der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP) in Schwante. Er wurde Geschäftsführer und stellvertretender Bezirksvorsitzender der SDP/SPD. 1990-92 war er stellvertretender Landesvorsitzender der SPD. 1992 wurde er Kreisvorsitzender in Berlin-Lichtenberg. Seit 18.3. 1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 01, Listenplatz 3, Bezirk Berlin). Am 1.8.1990 legte K. sein Mandat nieder. Von Mai 1990 bis Januar 1991 war er Stadtrat für Inneres und Erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters in Berlin (Ost) und 1991-94 Senator für Jugend und Familie im Senat von Berlin. 1992 gehörte er dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. In der 12. Wahlperiode (1994-98) war K. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Berlin Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß, dem Sportausschuß und der Enquete-Kommission „Zukunft

Krümmer, Ewald, * 17.9.1896 Sulzbach (Saar), t 9.10.1968 Iserlohn. Jurist, Diplomat, ev. Nach dem Besuch eines Humanistischen Gymnasiums begann K. das Studium der Rechte in Paris und Bonn, das durch die Teilnahme am Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. 1920 in Marburg mit der Arbeit Der Einfluß der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika auf die mittelund südamerikanischen Bundesstaatsverfassungen zum Dr. jur. promoviert, trat er in den Auswärtigen Dienst ein. 1922/23 war er an der Deutschen Gesandtschaft in Athen, 1923-27 an der Schwedischen Gesandtschaft, später an der Deutschen Botschaft in der Türkei und 1927-32 in der Kulturabteilung des Auswärtigen Amts tätig. 1932-39 war er Leiter der handelspolitischen Abteilung und Sachbearbeiter für Angelegenheiten der Reichsdeutschen an der Botschaft Warschau, 1939-43 arbeitete er im Auswärtigen Amt, zuständig für Presse und Organisationsfragen, und war zuletzt wieder Gesandter. Im März 1943 wurde er an das Wahlkonsulat Adana versetzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er freier Dozent für politische Fragen in Einrichtungen der Erwachsenenbildung. K. Schloß sich der FDP an. 1952 wurde er Bürgcrvcrtrctcr, 1956 Bürgermeister und 1961 Oberbürgermeister in Iserlohn.

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Krüger-Leißner, Angelika, geb. Lüdke, * 13.8.1951 Jüterbog. Lehrerin, Vcrwaitungsbcamtin. K.-L., Tochter eines Eisenbahners und einer Köchin, besuchte die Polytechnische und die Erweiterte Oberschule in Jüterbog. 1970 bestand sie das Abitur und Schloß eine Lehre als Eisenbahnfacharbeiterin ab. 1970-74 studierte sie in Leipzig Kunsterziehung und Geschichte, war 1974-87 Fachlehrerin in Jüterbog und Schönwalde und absolvierte 1988/89 ein Studium für Jugendhilfe. 1990-98 war sie Beigeordnete und Dezernenlin für Soziales, Jugend, Kultur, Sport und Gesundheit im Landkreis Havelland. 1992 wurde K.-L. stellvertretende Vorsitzende des Jugendaufbauwerks Nauen, 2000 Mitglied des Vorstandes des Internationalen Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. 1990 trat K.-L. in die SPD ein. 1992 wurde sie Mitglied des SPD-Kreisvorslandes Nauen, 1993 des Unlerbezirksvorstandes Havelland und 1998 des SPD-Landesvorstandes Brandenburg. 1990-94 war sie Mitglied des Kreistages Nauen. 1998 wurde sie Mitglied des Kreistages Havelland, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Vorsitzende des Sozialausschusses. Mit einem Direktmandat des Wahlkreises 273 (Oranienburg - Nauen) zog K.-L. 1998 in den Bundestag ein. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, des Ausschusses für Kultur und Medien und der Enquete-Kommission „Demographie - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik". Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Haushaltsausschuß an.

Am 24.1.1963 rückte K. über die FDP-Landcslistc Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Wolfgang —» Döring in den Bundestag ein, dem er bis zum Ende der 4. Wahlperiode 1965 angehörte. Er arbeitete als

Kubicki Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (seit Januar 1965), des Rechtsausschusses (von November 1963 bis April 1965), des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (seit November 1963) und des Ausschusses für Entwicklungshilfe (von November 1963 bis Oktober 1964). NACHLASS: Stadtarchiv Iserlohn. K r u g , Georg, * 6. 8.1906 Altusried, f 2.12.1989 Albisried. Landwirt, kath. Nach der Volksschule besuchte K. eine landwirtschaftliche Fachschule und erhielt zusätzlich eine kaufmännische Ausbildung. 1934 wurde er kaufmännischer Leiter der Molkerei Altusried und war selbständiger Landwirt. 1941 /42 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. In der Nachkriegszeit war er Vorsitzender des Fremdenverkehrsverbandes Allgäu und Mitglied der Vorstände des Milchwirtschaftsvcreins Allgäu und der Süddeutschen Butter- und Käsebörse. 1945 war K. Gründungsmitglied der CSU Kempten. 1948 wurde er Bürgermeister in Altusried, 1950 CSUKreisvorsitzender, 1952 Mitglied des Kreistages von Kempten und Fraktionsvorsitzender. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) vertrat K. den Wahlkreis 241 bzw. 243 (Kempten) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht (seit Juli 1959), im Ausschuß für Heimatvertriebene (bis Juli 1959) und im Außcnhandclsausschuß mit, dem er auch in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfe und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dessen Ordentliches Mitglied er in der 5. Wahlperiode wurde. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für das Bundesvermögen an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Wolfgang Heilmann: Die Ernährungslage im Landkreis Pfarrkirchen 1945. Pfarrkirchen 1991. Krziskewitz, Reiner, * 19.9.1942 Oschersleben. Forstfacharbeiter, Buchhändler, kath. K., Sohn eines Buchhändlers, legte 1961 in Kothen das Abitur ab und erlernte 1961-63 den Berufeines Forstfacharbeiters. 1964-68 war er CDU-Krcissckrctär in Bernburg. 1968 legte er das Parteiamt nieder, wurde 1969 Programmierer und EDV-Organisator in einem Zementkombinat und absolvierte ein Fernstudium der Wirtschaftswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle, das er 1971 als Diplomökonom abschloß. Nach eine Buchhändlerausbildung übernahm er 1983 die elterliche Buchhandlung in Güsten (Anhalt). Er wurde Vorstandsrat des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle. 1958 trat K. in die CDU ein, die er 1972 verließ. Im Dezember 1989 wurde er erneut Mitglied der CDU und übernahm den stellvertretenden CDU-Kreisvorsitz in Bernburg. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 07, Listenplatz 11, Bezirk Halle) und und war Mitglied der Unabhängigen Kommission „Parteivermögen". In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat K. den Wahlkreis 290 (Bernburg - Aschersleben - Quedlinburg) im Bundestag. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß (bis Februar 1992) und im Finanzausschuß, dem er in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 12. Wahlperiode war

er auch Stellvertretendes Mitglied des Haushallsausschusses (bis November 1991), des Ausschusses für Fremdenverkehr (bis März 1993) und des 1. Untersuchungsausschusses (Kommerzielle Koordinierung, seit Oktober 1992). In der 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an. K u b a t s c h k a , Horst, * 10.6.1941 Bielitz. Chemieingenieur, Verwaltungsbeamter, ev. Nach der Realschule absolvierte K. ein Praktikum in der Industrie und studierte anschließend Chemie an der Fachhochschule in Nürnberg. Seit 1964 war er bei der Regierung von Niederbayern, seil 1978 als Laborleiler am Wasserwirlschaftsamt Landshut tätig. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt. Er ist Mitglied des Kuratoriums der Fachhochschule Landshut. 1959 trat K. der SPD bei. Nach verschiedenen Funktionen bei den Jungsozialisten wurde er Vorsitzender des SPDUnterbezirks Landshul. 1994-96 war er Vorsitzender des SPD-Bezirksverbandes Niederbayern. 1972-96 gehörte er dem Stadtrat in Landshut an. Seit 1990 ist K. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. Dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie dem Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus gehörte er in der 12.-13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheil. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, dem Ausschuß für Tourismus, dem Ausschuß für Kultur und Medien und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und Liberalisierung" an. Kubicki, Wolfgang, * 3.3.1952 Braunschweig. Diplomvolkswirt, Parteifunktionär, Jurist (Rechtsanwalt), ev. K. bestand 1970 in Braunschweig das Abitur, studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Kiel und Schloß das Studium 1976 als Diplomvolkswirt ab. Anschließend studierte er Rechtswissenschaft. 1976/77 arbeitete er in einer Unternehmensberatung, 1978-80 in einem Steuerberatungsbüro, 1980-83 als Referent der FDP-Landtagsfraktion Schlcswig-Holstein. 1982 legte er das Erste, 1985 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1985 wurde er selbständiger Rechtsanwalt in Kiel. 1971 trat K. in die FDP ein. 1972/73 war er stellvertretender Bundesvorsitzender des Liberalen Hochschulbundes, 1975/76 Landesvorsitzender der Jungdemokraten in Schleswig-Holstein, 1976-88 Mitglied des FDPLandesvorstandes, seit 1986 stellvertretender Landesvorsitzender, 1987-89 Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Rendsburg-Eckernförde, von September 1989 bis September 1993 Landesvorsitzender der FDP in Schleswig-Holstein und FDP-Bundes Vorstandsmitglied. Im Juni 1997 wurde er erneut Mitglied des Bundesvorstandes. Seit 1992 gehört K. dem Schlcswig-Holsteinischen Landtag an. Im Zusammenhang mit Kauf und Nutzung der Mülldeponie Schönbcrg in Mecklenburg-Vorpommern in die Schlagzeilen geraten, trat er im Juni 1993 vom Fraktionsvorsitz zurück, den er 1996 wieder übernahm.

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Kubìtza 1990 wurde Κ. über die FDP-Landesliste Schleswig-Holstein in den Bundestag gewählt. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft mit und war Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, des Innenausschusses und des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (bis Januar 1992). Am 2. 8.1992 verzichtete K. auf sein Bundestagsmandat. Kubitza, Werner, * 5.2.1919 Breslau, f 2.11.1995 Elal (Israel). Gymnasiallehrer, ev. Nach dem Besuch der Obcrrealschulc in Breslau 1929-37 nahm K., Sohn eines Rendanten, 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil, studierte 1946-50 Sport, Deutsch, Englisch, Religions- und Geistesgeschichte sowie Philosophie in Erlangen und legte 1950 das Erste, 1951 das Zweite Staatsexamen ab. Seit 1951 war er als Studienrat in Passau, 1956-61 in Lohr tätig. 1970-75 war er als Ministerialrat im Bundesministerium des Inneren Beauftragter des Bundesministers des Inneren für die Olympischen Spiele in München. Später wurde er Referent für Schul- und Hochschulsport. K. war 1971-90 Vorsitzender der Politischen StudienSeminare e.V., München, und bis 1990 Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Liberaler Eltern und Erzieher. 1990 gehörte er zu den Begründern des Ortsverbandes der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dessen Vorsitz er bis 1993 innehalte. K. trat in die FDP ein. 1957-74 war er Bezirksvorsitzender der FDP in Unterfranken, deren Ehrenvorsitzender er später wurde. 1960-66 und 1981-93 gehörte er dem Stadtrat in Lohr, 1972-81 und seit 1990 dem Kreistag des MainSpessart-Kreises an. 1974-78 saß er im Bayerischen Landtag. Tn der 4. und 5. Wahlperiode (1961-69) war K. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß lur Familien- und Jugendfragen. In der 4. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. Tn der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß sowie dem Haushaltsausschuß (seit Februar 1969) an. 1976 erhielt K. den Bayerischen Verdienstorden, 1993 die Kommunale Verdienstmedaille in Silber. K u c h t n e r , Edeltraud (Maria), * 20. 12.1907 Münchcn. Juristin, Verwaltungsbeamtin, kath. K. bestand 1926 an einem Gymnasium in München das Abitur und studierte dort 1926-30 Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft. 1930 legte sie das Erste, 1933 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und war dann als Hilfsarbeiterin in einer Rechtsanwaitskanzlei, seit 1935 als juristische Sachbearbeiterin bei der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank in München tätig. 1941/42 studierte sie Betriebswirtschaft an der Technischen Hochschule München. 1945 wurde K. zur Rechtsrätin der Stadt Münchcn ernannt, 1949 mit der Arbeit Die Abstammungsklage des unehelichen Kindes zum Dr. jur. promoviert und zur Oberrechtsrätin befördert. Seit 1953 war sie Abteilungsleiterin für öffentliches Recht im Rechtsreferat in München. K. gehörte dem Vorstand des Katholischen Deutschen Frauenbundes in München an. 1949 wurde sie in den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Frauen in der CSU gewählt. In der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) war K., jeweils über die CSU-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren

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Verwaltung, im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit Januar 1956), im Ausschuß für Rechtswissenschaft und Verfassungsrecht, im Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (davor war sie von März 1955 bis Januar 1956 Stellvertretendes Mitglied) und im 2. Sonderausschuß „Wasserhaushaltsgesetz". Dem Verfassungsausschuß, dem Ausschuß für Beamtenrecht und dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht (seit März 1955) gehörte sie in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 3.-6. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit. In der 3. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen und Bodcnrccht, in der 3. (seit Dezember 1957), 4. (seit Februar 1962) und 6. Wahlperiode (seit Dezember 1969) des Richterwahlausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 3. und 4. Wahlperiode auch dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 3.-5. Wahlperiode dem Ausschuß für Inneres bzw. dem Innenausschuß an. In der 4. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und des Sonderausschusses „Strafrecht" (seit Dezember 1963), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (seit Mai 1967), des Sonderausschusses für die Strafrechtsreform und des Vermittlungsausschusses. In der 6. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen sowie dem 2. Sonderausschuß für die Strafrechtsreform an. Im April 1971 wurde sie Mitglied der Enquete-Kommission „Verfassungsreform". VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Gertrude Reidick: Die Stellung der Frau im neuen Eherccht. Stuttgart 1958. Kiibler, Klaus, * 21.4.1936 Stettin. lurist, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verwaltungsbeamter, ev. K. bestand 1955 das Abitur und studierte Rechtswissenschaft an den Universität Tübingen, Hamburg und Berlin und besuchte die Hochschule für Verwaltungswissenschaft in Speyer. 1965 wurde er wissenschaftlicher Assistent in Tübingen, 1966 Persönlicher Referent des Rektors der RuhrUniversität Bochum und Leiter des dortigen Planungsstabes. 1970-77 war er Kanzler der Universität, 1977-80 Vizepräsident des Bundcsgcsundheitsamtes Berlin und 1987-89 Unterabtcilungslcitcr im Bundcsministcrium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt. 1972 trat K. in die SPD ein. 1974-81 war er Vorsitzender des Ortsvereins und 1974-80 Mitglied, seit 1983 Vorsitzender des Unterbezirks Bergstraße. 1980/81 gehörte er dem Bezirksvorstand Hessen-Stid an; 1981 wurde er Mitglied des dortigen Bezirksbeirates. 1972-76 war K. Stadtverordnetenvorsteher in Neckar-Steinach. 1977 wurde er Mitglied des Kreistages des Kreises Bergstraße. In der 9. Wahlperiode (1980-83) vertrat K. den Wahlkreis 145 (Bergstraße) im Bundestag, in den er 1983 über die SPD-Landesliste Hessen gewählt wurde. Am 15.6. 1989 rückte er über die Landesliste Hessen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Volker —> Hauff in den Bundestag nach, dem er in der 12. Wahlperiode (1990-94) wieder mit einem Mandat der Landesliste Hessen angehörte. In der 9. und 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 11. (seit luni 1989) und 12. Wahlperiode war. Dem Wahlprüfungsausschuß gehörte er in der 10. Wahlperiode als Ordentliches, in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit, dem er in der 10. Wahlperiode bis

Kühling Oktober 1984 als Stellvertretendes und danach als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Februar 1981), in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses (bis Oktober 1984, danach Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit Oktober 1984). Dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherhcit gehörte er in der 11. Wahlperiode bis Juni 1989 als Stellvertretendes, seit Oktober 1989 und in der 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 11. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied (seit Juni 1989) des Ausschusses für Wirtschaft. K ü b l e r , Paul, * 30.12.1922 Mannheim, t 9. 8.1969 Tegernsee. Gymnasiallehrer, cv. K. besuchte ein Humanistisches Gymnasium, nahm 1941 -45 am Zweiten Weltkrieg teil und studierte danach Geschichte, dcutschc und französische Literatur in Heidelberg und Paris. 1950 in Heidelberg mit der Arbeit Die persische Politik gegenüber dem Griechentum in der Pentekonaetie promoviert, trat er 1951 in den Schuldienst ein. Seit 1953 evangelischer Kirchenältester, war er 1959-65 Mitglied des Gesamtkirchengemeinderates Mannheim und, als SPD-Mitglied, 1959-61 dort Stadtrat. Über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg wurde K. 1961 in den 4. Deutschen Bundestag gewählt, in dem er von 1965 bis zu seinem Tod den Wahlkreis 180 (Mannheim II) vertrat. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Pctitionsausschusscs, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik und in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Carl Friedrich Freiherr von Drais. Sein Leben und sein Werk. Mannheim 1951. - Halbzeit im Bundestag. Tätigkeitsbericht. Mannheim 1963. Tradition und Fortschritt. Vom Geschichtsbewußtsein einer Stadt. Mannheim 1964. - Wie informieren sich die Parlamente? In: Gewerkschaftliche Monatshefte 17 (1966) Heft 9, S. 229-234. - Für die Verbesserung des Pensionsrechts. Ebd., S. 527-530. K ü c h l e r , Ernst, * 7 . 4 . 1 9 4 4 Freiburg im Breisgau. Diplompolitologe, Angestellter im Bildungsbereich, kath. K. besuchte das Gymnasium in Freiburg, bestand 1965 das Abitur, studierte Politikwissenschaften in Freiburg und Berlin und Schloß das Studium 1969 als Diplompolitologe ab. 1970-72 war er Persönlicher Referent des Oberbürgermeisters der Stadt Leverkusen, danach bis 1985 Leiter der Volkshochschule Leverkusen. 1985 wurde er Direktor der Volkshochschule Köln, 1991 Leiter des Amtes für Weiterbildung bei der Stadt Köln. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Arbeiterwohlfahrt und der Europaunion. Er gehört dem Aufsiehtsrat der Adolf Grimme Instituts GmbH, Marl, und dem Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn. an. K. ist Vertreter des Deutschen Volkshochschul-Verbandes in der Mitgliederversammlung des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung, Frankfurt am Main, Vorsitzender des Vereins zur Förderung abschlußbezogener Jugend- und Weiterbildung, Köln, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen VolkshochschulVerbandes und Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Volkshochschulen in Nordrhein-Westfalen. 1969 trat K. in die SPD ein. 1993 wurde er Vorsitzender der SPD in Leverkusen, 1994 Mitglied des Rates der Stadt.

Seit 1998 vertritt K. den Wahlkreis 68 (Leverkusen Rheinisch-Bergischer Kreis II) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Petitionsausschuß und dem Unterausschuß Neue Medien an. K ü h b a c h e r , Klaus-Dieter, * 30.10.1943 Heerlen (Niederlande). Verwaltungsbeamter, kath. Nach der Mittleren Reife durchlief K. bis 1963 eine Verwaltungslehre bei der Stadtverwaltung in Bad Gandersheim und erhielt bis 1966 eine Ausbildung zum Inspektor bei der Stadtverwaltung in Braunschweig. Daneben absolvierte er ein dreieinhalbjähriges Abendstudium an der Verwaltungsund Wirtschaftsakademie in Braunschweig bis zum Diplom. 1966-68 leistete er Wehrdienst. 1968-74 war er in der Haushaltsabteilung der Stadt Braunschweig, Abteilung Finanzplanung und Investitionskontrolle, tätig und unterrichtete nebenberuflich an der Gemeindeverwaltungsschule sowie an der Fachhochschule Braunschweig, Abteilung Sozialwesen. Er wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und gehörte dem Pcrsonalrat der Stadtverwaltung an. 1995 wurde er Präsident der Landeszentralbank Berlin-Brandenburg. K. war 1987-90 stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates des Deutschlandfunks. 1962 trat K. der SPD bei, wurde 1970 Mitglied des Vorstandes der SPD Braunschweig und war 1980-88 Mitglied des Bundesparteirates. 1974-76 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an. 1990-95 war er Minister der Finanzen des Landes Brandenburg. In der 8. und 9. Wahlperiode (1976-83) vertrat K. den Wahlkreis 45 (Braunschweig) im Bundestag, dem er in der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) mit einem Mandat der SPDLandesliste Niedersachsen angehörte. In der 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß, in der 9.-11. Wahlperiode im Petitionsausschuß (seit Mai 1982) mit. In allen Wahlperioden (seit September 1979) war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses, in der 8. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 9.-11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und in der 11. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses. In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 10. Wahlperiode dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Juni 1986) und in der 11. Wahlperiode dem Verteidigungsausschuß (seit August 1987) an. K ü h l i n g , Georg, * 18.2.1886 Rechterfeld, t 12.3.1963 Rechterfeld. Landwirt, kath. K. besuchte das Gymnasium in Delmenhorst, studierte einige Semester Landwirtschaft und Rechtswissenschaft und war anschließend auf dem väterlichen Hof praktisch tätig. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und befand sich fünf Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Er engagierte sich in verschiedenen bäuerlichen Organisationen und wurde für die Zentrumspartei Mitglied des Landtages in Oldenburg. Zwischen 1933 und 1945 wurde er mehrmals verhaftet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zu den Begründern der C D P / C D U . 1946 gehörte er dem ernannten Oldenburgischen, 1946/48 dem ernannten Niedersächsischen Landtag an. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat K. den Wahlkreis 9 [31] (Vechta-Cloppenburg) im Bundestag. Er war Ordentli-

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Kühlmann ches Mitglied des Pelitionsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht. NACHLASS-SPLITTER: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. K ü h l m a n n , Knut Freiherr von Stumm-Ramholz (Kurzform: von Kühlmann-Stumm), * 17.10.1916 München, t 19.1.1977 bei Bad Soden-Salmünster. Land- und Forstwirt, ev. K. war der Sohn des Diplomaten Richard von K., der als Staatssekretär im Auswärtigen Amt für das Deutsche Reich die Friedensverträge von Brest-Litowsk und Bukarest mit Sowjetrußland und Rumänien Schloß und wegen seines Eintritts für einen Verständigungsfrieden im Juli 1918 zurücktreten mußte. Durch seine Mutter Margarete, geb. von Stumm, mit dem einflußreichen Industriellen Carl Frhr. von StummHalberg verwandt, war er sein Leben lang materiell unabhängig. K. heiratete Jutta von Ramholz, mit der er drei Kinder hatte, und lebte auf dem Gut Ramholz in Hessen sowie auf einem Hof in Oberbayern, wo er sich mit Landwirtschaft und Viehzucht beschäftigte. Nach dem Besuch der Schloßschule Salem und der dort 1934 abgelegten Abiturprüfung machte K. bis 1936 eine Banklchrc in Berlin. Anschließend wurde er Berufssoldat, war einige Zeit Begleitoffizier Rommels in Afrika und hatte zuletzt den Dienstgrad eines Hauptmanns. Nach dem Krieg vertrat K. die Familicngcscllschaftcr in den Aufsichtsgremien der Tochtergesellschaften der Gebrüder Stumm GmbH und gehörte zudem den Aufsichtsräten anderer Unternehmen an wie der Neunkirchener Eisenwerk AG, der Heinrich Lehmann & Co. AG, der Hilgers AG, der Steffens & Nolle AG und der Mannheimer Maschinenfabrik Mohr & Federhaff AG. Daneben hatte K. den Vorsitz in den Aufsichtsräten der Bayerischen Flugfabrik und der Deutschen Gerätebau GmbH & Co. AG inne. 1974 wurden die Holding Stumm AG und die Stumm-Handel GmbH wegen finanzieller Fehlspekulationen liquidiert, und K. schied als letzter Namensträger aus dem Aufsichtsrat der Stumm AG aus. Nach eigenem Bekunden trat K. der FDP aufgrund des Gefühls bei, daß nationale Fragen bei ihr im Vordergrund stünden. Bereits 1953 wurde K. Vorsitzender des Kreisverbandes Schlüchtern; 1956-58 war er Landesschatzmeister der FDP in Hessen. Am 8.8. 1960 rückte K. für den verstorbenen Max —»Becker in den Bundestag nach, dem er bis 1972 für die FDP und 1972-76 für die CDU angehörte, stets mit einem Mandat der Landesliste Hessen. 1961 wurde K. zum stellvertretenden Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion gewählt. Als dieser 1963 in die Regierung —> Erhard eintrat, führte K. die Fraktion zunächst kommissarisch (17.10.-5.11.1963) und wurde dann zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. In dieser Funktion nahm er an den Sitzungen des FDPBundesvorstandes teil. 1963 und 1965 gehörte K. zur Delegation der FDP, die mit der CDU/CSU über eine Regierungsbildung verhandelte. Im Zuge der inhaltlichen und personellen Veränderungen innerhalb der FDP während der großen Koalition, durch die sich die Partei einem sozialliberalen Kurs annäherte, mußte K. im Januar 1968 den Fraktionsvorsitz an Wolfgang —> Mischnick abgeben. Bis zum Dezember 1971 blieb K. jedoch stellvertretender Fraktionsvorsitzender und gehörte dem Präsidium der FDP an. Während K. als Fraktionsvorsitzender nur wenige Akzente hatte setzen können, gewann er als Exponent des rechten Parteiflügels und Gegner der sozialliberalen Koalition an Profil. So sprach er sich 1969 gegen Gustav —> Heinemann und für Gerhard —> Schröder als Bundespräsident aus und enthielt sich der Stimme sowohl bei der Abstimmung über die Koalition mit der SPD als auch bei der Wahl Willy —> Brandts zum Bundeskanzler.

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Trotz seiner Kritik am Kurs seiner Partei und der Regierung - insbesondere im Bereich der Ostpolitik trat K. nicht wie Erich Mende, Heinz —> Starke und Siegfried -^Zoglmann bereits 1970 zur CDU/CSUBundestagsfraktion über, sondern legte lediglich nach dem Frciburgcr Parteitag der FDP im Dezember 1971 seine Parteiämter nieder und verweigerte der Regierung bei zentralen Abstimmungen seine Stimme. Im April 1972 sagte K. Rainer —>Barzel seine Unterstützung für das konstruktive Mißtrauensvotum gegen Willy Brandt zu und ließ sich auch durch das Angebot der Regierung, einen Entschließungsantrag zu den Ostverträgen in seinem Sinne zu verabschieden, nicht umstimmen. Nach dem gescheiterten Mißtrauensvotum behielt K. zunächst sein Bundestagsmandat, um noch seine Stimme gegen die Ostverträge abgeben zu können. Am 5.6.1972 gab er sein Mandat an Alexander —> Menne weiter. Bei der Bundestagswahl 1972 wurde K. von der CDU als Direktkandidat im Wahlkreis Friedberg aufgestellt, verfehlte jedoch die Mehrheit und zog über die hessische Landcslistc der CDU in den Bundestag ein. 1976 wurde er nicht mehr aufgestellt. Im Finanzausschuß engagierte sich K. in der 3. Wahlperiode von Oktober bis Dezember 1960 als Stellvertretendes, danach sowie in der 4. (bis November 1963) und 6. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied; in der 7. Wahlperiode gehörte er ihm erneut als Stellvertretendes Mitglied an. Ordentliches Mitglied war er in der 3. Wahlperiode auch des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht (seit Oktober 1960), in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (von November 1963 bis Januar 1965) und in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Verteidigung (Februar bis November 1963), in der 5. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß (Februar 1969) und dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Dezember 1967), in der 5. und 6. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß (seit Februar 1969 bzw. Dezember 1970) an. K. erhielt 1968 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Im Januar 1977 kam K. bei einem Verkehrsunfall ums Leben. LITERATUR: Arnulf Baring: Machtwechsel. Die Ära BrandtScheel. Stuttgart 3 1982. - FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von Erich Mende. Sitzungsprotokolle 1960-1967. Bearb. von Reinhard Schiffers. Düsseldorf 1993. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz. Rüdiger Graf Kiihlthau, Walter (Friedrich), * 16. 8.1906 Essen, f 27.11.1978 Wuppertal. Verwaltungsangestellter, Verbandsfunktionär, ev. Nach dem Schulbesuch 1916-22 und dem Erwerb des Städtischen Akademiestudienzeugnisses wurde K. 1922 Lehrling, 1924 Angestellter bei der Industrie- und Handelskammer Essen. 1926-30 war er Büroleiter am Institut für Konjunkturforschung in Essen. Seit 1930 wieder bei der Industrieund Handelskammer Essen tätig, wurde er Abteilungsleiter für Bücherei, Archiv, Statistik, 1931 Sachbearbeiter für Devisen und Außenhandelsfragen und 1938 Bürovorsteher. 1937 erwarb er ein Vcrwaltungsakadcmie-Diplom und legte 1942 die Begabtenprüfung ab, die ihm die Berechtigung zum Studium ohne Reifezeugnis verschaffte. Im selben Jahr wurde er Referent für Devisen- und Außenhandelsfragen, 1946 Geschäftsführer des Einzel handesVerbandes Oberhausen e.V. und der Zweigstelle Oberhausen der Industrieund Handelskammer. Seit 1949 studierte er nebenamtlich Volkswirtschaft in Münster. 1954 war er Abteilungsgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Essen,

Kühn 1955-58 Stadlkämmerer in Wuppertal und 1958-71 Vorstandsmitglied der Stadtwerke Wuppertal AG. 1946 trat K. in die CDU ein. 1948 wurde er Mitglied der Stadtvertretung Oberhausen, 1950 stellvertretender CDUFraktionsvorsitzender. 1950-54 und 1966-75 war er Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages, 1952-55 Bürgermeister von Oberhausen. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat K. den Wahlkreis 89 (Essen T) im Bundestag. Tn der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Beamienrecht, des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit Januar 1956), des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis Januar 1956), des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (bis April 1956) und des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (bis April 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verkehrswesen an (bis April 1956). In der 3. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Inneres und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (bis November 1958). VERÖFFENTLICHUNGEN: Was ich über die Devisenbestimmungen des Auslandes wissen muß. Essen 1932. - Das Recht der gemeindlichen Eigenbetriebe. Herne 1972. NACHLASS: Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf. Kühn, Friedrich, * 13.7.1907 Bad Lippspringe, t 12.6. 1979 Hildesheim. Verbandsfunktionär, Parteifunktionär, cv. K. studierte nach der Reifeprüfung 1928 Rechts- und Staatswissenschaften in Jena, Münster und Erlangen, brach das Studium aus gesundheitlichen Gründen ab und machte 1934-37 eine landwirtschaftliche Lehre. 1937-41 war er Sachbearbeiter bei Wirtschaftsvcrbänden, danach Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Danzig, später in Weimar und 1945 in Jena. 1949 ging er in die Bundesrepublik und war in der freien Wirtschaft tätig. Seit 1954 Assistent des Arbeitskreises Arbeit und Soziales der CDU/CSU-Fraktion des Bundestages, gehörte K. zu den Begründern der Hermann-Ehlers-Gesellschaft in Bonn und war seit 1960 stellvertretender Vorsitzender des Sozialpolitischen Ausschusses der CDU. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat K. den Wahlkreis 48 (Hildesheim-Stadt und -Land), in der 5. Wahlperiode den Wahlkreis 43 (Hildesheim) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied, seit 1968 auch Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Sozialpolitik. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Heimatvertriebene, in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge sowie dem Ausschuß für Kriegsund Verfolgungsschäden an. K. war Befürworter der Wiedereinführung der Todesstrafe. 1969 verzichtete er auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag. Er gründete die Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen Bundestages. K. erhielt 1957 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Kühn, Heinz, * 18.2.1912 Köln, f 12.3.1992 Köln. Journalist, konfessionslos. K., Sohn eines Schreiners, wurde 1922 Mitglied des katholischen Bundes Neudeutschland, 1928 der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) und Vorsitzender des SAJ-Bezirks Oberrhein, 1930 der SPD, Vorsitzender der Sozialistischen Studentenschaft und Vorstandsmitglied des Reichsbanners in Köln. 1930 bestand er an einem Gymnasium in Köln das

Abitur und arbeitete danach an der Zeitschrift „Burg und Leuchtturm" mit. 1931-33 studierte er Volkswirtschaft und Staatswissenschaften in Köln. 1933 mußte er wegen seines politischen Engagements zunächst an die Saar, dann in die ÇSR emigrieren; seit 1936 lebte er in Belgien. 1937-39 war er Redakteur der Zeitung „Freies Deutschland" und arbeitete an der „Sozialistischen Warte" mit. 1940 in Belgien verhaftet, kam er durch eine interministerielle Kommission frei. Während der deutschen Besetzung war er im Untergrund tätig, u. a. als Herausgeber der „Frcihcitsbriefc an die deutsche Wehrmacht". 1945 kehrte K. nach Köln zurück und wurde außenpolitischer Redakteur der „Rheinischen Zeitung", deren Chefredakteur er 1949/50 war. Später wurde er Vorsitzender des Verwaltungsrates des Westdeutschen Rundfunks. 1983-87 war er Vorsitzender der Friedrich-EbertStiftung. 1948-54 und 1962-78 gehörte er dem Nordrhein-Westfälischen Landtag an. 1948 war er Vorsitzender des Verfassungsausschusses, 1950-54 stellvertretender Fraktionsvorsitzender und 1962-67 erster Fraktionsvorsitzender. 1953 wurde er Vorsitzender der SPD-Mittelrhein. 1962-73 war er SPD-Landesvorsitzender und 1966-78 an der Spitze einer Koalition aus SPD und FDP nordrhcin-wcstfälischcr Ministerpräsident. K. widmete sich in dieser Position besonders der Sanierung des Ruhrbergbaus sowie Reformen in Verwaltung und Bildung. Als Chef einer sozialliberalen Koalition spielte K. 1969 eine wichtige Rolle bei den Bonner Koalitionsverhandlungen, die nach dem sog. „Düsseldorfer Modell" gestaltet wurden. 1971/72 war K. Präsident des Bundesrates, 1973-75 stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, 1978-80 Ausländer-Beauftragter der Bundesregierung und 1979-84 Mitglied des Europäischen Parlaments. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-62) gehörte K., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, seit Oktober 1953 auch stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, in der 3. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. Als Ordentliches Mitglied arbeitete er in der 2. Wahlperiode im Ausschuß für Geschäftsordnung (bis Oktober 1955), in der 2.-4. Wahlperiode im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (in der 2. Wahlperiode seit Januar 1956, davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik und dem Ausschuß für Entwicklungshilfe an. Am 9.4.1963 schied K. aus dem Bundestag aus. 1959-63 war er Vorsitzender der sozialistischen Fraktion in der Beratenden Versammlung des Europarates, 1979-84 Mitglied des Europäischen Parlaments. K. erhielt 1967 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, 1970 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde zum Großoffizier der französischen Ehrenlegion ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Rudolf Augstein: Verfehlt die Opposition ihre Aufgabe? Hamburg 1965. - Haben die Länder noch eine Zukunft? Düsseldorf 1970. - Den Staat menschlicher machen. Bonn 1972. - Wilhelm Hohoff. Düsseldorf 1973. - Mit Burkhard Hirsch: Wachsam und abwehrbereit! Düsseldorf 1976. - Bekenntnisse und Standpunkte. Bonn 1977. - Widerstand und Emigration. Hamburg 1980. - Aufbau und Bewährung. Hamburg 1981. - Die Kunst der politischen Rede. Düsseldorf/Wien 1985. - Auf den Barrikaden des mutigen Wortes. Bonn 1986. - „Stets auf dem Weg und niemals am Ziel". Reden und Aufsätze 1932 bis heute. Hrsg. von Holger Börner. Bonn 1987. LITERATUR: Werner Höfer: Menschen unserer Zeit: H. K. Luzern 1970. - Gerd Goch: Gefragt: H. K. Bornheim 1975. - Marcel Gärtner: H. K. In: Aus dreißig Jahren.

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Kühn Rheinisch-Westfälische Poliliker-Porlräts. Hrsg. von Walter Forst. Köln/Berlin 1979, S. 300-313. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. K ü h n , (Albert Gustav) Walther, * 27. 12.1892 Posen, t 4 . 1 2 . 1 9 6 2 Bonn. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. Nach dem Besuch von Gymnasien in Bromberg und Frankfurt (Oder) studierte K. Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen, Wien und Halle. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Asscsorexamen wurde er Regicrungsrat bei der Regierung Frankfurt (Oder) und im Berliner Innenministerium, später Landrai in Ostbrandenburg und Schlesien. Vor 1933 führend in der Deutschen Volkspartei tätig, wurde K. 1933 als Verwaltungsbeamter vorübergehend verabschiedet. Später wieder bei der Regierung Frankfurt (Oder) tätig, wurde er 1939 Regierungsvizepräsident in Marienwerder und Danzig und war dann Regierungspräsident in Bromberg. 1942 seines Amtes enthoben, wurde er 1945 von der Gestapo inhaftiert, vorübergehend in einem Konzentrationslager interniert und in ein Strafbataillon versetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich K. als Bundesvorsitzender des Verbandes der heimatvertriebenen Beamten, Angestellten und Arbeiter. 1959-62 war er stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes. Er war außerdem Sprecher der Landsmannschaft Westpreußen. Von 1949 bis zu seinem Tod gehörte K., jeweils über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. 1949-53 war er neben Erich —» Mende Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion und leitete 1957-62 den FDP-Arbeitskreis Innenpolitik. Im März 1953 stimmte er trotz Bedenken dem Bundesvertriebenengesetz zu. Er hielt die zu seiner Zeit bestehenden Regelungen für die A Iters Vorsorge von Abgeordneten für ungenügend und gehörte zu den Initiatoren des im Dezember 1959 eingebrachten Entwurfs eines Versorgungsgesetzes für Parlamentarier. In der 1. Wahlperiode war K. Ordentliches Mitglied, in der 2. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Beamtenrecht. Tn der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität (seit Juni 1952), im Ausschuß für Heimatvertriebene (bis Februar 1953, danach war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß zur Beratung des Personalvcrtrctungsgcsetzes (seit Mai 1953) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Wahlprüfungsausschuß (seit Dezember 1949), dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (seit Oktober 1951) und dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis November 1956 und wieder seit Februar 1957, dazwischen Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Hcimatvcrtriebenc (bis September 1955, seit März 1957 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Geschäftsordnung, dem Ausschuß für Lastenausgleich (bis Januar 1956) und dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (bis April 1956 und wieder seit Februar 1957) an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Inneres. K ü h n - M e n g e l , Helga, geb. Kühn, * 1.7.1947 Duisburg. Psychologin, ev. K.-M. bestand 1967 das Abitur am Erzbischöflichen Gymnasium in Brühl und studierte Psychologie in Köln. Seit 1972 war sie als Diplompsychologin bei der Forschungsgemeinschaft „Das körperbehinderte Kind", später beim Zentrum für Frühförderung und Frühbehandlung in Köln tätig.

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K.-M. ist Vorsitzende des Aufsichtsrates der Arbeiterwohlfahrt Betriebsgesellschaft, Häusliche Pflege Erftkreis GmbH, Bergheim, und Mitglied des Aufsichtsrates der Arbeiterwohlfahrt Betriebsgesellschaft, Seniorenzentrum Erftkreis, Bergheim. Sie gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks, Köln, als Ordentliches Mitglied dem Verwaltungsrat des Vereins Lebenshilfe Wohnstätten, Erftstadt, an. K.-M. ist stellvertretende Vorsitzende des Bezirksverbandes Millelrhein der Arbeiterwohlfahrt, Köln, Vorsitzende des Kreisverbandes Erftkreis der Arbeiterwohlfahrt, Bergheim, und Bundesvorsitzende des Fachverbandes für Psychotherapie und Beratung der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächstherapie, Köln. 1972 trat K.-M. in die SPD ein. Sie wurde Vorsitzende des SPD-Ortsverbandes Brühl (1980) und Mitglied des Bezirksvorstandes der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Gesundheitswesen. Seit 1984 gehört sie dem Kreistag des Erftkreises an. Am 2 3 . 1 2 . 1 9 9 6 rückte K.-M. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Dietmar —»Thieser in den Bundestag nach, in den sie 1998 über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. Seit 1994 ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 14. Wahlperiode ist sie außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit, der EnqueteKommission „Recht und Ethik der modernen Medizin" und Schriftführerin. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Innenaussehuß an. K ü n s t l e r , Max, * 16.4.1924 Ncisse. Industriekaulmann, Verwaltungsangestellter, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Handelsschule durchlief K. eine Lehre als Industriekaufmann. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis 1949 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. 1950-54 war er Verwaltungsangestellter beim Arbeitsamt Balingen, 1954-56 leitender Angestellter in einer Textilfabrik, seit 1956 DGBKreis Vorsitzender, später Angestelltensekretär und seit 1972 DGB-Landesbezirksvorsitzender von Baden-Württemberg. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr und der Kolpingsfamilie. Er war stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Gewag, Vorstandsvorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse Balingen und Vorstandsmitglied des Landesverbandes der Ortskrankenkassen Siidwest. 1953 trat K. in die CDU ein. Er wurde stellvertretender Vorsitzender der Sozialausschüsse in Baden-Württemberg. A m 11. 9. 1980 rückte K. über die CDU-Landesliste BadenWürttemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gerhard —»Zeitcl in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 8. Wahlperiode im November desselben Jahres angehörte. K u e s , Hermann, * 21.11.1949 Holthausen. Diplomvolkswirt, Verwaltungsangestellter, Parteifunktionär, kath. Nach dem Abitur am Gymnasium Georgianum in Lingen studierte K. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Münster und Schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab. 1976-79 war er als Dozent in der kirchlichen Erwachsenenbildung tätig. 1979 wurde er mit der Arbeit Mitbestimmung und intensive Phase zum Dr. rer. pol. promoviert. 1979-84 war er stellvertretender Leiter des LudwigWindthorst-Hauses, arbeitete 1984-86 in der Slaatskanzlei in Hannover, war 1986-90 Büroleiter des niedersächsischen Umweltministers und hatte 1991-94 die Landesgeschäftsführung der CDU in Niedersachsen inne.

Kuhlemann Κ. gehört der Vertreterversammlung der Volksbank Lingen an. Er ist Mitglied des Vorstandes der Konrad-AdcnaucrStiftung, Sankt Augustin, stellvertretender Vorsitzender der Ludwig-Windthorst-Stiftung, Lingen, und Vorstandsmitglied des Diözesancaritasverbandes, Osnabrück. 1968 trat K. in die CDU ein. 1970-76 war er Mitglied des Landesvorstandes der Jungen Union in Niedersachsen und Mitglied des Deutschlandrates, 1980-84 stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender in Lingen und Mitglied des CDUBezirksvorstandes Osnabrück-Emsland. 1981-84 gehörte er dem Kreistag Emsland an. Seit 1994 vertritt K. den Wahlkreis 26 (Mittelelms) im Bundestag. Von Oktober 1998 bis Februar 2000 war er stellvertretender Vorsitzender der C D U / C S U - Fraktion. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Ausschusses für Verkehr und des Haushaltshaltsausschusses. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen an. K u e s s n e r , Hinrich, * 2 9 . 4 . 1 9 4 3 Gerdauen. Theologe, Pfarrer, Verbandsfunktionär, ev. K., Sohn eines Pastors, besuchte Schulen in Parkentin, Rostock und Schwerin, bestand 1961 das Abitur, studierte 1961-68 Theologie an der Universität Rostock und legte das Erste Theologische Examen ab. 1964/65 war er studentischer Obmann der Evangelischen Studentengemeinde in Berlin, 1968-70 Vikar. Anschließend Pfarrer, durchlief er eine kirchliche Verwaltungsausbildung, war 1975-78 Abteilungsleiter und Revisor im Evangelischen Konsistorium Greifswald und wurde 1979 Geschäftsführer des Diakonischen Werkes der Evangelischen Landeskirche Greifswald. Nach einem juristischen Fernstudium 1982-84 wurde er 1989/90 Vorsteher der Johanna-Odebrecht-Stiftung in Greifswald. Nach 1989 übernahm K. den Vorsitz der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft Ost und wurde Vorsitzender der Arbeitcrwohlfahrt Grcifswald-Stadt. Im September 1989 Schloß sich K. dem Neuen Forum an und wurde Erster Sprecher in Greifswald. Im Dezember trat er in die SDP ein. Im Januar/Februar 1990 war er stellvertretender Vorsitzender der SPD im Bezirk Rostock, wurde Schatzmeister und im Juli 1990 amtierender Geschäftsführer der dortigen SPD. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte K. der Volkskammer an (Wahlkreis 13, Listenplatz 5, Bezirk Rostock). 1994 wurde K. Mitglied des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern, 1998 Landtagspräsident. 1994-98 war er Sozialminister in Mecklenburg-Vorpommern. 1996 wurde er stellvertretender Ministerpräsident. Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war K. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte er mit einem Mandat der SPD-Landesliste Mecklenburg-Vorpommern dem Bundestag an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 12. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses (bis April 1993, danach wieder Stellvertretendes Mitglied). In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß Treuhandanstalt (von Februar bis Oktober 1993, danach war er Stellvertretendes Mitglied) und im 2. Untersuchungsausschuß (Treuhandanstalt, seit Oktober 1993) mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, des Rechtsausschusses (bis November 1992) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis Juli 1993). DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

K ü s t e r , Uwe, * 14.7.1945 Magdeburg. Biochemiker, Immunologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Dozent. K. studierte 1964-69 Physik an der Universität Magdeburg, war 1969-83 am dortigen Fachbereich Biochemie tätig und wurde 1976 mit der Arbeit Untersuchungen zur Regulation der mitochondrialen ATP-Synthese durch die extramitochondrialen Adeninnukleotide promoviert. 1982 habilitierte er sich. 1983-91 arbeitete er am Fachbereich Immunologie, seit 1989 als Dozent. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Arbeiterwohlfahrt und des Vereins „Gegen Vergessen - für Demokratie". Im Januar 1990 Schloß sich K. der SPD an und war von Mai bis Dezember Stadtverordneter der Stadt Magdeburg und Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1990 wurde K. über die SPD-Landesliste Sachsen-Anhalt in den Bundestag gewählt, in dem er seit 1994 den Wahlkreis 286 (Magdeburg) vertritt. Seit 1991 ist er Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, dem er in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. Er war in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (seit August 1992) und des Ausschusses Treuhandanstalt (seit Oktober 1993), in der 13. Wahlperiode des Haushaltsausschusses und des Wahlprüfungsausschusses. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ältestenrates, des Ausschusses für Wahlprüfung, Immmunität und Geschäftsordnung und des Gemeinsamen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Wahlpriifungsausschuß und dem Vermittlungsausschuß an. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. K u g l e r , Ursula, * 31.7.1939 Saarbrücken. Sonderschullehrerin, ev. K. besuchte 1954-61 das Lehrerseminar in Ottweiler und bestand 1961 die Erste, 1964 die Zweite Lehrerprüfung. Seit 1966 an einer Sonderschule für lernbehinderte Kinder tätig, absolvierte sie 1977-79 ein Aufbaustudium für das Lehramt an Sonderschulen in Mainz. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. 1977 Schloß sie sich der SPD an. 1978 wurde sie Vorsitzende des SPD-Ortsvereins und Mitglied des Gemeindevorstandes in Namborn, 1984 Ortsbürgermeisterin in Furchweiler und 1990 Mitglied des Gemeinderates der Gemeinde Namborn. A m 1.6.1990 rückte K. über die SPD-Landesliste Saarland für die ausgcschicdcnc Abgeordnete Margit —» Conrad in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 11. Wahlperiode im Dezember desselben Jahres angehörte. Sie war Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. K u h l e m a n n , Christian, * 4. 2.1891 Misburg (heute zu Hannover), t 3 . 9 . 1 9 6 4 Hannover. Diplomingenieur, ev. Nach dem Besuch des Realgymnasiums studierte K. Maschinenbau und Technologie an der Technischen Hochschule Hannover und war nach Studienreisen (u. a. nach Mexiko, Kanada und in die USA) in der Eisen- und Montanindustrie tätig. Er wurde Leiter des Neubaus eines Zementwerks in Gelsenkirchen und gehörte dem Vorstand der Hannoverschen Portland-Zementfabrik in Misburg an. Nach dem Zweiten Weltkrieg war K. Vorsitzender der Vereinigung der Technischen Überwachungsvereine, der Hochschulgemeinde der Technischen Hochschule Hannover und

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Kuhlwein des dortigen Industrievereins. Später wurde er stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Industrie- und Handelstages in Bonn und Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Hannover. K., der sich nach 1945 der Deutschen Partei (DP) angeschlossen hatte, war 1947-49 Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. Tn der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte K. mit einem Mandat der DP-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. Er war Vorsitzender des Ausschusses für Außenhandelsfragen und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (bis Januar 1951 und wieder von März bis Juli 1952, dazwischen Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Lastenausgleich (bis April 1951, von Juni 1951 bis März 1952 Stellvertretendes Mitglied) und des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung von Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß lur Geld und Kredit (seit November 1951) an. Kuhlwein, Eckart, * 11.4.1938 Schleswig. Journalist, Diplomvolkswirt. K., Sohn eines Offiziers, bestand 1956 in Nürnberg das Abitur und studierte Wirtschaftswissenschaften und Politologie in München, Würzburg und Erlangen. 1961/62 war er Korrespondent in Kiel, 1962-64 politischer Redakteur der „Lübecker Nachrichten", 1964-69 Chefredakteur für Publikationen der politischen Öffentlichkeitsarbeit im Ausland in Hamburg und 1969-71 Chefredakteur einer bildungspolitischen Fachzeitschrift. Seitdem ist er freiberuflich tätig. K. wurde Mitglied der IG Medien, der Arbeiterwohlfahrt und der „Falken". 1965 Schloß er sich der S P D an und hatte verschiedene Vor-

standsfunktionen auf Orts-, Kreis- und Landesebene inne. 1969-71 war er Landesvorsitzender der Jungsozialisten in Schleswig-Holstein. 1973 wurde er stellvertretender Landesvorsitzender der SPD, 1975 Mitglied des Landesvorstandes. 1971-76 war er Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages, 1975/76 stellvertretender Fraktionsvorsitzender. In der 8.-13. Wahlperiode (1976-98) gehörte K. dem Bundestag an. Mit Ausnahme der 9. Wahlperiode (1980-83), in der er den Wahlkreis 10 (Lauenburg - Stormarn-Süd) vertrat, erhielt er sein Mandat über die SPD-Landesliste SchleswigHolstein. Von Januar 1981 bis Oktober 1982 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, 1988-90 Vorsitzender der EnqueteKommission „Zukünftige Bildungspolitik - Bildung 2000". In der 9.-11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an (seit Oktober 1982), dessen Vorsitzender er in der 12. Wahlperiode war. In der 8. und 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Februar 1981), in der 13. Wahlperiode im Haushaltsausschuß mit. In der 8. und 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis Februar 1981), in der 8., 9. (bis Februar 1981 und wieder seit Oktober 1982) und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an. Tn der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (seit September 1983), in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Dezember 1992), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, des Auswärtigen Ausschusses und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

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Kuhn, Werner, * 19.5.1955 Zingst. Diplomingenieur, kath. K. bestand 1973 in Barth das Abitur, Schloß das Studium an der Universität Rostock als Diplomingenieur für Schiffstechnik ab und wurde 1979 Technologe für Schiffsreparaturen in der Bootswerft Barth. Bis 2001 war er Vorstandsbeauftragter für Anlagenbau der Diehl Stiftung & Co., Nürnberg. K. ist Vorsitzender des Kreisverbandes Nordvorpommern des Deutschen Roten Kreuzes, Ribnitz-Damgarten. Vor 1989 parteilos, gehörte er zu den Begründern des Neuen Forums und der Bürgerinitiative Zingst. Im November 1992 trat er in die CDU und die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft ein. Im Mai 1990 wurde er hauptamtlicher Bürgermeister im Ostseebad Zingst. 1992-94 war er Landrat des Kreises Ribnitz-Damgarten. Im Juli 1994 wurde er Kreistagspräsident des Kreises Nordvorpommern. In der 13. Wahlperiode (1994-98) vertrat K. den Wahlkreis 266 (Rostock-Land - Ribnitz-Damgarten - Teterow Malchin) im Bundestag, in den er am 15.8.2001 über die CDU-Landesliste Mecklenburg-Vorpommern für den ausgeschiedcnen Abgeordneten Paul —» Krüger nachrückte. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus und der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der Deutschen Einheit". Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Innenausschuß an. In der 14. Wahlperiode ist er Vorsitzender des Ausschusses für Angelegenheiten der Neuen Länder und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Tourismus. Kulawig, Alwin, * 17.1. 1926 Krughütte (Saar). Optiker. Der gelernte Optiker wurde nach der Gesellenprüfung 1944 zum Wehrdienst eingezogen und befand sich bis 1946 in Kriegsgefangenschaft. 1947-50 war er Bergmann unter Tage. 1950 nahm er seinen Beruf als Optiker wieder auf und wurde Angestellter. Er war Aufsichtsratsmitglied in der „Saarbrücker Zeitung" Verlag und Druckerei GmbH. 1953 trat K. in die damals im Saarland illegale SPD ein. 1956 wurde er stellvertretender Landesvorsitzender der SPD Saar und Vorsitzender des Unterbezirks Saarlouis. 1955-61 gehörte er dem Saarländischen Landtag an. In der 4.-7. Wahlperiode (1961-76) war K„ jeweils über die SPD-Landesliste Saarland gewählt, Mitglied des Bundestages. Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 4. Wahlperiode im Wirtschaftsausschuß, in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für das Bundesvermögen und in der 6. und 7. Wahlperiode im Haushaltsausschuß. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (seit Februar 1964), in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen (seit Juni 1968), in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft. 1964-69 gehörte K. dem Europäischen Parlament an. Kumpf, Ute, * 4. 12.1947 Lenting. Diplomvolkswirtin, wissenschaftliche Angestellte, Gcwerkschaftsfunktionärin. K. bestand 1967 das Abitur am Katharinengymnasium in Ingolstadt, studierte 1967-75 Volkswirtschaft an der Universität Heidelberg und der Technischen Hochschule Karlsruhe und Schloß das Studium mit dem Diplom ab. 1975-83 war sie wissenschaftliche Angestellte bei der Zentralen StudienberatungsstelIc an der Universität Karlsruhe, 1983-87 gutachterlich tätig als freie Mitarbeiterin bei verschiedenen Projekten, u.a. der Hans-Böckler-Stiftung, 1987-90 Kreisvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Calw und

Kunz 1990-98 Bezirkssekretärin der Industriegewerkschaft Metall in der Bezirksleitung Stuttgart. K. ist Mitglied des Aufsichtsrates der W M F AG, Geislingen. 1972 trat K. den Jungen Sozialisten, 1973 der SPD bei. 1997 wurde sie Kreisvorsitzende der SPD in Stuttgart. 1975-80 gehörte sie dem Gemeinderat in Karlsruhe an und war 1994-98 Regionalrätin im Verband Region Stuttgart. Seit 1998 vertritt K. den Wahlkreis 163 (Stuttgart III) im Bundestag. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und der Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements", Schriftführerin und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. K u n i c k , Konrad, * 15. 5.1940 Leipzig. Betriebswirt, Angestellter, kath. K. besuchte die Realschule, wurde nach dem Besuch der Deutschen Außenhandel- und Verkehrsakademie Betriebswirt und durchlief eine Lehre im Groß- und Außenhandel. Danach war er in einer Spedition, als Wirtschaftsprüfer und als Referent der Arbeiterkammer Bremen tätig. K. wurde Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen und der Deutsch-Lettischen Gesellschaft Bremen. Er gehört dem Aufsichtsrat der DEGES Deutsche Einheit, Fernslraßenplanungs- und -bau GmbH in Berlin an. 1963 trat K. der SPD bei. 1978-86 hatte er den Vorsitz der SPD-Landesorganisation innc. 1971-87 und 1991-94 gehörte er der Bremischen Bürgerschaft an, 1985-87 als Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion. 1987-91 war er Mitglied des Senats der Freien Hansestadt Bremen als Senator für Häfen, Schiffahrt und Verkehr, Senator für Arbeit und Senator für das Bauwesen. Seit 1994 vertritt K. den Wahlkreis 51 (Bremen-West) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr an. Seit 1994 ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, seit 1998 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. K u n s t , August, * 9 . 1 2 . 1 8 9 8 Montabaur, | 23.5.1981 Montabaur. Schreiner, Verbandsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule erhielt K. eine Ausbildung als Schreiner und nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1921 wurde er Senior der Kolpingfamilie Montabaur, KolpingVizcpräscs in Montabaur. 1923-33 war er selbständiger Möbelhändler. Bis 1933 gehörte K. dem Windthorstbund und der Zentrumspartei an. 1993 war er Stadtverordneter in Montabaur. 1945 wurde er Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Unterwcsterwald. Er übernahm den stellvertretenden Vorsitz der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Montabaur und wurde Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des dortigen Arbeitsamtes. C. war Mitbegründer der CDU Montabaur. 1946 wurde er Mitglied des Kreistages und erster Krcisdcputicrtcr. Er war Mitglied des Landesausschusses des Landkreistages Rheinland-Pfalz. In der 3. Wahlperiode (1957-61) gehörte K. mit einem Mandat der CDU-Landeslistc Rheinland-Pfalz dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge und des Ausschusses für Mittelstandsfragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verteidigung an.

K u n t s c h e r , Ernst, * 7 . 1 . 1 8 9 9 Bautsch (Kr. Bärn, Mähren), t 10. 10.1971 Stade. Schlosser, kaufmännischer Angestellter, Parteifunktionär, kath. Nachdem er Volksschule und Bürgerschule besucht hatte, durchlief K. eine Schlosscrlchrc und bcsuchtc die Schiffsmaschincnschule in Pola. 1916-18 nahm er in der Kriegsmarine am Ersten Weltkrieg teil. 1919 trat er in die Deutsche Christlich-Soziale Volkspartei der Tschechoslowakei ein. Im selben Jahr begann er eine Tätigkeit als Techniker, wurde jedoch 1922 wegen einer kriegsbedingten Verwundung zum Kaufmann umgeschult. 1927 gehörte er dem Stadtrat Bautsch an, in dem er Fraktionsvorsitzender war. 1929 wurde K. hauptamtlicher Kreis- und Bezirksgeschäftsführer, 1935 Mitglied der Bezirksvertretung und der Reichspartcilcitung seiner Partei. Er war Geschäftsführer einer christlichen Konsumgenossenschaft, seit 1936 Vorstandsmitglied und leitender Beamter der Volksbank Bautsch. 1938 wurde K. aller Amter enthoben. 1943 trat er als Mitglied der Kriegsmarine in den Zweiten Weltkrieg ein und geriet in britische Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr 1945 ließ er sich in Niedersachsen nieder und wurde 1946 Parteiangestellter der CDU. 1946 trat K. in die CDU ein. 1947-49 gehörte er dem Landtag von Niedersachsen an und war in Stade 1948-71 Stadtverordneter, Mitglied der Stadtverwaltung sowie stellvertretender Landrat. In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) gehörte K., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. In der 1 .-4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Heimatvertriebene an, dessen Vorsitz er in der 2. (seit Juli 1954) und 3. Wahlperiode innehatte. In der 4. Wahlperiode war er Vorsitzender des Ausschusses für den Lastenausgleich. Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 1. und 2. Wahlperiode auch im Ausschuß für Arbeit (bis Juni 1954), in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für Lastenausgleich, in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden und im Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge (bis Februar 1967). In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge, in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Lastenausgleich und des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und des Ausschusses für Arbeit und in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. K u n z , Gerhard, * 11.2.1942 Komotau. Jurist (Rechtsanwalt), kath. Der in Burg bei Magdeburg aufgewachsene K. bestand 1961 in Berlin das Abitur, studierte dort 1961-67 Rechtswissenschaft, legte 1967 das Referendar-, 1971 das Assessorexamen ab und wurde Rechtsanwalt in Berlin. 1986 übernahm er die Leitung der Abteilung für strategische Planung im Salzgilter-Konzern. 1961 trat K. in die CDU ein, war langjähriges Vorstandsmitglied der Jungen Union Berlin und gehörte 1971/72 dem dortigen Abgeordnetenhaus an. 1981-85 war er Senator für Finanzen in Berlin. Als Vertreter Berlins rückte K. am 13.12.1971 in den Bundestag nach, dem er bis zur Mandatsniederlegung am 15.6.1981 angehörte. 1977 wurde er Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. In der 6.-9. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (in der 6. Wahlperiode seit Dezember 1971; in der 8. Wahlperiode seit Januar 1977, davor war er Stellvertretendes Mit-

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Kunz glied). In der 6. (seil Dezember 1971) und 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses, in der 8. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis September 1977, danach Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen, in der 7. und 9. Wahlperiode dem Wahlpriilungsausschuß und in der 9. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß an. 1977/78 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. Kunz, Lothar, * 1. 12. 1892 Bärn (Reg.-Bez. Troppau, Mähren), f 19.2.1972 Schwalbach am Taunus. Offizier, Verbandsfunktionär, leitender Angestellter, kath. K. besuchte lur vier Jahre die Kadetlenschule, war seil 1912 Offizier und 1914-18 Kriegsteilnehmer. Nach der Flucht aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft studierte er 1919/20 an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Tetschen-Liebwerd und wurde 1921 Kreis-, 1926 Landesgeschäftsführer des Bundes der Landwirte in Mähren-Schlesien. 1935-38 als Abgeordneter des Bundes der Landwirte im Parlament in Prag, war er seit 1938 Angestellter des Reichsnährstandes und Leiter der Kreisbauernschaft Bärn. Im Juli 1945 verhaftet, kam er 1946 nach Frankfurt am Main, wo er Leiter der Treuhandstelle Süd der Nassauischen Siedlungsgesellschaft mbH wurde. K. gehörte zu den Begründern des Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE). 1951 wurde er Landesvorsitzender in Hessen. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war K. mit einem Mandat der BHE-Landesliste Hessen Mitglied des Bundestages. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bau- und Bodenrecht, im Ausschuß zum Schutze der Verfassung (bis Mai 1954), im Ausschuß für Besatzungsfolgen (seit Juli 1955) und im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (seit November 1956). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (seit Mai 1954) und dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (seit Oktober 1954) an. Kunz, Max, * 25.6.1929 Groppcnheim. Landwirt, Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Weiden wurde K. 1945 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft und legte nach seiner Rückkehr das Abitur ab. Anschließend wurde er Lehrling in der Landwirtschaft und studierte nach der Gesellenprüfung als Werkstudent Landwirtschaft in Freising-Weihenstephan. 1955 legte er das Große Staatsexamen ab und war danach im landwirtschaftlichen Beratungs- und Schuldienst des Freistaates Bayern tätig. 1957 mit der Arbeit Die wirtschaftliche Lage in Futterbaubetrieben des Hinteren Bayerischen Waldes und des Oberbayerischen Voralpengürtels promoviert, wurde er 1963 Vorstand des Landwirtschaftsamtes Vohenstrauß und Direktor der dortigen Landwirtschaftsschule; seit 1969 war er mit gleicher Aufgabe in Weiden tätig. K. wurde Vizepräsident der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung. 1958 trat K. in die CDU ein. 1960 wurde er Vorsitzender des kommunalpolitischen Arbeitskreises Weiden, 1964 stellvertretender Kreisvorsitzender der CSU Vohenstrauß. Er war Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft im Bezirksverband der CSU Oberpfalz und seit 1978 Stadtrat in Weiden. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) vertrat er den Wahlkreis 221 (Weiden) im Bundestag. In der 7. und 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen mit, dem er in der 8. (bis Mai 1977) und 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 8.-10. Wahlperiode engagierte er sich als

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Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (in der 8. Wahlperiode seit Mai 1977, davor war er Stellvertretendes Mitglied). In der 8. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem er in der 7. und 9.-11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 8. Wahlperiode war er im Juni 1980 vorübergehend Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. Kunze, Johannes, * 6. 6.1892 Barmen (heule zu Wuppertal), t Π.10.1959 Bonn. Diplomkaufmann, Handelslchrer, leitender Angestellter, ev. Nach dem Besuch des Gymnasiums und einer kaufmännischen Ausbildung wurde K. 1910-12 an der HandelsHochschule Köln unterrichtet, die er als Diplomkaufmann verließ. 1912/13 war er als Abteilungsleiter bei der DEMAG Maschinenfabrik (Duisburg) für Versicherungs- und Wohlfahrtswesen zuständig. Er studierte in Tübingen und Köln. 1914-18 war er Soldat und befand sich bis 1920 in französischer Kriegsgefangenschaft. 1920 Schloß er sein Studium als Diplomhandelslehrer ab, wurde Handelslehrer an der Höheren Handelsschule Essen und Dozent an der dortigen Verwaltungsakademie und war 1925-59 Verwaltungsdirektor in den von Bodelschwinghschen Sarepta-Anstalten in Bethel. 1945 wurde er Schatzmeister der Inneren Mission für Deutschland. 1945 trat K. in die CDU ein. Er wurde stellvertretender Landrat und 1946 Mitglied des Kreistages Bielefeld, in dem er den Vorsitz der CDU-Fraktion innchatte. 1946/47 war er Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages. 1949 wurde K. über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt, in dem er seit 1953 den Wahlkreis 119 (Iserlohn-Stadt und -Land) vertrat. 1949-59 war er Vorsitzender des Ausschusses für Lastenausgleich (in der 2. Wahlperiode seit November 1953), 1953-57 stellvertretender Fraktionsvorsitzender. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen, im Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens und im Wahlrechtsausschuß (seit März 1953). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (von Juli 1954 bis März 1955), dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (bis Februar 1955) und dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (seit September 1955) an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge und des Ausschusses für Gesundheitswesen. K. erhielt 1955 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Lastenausgleich vor der Entscheidung. Bielefeld 1951. - Politische Diakonie. Stuttgart 1951. LITERATUR: Norbert Friedrich: J. K. - Diakonie, Ökonomie und Politik. In: Bethels Mission. Beiträge zur Geschichte der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. Hrsg. von Matthias Benad. Bielefeld 2001. Kunze, Werner, * 10.4.1909 Schildhorst, f 19.5.1986 Lüneburg. Verwaltungsbeamter, ev. K. legte die Verwaltungsprüfung im Fachbereich Arbeits Verwaltung ab. 1927 wurde er Mitglied der SPD. 1927-38 war er Sachbearbeiter, nahm 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil und arbeitete danach wieder in der Arbeitsverwaltung. 1952 wurde er Regierungsrat im niedersächsischen Landesdienst und Polizeipräsident in Wilhelmshaven, 1959 Ministerialrat im niedersächsischen Ministerium des Innern, zuständig für Zivilverteidigung. 1945 gehörte K. zu den Begründern der SPD in Wolfsburg und wurde Orts- und Kreisvorsitzender in Gifhorn. Er war Ratsherr und Bürgermeister in Wolfsburg, Mitglied des

Kurlbaum-Beyer Kreistages und Landrat in Gifhorn. 1947-51 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an. Tn der 5. Wahlperiode (1965-69) war K. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und dem Verteidigungsausschuß an. K u r l b a u m , Georg, * 2.5.1902 Berlin, f 23.12.1988 Schwaig bei Nürnberg. Diplomingenieur, ev. K. studierte seit 1920 Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften an den Universitäten Tübingen und Berlin, seit 1921 zusätzlich Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in Berlin und Schloß 1926 das Studium als Diplomingenieur ab. 1926-29 arbeitete er bei der Deutschen Rcichspost in Berlin, dann bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershof, 1929-31 bei der Colonial Airways Inc. in Newark (New Jersey, USA) und bei der Automatic Electric Inc. in Chicago. Nach seiner Rückkehr 1931 trat er eine Stelle bei der Telefunken AG Berlin an, die er bis 1941 innehatte. Im selben Jahr wurde er alleiniger Vorstand der Metrawatt AG Nürnberg. In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) gehörte K., seit 1946 Mitglied der SPD, dem Bundestag an. 1949 wurde er im Wahlkreis 34 [229] (Schwabach) direkt, 1953, 1957 und 1961 über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt, in dem er in der 5. Wahlperiode den Wahlkreis 230 (Schwabach) vertrat. Er war Mitglied der SPDFraktion und einer ihrer wirtschaftspolitischen Sprecher. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Außenhandelsfragen, im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffverbrauchs (seit Februar 1950) und im Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953) mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für ERP-Fragen an. In der 1. und 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit sowie des Ausschusses lur Post- und Fernmeldewesen. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Atomfragen (seit Januar 1956) und dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (bis Oktober 1956), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht an. In der 3. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender, in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß und dem Ausschuß lur Alomkernenergie und Wasserwirtschaft an und arbeitete in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (bis Februar 1963) mit. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und war Stellvertretendes Mitglied des Postausschusses (seit Juni 1966) und des Finanzausschusses (seit Januar 1967). In seiner parlamentarischen Arbeit betrachtete K. es als seine Aufgabe, eine neue Wettbewerbspolitik durchzusetzen, die einen echten Lcistungswettbcwcrb fördert und Mißbrauch wirtschaftlicher Macht verhindert. Er forderte unter anderem die Einführung einer Genehmigungspflicht für Zusammenschlüsse von Unternehmen und die Möglichkeit ihrer Auflösung durch das Bundeskartellamt. Ferner sollte eine unabhängige Monopolkommission wirtschaftliche Konzentrationsbewegungen sowie Umfang und Formen der Marktbeherrschung laufend untersuchen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Parlamentstätigkeit war die Förderung der

Vermögensbildung der Arbeitnehmer. Als wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion widmete er sich besonders den Möglichkeiten der wirtschaftlichen Unterstützung des notleidenden Zonenrandgebietes. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg. mit Uwe Jens: Beiträge zur sozialdemokratischen Wirtschaftspolitik. Bonn 1983. - G. K. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 4. Boppard am Rhein 1988, S. 89-132. LITERATUR: Uwe Jens (Hrsg.): G. K. Eine sozial und ethisch verpflichtete Unternehmerpersönlichkeit. Bonn 2002. K u r l b a u m - B e y e r , Lucie, geb. Fuchs, bis Oktober 1965: L. Beyer, * 17.6.1914 Herdorf (Sicgcrland). Angestellte, Gewerkschaftsfunktionärin. K.-B., Tochter eines Bergmanns, besuchte das Realgymnasium und durchlief 1928-30 eine kaufmännische Lehre in Köln. 1928 wurde sie Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1932 der SPD. Seit 1930 war sie Volontärin, später Sachbearbeiterin in der Unterstützungsabteilung im Verband der Bergarbeiter Deutschlands. 1933 wurde sie aus politischen Gründen entlassen. Seit 1934 als Hausangestellte in Bonn tätig, wurde sie 1935 Buchhalterin in Köln. Nach ihrer Heirat 1939 ging K.-B. nach Berlin und war dort seil 1943 als selbständige Helferin in Steuersachen tätig. 1944/45 lebte sie in Dobberzin bei Angermünde. Seit 1946 war sie beim Landrat in Wetzlar fürsorgerisch tätig, insbesondere im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung. 1950 wurde sie Frauensekretärin des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Landbezirk Hessen. 1971-84 war K.-B. Vorsitzende des Verwaltungsrates der Stiftung Warentest. 1972 wurde sie in den neugebildeten Verbraucherbeirat der Bundesregierung berufen. 1947-67 war K.-B., in zweiter Ehe mit Georg —» Kurlbaum verheiratet, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Frauen in der SPD in Hessen, 1969-77 in Bayern. 1946-50 gehörte sie dem Stadtrat in Wetzlar, 1976-96 dem Gemeinderat in Schwaig bei Nürnberg an. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) war K.-B. Mitglied des Bundestages. 1953 über die SPD-Landesliste Hessen gewählt, vertrat sie seit 1957 den Wahlkreis 136 (Friedberg) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (von Mai bis Oktober 1954) und im Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (bis Oktober 1954). Dem Außenhandelsausschuß gehörte sie in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied, in der 3. Wahlperiode bis März 1960 als Ordentliches, danach und in der 4. Wahlperiode wieder als Stellvertretendes Mitglied an. In der 2. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht, des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes und des Ausschusses für Bauund Bodenrecht (seit September 1956). Dem Ausschuß für Finanz- und Steuerlragen gehörte sie bis Oktober 1954 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied an und setzte sich vor allem für eine familienfreundliche Steuerpolitik ein. In der 3.-5. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit, in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für Entwicklungshilfe. In der 3. und 4. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschafts- und Mittelstandsfragen. 1961 wurde K.-B. Steuerobfrau der SPD-Bundestagsfraktion und widmete sich zunehmend der Verbraucherpolitik. VERÖFFENTLICHUNGEN:

L.

K.-B.

In:

Abgeordnete

des

Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 4. Boppard am Rhein 1988, S. 133-217.

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Kurtz Kurtz, Josef, * 29.1.1903 Rentrisch (Saar), t 29.8.1970 Bliesransbach (heute zu Kleinblittersdorf). Landwirt, leitender Angestellter, kath. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in St. Ingbert durchlief K. eine landwirtschaftliche Lehre, war Gutsbeamter und besuchte das Seminar für Landwirte in Schweidnitz. Seit 1927 Geschäftsführer des Tricrschcn Bauernvereins Saarbrücken, wurde er 1929 selbständiger Landwirt am Gut Ritthof. 1946 wurde K. Präsident der Landwirtschaftskammer für das Saarland. 1947-55 war K. Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der Christlichen Volkspartei des Saarlandes, 1953-55 Parlamentarischer Staatssekretär für Ernährung, Landwirtschaft und Staatsgüter im saarländischen Wirtschaftsministerium. 1962 wurde er Geschäftsführer der Verbindungsstelle Landwirtschaft - Industrie in Saarbrücken. Am 12.10.1964 rückte K. über die CDU-Landesliste Saarland für den verstorbenen Abgeordneten Franz —>Ruland in den Bundestag nach. Er war Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses und des Ausschusses für Heimatvertriebene. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. Kurzhals, Christine, geb. Mierl, * 31.5.1950 Böhlen, t 4.5.1998 Leipzig. Maschinenbauzeichnerin, Ingenieurin. K., gelernte Maschinenbauzeichnerin, besuchte die Fachschule mit einem Abschluß als Ingenieurin für Chemieanlagenbau und bildete sich in Vermcssungstechnik fort. Sic war Maschinenbauzeichnerin, Sachbearbeiterin für Vermessungstechnik, nach dem Fachschulabschluß Vermessungstechnikerin, Chemieanlageingenieurin und Dozentin für Umschüler in der Vermessungstechnik. 1990 wurde sie Schöffe am Amtsgericht in Borna. Vor 1989 parteilos, gehörte K. im Dezember 1989 zu den Begründern des SPD-Ortsvereins in Borna, übernahm dessen Vorsitz und wurde Mitglied des Unterbezirksvorstandes. Sie war darüber hinaus als Stadträtin tätig. 1994 wurde K. über die SPD-Landesliste Sachsen in den Bundestag gewählt, dem sie bis zu ihrem Tod angehörte. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation und des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dem Ausschusses für Verkehr und der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit" an. Kutschera, Waller, * 29.4.1914 Leitmeriiz (Böhmen). Polsterer, Dekorateur, Handelsvertreter, kath. Der gelernte Polsterer und Dekorateur war seit 1935 selbständiger Meister und übernahm den väterlichen Handwerksbetrieb. 1940 eingezogen, wurde er 1941 als Kriegsversehrter entlassen. 1945 wurde er vertrieben und war seit 1946 als Hilfsarbeiter, später als Lagerverwalter und

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Einkäufer in einem Kriegsversehrtenbetrieb in Hameln tätig. 1948 wurde er Handelsvertreter, später Schaufensterdekorateur. 1951 wurde K. Jugendreferent des Bundes vertriebener Deutscher im Landesverband Niedersachsen. Er war auch Landes- und Bundesführer der Deutschen Jugend des Ostens, Mitglied des Aktionsausschusses und des Kuratoriums für den Bundesjugendplan und Mitbegründer und Vorsitzender der Siedlerschule in Katlenburg. K. gehörte zu den Begründern des Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) in Hameln-Pyrmont. 1951-53 war er Mitglied des Niedersächsischen Landtages. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte K. mit einem Mandat der BHE-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Jugendfragen, seit Juni 1954 des Ausschusses für Arbeit und von September 1954 bis Februar 1957 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen. Kutzmutz, Rolf, * 1.9.1947 Lützen. Maschinenbauer, Diplomökonom, Verbandsfunktionär, Parteifunktionär, konfessionslos. Nach dem Besuch der Oberschule erhielt K. eine Berufsausbildung als Maschinenbauer mit Abitur, war 1969-74 als Ökonom in der Wasserversorgung tätig und studierte 1972-77 an der Hochschule für Ökonomie in Berlin (Ost). 1974-79 war K„ seit 1962 Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ), Sekretär für Landwirtschaft in der FDJ Potsdam. Er gehörte auch dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund an. 1997 wurde er ehrenamtlicher Vorsitzender des Offenen Wirtschaftsverbandes für Klein- und mittelständische Unternehmen, Freiberufler und Selbständige. Er ist Mitglied des Aufsichtsrates der Energieversorgung Potsdam GmbH. 1967 trat K. der SED bei und besuchte 1982-86 die Parteihochschule in Berlin. 1979-94 hatte er mehrere hauptamtliche Funktionen bei der SED, später der PDS innc. 1979-89 war er Abteilungsleiter und Sekretär für Wirtschaft bei der SED in Potsdam. 1990 wurde er Vorsitzender der dortigen PDS, 1990 Mitglied der PDS-Stadtfraktion. 1994 und 1998 wurde K. über die PDS-Landesliste Brandenburg in den Bundestag gewählt. Seit Januar 2002 ist er Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der PDS-Fraktion. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und war Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusscs, des Sportausschusses, des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der Deutschen Einheit". In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ältestenrates und des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Angelegenheiten der Neuen Länder, dem Finanzausschuß, der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung" und dem Gemeinsamen Ausschuß an.

L L a b s c h , Werner, * 15.4.1937 Kausche. Bauingenieur, leitender Angestellter. Nach der Grundschule durchlief L. eine Berufsausbildung als Bergknappe, besuchte die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in Freiberg und legte das Abitur ab. Anschließend studierte er an der Bergakademie in Freiberg und an der Hochschule für Bauwesen in Cottbus und wurde Bauingenieur. L. war in verschiedenen bergmännischen Berufen in Braunkohlewerken des Reviers Senftenberg tätig, unter anderem als Bauleiter im Bau- und Montage-Kombinat „Kohle und Energie". L. ist stellvertretendes Mitglied des Parlamentarischen Beirates der Stiftung für das sorbische Volk, Bautzen. Seit Oktober 1989 gehört L. der SPD an, wurde Unterbezirksvorsitzender und gehörte bis 1994 dem Landesvorstand an. 1990-94 war er Bürgermeister und Stadtverordneter in Cottbus. Seit 1994 vertritt L. den Wahlkreis 280 (Cottbus - Guben Forst) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. L a d e b e c k , Artur. * 17.4.1891 Berlin, ν 12.10.1963 Bielefeld. Lehrer, kaufmännischer Angestellter. Als Lehrer und Rektor tätig, wurde L. 1933 aus politischen Gründen aus dem Schuldienst entlassen, war danach Arbeiter und kaufmännischer Angestellter und befand sich mit Unterbrechungen mehrere lahrc in Gefangenschaft. 1945 wurde er Landrat im Kreis Bielefeld. 1946-52 war er Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat H. den Wahlkreis 106 (Bielefeld-Stadt) im Bundestag. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kommunalpolitik und im Ausschuß tur Kulturpolitik (bis März 1955) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge. L a e r m a n n , Karl-Hans, * 26.12.1929 Kaulhausen (Kr. Erkelenz). Bauingenieur, Hochschullehrer, ev. Nach dem Abitur 1950 nahm L. an der Technischen Hochschule in Aachen das Studium des Bauingenieurwesens auf, das er 1955 abschloß und arbeitete danach bei verschiedenen Baufirmen. 1963 wurde er in Aachen mit der Arbeit Beitrag zur Theorie der Statik von Rahmen- und Rosttragwerken sowie Aufstellung der Programme flir elektronische Rechnungen zum Dr.-Ing. promoviert. 1966 habilitierte er sich und wurde Dozent für experimentelle Statik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen, 1970 außerplanmäßiger Professor, 1971 Wissenschaftlicher Rat und Professor. 1974 folgte L. einem Ruf als ordentlicher Professor für Baustatik an die Bergische Universität und Gesamthochschule Wuppertal, wo er das Labor für Experimentelle Spannungsanalyse und Meßtechnik leitete. Seit 1976 war er Obmann des VDI/VDE-Ausschusses

Experimentelle Mechanik, 1982-94 Vorsitzender des Technischen Komitees Experimentelle Mechanik der IMEKO. 1995 wurde er emeritiert. L. ist Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-NaumannStiftung und des Kuratoriums der Deutsch-Britischen Stiftung für das Studium der Industriegesellschaft. 1984-94 gehörte er dem Kuratorium der VW-Stiftung an. 1991-98 war er Aufsichtsratsvorsitzender der Erzgebirgischen Steinkohle· und Energie-Gesellschaft in Zwickau. 1968 trat L. in die FDP ein. 1974 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Mönchengladbach. 1980-90 gehörte er dem Bundesvorstand seiner Partei an und stand seit 1981 deren Bundesfachausschuß für Forschung und Technologie vor. 1992 wurde er Vorsitzender des Kreisverbandes Mönchengladbach. Am 28.6.1974 rückte L. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Walter —> Scheel über die FDP-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag nach, dem er, jeweils über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, bis 1998 angehörte. Er wurde forschungspolitischer Sprecher der FDPFraktion. Von Februar bis November 1994 war er Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. 1998 verzichtete er auf eine weitere Kandidatur für den Bundestag. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologie mit (seit September 1974), dessen stellvertretenden Vorsitz er in der 8.-11. Wahlperiode innehatte. In der 12. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fcrnmeldewcsen (seit September 1974) und dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit Oktober 1974) an. In der 8.-12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (in der 8. Wahlperiode vorübergehend im Dezember 1978, in der 10. Wahlperiode bis September 1984 und vorübergehend im November 1984, in der 11. Wahlperiode seit November 1989). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 8., 10. und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an (in der 8. Wahlperiode seit November 1977, davor als Ordentliches Mitglied). In der 11. und 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, in dem er sich in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied engagierte. Außerdem gehörte er in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Sondcrausschuß „Europäische Union" (seit November 1992) an, arbeitete in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. L. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde zum Honory Commander des Order of the British Empire ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Experimentelle Plattenuntersuchungen. Theoretische Grundlagen. Düsseldorf 1972. - Das Instrument „Enquete-Kommission". Idee - Zusammensetzung und Funktionsweise - bisherige Erfahrungen. In: Instrumente der Kontrolle und Technikfolgenabschätzung moderner Wissenschaft und Technik. Hrsg. von Klaus Hansen. Gummersbach 1982, S. 61-74. - Perspektiven. Ein Wissenschaftler in der Politik. Bonn 1984.

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Lafontaine LITERATUR: Hans-Georg Merz: L., K.-H. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 397-399. Lafontaine, Oskar, * 16.9.1943 Saarlouis (Saarland). Physiker, kath. L., Sohn eines Bäckers (seinerseits aus einer Bergarbeiterfamilie stammend, im Zweiten Weltkrieg verschollen) und einer Kinderpflegerin bzw. Sekretärin, besuchte nach der katholischen Grundschule in Dillingen seit 1953 als Konviktorist die Reginoschule, das staatliche humanistische Gymnasium in Prüm (Eifel), wo er 1962 das Abitur ablegte. Vom Sommersemester 1962 an studierte er in Bonn, seit 1965 in Saarbrücken Physik, gefördert vom katholischen Cusanuswerk (Diplom Februar 1969). Einer Anstellung bei der „Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH. Saarbrücken" im selben Jahr schloß sich 1971 die Berufung in den Vorstand der Tochtergesellschaft „Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal AG" an. 1966 war L. im Ortsverein Sankt Johann von Saarbrücken der SPD beigetreten, wo er rasch zum Unterbezirksvorsitzenden der Jungsozialisten aufstieg. Seit 1968 gehörte er dem Landesvorstand der SPD Saar an. 1971-77 war er Vorsitzender des Unterbezirks Saarbrücken-Stadt, 1977-96 Landesvorsitzender der SPD im Saarland und wurde 1979 in den Bundesvorstand der Partei gewählt. Durch seine Wahl (14.6.1987) zu einem der stellvertretenden Vorsitzenden nach dem Rücktritt Willy —> Brandts vom Vorsitz - war L. auch Mitglied des Präsidiums. Auf dem Mannheimer Parteitag am 16.11.1995 trat er überraschend, von vielen Delegierten gedrängt, gegen den amtierenden Rudolf —> Scharping an und wurde mit deutlicher Mehrheit zum neuen Bundesvorsitzenden der SPD gewählt (Rücktritt am 11.3.1999). Nachdem L. für ein Jahr im Saarbrücker Stadtrat tätig gewesen war, gehörte er 1970-75 als Abgeordneter dem Saarländischen Landtag an, wo er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion war. Seit 1974 Beigeordneter der Stadt, wurde L. 1976 zum Oberbürgermeister Saarbrückens gewählt (bis 1985). Nach dem unter L.s. Führung ersten vergeblichen Versuch von 1980 eroberte die saarländische SPD am 10.3.1985 aus der Opposition heraus die absolute Mehrheit im Landtag, die 1990 noch ausgebaut und 1994 verteidigt werden konnte. 1985-98 war L. Ministerpräsident des Saarlandcs, als solcher 1991-94 Bevollmächtigter der Bundesrepublik für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des deutsch-französischen Vertrags, 1992/93 Präsident des Bundesrates und 1994-96 Mitvorsitzender des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat. Nach der Wahlniederlage der CDU/CSU am 27.9.1998 gehörte L. bis zum 11. 3.1999 als Finanzminister der neuen, aus SPD und Grünen unter der Kanzicrschaft Gerhard Schröders gebildeten Bundesregierung an. Eine eigene Kanzlerkandidatur war bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2.12.1990 deutlich gescheitert. Vor der Wahl war L. nicht nur in Gegensatz zur Mehrheit der führenden Amtsträger aus der SPD bei der praktischen Gestaltung des deutschen Einigungsprozesses geraten, sondern er hatte seine von wichtigen Experten geteilte Kritik, etwa gegen die Währungsunion, auch nicht hinreichend von einer ihm vielfach unterstellten Indifferenz oder Skepsis gegenüber der deutschen Einheit überhaupt abzugrenzen vermocht. Der Wahlkampf war für L. persönlich schwer belastet durch ein lebensbedrohliches Messerattentat bei einer Kundgebung am 25.4.1990 in Köln. Einen Abgeordnetensitz im Bundestag errang L. für den Wahlkreis 244 (Saarbrücken 1) 1990 (Ablehnung des Mandats, Listennachfolger Michael —> Habermann), 1994 (kurzfristige Niederlegung am 17.11.1994) und 1998 (Niederlegung am 16.3.1999). Ein spezifisches Parlamentsverständ-

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nis L.s ist wegen der vorwiegenden Tätigkeit in exekutiven Funktionen nicht zu erkennen. Generell ging es ihm im Rahmen der repräsentativen Demokratie um die Stärkung partizipativer Elemente. Als Oberbürgermeister von Saarbrücken setzte L. Schwerpunkte in der Verkehrs- und in der Kulturpolitik; als Ministerpräsident des Saarlands bemühte er sich namentlich um die soziale Abfederung des Personalabbaus in der Stahlindustrie. Bundespolitisch trat L. als scharfer Kritiker des NATODoppelbeschlusses vom Dezember 1979 sowie der herkömmlichen westlichen Sicherheitspolitik überhaupt, damit auch als Protagonist der westdeutschen Friedensbewegung in der SPD, auf. Er empfahl seiner Partei, an die „blockfreie" Orientierung der fünfziger Jahre anzuknüpfen. Nach 1990 artikulierte er die Gegnerschaft von Teilen der Sozialdemokratie gegenüber deutschen Militäreinsätzen außerhalb des NATO-Vertragsgebiets (Bosnien 1995, Kosovo 1999) und plädierte für eine „friedliche Außenpolitik". An der Spitze mehrerer SPD-Kommissionen konnte L. die sozialdemokratische Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik konzeptionell stark beeinflussen, und so auch das Berliner Grundsatzprogramm vom Dezember 1989. Dabei bemühte er sich vor allem um die Verbindung sozialstaatlicher und ökologischer Ziele. Trotz eher auf Begrenzung zielender Impulse seitens L.s in der Zuwanderungsfrage sowohl hinsichtlich der Deutschstämmigen als auch hinsichtlich ausländischer Asylbewerber („Petersburger Wende" der SPD 1992/93) einerseits, gelegentlicher nicht gewerkschaftskonformer Vorschläge zur Flexibilisierung der Arbeitszeit andererseits galt er als charismatischer Vertreter und leitende Gestalt einer dezidiert linken Sozialdemokratie. Dabei war charakteristisch, daß er die traditionell-arbeitnehmerparteiliche Strömung und die Träger postmaterieller Werte gleichermaßen anzusprechen verstand. Seine parteipolitische Arbeit, 1998/99 auch seine Ministertätigkeit, galt hauptsächlich der kämpferischen Auseinandersetzung mit Monetarismus und ökonomischem „Neoliberalismus". Die von ihm befürwortete europäische Einigung sah L. auch in der Perspektive der Schaffung eines übernationalen politischen Ordnungsrahmens zur Regulierung der (vor allem Finanz-)Märktc. Weil er die Unterstützung des im Frühjahr 1998 von ihm selbst zum Spitzenkandidaten der SPD vorgeschlagenen Bundeskanzlers Schröder vermißte und sich nicht entscheiden mochte, den offenen Richtungsstreit zu suchen, resignierte er bereits im März 1999 und legte sein Ministeramt, den Parteivorsitz und das Bundestagsmandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Angst vor den Freunden. Reinbek bei Hamburg 1983. - Der andere Fortschritt. Hamburg 1985. - Die Gesellschaft der Zukunft. Hamburg 1988. - Das Lied vom Teilen. Hamburg 1989. - Deutsche Wahrheiten. Die nationale und die soziale Frage. Hamburg 1990. - Mit Christa Müller: Keine Angst vor der Globalisierung. Bonn 1998. - Das Herz schlägt links. München 1999. LITERATUR: Werner Filmer: O. L. Düsseldorf u.a. 1990. Evelyn Roll: O. L. Ein Porträt. München 1990. - Günter Gaus (Hrsg.): Zur Person. Bd. 2. Interviews mit Ministerpräsidenten. Berlin 1998. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Peter Brandt Laforet, Wilhelm (Georg Josef), * 19.11.1877 Edenkoben, f 14.9.1959 Würzburg. Jurist, Verwaltungsbeamter, Hochschullehrer, kath. L., Sohn eines Rotgerbers, besuchte das Humanistische Gymnasium in Landau und legte 1896 das Abitur ab. Er studierte in München und Berlin Staats- und Rechtswissenschaften, wurde an der Universität München mit der Arbeit Die strafrechtliche Rechtsfähigkeit zum Dr. jur. promoviert und trat 1908 in den bayerischen Verwaltungsdienst

Lahr ein. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1918-22 war er Bezirksamtmann in Ochsenfurt am Main, 1922-27 Oberregierungs- und Ministerialrat im Ministerium des Innern, 1927-51 ordentlicher Professor des Staatsrechts und Verwaltungsrechls an der Universität Würzburg. Zwischen 1933 und 1945 galt L. als politisch gefährdet, wurde als „unersetzbarer Fachmann" jedoch im Amt belassen. 1945 eines der Gründungsmitglieder der CSU, war L. auch Mitglied des von den amerikanischen Militärbehörden eingesetzten Ausschusses für Vcrwaltungsrccht in Heidelberg und Sachverständiger im vorbereitenden Verfassungsausschuß von Württcmbcrg-Badcn. 1946-49 gehörte er dem Bayerischen Landtag an. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat L. den Wahlkreis 40 [235] (Würzburg) im Bundestag. Er war Vorsitzender des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht und des Wahlmännerausschusses, arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zum Schutz der Verfassung und im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (seit Dezember 1949) mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung an. L. erhielt das Große Verdienstkreuz (1952) und das Große Verdienstkreuz mit Stern (1957) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie die Silberne Stadtplakette von Würzburg. Er wurde zum Ehrenbürger von Ochsenfurt ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Beamtenrecht oder Arbeitsrecht? Vortrag. München 1929. - Deutsches Verwaltungsrecht. München 1937. LITERATUR: Verfassung und Verwaltung in Theorie und Wirklichkeit. Festschrift für W. L. anläßlich seines 75. Geburtstages. München 1952. - Erhard H. M. Lange: Gestalter des Grundgesetzes. Die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. 15 historische Biografien. Brühl/Rheinland 1999, S. 83-91. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. L a g e r s h a u s e n , Karl-Hans, * 19.4.1924 Gittelde am Harz, t 31. 8.1988 Oldenburg. Landwirt, ev. Nach dem Besuch des Gymnasiums trat L. 1942 eine aktive Sccoffizicrslaufbahn an, durchlief nach Kriegsende eine dreijährige landwirtschaftliche Ausbildung und war seit 1949 führend in der Wasserwirtschaft tätig. 1958-76 gehörte L. der evangelischen Landessynode an. 1966-81 war L. Kreisvorsitzender der CDU. 1954 wurde er Mitglied des Gemeinderates, 1956 des Kreistages; 1961-76 hatte er dort den Fraktionsvorsitz irme. 1967-70 war er Mitglied des Niedersächsischen Landtages. 1972 und 1976 wurde L. über die CDU-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Am 2 9 . 3 . 1 9 8 2 rückte er über die Landesliste Niedersachsen für den verstorbenen Abgeordneten Hans —»Hubrig in den Bundestag nach. In der 7. und 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis November 1977, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit November 1977, davor war er Stellvertretendes Mitglied), in der 9. Wahlperiode im Ausschuß für Forschung und Technologie (seit April 1982) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9. Wahlperiode dem Finanzausschuß (seit April 1982) an.

L a h n s t e i n , Manfred, * 20. 12.1937 Erkrath (Rheinland). Diplomkaufmann, Gewerkschaftsfunktionär, Verwaltungsbeamter. L., Sohn eines Landarztes, besuchte das Gymnasium bis 1957, studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Köln und Schloß das Studium 1961 als Diplomkaufmann ab. 1959 trat L. in die SPD ein. Seit 1962 arbeitete er als Jugendbildungsreferent und Vorstandssekretär für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und war 1965-67 deutscher Vertreter beim Europäischen Gewerkschaftssekretariat in Brüssel, wo er für Wirtschaftspolitik zuständig war. Seit 1971 Kabinettschef bei der EG-Kommission, wurde er 1973 von Willy —» Brandt als Leiter der wirtschaftspolitischcn Abteilung ins Bundeskanzleramt geholt. Beim Regierungsantritt Helmut —> Schmidts wechselte L. 1974 in das Finanzministerium und übernahm die Leitung der finanzpolitischen Grundsatzabteilung. 1977 wurde er nach der Ernennung von Karl Otto Pohl zum Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank dessen Nachfolger als Staatssekretär, zuständig für Grundsatzfragen der Finanzpolitik und für internationale und nationale Währungspolitik. 1980 wurde L. Chef des Bundeskanzleramtes und war von April bis Oktober 1982 Bundesminister der Finanzen. Im März 1983 wurde L. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. Am 3 1 . 8 . 1 9 8 3 legte er sein Mandat nieder und trat in den Vorstand der Bertelsmann A G ein, wo er zunächst die Leitung der Druck- und Industriebetriebe, 1985 die Leitung des Unternehmensbereichs Elektronische Medien übernahm. VERÖFFENTLICHUNGEN: Konjunktursteuerung - eine Illusion? Möglichkeiten und Grenzen der Konjunkturpolitik. Wiesbaden 1980. - Hrsg.: Leidenschaft zur praktischen Vernunft. Helmut Schmidt zum Siebzigsten. Berlin 1989. - Mut zum Risiko. Wie zukunftsfähig sind die Deutschen? Frankfurt am Main 1999. - Mit Michael Klein: Digitale Revolution. Auswirkungen auf Stadtgestaltung und städtisches Leben. Darmstadt ca. 2000. - Die Feuerwehr als Brandstifter. Die unheimliche Macht der Experten in Politik und Wirtschaft. München 2000. VERÖFFENTLICHUNGEN: Henno Lohmeyer: Die Macher und die Mächtigen. Fernsehen in Deutschland. München 1989. - Joachim Amm: L., M. (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 399-403. L a h r , Karl, * 27. 3.1899 Wendclshcim (Kr. Alzey), f 5 . 1 2 . 1 9 7 4 Mainz. Jurist, Landwirt. L. besuchte Gymnasien in Alzey und Gießen, nahm 1917/18 am Ersten Weltkrieg teil und studierte seit 1919 Rechtswissenschaft. Nach dem Referendarexamen übernahm er einen landwirtschaftlichen Betrieb. 1923-33 war er Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. L. war Präsident des Bauernverbandes Rheinhessen. 1946 wurde er Mitglied des Sozialen Volksbundes Rheinland-Pfalz, der sich später mit der FDP Zusammenschloß. Seit 1946 war er Bürgermeister, 1951-53 Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz, 1952/53 dort Fraktionsvorsitzender. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte L. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Rheinland-Pfalz dem Bundestag an. 1956 trat er gemeinsam mit fünf anderen FDP-Abgeordneten wegen der deutschland- und ostpolitischen Umorientierung seiner Partei aus der FDP aus, gehörte der Arbeitsgemeinschaft Freie Demokraten und seit 1956 der FVP an. Er war

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Lambinus Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (bis November 1953), des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (von November 1953 bis September 1955, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Kulturpolitik (von März bis November 1956), des Ausschusses für Geld und Kredit (von März 1956 bis Januar 1957) und des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit März 1956, von Mai 1955 bis Februar 1956 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (von Februar 1954 bis Februar 1956), dem Ausschuß für Heimatvertriebene (bis Februar 1956 und seit Mitte März 1956) und dem Ausschuß für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1956) an. L a m b i n u s , Uwe, * 2 1 . 7 . 1 9 4 1 Würzburg. Kaufmann, Jurist (Notar), cv. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief L., Sohn eines Prokuristen, eine kaufmännische Lehre. Er wurde Notarlehrling, Notargehilfc, Amtsrat im Notardienst, 1979 Rcchtsbeistand und 1994 Oberamtsrat. Ehrenamtlich war er stellvertretender Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt. 1991 wurde er Präsident des Rad- und Kraftfahrerbundes Solidarität Deutschland. L. Schloß sich der Sozialistischen Jugend Deutschlands, 1956 der SPD an. 1965-72 gehörte er dem Bezirksvorstand Franken und dem Landesvorstand Bayern der Jungsozialisten an. 1972-77 war er Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes. 1976 wurde er Vorsitzender des Unterbezirks Main-Spessart und gehörte 1974-96 dem Landesvorstand der SPD in Bayern an. 1986 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Bezirksvorstandes Oberfranken. 1967-74 war er Bürgermeister der Gemeinde Zimmern. 1972 wurde er Mitglied des Kreistages Main-Spessart, 1996 Stadtrat in Marktheidenfeld. 1972 wurde L. über die SPD-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. A m 2 0 . 5 . 1 9 7 7 rückte er über die Landcsliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordneten Peter —> Glotz in den Bundestag nach, dem er mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern bis 1994 angehörte. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 10. und 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied und in der 12. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses. Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 7.-10. Wahlperiode auch im Rechtsausschuß (in der 7. Wahlperiode bis Juni 1974, danach war er Stellvertretendes Mitglied, in der 8. Wahlperiode seit September 1977), in der 11. und 12. Wahlperiode im Inncnausschuß. In der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Juni 1974), in der 8. und 9. Wahlperiode des Innenausschusses (seit September 1977, bis Oktober 1982), in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Juni 1986) und in der 11. und 12. Wahlperiode des Rcchtsausschusses (bis Oktober 1993). K. wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Bayerischen Verdienstorden und der Gcorg-von-Vollmar-McdaiUe ausgezeichnet. L a m b r e c h t , Christine, * 19.6.1965 Mannheim. Juristin (Rechtsanwältin), Dozentin. L. bestand an der Albertus-Magnus-Schule in Vienheim das Abitur, studierte seit 1984 Rechtswissenschaften an den Universitäten Mannheim und Mainz, legte das Erste, nach dem Referendariat am Landgericht Darmstadt das Zweite Juristische Staatsexamen ab und Schloß ein Aufbaustudium an der Verwaltungshochschule Speyer an. Danach war sie als selbständige Rechtsanwältin und Dozentin für Handels-

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und Gesellschaftsrecht an der Berufsakademie in Mannheim tätig. 1982 trat L. in die SPD ein. 1984 wurde sie Vorsitzende der Jungsozialisten in Viernheim, 1985 Stadtverordnete der Stadt Viernheim und 1997 Stadtverordnetenvorsteherin. 1989-97 war sie Mitglied des Kreistages im Kreis Bergstraße, in dem sie dem Umwelt- und Infrastrukturausschuß angehörte und den stellvertretenden Vorsitz des Frauenausschusses innehatte. Seit 1998 vertritt L. den Wahlkreis 145 (Bergstraße) im Bundestag. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Rechtsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Sportausschuß und dem 1. Untersuchungsausschuß (Parteispenden) an. L a m b s d o r f f , Otto (Friedrich Wilhelm) Graf, * 20. 12. 1926 Aachen. Jurist (Rechtsanwalt), ev. L., Sohn eines Versicherungskaufmanns aus ursprünglich in Westfalen, dann im Baltikum ansässigem Uradel, besuchte zwischen 1932 und 1944 Schulen in Berlin sowie die Ritterakademie in Brandenburg an der Havel. Seit 1944 leistete er Kriegsdienst und geriet 1945 schwcrkricgsbcschädigt in Gefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. Nach Abschluß seines Abiturs in Unna (Westfalen) noch im selben Jahr studierte er 1947-50 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Bonn und Köln. 1950 absolvierte L. das juristische Refcrendarcxamcn, 1955 das Assessorexamen. 1952 wurde er an der Universität Köln mit einer Arbeit über den Abschied vom Reichsleistungsgesetz unter besonderer Berücksichtigung der aktuellen Rechtssprechung zum RLG zum Dr. jur. promoviert. 1955-71 war er im Kreditwesen tätig, zuletzt als Generalbevollmächtigter des Düsseldorfer Privatbankhauses Trinkaus & Burkhardt. Anschließend gehörte er bis 1977 dem Vorstand der Victoria Rückversicherungs AG Berlin/Düsseldorf an und ist bis heute Mitglied verschiedener Aufsichtsräte. Nachdem er bereits 1960 als Rechtsanwalt am Amts- und Landgericht Düsseldorf zugelassen worden war, trat er 1978 in die Düsseldorfer Anwaltssozietät Wessing/von der Goltz ein. Seit 1995 ist L. Vorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung, seit 1998 Ehrenpräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, deren Präsident er zuvor war. 1991-2001 amtierte er als Europäischer Vorsitzender der Trilateralcn Kommission. L. ist 2. Vorsitzender von TATEN statt WORTE e.V., Initiative zur Frauenförderung in Unternehmen. 1951 wurde L. Mitglied der FDP. 1951-53 war er Vorsitzender des FDP-Bezirksverbandes Aachen. Danach gehörte er dem FDP-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen an und hatte 1968-78 die Position des Landcsschatzmeistcrs innc. 1972 wurde er in den FDP-Bundesvorstand und zum Stellvertretenden Vorsitzenden seines Landesverbandes gewählt. Seit 1982 ist er Mitglied im Parteipräsidium. Im Mai 1988 löste er Martin - ^ B a n g e m a n n als Bundes Vorsitzenden ab. Um einen Generationswechsel zu ermöglichen, trat L. von dieser Position 1993 zurück und wurde zum FDPEhrenvorsitzenden gewählt. Zwischen 1989 und 1994 war er Präsident der Liberalen Internationale, deren Ehrenvorsitzender er seit 1996 ist. L. zog 1972 über die Landeslisle der FDP NordrheinWestfalen in den Bundestag ein und gehörte diesem, bei Verzicht auf eine erneute Kandidatur, bis 1998 an. Dem Ausschuß für Wirtschaft gehörte er in der 7., 8. (bis Oktober 1977), 10. (seit September 1984), 11. (bis September 1989) und 13. Wahlperiode als Ordentliches, in der 11. (seit September 1989) und 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 11. Wahlperiode engagierte sich L. seit Mai 1990 als Ordentliches Mitglied im Ausschuß Deutsche Einheit. Stellvertretendes Mitglied war er im Finanzausschuß

Lamers in der 7., 8. (bis Oktober 1977) und 13. Wahlperiode sowie im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung in der 11. Wahlperiode. 1977 wurde L. zum Bundeswirtschaftsminister ernannt. Dieses Amt hatte er bis zum Bruch der sozial-liberalen Koalition im September 1982 sowie unter der Regierung —»Kohl bis zu seinem Rücktritt 1984 innc, der im Zusammenhang mit der Flick-Spendenaffäre erfolgte. Dabei ging es um den Vorwurf der Bestechlichkeit im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsministerium 1980 dem Flick-Konzern eingeräumten Steuernachlasses und einer gleichzeitigen Spende dieses Konzerns an die FDP. Seit 1982 wurde die Finanzierung aller etablierter Parteien Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen. Während sich der Vorwurf der Bestechlichkeit als haltlos erwies, wurde L. in seiner Eigenschaft als Landesschatzmeister der FDP wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung 1987 zu einer Geldstrafe verurteilt. Danach übernahm er bis Ende der neunziger Jahre kein staatliches Amt mehr. Im Juli 1999 von der Regierung Schröder im Zusammenhang mit der Zwangsarbeilerentschädigung zum Beauftragten des Bundeskanzlers für die Stiftungsinitiative deutscher Unternehmen ernannt, konnte L. 2001 die schwierigen Verhandlungen mit Vertretern der US-Regierung, der deutschen Wirtschaft und Anwälten der NS-Zwangsarbcitcr erfolgreich zu Ende führen.

schen Gesichtspunkten, an dem wirtschaftspolitischen Diskussionsprozeß. L. erhielt 1985 die Thomas-Dehler-Medaille in Gold, 1993 den japanischen Orden vom Heiligen Schatz mit Schulterband, 1996 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, 2000 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1996 das Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion, 1999 die Alexander-RüstowMedaille und die Ludwig-Erhard-Medaille. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bewährung. Wirtschaftspolitik in Krisenzeiten. Düsseldorf 1980. - Frische Luft für Bonn. Eine liberale Politik mit mehr Markt als Staat. Stuttgart 1987. Hrsg. mit Walter Scheel: Freiheit in Verantwortung - Deutscher Liberalismus seit 1945. Geschichte, Personen, Perspektiven. Gerlingen 1998. - Hrsg. mit Lüder Gerken: Ordnungspolitik in der Weltwirtschaft. Baden-Baden 2001. Hrsg.: Freiheit und soziale Verantwortung: Grundsätze liberaler Sozialpolitik. Frankfurt am Main 2001. LITERATUR: Dieter K. Buse und Juergen C. Doerr: Modern Germany. An Encyclopedia of History, People, and Culture 1871-1990. Vol. 2. New York 1998, S. 581. - Uwe Andersen: O. Graf L. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 404-409.

L. hat sich insbesondere als Verfechter der Marktwirtschaft hervorgetan, was ihm den Beinamen des „Markt-Grafen" eintrug. Er war nicht nur im Bundestag Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft, Stellvertretendes Mitglied im Finanzausschuß und 1972-96 wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, sondern wirkte auch in verschiedenen FDP-Parteiprogrammkommissionen auf die Gestaltung und Fortentwicklung des Parteiprogramms ein. Dieser Einfluß machte sich insbesondere in den Kieler Thesen von 1977 bemerkbar, in denen, im Unterschied zu dem Freiburger Programm von 1971, wieder ein stärkeres Gewicht auf den marktwirtschaftlichen Liberalismus gelegt wurde. In zahlreichen Reden und Veröffentlichungen, zusammengefaßt zum Teil in seinem Buch Zielsetzung. Aufgaben und Chancen der Marktwirtschaft (1977), warnte L. vor dem Überhandnehmen staatlichen Einflusses und betonte die Notwendigkeit, günstige Rahmenbedingungen lur unternehmerische Eigeninitiative zu schaffen. Durch Eintreten für diese Grundsätze gerieten L. und die FDP Anfang der achtziger Jahre immer mehr in Konflikt mit dem Koalitionspartner auf Bundesebene, damals der SPD, und den Gewerkschaften, die ihm mangelnde soziale Verantwortung vorwarfen. Auslöser für den Koalitionsbruch war neben anderen Gründen das sogenannte Lambsdorff-Papier, in dem L. seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen im Herbst 1982 darlegte. Zentrale Forderungen in diesem Konzept für eine Politik zur Überwindung der Wachstumsschwäche und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit waren die Verbesserung der Rahmenbedingungen für private Investitionen, die mittelfristige Haushaltskonsolidierung, die Stärkung öffentlicher Investitionen, die Überprüfung der Finanzierbarkeit des Systems der sozialen Sicherung und die Schaffung von Anreizen zu mehr Sclbstverantwortung.

L a m e r s , Karl (Franz), * 11.11.1935 Königswinter. Jurist, leitender Angestellter im Bildungswesen, kath. L. besuchte das Aloisiuskolleg in Bad Godesberg und studierte nach dem Abitur 1956 Rechtswissenschaft und Politologie an den Universitäten Bonn und Köln. 1964 legte er das Erste Juristische Staatsexamen ab. 1966-80 war er Leiter der Karl-Arnold-Bildungsstätte in Bad Godesberg. 1955 trat L. in die CDU ein. 1968-71 war er Landes Vorsitzender der Jungen Union Rheinland, seit 1971 Mitglied des Landesvorstandes der CDU Rheinland und 1975-81 stellvertretender Landesvorsitzender. 1986 wurde er Vorsitzender des Bezirksverbandes Mittelrhein der CDU. Er war bis 1999 Mitglied des Landesvorstandes der CDU in NordrheinWestfalen.

