Beschreibung der Stadt Straßburg und des Münsters [14., verb. u. verm. Aufl. Reprint 2019] 9783111456157, 9783111088761

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German Pages 144 [160] Year 1905

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Beschreibung der Stadt Straßburg und des Münsters [14., verb. u. verm. Aufl. Reprint 2019]
 9783111456157, 9783111088761

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Wefchreiöung der

Staöt Straßburg und des

Münsters von

Professor Dr. Julius (Luting Mit Vlan, Vanorama und 85 Abbildungen gezeichnet von

A. Koerlige, G. Loestr, ^erm. testet, Julius (Luting u. a.

Vierzehnte verbesserte und vermehrte Auflage

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Ktraßßurg 1905 Verlag von &ars I. Trübner am Alünsterplah

Druck der Union Deutsche Berlagsgesellschaft in Stuttgart.

Inhalt. Seite

Seite

Ankunft............................ I Gasthöfe, Restaurants, Cafes............................ I Weinwirtschaften, Bier­ wirtschaften, Trinkhal­ len, Gartenwirtschaften II Verkehrsbureaux, Ge­ schlossene Gesellschaften, Garnison,Theater, Mu­ sik, Post, Telegraph, Zollamt............................ III Polizeidirektion ... IV Elektr. Straßenbahnen . IV Droschken, Garten und Parke, Bäder,Zeitungs­ kioske ............................ V Spezialitäten Straß­ burgs ...................... V Öffentliche Sammlun­ gen und Biblio­ theken: Städtisches Kunstmuseum VI Kupferstichsamnilung . VI Elsässische Altertums sammlung .... VI K. Denkmalarchiv . . . VII Hohenlohe- (stöbt. Kunstgewerbe-) Museum . VII Archäologisches Museum VII Vereinigte zoologische Sammlungen. . . VII Sammlungen des Mine­ ralog. und petrograph. Instituts...........................VII Sammlung des geognos­ tisch -Paläontolog. In­ stituts, der geolog. Landesanstalt . . . VIII Botanischer Garten, Be­ zirksarchiv .... VIII Anatomisches Museum . VIII K.Universitäts-u.Landesbibliothek .... VIII

Els.-lothr. Landes-Mün­ zensammlung . . . Akadem. Lesezimmer . . Stadtbibliothek . . . Stadtarchiv .... Volksbibliothek . . .

VIII VIII VIII VIII VIII

Geschichte der Stadt Straß­ burg. Römische, aleman­ nisch - fränkische und deutsche Zeit bis 1262 2. Straßburg als freie Reichsstadt 1262 bis 1681...................... 3. Straßburg als fran­ zösische Stadt 1681 bis 1870 .... 4. Straßburg seit 1870 1.

1

9

19 25

Das gegenwärtige Straß­ burg. 1. Lage, Klima, Bevölke­ rung, Volksangehörig­ keit, Sprachverhält­ nisse, Befestigung, Ge­ sundheitsverhältnisse, Unterrichtsanstalten, Pflege der Kunst, Be­ hörden .... 33 — 41 2. Beschreibung der hervorragenden Gebäude und Sehenswürdig­ keiten in der Alt­ stadt .... 42-99 Das Münster: Baugeschichte ... 43 Fassade.............................. 50 Turnt, Portale . . 51 Inneres.............................. 57 Astronomische Uhr 62 Plattform .... 65 Kammerzellsches Haus . 67 Frauenhaus, Schloß . 68

II

Wein-, Bier- und Gartenwirtschaften.

wohlerhaltenem Saal in altdeutscher Renaissance, Stephansplatz 17; Terminus, Continental und Rotes Haus (siehe Gasthöfe). Weinwirtschaften. Germania (sehr elegant), am Universitäts­ platz; Stiftskeller im Kammerzellschen Haus (Münsterplatz); Schmutz, Züricherstraße 3 u. 7, Zum glückhafft Schiff von Zürich, kleiner altdeutscher Weinsalon im I. Stock; Rebstock, Ecke Gerber­ graben und Langestraße; Raiffeisen st ube, Kleine Metzig (hinter der Aubette); Zum Strauß, Große Metzig 5; Schrempp, Fasanen­ gasse 4; Elsässisches Bauernhaus in der Orangerie. Die Bierwirtschaften führen entweder einheimisches Bier, wie: Terminus, Bahnhofplatz; Zum Tannenfels, Ecke Rußbaum- und Thomannsgasse; Elsässer Taverne, Alter Kornmarkt 18; Zum Münster, Münsterplatz 12; Brauerei Schneider, Lange­ straße 79, mit Weinstube; Zur Universität, Universitätsplatz; Zur Stadt Paris, Bruderhofgasse 27; Stadt Wien, Metzger­ platz 14; Zum Römer, Alter Kornmarkt; Adelshoffen, Studenten­ gasse 6; Bäckehiesel, dicht bei der Orangerie. Oder bayrisches Bier (vielfach auch Pilsener): die HotelRestaurationen Christoph, Pfeiffer, Union, Continental, Rotes Haus, Schmutz, Europäischer Hof; ferner: *Germania, am Universitätsplatz; *Zum tiefen Keller, Kinderspiel­ gasse 56; *Sängerhaus, Vogesenstraße—Julianstraße (auch Fürsten­ bergbräu); Löwenbräu, Laternengasse 6, Langestraße 137; Zum M ö n ch s h o f (Kulmbacher), Alter Weinmarktplatz; Cafe-Re st aurant Broglie am Broglieplatz; *Luxhof, Luxhofgasse 1; Piton, am alten Kornmarkt 16; "Münchener Kindl, Brandgasse 12; Zur Stadt München, „Zur dicken Marie", Küfergasse 23; Krokodil, Schlauchgasse 10, Wandgemälde des französischen Malers Grison, einen Meßti (Kirchweih) darstellend; Zur Walhalla (SpeiererBier), Johannesstaden 4, in der Nähe des Bahnhofes; F ü rst e n b e r g, am alten Weinmarkt (auch Fürstenbergbräu); Zum Spaten, Schlossergasse. Steh-Bierhallen mit verschiedenen Bieren vom Faß: Alter Fischmarkt 6 und Kleberplatz (Gewerbslauben-Ecke). Trinkhallen führen Sodawasser in Kugelflaschen und befinden sich: Kleberplatz, Broglie, Bahnhof, Rabenbrücke, Metzgerplatz und an vielen anderen Plätzen. Gartenwirtschaften. *Tiv oli, Konzert-Etablissement I. Ranges, dicht hinter dem Contades, Militär- und Streichkonzerte; Das „*Bäckehiesel" an der Ruprechtsauer Allee, dicht vor der Orangerie; *Hauptrestauration und Elsässisches Bauernhaus (letzteres ausschließlich Weinwirtschaft) in der Orangerie; *Rheinlust, an der großen Rheinbrücke, elegantes Etablissement mit großer Terrasse und schöner Aussicht auf den Rhein und Schwarzwald; Zur „grünen Warte" (Fischessen, Bowlen) vor dem Schirmeckerthor; Zu den 3 Ähren vor dem Schirmeckerthor (Matelotte); 2 Stunden entfernt im Norden „Fuchs am Buckel", ländlich.

Verkehrsbureaux, geschlossene Gesellschaften, Garnison rc.

111

Verkehrsbureaux. Auskunft über alle den Reisenden interes­ sierende Fragen über Straßburg und die Vogesen erteilt das Ver­ kehrsbureau Straßburg, Küßstraße 12, sowie der FremdenVerkehrsverein für Straßburg und die Vogesen Bahnhofplatz 8.

Geschlossene Gesellschaften nnd Vereine. Ka sino gesell schäft, im eigenen Hause, Sturmeckstaden 1 (gesellschaftl. Vereinigungspunkt der Altdeutschen Straßburgs). — Militärkasino, am Broglie. — Kommerzielles und literarisches (elsässisches) Kasino, Gutenberg­ platz 10, im Hotel du Commerce. — Freimaurerlogen: Gesell­ schaftshaus , Möllerstraße 3. — Vogesenklub, Vorstand: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Euting, Schloß; Sektion Straßburg: Direktor Dr. Veil, prot. Gymnasium. — Verein zur Erhaltung der historischen Denkmäler desElsasses, Vorstand: Canonicus Keller, Bruderhofgasse 2. — Deutsch-Österr. Alpenverein, Vor­ stand: Stadtarchivar Dr. Winckelmann. — Elsaß-Lothringischer Sängerbund, Vorstand: Oberlehrer Dr. Ehrismann, Ohmacht­ straße 5. — Straßb. Männergesangverein, 1. Dirigent: Karl Frodl, Julianstr. 5. — Straßb. Turnverein, Vorstand: Buch­ händler Schlesier, Blauwolkengasse 27. Garnison. 6. sächs. Jnf.-Reg. Nr. 105. — 8. württemb. Jnf.Reg. Nr. 126. — Preuß. Jnf.-Neg. Nr. 143, Nr. 132, Nr. 138, Nr. 172. — 2. Rhein. Husaren-Neg. Nr. 9. — Eskadron Jäger zu Pferd. — Feld-Art.-Reg. Nr. 15 und 51. — Fuß-Art.-Neg. Nr. 10. — Bad. Fuß-Art.-Neg. Nr. 14, Stab und 2. Bataillon, Nest in Altu. Neu-Breisach. — Pionierbataillon Nr. 15 u. 19. — Trainbataillon Nr. 15. — In Kehl noch 14. Pionierbataillon. Theater. Stadttheater am Broglie (geöffnetvom 1.September bis Mitte Mai; im Sommer im Tivoli). Elsässisches Theater (im Union-Hotel) vom 1. Oktober bis Ende März. Edentheater, (Variete- und Spezialitäten-Vorstellungen, manchmal auch Operetten und Lustspiele) im Sommer am Bahnhofplatz, Eingang durch Hotel Terminus, im Winter (mit Bällen) in der Kinderspielgasse. Musik. Militärmusik im Sommer Dienstags auf dem Broglieplatz und Freitags im Contades zwischen 6 und 7 Uhr. Post. Postamt I: im neuen Posthaus, Hohenlohestraße (Halte­ stelle der Straßenbahn Kleberplah-Orangerie, sowie der Rundbahn Fischerstaden-Hauptbahnhof-Schwarzwaldstraße) nebst Zweigstelle am Rheinhafen; II: auf dem Bahnhof; III: auf dem Münsterplatz; IV: Pariserstaden 4; V: Finkweilerstaden 4; Bahnpostamt Nr. 23: im neuen Posthaus. Telegraph: im neuen Posthaus, Hohenlohestraße, mit Nachtdienst. Tagesdienst außerdem in sämtlichen Postämtern. Zollamt: im neuen Güterbahnhof. — Für Eilgut auf dem Eil­ gutbureau, Eingang beim Weißturmring. — Für zollpflichtige Post­ stücke im neuen Posthaus, Ecke Hohenlohe- und Wenkerstraße.

IV

Polizeidirektion, Trambahnen.

Polizeidirektion: Blauwolkengasse 11.

Elektrische Trambahnen in Straßburg und Umgebung (Straß­ burger Straßenbahn-Gesellschaft). 1. Centralbahnhof-Kleberplatz-Metzgerplatz und um­ gekehrt alle 5 Minuten bis 10 Uhr abends (im Winter bis 9 Uhr). 2. Rundbahn: Germania-Rabenplatz-Finkweiler-Central­ bahnhof-Steinplatz-V ogesenstraße-Ho h en loh estr aß eGermania-Brantplatz-Schwarzwaldstraße und um­ gekehrt alle 5 Minuten bis gegen 10 Uhr abends (im Winter bis gegen 9 Uhr). 3. Metzgerplatz-Rheinbrücke-Kehl-Bahnhof-KehlDorf und umgekehrt alle 10 Minuten bis 9 Uhr abends (im Winter bis 8 Uhr). 4. Metzgerplatz-Neudorf(Ost)-Neuhof alle 10 Minuten bis 8.30 abends nach Neudorf (Kiesgrubenweg); alle St. bis gegen 8 Uhr abends nach Neuhof und umgekehrt. 5. Nach Neudorf (West)-Schachenmühle: direkte Wagen Schachenmühle-Neudorf-Metz gerplatz-K leberp la tzAlter Weinmarkt-Kronenburg und zurück, alle 15 Mi­ nuten bis gegen 8 Uhr abends (zeitweilig alle 10 Minuten); nach Grafen staden (elektr. und Dampfbetrieb) täglich 15 bis 20 Züge hin und zurück. 6. Nach Kronenburg siehe Nr. 5. 7. Kleberplatz-Steinp latz-Schiltigheim-BischheimHönheim alle 5 Minuten bis Steinplatz bis gegen 9Vr Uhr abends (im Winter bis gegen 8^2 Uhr); nach Bischheim alle 10 Minuten bis gegen 9 Uhr abends; nach Hönheim alle 20 Mi­ nuten bis gegen 9 Uhr abends (im Winter bis gegen 8 Uhr); ebenso umgekehrt. 8. Centralbahnhof-Königshofen alle 10 Minuten bis gegen 9'/2 Uhr abends (im Winter bis gegen S1/^ Uhr); nach Eckbolsheim-Wolfisheim-Oberschäffolsheim alle 70 Minuten; nach Achenheim-Breuschwickersheim alle 2 Stunden und 20 Minuten; ebenso umgekehrt. 9. Kleberplatz-Hohenlohe st raße-UniversitätsplatzOrangerie-Nuprechtsau. Alle 5 Minuten bis Orangerie, alle 10 Minuten bis Nuprechtsau bis gegen 9’/2 Uhr abends (im Winter bis gegen 9 Uhr); ebenso umgekehrt. 10. Schiltigheimer Thor (Tivoli)-Bro glie-Elektrizi tätswerk-Schirmeckerthor alle 7'/r Minuten; nach Lingolsheim alle 30 Minuten bis 9 Uhr abends und umgekehrt. 11. Kehl-Bühl und Kehl-Ottenheim bezw. Offenburg (Dampf­ betrieb), täglich 6 Züge hin und zurück. 12. Markthalle (Alter Bahnhof)-Oberhausbergen - Tru chtersheim (Dampfbetrieb), täglich 5—6 Züge hin und zurück.

Droschken u. s. w.

Spezialitäten.

V

Fahrpreis innerhalb der Stadt 10 Pfennig, auf den elektrischen Außen­ linien 10—25 Pfennig. An Sonn- und Feiertagen wird im Be­ darfsfall alle 5 Minuten bezw. mit Doppelzügen gefahren; ferner fahren im Sommer zeitweilig auf den meisten Linien Spätzüge.

Droschken stehen: am Bahnhof, Vroglie, Kleberplatz, Gutenberg­ platz, am Kaufhaus, Metzgerplatz, an der Universität, Stephansplan, Jung St. Petersplatz, Schlachthausstaden, Züricherplatz, Feggasse, Steinplatz, Kaiser Friedrichstraße, Schiffleutstaden nächst dem Raben­ platz, Kleberstaden, bei der Orangerie und bei der Rheinlust.

Gärten und Parke.

Orangerie und Contades (s. S. 129, 132).

Bäder. Rosenbad, Schreiberstubgasse 2. — Kleberbad (beide auch mit Dampfeinrichtung), Lezay Marnesiastaden 4. Flußbäder in der Jll: bei Müller, Finkweilerbadgasse 9; Bad M a t t h i s, Gedeckte Brücken 8; bei Weisz in der Aar am Contades (Zornstaden 1). Kabinette und Schwimmbassins, die herrlichsten im Rhein (auf beiden Seiten der Rheinbrücke) und im Kleinen Rhein zunächst der Brücke. Zeitungskioske. Bahnhofplatz, Kleberplatz, Broglieplatz, Guten­ bergplatz, Metzgerplatz, Inhaber: Buchhandlung A. Ammel, Brand­ gasse 5 (auch Photographien). Spezialitäten Straßburgs:

Gänseleberpasteten. Aug. Michel, Krämergasse 11. I. Fischer, Judengasse 30. Albert Henry (M. Schott Nachf.), Küßstraße 12. E. Schneegans-Neeb, F. Feyel Nachf., Münstergasse 27.

Konservenfabriken: I. Clot & Comp., Weißenburgerstraße 7, 11 u. 13, Niederlage: Judengasse 7 und Meisengasse 2. Elsässische Konservenfabrik u. Im Portgesellschaft, Marbachergasse 4. Chokolade, Thee, Biskuit rc.: Konditorei G. Braunwald, Meisengasse 28; u. a. Musikinstrumente: Karl Schütze, Langestraße 121.

Cigarren, Tabake: Otto Beyer, Gewerbslauben 46, Meisen­ gasse (im Hotel Stadt Paris), Küßstraße 14; u. a. Photographien (auch unaufgezogen) in der Buchhandlung E. d'Oleire, an: Münsterplatz, bei Brion (auch Antiquitäten) am Domplatz 9 und in den meisten Buch- und Papierwarenhandlungen. Antiquitätenhändler. Brion (Julie Rößler), Domplatz 9, E. Jost, Türkheimstaden. Manche Altertümer und Gerümpel auf dem sogen. Gimpelmarkt, der Freitags an der Markthalle, beim alten Bahnhof, abgehalten wird.

VI

Öffentliche Sammlungen und Bibliotheken.

Öffentliche Sammlungen und Sibliothelren. Städtisches Kunstmuseum im alten Schloß (Schloßplatz 2). Ge­ öffnet Dienstags bis Samstags von 10—1 und 2—4 Uhr. — Sonn'und Feiertags 10—1 Uhr, im Winter 10—1272 und 2—4 Uhr. (Geschlossen jeden Montag, 1. Oster-, Pfingst- und Weihnachtstag, Neujahrstag und Karfreitag.) Eintrittsgeld: Dienstags, Freitags und Samstags 50 Pf., sonst frei. Zu anderen Stunden Zutritt gegen 1 Mk. Gebühr. Verzeichnis der städt. Gemälde-Sammlung, 8°, 1903, 80 Pf., mit 29 Bildern M. 2.50 (verfaßt von Dehio, Seyboth und Binder). — Dieses am 12.'April 1899 eröffnete Museum ist jetzt nächst dem Münster die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt. Das alte berühmte Schloß der Fürstbischöfe von Straßburg (siehe S. 68 ff., Abbildung S. 20), durch die glänzende Ausstattung seiner Prachtsäle selbst eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges, ist zu einem Sammelpunkt der sämtlichen städtischen Kunstsammlungen ein­ gerichtet worden und beherbergt jetzt die Sammlung von Ge­ mälden und Skulpturen alter und moderner Meister und die Kupferstichsammlung. Später soll noch im Erdgeschoß das Hohenlohe-Museum (städt. Kunstgewerbemuseum s. S. VII) dazu kommen. — Nachdem bei der Belagerung von Straßburg im Jahre 1870 auch die kleine städtische Gemäldesammlung ein Raub der Flammen geworden war, verwendete die Stadt die vom Deutschen Reich gewährte Entschädigung zur Gründung einer neuen Samm­ lung. Die bisherigen Erwerbungen sind dank der thatkräftigen Unter­ stützung des Geheimrats Bode in Berlin so glücklich, daß namentlich die Sammlung alter Meister als besonders anziehend und sehenswert bezeichnet werden muß. Hervorzuheben sind: 5 Zeitblom: Christus mit 3 Aposteln. Rückseite 4 PasstonSscenen. — 10 Dernh. Strigel, Kaiser Maximilian I. — *13 bis 16 Hans Baldung gen. Grien. — ♦61 Memling, 6 Reijealtarbildchcn. — 82 Rubens, Salvator mundi. — 85 Dan Dyck, Damenbildnis. — *90 Teniers, Kartenspieler. — *121, 122 Ravesteyn, Herreniinb Frauenbildnis. — *123 de Keyser, Vorstand der Silberschmiede von Amsterdam. — 135 W. van de Velde, Segelboote. — 137 Jacob van Ruisdacl, Mühlbach. — 216 a Piero di Cosimo: Madonna. — *217 Crivclli, Anbetung. — *219 Cima da Conegliano, Heil. Sebastian. — *251—256 Lionardo da Vinci, Kartons zum heil. Abendmahl (gleichzeitige Kopien). — 264 Sodoma, Heil. Familie. Moderne Gemälde: *417 Corot, Der Weiher von Ville d'Avray. — Unter den elsässischen Meistern: 408—413 Werke von Brion. — 448 Hornecker, Bildnis einer elsässischen Bäuerin. — *499 Zuber, Schafherde bei Alt-Pfirt.

Die Kupferstichsammlung enthält gegen 100000 Nummern. Katalog in Vorbereitung. Permanente Ausstellung von ausgewählten Kupferstichen. Die Blätter wechseln alle 2 Monate. Direktoren: Prof. vr. Dehio und vr. A. Seyboth. Konservator: C. Binder. Im Hof und im rechten Flügel des alten Schlosses ist ferner: Die Elsässische Altertnmssammlung der Gesellschaft für Erhaltung der

Öffentliche Sammlungen und Bibliotheken.

VII

historischen Denkmäler des Elsasses untergebracht. Unentgeltlich ge­ öffnet: Sonntags von 10—12^2 Uhr und Mittwochs von 11—1272 Uhr. Kaiserliches Denkmal-Archiv (Sammlung von Zeichnungen und Aufnahmen geschichtlicher Baudenkmäler Elsaß-Lothringens) im alten Schloß. Lese- und Arbeitssaal geöffnet an Wochentagen unentgelt­ lich von 9 — 12 und 3—6 Uhr. Vorstand: Prof. F. Wolff. Das Hohenlohe - Mnsenm (städtisches Knnstgewerbemuseum, gegr. 1887) in der Großen Metzig an der Rabenbrücke. Daselbst: Mustersammlung gewerblicher Gegenstände, freier Eintritt Mittwochs 10—12 und 2—4, Sonntags im Winter 10—12^2 und 2—4 Uhr, im Sommer von 10—1 Uhr. Geschlossen an den hohen Feiertagen. Vorbildersammlung und Bibliothek täglich mit Ausnahme des Montags 10—12 und 2—4 Uhr; außerdem Dienstags, Donnerstags und Samstags abends von 772—972, Sonntags im Winter von 10—1272 und 2—4 Uhr, im Sommer von 10—1 Uhr. An anderen Tagen und Stunden Eintritt 20'.Pf. Geschlossen an hohen Feiertagen. Über die Benutzung, das Ausleihwesen geben die „Allgemeinen Bestimmungen" Auskunft (.10 Pf.). — Die Vorbilder­ sammlung enthält bildliche Darstellungen aus allen Gebieten des Kunstgewerbes. Gewerbliche Bibliothek, zahlreiche Zeitschriften. Die Mustersammlung zählt über 5000 Nummern. Besonders bemerkenswert: Die Schmiedeeisensammlung mit den Belegen für die Geschichte von Schloß und Schlüssel. Die Sammlung von Holz­ arbeiten, darunter zahlreiche Rahmen aus dem Nachlasse König Ludwigs II. von Bayern. Vier Zimmereinrichtungen: spätgotisch, deutsche Renaissance, Rokoko, letztere aus dem Schloß Linderhof aus dem Nachlasse König Ludwigs II. von Bayern und eine elsäss. Bauernstube. Sammlung von Stücken in Edelmetall, darunter ein Pokal aus Straßburg 1545. Keramische Sammlung, darunter be­ merkenswerte chinesische, japanische, türkische Arbeiten und Stücke von Sevres und Meißen, und Straßburger Fayencen und Porzellane (Hannong), Sammlung von Bucheinbänden (15. bis 19. Jahrh.), Samm­ lung von Bronzen. Textilsammlung, darunter zahlreiche koptische Ge­ webe des 3. und 4. Jahrh. Direktor des Museums: Dr. A. Seyboth. Das archäologische Museum im Kollegiengebäude (Direktor Prof. A. Michaelis). Unentgeltlich geöffnet in den Monaten Mai bis Juli und November bis Februar jeden Samstag von 2—4 Uhr. Einlaß durch den Hausmeister Lutz. Führer durch das Museum 80 Pf. Vereinigte zoologische Sammlungen der Universität und der Stadt Straßburg (am Nikolausring), Direktor Prof. Dr. Goette; Konservator: Prof. Dr. Döderlein; unentgeltlich geöffnet täglich außer Montag von 10—12 und 2—4 Uhr, Ostermontag und Pfingstmontag von 10—5 Uhr. Geschlossen Karfreitag, Allerheiligen und 1. Weih­ nachtsfeiertag. Sammlungen des Mineralogischen und Petrographischen Instituts, Blessigstraße (I. Stock), in der Nähe der Uni-

VIII

Öffentliche Sammlungen und Bibliotheken.

versität, geöffnet Samstags 2—4 Uhr, Sonntags von 11—12 Uhr. Sammlung des geognostisch-paläontologischen Instituts, Blessigstraße (II. Stock), Samstags 2—4 Uhr, Sonntags von 11 bis 12 Uhr. Sammlung der geologischen Landesanstalt, Blessigstraße (pari.). Samstags 2—4 Uhr. Botanischer Garten in der Universitätsstraße, geöffnet an den Wochentagen 6—12 und 2—6 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 9—12 und 2—5 Uhr. Bezirksarchiv (Ecke Schwarzwald- und Fischartstraße). Direktor: Geh. Archivrat Prof. Dr. Wiegand. Geöffnet tägl. 9—12 und 3—6 Uhr. Anatomisches Museum (Spitalwallstrahe); geöffnet Sonntags von 2—4 Uhr. Die kais. Universitäts- und Landes-Bibliothek, in eigenem Ge­ bäude am Kaiserplatz, geöffnet an Werktagen von 9—1 und 3—6 Uhr; zur Besichtigung der inneren Einrichtung und der Ausstellungssäle Wochentags 2—3 und Sonntags 9—12 und 2—4 Uhr; mit großem Lese- und Arbeitssaal (um Ostern und Herbst je 8 Tage geschlossen). Für zu entlehnende Bücher sind Legscheine (Formulare beim Pförtner) in die Bibliothekskasten (im Kollegiengebäude abends zuvor und am Gebäude selbst vor 8 Uhr morgens) zu legen, worauf die Bücher von 11 Uhr ab bereit sind. Berechtigt zur Benutzung ist jedermann. Auswärtige suchen brieflich beim Direktor Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Jul. Euting um Zusendung von Büchern nach und haben nur das Porto zu tragen. Bestand: 860000 Bände. (Siehe auch S. 110.) In demselben Gebäude die bedeutende Elsaß-Lothringische Landes-Münzensammlung, Vorstand: Oberbibliothekar Prof. Dr. Ludwig Müller. Das akademische Lesezimmer im allgemeinen Kollegiengebäude, Universitätsplatz; geöffnet von morgens 8 bis abends 8 Uhr. Für Nichtangehörige der Universität gegen Zahlung von 8 M. halbjähr­ lich zugänglich. Einführung Auswärtiger auf 4 Wochen gestattet. Stadtbibliothek am Spitalplatz im ehemaligen physiologisch-chemi­ schen Institut. Wochentäglich (außer Samstag) geöffnet von 2—5 Uhr nachmittags und 7—9 abends. Die Benutzung des Lesesaales ist jedermann gestattet. Nach außen werden Bücher nur an der Biblio« theksverwaltung bekannte Persönlichkeiten, an Beamte rc. oder solche ausgeliehen, die einen Garantieschein eines bekannten Bürgers bei­ bringen. Vom 15. August bis zum 15. September geschlossen. Be­ stand : 115000 Bände. Bibliothekar: Blumstein. Stadtarchiv, Vorstand: Archivar Dr. Winckelmann, am Spital­ platz, im selben Gebäude wie die Stadtbibliothek; reich an alten auf die Geschichte Straßburgs bezüglichen Urkunden. Wochentäglich geöffnet von 9—12 und 3—6 Uhr. Erlaubnis zur Benutzung erteilt der Bürgermeister. Volksbibliothek mit Lesesaal, im alten Bahnhof, Hausberger­ straße. Lesesaal geöffnet täglich von 11—2 Uhr und 6—10 Uhr, Sonntags von 10—12 Uhr und 5—9 Uhr.

Geschichte öer Staöt Straßburg. Von

ß. v. Aorries.

1. Römische, alemannisch-fränkische und deutsche Zeit bis 1262. Die Stadt Straßburg hat ohne Zweifel schon vor der Besetzung des Elsaß durch die Römer bestanden; ihr lateinischer Name, Argentoratum, ist keltischen Ursprungs und bedeutet vermutlich „Stein, Steindenkmal an der Jll", wenn dieser Fluß, was nicht unwahr­ scheinlich ist, lateinisch Argentus oder ähnlich geheißen hat. Es befand sich hier die einzige Stelle auf viele Meilen auf- und abwärts, wo man mit einiger Leichtigkeit den ländertrennenden Rheinstrom über­ schreiten konnte. Oberhalb und unterhalb in ein unübersehbares Ge­ flecht von Armen, die ihren Lauf bei jeder Überschwemmung ver­ änderten, gespalten, hatte er hier schon seit alter Zeit verhältnismäßig feste und sichere Ufer. Von beiden Seiten weisen die aus Schwarz­ wald und Vogesen herabströmenden Flüsse, Jll, Breusch, Rench, Kinzig, Schütter, auf diesen Punkt hin. Dazu kommt, daß die seit uralter Zeit auf dem festem linken Ufer des Rheins in einiger Entfernung von dem gefürchteten Strome hinlaufende Straße die Jll an diesem Punkte schnitt, daß ferner hier die fruchtbaren Vorhöhen der Vogesen, die sogenannten Lößterrassen, sich der Jll und dem Rheine am meisten nähern. Kein Wunder also, wenn hier im Mittelpunkte des Ober-

2

Geschichte der Stadt Straßburg.

rheinthals ein Ort aufblühte, der den Römern als Stützpunkt der Rheingrenze von Bedeutung schien. So finden wir ihn denn, freilich erst im 2. Jahrhundert, von Ptolemäus als Hauptquartier der achten augustischen Legion genannt. Mehrere Militärstraßen liefen hier zu­ sammen, von Mainz im Norden, von Metz über Zabern im Nord­ westen, von Basel im Süden, von Baden-Baden im Nordosten. Im Jahre 357 sah die Stadt nahe ihren Mauern die gewaltige Nieder­ lage der Alemannen, durch welche Julian der Abtrünnige die ungeduldig über die Nheingrenze dringenden Alemannen noch einmal für ein halbes Jahrhundert zurückschreckte. Die Stadt wuchs und gedieh und war bald im ganzen Elsaß die bedeutendste. Doch 406 drangen große Massen beutelustiger Germanenscharen über den Rhein, die Römer sahen sich genötigt, die Legionen von den Grenzen des Reichs, aus Britannien und vom Rhein, zurückzuziehen. Das Elsaß lag dem herandringenden Feinde offen, die blühenden Römerstädte wurden verwüstet. 183 Jahre wird der Name Straßburgs nicht genannt. 589 hielt sich nach dem fränkischen Geschichtschreiber Gregor von Tours König Childerich II. von Australien im Gebiet der Stadt auf; 590 wird Bischof Egidius von Rheims hierher verbannt. Bei Gregor finden wir auch zuerst den Namen Strateburgum, das schon im 9. Jahr­ hundert als „Burg an der Straße" aufgefaht worden ist:

„Heute, da neu sie erblüht, nur Straßburg wird sie geheißen, Weil sturmfest an der Haupt-Straße der Völker sie liegt."

In der Zwischenzeit war insofern ein bedeutender Wandel im Elsaß eingetreten, als die Franken durch den Sieg Chlodwigs über die Alemannen im Jahre 496 diesen Stamm vorübergehend unterworfen und das Elsaß dauernd gewonnen hatten. Es fand sogar eine be­ deutende fränkische Einwanderung statt, die dem Lande den Namen Elisaz (fremder Sitz, nämlich der Franken) eintrug:

„Alt ist das Land und reich und von fränkischen Männern besiedelt, Elsaß wird es genannt, seit es der Franke besitzt." Die Neubesiedelung des Bodens von Argentoratum fand außerhalb der alten Römerstadt, welche einen fast quadratischen Raum zwischen Jll, Wallgrabenkanal, Fischmarkt, Gewerbslauben, Schlauchgasse, Studentenplatz, Broglie bedeckte, an der heutigen Langen Straße, dem Anfang der nach Zabern führenden Nömerstraße, statt, da die Deutschen die Ansiedelung innerhalb von Mauern verabscheuten. Erst mit Errichtung des Bistums scheint das Gebiet der alten Römerstadt wieder bebaut worden zu sein; einen Zeitpunkt dafür anzusetzen, ist aber unmöglich, da die Anfänge des Straßburger Bistums in bis jetzt unaufgehelltem Dunkel liegen. Auf sicherem Boden befinden wir uns erst um das Jahr 750, wo Eddo, ein Sprößling des elsässischen Herzogsgeschlechts, den bischöflichen Stuhl inne hatte. So entwickelten sich denn wohl nebeneinander zwei Gemeinden,

(Ältester Teil 1358, erweitert 1389, 1781).

Vas Laushaus (ältestes profangeliäudc der Stadt).

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Römische, alemannisch-fränkische und deutsche Zeit bis 1262.

5

Straßburg vom Spitaltljor aus gesehen.

die eine außerhalb der alten Stadt im königlichen Recht, die andre um den Hof des Bischofs auf den Trümmern des alten Argentoratum. Der Ort blühte auf: „Volkreich ist sie gar sehr, und — wert solch prangenden Namens — Argentorata ward einst sie von dem Römer genannt,"

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Geschichte der Stadt Straßburg.

singt um 830 der schon mehrfach citierte, hierher verbannte Dichter Ermoldus Nigellus. Doch wird der Ort damals kaum mehr als 1500 Einwohner gehabt haben. Ein in manchen Beziehungen wichtiges Ereignis fand im Jahre 842 in Straßburg statt: die Heere Ludwigs des Deutschen und Karls des Kahlen verpflichteten sich wie ihre Herren zur gegenseitigen Unter­ stützung gegen Kaiser Lothar; die bei dieser Gelegenheit gesprochenen Eidesformeln sind uns überliefert und bieten für die deutsche Sprache eines der ältesten, für die französische das älteste Denkmal. Durch die 843 zu Verdun beschlossene Teilung kam Straßburg an das kurzlebige Reich Lothars, welches nördlich der Alpen die Grenzländer germanischer und romanischer Zunge, südlich der Alpen Italien umfaßte; im Jahre 870 wurde die Stadt durch den Vertrag von Meersen dem Deutschen Reiche zugeteilt, in welchem sie zum Herzogtum Alemannien oder Schwaben gehörte. Das Jahrhundert von 850 bis 950 war für Straßburg wie für ganz Deutschland eine Zeit des Niederganges. Unter Bischof Archimbald (965 — 991) jedoch, dessen Regierungszeit mit der der Ottonen zusammenfällt, regte sich frisches Leben auf allen Gebieten; von Bischof Werinhar (Werner) von Habsburg (1002—1027), dem treuen Anhänger Heinrichs II., rühren die ältesten heute noch vor­ handenen Teile des Münsters her. Die Bischöfe, deren Einsetzung zu dieser Zeit noch vollständig in den Händen der Kaiser lag, wurden jetzt die bevorzugten Stützen der Reichsgewalt, da die weltlichen Fürsten sich dem Einflüsse des Reichs je länger je mehr entzogen. Rach dem ersten Stadtrecht, das kurz vor 1150 niedergeschrieben ist, ist der Bischof der größte Grundeigentümer, sein Hof der Mittel­ punkt der Stadt, über deren ehemals königlichen Bezirk er seit Otto II. ebenfalls die Herrschaft besitzt. Alle Beamten sind bischöflich, nur der Vogt, der oberste Richter, der vom Bischof aus dem Herrenstande gewählt wird, erhält vom Kaiser die Belehnung mit dem Blutbann, d. h. mit der Gerichtsbarkeit über schwere Verbrechen. — In einer Urkunde vom 16. Juli 1205 legte Philipp von Schwaben den Grund zur späteren Reichsfreiheit der Stadt. Unter dem väterlichen Regiment der Bischöfe nahm die Stadt nun einen bedeutenden Aufschwung. Es erhoben sich eine stattliche Anzahl von Kirchen und Kapellen, zum größten Teil freilich noch aus Holz oder Fachwerk erbaut, woraus sich die häufigen Feuers­ brünste erklären. Im Innern und in der Umgebung jeder Kirche fanden die eingepfarrten Gläubigen ihre letzte Ruhestätte, und diesem Umstand verdankt das alte Straßburg seine freien Plätze; erst 1527 fing man an, außerhalb der Stadt zu begraben. Auch die Wohnungen der Bürger waren sehr bescheiden meist aus Holz aufgeführt und mit Schindeln oder Stroh gedeckt, die Straßen, in denen unserer Vor­ fahren liebstes Haustier, das Schwein, ein häufiger Gast war, zeigten

Römische, alemannisch-fränkische und deutsche Zeit bis 1262.

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von Regelmäßigkeit keine Spur. Dennoch wuchs der Wohlstand, und bald wurden zur Beratung der städtischen Angelegenheiten an­ gesehene Kaufleute und Handwerker hinzugezogen. So finden wir kurz nach 1200 einen Stadtrat, der 1219 von Friedrich II. anerkannt wird. Derselbe erfreut sich nach dem zwischen 1214 und 1219 auf-

Äus dem alten Straßburg: Partie im Kleinen Frankreich.

(Siehe Seite 132.)

gezeichneten Stadtrecht schon einer sehr umfangreichen Selbstver­ waltung und Gerichtsbarkeit. Eine Erweiterung seiner Gewalt findet sich in dem dritten Stadtrecht, das zwischen 1244 und 1260 nieder­ geschrieben ist. Eine ganz andere Wendung nahm die bisher stets unter Zu­ stimmung oder wenigstens Duldung der Bischöfe fortschreitende Ent­ wickelung der Selbständigkeit der Stadt, als der streitlustige Walther von Geroldseck im Jahre 1260 Bischof wurde. Er hatte eine Unzahl Beschwerdepunkte, in denen die Bürger nicht nachgeben

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Geschichte der Stadt Straßburg.

konnten, wenn sie nicht alles in hundert Jahren mühsam Errungene wieder aufgeben wollten. So kam es denn zum Bruch. Der Bischof verhängte das Interdikt über die Stadt. Aber trotz mächtiger Bundes­ genossen konnte er gegen die wachsamen Bürger nichts ausrichten, und im Herbst ritt sein Heer auseinander. Bevor man aber zum zweitenmal ins Feld zog, gewann die Stadt an den Grafen Rudolf und Gottfried von Habsburg, Hartmann von Kiburg, Konrad von Frei­ bürg wertvolle Bundesgenossen. Im März 1262 fiel die Entscheidung. Zwischen Ober- und Mittelhausbergen trafen sich die Haufen. Ob­ wohl der Bischof stritt wie ein „frommer Ritter", so mußte er sich zur Flucht wenden. Sechzig vornehme Herren lagen erschlagen auf dem Felde, sechsundsiebzig wurden gebunden in die Stadt geführt. Von den Bürgern soll nur einer gefallen sein. Der Bischof fand sich zu einem Waffenstillstand sofort bereit; zu einem dauernden Vergleiche ließ sich sein Stolz nicht herbei. Als er am 14. Februar 1263 starb, söhnten sich die Domherren mit der Stadt aus und wählten den einzigen aus dem Kapitel, der während des Streites gegen des Bischofs Willen in der Stadt geblieben war und es mit den Bürgern gehalten hatte, Herrn Heinrich von Ge­ rolds eck an dem Wasichen, zum Bischof, der dann am 21. April einen Frieden mit den Bürgern schloß, in dem der Bischof zwar noch als Herr der Stadt anerkannt ist, den Bürgern jedoch sehr weit­ gehende Zugeständnisse gemacht werden. Am 8. Dezember 1275 be­ stätigte König Rudolf der befreundeten Stadt ihre Freiheiten. Daß die Stadt sich gewaltig entwickelt haben muhte, um in so kräftiger Weise ihrem Herrn, der obendrein mit andern mächtigen Großen im Bunde stand, die Stirn zu bieten, ist klar. Und in der That haben wir uns die Zeit von 1150—1300 als eine Periode reißend schnellen Aufschwungs zu denken. In zwei Erweiterungen verdoppelte sich der ummauerte Raum; er begriff jetzt die ganze von der Jll und dem Wallgrabenkanäl umflossene Insel nebst dem südlich der Jll liegenden, durch den heutigen Wall von den gedeckten Brücken bis zum Metzgerthor, durch die Waisengasse und die Züricherstraße ein­ geschlossenen Stück. Die Ruhe, die unter den salischen und den ersten staufischen Kaisern herrschte, begünstigte die Ausbildung des Acker­ baus in der fruchtbaren oberrheinischen Tiefebene, die Heerfahrten nach Italien und dem heiligen Lande wiesen dem Handel neue aus­ sichtsreiche Bahnen. Reben dem Lokalhandel entwickelt sich jetzt der Großhandel, der eine neue Klasse der Bevölkerung zwischen den Be­ amtenadel der Ministerialen und die Handwerker setzt. Die Bevölke­ rung wächst in jenen 150 Jahren von 5000 auf etwa 30,000, haupt­ sächlich durch die vom Lande der Stadt zuströmenden Bewohner. Daher denn wachsender Reichtum, Drang nach Selbstregierung, ein unternehmender,thatenfroher Sinn nach jeder Richtung. Aus Straßburg ist damals der zierlichste, formvollendetste Epiker des Mittelalters, der feine Kenner des menschlichen Herzens, Gottfried von Straßburg,

Straßburg als freie Reichsstadt.

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hervorgegangen. Seit 1276 wächst wie ein Siegeszeichen der er­ rungenen Freiheit die wundervolle Münsterfassade nach dem Plane des größten nnttelalterlichen Baumeisters, Erwin von Steinbach, aus dem Boden und verkündet den umliegenden Landen die Macht der Stadt Straßburg und den hohen Sinn ihrer mannhaften Bürger­ schaft.

2. Ärastlmrg als freie Reichsstadt. 1262-1681.