Wenn auch nicht alle seiner Vorstellungen in der neuen Koalition mit der C D U / C S U verwirklicht werden konnten, so galt L. über seinen Rücktritt als Bundeswirtschaftsministcr im Jahr 1984 hinaus als prominentester politischer Vertreter der Marktwirtschaft, der die Diskussion mit dem neuen Koalitionspartner nicht scheute. Dazu publizierte er 1987 mit Lothar Späth, dem damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Aktive Industriepolitik? Ein Streitgespräch. Bis heute beteiligt sich L. mit zahlreichen Reden, Artikeln und Büchern, insbesondere unter ordnungspoliti-

Jonas

Scherner

Nach erfolglosen Kandidaturen 1972 und 1976 wurde L. 1980 über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt, dem er seitdem angehört. 1987 wurde er Obmann im Unterausschuß Abrüstung des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und abrüstungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. 1989 legte er 17 Überlegungen zur politischen Neuordnung Europas vor, in denen er dafür plädierte, die engen NATO-Grenzen auf ein Verteidigungsbündnis Gesamteuropas auszuweiten. 1990 wurde L. außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion. 1994 verfaßte er mit dem CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang —> Schäuble ein umstrittenes Papier, in dem es um die Weiterentwicklung der Europäischen Union ging, die ein „Kerneuropa" als Schrittmacher des europäischen Einigungsprozesses brauche. In der 9. und 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis November 1985, danach war er Stellvertretendes Mitglied) und in der 10.-13. Wahlperiode im Auswärtigen Ausschuß (in der 10. Wahlperiode seit Oktober 1985, davor war er Stellvertretendes Mitglied). In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Sondcrausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 9. und 10. Wahlperiode dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Wahlprüfungsausschuß, in der 9. Wahlperiode auch dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis Mai 1990), in der 12. Wahlperiode des Verteidi-

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Lamers gungsausschusses. In der 14. Wahlperiode islL. Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die deutsche Teilung im Spiegel der Literatur. Beiträge zur Literatur und Germanistik der DDR. Stuttgart 1978, 21980. - Hrsg.: Suche nach Deutschland. Nationale Identität und die Deutschlandpolitik. Bonn 1983. - Mit Günter Rinsche: Neuer Schwung für Europa. Orientierungen für den weiteren Weg der Europäischen Union/A new impetus for Europe. Bonn 1995. - Nach der Währungsunion - neue Herausforderungen für Europa/The new challenges for Europe after the Monetary Union. Bonn 1998. Lamers, Karl Α., * 12.2.1951 Duisburg. Jurist, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verwaltungsbeamter, kath. L. studierte seit 1969 Rcchts- und Staatswisscnschaftcn an der Universität Münster, wurde nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen 1977 mit der Arbeit Repräsentation und Integration der Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland, unter besonderer Berücksichtigung des Wahlrechts zum Dr. jur. promoviert und legte die Zweite Juristische Staatsprüfung in Stuttgart ab. Er wurde Wissenschaftlicher Referent am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg, dann Ministerialrat im Landtag von Baden-Württemberg und Leiter des Persönlichen Büros des Landtagspräsidenten, zuständig für die Pflege der internationalen Beziehungen. 1975 trat L. in die Junge Union und die CDU ein. 1981-86 war er stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Badcn-Württcmbcrg. 1985 wurde er Kreisvorsitzender der CDU Heidelberg und Landesvorsitzender des Landesfachausschusses für Außen- und Sicherheitspolitik der CDU Baden-Württemberg. 1987-96 war er Stadtrat im Gemeinderat der Stadt Heidelberg. In der 13. Wahlperiode (1994-98) vertrat L. den Wahlkreis 178 (Heidelberg) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landesliste Baden Württemberg gewählt wurde. Tn der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß (bis Oktober 1997), im Verteidigungsausschuß, im Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und im Petitionsausschuß (seit Oktober 1997) mit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Als Ordentliches Mitglied gehört er der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO an. Lammert, Norbert, * 16.11.1948 Bochum. Diplomsozialwissenschaftler, Fachhochschuldozent, kath. L. besuchte in Bochum ein Altsprachlich-Humanistisches Gymnasium und legte 1967 das Abitur ab. Nach dem Wehrdienst studierte er seit 1969 an den Universitäten Bochum und Oxford Politikwissenschaft, Neuere Geschichte und Sozialökonomie, Schloß das Studium 1972 mit dem Diplom ab und wurde 1975 mit der Dissertation Die Bedeutung regionaler und nichtregionaler Organisationsstrukturen im Willenbildungsprozeß politischer Parteien auf unterer Organisationsebene - dargestellt am Beispiel eines CDUKreisverbandes im Rheingebiet promoviert. Nach dem Studium übte L. eine freiberufliche Tätigkeit als Dozent in der Erwachsenen- und Weiterbildung aus und war Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an den Fachhochschulen in Bochum und in Hagen. L. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Kultur Ruhr GmbH, Essen, Mitglied des Aufsichtsrates der Ruhrfestspiele Recklinghausen GmbH, Recklinghausen, und Mitglied des Programmausschusses der RTL Television GmbH, Köln. Er

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gehört dem Beirat von Cineropa, Düsseldorf, dem Verwaltungsrat von Inter Nationes, Bonn, und dem Kuratorium des Instituts für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft, Bonn, an und ist stellvertretendes Mitglied des Kuratoriums der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", Bonn. 1966 trat L. in die CDU ein. 1977-85 war er stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU Bochum, 1978-84 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Westfalen-Lippe. 1986 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der CDU Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender der CDU-Ruhrgebiet. 1975-80 gehörte er dem Rat der Stadt Bochum an. Seit 1980 ist L., jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. 1989-94 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. 1994-97 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft. 1997 wurde er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr. Von Januar 1997 bis Oktober 1998 war er zudem Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt. Im 14. Deutschen Bundestag ist L. Kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU/ CSU-Fraktion und Vorsitzender der CDU-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der CDU/CSU-Fraktion. In der 9.-11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (in der 10. Wahlperiode seit Dezember 1983, davor war er Stellvertretendes Mitglied). In der 10. und 11. Wahlperiode (seit Januar 1984) war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 11. Wahlperiode des Wahlprüfungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 10. und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. In der 11. Wahlperiode schied er im Mai 1989 aus allen Ausschüssen aus. 1983-90 war er Vorsitzender der Deutsch-Brasilianischen Parlamentariergruppe. In der 14. Wahlperiode ist L. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kultur und Medien. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Demokratisierung. Soziologische Aspekte eines politischen Postulats. Köln 1972. - Staat und Gesellschaft. Grundlagen und Herausforderungen der freiheitlichen Ordnung. Heidelberg 1974, Überarb. Neuaufl. 1979. - Viel Kritik und wenig Krise. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, 1985, Β 6, S. 17-24. - Format und Rückgrat ist keine Frage der Geschäftsordnung. Möglichkeit und Grenzen einer „Parlamentsreform". Tn: Zeitschrift für Parlamentsfragen 17 (1986) Heft 3, S. 444-448. - „Zur Geschäftsordnung". Notizen zur Entstehung und Bedeutung parlamentarischer Verfahrensregeln. In: Die Geschäftsordnungen deutscher Parlamente seit 1848. Eine synoptische Darstellung. Bearb. von Werner Güth und Gerald Kretschmer. Bonn 1986, S. 9-14. - Hrsg.: Persönlichkeitsbildung und Arbeitsmarktorientierung. Grundlagen und Perspektiven christlichdemokratischer Bildungspolitik. Baden-Baden 1992. - Europäische Integration und deutsche Einheit. Anforderungen an eine zukunftsorientierte Bildungspolitik. Bonn 1993. Königswege und Trampelpfade. Zur Modernisierung des deutschen Bildungssystems. Bochum 1994. - Hrsg.: Märkte, Mächte und Maschinen. Herausforderungen der deutschen Luft- und Raumfahrt. Bonn 1996. Lamp, Helmut, * 3.7.1946 Schöneberg (Kr. Plön). Landwirt, ev. Nach der Mittleren Reife wurde L. an landwirtschaftlichen Fachschulen ausgebildet und war auf verschiedenen Höfen, u. a. in Dänemark, tätig.

Landré Er ist Vorsitzender der Bundesinitiative Bioenergie, Bonn, und Mitglied des Vorstandes von Eurosolar - Europäisehe Sonnen-Energie-Vereinigung e. V., Bonn, 1982 übernahm L. den Vorsitz des CDU-Ortsverbandes Schönberg. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat H. den Wahlkreis 6 (Plön - Neumünster) im Bundestag, in den er am 28.3.2000 über die CDU-Landcslistc SchleswigHolstein für den verstorbenen Abgeordneten Gert —» Willner nachrückte. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 12. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des EG-Ausschusses. In der 14. Wahlperiode ist er Mitglied des Ausschusses für Vcrbrauchcrschutz, Ernährung und Landwirtschaft, des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Petitionsausschusses. L a m p e r s b a c h , Egon (Ludwig Konrad), * 9.8.1917 Holzwickede, î 16.12.1982 Unna. Kaufmann, Unternehmer, ev. L. besuchte ein Realgymnasium, eine höhere Handelsschule und ließ sich als Großhandelskaufmann ausbilden. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1950 war er als selbständiger Einzelhandelskaufmann tätig. 1964 gründete er eine weitere Firma im Baugewerbe. L. war Vorsitzender der Forschungsgemeinschaft Mittel standi scher Wirtschaft e.V. und Mitglied des Beirates der gewerblichen Wirtschaft beim Bundesminister für Wirtschaft. 1956 wurde L. Mitglied der Mittelstandsvereinigung der CDU Westfalen-Lippe. 1968-77 war er Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU. 1961-69 gehörte er dem Rat der Stadt Lüneburg an, seit 1964 als Vorsitzender der CDU-Fraktion. Von 1965 bis zu seinem Tod war H., jeweils über die CDULandesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Postausschuß, im Innenausschuß (bis Mai 1966) und im Ausschuß lur Sozialpolitik (seit Mai 1966) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit. In der 6. und 7. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (seit Dezember 1970), in der 6. Wahlperiode auch des Ausschusses für Verkehr und für das Postund Fcrnmcldewcsen (bis Dezember 1970). Als Ordentliches Mitglied gehörte er in der 8. und 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft (in der 8. Wahlperiode seit Oktober 1979, davor als Stellvertretendes Mitglied) an und war in der 8. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis Dezember 1977 und seit September 1978), in der 9. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Zur sozialpolitischen Verantwortung des mitlelständischen Unternehmers. In: Peter Spary (Hrsg.): Dem Mittelstand verpflichtet. Festschrift für Hansheinz Hauser. Bonn 1982, S. 29-37. L a m p i , Roman, * 29.3.1900 Eurastetten (Oberbayern), t 17.4.1965 München. Landwirt, Verwaltungsbeamter. Nach dem Besuch einer Höheren Schule und landwirtschaftlicher Praxis studierte L. Landwirtschaft in Weihenstephan, München und Leipzig. Danach war er in der praktischen Landwirtschaft und im landwirtschaftlichen Beratungdienst

(Sachsen, Hannover, Österreich, Pfalz, Bayern) tätig. L. wurde Leiter des Landwirtschaftsamtes Starnberg. 1948 trat L. in die Bayernpartei (BP). 1949 wurde er Mitglied des Landesausschusses der BP. Am 10. 11.1950 rückte L. über die BP-Landesliste für den verstorbenen Abgeordneten Ernst —> Falkner in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Am 14.12.1951 wechselte er von der BP-Fraktion zur Föderalistischen Union. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik (von Dezember 1950 bis März 1952), des Ausschusses für Arbeit (von September bis Oktober 1951), des Ausschusses für Beamtenrecht (von September 1951 bis März 1952, davor seit Juni 1951 sowie danach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (seit Januar 1952, davor seit Juni 1951 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Berlin (seit März 1952) und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit März 1952, davor seit Januar 1951 Stellvertretendes Mitglied). Darüber hinaus gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für ERP-Fragen (von Juni 1951 bis Februar 1953), dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (von Juni 1951 bis März 1952) und dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von September 1951 bis März 1952) an. L a n d g r a f , Katharina, geb. Mühlbach, * 24.2.1954 Kirchengel (Thüringen). Diplommcliorationsingenicurin, Ökonomin, ev. L. besuchte die Polytechnische Oberschule in Pegau, die Erweiterte Oberschule in Borna und bestand 1972 das Abitur. 1972-76 studierte sie Meliorationswesen an der WilhelmPieck-Universität in Rostock und Schloß das Studium als Diplommcliorationsingenicurin ab. 1976-78 war sie Ingenieurin für Wasserwirtschaft und Umweltschutz im Braunkohlentagebau Borna, 1980-90 Ökonomin der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Pflanzenproduktion in Wiederau und 1990/91 Mitarbeiterin im Bildungswerk der KonradAdenauer-Stiftung. 1988 trat L. in die CDU ein. 1991-95 war sie Landesvorsitzende der Frauen-Union und 1991-93 stellvertretende Landesvorsitzende der CDU Sachsen. 1995 wurde sie Kreisvorsitzende der CDU Leipzig-Land. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte L. der Volkskammer an (Wahlkreis 09, Listenplatz 4, Bezirk Leipzig). 1999 wurde sie in den Landtag von Sachsen gewählt. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war L. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Sic gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. Ihre Kandidatur für den 12. Deutschen Bundestag 1990 war erfolglos. L a n d g r a f , Sabine, geb. Pönitz, * 4.4.1954 Meißen. Laborantin. L., Laborantin im Remse, gehörte für die Deutsche Soziale Union (DSU) vom 18.3. bis zum 2.10.1990 der Volkskammer an (Wahlkreis 08, Listenplatz 4, Karl-Marx-Stadt). Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 war sie Mitglied der CDU / CSU-Fraktion im 11. Deutschen Bundestag. Ihre Kandidatur (DSU) für den 12. Deutschen Bundestag 1990 war erfolglos. L a n d r é , Heinz F., * 24.9.1930 Herford, t 2.6.1999 Herford. Schlosser, Schweißfachingenieur, geschäftsführender Gesellschafter, ev. Den Besuch der städtischen Oberschule brach L. bei Kriegsende ab, durchlief eine Schlosserlehre und legte 1948 die Gesellenprüfung ab. Er besuchte eine Ingenieurschule, bestand 1955 das Ingenieurexamen, wurde 1960 Schweißfachingenieur und legte 1961 die Meisterprüfung ab. 1955-59 war er Konstrukteur und technischer Projektleiter im Kesselbau, übernahm 1959 den elterlichen Betrieb

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Lanfermann und wurde 1968 persönlich haftender Gesellschafter und Geschäftsführer der H. F. Landré KG, Maschinenfabrik. Seit 1959 gehörte L. dem Fachverband Metall, seit 1960 dem Deutschen Verband für Schweißtechnik und seit 1954 dem Verein Deutscher Ingenieure an. 1964-74 war er Obermeister der Schlosscr- und Maschincnbaucr-Innung Herford, seit 1975 Ehrenobermeister. 1974 wurde er Präsident der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld, 1975 Präsidialmitglied des Deutschen Instituts für Normung (DIN) und des Deutschen Verbandes für Schweißtechnik. Seit 1975 gehörte er dem Handwerksrat an. 1974 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsratcs der Handwerksbau AG Dortmund und Mitglied des Aufsichtsrales der Fachzcitung „HZ-Dcutschcs Monatsblatt", des offiziellen Organs der Handwerkskammern in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. L. war Mitgliedervertreter der Iduna, vereinigte Lebensversicherung a. G., Hamburg, und der Signal-Unfallversicherung a. G., Dortmund. 1963 trat L. in die CDU ein. 1968-79 war er Vorsitzender des CDU-Krcisvcrbandcs Herford. 1973 wurde er Mitglied des CDU-Bezirksverbandes, 1977 Vorsitzender der CDUMittelstandsvereinigung Ostwestfalen-Lippe. Er war Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der Bundesmittelstandsvereinigung der CDU/CSU. 1964-78 gehörte er dem Rat der Stadt Herford an. 1976 und 1980 wurde L. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt, in dem er in der 10. Wahlperiode den Wahlkreis 103 (Herford) vertrat. In der 8. und 9. Wahlperiode war er Ordcntlichcs, in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 8. und 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 10. Wahlperiode bis Januar 1986 als Ordentliches und danach als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. In der 10. Wahlperiode war er bis Januar 1986 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie. L. wurde mit dem Verdienstorden des Landes NordrheinWcstfalcn, dem Verdienstkreuz am Bande und dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie mit dem Handwerkszeichen in Gold ausgezeichnet. Lanfermann, Heinz, * 27.5.1950 Oberhausen. Jurist (Richter). L. besuchte das Gymnasium in Oberhausen, bestand 1970 das Abitur und studierte Rechtswissenschaft in Bonn. 1977 legte er das Erste, 1980 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und war bis 1988 Richter am Landgericht Duisburg. 1985/86 war er an das Bundcsministerium der Justiz abgeordnet. 1975 trat L. in die FDP ein. 1981-83 war er Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Alt-Oberhausen. 1984 wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender in Oberhausen, 1982 Mitglied und 1992 stellvertretender Vorsitzender des Bezirks Verbandes Ruhr und 1990 Mitglied des Landesvorstandes der FDP in Nordrhein-Westfalen. 1988-94 war er Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages, rechtspolitischer Sprecher sowie Sprecher für Arbeit, Gesundheit und Soziales seiner Fraktion. 1989-94 gehörte er dem Rat der Stadt Oberhausen an. 1996-98 war er Staatssekretär beim Bundesminister der lustiz. 1994 wurde L. über die FDP-Landesliste NordrheinWesllalen in den Bundestag gewählt. Mit Uta —»Würfel arbeitete er das liberale Konzept zur Neuregelung des Paragraphen 218 aus. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Rechtsausschuß und dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. Am 7.2.1996 legte L. sein Mandat nieder.

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Lang, Georg, * 10.5.1913 Pösing (Oberpfalz), t 1.6.1965 München. Buchhalter, Verwaltungsangestellter, kath. L. besuchte die Realschule in Cham, erhielt 1931-33 eine Ausbildung zum Buchhalter und war als kaufmännischer Angestellter in Münchner Großhandlungen tätig. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil, befand sich bis 1946 in Kriegsgefangenschaft und war nach der Rückkehr Angestellter im Kanzleidiensl der Stadtverwaltung München. 1947-53 gehörte er dem Betriebsrat an. 1931-39 war L. Jugendführer in der katholischen Jugend, 1946-53 Pfarrführer der Katholischen Jungen Mannschaft München-Trudering. Er war Präsident der Christlichen Werkgemeinschaften in Süddeutschland. 1946 trat L. in die CSU ein. 1949 wurde er Vorsitzender des Ortsverbandes München-Kirchtrudering, 1952 zusätzlich Vorsitzender des Qrtsverbandes München-Waltrudering. 1951-53 gehörte er dem Bezirksrat der lungen Union München an. 1952-56 war er stellvertretender Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe der CSU, 1950-53 Leiter der Christlichen Werkgemeinschaft der städtischen Angestellten, Arbeiter und Beamten in München. 1956 wurde er stellvertretender Landesobmann der Christlich-Sozialen Arbeilnehmcrschaft in Bayern. 1953 und 1961 wurde L. über die CSU-Landesliste Bayern, 1957 im Wahlkreis 201 (München-Ost) direkt in den Bundestag gewählt. Tn allen drei Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit mit und gehörte in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Petitionen (seit Januar 1957, davor als Stellvertretendes Mitglied) und dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens an. Er war in der 2. und 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik und in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1956). In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheitswesen, dem er in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte (bis November 1962 und wieder seil Oktober 1963). Er war in der 3. Wahlperiode (seit November 1958) Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopferund Heimkehrerfragen. Lange, Brigitte, * 6.11.1939 Mauersberg/Erzgebirge. Lehrerin. L. studierte Pädagogik und Germanistik und widmete sich der Erziehung ihrer Kinder. 1972 trat sie in die SPD ein und übernahm bis 1994 verschiedene Vorstandsfunklionen im Ortsverein, im Unlerbezirk und im Bezirk ihrer Partei. 1977 wurde sie Mitglied des Kreistages Marburg-Biedenkopf. H. ist seit 1990 Mitglied des Bundestages. Zunächst über die SPD-Landesliste Hessen gewählt, vertritt sie seit 1994 den Wahlkreis 129 (Marburg). In der 12. Wahlperiode war sie Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren, in der 12. und 13. Wahlperiode des Petitionsausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes, in der 13. Wahlperiode als Ordcntlichcs Mitglied dem Ausschuß für Gesundheit an. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. Lange, Christian, * 27.2. 1964 Saarlouis. Jurist, Verwaltungsbeamter, ev. Nach dem Abitur 1983 studierte L. Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, legte 1989 das Erste, 1993 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und war seit 1993 im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg tätig, zunächst als Landes-

Langebeck beauftragter beim Bund, dann als Referent für Handwerk und Mittelstand, zuletzt als Oberregierungsrai. L. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Arbeiterwohlfahrt, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland und von Eurosolar. 1982 trat L. in die SPD ein. 1993-95 war er stellvertretender Bundes Vorsitzender der Jungsozialistcn. 1987 wurde er stellvertretender SPD-Kreis Vorsitzender von Rems-Murr, 1991 Mitglied des SPD-Landesvorstandes und 1997 Mitglied des Präsidiums der SPD Baden-Württemberg. Er ist Mitglied der Projektgruppe „Selbständigkeit" des SPD-Parteivorstandes. 1989 zog er in den Kreistag Rems-Murr und in den Ortschaftsrat Hegnach ein. 1996 wurde er Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion Rems-Murr. 1998 wurde L. über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg gewählt. Er gehört als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie und als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. Er wurde auch Ordentliches Mitglied des Gremiums gemäß § 41 Abs. 5 des Außenwirtschaftsgesetzes zur Kontrolle der Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses. L a n g e , Erwin, * 10.5.1914 Essen, f 30. 10.1991. Schriftsetzer, leitender Angestellter. Nach dem Besuch der Mittelschule begann L. 1930 eine kaufmännische, 1931 eine Schriftsetzcrlehre. 1928 Schloß er sich der sozialistischen Jugendbewegung und 1930 der Gewerkschaft an. 1936 wurde er aus politischen Gründen verhaftet und 1937 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat" zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Herbst 1942 in die „Strafeinheit 999" versetzt, geriet er 1943 in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. 1947 legte er die Lehrmeisterprüfimg als Schriftsetzer ab und wurde Betriebsleiter eines Essener Druckereiunternehmens. L. war SPD-Mitglied im Unterbezirk Essen. Er wurde Vorsitzender des SPD-Bezirks Niederrhein. Beim Parteivorstand der SPD arbeitete er im wirtschaftspolitischen und gesundheilspolitischen Ausschuß mit und war Vorsitzender des Fachbeirates „Selbständige" in der SPD. In der 1.-8. Wahlperiode (1949-80) war L. Mitglied des Bundestages. In der 1. und in der 4.-8. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 30 [89] bzw. 87 (Essen I) im Bundestag, in den er 1953 und 1957 über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. Bis 1969 war er Mitglied des Fraktionsvorstandes seiner Partei und gehörte als Schriftführer dem Vorstand des Bundestages an. 1965-69 war er Vorsitzender des Beirates des Bundestages für handelspolitische Vereinbarungen. In der 4. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Mittelstandsfragen, dem er schon in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört hatte. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen, im Ausschuß für Außenhandelsfragen (seit Juni 1951), im Ausschuß für Wirtschaftspolitik (seit Februar 1952, davor war er seit November 1951 Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen (bis Februar 1952, danach war er seit März 1952 Stellvertretendes Mitglied) und im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität, dem Ausschuß für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz und dem Ausschuß für lugendfürsorge an. Tn der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik und im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Außenhandclsfragcn

und dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen an. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und des Ausschusses für das Bundesvermögen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 7. und 8. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft an. 1970-84 war er Mitglied des Europäischen Parlaments, 1970-75 Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und von 1975 bis 1984 Vorsitzender des Haushaltsausschusses. 1977-82 hatte er den Vorsitz des Wirtschaftsausschusses der Nordatlantischen Versammlung inne. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erinnerungen an 1949. In: Beginn in Bonn. Erinnerungen an den ersten Deutschen Bundestag. Hrsg. von Horst Ferdinand. Freiburg im Breisgau 1985, S. 122-134. L a n g e , Torsten, * 16. 3.1945 Drangstedt. Real schullehrer. L. bestand 1966 das Abitur und studierte 1968-72 Pädagogik, Sozialwissenschaften, Germanistik und Sport in Heidelberg und Schwäbisch Gmünd. Vier Jahre nach dem Grundwehrdienst wurde er Kriegsdienstverweigerer. Als Realschullehrer unterrichtete er die Fächer Deutsch und Sport. L. war bis 1972 Mitglied der lungsozialisten in der SPD. 1979 wurde er Gründungsmitglied der Partei Die Grünen, deren Sprecher in Baden-Württemberg 1982/83 war. Am 17.4. 1985 rückte L. über die Grünen-Landeliste BadenWürttemberg für die ausgeschiedene Abgeordnete Christa —> Reetz in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Sportausschusses und des Verteidigungsausschusses (bis Oktober 1986) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis April 1986). L a n g e b e c k , Walter (Heinrich Friedrich), * 9 . 6 . 1 9 1 0 Kiel, t 2 0 . 1 0 . 1 9 9 8 Schweinfurt. Motorenschlosser, Gewerkschaftsfunktionär. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte L. den Beruf des Motorenschlossers. Er besuchte verschiedene Fachkurse und Lehrgänge sowie eine Internatsschule für Volkswirtschaft und Sozialpolitik. 1925 wurde er Mitglied der Gewerkschaft und der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1928 der SPD. 1939-45 nahm er - mit einjähriger Unterbrechung - am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1947 war er Rcchtsstellenleiter des Bayerischen Gewerkschaftsbundes, 1952-62 geschäftsführender Vorsitzender. 1953-61 hatte L. im jährlichen Wechsel mit einem Arbeitgebervertreter den Vorstandsvorsitz der Allgemeinen Ortskrankenkasse Schweinfurt inne. Er war Landesarbeitsrichter und Geschworener an der Großen Strafkammer. 1946 wurde L. Bezirkssekretär der SPD in Schweinfurt. 1956-61 gehörte er dem Stadtrat in Schweinfurt an. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) war L., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen, in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Sozialpolitik und in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Petitionen, dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfc und dem Ausschuß für Sozialpolitik an. Tn der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitronsausschusses und des Ausschusses für Arbeit, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Februar 1972).

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Langer Langer, Erich, * 23.11.1905 Breslau, f 21.5.1958 Gifhorn. Sportlehrer. Nach einem pädagogischen Studium war L. als Sportlehrer tätig. Nach 1945 kam er als Flüchtling nach Greene (Kr. Gandersheim), wo er sich besonders für die Angelegenheiten der Flüchtlinge engagierte. 1949 wurde L. über die FDP-Landeslistc Nicdcrsachscn in den 1. Deutschen Bundestag gewählt. Am 10. 6.1952 aus der FDP-Fraktion ausgeschieden, Schloß er sich am 29.4.1953 der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung (WAV) an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (von Juni 1951 bis Juni 1952), des Ausschusses für Petitionen (von September 1951 bis Februar 1952, davor Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen (bis Juni 1952), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesen (bis Juni 1952), des Ausschusses für Jugendfürsorge (bis Dezember 1949) und des Untersuchungsausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (von Oktober 1950 bis Juni 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Lastenausgleich (von Oktober 1951 bis Juni 1952) und dem Untersuchungsausschuß zur Uberprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß, von Oktober 1951 bis Juni 1952) an. Langguth, Gerd, * 18.5.1946 Wertheim. Politikwisscnschaftlcr, leitender Angestellter im Bildungswesen, ev. Nach dem Abitur am Humanistischen Dietrich-BonhoefferGymnasium in Wertheim studierte L., Sohn eines Lebensmiltelgroßhändlers, Politische Wissenschaften, Staatsrecht und Geschichte in Bonn, wo er 1975 mit der Arbeit Die Entwicklung der Protestbewegung in der Bundesrepublik 1968-1975 (veröffentlicht unter dem Titel Die Protestbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. 1968-1976, 1976) promoviert wurde. Seit 1975 leitete er das Bildungswerk der KonradAdenauer-Stiftung. Von 1981 bis Ende 1985 war er einer der drei Direktoren der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn. 1986/87 hatte er als Staatssekretär die Leitung der Landesvertretung von Berlin in Bonn inne. 1987 wurde er Lehrbeauftragter, 1996 Honorarprofessor für Politische Wissenschaften an der Universität Bonn. 1993-97 war L. Gcschäftsführcnder Vorsitzender der Konrad-AdcnaucrStiftung. 1970-74 war L. Bundesvorsitzender des Rings ChristlichDemokratischer Studenten (RCDS). 1971 wurde er Mitglied des Bundesvorstandes der CDU, 1972 des Bundesvorstandes des Evangelischen Arbeitskreises der CDU. 1974-76 war er stellvertretender Vorsitzender der Europäischen Union Demokratischer Studenten. 1974 arbeitete er in der Grundsatzkommission der CDU mit. 1975 wurde er Mitglied der Landesvorstände der Jungen Union und der CDU in BadenWürttemberg. 1988 übernahm er die Leitung der Vertretung der EG-Kommission in Bonn. In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat L. den Wahlkreis 165 (Esslingen) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und des Petitionsausschusses (bis März 1979, danach Stellvertretendes Mitglied) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Funktion und Auftrag des „C". Neuwied 1971. - Protestbewegung am Ende. Die Neue Linke als Vorhut der DKP. Mainz 1971. - Schulkampf als Klassenkampf. Protestbewegung und Schülerbewegung in der Bundesrepublik. Bonn 1975. - Protest von links. Die Studentenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland 1967-76. Bonn 1977. - Zwölf Thesen zum Demokratieverständnis. In: Die Entscheidung 25 (1977) Heft 4,

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S. 19-20. - Jugend ist anders. Porträt einer jungen Generation. Freiburg im Breisgau 1983. - Protestbewegung. Entwicklung, Niedergang, Renaissance. Die Neue Linke seit 1968. Köln 1983, 21984. - Der grüne Faktor. Von der Bewegung zur Partei? Zürich 1984. - Die Berlin-Politik der DDR. Historische, politische und juristische Aspekte einer aktuellen Frage. Melle 1987. - Wer regiert Nicaragua? Geschichte, Ideologie und Machtslrukturen des Sandinismus. Stuttgart 1989. - Berlin. Vom Brennpunkt der Teilung zur Brücke der Einheit. Köln 1990. - Die Rolle Deutschlands in Europa. Bonn 1993. - Wahrheit und Gerechtigkeit. Talen und Folgen der SED-Diktatur. Sankt Augustin 1994. Suche nach Sicherheiten. Ein Psychogramm der Deutschen. Stuttgart 1995. - Hrsg.: In Verantwortung für Deutschland. 50 Jahre CDU. Köln 1996. - Jugend und Wertcwandcl. Bonn 1996. - Deutschland anerkennen. Eine Nation im Dialog. Bonn 1998. - Mythos '68. Die Gewaltphilosophie von Rudi Dutschke - Ursachen und Folgen der Studentenbewegung. München 2001. - Das Innenleben der Macht. Krise und Zukunft der CDU. München 2001. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Langner, Manfred, * 28.6. 1941 Kattowitz (Oberschlesien). Jurist (Rechtsanwalt, Notar), kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Weilburg (Lahn) studierte L. seit 1962 Rechtswissenschaft, Neue Geschichte und Politische Wissenschaft an den Universitäten Bonn und Tübingen und legte beide Staatsexamen ab. 1969 wurde er mit der Arbeit Recht und Praxis der Regierungsbildung im Bund zum Dr. jur. promoviert. Bereits als Schüler der Jungen Union beigetreten, wurde L. 1966 Mitglied der CDU. Seit 1968 gehörte er dem Kreistag im Oberlahnkreis an, war 1971-74 Fraktionsvorsitzender und wurde später Mitglied des Kreistages Limburg-Weilburg. 1974-76 war er Mitglied des Hessischen Landtages. In der 8.-11. Wahlperiode vertrat L. den Wahlkreis 135 bzw. 133 (Hochtaunus) im Bundestag. 1982-87 war er Vorsitzender des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat, 1983-86 Vorsitzender des 1. Untersuchungsausschusses (Flick-Spenden-Affäre) der 10. Wahlperiode und Justitiar der CDU/CSU-Fraktion. In der 8. und 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit, dem er in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 8.-10. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode (bis Oktober 1990) Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses. In der 11. Wahlperiode engagierte er sich außerdem als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (seit Februar 1990) und im Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990). VERÖFFENTLICHUNGEN: Grüne und Geld. Zur Staatsfinanzierung der Grünen und ihrer alternativen Klientel. Bonn 1986. - Hrsg.: Die Grünen auf dem Prüfstand. Analyse einer Partei. Bergisch Gladbach 1987. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Lantermann, Wilhelm, * 5.9.1899 Dinslaken, t 11.5.1973 Duisburg. Verwaltungsbeamter, ev. L. besuchte die Volksschule, die Verwaltungsschule und die Verwaltungsakademie, durchlief eine Lehre im Verwaltungsdienst und wurde 1923 in das Beamtenverhältnis übernommen. 1929-33 war er SPD-Stadtverordneter in Dinslaken und 1933 Mitglied des Kreistages. 1933 aus politischen Gründen entlassen, war er als Vertreter tätig. L. nahm am Ersten und am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde er Stadtoberinspektor.

Lattmann 1946-73 war L. Stadtverordneter und Bürgermeister in Dinslaken. 1946 und 1949-52 gehörte er dem Kreistag an. 1947-57 und 1962-66 war er Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. In der 3. Wahlperiode (1957-61) gehörte L. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. Larcher, Detlev von, * 30. 3.1937 Hermannstadt (Rumänien). Diplomsozialwirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, cv. L. bcsuchtc die Hauptschulc in Hermannstadt, das Realgymnasium in Neubeuern am Inn und studierte Evangelische Theologie in Neuendettelsau, Hamburg und Göttingen. Nach dem Ersten Theologischen Examen wandte er sich dem Studium der Sozialwissenschaften in Göttingen zu und Schloß das Studium als Diplomsozialwirt ab. Er war als Sozialwisscnschaftlcr an der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung „Arbeit und Betrieb" der Universität Bremen beschäftigt. L. ist stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Heimvolkshochschule Springe. 1969 trat L. in die SPD ein. Er wurde Untcrbezirksvorsitzender im Unterbezirk Diepholz, Mitglied des Parteirates und Vorsitzender der Arbeitsgruppe innerparteiliche Bildungsarbeit beim Parteivorstand. 1990 und 1994 wurde L. über die SPD-Landesliste Niedersachsen, 1998 im Wahlkreis 28 (Diepholz) direkt in den Bundestag gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft in der 12. Wahlperiode (bis März 1992 und seit Oktober 1993) und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union in der 13. Wahlperiode. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union und dem Haushaltsausschuß an. Laschet, Armin, * 18.2.1961 Aachen. Journalist, Jurist, Verlagsleiter, kath. L. bestand 1981 in Aachen das Abitur, studierte Rechtsund Staatswissenschaften in München und Bonn und legte 1987 das Erste Juristische Staatsexamen ab. Nach einer Ausbildung zum Journalisten war er als freier journalistischer Korrespondent für bayerische Rundfunksender tätig, arbeitete beim Bayerischen Fernsehen und als wissenschaftlicher Referent bei der Präsidentin des Deutschen Bundestages. 1991-94 war er Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen. 1995 wurde er Verlagsleiter und Geschäftsführer. 1979 trat L. in die CDU ein. 1991 übernahm er den stellvertretenden Vorsitz des CDU-Bezirksverbandes Aachen, 1995 den stellvertretenden Vorsitz des Bundesfachausschusses „Entwicklungspolitik" der CDU. 1989 wurde er Ratsherr, 1994 Vorsitzender des Bürger- und Beschwerdeausschusses der Stadt Aachen. In der 13. Wahlperiode (1994-98) vertrat L. den Wahlkreis 53 (Aachen) im Bundestag. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union, als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. L a t t m a n n , Dieter, * 15.2.1926 Potsdam. Verlagsbuchhändler, Schriftsteller. L., Sohn eines Artillerieobersten, wurde nach dem Abitur 1943 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. 1944 trat er als Offiziersanwärter in die Marine ein. Nach kurzer britischer

Kriegsgefangenschaft verbrachte er 1945 ein Jahr als Gutseleve im Weserbergland und durchlief 1946/47 eine Lehre als Verlagsbuchhändler. Er war Buchhersteller, Pressereferent und Lektor bei verschiedenen Verlagen. Seit 1960 ist er als freier Schriftsteller tätig. 1967 wurde L. Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. 1968/69 war er Präsident der Bundesvcrcinigung des deutschen Schriftstellerverbandes und 1969-74 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller, dem auf L.s Initiative neugegründeten Dachverband der deutschen Schriftstellerverbände. 1973 förderte er den Anschluß an die Industriegewerkschaft Druck und Papier, distanzierte sich jedoch nach 1974 zunehmend von seinem Verband. 1977-84 war er Mitglied des Präsidiums des Goethe-Instituts, München. 1985 wurde er Kommentator für den Bayerischen Rundfunk. 1969 trat L. in die SPD ein. 1974 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Unterbezirks Allgäu (Kempten), 1975 Mitglied des Landesvorstandes der SPD Bayern. 1981 war L. Mitunterzeichner des „Krefelder Appells" der Friedensbewegung; im Dezember 1983 Schloß er sich dem „Heilbronner Aufruf" gegen die Stationierung von Pershing II-Raketen an. In der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) war L. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. 1975 wurde er Vorsitzender der SPD-Arbeitsgruppe für Kultursozialpolitik und Mitglied der Enquetekommission „Auswärtige Kulturpolitik". Als kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion engagierte sich L. besonders für die soziale Absicherung von Künstlern und Journalisten (u.a. Paragraph 12 a des Tarifvertragsgesetzes, 1974; Einrichtung der Künstlersozialkasse). In der 7. und 8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Tn beiden Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an (seit Dezember 1974, bis September 1979). 1980 verzichtete L. auf eine Kandidatur für den Bundestag. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die gelenkige Generation. München 1957. - Ein Mann mit Familie. München 1962. Neuausgabe 1979. - Mit einem deutschen Paß. München 1964. Zwischenrufe und andere Texte. München 1967. - Schachpartie. München 1968. - Hrsg.: Die Literatur der BRD. München u.a. 1973. - Spielregeln demokratischer Willensbildung. Übungsbeispiele für jedermann: Familie - Beruf Gesellschaft. In: Toleranz. Hrsg. von Uwe Schultz. Reinbek bei Hamburg 1974, S. 121-135. - Die Einsamkeit des Politikers. München 1977. - Die lieblose Republik. Aufzeichnungen aus Bonn am Rhein. München 1981. - Die Brüder. Frankfurt am Main 1985. - Die Erben der Zeitzeugen. Frankfurt am Main 1988. - Kennen Sie Brecht? Stuttgart 1988. Jonas vor Potsdam. Zürich 1995. L a t t m a n n , Herbert, * 29.11.1944 Kirchdorf (Landkreis Hannover). Industriekaufmann, Verwaltungsangestellter, Betriebswirt, Wirtschaftsprüfer, ev. L. besuchte die Volksschule und die Realschule, erwarb 1962 die Mittlere Reife, ließ sich zum Industriekaufmann ausbilden und legte 1965 die Kaufmannsgehilfenprüfung ab. 1967-72 war er als Sachbearbeiter im Rechnungswesen in der Industrie tätig. 1973-75 besuchte er eine Wirtschaftsfachschule und bestand 1975 das Examen als staatlich geprüfter Betriebswirt. 1975 wurde er Prüfer bei einer Wirtschaftsberatung. 1967 trat L. in die CDU ein. 1972-82 war er Ratsherr in Barsinghausen. Am 27.4.1982 rückte L. über die CDU-Landesliste Niedersachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Walther Leisler —> Kiep in den Bundestag nach, dem er bis 1998 angehörte. In der 10., 12. und 13. Wahlperiode vertrat er den

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Laufs Wahlkreis 42 (Hannover-Land II); 1987 wurde er über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt. Von der 9. (seit Oktober 1982) bis 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft. In der 9. Wahlperiode (seit April 1982) war er Ordentliches, in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (von April bis Oktober 1982), in der 10. Wahlperiode dem Innenausschuß (von Juli bis August 1984) an. In der 11.-13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusscs, in der 13. Wahlperiode auch des Ausschusses für Post und Telekommunikation. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bürokratismus. Hannover 1979. L a u f s , Paul, * 2 2 . 6 . 1 9 3 8 Tuttlingen. Diplomingenieur, Universitätsdozent, kath. L., Sohn eines Arztes, studierte nach dem Abitur 1957 Maschinenbau und Luftfahrttechnik in München und Stuttgart, Schloß das Studium als Diplomingenieur 1963 ab und wurde Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Aerodynamik und Gasdynamik. Nach der Promotion zum Dr.-Ing. 1967 aufgrund der Dissertation ¡Compressible, reibungsfreie Fadenströmungen mit bewegten Rändern war er bis 1973 Lehrbeauftragter für Hypcrschallströmungcn an der Universität Stuttgart. Neben seiner Dozententätigkeit war L. seit 1967 bei IBM beschäftigt, zuletzt als Leitender Systemingenieur. Nach Aufenthalten in den USA 1970 und 1973-75 war L. 1977-91 teilzeitbeschäftigt. Er wurde Lehrbeauftragter für Umweltpolitik an der Universität Stuttgart, 1998 Honorarprofessor. L. war bis 1999 Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Post AG. Nachdem L. 1963 in die CDU eingetreten war, wurde er Mitglied der CDU-Mittelstandsvereinigung und 1971 Vorsitzender des Landesfachausschusses für Umweltschutz in Baden-Württemberg. 1979-84 gehörte er dem Kreistag des Rems-Murr-Kreises an. Seit 1976 vertritt L. den Wahlkreis 177 bzw. 168 (Waiblingen) im Bundestag. Er gehörte der Arbeitsgruppe Reaktorsicherheit und Sirahlenschutz an, leitete seit 1983 die innenpolitische Arbeitsgruppe der Fraktion, war einer der Wortführer der Arbeitsgruppe zur Beratung der Sicherheitsgesetze und wurde Sprecher der Arbeitsgruppe Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Im Juni 1988 wurde er einer der Stellvertreter des Vorsitzenden der C D U / C S U Fraktion, im Mai 1989 Vorsitzender der baden-württembergischen Landesgruppe der CDU/CSU-Fraktion. Von Dezember 1991 bis Januar 1993 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister lur Umwelt, von Januar 1993 bis Dezember 1997 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Post und Telekommunikation. In der 8.-10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß. In der 8.-11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie. In der 10. (seit Juni 1986), 11. (bis Oktober 1989) und 13. (seit Januar 1998) Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit, dem er in der 11. (seit Februar 1990) und 12. Wahlperiode (bis Februar 1992) als Stellvertretendes Mitglied angehörte. Er war in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990) und Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" (bis Februar 1992) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied bis Februar 1992 dem Innenausschuß, dem Rechtsausschuß und dem Ausschuß für

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Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (seit Mai 1991) an. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied in der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt - Ziele und Rahmenbedingungen einer nachhaltigen zukunftsverträglichen Entwicklung" (seit März 1998) mit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheil und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedinungen der Globalisierung und der Liberalisierung". Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Umweltpolitik. Konzeption und Umsetzung. Berlin 1998. L a u m a n n , Karl-Josef, * 11.7.1957 Riesenbeck. Maschinenschlosser, kath. Nach dem Besuch der Hauptschule ließ sich L. zum Maschinenschlosser ausbilden und arbeitete nach dem Grundwehrdienst (1977/78) bis 1990 in Riesenbeck im erlernten Beruf. Bis 1991 war er Belriebsratsmitglied. L. schloß sich der Industriegewerkschaft Metall und der Kolpingfamilie an. 1998 wurde er Vorsitzender der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, Bezirk Nord Münsterland, Rheine. 1974 trat L. in die CDU ein. 1977 wurde er Mitglied der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. 1980-86 war er Vorsitzender der Jungen Union des Kreises Steinfurl, 1986-93 Vorsitzender der CDU-Ortsunion Riesenbeck und wurde 1986 Vorsitzender der CDU im Kreis Steinfurt. Seit April 2000 ist er Mitglied des Bundesvorstandes der CDU. 1979 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Hörstel, 1989 Vorsitzender der CDU-Fraktion. In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat L. den Wahlkreis 98 (Steinfurt II) im Bundestag, in den er 1994 und 1998 über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt wurde. Zunächst Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Fraklion, wurde er im März 2000 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales. L. ist sozialpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion und Mitglied des Fraktionsvorstandes. In der 12. und 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Verteidigungsausschuß (seit Juni 1992) an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Gesundheitsausschusses. L a u r i t z e n , Lauritz, * 2 0 . 1 . 1 9 1 0 Kiel, f 5 . 6 . 1 9 8 0 Bad Honnef. Jurist (Justitiar), Verwaltungsbeamter, ev. L. war 1920 der erste Sohn eines Sozialdemokraten, der das Kaiserin-Augusta-Gymnasium in Plön besuchte. Sein Vater, ein Schreiner, wurde früh Mitglied der Holzarbeitergewerkschaft und versah nach 1945 in Plön das Bürgermeisteramt. 1929 bestand L. das Abitur und trat in die SPD ein. Seit 1929 studierte er Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Kiel, bestand 1935 das Erste Juristische Staatsexamen und wurde 1936 mit der Arbeit Die Sicherungsübereignung von Warenlagern in der Entwicklung durch die Rechtsprechung zum Dr. jur. promoviert. 1937 legte er in Berlin das Zweite Juristische Staatsexamen ab. In diesem Jahr wurde ihm, zunächst als Justitiar, später als Hauptabtcilungsleitcr der „Reichsstelle Chemie" die Verantwortung für die Devisenbewirtschaftung der Wareneinfuhr übertragen. Nicht zum Wehrdienst eingezogen, übte er diese Tätigkeit bis 1945 aus.

Lautenschlager Nach Kriegsende arbeitete L. einige Monate als Referent für Volkswirtschaft und Statistik beim Berliner Magistrat. Noch 1945 wurde er - nach einer Zwischenstation beim Landratsamt in Rendsburg - Leiter der Präsidialkanzlei des Oberpräsidiums der Provinz Schleswig-Holstein, 1946 Landesdirektor im Innenministerium in Kiel. Nach dem Wechsel in der Landesregierung versetzte man den Sozialdemokraten L. 1950 in den Wartestand. 1951 wurde er Ministerialdirigent beim Innenministerium in Hannover. Als Oberbürgermeister von Kassel (1954-63) förderte er den Wiederaufbau der Stadt sowie - u. a. mit der „documenta" - deren kulturelle Bedeutung. Am 31.1.1963 wurde L., der seit 1955 dem Bezirksvorstand der SPD Hessen-Nord angehört hatte, als Minister für Justiz und Bundesangelegenheiten in das Kabinett des hessischen Ministerpräsidenten —»Zinn berufen und galt als dessen potentieller Nachfolger. Ambitionen in diese Richtung scheiterten jedoch 1964 an L.s Verstrickungen in eine Steueraffäre um den Fußballklub Hessen-Kassel. 1966/67 war L. Mitglied des Hessischen Landtages. Im Dezember 1967 wurde L. Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau. Als einziger Minister im Kabinett der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD unter Bundeskanzler Kurt Georg —» Kicsingcr hatte L. kein Bundestagsmandat. Sein Bemühen galt in erster Linie dem Abbau des Mangels an 800000 Neubauwohnungen für Familien, der Sanierung von 500000 sowie der Modernisierung von mehr als 12 Millionen Wohnungen. Bundeskanzler Willy —»Brandt berief L. im Oktober 1969 in das Amt des Bundesministers für Städtebau und Wohnungswesen mit der Maßgabe, das zuvor gescheiterte Städtebauförderungsgesetz auf den Weg zu bringen. Anfang 1970 legte L. das neue Städtebauförderungsgesetz vor. Es trug die Handschrift des engagierten Kommunalpolitikers L. und enthielt im Kern eine Reform des Bodenrechts, die den Gemeinden größere Planungs- und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnete. Zugleich wurde mit der Umoricnticrung vom Abriß und Neubau hin zur Erhaltung und Rekonstruktion von innerstädtischen Bereichen, zur qualitativen Erhöhung des Wohnumfeldes und zur Verkehrsberuhigung die Stadtsanierung neu akzentuiert. Im Juli 1971 wurde dieses Reformgesetz, das als Ergebnis von L.s Bemühungen, den Wohnungsbau in den ihm übergeordneten Städtebau zu integrieren, betrachtet werden kann, verabschiedet. Popularität errang L. mit einem neuen „Mieterschutzgesetz", das Mietern mehr Rechte als vorher einräumte. Im Juli 1972 übernahm L. auch die kommissarische Leitung des Bundesministeriums für Verkehr, Post und Fernmeldewesen. Nach der Bundestagswahl 1972 wurde L. als Bundes verkehrsminister bestätigt, konnte sich jedoch in diesem Amt nur wenig profilieren. 1974 kam es zur Einführung einer Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. Im Mai 1973 wurde bekannt, daß L. 1934-38 der ReiterSA angehört hatte und Mitglied des NS-Rechtswahrerbundes und der NS-Volkswohlfahrt gewesen war. Im November 1973 wurde er auf Wunsch von Willy Brandt zum Spitzenkandidaten der SPD für die Landtagswahl 1975 in Schleswig-Holstein nominiert. 1969-71 hatte er dem Landesvorstand der SPD Schleswig-Holstein angehört. Am 7.5.1974, kurz nach dem Rücktritt Brandts als Bundeskanzler, stellte L., der im Wahlkampf in Schleswig-Holstein nicht zu überzeugen vermochte, seinen Bonner Kabinettsposten zur Verfügung und verzichtete auf seine Kandidatur in Schlcswig-Holstcin. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) war L. Mitglied des Bundestages. 1969 und 1976 wurde er über die SPDLandesliste Schleswig-Holstein, 1972 im Wahlkreis 7 (Plön) direkt gewählt. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß (von Juni bis September 1974) und im Verteidigungsausschuß (seit September 1974,

davor war er seil Juni 1974 Stellvertretendes Mitglied) mit. Er engagierte sich in der 8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß und gehörte als Stellvertretendes Mitglied in der 7. (seit September 1974) und 8. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß und in der 8. Wahlperiode dem Verteidigungsausschuß an. 1974 wurde L. Präsident der Gesellschaft für Wohnungsund Siedlungswesen (GEWOS), im Juni 1977 Präsident des Deutschen Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumplanung e. V. Er war Mitglied des Vorstandes des Verbandes gemeinwirtschaftlicher Unternehmen für Städtebau und Landesentwicklung e. V. und Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft für Städtebau und Wohnungspolitik der SPD (1968-1973 und seit 1978). VERÖFFENTLICHUNGEN: Bearb. und Hrsg.: Die Selbstverwaltung in Schleswig-Holstein. Handkommentar zur Gemeindeordnung, Amtsordnung, Kreisordnung und Landessatzung. Kiel 1950. - Mit Gerhard Stoltenberg und Hans Dieter Schoen: Städtebau und Wohnungswesen. Düsseldorf 1970. - Hrsg.: Mehr Demokratie im Städtebau. Hannover 1972. LITERATUR: Hans Dieter Kloss: gefragt: L. L. Bonn 1970. Ralf G. Jahn: L., L. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 409-413. Lausen, Willi, * 22. 10.1901 Kiel, f 18.4.1972 Beilstein. Versicherungsangcstelltcr, Redakteur. L., Sohn eines Werftarbeiters, war nach dem Abschluß der Volksschule als Versicherungsangestellter tätig. Daneben besuchte er die Volkshochschule bis zum Abitur und arbeitete dann als Revisor und Redakteur. Im Alter von sechzehn Jahren wurde L. Mitglied der Arbeiterjugend, trat später der freien Gewerkschaftsbewegung bei und gehörte seit 1921 der SPD an. 1946-49 war er Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung und des Verfassungsausschusses Württemberg-Badens. 1952-58 gehörte er dem Landtag von Württemberg-Baden an und war stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion. Als Kommunalpolitiker arbeitete L. am württcmbcrgisch-badischen Betriebsrätegesetz mit und legte 1957 einen Entwurf vor, nach dem ein Konzept für einen alljährlich stattfindenden Schülerwettbewerb des Landtages von Baden-Württemberg zur Förderung der politischen Bildung erarbeitet wurde. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat L. den Wahlkreis 3 [165] (Ludwigsburg) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (bis Februar 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung (seit März 1952) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Eugen Stamm: Politik aus leichter Hand. Ein Geleit durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung für das Land Baden-Württemberg mit den vollständigen Gesetzestexten. Stuttgart 1964. Lautenschlager, Hans, * 20.1.1919 Möntenich. Verwaltungsbeamter. Nach dem Abschluß des Gymnasiums trat L. 1938 in den gehobenen Verwaltungsdienst der Stadt Regensburg ein, nahm 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil und war seit Kriegsende wieder bei der Stadtverwaltung Regensburg tätig. Später übernahm er die Leitung des Städtischen Wohlfahrtsamtes. 1948 trat L. in die SPD ein. 1960/61 war er Mitglied des Stadtrates in Regcnsburg. Am 9.1 1.1960 rückte L. über die SPD-Landesliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordneten Alfred —> Frenzel in den Bundestag nach, dem er, jeweils über die Landesliste

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Lauterbach Bayern gewählt, bis 1976 angehörte. In der 3. Wahlperiode war er seit Dezember 1960 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge sowie des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen. In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe und im Ausschuß für Inneres (seit luni 1963) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und dem 2. Untersuchungsausschuß (Telefon-Abhöraffäre, seit November 1963) an. Er engagierte sich in der 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß (bis Oktober 1968, danach war er Stellvertretendes Mitglied) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und des Haushaltsausschusses (seit Juni 1967). In der 6. (bis Mai und wieder seit Oktober 1971) und 7. (bis Juni 1973) Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß, in der 7. Wahlperiode dem Petitionsausschuß an. 1968-77 war L. Mitglied des Europäischen Parlaments. 1977 gehörte er zu den Begründern der „Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen Bundestages und des Europäischen Parlaments". L a u t e r b a c h , Ellen, * 7.7.1923 Kassel. Verwaltungsangestellte, Ausbildungsleiterin, Dozentin. L. besuchte die Volksschule, Schloß die Höhere Handelsschule ab und war 1941-45 beim Deutschen Kurzwellensender tätig. 1945 nach Bad Mergentheim zwangsevakuiert, wurde sie Personnel Manager bei der US Army, anschließend beim US Consulate General in Stuttgart. 1955-63 war sie Lchrlingsausbildungslcitcrin im Einzelhandel in Köln und seit 1963 Dozentin der Ausbildungsstätte des Einzelhandels für Führungskräfte in Neckargmünd. 1961 trat L. in die SPD ein. Sie wurde zweite Ortsvorsilzende in Bammental, Mitglied des Kreisvorslandes Heidelberg-Land und stellvertretende Vorsitzende des Unterbezirks Heidelberg. L. gehörte dem Landesfrauenausschuß der SPD in Baden-Württemberg an. Tn der 6. Wahlperiode (1969-72) war L. Mitglied des Bundestages. Sie gehörte als Ordentliches Mitglied dem Wirtschaflsausschuß und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. L e b e r , Georg, * 7.10.1920 Obertiefenbach (heute zu Beselich, Kr. Limburg-Weilburg). Kaufmann, Gewerkschaftsfunktionär, kath. L., Sohn eines Maurers und christlichen Gewerkschafters, absolvierte nach der Volks- und Handelsschule eine kaufmännische Ausbildung in Limburg. Nach 1945 Schloß er zusätzlich eine Maurerlehre ab. 1939-45 diente er als Funker bei der Luftwaffe, zuletzt im Dienstgrad eines Unteroffiziers. Der Eintritt in die SPD und Gewerkschaft (DGB) erfolgte 1947. 1949-52 war er Geschäftsstellenleiter (Sekretär) der Baugewerkschaft Limburg (Lahn), seit 1951 auch Vorsitzender des dortigen SPD-Ortsvereins und 1952-55 Redakteur der Gewerkschaftszeitung „Der Grundstein". L. wurde 1953 in den Hauptvorstand des DGB und des Geschäftsführenden Vorstandes des Internationalen Bundes der Bau- und Holzarbeiter gewählt. Diese Position behielt er bis 1966. Seit 1955 war er Zweiter, 1957-66 Erster Vorsitzender der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden. L. wurde das erste Mal 1957 - über die Landesliste Hessen in den Deutschen Bundestag gewählt und war in den Jahren 1958/59 auch Mitglied des Europäischen Parlaments. In der 4.-7. Wahlperiode vertrat er mit einem Direktmandat den Wahlkreis 140 (Frankfurt I) im Bundestag. Seit August 1975 kandidierte er wieder auf der hessischen Landesliste der SPD. Seit 1961 war L. Mitglied des Fraktions- und Parteivorstandes der SPD; bis 1986 blieb er im Parteivorstand. Sein

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besonderes Engagement galt seit 1957 dem Kündigungsschutz und der Arbeitszeitordnung. 1963 konnte der erste Abschluß eines Tarifvertrages gefeiert werden, der den „gleitenden Lohn" festschrieb. Nach dem sogenannten 1. LeberPlan wurde 1964 durch einen Kollektivtarifvertrag zum ersten Mal die Arbeitgeberzulage bei der Vermögensbildung für Arbeitnehmer gesichert. 1966 gehörte er zu den Wegbereitern der „Großen Koalition". Als Bundesverkehrsminister im Kabinett —>Kiesinger/—»Brandt zeichnete er seit Ende 1967 für den „Leber-Plan" verantwortlich, das „Verkehrspolitische Programm für die Jahre 1968 bis 1972". In ihm wurden unter anderem Maßnahmen zur Rationalisierung und finanziellen Konsolidierung der Bundesbahn festgeschrieben. Sie enthielten auch Slreckenstillegungen und Personalabbau, vor allem aber die Verlagerung des Güterverkehrs auf der Straße. Auch das umstrittene Tempolimit von 100 Stundenkilometern auf Bundesstraßen oder die Senkung der Promillegrenze für Autofahrer ging auf seine Vorschläge zurück. Während der sozialliberalen Koalition 1969-74 wurde L.s Ressort um das Post- und Fcrnmcldcwcsen erweitert. Drei Jahre später wurde er im Zuge der Regierungsumbildung mit dem Amt des Bundesverteidigungsministers betraut. In dieser Funktion war L. auch in der eigenen Partei erheblicher Kritik ausgesetzt. So 1973, als er die Notwendigkeit eines hohen Verteidigungsetats gegen den linken Flügel der SPD vehement verteidigte und sich schließlich auch gegen die Vereinfachung der Gewissensprüfung von Wehrdienstverweigerern wandte. 1976 wurde er von der Opposition heftig wegen der Entlassung der Luftwaffengeneräle Krupinski und Franke angegriffen. L. hatte die Ablösung damit begründet, daß die Generäle die Verantwortung dafür trügen, daß auf einer Traditionsveranstaltung der rechtsextreme ehemalige Luftwaffenoberst Hans-Ulrich Rudel teilnehmen konnte. Ungesetzliche Lauschangriffe des Militärischen Abschirmdienstes führten 1978 schließlich zum Rücktritt L.s. Nachfolger wurde Hans —>Apcl. L. kritisierte seit Beginn der achtziger Jahre zunehmend die Arbeit seiner eigenen Partei und schied nach den Wahlen vom 6.3. 1983 aus dem Parlament aus. Tm November 1984 erklärte L. den Verzicht auf eine neue Bundestagskandidatur. Trotzdem blieb er politisch tätig. Im harten Tarifkonflikt der Metallindustrie 1984 konnte er als Schlichtcr für den Tarifbcrcich Nordwürttemberg/Nordbaden nach sieben Wochen den Arbeitskampf beenden. Die von ihm vorgeschlagene Lösung - unter anderem 38,5-StundenWoche und flexible Arbeitszeitregelung - wurden wenig später zum Vorbild in der Druckindustrie. 1985 war L. als Schlichter im Tarifkonllikt der Lufthansa tätig. In der 3. und 4. Wahlperiode war L. im Bundestag Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses (bis Januar 1964, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen. Tn der 3.-5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit (bis Januar 1967) an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (bis Januar 1967). In der 8. Wahlperiode gehörte er von Mai 1978 bis September 1979 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an, dessen Ordentliches Mitglied er auch in der 9. Wahlperiode war. Seit 1967 engagierte sich L. auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Seit 1984 war er Mitglied im Leitungsgremium der Katholischen Akademie Bayern. 1966 wurde er Ehrenmitglied von „Die Palette/Internationaler Ring der Kunstfreunde". 1969 erhielt er das Große Bundes-

Lehne verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1973 das Schulterband und 1976 das Großkreuz dazu, 1981 das Komturkreuz mit Stern sowie den Päpstlichen Gregoriusorden. 1980 wurde ihm der Titel Kommandeur der Französischen Ehrenlegion, 1981, die Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät der Universität Tübingen, 1983 der Luger-Westrick-Preis, 1984 der Bayerische Verdienstorden, 1985 der Theodor-Heuss-Preis und 1987 der Freiherr von Stein-Preis verliehen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Unser Weg. Referat vor dem 6. Ordentlichen Gewerkschaftstag der Industriegewerkschaft BauSleine-Erden. Frankfurt am Main 1963. - Hrsg.: Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand. Dokumentation. 4 Bde., Frankfurt am Main 1964-66. - Unsere Gewerkschaft in unserer Zeit. Frankfurt am Main 1966. - Vom Frieden. Stuttgart 1979. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn; Bundesarchiv, Koblenz. Bernd Stöver Leddin, Bruno, * 17.2.1898 Berlin, f 25.3.1951 Hannover. Kaufmann, Gewerkschaftsfunktionär, Verwaltungsbeamter. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief L. eine kaufmännische Lehre und nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1918 trat er in die SPD ein, wurde 1922 Kreisvorsitzender seiner Partei, war 1920-33 Stadtverordneter von Stolp und gehörte 1925-33 dem Pommcrschcn Provinziallandtag an. 1918-25 war er städtischer Angestellter, bis 1933 Gcwcrkschaftssckrctär beim Deutschen Landarbeiterverband des Kreises Stolp und Lauenburg und nebenamtlich Geschäftsführer des Deutschen Siedlerverbandes. 1933 aus politischen Gründen verhaftet, wurde er nach seiner Entlassung aus Pommern ausgewiesen. 1944 kehrte er nach Stolp zurück und arbeitete im Untergrund. 1945 flüchtete er nach Hannover und war seit 1947 Leiter des dortigen Sozialamtes. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurde L. Stadtrat in Hannover, war 1946/47 für die SPD Mitglied des Nicdcrsächsischen Landtages und gehörte 1948/49 dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an. 1950 wurde er Vorsitzender der SPD im Bezirk Hannover. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat L. den Wahlkreis 18 [40] (Hannover/Nord) im Bundestag. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Heimatvertriebene mit und war Vorsitzender des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen. Lederer, Andrea —> Gysi, Andrea. Lehder, Christine, * 25.12.1952 Saalfeld (Thüringen). Diplomingenieurin, Parteifunktionärin, ev. Nach dem Abitur studierte L. in Weimar Baustoffverfahrenstechnik mit dem Abschluß als Diplomingenieurin und war 1975-90 als Technologische Projektantin tätig. Vor 1990 parteilos, gehörte L. zu den Begründern des SPDOrtsvereins Saalfeld. Sie ist Regionalgeschäftsführerin des SPD-Landesverbandes Thüringen in Erfurt. 1990 wurde sie Stadträtin in Saalfeld. Seit 1998 vertritt L. den Wahlkreis 305 (Saalfeld Pößneck - Schlciz - Lobenstein - Zeulenroda) im Bundestag. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Innenausschuß und dem Sportausschuß an. Lehment, Conrad-Michael, * 5.2.1945 Rostock. Brauereifacharbeiter, Diplomingenieur. L., Sohn eines Getränkeherstellers, Schloß 1963 die Erweiterte Oberschule mit dem Abitur ab, machte 1963/64 eine Lehre als Brauer und Mälzer und studierte 1965-70 an der Humboldt-Universität Berlin Gärungstechnologie mit dem

Abschluß als Diplomingenieur. 1970-74 war er Leiter der väterlichen Getränkefabrik, 1975-89 Betriebsdirektor im enteigneten Familienbetrieb VEB Greifenquell. Im Dezember 1989 wurde er Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Bezirks Rostock für Wirtschaft/Handel und Versorgung, 1990 selbständiger Unternehmer. 1970 trat L. der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) bei. Von Februar bis August 1990 war er Mitglied des LDP-Vorstandes, gehörte dem Parteivorstand des Bundes Freier Demokraten an und wechselte im August 1990 zur FDP. 1986-90 gehörte er dem Bezirkstag Rostock, vom 18.3. bis zum 2.10.1990 der Volkskammer (Wahlkreis 13, Listenplatz 1, Bezirk Rostock) an und war Parlamentarischer Geschäftsführer der liberalen Fraktion. Von Oktober 1990 bis 1994 war er Minister für Wirtschaft, Technik, Energie, Verkehr und Tourismus in MecklenburgVorpommern. Im April 1990 übernahm er die Leitung eines „Treuhand-Wirtschaftskabinetts", in dem Entscheidungen zwischen Land und Treuhand abgestimmt werden sollten. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte L. dem 11. Deutschen Bundestag an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses Deutsche Einheit. Im Dezember 1990 kandidierte er erfolglos für den 12. Deutschen Bundestag. Lehn, Waltraud, * 12.8. 1947 Remscheid. Verwaltungsangestellte, Universitätsdozentin, ev. L. bestand 1966 das Abitur und legte später die Prüfung an der Gemeindeverwaltungs- und Sparkassenschule in Köln ab. Nebenberuflich studierte sie Sozialwissenschaften. Sie war bis 1988 beim Landschaftsverband Rheinland und bei der Stadt Wuppertal in Jugendhilfe, Personal wesen und Wirtschaftsförderung tätig und nahm 1984-88 einen Lehrauftrag an der Bergischen Universität Wuppertal wahr. 1988-94 war sie Beigeordnete für Schule, Bildung, Sport, Jugend und Soziales in Marl und stellvertretende Stadtdirektorin. L. ist Mitglied des Kontrollausschusses des Bundesausglcichsamtcs, Bad Homburg, Mitglied des Kuratoriums für politische Bildung, Bonn, und Vorsitzende des Landesverbandes der Volkshochschulen von Nordrhein-Westfalen, Dortmund. 1974 trat L. in die SPD ein, war Mitglied des Unterbezirksvorstandes Recklinghausen und saß 1979-88 im Rat der Stadt Sprockhövel. Seit 1994 vertritt L. den Wahlkreis 92 (Recklinghausen II Borken I) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Gesundheit und dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. Lehne, Klaus-Heiner, * 28.10.1957 Düsseldorf. Jurist (Rechtsanwalt), kath. L. studierte nach dem Abitur 1976 Rechtswissenschaft und legte 1983 das Erste, 1986 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. Seit 1986 ist er Rechtsanwalt in Düsseldorf. 1977/78 war L. stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses der Universität Düsseldorf. 1977-79 gehörte er der Bezirksvertretung Düsseldorf-Mitte, 1984-92 dem Rat der Stadt Düsseldorf an. Am. 12.3. 1992 rückte L. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den verstorbenen Abgeordneten Hubert —>Doppmeier in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, des Rechtsausschus-

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Lehr ses (seit Juni 1992) und des 2. Untersuchungsausschusses (Treuhandanstalt, seit Oktober 1993). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. L e h r , Robert, * 20. 8.1883 Celle, t 13.10.1956 Düsseldorf. Jurist, Vcrwaltungsbcamtcr, cv.-luth. L., Sohn eines preußischen Generalmajors und Hofmarschalls des Großherzogtums Luxemburg, besuchte das Realgymnasium in Koblenz. Da ihm die Offizicrslaufbahn aus gesundheitlichen Gründen verwehrt war, studierte er nach dem Abitur 1904 Rechtswissenschaften in Marburg, Berlin und Bonn. Nachdem er 1907 die Erste Juristische Staatsprüfung abgelegt hatte, wurde er 1909 in Heidelberg mit der Arbeit Das Reichshaftpflichtgesetz in seiner heute geltenden Gestalt verglichen mit dem BGB zum Dr. jur. promoviert. Anschließend Referendar in Kassel, legte er 1912 das Große Juristische Staatsexamen ab. Nach kurzer Tätigkeit als Gerichtsassessor am Amtsgericht Kassel und als juristischer Hilfsarbeiter der Stadl Rheydt trat er 1913 in den Dienst der Stadt Düsseldorf. Von Ende 1914 bis 1918 leitete er das Polizei-, 1919-24 das Finanzdezernat. 1924 wurde der parteilose Verwaltungsjurist zum Oberbürgermeister von Düsseldorf gewählt. L. gelang es, auf wirtschaftlichem Gebiet die Position der Stadt gegenüber der Rheinmetropole Köln entscheidend zu verbessern. Er förderte die Ansiedlung von Industrieunternehmen, setzte sich für den Ausbau des Flughafens ein und förderte städtebauliche Projekte. Um bei der kommunalen Gebietsreform den Anspruch Düsseldorfs auf Eingemeindungen und Gebietszuwachs zu unterstreichen, trat L. Anfang 1929 in die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) ein, in der er dem gemäßigten Flügel um Kuno Graf von Westarp angehörte. Ende April 1933 wurde er auf Veranlassung des Gauleiters von Düsseldorf seines Amtes enthoben, verhaftet und wegen angeblicher Beamtenbestechung angeklagt. Im September 1933 wegen schwerer Erkrankung aus der Haft entlassen, lebte L. bis zum Ende des Krieges als Privatmann in Düsseldorf. Seit 1935 gehörte L. dem interkonfessionellen Widerstandskreis um Karl —> Arnold an, auf dessen Betreiben er am 25. 10.1945 unter britischer Besatzung zum Oberpräsidenten der Provinz Nordrhein berufen wurde. Vom 6.3. bis 10. 7.1946 war er Vorsitzender, von Oktober 1947 bis 1948 stellvertretender Vorsitzender des Beirates für die britische Zone. L. zählte zu den Begründern der CDU Düsseldorf und war Vorstandsmitglied der CDU-Rheinland. 1946 wurde er Mitglied und Präsident des ernannten, 1947 Mitglied des gewählten Landtages von Nordrhein-Westfalen, der ihn 1948 in den Parlamentarischen Rat entsandte. Dort war er als Vorsitzender des Kombinierten Ausschusses für die Organisation des Bundes und für Verfassungsgerichlshof und Rechtspflege bzw. des Ausschusses für die Organisation des Bundes mit der Ausarbeitung der Artikel zu den obersten Bundesorganen befaßt. Im August 1949 wurde L. in Düsseldorf-West mit großer Mehrheit in den ersten Deutschen Bundestag gewählt. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geld und Kredit (bis Dezember 1950), im Ausschuß für Wirtschaftspolitik (bis Dezember 1950) und im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung mit, dessen stellvertretender Vorsitzender er im November 1950 wurde. Dem Ausschuß für Rechtswcscn und Verfassungsrccht gehörte er bis Juni 1951 als Stellvertretendes Mitglied an. Nach dem Rücktritt von Gustav Heinemann wurde L. Bundesminister des Innern. Er baute den Bundesgrenzschutz auf, befaßte sich mit der Schaffung des Bundesverwaltungsgerichtes und des Bundesamtes für Verfassungsschutz, der Wiederherstellung des Beamtenrechts, einem Presse- und einem Bundesrundfunkgesetz. Für die Bundestagswahl 1953

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wurde L. von seiner Partei weder für seinen Wahlkreis nominiert noch auf die Landesliste gesetzt. L. hatte zahlreiche Ehrenämter inne. Er war u. a. Präsident der von ihm gegründeten Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Vorsitzender des Marburger Universitätsbundes. L. war Ehrenbürger der Universitäten Bonn und Düsseldorf. LITERATUR: Walter Forst: R. L. als Oberbürgermeister. Ein Kapitel deutscher Kommunalpolitik. Düsseldorf 1962. Wallher Hensel: R. L. In: Christliche Demokraten der ersten Stunde. Hrsg. von der Konrad-Adenauer-Stiftung für polilische Bildung und Studienförderung e.V. Bonn 1966, S. 211-241. - Walter Forst: R. L. In: Rheinische Lebensbilder. Hrsg. von B. Poll. Bd. 3. Düsseldorf 1968, S. 249-269. - Walter Forst: R. L. Tn: Aus dreißig Jahren. Rheinisch-Westfälische Politiker-Porträts. Hrsg. von Walter Forst. Köln/Berlin 1979, S. 66-83. - Brigitle Kaff: R. L. In: Günter Buchstab und Klaus Gotto (Hrsg.): Die Gründung der Union. Traditionen, Entstehung und Repräsentanlen. 1981, S. 191-207. - Erhard H. M. Lange: Gestalter des Grundgesetzes. Die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. 15 historische Biografien. Brühl/Rheinland 1999, S. 59-70. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz; Stadtarchiv Düsseldorf. Lehr, Ursula (Maria), geb. Leipold, * 5.6. 1930 Frankfurt am Main. Psychologin, Hochschullehrerin, kath. L., Tochter eines Bankkaufmanns, bestand 1949 in Offenbach das Abitur und studierte Psychologie, Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Bonn, wo sie 1954 mit der Arbeil Beiträge zur Psychologie der Periodik im kindlichen Verhalten zum Dr. phil. promoviert wurde. 1955 Schloß sie das Psychologiestudium mit dem Erwerb des Diploms ab. 1955-60 war sie Forschungsassistentin, anschließend bis 1968 wissenschaftliche Assistentin am Psychologischen Institut der Universität Bonn. In diesem Jahr habilitierte sie sich mit einer psychologischen Analyse der beruflichen Tätigkeit von Frauen. 1969 wurde sie Akademische Rätin, dann außerplanmäßige Professorin und Leiterin der Abteilung Entwicklungspsychologie. 1972 folgte sie einem Ruf als ordentliche Professorin für Pädagogik und pädagogische Psychologie an die Universität Köln, wo sie als Direktorin dem Pädagogischen Seminar vorstand. 1975 kehrte sie als Ordinaria für Psychologie nach Bonn zurück und übernahm die Leitung des Psychologischen Instituts. 1986 wurde sie erste Inhaberin des neuerrichteten Lehrstuhls für Gerontologie an der Universität Heidelberg und begründete das gleichnamige Institut. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag 1994 nahm sie ihre Tätigkeit als Hochschullehrerin in Heidelberg wieder auf. Neben ihrer Tätigkeit als Wissenschaftlerin und Hochschullehrerin erfüllte L. vielfältige Funktionen als Beraterin und Gutachterin in Verbänden wie dem Kuratorium Deutsche Altershilfe und dem Deutschen Zentrum für Altersfragen und wissenschaftlichen Kommissionen. So war sie von 1972 bis 1980 Mitglied des Familienbeirates des Bundesfamilienministeriums, 1983-87 Mitglied des WHO Expert Advisory Panel on Health of Elderly Persons und stand 1983-85 dem Sachverständigenbeirat vor, der den 4. Familienbericht der Bundesregierung erarbeitete. L. war 1973-76 und 1980-84 Vizepräsidentin der Dcutschcn Gesellschaft für Gerontologie, seit 1976 ist sie korrespondierendes Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Gerontologie. 1987 zählte sie zu den Gründungsmitgliedern der Akademie der Wissenschaften Berlin. 1987 gehörte L., die 1986 in die CDU eingetreten war, der —> Geißler-Kommission an und zeichnete mitverantwortlich für den kontrovers diskutierten Antrag für den CDUParteitag in Wiesbaden im Juni 1988. Von Dezember 1988 bis 1990 war sie Bundesministerin für Jugend, Familie,

Leibing Frauen und Gesundheit. In ihre Amtszeit fielen der 1990 vorgestellte „Bericht zur Umsetzung der Richtlinie zur beruflichen Förderung von Frauen in der Bundesverwaltung" und die Erarbeitung eines Gesetzesentwurfes zur Verbesserung der Gleichbehandlung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz. Das zum 1.1.1991 in Kraft tretende neue Kinderund Jugendhilferecht war darauf abgestimmt, die Stellung der Familie im Hinblick auf Erziehungsaufgaben zu stärken. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte L. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Hessen dem Bundestag an. Sie war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Hans Thomae: Konflikt, seelische Belastung und Lebensalter. Köln/Opladen 1965. Die Frau im Beruf. Frankfurt am Main 1969. - Psychologie des Alterns. Heidelberg 1972. Wiebelsheim 9 2000. - Mit Hans Thomae: Berufliche Leistungsfähigkeit im mittleren und höheren Erwachsenenalter. Göttingen 1973. - Die Bedeutung der Familie im Sozialisationsprozeß. Stuttgart u. a. 1973. - Die Rolle der Mutter in der Sozialisation des Kindes. Darmstadt 1974, 2 1978. - Mit Hans Thomae: Soziale Dienste für alte Menschen. Bonn 1976. - Hrsg.: Seniorinnen. Zur Situation der älteren Frau. Darmstadt 1978. - Ist Frauenarbeit schädlich? Zürch/Osnabrück 1979. - Hrsg.: Interventionsgerontologie. Darmstadt 1979. - Mit Hans Thomae: Formen seelischen Alters. Ergebnisse der Bonner gerontologischen Längsschnittstudie (BOLSA). Stuttgart 1987. - Älterwerden als Lebenschance. Köln 1987. - Der brüchige Generationenvertrag. Friedrichshafen 1991. - Mit Hans Thomae: Alltagspsychologie. Darmstadt 1991. LITERATUR: Altern. Ein lebenslanger Prozess der sozialen Interaktion. Festschrift zum 60. Geburtstag von Frau Professor U. M. L. Hrsg. von R. Schmitz-Scherzer u. a. Darmstadt 1990. - Ursula Münch: Familienpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Maßnahmen, Defizite, Organisation familienpolitischer Staatstätigkeit. Freiburg im Breisgau 1990. Irene Gerlach: Familie und staatliches Handeln. Ideologie und politische Praxis in Deutschland. Opladen 1996. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. L e i b b r a n d , Robert, * 1.5.1901 Stuttgart, f 2 5 . 1 . 1 9 6 3 Berlin. Modellschreiner, Redakteur. L., Sohn eines Straßenbahnarbeiters, war nach dem Besuch der Volksschule seit 1915 als Modellschreiner tätig. 1918 Schloß er sich der Sozialistischen Jugend an und trat 1920 der KPD bei. Als Mitglied dieser Partei war L. in Ostpreußen, Mitteldeutschland und Berlin tätig. 1933 wurde er wegen seiner Teilnahme an einem Streik gegen die nationalsozialistische Regierung in Braunschweig verhaftet und war, mit einer kurzen Unterbrechung 1939, bis 1945 in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald interniert. Nach Kriegsende war er Redakteur in Stuttgart und gab zusammen mit Willy Bohn „Das neue Wort. Zeitschrift für politische, soziale und kulturelle Neugestaltung" (1946-50) heraus. Er ging dann in die DDR, wo er zuletzt stellvertretender Leiter der Abteilung Geschichte am Institut für Marxismus-Leninismus war. Nach Kriegsende wurde L. Vorsitzender der KPD in Württemberg-Baden, Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung und Mitglied des Württembergisch-Badischen Landtages, in dem er Vorsitzender der KPD-Fraktion war. 1949 wurde L. über die KPD-Landesliste WürttembergBaden in den Bundestag gewählt. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Lastenausgleich und im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht mit und war beratendes Mitglied des Ausschusses für innergebietli-

che Neuordnung sowie des Ausschusses für Kulturpolitik. Am 2 6 . 1 . 1 9 5 0 legte er sein Mandat nieder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Buchenwald. Ein Tatsachenbericht zur Geschichte der deutschen Widerstandsbewegung. Stuttgart 1945. - Das Revolutionsjahr 1848 in Württemberg. Stuttgart 1948. LITERATUR: Jens Ulrich Klocksin: Kommunisten im Parlament. Die KPD in Regierungen und Parlamenten der westdeutschen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland (1945-1956). Bonn 1993. NACHLASS: Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv, Berlin. L e i b f r i e d , Eugen, * 16.4.1897 Guttenbach, f 12.10.1978 Eberbach. Landwirt. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Landwirtschaftsfachschule arbeitete L., Sohn eines Landwirts, im elterlichen Gutsbetrieb. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil, war im Genossenschaftswesen tätig und übernahm 1924 den väterlichen Hof. Vor 1933 gehörte L. der Deutschen Volkspartei an. 1928 übernahm er das Amt des Bürgermeisters in Guttenbach. 1933 wurde L. aus allen Ämtern entlassen. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg kehrte er 1945 in die Landwirtschaft zurück und wurde Vizepräsident der badischen landwirtschaftlichen Raiffeisen-Genossenschaften in Karlsruhe sowie Mitglied des Landesvorstandes des Bauernverbandes. 1946 trat L. der CDU bei. 1946 wurde er Mitglied des Kreistag Mosbach und des Krcisrates. 1953-68 war er Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes BadenWürttemberg, 1956-72 Mitglied des Landtages von BadenWürttemberg. Als Landwirtschaftsminister setzte sich L. für die Althof- und Dorfsanicrung ein und förderte den Zusammenschluß badischer Winzergenossenschaften zu Zentralkellereien. Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 2 1 . 6 . 1 9 5 6 vertrat L. den Wahlkreis 19 bzw. 181 (Sinsheim) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen und des Ausschusses für Lastenausgleich, dem er in der 2. Wahlperiode (bis November 1956) als Stellvertretendes Mitglied angehörte. L. erhielt 1962 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er war Ehrensenator der Landeshochschule Hohenheim. L e i b i n g , Christian, * 2 3 . 1 1 . 1 9 0 5 Radelstetten, f 2 1 . 7 . 1 9 9 7 Ulm. Landwirt, ev. Nach dem Besuch der Volksschule erhielt L. eine landwirtschaftliche Ausbildung im elterlichen Betrieb. Er besuchte die Landwirtschaftsschulc in Ulm und Kurse an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim. 1933-46 war er Leiter der Molkereigenossenschaft Radelstetten. 1944 wurde er kommissarischer Ortsbauernführer, 1945 Vorstand des Landwirtschaftlichen Ortsvereins. Seit 1952 gehörte L. dem Verwaltungsrat der Kreis- und Stadtsparkasse Ulm und dem Dritten Senat des Landessozialgerichts in Stuttgart an. Er war Vertreter des Dekanatsbezirks Blaubeuren im Kirchentag der evangelischen Landeskirche Württemberg L. trat in die CDU ein, wurde Mitglied des Gemeinderates und war seit 1946 Bürgermeister. 1948 wurde er in den Kreistag Radelstetten/Ulm gewählt. 1964-72 gehörte er dem Landtag von Baden-Württemberg an. A m 8.8.1955 rückte L. über die CDU-Landesliste BadenWürttemberg für den verstorbenen Abgeordneten Fritz —> Schuler in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende

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Leicht der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Im September 1955 wurde er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge und des Ausschusses für Postund Fernmeldewesen. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Lastcnausglcich (seit September 1955), des Ausschusses für Grenzlandfragen (seit September 1955), des Ausschusses für Beamtenrecht (seit April 1956), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (seit April 1956), des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit Januar 1957) und des Ausschusses für Sondcrfragen des Mittelstandes (seit Januar 1957). Leicht, Albert, * 1. 3.1922 Hagcnbach (Pfalz), t 2.10. 1994 Germersheim. Jurist (Rechtsanwalt, Richter), Verwaltungsbeamter. Nach dem Abitur 1940 am Humanistischen Gymnasium in Speyer nahm L., Sohn eines Maurers, als Freiwilliger am Zweiten Weltkrieg teil, war Offizier bei den Fallschirmjägern und kehrte 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurück. Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Mainz und legte 1949 das Referendarexamen, 1953 die Große Staatsprüfung ab. Im Anschluß daran arbeitete er als Anwalt, 1954/55 als Richter am Sozialgericht Speyer, dann als Regierungsrat im Kultusministerium Rheinland-Pfalz in Mainz und 1955-57 im Landratsamt Bergzabern. 1977-83 war L. Vizepräsident des Europäischen Rechnungshofes in Luxemburg, Abteilung Haushalt und Finanzwesen, und lehrte an der Verwaltungshochschule Speyer sowie an der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung. 1946 trat L. in die CDU ein. 1954 wurde er CDU-Krcisvorsitzender in Germersheim. Er war Mitglied des CDUBezirks- und Landesvorstandes und Kreisdeputierter in Germersheim. Von 1957 bis zur Niedcrlcgung des Mandats am 24.10.1977 gehörte L. dem Bundestag an. In der 3. und 4. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 162 (Speyer), in der 5.-8. Wahlperiode den Wahlkreis 163 (Landau). 1957-65 war er Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses, 1965-67 Obmann der CDU im Haushaltsausschuß des Bundestages und 1967-69 Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium des Bundes. In der 3.-5. Wahlperiode (bis April 1967) arbeitete er im Haushaltsausschuß mit, dem er in der 6.-8. Wahlperiode als Vorsitzender (bis Oktober 1977) angehörte. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen, des Rechtsausschusses und des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß (bis Mai 1967) und dem Postausschuß (bis Juli 1968) an. L. erhielt das Verdienstkreuz 1. Klasse und das Große Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bundeshaushalt und Währungsstabilität. Mannheim 1966. - Die Haushaltsreform. München/ Wien 1970. - Leben mit der Inflation? Bonn 1970. - Bundestagsreden und Zeitdokumente. Hrsg. von Philipp Jenninger. Bonn 1977. Leidinger, Robert, * 3.7.1941 Passau. Industrickaufmann, Offizier, kath. L. ließ sich nach dem Besuch der Realschule und Staatlichen Wirtschaftsaufbauschule zum Industriekaufmann in der Metallindustrie ausbilden. Seit 1962 leistete er Wehrdienst. Zum Berufsoffizier ausgebildet, wurde er 1974 zum Major, 1981 zum Oberstleutnant befördert. L. ist Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Stiftung für politische Bildung und Völkerverständigung, Bonn. 1968 trat L. in die SPD ein. 1973 übernahm er den Vorsitz des SPD-Kreisverbandes Straubing-Bogen und wurde Mitglied des Parteirates. 1983 zum Unterbezirksvorsitzenden in

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Straubing-Regen gewählt, wurde er Mitglied des Bezirksvorstandes Niedcrbaycrn-Obcrpfalz. Kommunalpolitisch war L. als Kreis-, Gemeinde- und Bezirksrat tätig. 1975-86 gehörte er dem Bezirkstag Niederbayern an. 1978 wurde er Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion Straubing-Bogen. Seit 1987 ist L., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (seit Dezember 1989, davor Stellvertretendes) des Verteidigungsausschusses, dem er auch in der 12. und 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen mit. Dem Ausschuß für Verkehr gehörte in der 11. (bis Oktober 1990) und 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus (seit Mai 1992), in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Sportausschusses. In der 14. Wahlperiode ist L. Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusse und des Sportausschusses. Leiske, Walter, * 7.2.1889 Köpenick (heute zu Berlin), Î 22.10.1971 Frankfurt am Main. Landmesser, Staatswissenschaftler, leitender Angestellter, ev. Nach dem Besuch der Oberrealschule in Berlin legte L. 1907 die Reifeprüfung ab, arbeitete als Praktikant und studierte Geodäsie und Kulturtechnik an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. 1911 legte er das Examen als Landmesser ab, studierte Staatswissenschaften an den Universitäten Berlin und Münster und wurde dort 1914 aufgrund der Arbeit Die Finanzierung der Hypothekenanstalten deutscher Großstädte für den bestehenden Hausbesitz zum Dr. rer. pol. promoviert. 1916-20 war L. im Stadtvermessungsamt Berlin-Schöneberg und als wissenschaftliche Hilfskraft beim Deutschen Städtetag, 1918/19 im Reichsministerium für Demobilmachung tätig. 1920 wurde L. Senator für Wirtschaft in Wilhelmshaven, leitete zudem das dortige Handels- und Industrieamt und wurde 1923 Dezernent des gemeinsamen Industriehafcn-Amts der Städte Rüstringen und Wilhelmshaven. In Leipzig wurde L. 1925 zum Beigeordneten der Stadt gewählt. Er war Leiter des Dezernats für Verkehrs-, Ausstellungs- und Messewesen sowie Mitglied des Verwaltungsrates des Leipziger Meßamtes und gehörte Aufsichtsräten verschiedener Messegesellschaften an. 1926 begründete er die zwanzigbändige Schriftenreihe „Leipziger Verkehr und Verkehrspolitik". 1934 mußte er von allen seinen Ämtern zurücktreten. 1935 arbeitete L. für zehn Monate bei der Preisüberwachungsbehörde. 1935-46 war er Wirtschaftstreuhänder in Berlin und 1947/48 Hauptgeschäftsführer der Frankfurter Industrie- und Handelskammer. 1946 trat L. in die CDU ein. 1948 wurde er Bürgermeister der Stadt Frankfurt und übernahm das Verkehrs- und Wirtschaftsamt, vertretungsweise auch das Amt des Oberbürgermeisters. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat L. den Wahlkreis 114 (Frankfurt/Main II) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehrswesen und im Ausschuß für Atomfragen (seit Januar 1956) mit. Als Stellvertretendes Mitglied war er Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, des Ausschusses für Geld und Kredit, des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, des Ausschusses für Wiedergutmachung (seit März 1954) und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, dem er in der 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Atomkernenergie und Was-

Lemmer serwirtschaft und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fcrnmcldcwesen. L. war Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die gemeindliche Kriegshilfe im großstädtischen Bodenkredit. Berlin 1915. - Der Boden und seine Bewertung in Groß-Berlin. Die Hypothekenbanken im Bodenkredit Groß-Berlins. Berlin 1919. - Leipziger Fremdenverkehrspolitik 1927. Leipzig 1926. - Hrsg.: Leipzig und Mitteldeutschland. Ein Beitrag zur Neugliederung des Reiches. Leipzig 1928. - Gemeinden und Kriegswirtschaft. Stuttgart 1937. - Frankfurt im Aufbau. Reden. Bremen und Frankfurt am Main 1949, 2 1950. - Ein Rückblick. Frankfurt am Main 1969. L e i t o w , Erich, * 6 . 4 . 1 9 2 6 Ilten/Hannover. Industriekaufmann, Lehrer, ev. Nach einer kaufmännischen Lehre in der Industrie nahm L. 1943-45 am Zweiten Weltkrieg teil, befand sich bis Herbst 1945 in Kriegsgefangenschaft und erhielt eine Ausbildung als Dolmetscher. 1948-51 bcsuchtc er sowohl cinc Technische als auch eine Pädagogische Hochschule und war 1952-56 Lehrer in Braunschweig. Seit 1946 Mitglied der SPD, wurde er 1952 Vorstandsmitglied im Gesamtverband Braunschweiger Lehrer in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und im DGBKreisausschuß Braunschweig-Wolfenbüttel. Am 3 . 8 . 1 9 5 6 rücktc L. über die SPD-Landcslistc Nicdcrsachsen für den verstorbenen Angeordneten Otto Ziegler in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Seit Oktober 1956 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht, des Ausschusses für Kulturpolitik und des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen. L e j a , Michael, * 8 . 9 . 1 9 5 0 Halle (Saale). Diplomingenieur, leitender Angestellter, kath. L. besuchte 1957-65 die Polytechnische Oberschule in Halle, 1965-69 die Erweiterte Oberschule, bestand 1969 das Abitur und leistete 1969-71 Grundwehrdienst. 1971-75 studierte er an der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock und Schloß das Studium als Diplomingenieur für Landtechnik ab. 1975 wurde er Projektant in einem Ingenieurbüro, 1988 in einem wissenschaftlich-technischen Zentrum für Saatgutwirtschaft. Das 1978-80 absolvierte Zusatzstudium an der Technischen Hochschule Leuna-Merseburg beendete er als Fachingenieur für Luftreinhaltung. 1986 wurde er Gruppen- bzw. Abteilungsleiter. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte L., seit 1977 Mitglied der CDU, der Volkskammer an (Wahlkreis 07, Lislenplalz 6, Bezirk Halle). Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war L. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Rcaktorsicherheit an. Seine Kandidatur für den 12. Deutschen Bundestag 1990 war erfolglos. L e m k e , Steffi, * 19.1.1968 Dessau. Zootechnikerin, Diplomlandwirtin. L. besuchte die Polytechnische Oberschule in Dessau, ließ sich 1984-86 zur Zootechnikerin ausbilden und war 1986-88 als Zustellerin bei der Deutschen Post tätig. Während dieser Zeit besuchte sie einen Abiturlehrgang in Dessau und studierte 1988-93 Landwirtschaft in Berlin mit dem Abschluß Diplomlandwirtin. Seit Januar 1990 ist L. Mitglied von Bündnis 9 0 / D i e Grünen, war 1993/94 Mitglied des Landesvorstandes Sachsen-Anhalt und parallel dazu Fraktionsgeschäftsführerin der Fraktion B ü r g e r / F o r u m / G r ü n e im Stadtrat Dessau.

Seit 1994 gehört L. mit einem Mandat der Landesliste Sachsen-Anhalt von Bündnis 9 0 / D i e Grünen dem Bundestag an. Sie ist Parlamentarische Geschäftsführerin ihrer Fraktion. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr. In der 14. Wahlperiode ist L. Ordentliches Mitglied des Ältestenrates, des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Wahlprüfungsausschuß, dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Neuen Länder, dem Petitionsausschuß und der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten" an. L e m m e r , Ernst (Albert), * 2 8 . 4 . 1 8 9 8 Remscheid, 18.8.1970 Berlin. Redakteur, ev. L., Sohn eines Architekten und Bauunternehmers, beendete den Besuch des Realgymnasiums in Remscheid 1915 vorzeitig mit dem Kriegsabitur und war bis 1918 Soldat. 1919-22 studierte er Theologie, Geschichte und Volkswirtschaft in Marburg und Frankfurt am Main und war zugleich als Journalist tätig. Seit 1933 mit Berufsverbot belegt, wurde er Korrespondent für ausländische Zeitungen. 1949-56 war er Chefredakteur und 1949-66 Herausgeber der Tageszeitung „Der Kurier". Politisch gehörte L. seil 1918 der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) an und hatte den Vorsitz des Deutschen Demokratischen Studentenbundes innc. 1922-33 war er Generalsekretär des liberalen Gewerkschaftsrings der Arbeiter-, Angestellten- und Bcamtcnvcrbändc im Deutschen Rcich, 1923-30 Vorsitzender des Rcichsbundcs der Deutschen Demokratischen Jugend. 1924 gehörte er zu den Begründern des Reichsbanners „Schwarz-Rot-Gold". 1924-30 war er Mitglied des Reichsvorstandes der DDP, 1924-32 und von März bis Juni 1933 Mitglied des Reichstages. 1929/30 gehörte L. als stellvertretender Reichsvorsitzender zur Spitze der DDP, die von 1930 bis zum Verbot als Deutsche Staatspartei existierte. 1945 Mitbegründer der Berliner CDU, war L. 1945-47 stellvertretender Vorsitzender der CDU in der Sowjetischen Besatzungszone, wurde jedoch von der Sowjetischen Militäradministration abgesetzt, da er sich gegen die Gleichschaltung der demokratischen Parteien sperrte. 1945/46 war er Bürgermeister von Klein-Machnow in Brandenburg, 1945-49 driller Vorsitzender des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, 1946-49 Mitglied des Brandenburgischen Landtages. 1950-69 gehörte L. dem Abgeordnetenhauses von Berlin an, 1951-56 als Fraktionsvorsitzender. 1956-61 war er Vorsitzender des Berliner CDU-Landesverbandes, 1961-70 Vorsitzender der Exil-CDU. 1963-67 war L. Bundesvorsitzender und 1967-70 Präsident des Gesamtverbandes der Sowjetzonenllüchllinge. Nach der Nachwahl trat L. am 1.2.1952 in den Bundestag ein, dem er bis zu seinem Tod 1970 als Vertreter Berlins angehörte. 1961-65 hatte er den stellvertretenden Fraktionsvorsitz innc. 1956/57 war er Bundesminister für das Postund Fcrnmcldcwescn, 1957-62 Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen, 1964/65 Bundesminister für Vertriebene und 1965-69 Berlin-Sonderbeauftragter des Bundeskanzlers. In der 1. Wahlperiode war L. seit März 1952, in der 2. Wahlperiode bis Januar 1957 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung. Dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen gehörte er in der 1. Wahlperiode von Februar bis April 1952 als beratendes, anschließend als Stellvertretendes Mitglied an. In

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Lemmrich der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (bis Januar 1957) und im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis Januar 1957) mit. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Juni 1966 und wieder seit August 1968), in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (bis August 1970). VERÖFFENTLICHUNGEN: Für die Freiheit der Nation. Berlin 1931. - Hrsg.: Berlin am Kreuzweg Europas - am Kreuzweg der Welt. Berlin 1957, 7 1962. - Manches war doch anders. Erinnerungen eines deutschen Demokraten. Frankfurt am Main 1968. Neuaufl. München 1996. LITERATUR: Ludwig Luckemeyer: Die Deutsche Demokratische Partei von der Revolution bis zur Nationalversammlung 1918-1919. Diss. Univ. Gießen 1975. - Reinhard Frommelt: Ferdinand Friedensburg und E. L. In: Die Gründung der Union. Traditionen, Entstehung und Repräsentanten. Hrsg. von Günter Buchslab und Klaus Gotto. München 1990. Stefan Creuzberger: Opportunismus oder Taktik? E. L., die sowjetische Besatzungsmacht und der Umgang mit neuen „Schlüsseldokumenten''. In: Michael Richter und Martin Rißmann (Hrsg.): Die Ost-CDU. Entstehung und Entwicklung. Weimar/Köln/Wien 1995, S. 37-46. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratischc Politik der Konrad-Adcnaucr-Stiftung, Sankt Augustin. L e m m r i c h , Kar) Heinz, * 28.9. 1926 Zella-Mehlis. Diplomingenieur, ev. Nach der Oberschule war L. 1943-45 Luftwaffenhelfer und Soldat, legte 1946 das Abitur und 1949 die Maurergesellenprüfung ab und studierte 1947-51 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule München. Danach als leitender Ingenieur in einem Bauunternehmen tätig, engagierte er sich ehrenamtlich als Lektor der evangelischen Kirchengcmeinde Rain. 1988 wurde er Technisches Vorstandsmitglied der Rhein-Main-Donau AG. L. war Mitglied des Verwaltungsrates und Vorsitzender des Technischen Ausschusses des Verwaltungsrates der Deutschen Bundesbahn. 1946 der CDU Thüringen beigetreten, wurde er 1947 Mitglied der CSU und war 1959-64 stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Bayern. 1961 wurde L. über die Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt, in dem er von 1965 bis zur Niederlegung des Mandats am 2 8 . 7 . 1 9 8 8 den Wahlkreis 240 (Donau-Ries) vertrat. Seit 1965 war er Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und 1976-80 stellvertretender Vorsitzender der CSU-Landesgruppe. In der 4. Wahlperiode engagierte sich L. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (bis April 1963) und im Haushaltsausschuß (seit November 1963). In der 6. (seit Dezember 1970) und 7. (bis April 1973) Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Ausschuß für Verteidigung, dem Wirtschaftsausschuß (seit September 1963), dem Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung sowie dem Ausschuß für Heimatvertriebene (bis September 1963) an. In der 4. Wahlperiode war er bis November 1963 Ordentliches, seit Februar 1964 Stellvertretendes und in der 6. Wahlperiode erneut Ordentliches Mitglied, in der 7. Wahlperiode Stellvertretender Vorsitzender, in der 8. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fcrnmcldewescn. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied, in der 9.-11. Wahlperiode als Vorsitzender im Verkehrsausschuß mit. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, in der 5. (seit Oktober 1967) und 6. (bis Februar 1970) Wahlperiode dem Verteidigungsausschuß an.

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L e m p , Hans, * 11.12.1928 Vechta. Finanzbeamter, leitender Angestellter, kath. L. besuchte 1934-44 die Volksschule, die Oberschule und die Lehrerbildungsanstalt, leistete 1944/45 Reichsarbeitsdienst und wurde nach Kriegsende Telefonist und Hilfsdolmetschcr bei der britischen Militärregierung. 1949-53 ließ er sich als Forstarbeiter und anschließend als Finanzberater ausbilden. 1953 wurde er zum Steuerassistenten ernannt und war bis 1961 außerplanmäßiger Finanzbeamter, danach Verkaufsleiter in der Futtermittel- und Geflügclbranchc. 1956 trat L. in die SPD ein. 1964 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Vechta, 1968 Fraktionsvorsitzender. 1968-75 war er Mitglied des Kreistages und seit 1973 Ehrenvorsitzender des SPD-Unterbezirks Vechta. A m 29.11.1967 rückte L. über die SPD-Landesliste Niedersachsen für den verstorbenen Abgeordneten Günter —> Frede in den Bundestag nach und wurde bis 1980 über die SPDLandesliste Niedersachsen wiedergewählt. In der 5. (seit Dezember 1967), 6. und 7. Wahlperiode (bis Juni 1975) war er Ordentliches, seit September 1975 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 8. Wahlperiode gehörte er diesem Ausschuß bis Mai 1977 als Ordentliches, von März 1978 bis September 1979 als Stellvertretendes, danach wieder als Ordentliches Mitglied an. In der 7. Wahlperiode war er zunächst Stellvertretendes, seit luni 1975 Ordentliches, in der 8. Wahlperiode bis Dezember 1977 und seit November 1978 Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Plattdeutsch im Bundestag. In: Neue Stenographische Praxis 24 (1976) Heft 1/2, S. 26-28. L e m p e r , Hubert, * 21.12.1919 Bergheim (Erft), t 19.10.1990. Kaufmännischer Angestellter, Vcrwaltungsbeamtcr. L. besuchte die Volksschule, durchlief eine kaufmännische Lehre und wurde kaufmännischer Angestellter. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg wurde er Verwaltungsangestellter, 1949 Beamter. Nach Kriegsende trat L. der SPD bei, gehörte dem Kreisvorstand an und war 1949 Ortsvereinsvorsitzender. 1958 wurde er Kreis Vorsitzender, 1961 Unterbezirksvorsitzender, 1966 Mitglied des Parteirates. 1956-61 war er Mitglied des Kreistages und stellvertretender Landrat. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) gehörte L., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen und im Ausschuß für den Lastenausgleich. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und Sozialhilfe und des Ausschusses für Sozialpolitik (bis Oktober 1963). In der 4. und 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden, in der 6. Wahlperiode im Haushaltsausschuß mit. Dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fcrnmcldewescn gehörte er in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. L e n d e r s , Helmut (Peter), * 13.8.1922 Elberfeld (heute zu Wuppertal), f 2 0 . 1 . 2 0 0 2 Düsseldorf. Buchhalter, Gewerkschaftsfunktionär. L., Sohn eines Einzelhändlers, mußte sich nach dem Besuch der Volksschule zunächst als Hilfsarbeiter durchbringen, bevor er eine kaufmännische Lehre beginnen konnte. 1941-45 war er Soldat. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete er als Buchhalter, u. a. bei einer kassenärztlichen Abrechnungsstelle. Nachdem er 1947 dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) beigetreten war, nutzte L. die Fortbildungsangebote der Gewerkschaft. Während er seine

Lennartz kaufmännische Tätigkeit fortführte, besuchte er gleichzeitig cinc Tcxtilschulc und cinc Wirtschaftsakadcmic. 1950/51 studierte er an der Sozialakadcmic Dortmund. 1951-59 war L. Bildungssekrelär beim DGB in Nordrhein-Westfalen, 1959-69 geschäftsführender Vorsitzender des DGB-Kreises Düsseldorf. 1981 in das Präsidium der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher gewählt, war er 1984-94 ihr Präsident. 1952-54 war L. Mitglied der Gesamtdeutschen Volkspartei. 1955 trat er in die SPD ein und hatte er 1971-83 den Vorsitz des Unterbezirks Düsseldorf inne. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat L. den Wahlkreis 75 (Düsseldorf II) im Bundestag. 1969-76 war er Mitglied des Vorstandes, 1973-76 Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion. 1969-72 hatte er stellvertretenden Vorsitz des Bundestags-Beirates für handelspolitische Vereinbarungen inne und übernahm 1970 den Vorsitz der SPD-Arbeitsgruppe „Wirtschaft". In der 5. Wahlperiode engagierte sich L. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (Oktober 1967 bis September 1968), des Rechtsausschusses (Februar bis Juli 1968) und des Ausschusses für Arbeit (seit Mai 1968), in der 6. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses (bis März 1972 und wieder seit Juni 1972), in der 7. Wahlperiode des Finanzausschusses (bis Juni 1973), in der 8. Wahlperiode des Haushaltsausschusses (bis April 1977) und des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit April 1977). In der 6. und 8. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. LITERATUR: Wolfgang Roth (Hrsg.): Wirtschaft von morgen, Ängste von heute? Dankschrift für H. L.s. Köln 1981. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. L e n g s f e l d , Vera, verh. V. Wollenberger, * 4 . 5 . 1 9 5 2 Sondershausen. Diplomphilosophin, wisscnschaftlichc Mitarbeiterin, Lektorin, ev. L., Tochter eines Offiziers der Staatssicherheit der DDR und einer Lehrerin, besuchte 1964-70 die Erweiterte Oberschule in Berlin. 1970/71 studierte sie Geschichte an der Karl-Marx-Universität Leipzig, 1971-75 Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin und Schloß das Studium als Diplomphilosophin ab. 1975-80 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR, 1981-83 Lektorin im Verlag „Neues Leben". Wegen des öffentlichen Protests gegen Atomraketenstationierung in der DDR 1983 mit Berufsverbot belegt, wurde sie Imkerin und arbeitete als Übersetzerin für den Urania-Verlag in Leipzig. 1985-87 studierte L. am Sprachenkonvikt in Berlin. Im Januar 1988 verhaftet und wegen „versuchter Zusammenrottung" zu sechs Monaten Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt, wurde sie im Februar desselben Jahres nach England abgeschoben, wo sie in Cambridge Philosophie und Religionswissenschaft studierte. Im November 1989 kehrte L. in die DDR zurück und wurde im März 1990 rehabilitiert. 1996 gehörte L. zu den Begründern eines von Bundeskanzler Helmut —» Kohl unterstützten Bürgerbüros für ehemalige SED-Opfer. 1999 wurde sie Vorsitzende der Europäischen Konferenz für Menschenrechte und Selbstbestimmung. 1975 der SED beigetreten, wurde L. 1983 aus der Partei ausgeschlossen. Sie war Mitbegründerin des Friedenskreises Pankow (1981) und der Kirche von unten. Im Dezember 1989 wurde sie Mitglied der Grünen Partei. 1996 wechselte sie zur CDU. Vom 18.3. bis zum 2. 10.1990 gehörte sie der Volkskammer an (Wahlkreis 01, Listenplatz 1, Bezirk Berlin). Von April bis Oktober war sie Mitglied des Vorstandes

und Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Grüne und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Abrüstung und Verteidigung. Vom 5.10. bis zum 20.12.1990 gehörte L. dem 11. Deutschen Bundestag an. 1990 und 1994 wurde sie über die thüringische Landesliste von Bündnis 9 0 / D i e Grünen, 1998 über die CDU-Landeslisle Thüringen in den Bundestag gewählt. A m 17.12.1996 wechselte sie zur C D U / C S U Fraktion. In der 12. Wahlperiode engagierte sich L. als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß sowie im 3. Untcrsuchungsausschuß (seit Oktober 1993). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 12. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß, in der 12. und 13. Wahlperiode dem Petitionsausschuß und in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie dem Untersuchungsausschuß „Veruntreutes DDR-Vermögen" an. Seit der 13. Wahlperiode arbeitet sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit. In der 14. Wahlperiode ist sie auch Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Wirtschaft und Technologie und dem 1. Untersuchungsausschuß (Parteispenden) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ein gesäubertes Volk. Das Menschenbild des realen Sozialismus. In: Renovatio. Zeitschrift für das interdisziplinäre Gcspräch. Heft 1 (2000). L e n k e , Ina, geb. Walter, * 18.4.1948 Mettmann. Steuerfachangestellte, ev. L. erwarb 1964 die Mittlere Reife, erhielt 1964-67 eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten und war mit Unterbrechungen bis 1990 in ihrem Beruf tätig. L. ist Mitglied des Aufsichtsrates der Diakonischen Altenhilfe GmbH, Lilienthal. 1991 übernahm sie den Landesvorsitz der Vereinigung Liberaler Kommunalpolitiker Niedersachsens e. V. 1974 trat L. der FDP bei. 1988-92 und 1994-98 war sie Vorsitzende des FDP-Krcisvcrbandcs Verden (Aller). 1988 wurde sie Mitglied des niedersächsischen Landesvorstandes der FDP, 1994 stellvertretende Landesvorsitzende und 1997 Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. 1981-99 war L. Mitglied des Rates der Gemeinde Oyten, 1991-96 Vorsitzende des Ausschusses Jugend, Frauen und Senioren, 1996-99 des Sozialausschusses. 1991 wurde sie Mitglied des Kreistages des Landkreises Verden (Aller), 1996 Fraktionsvorsitzende. 1990-94 gehörte sie dem Niedersächsischen Landtag an. 1998 wurde L. über die FDP-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Sic ist fraucn- und familicnpolitische sowie zivildienstpolitische Sprecherin der FDPFraktion. Sic arbeitet als Ordcntlichcs Mitglied im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit und ist Schriftführerin. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, der Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder und dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. Sie ist Mitglied des kommunalpolitischen Arbeitskreises der FDP-Bundestagsfraktion und Mitglied der DeutschPolnischen Parlamentariergruppe. L e n n a r t z , Klaus, * 3 . 3 . 1 9 4 4 Hürth. Versicherungskaufmann, leitender Angestellter. L. legte 1961 die Kaufmannsgehilfenprüfung ab, besuchte die Vcrwaltungs- und Wirtschaftsakadcmic Köln und bestand 1970 die Prüfung für den gehobenen Dienst bei der Bundesknappschaft. Später wurde er Abteilungsleiter bei der Innungskrankenkasse Köln und Dozent für Versicherungswesen an der Tagesfachschule der Handwerkskammer Köln.

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Lensing L. ist Vorsitzender des Verwaltungsrates der Kreissparkasse Köln, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Deutschen Roten Kreuzes des Erftkreises, Hürth, Mitglied des Vergabeausschusses der Kulturstiftung, Sozialstiftung, Sportstiftung, Stiftung für Hochbcgabtc der Kreissparkasse Köln und Vorsitzender des Rugby-Clubs Hürth. 1963 trat L. der SPD bei. 1973 wurde er Vorsitzender der SPD in Hürth, 1974 Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes Mittelrhein und Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Erftkreis. Seit 1974 ist er Mitglied des Rates der Stadt Hürth. 1976-81 war er Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, 1984-95 Landrat des Erftkreises. Seit 1980 vertritt L. den Wahlkreis 57 (Erftkreis I) im Bundestag. In der 9. und 10. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 11.-13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. Dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit gehörte er in der 9. (bis Oktober 1981 ), dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung in der 9. und 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß (Juli/August 1984), in der 10. (seit Juni 1986) bis 14. Wahlperiode im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Unterausschusses „Neue Medien". L e n s i n g , Eduard, * 2 0 . 4 . 1 9 2 0 Reeserward bei Rees (Niederrhein). Landwirt, kath. L. besuchte das Gymnasium in Emmerich, legte 1938 das Abitur ab und ließ sich auf Gut Eichholz bei Bonn zum Landwirt ausbilden. Nach der Abschlußprüfung 1940 nahm L. am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus britischer Kriegsgefangenschaft half er, den zerstörten Bauernhof in Familienbesitz wieder aufzubauen. 1948 wurde L. Mitglied der CDU, 1949 Bürgermeister der Heimatgemeinde. Seit 1951 war er Mitglied des Kreistages Rees in Wesel, seit 1955 Fraktionssprecher der CDU. 1962 wurde er Vorsitzender des Agrarausschusses der CDU Rheinland, 1965 Mitglied der Landschafts Versammlung Rheinland. In der 6. Wahlperiode (1969-72) war L. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages und gehörte als Ordentliches Mitglied dem Innenausschuß an. Er war bis Dezember 1970 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das landwirtschaftliche Verbandswesen. In: Verbände und Herrschaft. Bonn 1970, S. 204-223. L e n s i n g , Werner, * 30. 10.1938 Bocholt. Gymnasiallehrer, kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums und dem Abitur in Bocholt studierte L. Latein, Geschichte und Sozialwisscnschaften in Freiburg, Marburg und Münster. Er war Referendar in Menden und Recklinghausen, danach Gymnasiallehrer in Coesfeld und Fachleiter für Geschichte am Staatlichen Studienseminar in Bocholt. 1977 wurde er Oberstudiendirektor am Städtischen Gymnasium Nepomucenum in Coesfeld. L. war Bezirksvorsitzender im Philologen-Verband Nordrhein-Westfalen. Er ist Mitglied des Stiftungsrates der Deutschen Stiftung Friedensforschung, Osnabrück, Mitglied des Kuratoriums des Instituts für Unternehmenskybernetik, Mülheim an der Ruhr, Mitglied des Kuratoriums des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und Mitglied des Arbeitskreises für Grundfragen der Bildung, der Wissenschaft und der Kultur des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Bonn. L. hatte 1973-78 den Vorsitz der CDU im Kreis Coesfeld inne, den er 1989 wieder übernahm. 1974-78 gehörte er

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dem Bezirksvorstand der CDU Münsterland an, dessen Mitglied er 1989 erneut wurde. 1976-90 war er Landesvorsitzender des Fachausschusses „Schule" der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU Nordrhein-Westfalen. 1969 wurde er Mitglied, 1970 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Coesfeld. 1979-94 war er Mitglied des Kreistages Coesfeld, 1990-94 Mitglied der Landschafts Versammlung Westfalen-Lippe. Seit 1994 vertritt L. den Wahlkreis 97 (Coesfeld - Steinfurt I) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin" sowie Schriftführer. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Verleidigungsausschuß an. L e n z , Aloys, * 10.2.1910 Vochem (Kr. Köln), f 1.3.1976 Brühl. Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär, kath. In einem Eisenbahnbetrieb erlernte L. das Schlosserhandwerk, arbeitete nach bestandener Gesellenprüfung in Betrieben der Metallindustrie und besuchte im Abendstudium die Staatliche Maschinenbauschule Köln. 1931 besuchte er die Staatliche Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Düsseldorf, trat in die christliche Gewerkschaftsbewegung ein und wurde Jugendführer des Kartells Christlicher Gewerkschaften. Seil 1932 Gewerkschaftssekretär des Christlichen Kommunalarbeiterverbandes und der Christlichen Gewerkschaften in Glciwitz, wurde L. nach vorübergehender Erwerbslosigkeit Maschinenschlosser in der chemischen Großindustrie. 1945 war L. Mitbegründer der CDU im Landkreis Köln, gehörte dem Kreisvorstand der Partei an und wurde Gewerkschaftssekretär der IG Bergbau und Energie. 1945-61 war er Mitglied des Kreistages Köln-Land an, bis 1948 Stadtrat in Brühl und von 1947 bis Juni 1950 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) vertrat L. den Wahlkreis 6 [65] bzw. 58 (Köln-Land) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode wurde er im September 1951 Ordentliches Mitglied, im Oktober 1952 stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß gem. Art. 15 GG, im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffvertriebs (seit März 1950), im Ausschuß für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz (seit März 1953), im Ausschuß für Wirtschaftspolitik und im Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953). Dem Ausschuß für Wirtschaftpolitik gehörte er in der 2. Wahlperiode als Ordentliches, dem Wirtschaftsausschuß in der 3. und 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 2. Wahlperiode war L. auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Rcchtswcscn und Vcrfassungsrccht (von April 1954 bis März 1955). Im Ausschuß für Atomkcrncncrgie und Wasserwirtschaft arbeitete er in der 3. und 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 3. Wahlperiode auch dem Ausschuß für Arbeit, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Entwicklungshilfe und in der 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Gesundheitswesen an. L. war Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und 1954-70 Mitglied des Europäischen Parlaments.

Lenz Lenz, Carl Otto, * 5.6.1930 Berlin. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), kath. L., Sohn des Staatssekretärs im Bundeskanzleramt Otto —»L., studierte nach dem Abitur 1948 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten München, Freiburg im Breisgau, Freiburg (Schweiz) und Bonn. 1954 legte er das Refcrcndarcxamcn ab, studierte 1955/56 an der Cornell University in Ithaca (Ν. Y.) und erhielt 1958 eine weitere Ausbildung für Verwaltungswissenschaften in Speyer. Nach dem Assessorexamen wurde er 1961 mit einer Arbeit über Die Beratungsinstitutionen des amerikanischen Präsidenten in Fragen der allgemeinen Politik zum Dr. jur. promoviert. 1984-97 war L. Generalanwalt beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg, 1990-98 Honorarprofessor für Europarecht an der Universität des Saarlandes. 1998 übernahm er eine Führungsposition in einer Anwaltssozietät. L. trat 1957 der CDU bei, war 1959-66 Generalsekretär der Fraktion seiner Partei im Europäischen Parlament und 1963-66 in der Versammlung der Westeuropäischen Union in Paris. 1968 wurde er Vorsitzender des Arbeitskreises „Recht und Verwaltung" des Deutschen Atomforums, 1973 Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Parlamentsfragen. Von 1965 bis zum 13.1.1984 war L. Mitglied des Bundestages. In der 5., 8. und 10. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 147 bzw. 145 (Bergstraße). 1969, 1972 und 1983 wurde er über die CDU-Landesliste Hessen gewählt. In der 6.-9. Wahlperiode war er Vorsitzender der deutschfranzösischen Parlamentariergruppe, seit 1982 Koordinator für deutsch-französische Zusammenarbeit und übernahm 1983 den Vorsitz der Europa-Kommission des Bundestages. L. bemühte sich besonders um die Reform des Familien- und Eherechts und um die Verfassungsreform. 1971 wurde er erster stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission „Verfassungsreform", deren Schaffung er 1970 beantragt hatte. In der 5.-8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 6.-8. Wahlperiode Vorsitzender, in der 9. und 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 9. und 10. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 8.-10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. L. erhielt 1976 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1980 wurde er Offizier der Ehrenlegion, 1983 Großoffizicr des Nationalen Verdienstordens der Französischen Republik. VERÖFFENTLICHUNGEN: Notstandsverfassung des Grundgesetzes. Kommentar. Frankfurt am Main 1971. - Der Bundestag braucht mehr Kontrollbefugnisse gegenüber der Regierung. In: Der Bundestag im Verfassungsgefüge der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Hartmut Klatt. Bonn 1980, S. 111-114. - Mit Helga Wex: Die deutschfranzösische Zusammenarbeit. Bericht des Koordinators für die deutsch-französische Zusammenarbeit/La coopération franco-allemande. Bonn 1984. - Die Bundesrepublik Deutschland als Glied der Europäischen Gemeinschaft. Fragen der gegenseitigen Durchdringung zweier Rechtsordnungen. Saarbrücken 1986. - Der Europäische Gerichtshof nach der Reform der Gemeinschaftsverträge. Osnabrück 1988. - Ausbau der europäischen Rechtsgemeinschaft. Gefahr für unsere Rechtsordnung? Regensburg 1991. - Hrsg.: EG-Handbuch Rccht im Binnenmarkt. Hcrnc/Bcrlin 1991, 2 1994. - Immanente Grenzen des Gemeinschaftsrechts. Referat im Rahmen der Vortragsreihe „Das Weißbuch der Kommission und die Realität des Binnenmarktes - Erfolge und Mißerfolge", Bonn, 1. Februar 1993. Bonn 1993. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Lenz, Hans, * 12.7.1907 Trossingen, t 28. 8.1968 Trossingen. Philologe, Buchhändler, leitender Angestellter, Verwaltungsdirektor, ev. L., der mütterlicherseits vom Gründer der Trossinger Harmonikaindustrie Matthias Hohner abstammte, besuchte 1922-26 das Dillmann-Realgymnasium in Stuttgart. Während des Studiums der Neuphilologie in Tübingen (1926-28), Berlin (1928/29), London (1929), Paris (1930) und Reykjavik (1930/31) machte er die Bekanntschaft von führenden Politikern der Deutschen Demokratischen Partei (u. a. Erich Koch-Weser und Theodor —» Heuss) und wurde Mitglied des Liberalen Studentenbundes. Nach dem Staatsexamen 1932 durchlief er bis 1935 eine Lehre als Buchhändler in Stuttgart und war 1936-41 Direktor des Verlags Priebatsch in Breslau, 1941-43 des Verlags Rudolf M. Rohrcr in Brünn. Danach nahm er in der Nachrichtentruppe am Zweiten Weltkrieg teil. Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, war er 1947-50 stellvertretender Direktor des Staatlichen Hochschulinstituts für Musikerziehung und 1950-61 Verwaltungsdirektor der Hohner-Stiftung in Trossingen. 1965 wurde L. Vorsitzender des Kuratoriums der FriedrichNaumann-Stiftung und Präsident des Kuratoriums der Deutschen Stiftung „Musikleben". 1948 trat L. der Deutschen Volkspartei (DVP) bei. 1950 wurde er Mitglied des Gemeinderates in Trossingen, 1951 stellvertretender Landes Vorsitzender seiner Partei in Württemberg-Hohenzollern. 1960-64 war er stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP. 1953, 1957, 1961 und 1965 wurde L. über die FDP/DVPLandesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. Von Januar 1959 bis 1961 war er stellvertretender FDPFraktionsvorsi tzender. Als Befürworter einer Regierungskoalition mit der Union wurde er im November 1961 Nachfolger von Hans —»Wilhelmi im Bundesschatzministerium, erklärte jedoch im Verlauf der „Spiegel"-Affäre am 19.11.1962 seinen Rücktritt und schied am 11.12.1962 aus dem Amt. Am 14.12.1962 wurde L. zum Bundesminister für wissenschaftliche Forschung ernannt, das aus dem ehemaligen Ministerium für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft Siegfried —»Balkes hervorging und von L. um die Bereiche Forschung und Forschungsförderung (insbesondere Übernahme der Zuständigkeit für Deutsche Forschungsgemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft und Wissenschaftsrat) erweitert wurde. Auf L.s Initiative entstand 1963/64 aus einer Analyse der Situation an den Hochschulen der „Forschungsbericht I" zur Grundlegung der Wissenschaftsplanung, der zu dem Verwaltungsabkommen zur Förderung von Wissenschaft und Forschung zwischen Bund und Ländern sowie zum Entwurf eines Abkommens über den Bau neuer Universitäten führte. 1965 verzichtete er aus gesundheitlichen Gründen auf die Fortführung seines Amtes. Sein Bundestagsmandat legte L. krankheitshalber am 5.10.1967 nieder. L. gehörte als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß und dem Ausschuß für Kulturpolitik an (in der 2. Wahlperiode bis September 1954 und wieder seit Februar 1957). Dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films gehörte er in der 2. Wahlperiode zunächst als Stellvertretendes, von September 1954 bis April 1956 als Ordentliches, danach wieder als Stellvertretendes Mitglied an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik (bis Mai 1955), in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Verteidigung (bis Oktober 1959) und in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für das Bundesvermögen. Dem Ausschuß lur Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik gehörte L. in der 5. Wahlperiode bis Januar 1967 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an.

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Lenz VERÖFFENTLICHUNGEN: Gesammelte Beiträge zur deutschen Wissenschaftspolitik 1962-1965. Aus Reden und Aufsätzen eines Bundesforschungsministers. Hrsg. und bearti. von Johannes Sobotta. Darmstadt 1969. LITERATUR: Walter Henkels: 99 Bonner Köpfe. Düsseldorf 1965, S. 158-160. - Kurt Gayer: Die Schwaben in Bonn. Stuttgart-Dcgcrloch 1968, S. 249-258. L e n z , Otto, * 6 . 7 . 1 9 0 3 Wetzlar, f 2 . 5 . 1 9 5 7 Neapel. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte L. seit 1921 Rechtswissenschaften in Freiburg und Marburg, legte 1924 das Referedarexamen ab und wurde 1927 mit der Arbeit Paragraph einhundertvierundsechzig Absatz zwei BGB. Tritt der Wille, in fremdem Namen zu handeln, nicht erkennbar hervor, so kommt der Mangel des Willens, im eigenen Namen zu handeln nicht in Betracht (veröffentlicht 1927) zum Dr. jur. promoviert. Nach dem Assessorexamen 1928 war er Prcsscrefcrent, seit 1933 Referent für Handels- und Schiffahrtsfragen im Preußischen Justizministerium und schied 1938 als Landgerichtsdirektor aus dem Staatsdienst aus. 1939-44 war er als Rechtsberater beim Reichskommissar am Oberprisenhof Berlin tätig. 1944 wurde er verhaftet und wegen Zusammenarbeit mit Carl Goerdeler und „Nichtanzeige eines hochverräterischen Unternehmens" zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Seit 1945 war er Rechtsanwalt und Notar in Berlin, seit 1949 in München. L., der vor 1933 der Zentrumspartei angehört hatte, war 1945 Mitbegründer der CDU in Berlin. 1951 wurde er Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Von 1953 bis zu seinem Tod vertrat L. den Wahlkreis 149 (Mayen-Ahrweiler) im Bundestag, war Mitglied des Fraktionsvorstandes und engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten und im Ausschuß für Verteidigung (bis September 1956). Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit Juli 1954) und des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Karl Krieger: Firma und Handelsregister. Kommentar zu den einschlägigen Vorschriften des Handelsgesetzbuchs, des Gesetzes betr. die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und zur Handelsrcgisterverfügung. Berlin 1938. - Handelsrechtliche Gesetze. Stuttgart 1939. - Hundert Jahre Landwirtschaftsschule Weiden. 1869-1969. Weiden 1970. LITERATUR: Hans Edgar Jahn: O. L. In: Christliche Demokraten der ersten Stunde. Hrsg. von der Konrad-AdenauerStiftung für politische Bildung und Studienförderung e.V. Bonn 1966, S. 243-266. - Klaus Gotto, Hans-Otto Kleinmann und Reinhard Schreiner (Hrsg.): Im Zentrum der Macht. Das Tagebuch von Staatssekretär L. 1951-1953. Düsseldorf 1989. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. L e n z , Werner, * 2 7 . 1 2 . 1 9 2 7 Osnabrück. Zimmermann, Gewerkschaftsfunktionär. Nach dem Besuch von Volks- und Mittelschule lebte L. 1944/45 aus politischen Gründen in der Illegalität. 1945-48 durchlief er eine Zimmermannslehre und legte die Gesellenprüfung ab. Er schrieb daneben für verschiedene Zeitungen und volontierte 1952/53 bei der IG Metall in Nürnberg. 1953/54 war er Rechtsschutzsekretär des DGB in Bremerhaven, seit 1955 bei der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), 1960-62 Leiter der ÖTV Bremerhaven und seit 1960 zusätzlich Leiter der dortigen Geschäftsstelle der Neuen Heimat.

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1950 trat L. der SPD bei. Seit 1955 gehörte er dem Stadtrat von Bremerhaven an, 1958-77 als Fraktionsvorsitzender. 1976-78 war er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Bremerhaven. Seit 1978 Oberbürgermeister von Bremerhaven, betrieb er u. a. die Ansiedlung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) gegen den Widerstand des Senats. 1983-87 war er Bremer Senator für Wirtschaft und Außenhandel. Nach dem offenen Bruch mit der SPD 1995 wurde L. Mitbegründer und Bürgerschaftsabgeordneter des oppositionellen Wählerbündnisses „Arbeit für Bremen" (AFB), mit dem L. seit Juni 1999 nicht weiter zusammenarbeitete, da er die Aufgaben des Bündnisses als erfüllt betrachtete. Zuletzt bemühte er sich als Wirtschafts-Sonderbeauftragter des Magistrats um die Konsolidierung der verschuldeten Finanzen der Stadt und die Eindämmung der Arbeitslosigkeit. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat L. den Wahlkreis 59 (Bremerhaven-Bremen-Nord) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und des Ausschusses für Petitionen (bis Oktober 1963). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. L e n z e , Franz, * 13.10.1910 Balve (Kr. Arnsberg). Gymnasiallehrer, kath. L. besuchte 1921-23 das Realgymnasium in Menden und 1923-28 ein Franziskanerkol leg in den Niederlanden. 1928/29 Werkstudent, besuchte er 1929/30 ein Gymnasium in Arnsberg. Nach dem Abitur 1930 studierte er Klassische Philologie, Germanistik und Philosophie in Münster und legte 1935 das Referendarexamen ab. Danach war er bis zum Assessorexamen 1937 als Referendar in Dortmund tätig. 1937-43 war er Assessor an verschiedenen Orten, 1939-45 zugleich Leiter des Collegium Bernhardinum in Attendorn. 1943 wurde er zum Studienrat ernannt. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in französische Kriegsgefangenschaft. 1945 trat L. in die CDU ein. Während er 1946-49 der Jungen Union Olpe vorstand, war er 1946-52 Mitglied des Kreistages von Olpe und 1949/50 CDU-Kreisvorsitzender. Seit 1949 engagierte er sich im Kulturausschuß der CDU Nordrhein-Westfalen. 1950 wurde L. Bezirksvorsitzender der Jungen Union Attendorn und Mitglied des nordrheinwestfälischen CDU-Landesvorstandes, 1953 Mitglied des Hauptvorstandes und des personalpolitischen Ausschusses der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU NordrheinWestfalen. In der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) vertrat L. den Wahlkreis 121 (Meschede-Olpe) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht. Dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen gehörte er zunächst als Stellvertretendes, seit Februar 1954 als Ordentliches Mitglied an. In der 2. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugendfragen und des Ausschusses für Rechtswesen und Vcrfassungsrccht, in der 2. (seit Februar 1955), 3. (seit November 1958) und 4. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Dem Verteidigungsausschuß (in der 3. Wahlperiode: Ausschuß für Verteidigung) gehörte er in der 3.-5. Wahlperiode als Ordentliches, in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 3. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik, in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Kriegsopferund Heimkehrerfragen, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Heimatvertriebene und in der 5. und 6. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses.

Leonhard Lenzer, Christian, * 19.2.1933 Herborn-Burg. Gymnasiallehrer, ev. Nach dem Besuch des Gymnasiums bis zum Abitur 1954 studierte L. Anglistik, Romanistik und Politische Wissenschaften an der Universität Marburg. 1956/57 hielt er sich als dcutschcr Assistent am Lyccc Emile Loubet in Valence/ Drôme (Frankreich) auf, legte 1959 das Staatsexamen ab und wurde 1960 Studienreferendar, 1962 Studienassessor in Hessen. Zuletzt war er Oberstudienrat am Gymnasium in Dillenburg. 1963 der CDU und der Jungen Union beigetreten, wurde L. 1964 Kreisvorsitzender der Jungen Union im Dillkreis, 1966 Bezirksvorsitzender in Mittelhessen und Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Lahn-Dill. 1968-90 war er Mitglied des Kreistages. in der 6.-13. Wahlperiode (1969-98) gehörte L. dem Bundestag an. Mit Ausnahme der 10. Wahlperiode, in der er den Wahlkreis 130 (Lahn-Dill) vertrat, wurde L. jeweils über die CDU-Landesliste Hessen gewählt. Er war Mitglied der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und zugleich der Westeuropäischen Union sowie Vorsitzender der Arbeitsgruppe Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie der CDU/CSU-Fraktion. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß (bis März 1970) und im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit März 1970). Er war Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 7.-11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologie, in der 12. Wahlperiode im Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung mit. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis Januar 1984), in der 11. Wahlperiode des Ausschusses Deutsche Einheit (seit Mai 1990). In der 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Probleme forschungspolitischer Planung und Entscheidung beim Deutschen Bundestag. In: Technikfolgen-Abschätzung. Hrsg. von Heinz Haas. München/Wien 1975, S. 11-17. - Hrsg.: Energy and the environment. Democratic decision-making. Straßburg 1977. L e o n h a r d , Elke, vormals E. Leonhard-Schmid, * 17.5. 1949 Fritzlar. Publizistin, Biocnergctische Analystin, kath. L. studierte Pädagogik, Psychologie und Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main und wurde 1982 mit der Arbeit Zur Bewußtseinsbildung der frühen Sozialdemokratie (1863-1891) promoviert. 1981-86 war sie wissenschaftliche Beraterin und Autorin für Fernsehdokumentationen. 1982-86 erhielt sie eine Ausbildung zur Bioenergetischen Analytikerin. 1985-92 gab sie die Buchreihe „Europäische Zeitzeugen" heraus. L. ist Autorin zeitgeschichtlicher Dokumentationen. L. wurde Mitglied des Internationalen Instituts für Bioenergetische Analyse in New York, der Vereinigung Europäischer Journalisten, der IG Medien und der Bundesfilmkommission (1996). Sie ist Mitglied des Verwaltungsrates von Inter Nationes, Bonn. 1999 wurde sie Präsidentin der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, Berlin. 1968 trat L. in die SPD ein. 1972-76 war sie Stadtverordnete in Fritzlar. 1993-95 gehörte sie dem Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen an. 1997 wurde sie Mitglied des SPD-Landesvorstandes Rheinland-Pfalz, 1998 Mitglied des Parteirates der SPD.

Seit 1990 ist L., jeweils über die SPD-Landesliste RheinlandPfalz gewählt, Mitglied des Bundestages und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landesgruppe Rheinland-Pfalz. 1990-94 war sie außenwirtschaftliche Sprecherin, 1994-98 stellvertretende weltwirtschaftliche Sprecherin und 1997/98 Sprecherin für Auswärtige Kulturpolitik der SPD-Fraktion. 1993 wurde sie Vorsitzende der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe, 1995 Vorsitzende der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches, in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. In der 12. Wahlperiode war sie Stellvertretendes (seit Oktober 1993), in der 13. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und dem Haushaltsausschuß an. 1998-2000 war sie Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Genossen. Wie sie sind und waren. Köln 1989. - Wo sind Schmidts Erben? Die SPD auf dem Weg zur Macht. Stuttgart 1991. - Schmidts Erben. Köln 1995. - Aus der Opposition an die Macht. Köln 1995. L e o n h a r d , Gottfried, * 14.3.1895 Nöttingen (Kr. Pforzheim), t 7. 10.1983 Pforzheim. Goldschmied, Fabrikant, cv. L. wurde Bijouterietechniker und durchlief eine Lehre als Goldschmied. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg 1914-18 war er Angestellter in der Schmuckwarenindustrie und machte sich 1928 als Fabrikant von Schmuckwaren selbständig. 1945 war L. Mitbegründer der CDU in Pforzheim. Er wurde Vorsitzender der CDU des Kreises Pforzheim und Mitglied des Stadtrates in Pforzheim. 1946-50 gehörte er dem Landtag von Württemberg-Baden an. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat L. den Wahlkreis 178 (Karlsruhe-Land) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit, im Untersuchungsausschuß zur Prüfung der unzulänglichen Einstellung von Schwerbeschädigten bei den Bundesdienslstellen (seit luli 1952) und im Ausschuß zur Beratung des Personal Vertretungsgesetzes (seit März 1953). Dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen gehörte er in der 1. Wahlperiode als Ordentliches (seit März 1953 stellvertretender Vorsitzender), in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Untersuchungsausschusses zur Uberprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffvertriebs (seit März 1950) sowie des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit Januar 1952). In der 1. Wahlperiode gehörte L. dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik als Stellvertretendes, in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Geschäftsordnung und im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Januar 1957), in der 3. und 4. Wahlperiode im Wirtschaftsausschuß mit. Dem Ausschuß für Petitionen gehörte er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes (seit März 1955), in der 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen, des Ausschusses für Sondcrlragen des Mittelstandes und des Ausschusses für Atomlragen (seit Januar 1956), in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wiedergutmachung und des Ausschusses für für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft.

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Leonhart L e o n h a r t , Günther, * 31. 8.1929 Bad Kreuznach. Vermessungstechniker, Angestellter im öffentlichen Dienst, ev. Nach dem Besuch der Berufsschule war L. als behördlich geprüfter Vermessungstechniker 1944-67 bei der Landeskulturverwallung Rheinland-Pfalz tätig. Er wurde Mitglied der Europa-Union, der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbcitcrwohlfahrt. 1956 trat L. der SPD bei, wurde Unterbezirksvorsitzender und gehörte seit 1960 dem Stadtrat von Bad Kreuznach an. 1971-75 war er Bürgermeister. 1967-80 gehörte er Landtag von Rheinland-Pfalz an. In der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) vertrat L. den Wahlkreis 150 (Kreuznach) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Vcrteidigungsausschuß. In der 9. und 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (bis Oktober 1984). In der 11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit an (bis August 1987). Lepsius, Renate, geb. Meyer, * 21.6.1927 Berlin. Soziologin, Angestellte, ev. L. entstammt dem liberalen Bildungsbürgertum. Ihr Vater, ein engagierter Demokrat und wie L.s Mutter Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, leitete als promovierter Oberstudiendirektor ein Gymnasium in Berlin-Pankow und war 1945 Mitbegründer der CDU in Berlin. L. besuchte die Oberschule in Dahlem, seit 1943 in Potsdam und bestand nach dem Kriegsdienst 1944 bei Tclefunkcn 1945 das Abitur. Seit 1947 studierte sie Geschichte, Literatur und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität, ging 1948 nach Freiburg und im selben Jahr auf Einladung der German Educational Reconstruction nach England. 1953 in Berlin mit der Arbeit David Lloyd George und der Friedensvertrag von Versailles zum Dr. phil. promoviert, war sie bis 1958 zunächst beim Deutschen Akademischen Austauschdienst, dann als Referentin bei Inter Naliones in Bonn tätig. 1958 übersiedelte L., die in diesem Jahr den Soziologen Mario Rainer L. geheiratet hatte, nach München und betätigte sich publizistisch sowie chrcnamtlich für die SPD, der sie 1956 beigetreten war. 1987 wurde L. Vorsitzende des Kunstfördervereins Weinheim e. V. 1962 wurde L. auf Betreiben von Marta —> Schanzenbach in den Fraucnausschuß beim Parteivorstand der SPD aufgenommen, war - seit 1964 in Wcinhcim ansässig - 1965-73 Mitglied des Landesvorstandes der SPD Baden-Württemberg, 1968-73 auch des Parteirates und leitete 1980-83 die SPD-Arbeitsgruppe Frauenpolitik. 1972, 1976 und 1980 wurde sie über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt und rückte, nachdem sie für die Wahl zum 10. Deutschen Bundestag von ihrer Partei auf einen unsicheren Listenplatz nominiert worden war, am 12.4.1984 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Rainer —> Offergeid nach. Auf eine weitere Kandidatur verzichtete sie. In der 7. Wahlperiode gehört L. als Ordentliches, in der 8. und 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an. Sie war in der 7. Wahlperiode bis Mai 1974 Stellvertretendes, anschließend sowie in der 9. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung, in der 7.-9. Wahlperiode Mitglied des Rundfunkrates des Deutschlandfunkes. In der 8. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Arbeitsausschuß. In der 10. Wahlperiode gehörte sie seit Juni 1984 dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesund-

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heit als Ordentliches, dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit als Stellvertretendes Mitglied an. L., dem rechten Flügel der SPD zugehörig und von Elfriede —> Eilers und Herbert —» Wehner unterstützt, setzte sich für die Notstandsgesetze, die Kernenergie und den NATO-Doppelbeschluß ein. Vor allem trat sie offensiv (u. a. 1971 durch Aktionen für eine Reform des § 218) für eine pragmatische, auf Reformen abzielende Frauenpolitik ein. Als Mitglied im Unterausschuß für Ehe- und Familienrecht, im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung sowie im Rechtsausschuß wirkte sie an der Reform des Schcidungsrechts und an der Regelung des Versorgungsausgleichs mit, beschäftigte sich mit der Rentengesetzgebung und dem Mutterschaftsurlaub und initiierte das Gesetz zur Abänderung von Unterhaltsrenten für Kinder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Idylle oder Resignation. In: Die Neue Gesellschaft 9 (1962) S. 53-56. - Frauenpolitik als Beruf. Gespräche mit SPD-Parlamentarierinnen. Hamburg 1987. LITERATUR: R. L. Kämpferin für die Rechte der Frauen. Tn: R. L. Frauenpolitik als Beruf. Gespräche mit SPDParlamentarierinnen. Hamburg 1987, S. 214-235. - Birgit Meyer: Frauen im Männerbund. Politikerinnen in Führungspositionen von der Nachkriegszeit bis heute. Frankfurt am Main/Ncw York 1997, S. 110-135 und 262-263. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FricdrichEbert-Stiftung, Bonn. L e r m e r , Josef, * 3.11.1894 Oberwalting (Kr. Straubing), t 15.7.1964 Oberwalting. Landwirt, kath. L., Sohn eines Landwirts, besuchte 1900-07 die Volksschule Leibifing und arbeitete danach auf dem elterlichen Hof mit. 1914-18 war er Soldat. 1919 trat er in die Bayerische Volkspartei (BVP) ein. 1923 übernahm er den elterlichen Hof. 1928-33 war er erster Bezirksvorsitzender Straubing-Land der BVP und Mitglied des Vorstandes des Nicdcrbaycrischcn Christlichen Bauern-Vereins. L. war Vorsitzender des Aufsichstrates der Molkereigenossenschaft und der Wohnungsbaugenossenschaft in Straubing. 1945 Schloß sich L. der CSU sowie dem Bayerischen Bauernverband an. In den ersten Nachkriegsjahren übernahm er ehrenamtlich die Leitung des Ernährungsamtes Straubing und wurde Kreisobmann im lokalen Bauernverband. Er war Mitglied des Kreistages Straubing. Von 1953 bis zu seinem Tod vertrat L. den Wahlkreis 212 (Straubing) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht und dem Ausschuß für Verkehrswesen (seit Februar 1955, davor als Stellvertretendes Mitglied), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bcsatzungsfolgcn (seit Mai 1954) und dem Ausschuß für Lastenausgleich (Dezember 1953) an. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht an. Letzgus, Peter, * 1.12.1941 Königswalde. Lehrer, leitender Angestellter im Bildungsbereich, ev. L. besuchte die Erweiterte Oberschule, absolvierte ein Lehrerstudium und legte das Staatsexamen ab. 1965-91 unterrichtete er an einer Polytechnischen Oberschule und an einer Medizinischen Fachschule. 1992 wurde er Leiter einer Kreisvolkshochschule.

Leuschner In der 13. Wahlperiode (1994-98) verlrat L„ seit 1991 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 284 (Elbe-Havel-Gebiel und Haldensleben - Wolmirstedt) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landesliste Sachsen-Anhalt gewählt wurde. In der 13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz, und Reaktorsichcrhcit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an. Seit 1994 ist er Ordentliches Mitglied des Sportausschusses, seit 1998 des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Leuchtgens, Heinrich, * 31.10.1876 Birklar, t 21.3.1959 Friedberg (Hessen). Grund- und Hauptschullehrer, Volkswirt, Unternehmer. L. besuchte 1891-93 das Realgymnasium in Lieh und 1893-96 das Lehrerseminar in Friedberg. 1896-1905 war er VolksschuHehrer, danach bis 1925 Seminarlehrer in Friedberg. Vor 1914 gehörte er der liberal-demokratischen Fortschrittlichen Volkspartei an und wechselte dann zur hessischen Landvolk- und Bauernpartei. 1910-33 war er Mitglied des Stadtrates in Friedberg. 1921-24 studierte er Volkswirtschaft, Rechtswissenschaft und Philosophie in Gießen, Straßburg und Frankfurt am Main und wurde 1924 mit der Arbeit Gesellschaft und Staat bei Christian Jacob Kraus zum Dr. rer. pol. promoviert. 1922-33 war L. stellvertretender Bürgermeister in Friedberg, 1925-31 als Vertreter der Bauern- und Landvolkpartei Mitglied des Hessischen Landtages. 1928/29 arbeitete er als Volontär bei einer Bank in Frankfurt. 1929 wurde L. Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Oberhessischen Bank AG. Er gab die in Friedberg erscheinende „Neue Tageszeitung" heraus. 1934 wurde er im Konzentrationslager Osthofen interniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete L. 1945 die Nationaldemokratische Partei, deren Vorsitzender er bis 1950 war. 1946 und 1948 gehörte L. wieder dem Stadtrat und dem Kreistag von Friedberg an. Seit 1950 Landesvorsitzender der Deutschen Partei, wurde er im Juli 1953 wegen interner Differenzen ausgeschlossen. 1954-56 war er Vorsitzender der Monarchistischen Partei Deutschlands. L. gehörte dem Bundestag in der 1. Wahlperiode (1949-53) an. Ein Wahlabkommen mit der FDP ermöglichte ihm über die hessische Landesliste der FDP den Einzug in das Parlament, wo er sich der Gruppe „Nationale Rcchtc" anschloß. Er vollzog mehrere Fraktionswcchscl, die mit der Auflösung der NDP zusammenhingen. Seit 11.11.1949 war er Mitglied der DRP/NR, seit 6. 12. 1950 der DP und seit 16. 1. 1952 der DP/DPB-Fraktion. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geld und Kredit (von Januar 1951 bis Juli 1953), im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (von März 1952 bis Juli 1953) und im Ausschuß für Kommunalpolitik (von März 1952 bis Juli 1953) mit. Dem Haushaltsausschuß gehörte er von Januar bis November 1951 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches und von Juli 1952 bis Juli 1953 erneut als Stellvertretendes Mitglied an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (von Juli 1952 bis Juli 1953), des Ausschusses für Lastenausgleich (von April bis Juni

Leukert, Edmund, * 24.2.1904 Reichenberg-Ruppersdorf (Böhmen), f 10.5.1983. Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär, leitender Angestellter, kath. Nach der Volks- und Bürgerschule seines Heimatortes (1910-21) bcsuchtc L. eine gcwcrblichc Fortbildungsschule in Reichenberg. Daneben belegte er sozial- und wirtschaftspolitische Kurse der christlichen Gewerkschaften. 1918-24 machte er eine Schlosserlehre, die er mit der Gesellenprüfung abschloß. 1926 trat er in die Christlich-Soziale Volkspartei ein. Er wurde Ortsparteivorsitzender, stellvertretender Kreisobmann und Stadtverordneter in Rcichcnberg. 1925-28 war er Betriebsmonteur, 1928-38 Bezirkslcitcr der sudctcndcutschcn christlichen Gewerkschaftsbewegung und Mitglied des Vorstandes der Ortskrankenkasse Reichenberg, 1939-44 Abteilungsleiter bei der Handwerkskammer Reichenberg und seit 1943 bei der Wirtschaftskammer des Sudetenlandes. 1944/45 war er Soldat und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung ließ er sich in Bayern nieder, wo er 1948 stellvertretender Geschäftsführer der Bayerischen Landessiedlung GmbH wurde. 1946 wurde er Mitglied der CSU. Er war Mitbegründer des Hauptausschusses der Flüchtlinge und Ausgewiesenen in Bayern, dessen Vorsitz er übernahm. Als stellvertretender Landesobmann vertrat er die Union der Vertriebenen in der CSU. 1953 über die CSU-Landesliste Bayern gewählt, rückte L. am 21.4.1958 für den verstorbenen Abgeordneten Wolfgang —^Klausner, am 27.6.1962 für den verstorbenen Abgeordneten Georg Baron —> Manteuffel-Szoege in den Bundestag nach, dem er in der 5. Wahlperiode (1965-69) wieder mit einem Mandat der CSU-Landesliste Bayern angehörte. Neben Vertriebenenangelegenheiten beschäftigte er sich vor allem mit Agrarpolitik. L. engagierte sich in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen. Dem Ausschuß für Lastenausgleich gehörte er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 3. Wahlperiode als Ordentliches (seit November 1958), in der 4. Wahlperiode von November 1962 bis Februar 1963 als Stellvertretendes, danach wieder als Ordentliches Mitglied an. In der 2., 3. (seit November 1958) und 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode von November 1962 bis September 1963 Ordentliches, danach wieder Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (in der 5. Wahlperiode: Ausschuß für Angelegenheiten der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Atomfragen (seit Januar 1956) an. Als Ordentliches Mitglied arbeitete er in der 3. Wahlperiode seit November 1958 im Ausschuß für Wohnungswesen, Bauund Bodenrecht, in der 4. Wahlperiode seit November 1962 im Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Kriegsund Verfolgungsschäden mit. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses.

1951), des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (von Januar 1951 bis März 1952), des Ausschusses für Sozialpolitik (von Januar 1951 bis März 1952), des Ausschusses für Beamtenrecht (von Januar 1951 bis März 1952 und wieder von Juli 1952 bis Juli 1953) und des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (von November 1951 bis März 1952). Dem Ausschuß für Gesamtdeutsche Fragen gehörte er von Januar bis November 1951 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die deutsche Teuerung und ihre Behebung. Friedberg (Hessen) 1926. - Theorie der Gesellschaft. Friedberg (Hessen) 1932.

Leuschner, Kurt, * 16.4.1936 Wismar, f 19.11.1996 Itzehoe. Verwaltungsbeamter, Jurist. L. trat 1954 in den Vorbereitungsdienst für den gehobenen Dienst des Landes Schleswig-Holstein ein, wurde 1959 Regierungsinspektor in der dortigen Kassenverwaltung und bestand 1962 das Abitur auf der Abendschule in Kiel. 1963-68 studierte er dort Rechtswissenschaften, arbeitete in der studentischen Selbstverwaltung mit und war 1965/66 Vorsitzender des Allgemeinen Studentenausschusses. 1968 legte er die Erste, 1972 die Zweite Staatsprüfung ab. 1972-80 war er Beamter beim Senat der Stadt Hamburg, zuletzt als stellver-

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Leutheusser-Schnarrenberger tretender Leiter der Abteilung Finanzplanung des Planungsstabs der Senatskanzlei. Seit 1964 Mitglied der SPD, war L. 1971-75 Mitglied des Ortsvorstandes Itzehoe. 1973 wurde er Mitglied des SPDKreisvorstandes Steinburg, 1975 stellvertretender Vorsitzender. 1975-77 war er Mitglied des Landesvorstands der SPD Schlcswig-Holstcin. Seit 1974 gehörte er der Ratsvcrsammlung in Itzehoe an. Am 9.6.1980 rückte L. über die SPD-Landesliste SchleswigHolstein für den verstorbenen Abgeordneten Lauritz —> Lauritzen in den Bundestag nach, in dem er in der 9. Wahlperiode den Wahlkreis 3 (Steinburg - DithmarschenSUd) vertrat. In der 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß (seit luni 1980), in der 9. Wahlperiode im Ausschuß für Wirtschaft (seit Februar 1981) und im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Februar 1981). Dem Ausschuß für Verkehr gehörte er in der 9. Wahlperiode bis Februar 1981 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (seit Juni 1980) und des Verteidigungsausschusses, in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen (seit Februar 1981). L e u t h e u s s e r - S c h n a r r e n b e r g e r , Sabine, geb. Leutheusser, * 26.7.1951 Minden. Juristin (Rechtsanwältin), Vcrwaltungsbcamtin. L.-S., Tochter eines Rechtsanwalts und Notars, der als Mitglied der CDU Bürgermeister in Minden wurde, studierte nach dem Abitur 1970 Rechtswissenschaften in Göttingen und Bielefeld. 1975 legte sie das Erste, 1978 das Zweite Juristische Staatsexamen ab und war bis 1990 beim Deutschen Patentamt in München auf den Gebieten des gewerblichen Rechtsschutzes, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. 1989 wurde sie Abteilungsleiterin für Personal, Haushalt, Fortbildung und Beschaffung. Zu ihren Aufgaben gehörte es u. a., das Amt für Erfindungen der DDR aufzulösen und in das Deutsche Patentamt einzugliedern. L.-S. ist ehrenamtliche Richterin am Arbeitsgericht München und Beisitzerin am Bundesdisziplinargericht sowie Vorstandsmitglied der Theodor-Heuss-Stiftung und des Vereins „Gegen Vergessen - Für Demokratie e. V." 1978 trat L.-S. in die FDP ein. Sie wurde Vorsitzende des Kreisverbandes Starnberg und Mitglied des Bundesfachausschusses „Innen und Recht" der FDP. Seit 1997 ist sie Mitglied des FDP-Bundespräsidiums, seit Dezember 2000 Landesvorsitzender der FDP in Bayern. Seit 1990 ist L.-S., jeweils über die FDP-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. Von Mai 1992 bis zu ihrem Rücktritt im Januar 1996 war sie Bundesministerin der Justiz. Sic vertrat liberale Positionen in der Frage des „Großen Lauschangriffs", beim Streit um die Reform des Paragraphen 218 und in den Auseinandersetzungen um eine Änderung des Asylrechts. Umstritten war ihre Haltung in der Diskussion um den Einsatz von Bundeswehrsoldaten 1993 in Bosnien, den sie um den Preis eines Koalitionsbruchs mit der C D U / C S U ablehnte. 1995 legte sie einen Gesetzentwurf vor, der Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe stellte, und trat für die Verbesserung der rechtlichen Bedingungen nichtehelicher Lebensgemeinschaften ein. In der 12. Wahlperiode engagierte sich L.-S. als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß (bis August 1992), im Ausschuß für Fremdenverkehr und im Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" (bis August 1992). Sie war Stellvertretendes Mitglied des EG-Ausschusses (bis Oktober 1992) und des Petitronsausschusses (bis Oktober 1992). Dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit gehörte zunächst als Stellvertretendes, von September 1991 bis August 1992 als Ordentliches Mitglied an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied der Enquete-Kommission

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„Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit") sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Mcnschenrechte und humanitäre Hilfe und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Gesundheit an. Im Juni 2001 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion. L.-S. wurde 1995 mit der Hamm-Brttcher-Medaille und 1996 mit dem Paul-Klingcr-Prcis ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Innere Sicherheit. Herausforderungen an den Rechtsstaat. Heidelberg 1994. - Der „große Lauschangriff" - Sicherheit statt Freiheit? In: Zeitschrift für Rechtspolitik 1998, S. 87-91. - Neue Dimensionen des Politischen. In: Zeitschrift für Rcchtspolitik 1999, S. 313-317. LITERATUR: Julia von Blumenthal: Amtsträger in der Parteiendemokratie. Wiesbaden 2001, S. 155-176, 274-280. Gabriele Metzler: L.-S., S. (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 437-443. L e u z e , Eduard, * 24.12.1906 Freudenstein, t 23.10.1973 Reutlingen. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. L., Sohn eines Pfarrers, besuchte nach dem an einem Gymnasium in Tübingen abgelegten Abitur die evangelischtheologischen Seminare in Maulbronn und Blaubeuren, studierte dann Rechtswissenschaft in Berlin, Tübingen und Kiel und wurde 1932 zum Dr. jur. promoviert. Seit 1933 praktizierte er als Rechtsanwalt in Reutlingen. 1939-45 war er Soldat. 1948 wurde er Notar in Reutlingen. Seit 1951 war er Präsidiumsmitglied der Deutschen Anwallskammer, später Mitglied des VW-Aufsichtsrates und des Vorstandes der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz. Er hatte den Vorsitz des Sängerbundes Württcmberg-Hohcnzollcrn innc. L. trat in die FDP ein. 1945 wurde er Mitglied des Gemeinderates in Reutlingen. 1946-52 gehörte er dem Landtag von Württemberg-Hohenzollern an; 1947 wurde er Fraktionsvorsitzender, 1948 Landtagsvizepräsident. Als Mitglied des Landtages wandte sich er gegen die Einrichtung von Konfessionsschulen. 1951 wurde er FDP-Landesvorsitzender, 1956 Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. 1953 war L. Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung, 1956-72 des Landtages von Baden-Württemberg, 1956-60 und 1968/69 FraktionsVorsitzender. 1960-66 war er badenwürttembergischer Wirtschafts mi nister, 1962-66 Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Bundesrat. Wegen parteiinterner Differenzen legte er im Dezember 1969 seine Ämter nieder. Am 21.3.1952 rückte L. für den verstorbenen Abgeordneten Eberhard —>Wildermuth über die FDP-Landesliste Württemberg-Hohenzollern in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Mai 1952), als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Besatzungsrecht und auswärtige Angelegenheiten (Mai 1952 bis Juni 1952) an. L. erhielt 1966 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und den Goldenen Ehrenring des Deutschen Handwerks. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Recht des Versicherungsvertreters nach dem Gesetz zur Änderung des Handelsgesetzbuches. Bonn 1953. NACHLASS: Hauptstaatsarchiv, Stuttgart.

Liedtke Leverkuehn, Paul, * 31.7.1893 Lübeck, f 1.3.1960 Hamburg. Jurist (Rechts an wait, Notar), Diplomat, ev. L., Sohn eines Amtsgerichtsrates, besuchte ein Gymnasium in Lübeck und studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Edinburgh, Freiburg, Münchcn, Berlin, Königsberg und Göttingen, wo er 1922 mit der Arbeit Trusts und Kartelle im Rechtsleben Englands, Amerikas und Deutschlands zum Dr. jur. promoviert wurde. 1914-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919-22 war er Referendar am Reichsausgleichsamt in Lübeck, 1922/23 Referent des deutsch-englischen Schiedsgerichts und der Amerikastelle des Auswärtigen Amtes, 1923-25 Referent bei der Staatsvertretung der deutsch-amerikanischen gemischten Kommission in Washington. 1925-28 betätigte sich L. im Bankgeschäft und war Vizepräsident der American & Continental Corporation in New York. 1928-30 war er Eigentumskommissar an der Deutschen Botschaft in Washington, 1930-46 Rechlsanwalt und Notar in Berlin. Im Zweiten Weltkrieg gehörte L. 1939-44 dem Oberkommando der Wehrmacht an. 1940 ernannte man ihn für kurze Zeit zum Konsul in Täbris (Iran), bevor er 1941 im Auftrag des Auswärtigen Amtes eine Mission in Paris erfüllte. 1941-44 wurde L. als Assistent des Militârattachés in der Türkei und Leiter der dortigen Außenstelle der Abwehr eingesetzt. 1944 wurde Vorstandsbevollmächtigter der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG. 1946/47 bei der Reichsbankleitstelle Hamburg tätig, ließ sich L. 1947 in Hamburg als Rechtsanwalt nieder. 1948 war er Verteidiger im OKW-Prozeß in Nürnberg und 1949 im Manstein-Prozeß in Hamburg. L. Schloß sich der CDU an. 1949 wurde er Vorsitzender der Europa-Union Hamburg, 1954 Präsident der dcutschcn Europa-Union. 1951 gehörte er der deutschen Delegation zur Londoner Schuldenkonferenz an. 1957-60 war er Präsident des Instituts für Asienkunde in Hamburg. 1953 und 1957 wurde L. über die Landesliste Hamburg in den Bundestag gewählt. In der 2. und 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten, in der 3. Wahlperiode im Außenhandelsausschuß mit. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung und des Ausschusses für Geld und Kredit. 1958/59 saß L. auch im Europäischen Parlament, wo er 1959 Vorsitzender des Ausschusses für Geschäftsordnung wurde. L. erhielt das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Posten auf ewiger Wache. Essen 1938. - Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Hamburg 1947,21948. - Hrsg.: Wirtschaftliche Bestimmungen in Friedensverträgen. Hamburg 1948. - Verteidigung Manstein. Hamburg 1950. - Beobachtungen auf einer Weltreise. Hamburg 1955. - Der geheime Nachrichtendienst der deutschen Wehrmacht im Kriege. Frankfurt am Main 1957, 3 1960. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz. Lewering, Eckhart, * 23.10.1943 Graal-Müritz. Funkmechaniker, Elektroingenieur, leitender Angestellter, ev. Nach dem Besuch der Oberschule in Rostock durchlief L. 1962-65 eine Lehre als Funkmechaniker, arbeitete seitdem in seinem Beruf und wurde 1974 Projektant für Nachrichtentechnik. 1975 Schloß er ein Fernstudium als Ingenieur für Elektrotechnik an. 1990 wurde er Technischer Leiter im Gesundheitswesen, 1996 Geschäftsführer des Landesverbandes der Privatkrankenanstalten Sachsen-Anhalt. L. gehört dem Aufsichtsrat der Kurbetriebsgesellschaft mbH, Bad Kösen, und dem Aufsichtsrat der Wohnungsverwaltung Bad Kösen an. Er ist Vorsitzender des Abwasserzweckverbandes Bad Kösen, und Mitglied des Betriebsausschusses

des Kreiskrankenhauses Naumburg und Zeitz, Naumburg. 1993 trat L. in die SPD ein. 1994 wurde er Vorsitzender des Ortsvereins Bad Kösen, stellvertretender Vorsitzender des Kreis Verbandes Zeitz/Naumburg/Nebra, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat Bad Kösen und Mitglied des Kreistages Burgenlandkreis. Seit 1998 vertritt L. den Wahlkreis 294 (Zeitz - Hohenmölsen - Naumburg - Nebra) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses und der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin". Lieberoth, Immo, * 16. 10.1929 Leipzig. Agrarwissenschaftler, ev. L. besuchte eine Fachschule für Landwirtschaft, wurde 1949 staatlich geprüfter Landwirt in Meißen, erwarb 1953 das Diplom und wurde 1955 in Leipzig mit der Arbeit Die vorzeitige Ertragsermittlung bei Getreide unter besonderer Berücksichtigung der Drillreihen-Methode zum Dr. agr. promoviert. 1965 habilitierte er sich und war bis 1978 wissenschaftlicher Abteilungsleiter und stellvertretender Direktor des Instituts für Bodenkunde in Eberswalde. 1978-80 arbeitete er im Forschungszentrum für Bodenfruchtbarkeit Müncheberg. 1990 wurde er Vorsitzender der Bodenkundlichen Gesellschaft der DDR e. V., 1991 Vorstandsmitglied der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft. In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat L., seit 1948 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 274 (Eberswalde - Bernau Bad Freienwalde) im Bundestag. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichcrheit an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (seit Juni 1992 Ordentliches Mitglied) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (von September 1991 bis November 1993). VERÖFFENTLICHUNGEN: Bodenkunde, Bodenfruchtbarkeit. Berlin 1964, 21969. - Mit Ernst Ehwald und Walther Schwanecke: Zur Systematik der Böden der Deutschen Demokratischen Republik besonders im Hinblick auf die Bodenkartierung. Berlin 1966. - Kennzeichnung und Beschreibung landwirtschaftlich genutzter Standorte in der Deutschen Demokratischen Republik. Eberswalde 1967. - Wichtige Bodenformen in den Mittel- und Nordbezirken der Deutschen Demokratischen Republik und das Problem ihrer landwirtschaftlichen Kennzeichnung. Berlin 1969. Liedtke, Karl, * 10.3.1925 Bochum. Grund- und Hauptschullehrer, ev. L., Sohn eines Hafenmeisters, besuchte nach der Volksschule das Internat der Lehrerbildungsanstalt in Dortmund, aus der er 1943 aus disziplinarischen Gründen entlassen wurde. 1943-45 nahm er als Flugzeugführer am Zweiten Weltkrieg teil und wurde 1946 Volksschullehrer. 1949 legte er das Zweite Staatsexamen ab und war Mitbegründer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Bochum. 1960 wurde er Rektor an einer Volksschule, später Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft demokratischer Bildungswerke und stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Bundeszentrale für politische Bildung. 1946 trat L. in die SPD ein. 1956-70 war er Mitglied des Stadtrates in Bochum, 1959-70 Vorsitzender der SPDFraktion. 1970-87 gehörte er dem SPD-Parteirat an. In der 5.-10. Wahlperiode (1965-87) vertrat L. den Wahlkreis 117 bzw. 110 (Bochum bzw. Bochum I) im Bundestag. 1972-76 war er Vorsitzender des SPD-Arbcitskrciscs „Inneres, Bildung, Forschung und Technologie". 1972-83 gehörte er dem Fraktionsvorstand an, in dem er 1976-83 als Stellvertreter Herbert —> Wehners für die Innenpolitik zuständig war.

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Liehr 1983-87 saß er dem Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen vor. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik. Dem Innenausschuß gehörte er in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 6.-10. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 6. und 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung mit. Dem Wahlprüfungsausschuß gehörte er in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 7. Wahlperiode (bis Dezember 1974) als Ordentliches Mitglied an. In der 7.-9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. 1987 verzichtete L. aus Altersgründen auf eine erneute Bundestagskandidatur. D E P O S I T U M : Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbcrt-Stiftung, Bonn. Liehr, Harry, * 15.5.1927 Berlin. Betonbauer, Gewerkschaftsfunktionär, ev. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief L. cinc Lehre als Betonbauer und war als Facharbeiter, Polier und Ausbildungsleiter bei der Heranbildung von Lehrlingen tätig. Er studierte Wirtschaft, Soziologie und Philosophie am Fircroft College in England und an der Harvard University in den USA. Seit 1945 gewerkschaftlich organisiert, wurde er 1951 Leiter der Abteilung Jugend und Berufsausbildung sowie des Referats Handwerk im Deutschen Gewerkschaftsbund. 1951-62 war er Vorsitzender der Berliner Gewerkschaftsjugend. 1952 übernahm er den Vorsitz, des Jugendaufbauwerks Berlin und war bis 1962 Vertreter Berlins im Aktionsausschuß und Kuratorium beim Bundesminister für Familicnund Jugendl'ragen zwecks Beratung der Bundesregierung in Jugendangelegenheiten. 1949 trat L. in die SPD ein. Er wurde Mitglied des Landesvorstandes. 1958-61 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin; er gehörte dem Fraktionsvorstand an, hatte den Vorsitz des parlamentarischen Jugendausschusses inne und war Fraktionssprecher. 1971 wurde er Senator für Arbeit und Soziales in Berlin. Am 11.1.1962 rückte L. als Vertreter Berlins für den ausgeschiedenen Abgeordneten Klaus —> Schütz in den Bundestag nach, dem er bis zur Niederlegung des Mandats am 16.7.1971 angehörte. In der 4. und 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit, in der 5. Wahlperiode dem Innenausschuß und in der 6. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. 1962 wurde er Präsident der Deutsch-Japanischen Parlamentariergruppe. Lietz, Ursula, geb. Höhrath, * 19.6.1940 Wuppertal. Medizinisch-technische Assistentin, ev. Nach dem Besuch des Gymnasiums legte L. 1960 das Staatsexamen als medizinisch-technische Assistentin an der Universität Düsseldorf ab. 1960-61 und 1966-70 folgten Studienaufenthalte in Kanada und den USA, u. a. mit Weiterbildung und Examen in medizinischer Technologie an der University of Michigan (1967/68). Danach arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin in der Pharma-Industrie, 1970-98 als wissenschaftliche Assistentin im Forschungszentrum der Bayer AG (Wuppertal), davon 1970-81 im Institut für Pathologie-Histologie und 1981-98 im Institut für Klinische Pharmakologie International. 1994-98 war L. Vorsitzende des Aufsichtsrates der Klinikum Wuppertal GmbH. Sie wurde Mitglied des Krankenhausbeirates der Stadt Wuppertal und des Verwaltungsrates der

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Stadtsparkasse Wuppertal. 1998 übernahm sie den Kreisvorsitz der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in Wuppertal. L. gehört dem Presbyterium der evangelisch-reformierten Gemeinde in Wuppertal-Cronenberg an. 1983 trat L. in die CDU und in die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft ein. 1984-92 war sie Vorsitzende der Frauen-Union Wuppertal, 1986-92 des Bezirks Bergisches Land. 1984-98 gehörte sie dem Stadtrat in Wuppertal an, 1991-98 als Fraktionsvorsitzende. 1991-99 war sie Rreisvorsitzende der Kommunalpolitischen Vereinigung Wuppertal. 1991 wurde sie Mitglied des Kreis Vorstandes der CDU Wuppertal, 1997 stellvertretende Vorsitzende der CDU im Bezirk Bergisches Land. 1998 wurde L. über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Limbach, Editha, * 1.2. 1933 Berlin. Journalistin, Redakteurin, kath. L. studierte Geschichte und Sozialwissenschaften in Bonn und New York und war als Journalistin und Redakteurin tätig. Seit 1960 gehört sie der CDU an und war 1970-88 stellvertretende CDU-Kreisvorsitzcnde. 1989 wurde sie stellvertretende Bezirksvorsitzende. 1975-90 war sie Ratsmitglied und stellvertretende Fraktionsvorsitzende in Bonn. 1987 wurde L. über die CDU-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt, in dem sie in der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) den Wahlkreis 63 (Bonn) vertrat. In der 11. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß, im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung sowie im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit (von Mai 1989 bis Oktober 1990). In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des EG-Ausschusses (seit Januar 1992) und des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992), in der 12. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Gesundheit, des Ältestenrates und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 11. und 12. Wahlperiode dem Innenausschuß, in der 12. (seil Oktober 1992) und 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft an. D E P O S I T U M : Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Linde, Jürgen, * 7.2.1935 Braunschweig. Jurist, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verwaltungsbcamtcr. L., Sohn eines Rechtsanwalts, besuchte bis zum Abitur 1956 ein Gymnasium in Braunschweig und studierte Rechtswissenschaft in Freiburg, Berlin und Göttingen. 1961 legte er das Erste Juristische Staatsexamen ab und war 1962-69 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Völkerrecht der Universität Göllingen, wo er zeitweise die Leitung der Abteilung für internationales und europäisches Wirtschaftsrecht innehatte. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1966 wurde er 1968 mit der Arbeit Außenwirtschaftsgesetz und zwischenstaatliche Vereinbarungen zum Dr. jur. promoviert. 1969/70 war er zunächst Regierungsassessor, dann Oberregierungsrat im Regierungspräsidium von Hildesheim, 1970-72 bei der Oberkreisdirektion des Landkreises Zellerfeld, 1972-76 Direktor der Samtgemeinde Oberharz, 1983-89 Oberstadtdirektor in Gelsenkirchen und danach bis 1991 Geschäftsführer des Abfallentsorgungs- und Altlastensanierungsverbandes Nordrhein-Westfalen in Haltingen. Bis 1999 hatte er den Aufsichtsratsvorsitz der Projektplanungsgesellschaft Schönefeld inne. 1999 wurde er Vorsitzender des Tourismusverbandes Brandenburg.

Lindrath 1963 trat L. in die SPD ein. 1976 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Goslar, 1983 Mitglied des Vorstandes des SPD-Bezirks Braunschweig. 1990-99 war er Leiter der Brandenburgischen Staatskanzlei. In der 8. und 9. Wahlperiode (1976-83) vertrat L. den Wahlkreis 47 (Goslar) im Bundestag, in den er 1983 über die SPD-Landesliste Niedersachsen gewählt wurde. 1981-83 war er Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion. In der 8. und 9. (bis Februar 1981) Wahlperiode engagierte sich L. als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß. Dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung gehörte er in der 8. und 9. Wahlperiode bis Februar 1981 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied, dem Wahlprüfungsausschuß in der 8. Wahlperiode als Ordcntlichcs, in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschalt (bis Oktober 1982) und in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordcntlichcs Mitglied im Auswärtigen Ausschuß mit. Am 10.11.1983 schied L. aus dem Bundestag aus. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Die Bundesrepublik Deutschland. Köhl 1993. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Lindeiner-Wildau, Hanns-Gero von, * 11. 3.1912 Görlitz, t 5.1.1984 Bonn. Diplomforstwirt, Forstmeister, ev. L.-W., Sohn des Reichstagsabgeordneten Hans-Erdmann von Lindeiner-Wildau, legte nach dem Besuch eines Reform-Realgymnasiums 1932 die Reifeprüfung ab, studierte Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Heidelberg und Schloß ein praktisches Lehrjahr an. Anschließend studierte er Forstwissenschaften an der Forstlichen Hochschule Eberswalde und wurde 1939 Diplomforstwirt und Forstreferendar. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 befand er sich fünf Wochen in Haft. Nach Kriegsende arbeitete er im Forstvcrwaltungsdienst, legte 1946 die Staatsprüfung als Forstassessor ab und wurde 1951 Forstmeister. 1948 trat L.-W. in die CDU ein. 1949-54 war er zweiter Vorsitzender seiner Partei in Münster-Land und Mitglied des Fachausschusses der Landschaftsversammlung WestfalenLippe. L.-W. gehörte dem Kreistag Münster-Land an, war stellvertretendes Mitglied des Kreisausschusses und wurde Gemeinderat in Wolbek. Am 8.9.1959 rückte L.-W. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Heinrich -^>Lübke in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 3. Wahlperiode 1961 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (von Oktober 1959 bis April 1960) und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Oktober 1959). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Außenhandelsausschuß (seit April I960) und dem Ausschuß für Verteidigung (seit Juni 1960) an. Lindenberg, Heinrich, * 2.10.1902 Berlin, t 17.11.1982. Jurist (Richter, Rechtsanwalt), ev. Nach dem Abitur 1923 studierte L. Rechtswissenschaft an den Universitäten München, Berlin und Göttingen und wurde - nach dem Assessorexamen - 1931 zum Dr. jur. promoviert. 1932 Richter in Hannover und Burgdorf, wurde er im selben Jahr selbständiger Rcchtsanwalt und 1955 Notar am Landgericht Hannover. L.s anwaltliche Tätigkeit erstreckte sich vor allem auf industrielle und wirtschaftliche Fragestellungen. 1934-45 gehörte er als Vorstandsmitglied

der Braunkohle Benzin AG an, nach Kriegsende dem Vorstand der Gewerkschaft Wintershall. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat L., seit 1950 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 53 (Harz) im Bundestag, in den er am 29.9. 1967 über die CDU-Landesliste Niedersachsen für den verstorbenen Abgeordneten Hans-Christoph —KSccbohm nachrücktc. Als Ordcntlichcs Mitglied engagierte er sich der 2. Wahlperiode im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (bis Februar 1954), im Ausschuß für Geld und Kredit und im Ausschuß gem. Art. 15 des GG. Dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gehörte er von Februar bis Mai 1954 als Ordentliches, anschließend bis Januar 1957 als Stellvertretendes Mitglied an. Er war Vorsitzender des Unterausschusses „Kriegsfolgenschlußgesctz", des Unterausschusses „Koordinierungsla'cis Notstandsgebiete" des Unterausschusses zur Drucksache 427 (Übernahme von Zinsen für Ausgleichsforderungen durch Bundespost und Bundesbahn) sowie des Unterausschusses „Pfandbriefanstalt". In der 3. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Wirtschaftsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an und war Vorsitzender des Unterausschusses „Spar-Prämiengesetz". In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit (seit Oktober 1967). 1958-61 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. Lindrath, Hermann, * 29. 6.1896 Eislcbcn, f 27.2.1960 Mannheim. Bankkaufmann, Betriebswirt, Vcrwaltungsbcamter, Steuerberater, leitender Angestellter, ev. L. besuchte 1902-06 die Bürgerschule, seit 1906 das LutherGymnasium in Eisleben und nahm nach dem Abitur im August 1914 als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Aus französischer Gefangenschaft zurückgekehrt und 1920 als Unteroffizier aus der Armee entlassen, studierte er bis 1922 Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Halle und wurde daneben zum Bankkaufmann ausgebildet. 1923 mit der Arbeit Die bergrechtliche Gewerkschaft und Aktiengesellschaft als Untemehmungsforinen im Bergbau zum Dr. rer. pol. promoviert, war er bis 1926 bei verschiedenen Banken in Halle im Devisen- und Effektenhandel tätig und trat 1927 in die Stadtverwaltung von Halle ein, wo er mit der Neuorganisation der Städtischen Betriebe betraut und an der Gründung der Werke der Stadt Halle AG beteiligt war. 1930 wurde er Leiter der Städtischen Stcucrvcrwaltung und war 1939-41 Stadtobcrverwaltungsrat, 1941-45 Beigeordneter im Stadtrat. Außerdem war L. 1925-45 Dozent an der Handelshochschule, 1933-45 auch an der Universität Halle sowie 1930-35 Dozent an der Mitteldeutschen Verwaltungs- und Sparkassenschule. Von Mai bis Oktober 1945 Stadtkämmerer, war L. danach bis 1951 als freiberuflicher Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Halle tätig und ging - mehrfach durch die sowjetischen Behörden inhaftiert - Anfang Juni 1951 in die Bundesrepublik, wo er im selben Jahr Prokurist bei der Portland-Zementwerke AG in Heidelberg wurde. 1928-33 Mitglied der DVP, beantragte L. 1938 die Aufnahme in die NSDAP und trat 1945 der CDU bei. Bis 1948 war er Leiter des Wirtschaftsausschusses und Mitglied des Finanz-, Handwerks- und Versicherungsausschusses sowie des Ausschusses für Handel und Versorgung des CDULandesverbandes Sachsen-Anhalt. 1952 wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU in Heidelberg und gehörte 1956-60 dem Bundesvorstand der Partei an. Von 1953 bis zu seinem Tod vertrat L. den Wahlkreis 180 (Mannheim-Land) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Finanz- und Sleuerfragen sowie dem Ausschuß für Heimatvertriebene (Februar/März 1954, danach als Stellvertretendes Mitglied), als Stellvertretendes Mitglied dem Haus-

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Link haltsausschuß an. Als Kompromißkandidal sowohl konfessionelle wie regionale Parität gewährleistend, übernahm L. am 28.10. 1957 im dritten Kabinett —> Adenauer das neue, aus dem ERP-Ministerium hervorgegangenen Bundesministerium für den wirtschaftlichen Besitz des Bundes. Schwerpunkt seiner Tätigkeit als „Schatzminister" war die BerlinFörderung und vor allem die Privatisierung des Volkswagenwerks und der Preussag mittels sogenannter Volksaktien, die jedoch erst von Hans —>Wilhelmi als Nachfolger des im Amt verstorbenen L. vollendet wurden. Link, Helmut, * 6.2.1927 Frankfurt am Main. Elektromechaniker, kath. Nach dem Besuch der Volksschule ließ sich L. zum Elektromechaniker ausbilden. 1944/45 leistete er Reichsarbeitsund Wehrdienst. Seit 1944 arbeitete er als Versuchsmechaniker bei Siemens in Frankfurt am Main, wurde 1947 Mitglied der IG Metall und gehörte 1953-75 dem Betriebsrat an. 1954 wurde L. Mitglied der Sozialausschüsse und Kreisvorsilzender der Christlich-Demokratischen Arbeilnehmerschaft (CDA). Er gehörte dem hessischen CDA-Landesvorstand und dem Bundesvorstand der Sozialausschüsse an. 1957 trat er in die CDU ein. 1963 wurde er Mitglied des Kreisvorstandes und Mitglied des CDU-Bundesausschusses für Wohnungs- und Städtebau. 1960-69 war er Stadtverordneter in Frankfurt am Main, 1964-69 Mitglied des Vorstandes der CDU-Fraktion. In der 6.-11. Wahlperiode (1969-90) gehörte L. dem Bundestag an. 1969, 1972 und 1976 wurde er über die CDULandesliste Hessen, danach mit einem Direktmandat des Wahlkreises 140 (Frankfurt am Main III) gewählt. In der 6. Wahlperiode engagierte sich L. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen, in der 7.-11. Wahlperiode im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Oktober 1990). In der 6.-9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. Er gehörte in der 9. Wahlperiode (seit Oktober 1982) als Stellvertretendes, in der 11. Wahlperiode (bis Oktober 1990) als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit Oktober 1982), in der 10. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft (bis November 1985). Link, Walter, * 21.7.1937 Siegen. Former, Diakon, Sportlehrer, Erzieher, ev. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte L. den Beruf des Formers. An der Diakoncnanstalt Nazareth in Bethel (Bielefeld) ließ er sich zum Diakon, an der Deutschen Sporthochschule Köln zum staatlich anerkannten Sportlehrer und am Stephanstift in Hannover zum staatlich anerkannten Erzieher ausbilden. 1968-78 war er Mitarbeiter der von Bodclschwinghschen Anstalten. 1974 wurde L. stellvertretender Vorsitzender, später Vorsitzender des Kreissportbundes Diepholz. Er ist Mitglied des Vorstandes der Stiftung für christlich-soziale Politik und Bildung, Königswinter. 1956 trat L. in die CDU ein. 1973 wurde er Vorsitzender des CDU-Kreis Verbandes Diepholz, 1989 stellvertretender Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft in Deutschland. 1990-98 war er stellvertretender Vorsitzender der CDU in Niedersachsen. 1976 wurde L. Mitglied des Kreistages des Landkreises Diepholz, 1981 Ratsherr in Kirchdorf. 1978-83 war er Mitglied des Niedersächsischen Landtages und Sprechcr für Soziales und Gesundheit der CDU-Fraktion. Tn der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) vertrat L. den Wahlkreis 28 (Diepholz) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landcslistc Nicdcrsachscn gewählt wurde. 1987-92

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war er Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuß für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, 1992-94 Vorsitzender des Ausschusses für Familie und Senioren. Seit 1994 ist er Vorsitzender der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik". In der 10. und 11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit, in der 12. Wahlperiode im Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens" und in der 13. Wahlperiode im Sportausschuß, im Gesundheitsausschuß sowie im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. In der 10.-12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an, in der 13. Wahlperiode der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit". In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Sportausschusses. Linnert, Fritz, * 28. 1.1885 Günzenhausen, t 27.10.1949 Nürnberg. Zahnarzt. L. lebte als Zahnarzt in Nürnberg. Er war bis 1933 Vorsitzender der Reichsvereinigung der Dentisten und Präsident der Zahnärzlekammer von Bayern. Bis 1933 Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei, war er nach Kriegsende Mitbegründer der FDP in Nürnberg. 1946 wurde er Vorsitzender des FDP-Ortsvereins Nürnberg, 1947 stellvertretender Landesvorsitzender. 1949 übernahm er den Vorsitz des Verbandes der deutschen Zahnärzte in Nürnberg. 1946-49 gehörte er dem Bayerischen Landtag als Fraktionsvorsitzender an. Im August 1949 wurde L. über die FDP-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. Linsmeier, Josef, * 17.9.1944 Haar (Landkreis München). Verwaltungsbeamter, Jurist (Rechtsanwalt), Verlagsleiter, kath. Nach der Mittleren Reife ließ sich L. 1962-65 zum Regierungsinspektor ausbilden und arbeitete anschließend zwei Jahre im gehobenen Verwaltungsdienst. Parallel dazu holte er das Abitur nach und studierte Rechtswissenschaft in München und Bonn. 1968-70 war er politischer Bildungsreferent beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend in Bayern, 1970-74 Assistent des Bundestagsmitglieds Albert —> Probst. 1974 legte er das Erste, 1979 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1974-79 war L. Verlagsleiter eines juristischen Fachverlags. 1979 wurde er Rechtsanwalt. L. war Mitglied des Vorstandes des Recycloplast AG, Neukolbing. Seit 1967 Mitglied der Jungen Union, trat L. 1968 in die CDU ein. Er war vier Jahre Kreisvorsitzender der Jungen Union. 1972 wurde er Mitglied des Gemeinderates und des Kreistages und war 1978-80 zweiter Bürgermeister. In de 9.-11. Wahlperiode (1980-90) vertrat L. den Wahlkreis 208 (München-Land) im Bundestag. In der 9. Wahlperiode war er Vorsitzender der Enquete-Kommission „Neue Informations- und Kommunikationstechniken". In der 9. und 10. Wahlperiode (bis Juni 1984) arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß, in der 9.-11. Wahlperiode im Ausschuß für das Post- und Fcrnmcldcwescn und in der 11. Wahlperiode im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit Mai 1989) mit. Dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau gehörte er in der 9. Wahlperiode zunächst als Stellvertretendes, seit Oktober 1982 sowie in der 10. Wahlperiode als Ordentliches, in der 11. Wahlperiode seit September 1989 erneut als Stellvertretendes Mit-

Lippmann glied an. Er war in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes (seit November 1983), in der 11. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie. In der 11. Wahlperiode gehörte L. als Stellvertretendes Mitglied auch dem Innenausschuß an (bis Oktober 1990). Lintner, Eduard, * 4.11.1944 Marktlangendorf (Kr. Sternberg, Sudctcnland). Jurist (Rechtsanwalt), Verwallungsbeamter, kath. L., Sohn eines Forstbeamten, der 1955 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte und 1956 starb, besuchte die Obcrrcalschulc. Seit 1966 studierte er an der Universität Würzburg und legte 1971 die Erste, 1973 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1974 trat L. in die Innere Verwaltung des Freistaates Bayern ein und war bis Oktober 1976 Regierungsrat bei der Regierung von Unterfranken in Würzburg und im Landratsamt Kitzingen. Im April 1981 wurde er Rechtsanwall in Bad Neustadt an der Saale. L. ist Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft und des Christlichen Gewerkschaftsbundes. 1988-94 war er Vorsitzender der Union der Vertriebenen. 1997 wurde er Vorsitzender des Bezirksverbandes Unterfranken des Bayerischen Roten Kreuzes. 1962 trat L. der Jungen Union Bayerns und der CSU bei. Während seiner Studienzeit gehörte er dem Allgemeinen Studentenausschuß an und war stellvertretender Vorsitzender. 1969-71 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Würzburg-Land, 1972-79 Mitglied des Landesvorstandes der CSU. 1978 wurde er Mitglied des Kreisvorstandes der CSU Bad Kissingen und stellvertretender Vorsitzender des CSUBezirksverbandes Unterfranken. 1976 wurde L. über die CSU-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt, in dem er seit 1980 den Wahlkreis 234 (Bad Kissingen) vertritt. Von November 1982 bis 1990 hatte er den Vorsitz der Arbeitsgruppe Deutschlandpolitik und Berlin-Fragen der CDU/CSU-Fraktion inne und sprach sich für eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten innerhalb der Grenzen von 1937 aus. Von Januar 1991 bis Oktober 1998 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern. Seit August 1992 zusätzlich Beauftragter der Bundesregierung für Drogenfragen, verteidigte er die polizeilich-strafrechtlichen Grenzen der Drogenbekämpfung und lehnte eine Freigabe weicher Drogen ab. In der 8. Wahlperiode engagierte sich L. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Mai 1977) und im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 8.-11. Wahlperiode im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (seit Mai 1977) und in der 11. Wahlperiode im Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990). In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß (bis April 1977), in der 9. und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen, in der 10. Wahlperiode dem Haushallsausschuß (seit Juni 1984) und in der 11. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß (seit Mai 1989) an. In der 14. Wahlperiode ist L. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er auch der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung an. Lippelt, Helmut, * 24.3. 1932 Celle. Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lehrer. Nach dem Abitur 1950 studierte L. Geschichte, Philosophie und Germanistik in München, Erlangen und Göttingen,

arbeitete 1955-65 in der Geschäftsführung der väterlichen Landhandelsfirma und wurde 1966 in Göttingen mit der Arbeit Thietmar von Merseburg als Reichsbischof zum Dr. phil. promoviert. 1965-70 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Geschichte in Mainz und hielt sich 1970-72 zu Archivsludien in London auf. 1972 ging er als Historiker nach Hannover und wurde 1974 Gemeinschaftskundelehrer. 1964-77 war L. Mitglied der SPD. 1978 gehörte er zu den Begründern der Grünen Liste Umweltschutz. Bis zu deren Verschmelzung mit der Partei Die Grünen war er ihr Vorsitzender. 1980/81 und 1991/92 gehörte er dem Bundesvorstand der Grünen, 1993/94 dem Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen an. 1982-85 war er Mitglied des Landtages von Niedersachsen. 1987 wurde L. über die Grünen-Landcsliste Niedersachsen, 1994 und 1998 über die Landesliste Niedersachsen von Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag gewählt. 1988/89 war er einer der drei Fraktionssprecher. In der 11. und 13. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an (bis Februar 1998, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis April 1988), des Haushaltsausschusses (bis April 1988) und des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (seit Mai 1989), in der 11. (von August 1987 bis Februar 1989) und 13. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der Europäischen Union mit. In der 14. Wahlperiode ist L. Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, der Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung an. Lippmann, Heidi, * 2.4. 1956 Göttingen. Fremdsprachenkorrespondentin. L. besuchte 1966-72 die Pcrsonn-Rcalschulc in Göttingen, nach der Mittleren Reife 1972-74 das dortige Fremdsprachen- und Dolmelscherinstilut und wurde Korrespondentin der englischen und französischen Sprache. 1975-77 arbeitete sie an den Universitätskliniken in Göttingen, 1977-87 an der Pädagogischen Hochschulc Niedersachsen, Abteilung Göttingen, seit 1978 im Fachbereich Erziehungswissenschaften. 1983 erwarb sie die fachgebundene Hochschulreife und wurde später Angestellte im Fremdsprachendienst der Universität Göttingen. L. ist Vorsitzende von Prison Watch International, Göttingen, und von Prisoners' Care International, Göttingen. 1989-98 war L. Mitglied der Partei Die Grünen bzw. von Bündnis 90/Die Grünen. 1989-91 gehörte sie dem Kreisvorstand Northeim-Einbeck, 1991-93 dem Landesvorstand Niedersachsen an. 1994-98 war sie Mitglied des Niedersächsischen Landtages. 1998 wechselte sie zur PDS. 1998 wurde L. über die PDS-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und des Unterausschusses Vereinte Nationen des Auswärtigen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Auswärtigen Ausschuß an. Sie ist Mitglied der Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung der NATO.

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Lippold Lippold, Klaus W„ * 14.2.1943 Bochum. Diplomvolkswirl, Verbandsfunktionär, kalh. L. besuchte bis zum Abitur 1962 das Gymnasium in Plettenberg, studierte Volks- und Betriebswirtschaft in Köln und Schloß das Studium 1967 als Diplomvolkswirt ab. Bis 1972 am Institut für Einkommcnspolitik und soziale Sicherung in Köln tätig, wurde er Referent im Verein deutscher Maschinen- und Anlagenbau, 1977 Geschäftsführer in der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände und der Landesvertretung Hessen des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Er ist auch Geschäftsführer des Industrieverbandes Kunststoffbahnen, Frankfurt am Main, und der Landesvertretung Hessen des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Frankfurt am Main. Er gehört dem Vorstand des Rationalisicrungs-Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft in Eschborn an. 1969 trat L. der CDU und der Jungen Union bei. 1974-77 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union in OffenbachLand. 1978 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der CDU Hessen, 1982 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Offenbach-Land. Seit 1972 ist er Stadtverordneter in Dietzenbach. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) vertrat L. den Wahlkreis 142 (Offenbach) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landesliste Hessen gewählt wurde. Seit 1990 ist er Vorsitzender der Landesgruppe Hessen der CDU/CSUFraktion. 1987-93 war er Obmann im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 1990-94 Vorsitzender der Enquete-Kommission „Schulz der Erdatmosphäre" und 1994-99 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit der CDU/CSU-Fraktion. 1999 wurde L. stellvertretender Vorsitzender der CDU/ CSU-Fraktion. In der 10.-12. Wahlperiode gehörte L. als Ordentliches Mitglied (seit Oktober 1983), in der 13. Wahlperiode (seit September 1997) als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. In der 10. Wahlperiode war er Ordentliches (bis Dezember 1983, danach Stellvertretendes), in der 11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Forschung und Technologie an (bis Dezember 1983). In der 10.-13. Wahlperiode engagierte sich L. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (in der 10. Wahlperiode seit Juni 1986), dem er in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und der Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland an. Lischewski, Manfred, * 2.9.1940 Königsberg. Chemielaborant, Diplomchemiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, ev. Nach einer Lehre als Chemielaborant (1957-60) in Buna legte L. 1961 das Abitur ab, studierte Chemie an der MartinLuther-Universität Halle Schloß das Studium 1966 als Diplomchemiker ab. Anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Halle tätig, wurde er dort 1970 mit der Dissertation Beiträge zur Chemie der Alkylidenphosphorane promoviert und arbeitete seit 1972 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biochemie der Pflanzen in Halle, wo er sich 1981 mit der Arbeit Synthese von strukturmodifizierten und tritiummarkierten Gibberellinen habilitierte. L. ist Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Entwicklungsdienst gGmbH.

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In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat L„ seit 1990 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 292 (HalleNeustadt - Saalkreis - Kothen) im Bundestag, in den er 1998 über die CDU-Landeslistc Sachsen-Anhalt gewählt wurde. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Oktober 1993). In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Techniklblgenabsehätzung, in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. 1994-98 war L. Vorsitzender des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dessen Ordentliches Mitglied er seit 1998 ist. In der 14. Wahlperiode gehört er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. Lockmann, Gertrud, geb. Buschow, * 29.4.1895 Hamburg, f 10.9.1962 Hamburg. Angestellte. L. machte eine kaufmännische Lehre. 1912 wurde sie Mitglied der SPD und hielt Kurse im Arbeiterbildungswesen und an der Volkshochschule. 1926-29 war sie Bezirks Vorsitzende in Hamburg-Uhlenhorst, leitete dann mit ihrem Ehemann ein Genesungsheim der Betriebskrankenkasse in Goslar und wurde dort 2. Vorsitzende der SPD. 1933 aus politischen Gründen entlassen, arbeitete sie als Buchhalterin und Stcuergchilfln. Nach dem Zweiten Weltkrieg war L. Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und Mitglied des SPD-Landesvorstandes. Am 28.11.1950 rückte L. über die SPD-Landesliste Hamburg für den verstorbenen Abgeordneten Erich —»Klabunde in den Bundestag nach, dem sie auch in der 2. Wahlperiode (1953-57) mit einem Mandat der Landcsliste Hamburg angehörte. In der 1. Wahlperiode engagierte sie sich von Juli 1951 bis März 1953 als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen. Dem Gesundheitsausschuß gehörte sie in der 1. Wahlperiode (seit Juni 1951) als Ordentliches, in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses (von April bis Oktober 1951), in der 1. und 2. Wahlperiode des Haushaltsausschusscs (von Mai 1951 bis März 1953). In der 2. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Besatzungsfragen (bis April 1954) und im Finanzsteucrausschuß mit. Löbbert, Josef, * 26. 5.1916 Gelsenkirchen, f 22. 2.1996 Gelsenkirchen. Glasschneider. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief L. seit 1932 eine Lehre als Glasschneider bei der Deutschen LibbeyOwens-Gesellschaft. 1936/37 leistete er Arbeitsdienst und nahm 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil. Aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, besuchte er verschiedene Kurse beim Volksbildungswerk sowie an Gewerkschaftsund Volkshochschulen. L. war Mitglied des Aufsichtsrates der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen und der Neue Heimat Westfalen - Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft mbH. Er gehörte dem Verwaltunsgbeiral beim Wasserwerk für das nördlich-westfälische Kohlenrevier und der VEW Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG an. 1946 trat L. in die SPD ein. 1954 wurde er Mitglied des Vorstandes im Unterbezirk Gelsenkirchen. Seit 1956 war er Mitglied des Rats der Stadt Gelsenkirchen, 1963-69 Fraktionsvorsitzender und seit 1969 Oberbürgermeister von Gelsenkirchen.

Löbe In der 5.-7. Wahlperiode (1965-76) vertrat L. den Wahlkreis 97 (Gelsenkirchen I) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß. Dem Petitionsausschuß gehörte er in der 5. Wahlperiode als Ordcntlichcs, in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen und des Ausschusses für Arbeit, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen (bis Februar 1971). L ö b e , Karl, * 4. 6.1911 Charlottenburg (heute zu Berlin), t 2 4 . 2 . 1 9 9 3 Bremen. Jurist, Syndikus, ev. L. besuchte das Humanistische Gymnasium in Halberstadt, studierte Rechts- und Staatswisscnschaften in Innsbruck, Wien und Kiel und legte beide Staatsprüfungen ab. 1935 wurde er mit der Arbeit Der Grundsatz der Gewaltenteilung im deutschen Verfassungsleben (veröffentlicht 1936) zum Dr. jur. promoviert. 1938-46 war er als Regierungsrat in der bremischen Hafen- und Wirtschaftsverwaltung und als Syndikus der Weserschiffahrt tätig. L. war geschäftsführender Vorsitzender des Weserbundes, der sich um die wirtschaftliche Entwicklung des Weserlands bemühte, regte die Kanalisierung der Weser an und war Vorstandsmitglied der Mittelweser-Aktiengesellschaft. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1954 trat L. in die FDP ein. Seit 1955 war er Vorsitzender des Vcrkchrsausschusscs des Landes Bremen der FDP und Mitglied des Bundesverkehrsaussehusses seiner Partei. In der 4. Wahlperiode (1961-65) war L. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Bremen Mitglied des Bundestages. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wiedergutmachung (bis Februar 1963) und im Ausschuß für Entwicklungshilfe (seit Oktober 1964). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Haushaltsausschuß (bis Februar 1964), dem Außenhandelsausschuß (bis Februar 1963 und wieder seit November 1963) und dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen an. L ö b e , Paul (Gustav Emil), * 14.12.1875 Liegnitz, t 3 . 8 . 1 9 6 7 Bonn. Buchdrucker, Redakteur, Herausgeber, freireligiös. L. wuchs als ältestes von acht Kindern eines Sehreiners, von denen vier früh starben, in bescheidenen Verhältnissen auf. Er besuchte 1882-90 die Volksschule in Liegnitz, machte dort nach einem Intermezzo als Schneiderlehrling eine Lehre als Buchdrucker - der Berufswunsch Lehrer ließ sich aus finanziellen Gründen nicht realisieren - und war anschließend als Schriftsetzer tätig. Nach der Wanderschaft, die ihn durch Mittel- und Süddeutschland, Österreich-Ungarn, Italien und die Schweiz führte, arbeitete er als Schriftsetzer in Dessau, Aschcrslcben und Ilmenau, ging 1898 als Drucker zur sozialdemokratischen Zeitung „Volkswacht" in Breslau und wurde 1899 dort Redakteur, 1900 Chefredakteur. Kritik am wilhelminischen Staat brachte ihm zahlreiche Geld- und Gefängnisstrafen ein, u. a. ein Jahr Einzelhaft im Gefängnis in Wohlau wegen eines Aufrufs zu einer Demonstration gegen das Drciklasscnwahlrccht. U m die Jahrhundertwende wurde L., der 1895 in Dessau dem Verband deutscher Buchdrucker und der SPD beigetreten war, Vorsitzender des Breslauer Sozialdemokratischen Vereins; er Schloß sich früh der revisionistischen Richtung innerhalb der Sozialdemokratie an. 1904-19 war er Stadtverordneter in Breslau und 1915-20 Mitglied des Provinziallandtages von Schlesien. Im Ersten Weltkrieg aus gesundheitlichen Gründen nicht eingezogen, baute er die „Volkswacht" zu einer führenden sozialdemokratischen Tageszeitung aus. Im Zusammenhang mit der Novemberre-

volution 1918 bekämpfte L. separatistische und kommunistische Richtungen und wurde Anfang 1919 Mitglied, im Juli Vizepräsident der Verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung in Weimar. 1921-33 war er Vorsitzender des Österreichisch-deutschen Volksbundes für den Anschluß Österreichs an die deutsche Republik. Im Juni 1920 zog L. für den Wahlkreis Breslau in den Deutschen Reichstag ein und wurde als Vertreter der stärksten Fraktion mit 397 von 420 Stimmen zu dessen Präsidenten gewählt. Nachdem er dieses Amt, das er mit einer Unterbrechung zwischen Mai und Dezember 1924 bis Juni 1932 innehatte, an Hermann Göring hatte abgeben müssen, war er von August 1932 bis März 1933 Vizepräsident des Reichstages. 1921/22 gehörte L. dem Preußischen Staatsrat an. 1924 war er Mitbegründer und bis 1933 Vizepräsident der Paneuropa-Bewegung. 1925 nahm er als Vorsitzender der deutschen Sektion an der Interparlamentarischen Konferenz in den USA teil. Auf der letzten Parteikonferenz der SPD im Juni 1933 wurde L. zum Parteivorsitzenden gewählt. Ende Juni in „Schutzhaft" genommen, war er in Gefängnissen in Berlin und Breslau sowie im Konzentrationslager BreslauDürrgoy. Nach seiner Entlassung anläßlich der Weihnachtsamnestie im Dezember 1933 war er erwerbslos, arbeitete von Januar 1935 bis Januar 1944 als Korrektor im Verlag Walter de Gruyter in Berlin und erhielt seit 1938 eine kleine Staatsrente. Seit 1942 war L. mit Wilhelm Leuschner und Julius Leber in Kontakt. Am 2 3 . 8 . 1 9 4 4 wurde L. in Schieferstein (Niederschlesien) verhaftet und zunächst in das Breslauer Gestapo-Gefängnis, dann in das Konzentrationslager GroßRosen gebracht, wo er bis Dezember 1944 inhaftiert war. Im Juni 1945 kehrte er nach Berlin zurück, stellte sich dem SPD-Zentralausschuß zur Verfügung und wurde Redakteur der Tageszeitung „Das Volk". Nach dem Wechsel in den britischen Sektor von Berlin wurde er 1946 zusammen mit Arno Scholz und Annedore Leber Lizenzträger und Herausgeber der Tageszeitung „Telegraf". 1948/49 nahm L. an den Beratungen des Parlamentarischen Rates teil; er war Mitglied des Fraktionsvorstandes der SPD. Als Abgeordneter der Vier-Mächte-Stadt Berlin konnte er nicht Mitglied des Parlamentarischen Rates sein, gehörte keinem Ausschuß an und hatte kein Stimmrecht. In der 1. Wahlperiode (1949-53) gehörte L. als Vertreter Berlins dem Bundestag an, dessen konstituierende Sitzung am 7 . 9 . 1 9 4 9 er als Alterspräsident mit einer Rede eröffnete, in der er am Beginn Hitlers Ermächtigungsgesetz als illegal verurteilte und den Widerstand als „patriotische" Tat hervorhob. Er war bis Februar 1952 beratendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität und von Juni 1951 bis Februar 1952 beratendes, danach Ordentliches Mitglied des Organisationsausschusses. Als beratendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (bis März 1952) und dem Ausschuß für Heimatvertriebene (bis Juni 1951) an. 1949-54 war er Präsident des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung und hatte von 1954 bis zu seinem Tod den Vorsitz des Kuratoriums Unteilbares Deutschland inne. L. erhielt 1951 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1955 wurde er Ehrenbürger der Stadt Berlin sowie der dortigen Freien Universität. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erinnerungen eines Reichstagspräsidenten. Berlin 1949; 2., veränderte und erweiterte Auflage unter dem Titel: Der Weg war lang. Lebenserinnerungen. Berlin 1954, 4 1990. - Gegenwartsfragen des Parlamentarismus. In: Für und Wider. Lebensfragen deutscher Politik. Offenbach am Main/Frankfurt am Main 1952, S. 39-48. LITERATUR: P. L. 75 Jahre. Festschrift für P. L. Besorgt von Walther G. Oschilewski. Berlin 1950. - Lebendige Tradition. P. L. zum 80. Geburtstag am 14. Dezember 1955. Hrsg. von

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Löfflad Arno Scholz und Wallher G. Oschilewski. Berlin 1955. Wilhelm W. Schütz: Der gerade Weg. P. L. und die deutsche Einheit. Berlin 1966. - Ein großes Vorbild. P. L. zum Gedächtnis. Hrsg. von Arno Scholz und Walther G. Oschilewski. Berlin 1968. - Willy Albrecht: Die Bemühungen des schlesischen Sozialdemokraten P. L. um den Erhalt der deutschen Einheit in den Jahren nach 1945. In: Wolfgang Schulz (Hrsg.): Große Schlesier. Berlin 1984, S. 216-220. - Helmut Neubach: P. L. Bonn 1985, 21999. - Gerhard Beier: L., P. In: Manfred Asendorf und Rolf von Bockel (Hrsg.): Demokratische Wege. Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrhunderten. Stuttgart/Weimar 1997, S. 393-395. - Erhard H. M. Lange: Gestalter des Grundgesetzes. Die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. 15 historische Biografien. Brühl/ Rheinland 1999, S. 111-119. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Bruno Jahn Löfflad, Hans, * 1.8.1922 Bühl im Ries (heute zu Alerheim), t 25. 10. 1997 Augsburg. Kaulmann, Parteifunktionär. L., Sohn eines Landwirts, nahm nach einer Kaufmannslehre am Zweiten Weltkrieg teil. Später war er als Kaufmann tätig. Ende 1945 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung (WAV) und wurde Parteisekretär. L. war Kreisrat in Nördlingen und Mitglied des WAV-Landesvorstandes. 1949 wurde L. über die WAV-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Am 6.12. 1951 wechselte er zur Deutschen Partei Bayern. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen, im Ausschuß gem. Art. 15 GG (bis März 1952), im Ausschuß für Jugendfürsorge (seit März 1953) und im Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit März 1952) mit, dessen stellvertretender Vorsitzender er im Februar 1953 wurde. Bis März 1952 war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG und des Ausschusses für Arbeit sowie beratendes Mitglied des Organisationsausschusses. Löffler, Lothar, * I I. 8.1929 Berlin. Kaufmann, Lehrer, Verwaltungsbeamter. L.s Vater, ein Vetter Erich —> Ollenhauers, war von Beruf Sozialamtsangestellter, für die SPD Bezirksverordneter in Berlin und gehörte später dem dortigen Abgeordnetenhaus an. Nach dem Besuch der Volksschule ließ sich L. zum Kaufmann ausbilden und war anschließend Gemeindesekretär in der Verwaltung Trcucnbrictzcn. 1946/47 bcsuchtc er die Vorstudienanstalt der Humboldt-Universität in Berlin, arbeitete seit 1947 als Schulhelfer und legte 1949 die erste, 1955 die zweite Lehrerprüfung ab. 1961 wurde er Rektor, 1966 Schulrat, 1967 Oberschulrat und Referent für Unterricht und Erziehung in Berlin. Seit 1945 Mitglied der SPD in der Sowjetischen Besatzungszone, trat L. nach der Vereinigung seiner Partei mit der KPD aus der SPD aus. Nach dem Umzug in den Westteil der Stadt Schloß er sich wieder der SPD an. 1959-61 war er stellvertretender, 1961-63 Kreis Vorsitzender der SPD, gehörte 1963-65 dem Landesvorstand an und arbeitete in Fachausschüssen mit. 1958-61 war er Bürgerdeputierter für Volksbildung und Kunst, 1961-69 Bezirks verordneter, 1965-69 Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung in Charlottenburg. In der 6.-10. Wahlperiode (1969-87) gehörte L. als Vertreter Berlins dem Bundestag an. 1977-80 war er Obmann der SPD-Haushaltsgruppc. 1981 wurde er zu einem der beiden stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt und gehörte Anfang 1981 zu den Unterzeichnern der von Richard Löwenthal verfaßten Sechs Thesen zur Identität der Sozialdemokratie. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertreten-

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des, in der 7.-9. Wahlperiode (bis Februar 1982) Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses, dessen stellvertretenden Vorsitz er in der 9. Wahlperiode bis Dezember 1982 innehatte. Seit Februar 1982 und in der 10. Wahlperiode gehörte er erneut als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an. In der 6. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit und war in der 7.-9. Wahlperiode dessen Stellvertretendes Mitglied. In der 6. (seil März 1972) und 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen und übernahm in der 10. Wahlperiode den stellvertretenden Vorsitz. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß (seit Februar 1970) und dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erinnerungen. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 10. Boppard am Rhein 1992. - Zwischen Alex und Reichstag. Spaziergang durch das alte Berlin. Berlin 1994. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Löher, Paul, * 29.6.1924 Dortmund, f 27.2.1995 Dortmund. Industriekaufmann, kath. Zum Industriekaufmann ausgebildet, erhielt L. nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft eine Anstellung bei den Hoesch Hüttenwerken in Dortmund. 1947 wurde er Mitglied der IG Metall, trat 1953 in die CDU ein und gehörte seit 1956 dem CDU-Kreisvorstand Dortmund, seit 1963 dem Landesvorstand der CDUSozialausschüsse Westfalen-Lippe an. 1969 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlich-sozialer Betriebsgruppen des Landesverbandes Westfalen-Lippe. 1956-72 war L. Ratsmitglied der Stadt Dortmund. Am 23.4.1972 rückte L. über die CDU-Landcslistc Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Theodor —» Blank in den Bundestag nach, dem er, jeweils über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, bis 1987 angehörte. In der 6.-8. Wahlperiode (in der 6. Wahlperiode seit Juni 1972) arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß mit und gehörte in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft (seit Juni 1972) an. In der 7.-9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (in der 8. Wahlperiode bis Dezember 1977 und wieder seit September 1978, von Februar bis September 1978 Stellvertretendes Mitglied), in der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied (seit November 1983) des Verteidigungsausschusses. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie, in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und dem Haushaltsausschuß (seit Oktober 1982) an, dessen Ordentliches Mitglied er in der 10. Wahlperiode wurde. In der 10. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fcrnmcldewesen. Lohr, Walter (Ludwig Hans), * 27. 9.1911 Darmstadt, t 4.10.1976 Darmstadt. Diplomvolkswirt, Verwaltungsbeamter, Verbandsfunktionär, kath. L. besuchte 1918-31 die Oberrealschule in Darmstadt, durchlief eine kaufmännische Lehre und studierte 1932-37 Volkswirtschaft in Frankfurt am Main, Freiburg und Köln. 1938 wurde er mit der Arbeit Das Leistungsprinzip in der Lohngestaltung promoviert und arbeitete vorübergehend im Statistischen Landesamt Hessen. 1938-40 war er Referent bei der Devisenstelle Darmstadt, 1940-45 im Reichsamt für Wirtschaftsausbau in Berlin und Generalbevollmächtigter für

Lötzer Sonderlragen der chemischen Erzeugung, 1945/46 stellvertretender Leiter des Landwirtschaftsamtes und Hauptreferent für Industriefragen im Regierungspräsidium von Darmstadt, 1947-50 Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie in der französischen Besatzungszone und danach Geschäftsführer des bundesdeutschen Gesamtverbandes. Mit seinem Eintritt in die CDU 1947 wurde L. Mitglied des Kreisvorslandes Darmstadt und des hessischen CDULandes Vorstandes. 1954-67 war er Landesschatzmeister. Tn der 2.-6. Wahlperiode (1953-72) gehörte L., jeweils über die CDU-Landesliste gewählt, dem Bundestag an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Beamtenrecht (bis Februar 1955, danach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Außenhandelsfragen und des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1956). Dem Ausschuß für Verteidigung (seit Februar 1955) und dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik gehörte er in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Außenhandelsausschuß mit. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandslragen. 1959-73 gehörte er dem Europäischen Parlament an. Lörcher, Christa, geb. Treumann, * 24.6.1941 Mewe. Unterrichtsschwester, Lehrerin, Altenpflegerin. Nach dem Abitur 1959 studierte L. an der Universität Tübingen und an der Pädagogischen Hochschule Esslingen mit dem Abschluß als Grund- und Hauptschullehrerin und war danach Rcallchrcrin für Mathematik und Physik. Mit einem Stipendium der Stiftung Volkswagenwerk hielt sie sich für verschiedene Mathematikprojekte in England, den USA und Schweden auf. Nach einer praktischen Berufsausbildung zur Altenpflegerin arbeitete sie in Alten- und Pflegeheimen sowie in der Gerontopsychiatric. 1988 wurde sie Unterrichtsschwester für Alten- und Krankenpflege. L. Schloß sich zunächst der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, dann der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. 1970 trat L. der SPD bei. Sie wurde stellvertretende Kreisvorsitzende, 1989 Mitglied des Kreistages, in dem sie den stellvertretenden Fraktionsvorsitz übernahm. Am 3.9.1993 rückte L. über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wolfgang —>Roth in den Deutschen Bundestag nach, dem sie seitdem angehört. In der 12. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren. In der 13. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und in der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel". In der 14. Wahlperiode ist sie beratendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und gehört als Ordentliches Mitglied der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates an. Am 15.11.2001 trat L. vor der Abstimmung zu dem Thema „Beschlußemeplehlung des Auswärtigen Ausschusses zum Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte in Verbindung mit dem Antrag des Bundeskanzlers gemäß Artikel 68 Abs. 1 Grundgesetz" aus der SPD-Fraktion aus. Lösche, Dorothea, geb. Ludwig, * 31.5.1906 Hagen (Westfalen), f 22.11.1985 Berlin. Parteifunktionärin, Sekretärin. Nach dem Schulbesuch war L. Hörerin an der Hochschule für Politik in Berlin. 1921 Schloß sie sich der Sozialistischen Arbeiterjugend an und trat 1923 der SPD bei. Sie durchlief

Volontariate in verschiedenen Redaktionen sozialdemokratischer Tageszeitungen und im Berliner Organisationsbüro der SPD und wurde Sekretärin im Büro und Archiv der SPDFraktion des Preußischen Landtages. 1932 wechselte sie zum Generalvertrieb der Zeitschrift „Blick in die Zeit" und war nach deren Verbot 1933 bis 1939 Stenotypistin. 1945/46 war L. Frauensekretärin des Bezirksverbandes Berlin der SPD. 1948/49, 1953-55 und seit 1963 gehörte sie dem Landesausschuß der SPD Berlin an. 1959-63 war sie Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Als Vertreterin von Berlin rückte L. am 18.4.1963 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Kurt -^Neubauer, am 29.7.1966 für dem verstorbenen Abgeordneten Josef —>Braun in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der 5. Wahlperiode 1969 angehörte. In der 4. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Oktober 1963) und des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (seit Juni 1963). In der 5. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Gesundheitsausschuß (seit Oktober 1966). Lösekrug-Möller, Gabriele, geb. Meyer, * 20.4.1951 Bovenden. Diplomsozialpädagogin, ev. Nach dem Besuch der Realschule durchlief L.-M. eine Buchhandelslehrc, legte das Fachabitur ab und studierte an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialpädagogik in Hannover. Danach war sie in leitender Funktion als Diplomsozialpädagogin und Sozialarbeiterin tätig, arbeitete in der Erwachsenenbildung (Gesundheitsförderung) und als Organisationsberatcrin. L.-M. ist stellvertretendes Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Weserbergland, Hameln. Sie gehört dem Vorstand der Heimvolkshochschule Springe e. V., Springe, dem Vorstand der Politischen Bildungsgemeinschaft Hannover und dem Beirat der Umweltstiftung Wesertal, Hameln, an. Sic ist Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr in der Gewerkschaft ver.di und gehört der Arbeiterwohlfahrt an. 1972 trat L.-M. in die SPD ein. 1997 wurde sie Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Hameln-Pyrmont und Mitglied des SPD-Bezirksvorstandes Hannover der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, 1999 Mitglied des Vorstandes und 2001 Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes des SPD-Bezirks Hannover. Seit 1996 gehört L.-M. dem Kreistag des Landkreises Hameln-Pyrmont an. Sie ist stellvertretende Kreisvorsitzende im Kreistag und Mitglied des Rreisausschusses. Am 1.11.2001 rückte L.-M. über die SPD-Landesliste Niedersachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Dietmar —> Schütz in den Bundestag nach. Sie arbeitet als Ordentliches Mitglied im Pctitionsausschuß und im Rcchtsausschuß mit und ist Schriftführerin. Lötzer, Ursula, geb. Bothe, * 5.3. 1950 Essen. Buchhändlerin, Informatikerin, Betriebswirtin, leitende Angestellte, konfessionslos. Nach der Mittleren Reife durchlief L. 1966-69 eine Lehre als Buchhändlerin, arbeitete 1970-73 bei der Opel AG in Bochum und erwarb 1973/74 auf dem zweiten Bildungsweg die Fachhochschulreife. Anschließend studierte sie Allgemeine Informatik, war 1979/80 Systemprogrammiererin und - nach einer Ausbildung zur staatlich geprüften Betriebswirtin (1981-83) - 1983-91 Systemanalytikerin und Projektleiterin in der Firma Ploenzke Informatik. 1985-91 hatte sie den Vorsitz des Gesamtbetriebsrates inne. 1991 wurde sie Abteilungsleiterin für Datenverarbeitung bei der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen in Düsseldorf.

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Löwenstein-Wertheim-Freudenberg Seil 1968 engagierte sich L. in außerparlamentarischen Initiativen, war Mitglied des Kommunistischen Bundes Westdeutschland und 1976-79 Vorsitzende des Allgemeinen Studentenausschusses an der Fachhochschule Furtwangen. 1993 trat L. in die PDS ein. Sie wurde Mitglied des Landesvorstandes, sozial- und gcwerkschaftspolitischc Sprecherin der PDS in Nordrhcin-Wcstfalcn, Sprcchcrin der PDS in Köln und Mitglied des Koordinierungsrates der Arbeitsgruppe Betriebe und Gewerkschaft der PDS. 1998 wurde L. über die PDS-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten". Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Unterausschuß Neue Medien an. Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, Hubertus (Maximilian Friedrich Leopold Ludwig) Prinz zu, * 14.10.1906 Schloß Schönwörth (bei Kufstein), t 28.11.1984 Bonn. Staatswissenschaftler, Publizist, kath. L.-W.-F., Sohn eines Königlich-bayerischen Rittmeisters und Privatgelchrtcn, studierte Rcchts- und Staatswisscnschaften in München, Genf, Berlin und Hamburg, wo er 1931 mit der Arbeit Umrisse der Idee des faschistischen Staates und ihre Verwirklichung. Unter Vergleichung mit den wichtigsten Gebieten des Staatsrechts promoviert wurde. Seit 1930 war er Mitarbeiter der „Vossischcn Zeitung" in Berlin. Als Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und des Zentrums trat er für die Erhaltung der Weimarer Republik ein. 1933 ging er nach Österreich und emigrierte 1936 in die USA. Dort war er Mitbegründer und Generalsekretär der American Guild for German Cultural Freedom, die emigrierte deutsche Intellektuelle unterstützte, sowie Gastdozent des Carnegie-Endowment for International Peace. Seit 1946 wieder in Deutschland, trat L.-W.-F. insbesondere durch seinen Einsatz für eine Erneuerung der Reichsidee hervor und gründete zu diesem Zweck 1947 die „Deutsche Aktion", deren Vorsitzender er 1957 wurde. Ende 1950 erreichte er durch gewaltlose Besetzung die Rettung und Freigabe Helgolands, das der britischen Luftwaffe als Übungsziel diente, nachdem 1947 nur die U-Boot-Bunker und Festungswerke durch eine Großsprengung zerstört worden waren. L.-W.F. gehörte zu den Gründern des Deutschen Saarbundes und war Mitherausgeber der bald verbotenen „Deutschen Saarzeitung". 1951-53 leitete er die süddeutsche Redaktion der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit". 1960-71 war er Sonderberater des Bundespresse- und Informationsamtes. 1973 wurde er Präsident des Freien Deutschen Autoren Verbandes. 1952-57 war L.-W.-F. Mitglied der FDP. 1957 wurde er Vorsitzender der Deutschen Partei (DP) im Saarland und wechselte 1958 zur CDU. 1953 wurde L.-W.-F. über die FDP-Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Seit 6.6.1957 fraktionslos, Schloß er sich am 25.6.1957 der DP/FVP-Fraktion an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis luni 1957) und des Ausschusses für Jugendfragen (bis April 1956, danach bis Februar 1957 Stellvertretendes und bis Juni 1957 Ordentliches Mitglied). Außerdem gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Grenzlandfragen (bis Januar 1954), dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (von Mai 1955 bis April 1956) und dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten (bis Juni 1957) an. L.-W.-F. erhielt 1966 das Großkreuz von Athos, 1968 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1970 das Komturkreuz des Italienischen Verdienstordens.

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VERÖFFENTLICHUNGEN: Tragedy of a Nation. Germany 1918-34. London 1934. New York 1935. Dt.: Die Tragödie eines Volkes. Deutschland 1918-34. Amsterdam 1934. - After Hitler's Fall. Germany's Coming Reich. London/New York 1934. - Conquest of the Past. An Autobiography. London/Boston 1937. - A Catholic in Republican Spain. London 1937. Dt.: Als Katholik im republikanischen Spanien. Zürich 1938. - On Borrowed Peacc. An Autobiography. New York 1942. London 1943. - The Child an the Emperor. New York 1945. Dt.: Das Kind und der Kaiser. Heidelberg 1948. - The Germans in History. New York 1945. Dt.: Deutsche Geschichte. Der Weg des Reiches in zwei Jahrtausenden. Frankfurt am Main 1950. - The Lance of Longinus. New York 1946. Dt.: Die Lanze des Longinus. Heidelberg 1948. - The Eagle and the Cross. New York 1947. Dt.: Adler und Kreuz. 1950. - Botschafter ohne Auftrag. Lebcnsbcricht. Düsseldorf 1972. - Abenteurer der Freiheit. Ein Lebensbericht. Frankfurt am Main u. a. 1983. — Konstantin der Große. Schöpfer des christlichen Europa. München/Wien 1983. Löwisch, Sigrun, geb. Majer, * 8.11.1942 Swinemünde. Arzthelferin, ev. L. wuchs in Ruchsen (Baden), Heidelberg, Wernfeld (Unterfranken) und Esslingen am Neckar auf. Nach dem Erwerb der Mittleren Reife 1959 in Esslingen erhielt sie eine Ausbildung als Arzthelferin und war in diesem Beruf bis zur Geburt des ersten Kindes tätig. 1971-76 war L. Kreisvorsitzende, 1976-91 Vorstandsmitglied des Deutschen Familienverbandes Freiburg. 1984-91 gehörte sie dem Staatsgerichtshof Baden-Württemberg an. 1968 trat L. in die CDU ein. Sic war Ortsvorsitzende und stellvertretende Kreisvorsitzende in Freiburg. 1971 wurde sie Ortschaftsrätin, 1988 Ortsvorsteherin in Freiburg-Lehen. 1975-91 war sie Mitglied des Rates der Stadt Freiburg. Am 21.10.1991 rückte L. über die CDU-Landesliste BadenWürttemberg für den ausgeschicdenen Abgeordneten Conrad —»Schroeder in den Bundestag nach, in dem sie in der 13. Wahlperiode den Wahlkreis 185 (Freiburg) vertrat. In beiden Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit (seit November 1991), in der 12. Wahlperiode auch des Petitionsausschusses (seit November 1991). In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie und Senioren (seit November 1991), in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" an. Logemann, Fritz, * 9. 6.1907 Vohrde, t 24.9.1993 Diepholz. Landwirt, ev. Nach dem Besuch der Volksschule in Scholen, einer Privatschule und der Landwirtschaflsschule in Hildesheim wurde L. 1929 Landwirt in Vohrde. 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1946-72 war L. Bürgermeister von Anstedt und 1948-72 Bundesvorsitzender des Vereins für Agrarwirtschaft. Er war auch Ortsvertrauensmann des Verbandes Niedersächsisches Landvolk. 1951 Schloß er sich der Deutschen Partei (DP) an und wurde Vorsitzender des DP-Bundesagrarausschusses. 1953-57 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an und wurde zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der DP gewählt. Die Fusion von DP und BHE zur Gesamtdeutschen Partei war für L. 1961 Anlaß, zur FDP zu wechseln. In der 3.-7. Wahlperiode (1957-76) war L. Mitglied des Bundestages. 1957 wurde er über die DP-Landesliste Niedersachsen, danach jeweils über die FDP-Landesliste Niedersachsen gewählt. Am 25.4.1961 wechselte er zur FDP-Fraktion. 1968/69 war er Vorsitzender des FDPArbeitskreises „Agrarpolitik" im Fraktionsvorstand. 1969

Lohmar gehörte er zu den Befürwortern einer sozialliberalen Koalition. 1969-76 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 3.-5. Wahlperiode (in der 3. Wahlperiode bis Oktober 1960) arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit. In der 3. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (von Januar 1959 bis Oktober 1960) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen (bis April 1961) und des Ausschusses lur Kommunalpolitik und öffentliches Fürsorge (bis April 1964). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. 1976 verzichtete L. aus Altersgründen auf eine Kandidatur für den Bundestag. L o h m a n n , Götz-Peter, * 29.6.1942 Barby (Elbe). Diplomsportlehrer, Diplompsychologe, konfessionslos. Nach dem Abitur 1960 besuchte L. 1963-67 die Deutsche Hochschule für Körperkultur in Leipzig und war 1967-75 Diplomsportlehrer und Trainer. 1970-75 studierte er Psychologie an der Karl-Marx-Universität Leipzig. L. war bis 1998 in Waren (Müritz) als freiberuflicher Diplompsychologe tätig. Bis 1989 Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, wurde L. Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Er ist Mitglied des Kreisvorstandes der Arbeiterwohlfahrt des Landkreises Müntz, Waren. Bis 1989 parteilos, trat L. im Oktober 1989 dem Neuen Forum bei und wurde 1990 Mitglied der SPD. 1990-92 war er Bürgermeister in Waren. 1992 wurde er Kreistagspräsident des Landkreises Müritz,. Seit 1998 vertritt L. den Wahlkreis 269 (Neubrandenburg Altentreptow - Waren - Röbel) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und des Sportausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Enquete-Kommission „Recht und Ethik der modernen Medizin" an. L o h m a n n , Klaus, * 17. 3.1936 Witten. Bergingenieur, Parteifunktionär. L. besuchte ohne Abschluß das Gymnasium, danach die Bergschulc, wurde Bergingenieur und war dreizehn Jahre unter Tage in seinem Beruf tätig. 1966 wurde er in Witten Geschäftsführer der SPD, der er seit 1954 angehört, 1975 Unterbezirksgeschäftsführer im Ennepe-Ruhr-Kreis. L. Schloß sich 1955 der Industriegwerkschaft Bergbau und Energie an. 1976 übernahm er den Vorsitz des Kreissportbundes Ennepe-Ruhr. Er wurde Präsident des KSV Witten 07. 1966-69 war L. Stadtverbandsvorsitzender der Jungsozialisten in Witten. 1969 wurde er Ortsvcrcinsvorsitzender in Annen-Hüllberg, 1970 Mitglied des Rates der Stadt Witten. 1975-84 war er Mitglied des Kreistages des EnnepeRuhr-Kreises, 1978-83 Oberbürgermeister von Witten. 1989 wurde er Bürgermeister. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) vertrat L. den Wahlkreis 111 (Bochum II - Ennepe-Ruhr-Kreis II) im Bundestag. Dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau gehörte er in der 10. Wahlperiode als Ordentliches, in der 11.-13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und des Sportausschusses (seit Juni 1985), dem er in der 11.-13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologie mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr. In der 12. Wahlperiode gehörte er dem

Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus bis Dezember 1992 als Stellvertretendes und seit Juli 1993 als Ordentliches Mitglied an. L o h m a n n , Wolfgang (Friedrich), * 29.5.1935 CastropRauxel. Diplomkaufmann, leitender Angestellter, cv. L. studierte nach dem Abitur 1957 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, legte 1961 das Staatsexamen ab und war bis 1964 in der Industrie tätig. Seit 1969 war er Geschäftsführer einer Industrie- und Handelskammer, 1969-87 Geschäftsführer eines mittclständischen Industriebetriebes. L. ist Geschäftsführer der UVEBA Unternehmensberatung und Verbandsberatung in Lüdenscheid. Er gehört dem Beirat der Barmenia Versicherungen, Wuppertal, an und ist Mitglied des Vorstandes des Arbeitgeberverbandes Lüdenscheid und Umgebung, Lüdenscheid, sowie des Vorstandes des Fachverbandes VBT Verbindungs-und Befestigungstechnik, Düsseldorf. 1967 trat L. der CDU bei. 1983 übernahm er den Vorsitz des CDU-Kreisverbandes Mark. Er wurde Vorstandsmitglied des CDU-Bezirkes Sauer-Siegerland. 1969-75 war er Mitglied des Rates der Stadt Lüdenscheid, 1975-78 Mitglied des Kreistages des Märkischen Kreises. In der 10. Wahlperiode (1983-87) vertrat L. den Wahlkreis 123 (Märkischer Kreis II) im Bundestag, in den er am 12.11. 1990 über die CDU-Landeslise für den ausgeschicdenen Abgeordneten Kurt —»Biedenkopf nachrückte. Seit Dezember 1990 gehört L. mit einem Manat der CDULandesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSUFraktion. In der 10. und 12. Wahlperiode war er Ordentliches (bis Februar 1993, seit April 1993 Stellvertretendes Mitglied), in der 13. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. Dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft gehörte er in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im 3. Untersuchungsausschuß (HIV-Infektionen durch Blut und Blutprodukte, seit Oktober 1993) und im Ausschuß für Gesundheit mit, dem er auch in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 14. Wahlperiode ist er Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. L o h m a r , (Karl) Ulrich, * 30.4.1928 Engelskirchen, t 28.11.1991 Bonn. Soziologe, Publizist. Nach einer Dienstzeit als Luftwaffenhelfer 1944/45 studierte L., Sohn eines Lehrers und Kreisdirektors, Rechtsund Sozialwissenschaften in Köln, München, Hamburg und Münster. 1951-54 war er wissenschaftlicher Assistent, 1952-55 Bundes Vorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes. 1954 wurde er Chefredakteur der SPDnahen Zweimonatsschrift „Die Neue Gesellschaft". Nach der Promotion 1963 aufgrund der Dissertation Soziologische Probleme der innerparteilichen Demokratie. Eine Untersuchung der Verfassungswirklichkeit politischer Parteien in der Bundesrepublik Deutschland war er Lehrbeauftragter für politische Soziologie an der Universität Münster, 1967-69 Chefredakteur der Tageszeitung „Neue Westfälische" in Bielefeld und habilitierte sich 1968 an der Universität Münster. Seit 1971 ordentlicher Professor für Politische Wissenschaft an der Gcsamthochschulc Paderborn, galt sein Interesse besonders der Wissenschaftspolitik. 1976 übernahm L. den Vorsitz der Stiftung für Kommunikationsforschung. 1983-86 war er Vorstandsvorsitzender der Anstalt für Kabelkommunikation (AKK).