Nicht lange sollte diese Glanzzeit dauern; denn bald traten die Gegensätze in der Bevölkerung selbst zu Tage. Die Handwerker fühlten sich zurückgesetzt, da die Herren ihre Gewalt in der schnö­ desten Weise mißbrauchten und sich über Recht und Billigkeit hin­ wegsetzten. Dazu kam noch, daß sich die kaiserlich gesinnte Bürger­ schaft in den Zeiten Ludwigs des Bayern im Gegensatz zu dem größtenteils welfisch gesinnten Stadtadel befand. Ein Zwist, der im Jahr 1332 zwischen den beiden mächtigsten Geschlechtern, den Zorn und den Mül len heim, ausbrach, gab den Zünften die erwünschte Gelegenheit, Anteil am Stadtregiment zu gewinnen. Als nämlich jenes „Gescheite" zwischen den beiden Adelsparteien stattfand, gingen die ehrbaren Bürger und Handwerker zu dem Städtemeister und ließen sich Schlüssel, Jnsiegel und Banner der Stadt geben. Sodann veranlaßten sie die Einsetzung eines neuen Rats, an dem Adel, Bürger und Handwerker Teil hatten; die vier Städte meist er aus dem Adel beließen sie, nur trat jetzt an die Spitze der gesamten Ver­ waltung der aus den Zünften zu wählende Ammanmeister. Doch war mit einem Schlage diese Bewegung durchaus nicht zu Ende. Die folgenden sechzig Jahre zeigen ein unruhiges Herumtasten, bis sich endlich gegen Ende des Jahrhunderts die Verfassung konsoli­ diert. Diese Unruhe im Innern stand im Zusammenhang mit den äußern Zeitläuften. Schreckliche Naturereignisse traten ein, Erdbeben und Seuchen wie der schwarze Tod. Die Geißler durchzogen das Land und fanden in Straßburg viel Anhang, das verblendete Volk stürzte sich auf die Juden und ermordete sie (1349). Die Raubritter­ benutzten die Schwäche der Neichsgewalt, um den Städten die Lebens­ ader, ihren Handel, zu unterbinden, die aufkommende Fürstengewalt rang mit den städtischen Gemeinwesen, die sich seit Mitte des 13. Jahr­ hunderts zu gewaltigen Genossenschaften zusammengethan hatten, um den Vorrang. An den Niederlagen, zu denen im Jahre 1388 die Angriffspolitik der Städte führte, war Straßburg in hervorragendem Maße beteiligt. Es mußte sich dem Landfrieden von Eger 1389 unterwerfen. Und nun lagerte sich unter nichtigem Vorwande eine Anzahl mächtiger Nachbarn vor die Stadt, um ihrer Gläubiger ledig zu werden und sich zu bereichern. Die Stadt wußte sich ihrer Feinde zwar mannhaft zu erwehren, aber am Ende des Kriegs war sie

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Geschichte der Stadt Straßburg.

finanziell ruiniert. Man sah ein, daß es mit der bisherigen Wirt­ schaft nicht weitergehe, begann ein durchgreifendes Sparsystem und richtete eine geordnete Kontrolle der städtischen Einnahmen und Aus­ gaben ein. Vor allem bilden sich jetzt die drei sogenannten geheimen Stuben oder das beständige Regiment aus. Es treten nämlich an die Spitze der Verwaltung drei Kollegien, die Dreizehner für Krieg und äußere Politik, die Fünfzehner für die innere Ver­

Die alte reichsstädtische üesestigimg: das Spitnltljor. waltung, die Einundzwanziger für das Gerichtswesen. Ihre Ergänzung geschieht auf verschiedene Weise, doch ist dafür gesorgt, daß nur erfahrene Männer, und zwar auf Lebenszeit, in dieselben eintreten. Daneben steht der jährlich wechselnde, aus 28 Handwerkern, 17 Kaufleuten und 11 Adligen bestehende große Rat, der mit und ohne die Einundzwanziger im wesentlichen Gerichtsbehörde ist, und ein Ausschuß aus dem großen, der kleine Rat. Dazu kommt ein ausgedehntes technisch gebildetes, besoldetes Personal, das mit der Zeit eine erhöhte Wichtigkeit erhält; zu ihm gehört z. B. das einflußreiche Amt des Stadtschreibers, das ein Mann von der Bedeutung

Straßburg als freie Reichsstadt.

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Sebastian Brants lange Zeit bekleidete. Diese Verfassungsform war im Jahre 1482 endgültig festgestellt, nachdem auch schon das halbe Jahrhundert vorher wenig daran geändert war. Sie schien mit ihrer Vereinigung von beständigen und wechselnden Elementen, mit ihrer Arbeitsteilung, mit ihrer gegenseitigen Kontrolle, der feinen Abwä­ gung des Anteils, der den verschiedenen Klassen der Bevölkerung an der Macht gelassen war, dem 16. Jahrhundert das Muster einer Verfaffung. Die Zeit, in der sich die eben beschriebene Entwickelung vollzog, war in vielen Beziehungen eine schlimme für das Elsaß und für Straßburg. Hatte das 14. Jahrhundert den schwarzen Tod und die Judenverfolgungen gezeitigt, hatte es die beutelustigen englischen Söldnerbanden in das Land gebracht, so führte das 15. die Armagnaken herein und beunruhigte die Straßburger durch die Nähe des erobe­ rungslustigen Karl des Kühnen dermaßen, daß sie dem Kaiser zum Entsatz des von dem burgundischen Herzog belagerten Neuß ein statt­ liches Kontingent zuschickten und an der Seite der Eidgenossen in den glorreichen Schlachten von Murten und Granson 1476 und bei Nancy 1477 fochten. Andererseits bereitete sich im Innern eine neue Blüte vor, die in der Zeit der Reformation ihren Höhepunkt fand. Gerade in Straßburg finden wir die Stimmungen, die zur kirchlichen Neuerung führten, ganz besonders ausgeprägt. Geiler von Kaysersberg drang in den Predigten, die er von der für ihn gestifteten prächtigen Kanzel des Münsters hielt, auf innere Religion im Gegensatz zur äußeren Werkheiligkeit, sprach seine Bedenken über den Ablaß aus und stellte die damalige Geistlichkeit ungescheut an den Pranger. Der Sinn für Kritik des Bestehenden wurde genährt durch Sebastian Brants Narrenschisf, eine breit ausgeführte Alle­ gorie, in der allen Ständen ihre Narrheiten vorgeworfen wurden. Der Humanismus endlich, der durch die genauere Kenntnis des Griechischen ein tieferes Eindringen in die heilige Schrift ermöglichte, fand in Straßburg bedeutende Anhänger. In diese Zeitströmungen hinein fiel der Anschlag der fünfundneunzig Thesen Luthers, die in Straßburg begeisterte Aufnahme fanden. Zugleich rief der im Februar neu eröffnete Ablaßhandel bei der schon vorhandenen Mißstimmung lautes Murren hervor. Der vorsichtige Rat hinderte zwar jegliche Ungebühr, aber bald fanden sich Männer, die lutherische Lehre zu ver­ künden, vor allem der Freund Sickingens, der kluge, staatsmännische Nutzer aus Schlettstadt. So gewann die neue Lehre immer mehr Boden in Straßburg, und der Rat schützte sie, da sie sich auf die heilige Schrift stützte und das Volk sich laut für sie erklärte. Bald wurden die Geistlichen 311 den öffentlichen Lasten herangezogen. Die Domherren, die sich nicht fügen wollten, verließen die Stadt, Thomas Murner, der schlagfertige Gegner der neuen Lehre, wurde ausgewiesen. Dann wurden die nötigen Aenderungen im Kultus vorgenommen, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt eingeführt. Endlich am

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Geschichte der Stadt Straßburg.

20. Februar 1529 that man den letzten, entscheidenden Schritt: Der Schöffenrat, die letzte Instanz der Republik, schaffte die Messe ab. In demselben Jahre protestierte Straßburg auf dem Reichstag zu Speier mit den anderen Ständen gegen die Erneuerung des Wormser Edikts von 1521, welches der neuen Kirche den Rechts­ boden entzog; nach einer vorübergehenden Trennung von den deutschen, und Annäherung an die schweizerischen Protestanten wurde Straß­ burg je länger je mehr das geistige Haupt ganz Süddeutschlands. Sehr wesentlich trug dazu die Persönlichkeit Jakob Sturms bei, des fähigsten protestantischen Staatsmanns der Zeit, der in den Angelegenheiten des Protestantismus oft das entscheidende Wort gesprochen hat. Auf sein Drängen schlossen sich die Straßburger bem zu Schmalkalden geschlossenen Bunde der protestantischen Stände an, und so wurden sie auch in den Krieg von 1546/47 verwickelt, der die evangelische Sache mit dem Untergang bedrohte. Die Trennung des Herzogs Moritz von Sachsen von seinen Glaubensgenossen führte die Unterwerfung der von den Fürsten im Stich gelassenen Städte Süddeutschlands herbei, und die Straßburger mußten 1548 das Münster dem katholischen Klerus wieder übergeben, bis durch den Verrat des für seinen Abfall von den Protestanten zum Kurfürsten erhobenen Moritz der Kaiser 1552 zum Vertrag von Passau, 1555 zum Augsburger Religionsfrieden genötigt wurde, der die Anhänger der Augsburgischen Konfession endlich auf einen sicheren Rechtsboden stellte und das Münster wie alle Kirchen Straßburgs in die Hände der Protestanten zurückgab. Freilich barg der Friede die Keime späterer Zwietracht in seinem Schoße.

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Halten wir an dieser Stelle einen Augenblick inne, um uns das geistige Leben Straßburgs, soweit es neben der religiösen Be­ wegung in die Erscheinung tritt, zu vergegenwärtigen. Zunächst müssen wir da einer Erfindung erwähnen, die in Straßburg wenig­ stens vorbereitet wurde, der Buchdruckerkunst. Hier hat, wie jetzt auf Grund umfangreicher Forschungen feststeht, in den stillen Räumen des oberhalb der Stadt idyllisch an der Jll gelegenen Klosters St. Arbogast (an der Stelle des heutigen Wirtshauses zum Grünen Berg) der aus seiner Vaterstadt Mainz verbannte Johann Gensfleisch zum Gutenberg um 1440 zum erstenmale mit beweglichen, beliebig zusammensetzbaren Lettern zu drucken versucht und damit den Anstoß zu einer der größten Umwälzungen auf geistigem Gebiete gegeben. Bedeutende Druckereien waren seitdem in Straßburg ent­ standen und sorgten dafür, daß die Werke, welche die Stadt in regem Schaffen auf allen Gebieten produzierte, den Weg in alle Welt fanden. Die Geschichtschreibung hatte auch schon in früherer Zeit hervorragende Werke hervorgebracht, wie die Chroniken von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen; jetzt aber ging aus

Äiis dem nltcii Straßburg: Slick vom Nikolausstadcn.

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Geschichte der Stadt Straßburg.

Straßburg das bedeutendste zeitgenössische Geschichtswerk über die Reformation hervor, Sleidans Kommentare über die Negierungszeit Karls V. — Jakob Sturms staatsmännische Persönlichkeit und Straß­ burgs politische Bedeutung hatten ihn hierher gezogen. Hier liefen, vorübergehend wenigstens, die Fäden der protestantischen Politik zu­ sammen. So konnte sein Werk so vollkommen werden, als es die zeitliche Nähe und die durchaus protestantische Anschauungsweise des Verfassers nur erlaubten. In der Theologie hatte Straßburg schon in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters eine besondere Stellung eingenom­ men. Der gedankentiefe Meister Eckard hatte um 1300 in hartem Kampf gegen die Sinnlichkeit die Seele ganz vom Irdischen loslösen und auf diese Weise in die Geheimnisse Gottes eindringen wollen; sein Schüler Tauler ergriff das Volk mit seinen Buß- und Rüge­ predigten, etwas mehr als hundert Jahre später trat der schon ge­ nannte Geiler von Kaysersberg auf. Wie diese Priester, häufig mit einem leichten Anflug von Ketzerei, in Straßburg wirkten, so finden wir hier später so hervorragende protestantische Theologen wie Zell, Kapito, Hedio, Nutzer u. a. m. Durch den liebenswürdigen, etwas trockenen Sebastian Brant war das Elsaß jetzt auch wieder auf dem Gebiet der schönen Litte­ ratur in den Vordergrund getreten. Sein „Narrenschiff" hatte einen ungeheuern Erfolg. In Brants Manier, aber leichtsinniger, ge­ wandter und witziger erhob der Franziskaner Thomas Murner, ein Straßburger Kind (1475—1530), seine Stimme gegen die Refor­ mation. Straßburg endlich hat den größten deutschen Sprachkünstler bervorgebracht oder wenigstens lange beherbergt, Johann Fischart. Er schrieb den „Flöhhatz", einen „Eulenspiegel reimensweis", das „Podagrammisch Trostbüchlein" u. a. m. Am berühmtesten ist seine Verdeutschung des französischen satirischen Romans „Gargantua et Pantag ruel“ von Rabelais. Keiner hat je so wie er die Worte zu drehen, und zu wenden gewußt, daß sie in tausend Farben spielen und immer neue, unerwartete Beziehungen erkennen lassen. Seit 1538 besaß Straßburg auch eine höhere Schule, die lange Zeit in ganz Süddeutschland als Muster gegolten hat, das heute noch blühende protestantische Gymnasium. Zu ihrer Begründung hatte Jakob Sturm einen der bedeutendsten Humanisten und Päda­ gogen seiner Zeit, Johannes Sturm, welcher demselben Städtchen wie Sleidan entstammte, nach Straßburg berufen. Dem Zusammen­ wirken dieser beiden Männer verdankt auch die Straßburger Akademie ihre Entstehung (1567). Seit 1459 war die Straßburger Münsterbauhütte die Oberhütte über die Brüderschaft aller deutschen Bauleute und Steinmetzen, was vermutlich damit in Verbindung zu bringen ist, daß im Jahre 1439 der Münsterturm durch den Kölner Johann Hültz vollendet worden war. Seitdem war allerdings die kirchliche Baukunst in Straß-

Straßburg als freie Reichsstadt.

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bürg scheinbar erschöpft. Dem 16. Jahrhundert verdanken wir einige schöne Profanbauten, und diese Zeit ist es, die Straßburg den Namen der „wunderschönen Stadt" („urbs omnium pulcherrima“) mit Recht zuerkannte. Vor allem ist hier zu nennen das frühere Rathaus (je^t Handelskammer) am Gutenbergplatz, von dem jetzt nachgewiesen ist, daß nicht Daniel Specklin, sondern die Straßburger Paul Maurer und Johannes Schoch, letzterer der Erbauer des Friedrichsbaues des Heidelberger Schlosses, es geschaffen haben. Wie Straßburg sich vor anderen Städten durch kunstmäßige Befestigung auszeichnete, so galt seine Artillerie als die vorzüglichste weit und breit. Von weither ver­ schrieb man sich Straßburger Stück- und Büchsenmacher, und am Ende des schmalkaldischen Krieges mußte es dem Kaiser außer 30000 Gulden zwölf seiner schönsten Stücke ausliefern. Auf dem Gebiet der Malerei und der mit ihr verwandten Künste steht Straßburg, wenn es auch keinen Holbein und Dürer aufzuweisen hat, auf achtungswerter Höhe. Der geniale Hans Baldung Grien, vermutlich ein Schüler Dürers, lebte von 1533 bis zu seinem 1545 erfolgten Tode in Straßburg. Im 16. Jahrhundert hob sich die Holzschneidekunst zu hoher Vollendung durch Urs Graf, Wechtlin, den genannten Hans Baldung und Tobias Stimmer. Letzterer hat seinen Stift der Verherrlichung eines Festes geliehen, auf dem noch einmal vor dem vernichtenden Ungewitter des Dreißigjährigen Krieges der alte reichsstädtische Glanz hell aufleuchtete. Es war das große Schießen von 1576. Die Einladung dazu fand großen Anklang; am 27. Mai, den: Vorabend des Festbeginns wimmelte Straßburg von fremden Besuchern, und ihre Zahl stieg während der Festlichkeiten täg­ lich. Am meisten Aufsehen erregten die vierundfünfzig Züricher, die am 20. Juni morgens 2 Uhr in Zürich sich einschifften und denselben Tag 8 Uhr abends am Schiff­ leutstaden vor der Zunft zum Anker (heute Fischerstube) ans Land stiegen, um den in Zürich gekochten Hirsebrei noch warn: in Genie inschaft mit den Straß bürgern zu ver­ zehren (siehe auch S. 87). Unter den unzähligen deutschen und lateinischen Dichtern, welche dieses Wagestück zur Thätigkeit anregte, steht Fischart obenan; er gab eine „artliche Beschreibung der ungewonten und doch glückfertigen Schisffart etlicher Burger von Zürich" in Versen. Tobias Stiminer lieferte, wie oben erwähnt, in einem Holzschnitte ein Bild des damals und heute wieder Schießrain, in der Zwischenzeit Contades genannten Festplatzes in dem Moment, wo der Zug der Schützen sich durch das Judenthor (an der Stelle des heutigen Ländesausschußgebäudes) auf ihn zu bewegt.

Dies fröhliche reichsstüdtische Fest war das letzte Aufleuchten der alten Herrlichkeit. Bald zeigten sich die Vorboten einer schlimmen Zeit. Der Erzbischof von Köln, Gebhard Truchseß von Wald­ burg, hatte den . Versuch gemacht, sein Erzstift zu reformieren, war

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Geschichte der Stadt Straßburg.

Das große Frcischießen zu Straßburg im 3aljr 1576, nach bcm glcidjjciligeii Holzschnitt non Tobias Stimmer. aber an dem Widerstand der Domherren gescheitert, die 1583 seine Absetzung durchsetzten. Gebhard, der zugleich Domdechant in Straß­ burg war, begab sich hierhin und verschärfte den im Domkapitel schon herrschenden Konflikt. Als nun im Jahre 1592 der bischöfliche Stuhl

Straßburg als freie Reichsstadt.

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erledigt war, offenbarte sich die Spaltung durch eine Doppelwahl. So entwickelte sich der bischöfliche oder lothringische Krieg, der von 1592—1604 dauerte und in allen Dingen den Verlauf des dreißig­ jährigen vorausnahm. Heinrich IV. war es, der den Frieden ver­ mittelte, demzufolge der Kardinal von Lothringen das Bistum gegen eine bedeutende Entschädigung an seinen Mitbewerber behielt. Die Stadt Straßburg erhielt keinerlei Vergütung für die riesigen Opfer, die sie der protestantischen Sache gebracht hatte, und schon jetzt mochten sich manche Blicke dem stets liebenswürdigen Nachbar im Westen zu­ wenden. Als nun der gewaltige Krieg begonnen hatte, da fand der protestantische Truppenführer Mansfeld, der nach dem Sturz des Winterkönigs im Jahre 1621 aus Böhmen in das Elsaß kam und hier den Kampf gegen die Habsburger unter den günstigsten Be­ dingungen eröffnete, bei der immer noch mächtigen Stadt keine För­ derung. Man hatte seinen Frieden mit Kaiser Ferdinand II. ge­ schlossen, der die Erweiterung der Straßburger hohen Schule zu einer mit allen Privilegien ausgestatteten Universität verfügt hatte. Am 14. August 1621 ward sie eröffnet und damit diejenige Einrichtung ms Leben gerufen, die während der französischen Herrschaft am wirk­ samsten die Verbindung mit Deutschland unterhalten hat. Aber bald trat der Kaiser mit seinen katholisierenden Absichten wieder hervor, und int Stadtrate von Straßburg, der obendrein noch mit der grimmigsten Finanznot zu kämpfen hatte, mehrten sich die Stimmen, die die hilfs­ bereite Hand des Königs von Frankreich zu ergreifen rieten. Wenn im westfälischen Frieden der französische Nachbar seine Hand auf das ganze Elsaß, nur nicht auf Straßburg legte, so ist das wohl der Furcht zuzuschreiben, daß die Besetzung des wichtigsten Bollwerks am Rhein die gesamte Nation trotz aller inneren Spaltung vereinigen und Frankreich zu Anstrengungen zwingen würde, denen es am Ende dieses Krieges und bei den noch dauernden inneren und äußeren Verwicklungen wohl doch nicht gewachsen war. Diese vorläufige Ver­ zichtleistung mußte den Franzosen um so leichter werden, als sie ja sahen, daß ihnen die Stadt wie eine reife Frucht früher oder später in den Schoß fallen müsse. Die nun folgenden Jahrzehnte sind für Straßburg eine Zeit des traurigsten Hin- und Herschwankens zwischen plötzlichem Aufraffen zu energischen Entschlüsselt und dumpfer Verzweiflung. In der That kann keine bemitleidenswürdigere Lage gedacht werden, als die des Rats von Straßburg zu dieser Zeit: auf der einen Seite der mächtig ausstrebende französische Staat, auf der andern die österreichische Macht, beide des Glaubensunterschiedes wegen gleich wenig geliebt, diese in Erinnerung an die letzte Zeit des dreißigjährigen Kriegs noch ver­ haßter. Im holländischen Kriege 1672—1678 mußte die finanziell und militärisch vollkommen erschöpfte Stadt sich die Gewaltsamkeiten der französischen Generale gefallen lassen imb zusehen, wie die ge­ schickten Diplomaten Ludwigs XIV. in der Stadt selbst den Boden

Vas Lürgcrspital (erbaut 1718—1724).

Straßburg als französische Stadt.

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für die französische Besitzergreifung vorbereiteten. Und als nun nach der Komödie des Neunionskammerurteils, welches Straßburg der französischen Krone lehnspflichtig erklärte, 1680 die Forderung an die Bürger herantrat, sich dem französischen Protektorate zu fügen und dem Könige Ludwig XIV. zu huldigen, da wandten sich die Augen der Straßburger noch einmal flehend den nach Frankfurt berufenen deutschen Ständen zu, aber vergeblich. Die österreichische Negierung, die augenscheinlich die Lage Straßburgs zu ihren Gunsten ausbeuten wollte, kam in letzter Stunde mit sehr ungeschickt angebrachten An­ erbietungen einer kaiserlichen Besatzung; aber ehe die Verhandlungen zu einem Resultate führten, waren die französischen Truppen zur Stelle und besetzten in der Nacht vom 27. auf den 28. September 1681 die Zollschanze am Rhein. An einen Widerstand war nicht zu denken; General Montclar stand mit 30000 Mann bei Grafenstaden, und so wurde die Kapitulation am 30. September 1681 zu Jllkirch (im heu­ tigen Hause 61 an der Hauptstraße) von dem französischen Kriegsminister Louvois einerseits, von dem Städtemeister Zedlitz, Altammeister Dietrich und einigen anderen Ratsherren, schließlich von dem Stadtschreiber Güntzer, der während der Verhandlungen eine zweideutige Rolle gespielt hatte, unterzeichnet. So hatte die fran­ zösische Politik endlich das Ziel erreicht, das sie seit hundertunddreißig Jahren angestrebt hatte; mit zielbewußter Klugheit waren die Kreise um das alte Bollwerk deutscher Nation immer enger gezogen und nun endlich der lang vorbereitete Hauptschlag ausgeführt worden.