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Lohmüller In der 3.-7. Wahlperiode (1957-76) gehörte L., jeweils über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik mit, dessen stellvertretenden Vorsitz er in der 4. Wahlperiode innehatte. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung (bis März 1960) und des Ausschusses für Inneres (von März 1960 bis März 1961, danach Ordentliches Mitglied), dem er auch in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 5. Wahlperiode hatte er den Vorsitz des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik inne und war Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. In der 6. Wahlperiode war er Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, dem er in 7. Wahlperiode bis Februar 1974 als Ordcntlichcs und danach als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 7. Wahlperiode war er Vorsitzender des Ausschusses für Forschung und Technologie. L. erhielt das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Innerparteiliche Demokratie. Eine Untersuchung der Verfassungswirklichkeit politischer Parteien in der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart 1963. Wisscnschaftsförderung und Politik-Beratung. Kooperationsfelder von Politik und Wissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Gütersloh 1967. - Demokratisierung in Deutschland. Vorträge und Aufsätze. Gütersloh 1969. Parlament und Wissenschaft. Zukunftsperspektiven eines modernen Parlamentarismus. In: Der Deutsche Bundestag 1949-1969. Hrsg. von Walther Keim. Frankfurt am Main 1969, S. 45-55. - Das Hohe Haus. Der Bundestag und die Verfassungswirklichkeit. Stuttgart 1975. - Wo uns der Schuh drückt. Zwanzig Beiträge zur deutschen Politik. München 1980. L o h m ü l l e r , Bernhard, * 25.10.1891 Donnerschwee (Oldenburg), t 2 . 3 . 1 9 5 2 Bremerhaven. Maschinenbauer, Gewerkschaftsfunktionär. Nach der Volksschule in Bremerhaven besuchte L. die Seminarschule in Oldenburg und durchlief eine Lehre als Maschinenbauer und Dreher. 1908 Schloß er sich der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1916 der SPD an. Seit 1910 Gewerkschaftsfunktionär, wurde er 1933 aus politischen Gründen entlassen. Seit 1948 war er ehrenamtlicher Dezernatsleiter für Grundstücks- und Siedlungswesen im Magistrat von Bremerhaven. 1945 war L. Mitbegründer der SPD in Bremerhaven und wurde Vorsitzender des dortigen DGB-Ausschusses. 1946 war er Ratsherr in Bremerhaven, 1947-49 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat L. den Wahlkreis 3 [59] (Bremerhaven-Bremen/Nord) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Außcnhandclsfragcn, dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen und dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. L o i b l , Martin, * 2 2 . 4 . 1 8 9 6 Neuburg (Donau), t 16.4. 1951 München. Buchdrucker, kath. L., Sohn des Reichstagsabgeordneten Martin L., besuchte die Technische Hochschule und das Technikum für Buchdrucker. Er war Inhaber der Grießmayerschen Buchdruckerei. 1933 wurde er in Schutzhaft genommen. Um sich weiterer politischer Verfolgung zu entziehen, trat er 1935 in die Wehrmacht ein. Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1945 nahm er den Druckereibetrieb wieder auf.

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L. trat in die CSU ein und wurde Mitglied des Stadlrates in Neuburg. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat L. den Wahlkreis 44 [239] (Donauwörth) im Bundestag. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit. L o o f t , Uwe, * 7 . 1 1 . 1 9 3 8 Trittau. Jurist (Rechtsanwalt), ev. L. bestand 1959 das Abitur, studierte Rechtswissenschaft in Hamburg, Kiel und Bonn und legte 1963 das Referendarexamen ab. 1964-68 war er im juristischen Vorbereitungsdienst und als Direktionsassistent bei dem gemeinnützigen Wohnungsunternchmcn Heimbau SchleswigHolstein eGmbH in Kiel tätig. Nach dem Assessorexamen 1968 wurde er als Rechtsanwalt zugelassen. L. war Gründungsmitglied des Vereins Hermann-EhlersHaus. 1958 trat L. in die Junge Union ein. Er wurde Vorsitzender des Ortsverbandes Trittau, Vorsitzender des Kreisverbandes Stormarn sowie stellvertretender Vorsitzender und Beauftragter für Internationale Begegnungen des Landesverbandes Schleswig-Holstein. 1960-63 gehörte er dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten an. Seit 1959 Mitglied der CDU, wurde er stellvertretender Vorsitzender der Ortspartei Trittau und der Kreispartei Stormarn, Mitglied des Landespartciausschusscs Schleswig-Holstein, Assistent des Landespartciausschusscs für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. Seit 1966 war er Mitglied des Kreistages, 1966-68 wissenschaftlicher Assistent und 1968-71 Geschäftsführer der CDU-Fraktion des Landtages von Schleswig-Holstein. A m 15.10.1971 rückte L. über die CDU-Landesliste Schleswig-Holstein für den verstorbenen Abgeordneten Will —> Rasner in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 6. Wahlperiode 1972 angehörte. Er war seit November 1971 Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, seit November 1971 Stellvertretendes und seit Dezember 1971 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen. L o r e n z , Peter, * 22.12.1922 Berlin, t 6.12.1987 Berlin. Verwaltungsangestellter, Jurist (Rechtsanwalt, Notar, Justitiar), ev. L., Sohn eines Getreidekaufmanns, besuchte die Oberrealschule und bestand 1941 das Abitur. Er wurde zum Arbeitsdienst und zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 fliehen konnte. Er wurde Sachbearbeiter beim Magistrat von Berlin, 1946 Angestellter bei der deutschen Verwaltung für Handel und Versorgung in der Sowjetischen Besalzungszone. Seit 1947 arbeitete er als freier Journalist und studierte 1948-52 Rechtswissenschaft in Berlin. 1956 legte er das Assessorexamen ab und praktizierte als Rechtsanwalt, seit 1965 als Notar. 1967-77 war L. Justitiar des RIAS Berlin. Kurz vor der Wahl in das Abgeordnetenhaus von Berlin 1975 wurde er von Mitgliedern der Bewegung 2. Juni entführt. Mit Erfüllung der Forderung nach Freilassung von Gefangenen wurde auch L. freigegeben. L. war Mitglied des Präsidiums des Kuratoriums Unteilbares Deutschland. 1945 trat L. in die CDU ein. 1946-49 und 1953 war er Vorsitzender der Jungen Union Berlin, 1950-53 stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union, 1961-65 und 1967-69 stellvertretender Landes Vorsitzender, 1969-81 Landesvorsitzender CDU Berlin und 1971-81 Mitglied des Bundesvorstandes der CDU. 1954-80 gehörte er dem Abgeord-

Loritz netenhaus von Berlin an, seit 1954 als Mitglied des CDUFraktionsvorstandes. 1967-75 war er Vizepräsident, 1975-80 Präsident des Angeordnetenhauses. L. gehörte von 1976 bis zur Niederlegung des Mandats am 23.2.1977 und von 1983 bis zu seinem Tod als Vertreter Berlins dem Bundestag an. 1980-82 war er Vorsitzender der CDU-Arbeitsgruppe „Innerdeutsche Beziehungen und Berlinfragen", gehörte dem Fraktionsvorstand an und trat als deutschlandpolitischer Sprecher der Union hervor. 1982-87 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeskanzleramt. In der 8. Wahlperiode arbeitete L. als Ordentliches Mitglied im Pctitionsausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied, in der 9. (von April bis Oktober 1982) und 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an. In der 11. Wahlperiode war er bis Mai 1987 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. L. erhielt das Große Verdienstkreuz (1977), das Große Verdienstkreuz mit Stern (1980) des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, den Ordre national du Mérite der Republik Frankreich und die Ernst-Reuter-Plakette. L I T E R A T U R : Berliner Morgenpost (Hrsg.): Die Entführung von P. L. Berlin 1975. - Walter Strauss: P. L. Sein Leben in bösen und guten Zeiten. Pottenstein 1995. N A C H L A S S : Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Loritz, Alfred (Josef Georg), * 24.4.1902 München, t 14.4. 1979 Wien. Jurist (Rechtsanwalt), kath. L. entstammte einer wohlhabenden bayerischen Beamtenfamilie. Sein monarchistisch und nationalistisch gesinnter Vater war Stellvertreter des Regierungspräsidenten von Oberbayern und als solcher 1923 an der Niederschlagung des Hitler-Putsches beteiligt, seine Mutter Hausfrau. L. besuchte das renommierte Max-Gymnasium in München, ehe er in seiner Heimatstadt das Studium der Rechts- und Staatswisscnschaftcn begann, das er 1926 erfolgreich abschloß; noch im selben Jahr erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt. Früh an Politik interessiert, trat L. 1928 der Reichspartei des deutschen Mittelstandes (Wirtschaftspartci) bei, die ihn schon bald mit hohen Parteiämtern betraute: 1930/31 leitete er die „Freie Mittelstandszeitung"; zugleich war er im Parteiausschuß, dem höchsten Gremium der Wirtschaftspartei, und im Ehrengericht der Partei tätig. Wegen schwerer Verstöße gegen die Satzung wurde er im Mai 1932 aus der Partei ausgeschlossen. L. arbeitete danach als Rechtsanwalt, geriet mit den Standesregeln in Konflikt und verlor schließlich 1939 die Zulassung. Ob dabei auch politische Motive eine Rolle spielten, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Klar ist jcdoch, daß sich L. seit 1933 im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagierte. Er unterhielt Kontakte zu monarchistischen, sozialistischen und kommunistischen Gruppen, ehe er im September 1939 - auch um einer Einberufung zur Wehrmacht zu entgehen - in die Schweiz emigrierte, wo er Verbindungen zu westlichen Geheimdiensten zu knüpfen vermochte. Im Mai 1945 kehrte L. nach München zurück. Er gründete eine „Interessengemeinschaft aller vom Nationalsozialismus politisch Verfolgten", als deren Präsident er zu einem gesuchten Informanten der amerikanischen Militärregierung wurde; von ihr erhielt er im März 1946 eine Lizenz zur Gründung der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung (WAV).

L., der Vorsitzende der WAV, war ein hemmungsloser Demagoge, den viele als „zweiten Hitler" bezeichneten. Zur Lösung der Nachkriegsprobleme hatte er freilich kaum mehr anzubieten als ein Sammelsurium autoritärer Rezepte, parteienfeindlicher Ressentiments und ständischer Romantizismen. L. war 1946 Mitglied der Bayerischen Verfassunggebenden Landes Versammlung, von 1946 bis 1950 Mitglied des Bayerischen Landtages und vom Dezember 1946 bis Juni 1947 Sonderminister für politische Befreiung in einer von CSU, SPD und WAV getragenen Koalitionsregierung. Wegen Meineidsverleitung und Schwarzmarktgeschäften verhaftet, floh er im Oktober 1947 aus der Untersuchungshaft und tauchte danach über ein Jahr lang unter. Nach seiner erneuten Verhaftung wurde er Ende 1948 vor Gericht gestellt, jedoch weitgehend rehabilitiert, so daß er 1949 für die mit einflußreichen Flüchtlingsorganisationen verbündete WAV in den 1. Deutschen Bundestag einziehen konnte. Bis Juni 1951 war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, des Ausschusses für Geld und Kredit, des Ausschusses für Wirtschaftspolitik und des Ausschusses für Außenhandelsfragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er bis Juni 1951 dem Ausschuß für Rechlswesen und Verfassungsrecht an. Die zwölfköpfige Fraktion, an deren Spitze L. stand, fiel bald auseinander. Im Juni 1951 rebellierte die Restfraktion gegen den autoritär-chaotischen Führungsstil ihres Vorsitzenden und dessen Fusionsplan mit der Sozialistischen Reichspartei (SRP) und Schloß ihn aus der Fraktion aus. Danach geriet L., der Parteivorsitzender blieb, ganz in rechtsradikales Fahrwasser; seine Bemühungen, eine rechte Sammlungsbewegung ins Leben zu rufen und damit erneut ein Bundestagsmandat zu erlangen, scheiterten aber ebenso wie der Versuch eines politischen Comebacks in Bremen, wo er sich 1955 mit einer eigenen Liste an der Bürgcrschaftswahl beteiligen wollte. Sein Wahlvorschlag wurde wegen gravierender Unkorrektheiten abgewiesen, er selbst deshalb 1959 zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. L. hatte sich schon kurz zuvor nach Österreich abgesetzt, wo ihm 1962 politisches Asyl gewährt wurde. Seine Bemühungen um eine Rehabilitierung blieben vergeblich; auch beruflich vermochte er nicht mehr Fuß zu fassen, so daß er schließlich auf die Unterstützung der österreichischen Caritas angewiesen war. L.s parlamentarischer Stil unterschied sich in nichts von seinem Redestil in Wahlversammlungen. Das Parlament war für ihn nicht der Ort der Debatte, sondern ein willkommenes Forum für seine Propaganda - was ihm sehr schnell eine Art Narrenfreiheit einbrachte. Er griff alles auf, was in der Nachkriegsbevölkerung an Unbehagen, Schlagworten, Vorurteilen und vermeintlichen Ansprüchen vorhanden war, und brachte es im Bundestag vor, ohne sich darum zu kümmern, ob seine Vorschläge miteinander in Einklang standen oder nicht. So plädierte er etwa für einen fast schrankenlosen Staatsinterventionismus, um dann kurz darauf einen Nachtwächterstaat zu fordern, der sich aus der Wirtschaft „draußen halten" sollte. Ein Gesamtverständnis von Politik und Gesellschaft war weder hier noch in seinen Äußerungen zur Außen- und Deutschlandpolitik zu erkennen. Arnold Bauer: Die WAV - der gescheiterte Versuch einer mittelständischen Massenpartei. In: Parteien in der Bundesrepublik. Studien zur Entwicklung der deutschen Parteien bis zur Bundestagswahl 1953. Hrsg. vom Institut für Politische Wissenschaft. Stuttgart/Düsseldorf 1955, S. 483-492. - Sören Winge: Die Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung (WAV) 1945-Ì953. Uppsala 1976. Hans Woller: Die Loritz-Partei. Geschichte, Struktur und Politik der Wirtschaftlichen Aufbau-Vereinigung (WAV) 1945-1955. München 1982. - Ders.: Die Wirtschaftliche LITERATUR:

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Loske Aufbau-Vereinigung. In: Richard Slöss (Hrsg.): ParteienHandbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980. Bd. 2. Opladen 1983, S. 2458-2481. Hans Woller L o s k e , Reinhard, * 15.2.1959 Lippstadt. Diplomvolkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Parteifunktionär, Universitätsdozent, kath. L. besuchte bis 1975 die Realschule, erhielt eine kaufmännische Ausbildung, erwarb 1980 die Hochschulreife, studierte Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften in Paderborn, Nottingham und Bonn und Schloß das Studium 1986 als Diplomvolkswirt ab. 1986/87 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Paderborn, 1987-90 wissenschaftlicher Angestellter der Bundestagsfraktion Die Grünen, 1990/91 Leiter eines Projekts am Institut für ökologische Wirtschaftspolitik in Berlin, 1991/92 Referent im Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie in Düsseldorf und 1992-97 Leiter der Arbeitsgemeinschaft „Zukunftsfähiges Deutschland" am Institut für Klima, Umwelt, Energie in Wuppertal. 1996 wurde er an der Universität Kassel mit der Arbeit Klimapolitik. Im Spannungsfeld von Kurzzeitinteressen und Langzeiterfordernissen zum Dr. rer. pol. promoviert. Seit 1997 Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin, habilitierte er sich dort 1999 über das Thema Nachhaltigkeit als Politik und ist seitdem Privatdozent für Politikwissenschaften. L. gehört dem Kuratorium der Naturstrom AG, Düsseldorf, und dem Umweltrat der Umwcltbank, Nürnberg, an. Er ist Mitglied des Stiftungsrates des Center of Advanced Studies and Research, Bonn, und Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Zukunftsfähigkeit, Bonn. 1984-89 war L. Mitglied des Rates der Stadt Geseke und Fraktionssprecher der Grünen, 1989/90 Mitglied des Landesvorstandes der Grünen in Nordrhein-Westfalen und dort umweltpolitischer Sprecher. Seit 2000 gehört er dem Parteirat an. 1998 wurde L. über die Landeslistc Nordrhein-Westfalen von Bündnis 9 0 / D i e Grünen in den Bundestag gewählt. Seit Februar 2001 ist er umweit- und bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion. L. gehört als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und dem Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung an. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und des Finanzausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Peter Hennicke: Klimaschutz und Kohlepolilik. Überlegungen zu einem strukturellen Dilemma deutscher Energiepolitik. Wuppertal 1993. - Mit Edda Müller und Hermann E. Ott: Protecting the Earth. A New Start in German Climate Policy. Bonn 1997. - Wirklich der Zukunft zugewandt? Zur Debatte über Umweltpolitik in der SPD. In: Thomas Bausch (Hrsg.): Zukunftsverantwortung in der Marktwirtschaft. In Memoriam Hans lonas. Münster u. a. 2000. L ö t z , Erika, * 9 . 9 . 1 9 4 3 Leun. Einzelhandelskauffrau, Gewerkschaftsfunktionärin. Nach dem Hauptschulabschluß ließ sich L. zur Einzelhandelskauffrau ausbilden, war als Akkordarbeiterin tätig und engagierte sich als Betriebsratsvorsitzende und Gewerkschaftssekretärin. Bis 1998 war sie stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Hessen und gehörte dem Landes vorstand an. L. ist alternierende Vorstandsvorsitzende der Landesversicherungsanstalt Hessen und alternierende Vorsitzende des Beirates für Arbeitsschutz beim Hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung.

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1972 trat L. in die SPD ein. Sie wurde Vorsitzende des Ortsbezirks Leun und des Unterbezirks Lahn-Dill und Mitglied des Vorstandes der SPD Hessen-Süd. Seit 1994 vertritt L. den Wahlkreis 139 (Lahn-Dill) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und in der Enquctc-Kommission „Demographischer Wandel". In der 14. Wahlperiode engagiert sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an. Sie ist Ordentliches Mitglied der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung. L o t z e , Rudi, * 2 9 . 1 0 . 1 9 2 1 Hannoversch Münden, t 17. 10. 1971 Nienburg (Weser). Maschinenschlosser, Gewerkschaftsfunktionär, cv. L. besuchte die Volksschule und durchlief eine Lehre als Maschinenschlosser. 1942-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1947-64 war er Sekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund in Hann, Braunschweig-Wolfenbüttel und Nienburg, danach Landesbezirksleiter der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen in Hannover. Seit 1946 Mitglied der SPD, gehörte er 1961-64 dem Rat der Stadt und dem Kreistag Nienburg an. 1965 und 1969 wurde L. über die SPD-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (seit Juni 1967) sowie im Ausschuß für Arbeit (bis November 1967) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit April 1970, davor Stellvertretendes Mitglied). L o t z e , Wilhelm, * 31.7.1902 Königsberg (Ostpreußen), Î 2.6.1983. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. L. besuchte Gymnasien in Magdeburg, Hersfeld und Minden, bestand 1921 die Reifeprüfung und studierte Rechtswissenschaft und Geschichte in Göttingen und München. 1925 legte er die Erste, 1930 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1931-39 war er Rechtsanwalt und Notar in Arys (Ostpreußen), 1939-45 in Sondershausen (Thüringen). 1933 wurde er Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei und des Stahlhelm. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis 1946 in Kriegsgefangenschaft. Seit 1947 war er Rcchtsanwalt und Notar in Uelzen. Am 1.11.1954 rückte L. für den verstorbenen Abgeordneten Hermann —» Ehlers in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung (seit Januar 1957), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Januar 1957, davor seit März 1955 Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Beamtenrecht (seit Februar 1955). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (seit Februar 1955), dem Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (seit Februar 1955) und dem Ausschuß für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1954) an. L o u v e n , Julius, * 18.2.1933 St. Hubert. Bäcker- und Konditormeister, kath. Nach der Volksschule durchlief L. 1947-50 eine Bäckerlehre, 1950-52 eine Konditorlehre und legte 1955 die Bäckermeister-, 1957 die Konditormeisterprüfung ab. L. ist Mitglied des Fachbeirates Handwerk der Signal Versicherungen für Nordrhein-Westfalen/Saarland, Dortmund.

Lucyga 1958 trat L. in die CDU ein. 1962-70 war er Ortsvorsitzender der CDU in St. Hubert, 1970-81 Vorsitzender des Stadtverbandes Kempen und 1981-91 Vorsitzender des Kreisverbandes Viersen. 1962-69 gehörte er dem Gemeinderat in St. Hubert, 1964-94 dem Kreistag Viersen und 1975-80 dem Landtag von Nordrhein-Westfalen an. Seit 1980 vertritt L. den Wahlkreis 80 (Viersen) im Bundestag. 1991-98 war er sozialpolitischer Sprecher der CDU/ CSU-Fraktion. In der 9.-13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. Dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung gehörte er in der 9. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 10. und 11. Wahlperiode (bis Oktober 1990) als Ordentliches Mitglied an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft und in der 10. Wahlperiode im Februar 1986 vorübergehend Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 11. Wahlperiode dem Wahlprüfungsausschuß, dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit. Lowack, Ortwin, * 25.12.1942 Gleiwitz. Jurist (Rechtsanwalt, Staatsanwalt), ev. L., Sohn eines Notars, besuchte bis zum Abitur 1961 die Oberrealsschule in Wunsiedel und studierte Rechts- und Staatswissenschaften sowie Volkswirtschaft in Berlin, Köln und Erlangen. 1969 legte er das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1969-71 war er Rechtsanwalt, 1971-74 Gcrichtsassessor bzw. Staatsanwalt. 1974 ließ er sich als Rechtsanwalt in Bayreuth nieder. 1972 trat L. in die CSU ein. Er wurde Mitglied des Parteiausschusses. 1978-80 war er Sladtral in Bayreuth und 1978-82 Bezirksrat im Bezirkstag Oberfranken. Nach dem Bruch mit der CSU wechselte L. zur Freien Bürger Union, die er seit 1996 im Stadtrat in Bayreuth vertritt. 1998-2000 war er Präsident der Bundcsdclcgicrtenversammlung Schlesische Landesvertretung der Landsmannschaft Schlesien. In der 9.-12. Wahlperiode (1980-94) vertrat L„ seit 22.4.1991 fraktionslos, den Wahlkreis 223 (Bayreuth) im Bundestag. In der 9. und 10. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Rcchtsausschusscs und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (in der 9. Wahlperiode seit Mai 1982). In der 9. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen, dessen Stellvertretendes Mitglied er in der 11. Wahlperiode war. Dem Verteidigungsausschuß gehörte er in der 9. (bis Mai 1982 und wieder seit Oktober 1982) und 11. Wahlperiode als Stellvertretendes (bis Mai 1987, danach als Ordentliches Mitglied), in der 12. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (bis Mai 1991) an. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 11. und 12. Wahlperiode (bis Mai 1991) Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, dem er in der 12. Wahlperiode bis Januar 1992 als beratendes Mitglied angehörte. Im Februar 1992 wurde er beratendes Mitglied des Innenausschusses. Luchtenberg, Paul, * 3.6.1890 Burscheid, f 7.4.1973 Burscheid. Pädagoge, Hochschullehrer, ev. L., Sohn eines Bauunternehmers, studierte Psychologie, Philosophie und Pädagogik in Bonn, Münster und München und wurde 1915 promoviert. 1916 legte er das philologische Staatsexamen ab und wurde 1917 Studienrat am Röntgengymnasium in Remscheid. 1921 habilitierte er sich an der Universität Köln, wurde 1925 außerordentlicher Professor

der Philosophie und Pädagogik sowie Direktor des Psychologischen Instituts der Technischen Hochschule Darmstadt und folgte 1931 einem Ruf als ordentlicher Professor an die Technische Hochschule Dresden. 1936 wurde er aus politischen Gründen seiner Ämter enthoben und aus dem Staatsdienst entlassen. Während des Zweiten Weltkriegs war L. als Landwirt tätig. 1953 wurde er Honorarprofessor an der Universität Bonn. L. leitete die Bonner Zentralstelle zur Erforschung und Förderung der Berufsausbildung und setzte sich für die Ausweitung des zweiten Bildungswegs ein. 1945 gehörte L. zu den Begründern der FDP und wurde ihr kulturpolitischer Sprecher. 1958-66 war er Mitglied des Nordrhein-Westfälischen Landtages und 1956-58 Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen. Über die FDP-Landcslistc Nordrhein-Westfalen rücktc L. am 30. 10. 1950 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Friedrich Middelhauve (bis 1953), am 18.9.1954 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Willi —> Weyer in den Bundestag nach. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß der öffentlichen Fürsorge (von Juli bis Oktober 1951), in der 1. und 2. Wahlperiode (von September 1954 bis April 1956) im Ausschuß für Kulturpolitik mit. Dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films gehörte er in der 1. (seit Oktober 1951) und 2. Wahlperiode (von Oktober 1954 bis April 1956) als Stellvertretendes Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (von Juni 1951 bis Juni 1952), des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit Oktober 1951) und des Ausschusses für Kommunalpolitik (seit Januar 1952). Am 9.4.1956 legte er sein Mandat nieder. L. wurde zum Ehrensenator der Technischen Hochschule Darmstadt ernannt. Er erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1965), das Großoffizierskreuz des Verdienstordens der Republik Italien, die Goldene Ehrennadel des deutschen Handwerks, die Goldmedaille der Wilhelm-von-Humboldt-Gesellschaft (1967), die Wolfgangvon-Döring-Medaille (1968) und die Theodor-Heuss-Plakettc (1971). VERÖFFENTLICHUNGEN: Antinomien der Pädagogik. Langensalza 1923. Neuausgabe Darmstadt 1963. - Das Lebensrätsel des Instinktiven. Langensalza 1925. - Mit Philipp Behler: Merkmale der amerikanischen Berufsausbildung und Berufserziehung. Bielefeld 1955, 21956. - Wandlung und Auftrag liberaler Kulturpolitik. Bonn 1960. - Johannes Löh und die Aufklärung im Bergischen. Köln u.a. 1965. Lucyga, Christine, * 6.4.1944 Kolberg (Pommern). Fremdsprachenlehrerin, ev. L. besuchte die Oberschule in Bad Doberan und Rostock, studierte nach dem Abitur 1963 Slawistik und Hispanistik in Rostock, erwarb 1969 das Diplom und arbeitete bis 1989 als Fremdsprachenlehrerin an der Hochschule für Seefahrt in Warnemünde und an der Universität Rostock. 1980 wurde sie mit der Arbeit Die Darstellung historischer Prozesse im modernen kubanischen Roman promoviert. Im Herbst 1989 wurde L. Mitglied des „Neuen Forum" in Rostock, arbeitete von Oktober bis Dezember 1989 im Sprecherrat und trat Ende 1989 in die SPD ein. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 war sie Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 13, Listenplatz 3, Bezirk Rostock). Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte L. dem 11. Deutschen Bundestag an. Seit Dezember 1990 vertritt sie den Wahlkreis 265 (Rostock) im Bundestag. Tn der 11. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familien, Frauen und Gesundheit. In der 12. und 13. Wahlperiode engagierte sie

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Luda sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 12. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß (bis August 1992), dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung und dem 1. Untersuchungsausschuß (Kommerzielle Koordinierung) an. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des 2. Untersuchungsausschusses (Veruntreutes DDR-Vermögen) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Verleidigungsausschuß und dem 1. Untersuchungsausschuß (Parleispenden), der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Dcutschcn Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung an. L u d a , Manfred, * 8 . 6 . 1 9 2 1 Schweidnitz (Schlesien), lurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. L., dessen Vater Obereichmeister, später Eichoberinspektor war, besuchte die Oberschule, legte 1939 das Abitur ab, studierte Volkswirtschaft und Recht an den Universitäten Göttingen und Bonn und wurde 1941 Referendar. 1941-45 war er Soldat. 1948 wurde er Assessor und ließ sich 1950 als Rechtsanwalt in Lüdenscheid, 1952 in Meinerzhagen nieder. 1955 wurde er mit der Arbeit Die CDU/CSU und ihr föderalistisches Programm zum Dr. jur. promoviert, 1958 auch als Notar zugelassen. 1949 trat L. in die CDU ein. Er wurde stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU in Altena-Lüdenscheid und stellvertretender Vorsitzender des Bundesausschusses für Wirtschaft der CDU. 1952/53 war er FraktionsVorsitzender im Rat der Stadt Lüdenscheid, 1956-64 Fraktionsvorsitzender im Kreistag Altena und 1964-70 Mitglied des Rates der Stadt Meinerzhagen. In der 4.-8. Wahlperiode (1961-80) gehörte L., jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß und war Stellvertretendes Mitglied des Außenhandclsausschusses und des Finanzausschusses, dem er auch in der 5.-7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für das Bundesvermögen sowie in der 6.-8. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft (bis Oktober 1979, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mitbestimmung durch leistungsbezogene Erfolgsbeteiligung. Das System Fuchs. Ludwigsburg 1968. - Hätte Schiller doch gehört. Ludwigsburg 1969. Hätte Schiller doch gehandelt. Ludwigsburg 1970. - Erinnerungen. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Bd. 8. Boppard am Rhein 1990, S. 9-228. - Zur Geburtsstunde des Parlamentarismus. Abgeordnete aus der Grafschaft Mark in stürmischer Zeit (1848-1849). Iserlohn 1998. LITERATUR: Bernd Schulte und Volkmar Wittmütz: M. L. Mit Bibliographie von Karin Müller. Altena 2001. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. L u d e w i g , Walther, * 13.3.1923 Kassel. Verwaltungsangestellter, Handelsvertreter. Nach der Volksschule durchlief L. eine Vcrwaltungslehre in Mannheim, holte im Abendkurs die Mittlere Reife nach und war 1940-45 Kriegsteilnehmer. Nach einer Umschulung zum Maurer 1945-47 studierte er 1948/49 zwei Semester

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Hochbau in Braunschweig und war seil 1949 selbständiger Handelsvertreter. Nach der Spezialisierung auf Kühlanlagen 1950 wurde er 1952 Generalvertreter eines Kühlanlagenwerks. Seit 1974 im Beratungsbüro für Kälte und Klima tätig, übernahm er 1980 die Geschäftsführung der Marktgemeinschaft Deutsche Gemüsekonserven in Bonn. 1975 wurde L. Landesvorsitzender, 1976 Vizepräsident der Aktionsgemeinschaft Wirtschaftlicher Mittelstand für die Bundesrepublik Deutschland. 1964 trat L. in die FDP ein und war 1964-69 Kreisvorsitzender. 1969 wurde er Mitglied des Landesvorstandes, 1976 Bezirksvorsitzender der FDP in Braunschweig. 1964-74 war er Ratsherr und 1968-72 Bürgermeister in Volkmarode, 1968-74 Mitglied des Kreistages, 1968-70 stellvertretender Landrat im Landkreis Braunschwcig und 1974-76 Ratsherr der Stadt Braunschweig. In der 8. Wahlperiode (1976-80) gehörte L. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses (bis Dezember 1978, danach Stellvertretendes Mitglied), Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (bis November 1977) und vorübergehend des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (im September 1979). Dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen gehörte er bis April 1978 als Stellvertretendes und danach als Ordentliches Mitglied an. DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. L u d w i g , Adolf, * 2 7 . 6 . 1 8 9 2 Pirmasens, f 18.2.1962 Pirmasens. Kaufmann, Schuhmacher, Gewerkschafts- und Parteifunktionär, ev., später konfessionslos. L., Sohn eines Schuhmachers, machte nach dem Besuch der Volksschule und der Realschule eine kaufmännische Lehre und arbeitete dann in einer Schuhfabrik. 1908 wurde er Vorsitzender der sozialistischen Arbeiterjugend in Pirmasens. 1910 trat er in die SPD und in die Gewerkschaft ein. 1915-18 war er Soldat. 1917 wurde er Mitglied der USPD, 1922 wieder der SPD. Im November 1918 übernahm L. den Vorsitz des Arbeiter- und Soldatenrates in Pirmasens und war 1919-33 Geschäftsführer des Schuhmacherverbandes in Pirmasens, seit 1920 zugleich Vorsitzender der Filiale des Verbandes. Er bekämpfte separatistische Kräfte, welche die Pfalz Frankreich eingliedern wollten. 1923 wurde er vorübergehend aus dem besetzten Gebiet ausgewiesen (bis 1924). 1922 war er Absolvent der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main, 1924 des Fircroft College in Birmingham. 1919-22 hatt er den Vorsitz des USPD-Bezirks, 1922-33 des SPD-Unterbezirks Pirmasens inne. 1920-30 war er dritter Bürgermeister, 1930-33 Mitglied des Stadtrates in Pirmasens und Hauptausschußmitglied des Bayerischen Städtebundes. 1932/33 gehörte er dem Bayerischen Landtag an. 1933 emigrierte L. in das Saargebiet, 1935 nach Frankreich, wo er sich an der Arbeit der Sopade und einer ExilZeitung beteiligte. Nach der Befreiung von Paris wurde L. 1944 Mitglied des Comité Allemagne Libre Pour l'Ouest (CALPO) und gehörte 1945 zur Landesgruppe Deutscher Sozialdemokraten in Frankreich. Im Oktober 1945 kehrte L. zurück und war bis Mai 1947 Beauftragter der Gewerkschaften für Hessen-Pfalz und Vorsitzender der Landesgewerkschaft Schuh und Leder, vom Mai 1947 bis Dezember 1949 Vorsitzender im Hauptvorstand des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes Rheinhessen-Pfalz und 1947-58 Vorsitzender des DGB-Landesbezirks RheinlandPfalz mit Sitz in Mainz. Im Oktober 1945 wurde er Vorsitzender der SPD in der Pfalz, im April 1946 Mitvorsitzender der SPDBezirksorganisation Pfalz. 1946-62 war er Stadtverordneter in Pirmasens, 1946/47 Mitglied der Beratenden Lan-

Lübke des Versammlung und 1947-49 Mitglied des Landtages von Rheinland-Pfalz. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat L. den Wahlkreis 13 [160] (Kaiserslautern) im Bundestag, in den er 1953 und 1957 über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt wurde. Am 6.1.1962 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Friedrich Wilhelm —> Wagner nach. In der 1.-4. Wahlperiode (in der 4. Wahlperiode seit Januar 1964) engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, des Ausschusses gem. Art. 15 GG und des Ausschusses zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung und Immunität und dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten, in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Mittelstandsfragen an. LITERATUR: Gerhard Nestler: A. L. und der Wiederaufbau der pfälzischen Arbeiterbewegung nach dem 2. Weltkrieg. Eine Dokumentation. In: Historischer Verein der Pfalz. Mitteilungen 92 (1994) S. 419-449. NACHLASS: DGB-Archiv im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn. L ü b k e , Heinrich, * 14.10.1894 Enkhausen (heute zu Sundern/Sauerland), f 6.4.1972 Bonn. Vermessungs- und Kulturingcnieur, Verbandsfunktionär, kath. L. stammt aus dem Dorf Enkhausen im Sauerland. Seine Eltern besaßen dori eine Schusterwerkstatt und einen kleinen Bauernhof. Der Vater starb, als Heinrich - das zweitjüngste von acht Kindern - scchs Jahre alt war. Nach Besuch der dreiklassigen Dorfschule und einer gymnasialen Ausbildung in Werl und Brilon, legte er mit 19 Jahren die Abiturprüfung ab (1913). Bevor er das Studium an der Landwirtschaftlichen Akademie in Bonn aufnahm, absolvierte er ein einjähriges Praktikum beim Stadtvermessungsamt Minden. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst. Eingesetzt in Ostpreußen und danach an der Westfront, wurde er dort verschüttet und erlitt eine Gasvergiftung. Seit Sommer 1919 studierte er an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin und Schloß nach der Diplomprüfung als „Vermessungs- und Kulturingenieur" ein Zweitstudium der Volkswirtschaft an den Universitäten Münster und Berlin an, das er im Juli 1924 ohne Abschluß beendete. Sein beruflicher Einstieg erfolgte im April 1921, zuerst als Angestellter der Siedlungsplanungsgesellschaft der Provinz Westfalen, dann 1923 als Geschäftsführer des Reichsverbandes der landwirtschaftlichen Klein- (und Mittelbetriebe. Von 1927 bis zur Auflösung des Verbandes 1933 war er Geschäftsführer der Deutschen Bauernschaft. 1932 wurde L. als Zentrumsabgeordneter in den Preußischen Landtag gewählt, dem er bis zur Auflösung der Landtage am 10.10.1933 angehörte. Als Regimegegner wurde L. der unsachgemäßen Verwendung öffentlicher Mittel verdächtigt, im Februar 1934 verhaftet und bis Oktober 1935 in Untersuchungshaft gehalten. Da ihm kein schuldhaftes Vergehen nachgewiesen werden konnte, wurde das Verfahren ohne gerichtliche Verhandlung, ohne Urteil und ohne Haftcntschädigung eingestellt, was in den scchzigcr Jahren zu einer massiven politischen Verunglimpfungskampagne gcmacht wurde. Nach seiner Haftentlassung war L. arbeitslos, bis er 1937 eine feste Anstellung bei der Niedersächsischen Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft fand. Von 1939 bis 1945 arbeitete er als Vermessungs- und Bauleiter in einer Firma, die als „Baugruppe Schlempp" gleich nach Kriegsbeginn Albert Speer unterstellt wurde und für den Ausbau von Rüstungsbetrieben tätig war. Die insbesondere seit 1966 von der DDR erhobene Beschuldigung,

er habe während des Krieges Konzentrationslager geplant und gebaut und seine Haft 1934/35 sei nicht politisch motiviert gewesen, war Teil einer Verleumdungskampagne, die sich über mehrere Jahre hinzog. Nach dem Krieg leitete L. in Höxter das „Baubüro Lübke", das für den Wiederaufbau kriegszerstörter Städte Aufträge ausführte. Bereits im Herbst 1945 trat L. in die CDU ein, in der er als agrarpolitischer Fachmann Einlluß gewann. Im Oktober 1946 wurde er Abgeordneter im Landtag von NordrheinWestfalen und im Januar 1947 zum Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in das Nordrhein-Westfälische Kabinett berufen. Bei der Durchsetzung einer verbesserten Versorgung der Bevölkerung scheute L. nicht vor massiver Kritik an der britischen Militärverwaltung zurück. Nach scchs Jahren, Ende 1952, schied er als Landwirtschaftsminister aus, blieb aber noch weiter Landtagsabgeordneter. Sein Augenmerk galt in dieser Zeit dem Aufbau einer gesunden bäuerlichen Familienstruktur. Der Großgrundbesitz - auch der der Kommunen und Kirchen - sollte zur Landabgabe gesetzlich verpflichtet werden, um neue Siedlungsflächen ausweisen zu können. Sein Ministerium erarbeitete ein entsprechendes Bodenreformgesetz, das jedoch durch Einspruch der britischen Militärregierung abgeschwächt wurde. Der Nordrhein-Westfälische Landtag billigte es am 11.5.1949 mit großer Mehrheit, vom Bundesverfassungsgericht wurde es jedoch wegen der eigentumsfeindlichen Tendenz 1951 aufgehoben. Ende 1952 übernahm L. für kurze Zeit die Anwaltschaft des Deutschen Raiffeisenverbandes in Bonn. Bereits im August 1949 erstmals direkt im Wahlkreis 63 [122] (Arnsberg-Soest) in den Bundestag gewählt, hatte er sein Mandat 14 Monate später Ende September 1950 später wegen Unvereinbarkeit mit seinem Landtagsmandat wieder aufgegeben. Bis dahin war er auch Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bei der Bundestagswahl am 6.9. 1953 gewann L. in seinem neuen Wahlkreis 86 (Rees-Dinslaken) mit 44,3 % der Stimmen das Direktmandat. Gegen anfänglichen Widerstand holte ihn Konrad —> Adenauer als Landwirtschaftsminister in sein Kabinett (20.10.1953), dem er bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten (12.9.1959) angehörte. Sein großes Verdienst ist die nachhaltige Verbesserung der Lebensverhältnisse auf dem Lande und die Anpassung der Landwirtschaft an die Erfordernisse des Marktes. Am 8.7.1955 wurde ein von L. eingebrachtes „landwirtschaftliches Grundgesetz" („Grüner Plan") vom Bundestag mit überwältigender Mehrheit angenommen. Der Wahl L.s zum Bundespräsidenten 1959 ging eine „PolitPosse" voraus, die dem Ansehen Adenauers und des Präsidentenamtes abträglich war. Nachdem Adenauer, der sich für das Amt hatte vorschlagen lassen, darauf verzichtete, wurde L. nominiert. Urteile über seine Eignung als höchster Repräsentant der Bundesrepublik gingen weil auseinander. Man lobte seine fachliche Kompetenz als Landwirtschaftsminister - insbesondere auf internationalem Parkett - , ebenso auch seine Gabe des Ausgleichs; dem standen jedoch Schroffheit, Empfindlichkeit und mangelndes rhetorisches Talent gegenüber. Bei der Bundespräsidenten wähl am 1.7.1959 in Berlin erhielt er erst im zweiten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen. Gegen Ende der ersten Amtszeit L.s, die überwiegend positiv bewertet wurde, kam es im Vorfeld der Wahl zu kontroversen Diskussionen. Er wirke amtsmüde und krank, hinterlasse bei seinen öffentlichen Auftritten und Staatsbesuchen häufig einen desolaten Eindruck - insbesondere bei seinen offiziellen Reden. Dennoch üel die Entscheidung für eine Wiederwahl eindeutig aus. Am 1.7.1964 wurde L. von der Bundesversammlung bereits im ersten Wahlgang in seinem Amt bestätigt. Auf ihn entfielen 710 der 1024 abgegebenen Stimmen. Im nachhinein wurde jedoch die Wiederwahl als Feh-

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Lücke 1er bewertet. L.s Alterserscheinungen, vor allem aber eine ehrenrührige Diffamierungskampagne gegen ihn und seine Frau setzten ihm zu und ließen seine zweite Amtszeit zur Qual werden. Seine politischen Berater rieten ihm, keine juristischen Schritte gegen die bösartigen Anschuldigungen einzuleiten; dies verbiete auch die Würde des Staatsoberhauptes. So litt er in der Uberzeugung, ein Rücktritt komme einem Schuldeingeständnis gleich. Schließlich entschloß er sich doch, zwei Monate vor Beendigung seiner Amtszeit, zurückzutreten (30.6.1969). In der letzten Amtszeit L.s legte sich ein trüber Schleier über die beachtenswerten Erfolge während seines langen Politikerlebens, insbesondere auch als Bundespräsident; denn sein Beitrag zur Aussöhnung mit den Nachbarstaaten, insbesondere mit Frankreich, ist eindrucksvoll. Gleichzeitig war er ein beharrlicher Fürsprecher und Mahner für die Einheit Deutschlands. Mit besonderem Eifer widmete er sich der Überwindung von Hunger und Armut in der Dritten Welt. Von den 33 in den Jahren 1962 bis 1969 durchgeführten Staatsbesuchen führten ihn 29 in Staaten der Dritten Welt. Entwicklungshilfe zur Selbsthilfe verstand er als wichtigste Zukunftsaufgabc. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt wurde es einsam um L.; dazu trug auch sein sich rapide verschlechternder Gesundheitszustand bei. Seit 1929 war L. mit Wilhelmine, geb. Keuthen, verheiratet, einer hochgebildeten und sprachbegabten Frau, die ihm eine starke Stütze war; die Ehe blieb kinderlos. LITERATUR: Reden der deutschen Bundespräsidenten Heuss, L., Heinemann, Scheel. Eingeleitet von Dolf Sternberger. München 1979. - Rudolf Morsey: H. L. Eine politische Biographie. Paderborn 1996. - Theodor Heuss: Tagebuchbriefe 1955/1963. Stuttgart 1970. - Arnulf Baring: Machtwechsel. Die Ära Brandt-Scheel. Stuttgart 1982. - Günther Scholz: Die Bundespräsidenten. Biographien eines Amtes, 3., überarbeitete Aufl. Bonn 1997. Josef Ackermann Lücke, Johannes, * 7.7.1901 Osnabrück, f 19.12.1968 Osnabrück. Bäcker, Parteifunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule machte L. eine Bäckerlehre, belegte Kurse an einer Volkshochschule und nahm an Gewerkschaftskursen teil. 1918 legte er die Gesellenprüfung ab und war dann in seinem Beruf tätig. 1918 trat er in die SPD und in die Gewerkschaft ein. 1920 wurde er in den SPD-Vorstand gewählt. L. war Mitbegründer und seit 1928 Vorsitzender des Bäcker- und Konditorenverbandes. 1930-33 war er Betriebsratsvorsitzender im Konsum- und Sparverein Osnabrück. Wegen seines politischen Engagements in der SPD wurde L. 1933 arbeitslos und wich später auf eine Stelle als Kraftfahrer aus. 1943 wurde er Soldat und befand sich 1944-46 in Kriegsgefangenschaft. Seit 1946 widmete er sich hauptamtlich der Parteiarbeit. 1946 wurde L. hauptamtlicher Unterbezirks Sekretär der SPD. 1956 kandidierte er erfolgreich für den Osnabrücker Stadtrat und wurde Vorsitzender des Beschlußausschusses im Regierungsbezirk Osnabrück. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) war L. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Niedersachsen Mitglied des Bundestages. In der 3. und 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Heimatvertriebene mit. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik und des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen, in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung.

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Lücke, Paul, * 13.11. 1914 Schöneborn bei Gummersbach, f 10. 8.1976 Erlangen. Schlosser, Maschineningenieur, Verwaltungsbeamter, kath. L., Sohn eines Steinbruchmeisters, arbeitete nach dem Besuch der Volksschule im Steinbruch und machte eine Schlosserlehre. Er Schloß sich der katholischen Jugendbewegung an und war bis 1935 Bezirksleiter im Aggertal. Nach dem Wehrdienst studierte er im Auftrag der Wehrmacht an einer Höheren Technischen Lehranstalt in Berlin das Fach Maschinenwesen. Im Zweiten Weltkrieg war er Feuerwerker und Waffenoffizier. 1945 aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, trat er in die kommunale Verwaltung ein und war 1947-49 Amtsdirektor in Engelskirchen. 1969-76 war L. Geschäftsführer der Deutschen Wohnbaugesellschaft mbH Dewag und Leiter der Blivers Baugesellschaft, in deren Aufsichtsrat er 1974 wechselte. Seit 1954 war er Präsident, seit 1966 Ehrenpräsident des Deutschen Gemeindetages, daneben Präsidialmitglied im Familienbund der Deutschen Katholiken. 1962 nahm er die Präsidentschaft des 79. Deutschen Katholikentages in Hannover wahr. In der 1.-6. Wahlperiode (1949-72) vertrat L., Mitbegründer der CDU im Oberbergischen Kreis, den Wahlkreis 13 bzw. 72 bzw. 66 (Rhcinisch-Bcrgischer Kreis) im Bundestag. 1957-61 war er Bundesminister für Wohnungsbau, 1961-65 Bundesminister für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und von Oktober 1965 bis zu seinem Rücktritt im April 1968 Bundesminister des Tnnern. Um die Wohnungsnot der Nachkriegszeit zu beseitigen, brachte L. Ende 1959 ein Gesetz zum Abbau der Wohnungszwangswirtschaft in den Bundestag ein. Im Mai 1960 wurde der umstrittene „Lücke-Plan" verabschiedet und trat zum 1. Juli in Kraft. Mit ihm überführte L., dessen besonderes Anliegen die Förderung des Baus von Eigenheimen für Familien war, das Wohnungswesen in die Soziale Marktwirtschaft. Obgleich L. als „Vater des sozialen Wohnungsbaus" populär wurde, stießen seine Bemühungen um Stadt- und Dorfcrneucrung und um die Raumordnung (Raumordnungsgesetz 1965) auf großen Widerstand. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Beamtcnrecht (bis Mai 1950), im Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen (bis Juni 1952) und im Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952) mit, dem er auch in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (bis Januar 1957, danach als Stellvertretendes Mitglied) angehörte. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit März 1953) sowie im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen, dessen Vorsitz er im Juni 1951 übernahm und auch in der 2. Wahlperiode innehatte (seit November 1953). In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung. In der 5. Wahlperiode gehörte er seit Oktober 1968 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Innenausschusses (bis September 1970, danach Stellvertretendes Mitglied) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. 1963 erhielt L. das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Der Weg zu einer familiengerechten Wohnungsbaupolitik. Gesetz zur Schaffung von Familienheimen. Bergisch-Gladbach 1951. - Abbau der Wohnungsnot und Abbau der Wohnungszwangswirtschaft = soziale Marktwirtschaft im Wohnungswesen. Eine Dokumentation. Bonn 1959. - Kommunalpolitik und Raumordnung. Recklinghausen 1964. - . . . kein Sonntagsvergnügen.

Lüders Gedanken zur Politik und politische Gedanken. BergischGladbach 1966. - Ist Bonn doch Weimar? Der Kampf um das Mehrheitswahlrecht. Frankfurt am Main 1968. LITERATUR: Wilhelm Born [Frank Bebber]: Weg in die Verantwortung. P. L. Recklinghausen 1965. - Frank van Loo: P. L. Bonn 1965. - Siegfried Fröhlich u.a. (Hrsg.): Das Bonner Innenministerium. Innenansichten einer politischen Institution. Bonn 1997. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

1942 und 1944/45 studierte sie an den Landwirtschaftlichpädagogischen Staatsinstituten Danzig und Dresden, bestand 1947 die Staatsprüfung als Lehrerin des Fachs landwirtschaftliche Haushaltskunde und arbeitete anschließend in den Landwirtschaftsämtern Alsfeld, Grünberg, Büdingen und Wetzlar. 1970-73 war sie Oberstudienrätin in Wetzlar. 1964 trat L. der FDP bei und wurde Mitglied des Kreistages. Seit 1968 war sie stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Fraktionsgeschäftsführerin, seit 1973 Mitglied des Bundeshauptausschusses der FDP und seit 1970 Bezirks vorsitzende im Landfrauenverein Wetzlar.

L ü c k e r , Hans August, * 2 1 . 2 . 1 9 1 5 Krümmel (Hessen). Verwaltungsangestellter, kath. L. wuchs mit neun Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof im Westerwald auf, besuchte ein Humanistisches Gymnasium und legte 1934 das Abitur ab. Nach landund gartenwirtschaftlicher Praxis studierte er Land- und Volkswirtschaft und nahm ohne Studienabschluß 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil. 1945/46 war er Leiter des Ernährungsamtes Freising/Erding und seit 1947 Direktor der Bayerischen Landesbauernkammer München, die 1949 aufgelöst wurde. L. war stellvertretender Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbandes und leitete die Abteilung Wirtschafts- und Agrarpolitik. Er war Mitbegründer des Vereins „Bäuerliche Familien Wirtschaft", gehörte seit 1949 dem Kuratorium des Wirtschaftsforschungsinstituts München an und hatte den Vorsitz des Instituts für ländliche Sozialforschung in Frankfurt am Main innc. 1978 wurde er Vorsitzender der RobcrtSchuman-Stiftung, München. 1947 trat L. der CSU bei und war seitdem Mitglied des Wirtschaftsbeirates der CSU. In der 2.-7. Wahlperiode (1953-76) vertrat L. den Wahlkreis 242 (Memmingen), in der 8. Wahlperiode (1976-80) den Wahlkreis 243 (Unterallgäu) im Bundestag. Er war Berichterstatter über das Landwirtschaftsgesetz, das Kartellgesetz und den EWG-Vertrag. Er setzte sich früh für eine gemeinsame europäische Agrarpolitik ein und war am Zustandekommen des deutschen Landwirtschaftsgesetzes von 1955 beteiligt. L. wirkte an verschiedenen agrarpolitischen Planungs- und Gesetzentwürfen mit, u. a. am Kapitel Landwirtschaft des Marshall-Plans und am ersten Plan einer europäischen Agrarunion. Er war Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarales und der Versammlung der Westeuropäischen Union. Seit 1958 gehörte er dem Europäischen Parlament an, 1969-75 als Vorsitzender der CDUFraktion und 1975-79 als Vizepräsident. In der 2. Wahlperiode arbeitete L. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik und im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des Grundgesetzes mit. Außerdem war er in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Finanzund Steuerfragen, der Deutschen Delegation bei der Beratenden Versammlung des Europarates und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem er auch in der

A m 4 . 9 . 1 9 7 3 rückte L. über die FDP-Landesliste Hessen für den verstorbenen Abgeordneten Karl-Hermann —Flach in den Bundestag nach, dem sie bis zum Ende der Wahlperiode 1976 angehörte. Sic engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß (von Oktober 1973 bis September 1974) und war Mitglied des Beirates des Bundestages für handelspolitische Vereinbarungen (bis September 1974). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie auch dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (seit Oktober 1973) und dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (von Mai bis September 1974, danach als Ordentliches Mitglied) an.

3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß (bis Dezember 1959), in der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Wirtschaftsausschusses (bis September 1963). VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit lean Seitlinger: Robert Schuman und die Einigung Europas. Bonn 2000. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung, München. L ü d e m a n n , Barbara, * 2 8 . 4 . 1 9 2 2 Wetzlar, f 2 0 . 2 . 1 9 9 2 Wetzlar. Gymnasiallehrerin. Nach dem Besuch des Lyzeums bis zur Mittleren Reife ließ sich L. 1938-42 im bäuerlichen Hauswerk ausbilden.

L ü d e r , Wolfgang, * 11.4.1937 Celle. Jurist (Staatsanwalt, Richter, Rechtsanwalt, Notar). L., Sohn eines Gastwirts, bestand das Abitur am Ernestinum in Celle, studierte Rechtswissenschaften in Berlin und legte 1963 die Erste, 1967 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. Anschließend trat er als Gerichtsassessor in den Justizdienst ein, wurde Staatsanwalt, 1971 Richter am Landgericht. 1981 ließ er sich als Rechtsanwalt in Berlin nieder. 1991 wurde er auch Notar. 1957 Schloß sich L. dem Liberalen Studentenbund an, wurde 1961 Berliner Landesvorsitzender, 1962 Bundesvorsitzender und trat 1962 der FDP bei. 1963/64 war er Landesvorsitzender der Jungdemokraten, 1968-70 Bundesvorsitzender 1968-70 Sprecher des Landesausschusses Berlin der FDP und 1971-81 Vorsitzender des Landesverbandes Berlin der FDP. Seit 1968 Beigeordneter zum Bundesvorstand, gehörte er 1970-88 und seit 1990 dem Bundesvorstand der FDP an. 1975-81 war er Senator für Wirtschaft bzw. für Wirtschaft und Verkehr, 1976-81 zusätzlich Bürgermeister von Berlin. 1979 in das Abgeordnetenhaus von Berlin gewählt, legte er nach der Wiederwahl in den Senat das Mandat nieder. 1987 wurde L. als Vertreter Berlins, 1990 über die FDPLandesliste Berlin in den Bundestag gewählt, dem er bis zum Ende der 12. Wahlperiode 1994 angehörte. In der 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 12. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Innenausschusses. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied vorübergehend dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (im Juni 1987), als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß und dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung sowie Stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses und des Finanzausschusses (bis Oktober 1992). DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. L ü d e r s , Marie Elisabeth, * 2 5 . 6 . 1 8 7 8 Berlin, í 2 3 . 3 . 1 9 6 6 Berlin. Lehrerin, Volkswirtin, Verwaltungsbeamtin, Universitätsdozentin, ev. L. war sechstes von sieben Kindern eines hohen, liberalen Beamten im preußischen Kultusministerium. Ihr Wunsch, zu studieren, scheiterte zunächst an der noch fehlenden Immatrikulationserlaubnis für Frauen. Nach dem Abschluß

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Lüders der höheren Mädchenschule 1895 besuchte L. eine „Wirtschaftliche Frauenschule auf dem Lande" mit staatlicher Abschlußprüfung. Als Pensionatslehrerin in Weimar nahm sie um 1900 mit Vertreterinnen des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF) Kontakt auf. 1902 wurde sie ehrenamtliche Mitarbeiterin in den „Mädchen- und Frauengruppen für Soziale Hilfsarbeit" in Berlin, einer zentralen Einrichtung der organisierten Frauenbewegung unter der Leitung Alice Salomons. L. betreute Berliner Arbeiterfamilien und wurde 1905 in den Vorstand der „Gruppen" gewählt. Ein Jahr nach der Zulassung des Frauenstudiums an preußischen Universitäten immatrikulierte sich L. 1909 einunddreißigjährig an der Berliner Universität im Fach Staatswissenschaflen. 1910 holte sie ihr Abitur in einem Gymnasium als Externe nach und wurde 1912 bei Max Sering und Gustav Schmoller mit einer Arbeit über Die Fortbildung und Ausbildung der im Gewerbe tätigen weiblichen Personen und deren rechtliche Grundlagen promoviert, die in der Reihe „Staats- und Sozialwissenschaftliche Forschungen" veröffentlicht wurde. Anschließend arbeitete sie als erste deutsche Wohnungsfürsorgerin in Charlottenburg. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges leitete L. zunächst die Charlottenburger Kricgsfürsorgestcllc. Im Juli 1915 ging sie nach Brüssel, wo sie die Soziale Hilfsstelle für belgische Frauen bei der deutschen Zivilverwaltung übernahm, bis sie ein Jahr später als Geschäftsführerin des Vereins für Säuglings- und Mütterfürsorge nach Düsseldorf geholt wurde. Diese Arbeit wurde im Herbst 1916 durch ihre Berufung in das Reichskriegsministerium abgebrochen, in dem sie für die Leitung der neu geschaffenen Frauenarbeitszentrale vorgesehen war. Bis 1918 organisierte L. die Anwerbung, Vermittlung und Koordination der gesamten Frauenarbeit für die Kriegswirtschaft und das Wohlfahrtswesen im Deutschen Reich. Dann mußte sie dieses ranghöchste Frauenamt wegen der nach eigener Aussage „eifersüchtige(n) Animosität verschiedener höherer Offiziere" einer Kollegin überlassen und ging wieder nach Düsseldorf, um die Leitung der neuen „Niederrheinischen Frauenakademie" zu übernehmen. Auch diese Tätigkeit mußte sie 1922 unfreiwillig aufgeben, weil sie als nicht vereinbar mit ihrer politischen Arbeit als Mitglied der Nationalversammlung und des Reichstages angesehen wurde. 1925 war sie maßgeblich an der Gründung des Deutschen Akademikerinnenbundes sowie der Reichsforschungsstelle für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen beteiligt. Sie war Vorstandsmitglied des BDF, des Verbandes für die handwerksmäßige Ausbildung der Frau, des Weltbundes für Frauenstimmrecht und des Internationalen Akademikerinnenbundes; sie war die erste und einzige Frau im Präsidium des Deutschen Juristentages, im Normenausschuß des Vereins Deutscher Ingenieure, im Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit sowie als deutsche Delegierte der Weltwirtschaftskonferenz. 1933 erhielt L. Schreib- und Redeverbot; 1937 wurde sie für vier Monate von der Gestapo inhaftiert. Später übernahm sie eine politisch unverfängliche, wissenschaftliche Arbeit zur „Entwicklung der internationalen Fischwirtschaft". 1944 floh sie vor den Bombenangriffen aus Berlin nach Süddeutschland und arbeitete von Januar 1946 bis zu ihrer Rückkehr im Herbst 1947 als Lehrerin an einer amerikanischen Militärschule in Oberammergau. L. wurde unmittelbar nach der Aufhebung des Verbots politischer Betätigung für Frauen 1908 Mitglied der Freisinnigen Volkspartci Friedrich Naumanns und trat 1919 wie die meisten Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung in die DDP ein. Ihre Kandidatur für die Nationalversammlung war nicht auf Anhieb erfolgreich; erst im September 1919 rückte sie für den inzwischen verstorbenen Friedrich Naumann nach. Von 1920 bis 1932 war sie als DDP-Reichstagsabgeordnete Mitglied und zum Teil Be-

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richterstalterin von sieben Ausschüssen (Recht, Handelsund Wirtschaftspolitik, Reform des Familienrechts, Reform des Nationalitätenrechts der verheirateten Frau, Gesetz zur Bekämpfung der venerischen Krankheiten, Reichsgesetz zur Jugendwohlfahrt, Änderung der Schöffenklausel). In vielen dieser parlamentarischen Arbeitsgebiete initiierte sie eine interfraktionelle Zusammenarbeit der Frauen. L. kandidierte 1932 nicht mehr für den Reichstag, weil sie die Fusion der DDP mit dem „Jungdeutschen Orden" und ihre Umbenennung in „Deutsche Staatspartei" ablehnte. Wieder in Berlin wurde L. 1947 Mitglied der LDP und beteiligte sich an der Überlebenspolitik der überparteilichen Frauenausschüsse. Im Dezember 1948 wurde sie in die Stadtverordnetenversammlung und im Januar 1949 - während der Berliner Blockade - zur Stadträtin für Sozialwesen gewählt. In diesem Amt war L. sehr populär und erfolgreich, bis 1951 die Abteilung Sozialwesen der FDP entzogen wurde. Von 1953 bis 1961 war L. Berliner FDP-Abgeordnete des Deutschen Bundestages und dessen Alterspräsidentin. Sie war eine effektvolle Rcdncrin und wegen ihrer Scharfzüngigkeit teils gefürchtet, teils beliebt. In der 2. Wahlperiode arbeitete L. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Rechtswesen und Vcrfassungsrccht mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit (bis Oktober 1955, erneut seit April 1956), des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis April 1956, erneut seit Februar 1957) und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen. In der 3. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (seil Oktober 1959) an und war Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses und des Rechtsausschusses (seit Oktober 1959). In der von 1953 bis 1959 dauernden parlamentarischen Auseinandersetzung um die Umsetzung des Gleichbcrechtigungsartikels (Art. 117 GG) in ein neues Familienrecht war L. die dominierende Verfechterin einer vorbehaltlosen Gleichberechtigung beider Ehepartner. Bei der Diskussion des Eheschcidungsrechts setzte sich L. vehement für den Vorrang des „Zerrüttungsprinzips" vor dem Schuldprinzip ein, und bei anderen Gesetzgebungsvorhaben (Ladenschlußgesetz, Kindergeldgesetz, Lebensmittel- und Arzneimittclgcsctz) machte sie ihren liberalen und frauenvertretenden Einfluß geltend. Sich Fraktionszwängen zu unterwerfen, war ihr allerdings fremd. Am 24.8. 1957 trat ein Gesetz in Kraft, nach dem eine Frau bei der Heirat mit einem Ausländer nicht mehr automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit verliert. Diese Regelung, für die L. schon als Reichstagsabgeordnete gekämpft hatte, ist als „Lex Lüders" in die deutsche Parlamentsgeschichte cingegangen. In der FDP war L. 1953-57 Vorstandsmitglied der Partei und der Bundestagsfraktion, seit Januar 1957 Vorsitzende des Bundesfrauenausschusses, seit September 1957 Ehrenpräsidentin der FDP. 1952 wurde L. das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik und 1961 Stern- und Schulterband zum Großen Verdienstkreuz verliehen; sie erhielt 1953 den Dr. med. h.c. der Freien Universität Berlin, 1957 den Dr. jur. h.c. der Universität Bonn und 1962 die Dorothea-Schlözer-Medaille der Universität Göttingen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Entwicklung der industriellen Frauenarbeit. [Berlin! 1916. - Die Frau in der Gesetzgebung. In: Neue Frauenzeit, 19.10.1919; und: Frau und Volk. Beilage zum Bremer Tageblatt, 18.1.1920 und 12.2.1920. Interfraktionelle Frauenarbeit. In: Die Frau, Februar 1920. Die „grundsätzliche" Gleichberechtigung. In: Neue Frauenzeit, 19.2.1920. - Zur Reform der juristischen Ausbildung. In: Die Hilfe, 25.1.1921. - Zur Ehescheidungsreform. In: Die Frau, Juni 1922. - Gesetzgeberische Kulturarbeit. In:

Liitkens Schweizer Frauenblau, 21.7.1923. - Fast 2 Millionen Wohnungen zu wenig. Eine Schande für Deutschland! In: Vossische Zeitung, 28.12.1926. - Hauswirtschaft - Weltwirtschaft. In: Vossische Zeitung, 20.5.1928. - Religion oder Kirche? In: Vossische Zeitung, 19.9.1928. - Zur Änderung des Staatsangchörigkeitsrcchts. In: Die Frau, September 1931. - Das unbekannte Heer. Frauen kämpfen für Deutschland. 1914-1918. Berlin 1936, 2 1937. - Frauen sichern Stalins Sieg. ο. Ο. 1952. - Warum Bewahrungsgesetz? In: Frauenwelt, Februar 1952. - Wahlen sind kein Zahlenlotto. In: Die Frau in Beruf und Staat, März 1953. - Die Frau im modernen demokratischen Staat. Bochum 1959. - Als Abgeordnete in Bonn. In: Politische Studien 14 (1963) Heft 152, S. 692-701. - Fürchte dich nicht! Persönliches und Politisches aus mehr als 80 lahren. 1878-1962. Köln 1963. LITERATUR: Ilse Reicke: Die großen Frauen der Weimarer Republik. Erlebnisse im „Berliner Frühling". Freiburg 1984. - Ruth Witteler-Koch: Der „stärkste Mann" der Liberalen: M. E. L. (1878-1966). In: Liselotte Funcke (Hrsg.): Frei sein, um andere frei zu machen. Stuttgart/Herford 1984. - Antje Dertinger: „Jeder trägt Verantwortung für jeden". M. E. L., „stärkster Mann" der Liberalen. In: Dies.: Frauen der ersten Stunde. Aus den Gründerjahren der Bundesrepublik. Bonn 1989, S. 95-106. - Irene Stoehr: M. E. L. In: Dies., Renate Genth u.a.: Frauenpolitik und politisches Wirken von Frauen im Berlin der Nachkriegszeit 1945-1949. Berlin 1996. - Dies.: Frauenerwerbsarbeit als Kriegsfall. M. E. L.: Variationen eines Lebensthemas. In: GunillaFricdcrikc Budde (Hrsg.): Frauen arbeiten. Wciblichc Erwerbstätigkeit in Ost- und Westdeutschland nach 1945. Göttingen 1997. - Dietlinde Peters: M. E. L. In: Henrike Hülsbergen (Hrsg.): Stadtbild und Frauenleben. Berlin im Spiegel von 16 Frauenporträts. Berlin 1997, S. 123-150. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz. Irene Stoehr L ü h r , Uwe-Bernd, * 17.3.1949 Halle (Saale). Diplomökonom, Parteifunktionär. L., Sohn eines selbständigen Einzelhändlers für Korbwaren und Kinderwagen, besuchte die Oberschule, die Erweiterte Oberschule und bestand 1967 das Abitur. Nach einer Lehre als Diesellokschlosser studierte er 1967-71 Wirtschaftswissenschaften in Halle und arbeitete seit 1971 beim Starkstromanlagenbau Halle. 1984 wurde er Gruppenleiter eines Rechenzentrums. 1967 trat L. der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands bei. 1984 in den Bezirksvorstand Halle gewählt, wurde er hauptamtlicher Leiter für Wirtschaftsfragen. 1989 übernahm er den Vorsitz des FDP-Kreisverbandes Halle und wurde stellvertretender Vorsitzender des FDP-Landcsvcrbandcs Sachsen-Anhalt. Von November 1991 bis Juni 1993 war L. Generalsekretär der FDP. 1990 war er vorübergehend Dezernent und Bürgermeister der Stadt Halle. In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat L. den Wahlkreis 291 (Halle-Altstadt) im Bundestag, dem er in der 13. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste SachsenAnhalt angehörte. 1991 und 1993-95 war er Parlamentarischer Geschäftsführer, seit November 1995 stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied (seit Januar 1992 war er Stellvertretendes Mitglied) im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsichcrheit, im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (von Januar bis Oktober 1992), im 1. Untersuchungsausschuß (Kommerzielle Koordinierung,bis Januar 1992) und im Verteidigungsausschuß (seit Oktober 1992) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Sportausschuß an. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union.

L ü n e n s t r a ß , Karl-Heinz, * 28.11.1919 Dahlhausen (Ennepe-Ruhr-Kreis), t 16.5.1963 Mettmann. Schriftsetzer, Parteifunktionär, ev. L. besuchte die evangelische Volksschule in Moers, durchlief eine Schriftsetzerlehre und wurde 1938 Soldat in der Kriegsmarine. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete er in seinem Beruf bei verschiedenen Tageszeitungen. Vor 1933 Mitglied der Sozialistischen Jugend, wurde L. 1945 Mitglied der SPD und des Deutschen Gewerkschaftsbundes, gehörte zu den Begründern der Industriegewerkschaft Druck und Papier in Moers und war seit 1947 hauptamtlich bei der SPD in Geldern-Kleve und Krefeld tätig. 1949 wurde er Parteisekretär im Landkreis Düsseldorf-Mettmann. Er gehörte dem Kreistag an, war Fraktionsvorsitzender und übernahm 1956 das Amt des Bürgermeisters in Mettmann. 1957 und 1961 wurde L. über die SPD-Landeslistc Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik sowie des Ausschusses für Inneres, dem er in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Außcnhandelsausschusscs. L i i t h , Heidemarie, * 2 4 . 9 . 1 9 4 6 Stralsund. Diplomlehrerin, Parteifunktionärin. Nach dem Abitur 1965 studierte L. an der Universität Leipzig, wurde 1969 Lehrerin für Geschichte und Staatsbürgerkunde und war 1984-89 Schuldirektorin. 1975 trat L. in die SED ein. Von November 1989 bis Januar 1990 war sie Erste Sekretärin der Kreisleitung der SED Leipzig/West, 1990/91 Mitarbeiterin der PDS und 1991-94 von Barbara —»Holl. 1990-94 gehörte sie der Stadtverordnetenversammlung in Leipzig an. 1994 und 1998 wurde L. über die PDS-Landeslistc Sachsen m den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie in der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel" mit. In der 14. Wahlperiode ist sie Vorsitzende des Pelitionsausschusses und gehört als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verbraucherschulz, Ernährung und Landwirtschaft und der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" an. L ü t k e n s , Gerhard, * 5 . 1 . 1 8 9 3 Pinneberg, t 17.11.1955 Bonn. Diplomat, Lektor, Parteifunktionär. L. besuchte das Gymnasium Christianeum in Altona und studierte 1911-20 mit Unterbrechung durch die Teilnahme am Ersten Weltkrieg in Heidelberg und München Rechts- und Staatswissenschaften, Volkswirtschaft und Soziologie. 1913 trat er in die SPD ein. Er war Mitgründer der Freideutschen Jugend auf dem Hohen Meißner. 1918/19 gehörte er dem Soldatenrat an. 1919 beteiligte er sich an der Gründung des Sozialistischen Studentenbundes in Heidelberg. Seit 1920 war er Beamter im Auswärtigen Dienst, seit 1923 in Lettland, Italien, den USA und Rumänien tätig. 1937 emigrierte L. nach London, wo er Lektor für internationale Politik im Erwachsenenbildungsprogramm der Universität London war. 1947 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde außenpolitischer Referent des SPD-Parteivorstandes in Bonn, 1948 Mitglied des außenpolitischen Ausschusses der SPD. 1949 und 1953 wurde L. über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied

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Luft im Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, im Ausschuß für ERP-Fragen (seit Dezember 1949) und im Sonderausschuß zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden „Londoner Schuldenabkommen" (seit Mai 1953). Außerdem war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (bis Mai 1951, seil Juni 1951 Ordentliches Mitglied) und des Ausschusses für Außenhandelsfragen, dem er auch in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (bis Januar 1956) angehörte. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Januar 1956) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit Juli 1954). 1950-55 gehörte er der Beratenden Versammlung des Europarates an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die parlamentarische Opposition in der Außenpolitik. Pflichten, Möglichkeiten und Aufgaben. In: Außenpolitik 2 (1951) Heft 6, S. 398-407. L u f t , Christa, geb. Hecht, * 2 2 . 2 . 1 9 3 8 Krakow am See. Diplomwirtschaftlerin, Hochschullehrerin. L., Tochter eines Maschinenschlossers, besuchte die Oberschule in Grevesmühle und die Arbeiter- und Bauernfakultät in Halle und legte 1956 das Abitur ab. Seit 1956 studierte sie an der Hochschule für Außenhandel und an der Hochschule für Ökonomie in Berlin und Schloß das Studium 1960 als Diplomwirtschaftlerin ab. Seit 1961 wissenschaftliche Assistentin an der Hochschule für Ökonomie in Berlin, wurde sie 1964 mit einer Arbeit über die Wirkungen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung auf den Außenhandel der DDR promoviert. 1967/68 war sie Prodekanin und habilitierte sich 1968 mit der Arbeit Zur bewußten Ausnutzung der didaktischen Einheit ökonomischer und psychologischer Marktfaktoren beim Export der DDR nach dem sozialistischen Wirtschaftsgebiet sowie nach kapitalistischen Industrie- und Entwicklungsländern. 1969-78 war sie Sektionsleiterin, Wissenschaftsbereichsleiterin und Lehrstuhlleiterin. 1971 wurde L. ordentliche Professorin für sozialistische Außenwirtschaft an der Hochschule für Ökonomie. 1978-81 war sie stellvertretende Direktorin des Internationalen Instituts für ökonomische Probleme des sozialistischen Weltsystems beim Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe in Moskau, 1981-88 erneut Lehrstuhlleiterin an der Hochschule für Ökonomie, Sektionsdirektorin und 1988/89 Rektorin der Hochschule für Ökonomie. 1991 gehörte sie zu den Begründern des Instituts für Internationale Bildung Berlin e. V. und entwickelte an der Hochschule für Ökonomie in Berlin das Lehrprogramm „Osteuropawirtschaft". L. ist Mitglied des Mittelstandsbeirates im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. 1958 trat L. in die SED ein. Im November 1989 wurde sie Ministerin für Wirtschaft der DDR und stellvertretende Vorsitzende des Ministerrates. Zusammen mit Wolfram Krause war sie für die Ausarbeitung einer wirlschal'tspolitischen Reformkonzeption zuständig. In ihrem 1992 vorgelegten Treuhandreport. Werden, Wachsen und Vergehen einer deutschen Behörde kritisierte L. die Arbeit der Treuhandanstalt, die in vielen Bereichen versagt hätte. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 gehörte sie für die PDS als Mitglied der Volkskammer an (Wahlkreis 08, Listenplatz 2, Bezirk Karl-MarxStadt) und war Vorsitzende des Haushaltsausschusses. Seit 1994 vertritt L. den Wahlkreis 258 (Berlin-Friedrichshain - Lichtenberg) im Bundestag. Sie ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende und haushaltspolitische Sprecherin der PDS-Fraktion. Seit 1994 arbeitet sie als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit. In der 13. Wahlperiode war sie auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union.

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VERÖFFENTLICHUNGEN: Sozialistische Außenwirtschaft intensiver Reproduktionstyp - ökonomisches Wachstum. Vortrag. Berlin 1989. - Grundzüge der Wirtschaftsreform in der DDR. Vortrag. Leipzig 1990. - Zwischen Wende und Ende. Eindrücke, Erlebnisse, Erfahrungen eines Mitglieds der Modrow-Regierung. Berlin 1991, 3 1999. - Die ostdeutsche Wirtschaft zwei Jahre nach der Währungsunion. Potsdam 1993. - Die nächste Wende kommt bestimmt. Auf der Suche nach wirtschaftlichen und sozialen Alternativen. Berlin 1994. - Die Lust am Eigentum. Auf den Spuren der deutschen Treuhand. Zürich 1996. - Abbruch oder Aufbruch? Warum der Osten unsere Chance ist. Berlin 1998. L u l a y , Wilhelm Adam, * 4 . 1 0 . 1 9 0 1 Heppenheim (Bergstraße), f 26.1.1974. Koch, Parteifunktionär, Verwaltungsangestellter, Gewerkschaftsfunktionär, kath. L. besuchte das Gymyasium bis zur Sekundareife, erlernte den Beruf eines Kochs und wurde 1922 Sekretär der Zentrumspartei in Karlsruhe. 1923-27 war er Sekretär des Windthorstbundes Baden, nahm 1924 und 1926 an sozialpolitischen Schulungskursen in Paderborn teil und war 1927-30 Angestellter des Finanzamtes Karlsruhe, seit 1933 des Finanzamtes Bühl (Baden). Wegen „politischer Unzuverlässigk e i f 1933 entlassen, arbeitete L. nach längerer Erwerbslosigkeit wieder als Koch. Seit 1939 Soldat, geriet er 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft und hielt sich bis 1946 in den USA auf. Nach seiner Rückkehr wurde er Angestellter beim Finanzamt Karlsruhe. L. engagierte sich in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, wurde Sekretär, Fachgruppenleiter und Landes vorstand und war seit 1949 Hauptfachabteilungsleiter. L. trat in die CDU ein, gehörte zu den Begründern der Sozialausschüsse und wurde 1950 Kreis Vorsitzender in Karlsruhe, 1952 Landesvorsitzender in Nordbaden. In der 2. Wahlperiode (1953-57) war L. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages, in den er am 2 3 . 2 . 1 9 5 9 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Kurt Georg —» Kiesinger nachrückte. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bcamtcnrccht und im Ausschuß für Kommunalpolitik mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis April 1957) an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (seit Oktober 1959) und des Ausschusses für Inneres (seit Oktober 1960, davor seit April 1959 Stellvertretendes Mitglied). Im November 1959 wurde er Stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses. L u m m e r , Heinrich, * 21.11.1932 Essen. Elcktromcchaniker, Politikwissenschaftlcr, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. L., Sohn eines Angestellten, durchlief nach dem Besuch der Volksschule eine Lehre als Elektromechaniker, holte 1957 das Abitur auf dem Abendgymnasium in Dortmund nach und studierte Politische Wissenschaft in Berlin. 1962-64 war er Assistent am Institut für Politische Wissenschaft der Freien Universität, 1964/65 Leiter des Besucherdienstes des dortigen Bundeshauses in Berlin und 1965-69 Fraktionsgeschäftsführer der CDU. 1953 trat L. in die CDU ein. Er wurde Vorsitzender eines Orts Verbandes. 1967-86 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, 1969-80 Fraktionsvorsitzender und 1980/81 Parlamentspräsident, 1981-84 Bürgermeister von Berlin und von 1981 bis zu seinem Rücktritt 1986 Senator für Inneres. L. arbeitete in verschiedenen Bundesfachausschüssen seiner Partei mit: Außenpolitik (1977-86), Innen-

Luuk Politik (1984-86) und Deutschlandpolitik (1988). 1987-89 war er stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Berlin. In der 11.-13. Wahlperiode (1987-98) gehörte L. dem Bundestag an. Zunächst Vertreter Berlins, wurde er 1990 über die CDU-Landesliste Berlin gewählt und vertrat in der 13. Wahlperiode den Wahlkreis 252 (Berlin-Spandau). In der 11.-13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß. Dem Ausschuß für Post und Telekommunikation gehörte er in der 11. Wahlperiode (seit Februar 1990) als Stellvertretendes, in der 12. und 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. Außerdem war er in der 11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (bis Oktober 1990) und des Ausschusses für Verkehr (seit November 1989), dem er auch in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Sportausschuß mit. VERÖFFENTLICHUNGEN: Standpunkte eines Konservativen. Krefeld 1987,21989. - Asyl. Ein mißbrauchtes Rccht. Frankfurt am Main 1992. - Deutschland soll deutsch bleiben. Kein Einwanderungsland, kein Doppelpaß, kein Bodenrecht. Tübingen 1999. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Luster, Rudolf (Franz Werner), * 20.1.1921 Berlin, t 13.2.2000 Berlin. Jurist (Richter, Rechtsanwalt, Notar), Verwaltungsbeamter, kath. L. studierte Rechts- und Staatswissenschaften sowie Zeitungswissenschaften in Berlin und legte die Große Juristische Staatsprüfung ab. 1950 wurde er Richter am Landgericht Berlin, dann Rechtsamtsleiter und Bezirksstadtrat für Personal und Verwaltung beim Bezirksamt Steglitz. 1955-63 war er Senatsdirektor beim Senator für Inneres in Berlin. 1963 wurde er Rechlsanwalt, 1970 Notar. 1945 trat L. in die CDU ein, gehörte zu den Begründern der Jungen Union Berlin und war langjähriges Mitglied des Landesvorstandes seiner Partei und zugleich Kreisvorsitzender in Steglitz. 1967-76 gehörte er dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. 1973 wurde er Mitglied des Bundesparteigerichts der CDU. In der 8. Wahlperiode (1976-80) war L. als Vertreter Berlins Mitglied des Bundestages. Er gehörte bis Dezember 1977 als Ordentliches, danach bis September 1979 als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (seit Oktober 1978) und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis November 1977). 1978 wurde er Mitglied des Europäischen Parlaments. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Sliftung, Sankt Augustin. Luther, Michael, * 27.9.1956 Zwickau. Diplomingenieur, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kath. Nach dem Abitur 1974 in Zwickau studierte L. Angewandte Mechanik in Karl-Marx-Stadt, bestand 1982 die Diplomprüfung und war bis 1986 Assistent. 1987 mit der Arbeit Eine thermomechanische Konzeption der Deformationsgesetze in Standardform und deren Anwendung auf das Feldproblem zum Dr.-Ing. promoviert, wurde er 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Lehrstühlen Mathematik und Technische Mechanik an der Technischen Hochschule Zwickau. Seit November 1989 ist L. Mitglied der CDU. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 war er Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 08, Listenplatz 5, Bezirk Karl-Marx-Stadt) und Parla-

mentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion sowie stellvertretender Vorsitzender des Postausschusses. Seit Dezember 1990 vertritt L. den Wahlkreis 237 (Zwickau - Werdau) im Bundestag. 1998-2000 war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. Er ist Sprecher der Gruppe der CDU-Abgeordneten der neuen Bundesländer. In der 12. Wahlperiode arbeitete L. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Frauen und Jugend, im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft und im Rechtsausschuß (seit November 1991, davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit, dem er auch in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens". In der 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. In der 14. Wahlperiode ist L. Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und des Gemeinsamen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft an. Lutz, Egon, * 16.1.1934 Bayreuth. Schriftsetzer, Gewerkschaftsfunktionär, Redakteur. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte L. den Beruf des Schriftsetzers. 1957 wurde er Zentraler Jugendund Bildungssekretär der IG Druck und Papier, 1960 Redakteur der Gewerkschaftszeitung „druck und papier" und geschäftsführendes Mitglied des Hauptvorstandes seiner Gewerkschaft, 1965 Redakteur „Nürnberger Nachrichten". In der 7.-9. Wahlperiode (1972-83) vertrat L„ seit 1953 Mitglied der SPD, den Wahlkreis 231 (Nürnberg-Süd) im Bundestag, dem er in der 10. und 11. Wahlperiode (1983-90) mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern angehörte. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß, in der 7.-10. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 8. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft, in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr (bis Oktober 1982) und in der 10. Wahlperiode dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wege und Möglichkeiten einer aktiven Arbeitsmarktpolitik. München 1977. - ParlamentsStückchen. Bonn 1989. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Luuk, Dagmar, geb. Pioch, * 12.4.1940 Bremen. Politikwissenschaftlerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dozentin. Nach dem Abitur 1960 am Gymnasium in Rendsburg studierte L. Politikwissenschaften, Geschichte und öffentliches Recht in Hamburg und Berlin. 1965-68 war sie wissenschaftliche Assistentin an der Freien Universität Berlin, danach Dozentin an einer Einrichtung der Erwachsenenbildung. Sie nahm mehrere Semester lang einen Lchrauftrag an der Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin wahr. 1960 wurde L. Mitglied der Industriegewerkschaft Metall, 1971 der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1961 trat L. der SPD bei. Sie wurde Mitglied des Landesvorstandes und Berliner Mitglied des Parteirates. 1977-80 war sie stellvertretende Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Berlin, deren Bundesvorstand sie 1977-81 angehörte. 1967-75 war L. Bezirksverordnete in Berlin-Steglitz, 1975-80 Mitglied des Abgeord-

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Luuk nelenhauses von Berlin und dort Mitglied des Fraktionsvorstandes. In der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) gehörte L. als Vertreterin Berlins dem Bundestag an. In der 9.-11. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 9. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Pctitionsausschusscs, in der 9. und 10. Wahlperiode (bis Januar 1984 und wieder seit Juni 1984) des Vcrtcidigungsausschusscs. Dem Auswärtigen

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Ausschuß gehörte sie in der 10. (seit September 1983) und 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 11. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Boom ins Elend. Die Bevölkerungsexplosion der Dritten Welt. In: Die Neue Gesellschaft/ Frankfurter Hefte 32 (1985) S. 656-660. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

M M a a ß , Dieter, * 7 . 3 . 1 9 3 9 Gelsenkirchen. Schlosser. M. besuchte die Volksschule, 1954-57 die Metallberufsschulc und arbeitete danach als Schlosscr und Bohrwerksdrcher. 1961-94 war er Betriebsratsvorsitzender, 1994-97 Mitglied des Betriebsrates in der Firma Schwing GmbH, Herne. Seit 1954 gehört M. der IG Metall an, 1975-90 den Ortsverwaltungen der IG Metall Gelsenkirchen und Herne. Er ist auch Mitglied der Arbeiterwohlfahrt. 1957 trat M. in die SPD ein und wurde Mitglied in der Sozialistischen Jugend Deutschlands - „Die Falken". 1988-2000 war M. Mitglied des Unterbezirksvorstandes der SPD Herne, 1990-2000 Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Herne. 1984-90 gehörte er dem Rat der Stadt Herne an. Seit 1990 vertritt M. den Wahlkreis 112 (Herne) im Bundestag. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie und Senioren und dem Ausschuß für Gesundheit an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. M a a ß , Erich, * 1.3.1944 Wien. Diplomkaufmann, leitender Angestellter, ev. M. besuchte die Volksschule, die zweijährige Handelsschule, die Höhere Handelsschule sowie die Wirtschaftsoberschule und bestand 1964 das Abitur. Er studierte Betriebswirtschaft in Göttingen und Schloß das Studium 1969 mit dem Staatsexamen als Diplomkaufmann ab. 1970/71 war er Assistent des Personaldirektors, 1971-73 Abteilungsleiter für Personalplanung und 1974-80 Hauplableilungsleiler für betriebliche Sozialpolitik, Betriebsverfassung und Personalplanung der Olympia Werke AG. 1981 wurde er leitender Angestellter bei der Firma AEG-Telefunken AG, Frankfurt, zuständig für internationale Sozialpolitik. 1974 wurde M. Mitglied des Verbandes der Führungskräfte der Metall- und Elektroindustrie e. V., 1978 Mitglied des Vorstandes der Mittelstandsvereinigung des Kreisverbandes Wilhelmshaven und 1980 kooptiertes Mitglied des Vorstandes der Mittelstandsvereinigung Niedersachsen. 1970 trat M. in die CDU ein. 1978 wurde er Vorsitzender des CDU-Kreis Verbandes Wilhelmshaven, 1978 Mitglied des Sprechcrgrcmiums des CDU-Wirtschaftsratcs, Sektion Wilhelmshaven, und 1983 stellvertretender Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Oldenburg. 1972-83 war er Mitglied des Rates der Stadt Wilhelmshaven und 1976-81 stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU-Ratsfraktion (Beigeordneter). Seit 1980 gehört M., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. 1986-94 war er stellvertretender forschungspolitischer Sprecher der C D U / CSU-Fraktion und 1994-98 Vorsitzender der niedersächsischcn Landcsgruppc. In der 9.-11. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied (seit Oktober 1981) im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. In der 9. und 10. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 11. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Wahlprüfungsausschuß an. In der 9. Wahlperiode war

er auch Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Forschung und Technologie und des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen (bis Oktober 1981, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung und Technologie mit und war in der 10. und 11. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung an, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 13. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 14. Wahlperiode ist M. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union, der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung. M ä l z i g , Konrad, * 2 6 . 5 . 1 9 0 0 Bernstadt (Kr. Oels, Schlesien), î 2.11.1981 Goslar. Volkswirt, geschäftsführender Gesellschafter, Unternehmer. M. besuchte Schulen in Breslau und Oppeln, legte das Abitur ab und leistete 1918 Militärdienst. 1919-23 studierte er Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Breslau und Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Breslau. 1923 wurde er mit der Arbeit Die oberschlesische Kalkindustrie zum Dr. rer. pol. promoviert, war im Groß- und Überseehandel in Hamburg tätig und übernahm 1925 eine Stellung in der oberschlesischen Eisen- und Stahlindustrie. 1927-37 war er Direktor des Konzerns der Vereinigten Oberschlesischen Hüttenwerke in Gleiwitz. 1938-45 war er Generaldirektor der Portland-Cement- und Kalkwerke „Stadt Oppeln" AG. Er hatte mehrere Aufsichtsratsmandate inne und war Präsident der Industrie- und Handelskammer Oppeln. Nach der Vertreibung 1945 wurde er geschäftsführender Gesellschafter der Norddeutschen Baustoff-GmbH in Lautenthal im Harz und übernahm 1949 die gleiche Stellung beim Kalkwerk Langelsheim GmbH in Langelsheim. 1948 wurde M. Mitglied der FDP und war seit Herbst 1955 Landesvorsitzender der FDP in Niedersachsen. Dieses Amt legte er Ende 1956 wegen Arbeitsüberlastung nieder. Seit 1952 gehörte er dem Kreistag Zellerfeld an. 1955-57 war er Minister für Aufbau im Kabinett —> Hellwege in Niedersachsen. M. war Mitglied des 4. Deutschen Bundestages (1961-65) mit einem Mandat der Landesliste Niedersachsen. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, im Ausschuß für Heimatvertriebene und im Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes mit. M ä n n i n g , Peter, * 3 . 5 . 1 9 4 1 Berlin. Diplompolitologe, Parteifunktionär, Verwaltungsangestellter, ev. Nach dem Besuch eines Gymnasium in Β erlin-Wedding studierte M. seit 1960 Volkswirtschaft und Politologie an der Freien Universität Berlin und Schloß 1965 das Studium als

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Mânnle Diplompolitologe ab. 1965-67 war er Leiter des Referais Politische Bildung der SPD Berlin, 1967-71 wissenschaftlicher Assistent der SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses von Berlin und 1971-75 Persönlicher Referent des Präsidenten des Abgeordnetenhauses. 1971-74 lehrte er an der Verwaltungsakademie Berlin und war 1980/81 Lehrbeauftragter am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. 1965 wurde M. Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Er gehört der Arbeiterwohlfahrt an. M., der Mitglied des Vorstandes der Deutschen Atlantischen Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sowie der Deutsch-Israelitischen Gesellschaft war, beschäftigte sich vor allem mit Sicherheitspolitik. 1977-79 war er Generalsekretär der Atlantic Association of Young Political Leaders, deren Vizepräsident er 1979 wurde. 1964 trat M. in die SPD ein. 1971-74 gehörte er der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Zehlendorf an. Am 19.6.1975 rückte M. als Vertreter Berlins für den verstorbenen Abgeordneten Roelf —> Heyen in den Bundestag nach, dem er bis 1983 angehörte. In der 7. Wahlperiode arbeitete er seit September 1975 als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft (bis September 1979), im Auswärtigen Ausschuß (seit September 1979) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Verteidigungsausschuß (bis Dezember 1977 und wieder seit November 1978) an. Er war in der 9. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses. 1981 wurde er Vorsitzender der Deutsch-Amerikanischen Parlamentariergruppe des Bundestages, 1982 Obmann der Arbeitsgruppe Außenpolitik der SPD-Fraktion. Männle, Ursula (Käthe), * 7.1.1944 Ludwigshafen am Rhein. Politikwissenschaftlerin, Fachhochschullehrerin, kath. M. bestand 1964 das Abitur und studierte 1964-69 Politologie, Soziologie und Neuere Geschichte an den Universitäten Münchcn und Regensburg und Schloß 1969 mit dem Magister Artium ab. 1970-76 war sie wissenschaftliche Assistentin an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. 1976 wurde sie Professorin lur Politologie an der Katholischen Stiftungsfachhochschule München, Abteilung Benediktbeuren. M. war Mitglied des Präsidiums und Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands - Berufstätige Frauen. Sie wurde Mitglied des Deutschen Akademikerinnenbundes, Mitglied des Verbandes der Hochschullehrer an Fachhochschulen in Bayern, Vizepräsidentin der Weltunion Katholischer Frauenorganisationen und 1994 stellvertretende Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung. 1964 trat M. in die CSU ein. 1966/67 war sie Landesvorsitzende des Rings Christlich-Dcmokratischcr Studenten, 1973-77 stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Union. 1974 wurde sie Mitglied des Landesvorstandes der CSU, 1989 Präsidiumsmitglied der CSU. 1981-91 war sie Landesvorsitzende der Frauen-Union. 1994 übernahm M. das Amt der bayerischen Staatsministcrin für Bundcsangeiegenheiten. 1998 wurde ihr Ressort im Zuge einer Kabinettsverkleinerung aufgelöst. 2000 trat sie in den Bayerischen Landtag ein. Am 4.10.1979 rücktc M. über die CSU-Landcsliste Bayern für den verstorbenen Abgeordneten Heinrich —>Reichold (bis 1980), am 17.3.1983 für den ausgeschiedenen Abgeordneten Eicke —> Götz in den Bundestag nach, dem sie bis 1994 mit einem Mandat der CSU-Landesliste Bayern an-

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gehörte. 1986 übernahm sie den Vorsitz der Gruppe Frauen und wurde familienpolitische Sprecherin der CDU/CSUFraktion. Seit 1991 hatte sie den Vorsitz der Arbeitsgruppe Familie und Senioren der CDU/CSU-Fraktion inne. In der 8. und 10. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an und war in der 11. Wahlperiode stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. Tn der 12. Wahlperiode hatte sie den Vorsitz des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" inne. Sie war in der 8. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 10. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft und arbeitete in der 10. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied auch im Petitionsausschuß mit (bis Januar 1985). In der 10. und 11. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (von Mai 1985 bis März 1990). In der 11. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß (seit Mai 1989) und im Rechnungsprüfungsausschuß (seil Juni 1989), in der 11. und 12. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In der 11. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. In der 12. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie und Senioren und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend. M. engagierte sich vor allem für den Wiedereinstieg von Frauen ins Berufsleben. Im Zusammenhang mit dem § 218 gilt sie als Verfechterin eines Lebensschulzkonzeples, in dem es vor allem um eine lcbcnsschutzbczogenc Beratung und soziale Unterstützung der betroffenen Frauen geht. Sie setzte sich für das Erziehungsgeld und die Neufassung des Hochschulrahmengesetzes ein. M. erhielt die Goldene Franz-Josef-Strauß-Gedächtnismedaille, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und den Bayerischen Verdienstorden. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Eckard Colbcrg: Zur Geschäftsordnung. Die Praxis der Willensbildung. München 1973,41977. - Mit Eckard Colberg: Kleine Fibel für die politische Praxis. München 1974. - Bestandsaufnahme und Perspektiven des Verhältnisses von Frau und Politik. In: Informationen für die Frau 35 (1986) Heft 5, S. 3-8. - Erziehung zur Demokratie: Der zentrale Auftrag der politischen Bildung. In: Normative und institutionelle Ordnungsprobleme des modernen Staates. Festschrift zum 65. Geburtstag von Manfred Hättich am 12. Oktober 1990. Hrsg. von Manfred Mols, Hans-Otto Mühleisen, Theo Stammen und Bernhard Vogel. Paderborn u.a. 1990, S. 111-126. - Hrsg.: Föderalismus zwischen Konsens und Konkurrenz. Tagungs- und Materialienband zur Fortentwicklung des deutschen Föderalismus. Baden-Baden 1998. - Hrsg.: Die gestaltende Rolle der Frau im 21. Jahrhundert. München 1999. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung, München. Maerkl, Heinrich, * 29.4.1912 München, t 15.2.1983 Plancgg. Verwaltungsangestellter, kath. M. besuchte die Volksschule in Planegg und wurde dann bei den Maristenbrüdern in Mindelheim erzogen. Seit 1930 war er im Verwaltungsdienst der Oberbayerischen AG für Kohlenbergbau tätig. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1946 trat M. in die Bayerische Heimat- und Königspartei, dann in die Bayernpartei ein. Er wurde 2. Vorsitzender des Rreisverbandes München der Bayernpartei, Mitglied des Landesvorstandes und des Landesausschusses. M. gehörte

Mahne dem Kreistag von München und dem Gemeinderat in Plancgg an. Am 1.9. 1952 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Eugen Fürst zu Oellingen-Wallerstein Uber die Landesliste der Bayernpartei in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode 1953 als Mitglied der Fraktion der Föderalistischen Union angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit (bis Februar 1953) und des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge (von Dezember 1952 bis Februar 1953). Magin, Theo, * 15.12.1932 Schifferstadt. Lehrer, kath. M. bcsuchtc ein Aufbaugymnasium, an dem er 1953 das Abitur bestand, und studierte an der Pädagogischen Hochschule in Landau (Pfalz), 1956-58 an der Universität Heidelberg Philosophie, Psychologie und Pädagogik. Nach der zweiten Lehramtsprüfung 1958 war er bis 1968 als Lehrer, Konrektor und Fortbildungsleiter für Junglehrer tätig. M. war Mitglied des Aufsichtsrates der Pfalz-Werke AG, Ludwigshafen, und Mitglied des Fernsehrates des Zweiten Deutschen Fernsehens. M. war 1965-90 Vorsitzender des CDU-Ortsverbandcs Schifferstadt und wurde 1968 Vorsitzender des CDUKreisverbandes Speyer-Land. 1969-94 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Ludwigshafen-Land. 1962 in den Stadtrat von Schifferstadt gewählt, wurde er 1966 Erster Beigeordneter und war 1971-75 Bürgermeister. Als Abgeordneter des Kreistages Ludwigshafen-Land (1969-94) wurde er zum Vorsitzenden der CDU-Fraktion gewählt und übernahm dieselbe Funktion im Bezirkstag der Pfalz, dem er 1974-90 angehörte. Im April 1968 errang M. erstmals ein Mandat für den rheinland-pfälzischen Landtag, in dem er 1974 stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion wurde und von 1975 bis zu seinem Ausscheiden 1980 deren parlamentarischer Geschäftsführer war. Bereits 1983-85 Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, übernahm er dieses Amt erneut 1993. Als jeweils direkt gewählter Abgeordneter vertrat er in der 9.-12. Wahlperiode den Wahlkreis 158 (Neustadt - Speyer) im Bundestag. In der 9.-11. Wahlperiode arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit, dem er in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 9. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis September 1981), in der 11. Wahlperiode im Ausschuß für Forschung und Technologie und in der 12. Wahlperiode im Ausschuß für Verkehr. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 9.-11. Wahlperiode dem Inncnausschuß (mit einer vorübergehenden Unterbrechung im Juli und August 1984) und in der 12. Wahlperiode dem Finanzausschuß an. M. erhielt das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiflung, Sankt Augustin. Mahlo, Dietrich, * 8.1.1935 Berlin. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), Diplomat, ev. M. bestand 1955 am Johanneum in Lüneberg das Abitur und studierte Rechtswissenschaft in Bonn, Berlin, Lausanne und Hamburg, wo er 1962 mit der Arbeit Rechtsfragen der Europäischen Freihandelsvereinigung promoviert wurde. 1961 begann er die Attachéausbildung im Auswärtigen Amt, war ein Jahr an der Deutschen Botschaft in Rabat (Marokko) und legte 1964 die Diplomatische und Konsularische Staatsprüfung ab. 1964-68 war er Kulturattaché an der Botschaft Rangún (Rangoon) in Birma (Myanmar), seit 1969 Legationsrat im Auswärtigen Amt. 1972 ließ er sich

als Rechtsanwalt in Berlin nieder. 2000 wurde er Richter am Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin. M. war Kreisvorsitzender der CDU Berlin-Wilmersdorf und gehörte 1979-88 dem Berliner Abgeordnetenhaus an; 1981-85 war er Sprecher der CDU-Fraktion für Stadtentwicklung, 1985-88 für Bau- und Wohnungswesen. Am 6.12. 1987 rückte M. als Vertreter Berlins für den verstorbenen Abgeordneten Peter —> Lorenz in den Bundestag nach, in dem er in der 12. und 13. Wahlperiode den Wahlkreis 253 bzw. 254 (Berlin-Charlottenburg - Wilmersdorf) vertrat. In der 11. Wahlperiode war er seit Januar 1988 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (bis Oktober 1990). In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit (seit Oktober 1992) und war Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (seit Oktober 1992), des Auswärtigen Ausschusses und des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. In der 13. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 1998 verzichtete M. auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag. Mahne, Erhard (Oskar), * 29.9.1931 Bielefeld. Leitender Angestellter, Parteifunktionär, ev. M., Sohn eines Kraftfahrers, bcsuchtc die Volksschule, die Realschule und die Handelsschule und durchlief eine kaufmännische Ausbildung. 1956-64 war er Geschäftsführer im elterlichen Kurheimbetrieb. 1970 wurde M. Mitglied des Verwaltungsrates der Provinzial-Feuer- und Lebensversicherung in Münster. Er Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. 1958 trat M. in die SPD ein. 1962-65 war er Vorsitzender des Orts Vereins Bad Salzuflen, 1961-66 Unterbezirksvorsitzender der Jungsozialisten, 1964-72 Geschäftsführer der SPD für den Unterbezirk Lippe. 1973 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Lippe und Mitglied des Bezirksvorstandes der SPD in Ostwestfalen-Lippe, 1974 Vorsitzender des Arbeitskreises für Sicherheitspolitik des SPD-Bezirks Ostwestfalen-Lippe. 1961-73 gehörte er der Landschaftsverbandsvcrsammlung Westfalen-Lippe, 1961-69 dem Kreistag Lemgo an. 1964-73 war er Mitglied des Rates der Stadt Bad Salzuflen, in dem er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion innehatte. In der 7.-9. Wahlperiode (1972-83) vertrat M. den Wahlkreis 105 (Lippe I) im Bundestag. 1979 wurde er als Nachfolger von Ernst —»Haar Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. Nach der Trennung des Verkehrsressorts vom Post- und Fernmelderessort war er 1980-82 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr. In der 7. und 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (bis Mai 1979) und war Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses (von Juni 1975 bis Mai 1979). In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Wirtschaft und dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit November 1974) an. In der 9. Wahlperiode war er seit Oktober 1982 Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und des

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Maibaum Ausschusses für Verkehr. 1983 kandidierte M. erfolglos für den Bundestag. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht und des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1956), in der 3. Wahlperiode des Rechtsausschusses und des Haushaltsausschusses.

Maibaum, Wilhelm (Heinrich), * 8.7.1919 Ennigerloh, t 14.7.1994 Neustadt in Holstein. Fleischer, Angestellter, ev. Nach dem Besuch der Volksschule machte M. eine Fleischerlchrc, die er mit der Gesellenprüfung abschloß. Von April bis Oktober 1937 leistete er Arbeitsdienst, trat dann in die Wehrmacht ein und nahm 1939-45 am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1946 war er bei der Polstermöbelfabrik Preckel & Wältermann in Ennigerloh tätig, seit 1950 als Angestellter. 1952 wurde M., der 1946 der SPD beigetreten war, in den Gemeinderat von Ennigerloh gewählt und war 1956-61 stellvertretender Bürgermeister. 1964 erneut in das Amt gewählt, gehörte er 1956-69 auch dem Kreistag von Beckum an. Am 22.5.1963 rückte M. für den verstorbenen Abgeordneten Karl-Heinz Lünenstraß in den 4. Deutschen Bundestag nach, dem er auch in der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen angehörte. In der 4. Wahlperiode war er seit Juni 1964 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Postund Fernmeldewesen, arbeitete in der 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Verkehrsausschuß mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß (seit Juni 1971, davor war er seit Dezember 1970 Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fcrnmcldcwcscn (bis November 1971, danach war er Stellvertretendes Mitglied). Dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen gehörte er in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an.

Maier, Josef, * 24.11.1900 Heurenbach (Allgäu), t 13.11.1985 Mannheim. Buchbinder, Gewerkschaftsfunktionär, kath. M. besuchte die Volksschule und die Realschule in St. Gallen (Schweiz) und durchlief eine Berufsausbildung im graphischen Gewerbe. 1916 war er Mitbegründer der Christlichen Gewerkschaftsjugend in der Schweiz. 1917 war er Mitglied der Christlich-Sozialen Partei in der Schweiz, 1922-24 Mitglied der Christlich-Sozialen Partei (Bayerisches Zentrum) und ihr Ortsvorsitzender in München. 1918 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war er ehrenamtlich in der deutschen christlichen Arbeiterbewegung tätig und Mitbegründer des Windthorstbundes in Ulm. 1919 nahm M. an einem volkswirtschaftlichen Lehrgang teil und besuchte 1919/20 die Soziale Volkshochschule in München. 1920-24 war er Verbandssekretär des Christlichen Metallarbeiter-Verbandes Bayern und 1931-33 Geschäftsführer des Gewerkschaftsbundes Christlicher Arbeiter Österreichs. 1933-39 arbeitete er als Vertreter der Firma Johann Gremm, Buchdruckerei und Verlag in Mannheim. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis 1946 in Kriegsgefangenschaft. M. arbeitete in der CDU in Mannheim mit und wurde 1951 stellvertretender Vorsitzender der CDU des Kreisverbandes Mannheim. 1946 war er Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Sozialausschüssc der christlich-dcmokratischcn Arbeitnehmer Nordbadens und von November 1946 bis 1965 Arbeitersekretär und Rechtsberater im Deutschen Gewerkschaftsbund, Ortsausschuß Mannheim. 1951-53 gehörte er dem Stadtrat in Mannheim an. Am 20.11.1953 rückte M. über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg für den ausgeschiedenen Abgeordneten Oskar —»Farny in den Bundestag nach, dem er bis 1965 angehörte. Tn der 2.-4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit (von Dezember 1953 bis Oktober 1962) und im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen mit (in der 2. Wahlperiode von Februar bis September 1955 und wieder seit April 1956; er war davor seit Dezember 1953 und dazwischen Stellvertretendes Mitglied). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens (von Dezember 1953 bis März 1956) und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß zum Schutze der Verfassung (von Juli 1954 bis März 1955 und wieder seit September 1955) an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und arbeitete in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Finanzaus schuß mit (seit Oktober 1962). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft und dem Ausschuß für Familicnund Jugendfragen (bis März 1965) an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Maier, Friedrich, * 29.12.1894 Karlsruhe, f 14.12.1960 Freiburg im Breisgau. Grund- und Hauptschullehrer. M. besuchte nach der Oberrealschule ein Lehrerseminar und war bis 1933 Volksschullehrer in Mannheim und Gengenbach. 1920 trat er in die SPD ein. 1945 wurde er Schulleiter, im Januar 1947 Rektor und Methodiklehrer an der Lchrcrakadcmic in Gcngcnbach, im Februar 1947 Referent im badischen Ministerium des Innern und im Oktober 1947 Ministerialrat. 1946 wurde M. Stadtrat in Gengenbach, Kreisrat des Kreises Offenburg und Mitglied der Beratenden Versammlung des Landes Baden. Seit 1947 war er stellvertretender Landesvorsitzende der SPD in Baden. 1946-51 gehörte M. dem Landtag von Baden (seit 1948 als Fraktionsvorsitzender), 1948/49 dem Parlamentarischen Rat an. Er war Mitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung. 1949 wurde M. über die SPD-Landesliste Baden, 1953 und 1957 über die Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag gewählt. In der 1. und 2. (seit November 1953) Wahlperiode hatte er den Vorsitz des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung inne, in der 3. Wahlperiode den Vorsitz des Ausschusses für Inneres. In der 1. Wahlperiode war er auch Vorsitzender des Wahlrechtsausschusses (seit März 1953). Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 1. Wahlperiode im Ausschuß für innergebietliche Neuordnung, in der 1. und 2. Wahlperiode im Ausschuß zum Schutz der Verfassung (in der 1. Wahlperiode seit Juni 1951, davor war er Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß, dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht, dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952) und dem Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit Mai 1953) an. In der 2. Wahlperiode war

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Maier, Pia, * 17.3.1971 Sindelfingen. Politikwissenschaftlerin, Parteifunktionärin, konfessionslos. M. bestand am Gymnasium in Böblingen das Abitur, studierte 1990-97 Politikwissenschaften, Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Marburg und Schloß das Studium mit dem Magister Artium ab. 1993-97 hatte sie den Vorsitz des Allgemeinen Studentenausschusses an der Universität Marburg inne. 1999/2000 war M. als Beraterin des Fraktionsvorstandes der PDS-Bundestagsfraktion im Bereich Bildung und Wissenschaft tätig.