3. Strasibnrg als französische Stadt. 1681-1870.

Mit Widerwillen — das geht aus allen gleichzeitigen Berichten hervor — fügten sich die Bürger dem neuen Negimente; was uns ein Vorzug scheinen würde, der Uebergang aus einem in der Auf­ lösung begriffenen Staatskörper in ein gut organisiertes blühendes Reich, schien damaliger Zeit — und nicht mit Unrecht — als die Vertauschung der Freiheit mit der Sklaverei. „Sic itur ad astra aut versus de libertate in scrvitutem“ (so geht es zu den Sternen oder richtiger aus der Freiheit in die Sklaverei) schließt der Ammeister Franz Reißeißen seine Erzählung über die Huldigung der unterelsässischen Ritterschaft. Blieben auch die Formen der Stadt­ regierung äußerlich dieselben, in der That war von nun an der eigentliche Leiter der Stadt ein königlicher Beamter, der unter dem Namen eines Prätors die Oberaufsicht über die gesamte Verwaltung führte. Auch die Steuerlast wurde unter verschiedenen Formen be­ deutend erhöht. Am schmerzlichsten aber wurde es empfunden, daß das Münster, in dem seit hundertundzwanzig Jahren ununterbrochen evangelisch gepredigt worden war, dem Bischof übergeben werden

Vas Schloß, Hofansicht, erbaut 1728 — 1742.

(Siehe Seite 68.)

SffllUjfllkrpnlafl (ehemalige Präsektnr), Hofansicht, erbaut 1730—1736.

(Siehe Seite 84.)

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Geschichte der Stadt Straßburg.

mußte, obwohl zur Zeit keine katholische Familie in Straßburg an­ gesessen war. Als am 23. Oktober Ludwig XIV. seinen glanzvollen Einzug in Straßburg hielt, konnte ihm der Bischof Franz Egon von Fürstenberg am Portal seiner neugeweihten Kathedrale ent­ gegentreten und ihm versichern, daß er jetzt, nachdem er sich durch seine königlichen Hände in den Besitz dieser Kirche wieder eingesetzt sehe, mit dem lieben alten Simeon sagen könne, daß er nunmehr das Ende seiner Tage in Frieden und mit Freuden erwarte (Lukas 2, 25). Am 4. Oktober hatte die Bürgerschaft den Eid in die Hände des Generals Montclar geleistet, an demselben Tage begann der berühmte Festungsbaumeister Vauban den Bau der Citadelle. Ein Schrei der Entrüstung ging durch das ganze Reich, aber was konnte geschehen? Zu allem innern Elend kam gerade jetzt noch die größte äußere Gefahr: die Türken rückten gefahrdrohender als je heran, 1683 standen sie vor Wien. Kaiser Leopold gestand am 15. August 1684 im Regensburger Waffenstillstand den Franzosen den Besitz Straßburgs und der Kehler Schanze vorläufig zu. Auch der Pfälzer Krieg 1688—1697 konnte die Abtretung nicht rückgängig machen: im Frieden von Nyswik wurde die vorläufige Erwerbung eine endgültige. Noch einmal bot sich dem Reiche eine günstige Gelegenheit, das ganze Elsaß zurückzugewinnen, im Jahre 1710, als Ludwig XIV., durch die Siege Marlboroughs und des Prinzen Eugen im spanischen Erbfolgekrieg in die äußerste Not gebracht, die Hand dazu bot. Sie wurde in thörichtem Uebermut zurückgestoßen. Indessen begann sich Straßburg allmählich umzuwandeln. Aus einer rein protestantischen wurde eine paritätische Stadt, in der sich die Konfessionen die Wage hielten. Aber die Stadt wurde und konnte unter französischer Herrschaft niemals das werden, was sie in besseren Zeiten deutscher Herrschaft gewesen war: sie war ein Kultur­ mittelpunkt ersten Ranges gewesen, sie konnte nie mehr als eine französische Provinzialstadt zweiter Ordnung werden. Sie war von dem größten Teile ihres natürlichen Absatzgebietes durch die Nhein­ grenze abgeschnitten, der enge Festungsgürtel hinderte die räumliche Ausdehnung, zu unvermischt standen sich deutsches und französisches Wesen gegenüber. Das deutsche Element fand seinen gediegensten Aus­ druck in der Universität, die im achtzehnten Jahrhundert noch einmal durch Gelehrte wie Schiller, Scherz, Oberlin, Schweighäuser, Schöpflin, Spielmann und Lobstein zu hoher Blüte gedieh und viele der besten Deutschen, Herder, Jung-Stilling, Lenz, Goethe u. a. (vgl. S. 74 u. 119) anzog. Die französische Negierung suchte auf die Straßburger durch den gewaltigen Pomp zu wirken, den sie bei allen Anlässen entfaltete. Trotz aller dabei zur Schau getragenen französischen Begeisterung bröckelten doch nur langsam und unmerklich Teilchen der deutschen Bevölkerung ab, um sich zu französieren, bis durch den Ausbruch der französischen Revolution auch für Straßburg eine neue Zeit an­ brach.

ßroglicplulj mit Uathans [erbaut um 1730].

(Siehe Seite 82.)

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Geschichte der Stadt Straßburg.

Durch die Teilnahme an den 1789 zusammenberufenen Reichs­ ständen lernte sich das Elsaß zum erstenmal als ein wirkliches Glied Frankreichs kennen; aber wie das Bestreben des Elsasses bei dieser Gelegenheit nur dahin ging, die Privilegien einer „wirklich fremden" Provinz zu behalten, so bemühte sich auch Straßburg hauptsächlich um Aufrechterhaltung seiner Sonderstellung dem übrigen Frankreich gegenüber. Damit war man natürlich in Versailles durchaus nicht einverstanden, und als der Stadtrat sich den dort beschlossenen Ge­ setzen nicht fügte, so sandte man den gewandten Friedrich von Dietrich als königlichen Kommissär nach Straßburg, das nach der neuen Neichseinteilung Hauptstadt des Departements Rieder-Rhein wurde. Am 21. Juli 1789, vierzehn Tage nach Dietrichs Ankunft, wurde das Rathaus am Gutenbergplatz gestürmt und geplündert, die Archive zum Teil verbrannt. Jetzt war der Stadtrat eingeschüchtert und nahnl die neuen französischen Gesetze, auch soweit sie die Gemeinde­ verwaltung betrafen, an. Die Gemeinderatswahlen fanden nach den neuen Verordnungen statt, und am 18. März 1790 wurde Dietrich zum ersten Maire gewählt. In seinem Hause am Roßmarkt (heute Broglieplatz 4) erklang zum erstenmal das Lied, welches unter dem Namen der Marseillaise alle Freiheitsschwärmer entzückt hat und noch entzückt. Als aber die radikaleren Parteien die Oberhand gewannen, da wurde ein so gemäßigter Mann wie Dietrich natürlich verdächtig; man stürzte ihn aus einer Anklage in die andre; er floh, stellte sich dann und ward nach langer, mannhaft ertragener Kerkerhaft am 29. Dezember 1793 zu Paris enthauptet. Inzwischen trieben die Jakobiner, an ihrer Spitze der ehemalige Priester Eulogius Schneider, ihr Unwesen in Straßburg. Die Guillotine trat auf dem Kleberplatze in Thätigkeit, das Münster wurde erst dem Kultus der Vernunft ge­ weiht und entging dann der gleichmachenden Raserei nur dadurch, daß es sich eine riesige blecherne Jakobinermütze gefallen ließ. Aber im Schoße des Straßburger Jakobinertums bekämpften sich die beiden Nationalitäten. Als daher die Kommissäre des Konvents nach Straß­ burg kamen, benutzten die französischen Jakobiner die Gelegenheit, den verhaßten Deutschen unter nichtigem Vorwande zu stürzen. Am 15. Dezember 1793 wurde Schneider unter dem Jubel der Straßburger auf der Guillotine ausgestellt, am 1. April 1794 in Paris enthauptet. Mit lebhafter Freude begrüßte man den Sturz Nobespierres und den Wiederbeginn von geregelten, sicheren Verhältnissen. Man war der neuen Negierung dankbar für das, was sie brachte, und gerade dieser Umstand erklärt die Beliebtheit der napoleonischen Herr­ schaft im Lande. Jetzt erst empfanden die Straßburger die Vorteile, welche die Aufhebung aller Schranken ihrem Handel brachte, die nun­ mehr im ganzen Staate anerkannten Grundsätze der Gewissensfreiheit und der Duldung gaben den Straßburger Protestanten ein Gefühl der Sicherheit; im Jahre 1808 begründete der Kaiser den Stolz Straßburgs, die Universität, aufs neue, auf allen Gebieten wirkte

Vic Selagcrung von Ztraßbr

l Straßburg im Jahre 1870.

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Straßburg seit 1870.

die Regierung für die Hebung des Wohlstandes, in den Kriegen endlich verschmolzen die Elsässer vollkommen mit den Franzosen, der Straß­ burger Kleber mar einer der hervorragendsten Feldherren Bonapartes. Von jetzt an machten die Straßburger alle Anstrengungen, sich den Franzosen zu assimilieren; aber gerade die besten konnten sich nicht entschließen der deutschen Muttersprache untreu zu werden, sie hofften „ein französisches Herz und einen deutschen Geist" vereinigen zu können. Dadurch entstand ein zwitterhafter Zustand, der zur Folge hatte, daß die Elsässer ihre gesamte intellektuelle Kraft an der un­ lösbaren Aufgabe verschwendeten, den Geist der beiden Nationen in sich aufzunehmen und daß weitere wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen ihnen kaum mehr möglich waren. Nach der Demütigung Napoleons zeigte sich im Elsaß keine Regung für das Mutterland, jedoch sah man nur mit Mißtrauen die alte Dynastie der Bourbonen zurückkehren, da man des Glaubens wegen Bedrückungen fürchtete. So mochte es wohl kommen, daß der Neffe Napoleons Straßburg zur Ausführung seines ersten thörichten Ver­ suchs auf die Kaiserkrone ausersah. Am 28. Oktober 1836 stieg er in Straßburg in dem heute noch an eien numero 4 bezeichneten Hause der Waisengasse ab, am 30. erschien er auf dem Hofe der Metzgerthorkaserne, um sich durch das vorher gewonnene Offizierkorps der Artillerie zum Kaiser proklamieren zu lassen. Die Herrlichkeit dauerte nur vom Metzgerplatz bis zur Finkmattkaserne, auf deren Hofe er mit einigen der meuternden Offiziere gefangen genommen wurde. Die französische Negierung schaffte ihn nach Amerika. Als dann der unterschätzte Abenteurer endlich doch mit List und Gewalt den Kaiser­ thron bestiegen hatte, war man in Straßburg zwar nicht so begeistert für das neue Kaisertum wie für das alte, man ließ es sich gefallen, blieb aber im allgemeinen in der Opposition. Dann kamen für das Elsaß nahezu 20 Jahre des geschäftlichen und gewerblichen Auf­ schwunges, wie allenthalben in Europa, bis zu dem plötzlichen und unerwarteten Ausbruch des deutsch-französischen Krieges im Jahre 1870.

4. Strassburg seit 1870. Ehe man noch recht zur Besinnung gekommen war, sah sich die schlecht vorbereitete Stadt int August 1870 eingeschlossen und von allen Verbindungen abgeschnitten. Ein anonymer Schriftsteller (vielleicht Leibniz) hatte in einer merkwürdigen Schrift, welche 1685 und 1686 in Frankfurt und Leipzig bei Ehr. Weidmann unter dem Titel: „Naisonnables Staats­ protokoll" erschien, mit denkwürdigen Worten ganz richtig prophezeit: Wiewohl ich hoffe: wann sechs Wochen aufs längste churbranden­ burgische Bomben davor knalleten, Straßburg börste sich zur Tradi­ tion ziemlich neigen, welches ich Gott und der Zeit hiermit anheim3

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Geschichte der Stadt Straßburg.

Das Stcintljor nm Tage nach btr (Eiiinnljmc.

stelle." Und so war es auch. Als die Deutschen am 13. August 1870 die Belagerung begannen, hatten sie im Grunde nur die Befestigungen Vaubans sich gegenüber. Am 18. August wurde bereits die Be­ schießung eröffnet und am 27. September, fast genau sechs Wochen später, wurde die Stadt übergeben. Die Kapitulation wurde in einem Gepäckwagen auf der Eisenbahnlinie bei Königshofen (an der Brücke bei der Gruberschen Brauerei) unterzeichnet. Den Gang der Belagerung und die Zerstörungen durch die Beschießung möge man aus dem beiliegenden Plan ersehen. Die Belagerung, anfänglich vom badischen Kriegsminister von Beyer, später von dem Generalleutnant von Werder geleitet, nahm naturgemäß von dem leicht ansteigenden Terrain bei dem Dorfe Schiltigheim (N.) ihren Ausgangspunkt. In Parallelen näherten sich die Belagerer den Lünetten 52 und 53 vor dem damaligen Stein­ thor. Bereits in der Nacht vom 21. zum 22. September wurden beide Lünetten ohne besondern Widerstand besetzt. Als die Erstürmung der Hauptumwallung unmittelbar bevorstand, hißte der Kommandant, General Uhrich, am Münsterturm die weiße Fahne. Es war am 27. September, nachmittags 5 Uhr. 17 000 Mann streckten die Waffen; 1200 bronzene Geschütze, 12 000 Chassepots und über 1800 Pferde wurden erbeutet. In den 46 Tagen der Einschließung waren etwa

Straßburg seit 1870.

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193 000 Schuß von der Artillerie abgegeben und 448 Häuser voll­ ständig zerstört worden, darunter vornehmlich das Steinstraßenviertel, die Finkmattkaserne (jetzt abgerissen), das Theater, die Präfektur (heute Statthalterei), die Neue Kirche mit der wertvollen Stadtbibliothek, die Aubette u. s. w. Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 wurde die alte Stadt unter dem Jubel des deutschen Volkes wieder mit dem Reiche vereinigt. Am wenigsten freuten sich die Straßburger selbst darüber. Wenn im Jahre 1794 der jakobinische Maire Monet noch von der eingewurzelten Abneigung der Straßburger gegen die Franzosen und ihrer offenbaren Neigung zu Deutschland sprechen konnte, so war das jetzt gründlich anders geworden. Das erste Gefühl war das des energischen Widerstrebens, und als man sah, daß ein sofortiger Wiederanschluß an Frankreich nicht würde zu erreichen sein, suchte man sich eine möglichst unabhängige Stellung zu erringen. Da die deutsche Negierung diese natürlich nur in sehr beschränktem Maße zugestehen konnte, so stellte man sich bald wieder auf den Standpunkt des Protestes gegen die Vereinigung mit Deutschland. Erst als sich die Gefühlswallungen gelegt hatten und die Straßburger sich wieder auf sich selbst zu besinnen begannen, wurden sie sich allmählich klar, daß der Tausch, den sie gemacht hatten, nicht so übel war. In der That trat man, ähnlich wie im Jahre 1681, aus einem Staatswesen heraus, das seit fast einem Jahrhundert eine Reihe von Revolutionen, die durchaus nicht abgeschlossen erscheint, durchgemacht hatte, um einem Lande einverleibt zu werden, das in hervorragenden politischen und kriegerischen Thaten sich auf den Gipfel der Macht emporgeschwungen hat und allem Anscheine nach sich in aufsteigender Linie bewegt. Die mehrmalige Anwesenheit des ersten deutschen Kaisers, dieser einzigen Heldengestalt voll unantastbarer Hoheit und gewinnender Leutseligkeit, trug dazu bei, den Gemütern der Straßburger die neue Herrschaft auch menschlich näher zu bringen. Im Mai 1877 nahm der Kaiser zum erstenmal eine Parade der Straßburger Gar­ nison auf dem Polygon ab. Im September 1879 hielt er seinen zweiten Einzug in Straßburg (siehe Abbild. S. 101) und fand unter dem guten Eindruck, den die Umänderung der Verwaltung des Landes, das, bis dahin von einem Oberpräsidenten, Herrn von Möller, und zwar in ausgezeichneter Weise, verwaltet, vom 1. Oktober jenes Jahres ab eine selbständige Stellung unter einem kaiserlichen Statt­ halter erhielt, die begeistertste Ausnahme. Als der fast neunzigjährige Kaiser im Jahre 1886 seinen Besuch wiederholte, da konnte sich der Empfang in seinem Glanze und der Begeisterung der Bevölkerung mit dem in jeder andern deutschen Stadt messen. Zugleich wurde dem militärischen Sinn der Straßburger ein glänzendes Schauspiel in einer Parade geboten, bei der etwa 30000 Mann defilierten und zu der allein vierzehn Regimenter Kavallerie hinzugezogen waren.

Lchlc JJaraic Kaiser Wilhelms I. ans dem poiM» im September 1886.

Straßburg seit 1870.

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Im Jahre 1886 wurde zum erstenmal nach der im Jahre 1874 erfolgten Auflösung des Gemeinderats wieder zu Gemeinderatswahlen geschritten; dieselben brachten eine Anzahl Eingewanderter, unter ihnen einen der hervorragendsten Verwaltungsbeamten des Landes, der

Einzug Kaiser Wilhelms II. nn der Spitjc der Fahnenlrompanie im Änynst 1889. (Und) einer Momentaufnahme von Gerschcl niiie.)

schon früher als staatlicherBürgermeistereiverwalter die wichtigstenMaßregeln zum Nutzeil der Stadt eingeleitet hatte, den Unterstaatssekretär Back, in jene Körperschaft, aus der ihn die Negierung zum Bürgermeister bestellte. Dasselbe Ergebnis hatten diespäterenWahlen. DieamLl.Juli 1887 stattgehabte Nachwahl zum deutschen Reichstag ließ den Rechts­ anwalt Dr. Petri aus der Urne hervorgehen, der sich klar und offen

Vas alte Siegel -er Stadt Straßburg. (Original 96 mm Durchmesser.)

Das gegenwärtige Straßburg. I. Lagt, Klima, Bevölkerung, Befestigung, Gesundheits­ verhältnisse, Schulen, Pflege der Lnnfl, Behörden. Straßburg liegt eine Stunde vom Rhein entfernt, am Zusammenfluß von Breusch und Jll, und zwar 25 0 25' 25" östl. Länge von Ferro, 70 46' 10" von Greenwich und 480 35' nördl. Breite, d. h. etwas südlicher als Paris und Stuttgart und etwas nördlicher als Wien und München, und zwar im Durch­ schnitt 140 m über dem Meeresspiegel (die Basis des Münsters 143 m hoch). Es ruht zum größten Teil ans den meist aus Geröll bestehenden jüngeren Anschwemmungen des Rheins und der Jll, die sich über das Diluvium, die älteren Ablagerungen dieser Flüsse, gebreitet haben. Von Westen und Nordwesten her reicht die fruchtbare Lößterrasse, auf der die Vororte Königs­ hofen, Kronenburg, Schiltigheim, Bischheim, Hönheim u. f. tu. liegen, als äußerster Ausläufer der Vogesen bis in die Stadt hinein. Das Herantreten dieser Terrasse bis an die Jll ist ver­ mutlich Mitursache für die Anlage der Stadt gewesen. Das Rhein­ alluvium ist, außer von dem Rheine selbst, von der Jll, die sich ursprünglich wohl in einem meilenweit sich hinstreckenden Delta von Mündungsarmen in den Rhein ergossen hat, und von der Breusch durchflossen. Die großen Mengen von Wasser haben auf das Klima von Straßburg einen erheblichen Ein­ fluß, doch ist derselbe nicht so groß, und vor allem nicht so un­ günstig, wie man etwa denken könnte, da die bedeutende südnörd­ liche Bodenneigung den Wasserläufen einen schnellen Abfluß gestattet. Im übrigen liegt Straßburg weit genug nach Westen, um den mildernden Einflüssen des Meeres zugänglich zu sein; es ist durch Schwarzwald und Vogesen hinreichend geschützt, wird aber nicht durch sie beengt. Das Klima von Straßburg

Straßburg von brr oberen 311. (Nach einer Photographie von L. Schweitzer gezeichnet von Herman» Nestel.)

Klima, Bevölkerung.

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ist eines der mildesten in Deutschland. Die durchschnittliche Jahreswärme ist der von New Aork, Dublin, London, Prag, Dresden, Sebastopol gleich. Trotz des geringen Unterschiedes der mittleren Winter- und Sommertemperatur sind im ein­ zelnen plötzliche und große Schwankungen nicht selten. Bei dem schnellen Uebergang von der kalten zur warmen Jahres­ zeit ist ein eigentlicher Frühling nicht vorhanden; der Sommer begreift die Monate Juni, Juli, August und den halben September, der Herbst ist in Straßburg die angenehmste Jahreszeit, obwohl der Winter bisweilen schon im Oktober einsetzt, jedoch, wie gesagt, meistens mild ist. Charakteristisch sind für die Rheinebene zahlreiche und schwere Gewitter. Die Regenmenge (durchschnittlich hat Straßburg 138 Regenund Schneetage) ist ziemlich bedeutend; doch sind die nach den Gebirgen zu und die in denselben liegenden Ortschaften noch reichlicher damit bedacht. Die Bevölkerung von Straßburg (inbegr. die Vororte Kronenburg, Königshofen, Neudorf, Neuhof, Ruprechtsau) belief sich nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember 1900, eine 14727 Mann starke Garnison einbegriffen, auf 151041 Einwohner; die Volkszählung vom 1. Dezember 1885 wies eine Bevölkerungszahl (Garnison inbegriffen) von 111987 Ein­ wohnern auf. Es ist von Interesse, die Bevölkerungsziffer der Stadt in den verschiedenen Perioden zu vergleichen. Für die Zeit von 1150— 1300 nehmen wir mit Professor Schmoller eine Zunahme von 5000 auf etwa 30 000 Köpfe an. In den durch innere und äußere Kämpfe beunruhigten folgenden Jahrhunderten blieb die Einwohnerzahl ziemlich un­ verändert. Für 1474 sind etwa 26000 Einwohner berechnet, für das Ende des 16. Jahrhunderts gegen 30000 anzu­ nehmen , wobei daran zu erinnern ist, daß die Stadt ziem­ lich bedeutende Besitzungen in der Umgebung hatte. Mit un­ gefähr 22000 Einwohnern ging die Stadt 1681 an Frankreich über, hob sich aber bald (1697) auf 27 000 und in langsamem, stetigem Steigen bis 1789 auf 49948 Einwohner. Äuch die Kriegsereignisse hielten das Wachsen der Bevölkerung nicht auf: 1812 finden wir 54454 Einwohner, die sich bis 1871 auf 78130 vermehrten. Die Vereinigung mit Deutschland steigerte durch die Erhebung Straßburgs zur Landeshauptstadvund die Er­ weiterung des Wallgürtels die Bevölkerung bis zum Jahre 1900 auf 136314 Köpfe, d.h. um74°/0,bieGarnison ausgeschlossen.

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Das gegenwärtige Straßburg.

Auch in dem Verhältnis der Konfessionen spiegeln sich die politi schen Verhältnisse wider. 1681 gab es keine angesessene katholische Familie in Straßburg, 1697 schon 5119,1726 10480 Katholiken, wobei in erster Linie an die französischen Beamten und Militärs zu denken ist. 1770 halten sich die Konfessionen die Wage, und das Verhältnis verschiebt sich unter französischer Herrschaft immer mehr zu Gunsten der Katholiken; 1866 werden 43750 dieser Konfession, dagegen nur 28893 Protestanten gezählt. Da die deutsche Einwanderung nach 1870 sich etwa im Ver­ hältnis der Verteilung der Konfessionen im Deutschen Reiche C/s Katholiken, % Evangelische) vollzog, so ergab die Volks­ zählung von 1900 77912 Katholiken, 67955 Protestanten, wozu noch 4605 Juden und 569 Sonstige zu rechnen sind. Die Statistik der Volksangehörigkeit der Straßburger enthält die merkwürdige Thatsache, daß am Ende der 190jährigen französischen Herrschaft doch nicht mehr als höchstens 20 °/0 Nationalsranzosen in Straßburg wohnten. Daß die Bewohner deutscher Abstammung nie unter 80 °/o hinabgingen, erklärt sich durch die auch in dieser Zeit in bedeutendem Maße stattfindende Einwanderung über den Rhein. Durch die deutsche Eroberung wurde das Verhältnis natürlich zu Gunsten der Deutschen ver­ ändert; das Adreßbuch von 1884 weist 89 °/0 deutsche, 7 °/0 fran­ zösische und 4°/o anderweitige Namen auf. Allerdings ist der Name für die Abstammung nicht unbedingt beweisend. Eine in den Jahren 1885 und 1887 vorgenommene Untersuchung der Straßburger Schülerschaft ergab auf 100 Schüler 64 mit hell­ farbigem, 22 mit mittelfarbigem und 14 mit dunkelfarbigem Typus und bestätigte so in gewisser Hinsicht die oben gewon­ nenen Zahlen. Was die Sprachverhältnisse betrifft, so ist im Jahre 1866 festgestellt worden, daß etwa 2/s der Bevölkerung fran­ zösisch sprechen konnten. Da für den größten Teil der Straßburger das Deutsche doch die Sprache des gewöhnlichen Lebens geblieben, das Französische die notgedrungen angelernte war, da außerdem nach dem Kriege natürlich vorzugsweise Fran­ zosen auswanderten, so vollzieht sich die Wiederaufnahme des Deutschen ziemlich schnell, wenn auch eine kleine Minderzahl sich seit 1870 um so eifriger an das Französische klammert. Der Volks­ dialekt ist der alemannische, mit Anklängen an die nördlich von Hagenau beginnende rheinfränkische Mundart. Er ist interessant, weil er mit Ausnahme der in ihn aufgenommenen französischen

piirfie an der 31t von der Hnbeiibriidte aus. (Und) einer Photographie von E. Sdjweitjee

gezeichnet von H.

ließet.)

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Das gegenwärtige Straßburg.

Floskeln 200 Jahre lang unberührt geblieben ist und viele altertümliche Elemente enthält; auffallend schnell nehmen die Kinder der aus allen Teilen des übrigen Deutschlands einge­ wanderten Beamten und Kaufleute den hiesigen Dialekt an. Die Bevölkerung Straßburgs erfreut sich im Durchschnitt einer ziemlichen Wohlhabenheit, wenn sie auch nur ein matter Abglanz von dem Reichtum Straßburgs im 16. Jahrhundert ist. Dies geht schon aus der einen Thatsache hervor, daß i. 1.1580 dieselben 3600 Häuser, welche die Annexion i. 1.1870 vorfand, von nur 25000 Einwohnern voll bewohnt wurden,

während sich i. I. 1870 mindestens 75000 in die gleichen Räume teilen mußten. Eine solche Bescheidenheit der Ansprüche gegenüber der früheren Opulenz deutet ohne Zweifel auf immer bescheidener gewordene Erwerbsverhältnisse. Anzahl der be­ wohnten Häuser jetzt: etwa 7600 mit etwa 28 500 Haushaltungen. Von bedeutendem Nutzen ist für Straßburg die 1880 be­ gonnene Hinausrückung der Wälle geworden, die den Flächen­ raum der inneren Stadt mehr als verdoppelt hat. Aus vor­ stehender Skizze sind die Stadien, welche die Entwicklung der Stadt und ihrer Befestigung durchlaufen hat, zu ersehen. Seit dieser letzten Erweiterung ist Straßburg einer der stärksten Waffenplätze des Deutschen Reichs geworden, der durch einen außer Straßburg und seine Vororte etwa 20 Ortschaften einschließendcn Kranz von 14 Forts, von denen 11 links, 3 rechts des Rheins liegen, geschützt ist. Es sind dies 1) Fort Fransecky hinter Ruprechtsau, 2) Fort Moltke bei Reichstett, 3) Feste Roon bei Vendenheim, 4) Fort Podbielsky bei Mundolsheim, 5) Feste Kronprinz bei Niederhausbergen, 6) Feste Großherzog von Baden bei Oberhausbergen, 7) Fort Fürst

Befestigung, Gesundheitsverhältnisse, Unterrichtsanstalten.

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Bismarck bei Wolfisheim, 8) Fort Kronprinz von Sachsen bei Lingolsheim, 9) Fort von der Tann bei Geispolsheim, 10) Fort Werder bei Jllkirch-Grafenstaden, 11) Fort Schwarzhof am Altenheimer Hof, 12) Fort Blumenthal bei Auenheim, 13) Fort Bose bei Kork, 14) Fort Kirchbach bei Sundheim. Die Gesundheitsverhältnisse der Stadt Straßburg waren bis zum Jahre 1870 recht ungünstig (1872 Sterblichkeits­ ziffer noch 30,64; 1895 war sie auf 22,35 gesunken), und zwar hauptsächlich infolge der Enge des Festungsgürtels, der allmählich die dreifache Einwohnerzahl in die drei Jahrhunderte gleich geblie­ bene Häuserzahl zwängte. Es bestand freilich schon seit etwa 1850 eine Kommission für die Untersuchung ungesunder Wohnungen, die Thätigkeit derselben war aber bald eingeschlafen. Seit 1879 ist sie wieder ins Leben gerufen und hat auch im Jahre 1884 bei drohender Cholera gut eingegriffen. Bestimmender für die Verbesserung der Wohnungsverhältnisse war ohne Zweifel die Stadterweiterung, infolge deren die wohlhabenderen Klassen der Bevölkerung sich in die Neustadt zogen und die besseren Woh­ nungen der Altstadt räumten, die natürlich im Mietswert sanken und den weniger Bemittelten zugänglich wurden. Dadurch sind die ganz schlechten und ungesunden Wohnungen, zum Teil wenigstens, frei geworden. Seit 1879 ist durch eine allen Anforderungen entsprechende Leitung Straßburg mit ge­ sundem, dem Rhein entnommenem Wasser versorgt, während die bis dahin benutzten Brunnen sich meist als so ungesund erwiesen, daß polizeilich zu ihrer Schließung geschritten werden mußte. Für die Güte des wichtigsten Nahrungsmittels, des Fleisches, wird durch ein mit allen nur denkbaren Anlagen und Anstalten ausgerüstetes neues Schlachthaus gesorgt, welches aus verschiedenen Ursachen nicht unterhalb der Stadt angelegt werden konnte, sondern seinen Platz an der oberen Jll fand, den Abfluß für seine Abwasser aber in einem großen Dohlen findet, der zu dem System der in den letzten Jahren unter­ nommenen und noch weiter auszuführenden Kanalisation gehört. Kranke nehmen das städtische Spital und das Diakonissenhaus und außerdem die zahlreichen neuerbauten, prächtig ausgestatteten, zur Universität gehörigen Spezialkliniken, sämtlich auf das vor­ züglichste eingerichtet, auf. Die medizinische Fakultät besitzt in ihren Mitgliedern eine Reihe der berühmtesten Aerzte. An Unterrichtsanstalten bestehen in Straßburg außer der sehr reich dotierten Kaiser-Wilhelms-Universität drei

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Das gegenwärtige Straßburg.

Gymnasien (das ehemals kaiserliche Lyceum, das altberühmte, vom Thomasstift unterhaltene protestantische und das 1883 gegründete bischöfliche katholische Gymnasium), eine Oberreal> schule und zwei Realschulen; die Realgymnasien sind durch die Regulative vom 30. Juni 1883 abgeschafft. Außerdem gibt es zwei vollständig entwickelte höhere Töchterschulen, drei Knabenmittelschulen, ca. 50 öffentliche Elementar-, 28 öffentliche Kleinkinderschulen, sowie eine größere Anzahl von privaten höheren Mädchenschulen, Mädchenpensionaten, Elementar- und Kleinkinderschulen. Dazu kommen noch die Präparandenschule zu Neudorf, das Lehrer- und das Lehrerinnenseminar mit ihren Uebungsschulen. An Spezialschulen hat Straßburg abgesehen von Fabrikabendschulen, Handarbeitskursen, Flickschulen u. s. w. zwei private von der Stadt unterstützte Taubstummenanstalten und eine technische Schule zur Ausbildung von Kulturtechnikern; ferner eine gewerbliche Fortbildungsschule, Handelsschule, Volkshoch­ schule, ein Pädagogium für Musik und ein Musikkonservatorium. Eine Kunstgewerbeschule ist unter der Leitung des Professors Seder in raschem Aufblühen begriffen. Für die gesundheitliche Seite des Schulwesens sind epochemachend gewesen die auf Ver­ anlassung des kaiserlichen Statthalters Feldmarschall von Man­ teuffel ausgearbeiteten Gutachten über das höhere Schulwesen (1882), über das höhere Töchterschulwesen (1883) und das Elementarschulwesen (1884), in denen u. a. die Maximalzahl der Stunden für die einzelnen Unterrichtsfächer und die durch­ schnittliche häusliche Arbeitszeit für die verschiedenen Altersstufen festgesetzt ist. Für das geistige Leben ist ferner durch die großartige, mit Liberalität verwaltete Universitäts- und Landesbibliothek und durch die kleinere, aber wertvolle Stadtbibliothek, beide mit Lesesälen verbunden, durch ein außerordentlich reichhaltiges akademisches Lesezimmer, das auch den Bürgern der Stadt zu­ gänglich ist, durch eine Anzahl wissenschaftlicher Vereine reich­ lich gesorgt. Seit 1901 besteht eine Volksbibliothek mit Lese­ saal. Die Musik findet im städtischen Konservatorium und einigen anderen tüchtigen Instituten vorzügliche Pflege und schart in zahlreichen Symphonie- und Kammermusikkonzerten und sonstigen Aufführungen Alt- und Neustraßburger friedlich um ihr Banner. Mit größeren Schwierigkeiten als die über die Sprachverschiedenheit hinweggreifende Musik hat das Theater zu kämpfen. Nachdem ihm vor 15 Jahren die reiche Landes-

Pflege der Kunst, Behörden.

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Unterstützung entzogen worden war, hatte es zunächst eine schwierige Periode durchzumachen, um jetzt, wo die nationalen Gegensätze allmählich zu schwinden beginnen, ein größeres regel­ mäßiges Publikum zu finden und dementsprechend bei wachsenden Einkünften (reichlichen Zuwendungen von feiten der Stadt sApffel-Stiftung^ und von feiten des Statthalters) auch Gediegenes zu leisten. Leider haben sich die auf dem Gebiete der Malerei vorhandenen Bestrebungen noch nicht vereinigt, und so wird dem Freunde der bildenden Künste noch nicht allzuviel geboten. Dagegen hat die Stadt in letzter Zeit ein Kunstmuseum errichtet, dem bedeutende Mittel zur Verfügung gestellt sind, und das schon jetzt sehr viel Wertvolles er­ worben hat. Zur Lebendigkeit des Verkehrs und des geistigen Lebens trägt die große Zahl von Behörden erheblich bei. Straßburg ist Sitz des kaiserlichen Statthalters, des Ministeriums und des Oberschulrats für Elsaß-Lothringen, des Generalkommandos des XV. Armeecorps, der 30. und 31. Division, der General­ direktion der Neichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen und Luxem­ burg, der Ober-Postdirektion für Elsaß, der Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern, der Direktion der direkten Steuern, eines Hauptsteueramts, einer Neichsbankhauptstelle, des Bischofs der Diöcese Straßburg (O.- und U.-Elsaß), des Direktoriums Augsburgischer Konfession, des Bezirkspräsidiums des Unter­ elsaß, eines Landgerichts und einer starken Garnison. Man vergleiche die außerordentlich reichhaltige „Topographie der Stadt Straßburg nach ärztlich-hygieinischen Gesichtspunkten be­ arbeitet, im Auftrage des Ministeriums für Elsaß-Lothringen heraus­ gegeben von Geh. Medizinalrat Dr. Krieger." 2. Auflage. Straß­ burg 1889.

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Das gegenwärtige Straßburg.

2. Beschreibung der hervorragenden Gebäude und Sehenswürdigkeiten in der Altstadt.

traßburg machte bis vor kurzem im allge­ meinen immer noch den Eindruck einer enggebauten alten deutschen Reichsstadt. Die alten Trachten schwinden zwar immer mehr, doch sieht man, besonders an Markttagen (Mittwochs und Freitags) an den elsässischen Frauen und Mädchen vom Lande, noch manche hübsche Ge­ wandung. Die kleidsame Flügelhaube gehört dem ganzen Hanauer Ländel (auch dem rechtsrheinischen) an, während die roten Westen und die Pelzkappen der Bauernburschen nur noch im Badischen sich erhalten haben. (Siehe vorstehend die Kopf­ leiste nach einem Gemälde von Ensfelder.) An die „wunder­ schöne Stadt" gemahnen noch immer einzelne Häuser mit reicher Holzarchitektur (Kammerzellsches Haus am Münsterplatz; Eck­ haus der Krämergasse und des alten Fischmarkts, ein Eckhaus am Ferkelmarkt u. dgl.), und die großartigen Neubauten im Nordosten der Stadt (bes. Universitätsinstitute) werden diesen Ruf befestigen. Die Hauptzierde aber — wo jeder Fremde wohl zuerst sich hingezogen fühlt — ist das Münster.

Das Münster: Baugeschichte.

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Das Münster Täglich geöffnet von 8—12, 2—6 Uhr (im Winter 2—5 Uhr); Eingang durch das Westportal. Um 12 Uhr mittags (alte Ortszeit) = 12 Uhr 29 Min. mitteleuropäische Zeit Besichtigung der Uhr; Eingang am Südportal.

Nächst dem Kölner Dom gilt das Straßburger Münster als die herrlichste Schöpfung des gotischen Stils auf deutschem Boden. Während der erstere aber als ein Bruchstück auf unsere Zeit gekommen, die ihn als ein Bauwerk von einheitlichem Gepräge vollendete, besteht das Straßburger Münster seit nahezu fünf Jahrhunderten als fertiger Bau und spiegelt in seinen ein­ zelnen Teilen alle Entwickelungsstufen mittelalterlicher Baukunst wider, von dem frühesten romanischen Stil bis zur reichsten Spätgotik. „Jede Zeit," sagt Woltmann?, „hat das Ihrige gethan, jede lehnt sich mit geschichtlicher Berechtigung an die vorhergehende; Jahrhunderte reden in dem Werke, das ihr Produkt ist, eine vernehmliche Sprache, und was an klarer architektonischer Einheit fehlt, wird vielfach ausgewogen durch den unerschöpflichen malerischen Reiz." In der That ist es die Mannigfaltigkeit der Formen, durch welche sich das Straßburger Münster vor allen Gebäuden ähnlicher Art auszeichnet: die mächtigen Verhältnisse des romanischen Stiles (Querschisf und Chor), die edle Schönheit des Langschiffes, welches der Blüte­ zeit der Frühgotik angehört, die reichen Formen der Fassade und des Turmes mit dem zierlichen Maßwerk, der hohe Turm, der zu allen Zeiten als ein „Weltwunder" gepriesen wurde: alles vereinigt sich, um den Beschauer mit Bewunderung zu erfüllen. Der überwältigende Eindruck wird noch erhöht durch das schöne Baumaterial, den roten Vogesensandstein, dessen Dauer­ haftigkeit die feinsten Skulpturen in voller Schärfe erhalten hat und dessen tiefer, warmer Ton so vortrefflich stimmt zu der Ehrwürdigkeit des Riesenbaues. Baugeschichte Spätestens seit dem 7. Jahrhundert hatte 1 Monasterium b. Mariae Virginis, daher der Gebrauch deS Maskulinums „der Münster" (von Goethe erfunden?) durchaus verwerflich. — Die Litteratur über dieses Bauwerk hat einen erdrückenden Umfang angenommen. Uebersicht und Zusammen« fasfung siehe in Fr. X. Kraus, Kunst- und Altertum in Elsaß-Lothringen. Straßburg, 1877, II, S. 341-501. 2 Woltmann, Geschichte der deutschen Kunst im Elsaß (Straßburg, Trübner), 1876, S. 147. 3 Nach Mitscher, Zur Baugeschichte des Straßburger Münsters (Straßburg, Trübner), 1876.

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Das gegenwärtige Straßburg. St. Johannkap.

Südportal.

t. Laurentiusportal.

St. Andreaskap.

o 10 20 30 40

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Das gegenwärtige Straßburg.

Die protestantische Jung St. Peterkirche auf dem Jung St. Peterplatz (PL D. 3), 1031 von Bischof Wilhelm I. ge­ gründet, wurde 1065 durch den Bischof Hetzilo vollendet und von Papst Leo IX. geweiht. Der gotische Neubau währte von 1250—1320. Im Jahre 1524 trat ihre Gemeinde, als erste in Straßburg, zum Protestantismus über. Seit einigen Jahren wird sie unter Leitung des Oberbaurats Schäfer in Karlsruhe restauriert in einer Farbenpracht, an die man heute nicht mehr gewöhnt ist und die deshalb vielfachen Widerspruch findet. Gegenüber dieser Kirche in der Blauwolkengasse die Polizeidirektion, weiter vor das Gouverne­ mentsgebäude. Der benachbarte Broglieplatz (vulgo Bröjl, früher Noßmarkt, auf dem in alten Zeiten auch die Tur­ niere abgehalten wurden), im Som­ mer sehr belebt durch Spaziergänger, die Cafes, Militärmusik, umsäumt von stattlichen Gebäuden: an der Ecke der Münstergasse die Boden­ kreditbank, gegenüber Reichsbank, weiterhin das Stadthaus (Mairerie im Volksmund), an der Stelle des Ochsensteiner Hofes 1736 ff. von Massol für die Landgrafen von Hessen-Darmstadt (als Erben der Hanau-Lichtenberger) erbaut, entvenkmal von Le;ay-Maruksia. haltend schöne Gobelins, chinesische Vasen und dergleichen; dann das Generalkommando (der alte Zweibrücker Hof), worin König Ludwig I. von Bayern am 25. August 1786 geboren wurde; die Bayern Elsaß-Lothringens haben demselben hier zur hundert­ jährigen Feier seiner Geburt ein Denkmal errichten lassen: an gleicher Stelle Denkmal des 1899 verstorbenen Generals v.Falkenstein; gegenüber das Militärkasino; das städtische Theater, 1800—1821 nach den Plänen von Villot erbaut, während der Belagerung abgebrannt und in den Jahren 1872—1875

vcr Ncinhardtsbrunncn vor

Dem Thcalcr

auf dem ßroglicplalj.