Maier 1995 irai M. in die PDS ein und ist seil 1997 Mitglied des Bundesvorstandes. Im selben Jahr wurde sie Stadtverordnete in Marburg. 1997/98 war sie Geschäftsführerin der Fraktion der PDS/Marburger Linke in der Stadtverordnetenversammlung Marburg. Am 31.8.2000 rückte sie über die PDS-Landcsliste Hessen für den verstorbenen Abgeordneten Fred —» Gebhardt in den Bundestag nach. Sie ist sozialpolitische Sprecherin der PDS-Fraktion und stellvertretende Vorsitzende Arbeit und Sozialordnung. Maier, Reinhold, * 16.10.1889 Schorndorf, t 19. 8.1971 Stuttgart. Jurist (Rechtsanwalt), cv. M., Sohn eines Bauunternehmers und einer Wirtstochter, besuchte nach der Volks- und der Lateinschule in seiner Vaterstadt seit 1902 das (Dillmann-)Rcalgymnasium in Stuttgart. Nach dem Abitur 1907 studierte er die Rechte zunächst in Grenoble, dann an der Universität Tübingen und legte 1912 die Erste Juristische Staatsprüfung ab. Aus dem Referendariat meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und machte anschließend den gesamten Ersten Weltkrieg mit, wobei er - zuletzt im Rang eines Leutnants der Reserve - sowohl an der West- wie an der Ostfront eingesetzt wurde. Nach Kriegsende bestand er im Juni 1919 die Zweite Juristische Staatsprüfung und wurde im Sommer 1921 mit der Dissertation Der Reichsrat auf Grund der Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. August 1919 bei Gerhard Anschütz in Heidelberg promoviert. Seit Sommer 1920 praktizierte er als Anwalt in der angesehenen Stuttgarter Kanzlei LöwensteinKiefe. M., der in der linksliberal-demokratischen Tradition Württembergs aufgewachsen war und ihr allzeit verhaftet blieb, Schloß sich im Herbst 1918 bei deren Gründung der linksliberalen DDP an, für die er von August 1919 bis Juni 1920 als hauptamtlicher Parteisekretär in Oberschwaben agierte. 1924 wurde er zum Vorsitzenden des DDP-Stadtverbandes Groß-Stuttgart gewählt, rückte aber erst im Januar 1929 auch in den Landesvorstand auf. Gegen erhebliche innerparteiliche Widerstände wurde M. am 19.1.1930 zum württembergischen Wirtschaftsminister im rechtsgerichteten Kabinett Bolz/Bazille ernannt. Seine erfolgreiche Tätigkeit - vor allem beim Ausbau der Verkehrsinfrastruktur - ließ die Kritik rasch verstummen. Am 24.4.1932 erstmals in den Landtag gewählt, errang M. am 6. 11. 1932 auch ein Reichstagsmandat, das er in der letzten halbwegs freien Wahl am 5. 3.1933 erfolgreich verteidigte. Zusammen mit Hermann Dietrich und Carl Petersen bildete er das Führungstrio der nunmehr als Deutsche Staatspartei firmierenden Linksliberalen in deren letzten Monaten. Gegen die Bedenken von Theodor —» Heuss und Hermann Dietrich setzte M. durch, daß die kleine Gruppe der Staatspartei am 23.3.1933 im Reichstag dem Ermächtigungsgesetz zustimmte. Nachdem er am 15.3.1933 mit der Bildung einer NS-Regierung in Württemberg sein Amt als Wirtschaftsminister verloren hatte, wurde ihm im Juli 1933 auch das Reichstagsmandat aberkannt. Er praktizierte danach wieder als Anwalt in Stuttgart. M., der 1929 eine Frau jüdischer Abstammung geheiratet hatte, die ihm eine Tochter und einen Sohn gebar, war unter der NS-Gewaltherrschaft schweren Drangsalen ausgesetzt. Es gelang ihm jedoch, seine Familie im Sommer 1939 in englisches Exil zu bringen, während er selbst in Stuttgart ausharrte. Ende 1944 mit Berufsverbot belegt, entzog er sich im März 1945 einer Vorladung der Gestapo durch die Flucht aufs Land. Wegen seiner wirtschaftspolitischen Kompetenz ernannte die amerikanische Militärregierung M., der sich der neugegründeten FDP/DVP anschloß, am 14. 9.1945 zum Ministerpräsidenten von (Nord-)Württemberg-(Nord-)Baden. Als

einziger der ersternannten Regierungschefs der US-Zone behauptete er dieses Amt an der Spitze eines Allparteienkabinetts über die erste Landtagswahl (24.11.1946) hinaus. Auch nach der zweiten Landtagswahl (19.11.1950) blieb er Regierungschef in Stuttgart - diesmal freilich, da sich die CDU der Regierungsverantwortung verweigerte, in einer Koalition nur mit der SPD. Als Ministerpräsident bemühte er sich vor allem um raschen Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur, die Eingliederung von Flüchtlingen und Vertriebenen sowie eine weitere Verbesserung der Wirtschaftsstruktur seines Landes. Leidenschaftlich setzte er sich für die Uberwindung der Zonengrenzen und die Wiederherstellung der deutschen Einheit ein. Als Sprecher der (west-)deutschen Ministerpräsidenten zögerte er deshalb nach der Übergabe der Frankfurter Dokumente (1.7.1948) durch die drei westlichen Militärgouverneure zunächst, der Begründung eines (west-)deutschcn Tcilstaatcs zuzustimmen, besann sich aber rasch eines Besseren. Mit Bezug auf das zweite der Frankfurter Dokumente ergriff er schon 1948 die Initiative zur Überwindung der von den Besatzungsmächten im Sommer 1945 verfügten Aufteilung des deutschen Südwestens in drei Länder. Seine Bemühungen führten im Zusammenwirken mit Gebhard —> Müller, dem Staatspräsidenten von (Süd-)Württemberg-Hohenzollern, erst 1951 zum Ziel, als ein Bundesgesetz den Weg für eine Volksabstimmung öffnete. Nach deren erfolgreichem Ausgang bildete M. am 25.4.1952 gegen den Protest der CDU mit SPD und GB/ BHE die erste Landesregierung des neuen Südweststaatcs, der mit diesem Akt ins Leben trat und 1953 endgültig den Namen Baden-Württemberg erhielt. Eine lange Frist war ihm als Regierungschef freilich nicht mehr beschieden. Er geriet in heftige Strudel, als er aus Sorge um die Wiedervereinigung den EVG-Vertrag und damit den Kurs der Westintegration —> Adenauers im Bundesrat zu Fall zu bringen suchte. Unter massivem Druck der Bundesregierung, des Bundespräsidenten und seiner eigenen Partei mußte er die Verträge passieren lassen. Die dadurch brüskierte SPD suchte daraufhin bereits im Sommer 1953 Anschluß an die CDU. Aus taktischen Gründen ließ M. jedoch erst den Termin der zweiten Bundestagswahl verstreichen, ehe er am 30.9.1953 seinen Rücktritt erklärte. Sein Nachfolger im Amt des Regierungschefs von Baden-Württemberg wurde Gebhard Müller von der CDU. Bei der zweiten Bundestagswahl wurde M., der dem Landtag in Stuttgart ununterbrochen von 1946 bis 1964 angehörte, erstmals über die Landesliste Baden-Württemberg in das Bonner Parlament gewählt. Er ist dort - zeitlebens ein Mann der Exekutive - freilich nie stärker hervorgetreten. Nur seine Reden zum Fall John am 16.9. 1954 und gegen eine Atombewaffnung der Bundeswehr am 20.3.1958 blieben länger im Gedächtnis. Daß er im Bundestag nicht seine politische Bühne erblickte, erhellt auch daraus, daß er sein Mandat am 15.5.1956 niederlegte. Doch wurde er nach der de-factoSpaltung der FDP noch im selben Jahr politisch reaktiviert. Am 25.1.1957 ließ er sich zum Bundesvorsitzenden der FDP und bei der noch im selben Jahr stattfindenden dritten Bundestagswahl auf der Landesliste Baden-Württemberg erneut in das Parlament wählen. Da die FDP geschwächt aus der Wahl hervorgegangen war, resignierte M. schon bald und überließ die Parteiführung immer mehr den Düsseldorfer „Jungtürken" um Wolfgang —> Döring. Am 1.10.1959 legte er sein Bonner Mandat ein zweites Mal nieder; im Januar 1960 übergab er das Amt des FDP-Bundesvorsitzenden an Erich —» Mende. In der 2. Wahlperiode arbeitete M. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zum Schutze der Verfassung (bis Mai 1955) und im Ausschuß für Geld und Kredit (bis Februar 1954, danach war er Stellvertretendes Mitglied) mit. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der

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Maihofer Zeit von März bis Juli 1958 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten. Die Reaktionen der Wirtschaft auf seine Regierungsbildung in Baden-Württemberg 1952 und seine späteren Erfahrungen mit BDI-Präsident Fritz Berg bewogen M. in seinen letzten Lebensjahren, der sozial liberalen Neuorientierung der FDP mit unverhohlener Ablehnung - allerdings vcrgcblich - zu begegnen. Auch die Bildung der soziallibcralcn Koalition 1969 konnte er nicht verhindern. An Parteiaustritt hat M. gleichwohl nie gedacht. Er starb 1971 in seiner Stuttgarter Wohnung wenige Wochen vor der programmatischen Neuorientierung der FDP auf dem Freiburger Parteitag. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ende und Wende. Das schwäbische Schicksal 1944-1946. Briefe und Tagebuchaufzeichnungen. Stuttgart 1948. - Bedrängte Familie. Tübingen 1962. - Ein Grundstein wird gelegt. Die Jahre 1945-1947. Tübingen 1964. - Erinnerungen 1948-1953. Tübingen 1966. - Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg 1914-1918. Stuttgart 1966. - Die Reden. Eine Auswahl. Hrsg. von Wilhelm Hofmann. Stuttgart 1982. - Wir suchen Deutschland. R. M. als Bundespolitiker. Hrsg. von Beate-Carola Padtberg. Gerlingen 1989. - Briefwechsel mit seiner Familie. 1930-1946. Hrsg. von Paul Sauer. Stuttgart/Berlin 1989. LITERATUR: Fritz Treffz-Eichhöfer: R. M. Sein Weg und sein Wollen. Berlin 1953. - Paul Sauer: Demokratischer Neubeginn in Not und Elend. Das Land WürttembergBaden 1945-1952. Ulm 1978. - Paul Feuchte: Verfassungsgeschichte von Baden-Württemberg. Stuttgart 1983. - KlausJürgen Matz: R. M. (1889-1971). Eine politische Biographie. Düsseldorf 1989 (mit Bibliographie, S. 515-519). Paul Sauer: In stürmischer Zeit. Lebensbild des Menschen und Politikers R. M. (1889-1971). Stuttgart 1989. - FDPBundesvorstand: Die Liberalen unter dem Vorsitz von Theodor Heuss und Franz Blücher 1949-1954. Bearb. von Udo Wengst. Düsseldorf 1990. - FDP-Bundesvorstand: Die Liberalen unter dem Vorsitz von Thomas Dehler und R. M. 1954-1960. Bearb. von Udo Wengst. Düsseldorf 1991. NACHLASS: Hauptstaatsarchiv, Stuttgart (erschlossen durch zwei gedruckte Repertorien, bearb. von Wilfried Braunn, Stuttgart 1980 und 1992). Teilnachlaß: Archiv des Deutschen Liberalismus der Fricdrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Klaus-Jürgen Matz Maihofer, Werner, * 20.10.1918 Konstanz. Jurist, Hochschullehrer, ev. M., Sohn eines Verwaltungsdirektors, bcsuchtc das Oberrealgymnasium in Konstanz, an dem er 1937 das Abitur bestand, Er leistete Arbeitsdienst und war Nachrichtenoffizier im Zweiten Weltkrieg. 1945/46 arbeitete er im Bereich Nachrichtentechnik, studierte 1946-50 Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau und wurde 1950 mit Dissertation Der Handlungsbegriff im Verbrechenssystem zum Dr. jur. promoviert. 1953 habilitierte er sich mit der Arbeit Recht und Sein. Prolegomena zu einer Rechtsontologie. 1955 wurde er Professor für Strafrecht und Strafprozeßrecht, Rechtsphilosophie und Sozialphilosophie an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. 1956/57 war er Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, 1967-69 Rektor der Universität und 1968-71 Vizepräsident der Westdeutschen Reklorenkonferenz. 1970 folgte er einem Ruf an die Universität Bielefeld und wurde dort 1971 Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Forschung. M. war 1981-87 Präsident des Europäischen HochschulTnstituts in Florenz. 1982 wurde er Präsident der Studienstiftung des Deutschen Volkes. 1969 trat M. in die FDP ein. 1970-78 war er Mitglied des Präsidiums, 1971 Vorsitzender der FDP-Programmkommission für die Freiburger Thesen zur Gesellschaftspolitik. Nach einer erfolglosen Kandidatur 1969 war M. in der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) mit einem Mandat der

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FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages. In der 8. Wahlperiode engagierte er sich im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (seit November 1978) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß an (seit Dezember 1978). Im Dezember 1972 wurde er Bundesminister für besondere Aufgaben, im Mai 1974 Bundesminister des Innern. Nach Vorwürfen im Zusammenhang mit Versäumnissen bei der Fahndung nach Mitgliedern der Roten-Armee-Fraktion trat er im Juni 1978 zurück. 1979 kandidierte er nicht mehr für den Bundestag. M. erhielt 1975 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Handlungsbegriff im Verbrechenssystcm. Tübingen 1953. - Vom Sinn menschlicher Ordnung. Frankfurt am Main 1956. - Naturrecht als Existenzrecht. Frankfurt am Main 1963. - Demokratie im Sozialismus. Frankfurt am Main 1968. - Hrsg. mit Karl-Hermann Flach und Walter Scheel: Die Freiburger Thesen der Liberalen. Reinbek 1972. - Reden und Ansprachen 1977. Bonn 1978. - GcsctzgcbungsWissenschaft. In: Gesetzgebung. Kritische Überlegungen zur Gesetzgebungslehre und zur Gesetzgebungstechnik. Wien/New York 1981, S. 3-34. - Wissenschaft und Gesetzgebung. Praktische Erfahrungen und theoretische Überlegungen im Vorfeld einer Gesetzgebungswissenschaft. In: Konstanzer Blätter für Hochschulfragen 18 (1981) Heft 3/4, S. 19-32. - Prinzipien freiheitlicher Demokratie. In: Handbuch des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von Ernst Benda u. a. Berlin/New York 1983, S. 173-237. LITERATUR: Willy Zirngibl: Gefragt: W. M. Bornheim 1975. - Rechtsstaat und Menschenwürde. Festschrift für W. M. zum 70. Geburtstag. Hrsg. von Arthur Kaufmann, Ernst-Joachim Mestmäcker und Hans F. Zacher. Frankfurt am Main 1988. Maizière, Lothar de, * 2. 3.1940 Nordhausen (Harz). Musiker, Jurist (Rechtsanwalt), ev. M. war Sproß einer seit 300 Jahren in Berlin und Brandenburg lebenden preußisch-hugenottischen Familie; sein Vater arbeitete als Rechtsanwalt. Bereits 1956, als Schüler des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin, trat M. der CDU bei, auch als Reaktion auf die antireligiösen Attacken der Freien Deutschen Jugend (FDJ). 1958 legte er das Abitur ab. 1959-65 studierte M. an der Hochschule für Musik in Berlin das Fach Viola, danach war er zehn Jahre Orchestermusiker, so im Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin, und spielte Quartett. Als er aus gesundheitlichen Gründen einen Berufswechsel vornehmen mußte, entschied er sich für ein Jura-Fernstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin, das er 1969-75 absolvierte und als Diplomjurist abschloß. Seit 1976 war M. Anwalt im Kollegium der Rechtsanwälle in Berlin, seit 1982 Vorstandsmitglied, seit 1987 stellvertretender Vorsitzender. Anfangs auf Zivil-, Steuer- und Wirtschaftsrecht spezialisiert, vertrat er bald Wehrdienstverweigerer, Angehörige von Friedensgruppen und Ausreisewillige. Politisch aktiv war M. nicht in der CDU, sondern als Anwalt sowie in der Kirche. Wegen seines Engagements für viele christlich geprägte Oppositionelle wurde er 1985 in die Synode des Bundes der Evangclischcn Kirchen der DDR berufen und 1986 zu deren Vize-Präses gewählt. In dieser Funktion, die er bis zum 17.11.1989 wahrnahm, vertrat er die Interessen der Kirche und der Christen gegenüber dem Staat DDR. Seit 1987 war er zugleich Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Kirchenfragen beim Hauptvorstand der CDU. Am Tag nach dem Fall der Mauer wurde M. am 10.11.1989 zum Vorsitzenden der CDU gewählt, die er aus der Vormundschaft der SED herausführte und auf die deutsche Einheit und soziale Marktwirtschaft orientierte. In die Regierung —»Modrow trat er am 17.11.1989 als stellvertretender

Majonica Vorsitzender des Ministerrates und Minister für Kirchenfragen aus dem Gefühl der Mitverantwortung ein und weil er den friedlichen Verlauf der Revolution sichern wollte. Nachdcm die CDU am 2 5 . 1 . 1 9 9 0 ihre Minister aus dem Kabinett zurückgezogen hatte, vereinbarten die Parteivorsitzenden M., Ebeling (DSU) und Schnur (DA) in Anwesenheit von Bundeskanzler —>Kohl am 5 . 2 . 1 9 9 0 das Wahlbündnis „Allianz für Deutschland", das für einen Beitritt der DDR zur BRD nach Art. 23 GG eintrat und aus den Volkskammerwahlen am 18. März als Sieger hervorging. Vom 18.3. 1990 an war M. Mitglied der Volkskammer, vom 12.4. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 Ministerpräsident einer Regierung der großen Koalition in der DDR. In seiner Regierungserklärung forderte er einen „zutiefst demokratischen Neuanfang". Er verstand sich als Anwalt der Interessen der Bürger der DDR, trat für eine schnelle Vereinigung, doch eine Einheit in Würde ein, und leistete einen großen Beitrag in den Verhandlungen zum 1. (Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion) und 2. Staatsvertrag (Einigungsvertrag). Gegen die Ungerechtigkeiten bei der Eigentumsregclung („Rückgabe vor Entschädigung") und bei der Überleitung des Rentenrechts, die er zu verhindern suchte, konnte er sich nicht durchsetzen. Nach dem Rücktritt der SPD-Minister führte M. seit dem 22. August auch das Außenministerium. In dieser Funktion gehörte er zu den Unterzeichnern des 2+4-Abschlußdokuments am 12.9.1990 in Moskau. Auf dem Vereinigungsparteitag der CDU wurde M. am 2. 10. 1990 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt; im November übernahm er auch den Vorsitz der CDU in Brandenburg. Vom 3 . 1 0 . 1 9 9 0 an war M. Mitglied des Deutschen Bundestages und Minister für besondere Aufgaben in der Bundesregierung, letzteres bis zur Neubildung der Regierung am 18.1.1991. Im Dezember 1990 wurde er über die Landesliste Brandenburg in den Bundestag gewählt. Er gehörte bis 11.9.1991 als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß und bis 14.11.1991 als Ordentliches Mitglied dem Rechtsausschuß an. Im Dezember 1990 wurde bekannt, daß das Ministerium für Staatssicherheit ihn unter dem Decknamen „Cerny" als 1MB registriert hatte. Zwecks Klärung ließ er bis zum 17.2. 1991 seine Ämter ruhen. Zwar konnte nichts Belastendes gegen ihn gefunden werden, aber nach einer häßlichen Medienkampagne und fehlendem Rückhalt in der eigenen Partei trat M. am 6 . 9 . 1 9 9 1 als stellvertretender CDU-Vorsitzender und Landesvorsitzender von Brandenburg zurück, legte sein Bundestagsmandat nieder und blieb nur noch Mitglied im Bundesvorstand des evangelischen Arbeitskreises der CDU. Seitdem ist er wieder als Anwalt in Berlin tätig und vertritt u. a. Mandanten bei der Regelung offener Vermögensfragen. Die deutsche Einheit, so konstatierte M. 1994, habe für die Menschen in den neuen Ländern „keinen Identitätsschub gebracht, sondern im Gegenteil eine Identitätskrise". Im September 1998 gehörte er zu den Begründern der Initiative „Denkmal Deutsche Einheit". M. ist Vorsitzender der Stillung Denkmalschutz in Berlin. Im Juni 2001 wurde ihm von der Hanyang-Universität Seoul der Dr. h. c. rer. pol. verliehen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Politik für unser Volk. Berlin 1990. - Mit Thomas de Maizière und Lutz Wicke: Ökosoziale Marktwirtschaft für Ost und West. München 1990. Anwalt der Einheit. Ein Gespräch mit Christine de Maizière. Berlin 1996. LITERATUR: Ernst Elitz: Sie waren dabei. Ost-deutsche Profile von Bärbel Bohley bis Lothar de Maizière. Stuttgart 1991. - Günter Gaus: Zur Person. Berlin 1990. - Gregor Gysi: Über Gott und die Welt. Berlin 1999. Gerd Dietrich

M a j o n i c a , Ernst, * 2 9 . 1 0 . 1 9 2 0 Soest, t 21.7.1997 Soest. Jurist (Rechtsanwalt), kath. M„ Sohn eines Holzkaufmanns, besuchte das Gymnasium in Soest, studierte Rechtswissenschaften und Geschichte in Münster und Freiburg im Breisgau und legte 1942 das Referendarexamen ab. 1942-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und befand sich bis 1946 in belgischer und amerikanischer Kriegsgefangenschaft. 1946-49 war er Gerichtsreferendar in Soest, Dortmund, Arnsberg und Hamm. Nach dem Assessorexamen 1950 ließ sich M. als Rechtsanwalt in Soest nieder. 1971 wurde er in Marburg mit der Dissertation Bonn - Peking. Die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zur Volksrepublik China zum Dr. rer. pol. promoviert. 1957 gehörte M. zu den Gründern der „Deutsch-Chinesischen Gesellschaft" in Bonn. 1946 trat M. in die CDU ein. 1950-55 war er Bundesvorsitzender der Jungen Union. M. gehörte dem Landesvorstand der CDU Westfalen und dem Bundesvorstand der CDU an. 1979-84 war er Mitglied des Europäischen Parlaments. Nach einer Nachwahl im November 1950 folgte M. am 6 . 1 2 . 1 9 5 0 dem ausgcschicdcncn Abgeordneten Heinrich —>Lübke in den Bundestag, in dem er bis 1972 den Wahlkreis 63 bzw. 122 (Arnsberg-Soest) vertrat. 1953 wurde er Mitglied des Fraktionsvorstandes. 1959-69 war er Vorsitzender des außenpolitischen Arbeitskreises der C D U / C S U Fraktion. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Dezember 1950), im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit Dezember 1950), im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß, seit Oktober 1951) und im Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seil März 1953). Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (seit Februar 1951 ) sowie des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (von Dezember 1951 bis Januar 1952). In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geschäftsordnung (bis März 1956, danach war er Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Verteidigung und im Ausschuß zum Schutze der Verfassung mit. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht, des Ausschusses für Jugendfragen und des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, dem er in der 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied außerdem im Ausschuß für Wiedergutmachung (bis Januar 1959) und im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis November 1959, danach war er Stellvertretendes Mitglied) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (bis November 1958). In der 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten und im Ausschuß für Entwicklungshilfe (bis Dezember 1962, danach war er Stellvertretendes Mitglied) mit. In der 5. und 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß, in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied auch dem Rechtsausschuß an. 1972 wurde M. im Wahlkreis nicht mehr aufgestellt. M. erhielt 1969 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Deutsche Außenpolitik. Probleme und Entscheidungen. Stuttgart 1965, 2 1966. - Möglichkeiten und Grenzen deutscher Außenpolitik. Stuttgart 1969. Ein Parlament im Geheimen? Zur Arbeitsweise der Bundestagsausschüsse. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch.

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Maleuda München 1969, S. 114-126. - Bonn - Peking. Die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zur Volksrepublik China. Stuttgart 1971. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Maleuda, Günther, * 20.1.1931 Altbeelitz (Kr. Friedberg, Hinterpommern). Landwirt, Diplomökonom, Agrarwissenschaftler, Parteifunktionär, konfessionslos. Der aus einer Arbeiterfamilie stammende M. besuchte die Volksschule und war 1945-47 Landarbeiter in einem polnischen Gutsbetrieb. 1947 erfolgte die Zwangsumsiedlung der Familie nach Thüringen. 1948-52 besuchte M. die Landwirtschaftsschulen in Henstädt, Meiningen und Weimar und Schloß die Ausbildung als staatlich geprüfter Landwirt ab. Danach studierte er an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft in Potsdam-Babelsberg und Schloß das Studium 1955 als Diplomwirtschaftler ab. 1967 wurde er in Berlin mit der Arbeit Zu den Aufgaben und Problemen der Verwirklichung des Prinzips des stufenweisen Ubergangs in den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften des Typ I im Kreis Königs Wusterhausen zum Dr. agr. promoviert. 1967-76 war er Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft in Potsdam. Seit April 1994 ist er Frührentner. 1947-90 war M. Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaflsbundes. 1950 trat M. in die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD) ein. Er war Kreisvorsitzender der DBD in Königs Wusterhausen, 1955-57 Abteilungsleiter beim DBDBezirksvorstand Potsdam, 1967-76 Mitglied des Bezirksvorstandes der DBD und seit 1976 Vorsitzender des Bezirksvorstandes Halle der DBD. 1972 wurde er Kandidat des Parteivorstandes, 1977 Mitglied des Partei Vorstandes, 1982 Mitglied des Sekretariats und Sekretär des Parteivorstandes, 1984 stellvertretender Vorsitzender und im März 1987 Vorsitzender der DBD. 1987 leitete M. den XII. Parteitag der DBD in Rostock. 1990 fusionierte die DBD mit der CDU. Aus Protest trat M. am 30.6.1990 aus der DBD aus. 1957-67 war M. stellvertretender Vorsitzender des Kreislandwirtschaftsratcs Königs Wusterhausen, 1967-75 Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates für landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsgüterwirtschaft beim Rat des Bezirks Potsdam. 1958-67 gehörte er dem Kreistag KönigsWusterhausen an und war 1975/76 Sektoren lei ter beim Rat des Bezirks Potsdam. 1967-76 saß er in den Bezirkstagen Potsdam und Halle. 1981 wurde er in die Volkskammer, 1986 in ihr Präsidium gewählt und blieb bis zum 2.10.1990 Mitglied Volkskammer. Vom 13.11.1989 bis März 1990 war er Präsident der Volkskammer und von April bis Juli 1990 Vorsitzender der DB D-Fraktion, danach fraktionslos. 1981-86 gehörte er dem Ausschuß für Volksbildung, 1986-90 dem Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten an. Von Juni 1987 bis 1989 war er Stellvertreter des Vorsitzenden des Staatsrates. 1994 zog M. als Parteiloser für die PDS über die Landesliste Mecklenburg-Vorpommern in den Bundestag ein, dem er bis zum Ende der 13. Wahlperiode 1998 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. 1998 kandidierte er nicht mehr für den Bundestag. 1992 war M. Mitglied des Vorstandes der Alternativen Enquete-Kommission „Deutsche Zeitgeschichte". Im Januar 2000 wurde er von Bundespräsident Johannes Rau zum Berater der Kommission Parteienfinanzicrung ernannt.

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Mann, Norbert, * 4.6.1943 Marburg. Jurist (Richter), ev. M. besuchte das Gymnasium in Mülheim an der Ruhr, bestand 1962 das Abitur und studierte Volkswirtschaft und Jura an den Universitäten Freiburg, München und Bonn. Er legte das Erste und das Zweite Juristische Staatsexamen ab und wurde 1973 Richter. 1986-91 gehörte M. der Kammer für öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland an. 1979 Gründungsmitglied der Sonstigen Politischen Vereinigung „Die Grünen", beteiligte er sich 1980 auch an der Gründung der Partei „Die Grünen". 1979-81 und 1989/90 gehörte er ihrem Bundesvorstand an. 1979-84 war er Bezirksvertreter der Stadt Mülheim an der Ruhr. Am 1.4.1985 rücktc M. über die Grünen-Landcsliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hans —>Verheyen in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. Er war seit April 1985 Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses sowie seit September 1985 des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Problem der Grünen liegt darin, daß wir noch immer eine Protestpartei sind. In: Brigitte Jäger und Claudia Pini: Zwischen Rotation und Routine. Die Grünen im Bundestag. Köln 1985, S. 137-147. Mante, Winfried, * 11.2.1948 Storkow. Elektriker, Diplomingenieur, leitender Angestellter. M. beendete 1964 die Oberschule und wurde zum Elektriker ausgebildet. 1967-69 leistete er Wehrdienst, Schloß 1973 das Fachhochschulstudium zum Elektroingenieur ab und war dann Leiter eines Planungsbüros für haustcchnischc Anlagen. Später wurde er Geschäftsführer der Ing.-Gesellschaft Professor Dr. Ellrich mbH, Eisenhüttenstadt. M. ist Mitglied des Aufsichtsrates der EGW Eisenhüttenstädter Gebäudewirtschaft GmbH und der Stadtwerke Eisenhüttenstadt. Seit 1990 Mitglied der SPD, wurde M. Vorsitzender des Ortsvereins Eisenhüttenstadt. Er ist Mitglied der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Eisenhüttcnstadt und Mitglied des Kreistages im Landkreis Oder-Spree. Seit 1994 vertritt M. den Wahlkreis 279 (Frankfurt/Oder Eisenhüttenstadt - Beeskow) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union mit, dem er auch in der 14. Wahlperiode angehört, und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Schriftführer. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen sowie der Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten" an. Manteuffel, Hasso von, * 14.1.1897 Potsdam, t 24.9.1978 Reith (Tirol). Offizier, Prokurist, ev. M., Großneffe des preußischen Generalfeldmarschalls Edwin Freiherr von M., erhielt Privatunterricht und gehörte 1908-16 dem Kadettenkorps an. Er besuchte die Kadettenschulen in Naumburg und Lichterfelde. M. nahm als Offizier 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil und war dann Truppenoffizier und Adjutant in der Reichswehr. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Oberstleutnant, übernahm er 1944 die Panzerdivision „Großdeutschland", wurde Oberbefehlshaber der 5., dann der 3. Panzerarmee und geriet 1945 in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung 1947 wurde er Prokurist in einer Metallwarenfabrik in Neuss. Nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag 1957 kehrte M. in die freie

Margulies Wirtschaft zurück. 1959 wurde er in Düsseldorf zu einer anderthalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, weil er 1944 unter Berufung auf den „Führerbefehl" einen Soldaten wegen „Feigheit vor dem Feind" hatte erschießen lassen. M. wurde nach viermonatiger Haft 1961 begnadigt und zog sich nach seiner Haft aus dem öffentlichen Leben zurück. 1949 trat M. in die FDP ein und wurde Vorsitzender des Sicherheitsausschusses der Partei. Er gehörte dem Stadtrat in Neuss an. 1956 war er nach seinem Fraktionswechsel für kurze Zeit stellvertretender Vorsitzender der FVP. M. gehörte in der 2. Wahlperiode (1953-57) dem Deutschen Bundestag an. Uber die FDP-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt, trat er aus Protest gegen den sozialliberalen Regierungswechsel in Nordrhein-Westfalen am 23.2.1956 aus der FDP-Fraktion aus, wcchsclte am 15.3.1956 zur Demokratischen Arbeitsgemeinschaft und am 26.6.1956 zur FVP, die sich am 14.3.1957 mit der Deutsche Partei Zusammenschloß. Er war stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der 1956 aus der FDP ausgetretenen Abgeordneten. M. forderte 1954 eine Koalitionsarmee innerhalb der NATO sowie eine ausgeprägte westdeutsche Beteiligung an der europäischen Militärpolitik. Als Ordentliches Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (von September 1954 bis Juli 1955 und wieder seit Juli 1956, vor September 1954 als Stellvertretendes Mitglied) und dem Ausschuß für Verteidigung (mit einer vorübergehenden Unterbrechung im Februar und März 1956) an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Januar 1954), des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (von Oktober 1954 bis Februar 1956), des Ausschusses für Bcamtcnrecht (bis September 1955), des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (seit März 1956), des Ausschusses für Verkehrswesen (seit März 1956) und des Ausschusses für Grenzlandfragen (seit März 1956). Manteuffel-Szoege, Georg Baron, * 7.3.1889 Châtelard (bei Montreux), f 8. 6.1962 Bad Godesberg. Volkswirt, Verbandsfunktionär, ev. Der aus einem alten baltischen Adelsgeschlecht stammende M.-S. erhielt zunächst Privatunterricht, besuchte 1906-09 ein Gymnasium in Riga, studierte seit 1909 Volkswirtschaft, Geschichte und Philosophie in Halle und Heidelberg und wurde 1913 in Halle mit der Arbeit Die Entwicklung des bankmäßig organisierten Agrarkredits in Kurland zum Dr. phil. promoviert. 1915-18 war er als Sekretär der Delegation der kurländischen Ritterschaft in Berlin sowie im Deutschen Genossenschaftswesen in Posen tätig. 1918 gehörte er als Freiwilliger der Baltischen Landwehr an und wurde Mitglied des Baltischen Nationalausschusses. 1921-39 verwaltete M.S. den Familicnbesitz in Zabludov bei Bialystok. 1936-40 war er Lehrbeauftragter in Berlin, arbeitete 1940-42 für das Auswärtige Amt und übersiedelte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bayern, wo er sich als Kleinbauer betätigte. Seit 1946 Vorstandsmitglied des Hauptausschusses der Flüchtlinge und Ausgewiesenen in Bayern, war er später Vorsitzender des Flüchtlingsbeirates beim Amt für Heimatvertriebene in Frankfurt am Main und leitete 1950-53 das Hauptamt für Soforthilfe in Bad Homburg v.d. H. 1950 wurde M.-S. Vorsitzender der Deutsch-Baltischen Landsmannschaft und 1954 Präsident des Verbandes der Landsmannschaften. 1958 wechselte er in das Präsidium des neugegründeten Bundes vertriebener Deutscher (BvD). Von 1953 bis zu seinem Tod vertrat M.-S. den Wahlkreis 229 (Schwabach) im Bundestag. In allen drei Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten. In der 2. Wahlperiode war er auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung und in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Hcimatvcrtriebcnc. In der 2.-4. Wahlperiode war

er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Noch 1958 sprach sich M.-S. gegen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Polen aus. M.-S. erhielt 1959 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Geschichte des polnischen Volkes während seiner Unfreiheit 1772- 1914. Berlin 1950. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz. Manzewski, Dirk, * 11.7.1960 Kiel. Jurist (Richter), ev. M. bestand 1981 in Kiel das Abitur, studierte 1983-89 Rechtswissenschaften an der dortigen Universität und legte 1989 das Erste Juristische Staatsexamen ab. Nach dem Zweiten Juristischen Staatsexamen 1992 in Hamburg wurde er Richter am Landgericht Rostock. 1982 trat M. in die SPD ein. Er wurde Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Warnow Nord-West und stellvertretender Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Bad Doberan. Seit 1998 vertritt M. den Wahlkreis 266 (Rostock-Land Ribnitz-Damgarten - Teterow - Malchin) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Rcchtsausschusscs und des 1. Untersuchungsausschusses (Parteispenden). Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Innenausschuß an. Margulies, Robert, * 29.9. 1908 Düsseldorf, t 31.12.1974 Mannheim. Kaufmännischer Angestellter, Unternehmer. M., Sohn eines Kaufmanns, war nach dem Besuch der Realschule und einer kaufmännischen Lehre im Getreidehandel tätig. 1929-33 gehörte er dem Bund Deutscher Jungdemokraten und dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an. 1933 wurde er Teilhaber einer Getreide-Großhandlung in Mannheim, mußte jedoch 1937 aus politischen Gründen aus der Firmenleitung ausscheiden. Seit 1945 arbeitete er erneut im südwestdeutschen Getreidegroßhandel und war 1949-54 Präsident des Gesamtverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels. 1967 kehrte er in seinen kaufmännischen Beruf zurück. M. trat in die FDP ein. 1946 gehörte er der Verfassunggebenden Versammlung und 1946-49 dem Landtag von Wüttemberg-Baden an. 1961 wurde er Bezirksvorsitzender der nordbadischen FDP. 1964 wurde er Mitglied der Euratom-Kommission in Brüssel. Von 1949 bis zur Niederlegung des Mandats am 27. 8.1964 gehörte M., jeweils über die FDP-Landeslistc Baden-Württemberg gewählt, dem Bundestag an. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied (seit Februar 1950, davor war er Stellvertretendes Mitglied) im Ausschuß für Außenhandelsfragen, dessen stellvertretenden Vorsitz er in der 1. Wahlperiode seit März 1953, in der 2. Wahlperiode seit Oktober 1953 innehatte. 1957 wurde er stellvertretender Vorsitzender, 1961 Ordentliches Mitglied des Außenhandelsausschusses. In der 4. Wahlperiode war er bis Juni 1962 Vorsitzender, bis Februar 1963 Ordentliches und danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen mit (seit Oktober 1951) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit (bis Juni 1952). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen an. 1958-64 war M. Mitglied des Europäischen Parlaments, hatte den stellvertretenden Fraktionsvorsitz inne und wurde 1962 Vorsitzender des Ausschusses für die Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern.

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Marhold M. erhiell 1963 das Große Verdienslkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Atome für den Frieden. Köln/Opladen 1965. M a r h o l d , Tobias, * 3. 10.1969 Wernigerode. Verwaltungsangestellter, Parteifunktionär, cv. M. besuchte 1976-86 bis zur Mittleren Reife die Polytechnische Oberschule in Wernigerode und erhielt 1986-88 eine Ausbildung zum Facharbeiter für Werkzeugmaschinen im Elektromotorenwerk Wernigerode. 1989 wurde er Angestellter des Evangelischen Feierabendheims Sonncck-Harzfricdc in Wernigerode. Im Sommer 1989 verließ er die DDR und ging in die Bundesrepublik Deutschland. Nach seiner Rückkehr in die DDR 1990 war er 1991-95 Angestellter der Stadtverwaltung Wernigerode. 1992/93 ließ er sich zum Verwaltungsfachangestellten ausbilden. 1992 wurde M. Mitglied der SPD und übernahm verschiedene Funktionen auf Orts- bzw. Kreisverbandsebene der SPD. 1995-98 war er SPD-Rcgionalgcschäftsführcr „Harz". 1994 wurde er in den Kreistag von Wernigerode gewählt. Seit 1998 vertritt M. den Wahlkreis 285 (Harz und Vorharzgebiet) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. M a r i e n f e l d , Ciaire, * 21.4.1940 Bingen am Rhein. Pharmazeutisch-technische Assistentin, kath. Nach dem Besuch des Gymnasiums ließ sich M. zur pharmazeutisch-technischen Assistentin ausbilden und war bis 1963 im erlernten Beruf tätig. 1976 ging sie nach Detmold. 1972 wurde M. Mitglied der CSU und übernahm 1973 den Vorsitz der CSU-Frauen-Union Gröbenzell. 1974 wurde sie stellvertretende Kreisvorsitzende der CSU im Kreis Fürstenfeldbruck. 1976 wechselte sie zur CDU. 1977 übernahm sie den Vorsitz der Frauen-Union Detmold. 1979 wurde sie Mitglied des Rates der Stadt Detmold, 1984 Vorsitzende des Schulausschusscs. 1989-91 war sie stellvertretende Bürgermeisterin. 1990 und 1994 wurde M. über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. In der 12. und 13. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß und war in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Inncnausschusses (bis Oktober 1992). Sie kümmerte sich vor allem um die sozialen Probleme der Soldaten und Wehrpflichtigen und war Berichterstatterin für den Etat des Wehrbeaftragten. Am 30.3.1995 wurde M. vom Bundestag mit 495 gegen 139 Stimmen bei 46 Enthaltungen und 2 ungültigen Stimmen zur Wehrbeauftragten gewählt; sie war die erste Frau in dieser Position. Am 28.4.1995 legte sie ihr Bundestagsmandat nieder. 2000 schied sie aus dem Amt als Wehrbeauftragte aus. M. erhielt 1999 die Ehrenmedaille der Katholischen Militärseelsorge. VERÖFFENTLICHUNGEN: Amt und Aufgaben der Wehrbeauftragten. Wahrnehmung der Institution durch eine Frau. Erfahrungen der vergangenen drei Jahre. In: German Comments, April 1998. - Fragen zur Inneren Führung. In: Information für die Truppe, 1999, Heft 2. M a r k , Lothar, * 27.7.1945 Wald-Michelbach. Gymnasiallehrer. M. besuchte das Gymnasium in Wald-Michelbach und Mannheim, studierte Geschichte, Geographie und Politologie und legte 1971 das erste Staatsexamen in Mannheim, 1972 das zweite Staatsexamen in Heidelberg ab. 1972-75 war er Studienassessor in Mannheim. 1975 wurde er Studienrat, 1980 Oberstudienrat und 1987 Studiendirektor.

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1972-75 war er Vorsitzender der örtlichen Arbeiterwohll'ahrt. 1970 trat M. in die SPD ein. 1972-86 war er Ortsvereinsvorsitzender, 1971-75 Bezirksbeirat. 1975-89 gehörte M. dem Gemeinderat Mannheim an. Er war Dezernent für Kultur, Schulen, Sport- und Bäderwesen und Vorsitzender des Schul-, Kultur- und Sportausschusses des Städtetages BadenWürttemberg. 1989-98 hatte er das Amt des Bürgermeisters der Stadt Mannheim inne. Seit 1998 vertritt M. den Wahlkreis 159 (Mannheim 1) im Bundestag. Er ist Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Ausschuß für Kultur und Medien und dem Haushaltsausschuß an. M a r q u a r d t , Angela, * 3.9. 1971 Ludwigslust. Studentin, konfessionslos. M. bestand 1990 das Abitur und begann 1995 das Studium der Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Von Dezember 1990 bis Januar 1995 war sie Mitglied des Parteivorstandes der PDS, von Januar 1995 bis Januar 1997 stellvertretende Parteivorsitzende. 1997 wurde sie Bundessprecherin der Arbeitsgemeinschaft „Junge Genossinnen" in und bei der PDS. 1998 wurde M. über die PDS-Landesliste MecklenburgVorpommern in den Bundestag gewählt. Sie ist stellvertretende Parlamentarische Geschäftsführerin und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Zukunft der PDS-Fraktion. M. arbeitet als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und im Unterausschuß Neue Medien mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Ausschuß für Kultur und Medien und dem Innenausschuß an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Was ich bin, was mir stinkt, was

ich will. Köln 1999. M a r q u a r d t , (Ernst Herbert) Werner, * 2.6. 1922 KlcinWittcnbcrg, t 28.12.2001 Laatzen. Kaufmännischer Angestellter, Verwaltungsangestellter. M. besuchte die Volksschule, durchlief 1936-39 eine kaufmännische Lehre und war 1939-41 kaufmännischer Angestellter. Seit 1941 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1947 trat er in den niedersächsischen Verwaltungsdienst ein und wurde 1952 Angestellter im Innenministerium des Landes Niedersachsen. Seit 1960 war er persönlicher Referent des niedcrsächsischen Ministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. 1947 trat M. in die SPD ein. 1955 wurde er Vorsitzender des Unterbezirks Hannover-Land/Springe und Mitglied des Bezirksvorstandes Hannover. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat M. den Wahlkreis 42 (Hannover-Land), in der 5-8. Wahlperiode (1965-80) den Wahlkreis 38 (Hannover III) im Bundestag. In der 4.-8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit und engagierte sich in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Lastenausgleich und im Ausschuß für Inneres (seit Februar 1964, davor war er Stellvertretendes Mitglied). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Petitionen und dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an. In der 5.-7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses. 1972 wurde M. Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Versammlung des Westeuropäischen Union. Marschall, Manfred, * 20.12.1937 München. Chemielaborant, technischer Angestellter, Redakteur. M. besuchte bis zur Mittleren Reife die Oberrealschule und wurde 1954-58 an der Schule für Chemieberufe in

Martin München zum Chemielaboranlen ausgebildet. Er Schloß eine pharmazeutisch-technische Fachausbildung an und studierte 1965-68 an der Hochschule für Politische Wissenschaften in München. Daneben war er seit 1954 technischer Angestellter, u. a. bei der Hydro-Chemie GmbH, beim Bayerischen Geologischen Landesamt und bei der Isar-Rakoll Chemie GmbH in München, 1965-68 auch Redakteur bei der Zeitschrift „direkt". M. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Gesellschaft für Auslandskunde, der Deutsch-Englischen Gesellschaft und der Studiengesellschaft für Friedensforschung. Er ist Gründungsmitglied der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, deren Vorsitzender er 1974 wurde. 1964 trat M. in die SPD ein. 1967-73 war er Kreisvorsitzender und 1967-83 Mitglied des Unterbezirksvorstandes. In der 7. Wahlperiode (1972-76) vertrat M. den Wahlkreis 208 (München-West) im Bundestag, dem er in der 8. und 9. Wahlperiode (11976-83) mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern angehörte. In der 7.-9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 7. Wahlperiode bis Dezember 1974 dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen an, danach dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, in der 9. Wahlperiode des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Verkehr. Marschewski, Erwin, * 31.3.1940 Herten (Westfalen). Bahnangestellter, Jurist, Verwaltungsbeamter, kath. M. besuchte 1946-54 die Volksschule und arbeitete 1954-65 als Eisenbahner. Er besuchte das Abendgymnasium, bestand 1965 das Abitur, studierte Rechts- und Staatswissenschaftcn und legte das Referendar- und das Assessorexamen ab. Er wurde städtischer Oberrechtsrat. M. ist Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Welle, Köln. M. trat 1965 der CDU und der Jungen Union bei. 1972 übernahm er den Vorsitz des Präsidiums der Jungen Union. Er wurde Mitglied des CDU-Präsidiums Nordrhein-Westfalen, Mitglied des Kreisvorstandes und stellvertretender Bezirksvorsitzender der CDU des Ruhrgebiets. 1969-2000 gehörte M. dem Rat der Stadt Recklinghausen an. 1975 wurde er Mitglied des Kreistages Recklinghausen. 1975-83 gehörte er der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe an. Seit 1983 ist M., jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. Er ist innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion und Mitglied des Fraktionsvorstandes. In der 10.-12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß (bis Oktober 1992, danach war er Stellvertretendes Mitglied), in der 11. (seit Oktober 1989) und 12. Wahlperiode im Ausschuß für Post und Telekommunikation. In der 12. (seit Februar 1992) und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß mit, dem er in der 10., 11. (bis Oktober 1990) und 12. (bis Februar 1992) Wahlperiode schon als Stellvertretendes Mitglied angehört hatte. In der 10. Wahlperiode war er darüber hinaus Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (mit einer vorübergehenden Unterbrechung im September 1985), in der 11.-13. Wahlperiode des Sportausschusses, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (bis Januar 1988) und in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Post und Telekommunikation. In der 14. Wahlperiode ist M. Ordentliches

Mitglied des Innenausschusses und des Parlamentarischen Kontrollgremiums. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Rechtsausschuß und dem Vermittlungsausschuß an. Marten, Günter, * 10.3.1939 Diepholz (Niedersachsen). Schlosser, Kapitän, ev. M. erwarb die Mittlere Reife und wurde zum Technischen Zeichner und Schlosser ausgebildet. 1960 trat er als Offiziersanwärter in die Bundesmarine ein und studierte an der Wehrakademie Hilden und an der Stabsakademie der Bundeswehr. Er wurde Kommandant und war in Marinestäben tätig. Aus dem aktiven Dienst ausgcschicdcn, wurde er Gastdozent an der Universität Rostock und Honorarkonsul der Republik Ungarn in Schwerin. M. wurde Mitglied des Bauernverbandes MecklenburgVorpommern, der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft und der CDU-Mittelstandsvereinigung Schwerin, Ludwigslust, Pare him, Güstrow. 1974 trat M. der CDU und der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft bei. 1991/92 war er Schatzmeister der CDU Mecklenburg-Vorpommern. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat er den Wahlkreis 264 im Bundestag. Er war agrarpolitischcr Sprecher der CDU-Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern und Vorstandsmitglied der Arbeitnehmergruppe im Deutschen Bundestag. In beiden Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, des Ausschusses für Fremdenverkehr und des EG-Ausschusses, in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Rcaktorsicherheit. M. vertrat die Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und in der Versammlung der Westeuropäischen Union. 1998 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. Martin, Berthold, * 23.6.1913 Eisemroth, t 12.11.1973 Gießen. Psychiater, cv. M., Sohn eines Bäckers, studierte Theologie, war 1934-36 Leiter der „Bekennenden Studenten" und wurde Vikar in Wolfersheim (Oberhessen). 1939 wechselte er aus politischen Gründen zur Medizin und nahm am Zweiten Weltkrieg teil. 1944 mit der Arbeit Postdiphterische Schäden, dargestellt aufgrund des Krankengutes der Medizinischen und Nervenklinik der Ludwigs-Universität Gießen in den Jahren 1937 bis 1942 zum Dr. med. promoviert, wurde er 1946 Oberarzt und stellvertretender Direktor am Psychiatrischen Krankenhaus in Gießen. Er gab das „Jahrbuch für auswärtige Kulturbeziehungen" sowie den „Akademischen Dienst - Kulturpolitische Informationen" heraus und war Mitglied des Fernsehrates des Zweiten Deutschen Fernsehens. Als Gründungsmitglied der CDU Gießen gehörte M. dem Stadtrat (Fraktionsvorsitzender) und 1954-57 dem Hessischen Landtag an. 1948 wurde er ehrenamtliches Magistratsmitglied. In der 3. Wahlperiode (1957-61) vertrat M. den Wahlkreis 135 (Obertaunuskreis) im Bundestag, dem er von 1961 bis zu seinem Tod mit einem Mandat der CDU-Landesliste Hessen angehörte. 1965 wurde er Vorsitzender des Arbeitskreises für Bildung, Wissenschaft und Publizistik der CDU/ CSU-Fraktion und Mitglied des Vorstandes der CDU/CSUFraktion. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied, in der 4. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. In der 4. und 5. Wahlperiode hatte er den Vorsitz des Unterausschusses für Auslandskulturarbeit im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten

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Martini zum Berge bzw. im Auswärtigen Ausschuß inne. Dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten gehörte er in der 3. Wahlperiode als Ordentliches (seit April 1958), in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 7. Wahlperiode wieder Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 3. Wahlperiode arbeitete er darüber hinaus als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik mit (bis November 1958) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen und dem Ausschuß für Gesundheitswesen an. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen. In der 6. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, dem er in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte, und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Juni 1971). 1970 übernahm er den Vorsitz der Enquete-Kommission „Auswärtige Kulturpolitik". 1962 legte M. ein Sanierungskonzept für die westdeutsche Filmindustrie vor. Als bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion trat er 1968 durch einen Reformplan für die deutschen Schulen und Hochschulen hervor. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Bildungspolitik. Herford 1972. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. M a r t i n i z u m B e r g e , Dörte, * 2 7 . 2 . 1 9 4 4 Klein-Biesnitz. Landwirtschaftskauffrau, Buchhalterin, Ingenieurökonomin, Verwaltungsbeamtin, ev. M. besuchte die Grundschule in Görlitz und Sohland am Rotstein, die Mittelschule in Reichenbach (Oberlausitz) und durchlief eine Lehre als Landwirtschaftskauffrau in Görlitz. Sie wurde Buchhalterin, Gruppenleiterin für Finanzen in Görlitz, Verwaltungsleiterin und Innenrevisorin in Dresden. Ein Fernstudium an der Fachschule für Finanzen in Weimar und Bautzen (1968-73) Schloß sie als Ingenieurökonomin ab. 1978-90 war M. Stadtbezirksrätin für Finanzen in DresdenWest. 1968 trat M. in die CDU ein und wurde Mitglied des CDUWirtschaftsrates Sachsen. 1974-78 gehörte sie der Stadtbezirksversammlung Dresden-Ost an. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war sie Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 03, Listenplatz 5, Bezirk Dresden). Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 gehörte M. dem 11. Deutschen Bundestag an. Sie wurde Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses. Ihre Kandidatur für den 12. Deutschen Bundestag war erfolglos. M a r t i n y - G l o t z , Anke, vormals A. Riedel-Martiny, * 1.7.1939 Dortmund. Musikwissenschaftlerin, ev. M.-G., Tochter eines Industriemanagers, bestand 1959 das Abitur am mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig des Städtischen Mädchengymnasiums in Wuppertal-Elberfeld und studierte Musikwissenschaft, Germanistik, Theaterwissenschaft und Soziologie an den Universitäten Berlin, Wien und Göllingen, wo sie 1966 mit der Arbeit Die Oratorien Joseph Haydns zum Dr. phil. promoviert wurde. Sie war als Musikkritikerin tätig. 1992-96 leitete sie das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Israel und ist seit 1997 als freiberufliche Publizistin tätig. 1998-2000 war sie Geschäftsführerin von Transparency International Deutschland in München. 2001 wurde sie Senior Adviser bei Transparency International in Berlin.

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M.-G. Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. 1989 wurde sie Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentags. 1965 trat M.-G. in die SPD ein. Seit 1967 im Landkreis Freising ansässig, wurde sie 1972 Gemeinderätin und Krcisrätin in Freising. 1974 übernahm sie den Vorsitz des auf ihre Initiative gegründeten Ausschusses „Verbraucherpolitik" in der wirtschafte- und finanzpolitischen Kommission beim SPD-Parteivorstand, dem sie 1974-77 und 1985-91 angehörte. Nach parteiinternen Auseinandersetzungen lehnte sie 1975 die Wahl in den Vorstand der von Elfriede —» Eilers geführten Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen ab. 1985-91 war sie stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Bayern. 1989 wurde sie Senatorin für Kulturelle Angelegenheiten in Berlin. Von 1972 bis zur Niederlegung des Mandats am 2 2 . 5 . 1 9 8 9 gehörte M.-G., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, dem Bundestag an. Sie beschäftigte sich vor allem mit Verbraucherpolitik (zusammen mit Käte —> Strobel insbesondere mit dem Lebensmittel- und dem Arnzeimittelrecht) und bemühte sich u. a., die versicherungsrechtliche Benachteiligung von Frauen bei Privatversicherern und in der Krankenversicherung zu beseitigen. Dem linken Flügel der SPD-Fraktion zugehörig, war M.-G. mit Lenelotte von —>Bothmer und Dieter —> Lattmann Mitglied des Leverkusener Kreises. In der 7. Wahlperiode engagierte sich M.-G. im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie im Ernährungsausschuß, in der 8.-11. Wahlperiode (bis Mai 1989) im Wirtschaftsausschuß (in der 11. Wahlperiode: Ausschuß für Wirtschaft) und in der 10. Wahlperiode im Beirat für handelspolitische Vereinbarungen (seit Oktober 1984). In der 7. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Juli 1973), in der 7., 9. und 10. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 10. und 11. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (bis Mai 1989). Von 1983 bis März 1984 gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied, anschließend bis 1990 als Ordentliches Mitglied dem Verwaltungsrat der Filmfördcrungsanstalt an. VERÖFFENTLICHUNGEN: - Mit Otfried Klein: Marktmacht und Manipulation. Sind die Verbraucher Objekt oder Subjekt unserer Wirtschaftsordnung? Frankfurt am Main 1977. - Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Frauen und der Mut zur Macht. Reinbek bei Hamburg 1986. - Kühle Gefühle zur Lage der Nation. Reinbek bei Hamburg 1991. - Israel und du wunderst dich täglich. Innenansicht von Gewalt und Hoffnung. Freiburg im Breisgau 1995. LITERATUR: A. M. Links aus Gesinnung. In: Renate Lepsius: Frauenpolitik als Beruf. Gespräche mit SPDParlamentarierinnen. Hamburg 1987, S. 254-268. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. M a r x , Dorle, * 22.12.1957 München. Juristin (Rechtsanwältin). Nach dem mathematisch-naturwissenschaftlich orientierten Abitur studierte M. in Frankfurt am Main Rechtswissenschaft und war 1981-84 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am dortigen Institut für Arbeits-, Wirlschafls- und Zivilrecht tätig. Danach arbeitete sie als Rechtsanwältin. M. ist Gründungsmitglied der Studiengruppe Alternative Sicherheitspolitik e. V. 1973 trat M. in die SPD ein. 1981-91 war sie Stadtverordnete in Bad Vilbel. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) gehörte M. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Hessen dem Bundestag an. In der 12. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im 1. Untersuchungsausschuß (Kommer-

Mascher zielle Koordinierung). In beiden Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. In der 13. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß, dem 2. Untersuchungsausschuß (Veruntreutes DDRVermögen) und dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. Marx, Franz, * 26.1.1903 Mülheim (heute zu Köln), t 25. 12. 1985 Gauting. Metallarbeiter, Parteifunktionär, kath., dann cv., seit 1922 konfessionslos. M. war der zweite Sohn eines Gewerkschaftssekretärs beim Deutschen Metallarbeiter-Verband und späteren Mitglieds des Stadtrates in Köln. Er besuchte die Volksschule, die er nach einer Sonderprüfung 1916 abschloß, wurde in Düsseldorf zum Maschinenschlosser ausgebildet und arbeitete danach in verschiedenen Betrieben in Düsseldorf und Bonn. Seit 1916 Mitglied der Sozialistischen Jugend, gründete er die Gewerkschaftsjugend in Düsseldorf und nach seinem Eintritt in die SPD 1919 die Bonner Arbeiterjugend, deren Vorsitzender er 1920 wurde. Nach der Besetzung des Rheinlandes 1923 engagierte er sich im Widerstand gegen den rheinischen Separatismus. Der Verhaftung entzog er sich durch Ubersiedlung nach München, wo er als Schlosser tätig war. Nach dem Besuch der Heimvolkshochschule in Tinz bei Gera 1924 wurde er Vorsitzender der Metallarbeiterjugend in München, später in Bayern. 1925 trat M. aus der SPD aus und wurde Mitglied des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes von Leonard Nelson, bis er sich 1931 der Sozialistischen Arbeiterpartei anschloß. Als aktiver Gegner der Nationalsozialisten war M. von Mai bis zum Herbst 1933 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert und wurde 1934 erneut verhaftet. Danach als Werkstättenmeister bei BMW tätig, wurde er aus politischen Gründen entlassen und arbeitete seit 1937 bei den Ford-Werken in Köln. 1945 auch als Verfasser des sozialpolitischen Teils des Programms der Kölner SPD an deren Wiederaufbau beteiligt, wurde M. SPD-Bezirkssekretär der Oberen Rheinprovinz und 1946 auf Betreiben Kurt —^Schumachers Parteisekretär in München, wo er sich gegen Wilhelm —»Hoegners Pläne für eine eigenständige bayerische SPD und gegen die Zusammenarbeit mit der KPD wandte. 1949-59 war M. Geschäftsführender Vorsitzender der SPD in München, danach bis 1970 Vorsitzender der SPD-Südbayern. Als seinen Nachfolger setzte er Georg Kronawitter statt des vom Bezirksvorstand bevorzugten Günther —> Müller durch. 1946-49 war M. Mitglied des Bayerischen Landtages und des Rundfunkrates des Bayerischen Rundfunks. Er gehörte auch dem Beirat der Bundeszentrale für Heimatdienst an. M. wurde 1949 im Wahlkreis 6 [201] (München-Ost) direkt in den 1. Deutschen Bundestag gewählt, dem er bis 1972 angehörte. 1953 und 1957 erhielt er sein Mandat über die SPD-Landesliste Bayern und vertrat in der 4.-6. Wahlperiode Wahlkreis 201 bzw. 206 (München-Ost) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG und im Ausschuß für Kulturpolitik, in der 2. Wahlperiode im Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (seit Oktober 1954) mit. Dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films gehörte er von Dezember 1949 bis Mai 1951 als Stellvertretendes, seit Juni 1951 und in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (seit März 1953), des Ausschusses für Arbeit, des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens und des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze Uber deutsche Auslandsschulden „Londoner Schuldenabkommen" (seit Mai 1953). Dem Ausschuß für auswärtige

Angelegenheiten gehörte er in der 2.-4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (seit März 1964 als Ordcntlichcs Mitglied), dem Auswärtigen Ausschuß in der 5. Wahlperiode als Ordentliches, in der 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (von März bis Juni 1972 erneut als Ordentliches Mitglied) an. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. 1953-57 gehörte er der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union an. VERÖFFENTLICHUNGEN: F. M. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 2. Boppard am Rhein 1983, S. 81-139. Marx, Werner, * 15.11.1924 Edenkoben (Pfalz), ν 12.7.1985 Bonn. Geograph, Journalist, Verwaltungsbeamter, kath. M., Sohn eines Finanzbeamten und Politikers, wurde noch vor der Reifeprüfung zum Militärdienst einberufen. 1947 legte er in Speyer das Abitur ab, studierte Philosophie, Geschichte und Geographie und wurde 1954 zum Dr. phil. promoviert. Er arbeitete in Bonn als Journalist für die „Bonner Rundschau", war Korrespondent mehrerer deutscher und ausländischer Zeitungen, Redakteur der „Deutschen Studentenzeitung" und hatte die Geschäftsführung der Studiengesellschaft für Politik und Publizistik inne. 1956 wurde M. persönlicher Referent von Staatssekretär Otto —>Lenz, 1958 Regierungsrat im Referat für psychologische Kriegsführung des Bundesministerium der Verteidigung und 1959 PresseReferent im rheinland-pfälzischen Kultusministerium. 1960 wechselte er in den Führungsstab der Bundeswehr. Seit 1947 CDU-Mitglied, stand M. 1966-72 dem Vcrtcidigungspolitischen Ausschuß der CDU vor. 1977-80 leitete er den Bundesfachausschuß Außenpolitik. 1965 und 1969 über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz gewählt, vertrat M. von 1972 bis zu seinem Tod den Wahlkreis 162 bzw. 160 (Primasens) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordcntlichcs, in der 6.-8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß an, dessen Vorsitz er in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982 innehatte. Tn der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (bis April 1968) und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. In der 5. Wahlperiode (seit November 1966) gehörte er als Stellvertretendes, in der 6.-10. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied (in der 9. Wahlperiode seit Oktober 1982) dem Auswärtigen Ausschuß an, dessen Vorsitzender er in der 9. (seit Oktober 1982) und 10. Wahlperiode war. 1969-80 leitete M. den außenpolitischen Arbeitskreis der CDU/CSU-Fraktion. Er bekämpfte 1972 die Ostverträge Willy —>Brandts und kritisierte die KSZE-Schlußakte von Helsinki als unzureichend für die Wahrung deutscher Interessen. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Mascher, Ulrike, * 24.10. 1938 München. Regieassistentin, Versicherungsangestellte. M., Tochter eines Verlagslektors, wuchs in München auf, beendete ihre schulische Ausbildung mit dem Abitur in Stuttgart und studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, Berlin und München. Seit 1961 freiberufliche Regieassistentin bei Film- und Fernsehproduktionen, arbeitete sie seit 1974 am Aufbau eines Studios für Schulungs- und Informationsmedien bei der Allianz Versicherungs AG mit. 1974-90 war sie dort Betriebsrätin, wurde 1980 zur Betriebsratsvorsitzenden gewählt und saß 1985-98 als Arbeitnehmervertreterin im Aufsichtsrat der Allianz.

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Massoth M. wurde Mitglied der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, der Arbeiterwohlfahrl, Vorstandsmitglied des Münchner Mietervereins, Mitglied der DeutschPolnischen Gesellschaft, der Weiße-Rose-Stiftung, des Fördervereins für Internationale Jugendbegegnung und Gedcnkstättcnarbcit in Dachau e.V., des Marie-Schlci-Vcrcins und des Vereins „Gegen Vergessen - für Demokratie". 1963 trat M. in die SPD ein. 1976-84 war sie stellvertretende Vorsitzende der Münchner SPD, 1978-2000 Mitglied des Parteirates. 1993 wurde sie Mitglied des Präsidiums der SPD Bayern, 1995 stellvertretende Landesvorsitzende. 1984-90 war M. ehrenamtliche Stadträtin in München und sozialpolitische Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion, 1985-90 Vorsitzende der Gleichstellungskommission der Stadt München. Seit 1990 vertritt M. den Wahlkreis 203 (München-Mitte) im Bundestag. 1990-98 war sie Mitglied des Fraktionsvorstandes und stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe der bayerischen SPD-Bundestagsabgeordneten. In der 12. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung, dessen Vorsitz sie in der 13. Wahlperiode innehatte. In der 12. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend, des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens", in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Enquete-Kommission „Demographischer Wandel". Im Oktober 1998 wurde sie Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung. M. erhielt 1998 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: AM eigenen Schöpf aus dem Sumpf? In: Münchner Perspektiven. Wohin treibt die Weltstadt mit Herz? München/Zürich 1990. - Die unendliche Geschichte, Chancen und Schwächen der Pflegeversicherung. In: Wie fest ist das soziale Netz? München 1994. M a s s o t h , Willy, * 1.1.1911 Groß-Steinheim (Main), t 21.11.1978 Remagen. Kaufmännischer Angestellter, Parteifunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule erhielt M. eine kaufmännische Ausbildung und war dann als kaufmännischer Angestellter tätig. Seit 1924 in der katholischen Jugendbewegung der Diözese Mainz engagiert, arbeitete er an Jugendzeitschriften mit und war in der Volkshochschulbcwcgung tätig. 1934 und 1936 kam er zeitweilig in Schutzhaft und war seit 1936 arbeitslos. Seit Januar 1940 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und befand bis Juli 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Im November 1945 wurde M. Krcisgeschäftsführer der CDU Offenbach und Mitglied des Vorstandes der CDU in Hessen. 1946-54 war er Vorsitzender der Jungen Union in Hessen und wurde Mitglied des Deutschlandrates und des Vorstandes der Jungen Union Deutschlands. 1946-48 gehörte er dem Kreistag Offenbach an. 1957-69 war er Bürgermeister von Cochem (Mosel). In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) gehörte M. als Vertreter der Landesliste Hessen der CDU dem Bundestag an. In der 1. Wahlperiode war er Schriftführer und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen, bis März 1952 des Ausschusses für Petitionen, seit Februar 1952 des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films und seit Juli 1952 des Untersuchungsausschusses zur Prüfung der unzulänglichen Einstellung von Schwerbeschädigten bei den Bundesdienststellen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Jugendfürsorge, seit April 1951 dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen und seit April 1952 dem Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung an. In der 2. Wahlpe-

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riode war M. wieder Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen sowie von Dezember 1953 bis Januar 1954 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kulturpolitik. Bis Januar 1956 wieder Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, gehörte er seit Februar 1955 als Stellvertretendes Mitglied zusätzlich dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht, seit März 1955 dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Matschie, Christoph, * 15.7.1961 Mühlhausen (Thüringen). Mechaniker, Diplomtheologe, ev. M., Sohn eines Pfarrers, besuchte die Polytechnische Oberschule und erhielt 1978-81 in Zella-Mehlis eine Ausbildung zum Mechaniker mit Abitur. Nach einer Tätigkeit als Krankenpflegehelfer an der Medizinischen Akademie Erfurt und dem Grundwehrdienst Schloß er das Studium der Theologie 1984-89 in Rostock und Jena mit dem Diplom ab. M. ist seit 1996 Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Jena-Pößneck. Seit Oktober 1989 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP), später SPD, war M. 1989/90 Vertreter der SDP/SPD am zentralen Runden Tisch, wurde Leiter des Bereichs Politische Planung beim Vorstand der SPD in der DDR und gehörte von Januar bis September 1990 dem Vorstand der SPD in der DDR an. 1999 wurde er Landesvorsitzender der SPD Thüringen, 2001 Mitglied des SPDBundesvorstandes. In der 12. und 13. Wahlperiode als Vertreter der Landeslistc Thüringen Mitglied des Deutschen Bundestages, wurde M. 1998 im Wahlkreis 302 (Jena - Rudolstadt - Stadtroda) direkt gewählt. 1994-98 war er Sprecher der jungen Abgeordneten. 1998 wurde er Mitglied des Vorstandes der SPDBundestagsfraktion. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis Oktober 1992) und des Ausschusses für Verkehr (seil Oktober 1992), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit, dessen Vorsitzender er in der 14. Wahlperiode ist. Matterne, Dietmar, * 16. 8.1942 Breslau, f 7.10.2000 Cottbus. Chemiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Angestellter. M. besuchte die Grundschule in Weimar und bestand an der Oberschule in Meiningen das Abitur. 1963-68 studierte er Chemie an der Technischen Universität Dresden, an der er 1968-73 wissenschaftlicher Mitarbeiter war und 1973 zum Dr. rer. nat. promoviert wurde. 1974-90 arbeitete er als Laborleiter im Kreiskrankenhaus Weißwasser und erhielt 1983-87 eine Fachausbildung in klinischer Chemie und Labordiagnostik. Im November 1989 trat M. der SDP bei und war zeitweise Mitglied des SPD-Bezirks- und SPD-Landesvorstandes. Vom 18. 3. bis zum 2.10. 1990 gehörte er der Volkskammer an (Wahlkreis 02, Listenplatz 4, Bezirk Cottbus) und war Mitglied des Ausschusses für Verkehr und des Arbeitskreises Umwelt, Energie, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte M. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Sachsen dem Bundestag an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses und Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses. Dem

Matthes Ausschuß für Verkehr gehörte er von Okiober 1991 bis Oktober 1993 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied an. Matthäus-Maier, Ingrid, geb. Matthäus, * 9.9. 1945 Werlte. Juristin (Richterin). M.-M., Tochter eines technischen Angestellten und einer Chemotechnikerin, legte nach dem Schulbesuch in Krefeld und Duisburg 1965 am Duisburger Sl.-HildegardisGymnasium das Abitur ab. Sie studierte zunächst Geschichte, Romanistik und Politologie, dann Rechtswissenschaften in Gießen und Münster. Nach dem Zweiten juristischen Staatsexamen 1975 wurde sie wissenschaftliche Assistentin am Oberverwaltungsgericht Münster und war danach bis 1976 Verwaltungsrichterin in Münster. 1999 wurde sie Vorstandsmitglied bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau. 1966-69 als Mitglied der Humanistischen Union und Humanistischen Studenten-Union sowie des Studentenparlaments in der Hochschulpolitik tätig, trat M.-M. 1969 der FDP bei. 1972/73 war sie Bundesvorsitzende der Jungdemokralen, 1974-76 Mitglied des nordrhein-westfälischen Landes- und des Bundesvorstandes der FDP. 1995-99 gehörte sie dem Partei vorstand der SPD an. 1976 erstmals über die FDP-Landesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt, war sie in der 8. und 9. Wahlperiode Mitglied der FDP-Fraktion, bis sie diese am 9. 11.1982 wegen des Koalitionswechsels verließ. Am 2.12.1982 legte sie ihr Bundestagsmandat nieder und wechselte von der FDP zur SPD. Von 1983 bis zur Niederlegung des Mandats am 1.7.1999 gehörte sie mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. 1988 wurde sie stellvertretende Vorsitzende und Vorsitzende des Arbeitskreises Finanzpolitik der SPD-Fraktion. In der 8.-10. Wahlperiode war M.-M. Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses, dessen Vorsitz sie von November 1979 bis Oktober 1982 innehatte. In der 11. Wahlperiode gehörte sie zunächst als Ordentliches, seit Oktober 1989 sowie in der 12. und 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. In der 8. Wahlperiode war sie Ordentliches (bis Dezember 1979), in der 10. Wahlperiode (bis September 1983) Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses. In der 8. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Arbeitsausschuß, in der 9.-13. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß (in der 12. Wahlperiode bis April 1993) an. In der 10. Wahlperiode war sie seit April 1985 Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses, in der 11. Wahlperiode des Richterwahlausschusses und seit April 1988 des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an. In der 11. Wahlperiode war sie Vorsitzende des 2. Untersuchungsausschusses (Transnuklear) und engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Vermittlungsausschuß, im Gemeinsamen Ausschuß nach Art. 53 a GG und von Mai bis September 1990 im Ausschuß Deutsche Einheit. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Matthes, Heinz (Conrad Emil), * 13.4.1897 Hannover, t 2.7.1976. Bäcker, Konditor, Parteifunktionär, ev. M. besuchte in Hannover die Volks- und die Mittelschule sowie das Gymnasium und erlernte das Bäcker- und Konditorhandwerk. Im Ersten Weltkrieg mehrfach verwundet, führte er nach dessen Ende bis 1920 eine Sturmkompanie und war 1920/21 als Bergbaupraktikant tätig. 1921-33 war er Geschäftsführer der Dcutsch-Hannovcrschcn Partei, gehörte dem Provinziallandtag und dem Provinzialrat an. Außerdem war er Mitglied des Hannoverschen Junglandbundes und Landesführer der Deutschen Legion sowie Di-

rektor und Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft der Norddeutschen Porlland-Zemenlfabrik Misburg AG. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat M. den Wahlkreis 15 bzw. 37 (Fallingbostel-Hoya) im Bundestag. Seit 7.9. 1949 Mitglied der DP-Fraktion, wurde er deren parlamentarischer Geschäftsführer, gehörte nach dem Zusammenschluß von DP und FVP seit 14.3.1957 der Fraktion von DP/FVP, nach deren Verschmelzung seit 15.10. 1957 der DP-Fraktion an. Nach der Bildung der Gesamtdeutschen Partei aus Gesamtdeutschem Block/BHE und DP war M. seit dem 3.5.1961 fraktionsloser Abgeordneter. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Organisationsausschuß (bis März 1952 und wieder seit November 1952), im Ausschuß für Petitionen, im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (seit März 1950), im Untersuchungsausschuß zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951), im Untersuchungsausschuß zur Hauptstadtfrage (Spiegelausschuß, seit März 1953) und im Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachung (seit März 1953). Dem Ausschuß zum Schutz der Verfassung gehörte er als Ordentliches, von Juni 1951 bis März 1953 als Stellvertretendes, danach wieder als Ordentliches Mitglied an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Berlin (seit Juni 1951), des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen (bis März 1952), des Ausschusses für ERP-Fragen und des Ausschusses gem. Art. 15 GG. Dem Haushallsau sschuß gehörte M. von April bis November 1951 als Ordentliches, danach als Stellvertretendes Mitglied an. Er war außerdem von November 1951 bis März 1952 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geschäftsordnung (von Oktober 1955 bis Januar 1957), im Ausschuß für Lastenausgleich (seit Oktober 1955) und im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (von Januar 1956 bis April 1957) mit. Dem Ausschuß für Petitionen gehörte er bis September 1955 als Ordentliches, anschließend als Stellvertretendes Mitglied, dem Ausschuß für Verteidigung bis September 1955 als Ordcntlichcs, danach als Stellvertretendes Mitglied an. Er war außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (bis September 1955) und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (von September bis November 1955). In der 3. Wahlperiode engagierte sich M. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheitswesen (von Januar 1959 bis März 1960) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, dem Ausschuß für Inneres, dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen (bis Januar 1959) und dem Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (Juni 1958 bis Januar 1959) an. Matthes, Kurt, * 19. 8.1914 Barmen (heute zu Wuppertal). Stoffdrucker, Parteifunktionär. Nach dem Besuch der Volksschule erwarb M. an einer Aufbauschule 1931 die Mittlere Reife und durchlief eine vierjährige Lehre als Stoffdrucker. 1928 Schloß er sich der Sozialistischen Arbeiterjugend an. 1935-37 leistete er Wehrdienst, nahm 1939-44 am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er im November 1946 entlassen wurde. 1946-65 war er Geschäftsführer der SPD Wuppertal. 1946 trat M. in die SPD ein. 1948 wurde er Mitglied des Stadtrates in Wuppertal. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) vertrat M. den Wahlkreis 70 (Wuppertal II) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode

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Matthöfer engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen an. Er war von Juni 1967 bis März 1969 Stellvertretendes, anschließend Ordentliches Mitglied des Verkehrsausschusses. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fcrnmcldcwcsen, als Stellvertretendes Mitglied dem Inncnausschuß an. M a t t h ö f e r , Hans (Hermann), * 2 5 . 9 . 1 9 2 5 Bochum. Volkswirt, Gewerkschaftsfunktionär, kath. M. wuchs als Sohn eines Fabrikarbeiters im Bochumer Industriegebiet auf. Nach der Volksschule besuchte er die Handelsschule und begann eine kaufmännische Lehre bei den Bochumer Eisen- und Hüttenwerken, die er 1946 abschloß. Im April 1943 zum Arbeitsdienst, im September zum Kriegsdienst eingezogen, kämpfte er als Panzergrenadier an der Ostfront, wurde verwundet und geriet schließlich an der Elbe in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung 1945 schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, um im September 1948 am Frankfurter Goethe-Gymnasium die Sonderreifeprüfung abzulegen, die ihn zum Studium der Wirtschaftswissenschaften berechtigte. Das in Frankfurt begonnene Studium unterbrach er mit einem US-Stipendium „for potential leaders" für ein Jahr in Madison (Wisconsin) und Schloß es 1953 mit Prädikatsexamen als Diplomvolkswirt ab. Zu seinen akademischen Lehrern gehörten Ernst Fraenkel, Carlo —» Schmid, Theodor W. Adorno und Frederick Pollock. M. war im Sozialistischen Deutschen Studentenbund aktiv, dessen Frankfurter Gruppe er zeitweise leitete und dessen Zeitschrift „links" er herausgab. Bereits 1953 wurde er, wenn auch vergeblich, für die Landesliste der südhessischen SPD vorgeschlagen, der er seit 1950 angehörte. Nach dem Studium arbeitete M. bis 1957 in der Abteilung Wirtschaft beim Vorstand der von Otto Brenner geleiteten IG Metall und gehörte bis 1961 als Automationsfachmann der OEEC in Paris und der Mission in Washington an, bevor er als Leiter der Abteilung Bildungswesen zur IG Metall zurückkehrte, wo er sich für betriebsnahe Bildungsarbeit und Tarifpolitik einsetzte. 1961 zog er erstmals für den Wahlkreis 142 (Frankfurt III) direkt in den Bundestag ein, dem er ununterbrochen bis 1987 angehörte, seit 1983 über die hessische Landcslistc. Im Wirtschafts- und im Rechtsausschuß engagierte er sich für die Aktienrechtsrcform und trat 1967/68 in der Debatte um die Notstandsgesetze als Organisator des parlamentarischen Widerstands innerhalb der SPD-Fraktion gegen die Einschränkung von Grundrechten hervor. Im Parlament und auch außerhalb setzte er sich, u. a. als Herausgeber der Zeitschrift „Exprés Español", für internationale Gewerkschaftsrechte und für Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt ein. M. war 1973-84 Mitglied des Vorstandes der Partei, nicht aber der Bundestagsfraktion der SPD, weil dies die konservative „Kanalarbeiter"-Gruppe zu verhindern wußte. 1972 entband ihn der Vorstand der IG-Metall nach Konflikten von der Leitung der Bildungsarbeit, und M. nahm die Berufung zum Parlamentarischen Staatssekretär bei Erhard —>Eppler im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit an. Nach Willy -^Brandts Rücktritt trat er im Mai 1974 „als linker Flügelmann" (FAZ) in das Kabinett von Helmut —> Schmidt ein, wo er das Ressort Forschung und Technologie übernahm. Dort förderte M. das Programm „Humanisierung der Arbeit" und erhöhte die Mittel für Rohstofforschung, vor allem für neue Kohletechnologien. Ein groß angelegtes Energiesparprogramm scheiterte am Widerstand der unionregierten Länder im Bundesrat. In der Kabinettsumbildung von 1978 wechselte M. in das Finanzressort, wo er sich bald gegen die wachsende Neuverschuldung des Bundes stemmte und Ende 1979 ohne

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nachhaltigen Erfolg zum Mittel der Haushaltssperre griff. Eine weitere Kabinettsumbildung im Mai 1982 nutzte M. zum Wechsel in das weniger konfliktreiche Postministerium, das er bis zum Ende der sozialliberalen Koalition im Oktober 1982 führte. Ohne institutionalisierte Hausmacht stützte sich M. in seiner Parlamcntsarbeit vor allem auf außerparlamentarische Kräfte, auf die er sich immer weniger verlassen konnte, je mehr er in der Verantwortung als Minister Entscheidungen treffen mußte, die er für „vernünftig" hielt, in seiner Wählerschaft aber nicht immer verstanden wurden. In der 4. Wahlperiode arbeitete M. als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß, in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Wirtschaft und Mittclstandsfragcn und in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für Wirtschaft (von April 1971 bis März 1972, davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit. In der 4.-6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß an (in der 4. Wahlperiode seit Mai 1963, in der 6. Wahlperiode seit Mai 1971). In der 4. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft und des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (seit Februar 1963), in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik (seit Dezember 1967), in der 6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses (seit März 1972) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis luni 1971). In der 9. Wahlperiode gehörte er seit Oktober 1982 als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen an. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für das Post- und Fernmeldewesen, des Ausschusses für Forschung und Technologie und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. 1984 verzichtete M. auf seinen Sitz im SPD-Vorstand und war 1985-87 Schatzmeister der Partei. Danach betrieb er bis 1997 als Vorstandsvorsitzender erfolgreich die Sanierung der Gewerkschaftsholding BGAG. Seitdem berät er mehrere Firmen als Aufsichtsrat, aber auch die Bulgarische Regierung in Wirtschaftsfragen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Von der parlamentarischen zur partizipativen Demokratie. In: Werden. Jahrbuch für die deutschen Gewerkschaften 12 (1969) S. 7-13. - Für eine menschliche Zukunft. Sozialdemokratische Forschungs- und Technologiepolitik. Düsseldorf/Wien 1976, 2 1978. - Humanisierung der Arbeit und Produktivität in der Industriegescllschaft. Köln/Frankfurt am Main 1977, 3 1980. - Agenda 2000. Vorschläge zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Bonn 1993. LITERATUR: Klaus Peter Wittemann: Ford-Aktion. Zum Verhältnis von Industriesoziologie und IG Metall in den sechziger Jahren. Marburg/Berlin 1994. - Helmut Schmidt und Walter Hesselbach (Hrsg.): Kämpfer ohne Pathos. Festschrift für H. M. Bonn 1985. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Werner Abelshauser M a t t i c k , Kurt, * 27.6.1908 Berlin, f 6 . 1 . 1 9 8 6 Berlin. Schlosser, Parteifunktionär, Handelsvertreter. M„ Sohn eines Reichsbahnarbeiters, arbeitete nach dem Besuch der Volksschule und einer Ausbildung zum Maschinenschlosser bis 1931 im erlernten Beruf. 1924 trat er in die Sozialistische Arbeiterjugend und in den Deutschen Metallarbeiter-Verband, 1926 in die SPD ein. Seit 1932 war er als Autoschlosser und Autoverkäufer tätig und versuchte sich 1939/40 als selbständiger Fuhrunternehmer. Von Mai bis November 1940 war er Soldat, danach dienstverpflichtet.

Matzner Im September 1945 wurde M. Sachbearbeiter und Persönlicher Referent von Otto —»Suhr in der Zentralverwaltung der Deutschen Industrie für die Sowjetische Besatzungszonc. 1946/47 war er Sekretär der SPD-Fraktion der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Anschließend wurde er Redakteur des „Jugendtelegrafen", Milarbeiter des „Telegrafen", der „Berliner Stimme" und des „Sozialdemokraten". 1952/53 war M. selbständiger Handelsvertreter. Seit 1963 war er Mitglied im Rundfunkrat des Dcutschlandfunks. 1945 wurde M. Kreis Sekretär, 1946 Kreisvorsitzender der SPD in Berlin-Wilmersdorf. 1947-52 und 1958-63 war er stellvertretender Landes Vorsitzender, 1963-68 Vorsitzender der SPD Berlin. 1946-51 gehörte er der Stadtverordnetenversammlung, 1951-53 dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. M., der als Vertreter des „rechten" SPD-Flügels galt, wurde 1967 für den Sturz des Regierenden Bürgermeisters Heinrich Albertz verantwortlich gemacht. Auf dem Landesparteitag 1968 kandidierte er nicht mehr für den Vorsitz, blieb jedoch bis 1984 Mitglied des Landesvorstandes, dem er seit 1947 angehörte. In der 2.-8. Wahlperiode (1953-80) war M. als Vertreter Berlins Mitglied des Bundestages. 1960-80 gehörte er dem Vorstand der SPD-Fraktion an. 1969-76 war er Vorsitzender des Arbeitskreises für Auswärtige und innerdeutsche Beziehungen bzw. für Außen- und Sicherheitspolitik der SPD-Fraktion. In der 2. Wahlperiode engagierte sich M. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Besatzungsfolgen und im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films und war stellvertretender Vorsitzender des 1. Sonderausschusses (Wahlrechtsausschuß). Er gehörte bis Dezember 1956 als Stellvertretendes, anschließend als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Geschäftsordnung an. Er war auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit September 1956). Dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen gehörte er in der 2. (seil November 1956) und 3. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 4. und 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 3.-8. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied (in der 8. Wahlperiode seit September 1979, davor war er Stellvertretendes Mitglied) im Auswärtigen Ausschuß (in der 3. und 4. Wahlperiode: Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten) mit, dessen stellvertretender Vorsitzender er in der 5.-7. Wahlperiode (in der 5. Wahlperiode seit Februar 1967) war. In der 3. und 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik, in der 5. Wahlperiode dem Postausschuß und in der 6. Wahlperiode des Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an. In der 6. Wahlperiode war er bis Februar 1972 Ordentliches, anschließend sowie in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen, dessen Vorsitz er in der 8. Wahlperiode innehatte. 1969-80 gehörte er dem Ältestenrat an. M. war Mitglied der Nordatlantischen Versammlung, 1974-76 der Versammlung der Westeuropäischen Union und der Beratenden Versammlung des Europarates. In der Nordatlantischen Versammlung hatte er zeitweise den Vorsitz des Unterausschusses Entspannung inne. M. erhielt 1973 das Große Verdienstkreuz, 1983 das Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn.

M a t t i s c h e c k , Heide, geb. Trenkelbach, * 26.5.1939 Berlin. Industriekauffrau, ev. M. wuchs in Berlin auf und wurde nach dem Besuch eines Mädchengymnasiums, an dem sie 1958 das Abitur bestand, bei Siemens in Berlin zur Tndustriekauffrau ausgebildet. 1961-65 war sie dort, 1965/66 in Erlangen als Industriekauffrau tätig. M. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Arbeiterwohlfahrt und MarieSchlei-Vereins. 1979 trat M. in die SPD ein. 1972-85 war sie Geschäftsführerin des SPD-Kreisverbandes Erlangen-Stadt, 1986-90 des Unterbezirks Erlangen. 1991 wurde sie Schatzmeisterin und Mitglied des Landespräsidiums der SPD Bayern. 1972-91 gehörte sie dem Stadtrat der Stadt Erlangen an und hatte 1988-90 den Vorsitz der SPD Fraktion inne. Seil der 12. Wahlperiode ist M., jeweils über die SPDLandesliste Bayern gewählt, Mitglied des Deutschen Bundestages. 1998 wurde sie Mitglied des Vorstandes der SPDFraktion, 1999 Stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe der bayerischen SPD-Bundestagsabgeordneten. In der 12. und 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend (seit Februar 1993). In der 14. Wahlperiode gehört sie als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und dem Ausschuß für Menschenrechte und humanitäre Hilfe an. M a t z n e r , Oskar, * 11.1.1898 Neudörfel (Kr. Bärn, Mähren), f 29. 12.1980 Freilassing. Lehrer, ev. Nach dem Besuch der Bürgerschule wurde M. an der Lehrerbildungsanstalt inTroppau ausgebildet. 1914-18 nahm er in der österreichischen Armee am Ersten Weltkrieg teil. 1919-39 unterrichtete er an verschiedenen Schulen in Mähren, war an der Schulreformarbeit beteiligt und beschäftigte sich mit Förderung und Neugestaltung der Landschule. Er arbeitete auch in der Gemeindepolitik und im Genossenschaftswesen. 1939-45 bei Ersatztruppenteilen und in Wehrersatzdienststellen eingesetzt, wurde er im Mai 1945 in Prag interniert und nach 15 Monaten Zwangsarbeit in der Landwirtschaft ausgcwicsen. Seit Herbst 1946 war M. in der Flüchtlingsbctrcuung und als Flüchtlingsvcrtrauensmann in Karlsruhe tätig und trat wieder in den Schuldienst ein. In der 1.-4. Wahlperiode (1949-65) gehörte M„ Mitglied der SPD, dem Bundestag an. 1949 wurde er über die Landesliste Württemberg-Baden, seit 1953 über die Landesliste Baden-Württemberg gewählt. Als Schriftführer gehörte er dem Vorstand des Bundestages an. M. engagierte sich in der 1. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953), im Ausschuß für Lastenausgleich, im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen, in der 1. (seit Februar 1952) und 2. Wahlperiode im Ausschuß für Beamtenrecht, in der 2. Wahlperiode im Ausschuß für Geschäftsordnung (seil September 1956). Dem Ausschuß für Heimatvertriebene gehörte er in der 1. Wahlperiode als Ordentliches, in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. Er war in der 1. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 2. und 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis Oktober 1960). In der 1. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Ausschuß für Kulturpolitik an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der Wiedergutmachung (seit März 1954), in der 2. (seit April 1954) und 3. Wahlperiode des Haushaltsausschusses, in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung

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Maucher und des Ausschusses für Verteidigung. Dem Ausschuß für Inneres gehörte er in der 3. Wahlperiode bis November 1958 als Stellvertretendes, danach und in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. Maucher, Eugen, * 16.7. 1912 Gaisbcuren, f 4. 12. 1991 Biberach. Landwirt, Verbandsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule war M. in der elterlichen Landwirtschaft sowie in der Spar- und Darlehenskasse tätig. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Zunächst Angestellter beim Vcrsorgungsamt Ravensburg, wurde er im Juli 1948 Landesgeschäftsführer, 1952 Bezirksgeschäftsführer des Verbandes der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner in Württemberg-Baden. Bis 1933 Mitglied im Jung-Zentrum, war M. 1946 Mitgründer der CDU in Gaisbeuren. Er wurde Kreisvorsitzender und Landesvorsitzender der Sozialausschüsse der CDU Württemberg-Hohenzollern sowie Mitglied im geschäftsluhrenden Landesvorsland. Er war 1946-56 Mitglied des Kreistages Ravensburg, 1947-52 Mitglied des Landtages von Württemberg-Hohenzollern und 1951-72 Mitglied des Gemeinderates von Biberach sowie des Kreistages Biberach. 1952 gehörte er der Verfassunggebenden Landesversammlung und 1952-58 dem Landtag von BadenWürttemberg an. 1953 über die CDU-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, legte M. am 16.9.1956 sein Mandat nieder. Am 30.1.1958 rückte er für den verstorbenen Abgeordneten Josef —>Brönner in den Bundestag nach, dem er auch in der 4. und 5. Wahlperiode mit einem Mandat der Landesliste Baden-Württemberg angehörte. In der 6. und 7. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 198 (Biberach) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode engagierte sich M. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (bis November 1956), in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge (seit Februar 1958), in der 2. (bis November 1956), 3. (bis Februar 1958) und 4. Wahlperiode im Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen, in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für Mittel standsfragen und im Ausschuß für Entwicklungshilfe, in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden und im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen, in der 6. und 7. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik (bis November 1956), des Ausschusses für Lastcnausglcich (von Dezember 1953 bis November 1956) und des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (Dezember 1953 bis November 1956), in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht (seit Februar 1958), in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und in der 7. Wahlperiode des Haushaltsausschusses. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Mauk, Adolf, * 8. 5.1906 Lauften am Neckar, t 24.1.1983 Lauffen am Ncckar. Gärtnermeister, ev. M. wurde im väterlichen sowie in in- und ausländischen Betrieben zum Gärtner ausgebildet und legte nach dem Besuch von Fachschulen die Meisterprüfung ab. Er gründete eine eigene Baumschule, übernahm später den väterlichen Betrieb mit Landwirtschaft, wurde u. a. Vorsitzender des Landesverbandes der Obst- und Gartcnbauvereine in Württemberg und war Gründer der Württembergischen Obst- und Gemüsewirtschaft GmbH. Nach 1945 übernahm er zahlreiche Ehrenämter in der Gartenbau Wirtschaft, im Deutschen

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Bauernverband und im Deutschen Raifl'eisenbund und wurde 1952 Vorsitzender des Bundesausschusses Obst und Gemüse und des Zentralverbandes des deutschen Gemüse-, Obst- und Gartenbaues. Nach der Nachwahl im Wahlkreis 4 (Heilbronn) als Nachfolger von Georg —>Kohl am 7.4.1952 in den 1. Deutschen Bundestag eingezogen, wurde M. 1953 im Wahlkreis 166 (Heilbronn) direkt gewählt. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) gehörte er mit einem Mandat der FDP/DVPLandesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen (seit Mai 1952) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik (seit Februar 1953). Im Mai 1952 wurde er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dem er in der 2. und 3. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte (in der 3. Wahlperiode seit Juli 1960, davor als Stellvertretendes Mitglied). In der 2. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragcn und des Ausschusses für Sonderfragen des Mittelstandes (bis April 1956 und wieder seit Februar 1957), in der 3. Wahlperiode bis Juli 1960 und wieder seit Dezember 1960 Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses und Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Mittelstandsfragen (seit Juli 1960 Stellvertretendes Mitglied). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß und bis Oktober 1962 dem Haushaltsausschuß an. Maxsein, Agnes Katharina, * 4. 12.1904 Kadenbach, t 31.10.1991 Berlin. Gymnasiallehrerin, kath. M. studierte deutsche, französische und englische Philologie in Frankfurt am Main, Gießen und Berlin, wurde 1930 mit der Arbeit Die Entwicklung des Begriffs „Apriori" von Bolzano iiberLotze zu Husserl und den von ihm beeinflußten Phänomenologen (veröffentlicht 1933) promoviert und trat in den Schuldienst ein. 1936 legte sie das Staatsexamen, 1937 die Assessorprüfung ab. 1945 wurde sie Studienrätin, 1947 Studiendirektorin und 1951 Oberschulrätin am Hauptschulamt in Berlin. M. hatte den Vorsitz des Katholischen Frauenbundes inne. 1946-48 war M. Zweite Vorsitzende der CDU Berlin und Stadtverordnete, 1950-52 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, dessen Vizepräsidentin sie 1949 wurde. Nach einer Nachwahl wurde M. am 1.2.1952 als Vertreterin Berlins Mitglied des Bundestages, dem sie bis 1969 angehörte. In der 1. Wahlperiode engagierte sie sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Heimatvertriebene (seit Februar 1952) und im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit Februar 1952), in der 2. Wahlperiode im kulturpolitischen Ausschuß, im 1. Untersuchungsausschuß (Fall John, seit 1954), im Parlamentarischen Beirat der Bundeszentrale für Heimatdienst, in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 3.-5. Wahlperiode im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (in der 5. Wahlperiode: Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik). In der 3.-5. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates (in der 4. Wahlperiode seit Februar 1962), in der 4. und 5. Wahlperiode der Versammlung der Westeuropäischen Union. Dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen gehörte sie in der 1. Wahlperiode (von Februar 1952 bis März 1953) als Stellvertretendes, in der 2.-5. Wahlperiode (bis März 1967) als Ordentliches Mitglied an. In der 1. Wahlperiode war M. Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Berlin (seit Februar 1952) und des Ausschusses für Sozialpolitik (seit Februar 1952), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses

Mayerhofer für Jugendfragen, in der 3. Wahlperiode des Wahlprüfungsausschusses (seit März 1958), in der 4. Wahlperiode des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (seit Januar 1965) und in der 5. Wahlperiode des Auswärtigen Ausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ordnung oder Chaos? Stuttgart 1948. Mayer, Ernst, * 8.6.1901 Zwcibrückcn, t 18.12.1952 Stuttgart. Redakteur, Parteifunktionär. M. war als politischer Redakteur an verschiedenen Zeitungen in Pirmasens, Singen und Ebingen tätig. Als Chefredakteur des in Ebingen erscheinenden „Neuen Albboten" wurde er 1933 in das Konzentrationslager Hcubcrg verbracht und aus Württemberg ausgewiesen. Nachdem er 1934 in der Redaktion einer anderen überparteilichen Zeitung gearbeitet hatte, erhielt er 1935 wegen „politischer Unzuverlässigkeit" Berufsverbot. In den folgenden Jahren war M. in verschiedenen Berufen tätig. 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Nach 1945 gab er die „Freie Demokratische Korrespondenz" und „Das neue Vaterland" heraus. 1945 engagierte sich M. beim Aufbau der sächsischen LDP, kehrte jedoch im Dezember desselben Jahres nach Württemberg zurück, gründete dort mit anderen die DVP und wurde ihr geschäftsführender Vorsitzender. Seit April 1950 gehörte er dem geschäftsführenden Vorstand der FDP an. 1949 wurde M. über die Landesliste Württemberg-Baden in den Bundestag gewählt. Seit Mai 1952 war er stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Als Ordentliches Mitglied gehörte er dem Aus schuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Artikel 45 des Grundgesetzes (von Dezember 1949 bis März 1953) dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität (bis Februar 1953) dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (bis Oktober 1951 und wieder seit Oktober 1952, in der Zwischenzeit war er Stellvertretendes Mitglied) und dem Untcrsuchungsausschuß zur Überprüfung von Mißständcn in der Bundesverwaltung (von Oktober 1951 bis Februar 1953) an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (bis Februar 1953), des Ausschusses für Grenzlandfragen (von Oktober 1951 bis Februar 1953) und des Ausschusses für Kulturpolitik (bis März 1953). LITERATUR: Günther Serfas: „Lieber Freiheit ohne Einheit als Einheit ohne Freiheit". Der Neubeginn der Demokratischen Volkspartei in Württemberg-Baden 1945/46. Heidelberg 1986. Mayer, Hugo, * 21.1.1899 Hintertiefenbach/Birkenfeld, t 22.8.1968 Hintertiefenbach. Landwirt, ev. Nach der Mittleren Reife war M. 1915-22 auf dem elterlichen Hof tätig. 1923-24 besuchte er die Provinziallehranstalt für Obst- und Weinbau in Kreuznach. In den folgenden Jahren war er bis 1926 Mitarbeiter bei der Kirner Bank und Prokurist einer Metallwarenfirma in Idar-Oberstein. Später führte er einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb. M. war als Vertreter der CDU Mitglied des Kreisausschusses und stellvertretender Landrat. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) vertrat M. den Wahlkreis 5 bzw. 152 (Kreuznach) im Bundestag. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen mit. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied auch dem Ausschuß für Sozialpolitik, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugendvorsorge (bis Dezember 1949) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen, bis Februar 1954 des Ausschusses für Fragen der

öffentlichen Fürsorge und bis März 1955 des Ausschusses für Sozialpolitik. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Arbeit und seit Januar 1957 dem Ausschuß für Kommunalpolitik an. Mayer, Martin, * 13.10.1941 Siegertsbrunn. Diplomagraringenieur, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verwaltungsbeamter, kath. Nach der Volksschule durchlief M. eine Landwirtschaftslehre und besuchte die Höhere Ackerbauschule in Landsberg am Lech. Anschließend studierte er Landwirtschaft in Weihenstephan, Bonn und Paris und wurde 1969 mit der Arbeit Zur Vermögensbewertung und Gewinnschätzung in landwirtschaftlichen Betrieben für Zwecke der Besteuerung promoviert. 1972 bestand M. das Zweite Staatsexamen für den höheren landwirtschaftlichen Dienst einschließlich des landwirtschaftlichen Lehramtes. 1966-71 war er wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Universität München und in dieser Zeit fünf Monate Gutachter für den Europäischen Entwicklungsfonds an der Elfenbeinküste, 1972/73 Landwirtschaftsrat an der Landesanslalt lur Betriebswirtschaft und Agrarstruktur, 1973-78 Landtagsreferent des bayerischen Landwirtschaftsministers. M. ist Nebenerwerbsforstwirt in Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Er ist Mitglied der Kuratorien des Max-Planck-Instituts für Astrophysik und extraterrestrische Physik, Garching, des Max-Planck-Instituts für Biochemie und Neurobiologie, Martinsried, und des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik, Garching, sowie Beiratsmitglied der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn. 1967 trat M. der CSU und der Jungen Union bei. 1968/69 war er CSU-Ortsvorsitzender in Siegertsbrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn, 1985-89 Kreisvorsitzender der CSU im Landkreis München, 1984-89 Bezirksvorsitzender des Arbeitskreises Umwelt der CSU Oberbayern. 1972-93 gehörte er dem Kreistag des Landkreises München, 1978-90 dem Bayerischen Landtag an. Seit 1990 vertritt M. den Wahlkreis 208 (München-Land) im Bundestag. Er ist Sprecher der CSU-Landesgruppe für Bildung, Forschung und Medien. In der 12. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Februar 1992), des Ausschusses für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung (seit Juni 1991 Stellvertretendes Mitglied, seit Februar 1992 wieder Ordentliches Mitglied), des EG-Ausschusses, seit Februar 1993 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, seil Oktober 1992 Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Europäische Union". In der 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, im Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union und in der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft" mit. Im März 1997 wurde er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und des Unterausschusses Neue Medien sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. Mayerhofer, Georg, * 2.3.1894 Freyung (Bayerischer Wald), f 17.12.1966 Neumarkt-Sl. Veit. Unternehmer. L. ließ sich 1920 als Landmaschinenfabrikant und Filmtheaterbesitzer in Neumarkt/St. Veit (Oberbayern) und Schönau

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Mechtersheimer bei Berchtesgaden nieder. Er war Verwallungsralsmilglied der Kreissparkasse Mühldorf. 1947 gründete M. den Kreis Mühldorf der Bayernpartei und wurde Bezirksvorsitzender. Er war Vorsitzender der Fraktion der Bayernpartei im Kreistag Mühldorf. Tn der I. Wahlperiode (1949-53) vertrat M. den Wahlkreis I [196] (Altotting) im Bundestag. Seit 14.12.1951 gehörte er der Föderalistischen Union an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen (seit September 1950) und des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (bis März 1952, danach bis Dezember 1952 Stellvertretendes, anschließend wieder Ordentliches Mitglied). Dem Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen gehörte er bis März 1952 als beratendes danach bis Februar 1953 als Stellvertretendes Mitglied an. Von Juni 1951 bis März 1952 war er beratendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. Mechtersheimer, Alfred, * 13. 8.1939 Neustadt a. d. Weinstraße. Offizier, Diplompolitologe, Sozialwissenschaftler, kath. Nach dem Besuch der Handelsschule und einer kaufmännischen Lehre trat M. als Zeitsoldat in die Bundeswehr ein. Er besuchte unter anderem die Schule für psychologische Kampfführung. Das 1963 in Bonn begonnene Studium der Politischen Wissenschaft setzte er 1965 am Otto-SuhrInstitut in Berlin fort und beendete es 1970 mit dem Diplom. 1977 wurde er an der Universität München mit der Arbeit Rüstung und Politik in der Bundesrepublik. MRCA/Tornado promoviert. 1965 aus der Bundeswehr ausgeschieden, wurde M. 1970 wieder Soldat, beendete seine militärische Laufbahn 1979 als Oberstleutnant und nahm einen Lehrauftrag an der Bundeswehrhochschule an. Anschließend war er als Friedensforscher am Max-Planck-lnstitut für Sozialwissenschaft tätig. Als dieses Institut geschlossen wurde, gründete er mit anderen früheren Mitarbeitern das Forschungsinstitut für Friedenspolitik e. V., das er 1982-90 leitete. 1990 wurde M. Sprecher des „Friedenskomitees 2000 für Entmilitarisierung, Truppenabzug und Selbstbestimmung" in Starnberg. Er ist Vorsitzender der Forschungseinrichtung „Unser Land Wissenschaftliche Stiftung für Deutschland e. V.". M. engagierte sich in der Friedensbewegung, trat entschieden gegen den NATO-Nachrüstungsbeschluß von 1979 auf und wurde deshalb Ende 1981 aus der CSU ausgeschlossen. Er gehörte zu den Untcrzcichncrn der „Heilbronncr Erklärung", in der es hieß, mit der Stationierung weiterer US-Raketen in der Bundesrepublik werde die Bundeswehr zum Bestandteil eines Offensivkonzepts. Als Parteiloser gehört M. in der 11. Wahlperiode (1987-90) mit einem Mandat der Grünen-Landesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. 1989 trat er für eine Wiedervereinigung auf neutralistischer Basis ein. Dem Staatsvertrag über die Währungsunion stimmte M. im Gegensatz zur GrünenFraktion zu. Er war Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß (von September 1987 bis Januar 1988) sowie dem Ausschuß für Verkehr (seit August 1987) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Nachrüsten'? Dokumente und Positionen zum Nato-Doppelbeschluß. Reinbek bei Hamburg 1981. - Rüstung und Frieden. Der Widersinn der Sicherheitspolitik. München 1982. - Hrsg. mit Peter Barth: Den Atomkrieg führbar und gewinnbar machen? Reinbek bei Hamburg 1983. - Zeitbombe NATO. Auswirkungen der neuen Strategien. Köln 1984. - Hrsg. mit Claus Bourdet: Europäisierung Europas. Zwischen französischem Nuklearnationalismus und deutschem Nuklearpazifismus. Berlin 1984. - Mit Peter Barth: Militärmacht Sowjetunion. Darmstadt 1985. Militarisierungsatlas der Bundesrepublik. Darmstadt 1988. Friedensmacht Deutschland. Frankfurt am Main 1993.

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Meckel, (Johannes) Markus, * 18.8.1952 Müncheberg (Brandenburg). Pfarrer, ev. M. wuchs in einem religiös geprägten Elternhaus auf. Sein Vater war Pfarrer in Hermsdorf, bevor er 1959 eine Stelle bei der Berliner Mission in Berlin antrat, wo M. seil 1959 die Allgemeine Oberschule und später die weiterführende Erweiterte Oberschule besuchte. Aufgrund seines kirchlichen Elternhauses wurde ihm allerdings die Zulassung zum Abitur verweigert. M. wechselte daraufhin an das Kirchliche Oberseminar Potsdam-Hermannswerder und erwarb 1971 die Hochschulreife. Bereits im Jahr zuvor hatte M. nicht nur den Wehrdienst verweigert, sondern auch den halb-militärischen Ersatzdienst bei den Bausoldaten. Der Gefängnisstrafe für Totalverweigerer entging er, bis 1976 die Ausmusterung erfolgte. 1971 nahm M. an der kirchlichen Hochschule in Naumburg das Studium der Theologie auf, das er seit 1974 am Sprachenkonvikt in Berlin weiterführte und 1978 mit dem ersten Theologischen Examen abschloß. Sein Vikariat absolvierte M. in Vipperow an der Müritz, wo er anschließend 1982-88 als Gemeindepfarrer wirkte. 1988 übernahm M. die Leitung der Ökumenischen Begegnungs- und Bildungsstätte der Evangelischen Kirche in Niederndodeleben bei Magdeburg. M. engagierte sich früh in der Anfang der achtziger Jahre entstehenden Friedensbewegung in der DDR. Er beteiligte sich an der Gründung verschiedener Gruppen und Arbeitskreise und setzte sich vor allem dafür ein, die zahlreichen oppositionellen Initiativen in der DDR miteinander zu vernetzen. Aus Enttäuschung über die mangelnde organisatorische und programmatische Zielstrebigkeit der DDR-Opposition verfolgte M. zusammen mit seinem Freund und Kollegen Martin —> Gutzeit seit Beginn des Jahres 1989 die Gründung einer Sozialdemokratischen Partei in der DDR (SDP). Mit dem Vorhaben einer Parteigründung grenzten sich M. und Gulzeit bewußt gegen das basisdemokratische Demokratieverständnis der DDR-Opposition ab, die der SEDHerrschaft das Ideal einer selbstorganisierten Gesellschaft ohne Parteien und Staatsmacht entgegenstellte. M. distanzierte sich von Gruppen wie dem Neuen Forum, das beanspruchte, verschiedene gesellschaftliche Interessen in sich zu vereinen und durch einen hcrrschaftsfreicn Dialog zu einem gesamtgesellschaftlichen Konsens zu führen. Die diesem Modell implizit zugrundlicgcnde Annahme einer grundsätzlichen Identität von Einzel- und Allgemeininteresse verwarf M. als strukturell totalitär. Gegen den Widerstand des Großteils des oppositionellen Milieus warb er dafür, die Legitimität demokratischer Herrschaft grundsätzlich anzuerkennen und das SED-Regime durch die Vision einer repräsentativen Parteiendemokratie herauszufordern. Nach Gründung der SDP im Oktober 1989 wurde M. Zweiter Sprecher der Partei und vertrat sie im Dezember 1989 am Zentralen Runden Tisch, wo er auf die schnellstmögliche Durchführung freier Wahlen drängte. Nachdem er im Februar 1990 zum Stellvertreter des Parteivorsitzenden Ibrahim Böhme gewählt worden war, übernahm M. nach dessen Rücktritt im April den Vorsitz der Partei kommissarisch, bis er im Juni 1990 von Wolfgang —> Thierse abgelöst wurde. Nach den Volkskammerwahlen im März 1990 wurde M. Außenminister der ersten frei gewählten DDR-Regierung. Er vertrat die Interessen der DDR in den sogenannten 2 + 4 Verhandlungen, in denen er vor allem für eine Truppenreduzierung der Bundeswehr und für die Anerkennung der Interessen der osteuropäischen Staaten eintrat. Aus Protest gegen die Politik Lothar de —»Maizières trat M. im August 1990 mit den anderen SPD-Ministern aus der DDR-Regierung aus.

Mehl Als Vertreter des Wahlkreises 272 (Prenzlau - Angermünde - Schwedt - Templin - Gransee) zog M. im Dezember 1990 in den ersten gesamtdeutschen Bundestag ein. Sein besonderes Interesse galt dem angemessenen Umgang mit der DDR-Vergangenheit, zu deren Aufarbeitung er 1991 die Einsetzung einer Enquctc-Kommission vorschlug. 1992-94 und 1994-98 war M. Sprecher der SPD in den zwei Enquete-Kommissionen des Bundestages zur Aufarbeitung der SED-Diktatur; seit 1998 führt er den Vorsitz im Stiftungsrat der Stiftung „Aufarbeitung der SED-Diktatur". Ein weiterer Schwerpunkt seiner parlamentarischen Arbeit ist die Außenpolitik. Seit 1990 ist M. Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und übernahm 1997/98 dessen stellvertretenden Vorsitz. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Als Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Parlamentariergruppe setzt sich M. seit 1994 besonders für die Beziehungen Deutschlands zu seinem östlichen Nachbarn ein. Seit 1991 ist er Mitglied, seit 1999 Leiter der Deutschen Delegation in der Nordatlantischen Versammlung, zu deren Vizepräsident er im November 2000 gewählt wurde. Seit Juni 2001 ist M. darüber hinaus stellvertretender Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Außenpolitik. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Februar 1993), in der 13. Wahlperiode des Innenausschusses. M. erhielt 1995 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1998 das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Martin Gutzeit: Opposition in der DDR. Zehn Jahre kirchliche Friedensarbeit. Köln 1994. Selbstbewußt in die Deutsche Einheit. Berlin 2001. LITERATUR: Wolfgang Herzberg/Patrick von zur Mühlen: Auf den Anfang kommt es an - Sozialdemokratischer Neubeginn in der DDR. Bonn 1993. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Karsten Timmer Meckelburg, Wolfgang, * 25. 8.1949 Hilden. Gymnasiallehrer, ev. Nach dem Abitur 1968 studierte M. Germanistik und Anglistik an der Universität Bochum. 1973 legte er das erste, 1977 das zweite Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. 1977-90 war er im öffentlichen Schuldienst tätig. 1973 trat M. in die CDU ein. 1977-82 war er Kreisvorsitzender der Jungen Union Gelsenkirchen. 1986 wurde er Mitglied des Bezirksvorstandes der CDU Ruhrgebiet. 1984-90 gehörte er der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe an und hatte 1989/90 den Vorsitz des Landesjugend Wohlfahrtsausschusses inne. 1975-91 war M. Mitglied des Rates der Stadt Gelsenkirchen. In der 12. Wahlperiode (1990-94) gehörte M. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an, in den er am 2.5.1995 für die ausgeschiedene Abgeordnete Ciaire —> Marienfeld nachrückte. 1998 wurde er wieder über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt. In der 12. Wahlperiode war M. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit Februar 1993, davor Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. In der 12. und 13. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an (in der 13. Wahlperiode seit Januar 1998). In der 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit, in dem er Obmann der CDU/CSUFraktion ist, und gehört als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung an.

Meermann, Hedwig, geb. Schmitt, * 7. 8.1913 Essen, τ 9.4.2000 Tuttlingen. Sekretärin, Dolmetscherin, Parteifunktionärin, kath. Nach dem Abitur, dem Besuch der Handelsschule und einem Auslandsaufenthalt arbeitete M. 1934-43 als Sekretärin und Sachbcarbeitcrin bei verschiedenen Firmen und Wirtschaftsverbänden. 1945-48 war sie Dolmetscherin der Stadt Tuttlingen, 1950-61 Sekretärin der deutschen sozialdemokratischen Delegierten beim Europarat und (seit 1954) bei der Westeuropäischen Union. M. gehörte dem Aufsichtsrat der Deutschen Bauland- und Kreditgcsellschaft mbH, Frankfurt, und der Gemeinnützigen Deutschen Wohnungsbaugesellschaft mbH, Düsseldorf, an. 1946 wurde M. Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Sie war Präsidentin der Parlamentarischen Gesellschaft. Nach dem Tod Carlo —» Schmids wurde sie seine Nachfolgerin als Stellvertreter des Präsidenten der Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Deutschen Bundestages, nach dem Tod Eugen —> Gerstenmaiers amtierende Präsidentin. 1946 trat M. in die SPD ein. 1958 wurde sie Kreisvorsitzende der SPD und Mitglied des Bezirksvorstandes der SPD Baden-Württemberg. 1964-72 war sie Vorsitzende des SPDUnterbezirks Schwenningen. 1953-66 gehörte sie dem Gemeinderat in Tuttlingen an und wurde 1959 Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion. In der 4.-7. Wahlperiode (1961-76) war M., jeweils über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 4. Wahlperiode war sie Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen sowie der Deutsch-Französischen Parlainenlariergruppe, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen (seit September 1970 stellvertretende Vorsitzende) und in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Familien- und Jugendfragen, in der 4. und 5. Wahlperiode dem Petitionsausschuß, in der 6. Wahlperiode dem Auswärtigen Ausschuß (bis April 1970) und in der 7. Wahlperiode dem Rechtsausschuß an. 1988 erhielt M. das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Planung als Prozeß politischer Willensbildung. In: Vom Nutzen unabhängiger Planung. Frankfurt am Main 1972, S. 4-5. Mehl, Ulrike, geb. Lehnhausen, * 6.8. 1956 Leibolz (Hessen). Diplomingenieurin, Verwaltungsangestellte. M. erwarb 1972 die Mittlere Reife, durchlief 1972-74 eine Lehre im Garten- und Landschaftsbau und studierte 1974-78 an der Fachhochschule in Geisenheim. 1978-80 arbeitete sie im Landwirtschaftsministerium von Schleswig-Holstein, 1980/81 im Landesamt für Naturschutz Schleswig-Holstein und war 1983/84 Projektleiterin der Landeskampagne „Mehr Natur in Dorf und Stadt" des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND). M. war sechs Jahre Kreisvorsitzende, 1985-88 Landesvorsitzende und 1986-90 stellvertretende Bundes Vorsitzende des BUND. 1985-87 hatte sie den stellvertretenden Vorsitz des Landesnaturschutzverbandes von Schleswig-Holstein inne und gehörte als außerordentliches Mitglied dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten an. Sie wurde ehrenamtliche Richlerin am Verwaltungsgerichl in Schleswig. 1983 trat M. in die SPD ein und wurde 1993 Mitglied des schleswig-holsteinischen Landesvorstandes. 1995-98 war sie stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Schleswig-

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Mehs Holstein. 1996 gründete sie das Umweltforum der SPD Schleswig-Holstein, dessen Vorsitzende sie wurde. 1990 und 1994 wurde M. Uber die SPD-Landesliste Schleswig-Holstein in den Bundestag gewählt, in dem sie seit 1998 den Wahlkreis 4 (Rendsburg-Eckenförde) vertritt. 1998 wurde sie umweltpolitische Sprecherin der SPDFraktion. Seit 1990 ist sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. In der 12. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit (seit Mai 1992) und des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992), in der 12. und 13. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem sie auch in der 14. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehört. In der 14. Wahlperiode ist M. außerdem Stellvertretendes Mitglied des Vermittlungsausschusses. Mehs, Matthias Joseph, * 12. 10.1893 Wittlich, t 7.4.1976 Wittlich. Gastwirt, kath. Nach dem Besuch der Höheren Stadtschule und des Gymnasiums legte M. 1913 das Abitur ab und studierte Philosophie, Geschichte und Kunstwissenschaften an den Universitäten Freiburg, München und Bonn. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil. M. übernahm den elterlichen Gastwirtsbetrieb. Er Schloß sich der Zentrumspartei an und war 1929-33 Stadtverordneter. Nach dem 20. Juli 1944 war er vorübergehend in Haft. 1945 wurde M. Mitglied des städtischen Beirates in Wittlich. Er gehörte zu den Begründern der dortigen CDU und wurde Kreisvorsitzender, wenig später Stadtverordneter und Bürgermeister von Wittlich. Er gehörte dem Kreistag und dem Kreisausschuß an. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat M. den Wahlkreis 6 [153] (Prüm) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses zum Schutz der Verfassung, des Ausschusses für innergebietliche Neuordnung und des Organisationsausschusses (seit Mai 1950) Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Grcnzlandfragcn an. Meinecke, Rolf, * 4.12.1917 Hamburg, f 27.3.1984 Hamburg. Arzt, ev. M. besuchte die Oberschule (Lichtwarck-Schule), bestand 1937 das Abitur und leistete anschließend Arbeits- und Wehrdienst. Im Frühjahr 1939 begann er das Studium der Medizin, legte 1944 das medizinische Staatsexamen ab und wurde promoviert. 1945-49 befand er sich in sowjetischer Kriesgsgefangenschaft. 1950-65 war er Arzt, zuletzt Oberarzt in der Inneren Abteilung eines Hamburger Großkrankenhauses. M. schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. Er war Mitglied der Gesellschaft für Verantwortung in der Wissenschaft und der Filmförderungsanstalt, in deren Verwaltungsrat er zeitweise den Vorsitz innehatte. 1950 trat M. in die SPD ein und wurde 1966 Mitglied des Landesvorstandes der SPD Hamburg. 1957-65 gehörte er der Hamburger Bürgerschaft an und war vorwiegend auf dem Gebiet der Bildungs- und Gesundheitspolitik tätig. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat M. den Wahlkreis 16 (Hamburg-Nord II) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Gesundheitswesen. Dem Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik gehörte er bis Dezember 1967 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied an. In der 6. bis 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 7. Wahlperiode Stellvertretender Vorsitzender,

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in der 8. Wahlperiode Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. Dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit gehörte er in der 6. und 7. Wahlperiode, dem Auswärtigen Ausschuß in der 7. und 8. Wahlperiode sowie dem Innenausschuß seit September 1979 als Stellvertretendes Mitglied an. Meinike, Erich, * 27.11.1929 Duisburg. Verwaltungsangestellter. Nach dem Besuch der Mittelschule durchlief M. 1946-52 eine Ausbildung für den gehobenen Kommunaldienst und legte die zweite Vcrwaltungsprüfung ab. 1963-66 studierte er an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Oberhausen und Schloß das Studium mit der Diplomprüfung ab. Seit 1946 war er bei der Stadtverwaltung in Oberhausen tätig, zuletzt als stellvertretender Leiter des Straßenreinigungs- und Fuhramtes. 1946 trat er in die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr ein. M. war Mitglied der Sozialistischen Jugend Deutschlands Die Falken. 1947 trat er in die SPD ein und war bis 1978 Vorsitzender des Unterbezirks Oberhausen. 1973 wurde er Mitglied des SPD-Parteirates. Er hatte den Vorsitz des Sozialistischen Bildungszentrums inne. 1957-61 gehörte er der zweiten Landschaftsversammlung Rheinland an. 1999 trat M. aus der SPD aus, als diese für NATO-Luftangriffe gegen Jugoslawien und für den Einsatz deutscher Soldaten stimmte. In der 6.-9. Wahlperiode (1969-83) vertrat M. den Wahlkreis 85 bzw. 86 (Oberhausen) im Bundestag. In der 6. und 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied, in der 8. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender und in der 9. Wahlperiode bis Februar 1982 Ordentliches, danach Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft (seit Dezember 1970), in der 6.-9. Wahlperiode dem Haushallsausschuß (bis Februar 1979) an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses und des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit (seit Februar 1979). In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß und dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit an, dessen Ordentliches Mitglied er im Februar 1982 wurde. VERÖFFENTLICHUNGEN: Erst Lust - dann Frust? In: Hugo Brandt (Hrsg.): Hoffen, zweifeln, abstimmen. Seit 1969 im Bundestag. 14 SPD-Abgeordnete berichten. Reinbek bei Hamburg 1980, S. 71-83. - Von der Wut will ich berichten. In: Konkret, 1980, Heft 5, S. 17-19. Meininghaus, Alfred, * 14.3.1926 Dortmund. Industriekaufmann, Gewerkschaftsfunktionär, ev. M. besuchte die Mittelschule und durchlief eine kaufmännische Lehre. 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und befand sich 1945-48 in Kriegsgefangenschaft. 1950 legte er die Kaufmannsgehilfenprüfung ab. 1950-64 war M. Industriekaufmann, 1964-76 Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall in Dortmund. 1948 wurde M. Mitglied der Gewerkschaft. 1957-64 war er stellvertretender Bctriebsratsvorsitzcnder, 1959-64 Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat. 1970 wurde er Mitglied, 1972 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Dortmunder Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft. Er war Vorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bundes in Dortmund. 1957 trat M. in die SPD ein und wurde 1962 Ortsvereinsvorsitzender. 1967-75 war er Stadtbezirksvorsitzender und Mitglied des Stadtverbandsvorstandes. 1975 wurde er Mitglied des Unterbezirksvorstandes. Er hatte den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Städtebau- und Wohnungspolitik der SPD in Dortmund inne. 1962-69 war M. Mitglied und Vorsitzender des Bürgcrausschusscs Dortmund-Wellinghofen,

Meister 1969-76 Mitglied des Rates der Stadt Dortmund und von Mai 1975 bis Dezember 1976 Bürgermeister und 2. stellvertretender Oberbürgermeister. In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat M. den Wahlkreis 116 (Dortmund III), in der 9. und 10. Wahlperiode den Wahlkreis 114 (Dortmund II) im Bundestag. In der 8. und 9. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied (seil April 1977), in der 10. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses. In allen drei Wahlperioden gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Auschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an (in der 9. Wahlperiode bis Februar 1982, danach als Stellvertretendes Mitglied). In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen, in der 9. Wahlperiode bis Februar 1982 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses. M e i n l , Rudolf, * 2 . 5 . 1 9 3 4 Liebenau (Böhmen). Diplomingenieur, kath. Nach dem Abitur an der Oberschule studierte M. an der Technische Hochschule Dresden und Schloß das Studium als Diplomingenieur ab. Er war in der Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Werkzeugmaschinenbau tätig. Er ist Mitglied in der Sudetendeutschen Landsmannschaft. 1952 trat M. in die CDU ein und wurde Mitglied der Wirtschaftsvereinigung Chemnitz der CDU. 1987-90 war er Stadtbezirksvorsitzender von Karl-Marx-Stadt West, 1990-92 stellvertretender Stadtvorsitzender von Chemnitz und von Mai 1990 bis 1994 Mitglied des Stadtparlaments in Chemnitz. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat M. den Wahlkreis 323 (Chemnitz, I) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Familie und Senioren, in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und lugend an. M e i s , Johannes (Hans), * 2 8 . 6 . 1 9 0 2 Waldvelen (Kr. Borken, Westfalen), t 8.12.1984 Dortmund. Verwaltungsbeamter, kath. M. besuchte das Humanistische Gymnasium in Coesfeld und trat 1921 in die Verwaltung ein. Seit 1939 war er Großbetriebsprüfer, zuletzt bei der Großbctricbsprüfungsstelle Dortmund der Oberfinanzdirektion Münster. 1943-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1948-61 war M. Mitglied der Führungsgremien des Deutschen Beamtenbundes. Er gehörte dem geschäftsführenden Vorstand des Landesbundes Nordrhein-Westfalen an. Er war stellvertretender Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Steuerbeamter, Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen und Vorsitzender des Bezirksverbandes Westfalen. 1945/46 wirkte er am Aufbau der CDU in Westfalen mit. Am 2. 7.1958 rückte M. für den verstorbenen Abgeordneten Karl —> Arnold in den Bundestag nach, dem er in der 4. und 5. Wahlperiode (1961-69) mit einem Mandat der CDULandesliste Nordrhein-Westfalen angehörte. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen (seit November 1958) sowie im Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge. Dem Finanzausschuß gehörte er in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 4. und 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. M. war in der 3. Wahlperiode (seit November 1958) Ordentliches, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung. In allen drei Wahlperioden (seit November 1958) gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß an.

M e i ß n e r , Herbert, * 15.10.1936 Prieros (Brandenburg). Maschinenschlosser, Diplomingenieur. M. besuchte die Grundschule, durchlief eine Lehre als Maschinenschlosser, ließ sich an der Ingenieurschule in Berlin zum Techniker ausbilden und studierte an der Ingenieurschule für Verkehrstechnik in Dresden, die er als Diplomingenieur verließ. 1959-61 leistete er Wehrdienst. M. war Landrat. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) vertrat M„ seit November 1989 Mitglied der SPD, den Wahlkreis 278 (Luckenwalde - Zossen - Jüterbog - Königs Wusterhausen) im Bundestag. In beiden Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft mit. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit, in der 13. Wahlperiode des Verteidigungsausschusses. M e i s t e r , Michael, * 9 . 6 . 1 9 6 1 Lorsch. Mathematiker, ev. M. legte 1980 an der Geschwister-Scholl-Schule in Bensheim das Abitur ab, studierte 1980-85 Mathematik und Informatik an der Technischen Hochschule Darmstadt und Schloß das Studium mit dem Diplom ab. 1986-88 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im dortigen Fachbereich Mathematik und wurde 1988 mit der Arbeit Eine asymptotische Entwicklung des globalen Diskretierungsfehlers von Differenzverfahren zur numerischen Lösung von quasilinearen parabolischen Systemen von Differentialgleichungen zum Dr. rer. nat. promoviert. 1989/90 leistete er Grundwehrdienst und arbeitete von April 1990 bis Januar 1995 im Operationszentrum der Europäischen Raumfahrtbehörde in Darmstadt. M. ist stellvertretendes Mitglied des Beirates der Regulierungsbehördc für Telekommunikation und Post, Bonn. Er gehört der Deutschen Mathematiker-Vereinigung und der Europa-Union an. 1991 trat M. in die CDU ein. 1991-94 war er Vorsitzender der CDU Bensheim. 1994 übernahm er den Kreisvorsilz der CDU Bergstraße. 1983-94 war er Mitglied des Orlsbeirates in Bcnsheim-Zell, 1985-94 Ortsvorstcher, 1989-97 Stadtverordneter in Bensheim und 1993/94 Vorsitzender der CDU-Fraktion. 1999 wurde er Vorsitzender des CDUBezirks Südhessen. 1994 wurde M. im Wahlkreis 145 (Bergstraße) direkt, 1998 über die CDU-Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt. Seit März 2000 ist er Mitglied des Vorstandes der CDU / CSU-Fraktion. In der 13. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft" und arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Post und Telekommunikation sowie im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen sowie Steilverlretendes Mitglied der EnqueteKommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". M e i s t e r , Siegfried, * 9 . 1 . 1 9 0 3 Geisingen, t 31.10.1982 Oberderdingen. Ingenieur, Unternehmer, kath. Nach dem Besuch einer privaten Heimschule sowie technischen und wirtschaftlichen Studien arbeitete M. in der Großindustrie. Er war langjähriger Berater der Chinesischen Nationalregierung in Nanking. Zeitweise war er der Handelsabteilung der Chinesischen Botschaft Berlin zugeteilt. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in Französisch-Indochina interniert, konnte er nach dem Waffenstillstand mit Frankreich nach Deutschland zurückkehren. Er wurde Betriebsführer eines Industrieunternehmens und baute dann die süddeutsche Niederlassung eines industriellen Großbetriebs auf.

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Meitinger M. war Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes KarlsruheLand und Mitglied des geschäftsführenden Landesvorstandes der CDU Nordbaden. Er gehörte dem Gemeinderat in Flehingen und dem Kreistag des Landkreises Karlsruhe an. 1960-65 war er Mitglied des Baden-Württembergischen Landtages. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) vertrat M. den Wahlkreis 182 (Pforzheim - Karlsruhe-Land I) im Bundestag. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Verkehrsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit an. In der 6. Wahlperiode war er zunächst Stellvertretendes Mitglied (bis Januar 1970), danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (bis Mai 1970) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. Meitinger, Franz Xaver, * 10.5.1905 Ried (Kr. Augsburg), f 25. 7.1966. Jurist (Rechtsanwalt). M., Sohn eines Landwirts und Bürgermeisters, studierte nach dem Besuch eines Humanistischen Gymnasiums Rechts- und Staatswissenschaften in München und Erlangen und wurde Gerichtsrefcrendar in München. Nach dem Großen Juristischen Staatsexamen 1936 praktizierte er dort als Rechtsanwalt. 1941-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 übernahm M. die Geschäftsführung eines Lebensmittelgroßhandels in Neumarkt (Oberpfalz). 1948 wurde er in Erlangen mit der Arbeit Die Wohnungskuppelei im geltenden Recht unter Berücksichtigung ihrer geschichtlichen Entwicklung und unter Heranziehung ausländischen Rechts zum Dr. jur. promoviert und in Neumarkt als Rechtsanwalt zugelassen. M., Mitglied der Bayernpartei, gehörte 1950/51 dem Bayerischen Landtag an. Am 26.9. 1951 rückte M. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gebhard —> Seelos in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 angehörte. Am 14.12.1951 wurde er Mitglied der Föderalistischen Union. M. war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (seit März 1952), des Ausschusses für ERP-Fragen (von Oktober 1951 bis Februar 1953), des Ausschusses für Arbeit (von Oktober 1951 bis März 1952), des Ausschusses für Grenzlandfragen (von Oktober 1951 bis März 1952) und des Ausschusses für Jugendfürsorge (von Oktober 1951 bis März 1952). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrccht (seit März 1952), dem Ausschuß für die Frage des Sitzes der Bundesorgane (Hauptstadtausschuß, seit März 1952) und dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Februar 1952) an. M e i t m a n n , Karl, * 20.3.1891 Kiel, f 17.2.1971 Mönkeberg bei Kiel. Kaufmännischer Angestellter, Parteifunktionär, ev. M., Sohn eines Werftschlossers, durchlief eine kaufmännische Lehre. 1905 gehörte er zu den Mitbegründern der Sozialistischen Arbeiterjugend. 1908-12 war er Angestellter der Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumvereine in Hamburg, leistete 1912-14 Militärdienst und nahm 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil. Von November 1918 bis 1919 war er Sekretär des Beigeordneten beim Regierungspräsidenten in Schleswig, 1919/20 Sekretär des deutschen Bevollmächtigten der Internationalen Kommission in Schleswig, im März 1920 Kommandant der republikanischen Abwehrtruppen in Schleswig-Holstein beim Kapp-Putsch, 1920-24 Zivilkommissar für die Schutzpolizei in Schlcswig-Holstcin, 1924-26 Gaugcschäftsführcr des Reichsbanners „SchwarzRot-Gold" für Schleswig-Holstein, 1926-28 Parteisekretär für den SPD-Unterbezirk Altona und 1928-33 Parteisekretär und Vorsitzender der SPD-Landesorganisation Ham-

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burg. 1931-33 gehörte er der Hamburger Bürgerschaft an. 1933 wurde er dreimal verhaftet und in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel verbracht. Von Juli 1945 bis 1952 war M. Vorsitzender des SPDBezirksvorstandes Hamburg bzw. Hamburg-Nordwest, von Juni 1946 bis Juli 1954 Mitglied des zentralen Parteivorstandes der SPD und im Juni 1954 Mitglied der SPDProgrammkommission. 1946-49 gehörte er wieder der Hamburger Bürgerschaft an. Von März 1946 bis April 1947 war er stellvertretendes Mitglied und von Juni 1947 bis Juni 1948 Mitglied des Zonenbeirates der Britischen Zone, in dem er den Vorsitz des Sonderausschusses Einbau der Landesernährungsämter innehatte. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat M. den Wahlkreis 4 [20] Barmbeck im Bundestag, dem er in der 2. und 3. Wahlperiode mit einem Mandat der SPD-Landesliste Hamburg angehörte. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 GG und des Ausschusses für Berlin, in der 1. und 2. Wahlperiode des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (seit Juni 1951), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Inneres. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit März 1952) und dem Ausschuß für innergebietliche Neuordnung (seit Februar 1953), in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht und in der 3. Wahlperiode dem Rechtsausschuß an. Mellies, Wilhelm, * 5.9.1899 Pivitsheide, f 19.5.1958 Bonn. Lehrer, Parteifunktionär, ev. M., Sohn eines Landwirts, besuchte 1906-14 die Volksschule in Pivitsheide, 1914-16 die Präparande in Detmold und 1916/17 und 1920/21 das Lehrerseminar in Detmold. 1917/18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Nach zweijähriger Kriegsgefangenschaft in Frankreich legte er 1921 die 1. Lehrerprüfung ab und wurde Volksschullehrer in Breitenheide (Lippe). 1923 bestand er die 2. Lehrerprüfung. 1924-26 war er Berufsschullehrer und 1927-33 Volksschullehrer in Lage (Lippe). 1923 trat M. in die SPD ein und war 1925-33 Mitglied des Lippischen Landtages, seit 1929 dessen Präsident. Nach der Entlassung aus dem Schuldienst 1933 arbeitete er als Kaufmann. 1939/40 und 1943-45 war er erneut Kriegsteilnehmer und befand sich von Mai bis Juli 1945 in britischer Kriegsgefangenschaft. Von Oktober bis Dezember 1945 war M. hauptamtlicher Landrat und seit Januar 1946 ehrenamtlicher Landrat des Kreises Detmold, 1946-53 Präsident des Deutschen Gemeindetages. 1946 wurde er Mitglied des Gcmcindcratcs in Heidenoldendorf und Mitglied des Kreistages Detmold. 1946/47 gehörte er erneut dem Lippischcn Landtag an. Von April 1948 bis August 1949 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet. Von Juli 1949 bis April 1950 gehörte er dem Kontrollausschuß des Hauptamtes für Soforthilfe an. Im Juli 1949 wurde er Vorsitzender des SPD-Bezirksvorstandes Ostwestfalen/Lippe. Von September 1952 bis zu seinem Tod war er stellvertretender Vorsitzender des SPD-Parteivorstandes. Von 1949 bis zu seinem Tod vertrat M. den Wahlkreis 50 bzw. 109 (Lemgo) im Bundestag. Von September 1949 bis Oktober 1952 war er Sekretär und von September 1953 bis Oktober 1957 stellvertretender Vorsitzender der SPDFraktion. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (seit Februar 1952), im Ausschuß zum Schutz der Verfassung (seit Oktober 1951), im Ausschuß für Berlin (stellvertretender Vorsitzender seit Dezember 1949), im Haushaltsausschuß (bis Oktober 1952)

Mende und im Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit März 1953), in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses für Verteidigung. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen und dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952), in der 2. und 3. Wahlperiode dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten an. M e m m e l , Linus, * 24.7.1914 Rothenburg ob der Tauber. Jurist (Staalsanwalt, Richter), kath. M., Sohn eines Bierbrauers, besuchte bis zum Abitur 1933 das Alte Gymnasium in Würzburg, studierte an der dortigen Universität Rechtswissenschaft und bestand 1937 das Referendarexamen. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1941 legte er das Assessorexamen ab und wurde 1944 Amtsgcrichtsrat. 1947-51 war er Staatsanwalt am Landgericht Würzburg, seit 1951 wieder Amtsgerichtsrat und 1954-57 Vorsitzender des Jugendschöffengerichts in Würzburg. M. war Präsident des Deutschen Atomforums. 1952-57 gehörte er dem Stadtrat in Würzburg an. 1954 trat er in die CSU ein. In der 3.-7. Wahlperiode (1957-76) vertrat M. den Wahlkreis 235 bzw. 237 (Würzburg) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik (seit Dezember 1959), in der 3. und 4. Wahlperiode im Ausschuß für Atomenergie und Wasserwirtschaft, in der 3. (bis Oktober 1960) bis 5. Wahlperiode im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen, dessen Vorsitzender er in der 4. Wahlperiode war. Dem Ausschuß für Arbeit gehörte er bis November 1958 als Stellvertretendes, anschließend bis November 1960 als Ordentliches Mitglied an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Rechtsausschusses, in der 4. Wahlperiode des 1. Untersuchungsausschusses (FIBAG-Ausschuß) und in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. 1962-65 gehörte er der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union, 1965-77 dem Europäischen Parlament an. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung, München. M e n d e , Erich, * 28.10.1916 Groß-Strehlitz (Oberschlesien), f 6. 5.1998 Bonn. Syndikus, Jurist, kath. M., Sohn eines Volksschullehrers und Stadtverordneten der Zentrumspartei mit stark ausgeprägter deutschnationaler Gesinnung, besuchte nach der Grundschule in Groß-Strehlitz seit 1927 das dortige Staatliche Humanistische Gymnasium „Johanneum" und gehörte seit demselben Jahr dem katholischen Jugendbund „Quickborn" an. Nach dem Abitur 1936 entschied er sich für die Offizierslaufbahn und trat in das Infanterieregiment 84 in Gleiwitz ein. Er nahm als Offizier am Zweiten Weltkrieg teil, machte den Angriff auf Polen, dann den Frankreichfeldzug mit, war an der Ostfront eingesetzt, wurde im Februar 1945 in Ostpreußen als Regimentskommandeur mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, das er seit den fünfziger Jahren immer häufiger bei offiziellen Anläßen trug, ausgezeichnet und war bei Kriegsende Major. Nach kurzer britischer Kriegsgefangenschaft studierte er 1945-48 Rechtswissenschaften in Köln und Bonn, 1948/49 Politische Wissenschaften in Köln und wurde nach dem Referendarexamen Syndikus in Opladen, wo er im Verlag Dr. Middelhauve arbeitete. 1948-50 war er Ratsherr und Mitglied im Haupt- sowie im Schul- und Kulturausschuß. 1950 wurde er mit der Dissertation Das parlamentarische Immunitätsrecht in der Bundesrepublik Deutschland und ihren Ländern zum Dr. jur. promoviert und war bis 1953 Dozent

für Öffentliches Recht und Politische Wissenschaften an der Universität Köln. M., der sich Ende 1945 der FDP angeschlossen hatte, übernahm im Januar 1946 das Amt des Landesgeschäftsführers der FDP in der damaligen Nordrhein-Provinz und war zusammen mit Friedrich —> Middelhauve wesentlich am Aufbau der Partei beteiligt. Im Oktober 1947 wurde er Mitglied des Landesvorstandes in Nordrhein-Westfalen und des Vorstandes der FDP in der Britischen Besatzungszone, 1949 des Bundesvorstandes, 1953 stellvertretender Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, im April 1956 stellvertretender Bundesvorsitzender und 1960 Bundesvorsitzender der FDP. Unter seiner Führung erreichte die FDP 1961 mit 12,8 % ihr bis heute bestes Wahlergebnis auf Bundesebene. Im Januar 1968 wurde M. als Vorsitzender seiner Partei durch Walter -^Scheel abgelöst; der Weg für eine sozialliberale Kursänderung der Partei war damit frei. M. war 1949-80 Mitglied des Deutschen Bundestages, von der 1.-6. Wahlperiode mit einem Mandat der FDPLandesliste Nordrhein-Westfalen, in der 7. und 8. Wahlperiode der CDU-Landesliste Hessen. Aus der FDPBundes tagsfraktion trat er im Herbst 1970 - nach dem Schcitcrn einer von ihm unterstützten national-liberalen Abspaltung - zusammen mit Heinz —» Starke und Siegfried —»Zoglmann aus Protest gegen die „Neue Ostpolitik" der Regierung —»Brandt/Scheel, vor allem gegen die politische Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze im deutsch-polnischen Abkommen, aus; am 9.10.1970 wechselte er zur CDU/ CSU-Fraktion. In der 1. Wahlperiode war M. Parlamentarischer Geschäftsführer und Mitglied des Fraktionsvorstandes, 1953-57 stellvertretender Vorsitzender (bis 1956 neben August-Martin —> Euler) und von 1957 bis Oktober 1963 Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Nach dem Erfolg bei der Bundestagswahl 1961 stimmte er Anfang November einer CDU-FDP-Koalition unter Adenauer als Bundeskanzler zu, obwohl er dessen weitere Kanzlerschaft im Wahlkampf entschieden abgelehnt hatte. Nach dem Rücktritt Adenauers übernahm M. im Oktober 1963 im Kabinett —»Erhard neben dem Amt des Vizekanzlers das Ressort für gesamtdeutsche Fragen. Schwerpunkte seiner Tätigkeit als Minister waren die ersten Passierscheinabkommen, Regelungen für Rentnerreisen und Freikäufe politischer Häftlinge. Im Oktober 1966 zerbrach aus Anlaß haushaltspolitischer Differenzen mit dem Rücktritt der vier FDP-Minister die Zusammenarbeit zwischen Liberalen und Christdemokraten. M. war in der 1. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgelangenenl'ragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (bis Oktober 1951), in der 2. Wahlperiode bis Januar 1954 Ordentliches, danach bis April 1956 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen. In der 1. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (seit Oktober 1952), im Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität, im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von Juni 1951 bis Mai 1952, danach Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Jugendfürsorge (von Juni bis Oktober 1951, danach Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit März 1953), in der 1. und 2. Wahlperiode im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit Oktober 1951), in der 2. und 3. Wahlperiode im Ausschuß für Verteidigung (bis Oktober 1960, danach Stellvertretendes Mitglied). In der 2. Wahlperiode seit April 1956, in der 3. seit Oktober 1959 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, war er in der 4. Wahlperiode

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Meneses Vogl dessen Ordentliches Mitglied (bis November 1963); in der 5. (seit Januar 1967), 6. (bis Oktober 1970) und 8. Wahlperiode gehörte er dem Auswärtigen Ausschuß als Ordentliches, in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 6. und 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (seit Dezember 1970). In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Organisationsausschusses, des Ausschusses für Grenzlandfragen (bis Oktober 1951) und des Wahlrechtsausschusscs (seit März 1953), in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis April 1956 und seit Februar 1957), in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft (seit Dezember 1970). M. setzte sich zunächst vor allem für Kriegsgefangene, Kriegsverurteilte und Heimkehrer ein, bemühte sich um die Kriegsopfergesetzgebung und die Rehabilitierung des Soldatenstandes, widmete sich jedoch bald außen- und verteidigungspolitischen Fragen. Seine außenpolitische Konzeption einer „verdünnten Zone" in Mitteleuropa unter Beibehaltung der Paktsystcmc wurde 1958 im Parlament abgelehnt. In der Deutschland- und Ostpolitik befürwortete er eine Politik der „kleinen und mittleren Schritte" gegenüber der UdSSR und der DDR. Mit Fragen der Parlamcntsrcform beschäftigte sich M. u.a. 1954, als er sich für die Einrichtung des seit 1951/52 diskutierten Gesetzgebungshilfedienstes zwecks Stärkung des Initiativrechts des Bundestages, Prüfung der Notwendigkeit von Gesetzen und Verminderung von Versehen bei der Gesetzgebungsarbeit einsetzte. 1969 trat er gegen eine Verringerung der Zahl der Abgeordneten auf, forderte eine Reduzierung der Zahl der Ausschüsse, plädierte für die Einrichtung einer Presse- und Informationsabteilung des Bundestages und sprach sich gegen eine Redezeitbeschränkung aus. Pläne (u. a. für eine Professur für Politikwissenschaft) M.s, der seit 1949 praktisch Berufspolitiker war, aus der Politik auszusteigen, blieben ohne Ergebnis. 1967 wurde er Verwaltungsratsvorsitzender für Deutschland der amerikanischen Firma „IOS - Investors Overseas Services", schied 1970 wegen des geschäftlichen Mißcrfolgcs aus und arbeitete anschließend bis 1980 als Wirtschaftsjurist für BonnFinanz/Deutscher Herold in Bonn. VERÖFFENTLICHUNGEN: Ost-West-Beziehungen. Der gegenwärtige Stand. Künftige Entwicklungen. Freiburg im Breisgau 1960. - Die FDP. Daten, Fakten, Hintergünde. Stuttgart 1972, 4 1999. - Die schwierige Regierungsbildung 1961. In: Konrad Adenauer und seine Zeit. Hrsg. von Dieter Blumenwitz u. a. Stuttgart 1976, Bd. 1, S. 302-325. - Bilanz aus der Distanz. Ist der Parlamentarismus in einer Krise? Hamburg 1981. - Das verdammte Gewissen. Zeuge der Zeit 1921-1945. München/Berlin 1982, 2 1983. - Krise der parlamentarischen Demokratie? In: Freiheit und Autorität als Grundlage der modernen Demokratie. Würzburg 1982, S. 181-197. - Die neue Freiheit. 1945-1961. München/Berlin 1984. - Der Neubeginn des Parlamentarismus. In: Beginn in Bonn. Erinnerungen an den ersten Deutschen Bundestag. Hrsg. von Horst Ferdinand. Freiburg im Breisgau 1985, S. 112-121. - Von Wende zu Wende. 1962-1982. München/ Berlin 1986. - Gedanken zu einer Parlamentsreform. In: Volksparteien ohne Zukunft? Die Krise des Parteienstaates. Hrsg. von Gerd-Klaus Kaltenbrunner. München 1988, S. 72-84. - Im Gespräch mit Reinhard Hübsch. Bonn - Berlin - Moskau - Washington. Die Deutschlandpolitik der Liberalen im Kontext bundesdeutscher Außenpolitik. In: Reinhard Hübsch und Jürgen Frölich (Hrsg.): Deutsch-deutscher Liberalismus im Kalten Krieg. Zur Deutschlandpolitik der Liberalen 1945-1970. Potsdam 1997, S. 118-139. LITERATUR: Hermann Otto Bolesch und Ernst Goyke: Ε. M. Bonn 1961, 2 1965. - Arnulf Baring und Daniel Koerfer: Ε. M. In: Walther L. Bernecker und Volker Dotterweich

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(Hrsg.): Persönlichkeit und Politik in der Bundesrepublik Deutschland. Politische Porträts. Bd. 2. Göttingen 1982, S. 80-91. - FDP-Bundesvorstand: Die Liberalen unter dem Vorsitz von Ε. M. Sitzungsprotokollc 1960 bis 1967. Bearb. von Reinhard Schiffers. Düsseldorf 1993. - Hans-Heinrich Jansen: E. M. (1916-1998). In: Torsten Oppelland (Hrsg.): Deutsche Politiker 1949-1969. Bd. 2: 16 biographische Skizzen aus Ost und West. Darmstadt 1999, S. 132-142. - Ders.: Ε. M. Skizzen für eine Biographie und eine biographische Skizze. In: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 11 (1999) S. 158-167. - Volker Erhard: Copilot im Höhenflug - E. M.s Begegnung mit John F. Kennedy vom 19. März 1962. Ebd., S. 168-180. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin; Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Bruno Jahn M e n e s e s Vogl, German, * 16.12.1945 Chiclayo (Peru). Soziologe, Verwaltungsangestellter. M. besuchte zunächst in Lima, dann in Weiden (Oberpfalz) die Schule und studierte nach dem Abitur in Berlin Psychologie und Soziologie. Er arbeitete in entwicklungspolitischen Projekten des Berliner Senats mit, übte eine sozialpädagogische Tätigkeit beim Bezirksamt Berlin-Zehlendorf aus und wurde Leiter des Hellersdorfer Amtes für Jugendförderung. 1979 trat M. der Alternativen Liste Berlin bei, deren Landesvorstand er 1981/82 angehörte. 1984 war er Koordinator der Bundcsarbcitsgcmcinschaft Internationalismus der Partei Die Grünen. A m 21.2.1989 rückte M. als Vertreter Berlins für den ausgeschiedenen Abgeordneten Peter —> Sellin in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 11. Wahlperiode (1990) angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Innenausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit. M e n g e l k a m p , Theodor, * 2 8 . 1 . 1 9 2 4 Dortmund, t 2 1 . 7 . 1 9 6 7 Iserlohn. Kaufmännischer Angestellter, kalh. Nach der Mittleren Reife besuchte M. eine Höhcrc Handelsschule und machte Praktika in Industrie und Verwaltung. 1942-44 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und wurde im November 1944 kriegsbeschädigt aus dem Wehrdienst entlassen. Seit 1948 arbeitete er in der Kraftfahrzeugzubehörbranche, zuletzt als Prokurist und Verkaufsleiter. 1946 trat M. der CDU und 1947 der Jungen Union bei. 1954 wurde er Vorsitzender der Jungen Union Westfalen, 1955 Mitglied des Bundesvorstandes der Jungen Union und des Stadtrates in Iserlohn. Er war Vorsitzender des CDUOrtsvcrbandcs Iserlohn und des Landcsausschusscs für Verteidigungspolitik. 1957 über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, vertrat M. von 1961 bis zu seinem Tod den Wahlkreis 119 (Iserlohn) im Bundestag. In der 3. Wahlperiode (Januar/Februar 1958) engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Petitionen. Dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen gehörte er in der 3. Wahlperiode als Ordentliches, in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. Er war in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen. In der 3. Wahlperiode gehörte er dem Ausschuß für Familien- und lugendfragen zunächst als Stellvertretendes, seit November 1958 als Ordentliches, in der 4. und 5. Wahlperiode erneut als Stellvertretendes Mitglied an. In der 4. und 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß mit.

Menzel M e n k e , Josef, * 10.5.1899 Teichhof (Hessisch Lichtenau), t 6.5.1975 Bad Driburg. Diplomlandwirt, kath. Nach dem Besuch eines Gymnasiums und einer Höheren Landwirtschaftsschule war M. 1918/19 Soldat. 1919/20 durchlief er cinc praktische Landwirtschaftslchrc. 1921-23 studierte er Landwirtschaft und Schloß das Studium als Diplomlandwirt ab. 1924-30 war er Gutsbeamter in Niesen (Kr. Warburg) und wurde 1931 Pächter des Gutes Charlottenhof (Kr. Warburg). Er war ehrenamtlich Vorsitzender mehrerer landwirtschaftlicher Züchterorganisationen Westfalens. 1946 trat M. in die CDU ein. 1948-53 war er Mitglied des Kreistages, 1951/52 Landrat des Kreises Warburg. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) vertrat M. den Wahlkreis 103 (Warburg-Höxter-Büren) im Bundestag. Er engagierte sich in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Geschäftsordnung (bis November 1953) sowie im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes, in der 3. und 4. Wahlperiode im Ausschuß für Heimatvertriebene (bis Januar 1965) und im Außenhandelsausschuß. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Geld und Kredit und des Ausschusses für Außenhandelsfragen, in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (bis November 1958) und in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. M e n n e , (Wilhelm) Alexander, * 20.6.1904 Dortmund, t 12.3.1993 Kronberg im Taunus. Bankkaufmann, Unternehmer, kath. M., Sohn eines Kaufmanns, ließ sich nach dem Besuch eines Realgymnasiums zum Bankkaufmann ausbilden. Er arbeitete 1926 in der Ölindustrie und war 1929-39 kaufmännischer Leiter einer von ihm mitgegründeten Lack-Fabrik in London. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Deutschland zurück. 1940-51 gehörte er dem Vorstand der Hamburger Glasurit-Werke an. 1940 übernahm er im Reichsministerium für Bewaffnung und Munition die Leitung der Tarnfarben- und Feuerschutzmittelproduktion. 1943 wurde er wegen des Verdachts auf „Wehrkraftzersetzung, Hochverrat, Heimtücke und Beleidigung des Führers" zehn Monate in Gestapohaft genommen. Anschließend mußte er sich versteckt halten. Nach Kriegsende nahm M. an den Verhandlungen mit der britischen Bcsatzungsmacht über den Wiederaufbau der chemischen Industrie teil. Er war maßgeblich an der Entflechtung der IG Farben und der Gründung der Farbwerke Hoechst AG beteiligt. Als Mitbegründer stand er 1946-56 an der Spitze des Verbandes der chemischen Industrie und war 1949-68 Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. 1952-70 gehörte er dem Vorstand der Hoechst AG an. M. war Mitglied des Vcrwaltungsratcs des Dcutschcn Atomforums, stellvertretender Vorsitzender des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Vorsitzender verschiedener Ausschüsse des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Präsident der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft und Präsident der Steuben-Schurz-Gesellschaft. In den fünfziger Jahren zählte er als Mitglied des Außenhandelsbeirates im Bundeswirtschaftsministerium zu den Beratern von Konrad —»Adenauer und Ludwig —»Erhard. 1961 und 1965 wurde M. über die FDP-Landesliste Hessen in den Bundestag gewählt. Am 31. 5.1972 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Knut von —»KühlmannStumm in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 6. Wahlperiode im September desselben Jahres angehörte. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Wirtschaftsausschusses, in der 5. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, dessen Vorsitz er im Januar 1966 übernahm, und in der 6. Wahlperiode des

Ausschusses für Wirtschaft (seil Juni 1972). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in allen Wahlperioden (in der 5. Wahlperiode bis Januar 1967, in der 6. Wahlperiode seit Juni 1972) dem Auswärtigen Ausschuß (in der 4. Wahlperiode: Ausschuß für auswärtige Angelegenheilen) an. M. erhielt 1952 das Große Verdienstkreuz, 1954 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1960 das Große Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich. M e n s i n g , (Karl Heinrich) Friedrich (Fritz), * 25.4.1895 Hameln, f 2.11.1978 Hameln. Fleischcrmcister, cv. M. besuchte das Gymnasium in Hameln. Nach einer Flcischerlehre in Göttingen und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg bestand er 1921 die Meisterprüfung und übernahm 1924 den väterlichen Betrieb. Er war 2. Vorsitzender der Vereinigung der Zentralfachverbände des deutschen Handwerks, Vorsitzender des Deutschen Fleischerverbandes, des nicdcrsächsischen Mittelstandsblocks und der Zcntralgenossenschaft des Fleischergewerbes. Er war Mitglied des Präsidiums des Zenlralverbandes des Deutschen Handwerks, Mitglied des Aufsichtsrates der Volksbank Hameln und Mitglied des Aufsichtsrates der Zcntralkasse Nordwcstdcutscher Volksbanken. 1924-33 gehörte er für die Wirtschaftspartei dem Provinziallandtag Hannover an und war Senator der Stadt Hameln. 1945 wurde M. für die CDU Ratsherr in Hameln. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) war M., jeweils über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. In allen drei Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes und dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Gesundheitswesen an. M e n t h , Otto, * 1.7.1924 Rittershausen (Gde. Gaukönigshofen), t 31.1.1979 Gaukönigshofen. Landwirt, kath. Nach dem Besuch der Volksschule durchlief er eine Landwirtschaftslehre auf dem elterlichen Hof, besuchte 1942/43 die Landwirtschaftsschule in Würzburg und in Bad Neustadt an der Saale und übernahm 1946 den elterlichen Hof. 1947 wurde M. Mitglied des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), 1967 Obmann des BBV-Kreisverbandes Ochsenfurt und war 1969-79 Präsident des BBV-Bezirksverbandes Unterfranken. Seit 1952 gehörte M. dem Kreistag und dem Kreisausschuß an. 1969-79 war er Mitglied des Bayerischen Senats. Am 19.9.1972 rückte M. über die CSU-Landesliste Bayern für den ausgeschiedenen Abgeordneten Georg Ehnes in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 6. Wahlperiode am 22.9.1972 angehörte. M. erhielt 1977 den Bayerischen Verdienstorden. Menzel, Bruno, * 25.2.1932 Dessau, t 13.9.1996 Dessau. Arzt. M. besuchte 1942-50 die Oberschule, studierte Medizin in Halle, legte 1956 das Staatsexamen ab und wurde 1957 mit der Arbeit Veränderungen des Atemvolumens bei hypoxischen Rilckatmungsversuchen an verschiedenen Tierarten (Kaninchen, Hund, Katze) zum Dr. med. promoviert. Nach der Facharztausbildung im Bereich Innere Medizin (bis 1961) erhielt er eine Zusatzausbildung in Infcktionsund Tropenmedizin. Er wurde Chefarzt der III. Medizinischen Klinik des Bezirkskrankenhauses in Dessau, später Leitender Chefarzt.

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Menzel M. wurde Vorsitzender des Kreisverbandes Dessau des Deutschen Roten Kreuzes und stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Infektions- und Tropenmedizin der DDR. Im Januar 1990 zählte M. zu den Gründern des Ausschusses zur Bildung einer Freien Demokratischen Partei in der DDR. Auf dem Gründungsparteitag der FDP (DDR) im Februar 1990 wurde er ihr Vorsitzender. Im gleichen Monat war er an der Entstehung des Bundes Freier Demokraten, des Wahlbündnisses der liberalen Parteien Ostdeutschlands, beteiligt. Im August 1990 wurde er stellvertretender Vorsitzender der FDP. In der 12. Wahlperiode (1990-94) war M. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Sachsen-Anhalt Mitglied des Bundestages und stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß (seit März 1993) und im Ausschuß für Gesundheit und dem Untersuchungsausschuß (seit Oktober 1993) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens", dem Petitionsausschuß (seit Oktober 1992) und dem Sonderausschuß „Europäische Union" (seit November 1992) an. LITERATUR: Dietwart Förster: Β. M. Erinnernde Gedanken. Bad Doberan 1998. M e n z e l , Heinz, * 2 2 . 1 . 1 9 2 6 Kunzendorf, t 18.9.2000 Gclscnkirchen. Werkzeugmacher, Bergmann, Gewerkschaftsfunktionär. M. besuchte 1932-40 die Volksschule und durchlief 1940-43 eine Lehre als Werkzeugmacher. 1943 wurde er eingezogen. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1946 arbeitete er bis 1960 als Bergmann (Hauer). 1957/58 studierte er an der Sozialakademie in Dortmund. Seit 1960 war er Sekretär bei der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, 1969-86, Abteilungsleiter in deren Hauptverwaltung. 1946 wurde M. Mitglied der Gewerkschaft Bergbau und Energie. 1969-86 gehörte er dem Aufsichtsrat der Vcba Kraftwerke Ruhr AG an, zuletzt als stellvertretender Vorsitzender. Bis 1977 war er auch Mitglied des Aufsichtsrates der Neuen Heimat Essen. 1957 trat M. in die SPD ein. 1969 wurde er Mitglied des Vorstandes des Unterbezirks Gelsenkirchen. Er war Mitglied des Bezirksvorstandes Westliches Westfalen der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der SPD (AfA) und Vorsitzender des AfA-UnterbezirksVorstandes Gelsenkirchen. 1974-76 gehörte er dem Stadtrat in Gelsenkirchen an. In der 8. Wahlperiode vertrat M. den Wahlkreis 97 (Gelsenkirchen I), in der 9.-Γ1. Wahlperiode den Wahlkreis 94 (Gelsenkirchen II - Recklinghausen III) im Bundestag. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit. In der 8.-10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 10. und 11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (von Juni 1986 bis Oktober 1990). M e n z e l , Walter, * 13.9.1901 Berlin, t 2 4 . 9 . 1 9 6 3 Bad Harzburg. Jurist (Richter, Rechtsanwalt, Notar), Verwaltungsbeamter, ev. M. wurde als Sohn des Lehrers und späteren Ministerialdirektors im preußischen Kultusministerium, Gustav M., und dessen Ehefrau Emma, geb. Kunze, geboren. Er besuchte in Berlin-Lichterfelde die Oberrealschule und studierte nach dem Abitur 1920 Rechts- und Staats Wissenschaft in Berlin, bis er nach Freiburg im Breisgau wechselte. 1919 wurde M. Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1920 der Jungsozialisten und 1921 der SPD. Nach der Ersten und

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Zweiten Staatsprüfung 1925 bzw. 1927 sowie nach der Promotion zum Dr. jur. 1925 in Breslau war M. 1927 Amtsrichter in Potsdam, 1927/28 Regierungsassessor beim Polizeipräsidium in Essen und 1928-31 unter Finanzminister Hermann —»Höpker Aschoff Finanzrat im preußischen Finanzministerium. 1931 wechselte M. als Landrat nach Weilburg an der Lahn. Aus diesem Amt 1933 von den Nationalsozialisten infolge des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7 . 4 . 1 9 3 3 entlassen, ließ er sich nach fast einem Jahr Arbeitslosigkeit 1934 als Rechtsanwalt in Berlin nieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde M., der 1932 eine Tochter des ehemaligen Reichs- und Preußischen Innenministers Carl Severing (SPD) geheiratet hatte, auf Vermittlung seines Schwiegervaters Berater der amerikanischen Kontrollkommission in Berlin und Mitarbeiter des politischen Beraters bei der amerikanischen Militärregierung, James K. Pollock. Noch 1945 ging M. als Rechtsanwalt und Notar nach Bielefeld und wurde im September desselben Jahres Generalreferent für Inneres und allgemeine Verwaltung beim Oberpräsidium der Provinzialrcgicrung Westfalens in Münster und Stellvertreter des Oberpräsidenten Rudolf —> Amelunxen. Vom 2 . 1 0 . 1 9 4 6 bis zum 2 9 . 7 . 1 9 5 4 war M. Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtages. Seit seiner Ernennung zum Minister des Innern und stellvertretenden Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen durch Ministerpräsident Amelunxen am 2 9 . 8 . 1 9 4 6 gehörte er dem SPD-Parteivorstand an. Ministerpräsident Karl —»Arnold bestätigte M. als Innenminister (bis 27.7.1950). M. war 1947/48 Mitglied des Zonenbeirates und dessen Rechtsund Verfassungsausschusses. Er beteiligte sich maßgeblich an den Verfassungsberatungen des Zonenbeirates und legte am 16. 8.1948 und am 2. 9.1948 Verfassungsentwürfe vor. M. gehörte allen wichtigen Ausschüssen des Parlamentarischen Rats an, darunter dem Ausschuß für Finanzfragen und Wahlrcchtsfragcn, dem Hauptausschuß, dem interfraktionellen Fünfer- und Siebenerausschuß sowie den Delegationen für die Verhandlungen mit den Militärgouverneuren in Frankfurt. Als bedeutendster Verfassungsexperte des Verfassungsausschusses der SPD war M. 1950-54 Stellvertretender Vorsitzender des Verfassungsausschusses des Landtages von Nordrhein-Westfalen. Von der 1. Wahlperiode bis zu seinem Tod war M. Mitglied des Bundestages. Während er in der 1. und 4. Wahlperiode über die Landesliste von Nordrhein-Westfalen in den Bundestag kam, erreichte er in der 2. und 3. Wahlperiode das Direktmandat im Wahlkreis 115 (Düsseldorf I). M. zählte zu den Gegnern einer Wiederbewaffnung der Bundesrepublik und warnte nach der Gründung des Bundesgrenzschutzes 1951 vor einer schleichenden Remilitarisierung. Als „politischer Sekretär" bzw. Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion 1952-57 war er mit der Koordinierung der Bund-Länder-Politik und den Kontakten zu den SPDLänderfraktionen betraut. Bei umstrittenen Fragen drängte er auf die Geschlossenheit der Fraktion (Fraktionsdisziplin). Als Vorsitzender des Ausschusses zum Schutz der Verfassung 1951-57 (u.a. mit der Problematik einer Notstandsgesetzgebung befaßt) und als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses betr. Dokumentendiebstahl im Bundeskanzleramt 1951-53 stand M. wiederholt im Interesse einer breiteren Öffentlichkeit. In der 1. Wahlperiode arbeitete M. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung, im Ausschuß für Beamtenrecht (bis Juni 1951), im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (seit März 1953), im Ausschuß für Fragen der europäischen Sicherheit (seit März 1953), im Ausschuß zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953) und im Wahlrechtsausschuß (seit März 1953)

Merkatz mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit März 1952) und dem Ausschuß für Kommunalpolitik (seit Januar 1952) an. In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, in der 3. Wahlperiode des Haushaltsausschusses, in der 3. und 4. Wahlperiode des Ausschusses für Inneres, des Rechtsausschusses (seit Dezember 1960) und des Finanzausschusses. Als Parlamentsredner blieb der kühle, sachliche und introvertierte M. rhetorisch zwar glanzlos, war jedoch einflußreich, wenn verwaltungsrechtliche Fragen, Menschenrechte und die Grundordnung des Staates behandelt wurden. Er war Vorsitzender des von Gewerkschaften, der SPD und Linksintcllcktucllcn gebildeten Arbeitsausschusses „Kampf dem Atomtod", ferner stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Klöckner-Werke AG in Duisburg und 1948-63 Mitherausgeber des „Deutschen Verwaltungsblattes". M. erhielt 1959 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Korreferat über den Verwaltungsaufbau innerhalb der britischen Zone. Gehalten im Hauptund Verfassungsausschuß des Zonenbeirats in der Godesberger Sitzung am 13. Juni 1946. Münster 1946. - Der Aufbau der deutschen Republik. Vortrag. Hrsg. von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Bezirk Ost-Westfalen, Sekretariat Bielefeld. Bielefeld 1947. - Die Entwicklung des Finanzausgleichs (maschinenschriftl.). [o. O. um 1948], Vgl. dazu dpa-Bricf/Inland vom 18.9.1948. - SPD und Grundgesetz. o.O. 1949. - Verfassungsprobleme der Gegenwart. In: Recht, Staat, Wirtschaft. Hrsg. von Hermann Wandesieb, bearb. von Erich Traumann. Bd. 1. Stuttgart/ Köln 1949, S. 93-103. - Die politische und staatliche Ordnung der Bundesrepublik Deutschland. Ebd. Bd. 2. 1950, 5. 122-130. - Verwaltungsreform? Schlagworte der Regierung und Vorschläge der Sozialdemokratie. Rede Γ-1 im Landtag Nordrhein-Westfalen am 8. Juli 1952. Hrsg. von der Sozialdemokratischen Landtagsfraktion NordrhcinWestfalen. Köln-Deutz 1952. - Grundgesetz und Verfassungswirklichkeit. In: Deutsches Verwaltungsblatt 74 (1959) S. 346-354. - Parliamentary politics in the German Federal Republic from 1957-60. In: Parliamentary affairs. Bd. 13. London 1960, S. 509-519. - Sozialdemokratische Stimmen zum Notstandsproblem. Eine Dokumentation (maschinenschriftl.). Bonn 1961. LITERATUR: [Carlo Schmid:] Nachruf. In: Deutsches Verwaltungsblatt 78 (1963) S. 794. - Gerhard Hirscher: Sozialdemokratische Verfassungspolitik und die Entstehung des Bonner Grundgesetzes - eine biographicthcorctischc Untersuchung zur Bedeutung von W. M. Bochum 1989. - Dieter Düding: Ehard, M. und die Staatsform. Der Kompromiß über den Föderalismus. In: Geschichte im Westen 4 (1989) S. 135-144. - Michael G. M. Antoni: Sozialdemokratie und Grundgesetz. 2 Bde., Berlin 1991/92. - Michael F. Feldkamp: Der Parlamentarische Rat 1948-1949. Die Entstehung des Grundgesetzes. Göttingen 1998. - Erhard H. M. Lange: Wegbereiter der Bundesrepublik. Die Abgeordneten des Parlamentarischen Rates. 19 historische Biografien. Brühl/Rheinland 1999, S. 150-167. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn; Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf (Nachlaßsplitter). Michael F. Feldkamp Merkatz, Hans-Joachim von, * 7.7.1905 Stargard (Pommern), t 25.2. 1982 Bonn. Jurist, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Parteifunktionär, ev. Nach Gymnasien in Wiesbaden und Jena besuchte M., Sohn eines preußischen Hauptmanns, der 1915 bei Wilna fiel,

die Staatliche Bildungsanstalt in Naumburg (Saale) und erhielt eine landwirtschaftliche Ausbildung. 1928-31 studierte er Rechtswissenschaften, Geschichte und Nationalökonomie an den Universitäten Jena und München und wurde 1934 mit der Arbeit Politische Entwicklung und rechtliche Gestaltung der Ministerverantwortlichkeit zum Dr. jur. promoviert. 1935-38 war er Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, 1938-45 Generalsekretär des Tbero-Amerikanischen Instituts in Berlin. Seit 1939 Soldat, wurde er 1941 wegen schwerer Erkrankung entlassen. 1945 flüchtete er aus Pommern nach Niedersachsen und ließ sich in Hämelschenburg bei Hameln nieder, wo er sich dem Forstwesen widmete, und wurde 1946 Sachbearbeiter an der Akademie für Raumforschung und Landesplanung in Hannover. M. Schloß sich der Niedersächsischen Landespartei (NLP) an, wurde 1946 Mitglied des Direktoriums der Deutschen Partei (DP) und 1947 Sekretär der niedersächsischen Landtagsfraktion. Er gehörte dem Mitte 1946 gebildeten Stab um den NLP-Vorsitzenden Heinrich —>Hellwege an. 1948/49 war M. wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Vertretung der DP im Parlamentarischen Rat. 1952-60 gehörte er dem Direktorium an und war 1955-57 stellvertretender Bundesvorsitzender der DP, deren programmatische Entwicklung er entscheidend mitbestimmte. Wenige Wochen nach dem Ausscheiden aus der DP 1960 wurde er Mitglied der CDU. In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) war M. Mitglied des Bundestages. In der 1.-3. Wahlperiode vertrat er den Wahlkreis 12 bzw. 34 (Verdcn-Rotcnburg-Osterholz), in der 5. Wahlperiode den Wahlkreis 29 (Verden); 1961 wurde er über die CDU-Landesliste Niedersachsen gewählt. In der 1.-3. Wahlperiode gehörte er der DP- bzw. der DP/FVPFraktion an, war seit 1.7.1960 fraktionslos und wurde am 20.9.1960 Mitglied der CDU/CSU-Fraktion. Von Beginn an stellvertretender Fraktionsvorsitzender, war er 1953-55 als Nachfolger von Hans —> Mühlenfeld Fraktionsvorsitzender der DP. In der 1. Wahlperiode arbeitete M. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (von Juni bis November 1951 war er Stellvertretendes Mitglied), in der 2. (bis Juli 1955) und 4. Wahlperiode im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten und in der 5. Wahlperiode im Auswärtigen Ausschuß mit. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gemäß Art. 45 des GG (von Juli 1952 bis Juni 1953 Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (bis Juni 1951, danach Stellvertretendes Mitglied bis März 1952), des Ausschusses zum Schutz der Verfassung (von Juni 1951 bis März 1953, danach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (von Juni bis November 1951 Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (bis April 1951, danach Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß der inneren Verwaltung (seit November 1951), dem Ausschuß für innergebietliche Neuordnung (seit Juli 1952) und dem Ausschuß zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit März 1953) an. In der 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung und Immunität (bis Juli 1955), des Ausschusses zum Schutze der Verfassung (bis Juni 1955), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrccht (bis Juni 1955) und des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen (bis Juni 1955). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verteidigung (bis Juli 1955), in der 5. Wahlperiode dem Rechtsausschuß an.

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Merkel 1967-69 leitete M. den HS-30-Untersuchungsausschuß, in dem geprüft werden sollte, ob bei Vertragsschluß und Abwicklung des Projektes Schützenpanzer HS 30 Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind. 1951 sorgte er im Bundestag für Aufregung mit der Behauptung, der monarchistische Gedanke sei mit dem Geist des Grundgesetzes vereinbar. Im Oktober 1952 trat er energisch gegen die Initiative seiner Partei zur Wiedereinführung der Todesstrafe auf. Er unterstützte vorbehaltlos die Europapolitik —> Adenauers, forderte jcdoch bereits 1956 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Polen. Nach dem Wechsel zur CDU widmete er sich im Bundestag verstärkt kultur- und europapolitischen Aufgaben. 1949-52 war M. Staatssekretär im Bundesministerium für Angelegenheiten des Bundesrates. 1951-58 gehörte er der Beratenden Versammlung des Europarates, 1952-58 der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl an. 1952 und 1953 arbeitete er in der Ad-hoc-Versammlung zur Schaffung der Statuten der Europäischen Gemeinschaft mit. 1955-62 war M. Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates (seit 1957: und der Länder). Zweimal sprang er als Minister ein, 1956/57 nach dem Ausscheiden von Fritz —»Ncumayer als Bundesminister der Justiz und 1960/61 nach dem Ausscheiden von Theodor —> Oberländer als Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. 1957-62 gehörte er als Vertreter des Kabinetts dem Ältestenrat an. 1958-79 war M. Präsident des Ostdeutschen Kulturrates, 1964-69 Mitglied des Exekutivrates der UNESCO, 1958/59 Vizepräsident und 1967-79 Präsident der Paneuropa-Union in Deutschland. 1959-72 war er Lehrbeauftragter (seit 1966 Honorarprofessor) für staats- und völkerrechtliche Probleme der europäischen Integration an der Universität Bonn. Mit Ernst von Hippel arbeitete er an einem Kommentar zum Grundgesetz. M., Monarchist und deutsch-national gesinnter Konservativer, betonte die Notwendigkeit einer „Besinnung auf Preußen" als „antirevolutionärem Element" in einem Europa, in dem cinc grundlegende Veränderung von Staat und Gesellschaft in Vorbereitung war. Von einem organischen Wcltverständnis ausgehend, war für ihn gute konservative Politik jene, die auf Ausgleich und Gleichgewicht drängt. M. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband (1955), das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1958), den Bayerischen Verdienstorden (1972) und das Kommandeurskreuz der Ehrenlegion. VERÖFFENTLICHUNGEN: Aufgaben und Möglichkeiten einer konservativen Politik. In: Konservative Haltung in der politischen Existenz. Vorträge und Gespräche der 5. Jahrestagung der abcndländischcn Akademie in Eichstätt. Eichstätt 1955. - Die konservative Funktion. Ein Beitrag zur Geschichte des politischen Denkens. München 1957. - Politik im Widerstreit. München 1957. - Das Parteiwesen in Deutschland. In: Die Politische Meinung 4 (1959) Heft 32, S. 43-54. - In der Mitte des Jahrhunderts. Politische Lebensfragen unserer Zeit. München/Wien 1963. - Mit Harald von Koenigswald: Besinnung auf Preußen. Oldenburg/ Hamburg 1964. - Preußische Legende. In: Besinnung auf Preußen. Hrsg. von Harald von Koenigswald und H.-J. v. M. Oldenburg 1964, S. 9-44. - Regiert die Lobby? Parlament, Regierung und Interessenverbände. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 196-206. - Hrsg.: Aus Trümmern wurden Fundamente. Vertriebene/Flüchtlinge/Aussiedler. Drei Jahrzehnte Integration. Düsseldorf 1979. LITERATUR: Peter Paul Nahm (Hrsg.): Kultur und Politik. Im Spannungsfeld der Geschichte. H.-J. v. M. zum 70. Geburtstag. Bielefeld 1975. - Heinz-Siegfried Strelow: Kon-

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servative Politik in der frühen Bundesrepublik - H.-J. v. M. (1905-1982). In: Hans-Christof Kraus (Hrsg.): Konservative Politiker in Deutschland. Berlin 1995, S. 315-334. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Bruno Jahn Merkel, Angela (Dorothea), geb. Kasner, * 17.7.1954 Hamburg. Physikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin. M., Tochter eines Pfarrers und einer Lehrerin für Latein und Englisch, wuchs in Quitzow (Mark) auf, wohin ihre Eltern kurz nach ihrer Geburt gezogen waren, seit 1957 in Templin und besuchte dort 1961-71 die Polytechnische Oberschule. Nach dem Besuch der Erweiterten Obcrschule in Templin bestand sie 1973 das Abitur, studierte 1973-78 Physik an der Universität Leipzig und Schloß das Studium als Diplomphysikerin ab. Sic wurde dann wisscnschaftlichc Mitarbeiterin am Zentralinstitut für physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften in Berlin-Adlershof, an der sie das Amt der FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda übernahm. 1986 mit der Arbeit Die Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden, zum Dr. rer. nat. promoviert, arbeitete sie an der Akademie noch bis zum Dezember 1989. Im Herbst 1990 war sie vorübergehend Referentin im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. M. gehört dem Vcrwaltungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Frankfurt am Main, an. Sie ist Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft e.V., Berlin, Mitglied des Kuratoriums der Initiative Jugendpresse, e. V., Königstein im Taunus, Mitglied des Regulierungskuratoriums der Deutschen Wirtschaft e.V., Eschborn, und Mitglied des Kuratoriums der Theodor-Heuss-Stiftung, Stuttgart. 1989 wurde M. Mitarbeiterin und bald Pressesprecherin des Demokratischen Aufbruchs (DA). Nach der Volkskammerwahl im März 1990 wurde sie stellvertretende Sprecherin der Regierung de —>Maizière und wechselte mit dem DA zur Ost-CDU, die sich am 2.10.1990 mit der West-CDU vereinigte. An diesem Tag wurde M. Mitglied des CDUBundesvorstandes. Von Dezember 1991 bis November 1998 war sie als Nachfolgerin von Lothar de Maizière Stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU und nach dem Rücktritt von Günther Krause von Juni 1993 bis 2000 CDULandesvorsitzende von Mecklenburg-Vorpommern. Im September 1992 übernahm sie den Vorsitz des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU. Am 7.11. 1998 wurde mit M. zum ersten Mal in der Geschichte der Partei cinc Frau Generalsekretärin der CDU. Auf dem Parteitag in Essen am 10.4.2000 wurde sie als Nachfolgerin von Wolfgang —»Schäuble zur Bundes Vorsitzenden der CDU gewählt. Seit 1990 vertritt M. den Wahlkreis 267 (Rügen - Grimmen - Stralsund) im Bundestag. 1991-94 war sie Bundesministerin für Frauen und Jugend, 1994-98 Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. M. wurde 1996 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. VERÖFFENTLICHUNGEN: In unruhiger Zeit. Reden und Aufsätze aus drei Jahren deutscher Einheit. Hrsg. von Stephan Walter. Düsseldorf 1994. - Hrsg.: Wissenschaftliche Politikberatung für die Umwelt. Berlin 1997. - Mit August Oetker und Hubert Peter Staudt: Umwelt und Wirtschaft. Sankt Augustin 1998. - Der Preis des Überlebens. Gedanken und Gespräche über zukünftige Aufgaben der Umweltpolitik. Stuttgart 1997. LITERATUR: Alexander Osang: Das eiserne Mädchen. In: Der Spiegel. Reporter 3 (2000) S. 18-30. - Wolfgang Stock:

Mertens Α. M . Eine politische Biographie. München 2 0 0 0 . - Jacqueline Boysen: Α. M . Eine deutsch-deutsche Biographie. München 2 0 0 1 . - Evelyn Roll: Das Mädchen und die Macht. A. M.s demokratischer Aufbruch. Berlin 2 0 0 1 . DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

Merker,

Rolf, * 5 . 5 . 1 9 3 6 Burgsteinfurt, f 20. 3 . 2 0 0 2 Lemgo. Druckcrmcistcr, ev. Nach dem Besuch der Handelsschule machte M . eine Lehre als Buchdrucker und wurde 1959 selbständiger Druckermeister. 1960 legte er die Lehrmeisterprüfung ab. Er wurde Mitinhaber einer Buch- und Offsetdruckerei in Lemgo, später Geschäftsführer einer Druckerei in Detmold. 1963 trat M . in die F D P ein. E r zählte zu den Gründungsmitgliedern des Kreisverbandes Lemgo der Deutschen Jungdemokraten. 1966 wurde er Mitglied des F D P Bezirksvorstandes Ostwestfalen-Lippe. 1 9 7 6 - 8 6 war er Mitglied des FDP-Landcsvorstandes von Nordrhcin-Wcstfalen. Er hatte den stellvertretenden Kreisvorsitz der F D P Lippe inne. Am 2 0 . 4 . 1 9 7 8 rückte M . für den verstorbenen Abgeordneten Alfred —» Ollesch in den Bundestag nach, dem er auch in der 9. Wahlperiode ( 1 9 8 0 - 8 3 ) mit einem Mandat der F D P Landesliste Nordrhein-Westfalen angehört. In der 8. Wahlperiode war er seit April 1978 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen. In der 9. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und im Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen (seit September 1981, davor war er Stellvertretendes Mitglied) mit. Darüber hinaus war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (seit Febraur 1981 ). DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Fricdrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach.

Merten,

Hans, * 1 . 9 . 1 9 0 8 Wiesbaden, f 1 2 . 1 2 . 1 9 6 7 Bad Godesberg. Pfarrer, Verwaltungsangestellter, ev. M., Sohn eines Volksschullehrers, studierte nach dem B e such eines Gymnasiums in Wiesbaden seit 1927 Evangelische Theologie in Marburg und Berlin. E r wurde Vikar und Pfarrer, zuletzt in Mörfelden. 1 9 3 9 - 4 5 Soldat im Zweiten Weltkrieg, wurde er 1945 Abteilungsleiter im Evangelischen Hilfswerk für Kriegsgefangene, Internierte und Heimkehrer, 1947 Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft für Kricgsgcfangenenfragcn in Hessen und 1949 Leiter der Geschäftsstelle für Kriegsgefangenen- und Heimkehrerfragen im Bundesministerium für Vertriebene. 1953 wurde M . Vizepräsident des Verbands der Heimkehrer und Präsident des Deutschen Kameradenwerks. Nach einer Nachwahl vertrat M . seit 2 3 . 4 . 1 9 5 1 als Nachfolger des verstorbenen Abgeordneten Karl —»Rüdiger den Wahlkreis 1 [126] (Kornbach) im Bundestag, in den er 1953 über die SPD-Landesliste Hessen gewählt wurde. Von 1957 bis zu seinem Tod vertrat er den Wahlkreis 133 (Gießen). Er zählte zu den Wehrexperten der SPD-Fraktion und hatte in der 3. und 4. Wahlperiode den stellvertretenden Vorsitz des Ausschusses für Verteidigung inne (bis November 1963). In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 4. Wahlperiode seit Dezember 1964 als Ordentliches Mitglied diesem Ausschuß an. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kriegsopferund Kriegsgefangenenfragen (seit Mai 1951), in der 2. und 3. Wahlperiode des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (bis Mai 1959), dem er danach und in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In

der 1. und 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied auch im Ausschuß für Heimatvertriebene (in der 1. Wahlperiode seit Februar 1952, davor war er seit Mai 1951 Stellvertretendes Mitglied). Er war in der 1. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Mitberatung des EVG-Vertrages und der damit zusammenhängenden Abmachungen (seit März 1953), in der 1. (seil Mai 1951) und 2. Wahlperiode des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Kulturpolitik (seit Januar 1956). Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für Atomenergie und Wasserwirtschaft (seit November 1963). In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik. Seit 1965 gehörte er dem Europäischen Parlament an.

Merten,

Ulrike, geb. Hofberger, * 1 3 . 1 2 . 1 9 5 1 Bielefeld. Kauffrau, leitende Angestellte, ev. Nach dem Besuch der Volksschule machte M . 1965-68 eine Ausbildung zur Kauffrau und Drogistin. 1978-82 durchlief sie das Telekolleg Nordrhein-Westfalen und legte das Fachabitur ab. 1 9 7 1 - 7 5 war sie Geschäftsführerin, 1975-78 Abteilungsleiterin im Bereich Einkauf und Distribution. M . ist Mitglied im Aufsichtsrat der Werkstatt für Behinderte im Kreis Gütersloh. Sie gehört der Verbandsversammlung des Sparkassenzweckverbandes der Stadt Gütersloh und des Kreises Gütersloh und der Mitgliederversammlung der Hcimvolkshochschule Haus Neuland e.V., Bielefeld, an 1972 trat M . in die S P D ein. 1976-85 war sie Mitglied des Bezirksvorstandes Ostwestfalen-Lippe der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), 1 9 8 4 - 8 8 Vorsitzende des AsF-Unterbezirks Gütersloh. 1990 wurde sie Mitglied des Bezirksvorstandes der S P D OstwestfalenLippe, 1992 Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Gütersloh. 1994-99 gehörte sie dem Kreistag Gütersloh an und hatte den Vorsitz des Beirates für Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung inne. 1996-98 war sie Mitglied des Parteirates. 1998 wurde M . über die SPD-Landesliste NordrheinWcstfalcn in den Bundestag gewählt. S i c ist Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. B i s Mai 2 0 0 0 gehörte sie auch dem Petitionsausschuß an.

Mertens, Angelika, * 1 1 . 1 0 . 1 9 5 2 Harsefeld. Buchhändlerin, Volkswirtin, Verbandsfunktionärin, Verwaltungsangestellte. M . erwarb die Mittlere Reife, wurde Buchhändlerin, dann Bibliotheksangestellte, bestand über den zweiten Bildungsweg das Abitur, studierte an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg und Schloß das Studium als Volkswirtin (grad.) ab. Sic war Projcktleitcrin und Gcschäftsführcrin einer deutsch-ausländischen Begegnungsstätte in Hamburg und Referentin für Jugend und Wohnen im Amt für Jugend in Hamburg. M . ist Beiratsmitglied der Stattbau Stadtentwicklungs GmbH, Hamburg. 1969 trat M. in die S P D ein. 1987-94 war sie Mitglied der Bezirksversammlung Eimsbüttel, 1 9 9 1 - 9 4 Kreisvorsitzende in Eimsbüttel und Mitglied des Landesvorstandes. Seit 1994 vertritt M . den Wahlkreis 14 (HamburgEimsbüttel) im Bundestag. 1 9 9 8 - 2 0 0 0 war sie Sprecherin für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen der SPDBundestagsfraktion und Mitglied des Fraktionsvorstands. In der 13. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und in der Enquete-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" mit und war Stellvertretendes Mitglied des Pctitionsausschusses. In der 14. Wahlperiode gehört sie als

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Mertens Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an. Seit November 2000 ist M. Parlamentarische Staats Sekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Mertens, Franz-Josef, * 3.3.1934 Bottrop. Jurist, Verbandsfunktionär, kath. M. besuchte bis zum Abitur 1954 ein Gymnasium in Bottrop, studierte Rechtswissenschaft und bestand 1959 das Erste Juristische Staatsexamen. 1964 wurde er mit einer Arbeit über Die Zulässigkeit von Arbeitszwang und Zwangsarbeit nach dem Grundgesetz und der Europäischen Konvention für Menschenrechte und Grundfreiheiten zum Dr. jur. promoviert und legte 1965 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1966 wurde er stellvertretender Geschäftsführer im Verband Oberer Bergbeamter in Essen. 1967-80 war er Stellvertretendes Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Bottrop und Abteilungsdirektor. M. gehörte dem Verwaltungsrat der Rhenag, Köln, und bis 1980 dem Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Bottrop an. Bis 1967 war er Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1966 trat M. in die SPD ein. Er gehörte dem Unterbezirksvorstand Bottrop an. Seit 1975 Mitglied des Rates der Stadt Bottrop, wurde er stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und Grundstücke. In der 9.-12. Wahlperiode (1980-94) vertrat M. den Wahlkreis 95 (Bottrop - Recklinghausen IV) im Bundestag. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses (bis Oktober 1982), in der 9. und 10. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 11. und 12. (seit Juni 1991) Wahlperiode des Ausschusses für Verkehr. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Mertes, Alois, * 29.10.1921 Gerolstein, t 16.6.1985 Bonn. Historiker, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Diplomat, kath. M., Sohn eines Postassistenten, besuchte Gymnasien in Gerolstein und Prüm. Nach dem Abitur 1940 leistete er bis 1945 Arbeits- und Wehrdienst. 1945/46 war er Dolmetscher für den französischen Kreiskommandanten im Landratsamt Daun (Eifel), wurde jedoch entlassen, weil er Übergriffe von Angehörigen der Besatzungsmacht kritisiert hatte. Er studierte Rechtswissenschaft, Geschichte und Romanistik in Bonn und legte 1948 das erste Staatsexamen in Geschichte und Französisch ab. 1949/50 arbeitete er an der Sorbonne in Paris, wurde 1951 in Bonn mit der Arbeit Frankreichs Stellungnahme zur deutschen Revolution im Jahre 1848 zum Dr. phil. promoviert und war 1951 /52 Assistent am Institut für Rheinische Landeskunde und Wirtschaftsgeschichte der Universität Bonn. Seit 1952 im Auswärtigen Dienst, wurde er 1955/56 in Marseille, 1958-63 in Paris und 1963-66 in Moskau eingesetzt. 1969-71 leitete er das Referat Europäische Sicherheit und Regionale Abrüstung in der Zentrale in Bonn. 1968/69 nahm er einen Studienauftrag am Center for International Affairs in Harvard wahr. 1969-71 leitete er im Auswärtigen Amt das Referat Europäische Sicherheit und Regionale Abrüstung und lehrte 1969-72 Politologie an der Universität Köln. 1969-71 war M. Vorsitzender des katholischen „Bund Neudeutschland". 1961 trat M. in die CDU ein. 1980 wurde er Vorsitzender des Bundesfachausschusses Außen- und Deutschlandpolitik. Im Januar 1972 war er als Staatssekretär Bevollmächtigter des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund.

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Von 1972 bis zu seinem Tod vertrat M. den Wahlkreis 153 bzw. 151 (Bitburg) im Bundestag. 1980-82 war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Außenpolitik der CDU/CSUFraktion, 1982-1985 Staatsminister beim Bundesminister des Auswärtigen. Als Ordentliches Mitglied arbeitete er in der 7. und 8. Wahlperiode im Auswärtigen Ausschuß mit, dem er in der 9. Wahlperiode bis Oktober 1982 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 7.-9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (bis Oktober 1982). M. erhielt das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Primat des Politischen. Reden und Aufsätze. Hrsg. von Günter Buchstab. Düsseldorf 1994. LITERATUR: A. M. zur Erinnerung. Ansprachen und Nachrufe. Hrsg. von Philipp Jenninger. Kevelaer 1986. - Jürgen Aretz: Α. M. In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Bd. 7. Mainz 1994, S. 209-226. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Mertes, Werner (Josef Karl), * 21.11.1919 Dortmund, t 6.4.1985 Bonn. Diplomvolkswirt, Redakteur, kath. M., Sohn eines Schreiners, bestand 1940 an einem Gymnasium in Bad Ems das Abitur. Nach der Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg nahm er 1945 das Studium der Volkswirtschaft an der Technischen Hochschule Stuttgart auf und Schloß es 1949 als Diplomvolkswirt ab. Im selben Jahr wurde er Wirtschaftsredakteur beim Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart und leitete dort bis 1971 den Wirtschaftsfunk. M. war dann Geschäftsführer der bundeseigenen FernleitungsBetriebsgesellschaft, seit 1975 der Industrieverwaltungsgesellschaft in Bonn-Bad Godesberg. Er gehörte den Beiräten der Mannheimer Versicherungs AG und der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg an. 1953 trat M. in die FDP ein. Er wurde Vorsitzender des Kreisverbandes Stuttgart und Mitglied des Landesvorstandes der FDP in Baden-Württemberg. In der 4.-7. Wahlperiode (1961-76) gehörte M., jeweils über die FDP/DVP-Landesliste Baden-Württemberg gewählt, dem Bundestag an. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe (bis Mai 1962, seit Oktober 1964 Stellvertretendes Mitglied), des Wirtschaftsausschusses (seit Mai 1962, davor Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (bis Februar 1963, danach bis November 1964 Stellvertretendes Mitglied). Er gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wiedergutmachung und dem Ausschuß für Mittelstandsfragen (seit November 1963) an. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (von Dezember 1970 bis Mai 1971), in der 6. (seit Mai 1971) und 7. Wahlperiode im Petitionsausschuß. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 6. und 7. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und des Auswärtigen Ausschusses (in der 6. Wahlperiode seit Dezember 1970). Er gehörte in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied auch dem Verteidigungsausschuß an (von Oktober 1973 bis September 1975). 1976 kandidierte M. nicht mehr für den Bundestag. M. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er wurde zum Ehrenbürger von New Orleans (USA) ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Alex Möller und Hermann Höcherl: Erfahrungen. Kritik am Bundestag und was drei MdB a. D. dazu sagen. Bonn 1976. - Red.: Deutschland Korea, zwei geteilte Länder. Bonn 1984.

Metzger M e r t i n s , Arthur (Ewald), * 2 5 . 4 . 1 8 9 8 Tilsit, t 9.12.1979 Otterndorf (Nicdcrsachscn). Lehrer, Parteifunktionär, ev. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg legte M. 1920 die erste, 1922 die zweite Lehrerprüfung ab und studierte Volkswirtschaft und Philosophie in Königsberg. 1920 trat er in die SPD ein. 1928-30 und 1933 gehörte er dem Reichstag an. Als Lehrer in Königsberg 1933 entlassen, war er bis 1936 arbeitlos und wurde dann Grundstücksmakler in Königsberg. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-47 war er Schulrat. 1945 gründete M. den SPD-Kreis verband Segeberg Holstein. Er gehörte dem kommunalpolitischen Beirat des SPD-Parteivorstandes an und wurde 1947 kommunalpolitischer Sekretär im SPD-Bezirk Hamburg-Nordwest. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat M. den Wahlkreis 10 (Cuxhaven-Hadeln-Wesermünde) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität, dem Organisationsausschuß, dem Ausschuß für Kriegsopferund Kriegsgefangenenfragen (seit Dezember 1949) und dem Ausschuß für Heimatvertriebene (seit März 1952) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wie man sich bettet, so schläft man. Hamburg 1946. - Kommunalpolitisches ABC. Hamburg 1947. M e r z , Friedrich, * 11.11.1955 Brilon. Jurist (Richter, Rechtsanwalt), kath. M., Sohn eines Richters, bestand 1975 in Rüthen das Abitur, leistete 1975/76 Wehrdienst, studierte seit 1976 Rechtsund Staatswissenschaftcn in Bonn und legte 1982 das Erste Juristische Staatsexamen ab. Nach dem Referendariat am Landgericht Saarbrücken bestand er 1985 das Zweite Juristische Staatsexamen und war 1985/86 Richter am Amtsgericht Saarbrücken. Seit 1986 Rechtsanwalt, war er bis 1989 beim Verband der Chemischen Industrie, Bonn/Frankfurt tätig. 1990 trat er in eine Anwaltssozictät ein. M. ist Mitglied des Kuratoriums der Bayer-Stiftung für nationales und internationales Arbeits- und Wirtschaftsrecht, Leverkusen, Mitglied des Verwaltungsrates der Hilfskasse des Industrie-Pensionsvereins e.V., Varel/Köln und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Steuerjuristischen Gesellschaft e. V., Köln. 1989-94 gehörte M. dem Europäischen Parlament an. 1997 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der CDU Nordrhein-Westfalen, 1998 Mitglied des CDU-Bundes Vorstandes. Seit 1994 vertritt M. den Wahlkreis 119 (Hochsaucrlandkreis) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus an. 1998 war er Berichterstatter der CDU/CSU-Fraktion für die Einführung des Euro, 1998-2000 der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Im Februar 2000 wurde M. Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Vermittlungsausschusses. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Wettbewerbsregeln des EWGVertrages und die europäische Fusionskontrolle. Bonn 1990. - Der Binnenmarkt für Finanz-, Versicherungsund Wertpapier-Dienstleistungen. Bonn 1991. - Steuern. 21 Thesen zur Steuerpolitik in Deutschland. Hannover o.J. (1999). - Ordnungspolitk-Fremdwort in Deutschland? Hamburg 2000. - Soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert. München 2001. M e s e k e , Hedda - » Hedda von Wedel.

M e t t e r , Rudolf, * 26. 8.1903 Botenwald (Böhmen), f 1.8.1972 Würzburg. Schlosser, kath. Nach dem Besuch der Volks- und der Bürgerschule ließ sich M. zum Schlosscr ausbilden. 1922-24 war er Soldat. Er nahm am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Ausweisung aus der Tschechoslowakei 1946 arbeitete er bei einer Firma in Ebern. 1948 wurde er Mitglied, 1949 Vorsitzender des Betriebsrates. M. war seit 1952 SPD-Krcisvorsitzcndcr und 2. Vorsitzender des Unterbezirks Bamberg. Im selben Jahr wurde er in den Stadtrat und in den Kreisratrat gewählt. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) gehörte M. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Bayern dem Bundestag an. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 4. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Mittclstandsfragen und des Ausschusses für Arbeit. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Heimatvertriebene, dem er in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. M e t z , Reinhard, * 18. 8.1937 Hannover. Journalist, Parteifunktionär, ev. M. legte an einem Gymnasium in Hannover das Abitur ab und studierte 1959-65 Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Hamburg und Bonn. 1965 wurde er freier Journalist. 1961 trat M. in die CDU ein. 1967-74 war er Landesgeschäftsführer der Jungen Union Bremen, 1974-92 stellvertretender Landes Vorsitzender der CDU Bremen. 1992 wurde er Landcsausschußvorsitzcndcr der CDU Bremen. 1971-76 und 1987-99 gehörte M. der Bremischen Bürgerschaft an und war Vorsitzender (1987-89) bzw. stellvertretender Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion und Vorsitzender des Haushaltsausschusscs. 1995-99 war er Präsident der Bremischen Bürgerschaft. Im Juli 1999 wurde er Staatsrat beim Senator für Finanzen der Hansestadt, Februar 2000 stellvertretendes Mitglied des Bundesrates. In der 8.-10. Wahlperiode (1976-87) war M., jeweils über die CDU-Landesliste Bremen gewählt, Mitglied des Bundestages. In allen drei Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß (in der 8. Wahlperiode seit September 1979, davor war er Stellvertretendes Mitglied) und arbeitete in der 8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau mit (von Dezember 1977 bis September 1979, davor und danach war er Stellvertretendes Mitglied). In der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß (seit Juli 1980), in der 9. (seit Oktober 1982) und 10. Wahlperiode dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an. In der 10. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. M e t z g e r , Günther, * 2 3 . 1 . 1 9 3 3 Heppenheim. Jurist (Rechtsanwalt, Notar). M., Sohn von Ludwig —»M., besuchte ein Gymnasium in Darmstadt. Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaft in Frankfurt, Hamburg, Berlin, Paris und Marburg und legte beide Juristischen Staatsexamen ab. Zwei Jahre war er juristischer Redakteur beim Brockhaus-Verlag in Wiesbaden. 1961 wurde er Rechtsanwalt und 1972 Notar. 1956 trat M. in die SPD ein. 1964 wurde er Mitglied der Gemeindevertretung Traisa und des Kreistages des Landkreises Darmstadt, 1977 Mitglied des Vorstandes der SPD Südhessen. 1981-93 war er Oberbürgermeister von Darmstadt. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) vertrat M. den Wahlkreis 145 (Darmstadt) im Bundestag. 1973 wurde er stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Er war Vorsitzender der

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Metzger Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe. In der 6. und 7. Wahlperiode gehörte M. als Ordentliches Mitglied dem Rechtsausschuß an, dessen stellvertretenden Vorsitz er in der 7. Wahlperiode bis November 1973 innehatte. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Sportausschuß mit und war in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und des Auswärtigen Ausschusses (seit Juni 1974). M e t z g e r , Ludwig, * 18. 3. 1902 Darmstadt, f 13.1. 1993 Darmstadt. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), ev. M., Sohn eines Hofbcamtcn, arbeitete nach dem Bcsuch der Mittelschule und einer Lehre als Schreibgehilfe am Darmstädtcr Kreisamt. 1923 bestand er nach dem Bcsuch von Abendschulen das Abitur. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft wurde er Gerichtsassessor, später Regierungsassessor bei verschiedenen Gerichten und Staatsanwaltschaften (u.a. Gießen, Mainz, Heppenheim). Seit 1929 war er Vorsitzender des Bundes religiöser Sozialisten und seit 1933 Mitglied der SPD. Im selben Jahr von den Nationalsozialisten wegen seines politischen Engagements aus dem Staatsdienst entlassen, arbeitete er als Rechtsanwalt. 1936 war er zeitweise in Gestapohaft. 1938 Schloß er sich der Bekennenden Kirche an. 1945 wurde er Notar. 1945 von der amerikanischen Militärregierung zum Oberbürgermeister von Darmstadt bestellt, war er bis 1951 maßgeblich am Wiederaufbau der Stadt beteiligt. 1946-53 war M. Abgeordneter der SPD im Hessischen Landtag, 1951-53 hessischer Minister für Erziehung und Volksbildung. In der 2.-5. Wahlperiode (1953-69) vertrat M. den Wahlkreis 145 (Darmstadt) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kultur und im Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht mit. In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß, dem er in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht, in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik, in der 3. (seit November 1958) und 4. Wahlperiode dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. 1957-70 gehörte M. dem Europäischen Parlament an, dessen Vizepräsident er 1966-70 war. M. wurde Ehrensenator der Technischen Hochschule Darmstadl und Ehrenbürger von Darmstadt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Hessische Schulgesetze. Wiesbaden 1953. - In guten und in schlechten Tagen. Darmstadt 1980. LITERATUR: Lisette Nichtweiss: Zum 90. Geburtstag von L. M. Darmstadt 1992. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. M e t z g e r , Oswald, * 19.12. 1954 Grabs (Schweiz). Unternehmer, Verbandsfunktionär, kath. M., Sohn einer Köchin, besuchte Humanistische Gymnasien in Leutkirch, Ehingen und Ravensburg, wo er 1975 das Abitur bestand. 1975/76 leistete er Zivildienst im psychiatrischen Landeskrankenhaus Bad Schussenried. 1976-82 studierte M. ohne Abschluß in Tübingen Rechtswissenschaften.

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1980-86 war er Inhaber eines Schreibbüros in Bad Schussenried, 1986-94 hauptamtlicher Landesgeschäftsführer der kommunalpolitischen Vereinigung „Grüne/Alternative in den Räten von Baden-Württemberg" in Stuttgart. M. gehörte 1994-2000 dem Verwaltungsrat der Kreissparkassc Bibcrach an und wurde 1999 Mitglied der Reformkommission Soziale Marktwirtschaft der BertelsmannStiftung. Er ist Mitglied des Kontrollausschusses des Bundesausgleichsamtes, Bad Homburg, Mitglied des Schuldenausschusses der Bundesschuldenverwaltung, Bad Homburg, und Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung, Bonn. 1974-79 war M. Mitglied der SPD. 1987 trat er in die Partei Die Grünen ein. 1980 wurde er Mitglied des Gemeinderates der Stadt Bad Schusscnricd. 1994/95 war er stellvertretender Bürgermeister. 1984-86 gehörte er dem Kreistag Biberach an, dessen Mitglied er seit 1989 wieder ist. Nach zwei erfolglosen Kandidaturen wurde M. 1994 und 1998 über die Landesliste Baden-Württemberg von Bündnis 90/Die Grünen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und des Rechnungsprüfungsausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Finanzausschuß und dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses, des Haushallsausschusses, des Rechnungsprüfungsausschusses und des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/Finanzausgleichsgesetz. M. sprach sich für eine Finanzverfassungsreform nach dem Konncxitätsprinzip aus. Dies erfordere die Einberufung einer entsprechenden Finanzverfassungskommission mit dem Ziel, im Grundgesetz die nötigen Rechtsänderungen für die Trennung der Zuständigkeiten herbeizuführen. Hinsichtlich der finanziellen Aspekte einer Erneuerung der Bundeswehr forderte M. eine Slrukturreform und unterstützte den konzeptionellen Ansatz, bisher in der Bundeswehr angesiedelte Bereiche in die Wirtschaft zu verlagern und damit Kosten zu sparen. M e y e r , Erich (Willi Artur), * 15.3.1900 Züllchow (Stettin), t 9.5.1968 Wanne-Eickel. Maschinenschlosser, Redakteur, ev. Nach dem Besuch der Volksschule ließ sich M. zum Maschinenschlosser ausbilden. Er war bis 1928 als Redakteur und Sekretär tätig. 1914 wurde er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend, später der KPD. 1928 wechselte er zur SPD. M. war Stadtverordneter in Hagen. 1933 wurde er unter Polizeiaufsicht gestellt und aus allen Ämtern entfernt. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er seit 1945 als Hilfsdezernent bei der Stadtverwaltung Hagen und wurde dort zuletzt zum Verwaltungsrat ernannt. M. gründete die „Lebensabend"-Bewegung und den Zentralverband der Sozialrentner in Wermelskirchen. 1948-50 war M. Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Nordrhein-Westfälischen Landtag, dem er selbst nicht angehörte. Er war Mitglied des Stadtrates in Hagen. In der 1 .-4. Wahlperiode (1949-65) vertrat M. den Wahlkreis 52 bzw. 111. (Wattenscheid-Wanne-Eickel) im Bundestag. Er engagierte sich in der 1. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen (bis Juni 1951), im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (seit Juni 1951) und im Wahlrcchtsausschuß (seit März 1953). In der 1. (seit Juni 1951) bis 4. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sozialpolitik mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Ausschuß für Lastenausgleich und dem Ausschuß gem. Artikel 15 GG, in der 2. Wahlperiode dem Ausschuß für Wahlprüfung und Immunität und dem Haushaltsausschuß, in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Gesundheitswesen (bis Februar 1959) an.

Meyer Meyer, Ernst Wilhelm, * 2.4.1892 Leobschütz (Oberschlesien), t 15.5. 1969 Berlin. Jurist, Diplomat, Politikwissenschaftler, Hochschullehrer, ev. M. besuchte Gymnasien in Oels und Leobschütz und studierte Rcchts- und Staatswisscnschaftcn in Breslau und Straßburg. 1921 trat er in den diplomatischen Dienst ein. 1923 ging er nach Athen, 1925 nach Belgrad, 1926 nach Berlin und 1931 als Gesandtschaftsrat nach Washington. 1937 schied M. auf eigenen Wunsch aus dem diplomatischen Dienst aus und wurde 1939 Lehrbeauftragter am Adelphi College in New York, 1940 Professor für internationales Recht und Wissenschaften an der Bucknell University in Lewisburg (Pennsylvania). 1947 zurückgekehrt, wurde er Lehrbeauftragter für Politische Wissenschaften in Marburg und Frankfurt am Main, wo man ihn 1949 zum Ordentlichen Professor ernannte. Daneben engagierte er sich als Geschäftsführer des Deutschen Hochsehultages. 1952-57 war er Deutscher Botschafter in Neu-Dehli und kehrte dann nach Beginn seines Ruhestandes als Honorarprofessor nach Frankfurt zurück. 1945 trat M. der CDU bei. Wegen Adenauers außenpolitischen Konzepten entfremdete er sich der Partei und wechselte zur SPD. M. gehörte in der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) dem Bundestag an. 1957 über die hessische SPD-Landesliste gewählt, vertrat er seit 1961 den Wahlkreis 130 (Hersfeld). Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten, dem er in der 4. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Entwicklungshilfe. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Grundlagen für den Frieden mit Deutschland. Bingen/Rhein 1950. - Political Science and economics in Western Germany. Washington, D. C. 1950. - Political parties in Western Germany. Washington, D. C. 1951. - Möglichkeiten einer deutschen Ostpolitik. Düsseldorf 1964. Meyer, Heinrich (Heinz), * 6.1.1897 Bremen, t 14.10.1959 Bremen. Kaufmann, leitender Angestellter, ev. M. durchlief eine kaufmännische Lehre und war dann als Kaufmann in Großhandel, Import und Industrie tätig. 1925 wurde er Sekretär und 1929 stellvertretender Syndikus der Angestclltcnkammer Bremen. 1928/29 besuchte er die Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main. Wegen seines politischen Engagements für die Sozialdemokraten entließ man ihn 1933. 1935/36 war er in Haft. 1937 wurde er kaufmännischer Angestellter, später Abteilungsleiter (bis 1943). Von 1945 bis zu seinem Tod war er Geschäftsführer der Bremer Bau- und Siedlungsgesellschaft. M. gehörte den Vcrwaltungsrätcn der Sparkasse Bremen und des Gesamtverbandes gemeinnütziger Wohnungsunternehmen e.V., Köln, an. Er war Mitglied des Hauptvorstandes der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft. M.s politische Laufbahn begann in der Deutschen Demokratischen Partei, der er bis 1922 angehörte. 1924 trat er in die SPD ein, für die er 1933 im Landtag von Bremen saß und 1946-48 erneut angehörte. 1947-49 war er Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet in Frankfurt am Main. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat M. den Wahlkreis 1 [57] (Bremen-Ost) im Bundestag. Er engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bau- und Bodenrecht, dessen Vorsitzender er seit Februar 1951 war, im Ausschuß für Lastenausgleich, im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen und im Ausschuß für Verkehrswesen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Außenhandelsfragen an.

Meyer, Heinz-Werner, * 24. 8. 1932 Hamburg, •:· 9.5.1994 Siegburg. Bergmann, Gewerkschaftsfunktionär, ev. Als Sechzehnjähriger begann M. eine Hauerlehre in Kamen und engagierte sich früh in der IG Bergbau. Neben seiner Arbeit als Hauer (seit 1954) besuchte er das Abendgymnasium und studierte seit 1955 in Hamburg Volkswirtschaft. 1957 wurde er hauptberuflich Jugendsekretär der Gewerkschaft in Bochum, übernahm 1964 die Organisationsabteilung der Gewerkschaft, wurde 1969 in den geschäftsführenden Vorstand gewählt und war seit 1985 Vorsitzender der IG Bergbau und Energie. 1990 wurde er Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes. M. gehörte den Aufsichtsräten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, der BGAG und der Krupp-Hoesch AG sowie dem Verwaltungsrat der Treuhandanstalt an. Er war Mitglied der Kuratorien der VolkswagenStiftung und der Rheinischen Akademie der Wissenschaften. Er gehörte auch dem Vorstand der Westfälischen Berggewerkschaftskasse an. 1953 trat M. in die SPD ein. 1975-85 war er Abgeordneter der SPD im Landtag von Nordrhein-Westfalen. In der 11. Wahlperiode (1987-90) vertrat M. den Wahlkreis 91 (Recklinghausen I) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Meyer, Jürgen, * 26.3.1936 Düsseldorf. Jurist (Rechtsanwall), Hochschullehrer. M., Sohn eines Kaufmanns, bestand 1955 an einem Gymnasium in Düsseldorf das Abitur und studierte Rechtswissenschaften in Münster und Berlin. 1959 legte er das Erste Juristische Staatsexamen ab, wurde 1964 an der Universität Tübingen mit der Dissertation Dialektik im Strafprozeß zum Dr. jur. promoviert und bestand im selben Jahr das Zweite Juristische Staatsexamen. Nach kurzer Anwaltstätigkeit studierte er 1965/66 in Princeton (New Jersey) und Ann Arbor (Michigan). Seit 1967 arbeitete er am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg im Breisgau. 1971 wurde er Rechtsanwalt. 1969-75 gehörte er dem Betriebsrat bzw. Gesamtbetriebsrat der Max-PlanckGescllschaft an. M. habilitierte sich 1975 mit der Arbeit Wiederaufnahmereform und wurde 1981 Professor für deutsches und ausländisches Straf- und Strafprozeßrecht sowie Kriminologie an der Universität Freiburg. 1970 trat M. in die SPD ein. 1975-86 war er Vorsitzender des SPD-Rreisverbandes Breisgau/Hochschwarzwald und 1979-83 Mitglied des Landesvorstandes Badcn-Württcmberg. Bis Januar 1991 gehörte er dem Kreisrat Breisgau/ Hochschwarzwald an. 1976-90 war er Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg. Seit 1990 ist M., jeweils über die SPD-Landesliste BadenWürttemberg gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 12. und 13. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Rechtsausschuß mit. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Sonderausschuß „Schutz des ungeborenen Lebens", in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 13. Wahlperiode der EnqueteKommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen" an. In der 14. Wahlperiode ist er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union, Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Unterausschusses Vereinte Nationen des Auswärtigen Ausschusses.

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Meyer M., Strafrechts-Experle der SPD-Fraktion, war 1995 Milinitiator des Konzepts einer europäischen GrundrechteCharta und als Vertreter der deutschen Regierung an der Erarbeitung eines entsprechenden Entwurfs beteiligt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg. mit Hans-Heinrich Jescheck: Die Wiederaufnahme des Strafverfahrens im deutschen und ausländischen Recht. Bonn 1974. - Betäubungsmittelstrafrccht in Westeuropa. Freiburg im Breisgau 1987. Hrsg.: Gewinnabschöpfung bei Beläubungsmitteldeliklen. Wiesbaden 1989. - Geldwäsche: Stellungnahme aus dem Deutschen Bundestag. In: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Geldwäsche-Problemanalyse und Bekämpfungsstrategien. Berlin 1994, S. 127-130. - Der Rechtsausschuß als Verfassungsausschuß, untersucht am Beispiel der Vermögensstrafe. In: Für Recht und Staat. Festschrift für Herbert Helmrich zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Klaus Lctzgus u. a. München 1994, S. 565-581. - Zeugenschutz im Spannungsfeld von Wahrheitsermittlung und Beschuldigtenrechten. In: Grenzüberschreitungen. Beiträge zum 60. Geburtstag von Albin Eser. Freiburg im Breisgau 1995, S. 95-123. M e y e r , Philipp, * 29.3.1896 Auhausen bei Nördlingen, t 29.1.1962. Müllermeister, Landwirt, ev. Nach dem Besuch der Volksschule (1902-09) und einer Fortbildungsschule (1909-12) machte M. eine Lehre im Müllerhandwerk und besuchte 1913/14 die Müllerschule in Dippoldiswalde. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil. Er war als Obermüller tätig und betrieb nach der Meisterprüfung 1922 selbständig eine Mühle und einen Bauernhof. Er trat in die NSDAP ein und wurde 1933 Krcislcitcr. M. war Kreishandwerksmeister. 1949 wurde er Mitglied des Vorstandes des Bayerischen Müllerbundes und des Kreisvorstandes des Bayerischen Bauernverbandes. Er gehörte der Landessynode der Evangelischen Kirche in Bayern an. Von 1953 bis zu seinem Tod vertrat M. den Wahlkreis 239 (Donauwörth) im Bundestag. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes und im Ausschuß für Besatzungsfolgen (bis Mai 1954) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Dezember 1953). In der 3. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Mittelstandsfragen, im Ausschuß für Wohnungswesen, Bau- und Bodenrecht (bis Juli 1959) und im Ausschuß für Heimatvertriebene (seit Juli 1959), dem er auch in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. Er war in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses und des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. M e y e r , Rudolf, * 8. 3.1953 Winsen/Luhe. Landwirtschaftsmeister, ev. M. erwarb 1969 die Mittlere Reife. 1971 wurde er landwirtschaftlicher Gehilfe, 1972 Staatlich geprüfter Wirtschafter und 1975 Landwirtschaftsmeister. Er ist Landwirt mit den Schwerpunkten Acker- und Gemüsebau sowie Forstwirtschaft. M. wurde Präsident der Ländlichen Erwachsenenbildung in Niedersachsen e. V. und Vorsteher der Realgemeinde Luhdorf. 1988 trat M. in die CDU ein. 1992-94 war er stellvertretender Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Winsen. 1993 wurde er stellvertretender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Harburg/Land. In der 13. Wahlperiode (1994-98) vertrat M. den Wahlkreis 35 (Harburg) im Bundestag. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union mit und gehörte als Stellvertretendes Mit-

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glied dem Pelitionsausschuß, dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. M e y e r , Trudel, * 18.6.1922 Dortmund, t 12.11.1989. Sekretärin, Gcwcrkschaftsfunktionärin. M. erwarb 1939 in Dortmund die Mittlere Reife und durchlief 1939-41 eine kaufmännische Lehre im Einzelhandel. Als Kontoristin, Buchhalterin und Sekretärin arbeitete sie in verschiedenen Firmen. 1945 wurde sie hauptamtliche Gewerkschaftssekretärin im nordrhein-westfälischen Landesbezirksvorstand des Deutschen Gewcrkschaftsbundcs. M„ seit 1945 Mitglied der SPD, gehörte in der 2. Wahlperiode (1953-57) mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Sie war Ordentliches Mitglied des Gesundheitsausschusses und des 2. Sonderausschusses (Wasserhaushaltsgesetz) sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit. M e y e r zu B e n t r u p , Reinhard, * 22.5.1939 Bielefeld. Diplomlandwirt, ev. M., Sohn eines Landwirts, bestand nach dem Besuch eines Gymnasiums in Bielefeld 1960 das Abitur. Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung legte er 1962 die Landwirtschaftliche Gehilfenprüfung ab und studierte in Bonn und Berlin Landwirtschaft. 1967 erhielt er das Diplom und wurde 1970 zum Dr. agr. promoviert. Seit 1969 bewirtschaftet er einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb. 1973 wurde M. Krcislandwirt. 1974-89 gehörte er dem Vcrwaltungsrat der Sparkasse Bielefeld an. 1969-72 war M. Mitglied des Gemeinderates in Benninghausen. 1970 wurde er Vorsitzender des Agrarausschusses der CDU Bielefeld. 1970-72 war er Mitglied des Kreistages Bielefeld, 1973-79 Mitglied des Rates der Stadt Bielefeld. 1975-86 hatte er den Vorsitz des Landesagrarausschusses der CDU Wcstfalcn-Lippc inne. 1976 wurde er Mitglied des CDU-Bundcsfachausschusses für Agrarpolitik. M. übernahm den Vorsitz des CDU-Kreisverbandes Bielefeld. In der 8.-12. Wahlperiode (1976-94) gehörte M. dem Bundestag an. 1976, 1980, 1987 und 1990 wurde er über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalcn, 1983 im Wahlkreis 102 (Bielefeld) direkt gewählt. Tn allen fünf Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 12. Wahlperiode war er darüber hinaus Stellvertretendes Mitglied des EG-Ausschusses und des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992). M. wurde mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Joharm-Christian-Eberle-Medaille der Sparkassenorganisation Westfalen-Lippe ausgezeichnet. M e y e r - L a u l e , Emma (Emmy), geb. Laule, * 20.2.1899 Wehr (Baden), t 15.3. 1985 Wiesloch. Parleifunklionärin. M. besuchte eine Klosterschulc in der Schweiz. Nach dem Ersten Weltkrieg Schloß sie sich der S P D an. N a c h

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wurde sie durch die Gestapo überwacht. Seit 1945 war sie wieder Funktionärin der SPD im Bereich Frauenpolitik. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) gehörte M. dem Bundestag an. 1949 wurde sie über die SPD-Landcslistc Württemberg-Baden, danach über die Landeslistc BadenWürttemberg gewählt. In der 2. Wahlperiode war sie stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Besatzungsfragen. In der 1. Wahlperiode arbeitete sie als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Rechtswescn und Verfassungsrccht (seit Juni 1951), in der 1. und 2. Wahlperiode im Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis Juli 1954) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte sie in der 1. Wahlperiode

Michalk dem Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge, dem kulturpolitischen Ausschuß und dem Haushaltsausschuß (bis März 1953) an. In der 2. und 3. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Gesundheitsausschusses (von September 1956 bis März. 1961) und Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (in der 2. Wahlperiode seit Juli 1954). In der 3. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an. In der 1. (von Juli 1952 bis März 1953) bis 3. (seit Dezember 1957) Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Richterwahlausschusses, in der 2. und 3. (seit Dezember 1957) Wahlperiode Mitglied des Wahlmännerausschusses. Als stellvertretende Delegierte gehörte sie in der 2. Wahlperiode auch dem Europarat an. M e y e r - R o n b e r g , Rudolf (Wilhelm Friedrich), bis 1959: Meyer-Ronnenberg, * 19.11.1904 Ronnenberg, t 28.10.1973 Kassel. Kaufmann, Verbandsfunktionär. M.-R. besuchte die Humboldtschule in Hannover. 1928 wurde er Geschäftsführer des Verbandes der LebensmitlelEinzelhandelskaulieute im Kreis Hannover. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1950-54 war er Bundcsfachvorsitzender im Hauptverband des Deutschen LebensrnittelEinzelhandels. 1953 wurde M.-R. über die GB/BHE-Landesliste Niedersachsen in den Bundestag gewählt, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. Am 20.8.1954 wechselte er zur CDU/CSU-Fraktion, die damit ihre absolute Mehrheit zurückgewann. M. arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (bis September 1954 und wieder seit Februar 1955) und im Ausschuß für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films (seit Februar 1955) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Wirtschaftspolitik (von Mai bis September 1954 und wieder seit März 1955), dem Ausschuß gem. Art. 15 GG (bis September 1954) und dem Ausschuß für Verkehrswesen (bis September 1954) an. M e y e r s , Franz, * 31.7.1908 München-Gladbach (heute Mönchengladbach), f 27.1.2002 Mönchengladbach. Jurist (Rechtsanwalt), kath. M., Sohn eines Polizeibeamten, wuchs bei seinem Onkel, dem Stallmeister des Mönchengladbacher Fuhrparks auf und besuchte in seiner Geburtsstadt das Humanistisch-Stiftische Gymnasium. Danach studierte er in Freiburg im Breisgau und Köln Rechtswissenschaften und wurde 1933 mit der Arbeit Reichspräsidentenwahl und Ausnahmemaßnahmen zum Dr. jur. promoviert. Seit 1934 Gerichtsassessor, ließ er sich Anfang 1935 als Rechtsanwalt in Mönchengladbach nieder. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde M. Sozius in der Anwaltskanzlei des Bürgermeisters von Mönchengladbach, Peter Nonncmühlen, und trat auf dessen Empfehlung 1948 der CDU bei. Seit I948 Mitglied im Mönchengladbacher Stadtrat, wurde er 1950 in den Landtag von Nordrhein-Westfalen gewählt, in dem er u.a. dem Sonderausschuß für Gemeinde- und Kreisordnung vorsaß. Nach dem Tod Nonnemühlens war M. von März bis Oktober 1952 Oberbürgermeister von Mönchengladbach und wurde am 25.5.1952 Innenminister im Kabinett Karl —> Arnold, als der er u. a. die Polizei der kommunalen Verwaltung entzog und dem Innenministerium unterstellte sowie eine Verwaltungsreform mit Vereinfachung des Verwaltungsapparates und Abbau obsoleter Vorschriften durchsetzte. Nach dem Rücktritt des Kabinetts am 20.2.1956 war er wieder als Anwalt tätig. 1954-70 war er Vorsitzender des CDU-Krcisverbandes Mönchengladbach. 1956/57 war M. Organisator des Bundestagswahlkampfes der CDU, deren geschäftsführendem Vorstand er seit 1956 angehörte, und wurde 1957 im Wahlkreis 60 (Aachen-Stadt)

direkt in den Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Inneres und des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen. Am 4.9.1958 legte er das Mandat nieder. M. war seit 1958 Ministerpräsident von NordrheinWestfalen, vom 24.7.1958 bis zum 12.10.1959 zugleich Minister für Bundesangelegenheiten und 1960/61 Präsident des Bundesrates. Unter M. als Ministerpräsident wurde vor allem mit dem Bau von Hochschulen (u.a. Technische Hochschule Dortmund, Ruhr-Universität Bochum), Krankenhäusern und Vcrkchrscinrichtungen die Infrastruktur verbessert und die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen gegründet. Nach dem Koalitionswcchscl der nordrheinwestfälischen FDP trat M., der von Juli bis Oktober 1966 auch Justizminister und vom 1.12. bis 8.12.1966 Innenminister war, als Ministerpräsident zurück. Nachdem 1967 Hermann Josef Dufhues zum CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 1970 gewählt worden war, verzichtete M. 1969 auf die Wiederwahl in den Bundesvorstand der CDU und zog sich nach dem Ablauf des Mandats für den Nordrhein-Westlalischen Landtag aus der Politik zurück. Vom 1. 8. bis zum 20.11.1969 betreute er als Beauftragter der Landesregierung für die Aufgaben des Oberbürgermeisters und des Rates der Stadt Bonn den Zusammenschluß von Bonn und Bad Godesberg sowie vom 1.1. bis 21.5.1975 den von Mönchengladbach, Rheydt und Wickradt. M. erhielt 1959 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1960 das Großkreuz des Verdienstordens der Republik Italien, 1963 den Bayerischen Verdienstorden und 1963 den Ehrenring der Stadt Düsseldorf. 1978 wurde er Ehrenbürger von Mönchengladbach. VERÖFFENTLICHUNGEN: Über Politik und Staatsgerichtsbarkeit. München 1952. - Bürger und Behörde. Bochum o. J. I1959J. - Bund und Länder in der Verfassungswirklichkeit der Bundesrepublik. Ein Vortrag. Düsseldorf/Benrath o.J. [um 1959]. - nato. Politik, Wirtschaft, Technik, Kultur. Bonn 1960. - Rcich, Staat, Nation. Vortrag. Bonn 1960. - Anmerkungen. Köln/Bonn 1961. - Bund und Länder. In: Kulturpolitik und Föderalismus. Bonn 1961. - Elitebildung in der freiheitlichen Demokratie als gesellschafts- und staatspolitische Aufgabe. Vortrag. Essen 1961. - Publizistische Freiheit und politische Verantwortung. Das Verhältnis von Staat und Fernsehen. Gütersloh 1963. - Freizeit - freie Zeit? BonnBad Godesberg o.J. [1973J. - Jugenderinnerungen eines Mönchen-Gladbachers. Düsseldorf 1980. - Tapfere Schlesien Mit der 102. [schles.] Division in Rußland. Als Ms. gedr. o.O. o.J. Tum 19821. - Gez. Dr. Meyers. Summe eines Lebens. Düsseldorf 1982. LITERATUR: Norbert Harlinghausen: F. M. Bonn 1966. Heinz Nehrling: Machtwechseln in Nordrhein-Westfalen. Essen 1970. - Friedrich Keinemann: Von Arnold zu Steinhoff und M. Politische Bewegungen und Koalitionsbildungen in Nordrhein-Westfalen. Münster 1973. - Wolfram Köhler: F. M. In: Aus dreißig Jahren. Rheinisch-Westfälische Politiker-Porträts. Hrsg. von Walter Forst. Köln/Berlin 1979, S. 272-299. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. M i c h a l k , Maria, geb. Ziesch, * 6.12.1949 Merka (Sachsen). Industriekauffrau, Anwaltsgehillin, kath. M. besuchte 1956-66 die Polytechnische Oberschule in Radibor und durchlief 1966-68 eine Lehre als Industriekauffrau im VEB Eleklroporzellanwerk „Margarethenhütte" in Großdubrau. 1968/69 war sie Mitarbeiterin in der Wirtschaftskontrolle im VEB Elektroporzellanwerk. 1969-72 studierte sie an der Fachschule für Ökonomie in Rodewisch

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Michelbach (Vogtland) und Schloß das Studium als Ökonomin für Rechnungsführung ab. 1972-76 war sie Gruppenleiterin für Statistik im VEB Elektroporzellanwerk und studierte 1976-79 an der Hochschule für Verkehr in Dresden. 1983-90 gehörte sie dem Kollegium der Rechtsanwälte im Bezirk Dresden an. M. wurde Vorstandsmitglied der Europäischen Kommission für Mcnschcnrechtc, Sektion Deutschland. 1972 trat M. der CDU (Ost) bei. Im Februar 1990 wurde sie stellvertretende Vorsitzende des Rreisverbandes Bautzen, im August stellvertretende Vorsitzende der dortigen Frauenunion. Vom 18.3. bis zum 2.10.1990 gehörte sie der Volkskammer an (Wahlkreis 03, Listenplatz 2, Bezirk Dresden) und war stellvertretende Vorsitzende des Innenausschusses und Mitglied des Präsidiums der Volkskammer. Vom 3.10. bis zum 20.12.1990 gehörte M. dem Bundestag an, in den sie am 13.2.1991 über die CDU-Landesliste Sachsen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Hans —> Geisler nachrückte. Sie war stellvertretende Vorsitzende der CDU/ CSU-Fraktion. In der 11. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches, in der 12. Wahlperiode (seit Oktober 1992) als Stellvertretendes Mitglied dem Innenausschuß an. In der 12. Wahlperiode war sie außerdem Ordentliches Mitglied des Sonderausschusses „Schutz des ungeborenen Lebens" und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Frauen und Jugend (seit März 1992). 1994 kandidierte M. erfolglos für den Bundestag. M i c h e l b a c h , Hans Georg. * 3.5.1949 Gemünden am Main. Groß- und Einzelhandelskaufmann, Unternehmer, kath. M. besuchte das Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium in Lohr am Main und ließ sich zum Groß- und Einzelhandelskaufmann ausbilden. Er besuchte die Wirtschaftsfachschule für Management und Betriebswirtschaft und wurde Assistent der Geschäftsleitung der BREDL-Gruppe. 1979 trat er in die elterlichen Betriebe ein, gründete die MainSpessart-Kaufhaus Michelbach KG und übernahm später den Handwerk-Betrieb W. Schäffer und Modehaus Schäffer GmbH. M. ist Mitglied des Verwaltungsrates der Medienbetriebsgesellschaft Würzburg GmbH sowie Mitglied der Vollversammlung und des Gremialausschusses Main-Spessart der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt. Er hat den Vorsitz des Fcstspielvercins der Stadt Gcmündcn am Main inné. M. ist ferner Mitglied des Präsidiums der Deutschen Arbcitgebcrvcrbändc, Köln, Vorsitzender des Steuerausschusses der Bundesvereinigung Deutscher Handelsverbände, Köln, Mitglied des Präsidiums des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels, Köln, und Mitglied des Präsidiums des Landesverbandes des Bayerischen Einzelhandels, Münchcn. 1977 trat M. in die CSU ein. 1990 wurde er Kreisvorsitzender der CSU Main-Spessart, 1992 stellvertretender Landesvorsitzender der Arbeitsgruppe Mittelstand, 1993 Mitglied des Bundesvorstandes der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU und Vorsitzender der Kommission Steuern und Finanzen der Mittelstandsvereinigung. Seit 1978 war er stellvertretender Bürgermeister, 1982-94 Bürgermeister der Stadt Gemünden am Main. 1984 übernahm er den Fraktionsvorsitz im Kreistag Main-Spessart. 1994 und 1998 wurde M. über die CSU-Landesliste Bayern in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Finanzausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und dem Ausschuß für Wirtschaft (seit Januar 1998) an. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der Neuen Länder, des Finanzausschusses und des Sonderausschusses Maßstäbegesetz/Finanzausglcichsgcsctz.