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Das gegenwärtige Straßburg.

nach denselben Plänen wieder neu errichtet. Vor dem Theater befindet sich der Neinhardtsbrnnnen, errichtet auf Grund eines Legats von 150000 Mark des 1900 verstorbenen Rechts­ anwalts S. Reinhardt, der den berühmten Bildhauer Adolf Hildebrand in München mit der Ausführung betraute. Durch die im Jahre 1902 erfolgte feierliche Einweihung wurden in­ dessen die hochgespannten Erwartungen der Einwohnerschaft etwas enttäuscht, die auf eine solche außerordentliche Pose des „Vater Rhein" nicht gefaßt war. Zu bedauern ist, daß der Künstler es versäumte, die charakteristischen Hagern scharfen Züge des alemannischen Volksstammes in seinem Wassergott zu verewigen und damit etwas Bodenständiges zu schaffen. Das fette kleine Gesicht erinnert eher an einen friesischen Fischer als an einen oberrheinischen. Im übrigen verrät die originelle Konzeption, die feine Modellierung und die groß­ zügige Anlage den großen Meister. — Weiter vor die ehemalige Präfektur, wieder neu aufgebaut, jetzt Residenz des Statt­ halters (s. Abbildung S. 21); an der Ecke Erzstandbild des Marquis de Lezay-Marnesia, prefet du Bas-Rbin 1810—1814. Auf dem Kleber- (ehemals Parade-) Platz, wo seiner Zeit die Guillotine durch Eulogius Schneider aufgestellt war, erhebt sich das Standbild des zu Straßburg geborenen Generals Kleber, der am 14. Juni 1800 bei Kairo meuchlings von einem Mame­ lucken ermordet wurde; zu seinen Füßen eine ägyptische Sphinx und zwei Reliefs mit den Schlachten von Altenkirchen und Helio­ polis. Inschriften: J. B. Kleber, ne ä Strasbourg, le 6 (der richtige Geburtstag ist der 9.! März 1753) mars 1753, General de division ä l’armee de Sambre et-Meuse, General en chef en Egypte, mort au Caire le 14 juin 1800.— Altenkirchen 19 juin 1796. Heliopolis, 20 mars 1800. — Soldats, on ne repond ä une teile insolence que par des victoires. Preparez-vous ä combattre1. Auf der Nordseite die sogen. Au bette enthielt früher eine Gemälde- und Skulpturensamm­ lung (1870 verbrannt), jetzt städtisches Konservatorium für Musik (schöner Konzertsaal), unten Verkaufsläden und die Hauptwache; dahinter am Hohen Steg das neu erbaute präch­ tige städtische Kaufhaus in deutscher Renaissance, nach dem früheren an seiner Stelle stehenden Gebäude „Kleine Metzig" 1 Anrede an seine Soldaten, als der englische Admiral Keith ihn aufforderte, sich zu ergeben.

Der klcbcrplah.

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Das gegenwärtige Straßburg.

genannt (nach Plänen von Oberthür), mit den Statuen des Stettmeisters Jacob Sturm v. Sturmeck und des Festungs­ baumeisters Specklin (von Marzolff); einige Schritte davon auf dem Eisernen Manns-Platz ein Wahrzeichen Straßburgs, der „ysere Mä" (eiserne Mann). Von hier aus gelangt man in wenigen Minuten entweder durch die Kinderspielgasse oder die alte Weinmarktstraße zum alten Weinmarktplatz, wo sich innerhalb einer gärtnerischen Anlage das impo­ sante Stöber-Denkmal erhebt. Es wurde nach dem mitdem ersten Preise gekrönten Wettbewerbsentwurfe der Architekten Berninger und Krafft in den Jahren 1897—98 errichtet und stellt einen laufenden Brunnen aus weißem Vogesensandstein dar. Dessen Sockel ist an drei Seiten mit den Bronzemedaillons der elsäs­ sischen Dichter Stöber — Ehrenfried und seinen Söhnen August und Adolf — geschmückt. Die Medaillons sind von Walther Eberbach modelliert. Der alte Bahnhof über dem Stadtgraben-Kanal am Kleberstäden war bis zum Jahr 1898 Sitz des k. Amtsgerichts; die alte Personen­ halle wurde in eine städtische Markthalle umgewandelt; im linken Seitenflügel die Volks­ bibliothek des Straßburger Volksbibliothekvereins (s. S. VIII). Im östlichen Stadtteile jen­ seits der Jll befinden sich, wenn man die Brücke bei der Wilhelmer-Kirche überschreitet, rechts im Stadtteil Krutenau die große Kaiserliche Tabakmanu­ faktur (1200 Arbeiter); von der Brücke geradeaus, auf der linken Seite, die städtische Kunstgewerbeschnle (Direktor Prof. Seder) im früheren botanischen Garten mit einem Grab­ denkmal der 1870 während der Belagerung Gestorbenen, rechts die zur ehemaligen Akademie gehörigen Gebäude, in welchen

Akademie, Züricher Brunnen.

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sich noch das pharmazeutische Institut der Universität (das Ende 1905 in den Neubau an der St. Georgstraße ver­ legt wird) und eine städtische Volksschule befinden. Gegen­ über die Nikolaus-(Husaren-)Kaserne, benachbart verschiedene militärische Anstalten und Anlagen, wie das Arsenal und die nun gegenstandslos gewordene Citadelle (mit einem Krieger­ denkmale). Neben der Esplanade erhebt sich der Wasser­ turm, welcher jenem ganzen Stadtteil ein neues Ansehen gegeben hat. Die städtische Was­ serleitung wurde nach mehr als fünfzigjährigen Vorbereitungen 1879 zu stände gebracht und ist z. Z. an nahezu alle bes­ seren bewohnten Häuser angeschlossen. Von dem Ver­ schönerungsverein wurde auf dem Metzger­ platz der im Sommer seine Wohlthat spen­ dende hübsche Spring­ brunnen 1881 herge­ stellt ; eine andere größere Anlage ist in den Jahren 1882 und 1883 auf dem Kleberplatz sowie 1888 auf dem Gutenbergplatz ausgeführt worden. Demselben Vereine verdankt man den in der Züricher Straße errich­ teten Züricher Brunnen Dcr Btlridicr ßnuincn. mit der Büste Fischarts (von Staatsrat Dr. Bergmann modelliert), an der Stelle, wo die Züricher im Jahre 1576, nach ihrer denkwürdigen Fahrt, mit dem historischen Breitopf („marmite“) landeten. Am 18. Februar 1576 erging vom Nate der freien Reichsstadt Straßburg ein Ausschreiben für ein „freundlich Schießen beyde mit dem Stahel oder Armbrost und mit den Zihlbüchsen" vom 27. Mai bis 15. Juli desselben Jahres. In der Einladung war hervor-

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Das gegenwärtige Straßburg.

gehoben, „daß die Schiessen und andere dergleichen Uebungen nicht allein umb Kurtzweil, sondern fürnemblich auch dahin angesehen werden sollen, daß zwischen den Ständen guter Willen, Freüntschaft und nachbarliche Einigkeit gepflanzt, erhalten und gemehrt werde." (S. Abbildung S. 16.) Das Ausschreiben fand allenthalben freund­ liche Aufnahme, im Reich sowohl, als bei der Eidgenossenschaft, vorab in Zürich. Von letzterer Stadt gingen die Schützen in drei Abtei­ lungen zum Feste ab. Eine derselben ist die Genossenschaft vom „glückhaften Schiff". Sie fuhren mit einem warmen Hirsebreitopf in einem Tage zu Wasser von Zürich nach Straßburg, „um der Stadt zu zeigen, wenn sie, was Gott verhüte, von Feinden plötzlich über­ fallen würd', daß dann die Nachbarin Zürich Hüls' schicken könn' eh ein Brey kalt wird". Durch Denkmünzen, Häuserinschriften, Wandmalereien, latei­ nische und deutsche Gedichte, vor allem durch das berühmte Gedicht Fisch arts' wurde dieser Argonautenzug in dem Gedächtnis der aufeinanderfolgenden Generationen und jetzt aufs neue durch den Züricher Brunnen verewigt1 2. 1870 haben dann die Züricher „das Wort der Väter eingelöst", wie die Inschrift auf dem Brunnen besagt, indem sie dem bedrängten Straßburg im Augenblick der höchsten Not rasch Hilfe gebracht haben, dadurch, daß sie mit Erlaubnis des Generals von Werder Frauen und Kinder der Belagerten in Sicherheit brachten.

In demselben südlichen Stadtteil hat der Verschönerungs­ verein an der St. Ludwigschule, Finkweilerstaden Nr. 9, woselbst nach den archivalischen Forschungen Joh. Froitzheims der Rappoltsteiner Hof gestanden, folgende Inschrift anbringen lassen: Hier wurde geboren im Nappoltsteiner Hofe den 9. März 1721 Karoline, Landgräfin von Hessen-Darmstadt Urgroßmutter Kaiser Wilhelms 1. und der Kaiserin Augusta.

Altertümliche Privat häuf er: Kammerzellsches Haus, Münsterplatz, Erdgeschoß vom Jahre 1467, die oberen Stockwerke 1589 ff. (fälschlich für Gutenbergs [!] Haus ausge­ geben). Ferkelmarkt Nr. 1, Haus mit Galerien. Krämergasse Nr. 2, reiche Holzschnitzereien. Barbaragasse Nr. 2, besonders der 1 Das glückhafft Schiff von Zürich. Ein Lobspruch vonn der glücklichen und wohlfertigen Schiffahrt einer bürgerlichen Gesellschaft auß Zürich, auf daS außgeschriben Schiessen gehn Straßburg, den 21. Junii des 76. Jars. (Straßburg, Jobin 1576.) 2 Tobias Stimmer, Straßburger Freischießen vom Jahre 1576. Herausgegeben von Dr. Aug. Schricker, mit Atlas in Folio. Straßburg (Trübner), 1880, S. 6.

Der ferkclmarkt.

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Das gegenwärtige Straßburg.

Hof. Goldgießen Nr. 8 und 9 (alte Schmiede). Stephansplan, Cafv Ritter (Kriegervereinshaus), früher dem niederelsässischen Adel gehörig, sog. Böcklinisches Haus, im Hof prächtige Wendel­ treppe, Treppenturm mit Nenaissancethüre und großer Saal in echter Renaissanceausstattung des fünfzehnten Jahrhunderts. Kauf­ hausgasse Nr. 1—3, Haus Lauth. Schneidergraben Nr. 3. Andere

Dns vrachrnschloß (im Jahre 1891 abgerissen).

gemalte „Krydehüs", sind erst in letzter Zeit verschwunden. Sonst noch: der alte Drachenhof (Drachengasse 1, gegenüber vom Thomasstaden), einst Hof der Ritter von Endingen (vier­ zehntes Jahrhundert), 1418 von Kaiser Sigismund bewohnt, 1580— 1683 Hofder Markgrafen von Baden,1681 bei der Annexion von Ludwig XI V. bewohnt, 1725 Absteigequartier des Polenkönigs Stanislaus Lesczinski, der damals seine Tochter Maria mit Lud­ wig XV. vermählte; im Jahre 1891 auf Beschluß der Stadtver­ waltung abgebrochen und durch den Neubau einer Gemeindeschule im altdeutschen Renaissancestil ersetzt. Kaufhaus (alte Douane),

Die grosse Metzig vor 1889.

Das gegenwärtige Straßburg. an der Rabenbrücke, 1358 erbaut mit späteren Zusätzen, jetzt städtische Markthalle, gegenüber die große Metzig, im ersten Stock dasHohenlohe-(städtisches Kunstgewerbe-Museuyl (Direk­ tor Dr. Adolf Seyboth). Siehe Seite VII. Nach den neuesten Forschungen wurde dieselbe in denJahren1587 und 1588 von dem

Der Ktibcnljof.

Straßburger Meister Paul Maurer, dem Miterbauer (Palier) des Hotel du Commerce, erbaut. Jenseits der Rabenbrücke, Schiffleutstaden Nr. 4, im früheren Gasthause zum Naben, bereits im 14. Jahrhundert Gasthof, bemerkenswerter Hof, befand sich die erste Post. Ebenda hat auch Friedrich der Große bei seinem Aufenthalt in Straßburg im Hochsommer 1740 gewohnt.

Vie neue Kabcnbriicke.

Stcpljiinsphin 17.

(1598.)

üordulmgassc 11.

Lufergaffe 23. Haus „Jur Traube".

Aanfhlmsgajsc 1—3.

(1586,)

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Das gegenwärtige Straßburg.

Wer sich für das alte Straßburg interessiert, wird am besten sich Rats erholen aus dem Werke von Fr. Piton, Strasbourg illustre, 2 Bde. Text mit Tafeln. Straßburg 1855, 4°, und dem von A. Seyboth, Das alte Straßburg, 1890 (Heitz), 4°.

Wohnungen berühmter historischer Personen: Die beste Auskunft hierüber gibt das letzterwähnte reich ausgestat­ tete Buch von A. Seyboth. Höchst verdienstlich sind auch die Forschungen von Joh. Froitzheim. Es wohnten: Salzmanngasse?: Joh. Gottfr. Herder 1770. — Schuhmachergasse 1: Johannes Sturm, Rektor der Schule 1555. — Knoblochgasse 13: Joh. Heinr. Jung-Stilling als Student. — Alter Fischmarkt 36: Goethe 1770. — Münsterplatz 4: Meister Erwin (?) 1284. — Schloßplatz 4: Johann III., König von Schweden 1578. — S. Marxgasse 10: Joh. Reinh. Lenz 1774. — Finkweilerstadcn 9: Landgräfin Karoline von Hessen-Darmstadt 1770. — Drachengasse 1: Kaiser Sigismund 1418 und Stanislaus Lesczinski, König von Polen 1725. — S. Niklausgasse 12: Georg Daniel Arnold, Dichter des Pfingstmontag, geb. 1780. — Goldgießen 14: Diebold Brant, der Vater von Sebastian Brant, 1450. — Nabenplatz 7: Dr. Varnhagen, Vater Varnhagens von Ense, 1719. — Schiff­ leutstaden 1 „Zum Raben": Herzog Jakob von Zweibrücken und Bitsch, + 1570, Herzog von Bayern 1573, Fürst von Sachsen-Lauenburg 1622, Herzog Karl von Lothringen 1631, General Gustav Horn 1632, Kanzler Oxenstiern 1634, Turenne 1647, die Prinzen Ferdinand und Leopold von Oesterreich 1659, König Johann Kasimir von Polen 1669, Friedrich der Große 1742, Kaiser Joseph II. nach 1777. - Wilhelmergasse 9: Wendling Dieterlein, Maler, 1585. — Schlachthausplatz 1: Kaiser Maximilian I. 1507. — Alter Weinmarkt: Ehrenfried Stoeber, August Stoeber, Adolf Stoeber. — Langestraße 22: Daniel Hirtz, geb. 1804. — Große Kirchgasse 2: Wolfgang Capito, t 1541. — Münzgasse 30: Jean Pierre Clause, Erfinder der Gänseleberpastete, 1789. — Blauwolkengasse 11: Kaiser Fried­ rich III. 1473. — Blauwolkengasse 13: Graf Ernst von Mansfeld 1612. — Blauwolkengasse 17: Johann Wilhelm von Schwendi, Freiherr zu Hohenlandsperg, + 1583. — Blau­ wolkengasse 2: Eulogius Schneider 1793. — Blauwolken­ gasse 16: Gustav Dore, Maler und Zeichner, geb. 1832. — Broglieplatz 4: Rudolf von Habsburg bei Ritter Burkhard von Mülenheim 1273, König Albrecht I. 1300, Friedrich von Die-

Wohnungen berühmter historischer Personen.

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terich, erster Maire von Straßburg, in dessen Wohnung am 1. Juni 1792 zum erstenmal die Marseillaise gesungen wurde. — Broglieplatz 5: I. G. Humann 1819. — Luxhofgasse 1: Kaiser Sigismund 1414. — Brandgasse 7: Hans Baldung Grien, -s 1545. — Brandgasse 13: König Ludwig I. von Bayern, geb. 1786. — Brandgasse 15: Jakob^ Sturm von Sturmeck

1529, Kurprinz Karl Emil von Brandenburg, t 1674. — Brandgasse 19: Hotel du Pröteur royal Klinglin. — Judengasse 15: Kaiser Ferdinand I. 1562. — Stelzengäßchen 5: Kaspar Hedio 1539. — Münstergasse 21—23: Kaiser Maxi­ milian 1462, 1496, 1511, 1516, Kaiser Karl V. 1552. — Goldschmiedsgasse 2: Daniel Specklin. — An den Gewerbs­ lauben 39: Johann Fischart von Trier, genannt Mentzer, Würzkrämer, 1529—1560, Vater Johann Fischarts des Schrift­ stellers. — St. Thomasplatz 5: Joh. Dan. Schoepflin. — Lange­ straße 132: Meister Hans Hirtz, Maler, 1427. In der Nähe des Züricherplatzes befindet sich ein Haus an der Stelle, „wo der Fuchs den Enten predigt", so benannt nach einer daselbst angebrachten Tafel, die diese Situation dar­ stellt, dabei der Vers: Der Fuchs den Enden predigen thut, Als meinet Ers mit ihnen gut. Er singet Ihnen ein So Schön gesang Bis er Sie am Kragen fang. Er schmeichelt Ihn mit seinem Schwantz, bis er sie fit an den Thantz. Vnd wer den Fuchs-Schwantz streichen kan, der ist beliebt bey Jederman. Darum Nemet Euch wohl in acht, Fuchs Schwänzen hat manchen in Leid bracht. Vnd ist geschehen in diesem jähr. 1760. Als der Fuchs bey den Enden war.

3. Die hervorragendsten Gebände und Sehenswürdigkeiten in der Neustadt. Es bietet einen besonderen Reiz, neben der alten Stadt mit ihrem ehrwürdigen Münster, ihren alten Kirchen und Profanbauten auch die Entwickelung der Neustadt im Zu­ sammenhang zu verfolgen, weil auch hier schon eine Reihe bemerkenswerter Bauten entstanden ist, und weil gerade die Neustadt das mächtige Aufblühen Straßburgs ganz besonders deutlich veranschaulicht. Beginnen wir unsere Wanderung am

neuen Äentrakbahnhof der Neichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen, in der nordwest­ lichen Erweiterung der Stadt. Er ist wohl eine der ge­ räumigsten und praktischsten Bahnhofsanlagen überhaupt und eine Zierde der Stadt. Derselbe wurde mit einem Kostenauf­ wand von 23 000000 Mark (einschließlich der Kosten der An­ schlußstrecken), nach Plänen der Architekten der Generaldirektion unter Mitwirkung von Professor Jacobsthal, Berlin, erbaut. In der großartigen Eintrittshalle (Vestibül) mit den Billet­ schaltern befinden sich zwei Fresken von Professor Knackfuß: Aus alter Zeit: die Überführung der Reichskleinodien durch Kaiser Friedrich Barbarossa in die Burg von Hagenau (siehe Ab­ bildung oben); Aus neuer Zeit: die Huldigung elsässischer Landleute vor Kaiser Wilhelm I. am Mundolsheimer Kopf im Jahre 1879 (hinter dem Kaiser: der Kronprinz [spätere Kaiser Friedrichs, Moltke, Oberpräsident v. Möller, General-

direktor Mebes und Bürgermeistereiverwalter Back; dem Kaiser gegenüber: die Bürgermeister Ammei von Jttenheim und Brumpter von Fürdenheim). (Siehe Abbildung oben.) Der Bahnkörper liegt so hoch über der Eintrittshalle, daß bequeme Unterführungen gu den einzelnen Geleisen hergestellt werden konnten, wodurch die Ueberschreitung der Geleise durch das Publikum vermieden wird. Die ganze Anlage wird auf elek­ trischem Wege durch Glühlicht und Siemenslampen (etwa 2000 Flammen) erleuchtet und durch eine Centraldampfwasserheizung erwärmt. Hydraulische Aufzüge befördern das Passagier- und Postgepäck. Zur Rechten des Bahnhofs befindet sich das neue Postamt II und das Gebäude der Generaldirektion, links das Gebäude der Betriebsinspektion. Durch die Küßstraße oder Kuhngasse gelangen wir an den Johannesstaden, dann an den Kleberstaden, an die neue Synagoge,

die nach den Plänen und unter Leitung des Architekten Professor Ludwig Levy aus Karlsruhe errichtet worden ist. Nach allgemeinem Urteil ist sie eine der schönsten Neubauten der Stadt, nach dem Vorbilde der ältesten Synagoge auf deutschem Boden, der Wormser, in romanischem Stile gehalten. Die reiche Gruppierung des Baues wird überragt durch einen 52 m hohen achteckigen Vierungsturm, der den inneren Kuppel­ raum des Centralbaues kennzeichnet. Der Eckturm deutet den westlichen Haupteingang an, da die Synagoge nach ritueller Vorschrift eine Längsrichtung von Westen nach Sonnenaufgang haben muß. Im Innern fällt vor allem das im Osten liegende

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Das gegenwärtige Straßburg.

Allerheiligste — der Raum zur Aufbewahrung der Bibelrollen — in die Augen; ferner sind einige Glasmalereien sehr bemerkens­ wert. Das Erdgeschoß hat 800 Sitzplätze für Männer, die Em­ poren 600 für Frauen.

Auf unserem Wege am Stadtgrabenkanal fortschreitend erblickt man gegenüber am Kellermannstaden das neu errichtete katholische Vereinshaus (Unionshaus), mit einem der schönsten Konzertsäle der Stadt, und gelangt dann an den Fink­ mattstaden, wo auf dem freien Platz zwischen diesem und dem Sturmeckstaden das neue Justizgebäube für das Kaiserliche Land- und Amtsgericht nach Plänen von Professor Neckelmann in italienischer Renaissance sich erhebt, an Stelle der alten Finkmattkaserne (s. S. 25). Es ist ein geschmackvoller Bau, der sich nur mehr aus dem Boden heraus­ heben sollte, mit mächtigem, giebelgeschmücktem viersäuligem Portikus und einer hervorragend großartigen, äußerst sehens­ werten Wartehalle (Salle des pas perdus) mit malerischen, vornehm stilisierten Treppenanlagen und Umgängen.

Dicht neben diesem Bau befindet sich

Sie neue katholische Jung S6L A>eter-(ööerz-Iesu-)ckirche, (Plan E 2. 3) nach dem Entwurf der Architekten Härtel und Neckelmann 1889—1893 in rotem Vogesensandstein erbaut. Sie ist trotz ihres verhältnismäßig geringen Umfangs ein äußerst wohlgelungener, imposanter Bau in den Formen des Uebergangsstils, der, wie man gerade an diesem Beispiel er­ sehen kann, unserem modernen Empfinden näher liegt als die Gotik. „Den Kern der Anlage bildet der mächtige,, über einem Quadrat von 18,50 m lichter Weite entwickelte Kuppelbau. Durch 8 in den Quadratseiten angelegte mächtige Pfeiler wird die Ueberführung in ein Achteck von 4 größeren und 4 kleineren Seiten bewirkt; an dasselbe schließt sich westlich ein verhältnis­ mäßig kurzes Langhaus mit niedrigen Seitenschiffen, nach Osten das geräumige, im Halbkreis geschlossene Chor mit Umgang und Kapellen, nach Norden und Süden ist sodann das ebenfalls dreischiffig angelegte Querhaus mit halbkreisförmigen Apsiden entwickelt." (Siehe Straßburg und seine Bauten S. 394 ff.)