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Michels, Meinolf, * 2.11.1935 Großeneder. Landwirt, kath. Nach der Volksschule besuchte M. eine landwirtschaftliche Fachschule. Er ist selbständiger Landwirt in Borgentreich. 1972 wurde er Kreislandwirt und Vorsitzender des Kuratoriums der Landvolkshochschulc „Anton Heincn" in Hardehausen. 1964-74 war M. Mitglied des Gemeinderates in Großeneder und 1969-74 Mitglied der Amtsvertretung Borgentreich. 1975 wurde er Mitglied des Rates der Stadt Borgentreich, 1969 ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Großeneder, 1976 der Stadt Borgentreich. Seit 1969 gehört er dem dortigen Kreistag an. 1969-74 war er stellvertretender Landrat des Kreises Warburg. 1975 wurde er stellvertretender Landrat des Kreises Höxter. Seit 1980 vertritt M. den Wahlkreis 106 (Höxter - Lippe II) im Bundestag. In allen Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 9. Wahlperiode auch des Petitionsausschusses. In der 10. (seit Juni 1986) und 11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit (bis Dezember 1987, danach war er bis Februar 1990 Stellvertretendes Mitglied). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 9. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Mai 1981), in der 10. und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung an. In der 11.-13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Vcrteidigungsausschusscs, in der 13. Wahlperiode auch des Haushaltsausschusses. Seit 1991 vertritt er die Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und ist zugleich Vertreter in der Versammlung der Westeuropäischen Union. Michels, Wilhelm, * 27.9.1919 Welper (Ruhr). Formschmied, technischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär. M. erlernte den Beruf des Formschmieds und legte die Facharbeiterprüfung (Stahlindustrie) ab. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete er im Ausbildungswesen der Ruhrstahl AG und war technischer Angestellter im Arbeitsschutz. 1948-53 leistete er gewerkschaftliche Jugendarbeit. Bis 1955 Betriebsratsmitglied, wurde M. Sachbearbeiter des Vorstandes der IG Metall. Seit 1960 war er geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall für die Bundesrepublik und Leiter des Zweigbüros Düsseldorf. M. gehörte dem Beratenden Ausschuß der Montanunion an und war Präsident der freien Metall- und Bcrgarbeitcrgcwerkschaften der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Seit 1945 in der SPD organisiert, wurde M. Vorsitzender des Unterbezirks Hägen-Ennepe (Ruhr) und Mitglied des Bezirksvorstandes westliches Westfalen. Seit 1946 war er Gemeinde- und Stadtvertreter in Blankenstein (Ruhr) und 1951-62 Bürgermeister der Gemeinde Welper. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat M. den Wahlkreis 113 (Ennepe-Ruhr-Witten), in der 5. und 6. Wahlperiode den Wahlkreis 112 (Ennepe - Ruhr-Kreis) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Wirtschaftsausschuß (bis November 1964, danach war er Stellvertretendes Mitglied). In der 4. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, in der 4. und 5. Wahlperiode dem Ausschuß für Arbeit an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wirtschaft und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung.

Middelhauve Mick, Josef, * 2.2.1914 Köln, f 24.7.1978 Kerpen. Buchdrucker, Parteifunktionär, kath. M. erlernte das Buchdruckerhandwerk und war an verschiedenen Orten in Deutschland sowie in mehreren europäischen Ländern in seinem Beruf tätig. Seit 1928 war er Mitglied der Gewerkschaft, seit 1930 des Windthorstbundcs und seit 1932 der Kolpingfamilic. Er wurde Geschäftsführer eines Bildungsseminars. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Er gehörte dem Aufsichtsrat der Preussag AG an. Bis 1957 war er Sozialreferent der CDU im Rheinland. 1946 trat M. in die CDU ein. Er wurde Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der CDU im Rheinland und des Präsidiums in Nordrhein-Westfalen. 1952-57 gehörte er dem Stadtrat in Köln an. 1963-75 war er Vorsitzender der Sozialausschüssc der Christlich-Dcmokratischen Arbcitnehmerschaft (CDA) des Rheinlands und des geschäftsführenden Bundesvorstandes der CDA. In der 3.-7. Wahlperiode (1957-76) gehörte M., jeweils über die Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 5. Wahlperiode war er Vorsitzender des Ausschusses für Kriegs- und Verfolgungsschäden, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Städtebau und Wohnungswesen. Als Ordentliches Mitglied gehörte er in der 3. Wahlperiode dem Ausschuß für Wohnungswesen, Bauund Bodenrecht und dem Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und im Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Inneres. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Postausschusses. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie an. M. kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben. NACHLASS: Archiv für Christlich-Dcmokratischc Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Middelhauve, Friedrich, * 17. 11.1896 Siegen, t 14.7.1966 Bad Mcrgcnthcim. Litcraturwisscnschaftler, Buchhändler, Druckcreibesitzcr, Verleger, ev. M. war Sohn eines Reichsbahn-Oberingenieurs, der seinen Berufsweg als Schlosser begonnen hatte. M. legte 1916 am Realgymnasium in Ohligs (heute zu Solingen) das Abitur ab. In den beiden Jahre danach war er als Dolmetscher in einem Kriegsgefangenenlager in Wesel tätig. Nach seiner Entlassung aus dem Wehrdienst studierte er Literatur, Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Marburg, München, Bonn und Köln. Hier wurde M. 1921 mit einer Arbeit über Adalbert Stifters Roman Der Nachsommer zum Dr. phil. promoviert. Im selben Jahr eröffnete M. in Leverkusen eine Buchhandlung, gründete 1924 eine Druckerei in Opladen und erwarb 1938 eine Papierverarbeitungsfabrik in Köln. Über M.s Leben im Dritten Reich ist wenig bekannt. Er selbst hat stets auf seine Distanz zum „System" hingewiesen und betont, daß es in seinen Betrieben keine Hitlerbilder und keinen Hitlergruß gegeben habe. 1946 gründete M. den (wissenschaftlichen) Westdeutschen Verlag und ein Jahr später den (schöngeistigen) Verlag Friedrich Middelhauve GmbH, in dem die ersten Werke von Heinrich Boll und Paul Schallück erschienen. Politisch tätig wurde M. erstmals 1930, als er sich für die neugegründete Deutsche Staatspartei engagierte. Seit 1931 war er deren Vorsitzender im Rhein-Wupper-Kreis. 1932

kandidierte er - erfolglos - für die Staatspartei für den Reichstag im Wahlkreis Düsseldorf. Im April 1945 setzte sich M. für die Gründung einer konfessionsübergreifenden bürgerlichen Partei ein und nahm im September des Jahres an der Gründungsversammlung der Christlich Demokratischen Partei in Köln teil. Er trat dieser Partei aber nicht bei, sondern rief im Oktober 1945 die Deutsche Aufbaupartei ins Leben. M.s Absicht war es, eine Partei zu schaffen, die „sämtliche Kräfte, die früher in der deutschen demokratischen Partei, in der deutschen Volkspartei und (hier allerdings mit Einschränkung) in der deutsch-nationalen Volkspartei gestanden haben", aufnehmen sollte. Hier deutete sich bereits das Sammlungskonzept an, das M. mit Nachdruck in der FDP zu Beginn der fünfziger Jahre vertrat. Im Januar 1946 Schloß sich die Aufbaupartei mit ähnlichen Gruppen zur FDP zusammen. M. wurde zum Vorsitzenden in der Nordrhein-Provinz bzw. des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen gewählt. Die FDP-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen kürte ihn 1946 zu ihrem Vorsitzenden. Dieses Amt behielt er bis zu seiner Berufung zum Minister für Wirtschaft und Verkehr sowie zum stellvertretenden Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen im Sommer 1954. Mit der Gründung der (bundesdeutschen) FDP im Dezember 1948 wurde M. als Landesvorsitzender Mitglied des Bundesvorstandes. Seit April 1950 gehörte er als gewählter Vertreter ebenfalls dem geschäftsführenden Bundesvorstand an. Hier war M. der entschiedene Vertreter des Konzepts einer „nationalen Sammlung", mit der vor allem die von der Entnazifizierung betroffenenen Kreise für die politische Mitarbeit gewonnen werden sollten. Dieses Konzept lag auch dem „Deutschen Programm" zugrunde, das M. auf dem Bad Emser Parteitag der FDP im Herbst 1952 durchzusetzen suchte. Die Auseinandersetzungen hierüber und über den Delegiertenschlüssel trieben die FDP an den Rand der Spaltung, die durch die Wahl M.s zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden vermieden werden konnte. Im Jahr 1953 war M. in die sog. Naumann-Affäre verwickelt. Ihm wurde vorgeworfen, über einige seiner Mitarbeiter mit einer Gruppe von ehemaligen NS-Größen in Verbindung gestanden zu haben, die eine Unterwanderung des FDP-Landesverbandes von NordrheinWestfalen versucht hätten. Ein parteiinternes Untersuchungsverfahren entlastete M. insofern, als ihm zugute gehalten wurde, daß er von einigen Mitarbeitern „getäuscht" bzw. „schwer mißbraucht" worden sei. Angekreidet wurde ihm jedoch indirekt mangelnde Aufsicht. Nicht zuletzt infolge dieser Affäre begann der politische Einfluß M.s abzunehmen. M. gehörte von September 1949 bis Oktober 1950 und von September 1953 bis September 1954 dem Deutschen Bundestag an, jeweils über die FDP-Landesliste NordrheinWestfalen gewählt. In der 1. Wahlperiode war er bis Juni 1951 Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Verwaltung und des Ausschusses für Kulturpolitik sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten, des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen und des Ausschusses gem. Art. 15 GG. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten an. Als Redner trat er nur einmal im Dezember 1949 an das Mikrophon, um einen Antrag zur Steuerbefreiung von Weihnachtsgratifikationen zu begründen. Das Ausscheiden aus dem Bundestag begründete M. mit der großen Beanspruchung durch seine landespolitische Tätigkeit, im letzten Fall konkret mit der Übernahme des Ministeramtes in Düsseldorf. Dieses Ministeramt verlor M. im Januar 1956 mit dem Ende des Kabinetts -> Arnold, das durch den Koalitionswechsel der FDP herbeigeführt worden war. M. hat das Verhalten seiner Partei in dieser Frage nicht gebilligt und da-

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Miessner her im Februar 1956 das Amt als Landesvorsitzender niedergelegt. Zwei Monate später scheiterte seine erneute Kandidatur zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden. Ende April 1958 gab M. auch sein Landtagsmandat auf. Fortan betätigte er sich nur noch in der liberalen Weltunion und blieb der FDP über die Fricdrich-Naumann-Stiftung verbunden. QUELLENSAMMLUNGEN: Politischer Liberalismus in der britischen Besatzungszone 1946-1948. Führungsorganc und Politik der FDP. Eingeleitet von Lothar Albertin. Bearb. von Hans F. W. Gringmuth in Verbindung mit Lothar Albertin. Düsseldorf 1995. - FDP-Bundesvorstand. Die Liberalen unter dem Vorsitz von Theodor Heuss und Franz Blücher. Sitzungsprotokolle 1949-1954. Bearb. von Udo Wengst. Düsseldorf 1990. LITERATUR: Friedrich Henning: F. M. In: Zwischen Ruhrkampf und Wiederaufbau. Hrsg. von Walter Forst. Köln/ Berlin 1972, S. 166-172. - Karsten Schröder: Die FDP in der britischen Besatzungszone 1946-1948. Ein Beitrag zur Organisationsstruktur der Liberalen im Nachkriegsdeutschland. Düsseldorf 1985. - Gerhard Papke: Liberale Ordnungskraft, nationale Sammlungsbewegung oder Mittelstandspartei? Die FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen 1946-1966. Düsseldorf 1998. NACHLASS: Hauptstaatsarchiv Düsseldorf. Udo Wengst M i e s s n e r , Herwart, * 19.2.1911 Bromberg. Jurist, Verwaltungsbcamtcr, cv. Der in Hannover aufgewachsene M., Sohn eines Professors, legte 1929 am dortigen Ratsgymnasium das Abitur ab, studierte Rechts- und Staatswissenschaften und wurde 1933 in Rostock mit der Arbeit Der Erwerb eigener Aktien durch die Aktiengesellschaft nach der Notverordnung vom 19. September 1931 zum Dr. jur. promoviert. Neben seiner Tätigkeit als Gerichtsreferendar war er Assistent an den Universitäten Göttingen, Leipzig und Kiel, bestand das Assessorexamen und trat nach anderthalbjähriger Lehrzeit in einer Bank in die Reichsfinanzverwaltung ein. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg wurde er Dezernent im Oberfinanzpräsidium Hannover. M. war stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Beamtenbundes und stellvertretender Landesvorsitzender des Beamtenbundes Niedersachsen. Er gehörte dem Vorstand des Bundes Deutscher Steuerbeamter an. 1950 trat M. in die FDP in Nicdcrsachscn ein und wurde in ihren Landesvorstand gewählt. 1949 zog M. über die DRP-Landcslistc Nicdcrsachscn in den Bundestag ein. Zunächst in der DRP/NR-Fraktion, wurde er am 5 . 1 0 . 1 9 5 0 Gast, am 20. 12.1950 Mitglied der FDPFraktion. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte er mit einem Mandat der FDP-Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. A m 2 1 . 5 . 1 9 5 9 rücktc er für den ausgcschicdcnen Abgeordneten Carlo —> Graaff in den Bundestag nach, dem er, jeweils über die FDP-Landesliste Niedersachsen gewählt, bis 1969 angehörte. In der 2. Wahlperiode wurde er im luli 1955 Ordentliches Mitglied, im September desselben Jahres stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bauund Bodenrecht. In der 5. Wahlperiode war er Vorsitzender des Postausschusses. Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 1. und 2. Wahlperiode im Ausschuß für Beamtenrecht (von Juli 1951 bis April 1956, danach war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Finanzund Steuerfragen (seit Oktober 1951). In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied außerdem im Haushaltsausschuß mit (von April bis Oktober 1951, danach war er Stellvertretendes Mitglied). In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für den Lastenausgleich (seit Juli 1951), des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht (von Oktober 1951 bis Mai 1952) und des Ausschusses zur Beratung des Personalvertretungsgesetzes (seit März 1953). In der 1. und 2. Wahlperiode gehörte

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er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Petitionen an (von Oktober 1951 bis April 1956). In der 2. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis April 1956). In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Finanzausschuß mit (von Oktober 1959 bis Januar 1961) und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen (seit Oktober 1959) und des Ausschusses für Inneres (seit November 1960), dem er in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. In der 4. Wahlperiode war er darüber hinaus Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Finanz,ausschuß und dem Auswärtigen Ausschuß (bis Mai 1966) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Um die Sicherung des Berufsbeamtentums. Göttingen 1953. M i k a t , Paul, * 10. 12.1924 Scherfelde (Westfalen). Theologe, Lehrer, Jurist, Hochschullehrer, kath. M., Sohn eines Krupp-Angestellten und einer Köchin, besuchte das Gymnasium in Essen und durchlief eine Lehre in der dortigen Krupp-Gußstahlfabrik. 1942 wurde er zum Wehrdienst eingezogen. Nach Kriegsende studierte er Katholische Theologie, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte, legte beide theologische Examen ab und war 1950-54 im höheren Schuldienst in Bonn tätig. 1950-53 studierte er Rechtswissenschaften, wurde 1954 mit der Arbeit Geschlechtliches Unvermögen als Ehehindernis im kanonischen Recht promoviert und habilitierte sich 1956. 1957 wurde er ordentlicher Professor der Rechte in Würzburg, 1965 in Bochum. Er beschäftigte sich vor allem mit Bürgerlichem Recht, Rechtsgeschichte und Staatskirchenrecht. M. wurde Präsident der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft, Mitglied des Kuratoriums der AlfriedKrupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung und des Vorstandes der Peter-Klöckner-Stiftung sowie Aufsichtsratsmitglied der Rheinisch-Bergischen Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH. 1998 übernahm er die Präsidentschaft der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Nach Kriegsende trat M. der CDU bei. 1962-66 war er Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen. In seine Amtszeit fiel die Gründung von vier neuen Universitäten (Bochum, Düsseldorf, Bielefeld und Dortmund). 1963-65 war er Präsident der Ständigen Konferenz der Kultusminister und Vorsitzender des Kulturpolitischen Ausschusses des Bundesrates. 1966-69 gehörte er dem Landtag von NordrheinWestfalen an. 1987 übernahm M. den Vorsitz der Kommission „Montanregionen" in Nordrhein-Westfalen. 1989 wurde er Vorsitzender der unabhängigen „Kohle-Kommission". In der 6.-10. Wahlperiode (1969-87) war M., jeweils über die CDU-Landcslistc Nordrhein-Westfalen gewählt, Mitglied des Bundestages. Er war Mitglied des Fraktionsvorstandes und Justitiar der CDU/CSU-Fraktion. In allen Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an; in der 7. Wahlperiode wurde er im März 1976 dessen Ordentliches Mitglied. In der 6. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. M. erhielt 1985 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1994 den Staatspreis des Landes NordrheinWestfalen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Das Verhältnis von Kirche und Staat in der Bundesrepublik. Berlin 1964, 2 1967. - Grundlagen, Aufgaben und Schwerpunkte einer künftigen Kulturund Schulpolitik im Lande Nordrhein-Westfalen. Eine Denkschrift. Ratingen 1966. - Religionsrechtliche Schriften. Abhandlungen zum Staatskirchenrecht und Eherecht. Hrsg. von

Milz Joseph Listi. Berlin 1974. - Dotierte Ehe - rechte Ehe. Zur Entwicklung des Eheschließungsrechls in fränkischer Zeit. Opladen 1978. - Starker oder schwacher Staat. Bemerkungen zum Staatsverständnis des Bonner Grundgesetzes. In: Politik als gelebte Verfassung. Festschrift für Friedrich Schaler. Hrsg. von Jürgen Jekewitz, Michael Melzer und Wolfgang Zeh. Opladen 1980, S. 33-45. - Hrsg.: Kirche und Staat in der neueren Entwicklung. Darmstadt 1980. - Rechtsprobleme der Schlüsselgewalt. Opladen 1981. - Die Bergpredigt, eine Herausforderung für alle. Freiburg im Breisgau u.a. 1983. - Geschichte, Recht, Religion, Politik. Hrsg. von Dieter Giesen und Dietlinde Ruthe. 2 Bde., Düsseldorf 1984. - Ethische Strukturen der Ehe in unserer Zeit. Zur Normierungsfrage im Kontext des abendländischen Eheverständnis ses. Paderborn 1987. - Die Polygamiefrage in der frühen Neuzeit. Opladen 1988. - Die Inzestgesetzgebung der merowingisch-fränkischen Konzilien. Paderborn u. a. 1994. - Spektrum. Aufsätze und Reden. Hrsg. von Gerhard Mertens. Paderborn u.a. 1995. - Caesarius von Arles und die Juden. Opladen 1996. Mildner, Klaus, * 11. 8.1938 Stettin. Bauingenieur, leitender Angestellter, ev. M. besuchte die Oberschule in Magdeburg und legte 1956 das Abitur ab. Nach dem Studium an der Technischen Universität Dresden, das er 1962 als Diplombauingenieur abschloß, war er 1962-64 in einem Baubetrieb tätig. 1964 wechselte er zum Brückenbau der Deutschen Reichsbahn und wurde nach Promotion (1974) und Habilitation (1984) Abteilungsleiter. Im Herbst 1989 trat M. dem Demokratischen Aufbruch bei. Seit Juni 1990 Mitglied der CDU, wurde er stellvertretender Vorsitzender der CDU in Magdeburg. Er ist Mitglied des Wirtschaftsrates der CDU. In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat M. den Wahlkreis 286 (Magdeburg) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (seit Juni 1991, davor Stellvertretendes Mitglied) und des Ausschusses für Verkehr (bis Februar 1992, danach bis Oktober 1993 Stellvertretendes Mitglied). Miller, Anton, * 25.8.1899 Augsburg, f 26.6.1988 Augsburg. Angestellter, Unternehmer, kath. Nach der Volksschule war M. in der Landwirtschaft tätig. Er nahm 1916-18 am Ersten Weltkrieg teil und befand sich bis Ende 1919 in Kriegsgefangenschaft. 1920/21 besuchte er die Landwirtschaftsschule, wurde Angestellter eines landwirtschaftlichen Verbands und besuchte 1924/25 die Handelsschule. 1925 gründete er eine eigene Firma, für die er 1930-36 Niederlassungen in Österreich, Frankreich und England errichtete. Nach der Zerstörung der Firma 1945 baute M. diese in der Sowjetischen Besatzungszone wieder auf. 1945 wurde M. Mitglied der CDU und Vorsitzender des Wohnungs- und Siedlungsausschusses im Landesverband Sachsen-Anhalt. Seit 1946 Mitglied des dortigen Landtages, war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, 1947-49 Fraktionsvorsitzender und 1948/49 Vizepräsident. 1949 floh M. aus der Sowjetischen Besatzungszone nach Bayern und wurde Landesobmann des Arbeitskreises der Sowjetflüchtlinge der CSU. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte M. mit einem Mandat der CSU-Landesliste Bayern dem Bundestag an. Er war Ordcntlichcs Mitglied des Ausschusses für Lastcnausglcich, des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen und des Ausschusses für Hcimatvertricbcnc (seit März 1955, davor seit Januar 1954 Stellvertretendes Mitglied). Dem Ausschuß für Besatzungsfolgen und dem Ausschuß für Postund Fernmeldewesen gehörte er als Stellvertretendes Mitglied an.

Miltner, Karl, * 16.7.1929 Engen. Jurist, Verwaltungsbeamier, kath. M., Sohn eines Bürgermeisters, studierte Rechtswissenschaften und legte 1954 die Erste, 1958 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1957 wurde er mit der Arbeit Der Genehmigungsvorbehalt nach dem geltenden Recht der Kommunalaufsicht unter besonderer Berücksichtigung von BadenWürttemberg zum Dr. jur. promoviert. Anschließend besuchte er die Verwaltungshochschule Speyer und wurde 1959 Assessor bei der Justiz in Baden-Württemberg, danach Regierungsassessor beim Bundesminister des Innern. 1961-64 war er zunächst Regierungsassessor, dann Regierungsrat beim Landratsamt Konstanz. 1964 wurde er Erster Landesbeamter und ständiger Vertreter des Landrates beim Landratsamt Taubcrbischofshcim. 1988 wurde er Regierungspräsident in Karlsruhe. In der 6.-8. Wahlperiode (1969-80) vertrat M. den Wahlkreis 185 (Tauberbischofsheim), von 1980 bis zur Niederlegung des Mandats am 20.5.1988 den Wahlkreis 181 (Odenwald - Tauber). 1983 wurde er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion. In der 8. Wahlperiode hatte er den stellvertretenden Vorsitz des Wahlprüfungsausschusses und des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung inne, dem er in der 9. und 10. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte (in der 10. Wahlperiode seit Dezember 1983 als Stellvertretendes Mitglied). In der 6.-10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Innenausschuß (in der 10. Wahlperiode war er seit Dezember 1983 Stellvertretendes Mitglied) und war in der 6. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Richterwahlausschusses (seit Dezember 1971) und Stellvertretendes Mitglied des Rcchtsausschusscs. In der 7. Wahlperiode gehörte er dem 1. Untersuchungsausschuß (SteinerWienand-Ausschuß) und als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (bis März 1973) an. Er arbeitete in der 8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im 1. Untersuchungsau sschuß (Abhöraffäre Strauß) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Rechtsausschuß (seit November 1983) und dem Vcrtcidigungsausschuß (von Januar bis Oktober 1984) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die parlamentarische Konteolle des Verfassungsschutzes. In: Verfassungsschutz in der Demokratie. Beiträge aus Wissenschaft und Praxis. Hrsg. vom Bundesamt für Verfassungsschutz. Köln u. a. 1990, S. 53-66. Milz, Peter (Nikolaus), * 7.12.1934 Mechernich (Eifel), ν 26.11. 1986 Mechernich. Stukkateurmeister, Unternehmer, kath. Seit 1960 selbständiger Stukkateurmeister, war M. Inhaber einer Firma des Bau- und Stuckgeschäfts sowie des Fliesenund Gerüstbaus in Marmagen. Er war Aufsichtsratsmitglied der Kreisenergieversorgung in Kall und Mitglied des Verwaltungsrates der Kreissparkasse des Kreises Euskirchen. 1958 Schloß sich M. der CDU an. 1963-69 war er Vorsitzender der Jungen Union im Kreis Schleiden und wurde 1972 Vorsitzender der CDU in Euskirchen. 1964-69 gehörte er dem Kreistag Schleiden an, wurde 1969 dort Landrai, saß 1972-86 im Kreistag Euskirchen und war 1972-84 erster stellvertretender Landrat des Kreises Euskirchen. 1983-86 gehörte er dem Vorstand der CDU Rheinland an. In der 7. und 8. Wahlperiode (1972-80) vertrat M. den Wahlkreis 57 (Bergheim bzw. Euskirchen-Erftkreis 1), in der 9. und 10. Wahlperiode (1980-87) den Wahlkreis 58 (Euskirchen - Erftkreis 11) im Bundestag. 1976 wurde er Vorsitzender der Deutsch-Belgisch-Luxemburgischen Parlamentariergruppe. In der 7. und 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehr und für das

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Mischnick Post- und Fernmeldewesen, in der 9. und 10. Wahlperiode im Ausschuß für Verkehr. Er war in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusses, in der 9. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis September 1981) und in der 10. Wahlperiode des Vcrtcidigungsausschusscs. 1976-80 gehörte er der Beratenden Versammlung der Europarates an. NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Mischnick, Wolfgang, * 29.9.1921 Dresden. Parteifunktionär, Angestellter, ev. M. wuchs in Dresden-Neustadl als einziges Kind eines Reichswehr-Zivilangestellten und der Tochter eines Kolonialwarenhändlers auf. Seit 1928 besuchte er dort die Volksschule und von 1932 an das Staatsgymnasium, das er Ende 1939 bei seiner Einberufung mit dem Abiturzeugnis verließ. Der Wehrdienst als Artillerist wurde 1940 durch ein dreimonatiges Schlosser-Praktikum bei der Kraftfahrgesellschaft Sachsen unterbrochen. Seit Sommer 1940 gehörte M. zu den Besatzungstruppen in Frankreich und nahm dann am Rußlandfeldzug teil. Ende 1942 zum Leutnant d. R. befördert, wurde M. mehrfach verwundet, kämpfte zuletzt in Ostpreußen und erlebte das Kriegsende im Erzgebirge. Zurückgekehrt in seine Heimatstadt, wurde ihm als gewesenem Offizier ein Studium verwehrt; er fand dafür seit September 1945 cinc Beschäftigung als Jugendreferent der sächsischen LDP, der er sich einen Monat zuvor angeschlossen hatte. Im Oktober 1945 wurde er in den Landesvorstand und im Juli 1946 in den Zentral vorstand der LDP gewählt; zudem saß er seit September 1946 im Dresdner Stadtrat. Wegen seiner ablehnenden Haltung zur Freien Deutschen Jugend (FDJ) geriet M. in Konflikt mit SED und sowjetischer Besatzungsmacht, die im Herbst 1946 seine Landtagskandidatur verhinderte und seine Wahl zum stellvertretenden Landesvorsitzenden im Oktober 1947 nicht bestätigte. Nach der Entlassung als hauptamtlicher Mitarbeiter floh M. im April 1948 nach Frankfurt am Main, wo er - nun FDP-Mitglied für zwei Monate eine Stelle bei deren Landesverband erhielt. Danach arbeitete er als Vertreter und Journalist, bis er Ende 1950 in die hauptamtliche Tätigkeit bei der hessischen FDP zurückkehrte. 1951 wurde M. stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Jungdemokraten und leitete 1952-56 deren Landesverband sowie 1954-57 den Bundesverband. Seit 1951 war er Mitglied im hessischen Landesvorstand, 1957-67 dessen stellvertretender Vorsitzender und hatte 1967-77 den Vorsitz inne. Dem Kreisverband Frankfurt stand er 1956-71 vor; dem FDP-Bundesvorstand gehörte er ununterbrochen vom März 1954 bis zum Oktober 1988 an, seit 1964 als stellvertretender Bundesvorsitzender. Nach der Wahl in den hessischen Landtag 1954 und in die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung 1956 zog M. bei der Bundestagswahl 1957 unter Aufgabe des Landtags-, aber bei Beibehaltung des Stadtverordnetenmandats (bis 1961, dann 1964-71) erstmals in den Bundestag ein. Diesen Parlamentssitz behielt er bis 1994, jeweils über die hessische Landesliste seiner Partei gewählt; nur für die 12. Legislaturperiode bekam er sein Mandat als Kandidat der sächsischen FDP. Bereits im hessischen Landtag 1955-57 Parlamentarischer Geschäftsführer, nahm M. im Bundestag 1959-61 die gleiche Position ein, ehe er im letzten Kabinett —»Adenauer 1961-63 als jüngstes Kabinettsmitglied Minister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsbeschädigte wurde. Diesen Platz räumte er im Oktober 1963 zugunsten der Vizekanzlerschaft des FDP-Vorsitzenden Erich —»Mende in der ersten Regierung —» Erhard und übernahm dafür den stellvertretenden Fraktions vorsitz. Im Zuge der koalitionspolitischen Neuorientierung der FDP unter Walter —» Scheel folgte M. Knut

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Frhr. von —» Kühlmann-Stumm Anfang 1968 im Fraklionsvorsitz, den er dann 23 Jahre lang ausübte; 1991 wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. M. weist damit die längste Amtszeit unter allen bisherigen Vorsitzenden einer Bundestagsfraktion auf. Nach den Anfängen als Jugendpolitiker galt M.s politisches Engagement vornehmlich dem Sport sowie der Sozialund Deutschlandpolitik. Er gehörte zu den Anhängern einer neuen Ostpolitik und unterstützte die Entspannungspolitik der SPD-FDP-Kabinette; zugleich war er maßgeblich daran beteiligt, daß die FDP an der Wiedervereinigung als politischem Ziel festhielt. 1989/90 koordinierte er, der immer Kontakt zur LDP(D) in der DDR gehalten hatte, den Vereinigungsprozeß der west- und ostdeutschen Liberalen. Als Fraktionsvorsitzender sah M. seit 1969 seine Hauptaufgabe darin, im Zusammenspiel mit Herbert —»Wehner die knappe parlamentarische Mehrheit der ersten sozial-liberalen Koalition abzusichern. Auch später bildete die Kooperation beider einen wichtigen Stabilitätsfaktor für die Koalition. M. war ursprünglich kein Befürworter des 1981/82 von Hans-Dietrich —» Genscher und Otto Graf —» Lambsdorff angestrebten Koalitionswechsels, stellte sich aber dann hinter deren Kurs und sorgte, u. a. mit einer wichtigen Rede beim konstruktiven Mißtrauensvotum gegen Helmut —»Schmidt am 1.10.1982, für eine Mehrheit dafür in der FDP-Fraktion. M. hat das Spannungverhältnis zwischen Einzelrecht des Parlamentariers und Fraktionsdisziplin des öfteren thematisiert und sich wiederholt in den Krisensituationen der FDP 1970-72 und 1981/82 zur Gewissensfreiheit der Abgeordneten bekannt, zugleich aber auch für die Anerkennung von Mehrheitsentscheidungen in Partei und Fraktion bzw. die Rückgabe des Mandats plädiert. In der 3. Wahlperiode war M. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Sozialpolitik. In der 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes, in der 4. (seit November 1963) und 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen an. In der 3. und 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Heimatvertriebene (in der 4. Wahlperiode seit November 1963), in der 4. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung (von November 1963 bis Oktober 1964, danach Stellvertretendes Mitglied), in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsund Verfolgungsschäden und in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (von November 1971 bis März 1972). In der 7.-12. Wahlperiode engagierte sich M. als Ordentliches Mitglied im Sportausschuß, dessen Stellvertretender Vorsitzender er in der 7.-9. Wahlperiode (bis Dezember 1982) war. In der 10. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Verteidigungsausschuß und dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (bis März 1984), in der 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß Deutsche Einheit (seit Mai 1990), in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und dem Treuhandausschuß (seit April 1993) an. Ehrenamtlich war M. vor allem im Bereich der Sozialpolitik (u.a. 1953-57 beim Landeswohlfahrtsverband Hessen und im Allergiker- und Aslmathikerbund) und des Sports (u. a. 1975-90 im Verwaltungsrat von „Eintracht Frankfurt") aktiv. 1987-95 war er Vorsitzender der Friedrich-NaumannStiftung und ist derzeit Kuratoriumsvorsitzender der KarlMay-Stiftung. M. erhielt 1968 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, 1973 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1974 das Große Goldene Eh-

Mitzscherling renzeichen mit Stern der Republik Österreich und 1975 die Wilhelm-Leuschner-Medaille. VERÖFFENTLICHUNGEN: Der Abgeordnete muß der Parteiarbeit erhalten bleiben. In: Das Freie Wort 47 (1957) S. 4. - Die Liberalen und die Gewerkschaften. In: liberal 5 (1963) Heft 4, S. 3-8. - Liberale Fraktion. In: liberal 14 (1972) S. 935-947. - Bundestagsreden und Zeitdokumente. Bonn 1973, Ί 9 8 1 . - Gesellschafts- und Sozialpolitik. Selbstbestimmung, Mitbestimmung, Solidarität. In: Liberale in der Verantwortung. Hrsg. von Hans-Dietrich Genscher. München/Wien 1976, S. 29-43. - Ost-West-Beziehungen und Sicherheilspolitik im Licht der Politik des „neuen Denkens". In: liberal 30 (1988) Heft 4, S. 37-42. - Die Präambel des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland aus der Sicht der FDP. In: Das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes. Hrsg. von Dieter Haack u.a. Köln 1989, S. 29-34. - Die Einheil Deutschlands, der Frieden Europas Perspektiven der Freiheit. In: Von Weimar nach Bonn. Freiheit und Einheit als Aufgabe. Köln 1989, S. 102-110. - Die Eingliederung der Flüchtlinge und der Lastenausgleich. In: Rainer Barzel (Hrsg.): Sternstunden des Parlaments. Heidelberg 1989, S. 277-301. - Hrsg.: Verantwortung für die Freiheit. 40 Jahre F.D.P. Stuttgart 1989. - Von Dresden nach Bonn. Erlebnisse - jetzt aufgeschrieben. Stuttgart 1991. W. M., Bonn/Dresden. In: Lebensläufe hüben und drüben. Hrsg. von Carl-Christoph Schweitzer u.a. Opladen/Leipzig 1993, S. 295-303. - Die deutschlandpolitischen Aktivitäten der FDP 1945-1970. In: Reinhard Hübsch und lürgen Frölich (Hrsg.): Deutsch-deutscher Liberalismus im Kalten Krieg. Potsdam 1995, S. 88-103. - Erinnerung an Wilhelm Külz. In: Walter Scheel und Otto Graf Lambsdorff (Hrsg.): Freiheit in Verantwortung. Deutscher Liberalismus seit 1945. Gerlingen 1998, S. 193-204. - Die Vorgeschichte der DDR-Gründung. In: Dierk Hoffmann und Hermann Wentker (Hrsg.): Das letzte Jahr der SBZ. München 2000, S. 15-24. LITERATUR: Ludwig Luckemeyer: W. M. und die FDP Hessen 1945-1971. Melsungen 1971. - Horst Dahlmeyer (Hrsg.): Typisch M. Ein schlagkräftiger Liberaler. München 4 1986. - Johannes Merck: Klar zur Wende? Die FDP vor dem Koalitionswechsel in Bonn 1980 bis 1982. Diss. Hamburg 1989. - Martin Broszat und Hermann Weber (Hrsg.): SBZ-Handbuch. München 1990. - Theo Schiller: Die Freie Demokratische Partei in Hessen. In: Dirk Berg-Schlosser u. a. (Hrsg.): Parteien und Wahlen in Hessen. Marburg 1994, S. 167-187.-Wolfgang Staudt: Liberale in Hessen seit 1945. Sankt Augustin 1996. - Henning Groß: M., W. In: Udo Kempf und Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949-1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001, S. 485-489. DEPOSITUM: Archiv des Deutschen Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung, Gummersbach. Jürgen

Frölich

M i s s b a c h , (Karl Emil) Artur, * 2 1 . 9 . 1 9 1 1 Radebeul, t 4 . 9 . 1 9 8 8 Bremen. Jurist, Wirtschaftsberater, Syndikus, Verleger, ev. Nach dem Abitur am Realgymnasium in Lößnitz studierte M. Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Greifswald und Berlin und legte das Erste juristische Staatsexamen ab. Seit 1939 war er im Reichswirtschaftsministerium und beim Oberkommando des Heeres tätig. 1942 wurde er Leiter einer Wirtschaftsgruppe in der gewerblichen Wirtschaft. Seit 1946 war er Wirtschaftsberater, Syndikus mehrerer Wirtschaftsverbändc und Inhaber des Verlags für Arbeit und Wirtschaft. M. gab die „Vertraulichen Mitteilungen aus Politik und Wirtschaft" heraus. 1947 Schloß sich M. der CDU an. Er wurde Vorsitzender seiner Partei in Kreis Hoya und in Hannover. 1955-61 gehörte er dem Niedersächsischen Landtag an und war seit 1956 Fraktionsvorsitzender.

In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat M. den Wahlkreis 37 (Fallingbostel-Hoya), in der 5. Wahlperiode (1965-69) den Wahlkreis 28 (Hoya) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und seit Oktober 1963 des Ausschusses für Mittelstandsfragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und dem Außenhandelsausschuß (seit März 1963) an. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für gesamtdeutsche und Berliner Fragen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses. M i s s e l w i t z , Hans-Jürgen, * 2 9 . 3 . 1 9 5 0 Altcnburg (Thüringen). Biologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Pfarrer, cv. M. legte 1968 das Abitur ab, leistete 1968-70 Wehrdienst, studierte 1970-72 Biologie an der Universität Jena, 1972-74 Biophysik an der Humboldt-Universität Berlin und Schloß 1974 das Studium als Diplombiologe ab. Anschließend war er Aspirant an der Akademie der Wissenschaften in BerlinBuch, 1979-81 wissenschaftlicher Assistent am Pharmakologischen Institut der Humboldt-Universität Berlin und wurde 1980 mit der Arbeit Isolierung und Charakterisierung von Oberflächenmembranfragmenten aus einer Mikrosomenfraktion des Taubenherzens zum Dr. rer. nat. promoviert. 1981-86 studierte er Theologie am Sprachenkonvikt in Berlin, legte 1986 das Erste, 1989 das Zweite Theologische Staatsexamen ab und war 1987 als Vikar in Berlin tätig. 1987/88 hielt er sich zu Studienzwecken in Alexandria (USA) auf. Von Herbst 1989 bis März 1990 als Pfarrer in Berlin tätig, wurde M. im selben Jahr Leiter der Brandenburgischcn Landcszcntralc für politische Bildung in Potsdam. 1981 gründete er mit Ruth Misselwitz den Friedenskreis Pankow. 1990 trat M. in die SPD ein. Von 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war er Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 04, Listenplatz 5, Bezirk Erfurt) und Parlamentarischer Staatssekretär beim Minister Auswärtige Angelegenheiten der DDR. Vom 3. 10. bis zum 20. 12.1990 gehörte M. dem 11. Deutschen Bundestag an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. Seine Kandidatur für den Bundestag 1990 war erfolglos. M i ß m a h l , Friedhelm, * 3.10.1904 Homberg (Niederrhein), t 7 . 1 2 . 1 9 6 7 Moers. Bergarbeiter, Gewerkschaftsfunktionär. Von Beruf Bergarbeiter, war M. seit 1923 in der gewerkschaftlichen Jugendbewegung und in der SPD tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich am Wiederaufbau der SPD und der Gewerkschaftsbewegung. Im Februar 1946 wurde er Sekretär des Industrieverbandes Bergbau in Moers. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat M. den Wahlkreis 25 [84] (Moers) im Bundestag. Am 1.9. 1954 rückte er über die SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wilhelm —>Tenhagen in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 2. Wahlperiode 1957 angehörte. In der 1. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Post- und Fernmeldewesen und im Ausschuß für Grenzlandfragen mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses gem. Art. 15 GG. In der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen der öffentlichen Fürsorge (seit Oktober 1954). M i t z s c h e r l i n g , Peter, * 14.12. 1928 Löbau, ν 28.12. 1996 Ibiza. Diplomkaufmann, Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Verwaltungsbeamter. M., Sohn eines Finanzbeamten, leistete 1944/45 Arbeitsund Militärdienst. 1947 legte er in Radeberg das Abitur ab

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Mocker und studierte an der Humboldt-Universität Berlin, später an der Freien Universität und der Technischen Universität Berlin Volks- und Betriebswirtschaft. 1967 wurde er mit der Arbeit Soziale Sicherung in der DDR. Ziele, Methoden und Erfolge mitteldeutscher Sozialpolitik promoviert. Seit 1961 war er am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung tätig. M. beschäftigte sich vor allem mit Fragen der Sozial- und Wirtschaftspolitik, der DDR-Wirtschaft, des innerdeutschen Handels und des Ost-West-Handels. 1967 übernahm er die Abteilung „DDR und östliche Industrieländer" und war 1974-80 Berliner Senatsdirektor für Arbeit in Berlin. 1989 wurde er Senator für Wirtschaft des Landes Berlin. 1955 Schloß sich M. der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an. Von 1945 bis zum Austritt 1947 war M. Mitglied der SPD, Bezirk Ost-Sachsen. 1962 wurde er Mitglied des SPDLandesverbandes Berlin. Von 1980 bis zur Niederlegung des Mandats am 10.5.1989 war M. als Vertreter Berlins Mitglied des Bundestages. In der 9.-11. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 9. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung und Technologie, in der 10. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis September 1983), in der 10. (seit September 1983) und 11. Wahlperiode dem Finanzausschuß an. M. erhielt 1988 das Verdienstkreuz 1. Klasse, 1991 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sozialpolitik im geteilten Deutschland. Hannover 1971. - Mitautor: System und Entwicklung der DDR-Wirtschaft. Berlin 1974. - Zweimal deutsche Sozialpolitik. Berlin 1978. M o c k e r , Karl, * 2 2 . 1 1 . 1 9 0 5 Horatitz (Kr. Saaz, Böhmen), t 17.7. 1996 Schwäbisch Gmünd, lurist (Rechtsanwalt), kath. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Saaz 1917-25 studierte M. Rechtswissenschaft an der Universität Prag und an der Handelshochschule in Wien, wurde 1929 zum Dr. jur. promoviert und ließ sich 1935 als Rechtsanwalt in Komotau nieder. Vor 1933 in der sudetendeutschen Sammlungsbewegung politisch tätig, war er Beisitzer im Landesausschuß Böhmen. Seit 1946 in Schwäbisch-Gmünd ansässig, arbeitete er in Vertriebenenorganisationen mit. 1948 wurde er Vorsitzender des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen in Württemberg und 1952 Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg der vertriebenen Deutschen. Im Dezember 1950 wurde M. Mitglied des Landtages von Württemberg-Baden (DG/BHE). Er war zunächst stellvertretender Fraktionsvorsitzender, seit Februar 1952 Fraktionsvorsitzender. Von 1952 bis zur Niederlegung des Mandats im März 1954 gehörte er dem Landtag von Baden-Württemberg an und war Fraktionsvorsitzender. 1971 trat er in die CDU ein und war 1972-76 Staatssekretär für Vcrtricbcncnfragcn in der Baden-Württembergischen Landesregierung. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte M. mit einem Mandat der DG/BHE-Landesliste dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung (bis Juli 1955), des Ausschusses für Hcimatvcrtriebcnc (bis Juli 1955), des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten (von Juli 1955 bis April 1956) und des Ausschusses für Geld und Kredit (seit März 1957). Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für gcwcrblichcn Rechtsschutz und Urheberrecht (seit Juli 1955), dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen (bis November 1956) und dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit März 1957) an.

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M. erhielt das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und die Verfassungsmedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg. M o d r o w , Hans, * 2 7 . 1 . 1 9 2 8 Jasenitz (Vorpommern). Schlosser, Verbandsfunktionär, Ökonom, Parteifunktionär, konfessionslos. Der aus einer Arbeiterfamilie stammende M. besuchte 1936-42 in seinem Heimatdorf die Volksschule und absolvierte anschließend in den Hydrierwerken Stettin eine Ausbildung zum Maschinenschlosser. Politisch prägten ihn in der Jugend vor allem der in der NSDAP organisierte Vater sowie die nationalsozialistischen Jugendorganisationen. Im Januar 1945 zum Volkssturm einberufen, geriet er in sowjetische Gefangenschaft, die er in verschiedenen Arbeitslagern und seit Ende 1947 als Schüler der Zentralen Antifa-Schule in Rjasan und Ogre bei Riga verbrachte. Tm Januar 1949 kehrte M. zurück und arbeitete zunächst als Schlosser im VEB Lokomotivbau/Elektronische Werke Henningsdorf. Er wurde Mitglied der SED, der Freien Deutschen Jugend (FDJ) sowie des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) und begann im Juni 1949 beim FDJLandesvorstand Brandenburg seine Karriere als hauptamtlicher Jugendfunktionär: vom Leiter der Abteilung Arbeiterjugend zum Studentensekretär, Sekretär für Propaganda und Kultur und Sekretär für Organisation. Im April 1951 als Landesvorsitzender der FDJ nach Schwerin versetzt, erhielt M. ein Mandat als Abgeordneter des Landtages Mecklenburg und den Vorsitz des dortigen Jugendausschusses. Nach dem Besuch der Komsomol-Hochschule in Moskau 1952/53 war er in Personalunion 1. Sekretär der Berliner FDJ-Bezirksleitung (1953-61), Sekretär des Zentralrates der FDJ (1953-55 und 1959-61), Mitglied der Ostberliner Stadtverordnetenversammlung (1953-71), Vorsitzender der Ständigen Kommission für Jugendfragen (1953-61), Mitglied der SED-Bezirksleitung Berlin (1954-71), Berliner Vertreter bzw. Abgeordneter der Volkskammer der DDR (1958-90) und Vorsitzender der Parlamentarischen Freundschaftsgruppe DDR-Japan (1973-89). Daneben absolvierte er 1954-57 ein Fernstudium an der Parteihochschule und 1959-60 ein externes Studium an der Hochschule für Ökonomie Berlin, das er als Diplomökonom beendete. Im September 1961 zum 1. Sekretär der SED-Kreisleitung in Berlin-Köpenick „gewählt", lernte M. bei den Kommunalwahlcn 1961 erstmals die Praxis „gcschöntcr" Wahlergebnisse kennen und handhaben. Von 1958 bis zum Ausscheiden als 1. Kreissekretär 1967 war er Kandidat, 1967-89 Mitglied des Zentralkomitees (ZK) der SED. Nach der außerplanmäßigen Promotion zum Dr. rer. oec. an der Humboldt Universität Berlin mit einer Arbeit zu soziologischen Problemen der Wirtschaftslcitung 1966 arbeitete M. 1967-71 als Sekretär für Agitation und Propaganda in der SEDBezirksleitung Berlin und 1971-73 als Leiter der Abteilung Agitation des ZK der SED. Aus den beruflichen Veränderungen ergab sich auch ein Wechsel seines Engagements innerhalb der Volkskammer. Nachdem er 1958-67 Mitglied des Jugendausschusses gewesen war und diesen zeitweise geleitet hatte, wechselte er 1967 in den Kulturausschuß, dem er bis 1981 angehörte. Mit seiner Einsetzung als 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden erhielt er 1973 zusätzlich ein Mandat des Dresdener Bezirkstages. Angesichts der Massenproteste gegen das SED-Regime im Herbst 1989 trat M. für ein unblutiges Krisenmanagement ein und war Mitinitiator des am 8. Oktober begonnenen Dresdener Dialogs mit der oppositionellen „Gruppe der 20", des ersten „Runden Tisches" in der DDR. Nach dem erzwungenen Rücktritt von Willi Stoph leitete er vom 13.11.1989 bis 12.4. 1990 als Vorsitzender des Ministerrales die Übergangsregierung der DDR, legte das Konzept „Für Deutschland, einig Vaterland" vor und bildete am 5. Februar mit Mit-

Möllemann gliedern des „Runden Tisches" die „Regierung der nationalen Verantwortung". In seiner Regierungszeit wurde die Ausarbeitung demokratischer Gesetze sowie einer neuen Verfassung in Angriff genommen, die aber infolge des rasanten Vereinigungstempos kaum noch zur Wirkung kamen. M., der im November 1989 kurzzeitig dem Politbüro des ZK der SED angehörte, im Dezember 1989 zum stellvertretenden Vorsitzenden der S E D / P D S gewählt wurde und seit Februar 1990 Ehrenvorsitzender der PDS ist, kandidierte in Neubrandenburg für den ersten gesamtdeutschen Bundestag. Als Mitglied des 12. Deutschen Bundestages arbeitete er 1990-94 als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß, im EG-Ausschuß sowie im Sonderausschuß „Europäische Union" (seit Oktober 1992) mit und trat als außenpolitischer Sprecher der PDS hervor. Er kritisierte die Bundesregierung u. a. für ihre Balkanpolitik, für ihre Umsetzung des „2 + 4"-Vertrages sowie die fehlende Entschädigung der Zwangsarbeiter. Die Ratifizierung des Vertrages von Maastrich lehnte er namens der PDS im Sonderausschuß und im Plenum ab, weil dieser keine Sozialunion vorsah und die osteuropäischen Staaten aussparte. Angesichts der Tragweite des Europaabkommens plädierte er für einen Volksentscheid als unmittelbarste Form der Demokratie. Die parlamentarische Immunität von M. wurde 1993 und 1994 zeitweise aufgehoben, da die Dresdener Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Wahlmanipulation und Falschaussage vor dem Sächsischen Landtag ermittelte. Das Landgericht befand ihn am 2 7 . 5 . 1 9 9 3 für schuldig, in drei Fällen Weisungen zur Wahlmanipulation gegeben zu haben und verhängte eine Geldstrafe mit Verwarnung. Dem folgte im März 1994 die zweite Anklageerhebung, die 1995 zu einem Prozeß mit Bewährungsstrafe führte. 1999 wurde M. als PDS-Abgeordneter in das Europäische Parlament gewählt. Dort arbeitet er im Entwicklungsausschuß mit und ist Vizevorsitzender der gemischten parlamentarischen Kommission, die den Beitritt der Tschechischen Republik vorbereitet. M. erhielt 1975 den Vaterländischen Verdienstorden in Gold, 1978 den Karl-Marx-Orden. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Wolfgang Meyer: Aufbruch und Ende. Hamburg 1990. - Für ein neues Deutschland, besser als DDR und BRD. Berlin 1990. - Ich wollte ein neues Deutschland. Berlin 1998. - Die Perestroika - wie ich sie sehe. Berlin 1998. - Von Schwerin bis Strasbourg. Berlin 2001. LITERATUR: Karl-Heinz Arnold: Die ersten hundert Tage des H. M. Berlin 1990. Monika Kaiser M ö h r i n g , Hclmuth, * 11.3. 1922 Brockhöfe. Bäcker, Parteifunktionär. M. erwarb die Mittlere Reife und leistete 1939-45 Reichsarbeits- und Wehrdienst. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft durchlief er 1945-48 eine Bäckerlehre im väterlichen Betrieb und war bis 1955 Bäckergeselle. 1955-69 hatte er die Geschäftsführung des SPD-Unterbezirks Lüneburg-Harburg inne. M. gehörte zu den Begründern der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Uelzen, deren Kreisvorsitzender er wurde. Er Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr an und war stellvertretender Kreisvorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bundes in Lüneburg. M. gehörte auch dem Bundesvorstand der Deutschen Atlantischen Gesellschaft, Bonn, an, war Vorsitzender des Arbeitskreises in Lüneburg und arbeitete im Beirat Innere Führung des Bundesministers der Verteidigung mit. Seit 1946 Mitglied der SPD, war M. Gründer mehrerer Ortsvereine im Kreis Uelzen und gehörte 1955-79 dem SPDUnterbezirksvorstand Lüneburg-Harburg an. Er war Mitglied des SPD-Bezirksbeirates Hannover. 1946-52 gehörte er dem

Rat der Gemeinde Brockhöfe an und nahm das Amt des Bürgermeisters wahr. In der 6.-9. Wahlperiode (1972-83) war M., jeweils über die SPD-Landesliste Niedersachsen gewählt, Mitglied des Bundestages. A m 8.7. 1986 rückte er für den ausgeschiedenen Abgeordneten Gerhard —»Schröder in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. Er war in der 6.-9. Wahlperiode Ordentliches, in der 10. Wahlperiode (seit September 1986) Stellvertretendes Mitglied des Verteidigungsausschusses und in der 6. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes und in der 8. und 9. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an (bis Oktober 1982, danach wieder als Stellvertretendes Mitglied). M ö l l e m a n n , Jürgen W., * 15.7.1945 Augsburg. Grund- und Hauptschullehrer. M. bestand 1965 das Abitur am Gymnasium in Rheinberg (Rheinland), leiste Wehrdienst und studierte 1966-69 Deutsch, Geschichte und Sport an der Pädagogischen Hochschulc in Münster. 1969 legte er die erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen, 1971 die zweite Staatsprüfung ab und war 1969-72 Lehrer. 1980-82 war er Mitinhaber der Firma PR und Text, Presse- und Public Relations-Agentur, München. Seit 1993 ist er Inhaber der Firma W E B / T E C - Wirtschafts- und Exportberatung, Düsseldorf. 1981-91 war M. Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, deren Präsident er 1993 erneut wurde. Er ist Mitglied des Aufsichtsrates des FC Schalke 04, Gelsenkirchen. 1962-69 war M. Mitglied der CDU. 1970 trat er in die FDP ein. 1975-84 war er Vorsitzender des FDPBezirksverbandes Münsterland, 1982/83 stellvertretretender Landesvorsitzender, 1983-94 Landesvorsitzender der FDPNordrhcin-Wcstfalen, deren Vorsitz er 1996 erneut übernahm. 1975-82 gehörte er dem Landesvorstand NordrheinWestfalen der FDP an. 1981-97 war er Mitglied des Bundesvorstandes der FDP. 1999 wurde er Mitglied des Bundespräsidiums der FDP. 1982-87 war M. Staatsminister im Auswärtigen Amt, 1987-91 Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, 1991-93 Bundesminister für Wirtschaft, 1992/93 auch Stellvertreter des Bundeskanzlers. 2000 wurde er Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Von 1972 bis zur Niederlegung des Mandats am 5 . 6 . 2 0 0 0 gehörte M., jeweils über die FDP-Landesliste Niedersachsen gewählt, dem Bundestag an. 1972-75 war er bildungspolitischer Sprecher, 1975-82 sicherheitspolitischer Sprecher und 1994-98 gesundheilspolilischer Sprecher der FDP-Fraktion. 1978-82 hatte er den Vorsitz des Arbeitskreises Außen- und Sicherheits-, Deutschland-, Europa- und Entwicklungspolitik der FDP-Fraktion inne. Von 1998 bis April 2000 war er Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. In der 7. (seit September 1975) bis 9. (bis Oktober 1982) Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuß. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, in der 8. und 9. Wahlperiode im Auswärtigen Ausschuß (bis Oktober 1982) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 7. Wahlperiode dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (bis Mai 1974) und dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen (seit September 1974) an. In der 8. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft (bis November 1977). Als Ordentliches Mitglied arbeitete er in der 12. Wahlperiode im Auswärtigen Ausschuß (seit März

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Möller 1993), in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für Gesundheit mit. In der 13. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Tnnenausschusses und des Ausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung. Möller, Alex(ander Johann Heinrich Friedrich), * 26.4. 1903 Dortmund, f 2. 10.1985 Karlsruhe. Bahnangestellter, Redakteur, Gewerkschaftsfunktionär, Versicherungsangestellter, Unternehmer. M., Sohn eines Telegraphisten, späteren Reichsbahnsekretärs und - nach dem Ersten Weltkrieg - Mitbegründers der Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahnbeamter, wurde im Anschluß an die Mittlere Reife 1919 selbst Eisenbahner und arbeitete nebenher in der Redaktion des „Dortmunder Tageblatts". 1923 wechselte er als Pressereferent der Eisenbahncrgewerkschaft nach Berlin. Damals schrieb M., Mitglied der Deutschen Liga für Menschenrechte und der Deutschen Friedensgesellschaft, auch für die von dem Publizisten und Pazifisten Hellmut Georg von Gerlach herausgegebene Wochenzeitschrift „Die Welt am Montag". Im Jahr 1933 wiederholt verhaftet, war M. gezwungen, sich beruflich neu zu orientieren. Er wurde Versicherungsvertreter in seiner Heimat. Zunächst arbeitete er für die Wiener Lebensversicherungs-Gesellschaft Phönix, nach deren Zusammenbrach 1936 für die Karlsruher Lcbcnsversicherungs AG. Dort erhielt er 1943 Prokura und wurde Abteilungsleiter, 1944 stellvertretendes Vorstandsmitglied. Aus Gotha, wo er die Leitung einer im Herbst dorthin verlagerten Ausweichdirektion für Norddeutschland übernommen hatte, zurückgeholt, wurde M. im Juni 1945 von der amerikanischen Militärregierung zum Kommissarischen, im August zum Ordentlichen Vorstandsvorsitzenden bestellt. Diese Position hatte M. bis 1969 inne. 1971 wurde er in den Aufsichtsrat des Unternehmens und zu dessen stellvertretendem Vorsitzenden gewählt. M. war erster Vorsitzender des im Mai 1948 neu gegründeten Verbandes der Lebensversicherungsunternehmen (bis 1952). Bereits 1946 hatte er die Zeitschrift „Versicherungswirtschaft. Halbmonatsschrift der deutschen Individualversicherung" gegründet, deren geschäftsführender Herausgeber er wurde. Träger des gleichnamigen Fachverlags wurde 1958 der Verein Versicherungswirlschaft e.V., als dessen Vorsitzender M. bis zu seinem Tod fungierte. Für eine größere öffentliche Wertschätzung der Individualversicherung im Rahmen einer selbstverantwortlich gestalteten Vorsorge der Bürger trat M. auch selbst immer wieder publizistisch ein. Seiner Meinung nach sollte die Sozialversicherung nur eine Grundversorgung gewährleisten, neben der noch Raum bliebe für eigenes Sparen, was nicht zuletzt auch für die volkswirtschaftliche Kapitalbildung unentbehrlich sei. M. war Mitglied im Verwaltungsrat des Süddeutschen Rundfunks und 1951-69 dessen Vorsitzender. Im Auftrag von Bundeskanzler Helmut -^Schmidt beriet er 1977 Anwar el Sadat zur Entwicklungsstrategie Ägyptens. 1922 wurde M. Mitglied der SPD; 1958-73 gehörte er dem Parteivorstand an, war 1962-66 Landesvorsitzender der SPD Baden-Württembergs, 1973-79 Vorsitzender der Kontrollkommission der SPD und übernahm 1980 den Vorsitz im SPD-Seniorenrat. Als Bezirks Sekretär der Eisenbahnergewerkschaft wurde M. 1928 für den Wahlkreis Halle-Merseburg in den Preußischen Landtag gewählt, wo er sich an den Verhandlungen über das Preußen-Konkordat von 1929 beteiligte. 1946-69 warM. Mitglied zweier Verfassunggebender Landesversammlungen und Abgeordneter des Landtages in Stuttgart. 1950-61 war er Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Auf seine Initiative hin wurde Gebhard Müller (CDU) 1953 Ministerpräsident einer Allparteienregierung (ohne KPD), wodurch die

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Verfassung des neu gebildeten Landes Baden-Württemberg mit breiter Mehrheit angenommen wurde. 1961-76 war M. Mitglied des Bundestages, bei den Wahlen 1961 und 1965 über die SPD-Landesliste Baden-Württemberg, bei den Wahlen 1969 und 1972 im Wahlkreis 181 (Heidelberg-Stadt) direkt gewählt. 1964-69 und wieder 1972-76 stellvertretender Vorsitzender der SPDBundestagsfraktion war M. auch Finanzexperte der SPD. Als solcher war er bereits 1950-61 Vorsitzender des Finanzund Haushaltsausschusses im Stuttgarter Landtag gewesen und im Bundestag maßgeblich beteiligt an der Verabschiedung des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes von 1967 zu dem er einen Kommentar verfaßte - und der Finanzreform von 1969. In der Regierung der sozialliberalen Koalition, an deren Zustandekommen er durch verschiedene Kontakte zur FDP wichtigen Anteil hatte, wurde M. Finanzministcr. Schon im Mai 1971 trat er jedoch zurück, da Bundeskanzler Willy —> Brandt ihn in seinen Bemühungen um eine solide Haushaltsführung nur unzureichend unterstützte. Rückblickend schrieb er, er habe in seinem „politischen Leben alles zu tun versucht - auch aus beruflichen Gründen -, um Geldentwertungserscheinungen zu bekämpfen" {Genösse Generaldirektor, 1980, S. 475). Der sozialdemokratische Versicherungsmann M. hatte ein Gefühl für die schädlichen sozialen Folgen der Inflation und wollte deshalb nicht die Verantwortung für eine sich abzeichnende kumulative Steigerung der öffentlichen Defizite übernehmen. 1961-76 war M. Mitglied und zeitweise Vorsitzender des Vcrmittlungsausschusscs. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft (bis Januar 1964) und im Ausschuß für wirtschaftlichen Besitz des Bundes (bis Januar 1964, danach war er Stellvertretendes Mitglied) und war Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses und des Wirtschaftsausschusses. In der 5. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß (seit Januar 1967) und im Finanzausschuß (bis Januar 1967, danach bis Juli 1968 als Stellvertretendes Mitglied und anschließend wieder als Ordentliches Mitglied) mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft und Mittelstandsfragen sowie dem Ausschuß für das Bundesvermögen an. In der 7. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft. In seinem Altcrswcrk Tatort Politik (1982) beklagt er die zunehmende Selbstblockade des politischen Systems der Bundesrepublik infolge der stark gestiegenen Aufgaben- und Finanzverflechtung zwischen Bund und Ländern, zu der allerdings die Finanzreform von 1969 entscheidend beigetragen hat. Die dadurch immer häufiger notwendigen Kompromisse zwischen Regierung und Bundesrat führten nach seiner Meinung zu einer Entmachtung der Parlamente. Zum Verlust von deren politischer Gestaltungsfunktion trage auch die Komplexität der zu regelnden Materien bei, wodurch die Abgeordneten von dem in den Ministerien akkumulierten Sachverstand abhängig würden. M. plädierte daher für einen massiven Ausbau der wissenschaftlichen Beratungskapazitäten der Parlamente selbst. VERÖFFENTLICHUNGEN: Unruhige Zeiten. Reden und Aufsätze. Karlsruhe 1963. - Währung und Außenpolitik. Gedanken zu einer währungspolitisch orientierten Außenpolitik. Stuttgart 1963. Hannover 41968. - Im Gedenken an Rcichsfinanzminister Rudolf Hilferding. Bonn 1971. - Reichsfinanzminister Matthias Erzberger und sein Reformwerk. Bonn 1971. - Ein Arbeitsleben für die Assekuranz. Karlsruhe 1973. - Mit Hermann Höcherl und Werner Mertes: Erfahrungen. Kritik am Bundestag und was drei MdB a.D. dazu sagen. Bonn 1976. - Mit Robert Schwebler: Schuld

Moersch durch Schulden? Nutzen und Grenzen der Staatsverschuldung. München 1981. LITERATUR: Robert Schwebler und Walter Föhrenbach (Hrsg.): Jahre der Wende. Festgabe für Α. M. zum 65. Geburtstag. Karlsruhe 1968. - Ernst-Wolf Mommsen: Das preußische Erbe. Die Alex-Möller-Geburtstagsrede. Düsseldorf 1973. - Robert Schwebler (Hrsg.): Jahre der Wende. 1968-1978. Bestandsaufnahme eines Jahrzehnts. Α. M. zum 75. Geburtstag. Karlsruhe 1978. - Paul Feuchte: M., A. In: Baden-Württembergische Biographien. Hrsg. von Bernd Ottnad. Bd. 1. Stuttgart 1994, S. 240-245. NACHLASS: Bundesarchiv, Koblenz. Christoph Buchheim

1963 trat M. in die Junge Union, 1976 in die CDU ein. Er wurde Mitglied des Landesvorstandes der Jungen Union Schleswig-Holstein. In der 7. Wahlperiode (1972-76) war M. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Schleswig-Holstein Mitglied des Bundestages. Als Ordentliches Mitglied gehörte er dem Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (von Februar bis Oktober 1973, danach als Stellvertretendes Mitglied) und dem Haushaltsausschuß (seit September 1973, davor als Stellvertretendes Mitglied) an. Er war darüber hinaus Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis Oktober 1973).

M ö l l e r , Franz, * 2 . 1 1 . 1 9 3 0 Lingen (Emsland). Jurist (Rechtsanwalt), Verwaltungsbeamter, kath. M. studierte nach dem Abitur 1951 Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten in Münster und Freiburg im Breisgau, legte 1955 die Erste, 1960 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab und wurde 1958 in Münster mit der Arbeit Die abredewidrige Ausfüllung von Blankowechseln. Unter besonderer Berücksichtigung der Rechtsbehelfe des Blankettgebers zum Dr. jur. promoviert. Seit 1960 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Wissenschaftlichen Dienst bei der Verwaltung des Deutschen Bundestages, 1965-69 persönlicher Referent des Bundestagspräsidenten Eugen —> Gerstenmaier, seit 1969 zunächst Personalreferent, dann Leiter der Personalabteilung und seit 1973 Leiter der Abteilung „Dienste für Abgeordnete", seit 1971 als Ministerialdirigent. Im Dezember 1976 wurde er als Rechtsanwalt beim Amts- und Landgericht Bonn zugelassen. 1965 trat M. der CDU bei, deren stellvertretender Kreisvorsitzender er 1974-76 war. 1970 wurde er Mitglied des Kreistages des Rhcin-Sicg-Kreiscs und 1974 Landrat des RheinSieg-Kreises.

M ö n i k e s , Anna, geb. Wilkes, * 16.8. 1905 Plaidt, ν 22.5.1995. Grund- und Hauptschullehrerin, kath. M. legte 1925 in Koblenz das Lehrerinnenexamen ab. Sie arbeitete als Bürogehilfin und Hauslehrerin, seit 1928 als Jugendpflegerin bei der Bezirksjugendpflege in Koblenz. 1932-47 war sie Lehrerin im öffentlichen Schuldienst. Seit 1960 betätigte sie sich ehrenamtlich in der Jugend- und Erwachsenenbildung (Jugendforen, Eheseminare, Elternkreise, Mütterschulen). 1960 trat M. der CDU bei und gründete den Ortsverband Oberbreisig. Seit 1962 war sie Vorsitzende der Kreisfrauenvereinigung der CDU des Kreises Ahrweiler. Sie gehörte dem Kreisvorsland der CDU an und war seit 1964 Mitglied der CDU-Fraktion des Kreistages im Landkreis Ahrweiler. Am 12.10.1967 rückte M. über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz für den verstorbenen Abgeordneten Hermann Alexander —> Reinholz in den Bundestag nach. Seit November 1967 war sie Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, des Ausschusses für Familien- und Jugendfragen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik.

In der 8. Wahlperiode (1976-80) vertrat M. den Wahlkreis 64 (Rhein-Sieg-Kreis I), in der 9.-12. Wahlperiode (1980-94) den Wahlkreis 65 (Rhein-Sieg-Kreis II) im Bundestag. In der 8., 9. und 12. Wahlperiode (bis August 1992, danach war er Stellvertretendes Mitglied) engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, dessen Vorsitz er in der 9.-11. Wahlperiode (seit Oktober 1982) innehatte. In der 8.-11. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses, in der 12. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, des Rechtsausschusses (seit Juni 1992) und des Sonderausschusses „Europäische Union" (seit Oktober 1992). Im Februar 1991 wurde er Justitiar der CDU/CSU-Fraktion. M. erhielt 1971 das Verdienstkreuz am Bande. 1982 das Verdientskreuz 1. Klasse und 1986 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Martin Limpert: Informationsund Mitwirkungsrechte des Bundestages in Angelegenheiten der Europäischen Union. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen 24 (1993) Heft 1, S. 21-32. M ö l l e r , Heiner, * 22.11.1943 Lübeck, t 5. 8.1998 Lübeck. Betriebswirt, kaufmännischer Angestellter, ev. M. besuchte das Gymnasium bis zur Obersekundareife, durchlief eine kaufmännische Lehre und legte die Kaufmaniisgehilfenprüfung ab. Anschließend studierte er an der Fachhochschule (Akademie für Absatzwirtschaft) und Schloß das Studium als Betriebswirt (grad.) ab. 1964-65 studierte er Marketing und Management an der State University of Wisconsin. 1966-70 war er Marketing Assistent und Referent einer Unternehmensleitung und gehörte der Stabsabteilung für Marketing und Unternehmensplanung an. Außerdem war er Referent in der Stabsabteilung der Ernst Β oie KG (Mineralöl-Flüssiggas-Vertrieb) in Lübeck.

M o e r c h e l , Siegfried, * 2 6 . 8 . 1 9 1 8 Bagenz (Kr. Spremberg), t 11.1.2002 Salzgitter. Arzt, ev. M. besuchte Schulen in Sprcmberg und Cottbus, bestand 1937 das Abitur und leistete bis 1939 Arbeits- und Wehrdienst. Er studierte Medizin an den Universitäten in Berlin, Leipzig und Greifswald. 1944 legte er das Staatsexamen ab und wurde zum Dr. med. promoviert. Im Zweiten Weltkrieg war er Bataillonsarzt in einer Fallschirmjägerdivision und befand sich bis 1947 in Kriegsgefangenschaft. Aus dem Ostseebad Misdroy vertrieben, ließ er sich 1948 als praktischer Arzt in Salzgitter-Lebenstedt nieder. 1958-64 war er Bundessozialrichter. 1948 trat M. in die CDU ein. 1950-64 hatte er den Vorsitz des Kreisverbandes Salzgitter-Lebenstedt inne. 1952-64 war er Senator von Salzgitter, 1981-91 Stadtrat. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte M. mit einem Mandat der Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens, des Ausschusses für Sozialpolitik und des Ausschusses für Atomfragen (seit Januar 1956) und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verteidigung und dem Ausschuß für Arbeit an. M o e r s c h , Karl, * 11.3.1926 Calw. Redakteur, Parteifunktionär, ev. Nach dem Abitur 1944 wurde M., Sohn eines Gärtners, zur Wehrmacht eingezogen. Aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, war er 1947 zunächst Gasthörer für Naturwissenschaften an der Universität Tübingen. Er wurde Volontär beim „Schwabenccho" in Oberndorf am Neckar, 1948 Redakteur der „Rheinpfalz" in Ludwigshafen und 1954 beim „Deutschen Forschungsdienst" in Bad Godesberg. Er war auch für die Zeitschrift „Die Gegenwart" in Frankfurt

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Mogg am Main tätig. Nach 1976 arbeitete er als l'reier Journalist für Presse, Funk und Fernsehen. 1980-85 war M. Mitglied des Exekutivrates der UNESCO in Paris. 1993-96 leitete er den Politischen Club der Evangelischen Akademie Tutzing. Er war Vorstandsmitglied des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg. M. gehörte 1947 zu den Begründern der Demokratischen Volkspartei, die später in der FDP aufging. 1961 übernahm er die Leitung der FDP-Presseabteilung in Bonn. Seit 1960 war er Stadtverordneter in Oberursel (Taunus) und 1971-74 Landesvorsitzender der FDP in Baden-Württemberg. 1982 trat er aus der FDP aus. Am 1.9.1964 rückte M. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Robert —>Margulies in den Bundestag nach, dem er, jeweils über die FDP/DVP-Landcslistc BadenWürttemberg gewählt, bis 1976 angehörte. 1970-74 war er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Auswärtigen, 1974-76 Staatsminister im Auswärtigen Amt. In der 4. Wahlperiode arbeitete er seit Oktober 1964 als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik mit und war Stellvertretendes Mitglied des Außenhandelsausschusses. In der 4. und 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. Als Ordentliches Mitglied engagierte er sich in der 5. Wahlperiode im Ausschuß für Familien- und Jugendfragen und im Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik (seit Januar 1967, davor war er Stellvertretendes Mitglied). In der 6. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft (bis Oktober 1970) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Unterbilanz der Großen Koalition. In: Gesellschaft, Staat, Erziehung 14 (1969) Heft 4, S. 219ff. - Meine Woche in Bonn. Abgeordnetenalltag und Parlamentsreform. In: Der Deutsche Bundestag 1949-1969. Hrsg. von Walther Keim. Frankfurt am Main 1969, S. 33-44. - Parlament ohne Selbstverständnis. Oder: Was ist der Deutsche Bundestag. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 31-41. - Der ziemlich geheime Bundestag. In: Der Journalist 19 (1969) Heft 2, S. 14. - Kursrcvision - deutsche Politik nach Adenauer. Frankfurt am Main 1978. - Europa für Anfänger. Frankfurt am Main 1979. - Sueben, Württemberg und Franzosen. Spurensuche im Westen. Stuttgart 1981. - Sind wir denn eine Nation? Die Deutschen und ihr Vaterland. Stuttgart 1980. Bei uns im Staate Beutelsbach. Vom unbekannten Württemberg. Pfullingen 1984. - Geschichte der Pfalz. Von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert. Landau (Pfalz) 1987. Mogg, Ursula, * 12.11.1953 Koblenz. Angestellte. M. bestand über den zweiten Bildungsweg das Abitur und studierte Politische Wissenschaft, Anglistik und Völkerrecht. Sie war Wissenschaftliche Mitarbeiterin eines Mitglieds des Bundestages und Referentin im rheinlandpfälzischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit. M. wurde Mitglied der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohl fahrt. Sie ist Mitglied des Beirates der Koblenzer Elektrizitätswerk und Verkehrs-AG, Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Koblenz und Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendtelefon e. V., Wuppertal. Seit 1974 Mitglied der SPD, wurde M. stellvertretende Vorsitzende der SPD auf Unterbezirks- und Bezirksebene sowie Mitglied des Landesvorstandes Rheinland-Pfalz. 1979-99 war sie Mitglied der SPD-Ratsfraktion in Koblenz, 1988-91 Fraktionsvorsitzende. 1994 und 1998 wurde M. über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für

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Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses und des Unterausschusses Vereinte Nationen des Auswärtigen Ausschusses. Als Stellvertretendes Mitglied gehört sie dem Auswärtigen Ausschuß an. Moll, Matthias, * 8.1.1901 Aachen, ν 30.9.1958 Aachen. Maschinenbauer, Verbandsfunktionär, Parteifunktionär, konfessionslos. Nach dem Besuch der Volksschule in Aachen und der Wirtschaftsschule in Bernau und Dürrenberg durchlief M. eine Schlosserlehre. 1920 trat M. in die SPD und die Gewerkschaft ein. Er war Kreisvorsitzender der SPD und gehörte 1929-33 dem Stadtrat in Aachen an. Bis 1932 war er als Maschinenbauer und bis 1946 im Versicherungsfach tätig, zuletzt als Oberinspektor. Im Juni 1946 wurde er Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt, 1950 Parteisekretär der SPD. 1946 wurde M. wieder in den Stadtrat in Aachen gewählt. 1949-53 war er Mitglied des Landtages von NordrheinWestfalen. In der 2. Wahlperiode (1953-57) gehörte M. mit einem Mandat der SPD-Landeslisle Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Verkehrswesen, im Ausschuß für Grenzlandfragen und im Ausschuß für Kulturpolitik (seit März 1955) mit und war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Lastenausgleich und des Ausschusses für Arbeit. Molnar, Thomas, * 14.6.1952 Kulmbach. Architekt, ev. M. studierte nach dem Abitur Architektur an der Technischen Universität München und legte beide Staatsprüfungen ab. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter des Städtebaulichen Instituts der Universität Stuttgart, Mitarbeiter eines Freien Planungsbüros sowie Lehrbeauftragter für Entwerfen und Wohnungsbau an der Fachhochschule Regensburg. Mit zwei Partnern übernahm er die Leitung eines freien Planungsbüro in Straßkirchen und Spremberg. In der 12. Wahlperiode (1990-94) vertrat M., seit 1990 Mitglied der CDU, den Wahlkreis 281 (Senftenberg - Calau Spremberg) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr. Mommer, Karl (Adolf), * 13.3.1910 Wevelinghoven (Niederrhein), f 3.9.1990 Bonn. Sozialwissenschaftler, Verwaltungsangestellter. M., Sohn eines Metalldrehers, wuchs in einem stark politisch geprägten Umfeld auf. Sein Vater war zunächst in der SPD und seit 1920 in der KPD politisch tätig; seine Schwester Elvira wurde später Funktionärin der KPD und mußte 1936, wie M. vor ihr, auf der Flucht vor den Nationalsozialisten nach Belgien emigrieren. M. begann nach seinem Abitur 1929 zunächst mit dem Studium der Philosophie, Geschichte und Volkswirtschaft in Graz, Wien, Köln und Berlin. 1930 trat er der KPD bei und arbeitete auch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung für die Partei. Im Januar 1934 wurde er in Düsseldorf verhaftet und zu 21 Monaten Haft verurteilt. Im November 1935 gelang ihm die Flucht nach Brüssel, wo er seine Studien fortsetzte und 1938 zum Doktor der Sozialwissenschaften promoviert wurde. Er arbeitete als Privatlehrer und Buchhalter und trat nach anfänglichen Kontakten zur KPD 1937 der SPD bei. 1940 wurde er in Südfrankreich interniert. Im darauffolgenden Jahr von der Vichy-Regierung freigelassen, blieb er bis zur Befreiung durch die alliierten Truppen als selbständiger Landwirt im südlichen Frankreich und unterhielt Kontakte zur Résistance. 1945 ging er nach Paris und arbeitete dort bei den deutschen Sozialdemokraten mit.

Moosdorf 1946 kehrte M. nach Deutschland zurück und wurde Referent für Sozialpolitik und Flüchtlingsfragen im Länderrat des amerikanischen Besatzungsgebietes in Stuttgart. 1947 wechselte er als Referent in das dortige Deutsche Büro für Friedensfragen. Zudem wurde er 1948 für die SPD Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet in Frankfurt. Von 1947 bis 1949 war er Landes Vorsitzender der Jungsozialisten in Württemberg-Baden und Mitglied des dortigen Landesvorstandes der SPD. Diese Betätigungen auf landcspolitischcr Ebene gab M. auf. als er bei den ersten bundesweiten Wahlen 1949 für den Wahlkreis Ludwigsburg in den Bundestag gewählt wurde, dem er bis 1969 angehörte. In der SPD-Fraktion avancierte M. bald zum Experten für das Saarland und die deutsch-französischen Verhandlungen um dessen Status. Neben Georg —>Pfleiderer (FDP) und Eugen —> Gerstenmaier (CSU) war M. Mitglied des Ausschusses für allgemeine Fragen im Europarat, der mit der Erarbeitung eines Kompromißvorschlages im Konflik um das Saargebiet betraut wurde. In Reaktion auf das von dem Niederländer van der Goes van Naters zunächst vorgelegte Saarstatut legte M. 1954 einen eigenen Saarplan (Mommer-Plan) vor. Er vcrsuchtc darin, einer endgültigen Abtrennung des Gebietes entgegenzuwirken. Dabei verwies er auf die Möglichkeit, den französischen Verhandlungspartnern auf wirtschaftlichem Gebiet entgegenzukommen und die Fortdauer der bestehenden Zoll- und Währungsunion des Saargebietes mit Frankreich zu akzeptieren. Generell forderte er „unbedingte, uneingeschränkte demokratische Freiheit an der Saar" und setzte sich dafür ein, die Entscheidung über die „Saarfrage" der dortigen Bevölkerung zu überlassen. Damit trat er auch für eine Aufhebung des dort bestehenden Parteienverbotes ein. Der Ausschuß stimmte 1954 jedoch dem - allerdings modifizierten - Naters-Plan zu. Als Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU) beschäftigte sich M. 1950-58 mit Fragen der Europapolitik. In der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und in der Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU) war er 1957 Vorsitzender der Ständigen Arbeitsgruppe für die Beziehungen zu den nationalen Parlamenten und zur Öffentlichkeit. Es gehörte zu seinen Aufgaben, dem Parlament in Bonn die politischen Entscheidungen auf der europäischen Ebene zu vermitteln. Im Bundestag war er während der 2. Wahlperiode auch Stellvertretender Vorsitzender des Sonderausschusses „Gemeinsamer Markt/Euratom". 1957-66 übte M. das Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers der SPD-Fraktion aus, wobei er zumeist als Vertreter des rechten Flügels der Partei galt. Als Carlo —> Schmid (SPD) im neu gebildeten Kabinett unter —» Kiesinger 1966 Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates und der Länder wurde, folgte ihm M. bis 1969 als Vizepräsident des Bundestages nach und widmete sich in dieser Funktion Problemen der Parlamentsreform. Für die Bundestagswahlen 1969 ließ sich M. als Kandidat nicht mehr aufstellen. In der folgenden Wahlperiode blieb er zwar noch Mitglied der Wehrstrukturkommission der Bundesregierung, wurde aber sonst in der Bundes- und Europapolitik nicht mehr aktiv. In der 1. Wahlperiode war M. Ordentliches Mitglied des Wahlprüfungsausschusses, des Organisationsausschusses (Vorsitzender bis März 1952), des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (seit Juni 1951) und des Ausschusses für Fragen des Gesundheitswesens (bis Oktober 1950), Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des GG (seit Dezember 1949), des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität, des Ausschusses für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (seit März 1952), des Ausschusses für Ber-

lin, des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht und des Ausschusses für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen. Dem Ausschuß für Wahlprüfung und Immunität gehörte er in der 2. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied, in der 3. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied, in der 5. Wahlperiode von Februar 1967 bis März 1969 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied an. Im Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten engagierte sich M. in der 2., 4. und 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied; in der 3. Wahlperiode war er dessen Stellvertretendes Mitglied. In der 2. Wahlperiode war M. außerdem bis November 1956 Stellvertretendes, danach Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Eine Saarlösung unter dem Risiko der Freiheit. In: Stuttgarter Zeitung, 9.10.1954, S. 3. - Der schwierige Alltag des Parlamentariers. Tn: Dokumente 24 (1968) Heft 3, S. 215-218. - Parlament. In: Perspektiven. Sozialdemokratische Politik im Übergang zu den siebziger Jahren. Erläutert von 21 Sozialdemokraten. Hrsg. von Horst Ehmke. Reinbek bei Hamburg 1969, S. 159-162. LITERATUR: Dieter Mahncke: Parlamentarier für Europa: Hans Furier, K. M. In: Persönlichkeiten der Europäischen Integration. Vierzehn biographische Essays. Hrsg. von Thomas Jansen und Dieter Mahncke. Bonn 1981, S. 493-532. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Christiane Reinecke M o o s b a u e r , Christoph, * 31.5.1969 GarmischPartenkirchen. Politikwissenschaftler, Buchhändler. M. besuchte 1979-88 das Humanistische Gymnasium im Internat Ettal, durchlief bis 1990 in München eine kaufmännische Ausbildung zum Buchhändler und studierte dort 1991-97 Politikwissenschaft. 1994-97 war er Mitarbeiter, 1997/98 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abgeordneten im Bayerischen Landtag. M. wurde Mitglied in der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, der Sozialistischen Jugend Deutschlands und der Arbeiterwohlfahrt. Er ist Mitglied des Vorstandes der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, Berlin, Mitglied des Vorstandes der Deutsch-Atlantischen Gesellschaft, Bonn, und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Bonn. 1992-95 war er Geschäftsführer der Jungsozialisten in München, deren Vorsitzender er 1996-98 war. Seit 1998 vertritt M. den Wahlkreis 206 (München-Süd) im Bundestag. Er ist Vorsitzender des Unterausschusses Vereinte Nationen des Auswärtigen Ausschusses, Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Stellvertretendes Mitglied der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE. VERÖFFENTLICHUNGEN: Deutsche Politik in der Welt des 21. Jahrhunderts. In: Hans-Otto Mühleisen (Hrsg.): Welche Gesellschaft - welches Deutschland? Politikerinnen der jungen Generation entwerfen Zukunftsbilder. Frankfurt am Main, 1999, S. 108-115. M o o s d o r f , Kurt, * 25.1.1884 Ronneburg (Thüringen), f 24.4.1956 Bad Vilbel. Schreiner. Nach dem Besuch der Volksschule machte M. eine Tischlerlehre. Er war in verschiedenen Städten Deutschlands als Handwerker tätig, besuchte handwerkliche Fachkurse und arbeitete in einer Klavierfabrik in Eisenberg (Thüringen). Er war Vorarbeiter für Hochglanzpolierverfahren bei der Firma Förster in Gießen, wo er an der Universität zwei Kurse für Kommunalpolitik belegte. M. leitete die Bezirksstelle des Deutschen Holzarbeiterverbandes (Oberhessen, Westerwald), war Vorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Gießen und wurde 1919 Stadtverordneter von Gießen. Er

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Morgenstern war SPD-Kandidat für die Nationalversammlung und den 1. Reichstag. Seit 1928 Bürgermeister von Bad Vilbel, wurde er 1933 seines Amtes enthoben. 1933-45 arbeitete er als Versicherungsvertreter. Er geriet in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Dezember 1945 entlassen wurde. 1946-55 hatte M. erneut das Amt des Bürgermeisters von Bad Vilbel inne. Er war Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung und vier Jahre Mitglied des Hcssischcn Landtages. Am 4 . 5 . 1 9 5 2 rückte M. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wilhelm —»Knothe in den Bundestag nach und vertrat bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 den Wahlkreis 11 (Friedberg). Im Juni 1952 wurde er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen. Seit Juni 1952 war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen, des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und des Ausschusses für Sozialpolitik, seit Februar 1953 des Ausschusses für Geld und Kredit. M o r g e n s t e r n , Heinz, * 11.7. 1917 Wolfcnbüttel, f 3 . 9 . 1 9 8 0 Wolfenbüttel. Jurist (Rechtswanwalt, Notar). M. besuchte die Oberrealschule in Wolfenbüttel und bestand 1937 das Abitur. 1931 -33 war er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg und und vorübergehender Kriegsgefangenschaft studierte er bis 1949 an der Universität Göttingen Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft. Er gehörte zu den Begründern des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) und war Mitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1953 legte M. das Assessorexamen ab und wurde mit der Arbeit Probleme der Gebietsreform in der Landkreisebene dargestellt an den Verhältnissen des Landkreises Wolfenbüttel zum Dr. jur. promoviert. 1954-65 ließ er sich in Braunschweig als Anwalt und Notar nieder. 1945 wurde M. Mitglied der SPD. Er hatte den Vorsitz des SPD-Kreisverbandes Wolfenbüttel inne. M. war Mitglied des Bezirksvorstandes Braunschweig, des Landesausschusses Niedersachsens, des Parteirates und des Sicherheitssausschusses des Parteivorstandes der SPD. 1956-62 gehörte er dem Kreistag des Landkreises Wolfenbüttel, seil 1961 auch dem Rat der Stadt Wolfenbüttel an. 1959-61 war er Mitglied des Niedersächsischen Landtages. 1963 wurde er Mitglied der NATO-Parlamentarier-Konferenz. 1966-70 war er Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Bundesangelegenheiten, Vertriebene und Flüchtlinge, 1971-77 Staatssekretär im Bundesministerium für Innerdeutsche Beziehungen. In der 4. Wahlperiode (1961-65) vertrat M. den Wahlkreis 52 (Wolfenbüttel) im Bundestag, in den er 1965 über die SPDLandesliste Niedersachsen gewählt wurde. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verteidigung, dem er in der 5. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied bis Februar 1966 angehörte. In der 4. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen, in der 4. und 5. Wahlperiode des Rechtsausschusses. A m 14.9.1966 legte M. sein Bundestagsmandat nieder. M o r g e n s t e r n , Luise, geb. Arbeit, * 18.6.1932 Horumersiel (Friesland). Buchhalterin, konfessionslos. Nach dem Besuch der Grund- und Oberschule (1938-49) arbeitete M. in der Gastronomie und als Lohn- und Mietbuchhalterin. Im Februar 1990 wurde sie Mitglied der Arbeiterwohl fahrt. Im Dezember 1989 trat sie der SPD bei. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war sie Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 01, Listenplatz 6, Bezirk Berlin).

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Vom 3.10. bis zum 2 0 . 1 2 . 1 9 9 0 war M. Mitglied des 11. Deutschen Bundestages. Sie gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuß an. M o r g e n s t e r n , Marion, geb. Heimund, * 12.9.1952 Kothen (Anhalt). Diplomlchrerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Parteifunktionärin, konfessionslos. M. besuchte die Oberschule in Berlin. 1972-76 studierte sie Geschichte und Geographie an der dortigen HumboldtUniversität und Schloß das Studium als Diplomlehrerin ab. 1976-88 war sie Assistentin und Oberassistentin am Institut für Internationale Arbeiterbewegung der Akademie für Gesellschaftswissenschaften. 1982 wurde sie zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 1988. 1988-89 war sie politische Mitarbeiterin beim Zentralkomitee der SED, Abteilung Kultur-Internationale Beziehungen. 1972 trat M. der SED bei. 1990 wurde sie Kandidatin des PDS-Parteivorstandes in Berlin. Vom 18.3. bis zum 2 . 1 0 . 1 9 9 0 war sie Mitglied der Volkskammer (Wahlkreis 01, Listenplatz 9, Bezirk Berlin). Vom 3. 10. bis zum 20. 12.1990 gehörte M. dem 11. Deutschen Bundestag an. M o r g e n t h a l e r , (Karl) Wendelin, * 18.10.1888 Faulenbach (Achern), f 2 2 . 4 . 1 9 6 3 Achern. Grund- und Hauptschullehrer, kath. M. besuchte nach dem Gymnasium ein Lehrerseminar und wurde Volksschullehrer. 1910 Schloß er sich der Zentrumspartei an. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg arbeitete er wieder im Schuldienst. 1926-35 war er als Hauptlehrer und Volksschulrektor in Achern tätig. Aus politischen Gründen 1935 strafversetzt, wurde er am 20. Juli 1944 verhaftet. 1945-55 war M. Bürgermeister der Stadt Achern. Er gehörte dem Kreisrat Bühl an. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat M. den Wahlkreis 7 (Bühl), in der 2. Wahlperiode den Wahlkreis 189 (Rastatt) im Bundestag. In beiden Wahlperioden (seit Januar 1952) engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kommunalpolitik. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 2. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen an. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen und des Ausschusses für inncrgebictlichc Neuordnung (bis Dezember 1949). In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Besatzungsfolgen und im Ausschuß für Angelegenheiten der inneren Verwaltung (bis Januar 1956, danach war er Stellvertretendes Mitglied) mit. M o s d o r f , Siegmar, * 2 9 . 1 . 1 9 5 2 Erfurt. Diplomvcrwaltungswissenschaftler, Gewerkschaftsfunktionär, Parteifunktionär, kath. M. besuchte 1967-69 die Handelsschule und 1969 das Wirtschaftsgymnasium in Hamburg. Nach dem Abitur studierte er Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwisscnschaftcn an der Universität Konstanz und Schloß das Studium als Diplomverwaltungswissenschaftler ab. Er verbrachte mehrere Auslandssemester in den USA und Großbritannien. 1978-81 war er Angestellter bei der IG Metall, zuständig für Angestellten-, Ingenieurs- und Bildungsarbeit sowie für die Beratung der Betriebs- und Aufsichtsrätc von Daimler Benz, Bosch, SEL, IBM, Hewlett & Pacard und Porsche. 1988 hielt er sich als Draeger-Fellow an der Harvard University auf. 2002 wurde er Vorstandsmitglied der CNC Communication and Network Consulting AG, München/London. Im November 1999 wurde M. Mitglied des Verwaltungsrates der Deutschen Ausgleichsbank, deren Vorsitzender er seit Dezember desselben Jahres ist. 1999 wurde er Mitglied

Mühlen des Aufsichlsrales der Deutschen Investilions- und Enlwicklungsgesellschaft mbH, Köln. M. ist Gründungsmitglied von Eurosolar, Vorsitzender der Carlo-Schmid-Stiftung, Stuttgart, und Mitglied des Beirates des Transatlantik Forums der Herbert Quandt Stiftung. Er gehört der Reformkommission „Soziale Marktwirtschaft" der Bertelsmann-, der SiemensNixdorf- und der Ludwig Erhard-Stiftung an. 1971 trat M. in die SPD ein. 1981-90 war er Landesgeschäftsführer der SPD Baden-Württemberg. In der 12. und 13. Wahlperiode (1990-98) war M. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Baden-Württemberg Mitglied des Bundestages, in dem er seit 1998 den Wahlkreis 165 (Esslingen) vertritt. In der 12. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung, in der 13. Wahlperiode im Ausschuß für Wirtschaft mit. In der 13. Wahlperiode war er Vorsitzender der Enquete-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft". Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 12. Wahlperiode dem Ausschuß für Verkehr und dem Ausschuß für Wirtschaft (seit Oktober 1993), in der 13. Wahlperiode dem Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgenabschätzung und in beiden Wahlperioden dem Sportausschuß an. 1998 wurde er Koordinator der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt und Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Arbeit durch Innovation" des Bündnisses für Arbeit. 1998-2002 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. M. ist Stellvertretendes Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. M u c k e r m a n n , Richard (Siegberl), * 28.11.1891 Bückeburg, f 2.2.1981 Essen. Journalist, kath. Nach dem Abitur 1912 studierte M. Philosophie und Volkswirtschaft in Münster, Köln und im Ausland. Er war als Journalist und Schriftsteller in Essen tätig und gründete die „Film-Rundschau" (1924). 1924 wurde er in Essen Leiter der Ruhrgebietsstelle der Reichszentrale für Heimatdienst. Während der Zeit des Nationalsozialismus hatte er Berufsverbot. 1941 war er vorübergehend in Haft. Nach Kriegsende arbeitete M. am Neuaufbau der deutschen Presse mit. Er war Redakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung", dann der „Rheinischen Post" in Düsseldorf, 1946-50 Chefredakteur der „Rhein-Ruhr-Zeitung" in Essen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte M. zu den Begründern der Zentrumspartei in Essen. 1949 wechselte er zur CDU. 1946-50 war er Mitglied des Kreistages DüsseldorfMettmann, 1947-50 Mitglied des Landtages NordrheinWestfalen. In der 1.-3. Wahlperiode vertrat M. den Wahlkreis 21 bzw. 80 (Neuß-Grevenbroich) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (seit März 1951), in der 1. und 2. Wahlperiode des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films in der 2. Wahlperiode des Ausschusses für Geschäftsordnung und in der 3. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. In der 2. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Kulturpolitik (seit Dezember 1953), im Ausschuß zum Schutze der Verfassung (seit Januar 1957) und im Ausschuß für Fragen der Wiedergutmachung (seit Januar 1957) mit. In der 3. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung und des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode dem Ausschuß für Rechtswesen und Verfassungsrecht (seit Februar 1951), dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Untersuchungsausschuß zur Überprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung

(Platow-Ausschuß, seit Januar 1952) an. In der 3. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses (seit Dezember 1957). NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. M ü c k e , Willibald, * 28.8.1904 Buchenhöh (Oberschlesien), t 25.11.1984 München. Jurist (Rechtsanwalt). M„ Sohn eines Volksschullehrers, besuchte ein Humanistisches Gymnasium, studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Greifswald und Breslau und wurde zum Dr. jur. promoviert. 1933 ließ er sich als Rechtsanwalt in Breslau nieder und war 1939-42 als Wirtschaftsjurist in der Geschäftsführung der Deutschen Lokomotivbauvereinigung in Berlin tätig. Anschließend wurde er Soldat, kam 1945 als Flüchtling nach Bayern und eröffnete 1946 eine Anwaltspraxis in München. 1945 trat M. der SPD bei. Er war Mitglied des Landesausschusses der SPD Bayern, Vorsitzender des Hauptausschusses der Flüchtlinge und Ausgewiesenen in Bayern und 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rates. In der 1. Wahlperiode 1949-53 vertrat M. den Wahlkreis 31 [226] (Erlangen) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität (seit Januar 1951), des Ausschusses für Bau- und Bodenrecht (bis Mai 1951, danach Stellvertretendes Mitglied), des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (bis Juni 1951) und des Ausschusses für Heimatvertriebene. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied auch im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der im Räume Bonn vergebenen Aufträge (seit März 1950), im Untersuchungsausschuß zur Untersuchung der Ursachen der Grubenkatastrophe auf der Zeche „Dahlbusch", Gelsenkirchen (seit September 1951) und im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Einfuhren in das Vereinigte Wirtschaftsgebiet und in das Gebiet der Bundesrepublik (seit März 1953) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Lastenausglcich, dem Ausschuß für Wiederaufbau und Wohnungswesen, dem Ausschuß für Verkehrswesen und dem Ausschuß zum Schulz der Verfassung (seit März 1952) an. M ü h l e n , Klaus Freiherr von, * 26.9.1909 Schwäbisch Gmünd, t 12.7.1985. Verleger, Journalist, ev. M. besuchte das Realgymnasium in Schwäbisch Gmünd und studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft. Anschließend erhielt er eine Ausbildung für den Verleger- und Journalistcnbcruf. 1932-36 war er als Schriftleiter in Berlin, 1936-44 als Auslandskorrespondent in Rom, Budapest, Bukarest, Sofia und Ankara und von Januar bis Mai 1945 als Kriegsberichterstatter an der Südostfront tätig. 1947 gründete er einen eigenen Korrespondenzverlag in Stuttgart. M. gehörte dem Vorstand des Nah- und Mittelostvereins und der Europa-Union Baden-Württemberg an. Er war Vorsitzender des Kreisverbandes Waiblingen der F D P / D VP. Am 6.10.1959 rückte M. für den ausgeschiedenen Abgeordneten Reinhold —» Maier in den Bundestag nach, dem er in der 4. Wahlperiode (1961-65) mit einem Mandat der FDP/DVP-Landesliste Baden-Württemberg angehörte. Als Ordentliches Mitglied engagierte sich M. in der 3. Wahlperiode im Ausschuß für Kulturpolitik und Publizistik (seit Oktober 1960) und im Ausschuß für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge (seit März 1961), in der 4. Wahlperiode im Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe. Er war in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusses (bis Oktober I960), in der 3. und 4. Wahlperiode

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Mühlenberg des Ausschusses für auswärtige Angelegenheilen (seit Oktober 1960). Dem Ausschuß für Entwicklungshilfe gehörte er bis Februar 1963 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied an. Mühlenberg, Franz, * 19.5. 1894 Aachcn, t 16.2. 1976 Würselen. Arbeiter, Verbandsfunktionär, kath. Nach dem Besuch der Volksschule war M. 1908 in der katholischen Jugendbewegung, anschließend im Katholischen Arbeiterverein und im Christlichen Metallarbeiter-Verband tätig. Bis 1926 arbeitete er in der Zentrumspartei, dann in der christlich-sozialen Vitus-Heller-Bewegung und in der Deutschen Friedensgesellschaft mit. 1945 gehörte M. zu den Begründern der CDU im Landkreis Aachen. Er war Stadtrat in Würselen, Mitglied des Kreistages Aachen-Land und seit 1947 stellvertretender Fraktionsvorsitzender. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) vertrat M. den Wahlkreis 2 bzw. 61 (Aachen-Land) im Bundestag. In allen drei Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Wahlprüfungsausschuß (in der 1. Wahlperiode seit Januar 1954, in der 3. Wahlperiode seit Oktober 1954) und im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Januar 1952). In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Post- und Fernmeldewesen. In der 1. und 2. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Grenzlandfragen. In der 2. und 3. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Außenhandelsausschuß, als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an. In der 3. Wahlperiode war er seit Februar 1958 auch Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Petitionen und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Atomkernenergie und Wasserwirtschaft. Mühlenfeld, Hans, * 11.9.1901 Hannover, t 14.10.1969 Isernhagen. Bankangestellter, Jurist, Parteifunktionär, ev. M., Sohn eines Ingenieurs, mußte das Gymnasium vorzeitig verlassen. Widerwillig begann er cinc Banklchrc. Nach mehreren Jahren Berufstätigkeit legte er 1929 als Externer das Abitur ab und begann in Göttingen Jura zu studieren. M. wurde Mitglied des „Stahlhelm", trat jedoch bei der Fusion mit der SA aus. Das Erste Staatsexamen bestand M. im Februar 1933. Das Referendariat sowie das Vorhaben, mit einem Thema über das Schiffahrtsrecht promoviert zu werden, brach er 1934 aus Geldmangel ab. Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit wurde M. 1935 kaufmännischer Angestellter in Sachsen. Parallel begann die Arbeit an einer Dissertation über „Reichsautobahnenrecht", die M. 1938 abschloß. Es folgten das Referendarexamen und eine Tätigkeit als Wirtschaftsjurist in Mitteldeutschland. Seit Ende des Krieges lebte M. in Isernhagen bei Hannover. Unmittelbar nach Kriegsende gründeten Anhänger des alten Hannoveraner Königshauses (Weifen) und andere Konservative die Niedersächsische Landespartei (NLP), die sich seit 1947 Deutsche Partei (DP) nannte. M. verband sich früh mit dem kommenden langjährigen Parteivorsitzenden Heinrich —>Hellwege und wurde bereits 1945 Generalsekretär der Partei. 1947 wechselte er vom Parteidienst in den öffentlichen Dienst - als Oberkreisdirektor von Bremervörde. M„ der charmant, extrovertiert und auch aufbrausend erlebt wurde, eignete sich jedoch nicht für den Verwaltungsdienst. Nach einem halben Jahr kündigte er und begann, wieder für die DP zu arbeiten. Im selben Jahr war M. in den niedersächsischcn Landtag gewählt worden. Tm Zonenbeirat der britischen Besatzungszone fungierte er zudem als Vertreter eines DP-Abgeordneten. Mit Ausbau des Wirtschaftsrates Anfang 1948 gab M. sein Landtagsmandat

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auf und zog als Vertreter der DP in den Frankfurter Rat ein. Dort fiel er nicht weiter auf. Bei der ersten Bundestagswahl wurde M. 1949 über die niedersächsische Landesliste der DP gewählt und übernahm zunächst kommissarisch - den Fraktionsvorsitz. Er sah seine Aufgabe vornehmlich darin, die DP in der Koalition mit CDU/CSU und FDP zu halten, was angesichts undemokratischer Nationalisten in der Fraktion und großer Fluktuation schwierig war. Er arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Volksvertretung gem. Art. 45 des Grundgesetzes (von Juli 1952 bis März 1953; davor war er Stellvertretendes Mitglied), im Ausschuß für Wirtschaftspolitik (von Januar 1951 bis März 1952; davor sowie danach bis Juli 1952 war er Stellvertretendes Mitglied) und im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (bis Juli 1950, danach war er bis März 1953 Stellvertretendes Mitglied) mit. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Wahlprüfungsausschuß (bis März 1952), dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (von November 1951 bis März 1953), dem Ausschuß für inncrgebietliehe Neuordnung (von März bis Juli 1952) und dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht (bis März 1952) an. Seit Kriegsende hatte M. an einem programmatischen Buch gearbeitet, das er 1952 veröffentlichte: Politik ohne Wunschbilder. Die konservative Aufgabe unserer Zeit. Nicht immer gelungen, faßte es die klassischen konservativen Vorstellungen der damaligen Zeit zusammen, teilweise auch im Fahrwasser undemokratischer Vorstellungen der Weimarer Zeit. Mit seiner theoretischen Arbeit hatte M. den Vorsitzenden der DP, Hellwege, stark beeinflußt und ihm intellektuell den Weg vom heimaltümelnden Niedersachsen zum Chef einer Rechtspartei geebnet. Da bürgerliche Parteien in der Gründungszeit Mangel an qualifiziertem Personal hatten, boten sie arbeitslosen Akademikern nach dem Krieg gute Möglichkeiten, wieder Fuß zu fassen. Gerade unter Konservativen aber war eine Tätigkeit als Parteisekretär wenig renommiert, und auch das Politikerdasein stand in geringem Ansehen. So offenbarte auch M. schon ein knappes halbes Jahr nach der ersten Bundestagswahl intern, daß er seine Zukunft nicht als Politiker, sondern als Diplomat sah. Wegen mangelnder Sprachkennlnisse schien zunächst nur die Position des Generalkonsuls in Bern in Frage zu kommen. Kanzler —> Adenauer verstand es, den Fraktionsvorsitzenden M. jahrelang hinzuhalten. So erreichte er - zumindest außenpolitisch - weitgehendes Wohlverhalten der DP-Fraktion. Mit den Jahren traute sich M. immer mehr im Auswärtigen Dienst zu; gewünscht wurden Botschafterposten bis hin nach Washington. Kurz vor der zweiten Bundestagswahl wurde M. mit dem Aufbau der Botschaft in den Niederlanden betraut. Am 15.5.1953 schied er aus dem Bundestag aus. In Den Haag wurde er als rechter Politiker anfänglich kritisch aufgenommen. Bald machte sich M. aber um das bilaterale Verhältnis verdient, das durch die Nazizeit höchst schwierig war. 1958 wurde M. als Botschafter nach Australien versetzt, wo er bis 1962 blieb. Mittlerweile zur FDP gewechselt, trat M. 1963 als Kultusminister in die Landesregierung Niedersachsens ein. Als seine Partei 1965 gegen ein von ihm mit dem Vatikan ausgehandeltes Staatskonkordat stimmte, taktierte er einige Zeil unklar und trat schließlich zurück. Die Koalition aus SPD und FDP zerbrach. M. wechselte enttäuscht zur Unabhängigen Wählergemeinschafl, entfaltete dort aber keine politische Wirkung mehr. LITERATUR; Ingo Nathusius: Am rechten Rande der Union. Der Weg der Deutschen Partei bis 1953. Diss. phil. Mainz 1992. - Andreas Röpcke: Who's Who in Lower Saxony. In: Niedersächsisches Jahrbuch 55 (1983) S. 243-309. NACHLASS: Hauptstaatsarchiv Hannover, Magazin Pattensen (VVP 41). Ingo Nathusius

Müller M ü h l h a n , Bernhard, * 12.2.1905 Lehrte, f 11.10.1972 Bad Pyrmont. Lehrer, Historiker, ev. Nach der Mittelschule besuchte M. das Lehrerseminar in Hameln, an dem er die Prüfung für Volksschullehrer ablegte. Nach dem Abitur in Jena studierte er Geschichte, Germanistik und Anglistik an den Universitäten Jena und Berlin und wurde 1950 mit der Arbeit Hannover-Preußen und Österreich 1849-1850. Das Märzministerium Stüve im Kampf für eine hannoversche Lösung der deutschen Verfassungsfrage promoviert. Er war Lehrer an der Volksschule und der höheren Schule. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg wurde er von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft bzw. der Forschungsgemeinschaft mit der Bearbeitung einer Biographie über Johann Bertram Carl Stüve beauftragt. Im Anschluß daran stellte er bis 1965 im Auftrag der Hannoverschen Landeskreditanstalt eine Darstellung über die niedersächsische Bauernbefreiung fertig. 1955 trat M. in die FDP ein und wurde Mitglied des Landesverbandes Niedersachsen. 1959 wurde er Vorsitzender des Bezirksverbandes Hannover-West-Niedersachsen, daneben Mitglied des Landesvorstandes, 1964 des geschäftsführendcn Vorstandes und 1961 Vorsitzender des Landeskulturausschusses der FDP Niedersachsen. In der 5. Wahlperiode (1965-69) gehörte M. mit einem Mandat der Landesliste Niedersachsen dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses (bis Januar 1967) und des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen (bis Oktober 1966). D e m Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik gehörte er als Ordentliches, dem Postausschuß als Stellvertretendes Mitglied an. M. kam bei einem Autounfall ums Leben. M ü l l e r , Adolf, * 13.5.1916 Lennep (heute zu Remscheid). Schleifer, Gewerkschaftsfunktionär, Angestellter, kath. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte M., Sohn eines Schleifers, den väterlichen Beruf und legte die Facharbeiterprüfung in der Remscheider Kleineisenindustrie ab. Seit 1937 leistete er Arbeits- und Wehrdienst und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 entlassen wurde. Seil Mai 1947 Fachsekretär für Arbeitsrecht und Sozialpolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Remscheid, wurde er 1953 geschäftsführender Vorsitzender des DGBOrtsausschusses Remscheid und 1955 Mitglied des Landesbezirksvorstandes. 1958-78 war er stellvertretender Landesbezirksvorsitzender des DGB Nordrhein-Westfalen. M., der vor 1933 der katholischen Jugendbewegung angehörte, war bis Dezember 1982 ehrenamtlich in katholischen Laienorganisationen tätig. Er Schloß sich der Kolpingfamilie und der Katholischen Arbeitnehmerbewegung an und hatte den Vorsitz der Waisenhausstiftung Remscheid inné. M. war Mitglied des Aufsichtsrates der gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Neue Heimat, Düsseldorf. 1945 trat er in die CDU ein. M. war Vorstandsmitglied der CDU-Rheinland, Mitglied des Bundesausschusses der CDU, stellvertretender Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft des Rheinlandes und Mitglied des Bundesvorstandes der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. In der 4.-10. Wahlperiode (1961-87) gehörte M „ jeweils über die Landesliste Nordrhein-Westfalcn gewählt, dem Bundestag an. In der 4. Wahlperiode arbeitete er bis Oktober 1962 als Ordentliches Mitglied im Finanzaussehuß mit und gehörte als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Petitionen und dem Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung an. Zunächst Stellvertretendes Mitglied, wurde er im Oktober Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit, dessen Vorsitz er in der 5. Wahlperiode innehatte.

In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen und dem Ausschuß für Gesundheitswesen an. Von 1969 bis August 1981 war er stellvertretender Vorsitzender, von August 1981 bis 1987 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung In der 9. (bis Oktober 1982) und 10. Wahlperiode (seit September 1983) gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit an. In der 9. Wahlperiode wurde er im August 1981 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. M. erhielt 1970 das Verdienst 1. Klasse, 1979 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1972 das Komturkreuz des Grcgoriusordens. VERÖFFENTLICHUNGEN: Arbeitsmarkt - Risiko und Chance. Recklinghausen 1968, 2 1969. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. M ü l l e r , Albrecht, * 16.5.1938 Heidelberg. Diplomvolkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Parteifunktionär, Verwaltungsbeamter, politischer Berater, ev. M., Sohn eines Kaufmanns, besuchte das HelmholtzGymnasium und die Wirtschaftsoberschule in Heidelberg. Nach dem Abitur 1957 durchlief er eine kaufmännische Lehre und studierte Wirtschaftswissenschaften, Soziologie und Politikwissenschaft an den Universitäten Mannheim, Berlin, Nottingham und München und Schloß 1963 das Studium als Diplomvolkswirt ab. 1963-68 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen der Universität München, 1968-69 Referent beim Bundeswirtschaftsministcr, 1970-72 Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit beim Parteivorstand der SPD in Bonn und Mitarbeiter in den SPD-Kommissionen Steuerref o r m und Bodenrechtsreform. Im Januar 1973 wurde M. Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt. Seit 1982 ist er freiberuflich als politischer und wirtschaftspolitischer Berater tätig. Er Schloß sich der Industriegewerkschaft Medien an. 1963 trat M. in die SPD ein. Im Mai 1984 kandidierte er erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters in Heidelberg. 1985 / 86 gehörte er zur Wahlkampfmannschaft des niedersächsischen SPD-Spitzenkandidaten Gerhard —> Schröder für die Landtagswahlen im Juni 1986. In der 11. und 12. Wahlperiode (1987-94) war M. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz Mitglied des Bundestages. In der 11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 12. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. In beiden Wahlperioden war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, in der 11. Wahlperiode auch des Finanzausschusses. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Verkehr, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Forschung, Technologie und Tcchnikfolgenabschätzung an. VERÖFFENTLICHUNG: Mut zur Wende! Plädoyer für eine neue Bürgerbewegung. Berlin 1997. - Von der Parteidemokratie zur Mediendemokratie. Betrachtungen zum Bundestagswahlkampf 1998 im Spiegel früherer Erfahrungen. Leverkusen 1999. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. M ü l l e r , Alfons, * 28.5.1931 Berzdorf. Schlosser, Verbandsfunktionär, kath. M., Sohn eines Postoberschaffners, durchlief nach der Volksschule eine Lehre als Schmied, Schweißer und Schlosser, legte 1949 die Gesellenprüfung ab und arbeitete in

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Müller mehreren Industriebetrieben. Er besuchte das Abendgymnasium und das Katholisch-Soziale Institut in Bad Honnef. 1956-60 war er Bezirkssekretär der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Kreis Bergheim/Erft, 1960-92 Verbandssekretär der KAB Westdeutschland, seit 1964 Geschäftsführer der Kettelerhaus GmbH, 1965-90 Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und 1971-90 Bundes Vorsitzender der KAB Deutschland. M. gehörte dem Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks (1966-85), dem Aufsichtsrat der Rhein-Braun AG in Köln (seit 1973) und dem Verwaltungsrat der Kreissparkasse Köln an. 1951 wurde er Mitglied der Industriegewerkschaft Metall, später der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. 1955 trat M. der CDU bei. Er war Mitglied des Landesvorstandes Nordrhein-Westfalen der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), 1982-90 Vorsitzender des CDABezirks Mittelrhein. 1956-61 gehörte er dem Gemeinderat in Berzdorf, seit 1961 dem Rat der Stadt Wesseling an. 1965-75 war er Mitglied des Kreistages Köln, 1969-75 stellvertretender Landrat. 1976 wurde er Mitglied des Kreistages Erftkreis und Bürgermeister von Wesseling. In der 9.-12. Wahlperiode (1980-94) gehörte M„ jeweils über die CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen gewählt, dem Bundestag an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Petitronsausschusses und des Ausschusses für Wirtschaft. In allen vier Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung mit (seit Oktober 1982), dessen Vorsitzender er in der 11. Wahlperiode war. In allen vier Wahlperioden gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Sportausschuß an (seit Oktober 1982). In der 9. Wahlperiode war er bis Oktober 1982 Ordentliches, danach bis zum Ende der 10. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 12. Wahlperiode war er außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit. M. erhielt das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. DEPOSITUM: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Müller, Bernward, * 5. 3.1950 Kreuzebra. Diplomlehrer, Verwaltungsbeamter, kath. Nach dem Abitur 1968 studierte M. Mathematik und Physik an der Fricdrich-Schiller-Univcrsität in Jena und Schloß das Studium 1972 als Diplomlehrer ab. 1972-90 war er Lehrer im Kreis Eisenberg (Thüringen), 1990-92 Leiter des Schulamtes in Eisenberg, 1992-94 Referent für Regelschulen im thüringischen Landesverwaltungsamt, 1994-96 Referatsleiter im thüringischen Kultusministerium, 1996/97 Leiter des Staatlichen Schulamtes Stadtroda und 1998 Persönlicher Referent des thüringischen Kultusministers. Seit 1990 Mitglied der CDU, wurde M. 1997 Mitglied des Ortsvorstandes der CDU Eisenberg und des Kreisvorstandes der CDU des Saale-Holzland-Kreises, 1996 Vorsitzender des Landesfachausschusses Bildung der CDU Thüringen. 1990-94 war er Kreistagsmitglied im Kreis Eisenberg und Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Bildung und Sport. 1994 wurde er Mitglied des Kreistages des SaalcHolzland-Kreises, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Bildung, Sport, Beigeordneter und Stellvertreter des Landrates. Seit 1998 gehört M. mit einem Mandat der CDU-Landeslistc Thüringen dem Bundestag an. Er ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.

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Müller, Christian (Gerhard), * 24.12. 1947 Görlitz. Diplomingenieur, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachschullehrer. M. besuchte bis 1964 die Polytechnische Oberschule und Schloß 1967 eine Berufsausbildung mit Abitur in Maschinenbau ab. Das Ingenicurstudium mit dem Schwerpunkt Kraftund Arbcitsmaschinen an der Technischen Universität Dresden beendete er 1971 mit einem Diplom auf dem Gebiet der Verdichtersteuerung. Er war bis 1975 Wissenschaftlicher Assistent an der Ingenieurhochschule Zittau, 1975-77 Patentprüfer am Patentamt Berlin (AfEP), 1977-90 Fachschullehrer, zwischenzeitlich Fachgruppenleiter, zuletzt Dozent für Automatisierungstechnik an der Ingenieurschule für Elektronik und Informatik in Görlitz. M. gehört dem Aufsichtsrat der BUL-Bergbausanierung und Landschaftsgestaltung Sachsen GmbH, Elsterheide, an. Er ist Vorsitzender des Förderkreises der Fachhochschule Zittau (HTWS), Zittau/Görlitz, Mitglied des Präsidiums des Internationalen Bundes Freier Träger der Jugend-, Sozial und Bildungsarbeit e. V., Frankfurt am Main, und Präsident des Zentralverbandes der Ingenieurvereine e.V., Berlin. Er Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie der Arbeiterwohlfahrt an. Bis zur Kommunal wähl 1990 gehörte M. dem Runden Tisch in der Stadt Zittau an. Er war bis 1990 Stadtverordneter, Fraktionsvorsitzender und Vizepräsident des Zittauer Stadtparlaments. 1990 trat er in die SPD ein und wurde Mitglied des SPD-Kreisvorstandes Zittau und Mitglied des Bezirksvorstandes Sachsen/Ost. 1991 wurde er zum Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Neiße gewählt. Seit 1990 ist M., jeweils über die SPD-Landesliste Sachsen gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 12. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß Treuhandanstalt (seit Februar 1993) und war Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses, des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft, des Haushaltsausschusses (seit Mai 1992) und des Untersuchungsausschusses (seit Oktober 1993). In der 12. Wahlperiode gehörte er dem Ausschuß für Wirtschaft als Stellvertretendes, in der 13. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. In der 14. Wahlperiode ist er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und Stellvertretendes Mitglied des Finanzausschusses. Müller, Elmar, * 21.5.1942 Esslingen am Neckar. Einzelhandclskaufmann, Verbandsfunktionär, kath. Nach dem Besuch einer Volksschule, einer Kaufmännischen Handelsschule und einer Kaufmännischen Berufsschule wurde M. Einzelhandelskaufmann. 1960/61 leistete er Wehrdienst. Zunächst in Industrie und Handel tätig, wurde er 1984 Landesgeschäftsführer des Wirtschaftsrates der CDU e. V. in Baden-Württemberg. M. ist stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsratcs von IICS, Integrated Information and Communication System, Nürnberg, und Vorsitzender des Beirates der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Bonn. Er hat den Vorsitz der Stadtgruppe Nürtingen der Deutschen Olympischen Gesellschaft inne. In der Bundesarbeitsgemeinschafl der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels e.V., Berlin, engagiert er sich im Betriebswirtschaftlichen Ausschuß. 1967 trat M. in die CDU und die Junge Union ein. 1975-91 war er Mitglied des Stadtrates und Fraktionsvorsitzender der CDU in Kirchheim unter Teck. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Kommission Information und Innovation des Wirtschaftsrates der CDU und Geschäftsführer des Landesverbandes Baden-Württemberg des Wirtschaftsrates der CDU. Seit 1990 vertritt M. den Wahlkreis 166 (Nürtingen - Kirchheim - Filderstadt) im Bundestag. In der 12. Wahlperiode war er stellvertretender Vorsitzender, in der 13. Wahlperiode

Müller Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Post und Telekommunikation. In der 12. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 13. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß an. In der 12. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit (bis November 1991) und des Ausschusses für Wirtschaft (von November 1991 bis März 1993), in der 13. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Enquete-Kommission „Zukunft und Medien in Wirtschaft und Gesellschaft". In der 12. Wahlperiode war er Verhandlungsführer der CDU/CSU-Fraktion zur Privatisierung der Unternehmen Postdienst, Postbank und Telekom und in der 13. Wahlperiode zur Liberalisierung der Märkte im Post- und Tclckommunikationsbcrcich. In der 14. Wahlperiode ist er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. Als Stellvertretendes Mitglied gehört er dem Unterausschuß Neue Medien und dem Haushaltsausschuß an. Müller, Gebhard, * 17.4.1900 Füramoos (heute zu Eberhardzell, Kr. Biberach), t 7.8.1990 Stuttgart. Jurist (Richter), Verwaltungsbeamter, kath. M., Sohn ein Volksschullchrcrs, wuchs in bcschcidcncn Verhältnissen auf. Er besuchte 1910-14 das Humanistische Gymnasium in Ludwigsburg, bereitete sich 1914/15 am Progymnasium in Rottenburg am Neckar auf das Landexamen vor und war seit 1915 Schüler des dortigen Gymnasiums, wo er 1918 das Notabitur ablegte. Nach sechsmonatigem Militärdienst studierte er 1919-22 Katholische Theologie, Philosophie und Geschichte, 1922 Rechts- und Staatswissenschaften sowie Volkswirtschaft an der Universität Tübingen, wechselte zum Sommersemester 1923 an die Universität Berlin, setzte im Herbst 1923 das Studium in Tübingen fort und legte 1926 die Erste Höhere Justizdienstprüfung ab. Nach der Zweiten Höheren Justizdienstprüfung im Mai 1929 wurde er stellvertretender Amtsrichter in Stuttgart, dann in Tübingen. Im Dezember 1929 mit der Arbeit Die strafrechtliche Bekämpfung des Wuchers in der Geschichte, im geltenden Recht und in den Entwürfen zu einem Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuch zum Dr. jur. promoviert, wurde er 1930 Juristischer Hilfsarbeiter und Rechtsrat für Kirchensteuer- und Vermögensangelegenheiten sowie für Verwaltung der Kirchenpllegen und Kirchengemeinden beim Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg. 1933 schied er aus dem Kirchendienst aus, ging als stellvertretender Amtsrichter nach Waiblingen, wurde im Januar 1934 Amtsanwalt für Göppingen und Geislingen an der Steige und zugleich Hilfsrichter für Zivilsachen beim dortigen Amtsgericht, im April Amtsrichter. Seit Januar 1939 war er Amtsgerichtsrat in Stuttgart, wo er an der Gesprächsrunde um den ehemaligen Staatspräsidenten Eugen Bolz teilnahm, und wurde im Juli Landgerichtsrat. Im August 1939 eingezogen, nach der Teilnahme am Frankreich-Feldzug im Juli 1940 aus der Wehrmacht entlassen, übernahm M. im August die Verwaltung des Mietreferats 14 beim Amtsgericht Stuttgart und wurde im Oktober Mitglied der 5. Strafkammer, im Januar 1941 der 3. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart. 1944 erneut eingezogen, geriet er im Mai 1945 vorübergehend in französische Gefangenschaft. Im Juni/Juli 1945 gehörte er einem von der Landesdirektion der Justiz in Stuttgart eingesetzten Justizprüfungsausschuß mit dem Auftrag an, das Justizwesen in Württemberg nach rechtsslaatlichen Prinzipien neu zu organisieren, wurde Ende Juli zum Landesdelegierten für Justiz in den französisch besetzten Teilen Württembergs und Hohenzollerns mit Sitz in Tübingen ernannt und war von Ende September bis Mitte Oktober Landesdirektor der Justiz. Das Amt des Oberstaatsanwalts in Stuttgart, zu dem ihn Ministerpräsident Reinhold —> Maier im September 1945 ernannte, hat M. nie angetreten.

Seil Dezember 1945 war er Ministerialrat bei der Landesdirektion der Justiz in Tübingen und Stellvertreter des Landesdirektors der Justiz, Carlo —> Schmid, und wurde 1946 zum Ministerialdirektor befördert. M., der sich während des Studiums in Tübingen dem Windthorstbund und dem katholischen Gesellen verein angeschlossen hatte, übernahm 1932 den Vorsitz des Ortsund Bezirksverbandes der Zentrumspartei in Rottenburg. 1933 wurde er förderndes Mitglied der SS, 1934 Mitglied des Bundes Nationalsozialistischer Deutscher Juristen, 1935 der NS-Volkswohlfahrt. Nach der Zulassung der CDU 1946 setzte sich M., der sich zunächst abwartend verhalten hatte, für die Gründung eines Ortsverbandes in Tübingen ein und hielt bei der konstituierenden Sitzung im April das Grundsatzreferat über die Ziele der neuen interkonfessionellen Partei. 1947-56 war er Erster Landesvorsitzender der CDU Württemberg-Hohenzollern und gab der Partei ihren organisatorischen Rahmen. Seit Mai 1946 gehörte M. dem Landtag von WürttembergHohenzollern an, nahm im Juni an der Münchner Ministerpräsidentenkonferenz teil und wurde nach der Wahl von Lorenz Bock zum Staatspräsidenten im Juli 1947 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag. Er gehörte dem Ältestenrat sowie zahlreichen Ausschüssen an und war in die Regierungsarbeit von Beginn an einbezogen. Aus Protest gegen angekündigte neue Demontagen durch die französische Besatzungsmacht betrieb er nach dem überraschenden Tod Bocks Anfang 1948 den Rücktritt der Regierung des Landes, die jedoch geschäftsmäßig im Amt blieb. Am 13. 8.1948 wurde M., Verfechter eines stark ausgeprägten Föderalismus, mit großer Mehrheit zum Staatspräsidenten von Württemberg-Hohenzollern gewählt. Gleichzeitig übernahm er die Leitung des Finanzministeriums. Nach dem Auszug der Liberalen aus der Regierungskoalition 1949 wurde er auch Wirtschaftsminister und nach dem Rückzug Carlo Schmids aus der Landespolitik auch Justizminister. In der Frage der Neugliederung der Länder im deutschen Südwesten Schloß sich M., der zunächst von einer Wiederherstellung der zwischen der Französischen und der Amerikanischen Besatzungszone geteilten Länder ausgegangen war, den Überlegungen Reinhold Maiers über eine Vereinigung der drei Länder Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern an. In der stagnierenden Frage erwies sich der von M. auf Anregung von Ministerialrat Theodor Eschenburg eingebrachte Vorschlag, einen Sonderartikel (Artikel 118) in das Grundgesetz aufzunehmen, der für den Südwesten ein Bundesgesetz vorsah, falls sich die Länder nicht untereinander einig werden sollten, als Lösung. 1951 wurde M. Mitglied des Ministerrates für das südwestdeutsche Bundesland, dessen Vorsitz Reinhold Maier übernahm. Nach der Wahl zur Verfassunggebenden Landesversammlung, aus der die CDU als stärkste Partei hervorging, verständigte sich Maier jedoch mit der SPD und dem Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten auf die Bildung einer gemeinsamen Regierung, gewann die Ministerpräsidentenwahl gegen M. und rief am 25.4.1952 die Gründung des Südweststaates aus. In die Rolle des Oppositionsführers verwiesen, übte M. als Vorsitzender des Verfassungsausschusses der Verfassunggebenden Landesversammlung (von April bis Juli 1952) bestimmenden Einfluß auf die Erarbeitung einer neuen Landesverfassung aus. Im Januar 1953 trat er den Vorsitz der CDU-Fraktion in der Landesversammlung an. Bei der Wahl im Oktober 1953, aus der die CDU in BadenWürttemberg mit absoluter Mehrheit hervorging, wurde M. mit einem Mandat des Wahlkreises 193 (BalingenHechingen-Münsingen-Sigmaringen) Mitglied des Bundestages. Nach dem Rücktritt von Reinhold Maier am 30. 9.1953 zum Ministerpräsidenten gewählt, schied M. am 11.11.1953 aus dem Bundestag aus. Am 19.11.1953 trat

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Müller die Verfassung des Landes Baden-Württemberg in Kraft. 1956 wurde M. im Amt des Ministerpräsidenten bestätigt. 1949/50 war er Zweiter, 1953/54 Erster und 1956/57 Dritter Vizepräsident des Bundesrates, an dessen Geschäftsordnung und Organisation er großen Anteil hatte. Er war im Bundesrat außerdem 1951/52 Vorsitzender des Rechtsausschusses, 1955/56 Vorsitzender des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen und 1957 Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten. Nach der Wahl zum Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes im November 1958 tratM., der bereits 1951 und 1954 gebeten worden war, dieses Amt zu übernehmen, im Dezember als Ministerpräsident zurück und legte zum 1. 1.1959 das Landtagsmandat nieder. Im Februar 1959 wurde er in sein Amt in Karlsruhe, wo er auch Vorsitzender des Ersten Senats war, eingeführt. Während seiner Präsidentschaft (bis Dezember 1971) wurden grundlegende Entscheidungen zur Auslegung der Grundrechte, das Fernsehurteil, die Urteile im Zusammenhang mit der „Spiegel"-Affäre, zur Parteienfinanzierung, zum Kirchcnsteucrrecht und zu familicnpolitischen Fragen getroffen. 1968 war M. als Nachfolger von Heinrich —»Lübke als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten im Gespräch. Bis 1953 gehörte M. dem Rundfunkrat des Südwestfunks an. Er war Mitglied der Aufsichtsräte der Energieversorgung Schwaben (EVS), 1972-77 Mitglied des Aufsichtsrates, 1977-88 Vorsitzender, danach Ehrenvorsitzender des Beirates der Baden-Württembergischen Bank AG. 1975 wurde er Mitglied des Landesbeirates der Landessparkasse-Girokasse. Er war auch langjähriger Präsident, dann Ehrenpräsident des Landesverbandes Baden-Württemberg des Deutschen Roten Kreuzes. M. erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, u.a. 1953 das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, 1965 die Verfassungsmedaillc in Gold des Landes Baden-Württemberg, 1971 das Großkreuz der französischen Ehrenlegion und das Großkreuz des Verdienstordens der Republik Italien, 1972 das Großkreuz des päpstlichen Pius-Ordens, 1975 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und die Ehrenbürgerwürde der Landeshauptstadt Stuttgart, 1977 den Bayerischen Verdienstorden. 1972 wurde M. zum Honorarprofessor der Rcchtswissenschaftlichcn Fakultät der Universität Tübingen ernannt. VERÖFFENTLICHUNGEN: Naturrecht und Grundgesetz. Zur Rechtsprechung der Gerichte, besonders des Bundesverfassungsgerichts. Würzburg 1967. - G. M. blickt zurück. Der ehemalige Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern, Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Präsident des Bundesverfassungsgerichts im Gespräch mit dem Intendanten des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart, Hans Bausch. Stuttgart 1980. LITERATUR: Festschrift für G. M. Zum 70. Geburtstag des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts. Hrsg. von Theo Ritterspach und Willi Geiger. Tübingen 1970 (mit Schriftenverzeichnis). - Paul Feuchte: Verfassungsgeschichte von Baden-Württemberg. Stuttgart 1983. - Günter Buchstab: G. M. (1900-1990). In: Zeitgeschichte in Lebensbildern. Bd. 8. Hrsg. von lürgen Aretz, Rudolf Morsey und Anton Rauscher. Mainz 1997, S. 247-263. - Nachlaß G. M. Inventar des Bestands Q 1/35 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Bearb. von Günther Bradler, Peter Bohl und Kurl Hochstuhl. Stuttgart 2000. - Frank Raberg: G. M. 1900-1990. Christ Jurist - Politiker. In: G. M. 1900-1990. Christ - Jurist - Politiker. Katalog zur Wanderausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Bearb. von Kurt Hochstuhl u. a. Stuttgart 2000, S. 15-52. - G. M. Ein Leben für das Recht und die Politik. Symposium anläßlich seines 100. Geburtstags am 17. April 2000 in Stuttgart. Hrsg. von Gerhard Taddey. Stuttgart 2000.

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NACHLASS: Hauptstaatsarchiv Stuttgart; Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Bruno Jahn Müller, Gerd, * 25.8. 1955 Krumbach. Diplomwirtschaftspädagoge, Verbandsfunktionär, Verwaltungsbeamter, kath. Nach einer kaufmännischen Ausbildung erwarb M. über den Zweiten Bildungsweg das Abitur, studierte Pädagogik, Politik- und Wirtschaftswissenschaften und Schloß das Studium als Diplomwirtschaftspädagoge ab. 1980-89 war er Verbandsgeschäftsführer, wissenschaftlicher Angestellter, Oberregierungsrat im Grundsatzreferat des bayerischen Wirtschaftsministeriums und stellvertretender Pressesprecher des bayerischen Wirtschafts- und Verkehrsministers, danach Unternehmensberater in Kempten. M. war 1978-91 Kreis-, Bezirks- und Landesvorsitzender der Jungen Union Bayern. Er gehörte dem Vorstand der CSU und der Grundsatzkommission an. 1978-88 war er Zweiter Bürgermeister in Kempten und Kreisrat. 1989-94 gehörte er dem Europäischen Parlament an und war Parlamentarischer Geschäftsführer der EVP-Fraktion sowie ihr Verkehrs- und fremdenverkehrspolitischer Sprecher. 1993 wurde er stellvertretender Bezirks Vorsitzender der CSU Schwaben. Seit 1994 vertritt M. den Wahlkreis 242 (Oberallgäu) im Bundestag. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Petitionsausschuß, dem Ausschuß für Wirtschaft, dem Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Ausschuß für Verkehr an. Seit 1994 engagiert er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Angelegenheiten der Europäischen Union. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen und der Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland. Müller, Günther (Ernst Walther), * 27.9.1934 Passau, t 27.2.1997 Bonn. Historiker, Dozent, ev. M., Sohn eines Angestellten, besuchte ein Humanistisches Gymnasium und studierte Leibesübungen an der Bayerischen Sportakademie in Neugrünwald sowie Geschichte, Zeitungswissenschaft und Germanistik an der Universität München, an der er 1964 mit der Arbeit König Max II und die soziale Frage zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend war er in der kommunalen Kulturarbeit für die Stadtbibliothek und die Volkshochschule München tätig. M. wurde Lehrbeauftragter für Politische Wissenschaften und Berater lur Planungsfragen der Hanns-Seidel-Stiftung. Er war Vizepräsident der Südosteuropagesellschaft. 1955 trat M. in die SPD ein. 1956 wurde er Landesvorsitzender der sozialdemokratischen Studenten in Bayern und 1957 Bezirksvorsitzender der Jungsozialisten in Südbayern. 1963-67 war er Bundesvorsitzender der Jungsozialisten. 1972 kandidierte M. erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters in München. Nach politischen Differenzen verließ er im selben Jahr die SPD, wechselte zur CSU und war bis 1978 Mitglied des Stadtrates in München. In der 5.-6. Wahlperiode (1965-72) vertrat M. den Wahlkreis 207 (München-Süd) im Bundestag. Bis 1971 leitete er die bayerische Landesgruppe der SPD-Fraktion. Seit 17.5.1972 lraktionslos, wurde er am 19.9. 1972 Mitglied der CDU/CSU-Fraktion. In der 7. Wahlperiode (1972-76) gehörte er mit einem Mandat der CSU-Landesliste Bayern dem Bundestag an, in dem er in der 8.-12. Wahlperiode den

Müller Wahlkreis 216 (Rottal-Inn) vertrat. Danach wurde er von seiner Partei nicht wieder als Direktkandidat aufgestellt. In der 5. Wahlperiode engagierte sich M. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wissenschaft, Kulturpolitik und Publizistik, in der 6. (bis Mai 1972), 10., 11. und 12. Wahlperiode im Auswärtigen Ausschuß, dem er in der 5. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied (seit Januar 1967) angehört hatte. In der 7.-9. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 10.-12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Sportausschusses. In der 8. Wahlperiode hatte er den stellvertretenden Vorsitz des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft inne. M. war in der 5. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Rechtsausschusses (bis Januar 1968), in der 6. Wahlperiode des Inncnausschusscs (bis Dezember 1970), in der 7. Wahlperiode des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 9. und 12. Wahlperiode des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. 1967 wurde M. Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und übernahm den Vorsitz des Kulturund Erziehungsausschusses. Seit 1967 gehörte er auch der Versammlung der Westeuropäischen Union an und war stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten und Konservativen. 1988/89 und 1992/93 war er Mitglied des

Europäischen Parlaments. VERÖFFENTLICHUNGEN: Die Arbeit des Bundestages 1961 bis 1965. In: Bundestagswahl 1965. München/Wien 1965, S. 63-88. - Erfahrungen eines jungen Abgeordneten. In: Junge Republik. Beiträge zur Mobilisierung der Demokratie. Hrsg. von Michael Hereth. München/Wien 1966, S. 56-63. Der Bundestagsabgeordnete - Vertreter des Volkes oder seiner Partei? In: Der Wähler, 1967, Heft 5, S. 3-5. - Die Bundestagswahl 1969. München/Wien 1969. - Dreiklassenparlament in Bonn? Zur Stellung der Abgeordneten im Bundestag. In: Der Bundestag von innen gesehen. Hrsg. von Emil Hübner, Heinrich Oberreuter und Heinz Rausch. München 1969, S. 42-51. - Rote Zelle Deutschland. Oder was wollen die Jungsozialisten wirklich? Stuttgart 1972. - Saubere Luft. Rettung für Wald und Mensch. München/Berlin 1984. Hrsg.: Die Zukunft der SPD. Sozial-Demokratische Konzeption für die Zukunft. Hamburg 1984. NACHLASS: Archiv für Christlich-Soziale Politik der HannsSeidel-Stiftung, München. Müller, Hans, * 17.10.1898 Erbendorf, f 11.3.1974 Erbendorf. Schreiner, Kohlenhändler, kath. M. besuchte 1905-12 die Volksschule und arbeitete bis 1929 als Schreinergehilfe in Erbendorf, Nürnberg, Weiden und Chemnitz. Seil 1917 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919 trat er in die SPD ein. 1924-28 gehörte M. dem Stadtrat in Erbendorf und dem Bezirkstag Kemnath an. 1925-33 hatte er den Vorsitz der SPD-Ortsgruppe Erbendorf inne. 1929-33 war er Hilfsarbeiter. 1933 vorübergehend verhaftet, machte er sich nach der Entlassung als Kohleneinzelhändler selbständig. 1943-45 war er Soldat und geriet in Kriegsgefangenschaft. 1945 wurde M. Vorsitzender des SPD-Kreisvcrbandcs Neustadt a. d. Naab und stellvertretender Landrat. Seit 1946 gehörte er wieder dem Stadtrat in Erbendorf an und wurde 1948 Mitglied des Kreistages von Neustadt. In der 2.-4. Wahlperiode (1953-65) war M., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Außenhandelsfragen (seil Januar 1956) und dem Ausschuß für Sonderfragen des Mittelstandes (seit September 1956), in der 3. und 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Mittelstandsfragen und dem

Außenhandelsausschuß an. Er war in der 2. Wahlperiode Ordentliches, in der 3. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für den Lastenausgleich. In der 2. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Geld und Kredit, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Kommunalpolitik und Sozialhilfe an. Müller, Hans-Werner, * 3.9.1942 Nunkirchcn. Maschinenbaumeister, Diplomhandelslehrer, kath. M. besuchte 1952-58 eine französische Internatsschule in Lothringen, die er mit der Mittleren Reife abschloß. 1962 bestand er in Lcbach das Abitur und durchlief eine Lehre im Maschinenbauhandwerk. 1976 erhielt er seinen Meisterbrief. Nach dem Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Saarbrücken mit dem Abschluß als Diplomhandelslehrer war er 1967-76 im kaufmännischen Schuldienst tätig, seit 1974 als Oberstudienrat. Er arbeitete im väterlichen Unternehmen mit und wurde 1992 Partner in der Müller Formenbau GmbH. 1992 wurde M. Generalsekretär der Europäischen Vereinigung der Klein- und Mittelbetriebe (UEAPME). Er ist Präsident des Europäischen Büros des Handwerks und der Kleinund Mittelbetriebe für die Normung (NORMAPME) und Schatzmeister der Akademie Avignon. 1959 trat M. in die Junge Union und 1967 in die CDU ein. Er war Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes MerzigWadern. 1968-78 gehörte er dem Kreistag Merzig-Wadern an. Er wurde auch Mitglied des Stadtrates der Stadt Wadern. In der 8.-11. Wahlperiode (1976-90) vertrat M. den Wahlkreis 246 (Saarlouis) im Bundestag, dem er in der 12. Wahlperiode (1990-94) mit einem Mandat der CDU-Landesliste Saarland angehörte. Von September 1979 bis September 1987 war er Ordentliches, danach bis 1994 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. In der 10. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für das Post- und Fernmeldewesen (bis September 1987), dem er in der 9. Wahlperiode bis Okiober 1982 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 8. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. Dem Haushaltsausschuß gehörte er in der 9., 11. und 12. Wahlperiode als Ordentliches, in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 11. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Rechnungsprüfungsausschuß mit. 1976-79 gehörte M. dem Europäischen Parlament an. DEPOSITUM: Archiv für Chrisllich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Müller, Heinrich, * 21.4.1901 Frankfurt am Main, t 6.5.1966 Usingen. Sportlehrer, Verwaltungsbcamtcr. Nach der zweiten Lehrerprüfung mit Turn- und Sportlehrerexamen trat M. in den Schuldienst ein und unterrichtete in Frankfurt am Main und Usingen (Taunus). 1929 trat er in die SPD ein. Im Oktober 1933 entlassen, wurde er 1940 probeweise im Schuldienst eingestellt. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde er wieder Lehrer in Usingen, 1949 für kurze Zeit Regierungs- und Schulrat in Darmstadt. 1946 wurde M. Stadtverordneter und Mitglied des Kreistages. 1946-48 war er Landrat und Kreisdeputierter für Usingen. In der 1. Wahlperiode (1949-53) vertrat M. den Wahlkreis 10 [135] (Bad Homburg) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Geschäftsordnung und Immunität und des Ausschusses für ERP-Fragen. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er dem Ausschuß für Beamtenrecht, dem Ausschuß für Jugendfürsorge und dem Ausschuß für Bau- und Bodenrecht an.

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Müller Müller, Heinrich, * 28.10.1919 Klein-Jannewitz (Kr. Lauenburg, Pommern). Verwaltungsangestellter, Verbandsfunktionär, ev. Nach dem Besuch der Handelsschule wurde M. 1936-39 bei der Stadtverwaltung Lauenburg II für den Verwaltungsdienst ausgebildet und legte die abschließende Verwaltungsprüfung ab. 1939 wurde er zum Rcichsarbcitsdicnst eingezogen und war 1940-44 Soldat. Bis 1946 als Kriegsgefangener in den USA, studierte er an einer Lagerhochschule Betriebswirtschaft und bestand dort 1945 eine Verwaltungsprüfung. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war M. Arbeiter, Dolmetscher und Journalist, seit 1950 Bilanzbuchhalter und 1952-77 Geschäftsführer der Gemeinnützigen Nordenhamer Siedlungsgesellschaft mbH. 1977 wurde er Mitglied des Verwaltungsratcs der Deutschen Bundespost und 1978 Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft „Wesermarsch" mbH. 1947 trat M. der SPD bei. Er wurde Unterbezirksvorsitzender und Mitglied des Bezirksvorstandes Weser-Ems. Seit 1950 gehörte er dem Kreistag an. 1952-69 war er Ratsherr in Nordenham und 1956-72 Landrat im Kreis Wesermarsch. In der 4., 6., 7. und 8. Wahlperiode (1961-65 und 1969-80) vertrat M. den Wahlkreis 29 bzw. 23 (DelmenhorstWesermarsch) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 6. (seit Februar 1971) und 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen. Er engagierte sich in der 6. und 7. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied im Haushaltsausschuß. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Petitionen, dem Ausschuß für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen und dem Ausschuß für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, in der 6. Wahlperiode dem Verteidigungsausschuß (bis Dezember 1970) an.

wissenschaftlicher Experte in der Enquete-Kommission „Technikfolgenabschätzung" des 11. Deutschen Bundestages. Am 13.3.1985 rückte M. über die Grünen-Landesliste Niedersachsen für die ausgeschiedene Abgeordnete Erika —»Hickel in den Bundestag nach, dem er bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses (seit April) und wurde dessen Hauptberichterstatter für das Bundesministerium für Forschung und Technologie. Darüber hinaus gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Ausschuß für Bildung Wissenschaft (bis April 1985) und dem Ausschuß für Forschung und Technologie (im April 1985, davor seit März 1985 als Stellvertretendes Mitglied) an. Müller, Johannes, * 5. 8.1905 Schaffhausen (Kr. Saarlouis), t 15.5.1992 Berlin. Elektromeister, Gewerkschaftsfunktionär, kath. M., Sohn eines Bergmanns, arbeitete nach dem Besuch der Volksschule und einer Ausbildung zum Elektroinstallateur 1925-38 in verschiedenen Industriebetrieben, zuletzt in Berlin. 1937 legte er die Meisterprüfung ab. Anschließend war er bis 1947 als Monteur und zuletzt Bauleiter in Berlin tätig. Nach seinem Umzug nach Westberlin studierte M. 1948 für kurze Zeit an der Hochschule für Politik. Der seit seiner Jugend gewerkschaftlich organisierte M. wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Mitbegründer der Berliner Gewerkschaftsbewegung und der CDU in Berlin-Weißensee. 1948-61 war er Gcwcrkschaftssckretär, zunächst bei der Gewerkschaft der Techniker und Werkmeister, seit 1950 bei der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft Berlin. 1948/49 gehörte er dem Vorstand der Berliner „Unabhängigen Gewerkschaftsopposition" und 1952-58 dem Vorstand der Landesversicherungsanstalt Berlin an. Danach engagierte er sich bis 1962 in der Vertreterversammlung der Bundesanstalt für Arbeit.

Müller, Joachim, * 7.1.1947 Hamburg. Diplomkaufmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Redakteur. M., Sohn eines Wirtschaftsprüfers, bestand 1968 das Abitur in Lübeck und nahm in Hamburg das Studium der Soziologie und Germanistik auf. 1969 nach München gewechselt, studierte er zunächst Soziologie, Theatergeschichte und Germanistik, dann Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Soziologie. 1975 legte er die Diplomprüfung mit einer Arbeit über Qualifikationsveränderungen in der beruflichen Ausbildung der Bundesrepublik ab und war seit dem Wintersemester 1976/77 Lehrbeauftragter an der Universität Bremen für die Fächer Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre, 1977 in Kooperation mit der Arbeiterkammer Bremen. 1978 wurde er wissenschaftlicher Assistent für die Fächer Betriebliches Rechnungswesen und Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Universität Oldenburg, 1979 Lehrbeauftragter für das Fach Marktlchrc an der Hochschule für Wirtschaft in Bremen. 1980 wurde er dort mit der Arbeit Computergesteuerte Maschinen. Die Ökonomie automatisierter Produktionsprozesse und deren Auswirkungen auf die Arbeitsanforderungen promoviert. 1985 war er Mitgründer des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung, dessen wissenschaftlichem Beirat er angehört. 1988 zählte er zu den Mitgliedern des Gründungsaufsichtsrates der Ökobank e. G. in Frankfurt am Main, deren Öffentlichkeitsarbeit er bis 1989 unterstützte. 1990/91 war M. zeitweise stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung „Mecklenburger Aufbruch". 1990 übernahm er die Wochenzeitung „Hamburger Rundschau", deren Sanierung und Neukonzeption er als Herausgeber, Geschäftsführer und Chefredakteur bis 1997 anstrebte. 1998 gründete er das PR-Unternehmen „SMB" in Hamburg.

1946-48 war M. Bezirksverordneter in Berlin-Weißensee, 1947-59 Gewerkschafts- und Sozialreferent bzw. Beauftragter für Sozialpolitik der CDU Berlin. 1953-65 gehörte er dem CDU-Landesvorstand Berlin an, war 1959-65 stellvertretender Landesvorsitzender und arbeitete 1973-79 im CDU-Bundesfachausschuß Sozialpolitik mit. 1950-61 war er Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. In der 4.-8. Wahlperiode (1961-80) gehörte M. als Vertreter Berlins dem Bundestag an. Er war Mitglied des Arbeitskreises Sozial- und Gesellschaftspolitik der CDU/CSU-Fraktion. Er wirkte an den Arbeitsförderungs-, Berufsbildungs- und Lohnfortzahlungsgesetzen von 1969, am Betriebsverfassungsgesetz von 1971 und am Mitbestimmungsgesetz von 1976 mit und war auch an der Rentenreform von 1972 beteiligt. In der 4. und 5. Wahlperiode engagierte sich M. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Arbeit, in der 6.-8. Wahlperiode im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (seit Dezember 1970, davor war er Stellvertretendes Mitglied) und in der 6. Wahlperiode im Ausschuß für Städtebau und Wohnungswesen (bis Dezember 1970). In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen und des Ausschusses für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung, in der 4. und 5. Wahlperiode des Ausschusses für gesamtdeutsche und Berliner Fragen, in der 5. Wahlperiode des Haushaltsausschusses, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen sowie in der 7. und 8. Wahlperiode des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft. VERÖFFENTLICHUNGEN: Keine Angst vor weißen Kreisen. Berlin 1966.

M. trat der Partei Die Grünen bei. 1984/85 war er Mitarbeiter im Unterausschuß zum Bilanzrichtliniengesctz, 1988-90

NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin.

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Müller M ü l l e r , (Heinrich) Joseph, * 18.7.1919 Eschweiler, t 7.11.1997 Slolberg (Rheinland). Realschullehrer, kath. Nach dem Abitur 1938 arbeitete M. bis 1939 als Maschinenbaupraktikant in einem Hüttenbetrieb. 1939-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet zuletzt in Kriegsgefangenschaft. 1946/47 studierte er an der Pädagogischen Akademie Aachen und war anschließend als Volksschullehrer tätig. 1954 legte er das Realschullehrer-Examen ab. Er engagierte sich in der katholischen Jugendbewegung und wurde 1949 Vorsitzender des Stadtjugendrings Eschweiler. 1947 Schloß sich M. der CDU an und wurde 1957 Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Aachen-Land. 1952-61 war er Stadtverordneter in Eschweiler. Seit 1956 gehörte er dem Kreistag Aachen-Land an. 1961 wurde er Mitglied der Landschafts Versammlung Rheinland. In der 4.-6. Wahlperiode (1961-72) vertrat M. den Wahlkreis 61 bzw. 54 (Aachen-Land) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches, in der 5. und 6. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuß (bis Oktober 1970) an. In der 4. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Petitionen. M ü l l e r , Jutta, * 14. 8.1957 Völklingen. Sparkassenfachwirtin. Nach dem Besuch der Realschule machte M. eine Lehre als Bankkauffrau und erhielt anschließend eine Ausbildung als Sparkassenfachwirtin. Zuletzt arbeitete sie als Kundenberaterin im Bereich Anlageberatung. 1974 trat M. in die SPD ein. Sie war bis 1984 stellvertretende Vorsitzende der Jungsozialisten im Unterbezirk Saarbrückcn-Land. 1988 wurde sie Ortsvereinsvorsitzende im Ortsverein Völklingen-Fürstenhausen. 1984-89 gehörte sie dem Völklinger Stadtrat, 1989-90 dem Stadtverbandstag Saarbrücken an. Seil 1990 vertritt M. den Wahlkreis 245 (Saarbrücken II) im Bundestag. Sie engagiert sich seit November 1991 als Ordentliches Mitglied im Petitionsausschuß, dessen stellvertretende Vorsitzende sie seit 1994 ist, sowie im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Rcaktorsichcrhcit. Tn der 13. Wahlperiode gehörte sie als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Wirtschaft an. In der 14. Wahlperiode ist sie auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie. M. beschäftigt sich u. a. mit dem Zusammenhang von Umwelt und Gesundheit. Im Februar 2000 forderte sie eine Verbesserung der umweltbezogenen Gesundheitsbeobachtung. M ü l l e r , Karl, * 29.7.1884 Süchteln (Kr. Kempen), t 18.4. 1964 Bonn. Redakteur, Volkswirt, Unternehmer, Verwaltungsangestellter, kath. M. bestand an einem Gymnasium in Düren 1906 das Abitur und studierte Volkswirtschaft, Geschichte, Literatur und Kunstgeschichte in Münster und Bonn. Seit 1908 arbeitete er als Redakteur in Köln. 1908 Schloß er sich der Zentrumspartei an. 1913 wurde er an der Universität Jena mit der Dissertation Die Frauenarbeit in der Landwirtschaft zum Dr. phil. promoviert. Seit 1918 war er Syndikus bei Wirtschaftsverbänden. 1919 gehörte er dem Stadtrat in Köln an und war vom 22.10. bis zu seinem Rückritt am 25.10.1922 Reichsernährungsminister. Seit 1921 war er Direktor der Landwirtschaftskammcr Rheinland in Bonn. 1933 aus politischen Gründen entlassen, betätigte er sich im kaufmännischen Bereich und leitete 1940-45 eine Vermögensverwaltung sowie einen landwirtschaftlichen Betrieb. 1933 und 1943 wurde er verhaftet. 1945/46 war M. im Auftrag der amerikanischen Militärregierung an der Organisation des landwirtschaftlichen Wiederaufbaus beteiligt und leitete beim Oberpräsi-

denten der nordrheinischen Provinz die Abteilung Landwirtschaft und Ernährung. M. wurde Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker e . V . in Bonn. Er gehörte dem Deutschen Rat der Europäischen Bewegung an. 1946-50 war er für die CDU Mitglied des NordrheinWestfälischen Landtages und hatte 1947-49 den stellvertretenden Vorsitz der CDU-Fraktion inne. 1947/48 gehörte er als Stellvertreter von Franz Luster-Haggeney dem Zonenrat an. In der 1. und 2. Wahlperiode (1949-57) vertrat M. den Wahlkreis 3 bzw. 62 (Geilenkirchen-Erkelenz-Jülich) im Bundestag. Er war bis Januar 1956 Ordentliches Mitglied und 1950-53 Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 1. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Geschäftsordnung und Immunität, dem Ausschuß für Arbeit (seit Dezember 1949) und dem Ausschuß für Besatzungsstatut und auswärtige Angelegenheiten (von Februar bis Dezember 1951 sowie seit Januar 1952) an. LITERATUR: Martin Schumacher: Κ. M. Ein rheinischer Agrarier im Bannkreis Konrad Adenauers. In: RheinlandWestfalen im Industriezeitalter. Bd. 3. Wuppertal 1984, S. 257-277. M ü l l e r , Karl, * 18.7.1896 Dömitz (Elbe), t 5.10.1966 Bremerhaven. Landwirt, kath. M. besuchte ein Gymnasium in Hannover und durchlief eine Landwirtschaftslehre. 1915-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil und geriet in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1919 entlassen wurde. 1920 begann er in Göltingen ein Studium der Landwirtschaft, das er 1922 mit dem Staatsexamen abschloß. Er leitete bis 1928 die landwirtschaftliche Beratungsstelle der Superphosphat-Induslrie in Magdeburg und erwarb 1929 ein Gut, das er selbständig bewirtschaftete. Bis 1945 betätigte er sich nebenamtlich als landwirtschaftlicher Fachberater einer Kölner Chemie-Fabrik. Er war Vorsitzender mehrerer landwirtschaftlicher Organisationen sowie des Ausschusses für Wirtschaftsberatung im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In der 2. Wahlperiode (1953-57) vertrat M. für die Deutsche Partei den Wahlkreis 32 (Cuxhaven-Hadeln-Wesermünde) im Bundestag. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen. M ü l l e r , Karl, * 11.1.1897 Glatt, t 21.7.1982 Ravensburg. Schlosser, Gewerkschaftsfunktionär, kaufmännischer Angestellter. Nach dem Besuch der Volksschule ließ sich M. zum Bau- und Kunstschlosser ausbilden und besuchte eine Handelsschule. 1914 wurde er Mitglied des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes. 1916-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1920 trat M. in die SPD ein. 1929-33 war er Gewerkschaftsangestellter, danach bis 1936 arbeitslos und später kaufmännischer Angestellter. 1947 wurde M. SPD-Kreisvorsitzender. 1947-52 gehörte er dem Landtag von Süd-Württemberg-Hohenzollern an. 1948 wurde er Mitglied des Stadtrates in Ravensburg und 1951 Mitglied des Kreistages. 1952-56 gehörte er dem Landtag von Baden-Württemberg an. In der 3.-5. Wahlperiode (1957-69) gehörte er mit einem Mandat der SPD-Landesliste Baden-Württemberg dem Bundestag an. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Haushaltsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

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Müller Müller, Kerstin, * 13.11. 1963 Siegen. Juristin. Ihre Schulzeit auf dem Luise-Meitner-Gymnasium in Leverkusen, wo sie 1983 das Abitur ablegte, hat M., Tochter eines Betriebsingenieurs und einer Masseurin, später als entscheidende Phase ihrer politischen Sozialisation bezeichnet. Sie engagierte sich schon damals für Frauen, Minderheiten und sozial Schwache; das Interesse an der Verbesserang ihrer rechtlichen Situation war auch Motiv für ihre Entscheidung für die Rechtswissenschaft. Noch während ihres Studiums an der Universität Köln trat sie 1986 den Grünen bei und wurde im folgenden Jahr Sprecherin des GrünenKreisverbandes in Köln. Während ihres Referendariats am Oberlandesgericht Köln (1990-94) war sie Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen in Nordrhein-Westfalen. Nach dem Zweiten Staatsexamen kandidierte M. zur Bundestagswahl 1994 für den Wahlkreis 61 (Köln III), wo sie 10,29 % der Erststimmen erhielt. Über die Landesliste gelang ihr der Einzug in den Bundestag und noch im selben Jahr wählte sie die Fraktion - an der Seite Joschka —> Fischers - zu ihrer Sprecherin. Nach der Bundestagswahl 1998 (M. erhielt in ihrem Wahlkreis 9,81 ΰ/ο der Erststimmen) wurde sie in diesem Amt bestätigt; nunmehr gemeinsam mit Rezzo —> Schlauch. Seit 1999 ist M. auch Mitglied des Parteirates der Grünen, dessen Bedeutung durch die Öffnung des Gremiums für eine Mitgliedschaft von Amts- und Mandatsträgern erheblich gewachsen war. M. galt seit ihrer Zeit an der Spitze des nordrhcin-wcstfälischcn Landesverbandes als Vertreterin des linken Flügels der Partei. Wegen ihrer undogmatischen Haltung ist sie eine bevorzugte Kompromißkandidatin der beiden Flügel. Einerseits vertritt sie klassische Positionen der Linken: Sie vertritt gewerkschaftlich orientierte Forderungen zur Lohn- und Tarifpolitik und zählt zu den entschiedenen Gegnerinnen einer Abschaffung der Doppelbesetzung der Spitzenämter ihrer Partei, wie sie der sogenannte Realo-Flügel fordert. Anderseits ist M. in zentralen Fragen grüner Politik im Interesse der Regierungsfähigkeit zu weitreichenden Kompromissen bereit, so auch in der Frage des Pazifismus. Während sich M. noch im Juni 1998 bei der Parlamentsentscheidung zum Einsatz der Bundeswehr in Bosnien der Stimme enthielt, stimmte sie Ende 2001 dem Einsatz der Bundeswehr zu. Während sich M. auf dem Parteitag in Erfurt 1999 noch strikt gegen eine solche Strategie aussprach, bezeichnete sie Fischer später als Aushängeschild der Partei, dem als bekanntestem Politiker die Hervorhebung als alleiniger Spitzenkandidat zukomme. Teile des linken Flügels ihrer Partei kritisierten denn auch ihre Bereitschaft zur Anpassung an Zwänge, die sich vermeintlich aus der Regierungsbeteiligung und den Notwendigkeiten des Wahlkampfs ergäben. Für Antje Radcke (von 1998 bis 2000 eine der Sprecherinnen der Grünen) ist dies allerdings weniger ein Problem der Regierungslinken als ein Problem der Frauen an der Spitze der Partei. M. werde, wie andere Frauen auch, von den entscheidenden Akteuren nicht ernst genommen und entsprechend nehme sie auch die Presse und die Öffentlichkeit selten als wichtige Stimme der Grünen wahr. In ihrer parlamentarischen Arbeit im Bundestag ist M. klassischen grünen Themen eng verbunden. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Reform des Staatsbürgerrechts, die Asyl- und Antidiskriminierungsgesetze. Direkt beteiligt war sie an den Verhandlungen über das neue Zuwanderungsgesetz zwischen den Regierungsparteien und der Opposition. In der 13. Wahlperiode war M. Ordentliches Mitglied des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat sowie Stellvertretendes Mitglied des Innenausschusses und des Rechtsausschusses. In der 14. Wahlperiode ist sie Ordentliches Mitglied des Vermittlungsauschusses. Sie gehört der

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Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe und dem Förderverein der Gedenkstätte Ravensbrück an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Nichtstaatliche Verfolgung. Untersuchung der Tragweite der Schutzlücke im deutschen Asylrecht. Hrsg. vom Informationsverbund Asyl/ZDWF e.V. Oldenburg 2000. - Bearb.: Materialmappe zur Begleitung im Asylverfahren. Hrsg. vom Informationsverbund Asyl/ ZDWF e.V. 2., bearb. und aktualisierte Aufl. Oldenburg 2002. LITERATUR: Antje Radcke: Das Ideal und die Macht. Das Dilemma der Grünen. Berlin 2001. - Joachim Raschke: „So kann man nicht regieren". Die Zukunft der Grünen. Frankfurt am Main/New York 2001. Gerd Herzog Müller, Klaus Wolfgang, * 21.2.1971 Wuppertal. Diplomvolkswirt, Bankangestellter. M., Sohn eines Managers in der Tabakindustric, bcsuchtc 1982/83 Junior-High-Schools in Indiana und Connecticut (USA) und legte 1990 an einem Gymnasium in Wuppertal das Abitur ab. Nach dem Zivildienst studierte er 1992-97 Volkswirtschaft in Kiel und Schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab. 1993/94 war er Mitarbeiter am Projektverbund Friedenswissenschaften, 1996 am Institut für Weltwirtschaft und 1998 Angestellter der Investitionsbank Schleswig-Holstein in Kiel. M. wurde Mitglied des Programmbeirates des Bundesministeriums der Finanzen und des Verwaltungsrates der Sparkasse Kiel. 1996-2001 gehörte er dem Vorstand der Heinrich-Böll-Bundesstiftung an. 1990 trat M. dem Bündnis 90/Die Grünen bei. 1990/91 war er Mitglied des Kreisvorstandes Bonn, 1992-94 des Kreisvorstandes Kiel und Mitglied des Präsidiums des Landeshauptausschusses und 1994-97 Sprecher des schleswigholsteinischen Landesverbandes. 1997 gründete er die Landesarbeitsgemeinschaft Haushalts- und Finanzpolitik. 1998 wurde er schlcswig-holstcinischcr Minister für Umwelt, Natur und Forsten. Von 1998 bis zur Niederlegung des Mandats am 31.3.2000 gehörte M. mit einem Mandat der Landesliste SchleswigHolstein von Bündnis 90/Die Grünen dem Bundestag an. Er war finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion. M. gehörte als Ordentliches Mitglied dem Finanzausschuß und als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. Müller, Kurt, * 13.12.1903 Berlin, t 21. 8.1990 Konstanz. Werkzeugmacher, Verbandsfunktionär, Politikwissenschafticr. Nach dem Besuch der Volksschule erhielt M., Sohn eines Arbeiters, eine Ausbildung zum Werkzeugmacher. 1919 wurde er Mitglied der Freien Sozialistischen Jugend Deutschlands, 1920 der KPD und des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD). Seit 1923 war er KJVDOrtsgruppenleiter in Berlin-Mitte, seil 1925 Mitglied der Bezirksleitung für Berlin-Brandenburg und 1928-31 Gewerkschaftsekretär des KJVD, seit 1929 dessen Vorsitzender. 1931 wählte ihn das XI. Plenum des Exekutivkomitees der Komintern in sein Präsidium. Als Anhänger von Heinz Neumann wurde M. Ende 1932 seiner Funktionen enthoben und 1933 nach Gorki verbannt. 1934 nach Deutschland zurückgekehrt, koordinierte er als Bezirksleiter die illegale Parteiarbeit im Südwesten, wurde jedoch im selben Jahr von der Gestapo verhaftet und für sechs Jahre im Zuchthaus Kassel und dann bis Kriegsende im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. 1945 reorganisierte M. die Partei als Bezirksleiter für Hannover-Braunschweig und Parteivorsitzender in Niedersachsen. Er vertrat die Interessen der westdeutschen KPD

Müller gegenüber der SED. 1948/49 war er stellvertretender Vorsitzender KPD in den Westzonen. 1946-48 gehörte er dem Zonenbeirat für die Britische Zone (1947/48 Vorsitzender des Flüchtlingsausschusses), von August bis Oktober 1946 dem ernannten Hannoverschen Landtag, 1947/48 dem Niedersächsischen Landtag und 1948/49 dem Wirtschaftsrat für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet an. 1949 wurde M. über die KPD-Landesliste NordrheinWcstfalcn in in den Bundestag gewählt. 1950 wurde er von der SED-Führung nach Ost-Berlin bestellt, widerrechtlich verhaftet und als angeblicher Westagent nach Sibirien verbannt. Eine in Abwesenheit aus Ost-Berlin schriftlich mitgeteilte Mandatsniederlegung wurde vom Parlament nicht anerkannt. Nach dem Ausschluß aus der KPD am 10.5.1950 wurde M. als Fraktionsloser geführt. 1953-55 war er in der UdSSR inhaftiert. Im Zuge der Entlassungen nach —> Adenauers Moskau-Reise kehrte M. 1955 in die Bundesrepublik Deutschland zurück. Nachdem er sich der SPD angeschlossen hatte, arbeitete er seit 1960 in der Friedrich-Ebert-Stiftung, leitete bis 1983 die Abteilung Außenpolitik und DDR-Forschung und war Herausgeber der Schriftenreihe „Außenpolitik kommunistischer Länder und Dritte Welt" und des „DDR-Report". VERÖFFENTLICHUNGEN: Entwicklungshilfe innerhalb des Ostblocks. Frankfurt am Main/Berlin 1960. - Die entwicklungspolitische Konzeption des Ostblocks und Chinas. Bad Godesberg 1965. - Die Entwicklungshilfe Osteuropas. Hannover 1971. - Mit Hans Lindemann: Auswärtige Kulturpolitik der DDR. Bonn 1974. LITERATUR: K. M. (1903-1990) zum Gedenken. Hrsg. von Dieter Dowe. Bonn 1991. - Jens Ulrich Klocksin: Kommunisten im Parlament. Die KPD in Regierungen und Parlamenten der westdeutschen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland (1945-1956). Bonn 1993, bes. S. 2 3 9 - 2 4 4 .

Müller, Manfred, * 27.2.1943 Berlin. Programmierer, Gewerkschaftsfunktionär, konfessionslos. Nach der Mittleren Reife besuchte M. die Handelsschule und qualifizierte sich als Fremdsprachenkorrespondent und als Programmierer. Nach dem Wehrdienst arbeitete er als Programmierer bzw. EDV-Mitarbeiter in einem Handelsbetrieb, in dem er Betriebsratsvorsitzender wurde. Seit 1973 war er Gewerkschaftssekretär, 1984-94 Landes Vorsitzender der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen in Berlin. M. war ehrenamtlicher Richter am Landesarbeitsgericht und am Landessozialgericht Berlin. 1994/95 gehörte er dem Aufsichtsrat der Otto Reichelt AG, Berlin, an. Als Parteiloser vertritt M. seit 1994 den Wahlkreis 261 (Berlin-Hohenschönhausen - Pankow-Weißensee) im Bundestag. 1994-98 war er 1. Parlamentarischer Geschäftsführer der PDS-Gruppe im Bundestag und Mitglied des Gruppenvorstandes. In der 14. Wahlperiode ist er europapolitischer Sprecher der PDS-Fraktion. In der 13. Wahlperiode gehörte M. als Ordentliches Mitglied dem Altestenrat und dem Ausschuß für die Angelegenheiten der Europäischen Union an. Er war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung sowie beratendes Mitglied des Wahlprüfungsausschusses. 1996 war er Mitinitiator eines Antrags auf Abschaffung der Wehrpflicht. In der 14. Wahlperiode ist er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union, der Deutschen Delegation in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Deutschen Delegation in der Versammlung der Westeuropäischen Union - Interimistische Europäische Versammlung für Sicherheit und Verteidigung.

Müller, Michael, * 10.7.1948 Bernburg (Saale). Stahlbetonbauer, Diplombetriebswirt. Zunächst als Stahlbetonbauer tätig, legte M. als Externer das Abitur ab, studierte Ingenieurwesen, Betriebswirtschaft und Sozialwissenschaft und Schloß das Studium als Diplombetriebswirt ab. M. Schloß sich der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt an. Er ist Bundesvorsitzender der Naturfreunde, Stuttgart, und Mitglied des Präsidiums des Deutschen Naturschutzrings, Bonn. 1966 trat M. in die SPD ein. 1972-78 war er stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungsozialisten. 1975-83 gehörte er dem Rat der Stadt Düsseldorf an. In der 10.-13. Wahlperiode (1983-98) war M. mit einem Mandat der SPD-Landesliste Nordrhein-Westfalen Mitglied des Bundestages, in dem er seit 1998 den Wahlkreis 74 (Düsseldorf I) vertritt. In der 10.-13. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (seit Juni 1986; in der 12. Wahlperiode war er von März bis Oktober 1992 Stellvertretendes Mitglied), in der 10. Wahlperiode im Ausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit. In der 10. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (seit Juni 1984) sowie des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in der 11. Wahlperiode des Ausschusses für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. In der 14. Wahlperiode arbeitet er als Ordentliches Mitglied im Gemeinsamen Ausschuß und Vermittlungsausschuß mit. Er ist Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Natuschutz und Reaktorsicherheit, des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und der Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung". VERÖFFENTLICHUNGEN: Mit Peter Hennicke: Die Klimakatastrophe. Bonn 1989, 2 1990. - Mit Peter Hennicke: Wohlstand durch Vermeiden. Darmstadt 1994. - Mit Peter Hennickc: Mehr Wohlstand mit weniger Energie. Darmstadt 1995. - Der Ausstieg ist möglich. Bonn 1999. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Müller, Oskar, * 25.7.1896 Wohlau (Schlesien), t 14.1.1970 Frankfurt am Main. Bankangestellter, Parteifunktionär, konfessionslos. Nach dem Besuch des Gymnasiums nahm M. 1914-18 am Ersten Weltkrieg teil. Er wurde Bankangestellter. 1920 Schloß er sich der Gewerkschaft, 1922 der KPD an. 1924 wurde er hauptamtlicher Sekretär bei der KPDBezirksleitung Hessen-Frankfurt. 1925-33 gehörte er dem Preußischen Landtag an. 1933 wurde er verhaftet und war bis 1939 im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. 1939-44 war er Angestellter einer Lederfirma in Offenbach am Main. 1944/45 befand er sich im Konzentrationslager Dachau. 1945-47 war M. hessischer Landesminister für Arbeit und Wohlfahrt. Er wirkte an der Hessischen Verfassung und am Hessischen Betriebsrätegesetz mit. 1946-49 gehörte er dem Hessischen Landtag an. 1948/49 war er Landesvorsitzender der KPD in Hessen. 1953 wurde er vorübergehend in Haft genommen. Er gehörte dem Präsidium der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes an. In der 1. Wahlperiode (1949-53) war M. mit einem Mandat der KPD-Landesliste Hessen Mitglied des Bundestages. Er gehörte als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß (von Mai 1951 bis März 1952), dem Ausschuß lur Heimatvertriebene (bis März 1952) sowie dem Ausschuß für Finanz- und Steuerfragen (von Juni 1951 bis März 1952) an. Er war beratendes Mitglied des Wahlprüfungsausschus-

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Müller ses (von April 1951 bis März 1952) und des Organisationsausschusses (bis März 1952). LITERATUR: Jens Ulrich Klocksin: Kommunisten im Parlament. Die KPD in Regierungen und Parlamenten der westdeutschen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland (1945-1956). Bonn 1993. M ü l l e r , Richard, * 3 1 . 3 . 1 9 2 0 Lichtenfels, t 13.7.1986 Wunsiedel. Verwaltungsbeamter. M., Sohn eines Kaufmanns, besuchte die Volksschule und eine Aufbauschule, an der er die Obersekundareife erwarb. Er ließ sich für den gehobenen Verwaltungsdienst ausbilden und war seit 1938 am Landratsamt in Coburg tätig. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1945 entlassen wurde. 1950-69 war er Personalsachbearbeiter und Personalratsvorsitzender bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth, seit 1965 als Oberamtsrat. M. gehörte dem Vorstand der Gemeinnützigen Bayreuther Wohnungsbaugenossenschaft an. 1960-70 war er Vorsitzender des VfB Bayreuth und seit 1976 Vizepräsident des Bayerischen Fußballverbandcs. 1959 trat M. in die SPD ein. 1962-79 war er SPDKreisvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Unterbezirks Bayreuth, dessen Vorsitzender er 1979 wurde. 1960-62 gehörte er dem Stadtrat in Bayreuth, 1962-72 dem Bayerischen Landtag an, in dem er 1966 den Vorsitz des Ausschusses für Eingaben und Beschwerden übernahm. In der 7. Wahlperiode (1972-76) vertrat M. den Wahlkreis 223 (Bayreuth) im Bundestag, dem er in der 8. und 9. Wahlperiode (1976-83) mit einem Mandat der SPDLandcsliste Bayern angehörte. In allen drei Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses, in der 8. und 9. Wahlperiode dessen stellvertretender Vorsitzender. In der 7. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied auch im Rechlsausschuß (von März 1973 bis Juni 1975), im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Juni 1975) und im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit (bis März 1973), in der 9. Wahlperiode im Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (bis Oktober 1982) mit. Dem Sportausschuß gehörte er in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes, in der 8. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. M ü l l e r , Rudolf, * 23.12.1924 Niederfischbach, t 2 0 . 4 . 1 9 8 7 Niederfischbach. Technischer Zeichner, Gewerkschaftsfunktionär, kath. Nach einer Schlosscrlehre ließ sich M. zum tcchnischcn Zeichner ausbilden. 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der M. 1946 zurückkehrte. Bis 1955 als technischer Zeichner tätig, wurde er 1956 Geschäftsführer der Verwaltungsstelle Betzdorf der Industriegewerkschaft Metall. 1946 trat M. in die Junge Union und die CDU ein. 1952 wurde er Mitglied des Kreistages, 1960 des Kreisausschusses und 1969 des Gemeinderates. 1969 übernahm er den Landesvorsitz der CDU-Sozialausschüsse in Rheinland-Pfalz. In der 6. Wahlperiode (1969-72) gehörte M. mit einem Mandat der CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz dem Bundestag an. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. M ü l l e r , Rudolf, * 26.11.1932 Thomigsdorf. Gymnasiallehrer, kath. M., Sohn eines Landwirts, bestand 1953 in Freising das Abitur und studierte in München Wirtschaftswissenschaften, Geographie und Geschichte für das höhere Lehramt. 1957 legte er das erste, 1959 das zweite Staatsexamen ab und

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war seit 1960 Lehrer in Schweinfurt. 1969 wurde er stellvertretender Direktor, 1972 Schulleiter am Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium in Schweinfurt. M. Schloß sich der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der Arbeiterwohlfahrt und dem Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner Deutschlands an. 1963 trat M. in die SPD ein. 1968-72 war er zweiter Vorsitzender, 1972-76 erster Vorsitzender des SPD-Kreis Verbandes Schweinfurt-Stadt. 1975 wurde er Vorsitzender des SPDUnterbezirks. 1968-72 gehörte er dem Stadtrat in Schweinfurt an. In der 7.-12. Wahlperiode (1972-94) war M., jeweils über die SPD-Landesliste Bayern gewählt, Mitglied des Bundestages. In allen scchs Wahlperioden arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit. In der 11. Wahlperiode war er Vorsitzender, in der 12. Wahlperiode stellvertretender Vorsitzender dieses Ausschusses. In der 7. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Bildung und Wissenschaft, in der 7.-9. Wahlperiode dem Finanzausschuß und in der 9.-12. Wahlperiode dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen an. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEberl-Stiflung, Bonn. M ü l l e r , Willi, * 14.7.1925 Mülheim (Ruhr). Anwaltsgehilfe, Angestellter, kath. Nach dem Bcsuch der Volksschule machte M. eine Lehre in einem Anwaltsbüro und war dann als Anwaltsgehilfe tätig. 1942-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1949 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, wurde er Angestellter bei einer Ortskrankenkasse, nach Ablcgung beider Verwaltungsprüfungen Dienstordnungsangestellter (Verwaltungsinspektor) bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse Duisburg. M. war bis 1967 Vizepräsident der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft. 1950 trat M. in die SPD und in die Gewerkschaft ein. 1963 wurde er erster Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Mülheim. Seit 1961 gehörte er dem Stadtrat in Mülheim an. In der 5.-8. Wahlperiode (1965-80) vertrat M. den Wahlkreis 86 (Mülheim) im Bundestag. Seit der 7. Wahlperiode war er Fraktionssprecher für Umweltfragen. In der 5. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Pctitionsausschuß und im Ausschuß für Kriegs- und Verfolgungsschäden (bis Januar 1966, danach war er Stellvertretendes Mitglied), in der 8. Wahlperiode im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit September 1979). Dem Tnnenausschuß gehörte er in der 5. (seit Januar 1967) und 6. Wahlperiode als Ordentliches, in der 7. und 8. Wahlperiode (bis März 1977) als Stellvertretendes Mitglied an. In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheitswesen, in der 6. Wahlperiode des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, in der 7. Wahlperiode des Sportausschusses und in der 8. Wahlperiode des Rechtsausschusses (seit April 1977). Seit 1973 gehörte er dem Europäischen Parlament an. M ü l l e r , Willy, * 10.10.1903 Laufen (Kt. Bern), t 19.9.1976 Ludwigshafen. Kaufmännischer Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär, leitender Angestellter, Unternehmer, ev. Nach dem Besuch eines Realgymnasiums und der Staatlichen Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Berlin machte M. eine kaufmännische Lehre und arbeitete in einer Papierfabrik in Düren. 1922 wurde er Mitglied des Reichsbundes Deutscher Jungdemokraten, 1925 Mitglied in

Müller-Hermann dessen Bundesvorstand. 1928-33 gehörte er der Deutschen Demokratischen Partei bzw. Deutschen Staatspartei an. Er war Mitglied des Reichsbanners „Schwarz-Rot-Gold". 1925 wurde er Geschäftsführer im Gewerkschaftsbund der Angestellten. 1933 aus politischen Gründen entlassen, betätigte er sich in der Mühlenindustrie. 1943-45 nahm M. am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 wurde er Einzelprokurisl, 1946 Direktor, später geschäftsführender Gesellschafter der Nibelungenmühle in Worms, 1957 auch Geschäftsführer eines Kra ftfu tier werks. In der 1.-5. Wahlperiode (1949-69) vertrat M „ seit 1946 Mitglied der SPD, den Wahlkreis 10 bzw. 157 (Worms) im Bundestag. In der 1. Wahlperiode war M. Ordentliches, in der 2. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Außenhandelsfragen. In der 3. Wahlperiode gehörte er bis Februar 1959 als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied dem Außenhandelsausschuß an. In der 4. Wahlperiode wieder zunächst Stellvertretendes Mitglied dieses Ausschusses, wurde er im April 1964 Ordentliches Mitglied. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes, in der 2.-5. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Als Stellvertretendes Mitglied gehörte er in der 1. Wahlperiode auch dem Ausschuß für Patentrecht und gewerblichen Rechtsschutz sowie dem Ausschuß gem. Art. 15 GG, in der 4. Wahlperiode dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung an. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. M i i l l e r - E m m e r t , Adolf, * 1. 3.1922 Ludwigshafen. Jurist (Staatsanwalt), kath. M., Sohn eines Eisenbahners, besuchte bis zum Abitur 1940 ein Realgymnasium in Ludwigshafen, war Hafen- und Laborarbeiter und nahm 1941-45 als Kampf- und Sturzkampfflieger am Zweiten Weltkrieg teil. 1945 war er Rottenarbeiter bei der Reichsbahn. Seit 1946 studierte M. Rechtswissenschaft in Heidelberg und legte 1948 das Erste Juristische Staatsexamen ab. Nach dem Zweiten Staatsexamen 1951 war er Hilfsrichter und 1952-61 Staatsanwalt in Kaiserslautern. 1954 wurde er in Heidelberg mit der Arbeit Die Unbrauchbarmachung im Strafgesetzbuch zum Dr. jur. utr. promoviert. Seit 1983 war er als selbständiger Rechtsanwalt tätig. 1956 trat M. in die SPD ein. 1960 wurde er Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Kaiserslautern. Er gehörte dem Bezirksvorstand Pfalz, 1965-83 dem SPD-Landesvorstand Rheinland-Pfalz der SPD und dem Parteirat an. 1960 wurde er Mitglied des Stadtrates in Kaiserslautern und des Bezirkstages der Pfalz. Zeitweise gehörte er dem Vorstand des pfälzischen Bezirksverbandes der Europa-Union an. In der 4.-10. Wahlperiode (1961-87) vertrat M. den Wahlkreis 160 bzw. 161 bzw. 159 (Kaiserslautern) im Bundestag. In der 4. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im 2. Untersuchungsausschuß (TelefonAbhöraffäre, seit November 1963). Dem Rechtsausschuß gehörte er in der 4. und 5. Wahlperiode (bis Januar 1968) als Ordentliches, seit Februar 1968 und in der 6. Wahlperiode bis Januar 1972 und in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 4. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung (seit März 1963), des Ausschusses für Inneres, des Ausschusses für Arbeit (bis Januar 1964), des Ausschusses für Entwicklungshilfe und des 1. Untersuchungsausschusses (FIBAGAusschuß). In der 5. Wahlperiode war er Stellvertretender Vorsitzender des Strafrechtsausschusses. Dem Ausschuß für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung gehörte er in der 5. Wahlperiode als Ordentliches, in der 7. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 5. (bis Oktober

1967) und 8. Wahlperiode (bis November 1978) war er Stellvertretendes Mitglied des Inncnausschusscs. Dem Sportausschuß gehörte er in der 7.-9. Wahlperiode als Ordentliches, in der 10. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied an. In der 8. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 9. Wahlperiode bis Februar 1982 Stellvertretendes, danach bis Oktober 1982 wieder Ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses. In der 10. Wahlperiode engagierte er sich auch im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit. M ü l l e r - H e r m a n n , Ernst, bis 1948 Müller, * 30.9.1915 Königsberg (Preußen), f 19.7. 1994 Wallgau (Oberbayern). Angestellter, Parteifunktionär, Redakteur, Volkswirt. M. wurde als drittes von sechs Kindern des Frauenarztes Fritz Müller und dessen Frau Susanne, geb. Hermann, geboren. Er besuchte in Königsberg das humanistische Gymnasium Fridericianum und studierte nach dem Abitur (1932) an der dortigen Universität Jura und Volkswirtschaft. Nach dem 4. Semester wurde er 1934 gezwungen, sein Studium abzubrechen, da er als Enkel des jüdischen Universitätsprofessors Ludimar Hermann von der rassistischen Gesetzgebung der Nationalsozialisten betroffen war. Er trat eine Lehre bei einer Speditions- und Schiffahrtsfirma in Königsberg an, die durch die Ableistung der Wehrpflicht für zwei Jahre unterbrochen wurde. Seit 1938 arbeitete er für eine Speditionsfirma in Bremen. 1940 zum Wehrdienst einberufen, nahm er am Rußlandfeldzug teil und wurde 1943 zum Oberwachtmeister befördert. Nach dem Ende des Krieges begann er in Bremen als Dolmetscher für die amerikanische Militärregierung zu arbeiten. Nachdem er zunächst Mitglied und zweiter Geschäftsführer der „Bremer Demokratischen Volkspartei" gewesen war, gehörte er nach deren Spaltung zu den Begründern der Bremer CDU und war dort an der Gründung der Jungen Union beteiligt, deren Vorsitz er übernahm. 1946-52 war er Mitglied der Bremer Stadtversammlung, seit 1947 stellvertretender Vorsitzender und 1950-52 Vorsitzender der Bürgerschaftsfraktion. Die Funktion des Landesgcschäftsführcrs der CDU in Bremen gab er auf, als er 1949 für die Redaktion des Bremer „Weser Kurier" zu arbeiten begann. Am 1.1.1952 wurde M.-H. nach Ausscheiden des Abgeordneten Johannes —> Degener Mitglied des Bundestages, dem er, jeweils über die CDU-Landesliste Bremen gewählt, bis 1980 angehörte. Dort wie auch in der Partei spezialisierte er sich früh auf den Bereich der Verkehrspolitik. 1953 wurde M.-H. Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Verkehrswesen; 1957-65 war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen, 1965-69 Ordentliches Mitglied und 1966-69 stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsausschusses. 1969-80 gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen an. Er übte zunehmend Kritik an der Politik des Verkehrsministers —>Seebohm (DP, später CDU), dem er eine zu stark dirigistische Ausrichtung vorwarf, und forderte demgegenüber eine deutlicher marktwirtschaftliche Orientierung in der Verkehrspolitik. 1954 legte er aus eigener Initiative eine Gesctzesvorlage zur Verkehrsordnung vor, die sich gegen das Konzept Seebohms wandte und in der eigenen Fraktion auf Zustimmung stieß, letztendlich aber erfolglos blieb. In seiner Dissertation Die Grundlagen der gemeinsamen Verkehrspolitik in der Europäischen Gemeinschaft, mit der er 1963 promoviert wurde, verwies M.-H. auf die Notwendigkeit des Wettbewerbsprinzips in der Verkehrspolitik im Rahmen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Während der Großen Koalition sprach er sich gegen das Programm des Verkehrsministers —» Leber aus und brachte seine Vorschläge im „Müller-Hermann-Plan" vor, worin er das geplante Beförderungsverbot von bestimmten Massengütern

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Müntefering auf der Straße und die vorgeschlagene steuerliche Sonderbelastung des Güterfernverkehrs zugunsten der Bahn ablehnte und statt der Beförderungssteuer die Einführung einer gestaffelten Straßenbenutzungsgebühr im Güterverkehr vorschlug. Als Abgeordneter im Europäischen Parlament von 1958 bis 1965 war er ebenfalls Mitglied des Verkehrsausschusses, in dem er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden übernahm. In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion war M.-H. zur Zeit der Großen Koalition 1967-69 stellvertretender Vorsitzender. 1969-76 amtierte er als Vorsitzender des Arbeitskreises für Wirtschaft und Ernährung. Zudem gehörte er 1961-73 dem Rundfunkrat der Deutschen Welle an. Auf Landesebene übte er in der Bremer CDU 1968-74 das Amt des Vorsitzenden aus. Neben seiner politischen Tätigkeit war er 1964-85 Vorsitzender der Gesellschaft zum Studium strukturpolitischer Fragen e . V . und 1971-84 Präsident des Kraftfahrzeughandels und Sprecher des Kraftfahrzeughandwerks. In der 1. Wahlperiode arbeitete H.-M. als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Außenhandelsfragen (seit Januar 1952), im Ausschuß für Kriegsopfer- und Kriegsgefangenenfragen (seit Juni 1952) und im Untersuchungsausschuß zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffvertriebs (seit März 1952) mit. In der 1. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied (seit Januar 1952), in der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films, in der 2. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Ausschusses lur Verteidigung (seit September 1955) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen. In der 5. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß an. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 7. und 8. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft. Von 1977 bis 1984 gehörte M.-H. zum zweiten Mal dem Europäischen Parlament an. Dort war er 1979-84 Mitglied im Ausschuß für Energie und Forschung. Nachdem er aus dem Europäischen Parlament ausgeschieden war, diente er trotz Kritik aus den Reihen der eigenen Partei 1984/85 dem SPD-regierten Bremer Senat als Berater lur EG-Fragen. Seine politische Tätigkeit kommentierte er in einer Vielzahl von Veröffentlichungen, in denen er sieh, abgesehen von seinem Spezialgebiet der Verkehrspolitik, vornehmlich mit außenpolitischen Fragen auseinandersetzte. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wettbewerb und Ordnung. Grundlage der Verkehrspolitik. Darmstadt 1954. - Bonn zwischen den Weltmächten. Perspektiven der deutschen Außenpolitik. Düsseldorf/Wien 1969. - DB-Sanierung - höchste Eisenbahn. Stuttgart 1976. - Politik der Bewährung im Wandel. Stuttgart 1985. - Eines Menschen Weg und Zeit. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 6. Boppard am Rhein 1989, S. 233-419 (mit Auswahlverzeichnis weiterer Veröffentlichungen). LITERATUR: Wolf Jürgen Bell: E. M.-H. Bonn 1965 (Kennen Sie eigentlich den?, Bd. 14). NACHLASS: Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung, Sankt Augustin. Christiane Reinecke M ü n t e f e r i n g , Franz, * 16.1.1940 Neheim-Hüsten. Tndustriekaufmann, kaufmännischer Angestellter. M., Sohn eines Arbeiters, durchlief nach dem Besuch der Volksschule eine Lehre als Industriekaufmann und war 1957-75 kaufmännischer Angestellter in der metallverarbeitenden Industrie. M. Schloß sich der Industriegewerkschaft Metall an. Er ist Mitglied des Fernsehrates des Zweiten Deutschen Fernsehens und Mitglied des Kuratoriums des Vereins Junge Presse NRW, Essen.

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1966 trat M. in die SPD ein. 1974-98 war er Mitglied des Vorstandes des SPD-Bezirks Westliches Westfalen, dessen Vorsitz er 1992 übernahm. 1992 wurde er Mitglied des Parteivorstandes. 1995-98 war er Bundesgeschäftsführer der SPD. 1998 wurde er Vorsitzender des SPD-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, 1999 Generalsekretär der SPD. 1969-79 gehörte M. dem Stadtrat in Sundern (Sauerland) an. 1992-95 war er Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, 1995-98 Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. Am 10.6.1975 rückte M. über die SPD-Landes liste Nordrhein-Westfalen für den ausgeschiedenen Abgeordneten Friedhelm —>Farthmann in den Bundestag nach. Von 1976 bis zur Niederlegung des Mandats am 8.12.1992 gehörte er mit einem Mandat der Landesliste Nordrhein-Westfalen dem Bundestag an. 1998 wurde er erneut über die SPDLandesliste Nordrhein-Westfalen in den Bundestag gewählt. 1985-90 war er wohnungsbaupolitischer Sprecher der SPDFraktion, 1991/92 Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion. In der 7.-10. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied im Pctitionsausschuß mit, dem er in der 11. Wahlperiode bis Juni 1989 als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 7.-11. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 12. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Tn der 8. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Finanzausschuß, in der 9. Wahlperiode dem Haushaltsausschuß, in der 10. und 11. Wahlperiode dem Ausschuß für Wirtschaft und in der 11. Wahlperiode dem Aus schuß Deutsche Einheit (seit September 1990) an. Von Oktober 1998 bis September 1999 war M. Bundesminister für Verkehr, Bauund Wohnungswesen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg.: Jugend-Beruf-Zukunft. Marburg 1995. - Hrsg.: Sicherheit im Wandel. Berlin 2001. M ü s e r , Franzjosef, * 2 4 . 4 . 1 8 9 7 Daseburg, f 27.6. 1976 Norden. Jurist (Rechtsanwalt, Notar), leitender Angestellter, kath. Nach dem Besuch eines Gymnasium in Warburg studierte M. seit 1918 Rechtswissenschaft in Münster und legte 1920 das Erste, 1924 das Zweite Juristische Staatsexamen ab. 1924-26 war er Gerichtsassessor, 1926-42 Rechtsanwalt, seit 1928 auch Notar. 1942 wurde er Syndikus der Vereinigten Stahlwerke in Bochum. 1945-53 gehörte er dem Vorstand des Bochumcr Vereins an und übernahm anschließend als Bergwerksdirektor die Leitung der Zechen Karolinenglück und Graf Moltke in Bochum und Gladbeck. In der 2. und 3. Wahlperiode (1953-61) vertrat M „ Mitglied der CDU, den Wahlkreis 118 (Bochum) im Bundestag, dem er in der 4. Wahlperiode mit einem Mandat der CDU-Landesliste Nordrhein-Westfalen angehörte. Tn der 2. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und im Ausschuß für Wirtschaftspolitik, in der 3. und 4. Wahlperiode im Wirtschaftsausschuß. Dem Ausschuß für Außenhandelsfragen gehörte er in der 2. Wahlperiode bis lanuar 1957 als Ordentliches, anschließend als Stellvertretendes Mitglied an. In der 3. Wahlperiode war er auch Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verteidigung. M ü s e r , Willi, * 10.9.1928 Langenberg. Bundesbahnbeamter, kath. Nach dem Besuch der Volksschule bildete sich M. an einer kaufmännischen Berufsschule weiter und erwarb an einer Abendschule die Vorbildung für den gehobenen Beamtendienst. 1944/45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. Zunächst Beamtenanwärter für den mittleren Dienst bei der

Murr Deutschen Bundesbahn, stieg er 1959 in den gehobenen Dienst auf. 1952 trat M. in die Junge Union ein. 1953-56 war er ihr Ortssprecher in Langenberg, 1959-63 Kreissprecher für Düsscldorf-Mcttmann. Seit 1953 Mitglied der CDU, wurde er 1961 stellvertretender Kreisvorsitzender, 1963 Kreisvorsitzender der CDU Düsseldorf-Mettmann. Seit 1956 gehörte er dem dem Kreistag an. 1961 wurde er stellvertretender Vorsitzender, 1964 Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. 1961 in den Stadtrat in Langenberg gewählt, übernahm M. den Fraktionsvorsitz. 1969 wurde er Landrat im Kreis Mettmann. In der 5. Wahlperiode (1965-69) vertrat M. den Wahlkreis 72 (Düsseldorf-Mettmann I) und engagierte sich als Ordentliches Mitglied im Verkehrsausschuß. Er war Stellvertretendes Mitglied des Petitionsausschusscs und des Inncnausschusscs. M i i t h l i n g , Hans, * 8 . 7 . 1 9 0 1 Schwerin, t 5 . 2 . 1 9 7 6 Kiel. Diplomvolkswirt, Verwaltungsbeamter, ev. M., Sohn eines Arbeiters, durchlief nach dem Besuch der Volksschule eine Bürolehre im Gemeindebüro Altrahlstedt. Nach dem Abitur in Bad Oldesloe studierte er Rechts- und Staatswissenschaften in Hamburg, Schloß das Studium als Diplomvolkswirt ab und wurde 1932 mit der Arbeit Die wirtschafts- und soziogeographische Bedingtheit der Finanzwirtschaft des Kreises Stormarn zum Dr. sc. pol. promoviert. Bis 1933 war er Kreiskämmerer in Wandsbek, 1936-39 Wirtschafts- und Finanzdezernent bei der Regierung von Schleswig. 1945 wurde M. Erster Landesrat der schlcswig-holstcinischen Provinzialverwaltung in Kiel, 1947 Erster Landesdirektor (Staatssekretär) der schleswig-holsteinischen Landesregierung. Nach der Ablösung der SPD-geführten Landesregierung durch die CDU wcchscltc M. 1950 als Kommunalreferent in das Bundesinnenministerium und war anschließend bis 1954 Stadtkämmerer in Hannover. 1954-65 nahm er das Amt des Oberbürgermeisters von Kiel wahr. Er wurde Vizepräsident des Deutschen Städtetages. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) vertrat M. den Wahlkreis 6 (Kiel) im Bundestag. In beiden Wahlperioden war er Ordentliches Mitglied des Finanzausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Haushaltsausschusscs. M. erhielt das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und wurde Ehrenbürger der Universität Kiel. VERÖFFENTLICHUNGEN: Wertzuwachssteuerrecht. Berlin 1940, 4 1943. - Der erfolgreiche Redner. Köln 1950, 4 1974. Der Kieler Hafen. Kiel 1956. - Kleines Brevier für Vorgesetzte und solche, die es werden wollen. Bad Wörishofen 2 1958, 6 1966. - Die Geschichte der deutschen Selbstverwaltung. Stuttgart 1966. - Steuerlexikon der Betriebsausgaben. München/Berlin 1967. - Brevier der Vcrhandlungskunst. Köln 1968. LITERATUR: Walter Paatsch: Zum Leben und Wirken von H. M., Oberbürgermeister in Kiel 1955 bis 1965. In: Lotte Hegewisch, Lilli Martius, Gertrud Völcker. Drei Frauenbildcr aus der Kieler Stadtgcschichtc. Hrsg. von Brigitte Schubert-Riese. Kiel 1987, S. 34-44. M u l e r t , Friederike (Johanna), geb. Arends, * 16.11.1896 Danzig, f 5.4.1991. Ärztin, ev. M., Tochter eines Kapitäns, besuchte das Realgymnasium in Danzig, an dem sie 1919 die Reifeprüfung bestand. Sie studierte Medizin in Jena und Greifswald, legte 1921 das Staatsexamen ab und wurde 1922 an der Universität Jena mit der Arbeit Die altrömische Hydrotherapie nach dem Werke des Aulus Cornelius Celsus über die Heilkunde zum Dr. med. promoviert. Anschließend war sie 25 Jahre in einer allgemeinen und Landpraxis in Thüringen tätig und richtete

eine geburtshilfliche Klinik ein. 1948 flüchtete sie mit ihrer Familie nach West-Berlin, wo sie seit 1949 eine ärztliche Praxis aufbaute. M. war bis 1960 als Ärztin tätig. Für die evangelische Kirche betreute sie eine Reihe von Alters- und Fürsorgeheimen. M. war Mitglied des Vorstandes des StaatsbürgerinnenVerbandes, Mitglied des Präsidiums der Europa-Union Deutschland und Mitbegründerin des Berliner ÄrztinnenBundes. 1945 war M. an der Gründung der Liberal-Demokratischen Partei (LDP) des Landesverbandes Thüringen beteiligt und wurde 1946 Mitglied des Geschäftsluhrenden Vorstandes in Berlin. 1947 wurde sie Mitglied des Präsidiums des Volkskongresses. 1948 trat M. aus der LDP aus. Nach ihrer Flucht in den Westen Schloß sie sich 1951 der FDP an. 1951/52 gehörte sie dem Abgeordnetenhaus von Berlin an und war Mitglied der FDP-Fraktion. Nach einer Nachwahl war M. vom 1.2. 1952 bis zum Ende der 1. Wahlperiode 1953 als Vertreterin Berlins Mitglied des Bundestages. Schwerpunkte ihres politischen Engagements waren Fragen der Gleichberechtigung der Frau, der Gesundheitspolitik, der Familienpolitik, insbesondere die Reform des Abtreibungsparagraphen 218 sowie Fragen der deutschen Wiedervereinigung und der europäischen Einigung. M. arbeitete als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Fragen des Gesundheitswesens mit. Sie war Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (von Juni 1952 bis März 1953) und des Ausschusses für Sozialpolitik (seit Oktober 1952). VERÖFFENTLICHUNGEN: F. M. In: Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 4. Boppard am Rhein 1988, S. 219-229. M u n z i n g e r , Oskar, * 2 0 . 2 . 1 9 1 1 Rosenkopf (Pfalz), V 6 . 9 . 1 9 8 3 Neustadt/Weinstraße. Jurist (Rechtsanwalt), ev. M., Sohn eines Landwirts, bestand 1932 an der Oberrealschule in Strausberg das Abitur. Er studierte in Bethel Evangelische Theologie und legte 1938 in Berlin das Abschlußexamen ab. Danach studierte er Rechtswissenschaft. 1940-45 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. 1949 bestand er das Assessorexamen und war seit 1950 Rechtsanwalt in Marburg, seit 1956 in Kaiserslautern. 1950 trat M. in die SPD ein. 1958/59 hatte er den Vorsitz des SPD-Ortsverbandes inne. 1959-69 war er Oberbürgermeister von Zweibrücken. 1963-75 gehörte er dem Landtag von Rheinland-Pfalz an; 1969/70 war er Fraktionsvorsitzender, 1971-75 stellvertretender FraktionsVorsitzender. A m 2 0 . 4 . 1 9 5 9 rückte M. über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz für den verstorbenen Abgeordneten Anton —»Diel nach, dem er bis zur Niederlegung des Mandats 1.10. 1959 angehörte. Im Mai 1959 wurde er Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiedergutmachung. M u r r , Leonhard (Friedrich), * 2 2 . 8 . 1 8 9 6 Moosbach, t 2 . 1 0 . 1 9 6 7 Moosbach (Windsbach). Landwirt, ev. M., Sohn eines Landwirts, durchlief nach dem Besuch der Volksschule eine Landwirtschaftslehre. 1915-18 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Nach der Meisterprüfung bewirtschaftete er seit 1924 den eigenen Hof in Moosbach. Seit 1920 betätigte er sich in der Kommunalpolitik. 1939/40 war er erneut Soldat. 1946 wurde er selbständiger Kartoffelzüchter. M. engagierte sich im Vorstand der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften für Ober- und Mittelfranken und war im Bayerischen Bauernverband Kreisobmann für den Landkreis Ansbach. Er gehörte auch dem Vorstand des Bezirks-

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Mursch Verbandes Mittelfranken an. M. war Erster Revisionsschätzer bei der staatlichen Landcs-Hagelversichcrungsanstalt in Bayern. Nach dem Zweiten Weltkrieg Schloß sich M. der FDP an und wurde Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Ansbach und Mitglied des FDP-Bezirksvorstandes Mittelfranken. Er gehörte dem Kreistag und dem Kreisausschuß Ansbach an. In der 3. und 4. Wahlperiode (1957-65) war M. mit einem Mandat der FDP-Landesliste Bayern Mitglied des Bundestages. In der 3. Wahlperiode arbeitete er als Ordentliches Mitglied bis April 1958 im Ausschuß für Heimatvertriebene mit. Dem Ausschuß für Petitionen gehörte er in der 3. Wahlperiode bis April 1958 als Stellvertretendes, danach und in der 4. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied an. Er war in der 3. Wahlperiode bis Oktober 1960 Ordentliches, danach und in der 4. Wahlperiode (bis Februar 1963) Stellvertretendes, anschließend erneut Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik und öffentliche Fürsorge. In der 3. Wahlperiode war M. außerdem Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (seit Juli 1960). Dem Ausschuß für Mittelstandsfragen gehörte er in der 4. Wahlperiode bis November als Stellvertretendes, danach als Ordentliches Mitglied an.

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M u r s c h , Karl-Heinz, * 2 5 . 9 . 1 9 1 1 Krotoschin (Posen). Leitender Angestellter, Vcrwaltungsbcamter, cv. M. bestand 1930 in Liegnitz das Abitur und trat im selben Jahr in die Reichsmarine ein. 1939-45 nahm er bei der Marine am Zweiten Weltkrieg teil, zuletzt als Korvettenkapitän im Stab des Kommandierenden Admirals der U-Boote. Nach kurzer britischer Kriegsgefangenschaft wurde er Referent in der deutschen Minenräumdienstleitung. Als Abteilungsleiter im Bereich Großhandel vorübergehend in der freien Wirtschaft tätig, wechselte er 1946 in das Seeschiffahrtsamt Hamburg. 1949-69 arbeitete er im Bundesverkehrsministerium, zuletzt als Ministerialrat. M. war langjähriger persönlicher und Pressereferent des Bundesverkehrsministers HansChristoph —KSeebohm. 1967 wurde er Referent in der Abteilung Luftfahrt. In der 6. und 7. Wahlperiode (1969-76) vertrat M. den Wahlkreis 30 (Soltau-Harburg) im Bundestag. In der 6. Wahlperiode war er Ordentliches, in der 7. Wahlperiode Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied auch dem Verteidigungsausschuß an. 1973-77 war M. Mitglied des Europäischen Parlaments.

Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages 1949-2002 Herausgegeben von Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst unter Mitarbeit von Bruno Jahn Band 2 Ν -Ζ Anhang

K-G-Saur

München 2002

Redaktionelle Leitung: Bruno Jahn Redaktion: Sigrid Detschey, Dr. Ulrike Ehmann, Friederike Hillebrand, Sven Koch, Mike W. Malm, Dr. Tanja Nause, Dr. Barbara Palmbach, Hinrich Schaer, Veronika Thalhammer, Helga Wenzl Redaktionsschluß: 15. Juli 2002

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages / hrsg. von Rudolf Vierhaus und Ludolf Herbst. Unter Mitarb. von Bruno Jahn. - München : Saur ISBN 3-598-23780-4 2. Ν - Z: Anhang. - 2002 ISBN 3-598-23782-0

© Gedruckt auf säurefreiem und chlorarmem Papier Printed on acid-free and chlorine-free paper Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K.G. Saur Verlag GmbH, München 2002 Printed in the Federal Republic of Germany Satz: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck und Binden: Strauss Offsetdruck GmbH, Mörlenbach ISBN 3-598-23782-0 (Band 2) ISBN 3-598-23780-4 (Set)

Inhaltsverzeichnis

Band 1 Vorwort

VII

Autorenverzeichnis

IX

Abkürzungsverzeichnis

XI

Die Wahlperioden des Deutschen Bundestages

Biographische Artikel A - M

XIII

1

Band 2 Biographische Artikel N - Z

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Anhang Zeittafel Präsidenten und Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages

995 1027

Vorsitzende, stellvertretende Vorsitzende und Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktionen und Gruppen

1031

Ehemalige Mitglieder des Reichstages und des Parlamentarischen Rates

1049

Ehemalige Mitglieder der Volkskammer

1053

Personenregister

1059

Ortsregister

1095

Ν Nachtwei, Winfried, * 15.4.1946 Wulfen (heute zu Dorsten). Gymnasiallehrer.

N. besuchte das Max-Planck-Gymnasium in Düsseldorf, bestand 1965 das Abitur, leistete bis 1967 Wehrdienst, studierte Geschichte und Sozialwissenschaften in München und Münster und legte das Staatsexamen für das Höhere Lehramt ab. 1977-94 war er Studienrai am Clemens-BrentanoGymnasium in Dülmen. Er betrieb Forschungen zur regionalen Kriegsgeschichte und zum „Reichsjudenghetto" Riga. N. ist Mitglied des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, Bonn, und Mitglied des Stiftungsrates der Deutschen Stiftung Friedensforschung, Osnabrück. Er gehört dem Forum Ziviler Friedensdienst, dem Bund für Soziale Verteidigung und den Friedensinitiativen Nottuln und FREIe HEIDe/Brandenburg an. Er ist Mitglied des Vorstandes des Förderkreises „Darmstädter Signal", des Kuratoriums des Internationalen Informationszentrums Baltische Staaten, Ehrenmitglied der Society of Survivors of the Riga Ghetto, New York, sowie Mitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, des Vereins „Gegen Vergessen - für Demokratie" und der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft. N. Schloß sich der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an. N. ist Gründungsmitglied der Grünen Alternativen Liste in Münster; er gehörte mehrfach dem Kreisvorstand Münster an. 1994 und 1998 wurde N. über die Landesliste NordrheinWestfalen in den Bundestag gewählt. In der 13. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Verteidigungsausschusses, dem er auch in der 14. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehört. In der 14. Wahlperiode ist er außerdem Ordentliches Mitglied des Gemeinsamen Ausschusses. Zu N.s Arbeitsschwerpunkten zählen u. a. Friedens-, Außenund Sicherheitspolitik, Militärpolitik und -reform in Mittelund Osteuropa sowie Bundeswehrreform. Als Fraktionsveranlwortlicher für Krisenprävenlion erstrebt er eine Infrastruktur für zivile Konfliktbearbeitung. N. ist Mitglied der Deutsch-Baltischen, Deutsch-Belarussischen, DeutschJugoslawischen und Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe. VERÖFFENTLICHUNGEN: Namibia. Von der antikolonialen Revolte zum nationalen Befreiungskampf. Geschichte der ehemaligen deutschen Kolonie. Mannheim 21976. - „Ganz normale Männer". Die Verwicklung von Polizeibataillonen aus dem Rheinland und Westfalen in den nationalsozialistischen Vernichtungskrieg. In: Alfons Kenkmann (Hrsg.): Villa ten Hompel. Sitz der Ordnungspolizei im Dritten Reich. Vom „Tatort Schreibtisch" zur Erinnerungsstätte? Münster 1996, S. 54-77. Nadig, Friederike (Frieda), * 11. 12.1897 Herford, t 14.8. 1970 Bad Oeynhausen. Wohlfahrtspflegerin, ev. Nach dem Besuch der Volksschule in Herford und einer Frauenschule in Berlin legte N. 1922 das Staatsexamen für Wohlfahrtspflege ab und war als Wohlfahrtspflegerin tätig. 1913 Schloß sie sich der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), 1916 der SPD an. 1930-33 war sie Mitglied des Provinziallandtages von Westfalen. 1945 wurde sie Bezirksse-

kretärin der Arbeiterwohlfahrt Ostwestfalen. 1947-50 war N. Mitglied des Landtages Nordrhcin-Wcstfalcn, 1947/48 Mitglied des Zonenbeirates für die Britische Zone und 1948/49 des Parlamentarischen Rates. In der 1.-3. Wahlperiode (1949-61) gehörte N. dem Bundestag an, in der 1. Wahlperiode mit einem Direktmandat des Wahlkreises 47 U06J (Bielefeld-Stadt), in der 2. und 3. Wahlperiode mit einem Direktmandal des Wahlkreises 105 (Bielefeld-Halle). In den ersten beiden Wahlperioden war sie Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Rechtswesen und Verfassungsrecht und des Ausschusses für Angelegenheiten der inneren Fürsorge sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Fragen der öffentlichen Fürsorge. In der 1. Wahlperiode gehörte sie als Ordentliches Mitglied außerdem dem Gesundheitsausschuß (bis Juni 1951), als Stellvertretendes Mitglied dem Vermittlungsausschuß und dem Wahlrechtsausschuß an. In der 2. Wahlperiode war sie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Besatzungsfolgen (bis Dezember 1953: Besatzungsfragen), in der 3. Wahlperiode Ordentliches Mitglied des Rechtsausschusses und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Inneres. Naegel, Wilhelm, * 3. 8.1904 Fritzlar, f 24.5.1956 Hannover. Diplomkaufmann, leitender Angestellter, kath. Nach der Reifeprüfung und einer technisch-kaufmännischen Lehre besuchte N. Handelshochschulen in Berlin und Königsberg, studierte an der Universität Köln und an der Technischen Hochschule Braunschweig und legte in Berlin das Abschlußexamen als Diplomkaufmann und Diplomhandelslehrer ab. 1930 wurde er Angestellter bei der Hauptverwaltung von C. & A. Brenninkmeyer in Berlin, 1933 - nach vorübergehender Verwendung im Ausland (London, Amsterdam) - Hauptgeschäftsführer der Niederlassung Hannover; zuletzt gehörte er der Hauptgeschäftsleitung an. N. war Mitbegründer und Ehrenpräsident des Einzelhandcisverbandes Niedcrsachscn, bis 1953 Vizepräsident der Hauptgemeinschaft Deutscher Einzelhandel, Ehrenmitglied des Präsidiums des Bundesverbandes des Deutschen TextilEinzelhandels, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Hannover, Vorsitzender des Handelskammerausschusses des Deutschen Industrie- und Handelstages und Vorstandsmitglied des Bundes katholischer Unternehmer. 1945 war N. Mitbegründer der CDU in Hannover und in der Britischen Zone. Von August bis Oktober 1946 gehörte er dem ernannten Hannoverschen Landtag, von Dezember 1946 bis März 1947 dem ernannten Landtag von Niedersachsen und von April bis Juni 1947 dem Landtag von Niedersachsen der 1. Wahlperiode an. 1946-48 war er stellvertretendes Mitglied des Zonenbeirates für die Britische Zone und 1947-49 Mitglied des Wirtschaftsrates für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet, wo er 1947/48 den Vorsitz des Wirtschaftsausschusses innehatte. N. war Vorsitzender des wirtschaftspolitischen Ausschusses der CDU für die Britische Zone und Niedersachsen. Er gehörte dem Landesvorstand der CDU Niedersachsen an. In der 1. und 2. Wahlperiode zog N. über die Landesliste Niedersachsen in den Bundestag ein. In beiden Wahlperioden engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Ausschuß für Wirtschaftspolitik; in der 1. Wahlperiode wurde er im Oktober 1952, in der 2. Wahlperiode im November 1953

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Nagel dessen Vorsitzender. In der 1. Wahlperiode war er außerdem Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Berlin, des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung der Verhältnisse auf dem Gebiete des Kraftstoffvertriebs (seit März 1950), des Untersuchungsausschusses zur Überprüfung von Mißständen in der Bundesverwaltung (Platow-Ausschuß; seit Oktober 1951) und des Sonderausschusses zur Beratung der Gesetze über deutsche Auslandsschulden (seit Mai 1953). Nagel, Werner, * 18.2.1934 Mannheim, f 12.7.1993 Mannheim. Mcchanikcr. Nach dem Besuch der Volksschule in Mannheim, einer Lehre als Feinmechaniker und weiterer Ausbildung im Werkzeugmaschinen- und Motorenbau arbeitete N. seit 1951 in den Motorenwerken Mannheim. Im November 1951 Schloß er sich der Industriegewerkschaft (IG) Metall an. 1955 in den Betriebsrat gewählt, wurde er 1963 dessen Vorsitzender und als Arbeitnehmerverireter Mitglied des Aufsichtsrates des Unternehmens und war zuletzt stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. 1952 trat N. in die SPD ein. 1953-72 gehörte er dem Stadtrat in Mannheim an und hatte 1970-72 den Vorsitz der SPDFraktion inne. Seit 1987 war er Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt und Mitglied der Ortsverwaltung der TG Metall. In der 7.-11. Wahlperiode (1972-90) vertrat N. den Wahlkreis 179 (Mannheim I) im Bundestag. In allen fünf Wahlperioden gehörte er dem Verteidigungsausschuß an, in der 7. Wahlperiode bis September 1974 als Ordcntlichcs, danach als Stellvertretendes Mitglied, in der 8. und 9. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied, in der 10. und 11. Wahlperiode wieder als Stellvertretendes Mitglied (bis September 1986 bzw. bis Oktober 1990). In der 7. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (bis September 1974) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Verkehr und für das Post- und Fernmeldewesen. In der 8.-11. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (bis Oktober 1990) an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie, dem er in der 10. und 11. Wahlperiode als Ordentliches Mitglied angehörte. NACHLASS: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Nahles, Andrea, * 20.6.1970 Mendig. Germanistin, kath. N., Tochtcr eines Maurermeisters und einer Finanzangestellten, wuchs in Weiler in der Eifel auf, besuchte nach einer Realschule (1980-86) das Gymnasium in Mayen und bestand 1989 das Abitur. Das 1990 begonnene Studium der Germanistik und Politikwissenschaft in Bonn Schloß sie mit dem Magistergrad ab. 1988 trat N. der SPD bei. 1989 gründete sie den SPDOrtsverein Weiler, dessen Vorsitz sie übernahm. 1990 wurde sie Unterbezirksvorsitzende der lungsozialisten, 1992 stellvertretende Landesvorsilzende und halte 1993-95 den Landesvorsitz der lungsozialisten Rheinland-Pfalz inne. 1995-97 war N. Mitglied des SPD-Landesvorstandes RheinlandPfalz und 1995-99 Bundesvorsitzende der Jungsozialisten. 1997 wurde sie Mitglied des SPD-Parteivorstandes, 1999 Vorsitzende des SPD-Unterbezirkes Mayen-Koblenz. Im Mai 2000 war N. Mitbegründerin des „Forums Demokratische Linke 21", deren Vorsitzende sie seitdem ist. N. gehört der Arbeitsgruppe „Zukunft der Arbeit" des SPDParteivorstandes an. Seit Juli 2001 ist sie Mitglied der SPDWahlkampfleitung zum Bundestagswahlkampf 2002. 1994 wurde sie Mitglied des Gemeinderates in Weiler, 1999 Mitglied des Kreistages Mayen-Koblenz.

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N. ist Mitglied des Fernsehrales des Zweiten Deutschen Fernsehens, Mainz, bei Eurosolar, Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), bei ver .di (IG Medien) und bei attac. 1998 wurde N. über die SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung und der EnqueteKommission „Demographischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den Einzelnen und die Politik" sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Gesundheit. Im November 2000 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Arbeit und Sozialordnung" der SPD-Bundestagsfraktion. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hrsg. mit Hans Günter Bell: Vor dem Kollaps? Die Zukunft der großen Städte. Dortmund 1997. DEPOSITUM: Archiv der sozialen Demokratie der FriedrichEbert-Stiftung, Bonn. Nann, Alfred, * 29.9.1926 Stuttgart. Diplomlandwirt, Landwirtschaftslehrer. Nach dem Notabitur 1943 nahm N. am Zweiten Weltkrieg teil. 1945-47 erhielt er eine praktische Ausbildung in der Landwirtschaft und studierte seit 1947 an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, wo er 1950 das Diplomexamen ablegte. 1951 wurde er mit der Arbeit Die Entwicklung der Grundstückspreise, Grundstücksgeschäfte und Bodenpolitik der Gemeinden und die heutige Lage der Landwirtschaft unter dem Einfluß der Großstadtausdehnung und Industrialisierung in den nördlichen Vororten von Stuttgart zum Dr. agr. promoviert. 1952 besuchte er die Berufspädagogische Hochschule in Stuttgart. Nach dem Referendariat und dem Assessorexamen (1954) war N. 1954-62 Landwirtschaftslehrer und Fachberater für die Verbesserung der Agrarstruktur in Aalen, seit 1963 in Öhringen, zuletzt als Oberregierungslandwirtschaftsrat. N. gehörte dem Vorstand des Bezirksbeamtenausschusses der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) an und war ÖTV-Vorsitzender und DGBKartellvorsitzender im Kreis Öhringen. N. war stellvertretender SPD-Kreis Vorsitzender und gehörte dem Rat der Stadt Öhringen an. Am 17.2. 1969 rückte N. über die Landesliste NordrheinWestfalen für die ausgeschiedene Abgeordnete Ursula —> Krips in den 5. Deutschen Bundestag nach, dem er bis zum Ende der Wahlperiode im Oktober desselben Jahres angehörte. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Mittelstandsfragen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Narjes, Karl-Heinz, * 30.1.1924 Soltau. Jurist, Verwaltungsbeamter, Diplomat, ev. N„ Sohn eines Ortskrankenkasscnlcitcrs, wuchs in Ncustrelitz (Mecklenburg) auf, wo er das Gymnasium Carolinum besuchte. Nach dem Reifevermerk 1941 nahm er in der Marine am Zweiten Weltkrieg teil. Seit 1944 in Kriegsgefangenschaft, besuchte er verschiedene Lagerhochschulen in Kanada und Großbritannien und begann mit dem Studium der Rechtswissenschaften, das er 1948 in Hamburg fortsetzte. 1949 legte er das Erste Juristische Staatsexamen ab und wurde 1952 mit der Arbeit Zoll- und Wirtschaftsunionen als Rechtsformen der auswärtigen Wirtschaftspolitik zum Dr. jur. promoviert. Nach dem Zweiten Staatsexamen 1953 war N. bis 1955 Finanz- und Regierungsassessor bei der Oberfinanzdirektion des Landes Bremen. 1955 wechselte er als Attaché in den Auswärtigen Dienst und wurde 1956 Vizekonsul am Deutschen Generalkonsulat in Basel, 1957 Legationsrat in Bonn. 1958 zur Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) in Brüssel ab-

Nehm geordnet, wurde er stellvertretender Kabinettschef des Präsidenten, 1963 Kabinettschef des Präsidenten der EWG, Walter —» Hallstein, und war 1967-69 Generaldirektor für Presse und Information der Kommission der EWG. Bis Januar 1973 gehörte N. dem Verwaltungsrat der Bundespost, dem Verwaltungsrat der Landesbank und Girozentrale Schleswig-Holstein, dem Beirat der Landeszentralbank Schleswig-Holstein und dem Verwaltungsrat der Flughafen GmbH Hamburg an. Er war Mitglied des Beirates der Reedereien Deutsche Afrika Linie/Essberger sowie der Allianz Versicherungs-AG für Norddeutschland und Mitglied des Vorstandes des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin. 1967 trat N. der CDU bei. Von November 1969 bis Januar 1973 war er Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, von Mai 1971 bis Januar 1973 Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages. 1969 kandidierte er erfolglos für den Bundestag. Im selben Jahr wurde er Beisitzer im CDU-Landesvorstand und war Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Kiel. 1972, 1976 und 1980 wurde N. über die Landcslistc Schleswig-Holstein in den Bundestag gewählt. In der 7. Wahlperiode war er Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, dem er in der 8. Wahlperiode als Stellvertretendes Mitglied angehörte. In der 8. Wahlperiode engagierte er sich als Ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuß. N. legte am 9.1.1981 sein Bundestagsmandat nieder und wurde EG-Kommissar für Binnenmarkt, Zollunion, Industrielle Innovation, Umwelt, Verbraucherfragen und nukleare Sicherheit. Für die zweite Amtszeit (1985-89) als EG-Kommissar bestätigt, übernahm er die Zuständigkeit für Industriepolitik, Technologie, Forschung und das Gemeinsame Forschungszentrum. 1985 übernahm er die Vizepräsidentschaft der Kommission unter Jacques Delors. 1989 verließ N. die Kommission. 1977 erhielt N. das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. VERÖFFENTLICHUNGEN: Zur europäischen Dimension der deutschen Außenwirtschaft. Bonn 1981. - EG: zwischen Spannung und Konsens. Bonn 1982. - Freihandel und Wettbewerb. Bonn 1983. - Die Gemeinschaft auf dem Wege zur Europäischen Union - Utopie und Wirklichkeit. Saarbrücken 1987. - Die Europäisierung des Rechts. Münster 1987. LITERATUR: Europa ringt um seine Wirtschaftsverfassung. Liber Amicorum aus Anlaß des 60. Geburtstages von Dr. K.-H. N. Bonn 1984. N a u m a n n , Kersten, * 7.12.1958 Bad Frankenhausen. Agraringenieurin, konfessionslos. N. besuchte 1965-75 die Polytechnische Oberschule und ließ sich 1975-78 zur Agrotechnikerin/Merkanisatorin ausbilden. Ein Fernstudium Schloß sie als Agraringenieurin der Tierproduktion ab. N. trat in die Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (HBV) ein und ist Mitglied der Orts Vereinigung Jugendweihe e. V., Bad Frankenhausen. 1981 trat N. in die SED ein. 1995-98 war sie stellvertretende Vorsitzende des PDS-Landesverbandes Thüringen und gehört seit 1998 dem Bundesparteirat der PDS an. 1990 wurde sie Mitglied des Kreistages des Kyffhäuserkreises und Vorsitzende der PDS-Kreistagsfraktion. 1998 wurde N. über die Landesliste Thüringen in den 14. Deutschen Bundestag gewählt. Sie ist Ordentliches Mitglied des Ausschusses für Vcrbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. N. ist landwirtschaftspolitische Sprecherin der PDSFraktion.

N e b e r , Jakob, * 29.1.1891 Sippersfeld, t 23.6.1968 Sippersfeld. Landwirt, ev. Nach dem Besuch der Volks- und einer Fortbildungsschule arbeitete N. in der Landwirtschaft. 1919 wurde er Mitglied der „Freien Bauernschaft", Bezirksvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender für die Pfalz. Von 1920 bis zur Amtsniederlegung 1923, von 1929 bis zur Amtsenthebung im März 1933 und seit 1945 war er Bürgermeister von Sippersfeld. 1945 wurde er Erster Vorsitzender der „Pfälzischen Bauern- und Winzerschaft". N. gehörte dem Präsidium des Deutschen Bauernverbandes an. 1949 wurde N. über die CDU-Landesliste Rheinland-Pfalz in den 1. Deutschen Bundestag gewählt. Er war Ordentliches Mitglied des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen (bis März 1952) und Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Wiederaufbau und Wohnungswesen. N e e m a n n , Georg, * 7.11.1917 Höchst (Odenwald), f 6.2. 1993 Neuss. Angestellter, Gewerkschaftsfunktionär. N. schloß die Mittelschule mit der Mittleren Reife ab und war nach einer kaufmännischen Lehre in der Schmuckwarenindustrie Angestellter in der Werftindustrie. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zunächst im Kommunaldienst der Stadt Lcngerich tätig, wurde er Geschäftsführer in einem Osnabrücker Zeitungsunternehmen, später Bezirkssekretär und Bezirksleiter in der Industriegewerkschaft Metall. 1946 trat N., der vor 1933 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), des Arbeiterturn- und Sportbundes und der hündischen Jugend gewesen war, in die SPD ein. Er wurde Mitglied eines Unterbezirksvorslandes und Vorsitzender des Landesausschusses Nordrhein-Westfalen für Betriebs- und Gewerkschaftsfragen. Seit 1963 war er Vorsitzender des Landesbezirks Nordrhein-Westfalen des Deutschen Gcwerkschaftsbundes (DGB), 1967-75 Mitglied des DGB-Bundesvorstandes, in dem er die Leitung der Abteilung Wirtschaftspolitik innehatte. In der 5. und 6. Wahlperiode (1965-72) war N. Mitglied des Bundestages; 1965 wurde er über die Landesliste NordrheinWestfalen, 1969 mit einem Direktmandat des Wahlkreises 73 (Düsseldorf-Mettmann II) gewählt. In der 5. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Ausschusses für das Bundesvermögen sowie Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Kommunalpolitik, Raumordnung, Städtebau und Wohnungswesen. In der 6. Wahlperiode gehörte er als Stellvertretendes Mitglied dem Auswärtigen Ausschuß (bis Dezember 1969), dem Finanzausschuß und dem Ausschuß für Wirtschaft (seil April 1970) an. VERÖFFENTLICHUNGEN: Freiheitlicher Sozialismus, Sozialdemokratische Partei Deutschlands, wirtschaftliche Milbestimmung der Arbeitnehmer. Neuss 1966. - Das Verhältnis von freiheitlichem Sozialismus zur wirtschaftlichen Mitbestimmung der Arbeitnehmer. Frankfurt am Main 1967. N e h m , Albert, * 23.2.1932 Zierenberg. Stellmacher, ev. N. besuchte die Volksschule und erlernte den Beruf des Stellmachers. Er schloß sich der Industriegewerkschaft (IG) Metall an, war Mitglied der Vertreterversammlung der IG Metall, Verwaltungsstelle Kassel, und gehörte dem Bezirksvorstand Hessen-Nord an. Er war Vorsitzender des Ortskartells Baunatal des Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1954 trat N. der SPD bei. Er wurde 2. Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Baunatal. Am 13.9.1978 rückte N. über die Landesliste Hessen für den verstorbenen Abgeordneten Reinhold —> Staudt in den 8. Deutschen Bundestag nach. In der 9.-11. Wahlperiode (1980-90) vertrat er den Wahlkreis 126 (Werra - Meißner).

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Nelle In der 8. Wahlperiode war er Ordentliches Mitglied des Petitionsausschusses und des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung. In der 9.-11. Wahlperiode gehörte er als Ordentliches Mitglied dem Haushaltsausschuß, als Stellvertretendes Mitglied dem Ausschuß für innerdeutsche Beziehungen (seit Juni 1982) an. In der 9. Wahlperiode war er Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Forschung und Technologie (bis Oktober 1982). In der 10. Wahlperiode wurde er im April 1985 Stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Nelle, Engelbert, * 9.6.1933 Essen. Diplomhandelslehrer, kath. Nach dem Abitur 1954 am Laurentianum in Arnsberg durchlief N. eine Lehre als Industriekaufmann, besuchte die Berufsschule in Neheim-Hüsten und bestand 1956 die Kaufmannsgehilfenprüfung. Ans