Die neue Synagoge.

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Das gegenwärtige Straßburg.

Die von hier ausgehenden Straßen (Am Noseneck, Fink­ mattstraße, Odilienstraße u.s.w.) sind erst seit wenigen Jahren ent­ standen und geben einen guten Begriff von der raschen Entwicke­ lung der Neustadt. In der Finkmattstraße befindet sich das neu errichtete Evangelische Vereins Haus, erbaut von den Architekten Berninger und Krafft-, in der Manteuffelstraße die neue Oberrealschule, ein geschmackvoller Bau in SpätNenaissance. In der Nähe, unmittelbar vor der Manteuffelfeiserne, an der Kreuzung der Vogesen-, Julian- und Pfalz­ burgerstraße liegt das neue Zängerhaus (Eigentum des Straßburger Männergesangvereins). Es wurde 1901—1903 mit einem Kostenaufwand von ca. 800000 Mark nach Plänen des Straßburger Architekten Joseph Müller er­ baut und bildet eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Außer Nestaurationslokalitäten und kleineren Sälen re. ent­ hält es einen großen, prachtvollen und praktisch eingerichteten Konzertsaal mit breiter Gallerie, äußerst geschmackvoll, in moderner, diskret abgetönter Ausschmückung, der ca. 1800 Per­ sonen zu fassen vermag, mit bestbewährter Akustik. Die Garde­ robe, die der Größe des Saales entspricht, ist musterhaft ein­ gerichtet. Ein großer Garten bietet ca. 600 Gästen im Sommer angenehmen Aufenthalt.

Gehen wir von hier aus (links in der Julianstraße Neu­ bau der israelitischen Gewerbeschule) links die Vogesen­ straße entlang, so bemerken wir weiterhin rechts am Noseneck das neue Katastergebäude im Stile der deutschen Früh-Nenaissance nach Plänen von Stadtbaurat Ott; daneben das Gebäude der Direktion der direkten Steuern; in der Palast­ straße das Gebäude der Kreisdirektion für Straßburg-Land in deutscher Renaissance. Dicht davor sehen wir den

Kaiserpatast.

Er erhebt sich auf dem mit Anlagen versehenen großen Kaiser­ platz, gegenüber dem Universitätsgebäude. Im Jahre 1883 be­ gonnen, ist er nach fünfjähriger Bauzeit, auf Kosten des Reiches mit einem Aufwand von 2600000 Mark, nach den Plänen und unter der Leitung des Landbauinspektors Herm. Eggert samt innerer Einrichtung im Jahre 1889 vollendet worden.

Das neue Zujlizgebiinde.

106

Das gegenwärtige Straßburg.

Dem einfachen Sinne des verewigten Kaisers Wilhelm I. entsprechend hat der Palast nur geringe Ausdehnung, eine

Die nette 3ung St. peter-(Her;-Iestt-)Sirche.

Frontlänge von 73 und eine Tiefe von 56 IN. Zu beiden Seiten und dem Rücken ist er von einem hübschen Schloß­ garten umgeben. Der im Stile der Florentiner Renaissance wuchtige Rustikabau hat die Form eines Rechteckes mit einem

Der Kaiserpalast, Sängerhaus.

Sfiiisicrljnits.

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(Eigentum des Straßburger Mannergesangvereins.)

Säulenvorbau für die Eingangshalle an der Vorderfront und einem Säulenausbau in Kreissegmentform an der Hinterfront. Ueber der Eingangshalle befindet sich der durch zwei Geschosse reichende Audienzsaal mit großem Balkon, und über demselben

10b

Das gegenwärtige Straßburg.

erhebt sich die 35 m hohe Kuppel mit einer Fahnengruppe in getriebenem Kupfer. Die Eindeckung der Dächer ist nach dem Vorbild alter griechischer Tempel, namentlich den bei den Aus­ grabungen in 'Olympia gefundenen, durchgeführt worden und besteht aus gebrannten geraden Thonplatten mit überdeckten Hohlziegeln, gekrönt von den schmückenden Palmetten. Am unteren Teile der Säulenschäfte des Portikus sind Kinder­ reliefs angebracht. An der Giebelgruppe befindet sich das deutsche Neichswäppen, umgeben von Recht und Macht; über dem Giebel erhebt sich eine freistehende Friedensgöttin mit ver­ goldeten Flügeln. Auf der rechten Seite der Vorderfront (vom Beschauer aus gesehen) ist zwischen den beiden Fenstern des ersten und zweiten Stockwerkes das Wappen des Kaisers, auf der linken Seite an derselben Stelle das Wappen der Kaiserin Augusta angebracht. Dieselben deuten zugleich an, daß rechts die Ge­ mächer des Kaisers, links die der Kaiserin sich befinden. Zwischen den Fenstern des obersten Stockwerkes sind die Wappen der bedeutendsten Städte Deutschlands in Stein gehauen. Im Innern ist besonders bemerkenswert die monumen­ tale Haupttreppe sowie die Festsäle, welche zur Abhaltung größerer Festlichkeiten, namentlich zu Festessen bis zu 350 Per­ sonen eingerichtet sind, sowie die Zimmer der Kaiserin. Mit größter Zuvorkommenheit hat die Schloßverwaltung die Besichtigung des Innern gestattet. Es sind dazu die Stun­ den von 10 Uhr morgens bis 6 Uhr abends für alle Tage — Sonn- und Feiertage von 11 Uhr ab — festgesetzt. Mehr als 20 Personen auf einmal kann der Eintritt nicht gestattet werden. Zur Besichtigung sind geöffnet: die Gemächer des Kaisers, der Kaiserin, der Treppenaufgang, der Versammlungs- und Speise­ saal und der große Audienzsaal. Eintritt 25 Pf. Rechts vom Kaiserpalast das AlinisterLatgebäuöe,

ein freistehender dreigeschossiger Bau von fast quadratischer Form, durchweg im Barockstil gehalten. Seinem Zweck ent­ sprechend ist bei Anfertigung der Baupläne mehr auf praktische Anlage als auf dekorative Ausstattung gesehen worden. Nur die Fassade nach dem Kaiserplatz ist durch die Hervorhebung des Hauptportals reicher gehalten. In dem Gebäude sind die Ministerialabteilungen für Finanzen und für Landwirtschaft

Der Laiserpalast.

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Das gegenwärtige Straßburg.

untergebracht; ferner die Forstverwaltung, die Landeshaupt­ kasse, der Oberschulrat und Teile der Wasserbauverwaltung. Die übrigen Zweige der Landesverwaltung, die sich zur Zeit in verschiedenen in der Stadt zerstreut liegenden Gebäuden befinden, sollen späterhin in einem zweiten Gebäude Unter­ kunft finden, das auf dem gegenüber liegenden Platz errichtet werden soll. Dem Kaiserpalast gegenüber links befindet sich die neue Kaiserliche Aniversttäts- und Lanöes-Mbliothek?

Im Jahre 1871 gegründet, war diese Anstalt ursprünglich im Schloß am Münsterplatz untergebracht, und wurde Juli bis Sep­ tember 1895 in das neue Gebäude übergeführt. Die Pläne rühren von den Architekten Härtel und Neckelmann her, von denen der letztere, nach dem frühen Tode seines Kollegen, die künstlerische Oberleitung des Baues bis zu Ende geführt hat. Die an der Außenseite des Baues angebrachten Medaillons berühmter Geisteshelden stammen von der Hand des Bildhauers I. Niegger. In der Vorhalle eine Statue Kaiser Wilhelms I. von Zum­ busch in Wien (ein Geschenk des Grafen Oppersdorf zu Proschim bei Cottbus). Bemerkenswert ist der Lesesaal mit hoher Kuppel. Die Magazine, 8 Stockwerke in Greifhöhe (2,40 m), beherbergen die zur Zeit auf 860 000 Bände sich belaufende Büchersammlung, die auf Gestellen nach dem treff­ lichen System R. Lipman (Kunstschlosser in Straßburg) unter­ gebracht ist. Nach der Zahl ihrer Bände nimmt die Bibliothek die dritte Stelle in Deutschland ein und wird nur von denen zu Berlin und München übertroffen. Über die Besichtigung der inneren Einrichtung und der Ausstellungssäle, ferner über die Benützung siehe S. VIII. Rechts von diesem Gebäude erhebt sich das neue Gebäude des Lanöesausschusses,

1888—1892 nach den Plänen von Härtel und Neckelmann in weißem Sandstein erbaut und aufs zweckmäßigste und kom­ fortabelste eingerichtet. Besonders sehenswert sind der Sitzungs­ saal, das Vestibül und die Treppe. Der Mittelbau der Vorder1 Näheres s. HauSmann, S., Die Kaiserliche Universitäts- und Landesbibliothek in Straßburg. Festschrift zur Einweihung des neuen Biblio­ thekgebäudes. yjlit 7 Abbildungen. Straßburg, Trübner, 1895. M. 1.80.

Universitäts- und Landes Sidliothck.

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Das neue Posthaus.

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am I2.November1899 feierlich eröffnet, ist das größte Profan­ gebäude Straßburgs. Es ist leider trotz der Einsprache aller beru­ fenen Stellen (auch der Akademie derKünste in Berlin) in gotischem Stil gehalten nach Plänen, die im Reichs­ postamt zu Berlin an­ gefertigt wurden. Und doch ist der Bau nach seiner ganzen Gliede­ rung kein gotischer, sondern ein Renais­ sancebau geworden mit nur äußerlicher goti­ scher Ornamentik. An dem Haupteingang in der Hohenlohestraße sechsKaiserstandbilder: Friedrich Barbarossa, Rudolf v. Habsburg, Maximilian I., Wil­ helm I., Friedrich III., Wilhelm II. In der prächtigen Schalter­ halle ist eine Büste

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bas neue Vosthaus,

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front wird von zwei künstlerisch ausgeführten Figurengruppen, modelliert von Bild­ hauer Niegger, Straß­ burg, gekrönt. Hinter dem Lan­ desausschußgebäude

113

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Oas neue Posthaus. (Ansicht von bet Hohenlohestrasie nach einer photographischen Aufnahme.)

Städtische höhere Müdchcnschnte in der pionicrgassc an der Stcphansdrücke.

116

Das gegenwärtige Straßburg.

Stephans aufgestellt. Daß dieses neue Posthaus an das dem Bahnhof entgegengesetzte Ende der Stadt, fern von dem ge­ schäftlichen Mittelpunkt, vielmehr an den Anfang des Universitäts- und Villenviertels gelegt wurde (statt an den Kleber­ platz oder in die Nähe des Bahnhofs), ist einer Entscheidung des verstorbenen Staatssekretärs v. Stephan zu verdanken, die in allen geschäftlichen Kreisen beklagt wird.

Direktion der Zölle und indirekten Stenern.

Bon der Hohenlohestraße zweigt rechts die Pioniergasse ab; darin dicht bei der Stephansbrücke die

städtische höhere Aläöchenschute. Erbaut 1902 nach Plänen von Stadtbaurat Ott. Sehens­ wertes Innere; in der Aula Gemälde aus der Geschichte Straßburgs sowie hübsche Glasgemälde. Für die rechts da­ neben stehende Wohnung des Direktors sind die schönen Holz­ skulpturen eines alten vor kurzem abgebrochenen Privathauses, des sogenannten Katzenrollers in der Pergamentergasse, ver­ wandt worden.

Eoangel. Garnisonskirche, Goethedenkmal.

117

Die Nordfront des neuen Posthauses liegt an der KaiserWilhelmstraße, wo sich auch das in tiefrotem Sandstein er­ richtete Gebäude der

Direktion der Zölle und indirekten Steuern

befindet, das aber in architektonischer Beziehung kaum etwas Bemerkenswertes bietet. Von hier gelangen wir auf die monu­ mentale Universitätsbrücke (erbaut von Stadtbaurat Ott) und haben auf dieser vor uns die evangelische Äarnisonskirche in hervorragend schöner Lage auf der Heleneninsel zwischen der Universität und der Kaiser-Wilhelmstraße. Sie ist ein zweitürmiger, frühgotischer Bau in rotem Vogesensandstein, nach dem Vorbild der Elisabethenkirche in Marburg entworfen und erbaut von Louis Müller aus Frankfurt a. M. Die Kirche „stellt ein dreischiffiges Langhaus mit vorwiegend breitem Mittel­ schiff, Vorhalle und Chornische dar, welches durch einschiffige, aber kurze Querschiffsflügel von der gleichen Breite wie das Mittelschiff in der Form einer Kreuzanlage erweitert wird"; sie enthält 2111 Sitzplätze, wovon 642 auf den Emporen, außerdem in den Gängen und Seitenschiffen 800—1000 Steh­ plätze. (S. Straßburg und seine Bauten S. 403 ff.) In der Verlängerung der Universitätsbrücke gelangt man zu dem neuerrichteten Goethedenkmal und über den mit An­ lagen und Springbrunnen geschmückten Universitätsplatz zu dem großartigen Gebäudekomplex der Kaiser Wilhelms-Universität.

Das (Koetheöenkmat.

Der Gedanke, dem berühmtesten Studenten Straßburgs, dem jungen Goethe, hier ein Denkmal zu setzen, tauchte schon gleich nach der Neugründung der Kaiser Wilhelms-Universität auf. Aber erst im Jahre 1899 aus Anlaß des 150. Geburts­ tages Goethes wurde er zur Tat, dank der Tatkraft des Unterstaatssekretärs v. Schraut, der sich an die Spitze eines Ausschusses stellte und in kurzem 130000 Mark durch Bei­ träge aus Deutschland und dem Auslande zusammenbrachte. Unter den eingegangenen Entwürfen erkannte das Preisgericht (Zumbusch-Wien, Thiersch-München, Lessing-Berlin u. a.) dem

Universltkitsbriickc un- evangelische GarnisonsKirche.

Goethedenkmal, Universität.

119

Entwürfe von Ernst Wägener- Berlin einstimmig den ersten Preis zu mit der Befürwortung, ihm die Ausführung zu übertragen. Am 1. Mai 1904 wurde das Denkmal feierlich enthüllt. Es stellt Goethe als Wanderer dar, die Rechte auf einen Stock gestützt, mit der Linken Hut und Mantel hinter dem Rücken haltend. Die Reliefs am Sockel geben Szenen aus Dichtung und Wahrheit 2. Teil 10. Buch: 1. Goethe auf der Plattform des Münsters „wo wir junge Gesellen uns öfters auf den Abend beschieden, um mit gefüllten Römern die scheidende Sonne zu begrüßen"; 2. Goethe mit Friederike und ihrer Schwester Olivia in der Laube des Pfarrhauses zu Sesenheim. Den Abschluß des Denkmals bilden die lyrische Muse (rechts) und die tragische (links). Die Figuren sind in Goldbronze in der Erzgießerei Lauchhammer gegossen, Posta­ ment und Einfassung in Untersberger Granit und Marmor hergestellt. Das Denkmal hat den Erwartungen der Einwohnerschaft nicht ganz entsprochen. Man findet, daß der Künstler die große Auszeichnung, die ihm durch das Preisgericht wider­ fahren, nicht gerechtfertigt hat; er ringt mit den Formen und hat sie nicht bewältigt. Die Auffassung des jungen Goethe, der in der „Vollkraft seiner Jugend" hier gelebt hat, ist zu einsilbig.

Die Kaiser Wilhelms-Universität.

Schon im 16. Jahrhundert konnte sich Straßburg einer hohen Schule rühmen, welche durch den geistvollen und tat­ kräftigen Stettmeister Jakob Sturm von Sturmeck begründet und im Kollegium (späteren protestantischen Gymnasium) unter­ gebracht worden war; eine Universität im heutigen Sinne be­ saß es von 1567 bezw. 1621—1794 mit berühmten Lehrern, z. B. dem Historiker I. D. Schoepflin, dem Juristen Chr. W. Koch, dem Philologen I. Schweighäuser, dem Anatomen Lobstein, dem Chemiker Spielmann u. a. Solche Namen übten eine weit­ gehende Anziehungskraft aus. Goethe hat hier 1770—71 studiert, gleichzeitig mit Herder, Lenz, Stilling (über Goethes Wohnung siehe S. 74). Nach der Unterdrückung und Schließung der deutschen Universität im Jahre 1794 dauerte es neun Jahre, bis die französische Regierung 1803 eine Akademie nach fran­ zösischem Zuschnitt errichtete. Am 1. Mai 1872 wurde sodann

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Vas LoUegicngebäu-e -er Universität.

122

Das gegenwärtige Straßburg.

die Kaiser Wilhelms-Universität (durch den ersten Kurator Freiherrn von Roggenbach) eröffnet auf breitester Basis, mit zahlreichen Instituten, die bis zum Jahre 1884 noch in den verschiedensten Teilen der Stadt zerstreut lagen. Nach langen Verhandlungen (1874—75) wurde durch die Reichsregierung festgestellt, daß das Centralgebäude der Universität und die Institute der naturwissenschaftlichen Fakul­ tät auf das Gelände am Fischerthor gelegt, die Gebäude für die medizinische Fakultät aber am Spital ihren Platz finden sollten. Die Kosten aller bisher aufgeführten und vom 26. bis 28. Oktober 1884 eingeweihten Neubauten1 belaufen sich auf 12800000 Mark, wovon 3800000 Mark aus Reichsmitteln, 4385000 Mark aus dem Anteil Elsaß-Lothringens an den Neichskassenscheinen, 1515000 Mark aus Zinsen dieses Fonds und der Rest: 3000000 Mark, aus Landes-, städtischen und Bezirksmitteln bestritten wurde. Als Baumeister waren thätig: Hermann Eggert, Professor Dr. Otto Warth, E. Salomon und I. A. Brion. Die Bauten vor dem ehemaligen Fischerthore sind: 1) Das allgemeine Universitäts-(Kollegien-) Gebäude, welches den Kopf und die Krone der gesamten Anlage bildet. Es nimmt die ganze Breite zwischen der Universitäts- und der Goethestraße ein, wurde 1878—84 nach den Plänen und unter der Leitung des Architekten Professor Warth in Karlsruhe ausgeführt und bildet mit seinen edlen Formen italienischer Früh-Renaissance eine Zierde der Stadt Straßburg. Die Hauptfassade (125 m) ist gegen den mit Spring­ brunnen und Gartenanlagen geschmückten Universitätsplatz, bie rückliegende Seite gegen die naturwissenschaftlichen Institute und die sich dazwischen hinziehenden Baumgänge gekehrt. Der Sockel ist in Rustikabau gehalten, in leichterem Quaderbau das Erdgeschoß, während das Obergeschoß in große Bogenfenster zwischen ionischen Halbsäulen (bezw. Pilastern) aufgelöst ist. Vor allem zieht der Mittelbau mit vorgelegter Freitreppe die Augen auf sich. Das Erdgeschoß ist von fünf Portalen durch­ brochen, während im Hauptgeschoß zwischen den Bogenfenstern schlanke korinthische Säulen vortreten. Diese tragen über dem 1 Vergl. Festschrift zur Einweihung der Neubauten der Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg 1884. Die Einweihung der Neubauten der Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg, 26.-28. Oktober 1884. Offizieller Festbericht. Straßburg 1884.

Universität: Lichthof im Lollegicngcbiinde.

124

Das gegenwärtige Straßburg.

stattlichen Hauptgesimse eine hohe Attika, auf der sich eine Gruppe von fünf überlebensgroßen Figuren erhebt. Die Schirm­ herrin der Wissenschaft, Pallas Athene, steht in feierlicher ruhiger Haltung vor ihrem Throne, mit ihrer Rechten die Fackel hoch erhebend, in der gesenkten Linken den Kranz hal­ tend. Zu beiden Seiten des Thrones sind die Vertreterinnen der Geisteswissenschaften und der Naturwissenschaften gelagert, beide im Begriff einen zu ihren Füßen liegenden Jüngling zu unterweisen. Die eine bemüht sich nach Anleitung der alten Muse den Schleier der Sphinx zu lüften, dem andern erläu­ tert die jugendlicher gehaltene Schwester mit Hilfe von Zirkel und Krystall ein naturwissenschaftliches Problem. Unter der Gruppe liest man die Worte Litteris et Patriae: der Wissen­ schaft und dem Vaterlande ist der ganze Bau mit allem, was darin betrieben wird, geweiht. Zwischen den korinthischen Säulen sind die Mauerflächen über den Fenstern der Aula, welche die gleiche Höhe wie die übrigen Fenster erhalten haben, durch Nischen belebt und mit Bronzebüsten geschmückt. Diese stellen ideale Vertreter der fünf Fakultäten dar. An den Apostel Paulus, der die Mitte einnimmt, reihen sich links Solon und Aristoteles, rechts Hippokrates und Archimedes an. Die beiden den Mittelbau flankierenden Mauerkörper ent­ halten im oberen Geschosse in entsprechenden Nischen je eine Frauengestalt, links Argentina, die Vertreterin der alten freien Reichsstadt Straßburg, rechts Germania. Die darüber ange­ brachten Jahreszahlen 1567 und 1872 deuten auf die Grün­ dungsjahre der alten hohen Schule Straßburgs und der neuen deutschen Universität. Germania hält die Stiftungsurkunde der letzteren in der Hand; auch Argentina vergegenwärtigt durch Haltung und Beiwerk die ältere Gründung. Dem Aus­ druck des gleichen Gedankens dienen ferner die Kindergruppen auf den ehernen Relieftafeln, welche die Wände über den Sta­ tuen schmücken. Ueber der Argentina ist im Anschluß an ein Wort Platons dargestellt, wie die Fackeln der Wissenschaft von Geflecht zu Geschlecht weiter gereicht werden; über der Ger­ mania legen geschäftige Knaben die Waffen beiseite und wenden sich wieder den friedlichen Studien zu. Der figürliche Schmuck des Mittelbaues ist nach Modellen von C. F. Moest in Karlsruhe ausgeführt; den Guß der Bronzen hat die kgl. Erzgießerei in München besorgt.

126

Das gegenwärtige Straßburg.

36 in Sandstein ausgeführte Bildsäulen hervorragender Gelehrten aus allen Zweigen der Wissenschaften krönen die Ecken des Gebäudes. Im Innern sind bemerkenswert der große Lichthof (Eintritt frei), die Treppen (alles mit reicher Buntbemalung), die Aula, das Zeitschriftenlesezimmer und das archäologische * Museum (Einlaß in letztere durch Kastellan Lutz). Siehe S. VII u. VIII. Hinter diesem Hauptgebäude schließt sich an, links (Goethe­ straße): 2) das chemische Institut; rechts (Universitäts­ straße): 3) das physikalische Institut; weiter hinab: 4) das botanische Institut mit dem botanischen Garten und den Gewächshäusern (im Sommer geöffnet bis abends 6 Uhr [f. S. VIII]); 5) das geologische und mineralogische Institut; 6) das zoologische Institut, welches zugleich das sehenswerte städtische naturhistorische Museum (s. S. VII) in sich schließt; 7) die Gebäude der Sternwarte, nämlich zuerst der Bau für den Refraktor (großer Kuppelbau), mit dem größten derartigen Instrument in Deutschland ausgestattet (Objektiv­ öffnung: 487 mm, herbestellt von Merz fFrauenhofer] in München), dann der Meridianbau (2 Kuppeln) und das Wohn­ haus des Direktors; endlich 8) das pharmazeutische Institut an der Ecke Schwarzwaldstraße-St. Georgstraße gegenüber der kathol. Garnisonskirche (Neubau 1904/05, bisher in der alten Akademie untergebracht).

Der südliche (medizinische) Gebäudekomplex am Spi­ talthor schließt sich an das große Bürgerspital an (s. Abb. S. 18) und begreift in sich (links von der Spitalwallstraße): a) das Institut für Experimentalphysiologie, b) das anatomische und pathologische Institut, c) das physiologisch-chemische Institut, d) die psychiatrische Klinik, e) die geburtshilfliche und gynäkologische Klinik, f) das pharmakologische Institut; rechts von der Straße: g) die chirurgische Klinik, an welche weiterhin das große Diakonissenhaus sich anschließt, h) die Augenklinik.

Vie katholische Garnisonskirchc.

128

Das gegenwärtige Straßburg.

Die theologischen Vorlesungen wurden ehemals im Wilhelmsstift (Konvikt bei St. Thomä) gehalten, finden jetzt aber auch im allgemeinen Kollegiengebäude statt. Die Umgebung der Universität (am Fischerthor) ist be­ reits mit eleganten Häusern bebaut, unter welchen besonders das große, in reicher deutscher Renaissance ausgeführte Ge­ bäude der Germania, Stettiner Lebensversicherungsgesellschaft (Architekten: Kayser und v. Großheim in Berlin), hervorragt. Im Erdgeschoß: Restauration Germania mit prächtigen Räumen. Gegenüber dem Kollegiengebäude die neuerbaute Uni­ versitäts-Brücke; schöner Blick auf den Kaiserpalast. In der Schwarzwaldstraße, links seitwärts von dem Uni­ versitätskomplex, befindet sich das

Aezirksarchiv

in italienischer Renaissance nach den Plänen des Baurats Metzenthin in den Jahren 1894 und 1895 neu errichtet (s. auch S. VIII). Es enthält die Archive der durch die französische Revolution aufgelösten geistlichen und weltlichen Herrschaften, des Bischofs von Straßburg und der unterelsässischen Klöster und Abteien, der Grafen von Hanau-Lichtenberg u. a. m., in seinen neueren Beständen die Akten der französischen Depar­ tementsverwaltung und der deutschen Bezirksverwaltung. Weiterhin in der Schwarzwaldstraße die katholische Äarnisonskirche

nach dem preisgekrönten Projekt des Architekten Ludwig Becker in Mainz in gelblichem Sandstein erbaut, ist eine durchaus selbständige talentvolle Schöpfung im Stile der Spätgotik mit besonders fein durchgebildeten Detailformen. Die Kirche hat 1400 Sitzplätze und 600 Stehplätze, einen Hochaltar, zwei Nebenaltäre, sechs Beichtstühle (die hierzu nötigen Wandflächen sind durch Herstellung massiver Wände zwischen den einzelnen Seitenschiffsjochen geschaffen worden), eine Taufkapelle, sowie eine Sakristei und eine Paramentenkammer. (S. Straßburg und seine Bauten S. 400.) Gegenüber der Kirche Neubau des pharmazeutischen Instituts. In einiger Entfernung gegen das Kehler Thor erblickt man das Kaiserliche Proviantamt in rotem Backsteinbau

Orangerie, Spaziergänge.

129

mit flachem Dach und das Protestant. Lehrer-Seminar; rechts etwas abseits die Technische Schule; im Hintergrund beim Kehler Thor ausgedehnte Kasernenbauten. Den Rundgang durch das neue Straßburg beschließt man am besten durch einen Besuch der Drangerie, des am Ende der Ruprechtsauer Allee befindlichen, seit dem Anfang dieses Jahrhunderts bestehenden Stadtgartens. In der vordern, parkähnlichen Anlage ein orientalischer Kiosk, einst Eigentum König Ludwigs II. von Bayern auf Schloß Berg (Eintrittskarten 20 Pf. beim Wächter). Daran an­ schließend der Blumengarten mit der eigentlichen Orangerie. In demselben hinter dem Orangeriegebäude das NeßlerDen km al: „Viktor Neßler 1841—90. Dem elsässischen Meister der Tonkunst seine Freunde 1895." Seine Büste auf einem Postament aus rotem Sandstein. Die schönen Orangen­ bäume stammen aus dem Schlosse des Landgrafen von HessenDarmstadt in Buchsweiler und wurden der Stadt überwiesen, nachdem sich bei der Versteigerung als Nationalgut z. Z. der französischen Revolution kein Käufer für dieselben gefunden hatte. Die neueren Anlagen mit Felspartien und einem See hinter der Orangerie verdanken ihre Entstehung der im Jahre 1895 hier abgehaltenen Südwestdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung; ebenso das Restaurationsgebäude mit großem Konzertsaal. — Jeden Sonntag Nachmittag (im Sommer auch Donnerstag) Militärkonzert. — Interessant ist auch das Elsässische Bauernhaus unter Benutzung der alten Holz­ schnitzereien und getreu nach dem aus Molsheim stammenden Haus hier aufgebaut. Ausschank elsäss. Weine mit Restauration.

Spaziergänge. An kleineren Spaziergängen in der Nähe der Stadt sind zu empfehlen: 1) (Zweistündig, auch als Wagenfahrt sehr zu empfehlen) hinter dem Theater über den Kaiserplatz durch den Eon-

Die neue Ühcinbriickc.

132

Das gegenwärtige Straßburg.

tabe§1 * (städtischer Park, früher Schießrain, in welchem u. a. auch das durch den Tob. Stimmerschen Holzschnitt ver­ ewigte Festschießen [©. 16] im Jahr 1576 abgehalten wurde) am Tivoli (Restauration mit Garten) vorbei über den Wacken, über den Rhein-Marne-Kanal und die Kettenbrücke durch das Ruprechtsauer Thor einbiegend nach der * Orangerie (s. oben S. 129), an deren der Stadt zugekehrtem Ende die Garten­ wirtschaft zum „Bäckehiesel". 2) Die Spaziergänge auf den angepflanzten Teilen des Glacis vom Schirmecker Thor bis zum Kronenburger Thor, und vom Steinthor bis zum Schiltigheimer Thor. 3) (Einstündig.) Von der Brücke bei der Thomaskirche auf dem Leinpfad illaufwärts, durch das „Kleine Frankreich", malerische Häuserpartien am Wasser (s. Abbildung S. 7), ober­ halb der gedeckten Brücken unter der großen Schleuse hin­ durch (rechts, auf dem linken Ufer die ausgedehnten Gebäude des städtischen Schlachthauses), unter der Eisenbahnbrücke durch, bei der Schleuse am Wirtshaus zum Anker links die Straße zum Spitalthor zurück (rechts zum grünen Berg und zur grünen Warte). 4) (4—5stündig.) Durch die Ruprechtsau (bis zur Kirche Straßenbahn) nach der ländlichen Wirtschaft Fuchs am Buckel (Matelotte zu empfehlen); für Fremde besser im Wagen; dort zu Fuß in den nahen Wald, hübscher Gang am Wasser, oder im Wagen durch den Wald und über die Werb (Jnundationsdamm auf der Seite gegen den Rhein) zurück. Die ganze Gegend ist jedoch im Hochsommer von Schnaken stark heimgesucht: dasselbe gilt für 5) einen sonst sehr empfehlenswerten Gang längs den Altwassern des Rheins, oder am Kleinen Rhein. 6) Liebhaber von Wasserfahrten mögen bei den gedeckten Brücken einen der zahlreichen Kähne zu einer Wasserfahrt auf der Jll, eine Stunde aufwärts bis zur Grünen Warte (Gastwirtschaft, Fischessen, Bowlen) Stunden, mieten oder von den gedeckten Brücken breuschaufwärts bis Eckbolsheim 2 Stunden, Station der Straßenbahn Straßburg-Wolfisheim. Illaufwärts zur Schifferinsel 2 Stunden, nach Ostwald, früher Jllwickersheim genannt, 2 3/2 Stunden. Auf dem „grünen Berg", den man dabei berührt, wohnte um 1436 im ehemaligen 1 Komischerweise von vielen Eingewanderten „die Gonntaben“ genannt; wie Pfcre Lachaise als Jardin Contades, d. h. Garten benannt zu Ehren des franzö­ sischen Marschalls Contades (dessen Koch die Gänseleberpasteten erfunden hat).

Spaziergänge.

133

St. Arbogastkloster Joh. Gutenberg, der dort angeblich die Buch­ druckerkunst erfunden haben soll. 7) An den Rhein. Entweder zu Fuß durch die Citadelle (3 km), oder vom Universitätsplatz durch die Schwarzwaldstraße und das Kehler Thor über den Umleitungskanal (rechts der neue Petroleumhafen) durch die großartigen neuen Hafen­ anlagen, oder vom Metzgerplatz durch das Metzgerthor (auch mit der Straßenbahn). Vor der Stadt links die älteren Hafen­ anlagen; unterwegs passiert man den Kleinen Rhein (Bäder) und jenseits der Eisenbahnlinie rechts das Grabmal des am 11. Juni 1800 in der Schlacht bei Marengo gefallenen Generals Desaix. Derselbe hatte 1796 hier den Nheinübergang gegen die Oesterreicher verteidigt. Auf elsässischem Ufer Mheinlust, großes Etablissement. Von der Gartenterrasse schöner Blick auf den Rhein, Kehl und Schwarzwald. Im Sommer herrliche Nheinbäder auf beiden Ufern. Feste Brücke über den Rhein. Jenseits derselben liegt Kehl (Kehl Stadt 3500 Einwohner; Kehl Dorf 3800 Ein­ wohner), die Wirtshausvorstadt Straßburgs, * Gasthof zum Salmen, gute Weinwirtschaften zum * Rössel und zum ^Hirschen, Hotel zur Blume; hinter dem Städtchen im Dorf Kehl Hotel zur Post und viele Wirtschaften. 8) Nach dem Oberjägerhof. Mit der Straßenbahn nach Neuhof. Von hier zu Fuß durch Wald in 3/4 Stunden zum Forsthaus Oberjägerhof (gute Kaffeewirtschaft), im Rhein­ walde gelegen. Rückweg event, nach Grafenstaden. 9) Nach G erst he im mit der Straßenbahn StraßburgMarkolsheim und von da zu Fuß nach dem badischen Dorfe Meisenheim (Grab von Friederike Brion). 10) Nach Sesenheim (mit der Bahnlinie Lauterburg, 1 Stunde Fahrzeit) einen halben Tag erfordernd.

Die Ziffern bedeuten die Seitenzahlen.

Akademie, ehemalige 86.

Broglieplatz 23. 82.

Akademisches Lesezimmer

Brunnen (Reinhardts-) 83.

VIII.

81.

Altertumssammlung, elsässi­ sche VI. 72.

Altertüml. Privathäuser 88.

Einwohnerzahl 35.

Eiserner Mannsplatz 86.

Elektr. Trambahnen I. IV.

— (Stöber-) 86.

Esplanade 87.

— (Züricher) 87.

Ferkelmarkt 88. 89.

Buchdruckerkunst 12.

Fischart-Brunnen 87.

Bücher über Straßburg 31.

Fischmarkt, alter 74.

Alt St. Peter-Kirche 78. 79.

Bürgerspital 18. 126.

Flußbäder V.

94-97.

Amtsgericht 102..

CafeS I.

Forts 38.

Anatomisches Museum VIII.

Centralbahnhof I. 100.

Archäologisches Museum

Citadelle 87. 133.

Frauenhaus 68-71. Freischießen im Jahre 1576

ContadeS 129. 132.

VII. 126. Archiv (Stadt-) VIII. - (Bezirks-) VIII. 125.128.

Denkmal (Desaix-) 133.

— (Falkenstein-) 82.

15. 16. 87.

Fuchs am Buckel 132. Gänseleberpasteten V.

Arsenal 87.

— (Goethe-) 117. 120.

Garnison III.

Aubette 84.

— (Gutenberg-- 72. 74.

Garnisonskirche, evang. 117.

Augenklinik 126.

— (Kleber-) 84. 86.

Bäckehiesel II. 132.

— (König Ludwig I.-) 82.

118. - kathol. 127. 128.

Bäder V. Bahnhof, alter 86.

— (Lezay-Marnesia-)82. 81.

Gärten und Parke V.

— (Neßler-) 129.

Gartenwirtschaften II.

Bahnhof, neuer I. 100.

— (Stöber-) 86.

Gasthöfe I.

Bahnhof Neudorf I.

Dcnkmalarchiv VII.

Gedeckte Brücken 132.

Befestigung 38.

Desaix-Denkmal 133.

Behörden 41.

Diakonissenhaus 126.

Gemäldesammlung VI. Generalkommando 82.

Belagerung 1870: 26.

Direktion der direkt. Steuern

Geognostisch-paläontolog.

Bevölkerung 35.

104.

BezirkSarchivVIII. 125.128.

direkten Steuern 116.117.

Bibliotheken VIII.

Bierwirtschaften II. Bodenkreditbank 82.

Botanischer Garten 126.

Direktion der Zölle und in­

VIII.

Sammlung VIII. Geologische Landesanstalt VIII.

Drachenschloß 90.

Germania 128.

Drachenschule 90.

Gerstheim 133.

Droschken V.

GeschichteStraßburgs 1 —32. Gesellschaften III.

Eckbolsheim 132.

Register.

135

GesundheitSverhältnisse 39.

Kehler Tor 129. 133.

Ministerialgebäude 108.

Gewerbeschule, israel. 104.

Kleber-Denkmal 84. 86.

Münster 43-66.

Goethedenkmal 117. 120.

Kleberplah 84. 85.

Goethehaus 74. 75. Gouvernementsgebäude 82.

Kleiner Rhein 132. 133.

Grundriß 44.

Klein-Frankreich 7. 132.

Fassade 50.

Grabdenkmal der 1870 wäh­ rend der Belagerung Ge­

Klima 33.

Turm 51.

storbenen 86.

Klinik, psychiatr. 126.

Portale 51.

- geburtshilfl. 126.

Inneres 57. Glasgemälde 58.

— des Marschalls von Sach­

- chirurg. 126.

sen 76. 77. — der Grafen Philipp und

Kollcgiengebäudeder Univer­

Ulrich v. Werd 80. 81.

Baugeschichte 43.

sität 121—126. Konfessionen 36.

Kanzel 60. 61. Die astronom. Uhr 62.

Plattform 65.

Grafenstaden 133. Grüner Berg 12. 132.

Konservatorium der Musik

Grüne Warte 132.

Kreisdirektion 104.

Museum, anatom. VIII.

Gutenbergplatz 72. 74.

Kriegcrvercinshans 90.

— archäolog. VII. 126.

Gymnasium, bischöfl. 40.80.

Kronenburger Tor 132.

— naturhistor. VII. 126.

— prot. 14. 40. 80.

Krutenau 86.

Hafenanlagen 30. 133.

Kunstgewerbemuseum, städt.

Musik III. Musik-Konservatorium

Hauptwache 84.

Herz-Jesu-Kirche 102. 106. Hohenlohe-MuseumVII. 92.

Hotel du Commerce 73. 74.

40. 84.

VII. 92.

Münzensammlung VIII. Museen VI—VIII.

Kunstgewerbeschule 86.

Kunstmuseum, städt. VI.

Naturhistor. Museum VII.

41.

Hotels I.

Kupferstichsammlung VI.

126. Neßler-Denkmal 129.

Institut, chem. 126.

Lage Straßburgs 33.

Neudorf, Bahnhof I.

— Physikal. 126. — botan. mit Garten 126.

Landesausschußgebäude 110.

112.

Landgericht 102.

Neue Kirche 80. Neuhof 133.

Nikolauskaserne 87.

— geolog. und Mineralog. 126.

Lehrerseminar, prot. 129.

Oberjägerhof 133.

— Physiolog. 126.

Lesezimmer, akadem. VIII.

Oberrealschule 104.

— anatom. u. pathol. 126.

Lezay - Marnesia - Denkmal

Orangerie 129. 132.

— Physiolog.-chem. 126.

82. 84.

Ostwald 132. Peterskirche, Alt St. 78. 79. Peterskirche, kath. Jung St.

— Pharmakolog. 126.

Ludwigsschule 88.

— zoologisches 126. — Pharmazeutisch. 87.126.

Mädchenschule, städt. höhere

Jung St. Peter-Kirche, prot.

Manteuffelkaserne 104.

— prot. Jung St. 82.

Markthalle (alter Bahnhof)

Petroleumhafen 133.

82. — rath. 102. 106. Justizgebäude 102. 105.

40.

84. Nachenfahrten 132.

115. 116.

86.

102.106.

Polizeidirektion IV. 82.

Kaiserpalast 104. 109.

- (Metzig) 91. 92. Meisenheim 133.

PosthauS, das neue 113.114.

Kammerzellsches Haus 42.60.

Metzgerplatz 87.

Proviantamt 128.

67. 68. 88. Katastergebäude 104.

Metzig, große 91. 92.

Rabenbrücke, frühere 91.

Metzig, kleine 84.

Rabenbrücke, neue 93.

Kaufhaus, altes 3. 90.

Militärkasino 82.

Nabenhof 92.

Kaufhaus, neues 84. Kehl 133.

Mineralogische und petrogr.

Rappoltsteiner Hof 88.

Sammlung VII.

Post III. 68.

Rathaus 23. 82.

Register.

136 Realschulen 40. 104.

Spitaltor 10. 126. 132.

Universitätsbrücke 117.118.

Reichsbank 82.

Sprachverhältnisse 36.

Universitätsplatz 117. 133.

Reinhardtsbrunnen 83. 84.

Stadtarchiv VIII.

Unterrichtsanstalten 39. 40.

Restaurants I.

StadtbibliothekVIII. 30.40.

Vereine III.

Rhcinbäder 133.

Stadterweiterung 38.

DereinShauS, evang. 104.

Rhcinbrücke 130. 131. 133.

Stadthaus 23. 82.

— kathol. 102.

Rheinlust 133.

Statthalter-Palast 21. 84.

Verkehrsbureaux III.

Rhein-Marne-Kanal 132.

Steintor 26. 132.

Verschönerungsverein 74.87.

Ruprechtsau 132.

St. Stephanskirche 80.

RuprechtSauer Tor 132.

Sternwarte 126.

Volksangehörigkeit 36. Volksbibliothek VIII. 86.

88.

Sammlungen, öffentl. VI.

Stiftskeller 68.

Sängerhaus 104. 107.

Stöber-Denkmal 86.

Wacken 132.

Schifferinsel 132.

Straßenbahnen IV.

Wasserleitung 30. 39. 87.

Schiltigheimer Tor 132.

Synagoge 101. 103.

Wasserturm 87.

Schirmeckcr Tor 132.

Tabakmanufaktur, kais. 86.

Weinwirtschaften II.

Schlachthaus 30. 39. 132.

Technische Schule 129.

Wilhelmerkirche 79. 80. 81.

Schloß 20. 68.

Telegraph III.

Wilhelmstift 128.

Schulen 40.

Theater III. 40. 82.

Wo der FuchS den Enten

Schwarzwaldstraße 128.133.

ThomaSkirche 76.

Sehenswürdigkeiten in der

Tivoli 132.

predigt 99. Wohnungen berühmter hist.

Altstadt 42—99.

Trambahnen IV.

Personen 98.

— in der Neustadt 100—129.

Trinkhallen II.

Zeitungskioske V.

Sesenheim 133.

UnionShauS (kath. VereinS-

Zollamt III.

Siegel, altetz 32.

haus) 102.

Sparkasse, städt. 78.

Universität 117. 119-126.

Spaziergänge 129.

UniversitätS- und

Landes­

Zolldirektion 116. 117. Zoologische Sammlungen VII. 126.

SpezialitätenStraßburgS V.

bibliothek VIII. 40. 110.

Züricher Brunnen 87.

Spital 18. 126.

111.

Zweibrücker Hof 82.

Verlag von Karl J.Trübi

[ter, Straßburg.